3. Gesundheitsbericht des Landkreises Mecklenburg-Strelitz Berichtszeitraum 2005 – 2010

Impressum

Referat Gesundheit des Landkreises Mecklenburg-Strelitz (Hrsg.): 3. Gesundheitsbericht des Landkreises Mecklenburg-Strelitz. Berichtszeitraum 2005 bis 2010.

Neustrelitz, September 2011

Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Wiedergabe, der Vervielfältigung und der Übernahme auf Datenträger, auch auszugsweise, vorbehalten.

Grußwort

Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich, Ihnen den 3. Gesundheitsbericht des Altkreises Mecklenburg-Strelitz präsentieren zu können. Zu den Aufgaben des Öffentlichen Gesundheitsdienstes gehört es, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen und zu fördern. Dabei soll die Bevölkerung auch vor schädlichen Umwelteinflüssen bewahrt werden. Gesundheitshilfen, Gesundheitsschutz und Vorsorge sind durch das Gesundheitsamt anzubieten. Zunehmend erhält dieser auch koordinierende Auf- gaben in der medizinischen Versorgung. Die Gesundheitsberichterstattung wird von den Mit- arbeitern des Gesundheitsamtes durchgeführt, daher existieren dort umfangreiche Daten, die die gesundheitliche Lage der Bevölkerung widerspiegeln. In diesem Gesundheitsbericht ist es gelungen, die Situation des Landkreises in das gesamt- gesellschaftliche System im Land Mecklenburg-Vorpommern und in der Bundesrepublik ein- zuordnen. Besonders wichtig ist der Gesundheitsbericht im Zuge der Gebietsreform. Es gilt und muss auch Ziel des Großkreises sein, die Versorgung der Bevölkerung weiterhin zu ge- währleisten und zu verbessern - eine schwierige Aufgabe vor dem Hintergrund der Größe des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte, der Personaloptimierung im Großkreis und der Zunahme von Menschen in sozial benachteiligten Lagen. Um die Versorgung zu optimieren, muss die Sozialraumplanung vorangetrieben werden. Viele neue Aufgaben stehen unmittelbar vor uns. Deshalb ist dieser Gesundheitsbericht für uns alle eine gute Grundlage, auf die aufgebaut werden kann. Die Zielsetzungen sind klar formuliert. Ich danke allen Beteiligten für die Erstellung dieses Berichtes.

Ingrid Sievers Dezernentin für Gesundheit und Soziales des Landkreises Mecklenburg-Strelitz

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Einleitung

Ich freue mich, dass es inmitten der Zeit von Gebietsreform und entsprechenden Veränderun- gen in der Verwaltung gelungen ist, den hiermit vorgelegten dritten Gesundheitsbericht zu erstellen. Es ist Frau Bernateck und Herrn Fischer, Master-Studierende der Gesundheitswissenschaften an der Hochschule , sehr gut gelungen, die umfangreiche Datenlage zur Arbeit des Gesundheitsamtes Mecklenburg-Strelitz zusammenzustellen, zu analysieren und aufzuarbeiten. Die Lebensbedingungen im Landkreis sind schwierig, wie sich auch an hohen Fallzahlen bei Arbeitslosigkeit und Armut sowie einer Zunahme von Patienten mit psychischen Problemen zeigt. Die medizinische Versorgung in unserem Landkreis muss in den kommenden Jahren ver- ändert werden, ansonsten droht die Unterversorgung von dünn besiedelten Gebieten in unse- rem großen Flächenkreis. Zu diesem Thema wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Studien der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum durchgeführt. So haben der regionale Planungsverband, das Institut für Community Medicine an der Universität Greifs- wald und die Hildebrandt GesundheitsConsult GmbH auf die bevorstehenden Probleme der regionalen medizinischen Versorgung aufmerksam gemacht und Handlungsstrategien zur Verbesserung der Infrastruktur und zur Vernetzung von Hilfen erarbeitet. Der öffentliche Gesundheitsdienst rückt mit seinen koordinierenden und vermittelnden Auf- gaben zwischen den einzelnen Versorgungsstrukturen auch hier immer weiter in den Focus. Das Thema „Regionale medizinische Versorgung in den neuen Bundesländern“ erhält eine stetig wachsende Aufmerksamkeit. Dies zeigt sich unter anderem in der Vereinbarung der Gesundheitsministerkonferenz, die länderübergreifend wirksam werden soll. Im Gesundheitsbericht konnten diese Fakten umfangreich dargestellt werden. Beginnend mit einer Einführung in die gesamtgesellschaftliche Lage in unserem Land und dann folgenden gesundheitsstatistischen Aufarbeitungen konnten Probleme dargestellt und Handlungs- strategien erarbeitet werden, die jetzt politisch umgesetzt werden müssen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Bericht nur eine sprachliche Form für Genderbezeichnungen benutzt. Werden daher Bezeichnungen in der männlichen Sprachform verwendet, gelten diese für Frauen und Männer gleichermaßen. An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei den beiden oben genannten Studierenden der Hochschule Neubrandenburg bedanken. Im Ergebnis ist dies für mich ein Beweis der guten Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Landkreis. Besonderer Dank gilt aber Herrn Prof. Elkeles, dem es auch zu verdanken ist mit zahlreichen Anregungen, den Gesundheitsbericht nicht nur auf die statistischen Zahlen im Landkreis und des Landes Mecklenburg-Vorpommern zu begrenzen. Mit Daten der Krankenkasse AOK, Daten aus dem Ministerium für Soziales und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern und zahlreichen Anmerkungen aus der Politik ist es gelungen, diesen Gesundheitsbericht so interessant zu gestalten und dabei gesellschaftliche Zusammenhänge offen zu legen. II

Dieser Gesundheitsbericht ist gut allgemeinverständlich geschrieben und ich wünsche mir, dass er auf ein breites Publikum trifft.

Dr. Cornelia Ruhnau Amtsärztin des Landkreises Mecklenburg-Strelitz

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Autorenverzeichnis

Kathrin Bernateck B.Sc. (Public Health & Admin.) Kap. 2.1 Gesundheitliche Lage Kinder und Hochschule Neubrandenburg Jugendliche Kap. 3 Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle Kap. 5 Gesundheitsförderung und Selbsthilfe Kap. 6 Zusammenfassung

Stefan Fischer B.Sc. (Public Health & Admin.) Kap. 1 Bevölkerung, soziale Lage und Hochschule Neubrandenburg Umwelt Kap. 2.2 Gesundheitliche Lage der arbeitenden Bevölkerung am Beispiel der AOK- Versicherten Kap. 4 Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung Kap. 6 Zusammenfassung

Birgit Manthe Kap. 1.3 Umwelt Hygieneingenieurin, Referat Gesundheit

Projektbetreuung Prof. Dr. med. Dipl. Soz. Thomas Elkeles Betreuung des studentischen Lehrforschungsprojekts Hochschule Neubrandenburg im Rahmen des Masterstudiengangs Gesundheits- wissenschaften: ‚Erstellung des 3. Gesundheits- berichts des Landkreises Mecklenburg-Strelitz‘ Mitarbeit an Kapiteln Ellen Arlt Zahnärztin, Referat Gesundheit Sigrid Beier Landratsamt , Fachbereich Schule Annett Berg Referat Gesundheit, Sozialpsychiatrischer Dienst Anke Gundlach Familienzentrum Neustrelitz e.V. Manuela Luther Hygieneingenieurin, Referat Gesundheit Heike Schleusener Referat Gesundheit, Kinder- und Jugendgesundheitsdienst Cindy Schockenbäumer Referat Gesundheit Marlis Wegner Landratsamt Neustrelitz, Fachbereich für Wirtschaftsförderung Antje Wagner Hygieneinspekteurin, Referat Gesundheit Heinz Wagner Ministerium für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern

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Inhaltsverzeichnis

Grußwort ...... I Ingrid Sievers

Einleitung ...... II Cornelia Ruhnau

Autorenverzeichnis ...... IV

1 Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt ...... 8 1.1 Bevölkerung ...... 8 Stefan Fischer 1.1.1 Bevölkerung nach Amtsverwaltung ...... 8 1.1.2 Entwicklung der gesamten Bevölkerungszahl ...... 10 1.1.3 Bevölkerungsbewegungen ...... 16 1.1.4 Prognosen der Bevölkerungsentwicklung ...... 18 1.2 Soziale Lage ...... 22 Stefan Fischer 1.2.1 Arbeit ...... 22 1.2.2 Arbeitslosigkeit ...... 25 1.2.3 Einkommen und Armutsquote ...... 28 1.2.4 Öffentliche Sozialleistungen ...... 30 1.2.4.1 Sozialhilfe ...... 30 1.2.4.2 Wohngeld ...... 31 1.2.4.3 Elterngeld ...... 32 1.3 Umwelt ...... 33 Stefan Fischer und Birgit Manthe 1.3.1 Trinkwasser ...... 33 1.3.1.1 Trinkwasserversorger ...... 33 1.3.1.2 Trinkwasserqualität ...... 36 1.3.1.2.1 Mikrobiologische Parameter ...... 36 1.3.1.2.2 Chemische Parameter ...... 42 1.3.2 Badewasser ...... 47 1.3.3 Sonstige kontrollierte Einflüsse ...... 52 1.3.3.1 Raumakustik in Schulen und Kindertagesstätten ...... 52 1.3.3.2 Gesundheits-, Vorrats- und Materialschädlinge, Lästlinge, Zecken und Schimmelpilze ...... 54

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2 Gesundheitliche Lage ausgewählter Bevölkerungsgruppen ...... 58 2.1 Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen ...... 58 Kathrin Bernateck 2.1.1 Entwicklung der Schülerzahlen ...... 58 2.1.2 Vom Kinder- und Jugendgesundheitsdienst untersuchte Gruppen von Kindern und Jugendlichen ...... 59 2.1.2.1 Ausgewählte Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung ...... 61 2.1.2.2 Besonders häufige Befunde in den drei schulärztlich untersuchten Klassenstufen ...... 70 2.1.2.3 Ausgewählte Befunde im Vergleich von Regel- und Förderschülern ...... 76 2.1.2.4 Durchimpfungsraten bei der Schuleingangsuntersuchung ...... 78 2.1.2.5 Durchimpfungsraten in Klasse 4 ...... 80 2.1.2.6 Durchimpfungsraten in Klasse 8 ...... 80 2.1.3 Kinder bis zum sechsten Lebensjahr mit Entwicklungsverzögerungen ...... 82 2.1.3.1 Frühförderung ...... 82 2.1.3.2 Förderung durch Integration in Kindertagesstätten ...... 83 2.1.4 Mundgesundheit ...... 84 2.1.4.1 Zahnärztliche Untersuchungsbefunde ...... 85 2.1.4.2 Gruppenprophylaxe ...... 96 2.1.5 Handlungsbedarf entsprechend der Befunde der kinder- und jugendärztlichen und –zahnärztlichen Untersuchungen ...... 98 2.2 Gesundheitliche Lage der arbeitenden Bevölkerung am Beispiel der AOK-Versicherten ...... 100 Stefan Fischer 2.2.1 Entwicklung des Krankenstandes ...... 101 2.2.2 Arbeitsunfähigkeitstage nach Krankheitshauptgruppen ...... 103 2.2.3 Arbeitsunfähigkeitsfälle nach Krankheitshauptgruppen ...... 105

3 Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle ...... 108 Kathrin Bernateck 3.1 Meldepflichtige Infektionskrankheiten ...... 108 3.1.1 Bakteriell und viral bedingte Durchfallerkrankungen ...... 110 3.1.2 Weitere meldepflichtige Infektionskrankheiten/ impfpräventable Erkrankungen ...... 112 3.2 Sterblichkeit und Todesursachen ...... 116 3.2.1 Sterblichkeit nach Geschlecht und Alter ...... 116 3.2.2 Säuglingssterblichkeit ...... 120 3.2.3 Todesursachen ...... 121 3.2.4 Vermeidbare Sterbefälle ...... 129 3.3 Weitere vermeidbare Erkrankungen und Sterbefälle ...... 131

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4 Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung ...... 134 Stefan Fischer 4.1 Medizinische Versorgung ...... 134 4.1.1 Ambulante ärztliche Versorgung ...... 134 4.1.2 Zahnärztliche und kieferorthopädische Versorgung ...... 148 4.1.3 Ausgewählte nichtärztliche Berufe des Gesundheitswesens ...... 149 4.1.4 Stationäre medizinische Versorgung ...... 150 4.2 Pflegerische Versorgung ...... 151 4.2.1 Pflegebedürftige ...... 151 4.2.2 Ambulante Pflegedienste ...... 152 4.2.3 Stationäre Pflegeeinrichtungen ...... 155 4.3 Rehabilitationseinrichtungen...... 158 4.4 Versorgungssystem für psychisch Kranke und seelisch behinderte Personen und Netzwerk der Suchtkrankenhilfe ...... 158 4.4.1 Versorgung der psychisch Kranken und seelisch behinderten Personen ...... 166 4.4.2 Versorgung von suchtkranken Personen ...... 168 4.5 Apotheken ...... 170

5 Gesundheitsförderung und Selbsthilfe ...... 176 Kathrin Bernateck 5.1 Gesundheitsförderung ...... 176 5.2 Selbsthilfe ...... 179

6 Zusammenfassung ...... 182 Kathrin Bernateck und Stefan Fischer

7 Abkürzungsverzeichnis ...... 186

8 Abbildungsverzeichnis ...... 187

9 Tabellenverzeichnis ...... 193

VII

Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

1 Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

1.1 Bevölkerung Stefan Fischer

1.1.1 Bevölkerung nach Amtsverwaltung Die Gesamtfläche des Landkreises Mecklenburg-Strelitz beträgt circa 2.090 km2 und verteilt sich auf sechs Amtsbereiche, die amtsfreie Gemeinde Feldberger Seenlandschaft und die amtsfreie Stadt Neustrelitz, die insgesamt 47 Gemeinden und fünf amtsangehörige Städte um- fassen. Im Norden wird der Landkreis durch die Landkreise und Ostvorpommern, im Osten durch den Landkreis Uecker-Randow, im Westen durch den Landkreis Müritz sowie im Süden durch das Bundesland Brandenburg begrenzt. Eingeschlossen von den Amtsverwaltun- gen sowie dem Stargarder Land befindet sich die kreisfreie Stadt Neubrandenburg (Abb. 1.1).

Abbildung: 1.1: Ämter des LK MST und angrenzende Landkreise

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST (Stand 31.12.2010)

Im Jahr 2010 lebten 77.509 Menschen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz (Stichtag: 31.12.2010). In Tab. 1.1 sind neben dem Bevölkerungsstand der einzelnen Ämter der Anteil der Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung des Landkreises Mecklenburg-Strelitz sowie die Fläche und die sich daraus ergebende Bevölkerungsdichte dargestellt. Hierbei zeigen sich 8

Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ämtern des Landkreises. Mehr als jeder vierte Einwohner im Landkreis Mecklenburg-Strelitz (27,4%) lebt in der Kreishauptstadt Neustre- litz. Jeder achte Einwohner ist jeweils in den Gemeinden der Ämter Stargarder Land, Fried- land und Neverin wohnhaft (11,7% bis 12,6%). Jeder Zehnte lebt auf dem Gebiet der Ämter Mecklenburger Seenplatte, Neustrelitz Land und (9,3% bis 10,6%). Lediglich 6,0% der Bevölkerung des Landkreises Mecklenburg-Strelitz sind in der Feldberger Seenlandschaft wohnhaft. Die aus der Fläche der einzelnen Ämter und der dort lebenden Bevölkerung er- rechnete Bevölkerungsdichte weist deutliche Differenzen auf (Tab. 1.1). Mit circa 154 Ein- wohnern pro km2 ist das Gebiet Neustrelitz Stadt das am dichtesten besiedelte Gebiet des Landkreises. Im Gebiet des Amtes Neustrelitz Land findet sich die geringste Besiedlungs- dichte mit lediglich 18 Einwohnern pro km2 (Tab. 1.1).

Tabelle 1.1: Amtsverwaltungen des LK MST (Stand 31.12.2010)

-

2

)

2 der

(in %)

Amtsverwaltungen -

Anzahlder Gemeinden Bevölkerung Anteilan Gesamt bevölkerung desLK Fläche in km Bevölkerungs dichte (Einw./km

Neustrelitz Stadt 21.207 27,4 138,15 153,5 Amt Stargarder Land 9.867 12,6 205,12 48,1 Friedland 9.502 12,1 276,33 34,4 Amt Neverin 9.079 11,7 222,69 40,8 Mecklenburger Kleinseenplatte 8.222 10,6 311,32 26,4 Neustrelitz Land 7.801 10,1 446,39 17,5 Amt Woldegk 7.180 9,3 290,32 24,7 Feldberger Seenlandschaft 4.651 6,0 199,56 23,3 Landkreis Mecklenburg-Strelitz 52 77.509 100,0 2.089,89 37,1 Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des SIS-Online M-V

Die Bevölkerungsdichte der Bundesrepublik Deutschland beträgt 229 Einwohner pro Quad- ratkilometer (Stand: 31.12.2009). Bei einem Vergleich der einzelnen Bundesländer finden sich hierbei erhebliche Unterschiede. Die Bundesländer Berlin (3.861 Einwohner/ km2), Hamburg (2.349 Einwohner/ km2) und Bremen (1.637 Einwohner/ km2) weisen, im Vergleich zu den anderen Bundesländern, eine deutlich größere Besiedlungsdichte auf. Des Weiteren findet sich in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen (524 Einwohner/ km2) mit dem Bal- lungsraum des Ruhrgebiets, Baden Württemberg (301 Einwohner/ km2), Hessen (287 Ein- wohner/ km2) sowie dem Saarland (398 Einwohner/ km2) eine, im Vergleich zum gesamten Bundesgebiet, überdurchschnittliche Besiedlungsdichte. Zu den am dünnsten besiedelten Bundesländern zählt neben Brandenburg (85 Einwohner/ km2) auch Mecklenburg-Vorpom- mern (71 Einwohner/ km2). Auch innerhalb Mecklenburg-Vorpommerns findet sich ein gro- ßes Gefälle bezüglich der Bevölkerungsdichte zwischen den einzelnen Landkreisen. Neben dem Landkreis Müritz gehört Mecklenburg-Strelitz mit einer Besiedlungsdichte von circa 37 Einwohnern pro km2 zu den Landkreisen mit der geringsten Einwohnerdichte (Abb. 1.2).

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Abbildung 1.2: Bevölkerungsdichte der Bundesländer der BRD und der Landkreise M-V

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des SIS-Online M-V und des Statistischen Bundesamtes (LK M-V Stand 31.12.2010; Bundesländer Stand 31.12.2009)

1.1.2 Entwicklung der gesamten Bevölkerungszahl Von Ende der 80er Jahre bis 1993 ist die Bevölkerung des Landkreises Mecklenburg-Strelitz von fast 89.000 auf circa 84.000 gesunken. Der durchschnittliche Bevölkerungsrückgang be- trug hierbei zwischen 0,5% (1993) und 2,1% (1990). In den Folgejahren (1994 bis 1998) stieg die Bevölkerungszahl, bedingt durch ein positives Wanderungssaldo (Abb. 1.12), wieder auf circa 89.000 an. Die Bevölkerung wuchs zwischen 0,3% (1999) und 1,4% (1995 und 1997) pro Jahr. Seit Ende der neunziger Jahre lässt sich nun Jahr für Jahr ein deutlicher Rückgang der Bevölkerung feststellen. Der durchschnittliche Rückgang der Bevölkerung betrug in den zurückliegenden Jahren zwischen 0,6% (2000) bis 1,7% (2007). im Jahr 1998 noch 88.626 Menschen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz wohnhaft, betrug die Bevölkerung im Berichtsjahr 2010 mit 77.509 Menschen nur noch lediglich 90% dieses Wertes. Mit einem Anteil von 1,5% lag der Anteil der ausländischen Bevölkerung im Jahr 2009 im Landkreis Mecklenburg-Strelitz auf einem ähnlichen Niveau wie in den Vorjahren1. Im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern lag der Anteil an ausländischer Bevölkerung im Jahr 2008 mit 2,4% deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 8,8% (vgl. GENESIS-Online). Bei einer geschlechtsspezifischen Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung der zurück- liegenden 20 Jahre finden sich deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Der noch in den 90er Jahren vorhandene höhere Anteil an Frauen findet sich seit dem Jahr 2002 nicht mehr. Der deutliche Bevölkerungsrückgang zwischen den Jahren 1990 und 1993 sowie die Zunahme der Bevölkerung im Zeitraum von 1994 bis 1997 betrafen beide Geschlechter in

1 In den vergangenen Jahren lag der Anteil der ausländischen Bevölkerung zwischen 0,9% (1995) und 1,7% (2006). Im Jahr 2009 lag der Anteil an ausländischer Bevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern zwischen 1,1% im Landkreis Nordvorpommern und 4,7% in der Hansestadt Wismar (Quelle: SIS-Online M-V). 10

Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt gleichem Maße. Im Zeitraum zwischen 1998 und 2001 haben sich die Unterschiede zwischen Männern und Frauen nivelliert. Seit dem Jahr 2002 lassen sich keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Bezug auf die Anzahl der im Landkreis Mecklenburg-Strelitz wohn- haften Bevölkerung feststellen (Abb. 1.3).

Abbildung 1.3: Geschlechtsspezifische Bevölkerungsentwicklung im LK MST 1989 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Statistischen Landesamtes M-V

Einhergehend mit der Entwicklung der Anzahl der im Landkreis Mecklenburg-Strelitz wohn- haften Bevölkerung finden sich auch deutliche Veränderungen in der Altersstruktur der Be- völkerung. Mit Hilfe einer Bevölkerungspyramide lassen sich die Veränderungen der Anteile einzelner Geburtenjahrgänge anschaulich ablesen (Abb. 1.4). Vorhandene höhere Anteile eines Geschlechts in einer Altersklasse werden durch die dunkelblauen Balken dargestellt. Hierbei wird die Anzahl von Personen einer Altersklasse, wenn sie über der Anzahl des ande- ren Geschlechts liegt, auf die Seite des anderen Geschlechts gespiegelt. Neben den verschie- denen Unterschieden zwischen Männern und Frauen sowie zwischen den einzelnen Jahr- gängen lassen sich auch historische Ereignisse, wie bspw. die Auswirkungen der Weltkriege auf die Anzahl der Bevölkerung eines Jahrgangs, in den Darstellungen der Bevölkerungs- pyramiden ablesen. Bei einem Vergleich der Bevölkerungsstruktur von 2000 mit der aus dem Jahr 2010 ist eine deutliche Verringerung der Anteile der jüngeren Jahrgänge erkennbar. Die bevölkerungs- starken Jahrgänge der Bevölkerung im Alter von circa 35 bis 50 Jahren sowie circa 57 bis 70 Jahren (2000) haben sich in der Darstellung für das Jahr 2010 nach ‚oben verschoben‘, was dadurch zu erklären ist, dass die betreffenden Jahrgänge zehn Jahre gealtert sind. Bei der Betrachtung der Bevölkerungsstruktur des Landkreises Mecklenburg-Strelitz des Jahres 2000 ist in den Jahrgängen der 20 bis 50-jährigen Bevölkerung ein deutlicher Überschuss der Män- ner zu beobachten (‚Männerüberschuss‘). Dementgegen findet sich in den Jahrgängen der über 60-Jährigen ein deutlich höherer Anteil an Frauen (‚Frauenüberschuss‘). Der höhere Anteil an Männern bzw. Frauen stellt sich auf Grund der Alterung in der Darstellung für das 11

Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Jahr 2010 in jeweils höheren Altersklassen dar. In der Bevölkerungspyramide für das Jahr 2010 fällt insbesondere der höhere Anteil an Männern in der Altersklasse der 20 bis Anfang 30-Jährigen auf, was für eine Abwanderung der weiblichen Bevölkerung dieser Altersklassen spricht.

Abbildung 1.4: Bevölkerungsstruktur des LK MST 2000 und 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Statistischen Landesamtes M-V

Die Veränderungen zwischen den Jahren 2000 und 2010 in Bezug auf die Altersstruktur der Bevölkerung des Landkreises Mecklenburg-Strelitz (Abb. 1.4) werden noch deutlicher, wenn beide Altersstrukturen in eine Darstellung übertragen werden (Abb. 1.5). Die Altersstruktur des Jahres 2010 wird in Abb. 1.5 als Linie sowie die Altersstruktur des Jahres 2000 als Balken dargestellt. Deutlich wird, dass sich 2010 die Anzahl der Bevölkerung im Alter von 10 bis 25 Jahren sowie 60 bis circa 67 Jahren, im Vergleich zu 2000, unabhängig vom Geschlecht deut- lich verringert hat. Demgegenüber hat sich die Anzahl der Bevölkerung im Alter von 45 bis 60 Jahren sowie die Anzahl der Personen im Alter von über 67 Jahren deutlich erhöht hat.

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Abbildung 1.5: Bevölkerungsstruktur des LK MST 2000 und 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Statistischen Landesamtes M-V

Eine genauere Betrachtung der Entwicklung der Bevölkerung nach Altersklassen zwischen den Jahren 1989 und 2010 macht deutlich, dass sich der Anteil der Bevölkerung im Alter von unter 15 Jahren deutlich verringert sowie der Anteil der Bevölkerung im Alter von über 65 Jahren deutlich erhöht hat. Waren 1989 noch 21,5% der Bevölkerung des Landkreises Meck- lenburg-Strelitz im Alter von unter 15 Jahren, ist der Anteil der Bevölkerung in dieser Alters- klasse im Jahr 2010 mit 11,4% deutlich geringer. Dem entgegen hat sich der Anteil der Be- völkerung im Alter von 65 bis 75 bzw. über 75 Jahren im Jahr 2010, im Vergleich zu 1989, deutlich erhöht. Lag der Anteil der Bevölkerung im Landkreis Mecklenburg-Strelitz in diesen beiden Altersklassen 1989 noch bei jeweils 6,0%, sind im Jahr 2010 12,5% (65 bis unter 75 Jahre) bzw. 9,6% (75 Jahre und älter) der Bevölkerung über 65 Jahre alt (Abb. 1.6). Bei einem Vergleich der Anteile der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter der Jahre 1989 und 2010 finden sich keine Unterschiede. Wie auch schon 1989 waren auch 2010 circa 67% der Bevölkerung in dieser Altersklasse.

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Abbildung 1.6: Anteile der Altersklassen an der Gesamtbevölkerung im LK MST 1989 bis 2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des SIS-Online M-V

Werden die beiden Altersklassen der 65 bis unter 75-Jährigen und die der Bevölkerung im Alter von 75 Jahren und älter zusammengefasst, können die Unterschiede zwischen dem Jahr 1989 und 2010 nochmals verdeutlicht werden. War im Jahr 1989 noch lediglich jeder achte Einwohner des Landkreises im Alter von 65 Jahren und älter (12,0%), ist der Anteil dieser Altersklasse seit 1998 (13,8%) auf 22,1% im Jahr 2010 (mehr als jeder Fünfte) gestiegen (Abb. 1.6). Diese Entwicklung verdeutlicht auch die Betrachtung der Jugend- und Altenquotienten2. Der

Jugendquotient (JQ20) gibt die Anzahl der Bevölkerung im Alter von unter 20 Jahren bezogen auf 100 Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren an. Dem entgegen gibt der Alten- quotient (AQ65) Aufschluss über die Anzahl der Bevölkerung im Alter von 65 Jahren und älter bezogen auf 100 Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren (vgl. SVR 2009: 38). Bei einem Vergleich der Jugendquotienten des Landkreises Mecklenburg-Strelitz, des Bun- deslandes Mecklenburg-Vorpommern und der Bundesrepublik Deutschland (Abb. 1.7) finden sich im Jahr 1999, entgegen dem Jahr 2010, nur geringe Unterschiede. In Abhängigkeit von der Region liegt der Jugendquotient zwischen 34,2 (BRD) und 37,3 (MST). Dies bedeutet, dass bezogen auf 100 Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren circa 34 (BRD) bzw. 37

2 Diese Quotienten geben das Verhältnis einer bestimmten Altersgruppe der Bevölkerung zu einer anderen Altersgruppe der Bevölkerung an. Hierbei besteht die Möglichkeit der Berechnung verschiedener Jugend- (JQ) und Altenquotienten (AQ). Es lassen sich die Jugendquotienten JQ5 und JQ20 unterscheiden. Der JQ5 bzw. der JQ20 geben das Verhältnis der Bevölkerung im Alter von unter 5 Jahren bzw. im Alter von unter 20 Jahren zur Bevölkerung im Alter von 20 bis unter 65 Jahren an. Der AQ65 bzw. AQ80 gibt das Verhältnis der Bevölkerung ab 65 Jahren bzw. ab 80 Jahren in Bezug auf die Bevölkerung im Alter von 20 bis unter 65 Jahren an (vgl. SVR 2009: 37f.). 14

Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

(LK MST) Personen im Alter von unter 20 Jahren in den Regionen lebten. In den darauf folgenden Jahren kann für den Landkreis Mecklenburg-Strelitz und das Bundesland Mecklen- burg-Vorpommern eine vom Bundesgebiet abweichende Entwicklung festgestellt werden. Im Zeitraum zwischen den Jahren 2000 und 2010 hat sich in beiden Regionen der Jugendquotient kontinuierlich verringert. Dies bedeutet, dass bezogen auf 100 Personen zwischen 20 und unter 65 Jahren die Anzahl der unter 20-Jährigen abgenommen hat. Eine andersartige Entwicklung findet sich jedoch im gesamten Bundesgebiet. Über den betrachteten Zeitraum (1999 bis 2009) hat sich der Jugendquotient der Bundesrepublik Deutschland gleichermaßen, wenn auch deutlich weniger ausgeprägt, verringert. Fanden sich bis zum Jahr 2002 nur geringfügige Unterschiede zwischen den Jugendquotienten des Land- kreises Mecklenburg-Strelitz, (32,9) Mecklenburg-Vorpommerns (31,6) und dem der Bundes- republik Deutschland (33,5), lag der Jugendquotient des gesamten Bundesgebiets im Jahr 2010 (30,3) nunmehr deutlich über dem der nordostdeutschen Regionen (Abb. 1.7).

Abbildung 1.7: Entwicklung des Jugendquotienten im LK MST, M-V und der BRD 1999 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnungen nach Daten des SIS-Online M-V und GENESIS-Online

Ein Vergleich des Altenquotienten (AQ65) – Anzahl der Personen im Alter von 65 Jahren und älter bezogen auf 100 Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren (vgl. SVR 2009: 38) – des gesamten Bundesgebiets mit dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern (Abb. 1.8) zeigt ebenfalls deutliche Unterschiede bezüglich der Entwicklung in den zurückliegenden 12 Jahren. Grundsätzlich lassen sich bei dem betrachteten Zeitraum keine Unterschiede zwischen der Entwicklung des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern und des Landkreises Meck- lenburg-Strelitz ausmachen. Am Ausgangspunkt des hier betrachteten Zeitraums (1999) liegt der Altenquotient in Mecklenburg-Vorpommern mit 22,9 deutlich unter dem Altenquotient des gesamten Bundesgebiets (26,0). In den Folgejahren stieg der Altenquotient in Mecklen- burg-Vorpommern, im Vergleich zum gesamten Bundesgebiet, deutlich stärker an. Seit dem

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Jahr 2006 liegt der Altenquotient im Gebiet Mecklenburg-Vorpommern sowie dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz über dem Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2010 waren bezogen auf 100 Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren in Mecklenburg-Vorpommern 34,9 Personen im Alter von 65 Jahren und älter wohnhaft. Es bleibt weiter zu beobachten, ob sich dieser seit dem Jahr 2006 herausgebildete Unterschied zwischen Mecklenburg-Vorpommern und dem gesamten Bundesgebiet in den nächsten Jahren noch weiter vergrößern wird.

Abbildung 1.8: Entwicklung des Altenquotienten im LK MST, M-V und der BRD 1999 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnungen nach Daten des SIS-Online M-V und GENESIS-Online

Auch wenn die Entwicklungen eines sich verringernden Jugend- und eines sich vergrößern- den Altenquotienten einer deutlichen Alterung entsprechen, muss an dieser Stelle darauf hin- gewiesen werden, dass es sich um eine zukünftige demographische Entwicklung handelt, die nahezu alle Regionen betrifft. Dennoch werden sich bei Fortsetzung dieses Trends deutliche Unterschiede in dem Ausmaß der Alterung zwischen verschiedenen Regionen finden lassen.

1.1.3 Bevölkerungsbewegungen Bei einer Betrachtung der Bevölkerungsbewegungen einer Region muss neben den Wande- rungssalden – bestehend aus der Anzahl der Zuzüge und Fortzüge – auch die natürliche Ver- änderung der Bevölkerung auf Grund von Geburten und Todesfällen berücksichtigt werden. Wie schon seit einiger Zeit beobachtet werden kann, liegt auch in den vergangenen Jahren die Anzahl der gestorbenen Personen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz deutlich über der An- zahl der Lebendgeborenen (Abb. 1.9). Ende der 1980er Jahre lag die Fertilitätsrate im Landkreis Mecklenburg-Strelitz über der An- zahl der Gestorbenen. Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten musste – nicht nur im Landkreis Mecklenburg-Strelitz – ein erheblicher Rückgang der Geburten ver- zeichnet werden (vgl. Schneider/Dorbritz 2011: 29). Daraus resultierend ergab sich in den

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt folgenden Jahren (1991 bis 1994) ein deutlich negativer Saldo aus der Anzahl der Lebend- geborenen und der Anzahl der in einem Jahr gestorbenen Personen. In den Jahren von 1994 bis 2000 erhöhte sich die Anzahl der im Landkreis Mecklenburg-Strelitz pro Jahr Geborenen wieder (Abb. 1.9), was aber nicht dazu führte, dass die früheren Geburtenraten wieder erreicht wurden.

Abbildung 1.9: Entwicklung der Anzahl von Lebendgeborenen und Gestorbenen im LK MST 1980, 1981, 1985, 1990 bis 2010

Quelle: Daten des Fachbereichs für Wirtschaftsförderung des LK MST

Neben der natürlichen Bevölkerungsentwicklung (Anzahl der Lebendgeborenen und Gestor- benen), kann das Wanderungssaldo bestehend aus der Anzahl der Fortzüge und Zuzüge einen Einfluss auf die Entwicklung der Bevölkerungszahl einer Region haben. Für die ersten Jahre nach der Wiedervereinigung (1990 bis 1992) fand sich für den Landkreis Mecklenburg- Strelitz ein deutlich negativer Wanderungssaldo, was zu einer sinkenden Bevölkerungszahl führte. Mitte bis Ende der 90er Jahre (1993 bis 1999) stieg die Anzahl der Zuzüge kontinuier- lich an (Abb. 1.10). Zwischen 1994 und 1998 stieg die Bevölkerung auf Grund eines positi- ven Wanderungssaldos zwischen 500 und 1800 pro Jahr an (Abb. 1.3). Erst ab dem Jahr 2000, ab dem die Anzahl der Zuzüge die der Fortzüge wieder unterschritt, fand sich für den Landkreis Mecklenburg-Strelitz wieder ein negatives Wanderungssaldo. Im letzten Jahr (2010) verringerte sich die Bevölkerung des Landkreises auf Grund von Wanderungs- bewegungen zuletzt um circa 800 Personen (Abb. 1.10).

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Abbildung 1.10: Entwicklung der Zu- und Fortzüge über Gemeindegrenzen des LK MST 1990 bis 2010

Quelle: Daten des Fachbereichs für Wirtschaftsförderung des LK MST

1.1.4 Prognosen der Bevölkerungsentwicklung Prognosen der Bevölkerungsentwicklung können ein wichtiges Instrument zur Einschätzung der zukünftigen Situation einer Region darstellen3. In einer Prognose von Scholz et al. (2010) für das Jahr 2030, wurde, ausgehend vom Jahr 2005, ein Bevölkerungsrückgang von circa 11% für Mecklenburg-Vorpommern prognostiziert (Abb. 1.11). Hierbei werden sich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Landkreisen finden. Der überwiegende Anteil der Landkreise muss bis zum Jahr 2030 mit einer Verringerung der Bevölkerung rechnen. Ledig- lich für den Landkreis Bad Doberan (+12,1%), die Hansestadt Greifswald (+6,1%) und die Hansestadt Rostock (+5,7%) wird eine positive Entwicklung der Bevölkerungszahl vorher- gesagt. Für die beiden Hansestädte Wismar (–0,4%) und Stralsund (–1,0%) ist nicht mit einer wesentlichen Veränderung der Bevölkerungszahl zu rechnen. Für die Landkreise Schwerin (–6,1%), Ostvorpommern (–8,5%), Müritz (–9,3%) und die kreisfreie Stadt Neubrandenburg (–10,5%) wurde ein mittlerer Rückgang prognostiziert. Für alle anderen Landkreise wird mit einer Verringerung der Bevölkerung zwischen 14,4% bis 29,9% gerechnet. Für den Landkreis Mecklenburg-Strelitz wurde hierbei ein Rückgang der Bevölkerung um 16,5% bis zum Jahr

3 Bei den einzelnen Prognosen handelt es sich um verschiedene Szenarien, wie sich die Bevölkerung insgesamt entwickeln wird. Hierbei wird versucht, eine Prognose dafür zu treffen, wie sich der Anteil von Männern und Frauen sowie der Anteil der verschiedenen Altersklassen untereinander verändern werden. Bevölkerungs- prognosen beinhalten oftmals mehrere Varianten, wie sich die Bevölkerung eines Landes bzw. einer Region verändern wird. Neben einer ‚optimistischen‘ und einer ‚pessimistischen‘ Variante wird auch eine mittlere Variante berechnet, welche einen Zwischenweg zwischen den beiden Extremen darstellt. Die im Abschnitt 1.1.4 berichteten Prognosen basieren auf der mittleren Variante. Prognosen für die Entwicklung der Bevölkerung können als Hochrechnung verstanden werden, die Auskunft darüber geben sollen, welche Entwicklung eintritt, „wenn kein Trendwechsel eingeleitet wird und alles so bleibt, wie es ist.“ (vgl. Reiners 2011: 59) Prognosen für einen längeren Zeitraum - bspw. über 50 Jahre oder länger - sind, auf Grund der Tatsache, dass „gesellschaft- lichen Strukturbrüchen und kulturellen Veränderungen nicht vorhergesehen werden können“ (ebd.: 60), von einer geringer Aussagekraft. 18

Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

2030 vorausberechnet. Den mit einer geringeren Bevölkerung in Zusammenhang stehenden Herausforderungen muss frühzeitig mit geeigneten Lösungsansätzen begegnet werden.

Abbildung 1.11: Prognose der Bevölkerungsentwicklung (2005 bis 2030) in M-V (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten von Scholz et al. 2010: 174 ff.

Neben einer Prognose der Entwicklung der Gesamtbevölkerung für eine Region kann eine Vorhersage der Entwicklung der Altersstruktur einen wichtigen Hinweis für die zukünftigen Probleme und Herausforderungen für Politik und Wirtschaft liefern. In Abb. 1.12 und 1.13 sind die Prognosen der Entwicklung der Bevölkerung nach Altersklassen für Mecklenburg- Vorpommern und den Landkreis Mecklenburg-Strelitz bis zum Jahr 2030 dargestellt. Grund- sätzlich werden drei wesentliche Veränderungen in den nächsten zwei Jahrzehnten erwartet:

(1) Der Anteil der Jugendlichen (Bevölkerung unter 20 Jahren) an der Gesamtbevölkerung wird sich verringern.

(2) Der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (Bevölkerung zwischen 20 und unter 65 Jahren) an der Gesamtbevölkerung wird sich verringern.

(3) Der Anteil der Bevölkerung im Alter von über 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung wird weiter zunehmen.

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Diese drei wesentlichen zu erwartenden Veränderungen betreffen nicht nur den Landkreis Mecklenburg-Strelitz, sondern auch das gesamte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Dennoch finden sich Unterschiede in dem Ausmaß der Veränderungen. Entgegen dem Jahr 2006, wo sich noch keine Unterschiede bezüglich des Anteils der unter 20-Jährigen in Meck- lenburg-Vorpommern und Mecklenburg-Strelitz finden lassen, ist gemäß der Prognose davon auszugehen, dass sich der Anteil der Jugendlichen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz, im Vergleich zum gesamten Bundesland, stärker verringern wird. Betrug der Anteil dieser Altersklasse im Jahr 2006 im Landkreis Mecklenburg-Strelitz und in Mecklenburg-Vorpom- mern noch jeweils circa 17%, findet sich bis zum Jahr 2030 eine unterschiedliche Entwick- lung (Abb. 1.12 und 1.13). Gegenüber dem Anteil der unter 20-Jährigen in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2030 (circa 14%) geht die Prognose davon aus, dass sich der Anteil der Jugendlichen (an der Ge- samtbevölkerung) im Landkreis Mecklenburg-Strelitz bis zum Jahr 2030 auf circa 9% verrin- gern wird. Eine ähnliche aber dennoch unterschiedlich starke Entwicklung wird auch für die Entwicklung des Anteils der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter prognostiziert. Gegenüber dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern in dem eine Verringerung des Anteils der Erwerbsfähigen von 62% auf 50% prognostiziert wird, wird davon ausgegangen, dass der Anteil der Bevölkerung im Alter von 20 bis unter 65 Jahren im Landkreis Mecklenburg- Strelitz stärker zurückgeht (2006: 62% auf 2030: 42%). In Bezug auf die Entwicklung des Anteils der über 65-Jährigen ist damit zu rechnen, dass sich der Anteil bis zum Jahr 2030 deutlich erhöhen wird. Im Basisjahr der Prognose lassen sich keine Unterschiede in Bezug auf den Anteil der über 65-Jährigen zwischen dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz feststellen. Im Bundes- land sowie auch im Landkreis gehört jeder fünfte Einwohner zu dieser Altersklasse. Bis zum Jahr 2017 verläuft die Entwicklung des Anteils der über 65-Jährigen in beiden Regionen in einem ähnlichen Ausmaß. Laut Prognose ist dann jeder vierte Einwohner in Mecklenburg- Vorpommern und Mecklenburg-Strelitz im Alter von über 65 Jahren (Abb. 1.14 und 1.15). Insbesondere im Zeitraum von 2018 bis 2030 steigt der Anteil der Bevölkerung dieser Alters- klasse in Mecklenburg-Strelitz, im Vergleich zum Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, deutlich stärker an. Für das Jahr 2030 wird davon ausgegangen, dass nahezu jeder zweite Einwohner des Landkreises Mecklenburg-Strelitz gegenüber jedem dritten Bewohner des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern älter als 65 Jahre alt ist.

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Abbildung 1.12: Prognose der Bevölkerungsentwicklung verschiedener Altersklassen für den LK MST 2005 bis 2030 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Statistischen Landesamtes M-V

Abbildung 1.13: Prognose der Bevölkerungsentwicklung verschiedener Altersklassen für das Bundesland M-V 2005 bis 2030 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Statistischen Landesamtes M-V

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1.2 Soziale Lage

1.2.1 Arbeit Bei der Untersuchung der Beschäftigungsstatistik muss grundsätzlich zwischen sozialver- sicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort und am Wohnort unterschieden werden. Am Arbeitsort tätige Beschäftigte umfassen alle Erwerbspersonen, die einer sozialversicherungs- pflichtigen Beschäftigung im Landkreis Mecklenburg-Strelitz nachkommen. Hierbei sind auch Erwerbspersonen eingeschlossen, die ihren Wohnsitz außerhalb des Landkreises haben. Die Statistik über die Anzahl der Beschäftigten am Wohnort gibt hingegen Auskunft über die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die ihren Wohnsitz im Landkreis Mecklenburg- Strelitz haben, unabhängig davon ob sie ihrer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im Landkreis nachkommen. In den Abb. 1.14 und 1.15 sind die Entwicklungen der Beschäf- tigten nach Wohn- und Arbeitsort im Landkreis Mecklenburg-Strelitz für den Zeitraum von 1998 bis 2010 dargestellt. Neben der Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig beschäf- tigten Personen lassen sich die geschlechtsspezifischen Entwicklungen für Männer und Frauen ablesen. Im Zeitraum von 1998 bis 2007 hat sich die Anzahl der im Landkreis sozialversicherungs- pflichtig beschäftigten Personen kontinuierlich verringert. Waren Ende der 90er Jahre noch nahezu 25.000 Menschen im Landkreis beschäftigt, liegt die Anzahl der sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten 2007 nur noch bei circa 16.500. In den letzten Jahren ist die Anzahl auf einem ähnlichen Niveau verblieben. Die Zahl der im Landkreis Mecklenburg-Strelitz Beschäftigten lag im Jahr 2010 mit circa 17.400 wieder ein wenig höher als in den Vorjahren (Abb. 1.14).

Abbildung 1.14: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort zum 30.06. im LK MST 1998 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des SIS-Online M-V

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Neben der Anzahl der am Arbeitsort beschäftigten Personen, mit der eine Aussage über den Landkreis als Wirtschaftsstandort möglich ist, kann die Anzahl der am Wohnort Beschäftigten zur Beurteilung der wirtschaftlichen Situation des Landkreises herangezogen werden. Im betrachteten Zeitraum (1998 bis 2010) finden sich die meisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis Mecklenburg-Strelitz Ende der 90er Jahre. Seit dem Höchststand im Jahr 1999 (31.323 Beschäftigte) verringerte sich die Anzahl bis zum Jahr 2005 kontinuier- lich auf circa 25.700. In den letzten Jahren hat sich die Anzahl wieder geringfügig erhöht. Zuletzt waren circa 26.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (2010) im Landkreis Mecklenburg-Strelitz wohnhaft (Abb. 1.15).

Abbildung 1.15: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort zum 30.06. im LK MST 1996 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des GENESIS-Online

Mittels der Anzahl der im Landkreis Mecklenburg-Strelitz wohnhaften Personen, die einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung außerhalb der Landkreisgrenzen nachkommen (Auspendler) und der nicht im Landkreis wohnhaften aber sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten (Einpendler) kann das Pendlersaldo errechnet werden. In Abb. 1.16 sind die Ent- wicklungen der Aus- und Einpendler sowie des Pendlersaldos für den Landkreis Mecklen- burg-Strelitz für den Zeitraum zwischen 1999 und 2008 dargestellt. In allen hier betrachteten Jahren lag die Anzahl der Auspendler deutlich über dem der Einpendler. Im Zeitraum zwi- schen 1999 und 2005 ist die Anzahl der Einpendler kontinuierlich gesunken, stieg aber zwi- schen 2006 und 2008 wieder auf das Niveau des Jahres 2004 an. Im Jahr 2008 pendelten somit circa 4.900 Menschen über die Grenzen des Landkreises zu ihrer Arbeitsstelle. Die Zahl der Auspendler hat sich im Zeitverlauf kontinuierlich erhöht. Pendelten 1999 noch circa 12.000 Menschen, um einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachzukommen, waren es im Jahr 2008 mit circa 14.500 deutlich mehr. In allen hier betrachteten Jahren lag somit die Anzahl der Auspendler deutlich über der der Einpendler. Das aus den Ein- und Auspendlern errechnete Pendlersaldo hat sich, mit Ausnahme von 2002, in jedem Jahr ver- größert. 23

Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Abbildung 1.16: Ein- und Auspendler sowie Pendlersaldo des LK MST 1999 bis 2008

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Fachbereichs für Wirtschaftsförderung des LK MST

Im Folgenden soll die Entwicklung der Anteile der einzelnen Wirtschaftssektoren bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (am Wohnort) im Landkreis Mecklenburg-Strelitz näher untersucht werden. Im Vergleich zum Jahr 2000 waren 2010 im Landkreis Mecklen- burg-Strelitz zunächst deutlich weniger Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, wobei hierbei berücksichtigt werden muss, dass sich die Anzahl der Personen im erwerbs- fähigen Alter in diesem Zeitraum verringert hat. Im Gegensatz zum Jahr 2000, in dem noch 33.748 erwerbstätige Personen im Landkreis lebten, hat sich die Anzahl der Erwerbstätigen auf 26.490 Beschäftigte im Jahr 2010 verringert. Im Vergleich zum Tiefstand aus dem Jahr 2005 (25.712 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) ist die Anzahl der Beschäftigten bis zum Jahr 2008 (26.739 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) wieder geringfügig gestie- gen. Die Anzahl der im Dienstleistungssektor Beschäftigten hat sich in den zurückliegenden 14 Jahren nur unwesentlich verändert. Wie auch schon im Jahr 2000 waren auch 2010 circa 20.000 Personen im Tertiärsektor tätig. Eine davon abweichende Entwicklung findet sich in den anderen Beschäftigungssektoren. So hat sich die Anzahl der im produzierenden Gewerbe tätigen Personen in den zurückliegenden 10 Jahren deutlich verringert. Zählten im Jahr 2000 noch circa 7.700 sozialversicherungspflichtig Beschäftige zum Sekundärsektor, waren im Jahr 2005 nur noch circa 5.400 Beschäftigte im produzierenden Gewerbe tätig. Seit dem Jahr 2005 hat sich die Anzahl der in diesem Sektor Beschäftigten wieder geringfügig erhöht (Abb. 1.17). Gleiches findet sich auch bei der Betrachtung des Primärsektors. Gegenüber dem Jahr 2000, in denen noch circa 3.100 Beschäftigte in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft tätig waren, ist die Anzahl der in diesem Sektor Beschäftigten in den Folgejahren auf circa 1.000 Beschäftigte gesunken (Abb. 1.17).

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Abbildung 1.17: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort nach Wirt- schaftssektoren im LK MST 2000 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Fachbereichs für Wirtschaftsförderung des LK MST

Neben der Betrachtung der absoluten Anzahl der in den verschiedenen Sektoren Beschäftigten lässt sich auch in der Betrachtung der relativen Anteile der einzelnen Sektoren eine konstante Entwicklung in den zurückliegenden Jahren ablesen. Hierbei bleibt die Entwicklung der ins- gesamt Beschäftigten unberücksichtigt. Es werden lediglich die prozentualen Anteile der ein- zelnen Wirtschaftssektoren an der Gesamtzahl der in einem Jahr Beschäftigten betrachtet. Wie auch in den zurückliegenden Jahren war auch im Berichtsjahr 2010 der überwiegende Anteil der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Dienstleistungssektor tägig. Der prozentuale Anteil dieses Sektors liegt seit der Jahr 2005 relativ konstant bei circa 74%. Waren im Jahr 2000 noch circa 65% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Dienstleistungssektor beschäftigt, gingen im Berichtsjahr 2010 circa 74% der Beschäftigten einer Erwerbstätigkeit in diesem Sektor nach. Dementgegen hat sich der Anteil der im produ- zierenden Gewerbe Tätigen sowie der Anteil der im Primärsektor Beschäftigten über die Jahre verringert. Waren im Jahr 2000 noch circa 25% der Beschäftigten im sekundären und circa 10% im primären Sektor tätig, hat sich der Anteil dieser beiden Wirtschaftssektoren im Jahr 2010 auf circa 22% (produzierendes Gewerbe) bzw. circa 4% (Land-, Forst- und Fischerei- wirtschaft) verringert.

1.2.2 Arbeitslosigkeit Im Zeitraum von 1998 bis 2004 hat sich die Anzahl der Arbeitslosen im Landkreis Mecklen- burg-Strelitz von circa 8.500 auf circa 11.200 erhöht. In den Folgejahren (2005 bis 2009) ist die Anzahl auf circa 6.100 im Jahr 2009 gesunken. Im Jahr 2010 lag die Anzahl der Arbeits- losen mit circa 6.300 wieder auf einem geringfügig höheren Niveau. Ein Vergleich der Arbeitslosenquoten des Landkreises Mecklenburg-Strelitz, Mecklenburg- Vorpommerns und der des gesamten Bundesgebiets zeigen deutliche Unterschiede. Über den 25

Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt gesamten hier betrachteten Zeitraum liegt die Arbeitslosenquote in den nordostdeutschen Regionen über dem bundesdeutschen Durchschnitt. Die Entwicklung der Arbeitslosenquote des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommerns und des Landkreises Mecklenburg-Strelitz verläuft relativ parallel. Im Jahr 2010 konnte kein Unterschied zwischen den Arbeitslosen- quoten des Landkreises Mecklenburg-Strelitz (14,2%) und dem Bundesland Mecklenburg- Vorpommern (14,0%) festgestellt werden (Abb. 1.18).

