Athen Spielt Den Ball Zurück
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Stadt der Zukunft Durch die Bank digital Ein Roboter Berliner diskutieren Aufteilung des Der Geldverkehr verlagert sich in der Oper öffentlichen Raums. Seite 9 zunehmend ins Internet. Seite 17 Grafik: fotolia/Oakozhan; Foto: drama-berlin.de/Iko Freese Der junge Herr links im Bild – oder ist es eine Dame? – heißt Myon. In der neuen Produktion der Komischen Oper dreht sich alles um sein Handeln – und Fühlen. Seite 13 Mittwoch, 24. Juni 2015 70. Jahrgang/Nr. 144 Bundesausgabe 1,80 € www.neues-deutschland.de STANDPUNKT Ein bisschen mehr Dicke Kröte Athen spielt den Ball zurück für Erzieherinnen Velten Schäfer über die Schlichtung Vorschläge der Regierung nun Grundlage für neue Gespräche mit den Gläubigern Schlichter empfehlen im Tarifstreit bei Sozial- und Erziehungsdiensten zwei bis 4,5 Prozent mehr Lohn Berlin. Bisher lautete einer der Hauptsätze der Es verwundert schon ein wenig, Krisenpolitik, der Ball liege im Feld der grie- Bad Brückenau. Die Schlichter im Tarifstreit dass sowohl die Dienstleistungs- chischen Regierung. Nach den Sondertreffen der Sozial- und Erziehungsdienste haben ein- gewerkschaft als auch der Beam- von Finanzministern und Regierungschefs am vernehmlich moderate Erhöhungen für die tenbund nach dem Erziehungs- Montag, sieht die Athener Mannschaft die Lage einzelnen Berufsgruppen vorgeschlagen. Das dienste-Schlichtervorschlag vom nun anders: »Der Ball liegt im Feld der euro- gaben der frühere sächsische Ministerpräsi- Dienstag so schnell so konziliante päischen Regierungen«, kommentierte Premier dent Georg Milbradt (CDU) und der ehema- Signale senden. Alexis Tsipras den Ausgang der Gespräche. lige Hannoveraner Oberbürgermeister Her- Wochenlang hatte man die Zuvor hatten die Gläubiger Vorschläge der bert Schmalstieg (SPD) als Schlichter am Mitglieder mobilisiert. Nicht um SYRIZA-geführten Regierung als »neu« und Dienstag bekannt. Beide empfahlen den Ta- ein paar Lohnprozente sollte es »Diskussionsgrundlage« bezeichnet – und da- rifparteien, den Vorschlag anzunehmen. Soll- gehen, sondern um eine grund- mit erstmals im Ansatz als positiv bewertet. Am ten die Gewerkschaften und die Arbeitgeber sätzliche Aufwertung einer gan- Mittwochabend ist ein neues Treffen der Eu- dies tun, könnte der neue Tarifvertrag ab Juli zen Berufsgruppe in der Tarif- rogruppe angesetzt, bis Donnerstagmorgen 2015 und für fünf Jahre gelten. struktur des Öffentlichen Diens- sollen die Gespräche zu einem Ergebnis kom- Schmalstieg erklärte, die Vorschläge ent- tes! Nun soll dieses unangetastet men. Er sei »überzeugt davon, dass wir zu ei- hielten für die Erzieherinnen und Sozialar- bleiben und je nach Berufsgruppe ner abschließenden Einigung im Laufe dieser beiter Erhöhungen in den einzelnen Berufs- soll es zwischen zwei und vier- Woche kommen«, sagte Kommissionspräsi- gruppen von zwei bis 4,5 Prozent. Das Ent- einhalb Prozent mehr geben – dent Jean-Claude Juncker,, »aus dem einfa- geltgefüge im Öffentlichen Dienst bleibt al- wohlgemerkt bei satten fünf Jah- chen Grund, dass wir diese Woche eine Eini- lerdings unangetastet, was verdi bedauerte. ren Laufzeit. Wie viel mehr bleibt gung finden müssen«. Die