GEKO Integrierte Gemeinde- entwicklungskonzepte

Studie

Auftraggeber: erstellt durch

Inhaltsverzeichnis III

Studie zur Erstellung eines Leitfadens incl. Definition einfach zu handhabender Qualitätskriterien für integrierte Gemeindeentwicklungskonzepte sowie einer Checkliste zur Prüfung der Konzepte durch die Bewilligungsbehörde

im Auftrag des Umweltministeriums und des Ministeriums für Inneres und Sport des Saarlandes

erstellt durch

in Zusammenarbeit mit

Saarbrücken/Kaiserslautern, im Juli 2008

IV Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis V

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis...... V

Vorwort ...... IX

Kurzfassung ...... X

TEIL 1: Ziele und Grundsätze integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte ...... 1

1 Hintergrund und Aufgabenstellung der Studie ...... 2

1.1 Hintergrund...... 2

1.2 Aufgabenstellung...... 4

1.3 Methodik...... 5

2 Begründung, Ziele und Nutzen ...... 6

2.1 Begründung...... 6 2.1.1 Demografische Entwicklung ...... 6 2.1.2 Wirtschaftlicher Wandel...... 10 2.1.3 Sozialer Wandel ...... 12

2.2 Ziele und Stellenwert integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte...... 13

2.3 Kosten und Nutzen...... 15

3 Planungstheorie und Planungspraxis ...... 15

3.1 Analyse bisheriger Ansätze und Erfahrungen anderer Länder ...... 15

3.2 Analyse bisheriger Ansätze und Erfahrungen im ...... 18

4 Übergeordnete Prinzipien und Schlüsselfragen ...... 21

TEIL 2: Inhalte, Qualitätsanforderungen und Methodik ...... 25

1 Gliederung und Umfang der GEKOs ...... 26

2 Inhalt und Qualitätsstandards...... 29

2.1 Kommunale Rahmenbedingungen...... 29 2.1.1 Ausgangslage...... 29 2.1.2 Siedlungsstruktur und Flächennutzung ...... 31 2.1.3 Wirtschafts- und Sozialstruktur...... 32 2.1.4 Kommunale Finanzen ...... 33

VI Inhaltsverzeichnis

2.2 Demografische Entwicklung ...... 36 2.2.1 Bevölkerungsentwicklung...... 36 2.2.2 Bevölkerungsvorausberechnung...... 38

2.3 Leitbild und Entwicklungsziele...... 43 2.3.1 SWOT-Analyse (Stärken-Schwächen-Analyse)...... 44 2.3.2 Leitbild, Oberziele und Prioritäten ...... 47 2.3.3 Spezifische Ziele und Schwerpunktfunktionen der Ortsteile ...... 48

2.4 Handlungsstrategie...... 51 2.4.1 Schwerpunkt 1: Städtebau und Wohnen...... 51 2.4.2 Schwerpunkt 2: Anpassung der sozialen und bildungsbezogenen Infrastruktur...... 58 2.4.3 Schwerpunkt 3: Lokale Wirtschaft und Nahversorgung ...... 72 2.4.4 Schwerpunkt 4: Technische Infrastruktur, Verkehr und Umwelt ...... 77

2.5 Räumliches Entwicklungskonzept ...... 81

2.6 Durchführungsmodalitäten ...... 82 2.6.1 Koordination und Steuerung der Umsetzung ...... 82 2.6.2 Beteiligung der Bevölkerung und der Akteure...... 83 2.6.3 Intrakommunale Kooperation der Ortsteile...... 84 2.6.4 Interkommunale Kooperation mit den Nachbargemeinden ...... 84 2.6.5 Verlaufs- und Erfolgskontrolle ...... 86 2.6.6 Kostenschätzung und Finanzierungskonzept...... 88

3 Implementation der GEKOs im Saarland ...... 89

3.1 Einführung und Förderung der Konzepte ...... 89

3.2 Leitfaden und Checkliste ...... 90

3.3 Erfahrungsaustausch und wissenschaftliche Begleitung ...... 90

Anhang ...... 1 1. Workshop „Gemeindeentwicklungskonzepte“ ...... 2 2. Workshop „Gemeindeentwicklungskonzepte“ ...... 4 Best-practice-Beispiele aus anderen Bundesländern...... 5 Einwohner der Gemeinden und Gemeindeteile...... 14 Einwohnerzahlen der Gemeinden, Quellen im Vergleich ...... 18 Zentralörtliche Gliederung des Saarlandes ...... 19 Raumkategorien im Saarland ...... 20 Richt- und Orientierungswerte für die Ausstattung mit kommunaler Infrastruktur ...... 21 Literaturverzeichnis ...... 23

Inhaltsverzeichnis VII

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Aufgabenfelder öffentlicher Daseinsvorsorge in Deutschland ...... 14 Tabelle 2 Vergleich des Aufbaus integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte ...... 26 Tabelle 3: Gemeindetypologie ...... 30 Tabelle 4: Kommunale Rahmenbedingungen: Inhalte und Qualitätskriterien...... 34 Tabelle 5: Bevölkerungsvorausberechnung: Beispiel Losheim am See ...... 39 Tabelle 6: Demografie: Inhalte und Qualitätskriterien...... 42 Tabelle 7: Arbeitsschritte der Zielentwicklung...... 43 Tabelle 8: Beispiel einer SWOT-Matrix...... 45 Tabelle 9: Beispiel: Formulierung und Gewichtung von Oberzielen ...... 47 Tabelle 10: Beispiel: Ableitung von spezifischen Zielen (Auszug)...... 48 Tabelle 11: Beispiel: Schwerpunktfunktionen der Ortsteile (Neunkirchen) ...... 49 Tabelle 12: Leitbild und Entwicklungsziele: Inhalte und Qualitätskriterien...... 50 Tabelle 13: Beispiel: Kennziffern des Wohnungsbestands...... 52 Tabelle 14: Charakterisierung des Wohnungsbestands, Beispieltabelle ...... 53 Tabelle 15: Beispieltabelle: Trends der Wohnraumentwicklung ...... 56 Tabelle 16 Städtebau und Wohnen: Inhalte und Qualitätskriterien...... 57 Tabelle 17: Bestandsaufnahme der Erziehungs- und Bildungseinrichtungen ...... 61 Tabelle 18: Bestandsaufnahme der Einrichtungen für Kinder und Jugendliche ...... 62 Tabelle 19: Bestandsaufnahme Senioreneinrichtungen ...... 64 Tabelle 20: Bestandsaufnahme der Erholungs-, Spiel- und Sporteinrichtungen ...... 66 Tabelle 21: Bestandsaufnahme der kulturellen Einrichtungen...... 67 Tabelle 22: Bestandsaufnahme der Gesundheitseinrichtungen ...... 68 Tabelle 23: Bestandsaufnahme der Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung und Sicherheit ...... 69 Tabelle 24: Soziale Infrastruktur: Inhalte und Qualitätskriterien ...... 70 Tabelle 25: Lokale Wirtschaft: Inhalte und Qualitätskriterien...... 76 Tabelle 26: Technische Infrastruktur, Verkehr, Umwelt: Inhalte und Qualitätskriterien ...... 80 Tabelle 27: Räumliches Entwicklungskonzept: Inhalte und Qualitätskriterien ...... 81 Tabelle 28: Durchführungsmodalitäten: Inhalte und Qualitätskriterien ...... 88 Tabelle 29 Einwohner der Gemeinden und Gemeindeteile bis 32.000 Einwohner im Saarland...... 14 Tabelle 30: Einwohnerzahlen der Gemeinden im Vergleich mit Angaben des statistischen Amtes Saarland (Stand: September 2007) ...... 18 Tabelle 31: Planungsrichtwerte für das Bildungswesen ...... 21 Tabelle 32: Richt- und Orientierungswerte für Spiel- und Sportanlagen...... 22

VIII Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Bevölkerungsvorausberechnung für das Saarland ...... 7 Abbildung 2: Bevölkerung im Saarland 2006 bis 2020 nach Kreisen ...... 8 Abbildung 3: Bevölkerungsentwicklung 2003 bis 2020 in der Städten und Gemeinden mit mehr als 5.000 Einwohnern (in Prozent)...... 10 Abbildung 4: Aufbau und Inhalt der GEKOs...... 28 Abbildung 5: Modellgrafik: Lage im Raum (am Beispiel der Kreisstadt ) ...... 29 Abbildung 6: Modellgrafik: Nutzungscluster (Beispiel: Gemeinde Illingen) ...... 32 Abbildung 7: Modellgrafiken für die demografische Analyse ...... 37 Abbildung 8: Modellgrafik zur Bevölkerungsvorausberechnung, Beispiel Völklingen, Entwicklung der Altersverteilung ...... 40 Abbildung 9: Modellgrafik für die demografische Prognose / Bevölkerungsvorausberechnung am Beispiel Völklingen ...... 41 Abbildung 10: Modellgrafik: Bestandsaufnahme Leerstände & Baulücken (Ausschnitt)...... 54 Abbildung 11: Modellgrafik: Ansätze zum Umgang mit Leerständen und Baulücken...... 55 Abbildung 12: Modellgrafik zum Thema „Soziale Infrastruktur“, Beispiel VK-Wehrden ...... 71 Abbildung 13: Modellgrafik zum Thema Einzelhandel und Nahversorgung...... 74 Abbildung 14: Abhängigkeiten zwischen zentralen Zielgrößen im Regionalmarketing...... 75 Abbildung 15: Beispiel Zieleplan ...... 81 Abbildung 16: Praktizierte Bereiche Interkommunaler Zusammenarbeit ...... 86 Abbildung 17 Beispiel: Evaluierungssystem der Stadt Völklingen für das integrierte Handlungskonzept „Soziale Stadt“...... 87

Vorwort IX

Vorwort

Mit Datum vom 15. Januar 2008 beauftragte das Ministerium für Umwelt (MfU) die Arbeitsge- meinschaft isoplan/FIRU mit der Erarbeitung einer Studie zur Einführung integrierter Gemein- deentwicklungskonzepte im Saarland. Ziel der Studie ist die Erstellung eines Leitfadens und die Definition einfach zu handhabender Qualitätskriterien für zukünftige Entwicklungskonzepte für kleine und mittlere Städte und Gemeinden.

Der vorliegende Bericht fasst im ersten Teil die Ergebnisse umfangreicher Recherchen zu den Erfahrungen zusammen, die bislang im Umgang mit integrierten Gemeindeentwicklungskonzep- ten in anderen Bundesländern und im Saarland gewonnen wurden. Darüber hinaus beinhaltet er die wesentlichen Gründe, Ziele und übergeordneten Prinzipien der vorgesehenen Gemein- deentwicklungskonzepte (GEKOs).

Im zweiten Teil der Studie werden die in den Gemeindeentwicklungskonzepten zu behandeln- den Themenfelder näher beschrieben sowie Qualitätsstandards und methodische Hilfestellun- gen für deren Erstellung behandelt.

Die Empfehlungen des zweiten Teils basieren ganz wesentlich auf den Ergebnissen von zwei Projekt begleitenden Workshops, die in der 1. Jahreshälfte 2008 mit Vertretern saarländischer Kommunen, der zuständigen Landesministerien und anderen Experten durchgeführt wurden.

In Abstimmung mit dem Auftraggeber wurde auf der Studie basierend ein „Leitfaden zur Erstel- lung integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte“ erarbeitet, der den saarländischen Gemein- den zur Verfügung gestellt wird.

Allen, die bei der Erstellung der Studie beratend mitwirkten, sei an dieser Stelle herzlich ge- dankt.

Saarbrücken/Kaiserslautern, im Juli 2008

Dr. Manfred Werth Dipl.-Ing. Sabine Herz Dr. Karsten Schreiber Dipl.-Ing. Daniela Vater

X Kurzfassung

Kurzfassung

Hintergrund und Aufgabenstellung

(1) Vor dem Hintergrund der begründeten Annahme, dass der demografische Wandel den ländlichen Raum und die kleinen bis mittleren Gemeinden voraussichtlich noch stärker treffen wird als die größeren Städte, ist es Absicht der Landesregierung die Erstellung in- tegrierter Gemeindeentwicklungskonzepte zu fördern.

(2) Gemäß dem am 15. Januar 2008 durch das Ministerium für Umwelt (MfU) vergebenen Auftrag sollen durch die Arbeitsgemeinschaft isoplan / FIRU drei Aufgaben erfüllt werden:

(a) eine Beschreibung und Begründung der Funktionen und Ziele der Gemeindeent- wicklungskonzepte (GEKOs); (b) die Ausarbeitung von inhaltlichen Anforderungen und Qualitätskriterien, einschließ- lich der Erarbeitung von Aussagen zur Bearbeitungstiefe der GEKOs und der an- zuwendenden Methodik, sowie (c) die Umsetzung der Analyseergebnisse in einen Leitfaden für Antragsteller sowie eine Checkliste zur Bewertung eingereichter Konzepte durch den Fördermittelge- ber.

Das vorliegende Gutachten beinhaltet die Ergebnisse zu den Punkten a) und b). Der Entwurf eines Leitfadens incl. Checkliste ist ein getrenntes Dokument, das im Internet veröffentlicht wird1.

(3) Methodisch basiert die Studie im Wesentlichen auf Sekundäranalysen mit dem Ziel der Auswertung bisheriger Erfahrungen mit integrierten Handlungskonzepten sowie auf Ex- pertengesprächen und zwei Projekt begleitenden Workshops unter Einbeziehung von Vertretern aus Kommunen, Verbänden sowie der Planungspraxis.

Begründung, Ziele und Nutzen integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte

(4) Drei „Megatrends" stellen die Kommunen vor neue Herausforderungen:

(a) Die Folgen der demografischen Entwicklung werden trotz der zwischenzeitlichen „Popularität“ des Themas häufig immer noch unterschätzt und in der Regel zu un- differenziert betrachtet werden. Durch den demografischen Wandel betroffen sind alle Bereiche der kommunalen Entwicklung: Einrichtungen für Kinder, Jugend- liche und Ältere, Schulen und sonstige Einrichtungen der sozialen Infrastruktur, Nahversorgung, Verkehr, technische Infrastruktur, Wohnungsmarkt, Wirtschafts- entwicklung, Entwicklung der kommunalen Finanzen. (b) Die Folgen der Globalisierung und des wirtschaftlichen Strukturwandels haben Begleiterscheinungen auch auf kommunaler Ebene: Der ökonomische Wandel mit seinen Trends zur Ökonomisierung und Privatisierung führt zu einem ein- schneidenden Strukturwandel im Bereich der öffentlichen Verantwortung für das Daseinsvorsorgeangebot. Die Globalisierung führt zudem zu erheblichen Kon- zentrationsprozessen und Engpässen der Nahversorgung insbesondere im ländli- chen Raum. (c) Die Folgen des sozialen Wandels, -auch des Wertewandels-, und neu entstehen- der „sozialer Milieus“ führen zu einer sich rasch ändernden Nachfrage z.B. nach Wohnraum und Infrastruktureinrichtungen, aber auch zu neuen sozialen Problem- lagen, die die Kommunen bewältigen müssen. Hinzu kommen gesellschaftliche

1 im Internet veröffentlicht unter www.saarland.de/42254.htm

Kurzfassung XI

Veränderungen (Polarisierung, Heterogenisierung, neue Lebensstile, Abwande- rungen vor allem jüngerer Menschen), auf die die Kommunen reagieren müssen.

(5) Das Saarland wird bis 2050 nach heutigen Prognosen rund 20 % seiner Einwohner ver- lieren. Bedeutsamer als der Schrumpfungsprozess für die Entwicklungsplanung sind jedoch der Alterungsprozess und die mittelfristigen Anpassungserfordernisse der sozia- len Infrastruktur (Bevölkerungsverlust bis 2020 ca. 7 %, bis 2030 ca. 12 %).

(6) Kleinräumig regionalisierte Prognosen der Bevölkerungsentwicklung auf Gemeinde- ebene existieren nicht. Vorliegende Berechnungen etwa der Bertelsmannstiftung sind nur begrenzt belastbar. Die Entwicklung einzelner Städte und Gemeinden ist jedoch höchst unterschiedlich: Eine Reihe von Kommunen schrumpft überdurchschnittlich stark, wäh- rend andere noch über Wachstumspotentiale verfügen.

(7) Ziel integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte im hier verstandenen Sinn ist es, im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes Anpassungserfordernisse und Anpassungs- strategien in allen Bereichen der kommunalen Entwicklung aufzuzeigen, die durch den demografischen und sozio- ökonomischen Wandel sowie den Klimawandel betroffen sind. Dies betrifft die Handlungsfelder Wohnen und soziale Infrastruktur und insbesonde- re auch Wirtschaft, Dienstleistung und Einzelhandel (vor allem die Frage der Sicherung der Nahversorgung und eines verbrauchernahen und vielfältigen Angebots an öffentli- chen Dienstleistungen) sowie Technische Infrastruktur und Verkehr (insbesondere ÖPNV).

Im Ergebnis sollen die GEKOs ein praktikables, auf einen Zeithorizont von etwa 15 Jah- ren angelegtes Planungsinstrument sein. Sie sollen einerseits als Orientierungshilfe die- nen zur Einordnung einzelner öffentlicher und privater Planungen und Projekte in den ge- samtgemeindlichen Zielrahmen und regionalen Zusammenhang. Andererseits sollen sie auch die Funktion eines Steuerungs- und Kontrollinstruments erfüllen, mit dessen Hilfe überprüft werden kann, in welchem Umfang die gesetzten Ziele der Gemeindeentwick- lung tatsächlich erreicht wurden.

Bei der Erstellung der GEKOs ist zu berücksichtigen, dass die Anpassungserfordernisse in einigen Handlungsfeldern kurzfristiger Natur sind (z.B. Schulen), andere wiederum nur langfristig zu lösen sind (z.B. technische Infrastruktur).

(8) Eine Kosten-Nutzen-Betrachtung der Gemeindeentwicklungskonzepte muss vor allem vor dem Hintergrund erfolgen, dass der demografische Wandel auch erhebliche finanziel- le Auswirkungen auf die kommunalen Haushalte mit sich bringt. Weniger Einwohner bedeuten weniger Steuer- und Gebührenzahler und auch weniger Nutzer der kommuna- len Infrastruktur.

Integrierte Handlungskonzepte mit dem Ziel nicht mehr bedarfsgerechte Investitionen zu verhindern, den Einsatz knapper Mittel zu optimieren, Zielkonflikte zu vermeiden und Synergieeffekte innerhalb und zwischen den Gemeinden zu fördern können daher einen nicht unerheblichen Beitrag zur Konsolidierung der kommunalen Haushalte und Ent- lastung der Bevölkerung leisten.

Planungstheorie und Planungspraxis: bisherige Ansätze und Erfahrungen

(9) Die Überzeugung, dass allein integrierte ganzheitliche Entwicklungskonzepte eine über- zeugende Antwort auf die komplexen Folgen des demografischen und sozio- ökonomi- schen Wandels geben können, hat sich zwischenzeitlich sowohl auf Ebene der EU als auch des Bundes und der Länder durchgesetzt.

Bemerkenswert ist, dass sich integrierte Gemeindeentwicklungskonzepte einerseits schwerpunktmäßig auf mittlere bzw. größere Städte und Gemeinden konzentrieren und andererseits in fast allen Bundesländern, so auch im Saarland angeregt und gespeist

XII Kurzfassung

durch die EU-ELER-Förderung2 unter den unterschiedlichsten Bezeichnungen3 Konzepte der integrierten ländlichen Entwicklung und Dorferneuerung gefördert werden. Bezo- gen auf kleinere Städte und Gemeinden besteht ganz offensichtlich eine „Wahrneh- mungslücke“, die durch die im Saarland geplanten GEKOs geschlossen werden könnte.

(10) Im Rahmen der Umsetzung des Programms „Stadt-Vision-Saar“ (soziale Stadt und EU- Förderung) sowie „Stadtumbau West“ konnten im Saarland bisher schon wertvolle Erfah- rungen gesammelt werden, die bei der Formulierung von Qualitätsanforderungen zukünf- tiger GEKOs Berücksichtigung finden können.

Übergeordnete Prinzipien und Qualitätsanforderungen

(11) Aufbauend auf einer knapp gefassten Bestandsaufnahme und Stärken-Schwächen- Analyse der Gemeinde sollen im Rahmen der GEKOs für alle relevanten Bereiche der kommunalen Entwicklung klare Zielvorgaben formuliert werden, d.h. die GEKOs definie- ren ein Leitbild, Oberziele, spezifische Ziele sowie klare Prioritäten und Strategien für deren Umsetzung.

Sowohl in der Phase der Erarbeitung als auch der Umsetzung sollen sich die GEKOs da- bei an folgenden übergeordneten Prinzipien orientieren:

(a) Prinzip der bedarfsgerechten Anpassung der kommunalen Entwicklung an die Folgen des demografischen Wandels durch einen ganzheitlichen Ansatz;

(b) Prinzip des ressortübergreifenden integrierten Ansatzes, d.h. die GEKOs berücksichtigen die vielfältigen ressortübergreifenden Verflechtun- gen und mögliche Synergien, aber auch Zielkonflikte zwischen einzelnen Hand- lungsfeldern der Kommunalentwicklung sowie die jeweiligen regionalen Rahmen- bedingungen;

(c) Prinzip der interkommunalen Kooperation, d.h. die GEKOs zielen nicht nur auf abgestimmtes Handeln aller am Prozess der Kommunalentwicklung beteiligten Personen und Institutionen in der eigenen Kom- mune ab, sondern auch auf die Kooperation mit benachbarten Gemeinden;

(d) Prinzip der Partizipation, d.h. die GEKOs binden frühzeitig die Bevölkerung in die Formulierung von Entwick- lungszielen und in den Planungsprozess ein;

(e) Prinzip der Nachhaltigkeit, d.h. die GEKOs berücksichtigen neben städtebaulichen, wirtschaftlichen und sozia- len Aspekten der kommunalen Entwicklung auch das Ziel der Erhaltung und Ver- besserung der natürlichen Umwelt, insbesondere das Ziel der Reduzierung des Flächenverbrauchs und des Klimaschutzes.

Darüber hinaus sollen GEKOs eindeutig praxisorientiert sein, d.h. die (begrenzte) per- sonelle und finanzielle Leistungsfähigkeit der Kommunen berücksichtigen und sich orien- tieren an einfach zu handhabenden Qualitätskriterien.

2 Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) gemäß VO (EG) Nr. 1698/05 3 PAUL (Rheinland-Pfalz), FILET (Thüringen), MELANIE (Saarland) usw.

Kurzfassung XIII

Inhaltlicher Aufbau der Konzepte

(12) Die Konzepte sollen nach folgender Gliederung aufgebaut werden:

1 Kommunale Rahmenbedingungen 1.1 Ausgangslage 1.2 Siedlungsstruktur und Flächennutzung 1.3 Wirtschafts- und Sozialstruktur 1.4 Kommunale Finanzen 2 Demographische Entwicklung 3 Leitbild und Entwicklungsziele 3.1 Stärken-Schwächen-Analyse 3.2 Leitbild, Oberziele und Prioritäten 3.3 Spezifische Ziele und Schwerpunktfunktionen der Ortsteile 4 Handlungsstrategie 4.1 Städtebau und Wohnen 4.2 Soziale und bildungsbezogene Infrastruktur 4.3 Lokale Wirtschaft 4.4 Technische Infrastruktur, Verkehr und Umwelt 5 Räumliches Entwicklungskonzept 6 Durchführungsmodalitäten 6.1 Koordination, Steuerung, Kostenschätzung und Finanzierung 6.2 Bürger/innen- und Akteursbeteiligung 6.3 Intra- und interkommunale Kooperation 6.4 Verlaufs- und Erfolgskontrolle

Inhalte und Qualitätsstandards

Kommunale Rahmenbedingungen

(13) Die Entwicklungsperspektiven einer Gemeinde werden unter anderem durch ihre Lage im Raum sowie interkommunale und regionale Verflechtungen geprägt. Gerade im Spannungsfeld sich verändernder demographischer, sozialer und wirtschaftlicher Rah- menbedingungen ist die Kenntnis von Alleinstellungsmerkmalen, Besonderheiten aber auch spezifischen Problemlagen, Herausforderungen und bislang ungenutzten Koopera- tionspotenzialen für eine zukunftsfähige Gemeinde- und Regionalentwicklung von ent- scheidender Bedeutung. Vor diesem Hintergrund soll zu Beginn der GEKOs ein kurzer „Steckbrief“ der Gemeinde stehen, welcher die Ausgangslage beschreibt und die zentra- len kommunalen und regionalen Rahmenbedingungen beleuchtet.

(14) Aussagen zur Siedlungs- und Nutzungsstruktur können optional erfolgen und die Iden- tifikation von Entwicklungspotenzialen und Standorteignungen wie auch die spätere Ab- leitung von Gebieten mit besonderem Handlungsbedarf begünstigen. Im Einzelfall kön- nen historische Entwicklungen und Prägungen, wirtschaftliche Einflüsse (z.B. des Berg- baus), natürliche Grenzen und sonstige Siedlungszäsuren thematisiert werden.

(15) Die Kurzbeschreibung der Ausgangslage bzw. der kommunalen Rahmenbedingungen sollte (ggf. in tabellarischer Form) auch die wichtigsten Eckdaten der Bevölkerungs- und Sozialstruktur, zur Wirtschaftsstruktur und zur Lage der kommunalen Finanzen beinhalten.

Demografische Entwicklung

(16) Eine sorgfältige Analyse der zu erwartenden demografischen Entwicklung ist unverzicht- barer Bestandteil der Konzepte. Sie schafft die Grundlage für die Beurteilung und Pla- nung notwendiger Anpassungsmaßnahmen an den demografischen Wandel. Es sollte

XIV Kurzfassung

eine Vorausberechnung der Bevölkerungsentwicklung über einen Zeitraum von 15 Jah- ren in Form von Szenarien vorgenommen werden. Besondere Beachtung sollte der Än- derung der Altersstruktur der Bevölkerung gewidmet werden.

(17) Methodisch kann auf die neueste Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes (zurzeit: 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung) in Verbindung mit im Internet verfügbaren Sekundärdaten zurückgegriffen werden.

Leitbild und Entwicklungsziele

(18) Die Erarbeitung eines klaren und von allen wichtigen Akteuren der Gemeindeentwicklung mitgetragenen Leitbilds sowie der Formulierung vorrangig zu verfolgender Entwicklungs- ziele sind – aufbauend auf der Bestandsaufnahme und einer so genannten „SWOT- Analyse“ (Stärken-Schwächen-Analyse) – zentrale Bestandteile integrierter Gemeinde- entwicklungskonzepte.

(19) Verbunden mit der Definition inhaltlicher Ziele sollte im Rahmen der GEKOs auch eine Festlegung zukünftiger Schwerpunktfunktionen der einzelnen Ortsteile erfolgen, - ei- ne Anforderung, die wie die Leitbild- und Zielfindung auf der Ebene der Gesamtgemein- den einen intensiven Abstimmungsprozess mit Vertretern der Ortsteile erfordert. Dieser Prozess dürfte umso reibungsloser verlaufen, je mehr es gelingt, den integrativen Cha- rakter des Gesamtkonzepts zu verdeutlichen, in dem jedem Ortsteil die seinen Stärken entsprechende Funktion zukommt.

Schwerpunkt 1: Städtebau und Wohnen

(20) Die Darstellung der städtebaulichen Entwicklung ist ein Bestandteil der Gemeindeent- wicklungskonzepte. Aufbauend auf Bestandaufnahme und Analyse können erste Hand- lungsansätze zur Verbesserung der Lebensqualität in den Gemeinden abgeleitet werden. Gerade mit Blick auf eine sich verändernde Nachfrage nach Wohnraum bildet hierbei die Bewertung der Baustrukturen die Grundlage für die Identifikation von Neubau-, Umstruk- turierungs- und Rückbaupotenzialen im Wohnungsbestand.

Weitere Aspekte von Bedeutung für die Abgrenzung von Entwicklungsschwerpunkten sind zudem Umfeld-, Freiraum- und Gestaltqualität. Lebendige öffentliche Räume prägen ebenso wie eine qualitätvolle Baustruktur das Erscheinungsbild von Gemeinden und füh- ren zu einem Mehr an Lebensqualität. Eine zukunftsorientierte Gemeindeentwicklung steht zudem in direktem Zusammenhang mit der Attraktivität der Ortskerne und Innen- städte. Im Rahmen des Kapitels kann eine entsprechende Schwerpunktsetzung erfolgen.

(21) Die Auseinandersetzung mit den Folgen des demographischen und sozialen Wandels auf den Wohnungsmarkt zählt zu den Mindeststandards der Gemeindeentwicklungskonzep- te. Die sich verändernde und ausdifferenzierende Nachfrage nach Wohnraum erfordert auf die jeweilige Kommune zugeschnittene Lösungen und Anpassungsstrategien. Die de- taillierte Kenntnis des Wohnraumbestandes und -angebotes bildet hierbei die Grundlage für die Ermittlung und Verortung von Umstrukturierungsbedarfen sowie die Identifikation von Marktnischen und Angebotslücken. Die GEKOs sollen ein Bild der aktuellen Wohn- raumversorgung vermitteln.

Weiterhin ist, um Fehlinvestitionen zu vermeiden und öffentliche Folgekosten im Bereich der Infrastruktur zu reduzieren, eine Überprüfung der aktuellen Planungen und Zielrich- tungen der Siedlungsentwicklung erforderlich. Zusammenzustellen sind der aus landes- planerischer Sicht maximal wünschenswerte Wohnungsneubau, die ausgewiesenen und potenziellen Wohnbauflächen innerhalb der Gemeinde und bestehende Flächenpotenzia- le (Brachflächen, untergenutzte Flächen und Baulücken). Um einer dauerhaften Beein- trächtigung von Ortsbild, Immobilienmarkt, Wohnumfeldqualität und Image entgegenzu- wirken, sind zudem Strategien zum Umgang mit strukturellem Leerstand gefragt. Die

Kurzfassung XV

Leerstände im Wohnungsbestand sollen im Rahmen der GEKOs ermittelt und analysiert werden. Im Ergebnis des Schwerpunktes „Wohnen“ sollen Aussagen zum künftigen Wohnraumbedarf getätigt, erste Anpassungserfordernisse auf dem Wohnungsmarkt ab- geleitet und Handlungsoptionen aufgezeigt werden.

Schwerpunkt 2: Anpassung der sozialen und bildungsbezogenen Infrastruktur

(22) Neben den Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt wird sich der demografische Wandel quantitativ und qualitativ in Form einer geringeren und veränderten Nachfrage auf die notwendige Ausstattung der Gemeinde mit Einrichtungen der sozialen Infrastruktur auswirken. Eine sinkende Einwohnerzahl führt bei unveränderter Infrastrukturausstattung zwangsläufig zu steigenden Kostenbelastungen pro Einwohner (Kostenremanenz). Die sich ändernde Altersstruktur wird zu Verschiebungen bei dem Bedarf bestimmter alters- abhängiger Angebote führen.

(23) Im Rahmen eines Soll - Ist - Vergleichs zwischen dem derzeitigen Bestand an Infrastruk- tureinrichtungen und der zu erwartenden Nachfrage sollen die GEKOs Aussagen zu dem erforderlichen Anpassungsbedarf treffen. Dies betrifft insbesondere Einrichtungen für Kinder und Jugendliche und für Senioren, Erholungs-, Spiel- und Sporteinrichtungen, kul- turelle Einrichtungen und das Angebot medizinischer Versorgung, aber auch die Einrich- tungen der öffentlichen Verwaltung und Sicherheit. Ein besonderes Gewicht soll auf die Frage der sozialen Integration benachteiligter Bevölkerungsgruppen sowie die Bedürf- nisse von Personen mit eingeschränkter Mobilität gelegt werden.

Schwerpunkt 3: Wirtschaftliche Entwicklung und Nahversorgung

(24) Im Rahmen des Konzepts sollen die wichtigsten Strukturmerkmale sowie Entwicklungs- potenziale und -hemmnisse der lokalen Wirtschaft einschließlich der Gewerbeflächen- reserven aufgezeigt werden.

(25) Besonderes Augenmerk ist auf die Situation des Einzelhandels, die Nahversorgung in den Ortsteilen sowie die Problematik der Ladenleerstände zu legen. Es sollen Strategien zur Umnutzung von Leerständen und zur Attraktivierung der Ortskerne für den Einzel- handel aufgezeigt werden.

Schwerpunkt 4: Technische Infrastruktur, Verkehr und Umwelt

(26) Mit dem Bevölkerungsrückgang, einer abnehmenden Bevölkerungsdichte und einem veränderten Nutzerverhalten geht grundsätzlich eine sinkende Auslastung der techni- schen Infrastruktur einher. Um die Kosten pro Kopf auf einem verträglichen Niveau zu halten und in Reaktion auf die sich aus einem geringen Auslastungsgrad ergebenden technischen Probleme sind kurzfristig vor allem technische und betriebswirtschaftliche Optimierungen von Bedeutung. Es stellt sich aber auch die Frage nach langfristigen Um- bau- und Rückbaumöglichkeiten sowie Chancen des Einsatzes neuer Techniken. Die GEKOs sollen vor diesem Hintergrund die wesentlichen Eckdaten und Entwicklungen im Bereich der Ver- und Entsorgung zusammenstellen. Ziel ist es, Problemlagen und An- passungserfordernisse zu identifizieren und auf kommunaler Ebene Handlungsoptionen und Ansätze zur Anpassung der technischen Infrastruktur aufzuzeigen.

(27) Neben der technischen Infrastruktur ist auch eine Auseinandersetzung mit den verkehr- lichen Folgen der gesellschaftlichen und ökonomischen Trends erforderlich. Nicht nur die Nachfrage sondern auch die Ansprüche an die Gestaltung von Straßenräumen und das Angebot des öffentlichen Verkehrs ändern sich. Es stellt sich die Frage, welche Her- ausforderungen, Nachfrageverschiebungen und Anpassungserfordernisse sich aus den übergreifenden Trends sowie der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung für die jewei- lige Gemeinde ergeben. Zu thematisieren sind insbesondere die Folgen für den öffentli- chen Personennahverkehr. Im Ergebnis sollen erste Konsequenzen für die Gemeinde-

XVI Kurzfassung

entwicklung und Ansatzpunkte zur Reaktion auf den demographischen Wandel aufge- zeigt werden.

(28) Die Chancen der kleineren und mittleren Gemeinden im Saarland liegen in der Verbesse- rung der ökologischen Qualitäten, der Bereitstellung eines gesunden und sicheren Le- bensumfeldes sowie dem Erhalt gut erreichbarer Naturräume und Naherholungsangebo- te. Vor diesem Hintergrund werden die Gemeinden dazu ermutigt, ihre Zielvorstellungen und Bemühungen für den Umwelt-, Natur- und Klimaschutz in den Gemeindeentwick- lungskonzepten zu formulieren. Fachkonzepte zum Thema „kommunaler Klimaschutz“ sind eine zentrale Aussage der GEKOs und sollen im Sinne eines Mindeststandards bzw. Querschnittsthemas in die Erarbeitung der Gemeindeentwicklungskonzepte einflie- ßen, das heißt die Konzepte sowie die abgeleiteten Zielrichtungen und Leitprojekte sollen insbesondere auf ihren Beitrag zur Reduzierung des Primärenergieverbrauchs geprüft werden.

Räumliches Entwicklungskonzept

(29) Ziel der Integrierten Gemeindeentwicklungskonzepte ist es, die vielfältigen Folgen des demographischen und sozioökonomischen Wandels aufzuzeigen und den strategischen Rahmen für eine zukunftsfähige Gemeindeentwicklung zu bilden bzw. vorzugeben.

Den vorangegangenen Ausführungen entsprechend erfordert die Konzepterstellung eine intensive Auseinandersetzung mit den künftigen Entwicklungstendenzen sowie den kommunalen Stärken / Schwächen und den Chancen / Risiken. Übergreifende wie auch thematische Zielrichtungen, Handlungsschwerpunkte und ggf. Leitprojekte für die ge- meindliche Entwicklung werden erarbeitet. Diese Aussagen sollen im Ergebnis in einen Zieleplan für das gesamte Gemeindegebiet münden und zu einem räumlichen Ent- wicklungskonzept zusammengefasst werden. Neben den zentralen Leitlinien und Ziel- vorstellungen der Gemeinde soll die Plangrafik die räumlichen Handlungs- und Interven- tionsbereiche veranschaulichen. Erarbeitete Maßnahmen und Leitprojekte sollten verortet werden.

Die Gemeinden können je nach Bedarf zusätzliche teilräumliche Entwicklungskonzepte oder spezifische Fachkonzepte erarbeiten.

Durchführungsmodalitäten

(30) Im Hinblick auf die Bedeutung der Konzepte für die Gemeindeentwicklung sollte die Ko- ordination und Steuerung der GEKOs grundsätzlich in den Händen der Verwaltungsspit- ze liegen („Chefsache“). In größeren Gemeinden empfiehlt sich die Einrichtung einer Stabsstelle, die auch für die spätere Umsetzung verantwortlich ist.

(31) Die Konzepte sind als verbindliche Zielsetzung vom Gemeinderat zu beschließen.

(32) Die Beteiligung der Bevölkerung und Einbeziehung lokaler Akteure ist zwingender Be- standteil der Konzeptentwicklung. Sie sollte bereits in der Phase der Leitbildfindung und Zieldefinition einsetzen.

(33) Insbesondere in Flächengemeinden mit vielen Ortsteilen sollte die Konzeptentwicklung frühzeitig in einen intrakommunalen Diskussionsprozess eingebunden werden.

(34) Einzelne Gemeinden allein werden angesichts der demografischen Entwicklung einer- seits und der Knappheit der kommunalen Finanzen andererseits zukünftig zahlreiche Aufgaben der Daseinsvorsorge allein nicht mehr erfüllen können. Zur Lösung dieses Problems kommt der interkommunalen Kooperation eine Schlüsselrolle zu. Die Kon- zepte sollen konkrete Aussagen beinhalten, in welchen Bereichen Ansatzpunkte einer Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden bestehen.

Kurzfassung XVII

(35) Gemeindeentwicklungskonzepte haben nur dann einen Sinn, wenn der Verlauf der Um- setzung und die Zielerreichung regelmäßig dokumentiert und überprüft werden. In den GEKOs soll daher abschließend erläutert werden, in welcher Form eine Verlaufskontrol- le und Evaluierung erfolgen soll.

(36) Die Einführung der „integrierten Gemeindeentwicklungskonzepte“ im Saarland sollte durch einen extern moderierten Erfahrungsaustausch, verbunden mit ausgewählten Themenworkshops, begleitet werden.

XVIII Kurzfassung

TEIL 1: Ziele und Grundsätze integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte

2 Hintergrund und Aufgabenstellung der Studie

1 Hintergrund und Aufgabenstellung der Studie

1.1 Hintergrund

Die grundsätzliche Erkenntnis, dass der demografische Wandel und die damit verbundenen Schrumpfungsprozesse und strukturellen Änderungen, aber auch die rasche Veränderung ökonomischer und sozialer Rahmenbedingungen die Städte und Gemeinden vor immer kom- plexer werdende Herausforderungen stellen, ist zwischenzeitlich sicherlich unumstritten. Eben- so unumstritten in der neueren Diskussion über Strategien der Stadt- und Regionalplanung ist die Erkenntnis, dass tragfähige und zukunftsweisende Konzepte der Gemeindeentwicklung vor diesem Hintergrund einen ganzheitlichen, integrierten Handlungsansatz verfolgen müssen, der dieser Komplexität gerecht wird, indem er auf einer Strategie der ressortübergreifenden Pla- nung, Beteiligung und Kooperation innerhalb der Gemeinde und über die Gemeindegrenzen hinaus aufbaut.

Förderprogramme der Länder, des Bundes und der Europäischen Union wie die Programme „Stadt-Vision-Saar“, „Stadtumbau West“ und „Stadtumbau Ost“, „Soziale Stadt“ oder „Urban I“ und „Urban II“ basieren bereits seit längerem auf dem Grundsatz der Entwicklung integrierter Strategien und Konzepte, zielen jedoch primär auf die Problemlösung in größeren Städten bzw. Stadtkernen und gemeindlichen Problemgebieten ab.4 Auch im Bereich der ländlichen Entwick- lung haben sich integrierte Entwicklungskonzepte weitgehend durchgesetzt und werden im Saarland wie auch in anderen Bundesländern verstärkt gefördert (vgl. Teil 1, Kapitel 3).

Anders stellt sich die Situation in den kleinen und mittleren Städten und Gemeinden des Saar- landes dar. Nachdem systematische Gemeindeentwicklungsstudien in größerer Zahl zuletzt Mitte der siebziger Jahre im Rahmen der Gebietsreform erarbeitet wurden mit dem Ziel „integ- rierte Planungsgrundlagen“ für die neuen, in der Verwaltungsreform zusammengeschlossenen Gemeinden zu schaffen5, beschränken sich diese seither weitgehend auf „formelle Planungen“ wie die Erarbeitung von Flächennutzungs- und Bebauungsplänen, Verkehrsuntersuchungen sowie projektbezogene Planung und Detailgutachten.

Vor dem Hintergrund der begründeten Annahme, dass der demografische Wandel den ländli- chen Raum und die kleinen bis mittleren Gemeinden voraussichtlich noch stärker treffen wird als die größeren Städte und verdichteten Räume6, ist es Absicht der Landesregierung in den Städten und Gemeinden mittlerer Größenordnung im Saarland die Erstellung integrierter Ge- meindeentwicklungskonzepte (GEKOs) zu fördern7.

Die Gemeindeentwicklungskonzepte sollen über die Frage hinaus, welche Folgerungen aus dem demografischen Wandel bezüglich der Pflichtaufgaben der Kommunen und der öffentli- chen Daseinsvorsorge zu ziehen sind,8 alle wesentlichen kommunalen Bereiche behandeln, die

4 §171b und c BBauG 5 Vgl. z.B. die Studien der Planungsgruppe Acoplan, igeplan, isoplan für , Illingen, Beckin- gen, Rehlingen u.a. 6 Vgl. hierzu Demographiebericht der saarländischen Landesregierung, Saarbrücken, September 2007, S. 85 sowie Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: Raumordnungsprognose 2020/2050, Berichte Band 23, Bonn, 2006, S. 23 ff. 7 Vgl. hierzu Tabelle der Städte und Gemeinden im Anhang 8 Vgl. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: Öffentliche Daseinsvorsorge und demographi- scher Wandel, Berlin, Bonn, 2005 sowie BBR, Infrastruktur und Daseinsvorsorge in der Fläche, In- formationen zur Raumentwicklung, Heft 1/2, 2008

Hintergrund und Aufgabenstellung der Studie 3

durch den zu erwartenden Schrumpfungsprozess berührt werden, d.h. soziale und technische Infrastruktur, Nahversorgung, Wohnungsmarkt, Wirtschaftsentwicklung, Verkehr, kommunale Finanzen usw.

Die Implikationen, die aus diesen grundsätzlichen Erwägungen hinsichtlich der Methodik und Definition von Qualitätskriterien für integrierte Gemeindeentwicklungskonzepte abzuleiten sind, sind theoretisch beträchtlich, müssen aber angesichts einer begrenzten personellen und finan- ziellen Leistungsfähigkeit der Verwaltung und der Haushalte gerade kleiner und mittlerer Kom- munen sorgfältig abgewogen werden. Mit gutem Grund wird in den durch das Ministerium für Umwelt formulierten Terms of Reference für die an isoplan/FIRU in Auftrag gegebenen Studie daher von einfach zu handhabenden Qualitätskriterien gesprochen, die in einem praxisorientier- ten Leitfaden als Arbeitshilfe für Kommunen sowie einer Checkliste zur Prüfung der Gemeinde- entwicklungskonzepte durch die Bewilligungsbehörde einmünden sollen.

Die Formulierung von Qualitätskriterien für integrierte Gemeindeentwicklungskonzepte muss also einerseits dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand genügen, andererseits aber auch den realen Rahmenbedingungen und den Erfahrungen gerecht werden, die in der Vergangenheit (z.T. auch in laufenden Projekten) mit der Erarbeitung und Umsetzung integrierter Handlungs- konzepte gemacht wurden.

Zu berücksichtigen ist schließlich auch, dass die Struktur sowie die räumliche, soziale und de- mografische Ausgangslage der kleinen und mittleren Gemeinden im Saarland höchst unter- schiedlicher Natur sind. Von 33 Gemeinden in der Größenordnung zwischen 10.000 und 35.000 Einwohnern sind in der zentralörtlichen Hierarchie der saarländischen Landesplanung insge- samt sechs als Mittelzentren eingestuft, der Rest als Grundzentren (z.T. bipolarer Art)9, d.h. die Kommunen haben im Sinn einer ausgewogenen Gesamtentwicklung unterschiedliche zentral- örtliche Funktionen zu erfüllen, die ihrerseits in unterschiedlichem Maße durch den demografi- schen Wandel betroffen sind.