Abbildung 1.18: Arbeitslosenquote von allen zivilen Erwerbspersonen im LK MST, M-V und der BRD 2001 bis 2010 (Jahresdurchschnitt in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Statistischen Landesamtes M-V (LK MST) und der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (M-V und BRD)

Im Zeitraum zwischen dem Jahr 1997 bis 2004 hat sich der Anteil der Langzeitarbeitslosen von 27,1 % auf 47,4 % erhöht. Seit 2005 hat sich der Anteil der Langzeitarbeitslosen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz, entgegen dem bundesweiten Trend, kontinuierlich verrin- gert. Im Berichtsjahr 2010 waren 21,1% der Arbeitslosen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz länger als 12 Monate arbeitslos. Die Entwicklung des Anteils der Langzeitarbeitslosen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz entspricht somit weitgehend der Entwicklung in den neuen Bundesländern (NBL) zwischen den Jahren 1997 und 2009. Ausgehend von einem Anteil von 27,8% im Jahr 1997 hat sich in den NBL der Anteil der Langzeitarbeitslosen bis zum Jahr 2004 (45,0%) stetig erhöht. In den Folgejahren (2005 bis 2009) verringerte sich der Anteil der Arbeitslosen, die länger als 12 Monate arbeitslos waren, wieder auf 21,4% im Jahr 2009. Bei der Betrachtung der Arbeitslosenquoten der verschiedenen Monate des Jahres 2010 findet sich der Höchststand in den Monaten Januar bis März. In diesen Monaten lag der Anteil der arbeitslosen Bevölkerung bezogen auf die gesamte zivile Erwerbsbevölkerung zwischen 17,0% und 17,4%. In den Monaten April bis Oktober sank die Arbeitslosenquote kontinuier- lich und erreichte mit 11,2% im Monat Oktober seinen Jahrestiefstand. In den letzten beiden Monaten des Jahres steigt die Arbeitslosenquote wieder auf 12,0% (November) bzw. 15,1% (Dezember) an. Parallel zu den Veränderungen der Arbeitslosenquote finden sich auch deut-

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt liche Unterschiede bezüglich des Anteils der Langzeitarbeitslosen in den einzelnen Monaten eines Jahres. Zu Beginn des Jahres (Januar bis März) lag der Anteil der Arbeitslosen, die länger als 12 Monate arbeitslos sind, bei circa 22%. In den Monaten April bis Oktober, in denen die Arbeitslosenquote insgesamt sank, erhöhte sich der Anteil der Langzeitarbeitslosen auf bis zu 26%. Der höhere Anteil der Langzeitarbeitslosen spricht dafür, dass insbesondere Arbeitslose, die weniger als 12 Monate arbeitslos sind, von der saisonalen Beschäftigung pro- fitieren können, was dem bundesweiten Trend entspricht.

Abbildung 1.19: Geschlechtsspezifischer Verlauf der Arbeitslosenquote im LK MST im Jahr 2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Bundesagentur für Arbeit

Neben den Unterschieden bezüglich der Arbeitslosenquote zwischen den einzelnen Monaten eines Jahres finden sich im Laufe eines Jahres auch unterschiedlich starke Schwankungen der Arbeitslosenquoten bei Männern und Frauen. Im Jahresdurchschnitt (2010) liegt die Arbeits- losenquote von allen zivilen Erwerbspersonen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz bei 14,2%. Der Anteil der erwerbslosen Männer liegt dabei mit 14,9% geringfügig über dem der Frauen (13,3%). Ein Vergleich der Schwankung der Arbeitslosenquote während des Jahres 2010 zeigt dennoch weitaus deutlichere Differenzen zwischen Männern und Frauen. Während die Arbeitslosenquote der Frauen lediglich zwischen 11,3% (Oktober) und 15,5% (Januar) schwankt (4,2%), findet sich in Bezug auf die Arbeitslosenquote der Männer im Landkreis Mecklenburg-Strelitz ein größerer Unterschied zwischen dem Monat mit der geringsten (11,2% im Oktober) und dem Monat mit der höchsten (19,2% im Februar) Arbeitslosenquote (Schwankung: 8,0%). Dem zu Folge profitieren männliche Erwerbslose in einem höheren Maße von der saisonalen Beschäftigung in den Monaten April bis Oktober. Demgegenüber ist die weibliche Erwerbslosigkeit weniger stark von saisonalen Schwankungen beeinflusst (Abb. 1.19). Im Jahr 2010 betrug die Arbeitslosenquote (von allen zivilen Erwerbspersonen) in Deutsch- land 7,7%. Es fanden sich nach wie vor deutliche Unterschiede zwischen den neuen (12,0%)

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt und den alten Bundesländern (6,6%). Somit betrug die Arbeitslosenquote im alten Bundes- gebiet nahezu nur die Hälfte (vgl. Statistisches Bundesamt 2011). Die Arbeitslosenquoten im Jahr 2010 lagen wieder deutlich unter dem hohen Niveau aus dem Jahr 2005 (ABL: 9,9%; NBL: 18,7%). Die höchste Arbeitslosenquote fand sich im Jahr 2010 mit 13,6% in Berlin. Nur unwesentlich geringer ist der Anteil der Erwerbslosen in Mecklenburg-Vorpommern (12,7%), Sachsen-Anhalt (12,5%), Bremen (12,0%) und Sachsen (11,9%). In den weiteren neuen Bundesländern lag die Arbeitslosenquote gleicher Maßen über dem bundesdeutschen Durchschnitt (Brandenburg 11,1%; Thüringen 9,8%). In den alten Bundesländern fand sich in den nördlichen und westlichen Bundesländern eine höhere Erwerbslosenquote als im Süden (Saarland und Schleswig-Holstein jeweils 7,5%, Nordrhein-Westfalen 8,7%, Hamburg 8,8%). Die geringsten Arbeitslosenquoten fanden sich im Jahr 2010 mit 4,5% bis 6,4% in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen. Auch innerhalb Mecklenburg-Vorpommerns fanden sich, in Bezug auf die Arbeitslosenquote, zwischen den einzelnen Landkreisen deutliche Unterschiede. Die niedrigsten Arbeitslosen- quoten fanden sich in den Landkreisen Bad Doberan (10,4%), Ludwigslust (10,8%), Nord- westmecklenburg (12,5%) und Parchim (12,8%). Geringfügig höher lag der Anteil der Er- werbslosen in den Landkreisen Rügen (13,7%) und Müritz (14,0%). Einen im Vergleich zu Mecklenburg-Vorpommern (14,9%) überdurchschnittlich hohen Anteil an Erwerbslosen wie- sen die Landkreise Güstrow (15,9%), Nordvorpommern (16,4%) und Ostvorpommern (17,2%) auf. Insbesondere in den kreisfreien Städten (Schwerin, Rostock, Greifswald, Neu- brandenburg, Wismar und Stralsund) lag der Anteil der Erwerbslosen mit 15,1% bis 17,6% über dem Landesdurchschnitt. Die höchsten Arbeitslosenquoten fanden sich in den Land- kreisen Uecker-Randow (18,9%) und Demmin (20,1%). Mecklenburg-Strelitz lag 2010 mit 14,2% im Bereich oberhalb des Landesdurchschnitts.

1.2.3 Einkommen und Armutsquote Das verfügbare Einkommen, das einer Bevölkerung zur Verfügung steht, kann als ein Indi- kator für den Wohlstand einer Region herangezogen werden. In Abb. 20 ist das verfügbare Haushaltseinkommen für den Landkreis Mecklenburg-Strelitz, Mecklenburg-Vorpommern und das gesamte Bundesgebiet für die Jahre 1995 bis 2008 dargestellt. In Bezug auf das einem Haushalt zur Verfügung stehende Einkommen fanden sich deutliche Unterschiede zwi- schen den einzelnen Regionen. Über die gesamte hier betrachtete Zeitspanne lag das verfüg- bare Einkommen der privaten Haushalte in Mecklenburg-Vorpommern und ebenso im Land- kreis Mecklenburg-Strelitz deutlich unterhalb des durchschnittlichen Einkommens in der Bundesrepublik Deutschland. Insgesamt ist das verfügbare Einkommen in den letzten 15 Jahren kontinuierlich angestiegen. Hatte ein Bundesbürger im Jahr 1995 noch durchschnitt- lich 14.547 Euro pro Jahr zur Verfügung, sind es im Jahr 2008 mit durchschnittlich 18.974 Euro fast 4.500 Euro mehr. Parallel zu dieser bundesweiten Entwicklung hat sich auch das verfügbare Einkommen der Bevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern deutlich erhöht. Die Differenz zwischen dem gesamten Bundesgebiet und Mecklenburg-Vorpommern beträgt 2008, wie auch schon 1995, circa 4.000 Euro (Abb. 1.20). Für den Landkreis Mecklenburg-Strelitz fand sich eine vom

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Bundesland Mecklenburg-Vorpommern abweichende Entwicklung. Im Zeitraum von 1995 bis 2002 lag das durchschnittlich verfügbare Einkommen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz unter dem in Mecklenburg-Vorpommern verfügbaren Einkommen. In den darauf folgenden Jahren hat sich das verfügbare Einkommen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz, im Vergleich zum Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, im Zeitraum von 2003 bis 2008 deutlich stärker erhöht. Im Jahr 2008 lag das verfügbare Einkommen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz mit 16.486 Euro deutlich über dem im gesamten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern zur Ver- fügung stehenden Einkommen (14.944 Euro).

Abbildung 1.20: Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte je Einwohner im LK MST, M-V und der BRD 1995 bis 2008 (in Euro)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des GENESIS-Online

Neben dem durchschnittlichen Einkommen, das einer Bevölkerung einer bestimmten Region zur Verfügung steht, kann die Ermittlung des Anteils der in Armut lebenden Bevölkerung dazu beitragen, zu einem besseren Verständnis bezüglich regionaler Unterschiede sozialer Ungleichheit zu gelangen. Als arm gelten definitionsgemäß Menschen, die weniger als 60% des durchschnittlichen äquivalenzgewichteten Einkommens zur Verfügung haben (‚Armuts- risiko-Schwelle‘ vgl. Martens 2009: 7). Im ersten Armutsatlas aus dem Jahr 2009 (ebd.: 7) wurden die Armutsquoten für die 97 Raumordnungsregionen Deutschlands auf Grundlage der Ergebnisse des Mikrozensus 2007 errechnet. Der Mikrozensus ist eine durch die Statistischen Ämter seit dem Jahr 1957 durchgeführte repräsentative Befragung deutscher Haushalte (seit 1991 auch in den neuen Bundesländern). Hierbei wird jährlich 1% aller Haushalte befragt, was circa 390.000 Haushalten und 830.000 Personen entspricht (ebd.: 5). Für das Jahr 2007 betrug die Armutsquote für das gesamte Bundesgebiet 14,3%, wobei sich deutliche Unter- schiede zwischen den alten (12,9%) und neuen Bundesländer (19,5%) zeigten (ebd.: 8). Auch innerhalb der alten Bundesländer konnte ein deutliches Gefälle ausfindig gemacht werden. Die Armutsquote in den südlichen Bundesländern (Hessen, Baden-Württemberg, Bayern) lag mit 10,8% noch einmal deutlich unter der Region des Nordwestens (14,6%). Wie aus Abb. 1.28 ersichtlich wird, zählt Mecklenburg-Vorpommern sowie auch die Raumordnungsregion

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Mecklenburger Seenplatte (Armutsquote 2007: 24,6%) zu den Regionen mit der höchsten Armutsquote in der Bundesrepublik Deutschland (Abb. 1.21).

Abbildung 1.21: Armutsquoten in der BRD nach Bundesländern und Raumordnungsregionen 2007

Quelle: Eigene Darstellung nach Martens 2009

1.2.4 Öffentliche Sozialleistungen Unter Transferleistungen werden Geld- oder Sachleistungen verstanden, die keine direkte Gegenleistung des Begünstigten erfordern, sondern nach Bedürftigkeit erfolgen. Grundsätz- lich lassen sich Arbeitslosengeld II (Hartz IV), Sozialhilfe, Ausbildungshilfen (BAFÖG), Elterngeld, Kindergeld und Wohngeld unterscheiden. Informationen über die Größenordnun- gen der in einer Region gezahlten Transferleistungen können einen Aufschluss über soziale Probleme geben und somit ein hilfreicher Indikator für die Beschreibung gesellschaftlicher Probleme sein.

1.2.4.1 Sozialhilfe In den Jahren 1994 bis 1996 fanden sich keine bzw. nur geringe Unterschiede zwischen dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz in Bezug auf den Anteil der Sozialhilfeempfänger. Mit jeweils circa 16 bis 20 Sozialhilfeempfängern pro 1000 Einwohner lag der Anteil deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 28 bis 33 Empfängern pro 1000 Einwohner. Im Zeitraum von 1997 bis 2001 hat sich der Anteil der Sozialhilfeempfänger im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern dem Bundesdurchschnitt angenähert (circa 30 Sozialhilfeempfänger pro 1000 Einwohner). Dementgegen blieb der Anteil im Landkreis Mecklenburg-Strelitz auf einem niedrigeren Niveau (circa 24 Sozial- hilfeempfänger pro 1000 Einwohner). In den Jahren 2002 bis 2004 hat sich der Anteil der Sozialhilfeempfänger im Landkreis Mecklenburg-Strelitz dem Bundesdurchschnitt angepasst. 30

Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Wie auch in der gesamten Bundesrepublik lag der Anteil der Sozialhilfeempfänger auch in Mecklenburg-Strelitz bei circa 35 Sozialhilfeempfängern pro 1000 Einwohner. Im gleichen Zeitraum hat sich der Anteil der Sozialhilfeempfänger in Mecklenburg-Vorpommern auf nahezu 41 pro 1000 Einwohner erhöht. Auf Grund der sogenannten Hartz IV Gesetze, welche mit dem 01. Januar 2005 wirksam wurden, hat sich der Anteil der Bevölkerung, die eine Anspruchsgrundlage auf Sozialhilfe mit laufender Hilfe zum Lebensunterhalt haben, deutlich verringert. Der überwiegende Teil der Bevölkerung, die bis zum 31. Dezember 2004 noch Leistungen der Sozialhilfe erhalten hat, bekam ab dem 01. Januar 2005 Arbeitslosengeld II. Im Jahr 2009 fand sich kein Unterschied zwischen der Anzahl der Sozialhilfeempfänger im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz (jeweils circa 5 Sozialhilfeempfänger pro 1000 Einwohner). Im gesamten Bundesgebiet liegt der Anteil geringfügig niedriger (4 Sozial- hilfeempfänger pro 1000 Einwohner).

1.2.4.2 Wohngeld Für den Zeitraum von 1994 bis 2004 finden sich nur geringe Unterschiede zwischen dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz in Bezug auf die Anzahl der Haushalte, die Wohngeld erhielten. Lediglich im Jahr 1994 lag die Anzahl in Mecklenburg-Vorpommern mit circa 141 Haushalten pro 1000 Haushalten über der Anzahl im Landkreis Mecklenburg-Strelitz (125 Haushalte pro 1000 Haushalte). Im Zeitraum von 1994 bis 1996 ist in beiden Regionen die Anzahl der Haushalte, die Wohngeld erhalten haben, deutlich gesunken. Gegenüber 1994, wo noch 125 bzw. 141 Haushalte pro 1000 Haushalte Wohngeld erhielten, betrug die Anzahl 1996 nur noch circa 98 Haushalte pro 1000 Haushalte. In den folgenden Jahren (1997 bis 2004) konnte für Mecklenburg-Vorpommern sowie parallel auch im Landkreis Mecklenburg-Strelitz ein deutlicher Anstieg der Anzahl der Haushalte, die Wohngeld erhalten haben, beobachtet werden. Im Jahr 2004 erhielten circa 160 Haushalte pro 1000 Haushalten in Mecklenburg-Vorpommern und im Landkreis Mecklenburg-Strelitz Wohngeld, was somit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von circa 89 Haushalten pro 1000 Haushalten lag. Wie auch bei der Sozialhilfe verringerte sich nach der Einführung des Arbeitslosengeldes II auch der Anteil der Wohngeldempfänger ab dem Jahr 2006 deutlich. In den Jahren 2006 bis 2008 erhielten in Mecklenburg-Vorpommern sowie im Landkreis Mecklenburg-Strelitz nur noch 32 bis 35 Haushalte pro 1000 Haushalte Wohngeld. Im Vergleich zum gesamten Bundesgebiet (15 Haushalten pro 1000 Haushalte) liegt der Anteil der Haushalte, die Wohn- geld erhielten, damit deutlich höher. Im Jahr 2009 erhielten, im Vergleich zu den Vorjahren, in Mecklenburg-Vorpommern (44 Haushalte pro 1000 Haushalte) und im Landkreis Meck- lenburg-Strelitz (43 Haushalte pro 1000 Haushalte) wieder mehr Haushalte Wohngeld.

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

1.2.4.3 Elterngeld Im Jahr 2009 erhielten im Landkreis Mecklenburg-Strelitz 671 Personen Elterngeld, wobei 82,9% Frauen und lediglich 17,1% Männer waren. Im Vergleich zum Jahr 2007 (530) hat sich die Gesamtanzahl der Elterngeldempfänger erhöht. Der Anteil der Männer an den Eltern- geldempfängern lag im Jahr 2009 (17,1%) deutlich über dem Anteil des Jahres 2007 (9,1%), was der Entwicklung in den zurückliegenden Jahren im Bundesland Mecklenburg-Vorpom- mern entspricht (Tab. 1.2) Grundlage der Berechnungen des Elterngeldes waren der Ersatz von Erwerbseinkommen (§ 2 BEEB Abs. 1), Geringverdienstzuschlag (§ 2 BEEB Abs. 2), eine Reduzierung des Einkom- mens (§ 2 BEEB Abs. 3) sowie ein Mindestbetrag (§ 2 BEEB Abs. 5). Im Landkreis Meck- lenburg-Strelitz lassen sich für das Jahr 2009, im Vergleich zum Bundesland Mecklenburg- Vorpommern, keine Unterschiede bezüglich des Anteils verschiedener Rechtsgrundlagen für Elterngeld finden (Tab. 1.2). Auch in Bezug auf die voraussichtliche Dauer des Elterngeldes fanden sich keine Unterschiede zwischen Landkreis und Bundesland. Der überwiegende Teil der Eltern (circa 75%) beantragten eine Bezugsdauer von 7 bis 12 Monaten, 20% eine Be- zugsdauer von bis zu 6 Monaten und lediglich circa 3% eine Bezugsdauer von 13 bis 14 Monaten. Im Vergleich zu Jahr 2007 hat sich im Landkreis Mecklenburg-Strelitz sowie Mecklenburg-Vorpommern der Anteil derjenigen, die eine voraussichtliche Bezugsdauer des Elterngeldes von bis zu 6 Monaten beantragten, erhöht sowie der Anteil von Eltern, die ein Bezugsdauer von 7 bis 12 Monaten beantragten, verringert (Tab. 1.2).

Tab. 1.2: Elterngeld in M-V und im LK MST 2007 und 2009 Grundlage der Berechnung des Davon voraussichtliche davon zustehenden Monatsbetrages Bezugsdauer des

(§ 2 BEEB)* Elterngeldes

-

-

.1)

-

(Abs. 5) (Abs.

Insgesamt männlich weiblich Erwerbs von Ersatz (Abs einkommen Geringverdienst 2) (Abs. zuschlag Ein des Reduzierung 3) (Abs. kommens Mindestbetrag Monaten 6 zu bis Monate 12 bis 7 Monate 14 13 bis

2007 LK MST n 48 482 141 162 34 243 43 478 9 in% 9,1 90,9 26,6 30,6 6,4 45,8 8,1 90,2 1,7 Mecklenburg-Vorpommern n 1.055 10.519 2.939 3.372 781 5.631 979 10.150 445 in% 9,1 90,9 25,4 29,1 6,7 48,7 8,5 87,7 3,8

2009 LK MST n 115 556 210 187 18 294 144 505 22 in% 17,1 82,9 31,3 27,9 2,7 43,8 21,5 75,3 3,3 Mecklenburg-Vorpommern n 2.737 12.387 4.811 4.255 447 6.540 3.089 11.558 477 in% 18,1 81,9 31,8 28,1 3,0 43,2 20,4 76,4 3,2 * Die Summe überschreitet die 100,0%, da gleichzeitig mehrere Berechnungsgrundlagen vorliegen können. Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des SIS-Online M-V

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

1.3 Umwelt Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehen davon aus, dass in den hoch entwickelten Ländern Nord- und Westeuropas bis zu zehn Prozent der Gesundheitsstörungen auf Einflüsse durch die Umwelt zurückgeführt werden können (vgl. WHO 2002 zit. n. RKI 2006: 91). Unter dem dieser Einschätzung zu Grunde liegenden weitgefassten Umweltbegriff werden neben der Luft- und Wasserqualität, Strahlung, Lärm, Wohnverhältnisse, Unfälle und Klimawandel verstanden (vgl. RKI 2006: 91). Aufgabe des Gesundheitsamtes ist u.a. die Kontrolle verschiedener die Umwelt betreffender Grenzwerte, da eine dauerhafte Über- schreitung der für die allgemeinen Umweltfaktoren Luft, Wasser und Boden festgeschriebe- nen Grenzwerte gesundheitliche Folgen nach sich ziehen würden. Im Folgenden werden exemplarisch Ergebnisse der Messungen und Kontrollen zur Qualität des Trinkwassers und des Badewassers vorgestellt. Des Weiteren beschäftigt sich der Bericht mit der Problematik der Raumakustik in Kindereinrichtungen und Schulen und gibt einen Überblick über das Vorkommen von Gesundheits-, Vorrats- und Materialschädlingen und Lästlingen im Landkreis MST.

1.3.1 Trinkwasser Wasser ist ein unersetzbar wichtiger Stoff, den alle Lebewesen für ihre Existenz benötigen (vgl. Seyfarth/ Soiné 2000: 96). Trinkwasser ist Wasser, das zum Trinken, zum Kochen, zur Zubereitung von Speisen und Getränken oder zu häuslichen Zwecken, wie Körper- oder Wäschereinigung, bestimmt ist: Eine allgemeine Definition über die Eigenschaften von Trinkwasser ist in der Deutschen Industrienorm (DIN) 2000 enthalten4. Demnach muss sich Trinkwasser an den Eigenschaften „eines aus genügender Tiefe und […] durch ausreichend filtrierende Schichten gewonnenem Grundwassers einwandfreier Beschaffenheit orientieren“ (DIN 2000 zit. n. Grohmann et al. 2002: 659). Gemäß § 4 TrinkwV2001 muss Wasser für den menschlichen Gebrauch frei von Krankheitserregern, genusstauglich und rein sein.

1.3.1.1 Trinkwasserversorger Bezüglich der Trinkwasserversorgung muss zwischen zentraler Wasserversorgung (ZWVA), d.h. Anlagen mit einer Wasserabgabe von mehr als 1000m3 pro Jahr und Kleinanlagen mit einer jährlichen Wasserabgabe von weniger als 1000m3, unterschieden werden. Die Kleinanlagen kann man wiederum in Anlagen, die lediglich der eigenen Versorgung dienen – im weiteren EWVA genannt - und Anlagen mit Abgabe an Dritte – im weiteren EZWVA genannt – unterteilen. Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz wurden im Jahr 2010 mehr als 99% der Bevölkerung überwiegend durch sogenannte zentrale Wasserversorgungsanlagen mit Trinkwasser versorgt. Diese befinden sich im Landkreis oder es erfolgt eine Fremdversorgung über Wasserwerke aus anderen Kreisen, z.B. erhalten die Orte , Ihlenfeld, , Podewall,

4 Bei der DIN 2000 handelt es sich um die grundlegende Norm der deutschen Wasserversorgung. Die über- arbeitete Version hat den Titel „Zentrale Trinkwasserversorgung – Leitsätze für Anforderungen an Trinkwasser, Planung, Bau, Betrieb und Instandhaltung der Anlagen“ (vgl. Seyfarth/ Soiné 2000: 22). 33

Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Trollenhagen Trinkwasser u.a. aus dem Wasserwerk Neubrandenburg. Nur ein sehr geringer Anteil der Bevölkerung des Landkreises (weniger als 0,5%) versorgt sich mit Trinkwasser aus Kleinanlagen. Auf Grund dessen, dass der Anschlussgrad an die zentrale Wasserversorgung in Mecklenburg-Strelitz sehr hoch ist, dienen die Kleinanlagen überwiegend der Versorgung einzeln stehender Wohnhäuser, Bungalows, Ferienhäuser, Campingplätzen oder Hotels, die sich abseits einer Ortschaft befinden. Wie auch im Jahr 2004 waren dem Gesundheitsamt Mecklenburg-Strelitz im Berichtsjahr 2010 insgesamt 192 Kleinanlagen zur Trinkwasserversorgung bekannt. Hierbei besteht aller- dings das Problem, dass vermutlich nicht alle Anlagen, zum Beispiel in Bungalowsiedlungen, dem Gesundheitsamt angezeigt werden. Die Trinkwasserversorgung von 99,5% der Bevölkerung des Landkreises Mecklenburg- Strelitz wurde durch fünf große Wasserversorger sichergestellt. Hierzu gehörten neben dem Wasser- und Abwasserzweckverband Strelitz (25,8%) und den Stadtwerken Neustrelitz (26,8%), die jeweils circa ein Viertel der Einwohner des Landkreises mit Trinkwasser belie- ferten, die Neubrandenburger Stadtwerke (17,8%), der Zweckverband für Wasserver- und Abwasserentsorgung Strasburg (13,7%) und der Wasser- und Abwasserzweckverband Fried- land (15,2%). Lediglich ein geringer Anteil der Einwohner des Landkreises (0,7%) wurde durch andere Wasserversorger mit Trinkwasser beliefert. In Abbildung 1.23 ist die Ver- sorgung der Gemeinden und Orte im Landkreis Mecklenburg-Strelitz durch die verschiedenen Wasserwerke dargestellt. Hierbei ist der Legende zu entnehmen, welche Gemeinden bzw. Orte durch welches Wasserwerk versorgt werden.

Abbildung 1.22: Anteil der durch die Wasserversorger im LK MST versorgten Bevölkerung 2008

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Abbildung 1.23: Schematische Darstellung der Wasserwerke im LK MST(Stand 2010)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

1.3.1.2 Trinkwasserqualität Die in regelmäßigen Abständen durchgeführte Prüfung und Beprobung des Trinkwassers ob- liegt den jeweiligen Betreibern der Wasserversorgungsanlagen, wobei durch das Gesundheits- amt umfassende Überwachungsmaßnahmen durchzuführen sind (IfSG 2000; TrinkwV 2001).In den gesetzlichen Grundlagen – dem Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (IfSG 2000) und der Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch (TrinkwV 2001) – sind neben Qualitätsanforderungen die Überwachungsumfänge und Überwachungszeiträume festgelegt. Bei den regelmäßigen Überprüfungen der zentralen Trinkwasserversorgung werden durch die zuständigen Stellen mehr als 40 verschiedene Parameter untersucht. Neben der Koloniezahl und dem pH-Wert werden hierbei auch die Konzentration von Schwermetallen (bspw. Kupfer und Quecksilber) und Pflanzenschutzmitteln überprüft. Der Untersuchungszeitraum richtet sich nach der jährlichen Wasserabgabe, weshalb in der zentralen Wasserversorgung jährlich mehrere bakteriologische und mindestens eine oder gar mehrfach umfassende chemische Untersuchungen erforderlich sind. Für die Kleinanlagen kann der Abstand der Untersu- chungen gemäß Trinkwasserverordnung auf 3 Jahre ausgedehnt werden. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Analytik und Überwachung ist zudem die Prüfung der Trinkwasserhausinstallationen. Wie im Jahr 2004 kann auch für die Jahre 2006 bis 2010 festgestellt werden, dass die Trink- wasserversorgung hinsichtlich der baulich-technischen Voraussetzungen, der Versorgungs- sicherheit und der Qualität des abgegebenen Wassers einen hohen Stand erreicht hat. Das durch die zentralen Wasserversorger bereitgestellte Trinkwasser weist eine sehr gute Qualität auf. Wie in den Vorjahren wurden auch im Berichtsjahr 2010 die erforderlichen mikrobiologi- schen, physikalischen und chemischen Parameter überprüft. Im Folgenden werden ausge- wählte Ergebnisse der mikrobiologischen und chemischen Untersuchungen vorgestellt.

1.3.1.2.1 Mikrobiologische Parameter Nachfolgend werden beispielhaft die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen der Koloniezahl, der coliformen Keime sowie der Legionellen erläutert.

Koloniezahl Die Koloniezahl dient als Indikatorparameter, der routinemäßig zu untersuchen ist (vgl. Mutschmann/Stimmelmayr 2007: 171). Entsprechend der TrinkwV liegen die Grenzwerte bei einer Temperatur von 22C bzw. 36C bei 100 KBE (Koloniebildende Einheit) pro ml. Die Ursachen für auffällige Messwerte können vielfältig sein. Neben Rohrbrüchen, Neuan- schlüssen oder Verunreinigungen der Wassererfassung können auch lange Standzeiten in den Leitungssystemen zu erhöhten Koloniezahlen im Trinkwasser führen.

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Abbildung 1.24: Trinkwasseruntersuchungen zentraler Wasser- versorger und Kleinanlagen auf Koloniezahl bei 20°C und 36°C im LK MST 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

In den zurückliegenden Jahren wurden jährlich zwischen 323 (2009) und 480 (2006) Unter- suchungen der Koloniezahl im Trinkwasser der zentralen Wasserversorger durchgeführt. Hierbei wurde die Koloniezahl in den Trinkwasserproben bei 20C sowie bei 36C bestimmt. Im Berichtsjahr 2010 wurde bei 0,27% (Koloniezahl bei 20C) bzw. 1,07% (Koloniezahl bei 36C) der jeweils 371 Beprobungen eine Beanstandung festgestellt (Abb. 1.24). Der Anteil der in Bezug auf die Koloniezahl beanstandeten Proben lag somit auf einem sehr niedrigen Niveau. Der bezüglich der Koloniezahl (bei 20C) höchste Anteil an beanstandeten Proben aus zentralen Wasserversorgungsanlagen wurde mit 3,47% im Jahr 2008 festgestellt. Hin- sichtlich der Koloniezahl bei 36C war der Anteil der beanstandeten Proben in den zurück- liegenden fünf Jahren mit einer bis vier Proben sehr gering (Tab. 1.3). Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Untersuchung der Kleinanlagen. Hinsichtlich des Para- meters „Koloniezahl bei 20°C“ gab es im Jahr 2010 weder bei den untersuchten EWVA (55 Proben) noch den EZWVA (47 Proben) Beanstandungen. Gleiches gilt bei den EWVA auch für die Keimzahl 36°C. Zwei der 47 Proben aus EZWVA wiesen jedoch eine Grenzwertüber- schreitung der Koloniezahl bei 36°C auf (Tab. 1.3).

Coliforme Keime/Escherichia coli Seit über 100 Jahren werden coliforme Bakterien und insbesondere Escherichia coli als Indi- kator für die Qualität des Trinkwassers herangezogen. Der Nachweis dieser Bakterien gilt als Hinweis auf eine Kontamination des Wassers mit der Gefahr des Vorkommens von Krank- heitserregern. (vgl. Feuerpfeil/Szewzyk 2003: 201) Coliforme Bakterien sind eine physiologische Gruppe der sog. Enterobacteriaceae, wobei lediglich die Gattung der Escherichia eindeutig fäkalen Ursprungs ist. Alle anderen Gattungen können auch in der Umwelt vorkommen. Coliforme sind daher nicht unbedingt Indikator für eine fäkale Verunreinigung, sondern können auch Mängel in der Aufbereitung oder im Ver-

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt teilungsnetz anzeigen (ebd.: 201f.). Anders als beim Nachweis von Escherichia coli lässt sich aus dem Überschreiten der Grenzwerte der coliformen Bakterien nicht direkt auf eine Ge- sundheitsgefährdung schließen. Vielmehr dient die Kenntnis einer Überschreitung der Grenzwerte für coliforme Bakterien als Indikator für die Verschlechterung der Qualität des Trinkwassers und begründet die Notwendigkeit, „Untersuchungen zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung einzuleiten“ (ebd.: 201f). Escherichia coli kommen natürlich in der Darmflora des Menschen und anderer Warm- blütlern vor und werden über den Stuhlgang in sehr großer Zahl ausgeschieden (vgl. Seyfarth/Soiné 2000: 18), wobei der Nachweis im Wasser als ein entscheidender Hinweis für eine fäkale Kontamination sowie das Vorkommen von Krankheitserregern gilt. Auf Grund der hohen Wahrscheinlichkeit einer fäkalen Kontamination beim Nachweis von Escherichia coli müssen, unabhängig von der nachgewiesenen Konzentration, sofortige Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung ergriffen werden. (vgl. Feuerpfeil/Szewzyk 2003: 201f.). Im Berichtsjahr 2010 wurden insgesamt 371 Untersuchungen des Trinkwassers aus den ZWVA auf coliforme Keime durchgeführt, wobei 8,6 % der Proben beanstandet werden mussten5. Die Beanstandungsquote lag auf einem ähnlichen Niveau wie in den Vorjahren. Der geringste Anteil beanstandeter Proben wurde mit 3,4% im Jahr 2009 und der höchste mit 11,2% im Jahr 2006 festgestellt (Tab. 1.3). Vereinzelt erfolgte in den vergangenen fünf Jahren in zentralen Wasserversorgungsanlagen zudem der Nachweis von E. coli. 2006 waren drei Anlagen, 2008 zwei und 2010 eine Anlage betroffen. In den Wasserversorgungsanlagen wurde umgehend eine Ursachenermittlung durchgeführt und Maßnahmen zur Behebung festgestellter Mängel eingeleitet. Teilweise musste zum Schutz der Bevölkerung eine vorübergehende Desinfektion des Trinkwassers veranlasst werden (Tab. 1.3).

Abbildung 1.25: Trinkwasseruntersuchungen zentraler Wasserversorger und Kleinanlagen auf coliforme Keime und Escherichia Coli im LK MST 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

5 Hierbei handelt es sich um die Ergebnisse der Untersuchungen der Wasserversorgungsanlagen, die nicht die Untersuchungen der Hausinstallationen nach §19 Abs. 7 TrinkwV beinhalten. 38

Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Im Berichtsjahr 2010 wurden bei den EWVA 12 von 55 und bei den EZWVA 4 von 47 Pro- ben auf Grund des Nachweises von coliformen Keimen beanstandet (Abb. 1.25). Somit waren, im Vergleich zu den ZWVA, insbesondere die Anlagen der EWVA häufiger von einer Grenzwertüberschreitung bei coliformen Keimen betroffen. Mit einer von 55 Proben bei EWVA und 2 von 47 Proben bei EZWVA lagen die Anteile von Grenzwertüberschreitungen bei Escherichia coli im Berichtjahr 2010 auf einem geringen Niveau (Tab. 1.3). Den höchsten Anteil an Grenzwertüberschreitungen hatte es bezüglich des Parameters E. coli bei den EZWVA mit fünf von 55 Proben im Jahr 2006 gegeben.

Tabelle 1.3: Ausgewählte untersuchte mikrobiologische Parameter im Trinkwasser von zentralen Wasser- versorgern, Kleinanlagen und Kleinanlagen mit Abgabe an Dritte im LK MST 2006 bis 2010

2006 2007 2008 2009 2010

) ) ) )

)

Prozent Prozent Prozent Prozent Prozent

andungen (in

Anzahl der Proben Anzahl der Beanstandungen Beanstandungen (in Anzahl der Proben Anzahl der Beanstandungen Beanst Anzahl der Proben Anzahl der Beanstandungen Beanstandungen (in Anzahl der Proben Anzahl der Beanstandungen Beanstandungen (in Anzahl der Proben Anzahl der Beanstandungen Beanstandungen (in zentrale Wasserversorger (ZWVA) Coliforme Keime 483 54 11,2 381 31 8,1 380 11 2,9 323 11 3,4 371 32 8,6 Escherichia coli 483 5 1,0 381 0 0,0 380 0 0,0 323 0 0,0 371 1 0,3 Koloniezahl bei 20C 480 18 3,7 381 7 1,8 375 3 0,8 323 3 0,9 371 1 0,3 Koloniezahl bei 36C 483 4 0,8 381 2 0,3 378 1 0,3 323 1 0,3 371 4 1,1 private Kleinanlagen (Eigenwasserversorgung = EWVA) Coliforme Keime 7 2 28,6 53 6 11,2 7 2 28,6 5 0 0,0 55 11 20,0 Escherichia coli 7 1 14,3 53 3 5,7 7 0 0,0 5 0 0,0 55 1 1,8 Koloniezahl bei 20C 7 1 14,3 53 4 7,6 7 0 0,0 5 0 0,0 55 0 0,0 Koloniezahl bei 36C 7 1 14,3 53 4 7,6 7 0 0,0 5 0 0,0 55 0 0,0 Kleinanlagen mit Abgabe an Dritte (Einzelwasserversorgung = EZWVA) Coliforme Keime 55 5 9,1 60 10 16,7 60 7 11,7 41 0 0,0 47 4 8,5 Escherichia coli 55 5 9,1 60 1 1,7 60 1 1,7 41 0 0,0 47 2 4,3 Koloniezahl bei 20C 57 0 0,0 60 1 1,7 60 0 0,0 41 0 0,0 47 0 0,0 Koloniezahl bei 36C 57 2 3,5 60 7 11,7 60 1 1,7 41 0 0,0 47 2 4,3 Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Legionellen6 Legionellen sind im Wasser lebende gramnegative, nicht sporenbildende stäbchenförmige Bakterien. Es existieren mehr als 44 Arten mit mehr als 66 Serogruppen. Alle Legionellen sind als potentiell humanpathogen anzusehen, wobei die für Erkrankungen des Menschen bedeutsamste Art Legionella pneumophila ist. Bei Temperaturen von 30C bis 50C haben Legionellen „optimale Bedingungen für eine massenhafte Vermehrung“7 (Seyfarth/Soiné 2000: 55). Dies ist der Grund, weshalb sie sich unter bestimmten Bedingungen in Warmwassersystemen erheblich vermehren können. Da die

6 Bei den in den zurückliegenden Jahren festgestellten auffälligen Beprobungen auf Grund einer Legionellen- kontamination handelte es sich um Trinkwasserhausinstallationen nach §19 Abs. 7 TrinkwV und nicht um zentrale Wasserversorgungsanlagen. 7 Bei Müller (2008: 53) wird eine Temperaturspanne von 35C bis 42C als optimale Voraussetzungen für eine Vermehrung von Legionellen angegeben. 39

Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Bakterien aerogen (Einatmen von Aerosoltröpfchen) übertragen werden, bestehen für den Menschen gesundheitliche Risiken bei Verwendung legionellenhaltigen Wassers, beispiels- weise beim Duschen. Die von Legionellen ausgehenden Erkrankungen werden unter dem Begriff der Legionellosen zusammengefasst (ebd.: 81). Hierbei lassen sich mit der Legionella-Pneumonie (‚Legionärs- krankheit‘) und dem Pontiac-Fieber zwei Hauptformen unterscheiden. Das Krankheitsbild zeigt sich in einer Infektion der Lunge, zumeist in einer schweren atypischen Lungenent- zündung (vgl. Seyfarth/Soiné 2000: 56; Müller 2008: 81f.). Bei der Legionärskrankheit vergeht von dem Einatmen des Aerosoltröpfchens mit den Erre- gern bis zum Ausbruch erster klinischer Symptome, wie Abgeschlagenheit, Glieder- und Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Unwohlsein, Übelkeit u.a. in der Regel eine Inkubationszeit von einem bzw. zwei bis zehn Tagen (vgl. Müller 2008: 84). Die Letalität ohne eine spezifi- sche Therapie beträgt circa 15 bis 20% sowie mit einer spezifischen Behandlung circa 5 bis 10%. Im Jahr 2009 wurden dem RKI 503 Fälle der Legionärskrankheit gemeldet (vgl. RKI 2010: 128). Schätzungen des Kompetenznetzes für ambulant erworbene Pneumonien (CAPNETZ) gehen davon aus, dass die Anzahl der in Deutschland jährlich an der Legionärs- krankheit erkrankten Menschen mit 15.000 bis 30.000 Menschen (vgl. Stöcker et al. 2009: 219) deutlich höher liegt. Die jährliche Inzidenz liegt bei circa 18,2 bis 36,4 Fällen je 100.000 Einwohner (ebd.: 219). Bei der weitaus häufiger vorkommenden Form der Legionellosen, dem Pontiac-Fieber, han- delt es sich um einen fiebrigen, grippeähnlichen Infekt, der in der Regel ohne Beteiligung der Lunge, mit Fieber, Husten und Muskelschmerzen einhergehend, unbehandelt nach zwei bis fünf Tagen auskuriert wird (ebd.: 219). Gefährdet sind grundsätzlich alle Menschen, wobei verschiedene Personengruppen z.B. ältere Menschen, immunsupprimierte Personen oder Raucher ein erhöhtes Risiko aufweisen. Aus den genannten Gründen ist die Untersuchung des Trinkwassers auf Legionellen, insbe- sondere in Gebäuden mit zentraler Warmwasserbereitung und ausgedehnten Systemen und/oder in Einrichtungen mit Risikopersonen ein wesentlicher Schwerpunkt der Trink- wasserüberwachung in Gebäuden und Einrichtungen, die Wasser an die Öffentlichkeit abge- ben. z.B. Kindereinrichtungen, Sporthallen, Pflegeheime, Krankenhäuser, Schulen, Die Bewertung der Untersuchungsergebnisse und die Festlegung erforderlicher Maßnahmen (z.B. weiterführende Untersuchung, Desinfektion, Sanierung der Installation, Duschverbot) richten sich nach der Höhe der festgestellten Kontamination. Im DVGW Arbeitsblatt W 551 wird zwischen keiner bzw. geringer Kontamination (<100 KBE pro 100ml Wasser), mittlerer Kontamination (>100 KBE und <1.000 KBE pro 100ml Wasser), hoher Kontamination (>1.000 KBE pro 100ml Wasser) und extrem hoher Kontamination(>10.000 KBE pro 100ml Wasser) unterschieden. In den zurückliegenden fünf Jahren wurden zwischen 26 (2009) und 63 (2010) Objekte auf eine Kontamination mit Legionellen durch das Referat Gesundheit Mecklenburg-Strelitz untersucht. Im Berichtsjahr 2010 wurde von den insgesamt 63 untersuchten Objekten bei 16 eine Beanstandung festgestellt (Tab.1.4). Bei den untersuchten Objekten wurden u.U. im Lauf

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt eines Jahres mehrere Beprobungen durchgeführt. Die Anzahl der Beprobungen schwankte in den zurückliegenden Jahren zwischen 87 Proben im Jahr 2008 und 150 Proben im Jahr 2010 (Abb. 1.26). Im Berichtjahr 2010 wurde bei dem überwiegenden Anteil der Beprobungen (87,3%) keine Beanstandung auf Grund einer Legionellenkontamination festgestellt, was auch den Ergebnissen der zurückliegenden Jahre entspricht.8

Abbildung 1.26: Beprobungen auf Legionellen im LK MST 2006 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

In allen Untersuchungsjahren lag der Anteil der Beprobungen mit einer hohen bzw. extrem hohen Kontamination von Legionellen auf einem sehr geringen Niveau. Im Berichtsjahr 2010 wurde bei sieben Proben eine hohe Legionellenkontamination festgestellt. Damit lag die An- zahl der Beprobungen mit einer hohen Kontamination geringfügig über den Werten der zu- rückliegenden Jahre. Zwischen den Jahren 2006 und 2009 waren zwischen einer (2008) und vier Proben (2009) durch eine hohe Legionellenkontamination aufgefallen. In den Jahren 2007 und 2008 wurde in insgesamt 3 Proben aus einer Einrichtung (Kindergarten) extrem hohe Legionellenkonzentration festgestellt. Im Interesse des Gesundheitsschutzes mussten in Abhängigkeit von den ermittelten Legionellenkonzentrationen Sanierungsmaßnahmen veran- lasst bzw. ein Duschverbot ausgesprochen werden.

8 Im Berichtsjahr 2010 wurde lediglich bei 19 von 150 Proben eine Beanstandung auf Grund einer Legionellen- kontamination festgestellt. Auch in den Jahren 2006 (12 von 101 Proben), 2008 (11 von 87 Proben) und 2009 (11 von 91 Proben) lag der Anteil der beanstandeten Proben auf diesem Niveau. Eine Ausnahme bildet das Berichtsjahr 2007, in dem mit 20,1% (28 von 139 Proben) ein größerer Anteil der Proben eine Beanstandung auf Grund einer Legionellenkontamination aufwies (Abb. 1.26). 41

Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Tabelle 1.4: Auf Legionellen untersuchte Objekte im LK MST 2006 bis 2010 2006 2007 2008 2009 2010 untersuchte Objekte 50 39 29 26 63 beanstandete Objekte 10 11 9 8 16 Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

1.3.1.2.2 Chemische Parameter Neben den im vorangegangenen Abschnitt behandelten mikrobiologischen Parametern wer- den durch das Gesundheitsamt regelmäßig verschiedene chemische Parameter kontrolliert. Im Folgenden werden exemplarisch die Ergebnisse zu Nitrat, Nitrit, Eisen und Mangan vorge- stellt.

Nitrat und Nitrit Stickstoff ist als Eiweißbestandteil ein für Pflanzen unverzichtbares Element, welches von den meisten Pflanzen in Form von Nitrat aufgenommen wird (vgl. Seyfarth/Soiné 2000: 85), weshalb es als Düngemittel Verwendung findet. Nitrat kommt in geringem Umfang auch in Oberflächen- und im Grundwasser sowie unter Umständen auch als natürlicher Boden- bestandteil vor (ebd.: 85). Der in der TrinkwV vorgeschriebene Grenzwert liegt bei 50mg/l Wasser. Auswirkungen auf die menschliche Darmschleimhaut oder die Schilddrüse können nur bei höheren Konzentrationen auftreten. Ein erhöhter Nitratwert im Trinkwasser lässt auf Verunreinigungen durch organische Stoffe (u.a. Gülle, Mineraldünger) schließen. Das durch das Trinkwasser aufgenommene Nitrat wird im Körper zu Nitrit umgewandelt. Durch das Nitrit kann es zu Veränderungen des Hämoglobins (roter Blutfarbstoff), der für den Transport des Sauerstoffs im Körper verantwortlich ist, kommen (ebd.: 85). Insbesondere Säuglinge bis zum 4. Lebensmonat sind auf Grund der Tatsache, dass bei ihnen die Regenerationsfähigkeit der roten Blutkörperchen erst mangelhaft ausgeprägt ist, durch zu hohe Nitratwerte gefährdet. Kommt es zu einer verminderten Leistungsfähigkeit der roten Blutkörperchen (Blockade durch Nitrit), zeigt sich dies zumeist in einer Zyanose (Blaufärbung) der Haut (ebd.: 85). In den zurückliegenden fünf Jahren wurden zwischen 47 (2009) und 60 (2006) Trinkwasser- proben aus zentralen Wasserversorgungsanlagen auf Nitrat untersucht. Bei keiner der Bepro- bungen wurde eine Beanstandung bezüglich des Parameters festgestellt (Tab. 1.5). Der Para- meter Nitrit wurde ähnlich häufig untersucht, wobei diesbezüglich lediglich eine Trink- wasserprobe (2007) beanstandet werden musste. (Tab. 1.5). Gleiches kann für die Untersuchungen von Einzelwasserversorgungsanlagen festgestellt wer- den. In den zurückliegenden fünf Jahren wurde lediglich eine Beprobung auf Grund eines erhöhten Nitratwertes beanstandet (Tab. 1.5). Problematischer ist die Situation diesbezüglich bei den privaten Kleinanlagen, den so genannten EWVA. Im Jahr 2010 lag der Anteil der auf Grund von Nitrat beanstandeten Proben hier bei 14,8% (Abb. 1.27). Überschreitungen des Grenzwertes für Nitrit gab es im Berichtszeitraum weder in den EZWVA noch den EWVA.

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Abbildung 1.27: Trinkwasseruntersuchungen zentraler Wasser- versorger und Kleinanlagen auf Nitrat und Nitrit im LK MST 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Eisen und Mangan Das Element Eisen findet sich in gelöster und in fester Form im Grundwasser sowie auch in Oberflächengewässern (vgl. Stabel 2003: 517). Im menschlichen Körper hat Eisen eine wich- tige physiologische Rolle. Es dient bei verschiedenen Prozessen „als Katalysator von Oxida- tions- und Reduktionsvorgängen (Atmung, Dissimilation)“, woraus sich ein täglicher Bedarf an Eisen von 5 bis 9mg bei Männern und 14 bis 28mg bei Frauen ergibt (ebd.: 518). Gemäß der TrinkwV ist der Grenzwert für Eisen mit 0,2mg/l angegeben. Für Kleinanlagen bleiben geogen bedingte Überschreitungen bis zu 0,5mg/l außer Betracht(vgl. TrinkwV 2001). Das Element „Mangan ist nach Eisen das zweithäufigste Schwermetall der Erdkruste“ (Dieter 2003: 535). Mangan ist für alle Säugetiere ein essentielles Spurenelement (ebd.: 536). Der Mindestbedarf an Mangan wird von der WHO mit 2 bis 3 mg pro Tag angegeben. Bei einer zu geringen Zufuhr von Mangan können Skelettdeformationen und Wachstumsstörungen auf- treten (ebd.: 536). Gemäß der TrinkwV liegt der Grenzwert für Mangan im Trinkwasser bei 0,05mg/l. Wie beim Eisen, bleiben bei Kleinanlagen geogen bedingte Mangangehalte bis 0,2mg/l außer Betracht (vgl. TrinkwV 2001). Sowohl Eisen als auch Mangan rufen bei Grenzwertüberschreitungen einen metallischen Geschmack des Trinkwassers sowie deutlich sichtbare Verfärbungen oder Ablagerungen her- vor. Langfristig kann es zu so genannten Verockerungen kommen, die sowohl technische als auch hygienische Probleme hervorrufen. In den zurückliegenden fünf Jahren wurden zwischen 110 (2010) und 178 (2006) Trink- wasserproben der zentralen Wasserversorger auf den Parameter Eisen untersucht. Der Anteil der beanstandeten Proben lag zwischen 0,8% (2009) und 5,6% (2006), wobei in den beiden letzten Jahren lediglich jeweils eine Probe einen auffälligen Wert aufwies (Tab. 1.6). Im Ver- gleich zu den zentralen Wasserversorgern lag die Beanstandungsquote auf Grund einer Über- schreitung des Grenzwertes für Eisen bei den EWVA und EZWVA auf einem deutlich höhe-

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt ren Niveau. Im Berichtsjahr 2010 wurde bei 31,6% der Beprobungen der EVWA (18 von 57 Proben) sowie bei 19,5% der Proben aus den EZWVA (8 von 41 Proben) ein erhöhter Eisen- wert festgestellt (Abb. 1.28).

Abbildung 1.28: Trinkwasseruntersuchungen zentraler Wasser- versorger und Kleinanlagen auf Eisen und Mangan im LK MST 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

In den zurückliegenden fünf Jahren wurden zwischen 110 (2010) und 178 (2006) Trink- wasserproben der zentralen Wasserversorger auf Mangan untersucht. Der Anteil der bean- standeten Proben lag zwischen 0,0% (2010) und 11,2% (2006), wobei im Berichtsjahr 2010 keine untersuchte Trinkwasserprobe einen auffälligen Manganwert aufwies (Tab. 1.5). Im Vergleich zu den zentralen Wasserversorgungsanlagen lag, wie auch bei Eisen, der Anteil der Beanstandungen auf Grund eines erhöhten Manganwertes bei den Kleinanlagen deutlich höher. Bei den EWVA wurden 21,1% der Beprobungen (12 von 57 Proben) sowie 14,6% der Proben aus den EZWVA auf Grund eines erhöhten Manganwertes beanstandet (Tab. 1.5). In den Wasserversorgungsanlagen des Landkreises Mecklenburg Strelitz ist im Rohwasser (gefördertes Wasser vor der Aufbereitung) geogen bedingt sowohl Eisen als auch Mangan, teilweise in größeren Mengen, vorhanden. Um die Qualitätsansprüche an Trinkwasser zu ge- währleisten sind Aufbereitungsmaßnahmen erforderlich. Aus diesem Grund ist die Enteisen- ung und Entmanganung in der zentralen Wasserversorgung Standard. Kommt es in den Ver- sorgungsgebieten zu Grenzwertüberschreitungen, ist hauptsächlich das Versorgungsnetz betroffen. Ablagerungen und Inkrustationen in alten Rohrleitungen können sich unter Um- ständen (Druckschwankungen, Rohrbrüche usw.) lösen und in der Folge Verfärbungen und Trübungen des Wassers sowie Grenzwertüberschreitungen bei Eisen/Mangan hervorrufen. Aus diesem Grund ist der Rohrnetzpflege eine erhöhte Bedeutung beizumessen. Insbesondere in den EWVA finden wir jedoch nur selten geeignete Aufbereitungsanlagen, was die erhöhte Beanstandungsquote begründet. Maßnahmen. Der Anschluss an die zentrale Trinkwasserversorgung bzw. die eigene fachgerechte Trinkwasseraufbereitung, ist für viele Betreiber von Kleinanlagen aus finanziellen Gründen nur bedingt möglich.

