Ausgabe 51. KW 2010 Eifeltorial www.eifeltorial.de

Klares Nein meinen die Leute das in der Tat leider ernst. Die zu Mini-Atomkraftwerken Bürger wollen den Atomspuk nicht.

Der Trierer Windkraft-Unternehmer Jörg Temme Die Kreisverwaltung des Eifelkreises Bitburg- sorgt für große Aufregung im kleinen Ort Seffer- Prüm lehnte im Jahr 2007 Temmes Atompläne- weich im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Bürger wollen Antrag ab. Doch wie zuvor gesagt, urteilte das keine kleinen in den Boden vergrabenen Klein- Verwaltungsgericht im Jahre 2008 zuguns- Atomkraftwerke des Herrn Temme. So hatte „ul- ten von Temme. Schlussendlich wurde der Trierer kigerweise“ bereits Anfang des Jahres 2008 das Gerichtsbeschluss im Jahre 2009 vom Oberver- Verwaltungsgericht Trier den ersten Bauabschnitt waltungsgericht in gestoppt. Temmes einer sogenannten Atomforschungsanlage in Sef- erneuter Genehmigungsversuch wurde vor ei- ferweich genehmigt. Die Temme AG will dort wohl nigen Wochen abgelehnt. Temme sollte wirklich immer noch Kleinreaktoren bauen. Der positive das jahrelange Atomspuk- und Genehmigungs- Richterspruch aus dem Jahre 2008 galt zunächst Hickhack beenden. Wir brauchen weder in Sef- einmal allerdings nur für die Errichtung eines 3 x ferweich noch in einem anderen Dorf im Boden 3 m großen unterirdischen Baubehälters für erste vergrabene Atomkraftwerke. Testzwecke. Wie es seinerzeit hieß, bedeute dies noch nicht, dass es eine strahlenschutzrechtliche Ist die Eifel, Hunsrück und Mosel Genehmigung gäbe. (das Aktenzeichen lautet nur unliebsames Trierer Hinter- AZ: 5K798/07.TR). land?

Die Temme AG aus Trier will in dem kleinen Ei- Dass ein Gericht im Jahre 2008 ein positives Ur- feldorf mit nicht genannten ausländischen Inves- teil für Temme zum Thema fasste, ist unglaublich toren einen Kleinreaktor bauen, der Energie ins aber leider wahr. Werden Eifel, Hunsrück und teil- Netz speisen soll. Dieser sogenannte Isotopen- weise auch die Mosel von den Trierer Herrschaften Reaktor gewinnt Energie aus dem Kernzerfall ei- verschiedenster Couleur eigentlich lediglich nur ner strahlenden Substanz. als unliebsames, ja verachtetes Hinterland gese- hen, in dem man der Bevölkerung alles Mögliche Zwischen zwei Windrädern soll der Atombehälter zumuten darf? Dies ist wirklich eine interessante so vergraben werden, dass nur noch eine Kup- Frage oder? Alle positiven Kräfte in der gesam- pel oben herausragt, die dann mit Erde bedeckt ten Eifel sollten sich gegen die Machenschaften werden soll. Laut seinerzeitigem Antrag soll der aus Trier stärker zur Wehr setzen. Die Eifeler sind Behälter über einen Zeitraum von drei Jahren auf selbst in der Lage, vernünftige alternative Ener- Dichtigkeit und Belastbarkeit geprüft werden. gien zu erzeugen.