Zugleich bedingen die Besonderheiten ihrer jeweiligen Lage einerseits in der Kern- und Rand- zone des industriell geprägten Verdichtungsraums, andererseits im ländlichen Raum sowie ihre z.T. höchst disperse Struktur10 zwangsläufig unterschiedliche Fragen und Antworten auf die Folgen des demografischen Wandels.

Aufgabe der Studie ist es in diesem Sinn, einen allgemein gültigen „roten Faden“ für die Erar- beitung integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte aufzuzeigen, der zugleich flexibel genug ist, die oben skizzierten Besonderheiten und Problemstellungen auf kommunaler Ebene zu berücksichtigen.

9 Vgl. Landesentwicklungsplan, Teilabschnitt „Siedlung“, 4. Juli 2006, Amtsblatt des Saarlandes; S. 972 ff. 10 Vgl. Anhang

4 Hintergrund und Aufgabenstellung der Studie

1.2 Aufgabenstellung

Gemäß dem am 15. Januar 2008 durch den vom Ministerium für Umwelt (MfU) an isoplan/ FI- RU vergebenen Auftrag soll die zu erstellende Studie drei Teile umfassen:

(a) eine Beschreibung und Begründung der Funktionen und Ziele der integrierten Gemein- deentwicklungskonzepte (GEKOs);

(b) die Ausarbeitung von inhaltlichen Anforderungen und Qualitätskriterien, einschließ- lich der Erarbeitung von Aussagen zur Bearbeitungstiefe der GEKOs und der anzuwen- denden Methodik, sowie

(c) die Umsetzung der Analyseergebnisse in einen Leitfaden für Antragsteller sowie eine Checkliste zur Bewertung eingereichter Gemeindeentwicklungskonzepte durch den För- dermittelgeber.

Im ersten Teil der Studie werden demgemäß Argumente für die Notwendigkeit einer ressort- übergreifenden strategischen Gemeindeentwicklungsplanung und deren Funktion im Rahmen einer effizienten Gemeindeverwaltung aufgezeigt (Teil 1, Kap. 2).

Der Bericht beinhaltet weiterhin eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ansätze integrier- ter Gemeindeentwicklungskonzepte im Saarland und in anderen Bundesländern sowie der da- bei gesammelten Erfahrungen einschließlich erster Erkenntnisse aus der Begleitung laufender Projekte im Saarland (Teil 1, Kap. 3).11

Aufbauend auf den umfangreichen Recherchen sowie den Ergebnissen der Projekt begleiten- den Workshops, in deren Rahmen vor allem Vertreter saarländischer Gemeinden ihre Erwar- tungen an die geplanten Gemeindeentwicklungskonzepte formulieren konnten, werden im letz- ten Abschnitt des ersten Teils der Studie übergeordnete Prinzipien der Gemeindeentwicklungs- planung formuliert, die von allen unterschiedlichen Problemstellungen abgesehen zukünftig Berücksichtigung (auch bei der Beurteilung der Förderungswürdigkeit von Vorhaben) finden sollen.

Im zweiten Teil der Studie werden Vorschläge für den inhaltlichen Aufbau der geplanten Ge- meindeentwicklungskonzepte sowie die dabei zu beachtenden strategischen Schwerpunkte unterbreitet.

Im Mittelpunkt des zweiten Teils steht die Ausarbeitung inhaltlicher Anforderungen und Quali- tätskriterien für die GEKOs, verbunden mit Empfehlungen, mittels welcher Methodik die GEKOs zu erstellen sind und welche Bearbeitungstiefe in den einzelnen Handlungsfeldern angestrebt werden sollte. Neben methodischen Hinweisen zu den notwendigen Bestandsaufnahmen, Ana- lysen und Zielfindungsprozessen werden die wichtigsten inhaltlichen Themenfelder der GEKOs anhand einfach nachvollziehbarer Kriterien und Beispiele erläutert (Beschreibung zur Aus- gangslage, demographische Entwicklung, Wohnraumangebot und Wohnraumbedarf, Anpas- sung der sozialen Infrastruktur, wirtschaftliche Entwicklung und Nahversorgung, technische Infrastruktur, Umwelt und Verkehr, Umsetzung in ein räumliches Entwicklungskonzept bzw. in ein räumliches Leitbild).

11 Projekte Bexbach und (GIU)

Hintergrund und Aufgabenstellung der Studie 5

Darüber hinaus werden an die Gemeinde gerichtete Empfehlungen zur Umsetzung der GEKOs einschließlich der Verlaufs- und Erfolgskontrolle formuliert.

Das dritte Kapitel von Teil 2 der Studie richtet sich primär an das MfU bzw. die Landesregierung als potentiellem Fördermittelgeber, indem Empfehlungen zur Qualitätsprüfung sowie zu flankie- renden Maßnahmen ausgesprochen werden, die aus Sicht der Gutachter sinnvoll sind.

1.3 Methodik

Die Studie basiert methodisch auf folgenden Arbeitsschritten:

a) Literatur- und Internetrecherche zum Stand der wissenschaftlichen Diskussion und Er- fahrungen mit der Einführung integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte in anderen Bundesländern;

b) Auswertung vorliegender Gemeindeentwicklungskonzepte im Saarland (integrierte Handlungskonzepte, Stadtumbaukonzepte, Gemeindeentwicklungsstudien) im Hinblick auf ihre Übertragbarkeit auf kleine und mittlere Gemeinden (Konzepte „Stadtumbau West“, integrierte ländliche Entwicklungskonzepte (ILEKs) sowie ergänzend ausgewähl- te integrierte Handlungskonzepte „Soziale Stadt“);

c) Durchführung von Expertengesprächen (Ministerien, Kommunen, lokale Akteure, Pilot- projekte);

d) Durchführung von zwei Workshops unter Einbeziehung von Vertretern der beteiligten Ministerien, der Kommunen sowie sonstiger Experten.

6 Begründung, Ziele und Nutzen

2 Begründung, Ziele und Nutzen

2.1 Begründung

Wie in der Ausschreibung zu der vorliegenden Studie betont, sind angesichts der vielfältigen Herausforderungen „ganzheitliche Strategien und abgestimmtes Handeln aller am Prozess der Kommunalentwicklung beteiligten Personen und Institutionen innergemeindlich, aber auch über die Gemeindegrenzen hinaus für eine zukunftsfähige Stadt-/Gemeindeentwicklung von ent- scheidender Bedeutung.“

Integrierte Gemeindeentwicklungskonzepte (GEKOs) sind in diesem Sinn als praxisorientiertes Planungsinstrument und Orientierungshilfe zu verstehen, um den Herausforderungen der Zu- kunft gerecht zu werden.

Vier gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Faktoren bzw. „Megatrends“, die sich unmittelbar auf die Entwicklung der Städte und Gemeinden auswirken, sind dabei ausschlagge- bend:

1. die Folgen der demografischen Entwicklung, die trotz der zwischenzeitlichen „Popu- larität“ des Themas häufig immer noch unterschätzt und in der Regel zu undifferenziert betrachtet werden; 2. die Folgen der Globalisierung und des wirtschaftlichen Strukturwandels mit ihren Begleiterscheinungen auch auf kommunaler Ebene; 3. die Folgen des sozialen Wandels - auch des Wertewandels - und neu entstehender „sozialer Milieus“, die zu einer sich rasch ändernden Nachfrage z.B. nach Wohnraum und Infrastruktureinrichtungen, aber auch zu neuen sozialen Problemlagen führen, die die Kommunen bewältigen müssen. 4. Hinzu kommen mittel- und langfristig zweifellos die Folgen des Klimawandels, der die Rahmenbedingungen ökonomischen und sozialen Handelns nachhaltig verändern wird.12

2.1.1 Demografische Entwicklung

Gemäß der 2006 unter eher noch positiven Annahmen bezüglich der Wanderungen vorge- nommenen 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des statistischen Bundesamtes wird die Einwohnerzahl des Saarlandes bis 2030 um rund 100.000 und bis 2050 um rund 200.000 auf dann ca. 800.000 Einwohner absinken, d.h. das Saarland wird einen Bevölke- rungsverlust von etwa 20% hinnehmen müssen. 13

12 Vgl. hierzu: Saarland, Ministerium für Umwelt: Saarländisches Klimaschutzkonzept 2008 - 2013, Saarbrücken 2008 13 Vgl. hierzu: Statistisches Bundesamt Deutschland: Bevölkerung Deutschlands bis 2050 - 11.koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, Wiesbaden, 2006; Statistisches Amt Saarland: De- mographiebericht der saarländischen Landesregierung, Saarbrücken, 2007; Berlin-Institut für Bevöl- kerung und Entwicklung: Die demografische Lage der Nation, Berlin, 2006; Bertelsmann Stiftung: Demographiemonitor, www.aktion2050.de, Stand:11.03.2008

Begründung, Ziele und Nutzen 7

Neben der Verringerung der absoluten Einwohnerzahl wird die künftige Bevölkerungsentwick- lung im Saarland vor allem durch die fortschreitenden Veränderungen in der Altersstruktur geprägt sein. So wird sich das Durchschnittsalter der Saarländer von 43,9 Jahren Ende 2006 bis 2020 auf 47,0 Jahre erhöhen.

Der Altersstrukturkoeffizient (Relation der 65-jährigen und Älteren zur Bevölkerung im Alter von 20 bis 65 Jahren) nimmt zwischen 2006 und 2020 von 35,2 auf 41,0 zu und wird schon Ende des dritten Jahrzehnts einen Wert von über 50 erreichen. Das bedeutet, dass dann auf zwei Personen im erwerbsfähigen Alter rechnerisch eine Person im Rentenalter entfällt.14

Die Zahl der über 65-Jährigen wird bis 2030 um 24,1 % oder rund 54.000 Personen steigen, davon rund 23.000 Hochbetagte im Alter über 80 Jahre (von insgesamt 225.000 auf 279.000).

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, insbesondere der 10-15-Jährigen, sinkt im gleichen Zeitraum um 28,9% bzw. rund 56.400 Personen (von insgesamt 195.200 auf 138.800).

Abbildung 1: Bevölkerungsvorausberechnung für das Saarland

Quelle: Statistisches Amt Saarland, Trendreport Demografie, Saarbrücken, 2008, S.25

14 Der so genannte Gesamtlastquotient, der die Bevölkerung im nicht erwerbsfähigen Alter (unter 20 Jahre und 65 Jahre und älter) in Relation zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20-65) setzt, ver- ändert sich allerdings zwischen 2006 (67,0) und 2020 (66,5) nur wenig, als Folge der im Betrach- tungszeitraum abnehmenden Zahl jüngerer Menschen. Vgl. Statistisches Amt Saarland: Demogra- phiebericht der saarländischen Landesregierung, Saarbrücken, 2007, S. 10.

8 Begründung, Ziele und Nutzen

Abgesehen von den skizzierten generellen Trends muss im Hinblick auf die Erarbeitung der Gemeindeentwicklungskonzepte die Frage gestellt werden, ob die bislang vorliegenden Prog- nosen kleinräumig hinreichend genug differenziert sind um im Einzelfall belastbare Aussagen und konkrete Schlussfolgerungen zu erlauben.

Die Antwort auf diese Frage ist eindeutig negativ, da sich die durch das Statistische Amt des Saarlandes veröffentlichte und mit den Berechnungen des Bundes koordinierte Bevölkerungs- vorausberechnung auf der Ebene der Länder sowie der Stadt- und Landkreise bewegt, also keine Aussagen über kreisangehörige Städte und Gemeinden erlaubt.

Nach der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Amtes des Saar- landes wird der Rückgang der Bevölkerung bis 2020 im Kreis Neunkirchen mit -8,6 % deutlich stärker als im Saarland insgesamt (-7,3 %) ausfallen. Auch im Stadtverband Saarbrücken (-7,9 %) und im Kreis (-7,6 %) ergibt sich nach den vorliegenden Berechnungen ein etwas höherer Bevölkerungsschwund als im Landesdurchschnitt. Treten die Annahmen der Bevölke- rungsvorausberechnung ein, wird sich bei der Bevölkerungsentwicklung im Saarpfalz-Kreis ein Rückgang von 6,7 % und im Kreis St. Wendel von 6,1 % abzeichnen. Im Kreis Merzig-Wadern fällt der Bevölkerungsschwund mit 4,7 % am niedrigsten aus.15

Abbildung 2: Bevölkerung im Saarland 2006 bis 2020 nach Kreisen

Quelle: Statistisches Amt Saarland: Demographiebericht der saarländischen Landesregierung, Saarbrücken, 2007,S.11

Die Bevölkerungsentwicklung auf der Ebene der Stadt- und Landkreise überdeckt dabei die Tatsache, dass es auch innerhalb der Kreise bereits in der Vergangenheit deutlich unterschied- liche Entwicklungen in einzelnen Gemeinden gegeben hat und wohl auch weiterhin geben wird. Während die Kernzonen der Verdichtungsräume deutliche Bevölkerungsrückgänge zu ver- zeichnen hatten, lassen sich Teilräume mit erheblichen Steigerungen der Einwohnerzahlen in

15 Vgl. Demographiebericht, a.a.O., S. 11

Begründung, Ziele und Nutzen 9

den Randzonen der Verdichtungsräume, aber auch im ländlichen Raum feststellen.16 Grund- sätzlich ist jedoch wie oben bereits betont davon auszugehen, dass ländliche Räume - von Ausnahmen abgesehen - stärker vom Bevölkerungsrückgang aber auch von Alterungsprozes- sen betroffen sein werden als verdichtete Räume.17

Im Demographiebericht der saarländischen Landesregierung 2007 wird darüber hinaus zurecht darauf hingewiesen, dass es Einflussfaktoren gibt, „die in den Vorausberechnungen aus syste- matischen Gründen nicht oder nicht vollständig erfasst werden können. So wird beispielsweise der Kreis Merzig-Wadern von positiven wirtschaftlichen Entwicklungen im nahe gelegenen Lu- xemburg profitieren, da er günstige und attraktive Wohnmöglichkeiten für Berufspendler nach Luxemburg bietet.“18

Diese auf die Kreise bezogene Feststellung trifft natürlich in noch höheren Maß für die Entwick- lung einzelner Städte und Gemeinden zu. Kleinräumig regionalisierte Prognosen wie sie etwa durch die Bertelsmann Stiftung in ihrem „Wegweiser Demographie“ vorgenommen wer- den, sind von daher sicher nützlich, methodisch aber mit Vorsicht zu beurteilen, da sie sich auf standardisierte Indikatorenraster stützen, die die Realität in den Kommunen nur bedingt wider- spiegeln.

Auf die Frage, welches Anspruchsniveau bzw. welche methodische Anforderungen an Progno- sen der Bevölkerungsentwicklung im Rahmen der GEKOs zu stellen sind, wird später einge- gangen. Grundsätzlich ist dabei davon auszugehen, dass differenzierte kleinräumige Progno- sen für einzelne Gemeinden oder gar Ortsteile nur mit großen Vorbehalten zu berechnen sind, da der (neben der natürlichen Bevölkerungsbewegung) zentrale Einflussfaktor der Wande- rungsbewegungen von kaum vorhersehbaren Entwicklungen wie etwa der Ansiedelung neuer Betriebe, der Erschließung neuer Baugebiete, der Verbesserung oder Verschlechterung der Verkehrsanbindung usw. abhängig ist. Langfristige „Migrationsmuster“, auf die eine Prognose aufbauen könnte sind dabei nur in Umrissen erkennbar19. Bevölkerungsvorausberechnungen erhalten damit eher den Charakter von Szenarien, an denen sich eine zielgerichtete Planung orientieren kann (vgl. hierzu Teil 2, Kap. 2.2).

Unabhängig von diesen methodischen Fragen kann jedoch davon ausgegangen werden, dass eine Reihe von Kommunen überdurchschnittlich stark schrumpfen werden, andere dagegen sogar noch über Wachstumspotenziale verfügen:

stark abnehmend zunehmend Völklingen Kirkel Großrosseln Riegelsberg St. Ingbert Püttlingen Friedrichsthal Nonnweiler Merchweiler Illingen Perl Marpingen

Quelle: Statistisches Amt Saarland, Trendreport Demografie, Saarbrücken, 2008

16 Vgl. Saarländisches Ministerium für Umwelt: Plan zur Entwicklung des ländlichen Raumes im Saar- land; gemäß Verordnung (EG) Nr. 1698/2005; Saarbrücken 2007, S. 37 17 Vgl. Demographiebericht , a.a.O., S. 85 18 Demographiebericht, a.a.O., S. 11 19 Dörrenbächer, H.P., Kühne, O und Wagner J.M., (Hrsg.): 50 Jahre Saarland im Wandel, Saarbrücken 2007.

10 Begründung, Ziele und Nutzen

Abbildung 3: Bevölkerungsentwicklung 2003 bis 2020 in der Städten und Gemeinden mit mehr als 5.000 Einwohnern (in Prozent)

Quelle: IHK Saarland: Wirtschaft im Saarland, Saarbrücken, Ausgabe 10/2007; S.9

Unabhängig von den zu erwartenden regionalen bzw. gemeindespezifischen Unterschieden wird sich der demografische Wandel in mehr oder minder großem Umfang in allen kommunalen Bereichen auswirken: Kindertageseinrichtungen, Schulen und sonstige Einrichtungen der sozia- len Infrastruktur, Nahversorgung, Verkehr, technische Infrastruktur, Wohnungsmarkt, Wirt- schaftsentwicklung, Entwicklung der kommunalen Finanzen. 20

2.1.2 Wirtschaftlicher Wandel

Neben der demografischen Entwicklung, die nur sehr begrenzt und meist nur zu Lasten be- nachbarter Gemeinden durch die Kommunen beeinflussbar ist, müssen sich die Kommunen zukünftig verstärkt auch auf deutlich geänderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen einstellen.

Dies betrifft einerseits die Frage der enger werdenden finanziellen Handlungsspielräume der Gemeinden, vor allem aber auch die generellen Folgen und Megatrends des wirtschaftlichen

20 Vgl. Landesentwicklungsplan, Teilabschnitt „Siedlung“, 4. Juli 2006, Amtsblatt des Saarlandes, S. 964 ff.

Begründung, Ziele und Nutzen 11

Strukturwandels und der Globalisierung, die zu einem erheblich verschärften Standortwett- bewerb und Flexibilisierungszwängen geführt haben.

Der Verlust mittel- und langfristiger Stabilität trifft die Kommunen in mehrfacher Hinsicht. Einer- seits müssen sie soweit überhaupt möglich im industriell-gewerblichen Bereich Vorsorge treffen bzw. Ersatz schaffen für den Fall wirtschaftlicher Probleme ortsansässiger Unternehmen.21

Zugleich unterliegt die öffentliche Verantwortung für das Daseinsvorsorgeangebot einem grundlegenden einschneidenden Strukturwandel. „An die Stelle der Erfüllungsverantwortung tritt die Gewährleistungsverantwortung. Dahinter stehen zwei Entwicklungen: der demografische Wandel mit räumlich unterschiedlich ausgeprägten Bevölkerungsrückgängen sowie der Trend zur Ökonomisierung und Privatisierung der Gemein- bzw. Versorgungswirtschaft. In fast allen Bereichen der Daseinsvorsorge werden sich in Folge sinkender Nachfrage Tragfähigkeitsprob- leme einstellen, die der Aufrechterhaltung des heutigen Angebotsniveaus drastische Kosten- grenzen setzen.“22

Besondere Herausforderungen stellen sich in verstärktem Maße auch bezüglich der Sicherstel- lung der Nahversorgung der Bevölkerung mit Waren des täglichen Bedarfs. Auf Grund der Konzentrationsprozesse im Einzelhandel und der hohen Mobilität der Bevölkerung drohen insbesondere Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleistungsangebote in kleineren Gemeinden unrentabel zu werden. Gleiches gilt für Apotheken, Arztpraxen, die Post und Banken.

Auch auf der Nachfrageseite verstärken sich die Trends zu Lasten des Einzelhandels in kleine- ren Städten und Gemeinden. Allein bezogen auf den Einzelhandel schlägt sich die Abnahme der Bevölkerung des Saarlandes bis 2020 um rd. 76.000 Personen (-7,3%) in einen Kaufkraft- verlust von rd. 380 Mio. Euro nieder. Dies entspräche fast dem Gesamtumsatz des Einzelhan- dels in Neunkirchen (2005: rd. 400 Mio. Euro bzw. einer Verkaufsfläche von rd. 100.000 m²) Hinzu kommt neben den zu erwartenden Bevölkerungsverlusten eine Verringerung des Anteils der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft an der Kaufkraft insgesamt zugunsten der Ausgaben im privaten Verbrauch für andere Bereiche (Mieten, Energie, Reisen etc.).23

Unabhängig von den bezogen auf einzelne Standorte bzw. Kommunen schwieriger werdenden ökonomischen Rahmenbedingungen schafft die Globalisierung jedoch auch vielfältige ökonomi- sche Impulse und Chancen der kommunalen Entwicklung, die es in den vorgesehenen integ- rierten Gemeindeentwicklungskonzepten zu überprüfen gilt. Zahlreiche Ansatzpunkte hierfür werden in der Innovationsstrategie der saarländischen Landesregierung aufgezeigt.24

21 ein Sonderproblem stellt dabei die absehbare Stilllegung des Kohlebergbaus und der daraus resultie- renden Folgen für den saarländischen Arbeitsmarkt und die Zulieferwirtschaft dar. 22 BBR, Sicherung der Daseinsvorsorge in Zeiten von Bevölkerungsrückgang und Privatisierung , Bonn 2008 23 Zurzeit entfallen bei sinkender Tendenz noch 30 % der Gesamtkaufkraft im Saarland auf die sog. „einzelhandelsrelevante Kaufkraft“ (Bund: 28,6 %) Dies entspricht 5.044 Euro/E bei einer Gesamt- kaufkraft von 16.788 Euro insgesamt (GfK 2005). Das Saarland liegt dabei mit einem Kaufkraftkoeffi- zienten von 98 % unter dem Bundesdurchschnitt. Quelle: GfK 2007; GMA: Regionales Einzelhan- delskonzept Saarland; Ludwigsburg, 2004 24 Vgl. Landesregierung des Saarlandes: Für alle die Zukunft gestalten möchten: das Saarland. Innova- tionsstrategie bis 2015, Saarbrücken, 2007

12 Begründung, Ziele und Nutzen

2.1.3 Sozialer Wandel

Ein drittes, in der Praxis der Entwicklungsplanung meist vernachlässigtes Bündel übergeordne- ter Trends, auf die sich die Kommunen in verstärktem Umfang einstellen müssen, betrifft den in allen gesellschaftlichen Bereichen beobachtbaren sozialen Wandel.

Zum einen handelt es sich dabei um quantitativ messbare strukturelle Änderungen. So wird trotz rückläufiger Bevölkerungszahlen die Zahl der Haushalte (und damit verbunden die Nach- frage nach Wohnraum) zunächst bis in die Mitte des nächsten Jahrzehnts weiter ansteigen.25 Ausschlaggebend hierfür ist die steigende Zahl von Ein-Personenhaushalten (Singularisie- rung), kleinen Zwei-Personenhaushalten (double income, no kids), aber auch die steigende Lebenserwartung kleiner Senioren-Haushalte.

Strukturelle Veränderungen und Anpassungserfordernisse ergeben sich neben dem Prozess der Schrumpfung und Alterung auch durch eine fortschreitende Heterogenisierung, insbeson- dere durch den wachsenden Anteil von Personen und Familien mit Migrationshintergrund. Auch die kleinen und mittleren Gemeinden werden sich der Aufgabe stellen müssen, die Integ- ration dieser (höchst unterschiedlichen) Gruppen zu fördern und Segregationstendenzen ent- gegenzuwirken.

Das Thema Migration betrifft jedoch nicht die Frage der Integration (ausländischer) Zuwanderer allein. Von eher noch größerer Bedeutung ist die Frage, in welchen Umfang es gelingen kann, die Abwanderung vor allem jüngerer, qualifizierter Menschen zu verhindern und Anreize für den Zuzug von Fachkräften und „Wissensarbeitern“ zu schaffen.

Messbar ist in gewissem Umfang auch die Tendenz zur sozialen und ökonomischen Polarisie- rung der Gesellschaft die sich mittelfristig auch in einer Polarisierung der Nachfrage nach Flä- chen, Wohnraum, Waren, Infrastruktur usw. und einer Polarisierung des Angebots bzw. zu- nächst einer wachsenden Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage niederschlagen wird. Der zunehmende Verlust der „Mitte“ wird die Kommunen vor neue Aufgaben stellen.26

Schwerer abschätzbarer und demnach von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind schließ- lich qualitative Veränderungen der Gesellschaft, d.h. die Tendenz zur zunehmenden Individu- alisierung und Differenzierung der Lebensstile mit höchst unterschiedlichen Werthaltungen, kulturellen Geschmacksrichtungen, Freizeitverhalten, Raumansprüchen usw.27

25 Vgl. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: Wohnungsprognose 2015, Berichte, Band 10, Bonn, 2001 26 Vgl. hierzu Spellerberg: Demographie und Infrastruktur, Anhörung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung, Berlin, 2006 27 Vgl. hierzu isoplan/Spellerberg: Wohnungsmarktanalyse für die Innenstadt von Völklingen, Saarbrü- cken/Kaiserslautern, 2004; Auf der Grundlage empirischer Erhebungen wurden in folgende Lebens- stiltypen unterschieden: Jugendliche Familienorientierte, Sozial engagierte Integrative, Konventions- orientiert Traditionsverbundene, Individualistische Durchschnittliche, Kulturell interessierte Aktive, Fernsehabstinente Sportorientierte, Zurückgezogen Lebende

Begründung, Ziele und Nutzen 13

2.2 Ziele und Stellenwert integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte

Die für Stadtentwicklung zuständigen Ministerinnen und Minister der Mitgliedsstaaten der Euro- päischen Union verabschiedeten im Mai 2007 die „LEIPZIG CHARTA zur nachhaltigen europäi- schen Stadt“. Darin heißt es:

„Wir brauchen mehr ganzheitliche Strategien und abgestimmtes Handeln aller am Prozess der Stadtentwicklung beteiligten Personen und Institutionen. … Um diese Verantwortung auf den verschiedenen Regierungsebenen effektiv zu gestalten, müssen wir die sektoralen Politikfelder besser koordinieren und ein neues Verantwortungsbewusstsein für eine integrierte Stadtent- wicklungspolitik schaffen.“28 Die Forderungen der Charta betreffen sinngemäß auch kleine und mittlere Städte und Gemeinden. 29

Gemeindeentwicklungskonzepte sind dabei informelle Planungswerke, d.h. sie sind keine formellen Planungsinstrumente im Sinn des Baugesetzbuches, sondern leitbildorientierte kon- zeptionelle Rahmenplanungen, die unter Beachtung des Primats der kommunalen Selbstver- waltung und unter Beteiligung aller wesentlichen Akteure der Stadtentwicklung und der Bevöl- kerung erarbeitet werden. Dennoch sind sie nach ihrer Verabschiedung gemäß §1 Abs.6 BauGB als abwägungserheblicher Belang bei der Aufstellung von Bauleitplänen zu berücksich- tigen.

Soweit in einzelnen Städten und Gemeinden bereits mittel- und langfristige Entwicklungsstrate- gien und -konzepte erarbeitet wurden, sollen diese selbstverständlich einbezogen werden. Sie sind jedoch – so die Entschließung der 31. Ministerkonferenz für Raumordnung 2003 zur Siche- rung und Weiterentwicklung der öffentlichen Daseinsvorsorge vor dem Hintergrund des demo- grafischen Wandels30 –, mit dem Ziel zu überprüfen:

- eine bedarfsgerechte öffentliche Infrastrukturversorgung sicherzustellen, fortzuentwi- ckeln und die notwendigen Anpassungen unter Berücksichtigung zukünftiger Entwicklungs- chancen herbeizuführen,

- die Effektivität beim Einsatz planerischer Instrumente zu erhöhen und dabei der Notwendig- keit von Kosteneinsparungen verstärkt Rechnung zu tragen,

- Mindeststandards im Zusammenhang mit veränderten räumlichen Einzugsbereichen fest- zulegen,

- die Erreichung von Infrastrukturangeboten insbesondere für weniger mobile Bevölke- rungsschichten zu sichern und weiterzuentwickeln sowie

- bei der Leistungserstellung der Infrastruktur verstärkt neue organisatorische Zuschnitte und Modelle zu erproben und zu prüfen, inwieweit alternative Angebotsformen (durch Private, in Selbsthilfe) durch die öffentliche Hand unterstützt werden können.

28 LEIPZIG CHARTA zur nachhaltigen europäischen Stadt, erstellt von den für Stadtentwicklung zu- ständigen Ministern und Ministerinnen der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, Leipzig 24.5.2007, S. 2-3 29 ebenda, S. 3 30 Vgl. Entschließung der 31. Ministerkonferenz für Raumordnung vom 13.10.2003 in Berlin; in: Öffentli- che Daseinsvorsorge und demographischer Wandel, Berlin/Bonn, 2005, S. 77 ff.

14 Begründung, Ziele und Nutzen

Ziel integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte im hier verstandenen Sinn ist es, im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes Anpassungserfordernisse und Anpassungsstrategien in allen Bereichen der kommunalen Entwicklung aufzuzeigen, die durch den demografischen und sozio- ökonomischen Wandel betroffen sind.

Tabelle 1: Aufgabenfelder öffentlicher Daseinsvorsorge in Deutschland

Technische Dienstleistungen Soziale Dienstleistungen

Verkehrsinfrastruktur Kulturelle Versorgung Verkehrsdienste, wie Schülertransport und Schule und Bildungswesen öffentlicher Verkehr Kinderbetreuung Kommunikationsdienstleistungen Gesundheitswesen und Altenpflege Energieversorgung Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Wasserwirtschaft, einschließlich Ver- und Entsorgung Katastrophenschutz, Feuerwehr und Rettungswesen Abfallwirtschaft Sonstige soziale Infrastrukturen, wie Sportstätten, Friedhöfe Deichbau Wohnungswirtschaft (sozialer Wohnungsbau)

Quelle: BBR: Die Zukunft der städtischen Infrastruktur, Bonn 2008, S. 18

Im Ergebnis sollen die GEKOs ein praktikables, auf einen Zeithorizont von etwa 15 Jahren angelegtes Planungsinstrument sein. Sie sollen als Orientierungshilfe zur Einordnung einzel- ner öffentlicher und privater Planungen und Projekte in den gesamtgemeindlichen Zielrahmen und regionalen Zusammenhang dienen. Zugleich sollen sie auch die Funktion eines Steue- rungs- und Kontrollinstruments erfüllen, mit dessen Hilfe überprüft werden kann, in welchem Umfang die gesetzten Ziele der Stadtentwicklung tatsächlich erreicht wurden.

Im Mittelpunkt steht dabei die Erarbeitung einer auf die spezifischen Probleme der Gemeinde ausgerichteten Anpassungsstrategie an die Folgen des demographischen Wandels. Diese müssen dabei nicht zwingend auf Rückbaumaßnahmen hinauslaufen, sondern können je nach Ausgangslage höchst unterschiedliche Form haben31.

Bei der Erstellung der GEKOs ist die unterschiedliche Fristigkeit der Anpassungserforder- nisse in den einzelnen Handlungsfeldern zu berücksichtigen. So hat beispielsweise der Rück- gang der schulpflichtigen Jahrgänge zwangsläufig bereits in jüngster Vergangenheit zur Schlie- ßung von Grundschulen geführt; die nächste Schließungswelle wird die weiterführenden Schu- len betreffen (Realschulen, Gesamtschulen, Gymnasien), deren Schülerzahlen im Saarland bereits in den letzten 6 Jahren um 6,7 % bzw. rund 4.800 Schüler (d.h. ca. 160 Klassen) zu- rückging32. Andere Anforderungen - so der steigende Bedarf an altersgerechten Wohnungen, Altenheimen und Pflegeplätzen stellen sich massiv eher mittelfristig – wiederum andere sind (auch aus Kostengründen) nur langfristig zu lösen (z.B. technische Infrastruktur).

31 z.B. Rückbau, Erhöhung der Erreichbarkeit, Neustrukturierung, Kooperation, u.a.; vgl. hierzu BMVBS, BBR: Strategien der Landes- und Regionalplanung zur Bewältigung des demografischen Wandels, Bonn 2007. 32 lt. Angaben des Statistischen Landesamtes Rückgang von 71.817 auf 67.025 Schüler

Planungstheorie und Planungspraxis 15

2.3 Kosten und Nutzen

Eine Kosten-Nutzen-Betrachtung der Gemeindeentwicklungskonzepte muss vor allem vor dem Hintergrund erfolgen, dass der demografische Wandel auch erhebliche finanzielle Auswirkun- gen auf die kommunalen Haushalte mit sich bringt. Weniger Einwohner bedeuten weniger Beitrags- und Gebührenzahler, weniger Nutzer der kommunalen Infrastruktur und weniger Ein- kommenssteueranteile und Schlüsselzuweisungen für die Gemeinde.

Insbesondere die Alterung wird eine Veränderung der Nutzerstruktur bewirken. Die kommunale Daseinsvorsorge muss neu strukturiert werden, ebenso die technische Infrastruktur. Bei der Erschließung neuer Wohngebiete wie auch bei der Beurteilung der Tragfähigkeit sozialer Infra- struktureinrichtungen ist zu berücksichtigen, dass die spezifischen Kosten bei zurückgehender Nachfrage beträchtlich steigen,- d.h. immer weniger Nutzer teilen sich meist gleich bleibende Kosten (Kostenremanenz). 33

Das Problem der Kostenremanenz stellt sich dabei in erhöhtem Umfang für schrumpfende Ge- meinden mit einem geringen Verdichtungsgrad. Die Kommunen müssen vor dem oben skizzier- ten Hintergrund alle Möglichkeiten nutzen, durch geeignete Anpassungsmaßnahmen ihre Kos- ten zu senken, sei es durch den Rückbau nicht mehr nachfragegerechter Infrastrukturen, der restriktiven Behandlung neuer Flächenerschließungen oder einer Kooperation und Aufgabentei- lung mit benachbarten Kommunen.

Integrierte Gemeindeentwicklungskonzepte mit dem Ziel, nicht mehr bedarfsgerechte Investitio- nen zu verhindern, den Einsatz knapper Mittel zu optimieren, Zielkonflikte zu vermeiden und Synergieeffekte innerhalb und zwischen den Gemeinden zu fördern, können daher einen nicht unerheblichen Beitrag zur Konsolidierung der kommunalen Haushalte und Entlastung der Bevölkerung leisten.

Die Kosten der Nicht-Anpassung an den demografischen Wandel bzw. eine verspätete An- passung würden dabei die überschaubaren Kosten der Erstellung der Gemeindeentwicklungs- konzepte um ein Vielfaches übersteigen.

3 Planungstheorie und Planungspraxis

3.1 Analyse bisheriger Ansätze und Erfahrungen anderer Länder

Die Überzeugung, dass nur durch eine integrierte ganzheitliche Herangehensweise überzeu- gende Antworten auf die komplexen Herausforderungen des demografischen und sozioökono- mischen Wandels gefunden werden, hat sich zwischenzeitlich sowohl auf Ebene der EU als auch des Bundes und der Länder durchgesetzt.

Die Praxis der integrierten Gemeindeentwicklungskonzepte stellt sich in den einzelnen Bundes- ländern jedoch sehr unterschiedlich dar. Während das Thema der ganzheitlichen Konzepte in Westdeutschland längere Zeit nicht aktuell war, da man komplexen Langfristplanungen mit Me- thoden der Stadtentwicklungsplanung Erfolglosigkeit, zu lange Erarbeitungszeiten sowie Unfle- xibilität zuschrieb und eher das Motto „Projekte statt Pläne“ verfolgte, gewann mit dem Pro-

33 vergl. hierzu Damm, G.R.: Demografische Entwicklung - Herausforderung für Kommunen und Land- kreise, Vortrag im Rahmen des Fachkongresses Zukunft Saarland, Saarbrücken 2007

16 Planungstheorie und Planungspraxis

gramm „Stadtumbau Ost“ in den neuen Bundesländern das Instrument zunehmend an Bedeu- tung.

Mit der Einführung des Städtebauförderungsprogramms „Stadtumbau West“ und später der integrierten ländlichen Entwicklungsplanung wurde auch in den alten Ländern das Erfordernis gesamthafter Gemeindeentwicklungskonzepte aufgegriffen. Mittlerweile ist die Tendenz zu er- kennen, die Betrachtungsebene auf regionale Ansätze auszudehnen (interkommunale Koopera- tion, Stadt-Umland-Konzepte usw.).34

Arbeitshilfen und Leitfäden zu Ausgestaltung, Erarbeitungsprozess und Inhalten liegen vor allem aus den neuen Bundesländern vor. In den meisten Fällen sind sie an Förderprogramme gekoppelt, z.T auch als Grundlage für die Bewilligung von EU-Förderungen. Vereinzelt bilden integrierte Stadtentwicklungskonzepte die Grundlage für einen Auswahlprozess mit formalisier- tem Prüfsystem zur Bewilligung von Fördermitteln (z.B. Brandenburg).

Wenige Bundesländer haben Agenturen bzw. Begleitforschungen installiert, bei denen Informa- tionen und Erfahrungsaustausch gebündelt werden (z.B. Thüringen, Nordrhein-Westfalen).

Im Hinblick auf den zu erstellenden Leitfaden für saarländische Gemeinden besonders erwäh- nenswert sind vor allem

 Arbeitshilfe zur Erstellung und Fortschreibung städtebaulicher Entwicklungskonzepte (SE- KO) des Landes Sachsen (sächsischen Staatsministerium des Innern),

 Arbeitshilfe zur Erstellung integrierter Stadtentwicklungskonzepte (INSEK) des Landes Brandenburg, sowie

 Leitfaden zur Erstellung integrierter Stadtentwicklungskonzepte im Rahmen des Stadtum- baus des Landes Thüringen.

Darüber hinaus widmen sich zahlreiche Publikationen aus praktisch allen Bundesländern mit unterschiedlichen Schwerpunkten dem Thema der integrierten Stadtentwicklung und ländlichen Entwicklung.35 Hinzu kommt eine Fülle von qualitativ höchst unterschiedlicher Einzelstudien bzw. Entwicklungskonzepte zahlreicher Städte und Gemeinden (vergleiche hierzu auch die best-practice-Beispiele im Anhang).

Bemerkenswert ist, dass sich integrierte Entwicklungskonzepte einerseits schwerpunktmäßig auf mittlere bzw. größere Städte und Gemeinden konzentrieren. Andererseits werden in fast allen Bundesländern, so auch im Saarland,- angeregt und gespeist durch die EU-ELER-

34 vergl. etwa Deutscher Städtetag, Zukunftssicherung durch integrierte Stadtentwicklungsplanung und kooperatives Stadtentwicklungsmanagement, II. Nationaler Städtebaukongress 2004 sowie u.a. Hol- bach-Gröning, B. Anpassung der Gemeindeentwicklungskonzepte an den strukturellen und demogra- fischen Wandel, difu, Berlin 2002 sowie Werkstattreihe integrierte Gemeindeentwicklungskonzepte in NRW,www.ils-shop.de Die Vielfalt an Bezeichnungen integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte ist erheblich: INSEK (integrierte Gemeindeentwicklungskonzepte , Brandenburg) SEKO (Städtebauliche Entwicklungskonzepte, Sachsen) REK, REKO und iREK für regionale Entwicklungskonzepte (Saarland, Hessen) ILEK für integrierte ländliche Entwicklungskonzepte (Saarland, Rheinland-Pfalz) ISEK (Niedersachsen) GEWK (einzelne Gemeindestudien) 35 vgl. hierzu das ergiebige Internet-Portal www.schrumpfende-stadt.de

Planungstheorie und Planungspraxis 17

Förderung36 unter den unterschiedlichsten Bezeichnungen37 Konzepte der integrierten ländli- chen Entwicklung und Dorferneuerung gefördert. Bezogen auf kleinere Städte und Gemein- den besteht ganz offensichtlich eine „Wahrnehmungslücke“, die durch die im Saarland ge- planten „GEKOs“ geschlossen werden soll.

Fazit der Analyse bisheriger Ansätze und Erfahrungen anderer Bundesländer38

 Hinter dem Begriff „integrierte Entwicklungskonzepte“ verbergen sich eine Fülle unter- schiedlicher Konzepttypen. So unterscheidet etwa Schleswig-Holstein zwischen Integrier- ten Stadtentwicklungskonzepten (ISEK), Wohnraumversorgungskonzepten (WVK) und Stadt-Umland-Konzepten (SUK),- NRW zwischen INSEK und REKOs (regionale Entwick- lungskonzepte) usw.

 Die überwiegende Zahl der Entwicklungskonzepte ist auf bestimmte Förderprogramme ausgerichtet.

 Eine Unterscheidung der Konzepte nach Stadtgrößen erfolgt nicht, spezifische Konzepte für kleiner Gemeinden liegen nicht vor.

 Die Elemente der Konzepte sind im Wesentlichen ähnlich: Bestandsanalysen und Stär- ken/Schwächenanalysen zu verschiedenen Themen (diese sind stark abhängig von der Zielrichtung des Konzeptes, decken aber bei den meisten Konzepten eine große Bandbreite ab), Erarbeitung von Leitbildern und Zielen, Umsetzungsstrategien und Maßnahmen.

 Die qualitativen Anforderungen an die Konzepte sind sehr unterschiedlich, in der Regel aber u.E. für kleine Gemeinden zu ausführlich und zu weitgehend.

 Aussagen zu notwendigen Bestandserhebungen sind meist sehr detailliert, Hinweise wo und wie die erforderlichen Daten zu beschaffen sind, fehlen jedoch meist,- ein gerade für kleine Gemeinden mit begrenzter personeller Kapazität entscheidender Mangel;

 Gleiches gilt für die in der Regel erhobene (sinnvolle) Forderung der Einführung einer Er- folgskontrolle, praxisnahe Beispiele, wie diese im Einzelfall durchgeführt werden kann feh- len;

 Die in einigen Ländern bestehenden Arbeitshilfen und Leitfäden sind u.E. zu kompliziert und wenig anschaulich;

 Erfahrungen bzw. Evaluierungen, inwieweit integrierte Gemeindeentwicklungskonzepte tatsächlich dazu beigetragen haben, den Folgen des demografischen Wandels erfolgreich zu begegnen liegen bislang nicht vor.

36 Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) gemäß VO (EG) Nr. 1698/05 37 PAUL (Rheinland-Pfalz), FILET (Thüringen), MELANIE Saarland usw. 38 vgl. Beispiele im Anhang

18 Planungstheorie und Planungspraxis

3.2 Analyse bisheriger Ansätze und Erfahrungen im Saarland

Erste umfassende „Gemeindeentwicklungsstudien“ wurden, wie einleitend erwähnt, im Saarland bereits in den Siebziger Jahren im Zuge der Gemeindereform erstellt. Mit der Implementierung des Programms „Stadt-Vision-Saar“ Ende der neunziger Jahre im Rahmen des Bund-Länder- Programms „Soziale Stadt“, verknüpft mit der Förderung der nachhaltigen Stadtentwicklung die EU-Kommission im Rahmen des EFRE (Europäische Fond für regionale Entwicklung) sowie der Gemeinschaftsinitiativen URBAN I und II war das Saarland eines der ersten Bundesländer, in dem die Idee integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte konsequent umgesetzt wurde.

1. Soziale Stadt

Im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ wurden seit 1999 integrierte Handlungskonzepte in insgesamt 13 saarländischen Städten und Gemeinden erarbeitet und z.T. bereits mehrfach fortgeschrieben39. Bis zum Jahr 2006 wurde die Förderung der Kom- munen aus Mitteln des Bund-Länder-Programms verknüpft mit der Förderung durch den Europäischen Regionalfonds (EFRE). Im Ergebnis belief sich die Förderquote damit auf 83 1/3 %. Mit dem Landesprogramm „Stadt-Vision-Saar“ wurde ein neuer Weg der Städtebau- förderung eingeschlagen, der davon ausgeht, dass eine nachhaltige Verbesserung der Probleme benachteiligter Stadtgebiete am ehesten durch eine integrative Strategie, eine Verknüpfung investiver und nicht-investiver Maßnahmen sowie eine Verzahnung verschie- dener Förderprogramme erreicht werden kann. Wesentliches Element des Programms ist die Abgrenzung von Programmgebieten mit besonderem Entwicklungsbedarf40.

