Seiten , 2, 3 Und 4 Marc Ranstetter • M
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! Wie wir heute bauen ... ... werden wir morgen abreißen. Dabei, so meint Autor Bernd Weinkauf, sei das wie mit der 13 Zahnpflege: Sinnvoll ist immer nur die 13 Prophylaxe. Seite 5 2004 ! Deutsche, Tschechen, Slowaken Zu Eckpunkten einer bemerkenswerten Ausstel- 12. Jahrgang lung im Zeitgeschichtlichen Forum, die dennoch 25. Juni durch Weglassen manches fälscht. Seite 7 1 Euro ! Stasi-Olympiagold – Oh Gott! CDU-Bundestagsabgeordneter will Tel./Fax: wissen, ob auch wirklich alle Athen-Reisenden 0341- auf eine eventuelle Stasi-Tätigkeit überprüft 21 32 345 EINE LINKE ZWEIWOCHENZEITUNG wurden. Seite 13 Alles nur noch Fußball? Brot und Spiele – das waren im alten Rom die Garanten für den Machterhalt der Senatoren. Fürs Brot ist heutzutage die führende Partei, die SPD, verantwortlich und für die Spiele Rudi Völler. Aber ob nun Politik oder Fußball, alles geht für das gemeine Volk irgendwie gleich aus, so quasi alles auf der niederen Ebene Deutschland gegen Rumänien oder Ungarn. Falls es die nächsten Tage bei der Eu- ropameisterschaft in dieser Qualität wei- tergeht, erspart uns das wenigstens die- sen gemeingefährlichen Nationalstolz, der nur allzu gerne ins Nationalistische abrutscht. Dennoch. Spiele brauchen wir halt doch. Nicht nur für die Männer. Aber brauchen wir die SPD? Müntefering kennt auf diese Frage in den derzeitgen Krisensitzungen nur ein beschwörendes JA. Aber das Volk, das Brot verlangt, das auf Arbeit hofft, auf ein Ein-Klassen-Gesund- heits- und -Bildungswesen, auf eine or- dentliche Rente und überhaupt auf einen sozialen Ausgleich zwischen unten und oben, das sagt inzwischen nicht nur ve- hement Nein zur SPD – die damit ihren Status als Volkspartei verliert. Es sagt überhaupt nichts mehr. Und das ist das Schlimmste, was „demokratische“ Par- teien anrichten können. Allein in Leipzig, wo die SPD dank Wolf- gang Tiefensees – kaum zu begründen- den – Selbstbewusstseins noch einen kleinen, wenn auch von Wahl zu Wahl schwindenden Bonus hat, steigt die Zahl der Nichtwähler unaufhörlich. Wo ist die Demokratie, wo ist die Herrschaft des Volkes, wenn sich in einer Halbmillionen- stadt 240 531 Wahlberechtigte ihrer Stimme zu den Europawahlen enthalten und 245 344 Bürgerinnen und Bürger darauf verzichten, einen neuen Stadtrat mitzuwählen? Das ist tödliche Resignation. Schuld da- ran ist keinesfalls die Trägheit der Leute oder ihre Lust lediglich noch am Fußball und anderen Spielen. Ursache ist die bei- nah täglich erlebte Enttäuschung darü- ber, dass man der Politik seine Stimme nur noch abgeben darf. Und damit ist sie weg. Verschwunden. Ungehört. Unge- braucht. Allerdings: Die Suche nach Mitbestim- mungsrechten fängt ohnehin nicht im Wahllokal an. Wer wirklich mitbestimmen will, geht vorher schon auf die Straße. Seiten , 2, 3 und 4 Marc Ranstetter • M. WARTELSTEINER 2 • MEINUNGEN LEIPZIGS NEUE • 13 ‘04 • 25. JUNI 2004 Ein Gespenst geht um in Sparkassen-Fusion mit Zugewinn Jubel bei der Deutschland – das Gespenst der PDS . Unternehmensfusionen, namentlich im Bereich des Geld- und Frei nach Marx / Kreditgeschäfts, haben hierzulande keinen guten Ruf. Sind sie Engels, Manifest der doch meist