ROBERT SCHUMANN Sämtliche Werke Für Violine Und Orchester
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R O B E RT SCHUMANN Sämtliche Werke für Violine und Orchester Lena Neudauer Violine Deutsche Radio Philharmonie Pablo González 02 Robert Schumann (1810 – 1856) Sämtliche Werke für Violine und Orchester 03 Sämtliche Werke für Violine und Orchester | Complete Works for Violin and Orchestra Phantasie a-Moll/C-Dur op. 131 rungsvorschläge, die Schumann durchwegs akzep- tierte. Am 17. November wurde die Phantasie dem Phantasie für Violine mit Begleitung des Drei Bearbeitungen aus den 12 vierhän- Den knapp 22-jährigen genialen Geiger Joseph Jo- Leipziger Verlag Kistner angeboten: „Es fehlt ganz Orchesters oder Pianoforte op. 131 digen Klavierstücken für kleine und große achim (1831 – 1907) lernte das Ehe paar Schumann an solchen brillanten Concertstücken für die Violi- Deutsch (1853, erschienen 1854) Kinder op. 85 für Violine und Orchester beim 31. Niederrheinischen Musikfest in Düssel- ne; dieses insbesondere hat noch einen sehr heitren (1849, erschienen 1850) dorf, bei dem er besonders durch eine maßstab- Cha rakter. Joachim hat es hier vor Kurzem mit dem Fantasy for Violin with the Accompaniment setzende Interpretation von Beethovens damals größten Effect in einem unserer Concerte gespielt… of the Orchestra or Pianoforte, Op.131 Three arrangements from 12 Pieces noch umstrittenem Violinkonzert „ungeheuren En- Er spielt es auswendig und mit einer Meisterschaft, (1853, published 1854) for Piano Four Hands for Small and Large thusiasmus“ erregte, kennen und schätzen. Das wie er nur sie hat.“ Im Juni 1854 erschienen die Children, Op.85 for violin and orchestra noch von Mendelssohn geförderte Wunderkind Stimmen und eine vom Komponisten besorgte Al- 1 Im mäßigen Tempo – Lebhaft [15:56] (1849, published 1850) sollte als Solist, Kammermusiker, Lehrer sowie ternativfassung mit Klavierbegleitung, die von den Gründer und Leiter der Berliner Musikhochschule Geigern leider bis heute fast vollkommen überse- 8 Gartenmelodie (Nr. 3) | das Musikleben Europas prägen. Joachim schickte hen wurde, zumal lange nur bearbeitete Fassun- Konzert für Violine mit Begleitung des Garden Melody (No. 3) am 2. Juni 1853 die Partitur des Beethoven-Kon- gen mit nicht von Schumann stammenden Orchesters d-Moll (1853, erschienen 1937) arranged by Ernst Rudorff [03:19] zerts als Geschenk an Schumann und schrieb da- schlechten Klavierauszügen im Um auf waren. Erst 9 Am Springbrunnen (Nr. 9) | zu: „Möchte doch Beethoven’s Beispiel Sie anregen, 2002 erschien eine Urtext-Ausgabe der Version Concerto for Violin with the Accompani- At the Fountain (N0. 9) den armen Vio linspielern, denen es, ausser der Kam- mit Klavier (Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, hrsg. rchester ment of the Orchestra in D Minor arranged by Ernst Rudorff mermusik, so sehr an Erhebendem für ihr Instru- von Joachim Draheim). O (1853, published 1937) (published 1887)* [03:12] ment fehlt, aus Ihrem tiefen Schacht ein Werk an’s 10 Abendlied (Nr. 12) | Licht zu ziehen, wunderbarer Hüter reichster Schät- Die ersten Rezensionen nach der Leipziger Auffüh- 2 I Im kräftigen, Evening Song (No. 12) ze!