Spurensuche im Echinger Raum, Landkreis , Niederbayern von Bernhard Häck

Vorbemerkung schichte bis heute anhält. Eine Konzentration von Siedlungsstrukturen findet sich z.B. im Gemeinde- Dieses Heimatbuch stellt die Gemeinde Eching in gebiet von Essenbach, Altdorf oder aber auch hier im den Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Gleichwohl Gemeindegebiet von Eching (Abb.1). wird hier die Möglichkeit geboten, einem breiten Publikum eine Seite dieser Gemeinde vorzustellen, von der ihre Bewohner bisher nur wenig oder gar Abb. 1: Schloss Kronwinkl ist ein eingetragenes Baudenk- keine Einblicke erhielten. Es soll dies eine Darstel- mal und ist für jeden weithin sichtbar. Es zeugt von unse- lung von archäologischen Denkmälern im Gemeinde- rer Vergangenheit. Auch die Bodendenkmäler geben uns gebiet sein. Aufgrund der großen Funddichte können Aufschluss über unsere Vergangenheit, nur sie liegen im hier nur einige Denkmäler auszugsweise präsentiert Boden versteckt und müssen mühsam an die Oberfläche werden. Diese zeigen jedoch anschaulich, wie das geholt werden (Luftbild 7538/56, Aufnahme vom 3.12.1986, Klaus Leidorf). Gemeindegebiet ehemals besiedelt war. Der Vorteil dieses Bandes ist daher, dass nicht nur ein gegenwär- tiges Bild der Gemeinde Eching gezeigt wird, son- dern dass auch der ehemalige historische Bestand an Siedlungen, Friedhöfen, Burganlagen etc. aufgezeigt werden kann, welcher heute für die Menschen unsichtbar unter der Erde verborgen liegt. Niederbayern ist als Kornkammer Bayerns über seine Grenzen hinaus bekannt. Schon früh siedelten sich daher Menschen im fruchtbaren Gäuboden an. Zahlreiche Ausgrabungen, die jedes Jahr in Nieder- bayern stattfinden, berichten über unser kulturelles Erbe. Auch das Isartal mit seinem breitgefächerten Trockental war und ist auch heute noch wegen seines Klimas, der Bodenbeschaffenheit und der Topogra- phie begehrtes Siedlungsland. Hunderte von archäo- logischen Fundstellen im Großraum Landshut zeugen von einer Siedlungskontinuität, die seit der Vorge-

235 Abb. 2: Ausschnitt aus der Topographischen Karte wieder durch die verschiedenen Prospektionsmethoden 1:25000, 7438 Landshut-West und 7538 . Bodendenkmäler entdeckt. Die Karte zeigt deutlich eine Im Gemeindegebiet von Eching finden sich hunderte von Konzentration von Fundstellen im Isartal und entlang der archäologischen Fundstellen (Bodendenkmäler), die auf Seitentäler (Verzeichnis der Fundstellen aus den Ortsakten dem Kartenausschnitt mit einem Punkt markiert sind. Die des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Außen- Fundstellen können sich über mehrere hunderte Meter hin- stelle Landshut). (Veröffentlichung der Karte mit Geneh- ziehen und können auch aus verschiedenen Zeitepochen migung des Bayerischen Landesvermessungsamtes, AZ.: gleichzeitig bestehen. Auch heute noch werden immer 189/2000, thematisch ergänzt durch Bernhard Häck).

236 Archäologische Fundstellen im Gemeindegebiet Vorderen Orient nach Europa gelangten zu einer ste- von Eching ten Weiterentwicklung der Lebensumstände und des Wie bereits erwähnt, ist das Isartal mit archäologi- sozialen Umfeldes der Menschen. Die Siedlungen schen Bodendenkmälern reich gesegnet, insbesonde- wurden größer und man befestigte sie, um gegen re auch in den Seitentälern. Hier siedelten sich Men- Feinde besser gewappnet zu sein. Schließlich vollzog schen entlang der Flussarme und des tertiären Hügel- sich auch ein geistig-mythologischer Wandel in der landes seit alters her an. Ein Blick auf das Gemein- Lebenseinstellung des Menschen. Heiligtümer wur- degebiet von Eching zeigt uns, wie viele Boden- den gebaut, und dies erforderte eine straffe soziale denkmäler aus den unterschiedlichsten Zeitepochen Hierarchie sowie ein festverankertes fundamentales auf engstem Raum bisher bekannt sind (Abb. 2). Das Angebot an Versorgungsmöglichkeiten. Im Laufe der Fundspektrum reicht dabei von der Jungsteinzeit Zeit begann der Mensch über das Leben zu reflektie- (Neolithikum) bis in die jüngste Vergangenheit hin- ren, und damit änderte sich auch sein Verhältnis zum ein. Es umfasst also eine Zeitspanne von mehreren Sterben und dem Umgang mit den Toten, was sich Jahrtausenden. Hierbei finden sich im Gemeindege- bereits seit der Altsteinzeit (Paläolithikum) nachwei- biet u. a. zahlreiche Siedlungsrelikte aus unterschied- sen läßt. Dies belegen zahllose Gräber aus den ver- lichen Zeitepochen: vorgeschichtliche Grabhügel und schiedensten Zeitepochen. Durch die Okkupation der Siedlungen, keltische Viereckschanzen, römische Römer erfuhr Süddeutschland einen wirtschaftlichen Straßenzüge, römische Gutshöfe (Villae rusticae), und sozialen Aufschwung. Ein Netz von Straßen, Gräberfelder, mittelalterliche Turmhügel u.v.m. Gutshöfen (Villae rusticae) sowie die Sicherung der Meist liegen die Fundstellen an exponierten Stellen Grenzen (Limes) durch Kastelle sicherten das römi- mit Blick über das Isartal oder entlang von Sei- sche Hinterland mit Nahrungsmitteln und Handels- tentälern. Nur einige dieser Bodendenkmäler können waren, teilweise aus fernen Ländern. Die Völker- hier aus Platzmangel kurz beschrieben werden (1). wanderungszeit zu Beginn des 5. Jahrhunderts, bedingt durch Klimaverschlechterung und wirtschaft- Schon früh wurden in Niederbayern die ersten Men- lich-kriegerische Auseinandersetzungen, umfaßt eine schen sesshaft. Die ältesten Relikte menschlichen Epoche der Unruhe. Schließlich kehrte durch die Schaffens sind bereits 100 000 Jahre alt und stellen bajuwarische Landnahme im Laufe des 6. Jahrhun- sozusagen ein “Allround-Gerät” der Steinzeit, den derts wieder Ruhe ein. Soziale Strukturen und herr- Faustkeil, dar. Im Laufe der Evolutionsgeschichte schaftliche Ansprüche führten während des Mittel- des Menschen entwickelte sich der Homo sapiens alters zu gesicherten, z. T. heute noch bestehenden sapiens, also der Mensch, und er begann, sich an sein Handels- und Wohnzentren, wie dies die nahe gele- Umfeld und seinen Lebensraum anzupassen. Er gene Stadt Landshut bezeugt. betrieb Ackerbau und Viehzucht und trotzte dem Unbill des Klimas. Schließlich führten Neuerungen Für uns stellt sich nun die Frage, wie wir das oft nur in der Landwirtschaft, Nahrungsangebot und skizzenhaft zu zeichnende Bild denn überhaupt greif- Kriegsführung, die durch Einwanderung aus dem bar machen können. Nur wenn der Mensch weiß,

237 woher er kommt, d. h. wie seine Geschichte verlaufen Entdeckung archäologischer Bodendenkmäler ist, dann wird er auch seine Zukunft sinnvoll mitge- Baudenkmäler, wie die Kirche von Eching oder stalten können. Hinzu kommt außerdem, dass man Schloss Kronwinkl (vgl. Abb. 1), stehen unter Denk- aus den klimatischen Veränderungen, die sich in malschutz. Sie sind ar Bür Siedlungsstrukturen und -kontinuitäten abzeichnen, evtl. Rückschlüsse auf Umweltveränderungen und damit indirekt auf zukünftige Veränderungen ziehen kann (2).

Früher Friedhof – heute Wohnsiedlung: Archäologische Denkmalpflege in Niederbayern Schon seit über 25 Jahren besteht in Landshut eine Außenstelle des Bayerischen Landesamtes für Denk- malpflege. Ihre Aufgabe besteht u. a. darin, Gut- achten über geplante Baumaßnahmen zu erstellen, um archäologisches Kulturgut vor der Zerstörung durch den Bagger zu bewahren. Jährlich finden in Niederbayern zahlreiche Ausgrabungen statt, die mit einer Baumaßnahme einhergehen, und damit einer vollständigen Vernichtung der archäologischen Denkmäler entgegenwirken.

Das Ausweisen von Neubaugebieten ist dabei kein Bestandteil der Siedlungsgeschichte der letzten Jahrzehnte, sondern ein Prozess, der bereits seit Jahr- tausenden stattfindet. Davon zeugen viele Siedlungen und Friedhöfe aus früheren Zeiten. Wir bauen näm- lich unsere heutigen Neubau- und Gewerbegebiete auf altes Siedlungsland, wo schon unsere Vorfahren ihre Wohnungen errichteten und die Toten bestatte- ten. Um Neues zu bauen, muss zuerst Altes entfernt werden. Dies umschreibt grundsätzlich die Situation eines ständigen Vergehens und Wiedererneuerns auf seit alters her genutztem Siedlungsland. Landesamts für Denkmalpflege in Landshut tätig, überfliegt seit den 70er Jahren verschiedene Bundes- länder und hat dadurch Tausende von bis dahin unbe- kannten Bodendenkmälern ausfindig gemacht (4). Ein Grundgedanke der Luftbildarchäologie ist dabei, dass sich in Grabensystemen nach deren Auflassung wesentlich mehr Humus durch Einwaschung ansam- melt als an der nicht durch den Menschen bearbeite- ten Erdoberfläche. Dadurch kann sich hier auch mehr Feuchtigkeit ansammeln, so dass Getreide in diesem Bereich wesentlich besser gedeiht (Abb. 3). Hingegen kann sich dieses, wenn es beispielsweise über einer Abb. 4: Über einer beispielsweise römischen Mauer lagert römischen Mauer wächst, nicht so gut entwickeln, da sich wesentlich weniger Humus ab. Das darüberstehende Humus fehlt (Abb. 4). Auch bei nur leicht erhöhten Getreide kann sich weniger besser entwickeln als das Grabhügeln kann man ebenso durch die schräg ein- umstehende Getreide. (Aus: Braasch, Otto: Luftbild- fallenden Sonnenstrahlen und die damit einhergehen- archäologie in Süddeutschland, Seite 32, Abb. 24). de Schattenbildung ein Bodendenkmal vom Flug- zeuge aus erkennen (Abb. 5). Zudem stellt gerade die dern einen direkten Blick auf das im Boden liegende Luftbildarchäologie eine besondere Möglichkeit dar, archäologische Denkmal zu werfen. So wird meistens nach dem Pflügen eines Feldes, unter dem ein Boden- Abb. 5: Vom Luftbild aus zeigen sich durch Schattenbil- denkmal vermutet wird, eine Ortsbegehung durch- dung noch zwei vorgeschichtliche Grabhügel im Getreide geführt. Die dabei durch den Pflug zur Erdoberfläche (unten rechts im dunkleren Feld). Die anderen Grabhügel transportierten Funde (meist Keramikfragmente, (in der linken Bildhälfte) sind kaum noch auszumachen, da Knochen etc.) sind allerdings ihrer Zusammen- sie bereits durch den Pflug stark einplaniert und damit zer- stört wurden. (Luftbild 7538/110, Aufnahme vom 6.1.1999, gehörigkeit innerhalb des archäologischen Fundkom- Klaus Leidorf). plexes beraubt und können nur bedingt in weitere Grabungsergebnisse eingebunden werden. Sie geben aber dem Betrachter in jedem Falle Auskunft über das Alter einer vormals hier existierenden Siedlung, eines Friedhofes oder einer Straße. Eine während des Zweiten Weltkrieges erkannte Methode ist die in den vergangenen Jahrzehnten stark weiterentwickelte Luftbildarchäologie. Otto Braasch, ursprünglich bei der Außenstelle des Bayerischen

