Carsharing Boomt in Stuttgart Thomas Schwarz

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Carsharing Boomt in Stuttgart Thomas Schwarz KurzberichteKurzbericht Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 7/2015 Carsharing boomt in Stuttgart Thomas Schwarz Seit der Entwicklung des Prinzips des Abbildung 1: Fahrzeuge und Kunden der stadtmobil carsharing AG in Stuttgart 2005 bis 2015 Carsharings 1987 in Zürich, also des Teilens von Autos mit anderen Men- Fahrzeuge Kunden schen, hat diese Art der Autonutzung Anzahl Anzahl in vielen Städten und Gemeinden Ein- 400 7000 zug gehalten und die Zahl der Nutzer 360 wie die der angebotenen Fahrzeuge 6000 6060 ist rapide angestiegen. Was man 300 5000 sonst eher aus dem Urlaub kennt, ein Fahrzeug am Urlaubsort zu mieten, 200 4000 wird immer mehr auch im Alltag prak- tiziert. In Deutschland geht man aktu- 3000 ell von über 1 Mio. Carsharern aus.1 100 99 2000 2044 Grundsätzlich unterscheidet man stati- 0 0 onsbasierte und stationsunabhängige 2005 07 09 11 13 3/2015 2005 07 09 11 13 3/2015 („free floating“) Carsharing-Ange- bote. 37 Prozent der Fahrberechtigten nutzen stationäre Anbieter wie Flinkster 196 (Dt. Bahn), Stadtmobil oder Cambio2 Quelle: stadtmobil carsharing AG und 63 Prozent fl exible Anbieter wie car2go (Daimler) oder Drive Now Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt (BMW).3 Bei der Anzahl der Fahrzeuge ist das Verhältnis mit 58 zu 42 Prozent umgekehrt. Das ergibt ein Verhältnis 2000 in eine Aktiengesellschaft um- Stuttgart ist damit nach Karlsruhe und von Fahrberechtigten je Auto von 42 gewandelt wurde. Die stadtmobil car- vor Frankfurt die deutsche Großstadt bei stationsbasierten und von 103 bei sharing AG konzentrierte sich fortan mit der zweithöchsten Carsharing- stationsunabhängigen Anbietern. Letz- auf den Ausbau des Angebots in Dichte.5 tere werden auch nur in 13 Großstäd- Stuttgart, der weiterhin existierende ten angeboten, während stationäres Verein stadtmobil e.V. auf das Ange- Eine besondere Bedeutung hat Car- Carsharing in 490 deutschen Städ- bot in der Region Stuttgart. sharing in den Innenstadtbezirken, ten und Gemeinden und damit auch wo 57 Prozent der Kunden wohnen in der Fläche möglich ist; theoretisch Insbesondere seit Ende der 90er-Jahre beziehungsweise 58 Prozent der wird bei diesem Angebot ein Bevölke- setzte ein beschleunigtes Wachstum Fahrzeuge der stadtmobil carsha- rungspotenzial von 36 Mio. erreicht.4 dieser Verkehrsidee ein; seit 2005 ring AG disloziert sind (vgl. Karte 1). (vgl. Abbildung 1) stieg in Stuttgart Spitzenreiter ist der besonders unter Carsharing in Stuttgart die Zahl der Kunden bei der stadt- Parkplatzmangel leidende Stadtbe- mobil carsharing AG um das 3-fache zirk West mit 1419 Kunden und 91 In Stuttgart konzentrierte sich das und die Zahl der Fahrzeuge um das Fahrzeugstandorten, gefolgt von Angebot zunächst auf zwei Anbie- 3,6-fache. Insgesamt expandierte in Süd mit 1082 Kunden und 56 Fahr- ter: stadtmobil carsharing AG und Stuttgart die Zahl der Kunden dieses zeugstellplätzen sowie Ost mit 610 DB FuhrparkService GmbH („Flink- Anbieters von 52 im Jahr 1992 auf Kunden und 33 Fahrzeugen; gerade ster“), den beiden größten (stati- 6060 Ende März 2015 beziehungs- in Ost wurden in den letzten Jahren