INTEGRIERTES KOMMUNALES ENTWICKLUNGSKONZEPT ELBTAL STÄDTEBAULICHER FACHBEITRAG

Gemeinde Elbtal Städtebaulicher Fachbeitrag

zum integrierten kommunalen Entwicklungskonzept im Rahmen der Dorfentwicklung

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INHALTSVERZEICHNIS

1 EINFÜHRUNG

Der Städtebauliche Fachbeitrag 3

2 DIE GEMEINDE ELBTAL

Die geschichtliche Entwicklung der Gemeinde Elbtal 4-5 - Dorchheim 6 - Elbgrund 7 - Hangenmeilingen 8 - Heuchelheim 9 - Die Mühlen in Dorchheim 10-12

3 DIE FÖRDERGEBIETE UND GESTALTUNGSKRITERIEN

Abgrenzung der Fördergebiete | Vorgehensweise 13-17

Kriterien 1 Bauform/Baukörper 18 2 Dachgestaltung 19 3 Dachaufbauten, Dachöffnungen, Dacheinschnitte 20-21 4 Fassadengestaltung 22 5 Farbgebung 23 6 Fenster 24-25 7 Tür und Tor 26 8 Hauseingänge und Balkone 27 9 Zäune, Einfriedungen und Mauern 28 10 Frei- u. Hofflächen, Gehwege, Zufahrten , Stellplätze 29

4 FÖRDERGEBIETE

Planunterlagen Fördergebiete im Maßstab 1: 2000 als Anlage - Dorchheim - Elbgrund - Hangenmeilingen - Heuchelheim - Mühlen im Außenbereich

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1 EINFÜHRUNG

DER STÄDTEBAULICHE FACHBEITRAG

Die Dorfentwicklung in Hessen verfolgt die Zielsetzung, unter den Bedingungen des demografischen Wandels und der sich vollziehenden wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Veränderungen die zentralen Funktionen der Ortskerne ländlich geprägter Städte und Gemeinden sowie deren Wohn- und Lebensqualität zu erhalten bzw. herzustellen. Die nachhaltige Stärkung der Innenentwicklung ist oberste Prämisse. Die Erhaltung der dörflichen Lebensformen und die Bewahrung des bau- und kulturgeschichtlichen Erbes sowie des individuellen Charakters ist hierbei eine zentrale Aufgabe des Förderprogramms. Als Grundlage für die Förderung von Privatmaßnahmen im Rahmen des Programms sind nach fachlichen Kriterien die Fördergebiete abzugrenzen und die Bestandteile der ortstypischen Bauweise festzulegen. Die Abgrenzung eines Fördergebietes geschieht unter Berücksichtigung der Siedlungsentwicklung des Ortes „bis zum Jahre 1950“. Der Schwerpunkt der städtebaulichen Bewertung konzentriert sich dabei auf den „alten Ortskern“.

Siedlungsgebiete und Einzel-Bebauungen, die außerhalb der Ortskerne liegen und im baulichen kulturhistorischen Zusammenhang stehen, können in das Fördergebiet aufgenommen werden. Gleiches gilt auch für Siedlungshäuser, die nach 1950 errichtet wurden und über eine eigene nicht überprägte eigene Charakteristik verfügen (z. B die sog. „Flüchtlingshäuser“ der 1950er Jahre).

Für die Bewertung von privaten Investitionen, die gefördert werden sollen, sind folgende Kriterien der ortstypischen Bauweise heranzuziehen: - Art der Bauweise - Gebäudeproportionen - typische Dachformen - Dachneigung, Dacheindeckung - Dachüberstand, Gauben - Gestaltung der Hauseingänge - Anordnung und Format der Fenster sowie regionaltypische Materialien

Hinweis: Für diejenigen Bereiche und Objekte, die baurechtlichen Bestimmungen (Bebauungspläne, Abrundungssatzungen) unterliegen und wo Denkmalschutz (Gesamtanlagen, Kulturdenkmäler) gegeben ist, sind die entsprechenden Gesetzgebungen zu beachten. Gültigkeit hat somit jeweils die aktuelle Fassung.

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2 DIE GEMEINDE ELBTAL

DIE GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG DER GEMEINDE ELBTAL

Die Gemeinde Elbtal (Landkreis Limburg-), am Südrand des Westerwaldes und im Nordwesten einer Lahnmulde gelegen, besteht aus vier Ortsteilen.

Insgesamt gesehen sind die Elbtaler Ortsteile auf sehr frühe Siedlungen zurückzuführen. Bei Feldarbeiten wurden jungsteinzeitliche Geräte wie Steinbeile, aber auch das Stück eines Keulenkopfes, gefunden. Aus der Eisenzeit (ca. 475 v. Chr.) stammen auch die Grabhügelfelder im Gemeindewald bei Hangenmeilingen.

Am 01.02.1971 schlossen sich die Ortsteile Dorchheim, Hangenmeilingen und Heuchelheim zu einer Gemeinde mit dem Namen "Elbtal" zusammen. Durch die gesetzliche Regelung der Gebietsreform kam die, damals noch selbständige, Gemeinde Elbgrund am 01.07.1973 zur Gemeinde Elbtal hinzu. Insgesamt hat Elbtal im Jahr 2011 ca. 2430 Einwohner.

Die Gemeinde Elbtal verfügt über vielfältige Einrichtungen der Grundversorgung. In jedem Ortsteil ist ein Dorfgemeinschaftshaus zu finden. Vielfältig sind auch die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Ein reiches Vereinsleben birgt beinahe für alle Interessen eine Möglichkeit des sinnvollen Zeitvertreibs.

Überwiegend zeigt sich Elbtal jedoch als Wohnsitzgemeinde - Industrie ist nicht vorhanden. Dafür sorgen kleine Handels- und Handwerksbetriebe nicht nur für die Versorgung der Bürger vor Ort, sondern auch über die Grenzen Elbtals hinaus für einen regen Handel und Wandel.

Die unmittelbare Lage an der Bundesstraße 54, der Hauptschlagader der Gemeinde Elbtal, lässt es insbesondere nicht zu, dass in den beiden größten Ortsteilen, wie dies häufig im anzutreffen ist, Fremdenverkehrsbetriebe zu etablieren. Dafür aber sorgt die Bundesstraße 54 für Möglichkeiten der Ansiedlung für Gewerbe, welches die Gemeinde in den nächsten Jahren verstärkt fördern will.