“ Nachdem Joachim Ende August nochmals zu rung vom 12. Januar 1854 waren sehr positiv und nicht zu schnellem Tempo [15:03] arranged by Joseph Joachim Besuch erschienen war, setzte Schumann das lan- sprachen von Schumanns „bestem Concertstück“ 3 II Langsam [06:35] (1861, published 1862)* [02:57] ge gehegte Vorhaben in die Tat um. und einem „herrlichen Werk“. Auch Johannes 4 III Lebhaft, doch nicht schnell [10:34] Brahms und der stolze Widmungsträger Joachim TOTAL TIME [79:15] So entstand zunächst zwischen dem 2. und 7. Sep- schätzten es hoch. Schumanns Krankheit und sein tember 1853 eine Phantasie für Violine und Orches- Tod am 29. Juli 1856 warfen einen Schatten auch Konzert für Violine und Orchester *ErstaufnahmE | World prEmiErE rEcording ter, Ende des Monats dann das später heiß um- auf dieses Werk, das nach einem Gedenkkonzert in a-Moll nach dem Konzert für Violoncello strittene Violinkonzert d-Moll. Die Phantasie Leipzig am 23. Oktober 1856 als „ein Gemälde von und Orchester a-Moll op. 129 Lena Neudauer Violine schickte Schumann schon am 14. Sep tember an Jo- düsterer Färbung“ und „ein Gelegenheitsstück, und (Violinfassung vom Komponisten, Deutsche Radio Philharmonie | Pablo González achim und schrieb dazu, er habe „während des zwar durchaus kein glückliches“ bezeichnet wurde. 1853?/1850, erschienen 1854/1987) Schaffens [...] an Sie gedacht“, und fuhr dann fort: Obwohl Joachim die Phantasie, ganz im Gegensatz Sämtliche Werke für Violine und Violine für Werke Sämtliche | „... es ist mein erster Versuch. Schreiben Sie mir, was zum Violinkonzert, bis an sein Lebensende gele- Concerto for Violin and Orchestra in A daran vielleicht nicht praktikabel.“ Am 23. Septem- gentlich gespielt und sich sogar energisch einer Minor Based on the Concerto for Violoncel- ber kam Joachim überraschend nach Düsseldorf, auf größere Brillanz zielenden technischen Über- lo and Orchestra in A Minor, Op.129 probierte das neue Werk zur großen Freude des arbeitung des Soloparts widersetzt hat, wie sie (Version for violin by the composer, Komponisten, studierte es ein und brachte es am Fritz Kreisler in seiner überaus geschmacklosen 1853?/1850, published 1854/1987) 27. Oktober im letzten von Schumann geleiteten Bearbeitung (1937) versuchte, blieb sie bis heute Düsseldorfer Konzert zur Uraufführung. Im No- ein Stiefkind des Repertoires, ebenso wie das 5 I Nicht zu schnell [10:33] vember richtete er auf Wunsch des Komponisten „Schwesterwerk“, das Konzertallegro op. 134, mit SCHUMANNT 6 II Langsam [03:44] die Violinstimme ein (Bogenstriche, Fingersätze) dem sie so viele strukturelle und atmosphärische R 7 III Sehr lebhaft [07:22] und machte nochmals einige kleinere Verbesse- Gemeinsamkeiten hat. ROBE ORCHESTRA 04 05 Die langsame Introduktion (a-Moll) besteht aus Geheimnissen umgeben, keines hat eine so merk- ten hier das Concert; möge es Sie anmuthen! Es er das Werk, dessen Manuskript ihm Clara Schu- einem Orchesterthema, dessen ruhig fließende würdige und verwickelte Rezeptionsgeschichte er- scheint mir leichter, als die Phantasie, auch das Or- mann inzwischen geschenkt hatte, zurückhielt: Achtelbewegung sanfte Melancholie atmet und lebt. Erst 84 Jahre nach seiner Entstehung er- chester mehr [in] Thätigkeit. Es sollte mich nun sehr „Der Umstand, daß es nicht veröffentlicht worden Deutsch das durch raffinierte metrische Verrückungen be- schien es 1937 in einer außerordentlich mangel- freuen, wenn wir es im 1sten Concerte hier hören ist, wird Sie schon zu dem Schluß bringen, daß man Deutsch sonderen Reiz gewinnt, und einem Solothema, das haften Ausgabe im Druck, erstmals gespielt wurde könnten...