Beiträge Zum Wiederaufbau Berlins

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Beiträge Zum Wiederaufbau Berlins Berliner Denkmaldialog am 10. April 2018 Selman Selmanagić – eine europäische Biographie Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Südhalle Azemina Bruch Selmanagić Beiträge zum Wiederaufbau Berlins Danksagung Ich möchte die Gelegenheit nutzen, im Namen der Familie Selmanagić mich bei der Autorin des Buches, bei Frau Professor Dr. Aida Abadzić Hodzić und ihrer Übersetzerin Frau Dr. Azra Dzajić-Weber sowie den Herausgebern des Buches, beim Landesdenkmalamt Berlin und dies ganz besonders bei Herrn Professor Dr. Jörg Haspel, Dr. Hubert Staroste und Herrn Dr. Hans-Robert Cram vom Gebr. Mann Verlag bedanken, welche zum Gelingen des hervorragenden Buches mit beigetragen haben. Darüber hinaus möchten wir uns bei Frau Dr. Annemarie Jaeggi vom Bauhausarchiv Berlin, welche die Räume für dieses Symposium zur Verfügung gestellt hat, sowie bei allen, welche zum Gelingen dieses Symposiums beigetragen haben, ganz herzlich bedanken, wie bei Frau Dr. Dörthe Hellmuth, Frau Dr. Sibylle Hoiman, Dr. Thomas Flierl und den Vortragenden: Frau Leonie Baumann, Frau Sharon Golan-Yaron, Frau Prof. Dr. Sonja Hildebrand und Martin Jennrich. Dieses Symposium hat auch uns zu neuen Erkenntnissen zum Werk von Selman Selmanagić geführt. Auch freuen wir uns, dass der Staatssekretär für Europa bei der Senatsverwaltung, Gerry Woop, uns begrüßt hat und das Klarinettenquartett "Blattgold" zur gelungenen musikalischen Umrahmung beigetragen hat. Zum Kollektiv "Berlin plant" Durch die Bombardements der Alliierten wurden ca. 70-80 % der historischen Bauten in Berlin zerstört. Das historische Zentrum Berlins war wegen der Endkämpfe besonders stark getroffen. Dieses undatierte Foto aus dem Jahr 1945 zeigt den Blick über die Ruinen des Nikolai- Viertels in Berlins Mitte mit der zerstörten Nikolaikirche im Vordergrund. Im Hintergrund das stark zerstörte Schloss und der Berliner Dom. Abb. 11 Blick über die Ruinen des Nikolaiviertels in Berlin Mitte 1945 1 Das Foto ist im Bildband "Berlin nach dem Krieg" veröffentlicht, der im März 2010 im Verlag "Das neue Berlin" erschienen ist. Motive aus der Zeit zwischen April und Mai 1945 zum Ende des Zweite Weltkrieges zeigen erschütternde Szenen. Die Fotos stammen aus dem Archiv des Berliner Verlages. Nachdem auch die Eltern in ihrer Wohnung in der Prinzenstraße ausgebombt waren, zogen sie zum Kriegsende in den noch fast idyllischen Berliner Grunewald in die Winklerstr. 8, wo sie zusammen mit der Architektin Luise Seitz (1910-1988) und dem Bildhauer Gustav Seitz (1906-1969) lebten. Eines Tages trafen die Eltern in dieser Gegend zufällig auf der Straße den Architekten und Baustadtrat von Berlin, Hans Scharoun, der sie mit den Worten begrüßte: „Da seid Ihr ja - ich suche Euch schon!