Den Krieg sammeln

Die Weltkriegssammlung 1914/18 der Deutschen Nationalbibliothek

Erweiterte und korrigierte Fassung Stand: 30. November 2015

Im Auftrag der Deutschen Nationalbibliothek erstellt von Johannes Jacobi und Yvonne Jahns

Deutsche Nationalbibliothek (, Frankfurt am Main) 2015

Inhalt

Inhalt ...... 3 Einführung ...... 5 1 Der Nachwelt ein möglichst vollständiges Bild der schweren Zeit bieten … ...... 11 1.1 Kriegssammlungen in Deutschland ...... 11 1.2 Leipzig – die Kriegssammlung der Deutschen Bücherei 1914/16 ...... 16 1.2.1 September 1914 ...... 16 1.2.2 Bekanntmachungen und Aufrufe ...... 18 1.2.2.1 Die Bekanntmachung vom 30. September 1914 ...... 19 1.2.2.2 Der Aufruf vom 12. Oktober 1914 ...... 20 1.2.2.3 Anschreiben ...... 22 1.2.2.4 Sammelspektrum und „Richtlinien“ des Sammelns ...... 30 1.2.3 Kriegsausstellungen ...... 32 1.2.3.1 April–Mai 1915 ...... 34 1.2.3.2 September 1916 ...... 36 1.2.4 Organisation der Dienststelle 1914/16 ...... 38 1.2.5 Förderer und „Gegner“ der Sammlung ...... 42 1.2.5.1 Förderer ...... 42 1.2.5.2 „Gegner“ ...... 44 1.2.5.3 Kontroversen ...... 46 2 Fast vergeht kein Tag, an dem nicht eine Kriegssammlung zum Verkauf steht ...... 49 2.1 Dritte Kriegsausstellung Mai 1917 ...... 49 2.2 Zäsuren ...... 51 2.2.1 Der Beschluss vom 24. Juli 1917 ...... 52 2.2.2 Organisation der Dienststelle 1917–1923 ...... 55 2.3 Der Verband deutscher Kriegssammlungen ...... 60 2.3.1 Albert Buddecke ...... 61 2.3.2 Reichskriegsmuseum ...... 633 2.3.3 Deutsches Kulturmuseum ...... 64 2.3.4 Deutsches Kriegswirtschaftsmuseum ...... 65 2.3.5 Kooperationen ...... 66 2.4 Niederlagen ...... 70 2.4.1 Revolutionsschrifttum ...... 71 2.4.2 Christiania ...... 72 2.4.3 Auflösung des Verbandes deutscher Kriegssammlungen ...... 76 Epilog ...... 79 Glossar ...... 81

Abkürzungen ...... 104 Literatur ...... 106 Abbildungen ...... 114 Personenregister ...... 1155 Anlagen ...... 11717

Einführung

Die Mobilmachung im August 1914 löste in den kriegführenden Staaten eine Welle nationaler Begeisterung aus, die kritische Stimmen verstummen ließ. Vergessen schienen die Konflikte der Vorkriegsjahre. Das stürmische Geschehen nach Kriegsausbruch einte auch die deutsche Bevölke- rung, als die Sozialdemokratie den Kriegskrediten zustimmte und erste militärische Erfolge in Bel- gien zu verzeichnen waren. Überall eilte die jüngere Generation als Kriegsfreiwillige zu den Kaser- nen. Es war eine außergewöhnliche Zeit, die als „Augusterlebnis“ in der Erinnerung blieb und in einer Fülle von Zeitschriften- und Zeitungsartikeln, Broschüren und Schriftenreihen in Deutschland reflektiert wurde. Als die Männer ins Feld einrückten und Frauen aus allen Schichten ihren Platz einnahmen oder sich in der Kranken- und Verwundetenpflege beziehungsweise in Wohltätigkeits- einrichtungen betätigten, zogen sie alle in den „Deutschen Krieg“, der als Erster Weltkrieg in die Geschichte einging. Ihr Einsatz war ein totaler und besaß trotz aller Desillusionierungen in den folgenden Jahren eine stabile Basis, die weit mehr als die Regierung zur Stärkung der Moral beitrug.1 Ihnen folgten Archive, Bibliotheken und Museen geeint in der Vorstellung, der Krieg würde kurz und siegreich werden. Der Sieg schien zum Greifen nahe, wie Tausende von Aufrufen verbreiteten. Die moderne Kriegspropaganda war geboren, die bald zum Objekt von Sammlungen wurde. Mit Ausbruch des Krieges sammelten Archive, Bibliotheken, Museen und Privatsammler das zahllos von Zeitungen, Plakaten, Flugblättern, Proklamationen et cetera vermittelte Geschehen. Speziell in Deutschland sah sich eine Vielzahl von Kulturträgern verpflichtet, die künftige Erinnerung an den Krieg nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, dessen Materialvielfalt möglichst vollständig bewahrt werden sollte, um späteren Generationen Auskunft zu geben. Was den von vaterländischer Pflicht erfüllten Sammlern verborgen blieb, war die Tatsache, dass sich der Massenkrieg zum ersten großen Medienkrieg des 20. Jahrhunderts herausbildete, dessen „Trommelfeuer von bedrucktem Papier“ sie überfordern sollte.2 Den Archiven, Bibliotheken, Vereinen und zahlreichen privaten Sammlern folgten die Museen, die zur Visualisierung und Emo- tionalisierung des Krieges beitrugen. Als sich 1914 ein Kriegsende nicht abzeichnete, wurden erste Stimmen laut, diese temporären Sammlungen in ständige Museen umzuformen. Bereits Mitte November 1914 erschien der Aufruf „Errichtet Kriegsmuseen“, den ein Oberregierungsrat Breger im „Berliner Tageblatt“ veröffentlichte.3 Verlage boten Sammelmappen für Kriegserinnerungen an, die „in späteren Jahren mit ihrem Inhalt dem Sammler selbst wie seinen Angehörigen […] manche Anregung, Belehrung u[nd] Freude bringen“ würden.4 Und noch 1917 empfahl man den Aufbau privater Kriegsmuseen, um zeitgeschichtliche Urkunden wie Extrablätter, Flugschriften, Ansichts- karten, Bilder, Preislisten für Lebensmittel und Feldpostbriefe zu bergen. Gerade Letztere würden „einen Abglanz der Kriegsbegeisterung vor dem Feinde, einen Hauch von Pulverdampf in jedes friedliche Heim“ bringen und „dem Phantasielosesten eine Fülle von Vorstellungen von Schützen- gräben, Schrapnellhagel […], von Tode und Sieg […]“ geben und „über manche Stunde des Unmu- tes“ hinweghelfen.5

Kriegsgegenstände wurden nicht allein an der „Heimatfront“ gesammelt, sondern auch an der Front und in den „Beutestellen“ in den besetzten Gebieten. Allerorts war man bemüht, die Gesamtheit der auf den Krieg bezogenen Memorabilien auszustellen. Leipzig bildete den Anfang. Frankfurt am Main folgte, wo erste „Beutetrophäen“ und Kriegsmaterial im Frühjahr 1915 ausgestellt und der Schützengrabenkrieg mit seinen Drahthindernissen und Unterständen nachgestellt wurden.6 1916/18 folgten Wanderausstellungen des Roten Kreuzes in größeren deutschen Städten. Heeres-

1 Vgl. Fritzsche, S. 44/45. 2 Vgl. Christophe Didier: Ein „Trommelfeuer von bedrucktem Papier …“. In: In Papiergewittern, S. 12/13. 3 MK 11(1915), S. 69; vgl. auch Zwach, S. 20 ff. bzw. S. 35 (zu Breger). 4 Vgl. Inserat des Albert Langen Verlags (München) in: BBl. vom 29. 10. 1914 (Illustrierter Teil, Nr. 40). 5 Eugen Wolbe: Private Krieg[s]museen. In: Antiquitäten-Rundschau 15(1917), S. 222 ff.; Zitat S. 223. 6 Ein Krieg, S. 73; Zwach, S. 32 ff. und S. 81.

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museen in Stuttgart, München, Dresden sowie das Zeughaus in als zentrales Kriegsmuseum des Deutschen Kaiserreiches stimmten breiteste Bevölkerungsschichten auf den Krieg ein. Trotz erheblicher Auswirkungen auf alle Lebensbereiche, die schon 1914 zu verzeichnen waren, nahmen sich insbesondere die Bibliotheken der Sache an. So entstanden in rascher Folge Kriegssamm- lungen in Straßburg (4. August), in Berlin (Mitte August), in Leipzig (Anfang Oktober), in München (25. November), an der Stadtbibliothek Frankfurt am Main (im November) und anderenorts. Die Situation war insofern paradox, da bereits im November eine größere Anzahl Bibliotheken von Einschränkungen im Dienstbetrieb berichtete. So teilten auf eine Umfrage des „Zentralblatts für Bibliothekswesen“ 14 von rund 120 Anstalten mit, eine Kriegssammlung in Angriff genommen zu haben. Neben den oben genannten Einrichtungen waren es Bibliotheken in Braunschweig, Bromberg, Fulda, Gießen, , Köln, Königsberg, Posen, Rostock und Wiesbaden.7 Viele von ihnen entstanden nach Meinung von Zeitgenossen eher planlos und konkurrierten mitunter mit anderen Einrichtungen innerhalb einer Stadt. So in Leipzig, wo neben der Deutschen Bücherei des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler (DB)8 die Bibliothek der Handelskammer, das Deutsche Buchgewerbe-, das Kriegswirtschaftsmuseum, der Verband der Deutschen Typogra- phischen Gesellschaft, das Stadtgeschichtliche Museum sowie die Stadt- und die Universitäts- bibliothek Sammlungen ins Leben riefen. Leipzig stellte durchaus keinen Einzelfall dar. Ähnlich war die Situation in Berlin, Bremen, Dresden, Frankfurt am Main, Freiburg, Hamburg, Köln und in ande- ren Städten. Ende 1917 zählte man in Deutschland 300 Sammlungen, 1919 rund 350.9 Eine exakte Zahl unter Einbeziehung aller von Verbänden und privater Seite initiierten Sammlungen ist nicht mehr zu ermitteln, da die Sammlungen mehrheitlich nach 1918 in Vergessenheit gerieten.

Um künftigen Generationen ein Bild vom Krieg zu vermitteln, entschied sich auch die DB, dessen Spuren zu sammeln. Als sie im Oktober aus eigenem Ermessen die Aufgabe in Angriff nahm, hob sie sich nicht von anderen öffentlichen Einrichtungen in der wilhelminischen Gesellschaft ab. Ob sie einer allgemeinen „Faszination“ unterlag und ob diese allein ein deutsches Phänomen war,10 bleibt eine andere Frage. Die vorliegende Studie widmet sich der Rezeption des Ersten Weltkrieges aus der Sicht einer Bibliothek, deren Kriegssammlung von Anbeginn die Funktion erfüllte, für die Einrichtung öffentlichkeitswirksam zu werben. Ihre Propaganda zielte vor allem auf den Nichtbuch- handel und all diejenigen, die dem „Archiv des deutschen Schrifttums und des deutschen Buchhan- dels“ noch zögerlich oder gar ablehnend gegenüberstanden. Der permanente Verweis auf die junge Institution, die 1914 „innerlich und äußerlich immer greifbarer Gestalt“ annahm, war ein naheliegender Schritt. Er verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass während „die Schlachten um unseres Vaterlandes Bestehen und Zukunft geschlagen werden“, die DB als „ein bedeutsames kulturelles Friedenswerk“ in der Öffentlichkeit verstanden würde: „[a]ls ein Zeichen stiller Vorbereitung auf eine neue Zeit mit neuen Impulsen, neuen Zielen und neuen Aufgaben, die heute noch im Schoße der Zukunft liegen […].“11 – Da heutige Generationen kaum mehr einen Zugang zu dieser Kriegs- zeit haben, gilt es Brücken zu schlagen, um diese faszinierende Eigenwilligkeit zu verstehen.

Ausgangspunkt für die vorliegende Studie bildet die Fülle an Literatur, die 1914/18 in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland erschien und der Bevölkerung den Verlauf und die „wahren“ Zusammenhänge des Krieges schildern und erklären sollte. Material, dem sich vor allem die Bibliotheken verpflichtet sahen, die in den Kriegsjahren thematische Schwerpunkte für ihre Sammlungen setzten. Im Falle der DB wurden die Absichten und Motivationen von führenden Persönlichkeiten des Börsenvereins gesetzt, deren politische Haltung nur schwer rekonstruiert und dargestellt werden kann. Da verallgemeinernde Urteile, so über die „Kriegsmentalität“ einzelner

7 Vgl. Schwenke. 8 Im Zuge des „Gesetzes über die Deutsche Nationalbibliothek“ 2006 erhielt die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) ihren neuen Namen. Im historischen Kontext wird die Benennung „Deutsche Bücherei“ für die DNB beibehalten. 9 In Papiergewittern, S. 19; MK 15(1919/20), S. 157. 10 In Papiergewittern, S. 18/19. 11 BBl. 82(1915) vom 15. 06. 1915, S. 883.

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Repräsentanten angesichts der Quellenlage nur in einem beschränktem Ausmaß vertretbar erscheinen, orientiert sich der Blick vorrangig an den hinterlassenen Akten des Hauses, die keinesfalls vollständig, dennoch ein gewisses objektives Bild des Geschehens in seiner Komplexität und Widersprüchlichkeit bieten. Die Darstellung folgt chronologisch dem Prozess der Ausgestaltung einer Sammlung, deren Konzeption sich im Verlauf der Kriegsjahre entwickelte und aufgrund vielfältiger Faktoren wandelte. Hierüber geben vorrangig die Protokolle des Geschäftsführenden Ausschusses (GA) und die Verwaltungsberichte der Einrichtung Auskunft; Quellen, die im Großen und Ganzen dem Faktischen verpflichtet bleiben. Neben diesem bisher wenig beachteten Material werden weitere, zum Teil noch uner- schlossene Bestände des Archivs der DNB einbezogen sowie Beiträge aus der Tagespresse, die punktuell aufzeigen, wie prägend Kriegssammlungen für das politische Denken nicht allein für die DB seinerzeit waren. Dass die vorliegende Arbeit keinen Anspruch auf eine umfassende Darlegung ihres Gegenstandes erhebt, ergibt sich aus der Quellenlage ganz allgemein. So sind Aufzeich- nungen und Nachlässe in Bibliotheken, mit denen die DB seinerzeit in Verbindung stand, zum Teil im Zweiten Weltkrieg vernichtet worden, während andere als verschollen gelten oder noch nicht ausreichend erschlossen sind. Gleichzeitig muss betont werden, dass bei aller gebotenen Vorsicht vor verallgemeinernden Wertungen aus der Sicht der Verfasser die Dokumente des Hauses der Wirklichkeit am nächsten kommen. Es bleibt deshalb späteren Studien vorbehalten, die korrespon- dierenden Akten und Unterlagen anderer Archive und Institutionen einzubeziehen. Dies gilt speziell für die Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte der Sammlungen, die Bibliotheken in jüngster Zeit in Ausstellungskatalogen oder online12 präsentierten, deren Verschiedenheiten nur marginal thema- tisiert werden, ohne quantitative/qualitative Vergleiche anzustreben. Obwohl diese zumindest die gleiche Beachtung verdienten, stehen sie nicht im Vordergrund der Betrachtung.

Die Kriegssammlung 1914/18 bestand nur wenige Jahre. Ihr kam nach 1918 keine größere Bedeu- tung mehr zu. Ähnlich erging es der zweiten Kriegssammlung, die die Deutsche Bücherei 1939 anlegte. Beide Sammlungen gerieten nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit. In den DDR- Jahren wurde ihnen keine Aufmerksamkeit mehr zuteil, da sich die Einrichtung ideologisch von den „großdeutschen“ und „chauvinistischen“ Gedanken dieser Zeit abzugrenzen versuchte. Außer zwei knappen Skizzen zur ersten Weltkriegssammlung, die 1962 und 1987 erschienen,13 gibt es bislang keine umfassende Darstellung zu ihrer Geschichte. Die vorliegende Arbeit versucht, die Lücke zu schließen, wobei sich der Fokus ausschließlich auf die erste Kriegssammlung richtet, deren Geschichte in zwei Kapiteln abgehandelt wird: der Ära von Gustav Wahl und der von Georg Minde- Pouet. Da sowohl der Status quo der Institution als auch die vom Krieg diktierten Umstände die Genese der Sammlung bestimmten, sind einige dieser allgemeinen Rahmenbedingungen bereits an dieser Stelle kurz abzuhandeln:

Am 15. Mai 1913 trat Gustav Wahl (1877–1947) sein Amt als erster Direktor der Deutschen Büche- rei an. Monate zuvor, Wahl war noch in der Senckenbergischen Bibliothek in Frankfurt am Main als Vorstand tätig, erfolgte am 25. September 1912 die Bekanntmachung des Vorstandes des Börsen- vereins über die Gründung einer neuen Anstalt und deren Satzung. Wenige Tage nach der Bekanntmachung wurde am 3. Oktober 1912 der Gründungsvertrag zwischen der Sächsischen Staatsregierung, dem Rat der Stadt Leipzig und dem Börsenverein abgeschlossen, der in den beiden Kammern des Sächsischen Landtages am 13. und 19. Oktober verhandelt und genehmigt wurde. Zu Beginn des neuen Jahres nahm die Bibliothek offiziell ihre Tätigkeit in den provisorischen Räumen des Deutschen Buchhändlerhauses im Gerichtsweg auf. Die Grundsteinlegung für den geplanten Neubau erfolgte am 19. Oktober 1913. Da der Bauplatz an einer ziemlich versteckten Stelle lag, wie kritisiert wurde, stellte die Stadt einen neuen an der Straße des 18. Oktober zur

12 Vgl. „Kriegssammlungen in Deutschland 1914–1918“ http://www.kriegssammlungen.de. Das Anfang 2014 freigeschaltete Webportal der Badischen Landesbibliothek weist 235 Sammlungen und die ihnen bis heute verbliebenen Sammlungsmaterialien nach. 13 Deutsche Bücherei (1962), S. 32; Rötzsch/Pleßke, S. 44.

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Verfügung, was die vollständige Überarbeitung der Bauentwürfe erforderlich machte. Zu diesen ungünstigen Bedingungen, die Wahl nach seinem Amtsantritt vorfand, kamen diverse Meinungs- verschiedenheiten hinzu, die speziell zwischen dem Börsenvereinsvorsteher Karl Siegismund und Wahl bestanden.14 Als Anstalt des Börsenvereins schränkten die von ihm geschaffenen Verwal- tungsorgane die Handlungsfähigkeit Wahls und der ihm nachfolgenden Direktoren (bis 1940) erheblich ein.15 Doch nicht allein die Animositäten zwischen dem Börsenverein und den Bibliothekaren des Hauses komplizierten das Geschehen. Erschwerend kam hinzu, dass es nach Wahls Amtsantritt kein Bibliotheksgebäude gab, die ersten Bestände noch provisorisch im Deutschen Buchhändler- haus lagerten und Vorbereitungsarbeiten für eine Geschäftsstelle der DB noch in vollem Gange waren. Neben der umfassenden Werbetätigkeit für den Bestandsaufbau standen ab 1914 Planung und Durchführung des Bibliotheksbaus im Vordergrund, dessen neues Bauareal am Deutschen Platz neue Planungen erforderte, die sich kriegsbedingt verzögerten, so dass 1914/16 vorrangig Planungsfragen die Sitzungen des GA bestimmten. Angesichts der Provisorien, vielfältigen biblio- thekarischen Aufgabenstellungen und nicht zuletzt aufgrund der Personalsituation (Einberufung von Angestellten zum Heeresdienst) verwundert es aus heutiger Sicht, dass sich die DB 1914 überhaupt des Aufbaus einer Kriegssammlung annahm.

Georg Minde-Pouet (1871–1950) setzte 1917 die Arbeiten fort, straffte den Dienstbetrieb und plä- dierte unter anderem für eine verbesserte Aktenführung. Es ist ihm zu verdanken, dass seinerzeit ein Aktenvorgang „Kriegssammlung“ angelegt wurde, dessen Schriftstücke Rückschlüsse über den Fortgang der Sammlung erlauben. Bereits wenige Wochen nach seinem Amtsantritt regte er in einer Sitzung des GA im Juli an, die Sammlung in ihrem bisherigen Umfang nicht weiter fortzuset- zen. Minde-Pouet gelang es, die Ausschussmitglieder zu überzeugen, die nach längerer Diskussion auf Position einschwenkten. Fortan sollte sich die Kriegssammlung ausschließlich auf diejeni- gen Gegenstände erstrecken, die in das Sammelgebiet fielen. Dieser intern gefasste Entscheid wurde nach außen nicht kommuniziert und kam folglich weder in den jährlich publizierten Verwaltungsberichten der DB noch anderenorts zur Sprache. Weitere Entscheidungen, so über den Tausch oder die etwaige Abgabe der nicht in das Sammelge- biet fallenden Anteile, sollten erst nach Kriegsende gefasst werden. Ob und inwieweit Minde-Pouet in einer gleich schwierigen Situation wie sein Vorgänger blieb, sei dahingestellt. Die hauseigenen Akten legen dies zumindest nicht für die Kriegssammlung nahe, die nach 1917 angesichts anderer Grundfragen keine Priorität mehr genoss. Minde-Pouet leitete das Haus bis zum 9. Oktober 1923. Es waren die schwersten Jahre der DB, die angesichts der Probleme der Zeit für die Benutzung über längere Zeiträume hinweg geschlossen blieb. Weitere Zäsuren stellten Kriegsende und Revolution dar. In den Nachkriegsjahren kam die Bücherei in eine ihre Existenz bedrohende Krise, die durch das Eintreten namhafter Vertreter des Bibliothekswesens abgewendet werden konnte, die sich für die Eigenständigkeit der DB aussprachen. Nachdem sich das Deutsche Reich an den Kosten

14 Die Differenzen müssen unüberbrückbar gewesen sein, da Ostern 1914 Wahl und drei Bibliothekare ihre Ämter niederlegten. Obwohl sie ihre Kündigungen zurückzogen, bestanden die inneren Reibungen bis ins Jahr 1916 hinein. Wenige Wochen nach der Einweihung des Neubaus am 2. September 1916 legte Wahl am 22. Oktober sein Amt nieder; ZfB 31(1914), S. 472; Deutsche Bücherei (1927). 15 So wurden die Dienstgeschäfte und Sammlungen der DB vom Geschäftsführenden Ausschuss (GA) über- wacht, der ferner für die Personalfragen verantwortlich zeichnete. Der Vorsitz des GA oblag dem Ersten Vorste- her des Börsenvereins beziehungsweise dem Stellvertreter. Das Gremium setzte sich aus acht Mitgliedern zusammen, zu denen nicht der Direktor der Anstalt zählte, der lediglich als Gast an den Sitzungen teilnahm. Die Sammelgebiet, bibliografische Arbeiten und Katalogisierung anbelangenden Fragen beriet der Verwaltungsrat (VWR), dessen 31 Mitglieder auch die Finanzen kontrollierten und die Haushaltspläne aufstellten. Beide Organe bestanden aus Vertretern des Börsenvereins, der Sächsischen Staatsregierung, des Rates der Stadt Leipzig sowie aus „im Bibliothekswesen erfahrenen Männern“. Ein weiteres Organ bildete die Hauptversammlung des Börsenvereins, das für die Überwachung und Verwaltung der Bibliothek verantwortlich zeichnete; eine Verfah- rensweise, die zwangsläufig zu sachlichen und menschlichen Problemen für Wahl führen musste; vgl. Rötzsch/ Pleßke, S. 38/39; Blum, S. 229 ff.

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beteiligte und es zu einer Neuregelung zwischen den Unterhaltsträgern ab 1922 kam, wurden die laufenden Ausgaben fortan vom Reich, dem sächsischen Staat und der Stadt Leipzig getragen. Dass sich Reichsregierung und Reichstag zur Deutschen Bücherei bekannten, war auch Minde- Pouet zu verdanken.16

Ein Jahr nach dessen Ausscheiden übernahm Heinrich Uhlendahl (1886–1954) die Leitung, der zuvor als Bibliotheksrat in der Generalverwaltung der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin tätig war. Er trat sein Direktorat im Oktober 1924 an, und hatte es bis zu seinem Tode inne. Uhlendahls Ära stand unter günstigeren Bedingungen. Bedingungen, die nicht näher thematisiert werden, da unter ihm die Kriegssammlung nicht weiter verfolgt wurde, sondern die bereits unter Minde-Pouet begonnenen Abschlussarbeiten fortgeführt wurden.17

Dass die vorliegende Publikation nicht alle Fragestellungen abschließend zu klären vermag, ver- steht sich von selbst. Der Beitrag richtet sich an interessierte Leserinnen und Leser, um diesen die seit Jahrzehnten brach liegende Problematik Kriegssammlungen 1914/18 ein Stück näher zu bringen. Angesichts des Jahrestages des Kriegsbeginns im Jahre 2014 ist es ein lohnendes Unter- fangen, diese Sammlungen (soweit noch vorhanden) aus ihrem Schattendasein zu befreien und sich einer Thematik zu widmen, die lange Zeit von den Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg verdrängt wurde. Weshalb die Beschäftigung lohnenswert erscheint, begründete Susanne Brandt vor Jahren. Zum einen spiegeln diese Sammlungen „die Wahrnehmung des Krieges wider und bie- ten die Möglichkeit zu vergleichen, ob und inwieweit es nationale Unterschiede gibt und inwieweit der Ausgang des Krieges eine Rolle für die Wahrnehmung und die Verarbeitung des Krieges gespielt hat. Zum anderen belegen die Sammlungen, daß die Bedeutung vieler Themen und Quellen, die in den letzten Jahren von Historikern entdeckt worden sind, schon während des Ersten Weltkrieges erkannt wurde.“18 Und ein Letztes: Da manche Fragen nicht gleich beantwortet und einzelne Details erst nach Ausschöpfung aller gegebenen Möglichkeiten geklärt werden konnten, wurden aus Gründen einer inhaltlichen Entlastung und besseren Lesbarkeit Spezifika der Sammlung (so zum Beispiel zum Bestand in seiner heutigen Gestalt) in einem Glossar vereint und entsprechende Hinweise im Text durch  gekennzeichnet. Weitere Eckdaten (statistische Angaben) und Auflistungen (Sammelspek- tren deutscher Kriegssammlungen) sind den Anlagen zu entnehmen. Es wäre vermessen, zu be- haupten, in allen Fällen hinreichende Informationen zusammengetragen zu haben. Der Anspruch war auch hier innerhalb eines vertretbaren zeitlichen Rahmens eine für künftige Forschungen brauchbare Arbeitsgrundlage zu schaffen. Der komprimierte Überblick kann somit eine Reihe von Aspekten nur streifen, die innerhalb der Geschichte der Jahre 1914–1918 durchaus eine bedeuten- dere Rolle gespielt haben. Das gilt insonderheit für die Zensurproblematik, die im Wahrnehmungs- horizont der Zeitgenossen des Börsenvereins und der Deutschen Bücherei weitaus präsenter war als es die überkommenen Quellen zur Weltkriegssammlung erahnen lassen.

Die Studie stellt eine überarbeitete und erweiterte Fassung der 2014 freigeschalteten Version dar, in die Ergebnisse des Projekts „Sammlung Erster Weltkrieg“ (2012–2015)19 einflossen. Im Rahmen dieses Projekts haben wir gemeinsam mit Michael Tobegen und Kathy Weigand die heute noch verfügbaren Bestände virtuell zu einer neuen Kriegssammlung zusammengefasst, einzelne Titel digitalisiert und eine virtuelle Ausstellung ins Leben gerufen. Diese Ausstellung „100 Jahre Erster Weltkrieg“ ermöglicht über die DNB-Portalrecherche hinaus eine Entdeckungsreise zu einzelnen

16 Rötzsch/Pleßke, S. 54; Blum, S. 248 ff. 17 Die unter Uhlendahl begonnene Sondersammlung zum Zweiten Weltkrieg ist nicht Thema der vorliegenden Studie. Es ist jedoch darauf zu verweisen, dass dieser bislang noch keine größere Aufmerksamkeit zuteil geworden ist. 18 Brandt, S. 242/243. 19 http://www.dnb.de/DE/Wir/Projekte/Abgeschlossen/sammlungErsterWeltkrieg.html.

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Objekten.20 Von Dezember 2014 bis Mai 2015 wurde die Ausstellung „Kindheit und Jugend im Ersten Weltkrieg“ gezeigt21, die große Beachtung in der Öffentlichkeit fand.

Leipzig, September 2015

20 http://erster-weltkrieg.dnb.de/. 21 http://www.dnb.de/DE/DBSM/Ausstellungen/Rueckschau/kindheitJugendErsterWeltkrieg.html.

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1 Der Nachwelt ein möglichst vollständiges Bild der schweren Zeit bieten …

1.1 Kriegssammlungen in Deutschland

Der Erste Weltkrieg betraf jeden und bestimmte die Lebensentwürfe von Millionen Deutschen, die ihn an der Front oder in der Heimat erlebten. Nahezu 85 Prozent aller wehrtauglichen Männer wurden 1914/18 einberufen, von denen jeder Dritte in diesen Jahren an der Front war. Da sie in ihren früher ausgeübten Berufen von Frauen vertreten wurden, veränderten sich die Arbeitsbedin- gungen radikal. Fabriken führten die Nachtarbeit ein und Behörden waren den ganzen Tag über geöffnet. Während die Beschäftigungsquote in der Rüstungsindustrie um 44 Prozent stieg, sank sie in anderen Zweigen um 40 Prozent. Fast jede Familie hatte Angehörige an der Front – und wirt- schaftliche und soziale Probleme daheim; es war „Jedermanns Krieg“. Zwischen der Front und der Heimat bestanden vielfältige Beziehungen. Schätzungen zufolge wurden in den Kriegsjahren etwa 29 Milliarden Poststücke verschickt, davon allein 1914 etwa vier Milliarden. Etwa zehn Millionen Postkarten, Telegramme und Päckchen erreichten jeden Tag die Front, fast sieben Millionen die Heimat.22 Man schrieb sich fast täglich, führte Tagebuch und sammelte alsbald diejenigen Materia- lien, die sich über das Kriegsgeschehen verbreiteten: Postkarten, Fotografien, Lebensmittelmarken, Kriegskarten, Preislisten, Zeitungsausschnitte et cetera Neben persönlichen Sammlungen wuchs parallel die Zahl derjenigen Sammler an, die sich einzelnen Gebieten verschrieben hatten: Brief- marken, Medaillen, Münzen, Notgeld, Reklamemarken und Ähnliches. Nach Albert Schramm schos- sen in Deutschland Kriegssammlungen wie Pilze in die Höhe.23 Sie alle entfalteten eine überaus rege Tätigkeit, Zeitdokumente zu bergen und zu bewahren. Ausgehend von den jeweiligen Zwecken und Interessen wetteiferten Archive, Behörden, Bibliotheken, Museen, Privatpersonen und Vereine, die alles Erreichbare sammelten oder sich sachlich und räumlich auf Spezialgebiete beschränkten. Ihre Sammlungen umfassten die Gesamtheit der auf den Krieg bezogenen Gegen- stände: von Militaria bis hin zum Schrifttum in- und ausländischer Provenienz.

Bibliotheken, allen voran die Kgl. Bibliothek in Berlin, die Hof- und Staatsbibliothek in München und die Deutsche Bücherei, legten gleich nach Ausbruch des Krieges Sammlungen mit dem Ziel an, das Kriegsschrifttum mehr oder weniger vollständig zu erwerben. Was sie nicht ahnen konnten, war der Umstand, dass der Weltkrieg eine enorme Literaturflut zur Folge hatte, ein wahres „Trommelfeuer“ an bedrucktem Papier. 1914/18 druckten Verlage Millionen von Broschüren, Büchern, Erinnerun- gen, Groschenromanen, Lithografien, Zeitschriften und Zeitungen. Selbst Feldpostbriefe und andere autobiografische Zeugnisse fanden in Zeitungen und Büchern ihren Niederschlag – oder immer wieder Gedichte, von denen allein im August 1914 zu Ehren deutscher Soldaten 1,5 Millio- nen verfasst wurden.24 Die Hochflut an Kriegsliteratur thematisierte speziell das „Börsenblatt“, das vor einer drohenden Überproduktion warnte. Bereits Anfang Dezember 1914 registrierte die Hinrich’sche Buchhandlung in Leipzig etwa 1.500 Neuerscheinungen, deren Fülle einen Überblick über die Literatur zum Weltkrieg „täglich schwieriger“ mache.25

Neben dem von Verlagen produzierten Schrifttum gaben in wachsender Zahl Vereine, Korporatio- nen, Schulen, Behörden und Unternehmen Publikationen heraus. Zahlreiche Städte, Dörfer und

22 Nach Fritzsche, S. 46 ff.; Kap. „Jedermanns Krieg“. – Nach einer im Mai 1915 vorgenommenen Erhebung umfasste der gesamte deutsche Feldpostbriefverkehr täglich 14,3 Mio. Sendungen; ZDGB 27(1915), S. 285. 23 Pantheon 2(1926), S. VI. – Weithin unbekannt ist die Tatsache, dass Kriegssammlungen bereits vor 1914 in Deutschland gepflegt wurden, die vornehmlich „Briefe und Tagebücher des deutschen Volkes aus Kriegszeiten“ anbelangten; ausführlich hierzu Herkenhoff, S. 31 ff. 24 Fritzsche, S. 48. – Die Angaben schwanken zwischen einer Million, die während des ersten Kriegsjahres und 1,5 Millionen, die im August 1914 entstanden sein sollen; EEWK, S. 190 (FN 14). 25 BBl. 81(1914) vom 30. 12. 1914 (Anzeigen-Teil, Nr. 301), S. 9647. Ende 1915 waren es rund 7.000 Titel; Pust, S. 56.

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Kirchengemeinden ließen Heimatgrüße drucken; amtliches Schrifttum in Form von Amtsblättern, Verfügungen und Aufrufen erschien in vielfältigster Art. Anderes Quellenmaterial bildeten Feld- oder Schützengrabenzeitungen, Organe der Gefangenenlager und Lazarette oder die der Ver- letztenfürsorge und Vermisstennachforschung sowie Gefangenenfürsorge. Literarisch produktiv waren neben den staatlichen und kommunalen Behörden die militärischen und zivilen Dienststellen in den okkupierten Gebieten. Alles in allem Material, für das sich auch die Bibliotheken interessierten, die in Aufrufen an die Öffentlichkeit appellierten, sie in ihren Sammlungen zu unterstützen, um ein möglichst vollstän- diges Abbild der „großen Zeit“ widerzuspiegeln. Auch die DB listete 1914 detailliert auf, was sie zu sammeln wünschte beziehungsweise welche Dokumente sie gedachte auszuschließen. Das Streben nach Vollständigkeit und die Vielzahl der Sammlungen war nach Didier ein deutsches Phänomen. Während es in Frankreich und anderen Staaten nur zu vereinzelten Unternehmungen kam, konkur- rierten in Deutschland weitaus mehr Einrichtungen, zum Teil in ein und derselben Stadt. Dies war speziell für Berlin, Bremen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Königsberg, München, Straß- burg und Stuttgart der Fall – und wie genannt in Leipzig, wo es zugleich mehrere private Samm- lungen gab, deren prominenteste Sammlerin Else Dürr war, die zahlreiche Kontakte zur DB pflegte.

1917 veröffentlichte Albert Buddecke (1858–1931) den ersten (und einzigen) Nachweis über Kriegssammlungen in Deutschland, der heute als eine der wichtigsten Quellen zu deren Geschichte angesehen wird.26 Buddecke, Abteilungschef im Stellvertretenden Generalstab der Armee und Leiter der „Sichtungsstelle für Kriegsbeute und Bibliothekswesen“ in Berlin, wies mit Stand vom Frühjahr des Jahres 217 Sammlungen nach, die staatliche Stellen, Behörden und Privatpersonen nach Kriegsbeginn begonnen hatten. (Eine Zahl, die bereits von Zeitgenossen in Frage gestellt wurde!) Zu den bedeutendsten Einrichtungen, die er aufführte, gehörten neben den Bibliotheken in Berlin, Leipzig und München das Kriegsarchiv der Universität oder die Sammlung Richard Francks, die nach 1918 als Referenzsammlungen dienten.27 Ergänzend sind die Straßburger Bibliothek und das Leipziger Deutsche Buchgewerbemuseum (DBSM) zu erwähnen.

Den Aufrufen folgend begann als erste deutsche Bibliothek die Kaiserliche Universitäts- und Lan- desbibliothek Straßburg unter der Leitung von Georg Karl Wolfram (1858–1940) mit einer Kriegs- sammlung, in der alle die „Reichslande und die angrenzende Westfront“ betreffenden Drucksachen gesammelt werden sollten: Bücher, Kriegszeitschriften und -zeitungen, Bilder, Fotografien, in- und ausländische Druckwerke einschließlich der Kriegsgefangenenliteratur.28 1918 wurde die Sammlung mit dem Einzug der Franzosen in Straßburg aufgegeben. Sie umfasst heute rund 11.000 Doku- mente.29 Berlin folgte Straßburg. Hier war es der Generaldirektor der Königlichen Bibliothek, Adolf von Harnack (1857–1930), welcher eine neue Kriegssammlung aufzubauen begann. Noch im August versandte die Bibliothek ihren ersten Werbeaufruf, der die Materialien benannte, die Berlin zu erlangen wünschte: Flugblätter, Karikaturen, Lieder, Karten, Plakate, Bekanntmachungen – ein Spektrum, das im Verlauf der Kriegsjahre ständig erweitert wurde. Das sprunghafte Anschwellen der Kriegsliteratur beschäftigte zeitweilig bis zu 19 Personen, die insgesamt rund 50.500 Nummern unter der Leitung von Walther Schultze (1862–1939) inventarisierten.30 Gesammelt wurden Druck- schriften aus dem In- und Ausland, den Okkupationsgebieten, aus „Feindesland“ und neutralen Ländern (vollständig) sowie Zeitungen des In- und Auslandes in Auswahl, weiterhin Dokumente aus Gefangenenlagern und von heimatlichen Behörden, feindliche Karten, künstlerische Kriegs-

26 In Papiergewittern, S. 18; vgl. http://www.kriegssammlungen.de. 27 Ebd., S. 20. 28 Buddecke, S. 48. 29 Didier in: In Papiergewittern, S. 35/36. 30 Schultze (1921), S. 78/79 und S. 87; vgl. auch Gerdes, S. 17 ff.

