Kunstreligiöse Implikationen in Schillers Abhandlung Ueber Die Ästhetische Erziehung Des Menschen in Einer Reihe Von Briefen
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„…, weil es die Schönheit ist, durch welche man zu der Freiheit wandert.“ Kunstreligiöse Implikationen in Schillers Abhandlung Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen Dissertationsschrift zur Erlangung des akademischen Grades des Doktors am Germanistischen Seminar der Philosophischen Fakultät der Universität Siegen Vorgelegt von: Stefan Kettenring Betreut von: Prof. Dr. Hermann Korte & PD Dr. Hans-Joachim Jakob Eingereicht: Siegen, 28. November 2018 Erstgutachter: Herr PD Dr. Hans-Joachim Jakob Zweitgutachter: Herr Prof. Dr. Michael Multhammer Datum der Disputation: 16. Dezember 2020 Gedruckt auf alterungsbeständigem holz- und säurefreiem Papier III Widmung und Dank Widmen möchte ich diese Arbeit insbesondere meiner Frau Eva und unserer Tochter Anna, die unser Leben jeden Tag bereichert. In großer Dankbarkeit für die Unterstützung, die Hilfe und den Glauben an diese Arbeit, ohne die diese niemals möglich gewesen wäre, widme ich sie zudem meinen Eltern, meinem Onkel und meiner Schwiegerfamilie. Dank von Herzen für die Hilfe, die Unterstützung und den unerschütterlichen Glauben an dieses Projekt an Prof. Dr. Hermann Korte. Dank auch für die kritischen Nachfragen im Rahmen des Oberseminars, die zur Ausschärfung beigetragen haben sowie für wertvolle Literaturhinweise an PD Dr. Hans- Joachim Jakob, der nach dem tragischen Tod von Prof. Dr. Korte dankenswerterweise das Erstgutachten übernommen hat. Danken möchte ich auch Herrn Prof. Dr. Michael Multhammer für die konstruktive und ermutigende Unterstützung und den Zuspruch. IV Abstract Schillers Briefe Ueber die ästhetische Erziehung gelten nach Wolfgang Riedel als „Krondokument philosophischen Schrifttums um 1800“. In der Literatur werden sie vornehmlich als utopischer bzw. unpolitischer Gesellschaftsentwurf eines vom Verlauf der Französischen Revolution frustrierten Schillers, als Erziehungsschrift oder als Ausdruck einer Kulturkritik an einer verirrten Zeit verstanden. Mit dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, den Interpretationsansätzen die kunstreligiöse Perspektive hinzuzufügen. Die grundlegende Annahme der vorliegenden Arbeit lautet, dass Schillers Einlassungen zur Ästhetik in seinen Briefen Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen kunstreligiöse Implikationen beinhalten, da die Kunst in Beziehung zum Menschen gesetzt wird und sie die Aufgabe erhält, den Menschen, der auf Geschichte und Fortschrittsoptimismus sowie auf Erlösung durch Vernunft oder Religion (noch) nicht bzw. nicht mehr hoffen kann, zu erlösen und zu sich selbst zurückzuführen. Um dies zu belegen, wird im Wesentlichen drei Fragen nachgegangen: 1. Welche Rolle spielen historische und persönliche Begleitumstände in Schillers Leben für die Entstehung der Briefe Ueber die ästhetische Erziehung? 2. Was wird unter dem Phänomen „Kunstreligion“ verstanden? 3. Welche Form von Kunstreligion findet sich in Schillers Briefen? Zentrales Anliegen ist es in diesem Zusammenhang, eine Verbindung zwischen dem Phänomen Kunstreligion und Schillers Briefen Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen zu zeigen. Kunst erscheint als Weg des Menschen zu einer neuen Totalität. Jener Mensch in seiner Möglichkeit zur Göttlichkeit (in der Person), die aus dem Sinnenerleben der Kunst durch die Harmonisierung der Triebe folgt, ist zugleich Ausgangs- und Zielpunkt aller Überlegungen Schillers. Um die Verbindung von Kunstreligion und Schillers Briefen herauszustellen, wird im Kapitel vier eine Arbeitsdefinition von Kunstreligion entwickelt, die sich vornehmlich aus den Grundlagenwerken Bernd Auerochs‘ und Ernst Müllers ergibt. Demgemäß handelt es sich bei Kunstreligion um eine V anthropozentrische, individuelle, undogmatische, variable und neue Form von Religion, die die Kunst als Form der Offenbarung mit einer eigenständigen Autorität angesichts des Bedeutungsverlustes traditioneller Offenbarungsreligionen ausstattet. Anhand einer ausführlichen Analyse geht die Arbeit diesen genannten wesentlichen Charakteristika des Phänomens nach und kommt zu dem Schluss, dass Schillers Briefe Ueber die ästhetische Erziehung gerade angesichts ihrer anthropozentrischen und individualistischen Ausrichtung und unter Berücksichtigung der auf eine undogmatische Freiheit abzielenden Gesellschaftskritik durchaus kunstreligiöse Implikationen aufweisen, noch bevor das Phänomen im Schlegelkreis eine breitere intellektuelle Anhängerschaft für sich gewinnen kann. VI Inhalt 1 Vorüberlegungen .......................................................................................... 1 1.1 Einleitende Gedanken ............................................................................. 