Internationales Berlin Forum 24.6.-1.7. Des Jungen Films 1973
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
internationales berlin forum 24.6.-1.7. des jungen films 1973 YEAR OF THE WOMAN Format 35 mm (gedreht in 16 mm), Farbe Das Jahr der Frau Länge 82 Minuten Land USA 1972 Inhalt Produktion The Year of the Woman Company Porter Bibb Vor dem Hintergrund eines 42-Millionen-Dollar-Bühnenbildesf Steve Ornstein nämlich dem Kongreß der Demokratischen Partei in Miami Beach 1972, hat Sandra Hochman einen Film gemacht, der eine Satire auf den sich in Politik und der ganzen Gesellschaft immer mehr aus• Sandra Hochman Buch und Regie breitenden Sexismus darstellt. Sandra Hochman wollte die Würde der Frauen in ihrem neuen Be• Kamera Claudia Weill wußtsein zeigen, und sie hat ihre Absicht mit einem ausgelassenen, Juliana Wang lustigen Film verwirklicht, in dem Scharen prominenter Persönlich• Jean Luyat keiten auftreten, wie auch viele dezidierte Mitglieder verschiedener Schnitt Patricia Powell nationaler Frauenorganisationen. In diesem Frontbericht über den Eden Williams Krieg zwischen den Geschlechtern ergreift sogar Miami Beach Par• tei; diese Stadt zeigt sich als die eigentliche 'angemalte Frau*. Ton Martha Coolidge Barbara Koppel DAS JAHR DER FRAU ist der erste Film von Sandra Hochmann und der erste abendfüllende Film in den USA, der ausschließlich Technische Assistenz Richard Grey von Frauen gemacht wurde. James McCarthy Produktionsmitteilung Regie-Assistenz Jack Feder Produktionsassistenz Jenette Kahn Judith Gordon Sandra Hochman: Wie der Film entstand Lyn Hemmerdinger Bericht vom Kongreß der Demokratischen Partei in Miami Beach Josh Feigenbaum 1972 Howard Potter Linda Barnett Ich betrachtete diesen Parteikongreß als ein historisches Ereignis, Susan Nicholson das unter anderem für die Frauen eine Art Wendepunkt bedeuten R. Bookman würde. Meine Freundin Flo Kennedy, die die Seele der leichten Brigade hinter der Feministen-Partei ist und eine ständige Quelle dynamischer Aktionen gegen die Unterdrückung aller, — besonders Mitwirkende Bella Abzug der Frauen -, die sich auf die Hinterbank abschieben lassen, hatte Warren Beatty bereits schriftlich mitgeteilt, was sie für die Tagung plante. Der Um• Art Buchwald fang ihrer Unruhe stiftenden Aktivitäten war äußerst eindrucks• Yvonne Braithwaite Burke voll: Märsche, Foren, Proteste, Diskussionssitzungen, dies alles bil• Jacqui Ceballos dete den überzeugenden Beweis, daß die Fragen, die Frauen ange• Shirley Chisholm hen — besonders auch das Abtreibungsproblem — nicht mehr höf• Fred Dutton lich vor der Öffentlichkeit versteckt werden. In einem Wort: die Tom Eagleton Dinge würden niemals wieder sein wie vorher. Nora Ephron Charles Evers Ich sah voraus, daß die Frauen nicht mehr nur als Hilfskräfte, son• Betty Friedan dern nun als selbständig Handelnde teilnehmen würden. Vor kurzer John Kenneth Galbraith Zeit hatte ich in einem Haus in Oyster Bay einen Aschbecher gese• Betty Harris hen, auf dem, von Rosenknospen umrankt, zu lesen war: "Der Gary Hart Mann ist das Pferd, die Frau sein Zügel"; dieser Aschbecher war im Hubert Humphrey Begriff zu zerbrechen. Es lag eine neue physische Energie in der Florynce Kennedy Luft; aber auch Bedrohung für das Königreich der Unterdrückung. John Lindsay Der Kongreß würde nicht mehr länger ein Stall rauchgefüllter Räu• Cassie Macklin me sein, in denen geheimnisvolle Pferde gegeneinander gesetzt wur• Norman Mailer den. Ich begann Material über Parteikongresse nachzulesen und Frank Mankiewicz stellte fest, daß jeder Bericht über politische Zusammenkünfte von George McGovern Männern für Männer geschrieben worden war, eine Tatsache, die Shirley McLaine erst jetzt, im Jahre 1972 allmählich obsolet wurde. Die Arbeiter• Edmund Muskie schaft hatte vor Präsident F.D. Roosevelt nie eine Stimme gehabt. Eugene Nickerson Nun sollte das Jahr McGoverns auch das Jahr der Frau sein — die Liz Re nay Frauen bildeten eine eigene Kraft — und es sprach für McGovern, Jerry Rubin daß sein Parteikongreß (denn es war sein Parteikongreß) zumindest Pierre Salinger eine freundliche Haltung den Frauen gegenüber einnahm, wenn Diane Schulder auch nur wenige aus seinem Stab wirklich verstanden, daß die Rech• Edmund Skelling te der Frauen nicht mehr bloße rhetorische Floskeln waren, sondern Gloria Steinem u.v.a. gerade dabei, Realität zu werden. Der Zügel war im Begriff, das ist Deine Schöpfung", und hielt mich bei der Stange. Flip Mc• Pferd zu beißen. Ich schrieb meine Idee für den Film nieder: Carthy brachte all seine Begeisterungsfähigkeit in das Projekt ein — Flip ist ein junger Filmmacher, der erste, den ich bat, mit mir Das Jahr der Frau: ein Dokumentarfilm zu arbeiten. Bevor eine Woche um war, hatten wir eine Gruppe über die Frauen beim Kongreß der begabter, gutausgebildeter Frauen zusammen: Juliana Wang und Demokratischen