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darstellungen, handschriftliche Kriegsschilderungen sowie Feldpostbriefe im Original oder als Abschrift.31 Analog zu Berlin, wo man bereits Schrifttum zum Krieg 1870/71 gesammelt hatte,32 richtete im Herbst 1914 auch die Münchner Königliche Hof- und Staatsbibliothek unter Hans Schnorr von Carolsfeld (1862–1933) eine Kriegssammlung ein, die Otto Glauning (1876–1941) leitete. Ihr Anliegen, die zeitgenössischen Drucksachen in möglichst weitem Umfang zu sammeln, wurde in einem Aufruf proklamiert. Ähnlich wie in Straßburg, Berlin und Leipzig waren auch in München die Grenzen der Sammlung weit gesteckt, wo man unter anderem Maueranschläge, Postkarten, Brot- marken, Bilder und Fotografien sammelte. Die Sammlung nahm ihre Arbeit am 25. November 1914 auf und beschäftigte vier bis sechs Hilfskräfte, die in den Jahren 1914/18 rund 22.100 Signaturen vergaben.33 Den Angaben Buddeckes zufolge verstand sich diese Kriegssammlung als eine Samm- lung, die das durch den Weltkrieg hervorgerufene Schrifttum, „das Wort in seinem weitesten Sinne genommen, in möglichst großem Umfange“ erfassen wollte.34 Ebenfalls im Herbst 1914 begann die österreichische Hofbibliothek in Wien mit dem Aufbau einer Sammlung, die zusammen mit anderen Aktivitäten Österreich-Ungarns nicht Gegenstand der vorliegenden Betrachtung ist, aufgrund der Tauschbeziehungen, die zwischen Wien und der DB bestanden, jedoch benannt werden soll. Im September beschloss die Direktion der Hofbibliothek, eine Kriegssammlung anzulegen, deren Leiter der Kustos Othmar Doublier (1865–1946) war, dem zwei weitere Mitarbeiter zur Verfügung standen. Neben Druckschriften aus deutschen und auslän- dischen Verlagen sammelte Wien Plakate, Programme, Flugblätter und Zeitungsausschnitte, ferner grafische Erzeugnisse wie Bilderbogen, Kunstblätter, Ansichtskarten, Kriegsmarken und Vivatbän- der; hinzu kamen weiterhin Feldpostkarten und Briefe in Originalen oder Abschriften. Doublier, der im April 1915 in Berlin und Leipzig weilte, um Kooperationen mit beiden Bibliotheken herzustellen, zog 1923 Bilanz über die Wiener Kriegssammlung, die seinerzeit gegen 16.000 Druckwerke, 1.000 Bildplakate, 60.000 Maueranschläge, 2.000 Fliegerabwürfe, 8.000 Fotografien und 10.000 An- sichtspostkarten zählte.35 Eine außergewöhnliche Sammlungsgröße wies das Kriegsarchiv der Universitätsbibliothek Jena auf, das im Frühjahr 1915 nach längerer (teilweiser privater) Vorbereitung an die Öffentlich- keit trat. Neben den oben genannten Bibliotheken (und den ungenannten, auf die im weiteren Text eingegangen wird) stand die Deutschen Bücherei auch mit dem Kriegsarchiv in Verbindung, das 1917 in ein eigenständiges Forschungsinstitut für Kriegsgeschichte umgewandelt wurde.36 Das Archiv bestand aus zehn Abteilungen, in denen neben Büchern des In- und Auslandes, Zeitschrif- ten, Zeitungen, Drucksachen von Behörden et cetera, Textplakate und Maueranschläge, Bildplaka- te, statistische Tafeln, Bilder, Ansichtskarten, Zeitungen (in- und ausländische), Zeitungsausschnit- te und Feldpost gesammelt wurden. 1917 standen dem Archiv 40 Personen zur Verfügung, darunter 35 Hilfsdienstverpflichtete.37 Im Frühjahr 1919 siedelte das Archiv an die Universitäts- bibliothek über. Die weitere Existenz wurde durch eine Carl-Zeiß-Stiftung in Höhe von 150.000 Mark (1918/19) sowie durch laufende Beiträge verschiedener Spender ermöglicht. Ende 1919 verzeichnete Jena 525 vollständige Reihen an Kriegszeitungen, 10.000 Textplakate und Mauer- anschläge sowie rund 12.000 Bücher.38

31 Buddecke, S. 8. 32 Schultze (1921), S. 78; Schmalholz, S. 174. 33 Glauning (1919), S. 159/160, S. 162 und S. 164/165. Die Münchner Sammlung dürfte insgesamt rund 55.000 Dokumente umfasst haben; vgl. Schmalholz, S. 174 ff. 34 Vgl. Buddecke, S. 40. 35 ZfB 32(1915), S. 104; Wiener Zeitung vom 14. 07. 1923 bzw. http://www.onb.ac.at/files/chronologie.pdf; Maryška, S. 449 ff. 36 Gründer des Archivs war Wilfried von Seidlitz (1880–1945); ab 1917 stand es unter der Leitung von Georg Mentz (1870–1943). – Hinsichtlich der Sammlung von Kriegsberichten und Tagebüchern hatte sich der Stell- vertretende Generalstab bereits frühzeitig an einzelne Institutionen in Deutschland gewandt. Für Thüringen wohl zu Beginn des Jahres 1915; vgl. BA/Nr. 69, Bl. 4. 37 Vgl. In Papiergewittern, S. 22. 38 MVK 1(1919), S. 31; MVK 2(1920), S. 7/8. Zur Geschichte des Jenaer Kriegsarchivs s. Ott, S. 279 ff.

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Eine der bedeutendsten Kriegssammlungen war jedoch die des schwäbischen Industriellen Richard Franck (1871–1931), die heute zu den bekanntesten deutschen Spezialbibliotheken zählt. Als private Sammlung nahm die „Weltkriegsbücherei“ (WKB) im November 1915 ihre Arbeit in Berlin auf. Francks weit verzweigte Beziehungen in viele europäische Städte sowie zu einfluss-reichen Personen aus Wirtschaft, Militär, Industrie und Wissenschaft begünstigten das private Unternehmen. Franck übertrug die Leitung der WKB Friedrich Felger (1882–1960), der ab 1915 die weltweiten Verbindungen knüpfte. Die WKB, die Aufrufe erließ, agierte erfolgreich in der Öffentlichkeit. 1917/18 beschäftigte die Sammlung 24, Anfang 1919 rund 30 Personen, die in den Kriegsjahren rund 45.000 Bücher und Druckschriften zusammentrugen, weiterhin Flugschriften, Maueranschläge, Plakate, Fotos, Bilder und Karten sowie Kriegsandenken aller Art, wofür Franck rund eine halbe Million Reichsmark aufwendete. Bemerkenswert war die Zeitungssammlung. Sie bestand aus rund 2.150 zu einem großen Teil vollständigen Jahrgängen in- und ausländischer Zeitungen, darunter 740 politischen Zeitungen aus Europa und Übersee, 250 Feldzeitungen, 380 Parlamentsberichten, Amts- und Verwaltungsblättern Krieg führender und neutraler Staaten, von denen allein 960 Zeitungen aus Deutschland kamen, andere aus Österreich-Ungarn, der Türkei, Bulgarien, Frankreich, Großbritan- nien, Italien, Russland, den USA und Kanada. Auch nach 1918 suchte die WKB im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Kriegssammlungen, die ihre Tätigkeit einstellten, Feld-, Gefan- genen-, Firmen-, Lazarett-Zeitungen, Flugblätter, belgische Geheimpropaganda, Plakate, Notgeld, Fotos, Bildplakate und Briefmarken zu erwerben. 1920 siedelte die WKB nach Stuttgart über, wo weiterhin sechs Mitarbeiter tätig waren, die die Sammlung in den Folgejahren als deutsche Zentral- stelle des gesamten Schrifttums zur Geschichte und Vorgeschichte des Weltkrieges fortsetzten.39 Francks fast naiv anmutende Sammlerfreude war keine singuläre Erscheinung.40 Mit Bezug auf die WKB geht man in der Literatur von etwa 200 vergleichbaren Sammlungen aus, die in den Kriegsjahren in Deutschland entstanden.41 Eine Angabe, die in doppelter Hinsicht problematisch erscheint. Einerseits, weil die Aktivitäten unter Einschluss privater Sammlungen und Einrichtungen, die lokal oder regional ins Leben gerufen wurden, weitaus größer als die angenommene Zahl waren, denen andererseits nicht die Bedeutung zugesprochen werden kann, wie sie der Stuttgarter Sammlung zukommt. Es ist also insgesamt von einer weitaus größeren Anzahl (rund 350) auszugehen.42 Die Sammlungen konkurrierten nichtsdestoweniger während des Krieges weiter. Einige, wie die Straßburger Bibliothek und die DB korrigierten 1917 ihren Kurs,43 während die Überzahl der Sammlungen ihn mit vielfach unnötigem Aufwand beibehielten, was zur Zersplitterung des Interesses und des Materials führte.44 Anstatt die Bemühungen auf einige wenige Einrichtungen, die drei großen Bibliotheken in Berlin, München und Leipzig, zu konzentrieren, konkurrierten sie untereinander, wie Zeitgenossen monierten.45

Die Mehrzahl dieser Sammlungen wurde nach dem Krieg in aller Stille aufgegeben. Ihr Fundus wanderte in die Magazine und Depots der Bibliotheken, Museen und Archive oder wurde (mit Sicherheit kein Einzelfall) in den 1920er Jahren verkauft, makuliert oder schlicht vergessen. Die Not der Inflationsjahre zwang zahlreiche private Sammler, ihre Sammlungsgegenstände zu veräußern, von denen eine unbekannte Zahl ins Ausland wanderte. „Fast vergeht kein Tag, an dem

39 Eilers; 50 Jahre Bibliothek; vgl. auch MVK 1(1919), S. 67/68 und S. 109/110. 40 Gerhard Hirschfeld: Die Stuttgarter Weltkriegsbücherei und ihre Sammlungen. In: In Papiergewittern, S. 29 und S. 37 ff.; vgl. auch „Eine Flut von Büchern“: d. Buchbestände d. Bibliothek für Zeitgeschichte zum Ersten Weltkrieg http://portal-militaergeschichte.de/westerhoff_buchbestaende; Lagler, S. 431 ff.. 41 Ebd., S. 8; eine Angabe, die Hirschfeld offenbar von Eilers, S. 1, übernimmt. 42 Stand: April 1919; vgl. MK(1919/20), S. 157. – Gerdes geht von über 500 Sammlungen aus, die zwischen 1914 und den frühen 1920er Jahren in den Mittelmächten entstanden. Rund 450 Sammlungen sind namentlich nachzuweisen; Gerdes, S. 16 bzw. http://www.paletschek.uni-freiburg.de/diss/dissertationen/gerdes 43 In Papiergewittern, S. 19. 44 Schultze (1918), S. 20 ff. 45 Ebd., S. 26.

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nicht eine Kriegssammlung zum Verkauf steht.“46 Nach Albert Paust, der ab 1920 die Kriegssammlung der DB verwaltete, waren es etwa 100 öffentliche und private Sammlungen in Deutschland und Österreich, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die Dokumente in ihrer Gesamtheit zu erfassen.47

46 Pantheon 2(1926), S. VI. 47 Paust (1921), S. 140.

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1.2 Leipzig – die Kriegssammlung der Deutschen Bücherei 1914/16

1.2.1 September 1914

Als im September 1915 der zweite Verwaltungsbericht der Deutschen Bücherei erschien, war ihm unter anderem zu entnehmen, dass 1914 zwei neue Sammlungen ins Leben gerufen wurden: eine bibliothekstechnische und eine Kriegssammlung.48 Letztere war auf Veranlassung des Direktors begründet worden, der sich als Berichterstatter der Sammlung annahm, in der er eine neue Aufgabe für die Bibliothek gesehen habe, „um der Nachwelt ein möglichst vollständiges Bild der schweren […] und großen Zeit, die unser deutsches Volk jetzt zu durchleben hat, zu bieten“. Wie Wahl an anderer Stelle ausführte, habe man deshalb im September 1914 erste vorbereitende Schritte unternommen, um diese Aufgabe in Angriff zu nehmen. So habe die DB das Sammelgebiet abgegrenzt, Bekanntmachungen und Aufrufe entworfen, die im „Börsenblatt“ und als Sonderdrucke veröffentlicht wurden. Weitere Aktivitäten, speziell die individuelle Werbetätigkeit, wertete er als einen großen Erfolg, um optimistisch einzuschätzen, man könne schon jetzt sagen, dass das Ziel der Kriegssammlung, ein treues Bild der großen Zeit zu geben, erreicht werden dürfte.49 Wahls allzu optimistische Sicht verwundert aus heutiger Kenntnis der seinerzeit anste- henden Probleme, die sich aus der ungewöhnlichen Konstruktion der Einrichtung und der Anfäng- lichkeit ihres Sammelns ergaben. Man ist geneigt anzunehmen, Wahl habe womöglich geglaubt, mit der von ihm initiierten Sammlung den schwelenden Konflikt zwischen Siegismund und ihm beilegen zu können. Eine Antwort darauf fällt retrospektiv schwer; der Geschäftsführende Aus- schuss billigte seinen Vorschlag offenbar vorbehaltlos.

Abb. 1: Erster Geschäftsführender Ausschuss der Deutschen Bücherei, Ölgemälde von Hugo Vogel, 1916. Von links nach rechts (stehend): A. Seemann, R. Dittrich, K. Siegismund, H. Paalzow. Sitzend: E. Ehler- mann, M. O. Schroeder, K. Boysen, A. Meiner

48 VWB 2(1914), S. 12 und S. 18 ff. 49 Ebd., S. 10 und S. 19/20.

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Vollständig versammelt trafen sich am 26. September 1914, einem Sonnabend, die Mitglieder des GA im Deutschen Buchhändlerhaus, Gerichtsweg 26, um über Baufragen und „Verschiedenes“ zu beraten. Das Treffen fand wenige Wochen nach dem Sieg bei Tannenberg (31. August) und der Marneschlacht (Anfang September) statt. Doch nicht der Kriegsverlauf, sondern Fragen zum Neubau standen auf der Tagesordnung. Und erst als die Baufragen abgehandelt und eine Einsicht- nahme in die ausliegenden Pläne und Skizzen abgeschlossen waren (und die Herren des Neubau- amts das Haus verlassen hatten), widmete sich der GA den anderen anstehenden Dingen. Um sich die Szene zu vergegenwärtigen, sei an das „Gründerbild“ von Hugo Vogel (1855–1934) erinnert, das noch heute seinen Ehrenplatz in der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig einnimmt. Gruppiert um einen großen Tisch voller Bauunterlagen porträtierte Vogel die Persönlichkeiten des Ersten Ge- schäftsführenden Ausschusses: den Geheimen Hofrat Karl Siegismund (1861–1932), Hofrat Arthur Meiner (1865–1952), Erster Vorsteher des Deutschen Verlegervereins, als Vertreter der Kgl. Säch- sischen Staatsregierung den Wirklichen Geheimen Rat Max Otto Schroeder (1859–1926), Ober- bürgermeister Rudolf Dittrich (1855–1929), der die Stadt Leipzig vertrat, Hofrat Erich Ehlermann (1857–1937) und Artur Seemann (1861–1925) als Mitglieder des Börsenvereins sowie die Biblio- thekare Karl Boysen (1852–1922), Geheimer Hofrat und Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig, und Hans Paalzow (1862–1945), Abteilungsdirektor an der Kgl. Bibliothek Berlin.

Folgt man dem Wortlaut des von Ernst Mohrmann (1852–1942) geführten Protokolls, verzeichnet dies, dass neben Vertretern des Neubauamtes „ferner“ auch der Direktor an der Sitzung50 teil- nahm, über dessen „Vorschlag zur Sammlung von Kriegsliteratur“ ein Beschluss zu fassen sei, wie Siegismund den zweiten Teil der Sitzung eröffnete. Er bitte Wahl, sich zur Sache zu äußern.51 In seinen Ausführungen wies dieser darauf hin, dass mit Kriegsausbruch eine „reiche Literatur“ erscheine, die die DB nicht versäumen dürfe zu sammeln. Hierbei handele es sich insbesondere um die außerhalb des Buchhandels erscheinenden Veröffentlichungen, die zum Teil in Form von Ein- blattdrucken, Maueranschlägen, Zeitungsbeilagen et cetera herauskommen. Die Sammlung solcher Druckerzeugnisse, die teilweise bisher nicht in den Sammelbereich der DB fielen, biete Schwierig- keiten, sollte es nicht gelingen, „sie an Ort und Stelle rasch aufzugreifen“. Wahl: „Sie haben oder erhalten aber für die Geschichte der Kriegszeit großen wissenschaftlichen Wert“, wie Sammlungen aus der Kriegszeit 1870/71 ergeben haben.52 Wahls letztgenannter Hinweis bezog sich auf die von der Berliner Bibliothek 1870/71 angelegte Sammlung gedruckter Zeitdokumente. Es verwundert daher nicht, dass Hans Paalzow nach diesen Ausführungen das Wort ergriff und darauf verwies, dass Berlin „jetzt schon“ die Kriegsliteratur „umfassend und systematisch“ sammle und auch fremdsprachige Literatur nicht ausschließe. Er würde der Bücherei daher empfehlen, diese Drucke „über die sonst vorgesehenen Beschränkungen“ des Sammelgebietes hinaus zu erwerben, so zum Beispiel Bekanntmachungen „feindlicher Kommandanten auf deutschem Gebiete und deutscher im Feindesland“. Paalzow bezog sich offenbar auf russische Erlasse, die Ende August, Anfang September 1914 in ostpreußischen Städten proklamiert wurden. Siegismund seinerseits unterbreitete den Vorschlag, die Sammlung gemeinschaftlich zu organisieren: „Mit Hilfe des Börsenvereins sollte in jeder größeren Stadt ein Buchhändler gebeten werden, die Sammlung in seinem Wohnbereich in die Hand zu nehmen und namentlich die Veröffentlichungen außerhalb des Buchhandels in 2 Exemplaren zu beschaffen suchen“, um eins der DB und das zweite der Berliner Bibliothek zuzuführen. „Die Organisation müsse aber nun sofort in die Wege geleitet werden.“

Inwieweit ein gemeinsames Vorgehen der beiden Bibliotheken vor Sitzungsbeginn (oder schon frü- her) zwischen Siegismund und Paalzow beraten wurde, ist anhand des Protokolls nicht zu beant- worten. Da ein Einspruch Paalzows nicht zu erkennen ist, war anfänglich also eine Sammlung

50 AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 1, Bl. 200 recto/verso. 51 Siegismund wird die Angelegenheit nicht unbekannt gewesen sein, da Wahl den Vorschlag wohl zuvor schriftlich dem GA einreichte, um auf der Sitzung das Wort ergreifen zu können. 52 AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 1, Bl. 203 recto/verso.

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geplant, die gemeinschaftlich begonnen werden sollte. Auch Wahl, dem Siegismund die Anweisung erteilte, einen Aufruf mit den Instruktionen über die zu sammelnden Dokumente zu entwerfen und gemeinsam mit Mohrmann eine Adressenliste der Buchhändler zu erstellen, die für die Beschaffung der Publikationen und die Werbetätigkeit in Anspruch genommen werden sollten, kommentierte den Vorschlag nicht näher. Abschließend ergriff Siegismund nochmals das Wort, um anzuordnen, eine Bekanntmachung des Aufrufs für das „Börsenblatt“ zu entwerfen, die „schleunigst“ erscheinen solle und von der Sonderdrucke für die „Agitation“ herzustellen seien.53 Da in den Verwaltungs- berichten und anderen Quellen die gemeinsame Sammlung mit der Berliner Bibliothek nicht weiter thematisiert wurde, gab man diese Idee aus unbekannten Gründen offenbar frühzeitig auf.

1.2.2 Bekanntmachungen und Aufrufe

Es war für Wahl ein enormes Arbeitspensum, die „Deutsche Bücherei des Börsenvereins der Deut- schen Buchhändler“ (so der offizielle Name bis zur Umwandlung in eine Anstalt des öffentlichen Rechts 1940) satzungsgemäß und nach den Anweisungen des Verwaltungsrates zu führen. Vielfach kollidierte die Dringlichkeit aktueller Aufgaben mit divergierenden Anschauungen in den Gremien und führte zu einer spannungsgeladenen Anfangszeit, die ihre Schatten auch auf die Kriegssamm- lung warf. Für diese hatte Wahl eine Reihe von Handakten angelegt, ohne die ersten Zeitdoku- mente, die Bekanntmachungen und Aufrufe, diesen Vorgängen zuzuordnen. Scheinbar ebenso sporadisch legte er einen Hefter mit 1914/16 erschienenen Zeitungsausschnitten an, die sich auf die Kriegssammlungen der Universitäten Jena und Göttingen, der Berliner und Münchner sowie die der Wiener Hof- und Kölner Stadtbibliothek bezogen. Offenbar widmete Wahl angesichts anderer anfallender Dienstgeschäfte diesen ersten Pressemitteilungen nur eine zeitlich begrenzte Aufmerksamkeit, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Während dieser Vorgang wohl eher einer persönlichen Intention folgte, lag die allgemeine Aktenablage in den Händen von Mohrmann, der bis zu Wahls Amtsantritt die Geschäftsstelle des Hauses leitete. Geht man von der Personalsituation des Jahres 1914 aus, bestand die Geschäfts- stelle aus zwei Expedienten, zwei Stenotypistinnen und einem Vorstand (Mohrmann),54 dem die Aktenführung wohl unterstand. Neben diesen „Alten Akten“ (AA) gab es jedoch noch Aktenvor- gänge, die ausschließlich von Wahl angelegt und geführt wurden, die so genannten Blauen Akten (BA).

Da von vereinzelten Schriftstücken abgesehen, der Schriftverkehr zur Kriegssammlung für die Zeit 1914/16 nicht mehr nachzuweisen ist, vereinte Wahl oder Mohrmann einer eher intuitiven Ordnung folgend Aufrufe und Bekanntmachungen summarisch mit anderen Formularen zu Konvoluten, in denen die Schriftstücke, so wie sie aufkamen, abgelegt wurden. Diese Konvolute beinhalten neben der „Bekanntmachung“ vom 30. September und dem „Aufruf“ vom 12. Oktober weitere Anschreiben, die 1914 an Verlagsbuchhändler, Militärbehörden und an die Presse ergingen und 1915 an Burschenschafter sowie an Bibliotheken, Archive, historische Museen und Vereine.55 Mit Rückgriff auf einige dieser Quellen begann die Geschichte der Kriegssammlung mit der am 3. Oktober im „Börsenblatt“ verlautbarten „Bekanntmachung“ (vom 30. September) und dem „Aufruf“ vom 12. Oktober, die eine Woche später, am 19. Oktober, zusammen mit dem oben genannten Beschluss des GA dem Verwaltungsrat (VWR) vorgelegt wurden. In seinem Anschreiben führte Siegismund aus, der Ausschuss habe in seiner Sitzung vom 26. September beschlossen:

„[…] eine möglichst umfassende Sammlung der aus Anlaß des Weltkrieges erscheinenden Literatur zu veranstalten. Zur Mitarbeit an diesem Unternehmen, dessen vaterländische Bedeutung hier nicht näher dargelegt zu werden braucht, hat der Vorstand des Börsen-vereins […] in einer am 3.

53 Ebd., Bl. 203 verso und Bl. 204 recto. 54 VWB 2(1914), S. 59. 55 Dass diese aus heutiger Sicht scheinbar wahllose Ablage durchaus einer eigenen Logik folgt, erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Alle weiteren „Zufallsfunde“ zur Sammlung stehen in Verbindung mit der um 1913 begonnenen Agitation, die Einrichtung ins Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit zu rücken.

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d. M. im Börsenblatt […] erschienenen Bekanntmachung die Buchhändler in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgerufen. Er hat das deutsche Vaterland mit einem Netz von freiwilligen Helfern aus den Kreisen des Buchhandels überspannt, die sich der Sammeltätigkeit an allen ihnen zugänglichen öffentlichen und privaten Stellen unterziehen. Er hat ferner die Mitwirkung der Zivil- und Militärbehörden Deutschlands und der verbündeten Doppelmonarchie Österreich- Ungarn erbeten. Aber die wärmste Anteilnahme […] für die neue, bedeutsame Sammlung glaubt er doch bei denjenigen Männern finden zu dürfen, welche die Verwaltung der Deutschen Bücherei angehören […].“56

Da dem Anschreiben als Anlage jeweils zehn Exemplare des „Aufrufs“ beigelegt wurden, dem zu entnehmen war, dass die DB möglichst zwei Exemplare aller in Frage kommenden Drucker- zeugnisse zu sammeln gedenke, ist es ex post erstaunlich, dass Siegismund die Zusammenarbeit mit Berlin mit keinem Wort erwähnt. Erstaunlich auch deshalb, weil Berlin zu diesem Zeitpunkt über Paalzow als Mitglied des GA beziehungsweise durch Schreiben Wahls von der geplanten Vorgehensweise offiziell informiert worden war. Wahl hatte in einem Schreiben vom 24.11.1914 Paul Schwenke (1853–1921), dem Ersten Direktor der Berliner Bibliothek mitgeteilt, dass in den Aufrufen von allen Erscheinungen jeweils zwei Exemplare erbeten würden, von denen das zweite Exemplar für Berlin bestimmt sei. „In Anbetracht der in Aussicht stehenden Gegenleistungen“ erbitte er deshalb für die Leipziger Kriegssammlung vom August 1914 ff. ein kostenloses Exemplar der Berliner Titeldrucke. Schwenke stimmte dem Ansinnen sofort zu.57

1.2.2.1 Die Bekanntmachung vom 30. September 1914

Wie erwähnt, waren die deutschen Bibliotheken die ersten, die eine umfassende Sammlung aller auf den Krieg bezüglichen Druckerzeugnisse begannen und in Presseartikeln und Aufrufen an die Öffentlichkeit traten.58 So auch im Fall der DB, die als Anstalt des Börsenvereins ihre Bekannt- machung zuerst in der buchhändlerischen Fachpresse, dem „Börsenblatt“, am 3. Oktober ver- öffentlichte. Der Entwurf für die Bekanntmachung stammte aus der Feder Mohrmanns, der ihn am 28. September Siegismund vorlegte, der zwei Tage später seine Zustimmung gab. Noch am gleichen Tag, dem 30. September, wurde die namentlich für den Verlagsbuchhandel bestimmte Bekanntmachung von der Leipziger Druckerei Ramm & Seemann als Sonderdruck gesetzt, der auf den 9. Oktober 1914 datiert ist und als Werbematerial diente.59 Werbematerial, das mit ent- sprechenden Begleitschreiben versehen die Verleger Deutschlands, Österreichs und der Schweiz aufrufen sollte, die an ihren Wohnorten erscheinende Literatur in zwei Exemplaren zu sammeln und der Bibliothek zuzusenden.60 Internen Quellen folgend, lässt sich diese Aktion auf ein am 26. Sep- tember zwischen Wahl und Ehlermann (als Vorsitzenden des Vereins Dresdner Buchhändler) geführtes Gespräch zurückverfolgen, dessen Tenor ein „geeignetes“ Anschreiben bildete, die im Börsenverein assoziierten Vertreter buchhändlerischer Vereinigungen für die Kriegssammlung zu gewinnen. Eine Anregung (die wie geschildert) Siegismund in der oben genannten Sitzung des GA ins Spiel gebracht hatte. Auch hier führte Mohrmann wiederum die Vorarbeiten aus, der Ende September/Anfang Oktober ein Verzeichnis der Adressen der Buchhändler in Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz, an die die Bekanntmachung erfolgen sollte, ausarbeitete und ein entsprechendes Anschreiben entwarf. Offenbar wurde das als Sonderdruck konzipierte Agitationsmaterial in den ersten Tagen der Werbekampagne an alle Vorsitzenden der Kreis- und Ortsvereine versandt, was bei einigen Vertretern jedoch für Unwillen sorgte. So legte Ehlermann bei Siegismund Protest ein,

56 BA/Nr. 47; Schreiben vom 19. 10. 1914; ebd. Bl. 51 recto/verso. 57 AA/Abt. V/Nr. 17, Bl. 17/18 und Bl. 19. 58 Vgl. Didier: Die Spuren des Krieges sammeln. In: In Papiergewittern, S. 17/18. 59 BBl. 81(1914) vom 03. 10. 1914, S. 1477; AA/Abt. V/Nr. 4 (Anschreiben an die Buchhändler-Vereinigungen; unfol. Konvolut), hier spez. das Schreiben Wahls an Ehlermann vom 02. 10. 1914. 60 Bekanntmachung vom 09. 10. 1914. Unterzeichnet vom Vorstand des BV: Karl Siegismund, Artur Seemann, Georg Kreyenberg, Max Kretschmann, Curt Fernau und Oscar Schmorl; BA/Nr. 47, Bl. 53.

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mit den Sonderabdrucken wenig anfangen zu können, da sie nur für Buchhändler verwendbar seien. Viel wichtiger sei es, so Ehlermann, „vor allem an die Buchdrucker, aber auch an die Behörden mit geeigneten Anschreiben“ heranzutreten.61

1.2.2.2 Der Aufruf vom 12. Oktober 1914

Gustav Wahl folgte der Sicht Erich Ehlermanns und unterbreitete am 4. Oktober Siegismund Empfehlungen zur weiteren Agitation für die Kriegssammlung. Hierbei hob er in erster Linie die- jenigen Reichs- und Landesbehörden hervor, bei denen er eine Intervention für unerlässlich hielt: Sächsisches Innenministerium, Preußisches Kriegsministerium, Großer Generalstab und andere militärische Stellen. Des Weiteren beabsichtigte er an die großen Tageszeitungen und deren Kriegsberichterstatter heranzutreten, um diese für die Sammlung zu interessieren. Siegismund, der ihm umgehend antwortete, empfahl unter anderem, die Bekanntmachung im „Börsenblatt“ ent- sprechend abzuändern und sie den jeweiligen Eingaben an die genannten Stellen beizulegen. Siegismund beendete sein Schreiben, dem ein gewisser Befehlston nicht abzusprechen ist, mit dem Satz: „Alle Mann müssen an die Arbeit.“ Wahl und Mohrmann reagierten sofort. Bereits einen Tag später lag am 7. Oktober der Entwurf Mohrmanns für die Eingabe an das Sächsische Innenministerium vor, den Siegismund tags darauf an Wahl zurücksandte. Nachdem die geänderte Fassung von Siegismund am 10. Oktober autorisiert worden war, erging das Schreiben (datiert auf den 9. Oktober) an das Dresdner Ministerium. Die als Abschrift vorliegende Eingabe informierte über die Zielvorgaben der Sammlung und beinhaltete zugleich die Bitte des Börsenvereins, ihm auch bei diesem Unternehmen die so oft gewährte Unterstützung und Fürsprache bei den genannten Behörden und Dienststellen zuteil- werden zu lassen.62 Offenbar um den 13. bis 17. Oktober wurden die bereits in der Eingabe an das Innenministerium benannten Zivil- und Militärbehörden vom Börsenverein angeschrieben. Adres- saten waren die Kriegsministerien von Sachsen, Preußen, Bayern, Württemberg und Österreich- Ungarn, die Gouvernements von Belgien, Suwalki, Russisch-Polen, der Staatssekretär des Reichs- marineamtes, der Chef des Großen Generalstabs im Großen Hauptquartier sowie ferner das Oberkommando in den Marken, die Oberkommandos sämtlicher Armeen und die Oberkommandos aller damals bestehenden 27 Armee- und Reservekorps.63 An all die genannten (und ungenannten) Zivil- und Militärbehörden und Zeitungsredaktionen ergingen vom Oktober an ungezählte Anschreiben und Pressehinweise, denen jeweils als Sonderdruck der „Aufruf“ beigelegt worden war. Ebenso wie die für den Buchhandel bestimmte „Bekanntmachung“ war auch der Text des „Aufrufs“ von Mohrmann verfasst worden, der für die im Namen des Börsenvereins geführte Korrespondenz verantwortlich zeichnete.

61 AA/Abt. V/Nr. 4 (Anschreiben an die Buchhändler-Vereinigungen; unfol. Konvolut), hier das Schreiben Ehlermanns vom 16. 10. 1914 an Siegismund bzw. die Antwort Wahls an Ehlermann vom 21. 10. 1914. 62 AA/Abt. V/Nr. 4 (Eingaben an das Sächsische Ministerium des Innern; unfol. Konvolut); hier das Schreiben vom 09. 10., das am 12. 10. an das Ministerium gesandt wurde. Weiterhin wurde am 14. 10. 1914 als Drucksache der „Aufruf“ als Sonderdruck nachgereicht, der für die Behörden bestimmt war. 63 Ebd. bzw. Schreiben Wahls an Ehlermann vom 21. 10. 1914 (Anschreiben an die Buchhändler-Vereinigungen; unfol. Konvolut). – Von diesen Eingaben lassen sich nur noch das Anschreiben an das Generalgouvernement Belgien vom 17. 10. 1914 (Entwurf Wahl) sowie die Schreiben an die Generalkommandos des II. Reserve- und XXIV. Armeekorps vom 23. 10. 1914 (Entwurf Mohrmann) nachweisen. Einer handschriftlichen Notiz zufolge galt das Mohrmannsche Anschreiben als „Muster eines Briefes an die Militärbehörden“; BA/Nr. 47, Bl. 49 recto. Vgl. auch AA/Abt. V/Nr. 4 (Schreiben an Militärbehörden; unfol. Konvolut).

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Abb. 2: Deutsche Bücherei des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Aufruf vom 12.10.1914

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Dass auch der Börsenverein in der Gewissheit war, der „Große Krieg“ würde kurz und siegreich für Deutschland enden, legt der Satz nahe, man wende sich an jene, „welche gleich uns von der Notwendigkeit überzeugt sind, die Zeugnisse für das Weltkriegs-Jahr 1914“ zu sammeln. Mit unerschütterlicher Siegeszuversicht und in hoher vaterländischer Begeisterung begann auch die Deutsche Bücherei im Oktober mit einer Sammlung, die den literarischen Niederschlag des „Völkerringens“ widerspiegeln sollte. Unter Einbeziehung ihres Beamtenkörpers, der Ende 1914 aus 36 Personen bestand (davon zwei Männer im Felde), entfaltete die Bibliothek fortan eine äußerst rege Agitation. Bereits Ende November erschien im „Börsenblatt“ ein erster Artikel, der über einige Gegenstände der neuen Kriegssammlung informierte.64

Hinsichtlich der noch fehlenden Genehmigung des Verwaltungsrates, zu dessen Aufgaben es unter anderem gehörte, die „Umgrenzung des Sammelgebietes“ festzustellen, erstattete am 30. April 1915 Siegismund als Vorsitzender des Gremiums Bericht über die Sammlung. Mit den Worten Wilhelms II. „Ein niederträchtiger Überfall zwingt mir das Schwert in die Hand“, eröffnete dieser die Sitzung, an der trotz Kriegsverlaufs 23 von 31 Mitgliedern teilnahmen, darunter auch Wahl. Siegismund: „Wenn nun auch in dem Kampfe, der gegen 7 Feinde nach zwei Fronten zugleich aufgenommen werden mußte, noch immer nicht ein Ende abzusehen ist, so war doch Gott mit uns und unserer Kriegsmacht zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Unsere Heere stehen überall in Feindesland.“ Nach dem „bisherigen günstigen Verlauf des Krieges“ hege er, Siegismund, die Hoffnung, dass die Bibliothek „nach einem glücklichen Friedensschluß den Einzug in ihr neues Haus in Jahresfrist“ vollziehen werde. Für die neuen Aufgaben (bibliothekstechnische und Kriegssamm- lung), die sofort in Angriff genommen werden mussten, erbitte er um die nachträgliche Genehmi- gung durch den VWR. Letztere sei bereits „im erfreulichen Wachsen“ begriffen.65

1.2.2.3 Anschreiben

Obwohl einige der vervielfältigten oder gedruckten Eingaben fehlen, geben die überkommenen Quellen ein relativ genaues Abbild der damaligen Werbetätigkeit. Schärfere Konturen sind jedoch erst zu gewinnen, wenn die Ideen und Ansichten der maßgebenden Akteure verknüpft werden, die auf vielfache Weise vernetzt waren. So ist davon auszugehen, dass der Wortlaut der Eingaben zwischen Siegismund, Mohrmann, Wahl und einzelnen Mitgliedern des Geschäftsführenden Aus- schusses besprochen wurde, unabhängig davon, wer die jeweiligen Schreiben im Namen des Bör- senvereins oder der Deutschen Bücherei zeichnete. Zudem war der gesamte Schriftverkehr in Sachen Kriegssammlung Siegismund vorzulegen, der in der Regel von Berlin aus die Werbeaktivitä- ten vorantrieb, was besonders in den ersten Wochen zu einem gewissen Zeitverlust führte66 und gewisse Irritationen zwischen Wahl und Mohrmann zur Folge hatte. Obwohl die Geschäftsstelle über den Fortgang der bibliothekarischen Arbeiten dem Vor- sitzenden des GA ständig Bericht erstattete, sind die in den Verwaltungsberichten 1914 und 1915 aufgeführten Aktivitäten, hier die Angaben über die geführte Korrespondenz, nur noch begrenzt interpretierbar. Folgt man den Angaben für 1914, betrug die laufende Korrespondenz in Sachen Kriegsliteratur 290 Briefe und 918 Anschreiben, 832 Anfragen zur Ermittlung von Feldpostadressen und rund 2.000 Hinweise an die Presse. An anderer Stelle ist hingegen von 149 Aufrufen die Rede, die an Buchhändler gerichtet wurden, des Weiteren von 163 Eingaben an Militär- und Zivilbehörden sowie Vereine und ferner von 770 Schreiben, die an im Felde stehende Buchhändler gingen, so dass die oben genannte Zahl von 918 Anschreiben als zu niedrig erscheint.67

64 VWB 2(1914), S. 57; BBl. 81(1914) vom 24. 11. 1914, S. 1685/1686. 65 Ob Siegismund, dem die nachträgliche Genehmigung einstimmig erteilt wurde, die Zusammenarbeit mit Berlin zur Sprache brachte, ist dem Wortlaut des Protokolls nicht zu entnehmen; AA/Abt. III/Nr. 2 I, Bl. 34 recto/verso, Bl. 35 recto und Bl. 37 verso. 66 AA/Abt. V/Nr. 4 (Anschreiben für die Buchhändler-Vereinigungen; unfol. Konvolut), hier Schreiben Wahls an Ehlermann vom 02. 10. 1914. 67 Vgl. VWB 2(1914), S. 60 und S. 19/20.

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Soweit die Werbeaktionen für das Berichtsjahr 1914. Das neue Kriegs- und Berichtsjahr sah die Fortsetzung der Kampagne vor, die namentlich Archive, Bibliotheken, Geschichtsvereine, Museen und studentische Organisationen einbezog. Bedingt durch die Papierverknappung68 reduzierte sich der Umfang des 1915er Verwaltungsberichts von über 120 Seiten 1914 auf 16 Seiten. Ihm ist zu entnehmen, dass 218 Militär- und Zivilbehörden,69 537 Bibliotheken, Archive, Museen sowie 483 Buchhandlungen, Zeitungen, Vereine, Autoren und Privatpersonen angeschrieben wurden.70 Aufgrund der Umfangsreduzierung wird unter anderem die für die Kriegssammlung geführte Korrespondenz nicht mehr aufgeschlüsselt, so dass weder die Anzahl der an studentische Korporationen erlassenen Aufrufe noch diejenigen, die an kirchliche Stellen 1915/16 ergingen, zu ermitteln sind.