1 1.2 Anmerkungen zum Forschungsstand sowie zum Aufbau der Arbeit ......... 3 1.3 Methodische Überlegungen ..................................................................... 7 1.4 Ziele der Arbeit ..................................................................................... 11 2 Schiller und die Religion ............................................................................ 13 2.1 Das gesellschaftliche Umfeld ................................................................ 13 2.1.1 Religion und die Familie Schiller .................................................. 15 2.1.2 Die Karlsschulzeit: Schiller und der Herzog .................................. 20 2.1.3 Die dichterische Kunst als Form der Freiheit ................................. 26 2.2 Distanzierung von der Religion der Jugend und die Suche nach Alter- nativen .................................................................................................. 29 2.2.1 Die 1780er Jahre: Jahre zunehmender Skepsis ............................... 29 2.2.2 Hinwendung zur Ästhetik .............................................................. 33 2.2.3 „Welche Religion ich bekenne? … ................................................ 34 2.2.4 Über die Krankheit des Eleven Grammont: Religion und Körper ... 36 2.2.5 Der Arzt und sein Körper .............................................................. 38 2.3 Abschließende Thesen und Zusammenhänge ......................................... 41 3 Argumentationslinien der Briefe Ueber die ästhetische Erziehung .......... 43 3.1 Einleitende Bemerkungen ..................................................................... 43 3.1.1 Die philosophischen Grundlagen für Schillers Konzeption der ästhetischen Erziehung .................................................................. 45 3.1.2 Das Menschenbild von Schillers Schrift Ueber Anmut und Würde als Grundlage der Briefe Ueber die ästhetische Erziehung ................... 49 3.1.3 Der Brief als Medium der ästhetischen Gedanken Schillers............ 51 3.2 Inhaltliche Aufarbeitung ....................................................................... 54 3.2.1 Der Anlass der Briefe .................................................................... 54 3.2.2 Die Briefe 1-3: Einleitungen und Grundlegungen .......................... 55 VII 3.2.3 Die Briefe 4-6: Gesellschaftspolitische Fragen der Zeit und Analyse ......................................................................................... 60 3.2.4 Die Briefe 7-9: Kein Fortschritt mit bekannten Mitteln und neue Perspektiven .................................................................................. 65 3.2.5 Die Briefe 10-16: Schönheit als Ausgleich der Triebe des Menschen ...................................................................................... 69 3.2.6 Die Briefe 17-23: Der ästhetische Zustand: Durch die Schönheit auf dem Weg zum ästhetischen Staat ................................................... 77 3.2.7 Die Briefe 24-26: Die Ästhetik als Lösung .................................... 85 3.2.8 Der Brief 27: Epilog eines Entwurfs .............................................. 89 3.3 Ausgewählte Rezeptionen der Briefe ..................................................... 92 3.4 Schiller als unsystematischer Denker? ................................................... 96 3.4.1 Der Staat in den Briefen Ueber die ästhetische Erziehung .............. 97 3.4.2 Der Mensch in den Briefen Ueber die ästhetische Erziehung........ 103 3.4.3 Schönheit und Kunst in den Briefen Ueber die ästhetische Erziehung .................................................................................... 108 3.5 Zusammenhänge ................................................................................. 113 4 Von Religion zur Kunstreligion – Die Epoche der Aufklärung als Ermöglichungszusammenhang für das Phänomen „Kunstreligion“ ...... 114 4.1 Einführung in das Kapitel ................................................................... 114 4.2 Der Epochenbegriff „Aufklärung“ und dessen Periodisierung .............. 116 4.2.1 Aufklärung als Epochenbegriff .................................................... 116 4.2.2 Perioden der Aufklärung ............................................................. 117 4.2.3 Das Verhältnis Aufklärung und Religion ..................................... 118 4.2.4 „Religion“ als spezifischer Terminus der Aufklärung .................. 120 4.2.5 Anthropozentrismus und Erosion des christlich-theologischen Welterklärungsmodells ................................................................ 122 4.2.6 Das Erdbeben von Lissabon als aufklärerische Wende ................. 123 4.3 Unter besonderen Vorzeichen: Die deutsche Aufklärung ..................... 127 4.3.1 Spezifika der Epoche der Aufklärung in Deutschland und das Verhältnis zu den Kirchen ..........................................................