Windparks sollen laut Jörg Temme deshalb als Eifelkreis Bitburg-Prüm Standorte für die zukünftigen Mini-Atomkraftwer- soll energieautark werden ke interessant sein, da die Windräder im Falle ei- nes Luftangriffs als Flugzeugfänger dienen könn- Der Eifelkreis Bitburg-Prüm hat vor, den gesam- ten. Angeblich seien die kleinen Atomkraftwerke ten in der Region benötigten Strom so schnell sicher. Sie seien völlig autonom und verursach- wie möglich auf umweltfreundlichem Wege selbst ten keine Personalkosten. Eine Kilowattstunde zu produzieren. In den letzten Wochen hat der soll unter 4 Cent kosten. Aber Atomkraftwerke, Kreistag des Eifelkreises Bitburg-Prüm einstim- auch wenn es Mini-Anlagen sind, in unsere Eifel- mig entschieden, dass man energieautark wer- landschaft zu stellen, ist eigentlich grotesk. Dabei den will. Dies bedeutet, dass man den benötigten

1 Nr. 55 Eifeltorial 51 KW 2010 Strom aus Windkraft, Solarenergie und Biogas siges Konjunkturprogramm entfacht werden mit selbst erzeugen will. Ebenfalls hat der Bitburger vielen Tausend neuen Arbeitsplätzen. Kreistag dem Energieplan der Energieagentur Für das Schmutzwasser, also Abwasser berechnen Trier zugestimmt. die Wittlicher 1,85 €/m³ und für Niederschlags- wasser 0,25 €/m² Abflussfläche. Diese Gebühren Zuspruch im Vulkaneifelkreis bleiben im Jahre 2011 so, wie sie zuvor im Jahre für Pläne der Trierer 2010 berechnet wurden. Energieagentur Hauptbahnhof Wengerohr Auch der Vulkaneifel-Kreistag stimmte Plänen der ist ungastlich Trierer Energieagentur zu. Es gab allerdings im Dauner Kreistag auch einige Gegenstimmen. Der Wittlich hat mit seinem Bahnhof in Wengerohr das Plan der Energieagentur Trier ist eine Zusammen- gleiche Problem wie der Vulkaneifelkreis mit sei- fassung verschiedener Zahlenwerke aus anderen nen beiden Bahnhöfen Jünkerath und . Statistiken. Während man im Kreis Vulkaneifel Während Renovierungsmaßnahmen für den Jün- aus der IRT ausgetreten ist, wurde im Frühjahr kerather Bahnhof auf die Schiene gebracht wur- 2010 der Beitritt zur Energieagentur Trier be- den, ist dies leider für die Unterführungs-Kloake schlossen. Viel bringen wird dieser Beitritt für die am Gerolsteiner Bahnhof nicht der Fall. Eifelregion sicherlich nicht. Man kann hier getrost nach dem Motto urteilen: „Außer Spesen nichts Bei der letzten Wittlicher Stadtratssitzung wurde gewesen“. Die Eifelkreise können auch ohne Trier die Kritik am ungastlichen Wittlicher „Hauptbahn- ihre Energiezukunft selbst gestalten. Das ist je- hof“ angesprochen. Frau Wax von den Grünen denfalls die Meinung vieler Eifeler. meinte, dass dort tatsächlich ein Defizit da sei. Dies auch mit Bezug auf die Toiletten. Die Deut- Stadtwerke Wittlich erhöhen sche Bahn zieht sich bei Kritik an der Situation Wasserpreis geringfügig häufig mit der Argumentation zurück, dass eben in den Zügen gute Toiletten seien. Bürgermeis- In Wittlich erhöhen die Stadtwerke den Wasser- ter Joachim Rodenkirch gab Frau Wax Recht und preis von 1,48 € auf 1,50 € pro