Verlagsbuchhändler

Unter den von Siegismund signierten Anschreiben ist besonders das im Oktober 1914 an die Verlagsbuchhändler gerichtete Schreiben hervorzuheben. Mit Bezug auf die im „Börsenblatt“ veröffentlichte Bekanntmachung erging es noch im selben Monat an 160 Kollegen mit der Bitte, sich mit den erreichbaren Buchhändlern, Druckern, Gesellschaften, Behörden und Selbstverlegern in Verbindung zu setzen und eine entsprechende Sammelstelle für die DB in ihrem Bezirk einzurichten. Das Ersuchen, das an alle Orts- und Kreisvereins-Vorsitzenden gerichtet und je nach Größe der Städte (bis zu 50.000 Einwohnern) in jeder Stadt noch ein bis drei Kollegen zugesandt wurde,71 schloss mit den Worten:

„Sollten Sie dringende Pflichten zwingen abzulehnen, so wären wir Ihnen für den Vorschlag eines anderen geeigneten Helfers an Ihrem Wohnsitz sehr dankbar. Bei Bedarf weiteren Agitationsmaterials bitten wir die benötigte Anzahl Sonderdrucke unserer Bekanntmachung und solche mit verändertem Wortlaut [gemeint ist der Aufruf, die Verfasser] für Nichtbuchhändler zu verlangen.“

Diesem Schreiben, das sich an die 21 Vorstände der Kreis- und Ortsvereine und darüber hinaus an eine kleinere Auswahl einzelner Berufskollegen wandte,72 folgte eine weitere „Bitte um Kriegs- literatur“, die am 14. November den Vorsitzenden der deutschen Buchhändlervereinigungen zuging. Der Entwurf des Anschreibens nebst einer entsprechenden Notiz für die Presse stammte wiederum aus der Feder Mohrmanns und beinhaltete die Bitte, die Vorsitzenden möchten unter ihrer Adresse als Sammelstelle den Versuch machen, die Pressenotiz in den dortigen Zeitungen zur Anzeige zu bringen. Offenbar erbrachte diese Werbekampagne nicht das erhoffte Ergebnis, da der Buchhändlerverband für Sachsen auf seiner Jahreshauptversammlung resümierte, man habe alles versucht, die Zeitungen des Verbandsgebietes für die Sammlung der Deutschen Bücherei zu interessieren, „aber nur mit sehr geringem Erfolg. Und auf die wenigen Zeitungsnotizen ist dann auch bei der bezeichneten Sammelstelle nichts eingelaufen. Mehr Glück hatte Dresden mit dieser Sammeltätigkeit gehabt, wo Herr Hofrat Dr. Ehlermann die Sache sofort energisch in die Hand genommen hatte.“73

68 Angesichts der erhöhten Ausgaben für Neubau, Gebäudeunterhalt, Personal und anderes waren die Druckkosten einzusparen; vgl. VWB 4(1916), S. 11. 69 Nach Paust wurden 1915 sämtliche militärischen Dienst- und Verwaltungsstellen angeschrieben; Paust (1921), S. 141/142. Entsprechende Unterlagen sind nicht mehr zu ermitteln. 70 VWB 3(1915), S. 12. 71 AA/Abt. V/Nr. 4 (Anschreiben für die Buchhändler-Vereinigungen; unfol. Konvolut), hier Schreiben Mohr- manns vom 27. 10. 1914. 72 BA/Nr. 47, Bl. 47 recto/verso. Kopien des Schreibens wurden weiterhin den Buchhändlerverbänden zuge- leitet. Dokumentiert für den „Sächsisch-Thüringischen Buchhändler-Verband“, der das Anschreiben in 70 Ex. Ende Oktober 1914 erhielt; ebd. Bl. 48 recto/verso. 73 BBl. 82(1915) vom 30. 08. 1915, S. 1202. – Ehlermann hatte im Oktober 1914 Hubert Ermisch, dem Direktor der Kgl. Öffentlichen Bibliothek Dresden, vorgeschlagen, eine Arbeitsteilung bei den Kriegssammlungen vorzu-

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Da die ersten Aktionen unverkennbar nicht die erhoffte Resonanz fanden, trat die Bibliothek Ende Januar 1915 erneut an die Buchhändler heran. Diesmal an die in den Universitätsstädten, um die Beziehungen zu akademischen Kreisen nicht ungenutzt zu lassen:

„Wir bitten Sie um den Versuch dieses sowohl vaterländisch wie historisch bedeutsame Unternehmen auf diesem Wege noch zu unterstützen, soweit Sie auch immer hierzu Gelegenheit finden können. Auch für jeden bescheidensten Beitrag können Sie sich des Dankes weiter Kreise versichert halten, die zukünftig am Studium der literarischen Dokumente unserer denkwürdigen Kriegszeit Anteil zu nehmen Veranlassung haben werden.“74

Mit welchem Enthusiasmus man sich der Aufgabe annahm, die angesichts begrenzter Ressourcen alsbald nicht mehr zu bewältigen war, stellt eine weitere Werbeaktivität unter Beweis. Einer Anregung Siegismunds folgend, war die DB bemüht, die Adressen von Kriegsteilnehmern des deutschen Buchhandels in Erfahrung zu bringen. Um diese „in Feindesland“ um Mithilfe für die Sammlung zu bitten, eruierte Mohrmann deren Anschriften anhand einer Rubrik im „Börsenblatt“.75 Allein für die Ermittlung der genauen Feldpostanschriften waren weitere 832 Anfragen76 erforderlich, bevor das von Mohrmann entworfene und von Siegismund signierte Schreiben die Adressaten erreichte:

„Sehr geehrter Herr! In dem Verzeichnis des Börsenblattes […] fanden wir auch Ihren Namen. Das gibt uns die Zuversicht mit Hoffnung auf freundliche Erfüllung auch Sie bitten zu dürfen, uns bei einer Sammlung von Drucken und ähnlichen Dokumenten aus gegenwärtiger Kriegszeit zu unterstützen […]. Für unsere Deutsche Bücherei liegt hier eine vaterländische Kriegspflicht vor, die mit Aufbietung aller Kräfte erfüllt werden muß. Was wir sammeln müssen, ist im beifolgenden Sonderdruck eines Aufrufs in 8 Gruppen zu charakterisieren versucht, die sich dem findigen Beobachter selbst leicht noch erweitern werden, z. B. sind Bilder und Bildnisse in Photographie (auch nach eigenen Aufnahmen) sehr erwünscht. Uns liegt dabei fern, Sie neben Ihren schweren Kampfespflichten für an sich so unscheinbare Dinge noch weiter bemühen zu wollen. Wir bitten nur um Kenntnisnahme von dieser Sammlung. Und sollte dann von einem Ihnen unversehens begegnenden Maueranschlag, einem Einblattdrucke oder einer ähnlichen Rarität, die etwas vom Kriege bekundet, Ihre Erinnerung an die Deutsche Bücherei aufblitzen, und Sie könnten uns kurz berichten, von wem und wo diese Kundgabe geschrieben, gedruckt oder herausgegeben wurde, so können wir vielleicht mit Erfolg von hier aus danach fahnden. Können Sie aber zufällig selbst ein oder zwei Exemplare an Ort und Stelle ohne Umstände für die Deutsche Bücherei aufgreifen, so werden Sie der Sammlung einen besonders hochzuschätzenden Dienst erweisen […].“77

Laut einer handschriftlichen Notiz Wahls setzte die Bibliothek bis Ende Januar 1916 etwa 1.400 Kriegsteilnehmer in Kenntnis, rund 770 allein im Jahre 1914/15. Dass diese Maßnahme Erfolge zeitigte,78 hoben Zeitgenossen, die die Sammlung in Augenschein nahmen, hervor: „Bei der Deutschen Bücherei in Leipzig kommen Einsendungen der zahlreichen im Felde stehenden

nehmen. Beide Seiten einigten sich darauf, jeweils drei Exemplare zu sammeln, die an die Kgl. Bibliotheken in Dresden und Berlin sowie an die DB verteilt werden sollten. Offenbar wurde die Absprache nicht weiter verfolgt; Hermann, S. 148. 74 AA/Abt. V/Nr. 4 (Anschreiben für die Buchhändler-Vereinigungen; unfol. Konvolut). Mohrmann in einem Schreiben an einen unbekannten Adressaten vom 29. 01. 1915. 75 AA/Abt. V/Nr. 4 (Anschreiben an im Felde stehende Buchhändler; unfol. Konvolut). Schreiben Siegismunds an Wahl vom 31. 10. 1914. – Das „Börsenblatt“ veröffentlichte vom 15. August 1914 an die Namen der deutschen „Berufsgenossen im Felde“, die vom 9. Oktober an um die Namen der Kriegsteilnehmer des österreichisch-un- garischen Buchhandels ergänzt wurden; BBl. 81(1914) vom 15. 08. und 09. 10. 1914, S. 1261 und S. 1510/1511. 76 VWB 2(1914), S. 60. 77 BA/Nr. 47 (Mappe), Bl. 29 recto/verso und Bl. 30 recto (irrtümlich als Bl. 32 fol.). 78 Ebd., Bl. 31 (irrtümlich als Bl. 30 fol.). Vgl. auch VWB 2(1914), S. 20 bzw. Paust (1921), S. 141.

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deutschen Buchhändler hinzu, welchem einem an sie erlassenen Zirkular der Leitung in bereit- willigster Form entsprochen haben.“79

Presse

Anfang Oktober 1914 trat die Bibliothek dann an die Tageszeitungen heran. Ein Unterfangen, das einer Intention Wahls folgte. Mohrmann, der den „Aufruf zur Sammlung von Kriegsliteratur für die Deutsche Bücherei“ ausarbeitete, unterbreitete diese Notiz Siegismund, der dem Versand im Rahmen der „Korrespondenz des Börsenvereins“ zustimmte, für die Mohrmann allein verantwortlich zeichnete. Der Aufruf wurde um den 10. bis 12. Oktober erstmalig und insgesamt an rund 2.000 Zeitungen versandt. Darunter im November auch an die 21 Vorsitzenden der Kreis- und Ortsver- eine, die gebeten wurden, die Pressenotiz an die größeren Tageszeitungen ihres Einzugsbereiches zu vermitteln. Ende November ging der Aufruf an rund 50 Berliner Zeitungen. Auch hier mit der Bitte, die Mitteilung, die „unter den heutigen Zeitverhältnissen Ihren Lesern sehr erwünscht“ sein dürfte, zu verbreiten.80 Zeitgleich richtete Wahl am 10. Oktober zwei Schreiben an die Redaktionen der „Leipziger Neuesten Nachrichten“ und an die „Neue Freie Presse“ in Wien:

„Zwecks Sammlung der Kriegsliteratur – wozu auch alle Veröffentlichungen, Maueranschläge usw. der Militärbehörden gehören – durch die Deutsche Bücherei, wäre es sehr erwünscht, wenn die Deutsche Bücherei in unmittelbaren Verkehr mit Ihren Herr[e]n Kriegsberichterstattern treten könnte. Ich erlaube mir daher Sie um freundliche Angabe der Adressen Ihrer Herren Kriegsberichterstatter ergebenst zu bitten und danke Ihnen für Ihre Bemühungen […].“

Vermutlich war dieser Aktion kein größerer Erfolg beschieden, da dem Konvolut lediglich die Antwort der Leipziger Redaktion anliegt, die die Anschriften ihrer Kriegsberichterstatter im Großen Hauptquartier und im Oberkommando der Ost- und achten Armee bekannt gab. Ob Wahl an diese herantrat, ist aufgrund fehlender Unterlagen nicht zu belegen. Die Abstinenz der Quellen legt jedoch nahe, dass die verborgenen Mechanismen der Zensur das Vorhaben von vornherein zum Scheitern verurteilten. Wahls Überlegungen, Berichterstatter der deutschen und österreichischen Presse im Großen Hauptquartier für die Sammlung zu mobilisieren, standen Bestimmungen entgegen, die die Weitergabe von Informationen nur militärischen Dienststellen gestattete und jeglichen Kontakt zu Frontsoldaten, was Wahl beabsichtigte, unterband.81

Militär- und Zivilbehörden

Neben den bereits genannten Kriegsministerien, dem Großen Hauptquartier – der obersten militäri- schen Führung des Deutschen Kaiserreiches – und anderen militärischen Spitzen war die Bibliothek weiterhin darum bemüht, Kontakte zu den in den Kriegsjahren neu entstandenen Behörden und amtlichen Stellen zu knüpfen. Einrichtungen, mit denen die DB damals an sich noch wenig in Fühlung stand: Kriegsernährungsamt, Reichsbekleidungsstelle, Kriegspresseamt und viele kleinere Neuorganisationen; Wege, die die sächsische Staatsregierung ebnete. Allein im Laufe des Jahres 1915 kamen über 200 Erlasse und Aufrufe in amtlichen Blättern zum Abdruck.82 Während der Schriftverkehr mit Reichs- und Länderbehörden nicht mehr nachzuweisen ist, blieben einige der Anschreiben, die an das Sächsische Innenministerium sowie an Militärbehörden gerichtet waren, erhalten. Wie erwähnt (Kap. 1.2.2.2), hatte sich die Bibliothek in einem Schreiben vom 9. Oktober 1914 an das Innenministerium in Dresden gewandt und mitgeteilt, sie würde aus Anlass des

79 ÖNB-Archiv/Bestandsgruppe Hofbibliothek (1575–1920)/Allgemeine Verwaltungs- und Korrespondenzakten 181/1915/Karton-Nr. 145. Bericht O. Doubliers vom 21. 04. 1915. 80 BA/Nr. 47, Bl. 43 bis Bl. 46. Vgl. auch Schreiben Mohrmanns an Siegismund vom 07. 10. 1914; AA/Abt. V/Nr. 4 (Aufruf für die Presse; unfol. Konvolut). 81 AA/Abt. V/Nr. 4 (Kriegsberichterstatter von Zeitungen; unfol. Konvolut) und ebd. (Allgemeines; unfol. Konvolut); Wahl an Siegismund vom 04. 10. 1914; vgl. EEWK, S. 631. 82 Paust (1921), S. 141.

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Weltkrieges „eine umfassende Sammlung aller auf den Krieg, seine Vorgeschichte und seinen Verlauf bezüglichen Druckwerke“ beabsichtigen. Zu diesem Zweck habe sie zwischenzeitlich Kon- takt zu Kriegsministerien und militärischen Dienststellen aufgenommen. So arbeitete Wahl seiner- zeit die Eingaben an das Preußische Kriegsministerium, an das Kaiserliche Deutsche Gouvernement in Belgien und in Suwalki sowie an die Kriegsministerien der österreichisch-ungarischen Monarchie aus. Mohrmann hingegen verfasste die Eingaben an das Oberkommando in den Marken, an die Oberkommandos der auf dem westlichen Kriegsschauplatz und im Osten stehenden Armeen sowie an den Großen Generalstab und an die kommandierenden Generale aller Armee- und Reserve- korps.83 Weitere Eingaben wurden Mitte Oktober an die Kriegsministerien von Sachsen, Bayern und Württemberg und an den Staatssekretär im Reichsmarineamt gerichtet.84 Die von Siegismund als Vorstand des Börsenvereins unterzeichneten Schreiben sind bis auf zwei Ausnahmen nicht mehr nachzuweisen. So richtete er an das Kaiserliche Deutsche Gouvernement in Belgien die Bitte, die im dortigen Dienstbereich aus Anlass des Krieges herausgegebenen Verfügungen, Maueranschlä- ge, Reglements, Fahrpläne und ähnliche Drucksachen an die DB zu verfügen. Geleitet von der Überzeugung, „daß der hohe Wert und die einzigartige Bedeutung“, die eine solche Kriegs- sammlung für die kommenden Geschlechter haben werde, vertraue man auf „eine gütige Erfüllung“ der Bitte.85 Als „Musterbrief“ an Militärbehörden sind identische Eingaben an die Generalkommandos des XXIV. Armee- und II. Reserve Armeekorps überkommen, in denen es am 23. Oktober unter anderem heißt:

„Aus vaterländischen und wissenschaftlichen Beweggründen suchen wir im Rahmen der Ew. Exzellenz wohl bekannten, Deutschen Bücherei’ des Börsenvereins in Leipzig eine Sammlung aller aus Anlaß des gegenwärtigen Kriegs öffentlich oder privat erscheinender Druckschriften und Einzeldrucke zu schaffen. Die im Buchhandel erscheinende Kriegsliteratur sammeln für uns die Buchhändler. Dagegen können wir uns für die Sammlung […] die aus Anlaß des Kriegs und zu Kriegszwecken erscheinen, nur von Ew. Exzellenz wohlgeneigter Beihilfe einen guten Erfolg versprechen, namentlich soweit deren Abgabe […] im Dienstbereich Ew. Exzellenz einer entsprechenden Verfügung bedarf. […] Zu diesem Zwecke erlauben wir uns […] in der Anlage den Sonderdruck eines Aufrufs ehrerbietig zu überreichen […].“86

1914/15 richtete die DB insgesamt 163 Anschreiben an Militär-, Zivilbehörden und Vereine.87

Bibliotheken, Archive, Museen, Vereine

Ein weiteres von Wahl entworfenes und von ihm unterzeichnetes Schreiben wurde Ende Januar 1915 an Archive, Bibliotheken, historische Vereine und Museen gerichtet. Das in einer Auflage von 650 Exemplaren vervielfältigte Rundschreiben wurde an rund 540 Adressaten versandt, darunter an rund 300 deutsche Institutionen. Wie Wahl notierte, ging der „Rest“ der Anschreiben an Bibliotheken in Österreich, der Schweiz und in den Niederlanden. Dem Anschreiben, dem der „Aufruf“ beigelegt worden war, konnten die Empfänger unter anderem entnehmen, dass die DB für ihre Sammlung weite Kreise interessieren konnte:

83 AA/Abt. V/Nr. 4 (Eingaben an das Sächsische Ministerium des Innern; unfol. Konvolut). 84 Ebd.; (Anschreiben für die Buchhändler-Vereinigungen; unfol. Konvolut); Wahl listete in einem Schreiben vom 21.10.1914 an Ehlermann die Eingaben detailliert auf. – Das Sächsische Innenministerium sagte am 03.11.1914 dem BV eine Unterstützung zu; (Eingaben an das Sächsische Ministerium des Innern; unfol. Kon- volut). 85 Ebd.; (Schreiben an Militärbehörden; unfol. Konvolut). – Dem Schreiben vom 17.10.1914 waren als Anlage 20 Aufrufe beigelegt worden. 86 Eingabe an das Generalkommando des XXIV. Armeekorps; BA/Nr. 47 (Mappe). Zitat Bl. 49 recto/verso; II. Reserve Armeekorps; AA/Abt. V/Nr. 4 (Schreiben an die Militärbehörden; unfol. Konvolut). – Eine analoge Wer- bestrategie verfolgte u. a. die Münchner Bibliothek; vgl. Schmalholz, S. 180. 87 VWB 2(1914), S. 19/20. – Der Schriftverkehr ist nicht mehr nachzuweisen.

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„Um aber diese Sammlung wirklich zu dem zu machen, was sie sein soll, zu einem Mittelpunkt des gesamten durch den Krieg veranlaßten Schrifttums, wendet sich die Deutsche Bücherei an die zur Wahrung und Sammlung heimatlicher Erzeugnisse in erster Linie berufenen Stellen, an die Bibliotheken und Archive, an die historischen Museen und an die geschichtlichen Vereine mit der höflichen Bitte […], die heimatliche Kriegsliteratur in den durch ihren Aufruf gegebenen Grenzen in mehreren Exemplaren sammeln zu wollen und nach Möglichkeit Exemplare davon der Deutschen Bücherei gegen Erstattung aller Unkosten […] zu überweisen. […] Andrerseits dürfte aber betont werden, daß neben den zahlreichen lokal begrenzten Sammlungen ein Mittelpunkt geschaffen werden sollte, der die Dokumente dieser großen Zeit aus allen Ländern deutscher Zunge und allen Gebieten, in denen der deutsche Gedanke lebendig ist, aufbewahrt und der Nachwelt sorgsam überliefert. Die Deutsche Bücherei mit ihrem das gesamte deutsche Sprachgebiet der Welt umfassenden Sammelgebiet ist berufen, ein solcher Mittelpunkt zu sein.“88

Das Anschreiben ist für die Fürstliche Bibliothek in Detmold nachzuweisen. Ob Detmold bezie- hungsweise andere Bibliotheken Unterstützung zusagten, ist nicht bekannt. Allzu groß dürfte die Resonanz nicht gewesen sein, da zu diesem Zeitpunkt – für die zum Teil ebenfalls sammelnden Bibliotheken – im Gegenzug keine Tauschgaben aus Leipzig zu erwarten waren.89

Burschenschaften

Die Idee, deutsche und österreichische Burschenschafter in die Sammlung einzubeziehen, geht augenscheinlich auf Wahl zurück, der erste Gespräche mit dem Verband Alter Burschenschafter Technischer Hochschulen und der Vereinigung Alter Burschenschafter (Leipzig) Mitte Dezember 1914 führte. Nach längeren Verhandlungen, die an dieser Stelle nicht näher zu thematisieren sind, gaben diese ihre Zustimmung, ein Empfehlungsschreiben zu unterzeichnen, das zusammen mit dem DB-Anschreiben allen Burschenschaften Deutschlands und Österreichs zugehen sollte. Am 19. Februar 1915 wurde das Anschreiben wohl erstmalig versandt, dem als Anlagen der „Aufruf“, ein im „Börsenblatt“ veröffentlichter Aufsatz über die Kriegssammlung und (ab April) die Empfehlung aller Organe der deutschen und österreichischen Gesamt-Burschenschaften beigelegt wurden. Das hektografierte erste Rundschreiben in einer Auflage von 160 Exemplaren wurde an über 100 deutsche Korps sowie an eine nicht näher bekannte Anzahl österreichischer Burschen- schaften adressiert.90 Eine zweite (gedruckte) Variante „An die Burschenschafter Deutschlands und Österreichs!“ erging im Mai 1915. In seinem Appell hob Wahl hervor:

„Aus Anlaß des Weltkrieges hat [die DB, die Verfasser] eine Kriegsliteratursammlung begründet, in der alle in der Heimat oder im Felde gedruckten und verbreiteten Dokumente […] der großen Zeit, wie Kriegs- und Feldzeitungen, Chroniken, Gedichte, Kompositionen […] zusammengebracht und als Niederschlag des Krieges auf die Nachwelt zur Belehrung, Betrachtung und wissenschaftlichen Erforschung gebracht werden sollen. Hierzu erbittet [sie, die Verfasser] die Mitarbeit aller alten und jungen Burschenschafter. Die Deutsche Bücherei weiß sehr wohl, welche Last sie damit unsern im Felde stehenden, von Gefahr und Tod stündlich bedrohten Kriegern zumutet […] [Sie] weiß aber auch, daß das deutsche Volk in Waffen auch im Toben des Kampfes seine Kulturmission nicht vergißt, daß ein Appell an den Idealismus der deutschen akademischen Jugend noch nie ungehört verhallt ist […].“91

88 BA/Nr. 47. Zitat Bl. 37 recto/verso und Bl. 38 recto. 89 Vgl. Hiller von Gaertringen, S. 15. 90 AA/Abt. V/Nr. 4 (Deutsche Burschenschaft; unfol. Konvolut); Schreiben Wahls vom 19. 02. 1915 bzw. BA/Nr. 47, Bl. 35 recto. 91 BA/Nr. 47, Bl. 31 recto/verso.

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Für kritische Leser war so viel Pathos selbst im Jahre 1915 ein „zu schweres Geschütz“, wie der Herausgeber der „Burschenschaftlichen Blätter“ schrieb.92 Ungeachtet aller Kritik verstärkte die DB ihre Agitation, nachdem weitere Zusagen von- seiten österreichischer und deutscher Korps vorlagen. Als vermutlich letztes Anschreiben ist ein Rundbrief vom August 1915 anzusehen. Das diesmal vom Syndikus des Börsenvereins als Vertreter der Leipziger Burschenschaft Lusatiae unterzeichnete Schreiben wurde an 95 Korps mit der Bitte verschickt, neben der Förderung der Sammlung auch diejenige Literatur wie Korpslisten, Korps- zeitungen et cetera, die sich nicht auf den Krieg bezogen, der Bücherei dauernd zu überweisen.93

Landratsämter

Um der Welt zu signalisieren, dass man in Leipzig begonnen hatte, eine relativ vollständige Sammlung des deutschsprachigen Schrifttums aufzubauen, war eine enorme Werbetätigkeit vonnöten, die 1913 einsetzte und über das Jahr 1914 hinaus fortgesetzt wurde. Werbereisen und Werbeanschreiben bestimmten den Alltag des Hauses, das allein bis Mai 1914 rund 33.400 Schreiben an Verleger und Buchdrucker in Deutschland, Österreich und in der Schweiz richtete.94 Werbekampagnen des zweiten Kriegsjahres bezogen dann unter anderen die Verleger und Drucker im Ausland ein, um die deutschsprachigen Auslandsdrucke zu erhalten.95 Neben weiteren Aktivitä- ten, die an dieser Stelle ausgespart werden, zielte die Agitation vorrangig darauf ab, immer wieder auf den Umstand zu verweisen, dass in Deutschland trotz des Krieges die Kulturaufgaben nicht ruhen würden und die Bibliothek ihre Arbeit rüstig fortsetze.96 Im Hinblick auf das zu sammelnde amtliche Schrifttum wurde auf diesem Wege auch auf die Kriegssammlung verwiesen, wie ein Werbeschreiben der Abteilung Amtsdruckschriften vom November 1915 dokumentiert:

„[…] Die gegenwärtig eingeleitete Sammlung der Kriegsliteratur wird von besonderem Wert für die zukünftige Geschichtsforschung sein. Naturgemäß müßte sie für die oben gekennzeichneten amtlichen Druckschriften lückenhaft bleiben, wenn der Deutschen Bücherei nicht die Unterstützung der Behörden zuteilwürde. Sie stellt daher […] die Bitte, die Abgabe der im dortigen Dienstbereich aus Anlaß des Krieges herausgegebenen Bekanntmachungen, Verfügungen, Maueranschläge, Notgeld-, Brot- und andere Karten, Fahrpläne und sonstigen amtlichen Drucksachen, Verwaltungsberichte, Haushaltspläne, Ortsgesetze, Polizeiverordnungen usw. an die Deutsche Bücherei […] zu verfügen […].“97

Kirchliche Stellen

In ihrem Bestreben, alle Kreise in Deutschland einzubeziehen, richtete die Bibliothek Ende 1915/ Anfang 1916 zahlreiche Schreiben an die erz- und bischöflichen Ordinariate sowie an die evange- lischen Konsistorien. Der Bitte, in Amtsblättern zur Mitarbeit an der Kriegssammlung aufzufordern, wurde entsprochen. So machte das Konsistorium für Sachsen die Geistlichen der Landeskirche auf dieses Unternehmen aufmerksam, die von ihnen aus Anlass des Krieges verfassten und gedruckten beziehungsweise in Gemeinden verbreiteten Erzeugnisse kirchlich-religiöser Art wie Predigten, Ansprachen, Feld- und Heimatbriefe, Gedichte und andere mehr möglichst in zwei Exemplaren an die DB einzusenden.98 Eine Initiative, die auf Wahl zurückgeht. So heißt es in den „Amtlichen Mitteilungen des Königlichen Konsistorium der Provinz Ostpreußen“ vom Januar 1916:

92 AA/Abt. V/Nr. 4 (Deutsche Burschenschaft; unfol. Konvolut); Schreiben des Herausgebers Hugo Böttger an den Rechtsanwalt Weygand, Vertreter der Vereinigung Alter Burschenschafter zu Leipzig, vom 16.02.1915. Hier mit Bezug auf den ersten Appell Wahls, der ebenso pathetisch wie umständlich formuliert worden war. 93 BA/Nr. 47, Bl. 20. 94 BA/Nr. 155, Beil. I, Bl. 74 recto/verso. 95 Vgl. BA/Nr. 157a. 96 BA/Nr. 155, Beil. II, Bl. 62. 97 Von dem Anschreiben sind zwei Versionen nachzuweisen; ebd.; Bl. 84 recto/verso und Bl. 125 recto/verso. 98 Vgl. VWB 4(1916), S. 20; AGDB, Bd. 4, Bl. 26.

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„Der Direktor der genannten Bücherei hat sich auch an uns um Förderung des Werkes gewandt, da es eine wichtige Aufgabe der Deutschen Bücherei sei, nicht nur die von kirchlichen Behörden und deren Vertretern anläßlich des Krieges herausgegebenen amtlichen Drucksachen, sondern auch die von zahlreichen Geistlichen an die in Kriegsdiensten stehenden Männer ihrer Gemeinden gerich- teten gedruckten oder auf andere mechanische Art vervielfältigten Heimatgrüße und Feldpostbriefe in möglichster Vollständigkeit zu sammeln.“99

Überblickt man in der Rückschau die Werbetätigkeit, ist zu konstatieren, dass die DB versuchte, alle in Betracht kommenden Kreise in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland für ihre Sammlung zu aktivieren. Ein nahe liegender Schritt, galt es doch, die noch weithin unbekannte Anstalt, die sich im ersten Stadium ihrer Entwicklung befand, ins Zentrum des öffentlichen Interesses zu rücken. Eingedenk dieser Notwendigkeit, sich permanent in Erinnerung zu bringen, um auf ihre Zweckbestimmung zu verweisen, ließ sie kein Mittel ungenutzt. Das gilt vor allem für die Formie- rungsphase, in der ihre allgemeinen und speziellen Aktivitäten (Kriegssammlung) zwei Seiten ein und derselben Werbestrategie bildeten, die nicht voneinander getrennt betrachtet werden können. Mehrfach ist den Verwaltungsberichten und anderen Quellen der Hinweis zu entnehmen, dass bei Gesuchen um Überweisung von Drucksachen bei amtlichen Stellen zugleich auf die Kriegssamm- lung verwiesen wurde, so dass in mancher Hinsicht die gesamte Arbeit vorrangig dieser zugute- kam.100 Neben diesem komplementären Aspekt, der sich in zeitgenössischen Satzungen und Initiativen anderer Bibliotheken wiederfindet, ist ein weiterer zu benennen. Gerade die Weltkriegs- sammlung schuf für die DB überhaupt erst die Möglichkeit, sich als „Neuling“ unter den großen deutschen Bibliotheken als Gesamtarchiv des deutschsprachigen Schrifttums zu profilieren. Im Wettlauf mit ihnen konnte und wollte der „Juniorpartner“ nicht nachstehen. Wenngleich ihre Son- dersammlung letztlich keine „Erfolgsgeschichte“ wurde, sollte sie doch zu einem alles entscheiden- den Meilenstein in ihrer Entwicklung werden: Eine bis dato in der Gesellschaft weithin noch unbe- kannte Bibliothek hinterließ Spuren bei amtlichen Stellen, militärischen Instanzen, Privatpersonen, Wirtschaftsunternehmen, Ministerien, Verbänden et cetera.

Die mit gewaltigem Aufwand betriebene Förderung der Sammlung belegen unter anderem unzäh- lige Presseartikel. Stellvertretend für auch im Ausland veröffentlichte Aufrufe wird hier aus einer im Dezember 1914 in der „Deutschen Zeitung“ in Porto Alegre gestreuten Nachricht zitiert, die auf frühe Kontakte verweist, die zwischen der „Liga das Sociedas Germanicas“ (Verband deutscher Vereine in Brasilien) und der DB bestanden:

„Einen Aufruf zur Sammlung von Kriegslitteratur [sic!] für die Deutsche Bücherei […] erläßt der Vorstand des Börsenvereins. Er macht bekannt, daß in der ‚Deutschen Bücherei' nicht nur die im Buchhandel erschienene Kriegslitteratur, sondern auch alle diejenigen in Beziehung zum Kriege stehenden Drucksachen, die eine Bedeutung für die Geschichte des gegenwärtigen Krieges haben oder für den Geschichtsforscher vermutlich erlangen können, gesammelt werden sollen, auch wenn sie nur teilweise oder gar nicht in das Sammelgebiet der Deutschen Bücherei gehören. Es ist jedermann gebeten, je zwei Exemplare von Drucken nachfolgend verzeichneter Art schnellstens beschaffen zu helfen: 1. Kriegschroniken in allen Sprachen, die von Tageszeitungen, Berufsvertre- tungen, Vereinen usw. zum Zwecke der Aufklärung des Auslandes, zur Versendung an die Feld- truppen oder zur Erinnerung an Kriegsereignisse herausgegeben werden. 2. Kriegsansprachen und Kriegspredigten. 3. Geschichte [gemeint: Gedichte, die Verfasser], Liederbücher, Bilderbögen und Karikaturen in Einblattdrucken oder Heften. 4. Aufrufe, Maueranschläge, Fahrpläne und andere

99 Den Anschreiben lagen jeweils mehrere Exemplare des „Aufrufs“ bei; vgl. AGDB, Bd. 4, Bl. 31 und Bl. 33; vgl. auch die Mitteilungen des Erzbischöflichen Generalvikariats der Erzdiözese Köln vom Mai 1916 beziehungs- weise des Bischöflichen Ordinariats der Würzburger Diözese vom Juni 1916; AGDB, Bd. 1, Bl. 80 recto und Bl. 116. 100 VWB 4(1916), S. 20.

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Bekanntmachungen z. B. auch von deutschen Behörden in Feindesland sowie feindlichen Behörden in vom Feind besetzten Gebieten. 5. Zeitungen des Auslandes und solche des Inlandes, die in vom Feinde besetzten Landesteilen erschienen sind. 6. Kriegszeitungen, die nur wegen und während des Krieges herausgegeben werden. 7. Ausländische Zeitungen, die in den von deutschen Truppen besetzten feindlichen Landen in deutscher Sprache oder mit deutschem Nebentext erschienen sind. 8. Landkarten, Pläne usw., mit Ausnahme von Ansichtskarten und Extrablättern von Tageszeitun- gen, die nicht gewünscht werden. Die deutsche [sic!] Bücherei ist für Ueberweisung von je zwei Exemplaren solcher und anderer Drucke mehr, die den jetzigen Krieg ähnlicher Weise betreffen, sehr dankbar und bereit, etwaige Porto-Auslagen zu vergüten.“101

In einem Schreiben Wahls an den Verband in Brasilien vom 30. März 1915 heißt es unter anderem: Die DB „hat es nun neben ihren sonstigen Aufgaben übernommen, eine möglichst vollständige Sammlung aller Literatur über den gegenwärtigen Krieg zu bilden. […] Anzunehmen ist, dass noch weitere Druckschriften von den Deutschen Brasiliens herausgegeben werden, z. B. Aufrufe und Einladungen zu Veranstaltungen […], Gedichte, Ansprachen usw. […] Aber auch Veröffentlichungen nicht deutscher Herkunft – neutral oder feindlich – würden für uns Interesse haben […],“ um eine möglichst vollständige Sammlung an Unterlagen für eine spätere Forschung zu bieten. Prononciert führte er weiterhin aus:

„Die Sammlung der Kriegsliteratur ist, wie schon gesagt, nur eine Nebenaufgabe [sic!] der Deut- schen Bücherei. Die Hauptaufgabe ist das gesamte deutsche Schrifttum lückenlos zu sammeln. Die Deutsche Bücherei darf als eine nationale Gründung, die sich der weitgehendsten Förderung aller Kreise erfreut, auch wohl die Unterstützung der Deutschen im Ausland erbitten.“102

1.2.2.4 Sammelspektrum und „Richtlinien“ des Sammelns

Erste vorbereitende Schritte für die Kriegssammlung wurden im September 1914 unternommen. Deutschland und Frankreich hatten mobil gemacht und Großbritannien Deutschland den Krieg erklärt. Deutsche Truppen waren in Frankreich, Luxemburg und Belgien einmarschiert, russische in Ostpreußen und französische in Lothringen. Brüssel war gefallen und die russische Invasion nach der Schlacht von Tannenberg abgewehrt worden. In jenen Wochen kamen die Fragen zum Umfang der Sammlung und deren Abgrenzung zur Sprache, für die unmittelbare Quellen nicht vorliegen. Da für die Sammlung im Grundsatz die in den Satzungen vorgegebenen Bestimmungen galten,103 die das ganz oder teilweise in deutscher Sprache erscheinende sowie fremdsprachige Schrifttum innerhalb der deutschen Reichsgrenzen einschloss, waren die Ausnahmen festzulegen, die sich aus dem Verlauf des Krieges ergaben. Wie sollte man verfahren mit „vom Feinde“ in deutschen Gebietsteilen (Ostpreußen) herausgegebenen Kriegsdrucksachen oder mit jenen, die deutsche Behörden „in Feindesland“ publizierten? Die Vielzahl der anstehenden Fragen korrelierte mit der Vielfalt der Kriegsmedien, die die DB in toto erfassen wollte. Ihr Anspruch, alle „Spuren des Krieges“ zu sammeln, setzte eine weite Auslegung des Begriffes „sammelpflichtige Literatur“ voraus. Darauf konnte man sich frühzeitig einigen, da die Grenzen der Sammelrichtlinien nicht von vornherein festgelegt und nur Musikalien und periodische Druckschriften (Tageszeitungen) definitiv ausschlossen waren.104 Der Aufruf spie- gelt die weite Auslegung der in der Satzung der Deutschen Bücherei verankerten Festlegungen wider: Aufrufe, Bilderbogen, Bilder- und Liederbücher, Gedichte, Karikaturen, Kriegszeitungen,

101 AGDB, Bd. 1, Bl. 69 verso. 102 BA/Nr. 13, Bl. 15/16; Unterstreichung im Original. – Inwieweit diese ersten Versuche um die Sammlung des auslandsdeutschen Schrifttums positiv zu Buche schlugen, ist im Falle der KS anhand der Akten nicht zu erhellen. 103 Satzung der DB vom 19.09.1912 und „Feststellung der Grundsätze für die Umgrenzung des Sammelgebiets“ durch den VWR; VWB 1(1913), S. 5 und S. 9. 104 Vgl. VWB 1(1913), S. 5.

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Landkarten, Pläne, Predigten, Zeichnungen etc.105 Obwohl anfänglich Postkarten, politische Tageszeitungen und Extrablätter nicht erbeten wurden, sind später diese wie auch Lebensmittel- marken, Notgeld, Fotografien und „Kriegsmusikalien“ einbezogen worden.106 Es erschien ratsam, wie Otto Lerche schrieb, „alle Grenzen fallen zu lassen und alles Erreichbare zu sam- meln“.107 Damit war der Weg zur Sondersammlung beschritten; einer Sammlung, die „Literatur“ im weitesten Sinne verstand. Die Strategie, „alle Grenzen fallen zu lassen“, um das Material über den Krieg möglichst umfang- reich „irgendwie“ zu erreichen, verfolgten auch andere Einrichtungen mit ihren Sammlungskonzep- tionen, insbesondere die Berliner und Münchner Bibliothek, die ihre bibliothekarischen Erfahrungen um 1870/71 gemacht hatten.108 Im Gegensatz zu ihnen betraten die Initiatoren des Börsenvereins und der Deutschen Bücherei mit ihrem Konzept „Neuland“. Ob sich die Initiatoren dieser Problema- tik bewusst waren, ist aus der Retrospektive zu bezweifeln. Weder die Schattenseiten (Material- fülle, Arbeitsaufwand), noch das Fehlen eines tragfähigen Kompromisses (Konzentration auf das Wesentliche) standen für sie zur Diskussion. Vorrang genoss die Werbeaktion, die Popularisierung der Anstalt. Angesichts des Fluchs der Vollständigkeit und fehlender Erfahrungen sollte diese Verfahrensweise das Haus vor eine außerordentliche Belastungsprobe stellen, die 1917 zur Aufgabe des ursprünglichen Konzeptes führte. Aus naheliegenden Gründen wurden die Sammlungsbe- schränkungen intern gefasst, um die positive Wirkung nach außen zu wahren. Einmal proklamiert und durch eine umfassende Werbeaktion in die Wege geleitet, konnte sich die Bibliothek dieser nicht entziehen, da der Vorwurf, dieser Aufgabe nicht gewachsen zu sein, stets im Raum gestanden hätte.

Unberührt von allen Auslegungen der Sammelrichtlinien blieb hingegen die Erwerbung fremdspra- chiger Literatur. Als 1915 das Angebot der Universitätsbibliothek Uppsala zur Sprache kam, den Ankauf schwedischer Kriegsliteratur für die Bibliothek zu vermitteln, herrschte einhellig die Meinung im GA, auf das Anerbieten zu verzichten.109 Doch schloss offenbar diese Entscheidung nicht die unentgeltliche Überweisung fremdsprachiger Kriegsliteratur aus, da Wahl (in einer „versprengten“ Notiz) anmerkte, diese gern entgegen zu nehmen. Es könne keinem Zweifel unterliegen,

„daß durch diese Beschränkung auf die einheimische Literatur, die aber in der Satzung der D. B. ihre Begründung findet, das Bild ein einseitiges wird, und daß ein umfassendes Studium der auf den Weltkrieg bezüglichen Literatur mit Einschluß der feindlichen und neutralen Äußerungen an der D. B. in Zukunft unmöglich ist. Für diesen Zweck eines späteren Geschichtsforschers würde die D. B. mit ihren Beständen nicht ausreichen, hierfür müßte vielmehr ergänzend das Material der Königlichen Bibliothek in Berlin herangezogen werden. Eine Ausdehnung der Kriegssammlung der D. B. auf die ausländische Literatur wäre aus inneren Gründen […] außerordentlich erwünscht, doch würde damit bewußt doppelte Arbeit geleistet werden […].“

105 Vgl. VWB 2(1914), S. 19; VWB 3(1915), S. 6 und Paust (1921), S. 143/144. 106 Nach einer im November 1914 an deutsche Tageszeitungen gerichteten Notiz wurden Fotografien („auch nach eigenen Aufnahmen“) gesammelt; BA/Nr. 47, Bl. 44. Während in zeitgleich veröffentlichten Pressemittei- lungen, so im „Deutschen Soldatenhort“ Berlin bzw. in den „Leipziger Neuesten Nachrichten“ vom 04.12.1914, diese nicht benannt werden, vermeldete die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ vom 27.11.1914 diesen Hinweis; AGDB, Bd. 1, Bl. 70. Ähnlich für „Musikalien“, die in einem Aufruf Wahls an die Burschenschafter vom April 1915 benannt werden; BA/Nr. 47, Bl. 31 recto. 107 Otto Lerche: Die Kriegssammlung der „Deutschen Bücherei“. In: Unterhaltungsbeilage der Täglichen Rund- schau vom 09.07.1915. 108 Vgl. Schmalholz, S. 174 ff. 109 25. Sitzung des GA vom 23.02.1915; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 1, Bl. 215 recto. Auch das Angebot des Unterstaatssekretärs im bulgarischen Unterrichtsministerium Zanko S. Arnaudow, der am 15.09.1916 die DB besuchte und Kriegsbekanntmachungen Bulgariens vermitteln wollte, wurde so beschieden; vgl. BBl. 83(1916) vom 19.09.1916, S. 1215 bzw. 27. Sitzung des GA vom 23.09.1916; ebd., Bd. 2, Bl. 17 recto.