239 die Zerstörung eines Bodendenkmals (z.B. durch den in Absprache mit der Kommune und dem Bauherrn Pflug) über längere Zeit zu verfolgen und gleichzei- fachgerechte Grabungen durchgeführt werden, um tig zu dokumentieren (Abb. 6 und 7). Natürlich zei- wenigstens einen Teil dieses kulturellen Erbes zu gen sich im Luftbild auch geologische Bodenmerk- sichern. male, die vereinzelt natürlich entstandene schöne Natürlich unterliegen Denkmäler zwangsweise der Strukturen zeigen können (Abb. 8). landwirtschaftlichen Zerstörung. Dieser Prozess be- Eine im Vietnamkrieg entwickelte Methode zur gann vor allem mit der Industrialisierung im 19. Jahr- Aufspührung der unterirdischen Vietkongstellungen, hundert und der Einführung modernster Technologie einer Röntgenaufnahme ähnlich, ist die sogenannte in der Landwirtschaft (z. B. verbesserte und tiefer- Prospektionsmessung (Magnetometerprospektion). reichende Pflugscharen). Tief in den Boden eindrin- Sie dient heute zum Aufspüren von Bodendenk- gende Pflugscharen zerstören Fundkomplexe in der mälern. Eine Messung des Erdmagnetfeldes, das im Bereich eines Bodendenkmals Anomalien aufweist, kann anhand dieser Unregelmäßigkeiten noch vor Beginn einer Ausgrabung Details über die genaue Abb. 6: Nach dem die Hügelschüttung bereits durch den Pflug abgetragen wurde, zeigt sich der Kreisgraben (der Struktur eines archäologischen Denkmals liefern (5). den Hügel umgibt) mit der zentralen Hügelbestattung. Solche unterschiedlichen Prospektionsmessergeb- Auch die Nachbestattungen in der Hügelschüttung sind nisse geben uns bedingt Auskunft über Art und Um- damit zerstört. Auf dem Luftbild sind einige Kreisgräben fang eines im Boden verborgenen Denkmals (vgl. von abgetragenen Grabhügeln sowie ein bisher nicht Abb. 10). Aber erst eine fachgerecht durchgeführte datiertes Grabenwerk in der unteren Bildmitte zu erken- nen. Oben rechts in der Bildecke der Campingplatz von Ausgrabung lässt genaue Einblicke nicht nur in den Eching-Thal. (Luftbild 7538/17, Aufnahme vom 31.5.1992, Untergrund selbst, sondern auch in den Befund und Klaus Leidorf). seinen kompletten archäologischen Zusammenhang zu.

Zur Zerstörung unserer Bodendenkmäler Sind Bodendenkmäler bekannt, so genießen sie zwar theoretisch den Schutz des Bayerischen Denkmal- schutzgesetzes, jedoch ist dieser wegen fehlender Finanzmittel leider stark begrenzt. So müssen heute noch Bodendenkmäler der Zerstörung preisgegeben werden, da keine Finanzierungsmöglichkeiten für eine kompetente Ausgrabung und damit die Rettung des Fundgutes gegeben sind. Nur vereinzelt können

240 Erde und fördern schließlich Teile des Fundgutes an die Oberfläche, wo es nach dem Ackern bei Bege- hungen aufgesammelt werden kann (s. o.). Je tiefer der Ackerboden durch die Pflüge bearbeitet wird, desto mehr geht an archäologischer Substanz für die Nachwelt verloren. So werden selbst Grabhügel, die vor Jahrzehnten noch einige Meter hoch waren, letzt- endlich vollständig planiert und damit vernichtet. Die chemische Düngung der landwirtschaftlichen Nutzflächen zerstört nicht nur das Bodendenkmal selbst, sondern auch archäologische Funde wie Kera- mik, Eisen etc., da sie die Bodensedimente durch- dringt und so das Fundmilieu in ihrem meist über Abb. 8: Eine geologische Struktur zeigt sich im Bereich Jahrtausende hinweg gelagerten Erdreich negativ nordwestlich von Schirmreuth, die sich “Wellenförmig” beeinflusst. Allerdings geht die Zerstörung nicht nur auszubreiten scheint. (Luftbild 7538/204, Aufnahme vom 19.4.1983, Otto Braasch). Abb. 7: Nördlich von Eching-Thal liegt dieses vorge- schichtliche Grabhügelfeld. Auch hier sind bereits die vom Menschen, sondern auch von der Natur selbst Hügelschüttungen der einzelnen Grabhügel abgetragen und es kommen die darunter liegenden Kreisgräben mit aus. Die Erosion lässt beispielsweise archäologische Zentralbestattungen und weiteren Siedlungsspuren zum Fundkomplexe sogar im schwach geneigten Gelände Vorschein. (Luftbild 7538/146, Aufnahme vom 6.6.1982, abrutschen. Otto Braasch). Primär sind Bodendenkmäler aber durch Baumaß- nahmen gefährdet. Eine bauvorgreifende, meist in Eile durchgeführte archäologische Untersuchung kann zwar das Denkmal selbst nicht retten, aber zumindest erfolgt eine ausführliche Dokumentation in Wort und Bild, die das Bodendenkmal für die Nachwelt erhält.

Zur Durchführung einer archäologischen Ausgrabung Ist ein Bodendenkmal in die Denkmalliste aufgenom- men, und soll auf dessen Areal eine Bebauung statt-

241 schaftsstrukturen, Lebensalter der damaligen Men- schen u.v.m. erforscht werden. Nachbardisziplinen der Archäologie, die hierfür erst in den letzten Jahren mehr und mehr an Bedeutung hinzugewonnen haben, geben uns weitere Einblicke in die Grabungsergebnisse. So lässt sich anhand von Pollenanalysen das Nahrungsangebot und die Umwelt einer Siedlung rekonstruieren. Anhand von anthropologischen Forschungen in Verbindung mit gerichtsmedizinischen Untersuchungsmethoden, die an ausgegrabenen Skeletten angewandt werden, Abb. 9: Bei einer Ausgrabung werden die Bodenverfärbun- gewinnen wir Einblicke in persönliche Schicksale, gen (Befunde) und die Funde zeichnerisch, fotografisch wie Krankheiten, Verletzungen, Operationen oder und schriftlich in ihrer ursprünglichen Lage (in situ) Geburtenanzahl unserer Vorfahren und eventuell dokumentiert sowie die Funde (z.B. Keramik, Metall etc.) geborgen. Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege, ganzer Siedlungsgruppen. In Verbindung mit Grab- Außenstelle Landshut, und Studenten helfen bei den Aus- beigaben lassen sich Einblicke in das Totenbrauch- grabungen wie hier beim geplanten Edeka-Markt in der tum gewinnen und zeitlich einordnen. Weixerau im Jahre 1996 (Foto: Bernhard Häck). Eine zeitliche und damit kulturelle Einbindung der Grabungsergebnisse in den Vergleich mit bestimmten finden, so muss vorab in Absprache mit der Kommu- Typologiemerkmalen, beispielsweise bei Gebrauchs- ne und dem Bauherrn eine der Baumaßnahme vor- gegenständen anderer Kulturen, weist auf überregio- angehende, fachgerechte Ausgrabung erfolgen. Zwar nale Beziehungen von Menschengruppen hin. Hierzu beinhaltet diese genau genommen ebenfalls die Zer- ist es notwendig, das archäologische Fundmaterial störung des Denkmals. Da sie aber systematisch darauf ausgelegt ist, archäologische Erkenntnisse zu wie Keramik, Metall, Stoffe etc. zeitlich einzuordnen. gewinnen, wird jeder einzelne Arbeitsschritt exakt in So können z. B. Keramikgefäße oder auch Fragmente Wort und Bild festgehalten. Hierzu werden u. a. davon mit Hilfe einer Analyse der Tonzusammenset- Zeichnungen von Grundrissen im verkleinerten Maß- zung, ihrer Oberflächenverzierung und -bearbeitung stab sowie Profilzeichnungen angefertigt (Abb. 9). sowie der Form im Zusammenhang mit den archäolo- Detaillierte Beschreibungen und eine umfangreiche gischen Befunden eine Datierung ermöglichen. Die Fotodokumentation sollen jeden einzelnen Arbeits- Zusammensetzung des Scherbens und der Ober- schritt, die genaue Befundsituation für eine spätere flächendekore von Keramikgefäßen gibt uns folglich Bearbeitung, und eine eventuelle Rekonstruktion für Aufschluss über zeitliche oder kulturelle Zusammen- die Nachwelt festhalten. Anhand solcher Untersu- hänge von archäologischen Funden (vgl. Abb. 13 und chungen kann die einstige Siedlungsgröße, Gesell- 14).

