PROJEKTBERICHT

Aufbau des Jugendforums -Wiedenbrück

Projektzeitraum: Mitte Februar bis Ende Dezember 2018 Projektträger: Volkshochschule Reckenberg-Ems, Luise-Hensel-Saal

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Inhaltsverzeichnis

ZIEL UND STRATEGIE ...... 4

PHASE I: INITIIERUNG DES JUGENDFORUMS (Februar und März) ...... 5

1. Tagesseminar: „Zukunft (in) der Demokratie“ ...... 5

2. Tagesseminar: Auswertung der Zukunftswerkstatt ...... 7

3. Liste der JUFO-Mitglieder in Phase I ...... 13

PHASE II: ARBEIT IN KLEINGRUPPEN ( bis Juli) ...... 14

1. Aktionsgruppen „besseres Internet“ und „Schultoiletten“ ...... 15

2. Aktionsgruppe „Müllproblematik“ ...... 16

3. Aktionsgruppe „Attraktionen für Jugendliche“ ...... 16

4. Aktionsgruppe „Stärkung der SV“ ...... 17

5. Gesamtevaluation...... 17

6. Liste der JUFO-Mitglieder in Phase II...... 18

PHASE III: NEUAUSRICHTUNG DES JUFO ( bis ) ...... 19

1. SV-Workshop als Netzwerktreffen und Auftakt zur Weiterentwicklung des JUFO ...... 20

a) Liste der Teilnehmenden am SV-Workshop ...... 31

2. „Demokratie-Party“ als informeller Auftakt zur Weiterentwicklung des JUFO ...... 32

a) Liste der Teilnehmenden an der „Demokratie-Party“...... 33

3. „Demokratie, eine Frage des Glaubens? Islamismus, eine Frage es Unglaubens?“ ...... 33

a) Liste der Teilnehmenden am Demokratie-Workshop ...... 39

4. Was haben Handballsport und Jugendmannschaften mit Demokratie zutun? ...... 40

a) Liste der Teilnehmenden am Demokratie-Workshop ...... 50

5. „Demokratisches Chillen“ ...... 50

a) Liste der Teilnehmenden am „Demokratischen Chillen“ ...... 52

FAZIT UND AUSBLICK ...... 53

GESAMTKOSTENAUFSTELLUNG ...... 55

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ZIEL UND STRATEGIE

Für die Initiierung und den Aufbau des Jugendforums (JUFO) ist in Absprache mit dem Federfüh- renden Amt und der Regiestelle die VHS Reckenberg-Ems, bei der auch die Koordinierungs- und Fachstelle untergebracht ist, als Trägerin festgelegt worden. Sie übernimmt die Vorfinanzierung und Dokumentation dieses Gesamtprojektes und bekommt die entstandenen Kosten durch den Ju- gendfond der „Demokratiepartnerschaft Rheda-Wiedenbrük“ aus den Mitteln des Bundespro- gramms „Demokratie leben!“ erstattet. Alle Projektbeteiligten sind sich darin einig, dass den Kin- dern und Jugendlichen keine formalistische Struktur übergestülpt werden soll. Stattdessen lauten die demokratiepädagogischen Kernprinzipien:

 Die Initiierung und Entwicklung des JUFO soll prozess- und teilnehmerorientiert ablaufen.

 Die Kinder und Jugendlichen sollen in ihrer Organisationform, Themenwahl und Budgetie- rung so frei wie möglich sein.

 Die Kinder und Jugendlichen sollen alle Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Die Un- terstützungsformate sollen im Rahmen der Möglichkeiten eng mit den JUFO-Mitgliedern konzipiert werden. Die Begleitpersonen (Demokratie-Teamer) bekommen eine Aufwands- entschädigung und sollen bestenfalls ältere Jugendliche bzw. junge Erwachsene sein, die Er- fahrungen in der Konzeption und Durchführung von Projekten haben. Der Aufbau eines fes- ten Pools aus Demokratie-Teamern ist angestrebt.

 Die Hauptzuständigkeit für das Projekt liegt beim Koordinator. Die Einrichtung etwaiger As- sistenzstellen ist projektbezogen möglich.

Ausgehend hiervon hat der Koordinator (nachdem im November 2017 die erste Demokratiekon- ferenz durchgeführt und im Januar 2018 der Begleitausschuss initiiert wurde) Mitte Februar 2018 eine Auftaktveranstaltung für das JUFO organisiert und sich zur Aufgabe gemacht, den weiteren Verlauf schrittweise gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen zu entwickeln. Auf diesem Wege lässt sich die Entwicklung des JUFO für das Jahr 2018 in drei Phasen einteilen:  Phase 1: Initiierung durch zwei Tagesworkshops (Februar und März 2018),  Phase 2: dezentrale Arbeit in Aktionsgruppen (April bis Juli)  Phase 3: Neuausrichtung des JUFO (September bis Dezember)

Diese Phasen werden nachfolgend separat beschrieben. Im Fazit werden Strukturelemente für die Verstetigung des JUFO als Ausblick für 2019 und 2020 festgehalten.

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PHASE I: INITIIERUNG DES JUGENDFORUMS (Februar und März)

Die erste Phase bestand im Ganzen aus zwei Tagesseminaren. Die erste Veranstaltung wurde im 14. Februar 2018 von 8:30 bis 14:30 Uhr durchgeführt. Das zweite Tagesseminar fand am 19. März von 10 bis 15 Uhr statt. Ziel dieser beiden Veranstaltungen war es, engagierte Jugendliche aus Rheda-Wiedenbrück zusammen zu bringen, ihnen die Möglichkeit zum Kennenlernen und zum Austausch zu geben, eine intensive schulübergreifende Zusammenarbeit anzustoßen und vor allem die Chancen aufzuzeigen, die das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und speziell das Jugendforum dafür bieten. Nachfolgend wird der Verlauf beider Veranstaltungen skizziert.

1. Tagesseminar: „Zukunft (in) der Demokratie“

Eröffnet wurde das Tagesseminar vom Koordinator Demokrat Ramadani, der den Jugendlichen die Grundzüge des Bundesprogrammes „Demokratie leben!“ als ganzheitlichen Ansatz zur Förde- rung eines vielfältigen, gewaltfreien und demokratischen Miteianders durch Strukturmaßnahmen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene sowie bundesweite Modellprojekte vorgestellt hat. Als nächstes hat der Koordinator das Ziel und die Grundstruktur der „Demokratiepartnerschaft Rheda- Wiedenbrück“ beschrieben, indem er die drei Organe Demokratiekonferenz, Begleitausschuss und Jugendforum mit ihren jeweiligen Aufgabengebieten und finanziellen Ausstattungen dargestellt hat. Abschließend hat Demokrat Ramadani den Schüler*innen den Zusammenhang zwischen ihrer Arbeit als Schülervertreter*innen und dem Ziel des Jugendforums dargelegt.

In drei Workshop-Gruppen aufgeteilt, haben die Teilnehmenden sodann eine Zukunftswerkstatt durchgeführt. In Anleitung von sechs Demokratie-Teamern haben sie mit Hilfe der Methode des Biographischen Profils zunächst einmal für sich herausgearbeitet, was sie als Person auszeichnet, wofür ihr Herz schlägt, warum sie an der Auftaktveranstaltung teilnehmen und was sie davon er- warten. Im zweiten Schritt haben sie in Vierergruppen diskutiert, was in ihren Klassen und Jahr- gängen, in der SV und an ihren Schulen sowohl als positiv und negativ erachten. Im dritten Schritt haben die Workshop-Gruppen gesammelt, was in Rheda-Wiedenbrück gut läuft und was noch verbessert werden kann. Die Ergebnisse zu den negativen Aspekten sind auf Karteikarten festge- halten und an Pinnwände angebracht worden. In der Gesamtgruppe wurden die Brainstorming- Resultate aller Workshop-Gruppen ausgestellt. Die Teilnehmenden haben diese dann betrachtet und diskutiert. Abschließend bekamen die Jugendlichen jeweils 12 blaue Klebepunkte, um diese auf die zusammengetragenen Karten verteilen zu können.

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Zum Schluss haben die Teilnehmenden diskutiert, wie sie nun weiter verfahren wollen. Hier haben sich drei Vorgehensweisen herauskristallisiert:

1) Unter den Anwesenden werden 10 Jugendliche bestimmt, die die Ergebnisse sichten und überlegen, wie die Weiterarbeit aussehen kann. 2) Es wird eine Woche bestimmt, in der sich Montag bis Freitag jeweils die Leute treffen, die an diesen Tagen Zeit haben. In diesen Gruppen werden dann bestimmte Themen aus- gewählt und deren Weiterarbeit vorbereitet. 3) In vier bis sechs Wochen findet ein weiteres Tagesseminar unter Begleitung der Demo- kratie-Teamer und des Koordinators statt. Hier soll die Auswertung der Zukunftswerk- statt gemeinsam erfolgen, um daran anschließend Pläne für das weitere Vorgehen zusam- men zu entwickeln.

In einer Abstimmung hat die Mehrheit der Anwesenden für die dritte Variante gestimmt. Zum Schluss wurden die Jugendlichen gebeten, einen Feedbackbogen auszufüllen. Dieser besteht aus vier Aussagen als Einschätzungen zur Auftaktveranstaltung. Die Jugendlichen konnten dazu durch Ankreuzen angeben, ob sie der Aussage zustimmen, teils/teil oder nicht zustimmen.

 Der Kurzvortrag hat mich über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und die „Demokratie- partnerschaft Rheda-Wiedenbrück“ gut informiert. o Stimmt: 23 o Teils/ teils: 2 o Stimmt nicht

 In den Kleingruppen konnte ich meine Gedanken, Ideen und Wünsche gut einbringen. o Stimmt: 23 o Teils/ teils: 2 o Stimmt nicht

 Die Veranstaltung war insgesamt eine gute Möglichkeit, um andere SV-Leute kennen zu lernen und eine Zusammenarbeit aufzubauen. o Stimmt: 19 o Teils/ teils: 6 o Stimmt nicht

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 Verbesserungsvorschläge für das nächste Mal: o Mehr nach einzelnen Personen fragen (ihre Meinung) o Nichts o doof dass einige sich verspätet haben o Sagen, dass man Handys mitbringen muss o Einige Teilnehmer müssen lauter sprechen o Allen zuhören o Besseres Essen (nicht nur vegetarische Pizza) und Cola zum Trinken o Mehr Informationen über das Projekt an den jeweiligen Schulen o So wie heute weiter machen o Mehr Zeit zum Reden o Mehr Zeit zum Kennenlernen o Kontakt zwischen den Kleingruppe größer machen

Die gesamte Veranstaltung wurde filmisch festgehalten. Daraus ist der Kurzfilm „Jugendforum Rheda-Wiedenbrück, die Zukunft der Demokratie“ als Videodokumentation entstanden. Er ist öf- fentlich einsehbar unter: https//www.youtube.com/watch?v=0zzkFCCX64E&t=47s.

2. Tagesseminar: Auswertung der Zukunftswerkstatt

Der zweite Tagesworkshop fand am 19. März von 10 bis 15 Uhr statt. Zu Beginn fasste der Koor- dinator den Ablauf der vorherigen Veranstaltung zusammen und führte den oben erwähnten Kurz- film vor. Die Teilnehmenden beschäftigten sich als nächstes in Begleitung durch sechs Demokra- tie-Teamer mit den Resultaten der Zukunftswerkstatt. Dazu wurden ihnen die Arbeitsergebnisse ausgehändigt, die durch den Koordinator im Nachgang der ersten Veranstaltung verschriftlicht worden waren. In der ersten Diskussion der Resultate entschieden sich die Teilnehmenden dazu, aus der Negativliste die Aspekte auszusuchen, an deren Verbesserung sie arbeiten wollen.

Was ist negativ… Punkte

… in meiner Klasse/ Kein Respekt seitens der Lehrer 5 in meinem Jahrgang Viele Schulbücher sind kaputt und veraltet 3

Lauter Unterricht 3

Manche Schüler gehen respektlos mit anderen um 3

Häufig Streit im Jahrgang 2

Klasse ist meistens unruhig 2

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Falsche Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern 2

Unvollständige oder gar keine Hausaufgaben gemacht 1

Klassen sind oft laut 1

Lehrer gehen nicht auf uns ein 1

Verhältnis zwischen den Schülern ist nicht immer gut 1

Man darf nicht im Unterricht trinken 1

Parallelklassen Katastrophe Lautstärke 1

Lästern oft über andere 1

Gruppenbildung 1

Wenig Ausflüge/ Klassenfahrten 1

In der Jahrgangsstufe gibt es häufig streit

Dass wir nur 2 Klassenfahrten haben! 1) in der fünften Klasse, 2) in der zehnten Klassen

Unter den Tischen klebt häufig Kaugummi

Lehrer übersehen oft Schüler mit Problemen

Wir haben Lehrer, die unsere Klasse hassen

Wir haben immer Stress (nerven sich gegenseitig, zanken sich)

Man hat keinen Raum, wo es leise ist und man in den Pausen sein kann

Im Unterricht quatschen

Konkurrenz unter Klassen

Schlechte Arbeitsverteilung

Jahrgang hält nicht zusammen

Unterricht teilweise nicht auf die Schüler abgestimmt

Platzmangel

Wenig Zusammenhalt/ Gemeinschaftsgefühl

Schlechtes Verhältnis (lehrerbedingt)

Streitigkeiten

Dreckig

Die Jungs sind fies

Manche Schüler werden bevorzugt

Lernbereitschaft

Schüler mit Behinderung werden bevorzugt

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Lehrer schreien ohne Grund

… in meiner Schule Toiletten sind immer ekelig und dreckig 24

Kein Respekt 9

Kiosk ist zu teuer 6

Nicht alle Räume sind mit Beamer, Whiteboard, etc. ausgestattet 3

Fast nie Klopapier 3

Geld wird nicht sinnvoll genutzt 3

Zu wenig Sitzgelegenheiten 3

Bessere digitale Ausstattung benötigt 2

Sportumkleideräume müssen erneuert werden 2

Schulhöfe sind schlecht (langweilig) 2

Wenig Pausenunterhaltung 2

Selten Schulbefreiung 1

Wenig Sportangebote 1

Zu wenig naturwissenschaftliche Räume 1

Wenig Ausflüge/ Klassenfahrten 1

Langweilige Pausen, keine Attraktionen 1

Lehrer behandeln manche Schüler unfair 1

Boden ist oft dreckig 1

Kiosk hat nie auf 1

Raumausstattung (Beamer etc.) häufig defekt 1

Lehrermangel 1

Keine Technik 1

Fahrradständer 1

Räume stinken 1

Mensa zu klein 1

Dürfen nicht auf das Schulbeet (Einsteingymnasium)

Drogenkonsum

Rauchen vor Grundschülern

Weite Wege zwischen Unterrichtsräumen

Wir dürfen nur mit Plastikbällen Fußball spielen

Stundenpläne sind nicht gut

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Kein Verhältnis zur Schulleitung

Mangelnde Lehrfachkraft

Einstein Cafe

Räume sind zu warm im Sommer

Platzmangel

Schuleinrichtung wird oft beschädigt

Sporthalle stinkt

Wenig Projekte

Wenig AGs

Es wird geklaut

… in der SV Man kriegt wenig mit 3

Kaum ein Verhältnis zu Schülern 3

SV ist zu unbekannt 2

Man kriegt oft nichts mit 2

Wir haben keine Auswahl 1

AGs nicht so ansprechend 1

Wenig Aktionen 1

Wenig stufenübergreifende Organisation 1

5. – 8. Klasse nicht in der SV (Einstein Gym.) 1

Mehr Plätze für den Austausch (Einstein Gym.) 1

Keine Infos zu SV-Sitzungen 1

Schlechte Aktionen 1

Schlechtes Verhältnis zu anderen Klassensprechern 1

Komische SV-Wahl

Hätten gerne eine Fußball AG

Keine gute Organisation

Sie bestimmen immer über uns

Wenig Kontakt zu anderen Klassensprechern

Kein Kontakt

Die Klassensprecher machen es nicht so gut

Kein guter Kontakt zu Unterstufenschülern

Aktionen nur für Jüngere

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Klassensprecher werden kaum in die SV-Arbeit eingebunden

… in Rheda-Wieden- Keine Attraktionen/ Beschäftigungen/ Events für Jugendliche 30 brück Dass es kein Shopping Center/ keine guten Einkaufsmöglichkeiten gibt, halt wie in 30 Gütersloh

Kino fehlt 23

Rheda-Zentrum ist asozial 20

Zu wenig Orte/ Treffpunkte für Jugendliche (v.a. im Winter keine Plätze zum Chillen 14 drinnen)

Schlechtes Internet 12

Das Jugendzentrum ist nicht so toll, weil es dort zu wenig Beschäftigung gibt. 8

Viel Müll, Umweltverschmutzung 7

Jugendzentrum nicht sehr bekannt 7

Wenige Mülleimer 6

Pausenhöfe werden eingeschränkt 4

Kein Bahnhof in Wiedenbrück/ schlechte Busverbindungen 4

Die Stadt handelt oft ohne darüber nachzudenken, was für Auswirkungen es hat 4

Busverbindung 3

Innenstadt sollte abwechslungsreicher sein 1

Unfreundliche Busfahrer

Dass Fahrradfahrer immer angemeckert werden, wenn die auf der Straße fahren und der Rand für Gehen gedacht ist.

