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Ausgabe 3 • Jahrgang 9

Aktuelle News, Tourdaten und Neuerscheinungen jeden Mittwoch neu unter http://www.jazzecho.de

Herbst 2006 „Wer kann James Brown mit Gustav Mahler verschmelzen?“ Tomasz Stanko sucht noch Musiker. Weitere Qualifikationen im Porträt auf Seite 9. world’s best-sounding newspaper

Hörproben und mehr auf www.jazzecho.de: Einfach die JazzLinks ins kleine Kästchen auf der Homepage eintippen. Keith Jarrett Teddy Thompson kann Seite 3 braucht auch anders fällt nicht weit keinen Pop Teddy „In der Kürze liegt die Würze“: Keith Jarrett hat sich auf Thompson seiner neuen CD die Binsenweisheit zu Herzen genommen. vom Stamm ist ironisch. mehr Seite 3 Seite 12

Ladies first Seele, Sinnlichkeit und Stimmkraft sind die drei S der modernen Frau. Diana Krall, Madeleine Peyroux und Rebekka Bakken zeigen, wie’s geht.

as haben Frauen im zu norwegischen Sängerin und Songwrite- suchen? Einiges, vielleicht rin. Ein leidenschaftliches, intimes Werk alles. Nur, dass sie es dort voll glücklicher, dramatischer, einsamer, jahrzehntelang einfach nicht trauriger, abgeklärter und immer wieder W finden konnten. Allgemeine Ungleich- hoffnungsschimmernder Liebesgeschich- berechtigung und der ganz spezielle ten aus Frauensicht – die sie, bis auf eine Sexismus der Männerwelten von Bebop einsame Ausnahme, selbst komponiert, bis Free Jazz haben ihnen weniger den getextet und produziert hat. Mit dieser Weg verstellt, als dass sie ihnen bereits eindeutig weiblichen Musik wissen auch den Einstieg vermiest haben. „A woman Männer etwas anzufangen. is a woman, but a cigar is a smoke“, wie „Ich bin eine Frau, aber ich definiere es Rudyard Kipling so bezeichnend wie mich nicht über mein Geschlecht oder kryptisch formulierte. Doch seit einigen mein Aussehen, sondern über meine Mu- Jahren tut sich was in Sachen Frauen und sik“, meint Madeleine Peyroux kurz vor Jazz. Mittlerweile, nach einer Fußball- der Veröffentlichung ihres „Half WM, die Frauen nicht nur interessierte, The Perfect World“, auf dem sie neben sondern sogar dazu brachte, Panini-Bilder dem Titelsong von Leonard Cohen und zu sammeln und Wetten abzuschließen Serge Gainsbourgs „La Javanaise“ auch (und, noch schlimmer, zu gewinnen!), „I’m All Right“ singt, ihre Kollaboration rückt eine weibliche Vorherrschaft, die im mit dem Produzenten Larry Klein und Pop spätestens mit Madonna und Shakira Walter Becker von Steely Dan. „Für mich vollzogen wurde, auch im Jazzgeschäft in ist das Singen wie eine Fremdsprache”, immer greifbarere Nähe. meint sie weiter. „Wenn man eine ande- „Sind Frauen mit den Männern in der re Sprache fließend spricht und beginnt, Jazzwelt gleichberechtigt?“, fragte der sogar in dieser Sprache zu denken, kann amerikanische Journalist Tim Pulice Dia- man sich gewisse Freiheiten nehmen und na Krall, die gerade hochschwanger ihr Dinge in dieser Sprache erschaffen, die neues Swingalbum „From This Moment einem aus der Zwickmühle helfen. Sin- On“ promotete. „Ich glaube, dass Frauen gen löst meine Probleme.“ in vielerlei Hinsicht nicht gleichberechtigt So verschieden diese drei Frauen in sind“, kam die Antwort der 41-jährigen Aussehen und Ansichten sein mögen, so Kanadierin. „Meine Freundinnen sind unterschiedlich ist auch ihre Musik. Diana Anwältinnen und Ärztinnen und auch Krall zieht es jetzt wieder zum klassischen das sind in einigen Fachbereichen noch Swing, Rebekka Bakken schreibt und singt extreme Männerdomänen … Ich den- immer eigener über ihre Liebeserfahrun- ke aber schon, dass es eher Frauen sind, gen, Madeleine Peyroux wirkt nach wie die andere Frauen im Jazz unterstützen.“ vor wie eine in schönster Modernität wie- Jetzt kommt’s: „Es ist dabei sehr wichtig, dergeborene Blueslady. Eines haben sie dass Frauen sich nicht dafür entschuldi- mit Sicherheit gemein: Sie haben ihren gen müssen, dass sie gut aussehen.“ Ist Weg gefunden – jenseits von Jazz, Pop das vielleicht der Knackpunkt? Sitzen die oder anderen Kategorien, in ihrer indivi- Vorurteile wirklich so tief? duellen und originellen Musik. „Frauen haben so viel zu sagen“, gibt JazzLinks: bakken, krall, peyroux Natalie Cole zu Protokoll, deren neues Al- bum „Leavin’“ im Januar erscheinen soll. „Ich würde es gerne sehen, dass Frau- en mehr Songs für Männer schreiben. Madeleine Schließlich schreiben Männer ständig Peyroux für Frauen. Aber wie wäre es wohl, wenn Half The Perfect World eine Frau Lieder für einen Mann schrei- Emarcy 06025 170 3279 ben würde? Sie würde ihn alles Mögli- che singen lassen, aber sicher nicht ‚Du Jenseits von Eva. Neue Weiblichkeit mit Rebekka Bakken, Diana Krall und Madeleine Peyroux erinnerst mich an mein Auto’“ (eine An- spielung an R. Kellys „You Remind Me Of 1923 1933 1960 1985 2001 2006 Something“) Rebekka Bakken Mit dem „Downhearted John Hammond entdeckt Abbey Lincolns Schreie Cassandra Wilson, die Zehn Jahre nach Ella Wie lebendig die Welt der „Ich will Gleichberechtigung und I Keep My Cool ES

I Blues“ wird Bessie Smith, und auf der „Freedom Now ­Stimme des „M-Base Fitzgeralds letztem singenden Jazzladies ist, trotzdem meine Weiblichkeit ausleben“, Emarcy 06024 985 9256

D die „Empress of the Blues“, produziert ihre ersten Suite“ und „The Modern ­Collective“ um Steve öffentlichen Auftritt und zeigen die so faszinie- erklärt Rebekka Bakken, die oft mehr als A nicht nur die erste große, Aufnahmen mit Benny Sound Of Betty Carter“ Coleman, nimmt ihr Natalie Coles „Unforgett- renden wie unterschied- unterschwellig für ihre ansprechenden auf Platte aufgenommene Goodman. Die Swing-Ära manifestieren eine neue, Debütalbum mit wesent- able“ wird Diana Krall mit lichen Veröffentlichungen Albumcoverfotos angefeindet wird. „Es Diana Krall

ZZL Jazz- und Bluessängerin, floriert auch mit Ella freiere und wütendere lich mehr Standards als einem Grammy für „The von Diana Krall, Rebekka ist mir wichtig, die Kontrolle zu behal- From This Moment On A sondern bleibt lange Zeit Fitzgerald, Sarah Vaughan Phase im modernen Jazz. Eigenkompositionen auf. Look Of Love“ zur First Bakken und Madeleine ten – über die optische Präsentation ge- Verve 06025 170 5042 Zeitleiste Zeitleiste J auch die erfolgreichste. und Anita O’Day. Lady des Jazz gekrönt. Peyroux. nauso wie über die Musik.“ „I Keep My (limited Edition) Cool“ heißt das neue, dritte der Erscheint am 08.09.2006

Soundcheck Meine erste Jazzplatte

Mein Vater war – und ist – vom Jazz be- ne Fantasie. Meine Mutter erzählt, dass Als Erwachsene habe ich dem Jazz ab- Erst mit dreißig Jahren, als ich meine len eines großen Schallplattenladens. Bill sessen. Vor allem vom Free Jazz. Als ich ich einmal auf die Bühne geklettert bin, geschworen. Er war die „Musik meiner portugiesischen Wurzeln zu akzeptieren Evans mit Paul Chambers und Philly Joe ungefähr drei war, haben meine Mut- um einen seiner Drumsticks zu klauen. Eltern” geworden. Als Ausdruck des Pro- begann, ist der Jazz zu mir zurückgekom- Jones: On Green Dolphin Street. ter und er mich immer zu Konzerten Ich erinnere mich nicht daran. Für mich tests habe ich es also mit Pop versucht. men wie eine Selbstverständlichkeit. Ich bin nach Hause gegangen, und wäh- mitgenommen. ist der Drumstick zu mir gekommen, Ich habe entdeckt, Blondie, Er hatte sich in den vergangenen zehn rend ich die Platte hörte, kam etwas aus Ich erinnere mich: Es war sehr aufre- durch die Luft, mit Kraft von Han Bennink Françoise Hardy und das Yeah-Yeah. Jahren über Billie Holiday an mich heran- meiner Kindheit zurück, etwas Weiches gend, ich habe mich auf der Erde ge- zu mir geworfen. Ich habe ihn aufgefan- Ich hatte das Gefühl, mit dieser Musik geschlichen und über die Schauspielerin- wie ein alter verlorener Freund. Ein Vater. rollt und auf den Sitzen getanzt. Zum gen und in meinem Zimmer aufbewahrt ein Sakrileg zu begehen. Meinem Vater nen aus Hollywood, über Julie London. Nach diesem Fund habe ich weiterge- großen Erstaunen meiner Schwester, wie einen Schatz. Ich nehme an, dass der missfiel sie, wie mir schien, wegen ihrer Aber ich glaubte mich noch unempfäng- macht. Gut, ich bin keine große Kennerin die diese Musik schwer zugänglich Drumstick immer noch irgendwo ist, auf Ungezwungenheit. Offensichtlich habe lich für den Stil. Und dann entdeckte ich geworden wie mein Vater. Aber ich liebe fand. Ich mochte die Konzertatmos- einem Dachboden oder in einem Keller ich mich geirrt, aber ich glaubte, mich Bill Evans, der auf großer Tour war. Ich Chet Baker, Jimmy Scott, Duke Elling- phäre, die Freiheit. Han Bennink war in Brüssel, zwischen meinen Teddybären zu emanzipieren, mich seinem Einfluss zu habe mich gleich in die Platte verliebt, ton, Thelonious Monk, Herbie Hancock, Helenas neues Album mein Lieblingsmusiker. Ich mochte sei- und den Martine-Büchern. entziehen. wegen ihres Covers, dort in den Rega- Coltrane, Jarrett und die anderen. auf Seite 12. Seite 2 Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Intro

Eine Nacht mit Zwischen Schönberg und Art Tatum Hübsch, jung, talentiert: Erin Boheme zeigt, was sie Frank von Frank, Billie, Peggy und Dean gelernt hat.

STEFANO bollani lässt sich beeinflussen

Arnold Schönberg hat recht behal- williger, impulsiver Virtuose etabliert. Her- hervor. „Solche Vexierspiele sind wichtig ten, als er sagte: „Es gibt noch viel gute vorstechend ist Bollani auf Enrico Ravas für mich”, sagt er dazu. Musik, die in C-Dur geschrieben werden jüngsten Alben „Easy Living” und „Tati”. Dem Feuerwerk von Effekten, Kunst- kann.” Das findet auch der italienische Kollegen verglichen ihn mit Art Tatum. stückchen und Überraschungen, das Pianist Stefano Bollani, der kürzlich sein In Zusammenarbeit mit ECM-Chef ihn immer wieder so fasziniert hat, erlag Solodebüt „Piano Solo” bei ECM ver- Manfred Eicher sortierte der junge Pi- Bollani am Ende jedoch nicht. Auf „Pia- öffentlicht hat. Der Mittdreißiger aus anist seine Ideen fürs Solodebüt. Eine no Solo” agiert er lyrisch und gesammelt Mailand studierte am Konservatorium Vielzahl ganz unterschiedlicher Quellen – ein beeindruckendes Kräftespiel auf ein- in Florenz. Er begleitete Luciano Pavarotti strömt dort nun in eine Suite aus 16 Mi- fachen Harmonien. und Italo-Rapper Jovanotti. Aus dem niaturen: Prokofieff („Für mich die Essenz JazzLink: bollani Bann von Klassik-Light und Pop zog der modernen Musik”, erklärt Bollani), Bollani schließlich der italienische Über- Scott Joplin und der italienische Gas- Trompeter Enrico Rava und brachte ihn senhauer „Antonia” gaben dem Album zu seiner wahren Passion: dem Jazz. Mit Impulse und dann auch ein Song der Be- seinem Mentor Rava hat der vielseitige ach Boys („Don’t Talk” vom Album „Pet STEFANO bollani Sideman Bollani zwölf CDs eingespielt Sounds”). Dieses Material lugt immer mal Piano Solo und sich auf dieser Plattform als eigen- wieder aus Bollanis freier Improvisation ECM 06024 987 7372

my.jazz.space Catching Thongs Seit Tom Jones misst sich der Erfolg männlicher Popstars an der Anzahl auf die Bühne geworfener Damenunterhöschen. Jetzt hält diese schöne Tradition auch Einzug in die Jazzwelt. Jamie Cullum brachte es Anfang August in Hamburg immerhin auf sechs. In rot und rosa flogen die Reizfetzen in Richtung Mikrophonständer, und das schon beim vierten Song. Dabei war der 26-Jährige bis dahin weder aufs Klavier gehüpft noch hatte er Pharell, Paul Simon oder die Pussycat Dolls gecovert. Er war einfach nur er selbst: Ein zotteliger Wirbelwind am Piano, der wie eine Mischung aus Mick Jagger und Eddie Jefferson singt. Die paar Tausend Zuhörer, die ihre Unterwäsche das ganze Konzert über anbehielten, dankten ihm seinen Einsatz mit Chorgesängen und Applausattacken. Dass ihn sogar die meist mitgebrachten (und derweil abgeschriebenen) Männer mochten, spricht für die entwaffnende Art des Jazzpopmonsters in T-Shirt und Turnschuhen. Das verteilte die Slips an die Bandmitglieder und meinte, einen letzten in der Hand wendend: „Eigentlich mag ich es ja lieber, wenn ich die Unterwäsche einer Frau erst nach dem ersten Date zu sehen bekomme... Götz Bühler, Musikjournalist, war kein Mitgebrachter und blieb angezogen.