242 Fundkomplexe aus der Jungsteinzeit (5700 – 2300 v. Chr.) Die Jungsteinzeit, also das Neolithikum, kann zwar in weitere zeitliche Epochen untergliedert werden, doch soll hier diese letzte Zeitspanne der Steinzeit als Gesamtheit kurz betrachtet werden. Es sei nur neben- bei erwähnt, dass sich damals der Übergang des Menschen vom Jäger und Sammler zum sesshaften Bauern vollzog. Diese für die Menschheit ganz ent- scheidende Entwicklung dauerte Jahrhunderte. Zu den seltensten Bodendenkmälern Bayerns ge- hören die bisher nur in Niederbayern vorkommenden mittelneolithischen Kreisgrabenanlagen. Sechs dieser Kultanlagen befinden sich auf engem Raum auf einer Linie zwischen Unternberg-Künzing (Landkreis Deggendorf) und Kothingeichendorf-Landau (Land- kreis Dingolfing). Die letzte Anlage liegt weit südlich dieser Linie im Gemeindegebiet von Eching-Viecht (Landkreis Landshut). Diese Kultanlagen dienten wohl religiösen Zeremonien und waren nur von kur- zer Nutzungsdauer, wie Grabungen belegen. Die mittelneolithische Kreisgrabenanlage (ca. 5000– 4500 v. Chr.) von Eching-Viecht liegt auf einem sanft nach Norden hin zum Isartal abfallenden Hang in der Flur “Zusserfeld” im Gleißenbachtal, etwa 900 m Abb. 10: Der Plan zeigt das mittelneolithische Rondell und südlich von Viecht, in einem heute landwirtschaft- die Viereckanlage von Eching-Viecht auf der Grundlage der magnetischen Prospektion und der Topographischen lich genutzten Areal. Dieser Komplex wurde durch Aufnahme (Herr Kerschner, Top.-Nr. 1927). Magnetome- die Luftbildarchäologie bereits 1979 entdeckt, und terprospektion des Bayerischen Landesamts für Denkmal- schließlich sogar mit Hilfe der Magnetometerpro- pflege, Plan-Nr. 7538/090. Die mit A bezeichnet Fläche spektion näher untersucht (Abb. 10). Durch die all- gibt die Lage der spätbronzezeitlichen Grube an, in der jährliche Bodenbearbeitung wurden im Laufe der 270 kg Scherben gefunden wurden (vgl. weiter unten). (Aus: Stapel, Andrea: Spätbronzezeitliche Keramik aus Zeit immer mehr Einzelheiten des Rondells sichtbar, Eching-Viecht, Landkreis Landshut – Überlegungen zur so 1987 zwei weitere Gräben (evtl. Palisadengräben) Deutung eines Grubeninhaltes, Seite 107 ff, in: Bericht der innerhalb der Anlage sowie einige Grubenverfärbun- Bayerischen Bodendenkmalpflege, Band 38, 1997).

243 der landwirtschaftlichen Nutzung des Bodens massiv von Zerstörung bedroht. Solche Tempelanlagen sind Reste einer Kultur, deren Ursprung aus dem vorderasiatischen Raum stammt, die Einfluss in Europa nahm. Sie war hier allerdings nur von kurzer Dauer. Ein ähnliches Grabenwerk konnte in Schmieddorf (Landkreis Deggendorf) archäologisch näher untersucht werden. Im Vergleich mit dem hier vorhandenen Grabenwerk von Viecht und den Grabungsergebnissen von Schmieddorf führ- ten Erdbrücken den Menschen in das mit einer Pali- sade umwehrte Areal, wo kultische Handlungen eventuell für Erd- und Himmelsgötter durchgeführt wurden (Abb. 12). Astronomen stellten fest, dass

Abb. 12: Die Rekonstruktion zeigt das Heiligtum von Kün- zing-Unternberg (Landkreis Deggendorf). So ähnlich dürf- te die Tempelanlage von Eching-Viecht ausgesehen haben. Im Zentrum des Rondells wurden die Zeremonien abge- halten. Zwei Palisadenwände und davorgelagerte Gräben schirmten das Heiligtum nach außen hin ab. Die um das Rondell sich befindende Siedlung konnte in Eching-Viecht bisher nicht nachgewiesen werden. (Aus: Probst, Ernst: Deutschland in der Steinzeit, Seite 280).

Abb. 11: Luftbild des Rondells (linke untere Bildhälfte), das durch einen Feldweg angeschnitten ist sowie das vier- eckige Grabenwerk etwa 50 m nördlich vom Rondell (rechte obere Bildhälfte) sowie zahlreiche Siedlungsspu- ren. (Luftbild 7538/90, Aufnahme vom 13.11.1984, Otto Braasch). gen (Abb. 11). Es handelt sich dabei um eine geschlossene Doppelkreisanlage mit einem Durch- messer von ca. 70 m. Das Rondell wird im Westen durch einen Feldweg angeschnitten und ist aufgrund

244 einige dieser Tempelanlagen an festgelegten Stand- punkten innerhalb ihres Rondells die Tag- und Nacht- gleiche oder auch die Sonnenwende berechnen las- sen. Soziologisch betrachtet ist interessant, dass eine größere Gruppe von Personen straff organisiert gewe- sen sein musste, um dieses Heiligtum überhaupt erbauen zu können. Der Bau selbst erfolgte über einen längere Zeitraum, wobei sehr viel Material sowie Personal eingesetzt werden musste. Ein anderes Grabenwerk liegt ca. 50 m nördlich der runden Tempelanlage von Eching-Viecht, in dem bereits ein spätbronzezeitliches Gefäßinventar (s. u.) untersucht werden konnte. Es handelt sich dabei um ein ca. 57 x 57 m großes, umfriedetes Areal, das auf der Südseite mittig eine Öffnung aufweist. Zwar konnte auch hierfür bisher keine eindeutige Zweck- bestimmung ermittelt werden, dennoch dürfte es sich wohl um ein Grabenwerk handeln, das mit dem süd- lich davon liegenden Rondell eine zeitliche und funk- tionale Verbindung aufweist (6).

Funde aus der Bronzezeit (2200–1200 v. Chr.) Wie der Name dieser Epoche erkennen lässt, wurde während dieser Zeit erstmals ein Metall, die Bronze, Abb. 13: Funde der älteren Frühbronzezeit aus der Gra- zum ständigen Begleiter des Menschen. Durch Ver- bung Viecht-Unterfeld. Die Abbildung zeigt Funde der schmelzen zweier Metallarten, nämlich Kupfer und Keramikgruppe Burgweinting/Viecht. 1 Objekt 89; 2 und 3 Zinn, entstand nun Bronze. Eine weitere, wichtige Objekt 272; 4 Objekt 142; 5 ohne Objekt-Nr.; 6– 8 Objekt Neuerung aus dieser Epoche ist die nun nachweis- 260; 9 und 10 Objekt 207; 11–18 Objekt 210; 19–21 Objekt 266; 22 Objekt 256; 23 und 24 Objekt 277; 1 und bare Nutzung des Pfluges in der Landwirtschaft, der 2 im Maßstab 1:2; andere im Maßstab 1:4. (Aus: Möslein, aber sicherlich schon früher Verwendung gefunden Stephan: Die Straubinger Gruppe der donauländischen haben dürfte. Frühbronzezeit – Frühbronzezeitliche Keramik aus Südost- bayern und ihre Bedeutung für die chronologische und Der Ortsteil Viecht ist für die archäologische Denk- regionale Gliederung der frühen Bronzezeit in Südbayern, malpflege in den letzten Jahren bezüglich der Typo- Seite 37 ff, in: Bericht der Bayerischen Bodendenkmal- logisierung von archäologischem Fundgut namenge- pflege, Band 38, 1997).

245 Abb. 14: Aufgrund der Grabungsergebnisse von Eching- Viecht lassen sich anhand der neu bestimmten Keramik- gruppe Burgweinting/Viecht überregionale Gliederung und damit eine Chronologie erstellen. Die Abbildung zeigt einige Beispiele des Keramiktyps von Burgweinting/Viecht aus Südbayern und Tirol. 1 und 9 Ittling, Stadt Straubing (Niederbayern); 2, 4, 7 und 8 Ziegelei Jungmeier, Strau- bing (Niederbayern); 3 Wallerfing, Landkreis Deggendorf (Niederbayern); 5 und 11 Burgweinting, Stadt Regensburg (Oberpfalz); 6 Oberding, Landkreis Erding (Oberbayern); 10 Wiesing, Buchberg (Tirol); 12 und 13 Viecht, Gemeinde Eching, Landkreis Landshut (Niederbayern); 14 Biburg, Landkreis Kelheim (Niederbayern). Maßstab 1:3. (Aus: Möslein, Stephan: Die Straubinger Gruppe der donaulän- dischen Frühbronzezeit – Frühbronzezeitliche Keramik aus Südostbayern und ihre Bedeutung für die chronologische und regionale Gliederung der frühen Bronzezeit in Süd- bayern, Seite 37 ff, in: Bericht der Bayerischen Boden- denkmalpflege, Band 38, 1997).

bend geworden. Bei der Ausgrabung in Viecht-Unter- in die ältere Frühbronzezeit, also um 2200 v. Chr. feld im frühmittelalterlichen Gräberfeld (s.u.) konn- datiert. Aus der gleichen Zeit stammt ein seltener ten auch frühbronzezeitliche Gruben untersucht wer- bronzener Dolch, der sich ebenfalls in einer der den, in denen besondere Keramik gefunden wurde. Gruben fand. Ferner kam ein durchbohrter Tierzahn- Unter der Bezeichnung “Burgweinting/Viecht” wird anhänger zutage, der wohl ehemals den Hals ein Frau diese Keramikgruppe in der Fachliteratur geführt, die schmückte (7). anhand von charakteristischen Siedlungsfundstellen Aus den Anfängen der Bronzezeit finden sich auch und besonders ihres Leitfundcharakters bezüglich Flachgräber im Gemeindegebiet von Eching, wobei Form und Zusammensetzung der Gefäße diese gegen Ende dieses Zeitraumes die Bestattung in Bezeichnung erhalten hat (Abb. 13 und 14). Sie wird einem Grabhügel üblich wurde. So fanden sich z.B.

