Ausg. Nr. 154 • 02. Juni 2016 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at Das ist unsere neue Staatsspitze

Nach der Stichwahl wurde Prof. designierterter Bundespräsident, sieben Tage zuvor wurde Christian Kern als neuer Bundeskanzler angelobt. Foto: Verein »Gemeinsam für Van der Bellen« / Wolfgang Zajc Foto: BKA / Andy Wenzel Unser neuer Bundeskanzler: Christian Kern Unser neuer Bundespräsident: Prof. Alexander Van der Bellen

er Ausgang des ersten Wahlgangs zur Rennen geschickten in die Stichwahl gekom- Wahltag mit einem Gleichstand von 50:50, DWahl der neuen Bundespräsidentin/des men waren. erst die Auszählung der Briefwahlstimmen neuen Bundespräsidenten am 24. April war Die nächste Überraschung war dann der am darauffolgenden Montag brachte dann die für alle überraschend. Nicht deshalb, weil Rücktritt von als Bundes- Gewißheit: Prof. Alexander Van der Bellen keine/keiner der einen Kandidatin und der fünf kanzler und Bundesparteivorsitzender der erlangte mit 50,3 Prozent die Mehrheit vor Kandidaten im ersten Wahlgang eine Mehr- SPÖ, den er am 9. Mai bekanntgab. Norbert Hofer und wird daher am 8. Juli das heit erlangen konnte, sondern weil keiner der Mit dem hatte aber niemand gerechten: höchste Amt im Staat antreten… von den beiden Regierungsparteien ins Die Bundespräsidenten-Stichwahl endete am Lesen Sie weiter auf der Seite 54 

Sie sehen hier die Variante US-Letter mit 300 dpi und hoher Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, diesmal widmen wir dem Wechsel an der Spitze unseres Staates zwei ausführliche Beiträge. Der zweite Bundespräsidenten-Wahlgang hat ein wirklich überraschendes Endergebnis gebracht. Sollte es kei- nen Einspruch dagegen geben, wird am 8. Juli die Amtsübergabe in der Hofburg vollzogen werden. Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer Fest der Freude am Heldenplatz S 10

Der Inhalt der Ausgabe 154

Bundespräsident Eisenstadt: Gemeinsam sicher in Rom und Berlin 3 ist gestartet 82 Tanger: Bures appellierte an Kurzmeldungen 83 Dialogbereitschaft 5 Tier – Mensch. Jahresausstellung Kurz auf Arbeitsbesuch in Israel 6 auf Schloß Halbturn 84 Gedenken an die Befreiung vom ------Nationalsozialismus… 8 Euregio-Vorstand tagte in Rovereto 85 Fest der Freude 10 Ein Schritt weiter in Richtung Der neue Bundespräsident S 54 Gedenkveranstaltung digitaler Binnenmarkt 86 gegen Gewalt und Rassismus 13 Leichter Rückenwind durch 87 Gedenkfeier im Konzentrations- WIFO: Konjunkturbeschleunigung lager Mauthausen 15 im I. Quartal 88 ÖIF-»Integrationsbarometer« 16 Einfamilienhaus-Preise EU-Migration nach Österreich 17 spürbar gestiegen 89 15 Siegerprojekte in 20 Ländern Wintersaison schließt und viel Innovation! 19 mit Höchstwerten 92 ICMPD errichtet Koordinations- und 40 Jahre Stadterhebung Kooperationszentrum für Migration 20 Wieselburg 93 CETA und TTIP im Parlament 21 »Steirer in Wien« feierten 93 Der neue Bundeskanzler S 64 Wichtige Brückenfunktion Jahrhundertprojekt Bleistätter zwischen den Regionen Europas 23 Moor geht in die Zielgerade 94 Biennale: Österreich-Pavillon 24 50 Jahre Prangerstutzen- Die Gemeinsame Erklärung schützen Obertrum 94 von Krumau 26 Republik ehrt Anna Veith 95 Kaiser-Maximilian-Preis 2016 29 Oberösterreich ehrt Innenminister 96 UN-Flüchtlingshochkommissar Torberg-Medaille für Mailath 96 Volker Türk ausgezeichnet 30 Charta »Kulinarisches Österreich« 97 »basemap.at« ausgezeichnet 31 Herkunftskennzeichnung von Der Urlaubseuro 2016 32 Lebensmitteln in NÖ 98 Nur Gesichter? S 106 austria design net 33 Regulator von Todesrezeptor Kurzmeldungen »…und die Welt« 35 gefunden 99 Kurzmeldungen AuslandsKultur 44 Bei der Geburt von Wolken dabei 100 Tiroler Technologie weltweit Der richtige Dreh für den erfolgreich 44 perfekten Kristall 101 Wie Wüstensöhne Sand schaufeln 45 Vom Handyphoto zur Von Wien nach Tauranga Virtual Reality 102 Serie von Birgit Anna Krickl 50 Hebräische Handschriften der Weltbund-Tagung Auslands- OeNB online 103 österreichertreffen 2016 52 Orientierung für Roboter 104 Der neue Bundespräsident 54 Nur Gesichter? Portraits Der neue Bundeskanzler 64 der Renaissance 106 Salzburger Almsommer S 119 ------M. Kurzweil – Licht und Schatten 111 »Burgenland Journal« »Rot ich weiß Rot. Kritische Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Weichenstellung für Kunst für Österreich« 113 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Standortsicherung 75 Francisco de Goya in Gmünd 115 ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- Maßnahmen für Arbeits- Nestlé und Salzburg Festival torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- markt präsentiert 77 Young Conductors Award 2016 116 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos: BKA / Andy Wenzel; HBF / Peter Lechner; SPÖ / Instrument der Ökobaustelle 78 Serie »Österreicher in Hollywood« Patrick Köck; Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum / Kulturzentrum Mattersburg – von Rudolf Ulrich: Johanna Matz 118 Wolfgang Lackner; SalzburgerLand Tourismus / Siegerprojekt wurde präsentiert 80 Salzburger Almsommer 119 Achim Meurer

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 3 Österreich, Europa und die Welt Bundespräsident Heinz Fischer in Rom und Berlin Gespräche mit Staatspräsident Sergio Mattarella über Kontrollmaßnahmen am Brenner und mit Bundeskanzlerin und Präsident Joachim Gauck über den Kanzlerwechsel in Österreich und das Verhältnis Wien-Berlin. ropas und an Hilfsmaßnahmen in den Her- kunftsländern arbeiten. Zur gewaltsamen Demonstration am Brenner am 8. Mai, bei der 23 italienische Polizisten verletzt wurden, erklärte Fischer, er bedauere die Ausschreitungen. „Demon- strationen sind in einer Demokratie jeden- falls auch dann zulässig, wenn sie keinen Bei- trag zur Lösung eines Problems leisten. Auf beiden Seiten sollten aber solche Demon- strationen nicht überschätzt werden.“ Auch das Thema Südtirol und die Ver- fassungsreform, über die sich die Italiener mit einem Referendum im Oktober ausspre- chen werden, wurde beim informellen Ar- beitsgespräch in Rom angesprochen. „Es ist zu begrüßen, daß sich Italien und Österreich zum Pariser Abkommen und zu all dem, was seither zwischen den beiden Ländern betref- fend Südtirol vereinbart wurde, bekennen. Dies gilt auch für die weitere Entwicklung der Südtirol-Autonomie“, erklärte der Bun- despräsident. Das Pariser Abkommen zwi- schen Österreich und Italien aus dem Jahr 1946 garantiert den Schutz der deutschspra- chigen Minderheit südlich des Brenners. Fischer und Mattarella tauschten auch Gedanken über die Zukunft der EU aus: „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, daß sich das europäische Projekt derzeit in einer sehr schwierigen Phase befindet. Das hängt zum Teil mit dem bis heute ungelösten

Fotos: HBF / Peter Lechner Flüchtlingsproblem, aber auch mit Schwie- Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella und Bundespräsident Heinz Fischer, in rigkeiten im finanziellen und wirtschaftli- diesem Bild anläßlich Mattarellas Wienbesuch am 16. September 2015 chen Bereich zusammen, sowie mit der ho- undespräsident Heinz Fischer hat sei- te substantiell steigen, was bis zu diesem hen Arbeitslosigkeit. Das alles schürt natio- Bnem italienischen Amtskollegen Sergio Zeitpunkt nicht der Fall sei, fügte der Bun- nalistische Tendenzen, die nicht auf ein har- Mattarella in einem Gespräch am 9. Mai in despräsident hinzu. Wichtig sei laut Fischer, monisches und gemeinsames Europa abzie- Rom versichert, daß es zu keiner Schließung die Zusammenarbeit zwischen Italien und len“, so Fischer. der Brenner-Grenze kommen wird. „Öster- Österreich an der gemeinsamen Grenze zu reich ist sich der Wichtigkeit der Brenner- stärken. Dies soll unter anderem mit dem Po- Besuch in Berlin Grenze voll bewusst. Wir arbeiten nicht auf lizeikooperationsabkommen erfolgen, das Beim Verhältnis zwischen Österreich und eine Schließung der Grenze hin“, sagte vom Parlament in Rom noch ratifiziert wer- Deutschland gibt es keinen Grund zum Heinz Fischer gegenüber der APA in der ita- den muß. Stirnrunzeln“, das sagte Bundespräsident lienischen Hauptstadt. Fischer und Mattarella waren sich einig, Heinz Fischer am 12. Mai nach seinen Ge- Der Personen- und Warenverkehr am zur Bewältigung der Flüchtlingskrise müsse sprächen in der deutschen Hauptstadt. Der Brenner müsse unbedingt aufrechterhalten die EU an einer Sicherung der Außengren- Ton zwischen Wien und Berlin sei immer bleiben, Kontrollmaßnahmen seien jedoch zen, an einer „gerechteren und solidarischen maßvoller gewesen als der zwischen Mün- notwendig, sollte die Zahl der Grenzübertrit- Verteilung“ von Flüchtlingen innerhalb Eu- chen und Berlin, sagte er gegenüber der

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 4 Österreich, Europa und die Welt

APA. Es handelte sich um eine der letzten Auslandsreisen des Bundespräsidenten. Nach seinen Gesprächen mit der deut- schen Bundeskanzlerin Angela Merkel und seinem Amtskollegen Joachim Gauck, der ihn gemeinsam mit Ehefrau Margit zum Mit- tagessen in Schloß Bellevue empfing – zog der Bundespräsident am Bilanz: „In einem Punkt haben Merkel und ich hundertprozen- tig übereingestimmt“, sagte Heinz Fischer auf die Frage der APA. „Nämlich daß der Ton zwischen Wien und Berlin immer maß- voller und vorsichtiger war als der Ton zwi- schen München und Berlin oder Sankt Pöl- ten und Wien.“ Deutschland habe sich wegen der öster- reichischen Innenpolitik „nicht besorgt, son- dern sehr interessiert“ gezeigt. Sowohl Kanz- lerin Merkel als auch Präsident Gauck hätten Bundespräsident Heinz Fischer und Bundeskanzlerin Angela Merkel ihn um Erläuterungen gebeten. In beiden Ge- sprächen habe es weder auf deutscher noch auf österreichischer Seite Stirnrunzeln gege- ben. Er, Fischer, habe versichert, daß trotz der Wechsel in Wien – gemeint war der Rücktritt von Bundeskanzler Werner Faymann – die politische Stabilität gewährleistet sei. Solche Wechsel gehörten zu den Grundsätzen der Demokratie. „Außerdem hat das Bundeskanzler Fay- mann wirklich eindrucksvoll, sachlich und mit Würde gemacht“, sagte der Bundespräsi- dent vor österreichischen Korrespondenten. Gesprächsstoff bei Joachim Gauck seien „eigentlich alle Themen“ gewesen, so Fischer. Neben dem deutsch-österreichischen Ver- hältnis, der Präsidentenwahl, der Regierungs- Fotos: HBF / Peter Lechner umbildung, Rußland und Ukraine, dem letz- Bundespräsident Heinz Fischer (2. v.r.) mit seiner Frau Margit zu Gast bei seinem deutschen Amtskollegen Joachim Gauck und Daniela Schadt (l.) te China-Besuch Gaucks, auch ausführlich die Flüchtlingspolitik. zitierte Fischer die Meinung der deutschen werden solle. Es gebe durchaus die Chance, Der Bundespräsident betonte dabei, man Kanzlerin. nach weiteren Verhandlungen noch gute wolle keine Grenzen schließen und insbe- Diese sei überzeugt, daß es sowohl auf Resultate zu erzielen und aufrecht zu erhal- sondere auch den Brenner-Paß nach Italien der europäischen als auch auf der türkischen ten.  nicht sperren. Zur Entwicklung in der Tür- Seite ernsthaftes Interesse an einer Lösung http://www.hofburg.at kei – „ein schwieriges, ernstes Problem“ – gebe und daß man nicht vorzeitig nervös Quelle: APA/PrK

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 5 Österreich, Europa und die Welt Bures appellierte an Dialogbereitschaft Nationalratspräsidentin warb beim Gipfeltreffen der ParlamentspräsidentInnen im Rahmen der Union für den Mittelmeerraum in Tanger für gemeinsamen Ansatz zur Bewältigung der Flüchtlingsbewegungen und des Klimawandels.

ationalratspräsidentin Doris Bures nütz- die eine friedliche und stabile Zukunft drin- sie hier ebenso für unumgänglich. „Die Be- Nte am 28. Mai ihre Rede beim Gipfel- gend erforderlich ist. Bures ging vor allem deutung der Klimaziele von Paris im Spe- treffen der ParlamentspräsidentInnen im Rah- auch auf den Bürgerkrieg in Syrien sowie ziellen, aber auch die notwendige Umset- men der Union für den Mittelmeerraum auf weitere Herausforderungen wie den so- zung der nachhaltigen Entwicklungsziele im (UfM) für einen eindringlichen Appell, mit- genannten Islamischen Staat ein. „Dies stellt Allgemeinen, kann in diesem Zusammen- einander einen Dialog auf Augenhöhe zu die gesamte internationale Staatengemein- hang nicht hoch genug eingeschätzt wer- führen und trotz aller Rückschläge niemals schaft vor enorme Herausforderungen. Sei es den“, sagte sie und drängte dabei auf eine den Dialog abzubrechen. Nur so könnten der Kampf gegen die mörderischen IS- allmähliche Umstellung von fossilen Ener- letztendlich Frieden und Stabilität erreicht Truppen und ihre Verbündeten oder auch die giequellen auf alternative und regenerierbare werden. Sie warb dabei einmal mehr mit notwendigen Friedensverhandlungen, die Energieträger. „Trotz der derzeitigen schwie- Nachdruck für einen gemeinsamen Ansatz auch auf Wiener Boden geführt werden“, so rigen politischen und wirtschaftlichen Situa- zur Bewältigung der Flüchtlingsbewegun- Bures. tion dürfen diese Themen nicht mit weniger gen und des Klimawandels. Das Thema der Mit großem Bedauern sei auch festzustel- Engagement verfolgt werden. Wirtschaftsent- Konferenz in der marokkanischen Küsten- len, daß der Demokratisierungsprozeß in den wicklung und -wachstum müssen im Hin- stadt Tanger lautete „Miteinander für eine Ländern südlich des Mittelmeeres ins Stok- blick auf die Begrenztheit der natürlichen gemeinsame Zukunft für den Euromediter- ken geraten ist: „Das Verlangen nach einer Ressourcen, wozu auch die fossilen Brenn- ranen Raum“. tieferen Demokratisierung hat zwar zu Um- stoffe und das Wasser gehören, in Zukunft brüchen und einer Neuorientierung geführt, auf eine nachhaltige Weise erfolgen.“ Das Nur partnerschaftliches Verhältnis diese war aber nur in wenigen Fällen nach- schaffe Arbeitsplätze, fördere die Wirtschaft zwischen Gleichberechtigten bringt haltig.“ Trotzdem sei es gelungen, den Pro- und trage somit auch zur Stabilität bei, warb Interessensausgleich zeß nicht nur am Leben zu erhalten, sondern die Nationalratspräsidentin für eine nachhal- Nur ein partnerschaftliches Verhältnis kontinuierlich weiterzuentwickeln, merkte tige Umweltpolitik. zwischen Gleichberechtigten könne zu einem Bures positiv an. Interessensausgleich zwischen Ländern mit Die Union für den Mittelmeerraum jeweils spezieller geographischer Lage, hi- Flüchtlingsbewegungen sind Die Union für den Mittelmeerraum (UfM) storischer Entwicklung und gesellschaftli- nur gemeinsam zu bewältigen hat sich zum Ziel gesetzt, durch eine ver- cher Situation führen, unterstrich die Natio- Wie wichtig es ist, in der Region um das stärkte Zusammenarbeit im politischen, wirt- nalratspräsidentin. Bei allen Meinungsunter- Mittelmeer, dem „Mare Nostrum“, Frieden schaftlichen und soziokulturellen Bereich schieden sei es wichtig, „das gemeinsame und Sicherheit aufrecht zu erhalten, machen eine Zone der Stabilität und Sicherheit in der Ziel nie aus den Augen zu verlieren – näm- gerade die aktuellen Flüchtlingsbewegungen Region zu schaffen. Seit 2004 begleitet die lich die Sicherung des Friedens und der deutlich, sagte Bures. „Um dieser Verantwor- Parlamentarische Versammlung der Union Stabilität sowie eine nachhaltige und ausge- tung gerecht zu werden, ist es an der Zeit, eine für den Mittelmeerraum (PV-UfM) den Pro- glichene Entwicklung aller Länder und für nachhaltige und gemeinschaftliche Lösung zeß parlamentarisch. Das österreichische alle Menschen der Region“, sagte Bures, die für Europa zu finden. Nur durch einen ge- Parlament hat sich seitdem aktiv an deren damit nicht nur die politische Lage gemeint meinsamen Ansatz kann die Krise bewältigt Arbeiten beteiligt – so steht der Ausschuß wissen will, sondern auch die wirtschaftliche und so die Ursachen für Flucht, aber auch für Energie, Umwelt und Wasser seit 2009 und ökologische Entwicklung. In diesem Sin- die Brutalität der Schlepperbanden und das unter dem Vorsitz von SPÖ-Bundesrat Ste- ne sei die Union für den Mittelmeerraum als Sterben im Mittelmeer bekämpft werden“, fan Schennach. eine wichtige Dialogplattform zu sehen, wo bekräftigte Bures. Am Gipfeltreffen der Parlamentspräsi- ein regelmäßiger Meinungsaustausch zwi- dentInnen in Tanger nahm heuer mit der schen EU-Mitgliedsstaaten und Mittelmeer- Klimawandel braucht Nationalratspräsidentin auch Bundesrats- Anrainerstaaten stattfindet. globalen Lösungsansatz präsident Josef Saller teil. Bei der PV-UfM Bures räumte jedoch ein, daß der Weg zur Die Nationalratspräsidentin warnte in ihrer war Österreich durch Bundesrat Stefan Stabilität und Sicherheit im Mittelmeerraum Rede auch davor, angesichts der derzeit Schennach als Delegationsleiter sowie ÖVP- noch sehr weit ist. Die Region sei noch im- schwierigen politischen und wirtschaftlichen Klubobmann Reinhold Lopatka und FPÖ- mer von Instabilität und Unruhen geprägt. Situation auf die umweltpolitischen Heraus- Bundesrätin Monika Mühlwerth vertreten.  Sie spielte dabei nicht nur auf Libyen an – forderungen durch den Klimawandel zu ver- http://www.parlament.gv.at einem der Unruheherde in der Region, für gessen. Einen globalen Lösungsansatz hält Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 6 Österreich, Europa und die Welt Kurz auf Arbeitsbesuch in Israel Die Reise stand im Zeichen von 60 Jahren diplomatische Beziehungen zwischen Österreich und Israel, auf dem Programm standen Termine in Jerusalem und Ramallah und ein Besuch der Gendenkstätte Yad Vashem.

Außen- und Integrationsminister und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu (Bildmitte) und Delegations- teilnehmern und jungen ÖsterreicherInnen, die auf Einladung des israelischen Außenministeriums fünf Tage Israel besuchten.

um Auftakt seiner Israel-Reise am 15. genheit beim Namen nennen und sich dazu und bleiben muß. Sich dafür einzusetzen se- Zund 16. Mai besuchte Außen- und Inte- bekennen. Es darf sich aber nicht mit dem he er als eine Verpflichtung der österreichi- grationsminister Sebastian Kurz am 13. Mai Blick zurück begnügen, sondern muß uns schen und europäischen Politik. ein Symposium zum 60jährigen Bestehen auch ein Auftrag für die Zukunft sein: Wir Kurz reiste dann von 15. bis 16. Mai nach der diplomatischen Beziehungen zwischen müssen die richtigen Lehren aus der öster- Israel anläßlich von 60 Jahren diplomati- Israel und Österreich im Wiener Palais Liech- reichischen Vergangenheit ziehen und Israel scher Beziehungen zwischen beiden Ländern. tenstein. In seiner Rede sprach Kurz offen als starker Partner zur Seite stehen.“ Der Am ersten Tag reiste die Delegation zu Ter- über die Vergangenheit und betonte die Be- Außen- und Integrationsminister betonte, minen nach Ramallah, wo Arbeitsgespräche deutung einer gemeinsamen Zukunft: „Ehr- daß das jüdische Leben ein integraler Be- mit dem palästinesischen Präsidenten Ma- liches Gedenken muß Dinge aus der Vergan- standteil von Österreich und Europa war, ist hmoud Abbas und dem palästinensischen Fotos: BMEIA / Dragan Tatic Arbeitsbesuch in Palästina: Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (rechts in der Mitte) und im Gespräch mit Außenminister Riyad Al-Malki (links in der Mitte) und in Ramallah

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 7 Österreich, Europa und die Welt

Außenminister Riyad Al-Maliki stattgefun- den haben. Am zweiten Tag traf der Außenminister Israels Premierminister Benjamin Netanjahu in Jerusalem, unter anderem wurde im Rah- men des Termins das „Working Holiday Pro- gramme“ zwischen Österreich und Israel und ein Abkommen zur verstärkten kulturellen Kooperation unterzeichnet. Das „Working Holiday Programme“ ermöglicht es jungen Menschen, für bis zu sechs Monate während ihrer Ferien in einem anderen Land zu arbei- ten. Anschließend folgte die Kranzniederle- gung am Grab von Theodor Herzl im Herzl- Museum. Theodor Herzl gilt als zentraler Vordenker und gedanklicher Wegbereiter des Staates Israel. Als Ausdruck der besonderen historischen Verantwortung Österreichs fand im An- Außenminister Sebastian Kurz traf Präsident Mahmoud Abbas in Ramallah … schluß ein Besuch der Holocaust-Gedenk- stätte Yad Vashem statt. Außenminister Kurz traf dabei auch österreichische Holocaust- Überlebende, die von ihrem Leben und ihrer Geschichte erzählten. Anwesend bei diesem Termin waren auch junge ÖsterreicherInnen, die auf Einladung des israelischen Außen- ministeriums für fünf Tage Israel besuchten. Anläßlich des 60jährigen Bestehens der diplomatischen Beziehungen fand im Israel- Museum in Jerusalem ein Empfang statt. Mit in der Delegation vor Ort waren unter ande- rem Oskar Deutsch (Präsident der Israeliti- schen Kultusgemeinde in Österreih), Da- nielle Spera (Direktorin des Jüdischen Mu- seums Wien), Ilan Knapp (Leiter des Jüdi- schen Beruflichen Bildungszentrums und Mitglied des Expertenrats für Integration), sowie Daniel Kapp (Vorstand des Clubs der Freunde Israels).  http://www.bmeia.gv.at … und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu in Jerusalem. Fotos: BMEIA / Dragan Tatic Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz legte in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem einen Kranz nieder.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 8 Österreich, Europa und die Welt »Gedenken heißt, die Dinge beim Namen zu nennen« Staatsakt zum Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an die Beendigung des Zweiten Weltkriegs Foto: BKA / Andy Wenzel Am 8. Mai fand im Bundeskanzleramt ein Festakt zum Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an die Beendigung des Zweiten Weltkrieges in Europa statt. Im Bild (Noch-)Bundeskanzler Werner Faymann bei seiner Ansprache. edenken heißt, die Dinge beim Namen Gzu nennen. Gedenken heißt, auszuspre- chen, was Europa und die Welt in die furcht- barste Krise seiner Geschichte gestürzt hat – in den Zweiten Weltkrieg mit 65 Millionen Toten weltweit und in den Holocaust mit sechs Millionen ermordeten Menschen“, sagte Bundeskanzler Werner Faymann am 8. Mai anläßlich des Staatsaktes durch die Bundes- regierung zum Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an die Beendi- gung des Zweiten Weltkriegs im Bundes- kanzleramt. „Wir müssen aber auch sagen, daß es viele Österreicherinnen und Österreicher gegeben hat, die sich gegen den Faschismus gestellt haben und ein unvorstellbares Bei- spiel an Zivilcourage gaben. Zehntausende Foto: BKA / Andy Wenzel (Noch-)Bundeskanzler Werner Faymann (r.) mit Rudolf Gelbard Menschen sind in den Widerstand gegangen und Tausende haben dabei ihr Leben verlo- ohnedies kaum aus dem Gleichgewicht brin- „Ein ganz besonderer Zeitzeuge, der sein ren. Der 8. Mai ist also auch ein Tag, wo wir gen kann. Das Gegenteil ist der Fall, oftmals Leben der Erinnerung, der Warnung und der uns an den Mut zum aufrechten Gang erin- zeigt uns das auch die Gegenwart. Die Ge- Aufklärung über die schlummernden Gefah- nern sollten. Es ist ein Tag des ,Niemals ver- schichte lehrt uns, daß es lange dauert, um ren gewidmet hat, ist heute hier unser Festred- gessen‘ und ein Tag des ,Nie wieder“‘, so Demokratie und Wohlstand aufzubauen – ner: Rudolf Gelbard. Er zählt zu jenen weni- Faymann. und daß es oft nur ein paar Federstriche, gen, die das KZ Theresienstadt überlebt ha- „Frieden und gesellschaftlicher Frieden Akte des Unrechts und der gezielten Gewalt ben. Er hat dann das gemacht, was uns als sind kein stabiler Dauerzustand, den man braucht, um beides zu zerstören.“ Vorbild dient: Nicht den Mantel des Schwei-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 9 Österreich, Europa und die Welt gens, des Vergessens über das Erlebte gewor- fen, sondern er hat sich in den Dienst der Sa- che gestellt und in unzähligen Veranstaltung- en diese Erinnerung und das Gedenken ge- lebt: Nie wieder Vertreibung, nie wieder Ver- folgung, nie wieder millionenfacher Mord“, so Faymann. Und weiter: „Die Demokratie lebt durchaus von gegensätzlichen Diskussio- nen, vom Ringen nach der besten Lösung – aber immer mit Respekt. Ohne Haß, ohne Antisemitismus, ohne Rassismus. Denn das sind die Feinde einer demokratischen Ent- wicklung. Der richtige Weg ist jener der Rechtsstaatlichkeit, der Solidarität, der De- mokratie“, sagte der Kanzler abschließend. „Heute, am 8. Mai, ist der 71. Jahrestag, an dem wir an das Ende des Zweiten Welt- krieges erinnern, wenige Tage vorher wurde das Konzentrationslager in Mauthausen be- Vizekanzler bei seiner Ansprache freit und gedenken wir damit dem Ende des schrecklichen Holocaust“, sagte Vizekanzler Reinhold Mitterlehner. „Der 8. Mai ist aber auch der Tag der Befreiung vom unterdrük- kenden und gewaltorientierten Regime des Nationalsozialismus und daher feiern wir heute am Heldenplatz das Fest der Freude“. Der positive Zugang zu diesem Tag sei lange keine Selbstverständlichkeit gewesen, so der Vizekanzler. Ähnlich wie in Deutsch- land, sei der 8. Mai in Österreich Jahrzehn- telang nicht als Tag der Freude, sondern als Tag der Kapitulation und der Niederlage wahrgenommen worden. „Warum haben wir so lange gebraucht für diese Erkenntnis? Vermutlich darum, weil die Gefühlslage der Bevölkerung dazumals wahrscheinlich un- einheitlich, komplexer, von verschiedenen Stimmungen überlagert war. Wenn es um Fotos: BKA / Andy Wenzel das nackte Überleben geht, denkt man nicht (Noch-)Bundeskanzler Faymann (r.) mit Katharina Sasso (l.) und Rudolf Gelbard an die Moral. Wenn die körperlichen und geht, je länger man Aufarbeitung nicht wahr mus war die Gründung der Europäischen seelischen Wunden noch frisch sind, ist es nimmt, umso mehr verblaßt die Erinnerung – Union“, sagte Mitterlehner. „Aus der Ge- emotional schwer über Schuld und Aus- wird sie subjektiv gefärbt – beeinflußt von meinschaft für Kohle und Stahl ist eine Wirt- söhnung zu reden“, so Mitterlehner. anderen Entwicklungen und Berichten wer- schaftsunion und schließlich eine Europäi- „Nicht gesichertes Wissen, neue Erkennt- den schmerzhafte und dunkle Teile mögli- sche Union gewachsen, die im gemeinsamen nisse, das Fehlen einer demokratischen und cherweise sogar weggelassen.“ Umso wich- Eintreten für Frieden und Freiheit, Demo- erst im Aufbau begriffenen Struktur, all das tiger sei es daher, Zeitzeugen wie zum Bei- kratie und Rechtsstaatlichkeit eine Werte- mag dazu beigetragen haben, daß die Auf- spiel Marko Feingold zu haben, die das „Ver- gemeinschaft geworden ist. Diesen Geist, arbeitung so spät begonnen hat. Als dann die gangene in Erinnerung rufen, authentisch diese Werte gilt es Tag für Tag mit Leben zu ersten Erfolge des Wiederaufbaues sichtbar darüber informieren und damit ermöglichen, erfüllen. Wir haben eine lange Periode des waren, haben viele auch dankbar die These daß wir die Verantwortung für das ,Nie mehr Friedens innerhalb der Europäischen Union übernommen: Der Einmarsch deutscher Trup- wieder‘ übernehmen und an die nächste erlebt“, so Mitterlehner. pen am 12. März 1938 und der darauf fol- Generation weitergeben.“ Rudolf Gelbard, Zeitzeuge und ehemali- gende politische ,Anschluß‘ würden die Eine zentrale Frage sei, was man aus der ger Häftling im Konzentrationslager There- Opferrolle Österreichs umfassend politisch Vergangenheit gelernt habe und welche Ra- sienstadt, hielt das Festreferat, in dem er von und moralisch dokumentieren“, so Mitter- hmenbedingungen auf staatlicher, gesell- den schrecklichen Erlebnissen nach seiner lehner und weiter: „Den lieblichen Teil der schaftlicher und persönlicher Ebene verän- Verschleppung in das KZ berichtete. Geschichte, den nehmen wir gerne wahr, die dert worden seien. „Ganz sicher der größte Für die musikalische Umrahmung des wahrheitsgemäße Erinnerung an die Vergan- Fortschritt und die Beste Antwort auf die Staatsaktes sorgte das Streichquartett der genheit weniger gern. Je mehr die Zeit ver- Schreckensherrschaft des Nationalsozialis- Wiener Symphoniker. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 10 Österreich, Europa und die Welt Fest der Freude Mehr als 10.000 Menschen feierten am 8. Mai am Wiener Heldenplatz die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 71 Jahren.

Ein Blick auf den Heldenplatz während des Konzerts der Wiener Philharmoniker

eitzeugen sowie führende PolitikerInnen Erinnerung an die Opfer tenebner. Danach folgten Videobotschaften Zgedachten am 8. Mai am Wiener Hel- des Nationalsozialismus von VertreterInnen der Befreiungsnationen denplatz der Befreiung vom Nationalsozia- Eröffnet wurde das Fest der Freude mit sowie dem Präsidenten des Dokumentations- lismus vor 71 Jahren. Mehr als zehntausend einem Videobeitrag über Solidarität und den archivs des österreichischen Widerstandes, BesucherInnen hörten die Worte des Zeit- KZ-Überlebenden Daniel Chanoch, gelesen Rudolf Edlinger, dem Präsidenten der Is- zeugen Daniel Chanoch und der PolitikerIn- von Mercedes Echerer und Konstanze Brei- raelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar nen sowie das Konzert der Wiener Sympho- nikern. Das vom Mauthausen Komitee Öster- reich (MKÖ) zum vierten Mal veranstaltete Fest der Freude ist jenem Tag vor genau 71 Jahren gewidmet, an dem der nationalsozia- listischen Herrschaft in Österreich ein Ende gesetzt wurde. „Die Erinnerung an den Tag, an dem Österreich von der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten befreit wurde, ist heute wichtiger denn je. Die aktuellen statistischen Daten sind mehr als Besorgnis erregend: Rechtsextreme Straftaten sind im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gestiegen, in den letzten fünf Jahren sogar um 100 Prozent. Es braucht daher dringend einen nationalen Aktionsplan gegen Rechtsextremismus“, so

Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Fotos: BKA / Andy Wenzel Komitees Österreich. Der Zeitzeuge Daniel Chanoch mit seiner Enkelin

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 11 Österreich, Europa und die Welt

Deutsch sowie dem Verein Gedenkdienst. Während des Konzerts der Wiener Sympho- niker erinnerten der Daniel Chanoch, Bun- desministerin Sabine Oberhauser, Bundes- minister , Wiener Vize- bürgermeisterin Maria Vassilakou, die Wie- ner Stadträtin Sonja Wehsely und MKÖ- Vorsitzender Willi Mernyi an die Opfer des Nationalsozialismus. Durch die Veranstal- tung führte Schauspielerin Katharina Stem- berger. Daniel Chanoch verbindet mit einer Gruppe anderer Überlebender eine bewegen- de Geschichte zu Solidarität. Die Wichtig- keit und Notwendigkeit von Solidarität zeigt sich heute auch in jenen Momenten, in wel- chen Menschen, die nach Europa und nach Österreich flüchten, Hilfe brauchen. Solidarität war daher der thematische Innenminister Wolfgang Sobotka Schwerpunkt für das Fest der Freude im Jahr denken der Opfer und würdigen diejenigen, Solidarität ist die Kraft, die uns Menschen 2016. die den Mut fanden, Widerstand zu leisten. verbindet – damals wie heute.“

Bürgermeister der Stadt Wien Michael Häupl „Am 8. Mai 1945 befreiten die Alliierten Europa vom Nationalsozialismus. Auch für Österreich war die Stunde der Freiheit ge- kommen. Das sinnlose Töten, die Barbarei und der kaltblütige Mord an Verfolgten fan- den ein Ende. Die Freude der Menschen über das Kriegsende war verbunden mit unend- lich großem Mut zum Wiederaufbau eines neuen Österreichs. Mit dem Fest der Freude am 8. Mai gedenken wir dieser Menschen, aber auch der vielen unschuldigen Opfer. Aus Trümmern haben wir unser Land und unsere Demokratie wieder aufgebaut. Heute liegt es an uns allen, sicherzustellen, daß so etwas in

Fotos: BKA / Andy Wenzel unserem Österreich, genauso wie auf diesem Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou Kontinent, nie wieder geschehen kann. Un- sere Geschichte verpflichtet uns, allen An- Beethovens 3. Symphonie »Eroica« Wir setzen auf dem Wiener Heldenplatz ein fängen von Intoleranz, Rassismus und Anti- Unter der Leitung des Dirigenten Chri- Zeichen: Daß sich die menschenverachten- semitismus mit aller Entschlossenheit ent- stoph von Dohnányi eröffneten die Wiener den Gräuel und die Barbarei des Faschismus gegenzutreten.“ Symphoniker das Fest der Freude mit „Fan- nie mehr wiederholen dürfen.“ fare for a Bowl Concert on motifs of Die Vizebürgermeisterin der Stadt Wien Gurrelieder“ von Arnold Schönberg. Am Pro- Bundesministerin für Gesundheit, Maria Vassilakou gramm des Traditionsorchesters standen Sabine Oberhauser „Das Fest der Freude ist ein Bekenntnis weiters „Ein Überlebender aus Warschau“ – „Solidarität ist der thematische Schwer- zu einem freien, einem demokratischen Ös- ebenfalls von Arnold Schönberg – mit Star- punkt des diesjährigen Fests der Freude – terreich ebenso wie zu einem freien, demo- Bariton Thomas Hampson als Erzähler und nicht zufällig: Gerade angesichts der aktuel- kratischen und geeinten Europa. Unsere ge- dem Singverein der Gesellschaft der Mu- len Flüchtlingsbewegungen ist unsere Soli- wonnene und geschenkte Freiheit gilt es zu sikfreunde unter der Chorleitung von Johan- darität wieder mehr denn je gefordert. Rufen bewahren und zu verteidigen ohne Wenn und nes Prinz sowie Ludwig van Beethovens wir uns den berühmten Ausspruch des US- Aber.“ Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica“. amerikanischen Philosophen und Schrift- stellers George Santayana in Erinnerung: Wiens Kulturstadtrat Bundeskanzler Werner Faymann „Wer seine Geschichte nicht kennt, ist dazu Andreas Mailath-Pokorny „Mit dem Fest der Freude feiern wir das verdammt, sie zu wiederholen.“ Lassen wir „Mit dem Fest der Freude feiern wir in Ende der Nazi-Diktatur vor 71 Jahren, ge- das nicht zu. Zeigen wir Solidarität, denn Wien das Ende des Nationalsozialismus

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 12 Österreich, Europa und die Welt durch die Befreiung der Alliierten 1945. Wir begehen mit dem 8. Mai aber auch einen wichtigen Tag des Gedenkens an alle Opfer des damaligen Terrorregimes und an all jene Menschen, die damals bereit waren, dagegen Widerstand zu leisten und so bewiesen ha- ben, daß Gewalt und Unterdrückung nicht hingenommen oder geduldet werden müs- sen. Wir besinnen uns damit auch der Be- deutung des Beistands für Verfolgte und vom Tod durch Krieg und Terror bedrohte Mit- menschen. Die für uns errungene Freiheit wollen wir in diesem Bewußtsein als Fest der Freude begehen.“

Wiener Stadträtin Sonja Wehsely „Der Entsolidarisierung der Gesellschaft, die die Basis für Haß und Rechtsextremis- mus bildet, müssen wir mit einem starken Mauthausen Komitee Österreich-Vorsitzender Willi Mernyi Sozialstaat entgegen. Bei den Ärmsten zu kürzen bedeutet eine weitere Spaltung der Gesellschaft.“

Intendant der Wiener Symphoniker Johannes Neubert „Für die Wiener Symphoniker sind die Konzerte am Heldenplatz anläßlich der Be- freiung Österreichs vom nationalsozialisti- schen Terror immer ein Höhepunkt des Kon- zertjahres. Freiheit und Frieden sind in vie- lerlei Hinsicht Grundbedingungen für unser Wirken als Künstler. Wir sind deshalb sehr glücklich, daß wir auch in diesem Jahr durch die Kraft der Musik dazu beitragen dürfen, diesen Tag der Befreiung als einen Tag des Gedenkens, aber eben auch der Freude zu begehen.“ http://www.festderfreude.at/ Christoph von Dohnányi und Bariton Thomas Hampson Int. Gedenk- und Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen Die Überlebenden des Konzentrationsla- gers Mauthausen und dessen Außenlager wurden Anfang Mai 1945 von US-Truppen befreit. Gemeinsam mit seiner Partnerorga- nisation Comité International de Mauthau- sen und weiteren Organisationen veranstal- tete das Mauthausen Komitee die gesamten Gedenkfeiern anläßlich der Befreiung des KZ-Mauthausen und seiner 49 Außenlager. Mehr als 80 Gedenkveranstaltungen wurden heuer österreichweit an Orten ehemaliger Außenlager und Stätten des NS-Terrors ab- gehalten und fanden ihren Höhepunkt in der europaweit größten internationalen Gedenk- feier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen am 15. Mai. Die diesjährigen Gedenk- und

Befreiungsfeiern widmen sich dem Thema Fotos: BKA / Andy Wenzel „Internationale Solidarität“.  BM Josef Ostermayer (M.) mit Rudolf Gelbard (r.) und Alexander Van der Bellen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 13 Österreich, Europa und die Welt Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus … im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus im Historischen Sitzungssaal des Parlaments – Zeitzeuge Marko Feingold: »Das Wichtigste im Leben ist die politische Einstellung.« Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus im Historischen Sitzungssaal estern war ein Tag der Freude! Tau- Gsende Menschen, die am Heldenplatz gemeinsam ein Fest der Freude feierten, am 8. Mai – jenem Tag, an dem die Wehrmacht vor den Alliierten kapitulierte und der ver- brecherische Vernichtungskrieg in Europa sein Ende fand. Das war nicht immer so: Vor wenigen Jahren noch haben sich am Helden- platz jedes Jahr eine Handvoll Menschen ver- sammelt, die diesem Tag mit Trauer begeg- net sind. Aber heute ist rund um die Hofburg kein Platz mehr für Menschen, die die Nie- derlage der Nationalsozialisten beklagen. Und das ist gut so!“ Mit diesen Worten eröffnete Nationalrats- präsidentin Doris Bures am 9. Mai ihre Be- grüßungsrede anläßlich der Gedenkveran- staltung gegen Gewalt und Rassismus im Ge- denken an die Opfer des Nationalsozialis-

mus im Historischen Sitzungssaal des Par- Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner laments. Nationalratspräsidentin Doris Bures bei ihrer Begrüßungsrede

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 14 Österreich, Europa und die Welt Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner v.l.: Bundesratspräsident Josef Saller, Direktorin Danielle Spera (Jüdisches Museum Wien), Bundespräsident Heinz Fischer, Präsident Marko Feingold (Israelitische Kultusgemeinde Salzburg), Nationalratspräsidentin Doris Bures, Musiker Otto Lechner, Schauspielerin Anne Bennent, Margit Fischer und der Zweite Nationalratspräsident, Karlheinz Kopf Neben Bures sprachen auch Bundesrats- Am Ende ihrer Rede bedankte sie sich Heute biete die „aufrichtige und klare präsident Josef Saller und der NS-Überle- überdies für das wertvolle Engagement des Auseinandersetzung mit der Zeit des Natio- bende Marko Feingold zu den rund 600 Gä- „Zeitzeugen eines Jahrhunderts“ Marko Fein- nalsozialismus eine Chance, die Generatio- sten. Für die eindrucksvolle künstlerische Ge- gold. nen zu einen“. Seinen höchsten Respekt zoll- staltung der Veranstaltung sorgten die Schau- Und sie bedankte sich bei Bundespräsi- te Saller ZeitzeugInnen der NS-Zeit: „Sie spielerin und Rezitatorin Anne Bennent und dent Heinz Fischer, der sich in allen Statio- mußten das Leid, die Ungerechtigkeit, die der Akkordeonist Otto Lechner. Eigens für nen seines politischen Lebens für die Opfer Schmach und den Schmerz am eigenen Leib den Gedenktag haben die beiden KünstlerIn- des Nationalsozialismus eingesetzt habe. erfahren und haben dennoch die unglaubli- nen die „Todesfuge“ von Paul Celan, mehre- Der Nationalfonds für die NS-Opfer habe che Kraft gefunden, ihr Leben dem Mahnen re Gedichte der 1942 in einem NS-Zwangs- unter seiner Leitung als Nationalratspräsi- und der Versöhnung zu widmen.“ arbeiterlager ermordeten Dichterin Selma dent die Arbeit aufgenommen – und Fischer Marko Feingold: »Das Wichtigste Meerbaum-Eisinger sowie Lyrik der öster- habe ihn geprägt. Bures zu Fischer: „Die ist die Demokratie.« reichischen Schriftstellerin Ilse Aichinger erste Gedenktagveranstaltung 1998 hier im „Die schlimmste Erfahrung im Konzen- vertont. Parlament fiel in Deine Amtszeit. Und ich trationslager ist der Hunger gewesen. Viele glaube, Du hast seit 1998 nur einen einzigen Häftlinge sind stehend gestorben.“ Das er- Nationalratspräsidentin Doris Bures: Gedenktag versäumt. Ich weiß, es war Dir zählte der Zeitzeuge Marko Feingold in sei- »Wir müssen auf der Hut sein!« niemals bloß Verpflichtung, sondern ein ehr- nem Gespräch mit Danielle Spera, Direk- Nationalratspräsidentin Doris Bures sprach liches Bedürfnis und Ausdruck deiner tiefen torin des Jüdischen Museums Wien. Fein- von Österreichs Lehren aus der Geschichte politischen Überzeugung.“ gold ist Präsident der Israelitischen Kultus- und mahnte, weiterhin auf der Hut zu blei- gemeinde Salzburg und feierte Ende Mai ben: „Wir haben beschönigende Geschichts- Bundesratspräsident Josef Saller: seinen 103. Geburtstag. Er berichtete äußerst mythen hinter uns gelassen.“ Österreich sei Auseinandersetzung mit der Zeit des eindringlich aus seinem langen Leben. Etwa damit aber auch „die Verpflichtung einge- Nationalsozialismus bietet eine Chance von Transporten, bei denen unzählige NS- gangen, im Hier und Jetzt ganz besonders Bundesratspräsident Josef Saller sagte in Opfer ermordet wurden. Feingold beendete wachsam zu sein. Und wir haben allen Grund seiner Begrüßungsrede: „Es hat seine Zeit das Gespräch mit Spera mit den Worten: dazu: Zahlen des Innenministeriums belegen gedauert, bis das Langzeitgedächtnis dieser „Das Wichtigste im Leben ist die politische einen Anstieg rechtsextremer, rassistischer Republik erwachte und wir uns unserer Ver- Einstellung. Das Wichtigste ist die Demo- und antisemitischer Aktivitäten in Öster- gangenheit gestellt haben. Es brauchte Jahr- kratie. Diktaturen sind immer schlecht, egal reich. Im Vorjahr wurden rund 1200 Fälle zehnte, um die Rückgabe geraubten und ari- ob von links oder von rechts oder auf religi- bekannt. Wir müssen auf der Hut sein! Auf sierten Eigentums in Angriff zu nehmen oder öser Basis.“  der Hut sein, wenn unantastbar geglaubte Ta- die Entschädigung von Zwangsarbeiterinnen http://www.parlament.gv.at bugrenzen überschritten werden.“ und Zwangsarbeitern umzusetzen.“ Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 15 Österreich, Europa und die Welt Gedenkfeier im Konzen- trationslager Mauthausen Vor 71 Jahren – am 5. Mai 1945 – wurden die Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mauthausen und seinen 49 Außenlagern befreit. Foto: HBF / Peter Lechner v.l.: Justizminister , Verteidigungsminister , Oberösterreichs Soziallandesrat Reinhold Entholzer, Sozialminister Alois Stöger, Bundespräsident Heinz Fischer und Justizminister Wolfgang Sobotka n Erinnerung an die Befreiung der Häft- Höhepunkt der diesjährigen Feierlichkeit. An- Army“ versorgt oder in DP-Lagern (DP= Ilinge aus dem Konzentrationslager Maut- geführt wurde der Zug von KZ-Überleben- Displaced Person) untergebracht. Die Mehr- hausen am 5. Mai 1945 wurde diesem Ereig- den und Mitgliedern des CIM, unter Ihnen heit dieser Buben traf auf die „Jewish Bri- nis am 15. Mai im Rahmen der alljährlichen dessen Präsident Guy Dockendorf aus Lu- gade“ und gelang so nach der Befreiung internationalen Befreiungs- und Gedenkfeier xemburg, CIM-Ehrenpräsident Dušan Stefan- nach Israel. Der Kontakt innerhalb der „Grup- gedacht. Mehr als 6000 BesucherInnen aus cic aus Slowenien, die KZ-Überlebenden pe der 131 Buben“ war auch nach der dem In- und Ausland nahmen auch dieses Max Garcia und Andrew Sternberg aus den Befreiung sehr eng. Zwei dieser Buben führ- Jahr am 71. Jahrestag teil. Organisiert wurde USA, Aba Lewit aus Österreich, Daniel Cha- ten den Auszug bei der Gedenkfeier am 15. die Gedenk- und Befreiungsfeier vom Maut- noch, Jehuda Gurwich und Shaul Schpilman Mai an: Daniel Chanoch und Jehuda Gur- hausen Komitee Österreich (MKÖ) in enger aus Israel und dem Deserteur und Zeitzeu- vich. Ebenfalls aus Israel angereist war Zusammenarbeit mit der Österreichischen gen Richard Wadani. Damit sollte die Befrei- Shaul (Paul) Schpilman, der während seiner Lagergemeinschaft Mauthausen und dem ung der KZ-Inhaftierten symbolisiert wer- Internierung in den Konzentrationslagern Comité International de Mauthausen (CIM). den. auf die Gruppe traf und aus dem Konzentra- MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi sagte: Musikalisch wurde der Festakt vom tionslager Gunskirchen befreit wurde. „Wenn sich der Rechtsextremismus europä- Ensemble „Widerstand“ und „Ensemble 4 Für Häftlinge in den Konzentrations- isch organisiert, kann unsere Antwort nur der Militärmusik OÖ“ mit den traditionellen lagern der Nationalsozialisten hatte auch die eine internationale Antwort sein. Wenn heute Musikstücken, wie der „Europahymne“ und internationale Solidarität einen wichtigen Stel- Menschen vor dem Krieg nach Europa flüch- den „Moorsoldaten“, begleitet. lenwert, so auch im ehemaligen Konzentra- ten müssen, sind viele europäische Regie- tionslager Mauthausen und seinen Außenla- rungen auch solidarisch. Solidarisch im Solidarität damals und heute gern. Die KZ-Häftlinge erkannten sehr bald, Wegschauen und im Nichtstun. Hier fordern Den Zeitzeugen und KZ-Überlebenden daß Widerstand gegenüber der Lager-SS und wir echte und internationale Solidarität ein.“ Daniel Chanoch verbindet mit einer Gruppe den Funktionshäftlingen nur erfolgreich sein anderer Überlebender eine bewegende Ge- konnte, wenn auf möglichst breiter Basis Auszug aus dem Konzentrationslager schichte von Solidarität. Durch ihre gegen- und unter Überwindung von nationalen und angeführt von KZ-Überlebenden seitige Solidarität überlebten einige sogar weltanschaulichen Differenzen kooperiert Der Ablauf der diesjährigen Gedenk- und mehrere Konzentrations- und Vernichtungsla- wurde. Aus dieser Entwicklung heraus Befreiungsfeier wurde nach über 40 Jahren ger, darunter Dachau, Auschwitz-Birkenau, wurde noch während der Befreiungstage geändert: An Stelle des Einmarsches der na- Mauthausen und Gunskirchen sowie die 1945 das damals illegale CIM, das Vertreter tionalen und internationalen Delegationen Todesmärsche aus diesen Lagern. aus 21 Staaten Europas und den USA umfaßt bildete der Ausmarsch aller Teilnehmerinnen Die Überlebenden der „131 Buben“ wur- und bis heute tätig ist.  und Teilnehmer am Ende des Festaktes den den nach ihrer Befreiung durch die „US- http://www.mkoe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 16 Österreich, Europa und die Welt ÖIF-»Integrationsbarometer« ÖsterreicherInnen sehen Integrationsherausforderungen kritisch – Hajek- Umfrage: Kritisches Stimmungsbild zu Flüchtlingsintegration und Verhältnis zwischen MuslimInnen und Nicht-MuslimInnen Foto: BMEIA / Dragan Tatic Integrationsminister Sebastian Kurz, hier bei einer Veranstaltung des Österreichischen Integrationsfonds

eter Hajek, Geschäftsführer der Public (49 %) sowie die Gefahr durch religiösen Integrationsminister Sebastian Kurz sagte POpinion Strategies GmbH, hat im Auf- Fanatismus und Terror (48 %). dazu: „Die Ergebnisse des neuen ‚Integra- trag des Österreichischen Integrationsfonds Eine Mehrheit geht davon aus, daß das tionsbarometers‘ bestätigen unsere Arbeit in (ÖIF) österreichische StaatsbürgerInnen zu österreichische Sozialsystem und der Arbeits- der Flüchtlingsintegration: Wir stellen der- ihrer Einschätzung des Zusammenlebens von markt durch Flüchtlinge, aber auch durch zeit so viele Mittel und Förderangebote wie Menschen mit und ohne Migrationshinter- Arbeitskräfte aus Osteuropa belastet werden noch nie zur Verfügung, um Flüchtlinge bei grund sowie von MuslimInnen und Nicht- (70 %). ihrer sprachlichen, beruflichen und gesell- MuslimInnen befragt und erhoben, welche Mehr als zwei Drittel (71 %) der Be- schaftlichen Integration zu unterstützen. Wir Herausforderungen und Probleme Österrei- fragten sprechen sich dafür aus, daß die Aus- fordern aber auch, daß sie diese Angebote cherInnen im Zusammenleben mit Flüchtlin- zahlung von Sozialleistungen an den ver- eigenverantwortlich wahrnehmen. Wer sich gen und ZuwanderInnen sehen. Die Ergeb- pflichtenden Besuch von Deutsch- sowie nicht engagiert, dem sollen Transferleistun- nisse wurden in Form des neuen ÖIF-„In- Wertekursen gekoppelt ist. gen gekürzt werden.“ tegrationsbarometers“ zusammengefaßt. Franz Wolf, Geschäftsführer des ÖIF sagte, „ein Großteil der Bevölkerung befür- Zentrale Ergebnisse des wortet Deutsch- und Wertekurse für Flücht- Integrationsbarometers linge. In diesen Kursen werden die Grund- Mehr als die Hälfte der Befragten beur- lagen des Zusammenlebens in Österreich teilt das Zusammenleben von Menschen mit vermittelt etwa Werte wie Demokratie, Mei- und ohne Migrationshintergrund als sehr nungsfreiheit und die Gleichberechtigung oder eher gut (51 %). Das Verhältnis zwi- von Mann und Frau.“ schen MuslimInnen und Nicht-MuslimInnen Befragt wurden für das aktuelle ÖIF- wird dagegen kritischer beurteilt: Hier fin- „Integrationsbarometer“ 1000 österreichi- den 56 %, daß das Zusammenleben eher sche StaatsbürgerInnen durch Telefoninter- oder sehr schlecht funktioniert. views sowie durch eine Online-Befragung Als größte Problembereiche im Zusam- im November 2015 sowie April 2016. Das menhang mit der Integration von Flüchtlin- „Integrationsbarometer“ soll künftig regel- gen sehen die Befragten Geringschätzung mäßig aktualisierte Zahlen und Fakten zur bzw. Gewaltbereitschaft einiger muslimi- öffentlichen Meinung zu Integrationsthemen scher Flüchtlinge gegenüber Frauen (51 %), liefert. die schwierige Arbeitsplatzsuche für Flücht- Es steht Ihnen vollinhaltlich zum Down- linge (50 %), die Belastung des österreichi- load zur Verfügung. 

schen Sozialsystems durch Flüchtlinge © ÖIF http://www.integrationsfonds.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 17 Österreich, Europa und die Welt EU-Migration nach Österreich Entwicklungen und Trends: Knapp die Hälfte aller AusländerInnen stammt aus der EU – der Großteil der EU-AusländerInnen ist in Wien ansässig – 2016 waren die meisten AusländerInnen Deutsche, 2005 SerbInnen

napp die Hälfte aller in Österreich le- Kbenden ausländischen StaatsbürgerInnen 625.730 Personen aus dem EU-Ausland in Österreich kommt aus einem Mitgliedsstaat der Euro- Bevölkerungsstand Bevölkerungsveränderung päischen Union. Der Großteil davon stammt aus dem Nachbarland Deutschland. Mitte des 1.1.2005 1.1.2016 absolut in % vorigen Jahrzehnts stammten deutlich weni- ger AusländerInnen aus der EU (38 %). Da- Insgesamt 8.201.359 8.699.730 + 498.371 + 6,1 % mals führte Serbien die Liste der ausländi- schen Herkunftsstaaten an. Anläßlich des Österreich 7.426.958 7.432.272 + 5.314 + 0,1 % Europatages, den die EU am 9. Mai beging, faßte die Medien-Servicestelle Neue Öster- Nicht-Österreich 774.401 1.267.458 + 493.057 + 63,7 % reicherInnen (MSNÖ) aktuelle Daten zu- sammen und verglich die Situation mit jener vor rund zehn Jahren. EU-Staaten (27) 289.708 616.643 + 326.935 + 112,8 %

625.730 Personen aus dem EWR, Schweiz, EU-Ausland in Österreich assoziierte Kleinstaaten 7.567 9.087 + 1.520 + 20,1 % Zu Beginn des Jahres 2016 lebten knapp 8,7 Millionen Menschen in Österreich. Da- Nicht-EU-Staaten 477.126 641.728 + 165.602 + 34,5 % von haben rund 1,3 Millionen Personen eine Quelle: Statistik Austria, eigene Darstellung ausländische Staatsangehörigkeit, das ent- Deutsche stellen größte mit 123.205 Personen (15,91 %). An zweiter spricht 14,57 %. Fast die Hälfte der auslän- Gruppe der AusländerInnen Stelle lag 2005 und liegt 2016 die Türkei. Auf dischen Staatsangehörigen (49,37 %) kommt Stammten im Jahr 2005 die meisten Platz drei war 2005 Bosnien-Herzegowina, aus einem Mitgliedsstaat der Europäischen Nicht-ÖsterreicherInnen aus Serbien, stam- heute – nach dem Vorstoß Deutschlands auf Union. 2005 waren von insgesamt 8,2 Mil- men heute die meisten AusländerInnen aus Rang eins – liegt Bosnien auf Rang vier. lionen in Österreich lebenden Personen Deutschland. Anfang 2016 wurden 176.517 Italien befindet sich 2016 unter den Top 10. 9,44 % AusländerInnen (774.401), davon deutsche StaatsbürgerInnen in Österreich ge- 38,39 % aus der EU (289.708 Personen). zählt, das entspricht einem Wert von 13,93 %. 170.000 Zuzüge – davon Damit stieg die Anzahl der in Österreich Im Jahr 2005 war Deutschland an dritter 95.000 aus EU-Ausland ansässigen EU-AusländerInnen seit 2005 um Stelle der Zuwanderungsländer. 2014 gab es insgesamt 170.115 Zuzüge 112,8 %, während österreichische Staatsan- Die größte Gruppe kam 2005 aus Serbien aus dem Ausland, davon 96.014 Männer gehörige im gleichen Zeitraum einen An- stieg von nur 0,1 % verzeichneten. EU-StaatsbürgerInnen nach Bundesländern

Großteil der EU-AusländerInnen in Wien ansässig Sowohl 2005 als auch 2015 lebte der Großteil aller in Österreich ansässigen EU- BürgerInnen in Wien. 2005 waren es 94.505 Personen (35 %), 2015 waren es 215.622 Personen. Weit dahinter folgen Niederöster- reich mit 76.461 Personen (2015) bzw. 36.267 Personen (2005) und Oberösterreich mit 75.191 bzw. 33.883 Personen. Am geringsten ist der Anteil der EU-Bür- gerInnen im Burgenland. Gleichzeitig ver- zeichnet das Burgenland prozentuell den höchsten Anstieg von 2005 bis 2015 mit einem Plus von 137 %. Am zweitstärksten war der Zuwachs in Wien (+ 128 %), gefolgt

von Oberösterreich (+ 122 %). Quelle: Statistik Austria, Grafik: MHÖ

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 18 Österreich, Europa und die Welt

das EU-Ausland, verzeichneten 2005 Dritt- Auswanderungssaldo 2013-2014 nach ausgewählter Staatsbürgerschaft staatsangehörige (28.074) einen größeren Anteil am Wanderungssaldo. Der Wande- rungssaldo mit dem EU-Ausland lag bei 19.324. Damals zog es 46.647 Personen vom EU-Ausland nach Österreich, umgekehrt migrierten 27.323 von Österreich in das EU- Ausland.

Einbürgerungen sinken seit 2003 Im Jahr 2003 war laut Statistik Austria die Zahl der Einbürgerungen mit rund 44.700 Personen auf ihrem höchsten Punkt, seit 2003 sinkt die Zahl kontinuierlich. 2005 wurden 34.876 Personen eingebürgert, 2015 waren es nur noch 8.144. Im Jahr 2005 wurden 4.514 Personen aus den seit 2004 beigetretenen EU-Staaten ein- gebürgert, 2015 waren es 860 Personen.

