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Kultur

Der Balkan, das sind die anderen Europa In Belgrad, , Skopje demonstrieren die Bürger. Ist Südosteuropa, das jüngste europäische Kriegsgebiet, rückständig oder Avantgarde? Eine Erinnerung von Alida Bremer

Die Autorin Bremer, 58, geboren in Split, lebt eine orientalische Tradition zu berufen den Toren Europas warten. Neuerdings in Münster. Gerade gab sie mit Michael Krüger schien! Das war haarsträubend. Nicht ein - zeugen die arabischen und die afrikani - die Anthologie „Glückliche Wirkungen“ heraus, mal , die beste Rockband schen Flüchtlinge auf der „Balkanroute“ eine literarische Reise durch die 57 Staaten Jugoslawiens, hörte ich damals gern. Das von der Unbarmherzigkeit Europas. Die der OSZE. tolle Leben spielte sich in meinen Vorstel - erneute finanzielle Pleite Griechenlands lungen irgendwo im Westen ab. passt in das Bild. Etwas Besseres sind die s war im Sommer 1979, die Semester - Jenes Jahr 1979 begann in Griechenland Griechen also doch nicht geworden. ferien hatten begonnen. In der Welt mit der Neujahrsansprache des Präsiden - Wie stark ist ihr gegenwärtiger Drang, Ewar wie immer viel los, die Isla - ten Tsatsos, der verkündete, dass „Europa „den Balkan“ zu verlassen und „zurück mische Republik Iran war unter der revo - nach Griechenland zurückkehrt“. Bis zur nach Europa“ zu kommen? Ich stellte dem lutionären Führung von Ajatollah Khomei - vollen Mitgliedschaft in der EG dauerte es kroatischen Autor Jurica Pavičić diese Fra - ni gegründet worden, die Russen versuch - dann freilich noch zwei Jahre, aber Grie - ge, und seine Skepsis wirkte ernüchternd ten, in Afghanistan den Kommunismus zu chenland wurde damals zum Westen, ob - auf mich: „Auf wen soll ein Klub noch an - retten, der Papst besuchte Polen, Margaret wohl der Name „Europa“ seit je grie - ziehend wirken, in dem Großbritannien, Thatcher war Premierministerin geworden. chischen Ursprungs war. Bei uns hielt sich Norwegen und Island nicht Mitglied sein Um uns herum war es ruhig. Josip Broz zwar hartnäckig der abwertende Spruch wollen und in dem Viktor Orbán, Beata Tito lebte noch, und die Menschen in Jugo- „verschuldet wie Griechenland“, der nach Szydło oder Liviu Dragnea das Sagen ha - slawien beschlich bisweilen der fatalisti - dem Staatsbankrott von 1893 aufgekom - ben?“ Die Regeln in diesem Klub seien sche Gedanke, dass er ewig leben würde. men war, doch mit ihrem Beitritt in die nur scheinbar jene Werte, die wir einst als Ich staunte nicht schlecht, als ich aus EG waren die Griechen eindeutig zu etwas „Europa“ anstrebten. Auch die Dümmsten Belgrad, wo ich studierte, an die heimatli - Besserem geworden. hätten begriffen, dass man sich nur ver - che Adria kam und mein kleiner Bruder Die griechische Formulierung „Europa stellen müsse, bis man endlich im Klub mir anstelle der üblichen Bewunderung so kehrt zurück nach Griechenland“ haben sei – und dann könne man sich entspannen etwas wie Verachtung entgegenbrachte. andere Länder aus dem Südosten des Kon - und sein wahres Gesicht zeigen: „Nach „Der Rock ’n’ Roll ist tot“, sagte er, und tinents gelegentlich in die Aussage „Wir einem Beitritt verwandeln sich die osteuro- seine Augen verengten sich, „ihr alten Hip - kehren zurück nach Europa“ verwandelt, päischen Politiker schnell in Borats“, pies habt ausgedient. Es lebe der Punk!