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Tabelle 1.5: Ausgewählte untersuchte chemische Parameter im Trinkwasser im LK MST 2006 bis 2010 2006 2007 2008 2009 2010

) ) ) ) )

Prozent Prozent Prozent Prozent Prozent

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Anzahl der Proben Anzahl der Beanstandungen Bea Anzahl der Proben Anzahl der Beanstandungen Beanstandungen (in Anzahl der Proben Anzahl der Beanstandungen Beanstandungen (in Anzahl der Proben Anzahl der Beanstandungen Beanstandungen (in Anzahl der P Anzahl der Beanstandungen Beanstandungen (in zentrale Wasserversorger (ZWVA) Nitrat 60 0 0,0 55 0 0,0 49 0 0,0 47 0 0,0 53 0 0,0 Nitrit 69 0 0,0 66 1 1,5 65 0 0,0 57 0 0,0 58 0 0,0 Eisen 178 10 5,6 161 4 2,5 130 2 1,5 120 1 0,8 110 1 0,9 Mangan 178 20 11,2 161 8 5,0 130 3 2,3 120 3 2,5 110 0 0,0 private Kleinanlagen (Eigenwasserversorgung = EWVA) Nitrat 7 2 28,6 49 0 0,0 7 0 0,0 5 0 0,0 54 8 14,8 Nitrit 7 0 0,0 49 0 0,0 7 0 0,0 5 0 0,0 54 0 0,0 Eisen 7 0 0,0 49 9 18,4 7 3 42,9 5 2 40,0 57 18 31,6 Mangan 7 2 28,6 50 9 18,0 7 1 14,3 5 2 40,0 57 12 21,1 Kleinanlagen mit Abgabe an Dritte (Einzelwasserversorgung = EZWVA) Nitrat 42 1 2,4 41 0 0,0 41 0 0,0 37 0 0,0 39 0 0,0 Nitrit 42 0 0,0 41 0 0,0 41 0 0,0 37 0 0,0 39 0 0,0 Eisen 41 2 4,9 43 9 20,9 41 4 9,8 38 7 18,4 41 8 19,5 Mangan 41 4 9,8 43 9 20,9 41 5 12,2 38 6 15,8 41 6 14,6 Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Uran im Trinkwasser Aus gesundheitlicher Sicht ist Uran nicht unbedenklich. Begründet durch die übliche Auf- nahmemenge von Trinkwasser steht jedoch nicht, wie eventuell anzunehmen, die radioaktive Wirkung, sondern die Toxizität des Schwermetalls mit Nieren- und Leberschädigender Wir- kung im Vordergrund. Uran ist ein natürliches Radionuklid, welches ubiquitär und somit auch in der aquatischen Umwelt verbreitet ist. Es wird in Flüssen, Meer-, Grund- und Trinkwässern gefunden. Der Gehalt im Grundwasser liegt dabei meist deutlich unter 2 µg/l. Die Datenlage zu Urangehalten in deutschen Trinkwässern war in den Jahren 2006 bis 2010 nur sehr begrenzt, da Uranuntersuchungen nach Trinkwasserverordnung (TrinkwV2001) nicht gefordert sind. Dies gilt auch für die Wasserversorgungsanlagen in Mecklenburg-Vorpom- mern. Zumal bis vor einigen Jahren angenommen wurde, dass in der norddeutschen Tiefebene nicht mit Uran in höheren Konzentrationen zu rechnen ist. In einer Wasserversorgungsanlage des Landkreises Mecklenburg-Strelitz erfolgte im Jahr 2001 jedoch eine anlassbezogenen Prüfung des Urangehaltes. Die Ergebnisse dieser Probe, die mit 17 µg/l den im Grundwasser üblichen und vor allem für Norddeutschland zu erwar- tenden Wert deutlich überstiegen, waren der Beginn einer umfangreichen Untersuchungsreihe und einer bis heute andauernden Beobachtung und Überwachung. Zu klären waren insbeson- dere die Fragen nach der Ursache des auffallenden Urangehaltes und der Situation in den anderen Wasserversorgungsanlagen.

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Für den zu betrachtenden Zeitraum 2006 bis 2010 liegen 248 Uranuntersuchungen in zentra- len Wasserversorgungsanlagen und 161 Untersuchungen von Kleinanlagen des Landkreises Mecklenburg-Strelitz vor. Als Bewertungsmaßstab für die Befundauswertung wird der im Rahmen der Novelle der TrinkwV 2001, diskutierte Uran-Grenzwert von 10 µg/l verwendet. Er basiert auf einem be- reits 2004 veröffentlichten Leitwert des Umweltbundesamtes (UBA). Durch diesen Wert soll allen Bevölkerungsgruppen, einschließlich Säuglingen, lebenslang gesundheitliche Sicherheit vor möglichen Schädigungen durch Uran im Trinkwasser geboten werden. Er gilt als wissen- schaftlich (toxikologisch) begründet und bezieht sich nicht auf die Radiotoxizität von Uran. In Auswertung der vorliegenden Befunde kann festgestellt werden, dass Uran im Landkreis Mecklenburg Strelitz kein flächendeckendes Problem darstellt. In der zentralen Wasserver- sorgung liegen die Urangehalte überwiegend unter der Nachweisgrenze. Nur die bereits im Jahr 2001 beprobte Wasserversorgungsanlage sowie eine zweite Anlage des gleichen Wasser- versorgers wiesen in einigen Brunnen Werte über 20 µg/l Uran auf. Durch die Außerbetrieb- nahme hoch belasteter Brunnen kann gewährleistet werden, dass Wasser mit einem Uran- gehalt deutlich unter 10 µg/l an die Verbraucher abgegeben wird. Bezüglich der Kleinanlagen soll eine Auswertung aus dem Jahr 2008 der Darstellung dienen, da die Untersuchungsergebnisse aus den Folgejahren die 2008 vorgefundene Situation bestätigen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das Gesundheitsamt Mecklenburg-Strelitz Proben aus 80 Kleinanlagen (Bohrbrunnen 8 bis 30 m tief, Rohwasser wird fast ausschließlich ohne weitere Aufbereitung genutzt) entnommen, die mittels ICP-MS auf Uran untersucht wurden. Im Ergebnis der Untersuchungen konnte festgestellt werden dass,  in 40 Anlagen (50%) liegt der Urangehalt unter der Nachweisgrenze von 0,5 µg/l  in den anderen 40 untersuchten Brunnen war Uran feststellbar  in 90% der erfolgten Nachweise war der Gehalt geringer als 10 µg/l  4 Kleinanlagen in unterschiedlichen Regionen des Kreises wiesen einen Uran- gehalt über 10 µg/ l auf  höchster Urangehalt (43 µg/l) in einer Kleinanlage, die sich in unmittelbarer Nähe der auffälligen Wasserfassungen der oben genannten zentralen Wasserver- sorgungsanlage befindet

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Abbildung 1.29: Untersuchungen der Kleinanlagen auf Uran 2008

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Auswertend kann festgestellt werden, dass auch im Trinkwasser der privaten Wasserver- sorgung nur in Einzelfällen ein erhöhter Urangehalt festzustellen war. Für die betroffenen Anlagen gibt es die Möglichkeit einer Aufbereitung z.B. mittels Ionentauscher. Zu klären bleibt jedoch die Frage nach der Ursache für das erhöhte Vorkommen in einzelnen Wasserversorgungsanlagen. Mögliche Zusammenhänge und Erklärungen haben sich ange- deutet und sind in Zusammenarbeit mit anderen Behörden zu klären. So zum Beispiel die  Einflüsse intensiver Landwirtschaft (Phosphatdüngung)  eine mögliche Korrelation des Urangehaltes mit dem Nitratgehalt des Wassers  bestimmte geologische und hydrogeologische Bedingungen  Mobilisierung von Uran unter aeroben Verhältnissen Weiterführende Analysen und Datenerfassungen, insbesondere für Anlagen mit Urangehalten >10 µg/l sollen weitere Erkenntnisse über eventuelle Schwankungen, Ursachen und Kausali- täten erbringen.

1.3.2 Badewasser Die Einstufung der Badegewässer sowie die Bewertung nach qualitativen Gesichtspunkten mit der „Blauen Flagge“ erfolgt europaweit auf einer einheitlichen Grundlage9. Eine Umset- zung der Vorgaben in nationales Recht erfolgte in der Landesverordnung über hygienische Anforderungen an Badestellen (BadeHygVO) vom 03.05.1995. Ab dem Jahr 2008 wurde diese von der Landesverordnung über die Qualität und die Bewirtschaftung der Badegewässer in Mecklenburg-Vorpommern (Badegewässerlandesverordnung - BadegewLVO M-V) vom 06.Juni 2008 abgelöst. Demnach sind Badestellen Teile von Gewässern, die zum Baden be- stimmt sind bzw. in denen eine große Anzahl von Personen badet.

9 76/160/EWG des Rates vom 08.12.1976 über die Qualität der Badegewässer ABI-L31 vom 05.02.1976 47

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Eine Überwachung der Badestellen des Landkreises Mecklenburg-Strelitz durch das Gesund- heitsamt wird in der Saison (Mai bis September) in einem Abstand von maximal 30 Tagen (4 bis 5mal pro Saison) durchgeführt. Neben der Besichtigung der einzelnen Badestellen erfolgt im Rahmen der routinemäßigen Überwachung eine Beprobung der Gewässer. Hierbei werden, entsprechend der gesetzlichen Vorgaben, neben der Überprüfung von mikrobiologischen Parametern eine Kontrolle des pH-Werts, von Algenvorkommen sowie eine Kontrolle der Sichttiefe der Gewässer vorgenommen.

Situation der Badestellen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz Die große Anzahl der zumeist sehr kleinen Seen der Mecklenburger Seenplatte stellt eine regionale Besonderheit des Landkreises Mecklenburg-Strelitz dar. Insgesamt finden sich im Landkreis Mecklenburg-Strelitz 382 Seen. Aus der großen Anzahl der zur Verfügung stehen- den Badestellen ergibt sich für die verschiedenen Seen eine eher geringe Frequentierung von Badegästen. Eine Beprobung und Kontrolle findet an den Badestellen statt, die von den Gemeinden oder anderen Betreibern als Badestellen benannt werden.

Abbildung 1.30: Badegewässer im LK MST

Quelle: Referat Gesundheit des LK MST

Im Berichtsjahr 2010 wurden durch das Referat Gesundheit Mecklenburg-Strelitz insgesamt 71 Badestellen auf ihre Eignung als Badegewässer hin untersucht. Die Einstufung der Qualität der Badegewässer erfolgte hierbei anhand von mikrobiologischen Parametern. Zudem wurde eine Einschätzung der Qualität der Gewässer mit Hilfe der Sichtweite vorgenommen (Tab. 1.6). Wie auch schon in den zurückliegenden Jahren wurde auch im Berichtsjahr 2010 der überwiegende Anteil der Gewässer (63 von 71 Badestellen) als sehr gut zum Baden geeignet eingeschätzt (Abb. 1.31).

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Abbildung 1.31: Einstufung der beprobten Badegewässer im LK MST gemäß der Kriterien der Badewasserkarte M-V

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Abbildung 1.32: Einstufung und schematische Darstellung der Lage der Badestellen im LK MST 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

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Tabelle 1.6: Einstufung der Badestellen im LK MST 2006 bis 2010 Nr. Gemeinde Gewässer Badestelle 2005 2006 2007 2008 2009 2010 1 Neuenkirchen Baarsee Magdalenenhöh blau blau blau blau - - 2 Feldb. Seenlandschaft Breiter Luzin Feldberg Hüttenberg blau blau blau blau blau blau 3 Feldb. Seenlandschaft Breiter Luzin Lichtenberg blau grün blau blau blau blau 4 Feldb. Seenlandschaft Breiter Luzin Feldberg Scholverberg - - - - grün blau 5 Cammin Camminer See Cammin blau blau blau blau blau grün 6 Feldb. Seenlandschaft Cantnitzer See Cantnitz blau blau** blau* blau grün blau 7 Feldb. Seenlandschaft Carwitzer See Conow blau blau blau blau blau blau 8 Chemnitzer See Chemnitz blau* blau blau blau grün* blau 9 Wokuhl-Dabelow Dabeloweer See Dabelow blau blau blau blau blau blau 10 Dambecker See Pieverstorf - - - blau blau blau 11 Feldb. Seenlandschaft Dolgner See Dolgen blau blau blau blau blau blau 12 Neustrelitz Domjüch Neustrelitz blau blau blau blau blau blau 13 Wesenberg Drewensee Drewin CP - - - - - blau** 14 Wesenberg Drewensee Ahrensberg CP - - - - blau** blau 15 Feldb. Seenlandschaft Feldberger Haussee Feldberger Amtswerder blau blau blau blau* blau blau* 16 Neustrelitz Glambecker See Neustrelitz blau blau blau blau blau blau 17 Wustrow Gobenowsee Drosedow CP blau blau blau blau blau blau 18 Godendorfer See Godendorf blau blau* blau blau blau blau 19 Teschendorf Gramelower See Gramelow blau** blau** blau** blau** grün** blau** 20 Cammin Gramelower See Riepke blau** grün** - - - - 21 Kratzeburg Granziner See Granzin - - - blau blau blau 22 Mirow GranzowerMöschen Granzow blau blau blau blau blau grün 23 Neustrelitz Großer Fürstenseer See Fürstensee blau blau blau blau blau blau 24 Großer Labussee Zwenziw - - - blau grün blau 25 Neverin Großer Neveriner See Neverin blau blau - - - - 26 Wesenberg Großer Pälitzsee Strasen blau blau blau blau blau blau 27 Wesenberg Großer Pälitzsee Straen CP - - - - blau grün 28 Neustrelitz Großer Prälank See Prälank blau blau blau blau blau Blau 29 Großer Priepertsee Priepert blau blau blau* blau blau blau** 30 Friedland Hertha See Schwanbeck blau blau blau blau blau blau 31 Kratzeburg Käbeliksee Kratzeburg blau blau blau blau blau blau 32 Kälbersee Blankenförde - - blau* blau* blau* grün 33 Wustrow Kleiner Pälitzsee Canow CP - - - - blau blau 34 Neustrelitz Kluger See Klein Trebbow blau blau blau blau blau blau 35 Koppelsee (Haussee) Pragsdorf grün grün blau grün blau blau 36 Klein-Vielen Kreutzsee Hartwigsdorf grün** blau blau blau blau grün 37 Groß Nemerow Krickower See Krickow blau blau blau blau blau blau 38 Wustrow Krummer Wolkowsee Drosedow blau blau blau blau blau blau 39 Wustrow Lubussee Canow blau blau blau blau blau blau 40 Langer See Weisdin blau blau grün blau blau blau 41 Neustrelitz Langer See Neustrelitz blau blau blau blau blau blau 42 Roggentin Leppinsee Schillersdorf CP - - - - blau blau 43 Lübkowsee Schwichtenberg blau grün blau blau blau* blau 44 Wokuhl-Dabelow Lutowsee Herzwolde - - - blau grün blau 45 Mirow Mirow See Mirow blau* blau blau blau blau** blau 46 Mirow Mirow See/Clön CP „Kanustation Mirow“ - - - - blau* blau 47 Mirow Mössensee Fleeth CP - - - - blau blau 48 Müritz Blumenholz blau grün blau - - - 49 Woldegk Neetzkaer See blau** blau** blau** blau** blau* blau* 50 Kratzeburg Pagelsee Krienke blau blau blau blau blau blau 51 Wokuhl-Dabelow Pfarrsee Wokuhl blau blau blau blau** blau** blau* 52 Plather See Ballin blau blau blau blau blau blau 53 Lindetal Plather See Plath - - - blau blau grün 54 Wustrow Plätlinsee Wustrow blau blau blau blau blau blau 55 Mirow Rätzsee Fleether Mühle CP - - - - blau blau 56 Wesenberg Rätzsee Drosedow CP - - - - blau blau 57 Rödliner See Rödlin blau grün** blau grün grün grün 58 Schleser See Carpin blau blau blau blau blau blau 59 Feldb. Seenlandschaft Schmaler Luzin Carwitz - blau grün blau blau blau 60 Feldb. Seenlandschaft Schulzensee Waldsee blau blau blau blau blau blau 61 Mirow Schulzensee Peetsch blau grün - blau blau blau 62 Woldegk Stadtsee Woldegk blau blau blau grün** grün** blau 63 Carpin Thurower See Thurow blau grün blau blau blau blau 64 Teschendorfer See Teschendorf blau* blau blau grün grün grün 65 Neuenkirchen Tiefsee Ihlenfeld blau grün blau blau blau blau blau: zum Baden sehr gut geeignet; grün: zum Baden gut geeignet; * noch akzeptable Sichttiefe; ** Sichttiefe unter 1 Meter Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

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Tabelle 1.6: Einstufung der Badestellen im LK MST 2006 bis 2010 (Fortsetzung) Nr. Gemeinde Gewässer Badestelle 2005 2006 2007 2008 2009 2010 66 Userin Userin See Userin - - - - blau** blau** 67 Userin Userin See Zwenzow CP blau* blau blau blau blau* blau* 68 Mirow Vilzsee Fleeth - - - - blau blau 69 Mirow Vilzsee Diemitz blau blau blau blau blau blau 70 Blankensee Wanzkaer See Wanzka blau blau blau* blau blau blau 71 Feldb. Seenlandschaft Waschsee Mechow blau blau blau blau blau blau 72 Wesenberg Weißer See Wesenberg blau blau blau blau blau blau 73 Userin Woblitz CP und Ferienpark Havelberge - - - - blau blau** 74 Userin Woblitz Below - - - - blau - 75 Userin Woblitz Wesenberg blau blau blau* blau blau - 76 Blumenholz Wötielsee Wendfeld/Blumenholz blau blau blau blau blau* blau 77 Priepert Ziernsee Radensee CP - - - - blau blau blau: zum Baden sehr gut geeignet; grün:zum Baden gut geeignet; * noch akzeptable Sichttiefe; ** Sichttiefe unter 1 Meter Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Die Einschätzung der Qualität der Badeseen erfolgt auf Grundlage der Kontrolle von mikro- biologischen Parametern. Hierbei wurde in den zurückliegenden Jahren der überwiegende Anteil der Badegewässer als sehr gut zum Baden geeignet bewertet. Im Berichtsjahr 2010 wurden nur 11% (8 von 71 Seen) als lediglich gut zum Baden geeignet klassifiziert, was den Ergebnissen des Jahres 2009 entsprach (12,5%; 9 von 72 Seen als gut eingestuft). Neben der Kontrolle von mikrobiologischen Parametern kann die Einschätzung der Qualität der Gewässer durch die Sichttiefe erfolgen. Im Berichtsjahr 2010 fielen 8,6% (6 von 70 Seen) der Badegewässer wiederholt durch eine längerfristige Sichttiefe unter einem Meter auf. Mit Ausnahme der Jahre 2007 (3,7%; 2 von 53 Seen) und 2008 (6,9%; 4 von 58 Seen), in denen ein deutlich geringerer Anteil der kontrollierten Seen durch eine geringe Sichttiefe auffiel, lag der Anteil der Badegewässer mit einer geringen Sichttiefe in den Jahren 2005 (11,0%; 6 von 56 Seen), 2006 (9,0%; 5 von 55 Seen) und 2009 (9,8%; 7 von 71 Seen) auf einem ähnlichen Niveau wie im Berichtsjahr 2010. Neben möglichen Verschmutzungen von Steganlagen und Liegewiesen durch Ausscheidungen von Wassergeflügel können auch witterungsbedingt ver- einzelt starke Anschwemmungen von Wasserpflanzen im Badebereich auftreten. Des Weite- ren fielen bei den Kontrollen durch das Gesundheitsamt Mecklenburg-Strelitz zwei Seen wie- derholt durch einen erhöhten pH-Wert (>9) auf. Blaualgen (Cyanobakterien) kommen natürlicherweise sowohl in der mittleren Ostsee als auch in den Binnengewässern vor. Explosionsartige Cyanobakterienentwicklungen treten vor allem in den Sommermonaten bei hohen Wassertemperaturen auf. Cyanobakterien können ein Gesundheitsrisiko darstellen, allergische sowie haut- und schleimhautreizende Reaktionen von Menschen auf Cyanobakterien sind bekannt. Die Überwachung von Badestellen, an denen Cyanobakterien in Massen vorkamen, wurde durch das Referat Gesundheit intensiviert. Entsprechende Hinweise für Badegäste wurden ausgehängt. Das Baden prinzipiell zu unter- sagen ist nicht in jedem Fall notwendig, da Ansammlungen von Cyanobakterien sehr wind- und wetterabhängig sind und sich die Situation innerhalb weniger Stunden verändern kann.

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Abbildung 1.33: Cyanobakterien in Badegewässern im LK MST

Quelle: Referat Gesundheit des LK MST

1.3.3 Sonstige kontrollierte Einflüsse Im Folgenden sollen als weitere kontrollierte Einflüsse der Umwelt exemplarisch die Ergeb- nisse der Messungen der Raumakustik in Schulen und Sporthallen sowie Maßnahmen zur Bekämpfung von Gesundheits- und Vorratsschädlingen dargestellt werden.

1.3.3.1 Raumakustik in Schulen und Kindertagesstätten Im vorangegangenen Gesundheitsbericht wurde die Problematik „Raumakustik in Schulen und Sporthallen“ thematisiert. Auch in den Jahren 2006 bis 2010 zeigte sich, dass raumakusti- sche Mängel in Bildungseinrichtungen und Kindertagesstätten die Qualität der Einrichtung beeinträchtigen und langfristig zu gesundheitlichen Problemen bei Mitarbeitern und Schülern bzw. betreuten Kindern führen können. Während der vom Gesundheitsamt regelmäßig durch- geführten Besichtigungen von Schulen (alle 3 Jahre) und Kindereinrichtungen wurden wie- derholt Probleme festgestellt. Besonders in renovierten bzw. umgebauten Einrichtungen wurde deutlich, dass sowohl die Betreiber als auch Planer und Bau ausführende Firmen der Raumakustik als wesentliche Kenngröße für das Wohlbefinden in einem Raum nur unterge- ordnete Bedeutung beimessen. Lärm ist in Schulen und Kindereinrichtungen ein entscheidender Belastungsfaktor, wobei die Personen gleichzeitig Verursacher und Betroffene sind. Die Antwort auf das Lärmproblem ist dann schnell die Forderung „Seid leise!“. Die Ursache für den unerwünschten Schall liegt jedoch vielfach nicht in einem übermäßigen „laut sein“, sondern er ist das Resultat schlechter Raumakustik durch ungenügende Schallabsorption. Die Nachhallzeit ist eine wichtige Kenngröße der Raumakustik. Sie gibt Auskunft darüber wie lange ein Schall „nachklingt“. Die Länge der Nachhallzeit hat maßgeblichen Einfluss auf die Sprachverständlichkeit, da diese durch ungewünschte Überlagerung von Silben ver- schlechtert wird. Zudem kommt es durch mangelnde Absorption von Störgeräuschen und den contraproduktiven Versuchen Verständigungsprobleme durch Anheben der Stimme zu kom-

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt pensieren, zu einem Anstieg des Geräuschpegels. Der entstehende Lärm wird als erhebliche Beeinträchtigung des Wohlbefindens, der Gesundheit und Leistungsfähigkeit empfunden. Gemäß ÖGDG M-V hat der Öffentliche Gesundheitsdienst sich für die gesundheitsgerechte Gestaltung der Lebens- und Umweltbedingungen einzusetzen und wirkt darauf hin, dass ge- sundheitliche Gefahren aus der Umwelt nicht entstehen und vorhandene Gefahren beseitigt oder vermindert werden. Aus diesem Grund wird seitens des Referates Gesundheit durch Stellungnahmen zu Bauvor- haben sowie während der Kontrollen entsprechender Einrichtungen darauf hingewirkt, dass die Forderungen der DIN 18041 – Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen berück- sichtigt werden. Bei Bedarf wurden zur Objektivierung Messungen der Nachhallzeit (Abb. 1.34) gemeinsam mit dem LAGuS Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt. Zudem haben wir andere Behör- den und Einrichtungen z.B. die Unfallkasse Mecklenburg-Vorpommern, welche sich ebenfalls mit der Thematik beschäftigen, hinzugezogen, um ein Problembewusstsein bei den Betreibern zu erzeugen.

Abbildung 1.34: Nachhallzeitmessung

Quelle: Referat Gesundheit des LK MST

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Die Beharrlichkeit hat sich in vielen Einrichtungen bereits ausgezahlt. So hat der Betreiber der im vorangegangen Bericht beispielhaft genannten Neustrelitzer Schule, einen zweiten Unterrichtsraum im betroffenen Gebäude durch Anbringen geeigneter Absorberflächen opti- mieren lassen. Auch in Kindereinrichtungen, in denen gravierende Probleme bestanden, wurden Maßnahmen ergriffen, durch die der Schallpegel deutlich gesenkt werden konnte.

1.3.3.2 Gesundheits-, Vorrats- und Materialschädlinge, Lästlinge, Zecken und Schimmelpilze Nachfolgende Schädlingsarten wurden im Zeitraum 2005 bis 2010 in unserem Landkreis bekämpft bzw. festgestellt:  Ratten, Mäuse  Marder und Waschbären (Vergrämung)  Bettwanzen, Fledermauswanzen, Schwalbenwanzen  Grasmilbe, Rote Vogelmilbe, Hausstaubmilben  Katzenfloh  Ameisen  Deutsche und Orientalische Schaben, Lapplandschabe  Stubenfliege, Schmeißfliege, Essigfliege, Halmfliege  Wespen  Kellerasseln, Silberfischchen  Kornkäfer, Brotkäfer, Speckkäfer, Reismehlkäfer, Reiskäfer, Getreideplattkäfer, Mehlkäfer, Pelzkäfer, Messingkäfer, Wollkrautblütenkäfer  Staubläuse  Lebensmittel- und Kleidermotten  Heimchen  Spinnen  Stechmücken

Es wird eingeschätzt, dass die Ratten- und Mäusepopulation ständig zunimmt. Ratten und Mäuse sind in den letzten Jahren zu einem Problem geworden. Etwa 50 % der Bekämpfungs- aktionen werden gegen die beiden Gesundheitsschädlinge Ratten und Mäuse vorgenommen.

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Als Ursachen dafür werden gesehen: 1. ständig weiter wachsender Wohnungsleerstand bietet ungestörte Lebensbedingungen für Ratten 2. defekte Kanalisation, wodurch Ratten mühelos in die Kanalisation eindringen können 3. Entsorgung von Essensresten über die Kanalisation und über den Hausmüll 4. zunehmende Vermüllung der Landschaft bietet gute Verbergemöglichkeiten für Ratten

Um den Befall einzudämmen, wären folgende Maßnahmen notwendig: 1. Regelmäßig durchgeführte großflächige und vorbeugende Bekämpfungsaktionen in den Abwassersystemen der Städte und Gemeinden durch Fachfirmen 2. Sanierung der Kanalsysteme 3. Entsorgung von Lebensmittelresten nur über Biotonnen 4. Beseitigung von Müll und Sperrmüll von den Grundstücken, um Tieren die Verbergemöglichkeiten zu nehmen. 5. Abriss nicht mehr benötigten Wohnbestandes 6. Tierfutter über Nacht abdecken und in geschlossenen Behältern lagern 7. Biotonnen sind geschlossen zu halten 8. Qualifizierte Durchführung von Bekämpfungsmaßnahmen durch Fachbetriebe auf Privat- und Geschäftsgrundstücken

Zecken Im Landkreis wurden in den Jahren 2005, 2007, 2008 und 2009 durch Mitarbeiter des Gesundheitsamtes und des Landesamtes für Gesundheit und Soziales, Außenstelle Neustre- litz, insgesamt 1871 Zecken in allen Entwicklungsstadien an 6 Plätzen gefangen. Die Zecken wurden auf das Vorkommen des Erregers der Frühsommer- Meningoenzephalitis, das FSME- Virus, untersucht. Die Befunde ergaben keinen Hinweis auf das Vorhandensein des FSME- Virus.

Schimmelpilze Von 2005 bis 2010 wurden im Durchschnitt 13mal im Jahr Gutachten über Schimmel- pilzbefall in Wohnungen unseres Landkreises erstellt. Schimmelpilzwachstum in Wohn- räumen ist als ein gesundheitliches Problem anzusehen. Im Interesse des vorbeugenden Gesundheitsschutzes sind Schimmelpilzquellen in Innenräumen, in denen sich Menschen aufhalten, grundsätzlich zu beseitigen.

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Bevölkerung, soziale Lage und Umwelt

Literaturverzeichnis

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Gesetze und Verordnungen

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

2 Gesundheitliche Lage ausgewählter Bevölkerungsgruppen

2.1 Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen Kathrin Bernateck

2.1.1 Entwicklung der Schülerzahlen Zunächst wird die Entwicklung der Schülerzahlen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz unter Berücksichtigung der schulärztlich untersuchten Schülergruppen Einschüler, Viertklässler und Achtklässler dargestellt. Um einen Trend über einen längeren Zeitraum verfolgen zu können, wurden auch die Daten aus dem 2. Gesundheitsbericht des Landkreises Mecklenburg-Strelitz 2005 herangezogen, sodass in Abbildung 2.1 der Zeitraum 1998/1999 bis 2010/2011 darge- stellt ist.

Abbildung 2.1: Entwicklung der absoluten Schülerzahlen vom Schuljahr 1998/ 1999 bis zum Schuljahr 2010/2011

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Amtes für Schule und Kultur des LK MST

Der Rückgang der Schülerzahlen bei den Einschülern hielt bis zum Schuljahr 2001/2002 an. Danach wurden wieder mehr Schüler im Landkreis Mecklenburg-Strelitz eingeschult, in den letzten sechs Schuljahren waren es durchschnittlich 569 Kinder. Auch bei den Schülerzahlen in den Klassen 4 und 8 gab es einen deutlichen Rückgang bis zu den Schuljahren 2003/2004 (Klasse 4) bzw. 2005/2006 (Klasse 8, hier werden besonders die Auswirkungen des Geburtenrückgangs Anfang der 1990er Jahre sichtbar), bevor sich die An- zahl der Schüler stabilisierte. In den letzten sechs Schuljahren besuchten im Durchschnitt 549 Schüler die Klassenstufe 4 und 507 Schüler die Klassenstufe 8 (Abb. 2.1).

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Abbildung 2.2: Anteil der Schüler der Klasse 8 nach Schulart der Schuljahre 2005/2006 bis 2010/2011 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Amtes für Schule und Kultur des LK MST

Abbildung 2.2 zeigt den Anteil der Achtklässler aufgegliedert nach Schulart. Der Anteil der Regionalschüler ist mit 52% (Schuljahre 2008/2009 und 2010/2011) bis 62% im Schuljahr 2006/2007 am höchsten. Der Anteil der Gymnasiasten liegt in Klasse 8 zwischen 27% (Schuljahr 2006/2007) und 39% (Schuljahr 2010/2011). Der Anteil der Förderschüler schwankt zwischen 8% und 11%, damit besuchen durchschnittlich 10% der Schüler, also jeder zehnte Jugendliche in Klasse 8, eine Förderschule (Abb. 2.2). Seit dem Schuljahr 2009/2010 gibt es keine Primäreinschulungen in Förderschulen mehr. Ausgewählte Grundschulen (Burg Stargard, Friedland und Neustrelitz) halten sogenannte Diagnoseförderklassen vor. Kinder mit Förderbedarf werden dort durch zwei Pädagogen je Klasse betreut; die Klassenstärke ist auf maximal acht Schüler begrenzt. Ziel ist es, leistungs- schwächeren Kindern den Lehrstoff der ersten drei Schuljahre in vier Schuljahren zu vermit- teln und sie im Anschluss in die Regelklasse 4 einzugliedern. Ausgenommen von dieser Regelung sind die Förderschulen in Neustrelitz (Tom Mutters) und Holzendorf („Mosaik- schule“) mit dem Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“.

2.1.2 Vom Kinder- und Jugendgesundheitsdienst untersuchte Gruppen von Kindern und Jugendlichen Die Verordnung über kinder- und jugendärztliche sowie -zahnärztliche Untersuchungen des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern (Schulgesundheitspflege-Verordnung M-V) vom 10. Juli 1996 bildet die gesetzliche Grundlage für schulärztliche Untersuchungen durch den öffentlichen Gesundheitsdienst. Diese Untersuchungen haben das Ziel, Krankheiten und Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen sowie den Gesundheits- und Entwicklungsstand der Kinder und Jugendlichen fest- zustellen, soweit dies für schulische Entscheidungen von Bedeutung ist. Untersucht werden

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen die Kinder vor der Einschulung im Rahmen des Schulaufnahmeverfahrens (Schuleingangs- untersuchung) sowie in der vierten und der achten Klasse. Eine zusätzliche Untersuchung zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr wird insbeson- dere Kindern angeboten, bei denen bei der alltagsintegrierten Beobachtung nach § 1 Absatz 5 des Kindertagesförderungsgesetzes erhebliche Abweichungen im kindlichen Entwicklungs- prozess festgestellt wurden. An Förderschulen werden jährliche Untersuchungen durchge- führt. Es werden eine klinische Ganzkörperuntersuchung, eine grobneurologische Prüfung, eine Prüfung des Hör- und Sehvermögens sowie eine Überprüfung des Impfstatus vorgenommen. Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen werden zur Beurteilung der Schulfähigkeit insbesondere die sprachliche und motorische Entwicklung sowie die Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsfähigkeit der Kinder geprüft. Bei der Schuleingangsuntersuchung sowie bei Untersuchungen zur Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfes ist mindestens ein Personensorgeberechtigter anwesend10. Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz führt der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des Refe- rats Gesundheit die schulärztlichen Untersuchungen durch. Er arbeitet ergänzend zur primär individualmedizinisch ausgerichteten ambulanten Versorgung der kassenärztlich tätigen Kinder- und Hausärzte. Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst gewährleistet auch die gesetzlich vorgeschriebene Dokumentation und statistische Auswertung der erhobenen Befunde. Dazu wird ein landes- einheitlicher Schulgesundheitsbogen für jedes Kind bei erstmaliger Untersuchung angelegt. Zur Gewährleistung einer überregionalen Vergleichbarkeit der Ergebnisse wird nach dem standardisierten Untersuchungsverfahren und der Dokumentation des „Bielefelder Modells“ vorgegangen. Die laut "Bielefelder Modell" zu dokumentierenden Befunde beziehen sich auf Körpermaße, Befunde des Kopfes, Befunde der inneren Organe, Befunde des Skeletts, der Haut, der Harnorgane u.a., Befunde der Konstitution, Befunde des Zentralnervensystems und des Verhaltens sowie Befunde spezieller Behinderung. Bei Vorliegen eines Befundes wird festgehalten, ob es sich um einen Minimal- bzw. nicht (mehr) behandlungsbedürftigen oder - fähigen Befund handelt, ob sich das Kind bereits in ärztlicher Behandlung befindet, ob eine Arztüberweisung notwendig ist oder ob eine erhebliche Leistungsbeeinträchtigung vorliegt. Neben der Dokumentation von Befunden sieht das „Bielefelder Modell“ auch die Erfassung nichtärztlicher Maßnahmeempfehlungen vor. Weiter werden der Impfstatus und die Inan- spruchnahme der Vorsorgeuntersuchungen U1-U9 festgehalten. Darüber hinaus haben die jeweiligen Gesundheitsämter die Möglichkeit, weitere Befunde nach eigenen Vorgaben zu untersuchen oder auch bestimmte Fragestellungen zu erfassen, z.B. anhand eines Fragebogens (vgl. Liga 2011)11.

10 Vgl. Sozialministerium M-V: Verordnung über kinder- und jugendärztliche sowie -zahnärztliche Unter- suchungen vom 10. Juli 1996 11 Der 2.Gesundheitsbericht des Landkreises Mecklenburg Strelitz 2005 enthielt ein Kapitel zur sozialen Lage und Gesundheit (Kap. 2.1.5). Da der Landkreis Mecklenburg-Strelitz sich an der im fünfjährigen Abstand durchgeführten (freiwilligen) Zusatzerhebung von Sozialmerkmalen im Rahmen der Schuleingangsunter- suchungen im Berichtszeitraum nicht beteiligt hat, lagen dem Sozialministerium diese Informationen für Aus- wertungen in diesem Gesundheitsbericht nicht vor. 60

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Die erhobenen Befunde sollen Auffälligkeiten und Defizite im physischen und psychischen Entwicklungsstand der untersuchten Kinder aufdecken. Sie lassen keine Aussagen zu spezi- ellen Fähigkeiten und Begabungen zu. In Tabelle 2.1 ist die Anzahl der in schulärztlichen Untersuchungen des Kinder- und Jugend- gesundheitsdienstes untersuchten Kinder und Jugendlichen der Schuljahre 2005/2006 bis 2009/2010 dargestellt.

Tabelle 2.1: Anzahl aller untersuchten Kinder und Schüler der Schuljahre 2005/2006 bis 2009/2010 Schuljahr 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 Einschüler 653 635 651 625 606 648 Schüler der 4.Klasse/ 397 460 516 485 536 538 davon Förderschüler 26 34 38 28 27 28 Schüler der 8.Klasse/ 886 518 500 391 210 372 davon Förderschüler 70 45 62 36 38 23 Quelle: Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Die zum Teil sehr starken Schwankungen der Anzahl der untersuchten älteren Schüler sind darauf zurückzuführen, dass nicht immer alle Schüler untersucht werden können. Für die Klassen 4 und 8 sind die Förderschüler gesondert aufgeführt. Diese besuchen ein Förder- zentrum oder die Schule für individuelle Lebensbewältigung. Daten der Kinder, die später die überregionalen Schulen für Schwerhörige oder Gehörlose, Schulen für Körperbehinderte, die Sprachheilschule und die Schule für Blinde und Sehschwache besuchen, sind nur zum sehr geringen Teil einbezogen. Die folgenden Kapitel beschreiben ausgewählte Ergebnisse und Entwicklungstrends, die sich auf den physischen und psychischen Entwicklungsstand der Kinder beziehen. Die hier darge- stellten Auffälligkeiten und Defizite der Kinder bedürfen in der Folge einer besonderen Auf- merksamkeit und Beratung.

2.1.2.1 Ausgewählte Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung An der Schuleingangsuntersuchung durch den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst nehmen alle Kinder teil, die bis zum 30.6. des laufenden Jahres das sechste Lebensjahr vollendet haben (werden). Als Kinder mit auffälligem Befund gelten alle diejenigen, die bei der Untersuchung die standardisierten Testaufgaben nicht in ausreichendem Maße erfüllen können. Dabei werden sowohl die erstmalig festgestellten Störungen mit oder ohne weiterführende Behandlungs- notwendigkeit als auch die bereits bekannten oder in Behandlung befindlichen Erkrankungen der untersuchten Kinder erfasst.

Wahrnehmung der empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U9 In der BRD hat jedes geborene Kind bis zum 64. Lebensmonat Anspruch auf neun Vorsorge- untersuchungen. Im Idealfall haben alle Kinder bis zur Schuleingangsuntersuchung alle neun Untersuchungen absolviert. Seit 2008 ist im Gesetz über den Öffentlichen Gesundheitsdienst - ÖGDG M-V (§ 15b) vom 23.10.2008 verankert, dass alle Eltern, deren Kinder nicht im fest-

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen gelegten Zeitraum an den entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen haben, schriftlich erinnert werden. Ziel ist es, möglichst viele Kinder präventiv zu untersuchen, um frühzeitig Störungen in der Entwicklung feststellen und positiv beeinflussen zu können. Die Ergebnisse der durchgeführten Vorsorgeuntersuchungen werden durch den Kinder- oder Hausarzt fortlaufend im Vorsorgeheft dokumentiert. Dieses ist bei der Schuleingangsunter- suchung mitzubringen. In die folgende Berechnung der Abbildung 3 gehen nur die Daten der Kinder ein, die ihr Vorsorgeheft vorlegten. Das waren zum Beispiel im Schuljahr 2009/2010 von den 648 untersuchten Einschülern (vgl. Tab. 1) 601, also 92,7% der Kinder. Die Abbil- dung 2.3 zeigt den im Schuljahr 2009/2010 erfassten Anteil der Kinder mit den entsprechend wahrgenommenen Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U9. An den empfohlenen Vorsorgeunter- suchungen U1 bis U9 nahmen die meisten Kinder teil. Dabei sank die Teilnahme mit zuneh- mendem Lebensalter, besonders deutlich sichtbar bei der U8.

Abbildung 2.3: Anteil der im Schuljahr 2009/2010 erfassten Einschüler mit den entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U9 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Motorische Auffälligkeiten Bei der Überprüfung der motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten werden die Visomotorik sowie die Grob- und Feinmotorik getestet. Die Visomotorik bezieht sich auf das Erfassen von Formen und Räumen sowie die Auge- Hand-Koordination. Das Kind wird beim Test aufgefordert, ein einfaches Bild vollständig und in gleicher räumlicher Anordnung von einer Vorlage abzuzeichnen. Beim Test der Grobmotorik werden das Gleichgewicht und die Körperkoordination der Kinder geprüft, indem sie gebeten werden, einfache Übungen im Einbein- und Beidbeinhüpfen auszuführen. Zur Feinmotorik zählen die Geschicklichkeit der Hände und Finger. Die Abbildung 2.4 stellt die motorischen Auffälligkeiten der Kinder in den Schuleingangs- untersuchungen der Schuljahre 2004/2005 bis 2009/2010 dar.

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Abbildung 2.4: Anteil der Einschüler mit motorischen Auffälligkeiten in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Insgesamt fällt auf, dass zum Zeitpunkt der Einschulung noch viele Schwierigkeiten bei den motorischen Tests auftraten. So konnte im Schuljahr 2006/2007 mit 46,5% etwa jedes zweite Kind die visomotorische Testaufgabe nicht vollständig erfüllen. Danach zeigt die Graphik bei der Visomotorik allerdings kontinuierliche und deutliche Verbesserungen. Bei den Aufgaben zur Feinmotorik gab es bei 23,7% im Schuljahr 2006/2007 bis fast 30% der Kinder im Schuljahr 2009/2010 Auffälligkeiten. Das betraf somit jedes dritte bis vierte Kind. Hier zeigt die statistische Erhebung im Berichtszeitraum tendenziell einen Aufwärtstrend, das heißt der Anteil der Kinder mit feinmotorischen Defiziten war ansteigend. Grobmotorische Defizite zeigten in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 fast 15% bis 17% aller Kinder. Damit hat jedes sechste bis siebte Kind Schwierigkeiten beim Ein- oder Zweibeinhüpfen. Dieser Trend hat kontinuierlich über den gesamten Berichtszeitraum ange- halten (Abb. 2.4).

Sprachstörungen Die Abbildung 2.5 zeigt den Anteil der Kinder, die bei der Schuleingangsuntersuchung in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 eine Sprachstörung zeigten, sowie den Anteil der sprachgestörten Kinder, die eine Empfehlung zur Sprachheilbehandlung erhielten.

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Abbildung 2.5: Anteil der Einschüler mit Sprachstörung und Anteil der Einschüler mit empfohlener Sprachheilbehandlung an den Einschülern mit Sprachstörung in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Der Anteil der Kinder mit Sprachauffälligkeiten wie ein geringer Wortschatz und mangel- haftes Wortverständnis schwankte in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 stark zwi- schen 19,6% im Schuljahr 2009/2010 und 31,2% im Schuljahr 2005/2006. Insgesamt zeigt der Trend dabei nach dem Peak im Schuljahr 2005/2006 eine kontinuierliche Verbesserung. Der Anteil der Kinder mit einer Sprachstörung, die eine Empfehlung zur Sprachheilbehand- lung erhielten, lag zwischen etwa 11% und fast 29%. Dabei können über den gesamten Zeit- raum starke Schwankungen beobachtet werden (Abb. 2.5). An der Empfehlung der Kinder- und Jugendärzte, eine Sprachheilbehandlung zu beginnen, ist indirekt zu sehen, wie stark die jeweilige Sprachstörung der betroffenen Kinder eingeschätzt wird. So wurde im Schuljahr 2005/2006, dem Schuljahr mit dem höchsten Anteil an Kindern mit einer Sprachstörung, nur 11% dieser Kinder eine Sprachheilbehandlung empfohlen, was dafür spricht, dass es sich überwiegend um leichte Störungen handelte. Im Schuljahr 2009/2010 dagegen, dem Schuljahr mit dem niedrigsten Anteil an Kindern mit einer Sprach- störung im berichteten Zeitraum, empfahlen die Kinder- und Jugendärzte 26% von ihnen, also fast jedem vierten sprachgestörten Kind, eine Behandlung (Abb. 2.5).

Schulrelevante Fähigkeiten Ziel der Schuleingangsuntersuchung ist festzustellen, ob die einzuschulenden Kinder in ihrer gesamten Entwicklung den zu erwartenden Anforderungen der Schule gewachsen sein wer- den. Zu den schulrelevanten Fähigkeiten gehören die Simultanerfassung von Mengen, die Merkfähigkeit von Zahlen und Sätzen, die Abstraktionsfähigkeit sowie die visuelle und akus- tische Differenzierung. In den Abbildungen 2.6 und 2.7 ist der Anteil der Kinder mit unzu- reichenden schulrelevanten Fähigkeiten in den Schuljahren 2004/2005 bis 2008/2009 darge- stellt. Seit dem Schuljahr 2009/2010 werden diese Tests nicht mehr im Rahmen der kinder- und jugendärztlichen Untersuchung durchgeführt, da sie den pädagogischen Tests zuzurech-

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen nen sind und deshalb von den Pädagogen durchgeführt werden, die auch letztendlich über die Einschulung der Kinder entscheiden.

Abbildung 2.6: Anteil der Einschüler mit unzureichenden schulrelevanten Fähigkeiten (Simultanerfassung von Mengen, Merkfähigkeit von Zahlen und Sätzen) in den Schuljahren 2004/2005 bis 2008/2009 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Besonders die Simultanerfassung von Mengen war für viele Kinder noch schwierig. Bei die- sem Test wird geprüft, ob ein Kind, ohne zu zählen, eine ungeordnete Menge von vier Gegen- ständen sicher erfassen kann, wie es dem altersgerechten Entwicklungsstand zur Einschulung entsprechen würde. Bis zu 23,2 % der untersuchten Kinder (Schuljahr 2006/2007) konnten diese Übung nicht vollständig erfüllen. Den Test zur Merkfähigkeit von Zahlen, das heißt sich vier Einzelziffern merken und nach- sprechen zu können, schafften zwischen 11,4% (Schuljahr 2008/2009) und fast 15,8% der untersuchten Kinder (Schuljahr 2007/2008) nicht ausreichend. Zwischen 9% (Schuljahr 2004/2005) und 13,1% der untersuchten Kinder (Schuljahr 2006/2007) konnten sich Sätze aus 14 bis 16 Silben nicht vollständig merken. Insgesamt fällt bei den in Abbildung 2.6 erfassten schulrelevanten Fähigkeiten nach einem Peak im Schuljahr 2006/2007 bei den Defiziten in der Simultanerfassung von Mengen und der Merkfähigkeit von Sätzen bzw. im Schuljahr 2007/2008 bei der Merkfähigkeit von Zahlen ein deutlicher Abwärtstrend, das heißt eine deutliche Verbesserung der erfassten schulrele- vanten Fähigkeiten auf (Abb. 2.6).

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Abbildung 2.7: Anteil der Einschüler mit unzureichenden schulrelevanten Fähigkeiten (Abstraktionsvermögen, visuelle und akustische Differenzierung) in den Schuljahren 2004/2005 bis 2008/2009 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Bei der akustischen Differenzierung nach Westra, die geprüft wird, indem vier sinnleere Silben lautrein nachzusprechen sind, hatten zwischen 16,2% der Kinder im Schuljahr 2004/2005 und 29,4% der Kinder (fast jedes dritte Kind) im Schuljahr 2007/2008 Schwierig- keiten. Dieser Aufwärtstrend wurde im Schuljahr 2008/2009 unterbrochen, als der Anteil der Einschüler mit Defiziten bei der akustischen Differenzierung wieder auf 23,4% zurückging. Den Test der visuellen Differenzierung, also das Erkennen eines Unterschieds im direkten Vergleich zweier Bilder, schafften zwischen 6,4% der Kinder im Schuljahr 2004/2005 und 16,7% der Kinder im Schuljahr 2008/2009 nicht. Das war eine kontinuierliche Verschlechte- rung um über 10%. Das Abstraktionsvermögen der Kinder zeigte im berichteten Zeitraum insgesamt eine Ten- denz zur Verbesserung. Zwischen 17,8% der Kinder im Schuljahr 2006/2007 und 11,5% der Kinder im Schuljahr 2007/2008 erfüllten den Test, der darin bestand, die Reihenfolge und Zusammenhänge einer aus vier Bildern bestehenden Bildgeschichte zu erfassen und deren Inhalt wiederzugeben, nicht in ausreichendem Maße. Bei den in Abbildung 2.7 dargestellten schulrelevanten Fähigkeiten lassen sich bei einem großen Anteil der Einschüler Defizite erkennen, besonders beim akustischen Differenzie- rungsvermögen. Die Fähigkeit der visuellen Differenzierung hat sich im Trend deutlich ver- schlechtert, während sich das Abstraktionsvermögen der Kinder tendenziell verbessert hat (Abb.2.7).

Psychosoziales Verhalten und psychophysische Belastbarkeit Als auffälliges psychosoziales Verhalten zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung gilt sowohl ein unangemessenes Verhalten als auch eine mangelnde Anstrengungsbereitschaft oder große Ängstlichkeit. Die psychophysische Belastbarkeit ist dann gemindert, wenn sich

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen ein Kind unter anderem leicht ablenken lässt und wenig Ausdauer zeigt, schnell ermüdet beziehungsweise unruhig ist. In Abbildung 2.8 ist der Anteil der Kinder mit Auffälligkeiten im psychosozialen Verhalten und unzureichender psychophysischer Belastbarkeit bei der Schuleingangsuntersuchung in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 dargestellt.

Abbildung 2.8: Anteil der Einschüler mit Auffälligkeiten im psychosozialen Verhalten und unzureichender psychophysischer Belastbarkeit in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Auffälligkeiten im psychosozialen Verhalten zeigten 9,6% (Schuljahr 2004/2005) bis 16,3% der untersuchten Kinder (Schuljahr 2006/2007). Der Anteil der Kinder mit herabgesetzter psychophysischer Belastbarkeit schwankte zwischen 15,2% (Schuljahr 2008/2009) und 18,6% der untersuchten Kinder (Schuljahr 2006/2007). Dabei ist im Trend nach einer Spitze im Schuljahr 2006/2007 eine Verbesserung festzustellen, besonders beim Anteil der Einschüler mit psychosozialen Verhaltensauffälligkeiten (Abb. 2.8).

Empfehlungen zur Rückstellung von der Einschulung Im Ergebnis der kinder- und jugendärztlichen Schuleingangsuntersuchung können aus körperlichen („Unreife“) oder medizinischen Gründen (wie eine bevorstehende Kur oder Operation mit langer Krankschreibung) Empfehlungen zu einer Rückstellung von der Ein- schulung gegeben werden. Die endgültige Entscheidung über die Einschulung trifft der jeweilige Schulleiter. Die Abbildung 2.9 zeigt den Anteil aller Kinder in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010, denen bei der Schuleingangsuntersuchung durch die Kinder- und Jugendärzte eine Rück- stellung von der Einschulung aus körperlichen oder medizinischen Gründen empfohlen wurde. Die Werte schwanken zwischen 1,6% (Schuljahr 2005/2006) und 3,9% der unter- suchten Kinder (Schuljahr 2009/2010). Der Anteil ist insgesamt als niedrig einzuschätzen.

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Abbildung 2.9: Anteil der Kinder mit Empfehlung zur Rückstellung von der Einschulung aus körperlichen oder medizinischen Gründen an allen bei der Schuleingangsuntersuchung untersuchten Kindern in den Schul- jahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Auffällige Befunde der Schuleingangsuntersuchung 2008/2009 im Überblick Im Schuljahr 2008/2009 wiesen 14% der Kinder Sehstörungen auf. Zählt man die 5% der Kinder, die schielten, dazu, litt jedes fünfte Kind im schulfähigen Alter an einer Sehstörung12. 10% aller untersuchten Kinder waren übergewichtig und zusätzlich fast 4% sogar adipös (extrem übergewichtig). Damit war jedes siebte Kind zu schwer. Gleichzeitig war aber auch mit einem Anteil von 11% jedes neunte Kind zu leicht (Abb. 2.10). Abbildung 2.10: Häufigste Diagnosen bei den Einschülern im Schuljahr 2008/2009 nach Anteil der betroffenen Kinder (in Prozent, n = 606)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST Die Vergleichswerte für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern liegen für die Herab- setzung der Sehschärfe, das Asthma bronchiale, das Ekzem, das Übergewicht und die Adipo-

12 Nicht erfasst sind dabei die Farbsinnstörungen wie die Rot-Grün-Blindheit. 68

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen sitas vor. Im Schuljahr 2008/2009 lag der Anteil betroffener Einschüler im Landkreis Meck- lenburg-Strelitz beim Asthma bronchiale und dem Ekzem über dem Landesdurchschnitt, bei den übrigen darunter (Tab. 2.2).