The Jazzing Stones

Es gibt Dinge, die kann man kaum glauben: Etwa wenn ein Jazzsaxophonist, der erst drei eigene Alben auf kleinen In- dependent-Labels herausgebracht hat, für die vierte CD nicht nur Jazz-Cracks wie Bill Frisell, John Scofield, Larry Gol- dings, John Patitucci und ins Studio lockt, sondern auch Pop- und Rockstars wie Sheryl Crow, Norah Jones und gleich drei prominente Mitglieder der Rolling Stones: Keith Richards, Charlie Watts und Ron Woods. Tim Ries, der seit 1999 der Bläsersektion von Mick Jaggers unverwüstlicher Rockband angehört, hat dieses einmalige Kunststück vollbracht. Für sein „The Rolling Stones Project“ ar- rangierte er Klassiker wie „Satisfaction“, „Honky Tonk Women“, „Ruby Tuesday“ und „Gimme Shelter“, aber auch weni- ger geläufige Stones-Nummern in jaz- ziger Weise um und spielte diese dann nach und nach mit den genannten Grö- ßen ein. Das wohl wertvollste Lob erhielt Ries von Keith Richards: „Ich fand es ganz erstaunlich, was Tim da aufgenom- Erin Boheme: Zu jung, zu hübsch? men hatte, und ich beneide ihn sogar ein bisschen. Als wir diese Stücke schrie- in Blick genügt: Erin Boheme ist zu gierig und sicher über die Oktaven, dass Die Songs auf „What Love Is” bilden eine ben, standen wir unter enormem Druck, jung, zu hübsch und zu blond, um einem fast das Herz stehen bleibt. Und gelungene Mischung aus alten und neuen sie für den Single-Markt so kurz wie nur Jazz zu singen. Der Cameron-Diaz- wenn man davon noch nicht überzeugt Lieblingsliedern und Boheme-Originalen, möglich zu halten. Tim hat bei dem, Blick, die Lolita-Lippen, die engen sein sollte, kommt gleich im Anschluss eingespielt mit Stars wie Tom Scott oder was er macht, den Luxus, die Melodien E Jeans, die tief ausgeschnittenen Abend- ihre anregende Version von Eric Claptons David Foster. Und sie überzeugen eben strecken und in verschiedenen Tonarten kleider – alles spricht gegen sie. Wenn „Change The World”, sanft groovend und nicht nur durch Erin Bohemes Stimme, und mit anderen Harmonien spielen zu man allerdings für einen Moment die Au- gesanglich subtiler. Schon ist man bereit sondern vor allem durch ihre Interpretati- können. Während wir damals im Grunde gen schließt, die Ohren öffnet und die un- für ihre Interpretationen von „Let’s Do It” on. Zu jung? Zu hübsch? Zu blond? Von nur grobe Skizzen der Stücke aufgenom- terschwelligen Vorurteile bändigt, könnte und „Teach Me Tonight” oder ihre selbst wegen. Erin Boheme ist allenfalls zu gut, men haben, wirken Tims Versionen sehr man zu einem anderen Schluss kommen. komponierte Ode an Sinatra „One Night um wahr zu sein. viel mehr wie vollkommen fertige Songs. Vielleicht initiiert man seinen Meinungs- With Frank”. JazzLink: boheme Und sie sind auch wundervoll gespielt.“ wandel am besten mit „Anything”, einer „Frank war ein Geschichtenerzähler. streichersanften Ballade, die Erin Boheme Er hat einen emotional berührt“, meint mit 15 geschrieben hat, als Schülerin im Patrick Williams, ein Sinatra-Alumnus, der tim ries Provinznest Oshkosh, Wisconsin. jetzt auch auf dem Debütalbum von Erin erin boheme The Rolling Stones Während sie ihrem Märchenprinzen an- Boheme den Dirigentenstab schwingt. What Love Is Project bietet, alles für seine Liebe zu geben, klet- „Und das hat Erin auch, meiner Meinung Concord 00134 312 2862 Concord TIM RIes, ein Stones-Mann tert Erins Bohemes Sopranstimme so neu- nach. Sie erzählt einem etwas, das sie fühlt.” Erscheint am 29.09.2006 08880 723 0039 Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Seite 3 Intro

visierenden Marathonmann zum Mittel- fest, dass sie der Entstehung eines neuen Musik über und Kurzstreckenläufer. Der Prozess, der Albumklassikers beigewohnt hatten, der In der Kürze sich auf der CD „Radiance“ und der DVD – obwohl gänzlich anders – den Vergleich „Tokyo Live“ abzeichnete, wurde auf „The mit dem fabelhaften „Köln Concert“ nicht und zu Filmen Carnegie Hall Concert“ vollendet. Selten zu scheuen braucht. Wie exzellent Keith hat man Jarrett in solch ausgelassener Jarrett an diesem Abend aufgelegt war, liegt die Würze Spiellaune erlebt wie bei seinem Auftritt zeigen nicht zuletzt die fünf gespielten in New Yorks feinster Musikadresse. Als Zugaben: darunter eine wunderbare Ver- Jarrett letztes Jahr im Isaac Stern Audito- sion von „Paint My Heart Red“, eine In- Selten kam Keith Jarrett so schnell und gut gelaunt rium der Carnegie Hall gastierte, war dies terpretation des Standards „Time On My sein erstes Solokonzert auf heimischem Hands“ und ein Remake von „My Song“, auf den Punkt wie auf seinem neuen Album „The Carnegie Boden in zehn Jahren! Nie zuvor auch jenem traumhaften Ohrwurm, den der Hall Concert“. hatte sich der Pianist mit einer solchen Pianist 1974 mit seinem skandinavischen stilistischen Bandbreite präsentiert. Das Quartett für das Album „Belonging“ auf- Programm wirkt wie ein Streifzug durch genommen hatte. inen singulären Platz in der Jazzge- ten Piano-Solo-Album aller Zeiten und die amerikanische Musikgeschichte. Es JazzLink: jarrett schichte sicherte sich Keith Jarrett in bereichert selbst Plattensammlungen, in enthält Boogie-Woogie, Gospel, Blues, Eden 70er Jahren, als er mit fantasie- denen Jazz ansonsten gänzlich fehlt. , Country, elegische Hymnen. vollen Soloimprovisationen von epischer Ein Sprichwort indes besagt: In der Es ist ein Wechselbad der Stimmun- keith jarrett Länge die Auditorien in aller Welt fesselte. Kürze liegt die Würze. Und dies muss gen, mal intensiv lyrisch oder eher klas- The Carnegie Hall Sein Meisterwerk in dieser Kategorie ent- auch dem amerikanischen Pianisten zu sisch-impressionistisch, dann wieder zu- Concert stand 1975: Das legendäre „Köln Con- Ohren gekommen sein. Denn in letzter packend funky oder tonal völlig frei. Für ECM 06024 985 6224 cert“ avancierte zum wohl bestverkauf- Zeit vollzog er die Wandlung vom impro- viele Kritiker stand nach dem Konzert Erscheint am 22.09.2006

FranÇois Couturier (2. von rechts) ist ein Cineast

Zwei neue CDs aus dem Hause ECM kann man vor und nach dem Kinobesuch hören.

ostalghia – Song For Tarkovs- Bilder ihre Wirkung entfalten. In Athen ky“ ist das bislang persönlichste trat sie mit einem Orchester, großem N ­Album des französischen Pianisten Chor und ihrem eigentlichen Begleiten- François Couturier und eine Hommage semble an drei Abenden vor ausverkauf- an den 1986 verstorbenen sowjetischen tem Haus in der Konzerthalle auf. Regisseur Andrej Tarkowsky. Couturi- Aufgeführt wurden vor allem Stücke er nennt Tarkowskys Filme „lange Ge- der beiden Alben „The Weeping Mea- dichte, hypnotisch in ihrer Langsamkeit dow“ und „Trojan Women“, aber auch und durchdrungen von Spiritualität“. aus ihrem restlichen ECM-Œuvre, darun- Als hypnotisch kann man guten Gewis- ter viele Kompositionen, die sie für Filme sens auch die treibende Kammermusik des Cineasten Theo Angelopoulos („Der von „Nostalghia“ bezeichnen, die wie große Alexander“) fertigte. Ihre Doppel- ein kraftvoll klingendes Kompendium CD „Elegy Of The Uprooting“ enthält au- zum Werk des Regisseurs wirkt. Dennoch ßerdem noch einige auf ECM bisher nicht enthält das Album keine Filmmusik, son- erschienene Titel. dern eine intensiv lyrische Musik, die JazzLinks: couturier, karaindrou Emotionen sondiert, die mit Tarkowskys Exclusive Showcases sponsoredExklusivE sbyhowcasEs: Filmen in Verbindung stehen und einiges François The Puppini Dillinger Girl & verve club mit deren geheimnisvoller Aura gemein Couturier Der club des legendären Jazzlabels sisters (UK) (F) Baby Face Nelson Der Verve Club steht für Jazz und Artverwandtes. Immer haben. Aufgenommen hat Couturier Nostalghia – Song For Sweet Sounds From Swinging The Outlaws From Burning Paris aus erster Hand. Von Herbie Hancock bis Sergio Mendes, London / STAGETIME 22:00 UHR STAGETIME 23:30 UHR sie mit dem Akkordeonisten Jean-Louis Tarkovsky von Jamie Cullum bis „Verve Remixed“. Matinier, der Cellistin Anja Lechner und ECM 06024 987 7379 Mittwoch, 20.09.2006 Popkomm Festival dem Sopransaxophonisten Jean-Marc 103 club, Falckensteinstr. 47, 10997 Berlin Larché. Donnerstag, 21.09.2006 Die griechische Komponistin und Pia- ELENI KARAINDROU Reeperbahn Festival, Mandarin kasino Reeperbahn 1, 20359 Hamburg nistin Eleni Karaindrou dagegen schreibt Elegy Of The Nähere informationen unter: www.verveclub.de zwar Filmscores und Theatermusik, Uprooting macht dies aber so kunstvoll, dass ihre ECM 00289 476 5278 keith jarrett fasst sich kurz Kompositionen auch ohne die bewegten Erscheint am 15.09.2006

fragen, ob ich mal wieder ‚mit anderen Künstlern‘ zusammenarbeiten werde”, Porno und Purcell erzählt Branford Marsalis. „Sie sagen nicht ‚Popstars’, weil es ihnen peinlich Auf „Braggtown” spielt der Saxophonist Branford Marsalis mit seinem Quartett ist, wie verdammt oberflächlich sie sind. Dann nenne ich Charlie Haden oder Da- intensivsten Jazz – inspiriert von Wagner, Purcell, Godzilla und einem Pornostar. vid Sánchez. „Was ist mit Leuten, die … kommerzieller sind?” – „Ach, Sie meinen ie Klimaanlage ist mir auch zu war er für die Franzosen und den Befür- für diese neue CD genau nach Noten ge- Popstars? Oder Rockstars? Nein. Diese Ära kalt”, bestätigt Branford Mar- wortern des Irak-Kriegs gibt er einen chi- spielt. Jetzt ist es ein wenig wie eine Mo- ist für mich vorbei. Das Songwriting hat D salis mit einem breiten Grinsen nesischen Fluch mit auf den Kriegspfad: dern-Jazz-Quartet-Nummer. Und neben sich verändert. Gitarrenmusik ist anders die Befürchtungen der Promoterin. „Mögen all eure Träume wahr werden”. dem Quartett arbeite ich auch wieder an als Klaviermusik. Und da ist weder Raum „Ich hab’ dir doch gesagt, dass ich Auch musikalisch ist er wesentlich weltof- einem Album mit Buckshot Le Fonque. noch Notwendigkeit für ein Saxophon.” nicht ganz so amerikanisch bin.” Der fener, als es seine Reaktionen auf die „Eu- Doch das wird dauern.” Schon weil ihm Trotzdem hat er eine knappe Woche älteste Spross der Marsalis-Familie rope Invades!”-Titelgeschichte über e.s.t. das Musizieren mit Pianist Joey Calderaz- vor dem „“-Wochenen- aus New Orleans ist sogar noch un- im „Downbeat” annehmen ließen. „Ich zo, Bassist und Drummer Jeff de beim North Sea Jazz Festival, direkt amerikanischer: Bei der Fußball-WM brauche keine Kategorien. Das ist nur et- „Tain” Watts so viel Spaß macht. „Diese nach den Aufnahmen für ein Album mit was für… na ja, für die, die sie eben brau- Band wird einfach immer besser”, meint seinem Klarinettenlehrer Alvin Battiste chen”, lacht er. „Ich habe viel Wagner er. „Und das hat vor allem damit zu tun, für die „Marsalis Music Honors Series”, gehört und aus einem seiner Leitmotive dass wir alle uns immer weiterentwickeln. mit den Allman Brothers gespielt. „Wenn meine Komposition ‚Fate‘ entwickelt. ‚O Es stimmt, wir spielen sehr anspruchsvol- man heute Rockband sagt, kann man Solitude‘ von Henry Purcell haben wir, bis le Musik. Wir wollen Musik machen, der nicht die Allman Brothers meinen”, sagt auf eine kleine Änderung – und natürlich man zuhört und auf die man sich konzen- Marsalis. „Nicht nur, weil sie alt sind. das, was Tain am Schlagzeug macht –, trieren muss. Wer zu uns kommt, um sich Denn Derek Trucks ist nicht alt. Aber man zu unterhalten oder berieseln zu lassen, kann das, was Derek Trucks macht, nicht liegt falsch. Unsere Musik liebt man oder mit dem vergleichen, was etwa Tool ma- man hasst sie. Dazwischen gibt es nichts.” chen. Derek ist so ein vielseitiger Musiker Tatsächlich erfordern perfekte Powerpa- und Tool sind … es nicht.” Er grinst. Und kete wie „Blakzilla” oder das fast viertel- beim Herausgehen dreht er die Klima­ stündige „Jack Baker”, ein Kommentar zu anlage noch ein paar Grad wärmer. uninspiriert tonleiternden Coltrane-Epigo- JazzLink: marsalis nen, den Marsalis nach einem schwarzen Pornostar benannt hat, höchste musika- Branford lische Aufmerksamkeit. Selbst die Balla- Marsalis den auf „Braggtown” zwingen mit ihren Braggtown Spannungsbögen mehr zum Zuhören, Marsalis Music als dass sie zum Zurücklehnen verleiten. 08749 460 0042 „Es gibt immer wieder Leute, die mich Erscheint am 15.09.2006

BRANFORD marsalis ist kein Angeber Seite 4 Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Classics

Feuer und Flamme Lady is

Kaum jemand ist so heiß auf Rare Grooves wie der briti- sche Musikimpresario Gilles Peterson, das beweist er blue seit 20 Jahren immer wieder. Jetzt erscheint mit „Fire” eine Sammlung seiner liebsten Impulse-Raritäten. hat einen Schatz gehoben: Diana Ross’ „Blue” ist das bisher

ass er ein feines Spürnäschen ausgehen, dass er dabei so manche Über- unveröffentlichte, zart swingende für ausgefallenere Songs und raschung in petto hat. Das Repertoire Jazz-Juwel der damals 27-jährigen Interpreten besitzt, hat der reicht von John Coltranes „Wise One“ britische DJ, Produzent, Label- über Milt Jackson und Ray Browns „En- Soulprinzessin. D Chef und Radiomoderator Gilles Peterson chanted Lady“, Max Roach und Abbey in den letzten zwanzig Jahren eigentlich Lincolns „Lonesome Lover“, Art Blakeys permanent bewiesen. „Alamode“, Oliver Nelsons „Patterns“, Tracks von Impulse-Künstlern wie John McCoy Tyners „Three Flowers“ und Ar- Coltrane, Pharoah Sanders, Archie Shepp chie Shepps „I Got It Bad“ bis hin zu „See und Yusef Lateef gehörten schon fest zu You Later“ von Dave MacKay und Vicky seiner DJ-Setlist, als er Ende der 80er Jah- Hamilton. In seinen Liner Notes schwärmt re im Londoner Dingwall’s seine „Talkin’ Peterson: „Impulse Records – nur ein Loud – Sayin’ Something“-Abende zele- Traum, mustergültige Musik mit Form brierte. Und schon damals – also lange und Anspruch.“ Nicht weniger muster- bevor auch nur jemand davon träumte, gültig, formvollendet und anspruchsvoll klassische Impulse-Aufnahmen remixen ist allerdings auch diese Kollektion des zu lassen – kombinierte er diese jazz­ britischen Jazzschatzgräbers. avantgardistischen Sounds mit Hip-Hop und modernen Grooves. Wenn sich Gilles Various Artists Peterson nun also durch seine unermess- Fire – A Gilles liche Vinylsammlung gearbeitet hat, um Peterson Impulse Material für eine Compilation namens Collection „Fire – A Gilles Peterson Impulse Collec- Impulse 06025 170 4437 tion“ herauszufiltern, kann man davon Erscheint am 19.09.2006

diana ross veröffentlicht endlich ihr Jazzalbum

espenstisch!”, fand Motown- Strippenzieher recht. Diana Ross, die für begleitenden Big Band so saftig swingen Wonder. In einer Hinsicht ist „Blue” den Mogul das, was ihre Darstellung mit einer Oscar-Nomi- und Dianas zarte, manchmal sanft ras- Alben „What’s Going On” und „Where Diana Ross im Herbst 1971 in nierung belohnt wurde, liebte Jazz – und pelnde Stimmbänder so köstlich klingen. I’m Coming From” auf jeden Fall eben- Vorbereitung auf ihre Filmrol- besonders „Lady Day”. Ihre Karriere sah Die damals 27-Jährige konnte „I Love bürtig: Es ist ein Klassiker, den man wie- G le als Billie Holiday in „Lady Sings The allerdings nicht die Wende von der Front- Ya Porgy”, „What A Difference A Day der und wieder und nie genug wird Blues” eingesungen hatte. „Ich sagte frau der Supremes zur Jazzinterpretin vor, Makes” oder „Smile” etwas ganz Eigenes, hören können. [dem Produzenten] Gil [Askey], er solle sondern hin zum glamourösen Solostar. alles andere als Gespenstisch-Billieeskes sie ein bisschen von Billie Holiday zurück- Konsequenz: Das Album verschwand im abgewinnen. nehmen und etwas mehr Diana Ross da- Archiv. Bei allmusic.com erkennt man des- zugeben”, erinnert sich Gordy in seiner 35 Jahre später werden Diana Ross’ halb sehr richtig, dass dieses Album ein Autobiografie, „denn ihre Zukunft wird Jazzaufnahmen jetzt – endlich – erstmals ebensolches künstlerisches Statement ist, diana ross weit über diesen Film hinausgehen.” veröffentlicht. Und „Blue” ist eine echte wie die zeitgleichen Veröffentlichungen Blue Natürlich behielt der sagenumwobene Entdeckung; weil die Veteranen in der ihrer Kollegen und Stevie Motown 06025 170 2352