246 kelten Beinen und Armen, wobei die Hände meist beim Kopf zum liegen kommen, so ins Grab gelegt, als würden sie schlafen. Beigelegt waren meist Waffen wie Bronzedolche oder verschiedene Schmuckensembles, z. B. Bronzenadeln. Von dieser Grabung stammen auch wohl die ältesten, vom Gemeindegebiet Eching beim Landesamt für Denk- malpflege, Außenstelle Landshut, erhaltenen Fotos. Sie zeigen einige damalige Mitarbeiter bei der Freile- gung einzelner Gräber. Auch aus Eching-Haunwang, in der Flur "Kronwinkler Fels", ehemals Osterfeld, sind bronzezeitliche Siedlungsfunde bekannt. Abb. 15: Die Gräber zeichneten sich als dunkle Verfärbun- gen im anstehenden Kies-Schotter-Boden ab. Im Hinter- grund die alte Bundesstraße 11 (Foto: Unbekannt). Funde aus der späten Bronzezeit (um 1200 v. Chr.) Etwa 50 m nördlich der bereits oben kurz erwähnten bei der Erweiterung der Kiesgrube östlich von Wei- Kreisgrabenanlage befindet sich ein viereckiges Gra- xerau und nördlich der alten Bundesstraße 11 Ende benwerk von 57 x 57 m Fläche mit einer Öffnung auf April 1956 insgesamt 32 Körpergräber, sogenannte der Südseite (vgl. Abb. 10 und 11) (8). Bei einer Feld- Hockerbestattungen aus der frühen Bronzezeit (Abb. begehung im Frühjahr 1987 konnten zahlreiche Kera- 15, 16 und 17). Dabei werden die Toten mit angewin- mikfragmente von der Erdoberfläche aufgelesen wer-

Abb. 16: Die damaligen Mitarbeiter beim Freilegen der Abb. 17: Das freigelegte Grab mit der dunkleren Grab- Gräber. Kinder aus der Nachbarschaft schauen beim Frei- grube (Foto: Unbekannt). legen zu (Foto: Unbekannt).

247 hirse (Panicum miliaceum), als Hülsenfrüchte Erbsen (Pisum sativum) und Ackerbohnen (Vicia faba) sowie als Unkraut Ampferknöterich (Polygonum lapathi- folium) nachgewiesen werden. Somit lässt sich mit Hilfe der systematisch gewonnenen Grabungsergeb- nisse sowohl das Nahrungsangebot und die Essens- bräuche der damaligen Menschen, als auch das wirt- schaftliche Umfeld bezüglich landwirtschaftlicher Anbaukulturen während dieser vorgeschichtlichen Zeitspanne erfassen (12). Aus der späten Bronze- oder frühen Urnenfelderzeit stammen auch einige Scherben, die bei einer Ausgra- Abb. 18: Das Luftbild zeigt unten rechts das Schloss bung auf dem Sportplatz in Eching-Kronwinkl neben Kronwinkl. Links oben die ehemalige Grabungsfläche der heutigen Bundesstraße im Sommer 1980 entdeckt beim heutigen Sportplatz in Eching-Kronwinkl. (Luftbild werden konnten. Es zeigten sich dabei einige wenige 7538/56, Aufnahme vom 27.4.1980, Otto Braasch). Hausgrundrisse, die wohl zu einer größeren Ansied- lung gehörten, wobei die Grenzen des Gehöftes nicht den (9). Im gleichen Jahr erfolgte eine kleine Gra- freigelegt werden konnten (13). Dies soll nach Mög- bung im Bereich des nördlichen Grabenabschnittes lichkeit im Frühjahr/Sommer 2000 geschehen, wenn (vgl. Abb. 10, die Grube ist mit dem Buchstaben “A” der Sportplatz nach Westen hin erweitert wird (Abb. gekennzeichnet). Dabei konnten 270 kg Scherben 18). sowie eine größere Menge von verkohlten Pflanzen- resten und kalzinierten (verbrannten) Knochen Funde der Urnenfelderzeit (1200–750 v. Chr.) geborgen werden (10). Die Bearbeitung des Fundma- terials erbrachte, dass es sich bei dieser Fundstelle Die Bezeichnung für diese Zeitepoche gibt uns Auf- um eine Abfallgrube aus der späten Bronzezeit (um schluss auf das damals übliche Totenbrauchtum, als 1200 v. Chr.) handelt. Damals wurde im Bereich der die Toten verbrannt und ihre Überreste in Keramik- späteren Fundstelle wohl ein rituelles Festmahl abge- gefäßen (Urnen) mit Beigaben beerdigt wurden. Die halten, in dessen Verlauf das “Geschirr” in die Grube Änderung der Bestattungssitten geht einher mit geworfen wurde. Anhand der Nahrungsrückstände einem religiösen und sozialen Umbruch, der sich in und Keramikfragmente konnte festgestellt werden, Europa stellenweise manifestieren lässt. Siedlungen dass es sich dabei um ein Breigemisch aus Hirse, aus dieser Zeit sind vereinzelt auch aus dem Raum Gerste, Erbsen und Ackerbohnen handeln könnte, Eching bekannt, so z.B. zwischen Eching und Haun- wie es in der Spätbronzezeit oft als Nahrung zuberei- wang, wo im Sommer 1993 bei Straßenbauarbeiten tet wurde. Als Getreidereste konnten dabei Rispen- einige Siedlungsgruben untersucht werden konnten,

248 Im gleichen Jahr konnte sogar noch die mögliche Fortsetzung dieser vorgeschichtlichen Siedlung, die sich etwa 350 m westlich davon erstreckte, nördlich des heutigen Möbelhauses Domizil, ergraben wer- den. Dabei kamen ebenfalls Hausgrundrisse zum Vorschein, aber kaum datierbares Material, so dass z. Zt. lediglich die Vermutung geäußert werden kann, dass wir es hier mit dem Ausläufer der Siedlung nach Westen zu tun haben (Abb. 21). Auch in Eching-Haunwang, Flur “Kronwinkler Feld”, ehemals Osterfeld, sowie in Eching-Thal sind uns urnenfelderzeitliche Funde aus Siedlungen Abb. 19: Deutlich sind die dunklen Pfostenstellungen bekannt. Leider sind archäologischen Bearbeitungen von ehemaligen Holzhäusern zu erkennen. Dazwischen zu diesen Grabungen noch nicht abgeschlossen, so befinden sich größere Siedlungsgruben mit zahlreichen dass genaue Ergebnisse hierzu erst in Zukunft Funden. Reste einer Siedlung, auf deren Platz heute der bekannt gegeben werden können. Edeka-Markt steht (Foto: Bernhard Häck). die ehemals wohl zu einer größeren Ansiedlung gehörten. Abb. 20: Zahlreiche solcher Gefäße fanden sich in den Eine umfangreichere Ausgrabung erfolgte im Som- Siedlungsgruben. Die Gefäße selbst befinden sich in dunkleren Gruben, die sich deutlich vom helleren Kies- mer 1996 in der Weixerau bei dem heutigen Edeka- Schotter-Boden abheben (Foto: Bernhard Häck). Markt (vgl. Abb. 9). Bereits auf Luftbildern waren Siedlungsstrukturen im Gelände erkennbar. Innerhalb einer Fläche von ca. 5500 m2 konnten dabei zahlrei- che Pfostenstellungen, also Reste von Hausgrund- rissen, ergraben werden, die uns Einblicke in die Siedlungsstruktur unserer Vorfahren geben (Abb. 19). Einige Gruben waren mit zahllosen Keramikfrag- menten und teilweise auch mit fast vollständigen Gefäßen gefüllt (Abb. 20). Ungewöhnlich bei dieser Siedlung ist die Lage im ehemaligen Kies-Schotter- bett der Ur-Isar, denn normalerweise finden sich sol- che Siedlungen im Hangbereich oder auf der tertiären Hochfläche.

249 bis dahin übliche Totenbrauchtum sich veränderte. So wurde nun ein Teil der Verstorbenen mit Pferden, Wagen und zahlreichen Gefäßen mit Nahrungsmit- teln bestattet, die ihnen die Reise ins Jenseits erleich- tern sollten. Eine der in der Vorgeschichtsforschung bedeutend- sten, späthallstattzeitlichen Siedlungen befindet sich in unmittelbarer Nähe von Eching, in Niedererlbach (Gemeinde Buch am Erlbach). Hier liegt auf der ter- tiären Hochfläche über der Isar, direkt an der Hang- kante, eine mit drei Gräben umfriedete Siedlung. In sichtbarer Nachbarschaft, unten in der Talaue der Abb. 21: Unmittelbar nördlich des heutigen Möbelhauses Ur-Isar, erstreckt sich dagegen das zur Siedlung Domicil fand 1996 eine Ausgrabung statt. Zwar kamen gehörende Gräberfeld mit ca. 45 Grabhügeln. Leider zahlreiche Gebäudegrundrisse zum Vorschein, jedoch ist dieses Grabhügelfeld massiv der Zerstörung durch wenig Fundmaterial. Anhand der Pfostenstellungen, die die Landwirtschaft preisgegeben. Erst im Sommer sich als dunkle runde Verfärbungen im Boden abzeichne- 1998 mussten 14 Grabhügel im Zuge einer Auswei- ten, lassen sich die Gebäude rekonstruieren (Foto: Bern- hard Häck). sung des Areals als Gewerbegebiet vor dem Bagger gerettet werden. Zwar waren die Hügel bereits einge- pflügt, doch fanden sich in ihnen u. a. Körpergräber Funde aus der Hallstattzeit (750–450 v. Chr.) mit zahlreich beigelegten Gefäß- und Tierresten (14). Diese Zeitepoche wird nach einem Gräberfeld am Innerhalb des Gemeindegebietes von Eching selbst Hallstätter See im Salzkammergut (Österreich) be- wurden bisher leider nur wenige Siedlungen bzw. nannt, das Mitte des 19. Jahrhunderts der Bergmei- Grabanlagen aus dieser Zeit freigelegt und geborgen. ster Georg Ramsauer entdeckt und teilweise ausge- So bestand 1994 im Zuge der Ausweisung einer Neu- graben hat. Markant war dabei die parallele Freile- bausiedlung in der Flur “Schmidtleiten” nordöstlich gung von Körper- und Brandgräbern. Heute wissen von Haunwang die Möglichkeit, mit Hilfe zweier wir, dass in der frühen Hallstattzeit im Totenbrauch- Sondageflächen die Reste einer hallstattzeitlichen tum Brandbestattungen, hingegen am Ende dieser Siedlung auszugraben (Abb. 22). Aufgrund zahlrei- Zeitepoche meist Körpergräber in Grabhügeln üblich cher Pfostenstellungen, die sichtbar wurden, ließen waren. Damals erlernten die Menschen nicht nur die sich bisher zwei bis drei Hausgrundrisse rekonstru- Erzgewinnung (z. B. in Hallstatt), sondern auch des- ieren. Das Fragment eines Lignitarmringes, welches sen Bearbeitung, weshalb diese Zeit auch als die älte- ebenfalls zum Vorschein kam, zeigt Ansätze von re Eisenzeit bezeichnet wird. Kulturelle Einflüsse aus Wohlstand der damals dort lebenden Bevölkerung. dem vorderasiatischen Raum führten dazu, dass das Leider mussten die Grabungsarbeiten wegen fehlen-

250 Landesamtes für Denkmalpflege, das daraufhin eine Nachgrabung veranlasste. Dabei kamen noch Reste einer Nachbestattung zum Vorschein, die in die Hügelschüttung eingebettet worden war.