Wie bereits in der Zwischenevaluierung des Programms im Jahr 2003 festgestellt, hat der integrative und partizipatorische Ansatz zu einer Reihe von Innovationen im instrumentell- strategischen bereich der Stadtteilentwicklung im Saarland (z.B. Erarbeitung integrierter Handlungskonzepte, Stadtteilmanagement, neue Formen der Beteiligung wie z.B. Verfü- gungsfonds), zum Teil auch zur spürbaren Verbesserung der lebens- und Wohnverhältnisse in den Programmgebieten geführt und stößt im Allgemeinen bei den Kommunen auf große Zustimmung. Darüber hinaus hat sich die Erstellung integrierter Handlungskonzepte als un- verzichtbare Voraussetzung und wichtiges Steuerungs- und Koordinationsinstrument zur Umsetzung des Programms erwiesen41.

2. Stadtumbau West

Ähnlich positive Erfahrungen zeichnen sich –wiewohl eine Zwischenevaluierung sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene noch nicht vorliegt - bei der Umsetzung des Bund- Länder-Programms „Stadtumbau-West“ ab. Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzep- te42 im Rahmen des Programms wurden für die Mittelstädte Neunkirchen, Homburg, St. Ing- bert, Völklingen und Saarlouis sowie für die Landeshauptstadt Saarbrücken erstellt 43.

39 Vgl. hierzu isoplan: Landesprogramm „Stadt-Vision-Saar“, Zwischenevaluierung im Auftrag des MfU, Saarbrücken 2003. Einbezogen waren und sind dabei neben Saarbrücken und den Mittelzentren Neunkirchen, Homburg, St. Ingbert, Völklingen und Merzig auch kleinere Gemeinden wie Losheim, Schwalbach, Spiesen-Elversberg, Illingen und Sulzbach. 40 § 171e BBauG 41 Zwischenevaluierung a.a.O. S. Z1-2 42 § 171b BBauG 43 Für Saarbrücken-Burbach und Dudweiler liegen darüber hinaus Programmplanungsdokumente im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative URBAN I und II vor.

Planungstheorie und Planungspraxis 19

Aufbauend auf der Erarbeitung „gesamtgemeindlicher Entwicklungskonzepte“, die in ihrem Aufbau grundsätzlich auf die vorgesehenen Gemeindeentwicklungskonzepte übertragen werden können, werden im Rahmen der Stadtumbauprojekte kleinere Programmgebiete festgelegt, für die ein differenziertes „Teilräumliches Konzept“ erarbeitet wird.

3. Integrierte ländliche Entwicklung

Umfangreiche Erfahrungen, auf die bei der Erarbeitung der GEKOs zurückgegriffen werden kann, wurden auch gesammelt im Rahmen der Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung im Saarland. Im Mittelpunkt steht dabei die Förderung ländlicher Regionen bzw. Dörfer und kleinerer Gemeinden in der Größenordnung von durchschnittlich 4.000 bis maximal 10.000 Einwohnern.

Für insgesamt 6 Regionen44 wurden bzw. werden dabei so genannte ILEKs (integrierte ländliche Entwicklungskonzepte) erarbeitet, in denen aufbauend auf einer Bestandsauf- nahme und Stärken-Schwächen-Analyse der Region Entwicklungsziele und –felder sowie eine Entwicklungsstrategie und Projektideen beschrieben werden. Das Budget für Maß- nahmen der Dorferneuerung belief sich zuletzt auf 3,5 Mio Euro bei einer regulären Förder- quote von 45%, die bei Vorliegen eines ILEK auf 55% erhöht wird. Für drei weitere LEA- DER-Regionen45, die in die EU-ELER Förderung aufgenommen wurden, liegen umfangrei- che sog REKs (regionale Entwicklungskonzepte) vor- die inhaltlich ähnlich aufgebaut sind- darüber hinaus allgemein zugängliche Präsentationen der Konzepte im Internet (z.B. www.warndt.eu).

Unterstützt werden die Kommunen der ländlichen Räume durch die beim MfU angesiedelte „Agentur ländlicher Raum“, der für Einzelmaßnahmen der Dorferneuerung jährlich 150.000 Euro zur Verfügung stehen. Ergänzend hierzu fördert das Modellprojekt „MELANIE“46 des saarländischen Umweltministeriums die Aktivierung von Flächenpotenzialen in den Orts- kernen, um den durch die Ausweisung neuer Baugebiete bedingten Landschaftsverbrauch zu reduzieren bzw. ganz zu vermeiden (Budget 350.000 Euro/anno). Aus Mitteln des Pro- gramms MELANIE wurden unter anderem in der Gemeinde Illingen ein Leerstandskataster erstellt, in dessen Folge ein gezieltes Abrissprogramm eingeleitet wurde.

Während MELANIE auf die Stärkung und Erneuerung von Ortsmitten abzielt, wurde in jüngster Zeit mit LENA47 ein neues Förderinstrument geschaffen, das für eine Rückgewin- nung der überbauten Landschaften und den Rückbau nicht mehr genutzter Infrastruktur im Außenbereich zuständig ist (Budget 150.000 Euro/anno).

4. Sonstige Ansätze

Integrierte Gemeindeentwicklungskonzepte (GEKOs) mit dem Schwerpunkt der „Anpas- sung der sozialen Infrastruktur“ an die Folgen des demografischen Wandels sind z.Zt. in zwei Gemeinden (Bexbach und Heusweiler) in Arbeit. Die dabei gesammelten Erfahrungen wurden im Rahmen der Erstellung dieser Studie soweit möglich berücksichtigt.

44 Regionen Hochwald, Illtal, , Bliesgau, Saar-Obermosel, Saar--Bogen 45 Region St. Wendeler Land, Region Bliesgau, Region Obermosel 46 MELANIE= Modellvorhaben zur Eindämmung des Landschaftsverbrauchs durch innerörtliche Entvöl- kerung 47 LENA: Landschaft entsiegeln, Natur aktivieren

20 Planungstheorie und Planungspraxis

Unabhängig von den o.g. auf spezifische Förderprogramme ausgerichteten integrierten Entwicklungskonzepten wurden durch einzelne Städte wie z.B. Merzig oder Homburg eige- ne Entwicklungsstrategien und –konzepte erarbeitet, die an die Stelle der vorgesehenen GEKOs treten bzw. in diese einfließen können.

Darüber hinaus haben einzelne Gemeinden (so Losheim, Illingen, Eppelborn) in jüngster Zeit Fachgutachten zur Beurteilung der Auswirkungen des demografischen Wandels erar- beiten lassen, die jedoch keine Gemeindeentwicklungskonzepte im hier verstandenen Sinn darstellen.48

Zumindest die erstgenannten Konzepte („Soziale Stadt“ und „Stadtumbau-West“) werden im Allgemeinen dem Anspruch gerecht, einen integrierten, ressortübergreifenden Ansatz zu verfol- gen.49 Der Zielsetzung der jeweiligen Programme entsprechend tritt die Behandlung der ge- samtgemeindlichen Entwicklung jedoch hinter der Erarbeitung teilräumlicher städtebaulicher Umbaukonzepte und Lösungsansätze in ausgewählten sozialen Problemgebieten mit beson- derem Entwicklungsbedarf zurück.

Unabhängig davon konnten Im Rahmen der Umsetzung des Programms „Stadt-Vision-Saar“ (soziale Stadt und EU-Förderung) sowie „Stadtumbau West“ in der Vergangenheit im Saarland wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, die bei der Formulierung von Qualitätsanforderungen zukünftiger GEKOs Berücksichtigung finden können.

Fazit der Analyse bisheriger Ansätze und Erfahrungen im Saarland (a) Häufig ist ein Missverhältnis zwischen Bestandsaufnahmen bzw. Analysen einerseits und der Beschreibung von Zielen, Strategien und Maßnahmen andererseits festzustel- len. Wie die bisherigen Erfahrungen in den Pilotprojekten Bexbach und Heusweiler zu zeigen scheinen, ist vor allem in dem Problem der Datenverfügbarkeit und Datenbe- schaffung bei kleinen Gemeinden eine wesentliche, nur mit größtem Aufwand zu über- springende Hürde zu sehen. Anforderungen an Erhebungen sollten also auf das notwen- dige Minimum begrenzt werden. (b) Als „Achillesferse“ der bisherigen Umsetzung der Idee integrierter, ressortübergreifender Konzepte hat sich die angestrebte Bündelung der Mittel aus unterschiedlichen Quellen erwiesen. Gleiches ist für die Umsetzung der GEKOs zu erwarten. (c) Positive Erfahrungen wurden demgegenüber mit der Einführung neuer Formen der Pro- jektorganisation bzw. Projektsteuerung gemacht, etwa in Form ämterübergreifender Lenkungsgruppen. Diese können ggf. in kleinerem Rahmen auch bei der Erarbeitung und Umsetzung der GEKOs genutzt werden. (d) Gleiches gilt vor allem für die im Rahmen der „sozialen Stadt“ gesammelten Erfahrungen mit unterschiedlichen Formen der Aktivierung und Beteiligung der Bevölkerung. (e) Ungelöst ist bisher die Frage, welche Formen der Verlaufs- und Erfolgskontrolle ohne übermäßigen Aufwand eingeführt werden können. (f) Zweifellos bewährt hat sich die Organisation eines regelmäßigen (extern moderierten) Erfahrungsaustauschs zwischen den Programmgemeinden. Dieser sollte in ähnlicher Form auch auf die Gemeinden ausgedehnt werden, die GEKOs erarbeiten.

48 Vgl. z.B. incopa/Kernplan, Städtebauliches Handlungskonzept demografischer Wandel Gemeinde Eppelborn, 2006 49 Vgl. hierzu die Ergebnisse der Zwischenevaluierung 2003

Übergeordnete Prinzipien und Schlüsselfragen 21

4 Übergeordnete Prinzipien und Schlüsselfragen

Aus der Analyse der bislang vorliegenden Erfahrungen mit der Einführung und Umsetzung in- tegrierter Gemeindeentwicklungskonzepte im Saarland und in anderen Bundesländern sowie den in den projektbegleitenden Workshops geführten Diskussionen lassen sich eine Reihe von Schlussfolgerungen zur Formulierung übergeordneter Prinzipien und Schlüsselfragen ableiten, die den geplanten GEKOs zugrunde gelegt werden sollten.

„Statt reaktivem Handeln und kurzfristigen Einzelmaßnahmen sind- gerade angesichts des so- zialen und demografischen Wandels ... strategisches, integriertes Denken und aktives Gestal- ten gefordert“, heißt es hierzu in einem Positionspapier des Deutschen Städtetages aus dem Jahr 2004. „Eine zukunftsfähige Stadtentwicklung“, heißt es weiter, „sollte deshalb multisektoral und integrativ sein, räumliche Verflechtungen berücksichtigen sowie Netzwerke anregen und nutzen.“ 50

Sowohl in der Phase der Erarbeitung als auch der Umsetzung sollen sich die GEKOs dabei an folgenden übergeordneten Prinzipien orientieren:

1. Prinzip der bedarfsgerechten Anpassung der kommunalen Entwicklung an die Folgen des demografischen, ökonomischen und sozia- len Wandels;

2. Prinzip des ressortübergreifenden integrierten Ansatzes: Die GEKOs berücksichtigen die vielfältigen ressortübergreifenden Verflechtungen und mög- liche Synergien, aber auch Zielkonflikte zwischen einzelnen Handlungsfeldern der Kommu- nalentwicklung sowie die jeweiligen regionalen Rahmenbedingungen;

3. Prinzip der interkommunalen Kooperation: Die GEKOs zielen nicht nur auf abgestimmtes Handeln aller am Prozess der Kommunal- entwicklung beteiligten Personen und Institutionen in der eigenen Kommune ab, sondern auch auf die Kooperation mit benachbarten Gemeinden;

4. Prinzip der Bevölkerungsbeteiligung: Die GEKOs binden frühzeitig die Bevölkerung, die örtliche Wirtschaft sowie sonstige Akteu- re der Stadtentwicklung in die Formulierung von Entwicklungszielen und in den Planungs- prozess ein;

5. Prinzip der Nachhaltigkeit: Die GEKOs berücksichtigen neben städtebaulichen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten der kommunalen Entwicklung auch das Ziel der Erhaltung und Verbesserung der natürli- chen Umwelt, insbesondere das Ziel der Reduzierung des Flächenverbrauchs.

Wie in dem Abschlußbericht „Chancen des demographischen Wandels, für die Wohnungs- und Städtepolitik“ des Deutschen Verbandes51 zurecht betont wird, sollten dabei die o.g. Prinzipien, insbesondere die Förderung nach einem integrierten, kooperativen Ansatz, nicht auf eine bloße Aufforderung beschränkt bleiben. Es sollten vielmehr gezielt Anreize geschaffen werden, Ko- operationen zu fördern.

50 Deutscher Städtetag, Zukunftssicherung a.a.O., S.1 51 DV, Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V., DV-aktuell 1, 2008

22 Übergeordnete Prinzipien und Schlüsselfragen

Unabhängig davon sollen GEKOs eindeutig praxisorientiert sein, d.h. die (begrenzte) perso- nelle und finanzielle Leistungsfähigkeit der Kommunen berücksichtigen und sich an einfach zu handhabenden Qualitätskriterien orientieren. Das Kriterium der „Praxisorientierung“ sollte neben dem integrativen Ansatz im Vordergrund stehen. Gemeindeentwicklungsstudien sollten also weder durch „Datenfriedhöfe“ im Rahmen der (z.T. unverzichtbaren) Bestandsaufnahme noch durch allzu hohe „wissenschaftliche“ Ansprüche in der Analysephase überfrachtet werden. Natürlich müssen sie gewissen qualitativen Mindeststandards genügen. Diese sollten jedoch für die Gemeinden ohne übergroßen Aufwand handhabbar sein (vgl. Teil 2 dieser Studie). Dar- über hinaus ist schließlich auch zu bedenken, dass die Beantwortung bestimmter Fragestellun- gen nicht Aufgabe der GEKOs sein kann, sondern wie z.B. Hallen- und Bäderkonzepte im Kon- text übergeordneter regionaler Entwicklungskonzepte (REKOs) gesucht oder auf Landes- ebene ggf. neu festgelegt werden müssen (Richtwerte, benchmarks).52

Schlüsselfragen, wie sie die „Enquêtekommission demografischer Wandel“ des saarländi- schen Landtags formuliert hat53, sollten jedoch in jedem Fall in den GEKOs gestellt und beant- wortet werden, insbesondere  Ist die Bevölkerungs- und Altersstrukturprognose der Gemeinde bekannt?  Werden die Daten der demographischen Entwicklung systematisch erfasst und bewertet?  Werden regelmäßige Prognosen für den künftigen Bedarf an kommunalen Einrichtungen und Leistungen erstellt und wird das Angebot angepasst?  Wird die Infrastrukturplanung mit den Nachbargemeinden abgestimmt?  Gibt es Nutzungskonzepte für in absehbarer leer stehende Einrichtungen?  Wurde eine Wohnbestands- und Wohnbedarfsanalyse mit Blick auf die Zukunft durchge- führt?  Werden Gebäudeleerstände regelmäßig erfasst?  Ist untersucht worden, wo die wirtschaftlichen Stärken (und Schwächen) der Gemeinden liegen?  Werden Wohnansiedlungen in den Ortskernen statt am Ortsrand gefördert?  Gibt es altengerechte Wohnungen in den Ortszentren?  Werden ältere Einwohner unterstützt, um in der eigenen Wohnung zu verbleiben?  Werden Kooperationen von Vereinen und Verbänden unterstützt?  Wird die Ansiedlung junger Familien gefördert?  Ist das Betreuungsangebot für Kinder und Jugendliche ausreichend, auch in Ferienzeiten und an Wochenenden?  Entspricht das ÖPNV-Angebot den Erfordernissen des demographischen Wandels?

52 Bislang wurden als Orientierungswerte in der Regel herangezogen: Borchhard: Orientierungswerte für die städtebauliche Planung, München, 1974; Deutsche Olympische Gesellschaft: Richtlinien für die Schaffung von Erholungs-, Spiel- und Sportanlagen, Frankfurt am Main, 1976; Deutscher Sport- bund: Goldener Plan Ost, Frankfurt am Main, 1993 oder auch Schröter: Orientierungswerte für die Planung, http://www-public.tu-bs.de:8080/~schroete/planungsrichtwerte.htm, Stand: 22.02.2008. Vgl. hierzu Teil 2, Kap. 3.4 53 Enquêtekommission „demografischer Wandel“ des saarländischen Landtags, Saarland 2020, Gestal- tung des demographischen Wandels durch die Kommunalpolitik, Saarbrücken 2007.

Übergeordnete Prinzipien und Schlüsselfragen 23

Aufbauend auf der Innovationsstrategie der saarländischen Landesregierung zur Vollendung des Strukturwandels müssen sich die Kommunen fragen, welchen Beitrag sie zu den „Be- schleunigungsfaktoren“ leisten können:  Bildung und Forschung als Innovationsmotoren  Mehr Unternehmergeist und Gründungen  Kooperationen und Innovationstransfer ausbauen  Internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessern.

Das saarländische Klimaschutzkonzept vom April 2008 betont die Vorbildrolle der Kommunen bei dem Klimaschutz. In den GEKOs sind insbesondere folgende Aufgaben des Klimaschutzes zu behandeln:  Umweltbildung  Energetische Gebäudesanierung, Photovoltaik  Ausweitung auf nicht-öffentliche Gebäude  Bildung lokaler Klimabündnisse.

Abgesehen von den oben genannten grundsätzlichen Anforderungen, die an die Gemeindeent- wicklungskonzepte zu stellen sind, liegt die entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche Implementierung jedoch in der Akzeptanz durch die Kommunen selbst. GEKOs dürfen nicht als lästige neue Begleiterscheinung von Förderprogrammen empfunden werden, sondern müssen auf der Überzeugung aufbauen, dass sie unabhängig von irgendwelchen Förderprogrammen von unmittelbarem Nutzen für die Gemeinde sind. Dies setzt allerdings einen Paradigmen- wechsel voraus, in dem der demografische Wandel und der Verlust des Leitbildes einer wachs- tumsorientierten Entwicklung nicht mehr als Bedrohung gesehen wird, sondern als Chance der Erschließung qualitativer Entwicklungspotenziale.

TEIL 2: Inhalte, Qualitätsanforderungen und Methodik 25

TEIL 2: Inhalte, Qualitätsanforderungen und Methodik

26 Gliederung und Umfang der GEKOs

1 Gliederung und Umfang der GEKOs

Grundsätzlich sind die integrierten Gemeindeentwicklungskonzepte wie eingangs erläutert als Instrument einer vorausschauenden kommunalen Entwicklungsplanung zu verstehen. Im Mit- telpunkt der GEKOs steht dabei die Darstellung von Anpassungsstrategien sowie von Zielen und Maßnahmen in jenen Entwicklungsschwerpunkten, die am stärksten durch die Folgen des demografischen, ökonomischen und sozialen Wandels betroffen sind. Dies sind in erster Linie die Bereiche Wohnen, Infrastruktur und Nahversorgung sowie technische Infrastruktur und Ver- kehr.

Die geplanten Gemeindeentwicklungskonzepte unterscheiden sich im Ergebnis deutlich von integrierten Konzepten, wie sie etwa im Rahmen der Bund-Länder-Programme „Stadtumbau“ oder „Soziale Stadt“ erstellt werden (vgl. Tabelle 2).

Im Grundaufbau der ersten Arbeitsschritte sind sie vergleichbar, Ziel ist jedoch nicht die Ab- grenzung förmlich festgelegter Programmgebiete mit darauf bezogenen teilräumlichen Konzep- ten, sondern ein integriertes Gesamtkonzept mit Aussagen über die zentralen Entwicklungsfel- der.

Tabelle 2 Vergleich des Aufbaus integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte

Aufbau 1 2 3 4 5 6 Programm Bestands- Stärken- Ziele Gesamt- Festlegung Teilkonzepte aufnahme Schwächen- konzept Programm- Analyse gebiete

sozio- Stärken/ Leitbild integrierte Konzepte für ökonomisch Schwächen/ Programm- soziale Problemgebiete Soziale Oberziele und städte- Risiken/ spez. Ziele gebiete mit besonderem Entwick- Stadt baulich Potenziale Prioritäten lungsbedarf

… städte- Stärken/ Leitbild teilräumliches Konzept 1 gesamt- Stadtumbau baulich und Schwächen/ Oberziele Stadtumbau- städtisches West sozioöko- Risiken/ spez. Ziele gebiete teilräumliches Konzept 2 Konzept nomisch Potenziale Prioritäten …

vom demo- optional: Fachbeiträge grafischen Stärken/ Leitbild Wandel Wohnen Schwächen/ Oberziele betroffene Gesamtkonzept Infrastruktur GEKOs Risiken/ kommunale spez. Ziele Potenziale Einzelhandel Handlungs- Prioritäten felder teilräumliche Konzepte

Gliederung und Umfang der GEKOs 27

Der Umfang der zukünftigen Gemeindeentwicklungskonzepte sollte 70 - 100 Seiten nicht über- steigen. Inhaltlich sollten sie - unabhängig von allen spezifischen Besonderheiten einzelner Kommunen - einheitlich wie folgt aufgebaut sein:

Mustergliederung integrierte Gemeindeentwicklungskonzepte Seitenumfang ca.*) 1 Kommunale Rahmenbedingungen 10 - 15 1.1 Ausgangslage 1.2 Siedlungsstruktur und Flächennutzung 1.3 Wirtschafts- und Sozialstruktur 1.4 Kommunale Finanzen 2 Demographische Entwicklung 5 3 Leitbild und Entwicklungsziele 5 3.1 Stärken-Schwächen-Analyse 3.2 Leitbild, Oberziele und Prioritäten 3.3 Spezifische Ziele und Schwerpunktfunktionen der Ortsteile 4 Handlungsstrategie 4.1 Städtebau und Wohnen 15 - 20 4.2 Soziale und bildungsbezogene Infrastruktur 15 - 20 4.3 Lokale Wirtschaft 5 - 10 4.4 Technische Infrastruktur, Verkehr und Umwelt 5 - 10 5 Räumliches Entwicklungskonzept 5 6 Durchführungsmodalitäten 5 - 10 6.1 Koordination und Steuerung, Kostenschätzung u. Finanzierung 6.2 Bürger/innenbeteiligung 6.3 Intra- und Interkommunale Kooperation 6.4 Verlaufs- und Erfolgskontrolle Summe 70 - 100

*) ggf. zzgl. Anlagen und Pläne

Das erste Kapitel der GEKOs besteht wie auch bei den Konzepten des „Stadtumbaus“ und der „sozialen Stadt“ aus einer knapp gefassten Bestandsaufnahme und Beschreibung der Aus- gangslage und regionalen Rahmenbedingungen. Neben einer stichwortartigen mit Karten unter- legten Darstellung der gesamtgemeindlichen Situation (Größe, Lage im Raum, Einwohner, Siedlungsstruktur, Flächennutzung, Zentralität, übergeordnete Planungen, Besonderheiten der Stadtentwicklung usw.) erfolgt eine kurze Darstellung der Wirtschaftsstruktur und Sozialstruktur sowie der Lage der kommunalen Finanzen als weitere zentrale Rahmenbedingungen der zu- künftigen Gemeindentwicklung.

28 Gliederung und Umfang der GEKOs

Abschnitt 2 beinhaltet eine Analyse der demographischen Entwicklung sowie eine Bevölke- rungsvorausberechnung in mehreren Szenarien bis 2020 (vgl. Teil 2, Kap. 2.2).

Aufbauend auf einer sog. SWOT-Analyse54, in der in synoptischer Form sowohl die Stärken und Schwächen der Gemeinde, aber auch ihre Chancen und Potentiale dargestellt werden, werden im 3. Kapitel das Leitbild, Oberziele und Prioritäten der Gemeindeentwicklung definiert und hieran orientiert zukünftige Schwerpunktfunktionen der einzelnen Ortsteile festgelegt55.

Im 4. Kapitel, dem eigentlichen Hauptteil der GEKOs, werden für die zentralen Entwicklungsbe- reiche (Wohnen, Soziale Infrastruktur, Wirtschaft und technische Infrastruktur / Verkehr / Um- welt) Anpassungsstrategien dargestellt, die geeignet sind, den Folgen des demographischen und sozioökonomischen Wandels zu begegnen.

Im 5. Kapitel werden die spezifischen Ziele und Maßnahmen in einem integrierten räumlichen Konzept zusammengefasst und als Zielplan dargestellt. Dieses räumliche Entwicklungskon- zept stellt den Flächenbezug des Maßnahmenkonzepts für alle verortbaren Maßnahmen der Gemeindeentwicklung her. Qualitative Anforderungen sind hier beispielsweise zu formulieren im Sinne einer Minimierung von Nutzungskonflikten und einer Aufwertung der gestalterischen Situ- ation.

Einen hohen Stellenwert dürfte aus Sicht der Gemeinden der Darstellung von Leitprojekten zukommen, die kurz- und mittelfristig realisiert und ggf. gefördert werden sollen. An die Leitpro- jekte ist dabei die Anforderung zu stellen, dass diese erkennbar zur Einlösung der Ziele des integrierten Gesamtkonzepts beitragen bzw. aus diesen abgeleitet sind.

Im abschließenden 6. Kapitel der GEKOs sind die Durchführungsmodalitäten der geplanten Maßnahmen bzw. des Gesamtkonzepts zu beschreiben. Hierzu gehört neben Aussagen zu (ressortübergreifender) Organisation, Steuerung, und Kontrolle des Programms sowie einer Kostenschätzung und überschlägigen Finanzplanung auch eine Darstellung der vorgesehenen Form der Beteiligung und – nicht zuletzt - , Ausführungen zu den Möglichkeiten und konkreten Ansatzpunkten einer intra- und interkommunalen Kooperation.

Abbildung 4: Aufbau und Inhalt der GEKOs

Bestandsaufnahme Stärken- Leitbild Handlungs- Durch- Schwächen- und Ziele strategien, führungs- Analyse Maßnahmen modalitäten

Städtebau und Wohnen

Soziale Infrastruktur

Lokale Wirtschaft, Nahversorgung Integriertes Demografie Gesamtkonzept

Techn. Infrastruktur, Verkehr, Umwelt

54 SWOT = Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats 55 zur Methodik der Leitbildentwicklung und Ableitung quantifizierbarer bzw. qualitativer Ziele siehe Teil 2, Kapitel 2.3, vgl. hierzu auch BMBF (Hrsg.): Auf dem Weg zur Stadt 2030 – Leitbilder, Szenarien und Konzepte; Bonn, Berlin; 2004

Inhalt und Qualitätsstandards 29

2 Inhalt und Qualitätsstandards

Wie einleitend betont, sollte bei der Erarbeitung der GEKOs nicht der Fehler wiederholt werden übermäßig aufwändige Bestandsaufnahmen durchzuführen, deren Nutzen für eine Erstellung des eigentlichen Konzepts unklar bleibt. In der Regel werden die GEKOs auf relativ leicht zu beschaffende Sekundärdaten (etwa des statistischen Landesamtes), auf vorliegenden ggf. zu aktualisierende Materialien und Gutachten sowie bei den verschiedenen Ämtern bzw. Fachbe- reichen der Gemeinde selbst (Meldeamt, statistisches Amt, Bauamt, usw.) abrufbaren, z.T. im Rahmen der Umstellung auf die DOPPIK erhobenen Daten aufbauen können. Kostenintensive Primärerhebungen etwa in Form von Haushaltsbefragungen sollten nur im begründeten Einzel- fall durchgeführt werden.

Welche Bearbeitungsfelder bzw. Qualitätsstandards in den skizzierten Arbeitsschritten ange- strebt werden sollten, wird in den nachstehenden Ausführungen weiter erläutert und anhand von Beispielen verdeutlicht.

2.1 Kommunale Rahmenbedingungen

2.1.1 Ausgangslage

Die Entwicklungsperspektiven einer Gemeinde werden unter anderem durch ihre Lage im Raum sowie interkommunale und regionale Verflechtungen geprägt. Für eine zukunftsfähige Gemeinde- und Regionalentwicklung im Spannungsfeld sich verändernder demographischer, sozialer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ist die Kenntnis von Alleinstellungsmerkma- len, Besonderheiten aber auch der spezifischen Problemlagen, Herausforderungen und bislang ungenutzten Kooperationspotenziale von entscheidender Bedeutung.

Abbildung 5: Modellgrafik: Lage im Raum (am Beispiel der Kreisstadt Merzig)

Darstellung: FIRU mbH

30 Inhalt und Qualitätsstandards

Einleitend ist eine Betrachtung der Lage der Gemeinde im Raum erforderlich. Es wird empfoh- len, die textlichen Aussagen graphisch aufzubereiten und bspw. anhand einer Übersichtskarte (siehe Modellgrafik) zu verdeutlichen. In diesem Zusammenhang ist auch eine Beschreibung und Einschätzung der überregionalen und überörtlichen Verkehrsanbindung bzw. der verkehr- lichen Erreichbarkeit vorzunehmen. Die Übersichtskarte kann zur Verdeutlichung der beson- deren Lagegunst oder Entwicklungschancen einer Gemeinde entsprechend ergänzt werden.

Anschließend sind die wichtigsten kommunalen Kenndaten (Einwohner, Fläche usw.) in einer tabellarischen Kurzdarstellung zusammenzufassen. Im Hinblick auf spätere Bedarfsberechnun- gen sollte hierbei auch eine Kurzdarstellung der wichtigsten Eckdaten für die einzelnen Ortsteile erfolgen. Anhand einer Übersichtskarte sollen die Ortsteile sowie ggf. weitere für das Gemein- deentwicklungskonzept bedeutende Teilräume abgegrenzt und verortet werden.

Im Hinblick auf weitere Überlegungen zur Entwicklung von Anpassungsstrategien an den de- mographischen Wandel soll zudem eine Einordnung der jeweiligen Gemeinde in die nachste- hende Typologie vorgenommen werden (z.B. „Typ A3“ usw.):

Tabelle 3: Gemeindetypologie

Verdichtungsgrad Wachstumsdynamik (A) schrumpfend (B) stabil (C) wachsend (1) gering A1 B1 C1 (2) moderat A2 B2 C2 (3) verdichtet A3 B3 C3 (vgl. auch Seite 39)

Die Funktionen, Aufgaben und zentralörtliche Bedeutung der Gemeinde sind darzustellen. Dies beinhaltet vor allem eine Übersicht der für die kommunale Entwicklung relevanten Aussa- gen der übergeordneten Planungen. Neben dem Landesentwicklungsplan, Teilabschnitt „Sied- lung“ und Teilabschnitt „Umwelt“ sollen auch weitere für das Gemeindegebiet bedeutende Kon- zepte und Masterpläne (z.B. Regionale Entwicklungskonzepte oder Masterplan Regionalpark Saar „Neue Qualitäten für die Stadtlandschaft im Saarland“) berücksichtigt werden. Der sich derzeit in Aufstellung befindliche Masterplan Industriegebiete soll ebenfalls in die Gemeinde- entwicklungskonzepte einfließen. Die Aussagen können auch tabellarisch wiedergegeben wer- den.

Die Gemeindeentwicklungskonzepte sollten weiterhin die Beschreibung bestehender inter- kommunaler, regionaler und grenzüberschreitender Verflechtungen, Wechselbeziehungen und Kooperationen beinhalten. Gemeinsame Probleme und Aufgabenfelder, Potenziale und Entwicklungsperspektiven können aufgezeigt werden.

In einem nächsten Schritt wird empfohlen, auf die kommunalen Entwicklungslinien einzuge- hen und die Besonderheiten herauszuarbeiten. Die Ausführungen können unter anderem auf  wichtige Etappen oder Ereignisse der historischen Entwicklung (z.B. Eingemeindungen, Aufgabe militärisch genutzter Flächen),  Alleinstellungsmerkmale (z.B. naturräumliche Gegebenheiten oder touristische Anzie- hungspunkte) sowie

Inhalt und Qualitätsstandards 31

 im Vergleich zum Landesdurchschnitt oder zu Gemeinden ähnlicher Größenordnung über- / unterdurchschnittliche Entwicklungen (z.B. überdurchschnittlich hoher Anteil einzelner Be- völkerungsgruppen oder Wanderungsbewegungen)

Bezug nehmen. Auch spezielle Problemlagen, die sich durch den Bergbau ergeben, können angedeutet werden. Eine ausführliche Beschreibung (z.B. der Bergbauschäden inklusive Dar- stellung der besonders betroffenen Siedlungsbereiche) sollte jedoch in den jeweiligen Themen- kapiteln erfolgen. Die Ausführungen sollten auf die zentralen, für das Verständnis der Aus- gangssituation der Gemeinde bedeutenden und für die Gemeindeentwicklung relevanten As- pekte begrenzt werden. Den örtlichen Gegebenheiten entsprechend ist eine Ergänzung der beispielhaft benannten Inhalte, aber auch eine Fokussierung auf Einzelaspekte möglich. Die textlichen Ausführungen können bei Bedarf durch Abbildungen ergänzt werden.

Anschließend sind die aktuellen Planungen, Programme und Projekte aufzulisten. Die Dar- stellung kann tabellarisch oder in Textform erfolgen. Optional können die Planungen und Maß- nahmen auf einer Übersichtskarte verortet werden. Die Darstellung sollte auch die für die Ge- meindeentwicklung relevanten Planungen und Maßnahmen sonstiger Akteure bzw. Dritter um- fassen. Von Bedeutung sein können unter anderem kirchliche Entwicklungskonzepte oder un- ternehmerische Initiativen.

Für die folgenden Planungen, Programme und Projekte sollen soweit zutreffend jeweils die Bezeichnung, der räumliche Umgriff (Lage / Größe), der Verfahrensstand / Durchführungszeit- raum sowie wesentliche Inhalte / Ziele / Schwerpunkte tabellarisch aufgelistet werden:

 Vorbereitende und verbindliche Bauleitplanung  Förmlich festgelegte Sanierungs- und Entwicklungsgebiete  Programmgebiete der Städtebauförderung / sonstige Fördergebiete  Dorferneuerung und Integrierte Ländliche Entwicklungskonzepte  Sonstige Fachgutachten und ressortspezifische Planungen / Konzepte (z.B. Tourismuskon- zept, Verkehrsentwicklungsplan)  Laufende und geplante Projekte (Relevant: Leit- und Leuchtturmprojekte / Projekte zur Re- aktion auf den demographischen Wandel)  Für die Gemeindeentwicklung relevante Planungen und Maßnahmen Dritter.

Das gesamte Kapitel soll auf knappe und prägnante Art und Weise die wesentlichen kommuna- len und regionalen Rahmenbedingungen beleuchten. Die textlichen Ausführungen sollten dem- entsprechend maximal fünf bis zehn DIN A4-Seiten umfassen und je nach Bedarf um Tabellen, Grafiken und Planzeichnungen ergänzt werden.

2.1.2 Siedlungsstruktur und Flächennutzung

Die Betrachtung der Siedlungs- und Nutzungsstruktur ist sowohl zur Identifikation von Entwick- lungspotenzialen und Standortbegabungen wie auch zur späteren Ableitung von Gebieten mit besonderem Handlungsbedarf erforderlich.

Im Zuge der Erarbeitung von Gemeindeentwicklungskonzepten sollte die siedlungsstrukturel- le Entwicklung der Gemeinde aufgezeigt werden. Hierbei können unter anderem historische Entwicklungen und Prägungen, wirtschaftliche Einflüsse (z.B. des Bergbaus), natürliche Gren- zen und sonstige Siedlungszäsuren thematisiert werden. Auch spezifische Charakteristika ein- zelner Ortsteile sowie ggf. bestehende Verflechtungen mit Nachbargemeinden sollten Erwäh-

32 Inhalt und Qualitätsstandards

nung finden. Die Aussagen können durch Übersichtspläne (z.B. Lage der Ortsteile), schemati- sche Darstellungen (z.B. Siedlungscluster und -zäsuren) sowie sonstige Abbildungen (z.B. his- torische Karten) veranschaulicht werden.

Weiterhin sollte die Nutzungsstruktur inklusive der Grün- und Freiraumstruktur dargestellt und auf Nutzungskonflikte hingewiesen werden. In diesem Zusammenhang sollte auch Restriktio- nen für die weitere Gemeindeentwicklung und -ausdehnung aufgezeigt werden (z.B. hochwas- sergefährdete Gebiete oder Naturschutzgebiete). Es wird empfohlen, die textlichen Aussagen in Form einer Planzeichnung aufzubereiten. Ein eigenständiger Plan zum Thema Grün- und Frei- flächen ist nicht erforderlich, kann allerdings (z.B. in Verbindung mit einer Verortung touristi- scher Anziehungspunkte) der Herausstellung besonderer Standortbegabungen dienen.

Abbildung 6: Modellgrafik: Nutzungscluster (Beispiel: Gemeinde Illingen)

Darstellung: FIRU mbH

Die textlichen Ausführungen zu Siedlungsstruktur und Flächennutzung sollten insgesamt fünf DIN A4-Seiten nicht überschreiten und zur Veranschaulichung um Planzeichnungen und sons- tige Abbildungen ergänzt werden.

2.1.3 Wirtschafts- und Sozialstruktur

Im dritten Teil der Bestandsaufnahme sollte ein grober Überblick über die wichtigsten Eckdaten zur Bevölkerung und Sozialstruktur sowie zur Wirtschaftsstruktur und Beschäftigungssituation der Gemeinde vermittelt werden. Da an späterer Stelle der GEKOs eine detailliertere Analyse der demografischen Entwicklung vorgenommen und auf die Frage der wirtschaftlichen Poten- ziale und Engpässe näher eingegangen wird, sollte sich die Darstellung der Ausgangslage auf wenige zentrale Indikatoren beschränken. Im Einzelnen sind dies:

(a) Einwohner und Sozialstruktur56  Bevölkerung gegliedert nach Geschlecht, Altersjahren, Geburtsjahren und Familienstand  Zahl der Haushalte

56 Quelle: Statistisches Landesamt, Einwohnermeldeamt

Inhalt und Qualitätsstandards 33

 Bevölkerung in den Ortsteilen, gegliedert nach Altersgruppen (0-5 Jahre, 6-18, 19-45, 45-<65, 65 u.ä.)  Ausländer gegliedert nach Staatsangehörigkeit

(b) Wirtschaft und Beschäftigung  Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Zeitreihe 10 Jahre) (a) am Wohnort, (b) am Arbeitsort  Zahl an Arbeitslosen und Empfänger von Transferleistungen (ALG I, ALG II) im Vergleich zu Kreis und Land  Zahl der Unternehmen am Ort, gegliedert nach Größenklassen und Branchen  Auflistung der wichtigsten Branchen und Unternehmen am Ort (ca. 10-15).

2.1.4 Kommunale Finanzen

Auf das Problem der geringen finanziellen Belastbarkeit der Kommunen sowie auf die durch die demographische Entwicklung wachsende Problematik steigender Pro-Kopf-Ausgaben für die Infrastruktur wurde einleitend bereits hingewiesen. Die finanzielle Handlungsfähigkeit der Kom- mune stellt jedoch eine wesentliche Rahmenbedingung für die Umsetzbarkeit der in den GE- KOs formulierten Ziele dar. Unabhängig davon, in welchem Maß ggf. Förderprogramme zur Realisierung von Maßnahmen herangezogen werden können, ist eine realistische Darstellung der finanziellen Leistungsfähigkeit der Gemeinde damit unverzichtbarer Bestandteil einer Erfolg versprechenden Entwicklungsplanung.

Die Gemeindeentwicklungskonzepte sollten vor diesem Hintergrund neben einer kurzen Dar- stellung der wichtigsten kommunalen Haushaltseckdaten Aussagen in Form von Zeitreihen der letzten 5 Jahre zu allen wesentlichen kommunalen Einnahmen und Ausgaben, die von der de- mografischen Entwicklung direkt oder indirekt betroffen sind, enthalten. Hierzu zählen:

(a) Eckdaten des kommunalen Haushalts:  Volumen des Verwaltungshaushalts, abs. und pro Kopf, davon Personalausgaben  Volumen des Vermögenshaushalts, abs. und pro Kopf, davon Baumaßnahmen  Gesamtaufkommen an Gemeindesteuern und sonstigen Einnahmen  Gesamtverschuldung, abs. und pro Kopf

(b) Direkt betroffene Einnahmen  Zuweisungen von Bund und Land  Anteil an der Lohn und Einkommenssteuer  Gebührenhaushalt

(c) Indirekt betroffene Einnahmen  Gewerbesteuereinnahmen (inkl. Darstellung des Gewerbesteuerhebesatzes im regiona- len Vergleich)  Anteil an der Umsatzsteuer  Grundsteueraufkommen.

34 Inhalt und Qualitätsstandards

Grundlage für die o.g. Daten der kommunalen Haushaltswirtschaft bildet zzt. (noch) wie für alle öffentlichen Haushalte die Kameralistik. Mit der bevorstehenden bzw. laufenden Umstellung auf eine kaufmännische Buchführung (Doppik) wird einer betriebswirtschaftlichen Ermittlung von Aufwand und Ertrag einzelner Maßnahmen zukünftig erstmals auch ein der kaufmännischen Bilanz vergleichbarer Vermögensnachweis im kommunalen Haushalt ermöglicht.

Da insbesondere der Verkehrswert und Ertragswert von Immobilien in hohem Maß von demo- grafisch bedingten Nachfrageveränderungen abhängig ist, rückt die Frage der demographi- schen Entwicklung zwangsläufig auch in den Mittelpunkt der kommunalen Bilanzen57.

Tabelle 4: Kommunale Rahmenbedingungen: Inhalte und Qualitätskriterien

Inhalte Darstellungsform Ausgangslage • Lage im Raum, verkehrliche Erreichbarkeit Textliche und tabellarische • Kurzvorstellung der Gemeinde (kommunale Kenn- Darstellung sowie ergänzende daten) / Definition des Gemeindetyps Grafiken, Diagramme und • Funktionen, Aufgaben und zentralörtliche Bedeu- Pläne Mindest- tung standards • Aktuelle Planungen, Projekte und Fördergebiete Wirtschafts- und Sozialstruktur • Eckdaten zur Sozial- u. Wirtschaftsstruktur Tabellen/Grafiken, siehe Aufstellung S. 32 Kommunale Finanzen • Eckdaten des kommunalen Haushalts Tabellen/Grafiken, siehe Aufstellung S. 33 Ausgangslage • Interkommunale, regionale und grenzüberschrei- stichwortartige textliche Dar- tende Verflechtungen stellung, ggf. Plan, Grafiken • Besonderheiten der kommunalen Entwicklung / Alleinstellungsmerkmale Siedlung- und Nutzungsstruktur optional • Siedlungsstrukturelle Entwicklung der Gemeinde stichwortartige textliche Dar- • Nutzungsstruktur inkl. Grün- und Freiraumstruktur stellung sowie erläuternde Pläne, Diagramme, Schemata Weitere wichtige Rahmenbedingungen, z.B. • Arbeitsmarktdaten Tabellen und Grafiken, siehe Wichtige Unternehmen Aufstellung S. 32 Methodische • Auswertung von Sekundärdaten und Quellen Hinweise • ggf. Ortsbegehung • Statistische Daten der Gemeinde, Einwohnermeldeamt • Internetauftritt der Gemeinde • Kämmerer / Haushalt • Historische Karten Wichtige • Datenquellen Statistisches Landesamt • Flächennutzungsplan / Bebauungspläne • Landesentwicklungsplan, Teilabschnitte „Siedlung“ und „Umwelt“ • Sonstige (übergeordnete) Konzepte und Masterpläne mit Relevanz für die kommu- nale Entwicklung

57 Vgl. hierzu Schwarting, G., Der kommunale Haushalt heute und morgen, Mainz 2004.

Inhalt und Qualitätsstandards 35

Modellgrafiken für die Beschreibung der sozio-ökonomischen Ausgangslage

Einwohner und Stadtteile Neunkirchens

Innenstadt (22167) 44,8% Kohlhof (1714) 3,5%

Ludwigsthal (1276) 2,6% Münchwies (1375) 2,8%

Sinnerthal (593) 1,2% Heinitz (742) 1,5% Wellesweiler (5683) 11,5% Hangard (2030) 4,1%

Furpach (4343) 8,8%

Wiebelskirchen (9550) 19,3% (c) 10/2005 Summe: 49.500 Einwohner Quelle: Stadt Neunkirchen, Stand: 2004 © 2005 isoplan Altersstruktur Neunkirchen und Saarland im Vergleich

Kreisstadt Neunkirchen Saarland Altersklassen Einwohner % Einwohner % 0 - 14 Jahre 6.853 13,8 % 148.602 14,0 % 15 - 34 Jahre 10.972 22,2 % 237.272 22,4 % 35 - 49 Jahre 12.141 24,5 % 262.376 24,7 % 50 - 64 Jahre 9.369 18,9 % 202.536 19,1 % 65 - 105 Jahre 10.165 20,5 % 210.590 19,8 % Summe 49.500 100,0 % 1.061.376 100,0 % Quelle: Stadt Neunkirchen, Stand: Neunkirchen 2004, Saarland 2003 © 10/2005 isoplan SVB nach Wirtschaftsabschnitten

21.378SVB gesamt 344.520 100%

20,7 % 19,2 %

80% 5,6 % 6,0 % Wirtschaftsabteilungen

6,6 % 11,2 % Öffentl.u.priv.Dienstl.(o.öff.Verwaltg.) 3,3 % Öffentliche Verwaltung u.ä. 3,7 % 3,9 % 60% 1,6 % 4,2 % Grundstücksw.,Verm.Dienstl.f.Untern. 2,1 % Kredit- u. Versicherungsgewerbe 16,3% Verkehr und Nachrichtenüberm. 15,3 % Gastgewerbe 40% 5,6 % 0,9 % 5,6 % Handel 1,2 % Baugewerbe Energie- und Wasserversorgung 20% Verarbeitendes Gewerbe 34,7 % 29,2 % Bergbau Land- und Forstwirtschaft

2,2 % 0% 0,4 % 0,4 % Neunkirchen Saarland (c) 10/2005 Quelle: Statistisches Landesamt. Stand: 30.06.2004.