Quelle: Statistik Austria, Wanderungsstatistik 2013 und 2014 / Grafik: MHÖ Deutlich weniger Einbürgerungen gab es bei (56 %) und 74.101 Frauen (44 %). Wegzüge gliedsstaaten, zogen 2014 insgesamt 95.301 ehemaligen StaatsbürgerInnen aus einem der aus Österreich ins Ausland fanden insgesamt aus dem EU-Ausland zu, während 47.689 EU-Staaten, die vor 2004 beitraten. Gleich- 97.791 statt, davon 56.434 Männer (58 %) von Österreich in das EU-Ausland migrier- zeitig nahmen hier die Einbürgerungen und 41.357 Frauen (42 %). Das ergibt einen ten. Dies entspricht einem Wanderungssaldo leicht zu – von 186 Personen 2005 auf 223 positiven Wanderungssaldo von 72.324 Per- von 47.612. Personen 2015. sonen. Damit erhöhte sich die Netto-Zuwan- 2005 lag der Wanderungssaldo mit dem Besonders auffallend ist der Unterschied derung um rund 32 % zum Jahr zuvor. Laut Ausland bei 44.332, 70.133 Personen wan- der Einbürgerungen aus den übrigen europä- Statistik Austria stieg das Wanderungssaldo derten aus dem Ausland nach Österreich, ischen Staaten inklusive der Türkei: im Jahr 2014 deutlich stärker als in den Jahren zuvor. 114.465 zogen in das Ausland. Entfiel 2014 2005 waren es 24.852, 2015 nur noch 4.407 Wirft man einen Blick auf die 27 EU-Mit- ein großer Teil des Wanderungssaldos auf Personen.  60 Prozent der ÖsterreicherInnen weiterhin für Mitgliedschaft rotz der Vielzahl an Problemlagen, fand sich im Juni/Juli 2002 (80 %), der stärk- „Inmitten der Wirtschafts- und Finanzkri- Tdenen wir seit 2008 gegenüberstehen ste Wunsch nach einem Austritt im Juni/Juli se war der gemeinsame Wille zur Problem- und in welchen die EU – auch dank nationa- 2008 (33 %). lösung klar erkennbar. Heute jedoch wird ler Partikularinteressen einiger Mitglieds- „Während die Zustimmung zur EU-Mit- durch nationalstaatlichen Grenzaktionismus staaten – nicht immer eine allzu glückliche gliedschaft zum Höhepunkt der Wirtschafts- das Gefühl der Unsicherheit verstärkt und ein Figur gemacht hat, spricht sich eine klare und Finanzkrise tendentiell angestiegen ist, Notstand vermittelt, den es aktuell so nicht Mehrheit der Österreicherinnen und Öster- gehen die Zustimmungswerte seit dem Be- gibt. Denn das Schließen der Westbalkan- reicher weiterhin für eine EU-Mitgliedschaft ginn des Flüchtlingszustroms nach Mittel- Route in Kombination mit dem Inkrafttreten aus. Dies sollte gerade am 9. Mai, dem Euro- europa zurück“, analysiert Schmidt. „Dies des EU-Türkei-Abkommens hat die Lage sehr patag, besonders bedacht werden“, betont zeigt einen deutlichen Vertrauensverlust in wohl beruhigt“, meint Schmidt. „Ebenso gibt Paul Schmidt, Generalsekretär der Österrei- die Handlungsfähigkeit nationaler wie euro- es EU-Beschlüsse, die der Umsetzung har- chischen Gesellschaft für Europapolitik, vor päischer Politik.“ ren. Gefragt sind daher insbesondere ein stär- dem Hintergrund aktueller ÖGfE- Umfrage- Männer befürworten in der aktuellen Um- keres europäisches Verantwortungsbewußt- ergebnisse. frage zu 57 % die EU-Mitgliedschaft Öster- sein nationaler Entscheidungsträger sowie 60 % der ÖsterreicherInnen sprechen sich reichs, Frauen zu 63 %. Der Wunsch nach eine thematische Versachlichung und damit derzeit dafür aus, daß unser Land EU-Mit- einem EU-Austritt liegt bei den männlichen eine Deeskalation der politischen Rhetorik. glied bleibt, 31 % plädieren für einen Aus- Befragten bei 37 %, bei den weiblichen bei Gelingt uns das, wird auch die Zustimmung tritt und 9 % beziehen keine Stellung. 26 %. Während Befragte mit Universitätsab- zur EU-Mitgliedschaft wieder ansteigen.“ Insgesamt 50 österreichweite ÖGfE-Be- schluß zu 85 % für den Verbleib Österreichs Befragt wurden österreichweit 542 Perso- fragungen seit Juni 1995 zeigen, daß – trotz bei der EU plädieren (EU-Austritt: 13 %), nen per Telefon (repräsentativ für die öster- Schwankungen – die BefürworterInnen der sind es bei Personen mit Matura 67 % (EU- reichische Bevölkerung ab 16 Jahre/Gewich- EU-Mitgliedschaft stets in der Mehrheit Austritt: 25 %). Bei Befragten mit Berufs- tung nach Geschlecht, Alter und Bildung). waren. Im Durchschnitt lag die Zahl der Mit- und Handelsschulabschluß lautet das Ver- Fehlende Werte auf 100 % = „weiß nicht/ gliedschaftsbefürworterInnen bei rund 70 %, hältnis 57 % („bleiben“) zu 35 % („austre- Keine Angabe“. Maximale Schwankungs- die Zahl der GegnerInnen bei 23 %. Die ten“), bei Befragten mit Pflichtschulabschluß breite ca. +/- 4,3 %.  höchste Zustimmung zur EU-Mitgliedschaft 53 % („bleiben“) zu 34 % („austreten“). http://www.oegfe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 19 Österreich, Europa und die Welt 15 Siegerprojekte in 20 Ländern und viel Innovation! Engagement für Entwicklung zahlt sich aus: Die Austrian Development Agency stellte im Impact Hub die Siegerprojekte vor. Foto: Impact Hub Vienna / Kai Wichmann Großer Erfolg der ersten Social Entrepreneurship Challenge der ADA: 15 SiegerInnen mit Projekten in 20 Ländern. ie Austrian Development Agency (ADA) Ideen, viel Kreativität und Innovation von chischen Entwicklungszusammenarbeit zur Drief Dezember 2015 zu einer Challenge Social Entrepreneuren in den Bereich der Verbesserung der Lebensbedingungen bei- auf: neue, innovative und frischen Ideen für Entwicklungszusammenarbeit zu holen! Ich tragen werden“, betont der Leiter der Sek- die Herausforderungen dieser Welt wurden bin froh darüber, daß es so viele interessier- tion Entwicklung im Außenministerium, gesucht. Das Ergebnis wurde am 10. Mai im te BewerberInnen und so innovative Ge- Peter Launsky-Tieffenthal. Impact Hub präsentiert und kann sich sehen winnerInnen gibt, um ihren Beitrag für eine „Die Kraft und Motivation, den Glauben lassen. „Wir haben 35 Anträge für 22 Pro- erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit an das Gute und den Willen zur Umsetzung jekte und 13 Studien erhalten, die unser För- zu leisten“, zeigt sich Außen- und Integra- kann ich in diesen großartigen Menschen re- dervolumen von 1 Million Euro weit über- tionsminister Sebastian Kurz begeistert. gelrecht spüren. Es zeigt wieder einmal, daß steigen“, freut sich der Geschäftsführer der Die Projekte, die eine Förderung erhalten eine Investition in junge Menschen mit einer ADA, Martin Ledolter. „Dieser Andrang hat haben, reichen von Lateinamerika über den Vision eine Investition für eine bessere Zu- unsere Erwartungen übertroffen. Wir freuen Westbalkan bis nach Afrika und Asien. 15 Un- kunft ist und wir die Dynamik der Jugend uns umso mehr, daß Entwicklungszusammen- ternehmerInnen (davon neun Umsetzungs- auch zur Erreichung der globalen Ziele arbeit auch junge Unternehmen und Grün- projekte und sechs Machbarkeitsstudien) ga- (SDGs) benötigen“, bestätigt Katharina derInnen begeistern kann und wir mit neuen ben im Impact Hub vor Publikum und Ka- Turnauer, Präsidentin der gemeinnützigen und kreativen PartnerInnen einen Beitrag für tharina Turnauer, Sinnstifterin und Inve- Katharina Turnauer Privatstiftung. eine bessere Welt leisten können. Wir brau- storin, ihren „Pitch“ ab. chen die Wirtschaft als Partner, denn so kön- Darunter ein fair produzierendes Mode- Synergien schaffen und fördern nen wir eine größere Hebelwirkung erzielen, label in Nigeria und Südafrika, das Frauen Der Impact Hub zeigt sich als idealer Ort, um Armut und Hunger zu beseitigen!“ vor Menschenhandel bewahrt; Wissensbo- um die Challengers vorzustellen. Als co- xen, die in Indien produziert und für spiele- working space mit einem internationalen Neue Ideen, viel Kreativität risches Lernen verwendet werden; oder eine Netzwerk und angepaßten Beratungsdienst- und Innovation e-Plattform, die Bio-BäuerInnen mit urba- leistungen für junge UnternehmerInnen wer- „Nachhaltige Entwicklungszusammenar- nen KonsumentInnen in Serbien zusammen- den hier Kreativität, Innovation und Ideen beit hat oft etwas damit zu tun, Bildungs- führt; um hier nur einige zu nennen, die gefördert. Der Impact Hub unterstützt Ge- und Arbeitsmarktperspektiven in unseren Challenge-GewinnerInnen decken alle Re- schäftsmodelle mit langfristiger sozialer Zielländern zu schaffen. Beides gelingt mit gionen dieser Welt und alle Themenbereiche Wirkung. Wirkungen, um die es auch bei der erfolgreichen Wirtschaftspartnerschaften. Die ab. „Ich freue mich, daß die GewinnerInnen ADA geht. Challenge der ADA war ein wesentlicher der Social Entrepreneurship Challenge gera- „Die GewinnerInnen werden in den näch- Schritt, um zusätzliches Know-how, neue de auch in den Partnerländern der Österrei- sten 18 Monaten ein Begleitprogramm beim

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 20 Österreich, Europa und die Welt

Impact Hub absolvieren, um ihnen die nöti- gen Tools für den Erfolg ihrer Geschäftsmo- ICMPD errichtet Koordinations- und delle mit auf den Weg zu geben“, so Lena Gansterer, Programm-Direktorin vom Impact Kooperationszentrum für Migration Hub. „Jetzt starten wir auch noch den Deve- Eröffnung auf Malta unterstreicht führende lopmentHubClub, eine Plattform, um Social Rolle von ICMPD im Umgang mit Migration. Businesses und die Entwicklungszusammen- arbeit weiter zusammenzubringen und neue Partnerschaften und Synergien zu kreieren. “ Am 14. Juni 2016 findet der erste HubClub im Impact Hub (Lindengasse 56, 1070 Wien) statt. Die ADA verstärkt in der Zwischenzeit ihr Engagement im Ökosystem für Social Entrepreneurship: Gemeinsam mit Ashoka wird eine Skalierungsagentur für Social En- trepreneurship im Herbst 2016 gestartet, und mit dem bekannten sozialen Unternehmer Yunus (Yunus Social Business) und dem Impact Hub-Netzwerk wird Unternehmer- tum mit positiven sozialen und ökologischen Effekten in allen sechs Ländern des West- balkans gefördert. Foto: ICMPD / DOI Jeremy Wonnacott

Die Austrian Development Agency ICMPD-Generaldirektor Michael Spindelegger und der Außenminister von Malta, George Vella, anläßlich der Eröffnung des Kooperationszentrums auf Malta Die Austrian Development Agency, die Agentur der Österreichischen Entwicklungs- echs Monate nach dem Migrationsgipfel Migration zwischen acht urbanen Zentren in zusammenarbeit, unterstützt Länder in Afri- Sin Valletta gibt es große Bedenken hin- Europa, Nordafrika und dem Mittleren Osten. ka, Asien, in Südost- und Osteuropa sowie die sichtlich eines erneuten Aufflammens von Darüber hinaus werden neue Ideen für und Karibik bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. irregulärer Migration im Mittelmeerraum. In Erfolgsgeschichten über Migration zwischen Gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, diesem Bewußtsein haben der Außen- diesen Städten identifiziert werden. Nichtregierungsorganisationen und Unter- minister von Malta, George Vella, und der ICMPD-Generaldirektor Michael Spindel- nehmen setzt die ADA pro Jahr rund 500 Generaldirektor des ICMPD (International egger: „Die Eröffnung dieses Koordinations- Projekte und Programme um. Seit ihrer Center for Migration Policy Development), und Kooperationszentrum für Migration un- Gründung wurden 3000 Projekte und eine Michael Spindelegger, am 24. Mai das terstreicht unsere Bemühungen im Mittel- Fördersumme von knapp 1 Milliarde Euro „ICMPD-Koordinations- und Kooperations- meerraum. Wir wollen einen wichtigen Bei- abgewickelt. zentrum für Migration im Mittelmeerraum“ trag leisten, um Lösungen und Strategien zu in Valletta eröffnet. Sämtliche zukünftige finden für Europa und darüber hinaus.“ Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ICMPD-Aktivitäten im Mittelmeerraum wer- Maltas Außenminister, Georg Vella, dazu:  Mit dem Instrument der Wirtschaftspart- den von diesem Zentrum aus koordiniert „Es ist eine Ehre für Malta, daß sich das nerschaften unterstützt die ADA seit 2004 werden. Diese konzentrieren sich auf Migra- ICMPD mit seinem Zentrum hier ansiedelt Unternehmen, die sich in Entwicklungs- tionsdialoge und technische Unterstützung und wir sind davon überzeugt, daß unsere und Schwellenländern langfristig enga- sowie auf die positive Einflussnahme auf die gemeinsamen Anstrengungen bald die er- gieren. Beziehungen der Mittelmeer-Länder. hofften Ergebnisse im Zusammenhang mit  Seit 2004 gibt es insgesamt 161 Wirt- Ein halbes Jahr nach dem Valletta-Gipfel der aktuellen Migrations- und Flüchtlings- schaftspartnerschaften, von denen momen- wird sich ICMPD von diesem Zentrum in krise bringen werden.“ tan 56 in Durchführung sind. Malta aus um die wichtigsten Aspekte von ICMPD beschäftigt global 150 Mitarbei-  Seit 2012 haben über 5000 Unternehmen/ irregulärer Migration und Zwangsvertrei- terInnen. Das Zentrum hat 15 Mitgliedslän- Institutionen und 1 Million Menschen aus bung kümmern. Auf regionaler Ebene zielt der und ein Budget von rund 20 Millionen den Wirtschaftspartnerschaften einen un- das „Euromed Migration“ Programm darauf Euro. Das Geld kommt zu 60 Prozent von mittelbaren Nutzen gezogen. Seit 2012 ab, ein Rahmenwerk zu erstellen, mit dessen der EU-Kommission im Rahmen von Pro- sind dafür knapp 18 Millionen Euro För- Hilfe evidenzbasierte Migration und interna- jekten, der Rest sind Beiträge der 15 Mit- dermittel gebunden worden. tionale Schutzstrategien entwickelt und um- gliedsstaaten und Mittel der Vereinten Natio-  Die Social Entrepreneurship Challenge gesetzt werden können. Auf nationaler Ebe- nen. Mitglieder sind Bosnien-Herzegowina, war Teil dieses Instruments, um auch ne soll ein Migrationssystem für Libyen ent- Bulgarien, Kroatien, Mazedonien, Österreich, Start-ups und die junge Wirtschaft für neue wickelt und eine Verbesserung des Grenz- Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Märkte in Entwicklungs- und Schwellen- managements im Libanon angestrebt wer- Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, ländern zu gewinnen.  den. Das von ICMPD implementierte „City- Tschechien und Ungarn.  http://www.entwicklung.at to-City“Projekt achtet auf Möglichkeiten der http://www.icmpd.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 21 Österreich, Europa und die Welt CETA und TTIP Parlament diskutierte über Chancen und Risiken der beiden Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada

etont emotional aufgeladen und verse- CETA ist bereits ausverhandelt und wird Konsequenz aus all dem kann ihm zufolge Bhen mit äußerst unterschiedlichen Ge- demnächst auch ausführlich in den EU-Aus- daher nur der Abbruch der Verhandlungen zu sichtspunkten verlief die Aktuelle Europa- schüssen des Nationalrats und des Bundes- TTIP und die Ablehnung von CETA sein. stunde am 18. Mai im Nationalrat zu TTIP rats behandelt. Wie Mitterlehner informierte, und CETA. Dabei formulierten die Red- werden derzeit die Texte in die EU-Amts- Mitterlehner drängt auf nerInnen der Parlamentsfraktionen ihre sprachen übersetzt und sollen Mitte Juni vor- Versachlichung der Debatte Standpunkte pointiert und bekräftigten ihre liegen. Im Herbst entscheidet dann der Rat und warnt vor Isolationspolitik unterschiedlichen Auffassungen, die bereits darüber, in weiterer Folge befaßt sich damit Dieser Darstellung wiedersprach Vize- in den EU-Ausschüssen von Nationalrat und das Europäische Parlament. Danach beginnt kanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Bundesrat angeklungen sind. Klar gegen der Ratifizierungsprozeß in den nationalen Mitterlehner (ÖVP) heftig. Wohlstand, Wirt- TTIP und CETA sprachen sich die FPÖ, die Parlamenten, zumal man davon ausgeht, daß schaftswachstum und Arbeitsplätze könne Grünen und das Team Stronach aus. Die es sich um eine sogenanntes gemischtes Ab- man nur absichern, wenn man sich dem in- Grünen verlangten einen Ausstieg aus den kommen*) handelt. „Sie entscheiden“, rief ternationalen Wettbewerb stellt, sagte Mit- TTIP-Verhandlungen mit den USAund lehn- Mitterlehner den Abgeordneten zu. terlehner, der auch im Hinblick auf die bei- ten eine vorläufige Anwendung des CETA- den Hofburgkandidaten bedauerte, daß es en Abkommens mit Kanada ab. Die Freiheitli- Kogler: CETA ist kleiner vogue sei, sich gegen TTIP und CETA zu chen hingegen plädierten für eine Volksab- böser Bruder von TTIP stellen. Diese Befindlichkeit beunruhige ihn stimmung über die jeweiligen Verhandlungs- Werner Kogler von den Grünen begrün- sehr, so Mitterlehner. Er warnte in diesem ergebnisse und das Team Stronach meinte, dete die Themenwahl mit dem Hinweis, daß Sinne auch vor einer Isolationspolitik. Ein hinter CETA und TTIP stünde eine Mogel- die Handelsabkommen nun in eine entschei- Land wie Österreich, das auf Export ausge- packung mit einem hohen Preis für die Be- dende Phase kommen. Für ihn geht es dabei richtet ist, müsse Handel betreiben. Dafür völkerung. Auch die SozialdemokratInnen um die Frage, welche Wirtschaftsphiloso- brauche es selbstverständlich Regeln. äußerten sich betont skeptisch, wobei sich phie in Zukunft Platz greift – darum, wie „Glauben sie wirklich, daß amerikani- deren MandatarInnen nicht grundsätzlich ge- man Wirtschaft und Handel in Zukunft orga- sche und europäische Großkonzerne das Ab- gen den Freihandel aussprachen, sondern auf nisieren will. Er lehnt CETA und TTIP des- kommen brauchen?, fragte er in die Runde die Einhaltung der Standards pochten. Ein- halb ab, weil für ihn beide Texte weniger Han- der Abkommensgegner. Vielmehr seien öster- zig und allein die ÖVP und die NEOS sahen delsabkommen als vielmehr Investitionsab- reichische Klein- und Mittelbetriebe (KMU) in CETA und TTIP Chancen, wiesen auf das kommen mit Deregulierungsmaßnahmen dar- auf die Marktöffnung angewiesen, denn die Verhandlungsmandat hin, das die Beibehal- stellen, wobei CETA in seinen Augen nicht Zertifizierungen bei den Exporten kosten tung hoher Standards einschließt, plädierten so schlecht wie TTIP ist, aber als „kleiner, derzeit enormes Geld. „Glauben sie, daß die dafür, das Verhandlungsergebnis abzuwarten böser Bruder“ bezeichnet werden kann. Kog- USA und Kanada ihre Bürger Gefährdungen und schlossen daran den Appell, sachlich zu ler wandte sich daher entschieden gegen eine aussetzen wollen?“, so der Wirtschaftsmini- diskutieren. vorzeitige Anwendung des Abkommens und ster. Der Abgasskandal sei nicht in Europa, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) erinnerte auch an die Entschließung des Na- sondern in den USA aufgedeckt worden, rief die Abgeordneten dazu auf, den sach- tionalrats von September 2014, die ihm zu- suchte Mitterlehner Verständnis für das Ab- lichen Weg zu beschreiten, sich vom Pathos folge nur eine Ablehnung des vorliegenden kommen. Wichtig sei selbstverständlich, ein und den Emotionen wegzubewegen und über Textes bedeuten könne. Auch die Landes- gutes Vertragswerk zustande zu bringen, und Inhalte zu diskutieren. Alles andere wäre ein hauptleute hätten erst kürzlich wieder ihre das ist ihm zufolge bei CETA auch gelungen. schlechter Umgang mit den Chancen, mein- Ablehnung bekräftigt. Mitterlehner sprach dabei unter anderem das te er. Er habe selbstverständlich immer wie- Kogler stellte klar, daß bei den Grünen right-to-regulate an, wonach jeder Staat seine der die kritischen Positionen Österreichs niemand etwas gegen ein vernünftiges Ab- Standards selbst bestimmen kann; ferner den vorgebracht und stehe dafür, die Standards kommen habe, er kritisierte jedoch die man- verbesserten Investitionsschutz, die Einhal- abzusichern und den Investitionsschutz gelnde Transparenz und die Schiedsgerichte. tung der Standards der internationalen Ar- rechtsstaatlich zu gestalten. Trotz der Verbesserungen könne er den neuen beitsorganisation ILO oder die Chance für Grundlage für die Debatte war das Ver- Investitionsgerichtshöfen nicht zustimmen, die KMU bei der öffentlichen Beschaffung. langen der Grünen, die Aktuelle Europa- da diese nach wie vor für Großkonzerne einen Was TTIP betrifft, so appellierte er, nicht et- stunde unter den Titel „TTIP Verhandlungs- privilegierten Zugang zum Rechtssystem er- was abzulehnen was man nicht kennt. stopp und ein NEIN zu CETA. Fairer Handel möglichen und die Unabhängigkeit der statt Konzernherrschaft!“ zu stellen. RichterInnen nicht gewährleistet sei. Der Bei SPÖ überwiegt Skepsis Grüne Vizeklubchef befürchtet auch, daß das Die Wortmeldungen der SPÖ-RednerIn- *) „Gemisches Abkommen“ bedeutet, daß die einzel- nen EU-Mitgliedsstaaten Verträge auch selbst schlies- europäische Vorsorgeprinzip torpediert und nen machten in der Debatte die unterschied- sen und ratifizieren müssen. die Daseinsvorsorge gefährdet wird. Die lichen Meinungen innerhalb der Koalition

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 22 Österreich, Europa und die Welt deutlich. SPÖ-Klubobmann Andreas Schie- Weise aushöhlen zu wollen. Marktöffnung Grüne: Mit TTIP kommen die euro- der sowie Christine Muttonen und die EU- finde fortlaufend statt, man müsse ständig päischen Standards unter Druck Abgeordnete Karoline Graswander-Hainz um die Anpassung kämpfen, und dabei sei es Mit ähnlich schweren Geschützen fuhren ließen keinen Zweifel an ihrer skeptischen notwendig, genau zu wissen, was man zu die Grünen gegen TTIP und CETA vor. TTIP Haltung aufkommen. Schieder hinterfragte, schützen habe. Für ihn steht fest, daß das Vor- und CETA seien das beste Beispiel, wie man ob es angesichts des ohnehin weitgehenden sorgeprinzip bleiben muß und weder Hormon- so etwas nicht macht, meinte EU-Parlamen- freien Handels nicht sinnvoller wäre, nur die fleisch auf heimische Teller kommen noch tarier Michel Reimon. Mit TTIP würden kei- bestehenden Hemmnisse abzubauen, anstatt gentechnisch veränderte Tiere und Pflanzen ne gemeinsamen Standards geschaffen, er- ein allumfassendes globales Abkommen ab- in Österreich Platz haben sollen. Sollte all das klärte er, sondern nur über die gegenseitige zuschließen. nicht klar geregelt sein, werde es keine Zu- Anerkennung verhandelt. Das führe dazu, daß Die SPÖ stelle sich nicht prinzipiell ge- stimmung geben, stellte Schultes fest. man keine Standards mehr erhöhen werde gen ein solches Abkommen, es komme darauf ÖVP-Klubkollege auf europäische Ebene, können, denn die damit verbundenen höhe- an, ob es gelingt, die europäischen hohen Othmar Karas, warnte vor einer Abschot- ren Kosten mache die Betriebe weniger wett- Standards hineinzuverhandeln. Schieder und tung. „Wer sich abschottet, der verliert“, bewerbsfähig. Es drohe zudem die Gefahr, Muttonen gaben zu bedenken, daß CETA warnte er und rief zu einer Versachlichung verklagt zu werden, wenn man nationale Ge- und TTIP tief eingreifen und weder Um- der Debatte auf. Die Information sollte dabei setze erläßt. Reimon kritisierte scharf, daß weltschutz noch sozialer Schutz noch Kon- im Mittelpunkt stehen. Derzeit sei diese zu die Europäer für die Öffnung des europäi- sumentenschutz noch Rechtsstaat ausge- wenig faktenbasiert. Wenn wir einen fairen schen Markts für amerikanische Agrarpro- höhlt werden dürfen. Auch müsse die Da- Handel wollen, dann müssen wir verhandeln dukte die Zulassung schlechter europäischer seinsvorsorge geschützt werden. Das sei bis sagte er in Richtung jener, die aus den TTIP- Finanzmarktprodukte in den USA abtauschen jetzt noch nicht gelungen, meinten beide, Verhandlungen aussteigen wollen. Nur so wollen. Damit sei die Absicht verbunden, den weshalb sich auch Muttonen derzeit gegen könne es gelingen, eine globale Wirtschaft regulierten US-Finanzmarkt wieder zu dere- CETA und TTIP aussprach. Beim Investi- „nach unseren Regeln“ zu schaffen. gulieren. tionsschutz komme man vom Regen in die CETA bezeichneten sowohl Schultes als Gestärkt werden müsse der faire Handel, Traufe, stellte Muttonen fest, multinationale auch Winzig sowie Karas als ein hervorra- so das Plädoyer von Wolfgang Pirkelhuber, Unternehmen könnten Österreich mit Millio- gendes Abkommen. Sie begrüßten den neuen der wie Klubobfrau Eva Glawischnig-Piesc- nenklagen überziehen. Sie wandte sich ent- Investitionsschutz, das right-to-regulate, die zek die Aushöhlung sozialer und ökologischer schieden gegen eine vorläufige Anwendung Absicherung der Daseinsvorsorge und die Standards sowie das Abgehen vom Vorsor- des Abkommens, bevor das österreichische Chancen für die KMU. Die Bedingungen geprinzip befürchtet. Landwirtschaft und Le- Parlament zugestimmt hat. seien erfüllt, meinten alle drei übereinstim- bensmittel seien eine kulturelle Frage, sagte Auch Graswander-Hainz vertrat die Auf- mend. Glawischnig-Piesczek, Europa habe in die- fassung, weder die öffentliche Vorsorge noch sem Bereich viel zu verlieren, warnte sie vor hohe Standards seien derzeit geschützt, der FPÖ will Volksabstimmung über TTIP einer Entwicklung zu einer agrarindustriel- Investorenschutz sei nur für ausländische Mit diesem Zugang konnten die wollten len Landwirtschaft. Beide Grün-Politiker Unternehmen da. Die Europaparlamentarie- sich die Freiheitlichen nicht zufrieden ge- kritisierten auch die Sonderklagsrechte so- rin glaubt nicht, daß noch unter der Obama- ben. Johannes Hübner, Axel Kassegger und wohl in CETA als auch in TTIP und wiesen Administration TTIP abgeschlossen werden EU-Mandatar Harald Vilimsky sprachen darauf hin, daß die USA zahlreiche Tochter- kann, zumal die Verhandlungspositionen zwi- sich vehement dafür aus, TTIP den BürgerIn- unternehmen in Kanada haben. Mit CETA schen den USA und der EU weit auseinander nen zur Abstimmung vorzulegen. CETA ist würde daher TTIP durch die Hintertür einge- liegen. Es habe nicht den Anschein, als hät- gelaufen, TTIP ist weitgehend ausverhandelt, führt, CETA sei eine Blaupause für TTIP. ten die USA vor, ihren Protektionismus auf- so Hübner, nun müsse man Nein zu den vor- Pirkelhuber forderte für eine intensive Dis- zugeben, gab Graswander-Hainz zu beden- liegenden Ergebnissen sagen. Kassegger kussion die Abhaltung einer Parlamentari- ken. schlug sogar vor, der Bundeskanzler möge schen Enquete. Er bezweifelte auch die Vor- das Verhandlungsmandat an die EU Kom- teile für die Wirtschaft in Europa und den Ar- ÖVP: Hohe Standards mission zurückziehen. Die Abkommen seien beitsmarkt, denn in den Studien würde nicht sind nicht verhandelbar ein Werk von Großkonzernen für Großkon- gegengerechnet, wie viel landwirtschaftliche Die ÖVP-Abgeordneten plädierten dafür, zerne, wodurch letztendlich auch die Parla- Betriebe und wie viele KMU aufgeben müs- die Verhandlungen zu TTIP abzuwarten, und mente entmachtet werden sollen. sen. unterstrichen, auf die Absicherung hoher Vilimsky warnte vor allem vor den nega- Standards zu achten. Europa könne sich nicht tiven Auswirkungen für die Landwirtschaft NEOS gegen Populismus vor der Globalisierung drücken, sagte Ange- und die Lebensmittelqualität und Hübner und Emotionalisierung lika Winzig, man werde die gesetzten Gren- stellte grundsätzlich in Frage, ob man tat- Von der Debatte enttäuscht zeigten sich zen nicht unterschreiten, bekräftigte sie. Die sächlich den freien Handel braucht. Es vor allem die RednerInnen der NEOS. FPÖ Konsequenz könne aber nicht sein, die Ver- mache beispielsweise keinen Sinn, Wasser und Grünen warf Josef Schellhorn Populis- handlungen abzubrechen. „Wir spielen kein quer durch Europa zu transportieren oder die mus vor. Er forderte seine KollegInnen im Theater“, es gehe darum, unverhandelbare österreichische Landwirtschaft in den Wett- Plenum auf, sachlich über Inhalte zu disku- Punkte klarzustellen, ließ auch Hermann bewerb mit der Agroindustrie zu schicken. tieren und erst dann zu werten, wenn die Er- Schultes keinen Zweifel an seiner Position, Wesentlich ist seiner Meinung nach die Er- gebnisse auf dem Tisch liegen. Eine De- Österreichische und EU-Standards in keiner haltung der regionalen Kreisläufe. eskalation der Debatte verlangte eindringlich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 23 Österreich, Europa und die Welt

EU-Abgeordnete Angelika Mlinar. Derzeit reich profitiere überproportional vom freien ne gewesen. Weigerstorfer warnte vor den la- würde aber bewußt eine Emotionalisierung Handel, und Länder, die untereinander mit xeren Bestimmung, was die Pestizide be- geschürt, was die Aggression steigere und freien Handel verbunden sind, führten keine trifft, und meinte, die Standards der ILO wür- einen vernünftigen Austausch der Meinung Kriege, warb sie für einen positiveren Zu- den nicht eingehalten. Ähnlich die Warnun- unmöglich mache. In der Debatte gehe es um gang. Mlinar erwartet sich in diesem Zusam- gen von Leopold Steinbichler, der von der Stimmen und Ideologie, nicht aber um menhang Ergebnisse, die im Sinne der Aggressivität der Märkte sprach und um die Fakten und Wissen, sagte sie, und das erin- Bevölkerung liegen. Man dürfe keinesfalls regionalen Marken im globalisierten Handel nere sie an die unsäglichen Diskussion vor glauben, in Österreich bleibe ohne TTIP al- fürchtete. Er vermißte auch ausreichend dem EU-Beitritt. les, so wie es ist. Schellhorn wies darauf hin, Transparenz, da man eigentlich nicht wisse, Freiheitliche und Grüne würden sich an- daß die USA auch mit Ländern im pazifischen wo die berühmten roten Linien liegen. Für hören, als hätte die EU zu wenig Kraft und Raum verhandeln, und das würde den Druck das Team Stronach wäre die Ablehnung von Selbstvertrauen, wobei die EU doch mehr auf Europa noch mehr erhöhen. Jetzt aber TTIP wirtschaftlich verkraftbar. Einwohner und eine höhere Wertschöpfung habe man die Chance, in den Verhandlungen In die Reihen der Gegner von CETA und habe, ergänzte Klubkollege Michael Pock. die Standards zu heben, so Schellhorn. Euro- TTIP gesellte sich auch die fraktionslose Ab- Er rief auch zu mehr Mut und Visionen auf pa hat ein starkes Mandat und das solle man geordnete Susanne Winter. Sie meinte, freien und meinte in Anspielung an die Zeit nach unterstützen. Handel gebe es bereits, die Zölle zwischen 1945, die Verzahnung und Kooperation der der EU und den USA seien ohnehin gering. westlichen Demokratien habe sich als gut er- Team Stronach: Ablehnung von TTIP CETA und TTIP bedeuten ihrer Meinung wiesen. Die weitverbreitete negative Stim- wäre wirtschaftlich verkraftbar nach ein „Selbstermächtigungsgesetz für mung versteht Pock als einen klaren Auftrag, Als eine Mogelpackung bezeichnete Ulri- Konzerninteressen“ und die Entmachtung der mit dem Dialog zu beginnen. Auch Angelika ke Weigerstorfer seitens des Team Stronach Parlamente. Es würde der Raubtierkapitalis- Mlinar, Europaabgeordnete der NEOS, sieht TTIP und CETA und nahm als Beispiel das mus gewinnen und das Vorsorgeprinzip gin- im freien Handel Vorteile, sofern er auf kla- Handelsabkommen NAFTA, was zu einem ge verloren.  ren Vereinbarungen und Regeln basiert. Er Absinken des Lohnniveaus in Mexiko ge- http://www.parlament.gv.at steigere Wachstum und Wohlstand, Öster- führt habe. Gewinner seien die Großkonzer- Quelle: Parlamentskorrespondenz Wichtige Brückenfunktion zwischen den Regionen Europas er Generalsekretär für auswärtige An- Dgelegenheiten, Michael Linhart, eröff- nete am 30. Mai das jährliche Treffen regio- naler und internationaler Organisationen mit der Zentraleuropäischen Initiative (ZEI) in Wien. Zuvor trafen einander die Nationalen Koordinatoren der ZEI-Staaten im Alois Mock-Saal des Außenministeriums, um über den neuen Aktionsplan 2017-2020, der eine Prioritätensetzung in den Themenfeldern nachhaltige Wirtschaft, Weiterentwicklung einer Bildungsgesellschaft und institutionel- le Entwicklung in den Bereichen Migration und Anti-Korruption vorsieht, zu beraten. Die ZEI wurde 1989 von Österreich, Ita- lien, dem ehemaligen Jugoslawien und Un- garn gegründet und besteht heute aus 18 Mit- gliedstaaten aus Zentral-, Ost- und Südost- Foto: BMEDIA / Mahmoud europa, davon derzeit zehn EU-Mitglieder. Der Generaldirektor des ICMPD, Michael Spindelegger (l.), und der Generalsekretär Ziel dieser regionalen internationalen Orga- für auswärtige Angelegenheiten im BMEIA, Michael Linhart nisation ist die Unterstützung ihrer Mitglie- lopment ( dem ehemaligen Vizekanzler und anderen, in den ZEI-Mitgliedstaaten tätigen der bei der europäischen Integration, unter Außenminister Michael Spindelegger. Organisationen sollen Aktivitäten gebündelt anderem durch Angleichung an EU Stan- Beim anschließenden Treffen regionaler und Synergien geschaffen werden. dards und Umsetzung zahlreicher kleinerer und internationaler Organisationen mit der „Wir wollen gerade mit der angestrebten und mittlerer Projekte. ZEI betonte Linhart eine wichtige Priorität Vernetzung mit anderen regionalen und in- Dem Koordinatorentreffen folgte die der österreichischen Außenpolitik, die Trans- ternationalen Organisationen der ZEI eine Unterzeichnung eines Memorandums of Un- formation der Staaten des Westbalkans und sichtbarere Gestalt verleihen und gleichzei- derstanding zwischen dem Generalsekretär der östlichen Nachbarschaft (Belarus, Mol- tig durch die heutige Veranstaltung auch die der ZEI, Botschafter Giovanni Caracciolo di dau und Ukraine sind ZEI-Mitglieder) in eine Bedeutung Wiens als Sitz internationaler Or- Vietri, und dem Generaldirektor des Inter- Region, in der Stabilität und Wohlstand herr- ganisationen und Ort der Begegnung unter- national Centre for Migration Policy Deve- schen. Durch eine stärkere Vernetzung mit streichen“, so Linhart. http://www.bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 24 Österreich, Europa und die Welt »Orte für Menschen« Kulturminister Drozda eröffnete Österreich-Pavillon der Architektur-Biennale. Foto: Paul Kranzler Der österreichische Ausstellungspavillon zu Architektur-Biennale in Venedig – »Orte für Menschen« ulturminister , Kom- Kmissärin Elke Delugan-Meissl und der Präsident der Caritas-Österreich, Michael Landau, eröffneten am 26. Mai den Österrei- chischen Pavillon „Orte für Menschen“ der Architektur-Biennale 2016 in Venedig. „Der diesjährige Beitrag Österreichs hat sich zum Ziel gesetzt neue und innovative Architek- turlösungen für Menschen in laufenden Asyl- verfahren aufzuzeigen. Kommissärin Elke Delugan-Meissl und ihr Team haben dabei einen mutigen und zukunftsweisenden An- satz gewählt: Drei in Wien realisierte Wohn- projekte rücken Räume menschenwürdigen Zusammenlebens in den Mittelpunkt“, so Kunst- und Kulturminister Thomas Drozda: „Zum 11. Mal leistet Österreich einen wert- vollen Beitrag zum internationalen Architek-

turdiskurs und festigt damit sein hohes inter- Foto: Mathias Cremer nationales Ansehen in diesem Bereich. Das v.l.: Caritas-Direktor Michael Landau, Kulturkommissärin Elke Delugan-Meissl und Bundeskanzleramt stellt auch heuer wieder Kulturminister Thomas Drozda bei der Biennale-Eröffnung in Venedig 400.000 Euro für Konzeption und Durch- Dimension von Architektur gleichermaßen terreichischen Architekturbetrieb. Obwohl führung der Ausstellung im Österreich Pa- wichtige gestalterische Akte sind. ,Orte für sie bei allen Projekten von DMAA unmittel- villon in Venedig zur Verfügung.“ Menschen‘ zeigt, wie Architektur spannende bar involviert ist, widmet sie einen Teil ihrer Synergien schaffen kann.“ Als Gründerin Kapazitäten kontinuierlicher Lehr- und Jury- Es wird gezeigt, wie Architektur und Partnerin von Delugan Meissl Associa- tätigkeit im In- und Ausland, um auch auf spannende Synergien schaffen kann ted Architects (DMAA) gehört Elke Delugan- diese Weise aktiv zum Architekturdiskurs bei- Kommissärin Elke Delugan-Meissl be- Meissl zu den wenigen federführenden Frauen zutragen und ihre Vorstellungen von Qualität tonte, daß „die soziale wie die ästhetische im bis heute stark männlich dominierten ös- zu vertreten, die bei den eigenen Arbeiten ri-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 25 Österreich, Europa und die Welt goros angewandt werden. Das Werk von DMAA wurde oftmals ausgezeichnet und in- ternational in Ausstellungen präsentiert. Die bisher höchste Ehrung für die „vielschichti- gen, teilweise radikalen Arbeiten auf dem Gebiet der Architektur“ erhielt Elke Delu- gan-Meissl in Form des Großen Österreichi- schen Staatspreises, der ihr 2015 gemeinsam mit Roman Delugan verliehen wurde.

Gemeinsames vor dem Trennenden „Der Österreich-Beitrag ,Orte für Men- schen‘ stellt das Gemeinsame vor das Tren- nende“, so Caritas-Österreich Präsident Mi- chael Landau. „Hier geht es nicht nur um das Zusammenleben in einer konkreten Flücht- lingsunterkunft, sondern auch um den Zu- sammenhalt in der Gesellschaft insgesamt.“ Der Beitrag zur Biennale macht aus seiner Die KuratorInnen: Christian Muhr, Elke Delugan-Meissl und Sabine Dreher Sicht zweierlei deutlich: „Zum einen, daß es bereits mit wenigen Mitteln und Ressourcen möglich ist, Großes zu leisten. Zum anderen, daß das Gelingen des Projekts, das sich Ge- sellschaft nennt, vom Einsatz, von der Krea- tivität und vom Engagement einer jeden und eines jeden Einzelnen abhängt. Europa hat in den vergangenen Monaten Geschichte ge- schrieben“, so Landau. Der Ausgang dieser Geschichte werde auch von Projekten wie „Orte für Menschen“ abhängen. „Von Pro- jekten, die das Gemeinsame vor das Tren- nende stellen. Von Projekten, die Zusam- menleben in einer konkreten Unterkunft und Zusammenhalt in der Gesellschaft insgesamt ermöglichen“, so Landau.

Temporäre Unterbringung von Menschen in laufenden Asylverfahren Seit Anfang des Jahres arbeiten die von Das »Orte für Menschen«-Team um Elke Delugan-Meissl Kommissärin Elke Delugan-Meissl nominier- ten Architektur- und Designteams – Caramel Architekten, EOOS und the next ENTER prise-architects – in drei Flüchtlingsunter- künften in Wien, um die temporäre Unter- bringung von Menschen in laufenden Asyl- verfahren zu verbessern. Die Umsetzung die- ser Lösungsansätze und das Potential von Architektur im sozialen Bereich werden im Rahmen der 15. Architektur-Biennale „Repor- ting From The Front“ in Venedig einer brei- ten Öffentlichkeit präsentiert. „Ich danke den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der diesjährigen Architektur-Biennale für den architektonischen wie gesellschaftspolitisch wichtigen Beitrag. Sie haben neue Lösungen erarbeitet, die mehr als nur ein Dach über dem Kopf bieten“, so der Minister.  http://www.labiennale.org/en/architecture/ Foto: Paul Kranzler Foto: Christian Redtenbacher Foto: Christian Redtenbacher http://www.ortefuermenschen.at the next ENTERprise architects – UN/COMMON SPACE - UN/DEFINED LIVING

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 26 Österreich, Europa und die Welt Die Gemeinsame Erklärung von Krumau Neue Basis für Zusammenarbeit – Bilaterales Treffen und Unterzeichnung der »Gemeinsamen Erklärung von Krumau« beim Partnerforum Südböhmischer Kreis

Foto: Land OÖ / Stinglmayr

^ v.l.: Stv. Kreishauptmann Roman Celý, DiS. (Südmährischer Kreis), S.E. Jan Sechter (Botschafter^ der Tschechischen Republik in Wien), Kreishauptmann Jirí Zimola (Südböhmischer Kreis), Kreishauptmann Jirí Behounek (Kreis VysoŁina), Landeshauptmann Josef Pühringer (Oberösterreich), Magistratsdirektor Erich Hechtner (Wien, in Vertretung von Bürgermeister Michael Häupl) und S.E. Alexander Grubmayr (Österreichischer Botschafter in Prag)

on 11. bis 13. Mai hat auf Einladung dort lebenden Menschen, zur Stärkung der ihre best practice-Aktivitäten. So zum Bei- VSüdböhmens das dreitägige „Partner- Region im Wettbewerb mit anderen Groß- spiel das „Green Belt Center“ der Gemeinde forum des Südböhmischen Kreises“ in Krum- räumen sowie zur Umsetzung des europäi- Windhaag (die insgesamt 12.500 km lange au stattgefunden. Neben Oberösterreich, schen Gedankens. „Niederösterreich erwar- Grenze des Eisernen Vorhanges hat sich zum Niederösterreich und Wien waren insgesamt tet sich durch die Zusammenarbeit in der Eu- „Band des Lebens“ und somit zum größten 19 Partnerregionen unter anderem aus roparegion Donau-Moldau vor allem eine Naturschutzprojekt Europas entwickelt), der Swerdlowsk (Rußland), Henan (China), Verbesserung der Lebenssituation der Men- Medizintechnik-Cluster der Business Upper Niederbayern (Deutschland), Nantes (Frank- schen in den ländlichen Regionen. Gemein- Austria, das grenzüberschreitende Master- reich), Troms (Norwegen), Bern (Schweiz) sam werden Themen bearbeitet, die die Le- studium „Biological Chemistry“ der Jo- oder Dak Lak (Vietnam) vertreten. bensumstände attraktiver machen und da- hannes Kepler-Universität Linz gemeinsam durch die Abwanderung in die Speckgürtel mit der Südböhmischen Universität sowie Schwarz: Zusammenarbeit mit der Metropolregionen eindämmen“, so regionale Schnupperlabors der Regionalma- Südböhmen hat eine lange Tradition Schwarz nach Gesprächen mit dem Kreis- nagement Oberösterreich GmbH. Niederösterreich pflegt seit der Grenzöff- hauptmann von Südböhmen, Jiøí Zimola. Im Rahmen der Veranstaltung erfolgt die nung eine intensive Partnerschaft mit dem Einen wesentlichen Beitrag zur gemein- Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklä- Kreis Südböhmen und war bei der Konfe- samen Entwicklung der Nachbarstaaten lei- rung von Krumau“ zwischen den drei öster- renz durch die für EU-Regionalpolitik zu- sten EU-Programme wie Interreg V-A Öster- reichischen Grenz-Bundesländern Nieder- ständige Landesrätin Barbara Schwarz ver- reich – Tschechische Republik. Durch dieses österreich, Oberösterreich und Wien sowie treten. Schwarz: „Die Zusammenarbeit zwi- ist es möglich 98 Millionen Euro an EU- den drei tschechischen Partnerregionen Süd- schen Südböhmen und Niederösterreich hat Mitteln von 2016 bis 2020 in die Region zu böhmen, Vysoèina und Südmähren und den eine lange Tradition und konnte durch den holen. Die Schwerpunkte liegen dabei auf jeweiligen Botschaften als Vertreter der Zusammenschluss in der Europaregion Do- technologischer Entwicklung, Forschung, Bundesebene. „Dadurch soll der Dialog zwi- nau-Moldau intensiviert werden. Durch die- Umwelt und Ressourcen, Humanressourcen schen uns Nachbarregionen intensiviert und se Kooperation gelingt es, Lösungen für die und Netzwerke. eine konkrete Nachbarschaftsstrategie bis Herausforderungen der Gegenwart in einem 2030 ausgebarbeitet werden“, so Oberöster- größeren Kontext und in Zusammenarbeit mit Pühringer: konkrete Nachbar- reichs Landeshauptmann Josef Pühringer. In mehreren Regionen und deren Potentialen zu schaftsstrategie bis 2030 seinem mit Südböhmens Kreishauptmann Jiøí erarbeiten.“ Die Europaregion dient dem Im Rahmen der Fachseminare präsentier- Zimola fanden zudem wichtige bilaterale Ausbau der Zusammenarbeit zum Wohle der ten auch Einrichtungen aus Oberösterreich Gespräche statt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 27 Österreich, Europa und die Welt

Neustrukturierung der bilateralen klaren Arbeitsauftrag an künftige Arbeits- die gemeinsame Geschichte und Kultur Zusammenarbeit OÖ-Südböhmen gruppen zu noch mehr Wirkungsorientierung im Grenzraum zu informieren. Hintergrund der Neustrukturierung der und Effizienz führen“, so Pühringer.  Ein weiteres INTERREG-Vorzeigepro- bilateralen Beziehungen So sieht die Gliederung der Gemeinsa- jekt wurde zum Hochwasserschutz an der Die derzeitige Basis für die bilaterale Zu- men Erklärung aus: Maltsch umgesetzt. Denn in den vergan- sammenarbeit zwischen Oberösterreich und Stärkung der bilateralen Partnerschaft: genen Jahren trat bei Leopoldschlag die Südböhmen ist die „Vereinbarung über das Hintergrund und Zielbestimmung Maltsch in regelmäßigen Abständen über Rahmenprogramm der Zusammenarbeit  Stärkung der Partnerschaft von OÖ und die Ufer und überflutete den Ort. Seit zwischen dem Südböhmischen Kreis und SB 2014 ist die Gemeinde vor dem Hoch- dem Land Oberösterreich“, welche im  Weiterentwicklung und Vertiefung der wasser in Sicherheit. Gemeinsam mit der Dezember 2001 unterzeichnet wurde. bilateralen Zusammenarbeit tschechischen Nachbargemeinde Dolní Ein wichtiger Punkt der Vereinbarung  Beitrag zur Umsetzung der Europa-2020- Dvoøištì wurde ein Hochwasserschutz war die Unterstützung des Südböhmischen Strategie am Grenzfluß entwickelt. Auf südböhmi- Kreises seitens des Landes Oberösterreich Gemeinsames strategisches Denken: Fest- scher Seite wurde das Gerinne der Maltsch im Zuge der Vorbereitungen des tschechi- legung der mittel- und langfristigen Ziele und auf einen Kilometer Länge aufgeweitet, schen EU-Beitritts 2004. Prioritäten durch Erarbeitung einer Koope- um bei starkem Regen eine Ausweichmög- Auf politischer Ebene fanden mit Süd- rationsstrategie OÖ-Südböhmen 2030. lichkeit für die Wassermassen zu schaf- böhmen bisher elf Konferenzen der Regie- Grenzüberschreitende Zusammenarbeit fen. rungschefs statt, die letzte war am 12. De- in Zukunftsthemen: Dafür wurden EU Fördermittel (EFRE- zember 2014 in Bad Leonfelden. Im Mittel-  Themenbereiche der künftigen bilatera- Mittel) in OÖ in Höhe von rund 9,9 Mio. punkt standen das Gedenken an den 25. len Zusammenarbeit Euro eingesetzt. In der neuen INTERREG- Jahrestag des Falls des Eisernen Vorhangs  Ebenen der Zusammenarbeit: bilateral Förderperiode 2014-2020 werden insgesamt 1989, aber auch Zukunftsthemen der künfti- (z.B. INTERREG), transnational (z.B. 97 Mio. Euro an EFRE-Mitteln für grenz- gen Zusammenarbeit. Darüber hinaus gab es Europaregion Donau-Moldau), europä- überschreitende Projekte im österreichisch- allein im Jahr 2015 zehn hochrangige Zu- isch und international (z.B. Horizont tschechischen Grenzraum zur Verfügung ste- sammentreffen zu den verschiedensten grenz- 2020) hen, davon erneut 9,9 Mio. Euro für OÖ. überschreitenden Themen. In der gemeinsa- Gemeinsames konkretes Handeln: Neu- Das Programm konzentriert sich auf folgen- men Erklärung der 11. Konferenz der Regie- strukturierung von Arbeitsgruppen. Die de Prioritätsachsen: rungschefs wurden der Landesamtsdirektor Amtsdirektoren (als Koordinierungsgremium  PA 1: Stärkung von Forschung, technolo- und der Kreisamtsdirektor beauftragt, „unter für die bilaterale Zusammenarbeit) können gischer Entwicklung und Innovation Berücksichtigung der neuen Strukturen anlaßbezogen mittels Arbeitsauftrag thema-  PA 2: Umwelt und Ressourcen sowie der Europaregion Donau-Moldau und tische und zeitlich befristete Arbeitsgruppen  PA 3: Entwicklung von Humanressour- der Europäischen Territorialen Zusammen- einsetzen. cen arbeit [...] einen Vorschlag für die Neu-  PA 4: Nachhaltige Netzwerke und institu- strukturierung der bilateralen Zusammenar- „Ich bedanke mich in diesem Zusammen- tionelle Kooperation beit zwischen Oberösterreich und Südböh- hang für die gemeinsame und konstruktive men zu erstellen.“ Erarbeitung der neuen Übereinkunft. Die Die erste Einreichfrist war am 22. März Die bestehende Struktur habe jedoch beiden Amtsdirektoren Dr. Watzl und Dr. 2016. Derzeit läuft die formale Prüfung der nicht mehr den tatsächlichen Anforderungen Kuèera haben einen innovativen Ansatz ver- Projekte. Ende Juni 2016 findet dann der der bilateralen Zusammenarbeit entspro- folgt, der unserer Partnerschaft einen neuen Begleitausschuss statt, bei dem die Projekte chen. Die neue Methodik der Zusammenar- Impuls verleihen wird“, so Pühringer. genehmigt werden. beit erlaubt nun die anlaßbezogene Einset- Weitere Themen der bilateralen Gesprä- Von insgesamt 30 eingereichten Projek- zung von Arbeitsgruppen, die einen konkre- che waren: ten sind an 16 Projekten oberösterreichische ten Arbeitsauftrag mit Zielen und Zeitplan Partner (davon 12 Projekte mit Südböhmen, erfüllen. Die bilaterale Zusammenarbeit soll INTERREG Österreich – zwei mit Vysoèina und zwei mit Südmähren) dadurch wirkungsorientierter und effizienter Tschechische Republik 2014-2020 beteiligt. Der Großteil der derzeit einge- werden und rascher konkrete Ergebnisse lie- In der alten INTERREG-Programmperio- reichten Projekte stammt aus dem Bereich fern. Die Arbeitsgruppen werden von den de 2007-2013 wurden über 50 grenzüber- Forschung, Entwicklung und Innovation. beiden Amtsdirektoren eingesetzt. schreitende Großprojekte und zusätzlich 77 Am 22. September 2016 endet die zweite Im Rahmen des Partnerforums Südböh- Kleinprojekte zwischen OÖ und Tschechien Einreichfrist für grenzüberschreitende Pro- mens in Krumau wurde nun die Gemein- umgesetzt. jekte. Der Begleitausschuß wird Anfang same Erklärung zur Neustrukturierung der  Die grenzüberschreitende Landesausstel- 2017 zusammentreten. bilateralen Beziehungen von Oberösterreich lung „Alte Spuren – Neue Wege“ im Jahr und Südböhmen unterzeichnet. 2013 ist ein Beispiel der erfolgreichen Kleinprojektefonds Österreich – „Einerseits kann nun auf Basis der Ge- kulturellen Zusammenarbeit zwischen Tschechische Republik meinsamen Erklärung eine ,Kooperations- OÖ und Südböhmen. Rund 300.000 Men- OÖ, NÖ, Südböhmen, Vysoèina und Süd- strategie Oberösterreich-Südböhmen 2030‘ schen besuchten die vier Standorte Frei- mähren planen einen gemeinsamen Klein- erarbeitet werden. Anderseits wird die neue stadt, Bad Leonfelden, Vyšší Brod und projektefonds entlang der gemeinsamen Methodik der Zusammenarbeit durch einen Ceský Krumlov / Krumau, um sich über österreichisch-tschechischen Grenze für die

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Jahre 2017-2019. Der Kleinprojektefonds soll heuer noch als Projekt im INTERREG- Programm eingereicht werden.

EUREGIO Bayerischer Wald – Böhmerwald Auf kommunaler Ebene kooperieren seit 1994 die 350 Mitgliedsgemeinden der trila- teralen EUREGIO Bayerischer Wald – Böhmerwald und der EUREGIO Südböh- mische Silva Nortica.

Elf Gemeindepartnerschaften zwischen OÖ und Tschechien  Grein (Bez. Perg) - Hluboká (Frauenberg, Südböhmen)  Hargelsberg (Bez. Linz-Land) - Znojmo (Znaim, Südmähren)  Kefermarkt (Bez. Freistadt) - Zlata Ko- runa (Goldenkron, Südböhmen)

Foto: Land OÖ / Stinglmayr  Klaffer am Hochficht (Bez. Rohrbach) - ^ Nova Pec (Neuofen, Südböhmen) Josef Pühringer, Landeshauptmann von Oberösterreich (l.), und Jirí Zimola, Kreis- hauptmann von Südböhmen, bei der Unterzeichnung der Erklärung  Kollerschlag (Bez. Rohrbach) - Horni Plana (Oberplan, Südböhmen) durch geringere Energiekosten aufgrund NÖ und OÖ als die für das Rettungswesen  Linz - Ceske Budejovice (Budweis, Süd- geringerer Verbrauchswerte. Dadurch profi- zuständigen Organe Kooperationsver- böhmen) tieren einerseits Oberösterreichs Produzen- einbarungen mit den Hauptmännern der an-  Mauthausen (Bez. Perg) - Prachatice ten grüner Technologien als auch anderer- grenzenden Kreise in Tschechien (Südböh- (Prachatitz, Südböhmen) seits die Konsument/innen. Oberösterreich mischer Kreis, Kreis Vysoèina und Süd-  Schönegg (Bez. Rohrbach) - Predni ist unter Hinweis auf die seit 1998 bestehen- mährischer Kreis) schließen können. In die- Vyton (Vorder Heuraffl, Südböhmen) de erfolgreiche Zusammenarbeit auch mit sen Kooperationsvereinbarungen sollen die  Schwertberg (Bez. Perg) - Dolni Benesov Südböhmen im Energy Center Èeské Budì- Bedingungen und Verfahrensweisen der (Beneschau, Mährisch-Schlesien) jovice (ECCB) bereit, im Rahmen des Ener- grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im  Vöcklabruck (Bez. Vöcklabruck) - Cesky giedialogs von Österreich und Tschechien Rettungsdienst detailliert geregelt werden Krumlov (Krumau, Südböhmen) sein Wissen einzubringen. (u.a. die Durchführung des Einsatzes, Fest-  Vorderweißenbach (Bez. Urfahr-Umge- legung der geeigneten medizinischen Ver- bung) - Frymburk (Friedberg, Südböhmen) Österreichisch-Tschechisches sorgungseinrichtung, Verfahren beim Trans- Geschichtsbuch port, Regeln zur Kostenerstattung). Infrastruktur/Verkehr Das Projekt des „Österreichisch-Tsche- In den nächsten Wochen wird das Rote Oberösterreich tritt in Abstimmung mit chischen Geschichtsbuchs“, in dessen Rah- Kreuz (Landesverband OÖ) unter Einbin- Südböhmen für den raschen Ausbau der men bis 2017 die gemeinsame Geschichte dung der Sozialversicherungsträger daher Verkehrsinfrastruktur sowohl im Bereich der erforscht und sachlich differenziert aufberei- Verhandlungen für eine detaillierte Koopera- Straße als auch der Schiene ein. Auf tsche- tet wird, nimmt bereits konkrete Formen an. tionsvereinbarung mit Südböhmen und chischer Seite steht dabei insbesondere der Am 11. November 2015 wurde der Stand der allenfalls dem Kreis Vysoèina aufnehmen. „Lückenschluß“ der S10/D3-R3 zwischen wissenschaftlichen Diskussion zum „Schreck- Im Sinne der Bürgerinnen und Bürger in der Budweis und der Staatsgrenze im Fokus. Mit lichen Jahrzehnt (1938-1948)“ und zur Zeit Grenzregion zwischen OÖ und Südböhmen diesen Verkehrsverbindungen wird nicht nur „Vom Kalten Krieg bis 1968“ im Linzer soll das Abkommen rasch ausverhandelt der südböhmische Wirtschaftsraum aufge- Landhaus öffentlich präsentiert. Das Land werden. wertet, sondern Tschechien erhält auch einen Oberösterreich unterstützt das Projekt. „Oberösterreich kann auf eine lange und rascheren Zugang zu den Mittelmeerhäfen erfolgreiche Tradition der Zusammenarbeit Triest und Koper. Der Ausbau der grenz- Rahmenabkommen über Rettungsdienste mit der Tschechischen Republik im allge- überschreitenden Straßenverbindung S10/ Der „Staatsvertrag zwischen der Tsche- meinen und mit Südböhmen im besonderen D3-R3 Prag - Budweis - Linz hat somit für chischen Republik und der Bundesrepublik verweisen. Die bilaterale Strategie mit Süd- OÖ höchste Priorität. Österreich zur Regelung eines grenzüber- böhmen wird selbstverständlich in Abstim- schreitenden Rettungsdienstes“ (Rahmenab- mung mit dem Nachbarschaftsdialog 2030 Energieeffizienz kommen über Rettungsdienste) wurde am der 2plus6-Gruppe erfolgen. Das Ziel muß Sowohl Oberösterreich als auch Südböh- 21. Jänner 2016 in Znaim/Znojmo feierlich sein, bis zur 2. Jahreshälfte 2017 beide, auf- men verfügen über große Potentiale an Ener- unterzeichnet. einander abgestimmte Strategien fertig zu gieeinsparungsmöglichkeiten. Wettbewerbs- Damit wurde rechtlich die Möglichkeit stellen“, informierte LH Pühringer.  vorteile der Wirtschaftsstandorte entstehen geschaffen, daß die Landeshauptmänner von http://www.ooe.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 29 Österreich, Europa und die Welt Kaiser-Maximilian-Preis 2016 Anders Knape bekam den Europapreis für Regional- und Kommunalpolitik. Foto: IKM / Lercher Bei der feierlichen Verleihung des Kaiser-Maximilian-Preises 2016 im Riesensaal der kaiserlichen Hofburg (v.l.): Präsident des KRGE und Laudator Jean-Claude Frécon, Landtagspräsident Herwig van Staa, Ingrid Hansson, Preisträger Anders Knape, Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer und Bundesminister Andrä Rupprechter um 18. Mal wurde heuer der Kaiser-Max- fen haben, aus erster Hand kennt. Für seinen von Karlstadt, ist seit 2014 amtierender Prä- ZPreis vergeben: Damit werden Personen Einsatz gebührt ihm Dank und Anerken- sident der Kammer der Regionen des Kon- oder Institutionen für außerordentliche Lei- nung“, gratulierte Geisler – selbst ehemaliger gresses und seit 2007 Vizepräsident des AdR. stungen im Bereich der europäischen Re- Bürgermeister – dem Preisträger herzlich zur In all diesen Funktionen hat er sich stets für gional- und Kommunalpolitik ausgezeich- Verleihung des Preises. die Rechte der Gemeinden und für die net. Heuer ging der Preis an Anders Knape, „Ich kenne und schätze den Preisträger Stärkung des Subsidiaritätsprinzips einge- einen schwedischen Kommunalpolitiker, der Anders Knape schon seit langer Zeit durch setzt“, schloß sich Landtagspräsident van viele Jahre unter anderem als Präsident dem unsere gemeinsame politische Arbeit sowohl Staa den Gratulationen an. schwedischen Gemeindeverband vorstand. im Ausschuß der Regionen als auch im Kon- Innsbrucks Bürgermeisterin Oppitz-Plö- Zudem war er Vizepräsident des Rates der greß der Gemeinden und Regionen des Eu- rer beglückwünscht den schwedischen Preis- Gemeinden und Regionen Europas (RGRE). roparates. Er ist wie ich ein ,gelernter‘ Lokal- träger ebenfalls: „Anders Knape hat sich als Im Beisein von Bundesminister Andrä politiker, er war langjähriger Bürgermeister sehr aktiver Vizepräsident des Rates der Ge- Rupprechter, Landeshauptmannstellvertreter meinden und Regionen ausgezeichnet. Durch Josef Geisler, Landtagspräsident Herwig van sein Engagement wurde der Dialog zwi- Staa und Innsbrucks Bürgermeisterin Chri- schen den europäischen Gemeinden verbes- stine Oppitz-Plörer nahm Knape am 9. Mai sert. Dieser Preis ist nicht nur ein Zeichen den Preis bei einem Festakt in der Inns- der Anerkennung, sondern auch mit einem brucker Hofburg entgegen. Auftrag verbunden: Wir stehen aktuell vor mehreren großen Herausforderungen in Eu- Europapreis mit hoher Bedeutung ropa, die wir nur gemeinsam bewältigen „Durch sein jahrzehntelanges Engagement können. Es benötigt Menschen, die sich für als Bürgermeister, im Gemeindeverband und eine funktionierende Zusammenarbeit ein- in der europäischen Kommunal- und Regio- setzen.“ nalpolitik ist Anders Knape ein Fürsprecher der Gemeinden, dem die Anliegen der Kom- Feierliche Verleihung munen am Herzen liegen und der die Pro- Die feierliche Übergabe des Kaiser-Max-

Foto: Geschäftsstelle Kaiser-Maximilian-Preis bleme, mit denen die Gemeinden zu kämp- Schautaler von 1509 Kaiser Maximilian I. Preises fand im Riesensaal der kaiserlichen

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Hofburg statt. Der Feier ging der landesübli- Der Preisträger 2016: Anders Knape gen Bürgermeisters der Stadt Innsbruck und che Empfang voraus. Als Laudatoren traten Anders Knape wurde 1955 in Karlstad Präsidenten des Tiroler Landtages, Alois Lug- der Präsident des Kongresses der Gemein- geboren. Der schwedische Gemeindepoliti- ger, den Kaiser- Maximilian-Preis (Europa- den und Regionen im Europarat (KGRE), ker engagiert sich seit mehr als 20 Jahren für preis für Regional- und Kommunalpolitik Jean-Claude Frécon, sowie Karl-Heinz Lam- die europäische Kommunalpolitik. Viele des Landes Tirol und der Stadt Innsbruck) bertz, Preisträger aus dem Jahr 2013 und Jahre stand er als Präsident dem schwedi- gestiftet – in Anerkennung seiner Verdienste erster Vize-Präsident des Ausschusses der schen Gemeindeverband vor. Sei es als um Europa. Regionen auf. Neben Bundesminister Andrä äußerst aktiver Vizepräsident des RGRE, als Die Auswahl der PreisträgerInnen erfolgt Rupprechter und einer Vertreterin der schwe- Präsident der Gemeindekammer des KGRE, alljährlich durch eine internationale Jury. dischen Botschaft mischten sich VertreterIn- oder in seiner Funktion als Vorsitzender der Diese setzte sich aus VertreterInnen der Uni- nen der nominierenden Institutionen, zahl- Fachkommission für Verwaltungs- und Fi- versität Innsbruck, des Ausschusses der Re- reiche Mitglieder der Tiroler Landesregie- nanzfragen im Ausschuß der Regionen, gionen, des KGRE, des RGRE, der Versamm- rung, VertreterInnen des Innsbrucker Stadt- Anders Knape gilt als bodenständiger Kom- lung der Regionen Europas (VRE) sowie des senates und Gemeinderates, RepräsentantIn- munalpolitiker. Landes Tirol und der Stadt Innsbruck zusam- nen des konsularischen Korps, mehrere De- men. legierte des Europarates sowie VertreterIn- Der Kaiser-Maximilian-Preis Der Preis besteht aus einer Urkunde und nen der Behörden und der Universität, wie Das Land Tirol und die Stadt Innsbruck einer Medaille (Schautaler von 1509 Kaiser auch EhrenzeichenträgerInnen unter die haben im Jahr 1997 aus Anlaß der Voll- Maximilian I.) sowie einem Geldpreis in der hochkarätigen internationalen Ehrengäste. endung des 85. Lebensjahres des langjähri- Höhe von 10.000 Euro.  Graz: UN-Flüchtlingshochkommissar Volker Türk ausgezeichnet er Menschenrechtspreis gehört zu den Dbedeutendsten Auszeichnungen, die von der Karl-Franzens-Universität Graz verge- ben werden. Erst sechs Mal wurde er seit 1992 für herausragende Verdienste um Frei- heit, Gerechtigkeit und Frieden verliehen, darunter an bekannte Persönlichkeiten wie den Dalai Lama, Simon Wiesenthal und Da- niel Barenboim. Am 13. Mai erhielt ihn Vol- ker Türk, Stellvertretender UN-Flüchtlings- hochkommissar für Schutzfragen. Die Uni- versität Graz würdigt damit über den Preis- träger hinaus die Bemühungen des UN- Flüchtlingshochkommissariats UNHCR so- wie die Arbeit aller, die sich für Flüchtlinge einsetzen. Der Menschenrechtspreis für Volker Türk erfolgte auf Vorschlag von Univ.-Prof. Wolf- Foto: Uni Graz / Gasser gang Benedek, Leiter des Trainings- und Beim Festakt (v.l.): Rektorin Christa Neuper, Volker Türk und Wolfgang Benedek Forschungszentrums für Menschenrechte und Demokratie, und wurde einstimmig vom tember haben WissenschafterInnen und Stu- nicht nur das Leben gerettet, sondern ihnen Senat der Karl-Franzens-Universität be- dierende rasch ein Maßnahmen-Paket ge- auch die Chance auf eine neue Zukunft schlossen. Benedek: „Mit dem Preis soll ein- schnürt, um anerkannten Flüchtlingen und gegeben. Ich möchte in diesem Zusammen- erseits die herausragende Persönlichkeit von AsylwerberInnen den Zugang zu Bildung zu hang auch der Universität Graz herzlich gra- Volker Türk geehrt werden, der sich seit 25 erleichtern.“ tulieren für ihr Engagement für Flüchtlinge Jahren weltweit dem Schutz der Flüchtlinge Der Preisträger widmete die Auszeich- und im Bereich der Menschenrechte“, so gewidmet hat und andererseits die zentrale nung in seiner Dankesrede all jenen, die vor Türk. Rolle des Flüchtlingshochkommissariats der Verfolgung und Krieg flüchten und auf der Zuvor war Türk Direktor für internatio- Vereinten Nationen für die Unterstützung Suche nach Schutz sind. „Mit mehr als 60 nalen Rechtsschutz am Sitz des UNHCR in der Flüchtlinge hervorgehoben werden.“ Millionen Vertriebenen weltweit ist es wich- Genf. Von April 2008 bis September 2009 Rektorin Univ.-Prof. Christa Neuper tiger denn je, dem Flüchtlingsschutz ein be- hatte er die Funktion des Direktors der Ab- überreichte die Urkunde an Volker Türk im sonderes Augenmerk zu schenken. Ich danke teilung für Organisationsentwicklung und Ma- Rahmen eines Festaktes in der Aula und hob dem Senat der Universität Graz für seine nagement inne, wo er maßgeblich die Struk- die gesellschaftliche Rolle der Universität Auswahl daher von tiefstem Herzen. Der turreform von UNHCR mitgestaltete. Zuvor hervor: „Die Verleihung des Preises ist ein Flüchtlingsschutz ist eine ganz wichtige Säu- bekleidete der gebürtige Oberösterreicher Signal dafür, sich in der Flüchtlingsthematik le der Menschenrechte und hat in den ver- unterschiedliche Posten für UNHCR in ver- zu engagieren. Bereits im vergangenen Sep- gangenen Jahrzehnten Millionen Menschen schiedenen Regionen der Welt. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 31 Österreich, Europa und die Welt »basemap.at« ausgezeichnet LR Steinkellner: Große Freude über internationalen Preis für Geodatendienst Grafik: http://www.basemap.at iese Auszeichnung ist eine besondere Öffentliche Geodaten als bar, sachlich nachvollziehbar und unabhän- DFreude und ein Beweis für die gute und »Herzstück« von basemap.at gig von externen Einflüssen gewichtet sein hochqualitative Arbeit unserer Beamten“, Diese neue Internet-Grundkarte basiert sowie auf stabilen Nutzungsbedingungen be- freut sich Oberösterreichs Infrastruktur- vorwiegend auf den Geodaten der Länder ruhen. Landesrat Günther Steinkellner über die und kann ohne Einschränkung sowohl privat Es ist ein beachtliches Werk, das in den Preisverleihung in Rotterdam am 24. Mai. als auch kommerziell genutzt werden. Eine letzten Jahren entstanden ist. Im Land Ober- Das Projekt „basemap.at“ – bei dem auch der wichtigsten Datengrundlagen dabei ist österreich ist die Abteilung Geoinformation DORIS, das Digitale Oberösterreichische die sogenannte „GIP“ (Graphen-Integrations- für dieses Projekt verantwortlich. Begonnen Raum-Informations-System maßgeblich mit- Plattform), ein österreichweit einheitliches hat alles vor mehr als zehn Jahren mit dem wirkt – wurde im World Trade Center Rot- System zur Erfassung und Verwaltung der gemeinsamen Datenverbund der österreichi- terdam mit dem „Geospatial World Excel- gesamten Verkehrsinfrastruktur (Straßen- und schen Bundesländer. Dort fließen in verein- lence Award“ ausgezeichnet. Schienennetz, Radwege, Güterwege, etc.). heitlichter Form die diversen Daten (Luftbil- „Bereits seit mehr als zehn Jahren bieten Diese Inhalte werden schon jetzt laufend von der, Gewässer, Naturschutz, Straßenbau etc.) die österreichischen Bundesländer – unter den jeweils zuständigen Stellen (Bund, zusammen. der Federführung Oberösterreichs – Geoda- Länder, Gemeinden, ASFINAG, ÖBB, etc.) tendienste und digitale Landkarten im Inter- aktualisiert. Die GIP ist außerdem Grundla- Schnittstelle für Web- net an“, erläutert der Landesrat und führt ge für Verkehrsauskünfte, rechtsverbindliche anwendungen und Apps weiter aus: „Seit zwei Jahren haben die Län- Verwaltungsabläufe und E-Government-An- Die neue Verwaltungsgrundkarte ist mehr der gemeinsam mit Partnern aus der Wissen- wendungen. Aktuell werden täglich 30 Mil- als nur eine herkömmliche Internetlandkarte. schaft und Wirtschaft die erste, stets auf lionen Zugriffe verzeichnet – Tendenz stark Österreich wird dabei auf mehr als 100 Mil- aktuellen Verwaltungsdaten basierende, steigend. lionen Einzelbildern, den sogenannten Ka- internetfähige Grundkarte von Österreich cheln, digital von der Übersicht bis ins klein- entwickelt.“ „basemap.at“ dient mittlerweile Verläßlichkeit, Qualität und Aktualität ste Detail abgebildet. Diese Kacheln können sowohl als Grundlage für zahlreiche Verwal- als besondere Herausforderungen über eine weltweit standardisierte Schnitt- tungsaufgaben der öffentlichen Hand, steht Öffentliche Stellen haben für ihre Ver- stelle auch für E-Government- und Weban- aber gleichermaßen für jegliche private waltungsaufgaben ganz besondere Anforde- wendungen, sowie für mobile Smartphone- sowie kommerzielle Nutzung – im Rahmen rungen hinsichtlich der Datengrundlagen. Apps verwendet werden. Die „Verkehrsaus- von Open Government Data – jedermann frei Die verwendeten Informationen müssen je- kunft Österreich (VAO)“ nutzt die neue und kostenlos zur Verfügung. denfalls aktuell, inhaltlich richtig, vergleich- Grundkarte bereits zur Darstellung von

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 32 Österreich, Europa und die Welt

Verkehrsmittel übergreifenden Routinginfor- schaft der Großteil der Verwaltungsdaten ko- den regelmäßig ergänzt und aktualisiert. mationen. stenlos zur Verfügung gestellt wird. „Es geht „Mit diesen Eigenschaften ist ,basemap.at‘ http://www.verkehrsauskunft.at um freie amtliche Karten, anders als etwa bei nicht nur in Österreich richtungsweisend, Weitere große Nutzer sind ASFINAG, Google, wo kommerzielle Aspekte eine gros- sondern auch für andere europäische Staaten ÖAMTC, WKO, ORF, Statistik Austria, se Rolle spielen und immer auch Beschrän- ein leuchtendes Vorbild für erfolgreiche, ver- Umweltbundesamt, BMI, … kungen und Nutzungsbedingungen einen brei- waltungsübergreifende Zusammenarbeit, ten Einsatz verhindern“, so der Landesrat. technologische Spitzenleistung und ein Vor- Verwaltungsübergreifende Zusammen- Die Daten – etwa auch hochaufgelöste Ortho- zeigebeispiel für den Aufbau europäischer arbeit international richtungsweisend fotos – können kostenlos privat und kom- Geodateninfrastrukturen“, hebt Steinkellner „basemap.at“ ist nun ein Projekt, bei dem merziell genutzt werden. Alle Daten – Gren- abschließend hervor.  der Bevölkerung, der Wirtschaft und Wissen- zen, Gebäude, Adressen, Straßen, etc. – wer- http://www.basemap.at Der Urlaubseuro 2016 Hohe Kaufkraftvorteile im Osten – stärkerer Euro macht Überseereisen günstiger ktuelle Berechnungen von Statistik AAustria über Preisniveaus und die damit verbundene Kaufkraft der Österreicherinnen und Österreicher im Ausland zeigen, daß die klassischen mediterranen Urlaubsdesti- nationen nach wie vor spürbare Kaufkraft- vorteile bieten. So erhält man für 100 in Ös- terreich verdiente € in Spanien Waren und Dienstleistungen im Wert von 122 €, in Grie- chenland sind es 131 € und in Kroatien sogar 150 €. Der höhere Euro-Kurs wirkt sich in Form von signifikanten Kaufkraftgewinnen positiv für Türkei- (von 136 auf 143 €) und Mexikoreisende (von 154 auf 183 €) aus. Die drei teuersten Reiseziele waren die Schweiz (69 €), Dänemark (75 €) und Schwe- den (80 €).