Tabelle 2.2: Ausgewählte Diagnosen bei den untersuchten Einschülern des LK MST und des Bundeslandes M-V im Schuljahr 2008/2009 nach Anteil der betroffenen Kinder (in Prozent)

MST M-V

Herabsetzung des Sehschärfe 14,0 16,3

Asthma bronchiale 3,1 2,3

Ekzem 5,3 3,8

Übergewicht 10,1 11,8

Adipositas 3,8 4,7 Quelle: Daten des Ministeriums für Gesundheit und Soziales M-V und des Referats Gesundheit des LK MST

Bei den Tests zu den schulrelevanten Fähigkeiten, Fertigkeiten und Verhaltensweisen hatten die meisten Kinder im Schuljahr 2008/2009 feinmotorische Defizite (27,6%), Sprach- störungen (26,6%) sowie Schwierigkeiten bei der akustischen Differenzierung (23,4%) (Abb. 2.11).

Abbildung 2.11: Anteil der Einschüler mit Defiziten bei den schulrelevanten Fähigkeiten, Fertigkeiten und Verhaltensweisen im Schuljahr 2008/2009 (in Prozent, n = 606)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Die Vergleichswerte für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern liegen für das Schuljahr 2008/2009 für die Grob- und Feinmotorik, die Merkfähigkeit von Zahlen und Sätzen, das auf- fällige psychosoziale Verhalten und die geminderte psychophysische Belastbarkeit vor. Ein

69

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen deutlich über dem Landesdurchschnitt liegender Anteil der untersuchten Einschüler des Landkreises Mecklenburg-Strelitz hatte Defizite bei den feinmotorischen Fertigkeiten. Alle anderen Werte liegen unter dem Landesdurchschnitt (Tab. 2.3).

Tabelle 2.3: Anteil der Einschüler mit Defiziten bei ausgewählten schul- relevanten Fähigkeiten, Fertigkeiten und Verhaltensweisen an allen unter- suchten Einschülern des LK MST und des Bundeslandes M-V 2008/2009 (in Prozent)

MST M-V

Grobmotorik 15,5 16,4

Feinmotorik 27,6 16,9

Merkfähigkeit von Zahlen 11,4 18,9

Merkfähigkeit von Sätzen 7,8 11,5

psychosoziales Verhalten 10,6 12,4 psychophysische 15,2 19,9 Belastbarkeit Quelle: Daten des Ministeriums für Gesundheit und Soziales M-V und des Referats Gesundheit des LK MST

2.1.2.2 Besonders häufige Befunde in den drei schulärztlich untersuchten Klassenstufen

Herabgesetzte Sehschärfe Zu den häufigsten Befunden bei den schulärztlichen Untersuchungen aller drei Altersklassen gehört die mangelhafte Sehschärfe in der Ferne und Nähe. Die Sehschärfe wird mit der Rodenstock-Sehtestgerät-Testscheibe geprüft13. Bei der Schuleingangsuntersuchung war bei 14% (Schuljahr 2008/2009) bis 21,6% aller untersuchten Kinder (Schuljahr 2004/2005) ein Befund festzustellen. Dieser Anteil stieg mit zunehmendem Alter an. Bei den untersuchten Viertklässlern war die Sehschärfe bei 21% (Schuljahr 2008/2009) bis 28,3% der Schüler (Schuljahr 2008/2009) herabgesetzt und bei den Achtklässlern sogar bei 27,3% (Schuljahr 2004/2005) bis 33,6% der Schüler (Schuljahr 2004/2005). Damit ist in dem Alter etwa jedes dritte Kind kurzsichtig oder (seltener) weitsichtig. Im Gesamtverlauf des berichteten Zeitraums ist zu sehen, dass in allen drei Altersklassen der Anteil der untersuchten Schüler mit Sehschärfeminderung zurückging, am stärksten bei den untersuchten Viertklässlern (Abb. 2.12).

13 Bei den hier berichteten Befunden sind die Kinder auch dann unter „Sehschärfeminderung“ erfasst, wenn diese bereits durch das Tragen einer Brille korrigiert ist. 70

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Abbildung 2.12: Anteil der Schüler mit herabgesetzter Sehschärfe in den drei untersuchten Altersklassen in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Übergewicht, Adipositas und Untergewicht Das durchschnittliche Gewicht eines Kindes wird mithilfe der Perzentilkurven nach Kromeyer-Hauschild getrennt für Jungen und Mädchen entsprechend ihres Alters, ihrer Kör- pergröße und ihres -gewichts beschrieben. Nach den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Adi- positas im Kindes- und Jugendalter wird im Landkreis Mecklenburg-Strelitz seit 2002 bei den schulärztlichen Untersuchungen der drei Altersklassen der Body Mass Index (BMI) jedes Kindes ermittelt und mit der altersabhängigen Perzentilkurve verglichen. Der BMI ist der Quotient aus Körpergewicht und dem Quadrat der Körpergröße in Metern. Er wird in kg/m2 angegeben. Es werden übergewichtige Kinder und Jugendliche mit einem Gewicht oberhalb der 90. alters- und geschlechtsabhängigen Perzentile sowie adipöse (extrem übergewichtige) Kinder und Jugendliche mit einem Gewicht oberhalb der 97. alters- und geschlechtsab- hängigen Perzentile unterschieden. Kinder und Jugendliche mit einem Gewicht unterhalb der 10. alters- und geschlechtsabhängigen Perzentile werden als untergewichtig eingestuft. In der Abbildung 2.13 sind die Anteile der Schüler mit Übergewicht und Adipositas in den drei untersuchten Altersklassen in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 dargestellt. Bis zu 15,6% der Kinder (Schuljahr 2004/2005) waren beim Schuleintritt übergewichtig und bis zu 6,3% (Schuljahr 2004/2005) sogar extrem übergewichtig/adipös. Dieser Anteil stieg mit zunehmendem Alter weiter an. In Klasse 4 waren bis zu 23,7% der untersuchten Schüler (Schuljahr 2004/2005) übergewichtig und bis zu 10,5% (Schuljahr 2004/2005) adipös, während in Klasse 8 sogar über 30% der untersuchten Schüler (Schuljahr 2009/2010) Über- gewicht hatten und weitere 14,6% (Schuljahr 2009/2010) adipös waren. Damit war in der achten Klasse im Schuljahr 2008/2009 fast die Hälfte der untersuchten Schüler zu schwer. Betrachtet man den gesamten Berichtszeitraum, lässt sich feststellen, dass der Anteil der übergewichtigen und adipösen Einschüler leicht abnahm. In Klasse 4 gab es bis zum Schul-

71

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen jahr 2006/2007 zunächst eine deutliche Verbesserung beim Anteil der übergewichtigen und adipösen Kinder. Danach stieg er wieder kontinuierlich, bis er im Schuljahr 2009/2010 fast das Ausgangsniveau des Berichtszeitraums erreichte. Für die Achtklässler lässt sich nach zwi- schenzeitlicher Abnahme des Anteils übergewichtiger und adipöser Schüler eine deutliche Zunahme beobachten, besonders beim Anteil der übergewichtigen Schüler (Abb. 2.13).

Abbildung 2.13: Anteil der Schüler mit Übergewicht und Adipositas in den drei untersuchten Altersklassen in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Neben Übergewicht hatte auch ein bedeutender Anteil der untersuchten Schüler Unterge- wicht. Bei den Schuleingangsuntersuchungen konnte ein stark schwankender Anteil unterge- wichtiger Kinder zwischen 6,3% im Schuljahr 2009/2010 und 16% im Schuljahr 2006/2007, insgesamt mit einem Trend zur leichten Verbesserung, festgestellt werden. In Klasse 4 lag der Anteil untergewichtiger Kinder zwischen 6,2% im Schuljahr 2004/2005 und 9% der unter- suchten Schüler im Schuljahr 2006/2007. Er stieg insgesamt leicht an. In Klasse 8 waren 2,6% (Schuljahr 2009/2010) bis 7% der untersuchten Schüler (Schuljahr 2007/2008) unter- gewichtig. Dieser Anteil war im Gesamtzeitraum sinkend, was insgesamt den in Abbildung 2.13 beobachteten Trends der Gewichtszunahme in Klasse 8 entspricht (Abb. 2.14).

72

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Abbildung 2.14: Anteil der Schüler mit Untergewicht in den drei Altersklassen in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Aus diesen Daten ist ersichtlich, dass ein hoher Anteil aller untersuchten Kinder und Schüler Gewichtsprobleme (zu viel oder zu wenig Gewicht) aufweist. Hinsichtlich der Bedeutung von Über- und Untergewicht für die Entstehung von Krankheiten besteht hier ein dringender Handlungsbedarf.

Haltungsschwäche Die Beurteilung einer Haltungsschwäche beruht auf den ärztlichen Beobachtungen während der Untersuchung der Kinder und Jugendlichen. Der höchste Anteil an Schülern mit einer Haltungsschwäche war bei den Achtklässlern zu sehen. Er schwankte hier zwischen 5,3% (Schuljahr 2006/2007) und 21,5% (Schuljahr 2008/2009) und war insgesamt mit der Aus- nahme im Schuljahr 2008/2009 abnehmend. Bei den Viertklässlern wurden 3,4% (Schuljahr 2006/2007) bis 10,4% (Schuljahr 2008/2009) der untersuchten Schüler von den Ärzten als haltungsschwach eingeschätzt. Betrachtet man den Gesamttrend über den Berichtszeitraum, kann von einem ungefähr gleichbleibenden Anteil der haltungsschwachen Schüler gesprochen werden, wenn man die beiden Abweichungen in den Schuljahren 2006/2007 (nach unten) und 2008/2009 (nach oben) unberücksichtigt lässt. Auch bei den untersuchten Einschülern ist ein etwa gleichbleibender Anteil an haltungsschwachen Kindern über den gesamten Berichtszeit- raum zu beobachten, der als niedrig einzuschätzen ist (Abb. 2.15).

73

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Abbildung 2.15: Anteil der Schüler mit Haltungsschwäche in den drei Alters- klassen in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Erkrankungen des allergischen Formenkreises Zu den Erkrankungen des allergischen Formenkreises gehören die allergische Rhinitis, das Asthma bronchiale und das endogene Ekzem. Hier ist der Kinder- und Jugendarzt auf das korrekte Ausfüllen des Anamnesebogens durch die Eltern angewiesen. Bei allergisch beding- ten Erkrankungen sind nicht jederzeit Symptome erkennbar, sodass auch „scheinbar“ gesunde Kinder Allergiker sein können und somit in der statistischen Erfassung erscheinen sollten. Im berichteten Zeitraum waren alle drei Erkrankungen in unterschiedlicher Häufigkeit anzu- treffen. Der Anteil der betroffenen Schüler stieg mit dem Alter. Besonders häufig trat die allergische Rhinitis in der Klassenstufe 8 in den Schuljahren 2009/2009 und 2009/2010 auf, wo 10,5% bzw. 10,9% der untersuchten Schüler angegeben hatten, betroffen zu sein (Abb. 2.16).

74

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Abbildung 2.16: Anteil der Schüler mit allergischer Rhinitis, Asthma bronchiale und endogenem Ekzem in den drei untersuchten Altersstufen in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

In Abbildung 2.17 ist am Beispiel der Achtklässler zu sehen, dass im Verlauf des Berichts- zeitraums die allergischen Erkrankungen insgesamt zunahmen.

Abbildung 2.17: Allergische Erkrankungen gegliedert nach allergischer Rhinitis, Asthma bronchiale und endogenem Ekzem am Beispiel des Anteils betroffener Kinder in Schulklasse 8 in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

75

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

2.1.2.3 Ausgewählte Befunde im Vergleich von Regel- und Förder- schülern Im Vergleich von Regel- und Förderschülern lassen sich für den Landkreis Mecklenburg- Strelitz Besonderheiten über Jahre hinweg deutlich erkennen. Allerdings ist hier zu berück- sichtigen, dass die Anzahl der (untersuchten) Förderschüler sehr viel niedriger ist als die der Regelschüler (s. Tab. 2.1 im Kapitel 2.1.2).

Übergewicht nach Schulart in Klasse 4 Betrachtet man die übergewichtigen Viertklässler im Vergleich beider Schularten, lässt sich hierbei erkennen, dass die Förderschüler insgesamt, jedoch nicht durchgängig, schlechter ab- schneiden als die Regelschüler. In den Schuljahren 2004/2005 und 2005/2006 lag der Anteil übergewichtiger Viertklässler in den Förderschulen unter dem der Regelschulen. Auffällig ist, wie stark der Anteil übergewichtiger Viertklässler über den gesamten Berichtszeitraum hin- weg angestiegen ist, während der Anteil übergewichtiger Regelschüler in Klasse 4 zunächst deutlich abnahm und ab dem Schuljahr 2006/2007 wieder kontinuierlich zunahm (Abb. 2.18).

Abbildung 2.18: Anteil übergewichtiger Schüler nach Schulart in Klasse 4 in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Übergewicht nach Schulart in Klasse 8 In den achten Klassen lag der Anteil der übergewichtigen Förderschüler fast im gesamten Berichtszeitraum über dem Anteil der übergewichtigen Regelschüler. Im Schuljahr 2006/2007 entsprach der Anteil der übergewichtigen Förderschüler etwa dem der Regelschüler und im Schuljahr 2009/2010 waren 4% weniger Förderschüler übergewichtig als Regelschüler (Abb. 2.19).

76

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Abbildung 2.19: Anteil übergewichtiger Schüler nach Schulart in Klasse 8 in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Adipositas (extremes Übergewicht) nach Schulart in Klasse 4 Wie bereits im 2. Gesundheitsbericht des Landkreises Mecklenburg-Strelitz 2005 ersichtlich war, zeigte sich auch im nun berichteten Zeitraum wieder, dass in den Förderschulen ein besonders hoher Anteil an Kindern mit Adipositas anzutreffen ist. In Abbildung 2.20 wird deutlich, dass der Anteil der Viertklässler mit Adipositas in den Förderschulen im Zeitverlauf kontinuierlich angestiegen ist, bis auf 21,4% im Schuljahr 2009/2010. In dem Schuljahr war mehr als jedes fünfte Kind extrem übergewichtig und der Anteil adipöser Kinder war, wie insgesamt durchgehend seit dem Schuljahr 2006/2007, im Vergleich zur Regelschule mehr als doppelt so hoch.

Abbildung 2.20: Anteil adipöser Schüler nach Schulart in Klasse 4 in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Adipositas nach Schulart in Klasse 8 Im Vergleich der adipösen Achtklässler beider Schularten schneiden die Förderschüler eben- falls deutlich schlechter ab. Nur in den Schuljahren 2005/2006 und 2009/2010 ist der Anteil der untersuchten adipösen Förderschüler niedriger als der der Regelschüler (Abb. 2.21).

Abbildung 2.21: Anteil adipöser Schüler nach Schulart in Klasse 8 in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Insgesamt wird auch hier wieder deutlich, dass Übergewicht und Adipositas eine heraus- ragende Stellung hinsichtlich der Befunde der untersuchten Schüler aller Klassenstufen und Schularten spielen.

2.1.2.4 Durchimpfungsraten bei der Schuleingangsuntersuchung Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Impfungen zum Schutz vor Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Haemophilus influenzae Typ b (Hib), Poliomyelitis, Hepatitis B, Pneumokokken, Meningokokken, Masern, Mumps, Röteln, Varizellen sowie neu gegen humane Papillomviren (HPV) bei Mädchen und jungen Frauen im Alter von 12-17 Jahren (vgl. RKI 2007). Teil der Empfehlungen der STIKO ist der offizielle Impfkalender, der einen schnellen Überblick über die empfohlenen Impfungen sowie deren Zeiträume und (Mindest)-Abstände gibt. Die Impfungen sollten zum frühestmöglichen Zeitpunkt erfolgen. Noch vor dem Eintritt in eine Gemeinschaftseinrichtung, spätestens aber vor dem Schuleintritt, ist für einen dem Alter entsprechenden vollständigen Impfschutz Sorge zu tragen. Dieser besteht aus der altersab- hängigen Grundimmunisierung und Auffrischungsimpfungen. Spätestens bis zum vollendeten 18. Lebensjahr sind bei Jugendlichen versäumte Impfungen nachzuholen (vgl. RKI 2011: 276f.). Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des Referats Gesundheit des Landkreises Mecklen- burg-Strelitz setzt die Empfehlungen der STIKO um und nutzt die Schuleingangs- und schul-

78

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

ärztlichen Untersuchungen für die Impfprophylaxe. Dabei wird konsequent auf die Überprü- fung und gegebenenfalls Vervollständigung des Impfstatus der untersuchten Kinder und Jugendlichen hingewirkt. Abbildung 2.22 stellt den Anteil geimpfter Kinder bei der Schuleingangsuntersuchung in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 dar. Bei der Berechnung wurden nur die Daten der Kinder einbezogen, deren Impfausweis bei der Untersuchung vorlag. Das war über den gesamten Zeitraum bei 90% bis 95% der untersuchten Kinder der Fall.

Abbildung 2.22: Anteil geimpfter Kinder bei der Schuleingangsuntersuchung in den Schul- jahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden beispielhaft nur die Datenreihen für die Schul- jahre 2006/2007 und 2009/2010 beschriftet. Im Schuljahr 2006/2007 wurde erstmals der Impfstatus bei den damals neu empfohlenen Impfungen gegen Pneumokokken, Meningokokken und Varizellen erfasst. Dieser war mit 4,5%, 15,6% und 21,3% aller untersuchten Kinder noch mangelhaft. Bis zum Schuljahr 2009/2010 konnte der Impfschutz gegen diese Erreger erhöht werden, bei Pneumokokken auf fast 13%, bei Meningokokken auf fast 86% und bei Varizellen auf 51% aller untersuchten Kinder. Hier besteht weiterhin Handlungsbedarf, da erst ab einem Durchimpfungsgrad von 90% von einer wirksamen Vorbeugung gegen Erkrankungen dieser Erreger ausgegangen werden kann. Auch bei Pertussis liegt der Impfschutz mit 76% im Schuljahr 2006/2007 beziehungsweise fast 62% im Schuljahr 2009/2010 noch unter den angestrebten 90%. Bei allen anderen von der STIKO empfohlenen Impfungen ist im Landkreis Mecklenburg-Strelitz von einem wirk- samen Schutz in der betreffenden Altersgruppe auszugehen.

79

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

2.1.2.5 Durchimpfungsraten in Klasse 4 Zu den schwersten Infektionskrankheiten gehören Tetanus und Diphterie. Laut STIKO sollten alle Kinder im Alter von fünf bis sechs Lebensjahren (also vor der schulärztlichen Unter- suchung in der 4. Klasse) bereits die Grundimmunisierung und auch die 1. Auffrischungs- impfung erhalten haben. In Abbildung 2.23 ist der Anteil der an beiden Schutzimpfungen mit Grundimmunisierung und 1. Auffrischungsimpfung teilgenommenen Kinder in den Schul- jahren 2004/2005 bis 2009/2010 dargestellt.

Abbildung 2.23: Anteil der gegen Tetanus und Diphterie geimpften Kinder in Klasse 4 in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 unter Berücksichtigung der Grund- immunisierung und 1. Auffrischungsimpfung (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Bei Tetanus wiesen etwa 78% (2007/2008) bis 87% (2006/2007) der Schüler einen voll- ständigen Impfschutz auf, bei Diphterie ungefähr 77% (2007/2008) bis 86% der untersuchten Schüler. Damit waren in den 4. Klassen erste Impflücken festzustellen. Die Ärzte des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes informieren in den Fällen die Eltern, damit durch den Haus- oder Kinderarzt die fehlende Impfung nachgeholt werden kann. Selten wird auch direkt im Referat Gesundheit oder in den Schulen geimpft (Abb. 2.23).

2.1.2.6 Durchimpfungsraten in Klasse 8 In Abbildung 2.24 ist der Anteil der vollständig an den empfohlenen Schutzimpfungen teilge- nommenen untersuchten Schüler der Klasse 8 der Schuljahre 2004/2005 bis 2009/2010 darge- stellt.

80

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Abbildung 2.24: Anteil vollständig geimpfter Kinder der Klasse 8 in den Schul- jahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde der Anteil der Schüler mit Grundimmunisierung gegen Tetanus, Diphterie, Pertussis und Poliomyelitis in Abbildung 24 nicht dargestellt. Diese sind Voraussetzung für die Auffrischungsimpfungen. In Abbildung 2.25 findet sich am Beispiel der untersuchten Achtklässler des Schuljahres 2009/2010 der gesamte Überblick über die von der STIKO empfohlenen Schutzimpfungen dieses Alters und den Anteil vollständig geimpfter Schüler des entsprechenden Schuljahres.

Abbildung 2.25: Anteil vollständig geimpfter Kinder der Klasse 8 im Schuljahr 2009/2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

81

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Ungefähr 42% der untersuchten Schüler hatten keine 2. Auffrischungsimpfung gegen Tetanus und Diphterie. Diese kann gemäß den Impfempfehlungen der STIKO zum Erreichen des voll- ständigen Impfschutzes noch regulär bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden. Das Gleiche gilt für die 1. Auffrischungsimpfung gegen Poliomyelitis, die bei 39% aller Schüler (noch) fehlt, sowie für die abgeschlossene Grundimmunisierung gegen Hepatitis B, die etwa 14% aller Schüler (noch) nicht erreicht haben. Zu beachten ist auch der Impfschutz gegen Pertussis (Keuchhusten), da diese Erkrankung sich zunehmend in das Jugend- und Erwachsenenalter verschiebt. Hier fehlt bei über einem Viertel der Achtklässler der vollständige Impfschutz. Dieser kann ebenfalls noch bis zum vollendeten 17. Lebensjahr erreicht werden. Bei der seit 2007 neu empfohlenen Impfung gegen HPV wurde im Schuljahr 2009/2010 bei etwa 15% der Mädchen ein derartiger vollständiger Impfschutz erreicht. Ebenfalls sind bei den seit 2004 und 2006 von der STIKO empfohlenen Schutzimpfungen gegen Varizellen, Meningo- und Pneumokokken weitere Bemühungen notwendig, wenn ein wirksamer Schutz der jungen Bevölkerung im Landkreis Mecklenburg-Strelitz gegen den Ausbruch der entspre- chenden Krankheiten erreicht werden soll.

2.1.3 Kinder bis zum sechsten Lebensjahr mit Entwicklungsver- zögerungen Kindern, die aufgrund von Behinderung oder drohender Behinderung einen besonderen Förderbedarf haben, stehen gesetzlich geregelte Fördermaßnahmen und Leistungen zu. Die Früherkennung und Frühförderung behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder ist im Neunten Sozialgesetzbuch (SGB IX) geregelt. Dort wurde die Frühförderung (in den §§ 26 und 30 SGB IX) den Leistungen zur medizinischen Rehabilitation zugeordnet. Zusätzlich regelt der § 56 SGB IX die heilpädagogischen Leistungen. Er stellt eine gesetzliche Grund- lage für Leistungen zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft dar. Kinder mit geistiger, körperlicher oder seelischer (drohender) Behinderung, deren Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist oder eine derartige Beeinträchtigung zu erwarten ist, haben nach den §§ 53 ff. SGB XII bzw. nach § 35a SGB VIII Anspruch auf Ein- gliederungshilfe. Der Kinder- und Jugendarzt erstellt auf Antrag des Kostenträgers (im Land- kreis Mecklenburg-Strelitz des Fachdienstes Soziale Leistungen oder des Fachdienstes Jugendhilfe) ein amtsärztliches Gutachten, in dem er eine Aussage zum Umfang und Dauer der beantragten Maßnahmen trifft sowie sonstige Empfehlungen gibt. Die Beantragung von Leistungen bezüglich der Eingliederungshilfe erfolgt durch die Eltern über die o.g. Fach- dienste.

2.1.3.1 Frühförderung Frühförderstellen haben eine besondere Bedeutung als erster Anlaufpunkt für Eltern und an- dere Personensorgeberechtigte von Kindern mit Auffälligkeiten, Entwicklungsverzögerungen oder Behinderungen.

82

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Hier erhalten betroffene Kinder möglichst frühzeitig sozialpädiatrische, psychologische, heil- pädagogische sowie psychosoziale Leistungen, damit sie die bestmöglichen Chancen für die Entfaltung ihrer Persönlichkeit und auf ein zukünftiges selbstbestimmtes Leben erhalten. Die Eltern können hier Beratungsangebote zu Fördermaßnahmen und deren Koordination in An- spruch nehmen. Angestrebt wird eine Integration der Kinder in ihren eigenen Familien und ihrem sozialen Umfeld, um eine gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen. Die Begleitung im Rahmen der Frühförderung kann längstens bis zur Einschu- lung des Kindes erfolgen. Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz besteht die Möglichkeit der mobilen und ambulanten Frühförderung durch die Frühförderstellen der Diakonie und des Familienzentrums Neustre- litz e.V. Immer mehr Kinder nehmen deren Leistungen in Anspruch, wie Tabelle 2.4 zeigt14.

Tabelle 2.4: Anzahl der Kinder, die in den Jahren 2005 bis 2010 Frühfördermaßnahmen erhielten Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Anzahl der 119 126 156 203 248 265 Kinder Quelle: Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Sollten im Rahmen heilpädagogischer Frühförderung zusätzliche ergotherapeutische, logopä- dische, physiotherapeutische und heilpädagogische Leistungen erforderlich sein, werden diese von interdisziplinären Frühförderstellen als Komplexleistung nach § 56 SGB IX erbracht.

2.1.3.2 Förderung durch Integration in Kindertagesstätten Neben den Frühförderstellen stehen für förderbedürftige Kinder ab einem Alter von drei Jah- ren bis zur Einschulung im Landkreis Mecklenburg-Strelitz 69 Plätze in integrativen Kinder- tagesstätten zur Verfügung (Stand 2010). Bei Inanspruchnahme eines solchen Integrations- platzes entfällt die heilpädagogische Frühförderung, es kann immer nur eine Fördermöglich- keit greifen. In Tabelle 2.5 sind die Integrationskindertagesstätten mit ihren verfügbaren Plätzen sowie deren Träger übersichtsweise aufgeführt. Hier werden förderbedürftige und Regelkinder gemeinsam betreut. So bringen das soziale Lernen in der Gemeinschaft, ein natürlicher Umgang mit Benachteiligungen und die individuelle Förderung Vorteile für alle.

14 Die Anzahl von 265 Kindern im Jahr 2010 schließt die interdisziplinäre Frühförderung mit ein. 83

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Tabelle 2.5: Integrationskindertagesstätten, Träger und Anzahl der Integrationsplätze des Land- kreises Mecklenburg-Strelitz (Stand 31.12.2010)

Integrative Kindertagesstätte Träger Integrationsplätze

"Am Märchenwald" Burg Stargard Trägerwerk Soziale Dienste 8

"Benjamin" Friedland Evangelische Kirchgemeinde 16

„Am Weinberg“ Mirow AWO 4

„Buntes Leben“ Neustrelitz Lebenshilfe 16

„Marienkäfer“ Neustrelitz Diakonie 12

Kita Petersdorf AWO 5

„Spatzenhus“ Wesenberg DRK 8

Quelle: Daten des Referats Gesundheit des LK MST

2.1.4 Mundgesundheit Karies und Parodontalerkrankungen (Erkrankungen des Zahnhalteapparates) zählen laut Robert Koch-Institut zu den häufigsten Infektionserkrankungen der Menschen. Nach Angaben im Jahrbuch der kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung 2009 belaufen sich in der BRD die jährlichen Kosten der gesetzlichen Krankenkassen für die Zahnmedizin auf über 10 Mrd. Euro, mit einem auf die Karies zurückzuführenden Anteil von 6 Mrd. Euro. Bereits im Kindes- und Jugendalter treten die Karies und Gingivitis in beträchtlichem Aus- maß auf. Da die Ursachen der Karies bekannt sind, können gesundheitsfördernde Maßnahmen im Sinne einer Primärprävention wirksam eingesetzt werden. Aufgrund primärpräventiver Maßnahmen ist bundesweit ein Rückgang der Kariesprävalenz in allen Altersgruppen zu ver- zeichnen. Gleichzeitig ist eine Polarisation des Kariesbefalls erkennbar, das heißt viele Kinder mit naturgesundem Gebiss stehen einer kleinen Hochrisikogruppe mit starkem Kariesbefall und teilweise komplettem Gebissverlust gegenüber. Die Versorgung dieser Hochrisikogruppe beansprucht den höchsten Anteil der Kosten, da einfache Füllungen nicht ausreichend sind, sondern eine langwierige, oft auch stationäre Behandlung durchgeführt werden muss. Falsche Ernährungsgewohnheiten, besonders der erhöhte Konsum von Zucker und Säure (wie in modernen Soft-Getränken stark enthalten), und ungenügende Mundhygiene sind Gründe für ein vermehrtes Auftreten von Mund- und Zahnerkrankungen in dieser Gruppe (z.B. Nuckel- flaschenkaries). Ein Zusammenhang zur sozioökonomischen Situation in den Familien wurde nachgewiesen. Eine Fortsetzung des erfolgreichen Trends des Rückgangs der Kariesprävalenz ist auch für den Öffentlichen Gesundheitsdienst mit seinen zahnärztlichen Maßnahmen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz von hoher Bedeutung. Besondere Anstrengungen werden daher im Rahmen der Gruppenprophylaxe auf die Betreuung der Hochrisikokinder gerichtet.

84

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Für zahnärztliche Reihenuntersuchungen gibt es in der BRD keine einheitlichen Richtlinien. Für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern finden sich rechtliche Grundlagen für die Aufgaben des Zahnärztlichen Dienstes in den Gesundheitsämtern im Gesetz über den Öffent- lichen Gesundheitsdienst, im Schulgesetz und der Schulgesundheitspflege-Verordnung. Dabei ist die zahnärztliche Reihenuntersuchung einmal jährlich für alle Kinder ab dem 3. Lebensjahr in den Kindertagesstätten und für alle Schüler der Klassenstufen 1 bis 12 in den Schulen durchzuführen. Bei Einverständnis der Eltern kann bereits ab dem 2. Lebensjahr untersucht werden. Während der Untersuchungen erfolgen eine Erhebung des Zahnstatus sowie die Diagnostik von Karies, Parodontopathien und Zahn- und Kieferfehlstellungen. Ziel ist das rechtzeitige Erkennen von Munderkrankungen, um möglichst frühzeitig eine Behandlung einzuleiten. Dazu werden die Eltern schriftlich über eine Behandlungsnotwendigkeit informiert. Im Dezember 2009 lebten im Landkreis 8494 Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren, davon waren 7874 in Kindergärten und Schulen gemeldet. Der Anteil der zahnärztlich untersuchten Kinder und Jugendlichen lag im Schuljahr 2009/2010 bei 85,1% aller in den Kindereinrichtungen und Schulen gemeldeten Kinder und Jugendlichen.

2.1.4.1 Zahnärztliche Untersuchungsbefunde In Tabelle 2.6 ist die Anzahl der in Reihenuntersuchungen untersuchten Kinder und Jugend- lichen vom 3. bis 18. Lebensjahr der jeweiligen Schuljahre aufgeführt.

Tabelle 2.6: Anzahl aller zahnärztlich untersuchten Kinder und Jugendlichen vom 3. – 18. Lebens- jahr Schuljahr 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 Anzahl der 8910 8229 6827 6521 6817 6701 Untersuchten Quelle: Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Bei den untersuchten Kindern und Jugendlichen vom 3. bis 18. Lebensjahr wird deutlich, dass sich der Zahngesundheitszustand kontinuierlich verbessert hat. Dabei gilt der Anteil primär gesunder Gebisse als Gradmesser für die Zahngesundheit. Dieser stieg vom Schuljahr 2004/2005 bis zum Schuljahr 2009/2010 um fast 16% an. Parallel dazu sank der Anteil der sanierten Gebisse um fast 14%. Der Anteil der behandlungsbedürftigen Gebisse sank insgesamt um etwa 2% (Abb. 2.26).

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Abbildung 2.26: Anteil der Kinder und Jugendlichen mit entsprechendem Gebisszustand an allen untersuchten Kindern und Jugendlichen vom 3.-18. Lebensjahr (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit LK MST

Vergleicht man diese Daten mit denen des 2. Gesundheitsberichts des Landkreises Mecklen- burg-Strelitz 2005, kann man die kontinuierliche Verbesserung der Zahngesundheit sehr deutlich erkennen. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit primär gesundem Gebiss stieg im Landkreis Mecklenburg-Strelitz vom Schuljahr 2000/2001 bis zum Schuljahr 2009/2010 von 30% auf 54,4%. Damit wurde eine Verbesserung von über 24% erreicht. Vergleicht man die Daten der letzten 10 Jahre des Landkreises Mecklenburg-Strelitz mit denen des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, ist festzustellen, dass im Landkreis Mecklenburg-Strelitz die Zahngesundheit soweit verbessert werden konnte, dass im Schuljahr 2008/2009 der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit primär gesundem Gebiss den Landes- durchschnitt erreicht und ab dem Schuljahr 2008/2009 sogar leicht übertrifft (Abb. 2.27).

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Abbildung 2.27: Anteil der Kinder und Jugendlichen mit primär gesundem Gebiss an allen untersuchten Kindern und Jugendlichen vom 3.-18. Lebens- jahr der Schuljahre 2000/2001 bis 2009/2010 im Landkreis MST und dem Bundesland M-V im Vergleich (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit LK MST

Im Vergleich des Landkreises Mecklenburg-Strelitz mit dem gesamten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern sind in Tabelle 2.7 die Ergebnisse für das Schuljahr 2009/2010 aufgeführt.

Tabelle 2.7: Anteil der Kinder und Jugendlichen mit entsprechendem Gebisszustand an allen untersuchten Kindern und Jugendlichen vom 3.-18. Lebensjahr des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V 2009/2010 (in Prozent)

Landkreis MST Bundesland M-V

primär gesund 54,4 53,6

saniert 26,4 24,7

behandlungsbedürftig 19,1 21,6 Quelle: Sozialministerium M-V, Referat Gesundheit LK MST

Auf den folgenden Seiten sind die zahnärztlichen Befunde für die jeweils untersuchten Altersgruppen einzeln dargestellt.

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Mundgesundheit der Kinder in Kindergärten In Tabelle 2.8 ist die Anzahl der in Kindergärten untersuchten drei- bis sechsjährigen Kinder aufgeführt.

Tabelle 2.8: Anzahl aller zahnärztlich untersuchten 3- bis 6-Jährigen in Kindergärten Schuljahr 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 Anzahl der 1728 1633 1428 1534 1558 1595 Untersuchten Quelle: Referat Gesundheit LK MST

Der Anteil der Kinder mit primär gesundem Gebiss stieg seit 2004 um 10%, der Sanierungsgrad fiel um über 3%. Der Anteil an Kindern mit behandlungsbedürftigen Zähnen sank um fast 7% (Abb 2.28).

Abbildung 2.28: Anteil der Kinder mit entsprechendem Gebisszustand bei 3- bis 6-Jährigen in Kindergärten (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit LK MST

Auch hier liegt der Landkreis Mecklenburg-Strelitz beim Anteil der Kinder mit primär gesundem Gebiss 2009/2010 leicht über den Durchschnittswerten des gesamten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Analog liegen Sanierungsgrad und Behandlungsbedürftigkeit leicht darunter (Tab. 2.9).

Tabelle 2.9: Anteil der 3- bis 6-Jährigen mit entsprechendem Gebiss- zustand in Kindergärten des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V 2009/2010 (in Prozent)

Landkreis MST Bundesland M-V

primär gesund 70,3 68,2

saniert 8,1 9,4

behandlungsbedürftig 21,6 22,4 Quelle: Sozialministerium M-V, Referat Gesundheit LK MST

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Mundgesundheit der Kinder in Grundschulen In Tabelle 2.10 ist die Anzahl der in Grundschulen untersuchten Kinder aufgeführt.

Tabelle 2.10: Anzahl aller zahnärztlich untersuchten Kinder in Grundschulen Schuljahr 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 Anzahl der 1947 2069 1689 1861 1558 2132 Untersuchten Quelle: Referat Gesundheit LK MST

Der Anteil der Grundschüler mit primär gesundem Gebiss stieg in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 um fast 10%, gleichzeitig sanken die Behandlungsbedürftigkeit der Zähne bei den Grundschülern um fast 7% und der Sanierungsgrad um über 3% (Abb. 2.29).

Abbildung 2.29: Anteil der Grundschüler mit entsprechendem Gebiss- zustand (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit LK MST

Diese Ergebnisse liegen dicht an den Durchschnittswerten der Grundschüler unseres Bundeslandes. Die Vergleichswerte für das Schuljahr 2009/2010 sind in Tabelle 2.11 aufgeführt.

Tabelle 2.11: Anteil der Grundschüler mit entsprechendem Gebisszustand des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V 2009/2010 (in Prozent)

Landkreis MST Bundesland M-V

primär gesund 44,4 44,4

saniert 25,3 25,4

behandlungsbedürftig 30,3 30,1 Quelle: Sozialministerium M-V, Referat Gesundheit LK MST

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Mundgesundheit der Klassenstufe 5 und 6 der Regelschulen In Tabelle 2.12 ist die Anzahl der untersuchten Regelschüler der Klassen 5 und 6 aufgeführt.

Tabelle 2.12: Anzahl aller zahnärztlich untersuchten Schüler in Klassenstufe 5 und 6 in Regel- schulen Schuljahr 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 Anzahl der 862 783 783 835 872 866 Untersuchten Quelle: Referat Gesundheit LK MST

Die Anzahl der Kinder mit primär gesundem Gebiss stieg von 2004/2005 bis 2009/2010 deutlich um fast 20%. Damit hatten im Schuljahr 2009/2010 über 70% der untersuchten Kinder ein gesundes Gebiss. Der Anteil der Kinder mit saniertem Gebiss sank um etwa 15% und der Anteil der Kinder mit behandlungsbedürftigen Zähnen um fast 6% (Abb. 2.30).

Abbildung 2.30: Anteil der Regelschüler mit entsprechendem Gebisszustand in Klasse 5 und 6 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit LK MST

Mit diesen Zahlen schnitt der Landkreis MST im Schuljahr 2009/2010 deutlich besser ab als der Landesdurchschnitt (Tab. 2.13).

Tabelle 2.13: Anteil der Regelschüler mit entsprechendem Gebisszustand in Klasse 5 und 6 des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V 2009/2010 (in Prozent)

Landkreis MST Bundesland M-V

primär gesund 71,8 66,1

saniert 22,4 24,7

behandlungsbedürftig 5,8 9,2 Quelle: Sozialministerium M-V, Referat Gesundheit LK MST

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Mundgesundheit der Klassenstufe 7 bis 12 der Regelschulen In den Klassen 7 bis 12 in Regelschulen wurden die in Tabelle 2.14 aufgeführten Schüler- zahlen untersucht.

Tabelle 2.14: Anzahl aller zahnärztlich untersuchten Schüler in Klassenstufe 7 bis 12 in Regel- schulen Schuljahr 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 Anzahl der 3930 3304 2653 1897 1906 1785 Untersuchten Quelle: Referat Gesundheit LK MST

Auch in diesen Altersstufen stieg die Anzahl der Kinder mit primär gesundem Gebiss deutlich an, um fast 18%. Der Sanierungsgrad sank um fast 15% und die Behandlungsbedürftigkeit um 3% (Abb. 2.31).

Abbildung 2.31: Anteil der Regelschüler mit entsprechendem Gebisszustand in den Klassen 7-12 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit LK MST

Den Vergleich der Daten des Landkreises Mecklenburg-Strelitz mit den Durchnittswerten des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern im Schuljahr 2009/2010 zeigt Tabelle 2.13.

Tabelle 2.15: Anteil der Regelschüler mit entsprechendem Gebisszustand in den Klassen 7-12 des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V 2009/2010 (in Pro- zent)

Landkreis MST Bundesland M-V

primär gesund 47,2 48,7

saniert 44,3 39,2

behandlungsbedürftig 8,5 12,1 Quelle: Sozialministerium M-V, Referat Gesundheit LK MST

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Mundgesundheit der Kinder und Jugendlichen in Förderschulen In den Förderschulen des Landkreises wurden die Untersuchungen für die Altersstufen bis 12 Jahre und über 12 Jahre getrennt durchgeführt. Die Ergebnisse werden in den folgenden Unterabschnitten A und B gesondert dargestellt.

A Förderschüler bis zum 12. Lebensjahr In Tabelle 2.16 ist die Anzahl der untersuchten Förderschüler bis zum 12. Lebensjahr aufge- führt.

Tabelle 2.16: Anzahl aller zahnärztlich untersuchten Förderschüler bis zum 12. Lebensjahr Schuljahr 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 Anzahl der 204 205 142 214 180 150 Untersuchten Quelle: Referat Gesundheit LK MST

Der Anteil der primär gesunden Gebisse stieg auch bei diesen Kindern insgesamt um über 14%, wenn auch weniger kontinuierlich. Auch die Behandlungsbedürftigkeit der Gebisse sank nach einem zwischenzeitlichen Anstieg insgesamt um 15%. Der Sanierungsgrad ist mit einem leichten Anstieg von unter 1% etwa gleich geblieben – mit einem deutlichen Absinken im Schuljahr 2007/2008 (Abb. 2.32).

Abbildung 2.32: Anteil der Förderschüler mit entsprechendem Gebiss- zustand bis zum 12. Lebensjahr (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit LK MST

Im Vergleich mit den Durchschnittswerten des gesamten Bundeslandes Mecklenburg- Vorpommern für 2009/2010 ist erkennbar, dass im Landkreis Mecklenburg-Strelitz der Anteil der Kinder mit primär gesundem Gebiss deutlich (mehr als 5%) über den Werten des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern und der Anteil der Kinder mit behandlungsbedürftigem Gebiss deutlich (fast 8%) unter den Werten des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern liegt (Tab. 2.17).

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Tabelle 2.17: Anteil der Förderschüler mit entsprechendem Gebisszustand bis zum 12. Lebensjahr des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V 2009/2010 (in Prozent)

Landkreis MST Bundesland M-V

primär gesund 44,7 39,5

saniert 30,7 28,2

behandlungsbedürftig 24,7 32,3 Quelle: Daten des Ministeriums für Gesundheit und Soziales M-V und des Referats Gesundheit des LK MST

B Förderschüler ab dem 12. Lebensjahr In Tabelle 2.18 ist die Anzahl der untersuchten Förderschüler ab dem 12. Lebensjahr aufge- führt.

Tabelle 2.18: Anzahl aller zahnärztlich untersuchten Förderschüler ab dem 12. Lebensjahr Schuljahr 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 Anzahl der 244 235 146 180 166 173 Untersuchten Quelle: Referat Gesundheit LK MST

Auch bei diesen Schülern stieg der Anteil primär gesunder Gebisse, um fast 11%. Der Sanierungsgrad fiel um fast 7%. Die Behandlungsbedürftigkeit der Gebisse ist zwar auch insgesamt um etwa 4% gesunken, jedoch ist mit ca. 25% immer noch das Gebiss jedes 4. Förderschülers ab dem 12. Lebensjahr behandlungsbedürftig (Abb. 2.33).

Abbildung 2.33: Anteil der Förderschüler mit entsprechendem Gebiss- zustand ab dem 12. Lebensjahr (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit LK MST

Im Vergleich mit dem gesamten Bundesland Mecklenbur-Vorpommern liegt der Landkreis Mecklenburg-Strelitz 2009/2010 beim Anteil der primär gesunden Gebisse der Förderschüler

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen ab dem 12. Lebensjahr etwa im Landesdurchschnitt. Der Anteil der sanierten Gebisse liegt 3% über dem Landesdurchschnitt, der Anteil der behandlungsbedürftigen Gebisse 3% unter dem Landesdurchschnitt (Tab. 2.19).

Tabelle 2.19: Anteil der Förderschüler mit entsprechendem Gebisszustand ab dem 12. Lebensjahr des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V 2009/2010 (in Prozent)

Landkreis MST Bundesland M-V

primär gesund 28,3 28,6

saniert 46,8 43,5

behandlungsbedürftig 24,9 27,9 Quelle: Daten des Ministeriums für Gesundheit und Soziales M-V und des Referats Gesundheit des LK MST

Entwicklung des df-Index bei den Dreijährigen Mit dem df-Index werden die durch Karies zerstörten (decayed) und gefüllten (filled) Milch- zähne pro Kind angegeben. Er wird gebildet, indem die Summe aller zerstörten und sanierten Milchzähne der untersuchten Kinder durch die Anzahl der untersuchten Kinder (hier Drei- jährigen) geteilt wird. Je höher der Index ist, desto mehr Karies haben die untersuchten Kinder. Ziel ist die kontinuierliche Senkung des df-Index.

Abbildung 2.34: Entwicklung des df-Index bei den Dreijährigen des Land- kreises MST und des Bundeslandes M-V in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010

Quelle Eigene Darstellung nach Daten des Ministeriums für Gesundheit und Soziales M-V und des Referats Gesundheit des LK MST

In Abbildung 2.34 wird deutlich, dass im Landkreis Mecklenburg-Strelitz von 2004/2005 bis 2009/2010 eine Senkung des df-Index von 0,58 auf 0,42 erreicht werden konnte. Dabei gab es nach der zunächst kontinuierlichen Senkung bis zum Schuljahr 2007/2008 noch einmal einen

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Anstieg im Schuljahr 2008/2009. Insgesamt konnte der erfolgreiche Trend fortgesetzt werden, der auch schon im 2. Gesundheitsbericht 2005 gezeigt wurde, als der df-Index in den Schuljahren 1998/1999 bis 2003/2004 von 1,21 auf 0,65 sank (vgl. dort, Abb. 65). Der df-Index der Dreijährigen lag im Landkreis Mecklenburg-Strelitz im berichteten Zeitraum durchgängig und zum Teil deutlich unter den Durchschnittswerten des gesamten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern (Abb. 2.34).

Entwicklung des DMF-T-Index bei den Zwölfjährigen Der DMF-T-Index (Decayed/Missing/Filled-Teeth) ist ein von der WHO empfohlener Indi- kator zur Beschreibung der Mundgesundheit. Er ist ein statistischer Gradmesser für die Schwere bzw. Auswirkung der Karieserkrankung in Bevölkerungsgruppen, indem er den durchschnittlichen Zerstörungsgrad der bleibenden Zähne pro Person angibt. Er wird errech- net, indem die Summe aller durch Karies zerstörten, verlorenen und mit einer Zahnfüllung versehenen Zähne durch die Anzahl der untersuchten Personen geteilt wird. Der Maximalwert des DMF-T-Index beträgt 28, da Weisheitszähne nicht einbezogen werden. Nach den Krite- rien der WHO liegt bei den Zwölfjährigen ein sehr niedriger Kariesbefall bei einem DMF-T- Index unter 1,2 und ein niedriger Kariesbefall bei Werten zwischen 1,2 und 2,6 vor. Im Land- kreis Mecklenburg-Strelitz liegt der DMF-T-Index seit dem Schuljahr 2005/2006 unter 1,2 und ist damit nach WHO-Kriterien als sehr niedrig einzuschätzen. Im berichteten Zeitraum konnte eine deutliche, kontinuierliche Senkung des DMF-T-Index bei den Zwölfjährigen erreicht werden, von 1,33 auf 0,59. Dabei liegen die Werte des Landkreises Mecklenburg- Strelitz auch bei den Zwölfjährigen durchgängig deutlich unter den Durchschnittswerten des gesamten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern (Abb. 2.35).

Abbildung 2.35: Entwicklung des DMF-T-Index bei den Zwölfjährigen des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Sozialministeriums und Referats Gesundheit LK MST

95

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

2.1.4.2 Gruppenprophylaxe Die drei großen Eckpfeiler der zahnmedizinischen Prävention sind die Kenntnisvermittlung über eine gesunde Ernährung, die regelmäßige Zahn-und Mundpflege sowie der Einsatz von Fluoriden. Diese Bereiche werden durch gruppenprophylaktische Maßnahmen abgedeckt. Es werden einheitliche Maßnahmen der Ernährungsberatung, Zahnputzunterweisungen und Motivation zum Zahnarztbesuch durchgeführt sowie Fluoridierung angeboten. Die Maß- nahmen finden in Kindertagesstätten und Schulen bei Kindern vom 3. bis zum 12. Lebensjahr statt, in Behinderteneinrichtungen und Schulen mit besonders hohem Kariesrisiko auch bis zum 16. Lebensjahr. Dabei ist die weitere Verbesserung der Mundgesundheit oberstes Ziel, auch bei Kindern und Jugendlichen aus Familien mit schwierigen sozialen und finanziellen Bedingungen. Seit vielen Jahren besteht im Landkreis Mecklenburg-Strelitz eine von der Zahnärztin des Referats Gesundheit geleitete Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege. Ihr gehören Krankenkassenvertreter, der Vorsitzende der Kreisstelle der Zahnärztekammer und 6 Patenschaftszahnärzte an. Entsprechend der Anzahl der betreuten Kinder werden finanzielle Zuwendungen durch die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Mecklenburg- Vorpommern e.V. geleistet. Darauf aufbauend werden einmal jährlich ein Haushaltsplan sowie ein Aktionsprogramm für Prophylaxemaßnahmen beschlossen, dessen Durchführung koordiniert und durch Bereitstellung der Sachmittel gewährleistet. Die prophylaktischen Maßnahmen werden als Basis- und Intensivprophylaxe durchgeführt. Die Basisprophylaxe beinhaltet zwei Betreuungsimpulse im Jahr. Für alle Kinder zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr in Kindertagesstätten werden durch- geführt: - Jährlich eine zahnärztliche Untersuchung - Zweimal jährlich praktische Putzübungen zum Erlernen der richtigen Zahnputztechnik - Theoretische Prophylaxe mit Ernährungsberatung und –lenkung, bei Bedarf mehrmals pro Jahr - Kontinuierliches gemeinsames tägliches Zähneputzen mit einer fluoridierten Kinderzahncreme unter Aufsicht der Erzieher und Erzieherinnen in den Kindereinrichtungen - Bei Bedarf Informationsabende zur Zahngesundheit für die Eltern - Motivation zum Zahnarztbesuch. Für alle Kinder im Grundschulalter werden in den Grundschulen durchgeführt: - Jährlich eine zahnärztliche Untersuchung - Praktische Putzübungen - Theoretische Prophylaxe mit Ernährungsberatung

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

- Bei Bedarf Informationsabende zur Zahngesundheit für die Eltern in den Grundschulen - Motivation zum Zahnarztbesuch - Wöchentliche Fluoridierung mit Fluorid-Gel in einigen Grundschulen und Horteinrichtungen des Landkreises.

Für alle Kinder und Jugendlichen in weiterführenden Schulen (Klasse 5 und 6) werden durch- geführt: - Jährlich eine zahnärztliche Untersuchung - Theoretische Prophylaxe mit Ernährungsberatung bis zum 12. Lebensjahr - Erneute Motivation zum Zahnarztbesuch. Bei hoher Kariesgefährdung werden Kinder in den Einrichtungen mehrmals aufgesucht und Einrichtungen mit hoher Karieshäufigkeit stärker in prophylaktische Maßnahmen einbezogen. In den Einrichtungen mit überdurchschnittlich hohem Kariesrisiko ist eine intensivprophy- laktische Betreuung vor Ort durchzuführen, in deren Rahmen zusätzlich bis zu vier Impulse jährlich gesetzt werden.

Dazu zählen in Behinderteneinrichtungen und Förderschulen: - Jährlich eine zahnärztliche Untersuchung - Bis zu vier Impulse wie Putzübungen, Ernährungsberatung, Fluoridierung, Motivation - Teilweise wöchentliche Fluoridierung mit Fluorid-Gel und tägliches Zähneputzen mit einer fluoridierten Zahnpaste.