Die frühen Kreuzzüge Es war einmal, in den Zeiten der Kreuzzüge. Die Swinging Sixties hatten sich verabschiedet und mit ihnen der Jazz, zumindest aus dem Bandnamen der Crusaders.

eues Spiel, neues Glück, schien Adams, Rhythmusheld David T. Walker an die „2nd Crusade”. Die einzige Verän- die Devise der anbrechenden und natürlich Wunderkind . derung im Line-up : Saxophonist Wilton The crusaders N 70er, als die texanischen Kreuzrit- Diese Neuerfindung der Band, ziemlich Felder ersetzte Chuck Rainey am Bass, Crusaders 1 ter Joe, Wilton, Wayne und Stix ihre Band genau zehn Jahre nach Gründung der und zwar bravourös. (Marimba und Bass- Blue Thumb in Crusaders umbenannten und mit Jazz Crusaders, war schon auf dem Dop- Marimba spielte er auch noch.) Die drei- 06025 170 4066 Hilfe ihres Produzenten Stewart Levine pelalbum „1” erfolgreich: Joe Samples zehn Tracks dieser Doppel-LP, darunter darangingen, ihren Jazz-Funk-Kollegen „Put It Where You Want It”, Wilton Fel- Hendersons „Take It Or Leave It”, Samp- zu zeigen, was ein Groove ist. Kurzer- ders „That’s How I Feel”, Wayne Hender- les „Don’t Let It Get You Down”, Hoopers hand stöpselten sie ihre Instrumente ein, sons „Mystique Blues” und die fast 13 Mi- „Journey From Within” und Felders „Look The crusaders spielten etwa Fender Rhodes statt Piano nuten lange Version von Carole Kings „So Beyond The Hill“, betonen wieder deut- 2nd Crusade oder E- statt Kontrabass. Dazu kamen Far Away” sind noch heute Klassiker des lich die zweite Silbe von Jazz-Funk, ohne Blue Thumb gilles peterson sammelt Seltenes drei Gitarristen: funky Bluesmann Arthur Genres. Im Jahr darauf machten sie sich die erste irgendwie zu vernuscheln. 06025 170 4067

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Ich höre gern: ECM Jazz Soul, Dance, Pop/Jazz Dieses Angebot gilt nur innerhalb Deutschlands Progressive/Modern Jazz Weltmusik (Zutreffendes bitte ankreuzen) Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Seite 5 Classics

jazzecho/Tropical 19.07.2006 13:41 Uhr Seite 1 Gipfel- Top Ten Er selbst steht in vielen Lieblings­ plattenlisten, aber nur eine trägt treffen seine Signatur: die, die er fürs Jazz­ Echo geschrieben hat. Weltexklu­ der Halb- siv: Branford Marsalis’ Top Ten. WE PLAY IT ! 1. JElly Roll Morton Library Of Congress Box götter 2. Lester Young Lester Young Trio

3. Mehr als je eine Silbe Nefertiti braucht es nicht, um ihre 4. Sidney Bechet Box Set – Prosper Bedeutung zu subsumieren: 5. Jetzt erscheinen die gemein- The Blanton-Webster Band

samen Riverside-Aufnahmen 6. Wayne shorter von Monk und Trane Ju Ju auf einer Doppel-CD. 7. cHarlie Parker With Strings

8. ornette Coleman ie Vorstellung, Thelonious The Shape Of Jazz To Come Monk und John Coltrane – den Mentor und seinen neun Jahre 9. Keith Jarrett Bossa Cabana Belonging jüngeren Kompagnon – auf ei- D ner Bühne oder im selben Tonstudio zu 10. Sonny Rollins 50 Years of Eternal Music erleben, ließ Jazzfans in den 50ern mit Our Man in Jazz der Zunge schnalzen. Tatsächlich kreuz- Various Artists THELONIOUS MONK brachte John Coltrane zum Aufblühen ten sich die Wege der beiden musikali- CD "Bossa Cabana" Best.-Nr. 916.88542 schen Halbgötter dort leider nur wenige Die Klassiker der Bossa Nova Male. 1957 traten Monk und Coltrane gerade eine durch Alkohol- und Heroin- wickelte Coltrane beispielsweise seinen Take von „Abide With Me“, interpretiert eine Zeit lang täglich mit einem gemein- konsum bedingte Tiefphase überwunden harmonischen Scharfsinn. Durch dessen nur von den drei Saxophonisten Coltrane, mit Roberto Menescal, Macos Valle, samen Quartett im New Yorker Five Spot und blühte im Zusammenspiel mit dem einzigartiges Akkordspiel dazu ermuntert, Hawkins und Gigi Gryce. Os Cariocals, Danilo Caymmi u.v.a Café auf. Zwischen April und Juli nahmen brillanten Pianisten und Komponisten erforschte er musikalisches Terrain, das sie (unter anderen mit Coleman Hawkins Monk zu neuem Leben auf. In einem ihm bis dahin unbekannt gewesen war, Thelonious Monk und Art Blakey) für Riverside im Studio „Down Beat”-Interview bezeichnete der und fand so zu seiner transzendentalen & John Coltrane die atemberaubende Musik auf, die man Saxophonist Monk als einen „musikali- Spielweise. Besonders interessant sind The Complete 1957 nun erstmals komplett auf der Doppel- schen Architekten höchsten Ranges“ und zwei bislang unveröffentlichte Tracks: ei- Riverside Recordings CD „The Complete 1957 Riverside Re- gestand: „Ich habe von ihm in jeglicher ne alternative Version der Monk-Ballade Concord cordings“ vorliegen hat. Coltrane hatte Beziehung gelernt.“ An Monks Seite ent- „Crepuscule With Nellie“ und ein zweiter 08880 723 0027 Bebop don’t stop Sonny Stitts Verdienst um den Bebop ist nie richtig gewürdigt worden. Mit der Veröffentlichung seiner „Bebop ­Recordings 1949–1952” soll sich das ändern.

Ein schwarzer Diamant:

Ilene Barnes CD „Yesterday Comes“ Best.-Nr. 916.885.52 VÖ: 08.09.06 Das neue Studioalbum der amerikanischen Songwriterin produziert von Jimmy Hoyson

EUGEN cicero brachte die Klassik zum Swingen Schwarzwald- dimensionen

Auf MPS erscheinen dieser Tage neue CDs von so unter- schiedlichen Künstlern wie den Singers Unlimited und Eugen Cicero.

ie A-cappella-Aufnahmen der 35 Klassikswinger des Trios zeugen von Singers Unlimited haben mit ebenso viel Talent wie Spaß. Letzteres sonny stitt wird immer noch missverstanden Eugen Ciceros Klassik-Jazz ei- trifft zweifellos auch auf die „Complete A Choro in Rio gentlich wenig gemeinsam. Cappella Sessions” der Singers Unlimited ann bekommt Sonny Stitt „Gravy” (das bei Miles Davis, in dessen D Immerhin, die amerikanischen Harmo- zu. Unerreicht in Ton und Gemeinklang, endlich die verdiente An- Quintett Stitt 1960 John Coltrane erset- niestars und der rumänische Pianist nah- singen hier die sanfte Sopranistin Bonnie Brasileirinho erkennung?” Eine berech- zen sollte, „Walkin’” hieß) oder die vielen men beide für MPS auf und bescherten Herman, der Bass Len Dresslar und die Original Soundtrack tigte Frage, mit der Harvey anderen Bebop-, Latin-, Jump-Blues- und dem Label einige seiner größten Erfolge. Tenöre Don Shelton und Gene Puerling W Pekar, der Kollektor-Kauz von „American sogar Novelty-Tracks dieses Sets. „Es gibt Die entscheidende Übereinstimmung (Leiter des Ensembles und verantwortlich CD „Brasileirinho“ Best.-Nr. 916.885.32 Splendour”, seine Liner Notes zu „Stitt’s vielleicht nicht gerade eine internationale dürfte jedoch sein, dass sie allein dafür für seine legendären Arrangements) feen- Der Soundtrack zu dem wunderbaren Bits: The Bebop Recordings 1949–1952” Verschwörung gegen ihn, aber viel böses immer wieder, völlig unqualifiziert und haft schwebende Versionen von Sixties- Film von Mika Kaurismäki eröffnet. „Er war einer der Begründer Blut gegen Stitt hängt damit zusammen, vernichtend, kritisiert werden. Ciceros Hits wie „Girl Talk” oder „Fool On The des Bebop, aber zu seinen Lebzeiten und dass er als unehrenhaft galt”, schreibt Jazzversionen der Kompositionen von Hill” sowie Standards aus den Songbooks in gewissem Maße tut man ihn noch Harvey Pekar weiter. „Es stimmt, er war Bach, Liszt, Chopin oder Tschaikowsky, von Kurt Weill, Charles Trenet oder Antô- immer als technisch versierten Charlie- drogen- und alkoholabhängig und dafür die er zwischen 1965 und 1970 im Trio nio Carlos Jobim. Parker-Kopisten ab. Ich glaube, seine sogar eine Zeit lang im Gefängnis. (…) mit Peter Witte am Bass und seinem JazzLink: cicero Kritiker interpretieren sein Vermächtnis Aber auch Charlie Parker hatte seine Dro- Entdecker Charly Antolini am Schlag- falsch. Stitt hat dem Jazzvokabular viele genprobleme und er wird immer noch zeug im Schwarzwald aufnahm, zeugen Neuer Katalog online oder per Post bei: eigene Ideen zukommen lassen.” verehrt.” Es ist zu hoffen, dass Sonny Stitt nicht nur von einer extremen Verinnerli- The Singers Tropical Music GmbH, Postfach 2230, D-35010 Marburg Tatsächlich hört man auf den 76 jetzt endlich die verdiente Anerkennung chung der klassischen Originale, sondern Unlimited Fax 06421-21791, Fon 26333 / [email protected] ­Stücken dieses fabelhaften 3-CD-Sets, bekommt. Allein schon, damit Prestige, vor allem von einem sagenhaften Swing- The Complete wie viel gute Musik Sonny Stitt schon Verve und Cadet bald auch seine übrigen feeling. Carl Philipp Emanuel Bachs A Cappella Sessions www.tropical-music.com in den frühen Jahren seiner Karriere ge- Schätze heben. ­„Solfeggio c-Moll”, das erste Stück der MPS 06024 982 5421 macht hat. Am Bariton, am Tenor oder ersten CD der neuen 3-CD-Box „Swin- Alle CDs im Vertrieb von SONY BMG Music Entertainment am Altsaxophon, mit Gene Ammons, ging The Classics on MPS”, begeistert J.J. Johnson, Bud Powell, John Lewis, Sonny Stitt schon in der enorm versierten und ra- Max Roach, Junior Mance, Kenny Drew, Cover lag bei Stitt’s Bits: The Bebop santen Eröffnung, bei der der Pianist no- Eugen Cicero Duke Jordan oder Art Blakey. Die erste Druck nicht Recordings 1949–1952 tengetreu über die Tasten flitzt, doch der Swinging The Classics vor. Aufnahme von John Lewis’ „Afternoon In Concord improvisierte Swingpart ist kein bisschen On MPS Paris” begeistert hier ebenso wie 08880 723 0043 weniger begeisternd. Auch die übrigen MPS 00289 476 2788 Seite 6 Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Feedback

Roy Hargrove Der New Quintet Waver in New Dolle vs. RH Factor Orleans Dinger In den 80ern machte sich Elvis Costello in der Klaus Doldinger britischen New-Wave-Szene wurde 70, und alle gratu- einen Namen. Und nach lierten, auch wenn Puristen vielen anderen Exkursionen ihm vermeintliche Jugend- jetzt gemeinsame Sache mit sünden immer noch nicht Allen Tous­aint. verziehen haben.

er Ex-New-Waver Elvis Costello hat ass in Deutschland die Grenzen in den letzten Jahren ein Faible zwischen U- und E-Musik nicht für ungewöhnliche musikali- überschritten werden dürfen, sche Begegnungen entwickelt: hat der Saxophonist Klaus Dol- D So nahm er 1998 mit Burt Bacharach, ei- D dinger, der kürzlich seinen 70. Geburts- nem der erfolgreichsten Pop-Songwriter tag feierte, schon lange vor anderen der 60er Jahre, „Painted From Memory“ stilistischen Gelegenheitsfremdgängern auf, 2001 mit der schwedischen Mez- (wie etwa Till Brönner) erfahren müssen. zosopranistin Anne Sofie von Otter „On Bei Jazzpuristen genießt Doldinger we- The Stars“ und schrieb 2004 mit Diana gen diverser erfolgreicher Ausflüge in die Krall eine Reihe von Songs für deren Al- Film-, Fernseh- und Popmusik einen nicht bum „The Girl In The Other Room“. Dar- unbefleckten Ruf. Gerade rücken können über hinaus kooperierte er mit der Min- diese ihr Bild von ihm nun mit der Box gus Big Band, Paul McCartney, Bill Frisell, „Early Doldinger – The Complete Philips Allen Toussaint und Elvis Costello kamen beim Katrina-Benefiz ins Gespräch dem Brodsky Quartet, Roy Nathanson Sessions“, die vor allem, wenn auch nicht (The Jazz Passengers) und T-Bone Bur- ausschließlich, den Vollblutjazzer Doldin- nett. Nun hat Costello, den der „All ständig erneuernden und Impulse in alle und beinahe um die Existenz brachte), Tears, And More Tears’, ‚Wonder Woman’) ger präsentiert. Music Guide“ einen der „innovativsten, Ecken der Pop- und Jazz-Welt sendenden gedachte alter, besserer Zeiten – et voilà: sowie einigen gemeinsam geschriebenen „Am 12. Mai feierte Klaus Doldinger einflussreichsten und besten Songwriter Szene von New Orleans, arbeiteten erst- Die Idee ward geboren, mal zusammen Songs, von denen das hymnisch-gospeln- seinen 70. Geburtstag. Dieses kalendari- seit Bob Dylan“ nennt, ein neues aufre- mals 1983 zusammen, als der Mann aus ein richtig großes Projekt aufzuziehen. de ‚The Sharpest Thorn‘ hier nur als Erster sche Ereignis zeitigte auch in seinem Fall gendes Projekt mit der New Orleanser dem ‚Big Easy‘ eine ziemlich abgefahrene Allen Toussaint brachte seinen Gitarris- unter Gleichen genannt sei. Denn egal, die gewohnten Erinnerungsaktivitäten, Rhythm’n’Blues- und Funk-Legende Allen Attractions-Version von Yoko Onos Song ten Anthony Brown und seine vierköp- ob hitziger Funk oder balladeskes Beben: doch womit das Boutique-Label aus dem Toussaint realisiert. Im „Musikexpress” ‚Walking On Thin Ice‘ produzierte. fige Bläsersection mit, Elvis Costello die Dieser ‚Clash der Kulturen‘ ist unwider- schrieb Peter Felkel darüber: „Zwei alte Acht Jahre später ließen Toussaints Ar- Imposters um Tastenmann Steve Nieve, stehlich – cool, calm, collected.“ ROy hargrove beim Doppelschlag Kämpen machen endlich auf Albumlänge rangement und Piano-Spiel ‚Deep Dark und unter Aufsicht des mittlerweile eher gemeinsame Sache: Elvis Costello, genia- Truthful Mirror‘ zu einem der Highlights als Produzenten denn als performing ar- Nicht ohne Risiko war Roy Hargro- lischer Songwriter anglo-irischer Abstam- auf Elvis Costellos charmantem Kraut- tist zu Ruhm gelangten Joe Henry wurde ves Entscheidung, parallel zwei sehr un- mung, begnadeter Grenzgänger und und-Rüben-Longplayer ‚Spike‘ werden. ‚The River In Reverse‘ eingespielt: mit ei- Elvis costello & terschiedliche CDs zu veröffentlichen: unermüdlicher Kollaborateur, und der le- Zuletzt traf man sich bei zwei Benefiz- ner Setlist aus bekannten (‚On The Way Allen Toussaint Zum einen das reine Jazz-Quintett-Opus gendäre Allen Toussaint, Doyen und gu- konzerten für die Opfer des Hurrikans Ka- Down’) und weniger bekannten, gleich- The River In Reverse „Nothing Serious“, zum anderen das mit ter Geist der einstmals brodelnden, sich trina (der auch Mr. Toussaint ums Haus wohl klassischen Toussaint-Tracks (‚Tears, Verve 06024 985 6057 der Neo-Soul-Jazz-Funk-Posse RH Factor eingespielte Album „Distractions“. So setzte er sich einem direkten Vergleich mit sich selbst aus, aus dem nach dem Presseurteil als knapper Sieger der traditi- onsbewusste Jazzer hervorging: Tunesischer „Der Trompeter Roy Hargrove kann alles“, schrieb zum Beispiel „Audio”. „Er zeigt in der Ballade ‚Trust‘ romanti- sche Gefühle, und ‚Camaraderie‘ eröff- Klangteppich- net er mit Free-Anklängen. In Titeln mit vergnügtem Latin- und Karibik-Touch bläst er aberwitzige Soli. Das realistisch und ohne Effekte eingefangene Quintett händler swingt teuflisch.“ Das „JazzPodium” ur- teilte: „Hargrove demonstriert eindrucks- Dhafer Youssefs Album „Divine Shadows” klingt voll, dass er den klassischen Hardbop noch immer exzellent beherrscht.“ magisch und macht süchtig, fand das „Jazz-Podium”. Aber es gab auch einige Rezensenten, die „Distractions“ den Vorzug gaben: eben Rabih Abou-Khalil und sche Electronic Grooves und sphärische „Das neue Album von Roy Hargroves Anouar Brahem hat sich der Ambient-Sounds zu einem Klangteppich, Blackmusic- und Vocal-Projekt The RH Tunesier Dhafer Youssef in den der kunstvoll, organisch und spannungs- Factor überzeugt auf der ganzen Linie“, letzten fünf Jahren als weiterer reich traditionelle östliche und moderne meinte etwa die „Musikwoche”. „Der N großer Oud-Spieler etablieren können, westliche Klangkultur verbindet“, hieß es Trompeter, der mit ‚Nothing Serious‘ der einen musikalischen Mittelweg zwi- im „Schallplattenmann”. „Trotz vielfach gleichzeitig auch eine Hardbop-Platte schen der traditionellen arabischen Mu- eingesetzter elektronischer Elemente und auf den Markt wirft, überbrückt auf dem sik und der westlichen Improvisations- vornehmlich ruhiger Grundstimmung dritten Teil seiner RH-Factor-Serie wie ge- musik sucht, bei seiner Experimentierlust besteht über die gesamte Spieldauer wohnt spielend alle stilistischen Grenzen aber noch weitergeht und in seine Musik niemals die leiseste Gefahr, in banale zwischen Soul, Jazz, Blues und HipHop.“ moderne Grooves sowie elektronische Nu-Jazz- oder World-Lounge-Muster zu Klangelemente integriert. Eine beson- verfallen.“ Ulrich Steinmetzger schwärm- dere Affinität entwickelte Youssef zuletzt te im „JazzPodium” von „berückenden zu den Protagonisten der norwegischen Momenten von betörender Magie, ohne Nu-Jazz-Szene. Wie sehr sich seine Bin- lange seinen immensen Drive einzubü- Roy Hargrove dungen zu diesen vertieft haben, mach- ßen. Mythische Clubmusik ist das – mit Nothing Serious te sein sechstes Soloalbum „Divine hohem Suchtpotenzial“. Verve 06024 988 8507 Shadows“ deutlich, das er mit Gitarrist Eivind Aarset, Trompeter Arve Henrik- sen, E-Bassist Auden Erlien, Schlagzeuger Rune Arnesen und anderen eingespielt The RH Factor hat. „Erstaunlich homogen verweben Dhafer youssef Distractions Dhafer Youssef und sein nordisches En- Divine Shadows Göttliche Schatten: Dhafer Youssef Verve 06024 988 8506 semble arabische Themen, minimalisti- Emarcy 06024 987 7224