Weiterhin starkes West-Ost- Preisgefälle in Europa Grafik: Statitisk Asutria In ausgewählten ost€päischen Tourismus- kannte Überseedestinationen aus. Für USA- Wenige Verschiebungen ländern erhält man wie in den Vorjahren für Reisende bietet sich mit 99 € an Gegenwert in der Eurozone einen Wert von 100 € rund um die Hälfte mehr ein praktisch identes Preisniveau wie in Aufgrund der gemeinsamen Währung an vergleichbaren Produkten und Dienstlei- Österreich, nicht zuletzt durch den fünfpro- und der niedrigen Inflation mit größtenteils stungen als in Österreich. Bulgarien rangiert zentigen Kursgewinn gegenüber dem US- sinkenden Konsumentenpreisen (bis -2,5 % mit einem €-Gegenwert von 212 als preis- Dollar im Jahresabstand. Ähnlich war der in Bulgarien; Österreich: +0,6 %) sind inner- günstigste Destination vor Rumänien (190), Kursverlust von etwas mehr als 6 % des Au- halb der Eurozone wenige Veränderungen Ungarn (182) und Tschechien (174). stralischen Dollars – der Gegenwert beträgt gegenüber dem Vorjahr festzustellen. Irland In der Türkei erhält man aufgrund der ho- nunmehr 82 gegenüber 78 im Vorjahr. Au- stellt mit 90 € weiterhin die teuerste Destina- hen Inflation bei gleichzeitigen Wechselkurs- stralien bleibt trotz dieser Entwicklung tion dar, während man in Belgien, den Nie- verlusten der türkischen Lira für 100 € 143 weiterhin eines der teuersten Länder im Ver- derlanden und Frankreich mit 97 bis 101 € an Gegenwert (2015: 136; +5,5%). Das gleich. Die größte Veränderung ist für Mexi- im Landesdurchschnitt etwa ähnlich viel an beliebte Urlaubsland Kroatien bringt für Rei- ko zu beobachten: Fast 21 % Kursverlust der Gütern und Dienstleistungen wie in Öster- sende im Durchschnitt einen Euro-Gegen- mexikanischen Landeswährung im Jahres- reich bekommt. Bei den klassischen Mittel- wert von unverändert € 150, in Slowenien abstand verbunden mit einer 2,5 %-Verteue- meerländern liegt Griechenland aufgrund beträgt der Kaufkraftvorteil immerhin noch rung der Konsumentenpreise führen zu einem gesunkener Verbraucherpreise nunmehr mit rund ein Viertel (126). Euro-Gegenwert von nunmehr 183 gegen- 131 € vor Spanien (122) und Zypern (119). über 154 im Vorjahr (+18,5%). Einzig der Italien, die beliebteste Urlaubsdestination der Wieder erstarkter Euro Japanische Yen konnte gegenüber dem Euro ÖsterreicherInnen, liegt – gemessen an der macht Überseereisen günstiger einen Kursgewinn verbuchen; Japan liegt Kaufkraft – mit 102 praktisch auf gleichem Der Euro konnte seinen Abwärtstrend um- nunmehr bei einem Gegenwert von 98 € Niveau wie Österreich.  kehren, und das wirkt sich positiv auf be- nach 100 im Vorjahr. http://www.statistik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 33 Österreich, Europa und die Welt austria design net Österreichs wichtigste Design- und Kreativwirtschaftsinstitutionen organisieren 2016 unter der Dachmarke »austria design net« für die erste London Design Biennale und für die World Design Capital Taipei die internationalen Auftritte von österreichischem Design.

ereits 2012 haben sich die wichtigsten Bösterreichischen Design- und Kreativ- wirtschaftsinstitutionen – austria wirtschafts- service, Creative Industries Styria, Creative Region Linz & Upper Austria, Wirtschafts- agentur Wien, Kreativzentrum departure, designaustria, designforum Wien, MAK Wien und Vienna Design Week – zu der Plattform austria design net zusammenge- schlossen und erfolgreich österreichische Designpositionen im Ausland präsentiert.

Gemeinsam Wissen und Erfahrungen für Design in und aus Österreich bündeln „Ziel der Interessengemeinschaft ist es, die internationalen Auftritte und Präsenta- tionen von österreichischem Design zu ver- einheitlichen, mit einer Stimme zu sprechen sowie unser Wissen und unsere Kräfte im Bereich Design zu bündeln“, beschreibt Lilli Hollein, Präsidentin austria design net und Direktorin Vienna Design Week, die Moti- vation der acht Mitglieder, sich als Plattform zu formieren. „Die jeweiligen Stärken und die Expertise der einzelnen Design- und Kreativwirtschaftsinstitution stehen so der Repräsentation von österreichischem Design zur Verfügung. Dieser freiwillige Zusam- menschluß für Design in und aus Österreich ist bemerkenswert und beweist das einmali- Visualisation & Copyright: mischer'traxler studio LeveL: the fragile balance of utopia, 2016, Kinetic light installation ge Engagement aller Beteiligten“, führt Hol- lein weiter aus. heuer in Taipeh stattfindet“, meint Eberhard London Design Biennale 2016 Schrempf, Vizepräsident austria design net mischer’traxler studio gestaltet für die Österreichisches Design 2016 auf der und Geschäftsführer Creative Industries erste London Design Biennale 2016 die London Design Biennale und der World Styria. kinetische Lichtinstallation „LeveL: the fra- Design Capital Taipei gile balance of utopia. Von 7. bis 27. Sep- Wie die überaus positiven Reaktionen aus Erfolgreiche Kooperationen mit starken tember 2016 präsentieren über 30 Nationen der internationalen Designwelt in den vergan- Partnern aus Kunst, Kultur und Wirtschaft aus sechs Kontinenten im Rahmen der ersten genen Jahren bewiesen haben, besteht gro- „Ein besonderer Dank gilt der Aussen- London Design Biennale 2016 unter dem ßes Interesse an österreichischen Designpro- wirtschaft Austria, dem bmwfw Bundesmi- Motto „Utopia by Design“ Ausstellungen dukten. „Mit der Teilnahme von mischer’- nisterium für Wissenschaft, Forschung und und Installationen im Somerset House in traxler studio an der ersten London Design Wirtschaft, dem Bundeskanzleramt Öster- London. Anlaß für die Themenstellung ist Biennale und mit der Präsentation von öster- reich / Sektion Kunst und Kultur und dem das 500-Jahr-Jubiläum der Erstveröffentli- reichischem Produktdesign bei der World Austrian Cultural Forum London. Ohne chung des Werkklassikers der politischen Phi- Design Capital Taipei 2016 setzen wir ein deren Unterstützung wären die Präsentatio- losophie „Utopia“ von Thomas Morus. starkes Zeichen für qualitativ hochwertiges nen 2016 nicht realisierbar gewesen“, unter- Österreich ist mit einer eigens entwickel- Design aus Österreich. Nach Helsinki und streichen Hollein und Schrempf die erfolg- ten Installation von mischer’traxler studio Kapstadt ist dies bereits der dritte Auftritt reiche Zusammenarbeit zwischen austria vertreten. Der Beitrag wird von Thomas Geis- von heimischen Unternehmen an dieser in- design net und österreichischen Institutionen ler, Kustode MAK-Sammlung Design kura- ternational renommierten Veranstaltung, die aus Kunst, Kultur und Wirtschaft. tiert und von austria design net organisiert.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 34 Österreich, Europa und die Welt Visualisation & Copyright: mischer'traxler studio LeveL: the fragile balance of utopia, 2016, Kinetic light installation

mischer’traxler studio realisiert unter dem Titel LeveL: the fragile balance of utopia eine kinetische Lichtinstallation, die die „Zerbrechlichkeit“ von Utopien zum Thema hat. In der Auseinandersetzung mit dem The- ma Utopie beschäftigt sich mischer’traxler studio mit der Bipolarität der Utopie als komplexem Konstrukt aus individuellen und gesellschaftlichen Idealen: ein fragiles Sy- stem als Balanceakt unter Berücksichtigung von Bedürfnissen jedes Einzelnen und der Masse. „Für uns bedeutet die Utopie ein ide- ales System, in dem die persönliche Freiheit einer gemeinschaftlichen Abhängigkeit ge- genübersteht, wo sich Besitz mit Verantwor- tung ausgleicht und sich Transparenz und

Privatheit gegenüberstehen“, beschreibt das Image editing: Martin Weber, Nofrontiere Designerduo seinen Beitrag. Alle diese Kräf- sentiert gemeinsam mit den geladenen Gast- austria design net organisierten Ausstellung te erzeugen entweder den idealen Moment ländern von 13. bis 30. Oktober 2016 unter wird unter dem Titel „Designed Cliché. des Ausgleichs oder bringen das System aus Motto „Adaptive City – Design in Motion“ Austrian Industrial Design“ zwei Wochen dem Gleichgewicht und zum Kollabieren. innovatives Industriedesign in den Berei- lang im Design House im Songshan Cultural chen „Lebensqualität und Gesundheit“, and Creative Park, Warhouse 1, in Taipeh zum World Design Capital 2016 „Ökologische Nachhaltigkeit“, „Stadterneue- Thema „Lebensqualität und Gesundheit“, ein Alle zwei Jahre wählt das International rung“ und „Smart Living“. breites Spektrum von innovativem, österrei- Council of Societies of Industrial Design Nach Helsinki (2012) und Kapstadt chischem Industriedesign zu sehen sein. (Icsid), zur Welthauptstadt des Designs eine (2014) ist Österreich 2016 mit Taipeh bereits Gezeigt werden Produkte exportorientierter Stadt, die vorbildlich Design als Mittel ein- zum dritten Mal mit heimischen Unterneh- österreichischer Unternehmen, wobei die setzt, um die kulturelle, soziale und wirt- men auf der World Design Capital vertreten. DesignerInnen und AuftrageberInnen einen schaftliche Entwicklung zu fördern. 2016 ist Im Rahmen einer von Bettina Steindl, Leite- gleichwertigen Auftritt haben werden.  Taipeh Welthauptstadt des Designs und prä- rin designforum Wien, kuratierten und von http://austriadesign.net

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 35 Österreich, Europa und die Welt Rupprechter mit Wirtschaftsdelegation in Ägypten pitzenleistungen aus Österreich stoßen in SÄgypten bei den Behörden und bei der Wirtschaft auf großes Interesse. Vor allem bei der Umwelttechnologie sehe ich auf dem wachsenden ägyptischen Markt großes Poten- tial für unsere heimischen Betriebe, ebenso für Kooperationen im Bereich der Landwirt- schaft. Know How und Technologie aus Ös- terreich sind gefragt.“ – Dieses positive Re- sümee zog Bundesminister Andrä Rupprech- ter nach seinem zweitägigen Arbeitsbesuch mit einer Wirtschaftsdelegation in Kairo, die von Premierminister Sherif Ismail und vier Fachministern empfangen wurde. Gemein- sam mit Umweltminister Kahled Fahmy un- terzeichnete Rupprechter ein Memorandum of

Understanding. Damit werden Koopera- Foto: BMLFUW / Robert Strasser tionsmöglichkeiten bei Umwelttechnologie, Bundesminister Andrä Rupprechter (.l) bei seinem Arbeitsgespräch mit dem ägyp- Abfall- und Wassermanagement sowie er- tischen Umweltminister Mohamed Abdel-Atty in Kairo neuerbare Energie eröffnet. Was Österreich weltministerium organisiert wurde, konnten im Bereich der Landwirtschaft wurde ein in diesen Bereichen zu bieten hat, war auch die heimischen Firmen mit potentiellen Part- Memorandum ausformuliert, das im Herbst Thema bei den Arbeitsgesprächen mit dem nern aus Ägypten über konkrete Projekte bei einem Gegenbesuch des Ministers in Ös- Umweltminister und den Ministern für Was- sprechen. terreich formell unterzeichnet werden soll. serversorgung und Infrastruktur. Im Gespräch mit Landwirtschaftsminister Wie groß die Chancen und Entwicklungs- Beim Businessdialog, der von der öster- Essem Fayed standen die Themen nachhalti- möglichkeiten in diesem Bereich sind, be- reichischen Botschaft in Kairo, dem Außen- ge Landbewirtschaftung und Tierzucht im weist die vom Austro-Ägypter Ibrahim Abou- wirtschaftscenter und vom ägyptischen Um- Mittelpunkt. Auch für die Zusammenarbeit lesi gegründete Sekem-Farm.  Österreichs Neutralitätsmodell als Vorbild für Moldawien ie immerwährende Neutralität Öster- Dreichs könnte auch Vorbildwirkung für Moldawien entfalten. Der Vizepräsident des moldawischen Parlaments Vladimir Vitiuc, der am 30. Mai an der Spitze einer Parla- mentarierdelegation das Hohe Haus besuch- te, zeigte in einem Gespräch mit österreichi- schen Mandataren großes Interesse an den Erfahrungen Österreichs mit der Neutralität und meinte, das österreichische Modell wäre auch für sein Land von großem Nutzen. Ge- rade angesichts der geopolitischen Lage Mol- dawiens im Spannungsfeld zwischen Ruß- land, NATO und Europäischer Union könnte sich die immerwährende Neutralität als Ga- rant für die Unabhängigkeit erweisen. SPÖ-Abgeordneter Jürgen Schabhüttel, der das Treffen auf österreichischer Seite lei- tete, begrüßte ebenso wie die beiden FPÖ- Foto: Parlamentsdirektion / BKA Regina Aigner Mandatare Christian Lausch und Hermann Die Vizepräsidentin des Bundesrates Ingrid Winkler (S) begrüßt den Vizeparlaments- präsidenten von Moldau, Vladimir Vitiuc, im Hohen Haus in Wien Brückl die Initiative Moldawiens in Rich- tung immerwährender Neutralität, meinte gen mit den großen politischen Akteuren der Vorbereitung eines Gesetzes zur Veran- aber, wichtig sei es nun, daß auch die Men- Rußland, NATO und EU, wobei Lausch vor kerung der Neutralität befaßt. Schabhüttl schen im Land hinter dieser Idee stehen. allem zu einer klaren Abgrenzung zwischen versicherte, Österreich werde Moldawien Rückblickend auf den österreichischen Weg NATO und Neutralität riet. mit seiner Expertise unterstützen und dabei empfahlen die drei Nationalratsabgeordneten Vladimir Vitiuc leitet eine Arbeitsgruppe auch entsprechende Kontakte auf parlamen- ihren moldawischen Kollegen Verhandlun- des moldawischen Parlaments, die sich mit tarischer Ebene vertiefen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 36 Österreich, Europa und die Welt Wirtschaftsforum zu Investitionen in Weißrußland nläßlich des von der Außenwirtschaft AAustria gemeinsam mit Eurochambres/ East Invest veranstalteten Wirtschaftsforums „Promoting EU Investments in Belarus“ be- tonte Christoph Leitl, Präsident der Wirt- schaftskammer Österreich (WKÖ), am 24. Mai in seiner Eröffnungsrede, daß die Auf- hebung der EU-Sanktionen gegenüber Weiß- rußland zu einer Stabilisierung der Wirt- schaft des Landes beitragen und ein neuerli- ches Wachstum unterstützen werde. „Die Wirtschaft baut Brücken, setzt auf Dialog und ebnet die Wege für die Politik. Denn Sanktionen lösen keine Probleme, sie vertie- fen die Gräben“, erklärte Leitl und dankte der Europäischen Union, „die durch diese Ver-

anstaltung am wirtschaftlichen Sektor wieder Foto: WKO neue Wege öffnet“. Für die Idee einer Frei- v.l.: Hubert Bertsch, Vizepräsident der Vereinigung der Österreichischen Industrie, handelszone zwischen Lissabon und Wladi- Vasily S. Matyushevsky, Erster Vize-Premierminister der Republik Belarus, Johannes wostok finde man zunehmend Zuspruch – Hahn, EU-Kommissar für die Europäische Nachbarschaftspolitik und Erweiterungs- verhandlungen, Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, und auch bereits seitens der EU, so Leitl, der ein Karl Heinz Pisec, Obmann des Bundesgremium des Außenhandels transkontinentales Miteinander als große Chance im internationalen Wettbewerb be- auf das große Potential und die vielen Mög- Die Wirtschaftsdelegation wurde vom er- zeichnete. Auch die bilateralen Wirtschafts- lichkeiten, die Weißrußlands Wirtschaft bie- sten stellvertretenden Premierminister von beziehungen zwischen Österreich und Weiß- tet, hin und sicherte seitens der Europäi- Belarus, Vasiliy Matyushevsky, angeführt. Er rußland werden in Zukunft eine Intensivie- schen Kommission seine Unterstützung zu. stellte Weißrussland als interessanten Stand- rung erfahren. Derzeit beläuft sich das ge- Die Veranstaltung sei nach dem Ende der ort für Investitionen und Partner für europä- genseitige Handelsvolumen auf 200 Mrd. Sanktionen, so der EU-Kommissar, ein sehr ische Unternehmer dar und betonte, daß Ös- Euro. Österreich ist momentan der achtwich- guter Start für Kooperationen, der die näch- terreich als Wirtschaftspartner geschätzt wer- tigste Investor in Weißrußland. sten wichtigen Schritte zur Anbindung Weiß- de und österreichische Unternehmen dort Johannes Hahn, EU-Kommissar für Nach- rußlands an die Europäische Community einen hervorragenden Ruf genießen und da- barschaftspolitik, wies in seiner Keynote-Rede ermögliche. her herzlich willkommen seien.  Winterolympiade in Peking als Chance für Skiindustrie ie Olympischen Winterspiele in Peking D2022 würden rund 300 Millionen Chi- nesInnen das Skifahren schmackhaft machen. Mit dieser Prognose warb Xiaoguang Chen, Leiter der chinesischen Besuchsdelegation im Parlament, am 30. Mai dafür, die bilatera- len Beziehungen gerade im Bereich Winter- sport noch mehr zu verstärken. Generell be- stehe großes Potential im Ausbau der weite- ren Zusammenarbeit zwischen Österreich und der Volksrepublik, so Chen, der dabei auch die Bereiche Infrastruktur, Dienstleistungen und Foto: Parlamentsdirektion / BKA Andy Wenzel Die vietnamesische Delegation mit Bundesratsvizepräsidentin Ingrid Winkler Umweltschutz nannte. Immerhin habe China trotz verlangsamten Wirtschaftswachstums Im Gespräch mit der bilateralen parlamen- unterstrich, mit seiner weltweit führenden 2015 noch eine Wachstumsrate von 6,9 Pro- tarischen Gruppe Österreich – China, vertre- Fachexpertise in Wintersport und Tourismus zent aufgewiesen. Der stellvertretende Leiter ten durch die SPÖ-MandatarInnen Ingrid könne Österreich viel zum Erfolg der Olym- der Konsultativkonferenz des Chinesischen Winkler, Peter Wittmann und Johannes Jaro- piade 2022 beitragen. Volkes betonte überdies den kulturellen Sektor lim, FPÖ-Abgeordneten Andreas Karlsböck Als Gründungsmitglied der Asiatischen als wichtig zur Förderung der gegenseitigen und NEOS-Abgeordnete Claudia Gamon – Entwicklungsbank habe die Alpenrepublik Verständigung. Das zeige sich speziell in der bekannten sich beide Seiten dazu, die vor 45 auch großes Interesse, Infrastrukturprojekte Musik, stimmte Chen mit seinen österreichi- Jahren aufgenommenen bilateralen Beziehun- mit dem umfassenden Know-how heimischer schen GesprächspartnerInnen überein. gen zu intensivieren. Vorsitzender Wittmann Unternehmen zu unterstützen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 37 Österreich, Europa und die Welt EUREGIO-Treffen in Triest ine Kärntner Delegation unter der Füh- Erung von Landeshauptmann nahm am 23. Mai an einem Treffen der EUREGIO „Senza Confini – ohne Grenzen“ in Triest teil. „Die EUREGIO mit Kärnten, Friaul- Julisch Venetien und dem Veneto birgt zahl- reiche Synergie-Ressourcen, die wir konkret nutzen möchten“, betonte Kaiser. Die Grund- lage für eine gute Zusammenarbeit, etwa im Gesundheits- und Sozialbereich, bei Schul- und Bildungsprogrammen sowie im Rahmen eines Lehrlingsaustauschprojektes sei das ge- meinsame Bekenntnis zur sprachlichen und kulturellen Vielfalt. „Der vielfache Mehr- wert der EUREGIO soll durch das Lukrieren Foto: Büro LH Kaiser von EU-Fördermittel genutzt werden“, so Landeshauptmann Peter Kaiser und Martina Rattinger (rechts neben ihm) vom Verbindungsbüro des Landes Kärnten in Brüssel beim EUREGIO-Treffen in Triest Kaiser. Die Alpen-Adria-Region sei auch in die Makrostrategien der EU, wie Donaustra- Regionalpolitik hat eine starke außenpoliti- Versorgungsfällen mittels IKT-Lösungen. Im tegie, Ionisch-Adriatische Strategie und der sche Komponente, was große Chance birgt, Verkehrsbereich ging es um Projekte zur Ver- Alpenraum-Strategie eingebettet. „Kärnten damit beispielgebend voranzukommen und besserung der öffentlichen Verkehrsanbin- ist eine sehr wichtige Schnittstelle für die er- weiterzuarbeiten“, sagte Kaiser. dung innerhalb der Regionen der EUREGIO folgreiche Umsetzung des strategischen An- Aus dem Gesundheitsbereich besprochen mittels Harmonisierung der Fahrpläne, Aus- satzes.“ Aus Kärntner Sicht wäre es wichtig, wurde ein Projekt gegen illegale Tiertrans- stellung gemeinsamer Tickets und durch eine Brückenfunktion zwischen EUSAIR und porte. Weiteres Thema war die Versorgung neue Angebote des öffentlichen, grenzüber- EUSALP wahrzunehmen. „Die Kärntner von chronisch Kranken und postoperativen schreitenden Verkehrs.  Weichenstellung für Atomenergie in Europa eim Treffen von Oberösterreichs Um- Bweltlandesrat Rudi Anschober mit Nord- rhein-Westfalens Umwelt- und Klimaschutz- minister Johannes Remmel wurde am 20. Mai auch der gemeinsame Weg der Antiatompo- litik in Europa besprochen. Die beiden sind sich einig: „Wir brauchen eine eindeutige Kurskorrektur der EU in Richtung Atomaus- stieg: keine Subventionen für den Neubau von Atomkraftwerken, keine Festschreibung der Atomenergie als Klimaschutztechnolo- gie im Rahmen der geplanten Energieunion und keine risikoreichen Laufzeitverlängerun- gen für die durchschnittlich schon 30 Jahre alten Reaktoren ohne grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfungen.“ Zu diesem Zweck hat Anschober im Früh-

jahr 2016 mit MEP Rebecca Harms die Al- Foto: Land OÖ / Liedl lianz für einen europaweiten Atomausstieg LR Rudi Anschober und Nordrhein-Westfalens Minister Johannes Remmel legten die gegründet, Gründungsmitglieder sind die nächsten Meilensteine der »Allianz für einen europaweiten Atomausstieg – für eine europäische Energiewende ohne Atomkraft« fest. Regionen Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saar- Umsetzung, eine Zusammenarbeit mit dem rasch zu verstärken, wir müssen möglichst land, Niedersachsen, Deutschsprachige Ge- europäischen Städtenetzwerk „Cities for a breit und mit lauter Stimme gegen die starke meinschaft Belgiens mit Unterstützung Nuclear Free Europe“ ist geplant. Im Lauf des Atom-Lobby in Brüssel auftreten – und die Luxemburgs. Jahres soll ein breites Bündnis an Regionen Weichenstellung über die Zukunft der Atom- Mittlerweile sind auch Burgenland und und EuropaparlamentarierInnen entstehen. kraft in Europa entsprechend unserem Ziel Vorarlberg beigetreten – weitere Regionen Anschober und Remmel: „Unser Ziel ist zu einem schrittweisen Ausstieg aus dieser haben ihr Interesse bekundet oder sind in es, die Allianz in den kommenden Monaten Hochrisikotechnologie setzen!“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 38 Österreich, Europa und die Welt Delegation aus China besucht das Burgenland it dem Ziel, das Marktpotential auszu- Mweiten und die Internationalisierung weiter voranzutreiben, besuchte eine Wirt- schafts- und Tourismusdelegation der Pro- vinz Hunan aus China, mit Botschaftsrat Gao Xingle und Vize-Vorsitzenden des CCPIT Hunan Xiong Jian an der Spitze, das Burgen- land. Das Burgenland – Hunan Wirtschafts- forum 2016 wurde in Zusammenarbeit mit der Burgenländischen Landesregierung, der Wirtschaftskammer Burgenland und CCPIT (China Council for the Promotion of Inter- national Trade Hunan Sub-Council) Hunan organisiert und durchgeführt. Nach dem Empfang durch Landeshaupt- mann Hans Niessl und Landtagspräsident Christian Illedits trafen die Delegationsteil- nehmer im Hotel Burgenland mit burgenlän- Foto: Bgld. Landesmedienservice dischen Firmenvertretern zu informellen Ge- v.l.: Gao Xingle, Botschaftsrat für Wirtschaft und Handel der Volksrepublik China, Landeshautpmann Hans Niessl, Xiong Jian, Vize-Vorsitzender des CCPIT, und sprächen zusammen. Dazu Landeshauptmann Landtagspräsident Christian Illedits Hans Niessl: „Persönliche Beziehungen sind das Fundament einer gedeihlichen Zusam- und nachhaltig gestalten zu können.“ Die Burgenland und der Provinz Hunan, das im menarbeit. Und diese Zusammenarbeit hof- freundschaftliche Beziehung besteht bereits Jahr 2000 in Peking unterzeichnet wurde. fen wir durch den Besuch im Rahmen des seit vielen Jahren. Ein wichtiger Schritt zur Seitdem werden die Kontakte besonders auf Burgenland – Hunan Wirtschaftsforums Intensivierung der Partnerschaft war das den Gebieten Wirtschaft, Kultur, Bildung 2016 weiter zu vertiefen, weiter ausbauen Partnerschaftsübereinkommen zwischen dem und Gesundheitswesen gestärkt.  Burgenland/Bayreuth: Gelebte Partnerschaft auf vielfältiger Basis or mehr als 25 Jahren wurde der Part- Vnerschaftsvertrag zwischen dem Land Burgenland und der Stadt Bayreuth vom ehemaligen Landeshauptmann Hans Sipötz und dem damaligen Oberbürgermeister Die- ter Mronz unterzeichnet. Damit wurde das Fundament für eine enge Zusammenarbeit und einen intensiven Erfahrungsaustausch geschaffen. „Unsere langjährige Partnerschaft ist von einem lebendigen Austausch, von zahlreichen Kontakten, gemeinsamen Akti- vitäten und einer Vielzahl an Kooperationen geprägt. Nicht nur – wie zu Beginn – auf kul- tureller Ebene, sondern auch in vielen ande- ren Bereichen, wie etwa Wissenschaft, For- schung oder Tourismus. Diese Partnerschaft ist dadurch zu einem Miteinander geworden, Foto: Bgld. Landesmedienservice zu einer Freundschaft, die auf einem breiten, Landesrätin Astrid Eisenkopf (r.) nahm in Eisenstadt eine Delegation aus Bayreuth mit Beate Kuhn, 3. Bürgermeisterin der Festspielstadt, an der Spitze in Empfang. tragfähigen und beständigen Fundament mit vielen Gemeinsamkeiten steht. Ich bin mir Auf beiden Seiten gibt es – allen voran haus, das zum UNESCO-Weltkulturerbe sicher, daß diese Partnerschaft weiter wach- mit Franz Liszt, Richard Wagner und Joseph zählt, das wohl schönste erhaltene Barock- sen wird und unsere Regionen auch hinkünf- Haydn – einen großen kulturellen Reichtum. theater Europas, das durch die Richard-Wag- tig in besonderer Weise miteinander verbun- Im Rahmen der Partnerschaft zwischen dem ner-Festspiele weltberühmt wurde. Das Bur- den bleiben“, betonte Landesrätin Astrid Ei- Burgenland und Bayreuth wurde deshalb be- genland spricht mit dem Weltkulturerbe Neu- senkopf am 12. Mai im Landhaus in Eisen- reits eine ganze Reihe von gemeinsamen Pro- siedler See, den Thermen- und Genußre- stadt beim Empfang einer Delegation aus Bay- jekten organisiert. Aber auch der Tourismus gionen als Ganzjahresdestinationen, oder dem reuth mit Beate Kuhn, 3. Bürgermeisterin der spielt eine nicht unwesentliche Rolle. Bay- Kultursommer Burgenland immer wieder Festspielstadt, an der Spitze. reuth bietet mit dem Markgräflichen Opern- neue Gästeschichten an. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 39 Österreich, Europa und die Welt Karl Khevenhüller-Metsch ist spanischer Honorarkonsul er Unternehmer und Burgherr von Hoch- Dosterwitz, Karl Khevenhüller-Metsch, wurde am 3. Mai vom spanischen Botschaf- ter, S.E. Alberto Carnero, zum Honorarkon- sul ernannt. Den feierlichen Rahmen dafür bildete ein Empfang auf Schloß Niederos- terwitz in Launsdorf. Auch Kärntens Lan- deshauptmann Peter Kaiser und Landesrat Rolf Holub waren unter den vielen Gästen aus dem Konsularischen Korps und öffent- lichen Leben Kärntens. Die Familie Kheven- hüller ist seit Jahrhunderten eng mit Spanien verbunden. Auch der neuernannte Honorar- konsul wuchs in Spanien auf und lebt heute in Kärnten und Spanien. Kaiser gratulierte Khevenhüller-Metsch und dankte Botschafter Carnero sowie dem gesamten Konsularischen Korps. Der Emp- fang auf Niederosterwitz stehe für eine tief Foto: LPD / fritzpress verbundene Zusammenarbeit zwischen der Empfang im Schloß Niederosterwitz (v.l.): Honorarkonsul Karl Khevenhüller- Metsch, S.E. Botschafter Alberto Carnero und Landeshauptmann Peter Kaiser Republik Österreich, Kärnten und Spanien. Der Landeshauptmann merkte an, daß Euro- Es gilt, die Zukunft Europas zu gestalten und erhaltene Kärnten-Krawatte beim Empfang pa bedauerlicherweise gerade seine Gegen- zu prägen“, so Kaiser. Dem neu ernannten trug, wertete der Landeshauptmann als be- sätze mehr entdecke als sein Gemeinsames. spanischen Honorarkonsul dankte er auch sonderes Zeichen. „Dabei braucht Europa gerade jetzt das Ver- dafür, daß er die Internationalität Kärntens Den Abschluß seiner Rede bildeten noch bindende, das Diplomatische, gelebten Zu- verstärke. Daß der Botschafter die beim An- einige Gedanken auf Spanisch.  sammenhalt, wie wir ihn auch hier pflegen. trittsbesuch in der Kärntner Landesregierung http://www.burg-hochosterwitz.com Grüezi us dä Schwiiz! raz, Bürgermeisteramt, Schlag 11 Uhr: GPünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk traf der Botschafter der Schweizerischen Eidgenossenschaft, S. E. Christoph Bubb, in Begleitung des Schweizer Honorarkonsuls, Georg Wolf-Schönach, zu seinem Besuch bei dem Grazer Stadtoberhaupt ein. Bürger- meister Siegfried Nagl freute sich darüber, daß Bubb im Zuge seiner Städtetour auch in Graz Halt machte und bemühte sich, seinem Gast kurz und prägnant die wichtigsten Fak- ten über die steirische Landeshauptstadt zu vermitteln. So berichtete Nagl seinem Besucher stolz, daß es Graz gelungen sei, Austragungsort der EuroSkills 2020 zu werden – ein internatio- naler Wettbewerb, bei dem hunderte junge Foto: Stadt Graz / Fischer Facharbeiter, Lernende und AbsolventInnen Der Schweizer Botschafter, S. E. Christoph Bubb (l.), überreichte Bürgermeister der Berufsbildungssysteme ihre Fähigkeiten Siegfried Nagl ein kleines Gastgeschenk aus seinem Land: ein Taschenmesser. und Leistungen in fast 50 typisch europäi- bildung nehmen wir weltweit eine führende zent derzeit so hoch wie nie), über Be- schen Berufen unter Beweis stellen werden. Rolle ein. Bei uns ist das Handwerk unbe- schäftigungsmodelle für ausländische Pfle- „Wir haben prozentuell die höchste Akada- stritten gleichwertig dem akademischen Be- gehelferInnen und den Öffentlichen Verkehr mikerquote Österreichs, die Industrie braucht ruf!“ Und auch die Jugendarbeitslosigkeit ist aus. aber dringend Kräfte. Ich hoffe, daß es uns mit zwei Prozent quasi nicht vorhanden. Abschließend trug sich der Schweizer gelingt, Lehrberufe attraktiver zu machen.“ Bubb und Nagl tauschten sich auch über Botschafter im Anschluß daran ins Goldene Ein Vorhaben, das in der Schweiz gut gelun- Integrationsprobleme und -bemühungen (der Buch der Stadt Graz ein.  gen ist, wie Bubb betonte: „In der dualen Aus- Ausländeranteil in der Schweiz ist mit 24 Pro- http://www.graz.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 40 Österreich, Europa und die Welt Russische Delegation zu Besuch im Wiener Rathaus sterreich und Wien messen den Bezie- Öhungen zur Russischen Föderation und zu seiner Hauptstadt große Bedeutung bei. Bereits vor einem Vierteljahrhundert haben Wien und Moskau das erste Kooperations- abkommen geschlossen. Beide Städte arbei- ten seit Jahrzehnten in vielen kommunalen Fragestellungen exzellent zusammen und verfügen auch im wirtschaftlichen und kul- turellen Bereich über intensive Kontakte. Auch auf Ebene des Wiener Landtages und der Moskauer Stadtduma gibt es enge Bezie- hungen, 2013 wurde ein Memorandum über die Zusammenarbeit abgeschlossen. In diesem Zusammenhang freute sich der Erste Präsident des Wiener Landtages, Prof. Harry Kopietz, besonders über den Besuch einer hochrangigen Delegation des Födera- tionsrates der Russischen Föderation unter Leitung der stv. Vorsitzenden Galina Karelo- va am 3. Mai in seinen Amtsräumen. Foto: Parlamanetsdirektion / Thomas Jantzen „Wien ist und bleibt Drehscheibe interna- Landtagspräsident Harry Kopietz mit Galina Karelova, der stellvertretenden Vor- sitzenden des Föderationsrates der Russischen Föderation, sowie weiteren Mit- tionaler Begegnungen. Die intensiven politi- gliedern der Delegation schen, wirtschaftlichen und kulturellen Kon- takte sind Spiegelbild einer besonderen Ebene der Europäischen Union und der Rus- auch im humanitären Bereich, auf einem Verbundenheit zwischen unseren Ländern sischen Föderation sieht Galina Karelova die sehr guten Weg. „Hier sehen wir noch viel und Metropolen“, betont Kopietz. Trotz des regionale Arbeit zwischen russischen Regio- Potential“, freut sich auch Karelova über die schwierigen politischen Verhältnisses auf nen und den österreichischen Bundesländern, engen Kontakte beider Länder.  Baden präsentierte sich musikalisch, kulinarisch an der Adria edes Jahr lädt der bekannte italienische JAdriaort Cervia eine Stadt ein, die Partner- schaft für die traditionsreiche Saisoneröff- nungs-Veranstaltung „Sposalizio del Mare“ zu übernehmen. Fast 10.000 Besucher nah- men heuer an diesem außergewöhnlichen Fest teil. „Wir konnten Interviews RAI UNO TV, die in ganz Italien ausgestrahlt wurden, so- wie vielen regionalen Sendern geben und Baden mit all seinen Angeboten positionie- ren“, freuen sich Stadträtin Erna Koprax und Stadtgartendirektor Gerhard Weber. Die „Meereshochzeit“ ist ein festliches Ereignis mit Eröffnungskonzert, Gottes- dienst in der Kathedrale mit dem Erzbischof, mit Fahnenwerfern am Piazza Garibaldi und Foto: Stadt Baden / Peter Artner mit einem Festumzug durch die Innenstadt Der Bürgermeister von Cervia, Luca Coffari, Badens Stadträtin Erna Koprax und bis zum Hafen. Emma Kubicek von der HLA Baden Baden konnte sich vielfältig darstellen. in italienischer Sprache die vielen Gäste über spruchs. Musikalisch begeisterten die Jun- Mit einem blühenden Blumenbeet, das nun Baden und servierten zur Verkostung Badener gen Badener Musikfreunde. Den Abschluß den ganzen Sommer über für Baden werben Qualitätsweine, regionale Schmankerln und bildete eine Zeremonie am Meer. Der Ring, wird, und im Saal Rubicone im Salzlager mit Badener Mehlspeisen, die von Badener den Baden als Partnerschaftsgeschenk über- einer Kunstausstellung von Paul Landl sowie Weinhauern und Wirtschaftsbetrieben für gab, wurde vom Erzbischof ins Meer gewor- kulinarisch und musikalisch. Die HLA Schü- diese Promotion zur Verfügung gestellt wur- fen und zahlreiche Jugendliche stürzten sich lerinnen Emma Kubicek, Nadine Hompasz den. Das Interesse der Besucher an Baden in die Wellen, danach zu tauchen.  und Anna Bauer-Wolf informierten gekonnt war enorm und erfreute sich großen Zu- http://www.baden.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 41 Österreich, Europa und die Welt Montanuniverstität Leoben veranstaltete interkulturelles Fest ereits zum neunten Mal fand am Nach- Bmittag des 20. Mai am Leobener Haupt- platz das Fest der Nationen statt. Im Mit- telpunkt der interkulturellen Veranstaltung standen Studierende der Montanuniversität aus mehr als 80 Nationen, die mit Tanz, Mu- sik und kulinarischen Leckerbissen interna- tionales Flair in die Montanstadt brachten. „Die Montanuni Leoben ist eine internatio- nale Universität. Studierende aus 80 Natio- nen lernen und forschen hier und stärken in der Steiermark sowie ihren Heimatländern die Innovationskraft von Wirtschaft und In- dustrie. Von der Begegnung der Studieren- den über die Begeisterung für das Leben in Leoben, beides führt letztlich nicht nur zur beruflichen Bildung, sondern auch zur Le- bensbildung im Allgemeinen“, betonte der steirische Landeshauptmann-Stv. Michael

Schickhofer bei der Eröffnung des Festes. Foto: Armin Russold Bei der kulturellen und kulinarischen Be- Der Rektor der Montanuni. Leoben, Wilfried Eichelseder (li.) Bürgermeister Kurt gegnung präsentieren sich die internationa- Wallner und LH-Stv. Michael Schickhofer mit Studierenden beim Fest len Studierenden der Montanuniversität in rungsängste zwischen verschiedenen Kultu- Reinerlös des Festes werden international all ihrer kulturellen Vielfalt. Das Fest wurde ren abzubauen und die Verständigung zwi- Studierende in Notsituationen unterstützt.  von der Montanuniversität und der Stadt Leo- schen den ausländischen Studierenden und http://www.unileoben.ac.at ben veranstaltet. Hauptziel war es, Berüh- der Leobner Bevölkerung zu fördern. Mit dem http://www.leoben.at Intern. Woche für Hochschulpersonal an der FH St. Pölten n der FH St. Pölten fand Mitte Mai eine AInternational Staff Mobility Week statt, bei der BesucherInnen von Partnerhochschu- len und MitarbeiterInnen der FH St. Pölten Themen des internationalen Austauschs und der Hochschularbeit diskutierten. Auf dem Programm standen unter ande- rem Workshops zum Unterstützen von Aus- tauschstudierenden zu Erfahrungen mit dem europäischen Austauschprogramm Erasmus+ und zu ausgewählten Bespielen der globalen akademischen Zusammenarbeit. In einem World Café stellten die Delegierten ihre Hochschulen vor. Michaela Moser vom Department Sozia- les der FH St. Pölten sprach in ihrer Keynote zu den Herausforderungen im Umgang mit Foto: FH St. Pölten / Mario Ingerle 26 Gäste von 19 Hochschulen in 15 Ländern waren in der FH St. Pölten zu Gast. Diversität in Europa und Studierende des Studiengangs Diätologie präsentierten ihren kommunikation, Marketing und Kommuni- mer, Leiterin des International Office der FH Film „Tales of Taste“: Sie haben den Kurz- kation, Alumninetzwerke, Campus-Medien, St. Pölten, das zu diesem Zweck vor 15 Jah- film in Kooperation mit dem International Forschung und Innovation, Wissenstransfer ren eingerichtet wurde. Office und dem Department Medien und und Wissenschaftskommunikation. Derzeit verfügt die FH St. Pölten über Digitale Technologien der FH St. Pölten er- „Die Stärkung der internationalen Vernet- 125 Partnerhochschulen in Europa, Amerika stellt und thematisieren darin länderspezifi- zung ist ein wesentlicher Schwerpunkt der und Asien. Ihre Departments organisieren re- sche Eßkulturen. FH St. Pölten. Die Fachhochschule fördert gelmäßig sogenannte „International Weeks“ Vorträge und Diskussionen widmeten den internationalen Erfahrungsaustausch von für die Studierenden und MitarbeiterInnen sich Aspekten der Hochschularbeit im inter- Studierenden und des Personals mithilfe zum Austausch mit anderen Hochschulen.  nationalen Vergleich zu den Themen Krisen- zahlreicher Programme“, sagte Barbara Zim- http://www.fhstp.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 42 Österreich, Europa und die Welt Die älteste Rebe der Welt wächst nun auch in Klagenfurt m 24. Mai präsentierte sich die Region AMaribor in Kärntens Landeshauptstadt Klagenfurt. Zur offiziellen Eröffnung durch Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz waren neben ihrem Amtskollegen aus Mari- bor, Bürgermeister Andrej Fištravec, auch Vertreter der Wirtschaftskammer Maribor so- wie der slowenische Generalkonsul in Klagen- furt, Milan Predan, anwesend. Am Neuen Platz boten Weinbauern und regionale Pro- duzenten ihre Schmankerln an: Kürbischips, Pralinen aus Kürbissamen, Kürbiskernöl, Roggen- und Nussbrot, Bio-Sprossenkohl- chips, Marmeladen aus Süßwein, sowie Weingelee und Honig. Dazu gaben das Weingut Kušter (Svešina - Kungota), Wein- gut Mulec (Jakob - Pesnica), Weingut Zor- Foto: StadtPresse / Spatzek, Walter Fritz jan, das „Haus der Alten Rebe“ (Hiša Stare Pflanzten gemeinsam die »alte Rebe« im Weingarten der Landeshauptstadt Klagen- trte) und „Weine M“ (Hoèe - Slivnica) Kost- furt (v.l.): Dompfarrer Peter Allmaier, Stane Kocutar (»Hüter der ältesten Wein- proben ihrer edlen Tropfen. rebe«), Bürgermeister Andrej Fištravec, Stadtrat Otto Umlauft, Stadtrat Frank Frey, Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz, Generalkonsul Milan Predan und Nun wächst im Weingarten der Landes- Helmut Unterkofler (Weinbauverein »Vinum Carinthie«) hauptstadt die älteste Weinrebe der Welt, die als solche auch im Guiness-Buch der Rekor- Gemeinsam mit Bürgermeisterin Mathia- wurde am Nachmittag die „alte Rebe/stara de steht. Als besonderes Geschenk aus Mari- schitz, den Stadträten Frank Frey und Otto trta“ auf dem Südhang über dem Metnitz- bor mitgebracht hat sie der „Herr der ältesten Umlauft, Generalkonsul Predan und dem strand eingepflanzt. Dompfarrer Peter All- Weinrebe“, Bürgermeister Fištravec. Kärntner Weinbauverein „Vinum Carinthie“ maier sorgte noch für den Segen von oben.  Belgischer »Kronenorden« für KHM-GD Sabine Haag ine hohe Auszeichnung des Belgischen EKönigsreichs wurde Sabine Haag, Gene- raldirektorin des Kunsthistorischen Mu- seums in Wien, am 29. April vom belgischen Botschafter Willem Van de Voorde verliehen, der ihr die Auszeichnung „Kommandeur des Kronenordens“ überreichte. Sie erhielt den Orden in Anerkennung der guten Beziehun- gen, die das Kunsthistorische Museum mit Belgien und Flandern seit vielen Jahren pflegt. Haag wurde für ihr künstlerisches Engagement und für die erfolgreiche und langjährige Zusammenarbeit mit belgischen Museen und Kunstexperten bedankt. „Die historischen Verbindungen zwi- schen unseren beiden Ländern sind eine soli- de Basis für die vielen Projekte des Kunst- historischen Museums mit Partnern in Bel- Foto: Belgische Botschaft / KHM-Museumsverband gien und der Region Flandern, die diese Ach- v.l.: Baronin Willem Van der Voord, Generaldirektorin Sabine Haag, Botschafter se mit Freude und Kreativität in die Ge- Willem Van der Voorde und David Maenaut, Repräsentant der Flämischen Re- gierung genwart fortführen“, so Haag in ihrer Dan- kesrede. der Gemäldegalerie des KHM oder 2015 ein Jahr eine Leihgabe aus einer flämischen Das Kunsthistorische Museum hat diesem „Fäden der Macht“ zu den flämischen Tapis- Sammlung in der Kunstkammer. Themenkreis seit dem Amtsantritt der Gene- serien. 2017 plant das Kunsthistorische Museum raldirektorin 2009 wichtige Ausstellungen Das Kunsthistorische Museum und die eine große Ausstellung zu Rubens und 2018 gewidmet: Karl der Kühne und die burgun- Flämische Regierung zeigen seit 2013 im eine internationale Großausstellung zu Pieter dische Hofkunst 2009, 2011 war ein moder- Rahmen einer mehrjährigen Kooperation un- Bruegel d. Ä.  ner belgischer Meister – Jan Fabre zu Gast in ter dem Titel „Flandern zu Gast“ jeweils für http://www.khm.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 43 Österreich, Europa und die Welt Automobilzulieferer beeindrucken bei Jaguar Land Rover Unternehmen aus dem Netzwerk des 21Automobil-Clusters (AC) der oö. Wirtschaftsagentur Business Upper Austria präsentierten ihre Produkte und Technolo- gien bei Jaguar Land Rover (JLR) in Eng- land. Der Lieferanten-Innovationstag, orga- nisiert durch den AC gemeinsam mit dem AC Styria, dem AußenwirtschaftsCenter der WKO und Bayern Innovativ, war ein großer Erfolg für beide Seiten: Die Resonanz bei Jaguar Land Rover war hervorragend. „Großbritanniens Automobilindustrie be- findet sich im Aufwind. Für oberösterreichi- sche Unternehmen ist der Besuch bei Jaguar Land Rover eine große Chance, an diesem

Aufschwung teil zu haben“, betonte Wirt- Foto: Automobil-Cluster schafts-Landesrat Michael Strugl. v.l.: Callum Patterson, Internationalisierungsexperte von JLR, Wolfgang Komatz, Wie bei allen bisher organisierten Liefe- Manager des Automobil-Clusters OÖ, Gary Kirtley-Pain, Verkaufsdirektor von JLR ranteninnovationstagen des AC kam es zu tiefgreifenden Gesprächen. Eine konkrete Während man bei Messen an mehreren intensiven Gesprächen und einige Firmen gemeinsame Projektidee steht bereits im Tagen Besucher unterschiedlicher Kunden konnten sich bereits über eine Einladung zu Raum. Durch Eigenakquise ist es meist nicht trifft, sind Lieferanteninnovationstage auf weiterführenden Verhandlungen freuen: „Für möglich, bei so großen Unternehmen sofort jeweils einen Gastgeber konzentriert. Die die MIBA Coating Group war dieses Treffen mit den richtigen Personen in Kontakt zu tre- nächsten finden im Juni bei MAGNA Steyr sehr zielführend. Wir konnten mit den für ten“, ist Markus Huber, der die Technologien Fahrzeugtechnik in Graz (15.) und bei Re- uns richtigen Ansprechpartnern seitens JLR der MIBA Coating Group bei Jaguar Land nault Nissan in Paris (29.) und statt.  Kontakt aufnehmen und es kam durchaus zu Rover präsentierte, überzeugt. http://www.biz-up.at Neue Direktverbindungen Wien – Paris-Charles de Gaulle ueling bietet eine neue Route von Wien Vnach Paris-Charles de Gaulle an. Die spanische Airline verbindet Wien bis zu fünf- mal wöchentlich Paris. Im Rahmen des Erstflugs wurde die neue Verbindung am 4. Mai, von Ulla Siebke, Country Manager Germany & Austria Vueling und Belina Neumann, Leitung Aviation Marketing der Flughafen Wien AG, offiziell eröffnet. „Die französische Hauptstadt gilt als eine der meistbesuchten Städte weltweit und ist wichtiges Wirtschafts- und Tourismuszent- rum. Mit der neuen Direktverbindung ist Pa- ris ab sofort noch besser erreichbar“, freut sich Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG, über die neue Verbindung.

Ulla Siebke über die Destinationserweite- Foto: Flughafen Wien AG rung: „Vueling verbindet Europa! Wir freuen v.l.: ein Vueling-Pilot, Belina Neumann, Leitung Aviation Marketing der Flughafen uns, unseren Passagieren eine weitere euro- Wien AG, Ulla Siebke, Country Manager Germany & Austria Vueling, ein Vueling-Pilot päische Destination vom Flughafen Wien woch, Donnerstag, Freitag und Sonntag star- Europa, dem Mittleren Osten und Nord- aus anbieten zu können. Neben unseren be- tet die Airline um 12:20 in Paris-CDG und afrika – mit erstklassigem Service zu hervor- stehenden Routen nach Barcelona und Rom, landet um 14:10 in Wien, der Rückflug star- ragenden Preisen. Vueling hat insgesamt 14 bildet Paris eine tolle Ergänzung für Ur- tet um 15:05 in Wien und kommt um 17:10 Standorte, beförderte bisher über laubs- und Businessreisende, die effiziente in Paris an. 50 Millionen Geschäftsreisende und Ur- und innovative Dienstleistungen für günstige Vueling startete 2004 in Spanien mit zwei lauber und gilt als eine der pünktlichsten Preise genießen wollen.“ Airbus A320 und vier Strecken. Heute be- Airlines der Welt.  Fünfmal wöchentlich verbindet Vueling dient die größte Airline am Flughafen Barce- http://www.viennaairport.com Wien mit Paris-CDG. Jeweils Montag, Mitt- lona über 200 Routen zu 100 Zielen in ganz http://www.vueling.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 44 Österreich, Europa und die Welt Austrian American »Eat, drink and be merry« Short Film Festival Foto: BMEIA / Kulturforum New York it der ersten Ausgabe des „Austrian MAmerican Short Film Festivals" (AASFF) stellte das Österreichische Kultur- forum New York vom 27. bis 29. April Kurz- filme junger aufstrebender FilmemacherIn- Foto: BMEIA / Kulturforum Teheran nen in den Mittelpunkt. Von KF-Direktorin »Holler my Dear« servierte in Teheran einen lukullisch-musikalischen Leckerbissen. Christine Moser und Kuratorin Stephanie Falkeis initiiert und in Kooperation mit drei m 27. und 28. April 2016 servierte die aber stets gut abgeschmeckt, Musik, in der New Yorker und drei Wiener Universitäten Aderzeit in Berlin lebende österreichi- sich Jazz, Folk, Pop und Weltmusik-Anklän- organisiert, bietet das AASFF eine neue sche Formation „Holler my Dear“ einem be- ge fein mischten: Diversität als Programm, Plattform für den Film-Nachwuchs in Öster- geisterten Publikum am Österreichischen Kul- sowohl in Bezug auf die Herkunft der Mu- reich und den USA und vernetzt so die Wie- turforum Teheran ein köstliches musikalisches sikerInnen (Österreich, Rußland, Deutsch- ner und die New Yorker Filmszene miteinan- Dinner bestehend aus Songs aus ihrem neuen land, Großbritannien), als auch im Hinblick der. Album „Eat, drink and be merry“. Laura auf den Musikstil! Höhepunkt war die Dar- Den Vorsitz der diesjährigen Jury hatte Winkler (Gesang), Lucas Dietrich (Bassuku- bietung eines im vorangegangenen Kompo- die österreichische Regisseurin Jessica Haus- lele), Valentin Butt (Akkordeon), Elenea sitionsworkshop am Kulturforum erarbei- ner inne, die gemeinsam mit ihrer amerika- Shams (Schlagzeug) und Stephen Molchans- teten Songs, bei dem auch noch neun irani- nischen Kollegin Sara Driver und dem Chef- ki (Trompete, Gesang) präsentierten gut por- sche MusikerInnen auf die Bühne kamen.  kurator des Museum of the Moving Image tioniert, manchmal fein, manchmal deftig, http://www.austria-iran.com New York, David Schwartz, die drei besten österreichischen wie auch amerikanischen »Styrian Art Goes Istanbul« Kurzfilme auszeichnete. Die Filmvorführun- gen wurden von einem umfassenden Festi- valprogramm inklusive Masterclass mit Jes- sica Hausner begleitet. Patrick Vollrath, der mit seinem Kurzfilm „Alles wird gut“ („Everything will be OK“) 2016 für einen Oscar nominiert war und 2015 den Preis für den besten Österreichischen Kurzfilm er- hielt, war „Filmmaker in Residence“ und präsentierte seinen Kurzfilm. Die sechs prä- mierten Kurzfilme liefen am 1. Mai 2016 in den Anthology Film Archives in New York und werden in den kommenden Monaten bei weiteren Partnen des AASFF gezeigt (u.a. Foto: BMEIA / Kulturforum Istanbul im Museum of the Moving Image im Juni Gruppenausstellung von zehn VertreterInnen steirischer Gegenwartskunst und beim „Frame[o]ut Festival“ im Mu- m 3. Mai eröffnete eine Ausstellung mit Die Unterstützung des Landes Steier- seumsQuartier im Juli).  A50 Arbeiten von zehn steirischen Künst- mark, des oststeirischen Familienunterneh- http://www.acfny.org lerInnen im Österreichischen Kulturforum mens KAPO, von Turkish Airlines sowie an- Istanbul. Kuratiert vom Kulturbeauftragten derer Sponsoren machte dieses ambitionierte der Stadt Weiz, Georg Köhler, sowie von Jo- Projekt erst möglich. In einer Live-Perfor- hann Baumgartner vom Seminarhaus Steier- mance setzte Walter Gerhold seine Eindrücke markhof in Graz, ist die Ausstellung „Styrian von Istanbul künstlerisch um. Musikalisch Art Goes Istanbul“ ein kraftvolles Statement begleitet wurde die Performance von einem steirischer Gegenwartskunst in der dynami- österreichisch-türkischen Duo.  schen Kunstmetropole Istanbul. http://www.bmeia.gv.at/kf-Istanbul

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 45 Österreich, Europa und die Welt Wiener Walzermusik für guten Zweck »Ich habe immer gestört…« Foto: BMEIA / Österreichische Botschaft Brasilien Benefiz-Tournee der »Original Wiener Strauss Capelle« in Brasilien ie Österreichische Botschaft Brasilia lud GAAC. In Brasilia wurden Walzer, Oper und Ddie „Original Wiener Strauss Capelle“ Operette für einen guten Zweck im „Teatro vom 1. bis 8. Mai zu einer Benefiz-Tournee Poupex“ und in der Österreichischen Bot- nach Brasilien ein. Das Auftaktkonzert fand schaft geboten. Der Erlös beider Konzerte im Gouverneurspalast von Goiânia statt. In ging an die Organisation „Abrace“, die Fa- Belém gab es im historischen „Theatro da milien von krebskranken Kindern unterstützt.

Paz“ und ein Open-Air-Konzert zum 400. Den Schlußpunkt setzte ein Open-Air-Konzert Foto: BMEIA / Beletrina Gründungsjahr von Belém. Der Reinerlös im Museu Oscar Niemeyer in Curitiba für m 10. Mai fand mit Unterstützung des des Konzertes im „Teatro Amazonas“ in Ma- das Kinderspital Pequeno Principe.  AÖsterreichischen Kulturforums Laibach naus ging an die Kinderkrebshilfeorganisation http://www.bmeia.gv.at/brasilia und in Zusammenarbeit mit dem Beletrina Verlag ein Literatursymposium zu Thomas Bernhard mit dem Titel „Ich habe immer ge- Indisputable Evidence? stört und ich habe immer irritiert“ (Zitat aus „Der Keller“, 1976) statt. Moderiert wurde dieses vom bekannten slowenischen Schrift- steller Aleš Šteger. Der österreichische Li- teraturwissenschaftler Klaus Zeyringer sprach dabei über „Internationale Rezeption der Wer- ke von Thomas Bernhard“ und ging vor allem auf die Rezeption Bernhards in Frankreich ein – dies sowohl im Lichte der politischen Entwicklungen in Österreich als auch in Frankreich. Der slowenische Schriftsteller, Germanist, Übersetzer und Redakteur Janko Birk stellte die Frage: „Wie real ist die Rea- lität bei Thomas Bernhard?“ und ging in Foto: erster Linie auf dessen Widersprüchlichkeit ie Reduktion von Fotografie auf das We- ohne Ablenkung und zur Gänze zu internali- und unterschiedlichen Facetten ein. Die Ge- Dsentliche sowie ein konsequent minima- sieren. schichtswissenschaftlerin, Soziologin, Über- listischer Ansatz kennzeichnen die Arbeiten Krista Kim interessiert sich in ihrer Ar- setzerin und Publizistin Neda Pagon wiede- des Österreichers Wolfgang Sagmeister und beit für die digitalen Techniken und deren re- rum sprach zum Thema „Satire und Zynis- der Kanadierin Krista Kim, die seit 10. Mai volutionären Auswirkungen auf die mensch- mus bei Thomas Bernhard“ und beleuchtete im Österreichischen Kulturforum Washington liche Wahrnehmung, für Medien, für soziale auf humorvolle Weise die soziologischen und zu sehen sind. Bei dieser seiner ersten Aus- Strukturen und für Kommunikation ganz all- psychologischen Aspekte von Leben und stellung in den USA verbindet Sagmeister gemein. In ihren primär installativen Arbeiten Wirken Thomas Bernhards.  zwei Foto-Serien: „Die sieben Stationen des bringt sie ihr digitales Bewußtsein zum Aus- http://www.austrocult.si Kreuzweges“ und „Licht". Der Fokus dieser druck und hinterfragt ästhetische Prinzipien. Arbeiten, die bis 27. Mai im Kulturforum zu Sie gehört zu den ProponentInnen des „Te- sehen waren, liegt im Minimalismus: Durch chism“, einer Bewegung, die technologische die Reduktion der Fotografien möchte der – wie auch philosophische – Innovationen Künstler jedwede externe Ablenkung aus- mit dem (Er)Schaffen von Kunst(werken) schalten, um den BetrachterInnen die Mög- miteinander in Einklang bringen möchte.  lichkeit zu geben, das abgebildete Thema http://www.acfdc.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 46 Österreich, Europa und die Welt Tiroler Technologie weltweit erfolgreich Die innovative Technologie der der Universität Innsbruck zur Abwasserreinigung wurde gemeinsam mit dem US-Wasserdienstleister DC Water weiterentwickelt und vermarktet. Für die Kläranlage von Washington DC wird die bisher größte DEMON®-Anlage errichtet. as DEMON®-Verfahren wurde bereits Dvor elf Jahren entwickelt und von der Universität Innsbruck zum Patent angemel- det. Inzwischen wird die Technologie in rund 70 Abwasserbehandlungsanlagen weltweit erfolgreich eingesetzt. Nun wird in Kürze mit dem US-Unternehmen DC Water ein Ab- kommen unterzeichnet, das die gemeinsame Weiterentwicklung und Vermarktung der Technologie vorsieht. Der neue Partner der Innsbrucker Umwelttechniker errichtet gera- de die bisher größte Anlage zur Deammoni- fikation im Klärwerk Blue Plains in Wa- shington, DC. Ähnliche Anlagen werden der- zeit in Stockholm, Singapur, Yokohama und Jerusalem geplant und gebaut. Die zahlrei- chen DEMON®-Anlagen in Nordeuropa wurden vom langjährigen Lizenznehmer Sweco, früher Grontmij, errichtet, und diese Foto: DC Water Partnerschaft wird in einem neuen Vertrag Die Kläranlage Blue Plains (Washington DC) behandelt täglich 1,5 Mio m3 Abwasser erweitert. und produziert in der neu errichteten Anlage zur Schlammfaulung (grüner Kreis) „Das DEMON®-System ist vor allem für 10 MW elektrische Leistung. Die daraus entstehende Ammonium-Rückbelastung © Kläranlagen interessant, die an ihre Kapazi- wird durch die in Bau befindliche DEMON -Anlage abgefangen (roter Kreis). tätsgrenzen gelangen, denn die Verarbeitung von Ammonium-haltigen Abwässern kann da- mit deutlich intensiviert werden“, erklärt Mit- entwickler Bernhard Wett, warum viele Groß- städte Interesse an dem Verfahren haben.