Die Latènezeit (ca. 450–15 v. Chr.) Um 450 v. Chr. werden die Kelten erstmals vom griechischen Geschichtsschreiber Herodot (484–430 v. Chr.) erwähnt: “...die Donau, die von den Kelten ...herkommt, fließt mitten durch Europa”. Die Benen- nung als Latènezeit, die mit der Zeit der Kelten ein- Abb. 22: Unmittelbar nördlich von Haunwang wurde 1994 herging, bezieht sich wieder, wie so oft in der Vor- eine Neubausiedlung angelegt. Im Zuge der Erschlie- und Frühgeschichte, auf einen klassischen Fundort ßungsmaßnahmen kamen Hausgrundrisse der Hallstatt- aus dieser Epoche, welcher am linken Ufer der Zihl, zeit zu Tage. Auf dem Luftbild sind die abgeschobenen am Neuenburger See (Schweiz) liegt. Die Kelten Stichstraßen gut zu erkennen. Die Lage der Grabung kannten bereits auch stadtähnliche Ansiedlungen, befindet sich zwischen den beiden mittleren Stichstraßen in der Bildmitte (Luftbild 7538/171, Aufnahme vom sogenannte Oppida, deren bekannteste im bayeri- 12.9.1994, Klaus Leidorf). schen Raum in Manching (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm) zu finden ist. Die Kelten besaßen auch Hei- ligtümer, sog. Viereckschanzen, in denen sie Zeremo- der Finanz- und Personalmittel eingestellt werden, so nien abhielten. dass diese Siedlung von den Archäologen in ihrer Ausdehnung bei weitem nicht vollständig untersucht Auch im Gemeindegebiet von Eching finden sich werden konnte. Heute stehen auf altem Siedlungsland Zeugnisse dieser Kultur, so z.B. die Viereckschanze Einfamilienhäuser. zwischen Hubstetten und Steinzell. Nur knapp 1 km östlich davon erstreckt sich eine weitere Viereck- Es wurde außerdem ein Grabhügel aus dieser Zeit schanze, diesmal südlich von Ast-Badhaus (Gemein- erforscht, der sich etwa 350 m südlich des Weilers de Tiefenbach). Wie neueste Untersuchungen in die- “Schwaiblreuth” in unmittelbarer südlicher Nachbar- sen oft quadratischen Grabenwerken belegen, wurden schaft zu den beiden keltischen Viereckschanzen sie nicht als Viehpferch oder Siedlungsbefestigung, (s. u.) von Steinzell und Ast-Badhaus (Gemeinde Tie- sondern wohl eher als Heiligtum genutzt (Abb. 23). fenbach) befindet. Dieser wurde bereits 1978 von Bei kultischen Handlungen strömte daher wohl die Raubgräbern geplündert. Über Umwege kamen die gesamte Bevölkerung in die Anlage. Meist findet sich Funde in die Landshuter Außenstelle des Bayerischen innerhalb dieser Kultheiligtümer ein Umgangstem-

251 Siedlungen aus dieser Zeit sind zwar nicht selten, konnten aber in der Vergangenheit nur bedingt im Gemeindegebiet von Eching ausgegraben werden. Dafür sind einige Gräber der damaligen Bevölkerung bekannt geworden. Lediglich als Marginalie sei erwähnt, dass sich auch innerhalb der Latènezeit die Bestattungsformen ständig änderten. Legte man zunächst Körpergräber an, so wurden später soge- nannte Brandgräber üblich, in denen die Überreste der Toten nach ihrer Verbrennung beigesetzt wurden. Im Sommer 1963 entdeckte man beispielsweise in Hofham bei Ausschachtungsarbeiten für eine Jauche- Abb. 23: So könnte die Viereckschanze ausgesehen haben. grube ein frühlatènezeitliches Körpergrab. Nur ein- Ein Graben mit aufgeschüttetem Wall umgab die Innen- zelne Fundgegenstände wie z. B. ein gläserner und fläche, in der ein Umgangstempel mit Opferschacht lagen. bronzener Armreif konnten noch geborgen werden In ihnen wurden Zeremonien abgehalten. (Aus: Die Kelten (15). in Baden-Württemberg, Seite 109, Abb. 44). Zwei in die Spätlatènezeit einzuordnende Brandgrä- ber kamen ebenfalls 1956 beim Kiesabbau in der Flur pel, in welchem die eigentlichen Opferzeremonien “Weißmüllerackerl” in Kronwinkl zutage (s. o.). In stattfanden sowie ein oder mehrere tiefe Opfer- den Gräbern lagen u. a. eine Schere und ein Rasier- schächte. Während des gesamten Jahres musste wohl messer, einige Bronzearmringe sowie Eisenfibeln, ständig eine kleinere Gruppe von Menschen damit welche unseren heutigen Sicherheitsnadeln nicht beschäftigt gewesen sein, für den Erhalt der Anlage unähnlich waren. Damals jedoch besaßen diese zu sorgen. Nadeln schöne Verzierungen. Ein Haarschneidebe- Die Viereckschanze liegt südlich von Steinzell in steck, wie es in Grab 1 damals freigelegt wurde, war einem von Fichten bewaldeten Höhenrücken. Eben eine beliebte Grabbeigabe in Männergräbern. Erst in diese Lage mitten im Wald hat sie, wie viele andere der Spätphase dieser Zeitepoche wurde es auch inner- Bodendenkmäler auch, über Jahrhunderte hinweg vor halb von Frauenbestattungen üblich. Für uns ist heute der Zerstörung durch Erosion oder Landwirtschaft in jedem Fall interessant, dass bereits damals solche verschont. Die Anlage umschließt eine Fläche mit Utensilien bei unseren Vorfahren gebräuchlich waren Wall und Graben bei einer Seitenlänge von ca. 100 m (16). x 85 m. Üblicherweise erscheinen die Ecken des Erd- Die Römer kommen (15 v. Chr.– 488 n. Chr.) walls durch den in diesem Bereich doppelten Graben- aushub höher zu sein. Noch heute führt ein Forstweg Nach der Gründung Roms im Jahre 753 v. Chr. gab es durch das ehemalige Tor an der Südseite der Anlage. wohl keinen Geschichtsschreiber der damaligen Zeit,

252 der auch nur im geringsten ahnen konnte, dass einmal Isarübergang in der Münchnerau/Ohu bei Landshut aus diesem Stadtstaat ein Weltreich werden würde. nach Norden zur Donau hin verlegt. Im Zuge dieses Das Imperium Romanum war stets bestrebt, seine Straßenausbaus wurden ab ca. 80 n. Chr. auch zahl- Macht durch zahllose Kriege zu erweitern, so dass reiche “Villae rusticae”, also Gutshöfe, die unseren unter Cäsar (100 – 44 v. Chr.) schließlich der gesamte heutigen Bauernhöfen nicht unähnlich waren, ange- Mittelmeerraum unter römischer Herrschaft stand. legt. Ein solches römisches Gehöft konnte erst im Ihre Okkupationsansprüche führte die Römer sogar Sommer 1998 in Niedererlbach wenigstens teilweise über die Alpen nach Süddeutschland. Im Jahre 15 v. ausgegraben werden. Im Regelfall besaßen diese Chr. traten die Brüder Drusus und Tiberius den Gutshöfe ein unregelmäßig großes, rechteckiges Marsch über das Gebirge an und besetzten nach und Landstück, das mit einer Umfassungsmauer nach nach den Raum zwischen Alpen und Donau. Im außen hin abgegrenzt war. Ein Zentralgebäude, meist Laufe der römischen Besatzungszeit wurden dort ein vierseitiges Bauwerk mit zentraler Gartenanlage, diente als Unterkunft für die Gutsfamilie. Im umfrie- zahllose Kastelle angelegt, in denen die römischen deten Areal waren weitere Wirtschaftsgebäude wie Soldaten untergebracht waren und die ferner die Viehställe, Speichergebäude, Unterkünfte für die Aufgabe hatten, die neue römische Grenze, den Bediensteten sowie meist auch ein Bad unterge- Limes, zu bewachen. Schließlich kamen die römi- bracht. Die Toten bestattete man entweder in der schen Angehörigen als Nachzügler in die okkupierten näheren Umgebung des Gutshofes oder, wie in Gebiete des Römerreiches und siedelten sich auch im Niedererlbach, in unmittelbarer Nachbarschaft zur fruchtbaren Gäuboden an. Verwaltungsrechtlich Römerstraße. gehörte dabei dieser neu okkupierte Bereich zur Pro- vinz Raetien mit der Verwaltungshauptstadt Augusta Im Gemeindegebiet Echings ist der Verlauf der Vindelicorum, das heutige Augsburg. Zahlreiche Römerstraße noch heute gut sichtbar. So erkennt man Gutshöfe (Villae rusticae) entstanden, die das Hinter- diesen, von Augsburg–Freising kommend, entlang land sowie die einzelnen Kastelle und die an den des Isartals bei Eching-Weixerau vorbei nach Grenzen stationierten Soldaten mit Nahrungsmittel Buchenthal führend. Hier verläuft diese alte Straße in versorgten. Römische Fernstraßen, die meist fast einem leichten Knick nach Nordosten, um weiter nach Landshut über Ohu Richtung Donaugrenze bei schnurgerade das Land durchzogen, um die Entfer- Moos im Landkreis Deggendorf zu führen. Im nungen von einem Ort zum anderen schnell überwin- Bereich der St.-Nikola-Kirche zu Landshut kreuzt den zu können, kann man heute noch im Gelände diese ehemalige Fernstraße eine weitere, nämlich den erkennen. Auch im Gemeindegebiet von Eching wichtigen Verbindungsweg, der von Italien kommend haben sich Spuren der Römer bis heute erhalten. über das Inntal nach Regensburg führte, dem römi- Ab der Zeit um 41 n. Chr. wurde unter Kaiser Clau- schen Castra Regina, wo eine 5000 Mann starke dius (41– 54 n. Chr.) eine Fernstraße von Augsburg Legion stationiert war. Noch heute kann man im über Freising-Niedererlbach-Weixerau/Eching zum Luftbild den Verlauf der Römerstraße recht gut im