36 Inhalt und Qualitätsstandards

2.2 Demografische Entwicklung

Der demografische Wandel, d.h. die Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung, werden sich nachhaltig auf alle Bereiche der Gemeindeentwicklung auswirken. Dies betrifft die Nachfrage- struktur auf den Wohnungsmärkten ebenso wie die soziale und kulturelle Infrastruktur, die Mobi- litätsinfrastruktur, die Entwicklung am Arbeitsmarkt und die Nachfrage nach Gütern und Dienst- leistungen. Einer belastbaren Bevölkerungsvorausschau kommt von daher die Schlüsselrolle bei der Erarbeitung realistischer Gemeindeentwicklungskonzepte zu.

Drei methodisch wichtige Hinweise sind dabei vorab erforderlich:

(a) sprechen die statistischen Ämter des Bundes und der Länder sowie seriöse wissenschaftli- che Publikationen58 mit gutem Grund von Bevölkerungsvorausberechnungen oder Mo- dellrechnungen, allenfalls von Trends, nicht aber von Prognosen, die den Anspruch erhe- ben würden, dass die Vorausberechnungen tatsächlich eintreffen werden.

(b) Den Vorausberechnungen liegen immer bestimmte (ggf. zu diskutierende) Annahmen zugrunde. Diese führen in definierten Bandbreiten zu Szenarien der zukünftigen Entwick- lung. So geht die 11. Koordinierte Vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes in der Mehrzahl der insgesamt 6 Varianten bei Konstanten Geburtsraten nach wie vor von einem positiven Wanderungssaldo (+100.000 bis 300.000) aus. Gleiches gilt für die 11. KBevV (Variante 1) für das Saarland, in der ein jährliches Wanderungssaldenplus von 1.800 bis 3.600 Personen zugrunde gelegt wird.

(c) Mit gutem Grund wird bei den Vorausberechnungen des Bundes und der Länder darüber hinaus von sog. koordinierten Berechnungen gesprochen, d.h. (abgesehen von den Grundannahmen zu zukünftigen Wanderungsbewegungen und der natürlichen Bevölke- rungsbewegung) wird die Tatsache berücksichtigt, dass ein Zuwanderungsgewinn einer Region oder Gemeinde zwangsläufig zu Einwohnerverlusten in anderen Regionen führen muss. Eine isolierte Betrachtung einzelner Regionen ist also nicht möglich, da sie (bei im Zweifelsfall immer zu positiven Annahmen) in der Summe zu absolut unrealistischen Bevöl- kerungszuwächsen führen würden.

Aussagen zur zukünftigen Bevölkerungsentwicklung, die im Rahmen der GEKOs gemacht wer- den, haben die o.g. Punkte zwingend zu berücksichtigen.

2.2.1 Bevölkerungsentwicklung

Für die geplanten GEKOs wird empfohlen, die bisherigen Bevölkerungsentwicklung – der Ge- meinden im Vergleich mit dem Landkreis und dem Land – rückwirkend in einer Zeitreihe von 10 Jahren anhand folgender Parameter darzustellen: 59

(a) Entwicklung der Einwohnerzahlen gegliedert nach Altersgruppen und Geschlecht (b) Natürliche Bevölkerungsbewegung (Geburten, Sterbefälle, Salden)

58 Quellen siehe Fußnote 13, Seite 6; Vgl. z.B. auch Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, Die demographische Lage der Nation, Berlin 2006. 59 Modelltabelle Demografische Analyse und Entwicklung siehe Anhang

Inhalt und Qualitätsstandards 37

(c) Wanderungsbewegungen (Zuzüge, Fortzüge, Salden) (d) Ausländeranteil.

Soweit es von der Größe der Gemeinden her sinnvoll erscheint, sollten die genannten Zeitrei- hen auch für die einzelnen Ortsteile ermittelt werden. Hilfreich sind - zumindest für das aktuells- te Jahr - auch Aussagen über die Altersstruktur der Gruppe der Zu- bzw. Abwanderer sowie der Deutschen und Ausländer.

Die Altersstruktur ist aufgrund der altersabhängigen Nutzung kommunaler Infrastruktureinrich- tungen in folgenden Klassen darzustellen: bis unter 3 Jahre Kleinkinder 3 bis unter 6 Jahre Kindergartenalter 6 bis unter 10 Jahre Grundschulalter 10 bis unter 16 Jahre Sekundarstufe I 16 bis unter 18 Jahre Sekundarstufe II 18 bis unter 25 Jahre Berufsausbildung; Familiengründung 25 bis unter 50 Jahre Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter bis 50 50 bis unter 65 Jahre Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter ab 50 65 bis unter 80 Jahre Bevölkerung im aktiven Rentenalter 80 Jahre und älter Hochbetagte

Ziel der Analyse der Bevölkerungsentwicklung ist es dabei, erste Trends zu erkennen, die mit dem Ergebnis der Bevölkerungsvorausberechnung abgeglichen werden können.

Abbildung 7: Modellgrafiken für die demografische Analyse Beispiel: Bevölkerungsbewegungen in Homburg 1981 bis 2005 Natürliche Bevölkerungsbewegung 500 400 300 200 Geburten 100 0 -100 Saldo -200 -300 Sterbe- -400 fälle -500 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 Zu- und Abwanderungen 3.000

2.000 Zuwanderung 1.000 0 Saldo

-1.000 Abwanderung -2.000

81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05

38 Inhalt und Qualitätsstandards

Bevölkerungsbewegungen insgesamt

1.000 Gesamtsaldo 750 Wanderungssaldo natürl. Saldo 500

250

0

-250

-500 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 Quelle: Daten: Statistisches Landesamt, Grafiken: © 10/2006 isoplan:marktforschung

2.2.2 Bevölkerungsvorausberechnung

Die Berechnungen des Statistischen Bundesamtes und der Statistischen Landesämter reichen, bezogen auf Wanderungen, natürliche Bevölkerungsbewegung und die Entwicklung der Alters- klassen bis ins Jahr 2050. Zwischenzeitlich liegt auch für das Saarland die 11. Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung vor60. (Variante W1 Saarland 11 KBevV, Rückgang auf 0,968 Mio. im Jahr 2020, 0,917 Mio. im Jahr 2030 und 0,792 Mio. Einwohner im Jahr 2050).61

Die regionalisierte Berechnung für die Landkreise beschränkt sich dabei aufgrund der ange- deuteten methodischen Probleme auf den Zeithorizont 2020. Gleiches sollte für die geplanten GEKOs gelten, d.h. der „Prognose-Zeitraum“ sollte bei 10-15 Jahren liegen. Darüber hinausge- hende Aussagen sollten, wenn überhaupt, dann nur unter großen Vorbehalten gemacht wer- den62.

Da die Vielzahl unterschiedlicher Varianten der Berechnungen der statistischen Ämter nur mit erheblichem Aufwand auf die Ebene einzelner Kommunen übertragbar wäre und sowohl reine Trendextrapolationen als auch die Anwendung komplexer Prognosemodelle auf Gemeindeebe- ne methodisch ohnehin fragwürdig sind, empfiehlt es sich im Rahmen der GEKOs ein pragmati- sches, relativ einfach zu handhabendes Vorfahren zu wählen.

Dieses umfasst folgende Schritte (vgl. nachstehende Beispielberechnung):

(1) Vorausberechnung der Gesamtentwicklung bis 2020 in Analogie zur regionalisierten Kreisberechnung des Statistischen Landesamtes (11. KBevV, Variante W1)

(2) Vorausberechnung der Altersstruktur der Bevölkerung in Analogie (wie oben)

(3) Abgleich mit den Ergebnissen des im Internet verfügbaren sog. „Demografie-Monitors“63

60 Trendreport Demografie 2007 61 Bis dato im Saarland für einzelne Kommunen vorliegende „Prognosen“ auf Gemeindeebene basieren noch auf den Annahmen der 10. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamtes und sind von daher fortzuschreiben. 62 Folgt man dem Landestrend, so wäre auf der Basis der 2020 erreichten Werte zwischen 2020 und 2030 ein weiterer Bevölkerungsrückgang von ca. 5% zu erwarten. 63 Vgl. www.wegweiser-kommune.de sowie www.bertelsmann-stiftung.de, diese können zur Kontrolle herangezogen werden, können aber auch unter den Vorbehalt gestellt werden, dass die in die Be- rechnungen einfließenden Indikatoren z.T. wertender Natur sind.

Inhalt und Qualitätsstandards 39

(4) Plausibilitätsprüfung im Vergleich von (1) und (2) mit den Trends der bisherigen Entwick- lung

(5) Erarbeitung von Szenarien (mit einem Zeithorizont von 12-15 Jahren, d.h. bis 2020), unter Berücksichtigung der absehbaren Entwicklungen (a) Status-Quo-Szenario (Analogie Kreis) (b) Negativ-Szenario (Annahme eines negativen Wanderungssaldos) (c) Positiv-Szenario (begründete Annahme eines positiven Wanderungssaldos)

(6) Einordnung der Gemeinde bezüglich der Bevölkerungsentwicklung bis 2020 auf einer ver- einfachten Fünfer-Skala:

stark wachsend wachsend stabil leicht stark schrumpfend schrumpfend > + 5 % + 2 … + 5 % ± 2 % - 2 … - 5 % > - 5 %

Tabelle 5: Bevölkerungsvorausberechnung: Beispiel Losheim am See

Einwohner 2006 2020 2030 absolut % absolut % absolut % Saarland 1.043.000 100,0 967.000 92,7 917.000 87,9 LK Merzig-Wadern 106.000 100,0 101.000 95,3 k.A. k.A. davon Veränderung 2006-2020 < 20 Jahre 21.570 20,3 17.260 17,1 - 4.310 -20% ≥ 65 Jahre 21.900 20,7 23.440 23,2 +1.540 +7,0% Analogierechnung gemäß 11. koordinierter Bevölkerungsvorausberechnung (Annahme: gleiche Veränderung wie Kreis Merzig-Wadern) Gemeinde 16.731 100,0 15.945 95,3 - 786 -4,7 Losheim davon < 20 Jahre 3.464 20,7 2.771 17,4 - 693 -20% ≥ 65 Jahre 3.340 20,0 3.574 22,4 + 234 +7,0% Bevölkerungsvorausberechnung gemäß Demografie-Monitor (2005 - 2020) 2005 2020 Veränderung 2005-2020 Gemeinde 16.667 100,0 16.448 98,7 - 219 - 1,3 % Losheim Quellen: Statistisches Amt Saarland: Gemeindezahlen 2007, Trendreport Demografie 2007 sowie Bertelsmann-Stiftung: Wegweiser Kommune (im Internet unter www.wegweiser-kommune.de, Stand: 8.5.2008)

Im Beispiel Losheim am See ergibt sich gemäß Analogierechnung zur Entwicklung im Landkreis Merzig-Wadern bis 2020 ein Bevölkerungsrückgang um 786 Personen, in der Vorschau auf 2030 (analog zur vorausberechneten Entwicklung im Saarland) rein rechnerisch um ca. 1.500 Einwohner.

Der Anteil der über 65-jährigen stiege nach dieser Berechnung bis 2020 um 234 Personen, d.h. auf einen Bevölkerungsanteil von 22,4%. Der Anteil der Jugendlichen unter 20 Jahren fiele im gleichen Zeitraum um 693 auf einen Bevölkerungsanteil von noch 17,4%.

40 Inhalt und Qualitätsstandards

Auf der Basis der statistischen Analogierechnung lassen sich eine Reihe weiterer Maßzahlen ableiten, die als Orientierungsgröße der Kommunalpolitik im Vergleich mit anderen Gemeinden von nicht unerheblicher Bedeutung sind, so insbesondere der sog. Gesamtlastquotient und der Jugendquotient64.

Abbildung 8: Modellgrafik zur Bevölkerungsvorausberechnung, Beispiel Völklingen, Entwicklung der Altersverteilung

100% Anteile der 90% 26,6 Hauptaltersklassen 28,1 30,8 33,5 (in %) 80% 70% 60 und mehr J. 60% 21 bis unter 60 J. 50% 51,6 51,1 50,4 47,0 unter 21 J. 40% 30% 20% 10% 21,8 20,7 18,8 19,4 0% 2005 2010 2020 2030

Quelle: Eigene Berechnung, Basis: Statistisches Landesamt, Stand: 31.12.2005

Der Demografie-Monitor der Bertelsmann-Stiftung ermittelt unter Zuhilfenahme zahlreicher Indi- katoren (u.a. Arbeitsmarktdaten, soziale Lage, Integration) für Losheim nach einem leichten Anstieg bis 2010 einen Bevölkerungsrückgang von etwa 1,4% gegenüber 2005, also einem deutlich geringeren Verlust als dies in der Analogierechnung zum Ausdruck kommt.

De facto verzeichnete die Gemeinde gegenüber den o.g. Berechnungen in den vergangenen Jahren aufgrund anhaltender Wanderungsgewinne einen Bevölkerungszuwachs um mehrere hundert Personen.

Die Berechnung von ausschließlich auf Analogieschlüssen beruhenden Negativszenarien bis zum Jahr 2030 ist vor diesem Hintergrund wenig hilfreich, wenn nicht irreführend. Erforderlich ist vielmehr – wie das Beispiel zeigt -, eine Plausibilitätsprüfung der Berechnung unter der Be- rücksichtigung der bisherigen Entwicklung der Gemeinde bzw. einzelner Ortsteile, ihrer Entwick- lungspotenziale sowie bereits jetzt absehbarer Einflussfaktoren wie die Erschließung neuer Wohnbaugebiete oder die Ansiedlung größerer Betriebe, auch der Entwicklung der Nachbar- gemeinden. Erst auf dieser Grundlage ist es sinnvoll und möglich, Entwicklungskorridore reali- tätsnaher Positiv- und Negativszenarien zu berechnen, die zur Grundlage weiterer Überlegun- gen gemacht werden können.

Kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnungen auf Gemeindeebene, die belastbar genug sind, kommunalpolitische Entscheidungen auszulösen und zu rechtfertigen, sind also grund-

64 Vgl. hierzu Fußnote 14, Seite 6. Im Saarland lag der Jugendquotient – die Zahl der unter 20-jährigen je 100 Personen im Erwerbsalter von 20 bis unter 65 Jahren – im Jahr 2006 bei 31. Er wird im Ver- gleich zu der erheblichen Abnahme in den 70er Jahren nur noch geringfügig zurückgehen und im Jahr 2030 den Wert 28 erreichen. Der Altenquotient – die Zahl der über 65-Jährigen je 100 Personen im Alter von 20 bis 65 Jahren – hat bereits seit den 90er Jahren stark zugenommen. Er stieg von 24 im Jahr 1990 auf derzeit 36. Mit dem Eintritt der starken Jahrgänge Ins Rentenalter etwa ab 2020 wird dieser Quotient bis zum Jahr 2030 auf 56 in die Höhe schnellen.

Inhalt und Qualitätsstandards 41

sätzlich dann möglich, wenn sie (a) sich auf einen Zeitraum von max. 10-15 Jahren beschrän- ken und (b) in Form von Szenarien (Bandbreiten) erfolgen, denen plausibel nachvollziehbare Annahmen zugrunde liegen.

Abbildung 9: Modellgrafik für die demografische Prognose / Bevölkerungsvorausbe- rechnung am Beispiel Völklingen

Einwohner 44.000 40.917 42.000

40.000 40.000 Ist-Daten 38.500 38.000 37.200 36.000 pos. Wanderungsszenario 34.400 34.000 Status-Quo-Prognose neg. Wanderungsszenario 34.200 Status Quo Prognose 2006 Prognosen 32.000 neg. Wanderungsszenario 2006

30.000 1995 2000 2005 2010 2015 2020

(c) 09/2006 Quellen: Ist-Daten: Stadt Völklingen, Prognose: Eigene Berechnung

Unter Umständen kann es als Orientierungsgröße für die Gemeindeentwicklungsplanung auch sinnvoll sein, Aussagen über die voraussichtliche Entwicklung einzelner Ortsteile zu machen.

42 Inhalt und Qualitätsstandards

Tabelle 6: Demografie: Inhalte und Qualitätskriterien

Inhalt Darstellungsform Zeitreihen (rückblickend 10 Jahre): Tabellen/Grafiken • Einwohner nach Alter, Geschlecht siehe Aufstellung S. 36 • natürliche Bevölkerungsentwicklung • Wanderungen • Ausländeranteile Mindest- standards Bevölkerungsvorausberechnung für 15 Jahre Tabellen/Grafiken • Einwohnerzahl stichwortartige Erläuterung der Annahmen • Altersstruktur siehe Auflistung und Beispiele Drei Szenarien: S. 38f. • Status-Quo • negativ-Szenario • positiv-Szenario Szenarien für die Ortsteile Tabellen/Grafiken ggf. qualitative Darstellung Auswirkungen des demografischen Wandels auf bestimmte Zielgruppen, z.B. optional • Senioren Tabellen und Grafiken, knappe textliche Erläuterungen • Kinder/Jugendliche • Ausländer • u.a. • Zeitreihen: Auswertung von Sekundärdaten und Quellen • Vorausberechnung: Basis: 11. Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung für das Saarland von 2007 • Zielhorizont: 15 Jahre Methodische Hinweise • Berechnung der Gesamtentwicklung und Alterstrukturentwicklung • Abgleich mit dem „Demografie-Monitor“ • Plausibilitätsprüfung • Entwicklung von Szenarien • Statistische Daten der Gemeinde, Einwohnermeldeamt • Trendreport Demografie, Bevölkerungsentwicklung im Saarland, Hrsg. Statistisches Wichtige Landesamt, Saarbrücken 2008 Datenquellen • Demografiebericht der Saarländischen Landesregierung , September 2007 • Bertelsmann-Stiftung, Wegweiser Kommune (www.bertelsmann-stiftung.de und www.wegweiser-kommunen.de)

Inhalt und Qualitätsstandards 43

2.3 Leitbild und Entwicklungsziele

Die Erarbeitung eines klaren und von allen wichtigen Akteuren der Gemeindeentwicklung mitge- tragenen Leitbilds sowie der Formulierung vorrangig zu verfolgender Entwicklungsziele sind – 65 aufbauend auf der Bestandsaufnahme und einer so genannten „SWOT-Analyse“ – zentrale Bestandteile integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte.

Bei der Formulierung von Leitbildern bzw. Zielen der Entwicklung einzelner Gemeinden ist da- 66 bei vorab zu berücksichtigen, dass diese sich nicht im luftleeren Raum bewegen . In den GE- KOs zu prüfen und zu erwähnen sind zunächst übergeordnete Leitbilder wie etwa das Zentrale- 67 Orte-Konzept der Landesentwicklungsplanung (LEP Siedlung), aber auch (soweit vorhanden) der Kreise und/oder Region (z.B. Region Bliesgau u.a.). Erst auf dieser Grundlage sollte die Diskussion eines gemeindespezifischen Leitbildes begonnen werden.

Tabelle 7: Arbeitsschritte der Zielentwicklung

Arbeitsschritt Durchführung / Methodik 1. SWOT-Analyse  Analyse der Rahmenbedingungen Ermittlung von Potenzialen und Handlungsbe-  Expertengespräche darf 2. Leitbild und Oberziele aus der SWOT-Analyse und Abstimmung mit der Politik herzuleiten: Strategische Schwerpunktsetzung  Rangfolge der Handlungsbedarfe und Poten- ziale  Argumente für die Oberziele  Rangfolge für die Oberziele  = Prioritätenrahmen für die Maßnahmen 3. Definition spezifischer Ziele aus 1) und 2) herzuleiten, Basis: Workshops incl. Schwerpunktfunktionen der Stadtteile  Ausarbeitung eines strukturierten Zielkatalogs  Erarbeitung quantitativer und qualitativer Er- gebnis- und Wirkungsindikatoren 4. Ableitung von Maßnahmen  Fachkonzepte  Aktionsprogramm 5. Räumliches Leitbild  räumliches Entwicklungskonzept 6. Ex-ante-Evaluierung  Abschätzung der erwarteten Ergebnisse und Wirkungen

65 Stärken-Schwächen-Analyse (SWOT = strengths, weaknesses, opportunities, threats), s.u. 66 Vgl. hierzu etwa BMBF (Hrsg.): Auf dem Weg zur Stadt 2030 – Leitbilder, Szenarien und Konzepte; Bonn, Berlin; 2004. 67 Vgl: hierzu auch die aktuelle Diskussion zur Ablösung des „Zentrale-Orte-Konzepts“ durch das euro- parechtlich inspirierte Leitbild des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts. Kers- ten, J. Mindestgewährleistungen im Infrastrukturrecht. In: BBR-Informationen zur Raumentwicklung, Heft 1/2 2008.

44 Inhalt und Qualitätsstandards

2.3.1 SWOT-Analyse (Stärken-Schwächen-Analyse)

Das Instrument der SWOT-Analyse wird seit Mitte der neunziger Jahre als Werkzeug sowohl 68 des strategischen Managements als auch zur Planung und Evaluierung von Programmen 69 (z.B. der EU-Strukturfondsprogramme) eingesetzt . Zwischenzeitlich finden sich so genannte „Stärken-Schwächen-Anlaysen“ fast ausnahmslos auch in kommunalen und regionalen Ent- wicklungskonzepten, meist allerdings nicht in Form einer echten SWOT-Analyse, sondern deut- lich verkürzt.

Aufgabe der SWOT-Analyse ist es, aus der Kombination der Stärken-Schwächen-Analyse und der Chancen-Risiken-Analyse eine ganzheitliche Strategie für die weitere Planung abzuleiten. Eine Auflistung von Stärken und Schwächen allein, - also eine ausschließlich interne Analyse der positiven und negativen Merkmale der Gemeinde, ist also nicht ausreichend. Sie muss er- gänzt werden durch die externe Analyse der jeweiligen Rahmenbedingungen, Wettbewerbssi- tuation und exogenen Einflussfaktoren, die ggf. verhindern können, dass vorhandene Stärken tatsächlich genutzt oder Schwächen tatsächlich abgebaut werden.

Wiewohl also die SWOT-Analyse auf einem einfachen Konzept beruht, ist sie nicht einfach in der Anwendung. Es sind sehr viele Faktoren zu beachten und insbesondere die Gewichtung bzw. der erforderliche Abwägungsprozess erfordert eine sorgfältige Prüfung.

Eine korrekt durchgeführte SWOT-Analyse beschränkt sich also nicht auf die „Sammlung“ von Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken, sondern durchläuft 4 Phasen:

(a) die Analyse der internen Stärken und Schwächen;

(b) die Analyse der externen Chancen und Gefahren/Risiken;

(c) die Kombination aus (a) und (b) mit dem Ziel, den Nutzen aus den vorhandenen Stär- ken zu maximieren und die Erfolgschancen hierfür abzuschätzen. Nicht die Stärken und Schwächen allein sind entscheidend für Erfolg versprechende Strategien und daraus abgeleitete Maßnahmen, sondern ihre Einschätzung im Verhältnis zu Chancen und Ri- siken (eine Stärke nützt nichts, wenn man sie nicht umsetzten kann, weil keine Nach- frage danach besteht, eine Schwäche kann ggf. überwunden werden, kann aber auch ein Ausschlusskriterium darstellen, z.B. knappe Kassen)

(d) Prioritätensetzung.

Die Nicht-Beachtung der unten skizzierten „Matrixbetrachtung“ führt im Ergebnis dazu, dass Stärken-Schwächen-Analysen, wie man sie in zahlreichen Entwicklungsstudien vorfindet, belie- big austauschbar erscheinen und die davon abgeleiteten Zielvorstellungen eher den Charakter von Wunschkatalogen haben. Ggf. sollte in diesem Zusammenhang eine externe Beratung bzw. Schulung in Betracht gezogen werden.

In der Praxis bietet es sich an, die SWOT-Analyse für die wichtigsten Themenbereiche der Ge- meindeentwicklung getrennt durchzuführen und bereits frühzeitig eine klare Gewichtung der Priorität einzelner Handlungsfelder vorzunehmen (ggf. in Form einer Skalierung).

68 Lombriser, R. n.a., Strategisches Management, Zürich 1998 69 MEANS-Dokument der EU-Kommission, Brüssel 1999

Inhalt und Qualitätsstandards 45

Tabelle 8: Beispiel einer SWOT-Matrix

SWOT-Analyse Stärken: Schwächen: Homburg/Saar 1. Universitätskliniken a) Konjunkturabhängigkeit der Bereich Wirtschaft 2. Spin-offs Großbetriebe (Auszug) 3. „magisches Dreieck“ (Unikli- b) fehlende verfügbare Gewer- niken, Biomedizinisches beflächenkapazitäten Zentrum, Technologiepark) c) … 4. … Chancen: Verwendung der Stärken zur Nutzung der Chancen zur Über- 1. demografisch bedingte Nutzung der Chancen windung der Schwächen Nachfragesteigerung nach  Förderung der wissensba-  Forschungsförderung biomedizinischen und medi- sierten Wirtschaft, insbe-  zintechnischen Produkten Ansiedlung neuer FuE- sondere der Biomedizin / Einrichtungen 2. Clusterbildung als landes- Medizintechnik  weiter Trend …  … Risiken: Verwendung der Stärken zur Überwindung der Schwächen 1. starker internationaler Abwehr der Risiken und Gefahren Standortwettbewerb  Öffentlichkeitswirksame  Verstärkung des Standort- 2. Abwanderungsrisiko der public-private-partnership marketings bestehenden Großbetriebe Universitätskliniken - Wirt-  Maßnahmen zur Imagever- schaft besserung  … Prioritätensetzung 1 2 3 4

Bei der Erstellung der GEKOs sollte auch darauf geachtet werden, dass ein SWOT-Analyse nicht auf Einschätzungen der Gemeindeverwaltung allgemein beruht. Empfehlenswert ist in jedem Fall

(a) die Durchführung von SWOT-bzw. Leitbild-Workshops unter Einbeziehung von Vertretern der Verwaltung, des Rats sowie sonstiger wichtiger Akteure der Gemeindeentwicklung so- wie

(b) die Beurteilung durch die Bevölkerung selbst, -sei es in Form einer Befragung, einer extern moderierten Bürger/innenversammlung oder anderer Formen der Beteiligung der Bevölke- rung (z.B. Planungszellen).

(c) Anzuraten ist erfahrungsgemäß auch die Kontrolle, Beobachtung und ggf. auch Ergänzung der SWOT-Analyse durch einen externen Gutachter.

Soweit eine hinlänglich große Zahl von Beteiligten in den Prozess einbezogen wird, können als sicher nützliches „Abfallprodukt“ grafisch umgesetzte „Stärke-Schwächen-Profile“ der Gemeinde bzw. einzelner Ortsteile abgeleitet werden. In regelmäßigen Zeitabständen (ca.3-4 Jahre) ak- tualisiert können diese ein wichtiges Instrument der Erfolgskontrolle darstellen, indem sie auf- zeigen, ob und in welchem Umfang sich bestimmte Stärken und Schwächen der Gemeinde verändert haben.

46 Inhalt und Qualitätsstandards

Modellgrafiken für die Stärken-Schwächen-Analyse

Stadtmarketing Saarlouis Frage: Wie zufrieden sind Sie mit der Stadt Saarlouis insgesamt? (Selbstbild) Merkmal: Angebote für die Jugend, Bewertung nach Altersgruppen

13,6% 27,1% 25% 36,3% 44,4% Bewertung 52,1% unzufrieden/sehr unzufrieden 43,7% 51% mittel 41,5% 35,6% sehr zufrieden/zufrieden

31,2% 34,3% 20% 21,9% 22,2%

bis 24 25 - 34 35 - 49 50 - 64 65 und älter

© Stadtmarketing Saarlouis Zufriedenheit mit Saarlouis, Mittelwerte der Bewertungen Einkaufsmöglichkeiten , & Schulen/Bildung & , Stadtbild &, Landschaftliche Umgebung & , Wohnqualität & , Verkehrsanbindung & , Versorgung mit Bussen & , Kulturangebot , & Sicherheit im öffentlichen Raum , & Befragung , Umland Freizeiteinrichtungen , & & Stadt Saarlouis Angebote für Senioren &, Arbeitsplatzangebot , & Angebote für die Jugend , & 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 Bewertung: sehr zufrieden zufrieden mittel unzufrieden

Quelle: isoplan-Befragung Saarlouis 05/2000, n = 1.767 Befragte. © Stadtmarketing Saarlouis Stadtteilprofil Zufriedenheit mit dem eigenen Stadtteil Mittelwerte der Bewertungen Einkaufsangebot

Dienstleistungen Befragung Saarlouis Innenstadt SLS/Roden Vereinsleben SLS/Fraulautern SLS/Lisdorf SLS/Beaumarais Wohnqualität SLS/Picard SLS/Neuforweiler Verkehrsanbindung SLS/Steinrausch

Parkplatzangebot

Busanbindung 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 Bewertung: sehr zufrieden zufrieden mittel unzufrieden

Quelle: isoplan-Befragung Saarlouis 05/2000, n = 1.225. ©

Inhalt und Qualitätsstandards 47

2.3.2 Leitbild, Oberziele und Prioritäten

Wie die Auswertung einer Vielzahl von Entwicklungskonzepten nahe legt, sollte bei der Erarbei- tung der GEKOs der Fehler vermieden werden, eine Leitbilddiskussion in Gang zu setzen, die bei der Formulierung zu allgemeiner und vor allem unverbindlicher Leitlinien endet. Sicherlich sind allgemeine, auch vereinfachende Leitbilder sinnvoll und notwendig für die Formulierung eines schlüssigen Gemeindeentwicklungskonzepts. „In der Vergangenheit wurden immer wie- der mit Hilfe einfacher Zielformeln übergeordnete Aufgaben und politische Ziele erfolgreich be- wältigt. In der Stadtplanung stehen hierfür unter anderem ‚die Gartenstadt’ oder die gegliederte und aufgelockerte Stadt. Entscheidend hierbei waren ein positives Zukunftsbild oder zumindest die Selbstverpflichtung, an einer solchen Zukunft zu arbeiten.“70

Wie die Erfahrung zeigt, werden Leitbilder jedoch meist zu vage formuliert, um sinnvoll Einfluss zu nehmen auf den Planungsprozess. Nicht selten bestehen sie auch aus Plattitüden und sind beliebig austauschbar auf andere Kommunen (die grüne Stadt, die familienfreundliche Stadt usw.). Bei der Formulierung von Leitbildern ist also nicht nur Kreativität gefragt. Es sollten viel- mehr drei Grundregeln beachtet werden: (a) die aus dem Unternehmensrecht stammende Regel der „Firmenwahrheit“ und „Fir- menklarheit“, (b) die Regel der „Konsensbildung“, (c) die Regel der Umsetzbarkeit.

Erstere sollte für Gemeinden wie für Unternehmen gelten, d.h. man sollte sich nicht Eigenschaf- ten zurechnen, die man definitiv nicht hat. Zweitens sollte ein Leitbild im Rahmen eines Beteili- gungsprozesses (z.B. Workshops) entwickelt werden, dann aber auch verbindlich in Stadt- rat/Gemeinderat verabschiedet werden. Darüber hinaus sollen Leitbilder Zustimmung erzeugen und Diskussionen in Gang setzen, in deren Verlauf Vertrauen und Konsens aufgebaut werden, die bei der Durchführung von Projekten als Basis dienen können. Drittens müssen Leitbilder in konkrete Maßnahmenbündel sowie in operationalisierte Leitlinien und Instrumente des Stadt- und Regionalmarketings umsetzbar sein. 71

Eine besondere Bedeutung kommt im Rahmen der Erarbeitung der GEKOs nicht zuletzt auch der Erarbeitung eines räumlichen Leitbilds zu, in dem in Form eines räumlichen Entwick- lungskonzeptes (soweit möglich) die Umsetzung der Entwicklungsziele in der Fläche aufgezeigt wird (vgl. hierzu Abschnitt 2.5).

Tabelle 9: Beispiel: Formulierung und Gewichtung von Oberzielen

Oberziel Gewichtung 1) Ausbau der wissensorientierten Wirtschaft  2) Stärkung der Attraktivität als Wohnstandort  3) Steigerung der Attraktivität der Innenstadt  4) intelligente Verkehrsführung  5) Revitalisierung von Brachen 

70 BMBF, Stadt 2030, a.a.O., S.6 71 Vgl. hierzu Meyer, J.A., Regionalmarketing, München 1999, S.127

48 Inhalt und Qualitätsstandards

Wie oben bereits betont, sollte relativ frühzeitig aus der SWOT-Analyse abgeleitet eine Definiti- on und vor allem eine Prioritätensetzung von Oberzielen der Gemeindeentwicklung erfolgen. Anregungen hierzu können durch Gutachter oder in Beteiligungsworkshops gewonnen werden, - die endgültige Gewichtung der Oberziele bleibt jedoch naturgemäß dem Entwicklungsprozess vorbehalten.

Schwerpunktmäßig werden die in den GEKOs formulierten Oberziele voraussichtlich in folgen- den Bereichen liegen:

 Attraktivierung der Ortskerne  Anpassung und Ertüchtigung der sozialen Infrastruktur  Beseitigung städtebaulicher und ökologischer Missstände (der Revitalisierung / Renaturie- rung von Brachflächen, Aufwertung öffentlicher Räume, Beseitigung von Leerständen)  Verbesserung des Wohnumfelds (Aufwertung der öffentlichen Räume)  Verbesserung der örtlichen Verkehrsverhältnisse  kleinräumige Wirtschaftsförderung  Sicherstellung der Nahversorgung.

Die Antwort auf die Frage, welche Oberziele als „angemessene Antwort“ auf die oben beschrie- benen Herausforderungen zu setzen sind, ist jedoch je nach Ausgangslage der Gemeinde zu unterschiedlich und kann nur im Einzelfall entschieden werden.

Selbstverständlich ist aus der Definition inhaltlicher Oberziele der Gemeindeentwicklung auch nicht zu schließen, dass andere Handlungsbereiche der Kommunalpolitik bedeutungslos wären. Die Oberziele umreißen jedoch die strategischen Ansatzpunkte, mit denen die Gemeinde sich den Herausforderungen der Zukunft stellen will.

2.3.3 Spezifische Ziele und Schwerpunktfunktionen der Ortsteile

Den einzelnen Oberzielen der Gemeindeentwicklung sind im nächsten Arbeitsschritt der Ge- meindeentwicklungskonzepte spezifische Unterziele zuzuordnen, auf die hin ein entsprechen- des Aktionsprogramm mit vorrangigen Maßnahmenbündeln konzipiert werden kann.

Tabelle 10: Beispiel: Ableitung von spezifischen Zielen (Auszug)

Oberziel Unterziele Vorrangige Projekte (Beispiele, zu ver- tiefen in Teilkonzepten) Ausbau  Weiterentwicklung des „magischen Drei- Wirtschaftsförderungskonzept: der wissens- ecks“ (Unikliniken, Technologiepark,  Biomedizinisches Zentrum mit Ausbil- orientierten Biomedizinisches Zentrum) dungseinrichtungen und Firmenansied- Wirtschaft  Revitalisierung von Industriebrachen in lung Verbindung mit Neuansiedlungen  Entwicklung Zunderbaum für klassische  Ausbau der Weiterbildungsangebote autobahnorientierte Branchen  Bestandspflege der Betriebe in Homburg  Joint Venture mit DSD zur Entwicklung des DSD-Geländes für Wohnen und ver- trägliches Gewerbe

Inhalt und Qualitätsstandards 49

Entscheidend dabei ist, den einzelnen Zielen klare Erfolgskriterien zuzuordnen, d.h. qualitative und soweit möglich quantitative Ergebnis- und Wirkungsindikatoren zu definieren, anhand derer eine Verlaufs- und Erfolgskontrolle durchgeführt werden kann.

Wird also z.B. als Oberziel formuliert:

OZ = „Anpassung der sozialen Infrastruktur an den demographischen Wandel“ so könnte ein Unterziel sein:

UZ = „bedarfsgerechte Verminderung der Zahl der Sportplätze“, wobei beispielsweise als Ergebnisindikator „Schließung von 2 von insgesamt 5 Sportplätzen“ festgelegt wird.

Ergebnisindikatoren sind dabei in der Regel einfach und dienen in erster Linie der Projektpla- nung selbst sowie der kurz- und mittelfristigen Zielerreichungskontrolle.

Sehr viel schwieriger ist die Definition von Indikatoren zur Beurteilung der langfristig tatsächlich erreichten Wirkungen einzelner Maßnahmen im Hinblick auf die gesetzten Oberziele. So wäre ein Wirkungsindikator für das Oberziel „Steigerung der Attraktivität des Ortskerns“ z.B. der Um- satz des Einzelhandels oder ein Rückgang der Abwanderungen. Ein zentraler Wirkungsindika- tor für das Oberziel der Anpassung der Infrastruktur läge beispielsweise in stabilen oder gar sinkenden Pro-Kopf-Kosten.

Verbunden mit der Definition überprüfbarer Ziele sollte im Rahmen der GEKOs auch eine Fest- legung zukünftiger Schwerpunktfunktionen der einzelnen Ortsteile erfolgen, - eine Anforde- rung, die wie die Leitbild- und Zielfindung auf der Ebene der Gesamtgemeinden einen intensi- ven Abstimmungsprozess mit Vertretern der Ortsteile erfordert. Dieser Prozess dürfte umso reibungsloser verlaufen, je mehr es gelingt, den integrativen Charakter des Gesamtkonzepts zu verdeutlichen, in dem jedem Ortsteil die seinen Stärken entsprechende Funktion zukommt.

Tabelle 11: Beispiel: Schwerpunktfunktionen der Ortsteile (Neunkirchen)

Planungsbezirk Wohnen Gewerbe Dienstleistung Landschaft Naherholung W G D L E Nord-Ost (NO) w - d l E Wiebelskirchen W G d l e West w G - - e Wellesweiler w G d l e Süd-Ost (SO) W - d l E Mitte: Innenstadt W g D - e Steinwald w g d - E Scheib W g d - e Große Buchstaben: Stärkung oder Verlagerung der Funktion Kleine Buchstaben: Beibehaltung bzw. Eigenentwicklung der derzeitigen Bedeutung der Funktion Quelle: isoplan-Marktforschung: Städtebauliches Entwicklungskonzept Stadt Neunkirchen, Saarbrü- cken/Neunkirchen 2006

50 Inhalt und Qualitätsstandards

Tabelle 12: Leitbild und Entwicklungsziele: Inhalte und Qualitätskriterien

Inhalt Darstellungsform

• SWOT-Analyse SWOT-Matrix:

• Ableitung von Oberzielen der Gemeindeentwick- Stärken und Schwächen der lung Gemeinde vs.

• Prioritäten des Handlungsbedarfes festlegen externe Chancen und Risiken Mindest- (vgl. Beispiel S. 45) standards • Spezifische Ziele, quantitative und qualitative Erfolgskriterien (Indikatoren der Zielerreichung) festlegen

• Schwerpunktfunktionen der Stadtteile

• Herbeiführung eines Ratsbeschlusses zu Zielen und Prioritäten

• Berücksichtigung übergeordnete Leitbilder Stichwortartige textliche Darstel- lung • SWOT-Workshop unter Einbeziehung von Ver- waltung, Rat, Bevölkerung und Experten

• Polaritätsprofile der Ortsteile Grafiken optional • Imageanalyse

• SWOT-basiertes griffiges Leitbild der Gemeinde- entwicklung

• Bevölkerungsbefragung / Zukunftswerkstatt hier- zu

SWOT-Matrix muss nachvollziehbare Aussagen enthalten

Ableitung von Oberzielen und Prioritäten aus der SWOT-Analyse

• Politischer Meinungsbildungsprozess, Einbeziehung von Rat und Verwaltung erfor- derlich Methodische • externe Moderation (Workshop) kann zur Erarbeitung der SWOT-Matrix sehr hilfreich Hinweise sein

Daraus nachvollziehbare Ableitung von spezifischen Zielen

• Angabe von quantitativen und qualitativen Erfolgskriterien (Indikatoren) für jedes Ziel

Leitbild (optional) konkret formulieren, keine austauschbaren Allgemeinplätze

Wichtige • diverse Dokumente zum Thema SWOT-Analysen im Internet Datenquellen

Inhalt und Qualitätsstandards 51

2.4 Handlungsstrategie

Aufbauend auf der Formulierung klarer Zielsetzungen der Gemeindeentwicklung soll im vierten Hauptkapitel der GEKOs die Strategie erläutert werden, mit der die definierten Ziele erreicht werden sollen.

Unter Berücksichtigung der zum Teil sehr unterschiedlichen Ausgangslage der Gemeinden und individueller Prioritätensetzungen sollen dabei in der Regel in den einzelnen Gemeinden die in den folgenden Kapitel näher erläuterten vier inhaltlichen Schwerpunkte behandelt werden.

2.4.1 Schwerpunkt 1: Städtebau und Wohnen

2.4.1.1 Städtebauliche Entwicklung

Gerade im Hinblick auf eine sich verändernde Nachfrage nach Wohnraum bildet die Betrach- tung und Bewertung der Baustrukturen die Grundlage für die Identifikation von Neubau-, Umstrukturierungs- aber auch Rückbaupotenzialen in den Gemeinden. Für die Identifikation künftiger Entwicklungsschwerpunkte sind zudem die Aspekte Umfeld-, Freiraum- und Gestalt- qualität von Bedeutung. Lebendige öffentliche Räume prägen ebenso wie eine qualitätvolle Baukultur das Erscheinungsbild von Gemeinden und führen zu einem Mehr an Lebensqualität. Eine nachhaltige und zukunftsorientierte Gemeindeentwicklung steht darüber hinaus in unmit- telbarem Zusammenhang mit der Attraktivität der Ortskerne und Innenstädte. Die Beschreibung der gestalterischen wie funktionalen Ausgangslage der Zentren liefert Anknüpfungspunkte für deren weitere Entwicklung.

Die Gemeindeentwicklungskonzepte sollten eine Bestandsaufnahme der Baustrukturen um- fassen. Bei der Erhebung der Baustrukturen wird zu einer Differenzierung nach der Verdichtung der Bestände geraten. Eine Empfehlung zur Anzahl der Kategorien wird an dieser Stelle nicht vorgenommen, die Ortskerne bzw. Innenstädte sind jedoch als eigenständige Bereiche zu klas- sifizieren. Optional können auch Aussagen zum Baualter der Wohngebäude getroffen werden (vgl. Tabelle 14 als Beispiel für eine mögliche Vorgehensweise). Die Aufbereitung der Baustruk- turen und des Baualters in Form einer Planzeichnung wird empfohlen. Die GEKOs sollten eine Grobeinschätzung zur Qualität der Baustrukturen beinhalten.

