Benutzerhinweis: Zu Ihrer Orientierung inden Sie auf jeder Bildseite links über dem Serviceteil je nach Gartentyp farbig gestaltete Nummern sowie die Koordinaten der Planquadrate auf der eingeklebten Übersichtskarte. Nummern und Koordinaten sollen Ihnen die Su- che nach „Ihrem“ Park erleichtern. Grußwort

„Kultur ist kein Ornament, sie ist das Fundament, auf dem unsere Gesellschaft Dank der großzügigen Unterstützung der „Stiftung Flughafen Frankfurt/ steht und auf das sie baut. Es ist Aufgabe der Politik, dieses zu sichern und Main für die Region“ wurden alle Gärten und Parks neu fotograiert und zu stärken.“ So steht es im Schlussbericht der Enquette-Kommission „Kultur zeigen nun einen fotoästhetisch einheitlichen Bildrhythmus. Herzlichen Dank Deutschland“ und das gilt auch für die KulturRegion Frankfurt RheinMain und dafür an dieser Stelle! insbesondere für die Gartenkunst. Leider mangelt es vielerorts noch immer an dem Bewusstsein, dass die „grüne Kunst“ eine selbstständige künstlerische Der in seinem Erscheinungsbild völlig neu gestaltete Gartenführer versteht Disziplin darstellt, die einst im 18. Jahrhundert zur führenden Kunstgattung sich als Serviceangebot für die Bewohner der Rhein-Main-Region und will das aufgestiegen war und alle anderen Künste in sich vereinte. Projekt „GartenRheinMain“ nachhaltig in der Region verankern.

Häuig genug dienen auch heute noch Gärten und Parks als Hintergrund Allen, die an diesem Führer mitgearbeitet haben, gilt unser herzlichster für allerlei „Events“, bei denen hochkarätige Gartenkunstwerke zur bloßen Dank! Kulisse herabgewürdigt werden. „Der Garten ist das Kunstwerk!“, heißt die Losung, die sich auch das von der KulturRegion Frankfurt RheinMain getra- gene Projekt „GartenRheinMain – Vom Klostergarten zum Regionalpark“ auf seine Fahnen geschrieben hat. Dr. Ursula Jungherr Natürlich wollen diese Kunstwerke auch geplegt und erhalten werden, denn Oberbürgermeisterin Bad Homburg v.d. Höhe die Gartenkunst ist eine Kunstgattung, die ihrem Wesen nach vergänglich Aufsichtsratsvorsitzende der KulturRegion Frankfurt RheinMain gGmbH und dadurch dem Menschen artverwandt ist. Beide unterliegen dem Rhyth- mus von Werden und Vergehen.

Wir freuen uns sehr, dass nun bereits die 2. Aulage des Gartenführers „Gar- tenRheinMain“ im Hanauer CoCon-Verlag vorliegt, der die Bewohner der Rhein-Main-Region ermuntert, die Gartenschätze vor ihrer Haustüre neu zu Prof. Dr. Felix Semmelroth entdecken. Über 110 Gärten und Parks von Weilburg bis Worms und von Kulturdezernent Frankfurt am Main Mainz bis Aschaffenburg und Miltenberg sind darin zusammengeführt, gar- Aufsichtsratsvorsitzender der KulturRegion Frankfurt RheinMain gGmbH tenthematisch geordnet und mit einem praktischen Serviceteil für die Besu- cher ausgestattet. Eine Übersichtskarte mit den eingezeichneten Gärten und Parks hilft bei der Orientierung und Routenplanung. Über fünfzehn Gärten und Parks unterschiedlicher Kategorien konnten zusätzlich neu aufgenom- men werden.

  Grußwort Mitglieder der KulturRegion Frankfurt RheinMain sind:

Liebe Freunde der Gartenkultur,

wir freuen uns sehr, Ihnen nunmehr die 2. Aulage unseres Gartenführers Alzenau Aschaffenburg Bad Homburg v.d. Höhe Bad Nauheim Bad „GartenRheinMain – Vom Klostergarten zum Regionalpark“ diesmal in völ- Vilbel Bingen am Rhein Bischofsheim Darmstadt Dreieich Eschborn lig neuem Gewand vorstellen zu können. GartenRheinMain gehört zu den Frankfurt am Main Friedberg Friedrichsdorf Ginsheim-Gustavsburg Erfolgsprojekten der KulturRegion Frankfurt RheinMain, die seit ihrer Grün- Kreis Groß-Gerau Hanau Hattersheim am Main Hochtaunus-Kreis dung im Dezember 200 kontinuierlich den kulturellen Reichtum der Region Langen Main-Kinzig-Kreis Main-Taunus-Kreis Mainz Miltenberg bündelt und vernetzt. Niederdorfelden Offenbach am Main Kreis Offenbach Rüsselsheim Gärten und Parks sind kulturhistorisch „Dokumente“ ersten Ranges, die ent- Seligenstadt Wetteraukreis Worms Planungsverband Ballungs- deckt und „gelesen“ werden wollen. Sie spiegeln die sozialen und politischen raum Frankfurt/Rhein-Main Verhältnisse ihrer Entstehungszeit und verleihen der Beziehung der Men- schen zu ihrer umgebenden Landschaft und Natur Sprache und Ausdruck. Für die Gartenkunst ist die Spannung zwischen „natürlicher Landschaft“ und „künstlich geschaffener Landschaft“ prägend. Die Bewohner der KulturRegion Frankfurt RheinMain müssen nicht erst nach Potsdam oder Wörlitz reisen, um beispielsweise einen exquisiten eng- lischen Landschaftspark kennen zu lernen, sie brauchen nur den Kurpark in Bad Homburg v.d. Höhe oder den Park Schönbusch bei Aschaffenburg zu besuchen, um Gartenkunst vom Feinsten zu erleben. So bedeutende Garten- künstler wie Peter Joseph Lenné, Friedrich Ludwig von Sckell oder Heinrich Siesmayer haben in der Rhein-Main-Region ihre gartenkünstlerischen Spuren hinterlassen.

Wir laden Sie ein, mit dem Gartenführer in der Hand durch den GartenRhein- Main zu spazieren, lesen Sie, schauen Sie, genießen Sie! Wir wünschen Ihnen dabei viel Vergnügen!

Konrad Dörner Geschäftsführer KulturRegion Frankfurt RheinMain gGmbH

  „GartenRheinMain“ – Herzstück der KulturRegion Frankfurt RheinMain

„Schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben …“ (Paul Gerhardt)

Gärten sind Orte der Zulucht und Geborgenheit, Stätten der entspannenden kern, Fürsten und Bürgern, von Architekten, Gartenkünstlern und kommu- Arbeit und Erholung, Orte der Geselligkeit und des geistigen und sinnlichen nalen Gartenplanern. Waren die „grünen Salons“ der fürstlichen Barockgär- Vergnügens inmitten unserer turbulenten Welt, in der die Gesetze des Marktes ten – ausgestattet mit antiken Statuen, Wasserspielen und geschnittenen den Ton angeben. Die Geschichte eines Gartens steht am Anfang des Alten Bosketten – einst unverzichtbare Repräsentanten höischer Kultur, achteten Testamentes. Der Garten Eden wird zum Sinnbild immerwährender Glückse- die Lebensreformer zu Anfang des 20. Jahrhunderts bei der Schöpfung von ligkeit, einer Vision, an der wir wider besseres Wissen gern festhalten. Die Volksparks vielmehr auf Bewegung und Entspannung des arbeitenden Volkes Gartenkunst steht für das Bemühen der Menschen, das verlorene Paradies im Freien und erkannten den nicht zu unterschätzenden Nutz- und Erholungs- zurück zu gewinnen. Gärten und Parks symbolisieren die Aussöhnung des wert selbst gezogenen Obstes und Gemüses im eigenen Kleingarten. Menschen mit Gott und der Natur. Nicht von ungefähr ist in der jüdisch- christlichen wie in der islamischen Tradition das Paradies ein Garten. Wir freuen uns, dass das Projekt „GartenRheinMain“ mit der nun vorlie- genden 2. Aulage des gänzlich neu gestalteten Gartenführers sein theo- „GartenRheinMain – Vom Klostergarten zum Regionalpark“ nimmt die Gar- retisches Gerüst auf rund 110 Gärten und Parks erweitern konnte. Er stellt tenschätze der Region in den Blick und entführt seine Bewohner auf eine Reise die Grundlage für alle weitere Projektarbeit dar und will auch touristische durch die Geschichte der europäischen Gartenkunst. Kloster- und Burggärten, Impulse für die Bewohner der Region aussenden. Er richtet sich nicht nur Barockgärten, Kurparks und landschaftliche Parks, Palmenhäuser und Oran- an die Liebhaberinnen und Liebhaber der Gartenkultur, sondern an ganz gerien, Wildparks und Fasanerien warten ebenso auf ihre Entdeckung wie „normale Menschen“, Alte und Junge, Kinder und Jugendliche, Gärtner und Volksparks und Kleingärten, „Bürgergärten“, Reform- und Architektengärten, Gärtnerinnen, die Lust haben auf Entdeckungsspaziergänge im GartenRhein- Botanische Gärten, Arboreten, Friedhöfe und die neuen Parkschöpfungen wie Main. Wir wünschen Ihnen, dass sie beim Lustwandeln durch die kleinen und der Regionalpark, dessen grünes Herz im GrünGürtel Frankfurts schlägt. Jeder großen Gartenparadiese der Region die prophezeite Muße und Entspannung Gartentypus ist mit einem einleitenden Text versehen, der die Wesensmerk- inden und viel Freude und sinnliches Vergnügen erleben. male der jeweiligen gartenhistorischen Entwicklung charakterisiert. Über 80 Autorinnen und Autoren aus den verschiedenen Kommunen der Region, Gar- tenfachleute und -denkmalpleger, haben an dem Werk mitgearbeitet. Heidrun Merk Projektleiterin „GartenRheinMain – Vom Klostergarten zum Regionalpark“ Alle Gärten und Parks zeigen den Facettenreichtum der Gartenkunst in der Metropolregion Frankfurt Rhein-Main, die wegen ihrer historisch bedingten territorial zersplitterten Topograie auf ein reiches gartenkünstlerisches Erbe zurückgreifen kann. Wer hätte gedacht, dass es in einer so dicht besiedel- ten Region so viele schmucke gärtnerische Kleinode gibt? Sie erzählen nicht nur vom individuellen Geschmack ihrer Besitzer, sondern spiegeln das sich durch die Jahrhunderte verändernde soziokulturelle Bewusstsein von Kleri-

8  Gartenführer GartenRheinMain Inhalt

Gärten des Mittelalters (Christian Ottersbach) 18 Fürstliche Tiergärten und Jagdreviere (Monika Kessler) 48

001 Burg Hayn in der Dreieich – Dreieichenhain (Lore Wirth) 20 01 Schlossgarten und Wildpark Jagdschloss Kranichstein 0 Darmstadt (Monika Kessler) 002 Garten- und Freianlagen Kloster Eberbach Eltville 22 (Michael Palmen) 01 Alte Fasanerie Hanau-Klein-Auheim (Anton Merk) 2

003 Altangarten Burg Eppstein (Bertold Picard) 2 01 Tier- und Planzenpark Fasanerie Wiesbaden  (Hildebert de la Chevallerie) 00 Burggarten Friedberg (Katja Augustin) 2

00 Gärten und Eibenhain Burg Kronberg im Taunus 28 Orangerien und Palmenhäuser (Michael Karkosch) 56 (Karl Huf/Katrin Richter) 01 Orangerie Schlosspark Bad Homburg v.d. Höhe 8 00 Heilplanzengarten Weltkulturerbe Lorsch (Michael Palm) 30 (Manfred Handke)

00 Klostergärten der ehemaligen Benediktinerabtei Seligenstadt 32 018 Orangeriegarten Darmstadt (Doris Fath) 0 (Heidrun Merk) 01 Palmengarten Frankfurt am Main 2 008 Wasserburg Klein-Welzheim Seligenstadt 3 (Peter Jordan/Heidrun Merk) 020 Orangerie Schloss Philippsruhe Hanau (Anton Merk) 

021 Orangerie Kloster Seligenstadt (Manfred Handke)  Barockgärten (Bernd Modrow) 36 022 Orangerien Schloss Weilburg (Manfred Handke) 8 00 Prinz-Georg-Garten Darmstadt (Bernd Modrow) 38 023 Wintergärten Stadtschloss Wiesbaden (Bernd Blisch) 0 010 Bolongaro-Garten Frankfurt am Main-Höchst 0 (Werner Breuckmann) Landschaftliche Parks (Bernd Modrow) 72 011 Schlosspark Heusenstamm (Matthias Marsch) 2 02 Schlosspark Alzenau-Wasserlos (Michael Neumann)  012 Schlosspark Usingen (Eva Rowedder)  02 Park Schönbusch Aschaffenburg (Jost Albert)  013 Schlossgarten Weilburg (Bernd Modrow)  02 Park Schöntal Aschaffenburg (Peter Körner) 8

10 11 Gartenführer GartenRheinMain Inhalt

02 Schlossgarten Aschaffenburg (Peter Körner) 80 0 Quellenpark Kronthal Kronberg im Taunus 11 (Friedhelm Blume/Manja Richter) 028 Landgräliche Gartenlandschaft Bad Homburg v.d. Höhe 82 (Roswitha Mattausch) 0 Viktoriapark Kronberg im Taunus (Claus Harbers) 118

02 Schlosspark Bad Homburg v.d. Höhe (Manfred Handke) 8 0 Stadtpark Mainz (Karl-Wilhelm Noltemeier) 120

030 Staatspark Fürstenlager Bensheim-Auerbach (Bernd Modrow) 8 08 Stadtpark Miltenberg (Nadja Schillikowski) 122

031 Herrngarten Darmstadt (Doris Fath) 88 0 Lilipark/Büsingpark Offenbach (Helmut Reinhardt) 12

032 Prinz-Emil-Garten Darmstadt (Doris Fath) 0 00 Schlosspark Offenbach-Rumpenheim (Helmut Reinhardt) 12

033 Schlossgarten Dieburg (Peter Jordan/Monika Rohde-Reith) 2 01 Verna-Park: Stadtpark Rüsselsheim (Roswitha Mattausch) 128

03 Bergpark Villa Anna Eppstein (Bertold Picard)  02 Schlosspark Schlüchtern-Ramholz (Hans Dorn) 130

03 Park Florstadt-Staden (Frank Uwe Pfuhl)  03 Schlosspark Wiesbaden-Biebrich (Hildebert de la Chevallerie) 132

03 Das „Nizza“ Frankfurt am Main (Renate Friedrich) 8 0 Schlosspark Worms-Herrnsheim (Irene Spille) 13

03 Wallanlagen Frankfurt am Main (Werner Breuckmann) 100 Kurparks (Roswitha Mattausch) 136 038 Schlossgarten Altstadt Hanau (Anton Merk) 102 0 Kurpark Bad Homburg v.d. Höhe (Roswitha Mattausch) 138 03 Schlosspark Philippsruhe Hanau (Anton Merk) 10 0 Kurpark Bad Nauheim (Sabine Kübler) 10 00 Staatspark Hanau-Wilhelmsbad (Heidrun Merk) 10 0 Kurparks Bad Soden am Taunus (Barbara Vogt) 12 01 Schlosspark Karben-Groß Karben (Peter von Leonhardi) 108 08 Kurpark Bad Vilbel (Hans Tuengerthal) 1 02 Park Kempinski Hotel Königstein-Falkenstein (Irmela Löw) 110 0 Ehemaliger Kurpark Flörsheim-Bad Weilbach (Bernd Blisch) 1 03 Park Villa Rothschild Königstein-Falkenstein (Irmela Löw) 112 00 Kurpark Nidda-Bad Salzhausen (Christian Renner) 18 0 Park Schloss Friedrichshof Kronberg im Taunus (Markus Miller) 11

12 13 Gartenführer GartenRheinMain Inhalt

01 Kurpark Wiesbaden (Bernd Blisch) 10 Reformgärten - Architektengärten - Jugendstilgärten (R. Ulmer) 182

02 Kurpark „Warmer Damm“ Wiesbaden (Bernd Blisch) 12 0 Jugendstil-Schmuckhöfe Bad Nauheim (Sabine Kübler) 18

0 Mathildenhöhe Darmstadt (Renate Ulmer) 18 Volksparks (Alexandra Frenz) 154 0 Park Rosenhöhe Darmstadt (Doris Fath) 188 03 Huthpark Frankfurt am Main (Alexandra Frenz) 1 08 Poelzig-Park Universität Frankfurt am Main (Manfred Wessel) 10 0 Lohrpark Frankfurt am Main (Alexandra Frenz) 18

0 Ostpark Frankfurt am Main (Renate Friedrich) 10 Friedhöfe (Sabine Theis-Krömer) 192

0 Volkspark Niddatal Frankfurt am Main (Renate Friedrich) 12 0 Altstadtfriedhof Aschaffenburg (Peter Körner) 1

0 Dreieichpark Offenbach (Sigrid Pietzsch/Christina Uslular-Thiele) 1 080 Waldfriedhof Darmstadt (Doris Fath) 1

08 Leonhard-Eißnert-Park Offenbach (Christina Uslular-Thiele) 1 081 Hauptfriedhof Frankfurt am Main (Björn Wissenbach) 18

082 Peterskirchhof Frankfurt am Main (Björn Wissenbach) 200 „Bürgerparks“ in Frankfurt am Main (Barbara Vogt) 168 083 Historische Friedhöfe Hanau (Eckhard Meise) 202 0 Bethmannpark Frankfurt am Main (Werner Breuckmann) 10 08 Hauptfriedhof Mainz (Stella Junker-Mielke) 20 00 Brentanopark Frankfurt am Main (Irmela Löw/Maren Schilling) 12 08 Alter Friedhof Offenbach (Helmut Reinhardt) 20 01 Grüneburgpark Frankfurt am Main (Barbara Vogt) 1 08 „Alter Friedhof“ Wiesbaden (Bernd Blisch) 208 02 Günthersburgpark Frankfurt am Main (Renate Friedrich) 1 08 Nordfriedhof Wiesbaden (Bernd Blisch) 210 03 Holzhausenpark Frankfurt am Main (Alexandra Frenz) 18 088 Russischer Friedhof Neroberg Wiesbaden (Bernd Blisch) 212 0 Rothschildpark Frankfurt am Main (Renate Friedrich) 180

1 1 Gartenführer GartenRheinMain Inhalt

Botanische Gärten und Arboretum (Manfred Wessel) 214 101 Erweiterung Rebstockpark Frankfurt am Main (Renate Friedrich) 2

08 Forstgarten Bad Homburg v.d. Höhe (Roswitha Mattausch) 21 102 Alter Flugplatz „Niddawiesen“ Frankfurt am Main-Bonames 2 (Klaus Hoppe/Maren Schilling) 00 Botanischer Garten Technische Universität Darmstadt 218 (Stefan Schneckenburger) 103 Francois-Gärten Hanau (Albrecht Schaal) 28

01 Botanischer Garten Universität Frankfurt am Main 220 10 Kinzigaue Hanau (Albrecht Schaal) 20 (Manfred Wessel) 10 Historischer Bürgergarten Nassauer Hof 22 02 Arboretum Main-Taunus (Hubertus Behler-Sander) 222 Hattersheim am Main (Gloria Gotzhein)

03 Botanischer Garten Universität Mainz (Ralf Omlor) 22 10 Naturschaugarten Lindenmühle Mainz-Bretzenheim 2 (Karlheinz Endres)

Kleingärten (Sigrid Kurzidim) 226 Regionalpark RheinMain (Friedhelm Blume) 256 0 Garten Kölsch Büdingen (Anette Schött) 228 Parklandschaft GrünGürtel Frankfurt am Main (Klaus Hoppe) 28 0 Erlebnisgarten „MainÄppelHaus Lohrberg“ 230 Frankfurt am Main (Nicola Koczy) Komische Kunst im GrünGürtel Frankfurt am Main (Klaus Hoppe) 20

0 Grünlächenplanung Römerstadt Frankfurt am Main (Ulrike May) 232 Grünring Offenbach (Hanne Münster-Voswinkel) 22

Über die Zukunft der Gartenkultur (Jürgen Milchert) 274 Neue Parkschöpfungen (Albrecht Schaal) 234

0 Gelände der Landesgartenschau Bingen am Rhein 2008 23 (LGS Bingen 2008 GmbH)

08 Bonifatiuspark Frankfurt am Main (Renate Friedrich) 238

0 Chinesischer Garten im Bethmannpark Frankfurt am Main 20 Literatur 28 (Rainer Vollweiter) Glossar 280 Ortsregister 28 100 Koreanischer Garten Frankfurt am Main (Barbara Vogt) 22 Impressum 288

1 1 Gärten des Mittelalters Paradiese hinter Mauern

Christian Ottersbach

Die mittelalterliche Gartenkultur hat ihren Ursprung in den Klostergärten. von den profanen Gärten jener Zeit so gut wie nichts erhalten. So manche Der Garten galt hier als irdisches Abbild des himmlischen Paradieses und Burg verfügte aber über einen Garten, oftmals beengt innerhalb der Mau- war eingebunden in den Klosterkomplex und seine sakrale Bedeutung. Er ern gelegen, teilweise davor. Hauptsächlich diente er der Eigenversorgung diente vor allem als Nutzgarten, in dem man Heil- und Gewürzkräuter an- mit Küchenkräutern, Gemüse und Obst, wurde aber bald schon zu einem planzte, aber auch Gemüse und Obst. Dem Kräutergarten kam dabei eine wichtigen Element der höisch-adeligen Kultur. Hier traf sich die Gesell- besondere Funktion zu, waren die Mönche und Nonnen doch nicht nur schaft zu Tanz, Spiel und Gesprächen. Man erfreute sich in Lustgärten am um das Seelenheil der Gläubigen bemüht, sondern kümmerten sich auch Duft der Blumen und am Plätschern der Brunnen. um deren medizinische Versorgung. Diese vor allem praktischen Zwecken In Italien und Frankreich gab es große, prachtvolle Gartenanlagen mit dienende Gartenkultur blieb ein Charakteristikum der Klostergärten bis reichen Wasserspielen. Im Rhein-Main-Gebiet sah alles etwas einfacher ins 18. Jahrhundert. aus: Wesentliche Elemente bildeten Rasenbänke als Sitzgelegenheiten Auch innerhalb des Kreuzganggevierts konnte, rund um die Brunnenka- und Laubengänge; beliebte Blumen waren Rosen und Lilien. pelle, ein Garten angelegt sein, welcher der Kontemplation diente. Der Der mittelalterliche Burggarten fand seine Fortsetzung in den Gärten der Brunnen stand hier symbolisch für die vier Paradiesströme. Renaissance. Sie lagen außerhalb der Befestigung, als abgeschlossener Während im ehemaligen Kloster Seligenstadt die mittelalterliche Tradition Bezirk, umgeben von hohen Mauern und Zäunen und umfassten oftmals klösterlicher Gärten in barockem Gewand bis heute überliefert ist, blieb kunstvolle Beete mit seltenen Planzen.

18 1 Burg Hayn in der Dreieich Lore Wirth Dreieichenhain

G8 | 001

Adresse: Burg Hayn in der Dreieich, Fahrgasse Kräuter- und Rosengarten nach Kontakt: 0103-83020 mittelalterlichen Vorbildern Internet: www.burg-hayn.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S 3, S , Bhf. Buchschlag, Dreieichbahn, Haltestelle „Dreieichenhain“, 10 Min. Fußweg

or 100 Jahren noch ein verschlafenes Nest fernab vom Wege zwischen V Frankfurt und Darmstadt gelegen, ist Dreieichenhain heute als Teilge- meinde der Stadt Dreieich ein Ort, der sich mit seinen schmucken Fachwerk- häusern fein herausgeputzt hat und ein beliebtes Auslugsziel geworden ist. Hauptattraktion ist das Baudenkmal der 00 Jahre alten Ruine der Hayner Burg mit dem Rest der Turmhügelburg, die die Keimzelle der später stark ver- größerten Renaissanceanlage bildete. Schließlich iel sie im 18. Jahrhundert wegen Baufälligkeit in Trümmer, dient aber in dieser Form seit Jahrzehnten als zauberhafte Kulisse für die verschiedensten festlichen Veranstaltungen, besonders die Theaterfestspiele. Bereits in den 10er Jahren wurde der verwahrloste Burggraben von der Stadt mit Spazierwegen, Rasen und Gehölzplanzungen rund um die Burg- mauern verschönert und begehbar gemacht. 18 startete ein vom Land Hessen gefördertes Unterrichtsprojekt mit Klassen einer Dreieicher Gesamt- schule, in dem ein Gartenkonzept entwickelt wurde. Innerhalb von drei Jah- ren entstanden nach Vorbildern mittelalterlicher Gartendarstellungen einzel- ne Bereiche im Burggarten, die mit Rundem Turm, Palas, Burgbrücke und Kirchhof ein völlig neues Bild schufen. Den zentralen Glanzpunkt bildet der informale Kräutergarten mit vielen Beispielen, wie Lilien und zahlreiche Ro- sen, aus dem Capitulare de villis, der Landgüterordnung Karls des Großen. Die Rosenhecke im Verlauf der früheren Burgmauer, der Rosenhag mit Bank und Steintisch sowie der große Rosenbogen vervollständigen den prächtigen Eindruck. Das Vorkommen einer seltenen Wildrosenart im Burggelände und die große Bedeutung der Rose in Kunst, Architektur und Dichtung des Mit- telalters gaben Anlass zur Planzung von heute weit über 100 Rosen, die nun zum Teil als riesige Baumranker im Garten stehen.

20 21 Garten- und Freianlagen Michael Palmen Kloster Eberbach Eltville

A8 | 002

Adresse: Eltville im Rheingau, Kontakt: 023-18-11 (Klosterkasse, täglich) Klosterstadt inmitten des Waldes oder 023-18-100 (Buchungsservice, werktags), [email protected] Internet: www.klostereberbach.de Öffnungszeiten: Klostergebäude April-Okt. 10-18 Uhr, Nov.-März 11-1 Uhr, Garten ganzjährig, Eintritt: Garten frei ÖPNV: Bhf. Eltville, Bus 12, Haltestelle „Kloster Eberbach“

as im Jahr 113 durch Bernhard von Clairvaux gegründete Zisterzien- D serkloster Eberbach im Rheingau ist bekannt für seine großartigen Bau- ten aus Romanik, Gotik und Barock, die bis heute ein vollständig erhaltenes Gesamtensemble bilden. Von der klösterlichen Gartengestaltung hat sich in dem 8, ha großen Areal nichts erhalten. Auch die archivalische Dokumenta- tion der Gartenanlagen ist ausgesprochen rudimentär, sieht man einmal von dem 180 gefertigten Plan des nassauischen Geometers Hock ab, welcher barockisierende Gestaltungsprinzipien erkennen lässt. In der nachklöster- lichen Zeit waren die Freianlagen Gegenstand vielfältiger Umgestaltungen. Die heutige Nutzung des Klosters bringt einen starken Besucherandrang mit sich, der auch auf die Gärten und Verkehrslächen ausstrahlt. Es stellte sich daher die Frage nach deren gestalterischer Neuordnung – eine Aufgabe, die 200, aufgrund des weitgehenden Fehlens historischer Befunde, zum Gegen- stand eines Wettbewerbs gemacht wurde. Der Siegerentwurf der Landschaftsarchitekten Stefan Bernard und Philipp Sattler, Bernard:Sattler , orientiert sich am Leitbild einer klaren Zonie- rung der Anlage. Diese – zisterziensischen Ordnungsprinzipien folgend – wird als „Kulturraum inmitten umgebender Natur“ interpretiert und damit erstmals in einer gartenarchitektonischen Gesamtkonzeption formuliert. Das Innere des Klosters wird neu gegliedert in einen zurückhaltend gestalteten „Kern“ im Bereich der Klausurgebäude und einen umgebenden „Ring“, der verschie- dene, teilweise bestehende Gartentypologien und Funktionsebenen umfasst. Die Umsetzung des Konzepts wird in den kommenden Jahren begleitend zur Hochbausanierung in einzelnen Bauabschnitten erfolgen. Damit eröffnet sich den Klosterbesuchern ein zusätzlicher attraktiver Anziehungspunkt.

22 23 Altangarten Burg Eppstein Bertold Picard

D | 003

Adresse: Burg Wo einst Kanonen standen Kontakt: 018-300/-8031, [email protected] Internet: www.eppstein.de Öffnungszeiten: April-Okt. Di-So 10-1 Uhr, Nov.-März Di-So 11-1 Uhr ÖPNV: S 2, Bhf. Eppstein, 10 Min. Fußweg

rstmals 1122 wurde die imposant im Vordertaunus aus einem Tal über E das Städtchen emporsteigende Burg schriftlich erwähnt. Bis 100 diente sie den Herren von Eppstein, einer bedeutenden Hochadelsfamilie, als Residenz und Machtzentrum. Nach deren Aussterben war die Burg hes- sischer und kurmainzischer Verwaltungssitz, bis sie im frühen 1. Jahrhundert weitgehend abgebrochen wurde. Nun verwandelte sie sich in ein beliebtes romantisches Besuchsziel. in den letzten 100 Jahren hat die Ruine durch Frei- legungen, Renovierungen, ein Burgmuseum und vielerlei Veranstaltungen ihre Anziehungskraft noch verstärkt. Bereits die mittelalterliche Burg besaß in einem vor dem Palas liegenden abschüssigen Zwinger einen Garten. Um 100 iel dieser „Plan unter den Lin- den“ einer Aufschüttung zum Opfer, auf der eine Geschützstellung entstand. Da die nahen Berge aber eine Verteidigung aussichtslos machten, wurde sie durch den ab 130 bezeugten Altangarten ersetzt. Seinen Namen trug der Garten nach einer Hochterrasse, mit der man ihn beim schlossartigen Ausbau der Burg krönte. Nach 13 brach man den Al- tan ab, seine Reste und ein Teil des Gartens bedeckte seit dem frühen 1. Jahrhundert Abbruchschutt aus der Burg. Erst seit 2002 wurde er entfernt und der Altangarten 200 wieder hergestellt. Da er einst zur Besoldung des im Schloss amtierenden hessischen Kellers (Finanzbeamten) gehört hatte, bot sich die Rekonstruktion eines kombinierten Nutz- und Ziergartens an. Seine Heil- und Küchenkräuter, Gemüse, Blumen und Obstbäumchen mischen sich auf vier mit niedrigen Hecken eingefassten Feldern. Diese bilden ein Wege- kreuz mit einem Rondell in der Mitte, wo nun eine an anderer Stelle gefun- dene alte Brunnenschale aus Basalt als Springbrunnen dient. Auch etliche Weinstöcke, wie sie 12 angeschafft wurden, fehlen nicht. Vom Altangarten geht der Blick über die Eppsteiner Altstadt und den Jugendstil-Bahnhof hin- über zum Bergpark Villa Anna aus dem späten 1. Jahrhundert.

2 2 Burggarten Friedberg Katja Augustin

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Adresse: In der Burg Der alten Stadt Schmuckkästlein Kontakt: 0031-8821, [email protected] Internet: www.friedberg-hessen.de Öffnungszeiten: voraussichtl. bis Ende 200/Anfang 2010 geschlossen; Adolfsturm: April-Okt Sa, So, Feiertag 1-18 Uhr ÖPNV: S , Bhf. Friedberg, Bus FB-0, Haltestelle „Burg Friedberg“

m Herzen der Wetterau erhebt sich auf einem Bergsporn die Burg Fried- I berg mit ihrem weithin sichtbaren Wahrzeichen, dem Adolfsturm. Vom 8 m hohen Bergfried bietet sich dem Besucher ein wunderbarer Blick über die weite Ebene der Wetterau bis hin zu Taunus, Vogelsberg und nach Frank- furt. Von der Besiedlung des Burgbergs in vorgeschichtlicher und römischer Zeit ist eine kleine römische Badeanlage sehr gut erhalten. Die Gründung der heu- tigen Burg erfolgte nach 110 durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Bei einer Grundläche von 3.000 qm ist sie eine der größten Burganlagen Deutsch- lands. Mit Schloss, Kanzlei, Wache, Kirche und Burggarten bildet sie eine kleine eigenständige Stadt in der Stadt. Eingebettet zwischen Burgmauer und äußerem Bering erstreckt sich der Burg- garten über die gesamte Ostseite der Anlage. Die gärtnerische Umgestaltung der einstigen Befestigung zu einem „Zier- und Promenadengarten“ nahm wohl bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts ihren Anfang. Seither erfuhr sein Er- scheinungsbild zahlreiche Umformungen hin zum Landschaftspark. Von den Mauern der Befestigungsanlage begrenzt, konzentriert und verschmilzt der Burggarten auf engstem Raum vielfältige landschaftsgärtnerische Gestal- tungselemente mit einer spannungsreichen Topograie, die von der Höhe der Burgmauer bis hinab in die Tiefe des Grabengrundes reicht. Verschwiegene Winkel laden ein zum Verweilen und von den drei Bastionen bieten sich herrliche Ausblicke in die Wetterau und auf das benachbarte Bad Nauheim. Nach Jahren intensiver Beanspruchung wird der Friedberger Burggarten nun wieder zu neuem Leben erweckt. Ab Herbst 200 wird das Gartendenkmal grundlegend auf der Basis eines Parkplegewerkes saniert und restauriert. Nach Abschluss des 2. Bauabschnitts ist der Burggarten vermutlich ab Ende 200/Anfang 2010 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

2 2 Gärten und Eibenhain Karl Huf / Katrin Richter Burg Kronberg im Taunus

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Adresse: Schlossstraße 10 Viridarium mit Weitblick Kontakt: 013-88, [email protected] Internet: www.burgkronberg.de Öffnungszeiten: April-Okt. Mi, Do, Sa 13-1 Uhr, So, Feiertag 11-18 Uhr Eintritt: ja ÖPNV: S , Bhf. Kronberg, 1 Min. Fußweg

ur Versorgung mit frischem Obst und Gemüse legte man im Mittelalter Z Gärten in unmittelbarer Nähe der Burgen an. Um sich jedoch auch im Belagerungsfall mit Nahrung versorgen zu können, entstanden später auch Nutzgärten innerhalb der Befestigungsanlagen. Erst im Laufe des 13. Jahr- hunderts kamen auf kleinen Burgen auch Ziergärten hinzu. Die Gärten der Burg Kronberg bieten authentische Einblicke in die histo- rische Nutzung von Gartenanlagen des 13. bis 1. Jahrhunderts: Für die enge Höhenburg aus dem 12./13. Jahrhundert, die so genannte „Oberburg“, bele- gen historische Quellen, dass bereits im Burgfrieden von 13 Wert auf eine „Freiläche mit Mandelbaum“ gelegt wurde. Die unwirtliche Lebenssituation auf vielen Burgen dieser Zeit erzeugte bei ihren Bewohnern den Wunsch, zumindest einen kleinen Garten zu besitzen. Der als Ziergarten angelegte „Prinzengarten“ lädt zum Lustwandeln wie in vergangenen Zeiten ein. Er wurde nach der Vorstellungen von Kaiserin Fried- rich (180-101) gestaltet, die die Burg vor dem Verfall rettete. Die Grund- züge dieser Gartenarchitektur im Stil eines Viridariums – eines Grüngartens – wurden in den letzten Jahren wiederhergestellt. Der „Lehrergarten“, ein Gemüse- und Kräutergarten mit Blumen-, Obst- und Beerenbeeten, wurde ab dem 18. Jahrhundert lange von den Lehrkräften der in der Burg untergebrachten katholischen Schule bearbeitet. Heute werden dort nach alten Vorlagen in Vergessenheit geratene Gemüsesorten wie „Guter Heinrich“ und „Ewiger Kohl“ angebaut. Nur noch wenige natürliche Eibenbestände sind in Deutschland erhalten. Um so beachtlicher ist der sich im Norden der Burg erstreckende „Eibenhain“ mit seiner geheimnisvollen Atmosphäre. Neben den Eiben indet man auch den Aronstab, Buschwindröschen und viele kleine botanische Überraschungen. Gartenführungen und das Burgmuseum bieten ausführliche Informationen zur Geschichte der Burg und ihrer Bewohner.

28 2 Heilpflanzengarten Michael Palm Weltkulturerbe Lorsch

E13 | 00

Adresse: Museumszentrum Lorsch Klostermedizin im Hochbeet Kontakt: 021-103820, [email protected] Internet: www.kloster-lorsch.de, www.schloeser-hessen.de Öffnungszeiten: ganzjährig, bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: Bhf. Lorsch, 10 Min. Fußweg

it der Sensibilisierung für natürliche Zusammenhänge ist auch das M Interesse an Heilplanzen gestiegen. Schaut man sich im Haushalt um, so sind nicht nur Kamillentee und Arnika-Salbe alltägliche Helfer. Ein- fache Mittel sind heute vielfach beliebter als industrielle Chemie. Wie wir u.a. aus dem St. Galler Klosterplan wissen, waren Klöster im Hoch- mittelalter für die medizinische Versorgung der Menschen zuständig. In der Klosterbibliothek Lorsch wurde die älteste medizinisch-therapeutische Handschrift deutscher Herkunft geschrieben. Dieses „Lorscher Arzneibuch“ entstand um das Jahr . Auch wenn es unbestritten einen klösterlichen Kräutergarten gab, so fehlen doch Unterlagen und Hinweise über dessen Anordnung und Ausgestaltung. Der großen Bedeutung des „Lorscher Arznei- buches“ entsprechend ist ein Heilplanzengarten entstanden, der in seinen Materialien und seiner Schlichtheit dem stillen Parkcharakter des ehemaligen Klosters entspricht. Die strenge Gliederung und der ruhige Grundriss der neuen Beete wird durch eine abwechslungsreiche Planzenauswahl und Anordnung kontrastiert. Als Ordnungsprinzip der Planzung wurde nicht die medizinische Verwendung oder die Einteilung nach heilenden Wirkstoffen gewählt, denn diese Kräu- ter- oder Arzneigärten gibt es andernorts schon häuiger. Vielmehr waren Standortansprüche, Farbe, Blühaspekt und eine ganzheitlich ästhetische Wahrnehmung für die Anordnung der Kräuter im Beet bestimmend. Eine wohl durchdachte Mischung der Planzen in den Teilbereichen bringt nun das gesamte Jahr hindurch differenziertes Blühen und Wachsen hervor. Das „Vegetationsbild“ vermittelt bereits nach kurzer Zeit den Eindruck, als wüch- sen die Kräuter hier schon einige Jahre lang aus dem Lorscher Arzneibuch heraus. Bei den verwendeten Arten ist keine statisch ixierte Auswahl mit im- mer gleichbleibender Nachbarschaften vorgesehen. Die Zielsetzung ist eine dynamische Entwicklung und die Offenheit zum Experiment.

30 31 Klostergärten der ehemaligen Heidrun Merk Benediktinerabtei Seligenstadt

I8 | 00

Adresse: Klosterhof 3 Köhl und Cummern, Kirschen und Kerbel Kontakt: 0182-220/82882, [email protected] Internet: www.schloesser-hessen.de Öffnungszeiten: April-Okt. -20 Uhr, Nov.-März 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: Bhf. Seligenstadt, 10 Min. Fußweg

ie ehemalige Klosteranlage Seligenstadt, gegründet um 830, zählt zu D den wenigen, nahezu vollkommen erhaltenen Klosteranlagen Hessens. In dieser „Klosterstadt“ kann man das früher dort währende mönchische Le- ben heute wieder in vielen Facetten hautnah nachvollziehen. Ganz wie im Planschema von St. Gallen vorgegeben, liegt auch der nach einer Stichvorlage von 112 vorbildlich rekonstruierte Seligenstädter Konventgarten im Osten der mauerumwehrten Anlage. Im ehemaligen klösterlichen Nutzgarten ge- deihen nun wieder Gemüse, Salat und Kräuter in geometrisch angelegten Blumenrabatten, die nach alten Planzplänen rekonstruiert wurden. Entlang der Klostermauer haben die Gärtner in den letzten Jahren einen Färbergar- ten angelegt. Gegenüber der Orangerie wurde an der Rückseite der Alten Abtei der Apothekergarten mit historischen und neuzeitlichen Heilplanzen geschaffen, der eine Einheit mit der wieder eingerichteten Klosterapotheke bildet. Die Heilplanzen sind – gemäß ihrer Wirksamkeit – den jeweils ange- sprochenen Organen zugeordnet. Das Zentrum des Klosters bildet der südlich der karolingischen Einhardsbasi- lika gelegene Kreuzgang mit Kreuzgarten, ein „Hortus conclusus“, in den nur die Klerikermönche Zutritt hatten. Die kreuzförmige Wegeführung und der Brunnen im Zentrum des Wegekreuzes haben hohe symbolische Bedeutung. Vor der wieder eingerichteten Prälatur, der Residenz des Abtes, wurde das so genannte Engels- oder Abteigärtchen wiederhergestellt: ein kleiner, geome- trisch angelegter barocker Ziergarten mit einer Figurengruppe, die der Mari- enverehrung gewidmet ist. Im ehemaligen gleich rechts neben der Hauptpforte tummeln sich heute Enten, Gänse und Hühner.

32 33 Wasserburg Klein-Welzheim Peter Jordan / Heidrun Merk Seligenstadt

I8 | 008

Adresse: zwischen Seligenstadt und Klein-Welzheim Sommerresidenz der Seligenstädter Äbte Internet: www.regionalpark-rheinmain.de Öffnungszeiten: Grünanlage ganzjährig; Wasserburg Privatbesitz ÖPNV: Bhf. Seligenstadt, 3 km Fußweg

icht weit vom Mainufer entfernt liegt im Seligenstädter Ortsteil Klein- N Welzheim das Wasserschlösschen Klein-Welzheim mit Zugbrücke auf einer Insel. Der Abt des Klosters Seligenstadt, Franziskus Blöchinger II. (1- 11), hatte das schmucke Schlösschen 10 anstelle eines älteren, im Drei- ßigjährigen Krieg zerstörten Gebäudes inmitten eines 32 Morgen großen ein- gefriedeten Geländes als Sommerresidenz und Jagdschloss errichten lassen. Die Seligenstädter Äbte nutzten die in unmittelbarer Nähe der Benediktiner- abtei am Main gelegene Anlage mit ihren ausgedehnten Zier- und Nutzgär- ten bis zur Säkularisierung 1803. Rund um den ehemaligen , dessen Schale noch vorhanden ist, dehnte sich einst ein streng geometrisch gestaltetes barockes Gartenparterre aus. Hier wuchs alles, was Mönche und Bedienstete zur klösterlichen Eigenversorgung benötigten: Obst und Gemüse für die Tafel, Hopfen für die Konservierung des Klosterbieres und Wein, der sowohl am Abts- als auch am Konventstisch getrunken wurde. Außerdem gab es eine Wiese, auf der Hirsche gehalten wurden und Teiche für die in der Fastenzeit so dringend benötigten Fische. Mit der Anbindung an den Mainuferweg und einem ersten Bauabschnitt zur Umgestaltung der nördlichen Teichanlage wird die Wasserburg in den Regi- onalpark einbezogen. Eine neue Aussichtsplattform lädt zum Verweilen ein und eröffnet neue Blick- beziehungen. Ein neuer Rundweg um den nördlichen Teich führt, in Anleh- nung an die historische Struktur, entlang der alten Mauer vom „kleinen Tor“ zur Wasserburg.