KlaUs Doldinger hat noch Puste

5 Fragen an … Wirbel um … Hause Universal jetzt aufwartet, ist schon von besonderer Klasse“, lobt Thomas Fitterling in „Rondo”. „In einem vorbild- lich dokumentierten 4-CD-Set macht es Götz Alsmann … den langen all die frühen Philips-Aufnahmen wieder zugänglich, die einst den Ruhm Doldin- Schwanz gers als modernen Tenorsaxophonisten begründeten, und führt damit auch zu Was wären Sie geworden, wenn nicht Musiker? Kürzlich rief Chris Anderson, Chef- ten für den geschäftsträchtigen ers- den Anfängen einer anderen Jazzlegende, Archäologe oder Buchbinder. redakteur des US-amerikanischen ten hohen Ausschlag. Das Internet denen des Produzenten Siggi Loch. […] Technologie-Magazins „Wired“, das hat diese Regeln gründlich verändert. Hier misst sich der überragende Musikant Das Leben könnte so schön sein, wenn … Ende des Blockbusters aus. In seinem Mit unendlicher Kapazität bedient es Doldinger mit so herausragenden Tita- ... noch Gummibäume vor den Lautsprechern stünden und der Bühnen­ Buch „The Long Tail“ (Hyperion) be- heute jeden Sonderwunsch, und eine nen wie Kenny Clarke, Rolf Kühn, Geor- rand durch Stiefmütterchen gekennzeichnet wäre. schreibt Anderson die Folgen der Ato- Massenkultur ist nicht mehr so leicht ge Gruntz und sogar Albert Mangelsdorff misierung der (musikalischen) Ge- auszumachen. Auch für Jazzfans ist und macht immer die beste Figur. ‚Early schmäcker durch Internet und iTunes. das eine willkommene Entwicklung. Doldinger‘ ist wahrlich ein wunderba- Es gibt nichts Schlimmeres als … „The Long Tail“ ist gerade das meist- Vorbei sind die Zeiten, als man sich res Geburtstagsgeschenk für den Jubilar … gut gelaunte Frühstücks-TV-Moderatoren. diskutierte US-Wirtschaftsbuch. An- für Jazzalben jenseits des Mainstreams – und eines des Jubilars an die Nachge- dersons Prinzip des „langen Schwan- Sonntag morgens auf Plattenbörsen borenen.“ Der perfekte Song ist … zes“ basiert auf der Statistik: Demnach die Finger wund wühlen musste. Bei hat eine gewöhnliche Nachfragekurve Redaktionsschluss musste sich Ander- Klaus doldinger … bereits viel häufiger geschrieben worden, als man glaubt. erst einen hohen Wert und flacht dann sons Buch an der Theorie des Autors Early Doldinger – langsam ab. Im flacheren Teil der Kur- messen lassen: Es war gerade in die The Complete Nicht ohne meine … ve verkümmerten früher musikalische Top Ten der „New York Times“ vor- Philips Sessions … brokatene Schlafmaske! Nischenprodukte, nur die Stars sorg- gedrungen. Boutique 06024 987 7999 Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Seite 7 Shortcuts

Kurz angespielt Das JazzEcho präsentiert eine brandneue Rubrik mit Kurzrezensionen. Noch nie passte so viel auf so wenig Seiten.

Neue CDs OM Jazz Club Taylor Eigsti zu einer der beeindruckendsten Jazzsän- ersten Album unter eigenem Namen mit A Retrospective Lucky To Be Me gerinnen der Gegenwart gemausert. Oft einem smarten und fantastisch grooven- Barbara Dennerlein Das 1972 im schweizerischen Luzern „Jazz Club“ ist der Titel einer preis- Dass der 21-jährige Pianist Taylor Eigsti, wird ihr Name in einem Atemzug mit den Repertoire, das bis auf zwei Ausnah- Best Of Dennerlein gegründete Quartett OM (bestehend werten neuen Compilation-Reihe von wie der Titel seines fünften Albums ver- denen von Diana Krall, Holly Cole und men (den bluesigen Miles-Davis-Klassiker Barbara Dennerleins Liaison mit Verve aus Saxophonist Urs Leimgruber, Gitar- Verve, die all das präsentiert, was Jazz so kündet, „glücklich ist, er selbst zu sein“, Susannah McCorkle genannt. Ihre letzten „So What“ und Donald Harrisons „Para- währte nur wenige Jahre und drei Alben rist Christy Doran, Bassist Bobby Burri attraktiv und zeitlos macht. Von histori- glaubt man ihm gerne: Mit 13 Jahren drei Alben waren jeweils für einen Gram- dise Found“) aus selbst komponierten lang. Doch in dieser Zeit konnte die in- und Drummer Fredy Studer) bezog ge- schen Aufnahmen, über klassischen Jazz jammte Taylor schon mit der Jazzlegende my nominiert. Für „Footprints“ vertonte Stücken besteht, und einem elektrischen ternational bekannteste deutsche Jazz- nauso viel Inspiration aus der Rockmusik der 50er und 60er Jahre bis hin zu aktu- Dave Brubeck, mit 14 nahm er sein ers- sie nun dreizehn klassische Instrumental- und zugleich elektrisierenden Sextett, zu musikerin Aufnahmen machen, die sie eines Jimi Hendrix wie aus dem impro- ellen Club-Trends. tes Album auf. Nun will er nach den USA nummern der 50er und 60er Jahre: Allein dem sich bei vier Stücken als Gast außer- mit ihren eigenen kleinen Plattenfirma visierten Jazz eines John Coltrane. Das Unterteilt ist die „Jazz Club“-Serie in auch die Welt erobern. „‚Lucky To Be Me‘ drei Stücke stammen von Cannonball Ad- dem der Altsaxophonist Donald Harrison Bebab Records kaum hätte verwirklichen Motto der Band lautete: „Elektrischer vier Segmente, die einem die inhalt- ist das reife, temperamentvolle und über- derley, zwei von John Coltrane, je eines gesellt. Den mittlerweile in New York le- können. Nun hat die ebenso sympathi- Jazz – freie Musik“. Wie Peter Rüedi in liche Orientierung innerhalb der Rei- raschende Album eines Talents, das noch von , Horace Silver, Duke benden Berklee-Absolventen darf man sche wie virtuose Hammond-Organis- den Liner Notes dieser fantastischen Re- he leicht machen: Die CDs der „Jazz am Anfang seiner Karriere steht, dabei Jordan, Hank Mobley, Oscar Brown Jr., getrost als das größte Trompetentalent tin aus „Take Off!“, „Junkanoo“ und trospektive schreibt, war OM „eine wirk- Club Legends“ sind Zusammenstellun- aber schon über alles verfügt, was einen Lambert, Hendricks & Ross und der Titel- seit Roy Hargrove bezeichnen. „Outhipped“ für die Compilation „Best liche Band und nicht eine Allianz von gen von Aufnahmen eines bekannten arrivierten Künstler ausmacht“, schwärm- song natürlich von Wayne Shorter. Einige Of Dennerlein“ ihre persönlichen Favo- vier Einzelkämpfern. Künstlers, die „Jazz Club Highlights“ te der „All Music Guide”. Belegt wird dies der Songs nahm Karrin Allyson im Duett riten ausgewählt und mit einem Begleit- Es war eine Gruppe, die im Laufe ihrer sind jeweils einem populären Gen- durch ebenso brillante wie verblüffende mit Vocalese-Legende Jon Hendricks oder text versehen. zehnjährigen Geschichte immer enger re gewidmet, sogenannte Lifestyle- Interpretationen von eigenen Kompo- Nancy King oder mit der Unterstützung Die elf Nummern, die Jazz in allen mög- zusammenwuchs und bei der jedes ein- Compilations bietet das Segment sitionen und Jazzstandards. Die größte des ehemaligen Count-Basie-Saxopho- lichen Schattierungen (sowie ein Rolling- zelne Bandmitglied sein Ego an kurzer „Jazz Club Moods“ und die aktuel- Überraschung gelingt dem jungen Über- nisten Frank Wess auf. Ein ambitioniertes Stones-Cover) bieten, spielte die Münch- Leine führte. Sie taten dies, indem sie len Club- und Retro-Trends reflektie- flieger aber mit einer Popnummer von und rundum gelungenes Projekt! nerin zwischen 1995 und 1999 mit Routiniertheit (inklusive der damals fast ren schließlich die Zusammenstel- Björk und einer klassischen Komposition Größen wie Roy Hargrove, Randy Bre- schon obligatorischen endlosen Soli) lungen der „Jazz Club Trends“. Die von Mussorgsky. Dabei sekundieren ihm cker, David Murray, David Sánchez, Ray vermieden und sabotierten. Dank dieses zehn neuen Compilations der Serie zwei erstklassige Rhythmusteams: mal Anderson, Dennis Chambers, Jeff „Tain“ erstaunlichen Mangels an Eitelkeit, dank featuren zum einen , Christian McBride und Lewis Nash, dann Christian Scott Watts und Don Alias in New York ein. Auf des Wagemuts, der Energie und Vitalität Billie Holiday und George Shearing, James Genus und Billy Kilson. Einen her- Rewind That ihre drei Verve-Alben blickt Dennerlein dieser vier Musiker klingen die Werke zum anderen „The Greatest Jazz Hits“, vorragenden Eindruck hinterlässt auch Concord 00134 312 2442 mit großer Zufriedenheit zurück, da sie von OM – das damals eines der führen- „Cool Jazz“, „The Cole Porter Song der erst 17-jährige Gitarrist Julian Lage, ...... auf ihnen ihre in den Liner Notes darge- den Jazzensembles Europas war – auch book“, „Saxophone Ballads“, „Sum- der als Gast in Erscheinung tritt. legte Philosophie verwirklichen konnte. heute noch bemerkenswert frisch“. Auf mer Jazz“, „Jazz For Dining“ und „Jazz Charlie Parker „OM – A Retrospective“ liegt die Musik Swings Pop“. Dinah Washington dieses Ensembles nun erstmals auf CD Karrin Allyson … For Lovers (mit einer Laufzeit von über 80 Minu- Alle Titel und Details zu dieser Serie finden Footprints In die Jazzgeschichte ist Charlie Parker als ten!) vor. Sie unter www.jazzecho.de. Concord 00134 312 2912 heißblütiger Bebopper eingegangen, der ...... auf seinem Altsaxophon schwindelerre- gend schnell durch sämtliche Skalen jag- Christian Scott te und die jazzige Improvisation in neue Rewind That Dimensionen führte. Doch auch als Inter- Der 22-jährige Christian Scott präsentiert pret von Balladen machte sich Bird einen Taylor Eigsti beim Label Concord Jazz mit „Rewind Namen, nicht zuletzt durch die Aufnah- Barbara Dennerlein Lucky To Be Me That“ ein Debütalbum, das die ganze men für das Album „Charlie Parker With Best Of Concord 00134 312 2992 Szene – von Musikerkollegen, über Jour- Strings“, das bei seiner Fangemeinde Verve 06025 170 3375 ...... nalisten bis hin zu den Jazzfans – aufhor- zunächst Verunsicherung und dann Be- ...... chen lassen wird. Statt, wie es so viele geisterung auslöste. Die Tracks für diese OM Various Artists Karrin Allyson sogenannte junge Löwen seit den frühen Compilation zeigen Parker von seiner po- A Retrospective Cole Porter Songbook (Jazz Club) Footprints 90er Jahren tun, die Spielweisen des Be- etischsten Seite, mal in Begleitung von ECM 06024 985 7452 Verve 06024 984 1790 Seit sie 1992 ihr Debütalbum bei Con- bop neu aufzuwärmen, überrascht der Streichern und mal nur mit einem kleinen ...... cord Jazz vorlegte, hat sich Karrin Allyson Trompeter aus New Orleans auf seinem Ensemble. Ein amerikanischer Kritiker be-

Jazz Echo_Ausgabe_09.06 21.07.2006 9:08 Uhr Seite 1

VISIONS OF JAZZ

WOLLNY / KRUSE / SCHAEFER LARS DANIELSSON JOACHIM KÜHN / MICHAEL GIBBS MICHAEL SCHIEFEL Michael Wollny - piano, Eva Kruse - bass, Eric Schaefer -drums Lars Danielsson - cello, bass, Bugge Wesseltoft - piano Joachim Kühn - piano, Albert Mangelsdorff - trombone Michael Schiefel - vocals „Dieses Trio setzt ein selbstbewusstes, eigenständiges Nils Petter Molvaer - trumpet, Eivind Aarset - guitar Klaus Doldinger + - saxophone You will hear vocals only! Statement einer jungen deutschen Szene, die sich ernsthaft Jon Christensen + Xavier Desandre Navarre - drums, percussion Markus Stockhausen - trumpet, Richard Galliano - accordion „Michael Schiefel ist sein eigenes Genre unter den der internationalen Konkurrenz stellt.“ SZ Jan Bang - samples Django Bates - horn, Douglas Boyd - oboe Jazzsängern... Seine Musik beweist einen hoch entwickelten Caecilie Norby - voices, Copenhagen Concert Orchestra Radio Philharmonie Hannover NDR dirigiert von Michael Gibbs „ein Klaviertrio, das aus dem konventionellen Format Sinn für die Statik der Klänge und die Lust daran, aus ihnen unkonventionelle Klänge herauskitzelt.“ STEREO Mélange Bleu - die Kunst der vielfältigen Klangfarbenmischung Europeana, die Jazzphony von Michael Gibbs für Orchester komplizierte Gebilde zu kneten.“ WELT AM SONNTAG und Jazzsolisten. Welturaufführung am 10. 09. in Hamburg.

