Zweiwöchentliche Nachrichten Aus Politik, Wirtschaft Und Gesellschaft Der Republik China
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Republik China Herausgeber: Tsong-ming Hsu Chefredakteur: Sing-yue Wu, Redaktion: Dr. Svenja Weidinger & Thomas Gonschior Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland, Büro München - Presseabteilung Leopoldstraße 28a/V 80802 München, Tel: 089-512679-0, Fax: 512679-59 Email: [email protected] https://www.roc-taiwan.org/demuc Kommunalwahlen: herbe Verluste für die Regierungspartei Ergebnisse der Volksentscheide schwierig für Taiwans Regierung Taiwan beim APEC-Treffen in Papua-Neuguinea Tourismus: elf Millionen Besucher in 2018, zwölf Millionen in 2019 Politik Kommunalwahlen: herbe Verluste für die Regierungspartei Bei den Kommunalwahlen am Samstag, den 24. November 2018, hat die Regierungspartei, die Demokratisch Progressive Partei (DPP), schwere Verluste hinnehmen müssen. Von insgesamt 22 Städten und Landkreisen konnte sich die DPP lediglich sechs sichern. Die anderen 15 gingen an Kandidaten der Kuomintang (KMT), darunter auch die als Hochburg der DPP geltende Hafenstadt Kaohsiung. Von den sechs kreisfreien Städten konnte die DPP mit Taoyuan und Tainan nur zwei gewinnen. In Taoyuan wurde der amtierende DPP-Bürgermeister Cheng Wen-tsan mit 53,46 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Der Gegenkandidat der KMT Chen Shei-saint erhielt 39,42 Prozent. In Tainan gewann Huang Wei-che, Kandidat der DPP, mit 38,02 Prozent vor dem Kandidaten der KMT Kao Su-po, der 32,37 Prozent erhielt. In der Stadt Taipei wurde der amtierende unabhängige Bürgermeister Ko Wen-je mit einer sehr knappen Mehrheit von lediglich 3 534 Stimmen im Amt bestätigt. Die Auszählung der Stimmen hatte etwa zehn Stunden gedauert, dann stand das Ergebnis fest: 580 820 Stimmen (41,05 Prozent) für den unabhängigen Ko Wen-je Nr. 701 30.11.2018 und dicht dahinter mit 577 566 Stimmen (40,82 Prozent) sein Herausforderer von der 27. Jahrgang KMT, Ting Shou-chung. Der Kandidat der DPP, Yao Wen-chih (Pasuya Yao) erhielt ISSN 0945-618X 244 641 Stimmen (17,29 Prozent). Ting will die Gültigkeit der Wahl anfechten. 2 Das Bürgermeisteramt in der eigentlich als Hochburg der DPP geltenden Stadt Kaohsiung in Südtaiwan war bei der Wahl zwischen dem DPP-Kandidaten Chen Chi-mai und dem KMT- Kandidaten Han Kuo-yu hart umkämpft. Als Sieger behaupten konnte sich schließlich der KMT- Kandidat Han. Mit 53,87 Prozent der Stimmen entschied er die Wahl für sich. Chen von der DPP erreichte 44,80 Prozent. Auch in Taichung muss der bisherige Bürgermeister Lin Chia-lung von der DPP sein Amt an die Herausforderin von der KMT, Lu Shiow-yen, abgeben. Lu erhielt 56,57 Prozent der Stimmen, Lin dagegen nur 42,35 Prozent. Ebenso Neu Taipeh. Dort kam der Kandidat der KMT Hou You- Yi auf 57,15 Prozent der Stimmen und lag damit deutlich vor dem DPP-Kandidaten Su Tseng- chang mit 42,85 Prozent. Die Städte Keelung und Hsinchu und die Landkreise Chiayi und Pingtung gingen an die DPP. Nach den schweren Verlusten für ihre Partei hat Präsidentin Tsai Ing-wen, die gleichzeitig den DPP-Parteivorsitz innehat, noch am Walhabend selbigen niedergelegt. Sie entschuldigte sich für die Wahlniederlage und sagte, die DPP glaube