Gewerkschaft und der deutsche Beam- dann eigentlich nach Abzug der Die Vorschläge beinhalten unter anderem tenbund (dbb) hatten eigentlich gefordert, Teuerung? Steuererhöhungen und Kürzungen im Haus- Sozial- und Erziehungsberufe höher einzu- Sieger sehen anders aus als am halt, aber auch Maßnahmen zur Umverteilung stufen. Dies hätte Einkommenssteigerungen heutigen Mittwoch der Gewerk- von oben nach unten wie eine Sondergewinn- von bis zu zehn Prozent bedeutet. schaftschef Frank Bsirske, der steuer und die Anhebung der Steuern auf ho- Der dbb begrüßte den Schlichterspruch. diesen Kompromiss mit Schlag- he Einkommen. EU-Vizekommissionschef Val- Anders als beim vorherigen Angebot der Ar- seite seiner Basis verkaufen muss. dis Dombrovskis sagte, »mit diesem Vorschlag beitgeber profitiere nun der größte Teil der Der Schlichterspruch ist im Ge- ist eine Vereinbarung möglich, wenn beide Sei- Beschäftigten im Sozial- und Erzieherbe- genteil eine dicke Kröte für dieje- ten ernsthaft in den nächsten ein oder zwei Ta- reich, so der Verhandlungsführer Andreas nigen, die so engagiert gekämpft gen arbeiten«. Man müsse aber »noch über- Hemsing. Der Verband Kommunaler Arbeit- haben – und auch für die halbe prüfen, ob die Vorschläge die bestmöglichen geber erklärte, der Vorschlag liege »deut- Million nicht kommunal Beschäf- sind und alles stimmt«. Auch sei noch nicht ent- lich« unter den Gewerkschaftsforderungen. tigten, auf die sich der Abschluss schieden, für welchen Zeitraum das eigentlich Ver.di-Delegierte beraten am heutigen Mitt- auswirken würde, kein Grund am 30. Juni auslaufende Kreditprogramm ver- woch in Frankfurt am Main über das weitere zum Jubeln. längert werden solle. »Es scheint, dass es mehr Vorgehen. Agenturen/nd Seite 7 Sicherlich ist es schwierig, Argumente gibt für eine längere Ausweitung. nach einem »einvernehmlichen« Ich stelle mir vor, dass dies Teil sein wird einer Schlichtungsergebnis bei zuneh- Abmachung in den nächsten Tagen.« mend feindseligem Medienum- Für eine solche wird Tsipras wohl nicht leicht feld in den Kampfmodus zurück- eine eigene Mehrheit bekommen. Mehrere SY- Schwere US-Waffen zukehren. Auf der anderen Seite RIZA-Abgeordnete haben bereits ihr Nein an- leidet die Mobilisierungsfähigkeit gekündigt. Die neuen Vorschläge seien »ex- nach Osteuropa der Gewerkschaft, wenn auf den trem und unsozial«, hieß es. Die Koalition von großen Tigersprung die Landung SYRIZA mit der nationalistischen ANEL hat ei- Ausrüstung für eine Brigade soll in als Bettvorleger folgt. Schon 2009 ne Mehrheit von 162 von 300 Parlamentssit- sechs Ländern zirkulieren beim letzten großen Arbeits- zen. Der linke Flügel von SYRIZA umfasst et- kampf in dem Bereich war das so. wa 30 Prozent der Abgeordneten der Links- Tallinn. Washington wird erstmals schweres Auch dies sollten die Delegierten partei. Regierungssprecher Gabriel Sakellari- Militärgerät in die NATO-Staaten Mittel- und in Frankfurt bedenken. dis warnte vor einem Scheitern: »Wenn das Ab- Osteuropas verlegen. Die USA wollten »vo- kommen nicht die Zustimmung der Abgeord- rübergehend« Ausrüstung für eine Kampf- neten der Regierungsmehrheit erhält, kann die brigade stationieren, also für mehrere tau- Regierung nicht bestehen bleiben.