„Gesunde Zähne ein Leben lang“ – Kariesintensivprophylaxe für Risikokinder in Mecklenburg-Vorpommern Mit der Identifizierung der Hochrisikogruppe mit erheblichem Kariesbefall initiierte die Lan- desarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Mecklenburg-Vorpommern e.V. das Intensiv- prophylaxeprogramm „Gesunde Zähne ein Leben lang“. Ab 2003 wurde in 11 Kreisen und kreisfreien Städten je eine Prophylaxekraft in Teilzeittätigkeit finanziert, um in Risikoein- richtungen mit hohen Karieswerten wissenschaftlich als wirksam evaluierte Maßnahmen (Fluoridierungen, Mundhygieneimpulse) im Rahmen der Gruppenprophylaxe auszubauen. Das Programm, das durch die Abteilung für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheil- kunde der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald unter Leitung von Prof. Dr. Splieth wissenschaftlich betreut wurde, wurde 2010 evaluiert. Es konnte eine deutliche Erhöhung um 31.000 Betreuungsimpulse pro Jahr erreicht werden. Die Reihenuntersuchungen 2006, 2008 und 2010 an jeweils über 22.000 Kindern zeigten einen starken Kariesrückgang bei Sechs-, Neun- und Zwölfjährigen. Dieser anhaltende Trend der Rückgänge wird dazu führen, dass das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern sich erst-

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Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen malig von den letzten Rängen der Kariesstatistik im Bundesvergleich verabschieden wird. Die Auswertung des Programms weist darauf hin, dass dieses erheblich zu der in Mecklenburg- Vorpommern festgestellten Dynamik beigetragen hat, da es besonders in den spezifischen Zielgruppen wie Kindergartenkinder und den Förderschülern erfolgreich war, die bisher als schwer beeinflussbar galten. Herausragend sind der 40%ige Kariesrückgang beim bleibenden Gebiss der Zwölfjährigen und der 26%ige Kariesrückgang beim Milchgebiss der Sechs- jährigen. Durch das Programm wurden bei ca. 13.000 Kindern pro Jahrgang in Mecklenburg-Vorpom- mern ca. 18.000 weniger Füllungen an Milch- und bleibenden Zähnen notwendig. Die Ausga- ben für die Gruppen- bzw. Intensivprophylaxe betragen pro Kind nur ca. 3 Euro im Verglich zur Individualprophylaxe mit Kosten von ca. 100 Euro. Zusätzlich werden hohe Folgekosten vermieden. Aufgrund der Wirksamkeit und Effizienz des Programms sollte es dauerhaft im bestehenden Umfang weitergeführt werden, da in diesem Bereich der Prävention sehr eindeutige positive Ergebnisse nachgewiesen werden konnten15. Der Landkreis Mecklenburg-Strelitz nimmt seit dem Schuljahr 2004/2005 am Programm „Gesunde Zähne ein Leben lang“ teil und beschäftigt in dessen Rahmen 20 Stunden pro Woche eine zusätzliche Prophylaxekraft, wodurch ein Dritt- und Viertbesuch in den Karies- risikoeinrichtungen realisiert werden kann. Die Ergebnisse des Landkreises Mecklenburg- Strelitz zeigen im Untersuchungszeitraum eine deutliche Verbesserung der Mundgesundheit in allen Altersgruppen.

2.1.5 Handlungsbedarf entsprechend der Befunde der kinder- und jugendärztlichen und –zahnärztlichen Untersuchungen Die Befunde der kinder- und jugendärztlichen Untersuchungen des Landkreises Mecklen- burg-Strelitz in den drei Altersstufen der Einschüler, Viertklässler und Achtklässler zeigen vor allem Handlungsbedarf, wenn es darum geht, die Voraussetzungen für die Erreichung eines optimalen Körpergewichts zu schaffen. Dabei ist bei den Schülern (und Eltern) ein Bewusstsein für eine gesunde Lebensweise zu fördern, die Voraussetzung für körperliche und geistige Leistungsfähigkeit ist. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat im Jahr 2003 erstmals eine Kindergesundheits- konferenz durchgeführt, auf der zehn Gesundheitsziele für Kinder und Jugendliche und eine Entschließung zum weiteren Vorgehen verabschiedet wurden. Kinder und Jugendliche sollen besonders unterstützt werden, um frühzeitig ein Gesundheitsbewusstsein zu entwickeln, das ihnen hilft, später selbstständig auf ihre Gesundheit zu achten. Die Gesundheitsziele für das Land Mecklenburg-Vorpommern stehen unter dem Leitgedanken "Chancengleich gesund aufwachsen". Sie umfassen folgende Bereiche:

15 Für den Gesamtbericht und alle Ergebnisse des Programms vgl. Splieth (2010). 98

Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen

1. Bewegungsförderung 2. Förderung eines gesunden Ernährungsverhaltens 3. Stressbewältigung 4. Rahmenbedingungen für Gesundheitsförderung 5. Vorsorgeuntersuchungen im Kindes- und Jugendalter 6. Mundgesundheit 7. Impfungen 8. Behandlungs- und Betreuungsstrukturen für das chronisch kranke Kind am Beispiel des Krankheitsbildes „Allergie“ 9. Psychiatrische Versorgung 10. Gesundheit im Säuglingsalter und Senkung der Frühgeburtenrate.

Derzeit arbeiten die Expertengruppen weiter an den Zielen und deren Umsetzung. Das Ministerium für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern koordiniert diese Tätig- keit. Die bisherigen Bemühungen im settingorientierten Bereich konzentrierten sich vor allem auf die Settings16 „Kindertagesstätte“ und „Schule“ (vgl. Trommer et al. 2004: 24, LVG 2011a). Die Verabschiedung von Gesundheitszielen schließt immer auch eine Selbstverpflichtung aller zuständigen Akteure ein, vorhandene Aktivitäten zu bündeln, Kooperationen zu fördern und durch gemeinsame Vereinbarungen mehr Effizienz in der Gesundheitsförderung und Prä- vention zu erreichen. Die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Mecklenburg- Vorpommern e.V. unterstützt im Kontext gesundheitsfördernder settingbezogener Handlungs- felder verschiedene landesweite Projekte im Setting Schule. Zielstellung ist die Koppelung von Bildung und Gesundheit sowie die aktive Unterstützung der Qualitätssicherung gesund- heitsfördernder Schulentwicklung. Im Moment gibt es folgende Projekte: „Audit „Gesunde Schule“, in dem gesundheitsfördernde Ressourcen und Potentiale aufgedeckt werden sollen, „Anschub.de“, ein Modellprojekt (und Verein) zur Entwicklung nachhaltiger Schulgesundheit und Bildung in Deutschland, das in zwei Modellregionen in Mecklenburg-Vorpommern ver- treten ist, und innerhalb des „Settings“ Hort das Projekt „Gesundheitsförderung im Hort – Ernährungsschulung auf neuen Wegen“ (vgl. LVG 2011a und b). Besondere Veranstaltungen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz, die durch den regionalen Arbeitskreis Gesundheitsförderung des Landkreises Mecklenburg-Strelitz organisiert werden, sind im Kapitel 5 „Gesundheitsförderung und Selbsthilfe“ dieses Gesundheitsberichts be- schrieben.

16 Dabei ist mit Setting ein abgegrenztes soziales System, das zum Zwecke einer Gesundheitsförderungs- intervention definiert wird, gemeint (vgl. Trommer et al. 2004: 21). 99

Gesundheitliche Lage der arbeitenden Bevölkerung am Beispiel der AOK-Versicherten

2.2 Gesundheitliche Lage der arbeitenden Bevölkerung am Beispiel der AOK-Versicherten Stefan Fischer Zum 01. Juli 2010 waren circa 69,8 Millionen Menschen in der Bundesrepublik Deutschland gesetzlich krankenversichert. Dieser versicherte Personenkreis setzt sich aus Mitgliedern und Versicherten zusammen. Bei den Mitgliedern handelt es sich Personen, „die auf Grund einer eigenen abhängigen Beschäftigung pflicht- oder freiwillig versichert sind“ und einen ein- kommensabhängigen Krankenkassenbeitrag zahlen (Simon 2005: 105). Davon abweichend setzt sich der Personenkreis der Versicherten aus Pflichtversicherten, freiwillig Versicherten und mitversicherten Familienangehörigen zusammen, wobei der letztgenannte Personenkreis keinen eigenen Beitrag für die Krankenvollversicherung zahlen muss. Von den circa 70 Millionen gesetzlich Versicherten war im Jahr 2010 circa jeder Dritte bei einer Ersatzkasse (35,7%) sowie bei einer Allgemeinen Ortskrankenkasse (34,8%) versichert. Weitere 18,0% der Versicherten waren bei einer Betriebskrankenkasse sowie 7,6% bei einer Innungskrankenkasse krankenversichert. Lediglich ein geringer Anteil der Versicherten (3,8%) hatte ein Versicherungsverhältnis bei einer anderen Krankenkasse (vgl. Reiners 2011: 198). Im Vergleich zu den zurückliegenden 20 Jahren haben sich die Anteile der einzelnen Krankenkassenarten an den gesetzlich Versicherten deutlich verändert. Waren im Jahr 1991 noch circa 43% der gesetzlich Versicherten bei einer Allgemeinen Ortkrankenkasse, lag der Anteil im Jahr 2010 deutlich niedriger. Im Gegensatz dazu hat sich der Anteil der Betriebs- krankenkassen deutlich erhöht. Im Vergleich zum Jahr 1991 (11,8%) war im Berichtsjahr 2010 mit 18,0% ein deutlich größerer Anteil der gesetzlich Krankenversicherten bei einer Betriebskrankenkasse versichert (ebd.: 198). Diese Veränderungen sind unter anderem auf die seit dem 01.01.1997 vorhandene freie Kassenwahl für alle gesetzlich Versicherten zurückzu- führen. Zuvor erfolgte eine Zuweisung zu einer Krankenkasse auf Grund der Zugehörigkeit zu einer Berufsgruppe, einer bestimmten beruflichen Stellung (Arbeiter, Angestellter) oder des Wohnsitzes (vgl. Rosenbrock/Gerlinger 2006: 111). Eine Möglichkeit der Wahl der Kranken- kasse existierte bis zum Jahr 1997 lediglich „für Angestellte und einige kleine Arbeiter- gruppen“ (ebd.: 111). Neben diesen circa 70 Millionen Menschen (circa 90% der Bevölkerung), die in der gesetz- lichen Krankenkasse versichert waren, hatten sich im Jahr 2010 circa 9 Millionen Menschen (circa 10% der Bevölkerung) privat gegen das Risiko der Krankheit mittels einer Kranken- vollversicherung abgesichert.17

17 Um eine private Krankenvollversicherung abschließen zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Die Möglichkeit einer privaten Vorsorge gegen das Risiko der Krankheit (private Krankenvollver- sicherung) besteht lediglich für Selbständige, Beamte sowie Personen, die mindestens ein Jahr lang ein Jahreseinkommen über der Versicherungspflichtgrenze (2010: 49.500 Euro) aufweisen können. Dieser Personen- kreis muss sich nicht mehr bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichern, sondern kann bei einer privaten Krankenkasse eine Krankenvollversicherung abschließen. Dennoch besteht für diesen Personenkreis die Möglichkeit, sich freiwillig in der GKV gegen das Risiko der Krankheit zu versichern (freiwillig Versicherte). 100

Gesundheitliche Lage der arbeitenden Bevölkerung am Beispiel der AOK-Versicherten

2.2.1 Entwicklung des Krankenstandes Der Krankenstand der AOK-Versicherten in Mecklenburg-Vorpommern lag im Berichtsjahr 2010 mit 5,3% auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr. Im Vergleich zum Durchschnitt Mecklenburg-Vorpommerns wies die Stadt Neubrandenburg mit 5,5% einen geringfügig höheren und der Landkreis Mecklenburg-Strelitz mit 5,0% einen geringfügig geringeren Krankenstand auf. Der Anteil der arbeitsunfähigen Erwerbstätigen lag in den Landkreisen des Landes im Jahr 2010 zwischen 4,5% im Landkreis Nordvorpommern und 6,5% im Landkreis Ludwigslust (vgl. Brand 2010: 71f.). Für die hier betrachteten Regionen (Landkreis Mecklenburg-Strelitz, Neubrandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) fand sich in Bezug auf die Entwicklung des Krankenstandes in den zurückliegenden fünf Jahren eine ähnliche Entwicklung (Abb. 2.36). Unabhängig von der Region hat sich der prozentuale Anteil der vorübergehend krankgeschriebenen erwerbstätigen Personen erhöht18 . Diese Entwicklung in den zurückliegenden fünf Jahren entspricht weitgehend der Entwick- lung des Krankenstandes der AOK-Versicherten in Brandenburg und Berlin. Im Zeitraum von 2006 bis 2010 hat sich der Krankenstand der AOK-Versicherten in Berlin von 5,35% auf 5,66% (vgl. Brand 2010: 51) und in Brandenburg von 4,58% auf 5,50% (ebd.: 61) erhöht. Auf Bundesebene betrug der durchschnittliche Krankenstand der Pflichtmitglieder der GKV (ohne Rentner) im Jahr 2009 unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Krankenkasse 3,40%, was im Vergleich zum Jahr 2006 (3,31%) einen geringfügigen Anstieg darstellt (vgl. BMG 2010: 21). Hierbei zeigten sich Unterschiede zwischen den verschiedenen Kranken- kassen. Der durchschnittliche Krankenstand der AOK-Versicherten und Versicherten der Innungskrankenkassen (IKK) (ohne Rentner) lag auf Bundesebene im Jahr 2009 mit 3,66% über dem durchschnittlichen Krankenstand der Versicherten der Betriebskrankenkassen (BKK) und der Ersatzkassen (EK). Mit 3,01% (BKK) bzw. 3,33% (EK) lag der durchschnitt- liche Krankenstand circa 0,3% bzw. 0,7% unter dem Durchschnitt der AOK-Versicherten (ebd.: 21).

18 Eine Ausnahme bildet die Entwicklung in Neubrandenburg zwischen den Jahren 2007 und 2008 sowie 2009 und 2010. Für diese beiden Jahresvergleiche hat sich der Anteil der arbeitsunfähigen Erwerbstätigen in Bezug auf das Vorjahr verringert, ist dann aber im darauf folgenden Jahr wieder angestiegen. Eine weitere Ausnahme ist die Entwicklung des Krankenstandes in Mecklenburg-Vorpommern (2009-2010). Zwischen den beiden letzten Jahren findet sich nur ein marginaler Unterschied bezüglich des Krankenstandes (Abb. 2.35). 101

Gesundheitliche Lage der arbeitenden Bevölkerung am Beispiel der AOK-Versicherten

Abbildung 2.36: Entwicklung des Krankenstandes in Mecklenburg-Vorpommern, Neubrandenburg und dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz

Quelle: Eigene Darstellung nach Brand (2010: 71f.)

Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz lag die Anzahl der Krankschreibungen pro 100 Ver- sichertenjahre im Berichtsjahr 2010 mit 129,0 AU-Fällen pro 100 Versichertenjahre, im Ver- gleich zu der Stadt Neubrandenburg (184,7 AU-Fälle pro 100 Versichertenjahre) und dem gesamten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern (154,4 pro 100 Versichertenjahre), auf einem deutlich geringeren Niveau. Zwischen den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten des Landes Mecklenburg-Vorpommern fanden sich deutliche Unterschiede bezüglich der Anzahl der AU-Fälle. Insbesondere die kreisfreien Städte Mecklenburg-Vorpommerns wiesen, im Vergleich zum Landesdurchschnitt, überdurchschnittlich viele AU-Fälle auf (Abb. 2.37). Die wenigsten AU-Fälle pro 100 Versichertenjahre gab es mit 121,5 im Landkreis Rügen sowie die meisten mit 186,2 in der Stadt Wismar. In allen kreisfreien Städten lag die Anzahl der AU-Fälle pro 100 Versichertenjahre über der Anzahl der Krankschreibungen in den übrigen Landkreisen. Zwischen der Anzahl der Krankschreibungen der AOK-Versicherten pro 100 Versicherten- jahre im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern (2010: 154,4 Krankschreibungen pro 100 Versichertenjahre) und Brandenburg (2010: 159,8 Krankschreibungen pro 100 Versicherten- jahre; vgl. Brand 2010: 60) fand sich nur ein geringer Unterschied. Im Vergleich dazu lag die Anzahl der Krankschreibungen der AOK-Versicherten pro 100 Versichertenjahre in Berlin mit 178,3 deutlich höher (ebd.: 53). Auch in Bezug auf die Krankschreibungsdauer fanden sich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen. In Mecklenburg-Vorpommern waren die Versicherten der AOK- Nordost durchschnittlich 12,5 Tage pro Jahr arbeitsunfähig. Die Anzahl der AU-Tage lag in allen kreisfreien Städten unter der Anzahl der AU-Tage der übrigen Landkreise (vgl. Abb. 2.37). Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz waren Versicherte der AOK-Nordost durchschnitt- lich 14,2 Tage im Jahr 2010 arbeitsunfähig. In Neubrandenburg lag die durchschnittliche

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Gesundheitliche Lage der arbeitenden Bevölkerung am Beispiel der AOK-Versicherten

Arbeitsunfähigkeit mit 10,8 Tagen pro Versichertem mehr als drei Tage unter dem Wert des Landkreises Mecklenburg-Strelitz19. Wie auch bei der Anzahl der Krankschreibungen pro 100 Versichertenjahre fand sich auch bei der Anzahl der AU-Tage nur ein geringer Unterschied zwischen den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Im Vergleich zu Mecklenburg-Vorpommern (12,5 AU-Tage pro Fall; vgl. Brand 2010: 71) und Brandenburg (12,6 AU-Tage pro Fall; ebd.: 60) lag die durchschnittliche Anzahl der AU-Tage pro Fall in Berlin mit 11,6 AU-Tage pro Fall (ebd.: 53) deutlich geringer.

Abbildung 2.37: Vergleich der Krankschreibungshäufigkeit und Dauer der Krank- schreibung in den Landkreisen des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommerns

Quelle: Eigene Darstellung nach Brand (2010: 71ff.)

2.2.2 Arbeitsunfähigkeitstage nach Krankheitshauptgruppen Im Folgenden sollen die Anteile der Hauptgruppen der Diagnosen an den Arbeitsunfähig- keitstagen in Mecklenburg-Vorpommern, Neubrandenburg und Mecklenburg-Strelitz mit- einander verglichen werden. Den größten Anteil an den AU-Tagen hatten in allen hier betrachteten Regionen die Muskel- Skelett-Erkrankungen. In Mecklenburg-Vorpommern sowie auch im Landkreis Mecklenburg- Strelitz hatte diese Diagnosehauptgruppe einen Anteil an allen AU-Tagen von circa 22,0%. In Neubrandenburg lag der Anteil dieser Diagnosehauptgruppe mit 20,3% geringfügig niedriger (Abb. 2.39). In der Hansestadt Rostock lag der Anteil der Muskel-Skelett-Erkrankungen an den AU-Tagen mit 18,7% deutlich unter und im Landkreis Rügen mit 25,6% deutlich über dem Landesdurchschnitt Mecklenburg-Vorpommerns von 22,0% (vgl. Brand 2010: 75). Auch bei den AOK-Versicherten Berlins und Brandenburgs bildeten die Muskel-Skelett-Erkran-

19 Die Unterschiede bezüglich der Anzahl der AU-Tage pro Fall zwischen den kreisfreien Städten und den übrigen Landkreisen könnten auf Grund unterschiedlicher Altersstrukturen und der damit in Zusammenhang stehenden unterschiedlichen Morbidität bzw. auf Grund unterschiedlicher Berufsgruppen und deren beruflichen Anforderungen entstehen. 103

Gesundheitliche Lage der arbeitenden Bevölkerung am Beispiel der AOK-Versicherten kungen den größten Anteil an den AU-Tagen. Mit 22,0% in Berlin (ebd.: 55) und 21,5% in Brandenburg (ebd.: 65) lag der Anteil der Skeletterkrankungen in beiden Bundesländern auf einem ähnlichen Niveau wie in Mecklenburg-Vorpommern. Bezüglich des Anteils der Erkrankungen der Atmungsorgane an den AU-Tagen fanden sich deutliche Unterschiede zwischen den hier betrachteten Regionen. Im Vergleich zu dem Land- kreis Mecklenburg-Strelitz (10,5%) und Mecklenburg-Vorpommern (11,8%) lag der Anteil der Erkrankungen der Atmungsorgane in Neubrandenburg mit 14,2% deutlich höher. Bei einer Betrachtung aller Landkreise und kreisfreien Städte Mecklenburg-Vorpommerns fanden sich deutliche Unterschiede. Den geringsten Anteil an den AU-Tagen hatten die Erkrankun- gen der Atmungsorgane mit 9,5% im Landkreis Parchim sowie den größten Anteil mit 15,0% in der Hansestadt Rostock (ebd.: 75). Im Vergleich zu Mecklenburg-Vorpommern (11,8%) lag der Anteil der Erkrankungen der Atmungsorgane an den AU-Tagen in Brandenburg mit 12,4% (ebd.: 65) auf einem ähnlichen Niveau. In Berlin lag der Anteil der Erkrankungen der Atmungsorgane an den AU-Tagen mit 14,6% (ebd.: 55) geringfügig höher. In Bezug auf den Anteil der Hauptgruppe der Verletzungen und äußeren Ursachen an den AU-Tagen fanden sich nur geringe Unterschiede zwischen Neubrandenburg (12,7%), Meck- lenburg-Vorpommern (13,2%) und dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz (14,1%). Von allen Landkreisen Mecklenburg-Vorpommerns hatte die Hansestadt Greifswald mit 11,0% den geringsten und der Landkreis Müritz mit 17,4% den größten Anteil der Hauptgruppe der Verletzungen und äußeren Ursachen an den AU-Tagen (ebd.: 75). Im Vergleich zu Mecklen- burg-Vorpommern (13,2%) und Brandenburg (12,9%; ebd.: 65) lag der Anteil der Verletzun- gen und äußeren Ursachen an den AU-Tagen in Berlin mit 10,7% (ebd.: 55) deutlich niedri- ger. Neben diesen drei Hauptgruppen (Muskel-Skelett-Erkrankungen, Erkrankungen des Atmungssystems und Verletzungen und äußeren Ursachen), die für circa 50% der AU-Tage verantwortlich waren, konnten in Mecklenburg-Vorpommern 7,5% bis 8,6% der AU-Tage auf psychische Erkrankungen (Berlin: 10,7%; Brandenburg: 8,7%) sowie 7,9% bis 9,2% auf Er- krankungen des Verdauungssystems (Berlin: 6,4%; Brandenburg: 6,2%) zurückgeführt werden. Bei den weiteren Hauptdiagnosen fanden sich nur geringe Unterschiede zwischen dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz, Neubrandenburg und Mecklenburg-Vorpommern (Abb. 2.38).

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Gesundheitliche Lage der arbeitenden Bevölkerung am Beispiel der AOK-Versicherten

Abbildung 2.38: Anteil der Hauptgruppen der Erkrankungen an den Arbeitsunfähig- keitstagen in Mecklenburg-Vorpommern, Neubrandenburg und dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz

Quelle: Eigene Darstellung nach Brand (2010: 75)

2.2.3 Arbeitsunfähigkeitsfälle nach Krankheitshauptgruppen Im Folgenden sollen die Anteile der Krankheitshauptgruppen an den Arbeitsunfähigkeits- fällen für den Landkreis Mecklenburg-Strelitz, die Stadt Neubrandenburg und das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern dargestellt werden. Den größten Anteil an den AU-Fällen hatten in allen hier betrachteten Regionen die Erkran- kungen des Atmungssystems. Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz hatte diese Diagnosehaupt- gruppe einen Anteil an allen AU-Fällen von 18,1%. In Neubrandenburg lag der Anteil der Hauptgruppe der Erkrankungen des Atmungssystems mit 21,5% geringfügig höher (Abb. 2.39). Im Landkreis Parchim lag der Anteil dieser Diagnosehauptgruppe an den AU-Fällen mit 17,4% geringfügig unter und im Landkreis Bad Doberan mit 20,8% geringfügig über dem Landesdurchschnitt Mecklenburg-Vorpommerns von 19,9% (vgl. Brand 2010: 76). Auch bei den AOK-Versicherten Berlins und Brandenburgs bildeten die Erkrankungen des Atmungs- systems den größten Anteil der AU-Fällen, wobei sich nur geringe Unterschiede zwischen Mecklenburg-Vorpommern (19,9%) und Brandenburg (20,9%; ebd.: 66) fanden. In Berlin lag der Anteil dieser Diagnosehauptgruppe an allen AU-Fällen mit 23,2% (ebd.: 56) geringfügig höher. In Mecklenburg-Vorpommern hatten Muskel-Skelett-Erkrankungen einen Anteil an allen AU- Tagen von 16,2%. In Neubrandenburg lag der Anteil der Hauptgruppe der Muskel-Skelett- Erkrankungen mit 15,1% geringfügig niedriger sowie im Landkreis Mecklenburg-Strelitz mit 18,6% geringfügig höher als im Landesdurchschnitt (Abb. 2.39). In der Hansestadt Rostock lag der Anteil der Muskel-Skelett-Erkrankungen an den AU-Fällen mit 14,1% deutlich unter

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Gesundheitliche Lage der arbeitenden Bevölkerung am Beispiel der AOK-Versicherten und in den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz und Demmin mit jeweils 18,7% geringfügig über dem Landesdurchschnitt Mecklenburg-Vorpommerns von 16,2% (vgl. Brand 2010: 76). Auch bei den AOK-Versicherten Berlins (16,1%; ebd.: 56) und Brandenburgs (16,5%; ebd.: 66) lag der Anteil der Muskel-Skelett-Erkrankungen an den AU-Fällen auf einem ähnli- chen Niveau wie in Mecklenburg-Vorpommern. In Bezug auf den Anteil der Hauptgruppe der Verletzungen und äußeren Ursachen an den AU-Fällen fanden sich nur geringe Unterschiede zwischen Neubrandenburg (8,8%), Meck- lenburg-Vorpommern (9,8%) und dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz (10,8%). Den geringsten Anteil an den AU-Fällen hatten Verletzungen und äußere Ursachen mit 7,9% in der Hansestadt Rostock (ebd.: 76). Im Landkreis Güstrow lag der Anteil dieser Diagnose- gruppe an den AU-Fällen mit 11,5% am höchsten (ebd.: 76). Im Vergleich zu Mecklenburg- Vorpommern (9,8%) und Brandenburg (9,3%; ebd.: 66) lag der Anteil der Verletzungen und äußere Ursachen an den AU-Tagen in Berlin mit 7,1% (ebd.: 56) geringfügig niedriger. In Bezug auf den Anteil der Hauptgruppe der Erkrankungen des Verdauungssystems an den AU-Fällen fanden sich nur geringe Unterschiede zwischen Neubrandenburg (11,9%), Meck- lenburg-Vorpommern (12,2%) und dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz (11,6%). Den geringsten Anteil an den AU-Fällen hatten Erkrankungen des Verdauungssystems mit 11,2% im Landkreis Ostvorpommern (ebd.: 76). In der Hansestadt Wismar lag der Anteil dieser Diagnosegruppe an den AU-Fällen mit 13,2% am höchsten (ebd.: 76). Bezüglich des Anteils der Erkrankungen des Verdauungssystems an den AU-Fällen fanden sich nur geringe Unter- schiede zwischen Mecklenburg-Vorpommern (12,2%), Berlin (10,4%) und Brandenburg (11,4%). Neben diesen vier Hauptgruppen (Muskel-Skelett-Erkrankungen, Erkrankungen des Atmungssystems, Verletzungen und äußere Ursachen, Erkrankungen des Verdauungs- systems), die für circa 60% der AU-Fälle verantwortlich waren, konnten in Mecklenburg- Vorpommern 4,2% bis 6,1% der AU-Fälle auf psychische Erkrankungen (Berlin: 6,0%; Brandenburg: 5,0%) sowie 4,3% bis 6,1% auf Erkrankungen des Kreislaufsystems (Berlin: 4,5%; Brandenburg: 5,6%) zurückgeführt werden.

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Gesundheitliche Lage der arbeitenden Bevölkerung am Beispiel der AOK-Versicherten

Abbildung 2.39: Anteil der Hauptgruppen der Erkrankungen an den Arbeitsunfähig- keitsfällen in Mecklenburg-Vorpommern, Neubrandenburg und dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz

Quelle: Eigene Darstellung nach Brand (2010: 76)

Bei den Skeletterkrankungen, Verletzungen, psychische Erkrankungen und Kreislaufer- krankungen lag der Anteil der AU-Fälle unter dem Anteil der AU-Tage, was darauf hindeutet, dass mit den jeweiligen Erkrankungen eine überdurchschnittlich lange Krankheitsdauer ver- bunden war. Bei Atemwegs- und Verdauungserkrankungen lag der Anteil der AU-Fälle deut- lich über dem Anteil der AU-Tage, was auf eine geringere Krankschreibungsdauer bei Vor- liegen der Erkrankungen schließen lässt (Tab. 2.20).

Tabelle 2.20: Anteil ausgewählter Erkrankungen an den AU-Tagen und AU-Fällen in Mecklenburg-Vorpommern (in Prozent) Erkrankung AU-Tage AU-Fälle Skeletterkrankungen 22,0 16,2 Atemwegserkrankungen 11,8 19,9 Verletzungen 13,2 9,8 psychische Erkrankungen 8,6 4,8 Kreislauferkrankungen 8,1 5,3 Verdauungserkrankungen 6,3 12,2 Quelle: Eigene Darstellung nach Brand (2010: 75f.)

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Gesundheitliche Lage der arbeitenden Bevölkerung am Beispiel der AOK-Versicherten

Literaturverzeichnis

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

3 Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle Kathrin Bernateck

3.1 Meldepflichtige Infektionskrankheiten Die Meldepflicht ist ein Instrument zur Überwachung übertragbarer Krankheiten (Infektions- krankheiten). Sie wird im Infektionsschutzgesetz (IfSG) geregelt. Ziel und Zweck des IfSG ist es, Leben und Gesundheit jedes Einzelnen vor den Gefahren durch Infektionskrankheiten zu schützen. Dabei sieht der reguläre Meldeweg vor, dass Verdachtsfälle bzw. diagnostizierte Erkrankun- gen an das zuständige Gesundheitsamt (im Landreis Mecklenburg-Strelitz an das Referat Gesundheit) und von dort nach Überprüfung und Bewertung zunächst an das Landesgesund- heitsamt Mecklenburg-Vorpommern, von dort an das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin und bei Erkrankungen von internationaler Tragweite an die WHO übermittelt werden. Diese Meldung hat ohne Zeitverzug, spätestens innerhalb von 24 Stunden, zu erfolgen, mit dem Sinn, ein lokales Krankheitsgeschehen mit regionalen, überregionalen und nationalen bzw. in seltenen Fällen auch internationalen Krankheitshäufungen in Verbindung zu bringen. So sollen Infektionsketten erkannt und unterbrochen sowie wirksame Maßnahmen eingeleitet werden. Dabei unterscheidet das IfSG grundsätzlich zwischen Maßnahmen der Verhütung und Maßnahmen der Bekämpfung übertragbarer Krankheiten. Verhütung bedeutet, die Ent- stehung übertragbarer Krankheiten zu verhindern, während die Bekämpfung sich auf die Ver- hinderung der Ausbreitung bereits aufgetretener Krankheiten bezieht. Bei den nachfolgend aufgeführten statistischen Erhebungen ist grundsätzlich von einer Unter- erfassung des tatsächlichen Erkrankungsgeschehens im Landkreis Mecklenburg-Strelitz aus- zugehen. Die tatsächliche infektionsepidemiologische Lage wird somit nicht widergespiegelt. Die Gründe für diese Untererfassung sind vielschichtig. Zum einen ist die Bereitschaft der Ärzte, diagnostische Maßnahmen (wie die Untersuchung von Stuhlproben) einzuleiten, stark zurückgegangen. Dies ist insbesondere der Fall, wenn sich keine unmittelbaren therapeuti- schen Konsequenzen aus einer weiterführenden Diagnostik ergeben, wie es bei einer Durch- fallerkrankung zunächst häufig der Fall ist. Zum anderen führen Erkrankungen der oberen Luftwege, Durchfallerkrankungen etc. immer seltener zur Inanspruchnahme einer ärztlichen Behandlung durch die Versicherten, da in der Regel keine Leistungen der gesetzlichen Kran- kenversicherung erfolgen können. Arztbesuche erfolgen in diesen Fällen lediglich zur Fest- stellung der Arbeitsunfähigkeit. Ein im Landkreis Mecklenburg-Strelitz zunehmend zu berücksichtigender Aspekt ausbleibender Arztkonsultationen ist die Zahlung der quartals- weisen Praxisgebühr, die für viele sozial schwache Menschen eine hohe finanzielle Belastung darstellt.

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

3.1.1 Bakteriell und viral bedingte Durchfallerkrankungen Bei den im Landkreis Mecklenburg-Strelitz im Zeitraum 2005 bis 2010 gemeldeten Infekti- onskrankheiten dominierten die viral und bakteriell bedingten Durchfallerkrankungen. Dabei waren die am häufigsten labordiagnostisch nachgewiesenen Erreger die Noro- und Rotaviren. Weiterhin konnten häufiger Salmonellen, Campylobacter und Escherichia coli (E. coli) als Verursacher von Durchfallerkrankungen nachgewiesen werden (Tab. 3.1 und 3.2).

Tabelle 3.1: Anzahl der gemeldeten viral bedingten Durchfallerkrankungen im LK MST im Zeitraum 2005 bis 2010 Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Norovirus 125 66 433 362 206 243 Rotavirus 85 67 99 146 112 79 Quelle: Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Tabelle 3.2: Anzahl der gemeldeten bakteriell bedingten Durchfallerkrankungen im LK MST im Zeit- raum 2005 bis 2010 Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Campylobacter-Enteritis 61 59 48 44 23 50 E.coli-Enteritis 6 7 6 10 11 3 Salmonellosen 46 55 55 47 18 30 Quelle: Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindertagesstätten und Pflegeheimen ist aufgrund der engen Kontakte, die eine Übertragung der Krankheitserreger begünstigen, die Zahl der viral bedingten Durchfallerkrankungen ansteigend. Das entspricht auch dem landes- und bundesweiten Trend. Tendenziell ist zu beobachten, dass, während noch vor einigen Jahren von sporadischen Krankheitshäufungen in einigen Einrichtungen auszugehen war, momentan eine Vielzahl von Krankheitshäufungen in vielen Gemeinschaftseinrichtungen zu beobachten ist. Diese treten hauptsächlich im Herbst eines Jahres bis zum darauffolgenden Frühjahr auf. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken und Erkrankungen bei Personal und Betreuten durch entsprechende Hygienemaßnahmen zu verhindern bzw. eine Ausbreitung innerhalb betroffe- ner Einrichtungen zu unterbrechen, erfolgen im Rahmen der Einrichtungskontrolle entspre- chende Beratungen. Ebenso wichtig ist die Mitarbeit der Eltern, da besonders kleine Kinder in Kindertagesstätten zu den Erkrankten gehören. Eltern sollten ihre erkrankten Kinder ausreichend lange zu Hause pflegen, um sie selbst vor einem erneuten Krankheitsausbruch zu schützen und, ebenso wich- tig, auch die Übertragung von Infektionserregern auf andere Kinder zu vermeiden. In Deutschland ist die Rotavirus-Gastroenteritis die häufigste meldepflichtige Erkrankung bei 0- bis 2-jährigen Kindern. Im Jahr 2009 wurden für Mecklenburg-Vorpommern 1705 Erkran- kungen bei Kindern bis zum 2. Lebensjahr gemeldet. Seit 2006 sind in Deutschland zwei Impfstoffe gegen Rotaviren für die Impfung von Säuglingen zugelassen. Diese Schutz- impfung wird auch in Mecklenburg-Vorpommern empfohlen. Um mögliche Assoziationen zwischen Impfung und Impfversagen, Schwere der Erkrankung, Impfvirus-Erkrankungen

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle oder Veränderungen der Rotaviren aufzudecken, wurde im Zeitraum 01.07.2010 bis 30.06.2011 vom Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Infektionsepidemiologie am RKI Berlin die Studie „RotaSurv-Kid in M-V“ durchgeführt. Dabei war die Mitarbeit des Referats Gesundheit des Landkreises Mecklenburg-Strelitz notwendig, um in Zusammenarbeit mit den regionalen Laboratorien und Kinderärzten die Daten aller erkrankten Kinder des Landkreises detailliert zu erfassen und weitere Diagnostik zu ermöglichen. Über ein erstes auffälliges Ergebnis kann hier bereits berichtet werden. Es wurde festgestellt, dass (unabhängig von einer vorherigen Schutzimpfung) alle an Rotaviren erkrankten Kinder nicht (oder nur ein paar Tage) gestillt wurden. Die detaillierte Auswertung der Studie liegt zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor. Außerhalb von Gemeinschaftseinrichtungen traten die in Tabelle 3.3 dargestellten lebens- mittelbedingten Durchfall-Erkrankungshäufigkeiten mit und ohne Erregernachweis auf.

Tabelle 3.3: Außerhalb von Gemeinschaftseinrichtungen aufgetretene lebensmittelbedingte Erkrankungshäufungen mit und ohne Erregernachweis im Zeitraum 2005 bis 2010 Zeitraum Anzahl der Erkrankten Infektionsquelle 02/2005 3 Privathaushalt 06/2006 4 Jugendfreizeit 11/2006 2 Privathaushalt 06/2007 2 Privathaushalt 07/2007 2 Gaststätte 12/2007 2 Privathaushalt 04/2008 8 Schule 07/2008 10 Gaststätte 10/2010 1 Privathaushalt Quelle: Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Im beispielhaften Vergleich der Inzidenzen (Neuerkrankungen) an den im Kapitel 3.1.1 auf- geführten meldepflichtigen Durchfallerkrankungen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz für das Jahr 2010 mit den durchschnittlichen Inzidenzen derselben Durchfallerkrankungen im gesamten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern liegt der Landkreis durchgehend, zum Teil deutlich, darunter. So entspricht die Anzahl von 243 durch den Norovirus Erkrankten im Landkreis Mecklenburg-Strelitz einer Inzidenz von 305 je 100.000 Einwohner. Die durch- schnittliche Neuerkrankungsrate durch den Norovirus des Bundeslandes Mecklenburg- Vorpommern betrug im Jahr 2010 563 je 100.000 Einwohner. Die Anzahl von 79 durch den Rotavirus Erkrankten im Jahr 2010 entspricht einer Inzidenz von 99 je 100.000 Einwohner im Landkreis Mecklenburg-Strelitz, während im gesamten Bundesland Mecklenburg-Vorpom- mern die Inzidenz an Rotavirus-Erkrankungen 136 je 100.000 Einwohner betrug (Tab. 3.1, Sinha et al. 2011: 42).

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

3.1.2 Weitere meldepflichtige Infektionskrankheiten/ impfpräventable Erkrankungen Die Meldung weiterer, auch über das Infektionsschutzgesetz hinausgehender Erkrankungen dient unter anderem der Überprüfung der Effektivität von Schutzimpfungen zur Prävention von Erkrankungen. Im hier berichteten Zeitraum 2005 bis 2010 war besonders die Mitwirkung der regionalen Gesundheitsämter und des zur Meldung verpflichteten medizinischen Personals gefragt, als 2009 bundesweit die Pandemische Neue Influenza A (H1N1) ausgerufen wurde. Es gab auch im Landkreis Mecklenburg-Strelitz mit 134 gemeldeten Fällen eine große Zahl solcher Influenza – Meldungen. Diese ging 2010 wieder zurück, als nur sechs Fälle, diese alle vom Typ Neue Influenza A, gemeldet wurden. Generell ist bei allen an die Gesundheitsämter gemeldeten Erkrankungsfällen davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl der Infizierten bzw. Erkrankten um ein Vielfaches höher liegen dürfte, besonders in Fällen einer Pandemie (Abb. 3.1).

Abbildung 3.1: Anzahl der absolut erfassten Influenza-Fälle im LK MST im Zeitraum 2005 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

In Tabelle 3.4 sind die Daten der gemeldeten Infektionen der Influenza und Pandemischen Neuen Influenza für das gesamte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern für das Jahr 2009, dem Jahr der Pandemie, aufgeführt.

Tabelle 3.4: Anzahl der absolut erfassten Influenza-Fälle im Bundesland M-V im Jahr 2009 Pandemische Saisonale 2009 Gesamt Influenza Influenza Infektionen 5709 4953 756 davon Sterbefälle 5 4 1 Quelle: Daten des Landesamtes für Gesundheit und Soziales M-V (Sinha et al. 2009: 44)

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

In Mecklenburg-Vorpommern war, ebenso wie im gesamten Gebiet der BRD, die jüngere Bevölkerung am stärksten betroffen. Fast die Hälfte (47%) der Infektionen trat in der Alters- gruppe der 5- bis 14-Jährigen auf, gefolgt von den 15- bis 24-Jährigen (19%). Die größten Häufungen wurden dementsprechend in Schulen beobachtet. Die höchsten regionalen Inzidenzen (Neuerkrankungen) an Influenza meldeten die Kreise Ludwigslust, Ostvorpommern und Uecker-Randow mit 595, 492 und 429 Infektionen je 100.000 Einwohner. Die Anzahl der 134 erfassten Infektionen im Landkreis Mecklenburg- Strelitz entspricht einer Inzidenz an Influenza von 168 je 100.000 Einwohner. Sie liegt damit deutlich unter der durchschnittlichen Neuerkrankungsrate des Bundeslandes Mecklenburg- Vorpommern von 248 je 100.000 Einwohner (Sinha et al. 2009: 46, 98). Neben der deutschlandweiten Influenza - Surveillance (systematische und kontinuierliche Überwachung von Erkrankungen) durch die Arbeitsgruppe „Influenza“ in Marburg, an der sich nur zwei niedergelassene Ärzte des Landkreises Mecklenburg-Strelitz beteiligen, wurde im Jahr 2005 ein zusätzliches Überwachungssystem in Kindertagesstätten des Landes Meck- lenburg-Vorpommern aufgebaut, um regional bessere Aussagen zur Ausbreitung der Influenza (Grippe)/ ARE (akute respiratorische Erkrankungen) treffen zu können. Die Verläufe der Influenzawellen in den letzten Jahren haben (wie auch bei der Pandemie im Jahr 2009) gezeigt, dass die meisten Infektionen im Kindes- und Jugendalter auftraten. Durch den engen Kontakt in Kindertagesstätten werden Infektionen begünstigt. Die Erfassung von Influenza und/oder ARE in Kindertagesstätten stellt somit einen wichtigen Indikator bei der Überwachung der Ausbreitung grippaler Infekte bzw. der echten Influenza dar. Die Über- wachung erfolgt jährlich von Anfang Oktober bis Mitte April. Die Bereitschaft zur Teilnahme an diesem Projekt durch die Mitarbeiter der Kindertagesstätten im Landkreis Mecklenburg- Strelitz ist groß. In Abbildung 3.2 ist die Anzahl erfasster Fälle weiterer meldepflichtiger Krankheiten nach dem IfSG im Zeitraum 2005 bis 2010 dargestellt.

Abbildung 3.2: Anzahl der im LK MST absolut erfassten Fälle aufgetretener meldepflichtiger Krankheiten nach dem Infektions- schutzgesetz im Zeitraum 2005 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

Masern traten einmalig im Berichtszeitraum im Jahr 2008 mit drei gemeldeten Fällen (ein Erkrankungsgeschehen mit drei Erkrankten) auf. Der Impfschutz stellt eine wirksame Präventionsmaßnahme dar. Auch durch Meningokokken bedingte Erkrankungen (Hirnhautentzündungen und septische Komplikationen) traten zweimal im Jahr 2005 (eine Infektion mit Sterbefall) und je einmal in den Jahren 2007 und 2009 auf. Beide, besonders Kinder und Jugendliche betreffende Erkrankungen stehen wegen der Schwere und Dramatik des Krankheitsverlaufs häufig im Mittelpunkt öffentlicher Aufmerk- samkeit. Von den gemeldeten vier Erkrankungsfällen durch Meningokokken im Landkreis waren zwei durch den Serotyp B ausgelöst worden, darunter der Fall mit tödlichem Verlauf. Gegen die prozentual häufiger auftretende Serogruppe B (ca. 65% – 70%) der Meningo- kokken- Erkrankungen kann nicht geimpft werden, während gegen die Erkrankung der Sero- gruppe C (ca. 20% – 25%) ein Impfstoff zur Verfügung steht. Andere Serogruppen wurden seltener beobachtet (RKI 2010a) Die Tuberkulose trat im Jahr 2005 mit acht gemeldeten Fällen am häufigsten von den in Tabelle 3.2 aufgeführten Infektionskrankheiten im berichteten Zeitraum auf. Auch bis 2009 wurde sie jährlich ein- bis zweimal gemeldet. Dabei erforderte besonders ein Erkrankungsfall einer ansteckenden Tuberkulose im Jahr 2009 in einer Gemeinschaftseinrichtung mit ca. 90 Kontaktpersonen ein schnelles Handeln, um die Ansteckung weiterer Personen auszu- schließen bzw. zu vermeiden. Die Virushepatitis A, die auf fäkal-oralem Weg (Schmierinfektion) aufgrund mangelnder Trinkwasser- und Lebensmittelhygiene zumeist aus (Reise-) Gebieten importiert werden, in denen die Erreger endemisch (örtlich begrenzt) vorkommen, trat einmalig im Jahr 2006 auf. Die Virushepatitis B trat jährlich auf, im Jahr 2005 wurden vier Fälle gemeldet. Gegen beide Virushepatitiden (A und B) steht ein wirksamer Impfschutz zur Verfügung. Die Virushepatitis C wurde ebenfalls jährlich gemeldet, mit einer Erkrankungshäufigkeit von drei Fällen im Jahr 2006 (Abb. 3.2). Betrachtet man beispielhaft die Inzidenzen des Landkreises Mecklenburg-Strelitz der in Abbildung 3.2 dargestellten Erkrankungen für das Jahr 2010 im Vergleich mit den durch- schnittlichen Inzidenzen des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern für das Jahr 2010, ist festzustellen, dass nur bei der Virushepatitis B die Neuerkrankungsrate höher lag. Die Inzi- denz der Virushepatitis B betrug im Landkreis Mecklenburg-Strelitz 2,5 je 100.000 Einwoh- ner im Vergleich zu einer Inzidenz von 1 je 100.000 Einwohner im Bundesland Mecklenburg- Vorpommern (Abb. 3.2, Sinha et al. 2011: 41). Im Juli 2009 wurde die Labor-Meldepflicht des direkten Nachweises von MRSA (Methicillin- bzw. Oxacillin- resistenter Staphylococcus aureus) eingeführt. Dieser nosokomiale (kranken- hausspezifische) Erreger ist, wie der Name aussagt, gegen die Antibiotika Methicillin und Oxacillin resistent und bereitet zunehmend therapeutische Probleme. Maßgeblichen Anteil an der Resistenzentwicklung hat der nicht oder falsch indizierte Einsatz von Antibiotika (vgl. RKI 2010b: 9).

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

Im Jahr 2010 wurden im Landkreis Mecklenburg-Strelitz 4 Fälle von MRSA gemeldet, das entspricht einer Inzidenz von 5 je 100.000 Einwohner. Die Inzidenz an MRSA für das gesamte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern betrug 6 je 100.000 Einwohner (vgl. Sinha et al. 2011: 41). Neben dem IfSG legt die Landesverordnung über die Erweiterung der Meldepflicht für über- tragbare Krankheiten Mecklenburg-Vorpommern (Infektionsmeldeverordnung - IfMeldeVO M-V) die Meldepflicht für zusätzliche impfpräventable Erkrankungen beziehungsweise Erreger fest. Zielstellung ist in erster Linie die Überprüfung der Wirksamkeit von Schutz- impfungen zur Prävention von Infektionskrankheiten. In Abbildung 3.3 ist die Anzahl häufi- ger erfasster Fälle nach der IfMeldeVO M-V im Landkreis Mecklenburg-Strelitz im Zeitraum 2005 bis 2010 dargestellt.

Abbildung 3.3: Anzahl der im LK MST absolut erfassten Fälle aufgetretener meldepflichtiger Krankheiten nach IfMeldeVO M-V im Zeitraum 2005 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Auffällig sind die hohe Anzahl von 68 gemeldeten Fällen einer Pertussis (Keuchhusten) im Jahr 2005 sowie auch die bis zum Jahr 2008 bestehenden höheren Meldezahlen dieser Erkrankung. Hier könnten fehlerhafte Rückschlüsse aufgrund unkritischen Meldeverhaltens gezogen werden, denn eine große Anzahl der gemeldeten Fälle bezog sich auf zuvor geimpfte Kinder, die noch einen erhöhten Titer (Antigen-/Antikörpernachweis im Blut) aufgrund der Schutzimpfung aufwiesen. Als Reaktion auf die mangelnde Validität (Gültigkeit) der Daten wurden die Meldekriterien für eine Pertussis-Erkrankung dahingehend geändert, dass nun Fälle, die in den letzten drei Jahren vor der Infektion gegen Pertussis geimpft wurden, nicht mehr zur Meldung zu bringen sind. Auffällig ist ebenfalls die mit 40 Fällen hohe Anzahl gemeldeter Varizellen-Infektionen (Windpocken) im Jahr 2008 im Vergleich zu den anderen Jahren des Erfassungszeitraums. Da hauptsächlich Kindertagesstätten Varizellen-Erkrankungen an das Referat Gesundheit des Landkreises melden, könnte ein Grund für die hohe Zahl gemeldeter Fälle darin liegen, dass es eine besonders hohe Häufung erkrankter Kinder in nur einer Einrichtung gegeben hat.

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

Pneumokokken wurden über den gesamten Berichtszeitraum jährlich einmal (2007) bis acht- mal (2010) gemeldet. Die Borreliose wurde zwischen 2005 und 2010 bei acht (2007) bis 27 Personen (2010) nachgewiesen. Dabei wurden in den letzten drei Jahren des Berichts- zeitraums kontinuierlich mehr Fälle zur Meldung gebracht (Abb. 3.3). Die Inzidenzen der in Abbildung 3.3 dargestellten Erkrankungen lagen im Jahr 2010 im Landkreis Mecklenburg-Strelitz nur bei den Erkrankungen durch Pneumokokken (wie Lungenentzündungen) über den durchschnittlichen Inzidenzen des Bundeslandes Mecklen- burg-Vorpommern für das Jahr 2010. Die acht erfassten Infektionen durch Pneumokokken im Landkreis Mecklenburg-Strelitz entsprechen einer Inzidenz von 10 je 100.000 Einwohner. Im gesamten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern erkrankten 2010 durchschnittlich etwa 4 Personen je 100.000 Einwohner neu an durch Pneumokokken bedingten Infektionen (Abb. 3.3, Sinha et al. 2011: 42).

3.2 Sterblichkeit und Todesursachen20

3.2.1 Sterblichkeit nach Geschlecht und Alter Den größten Anteil der Verstorbenen bildete in den Jahren 2007 bis 2010 bei den Männern die Altersgruppe 75 bis 84 Jahre, gefolgt von der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen, bei der in den Jahren 2007 und 2008 fast genauso viele Männer verstarben wie bei den 75- bis 84- Jährigen. Auch der Anteil der 50- bis 64-jährigen verstorbenen Männer ist hoch. Er liegt höher als der Anteil der über 85-Jährigen. Gegenüber den verstorbenen Frauen des Land- kreises (Abb. 3.5) liegen auch die Anteile der Altersgruppe zwischen 50 und 64 Jahren sowie 35 und 49 Jahren deutlich höher (Abb. 3.4).

Abbildung 3.4: Verstorbene Männer im LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 nach Altersgruppen (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

20 Für die statistischen Erhebungen dieses Kapitels wurden überwiegend die Daten der Jahre 2007 bis 2010 aus- gewertet. 116

Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

Im bundesweiten Trend ist der Anteil der vorzeitig, d.h. unter 65 Jahren verstorbenen Männer in den neuen Bundesländern deutlich höher als in den alten Bundesländern. Er ist im Norden höher als im Süden und im Nordosten am höchsten. Damit liegt der Anteil der vorzeitig ver- storbenen Männer in Mecklenburg-Vorpommern bundesweit am höchsten (vgl. Gaber 2011: 18f.). Bei den Frauen erreichten die meisten Verstorbenen in den Jahren 2007 bis 2010 ein Alter von über 85 Jahren bzw. wurden zwischen 75 und 84 Jahre alt. Sie wurden im Landkreis Mecklenburg-Strelitz älter als die Männer, was auch dem landes- und bundesweiten Trend entspricht (Abb. 3.5).

Abbildung 3.5: Verstorbene Frauen im LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 nach Altersgruppen (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Die Abbildung 3.6 zeigt zusammengefasst die im Landkreis Mecklenburg-Strelitz Verstorbe- nen gegliedert nach Altersgruppen und Geschlecht (als Durchschnittswert der Jahre 2007 bis 2010). Auch hier wird wieder deutlich, dass die Sterblichkeit der Frauen zu einem deutlich höheren Anteil in den Altersgruppen über 85 Jahre und zwischen 75 und 84 Jahre lag als bei den Männern. Bei diesen war die Sterblichkeit in den Lebensjahren 65 bis 74 und 50 bis 64 Jahre deutlich höher.

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

Abbildung 3.6: Verstorbene des LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 nach Altersgruppen und Geschlecht (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Für das gesamte Gebiet der BRD lag für den Zeitraum 2007 bis 2009 die mittlere Lebens- erwartung der Männer bei 74,6 Jahren und der Frauen bei 81,8 Jahren. Die mittlere Lebens- erwartung der Männer betrug im gleichen Zeitraum im Bundesland Mecklenburg-Vorpom- mern 73,7 Jahre und die der Frauen 81,6 Jahre (Stat. Landesamt M-V). Die Abbildung 3.7 zeigt die mittlere Lebenserwartung der Männer des Bundeslandes Meck- lenburg-Vorpommern im Kreisvergleich als 5-Jahres-Mittelwert des Zeitraums 2005 bis 2009. Dabei werden die Männer im Landkreis Mecklenburg-Strelitz so alt wie im Landesdurch- schnitt (Abb. 3.7).

