Erinnerung an Den Singenden Baggerfahrer Aus Dem Lausitzer Braunkohlerevier: SCHAUSPIELBRIGADE LEIPZIG Sang an Drei Abenden an Der HMT Ein Gerhard-Gundermann-Programm
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BERICHTE BERICHTE Erinnerung an den singenden Baggerfahrer aus dem Lausitzer Braunkohlerevier: SCHAUSPIELBRIGADE LEIPZIG sang an drei Abenden an der HMT ein Gerhard-Gundermann-Programm st von Bergbau und Musik Heute gehören die Lieder von Gun- die Rede, dann kommt man dermann zum Standard-Repertoire der Leipziger Schauspielausbildung. I schnell auf den Namen des Der Song Immer wieder wächst das Gras Liedermachers Gerhard Gun- ist zu einer Art Hymne geworden. Und daher verwunderte es auch nicht, dass dermann. Er war Sprachrohr die Schauspielbrigade Leipzig – im der Menschen im Lausitzer Vergleich zum Vorjahr aber in modifi- Braunkohlerevier. Und obwohl zier-ter Besetzung – am 11., 12. und 13. März 2016 nun auch im eigenen er als Musiker auf der Bühne Haus auftrat. stand, blieb er seinem Beruf Insgesamt etwa 700 Zuhörer kamen an den drei Abenden in den Großen als Baggerfahrer in Saal der HMT. Pro Abend bot die der Kohlegrube treu. Schauspielbrigade über 30 Songs, SIEGFRIED DURYN FOTOS: die Geschichten aus dem Leben erzäh- Er starb 1998 im Al- len. Darunter waren bekannte Lieder Stimmen aus dem Internetportal TWO TICKETS (siehe auch S. 35): ter von nur 43 Jahren. wie Hier bin ich geborn, Streunende zwei Gastspielkonzerte. Unter der Lei- Hunde, Leine los, Alle oder keiner, Oweh- Gundermann hätte seine helle Freude anwesend war, um nicht zu sagen: machten, war ganz hohe Schule. Gerhard 2015 wäre er 60 Jahre alt geworden. tung von Frank Raschke (Dozent für oweh, Zweitbester Sommer, Macht ja gehabt an der Schauspielbrigade, in der Mehrheit ... tolles Erlebnis ... Breitwand-Instrumentation, mal sanft, Gundermann, Aus diesem Anlass gaben Studierende Musik/Liedgestaltung am Schauspiel- nischt, Wer hat ein helles Licht bei der die quasi als seine Erben auftreten Danke, TWOTICKETS! mal hymnisch-gigantisch! 1989 und Absolventen des Schauspielinsti- institut) ließ sich die Schauspielbri- Nacht – und natürlich Immer wieder (können). Seine eigenen Lebenserfah- tuts Hans Otto gemeinsam mit Mu- gade Leipzig mit Liedern des Rock- wächst das Gras. KS rungen in teilweise sentimentalen Fantastisch! Da wäre auch Gundi sikstudierenden der HMT und anderen Song-Poeten im Babylon zu Berlin und Songs erlebte im gut gefüllten Saal der begeistert gewesen. Was die enthusias- Absolventen bereits im letzten Jahr in der Moritzbastei in Leipzig hören. HMT die reife Jugend, die auch reichlich tischen Studenten aus seinen Stücken 48 MT JOURNAL_41 6_2016 6_2016 MT JOURNAL_41 49 BERICHTE BERICHTE Bunt – laut – lustig! Ungerechtigkeit ein, dass es mehrere nicht ganz ausgestiegen, Das Märchen Minuten brauchte, um die tobende da bestürmten uns die im Atrium der Menge zu beruhigen und einen Boykott kleinen Bewohner der Kinderstation Der gestohlene Drache des Stückes zu verhindern. Unterkunft mit aller der Uniklinik Heftigkeit. Ohne dass am Gründon- Gesondert zu erwähnen sind unsere irgendjemand wissen nerstag 2016 Märchenaufführungen Auswärtsfahrten. Einerseits stellten uns konnte, wer wir denn diese vor ganz neue Herausforderun- überhaupt