Ebenso sollten die GEKOs Aussagen zur Umfeld-, Freiraum- und Gestaltqualität in der jewei- ligen Gemeinde enthalten. In diesem Zusammenhang können z.B. Potenziale im Bereich Denk- malschutz und Baukultur aufgezeigt, aber auch städtebauliche Konflikte und Mängel im Wohn- umfeld bzw. dem öffentlichen Raum thematisiert werden. Es wird dazu geraten, die Kernaussa- gen mittels einer Plangrafik zu veranschaulichen. Handlungsansätze zur Verbesserung der Lebensqualität in der Gemeinde sollten abgeleitet werden. Die Erarbeitung einer Grün- und Freiflächenplanung oder sonstiger Fachkonzepte ist nicht erforderlich, kann jedoch optional erfolgen.

Im Fokus der Gemeindeentwicklungskonzepte sollte darüber hinaus die Situation der Ortsker- ne und Innenstädte stehen. Neben einer Kurzbeschreibung der städtebaulichen und stadtge- stalterischen Qualität dieser Bereiche und deren Funktion sollten auch aktuelle Entwicklungs- tendenzen wiedergegeben werden. Anstrengungen zur Belebung der Ortskerne sollten themati- siert und ggf. neue Vorschläge erarbeitet werden.

52 Inhalt und Qualitätsstandards

2.4.1.2 Wohnen

Der demographische und der soziale Wandel sind mit unmittelbaren Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt verbunden. Die sich verändernde und ausdifferenzierende Nachfrage nach Wohnraum erfordert auf die jeweilige Kommune zugeschnittene Lösungen und Anpassungen des Bestandes. Die detaillierte Kenntnis des Wohnraumangebotes bildet die Grundlage für die Ermittlung und Verortung von Umstrukturierungsbedarfen sowie die Identifikation von Marktni- schen und Angebotslücken. Ziel der Gemeindeentwicklungskonzepte ist es, ein Bild der aktuel- len Wohnraumversorgung zu vermitteln und darauf aufbauend Einschätzungen zur Zukunftsfä- higkeit des Wohnungsbestands zu ermöglichen.

Die Gemeindeentwicklungskonzepte sollen möglichst aktuelle Aussagen zu Wohnraumbe- stand und -angebot beinhalten. Die Veränderungen der letzten zehn Jahre sind aufzuzeigen und in Beziehung zur Bevölkerungsentwicklung im Betrachtungszeitraum zu setzen. Von Rele- vanz sind unter anderem Aussagen zur Anzahl der Wohngebäude, der Wohnungen / Wohnein- heiten sowie der Wohnfläche. In Verbindung mit Angaben zur Bevölkerung lassen sich hieraus erste Trendaussagen zu Belegungsdichte und Wohnfläche pro Kopf ziehen.

Tabelle 13: Beispiel: Kennziffern des Wohnungsbestands

Kennziffern Wohnungsbestand Jahr X Jahr Y Veränderung in % Anzahl der Wohngebäude Anzahl der Wohnungen (insgesamt) davon im Wohnbau davon im Nichtwohnbau Wohnfläche in Wohngebäuden in 100 m² Wohnungen pro Wohngebäude Wohnfläche pro Wohnung im Wohnbau in m² Bevölkerung Einwohner je Wohnung Wohnfläche in Wohngebäuden pro Einwohner in m²

Neben der durchschnittlichen Einwohnerzahl je Wohnung und der durchschnittlichen je Ein- wohner zur Verfügung stehenden Wohnfläche sollten auch Aussagen zur Belegungsdichte in den einzelnen Ortsteilen getroffen werden.

Zusätzlich kann eine Übersicht zur Wohnbautätigkeit der letzten Jahre gegeben werden, wobei möglichst zwischen dem Ein- / Zweifamilienhausbau und dem Neubau von Gebäuden mit mehr als zwei Wohneinheiten unterschieden werden sollte.

Die Ausführungen sollten um Aussagen zur Eigentümerstruktur sowie zu den Besitzverhält- nissen im Mietwohnungsbestand (z.B. Bestände größerer Wohnbaugesellschaften) ergänzt werden. In diesem Zusammenhang sollten auch spezifische Charakteristika einzelner Ortsla- gen, Abweichungen gegenüber dem Landesdurchschnitt sowie Einschätzungen zur Nachfrage- entwicklung thematisiert werden. Soweit statistische Angaben vorliegen, sollten diese berück- sichtigt werden. Eigenständige Erhebungen können optional erfolgen.

Altersabhängige Kenndaten des Wohnungsmarktes sind grundsätzlich von besonderem Interesse. Insbesondere die mittlere Wohnungsgröße und Wohnfläche pro Kopf und Altersgrup- pe sowie die Altersstruktur je Wohngebäude ermöglichen Rückschlüsse auf derzeitige und po-

Inhalt und Qualitätsstandards 53

tenzielle Anpassungserfordernisse. Entsprechende Aussagen sollten, soweit möglich, in Koope- ration mit dem Einwohnermeldeamt oder den ansässigen Wohnungsbaugesellschaften aufbe- reitet werden. Die Detailschärfe der Angaben steht in Abhängigkeit zu den personellen und finanziellen Ressourcen der Gemeinden. Eine Beurteilung des Aufwands und Nutzens der Kar- tierung oder Beauftragung von Wohnungsmarktanalysen und Haushaltsbefragungen muss je- weils im Einzelfall erfolgen. Eine Alternative kann ggf. die Abgrenzung von Problembereichen anhand des vorhandenen Datenmaterials und der Einschätzungen lokaler Experten darstellen.

Tabelle 14: Charakterisierung des Wohnungsbestands, Beispieltabelle

Charakterisierung des Wohnungsbestands nach Anteil an Gesamtwoh- Lage im Ortskern / vorherrschendem Baualter und Gebäudetyp nungsbestand in der Innenstadt? (Schätzung in %) historische Bebauung bis ca. 1870 ja nein gründerzeitliche Wohnbebauung (1870 bis 1918)   Mehrfamilienhäuser 1919 - 1948   Mehrfamilienhäuser 1950 - 1969   Mehrfamilienhäuser 1970 - 1989   Mehrfamilienhäuser ab 1990   Ein- und Zweifamilienhäuser   gesamt 100 %

Das Thema seniorengerechtes Wohnen sollte ebenfalls in das Kapitel einfließen und eine Übersicht zur derzeitigen Angebotsstruktur (barrierefreier / -reduzierter Wohnraum und spezielle Wohnformen) erstellt werden. Neben der Angebotsbreite und der räumlichen Verteilung der Anlagen sollten auch Aussagen zu Auslastungsgrad und Nachfrage(entwicklung) getroffen wer- den.

Die textlichen Darstellungen sind zur Veranschaulichung um Tabellen, Diagramme und sonstige Grafiken zu ergänzen.

Aktuelle Zielgrößen und Tendenzen der Wohnraumentwicklung

Um Fehlinvestitionen vorzubeugen und die öffentlichen Folgekosten im Bereich der Infrastruktur zu reduzieren, ist eine Überprüfung der aktuellen Planungen und Zielrichtungen der Siedlungs- entwicklung notwendig. Dies erfordert eine Zusammenstellung des aus landesplanerischer Sicht maximal wünschenswerten Wohnungsneubaus, der ausgewiesenen und potenziellen Wohnbauflächen innerhalb der Gemeinde wie auch bestehender Flächenpotenziale im Sinne von Brachflächen, untergenutzten Flächen und Baulücken.

Von besonderer Relevanz für die künftige Wohnsiedlungsentwicklung der Gemeinden sind die landesplanerischen Vorgaben. Die Ziele und Grundsätze des Landesentwicklungsplans, Teil- abschnitt „Siedlung“ sowie die hierin enthaltenen Zielwerte des Wohnungsbedarfs sind in textli- cher oder alternativ tabellarischer Form wiederzugeben.

In einem nächsten Schritt wird empfohlen, eine kartographische Übersicht der ausgewiesenen und potenziellen Wohnbauflächen zu erstellen. Diese soll die im gültigen Flächennutzungs- plan dargestellten und durch Bebauungspläne rechtskräftig festgesetzten Wohnbauflächen wie

54 Inhalt und Qualitätsstandards

auch die bislang nicht durch Bebauungspläne rechtskräftig umgesetzten Reserveflächen enthal- ten.

Die Baulücken im Sinne des Landesentwicklungsplans, Teilabschnitt „Siedlung“ sind zu erfassen. Dies umfasst alle Grundstücke  im Geltungsbereich rechtskräftiger Bebauungspläne nach § 30 BauGB;  im Geltungsbereich von Bebauungsplänen, die nach § 33 BauGB zu beurteilen sind;  im Geltungsbereich von Satzungen nach § 34 (4) BauGB;  innerhalb von im Flächennutzungsplan (FNP) rechtsgültig dargestellten, aber bislang nicht durch Bebauungsplan rechtskräftig umgesetzten Reserveflächen.72

Diese Baulücken sind gemäß LEP „Siedlung“ zu 100% auf den örtlich festgelegten Wohnungs- bedarf anzurechnen. Im Zuge der GEKOs sollten zudem darüber hinaus bestehende sonstige Baulücken, Brachflächen und untergenutzte Flächen kartiert werden, die grundsätzlich dem Wohnen dienen können.

Leerstände

Vielerorts ist in Folge des demographischen Wandels mit einem zunehmenden Ungleichgewicht auf dem Wohnungsmarkt und einer steigenden Anzahl leer stehender Gebäude zu rechnen. Auf kommunaler Ebene sind Strategien zum Umgang mit strukturellem Leerstand erforderlich, um eine dauerhafte Beeinträchtigung von Ortsbild, Immobilienmarkt, Wohnumfeldqualität und Image entgegenzutreten, aber auch vorzubeugen. Dies setzt jedoch die Kenntnis der verstärkt von Leerstand geprägten und bedrohten Gemeindegebiete voraus. Auf dieser Basis können dann die im Einzelfall bestehenden Potenziale für eine Wieder- oder Umnutzung wie auch die Chancen, die sich durch den Abriss leer stehender Gebäude ergeben, diskutiert werden.

Abbildung 10: Modellgrafik: Bestandsaufnahme Leerstände & Baulücken (Ausschnitt)

Einen weiteren Baustein der Gemeindeentwick- lungskonzepte stellt die Ermittlung und Analyse der Leerstände im Wohnungsbestand dar. Von Relevanz ist die aktuelle Leerstandsquote im gesamten Gemeindegebiet sowie den einzel- nen Gemeindebezirken bzw. Ortsteilen. Den Gemeinden stehen grundsätzlich unterschiedli- Darstellung: FIRU mbH che Erhebungsmethoden zur Verfügung:

 Analyse der Daten von Ver- und Entsorgungsunternehmen (u.a. mülltonnengestützte Leer- standsermittlung): Voraussetzung ist, dass entsprechende Daten zur Verfügung gestellt werden können. Dies kann in Abstimmungsgesprächen geprüft werden.

72 Landesentwicklungsplan, Teilabschnitt "Siedlung" (LEP, Teilabschnitt "Siedlung") vom 04. Juli 2006

Inhalt und Qualitätsstandards 55

 Rückgriff auf Daten der Eigentümer größerer Wohnungsbestände: Auf diese Art und Weise können u.U. detaillierte Angaben für einen Teilbereich der Gemeinde ermittelt werden. Viel- fach verfügen die Unternehmen über zusätzliche Informationen zu Art und Qualität der leer- stehenden Wohnungen und Leerstandsdauern.  (Stichprobenartige) Befragung und/oder Begehung: Auch diese Methoden bieten die Mög- lichkeit zusätzliche Daten zu erheben. Bei der Kartierung vor Ort kann z.B. eine erste Ein- schätzungen zu den Leerstandsursachen erfolgen (z.B. Bausubstanz oder Wohnumfeld).  Plausibilitätsprüfung und Prognose der Leerstandsentwicklung anhand der amtlichen Statis- tik: Hierzu ist u.a. auf die vorliegenden und prognostizierte Angaben zur Anzahl der Woh- nungen, Haushaltsgrößen und Bevölkerungszahl zurückzugreifen.

Die Auswahl der Methode(n) muss einzelfallspezifisch erfolgen und steht in Abhängigkeit zum lokalen Wohnungsmarkt, der Mitwirkung Dritter sowie den finanziellen und personellen Res- sourcen der Gemeinde.

Auf Basis der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung und den Kenndaten des Wohnungs- marktes sind Aussagen zur voraussichtlichen Leerstandsentwicklung zu treffen. Auch hier wird zu einer kleinräumigen Einschätzung der Anpassungserfordernisse geraten.

Zusammenfassend sind die aktuellen und prognostizierten räumlichen Schwerpunktbereiche textlich und kartographisch aufzuzeigen. Bestandteil der Ausführungen kann unter anderem eine Kurzcharakteristik der verstärkt von Leerstand bedrohten Straßenzüge bzw. abgegrenzten Gemeindebereiche sein. Neben den Problemlagen und Gründen für den überdurchschnittlich hohen Anteil leer stehender Gebäude (wie z.B. eine sanierungsbedürftige Bausubstanz, Mängel im Wohnumfeld oder Umweltprobleme) können auch Potenziale (wie intakte Nachbarschafts- verhältnisse) thematisiert werden.

Wohnraumbedarf und Baulandausweisung

Aussagen zum künftigen Wohnraumbedarf bilden die Grundlage für die Anpassung des Woh- nungsbestandes an eine sich ändernde Nachfrage. Kommunale Wohnraumprognosen würden zwar entsprechende Daten liefern, sind jedoch im Rahmen der GEKOs nicht leistbar. Ein Ab- gleich des Bestandes mit dem im LEP Siedlung festgelegten Bedarf ist dagegen möglich. Auch können qualitative Aussagen zur Entwicklung der Wohnraumnachfrage getätigt werden. Auf dieser Basis können im Zuge der Konzepterstellung erste Anpassungserfordernisse auf dem Wohnungsmarkt abgeleitet und Handlungsoptionen aufgezeigt werden.

Abbildung 11: Modellgrafik: Ansätze zum Umgang mit Leerständen und Baulücken

Um Aussagen über den künftigen Wohn- raumbedarf innerhalb der Gemeinde zu erhal- ten, ist ein Abgleich zwischen dem Bestand und dem im LEP Siedlung festgelegten Wohn- raumbedarf vorzunehmen. Aufbauend auf den

Darstellung: FIRU mbH

56 Inhalt und Qualitätsstandards

Ergebnissen gilt es, die Konsequenzen für die künftige Siedlungsentwicklung und die Bau- landausweisung aufzuzeigen. Im Zuge der Erarbeitung der Gemeindeentwicklungskonzepte sollen die ausgewiesenen und geplanten Wohnbauflächen auf den tatsächlichen Bedarf, die langfristigen Folgekosten und ggf. bestehende nachteilige Auswirkungen auf die Ortskerne hin überprüft werden. Es ist zu berücksichtigen, dass gerade vor dem Hintergrund der Kostenre- manenz im Bereich der technischen Infrastruktur kompakte und dichte Siedlungsstrukturen zu fördern sind und eine weitere Zersiedelung der Landschaft zu vermeiden ist. Basierend auf der Bestandsanalyse sind je nach Bedarf Ansatzpunkte zur Nachverdichtung, Aufwertung vorhan- dener Wohnungsbestände, Wieder- oder Umnutzung von Gebäuden oder für den Rückbau einzelner Wohngebäude oder ganzer Gebäudeensembles darzustellen.

Darüber hinaus sollten qualitative Aussagen zur Entwicklung der Wohnraumnachfrage getätigt und Rückschlüsse auf die künftigen Anforderungen der Bevölkerung an Wohnen und Wohnumfeld gezogen werden. Bedarfe unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen sowie Dispari- täten zwischen Angebot und Nachfrage sollten thematisiert, Marktnischen und Angebotslücken abgeleitet werden. Die Bildung von individuellen Schwerpunktthemen wie „Wohnen im Orts- kern", „familiengerechtes Wohnen“ oder „Wohnen im Alter“ ist möglich.

Die folgende Übersicht kann als Anhaltspunkt für eine Bestandsaufnahme und Ermittlung der Trends für die Wohnraumentwicklung und die Leerstände dienen:

Tabelle 15: Beispieltabelle: Trends der Wohnraumentwicklung

Eigentümerstruktur des Wohnungsbestands, Ver- kommunales Eigentum ______% teilung in % (Schätzung) Wohnungsgesellschaften ______% private Kleineigentümer ______% Sonstige ______% gesamt 100 % Einschätzung der Wohnungsnachfrage bisher in den nächsten 5-10 (1=rückläufig - 2=gleich - 3=steigend) Jahren insgesamt Wohnungen in Mehrfamilienhäusern Ein- und Zweifamilienhäuser kleine Wohnungen große Wohnungen einfache / preiswerte Wohnungen hochwertig ausgestattete Wohnungen Wohnungsleerstände in der Gemeinde Anzahl Wohnungen:  Schätzung  Zählung, Stand: Lage der Leerstände: Konzentration….  im Ortskern/ in der Innenstadt  in Randbereichen des Ortskerns  in Ortsteilen außerhalb des Zentralorts keine Konzentration  gleichmäßig verteilt

Inhalt und Qualitätsstandards 57

Tabelle 16 Städtebau und Wohnen: Inhalte und Qualitätskriterien

Inhalt Darstellungsform Wohnen • Wohnraumbestand und -angebot Textliche Darstellung, Tabellen, • Landesplanerische Vorgaben zur Wohnbauflä- Grafiken; Pläne chenentwicklung Mindest- standards • Ausgewiesene und potenzielle Wohnbauflächen • Baulücken im Sinne des LEP • Wohnungsleerstände und Leerstandspotenziale • Konsequenzen der LEP-Vorgaben für Siedlungs- entwicklung und Baulandausweisung (Hand- lungsansätze) Städtebau • Baustrukturen und Baualter Textliche Darstellung sowie • Umfeld-, Freiraum-, Gestaltqualität Pläne und Grafiken • Ortskerne und Innenstädte Wohnen • Wohnbautätigkeit der letzten 10 Jahre Textliche Darstellung, Tabellen sowie Pläne und Grafiken optional • Aussagen zur Eigentümerstruktur • Altersabhängige Kenndaten Wohnungsmarkt • Angebot seniorengerechtes Wohnen • Qualitative Aussagen zur künftigen Nachfrage nach Wohnraum (Handlungsansätze) • Sonstige Baulücken, Brachflächen und unterge- nutzte Flächen • Leitprojekte • Wohnungsbestand: Auswertung von Sekundärdaten • Wohnbauflächen: Analyse des FNP, von Bebauungsplänen und aktuellen Karten • Seniorenspezifisches Wohnraumangebot: Expertengespräche mit Trägern der Ein- Methodische richtungen der Altenhilfe sowie bekannten privaten Initiativen etc. Hinweise • Baualter: Kartierung anhand der historischen Gemeindeentwicklung (Ausweisung von Baugebieten) • Qualität der Baustruktur: Begehung, Bewertung nach Augenschein • Gemeindezahlen des Statistischen Landesamtes Saarland73 • Statistik des Einwohnermeldeamtes • Einrichtungen der Altenhilfe sowie private Initiativen • Landesentwicklungsplan, Teilabschnitt „Siedlung" Wichtige • Datenquellen Wohnungsmarktprognose 2020 des BBR (Raumordnungsprognose 2020/2050) • Leerstandsanalyse: - Daten von Ver- und Entsorgungsunternehmen; - Daten der Eigentümer größerer Wohnungsbestände; - (stichprobenartige) Befragung und/oder Begehung - ggf. vorliegende Daten aus anderen Analysen

73 Es ist zu beachten, dass es sich bei den Angaben zum Wohnungsbestand des Statistischen Lan- desamtes Saarland um eine Fortschreibung auf Basis einer Gebäude- und Wohnungszählung vom Mai 1987 handelt und entsprechende Unsicherheiten / Schwankungen bestehen.

58 Inhalt und Qualitätsstandards

2.4.2 Schwerpunkt 2: Anpassung der sozialen und bildungsbezogenen Infra- struktur

Wenn die Bevölkerungszahl zurückgeht, schrumpft die Infrastruktur nicht in allen Bereichen automatisch mit, da viele kommunale Infrastruktureinrichtungen langfristig angelegt sind und kurzfristig nicht um- oder rückgebaut werden können. Im Bereich der sozialen Infrastrukturein- richtungen bedeutet dies für die Gemeinden zum einen, familienfreundliche Strukturen voranzu- treiben, zum anderen aber, sich auf die Herausforderungen der alternden Bevölkerung einzu- richten. Langfristige Investitionen in die soziale Infrastruktur müssen künftig „demografiefest“ sein und so geplant werden, dass eine multifunktionale Nutzung durch verschiedene Zielgrup- pen möglich ist. 74

Der Begriff „soziale Infrastruktur“ umfasst im Wesentlichen die Gemeinbedarfseinrichtungen (Erziehungs- und Bildungseinrichtungen, Einrichtungen der Jugendpflege, Einrichtungen der Sozial- und Gesundheitsfürsorge, Seelsorgeeinrichtungen, Einrichtungen der öffentlichen Ver- waltung und Sicherheit, Kulturelle Einrichtungen) sowie die Erholungs- und Freiflächen (Erho- lungs-, Spiel- und Sporteinrichtungen, Spielflächen, Öffentliche Anlagen, Parks, Grünzüge, Camping- und Zeltplätze, Kleingärten sowie Friedhöfe) der Gemeinde.

Abgesehen von Infrastruktureinrichtungen, die der Bevölkerung als Ganzes zugute kommen (Einrichtungen des Gesundheitswesens, Kultureinrichtungen, Grünanlagen etc.), bestimmt sich die Qualität der sozialen Infrastruktur insbesondere daran, in welchem Umfang diese den unter- schiedlichen Bedürfnissen spezifischer Zielgruppen entspricht, insbesondere den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen, Frauen, Senioren, sozial schwachen Gruppen und Migrant/innen.

Die Gemeindeentwicklungskonzepte sollen vor allem Aussagen zu den Einrichtungen der sozia- len Infrastruktur enthalten, deren Bereitstellung, Betrieb und Erhalt in der Zuständigkeit der Kommune liegen. Auch wenn die Gemeinden keinen direkten Einfluss auf Planungen anderer öffentlicher und privater Träger von sozialen Infrastruktureinrichtungen haben, sollten diese aber auch in die Analyse einbezogen werden, da sie eine bedeutende Rolle für die Gemeinde- entwicklung haben können.

Bedingt durch den demografischen Wandel besteht in Zukunft ein erheblicher Anpassungsbe- darf bei der Ausstattung der saarländischen Gemeinden mit sozialer Infrastruktur. Eine wesent- liche Aufgabe der Gemeindeentwicklungskonzepte ist die Feststellung des konkreten Anpas- sungsbedarfs der sozialen Infrastruktur der Gemeinde an die sinkende Einwohnerzahl und die Verschiebung der Altersstruktur. Eine sinkende Einwohnerzahl führt bei unveränderter Infra- strukturausstattung zwangsläufig zu steigenden Kostenbelastungen pro Einwohner (Kosten- remanenz, siehe Teil A, Kap. 2.3). Die sich ändernde Altersstruktur wird zu Verschiebungen bei dem Bedarf bestimmter altersabhängiger Angebote führen.

Ein Soll-Ist-Vergleich zwischen dem derzeitigen Bestand an Einrichtungen der sozialen Infra- struktur und dem aufgrund des demografischen Wandels zu erwartenden veränderten Bedarf innerhalb des Zeithorizonts des Gemeindeentwicklungskonzepts liefert quantifizierte Aussa- gen zum Anpassungsbedarf und ist eine zwingend notwendige Entscheidungsgrundlage für zu ergreifende Maßnahmen zur Sicherung der Funktionsfähigkeit und Finanzierbarkeit der durch die Gemeinde getragenen sozialen Infrastruktur. Zu berücksichtigen ist auch, dass sich

74 vgl.: Den demografischen Wandel gestalten. Demografiebericht der saarländischen Landesregierung. Saarbrücken 2007, S. 79 und 80

Inhalt und Qualitätsstandards 59

aufgrund der eingangs skizzierten Prozesse des ökonomischen Wandels die Nachfrage nach bestimmten Infrastrukturangeboten, z.B. Sportplätze, Bibliotheken, kulturelle Einrichtungen, deutlich ändern wird.

Der Soll-Ist-Vergleich sollte folgende Arbeitsschritte umfassen:

1. Die Bestandsaufnahme des Ist-Zustands sollte eine Auflistung der derzeit vorhandenen Angebote sowie Angaben zu deren Kapazitäten, Auslastung, Bauzustand, Eigentumsver- hältnissen und laufenden Kosten umfassen. Um Aussagen zur künftigen Finanzierbarkeit treffen zu können, sollten darüber hinaus Angaben zum Sanierungsbedarf und daraus ab- sehbaren Investitionen und deren Zeithorizont gemacht werden.

2. Aufbauend auf den Bestandsdaten ist mit Hilfe der Ergebnisse der Bevölkerungsvorausbe- rechnung eine Abschätzung der Nachfrageentwicklung nach den einzelnen Infrastruk- tureinrichtungen vorzunehmen.

3. Quantitative Ableitung des Anpassungsbedarfs: Berechnung der Soll-Ausstattung, d.h. des Bedarfs im Jahr 2020 (bzw. innerhalb des Zeithorizonts des Gemeindeentwicklungs- konzepts) aufgrund der geänderten Einwohnerzahl in den einzelnen Altersgruppen.

Die Frage, welche quantitativen Größenordnungen sozialer Infrastruktureinrichtungen als bedarfsgerecht anzusehen sind, lässt sich anhand von üblicherweise in der Stadtplanung an- gewandten Orientierungswerten nur näherungsweise beantworten. Diese sind zwar nicht rechtsverbindlich, bieten jedoch zumindest eine Grundlage für zukünftige Prognosen und Pla- nungen. Bei der Anwendung dieser „Sollwerte“ ist auch zu berücksichtigen, dass es sich um normative Setzungen handelt, die zum Teil aus den 70er Jahren stammen und auf einer heute kaum noch realisierbaren Politik der Angleichung der Lebensverhältnisse in allen Teilen Deutschlands basieren.

Vergleiche der gegebenen Infrastrukturausstattung eines Gebiets mit den im Anhang genann- ten Orientierungswerten geben selbstverständlich keine Auskunft über das Qualitätsniveau bzw. den unter Umständen gegebenen Sanierungsbedarf der vorhandenen Infrastruktur.75

Für einige Bereiche wurden entsprechende Zielwerte auf Landesebene festgelegt, die in den GEKOs zu berücksichtigen sind (Vorschulentwicklungsplan, Seniorenplan u.a.). Auch der Lan- desentwicklungsplan legt die Art der vorzuhaltenenden Einrichtungen in Abhängigkeit vom Zentralitätsgrad des jeweiligen Ortes fest, macht jedoch keine quantitativen Vorgaben zum an- zustrebenden Ausstattungsgrad.76 Die Festlegungen des LEP Siedlung sind jedoch nicht in je- dem Fall zwingend anwendbar, da die Funktionen der Gemeinden im Detail variieren können. Der im Einzelfall gegebene Infrastrukturbedarf ist daher unter Berücksichtigung der funktio- nalen Besonderheiten der Gemeinde individuell zu beurteilen.

75 vergl. Schroeter: Orientierungswerte (Richtwerte) für die Planung, unter: http://www-public.tu-bs.de:8080/~schroete/planungsrichtwerte.htm#Infrastruktur 76 Danach sollen Grundzentren die Bevölkerung in ihrem jeweiligen Nahbereich mit Gütern und Dienst- leistungen des Grundbedarfs, d. h. des kurzfristigen, täglichen Bedarfs, versorgen. Mittelzentren sol- len die Bevölkerung im mittelzentralen Verflechtungsbereich mit Gütern und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfs versorgen, die über die grundzentrale Grundversorgung hinausgehen (v.a. schu- lisches Bildungsangebot bis zur Hochschulreife, Fachärzte, Krankenhaus, Sporthallen, Stadion, so- wie kulturelle und freizeit- bzw. sportbezogene Einrichtungen. Vgl. Landesentwicklungsplan, Teilab- schnitt Siedlung, Saarbrücken 2006, a.a.O., Abschnitt 2.1.2).

60 Inhalt und Qualitätsstandards

Bauvorhaben sind so zu planen, dass eine Multifunktionalität gesichert ist. Das heißt beispiels- weise, dass ein Kindergarten an Wochenenden für andere Zwecke genutzt werden kann, wie z.B. für den Gottesdienst oder für kulturelle Veranstaltungen. Weiterhin sollten die Bauvorhaben so multifunktional sein, dass sie z.B. eine komplette Umwidmung vom Kindergarten hin zur Altenpflege oder -betreuung ermöglichen.77

Ein besonderes Augenmerk soll in den Gemeindeentwicklungskonzepten auf die Frage der sozialen Integration benachteiligter Bevölkerungsgruppen (Langzeitarbeitslose, MigrantIn- nen, alleinerziehende u.a.) sowie die Bedürfnisse weniger mobiler Bevölkerungsschichten ge- legt werden.

2.4.2.1 Erziehungs- und Bildungseinrichtungen

Einrichtungen der vorschulischen Erziehung, des Primar- und des Sekundarbereichs I sind be- sonders von der Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung betroffen. Der Sekundarbe- reich II (allgemeinbildend / beruflich) sowie der Tertiärbereich (Hochschulen und allgemeine, berufliche und wissenschaftliche Weiterbildung) sind deutlich weniger betroffen.

Die Anzahl der 6-19 Jährigen wird bis 2020 in den alten Bundesländern durchschnittlich um ca. 18 % abnehmen. Im Primarbereich ist bis 2020 mit Rückgängen um 19 % zu rechnen, in der Sekundarstufe I mit durchschnittlich 20 %. Die Sekundarstufe II ist in den alten Bundesländern hingegen bis 2020 noch kaum betroffen. 78

Die Gemeinden sind in der Regel nicht Träger von Erziehungs- und Bildungseinrichtungen, d.h. die Einflussmöglichkeiten auf die Wahl von Schulstandorten, Schließungen, Zusammenlegun- gen u.ä. sind gering. Dennoch haben Entscheidungen der Schulträger (i.d.R. Kreis oder Land) aufgrund rückläufiger Schülerzahlen Folgen für die Gemeindeentwicklung, auf die die Gemein- deentwicklungskonzepte eingehen müssen. Daher ist eine systematische Bestandsaufnahme der vorhandenen Erziehungs- und Bildungseinrichtungen nach den folgenden Kategorien zur Darstellung der Ist-Situation notwendig.

Um auf sicher eintretende Veränderungen, die durch Rückgänge der jeweiligen Altersgruppen bedingt sind, reagieren zu können, ist es sinnvoll, die Entwicklung der betroffenen Altersgrup- pen für die verschiedenen Schulformen aus der Bevölkerungsvorausberechnung abzuschätzen (vgl. Kapitel 2.2.2). Hieraus können Anhaltswerte für den veränderten Schulbedarf im Zeithori- zont des Gemeindeentwicklungskonzepts gewonnen werden (Sollwerte). Die so ermittelten Sollwerte sind durch Expertengespräche mit den Schulträgern bzw. dem Bildungsministerium zu plausibilisieren.

Sind Leerstände abzusehen, ist es Aufgabe der integrierten Gemeindeentwicklungskonzepte, Vorschläge für Folgenutzungen der gemeindlichen Schulimmobilien zu entwickeln. Hierbei ist der u.U. bereits bestehende Sanierungsbedarf der Gebäude zu berücksichtigen.

Weitere Folgen für die Gemeinden können erhöhte Kosten für den Schülertransport und Perso- nalüberhänge (Hausmeister, Putzkräfte, Sekretärinnen usw.) sein.

77 Den demografischen Wandel gestalten. Demografiebericht der saarländischen Landesregierung. Saarbrücken 2007, S. 87 78 Prof. Dr. A. Spellerberg, Anhörung des parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung, Berlin, 25.10.2006

Inhalt und Qualitätsstandards 61

Mit dem Rückgang der Schülerzahlen geht jedoch eine Ausweitung der Einzugsbereiche der 79 Schulen einher. Neue Schul- und Unterrichtsformen sowie angepasste pädagogische Konzep- te werden in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich diskutiert, eine Umsetzung im Saar- 80 land ist jedoch bislang nicht abzusehen.

Tabelle 17: Bestandsaufnahme der Erziehungs- und Bildungseinrichtungen

Anzahl, Schüler- Züge Träger Gebäude Eigentü- lfd. Kos- Lage, zahl (Größe, mer des ten der Kapazität Zustand, Gebäu- Gemein- Sanie- des de pro rungsbe- Jahr darf) Grundschulen Hauptschulen Realschulen Gymnasien Integrierte Gesamtschulen Berufs- und Fachschulen Sonderschulen Volkshochschulen sonstige Bildungsstätten

2.4.2.2 Einrichtungen für Kinder und Jugendliche

Aus der demografischen Entwicklung resultiert ein steigender Bedarf an Alteninfrastruktur, der quantitative Bedarf an Kinder- und Jugendeinrichtungen wird hingegen sinken. Trotz dieser Verschiebungen ist die Aufrechterhaltung von möglichst vielen Angeboten von großer Bedeu- tung für das soziale Leben in den Gemeinden (Prävention, Kommunikation, Integration, Identifi- kation). Daher sollte die Anpassung der sozialen Infrastruktureinrichtungen nicht ausschließlich nach quantitativen Auslastungsgesichtspunkten vorgenommen werden.

Lösungen für dieses Dilemma können (auch unter Kostengesichtspunkten) unter anderem sein: bessere organisatorische Modelle, qualitative Weiterentwicklung der Angebote und eine höhere Flexibilität. Beispielsweise ermöglichen Gemeindehäuser und Bürger/innenzentren die Bünde- lung von Angeboten für verschiedene Zielgruppen unter einem Dach (Jugendclub, Senioren- heim Bibliothek usw.) unter maximaler Ausnutzung der vorhandenen Räumlichkeiten. Weitere Möglichkeiten der Anpassung der sozialen Infrastrukturausstattung bestehen z.B. in der Aktivie- rung von Selbsthilfe und Nachbarschaftsaktivitäten, von selbst organisierten Fahrdiensten oder

79 Mittlerer Einzugsbereich von Grundschulen: 1958 – 8 km², 1978 – 14 km², 1998 – 18 km², Quelle: Spellerberg 2006, a.a.O. 80 Jahrgangsübergreifende Klassen, Orientierungsstufe an Grundschulen, Zusammenlegung von Haupt- und Realschule, Gesamtschulen; Mindestgrößen aufheben; Einzügigkeit in Sek I; d.h. Schu- len müssten nicht geschlossen werden; darüber hinaus: Veränderungen der pädagogischen Konzep- te; Mobilisierung der Lehrer, nicht der Schüler; Filialschulen, dezentrale Unterrichtsformen (E- Learning), vgl. Spellerberg 2006, a.a.O.

62 Inhalt und Qualitätsstandards

Tauschbörsen. Die Kommunen sollten integrative Förderkonzepte entwickeln und Einrichtungen 81 fördern, die auf lange Sicht mehr Flexibilität ermöglichen.

Ein Gemeindeentwicklungskonzept sollte die folgenden Angaben zu Einrichtungen für Kinder und Jugendliche umfassen:

Tabelle 18: Bestandsaufnahme der Einrichtungen für Kinder und Jugendliche

Anzahl, Kinder- Gruppen- Träger Gebäude Eigentü- lfd. Kos- Lage, zahl größe (Größe, mer des ten der Kapazität Zustand, Gebäu- Gemein- Sanie- des de pro rungsbe- Jahr darf) Kindertagesstätten Horte, Krippen Kindergärten Jugendheime

Auf der Grundlage der Bevölkerungsvorausberechnung nach Altersgruppen kann der Anpas- sungsbedarf mit Hilfe gesetzlich oder politisch vorgegebener Zielwerte ermittelt werden. Zu berücksichtigen sind hierbei auch die Planungen der nicht kommunalen Träger (v.a. Kirchen), die in Zukunft ebenfalls einen drastischen Rückbau ihrer Kapazitäten vornehmen werden.

Seit 1999 hat im Saarland jedes Kind ab 3 Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Kindergar- tenplatz. Der Vorschulentwicklungsplan (VEP 2006-2008) sieht als Zielwerte der Versorgung mit Krippenplätzen saarlandweit eine Quote von ca. 5 % der bis 3jährigen vor. Für 2010 wird eine Steigerung auf bis zu 15% angestrebt. Frei werdende Personal- und Raumkapazitäten aufgrund rückläufiger Zahlen von Kindern im Kindergartenalter können daher bis zu einem ge- wissen Grad durch die zunehmende Nachfrage nach Kinderkrippenplätzen ausgelastet werden. Durch eine Veränderung der Gruppengröße können die KiTa-Träger ebenfalls in einem gewis- sen Rahmen auf die veränderte Nachfrage reagieren.

Für die Ausstattung mit Kindertagesstätten liegen unterschiedliche quantitative Orientierungs- werte für die Planung vor. So sollten Kinderkrippen einen Mindesteinzugsbereich von 10.000 - 15.000 Einwohnern und eine Fläche von 0,1 - 0,15 m²/Einwohner haben. Für Kindergärten wer- den in der Literatur Orientierungswerte von 2.000 - 10.000 Einwohnern pro Kindergarten und 82 0,1 bis 0,8 m² pro Einwohner angegeben.

Für Jugendheime wird ein Mindesteinzugsbereich von 10.000 - 18.000 Einwohner und eine Größe von 0,1 - 0,15 m² pro Einwohner angegeben. Ein Jugendheim sollte in max.10 -15 Minu- 83 ten zu erreichen sein.

81 ebenda 82 Quelle: Borchard, 1992, a.a.O. und Schröter, a.a.O., 2005 83 Quelle: Handbuch örtliche Sozialplanung, 1986

Inhalt und Qualitätsstandards 63

2.4.2.3 Einrichtungen für Senioren

84 Die Seniorenpolitik des Landes ist im Landesseniorenplan des Saarlandes dargelegt. Danach wird Seniorenpolitik als eine gesamtgesellschaftliche Querschnittsaufgabe betrachtet, die auf allen gesellschaftlichen Handlungsebenen eine enge Verknüpfung der Seniorenpolitik mit Fami- lien- und Generationenpolitik, aber auch mit Bildungs-, Gesundheits-, Wirtschafts- und Arbeits- marktpolitik erfordert. Die im Landesseniorenplan enthaltenen Handlungsempfehlungen können dabei für die Kommunen eine ergänzende Grundlage sein, um öffentliches Planen und Handeln im Zeichen des demografischen Wandels sowohl generationen-, als auch seniorenorientiert 85 zielgenau auszurichten. Die Landesregierung sieht Regelungsbedarf in erster Linie im Be- reich der stationären Pflege, während der Teil des Landesseniorenplans zum Thema „Wohnen im Alter“ in der Aufstellung ist.

Die abzusehende Zunahme der Zahl der Hochbetagten (> 80 Jahre) im Saarland gewinnt zu- nehmend an Bedeutung (vgl. Teil A, Kap. 2.1.1). Damit wird die Zahl der Pflegebedürftigen zu- nehmen. Im aktuellen Landesseniorenplan ist bis Ende 2007 eine Bedarfsquote von landes- weit rund 3,5 % der Bevölkerung über 65 Jahren oder 7.783 vollstationären Pflegeplätzen 86 ausgewiesen . Bis 2015 sollten die vorhandenen pflegegeeigneten Plätze der stationären Ein- richtungen im Saarland ausreichen. Handlungsbedarf ergibt sich aufgrund des Rückgangs der Pflegebereitschaft bzw. -möglichkeit von Familienangehörigen, weshalb die Nachfrage nach professionellen Pflegekräften zunehmen wird.

Entsprechend der Zunahme der Bevölkerung im Rentenalter wird die Nachfrage nach seni- orengerechten Wohnformen steigen. Derzeit leben in Deutschland 93 % der ab 65-Jährigen in herkömmlichen Privatwohnungen, nur 7 % leben in Institutionen oder speziellen Altenwohnun- 87 gen inklusive des betreuten Wohnens. Entsprechend wird die Nachfrage nach Dienstleistun- gen für Senioren steigen. Bei der Stadtplanung ist die zunehmende Zahl von Menschen mit eingeschränkter Mobilität zu berücksichtigen. Das Thema „Sicherheit im Öffentlichen Raum“ erlangt ebenfalls eine zunehmende Bedeutung.

Schröter (2005) und Borchard (1992) geben als Orientierungswert für die Ausstattung mit Al- tenwohnheimen bzw. Wohnstiften eine Mindesteinwohnerzahl von 15.000 - 63.000 sowie eine Fläche von 0,45 - 0,55 m² pro Einwohner an. Für Altenpflegeheime werden ein Mindest- einzugsbereich von 35.000 Einwohnern und eine Dimensionierung von 0,2 - 0,35 m² pro Ein- 88 wohner als Orientierungswert angegeben.

Der Bedarf an der Alteninfrastruktur wird steigen, vor allem in altershomogenen Vierteln der 50er bis 70er Jahre, während Kinder- und Jugendeinrichtungen in diesen Gebieten rückgebaut werden können. Eine zunehmende Altenhilfe wird notwendig vor allem in den Gebieten, in de- nen ältere und hoch betagte Menschen ohne Führerschein in kleinen Haushalten leben.

Da gemäß § 9 des SGB XI die Länder für die Vorhaltung einer bedarfsgerechten pflegerischen Versorgungsstruktur verantwortlich sind, erstreckt sich der Anpassungsbedarf in der Verant- wortung der Gemeinden im Wesentlichen auf

84 Saarland, Ministerium für Justiz, Gesundheit und Soziales: „Ältere Menschen im Saarland“ - Landes- seniorenplan / Erster Teil - Fortschreibung 2007 - , Saarbrücken 2007 85 ebenda, S. 4f. 86 ebenda, S. 34 87 Spellerberg, 2006, a.a.O., S. 3 88 vgl. Schröter, 2005, a.a.O. und Borchard, 1992, a.a.O. Das Thema „Alter und Wohnen“ soll in Teil 2 des Landesseniorenplans behandelt werden, der noch nicht erschienen ist.

64 Inhalt und Qualitätsstandards

a) die Abstimmung etwaiger Anpassungsmaßnahmen des Landes mit städtebaulichen Pla- nungen der Gemeinde und b) eine Anpassung der Wohnangebote für Senioren, c) der seniorengerechten Ausstattung des öffentlichen Raums und d) der Anpassung sonstiger für Senioren relevanter kommunaler und privater Einrichtungen (z.B. Nahversorgung).

Hierzu sind in den Gemeindeentwicklungskonzepten auf der Basis der Bevölkerungsvorausbe- rechnung nach Altersklassen qualitative Aussagen zur Anpassung der entsprechenden Ange- bote und Einrichtungen zu treffen. Zur Nachfrageentwicklung nach seniorengeeignetem Wohn- raum sollte ein Soll-Ist-Vergleich vorgenommen werden (vgl. Kap. 2.4.1).

Tabelle 19: Bestandsaufnahme Senioreneinrichtungen

Anzahl, Plätze Träger Gebäude Eigentü- lfd. Kos- Lage (Größe, mer des ten der Sanie- Gebäu- Gemein- rungs- des de pro bedarf) Jahr Altenwohnheime Altenpflegeheime mobile Altenpfle- geeinrichtungen Seniorentreffs

2.4.2.4 Erholungs-, Spiel- und Sporteinrichtungen

Vor allem kleineren Gemeinden wird es in Zukunft schwer fallen, ihre Sport- und Freizeitinfra- struktur aufrechtzuerhalten und ihre öffentlichen Aufgaben in diesem Bereich wahrzunehmen. Insbesondere im Bereich der (kostspieligen) Sportanlagen und Schwimmbäder werden Koope- rationen mit Nachbargemeinden und Einsparungen bis hin zu Schließungen kaum noch ver- meidbar sein. Die Landesregierung weist in ihrem Demografiebericht zu Recht darauf hin, dass es dabei von entscheidender Bedeutung ist, der Bevölkerung die Notwendigkeit dieser Maß- 89 nahmen zu erläutern.

Die Nachfrage der Bevölkerung nach Sportanlagen und Sportangeboten hat sich in den letzten Jahren verändert und wird sich weiter verschieben. Angesichts zunehmender Infrastruktu- rausstattungs- und Bewirtschaftungsprobleme, der deutlichen Zunahme privat organisierter Sportaktivitäten bei gleichzeitiger Weiterprivilegierung des Vereinssports oder auch der Koexis- tenz sowie Konkurrenz gewerblicher Anbieter in Trendsportbereichen stellt sich sowohl für die Sportinfrastruktur selbst als auch für die Integration von Sport- und Stadtentwicklung in den 90 Kommunen die Frage nach neuen Organisationsformen und Trägerschaften.