Abbildung 3.7: Mittlere Lebenserwartung der Männer des Bundeslandes M-V im Kreisvergleich der Jahre 2005-2009 (5-Jahres-Mittel)

Quelle: Eigene Darstellung nach Berechnung des Ministeriums für Gesundheit und Soziales M-V, Daten des Statistischen Landesamtes M-V

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

Die mittlere Lebenserwartung der Frauen des Landkreises Mecklenburg-Strelitz entspricht mit 82 Jahren ebenfalls dem Landesdurchschnitt (Abb. 3.8).

Abbildung 3.8: Mittlere Lebenserwartung der Frauen des Bundeslandes M-V im Kreisvergleich der Jahre 2005-2009 (5-Jahres-Mittel)

Quelle: Eigene Darstellung nach Berechnung des Ministeriums für Gesundheit und Soziales M-V, Daten des Statistischen Landesamtes M-V

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

3.2.2 Säuglingssterblichkeit Als Säuglingssterblichkeit wird die Sterblichkeit der unter 1-Jährigen bezeichnet. Sie wird durch den Indikator gestorbene Säuglinge pro 1000 Lebendgeborene dargestellt. Der Landkreis Mecklenburg-Strelitz gehört zu den Kreisen mit überdurchschnittlicher Säug- lingssterblichkeit (Abb. 3.9). Über die Zeit ist dabei insgesamt eine sinkende Rate zu ver- zeichnen (Abb. 3.10). Vergleiche sind mit Vorsicht vorzunehmen, da sich bei insgesamt ge- ringen Geburten- und Gestorbenenzahlen leichte Schwankungen massiv auf die Änderung der Rate auswirken.

Abbildung 3.9: Säuglingssterblichkeit nach Kreisen und kreisfreien Städten des Bundeslandes M-V von 2005 bis 2009 (pro 1000 Lebend- geburten, 5-Jahres-Mittel)

Quelle: Eigene Darstellung nach Berechnung des Ministeriums für Gesund- heit und Soziales M-V

Abbildung 3.10: Säuglingssterblichkeit pro 1000 Lebendgeburten im LK MST und Bundesland M-V (gleitendes 5-Jahres-Mittel)

Quelle: Eigene Darstellung nach Berechnung des Ministeriums für Gesund- heit und Soziales M-V, Daten des Statistischen Landesamtes M-V

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

3.2.3 Todesursachen Die Todesursachenstatistik wird nach den Regeln der WHO unikausal aufbereitet, d.h. nur diejenigen Eintragungen im Leichenschauschein, die sich auf das zum Tode führende Grund- leiden beziehen, gehen in die Statistik ein. Dabei spielt eine bedeutende Rolle, wie genau der hinzugezogene Arzt die Todesart und Todesursache angibt. Hier kann es zu Fehlinterpreta- tionen aufgrund ungenauer Angaben im Leichenschauschein kommen.

Häufige Todesursachen von 2007 bis 2010 Abbildung 3.11 zeigt die Anteile der Todesursachengruppen aller Verstorbenen des Land- kreises Mecklenburg-Strelitz, errechnet als Durchschnitt der Jahre 2007 bis 2010.

Abbildung 3.11: Anteil der Todesursachen (Diagnoseklassen) an allen Verstor- benen des LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Im Durchschnitt der Jahre 2007 bis 2010 waren 43,3% aller Todesfälle auf Erkrankungen des Kreislaufsystems zurückzuführen. Damit starb fast jeder zweite an einer solchen Erkrankung. 26,7% der Verstorbenen starben an einer Neubildung, das war fast jeder vierte Verstorbene. Der überwiegende Teil der Neubildungen sind dabei bösartige Neubildungen. Die Erkran- kungen des Atmungssystems verursachten im betrachteten Zeitraum über 6% aller Todesfälle. Diese Daten entsprechen bundesweiten Verhältnissen (Abb. 3.11, Gaber 2011: 28).

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

Häufige Todesursachen nach Geschlecht Der Anteil der an Neubildungen verstorbenen Männer (30% bis fast 35%, Abb. 3.12) liegt über dem Anteil bei allen Verstorbenen (26,7%, Abb. 3.11), d.h. dass im Berichtszeitraum mehr Männer als Frauen an Neubildungen verstarben.

Abbildung 3.12: Häufige Todesursachen (Diagnoseklassen) der verstorbenen Männer des LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Der Anteil von etwa 35% bis etwa 40% der an Krankheiten des Kreislaufsystems verstorbe- nen Männer (Abb. 3.12) liegt unter dem Anteil aller an solchen Krankheiten Verstorbenen (43,4%, Abb. 3.11). Der Anteil der verstorbenen Frauen liegt mit fast 45% bis über 50% (Abb. 3.13) deutlich über dem Anteil aller an Erkrankungen des Kreislaufsystems Verstorbe- nen (Abb. 3.11). Mehr Frauen als Männer starben an Krankheiten des Kreislaufsystems im berichteten Zeitraum. So verstarben in den Jahren 2007 und 2009 nach den Eintragungen im Leichenschauschein mehr als die Hälfte aller Frauen an Erkrankungen des Kreislaufsystems (Abb. 3.13).

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

Abbildung 3.13: Häufige Todesursachen (Diagnoseklassen) der verstorbenen Frauen des LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Sterblichkeit an Erkrankungen des Kreislaufsystems nach häufigen Diagnosen Den höchsten Anteil der zum Tode führenden Erkrankungen des Kreislaufsystems nahmen die chronische ischämische Herzkrankheit mit 21,9% und die Hypertonie (Bluthochdruck) mit 20,4% ein. Mit einem Anteil von 17,3% führte auch die Atherosklerose/Arteriosklerose (Arterienverkalkung) bei den Verstorbenen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz im Berichts- zeitraum in einem bedeutenden Ausmaß zum Tode. Auch die zerebrovaskulären Krankheiten wie z.B. der Schlaganfall führten zu einem hohen Anteil (9,6%) zum Tode. Das ist deshalb besonders zu beachten, weil die zerebrovaskulären Krankheiten, wie auch die Hypertonie, zu den sogenannten „vermeidbaren Sterbefällen“ (Kap. 3.2.4) zählen. Um eine Aussage treffen zu können, wie viele Sterbefälle nach der in diesem Gesundheitsbericht verwendeten Defini- tion bei entsprechender Prävention und Therapie wirklich vermeidbar gewesen wären, ist noch das entsprechende Zeitfenster zu berücksichtigen, welches für die Hypertonie und die zerebrovaskulären Erkrankungen bei 5 bis 64 Jahren (vgl. Tab. 3.5 in Kap. 3.2.4) liegt (Abb. 3.14).

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

Abbildung 3.14: Anteile zum Tode führender häufiger Krankheiten des Kreislauf- systems an allen zum Tode führenden Krankheiten des Kreislaufsystems im LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Sterblichkeiten im Vergleich mit der Bevölkerung Mecklenburg-Vorpommerns Für die Darstellung der Sterblichkeiten des Zeitraums 2005 bis 2010 wurde die Standard- Mortalitätsrate (SMR) herangezogen. Die SMR ist das Verhältnis zwischen tatsächlichen und erwarteten Todesfällen. Ihre Bildung ist ein Verfahren, das sich für den unmittelbaren Ver- gleich von Todesfällen mit dem eigenen Land eignet. In dieser Berechnung entspricht die Bevölkerung Mecklenburg-Vorpommerns dem Wert 100. „Der Begriff Standard wird ver- wandt, weil diese Rate so definiert ist, dass ein gleiches Mortalitätsverhältnis als 1 bzw. 100 festgelegt ist. Ein Wert über 1 oder 100 zeigt an, dass die Zahl der tatsächlichen Todesfälle höher, unter 1 oder 100, dass sie niedriger als die der zu erwarteten Fälle ist“ (Brennecke/ Schelp 1993: 25). Die Zahl der tatsächlichen Todesfälle an zerebrovaskulären Erkrankungen lag im Landkreis Mecklenburg-Strelitz 26,5% über der Zahl der erwarteten Todesfälle bzw. über dem Landes- durchschnitt. Das ist eine deutliche Abweichung nach oben. Auch die Sterblichkeiten an Krankheiten des Atmungssystems sowie an Hypertonie lagen leicht über dem Landesdurch- schnitt (Abb. 3.15). Die Sterberate an psychischen und Verhaltensstörungen lag im Landkreis Mecklenburg- Strelitz fast 20% unter der erwarteten Rate bzw. unter der Sterblichkeit des Landes Mecklen- burg-Vorpommern, auch wenn sie in den letzten Jahren gemessen an der Gesamtsterblichkeit im Landkreis Mecklenburg-Strelitz kontinuierlich angestiegen ist (Abb. 3.15 und Abb. 3.19). Auch an ischämischen Herzkrankheiten und Krankheiten des Verdauungssystems starben im Landkreis Mecklenburg-Strelitz weniger Menschen als im Landesdurchschnitt (Abb. 3.15).

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

Abbildung 3.15: Standard-Mortalitätsraten für häufige Todesursachen im LK MST 2005-2009 (5-Jahres-Mittel), standardisiert an der Bevölkerung des Bundes- landes M-V

Quelle: Eigene Darstellung nach Berechnungen des Ministeriums für Gesundheit und Soziales M-V

Sterblichkeiten an Neubildungen nach häufigen Diagnosen und Geschlecht Bei den Todesfällen durch Neubildungen ist es erforderlich, zwischen Männern und Frauen zu differenzieren, da bestimmte Krebserkrankungen geschlechtsspezifisch auftreten. In den Abbildungen 3.16 und 3.17 sind häufige Neubildungen dargestellt, die bei den verstorbenen Männern und Frauen des Landkreises Mecklenburg-Strelitz in den Jahren 2007 bis 2010 zum Tode führten. Bei den Männern war der Bronchial- bzw. Lungenkrebs die Erkrankung, die mit 26,3% am häufigsten in dieser Gruppe zum Tode führte. Danach folgten die Neubildungen an Colon und Rektum (Dickdarm und Mastdarm), an der Prostata (Vorsteherdrüse) sowie am Magen (Abb. 3.16).

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

Abbildung 3.16: Anteile häufiger zum Tode führender Neubildungen an allen zum Tode führenden Neubildungen im LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 bei den Männern (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Bei den Frauen war der Brustkrebs mit 14,4% die am häufigste zum Tode führende Erkran- kung der Neubildungen. Aber auch hier nimmt mit 12,4% der Bronchial- bzw. Lungenkrebs einen bedeutenden Platz bei allen zum Tode führenden Neubildungen ein. Es folgen die Neu- bildungen an Colon und Rektum, Pankreas (Bauchspeicheldrüse) sowie der Gallenblase und den Gallengängen (Abb. 3.17). Abbildung 3.17: Anteile häufiger zum Tode führender Neubildungen an allen zum Tode führenden Neubildungen im LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 bei den Frauen (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

Während bei Männern insgesamt (bundesweit und auch in vielen anderen westlichen Ländern) die Sterblichkeit und Häufigkeit von Bronchial- bzw. Lungenkrebs seit 1998 sank, stieg sie bei Frauen an. Eine Verbindung zum Rauchen als Verursacher von Bronchial- bzw. Lungenkrebs ist nachgewiesen. Die Verbreitung des Rauchens unter Frauen nimmt stark zu (vgl. Gaber 2011: 33). Auch im Landkreis Mecklenburg-Strelitz ist eine steigende Sterblichkeit der Frauen an Bronchial- bzw. Lungenkrebs in den Jahren 2007 bis 2010 zu verzeichnen. Sie hat sich mehr als verdoppelt (Abb. 3.18).

Abbildung 3.18: Anteil der Sterblichkeit an Bronchial- und Lungenkrebs an allen im LK MST Verstorbenen in den Jahren 2007 bis 2010 nach Geschlecht (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Weitere Sterblichkeiten im zeitlichen Verlauf im Bundesvergleich Bundesweit ist auch der Anteil der an psychischen und Verhaltensstörungen Verstorbenen gestiegen, was auf die häufiger angegebene Todesursache der Demenz zurückgeführt wird. Bei den Frauen wurde das stärker beobachtet als bei den Männern (vgl. Gaber 2011: 33). Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz stieg für den dargestellten Zeitraum 2007 bis 2010 der Anteil der an psychischen und Verhaltensstörungen Verstorbenen ebenfalls an (Abb. 3.19).

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

Abbildung 3.19: Anteil der Sterblichkeit an psychischen und Verhaltens- störungen an der Gesamtsterblichkeit im LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 nach Geschlecht (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Bundesweit sind die seit 1998 bestehenden erheblichen Ost-West-Unterschiede bei Sterblich- keiten an Verletzungen, Vergiftungen und alkoholischer Leberkrankheit zurückgegangen (die Sterblichkeiten in den neuen Bundesländern lagen weit über den Sterblichkeiten in den alten Bundesländern) (vgl. Gaber 2011: 34). In Abbildung 3.20 ist die Sterblichkeit an Verletzungen, Vergiftungen und bestimmten ande- ren Folgen äußerer Ursachen an der Gesamtsterblichkeit, getrennt nach Geschlecht, darge- stellt. Darin eingeschlossen sind Suizide und Unfälle. Hier ist im Landkreis Mecklenburg- Strelitz ein ansteigender Trend zu beobachten, bei Frauen stärker als bei Männern.

Abbildung 3.20: Anteil der Sterblichkeit an Verletzungen, Vergiftungen und bestimmten anderen Folgen äußerer Ursachen an der Gesamtsterblichkeit im LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 nach Geschlecht (in Prozent)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

3.2.4 Vermeidbare Sterbefälle Als vermeidbare Sterbefälle werden Sterbefälle an ausgewählten Todesursachen bezeichnet, die (in einem bestimmten Altersfenster) bei entsprechender Prävention oder Therapie im Prinzip hätten verhindert werden können. Es gibt konkurrierende Ansätze bei der Definition vermeidbarer Sterblichkeit. Dabei beruhen die unterschiedlichen einbezogenen Todes- ursachen und Altersgruppen auf unterschiedlichen Perspektiven von „Vermeidbarkeit“. Bisher wurde international kein Konsens über die Definition gefunden. Die hier dargestellte Abgrenzung, nach der auch die Gesundheitsberichterstattung des Bundes erfolgt, entspricht einem Konzept des Sachverständigenrats für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen (Tab. 3.5). Nach dieser Definition waren beispielsweise im Jahr 2007 bundesweit etwa 1% aller Todesfälle vermeidbar, bei den Gestorbenen unter 65 Jahren sogar 9% bei den Frauen und 6% bei den Männern (vgl. Gaber 2011: 43f.).

Tabelle 3.5: Definition von sogenannten vermeidbaren Sterbefällen nach dem Konzept des Sachver- ständigenrats für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen

Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, in: Gaber 2011: 4321

Auch im Landkreis Mecklenburg-Strelitz traten im Berichtszeitraum Sterbefälle auf, die nach der hier verwendeten Definition zu den vermeidbaren gehören. Das waren besonders die Sterbefälle an Hypertonie (Bluthochdruck) und zerebrovaskulären Krankheiten (Erkrankun- gen der Hirngefäße) wie dem Schlaganfall (vgl. Abb. 3.14 in Kap. 3.2.3). In Abbildung 3.21 sind die vermeidbaren Sterbefälle der Männer je 100.000 Einwohner in den Jahren 2000 sowie 2005 bis 2009 im Vergleich der BRD und des Bundeslandes Mecklen- burg-Vorpommern dargestellt. Es wird deutlich, dass bundesweit bei den Männern die ver-

21 Erklärung zur Tabelle: Während bis 1997 die Todesursachenstatistik auf Basis der 9. Revision der Inter- nationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-9) geführt wurde, beginnt mit dem Berichtsjahr 1998 die Ergebnisdarstellung der Todesursachenstatistik auf Basis der 10. Revision der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10). Diese durch die WHO angenommene Fassung wurde gegenüber der ICD-9 erheblich erweitert, sodass Vergleiche mit den Ergebnissen der Todesursachenstatistik vor 1998 für zahlreiche Todesursachen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt vorgenommen werden können (vgl. GBE 2011). 129

Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle meidbaren Sterbefälle je 100.000 Einwohner kontinuierlich sinken. Im Bundesland Mecklen- burg-Vorpommern gibt es je 100.000 Einwohner teilweise deutlich mehr vermeidbare Sterbe- fälle als bundesweit. Sie sind im Trend seit dem Jahr 2000 ebenfalls abnehmend, wenn auch weniger kontinuierlich.

Abbildung 3.21: Vermeidbare Sterbefälle der Männer in den Jahren 2000 sowie 2005 bis 2009 im Vergleich der BRD und des Bundes- landes M-V je 100.000 Einwohner

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamts (GBE 2011)

In Abbildung 3.22 sind die vermeidbaren Sterbefälle der Frauen je 100.000 Einwohner in den Jahren 2000 sowie 2005 bis 2009 im Vergleich der BRD und des Bundeslandes Mecklenburg- Vorpommern dargestellt. Im Vergleich zu den Männern gibt es bei den Frauen je 100.000 Einwohner insgesamt weniger vermeidbare Sterbefälle. Es ist insgesamt ein ähnlicher Trend wie bei den Männern zu verzeichnen.

Abbildung 3.22: Vermeidbare Sterbefälle der Frauen in den Jahren 2000 sowie 2005 bis 2009 im Vergleich der BRD und des Bundes- landes M-V je 100.000 Einwohner

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamts (GBE 2011)

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

3.3 Weitere vermeidbare Erkrankungen und Sterbefälle

Bei Verkehrsunfällen tödlich Verunglückte Erfasst werden in der Verkehrsunfallstatistik die verunglückten Personen nach dem Unfallort, unabhängig von ihrem Wohnort. Die Abbildung 3.23 zeigt, wie viele Personen je 1 Million Einwohner im Landkreis Mecklenburg-Strelitz, im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern sowie im gesamten Bundesgebiet in den Jahren 2005 bis 2010 bei Verkehrsunfällen getötet wurden. Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz lag die Zahl der tödlich verunglückten Personen fast durchgängig über dem Bundesdurchschnitt und auch dem Landesdurchschnitt (Abb. 3.23). Während die Zahl der tödlich verunglückten Personen im Straßenverkehr bundesweit konti- nuierlich abnahm und auch landesweit kontinuierlich ein abnehmender Trend zu verzeichnen war, ist diese Entwicklung für den Landkreis Mecklenburg-Strelitz nicht so eindeutig. In den Jahren 2008 und 2009 kam es zu einem hohen Anstieg an Verkehrstoten im Landkreis Meck- lenburg-Strelitz, bei insgesamt allerdings ebenfalls abnehmender Tendenz (Abb. 3.23) Abbildung 3.23: Bei Verkehrsunfällen Getötete im LK MST, Bundesland M-V und der BRD in den Jahren 2005 bis 2010 je 1 Mio Einwohner

Quelle: Eigene Darstellung nach Berechnung des Ministeriums für Gesundheit und Soziales M-V, Daten des Statistischen Landesamtes M-V

Pilzvergiftungen Im Jahr 2005 gab es bei einer Familie durch den Verzehr selbst gesammelter Pilze eine Ver- giftung mit dem Grünen Knollenblätterpilz. Zwei Personen mussten stationär behandelt werden. Eine unechte Pilzvergiftung trat im Jahr 2009 nach dem Verzehr gefrorener Butter- pilze auf. Im Jahr 2010 wurden zwei Pilzvergiftungen, mit dem Grünen Knollenblätterpilz und mit dem Karbolegerling, registriert. Außerdem verzehrte ein vierjähriger Junge Teile eines Pilzes, der nach Bestimmung durch einen Pilzberater als Glimmertintling identifiziert

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle wurde. Da dieser nur im Zusammenhang mit Alkohol seine giftige Wirkung entfaltet, konnte Entwarnung gegeben werden. Neben der saisonalen Information der Bevölkerung mittels Vorträgen, geführten Pilz- wanderungen sowie Meldungen in Presse, Rundfunk und Fernsehen werden regelmäßige Be- ratungen der Bürger zu ihrem Pilz-Sammelgut mit Pilzbestimmung und dem Aussortieren nicht genießbarer und giftiger Pilze angeboten (Abb. 3.24).

Abbildung 3.24: Pilzberatungen im LK MST in den Jahren 2005 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des LK MST

Die Pilzberatungen finden in den Orten Neustrelitz, Rollenhagen, , Wesenberg und Feldberg durch beauftragte Berater statt. Die Anzahl angebotener Pilzberatungen ist ab- hängig von den Witterungsbedingungen und dem Pilzvorkommen in der Region. Zu den be- sonders häufig aussortierten Giftpilzen gehören: - Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides)

- Gifttäubling (Galerina marginata)

- Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta)

- Pantherpilz (Amanita pantherina)

- Ziegelroter Risspilz (Inocybe erubescens).

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Ausgewählte Erkrankungen und Sterbefälle

Literaturverzeichnis

Brennecke, Ralph/ Schelp, Frank P. (1993): Sozialmedizin. Ferdinand Enke Verlag: Stuttgart. Gaber, Elisabeth (2011): Sterblichkeit, Todesursachen und regionale Unterschiede. Gesund- heitsberichterstattung des Bundes, Themenhefte, Heft 52, RKI (Hrsg.), Berlin. GBE – Gesundheitsberichterstattung des Bundes (2011): Vermeidbare Sterbefälle. http://www.gbe-bund.de/oowa921- install/servlet/oowa/aw92/dboowasys921.xwdevkit/xwd_init?gbe.isgbetol/xs_start_neu/&p_aid=i&p_ai d=88142124&nummer=100&p_sprache=D&p_indsp=-&p_aid=76187805 (Zugriff: 21.08.2011) RKI – Robert Koch-Institut (2010a): Meningokokken, Ratgeber für Ärzte, Stand: August 2010. Unter: http://www.rki.de/cln_162/nn_494546/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Mbl_Menin gokokken.html#doc200732bodyText1 (Zugriff: 22.08.2011) RKI – Robert Koch–Institut (Hrsg.) (2010b): Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2009. Berlin. Sinha, Jeanette; Littmann, M.; Lerche, A. (2010): Jahresbericht 2009 über die erfassten meldepflichtigen Infektionskrankheiten in Mecklenburg-Vorpommern. Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.), Rostock. Sinha, Jeanette; Littmann, Martina; Lerche, Almuth (2011): Jahresbericht 2010 über die erfassten meldepflichtigen Infektionskrankheiten in Mecklenburg-Vorpommern. Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.), Rostock.

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

4 Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung Stefan Fischer

4.1 Medizinische Versorgung

4.1.1 Ambulante medizinische Versorgung Die ambulante medizinische Versorgung im Landkreis Mecklenburg-Strelitz wurde im Jahr 2010, wie auch schon im Berichtsjahr 2005, überwiegend durch in eigenen Praxen niederge- lassene Ärzte erbracht. Zum 31.12.2010 waren insgesamt 77 niedergelassene Ärzte im Land- kreis tätig, wobei der Anteil der Ärztinnen mit 55,8% über dem Anteil der männlichen Ärzte (44,2%) lag. Hierbei zeigen sich Unterschiede zwischen den hausärztlich und fachärztlich tätigen Ärzten. Im Vergleich zu den Hausärzten, von denen 37,0% Männer und 63,0% Frauen waren, lag der Anteil der Ärztinnen unter den Fachärzten mit 45,2% unter dem der Männer (54,8%). Im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren hat sich die Anzahl der im Landkreis niederge- lassenen Vertragsärzte verringert. Waren im Januar 2004 noch 85 Ärzte an der ambulanten medizinischen Versorgung im Landkreis beteiligt, verringerte sich die Anzahl der Ärzte in den Folgejahren auf 83 (Dezember 2005), 78 (Dezember 2008) sowie 77 Ärzte im Dezember 2010.22 Von diesen im Jahr 2010 niedergelassenen 77 Ärzten waren 40,3% (n=31) fach- und 59,7% (n=46) hausärztlich tätig. Im Vergleich zu dem bundesweiten Verhältnis von Haus- und Fachärzten liegt der Anteil der Hausärzte an den vertragsärztlich tätigen Ärzten im Land- kreis Mecklenburg-Strelitz über dem Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2009 waren in der Bundes- republik Deutschland 47,6% der Vertragsärzte hausärztlich und 52,4% fachärztlich tätig (vgl. Kopetsch 2010: 50). Die durch den Regionalen Planungsverband Mecklenburgische Seenplatte (2009: 4) für die Jahre 2004 (43 Hausärzte), 2005 (40 Hausärzte) und 2008 (41 Hausärzte) ermittelte Anzahl an im Landkreis Mecklenburg-Strelitz tätigen Hausärzten lag niedriger als der für das Jahr 2010 ermittelte Wert von 46 Hausärzten. Bezüglich der Verteilung der niedergelassenen Ärzte finden sich deutliche Unterschiede auf dem Gebiet des Landkreises Mecklenburg-Strelitz. Der überwiegende Anteil der 31 fachärzt- lich tätigen Ärzte (83,9%) war im Berichtsjahr 2010 in Neustrelitz niedergelassen. Lediglich fünf Fachärzte hatten ihre Niederlassung in einer anderen Gemeinde des Landkreises. Eine von der fachärztlichen Verteilung abweichende Niederlassung findet sich bei den hausärztlich tätigen Ärzten. Wie auch bei den Fachärzten hatte auch bei den Hausärzten ein großer Anteil der 46 Hausärzte (39,1%) eine Niederlassung in Neustrelitz. Ein noch größerer Anteil der niedergelassenen Hausärzte war jedoch auf die übrigen Gemeinden verteilt (Abb. 4.1).

22 Die Angaben der Anzahl der Ärzte im Landkreis Mecklenburg-Strelitz für Januar 2004, Dezember 2005 und Dezember 2008 basieren auf Erhebungen des Regionalen Planungsverbandes Mecklenburgische Seenplatte (vgl. Regionaler Planungsverband Mecklenburgische Seenplatte 2009: 3). Die Anzahl der Ende 2010 im Landkreis Mecklenburg-Strelitz niedergelassenen Ärzte basiert auf Berechnungen auf Grundlage von Daten des Referats Gesundheit des Landratsamtes Mecklenburg-Strelitz. 134

Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.1: Regionale Verteilung der Haus- und Fachärzte im LK MST (Stand 31.12.2010)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Von den 31 fachärztlich tätigen Ärzten sind jeweils sechs Fachärzte für Augenheilkunde, Gynäkologie und Geburtshilfe und Innere Medizin, drei Fachärzte für Chirurgie, jeweils zwei Fachärzte für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Dermatologie und Venerologie, Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Urologie und jeweils ein Facharzt für Pädiatrie sowie Psychiatrie im Landkreis niedergelassen. Des Weiteren sind in Neustrelitz sechs psychologische Psycho- therapeuten tätig. Mit Ausnahme jeweils eines Augenarztes und eines Gynäkologen in der Gemeinde Friedland, eines Augenarztes und eines Dermatologen in der Gemeinde Woldegk sowie eines Gynäkologen in Burg Stargard sind alle Fachärzte in der Kreishauptstadt Neustrelitz niedergelassen (Abb. 4.2).

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.2: Anzahl und regionale Verteilung der im LK MST niedergelassenen Haus- und Fachärzte (Stand 31.12.2010)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Exkurs: Bedarfsplanung der ambulanten medizinischen Versorgung Im Folgenden sollen kurz die Grundlagen der Bedarfsplanung für die ambulante medizinische Versorgung dargestellt werden, um eine Beurteilung der aktuellen (hausärztlichen) Versor- gungslage vornehmen zu können. Die Sicherstellung der ambulanten medizinischen Versorgung obliegt den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) der einzelnen Bundesländer (vgl. Simon 2005: 140; Rosenbrock/ Gerlinger 2006: 144). Erhält ein Arzt eine Kassenzulassung,23 wird er automatisch Mitglied in der für die Region zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung (vgl. Nagel 2007: 130) und ist damit berechtigt an der vertragsärztlichen Sicherstellung der ambulanten medizinischen Ver- sorgung teilzunehmen und Leistungen des GKV-Leistungskatalogs zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen abzurechnen.

23 Die Zulassung eines Arztes als Kassen- bzw. Vertragsarzt ist an verschiedene Voraussetzungen gebunden. Neben der Approbation als Arzt, dem erfolgreichen Abschluss einer allgemeinmedizinischen Weiterbildung oder einer Weiterbildung in einem anderen Fachgebiet und der Teilnahme an einem Einführungslehrgang für die vertragsärztliche Versorgung muss der Arzt unter 55 Jahre alt sein sowie die Voraussetzungen einer persönlichen Eignung erfüllen (vgl. Nagel 2007: 129f.). 136

Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Um eine ausreichende und zweckmäßige ambulante medizinische Versorgung sicherzustellen, sind die Kassenärztlichen Vereinigungen verpflichtet, „nach Maßgabe der vom Gemeinsamen Bundesausschuss erlassenen Richtlinien auf Landesebene einen Bedarfsplan zur Sicher- stellung der vertragsärztlichen Versorgung aufzustellen und […] jeweils der Entwicklung anzupassen.“ (§ 99 SGB V). Die Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung hat sich hierbei an den Bedarfsplanungsrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zu orientieren (vgl. Simon 2005: 141). „Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist das höchste Gremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychothera- peuten, Krankenhäuser und Krankenkassen“ (Klemperer 2010: 268). Neben dem Beschluss- gremium findet die Arbeit des G-BA in acht Arbeitsgruppen zu verschiedenen Schwerpunkt- bereichen statt. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit dem Thema der Bedarfsplanung und der Erstellung von Bedarfsplanungsrichtlinien. Die aktuelle Version der Bedarfsplanungs- richtlinien des G-BA mit letzter Änderung von 15. Juli 2010 trat am 27. November 2010 in Kraft (vgl. G-BA 2010a). Durch die Kassenärztlichen Vereinigungen werden „Planungs- bereiche gebildet, die in der Regel den kreisfreien Städten und den Landkreisen entsprechen“ (Kahl 2011: 8). In Anlehnung an die staatliche Raumordnungsplanung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) wird zwischen vier Regionstypen und insgesamt zehn Untertypen unterschieden (vgl. G-BA 2010b).24 Für jede der Untertypen wurde ein Verhältnis von Ein- wohnern je Arzt der insgesamt 14 Arztgruppen festgelegt (vgl. Simon 2005: 141).25 Diese basieren auf den Einwohner-Arzt-Relationen von Anfang der 1990er Jahre. Für den Regions- typ (9) ländliche Regionen: ländliche Kreise (Mecklenburg-Strelitz) ist in den Bedarfsricht- linien eine Einwohner-Hausarzt-Relation von 1.474 Einwohnern pro Hausarzt festgelegt.26 Überschreitet die Einwohner-Arzt-Relation das vorgegebene Verhältnis um mehr als 10% liegt eine Überversorgung für einen Planungsbereich vor. Beträgt die Einwohner-Arzt- Relation bei Hausärzten weniger als 75% bzw. bei Fachärzten weniger als 50% der vorgege- benen Einwohner-Arzt-Relation, liegt eine vermutete Unterversorgung des Planungsbereichs vor (§ 29 Definition von zu vermutender oder drohender Unterversorgung; vgl. G-BA 2010a: 43). Die Bedarfsplanung für die fachärztliche Versorgung wird für den Landkreis Mecklenburg- Strelitz zusammen mit der Stadt Neubrandenburg (Planungsbezirk Neubrandenburg/ Land- kreis Mecklenburg-Strelitz) festgelegt. Für die hausärztliche Bedarfsplanung wird lediglich der Landkreis Mecklenburg-Strelitz für die Bedarfsplanung des Landkreises herangezogen

24 Hierbei wird zwischen dem Regionstyp große Verdichtungsräume mit den Untertypen (1) Kernstädte, (2) hochverdichtete Kreise, (3) normalverdichtete Kreise und (4) ländliche Kreise, dem Regionstyp Verdichtungs- ansätze mit den Untertypen (5) Kernstädte, (6) normalverdichtete Kreise und (7) ländliche Kreise und dem Regionstyp ländliche Regionen mit den Untertypen (8) und (9) ländliche Kreise unterschieden. Des Weiteren findet sich die Sonderregion (10) Ruhrgebiet (vgl. Nagel 2007: 124). 25 In der Bedarfsplanungsrichtlinie des G-BA wird zwischen (1) Anästhesisten, (2) Augenärzten, (3) Chirurgen, (4) Frauenärzten, (5) HNO-Ärzten, (6) Hautärzten, (7) an der fachärztlichen Versorgung teilnehmenden Inter- nisten (gemäß § 101 Abs. 5 SGB V), (8) Kinderärzten, (9) Nervenärzten, (10) Orthopäden, (11) Psycho- therapeuten, (12) Fachärzten für diagnostische Radiologie, (13) Urologen und (14) Hausärzten gemäß § 101 Abs. 5 SGB V unterschieden (§ 4 Arztgruppen Bedarfsplanungs-Richtlinie vgl. G-BA 2010a: 8). 26 Eine Übersicht der verschiedenen Einwohner-Arzt-Relation für die einzelnen Raumordnungstypen und den Facharztrichtungen findet sich unter anderem bei Nagel (2007: 124). 137

Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

(vgl. KVMV 2011). Eine Darstellung des Versorgungsgrades für die fachärztliche Versor- gung kann an dieser Stelle nicht geleistet werden, da keine Angaben über in der Stadt Neu- brandenburg tätigen Fachärzte vorlagen. Auf Grundlage der Einwohner-Hausarzt-Relation konnte jedoch der Versorgungsgrad für die hausärztliche Versorgung des Landkreises Meck- lenburg-Strelitz errechnet werden. Auf Grundlage der Anzahl der im Landkreis Mecklenburg-Strelitz wohnhaften Bevölkerung (Stand 09-2010: 77.819 Einwohner) und der Anzahl der Hausärzte (Stand 12-2010: 46 Haus- ärzte) errechnet sich für das Berichtsjahr 2010 eine Einwohner-Hausarzt-Relation von circa 1.692 Einwohner pro Hausarzt (Tab. 4.1). Damit überschreitet die Anzahl der Einwohner das in den Planungsrichtlinien vorgesehene Verhältnis (1.474 Einwohner pro Hausarzt) um 218 Einwohner. Der für das Jahr 2010 errechnete hausärztliche Versorgungsgrad von circa 87%, entsprach, entsprechend der Definition des G-BA (Unterversorgung der hausärztlichen Versorgung bei einem Versorgungsgrad unter 75%), noch keiner (drohenden) Unter- versorgung. Um einen Versorgungsgrad von 100% (Einwohner-Hausarzt-Relation von 1.474 Einwohner pro Hausarzt) zu erreichen, müssten im Landkreis sechs bzw. sieben weitere Ärzte (insgesamt 52 bzw. 53 Hausärzte) an der hausärztlichen Versorgung der Bevölkerung teil- nehmen.

Tabelle 4.1: Hausärztlicher Versorgungsgrad, Einwohner-Hausarzt-Relation, Anzahl der Einwohner und Hausärzte im LK MST (2003, 2005, 2008, 2010)

2003a 2005b 2008c 2010d

Einwohner 85.484 83.500 79.729 77.819 Anzahl der Hausärzte 43 40 41 46 Einwohner-Hausarzt-Relation 1.988,0 2.087,5 1.944,6 1.691,7 Abweichung von der Einwohner-Hausarzt-Relatione (in %) -25,9 -29,4 -24,2 -12,9 hausärztlicher Versorgungsgrad (in %) 74,1 61,6 75,8 87,1 a Stand Einwohner: 31.12.2003, Stand Anzahl der Hausärzte: 31.01.2004 b Stand Einwohner und Anzahl der Hausärzte: 31.12.2005 c Stand Einwohner und Anzahl der Hausärzte: 31.12.2008 d Stand Einwohner: 30.09.2010, Stand Anzahl der Hausärzte: 31.12.2010 e Eine Einwohner-Arzt-Relation von 1.474 Einwohnern pro Hausarzt entspricht einem Versorgungsgrad von 100,0% (vgl. G-BA 2010a: 8) Quelle: Eigene Berechnung nach Daten des Regionalen Planungsverbandes Mecklenburgische Seenplatte (Anzahl der Hausärzte im Landkreis Mecklenburg-Strelitz 2004, 2005, 2008), des Referats Gesundheit des LK MST (Anzahl der Hausärzte im Jahr 2010), Statistisches Landesamt M-V (Bevölkerungsstand des Landkreises Mecklenburg-Strelitz 2003, 2005, 2008, 2010)

Im Vergleich zu den durch den Regionalen Planungsverband Mecklenburgische Seenplatte für die vergangenen Jahre errechneten Einwohner-Hausarzt-Relationen und den sich daraus ergebenden Versorgungsgraden liegt die sich für das Berichtsjahr 2010 ergebende Anzahl der Einwohner pro Hausarzt deutlich niedriger. Dies kann zum einem darauf zurückgeführt werden, dass sich die Bevölkerung in den zurückliegenden sieben Jahren um circa 9% ver- ringert hat (2003: 85.484 Einwohner auf 2010: 77.819 Einwohner). Ein weiterer Aspekt ist, dass die durch den Regionalen Planungsverband Mecklenburgische Seenplatte für die zurückliegenden Jahre ermittelte Anzahl der Hausärzte (2003: 43 Hausärzte, 2005: 40 Haus- 138

Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

ärzte, 2008: 41 Hausärzte) deutlich geringer war als die von uns selbst für das Jahr 2010 ermittelte Anzahl an hausärztlich tätigen Ärzten (Tab. 4.1). Hierbei sind abweichende Berechnungsverfahren nicht völlig auszuschließen.

Altersstruktur der im Landkreis Mecklenburg-Strelitz niedergelassenen Ärzte Die zum 31.12.2010 im Landkreis Mecklenburg-Strelitz tätigen Ärzte, welche die ambulante haus- und fachärztliche Versorgung sicherstellten (Vertragsärzte insgesamt), waren durch- schnittlich 53,9 Jahre alt. Hierbei fanden sich deutliche Unterschiede zwischen den in Neustrelitz sowie den in den übrigen Gemeinden von Mecklenburg-Strelitz tätigen Ärzten (Abb. 4.3). Das Durchschnittsalter der in Neustrelitz niedergelassenen Ärzte lag mit 52,5 Jahren fast dreieinhalb Jahre unter dem durchschnittlichen Alter der in den übrigen Gemeinden des Landkreises Mecklenburg-Strelitz niedergelassenen Ärzte (55,9 Jahre). Dies kann auf ein durchschnittlich höheres Durchschnittsalter der Hausärzte zurückgeführt werden. Im Vergleich zu den fachärztlich tätigen Ärzten (52,4 Jahre) waren die Hausärzte des Land- kreises mit 55,0 Jahren durchschnittlich zweieinhalb Jahre älter. Hierbei waren insbesondere Hausärzte, die in den Gemeinden Friedland, Woldegk, Stargarder Land, Neustrelitz Land, Neverin und Feldberger Seenlandschaft niedergelassen waren, mit 56,5 Jahren nahezu durch- schnittlich vier Jahre älter als Hausärzte, die in der Kreishauptstadt Neustrelitz praktizierten (52,6 Jahre).

Der für den Landkreis Mecklenburg-Strelitz für das Berichtsjahr 2010 festgestellte Unter- schied zwischen dem Durchschnittsalter der haus- und fachärztlich tätigen Mediziner findet sich, wenn auch deutlich geringer, auch für das gesamte Bundesgebiet. Auch auf Bundes- ebene lag im Jahr 2009 das Durchschnittsalter der Hausärzte (52,8 Jahre) über dem der Fach- ärzte (51,6 Jahre). Im Vergleich zum gesamten Bundesgebiet, wo das Durchschnittsalter der Vertragsärzte im Jahr 2009 52,1 Jahre betrug (vgl. Kopetsch 2010: 22), waren die vertrags- ärztlich tätigen Mediziner des Landkreises Mecklenburg-Strelitz mit 53,9 Jahren durch- schnittlich circa zwei Jahre älter (Abb. 4.3).

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.3: Vergleich des Durchschnittsalters (in Jahren) der Vertragsärzte, Hausärzte und Fachärzte im LK MST (2010) und der BRD (2009)

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnungen nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST und Kopetsch (2010: 22ff.)

Entwicklung der Altersstruktur der im Landkreis Mecklenburg-Strelitz nieder- gelassenen Hausärzte27 Wie im vorangegangen Abschnitt erläutert wurde, waren die hausärztlich tätigen Ärzte im Landkreis Mecklenburg-Strelitz mit 55,0 Jahren durchschnittlich zweieinhalb Jahre älter als die im Landkreis niedergelassenen Fachärzte. Im Januar 2004 war der überwiegende Anteil der Hausärzte (59,0%) zwischen 40 und 54 Jahre sowie weitere 32,0% zwischen 55 und 64 Jahre alt. Der Anteil der unter 40-Jährigen (7,0%) sowie insbesondere der Hausärzte im Alter von 65 Jahren und älter (2,0%) war hierbei relativ gering. Bis zum Dezember 2005 hat sich diese Verteilung nach Altersklassen nur marginal verändert. Im Vergleich zum Ausgangsjahr des hier betrachteten Zeitraums hat sich aber der Anteil der unter 40-Jährigen sowie derjenigen im Alter von 40 bis 49 Jahren in den Jahren 2008 und 2010 deutlich verringert. Im Berichtsjahr 2010 gab es keinen Hausarzt mehr unter 40 Jahre. Im Vergleich zum Dezember 2005 (42,5%) liegt der Anteil der unter 50- jährigen Hausärzte 2010 mit 19,6% deutlich niedriger. Im Gegenzug hat sich der Anteil der

27 Datengrundlage für den Vergleich der Hausärzte nach Altersklassen bildeten für die Zeitpunkte Januar 2004, Dezember 2005 und Dezember 2008 Erhebungen des Regionalen Planungsverbandes Mecklenburgische Seen- platte. Für das Jahr 2010 (Stand 31.12.) wurde das Alter der Hausärzte mit Hilfe der durch das Referat Gesund- heit des Landkreises Mecklenburg-Strelitz angegebenen Geburtsjahrgänge ermittelt und auf dieser Grundlage eine Klassifizierung der Hausärzte in verschiedene Altersklassen vorgenommen. 140

Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Hausärzte im Alter von 60 Jahren und älter deutlich erhöht. Waren 2004 lediglich 18,0% der Hausärzte im Alter von 60 Jahren und älter, liegt dieser Anteil im Berichtsjahr 2010 bei 26,1%. Hierbei findet sich insbesondere ein höherer Anteil an Hausärzten im Alter von über 64 Jahren. Waren im Januar 2004 lediglich 2,0% der Hausärzte älter als 64 Jahre, gehört 2010 jeder zehnte niedergelassene Hausarzt im Landkreis Mecklenburg-Strelitz zu dieser Alters- klasse (Abb. 4.4).

Abbildung 4.4: Entwicklung der Altersstruktur der im LK MST niedergelassenen Haus- ärzte (01- 2004, 12-2005, 12-2008, 12-2010)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Regionalen Planungsverbandes (2004: 7; 2006: 8; 2009: 6) und des Referats Gesundheit des LK MST (2010)

Angesichts des sich schon seit den 1980er Jahren verringernden Anteils der hausärztlich täti- gen Vertragsärzte an der Gesamtzahl der Vertragsärzte28 sowie der Tatsache, dass die Fach- richtung der Allgemeinmedizin für Medizinstudenten anscheinend an Attraktivität verloren zu haben scheint29, ist ohne zukünftige Interventionen nicht mit einer entscheidenden Verände- rung der Altersstruktur der Hausärzte insbesondere in den ländlichen Regionen zu rechnen. Es existieren verschiedene Möglichkeiten neue Vertragsärzte für Facharztstellen der Allge- meinmedizin zu akquirieren. Neben dem gezielten Ansprechen von Medizinstudenten aus strukturschwachen Regionen während ihrer Studienzeit, die sich eine spätere Tätigkeit als

28 In den zurückliegenden 20 Jahren hat sich der Anteil der hausärztlich tätigen Vertragsärzte in der Bundes- republik Deutschland stetig verringert. Waren von den circa 72.000 Vertragsärzten im Jahr 1990 noch 60,8% haus- und 39,2% fachärztlich tätig, reduzierte sich der Anteil der Hausärzte in den folgenden Jahren (1995: 58,1% HÄ, 41,9% FÄ; 2000: 52,2% HÄ, 47,8% FÄ, 2005: 49,7% HÄ, 50,3% FÄ). Im Jahr 2009 waren lediglich noch 47,6% der 121.128 Vertragsärzte hausärztlich tätig (vgl. Kopetsch 2010: 50). 29 Wie der Sachverständigenrat in seinem Gutachten aus dem Jahr 2009 berichtet, gaben lediglich 7% der befrag- ten Medizinstudenten die Fachrichtung Allgemeinmedizin als die bevorzugte Facharztrichtung für ihre spätere Tätigkeit an (vgl. SVR 2010: 322). Im Verlauf des Studiums verringerte sich bei befragten Medizinstudenten der Anteil derjenigen, die in einer eigenen Praxis tätig sein möchten. Des Weiteren erhöhte sich der Anteil derjenigen, die sich eine Tätigkeit in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) vorstellen könnten (vgl. BKK 2011: 4). 141

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Hausarzt vorstellen könnten sowie dem Aufbau eines Mentorensystems und kontinuierlichen Praktika im ländlichen Raum, kann eine an diese Methoden gekoppelte (finanzielle) Unter- stützung während des Studiums und bei dem Aufbau bzw. der Übernahme einer Praxis die Anzahl der hausärztlich tätigen Medizinern erhöhen (vgl. Reiners 2011: 173). Angesichts der Tatsache, dass der Anteil der Frauen unter den Studenten im ersten Semester im Fach Humanmedizin mittlerweile circa 63% beträgt (vgl. Kopetsch 2010: 18), ergeben sich neue Kriterien, die für die Wahl des Berufsfeldes einen entscheidenden Einfluss haben können. Wie aus einer Befragung von Medizinstudenten in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) hervorging, waren für 66% der Frauen flexible Arbeitszeiten (Männer: 25%) und für 58% der Frauen Arbeitsmöglichkeiten für Ehe- oder Lebenspartner (Männer: 26%) entschei- dende Kriterien für die Wahl der Facharztrichtung sowie die Tätigkeit in ländlichen Regionen (vgl. Reiners 2011: 173f.). Des Weiteren bildeten für jede dritte Frau die Möglichkeit der Teilzeitarbeit (Männer: 14%) und der Kinderbetreuung (Männer: 3%) wichtige Kriterien in der Wahl der Tätigkeit als Allgemeinmediziner in ländlichen Regionen (ebd.: 174).

Anfahrtswege und Anfahrtsdauer zum nächsten Hausarzt Neben der Anzahl der in einer Region tätigen Hausärzte ist die Erreichbarkeit (Länge und Dauer der Anfahrt) ein weiterer wichtiger Faktor für die Möglichkeit einer ausreichenden Inanspruchnahme an der Primärversorgung im Gesundheitswesen. Eine genaue Definition von zumutbaren Grenzwerten der Anfahrtswege bzw. Anfahrtsdauer existiert (noch) nicht. Im Folgenden wurde unter Bezugnahme auf ein Modell der AOK für Planungsmerkmale der ärztlichen Versorgung (vgl. Schliemann 2011: 36) eine Entfernung zum Hausarzt von circa 10 km als zumutbares Anfahrtsstrecke angenommen. Die Darstellung des Einzugsbereichs der im Landkreis Mecklenburg-Strelitz tätigen Haus- ärzte (Abb. 4.5) zeigt, dass circa drei Viertel des Gebiets des Landkreises eine Anfahrts- strecke von unter 10 km zum nächsten Hausarzt aufweisen30. Eine Aussage, ob die Kapazitä- ten der Hausärzte eine Versorgung aller in diesem ‚Einzugsradius‘ wohnhaften Menschen ermöglichen, konnte hierbei nicht mit berücksichtigt werden.

30 Hierbei wurde ein Einzugsradius der Hausärzte von 10 km angenommen. Unberücksichtigt blieb hierbei eine hausärztliche Versorgung durch in Neubrandenburg und angrenzenden Landkreisen tätige Hausärzten. 142

Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.5: Schematische Darstellung der Anfahrtsstrecke zum nächsten Hausarzt (ohne Berücksichtigung der in angrenzenden Gebieten tätigen Hausärzte) im LK MST (Stand 31.12.2010)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Neben der Untersuchung des ‚Einzugsradius‘ der Hausärzte (Radius von 10 km), die die realen Anfahrtswege nur ungenügend wiedergeben, wurden für 261 Gemeinden und Ort- schaften des Landkreises die durchschnittliche Anfahrtsstrecke (in Kilometern) und die durchschnittliche Anfahrtsdauer (in Minuten) ermittelt (Tab. 4.2). Bei insgesamt 180 von 261 Orten lag die Anfahrtsstrecke zum nächst gelegenen Hausarzt über 10,0 km. In elf Gemeinden bzw. Orten war im Berichtsjahr 2010 ein Hausarzt vorhanden.31 Bei insgesamt 70 Orten lag die Anfahrtsstrecke bei 10,0 km und weniger (Abb. 4.6, Tab. 4.2). Um eine medizinische Primärversorgung durch die Hausärzte gewährleisten zu können, müssen der Bevölkerung geeignete Mittel zu Verfügung stehen, um die Entfernungen zu den Hausärzten zurücklegen zu können. Neben der Anfahrt mit dem eigenen PKW sind Fahrgemeinschaften und ein aus- reichend ausgebauter öffentlicher Personennahverkehr Voraussetzungen, um die Anfahrts- wege zu den Leistungserbringern des Gesundheitswesens zurücklegen zu können.

31 Eine Berücksichtigung der Versorgung durch Hausärzte angrenzender Städte bzw. Landkreise, wie beispiels- weise die Versorgung von Ortschaften im Süden des Landkreises Mecklenburg-Strelitz durch Hausärzte in der Stadt Lychen, konnte in den vorliegenden Darstellungen nicht erfolgen. Für Orte, die westlich der Stadt Neubrandenburg gelegen sind, wurde die Anfahrtsstrecke zu in der Stadt Neubrandenburg niedergelassenen Hausärzten berechnet. 143

Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.6: Anfahrtswege und Anfahrtsdauer zum nächsten Hausarzt im LK MST

Quelle: Eigene schematische Darstellung nach eigenen Berechnungen (Stand 07-2011)

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Tabelle 4.2: Anfahrtswege und Anfahrtsdauer zum nächsten Hausarzt im LK MST

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnungen (Stand 07-2011)

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Tabelle 4.2: Anfahrtswege und Anfahrtsdauer zum nächsten Hausarzt im LK MST (Fortsetzung 1)

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnungen (Stand 07-2011)

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Tabelle 4.2: Anfahrtswege und Anfahrtsdauer zum nächsten Hausarzt im LK MST (Fortsetzung 2)

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnungen (Stand 07-2011)

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

4.1.2 Zahnärztliche und kieferorthopädische Versorgung Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz waren zum 31.12.2010 insgesamt 49 Zahnärzte vertrags- zahnärztlich tätig (inklusive einem Facharzt für Kieferorthopädie sowie einem Fachzahnarzt für Oralchirurgie). Davon waren 51,0% Männer und 49,0% Frauen. Neben 22 Zahnärzten (44,9%), die in Neustrelitz niedergelassen waren, praktizierten acht Zahnärzte in Friedland, jeweils vier Zahnärzte in Woldegk, Burg Stargard und Mirow, drei Zahnärzte in Feldberg, zwei Zahnärzte in Wesenberg sowie jeweils ein Zahnarzt in Groß Nemerow und Neverin (Abb. 4.7). Im Vergleich zu allen im Bundesgebiet tätigen Vertragszahnärzten (Durchschnittsalter 47,1 Jahre, vgl. Bundeszahnärztekammer 2011) lag das Durchschnittsalter der im Landkreis Mecklenburg-Strelitz tätigen Zahnärzte mit 49,8 Jahren circa zweieinhalb Jahre höher. Das Durchschnittsalter der in Mecklenburg-Vorpommern tätigen Vertragszahnärzte lag mit 48,1 Jahren nur geringfügig über dem Durchschnittsalter auf Bundesebene (vgl. Bundeszahnärzte- kammer 2011).

Abbildung 4.7: Anzahl und regionale Verteilung der im LK MST nieder- gelassenen Zahnärzte inkl. Fachärzten für Kieferorthopädie und Fachzahn- ärzte für Oralchirurgie (Stand 31.12.2010)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Die Einwohner-Zahnarzt-Relation (Verhältnis der Anzahl der Einwohner pro Zahnarzt) betrug im Jahr 2009 im Landkreis Mecklenburg-Strelitz 1.355 Einwohner pro niedergelassenen Zahnarzt. Die Einwohner-Zahnarzt-Relation hatte somit einen Tiefstand der zurückliegenden

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

16 Jahre erreicht (Abb. 4.8). Dennoch liegt das Verhältnis von Einwohnern zu Zahnärzten im Landkreis immer noch deutlich über den Relationsverhältnissen Neubrandenburgs und des Landes Mecklenburg-Vorpommerns. Im gesamten Bundesland kamen auf einen niederge- lassenen Zahnarzt im Jahr 2009 1.123 Einwohner (2009: Bundesrepublik Deutschland 1.218 Einwohner pro Zahnarzt). Die Einwohner-Zahnarzt-Relation im Oberzentrum Neubranden- burg liegt mit 868 Einwohnern pro Zahnarzt deutlich niedriger (Abb. 4.8). Die in den zurück- liegenden Jahren sich verringernde Einwohner-Zahnarzt-Relation kann zu einem großen Teil auf eine geringere Einwohnerzahl bei einer annähernd gleichbleibenden Anzahl von Zahn- ärzten zurückgeführt werden.