3 3 Barockgärten Grüne Salons

Bernd Modrow

Für die Gartenkunst des 1. und 18. Jahrhunderts in Deutschland und struktionen oder gartendenkmalplegerische Maßnahmen dar. somit auch für das heutige Hessen waren die französischen Gärten Das Schloss ist das Zentrum, von dem Achsenstrahlen über den Park vorbildlich. Die Gartengestaltung beruhte auf der Idee, die Natur nach hinaus in die Unendlichkeit reichen. Die Wege sind von Alleen gesäumt. architektonischen Prinzipien zu ordnen und zu formen. Somit nahm die Unmittelbar vor dem Schloss liegt das regelmäßige Parterre mit Blumen- Gartenkunst eine vergleichbare Rolle wie die Baukunst ein. Im Zeitalter beeten, die von Buchsbaumhecken eingefasst werden. Hier stehen auch Ludwig XIV. verband sich mit der Gartenkunst in Frankreich ein Genie: der die Kübelplanzen, die im Winter in Orangerien frostsicher unterkommen. Gartenarchitekt André Le Nôtre. Sein umfassendes Werk stellt den Höhe- An den Seiten begrenzen hohe geschnittene Bosketts die Parterrezone. punkt gartenkünstlerischen Gestaltens im Barock dar. Mit Vaux-le-Vicomte Wasserkünste in Becken, Springstrahlen und Wasserkanäle sind stets sym- und Versailles wurden für den Sonnenkönig Ludwig XIV. Anlagen in einer metrisch angeordnet. Alles ist geradlinig und formal ausgerichtet. Großartigkeit geschaffen, die nicht zu übertreffen waren. Unter den Fürsten, aber auch unter den Gartenarchitekten und Künstlern Die auf den König oder Fürsten zentrierte absolutistische Herrschaftsform entwickelte sich ein großer Wetteifer. Im heutigen Hessen entstanden au- spiegelt sich in den Gartenschöpfungen wider. Besondere Musterbücher ßerordentliche Anlagen von hoher Qualität, von denen einige noch heute der Gartenarchitektur bildeten die Grundlage für alle Neuanlagen. So in Weilburg, Darmstadt oder Seligenstadt zu bewundern sind. stellt auch heute noch das Hauptwerk der barocken Gartentheorie von Dézallier d’Argenvilles, erstmals 10 aufgelegt, die Grundlage für Rekon-

3 3 Prinz-Georg-Garten Darmstadt Bernd Modrow

F10 | 00

Adresse: Schlossgartenstraße Vom Nützlichen und Schönen Kontakt: 011-2131, [email protected] Internet: www.schloesser-hessen.de Öffnungszeiten: März-Okt. -1 Uhr, Nov.-Feb. 8-1 Uhr ÖPNV: S 3, S , Darmstadt Hbf, Straba 3, , Haltestelle „Willy-Brandt-Platz“, 10 Min. Fußweg

m 18. Jahrhundert schufen die Landgrafen von Hessen-Darmstadt nicht I weit vom Darmstädter Residenzschloss entfernt, an den Herrngarten grenzend und hinter Mauern verborgen, einen kleinen spätbarocken Garten. Abseits des ofiziellen Zeremoniells wurde er Mittelpunkt höischer Festlich- keiten. Die rechtwinkelig zueinander verlaufenden Hauptachsen weisen noch heute darauf hin, dass es sich ursprünglich um zwei separate Gärten gehandelt hat. Es war der „Palais-Garten“, der sich auf das 110 erbaute Prinz-Georg-Palais bezog sowie der „Prettlacksche Garten“, der in Verbindung mit dem kunst- voll bemalten Gartenhaus des Generalleutnants Johann Rudolf von Prettlack (1-138) stand. Die Grundstruktur des Gartens blieb über die Jahrhunderte erhalten. Seit 1 konnte so nach umfangreicher Grundlagenforschung der ursprüngliche Zustand eines Lust- und Küchengartens wiederhergestellt werden. Heute spaziert der Besucher vom Palais aus, in dem sich die großherzog- liche Porzellansammlung beindet, durch ein quer zum Gebäude liegendes Heckentheater, das seitlich von einem Teehaus und einer Vogelvoliere lan- kiert wird. In Verlängerung der Mittelachse vom Palais aus steht die 200 wieder aus Holz-Lattenwerk nachgebaute Nische als „Point de vue“. An den Schnittpunkten des Wegenetzes beinden sich Brunnen oder Sonnenuhren. Die mit Buchshecken eingefassten Parterre-Beete sind im Wechsel mit Som- merblumen, verschiedenstem Gemüse sowie Zwergobstbäumchen beplanzt, deren Früchte man im Gartens erwerben kann. Die nach Osten verlaufende Achse endet bei dem jetzt wieder auf der Fassade kunstvoll bemalten Prettlackschen Gartenhaus, in dem sich eine öffentliche Buchausleihe mit Leseraum beindet.

38 3 Bolongaro-Garten Werner Breuckmann Frankfurt am Main-Höchst

E | 010

Adresse: Bolongarostraße Terrassen, Treppen, Balustraden Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus 1, , , , , Haltestelle „Bolongaropalast“

er heute Frankfurt-Höchst besucht, indet hinter dem ehemaligen Pa- W lais der aus dem italienischen Stresa stammenden Familie Bolongaro ein gartenhistorisches Schmuckstück: Den nach 1 im „französischen Stil“ begonnenen großbürgerlichen Bolongaro-Garten. Ein Stich von 180 zeigt eine terrassierte Anlage, die zum Main hin mit Ba- lustraden, Treppen und Gartenpavillons versehen ist. Eine von musizierenden, steinernen Putten, der so genannten „Türkischen Kapelle“, gekrönte Brü- stungsmauer grenzt den oberen Bereich des Gartens vom unteren ab. Eine Verbindung zwischen beiden Terrassen schaffen zwei geschwungene Treppen, deren Mitte eine Grotte mit dem so genannten bildet. Den Treppenaufgang schließen zwei Sphingen ab. Im oberen, dem größeren Teil des Gartens, bildet eine Neptunigur in einem Brunnenoval den Mittelpunkt. Die harmonische Terrassengliederung und die doppelseitig geplanzten Lin- den entlang des Seitenlügels geben der Anlage einen besonderen Charakter. Ohnehin stellt dieser Barockgarten einen Sonderfall dar, da sich der klas- sische französische Garten normalerweise vom Schloss aus in Längsrichtung erstreckt, hier aber in der Breite angelegt wurde. Für die Gesamtanlage begann ab 183 eine wechselvolle Geschichte, die den Garten völlig veränderte. So zogen Truppen, wie 1813 unter Napoleon I. oder später unter Feldmarschall Blücher, hier ein. Die damals noch selbstständige Stadt Höchst ließ den Garten dann 1820 nach Plänen von Jakob Klomann wiederherstellen. Die gravierendsten Eingriffe erhielt er jedoch in den Nach- kriegsjahren zwischen 1 und 1. 18 wurde erstmals ein Parkplege- werk erstellt, auf dessen Grundlage man von 18 bis 18 die Terrassen restaurierte. Der Bolongaro-Garten ist heute der einzige noch erhaltene Barockgarten in Frankfurt und damit von herausragender Bedeutung.

0 1 Schlosspark Heusenstamm Matthias Marsch

H8 | 011

Adresse: Im Herrngarten Kaiserlinden für Grafenschloss Kontakt: 010-11, [email protected] Internet: www.stadt-heusenstamm.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S 2, Bhf. Heusenstamm, 1 Min. Fußweg

ie Zeit ist über den Park des „Grälich von Schönborn’schen Schlosses“ D in Heusenstamm hinweggegangen und hat Narben hinterlassen. Da die Linie der Grafen von Schönborn-Heusenstamm 1801 ausstarb und in der Folge die Gartenanlagen dem Erwerbsanbau dienten, sind uns von dem ein- stigen, aus alten Plänen bekannten Barockgarten nur noch Teile des Lust- gartens mit den Bosketten, den beiden Wasserbecken und dem Parterre mit den Blumenrabatten erhalten geblieben. Heute bilden die nach historischen Vorbildern angelegten barocken Gartenanlagen zusammen mit der neu ge- planzten Kaiserlinden-Allee und den Schlossteichen ein Ensemble mit dem als Rathaus genutzten Renaissanceschloss. Auch die in dem „Geometrischen Plan“ von 1 dargestellten Elemente im „Herrschaftlichen Waldtheil, Forst samt dem Garten“ waren mit der Allee, den beiden Forstteichen, dem dreistrahligen Achsensystem („Patte d’oie“) und dem runden Platz am Ende der Allee noch gut erkennbar. Allerdings wurde der Forst schon vor über 100 Jahren durch den Bau der Eisenbahn vom Schlosspark getrennt. Nach überlieferten Plänen wurde der Forst als Teil des Regionalparks RheinMain zu einem englischen Landschaftspark hergerichtet, die Waldteiche mit Fontänen versehen und die Schneise durch Auslichten des Unterholzes und Anlage von blühenden Wiesenstreifen als Allee wieder gewonnen. Sie mündet im Westen in die Rotunde an der „Alten Linde“. Die- ser kreisförmige Platz ist durch eine Sandsteinmauer mit Pfeilern begrenzt und damit ein Pendant zum Schlosseingang. Als Mittelpunkt des Platzes und Blickpunkt der Sichtachse steht in einem erhöhten Planzbeet eine Glas-Licht- Stein-Skulptur in Form eines Obelisken. Zwischen den Toreingängen öffnet sich der Blick über die Allee zum Schloss und lädt zum Flanieren durch den Park ein.

2 3 Schlossgarten Usingen Eva Rowedder

E | 012

Adresse: Schlossplatz Gartenreich auf Terrassen Kontakt: [email protected] Internet: www.usingen.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S, Bhf. Bad Homburg/Friedrichsdorf, Taunusbahn, Bhf. Usingen, 10 Min. Fußweg

1 entstand im Hintertaunus durch die nochmalige Aufspaltung einer nas- sauisch-walramischen Teilgrafschaft die selbstständige Grafschaft Nassau- Usingen. Zur Hauptstadt dieses anfänglich gerade einmal 28 Orte zählenden Herrschaftsgebiet wurde Usingen erhoben. Unter dem 1. Regenten, Graf (seit 188 Fürst) Walrad, erfolgte zunächst die Erneuerung des Schlosses, ehemals nassau-weilburgische Nebenresidenz, und an dessen Rückseite die Anlage eines „grünen Salons“. Nach Brandzerstörung der Oberstadt 12 bot sich mit deren Wiederaufbau die Gelegenheit, das fürstliche „Kräftezentrum“ in einen städtebaulichen Bezug zu setzen. Unter Walrads Sohn und Nachfolger konzentrierte sich das Interesse an der weiteren Gestaltung des Umfeldes dann vorwiegend auf das Gartenreich, das ab 113/1 wohl unter Leitung des für die Nassauer auch in Weilburg tätigen Maximilian von Welsch erwei- tert und umgestaltet wurde. Ein langgezogener Hangstreifen erhielt mittels umfangreicher Erdarbeiten eine durchgehende Terrassierung. Über dem untersten Garten, der Schloss- gärtnerei, erhoben sich nun insgesamt vier mit Mauern abgestützte, durch buchseingefasste Beete geometrisch gegliederte Gartenräume. Diese wurden auf der Zentralachse mit Treppen erschlossen. Den oberen Abschluss bildete ein auch mit Eiben bestandenes Boskett. Wichtige Bestandteile der Garten- architektur waren vier Pavillons, die dem Verlauf des westlichen Mauerzugs folgten und in Resten bis heute erhalten sind. Nach Verlegung der Hofhal- tung 1 nach Biebrich erhielt der Schlossgarten wesentliche Impulse erst wieder ab 1, als der Bruder des damaligen Regenten Karl-Wilhelm ihm auf der obersten Terrasse mit Teich und Insel, einem nach englischem Vorbild geschaffenen, verschlungenen Wegenetz und einem chinesischen Haus einen modischen Stempel aufdrückte. Seit 1822 ist dieser Bereich – bester Standort zum Nacherleben dieser einst imposanten Gartenschöpfung! – über zwei Bu- chen- bzw. Hainbuchenalleen erschlossen.

  Schlossgarten Weilburg Bernd Modrow

C2 | 013

Adresse: Schloss Weilburg, Schlossplatz 3 Barocke Gartenkultur vom Feinsten Kontakt: 01-120, [email protected] Internet: www.schloesser-hessen.de Öffnungszeiten: 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: Bhf. Weilburg, 1 Min. Fußweg

och über der Lahnschleife erhebt sich imposant auf einem Bergsporn H Weilburg, eine der besterhaltenen deutschen Kleinresidenzen des Ab- solutismus. Zentrum ist das zwischen 133 und 13 geschaffene vierlüge- lige Renaissanceschloss mit einer barocken Gartenanlage. Der Garten südlich des Schlosses wurde zunächst auch im Renaissancestil an- gelegt, jedoch ab 101 in barocker Manier umgestaltet. Der Baumeister Julius Ludwig Rothweil, der am Weilburger Hof tätig war, schuf um das Schloss eine komplexe Anlage aus Gebäuden und verschiedenen Gartenräumen. Dabei entstanden zwei Orangerien, eine obere, die mit prächtiger Ausstattung als Gartensaal genutzt wurde, und eine untere für die Überwinterung Frost emp- indlicher Kübelplanzen. Es wurden Grotten und Wasserspiele geschaffen, die terrassierten, in symmetrische Kompartimente aufgeteilten Gartenräume mit vergoldeten Skulpturen geschmückt. Die Grundstruktur des Schlossgartens aus dem 18. Jahrhunderts mit seinem beeindruckenden Lindenboskett ist bis heute erhalten. Eine 10 errichtete Mauer mit gusseiserner Balustrade und großen Schmuckvasen bildet den Ab- schluss zum steilen Berghang. Die Beete werden nach wie vor mit historisch nachgewiesenen Planzen in originaler Anordnung gestaltet und bieten da- mit einen abwechslungsreichen Anblick. Eine Besonderheit stellt auch das so genannte „Gebück“ am steil abfallenden Lahnhang dar. Es handelt sich dabei um eine Planzung dicht verwachsener, künstlich ineinander verschlungener Sträucher und Hecken, die ein undurch- dringliches Hindernis darstellen. Vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert diente es der Verteidigung und als Grenzmarkierung. Der Garten mit einer Größe von 1, ha gehört heute zur Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen mit eigener Gartenverwaltung vor Ort.

  Fürstliche Tiergärten und Jagdreviere

Monika Kessler

Die hohe Jagd als Privileg der Landesherren war wesentlicher Teil hö- Alleen und Schneisen waren neben Jagdhäusern und Pavillons gestal- ischer Repräsentation. Seit der Renaissance wurden an Fürstenhöfen Tier- terisch-ästhetische Elemente der Tiergärten und in deren Symmetrie einge- gärten angelegt, denn erfolgreiche und ausgedehnte Jagden erforderten bunden. Jagdschneisen, auch Parforcesterne genannt, führten oft auf ein einen guten Wildbestand, der nur im umzäunten oder ummauerten Tier- Jagdhaus oder Jagdschloss zu – Orte der Entspannung und Zuluchtsort garten gedeihen konnte. Neben dem Jagdvergnügen spielte die Bereiche- des Muße suchenden fürstlichen Jägers. Sie erlaubten dem Betrachter rung der höischen Tafel eine große Rolle; zudem liebten es die höischen weite Blicke durch die bewaldete Landschaft, führten oft kilometerweit Gäste, in den Tiergärten zu lustwandeln und das Wild zu beobachten. über die Grenzen des Tiergartens hinaus, erleichterten die Wildbeobach- Größe und Gestalt der Tiergärten waren dem Bedürfnis der Wildarten tung und waren Voraussetzung für die beliebten barocken Hetzjagden, angepasst. Ein großer Baumbestand, Gewässer, Wiesen und Äcker dienten der Parforcejagd und das so genannte Eingestellte Jagen. Das Stilele- dem Schutz des Wildes und dessen Ernährung. ment der Sichtachse als Jagdstern strukturierte die Natur nach barocken Hirsche, Rehe, Damwild, aber auch edles Federwild, wie exotische Fa- Ordnungsvorstellungen im Sinne des absolutistischen Herrscherideals. Der sanen, wurden in Tiergärten oder Fasanerien aufgezogen. Fasanen galten Gestaltungscharakter zahlreicher Jagdschlösser folgte im 18. Jahrhundert als Delikatesse und waren ein von barocken Fürsten gern gejagtes edles der Jagdstern-Mode, die noch heute den Grundriss vieler Schlossanlagen Wild. Hohe Mauern, Volieren und Fasanenhäuser dienten dem Schutz und in Europa bestimmt. der Aufzucht dieser Vögel, die von Fasanenmeistern betreut wurden.

8  Schlossgarten und Wildpark Monika Kessler Jagdschloss Kranichstein Darmstadt

F10 | 01

Adresse: Kranichsteiner Straße 21 Jagdleidenschaft und Gartenkunst Kontakt: 011-1813, [email protected] Internet: www.jagdschloss-kranichstein.de Öffnungszeiten: Park ganzjährig, Museum Mi-Sa Nachm., So, Feiertag 10-1 Uhr Eintritt: Museum; ÖPNV: Bus U, Haltestelle „Jagdschloss Kranichstein“; Bus H, Haltestelle „Kranichstein Kesselhutweg“,  Min. Fußweg

as um 180 erbaute Jagdschloss Kranichstein mit seinem idyllischen D Schlosspark liegt innerhalb einer malerisch gestalteten Jagdlandschaft mit Wäldern, Wiesen und Teichen. Kunstvoll angelegte Sichtschneisen, Jagd- häuser, Saufanghäuschen sowie Flur- und Naturdenkmäler dokumentieren 00 Jahre fürstliches Jagdvergnügen der Landgrafen und Großherzöge von Hessen-Darmstadt. Der Backhausteich, im Sommer mit Seerosen bewachsen, wurde im 1. Jahr- hundert von Landgraf Georg I. zur Fischzucht angelegt, ebenso ein umfrie- deter Tiergarten zur Aufzucht und Plege des Wildes, dessen Gestaltung in den folgenden Jahrhunderten mehrfach verändert wurde und von dem heute noch die nahe gelegene Fasaneriemauer zeugt. Im 18. Jahrhundert wurde unter den „Jagdlandgrafen“ Ernst-Ludwig (18- 13) und Ludwig VIII. (13-18) die Landschaft mit Allee- und Schnei- sensystemen gegliedert. Diese Sichtachsen dienten der Verfolgung des Wildes bei den aufwändigen barocken Hetzjagden, der Parforcejagd und dem Eingestellten Jagen. Ein fächerförmiger Schneisenstern führt noch heute vom Rondell des Jagdschlosses in die Landschaft, sichtbares Zeichen nicht nur fürstlicher Jagdpassion, sondern auch eines von Naturbeherrschung ge- prägten absolutistischen Gestaltungswillens nach französischem Vorbild. Zur Jagd auf exotisches Federwild in freier Wildbahn ließ Landgraf Ernst-Lud- wig eine „wilde“ Fasanerie anlegen, die noch heute als ummauertes Wald- stück erhalten ist. Eine „zahme“ Fasanerie zur Aufzucht der edlen Vögel lag bis 1830 unmittelbar am Jagdschloss. An dieser Stelle entstand im 1. Jahr- hundert ein englischer Landschaftsgarten als Teil der großherzoglichen Som- merresidenz Kranichstein, der noch heute zum Lustwandeln einlädt. Geführte Spaziergänge im Grünen, Wanderungen auf dem jagdkundlich-historischen Lehrpfad sowie die umfangreiche Sammlung des Museums Jagdschloss Kra- nichstein lassen die Geschichte dieses Ortes wieder auleben.

0 1 Alte Fasanerie Hanau-Klein-Auheim Anton Merk

H | 01

Adresse: Fasaneriestraße Wildpark für Familien Kontakt: 0181-11, [email protected] Internet: www.erlebnis-wildpark.de, www.hanau.de Öffnungszeiten: April-Sept. -18 Uhr, Okt.-März -1 Uhr, Sa, So, Feiertag -1 Uhr Eintritt: ja

ie Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten besaßen seit 12 das Amt D und die Burg Steinheim. In der Nähe des Schönfeldes auf Klein-Au- heimer Flur hatten sie eine Jagdhütte, die Kurfürst Franz Lothar von Schön- born (1-12) abreißen und dafür ein neues, repräsentatives Jagdhaus errichten ließ. Ab 110 wurden die hölzernen Zäune der Fasanerie durch eine steinerne Mauer ersetzt, Brücken überspannten den das Gelände durchlie- ßenden Bach. Diese untere Fasanerie hatte immer sehr mit den Hochwassern des Hellen- baches und auch des Maines zu kämpfen und war daher als Fasanerie eigent- lich ungeeignet. Nach dem Schlesischen Krieg nahm Kurfürst Karl von Ostein (13-13) die Sanierung in Angriff. Er ließ oberhalb der Talniederung eine völlig neue Fasanerie anlegen, wobei die Mauern der unteren Fasanerie auf Brusthöhe reduziert und die Steine für die obere Fasanerie verwendet wur- den. Deren vier Kilometer lange Mauer wurde 12 fertiggestellt. Letztendlich waren aber beide Fasanerien zu unwirtschaftlich, so dass sie 12 wieder aufgelassen wurden. Erstaunlicherweise haben alle Bauteile wie das Jagdhaus mit Scheuer, die Mauer der unteren sowie der oberen Fasanerie die Zeiten überdauert. Neues Leben kehrte in die Fasanerie zurück, als 1 auf dem Gelände der oberen Fasanerie ein Wildpark eingerichtet wurde. Zuerst musste die Mauer der oberen Fasanerie erneuert werden, dann konnte man dieses Gehege für heimische Wildtiere und Vögel einrichten. Heute gehört der Wildpark „Alte Fasanerie Klein-Auheim“ zu den bedeutendsten Einrichtung dieser Art in Hes- sen und zu einem Publikumsmagneten im Rhein-Main-Gebiet. Die Attrakti- vität wurde noch durch die Einrichtung des Hessischen Forstmuseums auf dem Gelände der oberen Fasanerie erhöht. Die untere Fasanerie steht als Feuchtbiotop weitgehend unter Naturschutz und bildet zusammen mit dem ehemaligen Tistrasee eine Landschaft mit hoher Erholungsfunktion.

2 3 Tier- und Pflanzenpark Hildebert de la Chevallerie Fasanerie Wiesbaden

B | 01

Adresse: zwischen Aar- und Klarenthaler Straße Ein Park im Landschaftsgemälde Kontakt: 011-323, [email protected] Internet: www.wiesbaden.de Öffnungszeiten: April-Okt. -18 Uhr, Nov.-März -1 Uhr ÖPNV: Bus 33, Haltestelle „Fasanerie“

inen Vorläufer der Fasanerie, einen kleinen Tierpark, gab es bereits im E Schlosspark Wiesbaden-Biebrich zu Zeiten des Fürsten Georg August Samuel von Nassau-Usingen (1-121). Als im Jahr 1 Biebrich Resi- denzstadt wurde, verlegte man die Fasanerie nordwestlich von Wiesbaden in den Taunus nach Klarenthal. Aus dieser Zeit stammt auch das barocke Her- renhaus am Parkeingang, das heute als Gastwirtschaft betrieben wird. Die damalige Fasanerie beherbergte bis zu 0 Fasanen, deren Zucht der nach- folgende Fürst, Karl Wilhelm (138-1803), jedoch aufgab. Stattdessen bezog das Herzogliche Marschallamt das Gelände und begann eine Fohlenzucht. Hundert Jahre später – 18 – entwickelte der nassauische Medizinalrat Wil- helm Zais die Idee, „das Gelände der Fasanerie als Park in das Landschafts- gemälde zwischen Rhein und Taunus einzufügen“. Als einige Jahre später der nassauische Staatsminister Prinz Wittgenstein das Herrenhaus als Sommer- residenz bezog, griff er den Parkgedanken auf und begann 183 mit dem Ausbau. Es entstand ein Landschaftspark mit geschwungenen Wegen und vielen heimischen sowie exotischen Gehölzen. Eindrucksvolle Zeugen dieser Zeit sind zwei mächtige Mammutbäume, wohl die ältesten Exemplare im Rhein-Main-Gebiet. In den Jahren 110/12 erwarb die Stadt Wiesbaden den Besitz, ließ den Park jedoch verwildern. Erst 1 beschloss die Stadt, das Gelände als „Tier- und Planzenpark“ auszubauen. Heute ist die Fasanerie ein beliebtes Auslugsziel. Über 0 Tierarten beherbergt der 18 ha große Garten: heimische Wildtiere, seltene Haustierrassen und viele Vögel. Für Schulklassen und Kindergärten werden pädagogische Veranstaltungen und Führungen angeboten. Viele Familien nutzen den eintrittsfreien Park: Die großzügigen Spielanlagen im Freien und ein völlig neu gestalteter Eingangsbereich mit Räumen für Schu- lungen sowie modernen sanitären Anlagen runden das Bild eines aktiven Freizeitparks ab.

  Orangerien und Von den goldenen Äpfeln der Fürsten Palmenhäuser zum bürgerlichen Paradies

Michael Karkosch

In den herrschaftlichen Gärten des Barock waren Zitrusgewächse von lich waren sie mit den Orangerien kombiniert. Erst im 1. Jahrhundert großer Bedeutung. Vor allem Pomeranzen wurden wegen ihrer glänzenden ermöglichten neue Konstruktionsweisen, weite und hohe Räume mit Eisen Früchte, ihrer duftenden Blüten und ihres glänzenden Laubes geplegt. In und Glas zu überspannen. Hier konnte man besonders große Planzen den Früchten sah man die goldenen Äpfel, die nach dem antiken Mythos unterbringen. Immer mehr der neu eingeführten Arten kamen jedoch aus Herkules einst aus dem Garten der Hesperiden entwendet hatte. Die den Tropen, was dazu führte, dass sie permanent in den Planzenhäusern deutschen Fürsten versuchten, durch den Besitz der wertvollen Zitrusplan- stehen mussten. Diese „Palmenhäuser“ wurden oft auf über 20°C beheizt. zen Macht zu demonstrieren. Wenn im Winter die Natur scheinbar starb, Die ersten ihrer Art befanden sich beispielsweise in München (1820), blühten und fruchteten in ihren Orangerien eine Unzahl an Zitrusbäum- Kassel (1821) und Wiesbaden-Biebrich (18-8). Da man auch in chen. Aus einfachen hölzernen Winterhäusern hatten sich bis zum Beginn beengten Situationen nicht auf Exoten verzichten wollte, entwickelten sich des 18. Jahrhunderts prächtige steinerne Orangeriegebäude entwickelt, außerdem so genannte „Wintergärten“. Sie wurden zum festen Bestandteil die von Schlössern kaum noch zu unterscheiden waren. Die Zitrusbäume der Stadtpaläste des Adels, vor allem aber auch der bürgerlichen Villen. wurden in Kübel geplanzt und während des Sommers im Garten aufge- Zahlreiche Gemälde des 1. Jahrhunderts vermitteln den idyllischen Ein- stellt. Im Winter verwahrte man sie in der schützenden Orangerie. druck solcher kleinen Paradiese. Im Gegensatz zu diesen reinen Überwinterungshäusern gab es auch Treibhäuser, in denen ganzjährig Planzen kultiviert wurden. Ursprüng-

  Orangerie Schlosspark Manfred Handke Bad Homburg v.d. Höhe

F | 01

Adresse: Schloss Der Süden im Norden Kontakt: 012-2200, [email protected] Internet: www.schloesser-hessen.de Öffnungszeiten: nur bei Veranstaltungen ÖPNV: S , Bhf. Bad Homburg, 1 Min. Fußweg; U 2, Bhf. Bad Homburg-Gonzen- heim, Stadtbus, Haltestelle „Kurhaus“,  Min. Fußweg

ie Erbauung der Orangerie im Schlosspark Homburg ab 180 und D damit kurz nach dem Regierungsantritt von Friedrich II. ist anhand erhaltener Glaserrechnungen nachweisbar. Bereits ab 110 ist der Verkauf von Orangenbäumchen belegt, bei deren Kultivierung die Homburger Hof- gärtner große, weit über die kleine Landgrafschaft hinaus bekannte Fähig- keiten entwickelten. Bis heute nehmen die Zitrusgewächse im Homburger Schlossgarten eine besondere Stellung ein, die die Wichtigkeit des Erhalts einer Orangerie in ihrer ureigensten Funktion als ein berühmter barocker Bau- körper unterstreicht. Die Homburger Orangerie war aber nicht nur ein Hort für winterschwache Ge- wächse, sondern im Sommerhalbjahr, wenn die Kübelplanzen im Freien stan- den, auch ein Ort für kleine und feine Verlustierungen der fürstlichen Familie. So ist überliefert, dass dort Musik- und Theaterstücke aufgeführt wurden, bei denen die Mitglieder des Herrscherhauses selbst als Schauspieler mitwirkten. Auch größere Konzerte fanden gewöhnlich in der Orangerie statt. Und eine weitere Besonderheit zeichnet die Homburger Orangerie aus. In ihr beindet sich im so genannten „Kalthaus“, dem Aufstellungsort für Kübel- planzen, eine kleine, eigens dem „Orangeur“ zugedachte Wohnung. Er muss- te im Winter mit größter Sorgfalt darauf achten, dass das Feuer nicht ausging und die Planzen keinen Schaden durch Frost nahmen. Andernfalls hätte es für ihn ernsthafte Konsequenzen bedeutet. Im Obergeschoss lagen weitere Wohnräume, die im Winter von der fürstlichen Familie genutzt wurden, da die repräsentativen Schlossräume außerordentlich kalt waren. Landgraf Fer- dinand verstarb 18 kinderlos in dieser Wohnung, womit die Hessen-Hom- burger Linie erlosch und die Landesherrschaft an Hessen-Darmstadt über- ging. Heute ist die Orangerie immer noch ein Hort, der mit den blühenden Zitrusbäumen und dem schmeichelnden Duft im Winter südländische Atmo- sphäre verbreitet und den Norden zum Süden verzaubert.

8  Orangeriegarten Darmstadt Doris Fath

F10 | 018

Adresse: Bessunger Straße 12 Mediterraner Flair in Kübeln Kontakt: 011-13200, [email protected] Internet: www.darmstadt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Straba 3, Haltestelle „Orangerie“

andgraf Ernst Ludwig (1-13) erwarb im Jahr 11 ein Landgut, L den so genannten Harnischhof in Bessungen, und ließ es von dem fran- zösischen Baumeister Louis Remy de la Fosse neu gestalten. Die Planung sah einen barocken Garten im französischen Stil mit ornamental beplanzten Bee- ten vor, der sich in drei nach Süden hin ansteigende Terrassen gliederte. Den Hauptgarten umliefen geschnittene Kastanienalleen, die durch eine Quer- allee verbunden waren. Die untere Terrasse war im französischen Gartenstil mit mehr als 0 Taxussäulen sowie Figuren und Blumen ausgestattet, die mit Buchsbaum eingefasst waren. Vor der mittleren Terrasse befanden sich zwei Springbrunnen. Blumen, Stauden und Taxus prägten auch den mittleren Teil des Gartens sowie ein Springbrunnen im Süden, der vom Eingang aus in der Längsachse des Gartens zu sehen war. Von den ursprünglich zwei geplanten symmetrisch angeordneten Gebäudelügeln als Abschluss des Gartens wurde aus Kostengründen nur der westliche Flügel realisiert. An den Hauptgarten schlossen sich im Osten und Westen Seitengärten an. Der Orangeriegarten ist nur in seiner Grundstruktur erhalten geblieben. Die Aufteilung in drei Ebenen hat man bis heute beibehalten, ebenso die be- schriebenen drei Springbrunnen. Die Ausstattung wurde stark vereinfacht mit Rasenlächen und Blumenbeeten, wobei kostbare fremdländische Gewächse wie Goldapfel- und Orangenbäume, Feigen, Zitronenbäume, Pomeranzen, Palmen, Myrten, Oleander und Lorbeergewächse in einer barocken Garten- anlage nicht fehlen durften. Sie sind nach wie vor prägende Elemente des Gartens und geben ihm ein unverwechselbares mediterranes Flair. Der Bessunger Orangeriegarten wurde beliebte Bühne für verschiedene gärt- nerische Ausstellungen, von denen heute nur noch das Seerosenbecken erhal- ten geblieben ist. Ein gemauerter historischer Planzturm zum Umtopfen der Kübelplanzen stellt ein bedeutsames gartenkulturelles Zeugnis im Orange- riegarten dar, das hohen Seltenheitswert hat.

0 1 Palmengarten Frankfurt am Main Palmengarten Frankfurt am Main

FFM | 01

Adresse: Siesmayerstraße 1 In einer Stunde durch die tropischen Kontakt: 0-212-38, [email protected] Regionen unserer Erde Internet: www.palmengarten-frankfurt.de Öffnungszeiten: Kassen- und Schauhaus Feb.-Okt. -18 Uhr, Nov.-Jan. -1 Uhr Eintritt: ja; ÖPNV: U , U , Haltestelle „Westend“; U, Bus 0, Haltestelle „Bo- ckenheimer Warte“; Bus 3, Haltestelle „Palmengarten“

er Ursprung des Palmengartens liegt in der Biebricher Planzensamm- D lung des Herzogs Adolph von Nassau (181-10), die 18 nach Frankfurt am Main in den neu gegründeten Bürgergarten überführt wurde. Heute weist das Tropicarium und das Palmenhaus, dessen freitragende Glas- Stahlkonstruktion zu den größten in Europa zählt, eine beeindruckende Samm- lung exotischer Gewächse auf. Auf einer Fläche von .20 qm bilden die Planzen der Halb- und Nebelwü- ste, der Savanne und des Dornwaldes die „trockenen Tropen“ im Süden, die Planzen des Monsun-, Tieland- und Bergregenwaldes sowie die Mangrove die „feuchten Tropen“ im Norden des Tropicariums. Das historische Eingangs- Schauhaus von 10 beherbergt im ersten Stock eine Sammlung leischfres- sender Planzen, Ananasgewächse und Tillantien. Viele Bäume des Gartens stammen tatsächlich noch aus seiner Gründerzeit! So kann man eine 200-jäh- rige Eibe, die vor hundert Jahren aus der Innenstadt in den Palmengarten ver- planzt wurde, bis heute bewundern. Das milde Frankfurter Klima macht die Kultur von zahlreichen frostempindlichen Gehölzen möglich, die in anderen Teilen Deutschlands nicht im Freien gedeihen. Im Sommer inden die Besucher hier Europas größten Freiland-Sukkulentengarten und einen Rosengarten, der durch seine Vielfalt und einen betörenden Duft besticht. Vom höchsten Punkt der Anlage, einem künstlichen Felshügel aus dem letzten Jahrhundert mit einem Wasserfall, hat man den besten Ausblick. Der Steingarten an den Hän- gen zeigt niedrige Stauden und kleinwüchsige Gehölze aus den Gebirgsregi- onen der ganzen Welt. 18 wurde ein neuer Rhododendrongarten angelegt. Wasser-, Sumpf- und Uferstauden säumen das Quellbecken und den anschlie- ßenden Bachlauf am Hauptweg. Regelmäßig inden Blumenschauen, Ausstel- lungen, Führungen und Musikveranstaltungen statt. Zwei Kinderspielplätze, eine Minigolfanlage, ein Weiher mit Ruderbooten sowie eine Parkeisenbahn sind bei den jüngsten Besuchern genauso beliebt wie das Papageno-Theater.

2 3 Orangerie Schloss Philippsruhe Hanau Anton Merk

H | 020

Adresse: Philippsruher Allee  Exotische Früchte nicht nur für die Kontakt: 0181-20, [email protected] fürstliche Tafel Internet: www.hanau.de Öffnungszeiten: ganzjährig, bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: Bhf. Hanau West, Bus 1, 10, Haltestelle „Schloss Philippsruhe“

ls der Graf Philipp Reinhard von Hanau-Lichtenberg (18-112) im A Jahr 112 starb, war das Schloss Philippsruhe und sein Park eben erst fertiggestellt. Für den Nachfolger und Bruder Johann Reinhard von Hanau- Lichtenberg (112-13) blieben nur Veränderungen und Erweiterungen. Er versuchte – im Sinne eines einheitlichen barocken Gartenkonzeptes –, die grälichen Anlagen in Hanau zu erweitern. Als erstes schuf er mit der Fasanerie einen Tiergarten, der aus praktischen Gründen vom Mainufer entfernt im nördlich von Hanau gelegenen Clausen- wald, heute Wilhelmsbad, lag. Diese Anlage ist im wesentlichen noch er- halten, wird aber als Golfplatz genutzt und ist nicht öffentlich zugänglich. Auch den Schlosspark Philippsruhe ließ Graf Johann Reinhard von Hanau- Lichtenberg erweitern und umgestalten. Zur Unterbringung der exotischen, nicht winterharten und in Kübeln gehaltenen Bäume diente anfangs unter dem Grafen Philipp Reinhard ein Seitenlügel des Schlosses. Johann Reinhard ließ ab 121 an der Nordseite des Parks – außerhalb des Stützmauerbereiches – eine große Orangerie mit jeweils zwei Gewächshäuser bauen. Damit war es nun möglich, die Zucht von Pomeranzen-, Orangen- und Zitronenbäumen in großem Stil in Hanau zu beginnen, ein Unterfangen, das nicht nur exotische Früchte und Bäume für den Hof bereithielt, sondern durchaus auch eine kom- merzielle Komponente hatte. Mit Ausnahme der seitlichen Gewächshäuser ist die Hanauer Orangerie vollkommen als Gebäude und Raum erhalten, nachdem es gelungen ist, im Rahmen der Landesgartenschau 2002 die industriellen Einbauten der Nach- kriegszeit zu entfernen. Es handelt sich um einen Raum von eindrucksvoller Größe und Präsenz. Auch die Fläche vor der Orangerie wurde in Sinne des 18. Jahrhunderts neu und einfühlsam mit zwei Baumkarrees und einer Broderie mit Wechsellor gestaltet.

  Orangerie Kloster Seligenstadt Manfred Handke

I8 | 021

Adresse: Klosterhof 3 Ananas für die Abtstafel Kontakt: 0182-20/220, [email protected] Internet: www.schloesser-hessen.de Öffnungszeiten: Garten April-Okt. -20 Uhr, Nov.-März 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: Bhf. Seligenstadt, 10 Min. Fußweg

inem Bericht des Homburger Hofgärtners Andreas Fleischmann vom E . Oktober 1 zufolge wurde ein Gärtner von Abt Bonifatius II. vom Kloster Seligenstadt nach Homburg geschickt, um Zitrusplanzen für das Kloster einzukaufen. Die dortige Schlossgärtnerei, deren Hofgärtner sich durch ihr großes Können weit über die Grenzen der kleinen Landgra- fenschaft Hessen-Homburg auszeichneten, kultivierte seinerzeit besonders gute Qualitäten. Für Seligenstadt ist das der erste Nachweis zur Erbauung der Orangerie im Benediktinerkloster. Diese Orangerie ist bundesweit sehr bemerkenswert: Das Gewächshaus besitzt eine schräge Glasfront und ei- nen großen Sonnenfang, d.h. eine Hohlkehle in der Dachtraufe, die dem besseren Lichteinfall dient. Noch völlig intakt wird das Gebäude mit kurzen Unterbrechungen bis heute als Orangerie bewirtschaftet. Seit März 200 wurden Schäden und fehlerhafte Einbauten an dem Gebäude korrigiert. Mit der Rückführung zu historischen Techniken und Baudetails wird das Orangeriegewächshaus ab 2008 funktionell im einstigen Glanz erstrahlen. Als reiner Nutzbau diente es nie zusätzlich der Repräsentation wie andere klassische Orangerien etwa in Weilburg an der Lahn oder in Versailles. Aber die Seligenstädter Äbte wollten auch auf Luxusfrüchte wie Orangen und Ana- nas an ihrer Tafel nicht verzichten. Das Orangeriegebäude ist bescheidener und auch vor dem Hintergrund eines anderen Bedürfnisses zu sehen. Das Kloster besitzt seit 1 einen liebevoll wiederhergestellten Apothekergarten mit einer kurz danach neu eingerichteten Apotheke. Beides ist mindestens seit dem frühen 18. Jahrhundert nachweisbar. Die Benediktinermönche kulti- vierten die Zitrusfrüchte neben Ananas und anderen Planzen, erforschten sie und setzten sie nutzbringend in der Apotheke ein. Die Einheit von Orangerie, Apotheke, Apothekengarten, Konventgarten mit Gemüsefeldern, Engelsgärt- chen, Kreuzgang und Mühlgarten mit Viehhaltung zeigt dem heutigen Besu- cher alle Facetten klösterlicher Gartenkultur.

  Orangerien Schloss Weilburg Manfred Handke

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Adresse: Schlossplatz 3 Winterquartier und Festsaal Kontakt: 01-120, [email protected] Internet: www.schloesser-hessen.de Öffnungszeiten: Garten 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: Bhf. Weilburg, 1 Min. Fußweg

n der kleinen ehemaligen Residenzstadt Weilburg an der Lahn steht I erhöht auf einem Felssporn in schönster Lage mit Aussicht ins Lahntal eine barocke Schlossanlage, die auf eine bis ins 13. Jahrhundert reichende Vorgeschichte zurückblicken kann. Die größte Veränderung setzte mit dem Herrschaftsantritt des Grafen Johann Ernst (1-11) ab 100 ein. Er ließ durch seinen Architekten Julius Ludwig Rothweil die Burganlage ab 103 in ein Schloss umbauen, an dessen Erscheinungsbild sich bis heute kaum etwas geändert hat. Das Schloss Weilburg zeichnet sich mindestens durch eine Besonderheit aus: Innerhalb des Schlosskomplexes inden sich gleich zwei Orangerien! 10 entstand die Obere Orangerie, kurze Zeit später die Untere Orangerie. Die erste Anlage, die das Schloss mit der Kirche verbindet, wurde als halbrundes, repräsentatives Gebäude errichtet. Dieser Bau ist reich mit illusionistischen Architekturen und vorgetäuschten Delfter Kacheln aus- gemalt und diente anfangs als Überwinterungshaus für Zitrusbäume. Später wurde die Orangerie nur noch für Festlichkeiten des Hofes genutzt. Die Un- tere Orangerie ist bis heute eine klassische Orangerie geblieben und damit Winterquartier für die Kübelplanzen. Das große Orangeriehaus, wie der Bau auch genannt wurde, errichtete Julius Rothweil von 110 bis 11 nach dem Vorbild der Orangerie von Versailles. Ihr vorgelagert ist ein Orangerieparterre, wo die Zitrusbäume gemeinsam mit dem Lorbeer im Sommer aufgestellt werden. Alles ist eingerahmt von einer liebevoll beplanzten Blumenrabatte nach barocker Vorlage. Heute kann man vor der Orangerie in einem Café die Pracht des Gartens und den Ausblick in das Lahntal genießen. Einst gab es noch zwei weitere Überwinterungshäuser, die jedoch die Zeit nicht überdau- ert haben. In der fast 300-jährigen Gartentradition der kleinen Weilburger Residenz hatten die Orangerien immer einen beachtlichen Stellenwert und bezeugen die große Bedeutung der Planzenart, die dem Baukörper ihren Namen gab.

8  Wintergärten Stadtschloss Wiesbaden Bernd Blisch

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Adresse: Schlossplatz 1-3 Leidenschaft für exotische Planzen Kontakt: 011-120, [email protected] Internet: www.wiesbaden.de Öffnungszeiten: nur im Rahmen von Führungen ÖPNV: S 1, S 8, S , Wiesbaden Hbf, alle Linien ins Stadtzentrum oder 10 Min. Fußweg

n der Mitte der 1830er Jahre reifte in Herzog Wilhelm zu Nassau (12- I 183) der Entschluss, für sich und seine Nachfahren neben der barocken Residenz in Biebrich ein Stadtschloss in der aufstrebenden Residenz- und Kurstadt Wiesbaden zu erbauen. Am Marktplatz, wo auch schon seine Ahnen regiert hatten, plante Georg Moller, der Darmstädter Architekt des Klassizis- mus, für den Herzog und seine Familie einen reinen Wohnbau, der weit eher wie ein stattliches Adelspalais aussieht und so gar nichts mehr von einem Residenzschloss des Barock hat. Bevor der Bau vollendet war, starb Herzog Wilhelm, und sein Sohn Adolph (181-10) trat 22-jährig die Regierung an. Ihm und seiner Leidenschaft für exotische Planzen ist es zu verdanken, dass zwei große Verbindungsgänge im Schloss zu stattlichen Wintergärten ausgebaut wurden. Die Maler Wilhelm und Ludwig Pose, die auch für die sonst reiche Ausstattung des Schlosses sorgten, verzierten sie im pompejanischen Stil. Herzog Adolph liebte, dabei durchaus Kind seiner Zeit, exotische Planzen. Zur gleichen Zeit ließ er im Biebricher Schlosspark Gewächshäuser anlegen, die bald das Staunen der Region erregten und nach der Okkupation Nassaus durch Preußen verwaist, schließlich den Grundstock für den Palmengarten in Frankfurt bilden sollten. Passend zur Idee, Wiesbaden zur Weltkurstadt auszubauen, fanden sich auch in den Gärten und Parks der Stadt bald überall exotische Planzen aus aller Herren Länder, die im milden Klima des „nordischen Nizza“ gut gediehen. Heute sind die Wintergärten des Herzog Adolph hervorragend restauriert, doch sie erfahren mittlerweile eine andere Verwendung: Der hessische Land- tag präsentiert in einem der beiden Wintergärten gelegentlich Ausstellungen, der andere wurde durch die Aufstellung von Büsten bedeutender hessischer Politiker zu einer kleinen „Ruhmeshalle der Demokratie“.