“ als sie – viel später – für einen EU-Beitritt schrieb er. Ein Aufstand unter dem eigenen Dach an die Reihe kamen. Doch von wo kehrten Damit wollen sich zum Glück nicht alle und um den eigenen Plattenspieler! Das sie eigentlich zurück? Und wohin begaben Menschen abfinden. Im Frühjahr vergan - Lied, das ich mir auf der Stelle anhören sie sich? Es handelte sich nicht um Geo - genen Jahres gab es eine Reihe von Mas - musste, wollte ich überhaupt noch mit mei - grafie, sondern um etwas diffus definierte senprotesten in Kroatien, Serbien und in nem Bruder im Gespräch bleiben, hieß und schwer erlernbare Werte. Mazedonien; neuerlich in Polen und in „Balkan“. Gesungen von der Band Azra, Noch sechs weitere Länder hoffen gegen - Rumänien. In Kroatien protestierten die die benannt war nach einem bosnischen wärtig, dass Europa zurück zu ihnen kommt Bürger gegen die Zerstörung der Bildungs - Sevdalinka-Lied, das wiederum die Verto - oder sie zurück nach Europa: Im Südosten reform, in Serbien bildete sich eine große nung eines rätselhaften Gedichts von Hein - klafft heute das letzte schwarze Loch der Bewegung gegen die Zerstörung eines rich Heine ist: „Ich heiße Mohamet / und Nicht-EU-Mitglieder, bestehend aus Alba - alten Stadtviertels und gegen die harsche bin aus Yemen, / und mein Stamm sind nien, Kosovo, Mazedonien, Serbien, Monte - Willkür der Regierenden, in Mazedonien jene Asra, / welche sterben, wenn sie lie - negro, Bosnien und Herzegowina – Länder, hielt die „bunte Revolution“ am längsten ben.“ Sevdah, das heißt auf Türkisch Liebe, die jahrhundertelang unter türkischer Herr - an, in Polen und in Rumänien verbuchten auf Arabisch schwarze Galle – die Sevda - schaft standen. Bisweilen scheint es, dass die Protestierenden sogar einige Erfolge. linka sind melancholische Liebeslieder mit ihr Enthusiasmus schrumpft, während das orientalischer Thematik, in die sich das Vertrauen in die europäischen Werte auf ie „bunte Revolution“ habe zur Gedicht von Heine perfekt einfügte. An - eine harte Probe gestellt wird. Nicht nur, Demokratisierung der Opposition geblich wurden derartige Lieder in Bos - dass sie selbst schon seit einer Ewigkeit vor Dbeigetragen, meint der mazedoni - nien und Herzegowina besonders von den sche Schriftsteller Robert Alagjozovski. Österreichern geschätzt, als diese das Land „Außerdem wurde sie von Künstlern und nach dem Zerfall des Osmanischen Reichs Intellektuellen gestaltet, die die Klientel - annektierten ... was dann in der Folge zum politik der Regierung ablehnen. Sie sind Attentat von Sarajevo führte ... und zum gegen jeden Nationalismus, für eine echte Ersten Weltkrieg ... doch so weit wollte Der Traum von Europa Demokratie und für eine multikulturelle, ich bei allem Staunen über die Verände - meinte einen pluralistische Gesellschaft.“ rungen, die mit meinem kleinen Bruder Die „bunten Revolutionäre“ brauchen vorgegangen waren, nicht gehen. Ort der Freiheit, der die europäische Solidarität. Der allzu zarte Er lehnte sich also gegen die von Wood - Druck der EU auf den Beitrittskandidaten stock geprägte Musikkultur auf, in der ich Toleranz und Mazedonien lässt viele Menschen dort ihn erzogen hatte, und setzte dieser eine der Rechtsstaatlichkeit. resignieren. Sie fürchten, dass ihr Land in einheimische Band entgegen, die sich auf den Klauen einer nationalistischen korrup -