Die Stadt ist dreckig und es gibt viele Umbauarbeiten

Flutlichtanlage kaputt

Mehr Einsatz der Vereinsmitglieder

Keine Shops

Baustellen

Zu strenge Polizei

Zu wenig Action

Überall wird alles verbaut

Überall werden Häuser/ Wohnsiedlungen gebaut

Platzmangel und Lehrermangel an den Schulen

Viel Dreck

Es gibt nur schlechte Fußballplätze, die offen sind

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Dass viele Bäume gefällt werden

Jugendzentrum in der Stadt ist dreckig

Es ist wegen der vielen Auto sehr laut

Wenige Bushaltestellen

Asoziale Nachbarn, die keinen Kontakt suchen

Viele unfreundliche Menschen

Kein Schwimmbad (großes, mit Rutsche)

Keine öffentlichen Sitzgelegenheiten

Anhand dieser Dokumentation sollten die Kinder und Jugendlichen zunächst individuell ein Thema auswählen, mit dem sie sich weiter beschäftigen wollen. Aus den thematischen Schnitt- mengen sind dann folgende Arbeitsgruppen gebildet worden:

 Gruppe 1 = Müllproblematik  Gruppe 2 = besseres Internet  Gruppe 3 = Attraktionen für Jugendliche  Gruppe 4 = Stärkung der SV  Gruppe 5 = Schultoiletten

Im Anschluss daran ist den Kindern und Jugendlichen der Klassenrat vor- gestellt worden, der ursprünglich als Methode entwickelt wurde, um die Zusammenarbeit in Schulklassen zu verbessern und die dortige Mitbestim- mung von Schüler*innen zu fördern. Grundstruktur und Verfahren dieser Methode lassen sich als Gruppenrat allerdings auch auf andere Zusammen- künfte von Kindern und Jugendlichen übertragen. Die Teilnehmenden haben die hier grafisch dargestellten Rollen gemeinsam erarbeitet, um sie im zweiten Teil der Veranstaltung praktisch auszuprobieren. Ziel war es hier, den Grup- penrat als verbindliche binnendemokratische Arbeitsweise für das weitere Vorgehen in den Klein- gruppen auch abseits des Tagesworkshops zu etablieren.

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In Begleitung durch die Demokratie-Teamer haben die Kleingruppen einen Durchlauf des Grup- penrates erprobt, indem sie die ersten inhaltlichen und organisatorischen Schritte zur Realisierung ihrer Ziele mit Hilfe folgenden Ablaufes erarbeitet haben:

Zum Schluss des zweiten Tagesseminars haben die Teilnehmenden zum Ausdruck gebracht, dass sie gerne weiterhin eine Begleitung durch die Demokratie-Teamer haben möchten. Der Koordina- tor hat vorgeschlagen, dass diese Demokratie-Teamer dafür weiterhin eine Aufwandsentschädi- gung von 10€ pro UE aus dem Jugendfond ausgezahlt bekommen. Die Kinder und Jugendlichen nahmen diesen Vorschlag einstimmig an.

3. Liste der JUFO-Mitglieder in Phase I

Vorname, Nachname

Matti Siebelt

Dominik Rehkemper

Linn Marie Dyck

Marie Friesen

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Stefan Iordan

Kürsat Gökay

Yule Severins

Luli A. Vincze

Bilgehan Elif Arpaci

Viktoria Lach

Frieda Flaschneider

Marie-Sophie Lenz

Lara Marie Lulze

Maike Simon

Gina Weitekemper

Dersim Sahin

Joey Koch

Gabriel Aciz

Kajirthan Pancharatnam

Hanna Kipp

Linn Bönnhoff

Lukas Prünjes

Lea Pecani

Alina Wonnemann

PHASE II: ARBEIT IN KLEINGRUPPEN (April bis Juli)

In Vorbereitung der zweiten Phase haben zwei separate Konzeptionstreffen mit den sechs Demo- kratie-Teamern stattgefunden. Ziel dieser Arbeitstreffen war es, einen gemeinsamen Rahmen für die Weiterarbeit in den Kleingruppen zu schaffen. Als demokratiepädagogische Prinzipien wurden festgelegt:

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 Die Demokratie-Teamer verstehen sich als coachende Dienstleister für die Jugendlichen und als Verwirklichungshelfer für deren Ideen und Vorschläge.  Demokratie-Teamer und Koordinator nehmen die Betreuung der JUFO-Gruppen in koope- rativer und kollegialer Form wahr. Eine enge Abstimmung ist dafür wesentlich.  Der Gruppenrat ist das Hauptinstrument der partizipativen Selbststeuerung der Teilneh- menden. Darüber hinaus sollen die Jugendlichen alle projektbezogenen Arbeitsschritte nach Möglichkeit eigenständig durchführen, um auf diesem Wege ihre den Kanon ihrer Handlungskompetenzen zu erweitern und zu vertiefen.  Alle Wünsche, Bedürfnisse, Sorgen und Ängste der Teilnehmenden sind bei der Projekt- ausgestaltung zu berücksichtigen. Wenn nötig werden zu ihrer Bearbeitung und Reflexion externe pädagogische Akteure und Stellen hinzugezogen.

Als organisatorischen Eckpunkte wurden festlegt, dass  der Projektzeitraum zunächst einmal bis Juli (Beginn der Sommerferien) anberaumt ist, um die Arbeit der Kleingruppen mit den Teilnehmenden zu evaluieren und die Phase bis zur Winterpause vorzuplanen.  sonstige terminliche Ausgestaltungen nach den zeitlichen Bedürfnissen und Ressourcen der Teilnehmenden erfolgen. Mindestens ein persönliches Treffen pro Monat war anzu- streben.  Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden auch über den Messenger- Signal (https://www.signal.org/) und Plattformen wie Slack (https://slack.com/intl/de- de/downloads) oder Evernote (https://evernote.com/intl/de/) erfolgen kann.

1. Aktionsgruppen „besseres Internet“ und „Schultoiletten“

Von den fünf Kleingruppen, die im Zuge der Initiierungsphase entstanden sind, haben zwei Grup- pen innerhalb der ersten vier Wochen ihre Arbeit wieder niedergelegt. Die Gruppe „besseres In- ternet“ hat bei ihren Recherchen nämlich festgestellt, dass das Thema bereits durch die Kommu- nalpolitik und Stadtverwaltung bearbeitet wird. Die Jugendlichen entschieden sich dazu, den Er- wachsenen ein Jahr Zeit zu geben und das Thema dann wieder auf die Agenda zu setzen. Die Gruppe „Schultoiletten“ hat sich mit verschiedenen Ideen der Kampagne „Schulklo – Die Initiative für besser Schultoiletten“ (http://www.schulklo.de/51.0.html) beschäftigt und beschlossen, ihre Impulse in die jeweiligen Schulen einzubringen und die Weiterarbeit an diesem Thema in den dortigen Gremien voranzubringen. 15

2. Aktionsgruppe „Müllproblematik“

Angetrieben durch zwei Anliegen, nämlich  zur Bekanntmachung des Jugendforums bei Kindern und Jugendlichen  zur Sensibilisierung von Gleichaltrigen für das Thema Umweltverschmutzung in Rheda- Wiedenbrück, haben die Mitglieder dieser Gruppe einen Fotowettbewerb „Mach aus Mülleimern Heldinnen und Helden!“ entwickelt. In Rheda-Wiedenbrück lebende 9- bis 21-Jährige waren aufgerufen, mit ein- fachen Mitteln Mülleimer in Superhelden zu verwandeln, diese zu fotografieren und die Fotos dann beim Jugendforum einzureichen. Dabei galt es, dass die Mülleimer weder bemalt noch be- klebt werden durften. Die angedachten Hauptpreise waren eine Spielereflexkamera, eine Playsta- tion 4 und Freizeitparkkarten im Wert von 200 €. Die Preisverleihung sollte nach den Sommerfe- rien stattfinden. Hierzu haben die Teilnehmenden Flyer und Plakat sowie einen Werbe-Film er- stellt (https://www.youtube.com/watch?v=9E6QnG0pduQ). Die Gruppe musste allerdings feststellen, dass die Teilnehmerzahlen sehr gering waren. Die Ju- gendlichen schlussfolgerten daraus, dass der Wettbewerbszeitraum ungünstig gewählt war (weil überwiegend in den Sommerferien). Die Gruppe entschied sich dazu, die Ausrufung des Wettbe- werbs zu einem späteren Zeitpunkt eventuell zu wiederholen. Den Wettbewerbsteilnehmenden aus dieser Runde wurden Gutscheine im Wert von 30,- € vergeben.

3. Aktionsgruppe „Attraktionen für Jugendliche“

Ausgangspunkt dieser Gruppe war die Frage: Wie können wir bestimmte Orte in Rheda-Wieden- brück durch Aktionen für Jugendliche attraktiver machen (z.B. „Food Festival“ an der Rampe). Die Mitglieder entschieden, am bundesweiten „Tag der offenen Gesellschaft“ teilzunehmen und am 16. Juni ein „Public Picknick“ zu organisieren. Sie haben in Absprache mit der Stadtverwaltung und der Katholischen Kirchengemeinde das Motto „Wir besetzen den Kirchplatz!“ ausgerufen und mit selbständig entworfenen Flyern und Plakaten alle in Rheda-Wiedenbrück lebenden Menschen zum Mitmachen eingeladen. Rund 40 Gäste haben Essen und Trinken zum Teilen mitgebracht. Das Jugendforum hat Tische und Stühle aufgebaut und ein kleines Programm aus Kennenlern- Spielen, Musik, Rap und Poetry Slams zusammengestellt. Zwischen den kulturellen Beiträgen fanden angeregte Gespräche statt. Kinder und Jugendliche erzählten, was sie an ihrer Stadt schätzen (viel Natur, Freundeskreis, gute Vereine) und was sie

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hier verändern wollen (mehr Attraktionen für Jugendliche, mehr Mitbestimmung in der Schule und in der Kommunalpolitik). Sie erkundigten sich bei den Erwachsenen, welche Perspektiven diese als Jugendliche auf Rheda-Wiedenbrück hatten. Im Zuge dessen fand auch ein Austausch über kommunale Eigenheiten, regionale Phänomene und gesamtgesellschaftliche Themen statt (z.B. das Verhältnis der Schulen in Rheda-Wiedenbrück, die Flüchtlingspolitik im Kreis Güters- loh, den Anstieg des Rechtspopulismus in Deutschland und Europa). Diese Veranstaltung wurde von allen Mitgliedern des Jugendforums als großer Erfolg gewertet. Die Video-Dokumentation ist über folgenden Link abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=GkP05VxrTtE

4. Aktionsgruppe „Stärkung der SV“

Um die schulinternen Mitbestimmungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen zu stärken, haben sich die Mitglieder dieser Aktionsgruppe das Ziel gesetzt, einen Fortbildungsworkshop für die aktiven SV-Leute zu entwickeln, der zu Beginn jeden Schuljahres durchzuführen sein sollte. Dieser sollte die Fragen umfassen:

 Was ist die SV? Was ist die Aufgabe von Klassen- und Schülersprecher*innen?  Welche Instrumente hat die SV zur schulinternen Mitbestimmung?  Welche Möglichkeiten zur schulübergreifenden Zusammenarbeit gibt es?  Wie kann eine kommunalpolitische Mitbestimmung von Jugendlichen geschaffen werden?

Um künftige Aktions-, Projekt- und Fortbildungsformate weiterhin auf die Interessen der Kinder und Jugendlichen abstimmen zu können, sind in der Gruppe außerdem Grundzüge eines Fragebo- gens entwickelt worden, der von den SV-Leuten der vier weiterführenden Schulen ausgefüllt wer- den sollte. Darüber hinaus ist in dieser Kleingruppe die Idee entstanden, eine schulübergreifende Interessenvertretung der Schüler ins Leben zu rufen, die einerseits als Brücke zwischen den wei- terführenden Schulen dienen kann und andererseits in der Kommunalpolitik als Stimme der Kinder und Jugendlichen Mitspracherecht bekommt. Die Gruppenmitglieder haben sich vorgenommen, die Umsetzung dieser beiden Anliegen in enger Abstimmung mit den Schülersprechern und SV-Lehrern nach den Sommerferien weiter zu verfol- gen.

5. Gesamtevaluation

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Die Arbeit in den Aktionsgruppen ist sehr unterschiedlich gewesen. Die „Attraktionen“-Gruppe hat sich wöchentlich getroffen, die „Müll“-Gruppe alle zwei Wochen und die „SV“-Gruppe einmal im Monat. Während die beiden erstgenannten Teams Maßnahmen mit Außenwirkung vorbereitet und umgesetzt haben, ging es der dritten Gruppe überwiegend um eine intensive Diskussion und Entwicklung von Stärkungsmechanismen für die örtlichen Schülervertretungen. Abseits dieser Unterschiede haben die Jugendlichen in allen Aktionsgruppen durch die Begleitung der Demokra- tie-Teamer die Erfahrung gemacht, wie Themen, die ihnen wichtig sind, durch regelmäßige Pla- nungstreffen mit anderen konkretisiert, realisiert und reflektiert werden können. Sie haben gelernt selbständig zu recherchieren und Informationen einzuholen, Organisationsschritte festzulegen, Absprachen zu treffen, Öffentlichkeitsarbeit mit alten und neuen Medien zu betreiben – und bei alle dem, eigene Initiative zu ergreifen sowie dafür Sorge zu tragen, dass andere auch Raum haben, um sich einzubringen. Gegen Ende des Projektzeitraums für die zweite Phase der JUFO-Entwicklung stellte sich zuneh- mend heraus, dass viele die bisherige intensive Arbeit nach den Sommerferien nicht fortsetzen können werden. Ein Großteil der Jugendlichen kündigte also an, ab September nicht weiter zu machen. So entstand im Juli ein Kernteam von Jugendlichen, die an der Weiterentwicklung des JUFO mitzuarbeiten bereit waren. Mit ihnen wurde vereinbart, dass im eine Strategie- Sitzung stattfinden wird.

6. Liste der JUFO-Mitglieder in Phase II

Vorname, Nachname

Matti Siebelt

Dominik Rehkemper

Linn Marie Dyck

Marie Friesen

Stefan Iordan

Kürsat Gökay

Yule Severins

Luli A. Vincze

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Bilgehan Elif Arpaci

Viktoria Lach

Frieda Flaschneider

Marie-Sophie Lenz

Lara Marie Lulze

Maike Simon

Gina Weitekemper

Dersim Sahin

Joey Koch

Gabriel Aciz

Kajirthan Pancharatnam

Hanna Kipp

Linn Bönnhoff

Lukas Prünjes

Lea Pecani

Alina Wonnemann

PHASE III: NEUAUSRICHTUNG DES JUFO (September bis November)

Nach den Sommerferien haben sieben Jugendliche das Kernteam des JUFO formiert und in einer Strategie-Sitzung, die durch den Koordinator angeleitet wurde, die Vision entwickelt, dass das JUFO langfristig auf zwei Säulen gestellt werden muss:

a) Die Schülervertretungen (SV) der vier weiterführenden Schulen von Rheda-Wieden- brück müssen ihre Zusammenarbeit verbessern, um auch schulübergreifend die Inte- ressen der Jugendlichen zu bündeln und sie auch gegenüber der Kommunalpolitik vertreten zu können.

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b) Bis zur Winterpause sollen zusätzliche Mitglieder für das Kernteam des JUFO ge- worben werden, die gemeinsam mit den sie betreuenden Demokratie-Teamern Akti- onen und Projekte entwickeln, mit denen sowohl die Bekanntheit des Jugendforums gesteigert als auch innovative Demokratievermittlung von Jugendlichen für Jugendli- che durchgeführt werden sollen.

Ausgehend von den bisherigen Aktivitäten sind im Zeitraum bis zu den Herbstferien folgende Ideen im Kernteam entwickelt worden: Die Vorarbeit der Gruppe „Stärkung der SV“ aufgreifend, ist ein zweitätiger Workshop für örtliche Klassen- und Schülersprecher*innen der vier weiterfüh- renden Schulen konzipiert worden (siehe 1.) Anknüpfend an die Gruppe „Attraktionen für Jugend- liche“ und dessen „Public Picknick“ ist der Wunsch nach einem niedrigschwelligen Format geäu- ßert worden. Die JUFO-Mitglieder wollten zukünftig vermehrt auch in lockerer Atmosphäre an- dere Jugendliche zusammenbringen und mit ihnen über die Stärkung ihrer Mitbestimmung zu sprechen. Den Auftakt dazu bildete die „Demokratie-Party“ (siehe 2.), aus der dann das „Demo- kratische Chillen“ als regelmäßiges Treffen des JUFO erwachsen ist (siehe 5.). In der Zwischenzeit war zudem der Kontakt zu den Jugendvorständen von zwei Moscheegemeinden entstanden. In einigen Vorgesprächen ist hier der Wunsch nach einem Workshop zum Thema „Islam und Demo- kratie“ entstanden, den der Koordinator mit Vertretern des Jugendvorstandes und vier Demokratie- Teamern entwickelt und durchgeführt hat (siehe 3.). Darüber hinaus haben drei mannschaftssport- treibende JUFO-Mitglieder die Idee aufgeworfen, ob es nicht auch ein Demokratietraining für Jugendsportmannschaften geben könnte. Dieses haben der Koordinator und zwei Demokratie-Tea- mer mit ihnen konzipiert und mit einer Handballmädchenmannschaft durchgeführt (siehe 4.).