0 1 Alles scheint Natur, so glücklich ist Landschaftliche Parks die Kunst versteckt

Bernd Modrow

Das 18. Jahrhundert war von einem tief greifenden Bewusstseinswandel Es entstanden in Hessen neue Parks wie das Fürstenlager, Wilhelmsbad bestimmt, der sich auch in einer veränderten Form der Gartengestaltung oder die Gärten entlang der Tannenwaldallee in Bad Homburg. Die Merk- widerspiegelte. Ausgehend vom liberalen England entwickelte sich ein male der Gärten waren nun geschwungene Wege, nach der „Schönheitsli- neuer Begriff der Gartenkultur. Der „Englische Garten“ stellte die Natür- nie“ mit Ausblicken – wie Fenster in die Landschaft, eine hügelige Boden- lichkeit über das künstlich Geschaffene und zwängte die Natur nicht mehr modellierung, Seen und Wasserläufe mit natürlich wirkenden Uferzonen, in geometrisch-formale Strukturen ein, wie es der französische Barockgar- weite Rasenlächen mit in „Clumps“ geplanzten Baumgruppen. Das ten getan hatte. Im Landschaftsgarten realisierte man die Vorstellungen Schloss galt nicht mehr als Ausgangspunkt der Betrachtung, sondern als idealer Natur in „begehbaren Bildern“, die den klassischen Darstellungen „Staffage“ und Blickpunkt im Park. Architekturen, wie Ruinenbauwerke, der Dichter und Maler nachempfunden wurden. folgten klassischen, orientalischen und chinesischen Vorbildern. Die frühesten Landschaftsgärten entstanden in England bereits in der er- Das beginnende 1. Jahrhundert wurde dann die Zeit der großen Garten- sten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In Deutschland war es erst 10 soweit, künstler wie Friedrich Ludwig von Sckell (10-1823), Peter Joseph Lenné als Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau (10-181) damit (18-18) und Hermann Fürst von Pückler-Muskau (18-181). Die begann, den Wörlitzer Park anzulegen. Der Wörlitzer Aufklärungsgedanke „Englische Gartenrevolution“ hat bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die löste in der Folge eine Entwicklung aus, die revolutionsartig zu Verände- Parkgestaltung in ganz Europa bestimmt. rungen in der Gestaltung und Überformung von Parkanlagen führte.

2 3 Schlosspark Alzenau-Wasserlos Michael Neumann

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Adresse: Schlosshof 1 Wo schon die Brentanos Erholung suchten Kontakt: 0023-02-0, [email protected] Internet: www.alzenau.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: City-Bus, Haltestelle „Krankenhaus“

a. 18 Morgen vorzüglich schöner und fruchtbarer Gärten, theils hollän- C discher, theils englischer Anlage, mit anstoßenden kleinen Boskets, ... und mit feinsten, französischen Obstsorten reichlich beplanzt ...“ So wird der um 1800 entstandene Schlosspark in Wasserlos beschrieben, als das Schloss- gut 182 zum Verkauf anstand. Drei Jahre später wurde Ludovika Freifrau von des Bordes, Schwester des berühmten Dichters Clemens Brentano, die neue Eigentümerin. Der Park gliedert sich in zwei Teile: Der Bereich mit dem Pavillon, der als Teehaus diente, wurde früher Rosengarten genannt und war als französischer Garten angelegt. Heute beschatten hier mächtige alte Kirschbäume eine große Wiesenläche. Vom Pavillon führt eine Lindenallee zum Schloss. Der zweite Teil ist als englischer Garten angelegt. Dieser sehr reizvolle Land- schaftspark am Kreiskrankenhaus Alzenau besitzt ein Wegenetz in abwechs- lungsreichem Kleinrelief mit Bachlauf und Teichanlage. Er ist mit einem artenreichen alten Baumbestand ausgestattet, zu dem neben Buchen auch Hainbuchen, Platanen und Bergahorn gehören. Die Strauch- und Krautschicht ist sehr üppig. Im zeitigen Frühjahr kann man durch ein Meer blühender Buschwindröschen schlendern. Später zeigen Maiglöckchen und Bärlauch ihre Pracht. Besonders hervorzuheben sind einige exotische Baumarten. Mitten im Parkteich ist eine, ursprünglich aus den Sumpfwäldern des Golfes von Mexiko stammende Sumpfzypresse zu bestaunen. Diese Zypressen bilden Atemknie aus, die über die Wasseroberläche wachsen und als Atmungsorgane für die untergetauchten Wurzeln dienen. Auch der Mammutbaum aus Kalifornien ist beachtenswert. Diese Bäume können über 100 m hoch und über 3.000 Jahre alt werden und gehören damit zu den ältesten Lebewesen der Welt. Schließlich ist noch der Ginkgobaum aus China zu erwähnen. Vor rund 200 Millionen Jahren waren diese Bäume, die eine Zwischenstufe zwischen Nadel- und Laubbäumen darstellen, auf der ganzen Erde verbreitet.

  Park Schönbusch Aschaffenburg Jost Albert

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Adresse: Kleine Schönbuschallee 1 Ideallandschaft in idealer Landschaft Kontakt: 0021-38-0, [email protected] Internet: www.schloesser.bayern.de, www.aschaffenburg.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Aschaffenburg Hbf, Bus 3, Haltestelle „Schönbusch“

er Landschaftsgarten Schönbusch geht auf einen waldartigen Wild- D park zurück, den sich die Mainzer Fürstbischöfe drei Kilometer westlich ihrer Nebenresidenz Aschaffenburg hatten anlegen lassen. 1 beauftragte Kurfürst Friedrich Carl Joseph von Erthal (11-1802) seinen Staatsminister, Friedrich Wilhelm von Sickingen (13-1818), den 81 ha großen Wildpark in einen Landschaftsgarten nach englischem Vorbild umgestalten zu lassen. In dem neuen Park „Schönbusch“ wurden Bauwerke und Brücken nach Plänen des Architekten Emanuel Joseph von Herigoyen (1-181) errichtet. In den ersten Jahren der Umgestaltung kam es jedoch zwischen den Beteiligten immer wieder zu Auseinandersetzungen, so dass die künstlerische Leitung um 180 dem Schwetzinger Gartenkünstler Friedrich Ludwig von Sckell (10-1823) übertragen wurde. Dieser bezog in einem überzeugenden Gesamtkonzept die umliegende Landschaft in die Parkgestal- tung ein. Neben weiten Parkräumen entstanden große künstliche Wasser- lächen, feine Bodenmodellierungen und im Zentrum das markante „Große Wiesental“, das den Park noch heute von Norden nach Süden durchzieht. Der nicht vollendete Garten kam 181 zum Königreich Bayern, ging mit dem Ende der Monarchie 118 in das Eigentum des Freistaates Bayern über und wird seither von der Bayerischen Schlösserverwaltung betreut. Heute noch kann man alle von Herigoyen ausgeführten Parkbauten im Schönbusch entdecken. Der kurfürstliche Pavillon, das Hauptgebäude, be- sticht durch die reich ausgestatteten, historischen Innenräume. Im ehema- ligen Küchenbau ist das Besucherzentrum mit einer informativen Daueraus- stellung untergebracht. Am Ende eines erlebnisreichen Tages können sich die Besucher in der historischen Gaststätte mit Terrasse und Biergarten stärken und werden mit einem Blick in den nördlichen Teil des malerischen Land- schaftsgartens belohnt.

  Park Schöntal Aschaffenburg Peter Körner

K | 02

Adresse: Stadtmitte Sckells Ruine im See Kontakt: 0021-3-800, [email protected] Internet: www.aschaffenburg.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus , , 1, 1, 21, 0-2, 3, Haltestelle „Platanenallee“

ie Anlage in Aschaffenburg gehört zu dem unter Kurfürst Friedrich D Carl von Erthal (11-1802) angelegten grünen Gürtel, der sich vom Schönbusch im Westen über zwei Alleen zur Mainbrücke, den Schlossgarten und den Stadtgraben – melancholischer Teil – zum Schöntal und schließlich in die Fasanerie und in die Spessartlandschaft zieht. Das System folgt den Prinzipien des Landschaftsgartens. Das Schöntal-Gelände vor der Stadtbefestigung wurde im 1. Jahrhundert ummauert und als Tiergarten angelegt. Kurfürst Albrecht von Brandenburg ließ hier ein Beginenkloster errichten, in dessen Kirche er nach seiner Ver- treibung aus Halle einen Teil seiner Kunstschätze übertragen haben soll. Im Markgrälerkrieg wurde der Bau 1 zerstört. Die spätere Anlage trägt die Handschrift des Gartenarchitekten Friedrich Ludwig Sckell (10-1823). 180 entwarf er ein – für ihn typisches – Wiesen- tal und einen oberen See mit Flusscharakter. Die bis heute existierende Oran- gerie, jetzt „Hofgarten-Cabaret“, gehörte zum Plan, ein botanischer Garten kam wohl erst 180 mit der Forsthochschule hinzu. Meisterlich hat Sckell die Klosterruine auf einer Insel inmitten eines Sees als sich spiegelnde Staffage eingesetzt. Den für die Insel nötigen Platz schuf er, indem er einen Teil des Stadtgrabens auffüllte. Im 1. Jahrhundert wurde auf einem regelmäßig angelegten Orangerieplatz der Magnolienhain angelegt – einer der prägenden Anklänge an den Süden in Aschaffenburg. Bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die Hälfte des Schöntals der rechteckige „Küchengarten“, der Obst und Gemüse produ- zierte. Nach Übergang des Parks von der Bayerischen Schlösserverwaltung an die Stadt iel die Mauer zugunsten einer Straßenerweiterung. Der „Küchen- garten“ wurde zum Landschaftsgarten. Das 10 ha große Schöntal ist heute geprägt von regem Fußgängerverkehr, aber auch als Ruhezone beliebt.

8  Schlossgarten Aschaffenburg Peter Körner

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Adresse: Schlossplatz  Sehnsucht nach dem Süden Kontakt: 0021-38-0, [email protected], [email protected] Internet: www.schloesser.bayern.de, www.aschaffenburg.de Öffnungszeiten: ganzjährig, bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: Aschaffenburg Hbf, Bus 1, 3, , , 3-, 1, 2, Haltestelle „Stadthalle“

ahrscheinlich zierte ein Parterre nebst Grotte die Main-Terrasse des W 11 fertig gestellten Schlosses St. Johannisburg in Aschaffenburg. Etwa zeitgleich mit den Arbeiten am Schönbusch weitete sich die Anlage aus. Die Mönche des nahe gelegenen Kapuzinerklosters traten einen Gelände- streifen ab, und der Wehrgang über dem Theoderichstor wandelte sich zum beplanzten Laubenweg, der bis heute Ausblicke auf Fluss und Landschaft ge- währt. Das Ende der Promenade markiert – an gut gewähltem Aussichtspunkt – ein klassizistischer Pavillon. Hier stieß der mittelalterliche Stadtgraben auf das Mainufer. Er wurde Teil des stadtübergreifenden Landschaftsgartens und beherbergt heute dem schattig-feuchten Standort angemessene Planzen. Eine spektakuläre Erweiterung des Parks stellt das 18 vollendete Pompe- janum dar. Der bayerische König Ludwig I. (18-188) ließ ein beim Ve- suvausbruch  n. Chr. verschüttetes, aber bei Ausgrabungen erforschtes Stadthaus an einer, dem Fundort eher widersprechenden, exponierten Stelle über dem Main errichten. Der Bau bildet den Höhepunkt einer in Aschaf- fenburg auch an anderen Stellen erfahrbaren „Sehnsucht nach dem Süden“. Das Umfeld verstärkt diesen Eindruck, unter anderem durch den Weinberg, Kübelplanzen, im Freien wachsende Feigen, sowie eine Pergola neben me- diterraner Flora. 1 hat die Stadt Aschaffenburg den Garten des Pompejanums durch eine Terrasse mit Brunnen, Weinberg, Rosenbeeten und einer üppigen Campsis (Trompetenblume) an der Brüstung erweitert. Die Bezeichnung „Saint-Ger- main-Terrasse“ bezieht sich auf die eindrucksvolle Terrasse des Gartenkünst- lers André Le Nôtre in Aschaffenburgs Partnerstadt an der Seine. Die unterschiedlichen Teile des Schlossgartens bilden heute ein  ha großes Ensemble, das mit seiner erlebnisreichen Promenade über dem Mainknie als einzigartig gelten kann.

80 81 Landgräfliche Gartenlandschaft Roswitha Mattausch Bad Homburg v.d. Höhe

E | 028

Adresse: entlang der Tannenwaldallee und der Elisabethenschneise Wo Natur und Kunst gewetteifert haben Kontakt: 012-10011, [email protected] Internet: www.bad-homburg.de Öffnungszeiten: ganzjährig

wischen 10 und 180 schufen Homburger Landgrafen und ihre Z Frauen eine außergewöhnliche Gartenlandschaft. Fünfzehn unter- schiedliche Anlagen, Gärten, Parks und Waldparks auf 38 ha wurden von der „Tannenwaldallee“, einer markant und stimmungsvoll mit Säulenpappeln beplanzten „öffentlichen Promenade“, erschlossen. Sie ist, wie der „Kleine Tannenwald“, ein bezaubernder Rokokogarten im anglo-chinoisen Stil mit Teich, Insel und Kolonnade ebenso wie der „Große Tannenwald“, ein vielfältig gestalteter Waldpark, schon in den Jahren nach 10 entstanden. Nach 1820 setzte Landgräin Elizabeth, die als englische Prinzessin mit Gar- tenkunst in Theorie und Praxis bestens vertraut war, neue Akzente: In ihrem „Englischen Garten“ konnte sie der Leidenschaft des Sammelns und Züch- tens exotischer Planzen frönen, den „Kleinen Tannenwald“ durch eine Mini- Musterfarm erweitern und mit dem „Gotischen Haus“ (heute Stadtmuseum, Stadtarchiv und Café) ein originelles Stück englischer Neugotik in ihre neue Heimat bringen. Auch vier unterschiedlich angelegte Gärten der landgräf- lichen Brüder reihten sich an der „Tannenwaldallee“ auf. Deren Verlängerung, die Elisabethschneise, führt zu einem romantisch gestalteten „Forstgarten“ für die Anzucht auch exotischer Bäume und zum „Hirschgarten“. Nach dem Ende der Landgrafschaft 18 gestaltete sich das Schicksal der Gärten und Parks unterschiedlich: es reichte von steter Plege bis zur Bebau- ung oder Verwilderung. Nun wird die Landgräliche Gartenlandschaft soweit wie möglich als historisches Erbe bewahrt und nach gartendenkmalplege- rischen Bedingungen wieder hergestellt. Dieses „Wiedererstehen“ kann ge- rade miterlebt werden! Im „Kleinen Tannenwald“, im „Forstgarten“ und bei der Neuplanzung der Pappeln am „Gotischen Haus“ ist bereits viel erreicht worden, an den Grundlagen für die Wiederherstellung des „Großen Tannen- waldes“ wird zur Zeit gearbeitet.

82 83 Schlosspark Bad Homburg v.d. Höhe Manfred Handke

F | 02

Adresse: Schloss Teppichbeete mit Phantasie Kontakt: 012-2200, [email protected] Internet: www.schloesser-hessen.de Öffnungszeiten: ganzjährig, bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: S , Bhf. Bad Homburg, 1 Min. Fußweg; U 2, Bhf. Bad Homburg-Gonzen- heim, Stadtbus, Haltestelle „Kurhaus“,  Min. Fußweg

as Schloss Homburg mit seinem 13 ha großen Garten war beinahe 20 D Jahre lang Sitz der Landgrafen von Hessen-Homburg und anschließend von 18 bis 118 Sommerresidenz der preußischen Könige und deutschen Kaiser. Die Entwicklung der Burg- und Schlossgärten in Homburg gewinnt erst mit Be- ginn des 1. Jahrhunderts an Bedeutung. Damals lag südwestlich, unterhalb des Burgberges, eine kleine, regelmäßig gegliederte Gartenanlage, an deren westlichen Rand sich später der herrschaftliche Obstgarten anschloss. Dieser Obstgarten hat sich über die Jahrhunderte bis heute erhalten und wurde im Jahr 200 mit neuen Obsthochstämmen in historisch überlieferten Sorten beplanzt. In südwestlicher Richtung schließt sich direkt die „Phantasie“ an, ein Gartenbereich, der unter Friedrich V. (18-1820) und seiner Frau Caro- line (1-1821) um 1 entstand. Die künstlerische Gestaltung des Land- schaftsgartens wurde durch die englische Prinzessin Elizabeth (10-180), die 1818 in die Landgrafschaft Hessen-Homburg einheiratete, fortgeführt. Sie ließ Maronen nahe der „Phantasie“ planzen und verband den Schlosspark mit der Landschaft des Hochtaunus. Die nach ihr benannte „Elisabethenschnei- se“ in den Taunus existiert bis heute und ist ein wichtiger städtebaulicher Bestandteil. Vor dem Königslügel lag das barocke Parterre mit vier großen Kompartimenten, die seitlich von Alleen und im Mittelteil von geschnittenen Rüstern eingefasst waren. Heute beinden sich in den Rasenlächen Beet- formen der Jahrhundertwende. Diese Teppichbeete sind 1 nach alten Planvorlagen wieder angelegt worden und begeistern die Besucher, da diese historischen Schmuckplanzungen sehr selten geworden sind. An der Nordseite wird die streng gegliederte Fläche von der ab 180 errichteten Orangerie und dem Hofgärtnerhaus begrenzt. Die Kultivierung von Zitronen hat bis heute eine große Bedeutung, zeugt von besonderer Wertschätzung der Planze und machte die kleine Residenz weit über ihre Grenzen hinaus berühmt.

8 8 Staatspark Fürstenlager Bernd Modrow Bensheim-Auerbach

F13 | 030

Adresse: Staatspark Fürstenlager Bensheim-Auerbach Ein Dorf im Park als landgräliche Sommerfrische Kontakt: 021-3-0, [email protected] Internet: www.schloesser-hessen.de Öffnungszeiten: ganzjährig

ine 13 entdeckte Heilquelle bei Auerbach war der Ausgangspunkt E für den Landschaftspark Fürstenlager. Das Vorhaben, in dem engen Tal ein repräsentatives Kurbad zu errichten, wurde allerdings nicht verwirklicht. Stattdessen legte man ab 10 um den Gesundbrunnen herum ein dorfar- tiges Gebäudeensemble an, das den Landgrafen und den Großherzögen von Hessen-Darmstadt als Sommerresidenz diente. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden in zahlreichen Parks ähnliche kleine Dorfanlagen als Staffagen für das einfache ländliche Leben. Im Fürstenlager hielt sich die landgräliche Familie jedoch tatsächlich längere Zeit auf. Sie lebte in einem relativ bescheidenen Herrenhaus als Bestandteil des Dorfes, einer „Ferme or- née“, der Zierfarm. Parallel zur Errichtung des Dorfes wurde der etwa 2 ha große Landschaftspark nach Plänen des Hofgärtners Carl Ludwig Geiger angelegt. In beeindru- ckender Weise vereinte man hier die Gartenkunst mit der Landwirtschaft. Die bereits vorhandenen Parkbauten wurden durch ein Alleennetz miteinander verbunden, das sich vom Gesundbrunnen ausgehend über die Hänge zieht. Einzelne Schmuckplätze wurden angelegt, Wiesen und Ackerlächen in die Parkgestaltung integriert, der ländliche Charakter zusätzlich durch Obstbaum- alleen, einen Weinberg sowie einen Küchengarten betont. Die mit Pappeln beplanzten Alleen führen den Besucher noch heute zu Aussichtsplätzen mit weitem Ausblick in das Rheintal und die Landschaft der Bergstraße. Die vor- handenen Mammutbäume belegen die in der zweiten Hälfte des 1. Jahr- hunderts erfolgte Planzung zahlreicher exotischer Gehölze. Umfangreiche gartenrestauratorische Maßnahmen und eine kontinuierliche Plege durch qualiizierte Gärtner haben dazu geführt, den durch Befund und Quellenlage bekannten Zustand wieder herzustellen sowie die einmalige Stimmung dieses Landschaftsparks auch heute für die Besucher erlebbar zu machen.

8 8 Herrngarten Darmstadt Doris Fath

F10 | 031

Adresse: Stadtmitte Vom Schlossgarten zum Bürgergarten Kontakt: 011-13200, [email protected] Internet: www.darmstadt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Straba 3, , , 8, Bus L, Haltestelle „Willy-Brandt-Platz“

er Herrngarten ist die älteste Parkanlage Darmstadts, die sich aus drei D größeren und mehreren kleineren Gärten entwickelte. Den Kern bil- dete der so genannte Hofgarten, der ursprünglich an das Schloss grenzte. 1 ließ Landgraf Georg I. (1-1) neben dem zum Schloss gehö- renden Nutzgarten einen Lustgarten außerhalb der Befestigungsanlage auf der Nordseite des Schlosses anlegen. Schon 11 baute man hier die ersten Kartoffeln in Darmstadt an! Unter der Regentschaft der Landgräin Elisabeth Dorothea (18-188) wur- den die Anlagen nach Norden ausgedehnt und losgelöst vom Schloss mit ei- ner Mauer umgeben. Eine Hälfte war nach französischem Vorbild als barocker Lustgarten eingerichtet, die andere wurde als Obst- und Nutzgarten bewirt- schaftet. Die heutige charakteristische Form des Herrngartens geht auf die Große Landgräin Caroline (121-1) zurück, die den Garten als englischen Landschaftspark anlegen ließ. Zwischen 1801 und 1811 erfolgte die einheit- liche Ausgestaltung im Stil eines späten klassizistischen Landschaftsgartens mit Teich, Bächen, offenen Wiesen, Gehölzrändern und Baumgruppen, kunst- voll gewundenen Wegen und einem so genannten „Belt walk“, der die ehe- mals separaten Gartenszenerien verband. Um 1801 öffnete Carolines Sohn, der spätere Großherzog Ludewig I. (13-1830), den Schlossgarten für die Bürger. Als weiteres wichtiges landschaftliches Element wurde zwischen 1813 und 182 in der nordwestlichen Parkecke der 12 m hohe Herrngartenberg er- richtet. Mit der Verstaatlichung des Gartens griff man ab 118 die Ideen der Volksparkbewegung auf und richtete Spielplätze sowie das Herrngarten-Café ein. Durch Randbebauung kam es an der Ostgrenze zu Geländeverlusten, die die Gestaltung des Parks stark beeinträchtigt und ihn auf seine heutige Größe von 12 ha reduziert haben. Seit 1 ist die Stadt Darmstadt bemüht, den Park auf der Grundlage eines Parkplegewerkes schrittweise wieder zu rekonstruieren bzw. zu sanieren.

88 8 Prinz-Emil-Garten Darmstadt Doris Fath

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Adresse: Heidelberger Straße, Hermannstraße Lustgarten für den Minister Kontakt: 011-13200, [email protected] Internet: www.darmstadt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Straba 1, , , 8, Haltestelle „Prinz-Emil-Garten“

er Prinz-Emil-Garten wurde im Stil eines englischen Landschaftsgartens D 12 vom Dieburger Gartenarchitekten Nikolaus Andreas Siebert als Lustgarten für den Minister und späteren Präsidenten des Geheimen Rates und Kanzlers von Hessen-Darmstadt, Karl Friedrich von Moser (123-18), angelegt. Im Jahr 180 erwarb Großherzog Ludwig I. (13-1830) den Gar- ten, den Prinz Emil (10-18), nach dem er heute benannt ist, 1830 erhielt. Der Garten wies in seiner ursprünglichen Form spätbarocke und landschafts- gärtnerische Stilelemente auf. Das heute noch vorhandene Schlösschen er- baute Johann Martin Schuhknecht in den Jahren 1 bis 18. Historische Staffagearchitekturen, wie ein chinesischer Gartenpavillon, eine gotische Kirchenruine, Apollo- und Neptunstatuen, eine Kapelle, eine Eremi- tage, Holzbrücken, zwei Teiche sowie Weinstöcke und eine Obstplantage ver- schwanden im Laufe der Zeit. Ursprünglich begrenzte ein etwa 0 m langes Wasserbecken den Landschaftsgarten zur Heidelberger Straße hin. Von der Terrasse des Schlösschens genoss Karl Friedrich von Moser den unverbauten Blick bis in die Rheinebene. Das Wasserbassin unterstrich dabei den Eindruck von Weite. Der ursprüngliche englische Garten stellte sich um die Jahrhundertwende als Landschaftsgarten des 1. Jahrhunderts mit Merkmalen des bürgerlichen Gartens dar. Seit 12 gehören Park und Schlösschen der Stadt Darmstadt. Nach dem Krieg entstanden erhebliche Eingriffe durch Randbebauungen, die erst in den letzten Jahren weitgehend gemildert werden konnten. Von den ehemals vorhandenen Gebäuden existiert nur noch das Schlösschen, das ei- ner bürgerschaftlichen Nutzung zugeführt ist. Im Jahr 18 wurde mit der sy- stematischen Sanierung des Parks begonnen. Der 13 zugeschüttete Teich wurde wieder hergestellt und auf der Teichinsel ein kleiner schmiedeeiserner Pavillon errichtet. Dieser stammt aus einem Bessunger Privatgarten und wur- de von dort 188 an den heutigen Standort versetzt.

0 1 Schlossgarten Dieburg Peter Jordan / Monika Rohde-Reith

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Adresse: Groschlagweg Drei Partien zugleich Kontakt: 001-2002-0, [email protected] Internet: www.dieburg.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bhf. Dieburg, 10 Min. Fußweg

er Spaziergang entlang der neu geplanzten Ulmenallee lädt auf eine D Insel zwischen Gersprenz und Herrngraben ein. Hier beginnt der fran- zösische Park, den Johann Philipp Ernst von Groschlag (10-11) reprä- sentativ vor den Toren Dieburgs anlegen ließ. Die 1 geplanzte Allee aus Schnittkronen-Linden gibt den Blick auf Trapezteich und Tempelchen frei. Johann Ludwig Petri baute den Garten so, wie der Bauherr den Park von Versailles erlebt hatte. Es fehlte jedoch der Bezug auf das früher neben der Mühle gelegene Schloss Stockau. Erst Sohn Philipp Karl Anton (12-1) nahm dessen Achse auf und richtete die holländische Partie auf einen in der Ferne erhöht stehenden Obelisken aus, der noch heute zu bewundern ist. Seine Idee der umlaufenden Kanäle brachte er aus dem holländischen Stu- dienort Leiden mit. Enkel Karl Friedrich Willibald (12-1) legte um die beiden regelmäßigen Gärten den klassischen englischen Landschaftsgarten an, den der Gartentheoretiker Christian Cay Lorenz Hirschfeld (12-12) so sehr lobte. Die Besonderheit des Dieburger Schlossgartens ist die Tatsache, dass drei Gärten unterschiedlicher Stilrichtungen nebeneinander Bestand hatten und dass die Stadt Dieburg, die schon 183 den Besitz erwarb, den größten Teil der Flächen zusammenhielt. So sind die Achsen der beiden regelmäßigen Gärten noch nachvollziehbar, nur auf dem Gelände des englischen Gartens wurde außerhalb des Herrngrabens ein Freibad und Tennisplätze angelegt. Seit 188 besinnt sich die Stadt auf ihre Aufgabe, das Gartenerbe zu erhal- ten. Die Stadtverordneten beschlossen eine Sanierung und die Ergänzung der historischen Strukturen in zehn Teilschritten. Die französische Hauptallee aus Schnittkronen-Linden wurde bereits wieder angelegt und führt zu dem erneu- erten Trapezteich mit der Fontäne in der Mitte. Die Planung für die Sanierung des Festplatzes läuft, und die Wiederanbindung der holländischen Partie an den Obelisken ist durch einen Bauleitplan gesichert.

2 3 Bergpark Villa Anna Eppstein Bertold Picard

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Adresse: Theodor-Fliedner-Weg  Hoher Hang und weiter Blick Kontakt: 018--0, [email protected] Internet: www.drogenberatung-jj.de Öffnungszeiten: April-Okt. Sa, So, Feiertag 10-1 Uhr; Neufvilleturm April-Sept. (bei schönem Wetter) Sa 13-18 Uhr, So, Feiertag 11-18 Uhr ÖPNV: S 2, Bhf. Eppstein

er Park heißt nach Anna geb. Mumm von Schwarzenstein, die mit D ihrem Ehemann, Alfred von Neufville aus der hugenottischen Frank- furter Kaufmann- und Bankiersfamilie, ab 188/0 die Anlage als Land- schaftspark schuf. Hier – am Osthang des Kleinen- und Jähenbergs – wollte das Paar die reine Bergluft des Taunus genießen. Lange war ihnen dies nicht vergönnt, denn Anna starb bereits 18 mit 3, Alfred 100 mit  Jah- ren. Ihr Park jedoch bezaubert bis heute. Seine Fläche von , ha hat der Frankfurter städtische Gartendirektor Andreas Weber (1832-101) gestaltet, der Überlieferung nach unter Mitwirkung des Gartenarchitekten Heinrich Siesmayer (181-100). Immer neue Bilder nimmt der Besucher wahr, bizarre Felsformationen und idyllische Wiesenmulden, heimische und exotische Bäu- me in Gruppen und als Solitäre. Sichtachsen lenken den Blick im Parkinnern auf pittoreske Bauten und nach außen über das tief unten liegende Alt-Epp- stein mit seiner Burgruine hinweg zu den Berghäuptern und Taleinschnitten des Vorder- und Hochtaunus. Über den Erlebnis- und Erholungswert hinaus gibt der Park einen Eindruck vom großbürgerlichen Landleben im Taunus vor dem Ersten Weltkrieg. Davon zeugen Wohn-, Repräsentations-, Wirtschafts- und Phantasiebauten wie die Villa Anna selbst und der mit ihr durch einen Brückengang verbundene Kavaliersbau, Nachbauten eines Schweizer Hauses und einer Burg (heute Neufvilleturm genannt), ein Gartenblockhaus, ein großes Taubenhaus und eine künstliche Ruine. 133 wurde das Anwesen zum Müttererholungsheim der Evangelischen Frauenhilfe in Hessen und Nassau. 181 folgte die Therapeutische Einrichtung Eppstein der Jugend- beratung und Jugendhilfe e.V. Frankfurt am Main. Sie bietet stationäre Re- habilitation für drogen- und mehrfachabhängige junge Menschen an. Den Neufvilleturm erwarb 133 die Stadt Eppstein als Aussichtsturm. Seit 200 unterstützt der Förderkreis Bergpark Villa Anna die Renovierung des Parks und seiner Bauten.

  Park Florstadt-Staden Frank Uwe Pfuhl

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Adresse: Parkstraße Kleinod in der Wetterau Kontakt: 003--0, [email protected] Internet: www.lorstadt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus FB-01, FB-0, Haltestelle „Am Park“

in Kleinod unter den Landschaftsgärten indet sich am Rande der E Wetterau in Florstadt-Staden. Begründet 1 durch Johann Fried- rich Ferdinand von Löw (10-1), der nach seinem Ausscheiden aus di- plomatischen Diensten von England nach Staden kam, wurde neben dem Schloss ein Landschaftsgarten nach englischem Vorbild errichtet. Auf rund  ha erstreckt sich die Anlage heute zwischen dem Fluss Nidda und der Bun- desstraße 2. Seine gegenwärtige Struktur erhielt der Park aber erst über hundert Jahre später. Freifrau von Stein auf Staden lud 18 den berühmten Gartenkünstler Eduard Petzold (181-181) ein, um den vorhandenen Park neu zu gestalten. Pate für diese Planung stand der Landschaftsgarten im sächsischen Bad Muskau, der von Fürst Hermann von Pückler (18-181) angelegt und von Petzold betreut und erweitert worden war. Der Gartenarchitekt verfasste für Staden einen detaillierten Bestandsplan und entwickelte einen für die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts typischen Landschaftsgarten, der in einem reizvollen „Pleasureground“ am Schloss und einer Teichanlage am nördlichen Parkende Höhepunkte aufweist. 188 wurde er an die Gemeinde Staden verkauft und 10 unter Denkmalschutz gestellt. 10 tauchten nach der Wiedervereinigung Petzolds Pläne im Archiv des Instituts für Denkmalplege in Dresden auf, so dass in den darauf folgenden Jahren ein Plegekonzept erstellt werden konnte, das an die Intentionen des großen Gartenkünstlers anknüpft. Im Park inden sich heute noch zum Teil über 180 Jahre alte Linden und Eichen. Daneben trifft man auf Maulbeere, Platane, Mammutbaum, Sumpf- und Scheinzypresse, Blutbuchen und Hän- geeschen. Im Zuge der Rekonstruktion des Parks sollen die ursprünglichen Wege, Sichtachsen, Baumplanzungen und der zugeschüttete Teich wieder herge- stellt werden.

  Das „Nizza“ Frankfurt am Main Renate Friedrich

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Adresse: Untermainkai Gartendenkmal am Main Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: U 1-, Straba 11, 12, Haltestelle „Willy-Brandt-Platz“

rsprünglich lag an der Stelle der heutigen Grünanlage der „kleine Main“ U mit einer romantischen Maininsel. Erst die Entwicklung der Eisenbahn- trasse am Flußufer führte zu der Entstehung eines Gartens. Dem späteren Stadtgärtner Sebastian Rinz (182-181) ist es zu verdanken, dass der 188 zugeschüttete Mainarm nicht zum Betriebsgelände der neu errichteten Ei- senbahn wurde. Nach seinen Vorstellungen sollte die erste städtische Grün- anlage, die Wallanlagen, hier am Main in einer entsprechenden Grünläche enden. Rinz’ Ideen konnten zunächst nicht in die Tat umgesetzt werden. Aber schon im Jahr 1832 eröffnete mit der „Mainlust“ ein Vergnügungslokal, dessen prächtige, mit Platanen bestandene Gartenterrasse eine der meist besuchten Attraktionen Frankfurts war. Den Namen „Nizza“ trägt der Park erst seit seiner eigentlichen Neugestaltung um 18 durch Andreas Weber (1832-101), einem Enkel von Sebastian Rinz. Er brachte erstmals auch exotische Planzen an den Main, von denen viele in einem Glashaus überwinterten. Die Südausrichtung und die schützende Mauer zur Uferstraße schafften kleinklimatisch die idealen Voraussetzungen für eine solche Planzenauswahl. Prägend waren außerdem die doppelläuige Treppe zur höher gelegenen Uferstraße, der Grindbrunnenpavillon anstelle des jetzigen Nizza-Cafés und die bis heute erhaltenen geschnittenen Plata- nenalleen zur Mainseite hin. Noch zweimal wurde das „Nizza“ umgestaltet, um 130 und um 10, bis es seit dem Jahr 2000 von dem Frankfurter Grünlächenamt restauriert und mit einem mediterranen Planzkonzept von Rainer Gesell versehen wurde. Dies ermöglicht sogar die Überwinterung aller Planzen vor Ort. Heute ist hier einer der größten südländischen, öffentlich zugänglichen Gärten nördlich der Alpen zu bewundern.

8  Wallanlagen Frankfurt am Main Werner Breuckmann

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Adresse: Stadtmitte Um die gantze Stadt ein Park Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeiten: ganzjährig

itten in der Stadt gelegen, gehört die ,2 km lange und 22 ha große M Wallanlage heute zu den größten Grünlächen Frankfurts. Im Jahr 180 fasste der Rat der Stadt den Beschluss zur Schleifung der fast 8 m hohen Festungswerke, die zu diesem Zeitpunkt ihre militärische Bedeutung verloren hatten. Man nutzte die Chance zur Schaffung einer öffentlichen Promenade, die vor allem durch den Verkauf des größten Teils des Festungs- geländes inanziert wurde. Stadtgärtner Sebastian Rinz (182-181) hatte bis zu seinem Tod wesentlichen Anteil an der Gestaltung der Wallanlagen. Auf den veräußerten Grundstücken entstanden in städtebaulich interessanter Lage prachtvolle Villen und Patriziergärten, wie der Bethmannpark, den man als Landschaftsgarten mit einem Weiher schuf. Wo sich heute das Beethoven- Denkmal beindet, legte Lulu Brentano, Schwester von Clemens und Bettina Brentano, ebenfalls einen Garten an, auf dem später die Kaufmannsfamilie Du Fay ein Häuschen im Schweizer Stil errichtete. Johann Jakob Nebbin bau- te etwa 1810 ein noch heute erhaltenes Gartenhaus, in dem nun Ausstel- lungen und Konzerte stattinden. Schon 180 regelten Bestimmungen, die sich zum so genannten „Wallservitut“ entwickelten, den Umgang mit den Grundstücken. Da jedoch im Laufe der Jahre immer mehr Flächen neuen Ge- bäuden zum Opfer ielen, wie auch beim Bau des Opernhauses (heute Alte Oper), bestätigte man durch Gemeindebeschluss 10 das Verbot, die Wall- grundstücke zu überbauen. Trotzdem hat die Stadt allein von 1 bis 183 für 33 Bauvorhaben Ausnahmen erteilt! Die größte Zäsur erfuhren die Wall- anlagen jedoch im Zweiten Weltkrieg. Viele alte Gärten, Gebäude, aber auch Teichanlagen wurden zerstört. Erst 1 begann eine umfassende Sanierung und Umgestaltung dieser wichtigen Grünanlage. Heute ist die Wallanlage mit mehr als 30 Denk- und Ehrenmälern für Frankfurter Persönlichkeiten aus- gestattet und wird so, mit den Skulpturen internationaler Künstler, zu einem wahren Freilicht-Museum mit hohem Erholungswert.

100 101 Schlossgarten Altstadt Hanau Anton Merk

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Adresse: Schlossplatz Ein „englisches Boskett“ für eine Kontakt: 0181-20, [email protected] hessische Landgräin Internet: www.hanau.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S 8, S , Hanau Hbf, Bus 2, , Haltestelle „Freiheitsplatz“,  Min. Fußweg

nfang des 18. Jahrhunderts begannen die Grafen von Hanau mit dem A Umbau und der Erweiterung der mittelalterlichen Burg und des Renais- sancebaues in der Altstadt Hanaus zu einer barocken Residenz. Von 113 bis 11 ließ Graf Johann Reinhard von Hanau-Lichtenberg (1-13) den Nordlügel des Schlosses, den so genannten Fürstenbau, errichten. Landgrä- in Maria von Hessen-Hanau (123-12) nahm ab 13 größere Neubauten am Schloss in Angriff. Ab 1 ließ sie um den Friedrichs- und den Fürsten- bau einen vollkommen neuen Garten anlegen. Es war der erste Lustgarten der hanauischen Residenz, der auch in direkter Verbindung zum Schloss in der Altstadt stand. Der Schlossgarten der Landgräin Maria – sie war eine gebürtige englische Prinzessin – wurde als „englisches Boskett“ eingerich- tet, d. h. nach den damals modernsten Gartenideen. Die Landgräin ließ sich dabei von der gleichzeitig begonnenen Gartenerweiterung in Schwetzingen und vermutlich auch von den Planungen ihres Bruders Frederick Louis in Kew Gardens bei London anregen. Neben gewundenen Wegen, Freiräumen und schattigen Wäldern besaß der Garten auch einen Baumsaal zum offenen Fla- nieren und eine japanische Pagode. Dieser Garten blieb in seiner Struktur bis 182 erhalten. Kurfürst Wilhelm II. von Hessen (1-18) ließ dann den Schlossgarten vollkommen neu gestalten. Die Planungen stammten von dem Kasseler Gartenarchitekten Wilhelm Hentze und orientieren sich – zu diesem Zeitpunkt bereits historisierend – an dem Plan des Gartens von Stowe, einem Werk des englischen Gartenkünstlers Lancelot Brown aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Nach Abriss der mittelalterlichen Burg 1828 und dem Bau einer Remise an dieser Stelle wurde der Garten von Louis Meinicke mo- derat umgeplant. Der heutige Schlossgarten geht im Wesentlichen noch auf den Hentze-Meinicke-Plan zurück. Mit der Landesgartenschau 2002 und dem Bau des Congress Parks Hanau auf dem Gelände des ehemaligen Residenz- schlosses wurde der Schlossgarten grundlegend erneuert.

102 103 Schlosspark Philippsruhe Hanau Anton Merk

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Adresse: Philippsruher Allee  Vom Broderieparterre zum englischen Kontakt: 0181-20, [email protected] Landschaftspark Internet: www.hanau.de Öffnungszeiten: ganzjährig, bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: Bhf. Hanau West, Bus 1, 10, Haltestelle „Schloss Philippsruhe“

en ersten Schritt zum Bau des Schlosses Philippsruhe unternahm Graf D Philipp Reinhard von Hanau-Lichtenberg (1-112) ab 1 mit der Errichtung der Schutzmauer zum Main hin. Damit entstand ein hoch- wasserfreies Gartenparterre, das der pfalz-birkenfeldische Hofgärtner Marx Doßmann in zwei abgestufte Parterre gliederte. Der gesamte Garten wurde im Jahr 100 an beiden Längsseiten mit Lindenalleen umfasst. Graf Johann Reinhard von Hanau-Lichtenberg (1-13) erweiterte den Park nach Westen, beließ aber die Aufteilung in oberes und unteres Parterre. Seine wesentliche Neuerung bezog sich auf die Einteilung der Bassins und Broderien. Das obere Parterre erhielt ein zentrales Bassin mit hoher Fontä- ne und eine symmetrisch angelegte Mittelallee. Dieser zweite Barockgarten blieb als Grundform das ganze 18. Jahrhundert über erhalten. Erst Erbprinz Wilhelm II. von Hessen-Kassel (1-18) ließ den Park nach Norden erweitern und eine englische Gartenanlage durch den Hofgärtner Lenz mit Gehölzgruppen, geschwungenen Wegen und dem einem Waldsee nachempfundenen Mittelbassin gestalten. Dieser Garten behielt die Linden- alleen und die Trennung in oberes und unteres Parterre bei. 18-80 ließ Landgraf Friedrich Wilhelm von Hessen-Rumpenheim (1820- 188) den Park grundlegend umbauen. In diesem Zusammenhang beauftrag- te er den schwedischen Landschaftsarchitekten Jens Person Lindahl (183- 188) mit der Neugestaltung. Lindahl hob die Trennung zwischen oberem und unterem Parterre auf, ließ die Zwischenmauer abreißen und die Goldene Treppe an die westliche Außenmauer verlegen. Das neu entstandene Parterre modellierte er mit sanften Hügeln und komponierte elegant geschwungene Wege. Auch er hielt an den Lindenalleen fest und schuf unmittelbar hinter dem Schloss an französischen Broderien orientierte Blumenrabatten. Die Re- staurierung des Philippsruher Schlossgartens im Rahmen der Landesgarten- schau 2002 erfolgte im Wesentlichen nach dem Lindahl’schen Plan.

10 10 Staatspark Hanau-Wilhelmsbad Heidrun Merk

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Adresse: Kurpromenade Luxus im Schatten der Esplanade Kontakt: 0181-000, [email protected] Internet: www.schloesser-hessen.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bhf. Wilhelmsbad

ls „die Krone Deutscher Bäder“ wurde Wilhelmsbad einst von Christian A Cay Lorenz Hirschfeld (12-12), dem damals bedeutendsten Gar- tentheoretiker Deutschlands, bezeichnet. Erbprinz Wilhelm von Hessen-Kas- sel (1-1821), regierender Graf von Hanau, hatte 1 damit begonnen, den bereits 10 entdeckten „Guten Brunnen“ auszubauen. Finanziert wurde das Luxusbad mit den Geldern, die der Graf aus dem Soldatenhandel mit sei- nem Vetter, dem englischen König Georg III., erwirtschaftet hatte. Schon bald stellte sich heraus, dass der Wilhelmsbader Sauerbrunnen weder heilkräftig noch ergiebig war. Auch verschiedene Wiederbelebungsversuche änderten nichts daran, dass in dem als schönstes Bad weit und breit gepriesenen Wil- helmsbad eigentlich nicht gebadet werden konnte. Ein Segen für uns, denn dadurch ist die ehemalige Kur- und Badeanlage aus dem späten 18. Jahrhun- dert unverändert erhalten. Eines der Highlights des frühen englischen Land- schaftsparks ist die künstliche Ruine mit luxuriösem Innenleben, die – ro- mantisch auf einer Insel im Parkweiher gelegen – Wilhelm unter anderem als Rückzugsort nutzte. Gegenüber der „Liebesinsel“ beindet sich die „Totenin- sel“ mit der Grabpyramide, die ursprünglich eine weiße Marmorurne mit dem Herz des früh verstorbenen Sohnes des Erbauers barg. Auf dem Pferdekarus- sell in Gestalt eines antiken Tempels drehte im 18. Jahrhundert die vornehme Gesellschaft ihre Runden, während im Karussellhügel verborgen Menschen im Schweiße ihres Angesichts das Gefährt anreiben mussten. Das als tech- nisches Meisterwerk geltende Karussell – wie die Gesamtanlage von Franz Ludwig Cancrin (138-181) errichtet – wird derzeit aufwändig saniert. Vom Schneckenberg aus eröffnet sich der Blick auf die künstlich geschaffene Parklandschaft über die Mauer umwehrte ehemalige Fasanerie hinweg bis zu den blauen Hügeln des Spessarts. Hinter dem Arkadenbau wartet der „Ein- siedler“ in seiner einsamen Grotte auf einen Besuch.