124 DER SPIEGEL 13 / 2014 lung nach Westen entkommen, sondern die Dinge vor Ort verändern. Die Kids gingen neuerdings davon aus, dass Tito doch einmal sterben würde, und began - nen, kurz vor seinem Tod alles zu hinter - fragen. Er starb am 4. Mai 1980. Bald ver - fiel auch ich der Magie, die von Branimir („Johnny“) Štulić ausging. Der Frontmann von Azra, eine der angesehensten Per - sönlichkeiten der alternativen jugoslawi - schen Kultur, sang: „Ich rasiere meinen Bart ab, damit ich den ähnlicher werde.“ Pankrti, Die Bastarde, so nannte sich die erste jugoslawische Punkband. Die Pankrti stammten aus Slowenien, aber in der „Neuen Welle“ dachte man damals nicht national.

o war Jugoslawien, zehn Jahre bevor es zerfiel: Slowenien, die westlichste STeilrepublik, importierte Feminismus, Punk und Jacques Lacan, in Kroatien ent - zog sich die Zeitung der Sozialistischen Ju - gend der sozialistischen Langeweile und wurde zu einem Stützpunkt des freien Denkens und der Neuen Welle, in Serbien schrieb der charismatische Musiker Vlada Divljan den ersten Pro-Gay-Song Jugo - slawiens „Selten seh ich dich mit den Mädchen“. Im Belgrader Studentischen Kultur- zentrum SKC erlebte ich einige Jahre spä - ter die Band Azra zum ersten Mal live. Der ganze Saal fiel in Trance, als Johnny P F

A „Polen in meinem Herzen“ sang – gemeint

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S war Solidarität mit Solidarność. Er sang V O

S auch „Die Hurensöhne“, und wir sangen A N A

T mit – es ging um die einheimischen „roten“ A

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E Bonzen genauso wie um alle „Imperialis - B O

R ten“, die aus dem Westen und die aus dem Bremers Bruder 1980 bei Punkkonzert in Split, Demonstranten in Skopje 2016 Osten. Und – das war der Höhepunkt des Das richtige Gespür für die neue Zeit Abends – „Balkan, mein Balkan, sei voller Kraft und lass es dir gut gehen“. Ein Hauch von Selbstbestimmung, eine Ahnung von ten Elite verbleibt, die mit den Ländern in der Freiheit, der Toleranz und der Rechts - „europäischen Werten“ in eigener Regie der Nachbarschaft verfeindet sein wird staatlichkeit. Die Protestbewegungen – die wehte durch den Saal. und sich auf eine vermeintliche Freund - jüngste in Rumänien war bisher die erfolg - Die bulgarische, in den USA lehrende schaft mit Russland stützt. Auch in Serbien reichste – verteidigen ebendieses Europa. Historikerin Maria Todorova hat in ihrer erwarten die Protestierenden mehr Druck Sie verteidigen jene Werte, von denen sie Studie „Die Erfindung des Balkans“ in seitens der EU. Nur in Kroatien kann man geträumt haben, während sie in undemo - Analogie zum Orientalismus von Edward leider keinen Druck mehr ausüben – das kratischen Systemen lebten. Sie verteidi - Said den Begriff „Balkanismus“ geprägt Land ist seit 2013 Mitglied der EU. Aus gen Europa auch gegen Politiker in ihren und darauf verwiesen, dass „der Balkan“ Kroatien kommen auch freundliche War - Ländern, die die Demokratie benutzen, eine Kons truktion sei, eine kolonialis- nungen in Richtung der Nachbarn: Erwar - um sie abzuschaffen. Die sogar die Mit - tische Projektion des Westens. Unter tet nicht allzu viel von der Mitgliedschaft gliedschaft in der EU anstreben, um dann dem Druck dieser Projektion beginnen in der EU! Das Beispiel Rumänien zeigt die europäischen Werte abzuschaffen. Die die Menschen, ein negatives Selbstbild zu dagegen: Sein „Europa“ soll sich jeder Protestierenden kämpfen, um vor Ort verinnerlichen. Niemand auf dem Balkan, selbst erschaffen. diese europäischen Werte durchzusetzen. so ihre These, möchte zugeben, dass er Was machte „Europa“ als Sehnsuchtsort Und zwar mit den letzten Kräften. Viele vom Balkan stammt. Der Balkan, das sind aus, zu dem viele Länder aus dem Süd - junge und gebildete Menschen verlassen die anderen. Sie hatte in vieler Hinsicht osten „zurückkehren“ wollten? Bestimmt den Südosten Europas. In Kroatien spricht recht – aber sie kannte vermutlich das nicht der Nationalismus, der rigide Kon - man von einem Exodus. Lied von Azra nicht. Der positive Bezug servativismus, der Populismus, der Revi - In jenem Sommer 1979 zeigte mein klei - auf den Balkan in diesem Lied war die sionismus, die Intoleranz, die Unterdrü - ner Bruder das richtige Gespür für die Geste einer antikolonialistischen Revolte; ckung der Meinungsfreiheit, die Korrup- neue Zeit, die in Jugoslawien angebrochen die bekannteste Strophe lautet: „Wir sind tion, die Feindschaft Migranten gegenüber! war: Man wollte der lokalen sozialisti - Zigeuner / vom Schicksal verflucht, / im - Der Traum von Europa meinte einen Ort schen Ödnis nicht mehr mit einer Umsied - mer kommt jemand aus unserer Nach-