1. SV-Workshop als Netzwerktreffen und Auftakt zur Weiterentwicklung des JUFO

Die Konzeption des SV-Workshops knüpfte an die vorherigen Aktivitäten der Aktionsgruppe „Stärkung der SV“ an. An ihr waren die sechs Kernteammitglieder und sechs Demokratie-Teamer sowie der Koordinator beteiligt. Dazu haben im Zeitraum Ende August zwei Planungstreffen statt- gefunden. Beim ersten Treffen hat der Koordinator die Ideen der vorherigen Aktionsgruppe vor- gestellt. JUFO-Mitglieder und Demokratie-Teamer tauschten sich dann darüber aus, ob und wie sie die Ideen aufgreifen wollen. Ein JUFO-Mitglied in diesem Zusammenhang davon berichtet, dass es als Klassensprecher zuvor einmal an einem SV-Workshop teilgenommen hatte, der von der Bezirksregierung Detmold durchgeführt wurde. Dort seien grundlegende Informationen über

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Rechte und Pflichten der SV vermittelt worden. Dies sei hilfreich für ihn in seinem Selbstverständ- nis gewesen. Als besonders spannend habe er allerdings den Austausch zwischen den Teilnehmen- den empfunden, weil hier Erfahrungen und Aktivitäten anderer SV-Leute neue Ideen und Impulse für die eigene SV geliefert hätten. Die dortigen Teilnehmenden hätten sich deshalb vorgenommen, den den Kontakt zueinander aufrecht zu erhalten und den Austausch fortzusetzen. Dies sei ihnen aber nicht gelungen. Der eigene Workshop des JUFO müsse also neben einem tiefen Informati- onsgehalt zur SV auch eine nachhaltige Netzwerkbildung vorantreiben. Andere Beteiligte ergänz- ten, dass zusätzlich dazu die bisherige JUFO-Arbeit vorgestellt und neue JUFO-Mitglieder gewon- nen werden sollten. Ebenso sei zu überlegen, wie in dem Workshop Demokratie vermittelt werden könnte und ob Ideen dafür zustande kommen, Demokratie durch Projekte oder Aktionen des JUFO unter Jugendlichen besser zu fördern. Es wurde sodann diskutiert, ob statt einer bloßen Abfrage (die ja im Februar und März 2018 mit der Zukunftswerkstatt bereits ausprobiert worden war) im Workshop stattdessen konkrete Beispiele für Aktionen oder Projekte mit den Teilnehmenden dis- kutiert oder sogar ausprobiert werden müssten. Diese Diskussion münde darin, dass der Workshop folgenden Zielen dienen sollte:  Klassen- und Schülersprecher*innen aus Rheda-Wiedenbrück sollen zusammenkommen. Während es auf Landesebene eine LSV und auf Kreisebene eine BSV gibt, gibt es auf städtischer Ebene bisher keine Möglichkeit des Austauschs und Zusammenarbeitens der Interessenvertretungen von Kindern und Jugendlichen. Es ist ein Austausch über Arbeits- weisen, Ziele und Verbesserungsmöglichkeiten unter den Teilnehmenden anzustoßen.  Die SV-Leute sind über die Geschichte, die Struktur, die Aufgaben und die Rechte der SV aufzuklären. Da die meisten Aktiven über diese Aspekte schulintern nicht (mehr) infor- miert werden, soll den Teilnehmenden aufgezeigt werden, dass die Ursprünge der SV in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg liegen und als ein starkes Element zur Demokratisie- rung der nachkommenden Generationen vorgesehen war.  Das dritte Ziel besteht darin, den bisherigen Werdegang des Jugendforums und dessen Weiterentwicklungsmöglichkeiten mit den SV-Leuten zu besprechen. Das aktuelle Kern- team hat dazu die Zwei-Säulen-Strategie beschrieben: Der „Jugend-Stadtrat“ soll als schul- übergreifende Interessenvertretung von Kindern und Jugendlichen fungieren. In der „Ju- gend-Demokratie-Agentur“ können Aktionen, Projekte und Maßnahmen zur Demokratie- vermittlung von Jugendlichen für Jugendliche entwickelt und durchgeführt werden. In bei- den Fällen sollen die Jugendlichen durch Demokratie-Teamer unterstützt werden. Der Workshop soll dazu dienen, Aktionsformen vorzustellen und mit den Teilnehmenden aus- zuprobieren. Es ist also zu überlegen, wie Musizieren, Theater spielen, Texte schreiben,

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Fotos machen, Sport treiben oder andere Aktivitäten, die Jugendliche machen, für die The- matisierung und Stärkung von Demokratie genutzt werden können. Beim zweiten Planungstreffen ist zunächst das dritte Ziel konkretisiert worden. Die Demokratie- Teamer haben vorgeschlagen, den Workshop zweitägig auszugestalten: Am ersten Tag sollen die Geschichte, Struktur, Rechte und Pflichten der SV sowie das Selbstverständnis der örtlichen SV- Leute und deren Austausch über Möglichkeiten und Formen der Zusammenarbeit im Zentrum ste- hen. Am zweiten Tag soll es um das JUFO gehen, die bisherige und künftige Entwicklung. Hier können die Teilnehmenden in Rotation Mini-Workshops mitmachen, um die Aktionsformen Plan- spiel eines Stadtrates, Demokratie und Theater, Mannschaftssport und Demokratie sowie Demo- kratisches Schreiben als Jugend-Demokratie-Redaktion auszuprobieren (detaillierte Darstellung siehe unten). Abschließend wurde entschieden, dass der Workshop am 1. und 2. Oktober unter der Leitung der Demokratie-Teamer und mit Einbezug des JUFO-Kernteams und des Koordinators stattfinden soll Die Zahl der Teilnehmenden wurde auf maximal 30 eingegrenzt, um in einer über- schaubaren Gesamtgruppengröße den Workshop auszuprobieren. 21 Jugendliche aus den vier wei- terführenden Schulen haben teilgenommen.

Der erste Tag des Workshops beinhaltete zu Beginn eine intensive Kennenlernphase. Die Jugend- lichen aus der Osterrath-Realschule, dem Einsteingymnasium, der Gesamtschule und dem Rats- gymnasium kannten sich zuvor nicht. Deshalb galt es, ihnen mit einer Positionierungsübung einen Einstieg ins gegenseitige Kennenlernen zu geben. Auf der einen Seite des Raums wurde ein großer Zettel mit der Aufschrift JA aufgehangen und auf der anderen Seite mit NEIN. Sodann wurden folgende Statements vorgelesen, zu denen sich die Jugendlichen auf die Ja- oder Nein-Seite posi- tionieren mussten:

 Ich komme morgens schwer aus dem Bett  Ich mag Schokolade  Ich bin zum ersten Mal Klassen-/ Schülersprecher  Ich mache eine Mannschaftssportart  Ich spiele gerne Theater  Ich finde Demokratie und Mitbestimmung wichtig  Ich mache gerne Musik  Ich schreibe gerne Texte (Gedichte, Geschichten, etc.)  Unsere SV muss unbedingt besser werden  Ich lese gerne (Bücher, Kurzgeschichten, Zeitschriften, Blogs, Online-Texte)  Ich mache gerne Fotos und Video-Clips  Unsere SV-Lehrer müssen uns besser unterstützen  Ich kann gut mit Social Media umgehen

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 Ich chille gerne  Ich habe keinen Bock mehr, dass nur Erwachsene bestimmen, wo’s langgeht

Das Kennenlernen wurde fortgesetzt mit einer Speed-Dating-Methode (Zweiergespräch auf Zeit in Rotation, solange bis alle mit allen gesprochen haben). Zur Orientierung standen den Teilneh- menden folgende Punkte/ Fragen zur Verfügung: Name, Alter, Schule, Was esse ich gerne? Welche Musik höre ich gerne? Was mache ich gerne in meiner Freizeit? (Sport, Musik, Theater spielen, Schreiben, Fotos machen, Lesen, etc.). Wenn ich eine Superheldenfähigkeit hätte, wäre das wel- che? Was erwarte ich von diesem Workshop? Im Gegensatz zu einer klassischen Vorstellungs- runde hatte das Speed-Dating-Prinzip den Vorteil, dass echte Paargespräche initiiert wurden, in denen die Beteiligten mehr als die üblichen Vorstellungsfloskeln über sich erzählen und über an- dere erfahren konnten. Auf diesem Wege haben die Teilnehmenden Gemeinsamkeiten und Unter- schieden herausgearbeitet und festgestellt, wie vielfältig die Gruppe zusammengesetzt war. Anschließend wurde eine Stationen-Übung durchgeführt. In Kleingruppen aufgeteilt haben die Teilnehmenden nacheinander folgende Fragen schriftlich in Stichpunkten auf Karteikarten beant- wortet: Was ist Demokratie? Wie demokratisch ist Schule? Was sind die Aufgaben der SV? Warum bin ich Klassensprecher geworden? Was müssen gute Klassen- und Schülersprecher können? Nachdem alle Gruppen an ihrer Ausgangsstation wieder angekommen sind, haben sie die beschrie- benen Karteikarten sortiert. In einem Rundgang durch alle Stationen haben die Jugendlichen die Resultate dieses Brainstormings angeschaut und unter allen Antworten pro Station eine Karte aus- gewählt. In Paaren wurden die ausgewählten Karten einander vorgestellt und in einem Gesamt- schaubild zusammengetragen. Hierdurch hat sich herausgestellt, dass die meisten Teilnehmenden Demokratie vor allem als Regierungsform verstehen und sie damit nur mit Politik in Verbindung bringen. In Bezug auf die demokratische Qualität der Schulen wurden vielfach die bestehenden Mitbestimmungsstrukturen (Klassensprecher, Schülerrat, Schulkonferenz, Fachkonferenzen) ge- nannt. Diese wurden von vielen als verbesserungsfähig deklariert. Mehr Mitbestimmung ist von einigen in Bezug auf die verbindliche Festlegung von Unterrichtsinhalten und die Benotung ge- wünscht. Zu den Hauptaufgaben der SV wurde die Interessenvertretung genannt. Die Wünsche und Ideen der Mitschüler zu artikulieren, ist laut eigener Angaben der meisten Teilnehmenden Beweggrund für die Übernahme eines SV-Amtes gewesen. Gute Ideen haben, Organisieren, Dis- kutieren und Motivieren wurden als Hauptkennzeichen guter Klassen- und Schülersprecher zu- sammengetragen. Im Anschluss daran hat der Koordinator in einer interaktiven Präsentation die Geschichte der Ju- gendpartizipation vorgestellt. Ausgehend von Frühformen der Mitverantwortung von Kindern und

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Jugendlichen seit der Aufklärung ist der Fokus auf die Entstehung der SV nach dem Zweiten Welt- krieg, die Entwicklung der SV in NRW sowie die aktuelle Struktur samt Rechten und Pflichten gelegt worden. Mit den Teilnehmenden hat er dann darüber diskutiert, welche Mankos die derzei- tige Ausgestaltung der SV in NRW hat: zu wenig Ressourcen (Zeit, Geld, Personal), zu wenig Fortbildungsmöglichkeiten, zwischen Landesebene (LSV) und Schulebene (SV) gibt es keine feste Struktur und damit keine nachhaltigen Austauschmöglichkeiten und Formen der Zusammenarbeit. Als nächstes sind die Teilnehmenden in Vierergruppen eingeteilt worden, um sich über die aktuelle Situation der SV an ihren Schulen anhand folgender Fragen auszutauschen: Wie ist die SV an Eu- ren Schulen strukturiert? Was hat Eure SV im vergangenen Jahr gemacht? Womit beschäftigt sich Eure SV derzeit? Was hat Eure SV im zweiten Halbjahr vor? Wie läuft die Unterstützung durch Eure SV-Lehrer? Wie ist der Kontakt zu den Mitschülern? Wie ist das Verhältnis zur Schulleitung? Was läuft insgesamt gut? Was muss verbessert werden? Aus der gegenseitigen Vorstellung haben die Teilnehmenden in den Kleingruppen ein Schaubild aus Karteikarten erstellt und sich dann überlegt, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den einzelnen Schülervertretungen bestehen. Als Gemeinsamkeiten stellen sich Aktionen heraus wie Rosenverteilen am Valentinstag oder Nikolausverteilen im Dezember, Waffelverkauf in den Pausen, Mitgestaltung vom Tag-der- offenen-Tür. Zu den Unterschieden gehören Unterstützungsformate zur Einarbeitung der SV- Leute und die Arbeitsweise: Am Ratsgymnasium gibt es beispielsweise zu Beginn jedes Schuljah- res ein SV-Wochenende für den SV-Vorstand. Dieser wird aus Mitgliedern des Schülerrates ge- wählt und führt die SV-Arbeit an. An den anderen drei Schüler gibt’s es neben dem Schülerrat ein Schülersprecherteam. In der Osterrath-Realschule trifft sich der Schülerrat alle zwei Wochen. Am Einsteingymnasium monatlich und an der Gesamtschule zweimal im Halbjahr. Letztere besteht aus zwei Standtorten mit Jahrgängen 5 – 10, sodass es de facto zwei SV-Gruppen gibt. Um Schülervertretungen in Rheda-Wiedenbrück und vor allem deren schulübergreifende Zusam- menarbeit zu unterstützen, sind in den Kleingruppen zum Ende des ersten Workshop-Tages die Vorarbeiten aus der Aktionsgruppe „Stärkung der SV“ reflektiert worden. Das Instrument des Fra- gebogens ist von den Jugendlichen als vorteilhaft eingestuft und im Zuge einer Diskussion opti- miert worden. Er besteht aus den folgenden Fragen:  Welcher Schule gehörst Du an?  Welchem Jahrgang gehörst Du an?  Ich möchte die Schule und die Stadt gemeinsam mit anderen Jugendlichen nach unseren Wünschen und Ideen verbessern. o Stimmt nicht o Teils/ teils o Stimmt

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 Ich möchte mehr wissen über die Ämter, Gremien und Verfahren, die (a) an meiner Schule und (b) in der Stadt alle wichtigen Entscheidungen treffen. o Stimmt nicht o Teils/ teils o Stimmt  Ich möchte besser darin werden, andere Jugendliche zu motivieren, dass sie sich mit mir gemeinsam für unsere Interessen einsetzen. o Stimmt nicht o Teils/ teils o Stimmt  Ich möchte besser darin werden, gleichberechtigt mit anderen Jugendlichen (a) gute Ideen für Aktionen und Projekte zu entwickeln, (b) Aktionen und Projekte umzusetzen. o Stimmt nicht o Teils/ teils o Stimmt  Ich möchte besser darin werden, unsere Ideen, Wünsche und Interessen von Erwachse- nen zu vertreten, indem wir (a) gute Anträge stellen, (b) gute Reden halten, (c) gut dis- kutieren und argumentieren. o Stimmt nicht o Teils/ teils o Stimmt  Ich möchte besser darin werden, Öffentlichkeitsarbeit für die SV, Mitbestimmung von Jugendlichen, Demokratie und Vielfalt zu machen (z.B. durch Presse, Social Meia, Fotos und Clips, Guerilla Marketing). o Stimmt nicht o Teils/ teils o Stimmt  Welche Fragen/ Themen interessieren Dich? Welche Fragen interessieren wohl Deine Mitschüler? o Was muss sich an unserer Schule verbessern? o Was muss sich in unserer Stadt verbessern? o Wie können wir besser in der Schule mitbestimmen? o Wie können wir besser in der Kommunalpolitik mitbestimmen? o Wie können wir uns für Respekt, Toleranz und Vielfalt einsetzen? o Wie können wir uns gegen Mobbing und Gewalt einsetzen? o Wie können wir uns gegen Diskriminierung einsetzen (von Juden, Muslimen, Ho- mosexuellen, Behinderten, Geflüchteten, Frauen, anderen Gruppen)? o Wie können wir uns dafür einsetzen, dass es weniger Armut gibt? o Wie können wir unsere Geschlechtervorstellungen und Rollenbilder besser reflek- tieren? o Wie können wir besser mit Internet, Social Media und Hate Speech umgehen? o Wie können wir ein schulübergreifendes Jugendmagazin gründen? o Wie können wir einen Jugendliteraturclub ins Leben rufen? o Wie können wir als Sportmannschaft ein demokratisches Team werden?