an demokratische Werte. Die Öffentlichkeit habe ihrer Partei die Meinung gesagt und nun müsse die DPP eine ernsthafte Selbstüberprüfung vornehmen. Doch aufgrund der Ergebnisse einer Wahl werde die DPP nicht aufgeben und sich in Selbstmitleid ergehen. Neben ihrem eigenen Rücktritt vom Vorsitz werde es in der DPP Personaländerungen geben. So hatte William Lai Tsai seinen Rücktritt als Premierminister angeboten, die Präsidentin lehnte sein Gesuch aber ab. Tsai sagte, sie habe Lai gebeten, im Amt zu bleiben, um die Fortsetzung wichtiger politischer Maßnahmen zu garantieren. Die Präsidentin dankte allen DPP-Mitgliedern, die an den Wahlen teilgenommen hatten, sowie den Mitarbeitern und den Unterstützern. Angesichts der vielen Herausforderungen im In- und Ausland forderte sie die Partei zum Zusammenhalt auf und mahnte an, an den Reformen, an Freiheit und Demokratie und am Schutz der Souveränität des Landes festzuhalten. Dies bezeichnete sie als die Mission der DPP. (rti ) Ergebnisse der Volksentscheide schwierig für Taiwans Regierung Am 24. November wurden in Taiwan gleichzeitig mit den Kommunalwahlen zehn landesweite Referenden durchgeführt. Seit Anfang des Jahres ist in Taiwan ein neues Referendumsgesetz in Kraft, das die Hürden für Volksentscheide deutlich herabsenkte. Zum einen wurde die minimale Stimmbeteiligung für eine gültige Abstimmung von 50 auf 25 Prozent gesenkt, zum anderen ist nun auch die Zahl der nötigen Unterschriften deutlich niedriger, die erforderlich ist, um ein Referendum in die Wege zu leiten. Die Volksentscheide sind bindend, die Umsetzung obliegt jedoch dem Parlament. Von den zugelassenen Volksabstimmungen wurden am 24. November sechs angenommen und vier abgelehnt. Abgelehnt wurde die Vorlage, dass Taiwan nicht weiter als "Chinese Taipei“ an internationalen Sportveranstaltungen teilnehmen soll, einschließlich der Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio, sondern unter dem Namen “Taiwan“. 4 763086 Wahlberechtigte TAIWAN AKTUELL Nr. 701 30.11.2018 3 stimmten dabei mit ‘Ja‘ und 5 774 556 mit ‘Nein‘, bei einer Wahlbeteiligung von 55,89 Prozent. Da zu befürchten war, dass bei Annahme dieses Referendums Taiwan auf Druck Pekings gänzlich von internationalen Sportwettbewerben ausgeschlossen würde, lehnte auch die Mehrheit der Spitzensportler dieses Ansinnen ab. Unterschiedlich wurden bei diesem Referendum drei Fragen beantwortet, die die Rechte von Homosexuellen berühren. Zwar wollte eine sehr klare Mehrheit, dass die gesetzlich definierte Ehe weiter der Verbindung von Mann und Frau vorbehalten bleibt. Andererseits möchte aber eine nicht ganz so große Mehrheit, dass homosexuelle Paare die Möglichkeit erhalten müssen, eine rechtlich anerkannte Lebenspartnerschaft einzugehen. Auch bei der Frage: “Stimmen Sie zu, dass die Lehrpläne an Schulen Aufklärung über Gefühle, Sex und Homosexualität beinhalten sollte?