253 Möbelzentrums nicht untersucht werden. Die Straße führt, von Erding kommend, nach Landshut und überquert die heutige Bundesstraße im Bereich der Abfahrt nach Berghofen, dort, wo sich ehemals ein Kiesabbaugebiet befand. Sie geben uns somit auch Einblicke in die Okkupationsgeschichte durch die Römer in unseren Breiten. Nach dem Ende der römischen Herrschaft brach um 259/260 n. Chr. durch den Einfall der Alamannen das römische Reich auch im Norden nach und nach zusammen. Viele Gutshöfe und Kastelle wurden zer- stört und nicht mehr aufgebaut. Nur vereinzelt flammte noch ein erneuter Versuch der Römer auf, ihre Herrschaft wieder zu erlangen. Doch schließlich verlor das ehemals gewaltige “Imperium Romanum” seine Vormachtstellung auch in Niederbayern. Dieser Niedergang wurde mit dem endgültigen Fall von Re- gensburg Mitte des 5. Jahrhunderts und dem Abzug des letzten römischen Außenpostens 488 n. Chr. in Passau besiegelt. Viele nachfolgende Generationen nutzten die alten Römerstraßen bis weit in das frühe Mittelalter hinein, um das Land neu zu besiedeln. So wissen wir, dass nach 750 n. Chr. zwar die Fern- straße, die von Freising über Niedererlbach nach Weixerau/Eching verlief, aufgegeben, aber dafür eine neue Verbindung von Kloster Moosburg zur Altstraße von Eching-Weixerau angelegt wurde (17). Abb. 24: Die Römerstraße südwestlich von Eching-Thal wird durch einen Weiher teilweise gestört. Trotzdem ist sie Längst sind jedoch noch nicht alle Rätsel im Gemein- durch das hellere Band in den Feldern noch nach fast 2000 degebiet von Eching hierzu gelöst. So ist es bei- Jahren gut zu erkennen. (Luftbild 7538/110, Aufnahme spielsweise bis dato noch fraglich, ob ein bisher nicht vom 12.11.1984, Otto Braasch). näher bestimmtes Grabenwerk in Eching-Berghofen der römischen Kaiserzeit zugeschrieben werden Bereich südwestlich von Eching-Thal (Abb. 24) und kann, welches eventuell zu der hier unmittelbar vor- unmittelbar westlich des Möbelhauses Biller erken- beiführenden Römerstraße gehörte. Es handelt sich nen (Abb. 25). Leider konnte die Straße beim Bau des dabei um ein größeres Palisaden- oder Grabengeviert,

254 Die Zeit der Bajuwaren (um 488–788 n. Chr.)

Über die Herkunft und die Bedeutung des Begriffes “Bajuwaren” herrscht auch in der heutigen Ge- schichtsforschung noch Uneinigkeit. Einen Volks- stamm der “Bajuwaren” erwähnte 551 n. Chr. der Geschichtsschreiber Jordanes, ebenso Venantius Fortunatus um 565/571 in seiner “Vita S. Martini”. Der Begriff “Baiwari” soll “Nachkommen der Leute aus dem Land der Baiahaim”, also Böhmen, bedeu- ten. Eine Deutungsmöglichkeit der Historiker ist demnach, dass die Bajuwaren evtl. Nachfahren böhmischer Einwanderer waren. Sie besaßen bereits einen Gesetzestext, die “Lex Baiuvariorum”, die in ihren Anfängen in die Mitte des 6. Jahrhunderts zurückreicht. Hier wird beispielsweise berichtet, dass das bekannte frühmittelalterliche Adelsgeschlecht der Agilolfinger das Erbrecht besaß. Normalerweise legten die Bajuwaren ihre Siedlungen in Talauen an, während sich ihre Friedhöfe, die aufgrund der beson- deren Lage ihrer Gräber auch “Reihengräber” genannt werden, am unteren Bereich von Berghängen befinden. Leider konnten bisher im Gemeindegebiet Echings keine Siedlungen aus dieser Zeit entdeckt und untersucht werden, jedoch fanden sich einige bajuwarische Reihengräber, z. B. in Eching-Berg- hofen, Apoig und Viecht-Unterfeld. Ortsnamen, die heute noch auf -ing, -heim oder -ingen enden geben Abb. 25: Hier läuft die Römerstraße als parallel laufendes Hinweise auf eine frühmittelalterliche Siedlungs- Band im Luftbild (von unten nach oben) auf die großen gründung (18). freien Plätze am oberen Bildrand. Heute steht dort das Möbelhaus Biller (Luftbild 7538/146, Aufnahme vom Im Juli 1991 wurde bei Baumaßnahmen in einem 10.6.1995, Klaus Leidorf). Neubaugebiet das Gräberfeld von Viecht-Unterfeld entdeckt. Hier konnte in einem Zeitraum von drei das 1988 bedingt untersucht werden konnte, als es bei Jahren ein frühmittelalterliches Gräberfeld mit bisher Baumaßnahmen zum Vorschein kam. 278 Bestattungen ausgegraben und untersucht wer-

255 den (Abb. 26). Als Marginalie sei dabei erwähnt, dass das bisher größte freigelegte Reihengräberfeld in Niederbayern in Straubing-Bajuwarenstraße (Land- kreis Straubing) über 800 Gräber umfasste. Das Areal in der Flur “Unterfeld”, das vom 5. bis 8. Jahrhundert als Friedhof gedient hatte, ist heute eine Neubau- siedlung. Das Grabungsareal war bis zum Sommer 1991 mit den herkömmlichen Prospektionsmethoden (s. o.) nicht erkennbar, da es unter einer ca. 2 m mächtigen Erosionsschicht, die vom darüberliegenden Berghang stammte, lag. Im Zuge der Erschließungsarbeiten für das Neubaugebiet kamen erste Gräber zum Vor- schein. Zwar konnte die nördliche und nordwestliche Grenze des Gräberfeldes erreicht werden, seine Fort- setzung mit weiteren Gräbern dürften sich aber noch in die anderen Himmelsrichtungen, also gegen Süden und Osten, erstrecken. Alle Gräber liegen Westost ausgerichtet meist in einer Reihe, weswegen die Gräberfelder auch Reihengräber heißen (Abb. 27 und 28). Dies bedeutet, dass der Kopf des Toten im Westen ruhte und seine Füße im Osten bzw. dass der Verstorbene mit Blickrichtung zur aufgehenden Sonne beigesetzt worden war. Übrigens gibt es dies noch heute, so dass sich hier ein Brauch über Jahr- hunderte bis in unsere Gegenwart hinein erhalten hat. Im Regelfall wurden dem Toten zur Zeit der Bajuwa- Abb. 26: Die Neubausiedlung Viecht-Unterfeld. Beim ren Waffen und Schmuck mit ins Grab gelegt. Kanalbau für die Erweiterung der Siedlung kamen 1991 Anhand dieser Beigaben lassen sich die einzelnen einige Knochenreste zum Vorschein. Bei der anschließen- Gräber datieren. Das bisher älteste Grab reicht den Ausgrabung konnte ein bis dahin unbekanntes früh- anhand einer eisernen Gürtelschnalle in das mittlere mittelalterliches Gräberfeld entdeckt werden. Ein Teil des Drittel des 5. Jahrhunderts zurück. Bommelohrringe, freigelegten Gräberfeldes zeigt sich am unteren Bildrand. Wo früher also ein Gräberfeld lag befindet sich heute eine die ebenso gefunden wurden, wie langgestreckte Rie- Neubausiedlung (Luftbild 7538/169, Aufnahmen vom menzungen – beides Schmuckformen, die zu Beginn 14.7.1992, Klaus Leidorf). des 8. Jahrhunderts üblich waren – deuten das all-

256 mähliche Ende des Friedhofes und der zugehörigen Siedlung an, welche sicherlich unweit nördlich in der Talaue der Ur-Isar zu suchen ist. Auf den Beigaben finden sich vereinzelt auch Kreuzdarstellungen (Abb. 29), wohl ein Hinweis auf die beginnende Christiani- sierung der “Heiden” zu Beginn des 8. Jahrhunderts. Für uns ist bei diesem Gräberfeld auch die große Zahl der beraubten Gräber interessant, ein Faktum, das nicht etwa nur in unsere jüngste Vergangenheit, son- dern bis ins Mittelalter zurückreicht. Dies beweist uns die Freilegung solcher Bestattungen. Bei den geplünderten Gräbern handelt sich meist um runde oder ovale, mit deutlich sich vom Untergrund abhe- Abb. 28: Die freigelegten Gräber 197 bis 200 geben uns benden Bodenverfärbungen innerhalb der Grabgrube, einen Einblick in das Totenbrauchtum. Die Gräber liegen welche vom Wiedereinfüllen des Aushubes durch die direkt nebeneinander in einer Reihe. Die drei Gräber (links im Bild) sind unterschiedlich stark beraubt, hinge- gen das rechte Grab ist nicht beraubt worden (Foto: Bern- Abb. 27: Detail des Gräberfeldes von Viecht-Unterfeld. hard Häck). Deutlich heben sich die dunkleren Grabgruben der Gräber vom umliegenden Lössboden ab. Zwischen dem Bagger (am unteren Bildrand) und dem Einfamilienhaus (oben Grabräuber herrührte. Nachdem die Grabgrube bei rechts) ist das Adelsgrab mit dem Kreisgraben zu erken- nen (vgl. Abb. 31) (Luftbild 7538/169, Aufnahme vom der Ausgrabung bis auf das Niveau des Skelettes 14.7.1992, Klaus Leidorf). abgetieft worden war, zeigten sich die Skelettreste nur selten im anatomisch korrekten Verband. Der Holzsarg zeichnete sich dabei als dunkle Verfärbung im anstehenden Löss ab. Meistens waren die Skelette zerwühlt und die Toten ihrer Beigaben fast vollstän- dig beraubt. Dennoch fanden sich hin und wieder in den geplünderten Gräbern Reste von Beigaben in Form von Schmuck oder Waffen, die die Grabräuber übersehen oder vergessen hatten. Warum bereits in früherer Zeit diese Gräber gestört und geplündert wurden, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Even- tuell herrschte gerade während des Frühmittelalters auch im Raum Eching-Viecht Not. Dabei machte man keinen Unterschied, ob es sich um die Gräber

257 Interessant ist in diesem Zusammenhang der Fund eines Raubwerkzeuges, das die damaligen Grabräu- ber am Ort ihres schändlichen Tuns wohl vergessen haben mussten. In Grab 65 fand sich auf Grabniveau

Abb. 30: Es fanden sich auch nicht beraubte Gräber in Viecht-Unterfeld. In diesem Grab Nr. 273 fanden sich z. B. eine Gürtelschnalle am rechten Knie oder auch ein Bein- kamm am linken äußeren Kniebereich. Die Grabgrube zeichnet sich deutlich vom helleren Löss ab (Foto: Bern- hard Häck).

