Heinrich Gemkow Helena Demuth

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Heinrich Gemkow Helena Demuth Lenchen Demuth in ihren Erinnerungen an Karl Marx und Friedrich En­ gels und würdigen sie dort meist knapp, aber mit großer Herzlichkeit. 6 Merkwürdig, daß es über diese Frau außer Heinz Monz' Skizze und eini­ gen journalistischen Bemühungen 7 noch keine geschlossene Darstel­ lung gibt. Dazu trägt zweifellos der bemerkenswerte Umstand bei, daß von He­ lena Demuth außer einer Unterschrift keinerlei Zeugnisse von ihrer Hand überliefert sind. Nur aus der Sicht und in schriftlichen Aussagen anderer Menschen stellt sich uns diese Persönlichkeit dar. Versuchen wir trotzdem, aus den Hunderten auf uns überkommenen Mitteilungen über ihr Leben ein Bild zu zeichnen! Heinrich Gemkow Am 31. Dezember 1820 erschien laut Geburtsregister der Bürgermei­ sterei St. Wendel Michel Demuth, "wohnhaft zu St. Wendel, welcher uns erklärte, daß ein Kind weiblichen Geschlechts zu St. Wendel den Helena Demuth - /leine treue Genossin/l heutigen Tag des Monats Dezember um ein Uhr des Vormittags geboh­ ren worden von Catharina Creutz, Ehefrau, wohnhaft zu St. Wendel, von Profeßion nichts, und erzeugt von ihm, Deklaranten, von Profeßion Sie war ein Arbeiterkind und kam aus dem heutigen Saarland. Sie lebte ein Becker, wohnhaft zu St. Wendel, welchem Kind die Vornamen He­ fast fünfzig jahre mit jenny von Westphalen, davon nahezu vierzig mit lena gegeben werden sollen"8. Karl und jenny Marx, schließlich sieben jahre mit Friedrich Engels unter Michel Demuth, geboren am 28. Oktober 1788 in St. Wendel und dort einem Dache und ruht nun fast ein jahrhundert im Marxschen Familien­ auch am 17. Mai 1826 verstorben, war nicht nur Bäcker, sondern neben­ grab auf dem Londoner Highgate-Friedhof. Sie stand stets im Schatten, her auch, zumindest zeitweise, Tagelöhner und Ackerer, was auf einen strahlte aber mit ihrer Güte, Lebensweisheit und selbstlosen Hilfsbereit­ wahrscheinlich winzigen Grundbesitz schließen läßt. Seine Frau Maria schaft auf Hunderte aus. Sie war, um mit August Bebel zu sprechen, Catharina, geborene Creutz, etwa 1792 in Oberlinxweiler geboren und "eine treue Genossin"1. am 11.juli 1848 in St. Wendel verstorben, schenkte ihm sieben Kinder, Die Frau, von der wir sprechen, war Helena Demuth, von ihren sechs Töchter und einen Sohn. Helena war das fünfte Kind. Das Ge­ Freunden zärtlich-schlicht Lenchen genannt. Unter diesem Kosenamen burtshaus in der Obergasse existiert nicht mehr. An seiner Stelle befin­ ist sie in alle seriösen Karl-Marx- und Friedrich-Engels-Biographien ein­ det sich jetzt die Bäckerei Lerner in der heutigen Balduinstraße hinter gegangen. Größere Aufmerksamkeit und Würdigung schenkte ihrem dem Dom. 9 Wirken Luise Dornemann in ihrer Biographie über jenny Marx.2 Heinz Fünf jährig wurde Helena Demuth Halbwaise. Schon als Kind lernte Monz war der erste, der über Helena Demuth eine verdienstvolle bio­ sie bittere Not kennen. Vermutlich war sie noch nicht zehn jahre alt, graphische Skizze mit bemerkenswerten Forschungsresultaten veröf­ als sie "zum Dienen" nach Trier geschickt wurde. 10 Selbst noch Kind, fentlichte, die aber zunächst an recht versteckter Stelle erschien. 