“, antworteten beinahe doppelt so viele mit nein als mit ja. Ob das Ergebnis bindend ist, bleibt allerdings fraglich. Das Verfassungsgericht hatte im vergangenen Jahr entschieden, dass die Beschränkung der Ehe auf heterosexuelle Verbindungen nicht mit der Verfassung im Einklang steht. Eine Regierungssprecherin kündigte an, dass die Regierung innerhalb von drei Monaten einen Gesetzentwurf ausarbeiten werde, um die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare zu regeln. Angenommen wurde dagegen ein Antrag, den bis 2025 geplanten Ausstieg aus der Atomenergienutzung aufzugeben. Eine entsprechende Regelung im Elektrizitätsgesetz muss nun überarbeitet werden. Ob aber tatsächlich Atomkraftwerke über 2025 hinaus laufen werden ist unklar, da dafür meist neue Betriebsgenehmigungen nötig würden. Regierungssprecherin Kolas Yotaka sagte aber, dass die Regierung weiterhin an der Förderung und der Entwicklung grüner Energien festhalten werde. Das Wirtschaftsministerium werde neue Pläne erarbeiten und verschiedene Energiegewinnungsmöglichkeiten prüfen. Angenommen wurde auch eine Vorlage, die sich gegen den Bau und Ausbau von neuen Kohlekraftwerken aussprach. Zustimmung erhielt auch der Antrag, Importverbote von Nahrungsmitteln aufrechtzuerhalten, die aus Fukushima in Japan stammen, der Region, die von der Kernkraftwerk-Katastrophe am 11. März 2011 betroffen ist. Japans Regierung hat ihr Bedauern darüber ausgedrückt. Andrew Lee, Sprecher des Außenministeriums sagte, dass sich Taiwan und Japan über die jeweilige Position zu diesem Thema im Klaren seien und das Außenministerium der japanischen Seite das Ergebnis des Referendums kommunizieren werde. Man werde das Anliegen mit aller Vorsicht handhaben und um Verständnis bei Japan für den von den Bürgern ausgedrückten Wunsch ersuchen. Er betonte, dass der Fortschritt in den Beziehungen zwischen Japan und Taiwan nicht von diesem Thema beeinträchtigt werden sollte. Man hoffe, die Förderung des bilateralen Austausches weiter auf rationale und friedliche Weise umsetzen zu können. Bei den Volksabstimmungen waren 19,76 Millionen Bürger und Bürgerinnen über 18 Jahren wahlberechtigt. (rti ) TAIWAN AKTUELL Nr. 701 30.11.2018 4 Wirtschaft Taiwan beim APEC-Treffen in Papua-Neuguinea Beim APEC-Gipfel ( Asia-Pacific Economic Cooperation , der Asiatisch-pazifischen Wirtschaftskooperation) am Wochenende vom 17. und 18. November 2018 in Moresby, Papua- Neuguinea, wurde Präsidentin Tsai Ing-wen von ihrem Sondergesandten Morris Chang vertreten. Chang ist der Gründer des führenden Chipherstellers Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC). Obwohl Taiwan bereits seit dem Jahr 1991 ein ordentliches Mitglied des 21 Mitglieder zählenden zwischenstaatlichen Forums ist, ist es Taiwans Präsidenten nicht gestattet, an dem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs teilzunehmen. Der Grund für den Ausschluss ist der Widerstand vonseiten Chinas. Die Präsidenten Taiwans müssen daher an ihrer Stelle einen Vertreter schicken. Dass Morris Chang Taiwan bei einem APEC-Treffen vertritt, ist nach 2006 bereits das zweite Mal. Damals kam er anstelle von Präsident Chen Shui-bian. Nach dem Empfang der Teilnehmer durch Papua-Neuguineas Premier Peter O'Neill nutzte Chang bereits beim Gruppenfoto die Gelegenheit, sich mit seinen Kollegen auszutauschen. Der japanische Premier Shinzo Abe schüttelte Chang die Hand, ebenso wie der russische Premier Dmitri Medwedew und der Premierminister von Singapur, Lee Hsien Loong. Während eines Treffens hinter verschlossenen Türen mit weiteren APEC-Teilnehmern hielt Chang am Sonntag, den 18. November,