mit Rationalisierungseffekten verbundenen, die zu Wahlparty der PDS Kommunistischen Partei einem Abbau beim Service nicht so gut betuchter Kunden und von Arbeitsplätzen führen. In der vergangenen Woche hatte der „Doch dass sie (die SPD) im Leipziger Stadtrat über eine Fusion zweier Unternehmen im Land ihrer eigenen Partei- gründung, in Thüringen, mit Finanzsektor zu entscheiden, das Zusammengehen der einem Stimmenanteil von Leipziger Sparkasse mit der des Kreises Torgau-Oschatz. Die 14,5 Prozent abgefertigt Kandidaten treffen sich jedoch nicht auf gleicher Augenhöhe. wurde wie ein politisches Während das messestädtische Kreditinstitut gesund und stabil Relikt ohne Wert, hat sie ist, ist das des Landkreises stark angeschlagen. mehr schockiert als die Windige Kreditgeschäfte und schlechte Lobbyarbeit politischer gesamtdeutsche Absage Verantwortungsträger haben die Sparkasse Torgau-Oschatz eines europamüden Wahl- ins wirtschaftliche Aus manövriert. Wenn sich kein rettender volkes. Dass obendrein die Engel gefunden hätte, bliebe nur die Schließung oder eine PDS mit Stasi-belasteten staatliche verordnete Zwangsfusion ohne Einfluss auf die dabei ostdeutschen Landeslisten gültigen Konditionen. Als dritte Option bot sich das Zusam- fast ein Viertel aller Wähler mengehen mit einem gesunden Institut an. Als „weißer Ritter“ überzeugte (in Brandenburg fand sich schließlich die Sparkasse Leipzigs. Sie ist kräftig gar 30 Prozent), muss nicht genug, um dem angeschlagenen Schwesterinstitut wieder auf Foto: Märker nur wegen der populisti- die Beine zu helfen – freilich um den Preis der Aufgabe seiner schen Strategie der SED- Souveränität. Aber welche Alternative hatten die Mitglieder des Auch im Leipziger Land: Nachfolgerin bedrücken." dortigen Kreistages. Schließlich geht es auch um den Erhalt Nichtwähler aus der Reserve locken Herausgeber und Chefredakteur von Arbeitsplätzen. Und so stimmte der Kreistag Torgau- Michael Neumann in Die Zeit Oschatz der Fusion mehrheitlich zu. Auch im Landkreis Leipziger Das gute Wahlergebnis sei ein Nr. 26 Der Ball lag damit in Leipzig. Hier galt es, die Vor- und Land hat die PDS bei den Beweis dafür, dass vor allem die vom 17. Juni 2004 Nachteile des Zusammenlegens der beiden Kreditinstitute Kommunal- und Kreistagswah- Inhalte des Wahlprogrammes aus Leipziger Sicht abzuwägen. Letztere lagen in den wirt- len am 13. Juni ein überaus posi- überzeugend an die Bürger her- schaftlichen Risiken, die mit zu übernehmen sind, und in den tives Ergebnis erzielt und wurde angebracht worden waren und LESER MEINEN Sanierungskosten von 22,5 Millionen Euro. Der Zugewinn nach CDU und SPD drittstärkste dass die PDS eine starke Basis besteht in neuen Kunden und der Ausdehnung des Marktes. Kraft. Von insgesamt 119 aufge- besitzt. Keine Bagatelle! Für das Image der Sparkassen insgesamt bleibt, das latente stellten PDS-Kandidaten schaff- Als bedauerlich bezeichnete ten 85 den Einzug in die Parla- Wolfgang Denecke die schlechte Ende Mai wurde im Leipziger Problem aus dem Weg geräumt, im Falle des Konkurses der Peterssteinweg das Lokal „Stän- Sparkasse Torgau-Oschatz einen weißen Fleck bei ihrer mente. Im Kreistag erreichte die Wahlbeteiligung auch im Leip- PDS mit 21,1 Prozent der Stim- ziger Landkreis, was jedoch An- dige Vertretung“ eröffnet. Es soll flächendeckenden Präsenz entstehen zu lassen. eine Vertretung des Rheinlandes Für Leipzig warf die sich hiesige PDS-Fraktion mit einem men 13 Sitze. 