Kubikmeter. Die- meinte, dass die Situation äußerst unbefriedigend ser Preis wurde seit über 10 Jahren nicht mehr sei. Rodenkirch verwies darauf, dass die Stadt erhöht. Im Wittlicher Stadtrat hieß es, dass dies Wittlich einen Umbau geplant hatte und auch der im Schnitt für einen Normalhaushalt einer Erhö- Kreis Bernkastel-Wittlich sich an den Kosten be- hung von 1 € pro Jahr ausmachen wird. Im Jah- teiligen wollte. Von der Aufsichtsbehörde seien re 2011 werden die Stadtwerke Wittlich mehr als dann aber die Mittel gestrichen worden. „Nachti- eine Million Kubikmeter Trinkwasser herstellen gall ich hör Dich trapsen“. Die Aufsichtsbehörden und verteilen. Großabnehmer bekommen einen sitzen leider nicht in Wittlich, nicht in Daun und reduzierten Preis von 1,30 €/m³. Interessant ist auch nicht in Bitburg. Zum Thema der Gespräche die Information, dass zum Beispiel in den aktu- mit der Bahn sagte Rodenkirch, dass diese sehr ellen Zahlen des Jahresabschlusses 2009 aufge- zähflüssig seien und es häufig sehr schwer sei, führt wird, dass über 194.000 m³ einfach ver- den richtigen Ansprechpartner zu finden. sickert sind. Dies bedeutet im Prinzip, dass die Rohrleitungsanlagen nicht mehr optimal sind. Gute ICE Verbindung von Wittlich nach Marodes Rohrleitungsnetz in Rheinland-Pfalz Glücklicherweise gibt es von Wittlich Hauptbahn- hof (Wengerohr) auch im neuen Bahnfahrplan In ganz Rheinland-Pfalz sollen fast 50% der ent- eine durchgehende ICE-Verbindung nach Berlin sprechenden 36.000 km Wasser- und Abwasser- Hauptbahnhof. Abfahrzeit ist 5:25 Uhr. Der ICE rohrleitungen marode sein und müssen dringend kommt aus Trier, wo er um 5 Uhr losfährt. Um saniert werden. Dafür ist aber derzeit kein Geld 5:40 Uhr kann man in Bullay und um 5:51 Uhr in da. Allerdings könnte aus der Sanierung ein rie- Cochem einsteigen. Der ICE erreicht Koblenz um 2 Nr. 55 Eifeltorial 51KW 2010 6:43 Uhr und fährt dann über nach kaneifelkreis seine Fühler zu den Nachbarkrei- (7:22 Uhr), Köln-Hbf (7:48 Uhr), dann wei- sen und einigen Verbandsgemeinden ausstreckt, ter über , Hagen, , Bielefeld, denn der Vulkaneifelkreis ist mit nur noch 62.000 Hannover, Wolfsburg, Berlin Spandau nach Berlin Einwohnern insgesamt der einwohnerschwächste Hbf, wo der ICE um 12:12 Uhr eintrifft. Dieser Landkreis im gesamten Lande Rheinland-Pfalz. ICE fährt montags bis freitags. Heiligabend und Der Vulkaneifelkreis muss alles daran setzen, die an den Weihnachtsfeiertagen und an Silvester Einwohnerzahl im Rahmen der Gebietsreform auf gibt es diese Verbindung nicht. Eine durchgehen- mindestens 100.000 Einwohner erhöhen zu kön- de ICE-Verbindung von Berlin Hauptbahnhof bis nen. Sonst gehen in nicht allzu ferner Zukunft im Trier Hauptbahnhof startet in Berlin von montags Vulkaneifelkreis mit Verwaltungssitz in Daun die bis freitags um 15:48 Uhr und erreicht Wittlich Lichter aus. um 22:25 Uhr und Trier um 22:52 Uhr. Von Köln Hbf bis Wittlich braucht der ICE knapp über zwei Was hat Lamparski Stunden. mit dem Bit-Airport vor?