Energieeffizient, umweltfreundlich und weltweit gefragt Die DEMON®-Technologie nutzt ein bio- logisches Verfahren, um große Mengen an Ammonium aus den Abwässern zu entfer- nen. „Die technische Umsetzung ist aller- dings schwierig, weil die dabei eingesetzten Anammox-Bakterien extrem langsam wach- sen und sehr sensibel reagieren“, sagt Wett. „Die erste dieser Anlage haben wir in der Kläranlage Strass im Zillertal erfolgreich um- Foto: ARAconsult gesetzt. Diese konnte als erstes Klärwerk Ausschnitte von der Trommelsiebinstallation für die Anreicherung der leuchtend roten Granulen von Anammoxbakterien im verbesserten System für die kontinu- weltweit energieautark betrieben werden. ierliche Deammonifikation an der Kläranlage Strass. Sie ist daher ein Prototyp für unser Verfah- ren, der international große Beachtung fin- Innsbruck ist die Entwicklung und Vermark- Technologie unterstützen und damit den Er- det.“ Die innovative Technologie benötigt 60 tung dieses Patents eine Erfolgsgeschichte“, folg auch für die Zukunft sichern.“  Prozent weniger Energie als konventionelle betont Rektor Tilmann Märk. „Die nun ver- http://www.uibk.ac.at Verfahren und anders als diese auch keine einbarte Zusammenarbeit mit dem US-Un- https://www.dcwater.com chemischen Zusätze. „Für die Universität ternehmen wird die Weiterentwicklung der http://www.sweco.nl

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 47 Österreich, Europa und die Welt Wie Wüstensöhne Sand schaufeln Die Universalfräse Start-up-Unternehmens NG Green kann nicht nur Schnee, sogar im gefrorenen Zustand, sondern auch Sand, Erde, Schüttgut und Getreide befördern. In den Arabischen Emiraten will man damit Geleise freischaufeln… Foto: NG Green Innovations GmbH Der Fräsinator eco 3.0 kann ganzjährig und energieeffizient eingesetzt werden – zum Aufsammeln und bei Transport und Verladung jeder Art von Schüttgut wie z.B. Schnee, Sand, Kompost, Mais, Getreide, Hackschnitzel, usw., usw.

er Fräsinator eco ist eine Multifunk- Was kann er, was andere nicht können? Stellen Sie sich vor… Dtionsfräse, die es so noch nicht gegeben  Er schafft bis zu 50 m3 Schüttgut in 5 Mi- …es gäbe eine Maschine, die alles kann. Eine hat: Vom Prinzip her ähnelt er einer her- nuten, Maschine, die zeiteffizient und kostengün- kömmlichen Schneefräse – doch der Fräsi-  er ist auch bei sehr schwerem und festge- stig arbeitet und dabei auch noch gut für die nator eco 3.0 ist, wie sein Vorgänger (Fräsi- frorenem Schnee effizienter als her- Umwelt ist. Zugegeben, alles kann der Fräsi- nator eco 2.5), ganzjährig einsetzbar. Er sam- kömmliche Fräsen. nator eco 3.0 nicht, Ihren Kaffee müssen Sie melt, transportiert und verlädt jede Form von  er ist perfekt für das Verladen und Be- auch in Zukunft selber kochen. Doch wenn Schüttgut. Durch ein neuartiges Antriebsver- fördern von Mais, Hackschnitzel, Kom- es um die rasche und schonende Bewegung fahren läuft diese Multifunktionsfräse mit post, Getreide und Futtermittel, von Schüttgut geht, ist der Fräsinator eco 3.0 nur 250 Umdrehungen pro Minute (herkömm-  beweist Vielseitigkeit durch einen ver- unschlagbar. Durch ein neuartiges Rotations- liche Fräsen laufen mit über 1000 UPM). Da- stellbaren Teleskop-Kamin, verfahren, der NG Green Technology (ent- durch ergibt sich bei gleicher Leistung eine  durch problemlosen Auswurf von Schütt- wickelt und patentiert von der niederöster- Energieeinsparung von bis zu 70 Prozent. gut bis neun Meter Höhe schafft er Raum reichischen Firma NG Green Innovations Hauptabnehmer dieser vielfältig einsetz-ba- in Lagerhallen und GmbH) ist er so gut wie überall einsetzbar ren Maschine sind Landwirte, Agrar- und  bringt bis zu 70 Prozent Energieeinspa- und im Vergleich zu herkömmlichen Fräsen Kommunalbetriebe. Die Leistung des Träger- rung bei gleicher Leistung im Vergleich arbeitet er schneller, umweltfreundlicher und fahrzeuges liegt zwischen 100 und 300 PS. zu herkömmlichen Schneefräsen. ist um einiges leistungsstärker.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Advertorial ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 48 Österreich, Europa und die Welt

4 in 1 Der Fräsinator eco 3.0 ist ein Multifunk- tionstool. Teure Arbeitsgeräte wie Teleskop- lader, Schneefräse, Kompostwender oder Schaufelbagger vereint der Fräsinator eco 3.0 in einer Maschine. Die Anschaffungskosten können somit im Vergleich relativ gering ge- halten werden.

Wir bewegen die Massen Ob Schnee, Sand, Hackschnitzel, Futter- mittel oder Erde – der Fräsinator eco 3.0 ackert sich mühelos durch jede Art von Schüttgut. Durch die automatische Niveau- regulierung ist er beinahe überall einsetzbar und macht auch bei extremsten Wetterbedin- gungen oder hartem Schnee nicht schlapp – ein universelles Kraftpaket für jede Situa- tion. Er hat aber auch seine sanften Seiten. Durch die geringe Drehzahl der Einzugs- © NG Green Innovations GmbH schnecken (250 UPM) befördert der Fräsi- Planstudie zum »Innenleben« des Fräsinator eco 3.0 nator eco 3.0 jede Art von Schüttgut extrem schonend. Deshalb können Sie mit dem Frä- sinator eco 3.0 mit seiner verringerten Dreh- an Kosten, sondern schonen auch die Um- sinator eco 3.0 zum Beispiel auch Getreide, zahl eine höhere Auswurfleistung als her- welt. Mais und andere sensible Rohstoffe pro- kömmliche Fräsen. Vergleichsanalysen haben blemlos aufsammeln, transportieren und ver- gezeigt, daß das weltweit patentierte Schleu- Das Geheimnis dahinter… laden. derrad dabei zwei Drittel weniger Kraftauf- …steckt im Aufbau des patentierten Aus- wand benötigt. Durch die leicht angewinkel- wurfrades - der NG Green Technology. Es ist Geringe Drehzahl = geringe Leistung? te Schaufelhaltung arbeitet der Fräsinator das Kerstück der Erfindung. Herkömmliche Nein, im Gegenteil. Im Gegensatz zu her- 3.0 im Vergleich zu seinem Vorgänger noch Fräsen arbeiten deshalb so ineffizient, weil kömmlichen Auswurfrädern erzielt der Frä- effizienter – so sparen Sie nicht nur einiges die Schaufeln das Schüttgut direkt in die Foto: NG Green Innovations GmbH Der Fräsinator eco 3.0 schafft Raum in Lagerhallen: durch den Auswurf von Schüttgut auf eine Höhe von bis neun Meter

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Advertorial ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 49 Österreich, Europa und die Welt

Noch Fragen? Gerne können Sie das NG Green-Team kontaktieren, um noch weitere Informatio- nen zu erhalten. Auch bei spezifischen Fra- gen berät man Sie gerne. Der Fräsinator eco 3.0 kann ab sofort und weltweit bestellt wer- den.

Technische Ausführung  geringe Geräuschentwicklung: 73,6 dB  Schutz der Komponenten durch Drehmo- ment-Sicherungen,  beidseitiges Wendegetriebe (geeignet für Heck- und Frontbetrieb),  hydraulische Auswurfeinstellung,  verstellbarer Auswurfkamin in verschie- denen Ausführungen,  durch Modulbauweise alle Teile aus- tauschbar,  Eingangsdrehzahl: 1.000 UPM,  Leistung des Trägerfahrzeuges:100 bis 300 PS,  1,6 t Gewicht,  bis zu 3.000 m3/h Auswurfleistung,  2-15 km/h Arbeitsgeschwindigkeit,  Schürfleiste und Verschleißteile aus Har- doxx,  Bedienung: Hydraulisch / Elektrohydrau- lisch.

Weltweite großes Interesse Neben den Arabischen Emiraten interes- sieren sich auch Pipeline-Firmen zum Frei- halten der Bohrlöcher von Sand für die Inno- vation aus Kirchberg. Da man mit dem Gerät auch Lagerhallen bis zum Dach befüllen kann und so den Raum optimal ausnützt, hat auch zum Beispiel eine Bauerngenossen- schaft aus Magdeburg ihr Interesse angemel- Fotos: NG Green Innovations GmbH det. Bild oben: Durch die geringe Drehzahl der Einzugsschnecken (250 UPM) befördert Eine Universalfräse ist ab 42.000 Euro der Fräsinator eco 3.0 auch Schüttgut wie Mais extrem schonend. erhältlich, die jährliche Produktionskapazität Bild unten: Der Fräsinator kann sogar gefroreren Schnee »schaufeln«. mit Partnern beträgt 1.000 Stück. Derzeit Innenwände der Schleuderkammer drücken. wirkt sich letztendlich auch auf die Größe wird eine Akku-Fräse zur Serienreife ge- Dadurch entsteht Reibung, die wiederum des Fräsinator eco 3.0 aus: Das Design ist bracht, die unabhängig von einer Zugma- hohen Energieaufwand verursacht. Das pa- kompakt und je nach Einsatzgebiet variabel. schine betrieben werden kann. tentierte Beschleunigungs-Rad des Fräsina- Für 2016 peilt das Start-Up-Unternehmen tor eco 3.0 kann beidseitig befüllt werden, da Kleines Energiebündel mit zwei Mitarbeitern eine Exportquote von es sich auf der selben Welle wie die Fräs- Durch das kompakte Design ist der Frä- 75 Prozent an. Lizenzvergaben, vorerst für schnecke befindet. Durch die optimale Nut- sinator eco 3.0 sowohl für kleine als auch für Europa und dann weltweit, sind in Vorbe- zung physikalischer Prozesse beschleunigen große Anbaugeräte geeignet. Mit dem Fräsi- reitung.  die Schaufeln des Schleuderrades in der Um- nator eco 3.0 hat die niederösterreichische drehung ohne externe Krafteinwirkung. Firma NG Green Innovations GmbH somit Kontakt Anders als bei herkömmlichen Fräsen eine Multifunktionsfräse entwickelt, die den NG Green Innovations GmbH geht somit nur wenig Energie verloren, auch Landmaschinenmarkt revolutioniert. Im Ver- St. Pöltner Straße 95 die Geräuschentwicklung während des Be- gleich zu seinem Vorgänger, dem Fräsinator A-3204 Kirchberg an der Pielach triebes ist relativ gering. Außerdem ist die eco 2.5, ist der Fräsinator eco 3.0 auch für mailto:[email protected] Multifunktionsfräse dank technischee Präzi- größere Trägerfahrzeuge (300 PS+) geeig- http://www.ng-green.com sionsarbeit sehr wartungsarm. Diese Effizienz net. http://www.fraesinator.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Advertorial ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 50 Österreich, Europa und die Welt Von Wien nach Tauranga Die Wienerin Birgit Anna Krickl ist nach reiflicher Überlegung vor 20 Monaten nach Neuseeland ausgewandert. Sie wird sich in monatlichen Kolumnen mit kleinen und feinen Kulturunterschieden zwischen Österreich und ihrem Gastland ausein- andersetzen. Folge 14: Sandras Geschichte – Teil 2. Foto: Birgit Anna Krickl Ein Blick auf die Kleinstadt Wanaka auf der Südinsel von Neuseeland am Südostende des Lake Wanaka.

m diesem Beitrag möchte ich die Ge- zwischen uns, diese kann man nicht inner- loslassen, damit ich hier Fuß fassen konnte. Ischichte meiner Freundin Sandra zu Ende halb von zwei Jahren woanders aufbauen. Die Das war nicht einfach für mich und im führen. Ich lernte die gebürtige Deutsche vor Verbindung ist noch immer da, auch wenn ersten Jahr hier habe ich noch sehr viel zwi- ungefähr einem Jahr kennen, zu dem Zeit- ich so weit weg bin. Trotzdem muß ich auch schen Deutschland und Neuseeland vergli- punkt war ich gerade frisch nach Hamilton ein Stück weit los lassen. Am Anfang war es chen: Was hatte ich zu Hause? Was hab ich gezogen. Wir verstanden uns auf Anhieb und schwierig für mich los zu lassen, weil ich jetzt hier? Und das streßte mich, denn es es entwickelte sich schnell eine wertvolle noch ein Stück weit Teil sein wollte von Zu- kann natürlich nicht beides gleich sein. Ich Freundschaft. Auch sie ist vor einiger Zeit hause und gleichzeitig mußte ich ein Stück habe hier viele Sachen, die ich zu Hause nach Neuseeland gekommen, ihre Geschich- nicht hatte, die mir aber mehr geben – dafür te hatte einen anderen Verlauf als meine und hatte ich zu Hause andere Sachen. Vor allem ich war beim Zuhören sehr berührt von San- Familie, materielle Dinge und solche, die Si- dras Erzählungen: cherheit geben, hatte ich zu Hause mehr und „Seit Beginn 2014 lebe und arbeite ich in hier in Neuseeland sind die Werte auf ande- Hamilton, einer Kleinstadt auf der Nordinsel re Sachen gelegt. Ich habe in diesem Prozeß Neuseelands. gelernt, daß keines besser oder schlechter ist. Ich bin noch nicht bereit, wieder nach Beide Systeme sind in Ordnung, sie sind nur Hause zu gehen. Viele Leute fragen mich, ob einfach anders. ich für immer hier bleiben möchte, doch das So, wie ich von meiner Persönlichkeit her ist schwierig zu beantworten. Ich kann sa- bin, passe ich im Moment wohl besser hier- gen, je länger ich hier bin, desto mehr fühle her. Ich fühle mich hier in diesem System ich mich hier zu Hause und desto mehr fühle wohl und je länger ich hier bin, desto mehr ich mich wohl hier. Anfangs war es schwie- nehme ich das auch an. In Deutschland wächst riger, weil ich noch viel mehr an zu Hause man mit bestimmten Werten auf und die sind gebunden war. Damit meine ich Familie und dann in mir drin, die Sicherheit zum Beispiel. Freunde, die vermisse ich am meisten und Es ist schwer, das loszulassen. Und hier wach- die kann man auch nicht ersetzen. Ich habe sen die Leute mit anderen Werten auf, wie

in Deutschland einen wunderbaren Freun- Foto: privat die Kinder zum Beispiel mit großem Selbst- deskreis und da ist eine starke Verbindung Birgit Anna Krickl bewußtsein und Selbstvertrauen auf und die

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 51 Österreich, Europa und die Welt

Menschen haben dieses Positive und Freund- liche. Die Menschen zu Hause haben das auch, aber es ist anders. Ich fühle mich hier als Teil von diesem System und ich habe mich hier in Neuseeland noch nie als anders oder als Ausländerin gefühlt, obwohl ich eine Aus- länderin bin. Viele Leute fragen mich, was es ist, das Neuseeland so einzigartig macht – es sind wahrscheinlich viele Sachen. Ich kann es nur so beschreiben, daß sich mein Herz hier wohl- fühlt und ich das Gefühl habe, daß ich hier glücklich bin, ich bin bei mir angekommen, ich fühle mich ganz und im Reinen mit mir. Ich war in der Zwischenzeit einmal zu Hause, um meine Familie und Freunde zu besuchen und auch um zu sehen, wie es sich anfühlt, wieder zuhause zu sein. Ich fragte mich: Werde ich zuhause ankommen und viel- leicht endlich in Deutschland bleiben wol- Foto: Birgit Anna Krickl len? Habe ich genug von dem Abenteuer Sandra in »Ekatahuna«, einer 579 Einwohner zählenden Kleinstadt im Tararua- Distrikt auf der Nordinsel Neuseelands. Neuseeland? Es war unglaublich schön Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu tine. Trotzdem ist es ein Stück weit noch ein kommt. Ich denke, solange das Land gut zu verbringen. Interessanterweise verglich ich Abenteuer, weil ich in einem anderen Land mir ist, solange es mich haben will und so- auch wieder sehr viel zwischen den beiden lebe. Jeden Tag kann ich noch neue Sachen lange ich mich wohl fühle, werde ich hier Ländern, versuchte pro und kontra abzuwä- lernen und entdecken, und schon alleine in bleiben. Wenn es aus irgendwelchen Grün- gen. Am Ende hat Neuseeland gewonnen, einer anderen Sprache zu leben ist aufregend. den nicht so sein soll, dann soll es nicht so mit allen Hürden die es zu überwältigen gibt, Zum Beispiel lernen mir meine Arbeitskol- sein und dann ist es auch gut. wenn man eben ans andere Ende der Welt legInnen gerade Sprichwörter und ich mer- Ich bin wirklich dankbar für all die Er- geht. Am Ende meines Besuches fühlte es ke, wenn Leute Witze erzählen, verstehe ich fahrungen, die ich bisher hatte. Und ich bin sich letztlich wie ein Besuch an. Auch wenn sie plötzlich und es ist lustig für mich. All dankbar für die Leute, die mich auf meinem es schwer war, den Zurückgebliebenen Le- dies gefällt mir und es ist gleichzeitig eine Weg begleitet haben oder die mich jetzt be- bewohl zu sagen, war ich bereit und es war Herausforderung. gleiten. Ich bin dankbar für die wundervol- gut. Es war eine schöne Erfahrung, doch ich Zusätzlich probiere ich neue Sachen aus, len Freundschaften die ich erfahren darf. freute mich, wieder nach Neuseeland zu zum Beispiel habe ich gelernt, Ukulele zu Warum Neuseeland? Es ist ein Land, mit- kommen. Gleichzeitig bricht es mir fast das spielen, ich entdeckte die Liebe zum Wan- ten im Nirgendwo. Es hat diese Ruhe, diese Herz, wenn ich meinen Eltern sagen muß, dern und vor kurzem habe ich einen Tanz- Natur. Jeder kann hier so sein, wie er ist und ,ich gehe jetzt wieder und ich fühle mich kurs begonnen. Am Wochenende fahre ich die Leute bewerten dich nicht. Jeder ist indi- wohl, da wo ich bin‘. Ich hab das Gefühl, ich gern an den Strand und gehe am Meer spa- viduell und hier wird Integration gelebt. lasse meine Eltern zurück und ich weiß, es zieren. Ich habe hier in Neuseeland auch ge- Mein Herz fühlt sich hier wohl, meine Seele ist schwer für sie, weil ich ihre einzige Toch- lernt mir selbst mehr zu vertrauen und zuzu- ist hier in Ruhe. Es berührt und ich kann es ter bin. Ich bin so weit weg von ihnen und es trauen, unter anderem weil die Menschen nicht auf eine Sache beschränken. Man muß ist nicht einfach, sich schnell mal zu besu- hier mit ihrer positiven Art und Weise mein es erfühlen. Und ich fühle es. Es ist nicht je- chen. Das sind so Sachen, mit denen ich ler- Selbstvertrauen stärken und mich ermutigen dermanns Sache und jeder muß auch nicht nen muß zu leben. Ich bin sehr dankbar für zu wachsen. das Reisen mögen, ich spüre nur für mich ist meine Eltern, denn sie sind von Anfang an Je länger ich hier bin, desto mehr kann es das, was für meinen Lebensweg vorgese- mit mir mitgewachsen. Wie sie mich unter- ich los lassen von zu Hause – ohne wirklich hen ist. Es ist eine Lebensstufe, ein Schritt stützen und wie sie für mich da sind, gibt mir loszulassen. Bei meinem Besuch in Deutsch- auf meinem Weg, um mein Ziel zu erreichen, eine gewisse Sicherheit. Es tut gut zu wis- land haben alle gesehen, daß es mir gut geht einmal eine zufriedene alte Frau zu sein, mit sen, daß sie trotzdem für mich da sind, auch und es war ein gegenseitiges liebevolles Los- all den Erfahrungen, die das Leben bereit hält, wenn es schwer ist für sie. Sie akzeptieren lassen. Ich sage ganz gerne: ,Im Herzen sind das eigene Leben gelebt zu haben, mit all mich und das, was mich glücklich macht. wir immer verbunden, egal wie weit entfernt seinen Risiken und bunten Facetten. Ich muß- Das bedeutet mir sehr viel. Wenn sie nicht so wir sind.‘ Das ist ein langer Prozeß, wenn te diesem Ruf meines Herzens folgen und hinter mir stehen würden, dann wäre das man in einem anderen Land lebt, und es hat das war das Beste, was ich je machen konn- alles nicht so leicht. sehr viel damit zu tun, sich mit sich selbst te. Ich denke, das sollte jeder tun, was immer Je länger ich hier bin, desto wohler fühle auseinander zu setzen. Ich bin total glücklich auch der Ruf seines Herzens ist.“  ich mich. Ich habe mehr Freunde, ich habe hier, auch wenn ich Tiefs habe und an meine Schreiben Sie mir doch einfach! meine Gewohnheiten und ich kenne die Rou- Grenzen stoße. Ich bin offen für das, was mailto:[email protected]

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 52 Österreich, Europa und die Welt Weltbund-Tagung Auslandsösterreichertreffen 2016 1. bis 4. September 2016 in Feldkirch in Vorarlberg Der Weltbund veranstaltet jedes Jahr für seine Mitglieder und deren Freunde ein großes, internationales Treffen in Österreich. Sie haben die Möglichkeit sich über Internet anzumelden. Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer – http://www.weltbund.at/aktuelles_termine.asp An allen mit einem  gekennzeichneten Veranstaltungen können Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangsberechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten!

Donnerstag, 1. September bis hin zum Bergfried mit der Aussichtsplatt- form; Treffpunkt: Montfortplatz 1 09.00 - 18.00 Uhr Registrierung: Atrium im Parterre des Teilnehmeranzahl ist auf 50 Personen pro Montforthauses, Montfortplatz 1, 6800 Führung beschränkt. Eintritt € 6,– pro Person Feldkirch; Rahmenprogramm: Verbindliche auf eigene Rechnung! Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmer- 19.30 - 22.00 Uhr  Abendessen auf der Schattenburg zahl unbedingt erforderlich! Bitte nur eine (!) Ort: Burggasse 1, 6800 Feldkirch; Essen auf Veranstaltung des Rahmenprogramms für Rechnung des AÖWB, Getränke auf eigene Donnerstag, 1. September 2016, ankreuzen. Rechnung. Die Teilnehmer können aus folgenden Verbindliche Anmeldung unbedingt erforder- Programmpunkten wählen: lich – ausschließlich für Personen mit 13.30 - 16.30 Uhr  Besichtigung der Rauch Fruchtsäfte Zugangsberechtigung! GmbH & Co OG in Rankweil. An- und Rückfahrt mit einem Autobus; 50 Min. Freitag, 2. September Firmenpräsentation, 50 Min. Rundgang durch 09.00 - 17.00 Uhr Registrierung: Atrium im Parterre des die Produktion; Treffpunkt: Montforthaus Montforthauses, Montfortplatz 1, 6800 Feld- Beschränkt auf 45 TeilnehmerInnen kirch; Rahmenprogramm: Verbindliche 14.00 - 16.00 Uhr  Führung durch das mittelalterliche Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmer- Zentrum Feldkirchs mit Graf Hugo oder zahl unbedingt erforderlich! Gräfin Mechthild, Treffpunkt: Montforthaus Bitte nur eine (!) Veranstaltung des 14.00 - 16.00 Uhr  Führung durch das Schattenburg- Rahmenprogramms für Freitag, 2. September 16.00 - 18.00 Uhr museum – Besichtigung der Museumsräume 2016, ankreuzen. Foto: Stadtmarketing Feldkirch @ Nik Scorpic

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 53 Österreich, Europa und die Welt

Die Teilnehmer können aus folgenden Samstag, 3. September Programmpunkten wählen: 10.00 - 12.00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des „Aus- 09.00 - 11.00 Uhr,  Führung durch das mittelalterliche landsösterreichers des Jahres 2016“ im Zentrum Feldkirchs mit Graf Hugo oder Großen Saal im Parterre des Montforthauses Gräfin Mechthild, Treffpunkt: Montfortplatz 1 12.15 Uhr  Festessen auf Einladung des Herrn 09.00 - 13.00 Uhr  Genußtour – Besichtigung der Brauerei Bundesministers für Europa, Integration Frastanzer sowie ein Besuch in der Sennerei und Äußeres (BMEIA) Sebastian Kurz im Schnifis; An- und Rückfahrt mit einem Montforthaus Autobus, Treffpunkt Montfortplatz 1; 14.30 - 17.30 Uhr Generalversammlung 2. Teil Teilnehmeranzahl ist auf 49 Personen Kleiner Saal im Montforthaus beschränkt. Eintritt: € 15,– pro Person (Inkl. 20.30 Uhr  Ball des Auslandsösterreicher- Verkostung) auf eigene Rechnung! Weltbundes im Großen Saal im Parterre 09.00 - 11.30 Uhr  Natur-Aktiv-Tour – Kultur und Natur- des Montforthauses führung über den Dächern von Feldkirch Achtung: gutes Schuhwerk (Knöchelhoch) Sonntag, 4. September und Trittsicherheit erforderlich! Findet nur bei gutem Wetter statt. Treffpunkt: Montfort- 09.30 Uhr Evangelischer Gottesdienst platz 1; die Teilnehmeranzahl ist auf 40 Per Pauluskirche, Bergmanngasse 1 sonen beschränkt. 09.30 Uhr Katholischer Gottesdienst 08.30 - 12.00 Uhr  Führung bei Doppelmayr Seilbahnen in Dom St. Nikolaus, Domplatz 6 Wolfurt; An- und Rückfahrt mit einem 12.00 Uhr  Abschlußmittagessen im Hotel Montfort, Autobus, Treffpunkt: Montfortplatz 1; Teil- Galuragasse 7, 6800 Feldkirch, Essen € 25,– nehmeranzahl ist auf 60 Personen beschränkt. auf eigene Rechnung; Getränke auf Rechnung 14.00 - 18.00 Uhr Generalversammlung 1.Teil des AÖWB. Verbindliche Anmeldung unbe- Ort: Kleiner Saal im Montforthaus dingt erforderlich!Ausschließlich für 19.30 - 22.30 Uhr  Empfang des Landeshauptmannes von Personen mit Zugangsberechtigung! Vorarlberg, Markus Wallner, und des An allen mit einem  gekennzeichneten Veranstaltungen können Bürgermeisters von Feldkirch, Wilfried Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangsbe- Berchtold im Großen Saal im Parterre des rechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten! Montforthauses. Änderungen vorbehalten! Foto: Stadtmarketing Feldkirch @ Nik Scorpic

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 54 Innenpolitik Der neue Bundespräsident Nachdem im ersten Wahlgang am 24. April keiner der KandidatInnen die not- wendigen 50 Prozent der Stimmen erlangte, wurde am 22. Mai eine Stichwahl abgehalten. In der setzte sich der von den Grünen unterstützte Prof. Alexander Van der Bellen äußerst knapp gegen den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer durch. Foto: Verein »Gemeinsam für Van der Bellen« / Helena Wimmer Das ist unser neuer Bundespräsident: Prof. Alexander Van der Bellen. u Erinnerung: Als am Abend des 24. mit war also klar, daß eine Stichwahl not- einige ins Gerede geraten – der Vorwurf war, ZApril um Punkt 17 Uhr die erste Hoch- wendig geworden war, die für den 22. Mai sie hätten die Wahrscheinlichkeit, daß auch rechung, die das Institut SORA für den ORF angesetzt wurde. Und der Wahlkampf be- Van der Bellen gewinnen könnte, faktisch erstellt hat, über die Bildschirme kam, war gann für die beiden Kandidaten neuerlich ausgeschlossen. Das wurde dann oft so die Überraschung perfekt: Erstmals hatten und war von vielen Interviews und Zweier- gedeutet, daß man für Hofer Stimmung ge- die Kandidaten der beiden ehemaligen gesprächen im Fernsehen geprägt, die im macht hätte. Einzig ein Wettbüro, das eine Großparteien Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und großen und ganzen sehr ruhig abliefen – ab- Wahlwette angeboten hatte, veröffentlichte Univ.-Prof. Andreas Khol (ÖVP) auch nur gesehen von einem Format des Privatsenders drei Tage vor der Wahl, daß Hofer und Van annähernd so viele Stimmen erhalten, um an PULS4, in dem Hofer und Van der Bellen – der Bellen mit nahezu gleichen Quoten „ge- der Stichwahl teilnehmen zu können. An erste ohne ModeratorIn – einander gegenübersas- handelt“ wurden. Stelle gereiht hatten die WählerInnen Nor- sen. „Der Streichelkurs der Spitzenkandida- bert Hofer von der FPÖ, dahinter Univ.-Prof. ten ist vorbei“, hieß es seitens des Senders: Äußerst spannender Wahlkrimi Alexander Van der Bellen, Irmgard Griss Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer Dann war er da, der Tag der endgültigen und – an letzter Stelle – Richard Lugner. Et- hätten sich im ersten TV-Duell nichts ge- Entscheidung, wer am 8. Juli den noch bis wa zwei Stunden hatte es dann gedauert, bis schenkt, was von bis zu 500.000 ZuseherIn- dahin amtierenden Bundespräsidenten Heinz feststand, daß Irmgard Griss nicht an der nen verfolgt wurde. Fischer ablösen würde. Alles wartete ge- Stichwahl würde teilnehmen können. Bemerkenswert war auch, daß die Mei- spannt auf Bekanntgabe der ersten Hochrech- nungsforschungsinstitute diesmal völlig auf nung, die das Institut SORA im Auftrag des Stichwahl am 22. Mai Veröffentlichungen verzichteten: sie lagen ORF erarbeitet hatte. Und: Sprecher Tarek Hofer hatte 35,1 Prozent der Stimmen mit den Prognosen für den ersten Wahlgang Leitner wirkte aufgeregter, angespannter als erhalten, Prof. Alexander Van der Bellen ziemlich daneben und wollten sich diesmal sonst – verkündete, daß die beiden Kan- konnte 21,3 Prozent auf sich vereinen. Da- auf kein Risiko einlassen. Vor allem waren didaten überaus knapp beeinander lägen: Die

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Offizielles Endergebnis der Bundespräsidentenwahl verlautbart von der Bundeswahlbehörde am 1. Juni 2016 Quelle und Grafik: Bundesministerium für Inneres Differenz lag bei 0,4 (!) Prozent, wenn auch Die Fortesetzung des Wahlkrimis Hofer unterlag demnach mit 49,7 Prozent bei einer Schwankungsbreite von +/- 2 Pro- Der Montag verlief ruhig, denn die ersten der gesamten Stimmen (absolut 2.223.458). zent. Nach Einlangen von Zahlen aus weite- Ergebnisse waren erst für den späten Nach- Die Wahlkartenwähler hatten mit 31.026 ren ausgezählten Wahlsprengeln veränderte mittag erwartet worden. Und dann, um 16:40 Stimmen Prof. Van der Bellen den endgülti- sich die Schwankungsbreite sukkzessive und Uhr – etwas verspätet, da einer Stadt zur gen Wahlsieg beschert. der Abstand zwischen Norbert Hofer und Sicherheit noch einmal nachgezählt werden Nun ja, nicht ganz endgültig insoferne, Prof. Alexander Van der Bellen verringerte mußte – gab Innenminister Wolfgang Sobot- als es nach Bekanntgabe des Amtlichen End- sich zunehmend. Christoph Hofinger, Ge- ka nach Auszählung der Wahlkarten bekannt, ergebnisses am 1. Juni durch die Oberste schäftsführer des Instituts SORA, hatte be- daß Prof. Alexander Van der Bellen mit 50,3 Wahlbehörde dann noch die Möglichkeit reits nach 18 Uhr festgestellt, daß „wir heute Prozent der gesamten Stimmen (absolut besteht, das Ergebnis anzufechten. Es heißt noch keinen Bundespräsidenten haben wer- 2.254.484) die Mehrheit erlangt hat. Norbert im Bundespräsidentenwahlgesetz von 1971: den“. Dies erhärtete sich dann, als nach Auszählung aller abgegebenen Stimmen der nach Prozenten exakt gleiche Stand von 50 zu 50 ergab. Eigentlich kaum vorstellbar, wenn man sich vor Augen hält, daß insge- samt – zu diesem Zeitpunkt – 4,643.154 WählerInnen ihre Stimmen abgegeben hat- ten. Auch eine Stunde später änderte sich das kaum, der Auszählungsgrad näherte sich langsam der 100-Prozent-Marke und die Schwankungsbreite wurde immer geringer. Bei der letzten Hochrechnung an diesem Tag um 20 Uhr – wohlgemerkt immer mit eben- falls hochgerechneten Briefwahlstimmen – und bei einem Auszählungsgrad von 100 Pro- zent lagen Hofer und Prof. Van der Bellen beide exakt bei 50 Prozent! So ging man in die Auszählungsendrunde, die am darauffol- genden Montag um 9 Uhr vormittags begann. Foto: ORF / http://tvthek.orf.at In der »Zeit im Bild 1« berichtete der ORF aus der Wahlzentrale in der Hofburg. Übrigens: diesmal wurden 885.437 ausge- ZiB-Innenpolitik-Chef Hans Bürger befragt Norbert Hofer und Prof. Alexander Van geben. der Bellen zu deren Einschätzung zum Stimmengleichstand von 50:50.

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„Innerhalb einer Woche vom Tag der Ver- Es ist bei der Auszählung der Wahlkarten- Zwei Besonderheiten lautbarung kann die Wahlentscheidung der stimmen in einigen Orten zu Unregelmäßig- Diese Wahl hat gleich zwei Besonder- Bundeswahlbehörde (Abs. 1) beim Verfas- keiten gekommen: einerseits wurde zu früh heiten in der Geschichte der Republik zutage sungsgerichtshof wegen jeder behaupteten mit dem Zählen begonnen – nämlich noch gebracht. Zum einen war es das erste Mal, Rechtswidrigkeit des Wahlverfahrens vom am Wahlabend und nicht, wie gesetzlich vor- daß kein Kandidat der Regierungsparteien in zustellungsbevollmächtigten Vertreter eines geschrieben, am darauffolgenden Montag; die Stichwahl gelangt war und noch nie lagen dem Gesetz entsprechenden Wahlvorschla- andererseits wurden z.B. ungültige Wahlzet- die Kandidaten so knapp beieinander. Zum ges (§ 9) angefochten werden. Die Anfech- tel nicht der Wahlbehörde übergeben, son- anderen war das internationale Interesse am tung hat den begründeten Antrag auf Nich- dern zerrissen, wie es hieß. Innenminister Ausgang dieser Wahl besonders groß, rund tigerklärung des Wahlverfahrens oder eines Wolfgang Sobotka listete in einer gemein- 200 JournalistInnen aus aller Welt waren nach bestimmten Teiles desselben zu enthalten. samen Pressekonferenz mit Wahlleiter Ro- Wien gereist und harrten im Pressebereich in Der Verfassungsgerichtshof hat über die An- bert Stein die bekanntgewordenen Verfeh- der Wiener Hofburg unfreiwillig einen Tag fechtung längstens innerhalb von vier Wo- lungen auf, die er nicht nur vehement verur- länger aus, als sie geplant hatten. Die eine so chen nach ihrer Einbringung zu entschei- teilte, sondern zu diesem Zeitpunkt bereits knappe Entscheidung eines Landes zwischen den.“ Und weiter: „Wurde eine Wahlanfech- bei der Staatsanwaltschaft angezeigt hatte. „links“ und „rechts“, also ob ein „Grüner“ tung (§ 21 Abs. 2) nicht eingebracht oder ihr Sobotka sah keine Anzeichen dafür, daß die oder ein „Rechter“ Bundespräsident des Lan- vom Verfassungsgerichtshofe nicht stattge- Wahl deshalb wiederholt werden müßte. Von des werden würde, könnte, so hieß es, Signal- geben, so hat der Bundeskanzler nunmehr seiten der FPÖ hat es inzwischen geheißen, wirkung auf andere europäische Länder das Ergebnis der Wahl des Bundespräsiden- daß man die Wahl möglicherweise anfechten haben, vor allem unser Nachbar Deutschland ten unverzüglich im Bundesgesetzblatte werde. Eventuelle Anfechtungen müßten widmete dem Wahlereignis einige Stunden kundzumachen.“ jedenfalls bis zum 8. Juni erfolgt sein. Übertragung und mehrere Kommentare.

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Die erste Pressekonferenz Seine erste Pressekonferenz als desi- gniertes Staatsoberhaupt gab Prof. Alexan- der Van der Bellen am frühen Abend des 23. Mai im Garten des Palais Schönburg – zwei Stunden nach Verkündigung des Vorläufigen Endergebnisses einschließlich der Wahlkar- ten. Österreich habe bewegte Stunden hinter sich, sagte er, und daß diese Wahl wohl nie- manden in Österreich unberührt gelassen ha- be. Und er bedankte sich bei seinen Wäh- lerInnen, zollte aber auch seinem Mitbewer- ber um das höchste Amt im Staat, Norbert Hofer, persönlichen Respekt und Anerken- nung – und gratulierte diesem „zum sehr en- gagierten Wahlkampf“. Zu den in den Medien vielfach angespro- Foto: BKA / Andy Wenzel chenen „aufgerissenen Gräben in unserem Bundeskanzler Christian Kern (l.) gab gemeinsam mit Vizekanzler und Wirt- schaftsminister Reinhold Mitterlehner Statement zum Wahlergebnis ab. Land“ meinte er, sie seien sichtbar gewor- den, sie hätte es aber schon länger gegeben. ein stabiles Land mit starker Demokratie und vielleicht besser – zuzuschütten und Schritte Die vielen Gespräche und Diskussionen hier nehmen wir die Wahlergebnisse zur in die Richtung zusetzen, daß der Bundes- der vergangenen Monate bezeichnete er gu- Kenntnis“, erklärte Hofer, der diesbezüglich präsident das Staatsoberhaupt für alle Öster- tes Zeichen, denn den BürgerInnen sei die den grünen Kontrahenten Prof. Van der Bel- reicher und Österreicherinnen ist.“ Er traue es Politik nicht gleichgültig. „Im Gegenteil: Sie len seine Glückwünsche aussprach. Prof. Van der Bellen „absolut“ zu, daß dieser haben ein hohes Interesse und wollen aktiv die richtigen Worte finden werde und auch die mitgestalten an der Politik dieses Landes.“ Die ersten Reaktionen richtigen Handlungen setzen werde. Er habe ganzen Wahlkampf hindurch ver- Der noch amtierende Bundespräsident Nationalratspräsidentin Doris Bures gra- sucht, für das „Gemeinsame in Österreich“ Heinz Fischer hat seinem gewählten Nach- tulierte Prof. Alexander Van der Bellen zur zu werben, „das Gemeinsame vor das Tren- folger zum Sieg bei der Bundespräsidenten- Wahl zum Bundespräsidenten der Republik nende zu stellen. Daß wir uns gemeinsam wahl beglückwünscht. „Meine besondere Gra- Österreich. „Die Mehrheit der Wählerinnen um unsere Demokratie kümmern. Um unser tulation geht an den neu gewählten Bundes- und Wähler hat Sie mit dem Vertrauen aus- Österreich“, so Prof. Van der Bellen. präsidenten, Universitätsprofessor Alexander gestattet, das höchste politische Amt im Zu seinem Amtsverständnis sagte er, daß Van der Bellen“, sagte er am Nachmittag des Staat zu bekleiden. Ich gratuliere Ihnen sehr er „behutsam, bedachtsam mit den Rechten 23. Mai vor der Presse. herzlich und wünsche Ihnen für diese be- und Pflichten des Bundespräsidenten im Sin- „Es war ein knappes Rennen“, sagte Fi- sonders verantwortungsvolle Aufgabe alles ne der Republik“ umgehen und Österreich scher weniger Minuten nach Bekanntgabe des Gute und viel Erfolg.“ nach außen bestmöglich vertreten werde. offiziellen Endergebnisses der Bundespräsi- Das konstruktive Zusammenwirken von Er strich hervor, daß er „selbstverständlich dentenwahl. „Ich möchte daher auch dem Parlament, Regierung und Staatsoberhaupt ha- ein überparteilicher Bundespräsident“ sein Mitbewerber, Ingenieur Norbert Hofer, meine be in Österreich Tradition und sei Garant für werde. „Für alle Menschen in diesem Land“, Anerkennung aussprechen, Respekt zollen, die Stabilität der Demokratie, so die Natio- an deren aller Zusammenarbeit er glaube. daß er in einem langen und spannenden Wahl- nalratspräsidentin, die sich auf die Zusam- kampf seine Standpunkte mit Engagement menarbeit mit dem künftigen Bundespräsi- Norbert Hofer am Tag danach und Verve vertreten und verteidigt hat.“ denten freut. Sie brachte gleichzeitig ihre „Von Politikverdrossenheit ist keine Spur, Er habe die Wahl mit großem Interesse Zuversicht zum Ausdruck, daß dieser durch die Menschen in Österreich interessieren sich und großer Aufmerksamkeit verfolgt. „Ich eine besonnene Amtsführung eine einende für Politik“, erklärte der unterlegene FPÖ- gratuliere meinem Land, der Republik Öster- und versöhnliche Kraft für unser Land sein Kandidat Norbert Hofer, der sich bei seinen reich und allen Österreichern und Österrei- werde: „Gerade nach einer polarisierenden WählerInnen für ihre Stimmen bedankte. Es cherinnen dazu, daß sie in einem sehr span- Wahlauseinandersetzung braucht es an allen sei kein leichter Wahlkampf, „aber im End- nenden Wahlkampf, der korrekt verlaufen ist, Stellen der Republik das ernsthafte Bemü- effekt eine positive Erfahrung“ für ihn gewe- ein neuer Bundespräsident gewählt worden hen, die Gesellschaft zusammenzuhalten und sen. „Die Termine für die Selfies im Nach- ist.“ Gleichzeitig sprach Fischer allen Betei- das Vertrauen der Menschen in die Demo- inhein haben länger gedauert als die eigent- ligten, etwa den Wahlbehörden und den Wahl- kratie und ihre Institutionen zu festigen.“ lichen Veranstaltungen“, so Hofer. Der frei- beisitzerInnen, seinen Dank aus. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) sag- heitliche Kandidat erwähnte zudem, daß die Der Bundespräsident zeigte sich davon te, er möchte Prof. Alexander Van der Bellen FPÖ keine rechtsextreme Partei sei, da sie überzeugt, daß Van der Bellen die kommen- „herzlich gratulieren. Wir haben in ihm einen sonst nicht mehr als zwei Prozent der Wähler- den Herausforderungen gut meistern werde. Partner, der proeuropäisch denkt, weltoffen stimmen erlangt hätte. Die Wahlergebnisse „Die wichtigste Aufgabe des neuen Präsiden- ist, die Chancen in den Vordergrund stellt in Österreich seien jedoch zu akzeptieren. ten wird sein, Gräben – ich will das nicht und nicht nur die Ängste bedient.“ „Das ist der Sinn der Demokratie. Wir sind übertreiben, gravierende Umstimmigkeiten ist „Das Wahlergebnis ist denkbar knapp

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Gespräch von amtierendem und dem designierten Bundespräsidenten Der amtierende Bundespräsident Heinz Fischer hat dann am Nachmittag des 24. Mai seinen Nachfolger Prof. Alexander Van der Bellen an dessen künftigen Arbeitsplatz zu einem Gespräch empfangen. Prof. Van der Bellen kam in Begleitung seines Teams kurz vor 12 Uhr in der Hofburg an. Nach einem kurzen Handshake für die Fotografen lud der Bundespräsident den Wahlsieger hinter die Tapetentür zum Austausch. Mit Prof. Van der Bellen verbinde ihn be- reits eine jahrelange Zusammenarbeit, in dieser Konstellation sei man aber noch nie

Foto: HBF / Peter Lechner hier zusammengestanden, erklärte Fischer Pressestatements von Bundespräsident Heinz Fischer (r.) und seinem designierten nach dem Treffen: „Ich freue mich, daß es so Nachfolger Prof. Alexander Van der Bellen ist.“ Mit dem designierten Präsidenten wurde bereits ein Arbeitsgespräch vereinbart, denn „es gibt in der Tat viel zu besprechen“. Beide seien interessiert, daß es einen reibungslosen Übergang „von der Amtszeit Heinz Fischer“ zu Prof. Van der Bellen gibt, erklärte der Bundespräsident. Dieser freundschaftliche Übergang sei nicht nur im eigenen Interesse, sondern vor allem auch im Interesse des Landes und nicht überall selbstverständlich, meinte der Bundespräsident weiter. Unterhalten habe man sich über die er- sten Aufgaben und Termine, die auf den neuen Bundespräsidenten zukommen und Prof. Van der Bellen sind ein paar Wochen zur Einarbeitung gegönnt. Auch über die Foto: HBF / Peter Lechner Präsidentschaftskanzlei wurde gesprochen, so Bundespräsident Heinz Fischer (r.) bei seinem Treffen mit dem Präsidentschafts- Fischer. Diese sei eine Einrichtung, die „de- kandidaten und Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer zent und reibungslos und auch geräuschlos ausgefallen. Wir werden daher gemeinsam kommen. Dazu gehört auch ein Bundesprä- bestens funktioniert“. So seien dann auch versuchen, daß sich keiner der Wählerinnen sident, der sich verpflichtet fühlt, nach innen keine Pannen passiert, zog er Bilanz über und Wähler als Verlierer fühlen muß. Wir zu verbinden. Und das traue ich ihm absolut seine Amtszeit und räumte lediglich ein „Hop- haben die Botschaft verstanden. Ängste kann zu. Das kann er und das wird er auch schaf- pala“ ein, da er den Namen einer Staatsse- man nicht wegreden, man muß sie ernst neh- fen.“ kretärin „im ersten Anlauf nicht richtig aus- men. Wir werden daher unseren Regierungs- Robert Lugar, Klubchef von Team-Stro- gesprochen“ habe. So war es bei der An- stil so gestalten, daß sich die Menschen in nach, hatte am Wahltag festgestellt, es wäre gelobung der neuen Regierungsmitglieder Zukunft von uns gut repräsentiert fühlen.“ ein „guter Tag für Österreich“, würde Hofer kürzlich zu einem Versprecher gekommen. Auch Vizekanzler Wirtschaftsminister neuer Bundespräsident werden. Denn damit Bundespräsident Heinz Fischer stellte Reinhold Mitterlehner (ÖVP) gratulierte Prof. wäre die „die alte Politik abgewählt“, wie er weiters fest, daß der neue Bundespräsident Van der Bellen in der gemeinsamen Presse- gegenüber der APA sagte. Es wäre „schade“, eigene Mitarbeiter mitnimmt, man werde aber konferenz und zollte gleichzeitig dem Er- wenn Prof. Van der Bellen gewinnen würde. dafür sorgen, daß es Kontinuität gebe und gebnis von Norbert Hofer Respekt: „Wir ha- NEOS-Vorsitzender Matthias Strolz er- sich „niemand allein gelassen“ fühle. „Bißl ben die Botschaft verstanden und müssen klärte, die „Mehrheit der Österreicher hat sich hab’ ich noch Zeit“, er will sich gut überle- nun nach der Zeit der Polarisierung wieder für einen weltoffenen und europaorientierten gen, was er in den nächsten Wochen noch sa- das Gemeinsame vor das Trennende stellen.“ Präsidenten entschieden, das ist positiv. Ich gen werde, so Heinz Fischer: „Der Anfang Eva Glawischnig, Bundessprecherin der wünsche Alexander Van der Bellen alles Gu- ist gemacht und es war, wie ich glaube, ein Grünen, sagte in einem ORF-Interview, te für seine Aufgabe. Die Gräben, die in den guter Anfang.“ durch die Bestellung von Christian Kern zum letzten Wochen aufgerissen worden sind, Prof. Alexander Van der Bellen bedankte Bundeskanzler und Prof. Van der Bellen zum müssen rasch wieder geschlossen werden. sich und zeigte sich „erleichtert“, daß bis zur Bundespräsidenten sei insgesamt eine Chan- Der Bundespräsident ist gefordert, nun auch Angelobung noch ein paar Wochen Zeit blei- ce für das politische System Österreichs, jene Hälfte Österreichs zu überzeugen, die ben. Einmal mehr appellierte er an die Me- „mehr in ein kooperatives Miteinander zu ihn nicht gewählt hat.“ dien, das Wahlergebnis nicht als Spaltung zu

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von der Bundespräsidentenwahl ausgegan- gen sei, „genau so gefährlich“ wie jenes, das von einer Wahl Hofers ausgegangen wäre. Der Bundespräsident hat nach dem hitzi- gen Präsidentschaftswahlkampf die Rückkehr zur Normalität eingemahnt. Nach einem Ge- spräch mit dem unterlegenen FPÖ-Kandida- ten Norbert Hofer betonte Fischer, daß nun alles getan werden müsse, um den „demo- kratischen Normalzustand“ wiederherzustel- len. Norbert Hofer sagte zu, dazu beitragen zu wollen. Die Übergabe des Amtes von Heinz Fi- scher an Prof. Alexander Van der Bellen ist für den 8. Juli festgesetzt.

Foto: HBF / Peter Lechner http://www.hofburg.at Bundespräsident Heinz Fischer (r.) zieht sich mit seinem designierten Nachfolger Quellen: ORF, SORA, BM.I, Parlamentskorrespondenz, Prof. Alexander Van der Bellen zu einem Vier-Augen-Gespräch zurück. APA/PrK, Bundeskanzleramt, ÖVP, FPÖ, NEOS „dramatisieren“. Österreich sei ein Land mit hoher Diversität. Auch zeigte er sich „froh“, Prof. Alexander Van der Bellen daß die Amtsübergabe auf diese Weise erfol- ge: „Das erleichtert mein Leben ungemein.“ lexander Van der Bellen wird am 18. wird ihn ein Le- Abschließend berichteten beide noch Anek- AJänner 1944 in Wien geboren. Seine ben lang beglei- doten darüber, wann und wie sie einander ken- Mutter ist gebürtige Estin, der Vater gebür- ten. nengelernt haben. Prof. Van der Bellen tiger Russe mit niederländischen Vorfah- John F. Ken- wünschte sich schließlich weitere Gespräche ren. Nach mehrmaliger Flucht vor den Sow- nedy, Bruno mit Fischer, auch über den Tag der Amts- jets findet die Familie in Österreich eine Kreisky, Nelson übergabe hinaus. neue Heimat, zunächst in Wien, dann in Mandela – im hi- Tirol. storischen Fahrt- Österreich & Europa Das Kaunertal ist fortan jener Ort, der wind großer Na- Der frühere EU-Kommissionspräsident für Alexander Van der Bellen das Gefühl men und ihrer Romano Prodi war der erste ausländische von Zuhause definiert. Ideen entwickelt Staatsmann, der mit dem gewählten Bundes- Er wächst als evangelisches Immigran- Alexander Van präsidenten Prof. Alexander Van der Bellen tenkind in den Tiroler Bergen auf. Nach der Bellen sein politisches Weltbild. zusammengetroffen ist. Die Begegnung fand der Volksschule besucht er das Akade- Mitte der 1970er-Jahre tritt er der SPÖ am 24. Mai bei Bundespräsident Heinz mische Gymnasium in Innsbruck, wo er bei, die er später wieder verläßt. Über sei- Fischer in der Wiener Hofburg statt. Das 1962 maturiert. Seine Leidenschaft gilt der ne zentralen Herzensthemen – ökologische Treffen hatte sich kurzfristig ergeben, weil Literatur und insbesondere amerikani- Fragen und Menschenrechte – findet er sich Prodi in Wien aufhielt, um an einem schen Kriminalromanen. den Weg zu den Grünen. Treffen von Absolventen der Eliteuniversität Er tritt in die Fußstapfen seines Vaters „Schwarzer Rollkragenpulli, typischer- Johns Hopkins teilzunhemen, die in Europa und studiert Volkswirtschaft an der Uni- weise unrasiert, selbstsicher, aber ohne je- ihren Sitz in seiner Heimatstadt Bologna hat. versität Innsbruck, wo er 1970 promoviert. de Arroganz“ – so beschreibt die „Neue „Wir haben gemeinsam ein lockeres Ge- Er arbeitet als Assistent am Institut für Fi- Zürcher Zeitung“ Alexander Van der Bel- spräch zu politischen und wirtschaftlichen nanzwissenschaft der Universität Inns- len im Jahr 1997, in dem er zum Bundes- Europa-Themen geführt. Natürlich habe ich bruck und am Internationalen Institut für sprecher der Grünen gewählt wird. Van der Bellen meine herzlichsten Glück- Management und Verwaltung in Berlin. An der Universität und in der Politik, wünsche für den Wahlerfolg übermittelt“, 1975 wird er im Fach Finanzwissen- als ein Mensch, der Bildung als Lebens- sagte Prodi laut italienischen Medien. schaften habilitiert. Er wird außerordent- prinzip erachtet, hat Prof. Van der Bellen licher Professor an der Universität Inns- sein Leben immer wieder in den Dienst der Der zukünftige Bundespräsident hatte im bruck, geht dann nach Wien und lehrt ab Weiterentwicklung der Gesellschaft ge- Wahlkampf immer wieder die Bedeutung der 1977 an der Verwaltungsakademie des stellt. Europapolitik hervorgestrichen. Er hob sich Bundes, 1980 wird er als ordentlicher Uni- Am 8. Jänner 2016 gab Prof. Alexander damit von seinem FPÖ-Kontrahenten Norbert versitätsprofessor für Volkswirtschaftsleh- Van der Bellen offiziell seine Kandidatur Hofer ab, der sich als EU-Skeptiker positio- re an die Universität Wien berufen. zur Bundespräsidentschaftswahl bekannt. nierte. Prodi hatte sich tags zuvor in einer Von 1990 bis 1994 ist er Dekan bzw. Nach dem knappen Wahlfinale ist nach ersten Reaktion „sehr zufrieden“ mit dem Stellvertretender Dekan der Fakultät für Auszählung der Wahlkarten am 23. Mai Wahlsieg Prof. Van der Bellens gezeigt, aber Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der klar: Alexander Van der Bellen ist der auch besorgt über den Beinahe-Sieg Hofers. Universität Wien. Das Zusammenwirken nächste gewählte Bundespräsident der Re- Angesichts des knappen Abstandes zwischen von Wirtschaft, Politik und Forschung publik Österreich.

den beiden Kandidaten sei das Signal, das Foto: Verein »Gemeinsam für Van der Bellen« / Wolfgang Zajc

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 60 Innenpolitik Ergebnis der SORA/ISA Wahltagsbefragung Das SORA Institute for Social Research verstehe; für 67 % gab es mit den Ausschlag, serung oder ein Gleichbleiben der Lebens- and Consulting Ogris & Hofinger lieferte im daß Hofer „sympathisch“ sei. qualität in Österreich bzw. für sich persön- Auftrag des ORF Hochrechnungen und ak- Rund ein Drittel (31 %) der Hofer-Wäh- lich erwarten. tuelle Analysen zur Wahl. Die gemeinsam lerInnen sagt, daß es ihnen weniger um die Konkrete Wahlmotive waren insbesonde- mit dem Institut für Strategieanalysen ISA Unterstützung Hofers als um die Verhinde- re die Überzeugung, Van der Bellen könne durchgeführte Wahltagsbefragung basiert rung des Gegenkandidaten ging. „Österreich im Ausland am besten vertreten“ auf telefonischen Interviews mit 1222 Wahl- (66 % sehr wichtig für die Wahlentschei- berechtigten vom Donnerstag vor der Wahl Wahlmotive für Van der Bellen dung) sowie die Ansicht, er habe „das richti- bis zum Wahltag. Sie lieferte empirisch ab- Deutlich stärker ist dieses Verhinderungs- ge Amtsverständnis“ (62 %). gesicherte Antworten über Wahlmotive so- motiv unter den WählerInnen von Alexander wie das Wahlverhalten ausgewählter Bevöl- Van der Bellen: Knapp die Hälfte (48 %) Regierungsumbildung brachte kerungsgruppen. sagte, daß es ihnen bei dieser Stichwahl vor Verbesserung der Stimmung allem darum ging, Norbert Hofer als Präsi- Der erste Wahlgang war von starker Kri- Unzufriedenheit mit Politik aber keine denten zu verhindern. 61 % der Van der Bel- tik an der Bundesregierung geprägt gewesen. dramatische Zukunftsangst len-WählerInnen sahen in dieser Frage auch Die jüngste Regierungsumbildung wird Eine enorme Unzufriedenheit mit der Ar- eine Richtungsentscheidung für Österreich. hingegen von 50 % der Befragten positiv ge- beit der Bundesregierung sowie Enttäuschung Überdurchschnittlich wurde Van der Bel- sehen. Eine deutliche Aufbruchsstimmung und Ärger über die Politik haben den ersten len von Personen gewählt, die eine Verbes- brachte sie unter WählerInnen von Van der Durchgang dieser Bundespräsidentschafts- wahl geprägt. Demgegenüber ist die Zukunftssicht der ÖsterreicherInnen deutlich weniger pessimi- stisch:  Zwar erwartet nur rund ein Fünftel (21 %) für die kommenden Jahre eine Verbesse- rung der Lebensqualität im Land,  aber auch eine Verschlechterung wird nur von wenig mehr Befragten (27 %) erwartet.  Die Mehrheit sieht hingegen weder Ver- besserung noch Verschlechterung der Le- bensqualität. Dies gilt noch ausgeprägter für die per- sönliche Lebensqualität: Hier erwarten 59 % keine Veränderung, 24 % eine Verbesserung und nur 12 % eine Verschlechterung in den kommenden fünf Jahren.

Stichwahl auch als Richtungswahl Etwas mehr als die Hälfte der Befraten sehen in der Stichwahl auch eine Richtungs- wahl für das Land; 37 % hingegen sagen, daß es in erster Linie um die Person des Bundes- präsidenten geht.

Wahlmotive für Norbert Hofer Rund 2,2 Mio. Wahlberechtigte haben bei dieser Stichwahl Norbert Hofer ihre Stimme gegeben, aus unterschiedlichen Motiven: Überdurchschnittlich für Hofer gestimmt haben WählerInnen, die eine Verschlechte- rung der Lebensqualität in Österreich bzw. für sich persönlich befürchten: Hofer erhielt in diesen Gruppen 67 % bzw. 70 %. Stark konnte Hofer auch als Person über- zeugen: 68 % sagten, es war für ihre Wahl- entscheidung ein sehr wichtiges Motiv, daß

Hofer „die Sorgen von Menschen wie mir“ Alle © SORA Institute for Social Research and Consulting / ISA Institut für Strategieanalysen

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Bellen: Rund drei Viertel sehen diese als positiv für die Arbeit der Bundesregierung. Unter Hofer-WählerInnen überwiegt hin- gegen die Skepsis: 48 % erwarten keine Aus- wirkungen der Regierungsumbildung und 6 % eher negative Folgen; rund ein Drittel (35 %) sehen einen positiven Trend.

Ambivalente Erwartungen an das Präsidentenamt Im Hinblick auf das richtige Amtsver- ständnis des Präsidenten herrschen unter den Befragten gemischte Gefühle: Jeweils eine knappe Mehrheit stimmt den gegensätzli- chen Aussagen zu,  der Präsident „muß seine politischen Vor- stellungen immer der Mehrheit im Par- lament unterordnen“, sowie  „Österreich braucht einen starken Präsi- denten, der Regierung und Parlament sagt, was sie tun sollen“. Dabei überzeugt Hofer-WählerInnen deutlich mehr das Bild des „starken Präsi- denten“ (77 % Zustimmung), doch auch un- ter WählerInnen von Van der Bellen stimmen diesem 43 % zu. Eine Unterordnung unter die Parlamentsmehrheit wünscht hingegen eine klare Mehrheit von 71 % der Van der Bellen-WählerInnen; unter Hofer-WählerIn- nen stimmten 45 % dieser Aussage zu.

Wahlverhalten nach Bevölkerungsgruppen Die Wählerschaft sowohl Norbert Hofers als auch Alexander Van der Bellens umfaßt je über 2 Mio. Wahlberechtigte und daher Personen aus allen Bevölkerungsgruppen. Von diesen haben 19 % (Hofer) bzw. 36 % (VdB) überhaupt erstmals für einen Kan- didaten der FPÖ bzw. der Grünen gestimmt.

Starker Gender Gap Wie schon im ersten Wahlgang zeigt sich auch bei der Stichwahl ein starker Gender Gap: Männer stimmten vor allem für Nor- bert Hofer, er erreichte in dieser Gruppe 60 %. Frauen wählten hingegen öfter Alex- ander Van der Bellen, er erreichte unter ihnen 60 %.

Altersunterschiede: Van der Bellen mobilisiert junge Frauen Alexander Van der Bellen konnte beson- ders junge WählerInnen ansprechen und er- reichte in der Altersgruppe der Bis-29jährigen 54 %, wobei mit 67 % vor allem junge Frauen für ihn stimmten, während bei jungen Män- nern Norbert Hofer mit 58 % vorne liegt.

Sein bestes Ergebnis erreichte Norbert Alle © SORA Institute for Social Research and Consulting / ISA Institut für Strategieanalysen

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Hofer mit 63 % unter Männern im Alter von 30-59 Jahren.

Wahlverhalten nach formaler Bildung Die Unterscheidung nach formaler Bil- dung ergibt folgende Unterschiede bei dieser Stichwahl:  Unter Personen mit maximal Lehrab- schluß liegt Hofer mit 67 % deutlich vor Van der Bellen.  Personen mit Matura oder weiterem (aka- demischem) Abschluß wählten mit 76 % überdurchschnittlich Van der Bellen.  Unter Personen mit maximal Pflicht- schulabschluß sowie mit mittlerem Schulabschluß (BMS, Fachschulen) gibt es geringere Unterschiede zwischen bei- den Kandidaten.

Wahlverhalten nach Erwerbsgruppen Ob WählerInnen selbständig oder unselb- ständig beschäftigt sind oder bereits in Pen- sion, machte bei dieser Stichwahl nur einen geringen Unterschied bezüglich des Wahl- verhaltens. Innerhalb der großen Gruppe der ArbeitnehmerInnen zeigt sich:  Hofer hat mit 71 % einen starken Vor- sprung unter ArbeitnehmerInnen, die eine Verschlechterung der Lebensqualität in Österreich befürchten.  Auch männliche Arbeiternehmer wählten mit 63 % überdurchschnittlich Hofer, Arbeitnehmerinnen hingegen überdurch- schnittlich Van der Bellen (59 %)  Kaum erreichen konnte Van der Bellen ArbeiterInnen, er erreichte in dieser Grup- pe nur 14 % (Hofer 86 %)  Unter ArbeiternehmerInnen ohne Matura erzielte Hofer 70 %, unter jenen mit Ma- tura oder höherer formaler Bildung er- reichte Van der Bellen 81 %.