onsbasierten) Carsharing-Anbietern weise von zwei Fahrzeugen 1992 besonders viele neue Kunden hinzu bundesweit. auf 360 Fahrzeuge Ende März 2015. gewonnen (2011/15: + 24 %). Somit Weitere Fahrzeuge sollen in naher wohnen gut die Hälfte aller Stutt- Der erste und damit älteste Anbieter Zukunft vorzugsweise im äußeren garter stadtmobil-Kunden (51 %) auf dem Stuttgarter Markt ist stadt- Stadtgebiet folgen; in den Innenstadt- in diesen drei Innenstadtbezirken. mobil e.V., der Ende 1991 als einge- bezirken limitiert die schwierige Stell- Hier konzentrieren sich exakt die tragener Verein startete und im Jahr platzsuche die weitere Entwicklung. Hälfte aller angebotenen Fahrzeuge; KurzberichtKurzberichte Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 7/2015 Karte 1: stadtmobil carsharing AG-Nutzer in Stuttgart 2015 die Carsharing-Nutzerquote ist, ge- messen an der Einwohnerzahl, hier etwa doppelt so hoch wie im übrigen Stadtgebiet. r Die Wachstumsstrategie von stadt- r mobil zielt mittelfristig verstärkt in Mühl die Region mit neuen Angeboten in Zu/Sta Münr Ostfi ldern, vor allem aber in Ludwigs- burg und Esslingen.6 Insgesamt um- r Feu Ca r fasste das Angebot im März 2015 im Weil r Raum Stuttgart 476 Fahrzeuge (da- r runter 360 in Stuttgart selbst). Dieses Rot- und Schwarz- N soll noch im ersten Halbjahr 2015 auf wildpark r M r 510 Fahrzeuge anwachsen. r Un/Ob/Hed Bo War r r O Auch der zweite große Stuttgarter W Carsharing-Anbieter, car2go der r Daimler AG (Geschäftsbereich Mobi- S litätsdienstleistungen der Daimler Fi- r r nancial Services) weitet sein Angebot Vai r De Si in Zukunft aus. Beinhaltete das Car- sharing-Angebot bislang nur (Elektro)- r Smart-Fahrzeuge vor allem für den Mö r innerstädtischen Verkehr, so wendet sich das neue Angebot car2go black Bi/Plie mit der B-Klasse eher an Kunden für längere Fahrten (auch außerhalb der 197 Stadtmobil Carsharing AG-Kunden 2015 Stadt) oder mit mehr Platzbedarf r (Startfl otte 50 Fahrzeuge)7. Car2go 100 ist im Unterschied zu stadtmobil ein r 500 stationsunabhängiges („flexibles“) Leihangebot, car2go black eine r 1000 Quelle: stadtmobil carsharing AG Mischform. Insgesamt hat car2go 520 Autos im Raum Stuttgart mit Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt 45 000 Kunden und ist damit nach dem Fahrzeugangebot der etwas grö- Abbildung 2: Altersverteilung der stadtmobil carsharing AG-Nutzer in Stuttgart 2011 und 2015 ßere Anbieter als stadtmobil.8 Nutzer Ein weiterer wichtiger Anbieter eines stationären Carsharing-Angebots in 250 Stuttgart ist seit 2009 die DB Fuhr- Dezember 2011 parkService GmbH (Flinkster) mit 200 64 Fahrzeugen und rund 8000 regis- trierten Kunden (laut Firmenangaben, 150 Stand Ende 2014). März 2015 Individueller Nutzen des Carsha- 100 rings 50 Parkplatzknappheit und hohe Park- platzmieten dürften wichtige Motive 0 für Carsharer sein. Nicht zuletzt wirt- 18 23 28 33 38 43 48 53 58 63 68 73 78 83 88 92 schaftlich interessant, weil günstiger Alter in Jahren als das eigene Auto, ist das Carsha- ring-Angebot dann, wenn man weni- Quelle: stadtmobil carsharing AG ger als 12 000 Kilometer pro Jahr mit dem Pkw zurücklegt.9 Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt KurzberichtKurzberichte Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 7/2015 Wer sind die Nutzer des Carsharings? 