Traditionelle Sportstätten passen oft nicht mehr zu den Bedürfnissen der sich wandelnden Ge- nerationen. Mehr Ältere, weniger Kinder, Familien und Migrant/innen erfordern als Zielgruppen unterschiedliche Konzepte in unterschiedlichen Sozialräumen. Die Altersgruppe des Sportler-

89 Demografiebericht der saarländischen Landesregierung, a.a.O., S. 81

Inhalt und Qualitätsstandards 65

nachwuchses bis 15 Jahren wird im Saarland bis 2020 um Rund ein Viertel zurückgehen. Die- ser Rückgang wir in Zukunft kaum noch durch eine Erhöhung der (ohnehin bereits recht hohen) Sportbeteiligung zu kompensieren sein. Ab 2010 wird auch die Altersklasse der Leistungssport- ler (15 bis 25 Jahre) im Saarland deutlich zurückgehen. Bei den Sportsenioren hingegen ist zu erwarten, dass die Teilnehmerzahlen, auch infolge höherer Sportbeteiligung, steigen dürften. In diesem Zusammenhang ist mit einer Zunahme der Nachfrage nach Räumen für sportliche Akti- 91 vitäten und einer Abnahme des Bedarfs an Sportplätzen zu rechnen.

Sportstättenplanung muss entsprechend differenziert vorgehen und sollte den gesamten Bewe- gungsraum umfassen: bestehende normierte Sportanlagen für den organisierten Sport, Spiel- plätze, Grünflächen und Parks, Straßen und Wege, das unmittelbare Wohnumfeld und auch Außenräume von Schulanlagen. Sich verändernde stadtstrukturelle Gegebenheiten und Pro- zesse wie beispielsweise die Zunahme verfügbarer Flächen und Standortpotenziale (ehemalige Bahnflächen, Industrieanlagen, Freiräume durch Stadtumbau etc.) oder die Inanspruchnahme nicht ausgelasteter Sportanlagen für andere Nutzungszwecke eröffnen neue Chancen für die 92 Optimierung der Sportinfrastruktur.

Unabhängig von der notwendigen Anpassung des Angebots an den demografischen Wandel bereitet die Unterhaltung der Sport-, Freizeit- und Kultureinrichtungen angesichts der Finanz- knappheit der Kommunen bereits heute mehr oder weniger große Probleme. Daher sind 93 Schließungen bzw. Zusammenlegungen von Einrichtungen kaum noch vermeidbar. Dies gilt insbesondere für große Einrichtungen mit kostenintensiver Bewirtschaftung wie Sporthallen, Veranstaltungshallen, Schwimmbäder u.ä. Im Interesse eines finanzierbaren kommunalen Sport-, Freizeit- und Kulturangebots sind daher im Rahmen einer zukunftsweisenden Gemein- deentwicklungskonzeption Zusammenlegungs- und Kooperationspotenziale sowohl intrakom- munal (zwischen den Gemeindeteilen) als auch interkommunal (mit benachbarten Gemeinden) auszuloten.

Eine Studie im Auftrag der Landesregierung zur Sportstättenentwicklungsplanung gibt Orientie- rungen hinsichtlich der voraussichtlichen Tendenz künftiger Entwicklungen zum zukünftigen 94 Sportgeschehen im Saarland. Die wesentlichen Ergebnisse der Sportstättenentwicklungspla- 95 nung für eine saarländische „Musterkommune“ im Prognosezeitraum bis zum Jahr 2015 sind:  Insgesamt konstante Sport treibende Bevölkerungsanteile als Effekt von sinkenden Bevöl- kerungsumfängen bei steigenden mittleren Aktivenquoten.  Weitgehend konstanter Bedarf im Bereich der Bäder (ca. 33 Anlageeinheiten; 1 AE ent- spricht einer Beckenfläche von 200m²). Die Konstanz des Bedarfs sagt jedoch nichts aus darüber, ob das Angebot dem Bedarf angepasst ist, oder – wie offenbar im Saarland – die Nachfrage übersteigt.  Bei Sporthallen geringfügige Verringerung der Zahl der Anlageeinheiten möglich (von 129 auf 127,5 Anlageeinheiten; 1 AE entspricht einer Sporthalle der Maße 15 x 27 m). Die Be- darfsentwicklung im Bereich der Sportplätze zeigt dagegen eine deutlichere Abwärtsent-

90 vgl. BBR, Erläuterungen zum Forschungsprogramm „Sportstätten und Stadtentwicklung“, unter www.bbr.bund.de, Stand: 14.5.2008 91 Sossong, M.: Demographische Entwicklung im Saarland, in: Saarländische Kommunalzeitschrift 53. Jg., H. 12, 2003, S. 274 ff. 92 vgl. BBR, 2008, a.a.O. 93 vgl. Spellerberg 2007, a.a.O., S. 6 94 Saarland, Ministerium für Inneres, Familie, Frauen und Sport: Sportverhalten und Sportstättenbedarf im Saarland. Saarbrücken, 2004 95 Demografiebericht, a.a.O., S. 89

66 Inhalt und Qualitätsstandards

wicklung (von 206 auf 200 Anlageeinheiten; 1 AE entspricht einem Kleinspielfeld inklusive – der rein rechnerisch berücksichtigten Kapazität von – einem Drittel der Leichtathletikanla- ge).

Wesentliche Grundlage einer Sportstättenentwicklungsplanung, die sich am vorhandenen und prognostisch zu erwartenden Bedarf sowie dem Sportverhalten der Bevölkerung orientiert, ist eine verlässliche Erhebung der vorhandenen Sportstätten. Die Bestandsaufnahme der Erho- lungs-, Spiel- und Sporteinrichtungen der Gemeinde sollte daher folgende Daten umfassen:

Tabelle 20: Bestandsaufnahme der Erholungs-, Spiel- und Sporteinrichtungen

Anzahl, Dimensi- Träger / Auslas- Eigentü- lfd. Kos- Lage onierung Betreiber tung mer der ten der ggf. be- Immobilie Gemein- schrei- / Einrich- de pro ben tung Jahr Sportplätze (Schul- und Ver- einssportplätze) Turnhallen / Sporthallen (Schul- und Vereinsturnhallen) Freibäder Hallenbäder Spielplätze (ggf. nach Alters- gruppen)

Der Anpassungsbedarf ist aus einem Soll-Ist-Vergleich zwischen den vorhandenen Kapazitä- ten, der heutigen Auslastung und der im Jahr 2020 bzw. dem Zeithorizont des Gemeindeent- wicklungskonzepts zu erwartenden Auslastung zu ermitteln. Die künftige Auslastung kann dabei aus der altersspezifischen Bevölkerungsvorausberechnung unter Status-quo-Annahmen abge- schätzt werden. Ggf. sind die Ergebnisse durch absehbare qualitative Veränderungen zu korri- gieren (z.B. Zunahme der sportlichen Betätigung älterer Bevölkerungsschichten usw.). Ein Ver- gleich mit landes- oder bundesweiten Vergleichswerten kann weitere wichtige Hinweise auf Über- oder Unterkapazitäten geben.

2.4.2.5 Kulturelle Einrichtungen und Vereine

Bevölkerungsverluste werden eine rückläufige Zahl potenzieller Nutzer kommunaler kultureller Infrastrukturen und Angebote mit sich bringen. In einem Fachgespräch zum Thema kulturelle Infrastruktur und demografischer Wandel des ILS wurde festgestellt, dass mögliche Konse- quenzen sinkende Auslastungsgrade der kulturellen Infrastrukturen bzw. höhere Mobilitätsan- forderungen an deren Nutzer sind. „Die Einnahmen der Kommunen sind stark an die Bevölke- rungszahl gekoppelt, so dass sich im Zuge sinkender Bevölkerungszahlen auch die kommuna- len finanziellen Rahmenbedingungen verengen. Kürzungen sind schon jetzt die Folge, von de- nen die Kulturetats überdurchschnittlich betroffen sind. Darüber hinaus geht die Veränderung der Altersstruktur hin zu mehr alten Menschen und weniger jungen mit einem Wandel von Inte-

Inhalt und Qualitätsstandards 67

ressen und Bedürfnissen an die kulturellen Infrastrukturen und Angebote einher, auf welche die 96 öffentlichen kulturellen Angebote zu reagieren haben.“

Das ILS stellt weiter fest, dass der Wandel und die Pluralisierung von Kulturverständnissen Risiken wie auch Chancen für die kommunale öffentliche Kultur birgt: „Einerseits werden kultu- relle Bedürfnisse, Interessen und Ansprüche der Nutzer breiter gestreut, was in den kulturellen Angeboten abgebildet werden muss. Angesichts der knappen öffentlichen Kassen lässt ein solcher Differenzierungsbedarf eine stärkere regionale Abstimmung kultureller Angebote not- wendig erscheinen. Andererseits sind heutzutage Kulturinteressierte weniger auf bestimmte kulturelle Formen oder Sparten festgelegt, sondern interessieren sich für mehrere und durchaus verschiedene Kultursparten, woraus sich Chancen für öffentliche kulturelle Angebote und Infra- 97 strukturen ergeben.“

Zu den betroffenen öffentlichen kulturellen Einrichtungen in den kleinen und mittleren Städten und Gemeinden des Saarlandes zählen insbesondere Stadt- oder Gemeindehallen, Mehr- zweckhallen, Gemeinde- und Bürger/innenhäuser, öffentliche Bibliotheken und Museen. Eine Bestandsaufnahme sollte die folgenden Daten umfassen:

Tabelle 21: Bestandsaufnahme der kulturellen Einrichtungen

An- Dimensi- Träger / Gebäude, Eigentümer lfd. Kosten zahl, onierung Betreiber Größe der Immobilie / der Ge- Lage ggf. be- Einrichtung meinde pro schreiben Jahr Veranstaltungshallen, Stadt- und Gemein- dehallen Mehrzweckhallen (soweit nicht unter Sporteinrichtungen erwähnt) Gemeindehäuser Bürger/innenhäuser Bibliotheken Museen

Für die kulturelle Infrastruktur sind Richt- und Orientierungswerte für eine wünschenswerte Aus- stattung mit einer vergleichsweise großen Unschärfe behaftet. Die Empfehlungen für das Min- desteinzugsgebiet von Stadt- und Gemeindehallen oder Mehrzweckhallen variieren zwischen 10.000 und 80.000 Einwohnern. Bürger/innenhäuser sollten in maximal 15-20 Minuten erreich- bar sein. Als Richtwert für die Dimensionierung werden 0,1 m²/Einwohner für Gemeinschafts- häuser und 0,6-1,0 m² für sonstige Hallen oder Bürger/innenhäuser angegeben. Eine Quelle benennt den Richtwert von 0,4 bis 2 m² je Einwohner für alle kulturellen Einrichtungen zusam- mengenommen. Der Medienbestand von Bibliotheken sollten mindestens 2,5 Medieneinheiten 98 pro Einwohner umfassen.

96 vgl. z.B.: Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes Nordrhein- Westfalen (ILS NRW): Demografischer Wandel – Konsequenzen für die kulturelle Infrastruktur. Fachgesprächsreihe, S. 12f. 97 ebenda 98 Quellen: Hallen: Schröter, 2005; ISL Uni , 2003; Handbuch örtliche Sozialplanung 1986; Bibliotheken: Richtlinie Berlin 1996

68 Inhalt und Qualitätsstandards

Ein quantitativer Anpassungsbedarf lässt sich für kulturelle Einrichtungen aufgrund solcher Orientierungswerte schwer ermitteln. Strategische Überlegungen zur Gemeindeentwicklungs- planung im Bereich kultureller Einrichtungen sollten daher vornehmlich auf Überlegungen zur künftigen Finanzierbarkeit von Betrieb, Instandhaltung und Sanierung der vorhandenen Einrich- tungen basieren. Zu berücksichtigen sind kommunale Besonderheiten und Alleinstellungs- merkmale, die u.U. eine unterschiedliche Ausstattung rechtfertigen (z.B. kultureller Schwerpunkt in Tourismusgemeinden).

2.4.2.6 Gesundheitsversorgung und Gesundheitseinrichtungen

Zu den Einrichtungen des Gesundheitswesens zählen Krankenhäuser, Praxen von Allgemein- ärzten, Fachärzten und Zahnärzten sowie sonstige Berufe der Gesundheitspflege. Diese Ein- richtungen sind in den kleinen und mittleren Städten des Saarlandes nur in Ausnahmefällen in kommunaler Trägerschaft. Dennoch ist die Kommune von den Standortentscheidungen der jeweiligen Träger des Gesundheitswesens im Zusammenhang mit der Erarbeitung von Ge- meindeentwicklungskonzepten betroffen.

Die Niederlassung von Ärzten ist über die Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland auf Kreisebene geregelt. Innerhalb der Kreise besteht ein gewisser Wettbewerb zwi- schen den einzelnen Kommunen um die Niederlassung von Ärzten. Derzeit bestehen jedoch für alle Fachärzte in fast allen Kreisen bzw. dem Regionalverband Zulassungsbeschränkungen, so dass mit neuen Niederlassungen nur im Ausnahmefall zu rechnen ist.

Die demografische Entwicklung wird insbesondere aufgrund der Zunahme älterer Einwohner einen starken Einfluss auf die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen haben. Die Kom- munen sollten bei der Standortfindung für neue Einrichtungen koordinierend eingreifen (z.B. Planung von Ärztehäusern an zentralen Standorten). Dies kann insbesondere bei Umzügen im Zusammenhang mit Praxisübernahmen und bei der Bildung von Praxisgemeinschaften angera- ten sein.

Eine Bestandsaufnahme der Einrichtungen des Gesundheitswesens sollte die folgenden Daten umfassen:

Tabelle 22: Bestandsaufnahme der Gesundheitseinrichtungen

An- Angebot Träger / Gebäude, Eigentümer lfd. Kosten zahl, ggf. näher Betreiber Größe der Immobilie / der Ge- Lage beschrei- Einrichtung meinde pro ben Jahr Bei Ärzten: Fachrich- tung Krankenhäuser Allgemeinärzte Fachärzte Pflegedienste Masseure, Ergo- therapeuten usw.

Inhalt und Qualitätsstandards 69

Die Krankenhausplanung obliegt dem Land. Die Planungen des Ministeriums für Justiz, Arbeit, 99 Gesundheit und Soziales sollten in die Gemeindeentwicklungsplanung einbezogen werden.

2.4.2.7 Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung und Sicherheit

Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung und Sicherheit werden ebenfalls zu sozialen Infra- struktur im weiteren Sinne gerechnet. Die Ausstattung der Gemeinden und deren künftige Ent- wicklung sollte vor allem vor dem Hintergrund der schrumpfenden Bevölkerung und der damit einhergehenden Kostenremanenz in den Gemeindeentwicklungskonzepten beleuchtet werden. Kurzfristige Änderungen der i.d.R. mit langfristig gebundenen Immobilien verbundenen Einrich- tungen werden sich in den seltensten Fällen umsetzen lassen. Stehen ohnehin Sanierungen oder Renovierungsarbeiten der Gebäude an, sollte jedoch die Dimensionierung überdacht und u.U. mittel- bis langfristig an die gewandelte Einwohnerzahl angepasst werden.

Als Richt- oder Orientierungswert für die Dimensionierung eines Rathauses der Kommunalver- waltung wird 0,5 - 1,1 m² je Einwohner angegeben. Für Polizeistationen wird eine Dimensionie- rung von 0,1 bis 0,6 m² je Einwohner und ein Mindesteinzugsbereich von 6.000 bis 15.000 Ein- wohnern bei einer Personalisierung von einem Beamten je 500 (Stadt) bis 1.300 (Land) Ein- wohnern benannt. Der Orientierungswert für den Mindesteinzugsbereich für eine freiwillige Feuerwehr liegt bei 2.000 Einwohnern, für eine Berufsfeuerwehr bei 100.000 Einwohnern. Für Poststellen schwanken die Orientierungswerte zwischen 8.000 und 25.000 Einwohner, wobei die Umstrukturierung der Post mit Agenturen auch kleinere Einzugsbereiche ermöglichen könn- te.

Die Bestandsaufnahme sollte die folgenden Daten umfassen:

Tabelle 23: Bestandsaufnahme der Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung und Sicherheit

An- Dimensio- Träger / Gebäude, Eigentümer lfd. Kosten zahl, nierung Betreiber Größe der Immobilie / der Ge- Lage ggf. be- Einrichtung meinde pro schreiben Jahr Rathaus, ggf. mit Dependancen Polizeistationen Feuerwehr: Feuerwachen Wartungshallen Fahrzeuge

Bei der Erstellung der GEKOs ist - wie bei anderen Bereichen der sozialen Infrastruktur - eine enge Zusammenarbeit mit den Trägern der Gesundheitsinfrastruktur in den Gemeinden erfor- derlich (Kreise, Land, Kirchen, Sonstige, vgl. auch S. 58).

99 Krankenhausplan für das Saarland 2006 - 2010

70 Inhalt und Qualitätsstandards

Tabelle 24: Soziale Infrastruktur: Inhalte und Qualitätskriterien Darzustellende Inhalte für folgende Einrichtungen der sozialen Infrastruktur:  KiTas  Schulen  Kinder- und Jugendeinrichtungen  Senioreneinrichtungen  sonstige soziale Einrichtungen  Erholungs-, Spiel-, Sport-, Kultureinrichtungen  Gesundheitseinrichtungen  Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung und Sicherheit Inhalt Darstellungsform • Bestand Tabellen (vgl. Beispieltabellen • Kapazitäten im Text), Pläne, kurze textliche • Auslastung Erläuterungen Mindest- • Eigentumsverhältnisse • standards Gebäudezustand • Planungskompetenz / Zuständigkeit • Laufende Kosten der Gemeinde • Abschätzung der Nachfrageentwicklung • Anpassungsbedarf • Handlungsansätze • Abgleich mit Benchmarks (Vergleichswerte) Tabellen, Pläne, • Sanierungsbedarf kurze textliche Erläuterungen • Aussagen zu Einrichtungen nicht-kommunaler qualitative Beschreibung optional Träger • Vorschläge zur Effizienzsteigerung • Leitprojekte Soll-Ist-Vergleich: • Bestandsaufnahme der vorhandenen Einrichtungen und ihrer Auslastung Methodische • Abschätzung des Bedarfs in 15 Jahren anhand der Bevölkerungsvorausberech- Hinweise nung, Plausibilisierung anhand eines Abgleichs mit landesweiten Vergleichszahlen • Quantitative Ermittlung des Anpassungsbedarfs • Bestand: Internet; Broschüren und Webseite der Gemeinde; Branchenbücher • Kapazitäten, Auslastung: Statistiken zuständiger Ämter und sonstige Träger • Eigentumsverhältnisse, Gebäudezustand: Expertengespräche (z.B. Liegenschafts- amt, sonstige Träger) Wichtige • Planungskompetenz: zuständige Ämter der Kommune Datenquellen • Laufende Kosten der Gemeinde: Kämmerei • Nachfrageentwicklung: Bevölkerungsvorausberechnung • Vergleichswerte: Statistisches Amt des Saarlandes; Landesplanung (nicht für alle Einrichtungen vorhanden)

Inhalt und Qualitätsstandards 71

Abbildung 12: Modellgrafik zum Thema „Soziale Infrastruktur“, Beispiel VK-Wehrden

72 Inhalt und Qualitätsstandards

2.4.3 Schwerpunkt 3: Lokale Wirtschaft und Nahversorgung

2.4.3.1 Entwicklungspotenziale

Die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen und die Bestandspflege der am Ort ansässi- gen Unternehmen stellt unabhängig von der zu erwartenden demographischen Entwicklung eine elementare Aufgabe der Gemeinde dar. Aufgabe der GEKOs kann und soll es dennoch nicht sein, differenzierte Wirtschaftsstrukturgutachten und Wirtschaftsentwicklungskonzepte zu erarbeiten. Es sollen jedoch die wichtigsten Strukturmerkmale und Entwicklungspotenziale bzw. -hemmnisse aufgezeigt werden (vgl. Kap. 2.1 und 2.3) sowie die Ziele und Ansatzpunkte der Wirtschaftsförderungspolitik der Gemeinde benannt werden. Darüber hinaus sollten die GEKOs Aussagen darüber machen, ob und zu welchen Themenbereichen ggf. vertiefende Un- tersuchungen angebracht und geplant sind (z.B. Erarbeitung eines Einzelhandelskonzepts).

Die Darstellung der wirtschaftlichen Entwicklungspotenziale der Gemeinde soll im Einzelnen eingehen auf:

• die Wachstumspotenziale/Entwicklungshemmnisse der am Ort ansässigen Betriebe; • vorhandene Gewerbeflächenreserven und –potenziale (Kartierung); • aktuelle Ansiedlungsvorhaben • revitalisierbare Brachflächen; • sektorale Potenziale und Standortbegabungen (z.B. Tourismus); • Ansatzpunkte zur Förderung der lokalen Wirtschaft; • Ansatzpunkte zur Verbesserung des Angebots qualifizierter Arbeitskräfte.

Obgleich insbesondere der zuletzt genannte Punkt keine originäre Aufgabe der Gemeinde ist, können diese in Zusammenarbeit mit Unternehmen, Kammern, Bildungsträgern etc. die Struktur für die Weiterbildung sichern und die Bereitschaft für eine Qualifizierung fördern. 100

2.4.3.2 Einzelhandel und Nahversorgung

Bereits heute sind - vor allem in kleineren Gemeinden des ländlichen Raums - die Folgen der demografischen und sozioökonomischen Entwicklung im Bereich des Einzelhandels und der Sicherstellung der Nahversorgung deutlich an der steigenden Zahl von Ladenleerständen ab- lesbar (vgl. hierzu Teil 1, Kapitel 2.2).

Mehrere Faktoren verstärken sich dabei gegenseitig:

a) auf der Nachfrageseite reduziert such das Nachfragevolumen erheblich. Der demogra- fisch bedingte Kaufkraftverlust bzw. Umsatzverlust einer Gemeinde von etwa 20.000 Einwohnern beläuft sich bei Rückgängen von ca. 7% bis zum Jahr 2020 auf rund 7 Mio.

100 Das integrierte Gemeindeentwicklungskonzept Merzig beschreibt hierfür konkrete Möglichkeiten wie z.B. die Bildung eines Ausbildungspakts mit der Agentur für Arbeit, Unternehmen und Bildungsträ- gern, die Einrichtung kommunaler Arbeitskreise „Beschäftigung für junge Menschen“, Beratungsan- gebote 50+ usw.

Inhalt und Qualitätsstandards 73

Euro/anno. Dies entspricht dem Umsatz auf einer Verkaufsfläche von rund 2000 m²101 d.h. mindestens 10-20 Fachgeschäften, die in ihrer Existenz bedroht sind.

b) Zugleich werden die Kaufkraftströme durch die Polarisierungstendenzen des Einzel- handels trotz anderweitiger Bestimmungen des LEP Siedlung102 weiter umgelenkt zu- gunsten des großflächigen Einzelhandels und der Discounter an nicht integrierten Standorten.

c) Mit zunehmender Mobilität der Bevölkerung sinken die Perspektiven kleiner Einzel- handelseinrichtungen weiter, da immer mehr Menschen die Chance sehen, ihren Be- darf in den Nachbargemeinden oder in den meisten verkehrsgünstig gelegenen groß- flächigen Einzelhandelsagglomerationen zu decken.

Vor allem in kleineren Gemeinden im ländlichen Raum, deren Kaufkraftbindung ohnehin schon gering ist, führt der zu erwartende Kaufkraftrückgang schnell zu einer sich selbst verstärkenden Abwärtsspirale, soweit es nicht gelingt, Erfolg versprechende Gegensteuerungsmaßnahmen einzuleiten.

Um angemessene Strategien und Maßnahmen entwickeln zu können, sollten die GEKOs bein- halten:

• eine Abschätzung der demografisch bedingten Kaufkraftverluste (hier kann auf vorlie- gende Gutachten zurückgegriffen werden)103;

• eine Erfassung der Ladenleerstände;

• eine Erfassung von Einrichtungen des großflächigen Einzelhandels (einschl. Ansied- lungsvorhaben);

• eine Darstellung der Nahversorgungslage in den Ortsteilen.

Ziel muss es dabei sein, wie im Demografiebericht der Landesregierung betont, das bestehen- de Leistungsangebot in „geeigneter Form zu erhalten104“, zugleich aber auch durch Strategien zur Aufwertung der Ortskerne deren Attraktivität für Einrichtungen des Einzelhandels zu erhö- hen, Leerstände zu reduzieren und neue Modelle der Nahversorgung (z.B. durch mobile Anbie- ter und die Kombination von Nahversorgern und Dienstleistungen) auf den Weg zu bringen.

101 Basis: durchschnittliche einzelhandelsrelevante Kaufkraft rund 5.000 Euro/Einwohner, durchschnittli- che Flächenproduktivität 3.500 Euro/m² 102 Vgl. LEP Siedlung, a.a.O., S. 989 ff 103 Vgl. hierzu GMA, Regionales Einzelhandelsgutachten Saarland, Ludwigsburg 2004 sowie Daten der GfK Nürnberg zur Kaufkraft, Kaufkraftbindung und Umsätze des Einzelhandels (käuflich zu erwer- ben) 104 Demografiebericht, a.a.O., S. 86

74 Inhalt und Qualitätsstandards

Abbildung 13: Modellgrafik zum Thema Einzelhandel und Nahversorgung

Beispiel: Einzelhandelsstruktur der Stadt Homburg

Inhalt und Qualitätsstandards 75

2.4.3.3 Gewerbeflächenpotenziale

Ein aktives Leerstands- und Flächenmanagement im Bestand ist nicht nur vor dem Hintergrund der Reduzierung des Flächenverbrauchs von Bedeutung und sollte Vorrang vor der angebots- orientierten Neuausweisung von Gewerbe- und Einzelhandelsstandorten genießen. Gerade mit Blick auf die prognostizierten altersstrukturellen Verschiebungen gilt es, polyzentrale Siedlungs- strukturen mit nahräumlichen Versorgungs- und Dienstleistungsangeboten zu sichern und zu entwickeln. Leerstehende Ladenlokale und Geschäftsräume führen zu einer funktionalen wie gestalterischen Schwächung der Innenstädte und alten Ortskerne. Hinzu kommen vielerorts untergenutzte bzw. nicht mehr genutzte Flächen im Bestand. Kommunale Konzepte und Strate- gien für den Umgang mit leer stehenden Ladenlokalen und Gebäuden, Baulücken und Brach- flächen sind gefordert.

Im Rahmen der GEKOs sollen dementsprechend bestehende Gewerbeflächenpotenziale innerhalb der Gemeinde aufgenommen werden. Zu berücksichtigen sind leer stehende Laden- lokale, Geschäftsräume und Gebäude sowie Baulücken und Brachflächen. Relevante Angaben neben Lage und Größe der Fläche können in diesem Zusammenhang z.B. bestehende Vorbe- lastungen der Brachflächen sowie Sanierungsstand der Gebäude und Räumlichkeiten sein. Die Gewerbeflächen sind in einer Planzeichnung zu verorten. Hieran anschließend wird den Ge- meinden empfohlen, eine grobe Bewertung bzw. Einschätzung der Wieder- und Umnut- zungschancen vorzunehmen. In diesem Kontext können auch Zwischennutzungen oder die vollständige Nutzungsaufgabe diskutiert werden.

2.4.3.4 Marketing und Wirtschaftsförderung

Nicht zwingend erforderlich, aber dennoch nützlich im Hinblick auf die Umsetzung der in den GEKOs festgelegten Ziele (Vgl. Kapitel 2.4) ist die Erarbeitung eines Marketingkonzepts. Zu- mindest in groben Zügen sollten dabei (ggf. mit externer Unterstützung) Aussagen getroffen werden zur „Corporate Identity der Gemeinde, d.h. zu Alleinstellungsmerkmalen (ULP)105, zur Positionierung, zum „Corporate Design“ usw. (vgl. Grafik), sowie zu zukünftig geplanten Maß- nahmen der Öffentlichkeitsarbeit und Werbung.

Abbildung 14: Abhängigkeiten zwischen zentralen Zielgrößen im Regionalmarketing

Eng verknüpft mit der Entwicklung eines generellen Konzepts des Gemeindemarketing ist die Frage der zukünftigen Ausrichtung und Organisation der lokalen Wirtschaftsförderung. Auch diesbezüglich sollten die GEKOs Aussagen beinhalten, insbesondere zu

105 ULP bzw. USP = “Unique Local Proposition” bzw. “Unique Selling Proposition”

76 Inhalt und Qualitätsstandards

• der Bestandspflege und Bereitstellung von Entwicklungsperspektiven für ortsansässige Betriebe; • der Bereitstellung und Vermarktung von Gewerbeflächen; • den zentralen „harten Standortfaktoren“ (verkehrliche Anbindung, technische Infrastruktur, Gewerbesteuerhebesätze); • den wichtigsten „weichen Standortfaktoren“ (Wohnqualität, Freizeitinfrastruktur usw.).

Zur Formulierung der Leitlinien und Ansatzpunkte der Wirtschaftsförderung auf lokaler Ebene sollte ggf. ein „runder Tisch“ ins Leben gerufen werden, an dem sich neben Vertretern der Gemeinde örtliche Unternehmen, der Gewerbeverein und sonstige Interessengruppen beteili- gen. Da Maßnahmen der lokalen Wirtschaftsförderung schnell an ihre Grenzen stoßen, sollte in den GEKOs auch verdeutlicht werden, welche Formen der Kooperation im regionalen Kontext, ggf. auch mit der Wirtschaftsförderung auf Landesebene vorgesehen sind.

Tabelle 25: Lokale Wirtschaft: Inhalte und Qualitätskriterien

Inhalt Darstellungsform • Wirtschaftliche Entwicklungspotenziale und Tabellen, Pläne, kurze textliche Hemmnisse Erläuterungen • Großflächiger Einzelhandel: Bestand Mindest- • Nahversorgung in den Ortsteilen standards • Ladenleerstände • freie Gewerbeflächen und Gewerbeflächenpoten- ziale • Brachen, Revitalisierungschancen • Handlungsansätze • Kaufkraftentwicklung (Zeitreihe 10 Jahre) Tabellen, Pläne, kurze textliche • Künftige demografisch bedingte Kaufkraftverluste Erläuterungen • Wachstumspotenziale der örtlichen Betriebe Kurzfassung vorhandener Kon- optional • Wirtschaftsförderungskonzept zepte (in Anhang) • Marketingkonzept • Konkrete Ansiedlungsvorhaben • Leitprojekte wirtschaftliche Potenziale, Wirtschaftsförderung und Marketing: • Expertengespräche mit Akteuren der Wirtschaft; „runde Tische“ Gewerbeflächen, Brachen, Revitalisierungschancen: • Expertengespräche mit der Wirtschaftsförderung; Stadtplanung; Liegenschaften Einzelhandel und Nahversorgung: • Methodische Begehungen; Haushaltsbefragung, Hinweise • Abschätzung der künftig verfügbaren Kaufkraft anhand der Bevölkerungsvorausbe- rechnung und Sekundärdaten zu Kaufkraft pro Kopf Gewerbeflächenpotenziale • Bei der Erfassung sollte auf ggf. bestehende Überscheidungen mit dem Kapitel „Ak- tuelle Zielgrößen und Tendenzen der Wohnraumentwicklung“ geachtet werden. • Die Erfassung leer stehender Gewerbeobjekte, Baulücken und Brachflächen kann durch Ortsbegehungen in den relevanten Gemeindegebieten erfolgen. • Statistisches Landesamt; IHK, HWK • Wirtschaftsförderung; Stadt/Gemeindemarketing Wichtige • Einzelhandelsgutachten für das Saarland (GMA)106 Datenquellen • Kaufkraftdaten: Gesellschaft für Konsumforschung (Nürnberg) • Ladenleerstände: Empirische Erhebungen, Begehungen • Einzelhandelsbestand: Internetseiten der Filialisten; Begehung

106 GMA: Regionales Einzelhandelskonzept Saarland; Ludwigsburg, 2004

Inhalt und Qualitätsstandards 77

2.4.4 Schwerpunkt 4: Technische Infrastruktur, Verkehr und Umwelt

2.4.4.1 Technische Infrastruktur

Mit dem Bevölkerungsrückgang und einer abnehmenden Bevölkerungsdichte i.V.m. einem ver- änderten Nutzerverhalten geht grundsätzlich eine sinkende Auslastung der technischen Infra- struktur einher. Die Netze und Kapazitäten können nur in sehr begrenztem Maße an Bedarfsla- gen und -schwankungen angepasst werden. Hinzu kommt die Problematik hoher mengenunab- hängiger Fixkosten für Betrieb und Unterhalt der Infrastruktur.

Um die Kosten pro Kopf auf einem verträglichen Niveau zu halten bzw. Gebührenerhöhungen entgegenzuwirken, aber auch in Reaktion auf die sich aus einem geringeren Auslastungsgrad ergebenden technischen Probleme (z.B. längere Aufenthaltszeiten des (Ab-)Wassers in den Leitungen) sind kurzfristig vor allem technische und betriebswirtschaftliche Optimierungen von Bedeutung. Aber auch die Frage nach langfristigem Umbau- und Rückbaubedarf muss gestellt werden. Insbesondere aufgrund der Langfristigkeit der Investitionen im Infrastrukturbereich und der hohen Kosten sind jedoch kurzfristige tiefgreifende Eingriffe in den Leitungs- und Anlagen- bestand i.d.R. nicht umsetzbar. Der Spielraum wird zusätzlich durch die kommunale Versor- gungspflicht begrenzt.

Die Gemeindeentwicklungskonzepte sollen eine Zusammenstellung der zentralen Eckdaten zum bestehenden Ver- und Entsorgungsnetz mit den Unterthemen Energie (Strom, Wärme, Gas), Wasser, Abwasser und Abfallentsorgung enthalten. Die zuständigen Ver- und Entsor- gungsträger sollen benannt und die Netzdaten aufbereitet werden. Von besonderem Interesse sind Angaben zu  Größe des Netzes und Anschlussgrad,  Kapazitäten,  Abnahme und Kosten,  sanierungsbedürftiger Bestand (Netzlänge und Anlagen)  Sanierung, Umbau und Rückbau (derzeit in Planung, Vorbereitung oder Durchführung).

Die Angaben zu den Netzen und Anlagen können in Tabellenform aufbereitet und soweit erfor- derlich um Plangrafiken (z.B. zum sanierungsbedürftigen Bestand) ergänzt werden.

In einem nächsten Schritt gilt es, die Entwicklungen im Bereich der Ver- und Entsorgung zu veranschaulichen. Die zentralen Trends der letzten fünf bis zehn Jahre sollten wiedergegeben und Einschätzungen zur künftigen Entwicklung vorgenommen werden. Die Ausführungen kön- nen z.B. auf Veränderungen der Kundenzahl, der Verbrauchswerte und des Aufkommens pro Kopf sowie der Gesamtabnahme eingehen. Auch ist die Frage nach der Entwicklung des Aus- lastungsgrades bestehender Netze und Anlagen sowie der Gebührenentwicklung zu stellen. Die Veränderungen sollten – soweit möglich – quantifiziert und graphisch aufbereitet werden. Nicht quantifizierbare Folgen auf die Ver- und Entsorgungsnetze können beschrieben werden.

Darstellung zum Thema Telekommunikation (z.B. Ausstattungsniveau und Planungen zum Netzausbau) sind ebenfalls möglich. Insbesondere Gemeinden, in denen die derzeitige Ausstat- tung ein Problem darstellt, wird zu einer Berücksichtigung geraten. Sie können in den Gemein- deentwicklungskonzepten Lücken aufzeigen und diese als Anstoß für weitere Aktivitäten und Verhandlungen mit den Netzanbietern nutzen.

Insgesamt sollen die gemeindespezifischen Problemlagen und Anpassungserfordernisse identifiziert werden. Hierzu können unter anderem sich aus dem Bevölkerungsrückgang erge-

78 Inhalt und Qualitätsstandards

bende technische und ökonomische Herausforderungen zählen. Auch sollten die Gemeinden Gebiete mit besonderem Handlungsdruck bzw. spezifischen Problemkonstellationen benennen.

Abschließend sollen Handlungsoptionen und Ansätze zur Anpassung der technischen Infra- struktur an die Nachfrageentwicklung aufgezeigt werden. Es wird empfohlen, zwischen kurz-, mittel- und langfristigem Handlungsbedarf und Möglichkeiten zur Anpassung der Netze zu un- terscheiden und aufzuzeigen, inwieweit Anpassungen im Zuge anstehender Sanierungen vor- genommen werden können. Die Gemeindeentwicklungskonzepte können darüber hinaus zur Diskussion der Chancen und Möglichkeiten des Einsatzes neuer bzw. alternativer Techniken genutzt werden, z.B. dezentrale Kleinkläranlagen, Funkverbindungen statt leitungsgebundene Verbindungen o.ä.

2.4.4.2 Verkehr

Aus den gesellschaftlichen und ökonomischen Trends ergibt sich eine Vielzahl verkehrlicher Konsequenzen. Nicht nur die Nachfrage sondern auch die Ansprüche an die Gestaltung von Straßenräumen oder die Angebote des öffentlichen Verkehrs verändern sich. Neben den Aus- wirkungen auf den Auslastungsgrad von Verkehrsinfrastrukturen ist auf lokaler Ebene eine Auseinandersetzung mit den veränderten Anforderungen unumgänglich. Die Kommunen stehen vor der zentralen Herausforderung, die Lebensbedingungen in der Gemeinde durch Abbau verkehrsbedingter Belastungen zu verbessern und gleichzeitig, die Mobilität der Bevölkerung zu sichern. In diesem Kontext ist insbesondere der steigende Anteil älterer Menschen zu berück- sichtigen.

Zu Beginn des Kapitels ist ein kurzer Überblick zur verkehrlichen Erschließung und Infra- struktur der Gemeinde inklusive der Netz- und Angebotsstruktur des Öffentlichen Personen- nahverkehrs (ÖPNV) zu geben. Die textlichen Ausführungen sind um die vorliegenden quantita- tiven Angaben (u.a. Modal-Split, Personenbeförderungszahlen im ÖPNV und Verkehrsaufkom- men) zu ergänzen.

Die bestehenden Konflikte und Verkehrsprobleme in der Gemeinde sind zu benennen. Es sollten unter anderem die Teile des Gemeindegebietes aufgezeigt werden, die in verstärktem Maße durch verkehrsbedingte Belastungen (wie Lärm oder Abgase) gekennzeichnet sind. Als weitere Inhalte kommen Sicherheitsprobleme, Trennwirkungen von Verkehrswegen oder Defizi- te im ÖPNV-Angebot in Frage. Gerade vor dem Hintergrund attraktiver und lebendiger Gemein- den und Ortsteile spielen zudem Einschränkungen der Gestalt und Funktion des öffentlichen Raumes durch den ruhenden und fließenden Verkehr eine Rolle.

Im Zentrum des Kapitels soll jedoch die Frage stehen, welche Herausforderungen, Nachfra- geverschiebungen und Anpassungserfordernisse sich aus den übergreifenden Trends so- wie der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung ergeben. Zu thematisieren sind insbesonde- re die Folgen für den öffentlichen Personennahverkehr. Die Gemeindeentwicklungskonzepte sollten unter anderem auf Veränderungen der Nutzerzahlen, des Anteils bestimmter Nutzer- gruppen und der Auslastungen im ÖPNV sowie die sich hieraus ergebenden Anforderungen an Angebotsstruktur und Zugangsbedingungen Bezug nehmen.

Vor dem Hintergrund eines steigenden Anteils an Senioren und der Forderung nach einer um- weltbewussten Mobilität sind daneben auch nahräumliche Erreichbarkeiten von Bedeutung. Die Anforderungen einer alternden Gesellschaft an eine den Fußgängerverkehr fördernde Umfeld-

Inhalt und Qualitätsstandards 79

gestaltung können ebenfalls im Zuge der Gemeindeentwicklungskonzepte Berücksichtigung finden.

Im Ergebnis sollen erste Konsequenzen für die Gemeindeentwicklung und Ansatzpunkte zur Reaktion auf den demographischen Wandel aufgezeigt werden. Im Fokus der Diskussion der Ausrichtung kommunaler Verkehrspolitik sollten Strategien zur Förderung einer umweltverträgli- chen, Ressourcen schonenden und sozial gerechten Mobilität stehen. Relevante Themen kön- nen sein:  Sicherung von Erreichbarkeiten im ÖPNV  Förderung des Fuß- und Radverkehrs  Abbau verkehrsbedingter Belastungen im Gemeindegebiet

Die zentralen Aussagen des Kapitels sollten mit Hilfe einer Planzeichnung verdeutlicht und die identifizierten räumlichen Problembereiche und Handlungsschwerpunkte aufgezeigt werden.

2.4.4.3 Umwelt

Eine zukunftsfähige und nachhaltige Gemeindeentwicklung trägt den Anforderungen von Natur und Umwelt Rechnung. Eine hohe Wohn- und Lebensqualität stellt einen wichtigen Standortfak- tor gerade auch kleinerer und mittlerer Gemeinden im Saarland dar. Die Chancen der Gemein- den liegen in der Verbesserung der ökologischen Qualitäten, der Bereitstellung eines gesunden und sicheren Lebensumfeldes sowie dem Erhalt gut erreichbarer Naturräume und Naherho- lungsangebote. Vor diesem Hintergrund werden die Gemeinden dazu ermutigt, ihre Zielvorstel- lungen und Bemühungen für den Umwelt-, Natur- und Klimaschutz in den Gemeindeentwick- lungskonzepten zu formulieren.

Den Gemeinden wird dazu geraten, auf maximal 1-2 DIN A4-Seiten auf ihre Ziele in den Be- reichen Umwelt-, Natur- und Klimaschutz sowie derzeitige und künftige Aktivitäten und Maßnahmen für eine nachhaltige und ressourcenbewusste Stadtentwicklung einzugehen. Themen von besonderem Interesse sind unter anderem  Klimafolgeanpassungen  Förderung von Energie- und Ressourceneffizienz  Einsatz regenerativer Energien  Reduzierung des Flächenverbrauchs – Vorrang der Bestandentwicklung  Abbau von negativen Umwelteinflüssen auf die Lebensqualität  Anstrengungen zur Sicherung und Entwicklung vielfältiger und artenreicher Naturräume  Vernetzung von Naturräumen und Gestaltung des Übergangs der Siedlungsbereiche in die freie Landschaft  Auswirkungen der veränderten Rahmenbedingungen für die landwirtschaftliche Nutzung

Von Interesse können auch Planungen und Ansätze zur ökologischen Sanierung bzw. energeti- schen Modernisierung des öffentlichen Gebäudebestandes sein. Optional können z.B. die Flä- chen mit Bedeutung für Natur & Landschaft, Naherholungsgebiete und Grünkorridore in einer Planzeichnung aufgezeigt werden.

80 Inhalt und Qualitätsstandards

Die Themen Umwelt und Klimaschutz sollen zudem als Querschnittsthemen in die Erarbeitung der Gemeindeentwicklungskonzepte einfließen, d.h. die Konzepte sowie die abgeleiteten Ziele und Leitprojekte sollten auf ihre Umwelt- und Klimarelevanz geprüft werden.

Tabelle 26: Technische Infrastruktur, Verkehr, Umwelt: Inhalte und Qualitätskriterien

Inhalt Darstellungsform Technische Infrastruktur • Eckdaten Ver- und Entsorgungsnetz Textliche und tabellarische • Darstellung und Abschätzung der Entwicklungen Darstellung, ggf. ergänzende Pläne und Grafiken • Problemlagen und Anpassungserfordernisse • Handlungsoptionen zur Anpassung der techni- schen Infrastruktur Verkehr Mindest- • Überblick zur verkehrlichen Erschließung und Textliche und tabellarische standards Infrastruktur Darstellung, ergänzende Pläne • Konflikte und Verkehrsprobleme und Grafiken • Herausforderungen, Nachfrageverschiebungen und Anpassungserfordernisse • Konsequenzen für die Gemeindeentwicklung Umwelt • Querschnittsthemen: Umwelt- und Klimaschutz Berücksichtigung im Rahmen der Konzepterstellung / ggf. kurze Erläuterung Technische Infrastruktur • Telekommunikation Textliche Darstellung, ggf. • Chancen / Möglichkeiten des Einsatzes neuer ergänzende Planzeichnungen, Techniken Skizzen • Leitprojekte Verkehr optional • Leitprojekte Textliche Darstellung, ggf. ergänzende Planzeichnungen, Skizzen Umwelt • Ziele in den Bereichen Umwelt-, Natur- und Klima- Textliche Darstellung, ggf. schutz ergänzende Planzeichnung • Aktivitäten und Maßnahmen für eine nachhaltige und ressourcenbewusste Stadtentwicklung • Ver- und Entsorgungsträger • Rückgriff auf Daten des statistischen Landesamtes ( übergeordnete Trends) • Verkehrsmengenkarte des Saarlandes (Hrsg. SAARLAND Landesbetrieb für Stra- ßenbau) – DTV in Kfz / 24h mit Zählstellen auf Bundesautobahnen sowie Landes- Wichtige straßen 1. und 2. Ordnung Datenquellen • Nahverkehrspläne der Landkreise • Verkehrsbetriebe • Planungen der jeweiligen Fachämter und -abteilungen der Verwaltung (z.B. Umwelt- amt)

Inhalt und Qualitätsstandards 81

2.5 Räumliches Entwicklungskonzept

Die Integrierten Gemeindeentwicklungskonzepte sollen die vielfältigen Folgen des demographi- schen und sozioökonomischen Wandels nicht nur aufzeigen. Sie sollen vor allem den strategi- schen Rahmen für eine zukunftsfähige Gemeindeentwicklung bilden bzw. diesen vorgeben.