Wählerströme für die Stichwahl Die größten Trends:  Beide Kandidaten können ihre WählerIn- nen vom ersten Wahlgang nahezu voll- zählig mobilisieren; auch FPÖ bzw. Grün-WählerInnen der Nationalratswahl 2013 stimmten größtenteils für Hofer bzw. Van der Bellen, mit nur wenigen Ver- lusten an die Nichtwahl.  Rund zwei Drittel der Griss- sowie Hundstorfer-WählerInnen vom ersten Wahlgang stimmten für Van der Bellen.  Für Norbert Hofer entschieden sich hin- gegen die meisten Lugner-WählerInnen sowie 42 % der Khol-WählerInnen des ersten Wahlgangs. 47 % der Khol-Wäh-

lerInnen stimmten für Van der Bellen. Alle © SORA Institute for Social Research and Consulting / ISA Institut für Strategieanalysen

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 208.000 NichtwählerInnen des ersten Wahlgangs wählten diesmal Van der Bel- len, 129.000 Norbert Hofer. Auf der an- deren Seite mobilisierte Hofer 175.000 NichtwählerInnen der Nationalratswahl, Van der Bellen 81.000.

Wählerströme im Detail Teil 1 – vom ersten Wahlgang  Sowohl Hofer als auch Van der Bellen konnten nahezu alle ihre WählerInnen vom ersten Wahlgang erneut mobilisie- ren; Verluste an die Nichtwahl gab es kaum.  Hingegen konnte Alexander Van der Bellen 208.000 NichtwählerInnen des ersten Wahgangs für sich gewinnen, Norbert Hofer 129.000.  Von den Griss-WählerInnen entschied sich eine deutliche Mehrheit (515.000 oder 64 %) für Van der Bellen; rund ein Viertel (26 %) stimmte für Norbert Hofer, 10 % blieben der Wahl fern oder wählten ungültig.  Etwas mehr als zwei Drittel (69 %) der Hundstorfer-WählerInnen (334.000 Stim- men) entschieden sich für Van der Bellen, 22 % hingegen für Hofer.  Die WäherInnen von Andreas Khol ver- teilten sich in etwa gleich auf die beiden Kandidaten; nur jede/r zehnte (50.000 Stimmen) blieb der Wahl fern oder wähl- te ungültig.  WählerInnen von Richard Lugner ent- schieden sich zu 76 % für Norbert Hofer (73.000 Stimmen).

Teil 2 – von der Nationalratswahl 2013  Der in absoluten Zahlen größte Wähler- strom (857.000 Stimmen) geht von FPÖ- WählerInnen der Nationalratswahl 2013 zu Norbert Hofer.  Auch Alexander Van der Bellen konnte nahezu alle Grün-WählerInnen von 2013 mobilisieren (551.000 Stimmen).  753.000 SPÖ-WählerInnen der National- ratswahl 2013 haben für Alexander Van der Bellen gestimmt, 347.000 haben sich für Norbert Hofer entschieden.  Die ÖVP-Stimmen von 2013 verteilen sich annähernd gleich auf die beiden Stichwahl-Kandidaten. 15 % der ÖVP- Wähler von 2013 blieben der Stichwahl fern (174.000 Stimmen).  Stronach-WählerInnen stimmten haupt- sächlich für Norbert Hofer;  NEOS-WählerInnen hingegen für Van der Bellen. 

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»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 64 Innenpolitik Der neue Bundeskanzler Nach dem überraschenden Rücktritt von Werner Faymann wurde Christian Kern am 16. Mai von Bundespräsident Heinz Fischer zum neuen Bundeskanzler der Republik Österreich angelobt. Foto: BKA / Andy Wenzel Foto: BKA / Andy Wenzel Am 8. Mai gab Bundeskanzler Werner Faymann in einer Am 17. Mai wurde Christian Kern (l.) von Bundespräsident Pressekonferenz bekannt, daß er alle seine Ämter zurücklegt. Heinz Fischer in der Präsidentschaftskanzlei angelobt.

m 9. Mai gab Bundeskanzler und SPÖ- die kein Asyl bekommen, schneller rückge- derung seiner Haltung zu diesem Thema und ABundesparteivorsitzender Werner Fay- führt werden können. Zu diesem Zeitpunkt beschloß gemeinsam mit dem Koalitions- mann in einer eilig einberufenen Pressekon- war bereits die bis heute umstrittenen „Ober- partner ÖVP eine jährliche Obergrenze von ferenz im Bundeskanzleramt bekannt, daß grenze“ angedacht, zu der Faymann sagte, 37.500 Flüchtlingsaufnahmen einzuführen – er mit sofortiger Wirkung beide seiner Funk- wir würden in einem Rechtsstaat leben, „wo was wieder „eine Hälfte“ der Bevölkerung – tionen zurücklegen werde. Dies kam für alle – Behörden und Richter über Asylanträge ent- und damit auch der SPÖ – zufriedenstellte, auch für die unmittelbar Beteiligten – über- scheiden. Es gibt keine Obergrenze des Asyl- die „andere Hälfte“ aber massiv verärgerte. raschend. Es hatte zwar bereits vielfache rechts“. Für eine Reduktion des Flüchtlings- Und dann kam es am 24. April mit dem Rücktrittsforderungen gegeben, die in erster zustroms müsse man sich aber weiterhin und schlechten Abschneiden des SPÖ-Bundes- Linie auf Faymanns Kurs in der Flüchtlings- verstärkt für einen gemeinsamen Schutz der präsidentschaftskandidaten Rudolf Hunds- politik zurückzuführen waren. Er hatte sich EU-Außengrenzen einsetzen. „Wir müssen torfer zu dem bisherigen Tiefpunkt: der hat- vorerst der „Willkommenspolitik“ der deut- ein gemeinsames europäisches Asylrecht te, übrigens wie auch sein Widerpart in der schen Bundeskanzlerin Angela Merkel ange- schaffen, Aufnahmezentren an den Außen- ÖVP, Prof. Andreas Khol, mit nur etwas schlossen, die von – sagen wir einmal – der grenzen, wenn möglich auch schon in der mehr als 11 Prozent der Stimmen den Einzug „einen Hälfte“ der Bevölkerung positiv an- Türkei, einrichten“, so Faymann weiter. Da- in die Stichwahl weit verpaßt. Die SPÖ zeig- genommen wurde. Die „andere Hälfte“ hin- zu würden weiterhin intensive Gespräche te sich gespalten, ein Teil der FunktionärIn- gegen fand dies weniger gut, es reichte bis geführt werden. Österreich dürfe hier auf eu- nen sprach sich danach für den Verbleib Fay- zur totalen Ablehnung. Diese Trennlinie ropäischer Ebene nicht nachlassen, um zu manns, der andere Teil für dessen Ablösung fand sich auch innerhalb der SPÖ – und nicht einer gemeinsamen Aufgabenbewältigung aus. nur in der breiten Masse, sondern auch auf zu kommen, müsse die Anstrengungen noch Ebene des Bundesparteivorstands. forcieren, „ebenso wenig dürfen wir die 1. Mai „Wir beraten in der Regierung, wie wir Lösung des Problems in den Krisenregionen Am 1. Mai, dem Tag der traditionellen die Flüchtlingszahlen reduzieren können“, aus den Augen verlieren“. SPÖ-Kundgebung der vor dem Wiener Rat- erklärte Faymann Mitte Jänner diesen Jahres. Auch seitens des Regierungspartners ÖVP haus, sah sich dann Faymann mit dermaßen „Dies muß aber menschlich korrekt, recht- unter Vizekanzler Reinhold Mitterlehner lautstarken Protesten konfrontiert, daß Wiens staatlich in Ordnung und politisch machbar wurde eine restriktivere Vorgehensweise ge- Bürgermeister und SPÖ-Chef Michael Häupl sein.“ Innen-, Außen- und Verteidigungsmi- fordert. Im Jänner 2016 waren es nahezu versuchen mußte, dem Kanzler trotz Mikro- nisterium sowie der Verfassungsdienst des 50.000 (!) Flüchtlinge, die durch Österreich fonanlage Gehör zu verschaffen – Pfeifkon- Bundeskanzleramtes würden gemeinsam die nach Deutschland zogen, rund 7000 davon zert und Buh-Rufe konnte er aber nicht ver- rechtlichen Spielräume für eine bessere Kon- haben in Österreich einen Asylantrag gestellt. hindern. Erst als Häupl und seine Stellverte- trolle an den österreichischen Grenzen aus- wieviele andere nicht weitergereist oder ille- terin, Renate Brauner, dann das Wort ergrif- loten und man werde prüfen, wie Wirtschafts- gal eingereist sind, läßt sich nicht sagen. Dar- fen, war wieder Ruhe eingekehrt, nicht aber flüchtlinge abgehalten und wie diejenigen, aufhin entschloß sich Faymann zu einer Än- in die Debatte um den Verbleib Faymanns an

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Chef Reinhold Mitterlehner interimistisch mit den Aufgaben des Regierungschefs be- traut.

10. Mai Mitterlehner dankte Faymann am 10. Mai beim Pressefoyer nach dem Ministerrat im Namen der gesamten Bundesregierung „für die gute Zusammenarbeit in der Regierung und die faire Sitzungsführung im Minister- rat.“ Als „Überraschung, die keine ist“, be- zeichnete FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz- Christian Strache Faymanns Rücktritt, der das grundsätzliche Problem der SPÖ nicht löse, und das sei „ihre völlig falsche, an den Menschen vorbeizielende und nicht an Ös- terreich orientierte Politik.“ Es sei im Grunde auch relativ gleichgültig, wer Fay- mann in seinen Funktionen nachfolge, mein- Foto: BKA / Valerie Alwasiah te Strache, denn, eine „Neudekoration der Mitterlehner dankte Faymann am 10. Mai beim Pressefoyer nach dem Ministerrat Auslage ändere nichts am mangelhaften Sor- im Namen der gesamten Bundesregierung. timent“. Regierungs- und Parteispitze. Es war die Re- halt gewährleisten und in der Flüchtlings- Eva Glawischnig, Grüne Bundesspre- de von einem Sonderparteitag, anläßlich krise für Ordnung und Menschlichkeit sor- cherin und Klubobfrau, sagte, in den vergan- dessen darüber abgestimmt werden sollte – gen. Dafür braucht man einen starken Rück- genen Jahren seien wichtige Reformen für eine Abwahl Faymanns schien unausweich- halt“, erklärte Faymann. „Die Frage war da- die Zukunft leider liegengeblieben. Durch ge- lich. her: Habe ich dafür die volle Rückendek- genseitiges Blockieren habe die Bevölkerung kung, einen starken Rückhalt in der Partei? immer mehr an Vertrauen in die Lösungs- 8. Mai Das muß ich mit Nein beantworten. Die Mehr- kompetenz der Regierung verloren. Jetzt Wenige Tage später, am Vormittag des 8. heit ist zu wenig, trotzdem bedanke ich mich brauche es dringend mehr Mut, um die of- Mai, hatte es noch geheißen, die Wogen wür- bei allen Mitstreitern, die in diesen Tagen zu fensichtlichen Probleme anzugehen. den geglättet, Faymann würde doch un- mir gestanden sind.“ Team Stronach Klubobmann Robert Lu- terstützt werden, auch wenn manche Landes- „Ich ziehe aus diesem geringen Rückhalt gar erklärte, er sehe die Gefahr einer Neu- vorsitzende offen Nachfolgekandidaten in die Konsequenzen und lege meine Funktio- wahl nicht, denn die Koalitionspartner SPÖ Position brachten. Doch kam es ganz anders: nen als Bundesparteiobmann und Bundes- und ÖVP hätten viel zu verlieren. „Die Re- Faymann rief eine Pressekonferenz ein und kanzler zurück“, erklärte Faymann. gierung wurde vom Volk zum Arbeiten ge- erklärte, er brauche in dieser schwierigen Si- „Ich habe zweimal das Vertrauen bei Na- wählt!“ Vom neuen Kanzler würde man er- tuation starken Rückhalt seiner Partei. Und tionalratswahlen bekommen, dafür danke warten, „daß in der Flüchtlingsfrage die Not- der sei ihm offensichtlich verloren gegangen, ich. Die Herzenswärme, die unser Land aus- bremse gezogen wird!“ weshalb er alle seine Funktionen mit soforti- zeichnet, hat mich immer stark gemacht, „Der Rücktritt von Kanzler Werner ger Wirkung zurücklege. auch in meinem Auftreten auf europäischer Faymann ist eine Chance“, so NEOS-Vor- „Wenn man die Ehre hat, siebeneinhalb Ebene. Ich bin daher felsenfest davon über- sitzender Matthias Strolz, „Österreich zu Jahre Bundeskanzler der Republik Österreich zeugt, daß dieses Land mit den Herausfor- verändern und das Machtkartell von SPÖVP sein zu dürfen, dann sagt man Dankeschön. derungen der Zukunft fertig werden wird“, zu beenden. Wenn der SPÖ-Chef einsieht, Und das sage ich aus tiefer innerster Über- schloß Faymann. daß man ohne Rückhalt in den eigenen zeugung“, so Faymann zu seinem Rücktritt. Reihen keine Kraft entwickeln kann, sollte „Wenn ich über diese Zeit nachdenke, so 9. Mai sich die ganze Regierung ein Beispiel daran darf ich sagen, daß ich stolz auf dieses Land Tags darauf, am 9. Mai, hat er Bundes- nehmen“ bin, das die Spekulations- und Wirtschafts- präsident Heinz Fischer um Enthebung vom krise ohne Sparpakete und soziale Härte be- Amt als Bundeskanzler mit sofortiger Wir- Die Probleme bleiben – vorerst wältigt hat. Wir haben ein strukturelles Null- kung gebeten, Fischer hat diesem Wunsch Ein in der SPÖ weiter schwelendes Pro- defizit erreicht und trotzdem in Bildung und entsprochen. In seiner Unterredung bedankte blem ist deren Umgang mit der erstarkenden Forschung investiert. Ich bin in Europa im- sich der Bundespräsident sehr herzlich für FPÖ. In einem Bundesparteitagsbeschluß mer wieder darauf angesprochen worden“, dessen über siebenjährige Tätigkeit als wurde fixiert, daß es keinerlei Regierungs- sagte Faymann. Bundeskanzler der Republik Österreich, für zusammenarbeit mit ihr geben werde – was Österreich stehe weiterhin vor großen Her- seinen enormen Arbeitseinsatz und für die allerdings Burgenlands Landeshauptmann ausforderungen. „Wir müssen die Arbeitslo- gute Zusammenarbeit. Am späten Nachmit- und Mitglied des SPÖ-Bundesvorstands Hans sigkeit bekämpfen, den sozialen Zusammen- tag hat Fischer stattdessen Vizekanzler ÖVP- Niessl nicht daran hinderte, mit der burgen-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 66 Innenpolitik ländischen FPÖ eine Koalition zu bilden. Kritik, die daraufhin massiv an Niessl geübt wurde, wies dieser mit dem Hinweis auf das Ergebnis einer Befragung von 30.000 SPÖ- Mitglieder im Burgenland zurück, von denen sich 16.000 zu 88 Prozent Zustimmung für Verhandlungen mit der FPÖ ausgesprochen hätten. Im SPÖ-Landesparteivorstand sei aus- serdem einstimmig beschlossen worden, nach der Wahl mit allen Parteien zu verhan- deln. Dieses und weitere andere politische Pro- bleme – die durch den Rücktritt Faymanns nicht gelöst sind – wird nun ein Nachfolger in Angriff nehmen müssen, der auch inner- halb nur weniger Tage gefunden war. Im Ge- spräch waren der ÖBB-Vorstandsvorsitzende Christian Kern und der ehemalige ORF-Ge- neraldirektor und heutige Präsident von Tur- ner Broadcasting System International, Ger- hard Zeiler. Foto: SPÖ / Patrick Köck Wiens Bürgermeister und stv. SPÖ-Parteivorsitzender Michael Häupl (l.) und Christian Kern bei SPÖ-Vorstandssitzung am 17. Mai Am 13. Mai Der geschäftsführende SPÖ-Vorsitzende, wies auch darauf, daß die Verfassung eine System engagiert sind, aber auch mit einer Bürgermeister Michael Häupl hat dann am „gewollte Ausgewogenheit“ zwischen dem Vielzahl von Bürgern gesprochen. Was ich in 13. Mai bekanntgegeben, daß Christian Kern Staatsoberhaupt und dem Regierungschef diesen Gesprächen mitbekommen habe, ist bereits am 17. Mai als neuer SPÖ-Parteivor- vorsehe. Der Bundespräsident sei nicht der ein Gefühl, das Sie wahrscheinlich auch sitzender und Bundeskanzler den SPÖ-Gre- Vorgesetzte der Bundeskanzlers und umge- kennen und das für Sie kein unbekanntes ist. mien vorgeschlagen werden wird. Häupl kehrt. Begleitet wurde der neue Bundeskanz- Es ist der Eindruck eines Stillstandes. Es ist ging von einer „sehr klaren Entscheidung“ ler auch von seiner Ehefrau Eveline Stein- ein Bedürfnis, daß durch unser Land wieder aus, denn die Partei würde einhellig hinter berger-Kern. ein Ruck geht, um die Dinge grundlegend zu dem künftigen Bundesparteivorsitzenden Am Abend desselben Tages waren auch verändern. Ich habe in den letzten Tagen viel stehen. Kern wird damit am außerordentli- noch die designierten neuen Minister Sonja Zuspruch bekommen und es ist mir nicht chen SPÖ-Parteitag am 25. Juni als Partei- Hammerschmid (Bildung), Thomas Drozda entgangen, welche Art von Erwartungshal- vorsitzender kandidieren. Bis dahin bleibt (Kanzleramt. Kultur) und Jörg Leichtfried tung hier entstanden ist. Meine Frau hat mir Häupl geschäftsführender SPÖ-Chef, der (Infrastruktur) sowie die künftige Staatsse- heute in der Früh beim Frühstück gezeigt, hervorhob, daß der neue Bundeskanzler – kretärin zu einem Vorstel- daß allein die Übertragung der Pressekon- wie es üblich sei – das Pouvoir bekommen lungsgespräch beim Bundespräsidenten ge- ferenz vom Dienstag auf Facebook fast eine werde, sich sein Team selbst auszusuchen. laden. Angelobt wurden sie tags darauf. Million Menschen geliked und geteilt haben. „Uns ist es sehr wichtig, daß wir die Fragen Ich kann Ihnen sagen, daß es mich sehr ge- der Wirtschaftsentwicklung und des Arbeits- Der neue Bundeskanzler will neues freut hat, aber auch sehr nachdenklich macht. marktes und alles, was mit der Sozialfrage Politikverständnis und »New Deal« Denn ich habe den Eindruck gewonnen, daß zusammenhängt, in Zukunft noch sehr viel Am 19. Mai hat dann der neue Bundes- das nicht nur meine Familienmitglieder und deutlicher in den Vordergrund stellen“, kanzler Christian Kern im Nationalrat unter die Freunde von der ÖBB waren. Daraus betonte Häupl. Anwesenheit von Bundespräsident Heinz Fi- entsteht eine Verpflichtung, das ist völlig lo- scher seine Regierungserklärung abgegeben, gisch. 17. Mai die wir hier im Wortlaut zur Lektüre anbieten: Ich möchte mit der Erwartungshaltung Am Nachmittag des 17. Mai wurde auch deshalb beginnen, weil es mir bewußt Christian Kern von Bundespräsident Heinz Sehr geehrter Herr Bundespräsident, ist, daß wir in einem Land leben, das durch Fischer als Bundeskanzler angelobt. Mit den sehr geehrte Frau Präsidentin des National- eine Vielzahl von Institutionen geprägt ist, Worten „Ich gelobe“ bestätigte Kern die rates, sehr geehrte Vertreter des Hohen das durch Lobbys geprägt ist, das durch In- Gelöbnisformel. Damit ist der frühere ÖBB- Hauses! teressenslagen geprägt ist, das auch durch Chef zwölfter Bundeskanzler der Zweiten Ich möchte die Gelegenheit nützen und einen deutlichen Föderalismus geprägt ist. Republik und der siebente von der SPÖ ge- Ihnen in den nächsten Minuten erklären, was Mir ist natürlich klar, daß es hier darum geht, stellte. mein Politikverständnis ist und wohin ich unter schwierigen Umständen und auf Basis Der Bundespräsident nannte die Aufgabe glaube, daß wir unser Land gemeinsam füh- einer schwierigen Herausforderung einen des neuen Bundeskanzlers eine „große und ren müssen. Ich habe in den vergangenen Stein an die Spitze zu rollen und daß uns das schöne, aber auch schwierige und verant- Tagen mit Menschen eine Reihe von Ge- alles nicht sehr leicht fallen wird. Es ist auch wortungsvolle“. Das Staatsoberhaupt ver- sprächen geführt, die bereits im politischen logisch, daß uns nicht alles gelingen wird,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 67 Innenpolitik Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Erklärungen von Bundeskanzler Christian Kern (stehend) und Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (links von ihm sitzend) im Nationalrat mit allen Regierungsmitgliedern – in der Bildmitte oben Nationalratspräsidentin Doris Bures

daß es Enttäuschungen geben wird, daß es setzt. Und genau das ist es, glaube ich, wo- vielleicht auch da oder dort Frust geben mit wir brechen müssen. Wir brauchen eine wird. Aber was ich Ihnen versprechen kann klarere Akzentuierung, wir müssen klar ma- ist, daß wir mit jeder Faser unseres Wollens, chen, wofür wir stehen. Denn eines hab ich daß wir mit unserer gesamten Leidenschaft auch verstanden: Menschen brennen nicht und mit jeder Minute unseres Denkens ver- für Kompromisse, sie brennen für Grund- suchen werden, die Dinge in die richtige sätze und Haltungen. Richtung zu bewegen. Und wenn wir schei- Wir werden oft genug Kompromisse ma- tern, dann werden das die richtigen Motive chen müssen, das ist selbstverständlich. Aber sein, aus denen wir scheitern. So viel kann ich denke, daß wir unser Denken nicht mit ich Ihnen versprechen. dem Kompromiß beginnen sollten. Was auch Das zweite, was ich erfahren habe, ist unübersehbar ist – und ich habe es ja ein- eine bemerkenswerte Entwicklung, mit der gangs bereits erwähnt: In Österreich bietet Sie als Politiker – ich bin, wenn man so will, sich uns ein Bild des Stillstands. Und wenn eher so etwas wie ein frischgefangener Po- man sich das im Detail anschaut, dann muß litiker – natürlich schon länger konfrontiert man sagen: Das spiegelt ja eigentlich gar sind: eine unglaubliche Kurzatmigkeit, ein nicht die Realitäten wider. Weil allein die Gewitter an Terminen, an Verpflichtungen, Arbeitstage, die Sie hier im Parlament ver- an Interviewanfragen, an Gesprächsnotwen- bracht haben, wenn man sich die Tagesord- digkeiten. Die Konsequenz dieses Rhythmus nung ansieht und die Beschlüsse, die sie ge- ist eine Kurzatmigkeit, die bemerkenswert faßt haben, all das zeigt ja, daß das in vielen ist. Ich möchte in diesem Zusammenhang Details so eigentlich gar nicht stimmt. Aber festhalten: Ich halte das naturgemäß für eine das Problem ist, daß durch diese Kombina- sehr schlechte Entwicklung und bin der Auf- tion von pragmatischen Lösungsversuchen, fassung, daß man sich dieser Entwicklung so Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner vielleicht auch sehr flachen pragmatischen gut es geht entziehen wird müssen. Ich habe Bundeskanzler Christian Kern Lösungsversuchen, da oder dort, und in mein Berufsleben ja selbst als Journalist denke, Sie sollten auch jenen, die Ihnen das einem Rhetorikgewitter, das ständig auf Sie, begonnen, wie Sie wissen. Und ich weiß, vorspielen würden, deutlich mißtrauen. Ich auf uns, einprasselt, eines verloren gegangen daß es da natürlich viele Gesprächsbedürf- glaube allerdings auch, daß wir eine deutlich ist: Das ist nämlich das Verständnis dafür, wo- nisse auch von dieser Seite gibt. Aber ich akzentuiertere Politik betreiben werden müs- hin wir unser Land führen wollen. Was un- halte es für sinnvoll, hier nicht jedem Mikro- sen. Politik wird vielfach in der öffentlichen klar geworden ist – und ich glaube, daß wir fon gegenüber eine Wortspende abzugeben, Wahrnehmung als eine Art Hunderennen das alle spüren, daß die Zukunftsbilder ver- weil ich fest davon überzeugt bin, daß sich wahrgenommen. Da geht’s darum: Wer hat loren gegangen sind. Daß nicht mehr klar ist, dieses Land nicht eine politische Führung gewonnen, wer hat sich in den Umfragen was unsere Orientierung ist, daß nicht mehr leisten kann, die sich keine Zeit zum Nach- durchgesetzt, wer hat sich einen kleinen Vor- klar ist, wohin wir das Land führen wollen, denken nimmt. Ich will hier am zweiten Tag teil verschafft, wer geht mit einem Sieger- daß nicht mehr klar ist, wie unsere Zukunft meiner Amtsperiode auch gar nicht den lächeln vom Schlachtfeld. Aber über all die- gestaltet werden soll. In dieses geistige Va- Eindruck erwecken, daß wir bereits alle Pro- sen Fragestellungen ist zu oft der politische kuum, in diese Ritzen dieses Vakuums, in bleme gelöst haben oder daß wir wissen, wie Inhalt verloren gegangen. Politischer Inhalt dieses Gebäude, kriecht natürlich umso wir alle Probleme präzise lösen werden. Ich wurde durch taktischen Opportunismus er- leichter das Vorurteil und die billige Pointe.

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Ich bin davon überzeugt, daß wir Visionen Sorgen und die Ängste der Menschen. Wir Menschen, die weniger privilegiert sind als brauchen und den Mut dazu haben sollten. wollen eine Politik des Zukunftsglaubens der wir. Ich will in einer Gesellschaft leben, die Nicht nur aus einem bestimmten Politikver- Hoffnungslosigkeit gegenüberstellen. Wir mit Respekt und Menschenwürde sowie mit ständnis heraus, sondern weil das schlicht wollen eine Politik der Weltoffenheit einer Respekt vor der Menschenwürde versucht, und einfach eine taktische Notwendigkeit geistigen Verengung gegenüberstellen. Wir die Frage der Flüchtlingsthematik zu lösen. ist. Im Jahr 2016 bedeutet, keine Visionen zu wollen eine Politik der Heimatverbundenheit Ich möchte gleichzeitig, daß wir dabei nicht haben, daß derjenige, der keine Visionen hat, und des Patriotismus dem Chauvinismus und vergessen, daß wir soziale Sicherheit, daß tatsächlich einen Arzt braucht. der Hetze gegen Minderheiten gegenüber- wir die öffentliche Sicherheit, aber letztend- stellen. lich auch ein notwendiges Maß an Ordnung Für unser Weltbild, für unsere Haltungen, Ich will in einer Gesellschaft leben, in der sicherzustellen haben. wollen wir argumentieren, und da werden alle Kinder faire und möglichst gerechte wir auch die Auseinandersetzung suchen. Wir Chancen haben. In der du nicht schon zum Ich denke, daß genau dieses Politikfeld wollen die Köpfe und die Herzen nicht dem Verlierer gestempelt bist, weil du im fal- das ungeeignetste ist, um mit Symbolpolitik billigen Populismus überlassen. Wir wollen schen Stadtteil aufwächst, weil du einen fal- zu agieren. Hier sollten wir versuchen, alle zeigen, daß wir eine positive Alternative ha- schen Vornamen hast, oder weil deine Eltern miteinander unsere Emotionen zu zügeln, ben. Ab heute läuft der Countdown dieser nicht in der Lage sind, dich ausreichend zu um an vernünftigen Lösungen zu arbeiten. Ich Auseinandersetzung, ab heute läuft der Count- fördern. Ich will in einem Land leben, in möchte mich an dieser Stelle ganz besonders down um die Herzen und Menschen in unse- dem nicht nur eine kleine Minderheit von beim scheidenden Bundeskanzler Werner rem Land. Der gestern verstorbene große Hi- der Wohlstandsentwicklung profitiert und alle Faymann bedanken. Er hat Österreich in den storiker Fritz Stern hat eine große Formulie- anderen schauen müssen, wo sie bleiben, vergangenen acht Jahren in schwierigen Zei- rung gewählt. Er hat gesagt: Menschen ha- wie sie am Arbeitsmarkt, am Wohnungs- ten geführt. Ich weiß, was er dafür aufgege- ben Ängste, aber es macht keinen Sinn, sie markt zurechtkommen und wo sie sich nicht ben hat. Ich weiß, wie viel es ihm bedeutet in diesen Ängsten zu bestärken. Das genau auf die Solidarität der Gesellschaft und auf hat. Die Art und Weise, wie er sein Amt nie- ist ein Zugang, den ich auch vertreten möch- ein System und Netz der sozialen Sicherheit dergelegt hat, sollte uns allen Respekt abrin- te, weil es mir ganz persönlich darum geht, verlassen können. Ich will in einem Land le- gen. Ich möchte die Gelegenheit auch nüt- Probleme zu lösen, ganz reale Ursachen für ben, in dem Politik und Zivilgesellschaft zen, mich bei den scheidenden Regierungs- diese Ängste zu bekämpfen, aber diesen Hand in Hand gehen, in dem wir stolz sind mitgliedern für ihre Arbeit für unser Land zu auch ein positives Politikbild und ein positi- auf Menschen, die nicht fragen, was es ihnen bedanken. ves Weltbild gegenüber zu stellen. Wir wol- nützt, sondern die sich hier für die Gemein- Ein Blick in den Sitzungssaal len die Hoffnung nähren und nicht die schaft engagieren, insbesondere auch für des Nationalrats Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner

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Ich weiß, daß es üblich ist, daß man bei einer Regierungserklärung über sehr viele Politikfelder spricht, viele Dinge streift, die erarbeitet worden sind. Üblicherweise ist es ja auch so, daß eine solche Regierungserklä- rung nach der Verhandlung eines Arbeits- übereinkommens stattfindet. Ich möchte das aber bei dieser Gelegenheit nicht tun, auch wenn ich weiß, wie wichtig die Themenfel- der Frauenpolitik, Europapolitik und eine Reihe von anderen wären, um sie hier zu er- örtern. Ich bin davon überzeugt, daß wir die Gelegenheit haben werden, das noch aus- führlich in diesem Haus zu tun. Aber ich möchte auf den Kernpunkt dessen, was jetzt kurzfristig notwendig ist, kommen. Zunächst einmal haben wir uns mit der Frage des Vertrauensverlustes und mit dem Stillstand in unserem Land auseinander zu setzen. Wir sehen, daß die Arbeitslosigkeit steigt. Wir

sehen, daß sich die Investitionsbereitschaft Foto: BKA / Andy Wenzel der Unternehmen in sehr engen Grenzen v.r.: Bundeskanzler Christian Kern, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (fast ver- hält. Wir haben auch erlebt, daß die Konsum- deckt), Finanzminister Hansjörg Schelling, Innenminister Wolfgang Sobotka, Aus- senminister Sebastian Kurz, Staatssekretär Harald Mahrer und die neue Unter- nachfrage und die Kaufkraft der Menschen richtsministerin Sonja Hammerschmid in diesem Land in den letzten Jahren gelitten haben. Wir haben eine Periode von mehr als Jobs, Jobs ist natürlich eine wichtige Formel. einen Plan für Österreich 2025 entwickeln, fünf Jahren an Reallohnverlusten erlebt. Das Aber für uns ist mindestens ebenso wichtig, der auf der Idee beruht, aktiv Wirtschaft zu ist ein Thema, dem wir uns widmen müssen. daß daraus Jobs resultieren, von denen die gestalten. Ich will einen Rahmen schaffen, in Wir müssen es mit aller Konsequenz tun. Menschen in unserem Land auch tatsächlich dem sich die Wirtschaft in unserem Land Der entscheidende Hebel, von dem ich mir leben können. Eingebettet in die Situation, in entwickeln kann. auch einen Beitrag von Ihnen allen erwarte, der wir heute in Europa leben, dürfen wir ist, daß wir hier versuchen, die Stimmung im uns aber auch nicht darauf verlassen, daß wir Dabei halte ich zwei Dinge für ganz ent- Land auch wieder zu drehen. Denn eines alle Probleme im Alleingang lösen. Es wird scheidend: Der erste Punkt ist, daß es uns kann ich Ihnen, aus der Wirtschaft kom- eine der wichtigsten Stoßrichtungen unsere besser gelingt, auf Basis von klar definierten mend, sagen: Die größte Wachstumsbremse Bemühungen sein, auch wieder die Spiel- Zukunftsbildern öffentliche und private ist am Ende des Tages die schlechte Laune. räume für öffentliche Investitionen zurück- Investitionen miteinander zu vernetzen. Das Das damit verbundene Problem ist klar: zugewinnen. Wir wissen, daß das natürlich ist ganz entscheidend. Wir brauchen den Kein Wirtschaftswachstum bedeutet noch nur im europäischen Raum geht. Wir brau- Markt so weit wie möglich und wir brauchen mehr Beschäftigungslosigkeit und noch hö- chen diese öffentlichen Investitionen. Wir den Staat so weit wie nötig. Wir wissen, daß here Schulden. Das können wir uns einfach brauchen diese Spielräume, um Investitio- die Idee vom freien Unternehmertum, das nicht leisten. nen, die in Wachstum und in die Umwel- auf Genialität basierende Produkte entwik- taktivitäten, in den Umweltschutz gehen. Wir kelt, die quasi wie von Zauberhand entste- Deshalb ist mein Vorschlag, insbesondere werden uns dafür verwenden, um diese Dis- hen, eine völlige Illusion ist. Wir haben das an unsere Partner in der Regierung, daß wir kussionen mit aller Konsequenz auf die anhand des Paradebeispiels des Apple iPho- hier gemeinsam ein Projekt entwickeln, das europäische Ebene zu tragen. Aber wir brau- nes erlebt. Sie kennen vielleicht die Ge- man vielleicht mit den Worten „New Deal“ chen nicht nur einen kurzfristigen Plan, bei schichte. Steve Jobs war ein genialer Un- beschreiben könnte. Wenn Sie in der Hi- dem die Wirtschaft im Mittelpunkt steht. ternehmer, ein großartiger Kopf, der am storie zurückschauen, dann wissen Sie ja, Wenn ich von Wirtschaft rede, dann ist es Ende verstanden hat, wie sich die Punkte zu daß dieser „New Deal“ mehrere Elemente eine Selbstverständlichkeit, daß hier nicht verbinden haben. Aber er hat letztendlich al- hatte. Aber ein ganz entscheidendes ist ge- nur die Unternehmen gemeint sind, sondern les, was diesem Telefon zu verdanken ist, wesen, daß es darum geht, kurzfristig die mindestens im selben Ausmaß die Arbeit- dem Umstand zu verdanken, daß es von staat- Investitionsbereitschaft der privaten Investo- nehmerinnen und Arbeitnehmer, die ja jeden lichen Stellen, von der öffentlichen Hand, ren, Unternehmer und Unternehmerinnen zu Tag die Leistungen erbringen. Dann müssen gefördert und mitentwickelt worden ist. stärken. Es ist vor diesem Hintergrund für wir uns auch vor Augen führen, daß wir Egal, ob das das Display war, egal, ob das uns ganz wesentlich, daß wir nicht nur die nicht nur kurzfristig denken dürfen, sondern das Spracherkennungssystem ist oder das Bereitschaft formulieren, die Wirtschaft zu einen Gestaltungsanspruch gegenüber unse- GPS-System. Das sind Anwendungen, die stimulieren, sondern daß wir auch von den rer Gesellschaft und gegenüber dem Wirt- aus der Grundlagenforschung entstanden Unternehmen erwarten, daß sie ihre soziale schaftssystem, auch in einer mittelfristigen sind, die von der öffentlichen Hand finan- Verantwortung wahrnehmen. Weil Jobs, Perspektive, wahrnehmen müssen. Ich will ziert wurden, die öffentliche Institutionen

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unsere Bildungssysteme daran ausrichten werden, weil eines ist völlig klar: Bildungs- politik wird in Zukunft die beste Sozial- und die beste Arbeitsmarktpolitik sein.

Ich habe hier versucht, in ein paar Minu- ten einige Fragestellungen zu skizzieren, die bei weitem nicht erschöpfend sind. Es gibt natürlich eine Vielzahl von interessanten Fra- gestellungen, die politische Antworten erfor- dern. Mein Verständnis ist, daß wir hier nicht über fertige Konzepte, Dogmen oder Doktri- nen reden. Mein Verständnis ist, daß es eine offene politische Diskussion geben muß, zu der ich Sie persönlich einladen möchte. Ich möchte insbesondere in den nächsten Wochen Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner auch die Gelegenheit vertiefen, mit Ihnen per- v.l.: Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Bundeskanzler Christian Kern, Sozial- sönliche Gespräche zu führen, über Ihr Bild, minister Alois Stöger und Landwirtschaftsminister Anrdä Rupprechter über Ihre Sicht der Dinge, die wir gemein- vorangetrieben haben und die schlußendlich anwenden. Wir müssen unsere Hochschulen sam anpacken müssen. Wir werden das tun, wesentlich vom Steuerzahler mitfinanziert und den gesamten politischen Rahmen dar- allerdings aus einer Position heraus, aus wurden. Am Ende geht es darum, solche auf abstimmen. einem positiven Weltbild heraus. Modelle zu entwickeln und klar zu sagen, in welche Richtung wir wollen. Wohin wollen Neben diesem Bekenntnis zum Design Ich glaube, es geht darum, positive Po- wir unsere Energie richten? Wie wollen wir unserer Wirtschaft im Sinne der Menschen, litik zu machen und nicht Verzweiflung und die Wirtschaft in unserem Land verändern? die hier leben, und vor allem im Sinne der Ängste zu bedienen. Ich bin davon über- Steigerung der Beschäftigung, geht es mir zeugt, das ist jedenfalls mein Zugang, den Vor kurzem hatte ich in Kalifornien die noch um einen zweiten Punkt: Wenn man ich in einer unglaublichen Intensität erlebt Gelegenheit, mich im Silicon Valley mit sich die großen internationalen Entwicklun- habe, daß es in diesem Land gar keine Poli- einer Reihe von Unternehmen zu unterhal- gen anschaut – und wir wissen, die treiben- tikverdrossenheit gibt. Aber es gibt natürlich ten. Es gibt in Europa Erfolgsbeispiele, die den Kräfte sind Globalisierung, Internatio- eine große Distanz zu dieser Kapselpolitik, man dem entgegenhalten kann und wir brau- nalisierung und im hohen Maße die Di- die sich von den Menschen und den tatsäch- chen uns hier nicht fürchten. Wir brauchen gitalisierung – dann wissen wir, daß wir uns lichen Interessenslagen, Sorgen und Not- keine Angst zu haben. Wir haben das Poten- diesen Entwicklungen gar nicht entziehen wendigkeiten mittlerweile deutlich entfernt tial, ähnliche Erfolgsgeschichten zu schrei- können. Wir sind an dem Punkt angelangt, hat. Wenn ich das sage, dann meine ich kei- ben. Bei dieser Reise in das Silicon Valley ist wo wir uns die Frage stellen: Wollen wir war- neswegs nur die Regierungspolitik, sondern in diesen zehn Tagen, die wir dort mit unse- ten, bis die Entwicklungen wie eine Dampf- dann meine ich im höchsten Ausmaß auch ren Partnern verbracht haben, ein einziges walze auf uns zukommen oder geht es uns die Verantwortung der Opposition für diesen Mal der Name eines europäischen Unterneh- darum, diesen Ball aufzunehmen und recht- Zustand. Die Politik muß hinaus zu den Men- mens genannt worden. Das war die Firma zeitig die Voraussetzungen zu schaffen, da- schen. Wir müssen versuchen, die Menschen Herrenknecht. Dazu muß man wissen: Das mit Österreich erfolgreich in diesem Kontext zu aktivieren, um sie in diesen Dialog aufzu- ist ein deutsches Unternehmen, das mit agieren kann? Was ich meine ist folgendes: nehmen. Das steht für mich fest. Ich bin da- österreichischen Zulieferern und österreichi- Daß diese Entwicklungen – Digitalisierung von überzeugt, daß es unsere größte Inten- schen Kunden Tunnelbaumaschinen produ- und Globalisierung – unsere gesamte Ar- tion und unser größtes Drängen sein muß, ziert. Diese Geschichte sollte uns zuversicht- beitswelt massiv verändern werden. Daß es Menschen zu zeigen, daß es sich lohnt, sich lich stimmen, denn dahinter steckt ja ganz die Wertschöpfungskette in der Wirtschaft wieder zu engagieren. Weil am Ende des Ta- etwas anderes: Nämlich, daß wir in Europa, verändern wird und daß es letztendlich be- ges ist es selten so, daß einzelne Personen – daß wir in Österreich in bestimmten Sekto- deutet, daß wir in Zukunft in traditionellen auch nicht hier auf dieser Regierungsbank – ren unglaubliche Stärken haben. Diese Stär- Industrien und Dienstleistungssektoren mit die Geschichte bewegen können und den ken zu stärken, das muß unser Bild sein. Das signifikant weniger Arbeitskraft auskommen großen Unterschied machen. Am Ende ist es ist zum Beispiel der Bereich Maschinenbau. werden. Das bedeutet für uns aber, daß wir die Vielzahl des Engagements von Einzel- Das ist der Automotiv-Sektor, das ist die uns Fragen zu stellen haben, die sehr ins nen, die die Geschichte prägen. In dem Sinn Energietechnik, wo wir eine Basis haben, Grundsätzliche und Wesentliche gehen. würde ich mir wünschen, einen konstrukti- eine Position der Stärke hier konsequent aus- Nämlich: Wie wollen wir Arbeit verteilen? ven Dialog mit Ihnen hier im Hohen Haus zu zubauen. Es geht um die Vernetzung von Wie wollen wir schlußendlich unsere sozia- führen, aber auch, daß es uns gelingt, Men- öffentlichen und privaten Investitionen. Es len Sicherungssysteme finanzieren, die wir schen dazu zu bewegen, sich wieder poli- geht um die Verbindung von Unternehmen, auf eine wesentlich breitere Basisstellen tisch zu engagieren. die in die Grundlagenforschung gehen. Es werden müssen, weil es notwendig sein geht um Unternehmen, die diese letztlich wird. Es geht auch um die Frage, wie wir Danke!

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notwendig mit falschen Erwartungshaltung zu brechen. „Wir müssen tun, was für das Land richtig ist und nicht nur für die eigene Klientel“, so Mitterlehner. Darüber hinaus brauche es einen anderen Umgang in der Politik und ein neues Mit- einander. „Ist es die Aufgabe der Opposition, nur pauschal zu kritisieren?“ Diese sollte sich stattdessen auch konstruktiv einbringen, wie es Grünen-Klubobfrau Eva Glawischnig angesprochen habe. Umgekehrt bedeute dies, daß man sich die Vorschläge der Opposition genauer ansehen sollte. „Trotz aller inhalt- lichen Unterschiede brauchen wir ein re- spektvolles Miteinander“, so Mitterlehner. Dies gelte auch für die Regierungsparteien: „Wenn wir uns gegenseitig kritisieren, wird uns die Bevölkerung nicht abnehmen, daß wir Probleme für sie lösen können.“ „Was macht mich sicher, daß es diesmal klappen könnte? Erstens ist der Druck stär- ker, und das ist immer gut, um Lösungen zustande zu bringen. Zweitens, haben wir die beste Absicht, etwas weiterzubringen“, unterstrich Mitterlehner die Ziele der Re- gierung. Auch der Wechsel an der Spitze des Koalitionspartners könne neuen Schwung bringen. „Ich habe das selbst erlebt. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, zitierte der er Hermann Hesse und zeigte sich positiv, „daß wir das eine oder andere bewegen kön- nen. Zauber heißt aber nicht Zauberkunst- stück. Daher geben Sie uns die Chance“, appellierte Mitterlehner an die Abgeordne- ten. Neben einem Willkommensgruß an den

Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner neuen Bundeskanzler und dessen Regierungs- Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (l.) bei seiner Erklärung, Bundeskanzler team richtete Mitterlehner auch Dankeswor- Christian Kern und Nationalratspräsidentin Doris Bures te an das scheidende Team um den früheren Mitterlehner: Erarbeiten und auch um die Verknüpfung der Wirtschaft mit Kanzler Werner Faymann, mit dem man trotz Leisten kommt vor Verteilen dem Gesundheits- und Sozialsystem. „Enga- mancher Unterschiede gut zusammengear- „Ich habe die Rede gehört. Ich will, unse- gement muß belohnt werden. Das ist die ent- beitet habe. Mitterlehner nannte in diesem re Seite will auch, und wenn wir gemeinsam scheidende Größe für dieses Land“, so Mit- Zusammenhang auch die Erfolge der Bun- die Probleme angehen, sollten sich Anspruch terlehner. Viele würden nur die Transferlei- desregierung zur Bewältigung der 2008 aus- und Wirklichkeit miteinander verbinden las- stungen in den Mittelpunkt rücken, aber es gebrochenen großen Finanz- und Wirtschafts- sen. Auf gute Zusammenarbeit – wir gehen gehe darum, zuerst zu erarbeiten und zu lei- krise. „Denjenigen, die heute die Zukunfts- die Sache an.“ Das sagte Vizekanzler, Wirt- sten, dann erst könne man verteilen. „Dem sicherheit einfordern, haben wir die Gegen- schaftsminister und ÖVP-Bundesparteiob- müssen wir Rechnung tragen. Der Anspruch wart gesichert“, verwies Mitterlehner bei- mann Reinhold Mitterlehner zur Antrittsrede in der Praxis wird der Elchtest für uns.“ spielhaft auf Maßnahmen zur Unterstützung des neuen Bundeskanzlers Christian Kern Die Politik müsse sich den Zukunfts- und der Wirtschaft und des Konsums. Aktuell hät- vor dem Nationalrat. Mitterlehner skizzierte Verdrängungsängsten stellen und die richti- ten die Wirtschaftsforscher zudem die Rich- in seiner Erklärung inhaltliche Schwerpunk- gen Antworten finden. Auch die Art der Po- tigkeit der Steuerreform bestätigt. Auch in te der künftigen Regierungsarbeit und unter- litik müsse sich ändern. Über Jahre sei man der Flüchtlingspolitik habe sich die Linie der strich vor allem, daß Erarbeiten und Leisten gewohnt gewesen, an den Staat nur Forde- Bundesregierung bewährt. „Wir haben die vor Verteilen komme. rungen zu stellen. Im Integrationsbereich internationale Solidarität erzwungen, daher „Wir müssen die Zukunfts- und Wettbe- gelte es aber beispielsweise, aus Betroffenen geht Europa jetzt stärker gemeinsam vor. Bei werbsfähigkeit der Wirtschaft stärken“, beton- Beteiligte zu machen. Dieses Problem müsse aller Hilfsbereitschaft können wir keinen un- te Mitterlehner. Es gehe um Bürokratie-Ab- von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ge- geregelten Zugang zulassen“, bekräftigte Mit- bau, Deregulierung und Flexibilisierung, aber meinsam bewältigt werden. Zudem sei es terlehner.

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Abwartend positiv bis harte Kritik offensichtlich den neuen Geist nicht verstan- Bundeskanzler Christian Kern wurde von den, sagte Schieder. In aller Deutlichkeit wies der Opposition im Nationalrat abwartend po- er die „Anschüttungen“ in Richtung Muna sitiv, teilweise mit leichter Skepsis begrüßt, Duzdar als falsch zurück. Nicht die Religion bei den Freiheitlichen stand harte Kritik im zähle, sondern der Inhalt. Vordergrund. Von Seiten der Regierungspar- In Anlehnung an die Regierungserklä- teien war uneingeschränkte Zustimmung rung rief Schieder ebenfalls zu einer neuen und das Bekenntnis zur Zusammenarbeit zu Diskussionskultur auf. Am Ende einer sach- hören. Von den Freiheitlichen und den NEOS lichen Auseinandersetzung könne auch der kam der Ruf nach Neuwahlen. Die Klubob- Kompromiß stehen, und das sei kein Um- leute, die in einer ersten Runde auf die Re- faller, sondern ein Ringen darum, daß im gierungserklärung reagierten, richteten auch Land etwas weitergeht, hielt er fest. einige Wünsche an die zukünftige Reform- Es geht nun darum, Verunsicherung und politik. Ängste in Hoffnung und in ein zukunfts- orientiertes Leitbild umzuwandeln. Die SPÖ Heinz-ChristianStrache, FPÖ trage noch immer die „globale Mega-Idee“ Mit schweren Geschützen fuhr gleich im Herzen, daß es eine soziale und faire FPÖ-Klubobmann Heinz-Christian Strache Gesellschaft geben kann. Für entscheidende gegen den neuen Kanzler und die Regie- FPÖ-Klubobmann Heinz-Christian Strache Punkte des neuen Politikverständnisses hält rungspolitik auf. Den von Kern präsentierten er die Arbeit an und für die Gesellschaft. Es- Plan zu einem „New Deal“ hält er in weiten sentiell seien Beschäftigung, Wachstum und Bereichen für eine „Luftblase“, eine nach- Wirtschaftsstandort genauso wie innere, äus- haltige Kursänderung ist für ihn nicht in Sicht. sere aber auch soziale Sicherheit. Bildung, Die Regierung trage seit drei Jahren Ver- Wissenschaft und Forschung bezeichnete antwortung und habe massiven Schaden an- Schieder als Treibstoff für die wirtschaftli- gerichtet – angefangen von der hohen Ar- che Entwicklung, der Klimawandel stelle beitslosigkeit und Steuerbelastung bis hin sowohl eine ökologische als auch eine wirt- zur falsch verstandenen Willkommenskultur, schaftspolitische Herausforderung dar. vollzogen durch einen Rechtsbruch. Es sei daher höchst an der Zeit, so Strache, Fehl- Eva Glawischnig, Grüne entwicklungen einzugestehen und Neuwah- Die Forderung nach einem neuen politi- len auszuschreiben, forderte er. Strache orte- schen Stil hält auch die Klubobfrau der Grü- te weniger Politikverdrossenheit in der Be- nen Eva Glawischnig für mehr als ange- völkerung als vielmehr Ärger gegen die bracht. Umso mehr bedauerte auch sie die Koalition, die nicht bereit sei, Lösungen an- Rede von Heinz Christian Strache als „un- zugehen. Die FPÖ erwarte sich von einer glaublich respektlos“. Als einen zentralen zukunftsorientierten Politik die Absicherung Reformpunkt bezeichnete die Grüne Klub- des Wirtschaftsstandorts, die Senkung der chefin die sozialpolitischen Herausforde- Lohnnebenkosten und Maßnahmen zur Be- SPÖ-Klubobmann rungen, die über den Arbeitsmarkt hinausge- endigung der Kreditklemme. hen. Die geänderte Arbeitswelt erfordere es, Strache griff Kern auch insofern an, als er den Menschen mehr Sicherheit aber auch darauf hinwies, daß sich der neue Bundes- mehr Freiheit zu geben, zumal es heute viel kanzler noch keiner demokratischen Wahl mehr Brüche im Lebenslauf gebe. Dazu gestellt hat. Auch sei der öffentliche Zu- komme der gesamte Bereich der Pflege. Als schuß zur ÖBB unter Kerns Leitung gestie- unbefriedigend bezeichnete Klubobfrau Gla- gen. Die nunmehrige Zusammensetzung der wischnig besonders die Situation der Frauen, Regierung bewertet die FPÖ als „neue die weitgehend im prekären Bereich arbei- Mannschaft mit altem Programm“. Beson- ten. ders kritisch äußerte sich Strache gegenüber Ein großes Anliegen ist den Grünen der der neuen Staatssekretärin Muna Duzdar, der Bildungsbereich, wobei Glawischnig-Piesc- er als palästinensisches Einwandererkind eine zek darauf drängte, nicht wieder zurück zum einseitige Position in bezug auf die israe- Start zu gehen, sondern Lösungen im Sinne lisch-arabische Politik vorwarf und sie in die der besten individuellen Förderung zu su- Ecke des linken Antisemitismus rückte. chen. Sie hoffe auch auf ein neues Ver- ständnis für die Situation der Universitäten Andreas Schieder, SPÖ und für die Grundlagenforschung. Die Grü- „Das war old school“, reagierte SPÖ- ne Klubobfrau warnte einmal mehr vor den

Klubobmann Andreas Schieder verärgert auf Alle Fotos: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner negativen Auswirkungen von TTIP, denn die Ausführungen Straches. Dieser habe Grünen-Klubobfrau Eva Glawischnig dieses Abkommen würde eine Nivellierung

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 73 Innenpolitik nach unten bringen und die wirtschaftliche Strolz dem neuen Bundeskanzler. Darin habe Handlungsfreiheit einschränken. Deshalb viel Zuversicht gesteckt und viel Ent- brachte sie seitens ihrer Fraktion einen Ent- schlossenheit sei mitgeschwungen. Trotz die- schließungsantrag ein, in dem die Regierung ses positiven Zugangs verhehlte Strolz nicht aufgefordert wird, CETA abzulehnen, sich seine Skepsis, da am Ende das Erreichte gegen eine vorläufige Anwendung des Ab- zählt. Kern habe die richtige Analyse getrof- kommens auszusprechen und die TTIP- fen, und das sei auch notwendig, weil man Verhandlungen unverzüglich zu stoppen. einen Blick auf den Status Quo brauche. Die Analyse sei aber zu wenig, sagte Strolz und Reinhold Lopatka, ÖVP begründete seinen Zweifel am Gelingen der Der Wille der ÖVP-Fraktion zur Zusam- Pläne mit der Feststellung, daß die Konstel- menarbeit wurde auch von Klubobmann lation der großen Koalition für Österreich Reinhold Lopatka bekräftigt. Eine Entschul- falsch ist. Es habe schon zu viele Versuche digung für seine kritischen Äußerungen für Neustarts gegeben, und man spüre, daß gegenüber Kern war insofern herauszuhören, ÖVP und SPÖ miteinander nicht mehr kön- als Lopatka meinte, diese seien in die Ver- nen und wollen. Strolz sprach sich daher gangenheit gerichtet gewesen, er wolle sich auch für einen Neuanfang und damit für Neu- jetzt der Zukunft widmen. In dem Bestreben wahlen aus, er räumte jedoch ein, daß er sich um gute Zusammenarbeit zwischen Regie- ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka gerne eines Besseren belehren lassen wolle. rung und Parlament will er auch die Op- Ein dringendes inhaltliches Anliegen ist position einbinden und beispielsweise für den NEOS die Bildung, da heute etwa ein eine transparente Wahl des neuen Rechnungs- Drittel der SchulabgängerInnen gleich in hofpräsidenten sorgen. Richtung AMS gehen und damit zu einer Da für Lopatka keine Zeit zu verlieren ist, verlorenen Generation werden. Als einen schlug der ÖVP-Klubobmann in seiner Rede Ausweg aus der Krise sieht Strolz, den Schu- gleich inhaltliche Pflöcke ein. Er zeigte sich len mehr Verantwortung und Autonomie zu- froh darüber, daß Kern den eingeschlagenen zugestehen. Als notwendig erachtet er zu- Kurs in der Flüchtlingsfrage unterstützt, da dem eine Arbeitszeitflexibilisierung, da die die Willkommenskultur ohne Grenzsiche- gesetzliche Situation mit der heutigen Reali- rung nicht funktioniere. Toleranz gegen In- tät nichts mehr zu tun habe und eine falsche tolerante sei nicht möglich, sagte er und wie- Bevormundung darstelle. Auch Strolz unter- derholte die Position der ÖVP zum Thema stützte die Bekenntnisse zu einem neuen Mindestsicherung. Wenn wir das Gesund- politischen Stil und hatte dabei besonders heits- und Sozialsystem sichern wollen, die Sozialpartnerschaft und die Landeshaupt- dann müssen wir jetzt handeln, sagte Lopat- leute im Visier, weil diese als „rot-schwarzes ka, und in diesem Zusammenhang auch dar- Machtkartell“ das Parlament blockieren. Er über diskutieren ob man jene, die noch kei- appellierte zudem, wie auch bereits Grünen nen Beitrag zum System geleistet haben, Chefin Eva Glawischnig-Piesczek, nicht alle nicht anders behandeln soll als jene, die seit NEOS-Klubobmann Matthias Strolz Oppositionsanträge von vornherein zu verta- Jahren ihren Beitrag leisten. Vor allem soll- gen oder abzulehnen. ten sich jene Menschen, die in ihrer Erwerbs- arbeit nicht viel verdienen, gerecht behandelt Robert Lugar, Team Stronach fühlen. Lopatka bekräftigte die Forderungen Auch Team Stronach Klubobmann Robert nach Entbürokratisierung und Senkung der Lugar stimmte vollinhaltlich mit der Analyse Steuerlast im Interesse der Wirtschafts- und von Bundeskanzler Kern überein, das Pro- Beschäftigungspolitik und schlug die Ein- blem zu kennen sei aber nur die halbe Miete. richtung eines „Standort-Konvents“ vor, um Ihm hat das Bekenntnis zu gemeinsamen Lö- daraus ein Standortpaket entwickeln zu kön- sungen gefehlt und er ortete innerhalb der Re- nen. Österreich ist stabil und stark und wird gierung noch immer ein riesiges Spannungs- es auch bleiben, wenn die Bereitschaft zur feld. Dennoch unterstrich Lugar, er wünsche Reform da ist, zeigte sich Lopatka abschlie- sich im Interesse Österreichs, daß die Regie- ßend überzeugt; wenn Mut vorhanden ist, rung erfolgreich ist. Das könne sie vor allem dort Grenzen zu setzen, wo sie notwendig in bezug auf die Flüchtlingsproblematik zei- sind, und wenn man mit dem notwendigen gen, denn die bisherige Politik sei vom Streit Weitblick an die Aufgaben herangeht. über einen Zaun geprägt gewesen. Die Re- gierung sei nicht in der Lage gewesen, für Matthias Strolz, NEOS

Alle Fotos: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Recht und Ordnung zu sorgen. Sollte diese Respekt für seine Regierungserklärung Team Stronach-Klubobmann widerhergestellt werden, dann komme auch zollte eingangs NEOS-Klubobmann Matthias Robert Lugar das Vertrauen wieder zurück, so Lugar.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 74 Innenpolitik

Die neuen Regierungsmitglieder Die neue Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (48) war bis zuletzt Rekto- rin der Veterinärmedizinischen Universität Wien und Präsidentin der Österreichischen Universitätenkonferenz.

Der neue Verkehrsminister Jörg Leicht- fried (49) war bis zuletzt Mitglied des Europäischen Parlaments und dort Vize-Prä- sident der Sozialdemokratischen Fraktion (S&D). Der neue Kanzleramts- und Kulturmi- nister Thomas Drozda (51) war zuletzt Foto: SPÖ / Thomas Lehmann Foto: SPÖ / Thomas Lehmann Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Kanzleramts- und Kulturminister Staatssekretärin im Bundeskanzleramt Wien. Thomas Drozda Muna Duzdar Die neue Staatssekretärin im Bundes- kanzleramt Muna Duzdar (38) ist für den Bereich „Verwaltung und Öffentlicher Dienst“ Bundeskanzler Christian Kern verantwortlich und war bis zuletzt als Ab- geordnete zum Wiener Landtag- und Gemein- derat tätig.  Die neuen Regierungsmitglieder bei der Unterzeichnung der Ernennungsurkunden bei Bundespräsident Heinz Fischer in der Hof- burg: Foto: SPÖ / Thomas Lehmann Bildungsministerin Bundespräsident Heinz Fischer (l.) wünscht dem neuen Bundeskanzler der Sonja Hammerschmid Republik Österreich, Christian Kern alles Gute für seine Amtsausübung. Christian Kern wurde am 4. Jänner kanzleramt, Peter Kostelka. Von 1994 bis 1966 in Wien geboren, ist verheiratet und 1997 war Kern Büroleiter und Pressespre- Vater von vier Kindern. cher des Klubobmannes der SPÖ-Par- Er hat ein Studium der Publizistik- und lamentsfraktion Kostelka, bevor er 1997 Kommunikationswissenschaft an der Uni- ins Management des Verbunds wechselte, versität Wien abgeschlossen und eine post- in dessen Vorstand er 2007 Mitglied wur- graduale Ausbildung am Management de. Im Juni 2010 wurde Kern zum Vor- Zentrum St. Gallen (MZSG) in der standsvorsitzenden der ÖBB-Holding-AG Schweiz absolviert. der Österreichischen Bundesbahnen er- Christian Kern trat während des Stu- nannt. diums dem Verband Sozialistischer Stu- 2013 erhielt Kern die Marietta und dentInnen (VSStÖ) bei und wurde dort Friedrich Torberg-Medaille der Israeliti- Chefredakteur der „Rotpress“. Nach einer schen Kultusgemeinde Wien (IKG) für die

Foto: SPÖ / Thomas Lehmann zweijährigen Tätigkeit als Journalist beim von ihm initiierte Aufarbeitung der Rolle Verkehrsminister Jörg Leichtfried Wirtschaftsmagazin „Option“ wurde Kern der Bahn während der NS-Zeit, deren

Quellen: Präsidentschaftskanzlei, Bundeskanzleramt, in der Bundesregierung Vranitzky III As- Ergebnisse in der ÖBB-Ausstellung „Ver- Parlamentskorrespondenz, SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne, sistent des Staatssekretärs im Bundes- drängte Jahre“ präsentiert wurden.

Team Stronach, NEOS, wikipedia Foto: BKA / Andy Wenzel

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 75 »Burgenland Journal« Weichenstellung für Standortsicherung Die Delegierten zum Burgenländischen Wirtschaftsparlament trafen einander in der Wirtschaftskammer in Eisenstadt. Foto: Wirtschaftskammer Burgenland Das Präsidium der Wirtschaftskammer Burgenland (v.l.): Klaus Sagmeister (Vizepräsident), Rainer Ribing (Wirtschaftskam- merdirektor), Honorarkonsul Peter Nemeth (Präsident), Paul Peter Kraill (Vizepräsident) und Oswald Hackl (Vizepräsident) chwerpunktthema des Wirtschaftsparla- Struktur sowie Standortqualität und Ver- werden. Dazu benötigt es aber eine moderne Sments in der Wirtschaftskammer in Eisen- marktung“, so Nemeth weiter. Wirtschaftspolitik, sagte Landeshauptmann stadt am 24. Mai war der Wirtschaftsstandort Es sei nicht sinnvoll darüber zu diskutie- Hans Niessl und skizzierte die Eckpunkte Burgenland. Präsident Honorarkonsul Peter ren, den Arbeitsmarkt für ausländische Ar- einer Wirtschaftspolitik des 21. Jahrhunderts Nemeth forderte Fair play – fairen Wett- beitnehmer zu sperren. Um nicht an Boden mit klaren Ecken und Kanten: Kampf gegen bewerb für Burgenlands Unternehmer. Lan- zu verlieren, müsse auch die Arbeitsmarkt- Sozialdumping, Start-up-Initiative fürs Bur- deshauptmann Hans Niessl widmete sich als politik so gestaltet werden, daß sie den An- genland sowie Forcierung bei Forschung, Gastvortragender den aktuellen Herausfor- forderungen der Wirtschaft entspreche. Ne- Technik und Innovation. Gleichzeitig soll derungen für den Wirtschaftsstandort Burgen- meth wies darauf hin, daß drastische Kon- auch im Bereich der Bildung Interesse für die land. trollen und das Ausschöpfen der Rechtsmit- Selbstständigkeit geweckt werden und die „Es wird zu wenig darüber nachgedacht, tel notwendig sind, um die Schattenwirt- Ausbildung von Lehrlingen verbessert wer- wie man die Wettbewerbsgleichheit für un- schaft zu bekämpfen. Am Beispiel des Be- den. sere Betriebe garantieren kann, die sich ge- zirks Neusiedl, wo im Vorjahr mehr als eine Das Burgenland ist gut aufgestellt und seit gen internationale Konkurrenten behaupten Million Euro an Strafen ausgestellt, aber ge- Jahren unter den Top 3 beim Wirtschaftswachs- müssen. Es wird oft nicht geprüft, ob es ein rade einmal 2000 Euro davon bezahlt wur- tum. Niessl räumte aber ein, daß es auch Pro- entsprechendes Angebot eines regionalen den, zeigt er auf, wie wichtig konsequentes bleme gibt. Und diesen müsse man mit einer Betriebs gibt. Und es wird kaum evaluiert, Vorgehen seitens der Behörde ist. modernen Wirtschaftspolitik entgegenlenken. welche Auswirkungen ein neues Gesetz, „Wir wollen das Burgenland zu einem „Trotz Rekordbeschäftigung steigt die Zahl eine neue Verordnung auf die Chancen unse- Standort machen, in dem Wirtschaft und Viel- der Arbeitslosen. Vor allem der Druck auf dem rer Betriebe hat“, resümierte Peter Nemeth. falt ineinandergreifen! Dafür braucht es ge- Arbeitsmarkt und er Druck auf regionale Tatsache ist, der Wirtschaftsstandort Ös- meinsame Anstrengungen“, rief Nemeth auf. Klein- und Mittelberiebe ist in Ostösterreich terreich ist bei fast allen Kennzahlen zurück- und somit im Burgenland am stärksten“, so gefallen. „Jetzt gilt es, daß wir im Burgen- Herausforderungen Niessl. land den Anschluß nicht verlieren. Ich lade Landeshauptmann Hans Niessl widmete Fair Play fordert Niessl für die burgenlän- daher den Landeshauptmann ein, daß wir ge- sich als Gastvortragender den aktuellen Her- dischen Arbeitnehmer und natürlich auch für meinsam einen Standortdialog initiieren, um ausforderungen für den Wirtschaftsstandort die burgenländischen Arbeitgeber: „Nur wenn die notwendigen Weichenstellungen in An- Burgenland. Der erfolgreiche Weg des Bur- hier eine vernünftige Balance, eine vernünfti- griff zu nehmen. Ich möchte dem nicht vor- genlandes – Wohnbauförderung, Rekordbe- ge und zielorientierte Zusammenarbeit von greifen, aber nur einige Punkte nennen, die schäftigung, seit Jahren steigende Exportzah- Statten geht, nur dann wird der burgenländi- wir dort besprechen müssen: Reformen im len, stark steigende Tourismuszahlen und sche Wirtschaftsstandort noch erfolgreicher öffentlichen Bereich, bei Verwaltung und höchste Maturantenquote – soll fortgesetzt werden!“

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 76 »Burgenland Journal«

Mehr Kontrolle, härtere Strafen und vor allem klare Spielregeln fordert Niessl bei So- zialdumping: „Faire Rahmenbedingungen sind hier das Um und Auf. Wer sich nicht an die Regeln hält, soll auch keine öffentlichen Aufträge bekommen. Statt dem Billigstbieter- muß der Bestbieter zum Zug kommen. Das heißt: es müssen auch soziale Kriterien be- rücksichtigt werden, zum Beispiel die Be- schäftigung älterer Arbeitnehmer.“ Der Lan- deshauptmann betonte weiters in seinen Aus- führungen, daß vom Land, in Absprache mit der Wirtschaft, auch weiterhin verstärkt Son- derförderaktionen wie der „Burgenländische Handwerkerbonus“ initiiert werden, um die burgenländische Wirtschaft weiter zu stärken und auch burgenländische Arbeitsplätze abzu- sichern. Landeshauptmann Hans Niessl Abschließend bedankte sich Niessl beim scheidenden Direktor der Wirtschaftskammer Burgenland, Anton Bubits, für die gute, kon- struktive Zusammenarbeit und wünschte ihm alles Gute für seinem neuen Lebensabschnitt.