10 10 Schlosspark Karben-Groß Karben Peter von Leonhardi

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Adresse: Parkstraße Versammlungsort für Freimaurer im Grünen Kontakt: [email protected] Internet: www.leonhardikulturprojekte.org Öffnungszeiten: Führung nach Anmeldung ÖPNV: S , Bhf. Groß Karben, Bus 0, Haltestelle „Schloss“

er Park ist in zwei Hälften unterteilt. In der Mitte verläuft ein ganz- D jährig zugänglicher öffentlicher Weg. Der so genannte Seegarten, die südliche Hälfte aus der Zeit um 1800, wurde von Johann Peter Freiherr von Leonhardi nach einem längeren Aufenthalt in England unter Beratung des Stadtgärtners Sebastian Rinz (182-181) aus Frankfurt angelegt. Auf dem Gelände beindet sich ein kleines Gebäude, das als Versammlungsraum für Freimaurer diente. Johann Peter von Leonhardi war seit 18 der erste deut- sche Provinzial-Großmeister der Freimaurerloge für den Ober-Niederrhein und den Fränkischen Kreis. Angrenzend an den Seegarten steht in der Parkstrasse die alte Schule von Groß Karben, die Friedrich von Leonhardi Mitte des 1. Jahrhunderts bauen ließ, da die Familie das Schulpatronat von Groß Karben innehatte. 18 erfolgte der Erwerb des so genannten „Neugartens“, der nördlichen Hälfte, durch Ludwig von Leonhardi von der Gemeinde Groß Karben, die in- zwischen im Besitz des benachbarten Degenfeldschen Schlosses war. Dieser Teil wurde um 18, also vor dem Kauf durch die Familie, von dem Gartenar- chitekt Franz Heinrich Siesmayer (181-100) angelegt. Im Neugarten steht das ehemalige Gärtnerwohnhaus. Im Baumbestand hervorzuheben sind einige Exemplare von Platanen, Blut- buchen, Eichen, Ginkgos und Rosskastanien sowie eine Gruppe von Trauerbu- chen. Die ursprünglich vorhandenen Pavillons sind leider dem Vandalismus anheim gefallen. Der Park beindet sich in Familienbesitz und wird zu verschiedenen Veranstal- tungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

108 10 Park Kempinski Hotel Irmela Löw Königstein-Falkenstein

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Adresse: Debusweg -18 Ein Siesmayer-Park mit malerischen Ausblicken Kontakt: 01-00, [email protected] Internet: www.kempinski-falkenstein.com Öffnungszeiten: nur für Hotelgäste zugänglich ÖPNV: S , Bhf. Kronberg, Bus 1, Haltestelle „Kronbergerstraße“

n der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts entdeckten die wohlhabenden I Bürger Frankfurts zunehmend die klimatischen und landschaftlichen Vor- züge des Taunusgebirges. Neben zahlreichen Villen entstanden etliche Kli- niken, wie 18 die Lungenheilanstalt Falkenstein auf einem  ha großen Ge- lände unterhalb der Burgruine. Franz Heinrich Siesmayer (181-100) schuf hier eine weitläuige Parkanlage im landschaftlichen Stil. Ende 10 wurde die Anlage an Kaiser Wilhelm II. verkauft, der gesamte alte Gebäudekomplex abgerissen, die eingewachsene Parkanlage jedoch in weiten Bereichen erhal- ten. Die Einweihung als „Ofiziersheim Taunus“ erfolgte im Sommer 10. Die Neugestaltung der Parkanlage im nahen Umfeld der Gebäude übernah- men die Söhne Siesmayers, Philipp und Ferdinand, und legten entsprechend der sich um die Jahrhundertwende verändernden gartenkünstlerischen Vor- stellungen neue Partien mit regelmäßigem, architektonischem Gepräge an. So entstand entlang der Südseite eine Promenade, deren Mittelpunkt ein Terrassenbereich mit Wasserbecken, Heckenbrüstungen, Felswand und dop- pelläuigem Treppenabgang darstellt. An Standorten mit außergewöhnlichen Sichtbeziehungen wurden halbrunde Sitzplätze geschaffen. Nach verschiedenen Nutzungen sanierte man 1- den Gebäudekomplex und richtete das -Sterne-Superior Kempinski Hotel ein, im südöstlichen Park- bereich erfolgte der Neubau einer neurologischen Klinik. Die historischen Kli- nikgebäude, der Wirtschaftstrakt, das unterirdische Gangsystem sowie die ge- samte von der Firma Siesmayer angelegte Parkanlage sind denkmalgeschützt. Im Zuge der baulichen Umgestaltung wurde die Parkanlage nach einem gar- tendenkmalplegerischen Leitkonzept restauriert. Besondere Aufmerksamkeit wurde auf die Wiederherstellung des historischen Eingangs und der Terras- senanlage gelegt. Die malerischen Ausblicke auf markante Solitärbäume, Baumgruppen und über die großzügigen Wiesenbereiche auf die Burgruinen Falkenstein und Kronberg bis nach Frankfurt wurden frei gestellt.

110 111 Park Villa Rothschild Irmela Löw Königstein-Falkenstein

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Adresse: Falkensteiner Straße Wiesenräume mit Fernsicht Internet: www.villa-rothschild.com Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S , Bhf. Kronberg, Bus 1, Haltestelle „Thewaldstraße“, 10 Min. Fußweg

ie Villa wurde 1888- für den Bankier Wilhelm Carl von Rothschild D und seine Gattin Hanna Mathilde als Sommersitz erbaut. Die umge- bende, circa 10 ha große, landschaftliche Parkanlage gestaltete die Firma Siesmayer unter besonderer Berücksichtigung der topograischen Gege- benheiten, zeittypischer Gestaltungselemente und einer charakteristischen Planzenverwendung. Die Positionierung der Villa auf dem Bergkamm wurde durch die Ausbildung von zwei auf Fernsicht ausgerichteten Wiesenräumen verstärkt. Solitärbäume und Baumgruppen rahmten die Ausblicke zu den Burgruinen Kronberg und Falkenstein ein. 12 erbte und bewohnte der Enkel Rudolf von Goldschmidt-Rothschild die Anlage. Nach der Beschlagnahmung durch die Reichsinanzverwaltung 138 wurde das Gebäude an die „Reichsgruppe Banken“ abgetreten. Man vermie- tete die Villa nach dem Zweiten Weltkrieg an den Länderrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes (Bizone). 1 kaufte die Stadt Königstein die Villa und die Parkanlage von den Erben der Goldschmidt-Rothschilds. Als „Kurhotel Sonnenhof“ genutzt, wurde der Park als öffentliche Grünanlage ausgewiesen. Bauliche Eingriffe in den Park erfolgten 1 mit einer Hotelerweiterung auf dem Bergkamm sowie dem Bau der Bundesstraße 8, die tiefer gelegt am Park vorbeigeführt wurde und die angrenzenden Parkbereiche veränderte.Der 200 eingestellte Hotelbetrieb wurde nach Sanierungsarbeiten Ende 200 unter neuer Regie wieder aufgenommen. Die Parkanlage prägt heute ein be- eindruckender Altbaumbestand unter anderem aus den 18 von Kaiserin Friedrich und ihrem Bruder, dem Prinzen von Wales, geplanzten zwei Tannen vor dem Hauptportal sowie Blutbuchen, Linden, Mammutbäumen und ver- schiedenen Zedern- und Kiefernarten aus der Entstehungszeit. Die Wiesen- bereiche sind den Hanglagen angepasst, ein weitgehend erhaltenes Wege- system und die Aussichten insbesondere von der Terrassenanlage des Hotels weit über Kronberg und das Rhein-Main-Gebiet laden zum Verweilen ein.

112 113 Park Schloss Friedrichshof Markus Miller Kronberg im Taunus

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Adresse: Schlosshotel Kronberg, Hainstraße 2 Überhaupt sind Rosen im Park mit Kontakt: 013-01-01, [email protected] Vorliebe verwendet Internet: www.schlosshotel-kronberg.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S , Bhf. Kronberg, 10 Min. Fußweg

die Büsche – meist Theerosen – wachsen wild ineinander und ranken D sich zum Teil an den Koniferen empor.“ So beschrieb ein Zeitgenosse 18 den Park von Schloss Friedrichshof bei Kronberg im Taunus, den die deutsche Kaiserin Viktoria (180-101) ab 188 anlegen ließ. Die von ihr in diesem Park erbaute Sommerresidenz beherbergt heute das Schlosshotel Kronberg, der Park selbst nimmt seit 1 einen Golfplatz auf. Noch heute lassen sich die Strukturen eines Schlossparks im spätviktoria- nischen Stil erkennen, der insbesondere durch seinen Reichtum an ausdrucks- starken Gehölzen bezaubert. Neben verschiedenen Koniferenarten indet man Kiefern, Thujen, Scheinzypressen, Douglasien sowie eine große Blauzeder. Kaiserin Viktoria hatte sich mit dem Erwerb von Villa und Park sowie 0 angrenzenden Grundstücken in Kronberg einen Wunsch erfüllt, der nicht zuletzt der einer Gartenbegeisterten war. Sie war als Witwe auf der Suche nach einem „Home“, bei dem sie „planzen und arrangieren“ konnte. Von Vorteil war dabei, dass auf dem Grundstück bereits ältere Bäume standen, die in ihre Gestaltung einbezogen werden konnten. Ausführender Planer war der Potsdamer Hofgärten Hermann Walter (183-188), der seine Ideen eng mit den Vorstellungen der Bauherrin abstimmte. Das Gelände des Parks ist lebhaft modelliert, ein Steilhang darin wurde zur Gestaltung einer Grotte mit Wasserfall genutzt. Man kam fast gänzlich ohne Beetanlagen und Rabatten aus; die einzige geometrische Anlage des Parks ist der neben dem Marstall terrassenförmig angelegte Rosengarten. Dessen zentrales Element ist ein Brunnen, von dem ein mit Säuleneiben gesäumter Mittelweg zwischen .000 geplanzten Rosenstöcken ansteigt. In das große Areal sind diverse Gebäude eingegliedert: ein Marstall, Häuser für Verwalter und Gärtner sowie ehemals eine Meierei und vier Treibhäuser mit Dampfheizung. Sie wurden zum Anziehen exotischer Früchte für die Spei- setafel der Kaiserin genutzt wie auch zur Zucht von Rosen und Orchideen.

11 11 Quellenpark Kronthal Friedhelm Blume / Manja Richter Kronberg im Taunus

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Adresse: Kronthaler Straße Ein Garten der Schöpfung, ein Stück des Himmels, Internet: www.regionalpark-rheinmain.de gefallen zur Erde Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S , Bhf. Kronberg, Bus 801, Haltestelle „Kronthal“

ie Quellen des Kronthals wurden bereits 18 urkundlich erwähnt, D jedoch erst 1818 durch den Kronberger Amtsarzt Dr. Küsters als Heil- quellen entdeckt. Mit ihm begann die wirtschaftliche Nutzung des Kronthales, in deren Folge unter anderem ein großes Kurhaus mit repräsentativer Teich- anlage entstand. Um 183 wurde das Kronthal zu einem großzügigen Kur- park im englischen Stil umgestaltet, und 18 schrieb der Dichter Ferdinand Freiligrath in einem Brief: „Kronthals Lage am Fuße des gewaltigen Altkönigs, hart unter dem malerisch überragenden Städtchen Kronberg, ist wahrhaft reizend und gehört zu dem Schönsten, was ich in der Art kenne. Die ganze Gegend ist wie ein Garten, wie eine einzige große Anlage, und das Klima fast italienisch.“ Nachdem der romantische Park, ein beliebtes Motiv für die Künstler der Kronberger Malerkolonie, von den umgebenden Taunuswäldern fast verschlungen worden war, bezog man das Kronthal im Jahr 2000 in den Regionalpark RheinMain ein. Auf Grundlage eines Parkplegewerkes stellte man als erste Maßnahme das obere Wiesental wieder frei. Der un- tere Parkbereich konnte 200 durch die Überarbeitung der Quellfassungen und des Wegesystems nach historischem Vorbild, durch die Wiederherstel- lung der Blickachsen sowie die behutsame Anlage von Schmuckplanzungen neu belebt werden. Neben den Heilquellen erhält das Element Wasser auch durch die Offenlegung des Hollerborn- und des Badbaches eine besondere Betonung. Unter den noch verbliebenen Platanen vor dem ehemaligen, nicht mehr existierenden Kurhaus laden zwei Boule-Bahnen zum beschaulichen Spiel ein. Die Teiche im oberen Parkteil sollen möglicherweise auch wieder hergestellt werden. Ein Besuch lohnt aber schon jetzt, denn große Teile des Quellenparks Kronthal erstrahlen bereits in neuem Glanz. Gleich nebenan lädt eine Kelterei im Sommer zur Einkehr ein und weitere Attraktionen ent- lang der Regionalpark-Route, wie die gut einen Kilometer entfernte El-Lissitz- ky-Allee in Schwalbach am Taunus, ergänzen das Freizeiterlebnis.

11 11 Viktoriapark Kronberg im Taunus Claus Harbers

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Adresse: zwischen Hain-, Bleich- und Schillerstraße Die „grüne Lunge“ im Herzen der Stadt: Kontakt: 013-031101, [email protected] Vom Kaiser-Friedrich- zum Viktoriapark Internet: www.kronberg.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S , Bhf. Kronberg, Bus 801, 82, 1 und Stadtbuslinien

ie „grüne Lunge“ von Kronberg im Taunus liegt bis heute unbebaut im D Herzen der Stadt. Nach dem Tode ihres Ehegatten Kaiser Friedrich III. (1831-1888) nannte sich seine Witwe Viktoria (180-101) „Kaiserin Fried- rich“ und ließ sich in Kronberg Schloss Friedrichshof als Wohnsitz erbauen. Zum Gedenken an ihren Ehemann, den „-Tage-Kaiser“, initiierte sie den Kaiser-Friedrich-Denkmalspark, der ab 18 geplant wurde. Die Gartenanla- ge entwarf der Berliner Architekt Eberhard von Ihne, der auch für den Schloss- bau verantwortlich zeichnete. Am 20. August 102 enthüllte Kaiser Wilhelm in einer prunkvollen Feier das namensgebende 3,20 m hohe Standbild, bei dem es sich um einen Zweitguss des in Wiesbaden stehenden Monuments handelt. Die Unbebaubarkeit des Parks wurde bei der Übereignung an die Stadt festgeschrieben. Im September 1 wollte die US-amerikanische Besatzungsmacht das Denk- mal in früher Morgenstunde sprengen. Dies verhinderte in letzter Minute eine von dem Lokaljournalisten Wilhelm Jung mobilisierte Gruppe von rund 200 Bürgern, die eine Protestliste unterzeichneten. In der Grünanlage, nach dem Zweiten Weltkrieg in Stadtpark umbenannt, wurde bis heute ein Tennis-, Minigolf- und Spielplatz angelegt. Seit 1 ließ die Stadt Kronberg im Taunus von einem Fachbüro ein Plegewerk für den Park entwickeln. Damit wird die Anlage nun Schritt für Schritt wieder in den ursprünglichen Zustand eines englischen Landschaftsgartens versetzt, an dessen südlichem Ende der Schiller- und der Bleichweiher liegen. Im Jahre 2001 beschloss die Stadtverordnetenversammlung aus Anlass des 100. Todestages von Viktoria Kaiserin Friedrich (. August 101), die Anlage in Viktoriapark umzubenennen, wodurch diese ihren dritten Namen erhielt. Neue Hinweisschilder an den Parkeingängen informieren über die Historie und die Sehenswürdigkeiten.

118 11 Stadtpark Mainz Karl-Wilhelm Noltemeier

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Adresse: An der Favorite Vom Barockgarten zum Stadtpark Kontakt: 0131-28210, [email protected] Internet: www.mainz.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Mainz Hbf, Bus 0, 1, Haltestelle „Favorite Parkhotel“

ie Geschichte der Grünanlagen in Mainz begann mit dem Bau des D Schlosses Favorite durch Kurfürst Lothar Franz von Schönborn (1- 12). Die Gartenanlage und das Schloss wurden 13 während der franzö- sischen Revolutionskriege zerstört. Erst 1820 gelang es, mit der Errichtung der neuen Anlage auf dem alten Gelände der Favorite zu beginnen. Der zum Rhein hin gelegene Teil, der sich über die Trümmer der Favorite erstreckte, iel jedoch später dem Bau der Bahn und der früheren Gasanstalt zum Opfer. Friedrich Jaenicke schrieb 188 in seinem botanischen Führer durch den Mainzer Stadtpark: „Seit der Erstanlage durch Wolff scheint für den Park in gärtnerischer Hinsicht wenig getan worden zu sein, so dass derselbe, abgesehen von der Anlage um das Gärtnerhaus, sich noch vor etwa zehn Jahren im Zustand weitgehender Verwilderung befand.“ Im Jahr 1888 fand durch die Gartenarchitekten „Gebrüder Siesmayer“, Hein- rich und Nikolaus, eine gründliche, längst notwendig gewordene Überarbei- tung des Parks statt, der damals seine heutige Gestaltung erhielt. 12 ent- stand der Rosengarten als die „bedeutendste Schöpfung“ im neuen Park. Im Zweiten Weltkrieg wurde vieles zerstört, doch schon 10 hatte man das meiste wieder hergestellt. Anlässlich der 2000-Jahr-Feier der Stadt Mainz 12 wurde der Stadtpark einer umfassenden Umformung unterzogen. Es entstand zunächst ein Café, dann ein Hotel mit vier Tropenhäusern und einem Vogelhaus. 200 mussten jedoch die in die Jahre gekommenen Tropenhäuser der Erweiterung des Hotels weichen, ein verbliebenes Tropenhaus konnte in das Gebäude integriert werden. Dieses ist nun zusammen mit den Aquarien und den Planzenschaulächen des Hotels unentgeltlich zu besuchen. 12 wurde durch Tieferlegung der den Volks- und den Stadtpark trennenden Karl-Weiser-Straße sowie den Bau eines ebenerdigen Fußgängersteges ein Zu- sammenschluss dieser beiden großen Anlagen erreicht.

120 121 Stadtpark Miltenberg Nadja Schillikowski

K13 | 08

Adresse: Burgweg, Graubergstraße Wo einst Obst und Gemüse wuchsen Kontakt: 031-011, [email protected] Internet: www.miltenberg.info Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus 88, Haltestelle “Engelplatz“

iltenberg erschien mir immer als das Herz von Deutschland“, so Elly M Heuß-Knapp. Zum Herzen Miltenbergs gehört neben den vielen historischen Sehenswürdigkeiten auch das am Hang gelegene Kleinod, der  ha große Stadtpark. Im Zentrum der Stadt bietet er den Miltenbergern und ihren Gästen einen grünen Verweilort der musischen Ruhe, lädt ein zum Spiel und Bestaunen vor allem des bemerkenswerten Baumbestandes. Kurz vor der Jahrhundertwende erwarb der königlich-bayerische Kommerzi- enrat Gustav Jakob (18-133) die von Miltenbergs Bürgern für den Obst- und Gemüseanbau genutzten Flurstücke und initiierte damit die umfassende Entwicklung des Landschaftsparks. Im oberen Teil baute er um 100 seine prächtige, noch heute gut erhaltene Sandsteinvilla, die später als „Müttererholungsheim“ genutzt wurde sowie in der nordöstlichen Ecke ein Kutscherhaus und am westlichen Rand eine überdachte Kegelbahn, die bis vor kurzem für manche kurzweiligen Stunden sorgte. Der Würzburger Gartenbaudirektor Sturm plante die Parkläche im damals modernen englischen Stil. Durch die Hanglage entstand ein Landschaftspark, der sich besonders durch seinen einzigartigen Baum- und Strauchbestand auszeichnet. Nach einer eher verschlafenen Phase nahm sich die Stadtgärtnerei unter der Leitung von Dipl. Ing. Gerhard Clausmeier der umfangreichen, circa 10 Arten umfassenden Sammlung von einheimischen und ausländischen Baum- und Straucharten an. Die ältesten Exemplare, wie verschiedene Scheinzypressen, Roteichen, Lederhülsenbaum oder die Flügelnuss, sind über 100 Jahre alt. Hervorzuheben ist die artenreiche Ahornsammlung. Lohnenswert ist ebenso ein Auslug nach Kleinheubach zum Park Schloss Löwenstein und in den Blindengarten sowie nach Bürgstadt zu den Wegen des UNESCO-Geoparks.

122 123 Lilipark / Büsingpark Offenbach Helmut Reinhardt

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Adresse: Berliner Straße, Herrnstraße, Kaiserstraße Offenbacher Gartenkultur vom Feinsten Internet: www.offenbach.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus 10, 10, 120, Haltestelle „Rathaus“; Bus 10, 10, S 1, S 2, S 8, S , Haltestelle bzw. Bhf. Marktplatz

ili- und Büsingpark sind mit ihren ausgedehnten Rasenlächen der L wichtigste innerstädtische Erholungsbereich. Sie erinnern mit ihren teil- weise hundertjährigen Bäumen und Gehölzen und ihren architektonischen Baulichkeiten an die große Gartenbegeisterung ihrer früheren Besitzer und die hoch entwickelte Offenbacher Gartenkultur. In einer Wachstumsphase der isenburgischen Residenzstadt Offenbach wurden nach 100 entlang der Herrnstraße neue Wohnhäuser und Gärten errichtet. Die Vorläufer von Lili- und Büsingpark entstanden gegen Ende des 18. Jahrhunderts, zusammen mit weiteren, heute verschwundenen Gärten. Diese so genannten Maingärten säumten die Stadt im Westen und entlang des Flusses. Der heutige Lilipark entwickelte sich aus dem Anwesen der Familie Bernard. 12 erwarb es der Frankfurter Bankier Friedrich Metzler und gestaltete es aufwändig um. Glanzpunkt des weitläuigen Gartens war ein luxuriöses Ba- degebäude, der so genannte Lili-Tempel, der direkt am Main lag. Restauriert und um einen Anbau ergänzt, beherbergt er heute eine Galerie. Der Büsingpark geht auf den Garten der Familie d’Orville zurück. Ihr Wohn- haus, um 18 erbaut und Kern des Büsing-Palais, war ursprünglich Wohn- und Manufakturgebäude. Der Garten im englischen Stil erstreckte sich bis zum damaligen Stadtrand, der heutigen Kaiserstraße. Ein Rundtempel, auf ei- ner künstlichen Anhöhe, stammt wohl noch aus dem späten 18. Jahrhundert. Mit der Umgestaltung des Palais um 100 wurde auch der Park vergrößert und der Tempel überformt. Der Park erhielt an der Kaiserstraße eine pracht- volle Einfriedung mit einer in die Wand eingelassenen Sitznische. Der Bereich entlang der Berliner Straße, der nicht zum ursprünglichen Garten gehörte, wurde 200 modern umgestaltet und mit Staudenplanzen ergänzt. Die beiden Parks, die als Privatgärten ursprünglich klare Begrenzungen besa- ßen, gehen heute ineinander über. Ihr Scharnier bildet eine modern gestalte- te platzartige Grünläche.

12 12 Schlosspark Offenbach-Rumpenheim Helmut Reinhardt

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Adresse: Breite Straße, Schlossgartenstraße Liebe zur Gartenkunst Internet: www.offenbach.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus 101, 10, Haltestelle „Schlosspark“

as Schloss Rumpenheim entwickelte sich aus bescheidenen Anfän- D gen zwischen dem 1. und dem frühen 1. Jahrhundert in mehreren Etappen zu der heutigen repräsentativen Dreilügelanlage. Weitere für die Verwaltung und Versorgung benötigte Gebäude ließen die Landgrafen von Hessen-Kassel in dem angrenzenden Dorf errichten. In zeitgleichen Schüben entstanden Garten und Park, die mit Blickachsen in die Mainlandschaft und das Umland ausgreifen und sich mit diesen verzahnen. Dem heutigen Park ist noch anzusehen, dass seine einzelnen Bereiche nach und nach geschaffen wurden, ohne dass sie jemals durch einen einheitlichen Plan insgesamt überformt worden wären. Deshalb fallen im unmittelbaren Umfeld des Schlosses auch noch Spuren einer älteren formalen Gartenan- lage auf, obwohl Rumpenheim eigentlich zu den frühesten deutschen Land- schaftsgärten zählt. Sie erinnern beispielsweise daran, dass sich hier einst ein Friedhof befand und es geometrische Gemüse- und Blumengärten gab, die der Versorgung der fürstlichen Tafel und dem Erzielen von Einkünften dienten. Vorherrschend ist jedoch der Eindruck eines klassischen Landschafts- gartens nach englischem Vorbild, der das Gelände sanft modelliert. Ein paar der einst zahlreichen Parkarchitekturen haben sich erhalten. Der schiefergedeckte Rundtempel mit dem eindrucksvollen Wappen zählt dabei zu den ältesten und erinnert an die Landgräin Marie, eine englische Königs- tochter. 80 Jahre jünger ist ein türkischer Kiosk, der von einer Anhöhe aus mit seiner iligranen Architektur die Blicke auf sich zieht. Ein klassizistisches Mausoleum, einst die fürstliche Grablege, beindet sich in der Nachbarschaft der Schlosskirche und gemahnt an die Vergänglichkeit alles Irdischen. Die Parkarchitekturen erinnern, zusammen mit jahrhundertealten Bäumen und Gehölzen, an die einstigen Schlossbewohner und deren Liebe zur Garten- kunst.

12 12 Verna-Park: Stadtpark Rüsselsheim Roswitha Mattausch

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Adresse: Frankfurter Straße Ruinenromantik und Kinderlachen Internet: www.stadt-ruesselsheim.de Öffnungszeiten: ganzjährig, bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: S 8, S , Bhf. Rüsselsheim,  Min. Fußweg

m noch dörlichen Rüsselheim bastelte ein junger Mann namens Adam I Opel in seinem Werkstatt-Kuhstall an den ersten Nähmaschinen, und auch der kühnste Träumer hätte nicht zu prophezeien gewagt, dass aus dem 2.000-Seelen-Ort in den kommenden Jahrzehnten der Sitz einer Weltirma werden würde. Hier entstand von 182 bis 18 zwischen dem alten Ortskern und der Ruine einer mittelalterlichen Festung auf  ha ein romantischer Landschaftsgarten als Privatpark der freiherrlichen Familie von Verna. Die Lage hinter dem Main- damm schützte den Park vor Hochwasser, bot aber herrliche Ausblicke über Main und Taunushöhen. Im Grundriss lässt sich erkennen, dass von einem kreisrunden zentralen Platz aus geschwungene Wege abgehen, die sich dann weiter verzweigen. Sie füh- ren um größere und kleine Teiche, über Wasserläufe, zu dichten und lichten Partien und zu vielfältigen Staffagebauten, an denen sich überraschende Entdeckungen machen lassen: eine Eremitage beispielsweise, die als rusti- kaler Rückzugsort zwar zu den üblichen Bestandteilen eines Landschaftsgar- tens gehört, aber in ihrer Form als Mühle bis in Details die Mühle von Le Hameau, dem künstliches Dörfchen von Versailles, nachahmt. Die Romantik bediente sich modernster Technik: Eine Dampfmaschine brachte das Mühlrad zum Plätschern. Auch Monopteros, Obelisk und Trompe-l’Œil knüpfen an das klassische Repertoire der Gartenkunst des 18. Jahrhunderts an. Besonders eindrucksvoll sind die Ruinenarchitekturen – als Reminiszenz an die benach- barte Festungsruine, an die nahe Rheinburgen-Romantik oder als „Memento mori“ gedacht. 112 erwarb die Stadt den Park: einerseits als „grüne Lunge“ für die mittlerweile .00 Opelarbeiter, andererseits um deren Kindern in der „Parkschule“ eine schöne und gesunde Umgebung zu bieten.

128 12 Schlosspark Schlüchtern-Ramholz Hans Dorn

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Adresse: Parkstraße 2 Gartendenkmal des Historismus Kontakt: [email protected] Internet: www.schlosspark-schluechtern-ramholz.homepage.t-online.de Öffnungszeiten: ganzjährig

üdwestlich von Fulda liegt in Ramholz, circa  km von Schlüchtern ent- S fernt, ein mittelalterliches kleines Schloss, das von den Nachkommen der Familie Ulrich von Hutten erbaut wurde. Über dem Tal thront die Ste- ckelburg, Geburtsstätte Ulrich von Huttens, großer deutscher Humanist und Vorbereiter der Renaissance. Die Prominenz des Ortes war Anlass für Hugo von Stumm (18-110), Spross einer begüterten saarländischen Stahldyna- stie, hier seine Ideen eines Gesamtkunstwerkes nach Richard Wagner’schem Vorbild zu verwirklichen. Der Park ist von Norden und Süden über die A  erreichbar. Fährt man durch Schlüchtern Richtung Bad Brückenau und folgt der Ausschilderung, indet man eine Idylle von 3 ha Größe und ein sel- tenes Beispiel einer Anlage aus der Zeit des Historismus. 1883 erwarb Hugo von Stumm das Anwesen, um darauf zehn Jahre später mit den berühmten Architekten Emanuel und Gabriel Seidl sein repräsentatives Schloss an das historische Hutten’sche Schloss anzubauen. Mit dem schwedischen Garten- künstler Lindahl (183-188) und dem Obergärtner Schnetzer schuf er einen englischen Landschaftsgarten mit vielen Parkarchitekturen: das Forsthaus im englischen Tudorstil, die Familiengruft aus der Zeit des Jugendstils, die Würz- burger Nischenmauer als Renaissancearchitektur mit der antikisierenden Skulpturengruppe „Herakles und Pan buhlen um die Gunst der Aphrodite“. Der Park war im Sinne des Fürsten Pückler-Muskau geplant, dessen „Andeu- tungen über Landschaftsgärtnerei“ aus dem Jahr 183 hier mit Blickachsen, Staffagen und Raumbildungen umgesetzt wurden. Auch das Thema Wasser wurde in vielfältiger Weise verwandt: Ein Katarakt führt das Wasser über Teiche und Solschwellen zum großen Weiher, weiter über einen Wiesenbach in den unteren großen Schlossweiher, der, mit einer Fontäne bestückt, dem unteren Parkteil einen großen Akzent verleiht. Alles in allem eine selten reiz- volle Parkschöpfung, die in Hessen einmalig die Gartenkultur des Historis- mus bereichert.

130 131 Schlosspark Wiesbaden-Biebrich Hildebert de la Chevallerie

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Adresse: Am Schlosspark Wiesental trifft Moosburg Kontakt: 011-13-0 Internet: www.hi.hessen.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S 1, S 8 , S , Wiesbaden Hbf, Bus , Haltestelle „Schloss Biebrich“

as unmittelbar am Rheinufer gelegene Schloss Biebrich war ursprüng- D lich als kleines Sommerhaus für die Fürsten von Nassau-Idstein geplant. Mit einem steigenden Bedürfnis nach Repräsentation wurde es in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten Barockbauwerke am Mittelrhein ausgebaut. Der sich direkt anschließende Schlosspark ist heute Gartendenkmal und Bürgerpark zugleich. Die jahrhundertealte Geschichte der Gartenkunst zeigt, dass Schlossgärten und -parks nicht nur als Schmuckstücke und Orte der Muße verstanden wur- den. So ist auch die Entwicklung des Schlossparks Biebrich von seinen baro- cken Anfängen um 100 mit der politischen Geschichte des Fürstenhauses Nassau-Idstein und Nassau-Usingen sowie dem späteren Herzogtum Hessen- Nassau eng verknüpft. Während der Bauzeit der Biebricher Sommerresidenz wurde er als barocker Lustgarten mit streng axial ausgerichteten Alleen, orna- mental beplanzten Rabatten, Wasserspielen und einer Orangerie angelegt. Nach dem Tod Augusts von Nassau-Idstein (1-121) ging der Besitz 121 an das Haus Nassau-Usingen über, das das Schloss zum Hauptwohnsitz um- bauen und den Garten erweitern ließ. Die dem französischen Absolutismus entlehnte Staats- und Gestaltungsform veränderte sich im frühen 1. Jahr- hundert: Für Wilhelm von Nassau verwandelte der Gartenkünstler Friedrich Ludwig von Sckell (10-1823) ab 181 den Park in einen romantischen Land- schaftsgarten mit einem natürlich anmutenden, geschwungenen Wiesental als Herzstück. Barocke Teile wie die Hauptallee und die große Fontäne wurden ebenso harmonisch in dieses neue Konzept eingebunden, wie die früher schon zur romantischen Ruine umgebaute Mosburg. In seiner heutigen Form, die sich an der Sckell‘schen Gestaltung orientiert, gehört der Schlosspark Bieb- rich zu den wichtigsten Kulturdenkmälern Hessens. Neu im Park ist der 2008 eingerichtete „Sckellpfad“. Anhand von Bild- und Texttafeln wird auf gestalte- rische Besonderheiten und historische Gegebenheiten hingewiesen.

132 133 Schlosspark Worms-Herrnsheim Irene Spille

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Adresse: Emmerich-Joseph-Straße Zurück zur Natur Kontakt: 021-83-00/03, [email protected] Internet: www.worms.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus 03, Haltestelle „Herrnsheim/Park“; Bus 08, Haltestelle „Richard-Knies-Straße Ost“

er heutige Wormser Stadtteil Herrnsheim war einst Residenz der D Herrschaft Dalberg. An das bis ins Mittelalter zurückreichende und nun in Formen des Empires gestaltete Schloss schließt sich ein großzügiger Landschaftspark im englischen Stil an. Konzipiert und ausgeführt wurde er 188-2 durch den berühmten Landschaftsarchitekten Friedrich Ludwig von Sckell (10-1823) im Auftrag des damaligen Schlossherrn Wolfgang Heribert von Dalberg, Intendant des Mannheimer Theaters und Förderer von Friedrich Schiller. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen musste der Park erneuert werden, eine Maßnahme, die von dem Sckell-Schüler Johann Michael Zeyher um 1811 durchgeführt wurde. Von der Schlossterrasse aus schweift der Blick über ein welliges Wiesental zu Strauch- und Baumgruppen, die sich zu Wäldchen verdichten, bis zu einem Teehäuschen in der Ferne. Eingefügt in diese natürlich anmutende, aber künstlich geschaffene Landschaft sind die geschwungenen Wege, von denen aus sich immer wieder neue Blickachsen eröffnen. Eine im romantischen Stil als Amorgrotte gefasste Quelle speist die Weiher im tiefer gelegenen Teil des Parks. Grazile Brücken führen über das Wasser. Die kreisrunde Rousseau-In- sel erinnert an den Zeitgeist, der diese Landschaftsgärten zustande brachte: „Zurück zur Natur!“ Einbezogen in den Park wurde die alte Mauer der Orts- befestigung mit dem Schillerturm, der um 10 wieder hergestellt und zum Aufenthalt nutzbar gemacht wurde. Man schmückte ihn mit spätgotischen Schlusssteinen – jetzt Kopien – aus dem ehemaligen Wormser Domkreuzgang, den Bischof Johann von Dalberg erbaut hatte; heute werden die Innenräume von einem Künstler genutzt. Der Herrnsheimer Schlosspark ist der qualitativ hochwertigste englische Landschaftsgarten in Rheinland-Pfalz und als Gartenkunstwerk von überre- gionalem Rang.

13 13 Kurparks Gesundheit und Geselligkeit

Roswitha Mattausch

Keine Region in Deutschland ist so reich an Mineralquellen wie der schnurgerade, meist mehrreihige Allee. In klassischen Landschaftsgärten Taunus und seine Umgebung. Manche der circa 0 Quellenorte gehen verpönt, waren solche Alleen zwar gerade aus ihnen verbannt worden, bis in die Römerzeit zurück, die meisten jedoch blühten Ende des 18. bzw. aber selbst der „Papst“ der deutschen Landschaftsgärtnerei Christian Cay Anfang des 1. Jahrhunderts richtig auf: Nun pries eine neue Medizin die Lorenz Hirschfeld (12-12) duldete, ja forderte sie 182 für die „Gär- Heilkräfte des Wassers, das bisher als teulische Gefahrenquelle gemieden ten bey Gesundbrunnen“. Denn hier sollte man sich beim „gesellschaft- worden war. lichen Spaziergang … inden, sich sehen, miteinander umherwandeln“. Gleichzeitig mit dieser „aufklärerischen“ Medizin fasste der „aufkläre- Damals wurde das gesellschaftliche Leben einer neuen „bürgerlichen“ rische“ englische Landschaftsgarten auf dem Kontinent Fuß und die Öffentlichkeit nicht zuletzt in den jungen Kurorten eingeübt: In ihrer un- boomenden Kurorte legten ihre Parks in diesem modisch aktuellen Stil konventionellen Atmosphäre begannen sich die starren Standesschranken an. Selbst das architektonische Repertoire der Landschaftsgärten ließ sich der Adelsgesellschaft zu lockern. treflich für Kurzwecke nutzen: Aus Tempel, Monopteros und Pavillon wur- So kann man Kurparks auch als Bindeglieder zwischen dem Land- den Brunnen-, Musik- und Aussichtstempel. Da Bewegung und Kurzweil schaftspark als privatem Pläsier fürstlicher Auftraggeber und der neuen seit jeher den Kurerfolg erhöhten, waren auch Orte für zunächst spiele- Bauaufgabe „Volkspark“ sehen. rische, später sportliche Betätigung in den Kurparks zu inden. Ein Hauptbestandteil aller Kuranlagen war und blieb allerdings eine

13 13 Kurpark Bad Homburg v.d. Höhe Roswitha Mattausch

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Adresse: Stadtmitte Der Park ist großartig Kontakt: 012-18-110, [email protected] Internet: www.bad-homburg.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S , Bhf. Bad Homburg, 1 Min. Fußweg; U 2, Bhf. Bad Homburg-Gonzenheim, 10 Min. Fußweg

er Park ist großartig“, schwärmte der russische Dichter Dostojewskij D 18, „ ... hier könnte man leben, wenn nur das verdammte Roulette nicht wäre.“ Tatsächlich aber hatten die gewaltigen Gewinne aus dem Glück- spiel dazu beigetragen, dass sich die kleine Residenzstadt Homburg nach 180 binnen weniger Jahrzehnte als glanzvoller und weltweit renommierter Badeort entpuppte. Auch als es darum ging, den kleinen Kurhausgarten durch einen weitläuigen „englischen Park“ zu erweitern, konnte man „zu den Ster- nen“ greifen: denn ein Star – oder sogar der Star unter den Gartenarchitekten seiner Zeit – war der beauftragte preußische Gartendirektor Peter Joseph Len- né (18-18). Nach seinem Plan entstand 18 das Herzstück des Homburger Kurparks mit lichten, weiten Wiesenräumen, elegant geschwungenen Wegen, einem buchtenreichen Weiher, mit prächtigen Solitärbäumen und vor allem mit den berühmten Sichtachsen, die den Blick immer wieder über den Park hinaus ins Weite führen. Unter Lennés Nachfolgern – Gustav Meyer, Ferdinand Jühlke, Philipp Siesmayer – wurde der Kurpark kontinuierlich erweitert: Mit  ha, ei- ner Länge von 2 km und 2.100 Bäumen aus allen Teilen der Welt gilt er heute als einer der größten und schönsten in Deutschland. Die meisten Anlagen, die für eine erfolgreiche Kur nützlich und angenehm sind, liegen unweit der prächtigen Kastanienallee. Die erste elegante „Thai Sala“ war ein Geschenk des Siamesischen Königs, der 10 in Homburg kurte, eine zweite, ein Geschenk Thailands, wurde in Erinnerung daran 200 feierlich eingeweiht. Die Pracht der Russischen Kirche zeigt, wie bedeutend der Anteil der russischen Gäste im 1. Jahrhundert war, und der Golf- und Tennisplatz erinnern an all die sportbegeisterten Engländer, für die ein Sommer ohne ihren Lieblingssport undenkbar gewesen wäre. Sie initiierten im Homburger Kurpark den ersten Tennis- und den ersten Golfplatz auf dem Kontinent.

138 13 Kurpark Bad Nauheim Sabine Kübler

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Adresse: Ludwigstraße 20-22 Rosen, Rondelle und Rabatten Kontakt: 0032-220, [email protected] Internet: www.bad-nauheim.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bhf. Bad Nauheim,  Min. Fußweg

ine einzigartige Melange aus den Elementen Baukunst, Gartenkunst E und Wasser prägt die Eingangssituation zum Kurpark in Bad Nauheim. Vom Bahnhof aus schaut der ankommende Gast direkt auf den großen Spru- del vor der grünen Parkkulisse. Dieser „lüssige Schatz, weiß wie Schlagsahne“ verweist auf die Geschichte des Parks, die bis heute mit den Wirtschaftszwei- gen Salzgewinnung und Kur verbunden ist. Am Beginn stand 12 ein adeliger Lustgarten. Er wurde gleichzeitig mit dem von Wilhelm IX. von Hessen-Kassel (1-1821) errichteten Lustschloss – dem heutigen Teichhaus – realisiert. In dem für die Salzgewinnung angelegten Teich wurden zwei Inseln geschaffen, von denen die nördliche ein einfaches Laby- rinth zeigte, während die südliche symmetrisch mit einem Rondell beplanzt war. Einige Jahrzehnte später bescherte die entstehende Kur- und Badeindu- strie dem jungen Bad neue Gartenanlagen. Ein heute nicht mehr bestehender Kurgarten wurde von Wilhelm Hentze 180 zwischen der Kurstraße und der Usa angelegt. Er war bald zu klein für die wachsende Zahl der Badegäste und Heinrich Siesmayer (181-100) realisierte 18 einen repräsentativen Kur- park, inanziert durch den Pächter der Bad Nauheimer Spielbank. Siesmayer verband Baukunst mit Gartenkunst, Alt mit Neu: den Lustgarten am Teichhaus-Schlösschen mit Hentzes Kurgarten, den Teich mit dem großen Sprudel. Er schuf einen Park mit großzügig angelegten Blickachsen, weiten Wiesenlächen, beeindruckenden Solitärbäumen und Gehölzgruppen. Er inte- grierte Elemente wie Schmuckbeete, die zu seiner Zeit neu waren und die sich in dieser Form nicht in Landschaftsgärten, wohl aber in Kurparks inden. Siesmayer wurde zum Wegbereiter einer neuen Gartenform. Der Park ist Teil der Kurindustrie und trägt erheblich zu deren Erfolg bei. In ihm verbinden sich Nutzen und Kontemplation. Der Bad Nauheimer Kurpark ist wesentlich für die Beliebtheit der Stadt als Kurort und Auslugsziel verantwortlich und die Visitenkarte für Siesmayers spätere Gartenanlagen.

10 11 Kurparks Bad Soden am Taunus Barbara Vogt

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Adresse: Königsteiner Straße 3 Sonntagsauslug für Frankfurter Bürger Kontakt: 01-208; [email protected] Internet: www.bad-soden.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S 3, Bhf. Bad Soden, 3 Min. Fußweg

er nassauische Ort Soden gehörte seit dem ausgehenden 18. Jahrhun- D dert zum Programm der Sonntagsauslüge und Sommeraufenthalte des Frankfurter Bürgertums. Seine Mineralquellen waren für ihre Heilkraft ge- rühmt. Am Fuß des Taunus inmitten von Obsthainen gelegen, bot Soden selbst ein malerisches Panorama. Doch wollte man den Gästen weitere Annehmlich- keiten bieten und begann 1820 mit der Anlage des heutigen „Alten Kurparks“ an der Königsteiner Straße. Die kleine, mit Pappeln und Tannen beplanzte Anlage schmückte zunächst nur die Umgebung dreier Heilquellen. Für die er- ste Erweiterung 1832 zog man den Solms-Rödelheimischen Hofgärtner Weil heran. Spätere Entwicklungsphasen sind mit den Namen von bedeutenden hessischen Gartenkünstlern verbunden: Sebastian Rinz (182-181), dessen Enkel Andreas Weber (1832-101) – beide Stadtgärtner in Frankfurt, Carl Friedrich Thelemann (1811-188) – nassauischer Hofgartendirektor, sowie Philipp Siesmayer (182-13). Zugleich mit dem Bau der Sodener Eisenbahn errichtete man 18- ein ländlich anmutendes Kurhaus im Schweizer Stil. Rinz umgab es mit einem reizvollen Wiesenzug und sanften Hügeln, malerisch beplanzt und von einem Bach durchzogen. Nach der Erbohrung des Alten Sprudels 18-8 überarbeitete Thelemann den nördlichen Parkteil. Beim Bau des Badehauses, das als historisches Gebäude heute noch den Park prägt, gestaltete Weber 180 die angrenzenden Bereiche großzügig um. Dabei ver- wendete er seltene Gehölze aus einer Schenkung des Großherzogs von Baden. Die Angliederung des benachbarten Paulinen-Schlösschenparks gestaltete Siesmayer 10. Durch Niederlegung von Gebäuden schuf man im Ortskern Bad Sodens zwei weitere kleine Parkanlagen bei Mineralquellen: der Quellenpark, ab 18 durch Thelemann angelegt, und der Wilhelmspark, 111 von Philipp Siesmay- er gestaltet.