Die Ortsteile Dorchheim, Elbgrund, Hangenmeilingen und Heuchelheim bilden seit 1971/74 eine Großgemeinde. Elbgrund ging schon früher als dem Zusammenschluss des kleinen Mühlbach und der Waldmannshäuser Straßensiedlung hervor. Das Gemeindegebiet belegt seinen Nord-Süd- Streifen in der flachgewölbten Landschaft des Oberwesterwaldes. Seine höchste Erhebung (400m) ist die mit Lavablöcken bedeckte Basaltkuppe des Heiligenhäusschen. Die B54 als Hauptverkehrsader entspricht der alten 1780-90 angelegten „Neuen Mainzer Straße“. Sie nahm als moderne, geradlinige Chaussee den Verkehr Limburg- auf. Parallel und westlich der Straße verläuft der gewundene, zuweilen flussähnliche . Geschichtlich gehörten die Ortsteile über Jahrhunderte zum Vier-Centen-Gebiet der Herrschaft Ellar und später zum alten Amt . Der zentral gelegene Hauptort Dorchheim besitzt mit der

Seite 4 INTEGRIERTES KOMMUNALES ENTWICKLUNGSKONZEPT ELBTAL STÄDTEBAULICHER FACHBEITRAG im Kern romanischen Friedhofskapelle einen kleinodhaften Sakralraum der Spätgotik. Hier ist zudem der Marienstätter Hof ein stattliches Denkmal aus der Klostergeschichte des Kreises. Die Gesamtanlage des Waldmannshäuser Hofes in Elbgrund umfasst Einzelbauten aus 600 Jahren, von denen die „Neue Burg“ als spätgotischer Herrensitz Beispielcharakter hat.

Quellenangabe: aus der Internetpräsenz der Gemeinde Elbtal www.gemeinde-elbtal.de

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DORCHHEIM

Dorchheim wird erstmals 1215 in einer Urkunde des Abts Albert von Maria Laach erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt trat ein Junker von Dorchheim als Zeuge auf, der sehr viel später nochmals das Zeugenamt übernahm. 1227 verpfändete nämlich Siegfried von dem Kloster Seligenstadt seinen Zehnten aus der Gemarkung Rennerod. Darüber hinaus weisen Urkunden aus dem Jahr 1272 auf das Weiterbestehen des Ortsteil Dorchheim hin, als Kuno von Weilburg, genannt "von Dorchheim", auf verschiedene Rechte gegenüber dem Kloster Marienstatt im Westerwald verzichtete. Wegen seiner Sorge um sein Seelenheil schenkte er dem Kloster Marienstatt einige Güter in der Gemarkung Dorchheim. Eines der wesentlichen Gebäude des Ortsteils Dorchheim stellt der "Marienstätter Hof" dar, dessen Name auf das Kloster Marienstatt im Westerwaldkreis zurückzuführen ist. Die Verbindungen zwischen Dorchheim und dem Kloster Marienstatt reißen erst ab, als das Kloster Marienstatt 1806 aufgegeben wird. Das durch viele Umbauten noch heute erhaltene Wahrzeichen von Dorchheim hat bis jetzt seinen Ursprung noch nicht preisgegeben. Es ist einer von drei Höfen, der heute noch erhalten ist und ehemals vom Kloster bewirtschaftet wurde. Seit September 1993 beherbergt der "Marienstätter Hof" die Gemeindeverwaltung Elbtal.

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ELBGRUND

Der Ortsteil Elbgrund besteht aus den ehemaligen selbständigen Gemeinden Mühlbach und Waldmannshausen, die 1936 zu einer Gemeinde zusammengeschlossen wurden.

Noch heute ist die Gemeinde im Besitz der Urkunde, die der Prinz von Hessen unterzeichnete, als Nachweis über die bereits vor mehr als 50 Jahren vorgenommenen Gebietsreform. Auch Waldmannshausen kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Erstmals wird es am 21. Oktober 1138 im Rahmen einer Schenkungsliste von Gütern erwähnt, die vom Kloster St. Goar vermacht wurde. Darüber hinaus war Waldmannshausen Sitz der Walpoden.

Mühlbach, das mit Waldmannshausen den Ortsteil Elbgrund bildet, kann ebenfalls auf eine lange Geschichte zurückblicken. 1230 wird es erstmals im Rahmen einer Schenkung des Grafen von Nassau an den Deutschen Ritterorden erwähnt. Damals nannte man Mühlbach noch "Molibach". Eine kunstvoll verfasste Urkunde mit dem Löwensiegel des Grafen Heinrich von Nassau beinhaltet den Namen der Siedelung.

In der Gemarkung von Mühlbach sind reiche Ton- und Basaltvorkommen zu finden, die insbesondere nach den Weltkriegen Haupteinnahmen der damaligen Gemeinde Elbgrund darstellten.

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HANGENMEILINGEN

Hangenmeilingen findet seine Ersterwähnung an 21. Januar 1333. Anlass der Erwähnung von Hangenmeilingen war die Verpfändung des dortigen Zentrechtes. Bereits 1244 gab es eine erstmalige Erwähnung eines Ortes mit dem Namen "Meilingen", jedoch ist nicht gesichert, dass es sich hier um den Ort Hangenmeilingen handelt.

Der Ortsteil Hangenmeilingen hat als Wahrzeichen das "Heidenhäuschen". Über diesen Höhenzug ging eine der wichtigsten Nord-Süd-Routen des vor- und frühgeschichtlichen Verkehrs. Darüber hinaus waren die bewaldeten Höhen auch Sitz des sogenannten "Volksgerichtes", das zur Zeit der ersten Besiedelung , aber auch später, dort bestanden haben muss. Vom Gipfel hat man einen herrlichen Blick über den südlichen Westerwald und das Limburger Becken.