« send Soldaten, sagte US-Verteidigungsmi- Sollte dieser Fall eintreten, würde der Ball nister Ashton Carter am Dienstag in der est- UNTEN LINKS nicht einfach ins Feld der Griechen zurückrol- nischen Hauptstadt Tallinn auf einer Presse- len. Es müsste dann wohl ein neues Spiel an- konferenz mit seinen Kollegen aus den drei Demnächst soll unter dem Motto Schon beim antiken Spiel Episkyros gab es Spielhälften. Aber noch keine EU-Gläubiger. Foto: akg-images gepfiffen werden. nd/Agenturen Seite 2 Baltenstaaten. Zu dem Gerät zählten unter »Wir sind Deutschland« für »ein anderem Panzer und Artillerie. inklusives Neukölln« demonst- »Estland, Lettland, Litauen, Bulgarien, riert werden. Im Aufruf heißt es: Rumänien und Polen haben zugestimmt, Ele- »Kopftücher sind ebenso wie mente dieser Ausrüstung in Bataillon-Stärke Hochsteckfrisuren, Kippot oder aufzunehmen, das dann in der Region an ver- Hüte ein Teil Neuköllns. Wir re- schiedenen Standorten für Ausbildung und präsentieren diesen Bezirk und Der Castorstreit wird schärfer Übungen genutzt werden soll«, sagte der dieses Land.« Doch was bitte- Pentagonchef. schön ist mit Niedrigsteckfrisu- In vier Bundesländern sollen Strahlenabfälle zwischengelagert werden – doch es gibt Widerstand Carter hatte am Montag bei einem Besuch ren, Stirnbändern, Woll- und in Berlin entsprechende Pläne bestätigt, aber Schirmmützen, Wursthaartür- Umweltministerin Hendricks einem Treffen mit den Chefs der einbart, dass wir alle Fragen der tierten die ohnehin schwierigen keine Details genannt. Das betreffende Gerät men, Turbanen, Kopfwindeln und weist Kritik aus Bayern zurück – deutschen AKW-Betreiber ange- Energiewende im Zusammenhang Bemühungen, einen Konsens beim sei derzeit in Deutschland stationiert. Ziel der Kopfverbänden? Werden hier im doch es gibt auch anderswo Pro- kündigt, dass die Castorbehälter entscheiden«, sagte er. Umgang mit dem gewaltigen USA sei es, »die Widerstandsfähigkeit« der Aufruf schon wieder frech Bevöl- teste gegen die geplante Vertei- auf vier Bundesländer verteilt »Ich war von den Socken, dass Atommüllproblem zu finden. Zwar NATO »und insbesondere von Verbündeten kerungsgruppen exkludiert? Wa- lung des Atommülls. werden. Neben Bayern sollen Ba- hier eine kleine Hinterzimmer- gebe es gute Gründe, das vorläu- an ihren Rändern zu erhöhen«, hatte Carter rum werden sie ausgeschlossen? den-Württemberg, Hessen und verhandlung stattgefunden hat«, fige Konzept zu hinterfragen. Vor erklärt. Angesichts des russischen Vorgehens Wo bleibt das Recht derer, die Von Reimar Paul Schleswig-Holstein Müll aufneh- allem Sicherheitsbelange müssten in der Ukraine sorgen sich mehrere osteuro- auch volle Kanne »Deutschland men. Die Regierungen der drei noch einmal auf den Prüfstand. päische NATO-Staaten um ihre Sicherheit sind«? Sind nicht auch Vollglat- Der Streit zwischen Bundesum- Länder sind grundsätzlich bereit, »Wir werden uns Und es müsse klar sein, dass die und fordern eine stärkere Präsenz der Alli- zen, Stahlhelme, Pickelhauben weltministerin Barbara Hendricks an den in Frage kommenden Zwi- auch mit zivilem Unternehmen die Kosten der Zwi- anz. AFP/nd Seite 5 und straff gezogene Seitenschei- (SPD) und Bayern über die Einla- schenlagerstandorten