Vorlage Geschichtsverein
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Claus Reese (zusammengestellt von Barbara Rocca1) Hufen und Hufner in Dätgen und Schierensee 2012 veröffentlichte der Geschichtsverein das sog. Hufenbuch „Über 400 Jahre Hufen und Hufner im Amt Bordesholm“.2 Darin hat er die über Jahr- zehnte von Claus Reese erforschten Hofbesitzerfolgen der 14 Dorfschaften des heutigen Amtes Bordesholm3 herausgegeben - nach der Idee und Auf- bereitung von Jürgen Kaak. Der Geschichtsverein hat weitere Forschungsergebnisse für die Dörfer, die früher - aber heute nicht mehr - zum Amt Bordesholm gehörten, in seinen Jahrbüchern veröffentlicht: Böhnhusen und Techelsdorf (Jahrbuch 2013), Blumenthal, Rumohr und Sprenge/Rotenhahn (Jahrbuch 2014), Groß und Klein Flintbek einschließlich Voorde (Jahrbuch 2015) sowie Mielkendorf, Molfsee, Schulenhof und Hof Petersburg (Jahrbuch 2016). Von den ursprünglich 27 Dörfern des ehemaligen Amtes Bordesholm feh- len nach dieser Veröffentlichung von Dätgen und Schierensee nur noch 3 Dörfer: Einfeld, Groß und Klein Harrie. Deren Hofbesitzerfolgen wollen wir im nächsten Jahrbuch veröffentlichen. Die Darstellung beschränkt sich auf die Hufen und Hufner der Dörfer. Für Kätner- und Bödnerstellen ist die Quellenlage nicht sehr ergiebig. Für diese Stellen liegen keine so umfassenden Quellen vor wie für die Hufen und Hufner - auch wenn diese Stellen zwischenzeitlich durch Zukäufe größer sein können als die Hufen. 1 Die Gemarkungskarten hat Walter H. Leisner überarbeitet und zusammengeführt. 2 Geschichtsverein für das ehemalige Amt Bordesholm e.V.: Über 400 Jahre Hufen und Hufner im Amt Bordesholm, Bordesholm 2012. 3 Bissee, Bordesholm mit Eiderstede, Brügge, Grevenkrug, Groß Buchwald, Hoffeld, Loop, Mühbrook, Negenharrie mit Fiefharrie, Reesdorf, Schmalstede, Schönbek, Sören, Wattenbek. 1 Die Besitzerfolgen für das Amt Bordesholm können bis 1606 zurückver- folgt werden. Einige im Text vorkommende Begriffe sollen hier noch einmal erläutert werden:4 Der größte Teil des Landes im Amt Bordesholm gehörte früher den Huf- nern. Sie waren der eigentliche Bauernstand, der wirtschaftlich, sozial und „politisch“ die Oberschicht in den Dörfern bildete. Hufner stellten also die höchste soziale Schicht in der Dorfgemeinschaft dar. Jeder Hufner besaß lediglich ein Stück Land hinter seinem Gehöft, den Wischhof, Klever- oder Kohlhof. Dazu kamen die Feldgemeinschaften. Das beste Land wurde urbar gemacht. Von jedem sog. Schlag bekam jeder Huf- ner ein gleich großes Los. Das waren meist schlanke, schmale Landstreifen. So waren in einem Dorf alle Hufen gleich groß und hatten gleichwertiges Land. Die dem einzelnen Bauern zur Verfügung stehende Nutznießung an diesem Land wurde Hufe genannt. Die Hufe bezeichnet sowohl die Hof- stelle, das Eigentumsrecht und die Nutzungsrechte an der Allmende5, die einem Dorfbewohner zustanden, als auch die von ihm bewirtschaftete Flä- che. Eine Hufe im Amt Bordesholm war im Durchschnitt ca. 50 ha groß. Je nach Besitzanteil wurden die Hufner unterteilt, z.B. in Doppelhufner, Voll- hufner, Dreiviertelhufner oder Halbhufner. Nur die Hufner und Teilhufner hatten Anteil an der Gemeindeverwaltung und dem Gemeindeland. Verstarb ein