“2 Während des Krieges hatten sie sich zusammen mit anderen Architekten bei Scharoun des Öfteren konspirativ getroffen und über die Planung Berlins nach den Nationalsozialisten, d. h. für ein besseres Deutschland gesprochen. Zitat Selmanagić: "Wir wollten einen Generalplan von Groß Berlin machen, was aber durch die Alliierten verboten war. Mit allem kompliziertem Hin und Her haben wir das Stadtplanungsamt gegründet. Es sind neue Ämter gegründet worden, mit neuen Gesetzen für Genehmigungen, wer mit wem usw. Aber diese Ämter waren da, aber alle falsch, das heißt, die Stadtverwaltung und deren Gesetze. Wir haben Berlin von 1200 - 1945 mit erstklassigen Fachleuten studiert. Dazu gehörten die Bevölkerung und ihre Arbeitsstätten, Verkehr, Wohnen, Versorgung, Kultur und Erhaltung. Wir kannten die führenden modernen Architekten in der Welt. Wir kannten die Architekturentwicklung und deren Theorien in ihrer gesamten Vielfalt. Wie konnten wir unser Wissen zu einer Einheit bringen? Als erstes war unsere Idee vom Generalplan von Berlin verboten, aber das Planungsamt II war da. Wir kamen zu der Idee, dass unser Kollektiv zusammenbleiben sollte, um den Generalplan von Groß-Berlin zu machen. Unser Planungsamt sollte in 7 Ämter aufgeteilt werden, mit 20 dazugehörigen Bezirksämtern von Groß-Berlin. Eines der 7 Ämter war das Amt für Kultur und Erholung, wozu auch der Bereich Denkmalpflege gehörte und welches Selman Selmanagić führen sollte. Die anderen 6 Ämter waren wie folgt aufgeteilt: Abteilung für Arbeitsstätten (der enge Bauhausfreund von Selman) Wils Ebert, Abteilung für Verkehr Peter Friedrich Amt für Wohnen Luise Seitz Amt für Versorgung Herben Weinberger (welcher bereits Kollege im Büro Eiermann war) Amt für Grünplanung Reinhold Lingner Amt für Statistik Ludmilla Herzenstein Die Ämter wurden unter der Leitung von Stadtrat Hans Scharoun geführt. Wir wußten wie man plant, aber wir wußten nicht, wie man Ämter leitet! Da haben wir nach Beispielen gesucht und stießen so auf Martin Wagner, der in den 1920iger Jahren als Stadtrat für Bauwesen in Berlin fungierte. Wir kannten ihn als Architekten, aber vor allem wollten wir von ihm wissen, wie er sein Amt geleitet hat. Er zeigte ein außerordentliches Gespür für moderne Architektur. Er hat die Verwaltung mit großer Meisterschaft geleitet. Ich glaube, er hat an einem leeren Tisch gesessen und gegrübelt, wer mit wem arbeiten kann." "Die Bezirksämter und das Planungsamt I unter der Leitung von Unglaube und Ermisch, Denkmalpflege, wo ich Leiter war, mit Justi Scheper als Berater. Verschiedene andere Ämter wie für Hochbau, Vermessung, die Baupolizei, Verkehr, Tiefbau, GASAG, BVG usw. usw. warenbereits erhalten. Wenn ich mich nicht irre, waren es insgesamt 1.500 Leute. Alle waren sie eingefleischte preußische Beamte und auch viele Nazis, aber wir haben sie für unsere Idee ausgenutzt. Sie haben für uns gearbeitet." 2 Aus einem Gespräch mit meiner Mutter Emira Selmanagić kurz vor ihrem Tod 2012. Selmanagić selbst war ein großer Netzwerker und ein großer Menschenkenner, was mir in Gesprächen mit Zeitzeugen immer wieder bestätigt wurde. Die Bauhäusler insgesamt haben ja immer zusammengehalten und sich gegenseitig geholfen. (Manche sprechen sogar von einer Bauhausmafia). So fotografierte z. B. sein Freund Hajo Rose in hervorragender Weise die Werke seines Freundes Selman. Man sah sich als Kollektiv und nicht als Einzelkämpfer, was unserem Vater später auch ermöglichte, in der Formalismusdebatte durchzuhalten. Nach entsprechenden Diskussionen legte das "Kollektiv" am 4.4.1946 dem Bauwirtschaftsausschuß des Magistrats von Groß-Berlin seine Auffassungen vom Neuaufbau Berlins vor. Dieser Aufbauplan wurde vom 22.8.