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 Das Gruppenklima und die Zusammenarbeit in meiner Schulklasse sind verbesserungs- würdig. o Stimmt nicht o Teils/ teils o Stimmt  Ein Workshop zur Verbesserung der Zusammenarbeit in meiner Schulklasse sollte fol- gende Fragen behandeln: o Wie können wir besser mit Vielfalt und Unterschieden umgehen? o Wie können wir besser miteinander diskutieren und streiten? o Wie können wir besser gemeinsam Ideen entwickeln und umsetzen? o Wie können wir unsere Wünsche besser gegenüber Erwachsenen vertreten? o Wir können wir gegen Mobbing, Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt vor- gehen?  Die SV-Arbeit an meiner Schule ist verbesserungswürdig. o Stimmt nicht o Teils/ teils o Stimmt  Ein Workshop für die SV-Leute an meiner Schule sollte folgende Fragen behandeln: o Was sind die Rechte von Schülern sowie der SV? o Wie kann die SV bessere Ideen entwickeln? o Wie können SV-Leute sich besser organisieren und gegenseitig motivieren? o Wie kann die SV besser die Mitschüler erreichen? o Wie kann die SV unsere Interessen besser gegenüber Erwachsenen vertreten?  Die Zusammenarbeit zwischen den SV-Leuten der weiterführenden Schulen von Rheda- Wiedenbrück ist verbesserungswürdig. o Stimmt nicht o Teils/ teils o Stimmt  Es sollte eine Stadtschülervertretung als „Jugendparlament“ gegründet werden. o Ja o Nein  Es sollte pro Schuljahr einen Workshop geben, der folgende Fragen behandelt: o Wie können wir die Zusammenarbeit zwischen den SV-Leuten verbessern? o Was muss sich an unseren Schulen insgesamt verbessern und was können wir dafür tun? o Was muss sich in unserer Stadt insgesamt verbessern und was können wir dafür tun? o Wie können wir andere Jugendliche besser ansprechen und zum Mitmachen moti- vieren? o Wie können wir in der (Kommunal-) Politik mitbestimmen?  Die Stadt-SV als „Jugendparlament“ sollte in der Kommunalpolitik mitreden, indem sie einen eigenen Vertreter im Schulausschuss und Jugendhilfeausschuss hat. o Ja o Nein

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Nachdem am ersten Tag der Fokus auf dem persönlichen Kennenlernen und auf der Beschäftigung mit der Geschichte, Struktur, konkreten Ausgestaltung der SV vor Ort lag, stand der zweite Tag ganz im Zeichen der Beschäftigung mit Demokratie und verschiedenen Aktionsformen. Der Ein- stieg wurde mit einem Rückgriff auf die Station „Was ist Demokratie?“ vom Vortag gemacht. Die dort beschrifteten und sortierten Karten wurden ausgelegt und die Teilnehmenden konnten sich diese erneut anschauen. Mit einer partizipativen Erklär-Methode aus Karteikarten wurde gemein- sam mit den Jugendlichen das Verständnis von Demokratie als Herrschaftsform, Gesellschafts- form und Lebensform erarbeitet. Die Teilnehmenden konnten sodann ihre Karten dem Schaubild ergänzen. Ausgehend hiervon sind dann folgende Fragen diskutiert worden: Wie hängen die drei Formen zusammen? Kann es Demokratie als Regierungsform auch ohne Demokratie als Gesell- schaft- und Lebensform geben? Kann Demokratie als Lebensform praktiziert werden, auch wenn Staat und Gesellschaft unzureichend demokratisch sind? Kann man Staat und Gesellschaft kriti- sieren, ohne anti-demokratisch zu sein? Die Diskussion dieser Fragen hat zunehmend den Alltag der Jugendlichen einbezogen, sodass vor allem folgende Fragen fokussiert wurden: Welche For- men von Demokratie erlebt Ihr in Eurem persönlichen Umfeld? Wie leicht oder schwer fällt es Euch, demokratisch zu sein? Woran liegt das? Anschließend stellte der Koordinator allen Betei- ligten das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ als ganzheitlichen Ansatz zur Demokratieförde- rung, Vielfaltstärkung und Extremismusprävention vor. Daraufhin schilderte er die „Demokratie- partnerschaft Rheda-Wiedenbrück“ mit Fokus auf die bisherige Entwicklung des Jugendforums sowie Grundzüge der angedachten Weiterentwicklung. Im Anschluss daran haben die Teilnehmenden in einer Stationen-Übung folgende drei Fragen in- dividuell schriftlich in Stichpunkten beantwortet: Welche Themen finde ich wichtig? Antworten: Mitbestimmung, Mitspracherecht, Demokratie, kein Rassismus und Extremismus, Umweltschutz, Flüchtlingspolitik, Freiheit, Gleichberechtigung, Gerechtigkeit, SV, bessere Aufenthaltsmöglich- keiten für Jugendliche. Was kann ich gut bzw. was mache ich gerne? Antworten: Reiten, Hand- ball spielen, Fußball spielen, Volleyball spielen, Singen, Zeichnen, Fremdsprachen lernen, Musik hören, Theater spielen, Fotos machen, Social Media benutzen. Wie können wir das für den Kampf um bessere Demokratie bzw. Mitbestimmung einsetzen? Antworten: gut organisieren, traue mich vor anderen zu sprechen, will Interessen von uns Jugendlichen vor Erwachsenen vertreten, kann mich gut durchsetzen, bin zuverlässig, möchte im Team mit anderen zusammenarbeiten und Leute zum Mitmachen motivieren, Demokratie fördern in meinem Alltag. Der nächste Block des zweiten Tages bestand aus vier Mini-Workshops, die von den Demokratie- Teamern angeleitet und nacheinander von allen Teilnehmenden mitgemacht wurden. Ziel dieser

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Einheit war es, den Jugendlichen aufzuzeigen, dass es viele Aktionsformen und Möglichkeiten gibt, sich für Demokratie und Vielfaltstärkung einzusetzen:

 Planspiel: Dieser Mini-Workshop bestand aus zwei Teilen. Im ersten Part wurde gemein- sam mit den Jugendlichen erarbeitet, was der Stadtrat ist und wie Bürger mit den Instru- menten Anfrage und Antrag abseits von Wahlen an der Kommunalpolitik partizipieren können. Im zweiten Part wurde dann eine Simulation durchgeführt: Es wurde eine fiktive Sitzung des Stadtrates gespielt, in der der Abriss des Skater-Parks von Rheda-Wiedenbrück (den Platz, der von vielen Jugendlichen aufgesucht wird) beschlossen werden sollte. Die Teilnehmer hatten hier die Aufgabe, mit den fiktiven Ratsmitgliedern (Demokratie-Teamer und Koordinator) über das Für und Wider der angestrebten Maßnahme zu diskutieren. Sie haben sich dazu in Kleingruppen zunächst Pro- und Kontraargumente überlegt, um den Verlauf der Diskussion abschätzen zu können. Zudem haben Sie überlegt, welche Infor- mationen sie einholen müssten, um besser gewappnet zu sein für die Diskussion. In der mündlichen Diskussion haben Vertreter der Jugendlichen nach dem Fish-Bowl-Prinzip1 ihre Argumente vorgetragen und versucht, die Argumente der Ratsmitglieder zu entkräften. Zum Schluss dieses Mini-Workshops haben Sie überlegt, welche aus dem Planspiel erge- benden wichtigen Argumente sie in einen schriftlichen Antrag für den Fall niederschreiben würden, dass der Abriss des Skater Parks tatsächlich zur Diskussion gestellt würde. Auch wenn der Einstieg in diesen Mini-Workshop den Jugendlichen zunächst etwas schwer ge- fallen war, ist diese Findungsphase im Nachhinein von den Teilnehmenden war sehr hilf- reich deklariert worden, weil sie eine sehr gut Vorbereitung ermöglicht hat und letztlich zu einer sehr lebhaften Diskussion führte.  Demokratie und Theater: Die Teilnehmenden bekamen in diesem Mini-Workshop eine Kurzeinführung in theatrale Grundlagen. Stimmtraining, Körperübungen, Assoziations- und Improvisationsmethoden sind auf das Thema Kampf um Mitbestimmung ausgerichtet worden. Nach einem kurzen Aufwärmspiel haben die Teilnehmenden die stimmliche Knetübung kennengelernt: Begriffe wie Toleranz, Armut, Freiheit, Wahlen, Vielfalt, Ras- sismus, Sexismus, Homophobie, Grundgesetz, Demokratie, Menschenwürde, Menschen- feindlichkeit, Atomkraftwerklaufzeitverlängerungsgesetz werden wiederholt gesprochen,

1 Es gibt zwei Stuhlkreise. Im inneren Stuhlkreis ist die Hälfte der Sitze ist mit den fiktiven Ratsmitgliedern besetzt, die andere Hälfte mit den Vertretern der Jugendlichen. In äußeren Stuhlkreis sitzen alle Jugendlichen, die nicht an der Diskus- sion beteiligt sind. Sie können jederzeit die Rolle des aktiven Diskutanten einnehmen, indem sie sich in den inneren Stuhlreis einwechseln.

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am Anfang sehr undeutlich und leise, dann zunehmend lauter und akzentuierter. Zu den- selben Begriffen ist dann eine Statuen-Übung gemacht worden: Die Workshop-Leiterinnen haben einen Begriff in den Raum gerufen und die Teilnehmenden haben eine Körperhal- tung dazu eingenommen. Die Statuen sind dann zu Bildern zusammengesetzt worden. In einer Assoziationsübung wurden dann kurze Geschichten zu den Bildern erzählt. Die Ge- schichten sind in kurzen Improvisationssequenzen gespielt und zum Schluss des Mini- Workshops den anderen gezeigt worden. Einige Teilnehmende waren zunächst schüchtern und haben etwas Zeit gebraucht, um sich zu überwinden. Sie und alle anderen konnten Theater nicht nur als kreative und vielseitige Ausdrucksform kennenlernen, sie konnten Theater auch als ein inspirierendes Medium erleben, um sich verschiedenen Themen mit allen Sinnen zu nähern.  Mannschaftssport und Demokratie: Drei Mitglieder aus dem Jugendforum sind sportlich in Vereinen aktiv (Fußball, Handball und Volleyball). Auf ihre Anregung hin, ob Sport und Demokratie verbunden werden können, wurde dieser Mini-Workshop konzipiert. Er hielt für die Workshop-Teilnehmenden eine Zusammenstellung aus Sport- und Brainstorming- Übungen bereit. Zentrale Aufgabe für die Jugendlichen war es, in zwei Teams aufgeteilt, einen Slalom-Parcour aus Hütchen für das gegnerische Team zu erstellen und danach im Wettbewerb gegen das Team anzutreten. Hier war zu beobachten, dass beide Teams einen besonders schwierigen Parcour erstellt haben, um ihren Gegnern einen Startnachteil zu verschaffen. Mit ihnen ist im Verlauf des Mini-Workshops reflektiert worden, dass Fair- ness zwar in allen Sportarten das leitende Prinzip ist, und dennoch haben sie sich unfair verhalten. Die Reflexionsübungen haben zudem einen Austausch darüber angeregt, was gute Sportler und gute Sportmannschaften auszeichnet und wie demokratisch sprtlicher Wettbewerb und Sportmannschaften sein sollen und sein können? Die Teilnehmenden ha- ben diesen Mini-Workshop mit viel Einsatz mitgemacht. Sie wertschätzten den ausgewo- genen Rhythmus aus Diskurs und praktischen Übungen, der es ermöglicht hat, die bespro- chenen Fragen in gruppendynamischen Phasen erfahrbar und besser reflektierbar zu ma- chen.  Demokratisches Schreiben als Jugend-Demokratie-Redaktion: Während in den ande- ren Mini-Workshop Diskurs in Form von Sprechen sehr groß war, nahm hier die schriftli- che Kommunikation einen Schwerpunkt ein. Die Teilnehmenden konnten in diesem Mini- Workshop ausprobieren, wie es ist, sich mit kreativen Schreibmethoden (Speed Writing, Gedankenlandkarte, Rotationsschreiben, Ideen-Netzwerk) zu folgenden Fragen auszutau- schen: Worin unterscheiden sich Jugendliche und Erwachsene? Was motiviert mich? Wie

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können wir Jugendliche für Demokratie begeistern? Was zeichnet Schreiben gegenüber anderen Kommunikationsformen aus? Im Anschluss hieran haben die Teilnehmenden mit Hilfe von zwei Schreibübungen (Solo- und Kollektivschreiben) zwei Kurztexte verfasst: In der ersten Variante wurde ihnen eine Liste von Begriffen gegeben, aus der sie zehn Wörter aussuchen konnten, um einen ein Text zum Thema Laut Sein zu verfassen. In der zweiten Variante sind die Jugendlichen in Kleingruppen eingeteilt worden. Als solche stell- ten sie ein Autorenkollektiv dar und sollten Texte zum Thema Stimme geben schreiben. Dazu haben sie in fünf Runden verschiedene Anzahlen von Sätzen aufschreiben dürfen (fünf, vier, drei zwei, einen), zwischen jeder Runde mussten sie aber den beschriebenen Zettel an eine andere Person geben. Hierdurch sind viele sehr schönen Collagen-Texte ent- standen. In einer simulierten Redaktionsrunde wurden zum Schluss des Mini-Workshops alle Texte im Raum verteilt und alle konnten sie lesen. Auf Extrazetteln konnte dann notiert werden, was den Teilnehmenden an den verschiedenen Texten besonders gut gefällt. Auch wenn der Ausschluss des Sprechens für die meisten sehr gewöhnungsbedürftig war, haben sich die Teilnehmenden auf diese Herausforderung sehr gut eingelassen und ihr kreatives Potential entdeckt. Schreiben wurde hier als kreative Ausdrucksform erfahren, die weit weg von dem ist, was sie in der Schule als Pflichtwerkzeug und in ihrem social-media- geprägten Alltag als Darstellungsform erleben.

Zum Schluss des zweiten Workshop-Tages hat der Koordinator den Verlauf des Workshops für alle Beteiligten noch einmal zusammengefasst und alle Jugendlichen dazu eingeladen, an der Ver- anstaltung „Demokratie-Party“ (siehe 2.) des Jugendforums teilzunehmen. Die Teilnehmenden hatten abschließend die Möglichkeit, folgendes Feedback zum Workshop mitzuteilen:

 Was fandest Du gut am dem Workshop des JUFO? o dass er angeboten wurde o dass das Team super nett ist o dass wir so viele Sachen gemacht haben o die Praxissachen im zweiten Teil (Stadtrat, Sport und Demokratie) o Kreativität o dass auch Praktisches durchgeführt wurde o dass Kennenlernen und Zusammenarbeit mit allen SV-Leuten o die Aufklärung o war gut organisiert o informativer Workshop, der wirklich Spaß gemacht hat o gut organisiert o die Themen auf spielerische Art zu behandeln o Die Vielfalt und die Organisation waren gut o Teamarbeit

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o Atmosphäre, Spiele o Jeder hatte die Chance mitzumachten o alle haben sich wohl gefühlt, viele nette Leute o gute Verpflegung (Pizza und Getränke) o Es war entspannt und gutes Klima o das Ansprechen von verschiedneen Themen bezogen auf Demokratie o Alles war gut

 Was sollte das nächste Mal besser gemacht werden? o Es wäre cool gewesen, wenn wir Anträge schreiben mehr geübt hätten

a) Liste der Teilnehmenden am SV-Workshop

Nachname, Vorname

Perrone, Eliana Maria

Stettin, Alina

Susan, Iulia-Francesca

Demir, Beyza

Walberg, Franka

Venzke, Laura

Eigen, Emilia

Hölscher, Anna

Ueding, Emily

Krutsch, Paul

Rudnick, Maximilian

Dilarto, Kevin

Glomm, Christian

Schaaf, Wibke

Meyer, Joey

Fabricio, Melina

Bönhoff, Linn

Brünjes, Lukas

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Sahin, Dersim

Pecani, Lea

Wonnemann, Alina

2. „Demokratie-Party“ als informeller Auftakt zur Weiterentwicklung des JUFO

Parallel zum oben beschriebenen Workshop, der als formeller Auftakt für die Neugestaltung des JUFO diente, entschieden sich die verbliebenen Mitglieder des Kernteams dazu, einen informellen Rahmen zu gestalten. Es wurde eine „Demokratie-Party“ geplant und mit dem Ziel durchgeführt, ältere und jüngere Jugendliche in einer lockeren Atmosphäre zusammen zu bringen und gemein- sam Überlegungen anzustellen, wie Jugendliche in Rheda-Wiedenbrück die Potentiale des JUFO noch besser für sich nutzen können. In Begleitung der Demokratie-Teamer Yasemin Caglar und Maik Dück sowie des Koordinators Demokrat Ramadani haben die beteiligten JUFO-Mitglieder sich mit den Bereichen Werbung, Ablauf und inhaltliche Verbindung zum Jugendforum für die Party beschäftigt. Die Vorarbeit fand in regelmäßigen Treffen, Telefonkonferenzen und über on- line-Kommunikation (Messenger: SIGNAL). Veranstaltet wurde die „Demokratie-Party“ dann am 6. Oktober 2018 von 17 bis 20 Uhr. Den Organisatoren ist es gelungen, in einer lockeren Atmo- sphäre die bisherige Arbeit des JUFO vorzustellen und im Zuge eines „Speed-Dating“-Formates sowohl ein persönliches Kennenlernen der Teilnehmenden zu ermöglichen als auch eine Diskus- sion zwischen ihnen zu initiieren über das Thema Demokratie und Mitbestimmung in meinem All- tag. In diesem Austausch ging es um das wahrgenommene Verhältnis von Erwachsenen und Ju- gendlichen in Rheda-Wiedenbrück, um Mitgestaltungsmöglichkeiten in der Schule, die Organisa- tion und Durchführung von Veranstaltungen für Jugendliche und um die Gestaltung des öffentli- chen Raums in ihrer Stadt. Im Evaluierungsgespräch haben sich die Teilnehmenden dafür ausgesprochen, solche lockeren Treffen mit coolen Inhalten und Diskussionen unter dem Titel „Demokratisches Chillen“ fortzu- setzen. Ziel sollte es sein, bis zum Ende des Jahres den Kreis der Teilnehmenden stetig zu erwei- tern und das thematische und organisatorische Vorgehen für das Förderjahr 2019 vorzubereiten.