Neues Baugebiet in Nichts Neues hört man vom Bit-Airport, der vom Luxemburger Frank Lamparski realisiert werden In der Vulkaneifelstadt Hillesheim hat in der letz- soll. Die EAZ-Eifelzeitung berichtete vor einigen ten Sitzung der Stadtrat fraktionsübergreifend Monaten mehrfach über dieses Projekt, auch da- einen Vorentwurf für das neue Baugebiet „An rüber, dass offensichtlich möglicherweise chinesi- den vier Bäumen“ gebilligt. Auf einem 22.000 qm sche Firmen hinter dem Projekt stehen, um so für großen Gelände sind in einem ersten Entwurf 27 ihre Exporte nach Westeuropa sozusagen einen Baugrundstücke vorgesehen. Zu welchen Preisen eigenen Frachtflughafen zu bekommen. Mitte des diese Grundstücke angeboten werden, ist noch Jahres 2010 kroch die Katze aus dem Sack und es nicht entschieden. Kurzfristig kann nicht gebaut wurde davon gesprochen, dass Frank Lamparski, werden, denn es müssen noch mehrere Pla- Projektentwickler aus Mamer/Luxemburg, Chef nungshürden genommen werden. Weitere große des Ing.-Büros Stintec S.A. aus Luxemburg mit Investitionen kann sich Hillesheim im Jahre 2011 dem Bitburger Flugplatz Großes vorhat. Am 7. nicht leisten. Im Etat von Hillesheim sind 40.000 Juli 2010 stellte der 44-jährige Lamparski in einer € für die Entwicklung des Baugebiets „An den vier Sitzung des Bitburger Stadtrats und des Bitburg- Bäumen“ eingeplant. Für die Planung zeichnet Prümer Kreistages seine Pläne für die ehemali- Dipl-Ing. Klaus Zimmermann vom Planungsbüro ge US-Airbase vor. Dort hieß es, dass er zusam- ISU aus Bitburg verantwortlich. Die Stadt Hilles- men mit internationalen Investoren innerhalb der heim ist mit knapp unter 2,3 Mio. Euro verschul- nächsten 10 Jahre den Bitburger Flughafen zu det. Die Stadt will für das Jahr 2011 ca. 100.000 einem Fracht- und dann auch Passagierflughafen € an Neukrediten aufnehmen. ausbauen will. Konkret hieß es, dass der Bitbur- ger Flughafen insbesondere für den Frachtverkehr Still ruht der See zum Thema mit dem asiatischen Raum, und hier ganz speziell Kommunal- und Gebietsreform China, genutzt werden soll. Angeblich sollen im im Vulkaneifelkreis Laufe der Zeit 2.000 Arbeitsplätze entstehen.

