Literatur / Widerstand / Exil 37
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ZWISCHENWELT LITERATUR / WIDERSTAND / EXIL 37. Jg. Nr. 3a November 2020 Euro 9,- SFr 12,- EIN STARKER HERBST Österreichische Post AG MZ 027030485 M Theodor Kramer Gesellschaft Engerthstr. 204/40 1020 Wien ISSN 1606-4321 204/40 1020 Wien Österreichische Post AG MZ 027030485 M Theodor Kramer Gesellschaft Engerthstr. Nicht fürs Süße, nur fürs Scharfe / und fürs Bittre bin ich da; / schlag, ihr Leute, nicht die Harfe, / spiel die Ziehharmonika. Theodor Kramer INHALT ZWISCHENWELT Konstantin Kaiser 3 Editorial – „Bedingungsloses Grundeinkommen“? Zeitschrift für Kultur des Exils Bettina Balàka 4 Der Indianer in uns – Schriftsteller und die Wirklichkeit und des Widerstands Christiana Puschak 6 Österreichische Frauen am Bauhaus. Vormals „Mit der Ziehharmonika“ Kampf gegen Geschlechterrollen ISSN 1606-4321 Melitta Matoušek 9 „Man muss die Idee beim Schopf packen...“ Redaktion: A-1020 Wien, Engerthstr. 204/40, Über den Erfinder, Unternehmer und Tel. (+43 1 bzw. 01) 729 80 12, Fax: 729 75 04 Künstler Friedrich Schächter E-Mail: [email protected] Sanna Schulte 12 Über jüdische Friedhöfe als zurückgelassene [email protected] Produktion, Verwaltung: Tel. 720 83 84 und zerstörte Erinnerungsräume E-Mail: [email protected] Elisabeth Malleier 15 Exil-Verbindungen in den frühen http://www.theodorkramer.at Jahren von SOS Kinderdorf Erscheint vierteljährlich. Elnara Zülfüqarova 17 Asylleben Herausgeber: Konstantin Kaiser, Vladimir Vertlib. Verstreutes 18 Unter Mitarbeit von Hannah Menne, Corina Prochazka. Redaktion: Evelyn Adunka (E.A.), Alexander Emanuely (A.E.), Matthias Fallenstein, K. Kaiser (K.K.), Martin I-XVI Der Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft Krist, Bernhard Kuschey, Katharina Prager, Marcus G. stellt sich vor Patka, Peter Roessler. Jahresabonnement: Euro 30,– (Österreich) Sonja Pleßl 19 1 Million Meals. Indien und das unsichtbare Kind Euro 35,– (außerhalb Österrreichs) 27 Die Odyssee von Oswald Adler (1920 – 1945) Konto: Theodor Kramer Gesellschaft: Bank Austria Nr. 671 074 805, IBAN: AT26 1200 0006 7107 4805 28 Bruno Schernhammer Über eine alte Mär / BIC: BKAUATWW Anna Weinkamer 29 „Es gibt für diesen Text kein Ende“ (K. Braschel) Abonnements und Mitgliedsbeiträge für die Theodor Karl Wimmler 29 „Die Macht der Toten offenbart sich im Kramer Gesellschaft (TKG) in Deutschland bitte auf Erinnern.“ (A. Vollmer, H.E. Wenzel) unser Konto: HypoVereinsbank, IBAN: DE59 7002 Klaus Hübner 31 Alle hatten Angst. Eine Jugend im Irak (A. Khider) 0270 0666 859529 / BIC: HYVEDEMMXXX In der Schweiz: IBAN: CH09 0900 0000 9077 23656 / BIC: 32 Erich Hackl Porträt des Autors als Rappelkopf (H. Raimund) POFICHBEXXX Florence Hervé 33 Madeleine Riffaud. Résistance-Kämpferin, Gestaltung: Julian Palacz. Drucklegung gefördert durch Kriegsreporterin, Dichterin (I. Mons) die Stadt Wien – Kultur, das Land Niederösterreich, Christiana Puschak 34 Mit Mut und List (F. Hervé) das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, und den Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus. Eigentümer, Verleger: Theodor Kramer Gesellschaft (TKG). – Die TKG bemüht sich durch geduldige Arbeit