-15.10.1946 in der Ausstellung "Berlin plant" im notdürftig reparierten Weißen Saal der Ruine des Schlosses der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Plan knüpfte an Vorstellungen avantgardistischer Stadtplaner und Architekten aus der Zeit vor 1933 (u.a. vom Bauhausgründer Walter Gropius [1883- 1969], Martin Mächler [1881-1958], Ludwig K. Hilbersheimer [1885-1967]) u. a. an. Abb. 23 Privatarchiv Selman Selmanagić Auf diesem Zeitungsausschnitt, bei welchem der Kollektivplan erläutert wird, sind Mutter Emira (rechts außen) und Vater Selman (in der Mitte) zu sehen. Abb. 34 Die Urheber des Planungskollektivs 3 Bildquelle: Privatarchiv Selman Selmanagić In der Literatur wird der Kollektivplan oft auch "Scharoun-Plan" genannt. Die Verfasser des Kollektivplans haben diese Bezeichnung allerdings heftig und das auch schriftlich kritisiert, wie auch aus einem Vermerk sowie einem Schreiben aus dem Jahr 1946 hervorgeht. Abb. 45 Schreiben der Verfasser des Planungskollektivs an Hans Scharoun 4 Bildquelle: Privatarchiv Selman Selmanagić 5 Bildquelle: Privatarchiv Selman Selmanagić Hier sind Bilder aus unserem Familienarchiv von der Ausstellung im Weißen Saal des sehr zerstörten Schlosses zu sehen: Abb. 56 Ausstellung im Weißen Saal des Berliner Schlosses Abb. 67 Ausstellung im Weißen Saal des Berliner Schlosses 6 Bildquelle: Privatarchiv Selman Selmanagić 7 Bildquelle: Privatarchiv Selman Selmanagić Die Planer des Kollektivs waren alle Utopisten. Sie hatten die Absicht, nicht die alte Stadt wiederherzustellen, sondern sie freuten sich geradezu darauf, die neue Stadt nun neu aufbauen zu können. Der Kollektivplan hatte eine radikale Umstrukturierung des gesamten Stadtgebietes zum Ziel. Er beruhte auf einem neuen gesellschaftlichen Konzept, das auch in der Grundstruktur eines neu erstehenden Berlins zum Ausdruck kommen sollte. Ausgehend von der naturräumlichen Lage Berlins im Urstromtal zwischen Barnim und Teltow, ordnete der Kollektivplan die städtischen Funktionen (Wohnzellengruppen, Arbeitsstätten, zentrale Einrichtungen) bandartig entlang der Spree, verbunden durch ein rechtwinkliges Rasterband und kreuzungsfreier Straßen. Abb. 78 Stadtlandschaft - Zeichnung Selman Selmanagić Hier ist die Idee der Stadtlandschaft in einem Schaubild von Selman Selmanagić zu sehen. Unter der Annahme weitest gehender öffentlich-rechtlicher Verfügung über den Boden sollte Berlin als "organische Stadtlandschaft", als sog. "Bandstadt" gestaltet werden. Da im Sozialismus der Grund und Boden dem Volk gehörte, glaubte Selmanagić, seine planerischen Ideen in diesem System besser umsetzen zu können. Acht Detailpläne wurden in einem Raum-auch Generalstrukturplan genannt, zusammengefasst. Durch wirtschaftliches "Zuordnen der Wohn- und Arbeitsflächen", durch Unterteilen der Stadt in 5.000- Einwohnereinheiten sollten ihrer Meinung nach unwirtschaftliche und unwirtliche Baukörper Berlins aufgelockert und seine einzelnen Flächen so miteinander verbunden werden, dass sich eine "neue lebendige Ordnung" ergibt.9 Einzelne Inseln mit Denkmalschutzcharakter sollten dabei erhalten bleiben. Die Idee scheiterte allerdings bereits aus einem sehr einfachen Grund, wie mir Bruno Flierl ausführlich
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