Zum Thema Kommunal- und Gebietsreform hat Lamparski meinte, dass der Flughafen Bitburg ein sich bislang relativ wenig getan. Es ist nicht mehr „grüner Flughafen“ werden solle, bei dem ökolo- allzu lange hin, bis die Freiwilligkeitsphase aus- gische Belange und Energiesparmaßnahmen eine läuft. Aber wie man sieht, trauen sich die Akteure große Rolle spielen würden. Es sei auch der Bau vor der am 27. März 2011 stattfindenden Land- einer Photovoltaikanlage vorgesehen. Nachtflüge tagswahl nicht, Sondierungsgespräche mit den wollte Lamparski angeblich nicht. Investitionen Nachbarn zu führen. Das ist eigentlich schade, sollen bei satten 400 Mio. € liegen. Frank Lam- aber wie wir erfahren konnten, tut sich in einigen parski ist ein leidenschaftlicher Privatflieger. Wir Regionen fast unbemerkt von der Öffentlichkeit werden sehen, was da wirklich kommt. doch etwas. Ganz wichtig ist es, dass der Vul- 3 Nr. 55 Eifeltorial 51 KW 2010 In letzter Zeit ist es ruhig um das Projekt ge- In dieser Biogasanlage sollen riesige Mengen an worden, obwohl der Eifelkreis Bitburg-Prüm, die nachwachsenden Rohstoffen (NawaRo) gebraucht Stadt Bitburg und Frank Lamparski vor einigen werden und man befürchtet, dass die Transporte Monaten eine Absichtserklärung unterzeichnet per LKW vom vorhandenen Straßennetz nicht gut haben, die die Bedingungen für den Verkauf der aufgenommen werden können. Wie es heißt, soll Flugplatzanteile festzurrte. Der Eifelkreis Bitburg- unter anderem auch die Rohstoffpflanze Igniscum Prüm und auch die Stadt sollen ein Informations- angepflanzt werden. Igniscum ist eine Züchtung und Mitspracherecht in der künftigen Betreiber- auf Basis der Knöterich-Pflanze. Diese Pflanze gesellschaft bekommen. Lamparski soll 800.000 ist im Gegensatz zu anderen Energiepflanzen als Euro an Landkreis und Stadt zahlen, wenn es ihm Pflanzgut enorm teuer. Hier gibt es offensichtlich nicht gelingen sollte, binnen 3 Jahren nach dem Patente. Es wird behauptet, dass die winterhar- Kauf der Anteile ein Instrumenten-Landesystem te und sehr schnellwüchsige mehrjährige Pflanze zu installieren und mindestens 5 Mio. Euro in Lan- bambusartige Stiele produziert, bei zwei bis drei debahn, Rollwege, etc. zu investieren. Er soll die- Ernten pro Jahr einen Ertrag von rund 450 Ton- ses Geld als Bürgschaft hinterlegen. Es war nicht nen pro Hektar erzielt. Das ist kaum zu glauben. zu erfahren, ob diese Bürgschaft von Lamparski Geben Sie bei Google oder www.ep1.de einmal schon auf den Weg gebracht wurde. Igniscum ein. Sie werden staunen, was dort so alles gesagt wird. In Foren zum Thema wird auch Mal sehen, was Lamparskis Pläne wirklich ma- in vielen Kommentaren gesagt, dass dies so gar chen werden. Irgendwie erscheint das ganze et- nicht sein kann. was mysteriös, aber manch ein Regionalpolitiker und Regionalbeamter möchte das wahrhaben. Bislang galt Mais als die ertragreichste NawaRo- Deshalb glaubt man an das Vorhaben. Pflanze. Auch Miscanthus (Elefantengras) ist eine ertragreiche Energiepflanze, die bei Trier im Mo- Wenn man sich einmal das Thema des Passagier- seltal seit über einem Jahrzehnt angebaut wird flughafens Hahn im Hunsrück anschaut, muss mit jährlichen Hektar-Erträgen von 25 Tonnen. man ganz klar feststellen, dass hier der Betreiber, Hier in der Eifel wird von einem Ertrag von 12 bis und dies ist das Land Rheinland-Pfalz, noch nie 15 Tonnen pro Hektar ausgegangen. einen Gewinn erwirtschaften konnte. Jetzt gehen auch noch zum 1. Januar 2011 die Passagier- Biogasanlagen arbeiten nicht sehr effizient. Sie Ryanair-Flüge nach Berlin und andere deutsche werden wohl hauptsächlich deshalb gebaut, weil Städte flöten, eben als Reaktion auf die neue zu- es staatlicherseits hohe Subventionen gibt. Bei sätzliche Flugsteuer. reinen Biogasanlagen liegt der Effizienzgrad bei nur etwa 30%. Der Rest der Energie wird sozusa- Was ist los mit Biogas? gen als Abwärme in die Luft gepustet. Wesentlich ökonomischer sind kleine KWKs (Kraftwärme- Im kleinen Vulkaneifelort Saxler gibt es seit kopplungsanlagen), die sowohl Wärme- als auch Mitte 2009 große Auseinandersetzungen zwi- Elektrostrom erzeugen. Diese Kraftwärmekopp- schen einem Großteil der Einwohner und einem lungsanlagen haben heutzutage einen hohen Landwirtschaftsbetrieb, der eine Biogasanlage Wirkungsgrad von 80-90%. Es gibt neben sol- in Richtung Saxler bauen will. Die Genehmigung chen Anlagen, die mit Öl und Gas beheizt wer- zum Bau der Anlage wurde im Frühjahr 2010 den, auch solche, die mit Holz- und Miscanthus- gegeben. Erst vor wenigen Monaten hörte man Hackschnitzel gefüttert werden können. von einem Protest der Einwohner von Saxler und anderer umliegender Ortschaften inklusive Kritik am Biogas-Boom Gillenfeld etwas. Vor einigen Monaten, reichlich spät, hatten sich auch die Ortsbürgermeisterin Mehrere Bundesländer haben jetzt den teuren und die Ortsbürgermeister einiger umliegender Biogas-Boom kritisiert. Die enorme Förderung Dörfer, wie die Gillenfelder Bürgermeisterin, an der Biogasproduktion wächst den Bundesländern die Politik gewandt. Man fragt sich, warum das nämlich über den Kopf. Derzeit verarbeiten fast alles erst so spät getan wurde. 6.000 Anlagen in ganz Deutschland riesige Men-