um Verständnis für Literatur und Kultur des Exils und des Widerstands. Mitglied der Theodor Kramer Gesellschaft kann jede physische und juristische Person im In- und Ausland werden. Die Mitgliedschaft wird erworben durch die Einzahlung des Jahresmitgliedsbeitrages von Euro 50,–(in Österreich)/Euro 55,- (außerhalb Österreichs) bzw. mit Förderungsbeitrag Euro 75,–/Euro 80,- auf das Konto der TKG. Im Mitgliedsbeitrag sind das Abonnement „Zwischenwelt“ (ZW) und der Bezug des gleichnamigen Jahrbuchs der TKG inbegriffen. Vorstand der TKG: Karl Müller (Vors.), Peter Roessler (Stellv. Vors.), Anna Benedek (Schriftf.), Marianne Windsperger (Kassierin); Elisabeth Erler, Primavera Driessen Gruber, Harald Maria Höfinger, Martin Krist, Primus-Heinz Kucher, Herbert Staud , Karl Wimmler. Sekretär: Konstantin Kaiser. Titelbild: Trude Waehner: Haifa vom Mount Carmel, 1967/68. Öl/Leinwand, 59,5 x 81,3 cm. (Abbildung von Kunsthandel Widder). Trude Waehner stellte 1964 in der Zohar Gallery in Haifa aus und bereiste Israel in den Jahren 1967/68. In dieser Zeit entstanden einige großformatige Landschaftsbilder. Ausführliche Beiträge zu Leben und Werk Trude Waehners finden sich in ZW 3/2017 (von Sabine Plakolm-Forsthuber) und ZW 1-2/2010 (von Julia Schwaiger). In ZW 4/2017 erschienen Trude Waehners autobiografische Skizze Der Wind des Volkes sowie Erinnerungssplitter an Trude Waehner von Anna Benedek. Zwischen Privileg und Almosen Editorial: über Bedingungsloses Grundeinkommen Die österreichische IG Autoren und Autorinnen fordert das „Be- angetreten scheint. Letztlich läuft es auf eine Marginalisierung dingungslose Grundeinkommen“ für alle (so Geschäftsführer der ohnehin schon geschwächten Arbeiterbewegung hinaus: Sie Gerhard Ruiss im Standard, 1.7.2020), aber zuerst einmal und zwar verlöre die Institutionen, auf die sie sich stützt. Besonders tiefe „sofort“ für die KünstlerInnen und Künstler, deren Situation eine Denker setzen daher gleich schon auf die vernünftig vorausschau- prekäre ist. (Prekär ist auch die Lage vieler anderer Menschen in ende Philanthropie der Herrschenden, sich selbst freiwillig ein Österreich, z.B. die alleinerziehender Mütter...) Somit stellt sich Almosen abzuzwacken. schon einmal die Grundfrage des Kreises der Bezugsberechtigten, Wie immer: Das bedingungslose Grundeinkommen erweist die Frauen in der Sahelzone oder im Lager Al Hol sind wohl mit sich bei näherem Hinsehen als ein willkommenes Almosen, das „alle“ nicht gemeint. „Alle oder keiner“ wäre meines Erachtens letzlich auf Kosten der Bedürftigen gegeben wird. ein gutes Prinzip, in gewisser Weise mit der Bolsa Familia für Ungeheuer viel wichtiger und ernsthaft zu verteidigen und auf- Familien, deren Pro-Kopf-Einkommen unter einer bestimmten rechtzuerhalten sind Rechte und Forderungen, die in jahrhunder- Grenze liegt, in Brasilien 2004 verwirklicht. Wenn aber nicht telangen Kämpfen aufgestellt und teilweise durchgesetzt wurden, Bedürftigkeit über die Zuerkennung entscheidet, verbleibt als so die Forderung, daß jeder Mensch die Möglichkeit habe, sich Kriterium bloß die Zugehörigkeit zu einem Berufsstand oder zu zu bilden, einen Beruf zu erlernen, medizinische Versorgung in einem Staat oder einer Nation, sei