Abb. 29: Ein Teil der Gürtelgarnitur aus Grab 131. Die Oberfläche der Beigaben zeigen unterschiedliche Orna- mente sowie im Kreis Kreuzdarstellungen, ein Hinweis auf die beginnende Christianisierung (Foto: Landesamt für Denkmalpflege, Außenstelle Landshut). von Armen oder Reichen handelte. Nachdem der Grabschacht ausgehoben worden war, durchschlug man den Sargdeckel und entriss dann den Toten ihre Beigaben. Dabei suchte man nach kostbaren Gegen- ständen am und unter dem bestatteten Körper, wes- wegen die Gebeine der Toten regelrecht durcheinan- der geworfen wurden, obwohl der Verwesungsprozess damals (also während der Beraubung) noch nicht vollständig beendet sein konnte, wie der archäologi- sche und anthropologische Befund zeigen. Natürlich fanden sich auch nicht beraubte Gräber (Abb. 30) im Friedhof.

258 ein ca. 45,5 cm langer Eisenhaken mit Ösenring und gebogener Spitze. Anhand der Befundsituation kann davon ausgegangen werden, dass die damaligen Grabräuber, bevor sie den ganzen Sarg öffneten, zuerst mit dieser “Sonde” quasi eine Voruntersu- chung durchführten, um zu sehen, ob sich das weite- re Öffnen des Grabes überhaupt lohnte. Es blieb in unserem Falle wohl bei dieser Sondage nach wertvol- len Gegenständen. Vielleicht wurden die Räuber bei ihrem frevelhaften Tun gestört, und sie haben den Raubhaken in ihrer Eile vergessen. Auf jeden Fall konnte dieses Werkzeug nach über 1300 Jahren von den Archäologen der Gegenwart geborgen werden. Abb. 31: Im Sommer 1992 konnte dieses Adelsgrab (Grab Es verweist uns sozusagen in die “Geschichte der Nr. 131) untersucht werden. Deutlich ist der Kreisgraben Raubgrabung”, was zeigt, dass wir es demnach auch mit Öffnung (vor der linken Person) zu erkennen. Im in unseren Breiten mit einem Problem zu tun haben, Zentrum zeichnet sich die Grabgrube als rechteckige das es nicht erst in unserer Zeit gibt: Habgier ist eben Bodenverfärbung ab (Foto: Thomas Dannhorn). ein Phänomen, das die Menschheit wohl während ihrer gesamten Geschichte überall begleitete und das nicht allzu kostbar zu sein schienen, ließen die sie vor nichts zurückschrecken ließ. Grabräuber zurück, z. B. einen Reitersporn oder eine Schere mit Beinkamm und Messer sowie Teile einer Einige wenige Gräber dieses bedeutenden Reihen- mehrteiligen Gürtelgarnitur (vgl. Abb. 29). Nach der gräberfeldes besaßen Merkmale, die auf Bestattun- Beraubung wurde der Raubschacht des Grabes wie- gen von Angehörigen einer sozial höheren Schicht der zugefüllt. Zusätzlich hat man jedoch einen Hund schließen lassen, wie z. B. Grab 131. Dieses war mit und einen Fuchs (beide ohne Kopf) in den Raub- einem Kreisgraben von ca. 7,6 m Durchmesser schacht geworfen. Sollte dies eventuell das Böse ihrer umgeben, der im Ostnordosten eine Öffnung aufwies Tat durch Magie mildern (19)? (Abb. 31). Innerhalb des Grabens war ein Erdhügel mit einer rekonstruierten Höhe von ca. 4 m aufge- Im Gemeindegebiet von Eching konnten weitere schüttet, so dass schon damit weithin die soziale Stel- frühmittelalterliche Friedhöfe entdeckt werden. lung des hier beigesetzten Toten für jedermann sicht- Bereits in den Jahren 1938 und 1940 kamen beim bar war. Der Fuß des Hügels war sicherlich mit Holz- Hausbau und Umsetzen eines Obstbaumes im pfosten umfriedet, von denen sich bei den Ausgra- Bereich der Apoigmühle einige frühmittelalterliche bungen noch einige fanden. Auch dieses Grab eines Gräber zum Vorschein. Im März 1998 konnten Mannes wurde seiner beigegebenen Waffen beraubt. schließlich weitere Grabanlagen im Zuge von Kanal- Nur wenige Beigaben, die als Alltagsgegenstände bauarbeiten in der Dorfstraße von Apoig entdeckt

259 10 Gräber geborgen werden konnten. Die Funde datieren in das frühe 8. Jahrhundert und bezeugen damit eine Siedlung, die sich dort wohl zu dieser Zeit befunden hat. Es zeigt sich demnach, dass schon zu Beginn unseres Jahrhunderts bis in unsere heutigen Tage durch Baumaßnahmen immer wieder frühmit- telalterliche Siedlungsreste aufgedeckt werden, die die Besiedlung des Gemeindegebietes von Eching bereits zu dieser Zeit belegen.

Hohes Mittelalter bis heute Abb. 32: Beim Verlegen eines Kanals in Eching-Apoig kamen im Frühjahr 1998 einige frühmittelalterliche Aus der Zeit des hohen Mittelalters bis heute sind Gräber zum Vorschein, die bedingt ausgegraben werden uns nur wenige archäologische Spuren im Echinger konnten. Hier das Grab Nr. 3 im Kanalgraben während der Raum bisher bekannt geworden, ausgenommen Ausgrabung (Foto: Bernhard Häck). natürlich die sichtbaren Baudenkmäler wie z. B. die Kirche zu Eching oder Schloss Kronwinkl. Wenn wir nochmals auf die Römerstraßen zurückblicken, so werden. Die Fundmeldung erfolgte dabei erfreuli- fällt auf, dass die älteste Taufkirche in Isartal-Eching, cherweise von der Gemeinde Eching selbst. Während erstmals unter Bischof Hitto von Freising (810 – 835 einer kleinen Notbergung konnten insgesamt vier n. Chr.) erwähnt, die ehemalige Burg Kronwinkl Gräber dokumentiert, aber nur bedingt geborgen sowie der Weiler mit Kirche von Berghofen (827 n. werden, da zwei von ihnen in die Baugrubenwand Chr.) und die bereits vermutete bajuwarische Ansied- hineinragten. Die beiden anderen Körpergräber ent- lung von Viecht sicherlich nicht unbeabsichtigt im hielten u. a. eine Perlenkette (Grab 3) sowie ein eiser- Bereich der einstigen Römerstraße lagen. Sie zeigen nes Messer und Eisenschnallen (Grab 4) als Beiga- uns schlaglichtartig, dass sich in dieser Epoche im ben. Anhand der Befundsituation sowie der alten Gemeindegebiet von Eching ebenfalls vieles ereignet Fundmeldungen dürfte es sich hier um ein weiteres haben muss. Nur ist es der Archäologie leider bisher größeres frühmittelalterliches Gräberfeld handeln, weitestgehend nicht möglich gewesen, auch hier den dessen genaue Ausdehnung noch unbekannt ist. Spaten anzusetzen. Spärliche Reste einer mittelalter- Im Jahr 1913 wurde beim Wegebau in Berghofen lichen Siedlung fanden sich bislang in Weixerau und ebenfalls ein frühmittelalterliches Gräberfeld ange- Kronwinkl. Bei letzterem dürfte die Siedlung zum schnitten, während dessen Untersuchung insgesamt unmittelbar südöstlich gelegenen, aus dem 12. Jahr-

260 hundert stammenden Schloss Kronwinkl gehören, das Stammsitz derer von “Preysing” war. Jedoch haben sich auch andere mittelalterliche Bodendenk- mäler im Gelände erhalten, wie beispielsweise der Turmhügel von Eching-Thal bei Berghofen. Direkt am schroff zur Isaraue hin abfallenden Tertiären Hüggelland liegt ein mittelalterlicher Turmhügel, ähnlich einer befestigten Burganlage, der im Gelände noch heute, durch eine 4 m hohe Böschung zum Hinterland abgesetzt, erhalten blieb.

Ein anderer, rundlicher Turmhügel mit etwa 30 –40 m Durchmesser findet sich in Eching-Viecht in der Flur “Hüttenfurth”. Am östlichen Talhang des Gleißen- bachs erhebt er sich gleichsam über dem Tal thronend und mit vorgelagertem Wall, welcher sich im angren- zenden Wald noch gut erhalten hat. Der Teil in der freien Feldflur ist jedoch durch die Landwirtschaft bereits stark abgetragen. Es handelt sich bei dieser einstigen Befestigungsanlage offenbar um den Sitz der im 11. Jahrhundert hier häufig erwähnten Edlen “de Hittenfurte” (20).

Natürlich sind auch die heute inzwischen aufgelasse- nen Siedlungen oder Straßen dem Auge des Luftbild- archäologen nicht entgangen. So finden sich gegen- wärtig in der Landschaft noch Spuren der alten Bun- desstraße 11 gleich neben der neuen Bundesstraße Abb. 33: Das Luftbild zeigt die alte Bundesstraße als hel- (Abb. 33). Wie die antiken Römerstraßen entlang des len Streifen mit beidseitig dunkleren Verfärbungen, die ab Isartales vor fast zweitausend Jahren, so erhalten sich der Straßenkreuzung (unten im Bild) weiter nach oben Richtung Weixerau verläuft. Genauso wie die fast 2000 auch die Spuren unserer jüngsten Vergangenheit im Jahre alte Römerstraße ist heute die alte Bundesstraße im Gelände, wie neuzeitliche Straßenverläufe oder Sied- Luftbild erkennbar und so ein bleibendes Zeugnis unserer lungen, denn was heute Gegenwart ist, wird morgen eigenen Vergangenheit (Luftbild 7538/19, Aufnahme vom bereits Vergangenheit sein. 19. 8.1979, Otto Braasch).