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a) Liste der Teilnehmenden an der „Demokratie-Party“

Nachname, Vorname

Tim, Berief

Nikolov, Sofia

Calcan, Radu

Brinkrolf, Isabella

Pabst, Nadia

Frizler, Natascha

Pankratz, Nelly

Lach, Viktoria

Seel, Lenn

Wonnemann, Alina

3. „Demokratie, eine Frage des Glaubens? Islamismus, eine Frage es Unglaubens?“

Ausgehend von der Frage, wie die Lebenswirklichkeit und die Perspektive muslimischer Jugend- lich in Rheda-Wiedenbrück ist, hat der Koordinator die Einladung der beiden örtlichen Moschee- gemeinden Ditib und IGMG zur Teilnahme an deren gemeinsamen Fastenbrechen am 11. Juni 2018 angenommen. Zu dieser Veranstaltung hat er vier studentische Demokratie-Teamer mitge- bracht, die in Vorgesprächen Interesse am Themenfeld „Demokratie und Islam“ angezeigt hatten. Beim Fastenbrechen haben die beiden Gemeindevorstände allen Gästen die Räumlichkeiten und Grundzüge ihrer Arbeit vorgestellt. Hier ist der Kontakt zu jeweils zwei Jugendvorstandsmitglie- dern aus den beiden Gemeinde entstanden. In einem ausgiebigen Gespräch während des Fasten- brechens haben sich der Koordinator, die vier Demokratie-Teamer und die vier Jugendlichen sehr intensiv über Fragen von Zugehörigkeit, Vereinbarkeit von Glaube und Demokratie sowie religi- ösen Extremismus ausgetauscht. Das Gespräch hat den Jugendlichen viel Spaß gemacht, sodass sie eine Fortsetzung wollten. Der Koordinator schlug dann vor, gemeinsam einen Workshop zu diesen Fragen zu arbeiten, der auch für andere Jugendliche aus den beiden Moscheegemeinden geöffnet sein sollte, damit auch diese die Möglichkeit haben würden, diese Fragen zu behandeln. Die Idee traf auf Zustimmung und so verabredeten alle Beteiligten ein Folgetreffen. Es fand am 33

18. Juni 2018 statt und wurde als Brainstorming zum Themenfeld „Islam und Demokratie“ durch- geführt. Ziel war es, einen gemeinsamen Horizont zu diesem Themenfeld abzustecken, um dann konkrete Inhalte und Methoden für den Workshop erarbeiten zu können. Der Koordinator schlug sodann vor, zwei Treffen zur thematischen Vertiefung und zwei weitere Treffen zum Entwurf des Workshop-Konzeptes zu veranstalten. Die vier Jugendvorstände äußerten den Wunsch, dass sie bei den thematischen Treffen sehr gerne dabei sein möchten; damit sie aber am Workshop selbst teilnehmen können, entschieden sie, sich aus der methodischen Konzeptualisierung rauszuneh- men. Im Zuge der Initiierungs- und Erarbeitungsphase haben die Jugendvorstände der beiden örtlichen Moscheegemeinden zum Ausdruck gebracht, dass sie bisher keinen geschützten Raum haben, in dem sie sich über die Fragen der Vereinbarkeit von Islam und Demokratie und des Spannungsver- hältnisses zwischen Islamismus und Islamfreindlichkeit austauschen können. Gemeinsam mit ihnen sind daher die Grundzüge für einen Workshop erarbeitet worden, der aus vier Themenblö- cken besteht:

 Was ist Demokratie? Im ersten Teil des Workshops soll das Verständnis von Demokratie erörtert werden. Dazu werden die Teilnehmenden in drei Kleingruppen eingeteilt. Sie durchlaufen als solche drei Stationen. An jeder Station liegen ein Papierbogen und einige Stifte aus. Auf den Papierbögen steht jeweils geschrieben: Demokratie als Herrschafts- form, Gesellschaftsform und Lebensform). Die Teilnehmerinnen haben dann die Aufgabe, ihre Gedanken dazu zu notieren. Sie dürfen nicht miteinander sprechen. Wenn sie sich auf die Aussagen der anderen beziehen wollen, tun sie das nur schriftlich. Nach fünf bis sieben Minuten wird die Station gewechselt. Nachdem alle Gruppen an allen Stationen gewesen sind, findet im Plenum eine ausführliche Diskussion über Demokratie statt.

 Was ist Islam? Im zweiten Block steht das Islamverständnis der Teilnehmenden im Zent- rum. Ziel ist es, die individuellen Auffassungen und die institutionellen Definitionen her- auszuarbeiten. Als Arbeitsmethode kommt eine Stationsübung zum Einsatz, in der sich die Jugendlichen in Kleingruppen nacheinander mit drei Fragen beschäftigen: Was ist Islam? Was ist Islamismus? Was ist Islamfeindlichkeit. Jede Gruppe füllt an jeder Station Moderationskarten zu den Fragen aus. Nachdem die Gruppen wieder an ihrer Ausgangs- station ankommen, werten sie alle Karten aus und bilden ein Clustering. Im Anschluss daran schauen sich alle Teilnehmenden die sortierten Stationen an und suchen sich pro Station eine Karte aus. Im Plenum stellt jeder Jugendliche seine Sichtweise vor, indem die Auswahl der Karten erläutert und begründet wird. In einer offenen Aussprache wer- den die drei Oberbegriffe dann intensiver diskutiert.

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 Was ist Demokratie im Islam? Nach dem in den vorangegangenen Blöcken die Themen Demokratie und Islam getrennt voneinander behandelt wurden, geht es in diesem und dem folgenden Block um die wechselseitige Bezugnahme der beiden Themen. Um die Frage beantworten zu können, welche Rolle Demokratie im Islam spielt, gilt es zweierlei herauszuarbeiten: Erstens in der Entstehungsgeschichte des Islams lassen sich signifi- kante Momente herausarbeiten, die demokratische Elemente aufweisen. Zweitens lassen sich umso mehr islamische Regelungen und Gebote ausfindig machen, die demokratische Grundwerte darstellen und als Grundpraktiken von Demokratinnen und Demokraten auch in der heutigen Zeit gelten. Ziel dieser Einheit ist es, mit den Teilnehmenden offen zu legen, dass dem Islam demokratische Grundwerte und demokratische Grundpraktiken in- härent sind und Demokratie und Islam somit nicht grundlegend unvereinbar sind. Die Arbeitsmethode für diese Etappe des Workshops ist der selbstmoderierte Gesprächskreis, denn hier gilt es, den Jugendlichen den Freiraum für einen intensiven Austausch zu geben.

 Was ist Islam in der Demokratie? Die zweite Querverbindung zwischen den beiden The- men Islam und Demokratie wird über die Frage hergestellt, was Islam in der Demokratie ist. Hier wird als erstes herausgearbeitet, dass Religions-, Glaubens- und Gewissensfrei- heit ein Grundrecht in jeder demokratischen Gesellschaft darstellt. Mit den Teilnehmen- den ist zu untersuchen, was dieses Grundrecht in einer multireligiösen Gesellschaft be- deutet und wie Staat, Religion und Demokratie zueinanderstehen. Im Anschluss daran wird mit den Teilnehmenden die Wahrnehmung der Muslime in demokratischen Gesell- schaften am Beispiel von Deutschland behandelt. Dabei geht es um sowohl um die Selbst- wahrnehmung der Muslime als auch um die Fremdwahrnehmung von Muslimen. Die praktische Methode in diesem Block stellt eine fiktive Talkshow mit dem Titel „Gehört der Islam zur Demokratie?“ dar: Die Teilnehmenden bekommen in Kleingruppen eine Rolle zugelost, die sie gemeinsam vorbereiten. Im daran anschließenden Rollenspiel wer- den dann am Oberthema orientierte Fragen aus verschiedenen Positionen diskutiert. In der Reflektionsrunde zur vorangegangenen Talkshow soll dann die lokale Ebene einbe- zogen werden, indem ein Fokus auf die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Muslime in Rheda-Wiedenbrück gelegt wird und gemeinsam mit den Jugendlich überlegt werden, was sie künftig vor Ort tun wollen.

Der Workshop hat am 4. November 2018 stattgefunden. Jugendliche aus den beiden Moschee- gemeinden haben daran teilgenommen. Im Anschluss an die kurze Kennenlernrunde haben sich die Teilnehmenden im ersten Themenblock mit dem Begriff der Demokratie auseinandergesetzt. Nach kurzer Eingewöhnung an die Schreibmethode fiel es ihnen zunehmend leichter, Assoziationen zu

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den Oberbegriffen Demokratie als Herrschaftsform, Gesellschaftsform und Lebensform zu ver- schriftlichen. Mit dieser Methode waren die Einzelnen dazu angehalten, ihre individuelle Perspek- tive zu Papier bringen. Sie hatten dennoch die Möglichkeit, sich aufeinander zu beziehen, indem sie wechselseitig ihre Aussagen kommentierten, Fragen dazu aufschrieben und auf diese Weise eine schriftliche Diskussion entstand. Nachdem die Kleingruppen an allen Stationen ihre Gedanken ver- schriftlichen konnten, konnte auf Grundlage dieser Vorarbeit die mündliche Diskussion im Plenum sehr gut weitergeführt werden. Die Teilnehmenden stellten fest, dass Sie häufig die Demokratie mit Frieden und Freiheit verbinden. Bei der Demokratie als Herrschaftsform fokussierte sich die Dis- kussion auf zwei Fragen: 1) Wer gehört zum Staatsvolk? 2) Ist die repräsentative Demokratie die beste Form der Demokratie? Verblüfft zeigten sich die Jugendlichen bei Demokratie als Gesell- schaftsform wie viele Mitbestimmungsmöglichkeiten abseits der Politik in den Bereichen unserer Gesellschaft bestehen. Den Teilnehmenden wurde klar, dass demokratische Strukturen omnipräsent in ihrem eigenen Leben sind. Im Austausch über Demokratie als Lebensform tauschten sie sich dann vor allem darüber aus, wie schwierig es ist, die eigene demokratische Haltung in allen Lebensberei- chen zur Anwendung zu bringen. Abschließend sprachen die Teilnehmenden über die Gefahren für die Demokratie. Sie identifizierten vor allem ausschließende, diskriminierende und unterdrückende Einstellungen, Strukturen und Dynamiken als Probleme, die Demokratie in allen drei Dimensionen bedrohen. Im zweiten Block haben sich die Jugendlichen mit Hilfe einer Stationsmethode nacheinander mit den drei Fragen beschäftigt: Was ist Islam? Was ist Islamismus? Was ist Islamfeindlichkeit. Die besondere Herausforderung lag hier darin, dass sie – anders als bei der Übung zuvor – im Schreib- prozess die Antworten der anderen noch nicht einsehen konnten. Erst als alle Gruppen alle Stationen durchlaufen hatten, wurden alle Karten aufgedeckt. Mit Hilfe des dann stattgefundenen Clustering konnten sie die zusammengetragenen Aspekte gemeinschaftlich strukturieren. Im Zuge dieser Sor- tierungsaufgabe entstanden an den drei Stationen kleinere Diskussionsrunden über den Zusammen- hang bestimmter Aspekte. Diese waren eine gute Vorbereitung für die Diskussion in der gesamten Gruppe. Um ein Austausch im Plenum zu initiieren war es für die Teilnehmenden wichtig, dass sie aus der Fülle der zusammengetragenen Aspekte eine Auswahl von je drei Karten (eine pro Station) für sich vorzunehmen. Bei der Vorstellung der ausgewählten stellte sich in Bezug auf die Frage Was ist Islam? eine Ambiguität heraus: Manche Jugendliche hoben hervor, dass sie ihre Religion als individuelle Form der Spiritualität und Beziehung zwischen ihnen als einzelne Menschen zu Gott ansehen. Andere betonten, dass der Islam moralische Prinzipien wie Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Gleichwertigkeit enthalte, die verallgemeinerbar seien und das zwischenmenschlichen Leben gestalten sollten. Mit Hilfe der Frage Was ist Islamismus? versuchten sie sodann eine Abgrenzung

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vorzunehmen. Die meisten Jugendlichen brachten den Begriff Islamismus mit einer für sie als un- angenehm empfundenen gesellschaftlichen Debatte in Verbindung. In der Wahrnehmung vieler Teilnehmenden bestehe die Gefahr, dass hinter dieser Bezeichnung antimuslimische Ressentiments kaschiert werden würden. In einer vorwiegend innermuslimischen Betrachtungsweise charakteri- sierten sie Islamismus als eine extremistische Position, die Zweifel und kritisches Denken im Um- gang mit islamischen Geboten ablehnt. Starre Vorgaben nach Innen und Intoleranz nach Außen gegenüber Anders- oder Nichtgläubigen wurden in der Diskussion als zwei Kernmerkmale festge- legt. Zur Gefahr werde der Islamismus den Jugendlichen zur Folge vor allem dann, wenn er den Einsatz von Gewalt verherrliche und damit als Legitimationsgrundlage für Terrorismus diene. Beim Austausch zur Frage Was ist Islamfeindlichkeit? nannten die Schlagworte wie Hass, Intoleranz, Ausgrenzung, Rassismus. Es wurde zudem vermutet, dass diese einhergehe mit geringem Wissen über die Lebenswirklichkeit muslimischer Menschen in Deutschland. Die Jugendlichen schilderten, dass sie dies bei den Tagen der offenen Tür ihrer Moscheegemeinden merken würden. Das Interesse sei sehr verhalten. Wenn allerdings Leute aus der Mehrheitsgesellschaft dann kämen, seien sie stets positiv überrascht. Die Diskussion wurde vor allem dann spannend, als es darum ging, Islamfeind- lichkeit und Islamkritik als Haltungen und Praktiken einander gegenüber zu stellen. Viele Jugendli- che hoben hervor, dass sie die kritische Reflexion islamischer Gebote und Tradition sehr wichtig finden. Eine Teilnehmerin sagte: „Wie wir zum Beispiel mit Homosexualität umgehen, finde ich nicht gut.“ Damit war der Übergang zum dritten Themenblock eingeleitet. Die Demokratie-Teamer übergaben die Diskussionsleitung an die Gruppe selbst und zogen sich in die Beobachterposition zurück. Pas- send zur Frage, welche Rolle Demokratie im Islam spielt, galt es auch auf der methodischen Ebene, die Gesprächsführung ganz in die Hände der Teilnehmenden zu geben. Dies stellte sich als sehr gut heraus, da die Jugendlichen die Achtsamkeit für die gleichberechtige Teilhabe aller Anwesenden intensivieren konnten. Inhaltlich durchleuchtete die Diskussion, dass das islamische Menschenbild den Einzelnen nicht zum Untertan Gottes mache, dessen oberste Pflicht der Gehorsam sei. Vielmehr gelte es darum, den Islam als doppelten Dialog zu sehen, nämlich zwischen den einzelnen Gläubigen mit Gott sowie den Gläubigen untereinander. Gott habe zwar allgemeine Gebote formuliert, die Gläubigen müssten allerdings ständig ausloten, ob sie diese Gebote richtig verstanden hätten. Ein Teilnehmer sagte: „Und damit keine Wissenshierarchie zwischen den Gläubigen entsteht, gebietet der Koran allen: Lese, Lerne, Studiere.“ Einer Teilnehmerin war die Feststellung wichtig: „Wenn jemand sagt, dass Islam und Demokratie unvereinbar sind, macht mich das gleichzeitig traurig und wütend. Vor allem wenn es unsere eigenen Leute sind. Ich finde, der Islam muss sich nicht ändern,

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damit er mit Demokratie zusammenpasst. Man muss auch nicht extra betonen, dass es eine islami- sche Demokratie geben muss. Demokratie und Islam gehören für mich zusammen.“ In der letzten Etappe des Workshops wurde eine fiktive Talkshow „Gehört der Islam zur Demokra- tie?“ mit den Teilnehmern durchgeführt. In Paaren haben die Jugendlichen eine der folgenden Rol- len mit folgenden Kernaussagen biografisch und argumentativ vorbereitet:

 Atheistin: Religion ist unwichtig. Hauptsache kein Arschloch sein.  „Islamkritiker“: Der Islam muss sich erst reformieren, bevor wir dessen Inhalte vermitteln.  Gläubige Muslima: Barmherzigkeit ist der Kern muslimischer Spiritualität.  Erzkonservativer Verbandsmuslim: Muslime dürfen sich nicht in Deutschland assimilieren, sie müssen ihre Kultur bewahren.  Islamist: Wahre Muslime beugen sich nicht dem Westen und dessen Werten.  Religionspädagogin: Die Korankurse sind nicht kind- und jugendgerecht.  Bürgermeister: Die Muslime und Verbände müssen sich stärker in das lokale Geschehen und die Politik einbringen. Die Ausarbeitung der jeweiligen Rollen war zum Teil nicht einfach und erforderte bei einigen Teil- nehmenden Unterstützung durch die Demokratie-Teamer. So gelang es schließlich allen, sich in die jeweilige Rolle hineinzuversetzen. Moderiert durch einen der Demokratie-Teamer fand die Talk- show nach dem Fish-Bowl-Prinzip statt. Dazu waren zwei Stuhlkreise aufgebaut. Im Innenkreis saßen die jeweiligen Diskussionsteilnehmer, im Außenkreis saßen die Rollen-Partner. Während der gesamten Talkshow konnten die Jugendlichen zwischen dem aktiven Spiel ihrer Rolle und einer passiven Beobachterposition hin- und herwechseln. So hatten alle die Möglichkeit an dem Spiel teilzunehmen. Nach anfänglicher Schüchternheit haben die Teilnehmenden ihre Hemmungen über- wunden und dadurch ein tolles Rollenspiel geschaffen. Die fiktive Diskussion bot ihnen die Mög- lichkeit, bisher erarbeitete Inhalte einzubringen und durch Rollenübernahme aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Es gab immer wieder ernste, aber auch lustige Momente in der Talk- show. Diese Mischung war sehr wichtig, um den spielerischen Charakter zu wahren und mit Spaß dabei zu sein. Im Anschluss an die Talkshow reflektierten die Jugendlichen diese Methode. Alle Rollen wurden als sehr interessant wahrgenommen. Die meisten Teilnehmenden schilderten, dass sie solche Talkshows bisher nur als Zuschauende kannten und sich zuvor schon gefragt hätten, wie sie wohl in diesen Situationen reagieren würden. Sie zeigten sich also sehr erfreut darüber, dass sie im Workshop die Gelegenheit dazu bekamen, dies auszuprobieren. Eine Teilnehmerin sagte: „Eine vollkommen andere Rolle spielen zu müssen, hat mir dabei geholfen, meine Position, die ich im wahren Leben vertreten würde, zu stärken.“

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Zum Schluss des Workshops wurde der Fokus ganz auf Rheda-Wiedenbrück gelegt. Die Teilneh- menden schilderten, dass sie auf individueller Ebene gute Beziehungen zu nichtmuslimischen Ju- gendlichen pflegen und dass in ihren Freundeskreisen viel Neugier und Interesse für ihren Glauben besteht. In Bezug auf die beiden Moscheegemeinden konstatierten sie allerdings eine doppelte Zurückhaltung: Das Interesse der erwachsenen einheimischen Bevölkerung an den islamischen Gemeinden sei ausbaufähig, aber auch die Einbringung der Moscheeverantwortlichen könnte bes- ser sein. Sie als jüngere Generation machten die Erfahrung, dass viele Ältere auf beiden Seiten noch zu verschlossen seien. Eine Teilnehmerin sagte: „Und wenn dann einmal im Jahr das inter- nationale Kulturfest stattfindet, haben zwar alle ihren eigenen Stand. Aber es entstehen keine rich- tigen Begegnungen, weil alle unter sich bleiben.“ Gefragt danach, wie diese Situation verbessert werden könnte, konstatierten die Teilnehmenden zweierlei: Zum einen seien die Moscheegemein- den in Rheda-Wiedenbrück in einem gewissen Aufbruch, weil sie gerade im Nachgang der soge- nannten Ditib-Affäre nicht in einen Topf mit anderen Gemeinden geworfen werden wollten. Eine Teilnehmerin sagte: „Unsere Frauen sind mutig und wollen vorangehen.“ Zum zweiten sehen sie zunehmend auch sich als jüngere Generation in der Pflicht, sich in den gesellschaftlichen Diskurs im Großen wie im Kleinen einzuschalten. Ein Teilnehmer sagte: „Wir machen Abitur, wir studie- ren, wir gehören zu dieser Gesellschaft. Nur wir können zwischen den Kulturen besser vermitteln.“ Eine andere Teilnehmerin ergänzte: „Unsere Großeltern- und Elterngeneration hat die Moschee- gemeinden mit dem Ziel gegründet, dass sie einen Rückzugsraum haben, wo sie sich mit Leuten aus der gleichen Kultur, Nationalität und Religion treffen können. Nur wir können diesen Raum öffnen.“ Am Ende des Workshops erklärten alle Teilnehmenden dazu bereit, in den Verteiler des Jugendforums aufgenommen zu werden. Sechs von Ihnen bekundeten Interesse daran, unmittelbar mitzuarbeiten und in die Gruppe „Demokratisches Chillen“ aufgenommen zu werden.

a) Liste der Teilnehmenden am Demokratie-Workshop

Vorname, Nachname Kalayci, Nurdan Özden, Hande Saygili, Ayse Yanaz, Seda Ünal, Ceyda Ucar, Merve Ünal, Ceren Söyler, Semih

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Söyler, Muhammed Cevikser, Eren Gülbasi, Tayfun Yilmaz, Ahmet

4. Was haben Handballsport und Jugendmannschaften mit Demokratie zutun?

Nach der Sommerpause fand mit den verbliebenen Mitgliedern des Jugendforums ein Brainstor- ming darüber statt, wie sich das Jugendforum weiterentwickeln kann und wie Jugendliche in Rheda-Wiedenbrück innerschulisch, schulübergreifend und außerschulisch sowohl für Demokra- tie begeistert als auch dazu angeregt werden können, sich vor Ort zusammenzuschließen und für gemeinsame Interessen einzustehen. Drei Mitglieder aus dem Jugendforum sind sportlich in Ver- einen aktiv gewesen (Fußball, Handball und Volleyball). Sie regten an, dass hierzu eine Maß- nahme, Veranstaltung oder Aktion für Jugendmannschaften konzipiert werden sollte. Der Koordi- nator schlug vor, gemeinsam einen Workshop zu entwickeln. Als zusätzliche Unterstützung orga- nisierte er zwei Demokratie-Teamer, die sowohl pädagogisch ausgebildet als auch in Sportverei- nen aktiv sind. Gemeinsam mit ihnen und den drei Mitgliedern des Jugendforums fand am 28. August 2018 ein Brainstorming-Treffen statt. Ziel war es, gemeinsam das Themenfeld „Demokra- tie und Jugendsport“ auszuloten. Wann immer Jugendliche zusammenkommen, um gemeinsam sportlich, kulturell oder sonst wie aktiv zu sein, besteht das Potential, dass sie dies demokratisch tun können. Sportmannschaften bieten ganz besondere Gelegenheiten zum Trainieren von Demo- kratie, weil Ihr Zweck auf den ersten Blick nichts mit Demokratie zutun hat; bei genauerem Hin- sehen zeigt sich aber, dass sportliche Fitness allein noch kein gutes Sportteam ausmacht. Schnel- ligkeit, Ausdauer, technisch saubere Ausführungen und Mannschaftsaufstellungen sind beim Fuß- ball, Volleyball und Handball zwar wichtige Faktoren. In demokratischen Gesellschaften sollte jeder Mannschaftssport von einem besonderen Geist beseelt sein und dazu beitragen, dass das Team auch über demokratische Fitness verfügt. Es geht dabei um folgende Fragen: Wie gehen wir miteinander um? Was verbindet uns auf und neben dem Platz? Welche Ziele wollen wir erreichen? Um jeden Preis? Mit welchem Mitteln? Nach welchen Regeln? Wer kann und will sich dazu wie einbringen? Welche Stärken und Potentiale wollen wir nutzen? In der Beschäftigung mit diesen und ähnlichen Fragen stellen Jugendliche fest, dass es in Gruppen immer Strukturen und Dynami- ken zwischenmenschlicher Macht gibt und dass diese entweder bewusst demokratisch gestaltet werden oder unbewusst und unreflektiert vorkommen. Auf Anregung des Koordinators wurden

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sodann zwei Treffen zur thematischen Vertiefung durchgeführt (Anfang September: Was ist De- mokratie? und Anfang Oktober: Was zeichnet Jugendsportmannschaften aus?), um den zuvor ge- nannten Fragen intensiver nachgehen zu können. Mitte Oktober wurden beim dritten Treffen die Inhalte und Methoden für den Workshop ausgewählt und Mitte November beim letzten Treffen der konkrete Ablauf des Workshops festgelegt. In dieser Entwicklungsphase ist gemeinsam erar- beitet worden, dass Der hier mit Mitgliedern des Jugendforums konzipierte Workshop respektiert also den jeweiligen Zweck, den Jugendgruppen sich gesetzt haben (in diesem Fall Sport zu treiben, indem Handball, Fußball oder Volleyball gespielt wird). Sein innovativer Ansatz besteht genau darin, dass er eng am jeweiligen Zweck dieser Jugendmannschaften dranbleibt und Demokratieförderung sowie Vielfaltstärkung eben nicht dadurch zu initiieren versucht, dass den Jugendsportmannschaften et- was Zweckfremdes übergestülpt wird. Stattdessen wird das vorhandene, aber nur unzureichend herausgearbeitete demokratische Potential theoretisch, diskursiv und praktisch vertieft. Der vor- liegende Workshop eröffnet den Jugendlichen den Horizont, dass Sport als soziales Phänomen und als spezieller Bereich unserer Gesellschaft mit ganz eigenen Binnenlogiken nicht losgelöst ist von Demokratie als Lebensform, ihren Werten und Prinzipien sowie Haltungen und Handlungsweisen. Der Workshop ist in fünf Etappen aufgebaut. Diese werden nachfolgend kurz skizziert. Im An- schluss daran ist der der detaillierte Ablaufplan des Workshops aufgeführt.

 Zwei Bälle und sonst nichts: Der Workshop beginnt nach der Begrüßung mit einer prak- tischen Übung, in der die Teilnehmerinnen zwei Bälle und den Auftrag bekommen: „Habt Spaß!“. Die Gruppe sieht sich in diesem Fall einer undefinierten Situation ausgesetzt, die sowohl Freiheiten bereithält als auch Ungewissheit und Unsicherheit bedeutet. Der Work- shop-Leitung ermöglicht diese Übung, gruppendynamische Prozesse zu beobachten und diese in einer anschließenden Reflexionsrunde mit den Teilnehmenden zu besprechen.

 Was ist Handball? Als nächstes werden die Teilnehmenden in zwei Gruppen eingeteilt. Beide Gruppen erhalten 10 Hütchen und müssen damit einen Parcours bauen, an dessen Ende Metaplanpapier ausgelegt ist. Der Auftrag lautet: „Baut einen Parcours für das geg- nerische Team. Danach werdet ihr in einem Wettrennen gegeneinander antretend gleich- zeitig den Parcours durchlaufen, den das andere Team für Euch entworfen hat. Das ist das erste Element. Das zweite besteht darin, dass immer eine Person am Metaplanpier steht. Sie beantwortet dort in Stichpunkten die Frage ‚Was ist Handball/ Fußball/ Volley- ball?‘, solange bis eine Person aus ihrem den Parcours durchläuft und sie ablöst.“ Diese

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Übung geschieht auf Zeit, wer also innerhalb von fünf Minuten die meisten Umrundun- gen gemacht hat, gewinnt. Nachdem die Vorbereitungen stattgefunden haben, kommt der Wendepunkt in dieser Übung: Bevor das Wettrennen beginnt, teilen die WK-Leiter den Teilnehmenden mit, dass die Teams die Parcours behalten, die sie eigentlich für die Geg- ner erstellt haben. Hier ist eine Unzufriedenheit der Jugendlichen zu erwarten. Dies und andere Verhaltensweisen werden im Anschluss der Übung reflektiert – und zwar am Maßstab dessen, was die Teilnehmenden zu der Frage ‚Was ist Handball/ Fußball/ Vol- leyball?‘ geschrieben haben (zu erwarten Sind Antworten wie Teamfähigkeit, Spaß, Fair- ness, sportliche Herausforderung).

 Fragen ist Stationen: In der anschließenden Etappe werden die Jugendlichen in fünf Kleingruppen aufgeteilt, um einen Stationslauf durchzuführen. An jeder Station liegt eine der folgenden Fragen aus: Was zeichnet einen guten Handball-/ Fußball-/ Volleyballspie- ler aus? Was zeichnet eine gute Handball-/ Fußball-/ Volleyballmannschaft aus? Was läuft gut in unserer Mannschaft? Was muss besser werden in unserer Mannschaft? Was ist Demokratie? Die Teilnehmenden durchlaufen nacheinander alle Stationen und können dort ihre Gedanken auf Karteikarten notieren. Wenn sie an der Ausgangstation wieder angekommen sind, sollen sie ein Clustering der Karten machen. Als nächstes können sie sich alle Stationen anschauen und an Station 1-4 jeweils eine Karte auswählen. Die Aus- wahl dieser Karten wird dann vorgestellt und die WK-Leiter reflektieren mit den Jugend- lichen die zusammengetragenen Aspekte, worauf sie Wert gelegt haben und was darüber hinaus für erfolgreiche Jugendsportmannschaften wichtig sein könnte. Sie arbeiten mit den Teilnehmenden folgende drei Ebenen heraus (oder vorerst nur die erste und zweite; die dritte dann im Zuge der nächsten Etappe):  sportliche Fitness (im engeren Sinne) = gute Technik, Ausdauer, Schnelligkeit, Zusammenspiel, gute Aufstellung, Fairness, Teamwork, etc.  soziale Fitness = Spaß, Geselligkeit, Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Identifika- tion, Hilfsbereitschaft, etc.  demokratische Fitness = alles, was wichtig ist für AUF und NEBEN dem Platz: Wie ist die Entscheidungsstruktur in unserer Mannschaft? Welche Machtdynamik besteht in unserer Mannschaft? Wie könne wir noch besser darin werden, dass alle gehört werden, alle mitreden, alle mitentscheiden? Wo ist das konkret mög- lich? z.B. bei der Festlegung von Saisonzielen, Spielauswertung, Vorschläge für Aufstellung, Vorschläge für Training und darüber hinaus.

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 Was ist Demokratie? Theorie! Die WK-Leiter stellen mit einer partizipativen Erklär- Methode und Karteikarten das Verständnis von Demokratie als Herrschaftsform, Gesell- schaftsform und Lebensform vor. Die Teilnehmenden greifen auf die beschriebenen Kar- ten der fünften Station zurück (Was ist Demokratie?) und ergänzen damit das Schaubild. Ausgehend hiervon diskutieren die Teilnehmenden folgende Fragen: Wie hängen die drei Formen zusammen? Kann es Demokratie als Regierungsform auch ohne Demokratie als Gesellschaft- und Lebensform geben? Kann Demokratie als Lebensform praktiziert wer- den, auch wenn Staat und Gesellschaft unzureichend demokratisch sind? Kann man Staat und Gesellschaft kritisieren, ohne anti-demokratisch zu sein? Im Zuge dieser Diskussion wird die gemeinsam erarbeitete Definition von Demokratie vertieft. Sodann gilt es, sie diskursiv auf den konkreten Kontext der Jugendlichen anzuwenden, indem Fragen fokus- siert werden wie: Welche Formen von Demokratie erlebt Ihr in Eurem Alltag? Wie leicht oder schwer fällt es Euch, demokratisch zu sein? Woran liegt das? Wie demokratisch ist Euer Sportverein? Wie demokratisch ist Eure Jugendmannschaft? Wie demokratisch soll sie sein?

 Was ist Demokratie? Praxis! Nachdem in der vorherigen Etappe Demokratie kognitiv und diskursiv sehr intensiv als Herrschaftsform, Gesellschaftsform und Lebensform her- ausgearbeitet wurde, bekommen die Teilnehmenden hier die Möglichkeit, der Demokra- tie als Lebensform praktisch nachzuspüren. Sie werden in drei Kleingruppen eingeteilt. Alle Kleingruppen erhalten jeweils eine der folgenden Aufgaben: a) Stellt alle Stuhle in einen Stuhlkreis. b) Sorgt dafür, dass sich immer zwei Stuhllehnen berühren. c) Stapelt alle Stühle in der Mitte des Raums. Die besondere Herausforderung in dieser Übung liegt zum einen darin, dass die Teilnehmenden verschiedene Aufträge mit denselben Objekten erfüllen sollen und zum anderen darin, dass sie dabei nicht sprechen dürfen – weder mit den eigenen Teammitgliedern noch mit den Gegnern. Nach der ersten Runde bekommen die Teams die Möglichkeit sich erneut abzusprechen. Weil in der zweiten Runde erwar- tungsgemäß auch keine Lösung für das Problem gefunden wird, bekommen die Jugend- lichen vor der dritten Runde die Möglichkeit, Gruppensprecher zu bestimmen. Letztere dürfen sich bezüglich der Frage „Wo ist gerade das Problem und wie können wir es ge- meinsam lösen?“ beraten und dann in ihre Gruppen zurückgehen, um mit ihnen eine Stra- tegie für die dritte Runde festzulegen. Spätestens jetzt ist zu erwarten, dass eine gemein- same Lösung umgesetzt wird, die alle drei Team-Aufgaben erfüllt. Nach der Übung wird

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mit allen reflektiert, wie sie sich verhalten haben, warum es zu dieser Dynamik gekom- men ist, welche Varianten der Problemlösungen die gesamte Zeit über bestanden haben und was sie aus dieser Übung in Bezug auf Demokratie mitnehmen.