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HEUCHELHEIM

Der kleinste Ortsteil der Gemeinde Elbtal, aber wohl auch der älteste, ist Heuchelheim. 772 wird er erstmals in einer Schenkungsurkunde der Rupertinertochter Rachild an das Kloster Lorsch an der Bergstraße erwähnt. Insgesamt sollen damals 44 Bewohner in Heuchelheim gelebt haben. Unmittelbar am Elbbach gelegen, der der Gemeinde Elbtal auch seinen Namen gegeben hat, liegt Heuchelheim in einer Talsenke, die hauptsächlich durch die schöne Auenlandschaft des Elbbach geprägt ist. Der Elbbach, der nicht nur wegen seiner Gewässergüte bei Sportanglern beliebt ist, lädt zur beschaulichen Rast an seinen Ufern ein. Sein Reichtum an Fauna und Flora, insbesondere im Bereich der Gemarkung Heuchelheim, haben mit dazu geführt, dass der Bachlauf unter Naturschutz steht.

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DIE MÜHLEN IN DORCHHEIM

1) Hintere und Obere Gadelheimer Mühle Wilhelm und Maria Braß betrieben die Mühle bis ungefähr 1944. Danach übernahm ihr Sohn Edmund die Mühle, bis er zum Militärdienst einberufen wurde. Leider kam er aus dem Krieg nie wieder zurück. Daraufhin führte die Mutter mit ihrer Tochter Hedwig Heftrich gemeinsam die Mühle weiter bis 1956, danach gaben sie die Mühle auf. Leider gab es auf der Mühle viele Schicksalsschläge. U. a. Brannte die alte Mühle komplett ab und wagte dennoch ein Jahr später einen Neubau. 1973 wurde die Mühlenanlage abgebaut. Die Enkelin Ursula Rußmann, geb. Heftrich baute 1986/87 die Mühle zu einer Pension mit 10 Betten um. Die alte Mühle hatte eine eigene Stromversorgung durch einen Generator, der vom Mühlrad angetrieben wurde.

2) Güth's Mühle Anfang des 20. Jahrhunderts war diese Mühle im Besitz von Wilhelm Güth, der sie auch betrieb. Leider wurde sie zu einem unbekannten Zeitpunkt stillgelegt. Bewohnt wurde sie lange Zeit von der ledigen Katharina Güth und ihrem Neffen Theo. Fachinger mit seiner Familie. Die Mühlenanlagen standen noch lange Zeit und man erinnert sich noch gut an das alte Mühlrad und den Mühlgraben.

3) Die Schneidmühle Diese Mühle lag unterhalb der Güth's Mühle, direkt an der Bundesstraße hinter der Brücke. Nach dem anfänglichen Betrieb als Getreidemühle ging man dazu über, sie zum Holzschneiden zu nutzen. Das Gatter wurde von einem Wasserrad angetrieben, welches aus dem gleichen Mühlgraben wie Güth's Mühle gespeist wurde. Vor der Mühle und auf der anderen Seite in der Holzwies lagen meterhoch die Stämme, wurden über die Straße transportiert und dann zu Balken, Brettern und Latten zugeschnitten. Damals war die Bundesstraße kaum befahren. Der letzte „Schneidmüller“ war Alfred Braß, der den Betrieb von seinem Vater übernommen hatte. Des weiteren hatte die Schneidmühle das erste elektrische Licht in Dorchheim. Ein von Wasserkraft angetriebener Dynamo speiste eine Batterie und versorgte Lampen mit Elektrizität. Nachts brannte im Hof eine Lampe, die von vielen Neugierigen bestaunt wurde.

4) Die Elbmühle Noch im 19. Jahrhundert erbaut, liegt die Elbmühle kurz hinter der Einmündung des Steinbachs in den Elbbach, dicht an der Gemarkungsgrenze zu Heuchelheim. Diese Mühle ist ein massives siebenstöckiges Gebäude. Sie hatte 16 Mahlgänge auf den sieben Stockwerken verteilt. Wöchentlich wurden mehrere hundert Doppelzentner Frucht, vor allem Roggen und Weizen, vermahlen und mit dem eigenen LKW teils über hundert Kilometer zu den Kunden gebracht. Viele Jahre fuhren Alois Burkhardt und sein Beifahrer Peter Reichwein übers Land und luden ihre Mehlsäcke auf dem Rücken bei den Kunden ab. In der Mühle selbst waren Frauen damit beschäftigt, Mehl und Gries in 1 bis 2,5 Kilopäckchen abzupacken. Als Müller waren jahrzehnte lang beschäftigt: Peter Bauch, Herbert Klapper und der Johann aus Polen. Einige junge Burschen lernten hier den Beruf des Müllers. In der Verwaltung war neben Leo Endruhn viele Jahre Frau Maria Wagner aus Hausen beschäftigt. Das Gebäude ist in massiver Backsteinbauweise errichtet und ist bis heute so erhalten geblieben.

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Sie zähle zu den großen Mühlen in der Umgebung. Zum Anfang des 20. Jahrhunters war sie im Besitz von Ludwig Kurtenacker. In den 20er Jahren ging sie in den Besitz seines ältesten Sohnes Johann. Zur Mühlenanlage zählte zudem ein Hof. Nach dem Tod von Johann Kurtenacker erbte seine Frau Johanna das gesamte Anwesen. Da der Hof hoch verschuldet war, wurde die Mühle im Oktober 1936 durch das Erbhofgericht in Celle vom übrigen Hofgut abgetrennt, um das Hofgut zu entschulden. Johanna K. Verpachtete nun die Mühle an der Müller Kreutzer. Als der Pächter zahlungsunfähig wurde, verkaufte Frau Kurtenacker 1939 die Mühle an den Müllermeister Leo Endruhn. Hieß die Mühle bis dahin „Kurtenackers Mühle“, nannte man sie fortan „Endruhns Mühle“. Die Mühle stand auf Dorchheimer Gemarkung, während der Hof auf Heuchelheimer Gemarkung lag. Er wurde nach dem Krieg abgetragen und fand seinen Platz im Hachenburger Freilichtmuseum. Im Jahre 1978 gab Leo Endruhn die Mühle aus Krankheitsgründen ohne Nachfolger auf. Die Mühleneinrichtung wurde in dem Zuge ausgebaut. Die Trocknungsanlage und die Silos werden heute noch von einer fremden Mühle im Westerwald genutzt. Das mühleneigene Kraftwerk ist noch voll funktionsfähig und weiterhin in Betrieb.