3 Ihm mußte sie "für Kost und Logis" anderer Leute Kinder hüten, mußte put­ folgten 1983 Gerhard Bungert und Marlene Grund mit der von ihnen zen und aufräumen. Die Arbeit überstieg ihre Kräfte. Da nahm sie - die herausgegebenen Broschüre "Karl Marx, Lenchen Demuth und die näheren Umstände kennen wir nicht - die Frau des preußischen Regie­ Saar".4 rungsrats johann Ludwig von Westphalen als Hausgehilfin zu sich. Ca­ Einige hundert Mal wird Helena Demuth in der Marx-Engels-Werk­ roline von Westphalen war eine gebildete und gütige Frau. Helena ausgabe erwähnt, darüber hinaus an die hundert Mal in den Briefwech­ wurde gut behandelt und wuchs zusammen mit der sechs jahre älteren sel-Ausgaben aus dem Umfeld von Marx und Engels. 5 Und selbst in den Tochter des Hauses, jenny, auf. Im Laufe der Zeit freundeten sich die noch unveröffentlichten Korrespondenzen der Familienmitglieder und beiden an. Kampfgefährten wird sie häufig genannt, gegrüßt, mit Mitteilungen be­ Als jenny am 19. juni 1843 Dr. Karl Marx heiratete und wenig später dacht, wird von ihrem Ergehen berichtet oder werden Informationen mit ihm ins freiwillige Exil nach Paris ging, blieb Helena bei Caroline von ihr weitergegeben. Etwa ein Dutzend Persönlichkeiten erwähnen von Westphalen zurück, doch nicht für lange. Im April 1845 - Karl und 324 325 Jenny Marx waren inzwischen, aus Köln ging, um dort die Gründung der "Neuen Rheinischen Zeitung" vor­ Töchterchen Jenny nach Brüssel gezogen schickte Frau von ,horoiton machten die beiden Frauen mit den Kindern zunächst in len Helena dem jungen Paar zu Hilfe. Haushaltspflichten und Kinder­ von Westphalen Station. Erst als Karl Marx die Aufent- pflege das zweite Kind kündigte sich schon an innende Sekretä­ Köln erwirkt hatte. konnte er wahrscheinlich im rinnendienste für ihren Mann, dazu zahlreiche Besuche von Gesin­ nungsfreunden - all das drohte Jenny über den Kopf zu wachsen. Da war Lenchen mit ihrem praktischen Sinn und ihren Erfahrungen Retterin die Familie Marx in in der Not. stadt, nur wenige Schritte von der Um Not ging es aber auch im wortwörtlichen Sinn, denn schon hier Zeitung" Quartier bezog. Hier - wie in wurde Schmalhans Küchenmeister im Hause Marx. Als zeit- lernte Lenchen weitere Mitglieder des Bundes der Geld fehlte, um Helena Demuth ihren Lohn auszuzah­ nen, die dann über Jahrzehnte hinweg zu rer Mutter nach Trier zurückschicken. Doch so Karl Schapper und Friedrich Leßner. Auch Jennys enger Caroline Schoeler, die später im Londoner Exil so häufig Gast im Marx war, ist sie spätestens zu dieser Zeit zum ersten Mal begegnet. _ _ wu Doch kaum ein Jahr währte der Aufenthalt in der rheinischen Metro­ mehr und mehr zur treuen Freundin, engen Vertrauten pole. Als der Ausweisungsbefehl Mitte Mai 1849 Marx aus Köln vertrieb, Kampfgefährtin von jenny und Kar!. die Fami und mit ihr Lenchen erneut und nun endgültig den In Brüssel lernte Helena Demuth Friedrich Engels ins Exil antreten. Über Bingen ging die Fahrt nach Trier und dann Frühjahr 1845 in die belgisehe Hauptstadt übersiedelte u Juli weiter über Aachen und Brüssel nach Paris. Aber da auch der Marx-Wohnung Quartier bezog. Es begann das jahr Karl Marx Ende August auswies, folgte Mitte sammenarbeit von Marx und Engels an dem Manuskript der "Deutschen lung der Familie nach London. Am 