waren, wurde des 1. Studienjahres Schauspiel gen, da wir statt in der gemütlichen geschmust und geku- 2.26 in beiden Fällen in einer Cafeteria schelt und nicht abgelas- spielten, die für mehrere hundert Men- sen. schen Platz bot. Dementsprechend Zunächst stellte uns groß war allein der Aufwand, um ge- das vor Probleme wie: hört und verstanden zu werden. „Wie baut man ein Büh- KLÖCK DR. ANJA PROF. FOTO: Andererseits konnten wir kaum ein- nenbild auf, während schätzen, was es heißen würde, sich aus einem ein kleines Mäd- unserer nun als so rosarot empfunde- chen am Bein hängt?“ oder: „Die stür- ausgiebig mit den Kindern nen kleinen Welt vor schwerkranke men uns doch die Bühne während wir und machten uns bewegt Kinder oder aus ihrer Heimat geflohene spielen!“ Zum anderen mussten wir auf den Rückweg. Menschen zu begeben. Verstehen wür- aber weder um die Aufmerksamkeit der Nichtsdestotrotz war es de uns im Betreuungszentrum für Ge- ungefähr 30 anwesenden Kinder noch schmerzhaft, sich wieder ab- flüchtete zudem kaum jemand, das war um die der weit größeren Zahl Erwach- zuwenden und schlicht nach Hause zu uns klar. Die Menschen dort sprechen sener ringen. Als wir letztendlich das – fahren. hauptsächlich sechs unterschiedliche den Umständen geschuldet – deutlich FOTO: PROF. DR. ANJA KLÖCK DR. ANJA PROF. FOTO: Sprachen, von Russisch bis Arabisch, reduzierte Bühnenbild aufgebaut hat- Wir blicken auf zwei turbulente, lehr- aber Deutsch nur die allerwenigsten. ten, umgezogen waren und sich der reiche, spaßige, intensive, schräge und Also blieb uns nichts, als sich mit Speisesaal gefüllt hatte, begann die Rei- tatsächlich märchenhafte Wochen zu- ie die Tradition gebietet, bringt der jeweils erste Schauspiel- urplötzlich Hände (nämlich die unsri- Händen und Füßen, riesengroß und se. Und als nach einer Stunde Paolo mit rück! Und wer es verpasst hat – es gibt jahrgang zu Beginn des zweiten Semesters ein Märchen auf gen) vom Hinterraum der Bühne aus mit Zuhilfenahme jedes Fitzelchens dem Pizzablitz das Happy End besang, immer ein nächstes Märchen. durch den Vorhang lugten, jedoch blitz- Fremdsprache irgendwie verständlich stürmten die Kids die Bühne und Tristan Steg Märchen- die HANS-OTTO-Bühne 2.26 und spielt dort für Kindergärten W artig verschwanden, sobald sich die zu machen. tanzten und feierten mit. Schauspielinstitut HANS OTTO aufführung im aus Leipzig. Noch vor Weihnachten hatten wir uns entschieden, weder Platzanweiser – die Garden des Königs Tatsächlich rückte dies aber zunächst Wir konnten noch ein bisschen blei- 1. Studienjahr Dittrichring eine bereits bestehende Geschichte umzusetzen, noch eigens eine zu – zu ihnen umwandten, und diese so in den Hintergrund. Wir waren noch ben, machten Fotos, kuschelten noch Probebühne 2.26 erfinden. Stattdessen orientierten wir uns an der Kinderbuchreihe Ritter ganz verrückt machten. Sobald eine Rost und erschufen hieraus die Legende Der gestohlene Drache. Hand durch den Spalt des Vorhangs spähte, wurde gekreischt, geschrien und die Wachen wurden gewarnt. Die Gastspiel von In einer Woche Probenzeit wurde der Wir hatten zwischen dem 21. und 24. Zuschauer setzten alles an die Ergrei- Schau I mit dem Text geschrieben, das Bühnenbild ge- März (Montag bis Donnerstag) neun fung der Störenfriede. Trotz