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Wahl, der sich durchaus der begrenzten Ressourcen bewusst war, schloss diese Ausdehnung der Sammlung letztlich selbst aus. Stattdessen unterbreitete er den Vorschlag, eine „umfassende Bibliographie“ unter Einschluss der feindlichen und neutralen Kriegsliteratur herauszugeben, die mit geringeren Personalaufwand und Kosten möglich und im allgemeinen Interesse verdienstvoll sei; ein Projekt, das später nicht weiter verfolgt wurde.110

Für die DB und andere Kultureinrichtungen waren Motivation und Funktion des Sammelns eine Folge-erscheinung des Weltkrieges, der nicht allein als ein militärisches Ereignis, sondern als „“ verstanden wurde. Diesem grundlegenden Deutungs- und Ordnungsmuster waren alle anderen Kategorien nachgeordnet.111 Die über Deutschland hereingebrochene „eiserne Zeit“ erheischte andere Pflichten als in Friedenstagen. Zugleich erhoffte man sich einen schnellen und ehrenvollen Ausgang, um „das Schwert wieder mit der Feder“ und „den Waffenrock mit dem Arbeitskleid“ tauschen zu können. Bedenkt man das Ausmaß der Aktivitäten, begannen die deutschen Kultureinrichtungen ebenso spontan wie unsystematisch die auf den Krieg in seiner nicht zu überschauenden Fülle bezogenen Quellen zu sammeln. In ihren überstürzt angehäuften Beständen sollte sich die Deutsche Bücherei nicht von anderen öffentlichen Einrichtungen unterscheiden.

1.2.3 Kriegsausstellungen

Als im Mai 1914 die Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik (Bugra) zum Wallfahrtsziel aller an Buch und Druck interessierten Kreise wurde, schien die Welt noch in Ord- nung. Organisiert vom Deutschen Buchgewerbeverein unter dem Vorsitz von Ludwig Volkmann (1870–1947), zeigte die Leipziger Ausstellung Exponate aus allen Bereichen des Buchwesens. In der Gruppe „Bibliothekswesen“ war neben anderen Bibliotheken auch die DB vertreten, die neben Grundrissen, Urkunden und dem Goldenen Buch das Modell des künftigen Biblio- theksgebäudes zur Schau stellte. Nach der Mobil- machung begannen die Vorbereitungen für eine groß angelegte Kriegsausstellung, die vom 4. bis zum 18. Oktober 1914 gezeigt wurde. Um den Einfluss des Krieges auf Buchgewerbe und Grafik in seiner ganzen Breite zu thematisieren, stellte die Hausbibliothek des Kaisers einen Bücherschrank für Lazarettzwecke zur Verfügung, während sich das Auswärtige Amt mit einer großen Anzahl Bildern, Zeitschriften und Zeitungen beteiligte. Eine große Anziehungskraft versprach man sich insbesondere von den Gegenständen, die direkt von den Schlachtfeldern stammten.112 Die erste deutsche Kriegsausstellung, wie sie von der Tagespresse bezeich- net wurde, präsentierte in verschiedenen Abteilungen Abb. 3: Bugra-Plakat von Walter Tiemann, (beginnend mit den Jahren 1812/13 und 1870/71) erste 1914 Druckerzeugnisse und Kriegstrophäen. Kriegstrophäen und „Kleinigkeiten aus dem Weltkrieg 1914“, die in buntem Durcheinander auslagen, wie es hieß, befriedigten gerade das Besucherinteresse: feindliche Uniformen, eine Kosakenfahne, Feldpostbriefe, Granatsplitter, Gewehre von Franktireuren, ein Trinkbecher, der „einem braven Landwehrmann“ das Leben

110 Wahl an Siegismund in einem Schreiben vom 14.04.1915. Siegismund bemerkte am 22.04.1915: „Zur späteren Erwägung“; AA/Abt. V/Nr. 4 (Allgemeines; unfol. Konvolut). 111 Kaiser, S. 88/89 und S. 91/92. 112 Leipziger Neueste Nachrichten (Beil. für Kunst, Wissenschaft und Unterhaltung) vom 30.09.1914; ZDBG 26(1914), S. 769 und S. 775.

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rettete, Dum-Dum-Geschosse et cetera … – und „so [ging] es in buntem Durcheinander weiter, den Weltkrieg in seinem ganzen Ernste zeigend“.113 Eine andere Abteilung widmete sich den Bildern, Illustrationen, Fotografien, Land- und Postkarten sowie Plakaten namhafter Firmen der Zeit. Eine nächste zeigte Zeitungen, Maueranschläge und Notgeld aus der russischen Besatzungszeit in Ostpreußen, wobei die besondere Aufmerksamkeit den Bekanntmachungen aus dem besetzten Belgien zukam.114 Die Kriegsbegeisterung der Bugra-Besucher war nach Albert Schramm (1880–1937), Direk- tor des Deutschen Buchgewerbe- und Schriftmuseums (DBSM), einmütig. Während das Publikum sonst vielfach die (alte) Buchgewerbeausstellung flüchtig durchschritt „und nur einen Hauptein- druck zu gewinnen suchte, konnte man in der Kriegsausstellung die unbestreitbare Tatsache wahr- nehmen, daß jedes einzelne Stück beachtet wurde. An einzelnen Tagen drängte sich die Besucher- zahl, sodaß polizeilich gesperrt und nur truppweise Einlaß gegeben wurde.“115 Das „Augusterlebnis“ hatte die Besucher ergriffen, die dankbar die Gelegenheit nutzten, sich selbst ein Bild von den Schrecken und Gefahren des Krieges zu verschaffen, denen ihre Angehörigen im Felde trotzten. Von daher verwundert es nicht, dass Schramm, der die Ausstellung nach Schließung der Bugra im Deutschen Buchgewerbehaus wieder eröffnete, sie als die „erste deutsche Kriegsaus- stellung“ apostrophierte: „Unsre Kriegssammlung ist wohl die älteste, denn sie reicht bis in die Anfänge des Krieges zurück.“116 Weiteres Material, das dem Museum zufloss, wurde den kultur- historischen Sammlungen angegliedert.117 Die Neukonzeption der Kriegssammlung folgte dem Rah- men des DBSM und beschränkte sich im Sammeln auf das, was das Buchgewerbe hervorbrachte. Die Kriegsliteratur in ihrer Gesamtheit zu erfassen, so Schramm, sei nicht Aufgabe des Museums, da man diese in ihrer Geschlossenheit in der DB finde, die alles in deutscher Sprache in Buchform Erscheinende ohne jede Einschränkung der Nachwelt aufbewahre. Vielmehr sei es Aufgabe des Museums, das künstlerisch ausgestattete Kriegsbuch und entsprechend gestaltete Einblattdrucke, Bilder, Fotografien, Karikaturen, Kriegsbilder, Kunstblätter, Plakate, Reklamedrucksachen et cetera zu sammeln. Filigran verästelt reichte das Spektrum bis hin zu Erzeugnissen von Felddruckereien, deren Bekanntmachungen sowie kleinsten Drucksachen des alltagtäglichen Lebens an der Front wie Badekarten, Passscheine und ähnliches.118 Mitgerissen ob dieser Informationen formulierte ein Zeitgenosse, DB und DBSM ließen „sich als zwei sich ergänzende Institute denken, die sich zu einer einheitlichen Welt unter dem Zepter des Schrifttums verbinden“ würden.119 Dass sich in praxi das Verhältnis zwischen ihnen in den folgenden Jahren nicht unproblematisch gestaltete, da beide Institutionen sich als „feindliche Brüder“ sahen, wird in einem späteren Kapitel (Kap. 2.3.5) aufgegriffen. Die unmittelbar mit Kriegsbeginn einsetzende Diskussion über die Frage, welche Aufgaben Archive, Bibliotheken, Museen und Ausstellungen in der Gesellschaft übernehmen sollten, widmete sich vor allem dem Problemkreis, welche Art von Präsentation für dieses historische Ereignis ange- messen sei.120 Eine Frage, die sich auch der DB stellte, die offenbar angeregt von den Aktivitäten des DBSM den Weltkrieg auf der Grundlage ihrer Bestände präsentierte, um das Verständnis für die Einrichtung zu fördern. Aus gegebenem Anlass wurde für die Eröffnung der ersten Kriegsausstel- lung die Schlusssteinlegung für das neue Bibliotheksgebäude gewählt.

113 Schramm (1914), S. 278. 114 Ebd., S. 277. 115 Ebd. 116 Schramm (1914), S. 277; ders. (1916), S. 90 und ders. (1917), S. 1. 117 Schramm erreichte es, dass ein großer Teil der Bugra-Exponate in das DBSM übernommen werden konnte. Auch der DB kam zahlreiches Material als Geschenk zu; VWB 2(1914), S. 9/10 und S. 18/19. 118 Schramm (1916), S. 91. 119 Heinrich Greter: Kultur des Buches. In: Bayrische Staatszeitung vom 12.05.1915; AGDB, Bd. 4, Bl. 56 recto. 120 Vgl. Beil (2004), S. 42 ff.

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1.2.3.1 April–Mai 1915

Die alljährliche Hauptversammlung des Börsenvereins und des Verwaltungsrats fanden am 30. April 1915 statt. Die zu Kantate angereisten oder im Felde stehenden Buchhändler waren von Siegis- mund in einem Artikel des „Börsenblatts“ gegrüßt worden, in dem er seine Zuversicht aussprach, dass „die Opfer an Gut und Blut“ nicht umsonst gebracht worden wären. „Sie werden die Grundlage schaffen für die erhoffte unbeschränkte Weltmachtstellung unseres Vaterlandes, für die deutsche Kultur und für ein ungehindertes Gedeihen des […] Wirtschaftslebens, nicht zuletzt des deutschen Buchhandels.“121 Gleichzeitig trat auch die Bibliothek mit ihrer Weltkriegssammlung erstmals vor die Öffentlichkeit. Nicht als Teil des offiziellen Festprogramms konzipiert,122 wurde sie in der Zeit vom 30. April bis zum 15. Mai im Deutschen Buchhändlerhaus gezeigt.123

Abb. 4: Die um 1900 in Umlauf gebrachte Postkarte zeigt das Deutsche Buchhändlerhaus in Leipzig, hier noch mit der alten Bezeichnung „Buchhändlerbörse“

Parallel dazu erschien aus der Feder von Otto Lerche (1885–1954)124 ein weiterer Beitrag über die Sammlung im „Börsenblatt“, der sich der Ausstellung annahm. Unverkennbar recht kurzfristig

121 BBl. 82(1915) vom 01.05.1915, S. 677. 122 BA/Nr. 102 (Mappe), Bl. 118. 123 VWB 3(1915), S. 13; ZfB 32(1915), S. 173; Paust (1921), S. 146. – Den benannten Daten steht entgegen, dass Wahl im März 1915 an den Reichsgerichtsrat Dr. Paul Ackermann schrieb, es würde ihn freuen, Ackermann „in einer kleinen improvisierten Ausstellung an einem der Osterfeiertage [das heißt Anfang April, die Verfasser] einige bemerkenswerte Objekte der Kriegsliteratursammlung“ zeigen zu dürfen; BA/Nr. 24, Bl. 4. Dass Wahl praktisch jede sich bietende Möglichkeit nutzte, für die KS zu werben, illustriert das Schreiben an Ackermann, den er näher kannte: „Vielleicht könnten Sie Ihre im Felde stehenden Söhne durch Übersenden des Aufrufs für die Kriegsliteratursammlung […] interessieren.“ 124 Dr. phil. Otto Lerche studierte Geschichte, Deutsche Philologie und Theologie in , Berlin, München und Göttingen; Promotion 1910. 1913/14 in Wolfenbüttel am Landeshauptarchiv tätig, trat er im Oktober 1914 als Hilfsbibliothekar seinen Dienst in der DB an; im April 1916 Ernennung zum Bibliothekar. Am 01.10.1916 zum Ersten Bibliothekar und stellvertretenden Direktor ernannt, führte er vom 23.10.1916 bis 30.04.1917 die

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geplant, sollte sie den Stiftern des Hauses, den zur Ostermesse angereisten Buchhändlern, gezeigt werden,125 um ihnen einen ersten Einblick von der Sammlung zu bieten. Hierbei sei man „ganz anspruchslos […] mit diesem vielleicht etwas gewagten Unternehmen“ an eine, wenngleich nur „beschränkte Öffentlichkeit“ herangetreten, um den Besuchern, legt man „keinen allzu kritischen Maßstab“ an, „eine kleine Freude und etwas Unterhaltung“ zu bereiten.126 Für die Mitglieder des VWR selbst bot sich zeitlich wenig Gelegenheit für eine Besichtigung, da das Festprogramm neben der Schlusssteinlegung, einem gemeinsamen Essen im Buchhändlerhaus noch einen anschließen- den Rundgang durch den Neubau vorsah.127 Aus dem Fundus der Sammlung, die im März 1915 weit über 4.000 (und am Tag der Schlusssteinlegung etwa 5.000) Einzelstücke zählte,128 wurde „Quellenmaterial ersten Ranges“ (in 36 Vitrinen) ausgewählt, darunter in 18 Vitrinen vorrangig deutsche und österreichische Plakate und amtliche Bekanntmachungen. Es habe, so Lerche, nicht geringe Mühe gekostet, besonders jene Anschläge zusammenzubringen, die bis in die Tage der deutschen Mobilmachung und für Österreich bis zum 28. Juni (dem Tag, an dem der österreichisch-ungarische Thronfolger ermordet wurde) zurückreichten. Letztere, die über die österreichischen Mobilisierungsmaßnahmen infor- mierten, verdankte die DB einem nicht näher genannten Förderer aus Triest.129 Lerche folgend, sandten ungenannte Gönner auch französische Proklamationen ein, die über Zwangsmaßnahmen und Requisitionen berichteten. Ein weitaus größerer Teil der Bekanntma- chungen bezog sich auf in Ostpreußen von russischer und deutscher Seite herausgegebene oder in Belgien von der deutschen Verwaltung veranlasste Verordnungen. Während die in Belgien gedruck- ten Materialien von militärischen und zivilen Behörden und im Felde stehenden Buchhändlern zur Verfügung gestellt worden waren, wie Lerche erwähnte, sei aus dem Osten „neuerdings sehr viel eingelaufen“. Neben deutschen und französischen Proklamationen, die die Ausstellung eröffneten, fanden vor allem Fliegerabwürfe großes Interesse. Speziell die „hüben und drüben“ von Flugzeu- gen abgeworfenen Zettel waren positiv von den Besuchern aufgenommen worden: „Es sind meist freundliche Einladungen, überzulaufen; deutsche, französische, russische billets doux.“130 Einen weiteren Schwerpunkt bildeten die von deutschen Truppen gedruckten Armee- und Feldzeitun- gen, die in 12 Schaukästen „von großem Unternehmungsgeist, ungebrochener Tatkraft und glän- zenden Anpassungsvermögen [an den Stellungskrieg, die Verfasser] unserer Feldgrauen“ zeug- ten.131 Weniger Raum hingegen wurde den Verlagserzeugnissen in sechs Vitrinen gewidmet, von denen man zu Recht annahm, dass ihre Gesamtheit doch von geringer Wirkung gewesen wäre. Man habe sich deshalb darauf beschränkt, nur einige wenige Erzeugnisse als Ergänzung zu den anderen Abteilungen zu zeigen, ohne durch Auslage oder Auswahl ein Werturteil andeuten zu wollen.132

Dienstgeschäfte der DB. Nach dem Ausscheiden von Grein und Wahl, führte er die KS bis zur Einsetzung von Johannes Thummerer im Nebenamt; Anfang Februar 1918 Kündigung infolge eines GA-Beschlusses. 125 VWB 3(1915), S. 5/6 und S. 13; AA/Abt. III./Nr. 2I, Bl. 35. 126 Lerche (1915 = KS III.), S. 1. – Die ersten beiden Aufsätze Lerches waren ein Teil derjenigen Dokumente, die aus Anlass der Schlusssteinlegung einer Schatulle beigelegt wurden; BA/Nr. 102 (Mappe), Bl. 118. 127 3. Sitzung des VWR vom 30.04.1915; AA/Abt. III/Nr. 2I, Bl. 37. 128 Lerche (1915 = KS II.), S. 1; BA/Nr. 102, Bl. 49. 129 Vermutlich der Verleger M. Quidde, der in dem von Mohrmann ausgearbeiteten Buchhändlerverzeichnis unter Österreich-Ungarn (Küstenland) aufgeführt wird; AA/Abt. V/Nr. 4 (unfol.). 130 Die Kriegsausstellung der Deutschen Bücherei. In: Berliner Tageblatt, Nr. 232 (Abend-Ausgabe) vom 07.05.1915; AGDB, Bd. 4, Bl. 46. – Wie schwer es fällt, rückschauend das Geschehen aus der Zeit heraus zu bewerten, dokumentieren gerade die „erbeuteten“ Schriftstücke. Laut einer Verordnung des Kriegsministeriums vom 30. Januar 1915 war es Behörden, Truppenteilen oder Kriegsteilnehmern untersagt, diese zurückzu- behalten oder an Bibliotheken, Museen, Händler et cetera zu verschenken oder zu verkaufen. Als „Kriegsbeute“ deklariert, waren Druckwerke und Schriftstücke, auch wenn sie auf anderem Wege in die Heimat gelangten, „unverzüglich“ an die Sichtungsstelle des Stellvertretenden Generalstabs abzugeben. Ein Zuwiderhandeln stand unter Strafe; vgl. ZDGB 28(1916), S. 255. 131 Lerche (1915 = KS III.), S. 2. 132 Ebd.

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Es bleibt unbekannt, welche Resonanz die Kriegsausstellung in der Leipziger Bevölkerung erfuhr. Im Allgemeinen freundlich kommentiert, lautete der Pressetenor: „Alles in allem ein lehrreicher Ueberblick über die Wirkung des Krieges auf das deutsche Geistesleben, so weit es sich in Druckschriften geäußert hat. Organisiert wurde die Ausstellung vom Direktor der Deutschen Bücherei, Dr. Wahl, und von dem Bibliothekar Dr. Lerche.“133 Angesichts der räumlichen Situation und der Zeitspanne dürfte die ihr gewidmete Aufmerksamkeit nicht allzu groß gewesen sein. Lakonisch verlautbart die „Denkschrift“ 1916, sie habe eine „freundliche Beachtung“ gefunden.134

1.2.3.2 September 1916

Größere Beachtung erfuhr die zweite aus Anlass der Einweihung des Neubaus im September (02.09.1916) gezeigte Ausstellung, die in einem im Erdgeschoss gelegenen Raum des neuen Gebäudes, angrenzend an den Wandelgang, der zum Großen Lesesaal hinführte, gezeigt wurde. Ihm gegenüber befand sich damals auf der rechten Seite der alphabetische Besucherkatalog, der wie auch der Lesesaal erst im November eröffnet wurde. Entgegen den Vorstellungen des Direktors, der für die allgemeine Benutzung des Hauses nach den Einweihungsfeierlichkeiten plädierte, stimmte der Ausschuss lediglich der Eröffnung des Zeitschriftenlesesaales und der Ausstellung zu.135 Wie angespannt die Stimmung unter den Anwesenden an diesem Tage war, deutete sich nach den Ausführungen Wahls zum leidigen Thema einer noch ausstehenden Benutzungsordnung an, als der Oberbürgermeister Dittrich als Vertreter der Stadt die Meinung vertrat, es sei nicht nötig, die Benutzung gleich nach der Einweihung beginnen zu lassen. Hierfür seien die Bedürfnisse zunächst noch zu gering: „Es solle zurückgestellt werden, was irgendwie ginge. Man wisse nicht, wie die politische und militärische Lage sich gestalte.“136

Abb. 5: Postkarte der Deutsche Bücherei, nach 1916

133 Die Kriegsausstellung der Deutschen Bücherei. In: Berliner Tageblatt, Nr. 232 (Abend-Ausgabe) vom 07.05.1915; AGDB, Bd. 4, Bl. 46; vgl. ebd. auch Bl. 39/40, Bl. 42/43 recto/verso und Bl. 56 recto/verso. 134 Denkschrift, S. 36. 135 BBl. 83(1916) 02. und 18.09.1916, S. 1148 und S. 1211; 26. Sitzung des GA vom 16.08.1916; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 7 recto/verso. 136 Ebd.

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Nachdem die Bibliothek vom 4. September an für die Benutzung geöffnet und Ausstellung und Zeitschriftenlesesaal nachmittags von 16 bis 19 Uhr zugänglich waren,137 stießen offenbar die Exponate der Kriegssammlung auf großes Interesse. Personen, „die flüchtige Neugierde“ herführe, so Wahl, gingen meist in die Kriegsausstellung, wo über 1.000 Besucher in zwei Wochen gezählt wurden.138 Über die Vorgeschichte der Ausstellung ist wenig bekannt. Erstmalig in einem Protokoll vom 24. Juni benannt, verwundert das Datum insofern, weil ursprünglich die Einweihung des Biblio- theksgebäudes für den 22. Mai 1916 vorgesehen war. Offenkundig widmete sich der Ausschuss erst nach Bekanntgabe eines neuen Termins der Angelegenheit abermals, wie die Anfrage Siegis- munds und der Tenor des Protokolls vermuten lassen. Unter dem Vorsitz von A. Seemann, der satzungsgemäß das Amt des Ersten Vorstehers im GA und im VWR im Mai 1916 übernommen hatte, tagte am 24. Juni der GA zum ersten Mal im Vortragssaal des neuen Hauses. Im Verlauf der Sitzung stellte Siegismund (als Zweiter Vorsteher) die Frage, wie es mit der Ausstellung der Kriegs- sammlung stehe, die doch geplant war und stattfinden werde. Wahl antwortete darauf, dass sich die Verhältnisse zwischenzeitlich unglücklich gestaltet hätten, da der Leiter der „Kriegsabteilung“, Franz Grein (1886–?),139 in absehbarer Zeit weggehen werde. Augenscheinlich genügte die Antwort Dittrich nicht, der Wahl den Rat gab, sich unter Umständen an Albert Schramm (DBSM) zu wenden oder „sonstige fremde Hilfe“ in Anspruch zu nehmen.140 Während Siegismunds Anfrage und Dittrichs Empfehlung ein Interesse bekundete, die Ausstellung wie geplant auszuführen, klang in den Worten Wahls ein gewisses Maß an Resignation mit. Nicht allein die Verhältnisse für die Ausstellung hatten sich unglücklich gestaltet, sondern nach diversen Ereignissen (auf die nicht zuletzt aus Gründen des Umfangs nicht näher einzugehen ist) auch Wahls Verhältnis zum GA. Er dachte über seinen Rücktritt nach.

Auf einen früheren Beginn der konzeptionellen Überlegungen für die Ausstellung weisen andere Quellen hin. So hatte Grein im Februar 1916 die Kriegssaustellung des Roten Kreuzes im Zoolo- gischen Garten in Berlin in Augenschein genommen, auf der auch die Berliner Bibliothek mit einem Teil ihrer Sammlung vertreten war. Greins Angaben zu Anzahl und Größe der Vitrinen, Auswahl der Exponate wie auch seine Kritik an der Raumausnutzung und Objektpräsentation dürften Wahl und Grein veranlasst haben, die Leipziger Ausstellung mit größerer Sorgfalt vorzubereiten.141 Im Fokus ihrer Überlegungen stand deshalb vor allem die Frage, welche in anderen Ausstellungen nicht vertretenen Dokumente gezeigt werden sollten. Wahl, der zu dieser Frage auf der Sitzung des GA vom 16. August Stellung nahm, führte aus, drei Gruppen in Aussicht genommen zu haben: Feldzeitungen, eine sogenannte Sachsen-Gruppe und Universitäten. Vor allem Feldzeitungen, die in allen anderen Ausstellungen ebenfalls gezeigt würden, wolle er ausstellen, da keine Sammlung so reichhaltig wie die des Hauses wäre. Gerade das, was er in Dresden gesehen habe,142 sei recht kümmerlich gewesen. Mit Blick auf die bevorstehende Einweihung empfahl Wahl neben der „Sachsen-Gruppe“ eine „Gruppe Universitäten“. Letztere, durch eine große Anzahl Doktordiplome

137 BBl. 83(1916) vom 02.09.1916, S. 1148. 138 27. Sitzung des GA vom 23.09.1916; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 16 verso. 139 Dr. phil. Franz Grein studierte 1906–1911 Geschichte und Geografie in Graz und Berlin; 1912 bis 1915 Volontär an der Studienbibliothek in Salzburg. Vom 15.07.1915 bis zum 30.09.1916 als Hilfsbibliothekar an der DB angestellt, führte er unter der Leitung G. Wahls die „Abteilung Kriegsliteratur“. 1916 mit den vorbereitenden Arbeiten für die zweite Ausstellung betraut, schied Grein im Oktober des Jahres aus der DB, um eine Stelle im österreichischen Bibliotheksdienst anzutreten. 140 25. Sitzung des GA vom 24.06.1916; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 1, Bl. 326 recto/verso. 141 Grein hielt sich am 27./28.02.1916 in Berlin auf. Seinen Bericht legte er Wahl am 02.03.1916 vor, der das Schriftstück ablegte. Nach dem Ausscheiden Wahls wurde es der Akte AA/Abt. V/Nr. 4 als Bl. 1/2 beigefügt. 142 Im Rahmen der staatlich organisierten Wanderausstellungen gab die Berliner Ausstellung (08.01.– 24.04.1916) ihre Exponate zum Teil an die Ausstellung in Dresden weiter, die vom 01.06.–25.10.1916 unter Beteiligung der Landesbibliothek gezeigt wurde; Beil (2004), S. 161 (FN 396); Hermann, S. 149. Vgl. Hubert Richter: Die deutsche Kriegsausstellung Dresden 1916 und ihre Abteilung Kriegsliteratur. In: BBl. 83(1916) vom 02.09.1916, S. 1146 ff.

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vertreten, auch deshalb, weil gerade aus Hochschulkreisen mit einem regen Besuch aus Anlass der Einweihung zu rechnen sei. Dem Protokoll ist ein Einwand oder eine Zustimmung vonseiten des GA nicht zu entnehmen, der sich unmittelbar nach Wahls Ausführungen den Presseinstruktionen widmete, die im Vorfeld der Einweihung Priorität genossen.143

Lerche hat sich nach dem Rücktritt Wahls ausführlich über die Ausstellung verbreitet. Seinen Angaben zufolge war sie nach „Kriegszeitungen“, „Die deutschen Hochschulen und der Krieg“ und „Die Sachsen im Felde und in der Heimat“ angeordnet worden.144 Die erste Gruppe beinhaltete Zeitungen von Standesorganisationen, Schulen, Verbänden, Gefangenenlagern, Lazaretten, der Verletztenfürsorge und Krüppelhilfe, ferner die von Firmen für ihre Angestellten herausgegebenen Rundbriefe. Im Rahmen der Schützengrabenzeitungen, in deren Zentrum „Liller-Kriegszeitung“, „Gazette des Ardennes“, bayerische und österreichische Kriegszeitungen standen, widmete man ein besonderes Augenmerk den Druckerzeugnissen der 10. Armee, deren Druckerei in Wilna neben Zeitungen Vivatbänder, Postkarten, Programme, Theaterzettel, Tischkarten und Plakate herstellte. Die zweite Gruppe präsentierte Ehrenpromotionen, Feldgrüße deutscher Universitäten und Hoch- schulen und „Kriegsdissertationen“. An der Spitze standen die Ehrenpromotionen der Universi- täten Königsberg und Breslau für (1847–1934) und Erich Ludendorff (1865– 1937). Neben mehreren Doktordiplomen für Hindenburg und Ludendorff wurden weiterhin Promo- tionsurkunden für den belgischen Generalgouverneur Moritz Ferdinand Freiherr von Bissing (1844– 1917), Paul von Breitenbach (1850–1930), Erich von Falkenhayn (1861–1922), Hugo von Freytag- Loringhoven (1855–1924), Georg Wilhelm von Siemens (1855–1919) und Wilhelm Groener (1867– 1939) gezeigt.145 Sachsens Heimatgrüße, Lebensmittelmarken, Brotkarten und von sächsischen Truppenteilen gedruckte Kriegszeitungen waren in der letzten Gruppe vereint. Darunter „Der Land- sturm“, eine 1914/15 in Vouziers gedruckte Feldzeitung, die von der 3. Kompanie des Kgl. Säch- sischen Landsturm-Infanterie-Bataillons Nr. 1 aus Leipzig herausgegeben wurde. Die zweite Kriegsausstellung, die mehrere Monate der Öffentlichkeit zugänglich war (exak- tere Angaben sind nicht zu ermitteln), soll nach eigenem Bekunden viel Anklang gefunden haben.146 Eine detaillierte Auflistung der Exponate in Vitrinen und Wandschränken legte Wahl am Tag der Einweihung am 2. September 1916 zu den Akten.147

1.2.4 Organisation der Dienststelle 1914/16

Bereits wenige Wochen nach den ersten Anschreiben und Presseaufrufen konnte die neue Sonder- sammlung Erfolge verbuchen. Waren es im November 1914 ungefähr 500 Einzelstücke, verzeich- nete das Eingangsbuch (der erste Eintrag erfolgte am 5. Oktober) Ende des Jahres 1.836.148 Der tatsächliche Eingang war jedoch größer, da man mit dem Eintragen der Materialien nicht Schritt halten konnte. Im März 1915 betrug die Zahl über 4.000 Einzelstücke. Um das Achtfache gestie- gen,149 bestand ein Fünftel aller Eingänge aus amtlichen Proklamationen, zumeist in Form von

143 26. Sitzung des GA vom 16.08.1916; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 10 recto. 144 VWB 4(1916), S. 21/22 und S. 28. – Die gewählte Bezeichnung „Sachsen-Gruppe“ geht offenbar auf den Ausschuss „Sachsen im Feld und in der Heimat“ zurück, der zur Beschaffung von Lesestoff für sächsische Truppen 1916 initiiert worden war und unter dem Protektorat des Prinzen Johann Georg von Sachsen stand; ZDGB 28(1916), S. 132. 145 BA/Nr. 93, Bl. 1/2; Lerche (1916). 146 VWB 4(1916), S. 22. 147 BA/Nr. 93, Bl. 1. 148 Paust (1921), S. 142. 149 VWB 2(1914), S. 20; Lerche (1915 = KS II), S. 1.

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Textplakaten.150 Der Menge des eingehenden Materials stand in praxi nur ein Büchereigehilfe, Gustav Wolfhagen (1857–?),151 gegenüber, der die Eingangsarbeiten erledigte.

Dass es im Kriegsjahr 1915 überhaupt gelang, die Sammel- und Werbetätig- keit der Sondersammlung zu intensi- vieren, der Wahl seine ganze Aufmerk- samkeit widmete, war der Personalauf- stockung zu verdanken, die er nach längerer Diskussion mit dem GA durchsetzen konnte. Der Zustimmung war ein überaus kontrovers geführter Schlagabtausch zwischen einzelnen GA-Mitgliedern und Wahl in der Sitzung vom 23. Februar vorausgegan- gen, die speziell der Neueinstellung Abb. 6: Erster Zugang zur Kriegssammlung: Proklamation vom von Arbeitskräften aus finanziellen Er- 02.09.1914, nachgewiesen im Weltkriegskatalog wägungen nicht zustimmen wollten und für eine Vereinfachung der Dienstgeschäfte plädierten. Angesichts der Zunahme bibliothekarischer Arbeiten einerseits und anwachsender Rückstände andererseits sah sich Wahl dem Vorwurf einer zu „weitgehenden Pedanterie“ im Dienstbetrieb ausgesetzt. Die Kritik gipfelte in dem Vorwurf Siegismunds, er habe den Eindruck, dass Wahl „sich weniger von allerlei Kleinigkeiten aufhalten lassen sollte, um seine ganze Kraft und Aufmerksamkeit ungeteilter den großen Dingen des Auf- und Ausbaues“ des Hauses zuwenden zu können.152 Wahl, der der Kriegssammlung „einen sehr großen Teil seiner Zeit“ zuwandte, so die Kritik, stand jedoch nur Wolfhagen zur Seite. An die Katalogisierung der Bestände war deshalb zu diesem Zeitpunkt nicht zu denken.153 Erst nachdem Wahl die geforderten neuen Stellen (6) und Hilfskräfte (3) als Ersatz für das zum Militärdienst eingezogene Personal bewilligt worden waren, trat auch für ihn eine gewisse Arbeitsentlastung in Sachen Kriegssammlung ein. Neben Wolfhagen wurden als Hilfsbibliothekare Grein und der Buchhändler Friedrich Wilhelm Seele (1862–?)154 eingestellt. Im

150 Lerche, ebd. 151 Gustav Wolfhagen, zuvor Inhaber einer Hamburger Buchhandlung, trat im Oktober 1913 als Büchereigehilfe den Dienst in der DB an, wo er vom 01.10.1914 bis zum 31.10.1915 in der KS tätig war. Neben dem Zu-gangsverzeichnis führte er auch die Korrespondenz der Sondersammlung, sofern diese nicht durch das Büro des Direktors erledigt wurde. Offenbar gab seine Arbeitsweise zu verschiedener Kritik Anlass, da er später in eine andere Abteilung versetzt wurde; Ende 1916 aus der DB ausgeschieden. 152 Ein vom GA eingesetzter Unterausschuss überprüfte unter diesem Aspekt daraufhin den Geschäftsbetrieb auf Zweckmäßigkeit und stimmte der von Wahl geforderten Personalaufstockung zu; vgl. Protokolle der 15. und 16. Sitzung des GA vom 23.02. und 26.03.1915; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 1, Bl. 217 und Bl. 229 verso; VWB 3(1915), S. 14. 153 Vgl. 15. Sitzung des GA vom 23.02.1915; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 1, Bl. 215 recto/verso. 154 Dr. phil. Seele studierte an der Universität Leipzig Romanistik. Seit 1897 Inhaber einer Buchhandlung (Dr. Seele & Co. Sortiments- und Verlagsbuchhandlung) in Leipzig, die 1914 in Konkurs ging. Am 19.10.1914 als Büchereigehilfe in die DB eingetreten, führte er ab April 1915 das „Kriegsbuch“ (Zugangsverzeichnis) der KS; eine Arbeit, die zuvor Wolfhagen oblag. Nachweislich setzte er auch die Arbeit an der Lieferantenkartothek (im Zeitraum vom 20.09.1915 bis zum 30.03.1916 vermutlich gemeinsam mit Kannegießer) fort, obwohl er aufgrund eines Augenleidens für Schreib- und Registrierungstätigkeiten wenig geeignet erschien. Bis zum 30.09.1916 in der KS beschäftigt, war er späterhin hauptsächlich mit der Verwaltung der Dublettenbestände der DB betraut.

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September 1915 folgte Karl Erich Kannegießer (1884–?)155, der im März 1916 bereits kündigte. Ob Grein (wie vorgesehen) mit der Katalogisierung der Literatur begann, ist nicht zu erhellen.156

Der stete Zugang machte es erforderlich, dass 1915 der Kriegssammlung ein weiteres Zimmer im Deutschen Buchhändlerhaus zur Verfügung gestellt wurde und weiterhin ein Bodenraum zur Aufstellung der Dubletten.157 Ende des Jahres betrug der Gesamtbestand 15.951 Objekte.158 Othmar Doublier, der im Auftrag der Wiener Hofbibliothek im April 1915 neben der Berliner auch die Leipziger Bibliothek aufsuchte, beschrieb die damalige Situation der Sammlung wie folgt: „Die Leipziger Sammlung ist vorläufig bis zum Ausbau des neuen Gebäudes im Buchhändlerhause untergebracht; trotzdem stehen ihr 3 Räume für Arbeits- und Aufstellungszwecke zur Verfügung.“ Neben der Katalogisierung, die in Berlin „bereits recht vorgeschritten“ und in Leipzig „im Entstehen“ begriffen sei, ging er auch auf die Personalausstattung der Sammlungen ein, die er speziell für Berlin (im Vergleich zu Wien) als zahlreich einschätzte.159 Ob Wahl seinerzeit die Personalsituation ähnlich sah, steht auf einem anderen Blatt.

Nach Einweihung des Neubaus und der Ausgestaltung der Verwaltungsräume, die kriegsbedingt 1916 noch nicht vollständig abgeschlossen werden konnten, bezog die Sammlung im ersten Obergeschoss Räumlichkeiten, die mit der Abteilung Amtsdrucksachen in Verbindung standen.160 Offenbar spielte für die Raumvergabe die Nähe zum Zeitschriftenlesesaal eine gewisse Rolle, der zur Einsichtnahme der Kriegsdokumente vorgesehen war. Im an diese provisorische Unterbringung waren für beide Abteilungen Lokalitäten im zweiten Obergeschoss vorgesehen, die in den Kriegsjahren aus wirtschaftlichen Erwägungen unbenutzt blieben. Für 1916 registrierte das Eingangsbuch rund 13.700 Zugänge. Der Gesamtzugang lag für 1914/16 bei über 31.100 Objek- ten, die von über 4.000 Förderern der Kriegssammlung herrührten.161

Nach dem Ausscheiden von Kannegießer und Grein (1916) leitete Lerche, der im Oktober nach dem 162 Rücktritt Wahls als Erster Bibliothekar und Stellvertretender Direktor bestellt worden war, die Sammlung im Nebenamt. Neben Lerche waren weiterhin die als Sekretärin angestellte Edith Jansen (1891–?)163 und die Bürogehilfin Gertrud Erika Carlsohn (1888–1935) tätig; ein Personalbestand, der weitaus unter dem der anderen Sammlungen lag. Fast durchgängig wurde die Sammlung von

155 Zuvor beim Rat der Stadt Leipzig tätig, trat Kannegießer am 20.09.1915 als Hilfsarbeiter seinen Dienst in der DB an, wo er sich bis zum 15.03.1916 den „Ordnungs-, Vergleichs- und Kartothekarbeiten“ der KS wid- mete. Kannegießer kündigte im März 1916. 156 Vgl. AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 1, Bl. 215 recto. – Grein hatte im Februar 1916 mit Walther Schultze in Berlin über die Sacherschließung konferiert. Ob Schultze seine ersten Überlegungen dem Leipziger Kollegen zur Ver- fügung stellte, bleibt unbestimmt; AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 1 verso. 157 16. Sitzung des GA vom 26.03.1915; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 1, Bl. 229 verso. – Speziell die Raumsituation sah Grein als den einzigen Punkt an, in dem die DB hinter Berlin bedeutend zurückstehen würde; AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 2 verso. 158 VWB 3(1915), S. 12/13. Paust (1921), S. 142, gibt 15.810 Objekte an. 159 ÖNB-Archiv/Bestandsgruppe Hofbibliothek (1575–1920)/Allgemeine Verwaltungs- und Korrespondenzakten 181/1915/Karton-Nr. 145. Bericht O. Doubliers vom 21.04.1915. 160 Denkschrift, S. 56/57 (Grundriss). – Nach der alten Raumzählung waren es die Räume Nr. 148, 149 (Amtsdrucke und KS) und 152 (Zimmer des „Vorstehers“ der KS); vgl. BA/Nr. 138. 161 VWB 4(1916), S. 20. Hier mit der Angabe, dass sich 1916 über 600 neue Förderer der KS angenommen hatten. Der Denkschrift, S. 35, zufolge betrug der Gesamtzugang (am 01.07.1916) 24.728 Objekte, die von 4.000 Spendern stammten. 162 AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 24 recto/verso und Bl. 56 verso; VWB 4(1916), S. 25. 163 Edith Jansen trat Ende Februar 1916 als Bibliothekssekretärin in den DB-Dienst, wo sie vom 01.10.1916 bis Ende März 1919 in der KS unter der Leitung von Thummerer und (seit Februar 1918) unter der Führung Minde- Pouets tätig war. Jansen, die den Großteil der umfangreichen KS-Arbeiten (bis Februar 1918 wohl in Zusam- menarbeit mit Carlsohn) allein erledigte, wurde hinsichtlich ihres Arbeitsstils von Minde-Pouet mehrfach gelobt. Ihre Kündigung nahm er 1919 zum Anlass, die Dienststelle aufzulösen und die Zugangsverzeichnisse abzu- brechen.