19. Sep­ Ideologie". Noch Jahrzehnte später erinnerte sich Lenchen an das Ge­ zusammen mit Jenny und den Kindern das damals oft nachts durch das Haus schallte, wenn die beiden englischen Boden. London wurde für Freunde bei der Niederschrift des Manuskripts temperamentvoll disku­ die zweite ihres Lebens ihre "Heimat" ein fremdes Land, des­ tierten. sen Sprache sie im Hier in Brüssel begegneten Helena auch zum ersten Mal Männer wie Hatte schon in und Georg Weerth, Ferdinand Freiligrath und joseph brachen nun Leid und Moses Heß und Wilhelm Weitling, joseph Moll und Paul herein, und das fast zwei Janrzennte lang - von Lebensweg kreuz­ ten bewirkten besseren Zeiten abgesehen. ebenfalls tierung, drückende Schulden und erniedrigendes n um ein schwere Krankheiten und den Tod von vier Kindern alle Schrecken respondenzkomitee mit und des Emigrantendaseins mußten die Familie Marx und Lenchen durchle­ Der Brüsseler Aufenthalt fand eine längere Unterbrechung, als He­ ben. Ein Wertstück nach dem anderen, selbst Kleider und Wäsche, wan­ lena Demuth von Juli bis September 1845 Jenny Marx und deren ins Pfandhaus. Nicht nur die Pennies für Schreibpapier, Zeitungen terchen nach Trier begleitete. 12 Wahrscheinlich nutzte sie diesen Auf­ Briefmarken - unerläßlich für Marx' schriftstellerische Arbeit ­ enthalt auch zu einem Besuch ihrer Verwandten. Geld für den Arzt und die Schule, für notwendige Me­ Die äußerlich ziemlich ruhigen Brüsseler jahre fanden jäh ein für Milch und Gemüse. Oft ernährte sich die Fami­ als im Februar 1848 der Revolutionssturm Europa erfaßte. Am 4.15. März Kartoffeln. Ständig drohte Obdachlosigkeit. leitete Helena Demuth den unter empörenden Umständen aus Bel­ Notzeit erwies sich Helena Demuth ausgewiesenen Karl Marx, seine Frau und die nun drei kleinen Kin­ Hilfe für Marx und die Seinen. Ihr praktischer Sinn, nach Paris. Doch der dortige Aufenthalt war nur kurz. Anfang April und Handfertiakeit halfen, auch die schlimmsten Krisen zu Kindern dem nach Deutschland vorausge­ die unzähligen Sorgen Marx mit Engels nach nicht immer war, von 326 327 Karl Marx ganz zu schweigen - mit bewundernswerter Geduld und Doch zurück zu Helena Demuth. Die Liebe und Fürsorge, die sie Standfestigkeit, mit Einfallsreichtum und mitunter Pfiffigkeit. ihrem eigenen Sohn nicht täglich erweisen konnte, schenkte sie den Von Paul Lafargue ist uns eine sehr plastische Schilderung der Rolle Marx-Töchtern. Diese vergalten es ihr lebenslang mit zärtlicher Zunei­ Lenchens im Marxschen Hause überliefert: ,,[ ... ] sie widmete sich [ ... ] gung. Ganz besonders Eleanor schien Lenchen in ihr Herz geschlossen der Familie Marx mit einer solchen Hingabe, daß sie sich selbst völlig zu haben, und die jüngste Marx-Tochter sorgte später durch Briefe und vergaß. [ ... ] Sie war der praktische Hausgeist, der sich in den schwierig­ Aufsätze dafür, daß die Erinnerung an die treue Freundin der Familie sten Lebenslagen zurechtzufinden wußte. Ihrem Ordnungssinn, ihrer nicht verblaßte. Sparsamkeit, ihrem Geschick ist es zu verdanken, daß die Familie we­ Wie alle Mitglieder der Familie Marx bekam Helena Demuth neben nigstens das Allernötigste nie zu entbehren hatte. Sie verstand alles: Sie ihrem
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