Positionierungsstrategie Mit den Ergebnissen einer aktuellen Um- frage über die Stimmungslage unter den bur- genländischen Unternehmen befaßte sich Wirtschaftskammerdirektor Rainer Ribing. Die Kernaussagen:  Die burgenländischen Unternehmerinnen und Unternehmer beurteilen ihre wirt- schaftliche Situation branchenspezifisch different.  Jedes zweite Mitglied nützt regelmäßig das Angebot der Wirtschaftskammer Bur- genland.  Die Servicequalität wird (nach Schulno- WK-Präsident Peter Nemeth tensystem) sehr gut bewertet: Freundlich- keit (1,58), Erreichbarkeit (1,75), Zu- verlässigkeit (1,88), Fachliche Kompe- tenz (2,02), Engagement (2,03).  Die Zufriedenheit mit der WK Burgen- land liegt nach Schulnotensystem bei 2,46.  Hohe Zufriedenheit herrscht mit Services und Dienstleistungen (Note 2,12). Aufbauend auf diese Ergebnisse skizzierte Ribing die Eckpunkte der Positionierungs- strategie der Wirtschaftskammer. „Schon jetzt bemerkbar ist die laufende Besuchsoffensi- ve, die ersten Bezirks-Events unter dem Motto ,Botschaft angekommen‘“, so Ribing. Neben dem Fokus Mitgliedsbetriebe sei auch eine Besuchsoffensive bei den Bürgermei- stern geplant: „Ziel ist es, auf die Bedeutung der heimischen Wirtschaft aufmerksam zu

Fotos: Wirtschaftskammer Burgenland machen.“  Wirtschaftskammerdirektor Rainer Ribing https://www.wko.at/Content.Node/Interessenvertretung/b/index.html

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 77 »Burgenland Journal« Maßnahmen für Arbeits- markt präsentiert Mehr Spezialisten »made in Burgenland« und mehr Schutz für den heimischen Arbeitsmarkt

er durch einen Jüngeren aus dem Ausland ausgetauscht wird? Jemand der 40 Jahre fleißig und verläßlich gearbeitet hat, wird einfach ausgetauscht, weil er angeblich zu alt und zu teuer ist. Das dürfen wir nicht zulassen. Ich fordere sektorale Sperrung des Arbeitsmarktes in den Bereichen, wo Arbeitslosigkeit besonders hoch ist.“  Mehr Finanzpolizei: Derzeit sind 18 Fi- nanzpolizisten für das Burgenland und den Bezirk Bruck/Leitha zuständig. Für ef- fektive Kontrollen werden zumindest 50 Finanzpolizisten benötigt.  SOKO Bau: „Während Österreich eine der strengsten gesetzlichen Regelungen vorweisen kann, sind andere Länder bei der Kontrolle schon weiter. Ich fordere den Einsatz einer SOKO Bau, welche deutlich mehr Befugnisse als die österrei- chische Finanzpolizei hat“, so Darabos.  „Chip-System“ auf Baustellen: Darabos bekräftigt den Vorschlag, ein „Chip-Sy- Foto: Bgld. Landesmedienservice Soziallandesrat Norbert Darabos präsentierte Maßnahmen für den Arbeitsmarkt stem“ auf Baustellen, nach deutschem Vorbild, auch in Österreich, einzuführen. um Thema „Arbeitsmarkt im Burgen- Der Druck auf heimische Arbeitnehmer Dann könne effektiv kontrolliert werden, Zland“ stellte Soziallandesrat Norbert und Betriebe aufgrund unlauterer Konkur- wer für die Arbeit auf der Baustelle tat- Darabos am 4. Mai im Zuge einer Presse- renz ist ungebrochen hoch. Das Thema be- sächlich befugt ist. konferenz in Eisenstadt eine Reihe von Maß- schäftigt besonders die Bauwirtschaft im nahmen vor. „Es ist unser größter Anspruch, Osten Österreichs. Der Soziallandesrat er- In Ausbildung österreichischer Arbeit- die Menschen zu qualifizieren und in Be- neuert daher die Forderung nach mehr Schutz nehmer und in die Jugend investieren schäftigung zu bringen“, so Darabos. Die für den heimischen Arbeitsmarkt. „Wir ha- Die Jugendarbeitslosigkeit ist im Monat besten Instrumente dazu seien die überbe- ben zwar ein strenges Gesetz gegen Lohn- April um zehn Prozent gesunken. Dement- triebliche Facharbeiterausbildung, die ein fi- und Sozialdumping, aber was nützen gute sprechend erfreut zeigt sich Darabos. „Eine xer Bestandteil des burgenländischen Bil- Gesetze, wenn die Finanzpolizei nicht aus- gute Ausbildung unserer jungen Menschen dungsangebotes sind, und andererseits die reichend kontrolliert und Strafen nicht ist mir ein besonders großes Anliegen. Dar- Lehrlingsoffensive des Landes. Um Lohn- grenzüberschreitend vollstreckt werden. Der um werden wir auch in Zukunft in unsere und Sozialdumping am Arbeitsmarkt durch Schutzschirm für den Arbeitsmarkt muß Jugend investieren. Unser Land braucht Spe- ausländische Unternehmen zu verhindern, daher verstärkt werden!“, so Darabos. zialisten ,made in Burgenland‘. Da befinden soll auch die EU-Entsenderichtlinie refor- Konkret fordert er folgende Maßnahmen wir uns auf einem guten Weg.“ Das Land miert werden. Die Interessen der heimischen im Kampf gegen Lohn und Sozialdumping: Burgenland bildet derzeit über 1000 junge ArbeitnehmerInnen sollen dadurch bestmög-  Verschärfung der Entsenderichtlinie: Ent- BurgenländerInnen in landeseigenen und lan- lich geschützt werden. Weiteres soll es eine sendete Arbeitskräfte aus dem Ausland desnahen Lehrwerkstätten aus. Mehr als 400 Aufstockung der Finanzpolizei, eine bessere dürfen ab dem ersten Tag keinesfalls bil- Jugendliche nutzen derzeit die Chance auf Vernetzung der einzelnen Player – Bauarbei- liger sein, als österreichische Arbeitneh- eine überbetriebliche Facharbeiterausbildung. ter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK), merInnen – auch nicht bei den Lohnne- Darabos: „Bis zum Jahr 2020 stehen dem Gebietskrankenkasse (GKK) und Finanz- benkosten. Für besonders betroffene Bran- Burgenland 2,8 Mrd. zur Verfügung. Dieses polizei – und eine Ausweitung der Kontrol- chen, wie die Bauwirtschaft, muß es auch Geld wird dafür verwendet, um regionale len vor allem an Wochenenden geben. Auch besonderen Schutz geben. Darabos: „Wie Anreize zu schaffen, die Wirtschaft zu stär- ein Maßnahmenkatalog zur SOKO Bau, nach kommt ein 55jähriger Arbeitnehmer, der ken und vor allem neue Arbeitsplätze für die deutschem Vorbild, wird derzeit erstellt. 40 Jahre am Bau gearbeitet hat dazu, daß Menschen im Burgenland zu schaffen.“ 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 78 »Burgenland Journal« Instrument der Ökobaustelle Eine Naturschutzgesetz-Novelle bringt neue Qualität des Landschaftsschutzes durch Nachnutzungskonzepte. Foto: Bgld. Landesmedienservice Stellten neues Instrument der Ökobaustelle vor (v.l.): Peter Zinggl, zuständig für Raumordnung im Amt der Burgenländischen Landesregierung, Umweltanwalt i.R. Hermann Frühstück, Landeshauptmann Hans Niessl, Naturschutzlandesrätin Astrid Eisenkopf und Gregori Stanzer, Österreichisches Institut für Raumordnung (ÖIR)

andeshauptmann Hans Niessl und die baute Tonnagemenge, sondern die Kubikme- Bis zur Novelle gab es keine Verpflich- Lfür Naturschutz zuständige Landesrätin termenge. „Mit der Novelle haben wir aus- tung zu Rekultivierungs- und Endgestaltungs- Astrid Eisenkopf stellten am 10. Mai ge- reichende Eingriffs- und Steuerungsinstru- maßnahmen und die Kontrolle der abgebau- meinsam mit Gregori Stanzer, Österreichi- mente geschaffen. Diese Novelle ist ein ten Menge, die als Bemessungsgrundlage sches Institut für Raumordnung (ÖIR), Peter Schritt in Richtung mehr Lebensqualität und galt, war in der Praxis schwer. Das habe in Zinggl, zuständig für Raumordnung im Amt für einen nachhaltigen Landschaftsschutz, der Vergangenheit zum Problem geführt, daß der Burgenländischen Landesregierung, und was auch dem Leitbild des Landes ,Mit der Schottergruben nicht rekultiviert wurden Hermann Frühstück die Neuerungen im Bur- Natur zu neuen Erfolgen‘ entspricht“, so die und in Teilen des Landes geradezu genländischen Naturschutz- und Landschafts- Regierungsmitglieder. Neu ist auch, daß ne- „Mondkraterlandschaften“ entstanden sind, pflegegesetz vor. Ein zentraler Punkt ist, daß ben der schon bisher vorgeschriebenen Be- erklärt Niessl. Bestes Beispiel dafür ist die mit der mit 1. Mai in Kraft getretenen Novel- willigungspflicht für die Errichtung und Er- Parndorfer Platte, wo es derzeit mehr als le Flächen für den Rohstoffabbau – wie Schot- weiterung von Anlagen von mineralischen 1100 Hektar offene Flächen aufgrund des tergruben – zu sogenannten Ökobaustellen Stoffen zukünftig auch die Endgestaltung von Abbaus von Schotter gibt. Das habe in den werden. Konkret bedeutet das: Bevor bei Anlagen bewilligungspflichtig ist. Um un- vergangenen Jahren auch zunehmend für einem neu genehmigten Abbau die Bagger kontrolliertes Öffnen von Flächen zu unter- Protest und Unmut in großen Teilen der Be- auffahren, müssen nicht nur Dauer der Ab- binden und auch eine laufende Rekultivie- völkerung gesorgt, so Niessl. Nun habe man bautätigkeit und Abbauphasen feststehen, es rung zu gewährleisten, müssen Schotterab- mit der Novellierung ausreichende Eingriffs- müssen zu diesem Zeitpunkt bereits detail- bauanlagen in Abschnitte unterteilt werden, und Steuerungsinstrumente geschaffen. „Mir lierte Nachnutzungskonzepte für die betrof- wobei der dritte Abschnitt nur geöffnet wer- ist wichtig, daß die Sorgen auch in diesem fenen Flächen und die Maßnahmen zur Er- den darf, wenn der zweitletzte Abschnitt re- Bereich ernst genommen werden“, so der reichung des Ziels vorliegen. Es gibt damit kultiviert ist. Das novellierte Gesetz sieht Landeshauptmann. eine Verpflichtung zu Rekultivierungs- und auch vor, daß die Landesregierung für be- Mit der Novelle wird unter anderem auch Endgestaltungsmaßnahmen. stimmte Gebiete besondere Entwicklungs- sichergestellt, daß etwaige Verfüllungen aus- Die Berechnung der Schotterabgabe wird ziele verbindlich festlegen kann. Für die schließlich mit Bodenaushubmaterial ge- auf neue Beine gestellt. Dafür maßgebend ist Parndorfer Platte soll bis Jahresende ein schlossen werden. Was unter Bodenaushub- nicht mehr die schwer kontrollierbare, abge- Konzept erarbeitet werden. material fällt, ist gesetzlich genau festgelegt.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 79 »Burgenland Journal«

ren – anstatt des früheren Anzeigeverfah- des Landes lautet, daß das unter breiter Ein- rens – unterzogen. Damit würden Werbeein- bindung der in diesem Bereich tätigen Bür- richtungen unter dem Aspekt der landschaft- gerinitiativen, Gemeinden, Naturschutzorga- lichen Verträglichkeit einer behördlichen nisationen, Fachexperten und Unternehmen Prüfung unterzogen, so Eisenkopf. geschieht. Bis Ende des Jahres soll das Konzept fer- Instrument der Ökobaustelle – tig sein, so Gregori Stanzer vom Österreichi- Parndorfer Platte schen Institut für Raumordnung (ÖIR). Ziel Das novellierte Gesetz sieht auch vor, daß sei unter anderem die klare Definition von die Landesregierung für bestimmte Gebiete Abbau-Eignungszonen, Verbotszonen und besondere Entwicklungsziele verbindlich klaren Spielregeln für Schotterabbau. festlegen kann. „Wichtig ist, daß die Nach- Als Koordinator fungiert Umweltanwalt nutzung nicht willkürlich erfolgt. Wir brau- i.R. Hermann Frühstück. chen dafür ein Rahmenprogramm – wie wir „Mit dem Instrument der Ökobaustelle ha- es auch beim Ausbau der Windkraft haben. ben wir eine neue Qualität des Landschafts- Und wie schon bei der Windkraft haben wir schutzes im Burgenland. Wir sind davon über- auch jetzt das Österreichische Institut für zeugt, daß wir mit diesem Rahmenprogramm Raumplanung einbezogen. Wir erarbeiten der- für die Parndorfer Platte einen wichtigen zeit ein Rahmenprogramm für die Parndorfer Schritt im Interesse des Landschaftsschutzes Platte und auch eine Entwicklungszielver- und der Menschen in der Region setzen“, so ordnung“ so Niessl. Eine wichtige Vorgabe Niessl und Eisenkopf abschließend. 

Auf möglichen Ernstfall vorbereitet Foto: Carmen Kriegler / Cc-by-sa-3.0-at Als Ziel für die Nachnutzung von Ab- bauflächen kommt zum Beispiel der Weiterbestand von Böschungen der Abbauflächen als Nistplätze für Vögel in Frage.

Als Ziel für die Nachnutzung von Ab- bauflächen kommen neben der gänzlichen Wiederverfüllung und landwirtschaftlichen Nutzung unter anderem der Weiterbestand von Böschungen der Abbauflächen als Nist- plätze für Vögel oder die Nachnutzung als Naherholungsgebiet für die örtliche Bevöl- kerung sowie als Schotterteich/Badeteich in Frage. Foto: Bgld. Landesmedienservice Landeshauptmann-Stv. Johann Tschürtz und LSZ-Geschäftsführer Ernst Böcskör beim Seminar für Krisenstäbe in der Akademie Burgenland Schotterabbauanlagen müssen in Abschnitte unterteilt werden eil katastrophenhafte Ereignisse nicht ihr Platz sei. Deshalb sei bei dem dreitägi- Außerdem müssen in Zukunft Schotter- Wjeden Tag auftreten, müssen sich die gen, gemeinsam mit der Akademie Burgen- abbauanlagen in Abschnitte unterteilt wer- in den Krisenstäben mitwirkenden Personen land veranstalteten Seminar auch eine Res- den, die nicht größer als fünf Hektar sein laufend fortbilden. Eine solche Ausbildung sourcendarstellung von der Polizei über die dürfen. Bei einer Anlage, die in mehr als in integrierter Stabsarbeit fand von 2. bis 4. Feuerwehr bis hin zu Unterstützungsleistun- zwei Abschnitte unterteilt ist, darf ein dritter Mai in der Akademie Burgenland in Eisen- gen durch das Bundesheer gestanden. Dazu Abschnitt nur geöffnet werden, wenn der stadt statt. Die Krisenstäbe des Landes wur- gehörten auch ein Planspiel in Form einer zweitletzte rekultiviert ist. Pro Schottergrube den in einer Schulung weiter fitgemacht. Im mehrstündigen praktischen Übung sowie In- dürfen also maximal 10 Hektar geöffnet sein. Krisenmanagement und Katastrophenschutz formationen über die Öffentlichkeitsarbeit Eisenkopf: „Damit wird ein unkontrolliertes bedarf es einer ständigen Einsatzbereitschaft im Krisenfall. Öffnen von Flächen unterbunden und auch der eingesetzten behördlichen Krisenstäbe Landeshauptmann-Stellvertreter Johann eine laufende Rekultivierung über die Lauf- auf Bezirks- und Landesebene. Tschürtz überzeugte sich von der hohen zeit des Projektvorhabens sichergestellt.“ Im Katastrophenfall seien viele Aufgaben Motivation der MitarbeiterInnen des Landes, gleichzeitig zu bewältigen, erläuterte LSZ- die sich ja großteils freiwillig für die Mitwir- Wildwuchs an Werbeeinrichtungen Geschäftsführer Ernst Böcskör. Im Mittel- kung bei den Krisenstäben gemeldet haben. wird ein Riegel vorgeschoben punkt der Schulung stehe die integrierte Unter anderem wurde im Rahmen des Plan- Werbeeinrichtungen in der freien Land- Stabsarbeit. Dazu bedürfe es einer geordne- spiels ein Hochwasserszenario übungsweise schaft werden einem Bewilligungsverfah- ten Struktur, alle Akteure müßten wissen, wo abgearbeitet. 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 80 »Burgenland Journal« Kulturzentrum Mattersburg – Siegerprojekt wurde präsentiert Wettbewerbsjury entscheidet sich einstimmig für Holodeck Architects © Holodeck Architects Das Siegerprojekt von Holodeck Architects für das neue Kulturzentrum Mattersburg zeigt eine intensive Auseinandersetzung und einen besonders wertschätzenden Umgang mit dem Bestand und seiner Geschichte.

ie Wettbewerbsjury zur Ausschreibung te. Das bestehende Gebäudeensemble aus Der neu geschaffene, öffentliche Platz Ddes Generalplaners für das Kulturzen- Kulturzentrum und Neuer Mittelschule liegt zwischen Kulturzentrum und Neuer Mittel- trum Mattersburg hat sich einstimmig für das an der stark geneigten Wulkalände ostseitig schule bietet mittels mehrerer Sitzgelegen- Siegerprojekt von Holodeck Architects ent- des Viaduktes in unmittelbarer Nachbar- heiten BesucherInnen und SchülerInnen schieden. Bei der Auswahl des Generalpla- schaft zum Sportzentrum. Die vorhandenen angenehm nutzbaren Freiraum mit hoher Auf- ners handelte es sich um ein zweistufiges Baukörper zeichnen sich durch eine kaska- enthaltsqualität. In den großzügigen Platz Verfahren, das wie folgt abgelaufen ist: Aus denartige, sensible Positionierung in die mündet auch die fußläufige Verbindung von den 17 Bewerbungen der Phase 1 wurden sie- parkähnliche Landschaft aus und bilden ent- den oberen Stellplätzen, welche durch die ben Bewerber ausgewählt, die zur Ausarbei- lang des nordseitigen Hanges eine einpräg- parkähnliche Landschaft vorbei am neuen tung von Planungskonzepten eingeladen same Baustruktur. Zu einem besonders iden- Veranstaltungssaal führt und dabei unter- wurden. titätsstiftendes Merkmal für die Bevölkerung schiedliche, räumliche Ausblicke gewährt. Die Kommission hat in ihrer Sitzung am hat sich die formale Ausbildung der Sicht- Eine Umstrukturierung der Räumlichkei- 9. und 10. März 2016 ihre Entscheidung ein- betonelemente des Veranstaltungssaales ent- ten mit den einprägsamen, identitätsstiften- stimmig getroffen. Nach Ablauf aller Ein- wickelt. den Sichtbetonelementen – dem ehemaligen spruchsfristen konnte nun das Siegerprojekt Diese Identität zu erhalten und das re- Veranstaltungssaal – ermöglicht die entspre- präsentiert werden: strukturierte Kulturzentrum in die umgeben- chende neue Nutzung als Literaturhaus, Re- Das Siegerprojekt von Holodeck Archi- de Landschaft und das Gebäudeensemble staurant und Volkshochschule. Dieser gegen- tects zeigt eine intensive Auseinandersetzung wieder schlüssig einzugliedern, definieren über liegt der flexibel ausgestattete und mehr- und einen besonders wertschätzenden Um- Holodeck Architects als deren städtebauli- fach teilbare, zeitgemässe Veranstaltungssaal gang mit dem Bestand und seiner Geschich- ches und architektonisches Leitmotiv. in gefärbter Sichtbetonkubatur, eingebettet

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 81 »Burgenland Journal« Foto: Bgld. Landesmedienservice Präsentierten das Siegerprojekt für den Umbau des Kulturzentrums Mattersburg (v.l.): Anton Grosinger, Prokurist BELIG, Landesrat Helmut Bieler, Bürgermeisterin Ingrid Salamon, Landtagspräsident Christian Illedits, Architekt Michael Ogertschnig und Architektin Marlies Breuss von Holodeck Architects, und Architekt Klaus-Jürgen Bauer, Wettbewerbs-Juryvorsitzender

in die Landschaft in warmer Farbtongebung. Landtagspräsident Christian Illedits: „Das der Belig sowie Ausschreibungen und behörd- Zwischen den beiden Sichtbetonbaukör- Siegerprojekt schafft jene Symbiose aus Alt licher Genehmigungen kann nun sofort wei- pern liegt das Foyer als räumliches Gelenk, und Neu, welche dem kulturpolitischen Stel- tergehen. Das Ziel, ein zeitgemäßes Kultur- umgesetzt in einer Stahlkonstruktion mit der lenwert des Gebäudes gerecht wird. Das erste und Veranstaltungszentrum mit der Schwer- die Landschaft zitierenden, reflektierenden Kulturzentrum des Burgenlandes bleibt in punktlegung ,Sprache- und Literaturpflege‘, Metalldecke. Dieser multifunktionale Raum vielen seiner wesentlichen Merkmale erhal- ,Kinder- und Jugendtheater‘ sowie ,Gesell- ermöglicht Erweiterungen des Restaurant- ten. Damit bewahren wir ein Stück sozialde- schaftliche Ereignisse‘ ist wieder einen gros- und des Veranstaltungsbereiches sowie unter- mokratischer Kulturpolitik und Architektur- sen Schritt näher gerückt. Es geht jetzt um schiedliche Positionierungen von Ausstel- tradition, das für die Ära Kery/Sinowatz/ Ma- eine zügige Umsetzung des Siegerprojektes lungsflächen. der steht, für die Zukunft. Mit der Neugestal- sowie um eine schnellstmögliche Wiederer- Weitere Flexibilität und Multifunktionali- tung wird das KUZ als kulturelles Aushän- öffnung des Kulturzentrums Mattersburg.“ tät schafft die durchgängige Erdgeschoßebe- geschild des Bezirks langfristig abgesichert Bürgermeisterin Ingrid Salamon: „Das ne der drei Baukörper und verstärkt den Be- und als Veranstaltungszentrum sogar aufge- KUZ Mattersburg ist so etwas wie ein Sym- zug zum öffentlichen Platz mit dem Haupt- wertet. Die Investition in dieses Projekt bol für die Stadt. Es war das erste KUZ im eingang für alle Funktionen. Ein weiterer bringt wirtschaftliche Impulse weit über den Burgenland und hat daher für die Stadt und Eingang bietet bei geschlossenem Foyer die Kulturbereich hinaus.“ auch für das Land eine besondere Bedeutung. voneinander unabhängigen Zugangsmöglich- Landesrat Helmut Bieler: „Die Umsetzung Die Neugestaltung unseres Kulturzentrums keiten zu den Räumlichkeiten Literaturhaus, des Siegerprojektes betreffend weiterer Be- ist daher ein weiterer Meilenstein in der Restaurant und Volkshochschule schlußfassungen in der Landesregierung und Stadtentwicklung.“  © Holodeck Architects

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 82 »Burgenland Journal« Gemeinsam sicher ist gestartet Eisenstadt suchte SicherheitsbürgerInnen Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Bgm. Thomas Steiner und GR Istvan Deli mit Stadtpolizeikommandant Friedrich Tinhof (r.), Community-Referent Ernest Bogner (l.) sowie den Community-Polizisten Gerald Lichtscheidl, Erwin Reindl, Ladislaus Schmidt und Gerald Gawenda (v.l.).

as Projekt „Gemeinsam sicher“ wurde und Bürger haben ihre Ideen einfließen las- leichtert werden“, versicherte Bürgermeister Dam 11. Mai im E_Cube Eisenstadt im sen und wurden aktiv in die Arbeit miteinge- Steiner. Rahmen einer Informationsveranstaltung der bunden“, ist der Bürgermeister davon über- Bevölkerung näher gebracht. Ziel ist es, die zeugt, „daß sich die Eisenstädter Bevölke- Weiterführende Projekte bestehende gute Zusammenarbeit mit der Po- rung auch jetzt einbringen wird, weil Ihnen Bis zum Jahresende finden noch zahlrei- lizei weiterhin zu stärken. Als nächster die Stadt genauso sehr am Herzen liegt wie che weitere Veranstaltungen statt. Den Auf- Schritt werden sogenannte Sicherheitsbürger uns.“ takt machte eine Präventionsveranstaltung des gesucht, die als Bindeglied zwischen Polizei, Engagierte BürgerInnen konnten sich bis Seniorenbeirats am 19. Mai, wo generatio- Bevölkerung und Stadtverwaltung fungieren 20. Mai bei der Stadtgemeinde melden. Ein nenspezifische Themen wie zum Beispiel werden. entsprechender Aufruf war auch in der Aus- „Neffentrick“ oder Bankanschlussdelikte be- „Das Projekt folgt dem Konzept des gabe des Amtsblatts der Stadtgemeinde zu handelt wurden. Im Herbst folgt dann eine ‚Community Policing‘, bei dem die Bevöl- finden. Die Sicherheitsbürger wurden Ende Veranstaltungsreihe zur Prävention unter der kerung an der Gestaltung der öffentlichen Mai in einem Hearing ermittelt, die Auswahl Dachmarke „Gemeinsam sicher“: Diese bein- Sicherheit in ihrem Lebensumfeld aktiv mit- erfolgte nach Empfehlungen der Polizei. haltet Vorträge zu aktuellen Sicherheitsfragen wirkt. In enger Kooperation mit dem Stadt- „Hier soll keinesfalls eine Bürgerwehr ent- (z.B. Dämmerungseinbrüche, Trickbetrüge- polizeikommando wurden Strategien und stehen, sondern lediglich der Informations- rei, etc.), aber auch Verkehrserziehungsvor- konkrete Projekte erarbeitet“, erklärte Bür- fluß gesteigert und die Zusammenarbeit er- träge in Kindergärten und Schulen.  germeister Thomas Steiner. Seitens der Po- lizei wurden eigene Community-Polizisten bestellt. Diese werden neben ihrer normalen Kampagne »Kinderfreundliches Taxi« dienstlichen Tätigkeit das Projekt begleiten ie Stadtgemeinde Eisenstadt stattet die Die an der Kampagne „Kinderfreundli- und als direkte Ansprechpartner fungieren. DCity-Taxis der Landeshauptstadt mit ches Taxi“ teilnehmenden Unternehmen kön- Die SicherheitsbürgerInnen stellen einen Kindersitzen aus. „Mit dieser Initiative wird nen ihre Taxiflotte mit speziellen Stickern integralen Bestandteil des Projekts dar. Mit- den Wünschen der Bevölkerung Rechnung versehen und so den Kunden signalisieren, tels BürgerInnenbeteiligungsprojekt werden getragen und die Sicherheit für die jüngsten daß sie Kindersitze an Bord haben. Bei Be- sie aufgerufen, sich aktiv in das Projekt ein- Verkehrsteilnehmer erhöht“, freut sich Bür- darf können künftig auch Taxis mit Kinder- zubringen, um gemeinsam mit Sicherheits- germeister Thomas Steiner. sitz vorbestellt werden. Gemeinderat Istvan Deli das Bindeglied zwi- Den Taxiunternehmen werden zwei ver- Auch die Eisenstädter Bevölkerung ist schen Stadtgemeinde, Eisenstädter Bevölke- schiedene Modelle zur Verfügung gestellt, herzlich eingeladen jederzeit am ÖAMTC- rung und Polizei zu bilden. die den neuesten Sicherheitsstandards entspre- Stützpunkt gebrauchte Kindersitze einem „Wir haben bereits in der Vergangenheit chen. Somit sind sowohl Kleinkinder von zwi- Gratis-Check zu unterziehen sowie kostenlo- bei der Erstellung des neuen Stadtentwick- schen 1 und 4 Jahren als auch größere Kinder se Beratung bei der Kindersitz-Auswahl und lungsplans ‚Eisenstadt 2030‘ sehr gute Er- zwischen 4 und 12 Jahren optimal geschützt. Unterstützung hinsichtlich der richtigen Kin- fahrungen mit einer umfassenden Bürgerbe- Die Kosten für die Kindersitze übernimmt dersicherung im Auto in Anspruch zu neh- teiligung gemacht. Zahlreiche Bürgerinnen die Stadtgemeinde. men. 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 83 »Burgenland Journal«

Jets: 5000 Euro für Diakonie m vergangenen Sommer begann der Band- Ileader und Manager der Jets, Fred Poko- mandy mit der Planung und Vorbereitung des Abschiedskonzertes der Jets nach dem Motto „50 Jahre sind genug“. Mit der Stadt- gemeinde Oberwart unter Bürgermeister Georg Rosner und dem neuen Messebetrei- ber Harry Kahr fand er zwei Partner, die die Idee mitgetragen und finanziell aber auch organisatorisch großzügig unterstützt haben. Am 23. April pilgerten zahllose Fans und Freunde der Jets in die Burgenlandhalle und erlebten einen unvergeßlichen Abend. Wie bereits angekündigt, verzichteten die Jets auf ihre Gage und so konnte ein Scheck in der Höhe von 5000 Euro an die Diakonie Südburgenland übergeben werden.  v.l.: Friederike Rössl, Marc Seper, Bgm. LAbg. Georg Rosner, Sieglinde Pfänder, http://www.diakonie-suedburgenland.at Fred Pokomandy, Harry Kahr und Herwig Wallner bei der Übergabe des Schecks

Dokumente in der Pestsäule ie Mattersburger Pestsäule wurde gene- Dralsaniert und deshalb im Winter vom Hauptplatz abgetragen. Im Zuge der Demon- tage wurden zwei historische Dokumente in einer Metallhülse vorgefunden. Dabei han- delt es ein Dokument aus dem Jahre 1913 und um eines aus dem Jahre 1938. Sie waren stark durchfeuchtet und wurden daher von Stadtrat Manfred Klug geborgen und in das Institut für Papierrestaurierung ins Schloß Schönbrunn gebracht. Dort wurden sie von Restaurator Peter Zehetmayer restauriert und konserviert. Aus den gefundenen Dokumen- ten geht hervor, daß die Säule 1913 saniert und 1938 wieder instandgesetzt wurde. Nun wurde eine Box mit Kopien der alten Dokumente sowie ein aktuelles Schriftstück in der Pestsäule eingemauert.  Restaurator Peter Zehetmayer (l.) und Stadtrat Manfred Klug bei der Pestsäule

Die schönste Burgenländerin ie frischgebackene Miss Burgenland D2016, Viviane Reinhardt aus Neufeld an der Leitha, stattete Landeshauptmann Hans Niessl am 3. Mai einen Besuch ab. Die sport- liche 20jährige, die hauptberuflich als Verkäu- ferin arbeitet und daneben einen You Tube- Beauty-Kanal betreibt, hatte bei der Miss- wahl Mitte April im Outlet Center Parndorf den Titel errungen. Neufeld ist offensichtlich ein sehr gutes Pflaster, von hier kommt schon die zweite Miss Burgenland. Viviane Reinhardt glänzt aber nicht nur durch ihre attraktive Erschei- nung, sondern tut auch etwas für ihre Weiter- bildung und ist dabei, die Matura nachzu- machen. „Ich gratuliere ganz herzlich zum Ti- tel Miss Burgenland wünsche alles Gute für Foto: Bgld. Landesmedienservice Foto: Stadtgemeinde Mattersburg Foto: Stadtgemeinde Oberwart ihren weiteren Lebensweg“, so Niessl.  LH Hans Niessl (l.) mit Viviane Reinhardt und Neufelds Bgm. Michael Lampl

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 84 »Burgenland Journal« Tier – Mensch Mythos, Fabelwesen und Wirklichkeit. Die Jahresausstellung auf Schloß Halbturn erzählt von der vielseitigen Beziehung zwischen Mensch und Tier. Von 21. April bis 26. Oktober 2016.

erblüffende Präparate und besondere VObjekte aus der weltberühmten Zoolo- gischen Sammlung der Universität Wien zei- gen uns die Entwicklung und die Vielfältig- keit der Tierwelt. So sind hier selten gezeig- te Lehrobjekte wie zum Beispiel ein in Al- kohol präpariertes Pferde-Embryo aus 1860 und vieles anderes Skurriles zu bestaunen. In wunderschönen Holzvitrinen aus dem Österreich Pavillon aus der Weltausstellung in Paris 1878 werden diverse Tierarten, histo- rische anatomische Wachsmodelle aus dem 19. Jahrhundert oder auch eine von Hans Hass entwickelte Unterwasserkamera präsentiert. Der mythische Aspekt von Tieren begeg- net uns in der Schau mittels Fabeltiere wie Einhorn, Pegasus und Wolpertinger ebenso wie aus Tieren gefertigte kultische und magische Objekte. Großartig nachgebildete und präparierte Tiere wie Dinosaurier, Mammut, Hunde, Pu- ma, Wolf, Schildkröten und viele mehr sind Ausstellungsansicht mit Objekten aus der Zoologischen Sammlung der Universität lebensgroß und sehr nah für die BesucherIn- Wien (oben) und mit kostbarem Wandteppich aus dem Kaiserpalast Peking (unten) nen zu erleben. Chinesische Drachen und historische Kostbarkeiten sind aus der Sammlung von Professor Gerd Kaminski ausgestellt. Zwi- schen chinesischen Kostbarkeiten, Drachen, Mondkröten und Mondhasen ist ein sehr kostbarer Wandteppich aus dem Zimmer im chinesischen Kaiserpalast in Peking, in wel- chem Kaiser Kangxi (1654-1722) aus der Mandschuh-Dynastie geboren wurde, zu be- staunen. Spannend ist auch das Übernehmen von Verhaltensmustern der Tiere für uns Men- schen wie es oft in der Karikatur oder in Thea- teraufführungen stattfindet. Dieser Aspekt wird unter anderem mit originalen Entwürfen für Theaterkostüme vom berühmten Büh- nenbildner Herwig Libowitzky illustriert. Planen Sie einen Tagesausflug und ver- binden Sie die Ausstellung mit einem Be- such in der Vinothek „Antikes und Wein“, spazieren Sie durch den ganzjährig geöffne- ten Skulpturenpark und genießen Sie die ex- zellente Küche des Restaurants Knappen- stöckl. Schloß Halbturn mit der barocken Parkanlage ist nur 45 Minuten von Wien, Eisenstadt und Bratislava entfernt. 

http://www.schlosshalbturn.com Fotos: Kulturverein Schloss Halbturn

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 85 Aus Südtirol Euregio-Vorstand tagte in Rovereto Die Flüchtlingsfrage im Vordergrund und eine Reihe von Sachthemen auf der Tagesordnung: So gestaltete sich die Sitzung des EVTZ-Vorstands in Rovereto.

region Tirol-Südtirol-Trentino erhofft. Ein- hellig genehmigt wurde das erste grenzüber- schreitende Music Camp in Toblach, bei dem sich im Juli ein Euregio-weites Blasmusik- orchester konstituieren soll – nach dem Mot- to: Musik kennt keine Grenzen. Besondere Beachtung wurde auch der Makroregion Alpen geschenkt. In diesem Zusammenhang wurde der Präsidentin der Provinz Belluno, Daniela Larese Filon, Beobachterstatus zu- erkannt. In der Flüchtlingsfrage haben die drei Prä- sidenten vereinbart, auch weiterhin gemein- sam an einem Strang zu ziehen. Etwaige Kon- trollen am Brenner sollen abgesprochen und vereinbart werden. Landeshauptmann Arno Kompatscher verwies dabei auf die wichtige

Foto: EVTZ Europaregion Vermittlerrolle, welche die Euregio sogar auf Der Euregio-Vorstand tagte in Rovereto (v.l.): die Landeshauptmänner Günther europäischer Ebene eingenommen habe: „Wir Platter (Tirol), Ugo Rossi (Trentino) und Arno Kompatscher (Südtirol) wollen in Europa eine Vorbildfunktion einneh- um zwölften Mal war am 25. Mai der penübergreifende EU-Programm EUSALP, men und ein exzellentes Beispiel geben, wie ZVorstand und zum neunten Mal die Ver- insbesondere die Einrichtung eines sogenann- durch enge Zusammenarbeit Grenzen über- sammlung des Europäischen Verbunds terri- ten Servicepoints in Brüssel. wunden werden. Diese enge Zusammenarbeit torialer Zusammenarbeit EVTZ „Europare- Nach dem Überblick der Generalsekretä- der drei Länder zeige sich beispielsweise gion Tirol-Südtirol-Trentino“ zusammenge- rin Valentina Piffer über die laufenden Pro- auch beim grenzüberschreitenden Projekt troffen. Die Sitzungen fanden am Sitz der jekte, legte der EVTZ-Vorstand sein Augen- zum Lawinenwarndienst. „Manifattura“ in Rovereto im Trentino statt, merk auf die Euregio-Initiativen für junge Die drei Präsidenten vereinbarten zudem, zumal derzeit das Trentino den Vorsitz der BürgerInnen in der Europaregion. Dazu ge- dem neugewählten österreichischen Bundes- Euregio inne hat. hören die enge Zusammenarbeit der drei Uni- präsidenten Alexander Van der Bellen ein Politisches Thema der Vorstandssitzung versitäten in Trient, Bozen und Innsbruck Schreiben zu schicken, in dem sie die ge- mit den drei Landeshauptleuten Ugo Rossi und mit den anderen Forschungseinrichtun- meinsame Position der Euregio zur Flücht- (Trentino), Arno Kompatscher (Südtirol) und gen in der Euregio. Allein der Wissenschafts- lingsbewältigung darlegen werden. Günther Platter (Tirol) war die Flüchtlings- fonds ist für die ersten beiden Ausschreibun- Tirols Landeshauptmann Günther Platter frage. Dazu legte die im vergangenen Jahr gen mit insgesamt drei Millionen Euro do- lenkte hingegen die Aufmerksamkeit auf das eingesetzte Euregio-Taskforce zur Flücht- tiert. Zu den ausdrücklichen Jugendprojek- Projekt EUSALP: „Gerade im Hinblick auf lingsproblematik einen Bericht vor, der die ten zählen das Euregio-Jugendfestival, das die Mobilität in der Europaregion stehen wir jüngsten Entwicklungen auf nationaler und Euregio-Summercamp, das Euregio-Sport- vor einer großen Herausforderung – bei einem regionaler Ebene sowie die Vorbereitungen camp sowie Studienaufenthalte und Mobili- jährlichen Transit am Brenner von zwei Mil- auf mögliche Flüchtlingsströme umfaßte. tätsbegünstigungen. Auch der geplante Eure- lionen LKW. Über das europäische EUSALP- Auf der Tagesordnung standen die lau- gio-Familypaß gehört dazu: Er soll nicht nur Programm möchten wir nun autonom diese fenden Projekte des Gemeinsamen Büros in die Mobilität innerhalb der Europaregion Materie in die Hand nehmen und die EU-Zie- Bozen ebenso, wie die zukünftigen grenz- fördern und erleichtern, sondern auch die le zu erreichen, nämlich den Schwerverkehr überschreitenden Kooperationsprojekte, die Eintritte in das museale Netz der Euregio. innerhalb dem Jahr 2030 um 30 Prozent und Zusammenarbeit unter den drei Universitä- Gutgeheißen wurden verschiedene neue innerhalb dem Jahr 2050 um die Hälfe zu ten und die grenzüberschreitende Mobilität. Projekte des EVTZ, wie die kurz bevorste- reduzieren.“ Mit dem Jahrhundertprojekt Gesprochen wurde auch über das sogenann- hende Alpenradtour vom Chiemsee bis zum Brennerbasistunnel habe man schließlich in te Euregio-Monitoring, sprich die Ergebnis- Gardasee, von der sich der Euregio-Vorstand Zukunft alle Instrumente in der Hand, den se einer Bevölkerungsbefragung zur Europa- durch die mediale Berichterstattung große Transport von der Straßen auf die Schiene zu region vom vergangenen November sowie Aufmerksamkeit für die landschaftlichen bewerkstelligen, so Platter abschließend.  über die Einbeziehung der Euregio in das al- und kulturellen Besonderheiten der Europa- http://cor.europa.eu/de/

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 86 Europa Ein Schritt weiter in Richtung digitaler Binnenmarkt Das Internet ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Beim Kauf von Produkten oder Dienstleistungen gibt es jedoch oft kommerzielle Schranken…

m vergangenen Jahr hat die EU-Kommis- digitalen Binnenmarkt umfaßt des Weiteren Ision ihre Strategie für einen digitalen Bin- auch Maßnahmen zur grenzüberschreitenden nenmarkt präsentiert. Im Januar 2016 hat das Paketzustellung und Durchsetzung von EU- EU-Parlament dazu einen Bericht verab- Verbraucherschutzvorschriften. schiedet. Er ist der Beitrag des Parlaments zu den von der Kommission vorgeschlagenen Überarbeitung der EU-Bestimmungen Initiativen, die umgesetzt werden sollen. Die für den audiovisuellen Bereich Berichterstatterinnen sind die estnische EU- Im Bereich der audiovisuellen Medien- Abgeordnete Kaja Kallas (ALDE) und die dienste ist geplant, die Vorschriften für tradi- deutsche EU-Abgeordnete Evelyne Gebhardt tionelle Fernsehveranstalter, Videoabrufan- (S&D). Das Parlament ist zusammen mit dem bieter (wie Netflix) und Videoplattformen Ministerrat gleichberechtigter Gesetzgeber (wie Youtube) ausgewogener zu gestalten, im Bereich digitaler Binnenmarkt. insbesondere im Hinblick auf den Schutz Am 25. Mai präsentierte der für den digi- von Kindern. Zudem sollen Fernsehveran- talen Binnenmarkt zuständige Vizepräsident stalter mehr Flexibilität erhalten, wann Wer- der EU-Kommission, Andrus Ansip, den EU- bung gezeigt werden darf. Schließlich wer- Abgeordneten im Plenum neue Vorschläge den auch Maßnahmen der Selbstregulierung zur Förderung von elektronischem Handel bei Online-Plattformen zum Beispiel in Hin- (E-Commerce) und zur Überarbeitung der blick auf Verbraucherrechte unterstützt. Vorschriften über audiovisuelle Medien- EU-Kommissar Andrus Ansip betonte: dienste. „Alle Akteure auf diesem Markt, traditionel- Im Anschluß fand eine Debatte mit den Fotos: © European Union 2016 - Source: EP le Anbieter und Anbieter von Online-Dien- EU-Abgeordneten statt. Die Abgeordnete EU-Kommissar Andrus Ansip, zuständig sten, sollten nach den gleichen Regeln spie- für den digitalen Binnenmarkt Kaja Kallas sagte: „Bei der digitalen Inno- len, ohne Diskriminierung.“ Er führte an, vation geht es darum, es besser zu machen solches Geoblocking müsse abgeschafft wer- daß EU-Unternehmen sich insbesondere in und neue Problemlösungen zu finden, vom den. Bereichen wie der Entwicklung von Apps Zugang zu Dienstleistungen und Produkten Der nun von der Kommission präsentier- und der Sharing-Economy positiv hervorhö- bis hin zu Umwelt- und Mobilitätsfragen. te Geoblocking-Vorschlag sieht vor, daß Ver- ben. „Um Erfolg zu haben, benötigen alle Ziel der Strategie für einen digitalen Bin- braucher aus anderen Mitgliedsstaaten den- Plattformen ein rechtliches Umfeld, das nenmarkt ist auch, Barrieren abzubauen. Die selben Zugang zu Dienstleistungen oder Wa- ihnen Sicherheit gibt.“ Barrieren, die oft auf veralteten Gesetzen ren erhalten sollen wie die Konsumenten in und Praktiken beruhen.“ einem bestimmten Mitgliedsstaat, sofern da- Bisherige Vorschläge gegen nicht objektive und nachprüfbare Grün- 2015 und zu Beginn des Jahres 2016 hat- Geoblocking de vorliegen. Die vorgeschlagenen Maßnah- te die EU-Kommission bereits Vorschläge zu Geographisches Sperren wird auch als men gegen Geoblocking umfassen jedoch den folgenden Bereichen vorgelegt: Verträge Geoblocking bezeichnet. Konsumenten kön- Ausnahmen für Transportdienstleistungen, über die Bereitstellung digitaler Inhalte (wie nen die von einem Unternehmen angebote- Finanzdienstleistungen für PrivatkundInnen Musik-Streaming), vertragsrechtliche Aspek- nen Produkte und Dienstleistungen nicht kau- und audiovisuelle Dienste. te des Online-Warenhandels und anderer fen, da sie von einem anderen Land aus auf Im Rahmen der Plenardebatte sagte die Formen des Fernabsatzes von Waren (zum das Angebot zugreifen. Unternehmen blockie- Abgeordnete Evelyne Gebhardt: „In der ana- Beispiel der Internet-Versandhandel von Klei- ren den Zugriff oftmals ohne Begründung. logen Welt wäre es völlig undenkbar, daß ein dung), grenzüberschreitende Portabilität von Konsumenten werden zu einem lokalen Sto- Käufer in einem Laden abgewiesen wird, le- Online-Inhaltediensten und die Nutzung des re mit einem unterschiedlichen Preis- und diglich weil er in einem anderen Staat lebt.“ Frequenzbands 470-790 MHz in der Union Warenangebot weitergeleitet. Es handle sich hierbei um eine „Diskriminie- für mobile Internetdienste. In der im Januar verabschiedeten Ent- rung von Menschen, je nachdem aus wel- Bis Ende des Jahres 2016 sollen weitere schließung betont das Parlament, daß Ver- chem Land sie sind, oder auch ob sie eine Kommissionsvorschläge präsentiert werden, brauchern der Zugang zu Waren und Dienst- Kreditkarte haben, die in dem richtigen Land wie zum Beispiel zur Vereinfachung der leistungen nicht aufgrund der IP-Adresse, ausgestellt worden ist.“ Das sei inakzeptabel Mehrwertsteuer oder in den Bereichen der der Postanschrift oder des Ausstellungslands in einem Binnenmarkt, so Gebhardt. Cybersicherheit und des Copyrights.  der Kreditkarte gesperrt werden dürfe. Ein Das am 25. Mai vorgestellte Paket zum http://www.europarl.europa.eu

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 87 Wirtschaft Leichter Rückenwind durch Inlandsnachfrage Leichte Klimaaufhellung in der Industrie trotz Stimmungstief in Österreich – Nach gutem Start ins Jahr wird Inlandsnachfrage 2016 weiter für Schwung sorgen und trotz nachlassender Dynamik sind 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum zu erwarten ach dem soliden Start ins Jahr 2016 Nsetzt die österreichische Wirtschaft ihren Bank Austria Konjunkturindikator Österreich moderaten Erholungskurs etwas verhaltener BIP(real; Veränderung zumVorjahr in%) Bank Austria Konjunkturindikator fort. Der Bank Austria Konjunkturindikator 6 6 erreicht im April zwar nur noch 0,1 Punkte 5 5 und liegt damit unter dem Vormonat, bleibt 4 4 aber weiterhin im positiven Bereich, was auf 3 3 ein anhaltendes Wachstum der heimischen 2 2 Wirtschaft hindeutet“, meint Bank Austria 1 1 Chefökonom Stefan Bruckbauer. Etwas 0 0 überraschend haben sich die Stimmungswer- -1 -1 te für die österreichische Wirtschaft, die maß- -2 -2 geblich die Richtung des Bank Austria Kon- -3 -3 junkturindikators bestimmen, jüngst unein- -4 -4 heitlich entwickelt. -5 -5 „Trotz der Stabilisierungstendenz in den -6 -6 vergangenen Monaten am Arbeitsmarkt und 08 09 10 11 12 13 14 15 16 der spürbar positiven Auswirkungen der Quelle: Statistik Austria, Wifo, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria, eigene Berechnungen Steuerreform hat sich die Stimmung der hei- mischen Konsumenten im April erneut ein- freulich sind. In den wichtigsten europäi- eine Fortsetzung des leichten Konjunkturauf- getrübt. Sowohl im historischen als auch im schen Abnehmerländern der heimischen Be- winds in den kommenden Monaten, wenn europäischen Vergleich sind die Österreicher triebe, wie Deutschland und Italien, hat sich auch zwischenzeitlich mit etwas weniger weiterhin besonders pessimistisch. Die heimi- die Stimmung in der Industrie verbessert. Tempo. Mit einem Plus von 1,5 Prozent er- schen Produzenten sind dagegen etwas zuver- Zudem übersteigt der mit dem österreichi- warten wir für das Jahr 2016 insgesamt wei- sichtlicher geworden“, so Bank Austria Öko- schen Außenhandel gewichtete Gesamtindex terhin ein höheres Wirtschaftswachstum als nom Walter Pudschedl zu Detailentwicklun- klar den langjährigen Durchschnittswert. im Vorjahr“, so Pudschedl. Allerdings weist gen des Bank Austria Konjunkturindikators. „Die österreichische Wirtschaft befindet der aktuelle Bank Austria Konjunkturindi- Dennoch ist das Industrievertrauen in Öster- sich nach einem gelungenen Start ins Jahr kator darauf hin, daß der Anstieg des BIP, reich derzeit sehr gering, obwohl die Vorga- 2016 auf einem soliden Wachstumskurs. Die der zu Beginn des Jahres 0,6 Prozent zum Vor- ben aus dem Ausland insgesamt nicht uner- vorliegenden Frühindikatoren sprechen für quartal betragen hat, zumindest im laufenden

Österreich Konjukturprognose Schätzung Prognose 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr) 1,9 2,8 0,8 0,3 0,4 0,9 1,5 1,5 Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 1,0 1,3 0,6 0,1 0,0 0,4 1,0 1,0 Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %) *) -2,1 6,7 1,3 -0,3 -0,2 0,5 2,0 3,2 Inflationsrate (Vdg. z. Vorjahr in %) 1,9 3,3 2,4 2,0 1,7 0,9 1,4 1,9 Arbeitslosenquote (nationale Definition) 6,9 6,7 7,0 7,6 8,4 9,1 9,5 9,5 Beschäftigung (Vdg. z. Vorjahr in %) **) 0,8 1,9 1,4 0,6 0,7 1,0 1,1 0,9 Öffentlicher Haushaltssaldo (in % des BIP) -4,4 -2,6 -2,2 -1,3 -2,7 -1,2 -1,7 -1,3 Öffentliche Verschuldung (in % des BIP) 82,3 82,1 81,6 80,8 84,2 86,2 85,5 84,0

*) Bruttoanlageinvestitionen **) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und Schulungen Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 88 Wirtschaft

Quartal etwas gemäßigter erfolgen dürfte. spannte Lage am österreichischen Arbeits- 9,5 Prozent im Jahresdurchschnitt 2016“, so Mit ein Grund dafür ist, daß das Wachstum markt zumindest mitverantwortlich, neben Bruckbauer. Die in den Wintermonaten zu der heimischen Wirtschaft vorerst keine Un- dem Anstieg des Arbeitskräftepotenzials beobachtende Stabilisierungstendenz am Ar- terstützung durch den Außenhandel erhält. durch Bevölkerungswachstum und Migra- beitsmarkt war den guten Witterungsbedin- Die österreichische Exportwirtschaft kann tion. „Die Konjunkturbelebung im Jahr 2016 gungen geschuldet und ist mit Beginn des zwar die anhaltende Erholung in Europa und ist zu schwach, um die Lage am Arbeits- Frühjahres zu Ende gegangen. Die saisonbe- das solide Wachstum in den USA nutzen, markt zu entspannen. Das Arbeitskräfteange- reinigten Daten zeigen derzeit wieder eine aber solange das globale Wirtschaftswachs- bot steigt weiterhin stärker als die Beschäf- leicht steigende Arbeitslosigkeit und die Be- tum aufgrund der zurückhaltenden Perfor- tigung. Wir rechnen daher mit einem Anstieg schäftigungsdynamik hat etwas nachgelas- mance vieler Schwellenländer nicht anzieht, der Arbeitslosenquote von 9,1 Prozent auf sen.  wird der österreichische Außenhandel die Dy- namik in Österreich kaum positiv beeinflus- sen können. In einigen Schwellenländern zei- WIFO: Konjunktur- gen sich jedoch vermehrt Anzeichen für ein beschleunigung im I. Quartal Abklingen der Wachstumsschwäche, so daß im späteren Jahresverlauf die heimische Ex- emäß der aktuellen Quartalsrechnung ternehmen investierten wieder vermehrt in portwirtschaft einer stärkeren Nachfrage Gdes WIFO wuchs die heimische Wirt- Maschinen (+0,6 %) und Fahrzeuge (+1,5 %). gegenüberstehen sollte. schaft im I. Quartal 2016 gegenüber dem Positive Impulse lieferten erstmals wieder Unmittelbar gibt die Inlandsnachfrage, Vorquartal um 0,5 % (IV. Quartal +0,3 %). auch die Bauinvestitionen: Vor allem der vor allem der Konsum der österreichischen Stärker als im Vorquartal erhöhten sich die Nichtwohnbau wurde deutlich ausgeweitet Wirtschaft den nötigen Rückhalt. Die Steuer- Konsumausgaben der privaten Haushalte. (+1,1 %), dämpfend wirkte hingegen die reform und die niedrige Inflation, die auf- Auch die Investitionsnachfrage lieferte er- anhaltend träge Entwicklung im Wohnbau grund gesunkener Rohstoffpreise in den er- neut einen positiven Wachstumsbeitrag. Die (-0,1 %). sten Monaten 2016 unter 1 Prozent im Jah- gute Saison im Tourismus stützte die Wert- Mit einer leichten Dämpfung setzte sich resabstand liegt, haben den Konsum zur be- schöpfung in der Beherbergung und Gastro- die positive Grunddynamik im Außenhandel stimmenden Triebfeder des Wachstums seit nomie und erhöhte die Dienstleistungsex- fort. Sowohl die Exporte (+0,5 %) als auch Jahresbeginn gemacht und werden auch in porte. Die Industriekonjunktur gewann nur die Importe (+0,7 %) stiegen schwächer als den kommenden Monaten für Schwung sor- wenig an Schwung. seit dem Frühjahr 2015. Die Verlangsamung gen. Die Investitionstätigkeit wird folgen, Das österreichische BIP wuchs im I. Quar- betraf besonders die Warenexporte, während wenn auch eher nur verhalten. „Das Stim- tal gegenüber der Vorperiode um 0,5 %. Da- sich die Dienstleistungsexporte aufgrund der mungstief in der heimischen Wirtschaft be- mit ergab sich eine leichte Beschleunigung guten Entwicklung im Reiseverkehr dynami- grenzt den Auftrieb der Investitionen. Dis- gegenüber der zweiten Jahreshälfte 2015 scher als zuletzt entwickelten. Weil die Im- kussionen um die Standortqualität und die (IV. Quartal +0,3 %, III. Quartal +0,2 %). Das porte stärker ausgeweitet wurden als die Ex- hohe Regulierungsdichte bremsen in Öster- unbereinigte BIP lag im I. Quartal um 1,6 % porte, lieferte der Außenhandel insgesamt reich aktuell die Bereitschaft Investitionska- über dem Niveau des Vorjahres, bereinigt erneut keinen positiven Beitrag zum Wirt- pital in die Hand zu nehmen zusätzlich“, um Kalendereffekte (Schalttag, Arbeitstage) schaftswachstum. meint Bruckbauer. Seit der Finanzkrise 2008/ um 1,1 %. Gegenüber der WIFO-Schnell- Die Industriekonjunktur verlief im Lichte 2009 stagnieren in den Industrieländern, wie schätzung von Ende April wurden die Er- der Besserung der allgemeinen Wirtschafts- auch in Österreich die Investitionen, trotz gebnisse leicht nach oben revidiert (+0,1 entwicklung relativ verhalten, wenngleich niedrigem Zinsniveau und überwiegend gu- Prozentpunkt im Vorquartalsvergleich, +0,3 sich die Dynamik seit Anfang 2015 kontinu- ter Ertragssituation. Statt zu investieren, sind Prozentpunkte im Vorjahresvergleich, unbe- ierlich beschleunigte (I. Quartal 2016 die Unternehmen zu Nettosparern geworden. reinigt). +0,6 %). Von der Bauwirtschaft kamen erst- Die Investitionsquote (Bruttoanlageinvesti- Der Konsum entwickelte sich im I. Quar- mals vermehrt positive Impulse (+0,3 % tionen in Prozent des BIP) liegt mit derzeit tal 2016 dynamisch, sowohl die private als nach +0,1 % im IV. Quartal 2015). Ebenso 22 Prozent in Österreich auf einem Tiefst- auch die öffentliche Konsumnachfrage wur- unterstützten die Dienstleistungsbereiche stand, sogar rund 3 Prozentpunkte unter dem den um 0,3 % ausgeweitet. Die Steigerung das Wirtschaftswachstum. Dank der guten Vorkrisenniveau. „Die Investitionen sind der der Konsumausgaben der privaten Haushalte Saison im Tourismus verzeichneten beson- Schlüssel zu mehr Wachstum in Österreich, (einschließlich privater Organisationen ohne ders Beherbergung und Gastronomie sowie nicht nur auf kurze Sicht gesehen. Solange Erwerbszweck) lag zu Jahresbeginn deutlich der Handel auch unter Berücksichtigung des die Investitionen nicht spürbar anziehen, fehlt über dem Durchschnitt der vergangenen drei Schalttageffektes eine positive Entwicklung. es auch an den notwendigen Produktivitäts- Jahre (2013/2015 +0,1 %). Die mit Jahres- Die Wertschöpfung von Handel, Verkehr, fortschritten, die das langfristige Wachstums- beginn umgesetzte Steuerreform dürfte hier Beherbergung und Gastronomie stieg um potential der heimischen Wirtschaft wieder die Ausgabenbereitschaft erhöht haben. 0,4 %. Im Bereich Information und Kommu- anheben“, so Bruckbauer. Die Faktorproduk- Einen positiven Beitrag zum Wachstum nikation sowie den freiberuflichen, wissen- tivität in Österreich tendiert nach jährlichen des BIP leisteten auch die Bruttoanlagein- schaftlichen, technischen und sonstigen wirt- Anstiegen von über einem Prozent in den vestitionen (Ausrüstungs- und Bauinvestitio- schaftlichen Dienstleistungen wurde sie um 1990er Jahren und frühen 2000er-Jahren der- nen), sie wurden im I. Quartal um 0,6 % aus- jeweils 0,2 % ausgeweitet, im Kredit- und zeit gegen Null. geweitet. Die Nachfrage nach Ausrüstungs- Versicherungswesen um 0,8 % und im Grund- Die Investitionsflaute ist für die ange- gütern stieg um 0,8 %. Die heimischen Un- stücks- und Wohnungswesen um 0,4 %. 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 89 Wirtschaft Einfamilienhaus-Preise spürbar gestiegen RE/MAX: Einfamilienhaus-Durchschnittspreis 2015 erstmals über 200.000 Euro.

xakt 11.512 Einfamilienhaus-Käufe wur- Nach der Anzahl der verkauften Einfami- Klagenfurt (Stadt + Land) hat mit 288 Eden 2015 im Österreichischen Grund- lienhäuser führt der Bezirk Oberwart mit verbücherten Einfamilienhäusern die Nase buch verbüchert. Das sind um +14,7 % mehr 163 Einfamilienhäusern vor Güssing mit 115 vorne, aber Villach (Stadt + Land) holt auf als 2014. Der Gesamtwert der 2015 in Öster- und Eisenstadt (Stadt, Umgebung und Rust) und kommt 2015 auf 269 Einheiten. Der Be- reich gehandelten Einfamilienhäuser stieg mit 109. Der Bezirk Neusiedl folgt mit 86 zirk Spittal landet nach einer außergewöhn- im Vergleich zum Vorjahr um +21,2 % auf und Oberpullendorf mit 79. lichen Steigerung von +44,1 % bei 160 Ein- 2,8 Mrd. €. Die höchsten Durchschnittspreise konnten familienhaus-Verkäufen und der Bezirk Für ein einzelnes Einfamilienhaus bezahl- 2015 für Einfamilienhäuser im Bezirk Neu- Wolfsberg bei exakt 100. ten die neuen Eigentümer typischerweise siedl mit 178.307 € und mit 171.496 € in Ei- Das Einfamilienhaus-Preisniveau ist in der 202.221 € um +5,7 % mehr als noch 2014. senstadt (Stadt, Umgebung und Rust) erzielt Landeshauptstadt am höchsten, wenngleich Dies berichtet RE/MAX, Österreichs werden. Mattersburg folgt mit 142.960 € und der Abstand zu den anderen Bezirken minimal größtes Immobilien-Experten-Netzwerk, im Jennersdorf mit 108.859 €. Die Bezirke Güs- ist: Der typische Preis für ein Einfamilien- RE/MAX ImmoSpiegel für das Gesamtjahr sing, Oberpullendorf und Oberwart lagen haus in Klagenfurt lag 2015 bei 216.595 € 2015. Diese Statistik-Daten beruhen auf der zwischen 80.000 und 90.000 € pro Haus. und in Klagenfurt Land bei 207.372 €. Gesamtauswertung aller 112.124 Immobi- Villach (Stadt + Land) folgt mit 181.939 €, lien-Kaufverträge, die im Grundbuch 2015 Die Preisentwicklung für knapp vor dem Bezirk Feldkirchen mit verbüchert wurden, und von IMMOunited – Einfamilienhäuser in den Bezirken 180.740 €. Roland Schmid ausgelesen und als Kauf- Jennersdorf +22,2 %, Neusiedl +20,6 %, In sechs Kärntner Bezirken zeigte das vertragssammlung veröffentlicht werden. Eisenstadt (Stadt, Umgebung und Rust) Preisbarometer nach oben, in drei nach un- „Der Einfamilienhäuser-Markt in Öster- +14,3 %, Oberwart +8,8 %, Mattersburg ten. Die stärksten Ausschläge zeigen – wie reich war in den letzten Jahren im Vergleich +4,7 %, Oberpullendorf -0,9 % und Güssing so oft – Bezirke mit geringen Verkaufszah- zu den Eigentumswohnungen wesentlich ru- -3,1 %. len: Feldkirchen (+21,8 %), Klagenfurt Land higer und konstanter. Das Jahr 2015 brachte (+13,8 %), Villach (Stadt + Land) (+6,1 %), allerdings einen neuen Schwung in den Ein- Kärnten Spittal/Drau (+5,7 %), die Landeshauptstadt familienhaus-Markt. Einem weitestgehend Mit 1.118 Einfamilienhäusern, also um (+4,6 %) und Wolfsberg (+1,9 %). Nach guten Angebot stand eine steigende Nach- +12,4 % mehr als im Vorjahr, belegte Kärn- unten zeigten die Preise in Völkermarkt mit frage von Eigennutzern mit dem notwendi- ten nach der Stückanzahl den 4. Platz im -6,8 %, in St. Veit/Glan (-9,3 %) und in gen Eigenkapital gegenüber. Die historisch Einfamilienhaus-Ranking. Der Gesamtwert Hermagor (-14,1 %). niedrigen Kreditzinsen sprechen auch wei- betrug dabei 214 Mio. €. Der typische terhin dafür, das Geld in einen Hauskauf und Kärntner Einfamilienhaus-Preis lag nach den Niederösterreich damit in eine höhere Lebensqualität zu inve- RE/MAX Experten bei 165.290 € und damit Niederösterreich ist naturgemäß der mit stieren“, sagt der Geschäftsführer von RE/ um +5 % über 2014. Abstand wichtigste Markt für Einfamilien- MAX Austria, Bernhard Reikersdorfer.