5) Heuchelheimer Mühle Die Mühle liegt südwestlich des Ortes in einem Knie des breiten Elbbachs, wo die Grabenführung begünstigt war. Das Flussbett, der Wehrgraben und die Brücke zum Dorf bilden noch heute eine charakteristische Einheit in der Auelandschaft. Auf die rechtsseitige Erweiterung des Wohnhauses bezieht sich vermutlich die erneuerte Jahreszahl 1786, während die Radkammer später überbaut wurde. Der breite Mittelteil des Hauses dagegen älter, um 1700. Hier Reste eines drei- bzw. zweiteiligen Erkers mit Feuerböcken in der Brüstung, säulenhaft geschnitztem Eckständer und Verzierungen an der Schwelle Die Heuchelheimer Mühle ist in der Denkmaltopografie des Landkreises Limburg-Weilburg als Kulturdenkmal erfasst.

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Übersichtskarte der Mühlen im Außenbereich (unmaßstäblich)

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3 DIE FÖRDERGEBIETE UND GESTALTUNGSKRITERIEN

ABGRENZUNG DER FÖRDERGEBIETE | VORGEHENSWEISE

Die „Abgrenzung der Fördergebiete“ in den Ortsteilen der Gemeinde Elbtal orientiert sich an der Siedlungsentwicklung der „alten Ortskerne“ bis einschließlich der Bebauung der 50ger Jahre.

Der Entwicklungsgang der Siedlungen bis 1950 wurde durch die Sichtung vorhandener historischer Kartenwerke ermittelt, die der Gemeinde Elbtal zur Verfügung stehen. Anhand der historischen Plandarstellungen konnte so die Siedlungsentwicklung bis Anfang des 20. Jahrhunderts für einzelne Ortsteile nachvollzogen werden.

Unter Berücksichtigung der aktuellen Denkmalliste des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden, und der Beschreibung des „Gesamtanlagen inklusive der Kulturdenkmäler“ wurde die Abgrenzung der historischen Siedlungsentwicklung vervollständigt.

Im Rahmen von Ortsbesichtigungen durch Vertreter der Gemeinde Elbtal (Herr Lehnert, Bürgermeister Lenz, sowie der Vertreterin des Amtes für den ländlichen Raum des Kreises Limburg- Weilburg Frau Kirschbaum und Architektin Patricia Wolf) erfolgte zudem eine fachliche Bewertung und eine Abgleichung der vorliegenden Aussagen zur Siedlungsentwicklung in den Dörfern der Gemeinde Elbtal. Unter Verwendung der zur Verfügung stehenden Quellen wurde die vorliegende Abgrenzung der Fördergebiete vorgenommen.

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3.1 Ortsteil Dorchheim

Dorchheims ältester Teil ist der Bereich zwischen der alten romanischen Kirche aus dem 12. Jh. ( am süd-westlichen Ortseingang gelegen) und dem Marienstätter Hof aus dem 14. Jh. . Als kleines Haufendorf formierten sich die Häuser und Höfe der Brunnengasse, Dorfstraße, Borngasse, Bachstraße und Kirchstraße. Dieser ursprüngliche Dorfkern ist geprägt durch klein parzellierte Grundstücke mit Fachwerkgebäuden und anderer enger Bebauung. Die weitere Siedlungsentwicklung erfolgte über die Waldmannshauser Straße, Kirchstraße, Siegener Straße und Ellarer Straße. Dieses erweiterte Gebiet ist geprägt von 2-geschossigen Massivbauten, häufig in Ziegelbauweise. Die Bebauung orientiert sich in Richtung der neuen Pfarrkirche nördlich des hist. Ortskerns. Sie wurde 1906 erbaut. Entlang der Hauptverkehrsstraße (Siegener Straße) und darüber hinaus in östlicher Richtung entlang der Ellarer Straße reihen sich Gebäude um 1910 und jünger. In Dorchheim hat sich aufgrund der südlich am Lasterbach gelegenen Mühlenanwesen (Güth’s Mühle u. Schneidmühle) ein zusätzlicher kleiner Siedlungsschwerpunkt ergeben.

Entwurf Fördergebiet Dorchheim

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3.2 Elbgrund

In Elbgrund lässt sich auch heute noch sehr gut ablesen, dass der Ort durch zwei Siedlungszentren, nämlich Waldmannshausen und Mühlbach zusammengewachsen ist. Den Ursprung von Waldmannshausen bildet die Burg Waldmannshausen von 1486, eine heute denkmalgeschütze Gesamtanlage und Einzeldenkmal. Von hier entwickelte sich eine Siedlung zwischen Frickhofener Straße und Burgstraße, die geprägt ist von einer engen kleinteiligen Bebauung. Der zweite Siedlungsursprung entstand im Bereich Hohlstraße, Backhausstraße, Hauser Straße und am Mühlbach, welcher dem damaligen Haufendorf seinen Namen gab. Herzstück bildete die alte Mühlbacher Kapelle von 1662 am Dorfplatz zur heutigen der Mainzer Landstraße. Sie wurde in den 60ger Jahren abgerissen. Das hist. Gebiet rund um die ehemalige Kapelle ist geprägt von einem unregelmäßigen Wegenetz und kleinparzellierten Grundstücken, vornehmlich mit Fachwerkbauten.

Entlang der Mainzer Landstraße sind beide Dörfer dann Ende des 19. Jh. Anfang 20. Jh. zusammengewachsen. Das städtebauliche Gefüge ist hier geprägt von regelmäßigen zugeschnittenen , größeren Parzellen und Wohnhäusern bzw. Hofreiten in Massivbauweise mit größerer Abmessung (zweigeschossig + Dach), teilweise auch Mansardendächer.

Entwurf Fördergebiet Elbgrund

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3.3 Hangenmeilingen

Der historische Teil von Hangenmeilingen umfasst die Bebauung entlang der Schulstraße, Oberstraße und Hauptstraße. Die Keimzelle des Dorfes stellte die alte Kapelle St. Oswald urkundlich erstmals 1612 erwähnt, die in 1968 durch eine neue Kapelle ersetzt wurde. In nördlicher Richtung hat sich die Siedlung in den 50ger Jahren entlang der Hauptstraße und am Steinchen entwickelt.