Hufner, erbte i.d.R. sein ältester Sohn den Hof, die übrigen Geschwister erhielten eine geringe Abfindung. Ziel dieses sog. Anerben- rechts war, ein landwirtschaftliches Anwesen geschlossen und wirtschaft- lich zu erhalten. Dem Hoferben war es untersagt, den Hof zu veräußern. Al- le anderen Erben wurden weit unter Wert abgefunden. Üblicherweise wur- den die jüngeren Brüder der Hoferben Kätner, Bödner oder Inste. Sie muss- ten sich als Handwerker und Kleinbauern ihren Lebensunterhalt verdienen. Schon die Hufner waren in den Dorfschaften privilegiert, doch unter ihnen hatte der Bauernvogt des Dorfes eine besondere Stellung. Ihm gehörte die erste Hufe eines Dorfes; ihm oblagen die Führung des Dorfes und die Ver- 4 Vgl. Geschichtsverein für das ehemalige Amt Bordesholm e.V.: Über 400 Jahre Hufen und Hufner im Amt Bordesholm, Bordesholm 2012, S. 8 ff. 5 Gemeinschaftlicher Eigentum, Gemeinschafts- oder Genossenschaftsbesitz. 2 tretung des Amtmanns vor Ort. Er war quasi Vorgänger der heutigen Bür- germeister, der aber nicht gewählt sondern letztlich durch seine Geburt als Erbe der ersten Hufe bestimmt wurde. Der Bauernvogt hatte dafür zu sor- gen, dass in seinem Dorf die Amtsbefehle eingehalten wurden. Er hatte vor allem polizeiliche Aufgaben im Dorf: Bei Diebstählen, Einbrüchen oder Schlägereien musste er einschreiten; den Ausbruch von Krankheiten und Seuchen hatte er dem Amt zu melden; auch oblag ihm, die Löschung von Bränden zu leiten und die Brandaufseher zu unterstützen. Nicht zuletzt musste er rückständige Steuern eintreiben. Die übrigen Bewohner der Dörfer, auch die Hufner, hatten nicht nur dem Amtmann, sondern auch dem Bauernvogt Hand- und Spanndienste zu leis- ten, die in Dienstreglements für die einzelnen Dorfschaften beschrieben wurden. Starb der Hufner bevor sein ältester Sohn und Hoferbe volljährig war, trat i.d.R. eine Setzwirtschaft durch Wiederverheiratung der Witwe ein. Der Setzwirt hatte die Hufe bis zur Volljährigkeit des Hoferben (mit 26 Jahren) wirtschaftlich zu führen und zu erhalten. Nach längerer Setzwirtzeit erhielt der Setzwirt oft ein Altenteil auf der Hufe. Den Hufnern folgten als Mittelschicht in den Dörfern die Kätner (auch Ko- tener genannt), Bödner und Anbauern. Sie besaßen Haus und Hof, aber nur wenige oder gar keine Ländereien. Im 17. und 18. Jahrhundert betrie- ben sie Landwirtschaft zur Selbstversorgung oder höchstens als Nebener- werb. Im Übrigen waren sie Handwerker. Die unterste Schicht in den Dörfern bildeten die Insten, die weder Haus noch Hof besaßen. Sie wohnten zur Miete und hielten sich als Knechte, Handwerker oder Tagelöhner über Wasser. 3 Dätgen Von Grün und Gold gespalten, da- rauf ein von einer Getreideähre rechts und einem Rohrkolben links begleiteter bewurzelter Laubbaum in verwechselten Farben. Geschichte von Dätgen Die Landgemeinde Dätgen (früher Dödeke, Dodeke, Dotken) liegt 20 km südwestlich von Kiel am Weg von Bordesholm nach Nortorf. Dätgen liegt damit zentral zwischen Kiel, Neumünster und Rendsburg. Anfang des 15. Jahrhunderts gehörte Dätgen Sievert Schmalstede, danach Jürgen von Qualen. Dieser verkaufte das Dorf an das Kloster Bordesholm. Diesen Verkauf hat Graf Adolf von Holstein 1434 bestätigt. Dätgen wurde mehr als ein