Burgenland Den Schwung aus 2014 mit einem Viertel mehr verkauften Einfamilienhäusern als 2013 konnte das Burgenland 2015 mitnehmen und noch einmal +3,4 % draufsetzen: Mit 692 neuen Einfamilienhausbesitzern liegt das Burgenland auf Rang 6 der Bundesländer- Liste. Wenn sich die burgenländischen Einfami- lienhaus-Preise weiter herumsprechen, ist mit einem weiteren rapiden Anstieg zu rechnen: 116.224 € pro Einfamilienhaus sind zwar um +10,9 % mehr als 2014, aber immer noch knapp 40 % unter dem Durchschnittspreis der Steiermark und 74 % unter dem Bun- desschnitt, so die Immobilienfachleute bei Quelle: RE/MAX Immospiegel 2015 für Einfamilienhäuser, basierend auf allen RE/MAX. Immobilienverbücherungen 2015 im Amtlichen Grundbuch, ausgelesen von IMMOunited

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 90 Wirtschaft häuser, sowohl wert- wie mengenmäßig. Im Jahr 2015 wurden in Niederösterreich 3.186 Einfamilienhäuser verbüchert. Das sind um beinahe ein Viertel (+24,3 %) mehr als im Jahr davor. Der Wert der verkauften Einfa- milienhäuser lag bei 618 Mio. € und damit um 146 Mio. € (+30,8 %) über dem Ver- gleichszeitraum 2014. Ein Einfamilienhaus in Niederösterreich kostete 2015, so die RE/MAX Austria Statistikabteilung, typi- scherweise 171.894 € und damit um +6,8 % mehr als 2014. Die Preisschere zwischen den billigsten und den teuersten Einfamilienhäusern ist in keinem anderen Bundesland so groß wie in Niederösterreich. Der Speckgürtel rund um Wien einerseits und das obere Wald- und Quelle: RE/MAX Immospiegel 2015 für Einfamilienhäuser, basierend auf allen Weinviertel andererseits sind zwar im selben Immobilienverbücherungen 2015 im Amtlichen Grundbuch, ausgelesen von IMMOunited Bundesland, aber sonst nicht miteinander zu vergleichen. Daher kostete ein Viertel der Waidhofen/Thaya (+4,7 %), Tulln (+4,2 %), 147.908 € und Grießkirchen mit 161.889 €. niederösterreichischen Einfamilienhäuser Scheibbs (+3,8 %) sowie Wr. Neustadt Stadt Die Wertentwicklung für Einfamilien- 2015 weniger als 80.000 €, jedoch am ande- und Land (+2,5 %). häuser zeigt im Bundesland mit plus 6,7 % ren Ende der Preisskala ein Viertel mehr als Nachgegeben haben die Einfamilienhaus- deutlich nach oben. Die Bandbreite ist je- 250.000 €. Durchschnittspreise in den Bezirken Wien- doch enorm: von +26,7 % in der Landes- Konkret liegt der Grund für diese außer- Umgebung (-3,5 %), Korneuburg (-7,0 %), hauptstadt bis zu über minus 5 % im Bezirk gewöhnlich große Preisspreizung in den sehr Gmünd (-8,9 %), Stadt und Land Krems Ried. niedrigen Preisen der Bezirke Waidhofen/ (-10,3 %) und vor allem in Horn (-13,1 %). Urfahr-Umgebung folgt dem Linzer Auf- Thaya, Zwettl und Gmünd und den Spitzen- wärtstrend mit +21,2 %, Vöcklabruck mit preisen der Wiener Umlandbezirke Baden, Oberösterreich +18,5 %, Kirchdorf mit +15 %, Schärding Mödling und Wien-Umgebung (inkl. Klo- Die Anzahl der verbücherten Einfami- mit +14,2 % und Gmunden mit +13,1 %. sterneuburg, Purkersdorf, Schwechat), wo lienhäuser in Oberösterreich lag 2015 bei Einen Anstieg im einstelligen Prozentbereich Einfamilienhäuser im Schnitt zwischen 2.170. Das sind im Jahresvergleich +18,8 % gab es 2015 für die Einfamilienhaus-Preise in 247.737 € und 375.378 € kosteten. mehr. Der Gegenwert belief sich dabei auf den Bezirken Grießkirchen (+9,1 %), in Frei- Die meisten neuen Einfamilienhaus- 471 Mio. €. stadt (+4,9 %), Linz-Land (+4,8 %) und Efer- Eigentümer gab es 2015 in den Bezirken Im Durchschnitt sind die Einfamilien- ding (+1,8 %). Quasi ausgeglichen bilanzier- Gänserndorf mit 299 Verkäufen, Baden mit haus-Preise in Oberösterreich laut den RE/ ten die Bezirke Rohrbach mit +/-0 % und 297 und Wien-Umgebung mit je 269 Ver- MAX-Experten um +6,7 % gestiegen. Der Braunau (-0,1 %). In Steyr (Stadt und Land) käufen, auf Rang vier ex aequo die Bezirke Verkaufswert eines Einfamilienhauses lag gaben die Einfamilienhaus-Preise um -0,5 % Neunkirchen und St. Pölten Land mit je 186 2015 im Schnitt bei 198.943 €, also exakt im nach, in Wels (Stadt + Land) um -1,1 %, im neuen Einfamilienhaus-Besitzern. österreichischen Mittelfeld. Bezirk Perg um -3,9 % und im Bezirk Ried Im Vergleich dazu extrem ruhig war es in Die meisten Einfamilienhäuser wurden um -5,2 %. St. Pölten Stadt mit 53 verkauften Einfa- 2015 in Bezirk Linz-Land verkauft, nämlich milienhäusern und in den Bezirken Horn mit 266. In Stadt und Land Wels waren es 210 Salzburg 49, Lilienfeld mit 48 und Scheibbs mit 46 und 198 im Bezirk Gmunden. Auf Rang 4 Das Bundesland Salzburg lag laut RE/ Einheiten. Braunau mit 187 Einheiten, noch vor Vöck- MAX ImmoSpiegel beim typischen Preis für Die Preisentwicklungen für Einfamilien- labruck mit 159, Steyr (Stadt und Land) mit Einfamilienhäuser mit 343.285 € hinter Tirol häuser in den niederösterreichischen Bezirken 151 und Urfahr Umgebung mit 150 Ein- auf dem zweiten Bundesländer-Rang außer- zeigen tendenziell, aber nicht ausnahmslos, familienhäusern. halb von Wien. Dieser Preis ist 2015 um nach oben. Am stärksten zugelegt haben die Preislich an der Spitze lagen naturgemäß +10,8 % gestiegen, nachdem er im Jahr zu- Durchschnittspreise in Melk mit +17,0 %. die Einfamilienhäuser in der Landeshaupt- vor um -4,6 % gefallen war. Weitere Bezirke mit zweistelligen Wertstei- stadt mit 362.861 €. Vöcklabruck folgt mit Nachfrage und Kauflust wiesen den Weg gerungen: Zwettl (+15,0 %) Hollabrunn 252.603 € noch vor Urfahr-Umgebung mit zu 590 Einfamilienhaus-Käufen im Gesamt- (+14,5 %), Mödling (+13,9 %), Bruck/ 249.470 € und Linz-Land mit 242.313 € pro wert von 228 Mio. €. Das bedeutet im Jah- Leitha (+13,7 %), Mistelbach (+12 %), Am- Einfamilienhaus. resvergleich um +12,8 % mehr gehandelte stetten mit Waidhofen/Ybbs (+11,6 %) und Die günstigeren Bezirke waren wie er- Einfamilienhäuser und ein um +26,4 % hö- Baden (+10,5 %). Im einstelligen Bereich wartet Rohrbach mit 122.814 € pro Einfami- herer Gegenwert. liegen Neunkirchen (+9,7 %), Gänserndorf lienhaus (immerhin nur schwach die Hälfte Ins Gewicht fallen natürlich die Wert- (+9,5 %), St. Pölten Stadt (+5,9 %), Lilien- vom Preis in Urfahr-Umgebung) und der Be- steigerungen in den Bezirken mit den großen feld (+5,7 %), St. Pölten Land (+5,6 %), zirk Schärding mit 142.136 €. Ried folgt mit Handelsmengen: Der Flachgau (Salzburg-

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 91 Wirtschaft

Umgebung) verzeichnete 2015 mit 189 Ver- bücherungen beinahe ein Drittel aller Ein- familienhaus-Deals im Bundesland. Dort stiegen die Preise nach einem Durchhänger 2014 (-10 %) im Jahr 2015 um +12,8 % auf 361.982 €. Zweitwichtigster Salzburger Einfamilien- haus-Handelsplatz war der Pinzgau (Zell am See): 165 Einfamilienhäuser wechselten 2015 den Eigentümer und zwar im Schnitt um 319.311 € und damit um 7 % teurer als 2014. Die Stadt Salzburg kam auf 84 neu ver- bücherte Einfamilienhäuser um durchschnitt- lich 500.812 €, der Pongau auf 77, der Ten- nengau auf 47 und der Lungau auf 28 Ein- familienhäuser-Verbücherungen. Die Preistendenzen in den Bezirken zei- gen sich vier Mal positiv und zwei Mal ne- gativ: Tamsweg +26,4 %, St. Johann +15,6 %, Salzburg Umgebung +12,8 %, Zell/See +7 %, jedoch -2,4 % in Hallein und -5,4 % in der Foto: RE/MAX / zoe-fotografie.com Landeshauptstadt. Bernhard Reikersdorfer, Geschäftsführer von RE/MAX Austria tal mit -3,4 %, Südoststeiermark mit -4,0 %, +1,2 %, in Schwaz um +2 %, in Kitzbühel Steiermark Liezen mit -4,9 % und Bruck-Mürz mit -7,3 % um +8,3 % und in Imst um +11,9 %. Die Steiermark liegt mit 2.069 verbücher- tragen zu dieser verhaltenen Steigerungsrate Im Landesschnitt lag der Wertzuwachs ten Einfamilienhäusern der Anzahl nach auf der Einfamilienhaus-Preise bei. für ein Einfamilienhaus wie im Vorjahr bei Platz 3, knapp hinter Oberösterreich. Die Wer sorgt für die positiven Wertsteige- +4,9 %. Steigerung bei den Einfamilienhaus-Verkäu- rungsraten: die Bezirke Voitsberg mit +1,5 %, Bei der Anzahl der verkauften Einheiten fen war 2015 mit +3,1 % die geringste im Weiz mit +5,2 %, Graz-Umgebung mit +5,6 % ist man sich dagegen einiger: Außer Inns- ganzen Bundesgebiet, nach +9,6 % im Jahr und Deutschlandsberg mit +6,9 %. Sogar bruck und Reutte meldeten alle Tiroler zuvor. zweistellige Zuwachsraten verzeichneten die Bezirke 2015 mehr Einfamilienhausverkäu- Der Wert der verkauften Einfamilienhäu- Bezirke Leibnitz mit +11,3 %, Hartberg-Für- fe als 2014, im Schnitt um +12,1 %. ser belief sich 2015 auf 378 Mio. €, um +6 % stenfeld mit +11,4 %, Murau mit +16,9 % Die drei wichtigsten Einfamilienhaus- mehr als 2014. und Leoben mit +22,2 %. Handelsplätze waren 2015 Innsbruck Land, Typischerweise erlöste ein steirischer Kufstein und Kitzbühel mit jeweils rund 130 Immobilienverkäufer laut RE/MAX Austria Tirol Häusern. Rund auf die Hälfte jeweils kamen Research für ein Einfamilienhaus 162.602 € Tirol hat bei den Einfamilienhäusern im die Bezirke Schwaz, Imst und Lienz. und damit um +1,7 % mehr als 2014. Jahr 2015 mit 384 Mio. € den 3. Platz im In absoluten Zahlen ist der teuerste Graz und Graz-Umgebung machten Bundesländer-Ranking nach dem Gesamt- Bezirk Tirols bei Einfamilienhäusern – wie 28,5 % aller steirischen Einfamilienhaus-Käu- verkaufspreis für Einfamilienhäuser erreicht, nicht schwer zu erraten – Kitzbühel mit mitt- fe aus. Ihr Wertanteil lag jedoch bei 42,1 % noch knapp vor der Steiermark. lerweile 1,1 Mio. € pro Haus. Allerdings zeigt der Landessumme. In und um Graz sind die Dies überrascht insofern, da Tirol mit 702 sich auch bei genauerer Betrachtung, daß die Preise von Einfamilienhäusern im Vergleich Einfamilienhäusern nur auf Platz 5 der Men- Preisspreizung dort so groß ist wie nirgend- zu den anderen steirischen Bezirken natürlich ge nach liegt. Aber der höchste Durchsch- wo sonst in Österreich: während 25 % der relativ hoch: 280.394 € für ein Einfamilien- nittsverkaufspreis aller Bundesländer für ein Einfamilienhäuser im Bezirk um weniger als haus in Graz und 208.828 € in Graz-Umge- Einfamilienhaus außerhalb von Wien macht‘s 310.000 € gehandelt wurden – zugegeben bung. möglich: 394.747 € pro Tiroler Einfamilien- schon ein mehr als stolzer Preis – und sich Der Bezirk Liezen liegt mit 180.285 € auf haus im Jahr 2015 meldet der RE/MAX weitere 50 % im Bereich bis 1,8 Mio. € be- Rang 3 im steirischen Ranking. Zum Ver- ImmoSpiegel. wegen, liegen weitere 25 % über diesem, für gleich: der Bezirk Voitsberg mit 116.861 € Tirol hat, wie viele Bundesländer, eine Normalsterbliche wohl unbezahlbaren, Haus- pro Einfamilienhaus, Südoststeiermark mit preislich durchaus uneinheitliche Entwick- preis. 118.748 € oder Murtal mit 114.763 €. lung: In einigen Bezirken gehen die typischen Da verblaßt sogar Innsbruck mit seinen Die Preistendenz der steirischen Einfami- Einfamilienhaus-Preise zurück: in Innsbruck 50 % aller Einfamilienhäuser in der Preis- lienhäuser zeigt leicht nach oben, aber mit Land und Kufstein um -1,2 %, in Reutte/ mitte zwischen 310.000,- und 977.990 €. +1,7 % bringt die Grüne Mark die geringste Außerfern und Lienz/Osttirol um -4,3 % und Ein Einfamilienhaus in Innsbruck kostete Preissteigerung unter allen Bundesländern. im Bezirk Landeck um -6,9 %. Dagegen 2015 typischerweise 703.915 €, im Bezirk Wesentlich dafür ist der Preisrückgang in zeigte sich eine Wertsteigerung beim Einfa- Landeck 370.241 €, in Innsbruck-Land Graz um -1,7 %. Aber auch die Bezirke Mur- milienhaus-Verkauf in Innsbruck Stadt um 352.795 € und in Kufstein 303.998 €.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 92 Wirtschaft

Vorarlberg Vorarlberger Durchschnittspreisen in den wichtiger als die zwei mengenstarken nieder- Insgesamt 519 Einfamilienhäuser wech- jeweiligen Bezirken überrascht immer wie- österreichischen Bezirke Baden und Gän- selten 2015 im Ländle die Besitzer, das sind der: Bregenz voran mit 356.161 € für ein serndorf. nach den RE/MAX-Experten um +5,9 % Einfamilienhaus, gefolgt von Dornbirn Jedoch sind die Durchschnittspreise in mehr als 2014. Das typische Vorarlberger (304.869 €), Feldkirch (294.975 €) und Wien mit 443.580 € höher als in jedem ande- Einfamilienhaus kostete demnach 302.940 € Bludenz mit 264.822 €. ren Bundesland und bei den Landeshaupt- und damit um +5,6 % mehr als 2014. Der Wenn die Preistendenzen des Jahres 2015 städten nur übertroffen von Salzburg und Gegenwert der Vorarlberger Einfamilien- allerdings mehrere Jahre so bleiben, werden Innsbruck und nicht zuletzt vom Ausnahme- haus-Transfers lag bei 174 Mio. €. die Einfamilienhauspreise in Zukunft stärker Bezirk Kitzbühel. Verschiebungen gab es in den Bezirken auseinander klaffen: Der Bezirk Bregenz ver- Die Einfamilienhaus-Preisentwicklung in bei den Verkaufsmengen: Während Dornbirn zeichnete 2015 eine massive Wertsteigerung der Bundeshauptstadt ist mit +4,1 % um 1,6 um +35 und Bregenz um +32 Einfamilien- in Höhe von +20,1 % und Bludenz ein Plus Prozentpunkte unter dem Bundesschnitt, häuser zulegte, ging die Anzahl der verkauf- von +11,4 %. Dagegen gab es in den Be- jedoch erheblich über dem Vergleichswert für ten Einfamilienhäuser in Bregenz um -31 zirken Feldkirch mit +0,8 % und Dornbirn Wohnungspreise (+1,4 %). und in Feldkirch um -7 zurück. mit +0,3 % eine eher symbolische Preiserhö- Nach der Anzahl der Verkäufe waren 2015 So führt 2015 der Bezirk Dornbirn die hung. die bedeutendsten Einfamilienhaus-Bezirke Einfamilienhaus-Verkaufsstatistik mit 146 Wien-Donaustadt mit 172 Einfamilienhaus- Einheiten an, gefolgt von den Bezirken Feld- Wien Verkäufen, Penzing mit 67, Liesing mit 51 kirch (140), Bregenz (125) und Bludenz (108). Mit 466 Einfamilienhäusern ist die Bun- und Floridsdorf mit 46.  Der relativ geringe Unterschied bei den deshauptstadt der Verkaufsmenge nach nicht http://www.remax.at

Wintersaison schließt mit Höchstwerten 68,53 Mio. Nächtigungen; 18,36 Mio. Ankünfte

ie Wintersaison 2015/16 (November durchschnittlich hohe Zuwächse wurden in lediglich um 1,6 % oder 0,42 Mio. auf 26,23 D2015 bis April 2016) schloß laut vorläu- Ferienwohnungen erzielt, wobei die Nächti- Mio. zulegten und damit deutlich unter der figen Daten von Statistik Austria mit 68,53 gungen in gewerblichen Ferienwohnungen Gesamtentwicklung lagen. Die Nächtigun- Mio. Nächtigungen ab. Sie liegt damit um um 9,2 % und jene in privaten Ferienwoh- gen von holländischen Gästen nahmen hin- 4,0 % bzw. um rund 2,68 Mio. Nächtigungen nungen um 7,1 % zunahmen. Die Privatquar- gegen von 4,19 Mio. auf 5,89 Mio. (+40,6 über dem bisherigen Rekordwert von 2014/ tiere entwickelten sich in der abgelaufenen %) zu; auch die Nächtigungen von Gästen 2015 (65,85 Mio.). Es nächtigten sowohl Wintersaison 2015/16 rückläufig (-0,8 %; aus dem Vereinigten Königreich (von 1,12 mehr inländische Gäste (+3,1 %; 15,68 Nächtigungsanteil: 4,1 %). Mio. auf 2,36 Mio.) und aus der Schweiz Mio.) als auch ausländische Gäste (+4,3 %; Die Zahl der Nächtigungen stieg in der bzw. Liechtenstein (von 1,19 Mio. auf 2,36 52,85 Mio.) in Österreich. Auch die Zahl der Wintersaison 2015/16 in allen Bundeslän- Mio.) konnten deutlich zulegen. Ankünfte erreichte mit einem Plus von 4,9 % dern an: Wien +5,1 %, Salzburg +5,1 %, einen neuen Höchstwert von 18,36 Mio. Burgenland +5,0 %, Vorarlberg +4,9 %, März und April 2016: (ausländische Gäste: +5,2 % auf 12,90 Mio.; Steiermark +4,0 %, Kärnten +3,7 %, Tirol Nächtigungsplus von 9,6 % inländische Gäste: +4,3 % auf 5,47 Mio.). +3,3 %, Oberösterreich 2,5 % und Nieder- Nach einer Nächtigungssteigerung von Die Zahl der Nächtigungen von Gästen österreich +1,9 %. Fast zwei Drittel der ge- 25,2 % im März 2016 wurde für den April aus den anteilsmäßig wichtigsten ausländi- samten Winternächtigungen (61,1 %) fanden 2016 ein Rückgang von 17,8 % registriert. schen Herkunftsländern nahm in der Winter- dabei in den Bundesländern Salzburg und Durch die Verschiebung der diesjährigen saison 2015/16 mehrheitlich zu: Deutsch- Tirol statt. Osterferien, die zur Gänze in den März fie- land +3,6 %, Niederlande +6,4 %, Vereinig- len, ist ein Vergleich der Entwicklung der tes Königreich +6,9 %, Schweiz und Lich- 20-Jahres-Entwicklung: Nächtigungen letzten beiden Monate der Wintersaison je- tenstein +6,0 %, Belgien +8,6 %, Tschechi- stiegen um mehr als ein Drittel doch nur in einer Gesamtschau sinnvoll. Mit sche Republik +9,6 %, Polen +1,9 % und Ein Vergleich der Nächtigungsdaten der 21,42 Mio. Übernachtungen (+9,6 %) wur- Italien +6,4 %. Unter den Top 15-Herkunfts- Wintersaisonen 1995/96 und 2015/16 zeigt, den im letzten Drittel der Wintersaison rund märkten verzeichnete lediglich Rußland mit daß die Winternächtigungen um 35,7 % bzw. 31,2 % der gesamten Wintersaison gezählt. einem Minus von 26,7 % einen deutlichen um 18,03 Mio. zulegen konnten. Die Zahl Im Kalenderjahr 2016 (Jänner bis April) Nächtigungsrückgang. der inländischen Gästenächtigungen stieg in wurden sowohl bei den Nächtigungen als Nach Unterkunftsarten entwickelten sich diesem Zeitraum um 33,7 % (+4,0 Mio.), auch bei den Ankünften Zuwächse registriert Nächtigungen in Hotels und ähnlichen Be- jene der ausländischen Gästenächtigungen (+5,4 % auf 53,45 Mio. bzw. +6,3 % auf trieben in allen Kategorien positiv. Die näch- um 36,3 % (+14,07 Mio.). Eine Analyse der 13,41 Mio.). Die höchsten absoluten Nächti- tigungsstärkste Unterkunftskategorie der 5- vier wichtigsten ausländischen Her- gungszuwächse wurden dabei mit +1,17 /4-Sternbetriebe – mit einen Nächtigungsan- kunftsländer zeigt, daß die Nächtigungen Mio. bei deutschen Gästen registriert.  teil von 36,0 % – legte um 3,8 % zu. Über- von deutschen Gästen im selben Zeitraum http://www.statistik.at

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 93 Chronik 40 Jahre Stadterhebung Wieselburg ie Stadtgemeinde Wieselburg feiert heuer D40 Jahre Stadterhebung. Anläßlich die- ses besonderen Jubiläums wurde am 9. Mai in der Wieselburger Halle eine Festveranstal- tung abgehalten, an der auch Landeshaupt- mann Erwin Pröll teilnahm. Er sprach dabei der jubilierenden Stadt seine Referenz und seinen innigen Dank aus und übermittelte auch seine besten Wünsche für die weitere Zukunft. „Hier in dieser Stadt ist spürbar, was alles noch möglich ist am Weg nach vorne. Ob es im wirtschaftlichen Bereich ist, mit den Leit- betrieben, die diese Stadt groß gemacht ha- ben, bis hin zum Messezentrum und zum zukunftsträchtigen Hotelbau“, hob er in sei- ner Festrede hervor. „Die Bildungseinrichtun- Foto: NÖ Landespressedienst / SBurchhart gen sind die Zukunftsperspektive und geben Bürgermeister Günther Leichtfried mit seinen zwei Enkelkindern und Landeshaupt- der Jugend alle Möglichkeiten in die Hand. mann Erwin Pröll (r.) beim Festakt anläßlich 40 Jahre Stadterhebung in Wieselburg Der Technologiestandort Wieselburg ist ein ren Seite. „Wir miteinander, die Verantwor- über 4.000 Arbeitsplätze geschaffen. „Wenn Fingerzeig, wo dieses Land mit der Stadt hin- tungsträger in Stadt und Land, haben das Ziel Arbeit in einer Gemeinde vorhanden ist, gehen kann und hingehen soll“, so Pröll. nie aus dem Auge verloren“, erinnerte Pröll dann wollen die Menschen auch hier woh- „Es gibt einen alten Grundsatz: Im Ge- an die Umfahrung von Wieselburg, „die eine nen“, so der Bürgermeister. Weit über 1000 geneinander wird man große Dinge los, im neue Lebensqualität für diese Stadt mit sich Menschen seien in den letzten Jahren zuge- Miteinander werden kleine Dinge groß“, bringen wird.“ zogen, der Wohnbau sei durch das Land Nie- meinte er. Dieser Spruch sei in Wieselburg Bürgermeister Günther Leichtfried sagte, derösterreich, die NÖ Wohnbauförderung und Wirklichkeit geworden durch das Miteinan- wichtige Leitbetriebe wie beispielsweise die die gemeinnützigen Genossenschaften ge- der von der Stadt auf der einen Seite und dem Firma ZKW und rund 300 Mittelbetriebe hät- fördert worden.  Bundesland Niederösterreich auf der ande- ten in den letzten Jahren und Jahrzehnten weit http://www.wieselburg.gv.at »Steirer in Wien« feierten 120. Geburtstag nläßlich des 120. Geburtstages des „Ver- Aeins der Steirer in Wien“ lud Bür- germeister Michael Häupl am 18. Mai zu einem Empfang im Wiener Rathaus, bei dem Vereins-Obmann Andreas Zakostelsky und seine Stellvertreterin Elisabeth Hakel als Ver- treter der Steiermärkischen Landesregierung Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer willkommen heißen durften. Zum Geburtstag wurde eine Festschrift prä- sentiert, die sich mit der Geschichte des tra- ditionsreichen Vereins beschäftigt. „Es freut mich sehr, daß in der Bundeshauptstadt die steirische Fahne hochgehalten wird“, dankte Schickhofer den Vereinsverantwortlichen. „Sie sind Botschafterinnen und Botschafter der Steiermark in Wien und prägen damit

das positive Bild unseres Bundeslandes!“ Foto: Verein der Steirer in Wien / Ludwig Schedl Der „Verein der Steirer in Wien“ ist eine v.l.: Steiermarks Landeshauptmann-Stv. Michael Schickhofer, NAbg. Elisabeth bedeutende Institution im kulturellen und Hakel, Wiens Bürgermeister Michael Häupl und NAbg. Andreas Zakostelsky prä- sozialen Leben Wiens. Er organisiert jährlich sentierten die Festschrift zum Geburtstag der »Steirer in Wien«. bis zu 30 Veranstaltungen, Höhepunkt des Tätigkeit des Vereines ist gemeinnützig und des heimatlichen Brauchtums, Förderung der regen Vereinslebens ist jedes Jahr der Stei- nicht auf Gewinn ausgerichtet – der Zweck Kultur und der Bildung. Rund 100.000 Stei- rerball, der am 13. Jänner 2017 zum 7. Mal des Vereines liegt in der Pflege, Erhaltung rerInnen leben derzeit in Wien.  in der Wiener Hofburg stattfinden wird. Die und Verbreitung heimatlicher Volkssitten und http://www.steirerinwien.at

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 94 Chronik Jahrhundertprojekt Bleistätter Moor geht in die Zielgerade ls Jahrhundertprojekt bezeichnen Kärn- Atens Landwirtschaftsreferent LR Chri- stian Benger und Umweltreferent LR Rolf Holub die Sanierung des Bleistätter Moores am Ossiacher See. Tatsächlich geht diese nun nach jahrelangen Baumaßnahmen in die Zielgerade. „Mit dieser Millioneninvestition sichern wir die Landwirtschaft, die Tourismusregion und schaffen neue Erlebnisbereiche für alle Naturliebhaber“, betonte Benger beim Spa- tenstich am 17. Mai. Denn mit dem neue Flachwasserbecken das mit der Flutung in- nerhalb des nächsten Jahres entsteht, werde ein Alleinstellungsmerkmal für die Region mit besonderen Naturerlebnissen geschaffen.

Neue Gästeschichten sollen ebenso angespro- Foto: Amt der Kärntner Landesregierung / Büro LR Benger chen werden wie Natur-Beobachter, Vogel- Fotomontage: Das Bleistätter Moor bringt Wasserqualität im Ossiacher See zurück. kundler oder Schulen. Die geflutete Fläche wird ein beispielgebender Naturerlebnis-Bereich werden „Wir geben der Natur das Moor zurück einzigartigen Projekt den Algen gemeinsam hen. Immerhin mußten Grundstücke lukriert und der 1er für die Wasserqualität des Ossia- den Nährboden entzogen“, so Benger. Der werden, damit der Vorfluter für den Ossia- cher Sees wird mit der Sanierung wieder Dank beider Referenten richtete sich nicht cher See entstehen kann. „So etwas ist immer möglich“, stellte Holub fest. So erhalten rund nur an die Projektverantwortlichen, sondern heikel, aber wir haben die Lösungen immer 500 Arten einen neuen Lebensraum. Mög- speziell an die Bevölkerung, da das Projekt gemeinsam mit den Grundstücksbesitzern er- lich sei diese Umsetzung nur gewesen, weil ohne deren Zustimmung nicht umsetzbar ge- reicht“, sagte Pucker. So wurden auch Er- alle Beteiligten, Bund, Land, Gemeinden, wesen wäre. satzflächen gefunden und Ablösen bezahlt. Wasserwirtschaft, Naturschutz, Landwirt- Projektleiterin Barbara Pucker von der Die Gesamtkosten für die Sanierung des schaft, Tourismus und vor allem Anrainer, an Umweltabteilung erklärte vor Journalisten, Bleistätter Moores betragen 10,5 Millionen einer nachhaltigen Lösung für die Zukunft daß vor allem verhindert werden konnte, ge- Euro.  interessiert waren. „Wir haben mit diesem gen den Willen der Bevölkerung vorzuge- http://www.kis.ktn.gv.at/159985_DE-Seen-Bleistaetter_Moor 50 Jahre Prangerstutzenschützen Obertrum um 50jährigen Bestandsjubiläum der ZPrangerstutzenschützen Obertrum am See überbrachte Landesrat Josef Schwaiger am 22. Mai die Glückwünsche von Landes- hauptmann Wilfried Haslauer. Die Obertru- mer Prangerstutzenschützen sind eine relativ junge Kompanie, aber seit ihrer Gründung aus dem Gemeindegeschehen von Obertrum nicht mehr wegzudenken. Sie sind mit ihren vielen Ausrückungen laufend präsent und nehmen eine wertvolle Funktion für die Ge- meinde wahr. „Ich gratuliere der Prangerstutzenschüt- zenkompanie Obertrum am See sehr herzlich zu ihrem Jubiläum und bedanke mich für ihre Tätigkeit im ländlichen Raum und ihre von großem Idealismus getragene Arbeit. Das

Schützenwesen in Salzburg hat eine großar- Foto: LMZ / Neumayr MMV tige Tradition in der stolzen Geschichte un- 50 Jahre Prangerstutzenschützen Obertrum (v.l.): Obertrums Bürgermeister seres Landes. Die historischen Schützen- Simon Wallner, Prangerstutzenschützen-Kommandant Johann Pötzelsberger und kompanien und Festschützenvereine beru- Landesrat Josef Schwaiger hen auf vier Säulen: auf Geschichte, Heimat, eine gute und gesunde Grundfeste für die beim Fest der Prangerstutzenschützenkom- Gemeinschaft und dem Glauben. Traditio- Zukunft zu schaffen. Die Schützen tun dies panie Obertrum am See.  nen aus der Vergangenheit zu pflegen heißt, mit großem Engagement“, sagte Schwaiger http://www.schuetzen-obertrum.at

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 95 Personalia Republik ehrt Anna Veith Ostermayer: »Große Tochter Österreichs, die wesentliche Rolle für Reputation unseres Landes spielt« nna Veith ist eine geniale Sportlerin, die Aganz Österreich mit ihren bisherigen Erfolgen beeindruckt hat. Sie hat internatio- nal eine wesentliche Rolle für die Reputation unseres Landes gespielt und ist durch ihre großartigen Leistungen eine große Tochter Österreichs. Ich wünsche Anna Veith für ihr Comeback und für die Zukunft alles Gute“, sagte Bundesminister Josef Ostermayer*) am 11. Mai anläßlich der Verleihung des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Repu- blik Österreich an Skirennläuferin Anna Veith, geborene Fenninger, im Bundeskanz- leramt. Laudatorin Annemarie Moser-Pröll sprach in ihrer Rede davon, daß „jede Zeit ihre sportlichen Gesichter“ habe. Anna Veith drücke derzeit dem alpinen Skisport „ihren Stempel auf“. „Anna Veith hat im Skisport alles erreicht und ist zu einer großen Persön- lichkeit gereift“, so Moser-Pröll. Das Ehren- zeichen sei ein „würdiges Dankeschön“. Anna Veith sprach von einem „emotiona- len Moment“ und bedankte sich für die Aus- zeichnung. Sie habe nun die Zeit, ihre Siege reflektieren zu können, auch wenn die schwe- re Verletzung aus dem Vorjahr ein Rückschlag sei. Doch schon bisher seien ihre Erfolge oft- mals aus Niederlagen gewachsen. Momente Kunst- und Kulturminister Josef Ostermayer überreichte Skirennläuferin Anna Veith wie diese Ehrung zählten zu den schönsten das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. und „zeigen, wofür man kämpft“. Die in Hallein geborene Anna Veith be- suchte die Skihauptschule in Bad Gastein so- wie die Skihotelfachschule in Bad Hofga- stein. Sie fährt in allen Ski-Alpin-Diszipli- nen und gehört seit 2008 der Nationalmann- schaft des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) an. Sie ist Olympiasiegerin sowie mehrfache Weltmeisterin und konnte in den Wintersaisonen 2013/14 und 2014/15 den Weltcup-Gesamtsieg erringen. 2011 erhielt sie das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Anna Veith wurde außerdem 2013, 2014 und 2015 zur Sportlerin des Jahres in Österreich gewählt und gewann 2014 und 2015 den Skieur d’Or. Für die musikalische Umrahmung der Feierlichkeit sorgte Dominic Muhrer, Sänger der Musikgruppe „The Makemakes“.  https://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Veith

*) BM Josef Ostermayer wurde – nach Ausscheiden von Bundeskanzler Werner Faymann von Thomas Fotos: BKA / Andy Wenzel Drozda als Kulturminister abgelöst. Anm. d. Red. Laudatorin Annemarie Moser-Pröll (l.) gratuliert der mehrfachen Weltmeisterin Veith.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 96 Personalia Oberösterreich ehrt Innenminister Wolfgang Sobotka it dem Goldenen Ehrenzeichen des MLandes Oberösterreich wurde der In- nenminister und frühere Landeshauptmann- Stellvertreter von Niederösterreich, Wolf- gang Sobotka, am 3. Mai ausgezeichnet. „Das Land Oberösterreich bedankt sich für die langjährige gute Nachbarschaft und gute Zusammenarbeit in vielen Politikberei- chen“, erklärte Landeshauptmann Josef Püh- ringer in seiner Laudatio. Sobotka war von 1998 bis 2009 Landesrat für Finanzen, Um- welt und Raumordnung und von 2009 bis 2016 Landeshauptmann-Stellvertreter, zu- ständig für die Bereiche Finanzen, Wohnbau und Gemeinden.

Durch die gute Nachbarschaft zwischen Foto: Land OÖ / Kraml Nieder- und Oberösterreich haben sich eine LH-Stv. Thomas Stelzer (OÖ), LH-Stv.in Johanna Mikl-Leitner (NÖ), Innenminister Reihe von Berührungspunkten ergeben. Et- Wolfgang Sobotka mit Gattin Marlies und LH Josef Pühringer (OÖ) wa durch den Ennshafen, der sowohl für zusammen. Lange Zeit, bevor „Koopera- „Nicht nur in Wirtschaft und Verwaltung, Ober- als auch für Niederösterreich ein tion“ Notwendigkeit wurde, wurde das be- sondern auch in der Kultur gibt es eine gute wichtiges Tor zur Welt ist. Der Ennshafen reits zwischen den Landesverwaltungen ver- Zusammenarbeit zwischen Nieder- und Ober- verbindet auf beiden Seiten der Enns heute einbart und gelebt. österreich. Ich erinnere an das Ausstellungs- Wasser, Schiene und Straße und ist damit Auch im Hinblick auf die zukünftigen projekt ,Leben im Vierkanter‘ im Stift Sei- eine Exportdrehscheibe sowohl für Nieder- Entwicklungen arbeiten Nieder- und Ober- tenstetten und im Sumerauerhof St. Florian als auch für Oberösterreich geworden. österreich eng zusammen, etwa unter dem oder an die Ausstellung ,Donau – Fluch und Beide Bundesländer arbeiten bereits seit Dach der gemeinsamen europaweiten Do- Segen‘ in Ardagger und Enns“, schloß Lan- vielen Jahren im Bereich der Verwaltung eng naustrategie. deshauptmann Josef Pühringer.  Mailath mit Torberg-Medaille ausgezeichnet ie Aufarbeitung der Zeit des Natio- Dnalsozialismus, Bemühungen um Wie- dergutmachung, die Etablierung einer Ge- denkkultur – ein Prozeß, der in Österreich spät einsetzte und nur langsam in Gang kam. In den letzten 20 Jahren hat sich jedoch ein Bewußtsein für die Vergangenheit und die damit verbundene Verantwortung zur Aufklä- rung und Wachsamkeit herausgebildet. Ge- denktafeln, Straßenumbenennungen, Orte der Erinnerung, Gedenkveranstaltungen – die Auseinandersetzung mit der Vergangen- heit ist mittlerweile an vielen Stellen in Wien nachzuvollziehen. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete und leistet Stadtrat Dr. Mailath-Pokorny, mit dem erstmalig ein aktiver Politiker die „Ma- Foto: PID / Christian Jobst rietta und Friedrich Torberg-Medaille“ er- Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, überreicht hielt. Die Auszeichnung wurde am 18. Mai Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny und Torberg-Medaille. im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in In seiner Dankesrede betonte der Stadtrat wechselbaren selbstreflexiven Humor, bildet der Israelitischen Kultusgemeinde von für Kultur, Wissenschaft und Sport wieder- traditionell einen festen Bestandteil der Präsident Oskar Deutsch überreicht. um den essentiellen Beitrag der Kultusge- Mentalität dieser Stadt“, so Mailath. „Andreas Mailath-Pokorny hat sich von meinde zu dem, was Wien als weltoffene Die „Marietta und Friedrich Torberg- Jugend an als Freund um die jüdische Kultur Metropole qualifiziert. „Unvoreingenomme- Medaille“ ehrt Persönlichkeiten, „die sich für der Stadt verdient gemacht“, erklärte Matti ne Offenheit ist wesentliches Kennzeichen eine offene, lebendige und lebhafte Demo- Bunzl, Leiter des Wien Museums, in seiner der jüdischen Kultur. Diese freudvolle Neu- kratie in Österreich eingesetzt haben“.  Laudatio. gier am Leben, gepaart mit einem unver- http://www.ikg-wien.at

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 97 Gastronomie und Kulinarisches Charta »Kulinarisches Österreich« Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter und zahlreiche Unterstützer gaben den Startschuß zur Positionierung österreichischer Kulinarik an der Weltspitze. Foto: BMLFUW / Robert Strasser Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (vierter v.l.) und Bundesminister Andrä Rupprechter (sechster v.l.) bei der Präsentation der Charta »Kulinarisches Österreich« mit prominenten UnterstützerInnen nach der Unterzeichnung der Charta in Wien

nter dem Claim „Unser kulinarischer wollen Österreich weltweit als kulinarische Genuß für unsere in- und ausländischen UWeg: Österreich“ wurde am 7. Mai der Top-Nation positionieren.“ Gäste. Der Lebensmittelhandel und die Le- Startschuß für eine richtungsweisende Initia- Bundesminister Andrä Rupprechter, auf bensmittelproduktion fördern durch das frei- tive gegeben: Prominente Unterstützer aus dessen Initiative die Charta erarbeitet wurde: willige Bekenntnis zur Regionalität die loka- Politik und Wirtschaft unterzeichneten im „Mit der Kulinarik Charta wollen wir Öster- le Produktion.“ Wiener Spitzenlokal „Meierei“ der Familie reich an die Spitze internationaler Kulinarik- Franz Windisch, Vizepräsident der Land- Reitbauer gemeinsam die „Charta Kulinari- Nationen führen. Gäste aus aller Welt sollen wirtschaftskammer Österreich: „Unsere sches Österreich“, allen voran Vizekanzler dafür begeistert werden, in Österreich Gast- Bäuerinnen und Bauern erzeugen erstklassi- Reinhold Mitterlehner und Bundesminister freundschaft, Kulturlandschaft und Genuss ge Qualitäten, die in unseren Gastronomie- Andrä Rupprechter, hochrangige Vertreter regionaler Lebensmittel zu erleben. Unsere betrieben mit dem AMA-Gastrosiegel von von Wirtschafts- und Landwirtschaftskam- regionalen Spezialitäten aus bäuerlicher Pro- Spitzenköchen zu einmaligen kulinarischen mer Österreich, Geschäftsführerin der Öster- duktion genießen hohes internationales An- Erlebnissen veredelt werden. Neben höch- reich Werbung Petra Stolba, Kulinarisches sehen – die breite Palette an traditionellen stem Genuß nimmt der Gast damit auch ein Erbe Präsident-Ferry Maier, AMA-Marke- Produkten und Gerichten macht Österreich Bekenntnis des Gastronomen zu Herkunft, ting-Chef Michael Blass sowie prominente zu einem einzigartigen Genuß-Land mit Heimat und zur österreichischen Landwirt- Spitzenköche aus allen neun Bundesländern. weltweiter Vorbildwirkung.“ schaft mit nach Hause.“ Diese kraftvolle Allianz setzt sich dafür ein, WKÖ-Präsident Christoph Leitl: „Öster- Petra Stolba, Geschäftsführerin der Ös- daß regionale Lebensmittel von Top-Köchen reichs Gastronomie ist zu Recht in der gan- terreich Werbung: „Urlaub in Österreich ist und Gastronomen im Sinne österreichischer zen Welt bekannt und geschätzt. Nicht zufäl- einfach untrennbar mit der österreichischen Kulinarik-Tradition veredelt werden und lig sind unsere Teilnehmer bei den Welt- und Gastfreundschaft und der heimischen Kuli- weltweit begeistern können. Europameisterschaften immer in den Medail- narik verbunden. Immerhin für jeden vierten Als erster unterschrieb Wirtschafts- und lenrängen zu finden und österreichische Gast sind unsere regionalen Speisen und Ge- Tourismusminister Reinhold Mitterlehner Spitzengastronomen in den Top-Häusern der tränke sogar ein entscheidender Grund, den die Charta: „Österreichs Kulinarik hat viel ganzen Welt zu Hause. Viele engagierte Ga- Urlaub in Österreich zu verbringen – und das zu bieten und wird gerade für das Touris- stronomen, allen voran die rund 1500 Mit- sind dann immerhin 10 Millionen Gäste!“ musland Österreich immer wichtiger. Umso glieder der regionalen Wirtshauskulturinitia- Ferry Maier, Präsident des Kuratoriums wichtiger ist es, daß wir heimische Lebens- tiven in ganz Österreich, veredeln die hoch- Kulinarisches Erbe Österreich: „Seit Jahren mittel und gastronomische Spitzenleistun- wertigen Ausgangsprodukte aus der heimi- liegen mir höchster Genuß, Gastlichkeit und gen noch stärker in die Auslage stellen. Wir schen Landwirtschaft zu einem kulinarischen regionale Lebensmittel ausgezeichneter Qua-

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 98 Gastronomie und Kulinarisches lität am Herzen. Mit unserem kulinarischen Engagement versuchen wir, der Globalisie- rung des Geschmacks entgegenzuwirken. Wir wollen vielmehr die Besonderheit des kulina- rischen Erbes Österreichs nutzen und die Welt von dessen Einzigartigkeit überzeugen. Diese Charta und eine Bündelung aller Kräfte ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.“

Über das Kuratorium Kulinarisches Erbe Österreich Neben der Organisation des Genuss-Fe- stivals, einem der erfolgreichsten Gourmet- events des Landes, sammelt das Kulinari- sche Erbe Österreich seit mehr als einem Jahrzehnt Wissen über traditionelle österrei- chische Spezialitäten, alte Rezepturen und landwirtschaftliche Rohprodukte, die minde- Foto: BMLFUW / Robert Strasser v.l.: Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Ferry Maier, Präsident des Kuratoriums stens seit drei Generationen „tradiert“ – d. h. Kulinarisches Erbe Österreich, und Bundesminister Andrä Rupprechter weitergegeben – wurden und heute noch kon- sumiert und produziert werden. Die Weiter- das AMA-Gastrosiegel sicher, daß teilneh- nen Österreichs einzigartige kulinarische entwicklung der Kulinarik in Österreich mit mende GastronomInnen ihren Gästen heimi- Möglichkeiten bewußt macht und diese in- der Wiener und Alpinen Küche unter Be- sche Spitzenqualität anbieten. Mit der Charta ternational präsentiert, um Österreich an die rücksichtigung regionaler Produkte und Spe- Kulinarisches Österreich wurde eine Initia- Weltspitze der Kulinarik zu führen.  zialitäten sind weitere Aufgaben. Dabei stellt tive gesetzt, die gemeinsam mit Top-KöchIn- http://www.kulinarisches-erbe.at

Offensive für Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln in NÖ m Rahmen einer Pressekonferenz infor- Imierten Niederösterreichs Landeshaupt- mann Erwin Pröll, Landwirtschaftskammer- Präsident Hermann Schultes und SeneCura- CEO Anton Kellner über die Aktion „Gut zu wissen“ der Landwirtschaftskammer Nieder- österreich im SeneCura Sozialzentrum Gra- fenwörth. Dabei wurde ein gemeinsames Be- kenntnis zu mehr Transparenz bei der Her- kunftskennzeichnung von Lebensmitteln ab- gegeben. Ab Sommer wird in den Großkü- chen des Landes Niederösterreich die regio- nale Herkunft von Fleisch und Eiern auch sichtbar gemacht. Eine derartige Initiative österreichweit durchzuführen sei keine Selbstverständlichkeit, gratulierte Pröll zur Aktion. Damit werde ein guter Weg einge- schlagen, daher beteilige sich auch das Land Niederösterreich daran. Es gelte „eine enge Foto: NÖ Landespressedienst / Filzwieser Brücke zu schlagen zwischen Produzenten v.l.: Landwirtschaftskammer-Präsident Hermann Schultes, Landeshauptmann Erwin Pröll und SeneCura-CEO Anton Kellner und Konsumenten“, so Pröll. „Das ‚Gut zu wissen‘-Siegel ist keine Zusatzbelastung für te Lebensmittelproduktion“. Das Land beginne man nicht von Null. „Wir waren in die Wirte. Jeder, der kennzeichnen will, kann Niederösterreich wolle Vorbild sein durch der Vergangenheit bereits sehr intensiv dar- das tun. Wir setzen bei dieser Aktion ganz be- die Teilnahme an der Aktion. Überall, dort, auf bedacht nach heimischen Produkten zu wußt auf Freiwilligkeit und Vorbildwir- wo man die Verantwortung trage, welche greifen. Über 90 Prozent der Produkte kom- kung“, so der Landeshauptmann. Lebensmittel verwendet werden, werde die men aus Niederösterreich“, so Pröll. 80 Pro- „Man ist, was man ißt“, sagte Pröll, daß Aktion ab Sommer durchgeführt: in der zent der Fleischprodukte würden aus Nieder- dieser Spruch ein dreifaches Plädoyer sei: Landhausküche, in den Großküchen der österreich kommen und der Bio-Anteil „für gesunde Lebensmittel, für eine bewußte Pflegeheime und Kliniken und bei der betrage zwischen 40 und 80 Prozent, diesen Ernährung und für eine regionale abgestimm- Verpflegung in den Landesschulen. Dabei Wert wolle man natürlich steigern. 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 99 Wissenschaft & Technik Regulator von Todes- rezeptor gefunden Forscher am IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – haben entdeckt, daß ein Enzym namens HACE1 der entscheidende Regulator des Todesrezeptors TNFR1 ist. Der TNF-Rezeptor1 sitzt an der Zellwand und entscheidet, ob eine Zelle leben darf oder sterben muß. m menschlichen Körper herrscht ein stän- Idiges Gleichgewicht zwischen Zellaufbau und Abbau. Zellen, die alt oder krank sind, müssen eliminiert werden. Die Vernichtung kranker Zellen spielt vor allem bei Infek- tionskrankheiten, chronisch-entzündlichen Erkrankungen oder Krebs eine große Rolle. Signale von sogenannten Todesrezepto- ren, die an der Zellwand sitzen, teilen den Zellen mit, ob sie weiterleben und sich teilen können – oder, ob sie den Weg der Ver- nichtung beschreiten müssen. Der geordnete Weg hierzu ist die Apoptose, bei der sich die Zelle selbst in ihre Einzelteile zerlegt und von Freßzellen aufgenommen wird. Es gibt aber noch einen zweiten, über Signale gere- gelten Weg des Zellabbaus, die sogenannte „Nekroptose“. Sie beginnt über dieselben Signale wie eine Apoptose, jedoch leiten die Zellen dann die Selbstverdauung ein. Die Zellbestandteile gelangen wie bei der patho- logischen Nekrose in den Extrazellularraum, es kommt zu einer Entzündungsreaktion des umliegenden Gewebes. Zu den wichtigsten Todesrezeptoren zählt der TNF-Rezeptor1 (Tumornekrosefaktor- Rezeptor). Luigi Tortola und Roberto Nitsch, die beiden Erstautoren einer aktuellen Pub- likation in „Cell Reports“, haben herausge- funden, „daß das Enzym HACE1 der ent- Foto: IMBA scheidende Regulator dieses TNF-Rezep- Das Enzym HACE1 funktioniert wie eine Weiche. Es bestimmt, ob eine Zelle leben tors1 ist. Bindet HACE1 an den Rezeptor, darf oder sterben muß. wird entweder das „Lebenssignal“ an die entdeckt wurde. Wie der Mechanismus funk- pa. Im Fokus stehen medizinisch relevante Zelle weitergegeben oder das Signal des kon- tioniert, wußte niemand. Jetzt zeigt sich, daß Fragestellungen aus den Bereichen Stamm- trollierten Zellabbaus, der Apoptose. Fehlt diese Wirkung zustande kommt, in dem zellbiologie, RNA-Biologie, Molekulare hingegen HACE1, gibt es kein Überleben HACE1 direkt in das Schicksal der Zelle ein- Krankheitsmodelle und Genetik. Das Institut oder Apoptose mehr, der Zelle bleibt nur greift und bestimmt, ob die Zelle lebt, stirbt befindet sich am Vienna Biocenter, einem mehr der Weg der Nekroptose.“ und vor allem, wie sie stirbt. Das ist eine dynamischen Konglomerat aus Universitä- Die Folgen zeigt die aktuelle Studie, in völlig neue Entdeckung.“ ten, akademischer Forschung und Biotech- der Mäuse, denen das Enzym HACE1 fehlt, In der Studie zeigte sich auch, daß die bei nologie-Unternehmen. Das IMBA ist ein signifikant anfälliger für Darmentzündungen Mäusen nachgewiesenen Darmentzündun- Tochterunternehmen der Österreichischen sind und durch die ständigen Entzündungen gen und der gehäuft auftretende Darmkrebs Akademie der Wissenschaften, der führen- viel häufiger Darmkrebs entwickeln. Josef durch eine genetische Blockade des Todesre- den Trägerin außeruniversitärer Forschung Penninger, wissenschaftlicher Direktor am zeptors stark gebessert werden konnten. An in Österreich.  IMBA und Letztautor der Publikation, war diesem Ansatz wollen die Wissenschaftler http://www.imba.oeaw.ac.at von den Ergebnissen überrascht: „Vor vielen nun weiterforschen. Originalpublikation: Tortola, L., Nitsch, R. et. al. Jahren war ich in Kanada dabei, als die tu- Das IMBA gehört zu den führenden bio- (2016). The tumor suppressor Hace1 is a critical re- morunterdrückende Wirkung von HACE1 medizinischen Forschungsinstituten in Euro- gulator of TNFR1-mediated cell fate. Cell Reports.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 100 Wissenschaft & Technik Bei der Geburt von Wolken live dabei Ein internationales Forschungsteam am CERN hat simuliert, wie erste Vorläufer von Wolkenkondensationskeimen in der heutigen Atmosphäre entstehen.

ür die Entstehung von Wolken sind Kon- Fdensationskeime notwendig, an denen sich Wasserdampf absetzen kann. Wie sich diese Partikel in der Atmosphäre bilden, war bisher weitgehend unbekannt. Seit 2009 er- forscht ein internationales Forschungsteam beim Großexperiment CLOUD am europäi- schen Kernforschungszentrum CERN bei Genf die molekularen Mechanismen der Neu- bildung von Partikeln aus atmosphärischen Gasen. In einer nun in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlichten Arbeit präsentieren die Wissenschaftler erst- mals Details zu jenen Mechanismen, die sol- che Aerosolpartikel entstehen lassen. „Ein- fach gesagt beginnt die Biografie einer Wol- ke dann, wenn sich in der Atmosphäre Gas- moleküle zu einem Cluster zusammenklum- pen“, erklärt Prof. Armin Hansel vom Insti- tut für Ionenphysik und Angewandte Physik der Universität Innsbruck. Unter einem Clu- ster versteht die Physik Ansammlung von einigen Atomen oder Molekülen. Foto: CERN Das CLOUD-Experiment am CERN

Verstärkende Mechanismen durch Cluster-Cluster Kollisionen zu Kon- baren Elementarteilchenstrahls aus einem Im CLOUD-Experiment werden Wasser- densationskeimen wachsen können, und an- CERN-Beschleuniger kann der Einfluß der dampf, Schwefelsäue, Ammoniak und Amine dererseits ionische Cluster, deren elektrische kosmischen Strahlung auf die Keimbildung in unterschiedlichen Konzentrationen in eine Ladung stabilisierend wirkt, wenn Amine oder simuliert werden. Außerdem können die Tem- hochreine Kammer eingeleitet und die Be- Ammoniak fehlen“, erläutert Armin Hansel. peratur, die Zusammensetzung der Luft und dingungen in der heutigen Atmosphäre reali- Das Ergebnis zeigt, daß die Messung von der Einfluß der kosmischen Strahlung in der stisch nachgebildet. Mit einer ausgeklügel- Schwefelsäure in der Atmosphäre kein aus- Kammer unabhängig voneinander verändert ten Technologie können Armin Hansel und reichender Indikator ist, um die Nukleations- werden, um die Bedingungen in der Atmo- sein Team kleinste Mengen organischer Spu- rate zu beurteilen. Die Studienautoren for- sphäre nachzustellen. renstoffe in Echtzeit messen und kontrollie- dern deshalb, daß auch andere, basenhaltige Für diese Experimente hat die unter ande- ren so im CLOUD-Experiment zum einen Verbindungen in solche Messungen einbezo- rem von der österreichischen Forschungsför- die Reinheit der dort eingesetzten Aerosol- gen werden. „Wenn wir diese Mechanismen derungsgesellschaft FFG geförderte Innsbruk- kammer und zum anderen die in diese Kam- genauer verstehen, können wir Klimamodel- ker Forschungsgruppe um Armin Hansel in mer eingelassenen Vorläuferstoffe für die le entsprechend parametrisieren und zuver- enger Zusammenarbeit mit dem Tiroler Bildung von Kondensationskeimen. lässigere Prognosen erstellen“, betont Armin Spin-Off-Unternehmen Ionicon Analytik Nun hat das internationale Team von Hansel. „Außerdem ist die Wolkenbildung GmbH spezielle Meßverfahren entwickelt Forschern das Wachstum der nur wenige Na- natürlich auch für unser Verständnis des Was- und verfeinert diese laufend. Das Team um nometer großen Ursprungspartikeln näher serkreislaufes wichtig.“ Hansel gilt im Feld der Spurenanalytik als untersucht. Die Messungen in der CLOUD- internationaler Pionier, da diese technische Kammer zeigen, daß zwei Mechanismen die Spitzentechnologie aus Tirol Innovation aus Tirol in Echtzeit Resultate von Schwefelsäue angetriebene Entstehung Das Großexperiment CLOUD läuft seit mit extrem hoher Nachweiswahrscheinlich- von Nanopartikeln beschleunigen können: sieben Jahren. Die Aerosolkammer am CERN keit liefert.  „Abhängig vom Vorhandensein von stabili- ist mit einem hochreinen Einlaßsystem für https://www.uibk.ac.at/ionen-angewandte-physik/ sierenden Dämpfen wie Ammoniak und Gase, einem speziellen Beleuchtungssystem Publikation: The effect of acid–base clustering and ions on the growth of atmospheric nano-particles. Amine bilden sich einerseits stark gebunde- sowie einer ganzen Reihe an Spezialinstru- Katrianne Lehtipalo et.al. Nature Communications ne neutrale Säure-Basen Cluster, die auch menten ausgestattet. Mit Hilfe eines zuschalt- 2016 DOI: 10.1038/ncomms11594

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 101 Wissenschaft & Technik Der richtige Dreh für den perfekten Kristall Physiker entwickeln neue Methode der Kristallerzeugung.

gal ob in Metallkunde, Gemmologie E(Edelsteinkunde) oder auch Elektrotech- nik, die Anwendungsgebiete von Kristallen sind breit gefächert. Ein Team um Christos Likos von der Fakultät für Physik der Uni- versität Wien hat nun in Zusammenarbeit mit dem National Institute of Standards and Technology (NIST, USA) und der Princeton University (USA) eine neue Methode ent- wickelt, die das Wachstum von großen, peri- odischen Kristallen verbessert. Die Ergeb- nisse dazu wurden aktuell im Fachmagazin „ACS Nano“ publiziert. Kristalle sind Festkörper, deren mikro- skopisch kleine Bausteine regelmäßig in einer periodischen Struktur angeordnet sind. Viele der Eigenschaften, die Kristalle so nützlich machen, basieren auf der detaillier- ten und strukturierten Anordnung ihrer Be- standteile. Diese regelmäßige Kristallstruk- tur wirkt sich wiederum in hohem Maße auf das Zusammenspiel der einzelnen Bausteine aus. In molekularen und atomaren Kristallen ist die Kraft zwischen den Bausteinen von © Christos Likos, Universität Wien Natur aus vorgegeben. Die einzige Möglich- Die Wissenschafter konnten zeigen, daß eine langreichweitige Ordnung durch die keit die Kristallstruktur umzuwandeln, be- Verwendung einer Mischung von Kolloiden und polymerartigen Teilchen, soge- nannter Sternpolymere, wiederhergestellt werden kann. steht entweder darin, die äußeren Bedingun- gen (Temperatur, Druck, etc.) zu verändern genannter Kristallite, zurückzuführen, die schiedliche Hohlraumverteilungen aufwei- oder die Partikel selbst auszutauschen. sich mit unterschiedlicher Orientierung an- sen. Wir nutzen das aus, indem wir die Grös- Im Gegensatz dazu ist es möglich, im ordnen. „Zusätzlich ist die Anordnung in den se von zusätzlich hinzugefügten Polymeren Bereich der Physik der Weichen Materie, in kolloidalen Kristallen oft durch Polymor- so anpassen, daß diese einzig und allein mit dem die Bausteine um ein Vielfaches größer phologie gestört: Verschiedenste Strukturen der Leerraumsymmetrie des gewünschten und komplexer sind als Atome, Bausteine sind durch vergleichbare thermodynamische Kristalls interagieren und sich gegen seine mit extrem anpassungsfähigen Eigenschaf- Stabilität charakterisiert, die es erschweren Konkurrenten stabilisieren“, so Lise-Meitner- ten zu konzipieren und anzufertigen. Darauf eine bestimmte Form absichtlich zu erzeu- Stipendiat Lorenzo Rovigatti, Mitglied der basierend haben Wissenschafter unter gros- gen“, erklärt Christos Likos von der Fakultät Gruppe um Christos Likos. sem Aufwand an der Synthese von Kolloiden für Physik der Universität Wien. Die Ergebnisse des Forschungsteams die- gearbeitet, die selbst organisiert hochsym- Das daraus resultierende Fehlen der weit- nen nicht nur dazu, Alternativen zu bereits metrische Strukturen mit den technologisch reichenden Anordnungen ist für viele Anwen- existierenden Ansätzen aufzuzeigen, son- relevanten Eigenschaften bilden. Als Bei- dungen von Nachteil. Entsprechend haben dern auch um in naher Zukunft die experi- spiel gelten spezielle Kristallgitter, die inter- sich die Wissenschafter zur Aufgabe gemacht, mentelle Umsetzung von weitreichend ge- essante optische Eigenschaften aufweisen – Strategien zu entwickeln, die das Wachsen ordneten offenen kolloidalen Kristallen zu die so genannten Photonischen Kristalle. von großen, monokristallinen Exemplaren ermöglichen. Ein Beispiel für einen natürlichen Pho- verbessern. Mittels Computersimulationen ist Das Projekt wurde vom Österreichischen tonischen Kristall ist der Opal, dessen faszi- es nun gelungen eine neue Methode zu ent- Wissenschaftsfonds (FWF) durch das Lise- nierendes Farbenspiel auf die Art zurückzu- wickeln, die es ermöglicht, technologisch re- Meitner Stipendium M 1650-N27 unter- führen ist, wie das Licht mit den kleinen levante offene Kristalle zu bilden, die nicht stützt.  Strukturen der regelmäßig angeordneten, polymorph sind. „Das System kristallisiert http://physik.univie.ac.at kolloidalen Teilchen interagiert. Das farben- spontan in einer Mischung von Kristallen. Publikationen in „ACS-Nano“, Nathan A. Mahynski, prächtige Schillern des Edelopals ist auf die Die Kolloide fügen sich dabei so zusammen, Lorenzo Rovigatti, Christos N. Likos, and Athanassios Präsenz einer Vielzahl kleiner Kristalle, so- daß die konkurrierenden Strukturen unter- Z. Panagiotopoulos DOI 10.1021/acsnano.6b01854

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 102 Wissenschaft & Technik Vom Handyphoto zur Virtual Reality Mit Algorithmen der TU Wien entstehen aus ganz gewöhnlichen Fotos hochauflösende, saubere 3D-Welten.

nsere Welt dreidimensional am Compu- Uter darzustellen ist heute nichts Unge- wöhnliches mehr. Mit 3D-Scannern kann man Gesichter, Gebäude oder ganze Land- schaften abtasten und aus den Daten ein 3D- Modell generieren. Allerdings ist das meist sehr aufwendig. In dem von der TU Wien geleiteten Forschungsprojekt „Harvest4D“ (geleitet von Prof. Michael Wimmer vom In- stitut für Computergraphik und Algorithmen der TU Wien) werden daher Algorithmen entwickelt, mit denen man aus bestehenden Bilddaten, die gar nicht unbedingt für diesen Zweck gesammelt wurden, diese dreidimen- sionale Welten viel einfacher erstellen kann. Sogar ihre zeitliche Entwicklung läßt sich so am Computer studieren. Solche Softwarelö- sungen lassen sich in ganz unterschiedlichen Bereichen einsetzen – von der Archäologie bis zur Hochwasserforschung.