Entwurf Fördergebiet Hangenmeilingen

3.4 Heuchelheim

Der historische Ortskern von Heuchelheim entwickelte sich entlang der Kapellenstraße, Unterstraße und Dorchheimer Straße. Hier ist eine kleiteilige Parzellierung in Teilen noch ablesbar. Die Wohnhäuser verfügen meist über Wirtschaftgebäude. Sowohl Fachwerbauten als auch Ziegelbauten und Scheunen mit Bruchsteinwänden prägen das Ortsbild.

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Entlang der Dorchheimer Straße entwickelte sich am Ortseingang in den 20ger Jahren eine kleine Siedlung mit baugleichen Wohnhäusern geprägt durch Mansarddächer. In westlicher Richtung erweiterte sich Heuchelheim um 1950 und jünger entlang der ‚Gansweide‘. Hier schließt das umschließt das Fördergebiet eine freie Fläche, die es ermöglichen soll, im Sinne der Nachverdichtung, Neubauten zu errichten, welche den Straßenverlauf sinnvoll ergänzen und ein geschlossenes Ortsbild in Richtung der drei letzten Gebäude (westliche Gansweide) aus den 50ger Jahren schaffen.

Entwurf Fördergebiet Heuchelheim

DIE KRITERIEN

Die Vielgestaltigkeit der Siedlungs-, Hof- und Hausformen und die Fülle orts- und regionaltypischer Gestaltungsmerkmale wie verwendeter Baumaterialien prägen die Ortsbilder der vier Ortsteile von Elbtal.

Im Folgenden werden die in Elbtal vorherrschenden Merkmale des ortstypischen Bauens dargestellt. Diese dienen als Grundlage für die Beratung und Förderung im Rahmen der Dorferneuerung.

Ziel ist es, das gewachsene Ortsbild zu erhalten und ggf. wieder herzustellen sowie die Gestaltung von neu- und Umbauten daran anzupassen.

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1 | BAUFORM/BAUKÖRPER

Landschaftliche und topografische Bedingungen, Nutzungserfordernisse und die vorherrschende Bautradition haben zur charakteristischen Bauform und Anordnung von Gebäuden in den Ortsteilen der Gemeinde Elbtal geführt. Neben den für unsere Region typischen Fachwerkhäusern, die nicht selten hinter einer Fassadenverkleidung ihren ‚Dornröschenschlaf‘ schlummern, sind ebenso Mauerwerksbauten in heimischem Naturstein wie Basalt und Kalkstein, sowie Ziegelgebäude charakteristisch. Die Scheunen/Nebengebäude wurden zumeist in Mischbauweise erstellt. Der Winkelhof eine vielerorts anzutreffende Variante, bei dem das Wohnhaus zur Straße ausgerichtet und das Nebengebäude im rückwärtigen Bereich angeordnet ist und im Winkel den Hof abschließt. Besondere Formen, wie z. B. die freistehende Anordnung von Wohn- und Nebengebäuden auf den Grundstücken ergaben sich aus den topografischen Verhältnissen und der Lage im Straßen- und Wegenetz. Ebenso anzutreffen ist das zweigeschossige Haupt- bzw. Wohngebäude mit angrenzendem Wirtschaftsgebäude, entweder als „Einhaus“ oder aufgrund mehrerer Bauabschnitte auch „Streckhof“ genannt. Die Gebäude sind zumeist traufständig zur Straße hin orientiert oder in senkrechter Stellung auf dem Grundstück angeordnet. Prägnant ist in einigen Ortsteilen die Traufständigkeit von Wohn- und Nebengebäuden, die in Reihung angeordnet die Straßenräume in markanter Weise begrenzen.

EMPFEHLUNG Um die Strukturen und Merkmale der Hofanlagen auch künftig erhalten zu können, ist bei der Errichtung von Neu-, An- und Umbauten die Stellung der Gebäude an den traditionellen Vorgaben auf dem jeweiligen Grundstück auszurichten. Die Nutzung bzw. Umnutzung vorhandener Bausubstanz ist im Sinne der Erhaltung der historisch gewachsenen Baustrukturen und des traditionellen Ortsbildes einem Neubau vorzuziehen. Bei Um-, An und Neubauten sind generell die Stellung der Gebäude, die Traufhöhe, die Geschossigkeit, die Dachneigung und die Breite der Fassade an der umgebenden historischen Bebauung und der topografischen Situation auszurichten.

Beispielhafte Neubauten bzw. Umnutzung Altbestand im Ortskern

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2 | DACHGESTALTUNG

Eine gut erhaltene Dachlandschaft ist eines der einprägsamsten Merkmale eines Dorfbildes. Dies gilt für sowohl für einzelne Hofgruppen als auch für das Dorf als Ganzes. In den Dörfern der Region herrscht das Satteldach vor und war über Jahrhunderte hinweg die einzige Dachform für Wohnhäuser und Neben-/ Wirtschaftsgebäude. Um die Jahrhundertwende kamen Mansarddächer hinzu. Bei einer Grenzbebauung wurden nicht selten auch Pultdächer mit hofseitiger Dachneigung errichtet.

Die Dächer weisen in der Regel eine Dachneigung zwischen 35 und 60 ° auf. Als Eindeckung sind auf den Dächern vorrangig Naturschiefer und dunkelgrauer/schwarzer Tonziegel in Doppelmuldenfalzform zu finden.

Die Dachüberstände sind durchweg gering. Am Ortgang beträgt der Dachüberstand ca. 20 cm, im Bereich der Traufe sind es 30 bis 40 cm. Der Ortgang wurde zumeist mit einem Windbrett versehen. Für die Dachrinnen wurde auch bereits in früheren Zeiten Zinkblech verarbeitet.

EMPFEHLUNG

Bei der Erhaltung historischer Gebäude sind die Dächer so zu sanieren, dass sie weiterhin dem historischen Bestand gleichen. Wenn möglich sind historische Dachkonstruktionen zu erhalten. Bei Neu- und Anbauten beinhalten die Dachneigungen rund 35 bis 60°. Mansarddächer teilweise mit steilerer Neigung. Pultdächer auf Nebengebäuden/ untergeordneten Gebäuden oder auf gewerblich genutzten Gebäuden können mit einer geringeren Dachneigung errichtet werden. Der traditionelle Dachüberstand sollte an der Traufe 50 cm und am Ortgang 25 cm nicht

überschreiten.