es durch Absolvierung einer Anspruch zu nehmen und im Alter nicht mittellos dazustehen, in Schreibwerkstatt oder durch Staatsbürgerschaft, eine Zugehö- der kalten Jahreszeit nicht frieren und nicht hungern zu müsssen, rigkeit jedenfalls, die andere ausschließt und durch die also ein Zugang zur Kommunikation und zur gemeinsamen Betätigung mit Privileg erworben wird. Welche neuen Freuden chauvinistischer anderen Menschen, ein Dach über dem Kopf zu haben und auch Abgrenzung daraus erwachsen, läßt sich erahnen. Dinge besitzen und sammeln zu dürfen, die ihm eine Freude sind oder für seine Interessen zu gebrauchen sind. Auch möge er wegen Ökonomen waren schon länger besorgt über eine Entwicklung zu seiner sexuellen Orientierung nicht in erzwungener Keuschheit immer größerer Verteilungsungerechtigkeit, die den wirtschaftli- leben müssen – hier aber stößt seine Freiheit möglicherweise auf chen Zyklus gefährdet. Während sich bei den Einen immer gewal- die Freiheit der anderen, hat ihre Grenzen. Sie kann nicht als ein tigere Vermögenswerte ansammeln, die auf Kosten der Anderen bedingungsloses „Lusteinkommen“ ausgelebt werden. Es geht zu mehren und zu erhalten sind, werden die Einkommen der also um Partizipation, Teilhabe und zugleich Mitverantwortung Anderen u.a. durch ihnen auferlegte tributäre Mieten und Pachten an den sozialen, wissenschaftlichen, kulturellen, zivilisatorischen und indirekte Steuern derart geschmälert, daß sie mangels Kauf- Errungenschaften, eine Teilhabe, die durch ein Grundeinkommen kraft Ihren Pflichten als Konsumenten nicht mehr nachkommen in welcher Höhe auch immer nicht ersetzt werden kann. In der können. Dazu kommt die andere Sorge, daß fortschreitende Rati- Tat aber führt dieses Konzept zu schweren Konflikten bei der onalisierung, Globalisierung und Digitalisierung zur Freisetzung Abgrenzung des Kreises der Anspruchsberechtigten und entwertet sehr vieler Arbeitskräfte und zur Verelendung ganzer Landstriche tendenziell die Arbeit, die für Lohn geleistet wird. führen könnten und bereits geführt haben. Die herrschende Klasse Die Idee einer simplen Umverteilung von Geldmitteln als sozi- könnte sich dann nicht mehr dadurch legitimieren, daß sie das ales Patentrezept ignoriert zudem die schon vorhandenen sozialen Ganze der Gesellschaft nach ihren Interessen organisiert, was ja Errungenschaften und übersieht den Beitrag, den die Sozialversi- bisher – trotz phantasievoller Benennungen verschiedener ‚neuer‘ cherten im Umlagesystem selbst dazu nach ihren Möglichkeiten Beschäftigungsformen – durch Lohnarbeit wohlfeil bewerkstel- leisten. Abgelenkt wird von der drohenden Spaltung des Gesund- ligt werden konnte. Es werde also auf absehbare Zeit eine große heits- und des Schulwesens durch private Krankenversicherungen Arbeitslosigkeit geben; viele Menschen würden buchstäblich vor und Privatschulen bis hin zum Betrieb von Flüchtlingslagern und dem Nichts stehen. Abhilfe böte als eine Art Helikoptergeld das Gefängnissen als einem lohnenden Geschäft. Bedingungslose Grundeinkommen. Ein Anspruch auf bedingungsloses Grundeinkommen würde u.a. den familiären Druck auf Frauen, die Familie nicht durch Die Mehrausgaben für das Grundeinkommen müsste der Staat,