4 Nr. 55 Eifeltorial 51KW 2010 gen von Mais. Niedersachsen und auch Nordrhein- sich der Auffassung des Vaters an, dass diese Re- Westfalen wollen jetzt eine Reform der Biogas- gelung gegen den verfassungsrechtlichen Gleich- Subventionspolitik. Das schnelle Wachstum der behandlungsgrundsatz verstößt. Dagegen hatte Biogasbranche stößt aber auch bei Umweltschüt- das Land argumentiert, die Realschule plus ge- zern und Lebensmittelproduzenten auf Kritik. hört zur schulischen Grundversorgung, während Große kartoffelverarbeitende Betriebe in Nieder- Gymnasien und integrierte Gesamtschulen wei- sachsen haben einen Brandbrief an das Berliner terführende Schulen seien. Dies sahen die Kob- Landwirtschaftsministerium gesandt. Ihre Betrie- lenzer Richter aber anders. Das Urteil mit dem be bekommen nicht mehr genug Kartoffeln und Aktenzeichen VGH B11-10 bezieht sich auf alle müssen zudem höhere Preise als üblich bezahlen. Schüler der Schulklassen 5 bis 10. Nach dem Ko- Das Land Niedersachsen ist derzeit Spitzenreiter blenzer Urteil muss die Eigenbeteiligung der El- bei der Energieerzeugung aus Biogas. tern von Schülern an Gymnasien und integrierten Gesamtschulen an den Fahrtkosten ihrer Kinder Niedersachsen will einen Entschließungsantrag bis Ende 2012 neu geregelt werden. zu einer Reform der bisherigen Subventionspo- litik durchsetzen: „Die Grenzen des Wachstums“ Das mit den Schulen ist größtenteils ein absolutes seien erreicht. Kritik am erneuerbaren Energie- Hickhack und dies gilt auch für die kuriose „Ver- gesetz (EEG) kommt zwischenzeitlich auch aus teilung“ der Trägerschaften der verschiedenen Sachsen-Anhalt, dessen Umweltminister Her- Schultypen im Vulkaneifelkreis. Mal ist der Kreis mann Onko Aikens (CDU) eine weitere Förderung Träger und mal eine Verbandsgemeinde. Irgend- für absolut nicht vertretbar hält. Die Anbauflä- wie ist endlich einmal die Zeit reif, um in diesen chen für Energiepflanzen wie Mais (90%) sind in- kuriosen unsortierten Dingen eine neue logische nerhalb nur eines Jahres von 530.000 Hektar auf Ordnung zu schaffen. 650.000 Hektar gestiegen. Die nächste Novelle des EEG ist leider erst für das Jahr 2012 vorge- In der Gastronomie haben sehen und bis dahin sollen in Deutschland noch Familienbetriebe die weitere 800 Biogasanlagen geplant werden. Es „besseren Karten“ mag aber durchaus sein, dass aufgrund der Ge- samtsituation die Förderungen für Biogasanlagen Wie wir schon vor einigen Wochen berichten schon vorher geändert werden. mussten, schließen die jetzigen Betreiber den Gillenfelder Hof in Gillenfeld, Vulkaneifel. Der Ei- Dies kann im Übrigen auch im Nachhinein für be- gentümer, die Düsseldorfer Lampe-Bank aus dem stehende Photovoltaikanlagen möglich sein. Die Oetker-Konzern sucht derzeit einen Käufer für Bundesregierung „bastelt“ an einem Gutachten, das Hotel. Wenn man sich die Hotellandschaft im das besagt, dass die Bundesrepublik Probleme Vulkaneifelkreis einmal ansieht, muss man leider bekommen wird mit der EU wegen der enorm feststellen, dass nicht eigentümergeführte Hotels hohen Förderung des Stroms aus Photovoltaik- seit vielen, vielen Jahren Probleme haben. Das anlagen. zeigen Objekte in Stadtkyll ebenso wie in Hille- sheim. Dagegen haben die meisten inhaberge- Die Schülerbeförderung führten Hotels keinerlei Probleme. muss neu geregelt werden Es seien hier stellvertretend für andere nur zwei Ein Vater aus dem Westerwald klagte gegen die Beispiele genannt: Hotel Michels in Schalken- Eigenbeteiligung von Eltern für bestimmte Schul- mehren läuft phantastisch und die Besitzer, Fa- formen. Das derzeitige Landesschulgesetz sieht milie Drayer, investiert derzeit in den Ausbau des vor, dass Eltern, deren Kinder ein Gymnasium Hotels und insbesondere des Wellnessbereichs, oder eine integrierte Gesamtschule besuchen, für mehrere Millionen Euro. Auch das inhabergeführ- die Schülerbeförderung Zahlungen zu leisten ha- te Hotel Panorama in Daun läuft und läuft. ben. Dagegen sind Eltern von Schulen der neuen Realschule plus von der Zahlung befreit. Der Lan- Eigentümer müssen sich um ihre Hotels küm- des-Verfassungsgerichtshof in Koblenz schloss mern. Nicht eigentümergeführte Hotels haben, 5 Nr. 55 Eifeltorial 51 KW 2010 wie das Thema Gillenfelder Hof zeigt, häufig gro- ße Probleme. Der Gillenfelder Hof wird zu einem Bruchteil des Erstehungspreises angeboten. Es geht nicht um den Kaufpreis, sondern um die Art der Nutzung und der Möglichkeit, eine hohe Gästeauslastung hin zu bekommen.