“ Aus dieser Uraufführung im Abonne- es seinen vielen herrlichen Schöpfungen nicht eben- den Charakter einer virtuosen rezitativartigen Im- es in stilistisch völlig verfehlter Weise und in einer mentskonzert am 27. Oktober wurde jedoch nichts, bürtig an die Seite stellen kann. Ein neues Violin- provisation hat. Beide Themen werden in der verstümmelten Version. Die Nationalsozialisten weil die Zeit zu knapp war. Joachim spielte aber concert von Schumann – mit welchem Jubel würde Durchführung des sich nahtlos anschließenden propagierten es als „Ersatz“ für das verfemte Vio- dann erstmals die Phantasie op. 131, begann das es von allen Kollegen begrüßt worden sein! Und Sonatenhauptsatzes reminiszenzartig verarbeitet. linkonzert des Juden Mendelssohn. Seitdem wur- Konzert zu üben und machte möglicherweise doch durfte gewissenhafte Freundessorge für den Das erste Thema des in der Dur-Parallele C-Dur de viel Überflüssiges und manch grober Unfug schon damals einige Verbesserungsvorschläge für Ruhm des geliebten Tondichters nie einer Publica- stehenden Satzes ist von einer bei Schumann sel- über das Stück geschrieben; es wurde viel zu sel- die technische Gestaltung der Solostimme, die tion das Wort reden, so vielumworben es auch von tenen launigen Verspieltheit, das zweite Thema ten und oft unter Missachtung von Schumanns von Schumann, wie den Quellen zu entnehmen Verlegern war. Es muß eben leider gesagt werden, erscheint tonartlich wenig gefestigt – das inten- Anweisungen gespielt, und dies auch noch aus ei- ist, dankbar übernommen wurden. Anlässlich ei- daß es eine gewisse Ermattung, welcher geistige dierte G-Dur wird nur flüchtig gestreift, was eine ner fehlerhaften Ausgabe, die erst 2009 durch ei- ner Reise des Ehepaars Schumann nach Hannover, Energie noch etwas abzuringen sich bemüht, nicht beim späten Schumann häufig beobachtete ne zuverlässige Urtextedition, hrsg. von Christian wo Joachim als Konzertmeister wirkte, wurde das verkennen läßt. Einzelne Stellen (wie könnte das an- schwebende Grazie erzeugt. Solo-Oboe und Solo- Rudolf Riedel (mit einer Einrichtung der Solostim- Violinkonzert zweimal erprobt – am 25. Januar ders sein!) legen wohl von dem tiefen Gemüth des Klarinette greifen es, von der Violine begleitet, me von Thomas Zehetmair, Wiesbaden, Breitkopf 1854 mit Klavier und am 30. Januar mit Orchester. Schaffenden Zeugniß ab; um so betrübender aber rchester kurz auf. Hier und in der Schlussgruppe ergeht & Härtel) ersetzt wurde, die bei dieser Neuaufnah- Die zweite Probe scheint nicht ganz befriedigend ist der Contrast mit dem Werk als Ganzes.“ O sich das Soloinstrument in originellen, z. T. aus me Verwendung fand. gewesen zu sein, da der Geiger „etwas ermüdet“ dem ersten Thema abgeleiteten Spielfiguren. war, wie Schumann im Tagebuch vermerkte. Joa- Dieses Fehlurteil und eine falsch verstandene Pie- Nach der kurzen, vor allem durch ihre seltsam