halbes Jahrtausend vom Amt Bordesholm aus verwaltet: Nach der Auflösung des Bordesholmer Chorherrenstifts 1566 kamen dessen Besitzungen - und damit auch Dätgen - zum weltlichen, bis 1867 bestehenden Amt Bordesholm. Dätgens Verbindung mit Bordesholm hielt bis 1948. Aus dem erst 1888/89 entstandenen preußischen Amtsbezirk Bordesholm wurde das Amt Bordesholm-Land gebildet. Jedoch gehörten die amtsfreie Bordesholm und Dätgen nicht mehr dazu. Dätgen entschied sich für einen Wechsel zum Nachbaramt Borgdorf. Mit diesem gelangte es im Zuge einer Gebietsreform 1970 an das jetzige Amt Nortorfer Land. 6 6 http://www.amt-nortorfer-land.de/unsere-gemeinden/daetgen.html . 4 Auf seelsorgerischem Gebiet bestand schon seit Gründung des Kirchspiels Nortorf, also etwa seit der Mitte des 12. Jahrhunderts, eine enge Verbin- dung von Dätgen mit Nortorf. Dätgen bestand aus 7 Vollhufen, 2 Großkaten, 5 Kleinkaten und 8 Bödner- stellen mit Land. Es gab auch eine einklassige Schule für 80 Kinder. 1855 hatte Dätgen 310 Einwohner, darunter 2 Krüger, 1 Schmied und einige Handwerker. 1898 waren es nur noch 271 Einwohner, darunter 6 Handwer- ker, 2 Hökereien, 1 Gastwirt und 1 Genossenschaftsmeierei. 2015 wurden 571 Einwohner gezählt. 1959 fanden Strafgefangene bei ihren Torfarbeiten im Großen Moor südlich des Dorfes eine männliche Moorleiche. Der Kopf des etwa 30-jährigen, groß gewachsenen Mannes lag rund drei Meter vom Rumpf entfernt. Wahrscheinlich wurde die Lei- che in der Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts dort versenkt. Es handelte sich offensichtlich um eine übliche germanische Strafe für Ehe- bruch, Verletzung des Heilig- Die erhaltenen Kopfhaare tums oder Mord. Aus welchem mit Suebenknotenfrisur Grund die Enthauptung vollzo- gen wurde, ist unbekannt. Besonders hervorzuheben ist aber, dass das Haar zu einem sog. Suebenknoten kunstvoll gebunden war.7, 8 Sueben waren eine germanische Stammesgruppe, die einst Holstein bevölkerte. 7 (Wikipedia, Abruf 26.01.2017) https://de.wikipedia.org/wiki/Mann_von_D%C3%A4tgen 8 Der Kopf der Dätgener Moorleiche mit dem Suebenknoten, Quelle: Offa, Band 24 (1967), Tafel 3, zitiert nach http://www.amt-nortorfer-land.de/unsere- gemeinden/daetgen/geschichte.html . 5 Dorfstraße in Dätgen vor dem ersten Weltkrieg (Foto: Hildebrandt-Chronik, S. 125) Beide Fotos der Postkarte „Gruß aus Dätgen“ (Foto: Hildebrandt-Chronik, S. 94) 6 Dorfansicht (Foto: Hildebrandt-Chronik, S. 197) Kreisbaurat Garleff hat sich um 1930 mit seinem Wagen im Dätgener Moor festgefahren (Foto: Hildebrandt-Chronik, S. 174) Teilansicht mit Dorfteich (Foto: Gumlich-Album 1930, Bild 112) 7 Dorfstraße um 1930 (Foto: Gumlich-Album 1930, Bild 113) Dorfstraße vor dem Umbau 1988 (Foto: Hildebrandt-Chronik, S. 293) 8 Dorfstraße vor dem Umbau 1988 (Foto: Hildebrandt-Chronik, S. 293) Hufner in Dätgen 1501 bis 1564 In den Bederegistern von 1501 und 1504 sowie im Fräuleinschatzregister 1564 wurden 5 Hufner aus Dätgen aufgeführt:9 Bederegister 1501 Bederegister 1504 Fräuleinschatzregister 1564 Dotke Dotke Doetken Marqward detleves Marqward detleveß Claweß Delveß Henneke detleveß Henneke detleveß Jochim Butenschoen Clawes detleveß Clawes detleveß Marquarth Reße Clawes staven Clawes staven Eler