12 13 Kurpark Bad Vilbel Hans Tuengerthal

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Adresse: Stadtmitte ... was die Natur mit Zauberhand bereitet ... Kontakt: 0101-12 Internet: www.bad-vilbel.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S , Bhf. Bad Vilbel,  Min. Fußweg

om historischen Rathaus sind es nur wenige Schritte bis zur Nidda, die V vom Vogelsberg kommt und als grüne Achse die Quellenstadt durch- zieht. Die circa 1 ha große Parkanlage besteht aus zwei unterschiedlichen Teilen. Der südliche Teil wurde um 130 vom damaligen Stadtbaumeister Rudi Velten als Kurpark angelegt und diente den Kurgästen als Wandel- und Ruhe- bereich. Die wertvollen Bäume stammen aus der ehemaligen weltberühmten Siesmayer’schen Gärtnerei, darunter Gelbholz- und Korkbaum. Am Kurhaus- steg wachsen einige beachtliche Exemplare des Urweltbaumes. In der Nähe des Kurparks fanden Arbeiter 18 bei Trassierungsarbeiten der Main-Weser-Bahn Überreste einer römischen Badeanlage. Auf Initiative von „Hassia Mineralquellen“ wurde das 33 qm große Mosaik hervorragend rekon- struiert und kann im Ausstellungspavillon besichtigt werden. Nördlich der Friedberger Straße erreicht man die in den 10er Jahren von Stadtgärtner Werner Seume angelegten nördlichen Parkanlagen mit einer aus dem Mittelalter stammenden Burgruine. Hier inden seit den 180er Jahren die Burgfestspiele statt. Auf der anderen Flussseite erinnert das Restaurant- Café und Theater „Alte Mühle“ an die Zeit, als in Bad Vilbel noch Getreide gemahlen wurde. Auf den weiten Rasenlächen fällt die Gruppe von drei ne- beneinander wachsenden Mammutbäumen auf, die bereits die benachbarten Schwarzkiefern überragen. Im Römerbrunnen – jenseits der Büdinger Straße – wird in einer Demonstrationsanlage erklärt, wie das Wasser aus der Tiefe der Erde an die Oberläche gelangt. Der benachbarte artesische (natürliche) Römerbrunnen kann über eine Hängebrücke erreicht werden. In der Parkanlage erinnern mehrere kunstvoll angelegte Brunnen an Bad Vil- bels wertvollsten Schatz, das erfrischende und gesundheitsfördernde Wasser im Untergrund. Durch die Parkanlagen führt ein Radweg, der die benachbar- ten Orte erschließt und Teil der „Route der Industriekultur Rhein-Main“ ist.

1 1 Ehemaliger Kurpark Bernd Blisch Flörsheim-Bad Weilbach

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Adresse: Flörsheim-Bad Weilbach Schwefelquelle für die Gesundheit Kontakt: 01-0, [email protected] Internet: www.loersheim-main.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S 1, Bhf. Flörsheim, Bus 80, Haltestelle „Bad Weilbach

chon seit Jahrhunderten waren die Weilbacher Schwefelquelle und ihre S Heilkraft der umliegenden Bevölkerung unter der Bezeichnung „Faulborn“ bekannt. Aus dem Märchenschlaf erweckt wurde Bad Weilbach aber erst am Ende des 18. Jahrhunderts, als der Mainzer Kurfürst Friedrich Carl Jospeh von Erthal (11-1802) den Befehl gab, die Quelle fassen zu lassen. Noch 18 entstand neben dem Brunnen ein Haus für den Brunnenverwalter und ein Krugmagazin, doch konnte durch die ausbrechenden Revolutionskriege ein wirklicher Kurbetrieb nicht anlaufen. Von zentraler Bedeutung für die Entwicklung des 1802 nassauisch gewordenen Bad Weilbach waren dann die dreißiger Jahre des 1. Jahrhunderts: 1832 um- gab man den Brunnen mit einem Pavillon aus Gusseisen, etwa zur gleichen Zeit legte man die Umgebung des Brunnens und einen ersten kleinen Park gartengestalterisch mit Baumgruppen, Anlagen und Spazierwegen an. Eine nicht mehr erhaltene Mooshütte auf einer Anhöhe nahe der Schwefelquelle wurde zum Treffpunkt der Kurgäste nach der Trinkkur. Neuer landschaftlicher Bezugspunkt wurde die noch heute existierende Platanenallee, die den Brun- nenbezirk mit der Landstraße von Flörsheim nach Weilbach verband. 18 erreichte das Bad mit 02 Gästen in der Saison seine „Blüte“. Zu diesem Zeit- punkt hatte man auch die Baumgruppen um die Anlage des Kurparks ergänzt. 111 wurde das unrentabel gewordene Bad an den „Reifensteiner Verein für Wirtschaftliche Frauenschulen auf dem Lande“ verkauft, der im Kurhaus eine Schule eröffnete und in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg außerdem die deutsche Kolonialfrauenschule betrieb. Der Park iel zu diesem Zeitpunkt allerdings in einen Dornröschenschlaf, aus dem ihn erst die Stadt Flörsheim und die Regionalpark GmbH weckten, die den Park seit 1 restaurierten und die gartengestalterischen Elemente des Parks – unter anderem Kastanienrondell, Ahornallee, Lindenallee, große und kleine Festwiese – wieder herstellten.

1 1 Kurpark Nidda-Bad Salzhausen Christian Renner

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Adresse: Im Solebad Von der Salzproduktion zum Ort der Gesundheit Kontakt: 0303-330, [email protected] Internet: www.bad-salzhausen.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: RE 31-32, Bus FB-3

m Kurpark Bad Salzhausen, der nicht nur Kurgäste anzieht, sind etwa 310 I Gehölzarten auf 2 ha Fläche zu entdecken. Ein Spaziergang zwischen ho- hen Bäumen und exotischen Planzen stellt für viele Besucher eine besondere Form der Erholung dar, zahlreiche Parkbänke laden zum Verweilen ein. Der Blick fällt auf die Saline, schmucke Fachwerkgebäude und eine weitläuige Landschaft. Wenn man es genau nimmt, dann hat Bad Salzhausen zwei Parkanlagen. Der erste Park wurde mit dem Bau des Kurhauses in den Jahren 182 bis 182 angelegt und zählt damit zu den ältesten Kurparkanlagen Deutschlands. Der Friedberger Geometer und Landschaftsgärtner Bindernagel plante diese An- lage in einer Zeit, als sich Bad Salzhausen von einer Stätte der Salzproduktion zum Ort der Gesundheit wandelte. Am Rand dieses oberen Kurparks steht das Kurhaus; mitten zwischen alten, zum Teil über 200 Jahre alten Bäumen der Parksaal. Die Wiesen auf der anderen Seite der Kurstraße wurden in den 10er Jahren noch landwirtschaftlich genutzt. Da aber alle Heilquellen in diesem Bereich liegen, sollte auch dort ein weitläuiger Park entstehen. Heute bildet der un- tere Kurpark mit zahlreichen exotischen Gehölzarten ebenfalls eine herrliche Umgebung zur Entspannung. Die Erdgeschichte ist in Bad Salzhausen auf eine besonders ästhetische Art und Weise komprimiert. Vor vielen Millionen Jahren entwickelten sich die ver- schiedenen Baumsorten, die heute dem Park sein abwechslungsreiches Ge- sicht verleihen. Und noch etwas gibt es schon seit vielen Millionen Jahren: das salzhaltige Wasser unter dem heutigen Kurpark. Nicht zur Stärkung der Gesundheit wur- de es einst aus der Erde geholt, sondern um die weiße und sehr wertvolle Kostbarkeit Salz zu gewinnen. Die Salzproduktion spielt nun keine Rolle mehr, Gesundheit und Erholung stehen heute in Bad Salzhausen im Mittelpunkt.

18 1 Kurpark Wiesbaden Bernd Blisch

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Adresse: Sonnenberger Straße, Parkstraße Die grüne Lunge der Weltkurstadt Kontakt: 011-120, [email protected] Internet: www.wiesbaden.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S 1, S 8, S , Wiesbaden Hbf, Bus 1, 8, Haltestelle „Theater/Kurhaus“

it dem Bau eines neuen Kurhauses in den Jahren 180 bis 1810, das M den Anspruch der jungen herzoglich nassauischen Residenz Wiesba- den deutlich machte, in den Reigen der führenden Kurbäder Europas aufstei- gen zu wollen, wurde auch die Anlage eines Kurparks begonnen. Wiesbadener Kurgäste konnten schon seit dem 18. Jahrhundert im kleinen, am Sonnenber- ger Tor gelegenen Herrengarten spazierengehen, doch mit den Dimensionen des neuen Kurpark konnte sich diese Anlage im Stil eines Barockgartens nicht messen. Hofgärtner Wolz, der auch für die Umsetzung der Sckell’schen Planungen des Schlossparks Biebrich zuständig war, zeichnete für die Gestaltung des Kurparks verantwortlich. Am Kurhaus entstand damit ein erster Park, der als gestaltete Landschaft den Übergang zu den ersten Taunushügeln darstellen sollte. Der Kurpark, wie er sich heute darstellt, ist ein Werk des nassauischen Hofgärtners Thelemann (1811-188), der ab 182 für den Park zuständig war. Ein neu- er Weiher mit Insel entstand, Wege in weiten Schwüngen und brezelartigen Überschneidungen wurden angelegt. In der preußischen Zeit nach 18 über- nahm die Frankfurter Firma „Gebrüder Siesmayer“ die Plege des Kurparks. Einige kleinere Veränderungen erfuhr der Park zu Beginn des 20. Jahrhun- derts: Wiesbaden hatte sich den Ruf eines Weltkurbades erworben, und diese Ansprüche sollten durch den Neubau eines Kurhauses dokumentiert werden. Die größeren Dimensionen des 10 eingeweihten Baues und die zahlreichen Kurgäste aus aller Welt ließen eine Erweiterung des Konzertplatzes zwischen Kurhaus und Kurparkweiher nötig erscheinen, auch mussten zum Teil die Wege verbreitert werden. Die Anlage eines Nizza-Plätzchens, gerahmt von den Säulen des alten Kurhauses, erinnert noch heute an Wiesbaden als das „Nizza des Nordens“.

10 11 Kurpark „Warmer Damm“ Bernd Blisch Wiesbaden

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Adresse: Wilhelmstraße, Paulinenstraße Vom „Warmen Damm“ zum Kurpark Kontakt: 011-120, [email protected] Internet: www.wiesbaden.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S 1, S 8, S , Wiesbaden Hbf, Bus 1, 8, Haltestelle „Friedrichstraße“

en etwas eigentümlichen Namen „Warmer Damm“ verdankt ein Teil D der Wiesbadener Kurparks seiner historischen Lage. Das ursprünglich außerhalb der befestigten Stadt gelegene Sammelbecken für die Abläufe ei- niger Wiesbadener Bäche und heißen Quellen war von einem Damm umge- ben. Mit der in der frühen nassauischen Herzogszeit begonnenen Anlage der Wilhelmstraße als Grenze zwischen Stadt und Kurbezirk begann der „Warme Damm“ an Bedeutung zu gewinnen, wurde er doch damit zum Entree für die Kuranlagen der Weltkurstadt. Ab 18 gestaltete der herzogliche Hofgartendirektor Karl Friedrich The- lemann (1811-188), der auch für die Neugestaltung des Kurparks verant- wortlich war, den „Warmen Damm“ zum Stadtpark um. Ein großer Weiher war zentraler Gestaltungspunkt der rechteckigen Anlage, die von einem ge- schlungenen Wegenetz erschlossen wird. Da die Anlage selbst zu klein war, um größere Staffagen oder Gartenelemente aufzunehmen, wurden die an der Wilhelmstraße verlaufende Platanenallee, das östlich angrenzende Villenge- biet und die am südlichen Ende des Park erbaute englische Kirche bewußt in die Planungen mit einbezogen und durch Sicht- und Blickachsen miteinander verbunden. Im Norden erhielt der Park mit dem Bau des königlichen Theaters 18 ebenfalls einen markanten Abschluss, da die Repräsentationsseite des Gebäudes zum Park hin ausgeführt wurde. Bereits 18 war ein Trinkbrunnen, der so genannte Wilhelmsbrunnen, im Park angelegt worden, um die Bedeu- tung des „Warmen Damms“ als Kurpark zu betonen. Der Brunnen sollte jedoch schon 1 Jahre später einem Denkmal für Kaiser Wilhelm I. weichen. Die Grünläche mit dem Weiher ist bis heute unverändert belassen. Die Sichtachsen sind im Laufe der Jahre zum Teil zugewachsen.

12 13 Volksparks Grüne Lungen fürs Volk

Alexandra Frenz

Volksparks entstanden in Deutschland seit dem Beginn des 20. Jahrhun- Während Hecken und Gebüsch oft den Park strukturieren und einzelne derts. Sie ersetzten nach und nach die Stadtparks, die traditionell zum Bereiche voneinander trennen, spenden Bäume und Baumgruppen im Spazierengehen und zum Verweilen gedacht waren. Vorbilder für das neue Sommer Schatten für Groß und Klein. Vorhandene Gewässer werden Parkkonzept waren beispielsweise der schon 180 geschaffene New Yorker gerne miteingebunden, natürliche Senken für die Anlage von Teichen oder Central Park oder der Londoner Hyde Park. Diese so genannten Volksparks Wasserbecken genutzt. Sie bieten die Möglichkeit zur Tierbeobachtung sind als Reaktion auf die Industrialisierung und die damit einhergehende oder für Wasserspiele. Andere natürliche Geländestrukturen, wie Anhöhen, Verschlechterung städtischer Lebensbedingungen durch die stark zuneh- werden zu Aussichtspunkten, Hänge zu Terrassengärten oder zu winter- mende Bebauung zu sehen. Das Bedürfnis nach aktiv nutzbaren öffent- lichen Rodelbahnen. Vielfach inden in den großräumigen Parks neben lichen Grünlächen stieg an. Viele Gartenarchitekten begannen mit der Spielplätzen sogar ganze Sportanlagen Platz. Zunehmend werden auch Gestaltung neuer Parks. Heute ist der Wunsch der Stadtbewohner nach Grillplätze oder Skater-Parcours angelegt. Daneben sind kleine Kioske Grün ebenso stark wie damals und abwechslungsreiche öffentliche Parks oder auch größere Parkwirtschaften stets eine attraktive Ergänzung des sind selbstverständlich geworden. Parkangebots. Ein wesentliches Merkmal der Volksparks ist ihre Größe, denn sie sollen den vielen Städtern ausreichend Platz bieten. Große Rasen- und Wiesen- lächen können vielfältigen Arten der Erholung und Bewegung dienen.

1 1 Huthpark Frankfurt am Main Alexandra Frenz

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Adresse: Auerweg Spielpark mit Hund Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus 30, Haltestelle „Unfallklinik“

er Huthpark entstand in den Jahren 108 bis 111 als Park „Auf dem D Huth“ nach Entwürfen von Gartendirektor Carl Heicke (182-138). Seine landschaftlich schöne Lage am Seckbacher Hang bot zu Zeiten, als die Bäume noch klein waren, einen weiten Blick ins Maintal. Heute stellt er sich wesentlich abgeschlossener gegenüber seiner Umgebung dar. Der Park selbst beeindruckt durch seine schlichte Gestaltung: Das etwa 1 ha große Gelände beinhaltet nur eine, dafür aber sehr weitläuige Wiesenläche, die das ganze Jahr über dem Spiel – auch mit Hund – dient, im Winter wegen ihres starken Gefälles seit jeher bei Schlittenfahrern sehr beliebt ist. Sie wird durch einige Schatten spendende Baumgruppen in der Mitte und am Rand aufgelockert. Die meisten Bäume im Park stammen noch aus der Entstehungszeit der An- lage und sind mittlerweile zu eindrucksvollen Exemplaren herangewachsen. Gerahmt wird die Wiese auf allen Seiten von breiten Alleen aus Linden und Hainbuchen, Buchen oder Eichen. Die Eingänge werden von Baumgruppen eingefaßt, wie etwa direkt neben dem Gebäude der Berufsgenossenschaft- lichen Unfallklinik. In die ursprüngliche Gestaltung war im oberen Teil des Parks eine mit großzü- giger Terrasse versehene Parkwirtschaft eingebunden, die jedoch nicht mehr existiert. Auf der von Platanen umgebenen Fläche beindet sich heute einer von zwei Spielplätzen, die nach und nach in den Park integriert wurden. Ein Relikt aus den späten 120er Jahren ist die am Rande der Parkwiese erhaltene Unterstandshalle im Stil der Klassischen Moderne, die Gartenbaudirektor Max Bromme (188-1) in den Park einfügte und die in nächster Zeit saniert werden soll.

1 1 Lohrpark Frankfurt am Main Alexandra Frenz

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Adresse: Berger Weg Hausberg der Frankfurter Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus 3, Haltestelle „Budge-Altenheim/Lohrberg“; Bus 30, Haltestelle „Heiligenstock“; jeweils 10 Min. Fußweg

it 180 m über N.N. (Normalnull) höchster Punkt der Stadt und so et- M was wie der Hausberg der Frankfurter liegt im Stadtteil Seckbach der Lohrberg. Einen „Volkspark auf dem Lohrberg“ plante Gartendirektor Carl Hei- cke (182-138) bereits 10. Angelegt wurde er zwischen 11 und 128 von Max Bromme (188-1) auf ehemaligen Wein- und Obstbaufeldern. Seitdem ist der Park fast unverändert in seiner Gestaltung und mit vielen Alt- gehölzen erhalten. Seit 18 steht er unter Denkmalschutz. Der 1, ha große Park gliedert sich in den nördlichen, ebenen Bereich und den südlichen Teil am Hang. Eine Kirschbaumallee führt in den Park hinein und ordnet zugleich die aus der Not der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg entstan- dene erste Dauerkleingartenkolonie Frankfurts, den heutigen „Kleingärtner- verein Lohrberg e.V.“. Die Mitte des Parks bildet eine von Schatten spendenden Gehölzen gerahmte Spielwiese. Von dort gelangt man zum Aussichtspunkt, einem Kastanienrondell, wo man bei gutem Wetter weit über Frankfurt hinaus blicken kann. Unterhalb liegt die Kriegergedächtnisstätte zu Ehren der Toten des Ersten Weltkriegs. Östlich davon, etwa 1 ha groß, der letzte bestehende Weinberg im Stadtgebiet. Er erinnert an die frühere Nutzung des Geländes wie auch der ab 18 von Friedrich Heyer auf angrenzendem Gebiet geschaffene „Beratungsgarten Lohrberg“, heute Streuobstzentrum „MainÄppelHaus Lohr- berg e.V.“. Oberhalb des Weinbergs liegt der Spielplatz mit Planschbecken und Sandspielplatz. Westlich der Gedenkstätte erstrecken sich weite Wiesen. Zu- sammen mit der Spielwiese bieten sie fernab vom städtischen Lärm viel Platz für Aktivitäten aller Art: Im Sommer zum Picknicken, Spielen oder Sonnenba- den, im Herbst zum Drachensteigen, im Winter zum Schlittenfahren. Und nach wie vor ist der „Lohrpark“ ein typischer Volkspark, der zu allen Jahreszeiten stark frequentiert wird, ebenso wie die bereits seit 133 bestehende Parkwirt- schaft, die „Lohrbergschänke“.

18 1 Ostpark Frankfurt am Main Renate Friedrich

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Adresse: Ratsweg Einer der ersten Volksparks in Deutschland Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: U , U, Straba 12, Bus 38, 103, Haltestelle „Eissporthalle/Festplatz“

er Ostpark wurde in den Jahren 10 bis 111 nach Plänen von Gar- D tendirektor Carl Heicke (182-138) angelegt und gilt als sein Haupt- werk. Heickes Auftrag bestand darin, für die ständig wachsende Zahl von Be- wohnern der östlichen Stadtteile einen Park zu konzipieren, der „eine größere Nutzbarmachung unserer Anlagen für die Bevölkerung und insbesondere die Freigabe von Rasenlächen“ beinhaltete. Bis nach der Jahrhundertwende ver- stand man unter Grünanlagen schmucke Beete und Wege zum Promenieren, das Betreten von Rasenlächen war strengstens verboten. Heicke stand dieser Reform öffentlicher Grünanlagen zuerst skeptisch gegenü- ber, löste seine neue Aufgabe eines benutzbaren Volksparks dennoch vorbild- lich – noch heute trägt der Park seine Handschrift. Er schuf große zusammen- hängende Spielwiesen mit einer Fläche von  und , ha, die 110 täglich von bis zu 800 Schulkindern in Beschlag genommen und alternierend von Schafen kurz gehalten wurden. Außerdem entstand ein fast  ha großer Weiher, der im Winter ausdrücklich für den Eislauf freigegeben war, Sportanlagen und ein Schulgarten. Diese „nützlichen“ Teile des Parks fasste Heicke mit einem großzügigen Wegesystem zusammen und umgab sie mit einer malerischen Rahmenplanzung. Der 2 ha große Schulgarten wurde für den Biologieunterricht genutzt und bis 183 auch in dieser Form betrieben. Auf Grund des nachlassenden Interesses wandelte er sich mittlerweile in den Bürgergarten, der insbesondere interes- sante Gehölze aus Nordamerika und aus anderen Teilen der Welt in unge- wöhnlicher Vielfalt und in einem reizvoll angelegten Gelände zu bieten hat. Heute inden sich bis zu 3.000 Menschen am Wochenende zu Sport und Spiel in diesem stark vom umgebenden Straßenverkehr beeinträchtigten Park ein.

10 11 Volkspark Niddatal Frankfurt am Main Renate Friedrich

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Adresse: Rosa-Luxemburg-Straße Gelände der Bundesgartenschau 1989 Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: U 1, Haltestelle „Niddapark“

m Jahr 1 formulierte die Stadt Frankfurt ihre Ziele für die Gestaltung I der Bundesgartenschau unter dem Motto „Natur in der Stadt“. Damals hatte die Ökologiebewegung ihren Höhepunkt erreicht und rieb sich natürlich an dem Konzept einer „Blümchenschau“, wie die Bundesgartenschauen gern bezeichnet wurden, in der Niddaaue. Dazu kamen weitere Interessen, die sich mit der Zeit auf dieser innerstäd- tischen Acker- und Brachenlandschaft entwickelt hatten: Die Kleingärten mussten neu geordnet, die Hochwasserdeiche der Nidda zurückgebaut wer- den, ein Landschafts-Zoo zur Entlastung des Frankfurter Zoos sollte entstehen sowie eine grüne Verbindung vom Senckenbergmuseum über Palmengarten, Grüneburgpark, Miquelpark bis nach Heddernheim realisiert werden. Nach einem Wettbewerb gestalteten die Bürogemeinschaften Pohl, Hanke, Kappes, Heide den heutigen Volkspark und die Büros Eckebrecht und Götte die Grünspange am Miquelpark neu. Dabei stand von vorneherein die Dauernutzung als Volkspark im Vordergrund, alle Gartenschau-Einrichtungen wurden nur temporär erbaut und verschwan- den wieder. Heute ist der Park bei Hundebesitzern und Joggern sehr beliebt, für die Kin- der der umliegenden dichten Wohnbebauung sind die großen Spielplätze und der Wasserspielplatz ideal, im Sommer werden Open-Air-Veranstaltungen, bei- spielsweise des Kindertheaters, geboten, oder es lockt das Ginnheimer Wäld- chen mit seiner Gastronomie. Die nach dem Stadtwald größte zusammenhängende Grünläche der Stadt wird extensiv geplegt. Die Niddaaue mit ihren Wiesen prägt den Charakter dieser Anlage, die, gegliedert von kleinen Wäldern und Gebüschzonen, mittler- weile ganz selbstverständlich zu der Stadt und seinen Bürgern gehört.

12 13 Dreieichpark Offenbach Sigrid Pietzsch / Christina Uslular-Thiele

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Adresse: Frankfurter Straße 12 Stampfbeton im Grünen Internet: www.offenbach.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus 102, 10, Haltestelle „August-Bebel-Ring“; Straba 1, 1, Haltestelle „Stadtgrenze“, S 1, 2, 8, , Bhf. Kaiserlei

ffenbachs erster öffentlicher Park verdankt seine Entstehung der 18 O auf diesem Gelände abgehaltenen 2. Hessischen Landesgewerbeaus- stellung. Anders als die Ausstellungsbauten wurden die auf einem früheren Wiesen- gelände neu geschaffenen Grünanlagen, Baumplanzungen und angestauten Teiche nach deren Ende nicht beseitigt, sondern weiter ausgestaltet und ge- plegt. An die große Industrieausstellung erinnert heute noch ein bauliches Ensemble, bestehend aus einem Brückenbogen, der den Parkweg überspannt, und einem kleinen Pavillon mit Kuppel und seitlicher Plattform. Aufgestellt von der früheren Offenbacher „Cementfabrik Feege & Gotthardt“, demons- trierten die Betonbauten die Tragfähigkeit und bautechnischen Möglichkeiten des damals neuen Materials. Heute wirken sie wie Schmuckbauten, sind aber – als wohl älteste erhaltene Stampfbetonbauten mit derartig großen Spann- weiten – bedeutende technische Denkmäler. Der  ha große Landschaftspark, den Wasserlächen und Wege durchziehen, wirkt bis heute abwechslungsreich und auch weiträumig. Alte Bäume, ein Kin- derspielplatz, ein großer Weiher mit Fontäne und Schwaneninselchen sowie festtägliche Konzerte im 10 aufgestellten Musiktempel machen den Park damals wie heute zu einem beliebten Treffpunkt Offenbacher Familien. Lange Spazierwege in den Norden und Süden der Stadt sind vom Dreieichpark aus möglich, da er in den seit 100 ausgebauten Anlagenring einbezogen wurde. Auch das seit dem Ende des 1. Jahrhunderts errichtete benachbarte Villen- viertel des Westends mit seinen schönen Häusern und alten Gärten ist einen Besuch wert.

1 1 Leonhard-Eißnert-Park Offenbach Christina Uslular-Thiele

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Adresse: Bieberer Straße Ferien in der Stadt Internet: www.offenbach.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus 102, Haltestelle „Stadion Bieberer Berg“

er Waldpark auf dem Bieberer Berg ist ein Projekt, das 110 auf Initi- D ative des kurz zuvor zum Beigeordneten gewählten Sozialdemokraten Leonhard Eißnert (18-1) begonnen wurde, um Offenbachs damaliges Deizit an öffentlichen Grünlächen zu beheben und am Ostrand der Stadt einen großen Volkspark zu schaffen. Bei der Umwandlung eines Wirtschafts- waldes und ehemaliger Kalksteinbrüche in eine Parkanlage wurden vor allem in den Winterhalbjahren Arbeitslose beschäftigt, die man so vor Unterstüt- zungsbedürftigkeit bewahrte. 113 wurde der erste Abschnitt der von Gar- tenbaudirektor Ferdinand Tutenberg (18-1) entworfenen Anlage freige- geben. Schattige Waldpartien, einheimische Gehölze und Vogelschutzhecken sollten bei den Großstadtbewohnern Verständnis für die Eigenart der Natur wecken. Die Wiesenlächen, deren Betreten erlaubt war, boten ebenso Raum für Spiel und körperliche Aktivitäten wie die um den Waldpark herum ange- legten Sportanlagen verschiedener Vereine. Als 120 die in den Hungerjahren des Ersten Weltkriegs zu Kartoffelfeldern umgewandelte große Wiesenläche wiederhergestellt wurde, war die Arbeit am Waldpark abgeschlossen. 12 entstand in der langen Sichtachse ein Ehrenmal für die Gefallenen des Welt- kriegs, vom Architekten Hugo Eberhardt als offener Rundtempel entworfen. 10 nannte man den Park um und bekam mit dem Verkehrsübungsplatz für Kinder, der Minigolfanlage und dem vom Künstler Ludwig Plaueln geschaf- fenen Wassersprühfeld einige neue Attraktionen, die jüngst wieder instand gesetzt und durch eine Skater-Anlage erweitert wurden. So ist der Waldpark auch heute noch ein Ort, an dem Kinder und Erwachsene „Ferien in der Stadt“ machen können.

1 1 „Bürgerparks“ in Frankfurt am Main Vom Villenpark zum Bürgerpark

Barbara Vogt

Mit ihren großzügigen landschaftlichen Villenparks legten die Frankfurter Nähe des Hauses. Der englische Landschaftspark hatte Mitte des 18. Jahr- Bankiers und Kauleute im 1. Jahrhundert den Grundbestand unserer hunderts Einzug in Deutschland gehalten und Frankfurt besaß mit seinen heutigen Parkanlagen an. anmutigen Wallanlagen ein sehr vorzeigbares Beispiel dieses Gartenstils, Schon in der Barockzeit verfügte Frankfurt über berühmte Gärten, die der schon bald übernommen wurde. Als Bewohner einer Handelsstadt jedoch meist innerhalb der schützenden Stadtmauern lagen. Mitte des hatten die Bürger zudem die Gelegenheit und das Vermögen, seltene 18. Jahrhunderts zog es begüterte und weniger begüterte Bürger dann Planzen, aus fernen Kontinenten neu eingeführte Gehölze und Blumen, vor die Tore, wo sie ihre Gartenhäuser bevorzugt an den malerischen Aus- Kamelien und Orangengewächse zu sammeln. In fast allen größeren Gär- sichten aufreihten. Beliebt war der Blick auf die Stadtsilhouette, über den ten zeigt der detailgenaue Stadtplan von Friedrich Wilhelm Delkeskamp Main oder auf den Taunus. Die im 18. Jahrhundert noch recht einfachen von 18 Orangerien und Gewächshäuser. Zwar waren die Villenparks Häuser, deren Gärten überwiegend mit Gemüse, Obst und Wein beplanzt des Frankfurter Bürgertums, wie zeitgenössische Berichte loben, nicht mit waren, entwickelten sich im 1. Jahrhundert zu prachtvollen Villen mit Gartenschmuck überladen, dennoch gab es Pavillons, Tempel, Türmchen großzügigen landschaftlichen Parks. Auch die weit vor der Stadt gele- und die beliebten Schweizerhäuschen, wovon heute nur noch vereinzelte genen alten Gutshöfe schmückten sich mit solchen Anlagen: geschwun- Beispiele zeugen. gene Wege, malerische Baumgruppen, lichte und dunkle Partien, Weiher mit gebuchteten Uferlinien, einige Blumenbeete und Rosenstöcke in der

18 1 Bethmannpark Frankfurt am Main Werner Breuckmann

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Adresse: Friedberger Anlage Ein Bürgerpark mitten in der Stadt Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeiten: ganzjährig,  Uhr bis Einbruch der Dunkelheit, Sa, So, Feiertag ab 10 Uhr ÖPNV: Bus 12, 30, Haltestelle „Bethmannpark“

chon vor 200 Jahren zog es die Bürger aus der Enge der Stadt hinaus S vor die Tore Frankfurts, die sich seinerzeit an den Wallanlagen befanden. 183 kaufte der Frankfurter Bankier Johann Philipp Bethmann (11-13) hier vor dem Friedberger Tor ein Grundstück, welches er im französischen Stil anlegen ließ. Bereits im 1. Jahrhundert entwickelte Simon Moritz von Bethmann (18- 182) den Park nach Ankauf weiterer Grundstücke zu einem klassischen Land- schaftsgarten weiter. Es wurde ein prachtvolles Palmenhaus und eine Oran- gerie sowie eine mit chinesischen Architekturmotiven ausgestattete Voliere errichtet. Unter dem bedeutenden Gartenarchitekten Heinrich Siesmayer (181-100) wurden 18 neubarocke Teppichbeete angelegt. Das Herzstück des groß- bürgerlichen Parks bildete ein großer Weiher, der durch einen Bach gespeist wurde. Durch Kriege und andere Einwirkungen ließ die Gartenplege Anfang des 20. Jahrhunderts stark nach. 11 befanden sich 0 % der Gesamtläche in städtischen Besitz. Aus dem großbürgerlichen Bankiers-Park wurde 13 eine städtische Informationsanlage für gärtnerische Fachfragen entwickelt, noch heute gibt es hier eine Beratungsstelle zu Planzenkrankheiten und Schädlin- gen, die an drei Vormittagen in der Woche geöffnet ist. Eine außergewöhnliche Neuschöpfung erhielt der 1,8 ha große Park 18 durch die Errichtung des Chinesischen Gartens.

10 11 Brentanopark Frankfurt am Main Irmela Löw / Maren Schilling

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Adresse: Rödelheimer Parkweg Ein romantischer Landschaftspark Kontakt: 0-212-302, [email protected] mit Schweizerhaus Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de, www.gruenguertel.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus 3, Haltestelle „Parkweg“

m 1. Jahrhundert entstanden um die Stadt Frankfurt am Main eine Rei- I he von Landhäusern mit Garten- und Parkanlagen. In den Auewiesen der Nidda in Rödelheim wurde ein solches Ensemble von der Handelsfamilie Brentano angelegt. Mit dem Erwerb eines Landhauses mit kleinem Garten 1808 und den über Jahrzehnte dauernden Ankäufen angrenzender Grund- stücke wurde von Georg Brentano bis in die 180er Jahren ein romantischer Landschaftspark gestaltet. Dabei nahm man die besondere Lage am Fluss zur Schaffung idyllischer Durchblicke und malerischer Szenerien auf. Zahl- reiche Ausstattungselemente wie der Irrgarten, ein Badetempel, Volieren, ein Heckentheater, ein Aussichtshügel, Lauben, Gartenhäuser und ein Musiksalon prägten die Anlage. Einschneidende Veränderungen des Parks erfolgten in den 120er Jahren, als die Gartenanlage in städtischen Besitz überging und zu einem öffentlichen Park wurde. Im Zuge der großen städtebaulichen Planungen des „Neuen Frankfurts“ wurden ein Flussschwimmbad und ein Schulgarten mit einem halbrunden Pavillon gebaut. Von den ursprünglichen Parkarchitekturen sind heute noch das kleine Badehaus im Stil eines klassischen Tempelchens und das „Petrihaus“ erhalten. Alte Stieleichen, die zum Teil schon vor der Überfor- mung des Landschaftsraumes als Park hier standen, haben sich zu besonders prachtvollen Exemplaren ausgewachsen. Der Ginkgobaum unmittelbar neben dem Petrihäuschen zählt zu den ältesten Exemplaren in Deutschland. Mar- kante Solitärbäume und Parksträucher bereichern das vielfältige botanische Inventarium. Die Parkanlage war ursprünglich nicht dem heutigen „Nutzungs- druck“ ausgesetzt, sondern als private Gartenanlage zum beschaulichen Ver- weilen und Spazierengehen gedacht und gab den Rahmen für einen großbür- gerlichen Lebensstil. Der Park wird in den kommenden Jahren abschnittsweise grundsaniert. Gartenhistorische Aspekte und aktuelle Nutzungswünsche wer- den gleichermaßen berücksichtigt.

12 13 Grüneburgpark Frankfurt am Main Barbara Vogt

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Adresse: Grüneburgweg Einst bürgerliches Refugium – heute Volkspark Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus 3, , Haltestelle „Simon-Bolivar-Platz“

er Grüneburgpark liegt mitten in der dicht bebauten Stadt und in un- D mittelbarer Nähe zur Universität. Im Sommer ist er überaus belebt; Be- sucher lagern und spielen auf den Wiesen. Seine Anfänge liegen in einem kleinen Gutshof, der sich eine halbe Stunde Kutschfahrt vor der Stadt auf einer kleinen Anhöhe befand. Im ausgehenden 18. und im 1. Jahrhundert gehörte die Grüneburg, wie sie bald genannt wur- de, den Familien Bethmann-Metzler und Schwarzkopf, die hier zahlreiche Besu- cher empingen, darunter Dichter aus dem Kreise der Brentanos, Goethe und Karoline von Günderode. Die reizvolle Lage mit dem vielgerühmten Blick auf die Stadtsilhouette und den Taunus mag 183 die Familie Rothschild bewogen haben, das Landgut zu erwerben. Anselm Salomon und Charlotte von Roth- schild ließen 18 ein extravagantes Schlösschen errichten. Gleichzeitig legte Friedrich Grüneberg (1813-183) einen kleinen Park mit Weiher, Pavillons und Pergolen an. Bis 13 blieb die Grüneburg mit den zugehörigen Ökonomie- höfen im Besitz der Familie Rothschild. Der landschaftliche Park wurde durch Heinrich Siesmayer (181-100) und seinen Sohn Philipp (182-13) mehr- mals erweitert und umgestaltet. Das Ergebnis war eine großzügige Anlage, geprägt von mächtigen Baumgruppen. Von der berühmten Rothschild’schen Gärtnerei zeugen noch Reste der Orangerie, heute als griechisch-orthodoxe Kirche genutzt. 13 mußte Albert von Goldschmidt-Rothschild unter Druck das Anwesen an die Stadt verkaufen und loh in die Schweiz. Stadtgartendirektor Max Bromme (188-1) lichtete den Park aus und erweiterte ihn um eine Volksparkwiese. Im Schlösschen entstand ein Café. Bomben zerstörten das Gebäude 1 und der einzige historische Bau, den wir heute noch im Grüneburgpark inden, ist der 1 hierher versetzte, klassizistische Eckpavillon des Schönhofs.

1 1 Günthersburgpark Frankfurt am Main Renate Friedrich

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Adresse: Comeniusstraße, Wetteraustraße Ein typischer Frankfurter Stadtpark Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus 3, Haltestelle „Comeniusstraße“

m Jahr 10 kaufte Johann Jakob Günther, wohlhabender Gastwirt vom I „Roten Haus“ auf der Zeil, das Gelände des heutigen Parks. Er errichtete darin die nach ihm benannte Günthersburg, ein befestigtes Hofgut. Nach meh- reren Besitzerwechseln erwarb 183 Carl Mayer von Rothschild (1820-188) das Anwesen, das Sebastian Rinz (182-181) als englischen Landschaftspark gestaltete. Ein repräsentatives Palais, die „Villa Günthersburg“, wurde nach Plänen des Baumeisters Friedrich Rumpf in der Parkmitte errichtet. Die hi- storische Günthersburg ersetzte man durch eine Orangerie. Carl Mayer von Rothschild verfügte testamentarisch, dass die Villa nach seinem Tod abgeris- sen und das Grundstück – bei Erwerb durch die Stadt – als Volkspark genutzt werden sollte. 188 war es soweit: Die Stadt kaufte den Park, der 182 nach Plänen von Gartendirektor Andreas Weber (1832-101) neu gestaltet und als Volkspark eröffnet wurde. Weber verbreiterte die Wege und verdichtete das Wegenetz, er legte Sichtachsen wieder frei, vor allem aber errichtete er den er- sten öffentlichen Kinderspielplatz der Stadt. Dieser war bereits hartnäckig von den Bürgern eingefordert worden, da die bisherigen öffentlichen Promenaden am Nizza und in den Wallanlagen – mit reinen Schmuckbeeten konzipiert – ein Kinderspiel nicht zuließen. 18 gestaltete der Frankfurter Bildhauer Rainer Uhl den Wasserspielplatz zu einem Sprühfeld mit wasserspeienden, molligen Figuren, die Strandszenen darstellen sollen. Die Stadt erweiterte 11 das Gelände nach Norden von , ha auf jetzt 12 ha. Es wurde ein Wettbewerb ausgelobt, den der Schweizer Landschaftsarchitekt Dieter Kienast gewann. Dessen Entwurf wurde jedoch aus Kostengründen nicht zur Gänze umgesetzt. Heute hat der Park eine Fülle alter und seltener Baumarten zu bieten, wie Mammutbäume, Schwarzkiefern, Blauglockenbäume und Geweihbäume. Zwei markante Skulpturen, „Sämann“ von Constantin Meunier und „Schreitender Stier“ von Fritz Boehle, fanden hier Aufstellung.

1 1 Holzhausenpark Frankfurt am Main Alexandra Frenz

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Adresse: Justinianstraße Vom Patriziergarten zum Stadtteil-Volkspark Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeit: ganzjährig ÖPNV: U 1-3, Haltestelle „Holzhausenstraße“

einen Ursprung hat der Park in der Holzhausen‘schen Oede, einem Hof- S gut, das sich seit etwa 10 im Besitz der Familie von Holzhausen be- fand. 12 baute man das von einem breiten Graben umgebene Schloss im barocken Stil um und legte einige streng geometrische Zierbeete an. Bereits 1 wurde dann die Umgebung des Schlösschens vom Frankfurter Gärtner Peter Schäfer als landschaftlicher Garten mit seltenen Bäumen und Weiher mit Bachlauf gestaltet. Eine Kastanienallee führte vom Oeder Weg zum Schloss. Um 18 entstand durch den Frankfurter Stadtgärtner Andreas Weber (1832-101) ein 1 ha großer Park mit Sichten zum Taunus und zur Stadt, begrenzt von Holzhausenstraße, Oeder Weg, Lersnerstraße und Eschers- heimer Landstraße. Bereits 108 wurde der größte Teil des Geländes verkauft, um eine Stiftung für eine Universitätsbibliothek zu inanzieren. Im Zuge der Stadterweiterung wurde das Gelände dann bebaut, ein Teil des Baumbestandes wurde erhalten. Der Stadt verblieb lediglich das 3, ha große Kernareal mit Schlösschen und Weiher sowie die Allee. Das Gelände wurde 113/1 von Gartenbaudirektor Max Bromme (188-1) mit einer neuen, schlichten Wegeführung und einer großen Parkwiese zum Stadtteil-Volkspark umgestaltet. Seitdem ist der Park stark frequentiert, bietet er doch auf kleinem Raum Spiel- und Liegewiesen, viele Ruhebänke und einen großen Spielplatz. Seit Kurzem gibt es sogar ein kleines Parkcafé. Bedingt durch den hohen Nutzungsdruck wurde der Park in den 10er Jahren teilweise umgestaltet, in den 180er Jahren nochmals saniert. Mittlerweile führt nun das prächtige Parktor am Oeder Weg den Besucher wieder durch die stattliche Kastanienallee zum romantischen Schlösschen mit aufgesetztem „Belvederchen“, wo regelmäßig Veranstaltungen der Frankfurter Bürgerstiftung stattinden.

18 1 Rothschildpark Frankfurt am Main Renate Friedrich

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Adresse: Reuterweg Eine kleine grüne Oase im Bankenviertel Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: U , U , Haltestelle „Alte Oper“

m Jahr 181 erwarb Amschel Mayer von Rothschild (13-18) an einer I der besten Adressen von Frankfurt, der Bockenheimer Landstraße, mehre- re Grundstücke. Das vorhandene Gartenhaus wurde nach Entwürfen von Friedrich Rumpf zu dem prächtigen klassizistischen Rothschildpalais ausgebaut. Nach und nach ergänzte die Familie das Gelände durch weitere Zukäufe. 18 erreichte der Park – im Stil eines englischen Landschaftsgartens angelegt – seine größte Ausdehnung. Trotzdem war der eigentliche Garten nicht viel breiter als das Palais, so dass der langgezogene schmale Grundriss die Gartengestalter he- rausforderte. In der Mitte wurde ein Hügel mit einer gotischen Ruine errichtet, an den Rändern säumten geschlungene Wege die Parklandschaft, im Norden und Westen errichteten die Rothschilds Wirtschaftsgärten und eine Orangerie. Ein zuletzt im Süden des Parkgeländes angesiedelter Weiher sorgte für Erfri- schung. 138 wurde der Park und das Palais während der nationalsozialistischen Herr- schaft unter Wert an die Stadt verkauft. Im Zweiten Weltkrieg erlitten beide starke Zerstörungen. Heute ist der Park deutlich geschrumpft, nur der gotische Turm ist noch erhal- ten, wenige Baumgruppen und Wegebeziehungen erinnern an seine pracht- volle Vergangenheit. Das ehemalige Entree an der Bockenheimer Landstraße liegt derzeit noch versteckt hinter hohen Bankgebäuden, wird aber im Zuge des Neubaus des Opernturms städtebaulich neu geordnet und in wenigen Jahren wieder frei und öffentlich zugänglich sein.