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einem wissenschaftlichen Beamten in der Regel nebenamtlich geleitet (Wahl, Grein, Lerche). In die Korrespondenz und in die vorläufige Inventarisierung des Bestandes wurden ferner die aus dem Buchhandel stammenden Hilfskräfte Wolfhagen und Seele oder anderes Personal wie Kannegießer, Jansen und Carlsohn einbezogen, so dass an ein kontinuierliches Aufarbeiten der Rückstände nicht zu denken war. Die insgesamt als desolat einzuschätzende Arbeitssituation des Hauses wurde vor allem durch die unverhältnismäßig hohe Zahl der ohne jede praktische bibliothekarische Vorbildung der DB zugewiesenen Arbeitskräfte164 sowie durch diverse Konflikte, die zwischen den angestellten Bibliothekaren und Buchhändlern bestanden, mitbestimmt. „Daß sich bei der nicht allzu großen Verwendbarkeit eines Teiles der Beamten nicht nur Arbeit und Ärger sondern auch die Verantwortlichkeit sehr steigert, ist ein weiterer Punkt, eine Anstellung bei der D. B. nicht gerade als das erstrebenswerteste Ziel zu betrachten.“165 Greins Kritik traf unverkennbar auch für die Kriegssammlung zu, wo Kontroversen zwischen ihm und Lerche einerseits und Wolfhagen und Seele andererseits den Alltag bestimmten. Die „Unlust“ der einen rief das „Missfallen“ der anderen hervor, und wechselseitig war man sich wohl eher ein Dorn im Auge. Vor allem fand die öffentliche Äußerung Wolfhagens, die gesamte „Kriegskartothek“ könne man „in den Ofen stecken“ beziehungsweise die Führung des „Kriegsbuches“ sei „als unter aller Kritik“ zu bezeichnen, Wahls Missbilligung.166 Die Dienststelle führte eigene Zugangs- verzeichnisse, in denen alle nicht auf dem üblichen Buchhändlerwege eingehen-den Medien inventarisiert wurden. Paust folgend traf man diese Festlegung, um den Eingang des nicht sofort zur weiteren bibliothekarischen Verarbeitung gelangen-den Materials zu registrieren und die nicht in den allgemeinen Bestand aufzunehmenden Druckerzeugnisse wie Plakate und Ähnliches separat aufzubewahren. Gesondert in Kapseln wie Einblattdrucke oder plan liegend (Kriegskarten, Plakate et cetera) in der „Kriegsabteilung“ verwahrt, füllten die Materialien mit der Zeit insgesamt 14 Bände. Die Anzahl der Bände legt den Schluss nahe, dass der Zugang nach Materialformen verzeichnet wurde: Bücher, Flugblätter, Kriegskarten, Kriegszeitungen, Postkarten, Kriegsmusikalien und „Diverses“ wie Notgeld, Lebensmittelmarken und Ähnliches. Der Verbleib der Zugangsverzeichnisse ist unbekannt. Trotz personeller Unterbesetzung führte die „Abteilung“ weiterhin diverse Karteien für Lieferungs-, Sammel- und Abb. 7: Erstes wissenschaftliches Kollegium der Serienwerke sowie für Kriegsperiodika, um Deutschen Bücherei 1916, stehend auf der Haupttreppe Reklamationen oder Ergänzungen durch vor dem Haupteingang, von links nach rechts: Johannes Tausch vorzunehmen. Thummerer, Wilhelm Frels, Gustav Wahl (Direktor), Karl

Schmidt, Otto Lerche, Franz Grein

164 Wahl in einem Schreiben vom April 1915 an den Direktor der Städtischen Bücherhallen Leipzig, Walter Hofmann; PA Popp, Bl. 16. 165 Grein in einem Privatschreiben an Wahl (o. D.), eingegangen am 16.12.1915; PA Grein (unfol.). 166 Die Kontroversen sind in Teilen den PA von Grein und Wolfhagen zu entnehmen; vgl. PA Grein (unfol.).

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Von den „Werbebeamten“ wurden ferner ab 1916 zwei nicht näher bezeichnete Sonderkataloge in Zettelform geführt.167 Da die Zugangsbücher, Kartotheken und andere Materialien nicht mehr nachzuweisen sind, lassen sich weitere Schlüsse nur begrenzt ziehen. Nähere Aufschlüsse sind auch aus den Angaben Pausts nicht zu gewinnen, da diese vielfach auf den in den Verwaltungsberichten veröffentlichten Informationen basieren. Auch in den folgenden Kriegsjahren sollte sich an der Personalsituation der Sammlung und des Hauses nichts ändern. Trotz des stetig anwachsenden Arbeitsumfanges musste man mit einem geringen Personalbestand auskommen, so dass der Fortgang der laufenden Arbeiten in einzelnen Bibliotheksbereichen stagnierte. Für die öffentliche Benutzung fast durchgehend geschlossen, voll- zog sich die Arbeit der Bibliothek nahezu ganz im Verborgenen.168

1.2.5 Förderer und „Gegner“ der Sammlung

1.2.5.1 Förderer

Folgt man den Verwaltungsberichten, unterstützten vorrangig die Buchhändlerverbände als erste die Sammlung tatkräftig. Namentlich vom „Verein Dresdner Buchhändler“, dem „Sächsisch- Thüringischen Buchhändlerverband“, dem „Verband Kreis Norden“ sowie von anderen Kreis- und Ortsvereinen gingen größere Lieferungen ein. Stiftungen sind nachweisbar. Internen Quellen zufolge übermittelten selbst Mitglieder des VWR und des GA Dokumente.169 Durch Anschreiben und Pressemitteilungen aktiviert, sandten insbesondere die Buchhändler Bekanntmachungen ein, die im August 1914 die Mobilmachung proklamierten und im Herbst die Mobilisierung des Wirtschafts- lebens in Deutschland verkündeten. Nach Lerche strömten in jenen Tagen und Wochen die Auf- rufe des Roten Kreuzes, Anschläge für den Landsturm, für die Feststellung von Höchstpreisen, über Pferdemusterungen, Einstellung von Freiwilligen und anderes mehr „wie ein rauschender See“ in die DB.170 Unermüdlich agierte auch Wahl, der vor allem seine privaten Beziehungen zu anderen Bibliotheken und Personen nutzte, um für die Sammlung zu werben. Stellvertretend für viele andere sei aus einem Brief vom März 1915 zitiert:

„Wir haben von allen Seiten und auch gerade von Bibliotheken und Archiven reiche Unterstützung gefunden – doch es ist ein weites Feld. Würden Sie vielleicht auch das dortige Plakatinstitut, das die offiziellen Bekanntmachungen der Militär- und Zivilbehörden druckt, mobilmachen können? Und stehen Sie schon in Fühlung mit den Elbinger Druckern? Der Herr Oberpräsident der Provinz hat uns leider eine Förderung unserer Kriegssammlung nicht zusagen können. So müssen wir andere Wege einschlagen […].“171

Mit ihrem „Acht-Punkte-Programm“, das das gesamte Sammelspektrum in den Aufrufen umriss, ging die DB weit über das in den Satzungen festgelegte Sammelgebiet hinaus, welches die amtliche Literatur („graue Literatur“) nicht ausschloss. Jedoch gerade diese war schwer auszumachen. Frühzeitig ahnte man wohl, dass gerade auf diesem Gebiet die Bezugsquellen der Bibliothek bis zu einem gewissen Grade versagen würden und es deshalb, wie es Lerche formulierte, einer beson- deren Agitation bedurfte, um insbesondere die Behörden für die Idee eines Gesamtarchivs des deutschen Schrifttums – die Deutsche Bücherei war eine nichtstaatliche Einrichtung eines Vereins – zu mobilisieren.

167 Paust (1921), S. 142. 168 Vgl. VWB 5(1917), S. 14 und S. 16/17; ähnlich VWB 6(1918), S. 5 und S. 11. 169 VWB 2(1914), S. 20; AA/Abt. V/Nr. 4 (Allgemeines; unfol. Konvolut); Notiz Wahls vom 30.11.1914. 170 Lerche (1914), S. 1. 171 Schreiben an den Direktor der Elbinger Stadtbibliothek Theodor Lockemann, der vom November 1913 bis September 1914 an der DB beschäftigt war; BA/Nr. 47, Bl. 82 recto.

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Der Erfolg war in der Anfangszeit wohl ein ausgezeichneter, wie Wahl einschätzte. „Behörden und Buchhandel, Feldzugteilnehmer und Daheimgebliebene wetteiferten in der Überweisung hervor- ragender Sammelstücke, so daß schon jetzt [1914/15, die Verfasser] gesagt werden darf, daß das Ziel der Kriegssammlung […] erreicht werden dürfte.“172 Summarisch benennt die 1916 veröffent- lichte Denkschrift weitere Förderer: Reichsamt des Innern, Reichsmarine-, Reichspost-, Reichskolo- nialamt, 29 Ministerien und oberste Landesbehörden, zahlreiche weltliche und geistliche Behörden wie den Evangelischen Oberkirchenrat von Berlin und , das Evangelisch-lutherische Lan- deskonsistorium in Dresden, Fürst-, Erz- und Bistümer, den altkatholischen Bischof des Deutschen Reiches und andere. Weiterhin spendeten die Universitäten, technischen Hochschulen Deutschlands und Österreich-Ungarns, zahlreiche Hoch- und Mittelschulen, 300 Gesellschaften, Vereine und Ein- zelsammler. Mit besonderem Dank wurde stets des Buchhandels gedacht, der Veröffentlichungen meist in zwei Stücken überwies und eine rege Sammel- und Werbetätigkeit entfaltete.173 Größere Sendungen kamen für den Berichtszeitraum auch von Bibliotheken, von denen die Landesbibliothek in Stuttgart, die Stadtbibliothek Köln und die Bibliothek des Auswärtigen Amts in Berlin genannt werden.174 Speziell die Kölner Bibliothek traf Maßnahmen, Plakate, Flugblätter, Extrablätter und Ähnliches in mehreren Exemplaren zu beschaffen, um die Berliner Bibliothek und möglichst auch die DB berücksichtigen zu können.175 Nähere Beweggründe für eine Zusammen- arbeit sind nicht mehr zu eruieren; weitgehend unbekannt bleiben Tauschbeziehungen sowie die Dauer der Kooperationen. Gleichfalls nicht zu beantworten ist die Frage, unter welchen Gesichts- punkten es zu einer Zusammenarbeit mit der Bibliothek des Auswärtigen Amts kam, da Berlin die Kriegsliteratur unter der Leitung von Johann Saß (1867–1951) ausschließlich für dienstliche Zwecke sammelte.176

Da die DB neben den von Reichs- und Landesbehörden veröffentlichen Drucksachen stärkstes Interesse an den Veröffentlichungen des Heeres zeigte, habe sie Mittel und Wege gefunden, die zum Ziele führten. „Zwar ist es manchmal schwierig und oft unangebracht, unseren Truppen in Todesnot und in den Stunden größter Gefahr mit unserer Bitte zu kommen“, so Lerche pathetisch, aber auch da habe geschicktes Taktieren der vorhandenen Kräfte bedeutende Teilerfolge erbracht, die die Bibliothek nach bewährtem Muster weitest ausnutzte und ausbaute.177 Obwohl Lerche in seinem Beitrag über die Kriegssammlung hervorhob, viele Buchhändler im Felde hätten sich an dieser Aktion beteiligt, und „manch braver Krieger ein Stück beigetragen“,178 sollten sich die Erwartungen als zu hoch gegriffen erweisen. Auch Wahl umschrieb diesen Umstand, der offiziell nur ausführte, zahlreiche Militär- und Zivilbehörden hätten eine Zusage ausgesprochen, Erlasse ange- ordnet, den Aufruf in Amtsblättern verbreitet und den nach geordneten Dienststellen zugehen lassen, deren Kriegsmaterial – wie es an anderer Stelle lautet – der DB nach Friedensschluss zugeführt werden sollte.179 – Vermutlich im Mai 1915 legte Wahl eine neue Mappe an, die er wohl einer spontanen Eingebung folgend, mit „Gegner der Kriegssammlung“ betitelte, ohne weitere durchaus relevante Schriftstücke in dieser zu vereinen.

172 Lerche (1914), S. 1; VWB 2(1914), S. 20. 173 Denkschrift, S. 35/36; VWB 4(1916), S. 20. 174 Ebd. 175 ZfB 32(1915), S. 52. 176 Buddecke, S. 7. – So teilte Wahl in einem Schreiben an Siegismund unter dem 07.04.1915 mit, dass die Bibliothek des AA die von der Zentralstelle für Auslandsdienst herausgegebene Literatur zur Aufklärung des Auslandes auf Ersuchen der DB in „außerordentlich entgegenkommender Weise“ überwiesen habe; AA/Abt. V/Nr. 4 (Allgemeines; unfol. Konvolut). 177 Lerche (1914), S. 2. 178 Lerche (1915 = KS II.), S. 1. 179 VWB 3(1915), S. 12/13.

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1.2.5.2 „Gegner“

Es ist rückschauend und an dieser Stelle unmöglich, die während des Krieges modifizierten Bestimmungen der Zensur von Literatur durch den Großen Generalstab zu benennen, die bereits Anfang des Jahres 1915 gewisse Rahmenbedingungen für die DB festsetzten, die in der offiziellen Berichterstattung unerwähnt blieben. Da Wahl gerade der Sächsischen Staatsregierung für deren Fürsorge sowie den Bemühungen Siegismunds dankte,180 ist zum näheren Verständnis eine Pro- tokollnotiz des GA vom 23. Februar 1915 heranzuziehen. Siegismund hatte damals gegenüber den Mitgliedern des Ausschusses ausgeführt, dass die Sammlung eine sehr große Arbeitsvermehrung mit sich gebracht habe und einen „glänzenden Erfolg“ verzeichne, der der Beihilfe zu danken ist, die die DB von vielen Seiten gefunden habe. „Gegenüber der Ablehnung, die wir vom [G]roßen Generalstab erfuhren, hat das Kgl. Sächsische Ministerium diese Schwierigkeit dadurch überwinden helfen, daß es das Sächs[ische] Kriegsministerium gebeten hat für die Deutsche Bücherei zu sammeln, und ihr das wertvolle Material des Generalstabs nach Friedensschluß zu überliefern.“ Ähnlich Wahl, der mit Bezug auf eine Mitteilung des Innenministeriums in Dresden ein Jahr später im Januar 1916 dem GA mitteilte, dass der Bibliothek neben den amtlichen Schriften auch die wäh- rend des Krieges beschlagnahmte Literatur für die Sammlung nach Friedensschluss zur Verfügung gestellt werden würde.181 Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Repräsentanten ihre Zuversicht auf weitere Förde- rung durch die sächsischen Ministerien bis Kriegsende bewahrten. Ebenso offenkundig ist der Um- stand, dass Siegismund in den Kriegsjahren diese entscheidenden Gespräche mit den militärischen Dienststellen führte, um die nicht zu unterschätzenden Bedenken, die von dieser Seite gegen die Sammlung erhoben wurden, zu zerstreuen.182 Als Verleger des „Deutschen Soldatenhorts“ war er, wie Mohrmann einschätzte, in „militärischen Dingen“ gut unterrichtet.183

Die Verfügungen des Kriegsministeriums, des Stellvertretenden Generalstabs und des Kriegs- presseamts stellten für die DB ein „heikles Thema“ dar, das offiziell nicht kommuniziert wurde. Entsprechend sparsam fiel auch der Dank an militärische Dienststellen aus: „Etappenkommandan- turen im Westen“ und „Kreischefs im Osten“, Dienststellen, die vermutlich noch 1915 „in regelmä- ßigen Abständen größere wertvolle Sendungen gelegentlicher Drucksachen und amtlicher Bekannt- machungen“ überwiesen.184 Weiterhin kamen die Zentralverwaltungen in den besetzten Gebieten der DB entgegen: Brüssel, Warschau, , Belgrad und die Pressestelle in Lodz, die im Verwal- tungsbericht von 1916 benannt werden, nicht jedoch Lille;185 Sammelstellen, die 1914/15 began- nen, für deutsche Bibliotheken Kriegsveröffentlichungen zu sammeln. Gut dokumentiert für Bel- gien, nahm im Frühjahr 1917 die Sammelstelle in Brüssel ihre Arbeit auf, die vorrangig die Kriegssammlungen in Berlin und München mit Zeitdokumenten bedachte. Allein 1917 wurden in einem Vierteljahr 33.000 Stück nach Deutschland versandt. Richard Oehler (1878–1948), der im Auftrag des Reichskommissars in Belgien den Wiederaufbau der zerstörten Universitätsbibliothek Löwen leitete, umriss die Arbeitsweise der Dienstelle, die sich vorrangig zuständig für die Samm- lung, Sichtung und Verteilung der in Belgien veröffentlichten und beschlagnahmten Kriegsmateria- lien sah. Je nach den Gesichtspunkten, die die Bibliotheken in ihren Aufrufen proklamierten, kamen

180 Ebd., S. 11/12; die Denkschrift erwähnt 23 Armeeober-, General- und Marinekommandos und rund 40 Be- hörden in Feindesland, S. 35. 181 AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 1, Bl. 215 recto; 22. Sitzung des GA vom 14.01.1916; ebd., Bl. 288. 182 Denkschrift, S. 35. 183 PA Mohrmann, Bl. 15 verso. – Wobei verwandtschaftliche Beziehungen, die zu seinem Schwager General Otto von Below (1857–1944), einem der Befehlshaber an der Ostfront, bestanden, seine Vermittlerrolle begüns- tigten; Poethe (2010), S. 177. 184 VWB 4(1916), S. 20; Paust (1921), S. 142. 185 Ebd. – Grein zufolge bewiesen die Dienststellen in Brüssel und Lodz der Berliner Bibliothek und der DB gegenüber „großes Entgegenkommen“, während aus Lille und Warschau 1916 „so gut wie nichts zu haben“ war; AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 2 recto. „Wertvolle Förderung“ erfuhr die KS weiterhin durch die Presseabteilung in Lodz; BA/Nr. 144, Bl. 4 ff.

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ihnen die Materialien zu, während Privatsammler unberücksichtigt blieben. Neben diesen Dokumen- ten wurden deutschsprachige Zeitschriften und Zeitungen, die in Belgien erschienen sowie belgi- sche Presseorgane aus dem Archiv der Pressezentrale Brüssel nach Deutschland überwiesen.186

Von der Vermittlung der stellvertretenden Generalkommandos der Armeekorps abhängig, die die Militärzensur ausübten und die Spitze der deutschen Militärverwaltung verkörperten, hatte man in Leipzig und anderenorts frühzeitig zu registrieren, dass diese Stellen von sich aus „keine besondere Tätigkeit“ an den Tag legen würden, selbst aktiv zu werden. Folglich waren die Bibliotheken auf eine persönliche Werbetätigkeit angewiesen,187 die von Institution zu Institution im Ergebnis ver- schieden ausfiel. Da die DB mit ihrer Sammlung nicht allein dastand und mit anderen Bibliotheken, Archiven, Museen und Regierungsstellen konkurrierte, sah sie sich diesen Sammelstätten gegen- über „in mehrfacher Hinsicht im Rückstande“. Lerche, der diese Einschätzung schon Mitte 1915 traf, führte weiterhin aus, dass die Sammlung deshalb auf manchen Gebieten vielleicht ein „Bruch- stück bleiben“ würde, wofür er nicht allein Personalstand oder finanzielle Mittel verantwortlich machte, sondern zu allererst den fehlenden Kontakt zu den militärischen Dienststellen. Diploma- tisch formulierte er: „Der Deutschen Bücherei stehen ferner amtliche Organe in unbeschränktem Maße für ihre Propaganda nicht direkt zur Verfügung. Es ist auch nicht gut möglich, daß die Militärbehörden ohne weiteres […] ihre Verordnungsblätter und Bekanntmachungen“ der Bibliothek „zugänglich machen, Verordnungsblätter, die manchmal ein Zivilist nur unter Vorbehalt in Archiven zu sehen bekommt.“ Vielleicht könnten, wie Lerche hoffte, die vorhandenen Lücken später einmal durch Dublettentausch ausgeglichen werden, die speziell auf dem Sektor der öffentlich zugäng- lichen amtlich-militärischen Drucksachen seinerzeit bestanden.188 Die Anmerkungen Lerches und die Verlautbarungen in den Verwaltungsberichten lassen streng genommen keine Zäsur in Bezug auf die Kooperation mit Militär- und Zivilstellen erkennen; eine Zusammenarbeit, die Dank der sächsischen Staatsregierung stets gefördert worden sei, wie man betonte. Inoffiziell verweisen aber interne Quellen auf ein kaschiertes Problem, das sich bereits zu Beginn des Jahres 1915 abzuzeichnen begann. So teilte Wahl in einem Schreiben an Siegismund mit, dass auf zwei Anschreiben an das Generalgouvernement in Belgien um Förderung der Kriegssammlung keine Antwort erfolgte. Erst nach einer dritten Eingabe, diesmal an die Zivil- verwaltung gerichtet, habe der Verwaltungschef unter dem 16. März 1915 den abschlägigen Bescheid erteilt:

„Eine Sammlung von Kriegsliteratur in der von Ihnen vorgeschlagenen Art und Weise erfolgt diesseits bereits für die Königliche Bibliothek in Berlin, daß das von Ihrem Verein erstrebte Ziel, der zukünftigen Geschichtsforschung einen Dienst zu leisten, hierdurch sichergestellt ist. Da die in Frage kommenden Schriftstücke für den bereits abgelaufenen Zeitraum des Krieges nicht mehr beschafft werden können und die Zusendung der noch erscheinenden Bekanntmachungen u. s. f. mit unverhältnismäßiger Mühewaltung verknüpft ist, muß ich zu meinem Bedauern davon absehen, Ihrem Antrage stattzugeben.“

Diese Ablehnung sei bedauerlich, so Wahl, da der Bibliothek infolgedessen das „Gesetz- und Verordnungsblatt für die okkupierten Gebiete Belgiens“ fehle. Ob und inwieweit die Empfehlungen des Vertreters des sächsischen Finanzministeriums, Schroeder, sich bei den Berliner Stellen zu erkundigen oder persönliche Vermittler in Brüssel einzuschalten beziehungsweise durch nochmalige Anschreiben „auf das Wesen“ des Hauses zu verweisen, von Erfolg war, bleibt aufgrund der Quellenlage unbestimmt.189 Jahre später, 1921, resümierte Paust in einem Aufsatz die Erfolge der

186 Oehler, S. 140/141. Unter den aufgeführten Bibliotheken ist die DB nicht vertreten. 187 So Grein Anfang 1916; vgl. AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 1 verso/2 recto. 188 Lerche (1915 = KS IV.), S. 1. 189 AA/Abt. V/Nr. 4 (Allgemeines; unfol. Konvolut). – Die Eingaben des BV an die Brüsseler Dienststellen vom 13.10.1914, 07.01.1915 sowie vom 11.01.1915 liegen nicht an. Die Antwort vom 16.03.1915 aus Brüssel ist lediglich als Abschrift bekannt, die Wahl in seinem Schreiben vom 07.04.1915 an Siegismund zitierte, der das Schreiben Wahls Schroeder zur Kenntnisnahme sandte.

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DB. Paust griff unter anderem auch den oben genannten Dublettentausch auf, von dem man sich erhoffte, er würde einmal die bestehenden Bestandslücken ausfüllen; Bestandslücken, die auch nach Kriegsende noch zu verzeichnen waren und trotz eines verstärkt betriebenen Tauschverkehrs nur zum Teil ausgefüllt werden konnten. Hierfür machte Paust unter anderem einen kriegsministe- riellen Erlass vom 20. Juli 1916 verantwortlich, der sich für die DB und alle anderen Sammlungen „verhängnisvoll“ ausgewirkt habe. Dieser Erlass, der „jeden weiteren unmittelbaren Verkehr“ mit der Front und den militärischen Stellen der Etappe untersagte, habe die besonders zahlreichen Verbindungen der Bibliothek zu den Druckereien und Buchhändlern im Felde unterbunden.190 Der in den Verwaltungsberichten nicht benannte Erlass, auf den in einem späteren Kapitel einzugehen ist, soll an dieser Stelle überleiten auf eine Kontroverse, die sich zwischen Wahl und Siegismund anbahnte. Ausgangspunkt für den Disput waren Anschreiben, die Wahl an im Felde stehende Perso- nen richtete, um diese zur Mitarbeit an der Kriegssammlung aufzufordern. Obwohl ihm zu diesem Zeitpunkt (1916) bekannt war, dass das Kriegsministerium in Dresden diese Kontakte untersagte, erachtete Wahl es als opportun, solche Schreiben (siehe Kapitel 1.2.2.3) weiterhin zu versenden. Dieser zeitgeschichtliche Neuansatz in den Anschreiben besaß eine eigene Vorgeschichte, die offenbar auf die von Wahl angelegte Handakte „Gegner der Kriegssammlung“ zurückgeht.

1.2.5.3 Kontroversen

Wahl, der seinerzeit nur den Schriftverkehr mit dem sächsischen Ulanen Alfred Striegel der Akte beilegte, schrieb Striegel am 28. Mai 1915, er habe aus dessen (nicht mehr nachweisbarem) Schreiben vom 21. des Monats erfahren, dass dieser nach einem „Korps-Tagesbefehl“ nicht mehr für die DB-Kriegssammlung tätig sein dürfe. Um möglichst genau Kenntnis von diesem Befehl zu erhalten, bat Wahl Striegel um nähere Auskunft, da er „im Hinblick auf die weitgehende amtliche Unterstützung der Kriegssammlung […] durch die sächsischen Behörden und Truppenteile vorder- hand nur an ein Mißverständnis glauben“ könne. Striegel teilte daraufhin Wahl den Tagesbefehl vom 14. Mai 1915 und die ihm zugrunde liegende Quelle im Wortlaut mit:

„Durch Schr[eiben] d[es] G[eneral] Q[uartier] M[eisters] v[om] 25. IV. 15 No. 2377 Ia ist die private Sammeltätigkeit für die Deutsche Bücherei in Leipzig unter der Bedingung gestattet worden, daß 1.) die gesammelten Stücke bis zum Friedensschluß bei einer militair[ischen] Stelle aufbewahrt werden und 2.) die Entscheidung, was dann mit ihnen geschieht, der Militairbehörde vorbehalten bleibt. – Das Kriegsministerium hat sich zur Annahme der privatim gesammelten Stücke bereit erklärt und wird sie nach Eingang zur vorlaeufigen Aufbewahrung dem Kriegsarchiv überweisen. Die Sammlung amtli[cher] Bekanntmach[un]g[e]n, wie Aufrufe, Maueranschläge, Predigten u[nd] Ansprachen, Kriegszeitungen und andere auf den Krieg bezügliche Drucksachen zum Zwecke der Überweisung an die Deutsche Bücherei des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig ist untersagt.“

Der in der Sammelstelle des XIX. Armeekorps tätige Striegel beendete das Schreiben mit dem Hinweis, er glaube, dass damit das Interesse jedes Einzelnen an einer Sammeltätigkeit für die Bibliothek angesichts der genannten Auflagen bedeutend sinken werde.191

Wie es scheint, gab Wahl den Kontakt zu den im Felde stehenden Buchhändlern und anderen Personen nicht auf, wobei er sich des Rundschreibens bediente, das 1914/16 in größerer Anzahl Verwendung fand (vergleiche Kapitel 1.2.2.3 Anschreiben Verlagsbuchhändler). Dieses von Mohr- mann verfasste Schreiben sollte im Auftrag Wahls von diesem dahingehend geändert werden, die im Felde stehenden sächsischen Buchhändler aufzufordern, Dokumente für die Kriegssammlung direkt an das Kriegsministerium in Dresden zu senden, das sich zur Annahme und Übergabe der

190 Paust (1921), S. 143. 191 Die Schreiben wurden später der Akte AA/Abt. V/Nr. 4 (unfol.) beigefügt; die Schreibweise folgt der Vorlage.

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Dokumente – nach Friedensschluss! – bereit erklärt habe. Mohr-mann widersetzte sich diesem Ansinnen, wollte zuerst Rücksprache mit Siegismund führen. Ein Einwand, der durchaus seine Berechtigung hatte, da jeglicher modifizierte Schriftverkehr die- sem vorzulegen war, da Siegismund in militärischen Angelegenheiten nicht allein nach Mohrmanns Ansicht der kompetentere Ansprechpartner war. Siegismund bestätigte Tage später Mohrmanns Sicht und erklärte, einen solchen Brief nicht unterzeichnen zu können, weil ministerielle Bedenken vorlägen. Mohrmann leitete die Vorlage an Wahl, von dem er einen „scharfen Vorbehalt“ erhielt,192 während Wahl seinerseits sich an Siegismund wandte, um das Verhältnis Mohrmanns zur Direktion festzustellen.193 In der Folge legte Siegismund dann in einem Schreiben, das er dem GA zuleitete, nochmals die bis dato getroffenen „Maßnahmen zur Erweiterung des Interesses der im Felde stehenden Buchhändler“ für die Kriegssammlung dar, für die es ständig Besprechungen zwischen Wahl, Mohrmann und ihm gegeben habe. (Ausführungen, die quasi als Ergänzung zu oben genanntem Kapitel zu lesen sind.) Wie Siegismund ausführte, habe Mohrmann in seinem Auftrag das Adressenmaterial bearbeitet. Weiterhin sei der Wortlaut der Schreiben von ihnen besprochen und von ihm als Vor- steher des Börsenvereins unterzeichnet worden. Ferner verwies Siegismund auf spätere Besprechungen im Preußi- schen und Sächsischen Kriegs- und Innenministerium (Anlagen 2, 3, 4),194 wobei unklar bleibt, ob Wahl von diesen Gesprächsinhalten überhaupt Kenntnis besaß. So habe das Dresdner Innenministerium in einem Schreiben vom 31. Januar 1916 an den Vorstand des Börsenvereins verfügt, dass das seither benutzte Rundschreiben gegen Bedingun- gen verstoße, „unter denen sich das Sächsische Kriegsminis- terium mit den privaten Sammlungen einverstanden erklärt“ habe und bemerkt, „daß bei der Nichtbeachtung der Bestim- mungen ein Verbot jeder Sammeltätigkeit zu befürchten“ sei (Anlage 5). Über dieses Schreiben habe am 7. Februar eine Besprechung zwischen ihnen stattgefunden, in der Mohr- mann beauftragt wurde, den Entwurf eines neuen Schrei- bens aufzusetzen, in dem die vom Innenministerium gerüg- Abb. 8: Karl Siegismund ten Mängel vermieden würden.195 Gelegentlich seiner Anwe- senheit in Leipzig sei er dann von Mohrmann gefragt worden, ob es zulässig sei, die Empfänger der Schreiben aufzufordern, „die gesammelten Gegenstände direkt an das Ministerium“ in Dresden zu senden. Er habe dies verneint, weil es militärisch unzulässig sei. Nunmehr wäre ihm erneut ein Schreiben zur Unterschrift vorgelegt worden (Anlage 6),196 in dem diese Passage vorkomme. Auch dieses Schreiben könne nicht verschickt werden, da man nicht Soldaten auffordern könne, auf dem Dienstweg Gegenstände an das Sächsische Kriegsministerium zu senden, gerade weil „die Sammlung von nicht preußischen Heeresangehörigen verboten ist und bei der gegenwärtigen Durcheinanderwürfelung der einzelnen Truppenteile niemals mit Sicherheit festgestellt werden kann, ob der Truppenteil des Adressaten dieses Briefes dem Sächsischen Kontingent angehört und unter Sächsischem Befehle steht.“197

192 Schreiben Mohrmanns an Siegismund vom 28.04.1916; Abschrift vom 09.05.1916; PA Mohrmann, hier Bl. 15 recto/verso. 193 Ebd., Bl. 13; Schreiben Wahls an Siegismund vom 05.04.1916. 194 Ebd., Bl. 17; Schreiben Siegismunds vom 10.05.1916. 195 Dass es verboten war, für die DB zu sammeln, war Wahl zu diesem Zeitpunkt durchaus bekannt, wie einer Notiz vom 16.03.1916 zu entnehmen ist. Der Vermerk bezog sich auf ein nicht mehr vorhandenes Schreiben eines gewissen Oskar Schmidt (III. bayerische A. K.) vom 05.03.1916, dem Wahl den Zusatz beifügte: „S. [Siegismund, die Verfasser] tut es doch ab u[nd] zu“ auch; vgl. Briefumschlag in PA Mohrmann. 196 PA Mohrmann, Bl. 17/18; Schreiben Siegismunds vom 10.05.1916. 197 Ebd., Bl. 19; die Anl. 1 bis 6 fehlen; der Verbleib ist unbekannt.

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Allem Anschein nach führten die Ausführungen zur Entlastung Mohrmanns, was allerdings nicht erklärt, weshalb der Sachverhalt später der Personalakte beigefügt wurde. Wahls Kritik war damit gegenstandslos geworden. Nicht zu beantworten ist hingegen die Frage, ob es Siegismund bewusst unterließ, Wahl detailliert zu informieren. Und zum Hintergrund gehört wohl auch, dass er sich unabhängig von seiner Funktion oder einem direkten Mandat des GA persönlich für die DB zuständig sah.198 Entsprechend sah er seine Vermittlerrolle, die ihn von einer Inanspruchnahme des Direktors (nicht allein in diesem Fall) im übergeordneten Interesse Abstand nehmen ließ. Eine Detaildiskussion um den gesamten Komplex hätte möglicherweise zu einer nachhaltigen Diskussion in der Öffentlichkeit geführt und einen Vertrauensverlust bei den ministeriellen Stellen zur Folge gehabt.

Gustav Wahl, der als 35-jähriger Mann im Januar 1913 vom Geschäftsführenden Ausschuss zum Direktor der neu begründeten Anstalt gewählt worden war, schied am 23. Oktober 1916 aus sei- nem Amt.199 Sein Rücktritt erfolgte für die Öffentlichkeit überraschend. Zurückhaltend vom Börsen- verein kommentiert, reagierte auch die Fachpresse verhalten. „Der Rücktritt des Direktors […] ist geeignet Aufsehen zu erregen. Wir enthalten uns vorläufig jeglichen Kommentars zu dem Vorgang […].“200 Jeglicher Kommentar sollte auch in der Mitteilung des Verwaltungsberichts entfallen. Die später publizierte Fassung: „Der Verwaltungskörper […] erkennt dankbar seine aufopfernde und erfolgreiche Tätigkeit bei Einrichtung der Deutschen Bücherei und bei ihrem Umzug in das neue Haus an“,201 geht auf einen Antrag des Stadtverordneten und späteren Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Karl Rothe (1865–1953) zurück, auf die man sich erst nach längerer Diskussion einigen konnte.202 Gründe und Anlass für die Amtsniederlegung sind bislang nicht erschöpfend dar- gelegt worden; welcher sprichwörtliche Tropfen den Krug zum Überlaufen brachte, bleibt weit- gehend unbekannt.203 Außer Frage steht jedoch, dass die von Wahl initiierte Weltkriegssammlung maßgeblich mit dazu beitrug, die Deutsche Bücherei in Deutschland und über die Grenzen des Reiches hinaus zu popularisieren.

198 Vgl. Poethe (2010), S. 177. 199 VWB 4(1916), S. 25 und Deutsche Bücherei (1962), S. 272. 200 So teilte das BBl. 83(1916) vom 07.10.1916, S. 1279, lediglich mit: „Der Direktor der Deutschen Bücherei, Herr Dr. Gustav Wahl, hat sein Entlassungsgesuch eingereicht und gedenkt schon in nächster Zeit aus seinem Amte zu scheiden“; ZfB 33(1916), S. 384. 201 VWB 4(1916), S. 25. 202 In der inoffiziellen Lesart des Protokolls wurde hervorgehoben, dass die Gründe für das Ausscheiden nicht auf Differenzen mit dem GA zurückzuführen seien. Vielmehr habe er eine Stellung im preußischen Staatsdienst oder im Reichsdienst angestrebt und bestätigt, dass sein Ausscheiden „im besten Einvernehmen“ mit dem GA erfolgen würde; vgl. 5. Sitzung des VWR vom 04.05.1917; AA/Abt. III/Nr. 2I, Bl. 175 verso und Bl. 176 recto/verso. 203 Blum, S. 248; vgl. auch Voigt, S. 775 ff.

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2 Fast vergeht kein Tag, an dem nicht eine Kriegssammlung zum Verkauf steht

Nach Wahls Kündigung setzte man große Hoffnung auf die weitere gedeihliche Entwicklung der Einrichtung und einen geeigneten Nachfolgekandidaten. Die Stelle wurde nicht ausgeschrieben, da man „lieber von sich aus eine tüchtige Persönlichkeit“ finden wollte.204 Doch wer sollte nach dem Eklat, der in der bibliothekarischen Öffentlichkeit für Aufsehen sorgte, sich auf die Stelle bewerben? Auf eine Stelle, die einerseits „sehr entwicklungsfähig“ war, andererseits Konfliktmöglichkeiten beinhaltete; Konfliktpotenziale, wie sie der bisherige Vorsitzende205 verkörperte, der in der Vergangenheit eine nicht unproblematische Rolle gespielt hatte und dessen Einfluss weiterhin erhalten blieb. Zudem eine private Körperschaft wie der Börsenverein, der keine geeignete Trägerschaft für ein Unternehmen wie die DB darstellte und dessen Direktor deshalb Umsicht, Energie, Regierungstalent und Selbstständigkeit mitbringen musste, um sich nach oben und unten durchsetzen zu können.206 Unklare Kompetenzfragen, Rivalitäten und Animositäten waren aber nicht die einzigen Probleme.207 Hinzu kamen die Finanzumstände des Börsenvereins208 und die Tatsache, dass die „literarische Arche Noah“ (Seemann), 209 die DB, überhaupt noch nicht in Fahrt gekommen war. So stand ihre Leistungsfähigkeit weit hinter dem hochgesteckten Ziel zurück, ihre Unverzichtbarkeit für nationale Aufgaben unter den deutschen Bibliotheken unter Beweis zu stellen. Ohne ins Detail zu gehen, waren es vor allem die Bemühungen um die Erlangung einer Reichsbeihilfe, die zu einem der bestimmenden Themen wurden, die die Gremien ab 1917 über Jahre hinweg beschäftigen sollten. Georg Minde-Pouet trat im Mai 1917 sein neues Amt an, nachdem andere aussichtsreiche Kandidaten abgelehnt hatten.210

2.1 Dritte Kriegsausstellung Mai 1917

In Erwartung ruhigerer (Friedens-)Zeiten, um die Erfahrungen, Aufgaben und Ziele der Bibliothek in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, initiierte sie unter anderem eine weitere Kriegsausstel- lung, die im Mai 1917 in den neuen Ausstellungsräumen gezeigt wurde. Neben illustrierten Feldzei- tungen, moderner Kriegsgrafik, Gedenkblättern und Kriegsanleiheplakaten wurden unter ande- rem auch „feindliche Hetzbilder“ präsentiert, die einen Einblick in die „verleumderische […] Kriegs- graphik der feindlichen Staaten“ gewährten und das besondere Interesse der Besucher fanden.211 Als Kuratoren der „Kriegsbilder-Ausstellung“ zeichneten Otto Lerche und Johannes Thummerer (1888–1921)212 verantwortlich.

204 Voigt, S. 782. – Eine Kommission, repräsentiert von bibliothekarischen Vertretern im VWR, sollte über einen geeigneten Nachfolger beraten und namhafte Personen ins Spiel bringen. Obwohl ein starkes Interesse in Leipzig bestand, die Stelle neu zu besetzen, nahm man sich Zeit mit der Auswahl eines Kandidaten. Offen- sichtlich spielte hierbei auch Lerche eine gewisse Rolle, dessen Leistungen namentlich von Seemann anerkannt wurden; vgl. PA Lerche, Bl. 76. 205 Siegismund wurde als Erster Vorsteher des Börsenvereins von Seemann am 16.05.1916 abgelöst. 206 Voigt, S. 783; Boysen an Martin Bollert. 207 Ebd., S. 785; Paalzow in einem Schreiben an Bollert vom 14.11.1916. 208 Ebd.; Boysen in einem Schreiben an Bollert vom 07.11.1916. 209 PA Lerche, Bl. 76. 210 Voigt, S. 785 und S. 787/788. 211 VWB 5(1917), S. 3 und S. 20. 212 Dr. phil. Thummerer studierte 1907–1912 an der Universität Prag Germanistik, Philosophie und Kunstge- schichte; 1921 Promotion. Schriftstellerisch tätig, veröffentlichte er Arbeiten über Heinrich Heine, Gerhart Hauptmann und R. M. Rilke sowie Romane und Gedichte. Ab April 1913 Volontär an der Freien öffentlichen Bibliothek in Dresden-Plauen und in den Leipziger Städtischen Bücherhallen, trat er am 01.06.1915 als wissen- schaftlicher Hilfsarbeiter in die DB ein, wo er am 01.10.1917 zum Bibliothekar befördert wurde. Thummerer, der in verschiedenen Abteilungen arbeitete, wurde 1915/16 und 1916/17 wiederholt zum österreichischen Heeresdienst einberufen. Seit dem 20.02.1917 leitete er die KS, um die er sich besondere Verdienste erwarb. Ihm gelang es, den bisherigen Stillstand der Sammlung (gemeint ist das „Interim Lerche“) zu überwinden.