Grundsätzlich ist bei der Erneuerung der Dacheindeckung Naturschiefer oder dunkelgrauer bzw. schwarzer Tonziegel zu verwenden. Glänzende Dachziegel, Wellblech- und Trapezblechmaterialien, Faserzement-Wellplatten sowie Bitumenpappe und sonstige Dacheindeckungen aus Kunststoff oder Metallmaterialien werden nicht befürwortet.

Dachrinnen, Fallrohre und sonstige Verblendungen (Gesimsabdeckungen) sind aus Zinkblech oder Kupferblech herzustellen. Beide Materialien und

Naturschiefer können auch für die Verkleidung von Gauben,

Außenwandflächen oder Kaminköpfe verwendet werden.

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3 | DACHAUFBAUTEN, DACHÖFFNUNGEN, DACHEINSCHNITTE

Die Dachlandschaft in den Ortskernen von Elbtal ist auch heute noch gekennzeichnet durch eine „ruhige“ Dachlandschaft ohne besondere Aufbauten bzw. Einschnitte. Aufgrund der fehlenden Dachraumnutzung wurden in der Regel weder Gauben noch Zwerchgiebel errichtet, die die flächenhafte Wirkung der Dächer beeinträchtigen würden. Lediglich über die Giebelseiten wurden die Dachräume mit kleineren Fensterflächen belichtet. Durch Intensivierung der Nutzungen im Dachraum zu Lager- oder Wohnzwecken hielten Dachgauben vorrangig in Form von Schlepp- und Giebelgauben Einzug in die Dachlandschaft. Dachgauben waren auf den Dachflächen dabei untergeordnete Bauteile, die den Gesamteindruck des gesamten Gebäudes nicht wesentlich verfälschen konnten.

Giebelgaube

Schleppgaube

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EMPFEHLUNG

Dachgauben sollten als Schlepp- oder Giebelgauben in stehenden Rechteckformaten ausgeführt werden. Ist eine Verbesserung der Dachraumnutzung durch eine Vergrößerung der Gaubenbreite sinnvoll und notwendig, so sind die Fensterflächen optisch durch konstruktive Holzpfosten zu teilen. Die Anordnung der Dachgauben hat generell so zu erfolgen, dass sie gestalterisch im symmetrischen Zusammenhang mit den Fensterflächen in den unteren Geschossen Giebelgaube stehen und nicht als Fremdkörper in der Dachfläche in Erscheinung treten.

Der Gaubenabstand muss mindestens eine Gaubenbreite umfassen. Der Abstand einer Gaube zum Ortgang und zu einer Dachkehle muss mindestens zwei Meter, der Abstand zum First mindestens 50 cm betragen. Generell gilt, dass die Breite aller Dachgauben nicht mehr als 50 % der Breite der jeweiligen Dachfläche einnimmt. Gauben dürfen Walmgaube grundsätzlich nicht dominieren.

Zwerchhäuser sind ebenfalls möglich und verbessern die Nutzbarkeit des Dachraumes. Sie sind jedoch so zu konstruieren, dass sie nicht einen so genannten Schwerpunkt im Dachgeschoss bilden, sondern als logische Folge einer Fassadengestaltung wirken. Zwerchhäuser bzw. Zwerchgiebel sind symmetrisch anzuordnen und dürfen die Höhe der zugehörigen Dachfläche nicht überschreiten. Schleppgaube Dachflächenfenster sollten möglichst nur in nicht einsehbaren Dachflächenbereichen und dort nur in schmalen, stehenden Formaten zur Belichtung des Dachraumes und Verbesserung der Wohnqualität eingebaut werden. Schneefanggitter sollten nur in begründeten Fällen zum Einsatz kommen. Runde Hölzer sind aus optischen Gründen generell zu vermeiden. Parabol-Antennen, soweit sie vom öffentlichen Verkehrsraum sichtbar werden, sind möglichst an einem unauffälligen Standort anzubringen.

Zwerchhaus

Beispielhafte Dachgaupen

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4 | FASSADENGESTALTUNG

An den historischen Gebäuden in den Ortsteilen ist eine ausgewogene und reduzierte Verwendung von Materialien und in der Regel ein symmetrische Fassadengliederung feststellbar. Dieser Grundsatz sollte bei der Sanierung von historischen Gebäuden und auch bei Um-, An- und Neubauten in den Ortskernen gelten.

EMPFEHLUNG Die Gebäudeansicht sollte nicht durch den Einbau größerer Fenster gestört werden. Deshalb ist im Zuge von Fassadensanierungen oder Instandsetzungen die Gliederung der ursprünglichen Fachwerk- konstruktion durch Rekonstruktion des Fachwerkgefüges, d. h. durch den Wiedereinbau entfernter Holzteile, wiederherzustellen. Noch intakte Lehmgefache sind möglichst zu erhalten und, wenn erforderlich, nur durch Neuausmauerung mit kleinformatigen, weichen und wärmegedämmten Steinen (Lehmziegel, Leichtbausteine, Ziegel) zu ersetzen. Bei einem Neuverputzen der Gefache ist wegen der Elastizität reiner Kalkmörtel zu empfehlen. Eine Ausnahme bildet das Verputzen von Sockelbereichen mit Trasskalk. Es ist darauf zu achten, dass der Putz bündig mit dem Gefachholz abschließt und die Oberfläche keine groben Strukturen aufweist. Möglichst glattgerieben entspricht der Putz so der handwerklichen Tradition. Putzfassaden massiver Gebäude sind mit einem mineralischen Putz herzustellen, der glattgerieben ist. Es ist im Einzelfall zu prüfen, inwiefern ein Vollwärmeschutz auf minera- lischer Basis sinnvoll ist. Bei historischen Gebäuden sind beim Verputzen die Kantenprofile zu vermeiden. Die häufig anzutreffenden Natursteinfassaden aus Basaltstein o. Feldbrand-Backstein sind stark ortsbildprägend und sollten erhalten bleiben. Bei einer Fachwerkfreilegung ist zu prüfen, inwieweit es sich um Sichtfachwerk oder um konstruktives Fachwerk handelt, das ggf. auch mit einer Holzschalung verkleidet werden kann. In der Regel herrschen in der Region Fassadenverkleidungen aus vor, die aus Gründen des Beispiele Fassaden Witterungsschutzes angebracht wurden. Holzverkleidungen dieser Art (keine Nut- und Federschalung) sind historisch belegt und sollten an Nebengebäuden, Stall- und Scheunengebäuden sowie zur Gliederung größerer Fassadenflächen, z. B. an Putzfassaden neu errichteter Gebäude, Wiederverwendung finden. Ebenso ortstypisch ist eine Fassaden- bekleidung mit kleinformatigem Naturschiefer. Die Sockel der Gebäude sind zum Großteil als Basaltmauerwerk worden. Grundsätzlich ist der Natursteinsockel unverputzt und bildet somit ein prägendes u. gestaltendes Fassadenelement. Generell gilt, sich bei der Fassaden- gestaltung ob Alt- o. Neubau, auf wenige Baumaterialien zu beschränken.