3D-Welten berechnen, aus 2D-Fotos „Bisher erstellte man 3D-Abbilder der Wirklichkeit meist auf recht komplizierte Wei- se, zum Beispiel mit Laser-Scannern“, er- klärt Michael Wimmer. „Fachleute müssen eine Scan-Kampagne sorgfältig planen, hoch- auflösende Bilder machen und die Daten am Ende noch mühsam nachbearbeiten.“ Nur so kann man aus einer dreidimensionalen Punktwolke schöne, glatte Flächen und klare Formen erzeugen. „Uns schwebt in diesem Bereich ein radi- kaler Paradigmenwechsel vor“, sagt Michael Wimmer. „Uns steht heute so umfangreiches Datenmaterial zur Verfügung wie noch nie zuvor – mit den passenden Algorithmen kann man diese Bilddaten nutzen.“ Geräte, die hochqualitative Bilder aufnehmen können, Foto: TU Wien Büste im Resselpark, zusammengesetzt aus 100 Handyfotos werden immer alltäglicher. Schon heute hat fast jeder ein Fotohandy mit dabei. Quad- 3D-Modell“, sagt Reinhold Preiner, Projekt- Fehlertolerante Bildanalyse copter mit Webcam waren vor einigen Jah- mitarbeiter. Man kann sich also am Bild- Um das zu erreichen, muß man Program- ren noch teures High-Tech-Equipment, heute schirm frei um ein Objekt herumbewegen me entwickeln, die Fehler tolerieren – denn sind sie eine erschwingliche Spielerei. und kann es aus beliebigen Blickwinkeln die Daten sind nie perfekt. Bilder sind manch- Aus großen Sammlungen von Bilddaten ansehen – auch aus solchen, die auf den mal unscharf, sie zeigen Objekte bei sehr un- lassen sich mit den passenden Rechenmetho- Bildern gar nicht vorkamen. Ausgrabungen terschiedlichen Lichtverhältnissen, und Scans den dreidimensionale Welten generieren. können virtuell studiert und analysiert wer- können Artefakte enthalten, die die Rekon- „Am Computer werden die Bilder dann nicht den, man kann sie sogar für den User zuhau- struktion stören. Trotzdem gelingt es mit den einfach nur zusammengestückelt, sondern se virtuell in hoher Qualität zugänglich Rechenmethoden, die nun im Forschungs- wir errechnen aus ihnen ein vollständiges machen. projekt „Harvest4D“ entwickelt wurden, sol-

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 103 Wissenschaft & Technik che Bilddaten automatisiert aufzubereiten. So wurden etwa archäologische Ausgrabun- Hebräische Handschriften gen dreidimensional visualisiert – die Aus- gangsdaten waren ganz gewöhnliche Fotos, zusätzlich wurde in diesem Fall die grobe der Österreichischen Struktur mit einem Laserscan gemessen. Die Detailtiefe der Visualisierung muß nicht über- Nationalbibliothek online all gleich sein: Bei gewöhnlichem Mauerwerk genügt eine eher grobe Darstellung, wertvol- le Fresken an der Wand möchte man sich aber vielleicht genauer ansehen. Hochauflö- sende Bilder der Fresken können daher zu- sätzlich in das 3D-Modell eingebaut werden. Wenn man die Daten nicht für wissen- schaftliche Zwecke braucht, dann muß man nicht unbedingt die maximale Detailtiefe nut- zen. Gibt man sich mit etwas weniger Ge- nauigkeit zufrieden, dann können auch End- geräte wie Laptops oder Smartphones die 3D-Modelle flüssig darstellen. Am Compu- tergraphik-Institut an der TU Wien wurde eigens dafür der „potree viewer“ entwickelt. Er verwendet spezielle Techniken zu Dar- stellung großer Punktewolken, die nicht in den Speicher leistungsschwacher Endgeräte passen. Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Veränderungen in 4D Ketubba aus dem Jahr 1392 mit der Darstellung des Brautpaars Wenn man weiß, zu welchem Zeitpunkt ie Österreichische Nationalbibliothek be- Bibel aus dem Jahr 1298/1299 mit der Bi- die Bilder aufgenommen wurden, kann man Dsitzt heute etwa 240 hebräische Hand- belauslegung in Mikrographie (Cod. Hebr. den drei Raumdimensionen noch eine zeitli- schriften und eine große Anzahl an Frag- 16). Bei dieser Technik wird der in kleiner che Dimension hinzufügen und untersuchen, menten; zusätzlich verwahrt sie einen um- Schrift geschriebene Bibelkommentar verwen- wie sich die beobachtete 3D-Welt verändert. fangreichen Bestand an hebräischen Druk- det, um Ornamente, Tiere, aber auch Schrift- Auch das ist für den Computer eine schwie- ken. Die Werke stammen aus der Zeit vom züge darzustellen. In einem dieser Schriftzü- rige Aufgabe: Haben sich die abgebildeten 12. bis zum 19. Jahrhundert, ein Großteil da- ge davon widmet der Schreiber die Hand- Objekte tatsächlich verändert, oder sehen die von aus dem Mittelalter. Sie sind besonders schrift seiner Familie, die bei einem Pogrom Bilder nur unterschiedlich aus, weil sie bei frühe Dokumente jüdischer Buchkunst in in einer bisher nicht identifizierten Stadt er- unterschiedlichen Lichtverhältnissen, aus Europa, weshalb die Sammlung auch von mordet wurde. unterschiedlichen Winkeln oder mit unter- hohem internationalem Rang ist. Die Israeli- schiedlichen Geräten aufgenommen wur- sche Nationalbibliothek sorgte im Rahmen Hintergrund-Information zu den? Menschen fällt es normalerweise recht dieser internationalen Kooperation nicht nur den hebräischen Beständen leicht, solche Fragen zu beantworten – diese für die Digitalisierung der Objekte selbst, son- Schon im ältesten Katalog der ehemali- Fähigkeit einem Computer beizubringen, ist dern half auch bei der Identifikation von gen Hofbibliothek aus dem Jahr 1576 wer- eine große Herausforderung. Solche Algo- einigen nur fragmentarisch überlieferten Ob- den hebräische Handschriften genannt, die rithmen können sogar für die Hochwasser- jekten maßgeblich mit. Wer im Online-Kata- Sammeltätigkeit setzte also sehr früh ein. Er- forschung interessant sein. „Anwendungs- log QuickSearch auf http://www.onb.ac.at die weitert wurde der Bestand in den folgenden möglichkeiten für unsere Algorithmen gibt einzelnen Handschriften aufruft, findet den Jahrhunderten durch Stücke aus den Nach- es praktisch überall – und ständig kommen Link zu den Digitalisaten, die auf der Web- lässen gelehrter Bibliothekare ebenso wie neue dazu“, sagt Stefan Ohrhallinger, Pro- site der Israelischen Nationalbibliothek ge- durch Schenkungen und Ankäufe. Heute jektmitarbeiter. speichert sind. wächst die Sammlung durch die Entdeckung Das FP7 EU Forschungsprojekt „Har- Zu den bedeutendsten Stücken der digita- von Fragmenten, die als Buchbindematerial vest4D“ ist ein Konsortium aus den folgen- lisierten Sammlung gehört eine Hochzeitsur- in späteren Handschriften und Drucken ver- den europäischen wissenschaftlichen Part- kunde des 14. Jahrhunderts, eine so genann- wendet wurden. Diese Fragmente gehen teil- nern: TU Wien, Austria, University of Bonn, te Ketubba (Cod. Hebr. 218). Sie ist das frü- weise auf Handschriften zurück, die bei der Technical University Darmstadt, Telecom heste erhaltene Exemplar einer illustrierten Vernichtung jüdischer Gemeinden im Mittel- ParisTech, Istituto Scienza e Tecnologie Ketubba aus dem aschkenasischen Sprach- alter, z. B. im Zuge der Wiener Gesera von dell’Informazione (ISTI), Pisa, und Technical raum und enthält einen reichverzierten Rah- 1421, zerstört wurden; die erwähnte Ketub- University Delft.  men, auf dem das Brautpaar dargestellt wird. ba fand sich etwa im Einband lateinischer https://www.cg.tuwien.ac.at/cga/ Von besonderem Interesse ist auch eine Handschriften. 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 104 Wissenschaft & Technik Orientierung für Roboter TU Graz startet Christian Doppler Labor für semantische 3D Computer Vision.

Von Susanne Eigner. Foto: TU Graz / Lunghammer Am Institut für Maschinelles Sehen und Darstellen der TU Graz wird auch mit In- und Outdoor Drohnen geforscht. er sich räumlich orientieren will, muß Maschine schwer, richtig zu sehen und zu kanzler Reinhold Mitterlehner. „Die For- Wseine Umgebung wahrnehmen und interpretieren. Für eine Umgebungsbeschrei- schung in diesem CD-Labor wird dazu bei- das Wahrgenommene interpretieren. Das gilt bung in 3D reichte die verfügbare Rechen- tragen, daß Roboter ihre Umwelt besser vi- für Roboter ebenso wie für Lebewesen. Ma- kapazität bislang nicht. „Erfreulicherweise suell wahrnehmen und auf Objekte reagieren schinen sehen dank modernster Kameratech- ist die Rechnerleistung in den letzten Jahren können. Die hier erarbeiteten Lösungen sind nik und computergesteuerter Bilderkennungs- aber rasant gestiegen, und das eröffnet uns ein weiterer Schritt zur Industrie 4.0 und kön- methoden, die die Umgebung standardisiert neue Möglichkeiten in der Computer Vision“, nen vielfältig genutzt werden, vom selbst- mittels zweidimensionaler Bilder beschrei- so Lepetit. Der gebürtige Franzose ist der Lei- fahrenden Auto bis zur Anwendung in Fa- ben. Die richtige Interpretation des Gesehe- ter des neuen „Christian Doppler (CD-)La- briken. Von Forschung und Innovation in nen läßt auf zweidimensionaler Ebene aller- bors für semantische 3D Computer Vision“, diesem Bereich profitieren alle beteiligten dings zu wünschen übrig, wie Vincent Lepe- das am 26. April an der TU Graz eröffnete. Partner und langfristig auch der Standort tit vom Institut für Maschinelles Sehen und In den kommenden sieben Jahren wird er mit Österreich, der nur durch Produkte am Puls Darstellen der TU Graz erklärt: „2D-Bilder seinem Team der TU Graz und gemeinsam der Zeit wettbewerbsfähig bleibt“. geben lediglich Informationen darüber, wo mit dem Unternehmenspartner Qualcomm sich ein Objekt ungefähr befindet. Es ist eine Technologies an einer Bildbeschreibung in Wie Maschinen lernen flache Information ohne Angaben zur Tiefe 3D arbeiten. Das Ziel: Roboter sollen sich Egal ob autonome Fahrzeuge oder robo- von Objekten oder zu deren Position in Rela- selbstständig in einer reellen, unkontrollier- terunterstützte Fabriken: Maschinen lernen tion zu anderen Objekten. Ein Roboter weiß ten Umgebung zurechtfinden. durch Wiederholungen. Werden sie mit Da- so zum Beispiel nicht genau, wohin er grei- ten gefüttert, können sie Muster erkennen, fen soll“. BMWFW fördert Innovation sich merken und entsprechend handeln. Das Zudem können Bilder zahlreichen Abwei- „Der Einsatz von Robotern wird im täg- bedeutet im Umkehrschluß: Um einer Ma- chungen unterliegen: Verzerrungen, Unschär- lichen Leben sowie der industriellen Produk- schine etwas beizubringen, braucht es be- fe, ungeplante Bewegungen oder die Ähn- tion immer wichtiger“, so Wissenschafts-, kannte Daten. Dazu Lepetit: „Viele Dinge lichkeit zu anderen Objekten machen es der Forschungs- und Wirtschaftsminister Vize- funktionieren heute, weil im Vorfeld eine

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 105 Wissenschaft & Technik

Menge Daten generiert wurde, aus deren Wiederholung ein Roboter lernt. Sind keine Daten vorhanden, bleibt nur das mühsame händische Programmieren. Das macht An- wendungen sehr fehleranfällig und wenig flexibel.“ Statistische Methoden reichen für das dreidimensionale Sehen von Computern nicht aus. Im Rahmen des CD-Labors will die Grazer Gruppe auf maschinellem Lernen basierende Ansätze als fundamentale Bau- steine für Anwendungen der 3D Computer Vision entwickeln. Nach vielversprechenden Anwendungen von 3D Computer Vision muß nicht lange gesucht werden: die roboterun- terstütze Wartung in Fabriken, weit genaue- re Positionserkennung im Außenbereich oder weiterentwickelte Interaktionsmöglich- keiten zwischen Mensch und Maschine sind nur drei Beispiele.

Ziele des CD-Labors Roboter brauchen eine möglichst vielfäl- Vincent Lepetit leitet das jüngste Christian Doppler Labor der TU Graz. tige Datenquelle um ihre Position auch bei hoher Geschwindigkeit exakt feststellen zu können. Die Forschungsarbeit im CD-Labor für semantische 3D Computer Vision wird daher auf verschiedene Kameratypen und Sensoren zur Umgebungs- und Lageerken- nung sowie auf Bewegungs- und Beschleu- nigungssensoren und Kompasse setzen. „Wir suchen außerdem nach Wegen einer automatisierten Positionserkennung auf Ba- sis verfügbarer Bilddatenbanken wie Google Street View und durch Nutzung zweidimen- sionaler Quellen wie Landkarten und Stadt- pläne“, so Lepetit. Am Ende des siebenjähri- gen CD-Labors sollen Roboter ihre vielfälti- gen Möglichkeiten auch in einer unkontrol- lierten Umgebung mit unvorhergesehenen bildhaften Situationen besser entfalten.

Hochkarätiger Unternehmenspartner Das Forschungs- und Entwicklungsunter- nehmen Qualcomm Technologies Inc., eine Fotos: TU Graz / Lunghammer Das Ziel des CD-Labors: Roboter sollen sich selbständig in einer reellen, unkon- hundertprozentige Tochtergesellschaft von trollierten Umgebung zurechtfinden. Qualcomm Incorporated, einem in San Diego, Kalifornien ansässigen Unternehmen, überzeugt, daß unsere frühere Zusammenar- hohem Niveau betrieben, hervorragende Wis- wird die Grazer Wissenschafter begleitend beit ein Erfolg gewesen ist und zuversicht- senschafterInnen kooperieren dazu mit inno- unterstützen. Qualcomm war bereits Partner lich, daß dieses neue Christian Doppler Labor vativen Unternehmen. Für die Förderung die- des Christian Doppler Labors für Handheld für semantische 3D Computer Vision ebenso ser Zusammenarbeit gilt die Christian Dopp- Augmented Reality, das zwischen 2008 und erfolgreich sein kann. Die Ergebnisse dieses ler Forschungsgesellschaft international als 2015 von Dieter Schmalstieg vom Institut Forschungsprojekts sollen in den Bereichen Best-Practice-Beispiel. Christian Doppler La- für Maschinelles Sehen und Darstellen der Autonomes Fahren und Navigation für Ro- bors werden von der öffentlichen Hand und TU Graz geleitet wurde. „Qualcomm Tech- boteranwendungen zur Anwendung kom- den beteiligten Unternehmen gemeinsam fi- nologies ist stolz, bereits zum zweiten Mal men.“ nanziert. Wichtigster öffentlicher Fördergeber als Partner in ein Zusammenarbeitsprojekt ist das Bundesministerium für Wissenschaft, mit dem CDL eingebunden zu sein“, erklär- Christian Doppler Labors Forschung und Wirtschaft (BMWFW).  te Serafin Diaz, Vice President Engineering In Christian Doppler Labors wird anwen- https://www.tugraz.at bei Qualcomm Technologies, Inc. „Wir sind dungsorientierte Grundlagenforschung auf https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Doppler

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 106 Kultur Nur Gesichter? Portraits der Renaissance Von 13. Mai bis 28. August 2016 im Ferdinandeum Innsbruck Foto: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum / Wolfgang Lackner Blick in die Ausstellung »Nur Gesichter? Porträts der Renaissance« er Humanist Erasmus von Rotterdam Jahren die Bitte an die Kolleginnen geäußert, aufzubereiten. Er fährt fort: „Die Tiroler Lan- Dverglich das Leben mit einem Schau- diesen Bestand pointiert in einer Ausstellung desmuseen verwahren und pflegen einen spiel, in dem jeder eine Maske trägt oder großartigen Renaissance-Bestand, der in eine Rolle spielt. In diesem Sinne wird das großem Umfang in dieser Ausstellung ge- Ferdinandeum während der großen Ausstel- zeigt wird. Aber das Thema ist zu groß, um lung „Nur Gesichter? Porträts der Renais- es nur mit einem Museumsbestand zu bear- sance“ zur Bühne. Im Rampenlicht der Schau beiten. Ich bedanke mich bei den vielen Mu- im Ferdinandeum stehen die Werke bedeu- seen und Privatsammlungen im In- und Aus- tender Künstler: Bernhard Strigel gilt als der land, die dieses Projekt mit hochkarätigen wichtigste Porträtist Kaiser Maximilians I., Leihgaben unterstützen.“ während Jakob Seisenegger als Hofmaler Ferdinands I. Ruhm erlangte. Hans Maler Selbstinszenierung fand am Innsbrucker Hof und in Schwaz In der Renaissance erlebte das Porträt seine einen zahlungskräftigen Kundenkreis. Die erste Hochkonjunktur. Durch die Abkehr vom Bildnisse von Marx Reichlich spiegeln die religiös motivierten Stifterbildnis des Mittel- Brixner Gesellschaft um 1500 wider. alters gewann das autonome Porträt als „Die Schau im Ferdinandeum themati- eigenständige Bildgattung in der Frühen Neu- siert kultur- und sozialgeschichtliche Aspek- zeit zunehmend an Bedeutung. Regenten, te des frühneuzeitlichen Porträts und zeigt, Adelige und Patrizier gebrauchten ihr Bild- daß die Renaissance zentrale Weichen für nis als wirksames Mittel der Selbstinszenie-

die folgenden Jahrhunderte gestellt hat“, Foto: rung. Durch Kleidung, Schmuck, Wappen betont Wolfgang Meighörner, Direktor der Paul Dax, Selbstbildnis, und Inschriften unterstrichen sie ihren ge- Tiroler Landesmuseen. Daher habe er vor drei 1530, Öl auf Holz sellschaftlichen Rang. Die Requisiten dien-

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 107 Kultur

ten der Ausstaffierung des Selbst. Auftrag- geber und Maler spielten eine wichtige Rolle in diesem Jahrmarkt der Eitelkeit. Die Renaissance-Porträts zeigen keine authenti- schen Gesichter, vielmehr spiegeln sie sozi- ale Normen und Erwartungshaltungen wider. Sie vermitteln das komplexe Verhältnis von Individuum und Gesellschaft in Zeiten höfi- scher Herrschaft und kirchlicher Vormund- schaft. „Die Bilder zeigen, was ihre Auftrag- geber wollten: Geltung, Erinnerung und Prä- senz. Durch Gesichtsausdruck, Haltung, Pose und Requisiten unterstrichen sie ihre Macht und Position in der Gesellschaft“, betont Claudia Mark, Kuratorin der Ausstellung. Die Selbstinszenierung wurde bis in den Tod und darüber hinaus betrieben. Ein in Kupfer gestochenes Porträt des toten Martin Luther und das im Ferdinandeum befindliche To- tenbildnis Kaiser Maximilians I. veranschau- lichen, daß Bilder des „letzten Gesichts“ stets auch politische Aussagen transportieren.

Kaiser Maximilian I. Gerade Kaiser Maximilian I. ließ sich auf in Serie gemalten Porträts immer wieder in den gleichen stereotypen Darstellungen ab- bilden. Es handelt sich dabei vielfach um Wiederholungen der Urbilder von Bernhard Strigel, die ihn als Herrscher und als Privat- mann zeigen. Sie dienten als Vorlage für Porträts des Kaisers, die in der Werkstatt Strigels in Serie produziert wurden. Maximi- lian I. setzte vor allem auf den Wiedererken-

nungswert seiner unverwechselbaren Nase. © privat © Bayerisches Nationalmuseum rechts oben: Jakob Seisenegger (zugeschrieben), Bildnis der sogenannten Fuggerkinder, 1540/41, Tempera und Öl auf Holz; oben: Prunkkette mit kreuzförmigem Anhänger für Herzogin Anna von Bayern, 1554, Deckfarbenmalerei auf Pergament

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ten der Verherrlichung seiner Person. Immer wieder ließ sich Maximilian I. Probeabschlä- ge von Münzen vorlegen, um Korrekturen an seiner Darstellung auf der Vorderseite vor- nehmen zu können. Diese neuartige Präsenz eröffnete neue Möglichkeiten der Repräsen- tation und des „self-fashioning“. Auch die Rückseite der Münzen konnte für Botschaf- ten verwendet werden. Aufschriften und Zitate sind Zeugnis des Selbstverständnisses des Abgebildeten. Porträtmedaillen hinge- gen dienten eher als Erinnerungsstücke, die verschenkt, gewidmet und vererbt wurden. Anfangs bedienten sich die unterschiedlich- sten sozialen Schichten der Medaille, erst später wurde sie zu einem fürstlichen Reprä- sentationsmedium.

Nicht für die Wand bestimmt Im 15. und 16. Jahrhundert wurden Por- träts größtenteils nicht an der Wand aufge- hängt. Es gab spezifische Bildformen wie das Porträt-Diptychon, zweigeteilte Gemäl- de, die in der Regel mit Scharnieren zum Aufklappen verbunden sind, das Einzelpor- trät mit Schiebedeckel oder die auf der Rück- seite bemalte Bildnistafel. Sie zeugen davon, daß Bildnisse oft zusammengeklappt in Tru- hen oder Kästen aufbewahrt und nur zeit- weise zur Schau gestellt wurden. In Auftrag gegeben wurden sie meist zu besonderen An- lässen, für Hochzeiten, Amtsübernahmen oder aus Trauer über den Verlust einer geliebten Person.

Vermessung des Körpers Durch die Auseinandersetzung mit der Antike erwachte in der Renaissance das In- teresse am eigenen Körper. Anatomische

© Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Studien gaben Einblick in die Funktionswei-

 Marx Reichlich, Der Brixner Domherr Gregor Angrer, 1519, Öl auf Holz;

 Jakob Seisenegger, Hans und Anna Kleplat (Kleeblatt), Diptychon, 1536, Öltempera auf Holz,

Er war durch die gezielt in Umlauf gebrach- ten Bildnisse schließlich so bekannt, daß ihn bei der Fürstenversammlung in Wien angeb- lich sogar jene erkannten, die ihn zuvor noch nie gesehen hatten.

Schaumünzen, Druckgrafiken und Porträtmedaillen Geprägte Münzen und auch das relativ junge Handwerk der Druckgrafik wurden von Kaiser Maximilian I. als regelrechtes „Propagandainstrument“ verwendet. Die re-

lativ schnell produzierten Abbildungen dien- © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

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se des menschlichen Körpers. Die Ausstel- Philipp Melanchthon thematisiert Dürer, daß tung unserer Bilder auf den digitalen Bühnen lung präsentiert zwei äußerst seltene Glie- die Seele nicht darstellbar ist und er nur das des World Wide Webs ließ der Augsburger derpuppen, die in Anlehnung an Albrecht Äußere wiedergeben konnte. Lebemann nur ausgewählte Vertraute in sei- Dürers Idealfigur konstruiert sind. Die nem Büchlein blättern. Das Trachtenbuch Puppen lassen sich mittels Scharnier- und Der bestüberlieferte kann auch als eine Art Tagebuch von Schwarz Kugelgelenken bewegen und sind der heuti- Mensch seiner Zeit angesehen werden. In handschriftlichen Kom- gen Künstlerpuppe – den sogenannten Ein aufschlußreiches und zugleich ein- mentaren zu den Porträts machte Schwarz „Darmstädter Puppen“ – durchaus ähnlich. zigartiges Zeugnis über das Porträtschaffen Angaben zu Körper, Alter und Tod. In der Die beiden Modelle verfügen über einen ath- der Renaissance ist das von 1520 bis 1560 Schau wird eine Kopie des Trachtenbuches letischen Körper, bei dem die Brust- und geführte Trachtenbuch des Matthäus Schwarz. aus dem frühen 18. Jahrhundert gezeigt. Bauchmuskulatur besonders hervorgehoben Der Hauptbuchhalter des Fugger’schen Han- sind. Dürers Körperkonstruktionen sollten delshauses ließ sich darin in 137 wechseln- Zahlreiche Exponate den geschulten Zeichner in die Lage verset- den Kleidungen darstellen. Niemand ließ sich und bedeutende Künstler zen, die menschliche Figur mit ihren Propor- bis zur Erfindung der Fotografie häufiger Die rund 130 in der Schau ausgestellten tionen richtig festzuhalten. In der Schau sind porträtieren als Schwarz. In Zeiten von Face- Werke, darunter 52 Gemälde, 24 Druckgrafi- neben den Gliederpüppchen auch Dürers book und Instagram mag es überraschen, daß ken, Zeichnungen, Schmuckstücke, Münzen Bücher über die menschlichen Proportionen diese Demonstration von Reichtum und ge- sowie Porträtmedaillen, stammen von vorwie- ausgestellt. Die Verortung der Seele war ein sellschaftlichem Aufstieg keineswegs für die gend in Tirol tätigen und süddeutschen Künst- weiteres Thema, das Dürer beschäftigte. In breite Öffentlichkeit bestimmt war. Ganz im lern wie Jakob Seisenegger, Marx Reichlich, der Bildunterschrift seines Kupferstichs von Unterschied zu der heute üblichen Verbrei- Hans Maler, Bernhard Strigel, Albrecht Dü- rer, Hans Burgkmair dem Älteren, Christoph Amberger, Jörg Breu dem Älteren, Hans Wertinger oder Lucas Cranach dem Älteren und dem Jüngeren. Die Bestände der Tiroler Landesmuseen werden durch Leihgaben be- deutender Museen und Privatsammlungen ergänzt. Gezeigt werden Werke aus dem Me- tropolitan Museum of Art in New York, dem Courtauld Institute of Art in London, dem Kunsthistorischen Museum Wien, der Alber- tina, dem Belvedere, dem Städel Museum in Frankfurt a. Main, der Staatsgalerie Stuttgart oder der Staatlichen Graphischen Sammlun- gen in München. Das Abbild des Brixner Domherren Gre- gor Angrer aus der Sammlung der Tiroler Landesmuseen ist eines der ausdrucksstärk- sten Porträts der Ausstellung. Die Gesichts- partie mit den prägnant blickenden Augen und dem fest geschlossenen Mund unter- streicht den Charakter des Dargestellten. Das Werk Marx Reichlichs wirkt lebendig und tritt in einen Dialog mit dem Betrachter. Reichlich agierte um 1500 vor allem in Bri- xen. Er ist noch mit weiteren Werken in der Ausstellung vertreten – u. a. mit der „Dame mit Maiglöckchen und Stiefmütterchen“, eine Leihgabe der Coutauld Gallery. Reich- lich war der begehrteste Porträtmaler der ver- mögenden Brixner Bevölkerung. Der ursprünglich aus Schwaben stam- mende Hans Maler ließ sich um 1510 dauer- haft in Schwaz nieder. Er konnte von dort aus zwei Kundenkreise bedienen. Er malte in Schwaz, wo sich eine reiche Bergbauelite etabliert hatte, die ihrem neu erworbenen Reichtum und ihrem sozialen Aufstieg mit-

© Staatliche Graphische Sammlung München tels Porträts Ausdruck verleihen wollte. Ma- Albrecht Dürer, Kaiser Maximilian I., 1519, Holzschnitt ler war aber auch am Innsbrucker Hof ange-

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tung hauchen den Bildern Leben ein und Fabian, Kirsten O. Frieling, Franz Gratl, An- ermöglichen den BesucherInnen unerwartete nette Kranz, Stefan Krause, Markus Rath, Begegnungen. Annette Schommers und Christina Zenz. ISBN 978-3-900083-64-9, 288 Seiten, € 24,90 Begleitpublikation Die Publikation ist in den Museumshops Zur Ausstellung erscheint die Begleit- der Tiroler Landesmuseen und online erhält- publikation „Nur Gesichter? Porträts der Re- lich.  naissance“; mit einem Vorwort von Wolf- http://www.tiroler-landesmuseen.at gang Meighörner und Beiträgen von Sonja http://shop.tiroler-landesmuseen.at © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

Ulrich Ursentaler, Maximilian I., Schauguldiner nach 1511, Silber sehen und fertigte zahlreiche Porträts für die Habsburger an. Er porträtierte einige der mächtigsten Persönlichkeiten Europas, die mit ihren Porträts in der Ausstellung vertre- ten sind: Ferdinand I. von Österreich, Anna von Ungarn, Anton Fugger, den Leiter eines weltweit agierenden Handelsunternehmens und reichsten Mann der Welt. Jakob Seisenegger stand ab 1530 im Dien- ste Ferdinands I. und wurde 1531 zu dessen Hofmaler ernannt. Seisenegger malte vorwie- gend Porträts von Mitgliedern der Habsbur- gerfamilie. In der Ausstellung ist unter ande- rem sein Diptychon von Hans und Anna Kleplat zu sehen.

Das Gestaltungskonzept Die Schau erstreckt sich über zwei Ebe- nen. Im Erdgeschoß können die BesucherIn- nen in der „Maske“ vor einem beleuchteten Spiegel Platz nehmen, wie man ihn aus Theatergarderoben kennt. Sie haben einen Selfiestick vor sich und werden dazu einge- laden, sich selbst zu fotografieren und sich Gedanken über diese Form der Selbstinsze- nierung zu machen. Eine Klanginstallation stimmt auf den Besuch der Ausstellung ein. Zitate zum Thema Gesicht, Porträt und Maske sind zu hören. Der Rundgang führt an verschiedenen Bildformen, Münzen, Me- daillen und namenlosen Porträts vorbei. Im Mezzanin sind die Porträts des 16. Jahrhunderts im Setting einer italienischen Piazza in Szene gesetzt. Die Bilder, ange- bracht auf eigens angefertigten Sockeln, erhalten gewissermaßen „Körper“ und erlau- ben so im wahrsten Sinne des Wortes eine „Kontaktaufnahme“ auf Augenhöhe. Mit dieser Ausstellungsarchitektur verdeutlicht die Architektin Juliette Israël, daß die Por- trätierten alle mehr oder weniger Zeitgenos- © Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek - Niedersächsische Landesbibliothek Abbildung aus der Kopie des Trachtenbuchs des Matthäus Schwarz, 1520/60, sen waren und sich denselben öffentlichen Pergamentbilder auf Papier geklebt, 128 Blatt Deckfarbenmalereien, Ledereinband Raum teilten. Die Inszenierung und Beleuch- (18. Jahrhundert)

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 111 Kultur Max Kurzweil – Licht und Schatten Meisterwerke im Fokus – »Therese Bloch-Bauer« erstmals seit 1908 öffentlich ausgestellt – von 11. Mai bis 4. September 2016 im Oberen Belvedere Foto: Hubert Dorfstetter, Thaur Max Kurzweil, Der Hafen von Cattaro mit dem Berg Lovcen, 1916, Öl auf Leinwand 59 x 70,5 cm, Privatbesitz

ie Biografie von Max Kurzweil liest sich Kurzweils. Das Bildnis der Therese Bloch- das Porträt der Therese Bloch-Bauer, einer Dbeinahe wie die Vorlage zu einer Novel- Bauer, Schwester der von Klimt porträtierten der Höhepunkte der Ausstellung, beweist, le aus dem Wien um 1900, und auch sein Adele, ist dabei eine sensationelle Wieder- welches Talent und welche Raffinesse den Werk, das sich stilistisch vom Impressionis- entdeckung, denn das Gemälde wird erst- Arbeiten Kurzweils zugrunde liegen. Er muß mus über den Symbolismus bis hin zum Ex- mals seit 1908 öffentlich zu sehen sein. endlich als einflußreiche Größe der österrei- pressionismus bewegt, zeugt von einem be- „Mit einer Ausstellung zu Max Kurzweil chischen Kunstgeschichte, insbesondere der sonders leidenschaftlichen Temperament. setzt das Belvedere die erfolgreiche Reihe Wiener Secession, verstanden werden“, so 100 Jahre nach seinem Tod und 50 Jahre nach Meisterwerke im Fokus mit einem herausra- die Direktorin des Belvedere und des 21er der letzten Einzelausstellung im Belvedere genden österreichischen Künstler fort, der Haus, Agnes Husslein-Arco. zeigt die Schau neben bekannten Hauptwer- nahezu in Vergessenheit geraten ist. Tatsäch- „Kaum eine Persönlichkeit verkörpert ken zahlreiche bisher unbekannte oder nur lich handelt es sich in jeder Hinsicht um eine den Geist der Wiener Moderne um 1900 so selten ausgestellte Gemälde und Grafiken außergewöhnliche Persönlichkeit. Gerade typisch wie Max Kurzweil“, so der Kurator

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 112 Kultur der Ausstellung, Markus Fellinger. Obwohl oder gerade weil Kurzweil nie im Mittelpunkt der Wiener Kunstszene stand, als wortkarg und verschlossen galt und keinen revolutio- nären Impetus an den Tag legte, könnte seine Lebensgeschichte durchaus aus der Feder von Arthur Schnitzler stammen. Sie beinhal- tet alles, was für eine spannende Novelle nö- tig ist: ein junger Mann aus dem wohlhaben- den Großbürgertum, Dragoneroffizier, aber auch Lebemann und erfolgreicher Kunstma- ler, verheiratet mit einer jungen Französin, deren Schönheit für Aufsehen sorgt, die aber in Wien nicht glücklich ist, an Heimweh und Depressionen leidet. Die Ehe bleibt kinder- los, und auch Kurzweil selbst ist häufig nie- dergeschlagen und antriebslos. Kurzweil schwankt ständig zwischen einem unge- zwungenen Künstlerleben und den Konven- tionen seiner großbürgerlichen Herkunft. Die meiste Zeit bereits getrennt von seiner Frau lebend, beginnt er in fortgeschrittenem Alter eine Affäre mit einer seiner Schülerin- nen. Die Liaison wird von deren Vater ent- deckt und verboten. Der im Ersten Weltkrieg als Kriegsmaler zum Militär eingerückte Kurzweil trifft sich mit seiner Geliebten während eines Diensturlaubs ein letztes Mal in seinem Wiener Atelier, wo sich beide mit Kurzweils Dienstpistole das Leben nehmen.

Vom Impressionismus zu Symbolismus und Expressionismus Kurzweil studiert Malerei an der Wiener Akademie der bildenden Künste und der © image this photographics inc. Vancouver, Canada Académie Julian in Paris. Ab 1893 verbringt  Max Kurzweil, Therese Bloch-Bauer, um 1907, Öl auf Leinwand 115 × 97 cm, Privatbesitz, Kanada; er die Sommer in der bretonischen Hafen-  Max Kurzweil, Strandlagerfeuer, undatiert, Öl auf Holz 22 x 44 cm, Privatbesitz stadt Concarneau, wo er 1895 Marthe Guyot, die Tochter des Vizebürgermeisters, heiratet. Licht und Farbe erhalten nun in seinen Wer- ken zunehmend einen Eigenwert und spre- chen als symbolische Mittel mit. Gilt sein Interesse anfangs noch der Genremalerei in der Tradition des französischen Naturalismus, wendet Kurzweil sich zunehmend dem Im- pressionismus zu. Seine Begabung ver- schafft ihm bereits in jungen Jahren Erfolge in den Ausstellungen des Künstlerhauses. Als Gründungsmitglied der Secession be- schäftigt er sich zugleich mit symbolistischen und esoterischen Themen, lernt wohl von Emil Orlik die Kunst des japanischen Farb- holzschnitts und macht sich vor allem als © Belvedere, Wien Porträtist einen Namen. Sehr früh entstehen Klimt gemalten Adele, wird in der Ausstel- Das expressive Spätwerk, insbesondere die auch Bilder in der Auseinandersetzung mit lung erstmals seit 1908 öffentlich zu sehen Aktbilder, zeugen von einem leidenschaftli- dem noch jungen Expressionismus. sein. Intime Porträts seiner französischen Frau chen Temperament, das der aus wohlhaben- Kurzweil ist vor allem als Porträtist der Martha bilden einen weiteren Höhepunkt, den Verhältnissen stammende Gentleman nur Wiener Gesellschaft bekannt. Sein Bildnis ebenso die impressionistischen Landschaf- im Geheimen auslebte.  der Therese Bloch-Bauer, Schwester der von ten aus der Bretagne, Italien und Dalmatien. http://www.belvedere.at

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 113 Kultur »Rot ich weiß Rot. Kritische Kunst für Österreich« Die Schau im Forum Frohner Krems-Stein zeigt von 22. Mai bis 6. November 2016 hochkarätige Werke renommierter Künstlerinnen, die sich intensiv mit Österreich und seiner politischen, sozialen und gesellschaftlichen Realität auseinandersetzen. © MUSA / Foto: Andreas Gießwein Günter Brus, Wiener Spaziergang, 1965, SW-Fotografie aus einer 16teiligen Serie, 39 x 39 cm

ahlreiche hochklassige Kunstausstellun- Kernanliegen der Kunst zurück. Anlaß ist Windstille“, die laut einem Bericht der Zgen setzen sich mit ästhetischen Aspek- ein literarisches Werk, das vor fast 40 Jahren „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ dazu ten auseinander, rücken humorvolle oder geschrieben, bis heute unvermindert aktuell führt, daß es in Österreich keine Kritiker des kulinarische Perspektiven ins Zentrum, er- geblieben ist. eigenen Landes gäbe. Dem stellen rund 70 schließen Gerüche, bieten Gelegenheit zum 1979 nimmt das Buch Rot ich weiß Rot AutorInnen von Thomas Bernhard bis Hel- Verweilen, entspannen und genießen. Die eine kritische Reflexion mit dem künstleri- mut Qualtinger, von Friederike Mayröcker Ausstellung „Rot ich weiß Rot. Kritische schen Klima in Österreich vor. Ausgangs- und Elfriede Jelinek, von Josef Haslinger bis Kunst für Österreich“ führt dagegen auf ein punkt dafür ist die These einer „politischen Peter Handke eine umfassende Kritik der

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 114 Kultur politischen, gesellschaftlichen und kulturel- len Situation unseres Landes entgegen. Die Ausstellung „Rot ich weiß Rot. Kritische Kunst für Österreich“ lotet die Relevanz des Buches für das Kunstschaffen aus. Sie spürt Deutungen der nationalen Identität nach, be- schäftigt sich mit dem Nachwirken des Na- tionalsozialismus, zeigt alternative Lebens- modelle der KünstlerInnen auf und themati- siert die kritische Auseinandersetzung mit Geschlechterfragen. Am Anfang der Deutung Österreichs steht Leopold Kupelwiesers Überhöhung der Hei- mat in der Allegorie Austria (um 1848). Staatswappen und Landkarten von Manfred Deix, Oswald Tschirtner und August Walla sehen Österreich später neu und anders. Der Widerstandsbutton von Johanna Kandl und Ingeborg Strobl greift schließlich die Idee der Landesfarben auf und färbt Österreich als Protest gegen die Regierungs- bildung des Jahres 2000 schwarzblau. Der Nationalsozialismus wird in Susanne Wengers Werken der letzten Kriegsjahre ver- arbeitet. Die Bilder verbinden Traum und Trauma der als „entartet“ gebrandmarkten Künstlerin. Auch das Nachleben des Natio- nalsozialismus wird zum Thema. Viktor Ma- tejka, als Symbolfigur eines unermüdlichen Aufzeigers tritt ebenso in Erscheinung wie der Grenzgänger Padhi Frieberger, der in

seinem Werk Scheißbrauner Lippizaner © Land Niederösterreich, Landessammlungen NÖ / Foto: Peter Böttcher (1986/87) eine touristische Visitenkarte Herbert Boeckl, Das große Welttheater, 1955 Tempera/Leinen, 125,5 x 111 cm Österreichs demontiert, indem er den Auf- stieg der Spanischen Hofreitschule im Drit- entwickeln. Ebenso wie Günter Brus mit sei- Arbeiten von 36 KünstlerInnen bzw Kolla- ten Reich aufzeigt. Der Herr Karl ist dagegen nem Wiener Spaziergang (1965) – der auch borationen setzen sich intensiv mit Öster- Helmut Qualtingers Mitläuferfigur – foto- als Kurzfilm zu sehen ist – lösen sie einen reich und seiner politischen, sozialen und grafiert von Franz Hubmann (1962) – die in Skandal aus. In der Folge entwirft Otto Muehl gesellschaftlichen Realität auseinander. sympathischer Tarnung die Skrupel- losigkeit ein alternatives Gesellschafts- und Lebens- des Durchschnittsösterreichers entlarvt. Wie modell, das 1972 in die Kommune Fried- Zu sehen sind Werke von: a room of schwer das offizielle Österreich mit Neuem richshof mündete. one’s own o Jakob Alt  Ona B.  Herbert umgehen konnte, zeigt Herbert Boeckls Seit den 1970er-Jahren thematisieren Boeckl  Die Damen  Manfred Deix  Wettbewerbsbeitrag Das große Welttheater zahlreiche Künstlerinnen das Frauenbild in Günter Brus  VALIE EXPORT  VALIE für den Eisernen Vorhang der Staatsoper des der Gesellschaft und untersuchen überkom- EXPORT & Lotte Hendrich Hassmann  Jahres 1955. Boeckl analysiert den Zustand mene Wertemuster. VALIE EXPORT, Chri- Wolfgang Flatz  Padhi Frieberger  Adolf Österreichs zwischen Nachkriegselend und sta Hauer, Ona B. oder die Gruppe Die Da- Frohner  Franz Graf  Christa Hauer-Fruh- Öffnung für den internationalen Aufbruch. men entwickeln dabei unterschiedliche mann  Johann Hauser  Gottfried Helnwein Die Jury war überfordert und gab Rudolf Zugänge – von politischen Handlungen bis  Marcel Houf o Franz Hubmann  Johanna Hermann Eisenmenger den Vorzug, der – von hin zu künstlerischen Experimenten. In ihren Kandl & Ingeborg Strobl  Elke Silvia Kry- Adolf Hitler bewundert – die Kriegsjahre Aktionen und Filmen, wie ihrem ersten Spie- stufek  Leopold Kupelwieser  Victor Ma- 1939-1945 als Präsident des Wiener Künst- lfilm Der unsichtbare Gegner (1976) unter- tejka  Otto Muehl  Hermann Nitsch  lerhauses verbracht hatte. sucht VALIE EXPORT den Körper als Sym- Gerhard Rühm  Christian R. Skrein  Erich Aktionistische Kunstformen bilden einen bol der Identitätsfindung und bildet damit Sokol  Oswald Tschirtner  August Walla  Aufschrei gegen die Verdrängungspolitik und einen zentralen Anknüpfungspunkt für femi- Susanne Wenger  Lawrence Weiner  Nives Enge der späten Nachkriegsära. Während der nistische Positionen bis heute. Widauer  Nives Widauer und Meinhard Aktion Blutorgel (1962) lassen sich Adolf Der Ausstellungsparcours vereint zahlrei- Rauchensteiner  Robert Zahornicky. Die Frohner, Otto Muehl und Hermann Nitsch che Genres, Techniken und Medien, von der KuratorInnen sind Christian Bauer und Eli- für drei Tage in einem Atelierkeller einmau- Zeichnung zur Malerei, von der Skulptur zum sabeth Voggeneder.  ern, um revolutionäre Ausdrucksformen zu Film, von der Karikatur zur Fahne. Rund 50 http://www.kunsthalle.at/de/forumfrohner/ausstellungen

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 115 Kultur Goya in Gmünd Francisco de Goyas berühmte Radierzyklen in der Stadtturm- galerie Gmünd in Kärnten von 5. Mai bis 2. Oktober 2016

ie Kulturinitiative Gmünd präsentiert Dim Sommerhalbjahr 2016 ausgewählte Arbeiten aus allen vier Radierzyklen des großen spanischen Künstlers Francisco de Goya! Nach dem großen Erfolg von „Dürer in Gmünd“ im Vorjahr steht 2016 damit wie- der ein weltberühmter Meister der Druckgra- fik mit seinen großartig-grotesken Originalra- dierungen im Mittelpunkt der großen Schau im Turm. In vier großen Grafikserien setzt sich Francisco de Goya (1746-1828) mit dem Spa- nien seiner Zeit auseinander, einem Land, das taumelt zwischen Tradition und Moder- ne, Absolutismus, Inquisition und Aufklä- rung. Goya zeigt Bilder aus dem Alltags- leben der BewohnerInnen der einstigen Welt- macht, die noch immer ein riesiges Kolonial- reich beherrscht, aber in Europa zum Spiel- ball stärkerer Imperien geworden ist. Goya wirft in seiner künstlerischen Arbeit einen realistischen und kritischen Blick auf die damaligen gesellschaftlichen Zustände und politischen Ereignisse in Spanien: Krieg, Ar- mut, Gewalt, soziale Ungerechtigkeit, Nie- dergang der Sitten, vom Künstler teils ironi- siert, teils bizarr anmutend, aber stets scho- nungslos anklagend dargestellt. Goyas gro- teske, fantastisch-surreale Bildergeschichten Foto: Kulturinitiative Gmünd erzählen von Traum und Wahnsinn und wei- In den letzten Jahren hat sich die Stadtturmgalerie Gmünd als Ausstellungsort für sen mit Eindringlichkeit daraufhin, daß die international anerkannte Druckgrafik einen Namen gemacht. Wirklichkeit schockierend und das Abbild Werk ausgehen, faszinieren und fesseln bis der Kunst mehrdeutig ist. Mehr als 200 Jahre heute unvermindert! nach Entstehung der Serien sind seine Ra- Die Ausstellung entstand in enger Zu- dierungen noch immer hochbrisant und gel- sammenarbeit mit der Kunstgalerie Walz aus ten als Meisterwerke eines wahren Genies. Überlingen am Bodensee und dem Zentrum Besonders hervorzuheben ist Goyas für verfolgte Künste im Kunstmuseum So- wichtigste und berühmteste Serie, Los Ca- lingen. Die Schau wird, wie schon „Dürer in prichos, die in Kärnten mit allen 80 Radie- Gmünd“ 2015, von Julia Schuster, STRA- rungen erstmals in ihrer Vollständigkeit zu BAG Kunstforum, und Erika Schuster, Kul- sehen ist! Ausgewählte Arbeiten aus den turinitiative Gmünd, kuratiert. nicht minder berühmten Radierzyklen De- Begleitend zur Ausstellung werden wie- sastres de la Guerra, Los Disparates (Los der Fachvorträge internationaler Goya-Spe- Proverbios) und Tauromaquia bieten einen zialisten im Rahmen von Goya-Matinéen umfassenden Einblick in das grafische Werk organisiert, Kinovorführungen mit Filmbio- Goyas und demonstrieren eindrücklich des- graphien über den Künstler, etwa von Milos sen geniale künstlerische Gestaltungskraft, Forman oder Carlos Saura, im Kulturkino ge- Experimentierfreude und außergewöhnliche zeigt sowie ein umfangreiches Kunstvermitt- Beobachtungsgabe. Man kann als begeister- lungsprogramm für Schulklassen und ein ab- te/r MuseumsbesucherIn noch so viel gese- wechslungsreiches Führungsprogramm durch hen haben: Die Unmittelbarkeit, Heftigkeit die Ausstellung angeboten.  und Bildgewalt, die von Goyas grafischem © Kulturinitiative Gmünd http://www.stadtgmuend.at

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 116 Kultur Nestlé und Salzburg Festival Young Conductors Award 2016 Ciarán McAuley, Alexander Prior und Aziz Shokhakimov sind im Finale. Foto: Salzburger Festspiele / Doris Wild Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award 2016-Finalisten (v.l.) Ciarán McAuley, Alexander Prior, Aziz Shokhakimov

iarán McAuley, Alexander Prior und (Mémoriale für Flöte und 8 Instrumente), der in Europa ist, noch dazu bei den Salz- CAziz Shokhakimov – diese drei jungen Iannis Xenakis (Jalons pour 15 musiciens) burger Festspielen.“ Finalisten werden beim Award Concert und Louis Joseph Andriessen (Workers Union Aziz Shokhakimov: „Es ist eine großarti- Weekend im Sommer um den Preisträgertitel for any loud-sounding group of instruments) ge Erfahrung und wunderbare Herausforde- 2016 dirigieren. Im Vorjahr gewann Lorenzo rung. Ich bin sehr glücklich, diese Chance zu Viotti, der schon jetzt am Pult von namhaf- Juryentscheidung bekommen bei den Salzburger Festspielen ten Orchestern wie kürzlich dem Royal Con- „Wir waren vom künstlerischen Niveau die Camerata Salzburg zu dirigieren.“ certgebouw Orchestra steht und sein Preis- der acht Kandidaten sehr angetan und die Alexander Prior: „Seit meiner Kindheit trägerkonzert am 7. August in der Felsenreit- Entscheidung der Jury hat sich rasch auf die komme ich nach Salzburg und besuche die- schule dirigiert. Der Nestlé and Salzburg Fe- drei Finalisten konsolidiert“, erklärte der ses großartige Festival mit den weltweit be- stival Young Conductors Award findet heuer Juryvorsitzende Dennis Russell Davies. sten Musikern. Es ist ein großes Glück und bereits zum 7. Mal statt. Auch dieses Jahr war Ciarán McAuley (32) aus Irland eine große Ehre, beim Award Concert Week- das Interesse enorm. 86 KandidatInnen aus 4 Alexander Prior (23) aus Großbritannien end im Sommer ein Konzert zu dirigieren.“ Kontinenten und 35 Ländern bewarben sich Aziz Shokhakimov (27) aus Usbekistan für den Award, der sich zu einer der begehr- Award Concert Weekend testen internationalen Auszeichnungen für „Es ist wohl eine der schönsten Aufgaben Das Award Concert Weekend findet heuer junge Dirigenten entwickelt hat. von etablierten Kulturinstitutionen, junge zum zweiten Mal im Rahmen der Salzburger Die Jury unter dem Vorsitz von Dennis Talente zu entdecken und zu fördern. Die Festspiele im Sommer statt. Die drei Fina- Russell Davies hat aus den 86 Bewerbungen Salzburger Festspiele freuen sich, daß sie listen dirigieren die Camerata Salzburg in acht Kandidaten ausgewählt. Während des nun im August zum 7. Mal den Nestlé and der Stiftung Mozarteum. Die Konzertpro- nicht öffentlichen Probentages am 8. Mai in- Salzburg Festival Young Conductors Award gramme werden gemeinsam mit den Kandi- terpretierten die jungen Dirigenten mit dem vergeben können“, sagte Festspielpräsidentin daten erarbeitet und im Juni 2016 bekannt ge- österreichischen ensemble für neue musik Helga Rabl-Stadler. geben. Dem zeitgenössischen Musikschaffen (œnm) jeweils zwei zeitgenössische Kompo- kommt wiederum besonderes Augenmerk sitionen. Als Pflichtstück war die Kammer- Statements der Finalisten zu. Auch das Publikum ist eingeladen, beim symphonie Nr. 1 E-Dur op. 9 für 15 Soloin- Ciarán McAuley: „Ich freue mich sehr Award Concert Weekend von 5. bis 7. Au- strumente von Arnold Schönberg vorgege- auf die Gelegenheit, mit der Camerata Salz- gust 2016 mitzufiebern, wenn die Entschei- ben; ein weiteres Werk konnten die Kandi- burg im August zu arbeiten. Es ist für mich dung fällt, wer den mit 15.000 Euro dotierten daten aus drei von der Jury vorgegebenen auch deshalb besonders, weil es das erste Award erhalten wird.  Kompositionen auswählen: Pierre Boulez Konzert nach längerer Zeit in Malaysien wie- http://www.salzburgfestival.at

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 117 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 100. (!) Folge portraitiert er Johanna Matz Schauspielerin

hannes Heesters und Hardy Krüger einzelvertraglich und unter be- sten Bedingungen nach Hollywood verpflichtet. Die Impressionen der jungen, von ihrer Agentin in die USA be- gleiteten Wienerin über die wenigen Wochen in der „Traumfabrik“ gipfelten in der Bewunderung der modernen Filmmethoden, der har- ten und konzentrierten Atelierarbeit und in zahlreichen gesellschaft- lichen Begegnungen mit berühmten Kollegen wie Billy Wilder, Paul Henreid, Walter Slezak oder den Kolumnistinnen Hedda Hopper und Louella Parsons. Matz war Gast bei der Verleihung der Golden Glo- bes und genoß von ihrem Domizil aus, dem Hotel Chateau Marmont am berühmten Sunset Boulevard, den Blick über die weitgestreute Filmmetropole. Preminger leitete in der US-Version „The Moon Is Blue“ („Wol- ken sind überall“) in einer kurzen Szene auf dem Top des Empire State Buildings mit dem Paar Krüger/Matz zur deutschen Version „Die Jungfrau auf dem Dach“ über. Diese, während der folgenden Foto: Archiv Rudolf Ulrich Johanna Matz ohanna Matz, geboren am 5. Oktober 1932 in Wien, absolvierte Jeine Ballettausbildung, die Hochschule für Musik und Darstellen- de Kunst und nahm am Reinhardt Seminar (als Mitschülerin Otto Schenks) bei Helene Thimig Schauspielunterricht. Das junge Talent kam 1950 durch Berthold Viertel an das Burgtheater und feierte 1951 in Harald Röbbelings Episodenfilm „Asphalt“, dem ersten neoveri- stischen Filmexperiment in Österreich (BRD: „Die Minderjährigen“) ihr Leinwanddebüt. Ernst Marischka, der später auch Romy Schnei- der populär machte, formte sie zu jenem spezifischen Typ des beseel- ten und schlagfertigen Wiener Mädels, das seit Paula Wesselys Ab- gang ins Frauenfach im österreichischen und deutschen Film fehlte. Als Otto Preminger im Frühjahr 1953 im Rahmen seiner ersten unabhängigen Produktion mit der Verfilmung der in New York spielen-

den Boulevardkomödie „The Moon Is Blue“ von Frederick Hugh Her- Foto: Archiv Rudolf Ulrich bert begann, entschied er sich, zusätzlich zur US- noch eine deutsch- Johanna Matz als unbefangenes, naives Mädchen Patty O'Neill sprachige Version zu drehen, ein Unternehmen, das es seit über 20 Jah- in der in Hollywood und bei Außenaufnahmen in New York von Otto Preminger gedrehten deutschsprachigen Filmadaption der ren im amerikanischen Movie Business nicht mehr gegeben hatte. erfolgreichen Boulevardkomödie des in Wien geborenen US- Für die weibliche Hauptrolle wurde Johanna Matz mit den Stars Jo- Autors Frederick Hugh Herbert

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 118 Serie »Österreicher in Hollywood« Foto: Filmarchiv Austria, Wien Johanna Matz und der deutsche Star Hardy Krüger in Otto Premingers deutschspra- chiger, in zwei Versionen produzierter Filmkomödie »Die Jungfrau auf dem Dach« (»The Moon Is Blue«) Berliner Filmfestspiele uraufgeführt, geriet mit, darunter 1954 nochmals in der in Italien filmisch weniger unbefangen und darstelle- und Berlin gedrehten bi-lingualen US/BRD- risch etwas plumper, zudem mißlang der Produktion „They Were So Young“ („Manne- Versuch des Produzenten, „Hannerl“ trotz quins für Rio“). Um schauspielerische Ernst- ihres bemerkenswerten komödiantischen Ta- haftigkeit bemüht, gelang es ihr 1955 unter lents zum „flapper“ amerikanischen Zu- der Regie Harald Brauns in dem Unterhal- schnitts aufzubauen. tungsfilm gehobenen Stils „Regine“ nach der Dennoch festigte das Hollywood-Inter- Novelle Gottfried Kellers, aus dem zur Scha- mezzo ihren heimischen Ruhm, Johanna Matz blone gewordenen Rollenbild des entzücken- wirkte bis 1976 in 50 Kino- und TV-Filmen den Wiener Mädels auszubrechen. Sie wuchs

it dem Buch „Österreicher in Holly- Rudolf Ulrich und Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf der Verlag Filmarchiv Ulrich die lang erwartete Neufassung seines Austria bieten Ihnen, 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- sehr geehrte Leserin-

kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen nen und Leser, die Foto: © http://geschichtewiki.wien.gv.at / CC BY-NC-ND 4.0 konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer Möglichkeit, im „Ös- Filmplakat zum Ernst Marischka-Film revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- terreich Journal“ eini- »Hannerl« mit Johanna Matz (1952) gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist ge Persönlichkeiten nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern aus dem Buch „Öster- als Künstlerin, etablierte sich zu Beginn der auch an die in der Heimat vielfach Unbe- reicher in Hollywood“ kennenzulernen. 60er-Jahre erfolgreich auf der Bühne und kannten oder Vergessenen und den darüber- durfte sich ab 1967 mit dem Titel einer Kam- hinaus immensen Kulturleistungen österrei- Rudolf Ulrich merschauspielerin schmücken, 2002 mit chischer Filmkünstler im Zentrum der Welt- „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wis- kinematographie gewidmet: „Alles, was an zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- senschaft und Kunst I. Klasse. Die Schau- etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; spielerin lebt heute zurückgezogen in Wien Autor. http://www.filmarchiv.at und Oberösterreich. 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 119 ÖJ-Reisetip Salzburger Almsommer Nirgendwo im Alpenraum gibt es so viele Almen wie im SalzburgerLand: Rund 1800 Almen werden landwirtschaftlich genutzt, in gut 550 Almhütten können Wanderer nach traditioneller Manier einkehren. Foto: SalzburgerLand Tourismus / Achim Meurer Das Salzburger Saalachtal

ahr für Jahr zieht es immer mehr Men- manchmal hat man sogar das Glück, daß das Mit dem Salzburger Almsommer gehen Jschen in die Berge: Doch nicht die hohen Mobiltelefon aufgrund des fehlenden Emp- zahlreiche Bräuche einher: Von der geweih- Gipfel, sondern die romantischen Almen fangs für ein paar Stunden stillschweigt. ten, schwarzen Wetterkerze, die bei Gewit- sind das erklärte Ziel. Nach gut ein- bis ein- Jedes Jahr wird der Salzburger Almsom- tern angezündet wird über das „Bekreu- einhalb Stunden Gehzeit ist meist das höl- mer in einer anderen Salzburger Urlaubsre- zigen“ des Brotlaibes und dem Binden des zerne Almgatter oder der Zauntritt erreicht: gion eröffnet: In diesem Jahr ist das Natur- „Kräuterbuschens“ bis hin zum Almabtrieb Man hört das erste Läuten der Kuhglocken, parkhaus im Lungauer Riedingtal Ausgangs- im September. von irgendwo steigt Rauch in den Himmel punkt für einen Tag voll Musik, Tanz und Ku- In der Nationalparkgemeinde Rauris ist und manchmal verrät ein leise brummendes linarik. Die diesjährige offizielle Eröffnung schon der Almauftrieb ein besonderes Aggregat, daß die Bauersleute gerade dabei des Salzburger Almsommers am 19. Juni Ereignis: Seit über hundert Jahren verbrin- sind, die frische Milch zu verarbeiten. steht ab 11 Uhr unter dem Motto „Von Wie- gen Pferde des Salzburger Zuchtverbandes Das Leben auf der Alm ist eine scheinbar senblumen, Almkräutern und Hüttengeheim- den Sommer auf der Grieswiesalm in Rauris. entschwundene Welt: Das eiskalte Wasser nissen“. Auf den Hütten der Schliereralm, Anders als die Stuten können die mächtigen kommt nicht aus der Leitung, sondern von der Gruberalm, der Hoislalm, der Ilgalm, der Deckhengste nicht in den Almsommer ge- der eigenen Quelle. Das Licht kommt nicht Königalm, der Zauneralm, der Örgenhiasalm, schickt werden, ohne daß sie vorher die von der Glühbirne, sondern von der Kerze. der Jakoberalm und auf der Franz-Fischer- Rangordnung ausstreiten. Sie würden sonst Und die Wärme in der Stube nicht von der Hütte können Wanderer und BesucherInnen den ganzen Sommer über auf der Alm versu- Heizung, sondern vom Holzofen. Nostal- den Almsommer von seiner schmackhaftesten chen, die Hierarchie herzustellen, was we- gisch mutet das einfache Leben auf der Alm Seite entdecken. Ein Tälerbus tourt ebenfalls gen der großen Ausweichflächen aber nicht an, das rund hundert Tage dauert. Die Mi- von Hütte zu Hütte, damit wirklich jeder bei klappt – Stress entsteht, vor allem für die nuten scheinen langsamer zu vergehen und diesem großen Fest dabei sein kann! jüngeren oder weniger starken Tiere.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 154 / 02. 06. 2016 120 ÖJ-Reisetip

Also kommen die Hengste der 16 Vereine in Rauris zusammen. Im eingezäunten „Pfränger“ sind die Rösser gezwungen, die Rangordnung definitiv klarzustellen. Ist diese ausgefochten, geht es für gut hundert harmonische Tage auf die Alm. Der Hengst- auftrieb in Rauris findet am 25. Juni beim Alpengasthof Bodenhaus statt. 170 zertifizierte Almsommerhütten ga- rantieren im SalzburgerLand ein ursprüngli- ches und damit besonders authentisches Almerlebnis. Doch nicht nur das: Mit ihren speziellen Angeboten sprechen die Almhüt- ten ganz unterschiedliche Zielgruppen an. So etwa sind die „Kinderwagen-Almen“ auch mit den Kleinsten auf gut befestigten Wegen einfach zu erreichen. Auf den „Kinder- almen“ wird dem Nachwuchs jede Menge Unterhaltung mit Streichelzoo, Natur-Spiel- platz und Wasser-Erlebniszonen geboten. Bei allen Bikefans sind die „Mountainbike- Almen“ als knackige Herausforderungen be- kannt und für Kulturkundige und Kunstinter- essierte empfehlen sich die „Kunst & Kul- tur-Almen“. Drunten im Tal garantieren die zertifizier- ten 93 Almsommer-Partnerbetriebe – Hotels, Gasthöfe und Pensionen – einen unvergess- Foto: SalzburgerLand Tourismus / Bazzoka Creative Wanderpause am Hochkönig bei einer der gut 550 Almhütten in Salzburg lichen Wanderurlaub. Die Gastgeber sind al- lesamt ausgewiesene Wanderspezialisten derweg einsteigen, allerorts aber auch wie- über das regionale Wanderangebot Bescheid. und kennen nicht nur die schönsten Touren, der ins Tal absteigen. Der Weg ist durchgän- Die WM-TeilnehmerInnen finden in den zer- die besten Hütten und Aussichtspunkte, son- gig markiert, Erkennungszeichen ist der tifizierten Betrieben auch Wanderinfotheken, dern auch die Wetterprognosen für den näch- blaue Enzian. Die Etappen sind abwechs- Kartenmaterial, ausgewählte Bücher zum sten Tag. Bereits vor dem Urlaub gewähren lungsreich und decken unterschiedliche Thema Wandern sowie Wasch- und Trocken- sie Gästen eine ausführliche Beratung über Schwierigkeitsgrade ab: So können einige räume, Rucksäcke, Wanderstöcke, Trinkfla- die „Wander-Hotline“. Vor Ort erhalten Wan- Almhütten gut mit der ganzen Familie er- schen und vieles mehr. Die Wander-Welt- derInnen und UrlauberInnen alle Infos zu wandert werden, andere Etappen sind erfah- meisterschaften werden seit 2002 veranstal- Alpinschulen und Führern sowie besondere renen Bergsteigern vorbehalten. Das große tet und jährlich unter den besten alpinen Annehmlichkeiten wie etwa aktuelles Info- Geburtstagsfest mit Musik und Kulinarik Wanderdestinationen vergeben. und Kartenmaterial, Thermo-Frühstück für findet am 3. Juli auf der Astenalm in Bad Von 3. bis 9. September steht die Wild- Frühaufsteher oder ein „Jausenpaket“ für Gastein statt. kogel-Arena in den Nationalparkgemeinden den Rucksack. Die Wander-WM des Österreichischen Neukirchen am Großvenediger und Bram- In diesem Sommer feiert der 350 Kilo- Volkssportverbandes (ÖVV) ist die größte berg ganz im Zeichen der Erstbesteigung des meter lange Salzburger Almenweg sein 10- Wanderveranstaltung Europas für Genuß- höchsten Gipfels Salzburgs: Neben einem Jahres-Jubiläum. Tausende von begeisterten wanderer, Leistungssportler und Vereine. Von ÖAV-Patentreffen mit erwarteten 150 bis 200 Wanderern, Bergsteigern und Naturliebha- 22. bis 24. September findet die Veranstal- TeilnehmerInnen stehen in dieser Festwoche bern haben sich im vergangenen Jahrzehnt tung, für die rund 1000 Wanderbegeisterte Vorträge, Bergführergespräche, geführte auf den Weg zu den 120 Almen gemacht und aus 20 Nationen erwartet werden, in Mitter- Wanderungen mit Nationalpark-Rangern, haben die 31 Etappen – einzeln, tage- bzw. sill in der Ferienregion Nationalpark Hohe Hüttenabende, Lesungen, ein Festabend so- wochenweise oder am Stück – erwandert. Tauern statt. Mitmachen kann jeder: Täglich wie Bergmessen auf dem Programm wie Der Rundwanderweg führt einmal quer durch können die WanderInnen von Mittersill aus auch eine neue Ausstellung, die dem Groß- den Salzburger Pongau mit seinen bekannten drei unterschiedlich schweren und langen venediger gewidmet ist. Ferienregionen wie der Salzburger Sport- Routen wählen und zu den schönsten Plätzen DieErstbesteigung des Großvenedigers welt, dem Großarltal, dem Gasteinertal, der und Berggipfeln im Nationalpark Hohe fand am 3. September 1841 unter der Lei- Ferienregion Hochkönig, der Salzburger Tauern wandern. tung von Ignaz Kürsinger statt: 26 der 40 Sonnenterrasse und Obertauern. 25 Orte gibt Für Erholung zwischen den Wandertou- Männer erreichten den Gipfel. Ignaz Kürsin- es im Salzburger Pongau und sie alle sind ren werden die zertifizierten Wanderbetriebe ger gilt als einer der Begründer des moder- Talorte des Salzburger Almenwegs: Von in der Region Mittersill sorgen. Die Beher- nen Alpinismus.  überall können Wanderer in den Weitwan- bergungsbetriebe in der Ferienregion wissen http://www.salzburgerland.com

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