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Die in den Jahren 1914 und 1915 in Deutschland von Museen und anderen Einrichtungen gezeigten Kriegs- und Kunstausstellungen bekamen ab 1916 Konkurrenz durch staatlich organisierte Wanderausstellungen, die auf Initiative des Preußischen Kriegsministeriums und des Zentralkomitees der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz zustande kamen. Ziel der „Deutschen Kriegsausstellungen“ war es, „die greifbaren Erfolge“ deutscher Truppen der Bevölkerung vor Augen zu führen. Die anfänglich gehegte Absicht, die Ausstel- lungen auf Kriegsbeute allein zu beschrän- ken, wurde im Verlauf der Vorbereitungen abgeändert und die Expositionen durch „bemerkenswerte“, auf den Krieg bezo- gene Drucksachen, Bilder u. a. Materialien ergänzt. (Die Ausstellungskataloge glieder- ten sich jeweils in einen allgemeinen Teil, der sich auf sämtliche Ausstellungen bezog und in einen Sonderteil, der quasi als Führer durch die Ausstellungen in den einzelnen Städten galt.213) Die hohen Be- sucherzahlen sprechen vom Erfolg dieser Ausstellungen, die 1916/17 in zahlreichen deutschen Städten und in Österreich- Ungarn zu sehen waren. Berlin (Januar– April 1916): 500.000 Besucher, Frankfurt Abb. 9: Werbeplakat von Erich Gruner zur am Main (15. August–29. Oktober 1916): Kriegsausstellung in Leipzig 1916/17 150.000, Wien (1916/17): 950.000 Besucher.214 Professionell von den Ausstellungsmachern be- worben, beteiligten sich an den Ausstellungen Bibliotheken in Berlin, Dresden und Frankfurt am Main, denen angesichts der Krisensituation in Deutschland und des zermürbenden Stellungskrieges ab 1916 eine Vorreiterrolle auf dem Feld der staatlich gelenkten Propaganda zukam, um der sich abzeichnenden „Kriegsmüdigkeit“ in der Gesellschaft zu begegnen.215 Vom September 1916 bis zum Februar 1917 war die Wanderausstellung in Leipzig zu sehen, an der sich die DB, soweit erkennbar, nicht beteiligte.216 Folgt man den Ausführungen Schramms, wurde die dritte Kriegsaus- stellung der Bibliothek direkt oder indirekt von den Konzeptionen des Deutschen Buchgewerbe- und Schriftmuseums inspiriert, das sich 1916 an den Ausstellungen in Schwerin, Rostock, Bremen, Oldenburg, Dresden und anderen Städten beteiligte, indem es Materialien zur Verfügung stellte: Kriegsbuchschmuckausführungen, Feldzeitungen, Notgeld und Kriegsgrafik. Exponate, die Dank

Thummerer veröffentlichte mehrere Beiträge über die Kriegssammlung im „Börsenblatt“ und setzte sich publizistisch für die „Schaffung eines Nationalarchivs der deutschen Kriegsliteratur“ an der DB ein. Bedingt durch seine Krankheit, die sich 1918 verschlimmerte, setzte Minde-Pouet stellvertretend Jansen in die KS ein, während sich Thummerer „ruhigeren Arbeiten“ (so Minde-Pouet) im Systematischen Katalog widmen sollte. Ab August 1921 arbeitsunfähig, starb er am 30.10.1921 in Leipzig. 213 Deutsche Kriegsausstellung Leipzig 1916, S. 6/7. 214 Beil (2004), S. 161 (FN 396); Brandt, S. 249 und S. 257 (FN 28); Ein Krieg, S. 71; Lange (allgemein). 215 Beil (2004), S. 171 ff. 216 Nur Beil (2004), S. 161 (FN 396), erwähnt die Leipziger Ausstellung, für die unmittelbare Quellen im Haus- archiv nicht vorliegen.

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und Anerkennung fanden.217 Schramm, der 1916 dem Ausstellungsausschuss der Leipziger Kriegs- ausstellung angehörte, dem als Ehrenvorsitzender unter anderen der OBM Dittrich vorstand, zeigte seinerzeit in wöchentlich wechselnden Folgen Maueranschläge, Kriegszeitungen und Ähnliches, wobei vornehmlich Autogramme deutscher Heerführer eine besondere Beachtung fanden.218 Lerche und Thummerer blieben die Ambitionen Albert Schramms nicht unbekannt. Speziell Thum- merers Wunsch nach einer gesicherten Berufslaufbahn wird ihn im Frühjahr 1917 (nachdem er wieder vom Heeresdienst für die Bibliothek freigestellt worden war), animiert haben, der Ausstel- lung ein eigenes Profil zu geben. Literarisch vielseitig tätig und künstlerisch interessiert, wählte er nicht zufällig gerade die Kriegsgrafik als eigenständiges Thema aus, um ein eng umgrenztes Sam- melgebiet der DB in künstlerisch wertvoll gestalteten oder allgemein interessanten Exponaten vor- zustellen. Die Konturen der Ausstellung umriss Thummerer in einem Beitrag des „Börsenblatts“.219 Nicht alles, was die Bibliothek in ihrer Ausstellung bot, vermochte aus seiner Sicht diesen Gesichtspunkten standzuhalten, vor allem die deutschen Werbeplakate nicht, die neben Gedenk- blättern die Exposition einleiteten. Als „unendlich reichhaltiger und wohl auch künstlerisch wert- voller“ sah er hingegen die Grafik der Kriegszeitungen an, die zum großen Teil aus eigenem Antrieb und nicht auf „Bestellung“ entstand. Eine weitere Gruppe bildeten die vom Verlagsbuchhandel in den Kriegsjahren publizierten Grafikmappen, in denen namhafte Künstler wie Liebermann, Corinth, Slevogt, Unold und andere mit ihren Bildern und Zeichnungen vertreten waren: die Berliner Sezes- sion, der Dürerbund, die „Kriegsbilderbogen Münchener Künstler“ und viele andere. Neben Kunst- und illustrierten Zeitschriften kamen Karikaturen von O. Gulbransson, Th. Th. Heine und H. Zille aus dem „Simplizissimus“, „Kladderadatsch“ und anderen Satireblättern zur Geltung, denen sich Bilderbücher und Bilderbogen anschlossen. Den Abschluss bildete eine Abteilung feindlicher Kriegsgrafik, in der vor allem die Lithografien des holländischen Zeichners Louis Raemaekers (1869–1956) gezeigt wurden, wenngleich in strenger Auswahl.220

2.2 Zäsuren

Nachdem Minde-Pouet am 1. Mai 1917 sein Direktorat angetreten hatte, nahm er wenige Tage später am 4. Mai an der Sitzung des Verwaltungsrates teil. Erstaunlich marginal in der hauseigenen Historiografie abgehandelt, blieb er in den kommenden Jahren jedoch keineswegs „in der gleichen schwierigen Situation wie sein Vorgänger“.221 Dem steht entgegen, dass er nach Akten-lage und Meinung von Zeitgenossen ein profunder Kenner des „Bibliothekarischen“ war, ein Mann mit organisatorisch-administrativen Fähigkeiten, hervorragender rednerischer Begabung und einer akademischen Laufbahn, die ihn für das Amt prädestinierten222 und dem es gelang, „durch Orga- nisation eine Bibliothek aufzubauen oder einen Stillstand durch neue […] Arbeit zu beseitigen“.223

217 Schramm (1916), S. 207/208; vgl. auch Deutsche Kriegsausstellung Dresden 1916: Das Druckgewerbe im Weltkriege (Ausstellung des Deutschen Buchgewerbemuseums zu Leipzig und des Oberbefehlshabers Ost), S. XX ff. und S. X ebd. 218 Deutsche Kriegsausstellung Leipzig, S. 2/3, S. 7 und S. 13 ff. 219 Thummerer (1917 = KS X). 220 „Das hier Gebotene [aus dem Werk Raemaekers’] ist noch einigermaßen erträglich, ja einiges ergreifend […];“ ebd., S. 3. – Das grafische Werk wurde im Januar 1917 aus Mitteln der Gesellschaft der Freunde der DB angekauft und der Kriegssammlung überwiesen. Die Gesellschaft konnte die Lithografien zu einem relativ günstigen Preis erwerben; AA/Abt. III/Nr. 10, Bl. 11. Obwohl der Ankauf aufgrund der „deutschfeindlichen Haltung“ der Arbeiten nicht unumstritten war, hielt dies die DB nicht davon ab, zu ihrer Anschaffung zu stehen. 221 Rötzsch/Pleßke, S. 48 ff.; hier S. 49 und S. 54. 222 BBl. 88(1921) vom 07.06.1921, S. 782. 223 Hans Knudssen: Georg Minde-Pouet 60 Jahre alt. In: Rheinisch-Westfälische Zeitung (Essen) vom 04.06.1931; AGDB, Bd. 9, Bl. 55; vgl. auch LDWB, S. 220. – Minde-Pouets glänzende Erscheinung – ein Foto aus den 1920er Jahren zeigt ihn als einen großen, schlanken Mann mit markantem Gesicht – war nur ein Teil seiner faszinierenden Persönlichkeit, die Ausstrahlung, Präsenz und Charisma verband. Als anerkannter Kleistforscher (später als Vorsitzender der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft in Frankfurt/Oder) widmete er sich Zeit Lebens einer auffallend vielseitigen wissenschaftlichen Themenpalette und regen Vortrags- und

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Die Umgestaltungen, die Minde-Pouet für die Einrichtung plante, legte er noch vor seinem offiziel- len Amtsantritt224 auf der 36. Sitzung des GA dar, die Seemann mit den Worten eröffnete, mit dem Eintritt des neuen Direktors möge „eine Zeit neuer Blüte und erfolgreichen Fortschreitens“ be- ginnen.225

2.2.1 Der Beschluss vom 24. Juli 1917

Nach Akteneinsicht und Gesprächen mit Lerche und Wilhelm Frels (1886–1942), der Lerche in einigen Sitzungen des GA vertreten hatte, besaß Minde-Pouet auch ein umfassendes Bild über die Aktivitäten der Kriegssammlung. Nebenamtlich von Lerche nach dem Ausscheiden des ersten Direktors geleitet, waren aufgrund der Belastungen die Werbeaktivitäten und bibliothekarischen Arbeiten der Sammlung auf ein Mindestmaß beschränkt worden. Letztere reduzierten sich auf die Inventarisierung des einlaufenden Materials, die Aufrechterhaltung der alten Beziehungen und gelegentliche Anschreiben. Im Januar 1917 beschloss deshalb der GA, den Posten eines Leiters möglichst umgehend wieder zu besetzen, da sonst zu befürchten wäre, die Kriegssammlung könne ins Hintertreffen geraten.226 Thummerer, der zwischenzeitlich die Leitung übernommen hatte, führte die Gespräche mit Minde-Pouet. Bestens über die Interna der Sammlung informiert, bat darauf Minde-Pouet Seemann um eine Unterredung, den er am 17. Mai in dessen Privatwohnung aufsuchte. Eine Gesprächsnotiz, die Minde-Pouet anlegte, gibt den Tenor der Unterredung wieder: „Es soll erwogen werden, zu gegebener Zeit die Teile der Kriegssammlung, die nicht in das Sammelgebiet […] gehören, auszu- scheiden.“ Dem GA sei eine Begründung dieser Absicht vorzulegen und dabei auszuführen, „wel- chen Aufwand an Kosten und Beamtenpersonal die Kriegssammlung bisher erfordert“ habe.227 Thummerer, der in den folgenden Wochen eine Übersicht über die Kosten der Sammlung für die Zeit vom Oktober 1914 bis Ende Juni 1917 anfertigte, übergab diese am 30. Juni Minde-Pouet, der die Unterlagen noch vor dem anberaumten Sitzungstermin vermutlich den Mitgliedern des GA zuleitete. Nahezu zeitgleich zu der oben genannten Zusammenkunft zwischen Seemann und Minde- Pouet traf in Leipzig ein Schreiben ein, das die Abteilung „Sichtungsstelle für Kriegsbeute und Bibliothekswesen“ beim Stellvertretenden Generalstab in Umlauf gesetzt hatte. Minde-Pouet konnte dem Schreiben entnehmen, dass in Berlin ein zentraler Nachweis über Kriegssammlungen in Deutschland eingerichtet worden war, der möglichst alle Sammlungen verzeichnen sollte. Weiterhin beabsichtigte die Dienststelle, ein Verzeichnis herauszugeben, um den Sammlern die Gelegenheit des Tauschverkehrs zu bieten.228

Lehrtätigkeit. Zuvor in Berlin, Posen, Bromberg und Dresden tätig, trat er 1917 sein Amt an, das er mit unermüdlicher Energie und einem Blick für das im gegebenen Augenblick Notwendige bis 1923 versah. Seine Verdienste für die DB – von ihr weitgehend unreflektiert dargelegt –, markiert ein Problem, das eng mit seiner Person verbunden war; die Gründe für diese Zurückhaltung bleiben unbekannt. Vgl. auch Literaturangaben in LDWB bzw. das Geleitwort von Julius Petersen in Rothe, S. 7 ff. Die Bibliografie Minde-Pouets verzeichnet für 1923 rund 580 Beiträge (ebd., S. 74), die das breite Interessenspektrum des Literatur- und Kunsthistorikers exemplarisch bestätigen. 224 Die Bekanntgabe über die Wahl Minde-Pouets zum Direktor der Anstalt erfolgte im BBl. 84(1917) vom 26.03.1917, S. 293. Offiziell am 01.05.1917 ins Amt eingeführt, führte Minde-Pouet die Amtsgeschäfte de facto schon früher; vgl. ebd. S. 528 und S. 714. 225 36. Sitzung des GA vom 21.04.1917; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 105 verso/106 recto. 226 32. Sitzung des GA vom 25.01.1917; ebd., Bl. 56 verso. 227 AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 7. 228 Abschriftlich über das Sächsische Ministerium des Innern vom 08.05.1917 (ebd., Bl. 4 recto/verso) dem Rat der Stadt Leipzig (Bl. 3) mitgeteilt, traf die Anfrage am 23.05.1917 in der DB ein. Minde-Pouet beauftragte wenige Tage darauf Thummerer, den Fragebogen zu beantworten, der ihm als Entwurf Ende des Monats vorlag. – Offenbar flossen die Angaben noch in den von Buddecke veröffentlichten Nachweis ein, der gedruckt und verlegt von G. Stalling in Oldenburg, 1917 erschien; Buddecke, S. 3/4. Eine von ihm geplante Neuauflage, vgl. MVK 1(1919), S. 4, die ähnlich dem „Jahrbuch deutscher Bibliotheken“ erscheinen sollte (ebd., S. 28), kam nach 1918 nicht mehr zustande.

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Minde-Pouet war also hinlänglich informiert und ausreichend mit statistischen Angaben versehen, als sich am 24. Juli 1917 der GA zu seiner 37. Sitzung unter dem Vorsitz Seemanns zusammenfand. Da Oberbürgermeister Dittrich infolge dringender Dienstgeschäfte nicht pünktlich erscheinen konnte, zog das Gremium die „weniger wichtigen“ Punkte der Tagungsordnung vor. Erst unter Punkt 16 kam die Kriegssammlung zur Sprache, über die der Direktor referierte. Einleitend nannte er die bisher aufgewendeten Ausgaben, die mit rund 17.220 Mark aus heutiger Sicht nicht hoch erscheinen, insofern 14.000 Mark allein für Personalkosten anfielen. Dem Protokollwortlaut folgend, leitete er dann direkt zu seiner Einschätzung über:

„Die Kriegssammlung […] steht erheblich hinter anderen Kriegssammlungen in Deutschland zurück, besonders hinter Berlin und Jena [id est Kriegsarchiv der Universität Jena, die Verfasser], auch deshalb, weil zu den immer mehr nötig werdenden Ankäufen die Mittel fehlen. Die Sammlung ist nicht nur numerisch sondern auch inhaltlich hinter anderen Sammlungen zurückgeblieben. Was bisher für sie ausgegeben worden ist, sind zum großen Teil für die Deutsche Bücherei verlorene Mittel, da ja eine solche Sammlung in der Satzung nicht vorgesehen ist. Die Sammlung wird nie […] die beste auf dem Gebiet werden können, wie es für die Deutsche Bücherei eigentlich nötig ist. Es wird deshalb vorgeschlagen, diesen Zustand nicht weiterzuführen, sondern mit der Sammlung, soweit sie Plakate, Maueranschläge, Lebensmittelmarken, Notgeld, Graphik umfaßt, aufzuhören, und die bisher dafür gebrauchten Mittel für die eigentlichen Zwecke […] zu verwenden. Die Einstellung müßte sehr vorsichtig geschehen. Es könnte mit der Werbetätigkeit aufgehört werden; die noch eingehenden Stücke würden weiterhin anzunehmen sein. Vielleicht könnte man auch an einen Verkauf an Berlin, Jena oder Frankfurt [die Stadtbibliothek in Frankfurt am Main, die Verfassser] denken.“229

Schroeder, Vertreter der sächsischen Staatsregierung, richtete unmittelbar nach den Ausführungen Minde-Pouets an Oberbürgermeister Dittrich die Frage, ob diese Gegenstände nicht dem im Ent- stehen begriffenen Leipziger Kriegswirtschaftsmuseum überwiesen werden könnten. Dittrich, der in dieser Frage auf den Syndikus der Handelskammer verwies, gab seinerseits zu Protokoll, dass auch er die „Weiterführung der Kriegssammlung in der bisherigen Weise“ für ausgeschlossen halte: „Bei der Gründung der Sammlung“ habe „man nicht daran gedacht, daß besondere Kosten entstehen würden.“ Der Zwischenruf Siegismunds: „Und daß der Krieg so lange dauert!“ einte wohl die Anwe- senden, so dass Dittrich in seinen Ausführungen weiterfuhr: „Vielleicht ließe sich auch mit dem Deutschen Buchgewerbe- und Schriftmuseum eine Vereinbarung treffen. Dringend zu warnen ist vor einem Verkauf. Das würde mindestens große Verwunderung erregen, da doch der größte Teil der Sachen geschenkt ist. Auch aus Leipzig dürfen die Sachen nicht fortgegeben werden, also nicht nach Berlin oder Jena.“230 Darauf Siegismund:

„Ich stimme den Ausführungen des Herrn Oberbürgermeisters zu. Die Kriegssammlung gehört zum Teil, ausgenommen die Plakate […] in das Sammelgebiet der Deutschen Bücherei. Es überrascht freilich im Vergleich mit Berlin der geringe Bestand der Sammlung. Berlin ist aber auch vielmehr ausgebaut. […] Es steht ja auch noch alles das in Aussicht, was während des Krieges von den Kriegsministerien und dem Großen Generalstab für die Bibliotheken gesammelt wird. Wenn wir die Kriegssammlung offiziell aufgeben, würden wir uns blamieren. Ein Verkauf ist unmöglich, weil die Sammlungsstücke unentgeltlich überwiesen worden sind. Nur das, was nicht in das Sammelgebiet gehört, könnte ausgetauscht werden. Jedenfalls darf an einen Verkauf niemals gedacht werden. Unter solchen Einschränkungen bin ich einverstanden, daß die Kriegssammlung auf eine andere Grundlage gestellt und mit der Werbung für bestimmte Stücke aufgehört wird.“231

229 37. Sitzung des GA vom 24.07.1917; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 194 recto/verso. 230 Ebd., Bl. 194 verso. 231 Ebd., Bl. 195 recto.

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Nachdem Schroeder und Ehlermann Siegismunds Ansichten zustimmten, verwies Minde-Pouet auf die Tatsache, dass gerade die ins Sammelgebiet gehörenden Feldzeitungen immer teurer werden würden, für die, wie er einleitend ausgeführt hatte, die Mittel fehlten. Mittel, die nach Seemann und Ehlermann aufgewendet werden sollten, um unvollständige Materialien zu ergänzen. Ehlermann: „Was in das Sammelgebiet gehört, müssen wir unbedingt haben, in erster Linie die Feldzeitungen. Wir bitten einmal die Kosten zusammenzustellen, die für solche Anschaffungen in Frage kommen.“ Doch es waren nicht allein die Kosten, die der Direktor monierte, sondern vor allem die mangelnde Unterstützung durch die militärischen und zivilen Dienststellen in den besetzten Gebieten:

„Für die Weiterpflegung der Kriegssammlung, soweit das Sammelgebiet […] in Frage kommt, vermißt die Deutsche Bücherei im Osten und in Belgien ein wünschenswertes Entgegenkommen. Es scheint, als ob man in Belgien bisher die sächsischen Bibliotheken überhaupt vergessen habe. Von Brüssel aus ist vorgeschlagen worden, einen ständigen Vertreter der Deutschen Bücherei dorthin zu senden, der für die Interessen der Deutschen Bücherei arbeiten soll. Aber es läßt sich wohl auch manches erreichen, wenn einmal jemand durch einen Besuch persönlich Fühlung nimmt […].“

Als Interessenvertreter empfahl Schroeder Siegismund, der gute Verbindungen zum Großen Haupt- quartier und den maßgebenden militärischen Stellen habe sowie Minde-Pouet. Dieser solle selbst nach Brüssel und in den Osten reisen und „eine persönliche Fühlungnahme“ mit dem Generalgou- verneur von Beseler anbahnen, die sicher von Erfolg für die Sammlung sein würde. Die Empfeh- lung, Hans Hartwig von Beseler (1850–1921), seit August 1915 Generalgouverneur in Warschau, aufzusuchen, ging offenbar von der Kenntnis aus, dass Minde-Pouet, der im Herbst 1916 nach Warschau einberufen worden war, wo er in der Archivverwaltung des Generalgouvernements arbei- tete, diesen näher kannte.232 Nach längeren Verhandlungen fasste daraufhin der GA den Beschluss: „Die Kriegssammlung ist fortzusetzen, aber nicht mehr auf die Gegenstände zu erstrecken, die nicht in das Sammelgebiet gehören.“ Über Tausch und etwaige Abgabe solle erst nach dem Krieg ein Beschluss gefasst werden.233

Insbesondere die Leistungen und Grenzen, hier die Kriegssammlungen der deutschen Bibliotheken betreffend, liegen in vielerlei Hinsicht noch im Dunkeln, speziell, was die zweite Hälfte des Krieges, die Jahre 1916/18, anbelangt. Fokussiert auf das Jahr 1914 wird verkannt, dass zeitgeschichtlich signifikante Zäsuren durchaus auch für die Bibliotheken zutreffend waren. Bibliotheken und Politik können nicht voneinander getrennt betrachtet werden. Dass es keine Kontinuität in den Sammlun- gen geben konnte, war den Zeitgenossen durchaus bewusst, wie die Ausführungen Minde-Pouets belegen. Geht man von dessen Ansichten aus, ist es eine bedenkenswerte Frage, nach den Grün- den zu forschen, die ihn in die Lage versetzten, unmittelbar und unbeirrbar eine Meinung zu äußern, die ihn im Gegensatz zu seinem Vorgänger keinerlei Kritik aussetzte. Die Vermutung liegt nahe, dass er etwas zum Ausdruck brachte, was den Repräsentanten des GA bewusst war: Ange- sichts der kriegsbedingten Zwänge, die den bibliothekarischen Alltag in einem sehr starken Maße bestimmten, waren die Bibliotheken im Konkurrenzkampf mit anderen Einrichtungen längst zu „Außenseitern“ geworden. „Kriegsmüdigkeit“ hatte auch sie ergriffen, nachdem 1917 der Krieg tief in den deutschen Alltag eingedrungen war und die Popularität der Sammlungen merklich nachließ.234 Von daher war es eine naheliegende Entscheidung, die im Interesse des Hauses getroffen werden musste. Nach einem Bericht Minde-Pouets vom Juli 1917 fehlten der DB rund 37 Prozent aller sammelpflichtigen Werke ab Erscheinungsjahr 1913.235 Eine Zahl, die erahnen lässt, wie dramatisch die Gefahr war, die Sammlung der DB drohe eine Ruine zu werden.236

232 EEWK, S. 384; Geschichte, S. 61; Rothe, S. 11 und S. 99. 233 AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 196 recto. 234 Vgl. EEWK, S. 629. 235 Eine Zahl, von der nicht bekannt ist, wie Minde-Pouet sie ermittelt haben will; Blum, S. 251 (FN 114). 236 Seemann (1917); nach Poethe (2010), S. 185/186 bzw. VWB 5(1917), S. 7. – Ohne auf die prekäre Situation näher einzugehen, informierte der 1917er Verwaltungsbericht, man habe eine Zusammenstellung aller

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2.2.2 Organisation der Dienststelle 1917–1923

Um sich in der Öffentlichkeit nicht zu blamieren, so Siegismund, wurde die Kriegssammlung weiter- geführt und die getroffenen Entscheidungen offiziell nicht näher kommentiert. Im 1917er Verwal- tungsbericht ist nur die Rede davon, dass eine Reihe von Einrichtungen Amtsdruckschriften über- wiesen, die durch ein Rundschreiben des Deutschen Städtetages zur Förderung der Kriegssamm- lung angeregt worden waren: Stadtverwaltungen, Kriegsernährungsamt, Reichsbekleidungsstelle, Kriegspresseamt. Weiterhin finden Militär- und Zivilverwaltungen der besetzten Gebiete, stellver- tretende Generalkommandos, Wirtschaftsverbände, Kriegsfürsorgeorganisationen, Industrieunter- nehmen, Banken und private Förderer Erwähnung. In seltener Ausführlichkeit geht der Bericht insbesondere auf die zahlreichen Verbindungen ein, die die DB in früheren Jahren zu staatlichen und städtischen Verwaltungen in Deutschland und Österreich-Ungarn knüpfte. Behörden, die sich mehr und mehr entschlossen, auch die geheim zu haltenden amtlichen Veröffentlichungen ihr anzuvertrauen oder später zu überweisen. Diese Verbindungen waren immer wieder aufs Neue zu knüpfen. Wie eng die Verzahnung von Kriegssammlung und allgemeiner Werbe- und Sammeltätig- keit im Einzelfall war, dokumentiert das Bemühen, Kriegsdrucksachen über das Wiener Kriegs- ministerium zu erhalten. Während in der offiziellen Lesart des Verwaltungsberichts der Eindruck entsteht, dieses habe einer Überweisung zugestimmt, ist an anderer Stelle zu erfahren, dass Kriegsdrucksachen erst nach dem Krieg überstellt werden sollten.237 Ein ähnliches Resultat wurde wohl auch einer Werbetätigkeit beschieden, die Paust erwähnt, der 1921 auf der Grundlage nicht mehr nachzuweisender Unterlagen ausführte, dass 1917 die stellvertretenden Generalkommandos nochmals um Unterstützung der Kriegssammlung gebeten wurden, um vor allem geheim gehaltene und beschlagnahmte Literatur zu erhalten.238

Im Ganzen gingen 1917 in etwa 1.062 Bücher, 38 Predigten und Festschriften, 2 Kriegskarten, 263 Zeitschriften und Feldzeitungen, 6.445 Einblattdrucke, 4.164 Anschläge, 338 Kriegspostkarten und Bilder, 13 Musikalien und 2.477 Positionen „Verschiedenes“ ein.239 Ende des Jahres lag der Gesamtzugang bei 14.802 Objekten (nach Paust bei 15.321).240 In der Reihe der als Sonderdrucke und im „Börsenblatt“ veröffentlichten Beiträge erschienen die Nummern 9 bis 11, die Thummerer verfasste: „Lebensmittelmarken“ (April), „Kriegsbilder-Ausstellung“ (Mai) und „Kriegszeitungen der Korporationen“ (Juni). Ob der Neuzugang für 1917 auch auf die Aktivitäten Lerches zurückzuführen ist, der vom Oktober 1916 bis April 1917 die Geschäfte und Korrespondenz der Sondersammlung führte, bleibt unbestimmt.241 Lerche wurde 1918 gekündigt. Der Grund für seine Entlassung wurde im Dunkeln gelassen, um den Anschein zu wahren, er sei auf eigenen Wunsch ausgeschieden. An die ausgesprochene Warnung, sich jeder die Bibliothek schädigenden Rede oder Tat zu enthalten, hat sich Lerche in den nachfolgenden Jahren gehalten. Erst 1932, kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten, äußerte er sich aus politischem Kalkül über seine damaligen Aktivitäten:

seit 1913 noch ausstehenden Werke gemacht und ihre Einforderung in die Wege geleitet. Am bedenklichsten war jedoch neben der Unvollständigkeit auf dem Gebiet der Zeitschriften das mangelnde Interesse der Verleger, ihre Werke freiwillig abzugeben sowie das Faktum, dass der Umfang des zu sammelnden Schrifttums viel größer als angenommen war; Sachverhalte, die sich wie ein roter Faden durch die Protokolle der Gremien in den Jahre 1917 bis 1923 ziehen. 237 Vgl. VWB 5(1917), S. 8/9 und S. 11 vs. AA/Abt. III/Nr. 10, Bl. 14 recto. 238 Paust (1921), S. 142. 239 VWB 5(1917), S. 11. 240 Ebd., S. 16; Paust (1921), S. 142. 241 Nach Wahls Meinung zählte Lerche zu den besten Beamten. Ein Urteil, dem sich Seemann anschloss, der ihn als den eigentlich Wirkenden, „das primum mobile des Instituts“, bezeichnete. Wahl am 07.04.1915 beziehungsweise Schreiben Seemanns an Lerche vom 01.01.1917; PA Lerche, Bl. 57 verso und Bl. 76. Während nicht näher zu erhellen ist, ob Seemann sein Urteil revidierte, blieb sich Siegismund in seiner Kritik an Wahl und Lerche treu. Vgl. Anl. zum Protokoll der 28. Sitzung des GA vom 07.09.1917; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 347.

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„Schreiber dieser Zeilen hatte während des Krieges beim Ausbau einer Kriegssammlung einer großen Bibliothek [sic!] Gelegenheit und Veranlassung, sowohl mit vielen militärischen Kreisen aller Art und Waffengattungen, wie auch mit einer großen Reihe führender Politiker, namentlich der schreibfreudigen Linksparteien zu korrespondieren, um sie zur Mitarbeit für diese Sammlung zu gewinnen. Bei der überragenden Bedeutung, die man damals in allen Verwaltungen der Sozialdemokratie zubilligte, ist die Korrespondenz mit dieser […] besonders sorgfältig und eingehend betrieben worden. […] So ist uns [sic!], wohl schon im Jahre 1916, sicher aber im Jahre 1917 in großem Umfange verbotene und in weiten militärischen und behördlichen Kreisen unbekannte Pamphlet- und Flugblatt-Literatur zugesandt worden, eine Literatur, deren Umfang und Inhalt so unbekannt wie hoch-verräterisch war […].“242

Schenkt man seinen Ausführungen Glauben, wurde noch in den Kriegsjahren und vor Aufhebung der politischen Zensur verbotene und beschlagnahmte Literatur überwiesen. Ein Kapitel, das weit- gehend unbekannt für die DB bleibt. Wie einem Schreiben vom November 1917 zu entnehmen ist, setzte Minde-Pouet die Bemühungen um die vertrauliche Literatur fort, um die sich die Bibliothek mehrfach zuvor an das sächsische Innenministerium gewandt hatte, um auf die große Anzahl geheimer Behördendrucke zu verweisen, die ihr fehlten. Auch Minde-Pouet wurde stets mit dem Hinweis vertröstet, eine Abgabe solcher Werke (unter anderem Karten und Messtischblätter) könne erst nach Ende des Krieges erfolgen, so dass weder durch persönliche Fühlungnahme noch durch Vermittlung der Staatsregierung bis Kriegsende ein größerer Erfolg zu verbuchen war. Inwieweit diese Bemühungen, die sich 1919 „durch die politischen Ereignisse“ vorerst erledigten, wie es lakonisch in einer Notiz lautet,243 später wieder aufgenommen wurden, stellt ein weiteres Forschungsdesiderat dar.

Die ohne größeren Dissens verhandelten Beschränkungen für die Sammlung wirkten sich ab 1918 spürbar aus. Zuerst für die Sonderdrucke, die in früheren Jahren unentgeltlich Interessenten zur Verfügung gestellt wurden.244 Als Thummerer den Wunsch äußerte, in Ergänzung zu seinem letzten Aufsatz diejenigen Feldzeitungen zu benennen, die ihr Erscheinen eingestellt hatten, lehnte das Minde-Pouet ab: Die „Kriegsabteilung“ arbeite so „außerordentlich scharf“, dass von dieser „alles nicht unbedingt Nötige ferngehalten“ werde müsse.245 Es steht außer Frage, dass Minde-Pouet mit dieser Festlegung keinerlei Kritik an der Arbeitsweise Thummerers verband, sondern Bedenken hinsichtlich der personalen Situation allgemein sowie zum Gesundheitszustand Thummerers zum Ausdruck brachte. Thummerer, der mehrfach zum Heeresdienst einberufen worden war, leitete ab März 1917 die Kriegssammlung, die unter seiner Leitung „ganz erfreuliche Fortschritte gegenüber dem bisherigen Stillstand“ gemacht hatte.246

242 Lerches Polemik „Der Dolchstoß – keine Legende!“ zielte auf den Archivar Ernst Drahn sowie führende Köpfe der SPD, denen er in der Zeitschrift „Der Hochwart“ unterstellte, sie hätten während der Kriegszeit zur Zer- setzung von Heer und Heimat beigetragen. „Von der Sammlung [der DB, die Verfasser] selbst wurde der Brief- wechsel und gesamte amtliche Verkehr fortgesetzt und es steht fest, daß die Bestrebungen von dieser Stelle zur SPD. und ihrem Archiv bis zum Abschluß des Krieges und darüber hinaus rege blieben, wie die fragliche Bibliothek überhaupt in der SPD. einen ihrer regsten Förderer hatte.“ PA Lerche, Bl. 113 ff. – Zu Lerche LDWB, S. 191/192 und Georg Ruppelt: Ein Bibliotheksskandal vor 90 Jahren. In: B.I.T.online 14(2011), S. 29. 243 AA/Abt. V/Nr. 6 [Beil.-Bd.], Bl. 93 ff. und Bl. 115. 244 Kosteten diese in einer Auflage von 2.000 Exemplaren im Schnitt rund 60 Mark, stieg der Preis für den letz- ten Sonderdruck, der im Mai/Juni 1918 im „Börsenblatt“ erschien, auf 120 Mark. Angesichts der Papierknapp- heit und der gestiegenen Druckkosten ordnete Minde-Pouet eine Auflage von 1.000 Exemplaren an, Exemplare, die nur noch an Bibliotheken, gemeinnützige Anstalten beziehungsweise an Mitglieder des „Verbandes deut- scher Kriegssammlungen“ unentgeltlich abzugeben waren. Weiterhin erhielten aus Werbegründen diverse Zeit- schriften und Zeitungen in Deutschland und Österreich Freiexemplare, darunter „Österreichische Rundschau“, „Zeit“ (Wien), „Deutsche Arbeit“ (Prag), „Literarisches Zentralblatt“ (Leipzig), „Frankfurter Zeitung“ und ande- re; vgl. AA/Abt. V/Nr. 28, Bl. 24 verso, Bl. 25 recto und Bl. 26 recto/verso. 245 Ebd., Bl. 25 recto. 246 PA Thummerer, Bl. 84 recto.

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Bedingt durch seine Krankheit, die sich Anfang 1918 verschlimmerte und Kuraufenthalte und Urlaubsverlängerungen forderte, führte seit Februar Jansen die Sammlung. Jansen erledigte „die außerordentlich umfangreichen und besonders schwierigen Arbeiten in der Kriegssammlung“ unter der Leitung Minde-Pouets „fast selbständig“ und rechtfertigte „das Vertrauen, mit dem ihr ein großes Maß von Selbständigkeit überlassen wurde, vollauf […]“.247 Folgt man ihren akribischen und mit Freude an der Arbeit geführten statistischen Aufzeichnungen, wird deutlich, dass ab dem zweiten Quartal des Jahres 1918 die Anzahl der Neuanschreiben, Reklamationen und der für die „Lieferantenkartothek“ neu ausgeschriebenen Karten ständig zurückging und sich der Neuzugang verringerte. Waren es im ersten Quartal noch rund 2.880 Objekte, im letzten Quartal rund 1.700, sank der Neuzugang 1919 (Januar bis März) auf 1.420 Objekte. Weder die intensiv gepflegten Tauschbeziehungen mit der Berliner Biblio- thek, der Bibliothek des Stellvertretenden Generalstabs, der Weltkriegsbücherei und dem Verein vom Roten Kreuz Abb. 10: Georg Minde-Pouet, um 1923 in Frankfurt noch die Tatsache, dass die DB im Mai 1918 dem „Verband deutscher Kriegssammlungen“ beitrat, konnten daran etwas ändern. Betrug der Neuzugang für 1918 insgesamt noch 8.522 Objekte, ging er für 1919 auf rund 3.244 Eingänge zurück.248 Der Tiefpunkt war dann im März 1919 erreicht, als Jansen kündigte. Minde-Pouet nahm ihre Kündigung zum Anlass, die Kriegssammlung aufzulösen und die Zugangsverzeichnisse abzubrechen.249 Fortan trug die Dienststelle den Charakter einer Abwicklungsstelle, deren laufende Arbeiten die Abteilungen Amtliche Drucksachen und Zeitschriftenstelle erledigten,250 die die Tauschbeziehungen fortsetzten und die Ergänzungen fehlender Periodika vorantrieben. Ab 1920 wurde die „Kriegsstelle“ von Albert Paust (1889– 1964)251 geleitet.252

Dem 1919er Verwaltungsbericht zufolge, der Mitte des Folgejahres erschien, waren zu diesem Zeitpunkt in die Kataloge der Kriegssammlung an die 10.307 Karten eingearbeitet worden, die seinerzeit 42.516 Katalogkarten enthielten. Nach Erledigung notwendiger Vorarbeiten sollte der systematische Katalog zu Beginn des Jahres 1920 in Angriff genommen werden.253 Ferner wurden dieser Quelle folgend eine nicht näher zu quantifizierende Anzahl von nicht inventarisierten

247 Zeugnis vom 31.03.1919; PA Jansen, Bl. 40. 248 VWB 6(1918), S. 16 und VWB 7(1919), S. 21. – Weshalb die in den VWB genannten Zahlen von denen abweichen, die Paust anhand der Zugangsbücher ermittelte, bleibt unbekannt; Paust (1921), S. 142/143. 249 AA/Abt. III/Nr. 31 [6]; Paust (1921), S. 143. 250 VWB 7(1919), S. 21. 251 Paust studierte Theologie, Geschichte, Philosophie und Pädagogik in Halle/Saale und Leipzig. Nach seinem Kriegsdienst wurde er am 02.01.1919 als Volontär für den wissenschaftlichen Dienst in der DB angestellt, wo er bis 1957 in verschiedenen Funktionen tätig war. 1920/22 verwaltete er unter der Aufsicht Minde-Pouets die „Kriegsstelle“, für deren abschließende Arbeiten er verantwortlich zeichnete. Nach der Wahl Minde-Pouets zum Vorsitzenden des „Verbandes deutscher Kriegssammlungen“ (1919) leitete Paust bis 1921 die Geschäfte des VdKS und nahm als Geschäftsführer 1920 und 1921 an den Sitzungen des Verbandes in (26.05.1920) und Wernigerode (18.05.1921) teil. Mit Auflösung des VdKS verblieben die Akten für spätere Anfragen in der DB, die Paust verwaltete. Ihr Verbleib ist nicht mehr zu eruieren. 1921 veröffentlichte Paust in den „Mitteilun- gen“ des VdKS einen abschließenden Bericht über Genese und Aufgaben der KS. Seit 1922 Leiter der Werbe- stelle (später: Beschaffungsabteilung), die er über drei Jahrzehnte führte. Unter der Leitung Uhlendahls verant- wortlich für den Aufbau einer neuen KS, deren erste Objekte 1939/40 der Öffentlichkeit gezeigt wurden. 252 Beurteilung vom 06.08.1920; PA Paust, Bl. 20. 253 VWB 7(1919), S. 21.

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Dubletten der Kriegsliteratur den Staatsbibliotheken in Berlin und München überlassen254 sowie Ergänzungen und Reklamationen über das Jahr 1919 hinaus fortgeführt. Bedingt durch die wirtschaftliche Lage der Einrichtung geriet die Sondersammlung immer mehr ins Hintertreffen.