180 181 Reformgärten Architektengärten Neue Werte erscheinen auf dem Gebiete Jugendstilgärten der Gartenkunst Renate Ulmer

Die Reformbewegung um 100 ließ auch die Gestaltung von Gärten nicht (18-1), Joseph Maria Olbrich (18-108), Peter Behrens (188- außer Acht. Erfüllten diese zu jener Zeit, die von sprunghaft wachsender 10) und Max Läuger (18-12) schufen in den Jahren vor dem Ersten Industrialisierung und Verstädterung geprägt war, doch mehr denn je die Weltkrieg beispielgebende Gartenanlagen. Vom barocken Gedanken des Funktion von Refugien. Künstler, Architekten und Kunsttheoretiker, die Gesamtkunstwerks ausgehend erstrebten sie die einheitliche Durchgestal- eine ganzheitliche Lebensphilosophie entwickelten, bezogen folgerichtig tung von Architektur und Natur. Infolgedessen dominiert im Reform- oder auch die Gartenkunst in ihre Erneuerungsbestrebungen ein. Sie brachen Architektengarten das gliedernde Prinzip: Geometrisch geordnete Flächen, zunächst mit der gängigen, aus der Tradition des Landschaftsparks abge- axiale Kies- und Treppenanlagen, berankte Pergolen oder Laubengänge leiteten Praxis, selbst in kleinsten Anlagen die Natur nachzuzeichnen und trugen zur raumhaften Gestaltung bei. Der frei gelassene Raum spielte zu idealisieren. Dieser überlebten Gestaltungsweise setzten sie den archi- nun eine größere Rolle. Ein gewisser dekorativer Umgang mit der Natur tektonisch strukturierten Garten als neues Leitbild entgegen. Es diente seit zeigt sich darin, dass Planzen wie Rosenhochstämmchen und Glyzinien, etwa 100 den verschiedenen reformerischen Richtungen als Orientierung begrünte Spaliere oder Kübelplanzen mit Formschnitt den formal-ästhe- – so auch dem Jugendstil. tischen Vorstellungen des Jugendstils angepasst waren. Dies gilt ebenso Gartenkunst wurde in diesem Zusammenhang als Raumkunst begriffen, für die künstlerisch gestalteten Einfriedungen, Brunnenanlagen oder und so waren es vor allem Architekten und Künstler, die hier Akzente Parkbänke, mit denen die Gartenanlagen ausgeschmückt wurden. setzten: Hermann Muthesius (181-12), Paul Schultze-Naumburg

182 183 Jugendstil-Schmuckhöfe Bad Nauheim Sabine Kübler

G3 | 0

Adresse: Ludwigstraße 20-22 Im Reich der Undinen und Wassergeister Kontakt: 0032-220, [email protected] Internet: www.bad-nauheim.de Öffnungszeiten: nur im Rahmen von Führungen ÖPNV: Bhf. Bad Nauheim,  Min. Fußweg

ls eine „architektonische Fassung der Quelle“ sieht der Architekt Wil- A helm Jost (18-1) die vom Jugendstil geprägte, 10-11 erbaute Badeanlage in Bad Nauheim. Während der Gesamtkomplex die Quelle in ihrer Mitte – den großen Sprudel – umschließt, umfassen die sechs Badehäuser je einen Innenhof: die Schmuckhöfe. Hier erfährt die Architektur eine Steige- rung durch die Addition gartenkünstlerischer Elemente. Pavillons, Pergolen und Brunnen mit streng geschnittenen Hecken und Gehölzen in Kugel- und Pyramidalform lassen paradiesgartenähnliche Gesamtkunstwerke entstehen. Wie die Baustrukturen auch den Garten bestimmen, zeigt das Badehaus 2: Der Wartesaal ist mit einer straffen Pfeilerarchitektur und drei vom Boden zur Decke reichenden Fenstern ausgestattet. Auch die Wände des Hofes sind in schmale Pfeiler aufgelöst, die mit blau glasierten Klinkern verkleidet und mit Terrakotten geschmückt sind. Reicher Blumenschmuck und grüne Rasenlä- chen vervollständigen das Bild. Einander ähnlich zeigen sich die Höfe der Badehäuser  und . Muschelkalk- pfeiler in den Höfen sind mit Fratzen geschmückt, Wandbrunnen schließen die Höfe nach Norden und Süden ab. Im Zentrum beinden sich abgesenkte Ra- senparterres mit umlaufenden Eibenhecken und -kugeln. Beide Höfe werden wirkungsvoll von hoch aufragenden Gebäudeteilen mit Uhrtürmen überragt. Der Schmuckhof des Badehaus 3 ist durch zwei Säulenreihen gegliedert. Im mittleren Teil steht – von einem Wasserbecken umgeben – ein Brünnchen. Rings um das Becken sind Rosenbeete angelegt, Kletterrosen ranken an den Pergolen und Wänden des Hofes. Die Gärten im Badehaus  und  prunken mit keramischen Kunstwerken. Ehrenamtliches Engagement des Jugendstilver- eins Bad Nauheim förderte die Rekonstruktion und Plege der Schmuckhöfe. Heute stehen sie Kunst- und Gartenliebhabern offen. Besonders der Rosengar- ten im Badehaus 3 mit 100 Rosenstöcken, deren Farben und Düfte alle Sinne ansprechen, macht einen Auslug im Frühsommer zum Plichtprogramm.

18 18 Mathildenhöhe Darmstadt Renate Ulmer

F10 | 0

Adresse: Sabaisplatz Künstlerkolonie mit Garten Kontakt: 011-1328, [email protected]; 011-13200, [email protected] Internet: www.darmstadt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus F, Haltestelle „Mathildenhöhe“

it der Ansiedlung einer bald weithin berühmten Künstlerkolonie wur- M den zu Anfang des 20. Jahrhunderts auf der Mathildenhöhe Anlagen geschaffen, die die Ideale der neuen Gartenreformbewegung eindrucksvoll widerspiegelten. Wo zuvor noch malerische Partien im Stil des englischen Landschaftsparks das Bild bestimmten, fand der Besucher im Jahre 101 eine veränderte Situation vor. Im Rahmen ihrer ersten Ausstellung gestaltete die Künstlerkolonie unter der Führung von Joseph Maria Olbrich nicht nur die öffentlichen Anlagen um, es entstanden auch Hausgärten, in denen die Merk- male des Reformgartens anschaulich wurden: geometrisch geordnete Flächen, Kieswege, in Form geschnittene Hecken und Grünplanzen. Durch rafinierte Raumbildungen wirkten die eher kleinen Gärten der Häuser Olbrich, Behrens und Christiansen großzügig und wie eine Erweiterung des Wohnraums. Die noch erhaltenen Garteneinfriedigungen, Tore und Fenstergitter in loraler Sti- lisierung waren ebenso Bestandteil des Gesamtkunstwerkes wie die sorgfältig ausgesuchten und farblich abgestimmten Planzen. Die Folgejahre bereicherten die Mathildenhöhe um weitere gartenkünstlerische Elemente: In Verlängerung der Treppenanlage vor dem Ernst-Ludwig-Haus wurde nach Plänen Olbrichs ein – heute nicht mehr erhaltener – Rosengarten angelegt; 10/08 entstanden mit dem städtischen Ausstellungsgebäude die mit Glyzinien und wildem Wein berankten Pergolen sowie der herrschaftliche Garten des Oberhessischen Hauses. 11 wurde nach Plänen von Albin Müller die mit Planzen und loralen Keramikkacheln belebte Brunnenanlage vor der Russischen Kapelle gebaut. Dem bereits im 1. Jahrhundert angelegten Pla- tanenhain gab Bernhard Hoetgers Skulpturenprogramm eine symbolistische Dimension. Während die öffentlichen Bereiche des Areals zum 100. Jubilä- um der Künstlerkolonie nach gartendenkmalplegerischen Gesichtspunkten teilweise wieder hergestellt wurden, harren die einst viel beachteten privaten Hausgärten ihrer Rekonstruktion.

18 18 Park Rosenhöhe Darmstadt Doris Fath

F10 | 0

Adresse: Bernhard-Sälzer-Platz „Darmstädter Gartenstil“ in Reinkultur Kontakt: 011-13200, [email protected] Internet: www.darmstadt.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus L, Haltestelle „Ostbahnhof“; Bus F, Haltestelle „Spessartring“; jeweils  Min. Fußweg

ie Entstehung des Parks geht zurück auf das Jahr 1810. Im Auftrag D der Großherzogin Wilhelmine (188-183) schuf der Schwetzinger Gar- tenbaumeister Michael Zeyher einen Landschaftsgarten im englischen Stil mit biedermeierlichen Elementen. Im Jahr 182 erhielt die Anlage eine neue Bewertung als Grabstätte des Großherzoglichen Hauses durch den Bau des klassizistischen Mausoleums von Hofbaumeister Georg Moller sowie des neu- en Mausoleums von 10. Großherzog Ernst Ludwig (188-13) begann im Jahr 100 mit umfangreichen Neu- und Umgestaltungen. Auf der höchsten Erhebung des Parks schuf er einen Rosengarten, der als „Darmstädter Garten- stil“ in die Geschichte der Gartenkunst einging. Hier verschmolz italienische Gartenarchitektur mit den Leitbildern englischer Rosengärten. Es entstanden ein Rosendom, Treppenanlagen, Pergolen, Terrassen, Gewächshäuser, Lilien- teiche und ein großer beheizbarer Seerosenteich. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg wurden Teile des Parks als Ackerland zur Verfügung gestellt, um die Not der hungernden Menschen zu lindern. Mit- te der 120er Jahre ließ Ernst Ludwig den Park rekonstruieren, der jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg wieder verwilderte. Teile des Parks wurden zu Zwecken der Bebauung verkauft, so dass das ursprünglich rund 30 ha große Gelände mittlerweile auf rund 18 ha reduziert ist. 181 wurde der Park von der Stadt Darmstadt übernommen und wird seither in den ursprünglichen Zustand versetzt. Hier inden sich heute noch einige unverwechselbare Ausstattungselemente wie das Löwentor, das Teehäuschen mit biedermeierlicher Ausstattung aus dem 1. Jahrhundert, das um 1820 gebaute ehemalige Hofgärtnerhaus mit Holzverschindelung, die Gräber der Großherzoglichen Familie, die beiden Mausoleen, der Spanische Turm, das Pförtnerhäuschen. Das Rosarium bildet mit einer Fläche von 1,8 ha das Herz- stück der Parkanlage.

188 18 Poelzig-Park Universität Frankfurt am Main Manfred Wessel

FFM | 08

Adresse: Grüneburgplatz 1 Den Studierenden eine Freude Kontakt: 0-8-3200, [email protected] Internet: www.uni-frankfurt.de Öffnungszeiten: Mo-Fr -22.30 Uhr, Sa -18.30 Uhr, So, Feiertag auf Anfrage ÖPNV: U 1-3, Haltestelle „Holzhausenstraße“, 10 Min. Fußweg; Bus 3, Haltestelle „Uni-Campus Westend“

ie denkmalgeschützte Anlage, bestehend aus einem 20 m langen und D 3 m hohen Gebäudekörper sowie einem 1 ha großen Park, hat bereits viele Namen getragen: beispielsweise IG Farben-Komplex, General Creighton W. Abrams Building, Poelzig-Ensemble, IG Farben-Haus oder schlicht Poelzig- Bau und -Park. Alle weisen auf die wechselvolle Geschichte der Gesamtanlage hin! Auf einst familieneigenem Grund der Rothschilds entstand hier von 12 bis 131 die Zentrale des damals viertgrößten Industriekonzerns der Welt. Archi- tekt der Gebäude war der Berliner Hans Poelzig. Der Park entstand nach Ent- würfen des Frankfurter Gartenbaudirektors Max Bromme (188-1) unter Beteiligung des „Bornimer Kreises“ – ein Verbindung von Künstlern, die der bekannte Staudenzüchter Karl Förster gegründet hatte. Von 1 bis 1 war das Gebäude Hauptquartier des . US-Corps und diente als Europazentrale der US-Armee. Nach mehreren Attentaten der Roten Armee Fraktion (RAF) wurden Gebäude und Park, der öffentlich zugänglich gewesen war, 182 militärisches Sperrgebiet. Die Entwicklungen der Weltpolitik, die zur Wiedervereinigung Deutschlands führten, ermöglichten nach dem Auszug der Amerikaner 1 dem Land Hessen, das Areal für die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt zu erwerben. Seit dem Sommersemester 2001 bevölkern nun Studierende der Geisteswissenschaften sowie Mitarbeiter der Universität Gebäude und Park. Nach umfangreichen Sanierungs- und Umbau- arbeiten steht auch der Bevölkerung ein wunderschönes Gelände mit einem stimmungsvollen, den historischen Vorbildern angelehnten, großen Garten zur Verfügung. Ausgedehnte Rasenlächen, über 0 Baumarten – seltene altehr- würdige Solitäre –, Travertin-Trockenmauern mit Staudenplanzungen und ein Wasserbecken machen den Aufenthalt zum ästhetischen Erlebnis.

10 11 Friedhöfe Orte der Toten und der Lebenden

Sabine Theis-Krömer

Die großen Parkfriedhöfe des 1. Jahrhunderts üben auf uns eine eigen- Schwänen und Enten, Brücken, Bänke zum Sitzen … lassen vergessen, dass artige Faszination aus. Als „Erindung“ des ausgehenden 18. Jahrhunderts in den Büschen herum verstreut Gräber sich beinden. Eine solche Anlage waren sie eine Reaktion auf Massengräber und Pest sowie aufkläre- als Friedhofsanlage gedacht ist nicht zu billigen. Der Parkfriedhof ist kein rische Ideen und eine allgemeine städtische Neuordnung. Auf einem Friedhof mehr. Er verwischet den eigentlichen Zweck des Gottesackers kommunalen Zentralfriedhof, weit vor den Toren einer Stadt angelegt, … Der Hauptzweck des Friedhofs wird hier zur Nebensache. Zweck und sollte – so wollte es Napoleon, der Neuordner Europas – „ein ehrliches Erscheinungsform stimmen nicht mehr überein … ein feiges Ausweichen Begräbnis für jedermann“ gesichert sein. Klar gegliederte landschaftliche vor dem unbequemen Todesgedanken.“ Dessen ungeachtet wurden diese Strukturen, präzise Achsenkonzepte, lange Alleen, weite Blickbezügen, Anlagen – auch in der Rhein-Main-Region – mehr und mehr zu dem Denkmäler für ausgewählte Tote, Erinnerungsmale zu großen Schlachten Modell des 1. und 20. Jahrhunderts. Sie sind vor allem auch ein Ort der und historischen Ereignissen prägten die Anlagen. Nunmehr der unmit- Lebenden, wie der 1828 gegründete „Neue Friedhof“ in Frankfurt am telbaren Verwaltungsobhut der Kirchen entzogen, waren sie zugleich Main, heute Hauptfriedhof, aufs Schönste zeigt. Der besonders sehens- politisches wie gesellschaftliches Programm. Einen vehementen Angriff werte Mainzer Hauptfriedhof wurde übrigens bereits 1803 eröffnet und auf diese revolutionäre Parkidee führte noch im Jahre 11 Ludwig Baur gilt heute als ein Pilotprojekt dieser Park-Ideen. in seinem Werk „Friedhofsanlage und Friedhofskunst“: „Der Parkfriedhof ist ein Importstück aus Amerika … Wäldchen, Rosengärten, … Teiche mit

12 13 Altstadtfriedhof Aschaffenburg Peter Körner

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Adresse: Am Güterberg, Kirchhofweg Gleichheit im Jenseits Kontakt: 0021-3800, [email protected] Internet: www.aschaffenburg.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus 1, , 10, 2, Haltestelle „Lamprechtstraße“

s war Kurfürst Carl Theodor von Dalberg (1-181), der das Ende der E Aschaffenburger Kirchhöfe und Beinhäuser vorantrieb. Die hygienischen Verhältnisse dort waren wegen der Enge und der nötigen schnellen Umbet- tung der verwesten Toten unhaltbar geworden. Nach einer Fehlplanung in Sumpfgelände fand sich jenseits des Löhergrabens und gegenüber dem Stifts- berg ein geeignetes Areal. Zwei damals moderne Ideen sollten die Anlage prägen: zum einen das Verbannen der als Auslöser von Krankheiten betrach- teten Miasmen (Ausdünstungen) aus dem Stadtkern. Zum anderen folgte Dal- berg im formalen Konzept Ansichten der Aufklärung, nach denen im Jenseits Gleichheit unter den Seelen herrsche. Die Fläche wurde daher in Gevierte mit einem zentralen Monument, aber ohne individuelle Grabsteine eingeteilt. Die Prinzipien ähneln denen des Begräbnisplatzes in Dessau (18) und der Re- formen des Kaisers Joseph II. Solch radikale Gleichheit blieb in der ständischen Gesellschaft eine Illusion. Wie in Dessau erlaubte schon die erste Friedhofsordnung längs der Umfas- sungsmauern individuelle Familiengräber. Die Größe der Grabtafeln war re- glementiert. Der Altstadtfriedhof ist eines der wenigen Zeugnisse einer Zeit, die Jenseitsvorstellungen und Totenkult mit der Vernunft zu fassen suchte. Ohne Erfolg. Es siegte sehr schnell das Bedürfnis nach repräsentativen Grab- malen. Die erste Ummauerung und die Tafel der ersten Bestattung (1. August 180, ein Sohn des Vizedomamt-Direktors Johann Philipp Will) sind jedoch erhalten. Bis in die jüngste Zeit erlebte der Friedhof Erweiterungen auf  ha. Bemer- kenswert sind Baumbestand, Blicke zur Stiftskirche und das Leichenhaus mit Jugendstilelementen. Am 180 angelegten jüdischen Friedhof hat sich das Taharahaus (Leichenhalle) mit Ziermauerwerk aus Ziegeln und einer Jugend- stildekoration im Inneren erhalten.

1 1 Waldfriedhof Darmstadt Doris Fath

F10 | 080

Adresse: Am Waldfriedhof 1-2 Ehrenmal und Gedenkstätte für die Toten Kontakt: 011-13200, [email protected] Internet: www.darmstadt.de Öffnungszeiten: ganzjährig, bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: Straba , Haltestelle „Waldfriedhof“,  Min. Fußweg

ie markante Anlage des Darmstädter Waldfriedhofs wurde 11 nach D Plänen von August Buxbaum zu Beginn des Ersten Weltkrieges geschaf- fen und eingeweiht, jedoch erst 122 endgültig fertig gestellt. Als Hufeisen angelegt wird das Gelände symmetrisch durch den großen Hauptweg – eine zentrale Nord-Süd-Achse –, mehrere Diagonalen sowie Rundwege erschlossen. Der Eingang des Waldfriedhofes zeichnet sich durch eine imposante, neoklassizistische Architektur aus. Neben dem Portal und dem halbrunden Säulengang, in dem Grüfte mit schweren Deckeln angelegt wurden, beinden sich auf der Ost- und Westseite zwei symmetrisch gestaltete Kuppelbauten mit 1, m Durchmesser sowie die jeweils baugleichen Verwal- tungs- bzw. Wohngebäude am Ende des Säulengangs. Dessen Rückseite dient zur Aufbewahrung von  Urnen. Auf dem Vorplatz im Zentrum der Fried- hofsbauten steht ein Brunnen, der von zwei mit Urnen geschmückten Säulen lankiert wird. Besonders eindruckvoll sind in der parkähnlichen, großzügigen Anlage des Waldfriedhofs das Ehrenmal und die Gedenkstätte für die Toten beider Welt- kriege. Innerhalb der weiträumigen, als Rondell ausgebildeten Anlage musste ein Massengrab für die in der Brandnacht am 11./12. September 1 umge- kommenen und vielfach nicht mehr identiizierbaren Darmstädter Bürgerinnen und Bürger geschaffen werden. Auf Bronzetafeln an der Mauer des unteren Umgangs sind deren Namen verzeichnet. Im Ostteil des Ehrenmales und im oberen Gang wurden Gefallene der beiden Weltkriege bestattet. Das Rondell ist als Staudenläche angelegt. Die drei großen liegenden Bronzeiguren, die an die Opfer der Brandnacht erinnern, schuf der Darmstädter Bildhauer Fritz Schwarzbeck. Auf der anderen Seite im Westteil beindet sich ein großes freies Gräberfeld, das für Katastrophenfälle reserviert ist. Die denkmalplegerisch und baukünstlerisch interessanten Gräber liegen fast alle im Südteil des Friedhofes.

1 1 Hauptfriedhof Frankfurt am Main Björn Wissenbach

FFM | 081

Adresse: Eckenheimer Landstraße 1 Heiterer Ruhegarten der Abgeschiedenen Kontakt: 0-212-3030/3, [email protected] Internet: www.frankfurter-hauptfriedhof.de Öffnungszeiten:  Uhr (So, Feiertag  Uhr) bis Einbruch der Dunkelheit, Details im Internet ÖPNV: U , Haltestelle „Hauptfriedhof“

m nach langen Diskussionen endlich den unhaltbaren hygienischen Zu- U ständen des in der Stadtmitte gelegenen Peterskirchhofs abzuhelfen, wurde am 1. Juli 1828 der Hauptfriedhof auf Rübenäckern weit vor den Toren Frankfurts eröffnet. Das klassizistische Alte Portal und die ihm gegenüber- liegende Gruftenhalle von Friedrich Rumpf (1-18), als repräsentative Grablege für die führenden Frankfurter Familien, dominieren den ältesten Teil jenes Ortes, der als „heiterer Ruhegarten der Abgeschiedenen“ seither das Gedächtnis der Stadt und seiner Bürger darstellt. Die erste Anlage des Stadt- gärtners Sebastian Rinz (182-181) wurde 180 als Vier-Felder-Friedhof in die Gewanne A bis D eingeteilt, was jedoch angesichts der Bevölkerungs- explosion Frankfurts ab 180 nicht ausreichte. Die Fläche der Anlage wurde daher laufend vergrößert. Parallel zu den Vorstellungen des wilhelminischen Städtebaus wurden Orientierungsmonumente in den Sichtachsen und die Trauerhalle von 10 am Neuen Portal wirkungsvoll in Szene gesetzt. Hun- dert Jahre nach der Eröffnung initiierte das städtische Siedlungsamt unter Leitung des Stadtbaurats Ernst May eine großzügige Erweiterung um die letzte zur Verfügung stehende Fläche südlich des Marbachweges. Sie wurde nach Entwürfen des Gartenbaudirektors Max Bromme (188-1) terrassenförmig angelegt, Pergolen waren geplant und nur wenige Planzenarten durften ver- wendet werden. Eine neue Frankfurter Friedhofsordnung sollte dazu dienen, Klarheit in die Struktur der Anlage zu bringen. Heute besitzt der circa 80 ha große Hauptfriedhof eine maximale Nord-Süd- Ausdehnung von 1, km bei einer Breite von 0, km. 8.000 Gräber mit da- zugehörenden Monumenten lassen den Friedhof zu Frankfurts aufwändigstem Park werden. Das Erscheinungsbild gleicht, bedingt durch die üppige Vegeta- tion, in weiten Teilen einem romantischen Gedächtnisgarten und birgt Namen unzähliger berühmter Persönlichkeiten vom Philosophen Arthur Schopenhauer bis zur Volksschauspielerin Liesel Christ.

18 1 Peterskirchhof Frankfurt am Main Björn Wissenbach

FFM | 082

Adresse: Stephanstraße Vom Kirchhof zum Denkmal Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de, www.peterskirchhof.de Öffnungszeiten: ganzjährig, -22 Uhr ÖPNV: Bus 3, Haltestelle „Alte Gasse“

ls kleine Grablege für die Nachbarschaft um die spätmittelalterliche A Peterskirche im Norden der Frankfurter Altstadt 13 gegründet, ent- wickelte sich der Kirchhof seit der Reformation zur allgemeinen Grablege der Lutheraner und Reformierten. Der Vorgängerfriedhof des Hauptfriedhofs birgt in seinen Mauern rund 200 Grabmäler aus der Zeit der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts bis 1828 und ist damit der älteste erhaltene christliche Friedhof der Stadt. Einen kräftigen Akzent auf dem ältesten erhaltenem Teil aus vor- reformatorischer Zeit setzt an der Stephanstraße die Kreuzigungsgruppe von Hans Backoffen aus Mainz. Der anschließende mittlere Teil wurde 11 und der nördliche, an die Bleichstraße grenzende Bereich 1 eröffnet. Entlang der Mauern reihen sich die Grabmäler jener Bürger auf, die auf die Geschicke Frankfurts einwirkten. Von den „Gemeinen“, die im Feld beerdigt sind, fehlt hingegen jede Spur. Allgemein wird das Erscheinungsbild des Ortes von Epitaphien des 18. Jahr- hunderts geprägt, einige ältere Monumente haben sich an der Nordseite hinter der Kreuzigungsgruppe aus der Zeit ab 10 erhalten. Wenige klassizistische Monumente bilden stilistisch den Abschluss der Belegung und den Übergang zum 1828 eröffneten heutigen Hauptfriedhof. Nach der Aulassung des Kirch- hofs überplante der bekannte Gärtner Sebastian Rinz (182-181) die Fläche im Stil eines englischen Landschaftsgartens. Der Kunstkenner wird das ein oder andere Bruchstück eines schönen Grab- mals noch erkennen, aber für den gesamten Ort gilt: allgemeiner Verfall des weichen Sandsteins! Dem roten Stein gegenüber steht der hellgrau ins Auge stechende Lahnmarmor, der hervorragend erhalten ist. Dieses Material fand seinerzeit vor allem für die zentral angebrachten Schrifttafeln Verwendung. Auf diesen inden sich individuelle und warmherzige Inschriften ergänzt durch Reime und Bibelsprüche, die sich deutlich von den typisierten Inschriften der späteren Friedhöfe abheben.

200 201 Historische Friedhöfe Hanau Eckhard Meise

H | 083

Adresse: Nussallee, Martin-Luther-Anlage, Fischerhüttenweg Für jede Gemeinde einen Totenhof Kontakt: 0181-20, [email protected] Internet: www.hanau.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bhf. Hanau West, 10 Min. Fußweg

laubenslüchtlinge aus den Spanischen Niederlanden gründeten 1 G die Neustadt Hanau. Im Dezember 103 stattete der „Neustadtgrün- der“, Graf Philipp Ludwig II. (1-112), auch eine jüdische Gemeinde mit Privilegien aus, so dass jede Gemeinde ihren eigenen Friedhof erhielt. 18 wurden die beiden voll belegten christlichen Totenhöfe, der Französische und der Deutsche Friedhof, nicht mehr erweitert, sondern aus Gründen der Ge- sundheitsfürsorge geschlossen. Den damaligen hygienischen Kenntnissen ent- sprechend wurde weit außerhalb der Stadt ein neuer Hauptfriedhof angelegt. Allein der Jüdische Friedhof ist bis zur NS-Zeit weiterhin belegt worden. Der als Oval angelegte Totenhof der wallonisch-niederländischen Gemeinde ist jetzt eine gärtnerisch gestaltete Grünanlage zwischen Nussallee und Mar- tin-Luther-Anlage. Vor allem an der Stützmauer und auf der Rasenläche sind vereinzelte Grabdenkmäler aus Sandstein mit deutschen, französischen und lämischen Inschriften zu sehen. In der Mitte des ovalen Rasenstückes beindet sich ein Denkmal des Bildhauers Otto Craß für alle Opfer des Nationalsozia- lismus sowie ein großes Holzkreuz, das von den Heimatvertriebenen im Stadt- und Landkreis Hanau errichtet wurde. Das Restgelände des ehemaligen Deutschen Friedhofes ist heute eine etwa dreieckige Grünanlage zwischen Nussallee, Fischerhüttenweg und dem Amts- gericht. In der Mauer zum Fischerhüttenweg sind Grabdenkmäler aus Sandstein mit teilweise sehr verwitterten lateinischen und deutschen Inschriften erhal- ten. Bemerkenswert ist das als Durchgang für Fußgänger dienende Grabtem- pelchen des lutherischen Superintendenten Johann Lorenz Langermann mit umfangreicher lateinischer Inschrift vom Beginn des 18. Jahrhunderts, dane- ben der älteste Grabstein aus der Erstbelegung im Jahr 133. Gegenüber des Friedhofs beindet sich das Frankfurter Tor, das einst den repräsentativen Ein- gang in die Festung Hanau markierte, geschaffen 122 von dem Architekten Christian Ludwig Hermann.

202 203 Hauptfriedhof Mainz Stella Junker-Mielke

B8 | 08

Adresse: Untere Zahlbacher Straße 13 Die schöne Totenstadt Kontakt: 0131-12-323/280, [email protected] Internet: www.mainz.de Öffnungszeiten: .1 Uhr (Nov.-Jan. und So, Feiertag 8 Uhr) bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: S 8, Mainz Hbf, Straba 2, Haltestelle „Hauptfriedhof“

ls wertvolles Zeugnis gartenkünstlerischer Gestaltung sowie der Kultur- A und Stadtgeschichte ist der Mainzer Hauptfriedhof lohnendes Auslugs- ziel. Der 1803 als Ersatz für 13 innerstädtische Friedhöfe außerhalb der Stadt angelegte neue Begräbnisplatz umfasste 2, ha. Nach mehrfachen Erweite- rungen im 1. und 20. Jahrhundert blieb die ursprüngliche geometrische Ein- teilung des Friedhofs erhalten. Wie die meisten Friedhöfe des 1. Jahrhunderts wurde auch der Mainzer Hauptfriedhof gartenkünstlerisch gestaltet und bereits um 180 als Park von vielen Fremden besucht. Charakteristische Alleen gliedern die Friedhofsanlage. Entsprechend dem Gedankengut des Gartentheoretikers Christian Cay Lorenz Hirschfeld (12-12) sollten Friedhöfe als melancholische Gartenanlagen den Besucher unter anderem auch durch die Beplanzung in eine besinnliche und ernste Stimmung versetzen. Immergrüne Gehölze, Trauerweiden und Efeu, die Trauer und Auferstehung symbolisieren, prägen in diesem Sinne auch heu- te noch weite Teile des Mainzer Friedhofs. Ein Wechsel von lichteren zu schat- tigeren Bereichen durchzieht die Gesamtanlage, die einen bemerkenswerten Baumbestand besitzt. Einzelne Bäume sind fast 200 Jahre alt. Sehenswert ist auch der umfangreiche Skulpturenschatz auf dem heute 20,2 ha umfassenden Gelände. Besonders beeindrucken die historischen Gruftanla- gen am westlichen Rand des alten Friedhofs sowie die zahlreichen Militärdenk- mäler. Das monumentale Krematorium von 103, dem ein sphingenbekröntes Portal an der Saarstraße vorgelagert ist, bildet den baulichen Höhepunkt des Friedhofs. Der alte Haupteingang mit schmiedeeisernem Tor (182) liegt an der Unteren Zahlbacher Straße. Die wenige Meter entfernte Trauerhalle stammt aus den Jahren 12/3.

20 20 Alter Friedhof Offenbach Helmut Reinhardt

G | 08

Adresse: Friedhofstraße 21 Kontakt: 0-80-2 Internet: www.offenbach.de Öffnungszeiten:  Uhr (Sa, So 8 Uhr) bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: Bus 102, 103, 10, 10, 120; S 1, S 2, S 8, S , Bhf. Offenbach Ost

ie in anderen Städten, die im 1. Jahrhundert ihre alten Grenzen W sprengten und die historischen, meist bei Kirchen beindlichen Fried- höfe aufgaben, wurde auch in Offenbach ab 1832 ein neuer, rund 10 ha gro- ßer Begräbnisplatz angelegt. Im Osten der Stadt und circa 00 m von der damaligen Siedlungskante entfernt, ersetzte er den älteren Friedhof, der sich auf dem heutigen Wilhelmsplatz befand. Diesen hatte man aus hygienischen Gründen aufgrund der immer dichter und näher heranrückenden Bebauung schließen müssen. Neuartig an dem neuen Friedhof, der heute der „alte“ heißt, war, dass in seinem östlichen Teil auch eine Ruhestätte für die Verstorbenen der jüdischen Gemeinde vorgesehen wurde. Deren alten Begräbnisplatz aus dem frühen 18. Jahrhundert hatte man ebenfalls aufgelassen. Grabsteine und Gebeine wurden, wie bei dem christlichen Friedhof, zu der neuen Begräbnis- stätte überführt und dort in die Gestaltung einbezogen bzw. wieder bestat- tet. Den Friedhof konzipierte man, anders als die zu dieser Zeit üblichen Land- schaftsparks, als geometrische Anlage, deren rechtwinklig sich kreuzende Haupt- und Nebenwege schachbrettartige Felder ergaben, mit einer auf die Stadt ausgerichteten Mittelachse. Er wurde zusätzlich mit einer hohen Mauer eingefasst und so aus der umgebenden Landschaft herausgehoben. Die Vegetation, zum Teil seltene Bäume, Gehölze, Stauden und Blumen, bil- den eine Artenvielfalt, die es in der Stadt nirgends mehr sonst gibt. An der Vielzahl der Gräber lassen sich die Entwicklung der Friedhofskultur und Beiset- zungsformen seit dem frühen 1. Jahrhundert ebenso ablesen wie die gesell- schaftliche Stellung der hier Bestatteten. Der Friedhof ist somit nicht zuletzt Spiegel der Stadtgeschichte und stummer Bewahrer von Namen, Schicksalen und Ereignissen.

20 20 „Alter Friedhof“ Wiesbaden Bernd Blisch

B | 08

Adresse: Platter Straße Gruften, Gräber, grüne Wiesen Kontakt: 011-31201, [email protected] Internet: www.wiesbaden.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S 1, S 8 , S , Wiesbaden Hbf, Bus , Haltestelle „Adlerstraße“

er so genannte „Alte“ Friedhof an der Platter Straße in Wiesbaden galt D seit seiner Einweihung 1832 als Anlage mit nahezu „malerischem Reiz“, auf dem „Alt-Nassau“ mit seinen Persönlichkeiten beerdigt wurde. Noch der Wiesbadener Fremdenführer von 183 vermerkte: „Der Friedhof, durch präch- tige Lage und schöne Anplanzungen, sowie durch seine schönen Denkmäler hiesiger und auswärtiger Bildhauer geziert, ist einer der schönsten Friedhöfe in Deutschland.“ Zu diesem Zeitpunkt war der Friedhof schon vier Mal vergrößert worden, und man dachte bereits über eine neue Anlage nach. Die häuigen Erweiterungen hatten mit dem starken Zuwachs der Stadt im Laufe des 1. Jahrhunderts zu tun: Zwischen 1830 und 180 war Wiesbaden kontinuierlich von 8.000 auf 3.000 Einwohner angewachsen. Tatsächlich entschloss man sich dann schon 18, einen neuen Friedhof, den so genannten Nordfriedhof, anzulegen. Auf dem nunmehr „Alten“ Friedhof wurde nur noch in Familiengrüften beigesetzt. Die letzte Beerdigung, eine Ur- nenbestattung in einer Gruft, fand dann immerhin erst 1 statt. Die sicher bedeutendste Grabanlage des „Alten Friedhofs“ ist die Gruft der Herzogin Pauline von Nassau, errichtet 188 durch die Baumeister Karl Boss und Fried- rich Drake. In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts erfuhr die Anlage eine Umwand- lung in einen Freizeit- und Erholungspark: 128 erhaltenswerte Grabdenkmäler wurden erfasst und bei Bedarf versetzt. Im Zentrum des Geländes, das man 1 einweihte, sind nun Kinderspielplätze und Grillanlagen zu inden.

208 20 Nordfriedhof Wiesbaden Bernd Blisch

B | 08

Adresse: Platter Straße Oh bleibe treu den Toten Kontakt: 011-3132, [email protected] Internet: www.wiesbaden.de Öffnungszeiten: ganzjährig, bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: S 1, S 8 , S , Wiesbaden Hbf, Bus , Haltestelle „Nordfriedhof“

in Gang über einen alten Friedhof zeigt uns die stummen Zeugen un- E serer Vergangenheit: In der Begräbniskultur spiegelt sich die Lebens- welt unserer Vorfahren, in Grabstein gemeißelt inden sich die Namen jener, die einst die Stadt prägten. Während auf dem Wiesbadener „Alten“ Friedhof – heute Spiel- und Freizeitgelände – die Berühmtheiten der Nassauer Ära ihre letzte Ruhe fanden, treffen wir auf dem Nordfriedhof vor allem auf die Gräber bekannter Persönlichkeiten der preußischen Zeit der Weltkurstadt: Der Fried- hof wurde 18 eröffnet, also rund zehn Jahre nachdem Wiesbaden und das Nassauer Herzogtum von Preußen annektiert worden waren. 112, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs und dem Ende des Kaiserreiches, entschloss sich der Stadtrat, einen neuen Friedhof, den so genannten Südfriedhof anzulegen. Wurde in Wiesbaden die schöne Lage des „Alten“ Friedhofs gerühmt, so steht der Nordfriedhof diesem in Nichts nach: Zunächst mitten im Wald angelegt, hat sich der Waldcharakter des Friedhofs in vielen Teilen erhalten. Vor allem zeichnet sich die Parkanlage durch die Vielzahl schönster Grabsteine und Gruf- ten im Stil des Historismus und des Jugendstils aus. Bereits 188 wurde der Nordfriedhof aufgrund der architektonischen und landschaftsplanerischen Ge- staltung, verbunden mit dem hohen Anteil künstlerisch bedeutender Grabmale zum Kulturdenkmal ernannt. Um die Grabsteine und Gruften zu erhalten, vor allem auch um die Gesamtanlage zu schützen, übernehmen die Wiesbadener Patenschaften für die historischen Grabanlagen, die dann später einmal ihre eigenen Grabstätten werden können. Der Nordfriedhof liegt in der Nähe des Alten Friedhofs, so dass man beide gut an einem Nachmittag besuchen kann. Am Rande des Nordfriedhofs indet sich auch einer der jüdischen Friedhöfe der Stadt.

210 211 Russischer Friedhof Neroberg Wiesbaden Bernd Blisch

B | 088

Adresse: Christian-Spielmann-Weg Russische „Heimaterde“ auf dem Neroberg Kontakt: 011-120, [email protected] Internet: www.wiesbaden.de Öffnungszeiten: geschlossen, Schlüssel in der russischen Kirche erbitten ÖPNV: S 1, S 8 , S , Wiesbaden Hbf, Bus 1, Haltestelle „Nerobergbahn“, Nerobergbahn,  Min. Fußweg

as Wiesbadener Wahrzeichen, die weithin sichtbare Russische Kirche D auf dem Neroberg, und der in ihrer Nähe gelegene Russische Friedhof sind ein Beleg für die große Anziehungskraft, die Wiesbaden als Weltkurbad und nassauische Residenz auf das russische Publikum, vor allem den Adel, als Reiseziel ausübte. Die Russische Kirche, zwischen 18 und 18 als Grabeskirche für die im Kindbett gestorbene russische Großfürstin und nassauische Herzogin Elisabe- th erbaut, wurde bald zum religiösen Mittelpunkt der zunächst kleinen rus- sischen Gemeinde. Bereits ein Jahr später, im Sommer 18, wurde auch ein Russischer Friedhof in unmittelbarer Nachbarschaft angelegt, der damit zu einem der ältesten seiner Art in Westeuropa werden sollte. Die Kosten dafür übernahmen die Mutter der Großfürstin Elisabeth, Großfürstin Jelena, die auch den eigentlichen Anstoß zur Anlage des Friedhofs gegeben hatte, und das russische Außenministerium. Dabei ließ man sich von dem Gedanken leiten, für Angehörige der russisch-orthodoxen Konfession, „die dort ihr Leben be- schließen sollten“, einen Begräbnisplatz zu schaffen. Der Friedhof wurde in Form eines Kreuzes mit abgerundeten Ecken angelegt. Verantwortlich für die Anlage war der Baumeister Philipp Hoffmann (180- 188), auch Architekt der Russischen Kirche. Bereits zehn Jahre nach seiner Anlage erfuhr der Friedhof die erste von zahl- reichen, noch folgenden Erweiterungen. Da der Friedhof auf dem Neroberg lange Zeit der einzige russisch-orthodoxe Friedhof in Deutschland war, spiegelt er durchaus die wechselvolle Geschichte Russlands wieder: Neben Gräbern rei- cher Adeliger des 1. Jahrhunderts inden wir die Gräber der Exilanten, die vor der Oktoberrevolution oder dem Terror Stalins gelohen waren, aber auch die Gräber der Angehörigen der heutigen russischen Gemeinde. Am häuigsten wird das Grab Alexej Jawlenskys besucht. Der expressionistische Maler lebte von 121 bis zu seinem Tod 11 in Wiesbaden und wurde hier bestattet.

212 213 Botanische Gärten und Arboretum Der Vielfalt einen Raum

Manfred Wessel

Die ersten wissenschaftlichen botanischen Gärten entstanden in Europa deinierte Aufgaben: die Unterstützung von wissenschaftlicher Lehre und um 1 zuerst in Italien (Padua, Florenz, Pisa), dann 1 in Leiden, Forschung an den verschiedenen Instituten der jeweiligen Universität. 180 in Leipzig und in Jena 18. In Deutschland wurden im 1. Jahr- Immer mehr haben sich die Gärten aber auch den interessierten Laien hundert einige Gärten in den Universitätsstädten, so in Halle und Gießen, geöffnet. Eine wissenschaftliche Nutzung bedingt jedoch eine von reinen gegründet. Schaugärten sehr verschiedene Ausgestaltung und gärtnerische Plege: Alle botanischen Gärten der damaligen Zeit hatten ein gemeinsames Die Vorgaben der Wissenschaft müssen stets berücksichtigt und umge- Wesensmerkmal: Sie waren als „Hortus medicus“ angelegt worden und setzt werden, die Interessen der Besucher stehen daher nicht allein im unterstanden meist Medizinern, die das Fach Botanik lehrten. Die Botanik Zentrum der täglichen Arbeit. als eigenständige Wissenschaft entwickelte sich erst im 18. und 1. Aktuell besuchen europaweit circa 0 Millionen Menschen jährlich über Jahrhundert, vor allem nachdem der schwedische Naturforscher Carl von 00 botanische Gärten, in Deutschland sind es etwa 1 Millionen Gäste. Linné (10-18) 13 mit seinem Werk „Systema naturae“ und 13 Von den geschätzten 320.000 weltweit wild wachsenden Planzenarten mit dem Buch „Species plantarum“ die Basis für die moderne biologische werden in Deutschland allein rund 0.000 kultiviert, ein eindrucksvoller Systematik geschaffen hatte. Beleg für die in den botanischen Gärten geplegte Vielfalt der Erde, die Botanische Gärten und Sammlungen inden wir heute in über 0 deut- nicht zuletzt der Naturbildung der Besucher dient. schen Orten, darunter sind etwa  Universitätsgärten. Diese erfüllen klar

21 21 Forstgarten Bad Homburg v.d. Höhe Roswitha Mattausch

E | 08

Adresse: Bad Homburg Stadtteil Dornholzhausen, Elisabethenschneise … eine treflich und schön angelegte Planzschule Kontakt: 012-10011, [email protected] Internet: www.bad-homburg.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S , Bhf. Bad Homburg, Bus 1, 11, Haltestelle „Hirschgarten“

ür die Homburger „Landgräliche Gartenlandschaft“ mit ihrer Vielzahl F von unterschiedlichen Gärten und Parks war der „Forstgarten“ eine Art Testgelände und die Baumschule: Nach 1821 wurden hier seltene und fremdländische Bäume und Sträucher erprobt und herangezogen, die später die Landgrälichen Gärten zieren sollten. Davon zeugen nicht nur die wieder erkennbaren „Kämpen“, rechteckige, windgeschützte Anzuchtfelder, sondern auch Tulpenbaum und Weymuthskiefer, Riesenlebensbaum und Zierjohannis- beere, Azaleen und Rhododendren. Viele Planzen, die uns heute alltäglich erscheinen, waren damals kostbare Raritäten, von tollkühnen Planzenjägern aus aller Welt herbeigeschafft und von leidenschaftlichen Planzensammlern gehegt. Aber über das nur „Funktionale“ ging die Anlage weit hinaus. In der damals typischen Weise verbindet sie Nützliches mit Schönem: romantische „Parthien“ um einen Teich (182), ein als rustikales Borkenhäuschen gestaltetes Teehäus- chen (182), gerade Hauptwege für die Kutschen und sich schlängelnde Ne- benwege, die über sechs Brückchen zu überraschenden Aussichtspunkten füh- ren, machten den Forstgarten schon im 1. Jahrhundert zu einem beliebten und viel besuchten Auslugsziel für Einheimische und Kurgäste. Nach wechselvollem Schicksal entsteht der Forstgarten im Rahmen der Wieder- herstellung der „Landgrälichen Gartenlandschaft Bad Homburg“ neu. Teich und Teichumfeld, das rekonstruierte Teehäuschen, die Brücken und Wege, die historischen Bäume und Sträucher, vermitteln die märchenhaft idyllische Atmosphäre, wie sie die Beschreibungen des 1. Jahrhunderts beschworen; die Kämpen, ein historischer Aussichtspunkt und weitere Wegenetze werden 2008/200 wieder hergestellt.