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5 | FARBGEBUNG

Farben sind schützender Anstrich und Gestaltungsmittel zugleich. Fachwerkgebäude waren auch bereits zu früheren Zeiten farbig angelegt, jedoch wirkten die Gebäude nie „bunt“. Vielmehr waren die Farben der Gebäude stets harmonisch aufeinander abgestimmt.

EMPFEHLUNG

Die Farbgebung sollte immer auf das gesamte Gebäude abgestimmt werden, wobei das Gebäudealter und der vielfach nachvollziehbare alte Farbbefund Orientierungshilfe für den neuen Farbanstrich geben sollte. Sichtbares Fachwerk ist in Originalfarbtönen zu streichen. Dies sind je nach Farbbefund in der Regel schwarze oder rot/braune Farbtöne. Der Putz in den Gefachen ist entsprechend des Befundes mit Begleitstrichen oder Ritzern zu versehen. Bei Putzfassaden sind nur gedeckte/ abgetönte helle oder erdfarbene Farben möglich. Auf grelle oder glänzende Farben ist zu verzichten. Zum Schutz der Holzteile vor Witterungseinflüssen und Fäulnisbildungen sind dampfdurchlässige Imprägnierungen oder offenporige Holzanstriche anzuwenden. Wasserdampfdurchlässig sollten auch die Putzanstriche sein. Hierfür können entweder ein Kalkanstrich in Verbindung mit Kalkputz oder Mineralfarben bzw. Silikatfarben verwendet werden. Für Holzanstriche eigenen sich Leinölfarben, die zwischenzeitlich eine umfangreiche Farbpalette aufweisen, hervorragend.

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7 | FENSTER

Die Fenster sind die „Augen“ des Hauses. Diese Interpretation sagt aus, dass die Verteilung der Fensteröffnungen auf einer Gebäudefassade und die Anordnung sowie die Form der Fenster eine große Bedeutung für eine harmonische Fassadengliederung und eine prägende Gebäudeansicht haben. Die Fassade lebt von der Anzahl, den Proportionen und dem Rhythmus der Fenster, der sich häufig wie beim Fachwerk aus der Konstruktion des Gebäudes ergibt.

Bei den traditionellen Fenstern herrschen stehende Formate vor. Das Verhältnis beträgt in der Regel ca. 1:1,25 bis 1:1,50. dreiflügeliges Fenster Ursprünglich waren die Schiebefenster und zweiflügeligen Fenster mit horizontalen, konstruktiven Sprossen gegliedert. Typisch sind auch die dreigeteilten Fenster mit zwei Flügeln und einem Oberlicht, dem so genannten „Galgenfenster“.

Oftmals waren die Fenster zudem mit Klappläden versehen, die als Witterungsschutz und Sichtschutz dienten.

dreiflügeliges Fenster mit Sprossenteilung

Fenster mit Klappladen

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EMPFEHLUNG

Als stehende Rechteckformate sollten die Fenster als Holzfenster ausgebildet werden, mit Flügel- und wenn möglich auch mit einer Sprossenteilung. Üblich sind weiß gestrichene Fenster. Andersfarbige Fenster sind ebenfalls denkbar, wenn sie auf die Farbgebung der Fassade abgestimmt sind. Sind die alten, einfach verglasten Sprossenfenster noch intakt oder nach schreinerischer Überarbeitung noch verwendbar, so kann durch den Einbau von ungeteilten Isolierverglasungen oder auch Einfach-Verglasung an der Innenseite der Fensteröffnung (vgl. „Kastenfenster“) das Problem der Wärmedämmung gelöst werden. Generell gilt bei Fachwerkhäusern, dass sich die Größe der Fenster an der Teilung der Fachwerkkonstruktion orientiert. Kämpfer, Pfosten und Sprossen sollten in jedem Fall glasteilend ausgebildet werden. So sind u. a. Vorgesetzte oder eingelegte Sprossen sowie Kunststofffenster untypisch und somit nicht zu befürworten. Ausnahmsweise sind Fensterkonstruktionen möglich, die mit einer „Wiener Sprosse“ ausgebildet sind. Die Isolierglasscheibe erhält zwischen den Glasflächen ein Aluminiumprofil, das von den schmalen aufgesetzten Sprossen verdeckt wird. Bei der Herstellung der Sprossen ist darauf zu achten, dass eine Profilierung der Oberfläche vorgenommen wird. Generell sind heimische Hölzer wie Fichte, Tanne, Lärche, Kiefer oder Eiche zu verwenden. Tropenhölzer sind ausgeschlossen. Klapp- und Schiebeläden haben gegenüber den mancherorts vorzufindenden Rollläden Vorrang. Innenliegende Rollladenkästen mit entsprechender Führung der Rollläden und innenliegenden Jalousien sind möglich. Generell sind an historischen Gebäuden außen sichtbare Rollladenkästen auszuschließen. Grundsätzlich ist bei den Außenfensterbänken Holz, Zinkblech oder Naturstein zu verwenden.

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6 | TÜR UND TOR

Die Türen werden oftmals als „Visitenkarte“ der Bewohner betrachtet. Handwerklich in Holz hergestellt, prägen sie den Eingang eines Gebäudes.