63 Genossinnen sporn sein sollte, in den Bemü- und Genossen wurden Stadträte hungen um die Bürger nicht in Leipzig sein und führt als Ergänzungsantrag ins Zeug, dass sich die Stadt verpflichtet, Untertitel die Begriffe „Rhei- im Zuge der Fusion keine Jobs abzubauen. Von der Stadt- und neun Gemeinderäte. nachzulassen, damit die Nicht- Wolfgang Denecke, Vorsitzender wähler bei künftigen Wahlen von nisch, sächsich, politisch“. verwaltung wurde er zustimmend übernommen, so dass es Bei der Besichtigung des Lokals keinen Grund mehr gab, sich gegen die Sparkassenfusion zu des Kreisverbandes, würdigte in der Richtigkeit der PDS-Politik seiner Wahlanalyse die hohen als einziger Alternative zur stellte ich fest, dass an seiner stellen. • JAN DIETRICH Anstrengungen im Wahlkampf, Politik der derzeitigen Regie- Stirnseite als Blickfang ein Plakat die durch die Wählerinnen und rungsparteien überzeugt werden. hängt, das offenen Revanchismus verkörpert. Wähler honoriert worden waren. • HANS-JÜRGEN BERG Mit den Augen der DKP Darauf dargestellt ist ein dreige- ... [Bei den Wahlen am 13. Juni] konnte die PDS 11 948 teiltes Deutschland in den Gren- URZ DOKUMENTIERT Stimmen bundesweit hinzugewinnen und zieht damit erneut K zen von 1937 mit der Aufschrift SPD-Landtagsabgeordneter Karl Nolle am 26. Mai: und mit nunmehr sieben Abgeordneten, darunter Sahra „dreigeteilt? niemals!“. Wagenknecht und Tobias Pflüger, ins EU-Parlament ein. Ins- Das Thema der heutigen Debatte ist wahrlich kein Spaßthema, es Die DDR bildet die Mitte besondere bei der Landtagswahl in Thüringen ist das PDS- erinnert uns daran, jedenfalls diejenigen, die sich den großen Deutschlands und die deutschen Ergebnis bemerkenswert ... Bei den EU-Wahlen verlor die Luxus einer eigenen Meinung erlauben, dass dort, wo Milliarden Ostgrenzen liegen weit in Polen. PDS vor allem in Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern fließen, auch immer die Gefahr besteht, dass gegraben wird, um Auf den politischen Inhalt dieses Stimmen, offensichtlich als Quittung für die Beteiligung an abzuzweigen und abzustauben, was das Zeug hält. ... Plakats aufmerksam gemacht, einer Politik des Sozialabbaus durch die Landesregierungen. Mich wundert es nicht, meine Damen und Herren, dass manch wurde es bagatellisiert. Wir knüpfen daran die Erwartung, dass die PDS-Abge- einer, der 1989 auf die Straße gegangen ist, sich heute verwundert Mit Bagatellisierung fängt so die Augen reibt und feststellt, dass er in Sachsen anstatt der ge- ordneten die Wahlergebnisse nutzen werden, um im EU-Par- etwas an. Wo hört es auf? wünschten Bananen inzwischen die dazugehörige Bananen- lament eine Politik gegen Sozialabbau, Militarisierung und CLAUS BRÜNING, republik bekommen hat. politische Machtkonzentration zu betreiben und damit als LEIPZIG parlamentarische Stütze für verstärkte außerparlamentari- er Redakteur für Sonder- sche Bewegungen aktiv zu werden. Daufgaben der Leipziger Leipziger Landgericht lässt Die DKP, die erstmals seit 1989 an einer EU-Wahl und