21 21 Botanischer Garten Stefan Schneckenburger Technische Universität Darmstadt

F10 | 00

Adresse: Schnittspahnstraße 1- Von der Zwergorchidee zum Urweltmammutbaum Kontakt: 011-1-302/-100, [email protected] Internet: www.tu-darmstadt.de/fb/bio/bot/boga.html Öffnungszeiten: April-Sept. Mo-Sa .30-1.30 Uhr, So -12 Uhr, Okt.-März .30-1 Uhr, So -12 Uhr; Gewächshäuser Mo-Fr .30-12.30, 13-1.30 Uhr (Fr -1.1 Uhr) ÖPNV: S 3, S , Darmstadt Hbf, Bus K, Haltestelle „Botanischer Garten“

eit 181 gibt es botanische Gärten in Darmstadt. Damals entstand im S Bereich des Schlossgrabens eine nach wissenschaftlichen Gesichtspunk- ten konzipierte Anlage, die besonders der Kultur einheimischer Planzenarten vorbehalten war. Nach mehreren Verlegungen im Stadtgebiet konnte dann endgültig 18 das um eine ehemalige Mühle gelegenes Gelände bezogen werden. Noch heute beindet sich der Garten auf diesem malerischen, vom Darmbach durchlossenen Areal im Osten der Stadt. Seit 18 gehört der Bo- tanische Garten zur Technischen Universität Darmstadt. Die Anzahl der im Garten auf etwa , ha Freilandläche und knapp 1.300 qm unter Glas kultivierten Planzenarten liegt zwischen 8.000 und .000 und umfasst ein Mehrfaches der in Deutschland natürlich vorkommenden Arten. Darunter sind zahlreiche alte und seltene Bäume aus der Anfangszeit des Gartens oder sukkulente Planzen, die um 100 in Mexiko gesammelt wur- den und die ältesten ihrer Arten in Kultur darstellen. Ein Besuch lohnt sich ebenso wegen eines der ersten, kurz nach seiner Entdeckung in China 1 ausgesäten Urweltmammutbaumes Europas oder einer reichen Sammlung an Kübelplanzen oder Orchideen, darunter viele „Zwerge“ aus den Nebelwäldern Südamerikas. Botanische Gärten gelten angesichts der erschreckend schnell um sich grei- fenden Naturzerstörung immer mehr als Zentren einerseits der Bemühungen um die Erhaltung einzelner Arten, andererseits als Lernstätten im Hinblick auf Fragestellungen der Ökologie der Planzen in ihren Lebensräumen und ihrer Bedrohung durch den Menschen. Die Möglichkeit, Zusammenhänge zwischen einzelnen Planzengruppen oder zwischen Tieren und Planzen darzustellen, erlaubt tiefe Einblicke in die Evolution des Lebens. Erschlossen wird dies durch einen illustrierten Gartenführer sowie Informationsblätter, die entweder un- mittelbar bei den Planzen oder in gebundener Form studiert werden können. Regelmäßige Führungen ergänzen das Angebot an „öffentlicher Botanik“.

218 21 Botanischer Garten Manfred Wessel Universität Frankfurt am Main

FFM | 01

Adresse: Siesmayerstraße 2 Frühlings-Adonisröschen und Stinkende Nieswurz Kontakt: 0-8-20/23/28, [email protected] Internet: www.botanischergarten.uni-frankfurt.de Öffnungszeiten: März-Okt. Mo-Sa -18 Uhr, So, Feiertag -13 Uhr ÖPNV: U , U , Haltestelle „Westend“, 12 Min. Fußweg; Bus 32, Haltestelle „Dit- marstraße“; Bus 3, Haltestelle „Grüneburgweg“; jeweils  Min. Fußweg

an schrieb das Jahr 13, als der Frankfurter Arzt Johann Christian M Senckenberg (10-12) eine nach ihm benannte und heute noch aktive Stiftung ins Leben rief. Diese umfasste seine Bibliothek und die natur- wissenschaftlichen Sammlungen sowie beträchtliche Finanzmittel. Mit diesem Geld wurde unter anderem eine medizinische Akademie, das heutige Bürger- hospital, begründet und ein „Hortus medicus“ aufgebaut, in dessen Traditi- on der jetzige Botanische Garten Frankfurt steht. Die Zweckbestimmung des Gartens war von Senckenberg wie folgt festgelegt worden: „Dieser soll nicht aus vielen exoticis bestehen, die viele Kosten machen ... Plantae Germaniae indigenae sind mein Hauptmerk, und solche, die eine gleiche Zonam und Cli- ma zur Geburths-Stätten haben ...“ Das Senckenbergische Erbe ist über die mehr als zwei Jahrhunderte und über zwei Gartenverlegungen hinaus stets folgsam beachtet worden. Heute indet der Besucher des Gartens – seit 11 zur Universität gehörend – ein Bild vor, welches dem Vermächtnis des Grün- ders gerecht werden kann: Auf  ha Fläche werden um die .000 Planzen- arten Mitteleuropas und ähnlicher Klimabereiche Südeuropas, Nordamerikas, Ostasiens, der alpinen europäischen Regionen und des Kaukasus kultiviert. Außerdem indet man Spezialsammlungen wie heimische Brombeerarten, Ruderalplanzen, Planzen der Kanarischen Inseln und Kulturplanzen der Rö- merzeit bis heute. Eine systematische Abteilung und der 200 erbaute „Neue Senckenbergische Arzneiplanzengarten“ vervollständigen die Liste. Der Schwerpunkt des Gartens liegt aber auf der Demonstration heimischer Planzen und Planzengemeinschaften sowie bedrohter Planzenarten der mitteleuropäischen Flora. Rund 00 Arten der „Roten Listen“ sowie circa die Hälfte der in Deutschland wachsenden, etwa .000 Wildplanzen sind vor- handen.

220 221 Arboretum Main-Taunus Hubertus Behler-Sander

E | 02

Adresse: zwischen Eschborn, Sulzbach und Schwalbach Waldparklandschaft zwischen Eschborn und Kontakt: 01-280, [email protected] Schwalbach Internet: www.arboretum-forstamt-koenigstein.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: S 3, S , Bhf. Eschborn Süd, Bus 810, Haltestelle „Sossenheimer Straße“, 1 Min. Fußweg „Zum weißen Stein“

ieses zwischen Eschborn und Schwalbach gelegene Kleinod sollte man D sich nicht entgehen lassen. Die großlächige Anlage von  ha wurde 181-82 als Waldparklandschaft konzipiert, die zum Spazierengehen, Radfah- ren, Joggen und Erholen einlädt. Auch für Schulklassen im Rahmen des Biolo- gieunterrichtes oder eines Wandertages sowie für an Gehölzen und Bäumen Interessierte hat dieses Gelände inzwischen einiges zu bieten. 38 verschiedene Waldgesellschaften, die mit Bäumen und Sträuchern eines Herkunftslandes angeplanzt wurden, sind auf Tafeln beschrieben. Die exakte Bestimmung einzelner Planzen kann der Besucher durch die angebrachten „Namensschilder“ selbst vornehmen. Ein etwa zweistündiger Rundgang ver- mittelt so Eindrücke von dem Artenspektrum der Wälder in Mitteleuropa, Klei- nasien, Japan, China und Nordamerika. Die Waldlächen werden von Vegetationseinheiten der offenen Landschaft unterbrochen. Neben Äckern und Weiden indet der Besucher auch so genann- te Sukzessionslächen, also Flächen, die sich selbst überlassen werden, um zu zeigen, wie die Natur ehemaliges Kulturland zurückerobert und sich Brachlä- chen auf natürliche Weise zu Wald entwickeln. Außerdem gibt es eine Streuobstwiese mit alten Obstsorten, die heute kaum noch angebaut werden. Apfel- und Birnbäume sind hier neben fast verges- senen Steinobstsorten anzutreffen. Ein geologischer Lehrpfad vermittelt einen Überblick über die wichtigsten, in Hessen vorkommenden Gesteine. Dass das Gelände im Zweiten Weltkrieg und anschließend von den Besat- zungsmächten als Militärlugplatz genutzt wurde, ist auch heute noch auf den an das Arboretum grenzenden Flächen ersichtlich. Wunden heilen eben nur langsam!

222 223 Botanischer Garten Universität Mainz Ralf Omlor

B8 | 03

Adresse: Anselm-Franz-von-Bentzel-Weg  b Besuch beim Taschentuchbaum Kontakt: 0131-32221, [email protected] Internet: www.botgarten.uni-mainz.de Öffnungszeiten: täglich .30-18 Uhr, Gewächshäuser .30-1.30 Uhr, Fr .30-13 Uhr ÖPNV: S 8, Mainz Hbf, Bus , , Haltestelle „Botanischer Garten“

er aus China stammende Taschentuchbaum gilt als einer der schönsten D Bäume der gemäßigten Klimazone. Seinen Namen verdankt er den weißen Hochblättern, die seine Blüten umgeben und die sich im Wind sanft bewegen. Er blüht bei uns meist in der ersten Maiwoche. Einer chinesischen Sage zufolge entstanden die auffälligen Hochblätter aus einer weißen Taube: Wang Zhao-Jun, eine der schönsten Frauen der chinesischen Antike, war mit einem Stammesführer der Hunnen verheiratet worden. Aus Heimweh habe sie Briefe an ihre Familie gesandt, doch in einer eiskalten Nacht sei ihre Brieftau- be erfroren und habe sich in die prächtigen Blüten des Taschentuchbaumes verwandelt. Eine englische Gärtnerei schickte im Jahre 18 einen „Planzen- jäger“ nach China, um diesen seltenen Baum für die europäischen Gärten zu beschaffen. Ein Einzelfall? Keineswegs. Planzen haben uns Menschen von jeher fasziniert und viele spielen für unser Leben eine wichtige Rolle. Sei es als Nahrungs- oder Heilplanze, als Zierplanze oder als industrieller Rohstoff. Im Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität kann man die Viel- falt der Planzen kennen lernen und spannende Geschichten über ihre Lebens- weise, ihre Entdeckung und ihre Nutzungsmöglichkeiten erfahren. Der Botanische Garten der Universität Mainz ist eine Einrichtung für For- schung, Lehre und Weiterbildung. Er wurde 1 gegründet und beherbergt heute etwa 8.00 Planzenarten aus fast allen Regionen der Erde. Er ist für Besucher ganzjährig geöffnet. Zum Garten gehören unter anderem ein Arbo- retum, eine Gewächshausanlage, ein Alpinum, eine Systematische Abteilung, in der die Verwandtschaft und Evolution der Blütenplanzen gezeigt wird, und eine Nachbildung des „Mainzer Sandes“. Ziel des Gartens ist es, ein möglichst breites Spektrum der Vielfalt der Planzen zu repräsentieren und zur Erfor- schung und Erhaltung dieser Vielfalt beizutragen. In dieser Zielsetzung wird er durch den 18 gegründeten „Freundeskreis des Botanischen Gartens“ un- terstützt.

22 22 Was Sie schon immer über Kleingärten Kleingärten wissen wollten

Sigrid Kurzidim

Sind Sie gerne in der Natur? Suchen Sie eine gesunde, interessante lung und schaffen besonders in Ballungsgebieten neue Lebensräume für Ausgleichbeschäftigung? Lieben Sie frisches, unbehandeltes Obst und Planzen und Tiere. Des Weiteren leisten sie einen wesentlichen Beitrag Gemüse? Wollen Sie Ihren Kindern den Naturkreislauf nahe bringen? Und gegen Umweltbeeinträchtigungen wie Lärm und Luftbelastung. Das ist mögen Sie nette, hilfsbereite Nachbarn? aktiver Umweltschutz! In Großstädten dienen sie zudem als Frischluft- Wenn Sie mindestens zwei Fragen mit „Ja“ beantworten können, sollten schneisen. Sie unbedingt einen der 318 Kleingärtnervereine Hessens – möglichst Kleingärten geben entscheidende Impulse für ein besseres Miteinander wohnungsnah – aufsuchen, um einen Kleingarten zu pachten. Rund verschiedener Generationen und Nationalitäten. Darüber hinaus werden 3.000 Mitglieder bewirtschaften fast 2.00 ha Fläche. Allein im Rhein- Kinder und Jugendliche – besonders in Großstädten – an die Natur heran Main-Gebiet gibt es 22 Vereine mit mindestens 333 Kleingartenanlagen. geführt. Eine ist sicher in Ihrer Nähe! Aber denken Sie auch daran: Ein Kleingarten bearbeitet sich nicht von Die Kleingartenbewegung ist historisch als Reaktion auf das schnelle alleine. Er braucht Plege. Dafür bietet er jedoch sehr viel: Neben der Wachsen der Städte im 1. Jahrhundert zu sehen und wollte sozial Erholung beschenkt er Sie mit frischem Obst und Gemüse. Dazu erhalten benachteiligten Schichten einen Ausgleich für dichte städtische Bebauung Sie viele schöne Blumen, mit denen Sie Ihr Zuhause schmücken können. und Enge schaffen. Kleingartenanlagen sind auch heute noch ein wich- tiges Element der Stadt- und Siedlungsstruktur. Sie dienen der Naherho-

22 22 Garten Kölsch Büdingen Anette Schött

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Adresse: neben dem Altstadtparkplatz Ein Staudengarten für die Bürger Kontakt: 002-3-0, [email protected] Internet: www.buedingen-touristik.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bhf. Büdingen, 1 Min. Fußweg

wischen den mittelalterlichen Mauern der Stadt Büdingen befand sich Z bis Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts ein privater Stau- dengarten, der von seiner Besitzerin Edith Kölsch liebevoll geplegt wurde. Der Garten stand jederzeit für Besucher offen, für das botanische Fachge- spräch ebenso wie für den Schwatz mit Freunden, Künstlern und Nachbarn. Bereits kurz nach Edith Kölschs Tod 18 begann die Anlage zu verwildern. Da Gärten und öffentliche Grünlächen in der dicht bebauten Büdinger Alt- stadt Mangelware sind, mehrten sich Stimmen in der Bürgerschaft, die für eine Neuanlage des Grundstücks eintraten. Im Frühjahr 2003 konnte der Garten als öffentlicher Staudengarten einge- weiht werden. Er ist unter Einbeziehung der Gartenphilosophie seiner Vorbe- sitzerin, aber in der Formensprache unserer Zeit neu entstanden. Für die Be- planzungsplanung konnte auf eine Bestandsaufnahme aus dem Jahre 18 und eine von Edith Kölsch selbst angefertigte Planzenliste zurückgegriffen werden. Soweit möglich, wurden vorgefundene Stauden, wie ihre Lieblings- planze Phlox, verwendet, jedoch nun nach den Lebensbereichen geordnet. In der neuen Planung wurde die Zweiteilung des Gartens übernommen, inklusive der Lage und Dimension des dokumentierten Wegekreuzes in dem intensiven Schmuckbereich. Auch eine Trockenmauer, die sich in dem Garten befand, wurde neu aufgerichtet. Der Schwerpunkt der Blüte ist im Spätsommer, um zusätzliche Rückschnittarbeiten zu vermeiden. Ein Besuch im Garten empiehlt sich daher besonders Ende Juli/Anfang August. Inzwischen wird die Plege von einer Gruppe Büdinger Bürger übernommen, was Bedingung für die Neuentstehung des Garten Kölsch war. Er ist eine Oase der Erholung im Zentrum der historischen Altstadt geworden, erfreut seine Gäste mit wechselnden Farben, Formen und Düften und gibt – ganz im Sinne von Edith Kölsch – Anregungen für den eigenen Garten!

228 22 Erlebnisgarten „MainÄppelHaus Lohrberg“ Nicola Koczy Frankfurt am Main

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Adresse: Klingenweg 0 Der Garten als Erlebnis Kontakt: 0-, [email protected] Internet: www.mainaeppelhauslohrberg.de Öffnungszeiten: Details im Internet ÖPNV: Bus 3, Haltestelle „Budge-Altenheim“; Bus 30, Haltestelle „Heiligenstock“; jeweils 10 Min. Fußweg

as Streuobstzentrum „MainÄppelHaus Lohrberg e.V.“ konnte im Sep- D tember 200 den ehemaligen „Beratungsgarten Lohrberg“ vor der Schließung retten: Der Verein ging mit der Stadt Frankfurt am Main eine Ko- operation ein und pachtete den Garten. 200 begannen die Umbaumaßnahmen und aus der überalterten Anlage wur- de ein Erlebnisgarten, der den Naturschutzzielen des Vereins besser Rechnung trägt. Eine große Streuobstwiese und eine Vielzahl unterschiedlicher Biotope wurden geschaffen. Für das Kinderprojekt des „MainÄppelHauses Lohrberg“ stehen, wie für die Belange der Hobby- und Kleingärtner, Flächen zur Verfü- gung. Die nach Erholung suchenden Gäste und die Kunden des Holadens stoßen auf interessante und verlockende Angebote. Angelegt wurden, neben der Streuobstwiese, neue Nutz- und Gemüsebeete sowie ein naturnaher Teich, ein neues Bienenhaus, eine Trockenanlage, Aus- stellungslächen und Themengärten mit verschiedenen Leitgedanken, wie „grüne Soße“ und Heilkräuter. Die vorhandenen Gebäude sind renoviert und umgebaut worden, der Holaden ist neu gestaltet und Seminarräume sind entstanden. Ein kleiner Gastronomiebetrieb, das „Äppel-Bistro“, bietet im Som- mer allerlei Spezialitäten rund um den Apfel und aus der Frankfurter Traditi- onsküche. Ein breites Angebot von Veranstaltungen erwartet den Besucher: Kurse rund um den Obstbau, botanische Wanderungen, Aktionen, Feste, vo- gelkundliche Beobachtungen, Natur erleben, Bionik, Fledermausexkursionen und vieles mehr. Der gesamte Garten und die Anlage laden zu einem entspan- nenden und informativen Aufenthalt ein.

230 231 Grünflächenplanung Ulrike May Römerstadt Frankfurt am Main

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Adresse: ernst-may-haus, Im Burgfeld 13 Gartenkultur statt Gartenkunst! Kontakt: 0-133883, [email protected] Internet: www.ernst-may-gesellschaft.de Öffnungszeiten: jeden 1. Samstag im Monat, 1-18 Uhr ÖPNV: U 1, Haltestelle „Römerstadt“; Bus 0, Haltestelle „Mithrasstraße“

icht, Luft, Sonne! Das war das Credo des Neuen Bauens, das den Men- L schen der Weimarer Republik aus den dunklen Mietskasernen und der maroden Altstadt befreien sollte. In den Frankfurter Siedlungen, die unter dem Stadtbaurat Ernst May (188-10) zwischen 12 und etwa 130 errich- tet wurden, galt die Einbeziehung der Natur in die architektonische Planung als unabdingbar. Zum Gesamtentwurf des „Neuen Frankfurt“ gehörten da- her neben Vor-, Haus- und Dachgärten, auch Pachtgärten für die Mieter der Mehrgeschosshäuser sowie Schulgärten, Freilächen und öffentliche Anlagen. Die Stadt beauftragte für deren Gestaltung in den Siedlungen Römerstadt und Praunheim sowie für einen regionalen Grünlächenplan für die gesamte Stadt den anerkannten Gartenarchitekten Leberecht Migge (1881-13). Für ihn war der Hausgarten nicht nur eine Erweiterung der Wohnung ins Grüne und Erholungsort, sondern er diente darüber hinaus durch den Anbau von Obst und Gemüse der inanziellen Entlastung des Haushalts. Wie die Architek- tur „industrialisierte“ er auch den Garten: Grundrisse und Einzelelemente wie Zäune wurden nach Normen entworfen. Gartenpläne legten sogar fest, welche Sträucher angeplanzt wurden und wo ein Obstbaum zu wachsen hatte. Heute ist keiner dieser Gärten in seiner ursprünglichen Form erhalten, jedoch wurde der Garten des ernst-may-hauses von der ernst-may-gesellschaft e.V. nach Entwürfen Leberecht Migges rekonstruiert. In der Siedlung Römerstadt kann man ebenso das grüne Gesamtkonzept noch ablesen: Die baumbestan- denen Bastionen dienen als Treffpunkt für die Bewohner und laden zum Ver- weilen mit Blick in das Niddatal ein. Die Wirtschaftswege hinter den Hausgär- ten, über die man beispielsweise Gartenabfälle transportieren kann, führen durch grüne Oasen. Niedrige Hecken zwischen den Gartenstücken fördern den Kontakt unter den Mietern. Die blühenden Zierbäume der Vorgärten dienen der Gestaltung des breiten Straßenraums.

232 233 Magische Punkte in der Landschaft. Neue Parkschöpfungen Wie plant man einen neuen Park?

Albrecht Schaal

Die Vorgehensweise bei der Planung eines Gartens oder eines Parks ist Fundgrube bietet natürlich auch die Mathematik: welcher Planer hat nicht immer dieselbe: man muss die Wünsche des Auftraggebers berücksich- schon einmal Blickachsen oder von Bäumen gesäumte Wegachsen ver- tigen und hat sich mit den Gegebenheiten der Fläche und den unter- wendet oder aber ein geometrisches Raster dem Entwurf zugrunde gelegt; schiedlichsten Rahmenbedingungen vertraut zu machen. Oftmals scheint schön zu sehen im neuen Rebstockpark. dieser Katalog so erdrückend zu sein, dass kaum Platz für einen eigenen Immer braucht der Planer ein untrügliches Gespür für die „magischen“ planerischen Ansatz des Gestalters bleibt. Doch weit gefehlt, denn gerade Punkte. Das sind die Orte, die es zu inden gilt: offene Hochpunkte mit dann ist Kreativität gefragt, um aus dem Vorgegebenen und dem Vorge- besonderem Ausblick, wie in den neuen Parkanlagen am Frankfurter fundenen das Beste zu machen. Wichtig ist dabei, so lange zu suchen, Riedberg, der Stangenpyramide in Dreieich oder der Hohen Straße – oder bis man das indet, das inspiriert. Daraus muss dann eine überzeugende Orte in geschlosseneren Räumen, natürliche Senken oder von Wald Vision entwickelt werden. begrenzte Bereiche. Häuig sind dies dann auch die Punkte, die histo- Fündig werden kann man in der Historie, wie beispielsweise bei den risch Interessantes zu erzählen haben, denn schon unsere Altvorderen Francois-Gärten in Hanau. Hier hat man die alten Gleisanlagen beibehal- haben ein Gespür dafür besessen. Eine unübersehbare Fülle davon weist ten und das Wegesystem des Parks danach ausgerichtet. Fündig werden der Regionalpark RheinMain auf, sei es in der freien Landschaft oder in kann man auch in der Natur, was die Kinzigaue in Hanau zeigt. Topograie Ortsrandlage. und Bewuchs wurden hier sehr geschickt einbezogen. Eine reichhaltige

23 23 Gelände der Landesgartenschau LGS Bingen 2008 GmbH Bingen am Rhein 2008

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Adresse: zwischen Fähranlegestelle und Mäuseturm Romantik zwischen Rhein und Reben Kontakt: 021-18-200, [email protected] Internet: www.bingen.de, www.landesgartenschau-bingen-2008.de Öffnungszeiten: ganzjährig, während LGS .30 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: Bingen (Rhein) Hbf, Bhf. Bingen (Rhein) Stadt

ingen am Rhein erhielt mit der Landesgartenschau 2008 ein neues Ge- B sicht durch das größte städtebauliche Strukturprogramm nach dem Zwei- ten Weltkrieg. Hier entstanden aus brach liegendem Hafen- und Bahngelände zukunftsorientierte Arbeits-, Wohn- und Freizeitlächen, die der einzigartigen Lage am Rhein gerecht werden. Die Landesgartenschau ist der erste Schritt hin zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Bingen – „das Tor zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal“ – ist bekannt als Weinstadt, eingebettet in die vier Weinanbaugebiete Rheinhessen, Nahe, Mittelrhein und Rheingau. Auf dem 2 ha großen Gelände am 2,8 km langen Rheinufer harmonieren nun Natur- und Kulturlandschaft. Folgende Bereiche werden über die Landesgartenschau Bingen 2008 hinaus nachhaltig entwickelt: Das Hafenkerngebiet bekommt eine Uferpromenade, eine andere Verkehrsführung und erhält nach der Landesgartenschau ein neues, attraktives Wohngebiet direkt am Rhein. Zeitgärten und Vegetations- lächen der Ausstellung integrieren sich in die nicht überbauten Bereiche zwi- schen und um die Häuser herum. Die Hindenburganlage, das einstige Repräsentationsstück und Aushänge- schild zum Rhein, erhält mit der behutsamen Erneuerung der historischen Parkanlage wieder seine Bedeutung als stadtnahe Erholungsläche zurück. Die alten Bäume, neue Spielanlagen, Freilufttheater, Partnerstadt- und Partner- schaftsgärten, Wasserkunst und Flaniermeile am Ufer, bieten jetzt eine nach- haltig hochwertige Aufenthaltsqualität für Bürger und Touristen. Das Rhein-Nahe-Eck gibt mit dem Mäuseturm, der Ruine Ehrenfels und dem Durchbruch durch das Schiefergebirge die von Malern und Dichtern oft ge- schilderte Rheinromantik zurück. In der unmittelbaren Nähe des Mäuseturms wird das Rheinufer am Binger Loch durch den Rückbau eines erheblichen Teils des Bahngeländes Bingerbrück und die neuen Brücken erstmals seit über 100 Jahren wieder öffentlich zugänglich.

23 23 Bonifatiuspark Frankfurt am Main Renate Friedrich

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Adresse: Zur Kalbacher Höhe Neue Parkanlagen am Riedberg Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeit: ganzjährig ÖPNV: Bus 2, Haltestelle „Kalbacher Höhe“

rankfurt expandiert, immer mehr Menschen wollen dort leben und su- F chen attraktive Häuser und Wohnungen in der Stadt. Ein Beispiel für deren aktuelle Erweiterung ist der neue Stadtteil Riedberg, der zur Zeit auf besten Ackerböden im Nordwesten der Stadt entsteht. Das Gelände ist gekennzeichnet durch seine Hanglage, seinen wunderbaren Blick auf die Frankfurter Skyline und auch durch einen steten Wind, der das Klima an dieser Stelle prägt. Aus einem Gestaltungswettbewerb für den neuen Bonifatiuspark ging das Berliner Büro b+m+s (Bernard, Müggenburg, Sattler) als Sieger hervor. Wei- tere Parks entstehen zur Zeit in der Kätcheslachmulde und am topograischen Weg. Zeitgemäße Anforderungen, die an das Büro b+m+s gestellt wurden, waren zum Beispiel die Integration der Regenwasserrückhaltung am stark ab- fallenden Riedberg. Das gesammelte Oberlächenwasser des Neubaugebietes wird zum Teil durch den Park geleitet, was einen großen Einluss auf die To- pograie des gesamten Geländes hat. Für diese Situation galt es, detaillierte Lösungen zu inden. Den Höhenunterschied von bis zu 20 m zwischen der Quelle und dem nörd- lichen Stadtteil überwindet eine prägnante Treppenanlage. Der obere Teil des Parks wird in West-Ost-Richtung mit einer großzügigen,  m langen Promenade verbunden, deren Stützmauer aus Sandstein und Juramarmor den unteren Teil des Parks um bis zu ,0 m überragt. Außerdem entwickelte das Büro eine Lösung für die Einbindung und Neuge- staltung der namengebenden historischen Quelle, an der einst der Leichenzug des Hl. Bonifatius im Jahr  n. Chr. Halt gemacht hatte. Hier führt eine neue, zunehmend frequentierte Pilgerroute vorbei, die man in der Stadt der Wolkenkratzer nicht vermutet. Der Park ist seit dem 3. Juni 200 ofiziell eröffnet.

238 23 Chinesischer Garten im Rainer Vollweiter Bethmannpark Frankfurt am Main

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Adresse: Friedberger Anlage Momente himmlischen Friedens Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeiten: Mo-Fr ab  Uhr bis Einbruch der Dunkelheit, Sa, So, Feiertag ab 10 Uhr ÖPNV: Bus 12, 30, Haltestelle „Bethmannpark“

aum zehn Fußminuten von der Zeil entfernt, ist der Chinesische Garten Kein Ort der leisen Töne, „ein friedlicher und schöner Platz zum Ausruhen“, wie eine Kalligraphie am Wasserpavillon besagt. An schönen Tagen passieren 200, vielleicht 300 Besucher den von Löwen bewachten Ehrenbogen nach einem Vorbild aus Huizhou, um das Plätschern des Wasserfalls, das Rascheln des Bambus, die Harmonie von Gebäuden und Teich, achtsam gesetzten Stei- nen und Planzen auf sich wirken zu lassen. Der Garten ist älter als die Städtepartnerschaft mit Guanzhou, Frankfurt ließ ihn 18 von einer staatlichen chinesischen Gesellschaft anlegen. Wenige Tage nachdem 1 Arbeiter und 2 Container mit Bauelementen am Main ein- getroffen waren, starben auf dem Tian‘anmen-Platz Studenten. Zur Erinnerung an das Massaker erhielt er den Namen „Garten des Himmlischen Friedens“. Die Pavillons repräsentieren Wohnhäuser der Provinz Anhui: weiße Mauern, grauer Stein und Ton, das Holz in Weinrot – eine Kontrastfarbe, die schön mit Bambus-Grün korrespondiert. In die Dächer drang allerdings bald Wasser ein. 200 restaurierte daher ein Team aus Peking Holzelemente, Brücken und Wege. Die „Brücke des halben Bootes“ ist nun aus Stein, mit Löweniguren, so iligran als wären sie aus Elfenbein. Auch sonst gibt es viele Details zu entde- cken, etwa eine Grotte zu Füßen des Felstempels. Zum „Japisgrünen Teich“ mit dem Lotosfelsen führt eine neue Steintreppe hinab – das Wasser wird so auch für Kinderhände erlebbar. Prägende Planzen sind Bambus, Strauchpeonien und eine winterharte Zier- kirsche. Jahreszeitliche Blütentupfer setzen Winterforsythien oder Samthorten- sien. Und natürlich Seerosen. Auch wer nichts mit Feng-Shui anfangen kann, wird an dem „Frühlingsblumenort“ Stille und neue Kraft inden.

20 21 Koreanischer Garten Frankfurt am Main Barbara Vogt

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Adresse: August-Siebert-Straße Ein Gelehrtengarten der vier Jahreszeiten Kontakt: 0-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeit: ganzjährig ÖPNV: Bus 3, , Haltestelle „Simon-Bolivar-Platz“

ur Frankfurter Buchmesse 200 schenkte das Gastland Korea der Stadt Z einen traditionellen Gelehrtengarten. Er fand seinen Platz am Rande des Grüneburgparks jenseits der Kastanienallee. Diese ganz zur Natur geöffneten, in den Bergen gelegenen Gärten dienten seit dem 1. Jahrhundert als Rückzugsorte der Intellektuellen und Künstler. Hier lehrten, diskutierten und meditierten sie. Die klaren Prinzipien folgenden Gärten werden durch Pavillons, Terrassen und Mauern gegliedert. Bei dem Zusammenspiel von gebauten und planzlichen Elementen sowie Wasser, von Formen und Arten geht es ausschließlich um den Symbolgehalt entsprechend fernöstlichen Philosophien. Bei den Planzen sind Kiefer, Bambus und der Plaumenbaum wichtige Symbole des „Langen Lebens“. Der Frankfurter Ko- reanischen Garten besitzt zwei Pavillons: Der leicht und transparent wirkende „Morgentau-Pavillon“ ist Teil des Sommergartens, der Schatten und Erholung bieten soll. Er erhebt sich über einen murmelnden Bachlauf am großen Teich mit seinen alten malerischen Bäumen. Die kleinere „Plaumenlaube“ über dem eckigen Lotus-Teich ist dagegen Teil des Wintergartens, der das Thema der „Vorbereitung“ verdeutlichen soll. Solche kleinen, beheizten Räume wurden im Winter zu Begegnung und Gespräch genutzt. Der Frühlingsgarten beindet sich gleich am Eingang und thematisiert das „Warten“: So wie das Wiederer- blühen der Natur erwartet wird, erwartet der Gelehrte seine Gäste. Während- dessen verweilt der Blick auf Blumen in den typischen Blumenterrassen oder auf der Plaume (Prunus mume), die schon im Februar mit reichem dunkelrosa Blütenlor und zartem Duft den Winter beendet. An der höchsten Stelle, aus- gedrückt durch eine erhöhte Terrasse, beindet sich der Herbstgarten, der zur meditativen Betrachtung der herbstlichen Natur einlädt. Der Garten wurde von den koreanischen Gartenarchitekten Bong Ryol Kim und Shampoong Eng entworfen und von dem Frankfurter Büro Choe Hackh Architekten gebaut.

22 23 Erweiterung Rebstockpark Renate Friedrich Frankfurt am Main

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Adresse: Am Römerhof, Wilhelmine-Reichard-Weg Die „Falte“ der Chaostheorie in der Landschaft Kontakt: 0-212-302, [email protected] Internet: www.gruenlaechenamt.stadt-frankfurt.de Öffnungszeit: ganzjährig ÖPNV: Bus 3, Haltestelle „Wilhelmine-Reichard-Weg“

on vielen noch unbemerkt ist auf dem ehemaligen Messeparkplatz, der V für .00 Pkw konzipiert war, seit Juli 200 ein neuer Park entstanden. Der Park ist das grüne Herz des neuen Stadtteils Rebstockpark, der an den „alten Rebstockpark“ mit dem beliebten Rebstockbad anschließt. Der Planung liegt ein avantgardistischer städtebaulicher Ansatz des New Yor- ker Architekten Peter Eisenman und den Landschaftsarchitekten Hanna/Olin, Robert Hanna und Laurie Olin aus Philiadelphia, zugrunde. In Anlehnung an die „Chaostheorie“ von René Thoms und Gilles Deleuze sind „Faltungen“ das zentrale Entwurfselement. Das mathematische Modell zeigt sich in Form eines verzerrten Rasters in der Topograie, den Straßenführungen, Grundrissen, Fassaden, bis in die landschaftliche Gestaltung des Parks hinein. Säulenförmige Bäume markieren in der Vertikalen die Rasterlinien und verbin- den den Park mit der angrenzenden Bebauung. Auf dieser Grundlage schuf das Frankfurter Büro BWP Endreß Landschaftsar- chitekten den Entwurf für einen modernen Park. Als zentrale Achse wurde eine 00 m lange „Rasengracht“ mit Gabionenwänden, Rasenböschungen und Brücken gestaltet. Üppige waldartige Flächen, die sich aus einer Mischung von Laubgehölzen durchsetzt mit heimischer Kiefer präsentieren, wechseln mit offenen Spiel- und Liegewiesen. Diese Zonen sind Teil der übergeordneten Faltungen. Vor der Kulisse des Messeturms leuchten farbige Bänder aus Präriestauden- planzungen auf, die erstmals in einer öffentlichen Grünanlage in Frankfurt angelegt wurden. Mit solchen Staudenplanzungen erfüllt das Grünlächen- amt hohe gärtnerische Ansprüche bei zu erwartenden geringen Plegeansprü- chen. Die Planzplanung für die Staudenplanzung erstellte Dipl. Ing. Anke Elsner in Zusammenarbeit mit dem Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof e.V. Weinheim.

2 2 Alter Flugplatz „Niddawiesen“ Klaus Hoppe / Maren Schilling Frankfurt am Main-Bonames

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Adresse: Am Burghof  Kontakt: 0-212-3100, [email protected] Internet: www.gruenguertel.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: U 2, Haltestelle „Kalbach“, 1 Min. Fußweg entlang Kalbacher Weg; Bus 2, Haltestelle „Nordpark“,  Min. Fußweg

er Militärlugplatz Maurice-Rose-Airield hatte nach dem Abzug der Damerikanischen Armee 11 seine Funktion verloren. Die Auenland- schaft an der Nidda wurde nach fast 0 Jahren wieder freigegeben. Die Welt ist im Wandel und so auch dieser Ort. Erste planerische Überlegungen aus den Reihen des Naturschutzes verfolgten den kompletten Rückbau und damit die vollkommene Eliminierung des Flug- platzes. Doch schnell wurde klar, dass mit diesem Ort im Frankfurter GrünGür- tel ein besonderer Umgang gefordert war. Die Spuren der Geschichte sollten nicht ausradiert werden und trotzdem die Natur zu ihrem Recht kommen. Eine „neue Parkwildnis“ wurde inszeniert, die den steten Wandel mitverfolgen lässt. Was verbindet den „Neuen Park“ mit einem klassischen Landschaftspark? Belt walk: Teile der versiegelten Flächen blieben erhalten. Sie ermöglichen einen Rundgang auf festem Boden. Wie schnell man diesen verlieren kann, merkt man an den angrenzenden Beton- und Asphaltlächen, die an Ort und Stelle zertrümmert wurden. Pleasure Ground: Die einzige gärtnerisch ange- legte Fläche ist der Baumhain. Vor den Gebäuden platziert lädt er – auf einer tiefer gelegenen Ebene – zum Verweilen und Spielen ein. Alle übrigen Flächen sind bewusst der natürlichen Sukzession überlassen. Ruinen: So wie der klassische Landschaftsgarten künstliche Ruinen enthält, die eigens für das Parkprogramm ersonnen wurden, erinnern hier tatsächliche Relikte an „alte Zeiten“. Diese stehen nicht nur für den Zerfall militärischer Macht, sondern beschleunigen auch den Prozess der Rückeroberung durch die Natur. Sie sind ein „Memento mori“. Borrowed landscape: Der Feldberg dient als ferner landschaftlicher Prospekt. Messe- und Fernsehturm als Zeichen der nahen Stadt ermöglichen die Verortung. Wilderness: Wildnis ist Programm. Die Natur gestaltet selbst die weitere Entwicklung. So birgt jeder Besuch Überra- schendes, denn jedes Mal ist der Wandel weiter fortgeschritten.

2 2 Francois-Gärten Hanau Albrecht Schaal

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Adresse: Lamboy-, Chemnitzer-, Gabelsbergerstraße, Am Tümpelgarten Willkommen am „Wassertisch“ Internet: www.hanau.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Bus 2, , Haltestelle „Gabelsbergerstraße/Lamboypark“

ür die 2. Hessische Landesgartenschau im Jahr 2002 wurde in Hanau F ein Stadtteil mit einem neuen Park geschaffen: die Francois-Gärten. Dabei verwandelte man das ehemalige Kasernengebiet der Francois-Kaserne, das über 100 Jahre für die Bevölkerung nicht zugänglich war, in einen grünen Wohnpark, umgeben von neuen Häusern mit 220 Wohneinheiten und einem Dienstleitungszentrum. Von 18 bis 2002 fanden die gesamte Planung, der Teilabriss, die aufwändige Boden- und Grundwassersanierung sowie die Neu- bebauung statt. Die denkmalgeschützten Gebäude am Ulanenplatz entlang der belebten Lamboystraße beherbergen seit ihrer Sanierung Dienstleistungs- unternehmen, öffentliche Einrichtungen und die Volkshochschule. Der Kom- plex ist Ende des 1. Jahrhunderts als Kavalleriekaserne erbaut worden, 13 zog die Wehrmacht ein und nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten US-Truppen die Kaserne. Gestalterisches Rückgrat der , ha großen Gartenanlage ist die  m lange und  m breite Wasserachse, die durch Wasserspiele belebt wird. An drei Stel- len steigen aus der ruhigen, mit Granit eingefassten Wasserläche Fontänen empor. Am erhöht angelegten Wassertisch werden wieder und wieder neue „Wasserbilder“ gezaubert. Entlang der Achse wurden Amberbäume geplanzt und Sitzplätze angelegt, die zu den Reihenhausgärten durch Hainbuchenhe- cken abgeschirmt sind. Im Park selbst dominiert eine große Rasenläche, die nach Norden hin mit einer Allee aus hochstämmigen Felsenbirnen und nach Süden hin mit einer Kastanienallee gefasst wird. Ein Spielplatz bildet den Treffpunkt im Park. Richtung Kinzigaue wurde eine alte Gleistrasse beibehal- ten und in einen schönen Erholungsweg verwandelt.

28 2 Kinzigaue Hanau Albrecht Schaal

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Adresse: Umweltzentrum Philipp-August-Schleißner-Weg 2 Erbe der Landesgartenschau 2002 Kontakt: 0181-30-18, [email protected] Internet: www.umweltzentrum-hanau.de Öffnungszeiten Zentrum: jeden Mittwoch „offener Mittwochstreff“ ÖPNV: Bus 2, , Haltestelle „Nordstraße“

n der Kinzig wurde im Rahmen der 2. Hessischen Landesgartenschau A 2002 der nördliche Uferabschnitt renaturiert und gleichzeitig die fuß- läuige Verbindung in die Stadt mit einem verbreiterten Weg und einem neuen Steg verbessert. Rund 1 km Asphaltweg wurde entfernt, ein Weiher und ein Graben angelegt sowie Geländesenken geschaffen. Bei leichten Hochwasser- ständen werden diese überlutet und können in längeren Trockenperioden austrocknen. Vormals artenarme Wiesen mit einem uniformen Erscheinungs- bild bestechen durch Farbenvielfalt. Ein nach der Begradigung der Kinzig vor  Jahren abgehängter Altarm wurde an die Wasserzirkulation angebunden, seine Verlandung gestoppt. Im Rahmen der Landesgartenschau ist es gelun- gen, den Parkplatz am Ufer gegenüber der Herrenmühle zu verlegen und in eine große Spiel- und Freizeitwiese zu verwandeln, über die der Steg Richtung Innenstadt gespannt ist. Hier liegt der so genannte Tiefgarten, ein mittels Rasentreppen abgesenkter Parkteil, der zur Bahnstrecke hin interessante Ge- hölz- und Staudenplanzungen aufweist. Nicht weit entfernt beindet sich das Umweltzentrum, das Dr.-Hermann-Messer-Haus, in dem Umweltbildung im Rahmen des „grünen Klassenzimmers“ für interessierte Kindertagesstätten, Schulen und andere Gruppen stattindet. Auch ein umfangreiches Familien- programm wird in der Reihe „Sonntags um 3“ geboten, ergänzt von vielen Extraveranstaltungen. Das Haus, mit Lärchenholz verkleidet, hat in den ver- gangenen Jahren Patina erhalten.

20 21 Historischer Bürgergarten Gloria Gotzhein Nassauer Hof Hattersheim am Main

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Adresse: Im Nassauer Hof 1-3, Zugang von der Sarceller- oder Lindenstraße Ein „geheimer Garten“ als Refugium Kontakt: 010-0-13, [email protected] Internet: www.hattersheim.de Öffnungszeiten: ganzjährig, bis Einbruch der Dunkelheit ÖPNV: S1, Bhf. Hattersheim am Main, 10 Min. Fußweg

er idyllische Garten ist ein kleines Refugium. Er gehört zum Nassauer DHof, der 1818 als vornehmer Reisegasthof an der bedeutenden Han- delsstraße, gegenüber der Thurn-und-Taxis’schen Posthalterei errichtet wurde. Blüte und Niedergang des Gasthauses waren abhängig von der Verkehrsent- wicklung im 1. Jahrhundert. Als die Eisenbahn die Postkutsche verdrängte, gelangte das Anwesen 188 an die Familie Schlocker, die es zum größten Gutshof Hattersheims ausbaute. Wohlstand und Reichtum ermöglichten der Familie um 1880 die Anlage eines Hausgartens nach großbürgerlichem Vor- bild, in dem sie sich erholen und zurückziehen konnte. 18 hat die Stadt Hattersheim am Main den Hof übernommen. Die Ge- samtanlage wurde seit 2001 vorbildlich saniert, das klassizistische Gasthaus rekonstruiert und der bürgerliche Garten 200 nach der historischen Garten- gliederung mit buchsgefassten Rasenkarrees wiederhergestellt. Es entstand ein 0 qm großes Kleinod. Viele der alten, knorrigen Planzen sind noch zu bewundern. Auf der Obstwiese steht als kostbares Relikt ein circa 100 Jahre alter Buchssolitär. An Spalieren an der Umfassungsmauer wachsen Efeu und Rosen, aber auch Äpfel und Wein. Zwei quadratische Beete werden wie früher von Stauden wie Eisenhut, Absinth, Aster, Sonnenhut und Akelei gesäumt. Im Gartenhäuschen, in dem einst das Carbid zur Energieversorgung des An- wesens lagerte, stellt der Hattersheimer Geschichtsverein eine Sammlung von Grenzsteinen aus. Im Schankgarten des Nassauer Hofs können Gäste unter einer mächtigen Platane einkehren. Von Frühsommer bis Herbst inden hier und im Garten verschiedene kulturelle Veranstaltungen statt. Der „geheime Garten“ ist über eine Tür durch den In- nenhof des Nassauer Hofes zu erreichen.

22 23 Naturschaugarten Lindenmühle Karlheinz Endres Mainz-Bretzenheim

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Adresse: Mainz-Bretzenheim, Mühlweg Heimische Wildplanzen neu entdecken Kontakt: [email protected] Internet: www.naturgarten.jimdo.com, www.mainz-naturnah.de Öffnungszeiten: ganzjährig ÖPNV: Hbf Mainz, Straba 2, Haltestelle „Lindenmühle“

in Garten, der die Sinne anspricht! Der beiträgt zur Erhaltung der Viel- E falt der heimischen Wildplanzen und -tiere! Ein Garten, der ohne Wäs- sern, Düngen und Planzenschutz auskommt! Geht so etwas? Im Naturschaugarten Lindenmühle in Mainz sind diese Punkte umgesetzt wor- den. Hunderte heimischer Wildplanzen zeigen sich hier in ihrer Pracht. Diese an unterschiedlichste Bedingungen angepassten Planzen Mitteleuropas bie- ten auch Besitzern von kleinen Gärten viele Möglichkeiten der Naturgarten- gestaltung. Durch die Anlage führen geschwungene Wege, vorbei an einer Urobst-Hecke, an Sandlora, an Wiesen. Ein Duftpfad verführt zum „Erschnuppern“ seltener Gewächse. Bänke in beplanzten Trockenmauern laden zum Verweilen ein. Schnell merkt man, dass ein Besuch im Naturgarten eine Entdeckungsreise ist: Rosenkäfer naschen vom Nektar seltener Wildrosen, große, vom Aussterben bedrohte blauschwarze Holzbienen steuern im eleganten Flug gelbe Blasen- sträucher an, Libellen jagen durch die Lüfte, ein Wildentenpaar tummelt sich im Teich, Wildbienen suchen im Wildbienenhotel nach einer passenden Woh- nung. Und auch Kinder naschen gerne von den Fruchtsträuchern. Der Naturgarten wurde vom Arbeitskreis Naturnahes Grün auf städtischem Gelände verwirklicht. Die Ehrenamtlichen der Lokalen Agenda 21 haben dafür einen Naturschutzpreis der Stiftung „Natur und Umwelt“ erhalten. Besuchen Sie die 3.800 qm große Anlage und lassen Sie sich inspirieren. Der Naturgarten ist kostenlos zugänglich. Noch ein Tipp: In der Nähe beinden sich die Römersteine, Reste einer beeindruckenden Wasserleitung der Römer.