EMPFEHLUNG

Die noch wenigen alten Türen sind zu erhalten und – wenn möglich- zu restaurieren. Bei der Erneuerung von Türen sollten diese nach alter Handwerkstradition aus Holz in einfachen und klaren Formen mit kleinen Glasflächen ausgeführt werden. Die traditionellen Vorbilder sind für die Gestaltung der Haustür heranzuziehen. Bei historischen Gebäuden und Fachwerkgebäuden sind die gegliederten und profilierten Holztüren auf die Gesamtgestaltung auszurichten. Hoftore, Scheunentore und Stalltüren sind in traditioneller Art zu erhalten und sollten ausgebessert oder neu in Holz ausgeführt werden. Neue Garagentore z. B. Schwingtore oder Rolltore sind mit einer schlichten Ansicht in Holz (Holzfüllungen) auszuführen.

Für die Geländerkonstruktion kommen Holz- oder Stahlgeländer in vertikaler Gliederung in Betracht. Auf eine übermäßige Profilierung senkrechter Holzbretter oder von Stahlstäben ist zu verzichten. Verkleidungen aus Kunststoff sind nicht zu befürworten. Abstand lt. HBO.

Vorschläge für neue Haustüren

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7 | HAUSEINGÄNGE UND VORDÄCHER

Je nach Sockelhöhe führen eine oder mehrere Stufen zu den Haustüren, oder es gibt seitliche Treppenaufgänge. Die Treppenanlagen bestehen dabei ähnlich wie die Sockel der Gebäude aus einem passenden Natur-, Bruch- oder Sandstein oder sind massiv gemauert und verputzt. Die Treppenstufen sind aus Naturstein gefertigt. Als Absturzsicherung dienen Metallgeländer. Teilweise sind die Hauseingänge durch Vordächer aus Holz o. hist. Stahl- Glasvordächer geschützt.

EMPFEHLUNG

Die Vordächer sollten sich an die Gestaltung des Hauseingangs anpassen und sind in Holz oder in einer leichten Stahlkonstruktion auszuführen. Die Konstruktionsart entwickelt sich aus der Dachfläche des Hauptdaches. Die Vordächer sind als kleine Schleppdächer oder Giebeldächer herzustellen. Auskragende Dachflächen über Hauseingängen werden nicht befürwortet. Als Dacheindeckung kommen die gleichen Materialen wie auf dem Hauptdach von Wohn- und Nebengebäuden zur Ausführung, aber auch leicht wirkende Metallkonstruktionen (z. B. Zink- Stehfalz- Bleche) sind möglich. Zu vermeiden sind generell übergroße Vordach- Konstruktionen, die die Maßstäblichkeit des Hauseingangs sprengen. An den zur Straße hin orientierten Fassaden sind Balkone nicht zu befürworten. Hauseingangstreppen sind als Blockstufen in Naturstein (Basalt o. Sandstein) mit geringem Überstand auszuführen. Sind Originalstufen vorhanden, sollen diese verwendet und wieder eingebaut werden, soweit dies zustandsmäßig möglich ist.

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8 | ZÄUNE, EINFRIEDUNGEN UND MAUERN

Ortstypische Einfriedungen sind Bruchsteinmauern, überwiegend aus Basaltstein in unterschiedlichen Ausführungen. Meist als Zyklopen- mauerwerk angelegt, wurde der Basaltstein entweder trocken mit dazwischen befindlicher lehmiger Erde oder mit Mörtel aufgesetzt. Aber auch Natursteinmauern aus anderem Material wie z.B. Schiefer, Kalkstein oder umgangssprachlich bezeichneter Faulfels sind typisch für dörfliche Einfriedungen von Freiflächen ebenso wie als Stützmauer zur Abfangung von Geländeanschüttungen. Ebenso ist an allen Orten auf Holzzäune zu treffen, sowie schmiedeeiseren Einfassungen.

EMPFEHLUNG

Zäune sind als Staketenzäune (Lattenzäune in senkrechter Gliederung) aus Holz oder als ortsübliche, schmiedeeiserne Zäune herzustellen. Jägerzäune oder waagerecht Verbretterungen sind nicht zulässig. Einfriedungsmauern sind nur als Bruchsteinmauern aus Basalt oder verputzte Mauern zugelassen (siehe Fassade u. Farbgebung). Abdeckungen sind nur mit Natursteinplatten, Bischofsmützen, Naturschiefer oder Doppelmulden-Tonziegel zulässig.

Mögliche Ausbildung der Mauerkronen: A) „Bischofsmütze“ B) Natursteinplatten C) Naturschiefer

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9 | FREI- U. HOFFLÄCHEN, GEHWEGE, ZUFAHRTEN, STELLPÄTZE

Die Hofräume waren in der Vergangenheit weitgehend durch unbefestigte Flächen bestimmt, vor den Bauernhäusern wurden diese landwirtschaftlich genutzt. Daneben prägten Pflasterungen das Ortsbild.

EMPFEHLUNG

Altes Natursteinpflaster in Höfen oder Einfahrten ist wertvoll und unbedingt erhaltenswert. Für Pflasterungen sind Natursteine (Basalt) oder Betonsteine mit stark gebrochenem (gekollert) oder stark gefasten Kanten, in den Lauf- und Freiflächen, in schwarz oder anthraziter Färbung oder geflammten Farben vorzusehen. Um einer großflächigen Versiegelung vorzubeugen, sind bei den Belägen große, wasserdurchlässige Fugen zu wählen, soweit straßenbauliche und wasserwirtschaftliche Belangen dies zulassen. Die Entwässerung kann ggf. auch in Pflanzbeeten mit einer Hochstammbepflanzung erfolgen. Asphaltierte oder betonierte Flächen sowie Verbundsteinpflaster sind in Einfahrten auf Privatgrundstücken nicht zugelassen. Nadelbäume, Nadelgehölzhecken und großflächige, bodendeckende Gewächse sollten nicht angepflanzt werden, das Anpflanzen von Obstbäumen sowie die Fassadenbegrünung mit Kletter- und Rankengewächsen wird empfohlen.

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Aufgestellt: Limburg, den 25.03.2014

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