 Möglichkeiten, Demokratie im eigenen Umfeld zu vertiefen! In der letzten Etappe des Workshops können die Teilnehmenden für sich festlegen, ob und wie sie Demokratie in ihrem eigenen Alltag vertiefen und verstetigen können. Dazu dient zum einen der Mann- schaftskodex, mit dem alle Jugendlichen gemeinsam festlegen, worin sie als einzelne und als Team sportlich, sozial und demokratisch fit sein wollen. Zum anderen werden die Teilnehmenden angeregt, einen Mannschaftsrat zu gründen, der als mannschaftsinternes Gremium der Mitbestimmung und als Motor für Reflexion dient. Zudem wird den Ju- gendlichen aufgezeigt, dass sie vereinsintern einen Jugendrat gründen können, der mannschaftsübergreifend die Wünsche und Interessen junger Vereinsmitglieder gegen- über den Jugendobmännern, der Mitgliederversammlung und dem Vorstand artikulieren kann. Er kann darüber hinaus eigene Aktionen durchführen und damit ganz direkt und autonom das Vereinsleben gestalten. Außerhalb des Vereins gibt es die Möglichkeit, im Jugendforum mitzuarbeiten. Letzteres ist Ort der Begegnung für alle Jugendlichen in Rheda-Wiedenbrück. Hier können Interessen, Wünsche, Ideen, Sorgen, Ängste bespro- chen und als Forderungen gegenüber der Kommunalpolitik artikuliert werden. Das Ju- gendforum führt aber auch eigene Projekte, Maßnahmen und Veranstaltungen durch, um Demokratie unter Jugendlichen zu fördern und deren Mitbestimmung zu stärken.

Nach der Fertigstellung des Konzeptes galt es, für die Premiere des Workshops eine Jugendmann- schaft in Rheda-Wiedenbrück zu finden. Die Handballmädchenmannschaft des TV Wiedenbrück, in der auch ein Mitglied des Jugendforums mitmacht, wird von Simon Schnittker trainiert und hat sich zur Teilnahme am Workshop bereit erklärt. Der Workshop wurde am 21. November 2018 durchgeführt. 16 Mädchen im Alter zwischen 16 und 17 haben daran teilgenommen. Bereits bei der Begrüßung wirkten die Teilnehmerinnen sehr interessiert und neugierig. Die erste Übung, in der sie zwei Bälle mit dem Auftrag „Habt Spaß!“ bekamen, brachte den großen Spieltrieb der Gruppe zum Vorschein. Während die Erwartung war, dass die Gruppe bei dieser Übung ehr reser- viert sein würde, zeigte sie ganz im Gegenteil schnell Initiative. Die Teilnehmerinnen entschieden innerhalb kürzester Zeit, „Zombie Ball“ zu spielen. Nach dem Spiel hat die WK-Leitung mit ihnen reflektiert, wie es zu dieser sehr schnellen Entscheidung gekommen ist. Es stellte sich heraus, dass zwei Teilnehmerinnen den Vorschlag gemacht hatten, durch ihre Federführung zwei Teams gebil-

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det wurden und das Spiel ohne weitere Erklärungen begann. Obwohl alle Teilnehmerinnen anga- ben, dass ihnen das Spiel viel Spaß gemacht habe, hätte sich ein Teil des Handballteams auch vorstellen können, etwas Anderes mit den Bällen zu machen. Für einige Teilnehmerinnen ist die Entscheidung damit zu schnell gefällt worden. Die erste wichtige Erkenntnis der Jugendlichen war also, dass zu schnelle Entscheidungen die Gefahr mit sich bringen, dass nicht alle Wünsche und Ideen zur Sprache kommen können. Im Anschluss an diese Übung fand der Parcours-Lauf statt. In dem Glauben, dass die beiden Klein- gruppen jeweils einen Parcours für das gegnerische Team bauen, ist in beiden Fällen keine gerade Strecke mit Hütchen im gleichmäßigem und angemessenem Abstand gebaut worden. Stattdessen waren beide Parcours mit der Intention entwickelt worden, um eine besonders schwierige Strecke für das jeweilige gegnerische Team zu sein. Als die Teams dann erfuhren, dass sie den erstellten Parcours selbst durchlaufen mussten, waren sie enttäuscht. Diese Reaktion ist in der Reflexion aufgegriffen worden. Obwohl Fairness eines der meistnotierten Schlagworte auf den beiden Pa- pierbögen war und somit von den Teilnehmerinnen sehr stark mit ihrer Sportart in Verbindung gebracht wurde, haben sie dennoch beim Bau des Parcours ihrem eigenen Team einen Startvorteil dadurch verschaffen wollen, indem sie eine besonders schwierige Strecke für die anderen entwar- fen. Bei der weiteren Durchführung des Wettbewerbs hatten die Teilnehmerinnen die Herausfor- derung zu meistern, bewusst oder unbewusst zu entscheiden, auf welcher Ebene sie den Parcours meistern wollten:  sportliche Ebene (im engeren Sinne): Geschwindigkeit, technisch saubere Ausführung,  soziale Ebene: Fairness ggü. Gegnerinnen, Anfeuerung der eigenen Mitspielerinnen  inhaltliche Ebene: sorgfältige Beantwortung der Frage „Was ist Handball?“ auf dem Pa- pierbogen am Ende des Parcours  demokratische Ebene: Besprechung darüber, was diese Übung den einzelnen abverlangt und gemeinsame Entscheidung darüber, mit welchem Ziel sie wie durchgeführt werden soll In beiden Teams hat keine wirkliche Besprechung und Reflexion der Anforderungen dieser Übung stattgefunden. So haben letztlich alle Teilnehmerinnen nur für sich entschieden, wie sie vorgehen wollen. Den meisten war es wichtig, den Parcours schnell zu durchlaufen. Vereinzelt wurde Wert auf technisch einwandfreie Ausführung geachtet. Anfeuerung der eigenen Mitspie- lerinnen kam mehrfach vor, während Abkürzungen und andere unfaire Praktiken die Ausnahme darstellten. Die Frage „Was ist Handball?“ zu beantworten, ist den meisten wichtig gewesen – auch wenn der wettbewerbliche Zeitdruck sehr groß war. In der Reflexion zur gesamten Übung haben die Jugendlichen zusammengetragen, dass sie Handball zumeist mit Teamfähigkeit, Spaß,

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Fairness, aber auch mit sportliche Herausforderung, Leistungsbereitschaft und Gewinnen-Wol- len in Verbindung bringen. Sie stellten fest, dass letzteres im Sport (und auch darüber hinaus) dann gefährlich ist, wenn dies um jeden Preis geschieht. Dass die demokratische Ebene von den Jugendlichen gar nicht gesehen und genutzt wurde, war ein großer Aha-Moment für die Hand- ballerinnen. Der Stationslauf diente den Teilnehmerinnen dazu, das erste Brainstorming nun zu vertiefen, ohne dass ein Wettbewerbscharakter die Übung prägen würde. An jeder Station konnten die Teil- nehmerinnen ganz für sich die Fragen beantworten: Was zeichnet eine gute Handballspielerin aus? Was zeichnet ein gutes Handballteam aus? Was läuft gut in unserer Mädchenmannschaft? Was muss besser werden? Was ist Demokratie? Vier der fünf Fragen beziehen sich direkt aufei- nander, weil sie die individuelle und kollektive Ebene eines Handballteams zunächst abstrakt und dann konkret die eigene Mannschaft betreffen. Das Clustering ermöglichte den Mädchen, in Kleingruppen die Gedanken aller zu sortieren, bevor sie dann einzeln eine Auswahl aus den Kar- ten vornahmen. Nach der Vorstellung ihrer ausgewählten Karten haben sie diese gemeinsam mit der Workshop-Leitung folgenden Ebenen zugeordnet und damit ihr Selbstverständnis als ein- zelne Handballerinnen und als Handballteam transparent gemacht:

sportliche soziale demokratische Fitness Fitness Fitness Was zeichnet eine gute Überblick im Spiel ha- Fairness, alle einbeziehen, keine Handballspielerin aus? ben, gegenseitige Motivation, Einzelkämpferin sein, sportlicher Ehrgeiz, Teamgeist, Lernbereitschaft an alle denken, nicht nur an sich selbst Was zeichnet ein gutes Entwicklung einer gu- Teamgeist, Handballteam aus? ten Technik Rücksicht, Unterstützung, Vertrauen Was läuft gut in unse- Entwicklung Spaß alle werden einbezo- rem Team? wir können uns aufeinan- gen der verlassen, Zusammenhalt zusammen Essen gehen, alle werden akzeptiert Was könnte besser wer- Ausdauer, den? mehr Ehrgeiz besser zu werden, mehr Motivation, mehr Konzentration, mehr Durchsetzungs- vermögen

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Im Anschluss an diese Auswertung haben sich die Teilnehmerinnen mit den Ergebnissen der fünften Station und der Frage „Was ist Demokratie?“ beschäftigt. Nachdem die WK-Leitung die Grundzüge von Demokratie als Herrschaftsform, Gesellschaftsform und Lebensform vorgestellt hat, sortierten die Teilnehmerinnen die von ihnen beschriebenen Karten der fünften Station die- sem Schaubild hinzu. In der Diskussion hoben sie hervor, dass ihnen diese Definition von De- mokratie sehr gut gefällt, weil sie sich nicht nur auf die Politik und den Staat begrenzt. Eine Teilnehmerin sagte: „Ich wäre froh, wir hätten diese Definition irgendwann mal in der Schule gelernt.“ Besonders spannend fanden die Jugendlichen den Austausch über den Zusammenhang zwischen den drei Dimensionen von Demokratie. Alle stimmten darin überein, dass die alltägli- che Ebene (Lebensform) ein Schlüssel für die Stärkung der Demokratie darstellt. Einige Teilneh- merinnen betonten damit die Wichtigkeit von Mitbestimmungsstrukturen, die es in der Schule gibt. Andere pochten allerdings darauf, dass diese in ihrer jetzigen Form nicht ausreichen, um „echte Mitbestimmung zu ermöglichen“. Wiederum andere wiesen darauf hin, dass es ihnen nicht immer leichtfiele sich einzubringen. Eine Teilnehmerin sagte: „Mir ist nicht alles gleich wichtig und manchmal ist es mir sogar egal, was diskutiert und entschieden wird.“ Gemeinsamer Tenor war, dass Demokratie nicht bedeutet, dass alle ständig über alles Bescheid wissen müssen und entscheiden sollten. Eine Teilnehmerin fasste zusammen: „Bei grundlegenden Themen im Um- feld und in der Gesellschaft sollte man schon eine Meinung haben und auch mitentscheiden. Aber es ist auch wichtig, dass man selbst auswählen kann, wo man sich wie intensiv einbringt.“ Nachdem in der vorherigen Etappe ein intensiver Diskurs über Demokratie als Herrschaftsform, Gesellschaftsform und Lebensform geführt wurde, findet als nächstes eine Übung statt, in der die Teilnehmerinnen folgender Herausforderung ausgesetzt werden: In drei Kleingruppen aufge- teilt müssen sie unterschiedliche Aufgaben mit denselben Stühlen erledigen: a) Stellt alle Stuhle in einen Stuhlkreis. b) Sorgt dafür, dass sich immer zwei Stuhllehnen berühren. c) Stapelt alle Stühle in der Mitte des Raums. Sie dürfen dabei aber weder mit den eigenen Teammitgliedern noch mit den gegnerischen Teams sprechen. Die Mädchen haben in der ersten Runde gewisser- maßen wild drauf losgelegt, ihre Teamaufgaben zu erfüllen – und das gewissermaßen ohne Rück- sicht auf Verluste. Stühle wurden hin und her gezerrt, Gegnerinnen mit Kraftaufwand zur Seite geschoben, von Verständigung und Austausch war hier keine Spur. Vor der zweiten Runde wur- den den Kleingruppen die Möglichkeit gegeben, sich darüber auszutauschen, was gerade das Problem ist und wie es gelöst werden kann. In den Teams wurden spitzfinde Strategien entwi- ckelt, wie einige so viele Stühle wie möglich beschaffen und andere die Gegnerinnen davon ab- halten können, dass diese in die Quere kommen. Die Intensität der Rivalität nahm in der zweiten

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Runde drastisch zu, nicht zuletzt auch auf körperlicher Ebene, indem beispielsweise Gegnerinnen von ihren Stühlen geschubst wurden. Vor der letzten Runde sind in jeder Gruppe Teamspreche- rinnen bestimmt worden. Diese sollten sich sodann darüber austauschen, wie sie das Problem lösen können. Spätestens hier hätten die Teilnehmerinnen entdecken können, dass sich die drei Aufgaben gemeinsam lösen lassen. Diese Möglichkeit haben sie allerdings nicht genutzt. Statt- dessen wurden Koalitionen gebildet, indem zwei Gruppen sich gegen eine dritte verbündet ha- ben. Die gemeinsame Reflexion nach der Übung wurde mit der Frage eingeleitet „Wie demokratisch habt Ihr Euch vorhin verhalten?“. Die Teilnehmerinnen mussten eingestehen, dass die meisten demokratischen Verhaltensweisen, die zuvor noch gemeinsam herausgearbeitet wurden, in der Übung nicht praktiziert worden waren. Einige gaben zu bedenken, dass die Übung als Wettbe- werb angelegt gewesen sei; worauf andere erwiderten, dass der Wettbewerb an einigen Stellen zu weit gegangen sei, spätestens dann, als es körperliche Übergriffe ab (Reißen an den Stühlen, Wegdrängen der Gegnerinnen). Alle Teilnehmerinnen waren sich einig darin, dass ihnen demo- kratische Verhaltensweise dadurch erschwert wurden, indem sie während der Durchführung nicht miteinander sprechen durften. Gemeinsam mit der Workshop-Leitung ist allerdings heraus- gearbeitet worden, dass durch diese Regel nicht alle Formen der Kommunikation verhindert ge- wesen sind. Durch Beobachten der Verhaltensweisen anderer, durch Körpersprache oder durch stummes Vormachen der jeweiligen Aufträge wäre es beispielsweise möglich gewesen, die Ziele der anderen in Erfahrung zu bringen und sich untereinander auszutauschen. Außerdem durften vor der dritten Runde Vertreterinnen der drei Teams miteinander reden. Auf die Frage, warum sich diese für eine Koalition zwischen zwei Teams gegen das dritte entschieden hatten, schilder- ten sie: „Die Stapel-Aufgabe und die Stuhllehnen-Aufgabe konnten zusammen gelöst werden, indem nämlich alle Stühle zu einem Turm gestapelt werden, berühren sich ja automatisch die Lehnen.“ Auf die Rückfrage, wieso denn die Dritte Aufgaben (Stuhlkreis) nicht gemeinsam ver- wirklicht werden konnte, wurde erklärt, dass dann kein Stuhl-Turm möglich gewesen wäre. Die Workshop-Leitung macht darauf aufmerksam, dass die Interpretation der Aufgabe in diesem Fall so eng war, dass sie eine Gruppe ausgeschlossen hat – denn: die Stapel-Aufgabe wäre auch dann erfüllt gewesen, wenn statt eines hohen Stuhl-Turms ein Stuhlkreis aus jeweils zwei bis drei gestapelten Stühlen gebildet worden wäre. Damit wurde eine weitere Herausforderung aufge- deckt, die nämlich in der Auslegung des Wortlautes der Aufgaben liegt. Abschließend ist zudem reflektiert worden, was eigentlich passiert wäre, wenn die Teilnehmerinnen trotz Redeverbotes miteinander gesprochen hätten. Es wurde diskutiert, dass Regeln für zwischenmenschliches Zu- sammenleben sehr wichtig sind, denn keine Sportart und keine Gruppe kommt ohne Regeln aus.

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Es sei allerdings bei offenen und verdeckten, formellen und informellen Regeln wichtig, dass diese kritisch hinterfragt werden. Grundsätzlich sei zu überlegen: 1) Wer hat diese Regeln wie aufgestellt? 2) Wozu wurde sie eingeführt? 3) Was bewirkt die Regel? 4) Gibt es jemanden, der davon profitiert? 5) Gibt es jemanden, der darunter leidet? 6) Ist es angemessen, problematische Regeln auszusetzen, wenn wichtige Grundregeln (z.B. Persönlichkeitsrechte, körperliche Unver- sehrtheit, Gleichberechtigung, Fairness) davon verletzt werden? In diesem Sinne wurde gemein- sam herausgestellt, dass es verschiedene Möglichkeiten im Zuge der Übung gegeben hätte, die Regeln in Frage zu stellen, im Zuge der Diskussion deren Für und Wider zu klären und schließ- lich deren Aussetzung oder Änderung zu beschließen. In der letzten Etappe sind den Teilnehmerinnen verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt worden, wie sie Demokratie im eigenen Umfeld vertiefen können (Mannschaftskodex, Mannschaftsrat, Jugendrat, Jugendforum). Die Mädchen entschieden sich zum einen dazu, in der verbliebenen Zeit Grundzüge eines Mannschaftskodexes gemeinsam aufzustellen. Hier war es ihnen wichtig auf den drei Ebenen folgendes für sich festzuhalten:  sportliche Fitness = Ehrgeiz nicht ohne Teamgeist und ernsthafte sportliche Entwicklung nicht ohne Fairness  soziale Fitness = Zusammenhalt, Spaß, Miteinander, Vertrauen, weiterhin gemeinsames Essen  demokratische Fitness = Akzeptanz, Toleranz, Mitbestimmung, kritisches Hinterfragen von Regeln und Gruppendynamik, offen und ohne Bedenken die eigenen Bedürfnisse und Bedenken äußern, wichtige Entscheidungen alle zusammentreffen, Chancen der Demo- kratie und Mitbestimmung in der Mannschaft durch die Bildung eines Mannschaftsrates zu vertiefen und im Verein durch die Einberufung eines Jugendrates auszubauen. Einige Teilnehmerinnen haben zudem festgelegt, dass sie die SV-Arbeit an ihrer jeweiligen Schule unterstützen wollen. Zum anderen haben sich die Teilnehmerinnen entschieden, in den Verteiler des Jugendforums auf- genommen zu werden. Drei von ihnen vertreten die Handballmannschaft bei den monatlichen Treffen des Jugendforums, um bei der Konzeption weiterer Aktionen und der Organisation über- greifender Veranstaltungen mitzuwirken.