2 2 Regionalpark Friedhelm Blume RheinMain

Der Landschaft einen Sinn – Die Region Frankfurt/Rhein-Main ist mehr als der Flughafen, Hochhäuser und den Sinnen eine Landschaft Banken, Messe, Börse, Autobahnen und Alte Oper. Frankfurt/Rhein-Main ist eine europäische Metropolregion mit 2, Millionen Einwohnern, die Anspruch auf eine lebens- und liebenswerte Heimat haben und die außer einem guten Arbeitsplatz, adäquaten Bildungs- und kulturellen Angeboten auch attraktive Freizeitmöglichkeiten in der Nähe ihrer Wohnungen erwarten. Das führte 1 beim damaligen Umlandverband Frankfurt zu der Idee, ei- nen Regionalpark für die Region Rhein-Main zu entwickeln. Das Konzept zielt darauf ab, die bis in den Kern des Ballungsraumes reichenden Felder, Wiesen und Wälder zu sichern und durch ein Netz von reizvollen Wegen und Anlagen zu erschließen. Den Erholung suchenden Menschen werden neue Erlebnisräu- me eröffnet, die das „Wieder- und Neuentdecken“ von heimischer Landschaft ermöglichen. Neue Biotope werden angelegt und mit vorhandenen vernetzt, was dem Naturschutz zugute kommt. Durch die weitere Bewirtschaftung der Felder wird die Existenz der Landwirte im Ballungsraum gesichert.

Im Regionalpark RheinMain werden individuelle Freizeitwünsche erfüllt: sei es auf einer Fahrradtour durch stimmungsvolle Landschaften, zu kulturhi- storischen Stätten und imposanten Ausblicken, verbunden mit genussvoller Einkehr zum Beispiel in einer typischen Ebbelwoi-Wirtschaft oder bei einem Spaziergang durch schattige Alleen, vorbei an blühenden Streuobstwiesen zu beeindruckenden Kunstobjekten, zu einem herausfordernden Spielpark oder in das Blütenmeer eines Rosengartens. Im Jahr 1 wurden die ersten Regionalparkprojekte eingeweiht und eine 28 km lange Regionalparkroute in den Städten Hattersheim, Flörsheim und Hochheim, dem so genannten Pilotgebiet, ausgeschildert. Seitdem hat sich der Regionalpark kontinuierlich weiter entwickelt, sodass im Jahr 2008 über 10 Regionalpark-Attraktionen auf verschiedenen Strecken von insgesamt 20 km entdeckt und erlebt werden können. Damit ist es aber noch nicht genug: Die Planung sieht ein Regionalpark-Routennetz von rund 1.200 km Länge vor. Dieses erstreckt sich vom Frankfurter GrünGürtel, dem „Herz des Re- gionalparks“, und dem GrünrinG Offenbach bis in die eher ländlich geprägten Räume der Wetterau, des Ronneburger Hügellandes, des Kinzigtals, des Hes-

2 2 Regionalpark RheinMain

sischen Rieds, des Rheingaus und des Taunus. Doch bis dieses ehrgeizige Ziel erreicht sein wird, werden noch etliche Jahre ins Land gehen. Darum soll vor- dringlich eine 10 km lange Rundroute, die im weiten Bogen um Frankfurt durch alle Landschaftsräume der Region Rhein-Main führt, als verbindendes Element gebaut und ausgeschildert werden. In fünf Teilbereichen der Region Rhein-Main kann man auf bereits bestehenden Routen den Regionalpark und den Frankfurter GrünGürtel erleben. Für die Planung von Auslügen gibt es hierfür Freizeitkarten mit Fotos und Beschreibungen der Regionalpark- bzw. GrünGürtel-Projekte sowie mit wertvollen Tipps und Informationen:

Das Pilotgebiet Hattersheim – Flörsheim – Hochheim (28 km, 29 Stationen) Der Regionalpark im „Südwesten“ Teil 1, West (93 km, 27 Stationen) Der Regionalpark im „Südwesten“ Teil 2, Ost (96 km, 31 Stationen) Die Hohe Straße von Frankfurt-Bergen nach Hammersbach (23 km, 14 Stationen) Regionalparkroute von der Nidda zum Opelzoo (13 km, 10 Stationen) GrünGürtel Freizeitkarte im Regionalpark RheinMain (70 km langer Radrundweg, 62 km langer Rundwanderweg sowie viele weitere Rad- und Wanderwege)

Auf der beigefügten Karte ist das Netz der geplanten Regionalparkrouten als Übersicht dargestellt. Die bereits bestehenden Routen sind farblich hervorge- hoben. Außerdem zeigen Fotos eine Auswahl von Regionalpark-Attraktionen.

Kontakt: [email protected] Karten gegen Einsendung eines adressierten und ausreichend frankierten Briefumschlages DIN A  erhältlich bei: Regionalpark Ballungsraum Rhein- Main GmbH, Postfach 1128, 32 Flörsheim, die GrünGürtel Freizeitkarte beim Umweltamt der Stadt Frankfurt am Main, Tel.: 0-212-3100. Internet: www.regionalpark-rheinmain.de

28 2 Regionalpark RheinMain

Entdeckung der Landschaft – gestaltete Landschaft

Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Metropolregionen reichen im Rhein-Main-Gebiet die Grünzüge noch bis in den Kern des Verdichtungs- raumes. Um diese erleben zu können, muss man nur die gewohnten Straßen verlassen und mit dem Fahrrad oder zu Fuß den gut ausgeschilderten Regio- nalparkrouten folgen. Man ist immer wieder überrascht, dass eingepfercht zwi- schen Straßen, Siedlungs- und Gewerbegebieten noch durchaus attraktive und romantische Reste der ursprünglichen Kulturlandschaft zu entdecken sind, die sich inmitten des Ballungsraumes behaupten. Diese urbanen Landschaften leiden oft unter Verlärmung und Verinselung, weil ein Wechseln sowohl von Erholung suchenden Menschen als auch von wild lebenden Tieren in benachbarte Landschaftsräume nur noch einge- schränkt möglich ist. Über die Regionalparkrouten, die im Idealfall als 2 m breite Korridore mit Wege begleitenden Wiesenstreifen und Alleebäumen ge- staltet sind, werden diese urbanen Landschaftsräume miteinander verbunden und durch gestalterische Maßnahmen aufgewertet. Das können Baumhaine oder Obstwiesen ebenso sein, wie Kunstobjekte, Aussichtspunkte, Landmarken oder versteckte Geschichtsspuren, wie keltische Hügelgräber oder Grenzsteine, die wieder sicht- und erlebbar gemacht werden.

Landschaften erzählen ihre Geschichte

Das jahrhundertelange Arbeiten der Menschen in der Natur hat vielschich- tige Kulturlandschaften entstehen lassen. Vielerorts kann das geübte Auge noch heute Spuren erkennen, die Auskunft über das Wirken unserer Vorfah- ren geben. Der Regionalpark hilft, diese Spuren zu lesen. Kurze Texthinweise an besonderen Orten erläutern die Geschichte der Landschaft. So kann zum Beispiel der Verlauf einer historischen Römerstraße leicht nachvollzogen wer- den, oder wir erfahren, dass der vor uns liegende Hügel in früherer Zeit eine Gerichtsstätte war.

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Regionalpark RheinMain

Inszenierung von Kontrasten

In der Region Rhein-Main prallen ganz unterschiedliche Welten aufeinander: Einerseits der pulsierende Ballungsraum mit seinen ausgedehnten Siedlungs- und Gewerbelächen und den vielfältigen Verkehrsadern, die zu Land, zu Was- ser und in der Luft diese Region prägen, andererseits die enge Nachbarschaft zu Wiesen und Feldern, zu Flüssen, Bächen und großen Waldarealen.

Diese Gegensätze entwickeln ihren ganz eigenen Reiz, der an vielen Stellen im Regionalpark erlebt werden kann. Eine solche Inszenierung liegt beispiels- weise mit der „Aussichtsbastion an der A3“ am südlichen Rand von Flörsheim- Weilbach: Neben der laut lärmenden siebenspurigen Autobahn A3 und der ICE-Schnellbahnstrecke Frankfurt–Köln schaut man auf kleinräumige Acker- lächen, über dem geruhsamen Ort Weilbach ragt in der Ferne die Frankfurter Skyline empor, am Horizont erspäht man bei klarer Sicht mit einem Rundblick die Höhenzüge von Taunus und Odenwald, und dazwischen liegt der Flughaf- entower mit unablässig startenden und landenden Flugzeugen. Und wer von diesem lärmumtosten Ort nur 00 m weiter in den Park Bad Weilbach geht, hört nur noch Vogelgezwitscher und das Plätschern der Schwefelquelle.

Kunstwerke eröffnen neue Perspektiven

Die künstlerische Auseinandersetzung mit Landschaft kann Fragen provozie- ren, Dinge in einem anderen Licht zeigen und letztlich zum Verständnis beitra- gen, das die Identiikation mit dem jeweiligen Ort fördert. Der Regionalpark greift diese Chancen auf und setzt damit Akzente. So kann man zum Beispiel auf dem Alten Flugplatz in Frankfurt-Bonames die Metamorphose eines ehe- maligen Militärlugplatzes in einen von der Natur und den Menschen zurücker- oberten Freiraum anschaulich nachvollziehen: Eine große Betonläche, auf der früher Flugzeuge parkten, wurde nach der Vorlage des romantischen Gemäl- des „Das Eismeer“ von Caspar David Friedrich aufgebrochen. Seitdem türmen sich hier Betonschollen und bieten in ihren Ritzen und Klüften Lebensraum für Planzen und Tiere.

22 23 Regionalpark RheinMain

Landmarken und Aussichtstürme

Sehen und gesehen werden ist die Devise – oft auch im Regionalpark. Eine Vielzahl von Aussichtstürmen und Aussichtspunkten ermöglicht Blicke in die imposante Fluss- und Mittelgebirgslandschaft der Rhein-Main-Region. Auch bekannte und markante Gebäude stehen häuig im Focus, sei es der Mainzer Dom, der Weiße Turm des Bad Homburger Schlosses oder die Silhouette der Opel-Werke in Rüsselsheim. Aussichtstürme selbst sind oft auch charakteristische Punkte in der Landschaft und dienen damit der Orientierung. Wenn sie historischen Ursprungs sind, wie die Flörsheimer Warte, oder gestalterisch originell, wie die Stangenpyramide in Dreieich, das Vogelnest in Hochheim, der Turm „Ballett der Bewegung“ auf dem Wingertsberg in Dietzenbach oder der Eisenbaum in Flörsheim, werden sie zu Landmarken, die von hohem Identiikationswert sind.

Point de vue – die Frankfurter Skyline

Sie ist von vielen Stellen der Region Rhein-Main zu sehen: Die markante und einzigartige Skyline der Stadt Frankfurt am Main. Sie verleiht nicht nur der Stadt, sondern der gesamten Region ein eigenständiges Gesicht und macht sie im Konzert der europäischen Metropolregionen unverwechselbar. Manche behaupten, sie sei „das Matterhorn“ von Rhein-Main. Der Verlauf der Regionalparkrouten ist oft so gewählt, dass aus der freien Landschaft unvermittelt faszinierende Blicke auf die Skyline möglich sind. Es sind Blickachsen, wie sie einst die Gartenkünstler in historischen Gärten und Parks zur Inszenierung von Parkstaffagen, wie Ruinen, Tempel, Kirchtürme, anlegten. Weil im Regionalpark der „point de vue“ – der Blickpunkt – nicht immer in Laufrichtung des Wanderers liegt, sind gelegentlich auch Spiegel zur Inszenierung dieses Blickerlebnisses eingesetzt, wie an der Station „Kleine Loh“ auf der „Hohen Straße“.

2 2 Regionalpark RheinMain

Der Regionalpark als Ort sozialer Prozesse

Nicht nur Freizeitgestaltung, Naturerlebnis und Bewegungsaktivitäten sind im Regionalpark RheinMain möglich, er ist zugleich auch Lernort, Kommunika- tionsebene und soziales Handlungsfeld. Aspekte von Kultur und Geschichte, von Naturschutz und Landwirtschaft werden auf Regionalpark-Stelen und In- formationstafeln am Wegesrand erläutert. Für Kinder und Familien ist zum Beispiel der Lernbauernhof Rhein-Main in Bad Homburg Ober-Eschbach ein beliebtes Ziel, um mehr über das Thema Landwirtschaft zu erfahren sowie den Umgang mit den Tieren des Bauernhofs und dessen Produkten zu üben.

Rekultivierte Kiesgruben können ideale Orte zum Spielen sein. Ein solches über 0.000 qm großes Gelände ist der Spielpark Hochheim, der aufgrund seiner Topograie und Weitläuigkeit Spielmöglichkeiten bietet, die im engen Umfeld einer Stadt kaum möglich sind. Hier können Familien durchaus einen ganzen Tag verbringen.

Der Regionalpark RheinMain bietet auch Arbeit für Menschen, die am Rand unserer Gesellschaft leben. Die Plege des Rosariums Hattersheim – ein 10.000 qm großer Rosengarten – wird zum großen Teil von Hartz IV-Empfängern ge- leistet. Unterstützt werden sie von freiwilligen Helfern, den Rosen-Paten. Das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit kann sich sehen lassen: Das Rosarium ge- hört zu den beliebtesten Zielen im Regionalpark RheinMain.

Der Regionalpark im ländlichen Raum

In den eher ländlich geprägten Bereichen an der Peripherie des Ballungs- raumes ist die touristische Erschließung der Landschaft und der „kulturellen Leuchttürme“, wie das Keltenmuseum in Glauberg, Aufgabe des Regional- parks. Über großräumige Regionalparkrouten werden vorhandene und gele- gentlich auch neue Attraktionen miteinander vernetzt. Speziell ausgebildete „Regionalpark-Begleiter“ sollen demnächst Führungen von unterschiedlicher Länge und zu vielfältigen Themen anbieten.

2 2 Parklandschaft GrünGürtel Klaus Hoppe Frankfurt am Main

Herz des Regionalparks

Ist der GrünGürtel Frankfurt ein Park? Noch nicht. Er ist eher mit dem Begriff der „Landschaft“ zu beschreiben, denn im GrünGürtel Frankfurt indet man ein Kondensat traditioneller Frankfurter Landschaften, die alle auf lange Tra- ditionen zurückblicken: Das offene Hügelland des Berger Rückens im Osten. Den Stadtwald im Süden. Das Niddatal im Westen. Und die weiten Felder im Norden. Der Apfelwein Sachsenhausens wäre ohne die Apfelbäume in Bergen nicht denkbar. Nachdem die Reblaus im 1. Jahrhundert hier die Weinstöcke ver- nichtet hatte, stellte man auf Apfelanbau um. Ganz nebenbei entstand so ein malerisches Landschaftsbild, dessen Erhalt heute großer Anstrengungen bedarf. Der Stadtwald wurde vor über 1.000 Jahren unter die Obhut des Kaisers ge- stellt und genießt als Bannwald bis zum heutigen Tag hohen Schutz. Er gedeiht vielgestaltig auf verschiedensten Böden und hat aufgrund seines jahrhunder- tealten Daseins ein besonders reiches Arteninventar. So ist zum Beispiel der große Heldbockkäfer, ein echter Urwaldbewohner, auf den Schwanheimer Ei- chen zu inden. Diese uralten Eichen wiederum, die einst der Schweinemast dienten, sind Zeugen einer längst vergessenen Waldbewirtschaftung. Die Nidda wurde seit den 120er Jahren begradigt und dem Flüsschen so manche Schleife abgezwackt. Zum Glück wurden die Altarme nicht zuge- schüttet, so dass man in den letzten zehn Jahren an Vorhandenes anknüpfen konnte, um dem Wasserlauf wieder mehr Natur zu ermöglichen. Der GrünGür- tel Rundweg, der auf fast einem Viertel seiner 0 km langen Gesamtstrecke dem Ufer der Nidda folgt, ermöglicht ein idyllisches Erleben dieser abwechs- lungsreichen Auenlandschaft. Und nicht zuletzt: Auch wenn der GrünGürtel selbst kein Park ist, so beinden sich doch einige historische Parks in ihm. Parks, die einst vor den Toren der alten Reichsstadt lagen und noch manches Ursprüngliche bewahrt haben. Es gibt also viel zu entdecken im GrünGürtel, einer werdenden Parkland- schaft.

28 2 Komische Kunst im GrünGürtel Klaus Hoppe

Schmunzeln erlaubt

Frankfurt hat mit der Neuen Frankfurter Schule die bedeutendsten Satiriker unserer Epoche aufzubieten. Fünf von ihnen konnten bereits gewonnen wer- den, Komisches im Grünen Gürtel zu inszenieren. Als Erster schenkte Robert Gernhardt der Stadt eine Zeichnung mit seiner speziellen Tierbeobachtung: dem GrünGürtel-Tier – ein animalum mixtum compositum aus Wutz, Molch und Star. Dieses Tier, dessen Populationsdichte unbekannt ist, konnte bisher nur im GrünGürtel nachgewiesen werden. Von ganz anderer Art ist das ICH-Denkmal am Mainufer nächst der Gerber- mühle. Das von Hans Traxler ersonnene Werk dreht den Denkmalkult des 1. Jahrhunderts auf den Kopf und ermöglicht jedem, sich einmal auf den Sockel zu heben. Chlodwig Poth hat seinen Ort in Sossenheim gefunden. Wo sonst? Hier ent- stand auch seine bekannte Illustrationsreihe „Last Exit Sossenheim“. Zwei Bildfolgen an einem seiner Lieblingsorte, dem Sossenheimer Unterfeld, the- matisieren den Blick der Frankfurter auf ihre Stadt. Von F. K. Waechters Zeichnungskonvolut von komischer Kunst an Bäumen sind bereits sechs Objekte realisiert worden. Es handelt sich um kleine Inter- ventionen am Wegrand, die nur der aufmerksame Spaziergänger bemerkt. Der Pinkelbaum ist ein echter Wasserscherz ganz in der Tradition der Vexier- spiele manieristischer Gärten. Der baumwechselnde König der Eichhörnchen, die norwegerpullovertragende Eule, der riesige Specht und die monströsen Eicheln hingegen fordern zum Nachdenken über das Verhältnis des Stadt- menschen zu der ihn umgebenden Natur auf – Schmunzeln erlaubt. Ja und der Struwwelpeter gehört nun mal zu Frankfurt. Genauso wie F. K. Waechter und sein „Anti-Struwwelpeter“. Mit der Errichtung des Elfmeterpunktes im Ostpark nach einem Entwurf von F. W. Bernstein sind wir schließlich in der Gegenwart angekommen. Er schuf zusammen mit Henner Drescher einen sehr eigenwilligen Beitrag zur Fußball- besessenheit einer ganzen Nation. Kontakt: 0-212-3100, [email protected] Internet: www.gruenguertel.de

20 21 Grünring Offenbach Hanne Münster-Voswinkel

Vom Main zum Main

Ironie der Geschichte: Ihre wichtigste Grünverbindung verdankt die Stadt Of- fenbach einer Verkehrsplanung. Dort, wo 10 eine südliche Umgehungsstra- ße für den Autoverkehr geplant war, entschloss man sich Jahrzehnte später, einen durchgängigen Spazier- und Radweg anzulegen, der in den Regional- park RheinMain eingebunden ist. Auf einer gut ausgeschilderten Strecke von 1 km können Erholung Suchende nun mitten in der Stadt Natur erleben. Wie auf einer Perlenschnur reihen sich Parks, Grünanlagen, Aussichtspunkte und reizvolle Naturräume aneinander. Wir beginnen mit unserer Vorstellung am Isenburger Schloss zwischen Stadt- zentrum und Main und verfolgen die Route rund um Offenbach: Das Offenbacher Mainufer ist das beliebteste Erholungsgebiet der Stadt. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Gestaltung wird am Isenburger Schloss ein Teil des Mainufers als so genanntes Kulturgleis genutzt, wo wech- selnde Ausstellungen und Veranstaltungen stattinden. Nur wenige Schritte vom Main entfernt beinden sich der Lilipark und der Bü- singpark. Es folgt auf der Grünring-Route in Richtung Westen der Dreieichpark. Ein vielseitiger Freiraum ist der Buchhügel. Als attraktives lokales sowie über- regionales Auslugsziel für Erholung Suchende und Themeninteressierte hat die „Wetterstadt Offenbach“ hier mit dem „Wetterpark“ ein herausragendes Regionalpark-Projekt eigerichtet. Auf einer Fläche von etwa 20.000 qm wer- den den Besuchern die Aspekte des Wetters, wie Atmosphäre, Wind, Sonne und Wolken anhand von aufwendig gestalteten Objekten und erläuternden Graiken nahegebracht. Der Waldpark und der Leonhard-Eißnert-Park bieten sich als Station für eine erfrischende Pause an. Von dort wird der Grünring über das Landschaftsschutzgebiet „Kuhmühlgraben“ an den Main zurückgeführt.

Adresse: Beginn und Ende am Mainufer Höhe Isenburger Schloss/Schlossstraße Kontakt: Wetterpark 0-83838, [email protected] Internet: www.offenbach.de, www.wetterpark-offenbach.de Öffnungszeiten: Wetterpark 8-20 Uhr ÖPNV: Bus 103, 10, 120, Haltestelle „Rathaus“; Bus 101, 10, 10, S 1, S 8, S , Bhf. Marktplatz

22 23 Über die Zukunft der Gartenkultur Hanne Münster-VoswinkelJürgen Milchert

Repräsentative Gartenkultur als Ausdruck einer Klimawandel mit bereits deutlich fühlbaren Folgen. Es braucht ein neues prosperierenden Gemeinschaft Gleichgewicht mit der Natur und konkrete Aktions- und Experimentierräume der Umkehr. In das Bild des Gartens, der historisch gesehen ein der Wildnis Keine anderen Orte sind stärker an Visionen orientiert als Gärten und Parks. abgetrotztes Stück Natur war, wird die wachsende Natur als zugelassene Wild- Derjenige, der Garten und Landschaften gestaltet, setzt Projektionen, Träume nis wieder aufgenommen. Heute baut man Gärten nicht gegen, sondern mit und Unterbewusstes um. Gartenlandschaften sind ins Bild gesetzte Traum- der Natur. landschaften. Mindestens in Mitteleuropa, wo die Trennung von Stadt und Land immer mehr Ein Blick in die Gartengeschichte lehrt: Gärten und Parks waren immer schon zum Antagonismus wird, braucht die Kulturlandschaft positive ästhetische Vi- bevorzugte Repräsentationsräume. Man kann die Geschichte der Gartenkunst sionen. Eine Ökologisierung der Kulturlandschaft, die sich nur an stofliche auch als eine Geschichte der Inszenierung von Reichtum, Einluss und gutem Ökologie, also an das Artenzählen macht, verkennt das Potential landschaft- Geschmack beschreiben. Wohl kein menschliches Werk vermag Mitmenschen licher Schönheit. Nicht die Tiere und Planzen machen eine Landschaft schön, stärker zu beeindrucken als der repräsentative Park oder der prächtige Gar- sondern die Schönheit entsteht im menschlichen Auge: Mythen, Märchen und ten. Repräsentative Gartenkultur ist die feierlichste Form zur Kultivierung von innere Bilder inden dort ihren räumlichen Bezugspunkt. Reichtum. Öffentliche Parks für jedermann symbolisieren Großzügigkeit und Anders als beispielsweise die zeitgenössische Kunst ist der Garten in allen Gemeinschaftssinn. Gärten und Parks sind zur Schau gestellter grüner Genuss Schichten und Bildungsständen populär. Hier wird der neue allgemeine Ge- als höchste Form der Kultivierung. schmack ausgekämpft, hier ist das breite Aktionsfeld des „guten Geschmacks“. Warum also scheint es heute kommunalpolitisch angesagt, grüne Bescheiden- Noch vor wenigen Jahren war der aufgeräumte saubere Garten eine verbreite- heit zu üben? Gerade die Marktwirtschaft lebt davon, Verschwendung in Form te gesellschaftliche Norm. Heutzutage ist er kein ästhetisches Idealbild mehr, von immer neuen Märkten, Waren, Dienstleistungen und Aufmerksamkeiten sondern steht vielmehr für Hässlichkeit und ökologische Rückschrittlichkeit. zu mobilisieren. Merkwürdigerweise bringt sie eine Gartenästhetik hervor, die Noch vor wenigen Jahren war Rost ein negatives Bild, inzwischen steht Rost- vielerorts als Beispiel biederer Sparsamkeit gelten kann. Obwohl gerade Ästhe- stahl in Gärten und Parks für künstlerische Aufgeschlossenheit und Nonkon- tik ein Motor des Fortschritts ist, bleibt die öffentliche Schönheit in Form der formismus. Im Garten wird der Kampf um den Wandel ästhetischer Normen Gärten und Parks oft recht farblos und ungeplegt! geführt! Gestaltetes Grün ist und bleibt notwendigerweise „Luxus“. Und das ist auch gut so! Man muss sich den Park gern leisten, um sich in seiner Schönheit und Die Renaissance der sakralen Landschaft grünen Leichtigkeit zu spiegeln. Die meisten Religionen haben in ihren Landschaften sakrale Momente ge- Die Vision einer ökologischen Gartenkultur vor den Stadttoren sucht, die oft als religiöse Zeichensetzungen dienten. Alle Kulturen haben sich mit und in der Landschaft entwickelt. Selbst in unseren Funktionslandschaften Wird man in einigen Generationen an die Gartenkultur der Jahrtausendwende kann der aufmerksame Beobachter noch Reste christlicher Landschaften ent- zurückdenken, so dürfte sich die Ökologisierung des Gartens als tief greifender decken, wie Kirchtürme, Bildstöcke, Kapellen, Kruziixe, Landstraßenkreuze Gartenwandel entpuppen, vergleichbar etwa mit dem epochalen Wandel vom und Prozessionswege belegen. Barock- zum englischen Landschaftspark. Wir beinden uns mitten in einem Auch heute entwickelt sich wieder eine spirituell orientierte Landschaftsarchi-

2 2 Über die Zukunft der Gartenkultur

tektur, manche sprechen gar von „Landschaftsheilung“. Das Spektrum reicht einem konkreten Ort, Sehnsucht nach Identität sind die Herausforderungen vom neojapanischen Garten, über Klanginstallationen, anthroposophische globaler Gesellschaften. Wie viel mehr an sozialen Kosten müsste unsere Ge- Gärten, Buddha-Statuen oder Ökogärten bis zu neuen pastoralen Landschafts- sellschaft aufbringen, wie viel mehr an Vandalismus, Gewalt und Depression gärten. So wie sich das japanische Zeichen für Muße aus den Symbolen für ertragen, gäbe es keinen öffentlichen Freiraum, keine Spielplätze, Parks oder Kiefernzweig und Mond zusammensetzt, so wird der Garten als Ort der „Ent- Kleingärten? schleunigung“ gesucht. Eine solche „Entschleunigung“ ist auch in Parks zu Oft wird in der Stadtplanung Kinderfeindlichkeit beklagt. Gibt es kinder- spüren, die im Zuge der Wellnessbewegung Meditation sichtbar neben Fitness freundlichere Räume als phantasievolle Spielplätze, Stadtparks zum genera- rücken. In guter Parkgestaltung werden heute wieder „magische“ Komponen- tionsübergreifenden Miteinander oder Schulhöfe, die zu grünen Lernstätten ten spürbar, etwa durch Lichtgestaltungen oder in der Wiedergewinnung der werden? Nacht als Ort der Stille und der Dunkelheit. Vielleicht erlebt der Stadtpark als Eine gute Versorgung mit öffentlichem und privatem Grün bedeutet auch eine Zeitschleuse einen Bedeutungszuwachs, als ein Ort, an dem alles passieren altenfreundlichere Umwelt. Unglaublich viel zukünftiges Potential steckt in könnte: Hier kann man sich Verlieben und Verlieren, sich Finden, Sterben oder diesem Zusammenhang in der Kleingartenbewegung, deren soziale Wurzeln lebendige Argumente gegen die Depression inden. kaum mehr bewusst sind. Warum erinnert man sich nicht wieder stärker an den präventiven gesundheitlichen Aspekt des Grüns? Warum verbinden sich Well- Gartenkultur als Aushängeschild demokratischer ness und Gartenkultur nicht zu neuen programmatischen und ästhetischen Sozial- und Integrationspolitik Modellen, zu neuen Gesundheitsparks, die nicht die alten Infektionskrank- heiten, sondern die heutigen Zivilisationsbeschwerden erträglicher machen? Seit Mitte des 1. Jahrhunderts gab es starke Impulse mit Hilfe des entstehen- Das Grün als Hefeteig, Experimentierfeld, Galerie, Bühne, Zirkus und Baustelle den öffentlichen Grüns die Gesellschaft friedlicher, lebenswerter und gesünder für soziale Experimente, dies könnte eine Vision für die Landschaftsarchitektur zu machen, ein überaus erfolgreiches Programm! Das wichtigste an den Stadt- des 21. Jahrhunderts sein. parks waren stets die Menschen und nicht die Bäume. In den 10er Jahren fand die soziale Seite des gestalteten Grüns große Beachtung, leider auf Ko- Die große Zeit der Parks und Gärten liegt nicht in der Vergangenheit, sie sten der Ästhetik. Grün sollte dazu beitragen, soziale Deizite auszugleichen, kommt erst noch! eine gesündere, lebenswerte und kommunikativere Gesellschaft zu schaffen. Gärten und Parks wurden zur grünen Metapher einer gerechteren Welt. Insbe- sondere für die, die sich kein eigenes Haus mit komfortablem Garten leisten konnten, sollte ein grüner gemeinschaftlicher oder privater Ausgleich (Klein- garten) geschaffen werden. Heutzutage interessiert dieser Zusammenhang leider kaum noch. Im Zuge der Globalisierung entwickeln sich unsere Gesellschaften zu multi- kulturellen Schmelztiegeln mit wachsenden Integrationsproblemen, denn die ständig steigende Mobilität führt zu sozialer Entwurzelung, Heimatlosigkeit und Identiikationsnöten. Suche nach sozialer Geborgenheit, Beheimatung an

2 2 Literatur

• Christian Antz/Christian Hlavac (Hg.): Vorwärts ins Paradies. • Kai R. Mathieu (Hg.): Einblicke in die Staatlichen Schlösser und Neue Wege im Gartentourismus, München 200 Gärten Hessen 2000/01, Regensburg 2002 • Karin von Behr/Marion Nickig: • Bernd Modrow (Hg.): Gespräche zur Gartenkunst und anderen Künsten: Künstlergärten in Deutschland, Hamburg 200 Symposium der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen • Arno Brandt/Wilken von Bothmer/Claus Mangels: am 28. Juni 2002, Regensburg 200 GartenNetze Deutschland: Entwicklung – Vernetzung – • Bernd Modrow/Monika Vogt: O, wonnevolle Gärten. Begegnungen Vermarktung historischer Gärten, Hinstorff 200 mit historischen Gärten in Hessen, Frankfurt am Main 2000 • Ronald Clark: Garten-Reiseführer 200/200. 1300 Gärten • Bernd Modrow: Gartenkunst in Hessen: historischen Gärten und Parks in Deutschland, München 200 und Parkanlagen, Worms 18 • Joan Clifton: Traumhafte Gartenparadiese, München 200 • Charles Quest-Ritson: Gärten in Europa: Ein Handbuch für • Franz Ehmke: Triumph der schönen Gartenkunst, Erkner b. Berlin 200 Reisende, Stuttgart 200 • Facharbeitskreis der Schlösserverwaltungen (Hg.): Gartenlust – Lustgarten. • Charlotte Seeling: Frauen und ihre Gärten, Hildesheim 200 Die schönsten historischen Gärten in Deutschland, Regensburg 2003 • Gabriele Uerschein: Meisterwerke der Gartenkunst, Ditzingen 200 • Inken Formann/Michael Karkosch (Hg.): „Alles scheint Natur, so glücklich • Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten (Hg.): ist die Kunst versteckt“ : Bernd Modrow zum . Geburtstag, Historische Gärten in Hessen. Staatliche Gärten und Parkanlagen, München 200 Bad Homburg v.d. Höhe 18 • Ovidio Guaita/Valeria Manfreto (Hg.): Gärten, Wiesbaden 2008 • Kerstin Walter/Wilfried Hansmann: DuMont Geschichte der • Claudia Gröschel/Bernd Modrow: Fürstliches Vergnügen. Gartenkunst, Köln 2008 00 Jahre Gartenkultur in Hessen, Regensburg 200 • Christa Hasselhorst: Meister der Gartenkunst. Die großen Gärten Europas und ihre Schöpfer, Berlin 200 • Rainer Hein: Gartenkunst in Hessen. Spaziergänge durch historische Anlagen und Parks, Frankfurt am Main 18 • Penelope Hobhouse: Der Garten. Eine Kulturgeschichte, München 200 • Uta Korzeniewski: Narcissus und Tulipan. Vom Zauber alter Blumengärten, Ostildern 200 • Uta Löwenstein: Gartenkunst und Gartenlust. Historische Parks und Gärten in Hessen, Marburg 11 • Günter Mader: Geschichte der Gartenkunst. Ein Streifzug durch vier Jahrtausende, Stuttgart 200 • Elsemarie Maletzke (Hg.): Grüne Fluchten, literarische Gartenlust, Frankfurt am Main 200

28 2 Glossar Hanne Münster-Voswinkel

Arboretum Bereich innerhalb des Gartens, in dem seltene, v. a. exotische Ferme ornée Bezeichnung für in einen Landschaftsgarten integriertes, Baumarten oft aus wissenschaftlich-dendrologischen Interessen kultiviert wirtschaftlich genutztes Gehöft, das von seiner Anlage her ästhetisch in den werden Garten eingepasst ist

Arkaden fortlaufende Reihe von Bögen auf Pfeilern oder Säulen Gabionen Draht-, Metallgelechte, mit denen z. B. Steinmauern gefasst werden Belt walk meist in der Nähe der inneren Gartengrenze verlaufender Weg, der quasi um den Garten herum gelegt ist; besonders im englischen Land- Hag Teil einer Flur, der durch Hecken und Gehölze eingezäunt oder eingefrie- schaftsgarten verbreitet det wird; auch die Hecke selbst

Bering starke, meist mit Wehrgang und Türmen versehene Verteidigungs- Hortus conclusus geschlossener Garten; Bezeichnung für den mittelalter- mauer, die um eine Burg führt lichen, nach außen durch Mauern abgeschlossenen Nutz- oder Blumengarten

Boskett streng beschnittene, geometrisch oder ornamental angelegte Kämpen rechteckige, windgeschützte Anzuchtfelder niedrige Hecken- oder Niederwaldbereiche im Garten Katarakt Stromschnelle, Wasserfall Broderie Teppichbeete, die durch geordnete Blumen, seltener Kieselsteine, zwischen niedrigen Hecken wie eine Stickerei gemustert angelegt sind Kompartiment größerer Bereich innerhalb des Gartens, der von anderen Bereichen zumeist durch lineare Achsen getrennt ist Clump auf Rasenlächen oder Wiesen geplanzte Baumgruppe im englischen Landschaftsgarten Konventgarten Nutzgarten für den Konvent eines Klosters

Eingestelltes Jagen auch Deutsche Jagd genannt; Jagdtechnik, bei der das Memento mori „Gedenke des Todes“; etwas, das an den Tod gemahnt Wild in einen mit Tüchern oder Netzen abgegrenzten Bereich getrieben und von einem Jagdpavillon aus erlegt werden kann Monopteros von einem Säulenkranz umgebener Rundtempel

Epitaph Grabschrift; aufgehängtes Mal zur Erinnerung an einen Verstor- Parforcejagd von franz. par force = mit Gewalt; Reitjagd, bei der eine benen, meist mit ausführlicher Inschrift Hundemeute auf die Fährte des Wildes angesetzt wird; reitende Jäger stellen das ermüdete Wild Favorite Name mehrere Lustschlösser des 18. Jahrhunderts

280 281 Glossar

Parterre mit lachen Beeten angelegter Bereich eines Gartens. Liegen meist St. Galler Klosterplan Pergamentpläne aus dem . Jahrhundert im Kloster unmittelbar vor der Gartenfront eines Gebäudes und sind für eine Aufsicht von St. Gallen; galt bis in die Barockzeit als Planschema für die europäische aus diesem konzipiert. Beplanzt v. a. mit in geometrischen oder arabesken Klosterbaukunst Mustern angeordneten Blumen und anderen niedrigen Planzen, wobei die Musterung häuig durch verschiedenfarbige Kieselsteine unterstützt wird. Staffagebauten im englischen Landschaftsgarten Bauwerke, die meist Einfassung erfolgt meist durch niedrige Buchs-Heckenebene, Gartenläche als emotionale Stimmungsträger fungieren, oft nicht nutzbar, können einen mit Teppichbeeten. historisierenden, auf vergangene Stilepochen verweisenden oder exotischen Charakter besitzen; historisierende Staffagebauten mitunter bewusst als Patte d’oie Gänsefuß; dreistrahliges Wegesystem, bei dem die Wege in Ruinen errichtet einem Punkt zusammenlaufen; wichtiges Gestaltungselement des Barockgar- tens Sukkulente hauptsächlich in trockenen Gebieten vorkommende Planze mit besonderen, wasserspeichernden Geweben in Wurzeln, Blättern oder Stamm Pleasureground vor dem Hauptgebäude gelegener Rasenplatz, der durch Rabatten, Gartenplastik oder Wasserspiele aufwändig gestaltet ist Tillantien Gattung der Ananasgewächse

Point de vue Blickpunkt; Blickfang in einer Straßen- oder Gartenachse Trompe-l’Œeil Augentäuschung; Begriff aus der Malerei; Darstellungsweise, bei der ein Gegenstand so wiedergegeben wird, dass der Betrachter nicht Rabatte mit Zierplanzen bestücktes Beet meist rechteckigen Formats und zwischen Wirklichkeit und Gemaltem unterscheiden kann; in Gärten Anlage vor Mauern oder an Wegen und Rasenlächen gelegen von perspektivischen Täuschungen

Refektorium Speiseraum in Klöstern Tropicarium Haus, Anlage mit tropischem Klima zur Haltung tropischer Planzen Ruderalplanze Pionierplanzen, die bevorzugt Schutthalden und Trümmer- lächen besiedeln Voliere Vogelhaus oder größerer -käig

Rüster europäische Laubholzart, Ulme

Sphinx antikes Fabelwesen mit Löwenkörper und männlichem oder weib- lichem Kopf (und Flügeln)

282 283 Ortsregister

Alzenau-Wasserlos Bingen am Rhein Eppstein 0 Ostpark S. 10 02 Schlosspark S.  0 Gelände der 03 Bergpark Villa Anna S.  01 Palmengarten S. 2 Landesgartenschau S. 23 003 Altangarten Burg S. 2 082 Peterskirchhof S. 200 Aschaffenburg 08 Poelzig-Park Universität S. 10 0 Altstadtfriedhof S. 1 Büdingen Flörsheim-Bad Weilbach 101 Rebstockpark, 02 Park Schönbusch S.  0 Garten Kölsch S. 228 0 Ehemaliger Kurpark S. 1 Erweiterung S. 2 02 Park Schöntal S. 8 0 Römerstadt, 02 Schlossgarten S. 80 Darmstadt Florstadt-Staden Grünlächenplanung S. 232 00 Botanischer Garten 03 Schlosspark S.  0 Rothschildpark S. 180 Bad Homburg v.d. Höhe der Technischen Universität S. 218 0 Volkspark Niddatal S. 12 08 Forstgarten S. 21 031 Herrngarten S. 88 Frankfurt am Main 03 Wallanlagen S.100 0 Kurpark S. 138 0 Mathildenhöhe S. 18 102 Alter Flugplatz „Niddawiesen“ 028 Landgräliche 018 Orangeriegarten S. 0 Bonames S. 2 Friedberg (Hessen) Gartenlandschaft S. 82 0 Park Rosenhöhe S. 188 0 Bethmannpark S. 10 00 Burggarten S. 2 01 Orangerie im Schlosspark S. 8 032 Prinz-Emil-Garten S. 0 010 Bolongaro-Garten Höchst S. 0 02 Schlosspark S. 8 00 Prinz-Georg-Garten S. 38 08 Bonifatiuspark Riedberg S. 238 Hanau 01 Schlossgarten und Wildpark 01 Botanischer Garten der 01 Alte Fasanerie Bad Nauheim Jagdschloss Kranichstein S. 0 Universität S. 220 Klein-Auheim S. 2 0 Jugendstil-Schmuckhöfe S. 18 080 Waldfriedhof S. 1 00 Brentanopark S. 12 103 Francois-Gärten S. 28 0 Kurpark S. 10 0 Chinesischer Garten S. 20 083 Historische Friedhöfe S. 202 Dieburg 01 Grüneburgpark S. 1 10 Kinzigaue S. 20 Bad Soden am Taunus 033 Schlossgarten S. 2 GrünGürtel S. 28 020 Orangerie 0 Kurparks S. 12 02 Günthersburgpark S. 1 Schloss Philippsruhe S.  Dreieichenhain 081 Hauptfriedhof S. 18 038 Schlossgarten Altstadt S. 102 Bad Vilbel 001 Burg Hayn in der Dreieich S. 20 03 Holzhausenpark S. 18 03 Schlosspark Philippsruhe S. 10 08 Kurpark S. 1 03 Huthpark S. 1 00 Staatspark Wilhelmsbad S. 10 Eltville 100 Koreanischer Garten S. 22 Bensheim-Auerbach 002 Garten- und Freianlagen 0 Lohrpark S. 18 Hattersheim am Main 030 Staatspark Fürstenlager S. 8 Kloster Eberbach S. 22 0 „MainÄppelHaus 10 Historischer Bürgergarten Lohrberg“ S. 230 Nassauer Hof S. 22 03 „Nizza“ S. 8

28 28 Ortsregister

Heusenstamm Miltenberg Usingen 011 Schlosspark S. 2 08 Stadtpark S. 122 012 Schlosspark S. 

Karben-Groß Karben Nidda-Bad Salzhausen Weilburg 038 Schlosspark S. 108 00 Kurpark S. 18 022 Orangerien Schloss S. 8 013 Schlossgarten S.  Königstein-Falkenstein Offenbach 02 Park Kempinski Hotel S. 110 08 Alter Friedhof S. 20 Wiesbaden 03 Park Villa Rothschild S. 112 0 Dreieichpark S. 1 08 „Alter Friedhof“ S. 208 Grünring S. 22 01 Kurpark S. 10 Kronberg im Taunus 08 Leonhard-Eißnert-Park S. 1 08 Nordfriedhof S. 210 00 Gärten und Eibenhain Burg 0 Lilipark/Büsingpark S. 12 088 Russischer Friedhof S. 212 Kronberg S. 28 00 Schlosspark 03 Schlosspark Biebrich S. 132 0 Park Schloss Rumpenheim S. 12 01 Tier- und Planzenpark Friedrichshof S. 11 Fasanerie S.  0 Quellenpark Kronthal S. 11 Regionalpark S. 2 02 „Warmer Damm“ S. 12 0 Viktoriapark S. 118 023 Wintergärten Stadtschloss S. 0 Rüsselsheim Lorsch 01 Verna-Park S. 128 Worms 00 Heilplanzengarten Kloster 0 Schlosspark Herrnsheim S. 13 Lorsch S. 30 Schlüchtern-Ramholz 02 Schlosspark S. 130 Main-Taunus 02 Arboretum S. 222 Seligenstadt 00 Klostergärten S. 32 Mainz 021 Orangerie S.  03 Botanischer Garten der 008 Wasserburg Universität S. 22 Klein-Welzheim S. 3 08 Hauptfriedhof S. 20 10 Naturschaugarten Linden- mühle Bretzenheim S. 2 0 Stadtpark S. 120

28 28 Impressum

Herausgeber KulturRegion Frankfurt RheinMain gGmbH Geschäftsführer Konrad Dörner Poststraße 1 032 Frankfurt am Main www.gartenrheinmain.de www.krfrm.de [email protected]

Projektleitung Heidrun Merk Redaktion Ulrike May

Fotos Winfried Eberhardt Gestaltung Manfred Nachtigal ([email protected])

Druck: Druckkollektiv GmbH Giessen

Erschienen im CoCon-Verlag Hanau 2008 In den Türkischen Gärten 13 30 Hanau Tel: (0 1 81) 1  00 E-Mail: [email protected]

ISBN: 8-3-3--

Mit freundlicher Unterstützung durch:

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