[em] II ACT 9655-2 MÉLANGE BLEU ACT 9604-2 EUROPEANA - JAZZPHONY NO. 1 ACTSACD 9804-2 DON’T TOUCH MY ANIMALS ACT 9711-2

IN CONCERT EUROPEANA: Welturaufführung 10. September, Hamburg, Musikhalle, Benefizkonzert 20 Jahre Phönikks [em]: 11.09. Hamburg - Fabrik 14.09. Osnabrück - Blue Note 15.09. München - Unterfahrt 17.09. Regensburg - Leerer Beutel 18.09. Freiburg - JazzGipfel 16.10. Wien - Porgy & Bess 19.10. Frankfurt - Romanfabrik 21.10. Heilbronn - Cave 61 27.10. Bielefeld - Bunker Ulmenwall 9.11. Berlin – WdK 17.11. Köln - Pfandhaus 19.11. Nürnberg - Tafelhalle 21.11. München - Prinzregententheater LARS DANIELSSON: 24.09. Freiburg - JazzGipfel 9.10. Nürnberg - Tafelhalle 10.10. München - Unterfahrt 11.10. Zürich - Moods 12.10. Allensbach - Jazz am See 13.10. Heidelberg - Enjoy Festival 14.10. Darmstadt - Centralstation 15.10. Wien - Porgy & Bess MICHAEL SCHIEFEL: 11.9. Hamburg - Fabrik 22.9. Berlin - A-Trane 4.10. München - Unterfahrt 21.11. München - Prinzregententheater 23.11. Essen - Katakomben

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schrieb Parkers balladeske Episoden einst als „das perfekte Gegenmittel, wenn man sich an Jazzplatten, die undisziplinierte Bläserorgien featuren, überfressen hat“. Die Liebe thematisierte die Sängerin Dinah Washington in Plattentiteln wie „Music For A First Love“, „I Concentrate On You“, „Two Of Us“, „In Love“ und „I Wanna Be Loved“ immer wieder. OSCAR PETERSON Etta Jones Oliver Nelson Coleman Hawkins Kenny Dorham Mal besang sie dabei auf sehr persönliche Travelin’ On Don’t Go To Strangers Screamin’ The Blues The Hawk Relaxes Quiet Kenny Art die positiven Seiten der Liebe, dann (Exclusively For My Friends Vol. VI) (RVG Series) (RVG Series) (RVG Series) (RVG Series) wieder die zahlreichen Schattierungen MPS 06025 170 2373 Concord 08880 723 0007 Concord 08880 723 0013 Concord 00252 188 1062 Concord 00252 188 1082 des Herzschmerzes und unerwiderten ...... Verlangens. Diese Compilation spiegelt diese Zerrissenheit der Gefühle hervor- ragend wider. Mehr als nur kompeten- RVG Series te instrumentale Unterstützung erhielt sie bei der Aufnahme dieser Liebeslieder „Ich kann mich noch gut an die Sessions von den hochkarätig besetzten Orches- erinnern”, schreibt Rudy Van Gelder, der tern von Quincy Jones, Hal Mooney und legendäre Tonmeister aus Hackensack, Belford Hendricks und Solisten wie dem New Jersey, in einem Grußwort seiner Trompeter Clifford Brown. neuen „Remasters” für Prestige. „Ich er- innere mich, wie die Musiker klingen Jack McDuff Richard „Groove“ Holmes Eric Dolphy Miles Davis wollten, und ich erinnere mich an ihre The Honeydripper Soul Message Out There Relaxin’ With The Miles Davis Quintet Reaktionen auf die Playbacks. Heute habe (RVG Series) (RVG Series) (RVG Series) (RVG Series) ich das deutliche Gefühl, ihr Botschafter Concord 08880 723 0035 Concord 08880 723 0014 Concord 00252 188 1012 Concord 00252 188 1042 zu sein.” Im Januar 1954, knapp ein Jahr, nach- dem ihn Alfred Lion für Blue Note „ent- deckte”, nahm der gelernte Optiker seine erste Session für Bob Weinstocks Label Cover lag bei Prestige auf. Nachdem viele seiner legen- Druck nicht Dinah Washington dären Aufnahmen für Prestige lange Zeit vor. Dinah Washington For Lovers nur als eher lieblose CD-Überspielungen Verve 06024 985 7028 erhältlich waren, nimmt sich ihrer Van ...... Gelder jetzt persönlich an. In seinem per- fekt ausgerüsteten Digitalstudio in Engle- John Coltrane Sonny Stitt Gene Ammons Red Garland Oscar Peterson wood Cliffs bereitet er Klassiker von Miles Soultrane Stitt’s Bitt Boss Tenor Red Garland’s Piano Exclusively For My Friends Davis, John Coltrane, Sonny Rollins, Eric (RVG Series) (RVG Series – 3 CD Box Set) (RVG Series) (RVG Series) 1992 bereits einmal erfolgreich in einer Dolphy, Red Garland, Coleman Hawkins Concord 08880 723 0006 Concord 08880 723 0043 Concord 00252 188 1022 Concord 00252 188 1092 4-CD-Box wiederveröffentlicht, bilden die oder dem Modern Jazz Quartet so auf, sechs Alben der Serie „Exclusively For My wie sie authentischer und besser nicht Friends“ das Herzstück fast jeder Oscar- klingen können. Getreu seiner Maxime: Peterson-Sammlung. „Qualität ist meine Motivation.” Der „All Music Guide” gab der Box da- mals die Höchstwertung von fünf Sternen und schrieb: „Oscar Peterson hat gesagt, dass er seine MPS-Einspielungen für sei- ne besten Aufnahmen hält. Das ist schon eine ziemlich gewichtige Aussage, wenn man bedenkt, welche enorme Menge an Miles Davis Yusef Lateef John Coltrane Sonny Rollins Platten der Pianist im Laufe der letzten 50 Walkin’ Eastern Sounds Lush Life Saxophone Colossus Jahre veröffentlicht hat.“ Dokumentiert (RVG Series) (RVG Series) (RVG Series) (RVG Series) sind auf den nun wieder einzeln erhält- Concord 08880 723 0008 Concord 08880 723 0012 Concord 00252 188 1032 Concord 00252 188 1052 lichen und mit den original Liner Notes Eddie „Lockjaw“ Davis ausgestatteten CDs die Hauskonzerte, die Cookbook Vol. 1 Oscar Peterson zwischen 1963 und 1968 (RVG Series) in der Villa des Toningenieurs und Pro- Concord 08880 723 0009 duzenten Hans Georg Brunner-Schwer ...... machte. Neben seltenen Soloeinspielun- gen Oscar Petersons enthalten die CDs hochkalibrige Trio-Sessions mit den Bas- sisten Sam Jones und Ray Brown sowie den Schlagzeugern Bobby Durham, Ed Thigpen und Louis Hayes. Mose Allison Thelonious Monk & Kenny Burrell & The Modern Mose Allison Sings Sonny Rollins John Coltrane Jazz Quartet (RVG Series) Thelonious Monk & Sonny Rollins Kenny Burrell & John Coltrane Django Concord 08880 723 0011 (RVG Series) (RVG Series) (RVG Series) Concord 08880 723 0010 Concord 00252 188 1072 Concord 00252 188 1102

OSCAR PETERSON Girl Talk Tu felix Oscar (Exclusively For My Friends Vol. II) MPS 06025 170 2353 In den 60er Jahren war Oscar Peterson Dauergast im Schwarzwald, wo er in Hans-Georg Brunner-Schwers Wohnzimmer einige der besten Jazzalben überhaupt aufnahm – siehe links.

OSCAR PETERSON The Way I Really Play (Exclusively For My Friends Vol. III) MPS 06025 170 2354

Oscar Peterson Action (Exclusively For My Friends Vol. I) MPS 06025 170 2352

OSCAR PETERSON My Favorite Instrument (Exclusively For My Friends Vol. IV) MPS 06025 170 2358

OSCAR PETERSON Mellow Mood (Exclusively For My Friends Vol. V) MPS 06025 170 2371

Spielte im Schwarzwald nur im kleinsten Kreis: Oscar Peterson Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Seite 9 Porträt

11.07.1942: Tomasz Stanko kommt in Rzesow/Polen zur Welt.

1962: Stankos Band The Jazz Darings gehört zu den ersten Free- Jazz-Ensembles in Europa.

1965: Im Quintett des Pianisten und Komponisten Krzysztof Komeda spielt Stanko einen Meilenstein osteuropäi- schen Jazz ein, die LP „Astigmatic”.

1973–1980: Stanko arbeitet mit Drummer Edward Vesala, Pianist Cecil Taylor, Bassist Gary Peacock und nimmt eine Solo-LP im indischen Taj Mahal auf.

1990er: Stanko spielt auf verschiede- nen ECM-Alben von Bobo Stenson, Tony Oxley, John Surman und Terje Rypdal.

2002: Mit dem aus Teenagern bestehenden Simple Acoustic Trio begeistert Stanko auf seinem neo-cooljazzigen Album „The Soul Of Things”.

2005: An der Seite von Jan Garbarek spielt Stanko auf Manu Katchés zwei- tem Soloalbum „Neighbourhood”.

2006: Das neue Album „Lontano”, eingespielt mit dem Simple Acous- tic Trio, bringt die Quintessenz von Stankos Karriere auf die Länge von 77 Minuten.

Trickste den Zensor aus: TomasZ Stanko Der Pate aus Polen Für viele ist Tomasz Stanko der Pate des modernen polnischen Jazz. Fürs JazzEcho greift diese Bezeichnung zu kurz.

iele Leute aus meiner Generation Gary Peacock fragte mich einmal, wie Ende wird. In der Zeit, in der ich bei ihm Seine Kompositionen aber sind zeitlos”, so sehr das musikalische Patchwork als ei- Als Stanko vor zehn Jahren das Quar- werden nicht müde zu wieder- wir überhaupt mit Jazz in Kontakt treten spielte, schrieb er so viele unglaubliche resümiert Stanko, der auf seinem neuen ne Art von Synergie. „Mit Collage meine tett zusammenstellte, mit dem er nun holen, dass ‚früher alles besser konnten. Es war aber nicht so schwer, Stücke. Ich erinnere mich an eins, es hieß Album „Lontano” eine neue Version von ich die Art, wie ich die Dinge, die mich auch „Lontano” eingespielt hat, war der war’”, grinst Tomasz Stanko. jemand, der im Westen auf dem Land ‚Wombwater‘ [Fruchtwasser], ein heftiger Komedas „Kattorna” eingespielt hat. Der beeinflussen, interpretiere. Die Erzählwei- Schlagzeuger Michal Miskiewicz gera- V Doch erst, nachdem sich der Eiserne Vor- lebte, ist da viel schwieriger herangekom- Titel. Irgendwann fragte ich ihn, ob er Titel erschien 1965 auf der legendären LP se von William Faulkner in seinen Büchern de mal 16. Der junge Michal spielte mit hang über seiner Heimat Polen hob, wur- men.” Osteuropäischer Jazz hatte damals mir die Komposition geben könne, aber „Astigmatic”, auf der Stanko in Komedas oder die von Michail Scholochows ‚Der Slawomir Kurkiewicz am Kontrabass und de bei ihm persönlich alles besser. „Vie- etwas Mythisches, im Ostblock gab es sie war weg, er hatte keine Ahnung mehr Band zu hören ist. „Genau wie ich war stille Don‘. Ein Bild von Modigliani. Wie Pianist Marcin Wasilewski, die ihn dazu len Menschen aus meiner Generation brillante Musiker. „In Polen haben sich davon. Es war ihm egal. Ich dachte: Mein Komeda einerseits stark in der Tradition irgendwann mal ein Club in Krakau ge- überredeten, Tomasz Stanko zu über- geht es heute nicht so gut in Polen”, sagt die Behörden aber nicht wirklich sehr für Gott, was für ein Künstler! Er schreibt un- geerdet und hatte eine avantgardistische rochen hat. Auf einmal erinnert man sich reden, sie auch in sein neues Quartett der 64-jährige Trompeter. „Sie hatten ge- Jazz interessiert, er war ihnen zu abstrakt. glaubliches Zeug und schmeißt es dann Seele”, beschreibt Stanko. „Ich erinnere daran und setzt es um, wie genau kann aufzunehmen. 2005 begeisterten Miskie- lernt, sich mit einem Regime zu arrangie- Und dann erzählten wir ihnen, er wäre weg. Das ist, was ich mit ‚Idee‘ meine. mich, wie wir 1964 in Kopenhagen im ich dir nicht erklären.” So dunkel seine wicz, Kurkiewicz und Wasilewski mit ih- ren, das ihnen soufflierte: ‚Mach nur das die Musik der revolutionären Schwarzen Am Ende kommt es nicht so sehr auf sie Montmartre-Club spielten und Don Cher- Trompete auch klingt, Stanko hat über- rem eigenen „Trio”-Album. „Lontano“ ist Notwendigste. Mach nicht zu viel’”, be- in den USA, das funktionierte. Bis auf selbst an, sondern auf den Prozess, damit ry jede Nacht vorbeikam und einstieg.” haupt kein Problem damit, auch mal pop- das dritte und kühnste der drei Alben, die schreibt er. Dafür gab es ein kleines, aber die ständigen Visa-Probleme blieben wir umzugehen. Ein besserer Musiker, ein Komedas Musik war, obwohl modern, kompatiblen Jazz zu machen. „Ich hatte Tomasz Stanko mit dem Simple Acoustic sicheres Leben. „Jetzt haben diese Men- ziemlich unbehelligt”, schildert Stanko besserer Mensch zu werden.” Stanko be- meilenweit von Free Jazz entfernt. Beson- einen Riesenspaß auf dem letzten Album Trio aufgenommen hat. „Es ist eine Art schen nichts mehr und keiner hat ihnen mit einnehmend schwerem slawischen findet sich seit über 40 Jahren in diesem ders Komedas melodische Patterns sollten von Manu Katché”, betont er zufrieden. Quintessenz meines künstlerischen Le- je beigebracht, was Eigeninitiative ist.” Akzent. Prozess. „Es war manchmal sehr anstren- Stanko für immer prägen. bens”, sagt Stanko. „Auch wenn ich das Starke Emigration ins westliche Europa, gend, ich hatte manchmal keine Lust „Für mich ist es sehr schwer, jemandem Kreative Unfälle nicht bewusst angestrebt habe. Als wir nutzlose populistische Parteien und post- Einzigartige Musikkulturen mehr und wollte aufhören. Musiker zu meine Melodien zu erklären, ich denke ins Studio gingen, war ich mehr als vor- sozialistisches Trauma schwächen das sein, fordert eine starke Entscheidung, es nicht bewusst über sie nach”, tastet sich Er hat die Literatur und Kunst des 20. bereitet. Ich habe über ein Jahr an dem Land, sagt Stanko. „Die junge Generation Auch in anderen hermetischen Staatssys- gibt in diesem Beruf keine Sicherheiten. Stanko an das Thema heran. „Möglicher- Jahrhunderts verinnerlicht, was macht To- Album gearbeitet, wir haben viele der aber ist Polens größte Hoffnung. Sie la- temen sind einzigartige Musikkulturen Aber ich hatte Glück, ich konnte mit den weise haben meine Melodien etwas mit masz Stanko im digitalen Zeitalter? „Ich Stücke auf unserer USA-Tournee gespielt. mentiert nicht, sie sitzt nicht herum und erblüht, so ironisch das am Ende ist. In Besten zusammenarbeiten, mit Komeda dem Licht zu tun, das wir hier in Polen würde liebend gern digitale Technologie Als wir dann im Studio waren, löschte ich säuft. Die jungen Leute wissen genau, Brasilien florierte die Bossa-Nova- und und danach mit so vielen anderen, das haben. Es ist ein spezielles Licht, ein nord- in meiner Musik verwenden, aber ich fin- alle diese Vorarbeit, dekonstruierte sie, dass ihnen niemand helfen wird, kein MPB-Bewegung innerhalb einer Dikta- war fantastisch.” östliches Licht. Ich vergleiche immer Me- de keine Musiker, die das so können, wie um wieder intuitiv mit dem Material um- patriotischer Politiker oder sonst jemand, tur. „Auch dort hatte Musik damals et- Krysztof Komeda ist womöglich der Pa- lodien mit Licht. Ich glaube auch, dass ich es brauche”, zuckt Stanko mit den zugehen.” Wichtiger Partner dabei war und sie machen es alleine.” Als Tomasz was Revolutionäres”, te von Tomasz Stan- skandinavische Musik klingt, wie sie klingt Schultern. „Die meiste elektronische Mu- ECM-Chef Manfred Eicher, der das Album Stanko selbst jung war, schwamm er mit nickt Stanko. „Die Idee kos Sound. Komeda ,wegen des Lichts. Warum klingt italieni- sik klingt für mich weniger interessant. produzierte. „Ich liebe es, mit Manfred genau dieser Haltung gegen den Strom. von Revolution gibt es kennen vielleicht sche Musik so anders? Dabei muss helle- Theoretisch liebe ich Sampling, das ist zu arbeiten”, begeistert sich Stanko. „Er „Ich habe nie darauf gewartet, dass ir- aber heute kaum noch Zu viele Polen (unbewusst) mehr Ci- res Licht gar nicht unbedingt mehr Fröh- Collage, das ist die Zukunft. Aber ich ha- schafft eine tiefe, ganz spezielle sensible gendwas passiert. Ich wollte einfach frei in der Kunst. Das Wort neasten als Jazzfans, lichkeit bedeuten, es ist schon komplexer. be noch nicht den Musiker gefunden, der Atmosphäre, seine Kommentare und Vor- sein, das hat mich ständig angetrieben. Revolution bekommt lebten nach denn zwischen 1958 Fado zum Beispiel oder Bossa kommen ja meine Ideen umsetzen, der James Brown schläge sind immer wieder erstaunlich, Manfred [Eicher] hat mal gesagt: ‚Wenn immer mehr eine fal- der Maxime und 1968 schrieb er aus südlichen Ländern.” mit Gustav Mahler verschmelzen könnte. aufregend, nett und dann gar nicht mehr mir niemand mehr hilft, dann bin ich sche Bedeutung. So die Soundtracks für Noch mehr als für die Avantgarde begeis- Ich denke viel darüber nach.” nett und knallhart. Wenn man stark ge- wirklich frei.‘ Und das beschreibt meine viele große Ideen sind „Mach nur das Roman Polanskis Fil- terte Stanko sich vom Anfang seiner Kar- Stankos Informationsquellen sind im- nug ist, diese Intensität auszuhalten, gibt frühe Karriere ganz genau.” gescheitert. Man muss me, wie „Das Messer riere an für den Cool Jazz und Hard Bop mer noch vorwiegend analog, er liest es keinen besseren Produzenten. Marcin Viele sehen in Stanko heute den Paten heute nicht mehr ver- Notwendigste“. im Wasser”, „Tanz von Miles und Trane, die Blue-Note-LPs mehr Zeitung, als dass er im Internet Wasilewski fiel am Abend des ersten Auf- des modernen polnischen Jazz. Stanko suchen, jede Idee di- der Vampire” und der frühen 60er. „Da schlagen zwei Her- surft, und er ist ein Improvisator, auch nahmetags fast vom Stuhl, so erschöpft begann seine Karriere in den 60ern. „Wir rekt umzusetzen. Free Tomasz Stanko...... „Rosemary’s Baby”. zen in meiner Brust”, bekennt er. Auch im Leben. „Ich plane nicht so viel. Wenn war er”, lacht Stanko. „‚Lontano‘ war hatten damals natürlich wenig Kontakt Jazz ist die beste Musik Nach den Dreharbei- „Lontano” klingt stark an diesen Sound man voller Pläne und Projektionen ist, sehr heftig.” JazzLink: stanko zum Westen. Trotzdem bekamen wir – wenn man sie nicht ten von „Rosemary’s an. Dennoch stellt Stanko klar, dass er sich dann entgehen einem die kleinen Details einige Jazzplatten sofort. Ich lernte die spielt”, sagt er und lacht. „Das klingt pa- Baby” hatte Komeda in Los Angeles ei- an keine Retrowelle zu hängen braucht, am Wegesrand. Viel von Improvisation Musik von John Coltrane und Ornette radox. Ich gebe dir ein Beispiel: Cecil Tay- nen Autounfall und starb wenige Monate dafür habe er viel zu sehr seinen eigenen hat mit kreativen Unfällen zu tun. Meine Coleman ohne Zeitverzögerung ken- lor ist für mich ein Gigant! Er ist so konse- nach seiner Rückkehr nach Polen an den Sound, seine eigene Harmonik und sein Band ist da großartig, ich betone es im- Tomasz stanko nen. Die Zensur funktionierte, das muss quent, er geht immer den schwierigeren Folgen seiner schweren Kopfverletzun- eigenes Vokabular. „Mir geht es in meiner mer wieder. Sie ist offen für alles Neue, Quartet man sagen, wie eine Art Filter, es kam Weg. Er ist ein Katalysator von Ideen, da- gen. „International ist er relativ unbe- Arbeitsweise mehr um Prinzipien wie Zitat aber tief verwurzelt und versiert in der Lontano so gut wie kein Müll an unsere Ohren. bei ist ihm egal, was aus diesen Ideen am kannt geblieben, weil er so jung starb. und Collage.” Dabei meint Stanko nicht Tradition.” ECM 06024 987 7380 Seite 10 Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Call & Response