261 Schlussbemerkung Naturwissenschaften zur Archäologie hinzugesellt, die es Dieser kurze Überblick der ausgegrabenen Bodendenk- uns heute ermöglichen, wesentlich mehr Einblicke in das mäler im Gemeindegebiet von Eching, Landkreis Lands- Umfeld einer Siedlung oder eines Friedhofes zu bekom- hut, soll dem interessierten Leser verdeutlichen, dass gera- men. Diese sind z. B. die Dendrochronologie (also die de diese niederbayerische Region eine Fülle von archäo- Holzzeitbestimmung mit Hilfe der Jahrringmethode), die logischen Zeugnissen längst vergangener Zeiten in sich Pollenanalyse (von Pflanzenresten) oder auch die Zoologie birgt. Sie aufzuspüren, zu sichern und gegebenenfalls für (z. B. die Domestikationsforschung), um nur einige zu die Nachwelt durch Ausgrabungs- und Forschungsarbeiten nennen. zu bewahren, ist nicht nur Aufgabe des Bayerischen 3) Bei den hier abgebildeten Luftbildern werden wegen Landesamtes für Denkmalpflege, sondern für ihren Erhalt möglicher nicht fachgerechter Suche nach Funden aus den sollte sich jeder einzelne Bürger einsetzen. Gerade das Bodendenkmälern keine genaueren Ortsangaben gemacht. Bewusstsein für unser kulturelles Erbe, wenn es auch nicht 4) Braasch, Otto: Luftbildarchäologie in Süddeutschland immer sichtbar vor Augen liegt, sollte unser aller Anliegen (Stuttgart 1983) sein. Heute blicken wir mit stolz auf die Bauwerke unserer Vorfahren, wir erfreuen uns beispielsweise an herrlich aus- 5) Vgl. ausführliche Literatur bei Anmerkung (6). gestatteten Kirchen und alten Klosteranlagen aus längst 6) Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): vergangenen Zeiten, weil sie die Spuren unserer Vergan- Archäologische Prospektion, Band 59 (München 1996) genheit demonstrieren und uns vor Augen führen, woher Becker, Helmut: Mittelneolithische Kreisgrabenanlagen wir eigentlich kommen. Nur wenn wir uns mit unserer Ver- in Niederbayern und ihre Interpretation auf Grund von gangenheit vertraut machen, können wir einen Blick in die Luftbildern und Bodenmagnetik, Seite 139 ff, in: Vorträge Zukunft wagen. Dazu tragen ebenso zahlreiche unterirdi- des 8. Niederbayerischen Archäologentages in Deggendorf sche Bodendenkmäler bei, die zwar nicht direkt mit unse- (Deggendorf 1990) ren Augen wahrgenommen werden können, aber dennoch Becker, Helmut und Leidorf, Klaus: Neue Pläne hallstatt- im Untergrund für die Nachwelt erhalten geblieben sind zeitlicher Grabenwerke aus Niederbayern, Seite 73 ff, in: (21). Das Archäologische Jahr in Bayern 19986 (Stuttgart 1988) Anmerkungen Becker, Helmut, Braasch, Otto und Hodgson, J.: Prospek- 1) Im vorliegenden Beitrag sollen nur einige wenige Aus- tion des mittelneolithischen Grabenrondells bei Viecht, grabungen, die im Gemeindegebiet von Eching in der Ver- Gemeinde Eching, Kreis Landshut, Niederbayern, Seite gangenheit durchgeführt wurden, hier kurz vorgestellt wer- 38 ff, in: Das Archäologische Jahr in Bayern 1985 (Stutt- den. Vereinzelt wird am Ende jeder Epoche eine kurze gart 1986) Literaturauswahl angegeben. Dabei sei auch auf die Engelhardt, Bernd und Schmotz, Karl: Grabenwerke des Bayerischen Vorgeschichtsblätter verwiesen. Viele Gra- Älteren und Mittelneolithikum in Niederbayern, Seite bungen, die unter der Leitung des Verfassers erfolgten, 27 ff, in: Mitteilungen der Österreichischen Arbeitsge- harren noch der Ausarbeitung, da die finanzielle und meinschaft für Ur- und Frühgeschichte, Band 33–34 personelle Situation in der Außenstelle Landshut des (Wien 1984) Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege kaum eine Petrash, Jörg: Mittelneolithische Kreisgrabenanlagen in anschließende Bearbeitung ermöglicht. Mitteleuropa, Seite 407 ff, in: Bericht der Römisch-Ger- 2) Erst in der jüngsten Vergangenheit haben sich weitere manischen Kommission (Mainz 1990)

262 Tabbagh, Alain; Boussuet, Gilles und Becker, Helmut: Ver- Niedererlbach, Gemeinde Buch am Erlbach, Lkr. Lands- gleichsmessung zwischen Cäsium-Magnetometer und hut, Niederbayern, Seite 45 ff, in: Das Archäologische Jahr elektromagnetischer Induktion (EMI) in der mittelneolithi- in Bayern 1998 (Stuttgart 1999) schen Kreisanlage von Viecht, Seite 269 ff, in: Archäologi- 15) Spitzelberger, Georg: Ein Latènegrabfund aus Hofham sche Prospektion, Arbeitshefte des Bayerischen Landesam- (Niederbayern), Seite 236 ff, in: Bayerische Vorgeschichts- tes für Denkmalpflege (Hrsg.), Band 59 (München 1996) blätter, Jahrgang 29 (München 1964) 7) Möslein, Stephan: Die Straubinger Gruppe der 16) Krämer, Werner: Endlatènezeitliche Brandgräber aus donauländischen Frühbronzezeit – Frühbronzezeitliche Kronwinkl in Niederbayern, Seite 140 ff, in: Germania, Keramik aus Südostbayern und ihre Bedeutung für die Jahrgang 37 (Frankfurt 1959) chronologische und regionale Gliederung der frühen Bron- 17) Hübner, Werner: Römerstraßen im Isartal (Landshut zezeit in Südbayern, Seite 37 ff, in: Bericht der Bayeri- 1996) schen Bodendenkmalpflege Band 38, 1997 (München 1998) 18) Dannheimer, Hermann: Reihengräber und Ortsnamen als Quellen zur frühmittelalterlichen Besiedlungsgeschich- 8) Vgl. Anmerkung (5) und (6). te Bayerns, Seite 251 ff, in: Aus Bayerns Frühzeit (Mün- 9) Die Begehung führte Herr Hübner von der Gesellschaft chen 1962) für Archäologie in Bayern durch. 19) Dannhorn, Thomas: Archäologische Rettungsgrabung im neu entdeckten Reihengräberfeld von Viecht “Unter- 10) Die Bergung der Funde erfolgte durch den Luftbild- feld”, Gemeinde Eching, Lkr. Landshut, Niederbayern, archäologen Klaus Leidorf. Seite 139 ff, in: Das Archäologische Jahr in Bayern 1991 11) Die Untersuchung der Pflanzenreste führte Herr Prof. (Stuttgart 1992) Dr. Küster (Institut für Vor- und Frühgeschichte, Arbeits- Ders.: Ein alt beraubtes Adelsgrab aus dem frühmittel- gruppe für Vegetationsgeschichte München) durch. alterlichen Friedhof von Viecht “Unterfeld”, Gemeinde 12) Küster, Hansjörg: Pflanzenreste aus einer Spätbronze- Eching, Lkr. Landshut, Niederbayern, Seite 130 ff, in: Das zeitlichen Grube von Eching-Viecht, Lkr. Landshut, Seite Archäologische Jahr in Bayern 1992 (Stuttgart 1993) 188 ff, in: Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege, Ders.: Beobachtungen zu den antiken Beraubungsme- 38 – 1997 (München 1998) thoden im frühmittelalterlichen Reihengräberfeld von Viecht “Unterfeld”, Gemeinde Eching, Lkr. Landshut, Stapel, Andrea: Spätbronzezeitliche Keramik aus Eching- Seite 295 ff, in: Vorträge des 12. Niederbayerischen Viecht, Lkr. Landshut – Überlegungen zur Deutung eines Archäolgentages in Deggendorf (Deggendorf 1994) Grubeninhaltes, Seite 107 ff, in: Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege, 38 – 1997 (München 1998) Engelhardt, Bernd und Häck, Bernhard: Neue frühmittel- alterliche Reihengräber aus dem Isartal um Landshut – 13) Christlein, Rainer: Ausgrabungen 1980 und die Ein Überblick, S. 209 ff, in: Vorträge des 17. Nieder- Schwerpunkte archäologischer Forschung in Bayern, Seite bayerischen Archäologentages in Deggendorf (Deggendorf 15 ff, in: Das Archäologische Jahr in Bayern 1980 (Stutt- 1999) gart 1981) 20) Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): 14) Engelhardt, Bernd und Häck, Bernhard: Neue Aus- Die Kunstdenkmäler von Bayern – Bezirksamt Landshut grabungen im späthallstattzeitlichen Grabhügelfeld von (München 1914)

263 21) An dieser Stelle sei folgenden Personen für ihre her- Ders.: Ein neues frühmittelalterliches Reihengräberfeld vorragende Mitarbeit bei den Ausgrabungen Dank gesagt: von , Lkr. Landshut, Niederbayern, Seite 161 ff, Frau Mayer (Landshut), Herrn Bachmaier (), in: Ausgrabungen und Funde in Altbayern 1995–1997, Herrn Neudert (Mirskofen) und Herrn Hanöffner (- Moosthann). Besonders bedanken möchte ich mich bei der Gemeinde- verwaltung von Eching, insbesondere Herrn Bürgermeister Rosenwirth und Herrn Feldmaier für ihr Verständnis und ihr engagiertes Entgegenkommen, das kulturelle Erbe unserer Vergangenheit zu sichern und für die Zukunft zu bewahren. Ein Anliegen ist es dabei, mit Hilfe dieses kur- zen Beitrages für mehr Verständnis in der Bevölkerung gerade auch für das “unsichtbare” Bodendenkmal zu wer- ben.

Ausgewählte Literatur Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): 10 Jahre Archäologische Denkmalpflege in Niederbayern, Band 26 (München 1985) Ders.: Bayerische Vorgeschichtsblätter Bleibrunner, Hans: Niederbayern – Kulturgeschichte des bayerischen Unterlandes in zwei Bänden, Teil 1 und 2 (Landshut 1993) Christlein, Rainer: Die Alamannen (Stuttgart 1979) Czysz, Wolfgang u.a.: Die Römer in Bayern (Stuttgart 1995) Dannheimer, Hermann und Gebhard, Rupert (Hrsg.): Das keltische Jahrtausend (München 1993) Engelhardt, Bernd: Abriss der Geschichte Niederbayerns von den Anfängen bis zu den Bayuwaren, in: Beilage zum Amtlichen Schulanzeiger für den Regierungsbezirk Nie- derbayern (Landshut 1999) Engelhardt, Bernd und Häck, Bernhard: Reihengräber- funde aus Ergolding, Lkr. Landshut, Niederbayern, Seite 134 ff, in: Das Archäologische Jahr in Bayern 1997 (Stutt- gart 1998)