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a) Liste der Teilnehmenden am Demokratie-Workshop

Nachname, Vorname Kontaktdaten (E-Mail, Handynummer)

1. Herrmann, Kerstin

2. Sawatzki, Sarah

3. Räcke, Mia

4. Kampmeier, Svea

5. Bultschnieder, Judith

6. Wallberg, Franka

7. Brockschnieder, Julia

8. Eckervogt, Julia

9. Bruns, Nienke

10. Schlüter, Nele

11. Segler, Jolina

12. Frenser, Gina

13. Bünte, Kirsten

14. Wieneke, Luisa

15. Schlautmann, Sara

16. Schlien, Laura

5. „Demokratisches Chillen“

Ausgehend von der „Demokratie-Party“ und dem Wunsch der Jugendlichen, sich regelmäßig in informeller Atmosphäre zu treffen, um an der Weiterentwicklung des JUFO zu arbeiten, ist das „Demokratische Chillen“ ins Leben gerufen worden. Die Demokratie-Teamer Yasemin Çağlar und Maik Dück fungieren für die JUFO-Mitglieder als projektbezogene organisatorische, thema- tische sowie methodische Begleiter. Der Koordinator war ständiger Teilnehmer und organisatori- scher Unterstützer. Die Treffen wurden entsprechend der zeitlichen Ressourcen und Bedürfnisse der Jugendlichen monatlich durchgeführt. Ihr Charakter war dezidiert niederschwellig. Sie dienten

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als Raum für offenen Austausch über die individuellen Wünsche, Ideen, Sorgen, Problemwahr- nehmungen, Verbesserungsvorschläge. Sie waren der Ort für ungezwungene Diskussion über ge- samtgesellschaftliche sowie auf Rheda-Wiedenbrück bezogene Themen. Die Anwesenden waren Mitglieder des ursprünglichen JUFO-Kernteams aus der zweiten Phase der JUFO-Entwicklung sowie Teilnehmenden, die aus den Workshops zur schulübergreifenden SV-Arbeit, Islam und De- mokratie sowie d Handball und Demokratie gewonnen wurden. Die Zusammensetzung der Mit- glieder des „Demokratischen Chillens“ und die offene sowie lockere Atmosphäre haben dazu bei- getragen, dass sich diese Treffen im Zeitraum von September bis Dezember 2018 als Format etab- liert haben, in dem Jugendliche sich begegnen konnten, die sonst nicht aufeinander getroffen wä- ren, um über Möglichkeiten und Grenzen der Jugendpartizipation gesellschaftlich wie lokal zu diskutieren. Das Treffen wurde jeweils von 17 bis etwa 20.30 Uhr in den Räumlichkeiten der VHS Reckenberg-Ems abgehalten, Getränke sowie kleinere Snacks wurden gestellt. Der Novembertermin stand unter dem Motto der Jugendrepräsentation in Rheda-Wiedenbrück. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurde die Speed-Dating-Methode angewandt. Die Jugend- lichen und Demokratie-Teamer fanden sich in Kleingruppen von je drei Personen zusammen und haben gemeinsam mit einer anderen Kleingruppe in fünf Minuten Fragen anhand von Vorschlägen diskutiert – von privaten Präferenzen wie „Welche Musik hörst Du gerne?“ bis hin zu „Inwiefern glaubst du, dass Jugendliche etwas im Stadtrat bewegen können?“ oder „Was würdest du für Ju- gendliche von der Stadt Rheda-Wiedenbrück fordern?“ Auf ein Zeichen hin sind die Gruppen ro- tiert. Nachdem alle Kleingruppen in wechselnden Konstellationen miteinander diskutiert haben, wurden die Diskussionen im Plenum vertieft. Die Demokratie-Teamer präsentierten im Anschluss daran die bisherige Entwicklung des JUFO. Die Teilnehmenden fanden besonderen Gefallen am „Public Picknick“, und so entstand die Idee, eine zweite Auflage im Zuge des „Tages der offenen Gesellschaft“ im Jahr 2019 durchzuführen. Die Jugendlichen erarbeiteten im Gespräch, inwiefern sie dieses Ereignis für Jugendrepräsentation nutzen können. Abschließend wurden inhaltliche und organisatorische Wünsche für den Dezembertermin geäußert und von den Demokratie-Teamern notiert. Am 7. Dezember fand das zweite „Demokratisches Chillen“ unter vorweihnachtlichem Motto (mit Dekoration, Kinderpunsch und von den Teilnehmern mitgebrachtem Gebäck) statt. Zu Beginn fassten die Organisatoren den Verlauf des vergangenen Treffens zusammen. Die neuen JUFO- Mitglieder baten diejenigen, die bereits in der zweiten Phase (April bis Juli 2018) dabei waren, noch einmal ihre Erfahrungen mit der Organisation und Durchführung des „Public Picknicks“ zu schildern. Sodann wurde die Frage aufgeworfen, mit welchen inhaltlichen Zielen und Ausrichtun- gen sich das JUFO am „Tag der offenen Gesellschaft“ 2019 präsentieren könnte. Die Erarbeitung

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von Vorschlägen geschah in Kleingruppen. Im Anschluss daran wurde ein Presseinterview fin- giert. Der Koordinator und die Demokratie-Teamer nahmen die Rolle von „spitzfindigen“ Journa- listen ein und stießen jeweils zu den einzelnen Gruppen hinzu. Ziel dieser Übung war es, dass die Jugendlichen einüben, ihre Ideen als Öffentlichkeitsarbeit gegenüber Pressevertretern selbständig zu präsentieren, und dabei auch mit kritischen bzw. missliebigen Fragen umzugehen. Die Jugend- lichen erarbeiteten auf diesem Wege eine selbstbewusste Haltung, eine erste Vorstellung der zu organisierenden Veranstaltung. Das „Public Picknick“ soll im kommenden Jahr die Wahrnehmung des JUFO befördern und das Thema Vielfal in Rheda-Wiedenbrück zum Thema machen. Vor ei- nigen Jahren hat die Stadtverwaltung ein Kunstprojekt unter dem Titel „Alltagsmenschen“ in Auf- trag gegeben, im Zuge dessen Skulpturen entstanden sind, die in der gesamten Stadt verteilt im öffentlichen Raum aufgestellt sind. Die Skulpturen bilden alle nur weiße, alte, dicke Menschen ab. In Abgrenzung zur mononarrativen Sichtweise dieser Kunstwerke haben die Jugendlichen die Idee entwickelt, zusätzlich zum Public Picknick eine Kunstaktion zu machen unter dem Motto „Wir sind auch Alltagsmenschen! Rheda-Wiedenbrück ist vielfältig.“ Zudem ist der Vorschlag gemacht worden, das „Public Picknick“ mit einem Marsch für Vielfalt und Demokratie zu kombinieren (Startpunkt: Rathaus, Zielpunkt: Veranstaltungsort des „Public Picknicks“). Nach einer kurzen Pause wurden die Kleingruppenergebnisse aus dem simulierten Pressegespräch im Plenum einzeln vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Abschließend wurde die Frage aufgeworfen, unter welchen Bedingungen das „Public Picknick“ ein Erfolg sei. Ein Erfolg sei die Veranstaltung, wenn Jugend- liche zusätzlich zum eigenen Freundes- und Bekanntenkreise ander Teilnehmende gewinnen kön- nen. Für Januar 2019 wurde im Plenum beschlossen, dass dieser Termin für die Strategieplanung und Kleinaufgabenverteilung für das „Public Picknick“ genutzt werden soll. Das „Demokratische Chil- len“ soll in monatlichem Rhythmus fortgesetzt werden. Die Treffen sollen einen doppelten Cha- rakter haben: Einerseits sollen organisatorische Fortschritte, Ideen und Unterstützungsmöglichkei- ten für das Public Picknick besprochen werden, andererseits soll weiterhin inhaltlich über Jugend- partizipation (privat und gesamtgesellschaftlich) diskutiert werden.

a) Liste der Teilnehmenden am „Demokratischen Chillen“

Vorname, Nachname

Bönhoff, Linn

Lukas Brünjes

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Wonnemann, Alina

Pabst, Nadia

Pabel, Pauline

Günes, Aleyna

Berief, Tim

Pecani, Lea

Brinkrolf, Isabella

Calcan, Radu

Ünal, Ceren Can

Yanaz, Seda

Ucar, Merve

FAZIT UND AUSBLICK

Im ersten Quartal 2018 ist das JUFO in Rheda-Wiedenbrück initiiert worden, damit örtliche Kinder und Jugendliche sich auf den Weg begeben konnten, um  Ideen, Wünsche und Interessen zusammenzutragen  Projekte, Aktionen und Maßnahmen daraus zu entwickeln  andere Kinder und Jugendliche einzubeziehen  Gleichaltrige von Demokratie und Pluralität zu begeistern

Der in 2018 bestrittene Weg wurde mit den JUFO-Mitgliedern partizipativ, prozessorientiert und etappenweise gestaltet. Nach einer ausdifferenzierten und dezentralen Arbeitsweise im Sommer- halbjahr 2018, die aus verschiedenen Aktionsgruppen bestand, welche aus der Zukunftswerkstatt resultierten, hat im Winterhalbjahr aufgrund Teilnehmerschwundes eine Neuausrichtung beste- hend aus drei Elementen stattgefunden:

a) Mit dem „Demokratischen Chillen“ ist ein Kernteam aus Jugendlichen entstanden, das bis zur Winterpause JUFO-Aktivitäten für das Jahr 2019 ausgelotet hat.

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b) Mit dem Netzwerktreffen für die SV-Leute ist ein Kennenlernen, Austauschen und Zusam- menarbeiten der vier heimischen Schülervertretungen in Gang gesetzt worden.

c) Mit den Demokratieworkshops für die Jugendvorstände der beiden Moscheegemeinden und die Handballmädchenmannschaft des TV Wiedenbrück ist ein Instrument entwickelt und ausprobiert worden, mit dem ein ganzheitliches Verständnis von Demokratie vermittelt werden kann, das Jugendliche auf ihre ganz unterschiedlichen jeweiligen Kontexte anwen- den und adaptieren können.

Die Hauptbegleitung der Kinder und Jugendlichen hat in 2018 durch den Koordinator der „Demo- kratiepartnerschaft Rheda-Wiedenbrück“ stattgefunden, der in den drei Phasen etappenweise von verschiedenen Demokratie-Teamern unterstützt wurde. Letztere haben für ihr Engagement Auf- wandsentschädigungen erhalten, die aus den Mitteln des Jugendfonds finanziert wurden. Für die Verstetigung des JUFO ist es unerlässlich, dass ein Pool aus festen Demokratie-Teamern gebildet wird, die die Mitglieder des JUFO bei der Konzeption, Öffentlichkeitsarbeit, Durchführung und Evaluation ihrer Projekte und Aktionen unterstützen. Um den Koordinator der „Demokratiepart- nerschaft Rheda-Wiedenbrück“ in seiner Funktion für das JUFO zu entlasten, ist vorgesehen pro- jektbezogen eine Assistenzkoordination für das JUFO einzustellen. Letzteres hat sich für das Som- merhalbjahr 2019 vorgenommen, eine zweite Auflage des „Public Picknicks“ zu organisieren und im Vorfeld dazu die Kunstaktion „Vielfaltmenschen“ durchzuführen. Unterstützung erhält der As- sistenzkoordinator durch zwei Demokratie-Teamer.

Aus den bisherigen Erfahrungen lassen sich zur langfristigen Verstetigung des JUFO für den För- derzeitraum ab 2020 folgende strategischen Grundüberlegungen als Ausgangspunkt formulieren:

 Die Trägerschaft des JUFO bleibt bei der VHS Reckenberg-Ems. Sie ist als gemeinnützige GmbH befugt, Letztempfängerin der Bundesmittel zu sein, und aufgrund ihrer starken Ver- netzung mit den Grund- und weiterführenden Schulen sowie ihrer Ressourcen prädesti- niert, um Trägerin des JUFO zu sein.

 Anlehnend an die Semesterlogik der VHS sollte das Projektjahr des JUFO künftig in zwei Phasen eingeteilt werden. Winterhalbjahr und Sommerhalbjahr sollten wie folgt eingesetzt werden: Im Winterhalbjahr wird stets eine neue JUFO-Kerngruppe formiert, die bis zur Winterpause überlegt, welche Projekte, Aktionen und Maßnahmen sie im Sommerhalbjahr realisieren möchte. Zur Akquise von Mitgliedern dieser Kerngruppe wird eine Zukunfts- werkstatt/ ein SV-Netzwerktreffen durchgeführt.

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 Begleitend dazu sollte es zwei Grundlagenworkshops geben, die mit unterschiedlichen Ju- gendgruppen in Rheda-Wiedenbrück durchgeführt werden:

o Der Workshop „Demokratie als Herrschafts-, Gesellschafts- und Lebensform – De- mokratie leben, aber wie?“ soll zur Vermittlung eines ganzheitlichen Demokratie- verständnisses dienen, der den Jugendlichen demokratische Kernkompetenzen ver- mittelt und Möglichkeiten zur Demokratisierung ihres jeweiligen Kontextes auf- zeigt.

o Der Workshop „Extremismus und Ausgrenzung bekämpfen, aber wie?“ soll zur Aufklärung über die vielfältigen Formen von Extremismus dienen, gruppenbezo- gene Menschenfeindlichkeit als Kernlogik dekonstruieren und eine Handlungsop- tion aufzeigen, die gegen jeglichen Extremismus einsetzbar ist.

 Am internationalen Tag der Demokratie (15. September) findet eine Großveranstaltung statt, zu der Kinder, Jugendliche und Erwachsene eingeladen werden, um Vielfalt zu feiern und Impulse für die Stärkung von Demokratie zu bekommen.

GESAMTKOSTENAUFSTELLUNG

Phase I: Initiierung (Februar und März 2018)

Aufwandsentschädigung für Demokratie-Teamer - GESAMT: 1.180,00 € (10 € pro Std.)

Materialkosten – GESAMT: 305,90€

Verpflegung: 451,00€

ÖA (Video-Dokumentation): 486,00€

SUMME 2.422,90 €

Phase II: Arbeit in thematischen Gruppen (April bis Juli 2018)

Arbeitsgruppe: Internet Schul-WC SV Müll Attraktionen

Aufwandsentschädigung für Demokratie-Teamer:

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(10 € pro UE) 59,50€ 80,00€ 146,00 € 583,00€ 533,60€

Materialkosten 133,39€ – GESAMT: 376,29€

Verpflegung: 124,97€

ÖA (Flyer/ Plakat/ Clip): 46,58€

SUMME 2.083,33 €

Phase III: Weiterentwicklung des JUFO (September – Dezember 2018)

SV-Workshop als Netzwerktreffen zur Weiterentwicklung des JUFO Aufwandsentschädigung für Demokratie-Teamer - GESAMT: 1.188,- € (10 € pro UE.)

Sach- und Verpflegungskosten: 955,93 €

SUMME 2.143,93 €

„Demokratie-Party“ als informeller Auftakt zur Weiterentwicklung des JUFO Aufwandsentschädigung für Demokratie-Teamer - GESAMT: 203,63€ (10 € pro UE.)

Verpflegungskosten: 100,- €

SUMME 303,63 €

Workshop „Demokratie, eine Frage des Glaubens? Islamismus, eine Frage des Unglaubens?“ Aufwandsentschädigung für Demokratie-Teamer - GESAMT: 1.762,80 € (10 € pro UE.)

Materialkosten – GESAMT: 28,95 €

SUMME 1.791,75 €

Workshop „Was haben Handballsport und Demokratie gemeinsam?“ Aufwandsentschädigung für Demokratie-Teamer - GESAMT: 800,80 € (10 € pro Std.)

Materialkosten – GESAMT: 110,95 €

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SUMME 911,75 €

„Demokratisches Chillen“ als regelmäßiges Treffen des JUFO Aufwandsentschädigung für Demokratie-Teamer - GESAMT: 410,99 € (10 € pro Std.)

GESAMTKOSTEN JUFO 2018 10.068,28 €

PROJEKTVERANTWORTLICHKEIT

Name der Institution: Volkshochschule Reckenberg-Ems

Zuständige Personen: Demokrat Ramadani (Koordinator) Claudia Kukulenz (Leitung des Fachbereiches 1 „Politik, Gesellschaft, Umwelt“)

Anschrift: Kirchplatz 2, 33378 Rheda-Wiedenbrück

E-Mail / Tel: [email protected] / 05242 90 30 132

Konto (IBAN, BIC): Kreissparkasse Wiedenbrück IBAN: DE64 4785 3520 0000 0463 83 Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG IBAN: DE85 4786 0125 1311 6299 00

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