Das Wohlfühl- duo

Mit „Street Life” landeten die Sängerin Randy Crawford und der Crusaders- Pianist 1978 einen Welthit. Mit ihrer aktuellen CD „Feeling Good” modernisieren sie das Konzept – Soul und Jazz fühlten sich einander selten so nah.

Joe Sample Randy Crawford

1939 Am 01.02. kommt Joe Sample in 1952 Am 18.02. kommt Veronica Joe Sample, Randy Crawford 1956 gründete der Pianist Joe „One Day I’ll Fly Away”, „Rainy Houston, Texas, zur Welt. Sample, geboren am 01.02.1939 „Randy” Crawford in Macon, Night In Georgia” und natürlich in Houston, Texas, mit seinen Georgia, zur Welt. „Street Life” haben die süßliche JazzEcho: Sie haben schon Mitte der 1956 Mit seinen Schulfreunden Wilton Schulfreunden , Stix Sopranstimme von Veronica „Randy” auch Johnny. Er starb, kurz nachdem ich 70er Jahre zusammen Musik gemacht. Felder, und Wayne Hooper und Wayne Henderson die 1967 Am Klavier vom Vater begleitet, Crawford weltbekannt gemacht. ihn im Krankenhaus besucht hatte und Wie haben Sie sich kennen gelernt? Henderson bildet er die Nite Hawks. Nite Hawks. Zwei Jahre später, nach bringt sie ihr Gesangstalent aus Am 18.02.1952 in Macon, Georgia, ihm die Rough Mixes dieses Albums vor- Joe Sample: Ich bekam einen Anruf von dem Umzug des Soul-Jazz-Quartetts dem Kirchenchor in die Jazzclubs. geboren, wächst sie in Cincinnati, gespielt hatte. Randys Produzent Stewart Levine. Randy 1961 The Jazz Crusaders, seit drei Jahren nach Los Angeles, mischen sie als Ohio, auf. Mit 15 singt sie erstmals Sample: Das hat ihn so gefreut! Es ging hatte ihm anscheinend gesagt: „Ich mag erfolgreich in Los Angeles, nehmen The Jazz Crusaders die Westküste 1975 Kurz vor Cannonball Adderleys in Clubs, von ihrem Vater am Klavier ihm sichtlich besser danach, hast du er- diese Crusaders.” Denn Randys Liebesaf- ihr Debütalbum für Pacific Jazz auf. auf. 1971, sechs Jahre nach ihrem Tod gibt sie ihr Studiodebüt auf begleitet. Nach einigen Jahren als zählt. Auch wegen all der unguten Erfah- färe mit den Crusaders ging sogar noch Instrumentalhit mit Stevie Won- dessen Album „Big Man”. Leadsängerin einer Coverband, in rungen im Vorwege sind wir wirklich sehr weiter zurück. Auf jeden Fall war ich bei 1971 Mit „1”, gerade auf CD wieder- ders „Uptight”, verbannen sie das der auch der Bassist froh, jetzt hier zu sein. Und ich weiß, dass ihren ersten beiden Sessions für Warner veröffentlicht, präsentieren sich Wort Jazz aus dem Bandnamen und 1976 Debütalbum mit Instrumental­ spielt, geht sie 1972 auf US-Tour mit Randy sich schon auf unsere Tour freut, Brothers dabei. Und da habe ich mich in die Crusaders erstmals mit neuem werden fast umgehend zu einer der unterstützung der Crusaders: dem Gitarristen . Erste weil sie immer zu mir meinte: „Wann fan- Randys Stimme verliebt. Das muss 1976 Namen und Jazz-Funk-Sound. erfolgreichsten Jazz-Funk-Bands der „”. Aufnahmen mit gen wir endlich an zu arbeiten?” gewesen sein, bei ihrem Debütalbum USA. Auch im Studio sind Sample für das Album „Big Man” folgen, JazzEcho: Wie sind Sie auf die ursprüngli- „Everything Must Change”. 1978 Der Erfolg von „Rainbow Seeker” und seine Kollegen gefragt, etwa 1979 „Street Life” aus dem Soundtrack bald sogar eine Single für Columbia. chen 24 Songs gekommen? Randy Crawford: Ich erinnere mich noch gründet sich auch auf den Song bei Sessions mit Marvin Gaye, B.B. von Burt Reynolds’ „Sharky und 1976 nimmt sie ihr erstes Soloalbum Sample: Mit einigen kam Randy, etwa ih- sehr gut an unsere ersten Aufnahmen. Da „In All My Wildest Dreams”, der King oder Quincy Jones. Seit 1978 seine Profis”, wird ein Welthit. für Warner Brothers auf. Zwei Jahre ren eigenen Songs „Danceland” und „Rio gab es immer Süßkartoffelkuchen. Lecker. später von 2pac gesamplet wird. ist Joe Sample auch solo erfolgreich, später gelingt ihr der Durchbruch De Janeiro Blues”, die sie dringend noch JazzEcho: Können Sie sich erinnern, unter anderem mit der mittlerweile 1998 Mit „Every Kind Of Mood: Randy, – mit ihrem dritten Album „Raw Silk” mal mit uns aufnehmen wollte. Die an- wann Sie die Crusaders zum ersten Mal 1997 „Sample This” enthält aktualisier­ viel gesampleten Ballade „In All My Randi, Randee” gelingt Randy und dem Soundtrack-Song „Street deren Stücke hat größtenteils Tommy Li- gehört haben? te Versionen seiner größten Wildest Dreams”. Neben Randy Crawford ihr höchster US-Chart­ Life” mit den Crusaders. Vor allem in Puma ausgesucht. Ich meinte zu Tommy, Crawford: Ja, das war dieser Song: (singt) Instrumentalhits zum Samplen. Crawford, mit der Sample bereits auf einstieg (Platz 2 von „Billboards“ Europa und England ist Randy er solle sich mal das Nina-Simone-Song- Sample: „Way Back Home“! ihrem Debütalbum 1976 zu hören „Contemporary Jazz Charts”). Crawford noch heute, zwölf Alben book durchsehen. Weil da bestimmt ein Crawford: (sie singt eine andere Melodie) 2006 Für „Feeling Good”, das gemein- war, hat der Pianist auch mit Sängern und fast zwanzig Jahre nach ihrem paar Killer-Songs sind, die Randy lieben Sample: Das ist jetzt „Put It Where You same Album mit Randy Crawford, wie Joe Cocker, Lalah Hathaway oder 2006 Fünf Jahre nach ihrem letzten Solo- Debüt, ein gern gehörter Star – live würde. Wie viele Nina-Simone-Songs ha- Want It”. Als du uns das erste Mal gehört hat Joe Sample alle Arrangements Phyllis Hyman aufgenommen. album begeistert sie an der Seite und im Radio (siehe oben). ben wir schließlich aufgenommen, Ran- hast, lebtest du da noch in Cincinnati? geschrieben – und natürlich Piano von Joe Sample, live und auf dem dy? Mindestens drei, die man mit ihr in JazzEcho: Und haben Sie da schon in der und Keyboard gespielt. gemeinsamen Album. Verbindung bringt, oder? Band mit Bootsy Collins gespielt? Crawford: Stimmt. „See Line Woman”, Sample: Moment, du hast mit Bootsy in „The End Of The Line“ und „Feeling einer Band gespielt? Good“. Oh Mann, wie ich die liebe! Crawford: Mit Bootsy und seinem Bru- JazzEcho: Denken Sie eigentlich manch- der Phelps. Aber wir haben keine eigenen ziemlich sweet. Aber ich habe auch da- schnell. Ich bin immer zuerst ins Studio haben wir vierzehn Stücke in dreieinhalb immer öfter: „Entscheidet euch endlich. mal noch an „Street Life” zurück? Stücke gespielt, sondern nur Coverversi- nach immer weitergemacht, meinen gegangen und habe mich mit der Mu- Tagen aufgenommen. Wir haben mittags Ich werde doch keine 24 Arrangements Crawford: Oh ja, das ist mein Song! Und onen. „Respect” und so was. Kopf hochgehalten und versucht, ihn sik beschäftigt. Das Wichtigste war da- angefangen und waren immer am frü- schreiben!” Als ich dann nach Japan kam, ich bin immer froh, wenn ich ihn noch JazzEcho: Und dann kamen Auftritte im über Wasser zu halten. bei das Tempo. Und wenn ich mal nicht hen Abend fertig. Es war sehr entspannt. wo ich zusammen mit George Duke im mal singen darf. Vorprogramm von George Benson, das JazzEcho: Auf dem neuen Album setzen weiterwusste, hörte ich Steve Gadd in Wir waren uns alle sicher, dass wir es im Blue Note in Tokio auftrat, standen die Sample: Ich habe drei Erinnerungen an Album „Big Man” mit Cannonball Ad- Sie, Herr Sample, Ihr Klavier oft wie eine meinen Kopfhörern und dann fing Randy ersten Take schaffen. Die Musiker waren Songs fest. Wir wussten, dass wir von den „Street Life”. Zuerst sind wir in einer klei- derley und eine Single für Columbia, die zweite Stimme ein. Sie antworten Randy, auch schon zu singen an. Ich dachte nur: alle sehr gut, das hat mich beruhigt. Das 14 immer noch vier weglassen könnten. nen Bar, in der Randy auftritt. Ich hatte produzierte … die wiederum auf Sie reagiert … „Oh Boy, wir müssen jetzt ganz schnell Wichtigste war schließlich, dass Randy im Aber unsere Instinkte waren richtig: Alle eine Kassette mit dem Song dabei. Die Crawford: Genau. Ich glaube, der Song Sample: Als wir diese Stücke aufnahmen, die Bandmaschine mitlaufen lassen.” Es Vordergrund steht. Wir sind immer gleich Songs sind auf dem Album. Und in sehr hörte sich Randy in der Pause an und mit Johnny Bristol hieß „Don’t Get achtete ich sehr genau darauf, wie Ran- klingt so fantastisch! Aber dann rief Ran- nach einem Take rausgegangen und ha- guten neuen Versionen, Lichtjahre von meinte, der Song gefiele ihr. Das zweite Caught In Love’s Triangle”. dy ihre Phrasen beendete. Ich wartete, dy schon: „Wo ist Christian?” McBride ben ihn uns angehört. Vielleicht haben den Originalen entfernt. Mal saßen wir in Randys Appartement Sample: Johnny Bristol war damals als bis sie die letzte Silbe beendet hatte, und kam nämlich immer zu spät. wir dann zwei oder drei Mal noch einen Crawford: Ich war allerdings erst glück- zusammen und sie sang den Song, wäh- Produzent sehr populär. Ich habe sicher fing erst dann an zu spielen. Ich wollte nie Crawford: Ja. Aber das war okay. Er ist Take aufgenommen. Aber genommen lich mit den Aufnahmen, als Joe wieder rend ich sie auf einem winzigen Keyboard auch mal mit ihm gearbeitet, Anfang über ihren Gesang spielen, allein schon, ein toller Bassist! Obwohl ich manchmal haben wir, glaube ich, immer den ersten aus dem Krankenhaus herauskam! begleitete. Die dritte und letzte Erinne- der 70er. Aber ich habe seinen Namen weil er so einzigartig ist. Ich liebe die schon mehr als bereit war und dann noch Take. Sample: Mir passierte da etwas am unte- rung ist, dass ich im Studio mit Wilton schon so lange nicht mehr gehört. Und großen Sänger dafür, wie sie einen Text auf Christian warten musste. Crawford: Ich hatte ein kleines Problem ren Teil der Wirbelsäule, direkt nachdem Felder und den anderen bin und Wilton an Songtitel kann ich mich ohnehin rüberbringen können. Und dabei hat es Sample: Ich glaube, das meiste auf dem mit „The Late, Late Show”. Das war für wir mit unserer Europatour im letzten einfach nicht diese Bassline spielen will, kaum noch erinnern … Was ich von da- mich immer gestört, wenn ein Pianist im Album sind „First Takes”. Zumindest Ran- mich immer ein seltsamer Song. Ich hat- Jahr fertig waren, im August. Als wir al- die ich ihm auf dem Klavier vorspiele! Das mals noch im Kopf habe, ist, dass das Hintergrund ständig um sie herum- und dys Gesang. Ich selbst musste manchmal te Angst davor. Und auch der klappte im le Tracks aufgenommen hatten, bin ich sei keine Bassline, sondern ein Klavierpart, Label absolut verliebt in Randy war. Sie über sie hinwegspielt. Bei diesem Album etwas ausbessern. Irgendwann fiel mir ersten Take. Nachher war ich stolz auf gleich ins Krankenhaus gegangen. Es war sagte er wieder und wieder. Irgendwann, liebten sie, als Künstlerin und als Sänge- wollte ich das anders machen. Ich habe auf, dass der Klavierstimmer die Saiten mich. Aber auch wütend, weil ich vorher nichts, was mich umgebracht hätte. Aber nach elf Stunden, gab er sich geschlagen rin. Diese Unterstützung, diese Hingabe, nur um sie herumgespielt, wenn es nötig nicht fest genug angezogen hatte und solche Angst davor gehabt hatte. es hat mir jede Menge Schmerzen berei- und spielte endlich das, was ich die ganze machte den Unterschied. Ich konnte das war. mitten im Song ein C langsam unsauber Sample: Du warst dir mit allen Songs tet. Seit den Aufnahmen, seit der zweiten Zeit mit der linken Hand vorgespielt hat- fühlen und das konnte man auch auf den Crawford: Das hat mir sehr gut getan. wurde. Also versuchte ich, diese Note immer sehr sicher. Bis auf „The Late, Dezemberwoche in New York, bin ich im- te – und es funktionierte. Ich hatte wirk- Aufnahmen spüren. Heute gibt es das Als ich euch hörte, hat es mich angesta- nicht zu spielen … Late Show”. Und den hast du echt auf mer wieder untersucht worden. Vor einer lich schon gedacht, wir schaffen es nicht nicht mehr. Die Plattenfirmen nehmen chelt, noch besser zu singen. Ohne euch Crawford: Ich habe es auch gemerkt, den Punkt gesungen. Wie gesagt, Randy Woche erst habe ich mich einer Proze- mehr. JazzLink: feelinggood vielleicht mal einen Song mit einem auf wäre das alles längst nicht so gut gewor- und dachte nur: „Jetzt bloß nicht auch war vorbereitet. Heute erlebt man selten dur unterzogen, durch die ich fast keine und warten dann ab, ob es ein Hit wird. den. noch unsauber singen!” Sänger, die so gut vorbereitet ins Studio Schmerzen mehr habe. Ich fand es viel Damals fühlten sie sich den Künstlern ge- JazzEcho: „Feeling Good” hat nicht nur Sample: Also versuchte ich, bloß nicht kommen. schlimmer, dass Randy etwa zur selben genüber verpflichtet. Ich denke mal, dass viel Raum, sondern auch jede Menge diese Note zu spielen. Das passierte in JazzEcho: Das hört man auf der CD. Zeit ihren Bruder verlor. Randy Crawford sie dich damals ganz gut behandelt ha- Inspiration. Vieles klingt so, als wäre es zwei Songs. Am nächsten Tag habe ich Sample: Wir alle spürten diese Grooves. Crawford: Ich musste eben auch schon & Joe Sample ben, Randy, oder? beim ersten Take passiert. das dem Klavierstimmer gesagt und wir Wir hatten ja ursprünglich 24 Songs aus- an ihn denken, als du Johnny Bristol er- Feeling Good Crawford: Na ja, ich war zu denen auch Sample: Stimmt, es ging alles sehr haben alles ausgebessert. Auf jeden Fall gesucht. Ich sagte immer wieder, und wähnt hast. Mein Bruder hieß nämlich Emarcy 06025 170 1163 Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Seite 11 Planet Jazz