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barschaft, / um uns zu bedrohen.“ Das überholt. Der von der Akademie der Wis - war eine unheimliche Vorahnung. senschaften und Künste angestachelte ser - Neulich, mehr als 33 Jahre nach jenem bische Nationalismus rollte wie eine Dampf - Azra-Konzert im Studentischen Kulturzen - walze über die elektrischen Gitarren, die trum SKC, schrieb mir der serbische Schrift - Comics und Graffiti, die Animationsfilme steller Saša Ilić: „Das SKC wird es bald und Shortstorys, die Debatten über die Post - nicht mehr geben. Im SKC hatten sich nach moderne und über die Filme von Tarkowski. 1968 die konzeptuelle Kunst und der alter - Anstelle von Vlada Divljan verehrte man native Film entwickelt, es wurden dort Le - nun Slobodan Milošević. sungen, Konzerte, Ausstellungen veranstal - Man musste nicht lange darauf warten, tet, doch die aktuelle serbische Regierung dass auf die aggressiven nationalistischen hat entschieden, diese Institution zu schlie - Töne, die aus der Mitte des größten Volkes ßen und das Gebäude irgendeinem auslän - im Vielvölkerstaat zu vernehmen waren, na - dischen Investor zu geben, um dort ein tionalistische Antworten aus den klei neren Shoppingzentrum oder ein Hotel zu eröff - Völkern folgten. Der Generation meines nen. Das ist die Art, wie man sich hier EU- Bruders wurden Einberufungsbefehle zuge - tauglich machen möchte: indem man die stellt. Die Idole der neuen, die Freiheit lie - Kultur vollständig dem freien Markt über - benden Jugend wurden durch Demagogen, lässt.“ Man hat häufig das Gefühl, dass in Populisten, Kriegstreiber und -profiteure er - den osteuropäischen Ländern, deren Poli - setzt. Musiker verschwanden irgendwo im tiker sich europa freundlich geben, etwas Westen oder landeten in den Schützengrä - sehr gründlich missverstanden worden ist. ben, Schriftsteller wurden zu Kriegsrepor - tern, Soziologen und Philosophen zogen euerdings kann man in den westli - sich zurück in die neu gegründeten Frie - chen Medien besorgte Stimmen denszentren, die nur noch die Kriegsverbre - Nvernehmen, die vor einem zuneh - chen dokumentieren konnten. Natio nalisten menden Einfluss Russlands und der Türkei aller Farben kehrten aus dem Exil zurück, in dieser Region warnen. Der kroatische in dem sie seit 1945 lebten. Flüchtlings - Schriftsteller Jurica Pavičić schrieb mir: kolonnen machten sich auf den Weg. „Der exjugoslawische Raum funktioniert Ich lebte in Deutschland. Ein leichtes heute nach dem Prinzip der nationalisti - Naserümpfen begleitete die Äußerungen schen Teilungen wie in der Epoche vor der über die Völker „dort unten“. Marion Grä - illyrischen Bewegung: Die orthodoxen fin Dönhoff schrieb 1991 in der „Zeit“: Christen schielen in Richtung Moskau, die „Aber wenn sie denn ihren serbokroati - Muslime schauen nach Istanbul, und der schen Haß unbedingt ausleben wollen, einzige Unterschied zu damals ist, dass die dann sollte man sie eben lassen.“ Man frag - Katholiken nicht mehr nach Wien, sondern te mich: „Wieso entstehen auf dem Balkan One Day I Will nach Berlin blicken sowie – zunehmend neue Grenzen, während wir hier in der „Was willst du werden, wenn du groß bist?