1920: Fortsetzung der Abschlussarbeiten bei Periodika und anderen Sammelwerken und Ergänzung durch abschließende Reklamationen und Tausch. Nicht mehr Erreichbares wurde auf eine Suchliste in den „Mitteilungen“ des „Verbandes deutscher Kriegssammlungen“ gesetzt und das abgeschlos- sene Material nach Aufnahme in den Alphabetischen Katalog in den Gesamtbestand eingereiht, während Einblattdrucke, Plakate und Fliegerabwürfe in der Kriegssammlung verblieben, in deren alphabetischen und systematischen Katalog 1920 je 2.860 Karten neu eingeordnet wurden. Von einer Aufnahme der Revolutionsliteratur (siehe Folgekapitel) in diese Sonderkataloge wurde aus Personalgründen abgesehen. Gleichzeitig erklärte sich der GA grundsätzlich mit dem Tausch und Verkauf von Dubletten aus der Kriegssammlung einverstanden, deren kostenfreie Überlassung er ablehnte.255

1921: Während die Abschlussarbeiten an den Fortsetzungs-, Serienwerken und Kriegszeitungen den größten Teil des Berichtsjahres zugunsten anderer Arbeiten ruhten, wurde der Tauschverkehr in geringerem Umfang und die Ergänzung bestehender Lücken fortgesetzt. Neben einer Sammlung von im besetzten Polen herausgegebenen Schriften aus Privatbesitz wurde eine größere Dubletten- sendung aus dem Reichsarchiv übergeben. Rund 1.896 neue Titelaufnahmen konnten in den systematischen Katalog eingeordnet werden, während die Arbeiten am alphabetischen Sonder- katalog abgebrochen wurden. Weiterhin stimmte der GA dem Verkauf von Dubletten sowie der nicht zum Sammelgebiet gehörenden Anteilen aus der Kriegssammlung zu.256

1922/23 ff.: Nachdem alle Abschlussarbeiten zu Ende geführt und die Kriegsveröffentlichungen, insbesondere die Zeitschriften, in den allgemeinen Bestand überführt worden waren, wurde die Kriegssammlung als besondere Stelle mit eigenen Beständen 1922 offiziell aufgelöst und der systematische Sonderkatalog dem Sachkatalog der DB angegliedert, in den weitere 1.000 Titel an Neuerscheinungen eingeordnet wurden. 1923 erfolgte eine abschließende Umgruppierung des systematischen Kataloges, dem weitere 650 Neuerscheinungen zugeführt wurden.257 Der weitere Ausbau des Weltkriegskataloges konnte in den Folgejahren aus Personalmangel nur in geringem Maße gefördert werden.258 Er bietet aus heutiger Sicht einen unvollständigen Nachweis. Unvoll- ständig auch insofern, da in den Inflationsjahren alle Nebenzweige wie Fotografien, Postkarten, Notgeld und Lebensmittelmarken ausgeschieden wurden, sowie „alle Arbeiten, die Materien der Kriegszeit“ behandelten. Im Gegensatz zu den Plakaten, die als „zeitgeschichtliche Urkunden“ und als „Quellenmaterial ersten Ranges“259 angesehen wurden, sind offenbar diese anderen „Materien“ niemals katalogisiert und in den Sonderkatalogen nachgewiesen worden. Eine verlässliche Angabe über das von der Sammlung insgesamt erworbene Material ist nicht mehr zu ermitteln. Die Angaben schwanken zwischen 55.000 und 58.000 Positionen.260 Sta- tistische Angaben, wie sie für die Zeit vom Januar 1918 bis März 1919 vorliegen,261 wurden nach dem Ausscheiden von Jansen nicht weitergeführt. Obwohl sich die Sammlung rein numerisch nicht groß von anderen unterschied, resultierte ihr exponentielles Wachstum aus den Werbeaktivitäten der Jahre 1915 bis 1917, wie die Zugangszahlen bestätigen. Minde-Pouet sah in der Fortführung

254 Ebd., S. 8. 255 53. Sitzung des GA vom 29.03.1920; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 4, Bl. 416; VWB 8(1920), S. 23/24; Such- und Tauschliste der DB in MVK 2(1920), S. 97/98. 256 59. Sitzung des GA vom 21.02.1921; AA/Abt. III/Nr. 4., Bd. 5, Bl. 86; VWB 9(1921), S. 22. 257 VWB 10(1922), S. 24; ebd. 11(1923), S. 23. 258 Ebd., 14(1926/27), S. 43. 259 Paust (1921), S. 144. 260 Ebd., S. 143; VWB 6(1918), S. 16 und ebd. 7(1919), S. 21. Vgl. Anlage 1. – Die heute im Bestand nachweisbare höchste Inventarnummer lautet 58.954. 261 AA/Abt. III/Nr. 31 [6].

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der Kampagnen keinen Sinn. Ohne Zweifel erkannte er etwas, was gravierender als die Personal- situation und andere Zwänge war: Aufgrund der Pragmatik des Sammelns würde diese Sammlung nie zu einer hervorragenden oder einer der „besten auf dem Gebiet“ werden, die sie von anderen öffentlichen und privaten Sammlungen abhob. Was Minde-Pouet seinerzeit formulierte, ist heute Konsens in der Betrachtung: Die Spezialisierung oder gar die Originalität bei der Anlage von Kriegssammlungen spielte in der Regel als Ziel- vorstellung keine Rolle. Vielmehr ging es den Initiatoren vorrangig um eine umfassende Dokumen- tation des Krieges, der die genannten (und ungenannten) Bibliotheken und Institutionen bis in den Alltag hinein erschütterte. „Um sich gegen diese Erschütterungen zur Wehr zu setzen und zu wappnen“, wie Kaiser unterstreicht, „mußte die Information komplett, vollständig, allumfassend sein. Dieser – letztlich freilich vergeblich bleibende – Versuch des Be-Greifens war somit im Grunde […] eine Strategie zur Bewältigung des Krieges“, der in praxi Sammlungen schuf, die die immer gleichen Inhalte aufwiesen.262 Die von Kaiser genannten Ursachen machen jedoch auch die Befan- genheit deutlich, in der sich die Weltkriegsforschung befindet, die (von Ausnahmen abgesehen) zu keinen neuen Fragestellungen findet. Denn allen Schlaglichtern und (imaginären) Zahlen zum Trotz, waren es „am Ende“ nicht allein die rund 60.000 Dokumente, die die DB gegenüber anderen Einrichtungen abhob, sondern ein arbeitsintensiver Prozess; ein Arbeitsprozess, der nie frei von inneren und äußeren Widersprüchen blieb und nach Kriegsende ideologisch nicht neu zu definieren war. Andererseits muss immer wieder betont werden, wie die Institution hervorhob, dass nur durch die intensive Werbetätigkeit der „Kriegsstelle“ die Deutsche Bücherei in den Stand gesetzt wurde, ihre satzungsgemäßen Aufgaben gegenüber der vielgestaltigen „grauen“ Kriegsliteratur zu erfül- len.263

262 Kaiser, S. 98/99. 263 Paust (1921), S. 147.

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2.3 Der Verband deutscher Kriegssammlungen

Rekapituliert man die Mitte 1917 von Minde-Pouet geäußerten Bedenken, die Kriegssammlung in der gewohnten Weise fortzuführen, waren es vor allem die fehlenden Mittel und die unzureichende Unterstützung durch militärische Dienststellen, die er ins Feld führte. Wichtig für die Beschaffung der Kriegsliteratur waren aber auch die Tauschbeziehungen der Einrichtungen untereinander, die Minde-Pouet forcierte, wofür nicht zuletzt die zwischenzeitlich angehäuften Dublettenbestände sprachen. Im Hinblick auf den Etat stand die DB vor der Misere, dass sich nach 1916 ein Markt herausbildete, der sich auf einzelne Kriegserzeugnisse spezialisierte. Speziell unter Privatsammlern war es Usus geworden, für Unikate und „Kuriositäten“ jeden Preis zu zahlen. Zeitungen und Zeit- schriften nahmen sich der Sammlerleidenschaft an. Seit 1916 erschien in Wien die „Kriegssammler- Zeitung“ und der „Kriegserinnerungs-Sammler“ und ab 1918 in Zürich „Der Kriegssammler“.264 Die inflationäre Tendenz des neuen Sammlersports hatte zwangsläufig Schattenseiten: Die Preise für einzelne Objekte stiegen rasant an. Walther Schultze, der sich als erster und einziger Vertreter unter den verantwortlichen Bibliotheksleitern dazu äußerte, warnte vor der Gefahr, die sich aus der Konkurrenz von privaten und öffentlichen Kriegssammlungen ergab: „Wenn ein komplettes Exemplar der Liller Kriegszeitung mit 1300 M. bezahlt, wenn die Nr. 1 der Letzten Kriegsnachrichten mit 150 M. bewertet wird, wenn der Marktpreis für französische Plakate 10 bis 25 M. pro Stück beträgt, so ist das eine Preisentwick- lung, die als unerwünscht und ungesund bezeichnet werden muß.“

„Ich glaube auch nicht, daß die jetzt geltenden Preise nach Beendigung des Krieges wesentlich heruntergehen werden. Gewiß wird dann so manches, was jetzt von Händlern und spekulierenden Privaten zurückgehalten wird, auf den Markt kommen; dafür wird aber die Zahl der privaten Sammler mit der Zeit immer größer werden, und da, wie sich auf allen Gebieten zeigt, Geld reichlich vorhanden ist, dürften dann die Preise für Seltenheiten der Kriegsliteratur eher noch anziehen als fallen. Diese aus einem Uebermaß der Kriegssammlungen entstandenen hohen Preise bedeuten aber eine Schädigung vor allem für die öffentlichen Bibliotheken.“265

Schultze bezeichnete es als einen Circulus vitiosus, dass sogar Fälschungen von begehrten Sam- melstücken hoch bezahlt wurden und einzelne Kriegszeitungsnummern nachgedruckt beziehungs- weise gefälscht auf den Markt gelangten und deutsche Staatsanwaltschaften beschäftigten.266 Doch nicht allein das Emporschnellen der Preise wurde beklagt, sondern primär die man- gelnde Koordination beim Aufbau der öffentlichen Sammlungen, deren Übereifer zur Zersplitterung des Materials und zur Verschwendung von Arbeit und Mitteln zwangsläufig führen musste. Hell- sichtig schätzte Schultze ein, dass so der Nutzen dieser zahllosen Sammlungen in Deutschland für künftige Forscher ein „ziemlich imaginärer“ sein dürfte. Seiner Meinung nach wäre eine Beschrän- kung und Spezialisierung effizienter, wobei Schultze speziell auf behördliche und militärische Stel- len setzte, die den planlos sammelnden Einrichtungen jede direkte Unterstützung und Förderung versagen sollten, wobei seine Hoffnung auf der vom preußischen Kriegsministerium ins Leben geru- fenen „Sichtungsstelle für Kriegsbeute und Bibliothekswesen“ ruhte:

„Nur wenn wenigstens von den amtlichen Stellen […] entschlossen darauf gehalten wird, […] nur wenige Institute, allen voran die drei großen Zentralbibliotheken Deutschlands, zu unterstützen, diese aber auch wirklich energisch, kann man hoffen, daß der Sucht, immer neue und immer wieder planlos arbeitende Kriegssammlungen zu begründen, wenigstens einigermaßen Einhalt

264 Die Angaben gehen auf Schultze (1918), S. 17 und Buddecke zurück, der 1917 in einem Aufsatz die in Stuttgart herausgegebene „Illustrierte Chronik des Krieges“ erwähnt, die eine eigene Sammlerrubrik unterhielt; Deutsches Offizierblatt 21(1917), S. 1046; vgl. auch Pust, S. 69 ff. 265 Schultze (1918), S. 20/21. 266 Ebd., S. 20; BBl. 84(1917) vom 08.03.1917, S. 232.

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getan wird, und dadurch die Gefahr, die Kriegsliteratur statt sie zu zentralisieren hoffnungslos zu verzetteln, noch in letzter Stunde abgewandt wird.“267

Schultzes Kritik war durchaus nicht neu. Die Erkenntnis, dass es in Deutschland keinen Platz für neue Kriegssammlungen mehr gäbe, wollte man nicht die bereits bestehenden schwächen, wurde schon ein Jahr zuvor von Friedrich List (1887–1965), einem Mitarbeiter der Straßburger Univer- sitäts- und Landesbibliothek, formuliert.268 De facto blieb diese Kritik allerdings ohne Konsequen- zen, da die sammelnden Einrichtungen keine konkreten Vorstellungen über Anzahl, Umfang und Eigenart der in Deutschland vorhandenen Sammlungen besaßen. Diesem fehlenden Überblick half erst Buddeckes im Frühjahr 1917 erschienene Broschüre ab, wie 1918 unter anderen von Schultze gewürdigt.269

2.3.1 Albert Buddecke

Buddecke, im Kapitel „Kriegssammlungen“ bereits benannt, war für die Deutsche Bücherei keine unbekannte Persönlichkeit, als er 1917 als Abteilungschef des Stellvertretenden Generalstabs (spä- ter: Großer Generalstab) und Leiter der im April 1916 geschaffenen „Sichtungsstelle für Kriegs- beute und Bibliothekswesen“ die Leipziger Einrichtung aufsuchte.270 Wenngleich sein Besuch nicht näher kommentiert wird und sich die internen Quellen ausschweigen, setzte man nicht allein in Leipzig auf ihn große Hoffnungen. Hintergrund für dieses Bemühen war die Tatsache, dass nach dem 20. April 1916, dem Gründungsdatum der „Sichtungsstelle“ und einem Erlass vom 20. Juli 1916, der den direkten Kontakt zwischen Truppe, militärischen Stellen und Bibliotheken unterband, die Beziehungen zum Stellvertretenden Generalstab „nicht ganz ungetrübt“ blieben. Wie andere Einrichtungen war auch die Bücherei von dieser Maßregel betroffen, die die alten Verbindungen zur Front und in der Etappe unterbrachen. Schultze folgend, der die Thematik nach Kriegsende zur Sprache brachte, blieben fortan die Fortsetzungen in der Akzessionierung der Kriegsliteratur aus, die trotz aller Bemühungen nicht zu beschaffen waren. „Zum Glück wurde das Verbot nicht überall befolgt […].“ Ähnlich äußerte sich neben anderen Vertretern des „Verbandes deutscher Kriegssammlungen“ (VdKS) auch Paust, der gleichsam erst nach 1918 auf die Folgen des Erlasses einging.271 Die Parallelität der Aussagen legt es nahe, dass die Bibliotheken erst über den VdKS Näheres in Erfahrung brachten. Ihr interner Diskurs sowie die Vernetzung der Kriegssammlungen untereinander dürfte demnach erst nach Erscheinen der Broschüre in Gang gekommen sein, die zugleich einen wichtigen Anstoß zur Grün- dung des VdKS bildete, als dessen „geistiger Vater“ sich Buddecke selbst bezeichnete.272 Hinsicht-

267 Schultze (1918), S. 21 ff., Zitat, S. 26; BBl. 85(1918) vom 22.03.1918, S.144. – Zur Konkurrenzsituation, die zwischen den großen Kriegs- und privaten Sammlungen bestand, s. unter anderem Schmalholz, S. 187 ff. 268 ZfB 34(1917), S. 200; In Papiergewittern, S. 19. – In einem im April 1917 in der „Straßburger Post“ er- schienenen Beitrag sprach sich dieser mit Blick auf die Gründung des „Forschungsinstituts für Geschichte des Kriegs“ in Jena gegen die „Sucht“ aus, „an allen möglichen Stellen universelle Kriegssammlungen zu schaffen, die unter einander in Wettbewerb treten“. Wie das „Zentralblatt für Bibliothekswesen“ anmerkte, wäre eine gleiche weise Beschränkung auch an anderen Stellen zu wünschen, weil nur durch die Spezialisierung „eine Ergänzung der allgemeinen auf Vollständigkeit berechneten, aber sie nie erreichenden Sammlungen“ zu garantieren sei; vgl. Ott, S. 286. 269 Schultze (1918), S. 17 ff. 270 VWB 5(1917), S. 20. 271 Schultze (1921), S. 79; Paust (1921), S. 143. – Der preußische Erlass untersagte den militärischen Feld- dienststellen die Abgabe von Material an Kriegssammlungen ziviler Einrichtungen, das ausschließlich nur noch an die „Sichtungsstelle für Kriegsbeute und Bibliothekswesen“ im Stellvertretenden Generalstab der Armee in Berlin abzugeben war. Nach Schultze und Paust resultierte der Erlass vom 20.07.1916. Neueren Quellen zu- folge geht das Gründungsdatum auf einen Erlass des Preußischen Kriegsministeriums vom 20.04.1916 zurück; vgl. Schmalholz, S. 185; Scharmann, S. 174 bzw. Gerdes, S. 22 (FN 28). Am 19. Juli 1916 wurde Buddecke zum Abteilungschef der neugegründeten „Sichtungsstelle“ berufen; http://www.kriegssammlungen.de. 272 Kaiser, S. 95 (FN 28). – Die von Kaiser genannte Quelle, der „Verhandlungsbericht über die Tagung der deutschen Kriegssammlungen am 11. und 12. Mai 1918 im Preußischen Abgeordnetenhause zu Berlin“ (nicht

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lich der Rekonstruktion der Kontroverse(n) ist jedoch noch kein Aufschluss darüber gewonnen, wie die Bibliotheken die oben genannte Zäsur kompensierten, auf die sie mit „aufkeimende[r] Entmuti- gung und Enttäuschung“273 reagierten, zumal sich in allen Sammlerkreisen um 1917 das Bedürfnis nach einer Organisation fühlbar machte, wie Buddecke im „Deutschen Offizierblatt“ resümierte.274

Es steht außer Frage, dass der Ruf nach Einheit und Ganzheit des Sammelns erst nach Buddeckes Nachweis laut wurde, der die wesentlichen internen Diskurse als auch die Ambivalenz zwischen einem positiv empfundenen Gefühl vom Wert der „Sammlerarbeit“ an sich und der gleichzeitigen Suche nach einheitlichen und sinnstiftenden Formen des Sammelns spiegelte. Als Stichwortgeber brachte Buddecke auf „einen Nenner“, was seinerzeit nicht allein von den Bibliotheken als Unbeha- gen artikuliert wurde, nämlich das Bestreben der Planlosigkeit des Sammelns ein Ende zu bereiten und die Kompetenz bei amtlichen Stellen anzusiedeln.275 Das Gefühl der Ohnmacht und Verunsicherung, das die Diskussion um die Bedeutung des Sammelns bestimmte, hatte um 1917 eine Dimension erreicht, die nicht allein die renommiertesten Bibliotheken um die Zukunft ihrer Kriegssammlungen bangen ließ. Diese hatten längst erkannt, dass die in den Kriegsjahren und unmittelbar danach gepflegten Tauschbeziehungen oder die Dublettenverwertung nicht dazu beitrugen, die „Profilbildung der Sammlungen und die Einrichtung von Spezialgebieten zu fördern“, sondern unter dem Zwang der Verhältnisse eher zur „Verein- heitlichung“, zur „Aufstockung der Sammlungen auf dem gleichen Stand“ führte.276 Eine Ein- schätzung, die in den zeitgenössischen Quellen mehrfach zum Ausdruck kommt. Stellvertretend soll hier Karl von Stockmayer (1871–1936) genannt werden: „Ob mit wissenschaftlichem Anstrich oder nicht“, waren sie alle dem „Sammelsport“ verfallen und auf bestimmte Richtlinien festgelegt, „die, so wie sie sich gebildet hatten, nun einmal angenommen werden mußten, da sich allen Sammlern ungefähr dieselben Möglichkeiten boten und dieselben Hemmungen entgegenstellten.“ Von Stockmayer bestätigt, wie weit diese Sicht gerade unter den Fachkollegen verbreitet war, die erkannten, dass sie alle fast dasselbe sammelten und aus denselben Quellen schöpften, sofern diese nicht „obrigkeitliche Engherzigkeit“ verstopften.277

Das ausgeprägte Unbehagen an der „Engherzigkeit“ maßgebender Reichsstellen ging einher mit der Gründung des VdKS, der nach Didier den letzten organisierten Versuch darstellte, den Kriegs- sammlungen Geltung zu verschaffen. Dieses „weitgehend unbekannte Kapitel“ der Geschichte der deutschen Bibliotheken in den Kriegsjahren lässt nach Didier den Schluss zu, dass die Initiative zur Gründung von ihnen ausgegangen sei und von zahlreichen Fachleuten gefördert wurde.278 – Doch wer waren die „Fachleute“, die Didier nur vage erwähnt? Geht man dieser Frage nach, erweist sich, dass der Sachverhalt wesentlich komplexer war und in einer Reihe von Initiativen wurzelte, die sichtbar machen, auf welch vielfache Weise die Ideen und Sichten eines organisierten Sammelns miteinander vernetzt waren.

März, wie Kaiser ausführt), wird auch im Archivmaterial der ThULB Jena überliefert. Dieser Quelle folgend führte Buddecke seinerzeit aus: „Ich sehe aber den Zweck des Verbandes anders und glaube ihn um so richtiger zu sehen, als ich mich gleichsam als geistigen Vater des Verbandes fühle; denn mein Büchlein über die Kriegs- sammlungen hat den ersten Anstoß gegeben, daraufhin wurde die Vereinigung der Weltkriegssammler durch Herrn Konsul Bothmer gegründet und bald darauf folgte unser erstes Zusammentreten in Leipzig und unsere Versammlung in Berlin […]“, S. 50. Vgl. auch Pust, S. 74 (FN 26). 273 Stockmayer, S. 173. 274 Deutsches Offizierblatt 21(1917), S. 1046. 275 Vgl. auch BBl. 85(1918) vom 22.03.1918, S. 144. 276 Kaiser, S. 99. 277 Stockmayer, S. 170/171. 278 In Papiergewittern, S. 25; vgl. auch Schmalholz, S. 184.

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2.3.2 Reichskriegsmuseum

Während sich einzelne Vertreter des Bibliothekswesens wie Schultze der Organisation des Sam- melns erst relativ spät widmeten, debattierten Museumsfachleute die Problematik wesentlich frü- her. Karl Koetschau (1868–1949), Direktor der Stuttgarter Städtischen Kunstsammlungen, der das Berliner Zeughaus als Zentralmuseum ausbauen wollte, unterbreitete den Vorschlag, eine militä- rische Zentralbehörde solle das Sammeln so beaufsichtigten und lenken, „daß die Bedürfnisse eines zentralen Kriegsmuseums zuerst befriedigt werden könnten, daneben aber doch auch die lokalen zu ihrem Rechte kämen“. Koetschau sah Beil zufolge in einem an das preußische Kriegsministerium gerichteten Denkschreiben vor, eine unter seiner Leitung stehende Stelle einzurichten, die den Kontakt zwischen den „Beutestellen“ des Kriegsministeriums und den Kriegssammlungen koordinie- ren sollte.279 Ein Gedanke, den auch Ludwig Justi (1876–1957), Direktor der Berliner Nationalgale- rie aufgriff, der im April 1916 in einer Denkschrift den Plan eines zentralen nationalen Weltkriegs- museums in Berlin unterbreitete. Ein Projekt, dem 1916 der Kaiser und 1917 der Reichstag zu einem Zeitpunkt zustimmten, als vergleichbare Konzeptionen in Frankreich und voran- getrieben wurden.280 Justis Idee eines Museums, das als „sachliches Denkmal des Ruhm[e]s, des Dankes an Heldenmut und stille Zähigkeit, der stolzen Freude an Volk und Führer, als Mahnzeichen für kommende Geschlechter“ zum Ausdruck bringen sollte, sah vor, die materielle Kultur mit der der Front zu vereinen. Sein Konzept, den Krieg in Literatur und Wissenschaft in seiner Totalität zu spiegeln, sah unter anderem vor, Plakate, Anschläge, amtliche Bekanntmachungen et cetera in Vitrinen und auf Litfaßsäulen zu präsentieren.281 Angesichts der hier nur im Ansatz geschilderten Vision, liegt der Gedanke nahe, dass die in den Kriegsjahren intern geführten Besprechungen über ein geplantes nationales Reichskriegs- museum eine eminent symbolische Bedeutung nach einem siegreichen Kriegsende erfahren hätte, die auch für die Sammlungen der Bibliotheken nicht ohne Folgen geblieben wären. Wenngleich es schwierig ist, zu entscheiden, in welchem Maße dies geschehen wäre, ist davon auszugehen, dass die Präferenzen der Politik auf der Stärkung des Reichsgedankens gelegen hätten, repräsentiert durch einzelne staatlich subventionierte Kultureinrichtungen.282 Vorbereitungen zu diesem Projekt, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit abliefen, begannen mit einer ersten Besprechung am 18. Januar 1917 in Berlin, an der auch Buddecke teilnahm.283 Wann sich der Gedanke verwirklichen ließ, könne „jetzt noch nicht übersehen werden“, wie das „Börsenblatt“ rund ein Jahr später im März 1918 mitteilte.284 Zu diesem Zeitpunkt aber lag Buddeckes Nachweis über die Kriegssammlungen bereits vor, der nicht allein den Bibliotheken die Augen öffnete. Einer Annonce des Stalling-Verlages zufolge, der die Broschüre veröffentlichte, verfolgte der Autor die Absicht, den Nachweis nach Möglichkeit noch während des Krieges nutzbar und für nationale und wissenschaftliche Zwecke zugänglich zu

279 Buddecke in: Deutsches Offizierblatt 21(1917), S. 1046. – Nach Beil wurde der Vorschlag vonseiten des Ministeriums abgelehnt und weitere Überlegungen auf Friedenszeiten vertagt; Beil (2004), S. 43. 280 Ebd.; Beil (2004), S. 55 ff., hier S. 55 (FN 82) und S. 56; vgl. auch Beil (2005), S. 90/91. 281 Ebd., S. 63 und S. 68. 282 Ebd., S. 69/70. 283 Ebd., S. 55 (FN 82) und S. 68 (FN 116). 284 BBl. 85(1918) vom 15.03.1918, S. 131. Das „Börsenblatt“ verwies darauf, dass das preußische Kriegs- ministerium seit einiger Zeit mit den entsprechenden Vorarbeiten für ein Kriegsmuseum begonnen habe, um „die für ein solches Museum wichtigen Werte zu erfassen, die sonst verloren gehen würden. Zu diesem Zwecke werden schon jetzt an den Fronten der Armeen alle Gegenstände gesammelt, die ein lebendiges Bild des Krie- ges der Nachwelt überliefern können. […] Das Material für diese Arbeit ist reichlich vorhanden und an vielen Orten bereits sorglich gesammelt worden. Während jedoch diese örtlichen Sammlungen schon jetzt mehr oder weniger Fachsammlungen sind oder ein rein lokales Gepräge tragen, muß das Museum des Reiches eine natio- nale Sammlung sein […].“ – Buddecke benennt nur Justis Denkschrift, die vom preußischen Kriegsministerium ins Auge gefasst wurde und Ende des Jahres 1917 noch nicht über das Stadium der Erwägung und Beratung hinausgekommen war; Deutsches Offizierblatt 21(1917), S. 1046.

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machen, und um weiterhin auch die Sammeltätigkeit selbst noch anzuregen und zu fördern.285 – Ein Nachweis, der ausschließlich dem preußischen Kriegsministerium diente, wie es Friedrich Felger als Leiter der WKB 1919 in den „Mitteilungen“ des VdKS auf den Punkt brachte. Felger führte aus, dass man sich seinerzeit an höherer Stelle und im Kriegsministerium mit dem Gedanken einer „kolossalen“ militärischen Sammlung getragen habe:

„Da stellte sich aber heraus, daß die Zivilisten, Wissenschaftler usw. schon lange sammelten und, wie diese mit der Gründung beauftragten Herren feststellen mußten, ganz Erkleckliches geleistet hatten. Aber Zivilisten sollten nunmehr auf militärischem Gebiet nicht sammeln dürfen, wenn es sich auch um die Leiter der ersten staatlichen Institute handelte. Man würde sie vielmehr nach Beendigung des Krieges mit dem Überfluß bedenken. Privatsammlungen wurden überhaupt nicht ernst genommen: die Weltkriegsbücherei empfing den Besuch zweier düster blickenden Militärs, die konstatierten, daß man geradezu in unverantwortlicher Weise seither Kriegsdenkwürdigkeiten aus den Etappen bekommen habe, und daß dies nun aufhören müsse. […] So trat damals das famose Reichskriegsmuseum auf den Plan; die wunderschönen Sammlerverbindungen hörten auf […].“286

Als tonangebende militärische Kriegssammlung hätte es die Bibliothek des Stellvertretenden Generalstabs in der Hand gehabt, „in einzigartiger, großzügiger Weise durch straffe Organisation“ für die Bibliotheken zu sammeln. Doch genau dies geschah nicht, wie Felger schreibt. In der Hauptsache wurden die Bibliotheken auf die Zeit nach dem Krieg vertröstet, die mehrfach und ohne Erfolg im Rahmen des VdKS gegen diese Haltung „protestierten“.287

2.3.3 Deutsches Kulturmuseum

In Anlehnung an gleichartige Bestrebungen in Frankreich und Großbritannien verfolgte auch das Leipziger Deutsche Buchgewerbe- und Schriftmuseum die Absicht, die Kulturwerte der Kriegszeit zu erhalten. Das Museum verkündete 1917, es als seine Pflicht anzusehen, „solche Werte nach besten Kräften zu sammeln und zu bewahren, als kostbaren Besitz für das neue Deutschland, das stark und gesichert aus diesem Weltenbrand hervorgehen“ solle.288 Schramm, der seit 1913 das DBSM leitete,289 hielt auch in den Kriegsjahren an dem Gedanken fest, die Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik (Bugra) fortzuführen und an dem vor Kriegsausbruch geplanten Neubau festzuhalten. Um einen fruchtbaren Zusammenschluss aller am Buchwesen und Schrifttum interessierten Kräfte zu bündeln, gründete sich am 16. Dezember 1917 der „Deutsche Verein für Buchwesen und Schrift“, der seit Beginn des Jahres Aufforderungen erließ, dem Gründungsausschuss des Vereins beizutreten. Bemühungen, die trotz des Krieges überaus erfolgreich waren: Ende 1917 waren über 1.000 Mitglieder beigetreten. Darunter Ehrenförderer wie Gustav und Berta Krupp von Bohlen und Halbach. Hochkarätig mit namhaften Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst besetzt, fand am 16. Dezember die Gründungsfeier im Deutschen Buchgewerbehaus unter der Schirmherrschaft des sächsischen Königs statt.290

Noch am gleichen Tag trafen sich auch Vertreter der Kriegssammlungen zu einer Besprechung, zu der der Verein eingeladen hatte, um mit ihnen über die „Organisation“ der Sammlungen zu beraten. Angereist waren unter anderen Buddecke, Franck (WKB), Glauning (München), Mentz (Jena) und von Stockmayer (Stuttgart). In deren Beisein (Minde-Pouet wird nicht genannt) wurde unter dem Vorsitz von Ludwig Volkmann der Beschluss gefasst, im Interesse der Fortentwicklung der Sammlungen eine Angliederung an eine Einrichtung vorzunehmen, die ähnliche Bestrebungen

285 Deutsches Offizierblatt 21(1917), S. 931; BBl. 85(1918) vom 18.03. und 22.03.1918, S. 135 und S. 144. 286 Felger, S. 103. 287 Ebd., S. 102/103; Schultze (1921), S. 80. 288 AfB 54(1917), Sonderh., [S. 1]. – Zur wechselvollen Geschichte des DBSM s. unter anderen Poethe (1984). 289 Ihm war 1917 vom sächsischen König das Kriegsverdienstkreuz verliehen worden; BBl. 84(1917) vom 14.11.1917, S. 1210. 290 AfB 54(1917), S. 265 ff.

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verfolge. Als eine solche wurde der neu geschaffene Verein angesehen, der zu einem Sammelpunkt deutschen Geisteslebens auf der Grundlage des Buches und des grafischen Ausdrucks werden solle. „Da der größte Teil der Kriegssammelobjekte in das Gebiet des Buchwesens und der Graphik“ falle, erscheine „dieser Verein in der Tat als der gegebene Patron der Interessen der Kriegssamm- lungen“. Aufgaben des ins Leben gerufenen Ausschusses sollte es sein, als Vertreter, Berater und Vermittler der Sammlungen gegenüber der Öffentlichkeit zu fungieren, den Sammelbetrieb nach einheitlichen Grundsätzen zu regeln, den Zwischenhandel und die „Preistreiberei“ zu überwachen sowie Ausstellungen vorzubereiten. Weiterhin sollte das „Sammelwesen“ konzentriert, der Tausch- verkehr organisiert und das in der Entstehung begriffene Reichskriegsmuseum im Hinblick auf seine vaterländische Bedeutung durch Abgaben unterstützt werden, wobei die Zurücklegung geeigneten Materials für diesen Zweck empfohlen wurde.291 Zentralisation, Spezialisierung der bestehenden Kriegssammlungen und Unterstützung des Reichskriegsmuseum waren vorrangiges Anliegen, dem sich die Vertreter namhafter Sammlungen und des Museums verpflichtet sahen. Der zögerliche Umgang in der Forschung auf dem Gebiet der deutschen Kriegssammlungen mag erklären, warum diese Verbindung zum Deutschen Kultur-museum292 ein weitgehend unbekanntes Kapitel blieb. Mag in dieser Hinsicht die vorliegende Ab-handlung auch an Defiziten laborieren, bleibt festzuhalten, dass der VdKS in den Aktivitäten des Museums wurzelte, über dessen Gründung im Dezember 1917 in Leipzig verhandelt wurde, an dessen erster Versammlung Thummerer teilnahm.293

2.3.4 Deutsches Kriegswirtschaftsmuseum

Mit der Deutschen Bücherei im Rahmen des VdKS eng vernetzt war neben dem Kultur- das Deut- sche Kriegswirtschaftsmuseum in Leipzig, das 1917 entstand und dessen Gründung im Gegen-satz zu den oben genannten Einrichtungen auf private Initiativen in Kreisen der Industrie, des Handels und der Landwirtschaft zurückging. Eine weitere Neugründung, die speziell in Berlin mit Skepsis gesehen wurde, wo Fachkreise eine Konkurrenz zum geplanten Reichskriegsmuseum sahen.294 Das Museum unter der Leitung des Philosophen und Ökonomen Otto Neurath (1882–1945) war als Teil eines für die Nachkriegsjahre vorgesehenen Wirtschaftsmuseums konzipiert worden,295 das es sich zur Aufgabe machte, die wirtschaftlichen Erfahrungen der Kriegszeit zu sammeln und zu verwerten. Verwurzelt in den Miseren der Jahre 1915 (als es zu ersten Hungerrevolten kam) und 1917, als sich im „Steckrübenwinter“ die Ernährungslage dramatisch verschlechterte, verwies das Museum nach eigener Aussage auf die vollkommen ungenügende Kriegsvorbereitung Deutschlands sowie auf die Schwierigkeiten, die sich daraus ergaben, dass nicht rechtzeitig umfassende Wirtschaftspläne entworfen worden waren. Wie nötig es gewesen wäre, sich diesen Fragen zuzuwenden, „hat uns der Weltkrieg schmerzlichst empfinden lassen […]“.296 Als erstes umfassendes Wirtschaftsmuseum in Deutschland, das in systematischer Übersicht und anschaulicher Gliederung das gesamte Spektrum der Kriegswirtschaft materialisiert präsentieren und für kommende Geschlechter aufbe- wahren sollte, plante das Museum den Aufbau einer Schausammlung, Bibliothek und eines Archivs sowie verschiedener Stellen, die für Materialsammlung, Auskünfte et cetera zuständig waren.297 Beabsichtigt war, auch die DB für die Arbeit heranzuziehen,298 die nicht allein das Interesse des

291 Ebd., S. 264; ähnlich MVK 1(1919), S. 2/3; vgl. auch Das Plakat 9(1918), S. 156 und S. 246. 292 So die Bezeichnung 1918; ab Oktober 1919 Änderung in „Deutsches Museum für Buch und Schrift“; Poethe (1984), S. 19/20. 293 Weshalb Minde-Pouet als Mitglied des Kulturmuseums nicht anwesend war, erschließt sich aus den eingese- henen Quellen nicht näher. – Zur Gründungsgeschichte des VdKS s. Pust, S. 74 ff. 294 Zur Geschichte ausführlich Beil (2004), S. 153 ff. 295 Ebd., S. 155. 296 Das Deutsche Kriegswirtschaftsmuseum, S. 3 und S. 4 (Zitat). 297 Ebd., S. 7 ff. Vgl. auch BBl. 85(1918) vom 15.04.1918, S. 191 und vom 16.05.1918, S. 268. 298 Das Deutsche Kriegswirtschaftsmuseum, S. 9. – So sollte die Bibliothek des Museums keine vollständige wirtschaftswissenschaftliche Büchersammlung werden, weil dies in Leipzig „mit der größten und bequemsten öffentlichen Bibliothek Deutschlands“ überflüssig sei. Obwohl ebenda nicht explizit benannt, kann nur die DB

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Museums gefunden hatte. Reichskriegs-, Deutsches Kultur- und Kriegswirtschaftsmuseum doku- mentieren zugleich die Konkurrenzsituation, in der sich die Einrichtungen untereinander befanden. Dass diese auch Untertöne der Begehrlichkeit aufwiesen und persönliche Animositäten bargen, illustrieren die genannten Museen.

2.3.5 Kooperationen

Wie erwähnt (Kapitel 2.3.3) nahm an der ersten Besprechung des Verbandes in Leipzig Thummerer teil, der Minde-Pouet wenige Tage darauf über den Verhandlungsverlauf informierte. Vor allem sah sich Thummerer verpflichtet, ihm mitzuteilen, dass Schramm als Beispiel einer Bibliothek, die Dinge sammle, die nicht in ihr Sammelgebiet gehören, ausdrücklich die DB angeführt habe. Weiter- hin habe dieser gegenüber Felger, dem Vertreter der WKB, erklärt, zwischen Kulturmuseum und DB sei ein Abkommen betreffs der Abgrenzung des Sammelgebietes getroffen worden. Sichtlich verärgert über die in der Öffentlichkeit gemachten Äußerungen, schrieb Minde-Pouet an Schramm,299 der ihm umgehend antwortete. „Es ist richtig“, so Schramm, dass er auf der Sitzung, „die keineswegs eine öffentliche, sondern nur für geladene Gäste zugänglich war, erklärt habe, es sei bedauerlich, daß die Kriegssammlungen sich teilweise sehr stark kreuzen und infolgedessen doppelte Arbeit oft in ein und derselben Stadt gemacht werde und natürlich auch doppelte Unkosten […] entstehen.“ Des Weiteren bestand Schramm darauf, in einem „Privatgespräch“ Felger gegenüber geäußert zu haben, „daß sich der jetzige Direktor der Deutschen Bücherei auch voll dessen bewußt sei, daß Plakate und ähnliches nicht in sein Sammelgebiet gehören […]“ würden. Von einem „Abkommen“ sei nicht gesprochen worden, da ein solches nicht bestünde; doch sei man sich aber darüber klar, „daß sich die Sammlungsgebiete wohl abgrenzen“ ließen.300 Es ist davon auszugehen, dass es zwischen den Direktoren zu einer Aussprache kam, zumal Schramm auf seiner Meinung bestand, die Dinge würden sich nicht ändern, so lange nicht die DB „offiziell auf das Sammeln von Notgeldern, Diplomen, Plakaten“ et cetera verzichte.301

Die Nüchternheit in der Argumentation lassen Albert Schramm nicht als einen Menschen erscheinen, der als Gegner oder Neider auftrat, sondern als einen, der seine Position im Interesse der von ihm repräsentierten Einrichtung vertrat, was ihn kon- sequenterweise nicht zu einem Befürworter des Sammelkonzepts der DB machte. Insofern ist mit einiger Sicherheit davon auszugehen, dass sich Schramm zuvor auch an das Sächsische Innenministerium in Dresden wandte und um Überweisung von Einblattdrucken wie Notgeld, Lebensmittelkarten et cetera bat. Das Ministerium sah sich daraufhin verpflichtet, von der DB eine Bestätigung zu erhalten, dass sie solche Drucke nicht sammle, da eine derartige Sammlung an zwei oder drei verschiedenen Stellen in Leipzig vermieden werden sollte.302 Spätestens diese Anfrage Abb. 11: Albert Schramm ließ erkennen, dass die Bibliothek ihre Schwierigkeiten mit Schramm bekommen würde, sollte sie nicht einlenken. Nachdem sich Minde-Pouet und Seemann darüber verständigten, wurde der Sachverhalt auf der Sitzung des GA vom 9. März 1918 zur gemeint gewesen sein. Das Museum war provisorisch in den Räumen des Gebäudes des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen in der Zeitzer Straße 10 untergebracht, wo sich auch das Deutsche Kulturmuseum befand; ebd. S. 16. 299 AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 21 (handschriftliche Notiz Thummerers über den Verhandlungsverlauf der Sitzung vom 21. 12. 1917) und Bl. 22 (Schreiben Minde-Pouets an Schramm vom 17.01.1918). 300 Ebd., Bl. 23 recto/verso; Schreiben Schramms vom 21.01.1918. Unterstreichungen im Original. 301 Ebd., Bl. 24 recto/verso; Schreiben Minde-Pouets an Schramm vom 04.02. und Antwort Schramms vom 05.02.1918; Bl. 25 recto/verso. 302 Ebd., Bl. 20; Schreiben des Sächsischen Innenministeriums vom 08.02.1918.