Die Erarbeitung der Gemeindeentwicklungskonzepte erfordert eine intensive Auseinanderset- zung mit den künftigen Entwicklungstendenzen sowie den kommunalen Stärken / Schwächen und den Chancen / Risiken. Im Zuge dessen werden übergreifende wie auch thematische Ziel- richtungen, Handlungsschwerpunkte und ggf. Leitprojekte für die gemeindliche Entwicklung erarbeitet.

Diese Aussagen sollen im Ergebnis in einem Zieleplan für das gesamte Gemeindegebiet zu- sammengeführt bzw. zu einem räumlichen Entwicklungskonzept zusammengefasst werden. Die Plangrafik soll zum einen die zentralen Leitlinien und Zielvorstellungen der Gemeinde beinhal- ten und veranschaulichen. Zum anderen sollen die räumlichen Handlungs- und Interventionsbe- reiche dargestellt und um Aussagen zu den Entwicklungsvorstellungen ergänzt werden. Die erarbeiteten Maßnahmen und Leitprojekte sollten ebenfalls in der Planzeichnung verortet wer- den. Optional können Handlungsprioritäten und Umsetzungszeiträume veranschaulicht werden.

Weitere teilräumliche Entwicklungskonzepte (z.B. für die Zentralorte oder einzelne Ortsteile) können zusätzlich erstellt werden. Auch eine Ergänzung um spezifische Fachkonzepte (z.B. Grün- und Freiflächen, Verkehr, Einzelhandel, Soziale Infrastruktur usw.) ist den Gemeinden freigestellt.

Abbildung 15: Beispiel Zieleplan

Darstellung: FIRU mbH

Tabelle 27: Räumliches Entwicklungs- konzept: Inhalte und Qualitätskriterien

Inhalt Darstellungsform • Räumliches Entwicklungskonzept für das gesamte Planzeichnung, Maßstab in Mindest- Gemeindegebiet mit Darstellung der Ziele, Abhängigkeit zu den Inhalten standards Schwerpunktbereiche und Leitprojekte (soweit ver- (Anhaltswert: M 1:20.000 bis ortbar) M 1:10.000, unmaßstäbliche Darstellung möglich) • Teilräumliches Entwicklungskonzept für den Planzeichnung, Maßstab in Zentralort Abhängigkeit zu den Inhalten • (Orientierungswert: M optional Teilräumliche Entwicklungskonzepte für sonstige Ortsteile 1:10.000 bis 2:500, im Falle • Fachkonzepte (z.B. Grün- / Freiflächen, Verkehr) konkreter Planungen maßstäb- liche Darstellung)

82 Inhalt und Qualitätsstandards

2.6 Durchführungsmodalitäten

2.6.1 Koordination und Steuerung der Umsetzung

Zur Umsetzung integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte existieren verschiedene Koordina- tions- und Steuerungsmodelle, deren Eignung - abhängig von der Größe der Stadt, der Kom- plexität der Problemlagen, und den geplanten Maßnahmen - von Fall zu Fall entschieden wer- den muss.

Modell 1: „Chefsache“

Der Bürgermeister übernimmt die Steuerung und Koordination persönlich. Die Bestandsauf- nahme und Analyse, die Erstellung eines Leitbildentwurfs sowie die Entwicklung von Maßnah- men werden unter regelmäßiger Abstimmung mit der Verwaltungsspitze durch ein externes Büro durchgeführt.

Innerhalb der Stadtverwaltung ist ein Amt mit der technischen Bearbeitung des Vorgangs be- traut. Die Leitbildabstimmung wird als politischer Prozess verstanden: Der Leitbildentwurf wird in mehreren Sitzungen zunächst verwaltungsintern fortentwickelt, dann mit Ortsräten und dem Stadtrat abgestimmt und beschlossen. Die Umsetzung der Maßnahmen obliegt den fachlich jeweils zuständigen Ämtern bzw. Fachbereichen bzw. externen Trägern.

Modell 2: „Stabsstelle“

Für die Programmsteuerung und Organisation der Umsetzung wird eine „Stabsstelle Pro- grammmanagement“ eingerichtet, die direkt dem Bürgermeister unterstellt ist. Die Bestandsauf- nahme und Analyse, die Erstellung eines Leitbildentwurfs sowie die Entwicklung von Maßnah- men wird unter regelmäßiger Abstimmung mit der Stabstelle bzw. dem Programmmanagement durch ein externes Büro durchgeführt.

Das Leitbild wird in einem extern moderierten Workshop auf der Grundlage eines im Dialog mit der Verwaltung durch das Planungsbüro entwickelten Leitbildentwurfs erarbeitet und vom Stadt- rat beschlossen. Der Programmmanager koordiniert den Prozess, beruft verwaltungsinterne Lenkungsgruppensitzungen mit allen Beteiligten (OB, Amtsleiter, Planungsbüro) ein, unterstützt die Verwaltung bei der Präsentation im Rat und koordiniert die Umsetzung. Die Umsetzung der Maßnahmen obliegt den fachlich jeweils zuständigen Ämtern bzw. Fachbereichen bzw. exter- nen Trägern.

Modell 3: Koordination durch ein Fachamt oder Fachbereich

Viele Kommunen scheuen den finanziellen und personellen Aufwand, den Modell 1 und 2 mit sich bringen, und delegieren die Koordinations- und Organisationsaufgaben im Zusammenhang mit der Erstellung integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte an ein Fachamt oder einen Fachbereich, oftmals an einen Sachbearbeiter ohne Weisungsbefugnis. Die Bestandsaufnahme und Analyse, die Erstellung eines Leitbildentwurfs sowie die Entwicklung von Maßnahmen wer- den unter regelmäßiger Abstimmung mit dem Sachbearbeiter durch ein externes Büro durchge- führt.

Ein Leitbild wird auf der Grundlage eines durch das externe Büro entwickelten Leitbildentwurfs erarbeitet. Verwaltungsspitze und Stadtrat sind verhältnismäßig wenig in den Prozess involviert. Regelmäßig tagt eine Lenkungsgruppe aus Sachbearbeitern betroffener Ämter oder Fachberei-

Inhalt und Qualitätsstandards 83

che. Die Umsetzung der Maßnahmen obliegt im Wesentlichen dem koordinierenden Amt bzw. Fachbereich.

Im Fazit lässt sich festhalten, dass die Aussagen der integrierten Gemeindeentwicklungskon- zepte mit dem Zeithorizont 2020 von hoher Relevanz für die politische Entscheidungsfindung in allen wichtigen Bereichen der Gemeindeverwaltung sind. Dies geht weit über die Kompetenz eines einzelnen Fachbereichs / Amtes hinaus. Der Prozess der Erarbeitung der Gemeindeent- wicklungskonzepte, und hierbei insbesondere die Festlegung von Leitlinien und Zielen für die Gemeindeentwicklung sollten deshalb vom (Ober-)Bürgermeister der Gemeinde koordiniert und gesteuert werden.

Wünschenswert und in jedem Fall hilfreich ist die Einrichtung einer Stabsstelle zur Unterstüt- zung des Bürgermeisters. Angesichts der engen finanziellen Spielräume der betroffenen Kom- munen wird sich das Modell „Stabsstelle“ jedoch nicht immer umsetzen lassen. Umso wichtiger wird die Unterstützung durch ein externes Fachbüro nicht nur bei der Bestandsaufnahme und Analyse, sondern auch bei den konzeptionellen Anteilen einschließlich der Leitbildfindung.

Eine Lenkungsgruppe Gemeindeentwicklung sollte etwa zwei bis drei mal jährlich einberufen werden, um wichtige konzeptionelle Entscheidungen zu diskutieren. Mitglieder dieses Arbeits- gremiums, das im Interesse einer effizienten Arbeitsfähigkeit nicht zu groß gewählt werden soll- te, sind der Bürgermeister, die betroffenen Amts- / Fachbereichsleiter, das externe Büro sowie fallweise betroffene externe Akteure. Insgesamt sollten ressortübergreifende Strukturen ver- stärkt und der Strategiediskussion Raum gegeben werden.

2.6.2 Beteiligung der Bevölkerung und der Akteure

Einem umfassenden Beteiligungsprozess der Bevölkerung und relevanter Akteure wird in allen Städtebauförderungsprogrammen zu Recht ein hoher Stellenwert eingeräumt. Dies gilt sowohl für die Phase der Konzeptentwicklung wie auch für die Planung und Umsetzung von Einzelpro- jekten. Die Erarbeitung eines Gemeindeentwicklungskonzepts für einen Zeithorizont von rund 15 Jahren ist von so hoher strategischer Bedeutung für die Gemeinden, dass auch hier die Par- tizipation der Bevölkerung und der Akteure zwingend eingefordert werden muss.

Die Praxis hat gezeigt, dass sich auf der relativ abstrakten und fachlich u.U. anspruchsvollen strategischen Ebene vor allem eine frühzeitige Einbindung relevanter kommunaler Akteure aus- zahlt. Sie trägt in der Regel zu einer höheren Akzeptanz geplanter Maßnahmen bei den Betrof- fenen bei.

Informationsveranstaltungen sollten nach Abschluss der Bestandsaufnahmen und Analysen genutzt werden, um Bevölkerung und Lokalpolitiker (Gemeinderat, Ortsräte) für die Problematik des demografischen Wandels und die notwendigen Konsequenzen für die Gemeinde zu sensi- bilisieren. Ziel ist dabei, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für ein Ende des ungehemmten Wachstums zu wecken und dabei Zukunftschancen und Potenziale für qualitative Verbesserun- gen in der Gemeinde aufzuzeigen. Es sollte vermieden werden, durch eine unkommentierte Darstellung negativer Bevölkerungsszenarien unangemessene Panik zu schüren.

Eine aktive Beteiligung der Bevölkerung, die über reine Informationsveranstaltungen hinaus- geht, hat sich insbesondere auf der Ebene der konkreten Projektgestaltung und -umsetzung bewährt, wenn zeitnah eine Umsetzung der diskutierten Maßnahmen zu erwarten ist. Bei der Planung eines sinnvollen Beteiligungsprozesses während der Konzeptentwicklung ist zu be-

84 Inhalt und Qualitätsstandards

rücksichtigen, dass eine strategische Diskussion mit der Bevölkerung, der über einen längeren Zeitraum keine sichtbaren Aktivitäten folgen, hingegen oft demotivierend und kontraproduktiv wirkt.

Als Mindestanforderung wird daher die Einbeziehung örtlicher Akteure in der Konzeptphase vorgesehen. Dies kann in Form von schriftlichen Stellungnahmen, Expertengesprächen und/oder der Durchführung von Workshops oder Arbeitsgruppen zu bestimmten, in der gemein- de besonders wichtigen Fachthemen stattfinden.

Optional können ergänzende Versammlungen zur Information der Bevölkerung durchgeführt werden. Haushaltsbefragungen bieten sich an, wenn es aus fachlicher Sicht mehrere Optionen für bestimmte Problemlösungen gibt und die Meinung von breiten Teilen der Bevölkerung hierzu gehört werden soll.

2.6.3 Intrakommunale Kooperation der Ortsteile

Insbesondere in Flächengemeinden, die aus vielen Ortsteilen bestehen, ist das Problem der Abstimmung innerhalb der Gemeinde nicht zu vernachlässigen. Insbesondere bei der künftigen Zuweisung von Funktionen für die einzelnen Ortsteile, bei Einschnitten in die soziale Infrastruk- tur und bei Anpassungen des Flächennutzungsplans an den sinkenden Baulandbedarf ist zu- nächst innerhalb der Gemeinde ein Konsens über eine sinnvolle Vorgehensweise herzustellen. Hierzu sind Gespräche mit den Ortsvorstehern und Versammlungen im Ortsrat oder örtliche Bürger/innenversammlungen unter Einbeziehung externer Experten oder Moderatoren sinnvoll.

Im Gemeindeentwicklungskonzept sind die vorgesehenen Maßnahmen zur Abstimmung der Planungen innerhalb der Gemeinde darzulegen. Ziel muss es sein, Ortsräte und Bevölkerung davon zu überzeugen, dass von einem qualitativ optimierten Angebot an Infrastruktureinrich- tungen auch bei einem zahlenmäßigen Rückbau insgesamt die gesamte Bevölkerung der Ge- meinde profitiert, selbst wenn u.U. künftig längere Wege in Kauf zu nehmen sind.

2.6.4 Interkommunale Kooperation mit den Nachbargemeinden

Im LEP Siedlung heißt es in Punkt 2.1.3, in dem die Ziele und Grundsätze für die zentralen Orte definiert werden:

„(G) sofern eine ausreichende Tragfähigkeit zentralörtlicher Einrichtungen nicht mehr gegeben ist, sollen im Rahmen von Kooperationen mit Nachbarorten bzw. -gemeinden Lösungsansätze gesucht werden“107, und weiter unter 2.1.4 (Städtenetze und interkommunale Kooperationen):

„(G) im Sinne des § 6 Abs. 1 Saarländisches Landesplanungsgesetzt (SLPG) sollen städtische Vernetzungen sowie interkommunale Kooperationen zwischen zentralen Orten (Städtenetze) ausgebaut werden, um

• das Zentrale-Orte-Konzept in seiner Wirksamkeit zu ergänzen und flexibilisieren,

107 LEP Siedlung, a. a. O., S. 973

Inhalt und Qualitätsstandards 85

• die interkommunale Zusammenarbeit zu fördern und interkommunale Konkurrenz zu ver- hindern, • die Daseinsvorsorge sicherzustellen, • die Auslastung zentralörtlicher Einrichtungen zu gewährleisten, • die großräumige Infrastruktur besser zu nutzen, • zusätzliche Entwicklungsimpulse zu erreichen.“108

Die dort zum Ausdruck kommenden Neuerung gründet auf der Erkenntnis, dass mit großer Wahrscheinlichkeit „einige Zentren bzw. zentrale Orte nach derzeitiger Einschätzung die für eine wirtschaftliche Nutzung zentralörtlicher und technischer Infrastruktureinrichtungen notwen- dige Bevölkerungsschwelle unterschreiten und alleine nicht mehr in der Lage sein werden, die Aufgaben entsprechend ihrer Zentralitätsstufe zu erfüllen“ 109

Als Beispiele für Felder der interkommunalen Zusammenarbeit nennt der LEP Siedlung dabei eine gemeinsame Bauleitplanung oder informelle Rahmenplanung sowie eine arbeitsteilige Bereitstellung von Infrastruktureinrichtungen ohne hierbei allerdings konkrete Vorgehen zu defi- nieren.

In ähnlichem Sinn betont der Bericht des BMVBW zur öffentlichen Daseinsvorsorge unter dem Vorzeichen des demografischen Wandels110, dass „Kooperationen als Schlüssel anzusehen sind zur Umsetzung der Handlungsoptionen“ und unterscheidet zusätzlich zwischen Formen der Interkommunalen und interinstitutionellen Kooperation, also z.B. die Zusammenarbeit zwischen Kommunen, staatlichen Einrichtungen, Verbänden, privaten Akteuren usw.

Beispiele und Anregungen, in welchen Bereichen und in welcher Organisationsform Kooperati- onen möglich sind, gibt es inzwischen zahlreich. Wie in einer Studie des DStGB dargestellt, konzentrieren sich die bisher praktizierten Projekte der interkommunalen Zusammenarbeit schwerpunktmäßig auf die Bereiche Tourismusförderung und Regionalmarketing, Wasser- und Abwasser sowie die gemeinsame Nutzung von Informationstechnologien und Volkshochschu- len111.

Die häufigste Rechtsform ist die öffentlich-rechtliche Vereinbarung (28%), an zweiter Stelle rangieren Zweckverbände und Arbeitsgemeinschaften (21%).

Die meistgenannten Bereiche, in denen eine interkommunale Zusammenarbeit vorbereitet oder mittelfristig geplant wird, sind interne Servicebereiche der Kommunen (Einkauf, Personaldienst- leistungen, Informationstechnologie, Rechnungsprüfung und Gebäudewirtschaft).

Die größten Chancen der interkommunalen Zusammenarbeit werden in der Verbesserung der kommunalen Haushaltslage, der Qualität der Aufgabenerfüllung, in der Nutzung von Größen- vorteilen sowie in der Verbesserung der Service- und Bürger/innenorientierung gesehen. Dies entspricht auch den aktuellen Zielen der Zusammenarbeit. Immerhin 39% der befragten Kom- munen (n = 350) sehen jedoch auch Risiken der Zusammenarbeit, insbesondere die Gefahr eines zu hohen Koordinationsaufwandes.

108 a. a. O., S. 74-75 109 a. a. O., S. 975 110 BMVBW/BBR, öffentliche Daseinsvorsorge, a. a. O., S. 32 111 DStGB (Hrsg.), Dokumentation Nr. 39, 2004 Interkommunale Zusammenarbeit, S. 11 Dokumentation Nr. 51, Interkommunale Zusammenarbeit: Praxisbeispiele, Rechtsformen und Ver- gaberecht, 2005, sowie Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung: Ge- meinschaftsinitiative Stadtumbau Hessen - Interkommunale Kooperation, Wiesbaden 2006.

86 Inhalt und Qualitätsstandards

Abgesehen davon stimmen aber mehr als 83% der Kommunen der Aussage voll oder weitge- hend zu, dass die interkommunale Zusammenarbeit in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird und bewerten die bisherige Zusammenarbeit als erfolgreich oder überwiegend erfolgreich.

Abbildung 16: Praktizierte Bereiche Interkommunaler Zusammenarbeit

Die GEKOs sollten vor diesem Hintergrund konkrete Aussagen beinhalten, (a) in welchen Be- reichen bereits Formen der interkommunalen Zusammenarbeit bestehen sowie (b) in welchen Bereichen diese zukünftig geplant ist.

Als Mindeststandard ist eine Abstimmung von Planungen mit den Nachbargemeinden in Form eines „runden Tisches“ vorgesehen. Es ist zu vermuten, dass der Abstimmungsbedarf zuneh- men wird, so dass regelmäßige Konsultationen über die Gemeindegrenzen hinaus zu empfeh- len sind. Sollten sich hieraus konkrete Kooperationspotenziale ergeben, können optional bereits konkrete Kooperationsprojekte bis hin zur Gründung von Zweckverbänden o.ä. benannt wer- den.112

2.6.5 Verlaufs- und Erfolgskontrolle

Gemeindeentwicklungskonzepte haben nur dann einen Sinn, wenn der Verlauf der Umsetzung und die Zielerreichung regelmäßig überprüft und dokumentiert wird. Dies kann in Form eines einfachen EDV-gestützten Monitoring-Systems (Excel-Tabelle) geschehen, mit dem regelmäßig die Umsetzung der geplanten Maßnahmen anhand von Eckdaten zu Finanzen, Zuständigkei- ten, Zeitplänen, Angaben zur Umsetzung etc. dokumentiert und den Zielen des Programms gegenübergestellt wird.

112 vgl. hierzu: Deutsches Institut für Urbanistik (difu, Hrsg.): Formen der interkommunalen Zusammen- arbeit im Rahmen der kommunalen Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik, Berlin 2005

Inhalt und Qualitätsstandards 87

Die Verlaufs- und Erfolgskontrolle anhand der gesetzten Ziele dient der Information der politi- schen Entscheider und der Mittelgeber sowohl auf kommunaler wie auch auf übergeordneter Ebene. Eine weitere Funktion der Verlaufs- und Erfolgskontrolle ist eine etwaige Nachjustierung von Zielen, Maßnahmen und Projektplanungen, falls sich Rahmenbedingungen geändert haben oder Annahmen als falsch herausgestellt haben.

Optional kann eine umfassende prozessbegleitende Evaluierung durchgeführt werden, die ne- ben einer Darstellung des Verlaufs und der Erreichung der Ziele Ergebnisse und Wirkungen der durchgeführten Maßnahmen bewertet und in einen größeren Zusammenhang einordnet.

Abbildung 17 Beispiel: Evaluierungssystem der Stadt Völklingen für das integrierte Handlungskonzept „Soziale Stadt“

Soziale Stadt Völklingen Monitoring- und Evaluierungssystem

Aussageebene Arbeitsschritte Daten Akteure

Programmgebiet und Rahmenbedingungen: Stärken-Schwächen-Analyse

Mitteleinsatz Programm- Sozialraum- Stadt monitoring monitoring Ziele der Programm- laufende jährliche Projekte; managem. Erfassung Aktuali- Meldeamt sierung Rahmenbe- dingungen externes Büro

Projektstatus Vollzugskontrolle Projekte, Durchführungsberichte Maßnahmen: Programm- Finanzdaten, managem. Prozessbegleitende Stand der Bewertung Umsetzung, Lenkungs- Ergebnis- gruppe Ergebniskontrolle Ergebnisse Indikatoren ext. Büro Zielerreichungskontrolle

Oberziele, externes Fortschreibung IHK Strategie: Büro Wirkungen Erfolgskontrolle Wirkungs- Lenkungs- alle drei Jahre Indikatoren gruppe © 03/2007

Ziel der Begleitung in der einen oder anderen Form ist es dabei,

a) die Mittelgeber (Gemeinde, Land, Bund, ggf. EU) regelmäßig über den Fortgang der Umsetzung und den bestimmungsgemäßen Einsatz der Mittel zu informieren (Ver- laufskontrolle, Programmmonitoring);

b) Veränderungen der sozialen, wirtschaftlichen und städtebaulichen Rahmenbedingun- gen zu dokumentieren (Gemeindemonitoring und Sozialmonitoring), um gezielt an- gepasste Maßnahmen entwickeln zu können;

c) die Erreichung der Ziele des Programms anhand der Ergebnisse und Wirkungen der Projekte zu überprüfen (Erfolgskontrolle anhand geeigneter Indikatoren);

88 Inhalt und Qualitätsstandards

d) die Akteure und Mittelgeber regelmäßig über die Ergebnisse der Beobachtung und Be- wertung sowie die Wünsche und Bedürfnisse der Bevölkerung zu informieren und damit Entscheidungsgrundlagen für eine ggf. erforderliche Anpassung der Strategie und der Maßnahmen zu liefern;

e) Grundlagen für die regelmäßige Fortschreibung des Gemeindeentwicklungskonzepts zu liefern.

In Zeitabständen von zwei bis drei Jahren sollen Rat und Verwaltung auf der Grundlage der Ergebnisse des Monitoring und der Evaluation die Gültigkeit der Ziele des Gemeindeentwick- lungskonzepts selbst bewerten und ggf. die Strategie anpassen.

2.6.6 Kostenschätzung und Finanzierungskonzept

Soweit sich die Gemeindeentwicklungskonzepte auf der Ebene strategischer Aussagen und Ziele bewegen, erübrigen sich detaillierte Kostenschätzungen. Die entstehenden Kosten demo- grafiebedingter Anpassungsmaßnahmen sollten jedoch grob umrissen werden. Sind konkrete Maßnahmen und Einzelprojekte geplant, sollten hierfür Kostenabschätzungen und Aussagen zu geplanten Finanzierungsquellen getroffen werden. Soweit der kommunale Haushalt betroffen ist, sollte angegeben werden, aus welchem Haushaltstitel die geplanten Kosten gedeckt werden sollen. Im Gegensatz zu Entwicklungskonzepten, die eng mit einem Förderprogramm verbun- den sind (z.B. Stadtumbau West, Soziale Stadt) und relativ detaillierte Maßnahmen- und Kos- tenplanungen beinhalten, wird dies von den Gemeindeentwicklungskonzepten jedoch nicht erwartet.

Tabelle 28: Durchführungsmodalitäten: Inhalte und Qualitätskriterien

Inhalt Darstellungsform • Form der Steuerung der GEKO-Erstellung (Len- textliche Erläuterungen kungsgruppe o.ä.) Veranschaulichung in Form von • Intrakommunale Kooperation der Ortsteile Organigrammen o.Ä. • Beteiligung: Mindest- Einbeziehung örtlicher Akteure standards • geplante Kontrolle der Zielerreichung • Interkommunale Kooperation mit benachbarten Gemeinden • Finanzieller Handlungsspielraum der Gemeinde • Ratsbeschluss zu Leitbild und Zielen • Externe Beratung und Moderation textliche Erläuterungen • Versammlungen, Befragungen • Begleitende Evaluierung optional • Konkrete Kooperationsprojekte, z.B. Gründung von Zweckverbänden • Kostenschätzung, Finanzierungsquellen etwaiger Leitprojekte Methodische • siehe Text Hinweise Wichtige • Praxisbeispiele anderer Städte und Gemeinden, z.B. aus den Programmen „Soziale Datenquellen Stadt“ oder „Stadtumbau West“, http://www.sozialestadt.de

Implementation der GEKOs im Saarland 89

3 Implementation der GEKOs im Saarland

3.1 Einführung und Förderung der Konzepte

Wie einleitend betont, liegt die Erstellung integrierter Gemeindeentwicklungskonzepte als Ant- wort auf die Herausforderungen des demographischen Wandels und Orientierungshilfe zukünf- tiger Planungen in erster Linie im Interesse der Kommunen selbst. Ein Bezug zu Förderpro- grammen gleich welcher Art wie er etwa bei den Konzepten im Rahmen der Programme „Stadt- umbau West“ oder „Soziale Stadt“ vorliegt, ist zunächst nicht gegeben.

Unabhängig davon können und sollen die Gemeindeentwicklungskonzepte im hier vorgeschla- genen Sinn natürlich auch einen Beitrag dazu leisten, die Ziele der Landesplanung und Stadt- entwicklung wie sie im LEP Siedlung und dem Demografiebericht der saarländischen Landes- regierung definiert sind, zu erreichen.

Eine Förderung der Erarbeitung der Gemeindeentwicklungskonzepte in angemessenem Um- fang ist von daher sicher vertretbar. In welcher Höhe eine Förderung ausgereicht werden sollte, ist hier nicht zu diskutieren. Nach einer überschlägigen Kalkulation des in dieser Studie be- schriebenen Leistungsumfangs der GEKOs kann davon ausgegangen werden, dass die Ge- meindeentwicklungskonzepte je nach Größe der Gemeinde mit einem Gesamtarbeitsaufwand von ca. 120 Personentagen (PT) erstellt werden können, davon

Teil 1 Bestandsaufnahme Analyse Demografie SWOT Leitbild/Ziele 20-30 PT

Teil 2 Anpassungsstrategien Entwicklungsschwerpunkte 40 - 60 PT

Teil 3 Räumliches Entwicklungskonzept Schlüsselmaßnahmen 10 - 15 PT Koordination und flankierende Maßnahmen der Beteiligung 10 - 15 PT

80 - 120 PT

Da in der Mehrzahl der Fälle die Erarbeitung der Gemeindeentwicklungskonzepte voraussicht- lich auf der Grundlage beschränkter Ausschreibungen an entsprechend qualifizierte Fachbüros vergeben werden dürfte, kann damit gerechnet werden, dass inklusive aller Nebenkosten und Steuern Kosten in Höhe von etwa 45.000 Euro bis 70.000 Euro anfallen.

Abgesehen von der Frage einer möglichen Förderung sollten nach den bislang vorliegenden Erfahrungen im Rahmen der Einführung der Gemeindeentwicklungskonzepte zwei vorbereiten- de bzw. flankierende Maßnahmen ergriffen werden, nämlich

(a) die Durchführung einer „Eröffnungsveranstaltung“, zu der alle betroffenen Gemeinden eingeladen werden („GEKO-launch“) und der Leitfaden zur Erstellung der Gemeindeent- wicklungskonzepte vorgestellt und verteilt wird.

90 Implementation der GEKOs im Saarland

(b) Die Durchführung von 3-5 Themenworkshops (eintägig), in denen Vertreter der Gemein- den anhand praktischer Beispiele methodische Hilfestellungen zur Bearbeitung der wich- tigsten Themenfelder der Gemeindeentwicklungskonzepte erhalten.

3.2 Leitfaden und Checkliste

Auf der Grundlage der vorliegenden Studie wurde ein Leitfaden erarbeitet, der den betroffenen saarländischen Gemeinden zur Verfügung gestellt wird. Die Funktion des Leitfadens ist doppel- ter Natur:

(a) beschreibt er in leicht nachvollziehbarer Form Ziele, Nutzen und Inhalte der Gemeinde- entwicklungskonzepte zusammenfassend. In dieser Funktion richtet er sich nicht allein an die Verwaltungsspitze der Kommunen, sondern auch an die Gemeinde- und Ortsräte sowie sonstige Akteure der Stadtentwicklung. (ggf. sollte der Leitfaden diesbezüglich ergänzt wer- den durch einen kurzen „Flyer“);

(b) stellt der Leitfaden eine Checkliste bereit, an denen sich die Kommunen, ggf. auch beauf- tragte externe Gutachterbüros orientieren können. In dieser werden „Mindeststandards“ (Muss-Kriterien) sowie „Kann-Kriterien“ definiert, die bei der Erarbeitung der Gemeindeent- wicklungskonzepte berücksichtigt werden sollten. Die Checkliste dient zugleich der Leis- tungsbeschreibung ggf. geplanter Auftragsvorgaben sowie der späteren Überprüfung der Vollständigkeit und Qualität der Gemeindeentwicklungskonzepte.

Nach dem Prinzip „Form folgt Funktion“ sollte der Leitfaden in grafisch ansprechender Form als farbige Broschüre in einer Auflage von mindestens 1000 Exemplaren gedruckt werden (ca. 20 Exemplare pro Gemeinde). Sowohl der Leitfaden mit der Checkliste als auch die Studie sind im Internet verfügbar: Studie: www.saarland.de/42253.htm, Leitfaden: www.saarland.de/42254.htm.

3.3 Erfahrungsaustausch und wissenschaftliche Begleitung

Wie dies mit hoher Resonanz und gutem Erfolg bereits im Rahmen der Programme „Soziale Stadt“ und „Stadtumbau West“ praktiziert wird, sollte im Anschluss an die vorgeschlagenen „Themenworkshops“ mit der Einführung der Gemeindeentwicklungskonzepte ein extern mode- rierter Erfahrungsaustausch der geförderten Kommunen initiiert werden.

Neben der Funktion, in regelmäßigen Abständen aktuelle Themen aufzugreifen, Erfahrungen auszutauschen und „best-practice-Beispiele“ zu vermitteln, können die Veranstaltungen dazu dienen, Ansatzpunkte für konkrete Projekte der interkommunalen Kooperation zu finden.

Es wird empfohlen, die Einführung der integrierten Gemeindeentwicklungskonzepte im Saar- land mit einer zunächst auf zwei Jahre begrenzten wissenschaftlichen Begleitforschung zu ver- knüpfen. Diese könnte frühzeitig darüber Auskünfte geben, ob die mit den Gemeindeentwick- lungskonzepten angestrebten Ziele erreicht werden oder ob ggf. andere als die in dieser Studie benannten Schwerpunkte und Qualitätsanforderungen aus Sicht der Gemeinden formuliert wer- den müssen.

Anhang A - 1

Anhang

A - 2 Anhang

1. Workshop „Gemeindeentwicklungskonzepte“

1. Expertenworkshop Gemeindeentwicklungskonzepte Saar 8. April 2008 – Ministerium für Umwelt, Saarbrücken

Kurzprotokoll

Im Zentrum des 1. Expertenworkshops (8. April 2008, Ministerium für Umwelt) standen neben der grundsätzlichen Diskussion des Instruments der Integrierten Gemeindeentwicklungskonzep- te in erster Linie thematische und verfahrenstechnische Aspekte der integrierten Gemeindeent- wicklung. Thematisiert wurden unter anderem inhaltliche Schwerpunkte und Bearbeitungstiefe der Gemeindeentwicklungskonzepte, aber auch intra- und interkommunale Kooperationspoten- ziale.

Die Diskussion verdeutlichte, dass Gemeindeentwicklungskonzepte durch alle Beteiligten als geeignetes Instrument zur Bewältigung der Folgen des demographischen Wandels gesehen werden. Insbesondere die Vertreter der saarländischen Gemeinden sehen in ihnen ein Instru- ment zur Aufklärung über den demographischen Wandel und die damit einhergehenden Aus- wirkungen auf die Gemeindeentwicklung. Die Gemeindeentwicklungskonzepte werden als Chance betrachtet, das Problembewusstsein in Politik und Bevölkerung zu schärfen und die Akzeptanz auch für unpopuläre Maßnahmen zu erhöhen. Die GEKOs können in diesem Sinne der Verwaltung als Argumentationshilfe dienen.

Der demographische Wandel wird mit einer Vielzahl an Herausforderungen und Gefahren für die künftige Gemeindeentwicklung verbunden. Seitens der Kommunen wurde in diesem Kontext unter anderem auf einen sich verschärfenden interkommunalen Wettbewerb verwiesen. Die Gemeindeentwicklungskonzepte an sich wie auch die Bereitstellung eines Leitfadens zur Kon- zepterstellung werden als Chance für eine Auseinandersetzung und stärkere Offenheit gegen- über Problembereichen in den Gemeinden gesehen.

Im Ergebnis des Expertenworkshops wurde darüber hinaus die Forderung und Notwendigkeit einer stärkeren Betonung der Potenziale und Chancen für die künftige Entwicklung der kleinen und mittleren Gemeinden im Saarland deutlich. Diese gilt es, im Rahmen der Diskussion des demographischen Wandels in den Vordergrund zu rücken. Die Teilnehmer verwiesen darauf, dass die individuellen Stärken der einzelnen Gemeinde erkannt und ausgebaut werden müs- sen. Im Rahmen der Gemeindeentwicklungskonzepte sollen Positivszenarien entwickelt und ein Leitbild bzw. Zielvorstellungen für eine zukunftsfähige Gemeindeentwicklung erarbeitet werden.

Auch wurde darauf verwiesen, dass die Gemeindeentwicklungskonzepte Aussagen zu den finanziellen Auswirkungen des demographischen Wandels bzw. die kommunalen Haushalte umfassen müssen. Es ist die Frage nach der Entwicklung der finanziellen Spielräume der Ge- meinden und die Verwendung der öffentlichen Mittel zu stellen.

Als Punkte von Relevanz für die Erarbeitung der Gemeindeentwicklungskonzepte wurde durch die Experten die Beteiligung der Bevölkerung, die Transparenz von Entscheidungen sowie die Verzahnung mit anderen gesellschaftlichen Gruppen (z.B. Kirchengemeinschaften) oder Fach- ressorts bzw. deren Entwicklungskonzepten genannt. Besonderer Stellenwert wurde der Ver- zahnung mit den Nachbargemeinden bzw. interkommunalen Ansätzen eingeräumt. Die Teil- nehmer verweisen jedoch darauf, dass interkommunale Kooperation vielfach durch eine man- gelnde intrakommunale Kooperation bzw. einen fehlenden Konsens innerhalb der Gemeinden

Anhang A - 3

gehemmt wird. Seitens der Gemeinden wurde in diesem Kontext auf die Erforderlichkeit der Begleitung durch einen externen Moderator verwiesen.

Im Hinblick auf die Konzepterstellung wurde zudem die Frage nach der Bindungswirkung der Vorgaben des Landes sowie die Detailschärfe bzw. den Konkretisierungsgrad der Inhalte erör- tert. Durch die Vertreter des Ministeriums für Umwelt wurde hierzu verdeutlicht, dass die Initiati- ve des Landes als Motivation zur Auseinandersetzung mit dem demographischen Wandel zu verstehen ist und die Erarbeitung eines GEKOs entsprechend nicht zwingend verlangt wird. Auch werden keine Richtwerte o.ä. (z.B. Hallenfläche pro Einwohner) vorgegeben. In diesem Zusammenhang wurde seitens der Teilnehmer die Angabe von (saarlandweiten) Vergleichswer- ten vorgeschlagen. Die Gemeinden können weiterhin bereits vorliegende Konzepte als Grund- lage nutzen. Auf die Frage nach dem Konkretisierungsgrad wurde zudem ausgeführt, dass in den Gemeindeentwicklungskonzepten Handlungserfordernisse aufgezeigt, benannt und ggf. quantifiziert werden müssen. Eine Übersicht zu den im Einzelnen durchzuführenden Maßnah- men ist dagegen nicht erforderlich und Teil der kommunalen Selbstverwaltung.

Zentrales Thema des Expertenworkshops war darüber hinaus die Problematik kommunaler Statistiken und die Frage nach der Notwendigkeit zusätzlicher und eigenständiger Datenerhe- bungen durch die Kommunen. Im Rahmen des Workshops wurden die Themenfelder „Wohnen“ und „Soziale Infrastruktur“ als die zentralen Bereiche benannt, in denen die Gemeinden gefor- dert sind. Hinsichtlich der Themenfelder „Wirtschaft / Nahversorgung“ und „Technische Infra- struktur / Verkehr“ wurde die Anwendbarkeit und Übertragbarkeit grundsätzlicher Handlungsan- sätze angesprochen und Forschungsbedarf angedeutet.

Die Diskussion des 1. Expertenworkshops verdeutlichte, dass Integrierte Gemeindeentwick- lungskonzepte die Bewältigung der Folgen des demographischen Wandels in den kleinen und mittleren Kommunen des Saarlandes begünstigen können. Das Land kann durch die Bereitstel- lung eines Leitfadens die Auseinandersetzung mit den Problemen in der Gemeinde sowie die Identifikation der individuellen Stärken und Handlungsschwerpunkte unterstützen.

A - 4 Anhang

2. Workshop „Gemeindeentwicklungskonzepte“

Kurzprotokoll

Der 2. Expertenworkshop (3. Juni 2008, Ministerium für Umwelt) diente im Wesentlichen der Diskussion der vorgesehenen Inhalte, Qualitätskriterien und Methoden der Gemeindeentwick- lungskonzepte.

Grundsätzlich wurde zur Funktion, den Zielen und dem Status der Gemeindeentwicklungskon- zepte erläutert, dass diese ein informelles Planungsinstrument darstellen, wobei eine Selbstbin- dung der Gemeinden durch Ratsbeschlüsse erfolgen kann. Die Gemeindeentwicklungskonzep- te sollen den Gemeinden zum einen unabhängig von Fördermitteln dazu dienen, sich über Ent- wicklungen und Zielvorstellungen bewusst zu werden. Zum anderen ist seitens des Ministeri- ums für Umwelt aber auch vorgesehen, die Vergabe von Fördermitteln künftig an das Vorhan- densein eines Gemeindeentwicklungskonzeptes zu knüpfen.

Zu Beginn der Diskussion wurde eine Mustergliederung für ein Integriertes Gemeindeentwick- lungskonzept vorgestellt. Durch die Auftragnehmer wurde hierzu ausgeführt, dass entsprechen- de Zielvorstellungen und Konsequenzen für die Gemeindeentwicklung in den einzelnen Hand- lungsfeldern zu erarbeiten und in einem räumlichen Entwicklungskonzept zusammenzufassen sind. Die Gemeindeentwicklungskonzepte sollen vordringliche Handlungsbedarfe aufzeigen und Handlungsempfehlungen geben. Die Diskussion verdeutlichte, dass ein Spielraum belassen werden sollte, z.B. für die Konkretisierung von Handlungsansätzen durch die Bevölkerung in Arbeitskreisen. Die GEKOs sollen in diesem Sinne weitere Entwicklungen anstoßen.

Anschließend wurden anhand von neun Checklisten die vorgesehenen Inhalte und Anforderun- gen an die Gemeindeentwicklungskonzepte präsentiert und jeweils zur Diskussion gestellt. Hierbei wurde zwischen Muss-, Soll- und Kann-Aussagen unterschieden, wobei durch die Gut- achter darauf verwiesen wurde, dass mit den so genannten „Muss-Kriterien“ Mindeststandards für die Gemeindeentwicklungskonzepte festgelegt werden. Die Bearbeitung der Soll- und Kann- Kriterien hängt von der jeweils gegebenen spezifischen Situation der Gemeinde ab.

Bezogen auf den Leitfaden und die Checklisten ist im Ergebnis des Workshops festzuhalten, dass diese insgesamt nicht zu detailliert und umfangreich werden sollen. Den Gemeinden sol- len Spielräume belassen werden. Durch das Ministerium für Umwelt wurde geäußert, dass eine Förderung der Gemeindeentwicklungskonzepte von bis zu 70 % vorgesehen ist.

Die entsprechend den Erkenntnissen des Expertenworkshops überarbeiteten Checklisten wur- den den Teilnehmern zur Kenntnisnahme und Kommentierung übermittelt. Hierauf aufbauend wurde die endgültige Version der Checkliste erarbeitet.

Anhang A - 5

Best-practice-Beispiele aus anderen Bundesländern

Beispiel 1: Sachsen Arbeitshilfe zur Erstellung und Fortschreibung Städtebaulicher Entwicklungskonzepte (SEKo)113

Einordnung/ Ausrichtung: Keine Ausrichtung auf ein bestimmtes Förderprogramm.

Ziele: Betrachtung der Ebene der Gesamtgemeinde unter besonderer Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse, der regionalen Rahmenbedingungen und der Gebiete der städtebauli- chen Erneuerung, Betrachtungstiefe soll Gesamtschau ermöglichen, Vernetzung von Fachkon- zepten (= Themen), Erarbeitung einer fachübergreifenden Strategie für die Entwicklung der Gesamtgemeinde (keine objektkonkreten Aussagen)

Inhalte: detaillierte Gliederung und Inhalte vorgegeben, ebenso Darstellungsform und Umfang der einzelnen Kapitel:  Akteure und Beteiligte (Erfassung von Ansprechpartnern in Form von Adresslisten), Organisations- strukturen (tabellarische Auflistung aller wesentlichen Schritte im Prozess, Darstellung von Prozess- methoden und Verfahren z.B. Entscheidungs- und Handlungsstruktur, Einbindung pol. Gremien oder Zusammensetzung von Arbeitsgruppen, Lenkungsgremien usw.)  Gesamtstädt. Situation: übergeordnete räumliche Planungen, Leitbild, Besonderheiten  Demographische Entwicklung: Bevölkerungsentwicklung, Kernaussagen und deren Auswirkungen auf die Fachkonzepte  Fachkonzepte: Städtebau und Denkmalpflege, Wohnen, Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Handel und Tou- rismus, Verkehr und technische Infrastruktur, Umwelt, Kultur und Sport, Bildung und Erziehung, So- ziales, Finanzen  Es sind jeweils Bestandsanalysen und Prognosen zu erarbeiten, bisherige Schwerpunkte zu identifi- zieren und eine Konzeption mit fachlichen und fachübergreifenden Zielen und Maßnahmen, zukünfti- gen Schwerpunktthemen und gebieten zu erstellen, Auswirkungen auf andere Fachgebiete  Gesamtkonzept und Umsetzungsstrategie: Zusammenstellung der Ergebnisse aus den Fachkonzep- ten und Ergebnisse aus der Einbeziehung der Beteiligten, Ableitung der zukünftigen Stadtentwick- lungsstrategie (Festlegung von Gebieten z.B. Konsolidierungsgebiete, Prioritäten, Maßnahmenpakete, Umsetzungsschritte und Finanzierung, Auswirkungen auf Fachkonzepte  Erfolgskontrolle: Beschreibung des Aufbaus der Erfolgskontrolle, Ergebnisse der jährlichen Wirkungs- beobachtung

Verfahren: Keine näheren Hinweise zum Verfahren (z.B. Beteiligung von Akteuren o.ä.); Ge- samt- oder Teilfortschreibungen erforderlich (ca. alle 5 Jahre), jährliche Fortschreibung der Da- tenreihen

Einschätzung / Übertragbarkeit: Inhalte ähneln denen der Stadtumbaukonzepte, z.B. Auslastung sozialer Infrastruktur Bestimmung von Gebietskategorien mit unterschiedlichem Handlungsbedarf Sehr umfangreiche Abarbeitung der Themen gefordert praktikable Hinweise zur Datenerfassung und zur Darstellungsform

113 Freistaat Sachsen, Staatsministerium des Innern: Arbeitshilfe zur Erstellung und Fortschreibung Städtebaulicher Entwicklungskonzepte (SEKo), August 2005.