Partei Claudia Weill für die Kamera, Martha Coolidge und Barbara Kop• pel für den Ton. Porter mietete einen Bus, und dann ging es wirk• Zielsetzung lich los zum Flugplatz. Ich will einen Film machen, der das politische Potential der Frau• Wir kamen mit unserem 17-köpFigen Team um Mitternacht in en darstellt. Frauen haben Millionen in die Wirtschaft investiert, Miami an und jeder fragte: "Was soll ich jetzt tun? " Ich dachte sie investieren jetzt Zeit und Geld in ihre eigene Macht. Dies wird im besten Horoskop-Jargon: "Keine Panik. Die Antwort auf Ihre der erste demokratische Parteikongreß sein, auf dem Frauen ihre Fragen wird Ihnen bald enthüllt werden." Aber am ersten Morgen eigenen politischen Abstimmungen und politischen Demonstra• in der Sonne begann ich mich selbst zu fragen: "Was soll ich ei• tionen durchführen, und somit wird er - von diesem Gesichts• gentlich hier tun? Was soll ich in Miami filmen? Palmen, Quallen punkt aus gesehen - zu einem historischen Ereignis. und Restaurants? " Neben dieser Berichterstattung will ich einen Film machen, der lustig ist. Dafür habe ich schon die notwendigen Darsteller, die Eingeständnis der Ahnungslosigkeit (von welchem Standpunkt auch immer) exaltierte aber wichtige Zuerst muß gesagt werden, daß ich ein Regisseur war, der nicht Frauen sind: Flo Kennedy, Betty Friedan und Germaine Greer, die geringste Ahnung von Kameras hatte. Ich kann nicht einmal um nur einige der Unruhestifterinnen zu nennen. Sie werden Kon• eine Waschmaschine einschalten. Was Maschinen anbetrifft, bin ferenzen und Straßendiskussionen abhalten, von den Protestlie• ich ausgesprochen zurückgeblieben. Als eine der besten Kamera• dern ganz zu schweigen, und so — kurz gesagt — für die Satire frauen der Welt, Juliana Wang, mich fragte, ob ich einmal durch sorgen. die Linse blicken wolle - wir waren gerade dabei am Strand zu Miami selbst ist eine Frau — eine große Hure, die von dem männ• filmen — konnte ich die Linse nicht finden. Ich versuchte irgend• lichen Mechanismus, der Demokratischen Partei benutzt wird. wo hineinzuschauen, aber es war das falsche Loch. Dann sprachen Dieser Film wird eine Satire sein, in der Frauen die entscheiden• sie alle über irgendein Magazin, das nicht vorhanden war. Ich hat• den Rollen der Machthaber spielen und die Männer als Chor wie te nicht die geringste Ahnung, wovon die Rede war; ich dachte,sie in einer griechischen Tragödie mitwirken. Er wird seinen eigenen sprächen von einer Zeitschrift. Ich konnte kein Studio von einem Kommentar zu den Frauen an der Macht geben. Magazin und keine Linse von Kartoffel-Chips unterscheiden. Wer war ich? Thomas Edison? Sicher hatte ich mich schon bei Filme• Sandra Hochman machern herumgetrieben. Ungefähr einen ganzen Tag. Die Unter• haltungen über Kinetoskope, Mutoskope, Biographe, magische In diesem 1-seitigen Vorschlag hatte ich geschildert, welche Art Schatten, die Klassiker des Stummfilms, die Fotografie als litera• von Film ich gerne machen würde. Da erschien ein junger Mann rische Kunst erschienen mir nicht sehr dynamisch, ja nicht einmal namens Porter Bibb, der eigentlich meine Wohnung mieten woll• interessant. Ich bereitete mich auf meinen ersten Film vor, indem te. Ich wußte, daß er der Produzent des Dokumentarfilms ich Trauma las, ein medizinisches Journal. Ich versuchte meine Ge• Gimme Shelter war. In einer verrückten Anwandlung erzählte ich danken von der Filmkunst fort in die Welt der Phantasie und des ihm, wieviel Spaß es machen würde, diesen Film beim Parteikon• menschlichen Organismus zu lenken. Wann muß operiert werden? greß zu drehen - einen imaginären Dokumentarfilm, in dem die Wann soll man den Patienten weiterleben, wann ihn sterben lassen Teilnehmer des Kongresses die Personen der Handlung sind. Der — diese Fragen erschienen mir unmittelbar dringlich und dyna• Parteikongreß als Theaterhintergrund, vor dem Realität und Phan• misch. Ich sah mich als Chirurg der Phantasie. Ich befand mich in tasie ausgespielt werden. Ich schilderte ihm meine Idee. Meine einem ungeheuer großen Operationssaal, genannt Parteikongreß, Wohnung hat er zwar dann doch nicht gemietet, aber wir unter• — Skalpell, bitte! Alle Eindrücke zusammenzustellen: das würde die hielten uns ein paar Stunden. "Ich denke, wir können ein paar Operation sein. private Geldgeber dafür finden", sagte er. Ich mußte gerade zu Aber was zusammenzustellen? Eine exaltierte, überspitzte Biogra• einem Schriftstellertreffen in Indiana abfliegen, wo ich ein Semi• fie. Einen Traum. Eine Phantasie, in der die Schauspieler wirkliche nar über Poesie halten sollte, und der Parteikongreß begann schon Politiker sind. Ich wollte auch Kostüme benutzen. Masken! Würden in einer Woche. In dieser einen Woche trieb Porter das Geld auf, diejenigen, die auftreten sollten, da mitmachen? Würde Robert stellte ein Team zusammen und machte die notwendigen