Abbildung 4.8: Einwohner-Zahnarzt-Relation im LK MST, NB und M-V 1994 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST, Statistisches Landesamt M-V, KZBV 2011: 136

4.1.3 Ausgewählte nichtärztliche Berufe im Gesundheitswesen Neben der Versorgung durch niedergelassene Haus- und Fachärzte ist eine große Anzahl an verschiedenen nichtärztlichen Berufsgruppen an der gesundheitlichen Versorgung der Bevöl- kerung des Landkreises Mecklenburg-Strelitz beteiligt. Den größten Anteil an den nichtärzt- lichen Berufen haben die Physiotherapeuten. Neben zwölf physiotherapeutischen Praxen in Neustrelitz und fünf physiotherapeutischen Praxen in Friedland waren Ende des Jahres 2010 drei Praxen in Woldegk, jeweils zwei Praxen in Wesenberg und Feldberg sowie jeweils eine Praxis in Neuenkirchen, Burg Stargard, Blankensee, Neuendorf und für die physiotherapeutische Behandlung vorhanden. Hinzu kommt noch eine mobile Physiotherapie (Hohen Demzin). Des Weiteren finden sich im Landkreis neun Ergotherapeuten, 18 Heilprak- tiker, vier Logopäden, drei Masseure bzw. medizinische Bademeister, vier Podologen sowie ein psychotherapeutischer Heilpraktiker. Neben vier hauptberuflichen Hebammen waren sieben weitere Hebammen nebenberuflich als Geburtshelfer im Landkreis Mecklenburg-

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Strelitz tätig. Insgesamt war die überwiegende Anzahl der nichtärztlichen Berufe in Neustrelitz berufstätig (Abb. 4.9).

Abbildung 4.9: Anzahl und regionale Verteilung der im LK MST tätigen nichtärztlichen Berufsgruppen (Stand 31.12.2010)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

4.1.4 Stationäre medizinische Versorgung Die stationäre medizinische Versorgung im Landkreis wurde im Berichtsjahr 2010 durch das DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz gGmbH in Neustrelitz sichergestellt. Der vierte Krankenhausplan des Landes Mecklenburg-Vorpommern vom 01. Januar 2005 sieht für das Krankenhaus in Neustrelitz insgesamt 166 Betten vor (Sozialministerium Mecklenburg- Vorpommern 2005: 38). Der bis zum 31.12.2008 gültige vierte Krankenhausplan wurde bis Ende 2010 verlängert. Für die Jahre 2011 bis 2015 ist ein fünfter Krankenhausplan für Mecklenburg-Vorpommern vorgesehen (vgl. Landtag M-V 2009: 116). Abweichend von den im vierten Krankenhausplan vorgesehenen 166 Betten hielt das DRK- Krankenhaus Ende des Jahres 2010 insgesamt 164 Betten bereit. Diese gliederten sich nach verschiedenen Fachabteilungen im Krankenhaus auf. Neben einer Abteilung für Innere Medizin mit 86 Betten (inklusive zwei intensivmedizinischen Betten), einer Abteilung für Chirurgie mit 53 Betten (inklusive zwei intensivmedizinischen Betten) und einer Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe mit 21 Betten verfügt das DRK-Krankenhaus in Neustrelitz über vier Belegbetten der Abteilung Urologie. Des Weiteren ist jeweils eine Abteilung für

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Röntgendiagnostik, Labor, Dialyse und Physiotherapie sowie eine Notfallambulanz vor- handen32.

4.2 Pflegerische Versorgung Die pflegerische Versorgung im Landkreis Mecklenburg-Strelitz wurde im Jahr 2010 durch ambulante Pflegedienste sowie stationäre Pflegeeinrichtungen geleistet. Im folgenden Kapitel soll zunächst die Entwicklung der Anzahl der im Landkreis lebenden pflegebedürftigen Menschen dargestellt werden. Anschließend folgen Ausführungen zur regionalen Verteilung der Pflegedienste und Pflegeeinrichtungen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz.

4.2.1 Pflegebedürftige Für die zurückliegenden Jahre lässt sich ein Anstieg der Anzahl der pflegebedürftigen Menschen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz feststellen. Waren 2003 noch 2482 Menschen von Pflegebedürftigkeit betroffen, hat sich die Anzahl 2005 auf 2623 Pflegebedürftige sowie 2009 auf 2818 Pflegebedürftige stetig erhöht. In allen Jahren des hier betrachteten Zeitraums lag die Anzahl der von Pflegebedürftigkeit betroffenen Frauen über der Anzahl der pflege- bedürftigen Männer (Abb. 4.10). Ein Drittel der Pflegebedürftigen waren Männer sowie circa zwei Drittel der Pflegebedürftigen Frauen. Dies kann auf eine höhere Lebenserwartung der Frauen sowie auf eine mit der höheren Lebenserwartung einhergehende höhere Chance der Pflegebedürftigkeit zurückgeführt werden.

Abbildung 4.10: Entwicklung der Anzahl der Pflegebedürftigen im LK MST (2003, 2005, 2007, 2009)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des GENESIS-Online

Im Jahr 2009 erhielten 1471 Menschen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz Pflegegeld. Damit liegt die Anzahl der Pflegegeldempfänger auf einem ähnlichen Niveau wie im Jahr 2003 (1462 Pflegegeldempfänger). In den hier betrachteten Jahren waren circa 40% der Pflegegeldempfänger Männer und circa 60% der Pflegegeldempfänger Frauen (Abb. 4.11).

32 Die für das Jahr 2010 angegebene Bettenanzahl sowie die Aufgliederung nach Fachabteilungen basieren auf Angaben der Abteilung Controlling des DRK-Krankenhauses Mecklenburg-Strelitz gGmbH. 151

Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.11: Entwicklung der Anzahl der Pflegegeldempfänger im LK MST (2003, 2005, 2007, 2009)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des GENESIS-Online

4.2.2 Ambulante Pflegedienste Ende des Jahres 2010 waren insgesamt 25 Pflegedienste an der ambulanten Versorgung von pflegebedürftigen Menschen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz beteiligt. Im Vergleich zum Jahr 1999 (23 ambulante Pflegedienste) bzw. 2001 (22 ambulante Pflegedienste) hat sich die Anzahl der ambulanten Pflegedienste erhöht. Die meisten Pflegedienste (10) finden sich in der Kreishauptstadt Neustrelitz (Abb. 4.12). Neben drei Pflegediensten in Feldberg, jeweils zwei Pflegediensten in Woldegk, Burg Stargard und Mirow finden sich jeweils ein Pflege- dienst in Wesenberg, Friedland, Roggenhagen, Priepert, Blumenholz und Groß Miltzow.

Im Vergleich zum Jahr 1999 hat sich die Anzahl der bei einem ambulanten Pflegedienst be- schäftigten Pflegekräfte deutlich erhöht. Waren 1999 noch lediglich 141 Pflegekräfte an der ambulanten Versorgung beteiligt, arbeiten 2009 mit 277 nahezu doppelt so viele Pflegekräfte für einen ambulanten Pflegedienst des Landkreises Mecklenburg-Strelitz (vgl. Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern). Einhergehend mit der höheren Anzahl von Pflege- personal konnten im Jahr 2009 durchschnittlich 22 Pflegebedürftige durch einen Pflegedienst versorgt werden. Im Jahr 1999 hatte ein Pflegedienst noch durchschnittlich 15 Pflegebedürf- tige versorgt.

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.12: Anzahl und regionale Verteilung der ambulanten Pflege- dienste im LK MST (Stand 31.12.2010)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Statistischen Landesamtes M-V

Diese Entwicklung der starken Zunahme der bei den ambulanten Pflegediensten beschäftigten Pflegekräfte kann auf eine größere Anzahl von Pflegebedürftigkeit betroffener Menschen zurückgeführt werden. Wurden 1999 noch 334 Menschen pro Pflegedienst versorgt, benötig- ten 2009 mit 584 Menschen deutlich mehr Bewohner des Landkreises professionelle Hilfe durch einen ambulanten Pflegedienst. Somit erhielten 2009 mit 7 je 1000 Einwohner, im Vergleich zu 1999 (4 je 1000 Einwohner), deutlich mehr Einwohner Hilfe durch einen ambulanten Pflegedienst (vgl. Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern). Eine geschlechtsspezifische Betrachtung der Anzahl der durch ambulante Pflegedienste in den Jahren 2001 bis 2009 versorgten Pflegebedürftigen zeigt, dass die Anzahl der Frauen in allen Jahren über der der Männer liegt (Abb. 4.13). So waren 2009 27,6% der durch ambulante Pflegedienste versorgte Pflegebedürftige Männer und 72,4% Frauen.

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.13: Entwicklung der Anzahl der durch ambulante Pflege- dienste versorgten Menschen im LK MST nach Geschlecht (2001, 2003, 2005, 2007, 2009)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des SIS-Online M-V

Im Vergleich zu dem Anteil der Pflegebedürftigen mit einer Pflegestufe II und III hat sich der Anteil der Bevölkerung mit einer Pflegestufe I33, die von einem ambulanten Pflegedienst ver- sorgt werden, in den zurückliegenden zehn Jahren stärker erhöht.34 Hatten 1999 noch 45,5% der durch einen ambulanten Pflegedienst versorgten Pflegebedürftigen eine Pflegestufe I, ist der Anteil 2009 mit 56,0% deutlich höher. Im Gegensatz dazu hat sich der prozentuale Anteil der Pflegebedürftigen mit einer Pflegestufe II (1999: 41,3%; 2009: 34,2%) und Pflegestufe III (1999: 13,2%; 2009: 9,8%) in den zurückliegenden zehn Jahren verringert. Diese Verände- rungen gehen mit einer höheren Anzahl an von Pflegebedürftigkeit betroffenen Einwohnern einher. Waren 1999 noch lediglich 334 Einwohner auf pflegerische Versorgung durch einen ambulanten Pflegedienst angewiesen, sind es mit 584 im Berichtsjahr 2009 deutlich mehr (Abb. 4.14).

33 Bei den Pflegestufen I bis III handelt es sich um eine durch den Medizinischen Dienst der Kranken- versicherung (MDK) durchgeführte Klassifikation der Pflegebedürftigkeit. Aufgabe des MDK ist es „den ursächlichen Zusammenhang des vorliegenden Hilfebedarfs mit Krankheit und Behinderung, unter Berücksichtigung vorliegender Krankheiten oder Behinderungen, den Hilfebedarf bei den im Gesetz genannten Verrichtungen des täglichen Lebens, das Vorliegen von Pflegebedürftigkeit und ihre Abstufung sowie das Vorliegen einer erheblich eingeschränkten Alltagskompetenz und ihre Abstufung zu prüfen und festzustellen.“ (Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bundes der Krankenkassen e.V. 2009). Entsprechend dem elften Sozialgesetzbuch sind pflegebedürftige Personen mit der Pflegestufe I (erheblich Pflegebedürftige) „Personen, die bei der Körperpflege, der Ernährung oder der Mobilität für wenigstens zwei Verrichtungen aus einem oder mehreren Bereichen mindestens einmal täglich der Hilfe bedürfen und zusätzlich mehrfach in der Woche Hilfen bei der hauswirtschaftlichen Versorgung benötigen. Pflegebedürftige der Pflegestufe II (Schwerpflegebedürftige) sind Personen, die bei der Körperpflege, der Ernährung oder der Mobilität mindestens dreimal täglich zu verschiedenen Tageszeiten der Hilfe bedürfen und zusätzlich mehrmals in der Woche Hilfen bei der hauswirtschaftlichen Versorgung benötigen. Pflegebedürftige der Pflegestufe III (Schwerstpflegebedürftige) sind Personen, die bei der Körperpflege, der Ernährung oder der Mobilität täglich rund um die Uhr, auch nachts, der Hilfe bedürfen und zusätzlich mehrmals in der Woche Hilfen bei der hauswirtschaftlichen Versorgung benötigen.“ (§ 15 Abs. 1 Satz 1 SGB XI). 34 In den zurückliegenden vier Jahren (2005 bis 2009) finden sich keine Veränderungen bezüglich des Anteils der einzelnen Pflegestufen an den durch ambulante Pflegedienste versorgten Einwohnern. 154

Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.14: Entwicklung des Anteils der Pflegestufen an den durch ambulante Pflegedienste versorgten Menschen im LK MST (1999, 2001, 2003, 2005, 2007, 2009)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des SIS-Online M-V

4.2.3 Stationäre Pflegeeinrichtungen Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz fanden sich im Berichtsjahr 2010 insgesamt elf stationäre Pflegeeinrichtungen mit insgesamt 766 Betten. Bezogen auf die Ende 2009 im Landkreis Mecklenburg-Strelitz lebenden Einwohner im Alter von 65 Jahren und älter (n=17.400) stan- den somit pro 1000 Einwohner im Alter von 65 Jahren und älter circa 44 stationäre Betten in Pflegeeinrichtungen zur Verfügung. Im Vergleich zum Jahr 2004, in dem circa 49 Betten je 1000 Einwohner über 65 Jahren im Landkreis zur Verfügung standen (vgl. Matz 2005: 130), hat sich somit die Anzahl der stationären Betten pro 1000 Einwohner im Alter von 65 Jahren und älter etwas verringert. Mehr als ein Drittel der Bettenkapazitäten stationärer Pflegeeinrichtungen (265 Betten; 34,6%) befand sich in der Kreishauptstadt Neustrelitz (Abb. 4.15). Weitere drei große Ein- richtungen fanden sich in Friedland (112 Betten), Feldberg (112 Betten) und Mirow (105 Betten). Hinzu kommen vier weitere Einrichtungen in Galenbeck (62 Betten), Mildenitz (50 Betten), Burg Stargard (30 Betten) und Woldegk (30 Betten). Neben der Trägerschaft der Diakonie Stargard (fünf Einrichtungen) und dem DRK Kreisverband Neubrandenburg (drei Einrichtungen) war jeweils eine Einrichtung in der Trägerschaft der AWO Mecklenburg- Strelitz, der Senioren Wohnpark Friedland GmbH und des MGS Seniorenzentrums35.

35 Die Angaben der Bettenkapazitäten sowie Angaben zur Trägerschaft basieren auf Informationen auf den Internetseiten der Pflegeheime. 155

Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.15: Anzahl der Betten und regionale Verteilung der stationären Pflegeeinrichtungen im LK MST (Stand 31.12.2010)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST, Bettenkapazitäten nach Angaben der Einrichtungen

Insgesamt hat sich die Anzahl der in stationären Pflegeeinrichtungen versorgten Pflegebe- dürftigen in den zurückliegenden zehn Jahren erhöht. Waren es 2001 noch insgesamt 616, wurden 2007 insgesamt 780 Pflegebedürftige stationär gepflegt. In Jahren 2001, 2003, 2005 und 2007 hat sich die Anzahl der in stationären Einrichtungen gepflegten Männer und Frauen erhöht. Im Jahr 2009 wurden, im Vergleich zu den Vorjahren, geringfügig weniger Pflege- bedürftige in Pflegeheimen gepflegt (Abb. 4.16). Wie bei der geschlechtsspezifischen Betrachtung der durch ambulante Pflegedienste versorg- ten Pflegebedürftigen liegt auch bei den in stationären Einrichtungen versorgten Pflegebe- dürftigen der Anteil der Frauen über dem der Männer. Hierbei finden sich dennoch Unter- schiede zwischen den hier betrachteten Jahren. Im Vergleich zum Jahr 2001 hat sich der An- teil der Männer an den in stationären Einrichtungen versorgten Pflegebedürftigen in den Jahren 2007 und 2009 erhöht. Lag der Anteil der Männer im Jahr 2001 noch bei 23,4% (76,6% Frauen), war 2007 und 2009 nahezu jeder dritte Pflegebedürftige (29,7%), der in stationären Pflegeeinrichtungen versorgt wurde, männlich (70,3% Frauen).

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.16: Entwicklung der Anzahl der in stationären Pflegeein- richtungen versorgten Menschen im LK MST nach Geschlecht (2001, 2003, 2005, 2007, 2009)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des SIS-Online M-V

Im Vergleich zu dem Anteil der Pflegebedürftigen mit einer Pflegestufe I und II hat sich der Anteil der Bevölkerung mit einer Pflegestufe III, die in einer stationären Pflegeeinrichtung versorgt werden, in den zurückliegenden zehn Jahren erhöht. Hatten 1999 noch 13,2% der in einem Pflegeheim versorgten Pflegebedürftigen eine Pflegestufe III, ist der Anteil 2009 mit 24,1% deutlich höher. Im Gegensatz dazu hat sich der prozentuale Anteil der Pflegebedürf- tigen mit einer Pflegestufe I (1999: 47,0%; 2009: 34,5%) in den zurückliegenden zehn Jahren verringert (Abb. 4.17).

Abbildung 4.17: Entwicklung des Anteils der Pflegestufen an den in stationären Pflegeeinrichtungen versorgten Menschen im LK MST (1999, 2001, 2003, 2005, 2007, 2009)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des SIS-Online M-V

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

4.3 Rehabilitationseinrichtungen Insgesamt verfügte der Landkreis Mecklenburg-Strelitz im Berichtsjahr 2010 über 292 Betten in Rehabilitationseinrichtungen, die sich auf zwei Einrichtungen aufteilten. Neben 20 Betten für den Fachbereich Innere Medizin (6,8% aller Rehabilitationsbetten) und 50 Betten für den Fachbereich Orthopädie (17,1% aller Rehabilitationsbetten) verfügen die Kliniken über 120 Betten für den Bereich Neurologie (41,1% aller Rehabilitationsbetten). Bis zum Jahr 2007 waren des Weiteren 52 Betten für den Bereich Psychiatrie (17,8% aller Rehabilitationsbetten) und 50 Betten für den Bereich der psychotherapeutischen Medizin vorhanden. Seit 2008 wur- den die 50 Betten für den Bereich der psychotherapeutischen Medizin dem Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie zugeordnet. Somit hat sich die Bettenzahl in den beiden Jahren 2008 und 2009 mit jeweils 102 Betten (34,9% aller Rehabilitationsbetten) für den Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie erhöht. Im Vergleich zu 1999 hat sich die Anzahl der Betten für Psychiatrie somit deutlich erhöht. Vor mehr als zehn Jahren standen lediglich 26 Betten für den Bereich Psychiatrie im Landkreis zur Verfügung. Im Gegenzug hat sich die Anzahl der Betten für den Bereich Innere Medizin deutlich verringert. Im Jahr 1999 hielten die Rehabilitationskliniken des Landkreises noch 60 Betten für den Bereich Innere Medizin vor (vgl. Matz 2005: 127). Im vergangenen Jahr waren es nur noch lediglich 20 Betten. Neben dem Rehabilitationszentrum „Am Haussee“ für Neurologie, Psychosomatik, Kardio- logie und Orthopädie in Feldberg (insgesamt 240 Betten) befindet sich in Feldberg mit der Luzin Klinik (52 Betten) eine spezielle Einrichtung für Suchtkranke. Neben der Behandlung von Alkohol- und/oder Medikamentenabhängigkeiten besteht in dieser Einrichtung auch die Möglichkeit der Teilnahme an Raucherentwöhnungen.

4.4 Versorgung für psychisch Kranke und behinderte Personen und Netzwerk Suchtkrankenhilfe Eine wichtige Aufgabe des öffentlichen Gesundheitsdienstes ist die Beratung und Betreuung von psychisch kranken, seelisch behinderten sowie suchtkranken Personen. Nach einführen- den Erläuterungen zu diesen drei Personenkreisen, die oftmals auf professionelle Beratung und Betreuung angewiesen sind, soll die kreisliche Organisation der kommunalen Psychiatrie des Landkreises Mecklenburg-Strelitz vorgestellt werden.

Psychisch kranke Personen Unter psychischen Störungen nach DSM36 wird ein „klinisch bedeutsames, auf das Verhalten oder das Erleben bezogene Syndrom oder Muster […] (verstanden, das) einhergehen mit momentanem Leid oder (einer) Beeinträchtigung im Beruf oder anderen Lebensbereichen, und nicht nur eine verständliche und kulturell sanktionierte Reaktion auf ein bestimmtes Ereignis, wie den Tod eines geliebten Menschen (ist).“ (Butcher et al. 2009: 11) Sie können als ein „Ausdruck einer verhaltensbezogenen, psychischen oder biologischen Dysfunktion des

36 Das DSM (Diagnosticand Statistical Manual of Mental Disorders) ist ein von der American Psychiatric Association erstmals 1994 veröffentlichter Standard für die Definition von psychischen Störungen. Die letzte Version des DSM-IV-TR (textrevision) erschien zuletzt im Jahr 2000 in einer leicht überarbeiteten Version (vgl. Butcher et al. 2009: 10). 158

Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Individuums“ verstanden werden (ebd.: 11). Bei psychisch kranken Personen handelt es sich um Menschen, die einhergehend mit anlage- oder entwicklungsbedingten Erkrankungen und Funktionsstörungen des zentralen Nervensystems an Zuständen psychischer Abnormalität und erlebnisabhängigen, psychosozial bedingten psychischen, psychosomatischen oder Verhal- tensstörungen leiden (vgl. Gesundheitsamt des Landkreises Mecklenburg-Strelitz 2005a). Zu den psychischen Störungen gehören unter anderem die Depression, Angststörungen, Alkoholabhängigkeit und demenzielle Erkrankungen (vgl. RKI 2009: 91). Neben den auf individueller Ebene sowie für das soziale Umfeld des Betroffenen entstehenden Konsequen- zen, haben psychische Störungen weitreichende gesellschaftliche Auswirkungen. Neben direkten Kosten (Behandlungskosten und Kosten für Fehlbehandlungen)entstehen nur schwer einschätzbare indirekte Kosten durch eine verringerte Arbeitsproduktivität, Frühberentung und Arbeitslosigkeit. Schätzungen des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2006 für die sich aus psychischen und Verhaltensstörungen auf Bundesebene ergebenden Kosten belaufen sich auf 26,6 Milliarden Euro (ebd.: 91). Die stationären Fallzahlen für Substanzstörungen, affektive Störungen und neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen zeigen für die Bundesrepublik Deutschland für den Zeitraum von 2000 bis 2007 eine stetige Zunahme. In den alten Bundesländern (ABL) sowie in den neuen Bundesländern (NBL) sind steigende Fallzahlen pro 100.000 Einwohner zu verzeichnen (ebd.: 92). Das vermehrte Auftreten von psychischen Störungen sowie die mit den psychischen Störungen einhergehenden Probleme, wie fehlende familiäre Bindungen, soziale Isolation und oftmals auch Arbeitslosigkeit, unterstreichen die Notwendigkeit einer umfassenden Betreuung durch Einrichtungen des Gesundheitssystems und Dienste wie den Sozialpsychiatrischen Dienst.

Seelisch behinderte Personen Bei seelisch behinderten Menschen handelt es sich um Personen, die in Folge von psychi- schen Erkrankungen an bleibenden psychischen Beeinträchtigungen leiden (vgl. Gesundheits- amt des Landkreises Mecklenburg-Strelitz 2005a).

Suchtkranke Personen Bei suchtkranken Menschen handelt es sich um Personen, die bedingt durch eine Abhängig- keit von Suchtstoffen einen Verlust der Selbstkontrolle erleiden (vgl. Gesundheitsamt des Landkreises Mecklenburg-Strelitz 2005b). Abhängigkeits- bzw. Suchtverhalten ist „durch einen anhaltenden Drang gekennzeichnet, bestimmte Substanzen zu konsumieren oder bestimmte Handlungen auszuführen“ (Ermann 2007: 297). Es lassen sich stoffgebundene (u.a. Alkohol, Nikotin, Medikamente, illegale Drogen) und stoffungebundene Suchterkrankungen (u.a. Arbeitssucht, Spielsucht, Mediensucht) unterscheiden. Für den Zeitraum zwischen den Jahren 1990 und 2003 hat sich die Lebenszeitprävalenz des Konsums von illegalen Drogen (Anzahl derjenigen, die mindestens einmal im Leben illegale Drogen konsumierten) in der Bundesrepublik Deutschland deutlich erhöht. Für das Jahr 2006 wurde geschätzt, dass circa 28% der 18 bis 39-jährigen Frauen und circa 40% der 18 bis 39-jährigen Männer mindestens einmal in ihrem Leben illegale Drogen konsumiert haben (vgl. RKI 2009: 153).

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Kreisliche Organisation der kommunalen Psychiatrie Die kommunale Psychiatrie des Landkreises Mecklenburg-Strelitz weist eine komplexe Struktur auf. Das aus einer Vielzahl von verschiedenen Akteuren bestehende Versorgungs- system für psychisch kranke Menschen, seelisch behinderte Menschen und Suchtkranke soll eine bestmögliche Versorgung aller Hilfebedürftigen ermöglichen. Ein wichtiger Bestandteil der kommunalen Psychiatrie ist der Psychiatriebeirat. Dieser be- steht aus Beigeordneten, dem Sozialausschuss des Kreistages, Vertretern des Sozialamtes, des Gesundheitsamtes, der psychiatrischen Klinik, freien Trägern und Leistungserbringern, Nervenärzten sowie Betroffenen. Eine zentrale Aufgabe bildet die Erarbeitung von Empfeh- lungen für die zahlreichen Entscheidungsträger. Der Psychiatriebeirat besitzt derzeit zwei Arbeitsgemeinschaften (AG). Die AG Sucht, bestehend aus Vertretern der Suchtberatungsstellen, des Jugendamtes und des Sozialpsychiatrischen Dienstes, verfolgt neben der Aufgabe des Austausches die Kooperation und Koordination gemeinsamer Aktivitäten. Die AG Psychisch Kranke setzt sich aus Ver- tretern des Sozialpsychiatrischen Dienstes und psychosoziale Träger zusammen. Neben dem Austausch, der Kooperation und Koordination findet in dieser AG die Vorbereitung der Hilfeplankonferenzen statt. Neben einer zentralen Koordinationsstelle (Koordinator) sind der Gesundheits- und Sozial- ausschuss sowie die Sozialdezernentin (erste Beigeordnete der Landrätin) ebenfalls Bestand- teile der kreislichen Organisation der kommunalen Psychiatrie im Landkreis Mecklenburg- Strelitz (Abb. 4.18).

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.18: Organisationsform der kommunalen Psychiatrie im LK MST

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Referats Gesundheit des LK MST

Zu den wichtigsten Grundlagen für die kreisliche Organisation der kommunalen Psychiatrie gehört das Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen für psychisch Kranke vom 13. April 2000 (PsychKG), der Psychiatrieplan des Landes Mecklenburg-Vorpommern vom 19. Juli 1994, das Gesetz über den Öffentlichen Gesundheitsdienst vom 19. Juli 1994 sowie das Be- treuungsgesetz (BtG) vom 12. September 1990.

Betreuung durch den Sozialpsychiatrischen Dienst (SpDi) im LK MST Der Sozialpsychiatrische Dienst (SpDi) ist dem Öffentlichen Gesundheitsdienst zugeordnet und dient als fachkompetente und unabhängige Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen sowie deren sozialem Umfeld. Neben der Betreuung von chronisch kranken Einwohnern des Landkreises werden durch den SpDi eine große Anzahl an Beratungen (Konsultationen und telefonische Beratungen) und Hausbesuchen durchgeführt. Im Jahr 2010 wurden insgesamt 5229 Beratungen sowie 1230 Hausbesuche durch den SpDi durchgeführt. Die Anzahl der im Berichtjahr 2010 durchgeführten Beratun- gen entspricht ungefähr der im Jahr 1999 durchgeführten Beratungen (Abb. 4.18). Im Zeitraum von 1999 (5109 Beratungen) bis 2002 (4527 Beratungen) hat sich die Anzahl der durch den SpDi durchgeführten Beratungen verringert. Nach einem Anstieg bis auf 7444 Beratungen im Jahr (2005) verringerte sich die Anzahl der durchgeführten Beratungen auf einen Tiefstand im Jahr 2008 (3745), was darauf zurückgeführt werden kann, dass ein Großteil der von einer Alkoholerkrankung betroffenen Klienten nicht mehr durch den SpDi

161

Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung sondern in den Suchtberatungsstellen des Landkreises Mecklenburg-Strelitz betreut wurden. Eine weitere Ursache für die Veränderungen der Anzahl der durch den SpDi durchgeführten Hausbesuche und Beratungen in den zurückliegenden Jahren liegt in Veränderungen der personellen Struktur des SpDi in den Jahren 2005 bis 200837. Des Weiteren erfolgte seit dem Jahr 2006 die Auslagerung der Suchtkrankenhilfe an die freien Träger der Suchtkrankenhilfe des Landkreises. In den zurückliegenden drei Jahren ist wieder, aufgrund voller Stellenbesetzungen im SpDi38, ein vermehrter Anstieg der durch den SpDi durchgeführten Beratungen zu verzeichnen (Abb. 4.19).

Abbildung 4.19: Entwicklung der Anzahl der durch den Sozialpsychia- trischen Dienst durchgeführten Beratungen und Hausbesuche 1999 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Sozialpsychiatrischen Dienstes LK MST

Neben mehr als 5200 Beratungen wurden durch den SpDi im Berichtsjahr 2010 insgesamt 1230 Hausbesuche durchgeführt. Die Anzahl der pro Jahr durchgeführten Hausbesuche liegt somit auf einem ähnlichen Niveau wie im Jahr 1999. Im Zeitraum von 2000 bis 2003 hatten sich die im Jahr durchgeführten Hausbesuche bis auf einen Tiefstand von 581 Hausbesuchen im Jahr 2003 verringert. In den Folgejahren (2004 bis 2005) erhöhte sich die Anzahl wieder auf 924 Hausbesuche und blieb in den darauf folgenden Jahren (2006 und 2007) auf einem ähnlich hohen Niveau. Seit dem Jahr 2008 hat sich die Anzahl der im Jahr durchgeführten Hausbesuche wieder deutlich erhöht. Im Berichtsjahr 2010 (1230 Hausbesuche) wurden, im Vergleich zu 2008 (771 Hausbesuche), circa 40% mehr Hausbesuche durch den SpDi durch- geführt (Abb. 4.19). Auf Grund einer vollen Stellenbesetzung des SpDi konnte die Betreuung

37 Durch die Verberentung einer Mitarbeiterin ohne Wiederbesetzung der Stelle im Jahr 2005 und der Verberentung des Leiters des SpDi ohne direkte Wiederbesetzung war der SpDi für einen längeren Zeitraum personell nicht voll besetzt. Auch der Ausfall einer Mitarbeiterin durch Erziehungsurlaub im Jahr 2006 für mehrere Monate spiegelt sich in den Betreuungszahlen wieder. Im Jahr 2008 erfolgte die Vertretung einer durch Erziehungsurlaub ausgefallenen Mitarbeiterin erst im Mai 2008. 38 Im Sozialpsychiatrischen Dienst sind neben einem Psychologen als Leiter drei Sozialarbeiter in Vollzeit beschäftigt. 162

Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung und Beratung der betroffenen psychisch Kranken in den zurückliegenden Jahren wieder optimiert werden. Im Jahr 2005 wurden insgesamt 1300 Personen durch den SpDi betreut, wobei Alkoholkranke bzw. Medikamentenabhängige (45,9%) und psychisch kranke Menschen (46,0%) die beiden Hauptindikationen für eine Betreuung bildeten. Geistig behinderte Menschen (5,4%) und Drogenabhängige (2,7%) machen nur einen geringen Anteil an der Gesamtmenge an Betreuungen aus. Ab dem Jahr 2006 hat sich die Anzahl der durch den SpDi betreuten Menschen verringert, da die Beratungen des überwiegenden Anteils von einer Alkohol- krankheit Betroffenen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz durch die Suchtberatungsstellen des Landkreises Mecklenburg-Strelitz erfolgten. Dennoch erhielt in den folgenden Jahren mit 800 bis 900 Personen immer noch eine große Anzahl an Einwohnern eine Betreuung (Abb. 4.19). Eine Betreuung der Alkoholkranken bzw. Medikamentenabhängigen erfolgte seit dem Jahr 2006 nur noch zu einem geringeren Teil durch den SpDi. Durch die Mitarbeiter des SpDi wurden seit 2006 ausschließlich Patienten mit Doppeldiagnosen (psychische Erkrankung und Suchterkrankung) betreut. Dennoch wurde in den zurückliegenden Jahren circa jeder achte durch den SpDi Klient auf Grund einer Alkohol- bzw. Medikamentenabhängigkeit betreut. Der überwiegende Anteil der durch den SpDi betreuten Menschen waren psychisch kranke Menschen. Mit circa 80% machten sie den größten Anteil der durch den SpDi betreuten Klienten aus. Insbesondere in den zurückliegenden zwei Jahren findet sich, im Vergleich zu den vorangegangen Jahren, ein größere Anteil an durch den SpDi betreuten geistig behinderten Menschen. Im Vergleich zu 2008 (1,3%) waren 2010 6,3% der durch den SpDi betreuten Klienten geistig behinderte Menschen (Abb. 4.20).

Abbildung 4.20: Entwicklung der Anzahl der durch den Sozial- psychiatrischen Dienst durchgeführten Betreuung und den Anteilen der Indikationsbereiche 2005 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Sozialpsychiatrischen Dienstes LK MST

Da sich das Angebot des SpDi vorwiegend an die volljährige Bevölkerung des Landkreises richtet, lag der Anteil der unter 20-Jährigen an der Gesamtzahl der durch den SpDi durch-

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung geführten Betreuungen auf einem geringen Niveau. Der Anteil lag für den Berichtszeitraum von 2005 bis 2010 zwischen 2,5% (2009) und 4,8% (2005) und hat sich somit nur unwesentlich verändert. Größere Veränderungen finden sich bezüglich des Anteils der 20- bis unter 30-Jährigen. Seit dem Jahr 2006 (16,4%) ist ein stetiger Anstieg zu verzeichnen. Im Berichtsjahr 2010 war circa jeder Vierte, der durch den SpDi betreut wurde, im Alter von 20 bis 29 Jahren. Die Zunahme der Fallzahlen in dieser Altersgruppe ist auf einen Zuwachs an Patienten mit Persönlichkeitsstörungen oder anderen komplexen Störungen, die meist in der frühen Kindheit/Jugend ihren Ursprung haben, zurückzuführen. Eine weitere Veränderung findet sich bezüglich des Anteils der über 60-Jährigen an der Gesamtzahl der durch den SpDi betreuten Menschen. Im Vergleich zum Ausgangsjahr des hier betrachteten Zeitraum (2005: 11,6%) waren im Berichtsjahr 2010 circa 16,0% der durch den SpDi betreuten Klienten 60 Jahre und älter. Dies kann auf eine mit der demographischen Entwicklung des Landkreises (Alterung) einhergehende Zunahme der altersbedingten psychischen Erkrankungen (z. B. Demenz) erklärt werden. Der Anteil der 30- bis 39-Jährigen (2005: 19,6%) sowie der 40- bis 49-Jährigen (2005: 27,8%) hat sich 2010 verringert. Im letzten Jahr waren nur noch 16,4% der Betreuten im Alter von 30 bis unter 40 Jahren sowie 20,1% der Betreuten im Alter von 40 bis unter 50 Jahren (Abb. 4.21).

Abbildung 4.21: Entwicklung des Anteils verschiedener Altersklassen an der Gesamtzahl der durch den Sozialpsychiatrischen Dienst durchge- führten Betreuung 2005 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Sozialpsychiatrischen Dienstes LK MST

Eine weitere Aufgabe des SpDi ist die Erstellung von Gutachten für verschiedene Auftrag- geber. Zu den Auftraggebern zählten neben den Ämtern der Kreisverwaltung auch Behörden des Bundes, der Länder und Gemeinden, Gerichte sowie weitere Auftraggeber. Im Zeitraum von 2005 bis 2010 wurden zwischen 263 (2006) und 390 Gutachten (2005) pro Jahr erstellt. In den überwiegenden Fällen wurde die Begutachtung durch die Ämter der Kreisverwaltung in Auftrag gegeben (Abb. 4.22). In der Regel handelte es sich hierbei um Begutachtungen zur Eingliederungshilfe nach §§ 53ff. SGB XII, wobei festzustellen war, inwieweit bei den

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Betroffenen eine psychische, geistige oder seelische Behinderung vorlag, die zur Inan- spruchnahme der Eingliederungshilfe berechtigte. Seit dem Jahr 2006 ist ein Anstieg der durch die Ämter der Kreisverwaltung in Auftrag gegebenen Gutachten zu verzeichnen. Die Zahl der durch Gerichte in Auftrag gegebenen Gutachten hat sich in den zurückliegenden Jahren reduziert. Wurden durch den SpDi im Jahr 2005 noch insgesamt 109 Gutachten im Auftrag der Gerichte erstellt, waren es 2009 nur noch 19. Die durch Behörden des Bundes, der Länder und Gemeinden in Auftrag gegebenen Gutachten machten im hier betrachteten Zeitraum nur einen geringen Anteil aus. So wurden durch den SpDi lediglich zwischen acht (2009) und 31 (2005) Gutachten im Auftrag der Behörden des Bundes, der Länder und Gemeinden pro Jahr erstellt. Für das Jahr 2010 lag noch keine Aufgliederung der erstellten Gutachten nach Auftraggebern vor.

Abbildung 4.22: Entwicklung der Anzahl der durch den Sozial- psychiatrischen Dienst erstellten Gutachten nach Auftraggebern 2005 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Sozialpsychiatrischen Dienstes LK MST

Im zurückliegenden Jahr wurden 13 Personen in Folge einer Einweisung nach dem PsychKG(Psychisch-Kranken-Gesetz) vollstationär in einer Einrichtung untergebracht. Damit liegt die Anzahl der Einweisungen nach dem PsychKG im Berichtsjahr 2010 über dem Jahresdurchschnitt der zurückliegenden zwölf Jahren von circa 7,9 Einweisungen. Die geringste sowie größte Anzahl an Einweisungen nach dem PsychKG in den zurückliegenden zwölf Jahren gab es im Jahr 2008 (vier Einweisungen) und 2001 (14 Einweisungen). Im Berichtsjahr 2010 gab es im Landkreis Mecklenburg-Strelitz keine Einweisung nach dem BtG (Betreuungsgesetz). In den zurückliegenden Jahren hatte es durchschnittlich 2,8 Einweisungen nach dem BtG pro Jahr gegeben, wobei die meisten Einweisungen im Jahr 2000 (11 Einweisungen nach dem BtG) und die wenigsten Einweisungen in den Jahren 2007 und 2010 (keine Einweisungen nach dem BtG) zu verzeichnen waren.

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

4.4.1 Versorgung der psychisch Kranken und seelisch behinderten Personen Eine Aufgabe der Kommunen ist es, psychisch kranken Personen ein menschenwürdiges und selbstverantwortliches Leben zu ermöglichen (vgl. Gesundheitsamt LK MST 2000). Das Ver- sorgungsnetz besteht aus einer Vielzahl von beteiligten Akteuren (Abb. 4.24). Neben der Vor- sorge hinsichtlich psychischer Erkrankungen bilden die Begleitung und nachgehende Hilfe psychisch kranker Einwohner zentrale Aspekte der Arbeit der Kommunen (vgl. Gesundheits- amt LK MST 2000). Die stationäre Behandlung von psychisch kranken Personen erfolgt im Landkreis Mecklenburg-Strelitz auf Grundlage des Psychiatrieplans Mecklenburg-Vorpom- mern in den psychiatrischen Kliniken in Neubrandenburg, Röbel und Ueckermünde. Maßre- gelvollzugspatienten wurden, wie auch schon im Berichtjahr 2005, durch Einrichtungen in Stralsund und Ueckermünde versorgt (vgl. Matz 2005: 120). Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz fanden sich im Berichtsjahr 2010 insgesamt drei Bera- tungsstellen für psychisch kranke und behinderte Menschen. Diese verteilten sich jeweils auf eine Beratungsstelle in Neustrelitz, Friedland und Woldegk. Eine weitere Beratungsstelle befand sich in Neubrandenburg. Neben diesen Beratungsstellen fanden sich im Landkreis insgesamt fünf Selbsthilfegruppen. Drei befanden sich davon in Neustrelitz sowie jeweils eine in Friedland und Woldegk. Des Weiteren befand sich jeweils eine Tages- und Begegnungs- stätte für psychisch kranke und behinderte Menschen in Neustrelitz (18 Plätze) und in Fried- land (15 Plätze) sowie Einrichtungen des betreuten Wohnens in Woldegk, Friedland und Neustrelitz (Neustrelitz: eine Einrichtung ambulantes Einzelwohnen, eine sozialtherapeuti- sche Wohngruppe).

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.23: Anzahl und regionale Verteilung der Hilfeangebote im Versorgungssystem für psychisch kranke und behinderte Menschen im LK MST

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Sozialpsychiatrischen Dienstes LK MST

Insgesamt verfügte der Landkreis im Berichtsjahr 2010 über sechs Wohnheime für behinderte Menschen mit insgesamt 141 Plätzen, wobei sich jeweils eine Einrichtung in Dewitz (14 Plätze), Friedland (27 Plätze), Ahrensberg (40 Plätze), Neustrelitz (35 Plätze), Petersdorf (15 Plätze) und Woldegk (10 Plätze) befand. Des Weiteren verfügte der Landkreis über zwei Werkstätten für behinderte Menschen (Neustrelitz, Woldegk) sowie eine weitere Werkstatt für behinderte Menschen im Neubrandenburg (Abb. 4.23). Insgesamt verfügten diese drei Werk- stätten über 190 Plätze für behinderte Menschen.

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.24: Schematische Darstellung der Hilfeangebote für psychisch kranke und behinderte Menschen im LK MST

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Referats Gesundheit des LK MST

4.4.2 Versorgung von suchtkranken Personen Die Versorgung von suchtkranken Menschen ist eine Aufgabe der Kommune, die von ihr selbst ausgeführt oder an freie Träger der Suchtkrankenhilfe weitergegeben wird. Beginnend mit dem Erstkontakt in Beratungsstellen bzw. durch den Hausarzt können verschiedene Hilfe- angebote durch suchtkranke Menschen im Landkreis in Anspruch genommen werden (Abb. 4.26). Insgesamt fanden sich im Berichtsjahr 2010 fünf Beratungsstellen für Suchtkranke im Land- kreis Mecklenburg-Strelitz. Davon befanden sich zwei in Friedland (Träger: Caritas und Fachambulanz Greifswald) sowie jeweils eine in Neustrelitz (Träger: Diakonie), Woldegk (Träger: Solidargemeinschaft) und in Burg Stargard (Träger: Caritas).Neben den im vorange- gangenen Abschnitt beschriebenen Selbsthilfegruppen für psychisch kranke und behinderte Menschen gab es im Landkreis Ende 2010 vier Selbsthilfegruppen für suchtkranke Menschen. Davon waren zwei in Neustrelitz sowie jeweils eine in Friedland und Woldegk tätig. In Neustrelitz befand sich des Weiteren eine Tagesstätte für Suchtkranke mit 27 Plätzen. Neben zwei Übergangsheimen für suchtkranke Menschen in Neustrelitz (16 Plätze) und Göhren (20 Plätze) befand sich in Dishley eine psychosoziale Einrichtung für suchtmittelgeschädigte Kindern und Jugendliche (18 Plätze). Des Weiteren verfügte der Landkreis über eine ambu- lante Einrichtung (Friedland: 16 Plätze) und eine stationäre Einrichtung der Rehabilitation (Feldberg: 52 Plätze). Hinzu kamen noch zwei Einrichtungen des betreuten Wohnens in

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Woldegk (8 Plätze) und Mildenitz (16 Plätze) sowie ein Heim für chronisch mehrfach ge- schädigte Abhängige in Mildenitz mit 50 Plätzen (Abb. 4.25).

Abbildung 4.25: Anzahl und regionale Verteilung der Hilfeangebote im Versorgungssystem für Sucht- kranke im LK MST

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Sozialpsychiatrischen Dienstes LK MST

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.26: Schematische Darstellung der Hilfeangebote für Suchtkranke

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Referats Gesundheit des LK MST

4.5 Apotheken Im Vergleich zum Jahr 2004 (17 Apotheken) hat sich die Anzahl der öffentlichen Apotheken im Landkreis Mecklenburg-Strelitz um sechs auf 20 Apotheken erhöht. Die Hälfte befand sich in der Kreishauptstadt Neustrelitz. In den übrigen Gemeinden befinden sich in Friedland, Woldegk, Mirow und Burg Stargard jeweils zwei Apotheken sowie in Wesenberg und Feld- berg jeweils eine Apotheke (Abb. 4.27). Im Jahr 2009 betrug die Einwohner-Apotheken-Relation im Landkreis Mecklenburg-Strelitz 2.910 Einwohner pro Apotheke. Damit hat sich Anzahl der Einwohner pro Apotheke im Landkreis in dem hier betrachteten Zeitraum deutlich verringert. Dies kann neben einer größe- ren Anzahl an Apotheken auch auf eine geringere Einwohnerzahl zurückgeführt werden. Dennoch liegt die Einwohner-Apotheken-Relation weiter deutlich über den Verhältnissen in Neubrandenburg und dem gesamten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern (Abb. 4.28).

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

Abbildung 4.27: Anzahl und regionale Verteilung der Apotheken im LK MST (Stand 31.12.2010)

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

Abbildung 4.28: Einwohner-Apotheken-Relation im LK MST, NB und M-V 1994 bis 2010

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Referats Gesundheit des LK MST

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Ressourcen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

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AWO Altenpflegeheim „Am Zierker See“ Useriner Straße 3a 14235 Neustrelitz http://www.awo-mv.de/index.php?id=59&oid=64 (Zugriff: 11.07.2011)

Evangelisches Alten- und Pflegeheim „Marienhaus“ Bruchstraße 20 17258 Feldberg http://www.diakonie-stargard.de/index.php?id=81 (Zugriff: 11.07.2011)

Pflegeheim Mildenitz Schlossstraße 10 17348 Mildenitz http://www.diakonie-stargard.de/index.php?id=257 (Zugriff: 11.07.2011)

DRK Altenpflegeheim „Kiefernheide“ Lessingstraße 70 17235 Neustrelitz http://www.drk-msp.de/senioren-pflege/pflegeheime/seniorenheim-neustrelitz-kiefernheide.html (Zugriff: 11.07.2011)

DRK Fachpflegeeinrichtung Penzliner Straße 54 17235 Neustrelitz http://www.drkmst.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=67&Itemid=77 (Zugriff: 11.07.2011)

Internetseiten der stationären Rehabilitationseinrichtungen

Feldberger Rehabilitationszentrums „Am Haussee“ Buchenallee 1 17258 Feldberg http://www.klinik-am-haussee.de/cms/ (Zugriff: 11.07.2011)

Luzin-Klinik Fachklinik für Suchtkrankheiten Luzinweg 51 17258 Feldberger Seenlandschaft http://www.luzin-klinik.de/popup/galerie.php?galerie=konzept (Zugriff: 11.07.2011)

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Gesundheitsförderung und Selbsthilfe

5 Gesundheitsförderung und Selbsthilfe Kathrin Bernateck

5.1 Gesundheitsförderung Die Entwicklung der Gesundheitsförderung ist in der BRD besonders seit Mitte der 80er Jahre sehr stark durch die Konzepte und Programme der WHO beeinflusst worden. Richtungs- weisend ist die 1986 verabschiedete Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung, die von der Bundesregierung offiziell unterstützt wird. Darin wird Gesundheitsförderung als Prozess defi- niert, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über die eigene Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Gesundheit steht da- bei für ein positives Konzept, das die Bedeutung individueller und sozialer Ressourcen ebenso betont wie die körperlichen Fähigkeiten. Deshalb liegt die Verantwortung für die Gesundheitsförderung nicht nur beim Gesundheitssektor, sondern bei allen Politikbereichen. Sie zielt über die Entwicklung gesünderer Lebensweisen hinaus auf die Förderung umfassen- den Wohlbefindens. Dazu sollen die Menschen durch eine gesundheitsfördernde Gesamt- politik, gesunde Lebenswelten, gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen, die Entwick- lung persönlicher Kompetenzen und eine Neuorientierung oder Weiterentwicklung bestehen- der Gesundheitsdienste erreicht werden. Die Bundesgesundheitspolitik hat die rechtlichen Grundlagen für die Gesundheitsförderung in der Sozialgesetzgebung, insbesondere dem §20 SGB V, festgeschrieben. Zuständig für die Gesundheitsförderung im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern ist das Ministerium für Gesundheit und Soziales. Daneben wirkt die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Mecklenburg-Vorpommern e.V. als Koordinierungsstelle. Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz wird aktiv in der kommunalen Gesundheitsförderung und der Gesundheitsförderung im Öffentlichen Gesundheitsdienst gearbeitet. Dabei ist ein Zusammenwirken von Verantwortlichen aus Politik, Gesundheits-, Wirtschafts-, Sozial- und Wissenschaftssektor, aus Verbänden, Initiativen und Medien erforderlich und wünschenswert. Es ist entscheidend, die Programme und Strategien zur Gesundheitsförderung den örtlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten der Region anzupassen und die gesellschaftlichen, wirt- schaftlichen und kulturellen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Vorhandene Strukturen sollen gebündelt werden, um die vorhandenen Ressourcen effektiv einsetzen zu können. Durch die Bildung des regionalen „Arbeitskreises Gesundheitsförderung im Landkreis Mecklenburg- Strelitz“ im Jahre 1998 wurde auch im Landkreis Mecklenburg-Strelitz eine Vernetzung der Strukturen ermöglicht und somit eine gemeinsame Basis für gesundheitsförderndes Handeln geschaffen. Aktuell sind folgende Mitglieder im Arbeitskreis Gesundheitsförderung aktiv: - Arbeitslosenverband, Kreisverband Mecklenburg-Strelitz e.V. - Familienzentrum Neustrelitz e.V., KISS Neustrelitz - Gleichstellungsbeauftragter des Landkreises Mecklenburg-Strelitz - Husarenapotheke Neustrelitz - Kreissportbund Mecklenburg-Strelitz

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Gesundheitsförderung und Selbsthilfe

- Kreisstelle der Zahnärztekammer Mecklenburg-Strelitz - Kreisvolkshochschule Mecklenburg-Strelitz - Referat Gesundheit des Landkreises Mecklenburg-Strelitz - Seniorenpartner des Landkreises Mecklenburg-Strelitz - Staatliches Schulamt Neubrandenburg - Stargarder Behindertenverband e.V. - Vertreter gesetzlicher Krankenversicherungen (Deutsche BKK, Geschäftsstellen Neustrelitz der AOK Nordost, Barmer GEK, DAK, IKK Nord). Vorrangiges Ziel dieses Arbeitskreises ist die Stärkung eines wachsenden Gesundheits- bewusstseins der Bürger sowie die Schaffung besserer Voraussetzungen für eine gesunde Lebensweise im Landkreis. Dazu werden gesundheitsfördernde Maßnahmen und Angebote angeregt und deren Durchführung koordiniert sowie bestehende Strukturen vernetzt. Durch den Arbeitskreis Gesundheitsförderung wird für jedes Jahr ein Themenschwerpunkt formu- liert, unter dem vielfältige Angebote organisiert und durchgeführt werden. Im Folgenden sind Veranstaltungen und besondere Aktionen seit 2005 aufgeführt. Diese wurden von den entsprechenden Zielgruppen mit regem Interesse angenommen. So nahmen geschätzt etwa zwischen 700 und 800 interessierte Bürger an den verschiedenen Gesund- heitstagen teil.

2005 – Seniorengesundheitstage In unserer alternden Gesellschaft steigt die Bedeutung einer positiven Entwicklung des gesundheitlichen Zustands der älteren Bevölkerung. Deshalb wurde unter dem Leitgedanken: „Alter als Chance - aktiv leben - gesund alt werden“ insbesondere dieser Zielgruppe ein um- fassendes Programm mit Fachvorträgen zur Rehabilitation, Altershilfen und alternativen Schmerztherapien sowie Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung geboten. Die Theorie wurde durch praktische Angebote, wie einem heiteren Gedächtnistraining, Tanz und Sport ergänzt, an dem sich die Senioren mit Spaß beteiligten. Die Veranstaltungen fanden in den Lebensräumen der Senioren statt und wurden nach ihren eigenen Wünschen gestaltet.