A - 6 Anhang

Beispiel Zwickau:

Dezember 2006

Inhalt 1.Allgemeine Angaben 1.1 Akteure und Beteiligte 1.2 Organisationsstruktur und Arbeitsweise 2. Gesamtgemeindliche Situation 2.1 übergeordnete räumliche Planungen 2.2 Leitbild 2.3 Besonderheiten der Stadtentwicklung in Zwickau (einschl. Potenziale/Defizite) 3. Demografische Entwicklung 3.1 Bevölkerungsentwicklung Zwickau 1990-2005, Prognose bis 2015 und Abschätzung bis 2020 3.2 Kernaussagen und deren Auswirkungen auf die Fachkonzepte 4. Fachkonzepte 4.1 Städtebau und Denkmalpflege 4.2 Wohnen 4.3 Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Handel 4.4. Verkehr und technische Infrastruktur 4.5 Umwelt 4.6 Kultur und Sport 4.7 Bildung und Erziehung 4.8 Soziales 5. Gesamtkonzept und Umsetzungsstrategie 5.1 Zusammenstellung der Ergebnisse aus den Fachkonzepten 5.2 Ergebnisse aus der Einbeziehung der Beteiligten 5.3 Ableitung der zukünftigen Stadtentwicklungsstrategie 5.4 Prioritäten und Maßnahmenpakete 6. Zusammenfassung / Fazit 7. Erfolgskontrolle SEKo

Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Zwickau, Büro Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung: Städte- bauliches Entwicklungskonzept „SEKo ZWICKAU 2020“, Dezember 2006 (http://www.zwickau.de/wirtschaft/seko/seko.htm)

Anhang A - 7

Beispiel 2 : Brandenburg INSEK – Integrierte Stadtentwicklungskonzepte114

Einordnung/ Ausrichtung:  Grundlage: Masterplan „Starke Städte – Stadtumbau“ des Landes  Entwicklung der Innenstädte, Stärkung der Städte als Wirtschaftsstandort, Ausrichtung der Wohnungspolitik auf familien- u. altersgerechtes Wohnen.  INSEK als Grundlage und planerische Voraussetzung für Einscheidungen hinsichtlich einer finanziellen und organisatorischen Unterstützung der Stadtentwicklung durch das Land  Grundförderung (best. Gebietskulisse) und Spitzenförderung (Koppelung an EFRE- Förderschwerpunkt „Nachhaltige Stadtentwicklung“); in Städten der „Regionalen Wachs- tumskerne“ und Stadtumbaustädten)

Ziele:  keine vollständig neue Planung verlangt:, Bündelung, ggf. punktuelle Ergänzung vorhande- ner Planungsvorstellungen und Konzepte (Vereinfachung, Transparenz); Fortschreibungen vorhandener gemeindlicher Entwicklungsplanungen zu umsetzungsorientierten INSEK, Steuerungsinstrument für die Stadtentwicklungsstrategie  erweitertes Verständnis von Stadtumbau: nicht nur Wohnungsmarkt, sondern weitergehen- de Einbeziehung verschiedener Themen (Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft, Infrastruktur)  gesamtgemeindliche Betrachtung im regionalen Kontext, Untersuchung von Ortsteilen / Stadtgebieten, aber Betrachtung im Gesamtzusammenhang  Die Stadtumbaustädte und die RWK sollen Integrierte Stadtentwicklungskonzepte (INSEK) erstellen. Sie sind als integrierte Konzepte auf die lokale Entwicklung der einzelnen Städte ausgerichtet und sollen insbesondere die Verzahnung von Stadtentwicklung und Wirt- schaftsentwicklung beinhalten, während die Standortentwicklungskonzepte stärker auf die regionale und überregionale Wirtschaftsentwicklung der RWK abzielen.

Inhalte:  unter Betrachtung aller kommunalen Handlungsfelder Ermittlung von Stärken / Schwä- chen, Chancen / Risiken  Leitbild und Entwicklungsziele (Leitbild: Aufbau auf bereits vorhandenen Konzepten (Stadtumbaukonzepte / Standortentwicklungskonzepte), Erarbeitung eines räumlichen Leitbildes, Entwicklungsziele sollen sich an den EU Schwerpunkten und – Querschnittszielen Orientieren (Stärkung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes, Qualifi- zierung Wissenschaft, Forschung, Bildung und Innovation usw.), es soll wenn möglich eine Quantifizierung der Ziele erfolgen  stadtspezifische Strategie zur Umsetzung: Unterstützt werden vor allem Strategien in Be- reichen der Stadterneuerung, des Stadtumbaus und die der Stärkung der Innenstädte die- nen (Konzentration der Wohnraumförderung auf Innenstädte)  Ableitung von Schlüsselmaßnahmen mit Bedarfs- und Machbarkeitsnachweis sowie fun- dierte Aussagen zur Nachhaltigkeit: sollten sich nach Möglichkeit in den Förderschwer- punkten des EFRE bewegen

114 Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg: Arbeitshilfe zur Erstellung von Gemeindeentwicklungskonzepten INSEK auf der Grundlage des „Masterplans Starke Städte“ des Landes Brandenburg, Dezember 2006 (http://www.mir.brandenburg.de/cms/detail.php?id=bb2.c.404383.de&_siteid=25)

A - 8 Anhang

 Betrachtungszeitrum bis 2020: Entwicklungstendenzen aufzeigen und Handlungserforder- nisse benennen, langfristige Prognosen erstellen  Zwischenetappen: 2010 und 2013 (Zwischenevaluierung EU-Strukturfondsmittel, Ab- schluss Förderperiode)  Berücksichtigung vorhandener Konzepte  Bestandsanalyse und Prognose (Swot-Analyse: Bevölkerungsentwicklung- / Prognosen, Stadtstruktur / Wohnen, Wirtschaft / Beschäftigung, Bildung / Wissenschaft, Verkehrliche und soziale Infrastruktur, Kultur / Freizeit / Tourismus, Energie / Stadttechnik / Umwelt, Stadtmarketing / Zivilgesellschaftliches Engagement, Netzwerke / Interkommunale Koope- ration / Kommunalfinanzen

Verfahren:  integrativer Handlungsansatz: Abstimmung sämtlicher Fachbereiche innerhalb der Verwal- tung, Einbeziehung wichtiger Akteure des Stadtlebens (Vereine, Unternehmen, Fachbe- hörden usw.), regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit, Abstimmung mit umliegenden Landkreis bzw. Landkreisen.  Es wird eine klare Regelung zur Federführung innerhalb der Verwaltung gefordert: haupt- verantwortlicher Koordinator.  Evaluierung erforderlich: in Abhängigkeit von EU-Vorgaben ein Abstand von 3 Jahren, Erfolgskontrolle der Schlüsselmaßnahmen jährlich.  Auswahlprozess zur Aufnahme durch das Land auf der Grundlage der eingereichten IN- SEK

Einschätzung / Übertragbarkeit:  Starke Ausrichtung auf EU-Fördermittel und weitere Förderprogramme  starke Berücksichtigung bereits vorhandener Konzepte (Stadtumbau, Standortentwick- lungskonzepte)  Erstellung nur in bestimmten Städten (Regionale Wachstumskerne, Stadtumbaustädte)  Maßnahmen in festgelegten Bereichen (Innenstädte, Stadterneuerungsbereiche, Stadtum- baubereiche) werden bevorzugt gefördert

Anhang A - 9

Beispiel: Potsdam

Quelle: eigene Darstellung, nach Landeshauptstadt Potsdam, Integriertes Stadtentwicklungskonzept, November 2007 (http://www.potsdam.de/cms/beitrag/10027540/526576/)

A - 10 Anhang

Beispiel 3: Thüringen Leitfaden zur Erarbeitung von integrierten Stadtentwicklungskonzepten115

Einordnung/ Ausrichtung: Stadtumbau Ost

Ziele: Von allen Fachbereichen getragenes Stadtentwicklungskonzept, soll die einzelnen Maß- nahmen des Stadtumbaus aufeinander abstimmen und zu einem zukunftsfähigen sinnvollen Ganzen verbinden; Aufstellung für die gesamte Stadt unter Berücksichtigung der Umlandge- meinden; Grundlage für die Überarbeitung vorhandener Planungen / Konzepte; Bündelung von öffentlicher Förderung und privaten Investitionen; Planungshorizont 10-15 Jahre

Inhalte: Situationsanalyse und Bedarfsanalyse der einzelnen Fachbereiche, insbesondere der Wohnungsmarktentwicklung  Überprüfung / Neubestimmung von Stadtentwicklungszielen vor dem Hintergrund der de- mographischen Entwicklung  Entwicklung neuer Leitbilder  Festlegung räumlicher / sachlicher Handlungsschwerpunkte  Planung, Abstimmung, zeitliche Einordnung von Maßnahmen auf Stadtteilebene  Ausgestaltung öffentlich-privater Partnerschaften (v.a. Wohnungsmarktstabilisierung)  Gesamtgemeindliches und teilräumliches Konzept (konkrete städtebauliche Planungen, Aussagen zur Finanzierung und Durchführung)  Gesamtgemeindliches Konzept: Ausgangslage, Entwicklungsperspektiven, Einbindung in die Region, Aktionsräume für den Stadtumbau, Prognosen zu Einwohner-, Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung, Finanzausstattung der Kommune, Erarbeitung von Szena- rien, Erfassung / Prognose des Wohnungsbestandes (Alter, Bauzustand, Lage, Größe, Ausstattung, Miet- und Eigentumsverhältnisse, Leerstand), Entwicklung der Zahl der Haushalte, des Wohnungsleerstandes und des Eigenheimbaus sowie der Bestände in Inf- rastruktur und Gewerbe, Ermittlung zukünftiger Wohnungsbedarf; Analyse Gemeinbe- darfseinrichtungen und Anforderung daran, Bauland (Bedarf, Umgang mit Brachflächen), Berücksichtigung spezifischer Faktoren (z.B. Lage an der Landesgrenze)  Einteilung der Gebiete (konsolidierte Gebiete.....)

Verfahren:  Gemeinschaftsarbeit der Fachbereiche auf Verwaltungsebene und mit privaten Akteuren unter Leitung der Kommune;  Legitimation der getroffenen Festlegungen durch den Stadtrat als Informelle Planung; lau- fende Überprüfung und Fortschreibung erforderlich, beteiligungsorientiert  Einschätzung / Übertragbarkeit:  Starke Ausrichtung auf das Förderprogramm Stadtumbau Ost  Starke Ausrichtung auf Bevölkerungsrückgang, und Wohnungsleerstand  Wesentliches Ziel sind Wohnungsabrisse  Gliederung / Aufbau (modifiziert) auf Saarland übertragbar

115 Freistaat Thüringen, Ministerium für Bau und Verkehr, Leitfaden zur Erarbeitung von integrierten Gemeindeentwicklungskonzepten (Stadtumbaukonzept – ISEK), Anlage 10 zu den Richtlinien zur Förderung städtebaulicher Maßnahmen (Städtebauförderungsrichtlinien – ThStBauFR), (http://www.thueringen.de/de/tmbv/sw/staedtebau/staedtebaufoerderrichtlinien/content.html)

Anhang A - 11

Beispiel: Erfurt

Quelle: eigene Darstellung nach: Landeshauptstadt Erfurt, Dezernat Stadtentwicklung und Umwelt, Stadt- entwicklungsamt: Stadtentwicklungskonzept, Teil A des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes, März 2007 (http://www.erfurt.de/ef/de/leben/stadtentwicklung/konzept/22152.shtml)

A - 12 Anhang

Beispiel 4: Hessen Infobriefe zum Stadtumbau in Hessen Nr. 1 und 2, sowie Veröffentlichung zur interkom- munalen Kooperation

Einordnung/ Ausrichtung: Stadtumbau West

Ziele: Stadtumbaukonzepte, Interkommunale Stadtumbaukonzepte

Inhalte:  Planungshorizont 10 – 15 Jahre  Betrachtung der interkommunalen, gesamtgemeindlichen und teilräumlichen Ebene  Handlungsfelder: Wohnen, Wirtschaft und Gewerbe, Freizeit und Tourismus, Landschaft / Naturhaushalt, Verwaltungskooperation, soziale und technische Infrastruktur, Stadtplanung / Ortsplanung, Verkehrsplanung  Bestandserfassung, Prognosen zur Einwohnerentwicklung und zur Entwicklung der Haus- halte, Prognosen zur Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung sowie Finanzausstattung der Gemeinde, Prognosen zur Wohnungsnachfrage, den Wohnungsbestand, dem Woh- nungsleerstand und dem Eigenheimbau, Bestandserfassung, Prognosen zu Beständen in technischer und sozialer Infrastruktur und Gewerbe  SWOT  Aufzeigen städtebaulicher Konsequenzen des demographischen und wirtschaftlichen Wandels / Szenarien  Leitbild, Zielformulierung  Strategien / Schwerpunkte  Maßnahmen / Projekte  Kommunikationsverfahren, Monitoring, Finanzierungs- und Förderkonzept, Organisations- struktur  Untersuchung von Kooperationspotenzialen: Interkommunale Kooperation gewinnt vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung an Bedeutung (Vermeidung ruinöser Konkurrenz, Profilierung durch Bündelung von Potenzialen, gemeinsame Finanzierungen von Einrichtungen)  Handlungsfelder interkommunaler Kooperation: gemeinsame Leitbilder, gemeinsames Flächen- / Wohnraummanagement, gem. Wirtschaftsförderung, Standortmarketing, inter- kommunale Gewerbeflächen, Kooperation im Bereich Freizeit und Tourismus, Landschaft u. Naturhaushalt, Infrastruktur, Verwaltungskooperation  auf teilräumlicher Ebene: Leitbild, Ziele, Maßnahmenkonzept einschl. Durchführungs- und Finanzierungsplan, Wirkungen auf den Stadtteil und die Gesamtstadt  auf interkommunaler Ebene: vgl. eigener Leitfaden

Verfahren: Bewerbung beim Land mit speziellen Formblättern; Zuwendung als Einzelstandort oder als interkommunale Kooperation; Erarbeitung des Stadtumbaukonzepts und Begleitung durch das Stadtumbaumanagement

Einschätzung / Übertragbarkeit: starke Ausrichtung auf die Themen und Anforderungen des Stadtumbaus; Anforderungen an Stadtentwicklungskonzepte sind relativ offen gehalten und geben nur Hinweise; Weitere Hinweise / Arbeitshilfen sind angekündigt; in Teilen für eine Über- tragung geeignet

Anhang A - 13

Beispiel 5: Niedersachsen Integrierte Ländliche Entwicklungskonzepte

Einordnung/ Ausrichtung: Ausrichtung auf ländliche Räume, ILEK Region i.d.R. über 50.000 Einwohner

Ziele: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept großräumig über mehrere Kommunen  Generell: Unterschiedliche Sichtweise zu Themen: ILEKS können Themenbereiche abde- cken, die über die Agrarförderung hinaus gehen (Saarland, Rheinland-Pfalz, NRW), bzw. die Inhalte sollen sich eng an den GAK-Fördergegenständen (DE, Flurneuordnung, Wege- bau, Kooperationen mit Handwerk und Tourismus) orientieren (Brandenburg, Niedersach- sen).  Hinsichtlich räumlicher Bezüge möchte man in Schleswig-Holstein verstärkt das Thema Stadt-Umland-Beziehungen angehen. In Brandenburg, wo ILEKs auf der Ebene der Land- kreise erstellt werden sollen, müssen innerhalb der Landkreise räumliche und thematische Schwerpunkte gesetzt werden. So wird betont, dass es kein Instrument zur Nivellierung räumlicher Disparitäten ist, sondern der Förderung von Entwicklungsschwerpunkten dient. Grenzen der ILEKs werden auch hinsichtlich einer vollständigen Integration aller regionali- sierten, sektoralen Entwicklungsstrategien (Wirtschaftsförderung, Regionalplanung etc.) gesehen.  Bei ILEKs soll es sich um knappe, umsetzungsorientierte Konzepte handeln, die oft auf bereits bestehenden Bestandsanalysen aufbauen und die für einen Zeitraum von zwei bis fünf Jahre für die zukünftige regionale Entwicklung Leitbild, Strategien, Ziele und Maß- nahmen benennen (Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland), in der Regel keine Primärerhebungen notwendig  gezielte Bündelung von Aktivitäten und Bildung von Entwicklungsschwerpunkten

Inhalte:  Stärken-Schwächen-Analyse  Entwicklungsziele der Region definieren  Handlungsfelder: Verkehr / Mobilität, Tourismus / Naherholung / Kultur, Sicherung und Weiterentwicklung dörflicher Strukturen, Landwirtschaft  Strategien zur Realisierung der Entwicklungsziele  prioritäre Entwicklungsprojekte

Verfahren: breit angelegter Beteiligungsprozess, Lenkungsgruppe als Steuerungs- und Ent- scheidungsgremium, Arbeitskreise für alle Handlungsfelder, Bildung von Projektgruppen, inten- sive Öffentlichkeitsarbeit

Einschätzung / Übertragbarkeit: Starke Ausrichtung auf ländliche Räume, insgesamt aber mit über 50.000 EW. Die Themen sind stark auf die ländliche Entwicklung ausgerichtet. Hohe Um- setzungsorientierung. Der Erarbeitungsprozess ist auf Kooperation angelegt und auf die Einbin- dung einer Vielzahl von Akteuren.

Beispiel: ILEK Achtern-Elbe-Diek

A - 14 Anhang

Einwohner der Gemeinden und Gemeindeteile

Tabelle 29 Einwohner der Gemeinden und Gemeindeteile bis 32.000 Einwohner im Saarland

Gemeindeteil/Gemeinde Einwohner Gemeindeteil/Gemeinde Einwohner Friedrichsthal 7.300 4.500 Bildstock 4.216 Düppenweiler 3.300 Maybach 263 Erbringen 1.000 Stadt Friedrichsthal 11.779 Hargarten 600 Dorf im Warndt 1.671 Haustadt 2.000 Emmersweiler 1.022 Honzrath 1.500 Großrosseln 3.591 Oppen 1.000 Karlsbrunn 965 Reimsbach 2.300 Naßweiler 673 Saarfels 800 St. Nikolaus 942 Gemeinde Beckingen 17.000 Gemeinde Großrosseln 8.864 Bachem 1.660 Eiweiler 2.378 Bergen 600 Heusweiler 7.472 Britten 1.570 Holz 4.111 Hausbach 734 Kutzhof 2.365 Losheim 5.000 Niedersalbach 1.727 Mitlosheim 970 Obersalbach-Kurhof 701 Niederlosheim 1.400 Wahlschied 1.655 Rimlingen 1.006 Gemeinde Heusweiler 20.409 Rissenthal 691 Kleinblittersdorf 3.646 Scheiden 440 Rilchingen-Hanweiler 2.554 Wahlen 2.060 Auersmacher 2.578 Waldhölzbach 621 Bliesransbach 2.396 Gemeinde Losheim 16.752 Sitterswald 1.521 Merzig 10.959 Gemeinde Kleinblittersdorf 12.695 Ballern 1.179 Püttlingen 12.641 Besseringen 3.149 Köllerbach 7.715 Bietzen 1.015 Gemeinde Püttlingen 20.356 Brotdorf 3.854 Quierschied 9.000 Büdingen 321 Fischbach-Camphausen 3.700 Fitten 712 Göttelborn 2.300 Harlingen 609 Gemeinde Quierschied 15.000 Hilbringen 2.661 Riegelsberg 13.210 Mechern 834 Walpershofen 2.106 Menningen 620 Gemeinde Riegelsberg 15.316 Merchingen 953 Sulzbach 7.438 Mondorf 835 Altenwald 3.686 Schwemlingen 2.254 Hühnerfeld 2.245 Silvingen 398 Brefeld 562 Weiler 361 Neuweiler 4.091 Wellingen 315 Schnappach 582 Stadt Merzig 31.029 Stadt Sulzbach 18.604

Anhang A - 15

Gemeindeteil/Gemeinde Einwohner Gemeindeteil/Gemeinde Einwohner Dreisbach 181 Bubach-Calmesweiler 2.984 Faha 362 Dirmingen 3.023 Mettlach 3.279 Eppelborn 5.041 Nohn 653 Habach 741 Orscholz 3.609 Hierscheid 739 Saarhölzbach 1.737 Humes 1.891 Weiten 1.209 Macherbach 205 Wehingen 432 Wiesbach 4.046 Bethingen 252 Gemeinde Eppelborn 18.670 Tünsdorf 875 Illingen 5.965 Gemeinde Mettlach 12.589 Uchtelfangen 4.403 Perl 1.659 Wustweiler 2.888 Besch 1.184 Hirzweiler 1.384 Borg 382 Welschbach 1.345 Büschdorf 270 Hüttigweiler 3.736 Eft-Hellendorf 275 Gemeinde Illingen 19.721 Nennig 979 Merchweiler 5.633 Oberleuken-Kesslingen-Münzinge 134 Wemmetsweiler 5.084 Oberperl 440 Gemeinde Merchweiler 10.717 Sehndorf 204 Ottweiler 10.391 Sinz 273 Mainzweiler 1.018 Tettingen-Butzdorf-Wochern 299 Steinbach 1.464 Gemeinde Perl 6.099 Fürth 1.569 Wadern 2.312 Lautenbach 1.172 Bardenbach 941 Stadt Ottweiler 15.614 Büschfeld 1.382 Heiligenwald 5.117 Dagstuhl 364 Landsweiler-Reden 4.690 Gehweiler 395 Schiffweiler 5.888 Krettnich 537 Stennweiler 2.273 Lockweiler 1.557 Gemeinde Schiffweiler 17.968 Löstertal 1.360 Spiesen 6.603 Morscholz 1.042 Elversberg 7.926 Noswendel 1.391 Gemeinde Spiesen-Elversberg 14.529 Nunkirchen 2.517 Dillingen-Innenstadt 5.917 Steinberg 1.116 Dillingen-Nord 2.080 Wadrill 1.773 Pachten 4.115 Wedern 391 Diefflen 4.282 Stadt Wadern 17.078 Überm Berg 2.487 Konfeld 1.114 Stadt Dillingen 18.881 Rappweiler 1.641 Lebach 7.977 Thailen 1.305 Aschbach 1.687 Weierweiler 210 Dörsdorf 1.313 Weiskirchen 2.258 Eidenborn 733 Gemeinde Weiskirchen 6.528 Falscheid 581 Gresaubach 1.933 Knorscheid 355 Landsweiler 1.797 Niedersaubach 781 Steinbach 1.780 Thalexweiler 2.100 Stadt Lebach 21.037

A - 16 Anhang

Gemeindeteil/Gemeinde Einwohner Gemeindeteil/Gemeinde Einwohner 4.248 Wallerfangen 4.858 Bilsdorf 1.256 Bedersdorf 336 Körprich 2.033 Düren 512 Piesbach 2.146 Gisingen 823 Gemeinde Nalbach 9.683 Ihn 470 Biringen 322 Ittersdorf 941 Eimersdorf 565 Kerlingen 625 Fremersdorf 1.218 Leidingen 189 Fürweiler 425 Oberlimberg 139 Gerlfangen 741 Rammelfangen 296 Hemmersdorf 2.195 St. Barbara 819 Niedaltdorf 832 Gemeinde Wallerfangen 10.008 Oberesch 288 Gemeinde Bous 7.376 Rehlingen 3.966 Gemeinde Ensdorf 6.733 Siersburg 4.409 Bexbach 8.213 Gemeinde Rehlingen-Siersburg 14.961 Oberbexbach 4.726 8.100 Frankenholz 2.453 Reisbach 2.800 Höchen 1.714 Schwarzenholz 3.200 Kleinottweiler 995 Gemeinde Saarwellingen 14.100 Niederbexbach 1.279 Schmelz 7.858 Stadt Bexbach 19.380 Hüttersdorf 5.070 Blieskastel-Mitte 6.290 Limbach 2.639 Altheim 564 Michelbach 865 Aßweiler 1.017 Primsweiler 706 Ballweiler 1.126 Dorf 327 Bierbach 1.866 Gemeinde Schmelz 17.465 Biesingen 1.120 Schwalbach 8.042 Blickweiler 1.408 Elm 5.238 Böckweiler 349 Hülzweiler 5.177 Breitfurt 1.255 Gemeinde Schwalbach 18.457 Brenschelbach 570 Altforweiler 2.238 Mimbach 1.055 Berus 2.202 Neualtheim 268 Bisten 941 Niederwürzbach 4.097 Felsberg 1.479 Webenheim 1.249 Wohnstadt 2.141 Wolfersheim 496 Überherrn 3.916 Stadt Blieskastel 22.730 Gemeinde Überherrn 12.917 Gersheim 1.336 Differten 3.669 Reinheim 1.141 Friedrichweiler 996 Rubenheim 811 Hostenbach 4.847 Herbitzheim 685 Schaffhausen 4.085 Bliesdalheim 695 Wadgassen 4.085 Walsheim 1.058 Werbeln 1.256 Niedergailbach 585 Gemeinde Wadgassen 18.938 Medelsheim 478 Seyweiler 189 Peppenkum 343 Utweiler 66 Gemeinde Gersheim 7.387

Anhang A - 17

Gemeindeteil/Gemeinde Einwohner Gemeindeteil/Gemeinde Einwohner Kirkel-Neuhäusel 4.650 Bosen-Eckelhausen 1.298 Altstadt 1.896 Eisen 512 Limbach 3.784 Eiweiler 675 Gemeinde Kirkel 10.330 Gonnesweiler 968 Bebelsheim 786 Mosberg-Richweiler 402 Bliesmengen-Bolchen 1.852 Neunkirchen 891 Erfweiler-Ehlingen 1.349 Nohfelden 1.195 Habkirchen 630 Selbach 826 Heckendalheim 1.238 Sötern 1.290 Ommersheim 2.474 Türkismühle 820 Ormesheim 2.911 Walhausen 820 Wittersheim 618 Wolfersweiler 1.110 Gemeinde Mandelbachtal 11.858 Gemeinde Nohfelden 10.807 Freisen 3.144 Nonnweiler 1.140 Eitzweiler 274 Bierfeld 550 Schwarzerden 503 Braunshausen 864 Haupersweiler 683 Kastel 1.353 Oberkirchen 2.848 Otzenhausen 1.636 Grügelborn 938 Primstal 2.312 Reitscheid 500 Schwarzenbach 811 Asweiler 396 Sitzerath 818 Gemeinde Freisen 9.286 Gemeinde Nonnweiler 9.484 Marpingen 5.171 Oberthal 2.893 Alsweiler 2.294 Gronig 1.405 Berschweiler 1.192 Güdesweiler 1.319 Urexweiler 3.059 Steinberg-Deckenhardt 803 Gemeinde Marpingen 11.716 Gemeinde Oberthal 6.420 Namborn 1.793 Bergweiler 734 Baltersweiler 1.126 Hasborn-Dautweiler 2.796 Eisweiler 433 Lindscheid 384 Furschweiler 955 Neipel 425 Gehweiler 648 Scheuern 853 Heisterberg 80 Sotzweiler 1.345 Hirstein 997 Theley 3.370 Hofeld-Mauschbach 1.080 2.385 Pinsweiler 74 Überroth-Niederhofen 785 Roschberg 391 Gemeinde Tholey 13.077 Gemeinde Namborn 7.577

Quelle: isoplan Recherche 2007 (Angaben der Gemeinden, teilweise geschätzt), Abweichungen gegen- über Daten des statistischen Amtes Saarland aufgrund unterschiedlicher Erhebungsmethoden sind mög- lich, siehe Tabelle auf der nächsten Seite.

A - 18 Anhang

Einwohnerzahlen der Gemeinden, Quellen im Vergleich

Tabelle 30: Einwohnerzahlen der Gemeinden im Vergleich mit Angaben des statistischen Amtes Saarland (Stand: September 2007)

Gemeinde Angabe Gemeinde Angabe statisti- Differenz sches Amt Saarland Friedrichsthal 11.779 11.155 624 Heusweiler 20.409 20.009 400 Kleinblittersdorf 12.695 12.799 -104 Püttlingen 20.356 20.455 -99 Quierschied 15.000 14.158 842 Riegelsberg 15.316 15.200 116 Sulzbach/Saar 18.604 17.947 657 Beckingen 17.000 15.769 1.231 Losheim am See 16.752 16.764 -12 Merzig 31.029 30.942 87 Mettlach 12.589 12.516 73 Wadern 17.078 16.862 216 Eppelborn 18.670 17.827 843 Illingen 19.721 17.930 1.791 Ottweiler 15.614 15.333 281 Schiffweiler 17.968 17.053 915 Spiesen-Elversberg 14.529 14.204 325 Dillingen/Saar 21.635 21.434 201 Lebach 21.307 20.247 790 Rehlingen-Siersburg 14.961 15.766 -805 Saarwellingen 14.100 13.748 352 Schmelz 17.465 17.205 260 Schwalbach 18.457 18.249 208 Überherrn 12.917 11.896 1.021 Wadgassen 18.938 18.669 269 Bexbach 19.380 18.717 663 Blieskastel 22.730 22.742 -12 Mandelbachtal 11.858 11.608 250 Marpingen 11.716 11.079 637 St. Wendel 27.296 26.860 436 Tholey 13.077 13.071 6 Quelle: isoplan Recherche 2007 (Angaben der Gemeinden, teilweise geschätzt), und Daten statistisches Amt Saarland, Stand: 2007

Anhang A - 19

Zentralörtliche Gliederung des Saarlandes

Quelle: Ministerium für Umwelt, Landesentwicklungsplan, Teilabschnitt „Siedlung“ vom 14.Juli 2006, S.999

A - 20 Anhang

Raumkategorien im Saarland

Quelle: Ministerium für Umwelt, Landesentwicklungsplan, Teilabschnitt „Siedlung“ vom 14.7.2006, S.1003

Anhang A - 21

Richt- und Orientierungswerte für die Ausstattung mit kommunaler Infrastruktur

Schulen

In der Literatur wird von folgenden Orientierungswerten für die Planung von Bildungseinrichtun- gen ausgegangen:

Tabelle 31: Planungsrichtwerte für das Bildungswesen

Schultyp Einwohner im Flächenbedarf max. Entfernung in max. Entfer- Einzugsbereich Minuten nung in km Grundschulen 2.000 - 10.000 25 qm/Schüler ca. 10 Min. (700 m) Schulspielfläche 41 qm Hauptschulen 10.000 - 50.000 25 qm/Schüler ca. 15 - 20 Min. 1,0 - 1,3 km Schulspielfläche 41 qm Gymnasien 50.000 - 120.000 25 qm/Schüler (Schul- ca. 20 Min. Fahr- (1,3 km Fuß- spielfläche 41 qm) rad/ÖPNV weg) Quelle: Schröter, F.: „Orientierungswerte (Richtwerte) für die Planung“ im Internet: „Homepage Dr. Schrö- ter“, (URL: http://www.tu-bs.de/~schroete/index.html), Site: http://www-public.tu- bs.de:8080/~schroete/planungsrichtwerte.htm, Stand: 16. August 2005, Abruf: 7. Mai 2008

A - 22 Anhang

Spiel- und Sportanlagen

Für die Ausstattung von Kommunen mit Sportstätten wurden in der Vergangenheit eine Vielzahl von Richt- und Orientierungswerten aufgestellt. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die wichtigsten Werte. Die Richtwerte aus der Vergangenheit können jedoch nur als Orientie- rung zur Bewertung des derzeitigen Bestands dienen. Künftig werden - wie oben erwähnt - ge- rade in kleineren und mittleren Gemeinden neue Formen der Versorgung mit Sport- und Frei- zeitstätten gesucht werden müssen, um die negativen Effekte der Kostenremanenz und des demografischen Wandels zu bewältigen und der gewandelten Nachfrage entgegenzukommen. Maßnahmen müssen angepasst an die jeweilige Situation vor Ort (Altersstruktur, Anzahl aktive Vereine, räumliche Gegebenheiten, baulicher Zustand der vorhandenen Anlagen, Kostenstruk- tur usw.) individuell erarbeitet werden.

Tabelle 32: Richt- und Orientierungswerte für Spiel- und Sportanlagen

Einrichtung Schwellenwert Dimensionierung Flächenbedarf

Sporteinrichtungen Sportplätze (Schul- und Vereins- 25.000 Einwohner/Einrichtung 2,5 - 8,5 m² / Einwohner je nach Ge- sportplätze) meindegröße

Turnhallen/ Sporthallen (Schul- 0,2 - 1,5 m² / Einw. und Vereinsturnhallen) Frei- und Hallenbäder (nutzbare Flächenbedarf: Freibäder: Wasserfläche) 0,4 bis 0,7 ha je Einheit 0,1 (0,05 - 0,15) m² Wasserfläche pro EW Hallenbäder: 0,01 m² (in dicht besiedelten Ein- zugsbereichen) - 0,025 m² pro EW (in dünn besiedelten Einzugsbereichen) Spielflächen 2,5 (1 - 4) m²/ Einwohner Spielplätze für Kleinkinder bis 6 Entfernung Maximal 100 m 0,75 m² (0,5 - 1,5 ) pro Einwohner Jahren Spielplätze für Kinder von 6 bis Entfernung Maximal 400 m 0,75 m² (0,5 - 5 m²) pro Einwohner 12 Jahren Spiel- und Bolzplätze für Jugend- Entfernung Maximal 800 m (bis 0,75 (0,5 - 5) m² pro Einwohner liche von 13 und 17 Jahren 1.000 m) Flächen für Erholung und freies Entfernung Maximal 1.000 m 1,5 m² pro Einwohner Spiel für Erwachsene, Familien (Erwachsene u Familien) ma- und Senioren ximal 200 m (Senioren) Quellen: Schröter, 2005; Borchard, 1992; ISL Uni Karlsruhe, 2003; Goldener Plan Ost 1993; DOG- Richtlinie zur Schaffung von Erholungs-, Spiel- und Sportanlagen 3. Fassung, 1976; Richtlinie Berlin 1996; ARGEBAU

Anhang A - 23

Literaturverzeichnis

1. Saarländische Landesregierung: Landesentwicklungsplan, Teilabschnitt „Siedlung“, veröf- fentlicht im Amtsblatt des Saarlandes vom 4. Juli 2006, Saarbrücken 2006

2. Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung: Die demografische Lage der Nation, Berlin 2006

3. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.): Wohnungsprognose 2015, Berichte, Band 10, Bonn 2001

4. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: Raumordnungsprognose 2020/2050, Berich- te, Band 23, Bonn 2006

5. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: Infrastruktur und Daseinsvorsorge in der Fläche, in: Informationen zur Raumentwicklung, Heft 1/2, Bonn 2008

6. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: Sicherung der Daseinsvorsorge in Zeiten von Bevölkerungsrückgang und Privatisierung, Bonn 2008

7. Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Auf dem Weg zur Stadt 2030 – Leitbilder, Szenarien und Konzepte, Bonn, Berlin 2004

8. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen (BMVBW) und Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR, Hrsg.): Öffentliche Daseinsvorsorge und demographi- scher Wandel, Berlin/Bonn 2005

9. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR, Hrsg.): Infrastrukturkostenrechnung in der Regional- planung – Ein Leitfaden zur Abschätzung der Folgekosten alternativer Bevölkerungs- und Siedlungsszenarien für soziale und technische Infrastrukturen, Bonn 2006

10. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und Bundesministeri- um für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Strategien der Landes- und Regional- planung zur Bewältigung des demografischen Wandels, Endbereicht, Bonn 2006

11. Borchard, K.: Orientierungswerte für die städtebauliche Planung, Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung (Hrsg.), 1968

12. Borchard, K.: Orientierungswerte für die städtebauliche Planung, Flächenbedarf - Einzugs- gebiete - Folgekosten, Institut für Städtebau und Wohnungswesen (Hrsg.), 2. Auflage, München, 1974

13. Borchard, K., Schöning, G.: Städtebau im Übergang zum 21. Jahrhundert, 1992

14. Damm, G.R., Demografische Entwicklung - Herausforderung für die Kommunen und Land- kreise, Vortrag anl. Des Fachkongresses Zukunft Saarland, Saarbrücken 2007

15. Deutscher Städtetag, Zukunftssicherung durch integrierte Stadtentwicklung und kooperati- ves Stadtentwicklungsmanagement, II. Nationaler Städtebaukongress, Mai 2004

A - 24 Anhang

16. Deutscher Städte- und Gemeindebund (DStGB, Hrsg.): Dokumentation Nr. 39, Interkom- munale Zusammenarbeit, Berlin 2004

17. Deutscher Städte- und Gemeindebund (DStGB, Hrsg.): Dokumentation Nr. 51, Interkom- munale Zusammenarbeit: Praxisbeispiele, Rechtsformen und Vergaberecht, Berlin 2005

18. Deutsches Institut für Urbanistik (difu, Hrsg.): Formen der interkommunalen Zusammenar- beit im Rahmen der kommunalen Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik, Berlin 2005

19. Dörrenbächer, H.P., O. Kühne und J. M. Wagner (Hrsg.): 50 Jahre Saarland im Wandel, Saarbrücken 2007

20. DOG (Deutsche Olympische Gesellschaft) (Hrsg.): Der Goldene Plan in den Gemeinden – Ein Handbuch, Frankfurt am Main, Wien, 1962

21. DOG (Deutsche Olympische Gesellschaft) (Hrsg.): Richtlinien für die Schaffung von Erho- lungs-, Spiel- und Sportanlagen, II. Fassung, Frankfurt am Main, 1967

22. DOG (Deutsche Olympische Gesellschaft) (Hrsg.): Richtlinien für die Schaffung von Erho- lungs-, Spiel- und Sportanlagen, III. Fassung, Frankfurt am Main, 1976

23. DSB (Deutscher Sportbund) (Hrsg.): 3. Memorandum zum Goldenen Plan, Frankfurt am Main, 1985

24. DSB (Deutscher Sportbund) (Hrsg.): Goldener Plan Ost, Frankfurt am Main, 2. Auflage 1993

25. Enquêtekommission „demografischer Wandel“ des saarländischen Landtags: Saarland 2020, Gestaltung des demographischen Wandels durch die Kommunalpolitik, Saarbrücken 2007

26. Europäische Kommission: MEANS-Dokumente, Brüssel 1999

27. Freistaat Sachen, Staatsministerium des Innern, Abteilung Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.): Arbeitshilfe zur Erstellung und Fortschreibung Städtebaulicher Entwicklungskon- zepte, Dresden, 12.08.2005

28. Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH: Regionales Einzelhandelskonzept Saarland, Ludwigsburg 2004

29. Industrie und Handelskammer Saarland: Älter werden – und trotzdem erfolgreich?, Saar- brücken 2007

30. Industrie und Handelskammer Saarland: Wirtschaft im Saarland, Saarbrücken, Ausgabe 10/2007

31. Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes Nordrhein- Westfalen (ILS NRW), Fachbereich Stadtentwicklung und Wohnungswesen (Hrsg.): Auf- taktveranstaltung der Werkstattreihe: „Integrierte Stadtentwicklungskonzepte“ – Dokumen- tation der Auftaktveranstaltung, Dortmund 2005

32. Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes Nordrhein- Westfalen (ILS NRW), Fachbereich Stadtentwicklung und Wohnungswesen (Hrsg.): Werk-

Anhang A - 25

stattreihe: „Integrierte Stadtentwicklungskonzepte“ – Dokumentation des zweiten Werk- stattgespräches, Dortmund 2005

33. isoplan: Landesprogramm „Stadt-Vision-Saar“, Zwischenevaluierung im Auftrag des MfU, Saarbrücken 2003

34. isoplan/Spellerberg: Wohnungsmarktanalyse für die Innenstadt von Völklingen, Saarbrü- cken/Kaiserslautern 2004

35. Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung: Gemeinschaftsini- tiative Stadtumbau Hessen - Interkommunale Kooperation, Wiesbaden 2006.

36. Kersten, J.: Mindestgewährleistungen im Infrastrukturrecht. In: BBR-Informationen zur Raumentwicklung, Heft 1 / 2, 2008

37. Landesentwicklungsgesellschaft Saar (LEG),Flächenkonstanz Saar,- Wege für das Land, Gutachten im Rahmen von REFINA, Saarbrücken 2008

38. Landesregierung des Saarlandes: Für alle die Zukunft gestalten möchten: das Saarland. Innovationsstrategie 2015, Saarbrücken 2007

39. Leader+ Aktionsgruppe Hohenlohe-Tauber (Hrsg.): Dorf Komm! Dörfer beleben – Fläche sparen Leitfaden für Kommunen, Schwäbisch Hall 2005

40. LEIPZIG CHARTA zur nachhaltigen europäischen Stadt, erstellt von den für Stadtentwick- lung zuständigen Ministern und Ministerinnen der Mitgliedsstaaten der Europäischen Uni- on, Leipzig 24.5.2007

41. Lombriser, R. u.a.: Strategisches Management, Zürich 1998

42. Meyer, J.A.: Regionalmarketing, München 1999

43. Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg (Hrsg.): Arbeits- hilfe zur Erstellung von integrierten Stadtentwicklungskonzepten INSEK auf Grundlage des „Masterplan Starke Städte“ des Landes Brandenburg, Potsdam, Dezember 2006

44. Ministerkonferenz für Raumordnung: Entschließung der 31 Ministerkonferenz vom 13.10.2003 in Berlin, in: Öffentliche Daseinsvorsorge und demographischer Wandel, Ber- lin/Bonn 2005

45. Saarländische Landesregierung: Den demografischen Wandel gestalten. Demographiebe- richt der saarländischen Landesregierung, Saarbrücken, September 2007

46. Saarland, Ministerium für Umwelt: Modellvorhaben zur Eindämmung des Landschafts- verbrauchs durch innerörtliche Entwicklung (MELANIE). Demografischer Wandel – Heraus- forderung und Chance für den ländlichen Raum. Ideen und Beispiel, Saarbrücken 2004

47. Saarland, Ministerium für Umwelt: Saarländisches Klimaschutzkonzept 2008 - 2013, Saar- brücken 2008

48. Saarländisches Ministerium für Umwelt: Plan zur Entwicklung des ländlichen Raumes im Saarland gemäß Verordnung (EG) Nr. 1698/2005, Saarbrücken 2007

A - 26 Anhang

49. SBB/LEG Saar: Masterplan Industrieflächen, Masterplan zur Entwicklung von großen, zu- sammenhängenden Industrieflächen im Saarland, Saarbrücken 2007

50. Schwarting, G.: Der kommunale Haushalt heute und morgen, Mainz 2004

51. Spellerberg, A.: Demographie und Infrastruktur, Anhörung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung, Berlin 2006

52. Statistisches Amt Saarland: Demographiebericht der saarländischen Landesregierung, Saarbrücken 2007

53. Statistisches Amt Saarland: Trendreport Demografie, Analysen und Zeitreihen zur zukünf- tigen Entwicklung im Saarland – 11. koordinierte und regionalisierte Bevölkerungsvoraus- berechnung, Saarbrücken 2008

54. Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050 - 11. koordinierte Bevölke- rungsvorausberechnung, Wiesbaden 2006

55. Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr (Hrsg.): Richtlinien zur Förderung städtebauli- cher Maßnahmen (Städtebauförderrichtlinie - ThStBauFR), Anlage 10 – Leitfaden zur Er- arbeitung von integrierten Stadtentwicklungskonzepten (Stadtumbaukonzept – ISEK), Er- furt 2005

Verzeichnis der Quellen aus dem Internet

1. Arbeitsgruppe schrumpfende-stadt.de: www.schrumpfende-stadt.de; Stand: 11.02.2008

2. Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung: www.berlin-institut.org, Stand: 03.03.2008

3. Bertelsmann Stiftung: Demographiemonitor, www.aktion2050.de, Stand:11.03.2008

4. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: www.bbr.bund.de: Stand: 21.02.2008

5. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz: www.agrarinfo.rlp.de; Stand: 06.03.2008

6. ILEK-Südwestpfalz: www.ilek-suedwestpfalz.de; Stand: 13.03.2008

7. Institut für Städtebau und Landesplanung der Uni Karlsruhe: www.isl.uni-karlsruhe.de; Stand: 22.02.2008

8. Schröter, F.: Orientierungswerte (Richtwerte) für die Planung: www.tu-bs.de/~schroete/index.html, Site: http://www-public.tu-bs.de:8080/~schroete/planungsrichtwerte.htm, Stand: 22. Februar 2008