“ weniger – nach Brüssel. Um 1850 war die EU gerade dabei sind, die Grenzen abzu - Der Fotograf Vincent Tremeau hat diese Antwort auf das unerträgliche religiös- schaffen? Wir vereinigen uns, und ihr Frage Kindern in Krisengebieten Afrikas ethnische Sektierertum die illyrische Idee trennt euch!“ In diesen Fragen klang die gestellt; im vom Krieg gezeichneten Kongo, des Jugoslawentums. Heute ist leider auch Vorstellung durch, der Balkan sei eben zu - diese Antwort verspielt.“ Und doch seien rückgeblieben. Damals konnte man natür - in Mali, im Niger, einem der ärmsten Län - weder Russland noch die Türkei wirkliche lich nicht voraussehen, dass 26 Jahre später der der Welt. Tremeau bat die Kinder, sich Alternativen. Für diese Region, in der die der Brexit kommen würde. Und Rufe nach für ein Porträtfoto zu verkleiden, ihren korrupten Eliten gewohnt sind, den Natio - anderen Exits. Berufswunsch mit Gegenständen oder Klei - nalismus zu nutzen, um ihre Machenschaf - Populismus und Nationalismus, den Auf - dungsstücken darzustellen. So fotografier - ten zu verdecken, ist nur noch Europa als stieg der Ignoranten, den Vormarsch der te er in den vergangenen Jahren zukünftige Hoffnung geblieben – aber nicht das Ungebildeten, die Verunsicherung der Öf - Diamantensammler, Piloten, Ladenbesitzer, Europa, das von den lokalen Politikern fentlichkeit durch die Produktion von Fake Journa listen, Krankenschwestern, Soldaten ausgetrickst wird, sondern jenes Europa, News, die Verabschiedung europäischer und mehrere Staatspräsidenten – und das in den neuesten Protestbewegungen Werte – all das, was vor 26 Jahren balka - verteidigt wird. Jenes Europa, dem es gut nisch anmutete, erleben wir heute nicht fragt: „Wie können wir diesen Kindern hel - geht, wenn es auch dem Balkan gut geht. nur in der EU, sondern auch in den USA. fen, ihre Träume zu verwirklichen?“ Die „Neue Welle“ aus den frühen Acht - Vielleicht ist es noch nicht zu spät, um zigern des 20. Jahrhunderts, dieser Schwa - vom Balkan etwas zu lernen. Die Lektion Sehen Sie die Visual Story im digitalen nengesang der jugoslawischen Jugend- Nummer eins lautet: kein Nationalismus. SPIEGEL, oder scannen Sie den QR-Code. kultur, war auch gegen das Establishment Die Lektion Nummer zwei: Europa hat gerichtet. Außerdem strotzte die „Neue nur dann Sinn, wenn es auch Europa Welle“ von einem ironisch-liebevollen bleibt – ein Ort der Demokratie, der Mei - Selbstbewusstsein jenseits aller nationalis - nungsfreiheit und der Rechtsstaatlichkeit. tischen Gefühle. Der Balkan als Ort der Die Lektion Nummer drei: Auch wenn der Herkunft war ein Fluch, und genau das Punk mit leichter Verzögerung in den war cool, so wie eine Ratte auf der Schul - Balkan gekommen war, heißt es nicht, dass ter und ein Gesicht voller Piercings. es ihm dort schlecht ergangen ist. Die Dieses Aufblühen der jugoslawischen Ju - Allianz mit den Sevdalinka-Liedern hat JETZT DIGITAL LESEN gendkultur wurde allerdings bald von rechts ihm gutgetan. n

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