Der Charlie Parker der Prosa Heinrich Heine: Kein anderer deutscher organisierte Jazzpapst Joachim Ernst NuJoik, Dichter wurde von derart unterschied- Berendt eine Studiosession mit dem da- lichen gesellschaftlichen Gruppen vor mals blutjungen Sprecher Gert Westphal den eigenen Karren gespannt – oder ve- und dem Atilla Zoller Quartett. Heines hement abgelehnt. Das Heine-Jahr feiert Geist erschien dort als junger Intellektu- den Dichter und Denker nun vor allem eller im schwarzen Rollkragenpullover, NuJoik als Paten des modernen europäischen seine Nähe zum Weltbild der 1960er ist Feuilletons. Zu Lebzeiten musste sich erstaunlich. Heine immerhin anhören, dass seine Ge- Die Musik hatte Zoller speziell um Heine- dichte schwer zu vertonen seien. Trotz- Gedichte wie „Nachtgedanken“ oder dem versuchten sich zahlreiche moderne „Was aber die Liebe ist“ herum skizziert Komponisten an ihm: Alban Berg, Béla und arrangiert. Am Ende improvisierte Bartók, Hugo Wolf gehören dazu, und das Ensemble live mit Westphal im Studio auch, man staune: Richard Wagner. und streute dabei fleißig Zitate aus dem Ein wahres Juwel im bunten Reigen der Melodiefundus des Jazz ein: Bei „Was Heine-Adaptionen ist die Langspielplat- aber die Liebe ist“ hört man deutlich die te „Heinrich Heine Lyrik und Jazz“. Sie Melodie von „What Is This Thing Called erschien 1966 und entstand nach einer Love“. Aus der Obskurität erblickt hier ein zweitägigen Session im Schwunge einer ausgesprochener Glücksfall des Jazz- und gesamtdeutschen Jazz+Lyrik-Szene – die Lyrik-Genres erneut das Licht der Welt. Antwort auf die amerikanischen Beatnik- Heines zeitloser Zeitgeist, seine abso- Autoren Jack Kerouac, Leroy Jones und lut epochenresistente Modernität, seine Langston Hughes, die bereits in den pointierten Attacken und vor allem seine 50er Jahren „Poetry Sessions“ mit dem Menschlichkeit: Ppackend vermittelt sie New York Art Quintet oder Charles der begnadete Sprecher Gert Westphal, Mingus abgehalten hatten. Sowohl cool und geschmackvoll unterlegt von auf dem DDR-Label Amiga als auch auf Attila Zoller und seinem Quartett. Lange dem Philips-Label Twen erschienen da- war diese LP hoffnungslos vergriffen. mals jazzige Lyrikplatten verschiedener Couleur. Einerseits wurden dort zeitge- nössische Autoren wie Hans Christian AtTila Zoller Kirsch und Wolf Biermann rezitiert, dann Quartett aber vor allem auch Bewährtes von Kurt Heinrich Heine Tucholsky, Christian Morgenstern und Lyrik und Jazz natürlich Heinrich Heine. Im April 1964 Philips 9876 629

mari boine bricht auf zu neuen Ufern

Mit ihrem neuen Album Durchbruch schaffte, hat Boine beharr- Boine gleich in mehrfacher Hinsicht von Welt auch moderne elektronische Mittel zeigt die samische lich ihren eigenen musikalischen Weg einer neuen Seite. Sie hat sich sehr nach eingesetzt, die hier in einem reizvollen beschritten, ohne sich je um modische außen geöffnet und wagt auch, völlig Kontrast zu Maris archaischen Joik-Ge- Sängerin Mari Boine Trends zu scheren. neue musikalische Elemente zu verwen- sängen stehen. Für frische Ideen sorgten eine neue Seite. Erst nach einem Zusammentreffen mit den, um eine andere Grundstimmung zu außerdem der neue Gitarrist Georg Buljo, Bugge Wesseltoft, der 2001 einige ihrer schaffen. Erlaubt ist alles, solange es ihre der drei der Stücke schrieb, und Trompe- Songs für ein Album remixen ließ, öffne- Identität als Künstlerin positiv beeinflusst. ter Ole Jørn Myklebust. ier Jahre sind verstrichen, seit die te sie sich – auf allerdings sehr dezente Während bei ihren früheren Werken der samische Sängerin Mari Boine Weise – auch moderneren musikalischen Schwerpunkt auf atmosphärischen Klän- V ihr letztes Album „Eight Seasons/ Einflüssen. Auf ihrem neuen Album, das gen lag, stehen diesmal die wunderba- Gávcci Jahkejuogo“ veröffentlichte. Seit den englischen Titel „In The Hand Of ren Melodien und Maris Stimme im Mit- mari boine sie 1989 auf Peter Gabriels Label Real The Night“ trägt, setzt sie die Öffnung telpunkt. Idjagiedas – In The World ihr zweites Album „Gula Gula“ nun fort. „In The Hand Of The Night“ Außerdem wurden neben traditionel- Hand Of The Night herausbrachte und den internationalen (Originaltitel: „Idjagiedas“) zeigt Mari len akustischen Instrumenten aus aller Emarcy 06024 985 5486 (K)eine Dutzendware

ossa-Nova-Compilations gibt es wie 12 neue Bossa-Nova- Sand am Meer. Oft gleichen sie sich wie ein Ei dem anderen und „be- Sampler beweisen, Stephan Micus sammelt Instrumente, die vom Aussterben bedroht sind B glücken“ immer wieder mit denselben dass der Ausdruck Songs derselben Künstler. Aus der Flut der Bossa-CDs ragte in den letzten Jahren vor „Im Dutzend billiger“ allem die von Arnaldo DeSouteiro produ- keine Qualitätsaussage zierte Reihe „A Trip To Brazil“ heraus, die bedeuten muss. Save in die Tiefe ging und viele Raritäten ent- hielt. Eine Ausnahme ist auch die kürzlich erschienene Zusammenstellung „Bossa Nova – The Sound From Ipanema“, für die Ruy Castro verantwortlich zeichnete. the Hné! Ein Glücksfall sind für Freunde der wah- ren Bossa nun die zwölf zum Mid-Price erhältlichen CDs der Reihe „Pure Bossa Stephan Micus reist durch die Welt und rettet nicht nur Nova“. Auf je einer CD bieten sie histo- Stile, sondern ganze Instrumente. Reisen wir ein Stück mit. rische Aufnahmen von Lúcio Alves, Os Cariocas, Tom Jobim, Nara Leão, Carlos Lyra, Sérgio Mendes, Roberto Menescal, lle drei Monate verschwindet ein Instrument perfekt „nachzuspielen“: „Mir Vinícius de Moraes, dem Tamba Trio, Instrument aus der Welt. Da im Zu- geht es aber vor allem darum, die Instru- Sylvia Telles und Walter Wanderley. Die A ge der zunehmend globalisierten mente aus ihrem ursprünglichen Kontext CD von Sérgio Mendes präsentiert zum „Weltmusik“ auch immer mehr Musiker zu lösen und eine ganz neue Klangwelt Beispiel ausschließlich Instrumentalauf- in Afrika und Asien elektronische Instru- für sie zu schaffen“, sagt der Musiker. nahmen, die der Pianist noch vor seinem mente spielen, vollzieht sich seit einigen Wer Stephan Micus verstehen will, sollte immensen Erfolg in den USA und dem Jahren ein regelrechtes Artensterben. Wie vielleicht ein bisschen wie er selbst sein: Rest der Welt gemacht hatte. Das Album eine Arche Noah für bedrohte Instrumen- offen und reiselustig, sowohl äußerlich als des Poeten Vinícius de Moraes enthält te wirkt da Stephan Micus’ Studio im Os- auch innerlich. auch Interpretationen seiner Songs von ten Mallorcas. Allein in einem Raum ste- Gerade hat der Multiinstrumentalist Caetano Veloso, Chico Buarque, Alcione hen Dutzende verschiedener Gongs. und Klangforscher sein 17. Album bei und Toquinho. Abgerundet wird die Se- Seit fast 35 Jahren zieht der 53-Jährige ECM veröffentlicht. Seine Hauptinstru- rie durch eine „Best Of“-Compilation, in die Welt hinaus, um bei lokalen Musi- mente dort sind die chinesische Sattar, auf der sich neben Tracks von bereits kern zu lernen, nach Indien, Burma und das aus dem Irak stammende Mudbedsh genannten Stars zudem Aufnahmen von Japan, nach Ghana oder in den Jemen. und die burmesische Hné, von der er Stan Getz & João Gilberto, Doris Montei- Mit seinem Instrumentarium verbindet sagt: „Die Hné ist ein sehr kraftvolles und ro, Leila Pinheiro, João Donato und Leny der unorthodoxe Musiker die Welt und durchdringendes Instrument, das vor al- Andrade befinden. Wer die wahre Bos- mit seiner Arbeitsweise schweißt er zwei lem im Freien benutzt wird. Jedes Mal, sa Nova und ihre Protagonisten besser Seelen in seiner Brust zusammen: die des wenn ich in Burma war, habe ich Unter- kennen lernen möchte, wird mit diesen weltoffenen Nomaden und die des zu- richt bei Hné-Spielern genommen, des- zwölf CDs hervorragend bedient. rückgezogenen Sesshaften. halb war es mir so wichtig, die Hné nun Wie man seine Musik am Ende nennt, endlich einmal in eine Komposition zu in- ist für Micus irrelevant, lieber nicht „New tegrieren.“ Wieder drei Instrumente von Age“. Er imitiert nicht, er transformiert der Liste der bedrohten Arten gestrichen! Various Artists die Inspirationen seiner Reisen in ei- The Best Of Pure nen eigenen Sound, den die Zeitschrift Bossa Nova „Rolling Stone“ mit „sehnsuchtsvollen, Emarcy 06025 170 1401 melancholischen Melodien, warm glü- henden Harmonien, Schatten, die zu Stephan Micus Klängen werden ...“, skizzierte. Er ist frei On The Wing Sérgio Mendes hat schon seit vielen Jahren gut lachen vom falschen Anspruch, ein „ethnisches“ ECM 06024 985 4516 Seite 12 Ausgabe 3 • Jahrgang 9 Mix