2012 unter stationsbasierten Car- Zusammenfassung sharing-Neukunden des Jahres 2011 Die Nutzer von Carsharing-Ange- hatten 19 Prozent der Befragten min- Carsharing ist zweifelsohne seit Jah- boten sind jünger als der Bevölke- destens ein eigenes Auto im Haushalt ren ein Trendthema. In den Anfangs- rungsdurchschnitt. Die Kunden der (vor der Carsharing-Teilnahme 43 %); zeiten waren die Nutzergruppen stadtmobil Carsharing AG in Stutt- 23 Prozent gaben an, mindestens ein einerseits umweltbewusste und über- gart sind im Mittel 43,9 Jahre; der Auto im Haushalt abgeschafft zu zeugte Rad- und ÖV-Nutzer und an- Altersdurchschnitt der Stuttgarter haben (Jahresbericht 2012 des bcs). dererseits pragmatische ÖV-Nutzer, Einwohner (ab 18 Jahre) beträgt 48,0 die die wirtschaftlichen Vorteile und Jahre. Unübersehbar ist freilich, dass Wichtige Kennzahlen des das Stellplatzproblem eher im Blick- die Carsharing-Nutzer älter gewor- Carsharings feld hatten, die typischen Carsharer. den sind; das Durchschnittsalter der Heute sind mit den neuen auf den Stuttgarter stadtmobil-Kunden lag Ein Carsharing-Fahrzeug der stadt- Markt gekommenen stationsunab- 2011 noch bei 41,7 Jahre. Die Alters- mobil carsharing AG in Stuttgart wird hängigen Anbietern insbesondere verteilungskurven 2011 und 2015 rechnerisch von ca. 20 Personen ge- autoaffi ne Menschen zur Zielgruppe (vgl. Abbildung 2) veranschaulichen nutzt und ersetzt nach Anbieteranga- für Carsharing-Angebote geworden, das Älterwerden der Kundschaft. Die ben fünf bis zehn private Pkw.11 Deren bei denen es viel seltener vorkom- Mehrzahl der Stuttgarter stadtmobil- Fahrzeugfl otte substituiert somit in men dürfte, dass sie sich infolge der Nutzer ist im Übrigen männlich (59 %). Stuttgart zwischen 2400 und 4800 Pkw. Carsharing-Nutzung vom eigenen Dies entspricht etwa zwei Prozent des Pkw trennen werden.12 Auch werden Fast alle Carsharer der stadtmobil- Privat-Pkw-Bestands dieser Stadt. Rech- technische Innovationen wie zum Gruppe (95 %) in Stuttgart sind Pri- net man dies um in eine Strecken- Beispiel die Nutzung des Fahrzeugs vatkunden. Carsharer nutzen das länge am Straßenrand für Parkzwecke, durch Smartphones (ohne Auto- Angebot vorwiegend für Einkäufe, ergibt sich für Stuttgart eine Strecke schlüssel), die Verbreitung von Mo- Erledigungen oder Besuche; ansons- zwischen 9,6 und 19,2 km. bilitätskarten oder eine noch bessere ten legen Carsharing-Teilnehmer laut Vernetzung mit den Angeboten der einer bundesdeutschen verkehrs- Interessant ist aus stadtplanerischer anderen Verkehrsträger (ÖPNV, Fahr- wissenschaftlichen Untersuchung Sicht, dass jedes Casharing-Fahrzeug radverleih) dem Carsharing weitere 198 doppelt so viele Fuß- und Fahrradki- entsprechend auch zwischen fünf und Wachstumsimpulse geben können. lometer, fünfmal mehr Bahnkilometer neun Stellplätze beziehungsweise Ga- Freilich ist schon heute der entschei- und siebenmal mehr ÖPNV-Kilometer ragenplätze entbehrlich macht. Allein dende Engpass in der sehr begrenz- als die übrige Bevölkerung zurück. in Folge des Angebots der stadtmobil ten Verfügbarkeit von Parkplätzen für Nur 22 Prozent der Carsharing-Kun- carsharing AG sind das stadtweit zwi- die Carsharing-Fahrzeuge
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