Viele Köche verderben den Brei, auch in der Tourismuswerbung für die Eifel

Auch wenn es nach Statistiken des Landes Rhein- land-Pfalz für die Eifelregionen touristisch noch gut aussieht, muss man ganz einfach sehen, dass für die regionale Tourismusbranche harte Zeiten angebrochen sind. Auch im Jahre 2010 haben in der gesamten Region wieder weniger Urlauber übernachtet. Hoteliers meldeten im Schnitt 1,7% weniger Übernachtungen. Eine Ausnahme gab es in der Vulkaneifel, in der die gezählten Touristen und auch die Übernachtungen zunahmen.

Experten und Unternehmer aus der gesamten Region möchten eine bessere Verzahnung zwi- schen Gastronomen, Hoteliers und den Touristik- Werbern haben, um die Region in diesem Bereich stärker nach vorne zu bringen. Leider, und dies muss so festgehalten werden, gibt es zu vie- le Touristik-Akteure, die jeder für sich arbeiten, ohne die Gesamtheit zu sehen. Man kann hier durchaus sagen, dass viele Köche manchmal den Brei verderben.

Die Gastronomiebranche leidet zudem bereits jetzt unter Nachwuchsmangel. Gute Servicekräf- te sind ebenso rar wie Köche. Die Verantwortli- chen in der Region müssen alles daran setzen, dass hier durch entsprechende Maßnahmen und Ausbildungen der Fachkräftemangel weitgehend behoben wird.

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