Der Der JazzEcho-Konzertführer Tenor und die Alle Angaben ohne Gewähr. Aktuelle Tournews freitags Klassik unter www.jazzecho.de Susanne Abbuehl Jamie Cullum 05.11. Heidelberg, Enjoy Jazz Festival 17.11. Freiburg, Konzerthaus Jimi Tenor, musikalisches 19.11. Stuttgart, Theaterhaus Monty Alexander 20.11. München, Philhamonie with John Clayton and Jeff Hamilton 21.11. Köln, Palladium Chamäleon, hat sich für 15.11. Köln, Philharmonie 23.11. Berlin, Tempodrom 25.11. Offenbach, Capitol die zweite Ausgabe der Misha Alperin 16.09. Bonn, Harmonie Paco de Lucia „ReComposed“-Serie 09.11. Leverkusen, Forum Götz Alsmann 11.11. Berlin, Tempodrom Seelenverwandte ausgesucht. 12.09. Neuss, Rheinisches Landestheater 17.09. Bad Salzuflen, Kurtheater Torun Eriksen 18.09. Braunschweig, Kulturzelt 15.10. Remchingen, Kulturhalle 22.09. Arnsberg, Stadthalle 17.10. Erlangen, E-Werk 04./05.10. Darmstadt, Centralstation as für eine Gratwanderung ist 06./07.10. Mainz, Kammerspiele 18.10. Osnabrück, Lagerhalle der Klassik-Remix? Auf der ei- 08.10. Ransbach-Baumbach, Stadthalle 19.10. Bornheim, Alter Dorfsaal 21.10. Dortmund, Domicil nen Seite steht der Bildersturm, 14.10. Bremen, Glocke W 15.10. Stade, Stadeum 22.10. Leipzig, Moritzbastei auf der anderen Seite die Banalität. Auf 20.10. Chemnitz, Stadthalle Jan Garbarek & Hilliard Ensemble der Seite der Banalität steht ein Publikum 21.10. Dresden, Alter Schlachthof 28.10. Neustadt, Saalbau 28.09. Tübingen, Stiftskirche mit zu kurzer Aufmerksamkeitsspanne; 29.–31.10. München, Lustspielhaus 01.11. Oberursel, Stadthalle Jan Garbarek & Manu Katché auf der anderen Seite klammern dann 26.10. Oldenburg, Staatstheater wieder Musikverlage mit eisernem lan- Nik Bärtsch‘s Ronin 27.10. Potsdam, Nikolaisaal gem Arm an den Autorenrechten. Kein 04.11. Berlin, Jazz Festival 09.11. Heidelberg, Enjoy Jazz Festival Gonzales leichtes Terrain. Nur Mut, hätte man 13.09. Potsdam, Jazzfestival, Schinkelhalle ihm noch vor knapp einem Jahr sagen Rebekka Bakken 06.10. A-Judenburg, Festsaal Tord Gustavsen Trio können, als das Internet den finnischen 07.10. A-Graz, Orpheum 02.09. Neuhardenberg, Schinkelkirche Funk-Exzentriker Jimi Tenor bereits als 08.10. A-Linz, Brucknerhaus 04.11. Bad Grönenbach, Festival 10.10. A-Wien, Gasometer 05.11. Mainz, Frankfurter Hof Kandidaten der zweiten Ausgabe von 12.10. Osnabrück, Rosenhof 06.11. Landsberg „ReComposed” ausrief. „Anscheinend 13.10. Lübeck, Schuppen 14.10. Hamburg, Laeiszhalle sind die meisten Leute in der Welt der Jazzland Community 25.10. A-Salzburg, Republic 06.11. Hamburg, Fabrik Klassik nicht wirklich offen für Bearbeitun- 28.10. Neunkirchen, Bürgerhaus 07.11. Dortmund, Domicil 29.10. Köln, Gloria 08./09.11. Köln, Stadtgarten gen ihrer Musik”, erklärte Tenor, „dieses 31.10. Aachen, Ludwigforum 10.11. Heidelberg, Karlstorbahnhof Projekt zieht sich hin.” Nun ist das Album 03.11. Mainz, Phönixhalle 04.11. Neuwied, Festival da: „ReComposed by Jimi Tenor” geht 05.11. Düsseldorf, ZAKK Maria João & Mário Laginha von einem ganz anderen Blickwinkel aus 09.11. Essen, Zollverein 08.11. Leverkusen Klassik-Remixe zum Bauklötzestaunen: jimi tenor 10.11. Hannover, Raschplatz als die „ReComposed”-Ausgabe 1 von Branford Marsalis Matthias Arfmann. Hoch anzurechnen ist Mari Boine 19.10. Mannheim, Alte Feuerwache 27.10. Nürnberg, Karstadt Kultur-Café 20.10. Düsseldorf, Tonhalle den Kuratoren der Reihe, dass sie gerade Edgard Varèses Skandalstück „Désert” in- te: Alles das zieht sich (auch) durch diese lez heute selbst so geschrieben? Wenn 30.10. Freiburg, Konzerthaus 21.10. Berlin, Quasimodo Tenor ihren goldenen Backkatalog anver- szeniert er zu einem beklemmenden Hör- CD. Tenor bleibt mit sich selbst identisch, sich beim Hören der CD diese Frage auf- 01.11. Kaiserslautern, Kammgarn 02.11. Karlsruhe, Tollhaus Mojo Club – The Original Jazz Rockers traut haben: Tenor, dem musikalischen spiel. „Répons” von Pierre Boulez wird wenn er auf seinen Bearbeitungen in das drängt, muss an ihr (der CD) etwas dran 04.11. Stuttgart, Theaterhaus 02.09. Bielefeld, Kamp Chamäleon. Tenor, dem Enfant terrible zum Krimisoundtrack. Saties „Vexations” Material eindringt, im Material selbst ar- sein. Wir erwarteten das Unerwartete. 05.11. Plauen, Malzhaus 15.09. Köln, Stadtgarten 07.11. Leverkusen, Forum/Jazzfestival 30.09. Darmstadt, Stella des elektronischen Sophisticated Pop verbrämt er mit Minimal-Techno-Elemen- beitet und arrangiert, anstatt sich ledig- Danke, Jimi! JazzLink: tenor 08.11. Berlin, Passionskirche (tbc) 20.10. Köln, Stadtgarten der 90er. Aus dem Archiv der Deutschen ten. Am Ende scheint Tenor auf listige Art lich seiner zu bedienen. Tenor umtastet, 09.11. Hamburg, Fabrik Grammophon wählte Jimi Tenor sich ein eigenes neues experimentelles Album umspielt die von ihm gewählten Origina- Jimi Tenor 11.11. Marburg, KFZ Enrico Rava & Eberhard Weber 22.09. Ravensburg Seelenverwandte, nämlich solche Musi- gemacht zu haben. Sein witziger Um- le, er collagiert behutsam, aber nie, ohne Deutsche Grammo- Stefano Bollani 23.09. Villingen ker, die zu Lebzeiten mit ihren Werken gang mit popmusikalischen Klischees, sei- seinen eigenen Sound dabei zu verlieren. phon ReComposed by 17.09. Coesfeld, WBK Dino Saluzzi irritierten, schockierten und polarisier- ne käsigen Synthies aus dem Supermarkt, Damit nimmt Tenor die von ihm bearbei- Jimi Tenor Richard Bona 07./08.09. Hamburg (w/ Marcio Doctor) ten. Im Albumopener verdubbt er Steve die Drumsounds, mit denen er auf seinen teten Komponisten ernst, aber eben nicht Deutsche Grammophon 26.10. Ludwigshafen, BASF Gesellschaftshaus 27.09. Berlin, Kammermusiksaal (w/ Anja Lechner) Reichs „Music For Mallet Instruments”. Alben bei Warp das 80er-Revival markier- bierernst. Hätten Varèse, Satie oder Bou- 476 567 6 Anouar Brahem 06.10. Hamburg, Jazztage Trygve Seim 07.10. Leipzig, Jazztage 05.11. Berlin, JazzFest Till Brönner 03.09. Braunschweig, Classix Festival Simply Acoustic Trio 30.10. Leipzig, Gewandhaus 02./03.11. Hamburg, NDR Studio 10 31.10. Göttingen, Stadthalle Ausbruch zum Durchbruch 02.11. Lörrach, Burghof Tomasz Stanko Verbrechen lohnt 03.11. Aalen, Ramada Treff Hotel 09.09. Neuhardenberg, Schinkelkirche 19.09. Hamburg, Fabrik „Der Unterschied zu unseren bis- de Trio” („Downbeat”) auf diesem Album 04.11. Ingolstadt, Hotel Ambassador 05.11. Berlin, Philharmonie 21.09. Darmstadt, Centralstation herigen Alben“, meint Neal Evans, „ist, mal so richtig aus. König Funk regiert, 07.11. Darmstadt, Centralstation 23.09. Stuttgart, Theaterhaus dass wir bei ‚Break Out‘ zum ersten Mal schwingt den Szepter aber auch mal in 09.11. München, Prinzregententheater sich wieder 10.11. Hamburg, Laeiszhalle Ralph Towner mehr als fünf Tage für die Aufnahmen Richtung Latin („Cachaça”) oder Hip- 11.11. Düsseldorf, Tonhalle 08.10. Wetzlar, Musikschule hatten.” Der Organist und Keyboarder Hop („Got Soul”) und verneigt sich mit 12.11. Bielefeld, Oetkerhalle 06.11. Leverkusen Mit ihrem neuen Bandprojekt hat HELENA die 13.11. Hannover, Theater Am Aegi von Soulive, der die Band 1999 mit sei- „Crosstown Traffic” vor Jimi Hendrix. Für 14.11. Mannheim, Feuerwache Ralph Towner w/ Oregon Faye Dunaway in sich entdeckt. nem Bruder Alan, dem besten moder- alle, die Soulive live verpassen (sie treten 16.11. Saarbrücken, Garage 03.11. Darmstadt, Centralstation 04.11. Göppingen nen Funkdrummer neben Questlove, dieses Jahr bei Lollapalooza und im Vor- Frank Chastenier Trio und Gitarrist Eric Krasno gründete, kann programm von Aretha Franklin auf), ist 17.09. Übach-Palenberg Gianluigi Trovesi & Gianni Coscia stolz auf das Ergebnis von fast drei Jahren dieses Album ein Segen – der allerdings 19.09. Altenkirchen, Spiegelzelt Frank Chastenier & WDR Big Band 24.10. Köln Studioarbeit sein. Mit „Break Out”, dem jetzt schon heiß auf den nächsten Streich 31.08. Essen, Aalto Theater 03.11. Göttingen, Theater 01.09. Münster, Theater 04.11. Coesfeld, Evangelische Kirche Concord-Debüt der Band, die wegen ih- macht. „Vielleicht”, lacht Evans, „gelingt 02.09. Aachen, Stadttheater rer Aufnahmen mit Dave Matthews, Me- uns ja bei den nächsten Aufnahmen ein 03.09. Bielefeld, Ringlokschuppen Gianluigi Trovesi – Ottetto 06.09. Düsseldorf, Robert Schumann Saal 01.09. Ulm shell Ndegeocello, Black Thought, Talib guter Mittelweg zwischen fünf Tagen und 07.09. Dortmund, Opernhaus 08.11. Karlsruhe, Tollhaus 09.09. Siegen, Siegerlandhalle Kweli oder Chali 2na als „Funk Brothers drei Jahren.“ JazzLink: soulive 10.11. München, Theater am Gärtnerplatz 10.09. Wuppertal, Schauspielhaus des 21. Jahrhunderts” gilt, ist Soulive wo- 22.09. Viersen, Jazzfest 11.11. Gschwend, Stadthalle möglich der Ausbruch zum Durchbruch 23.09. Köln, Philharmonie 28.10. Köln, Klaus von Bismarck Saal Philipp Weiss gelungen. Um einige Gäste bereichert, 11.11. Leverkusen 05.10. Heilbronn, Jazzfestival von einer Hornsection bis zu Stars wie Soulive 11.11. Mülheim, Jazzfestival Randy Crawford & Joe Sample Ivan Neville, Corey Glover (ehem. Living Break Out 07.10. Stuttgart, Theaterhaus Dhafer Youssef Colour) und Souldiva Chaka Khan, lebt Concord 00134 312 3022 10.10. Frankfurt, Alte Oper 10.09. Bremen, Musikfest 11.10. Köln, Philharmonie 01.10. Essen, Philharmonie sich das „junge, hungrige und grooven- Erscheint am 12.09.2006 12.10. München, Circus Krone 25.10. Oldenburg, Kulturzentrum PFL 14.10. Hannover, Theater am Aegi 26.10. Berlin, Quasimodo 15.10. Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal 27.10. Köln 16.10. Berlin, Philharmonie 30.10. München, Unterfahrt 18.10. Dortmund, Konzerthaus 31.10. Frankfurt, Brotfabrik

Familienbande Nach Redaktionsschluss Im Opener seines neuen Albums will Teddy Thompson „ein großer Star sein, +++ Concord hebt ab: Parallel zur Verve- Klein. Die beiden spätsommerlichen Balla- der in Hotelbars rumhängt, und mittags Today-Reihe überfliegt nun auch das Con- den erscheinen Ende September als Single im Zimmer von jemand anderem auf- cord-Label sein aktuelles Repertoire und und auf einer Special Edition von „Oceana“ wacht”. Das ist ironisch gemeint. Stellt präsentiert 12 Tracks aus brandneuen und +++ Film Noir aus dem Schwarzwald: Lie- man sich das lyrische Ich dieses Albums bald erscheinenden Alben auf der Compila- bevoll und vielschichtig hat Elke Baurs das vor, so erscheint ein intelligenter, schüch- tion „This Is Concord“. Für Schnelleinsteiger MPS-Label und seinen Gründer Hans Ge- terner junger Mann, der auf Partys zu Mo- und zum Budgetpreis +++ Gute Nachricht org Brunner-Schwer in ihrer DVD-Doku biliar mutiert, während sein Freund Rufus für Fans von Till Brönner: Der Trompe- „MPS – Jazzin The Black Forest“ porträtiert. Wainwright jeden verfügbaren Milliliter ter und Sänger hat einen Nachschlag zu Großzügig unterfüttert Baurs die Story von Sauerstoff aufsaugt. „Als ich sah, dass seinem Erfolgsalbum „Oceana“ aufgenom- „Deutschlands Blue-Note-Label“ mit Inter- Gefährlich: Dillinger Girl ANd „Baby face“ Nelson meine Plattenfirma eine Anzeige geschal- men: jazzige Versionen der Burt-Bacharach- views mit Musikern und Angestellten, Ar- tet hatte: ‚Featuring Rufus and Martha Klassiker „This Guy’s In Love With You“ und chivdokumenten und alten Livemitschnit- s war ein kreativer Unfall. „Früher gesucht hatte: burschikose, ganz einfa- Wainwright and Richard and Linda „I’ll Never Fall In Love Again“. Beide Titel ten, die einen Insider-Einblick in das Nest glaubte ich, dass mich das Publikum che Songs, die Tom Waits und Nick Drake Thompson’, ärgerte mich das etwas”, er- produzierte (wie auch das Album) Larry des „Most Perfect Sound“ bieten +++ E nur liebt, wenn ich hübsch und süß hätten singen können, die ganz zufällig in klärte der in New York lebende Thompson bin“, bekennt Helena Noguerra. „Ich woll- die Kerbe von New Folk schlugen. Sie nah- in der „Times”. Sein Album sei vor allem te ein weiblicher Crooner sein: glamourös. men „Bang!“ in Tucson, Arizona, auf, so persönlich. In seinen Songs sticht eine Impressum Heute mache ich, was ich will.“ Eigentlich wie man eine Bank überfällt: ohne Gerede, skeptische lyrische Unentschiedenheit zwi- hatte die portugiesisch-belgische Chan- ohne großen Plan. Produzent Jim Waters schen emotionaler Tiefe und Sarkasmus Herausgeber Litho UNIVERSAL MUSIC JAZZ, Berlin RAWA Print und neue Medien GmbH, Hamburg teuse, Ehefrau des Produzenten Philippe (Primal Scream) hatte im Studio nicht viel hervor, verblüffen melodische Sensibilität Konzept und Gestaltung Druck Katerine (und Schwester der „Nina Ha- zu tun. Das Motto von „Bang!“ drängte und mühelos-organische Arrangements. TEQUILA\ GmbH, Hamburg Axel Springer AG, Ahrensburg gen Frankreichs“, Lio) an einem eigenen, sich im ehemaligen Gangsternest Tucson Der Sohn der Britfolk-Ikonen Richard FOTOS: Mark Seliger, Ian Gittler, Neil Gavin, Torkil Gudnason, Roberto Masotti, Wolfgang Krebs, Caroline Forbes, Jessica ihrem vierten Album gearbeitet. Katerine geradezu auf. Eine Generation nach Faye und Linda Thompson gehört zur neuen Chaney, Vincent Knapp u.a. hatte schon länger gesagt: „Helena, mach Dunaway und Warren Beatty passen No- Generation des Genres. Neben den Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers: mal was anderes, ich kenne dich, du bist guerra und Pellegrini nun perfekt in die Thompsons und den Wainwrights wirk- Fax: (030) 52007-2597, E-Mail: [email protected] anders.“ Dann gab ihr Federico Pellegrini, Kostüme von Bonnie & Clyde. „Es war ten auf „Separate Ways” Jenni Muldaur Ihre Adresse hat sich geändert? Dann schicken Sie bitte eine Postkarte mit alter und neuer Adresse und unter der Angabe Ihrer Kundennummer ein Freund des Ehemanns, ein Demo: bur- alles irgendwie Zufall“, sagt Helena, de- (Maria Muldaurs Tochter) und an den (die Sie im Anschreiben über Ihrem Namen finden) an: JazzEcho, A-Nr. 5285, Postfach 90 06 41, 06058 Halle. schikose Songs mit akustischer Gitarren- ren charmantes Lächeln über rote Ampeln Drums Richard Thompsons früherer Teddy Thompson UNIVERSAL MUSIC JAZZ, StRalauer Allee 1, 10245 Berlin begleitung. Helena sollte das Material für fährt. JazzLink: dillinger Fairport-Convention-Kollege Dave Mat- sich umschreiben. Pellegrini (er schrieb tacks mit, der Bluegrass-Banjoist Tony unter anderem die Musik des Vanessa- dillinger Girl & Trischka und Garth Hudson, der Key- Paradis-Films „Atomik Circus“) plante, ei- „Baby face“ Nelson boarder von The Band. Thompson steu- ne Band anzuheuern. Die schöne Helena Bang! erte dem Soundtrack zum Film „Broke- Teddy Thompson wollte aber alles so lassen: die Arrange- Universal Music France back Mountain” zwei Songs bei, die sich Separate Ways ments, die Texte, die Instrumentierung. 006024 983 7679 nicht auf seinem neuen Album befinden. Verve Forecast Auf einmal war da nämlich, wonach sie Erscheint am 22.09.2006 JazzLink: thompson 00750 210 3991 Komplette Händlerliste unter http://www.jazzecho.de