2006 – 6. Selbsthilfetag und Gesundheitstag In Zusammenarbeit des Arbeitskreises Gesundheitsförderung im Landkreis Mecklenburg- Strelitz und der Selbsthilfekontaktstelle des Familienzentrums e.V. wurde dieser 6. Selbst- hilfe- und Gesundheitstag gestaltet. An vielen Ständen von Krankenkassen, Apotheken, Ver- einen, Verbänden und Selbsthilfegruppen wurde zum Thema Gesundheitsvorsorge informiert. Neben Fachvorträgen zu innovativen Gesundheitsstrukturen und dem deutschen Gesundheits- system, zur Vorbeugung und Behandlung von Herzinfarkten, zum Thema Naturmedizin sowie dem „diabetischen Fußsyndrom“ fanden Parallelangebote wie ein Herz-Kreislauf-Training und Brustkrebsfrüherkennung großen Anklang bei den interessierten Besuchern. Kulturelle

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Gesundheitsförderung und Selbsthilfe

Beiträge wie die Fotoausstellung mit Impressionen der Seniorengesundheitstage des Vor- jahres und ein „Herbstliches Buffet“ bildeten das Rahmenprogramm.

2007 – Jugendgesundheitstage Die Gesundheit der jungen Generation war 2007 unter dem Motto „Gesundheit - (k)ein Thema“ Schwerpunkt der aktiven Gesundheitsförderung. Dazu hat der Arbeitskreis Gesund- heitsförderung im Landkreis Mecklenburg-Strelitz in intensiver vorbereitender Arbeit mit allen Neustrelitzer weiterführenden Schulen deren thematische Bedarfe für die teilnehmenden Altersgruppen ermittelt. Eröffnet wurden die Jugendgesundheitstage mit einem Vortrag von Prof. Dr. Elkeles (HS Neubrandenburg) zum Thema: „Gesundheit und Ernährungsverhalten Jugendlicher im Kontext ihrer sozialen Lage und Lebensstile“. Interessiert wurden Fachvor- träge zu Ernährungsverhalten, Bewegung, Stress und Prüfungsangst gehört sowie die Themen Impfungen, Sexualität, Suchtverhalten und Rauchen thematisiert. In verschiedenen Work- shops übten die Jugendlichen Yoga oder hatten Spaß an allgemeiner Bewegung und dem Zusammenstellen eines gesunden Buffets. Alle Veranstaltungen fanden in den jeweiligen Schulen mit einem individuellen Programm statt.

2008 – 7. Selbsthilfetag und Gesundheitstag Bereits zum dritten Mal fanden der Selbsthilfetag und Gesundheitstag zusammen statt. Auch hier wurden wieder Kräfte und Mittel gebündelt, um möglichst viele im Gesundheitsbereich Wirkende zusammenzubringen. Die Resonanz war noch größer als bei den vorangegangenen Gesundheitstagen. Alle Altersklassen, vom Kindergartenalter bis zu den Senioren, sowie Vertreter der regionalen Politik nahmen mit Interesse an der Veranstaltung teil. Der Eröff- nungsvortrag „Chancen einer alternden Gesellschaft“ von Prof. Dr. Oppermann (HS Neu- brandenburg) berührte ein für den Landkreis Mecklenburg-Strelitz besonders bedeutsames Thema. Auch der Vortrag zum Krankenhausneubau in Neustrelitz und den damit verbundenen Perspektiven für die Stadtentwicklung und die zukünftige gesundheitliche Versorgung in der Region wurde mit regem Interesse verfolgt. Weitere Fachvorträge gab es zu: „Nahrungs- ergänzungsmittel, Probiotika, funktionelle Lebensmittel - Sinn oder Unsinn“, „Krampfader- leiden und Thrombosen - Vorbeugung und Therapiemöglichkeiten“ und „Wenn die Seele den Blues hat - Depression hat viele Gesichter“. An vielen Ständen und in einer großen Pilzaus- stellung informierten sich die Teilnehmer des Tages. Sie konnten das Impfangebot des Referats Gesundheit des Landkreises Mecklenburg-Strelitz nutzen sowie aktiv an den Work- shops Pilates, Qigong, Stress sowie Heil- und Gewürzkräuter teilnehmen.

2009 – Jugendgesundheitstage In den weiterführenden Schulen des Landkreises wurden Informations- und Aktionsveran- staltungen zum Thema Gesundheit durchgeführt. Dazu war für jede Schule ein individuelles Programm entsprechend den Wünschen und Problemen der Schüler vorbereitet worden. Der „Gesundheitsmarkt“ mit Prüfungen der Hör- und Sehfähigkeit sowie einer Messung des BMI durch die Jugendärztin des Referats Gesundheit des Landkreises Mecklenburg-Strelitz ist hier ein Beispiel. Weiterhin gab es Fachvorträge zu Ernährung und Stressverhalten, Prüfungsangst

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Gesundheitsförderung und Selbsthilfe und Sucht. Mit einer Theaterpädagogin wurde in den Regionalschulen Wesenberg und Burg Stargard interessiert am Projekt „Flasche leer oder blauer Dunst“ gearbeitet. In Zusammen- arbeit mit der Feldberger Klinik am Haussee wurde in der Regionalschule Feldberg die Kombination Nordic Walking, Kneipp und Ernährung ausgewählt, um aktiv die eigene Ge- sundheit zu fördern.

2010 – 8. Selbsthilfetag und Gesundheitstag Unter der Schirmherrschaft des Landrats wurde dieser besondere Tag in der Neustrelitzer Orangerie ausgerichtet. Dem Eröffnungsvortrag „Faktor Gesundheit - Zur Bedeutung der Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern“ von Prof. Dr. Seider (HS Neubranden- burg) folgten weitere Vorträge zu den Themen Demenz, Hautkrebs und Darmspiegelung. Die Präventionsveranstaltung „Sicherer Herbst“ für Senioren wurde mit regem Interesse ange- nommen. Es gab die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches zum Thema Depression und eine Lesung der Multiple-Sklerose-Selbsthilfegruppe. Die aktive Mitarbeit der Teilnehmer war beim Pilates sowie beim Workshop „Zugewanderte Gewürzkräuter“ erwünscht. Viele Aus- steller nutzten die Möglichkeit, die Gäste zu informieren und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Ein kulturelles und kulinarisches Rahmenprogramm trugen zum Erfolg des vom Arbeitskreis Gesundheitsförderung im Landkreis Mecklenburg-Strelitz und der Selbsthilfe- kontaktstelle des Familienzentrums Neustrelitz e.V. gemeinsam vorbereiteten Tages bei. Im Jahr 2011 stehen die Kindergartenkinder als Zielgruppe im Rahmen des „kleinen Kinder- gartentags on Tour“ im Zentrum der Aufmerksamkeit. Geplant sind Seminare für Erzieher und Tagesmütter zu gesundheits- und entwicklungsrelevanten Themen. Diese Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Mecklen- burg-Vorpommern e.V., die Projekte ihrer Koordinierungsstelle „Gesunde Kita und gesunde Schule“ aktiv miteinbezieht, sowie unter Teilnahme des Zentrums für Bewegungsförderung Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern statt (vgl. LVG 2011).

5.2 Selbsthilfe Die Gesundheitsselbsthilfe stellt eine qualitativ und quantitativ unersetzbare Ressource dar. Der Begriff „Selbsthilfe“ umfasst in quantitativ bedeutendstem Umfang die alltägliche indivi- duelle Selbsthilfe jedes Einzelnen sowie auch die soziale Selbsthilfe unter Beteiligung von Dritten. Das können Familienmitglieder, der Freundeskreis oder die Nachbarschaft sein, aber auch Gruppen mit Gesundheits-/Krankheitsbezug wie die Gesundheitsselbsthilfegruppen. In ihnen schließen sich Personen zusammen, die von gleichen Krankheiten, psychischen oder sozialen Problemen betroffen sind und die sich auf dieser gemeinsamen Erfahrungs- und Kompetenzplattform gegenseitig unterstützen. Die Bedeutung der Selbsthilfegruppen ergibt sich aus der Zunahme chronischer Erkrankun- gen, auf die die kurativ wirkende medizinische Versorgung nicht genügend ausgerichtet ist, sowie durch dauerhafte Belastungen Betroffener und Angehöriger (z.B. im Rahmen der Pflege von Angehörigen und der Alleinerziehung von Kindern) und ihrer im Rahmen von Bewältigungsprozessen erworbenen vergleichbaren Erfahrungen. Die Deutsche Arbeitsge- meinschaft Selbsthilfegruppen e.V. definiert das Ziel von Selbsthilfegruppen als „Verände- 179

Gesundheitsförderung und Selbsthilfe rung ihrer persönlichen Lebensumstände und häufig auch ein Hineinwirken in ihr soziales und politisches Umfeld. In der regelmäßigen, oft wöchentlichen Gruppenarbeit betonen sie Authentizität, Gleichberechtigung, gemeinsames Gespräch und gegenseitige Hilfe.“ (Grunow 2006: 1061). Die Gruppe stellt dabei für die Betroffenen ein Mittel der Überwindung von Isolation dar. Die Ziele von Selbsthilfegruppen richten sich hauptsächlich an ihre Mitglieder. Sie arbeiten nicht gewinnorientiert, viele Freiwillige und Ehrenamtliche sind mit hohem Engagement tätig. Auch im Landkreis Mecklenburg-Strelitz sind seit vielen Jahren Selbsthilfegruppen möglichst wohnortnah und kostenlos zu unterschiedlichen Themenstellungen aktiv. Sie stehen in enger Verbindung zur 1994 geschaffenen Selbsthilfe-Kontaktstelle. Träger der Selbsthilfe-Kontakt- stelle ist der Förderverein Familienzentrum Neustrelitz e.V. Die Selbsthilfe-Kontaktstelle mit festem Sitz im Familienzentrum Neustrelitz e.V. betreut die Selbsthilfegruppen im gesamten Einzugsgebiet des Landkreises Mecklenburg-Strelitz und der Stadt Neustrelitz. Sie sieht ihre Aufgaben in der: - Beratung, Information und Vermittlung von Betroffenen, ihren Angehörigen und Interessierten sowie der Vermittlung von Betroffenen an bestehende Selbsthilfegruppen oder andere Hilfsorganisationen - Unterstützung bei Gruppengründungen sowie Beratung und Hilfe bei Problemen der laufenden Gruppenarbeit - Förderung der Kommunikation zwischen den verschiedenen Selbsthilfegruppen - Kooperation mit Experten wie Ärzten, Psychologen und Therapeuten sowie Ämtern, Krankenkassen, Sozialverwaltungen, Schulen und Bildungsträgern - Öffentlichkeitsarbeit über Presse und Internet, Präsentation auf Selbsthilfe- und Gesundheitstagen sowie Messen. Aktuell werden in der Selbsthilfe-Kontaktstelle etwa 50 Selbsthilfegruppen und -vereine sowie Einzelaktionen betreut. Eine Fluktuation entsprechend vorhandener Bedarfe ist vorhan- den. Fehlende Anonymität gestaltet die Arbeit im ländlichen Raum schwierig. Im Jahr 2010 arbeiteten Selbsthilfegruppen und Initiativen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz zu folgenden Themen:

Chronische Erkrankungen Alkoholabhängige, Bandscheibengeschädigte, Diabetiker, Multiple Sklerose, Osteoporose, Parkinson, Rheuma-Liga, Schlafapnoe, Schlaganfall, Tinnitus

Behinderungen Gehörlose, Kehlkopflose, Blinde und Sehbehinderte

Psychische Erkrankungen und Belastungen Angst und Depression, Frauenselbsthilfe nach Krebs, Psychisch Belastete, Sexueller Miss- brauch, Trauernde

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Gesundheitsförderung und Selbsthilfe

Lebensproblembezogene Selbsthilfe Elterngruppe mit Eltern von ADHS-Kindern, Pflegende Angehörige, Pflegefamilien, Frauentreffs, Sport- und Gymnastikgruppen.

Allen Beteiligten gilt Anerkennung für ihr Engagement im Gesundheits- und Sozialbereich zum Nutzen der Allgemeinheit.

Literaturverzeichnis

Grunow, Dieter (2006): Selbsthilfe. In: Hurrelmann, Klaus; Laaser, Ulrich; Razum, Oliver (Hrsg.): Handbuch Gesundheitswissenschaften. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Juventa: Weinheim und München. S. 1053-1076. Franzkowiak, Peter/ Sabo, Peter (1998): Die Entwicklung der Gesundheitsförderung in inter- nationalen und nationalen Dokumenten. In: Franzkowiak, Peter/ Sabo, Peter (Hrsg.): Dokumente der Gesundheitsförderung. Verlag Peter Sabo: Mainz. S. 11-38. Kaba-Schönstein, Lotte (2003): Gesundheitsförderung V: Die Entwicklung in Deutschland ab Mitte der 1980er Jahre. In: BZgA (Hrsg.): Leitbegriffe der Gesundheitsförderung. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden in der Gesundheitsförderung. 4., er- weiterte und überarbeitete Auflage. Fachverlag Peter Sabo: Köln, Schwabenheim an der Selz. S.96-104. LVG - Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Mecklenburg-Vorpommern e.V. (2011): Ankündigung des „kleinen Kindergartentags on Tour“. Unter: http://www.lvg-mv.de/termine/detailansicht.html (Zugriff: 21.08.2011) Trojan, Alf/ Stumm, Brigitte (1992): Weltgesundheitsorganisation. Die Ottawa-Charta. In: Trojan, Alf/ Stumm, Brigitte (Hrsg.): Gesundheit fördern statt kontrollieren. Eine Ab- sage an den Mustermenschen. Fischer Verlag: Frankfurt am Main, S.84-92.

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Zusammenfassung

6 Zusammenfassung Kathrin Bernateck und Stefan Fischer

 In den zurückliegenden Jahren hat sich die im zweiten Gesundheitsbericht des Land- kreises beschriebene demographische Entwicklung weiter fortgesetzt. Bedingt durch ein negatives Wanderungssaldo und eine Geburtenzahl, die unter der Anzahl der im Landkreis Gestorbenen liegt, hat sich die Bevölkerungszahl in den zurückliegenden fünf Jahren weiter verringert, was der Entwicklung auf Ebene des Landes Mecklenburg-Vorpommern entspricht. Damit einhergehend hat sich die Anzahl der Bevölkerung im Alter von über 65 Jahren weiter erhöht sowie der Anteil der Jugendlichen (Bevölkerung unter 15 Jahren) weiter verringert.

 Entgegen dem letzten Gesundheitsbericht fanden sich im Berichtsjahr 2010 in Bezug auf die Arbeitslosigkeit keine Unterschiede zwischen dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Vorpommern. Dennoch lag die Arbeitslosenquote deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen im Landkreis Mecklen- burg-Strelitz lag über dem Durchschnittseinkommen Mecklenburg-Vorpommers, dennoch deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Ungeachtet des höheren Haushaltseinkommens kann auf Grund einer, wie auch in anderen Landkreisen Mecklenburg-Vorpommerns, sehr hohen Armutsrisikoquote nicht auf eine allgemeine Verbesserung der sozialen Lage ins- gesamt geschlossen werden.   Der überwiegende Anteil der Bevölkerung im Landkreis wurde, wie auch schon in der Vergangenheit, durch zentrale Wasserversorger mit Trinkwasser versorgt. Bei den kon- trollierten Trinkwasserproben wurden im Berichtjahr 2010 nur vereinzelt Beanstandungen durch das Gesundheitsamt festgestellt. Somit hatte das Trinkwasser im Landkreis eine sehr gute Qualität.   Die Qualität der kontrollierten Badegewässer kann für das Berichtsjahr 2010 als sehr gut bewertet werden, wobei weiter eine Diskrepanz zwischen der Anzahl der als Badestellen angezeigten Gewässer und der tatsächlich als Badestellen genutzten Seen besteht.   Die Schülerzahlen sind im Gegensatz zum 2. Gesundheitsbericht des Landkreises Mecklenburg-Strelitz 2005 über den gesamten Berichtszeitraum stabil geblieben. Seit dem Schuljahr 2009/2010 gibt es keine Primäreinschulungen in Förderschulen mehr. Kinder mit Förderbedarf werden an regulären Grundschulen in Diagnoseförderklassen mit einer kleineren Schülerzahl durch zwei Pädagogen betreut, um in Klasse 4 in die Regelklassen eingegliedert werden zu können. Durch den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst wurden im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen sowie schulärztlichen Untersuchungen in den Klassen 4 und 8 auffällige Befunde erfasst. So hat jedes dritte Kind bei der Schulein- gangsuntersuchung Defizite bei den feinmotorischen Tests gezeigt und jedem sechsten bis siebten Kind fielen grobmotorische Tests wie das Einbeinhüpfen schwer. Hier wird deut- lich, wie wichtig die Bewegungsförderung bei Kindern, z.B. in den Kindertagesstätten, ist.  Das wird umso bedeutender, wenn man die Anteile der Kinder mit Gewichtsproblemen (sowohl Übergewicht und Adipositas/extremes Übergewicht als auch Untergewicht) in

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Zusammenfassung

den einzelnen Klassenstufen betrachtet. Bereits bei den Einschülern waren im Schuljahr 2009/2010 12% übergewichtig und weitere 6% adipös. 6% der Kinder waren unter- gewichtig. In den 8. Klassen war jeder dritte Schüler (30%) im Schuljahr 2009/2010 über- gewichtig, dazu kamen weitere 21% der Schüler mit Adipositas (extremes Übergewicht). In Klasse 4 waren im gleichen Schuljahr 21% der untersuchten Schüler übergewichtig und 9% adipös. Bei den Förderschülern war ein noch höherer Anteil an Kindern mit Ge- wichtsproblemen zu verzeichnen. Hier besteht aufgrund der Bedeutung von Übergewicht und Adipositas (aber auch Unter- gewicht) für die Entstehung von Krankheiten ein vorrangiger Handlungsbedarf hinsicht- lich der Konzepte der Gesundheitsförderung und Prävention, auch hinsichtlich einer ge- sundheitsförderlichen Schulentwicklung.

 Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz wird auf die konsequente Durchführung des Impfpro- gramms der STIKO des RKI geachtet. So soll ein wirksamer Individualschutz, aber auch Kollektivschutz gegen Infektionskrankheiten, der bei einer Durchimpfungsrate von etwa 90% der Bevölkerung unter Risiko besteht, erreicht werden. Während bei der Schulein- gangsuntersuchung hohe Durchimpfungsraten vorliegen, sind diese in den höheren Klas- senstufen rückläufig. Um hier weiter hohe Impfraten zu gewährleisten, werden die Eltern der untersuchten Schüler durch den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst informiert, da- mit sie bei ihren Kindern möglichst einen vollständigen Impfschutz erreichen können.   Bei den zahnärztlichen Reihenuntersuchungen und gruppenprophylaktischen Maßnahmen in Kindertagesstätten und Schulen konnten weitere Verbesserungen der Mundgesundheit erreicht und nachgewiesen werden. So stieg der Anteil primär gesunder Gebisse als Gradmesser für die Zahngesundheit weiter deutlich an, auch bei den Förderschülern, die als Hochrisikogruppen primärpräventiv besonders intensiv betreut wurden.

 Bei der Betrachtung der epidemiologischen Lage bezüglich der meldepflichtigen Infektionskrankheiten im Landkreis Mecklenburg-Strelitz ist von einer Untererfassung auszugehen. Mögliche Gründe hierfür wurden im Kapitel 3.1 beschrieben. Einige wich- tige Trends sind darstellbar. Dazu gehört insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindertagesstätten und Pflegeheimen der Anstieg der viral bedingten Durchfallerkrankun- gen, die labordiagnostisch nachgewiesen am häufigsten durch die Noro- und Rotaviren ausgelöst werden. Tendenziell ist eine Vielzahl von Häufungen in vielen Gemeinschafts- einrichtungen zu beobachten. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken und Erkrankungen bei Personal und Betreuten durch entsprechende Hygienemaßnahmen zu verhindern bzw. eine Ausbreitung innerhalb betroffener Einrichtungen zu unterbrechen, erfolgen im Rah- men der Einrichtungskontrolle entsprechende Beratungen. Es muss konsequent auf die Umsetzung von Hygienerichtlinien in den Einrichtungen geachtet werden, um der zuneh- menden Ausbreitung infektiöser Durchfallerkrankungen entgegenwirken zu können.

Wichtig ist in dem Zusammenhang auch die Mitarbeit der Eltern, da besonders kleine Kinder in Kindertagesstätten zu den Erkrankten einer Rotavirus-Gastroenteritis gehören. Eltern sollten ihre erkrankten Kinder ausreichend lange zu Hause pflegen, um sie selbst vor einem erneuten Krankheitsausbruch zu schützen und, ebenso wichtig, auch die Über-

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Zusammenfassung

tragung von Infektionserregern auf andere Kinder zu vermeiden. Eine Schutzimpfung ge- gen Rotaviren wird auch in Mecklenburg-Vorpommern empfohlen.

 Bei der Todesursachenstatistik liegt der Landkreis Mecklenburg-Strelitz im Landes- und Bundestrend. Männer in Mecklenburg-Vorpommern weisen immer noch bundesweit die höchste vorzeitige (jünger als 65 Jahre) Sterblichkeit auf. Die häufigsten Sterbefälle traten aufgrund von Krankheiten des Kreislaufsystems und Neubildungen auf. Auffällig ist dabei besonders die hohe Sterberate an Bronchial- und Lungenkrebs bei Männern und die deut- lich zunehmende bei Frauen. Da hier eine Verbindung zum Rauchen als Verursacher nachgewiesen ist, besteht Handlungsbedarf im Sinne einer Prävention. Hier sollte früh- zeitig in den Familien und Schulen angesetzt werden, um das Rauchen als Sucht gar nicht erst entstehen zu lassen. Bei den vermeidbaren Sterbefällen liegt der Landkreis Mecklenburg-Strelitz über dem Bundesdurchschnitt. Auffällig ist hier besonders die hohe Rate an Sterbefällen aufgrund der Hypertonie und den zerebrovaskulären Krankheiten wie dem Schlaganfall. Neben den individuellen Einflussfaktoren auf die Gesundheit (wie das Rauchen) spielen auch regio- nal bedingte sowie kulturell gewachsene Faktoren (wie Klima, Wirtschafts- und Sozial- struktur) bei Unterschieden in der Sterblichkeit eine Rolle. Dazu gehören auch regionale Unterschiede in der gesundheitlichen Versorgung (vgl. Gaber und Wildner 2011: 20).  Wie im Berichtszeitraum des zweiten Gesundheitsberichts des Landkreises Mecklenburg- Strelitz wurden auch in den zurückliegenden fünf Jahren die gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben der Versorgung von psychisch Kranken und suchtkranken Bewohnern des Landkreises durch den Sozialpsychiatrischen Dienst und Beratungsstellen erbracht. Neben einer großen Anzahl von Beratungen wurde eine Vielzahl von Hausbesuchen durchge- führt. Der Anteil der unter 40-Jährigen sowie der über 60-Jährigen, die durch den Sozial- psychiatrischen Dienst beraten wurden, hat sich in den zurückliegenden Jahren deutlich erhöht.

 Das Durchschnittsalter der im Landkreis tätigen Hausärzte lag im Berichtjahr 2010 deut- lich über dem Bundesdurchschnitt. Hierbei handelte es sich insbesondere um Hausärzte, die nicht in der Kreishauptstadt Neustrelitz praktizieren. Aus diesem Grund ist in den kommenden Jahren zunächst mit freiwerdenden Hausarztpraxen in den dezentraleren Ge- bieten des Landkreises zu rechnen. Neben einer genügenden Anzahl an Hausärzten muss bei der Beurteilung der Versorgungsstrukturen auch die Erreichbarkeit der Hausärzte durch die Bevölkerung mit berücksichtigt werden. Ein Teil der Einwohner hat einen An- fahrtsweg zum nächsten Hausarzt von mehr als 10 Kilometern.

 Als unersetzbare Ressource werden im Landkreis Mecklenburg-Strelitz die Aktivitäten im Rahmen der Gesundheitsförderung und Selbsthilfe angesehen. Seit 1998 besteht der „Arbeitskreis Gesundheitsförderung im Landkreis Mecklenburg-Strelitz“, um Programme und Strategien zur Gesundheitsförderung den regionalen Bedürfnissen und Möglichkeiten anzupassen und vorhandene Strukturen zum effektiven Ressourceneinsatz zu bündeln. Somit gibt es im Landkreis Mecklenburg-Strelitz eine gemeinsame Basis für gesundheits- förderndes Handeln. Jährlich werden Aktionstage oder –wochen zu aktuellen Themen der Gesundheitsförderung durchgeführt, die von den Bürgern der Region sehr interessiert an-

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Zusammenfassung genommen werden. Die Organisation erfolgt häufig in Gemeinschaftsarbeit mit der Selbsthilfekontaktstelle des Familienzentrums Neustrelitz e.V., die auch die Selbsthilfe- gruppen im der Stadt Neustrelitz und dem gesamten Landkreis betreut.

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Abkürzungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

ABL Alte Bundesländer GENESIS Gemeinsames neues statistisches Informations-System der Statistischen Ämter Abs. Absatz der Länder und des Bundes AG Arbeitsgruppe Kap. Kapitel BadegewLVO Badegewässerlandesverordnung KBE koloniebildende Einheit BEEB Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz KBV Kassenärztliche Bundesvereinigung BKK Betriebskrankenkasse km Kilometer BMI Body-Mass-Index KV Kassenärztliche Vereinigung bspw. beispielsweise KZBV Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung BtG Betreuungsgesetz KVMV Kassenärztliche Vereinigung Mecklenburg- BZgA Bundeszentrale für gesundheitliche Vorpommern Aufklärung LAGuS Landesamt für Gesamtheit und Soziales M-V bzw. beziehungsweise LK Landkreis DIN Deutsches Institut Normung min Minuten DRK Deutsches Rotes Kreuz MDK Medizinische Dienst der DSM Diagnostic and Statistical Manual of Mental Krankenversicherung Disorders MRSA Methicillin- bzw. Oxacillin- resistenter ebd. ebenda Staphylococcus aureus et al. et alii (und andere) MST Mecklenburg-Strelitz

EWVA Eigenwasserversorgungsanlagen M-V Mecklenburg-Vorpommern

EZWVA Einzelwasserversorgunganlagen N Anzahl der Stichprobe e.V. eingetragener Verein n Anzahl der Substichprobe

FSME Frühsommer- Meningoenzephalitis NBL Neue Bundesländer

Hrsg. Herausgeber Nr. Nummer

IfMeldeVO Infektionsmeldeverordnung ÖGD Öffentliche Gesundheitsdienst

IfSG Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von ÖGDG Öffentliche Gesundheitsdienstgesetz Infektionskrankheiten beim Menschen PsychKG Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen ITS Intensivmedizinische Station für psychisch Kranke f. folgende (Seite) RKI Robert Koch Institut ff. folgende (Seiten) SIS-Online Statistisches Informationssystem Mecklenburg-Vorpommern G-BA Gemeinsamer Bundesauschuss SGB Sozialgesetzbuch gGmbH gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung SpDi Sozialpsychiatrischer Dienst

GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung TrinkwV Trinkwasserverordnung

FÄ Fachärzte vgl. vergleiche

HÄ Hausärzte WHO World Health Organization

HNO Hals-Nasen-Ohren Heilkunde ZWVA zentraler Wasserversorger

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Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1.1: Ämter des LK MST und angrenzende Landkreise ...... 8 Abbildung 1.2: Bevölkerungsdichte der Bundesländer der BRD und der LK M-V ...... 10 Abbildung 1.3: Geschlechtsspezifische Bevölkerungsentwicklung im LK MST 1989 bis 2010 ...... 11 Abbildung 1.4: Bevölkerungsstruktur des LK MST 2000 und 2010 ...... 12 Abbildung 1.5: Bevölkerungsstruktur des LK MST 2000 und 2010 ...... 13 Abbildung 1.6: Anteile der Altersklassen an der Gesamtbevölkerung im LK MST 1989 bis 2010 (in Prozent) ...... 14 Abbildung 1.7: Entwicklung des Jugendquotienten im LK MST, M-V und der BRD 1999 bis 2010 ...... 15 Abbildung 1.8: Entwicklung des Altenquotienten im LK MST, M-V und der BRD 1999 bis 2010 ...... 16 Abbildung 1.9: Entwicklung der Anzahl von Lebendgeborenen und Gestorbenen im LK MST 1980, 1981, 1985, 1990 bis 2010 ...... 17 Abbildung 1.10: Entwicklung der Zu- und Fortzüge über Gemeindegrenzen des LK MST 1990 bis 2010 ...... 18 Abbildung 1.11: Prognose der Bevölkerungsentwicklung (2005 bis 2030) in M-V (in Prozent) ...... 19 Abbildung 1.12: Prognose der Bevölkerungsentwicklung verschiedener Altersklassen für den LK MST 2005 bis 2030 (in Prozent) ...... 21 Abbildung 1.13: Prognose der Bevölkerungsentwicklung verschiedener Altersklassen für das Bundesland M-V 2005 bis 2030 (in Prozent) ...... 21 Abbildung 1.14: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort zum 30.06. im LK MST 1998 bis 2010 ...... 22 Abbildung 1.15: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort zum 30.06. im LK MST 1996 bis 2010 ...... 23 Abbildung 1.16: Ein- und Auspendler sowie Pendlersaldo des LK MST 1999 bis 2008 ...... 24 Abbildung 1.17: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort nach Wirtschafts- sektoren im LK MST 2000 bis 2010 ...... 25 Abbildung 1.18: Arbeitslosenquote von allen zivilen Erwerbspersonen im LK MST, M-V und der BRD 2001 bis 2010 (Jahresdurchschnitt in Prozent) ...... 26 Abbildung 1.19: Geschlechtsspezifischer Verlauf der Arbeitslosenquote im LK MST im Jahr 2010 (in Prozent) ...... 27 Abbildung 1.20: Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte je Einwohner im LK MST, M-V und der BRD 1995 bis 2008 (in Euro) ...... 29 Abbildung 1.21: Armutsquoten in der BRD nach Bundesländern und Raumordnungsregionen 2007 ...... 30 Abbildung 1.22: Anteil der durch die Wasserversorger im LK MST versorgten Bevölkerung 2008 ...... 34 Abbildung 1.23: Schematische Darstellung der Wasserwerke im LK MST(Stand 2010) ...... 35 Abbildung 1.24: Trinkwasseruntersuchungen zentraler Wasserversorger und Kleinanlagen auf Koloniezahl bei 20°C und 36°C im LK MST 2010...... 37 Abbildung 1.25: Trinkwasseruntersuchungen zentraler Wasserversorger und Kleinanlagen auf coliforme Keime und Escherichia Coli im LK MST 2010 ...... 38 Abbildung 1.26: Beprobungen auf Legionellen im LK MST 2006 bis 2010 ...... 41

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1.27: Trinkwasseruntersuchungen zentraler Wasserversorger und Kleinanlagen auf Nitrat und Nitrit im LK MST 2010 ...... 43 Abbildung 1.28: Trinkwasseruntersuchungen zentraler Wasserversorger und Kleinanlagen auf Eisen und Mangan im LK MST 2010 ...... 44 Abbildung 1.29: Untersuchungen der Kleinanlagen auf Uran 2008 ...... 47 Abbildung 1.30: Badegewässer im LK MST ...... 48 Abbildung 1.31: Einstufung der beprobten Badegewässer im LK MST gemäß der Kriterien der Badewasserkarte M-V ...... 49 Abbildung 1.32: Einstufung und schematische Darstellung der Lage der Badestellen im LK MST 2010...... 49 Abbildung 1.33: Cyanobakterien in Badegewässern im LK MST ...... 52 Abbildung 1.34: Nachhallzeitmessung ...... 53

Abbildung 2.1: Entwicklung der absoluten Schülerzahlen vom Schuljahr 1998/1999 bis zum Schuljahr 2010/2011 ...... 58 Abbildung 2.2: Anteil der Schüler der Klasse 8 nach Schulart der Schuljahre 2005/2006 bis 2010/2011 (in Prozent) ...... 59 Abbildung 2.3: Anteil der im Schuljahr 2009/2010 erfassten Einschüler mit den ent- sprechenden Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U9 (in Prozent) ...... 62 Abbildung 2.4: Anteil der Einschüler mit motorischen Auffälligkeiten in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 63 Abbildung 2.5: Anteil der Einschüler mit Sprachstörung und Anteil der Einschüler mit empfohlener Sprachheilbehandlung an den Einschülern mit Sprachstörung in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 64 Abbildung 2.6: Anteil der Einschüler mit unzureichenden schulrelevanten Fähigkeiten (Simultanerfassung von Mengen, Merkfähigkeit von Zahlen und Sätzen) in den Schuljahren 2004/2005 bis 2008/2009 (in Prozent) ...... 65 Abbildung 2.7: Anteil der Einschüler mit unzureichenden schulrelevanten Fähigkeiten (Abstraktionsvermögen, visuelle und akustische Differenzierung) in den Schuljahren 2004/2005 bis 2008/2009 (in Prozent) ...... 66 Abbildung 2.8: Anteil der Einschüler mit Auffälligkeiten im psychosozialen Verhalten und unzureichender psychophysischer Belastbarkeit in den Schuljahren 2004/ 2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 67 Abbildung 2.9: Anteil der Kinder mit Empfehlung zur Rückstellung von der Einschulung aus körperlichen oder medizinischen Gründen an allen bei der Schuleingangs- untersuchung untersuchten Kindern in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/ 2010 (in Prozent) ...... 68 Abbildung 2.10: Häufigste Diagnosen bei den Einschülern im Schuljahr 2008/2009 nach Anteil der betroffenen Kinder (in Prozent, n = 606) ...... 68 Abbildung 2.11: Anteil der Einschüler mit Defiziten bei den schulrelevanten Fähigkeiten, Fertigkeiten und Verhaltensweisen im Schuljahr 2008/2009 (in Prozent, n=606) ...... 69 Abbildung 2.12: Anteil der Schüler mit herabgesetzter Sehschärfe in den drei untersuchten Altersklassen in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 71 Abbildung 2.13: Anteil der Schüler mit Übergewicht und Adipositas in den drei untersuchten Altersklassen in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 72 Abbildung 2.14: Anteil der Schüler mit Untergewicht in den drei Altersklassen in den Schul- jahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 73

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 2.15: Anteil der Schüler mit Haltungsschwäche in den drei Altersklassen in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 74 Abbildung 2.16: Anteil der Schüler mit allergischer Rhinitis, Asthma bronchiale und endogenem Ekzem in den drei untersuchten Altersstufen in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 75 Abbildung 2.17: Allergische Erkrankungen gegliedert nach allergischer Rhinitis, Asthma bronchiale und endogenem Ekzem am Beispiel des Anteils betroffener Kinder in Schulklasse 8 in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 75 Abbildung 2.18: Anteil übergewichtiger Schüler nach Schulart in Klasse 4 in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 76 Abbildung 2.19: Anteil übergewichtiger Schüler nach Schulart in Klasse 8 in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 77 Abbildung 2.20: Anteil adipöser Schüler nach Schulart in Klasse 4 in den Schuljahren 2004/ 2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 77 Abbildung 2.21: Anteil adipöser Schüler nach Schulart in Klasse 8 in den Schuljahren 2004/ 2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 78 Abbildung 2.22: Anteil geimpfter Kinder bei der Schuleingangsuntersuchung in den Schul- jahren 2004/2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 79 Abbildung 2.23: Anteil der gegen Tetanus und Diphterie geimpften Kinder in Klasse 4 in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 unter Berücksichtigung der Grund- immunisierung und 1. Auffrischungsimpfung (in Prozent) ...... 80 Abbildung 2.24: Anteil vollständig geimpfter Kinder der Klasse 8 in den Schuljahren 2004/ 2005 bis 2009/2010 (in Prozent) ...... 81 Abbildung 2.25: Anteil vollständig geimpfter Kinder der Klasse 8 im Schuljahr 2009/2010 (in Prozent) ...... 81 Abbildung 2.26: Anteil der Kinder und Jugendlichen mit entsprechendem Gebisszustand an allen untersuchten Kindern und Jugendlichen vom 3.-18. Lebensjahr (in Prozent) ...... 86 Abbildung 2.27: Anteil der Kinder und Jugendlichen mit primär gesundem Gebiss an allen untersuchten Kindern und Jugendlichen vom 3.-18. Lebensjahr der Schul- jahre 2000/2001 bis 2009/2010 im Landkreis MST und dem Bundesland M-V im Vergleich (in Prozent) ...... 87 Abbildung 2.28: Anteil der Kinder mit entsprechendem Gebisszustand bei 3- bis 6-Jährigen in Kindergärten (in Prozent) ...... 88 Abbildung 2.29: Anteil der Grundschüler mit entsprechendem Gebisszustand (in Prozent) ...... 89 Abbildung 2.30: Anteil der Regelschüler mit entsprechendem Gebisszustand in Klasse 5 und 6 (in Prozent) ...... 90 Abbildung 2.31: Anteil der Regelschüler mit entsprechendem Gebisszustand in den Klassen 7-12 (in Prozent)...... 91 Abbildung 2.32: Anteil der Förderschüler mit entsprechendem Gebisszustand bis zum 12. Lebensjahr (in Prozent) ...... 92 Abbildung 2.33: Anteil der Förderschüler mit entsprechendem Gebisszustand ab dem 12. Lebensjahr (in Prozent) ...... 93 Abbildung 2.34: Entwicklung des df-Index bei den Dreijährigen des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 ...... 94 Abbildung 2.35: Entwicklung des DMF-T-Index bei den Zwölfjährigen des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V in den Schuljahren 2004/2005 bis 2009/2010 ...... 95

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Abbildung 2.36: Entwicklung des Krankenstandes in Mecklenburg-Vorpommern, Neu- brandenburg und dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz ...... 102 Abbildung 2.37: Vergleich der Krankschreibungshäufigkeit und Dauer der Krankschreibung in den Landkreisen des Bundeslandes Mecklenburg-Vor-pommerns ...... 103 Abbildung 2.38: Anteil der Hauptgruppen der Erkrankungen an den Arbeitsunfähigkeitstagen in Mecklenburg-Vorpommern, Neubrandenburg und dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz ...... 105 Abbildung 2.39: Anteil der Hauptgruppen der Erkrankungen an den Arbeitsunfähigkeitsfällen in Mecklenburg-Vorpommern, Neubrandenburg und dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz ...... 107

Abbildung 3.1: Anzahl der absolut erfassten Influenza-Fälle im LK MST im Zeitraum 2005 bis 2010 ...... 112 Abbildung 3.2: Anzahl der im LK MST absolut erfassten Fälle aufgetretener meldepflichtiger Krankheiten nach dem Infektionsschutzgesetz im Zeitraum 2005 bis 2010 ...... 113 Abbildung 3.3: Anzahl der im LK MST absolut erfassten Fälle aufgetretener meldepflichtiger Krankheiten nach IfMeldeVO M-V im Zeitraum 2005 bis 2010 ...... 115 Abbildung 3.4: Verstorbene Männer im LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 nach Alters- gruppen (in Prozent) ...... 116 Abbildung 3.5: Verstorbene Frauen im LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 nach Alters- gruppen (in Prozent) ...... 117 Abbildung 3.6: Verstorbene des LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 nach Altersgruppen und Geschlecht (in Prozent) ...... 118 Abbildung 3.7: Mittlere Lebenserwartung der Männer des Bundeslandes M-V im Kreis- vergleich der Jahre 2005-2009 (5-Jahres-Mittel) ...... 118 Abbildung 3.8: Mittlere Lebenserwartung der Frauen des Bundeslandes M-V im Kreis- vergleich der Jahre 2005-2009 (5-Jahres-Mittel) ...... 119 Abbildung 3.9: Säuglingssterblichkeit nach Kreisen und kreisfreien Städten des Bundes- landes M-V von 2005 bis 2009 (pro 1000 Lebendgeburten, 5-Jahres-Mittel) ...... 120 Abbildung 3.10: Säuglingssterblichkeit pro 1000 Lebendgeburten im LK MST und Bundes- land M-V (gleitendes 5-Jahres-Mittel) ...... 120 Abbildung 3.11: Anteil der Todesursachen (Diagnoseklassen) an allen Verstorbenen des LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 (in Prozent) ...... 121 Abbildung 3.12: Häufige Todesursachen (Diagnoseklassen) der verstorbenen Männer des LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 (in Prozent) ...... 122 Abbildung 3.13: Häufige Todesursachen (Diagnoseklassen) der verstorbenen Frauen des LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 (in Prozent) ...... 123 Abbildung 3.14: Anteile zum Tode führender häufiger Krankheiten des Kreislaufsystems an allen zum Tode führenden Krankheiten des Kreislaufsystems im LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 (in Prozent) ...... 124 Abbildung 3.15: Standard-Mortalitätsraten für häufige Todesursachen im LK MST 2005-2009 (5-Jahres-Mittel), standardisiert an der Bevölkerung des Bundeslandes M-V ...... 125 Abbildung 3.16: Anteile häufiger zum Tode führender Neubildungen an allen zum Tode führenden Neubildungen im LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 bei den Männern (in Prozent) ...... 126 Abbildung 3.17: Anteile häufiger zum Tode führender Neubildungen an allen zum Tode führenden Neubildungen im LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 bei den Frauen (in Prozent) ...... 126

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Abbildung 3.18: Anteil der Sterblichkeit an Bronchial- und Lungenkrebs an allen im LK MST Verstorbenen in den Jahren 2007 bis 2010 nach Geschlecht (in Prozent) ...... 127 Abbildung 3.19: Anteil der Sterblichkeit an psychischen und Verhaltensstörungen an der Gesamtsterblichkeit im LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 nach Geschlecht (in Prozent) ...... 128 Abbildung 3.20: Anteil der Sterblichkeit an Verletzungen, Vergiftungen und bestimmten anderen Folgen äußerer Ursachen an der Gesamtsterblichkeit im LK MST in den Jahren 2007 bis 2010 nach Geschlecht (in Prozent) ...... 128 Abbildung 3.21: Vermeidbare Sterbefälle der Männer in den Jahren 2000 sowie 2005 bis 2009 im Vergleich der BRD und des Bundeslandes M-V je 100.000 Einwohner ...... 130 Abbildung 3.22: Vermeidbare Sterbefälle der Frauen in den Jahren 2000 sowie 2005 bis 2009 im Vergleich der BRD und des Bundeslandes M-V je 100.000 Einwohner ...... 130 Abbildung 3.23: Bei Verkehrsunfällen Getötete im LK MST, Bundesland M-V und der BRD in den Jahren 2005 bis 2010 je 1 Mio Einwohner ...... 131 Abbildung 3.24: Pilzberatungen im LK MST in den Jahren 2005 bis 2010 ...... 132

Abbildung 4.1: Regionale Verteilung der Haus- und Fachärzte im Landkreis Mecklenburg- Strelitz (Stand 31.12.2010) ...... 135 Abbildung 4.2: Anzahl und regionale Verteilung der im Landkreis Mecklenburg-Strelitz niedergelassenen Haus- und Fachärzte (Stand 31.12.2010) ...... 136 Abbildung 4.3: Vergleich des Durchschnittsalters (in Jahren) der Vertragsärzte, Hausärzte und Fachärzte im Landkreis Mecklenburg-Strelitz (2010) und der Bundes- republik Deutschland (2009) ...... 140 Abbildung 4.4: Entwicklung der Altersstruktur der im Landkreis Mecklenburg-Strelitz niedergelassenen Hausärzte (01- 2004, 12-2005, 12-2008, 12-2010) ...... 141 Abbildung 4.5: Schematische Darstellung der Anfahrtsstrecke zum nächsten Hausarzt (ohne Berücksichtigung der in angrenzenden Gebieten tätigen Hausärzte) im Land- kreis Mecklenburg-Strelitz (Stand 31.12.2010) ...... 143 Abbildung 4.6: Anfahrtswege und Anfahrtsdauer zum nächsten Hausarzt im Landkreis Mecklenburg-Strelitz ...... 144 Abbildung 4.7: Anzahl und regionale Verteilung der im Landkreis Mecklenburg-Strelitz niedergelassenen Zahnärzte inkl. Fachärzten für Kieferorthopädie und Fach- zahnärzte für Oralchirurgie (Stand 31.12.2010) ...... 148 Abbildung 4.8: Einwohner-Zahnarzt-Relation im Landkreis Mecklenburg-Strelitz, Neu- brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern 1994 bis 2010 ...... 149 Abbildung 4.9: Anzahl und regionale Verteilung der im Landkreis Mecklenburg-Strelitz tätigen nichtärztlichen Berufsgruppen (Stand 31.12.2010) ...... 150 Abbildung 4.10: Entwicklung der Anzahl der Pflegebedürftigen im Landkreis Mecklenburg- Strelitz (2003, 2005, 2007, 2009) ...... 151 Abbildung 4.11: Entwicklung der Anzahl der Pflegegeldempfänger im Landkreis Mecklen- burg-Strelitz (2003, 2005, 2007, 2009) ...... 152 Abbildung 4.12: Anzahl und regionale Verteilung der ambulanten Pflegedienste im Landkreis Mecklenburg-Strelitz (Stand 31.12.2010) ...... 153 Abbildung 4.13: Entwicklung der Anzahl der durch ambulante Pflege-dienste versorgten Menschen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz nach Geschlecht (2001, 2003, 2005, 2007, 2009)...... 154 Abbildung 4.14: Entwicklung des Anteils der Pflegestufen an den durch ambulante Pflege- dienste versorgten Menschen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz (1999, 2001, 2003, 2005, 2007, 2009) ...... 155

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Abbildung 4.15: Anzahl der Betten und regionale Verteilung der stationären Pflegeein- richtungen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz (Stand 31.12.2010) ...... 156 Abbildung 4.16: Entwicklung der Anzahl der in stationären Pflegeeinrichtungen versorgten Menschen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz nach Geschlecht (2001, 2003, 2005, 2007, 2009)...... 157 Abbildung 4.17: Entwicklung des Anteils der Pflegestufen an den in stationären Pflegeein- richtungen versorgten Menschen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz (1999, 2001, 2003, 2005, 2007, 2009) ...... 157 Abbildung 4.18: Organisationsform der kommunalen Psychiatrie im Landkreis Mecklenburg- Strelitz ...... 161 Abbildung 4.19: Entwicklung der Anzahl der durch den Sozialpsychiatrischen Dienst durchgeführten Beratungen und Hausbesuche 1999 bis 2010 ...... 162 Abbildung 4.20: Entwicklung der Anzahl der durch den Sozialpsychiatrischen Dienst durch- geführten Betreuung und den Anteilen der Indikationsbereiche 2005 bis 2010 ...... 163 Abbildung 4.21: Entwicklung des Anteils verschiedener Altersklassen an der Gesamtzahl der durch den Sozialpsychiatrischen Dienst durchgeführten Betreuung 2005 bis 2010 ...... 164 Abbildung 4.22: Entwicklung der Anzahl der durch den Sozialpsychiatrischen Dienst erstellten Gutachten nach Auftraggebern 2005 bis 2010 ...... 165 Abbildung 4.23: Anzahl und regionale Verteilung der Hilfeangebote im Versorgungssystem für psychisch kranke und behinderte Menschen im Landkreis Mecklenburg- Strelitz ...... 167 Abbildung 4.24: Schematische Darstellung der Hilfeangebote für psychisch kranke und behinderte Menschen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz ...... 168 Abbildung 4.25: Anzahl und regionale Verteilung der Hilfeangebote im Versorgungssystem für Suchtkranke im Landkreis Mecklenburg-Strelitz ...... 169 Abbildung 4.26: Schematische Darstellung der Hilfeangebote für Suchtkranke ...... 170 Abbildung 4.27: Anzahl und regionale Verteilung der Apotheken im Landkreis Mecklenburg- Strelitz (Stand 31.12.2010) ...... 171 Abbildung 4.28: Einwohner-Apotheken-Relation im Landkreis Mecklenburg-Strelitz, Neu- brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern 1994 bis 2010 ...... 171

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Tabellenverzeichnis

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Tabelle 1.1: Amtsverwaltungen des LK MST (Stand 31.12.2010) ...... 9 Tabelle 1.2: Elterngeld in M-V und im LK MST 2007 und 2009 ...... 32 Tabelle 1.3: Ausgewählte untersuchte mikrobiologische Parameter im Trinkwasser von zentralen Wasserversorgern, Kleinanlagen und Kleinanlagen mit Abgabe an Dritte im LK MST 2006 bis 2010 ...... 39 Tabelle 1.4: Auf Legionellen untersuchte Objekte im LK MST 2006 bis 2010 ...... 42 Tabelle 1.5: Ausgewählte untersuchte chemische Parameter im Trinkwasser im LK MST 2006 bis 2010 ...... 45 Tabelle 1.6: Einstufung der Badestellen im LK MST 2006 bis 2010 ...... 50

Tabelle 2.1: Anzahl aller untersuchten Kinder und Schüler der Schuljahre 2005/2006 bis 2009/ 2010 ...... 61 Tabelle 2.2: Ausgewählte Diagnosen bei den untersuchten Einschülern des LK MST und des Bundeslandes M-V im Schuljahr 2008/2009 nach Anteil der betroffenen Kinder (in Prozent) ...... 69 Tabelle 2.3: Anteil der Einschüler mit Defiziten bei ausgewählten schulrelevanten Fähigkeiten, Fertigkeiten und Verhaltensweisen an allen untersuchten Einschülern des LK MST und des Bundeslandes M-V 2008/2009 (in Prozent) ...... 70 Tabelle 2.4: Anzahl der Kinder, die in den Jahren 2005 bis 2010 Frühfördermaßnahmen erhielten ...... 83 Tabelle 2.5: Integrationskindertagesstätten, Träger und Anzahl der Integrationsplätze des Land- kreises Mecklenburg-Strelitz (Stand 31.12.2010) ...... 84 Tabelle 2.6: Anzahl aller zahnärztlich untersuchten Kinder und Jugendlichen vom 3. - 18. Lebensjahr ...... 85 Tabelle 2.7: Anteil der Kinder und Jugendlichen mit entsprechendem Gebisszustand an allen untersuchten Kindern und Jugendlichen vom 3.-18. Lebensjahr des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V 2009/2010 (in Prozent) ...... 87 Tabelle 2.8: Anzahl aller zahnärztlich untersuchten 3- bis 6-Jährigen in Kindergärten ...... 88 Tabelle 2.9: Anteil der 3- bis 6-Jährigen mit entsprechendem Gebisszustand in Kindergärten des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V 2009/2010 (in Prozent) ...... 88 Tabelle 2.10: Anzahl aller zahnärztlich untersuchten Kinder in Grundschulen...... 89 Tabelle 2.11: Anteil der Grundschüler mit entsprechendem Gebisszustand des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V 2009/2010 (in Prozent) ...... 89 Tabelle 2.12: Anzahl aller zahnärztlich untersuchten Schüler in Klassenstufe 5 und 6 in Regel- schulen ...... 90 Tabelle 2.13: Anteil der Regelschüler mit entsprechendem Gebisszustand in Klasse 5 und 6 des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V 2009/2010 (in Prozent) ...... 90 Tabelle 2.14: Anzahl aller zahnärztlich untersuchten Schüler in Klassenstufe 7 bis 12 in Regel- schulen ...... 91 Tabelle 2.15: Anteil der Regelschüler mit entsprechendem Gebisszustand in den Klassen 7-12 des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V 2009/2010 (in Prozent) ...... 91 Tabelle 2.16: Anzahl aller zahnärztlich untersuchten Förderschüler bis zum 12. Lebensjahr ...... 92 Tabelle 2.17: Anteil der Förderschüler mit entsprechendem Gebisszustand bis zum 12. Lebens- jahr des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V 2009/2010 (in Prozent)...... 93 Tabelle 2.18: Anzahl aller zahnärztlich untersuchten Förderschüler ab dem 12. Lebensjahr ...... 93

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Tabelle 2.19: Anteil der Förderschüler mit entsprechendem Gebisszustand ab dem 12. Lebens- jahr des Landkreises MST und des Bundeslandes M-V 2009/2010 (in Prozent)...... 94 Tabelle 2.20: Anteil ausgewählter Erkrankungen an den AU-Tagen und AU-Fällen in Mecklen- burg-Vorpommern (in Prozent) ...... 107

Tabelle 3.1: Anzahl der gemeldeten viral bedingten Durchfallerkrankungen im LK MST im Zeitraum 2005 bis 2010 ...... 110 Tabelle 3.2: Anzahl der gemeldeten bakteriell bedingten Durchfallerkrankungen im LK MST im Zeitraum 2005 bis 2010 ...... 110 Tabelle 3.3: Außerhalb von Gemeinschaftseinrichtungen aufgetretene lebensmittelbedingte Erkrankungshäufungen mit und ohne Erregernachweis im Zeitraum 2005 bis 2010 ...... 111 Tabelle 3.4: Anzahl der absolut erfassten Influenza-Fälle im Bundesland M-V im Jahr 2009 ...... 112 Tabelle 3.5: Definition von sogenannten vermeidbaren Sterbefällen nach dem Konzept des Sachverständigenrats für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen ...... 129

Tabelle 4.1: Hausärztlicher Versorgungsgrad, Einwohner-Hausarzt-Relation, Anzahl der Einwohner und Hausärzte im Landkreis Mecklenburg-Strelitz (2003, 2005, 2008, 2010) ...... 138 Tabelle 4.2: Anfahrtswege und Anfahrtsdauer zum nächsten Hausarzt im Landkreis Mecklen- burg-Strelitz ...... 145

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