der laut- Märchen in einer zimmert und gemalt (großes Danke- Aufführungen vor der Brust. Davon halsigen Unterstützung der anwe- Erstaufnahme- schön, Valentin!), das zugehörige Lied- Montag und Dienstag je zwei, Mitt- senden Kinder waren die Wachen des einrichtung für gut einstudiert, jeder Kostümfundus woch drei, da wir anlässlich des HMT- Königs dennoch nicht im Stande, die Flüchtlinge der im Umkreis geplündert und niemals Familientages noch einmal spielten wilden Hände einzufangen. Unserem Malteser (Friede- mit Schminke gegeizt. Auf der Bühne (siehe dazu auch S. 52), und Donners- Publikum war aber unmittelbar klar, rikenstraße) am war die Richtung, in die wir arbeiten tag zwei Auswärtsspiele. So hatten wir dass Einmischung heute erwünscht ist. Gründonnerstag würden, schnell klar: Bunt, laut, lustig! die Gelegenheit, vormittags in der Kin- Die Hilfe des jungen Publikums riss 2016 – Aufnah- Und obwohl das Gespenst, die dop- derkrankenstation des Uniklinikums somit nie ab. Der fiese Prinz Protz und men mit Publi- pelköpfige Hexe und der Drache Feuer und später am Tag im Erstaufnahme- seine Bande versuchten stets, das Ge- kum (Schutzbefoh- spucken, sich mit Riesenschwertern zentrum für Geflüchtete in der Friede- schehen zu ihren Gunsten zu verschie- lenen) waren leider duellieren, singen, tanzen und krei- rikenstraße in Leipzig aufzutreten. ben und unseren Ritter Rost hinters nicht gestattet schen – allmählich schlotterten uns die Zu jeder Aufführung sahen wir uns Licht zu führen, doch hellwach wurde Knie. Schließlich erwartete uns das fünfzig Paar Kinderaugen im Alter von jeder Betrugsversuch bemerkt und die wahrscheinlich hemmungslos ehrlich- drei bis sechs samt erwachsenem An- Freunde auf der Bühne gewarnt. Mehr ste Publikum, das man sich vorstellen hang gegenüber. Das Eis aber brach als einmal legten die anwesenden Kin- kann: Kinder. schon, als noch während des Einlasses der so vehementen Protest gegen diese INGO STEMMER FOTOS: 50 MT JOURNAL_41 6_2016 6_2016 MT JOURNAL_41 51 BERICHTE BERICHTE HMTJazzfest2016 Jubelnd und jung, facettenreich und furios – gelungene Symbiose von internationalen FAMILIENNACHMITTAG AN DER HMT Stars, Studierenden achdem unsere Tochter bereits der den Kindern (und uns) auf wunder- „großen Kindern“ viel Spaß gemacht und Lehrenden am ersten Familiennachmittag bare Weise seine Leidenschaft für sein sowie eine unglaublich mitreißende Nder HMT vor vier Jahren teilge- Instrument und seine Musik vermit- Spielfreude der Studierenden offenbart nommen hatte, war es leicht, sie auch teln konnte und der dabei nicht nur mit hat (siehe dazu auch S. 50f.). für den diesjährigen am 23. März 2016 Jazzimprovisationen überzeugte, son- Nicht zuletzt bot der Familiennach- POHLE STEFFEN FOTO: zu motivieren. Er bietet eine tolle Mög- dern, indem er geschickt die Einwürfe mittag eine schöne Gelegenheit, Kolle- lichkeit, den eigenen Kin- der Kinder aufnahm, quasi „pädago- ginnen und Kollegen nicht nur im be- dern zu vermitteln, was gisch improvisierte“ (für unsere Toch- ruflichen Alltag, sondern „in Familie“ m 15. und 16. April des Jahres de Organisatoren, wäre das das ist, wo Mama oder ter, die seit einiger Zeit Blockflöte lernt, kennenzulernen. Einen herzlichen Dank gehörte der Große Saal in der nicht zu schaffen