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Sprache gebracht. Ausgehend von dem ministeriellen Schreiben führte Minde-Pouet aus, dass das Kulturmuseum, wie sein Direktor „immer wieder mit Recht“ [sic!] beklagte, „durch unsere Kriegssammlung in der Erlangung jener Stücke, die für dieses Museum ganz unentbehrlich sind, arg geschädigt“ werde. Er rege deshalb an, den Beschluss vom 24. Juli 1917 (Kapitel 2.2.1) dahingehend abzuändern, um bereits jetzt dem Museum alles abzugeben, was nicht in das Sammelgebiet falle:

„Für die Deutsche Bücherei hätte das noch den Vorteil, daß sie nicht erst sehr umfangreiche Arbeit an die Ordnung von Stücken zu verschwenden hätte, die sie später doch abgeben will. Mit der Abgabe an das Kultur-Museum wäre auch dem ausgesprochenen Wunsche genügt, jene Stücke keinesfalls aus Leipzig herausgehen zu lassen und nicht an Berlin oder Jena abzugeben. Das Kultur-Museum ist durchaus in der Lage, […] durch Tausch Gegendienste zu leisten. Und selbst wenn das nicht immer in ausreichendem Maße möglich sein sollte, so hätte sich die Deutsche Bücherei das Verdienst erworben, die Stücke an die Stelle geleitet zu haben, an die sie gehören.“303

Siegismund, der der Ansicht widersprach, regte an, die Sammlung erst zu einem gewissen Ab- schluss zu bringen, um später dann auf dem Wege des Tausches an eine Abgabe zu denken. Einer Ansicht, der sich Schroeder anschloss. Schroeder empfahl, im Sinne eines gleichwertigen Austau- sches mit dem Deutschen Kulturmuseum zu verhandeln.304 Obwohl der Befund eindeutig ist, fehlt die Kenntnis, weshalb Minde-Pouet das Kulturmuseum privilegieren wollte – welchem Impuls folgte er? Da das Spektrum der entsprechenden Antworten unvertraut ist, erscheint es naheliegend, dass er die zwischen der DB und dem DBSM bestehenden Misshelligkeiten beilegen wollte. Zugleich folgte er der Einsicht, dass der Verzicht auf die Begrenzung des Sammelspektrums Vergeudung von Mitteln und Kräften bedeutete. Jahre später kam Erich Klien (1881–1940), Ministerialdirektor im Sächsischen Wirtschafts- ministerium, als Mitglied des GA auf die Angelegenheit nochmals zu sprechen: „Wir hatten in Leipzig ursprünglich drei Kinder: Die D. B., das Museum für Buch- und Schrift und das Kriegs- und Reichswirtschaftsmuseum, die eine zeitlang alle zum Teil dasselbe taten: z. B. Notgeld und Kriegsurkunden sammeln. Und alle wollten für die gleiche Arbeit Staatsunterstützung haben. Es war ganz selbstverständlich, daß wir auf Beschränkung und Arbeitsteilung sehen mußten […].“305 Nahezu zeitgleich trat 1917 ein Vertreter des Kriegswirtschaftsmuseums mit der Bitte an Minde-Pouet herantrat, bei der Auflösung der DB-Kriegssammlung in erster Linie bedacht zu wer- den;306 offenbar hatte sich der Sachverhalt schnell in Leipzig herumgesprochen.

Nicht geringer wiegt jedoch ein anderer Aspekt: die Teilnahme Minde-Pouets aus Anlass der zwei- ten Versammlung des VdKS am 13./14. April 1918 in Berlin.307 Was Minde-Pouet in Berlin über die Aktivitäten des geplanten Verbandes in Erfahrung brachte, veranlasste ihn, die erstbeste Gelegen- heit zu ergreifen, um mit Seemann ein Schreiben an das Sächsische Innenministerium zu entwer- fen. Die Dynamik des Geschehens lässt erkennen, dass beide (und später der GA) von den Infor- mationen aus Kreisen des Verbandes überrascht waren. Folgt man dem Tenor des Schreibens, müssen ihnen gewisse Hintergründe zu dieser Zeit weitgehend unbekannt gewesen sein:

303 Auszug aus der 43. Sitzung des GA vom 09.03.1918; ebd., Bl. 28 recto/verso. 304 Ebd., Bl. 28 verso. Dieser Beschluss wurde dem Innenministerium in Dresden in einem Schreiben vom 16.05.1918 mitgeteilt, die DB habe beschlossen, „auch mit dem Kulturmuseum in Leipzig im Sinne eines gleich- wertigen Austausches zu verhandeln; ebd., Bl. 50 verso. 305 72. Sitzung des GA vom 18.02.1926; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 7, Bl. 401 recto. 306 In einer handschriftlichen Notiz Minde-Pouets vom 05.01.1918 heißt es: „Herr Justizrat Dr. Wendtland hat gebeten, bei der Auflösung unserer Kriegssammlung in erster Linie das Deutsche Kriegswirtschaftsmuseum in Leipzig zu bedenken“; AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 19. Ähnlich in einem Schreiben vom 21.05.1918; ebd., Bl. 51 recto. 307 Minde-Pouet war zu diesem Zeitpunkt noch kein Vertreter des Ausschusses, dem Buddecke, Felger, Mentz (Jena), Schramm und Schultze (Berlin) angehörten; vgl. MVK 1(1919), S. 3.

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„Auf einer Versammlung der Vertreter deutscher Kriegssammlungen […] wurde sowohl durch den Vertreter der Kriegssammlung der Bibliothek des Stellvertretenden Generalstabs in Berlin [Budde- cke, die Verfasser] als auch durch den Vertreter des neu zu errichtenden Reichskriegsmuseums mitgeteilt, daß in Zukunft ein unmittelbarer Verkehr der Kriegssammlungen mit den militärischen Stellen im Felde und in der Heimat nicht mehr gewünscht wird, und daß die entsprechenden mili- tärischen Stellen angewiesen worden sind, alle bei ihnen eingehenden Gesuche zur Entscheidung an das Reichskriegsmuseum weiterzugeben, das dann nach seinem Ermessen über die Gesuche befinden würde. […] Diese Maßnahme hat sofort nicht nur den Direktor der Deutschen Bücherei, sondern auch die […] Vertreter […] in Berlin und […] in München mit größter Sorge erfüllt, weil zu fürchten ist, daß durch diese neuen Verfügungen diesen drei großen Zentralsammlungen sehr viel Material verloren geht […]. […] Es ergeht daher an das Königliche Sächsische Ministerium des Innern die Bitte, an zuständiger Stelle […] dahin wirken zu wollen, daß die obengenannten Maßnahmen […] sich nicht auf die Deutsche Bücherei beziehen, und daß diese nach wie vor von allen militärischen Stellen […] bedacht werden darf.“308

Minde-Pouet, der auf der nächsten GA-Sitzung hierzu Stellung nahm, führte unter anderem aus, dass die drei großen Bibliotheken, Berlin, München und Leipzig, gegen diesen Beschluss protestie- ren und an maßgebender Stelle intervenieren würden. Nüchtern vermerkt das Sitzungsprotokoll die Verwunderung des Ausschusses „über die Härte der vom Stellvertretenden Generalstab getroffenen Maßnahme“.309

Die wiederholten Anfragen der Leipziger Museen an die DB, die nicht in das Sammelgebiet fallenden Drucke ihnen zu überweisen bzw. in einen Tauschverkehr mit ihr zu treten, verliehen dem Thema eine kontinuierliche Präsenz in den Tagesordnungen des GA, der sich der Angelegenheit erneut am 14. Juni 1918 annahm. Anlass hierfür war eine für Mitte August geplante Ausstellung des Kriegswirtschaftsmuseums, das um Überlassung von Dubletten gebeten hatte.310 Auf „Gegen- leistungen“ angesprochen, erwiderte Minde-Pouet, dass das Museum augenblicklich nicht damit aufwarten könne, es sich mit der Zeit aber ausgleichen würde. Die vage Auskunft schien Siegis- mund nicht zu befriedigen, der seinerseits darauf verwies, man dürfe nicht vergessen, dass die Dubletten mit jedem Tage wertvoller werden würden:

„Die Tätigkeit des Reichskriegsmuseums wird sich in vielen Dingen noch unangenehm fühlbar machen. Da ist es gut ein Gegengewicht in der Hand zu haben. […] Wir werden noch große Schwie- rigkeiten haben, unsere Lücken zu schließen, Schwierigkeiten, die uns das Reichskriegsmuseum machen wird, für das jetzt der Stellvertretende Generalstab eintritt, um ihm nicht Sachen entgehen zu lassen, die später nicht mehr zu haben sein werden. Wir müssen hier einen gewissen Trumpf in der Hand behalten, auch in Dingen, die nicht zum Sammelgebiet gehören, damit wir vom Reichs- kriegsmuseum eine entsprechend große Gegengabe erlangen können. Ich bitte, jetzt von einer Abgabe noch abzusehen und sich die Dinge erst weiter entwickeln zu lassen.“311

Während sich Rede und Gegenrede hinsichtlich der Abgabe von Plakaten, der „Umgrenzung“ und „Abgrenzung“ der Kriegssammlung in der Sitzung hinzogen, und auch die Erweiterung des Sammelgebietes insgesamt gestreift wurde, um Plakate und Kunstblätter aufzunehmen, sah sich Minde-Pouet immer wieder genötigt, darauf zu verweisen, er würde kein Stück weggeben, auch dann nicht, wenn es nicht zum Sammelgebiet gehöre. Gewiss würde er gern manches Stück

308 Schreiben Seemanns vom 16.04.1918; AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 34 recto/verso und Bl. 35 recto. Der Bericht über die zweite Versammlung des zu gründenden Verbandes erwähnt diesen Sachverhalt nicht; vgl. MVK 1(1919), S. 3/4. 309 44. Sitzung des GA vom 29.04.1918; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 3, Bl. 309 bzw. AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 33 recto/verso; vgl. auch Schmalholz, S. 185. 310 Die Sonderausstellung wurde noch während des Krieges eröffnet; vgl. Führer durch die Sonderausstellung Weltblockade und Kriegswirtschaft des deutschen Kriegswirtschaftsmuseums. Leipzig: Brandstetter, 1918. 311 Auszug aus der 45. Sitzung des GA vom 14.06.1918; AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 57 recto/verso.

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kaufen, auch wenn es nicht zum Sammelgebiet gehöre und er es für sehr wertvoll für die Sammlung erachte, aber es fehle ihm an den entsprechenden Mitteln.312 Der intern geführte Diskurs über die „Zukunft der Kriegssammlungen“, denen in den letzten Kriegs- monaten in der Öffentlichkeit keine größere Aufmerksamkeit mehr zukam, illustriert zugleich, mit welcher Beharrlichkeit einzelne Mitglieder des Ausschusses eigene Selbstverortungen reflektierten und in ihren Stellungnahmen Probleme assoziierten, die angesichts der Dimension und der wirt- schaftlichen Lage der Einrichtung längst keine mehr waren.313 Um in der Verhandlung auf das Wesentliche wieder zurückzukommen, sah sich Minde-Pouet genötigt, unabhängig von den vorge- tragenen Positionen auf die Gefahr zu verweisen, die der DB vom Reichskriegsmuseum drohe. Aus seinen Gesprächen mit anderen Vertretern des VdKS habe er in Berlin erfahren, mit welchen Mit- teln das Museum in Verbindung mit dem Generalstab versuche, „alle für seine Zwecke wichtigen Stücke zu sichern“. Von Harnack, Direktor der Berliner Bibliothek, wolle persönlich im Stellvertre- tenden Generalstab vorstellig werden, um für die drei Sammlungen in Berlin, Leipzig und München eine Ausnahme zu erwirken. Als darauf Schroeder einwarf, es sei doch ein Trugschluss des Reichs- kriegsmuseums zu glauben, durch solchen Zwang eine absolute Vollständigkeit der Sammlung zu erreichen, erwiderte Siegismund, ihm wären dessen Bestrebungen „seit längerer Zeit“ bekannt. Gerade deshalb sei es notwendig, die Dubletten und diejenigen Stücke, die man vielleicht einmal im Tausch abgegeben könne, „als Pfand“ gegenüber dem Museum in der Hand zu behalten.314

Minde-Pouet, am 12. Mai 1918 in den Vorstand des VdKS gewählt,315 setzte wie die anderen Mit- glieder Hoffnungen auf die Möglichkeiten, die gemeinschaftlichen Interessen gegenüber Behörden, Öffentlichkeit, Presse und dem Auslande vertreten zu können,316 in erster Linie gegenüber den mili- tärischen Dienststellen des Reiches. Um den Schriftverkehr mit den Mitgliedern zu dokumentieren, legte man in der DB eine Handakte an, die nicht mehr nachzuweisen ist. Als eins der letzten Schriftstücke, die der Akte „Kriegssammlung“ anliegt, wurde ein Schreiben des Chefs des Stellver- tretenden Generalstabs vom 24. August 1918 beigefügt, das über eine vom preußische Kriegsmi- nisterium vorgesehene Verfügung informierte, die die Abgabe von Drucksachen unter Berücksichti- gung der allseitigen Interessen regeln sollte;317 eine Verordnung, die vermutlich nicht mehr in Kraft getreten ist. Unabhängig von diesem Bescheid verfolgte Minde-Pouet weiterhin unbeirrt sein Ziel. So hatte ihm der Verleger Hans Volckmar (1873–1931) auf einer GA-Sitzung den Rat gegeben, sich an die Feldbuchhandlungen zu wenden, um diese als ein neues Werbemittel für die Kriegssammlung einzusetzen.318 Offensichtlich nutzte Minde-Pouet diese Möglichkeit, da Arthur Luther (1876–1955) am 27. August 1918 aus Kiew schrieb, was er bisher für die Bibliothek ausrichten konnte. Luther,

312 Ebd., Bl. 58 recto. 313 So verwies der Verleger Karl W. Hiersemann auf den großen Wert von Einblattdrucken und Plakaten aus dem 15. Jahrhundert, deren moderne Kriegsversionen seiner Meinung nach auch in die Kriegssammlung gehörten; ebd., Bl. 57 verso. 314 Ebd., Bl. 59 recto. 315 Die 3. Versammlung des VdKS fand am 11./12.05.1918 im Berliner Abgeordnetenhaus statt. Die Gründung des VdKS erfolgte tags darauf. Gründungsmitglieder waren 15 öffentliche und neun private Sammlungen, da- runter unter anderen die Kgl. Bibliothek Berlin, der Stellvertretende Generalstab der Armee, das Reichskriegs- museum, das Archiv der SPD, die Hamburger Stadtbibliothek, das Kriegsarchiv in Jena, die DB, das Deutsche Kultur- und das Kriegswirtschaftsmuseum sowie die Kgl. Hof- und Staatsbibliothek in München. In den Vorstand wurden gewählt: Schramm (Vorsitzender), Minde-Pouet (Schatzmeister), Schultze, Glauning, Sachs (ein nam- hafter Berliner Plakatsammler). Dem Ausschuss gehörten unter anderen an: Buddecke, Mentz, Wahl, Wolfram und von Stockmayer; vgl. MVK 1(1919), S. 4/5. 316 Vgl. § 1 der Satzungen des Verbandes Deutscher Kriegssammlungen e. V.; MVK 1(1919), S. 6. 317 Antwortschreiben vom 24. 08. 1918 auf eine Anfrage des Sächsischen Kriegsministeriums vom 03.05.1918; AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 63 recto/verso. Die Abschrift wurde durch das Innenministerium in Dresden übersandt, an das sich Seemann (wie erwähnt) am 16.04.1918 mit der Bitte gewandt hatte, an zuständiger Stelle dahin wir- ken zu wollen, dass sich die Maßnahmen des Stellvertretenden Generalstabs nicht auf die DB beziehen mögen; vgl. ebd., Bl. 34/35. 318 Ebd., Bl. 33 verso, Bl. 36/37 und Bl. 47.

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der mit Vertretern der „Zentralstelle der Feldbuchhandlungen Bug“ verhandelte, bekam den Bescheid,

„es würde von allen Publikationen eine bedeutende Anzahl von Exemplaren an die Sichtungsstelle nach Berlin geschickt, von der aus dann die einzelnen Sammlungen bedacht würden. Dorthin soll- ten wir uns wenden. Mit anderen Worten: wir sind von der Gnade des Herrn Buddecke abhängig. Als ich darauf hinwies, daß wir von Berlin leicht übergangen werden könnten, wurde mir geantwor- tet, man hätte weder Zeit noch Personal genug, auch noch nach Leipzig regelmäßig Drucksachen zu senden; wenn es befohlen würde, so würde man es natürlich tun.“319

Minde-Pouet gab nicht auf, nachdem auch dieser Versuch scheiterte. Noch Anfang September 1918 wandte er sich in dieser Angelegenheit an Siegismund mit der Bitte: „Da es uns immer schwerer gemacht wird, von den militärischen Stellen in den Etappen oder im Felde die Kriegsliteratur zu erhalten, wäre ich Ihnen außerordentlich dankbar, wenn Sie jede Gelegenheit benutzen würden, an zuständigen Stellen für die Kriegssammlung […] zu wirken. […] Es wäre sehr gütig von Ihnen, wen[n] Sie auch die Feldbuchhandlungen nach dieser Richtung hin anweisen könnten.“320 Das Schreiben erreichte Siegismund nicht mehr, da dieser im Auftrag des preußischen Kriegsministers eine Reise durch die besetzten Ostgebiete angetreten hatte.321

Wenige Wochen später überschlugen sich die Ereignisse in Deutschland, als die Oberste Heereslei- tung dem Deutschen Kaiser mitteilte, einen sofortigen Waffenstillstand abzuschließen. Am 9. No- vember dankte dieser ab. Zwei Tage später wurden die Kriegshandlungen um 11 Uhr vormittags eingestellt. Eine für den Herbst geplante erste Hauptversammlung des VdKS in München wurde kurzfristig abgesagt.322 Die Absage bedeutete jedoch nicht das Ende des Verbandes, der sich über das Jahr 1918 hinaus weiterhin um die Zukunft der deutschen Kriegssammlungen bemühte.

2.4 Niederlagen

Die Niederlage 1918 produzierte traumatische Erfahrungen in Deutschland. Gerade das Bildungs- bürgertum, das den Krieg als einen Ausweg aus einer tiefen Sinnkrise verstand, der die Gesell- schaft zu einer neuen Volksgemeinschaft umforme, und das dem „Geist von 1914“ einen hohen Stellenwert beimaß, war nach vier folgenden Kriegsjahren intellektuell „heimatlos“ geworden. Die Verarbeitung der Niederlage und der Kriegsfolgen, vor allem der Bedingungen des „Versailler Diktats“, stellten für die Bevölkerung eine große Herausforderung dar. Bis zuletzt hatten die Deut- schen an einen Endsieg geglaubt. Für sie kam die sich abzeichnende Niederlage an der Westfront überraschend. Diese Unkenntnis belegt ein Aufsatz von Rudolf Buttmann (1885–1947), der im Sep- tember-/Oktoberheft des „Zentralblatts für Bibliothekswesen“ erschien und auf eine neue „Kriegs- aufgabe“ für die Bibliotheken verwies. Diese sollten „Ehrenhallen für Kriegernachlässe“ errichten und die Nachlässe gefallener Dichter, Gelehrter und Schriftsteller sammeln, deren Zahl noch immer unabsehbar tagtäglich anwachse.323 Die Schließung der Kriegsmuseen und Kriegssammlungen nach 1918 fand in aller Stille statt;324 nur der Gedanke des Aufbewahrens blieb erhalten. Die tiefen und einschneidenden Nach- wirkungen des Krieges wurden von Zeitgenossen vielfach betont: „Wir Heutigen stehen ja alle mit unseren Interessen und unsern Leidenschaften viel zu sehr unter den unmittelbaren Folgen dieser Ereignisse, als daß wir uns der Aufgabe gewachsen fühlen könnten, mit objektiven Forschungen an solche Fragen heranzugehen. Um so wichtiger muß für uns, die wir vom Schicksal als Miterlebende

319 Ebd., Bl. 64. 320 Schreiben Minde-Pouets an Siegismund vom 04.09.1918; ebd., Bl. 65. 321 BBl. 85(1918) vom 02.09.1918, S. 528. 322 Glauning (1919), S. 165/166. 323 Buttmann, S. 205. 324 Brandt, S. 252; Kaiser, S. 100; In Papiergewittern, S. 25; Zwach, S. 108.

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in diese Zeit hineingestellt wurden, die Aufgabe sein, dem künftigen Forscher das Material so lückenlos als nur möglich zu liefern.“325 Wie sich die gesellschaftlichen Verhältnisse entwickeln würden, war unbestimmt: „Wir sind in ein neues Jahr eingetreten, dunkler als irgendeins der vorangegangenen.“326 Auch die Deutsche Bücherei tat weiterhin ihre Pflicht, obwohl sich ihre Situation Monat für Monat mehr verschärfte. Aufgrund der veränderten politischen Gegebenheiten waren Arbeiten einzustellen oder erlitten empfindliche Störungen. Hinzu kam, dass eine nicht unbedeutende Zahl der Verleger ihren Bestre- bungen ablehnend gegenüberstand.327 Dies wäre alles noch zu verschmerzen gewesen, hätte es ihr nicht an Geld gefehlt. Sollten die erhöhten Zuschüsse durch Reich, Staat und Stadt nicht sicher sein, habe es keinen Zweck, die Einrichtung weiter zu erhalten.328 Die Mittel des Börsenvereins waren erschöpft und die Aussicht auf eine Reichsbeihilfe ungewiss. Als Minde-Pouet in einer Sitzung des VWR darauf hinwies, dass die DB überhaupt noch nicht an die Lösung ihrer Aufgaben heran- getreten sei, von ihrer Sammelarbeit einmal abgesehen, für die sie entsprechend höhere Zuschüs- se benötige, erhielt er die Antwort, man müsse diese dennoch wohl oder übel beschränken:

„In der Kriegssammlung hatten wir unser Sammelgebiet ausgedehnt. Das war gewiß sehr er- wünscht, aber nicht unbedingt notwendig. Der Schließung der D. B. werden wir die Beschrän- kungen natürlich vorziehen. […] Wenn uns das auch schwer wird, so haben wir doch andererseits das feste Vertrauen zu dem Gedanken der Bücherei, daß er sich trotz aller Schwierigkeiten durchsetzen wird, und daß wir nicht in die Lage kommen werden, Ende des Jahres die D. B. zu schließen.“329

2.4.1 Revolutionsschrifttum

Ungeachtet der allgemeinen Notlage begann die DB unmittelbar nach Ausbruch der November- revolution mit dem Aufbau einer Sammlung von Revolutionsdrucksachen. Wer die Sammlung anregte, die gegenüber dem GA nicht zur Sprache kam, ist den Quellen nicht zu entnehmen. Ähnlich wie in Berlin, Jena, München und Stuttgart sah man sich auch in der DB gehalten, die Papierflut der Revolution zu sammeln. Schließt man Absprachen zwischen den Bibliotheken aus, fassten offenbar alle die Novemberrevolution als eine „Zersetzungserscheinung“ auf, in der Krieg und Revolution ineinander übergingen und folglich sich die Kriegs- von selbst zu Revolutions- sammlungen umgestalteten.330 Dass das mit der Revolution und der politischen Neugestaltung ein- hergehende Schrifttum als unentbehrliches Material für spätere Geschichtsforschungen anzusehen sei,331 wurde ebenfalls proklamiert. Für die Werbeaktivitäten in Leipzig, die sich zunächst auf die Arbeiter- und Soldatenräte beschränkten, zeichnete Georg Schwidetzky (1875–1948) verantwortlich, der Arbeitsrichtlinien und Anschreiben entwarf, unter anderem ein gedrucktes Anschreiben vom 29. November 1918, das an 714 Arbeiter- und Soldatenräte erging.332 Wenig Verständnis für das Anliegen der Bibliotheken zeigten die Arbeiter- und Soldatenräte auch im Fall der Staatsbibliothek in Berlin, auf deren Rundschreiben an 200 Stellen kaum 30 antworteten und nur in zehn Fällen die Bitte erfolgreich

325 Hilsenbeck, S. 1. 326 ZfB 36(1919), S. 1. 327 VWB 6(1918), S. 6 und S. 13. Zitat S. 12. 328 Bericht über die 7. Sitzung des VWR vom 16.05.1919; AA/Abt. III/Nr. 2II, Bl. 194 ff. hier speziell Bl. 202. 329 Ebd., Bl. 200/201 und Bl. 202/203; Zitat Bl. 203 recto/verso. 330 Schwidetzky, S. 93; ähnlich Glauning (1919), S. 161 und ders. (1920), S. 54/55 für die BSB, Krabbe, S. 90 für die PSB bzw. Felger, S. 106 für die WKB. 331 BBl. 85(1918) vom 27. 12. 1918, S. 780. 332 AA/Abt. V/Nr. 36, Bl. 23. – Die Hoffnungen, die Schwidetzky auf die Räteorganisationen setzte, erfüllten sich nicht, da bis Ende des Jahres lediglich 41 Zusendungen erfolgten und nur sechs Stellen eine Zusage gaben, Drucksachen regelmäßig zu überweisen. Minde-Pouet kommentierte das Ergebnis: „Die alte Geschichte: Rund- schreiben sind erfolglos! Ich hatte das vorhergesagt […]“; ebd., Bl. 31.

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war.333 Das sollte Schwidetzky jedoch nicht davon abhalten, „säumige“ Stellen im Januar 1919 erneut zu mahnen.334 Mit größerem Erfolg wurde die Werbearbeit 1919 fortgeführt und ein neuer Aufruf entworfen, der in Deutschland und Österreich an Arbeiter-, Soldaten-, Bürger-, Bauern- und Volksräte, politische Parteien, Vereine, Behörden, Reichswehr, Einzelpersonen und Privatsammler versandt wurde.335 In der Zeit vom 14. April bis zum 26. Mai 1919 trat die DB mit einer Ausstellung von Revolutionsdrucksachen auf den Plan, die sich nach eigenem Bekunden eines regen Besuches erfreute.336 Die Ausstellung, die offenbar unter dem Motto „Die Revolution in Wort und Schrift“337 stand, vereinte die Zeugnisse der Arbeiter- und Soldatenräte, die im Winter 1918/19 die politische Kontrolle in vielen Städten übernommen hatten sowie Flugblätter der Parteien, Zeitungen und Zeitschriften, Maueranschläge, Vordrucke von Behörden, Aufrufe an Kriegsgefangene und andere. Einen breiten Raum beanspruchten die Propaganda, die Frauen für die Politik warb, und die aus der Revolution geborenen politischen Zeitungen. Ob die Quellen dazu beitrugen, Klarheit über die gewaltige Zahl der neuen Probleme zu schaffen, war allerdings eine andere Frage.338

Trotz zahlreicher Initiativen gelang es der DB nicht, die wichtigen Zentren der revolutionären Bewegung zu erreichen, die eher beiläufig vertreten sind. Hierfür stehen weiterführende Analysen noch aus, doch ist ein Fehlschlagen des Bemühens zu konstatieren, wofür nicht zuletzt das abrupte Ende der Sammlung spricht. Wegen Mangels an Arbeitskräften wurde sie Ende Dezember 1919 eingestellt und weiterführende Arbeiten über das Jahr 1920 hinaus sporadisch fortgeführt.339 Es war vor allem der Tauschverkehr mit Bibliotheken, der für Leipzig einen nennenswerten Gewinn erbrachte. Ob und inwieweit hierbei die Zusammenarbeit mit dem Archiv der SPD und anderen politischen Parteien von Erfolg waren, sei dahingestellt.340 Mit Stand vom Dezember 1919 umfasste die Sammlung 6.282 bibliografische Einheiten: 1.762 Plakate, 4.060 Flugblätter und 460 Zeitun- gen. Weitere Einsendungen kamen 1920 hinzu, die den Gesamtumfang auf 2.532 Plakate, 6.855 Flugblätter und 732 Zeitungen erhöhten; Angaben, die im Verwaltungsbericht für 1920 nicht mehr genannt werden.341

2.4.2 Christiania

Der ominöse Hinweis auf eine „Stiftung der deutschen Kriegsliteratur an die Königliche Bibliothek Christiania“ (Oslo) nährte in den 1990er-Jahren den Verdacht, Teile der DB-Kriegssammlung könnten nach dem Kriege an Norwegen abgegeben worden sein. Der Verdacht schien nicht un- begründet, war in einem Protokoll des GA doch die Stiftung unter dem Tagungsordnungspunkt, die „Kriegssammlung betreffend“ rubriziert worden, ohne näher verhandelt zu werden. Selbst ein Hinweis, der Bericht über die Beratung sei den Akten zu entnehmen, gab keinen Aufschluss, da

333 Krabbe, S. 90. 334 AA/Abt. V/Nr. 36, Bl. 35 verso. – Die DB erließ im Dezember 1918 einen Aufruf, der an eine unbekannte Anzahl deutscher Zeitungen erging und den Hinweis enthielt, dass sie das gesamte Schrifttum des deutschen Sprachgebiets, „so auch alle mit der Revolution und der politischen Neugestaltung“ zusammenhängenden Drucksachen aller Parteien und Gruppen sammle; ebd., Bl. 30 recto/verso. Vgl. Pressemitteilungen in AGDB, Bd. 3, Bl. 76 recto/verso. 335 VWB 7(1919), S. 19. 336 VWB 7(1919), S. 8; AA/Abt. III/Nr. 10, Bl. 58 verso. 337 Vgl. H[ans] N[atonek]: Die Revolution in Wort und Schrift. In: Leipziger Zeitung und Handelsblatt für Sach- sen vom 15.04.1919; AGDB, Bd. 5, Bl. 1. 338 Ebd. 339 Vgl. AA/Abt. III/Nr. 31, [6] (Statistik). 340 VWB 7(1919), S. 20; 48. Sitzung des GA vom 17.04.1919; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 4, Bl. 244. 341 Die statistischen Angaben für 1920 werden in AA/Abt. III/Nr. 31, [6] nachgewiesen. Die Angaben erscheinen unzuverlässig, da im Zeitraum April/November 1920 weitere Einsendungen erfolgten, die nicht detailliert aufge- listet werden. – Die Materialien, die nicht mit der KS vereint wurden, stellen bisher ein nicht erschlossenes Konvolut dar.

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diese Akten nicht über das Findbuch zu ermitteln waren.342 Der Verdacht wurde ferner durch knappe Notizen in nachfolgenden GA-Sitzungen genährt, einschließlich einer Bemerkung, der Aus- schuss habe „Kenntnis von dem Abgang der Kriegsliteratursammlung“ genommen.343 Für den ober- flächlichen Blick mochte es daher verständlich erscheinen, dass die Bücherei nach 1918 Teile ihres Weltkriegsbestandes abgab, um sich angesichts ihrer desolaten finanziellen Situation zu sanieren. Es liegt auf der Hand, dass diese Annahme seinerzeit fraglos hingenommen wurde. Die Akte, die sich nach langem Suchen fand, verweist auf ein Kapitel unbekannter Ge- schichte, die zwischen der Kriegs- und Nachkriegszeit changiert. Eine Geschichte, die ihren Anfang im Mai 1918 nahm, als Siegismund vonseiten des Börsenvereins mit einer Anfrage des Auswärtigen Amtes (AA) in Berlin konfrontiert wurde. Legationssekretär Bernhard von Hahn (1880–1935), Refe- ratsleiter in der Nachrichtenabteilung,344 teilte ihm seinerzeit mit, man sei über den Gesandten in Christiania darüber informiert worden, dass die Entente-Staaten an die Universitätsbibliothek eine größere Stiftung Kriegsliteratur gemacht hätten. Es wäre deshalb zu überlegen, so von Hahn, ob nicht seitens des Reiches die Möglichkeit bestünde, über den Börsenverein eine Sammlung zu ver- mitteln, für die die Deutsche Bücherei als „Schenker“ auftrete. Die Sammlung selbst und die Kosten würden vom Reich getragen werden. Siegismund sagte sofort zu, dem Wunsche des AA zu ent- sprechen.345 Nicht rechtzeitig von Siegismund darüber informiert, erfuhr Minde-Pouet erst über ein Schreiben Schroeders aus dem Sächsischen Finanzministerium von dem Anliegen. Konsterniert fügte er dem Schreiben handschriftlich die Bemerkung hinzu: „Ich habe keine Ahnung, um was es sich handelt.“ Schroeder, der sich ebenfalls mit der Anregung des AA einverstanden erklärt hatte, legte dem verblüfften Minde-Pouet dar, eine solche geschilderte Gelegenheit würde vielfältige Mög- lichkeiten im Interesse der Einrichtung bieten, die sich die Bücherei „niemals entgehen lassen“ dürfe.

„Auch hier würde die D. B. als Vertreterin des deutschen Buches und Volkes nach außen sichtbar in die Erscheinung treten. Nur glaube ich, daß wir angesichts der bekannten Wettbewerbsverhält- nisse, wie wir sie übrigens jetzt auf allen möglichen Gebieten wissenschaftlicher, wirtschaftlicher, gemeinnütziger oder sonstiger Tätigkeit im Deutschen Reiche verfolgen können, allen Anlaß haben, den sehr willkommenen und zu beschleunigenden Auftrag zunächst in aller Stille zu übernehmen und zu erledigen und erst nachher, nachdem er ausgeführt ist, mit ihm vor die Öffentlichkeit zu treten.“346

Minde-Pouet, der sich zwischenzeitlich mit Meiner ausgetauscht hatte, antwortete Schroeder we- nige Tage später, es unterliege keinem Zweifel, dass durch diese Stiftung die DB die Möglichkeit erhielte, dem Reich einen Dienst zu erweisen. Ihrer gemeinsamen Hoffnung Ausdruck verleihend, schrieb er weiterhin, wenn die Stiftung Wirklichkeit werde, würde sie die Stellung der Deutschen Bücherei „unter den deutschen Bibliotheken und ihre Beziehungen zu den Bibliotheken des Aus- landes“ heben und sehr günstig befördern. Es sei deshalb notwendig, „diesen Gedanken von Seiten

342 Entwurf zur Tagungsordnung für die Sitzung des GA vom 14.06.1918; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 3, Bl. 320 und Bl. 344 ebd. 343 Vgl. 48. Sitzung des GA vom 17.04.1919; ebd., Bd. 4, Bl. 211 und Bl. 230 bzw. 49. Sitzung vom 16.05.1919; ebd., Bl. 290. 344 Das AA schuf im Oktober 1914 eine „Zentralstelle für Auslandsdienst“, die für Auslandspropaganda zuständig war. Die Stelle, die sich vorrangig mit der Beobachtung der feindlichen Presse und der Verteilung von Druck- schriften an das neutrale Ausland beschäftigte, wurde ab Oktober 1917 von Legationsrat von Hahn geleitet. Anfang 1917 ging sie als besonderes Referat in der Nachrichtenabteilung des AA auf; vgl. BHAD, Bd. 2, S. 172/173.

345 Abschrift des BV vom 25. 05. 1918 an die DB; AA/Abt. VI/Aktenh. 9, Bl. 4 und Bl. 8 (offizielles Anschreiben). 346 Ebd. Bl. 1 recto/verso. Unterstreichungen im Original. Das Schreiben vom 27.05.1918 ging an Minde-Pouet und Meiner; ebd., Bl. 10 recto/verso.

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der Deutschen Bücherei mit allen nur möglichen Mitteln zu pflegen und zu unterstützen.“347 Schroeder, dem Details, ob und inwieweit die Bücherei in die vorbereitenden Arbeiten einzubezie- hen sei, nicht vorlagen, verwies in seinem Antwortschreiben darauf, dass Zweifel an der Stiftung und an der Art und Weise, wie man diese verwirklichen könne, seines Erachtens nicht angebracht wären. Augenscheinlich hatte er Minde-Pouet missverstanden, da Schroeder explizit erwähnte, er würde hinsichtlich der Bereitstellung von Arbeitskräften die „Königliche Bibliothek Berlin […] in keinem Falle darum angehen; das wäre nicht nur ein aussichtsloser, sondern ein gefährlicher Weg.“ Gerade Berlin „möchte erst von der vollendeten Tatsache erfahren.“ Vielmehr solle die DB in rascher, geräuschloser und stiller Arbeit (jeweils unterstrichen) der Schwierigkeiten Herr werden, um den „großen Wurf, der mit einem Schlage zu einer machtvollen Heraushebung und Stärkung der Deutschen Bücherei führen würde“, nicht zu gefährden.348

Die Wahrung der Vertraulichkeit, auf die Schroeder immer wieder zu sprechen kam, findet ihre Erklärung in einem Schreiben vom 12. Juni 1918 an Meiner. Schroeder, darüber informiert, dass an der nächsten Sitzung des GA auch der Abteilungsdirektor der Bibliothek in Berlin, Richard Fick (1867–1944), teilnehmen werde, stellte Meiner die Frage, ob man angesichts „seiner Gegenwart über Christiania und über manche andere Dinge der Deutschen Bücherei überhaupt verhandeln“ könne? – Es würde den Rahmen der Arbeit sprengen, wollte man auf die Spannungen und Diffe- renzen verweisen, die von Anbeginn zwischen der Leipziger und der Berliner Institution bestanden. Gleichwohl gilt dies auch für die Frage, weshalb um 1918 die alten Gräben wieder aufbrachen, die Schroeder schilderte. Wie Schroeder in seiner als „Vertraulich!“ deklarierten Zuschrift ausführte, würde sich die Berliner Bibliothek immer mehr als eine unmittelbare Konkurrentin der Bücherei mit ihren satzungsgemäßen Aufgaben gerieren und „seit langem“ beharrlich das Ziel verfolgen, ihre Bestände zu einer „wirklichen“ nationalen Sammlung auszubauen.349

In Anbetracht des hohen Politisierungsgrades und der zu erörternden Schwierigkeiten lag es nahe, die Frage der Stiftung vertraulich zu verhandeln. Dies erklärt, weshalb – wie einleitend erwähnt – der Sachverhalt nicht weiter zur Sprache kam und hinter verschlossenen Türen verhandelt wurde. In der Sitzung, an der sechs Personen teilnahmen, führte vor allem Siegismund das Wort, der die bestehenden Bedenken zerstreute. Siegismund wies darauf hin, dass weder für den Börsenverein Kosten noch für die DB zusätzliche Arbeit entstünden, da diese vom Reich getragen beziehungs- weise vom Auswärtigen Amt übernommen würden. Sollte jedoch der GA irgendwelche Bedenken äußern, werde sich das AA ohne weiteres an eine andere Stelle wenden. Auf Minde-Pouets Ein- wand, die DB gebe in der Sache „nur einen Strohmann“ ab, er könne keine Gewähr übernehmen, dass bei der zu treffenden Literaturauswahl kein Missgriff getan werde, der seinem Ruf schade, wenn die Stiftung international bekannt würde, wurde ihm geantwortet, man müsse dem AA dieses Vertrauen entgegenbringen und Fehler ausschließen. Schroeder, der als Letzter das Wort ergriff,

347 Schreiben vom 02.06.1918; ebd., Bl. 5 recto. – Dass sich Minde-Pouet mit Meiner abstimmte, ergibt sich aus den von Meiner geäußerten Bedenken (ebd., Bl. 4 verso), die Minde-Pouet in seinem Schreiben zum Ausdruck brachte. So hatte Meiner zu bedenken gegeben, ob statt des „ententefreundlichen“ Norwegen nicht Schweden oder die Schweiz bedacht werden sollten. Weiterhin schätzen Meiner und Minde-Pouet ein, dass eine Stiftung, die die gesamte deutsche Kriegsliteratur beinhalten sollte, so vonseiten des AA formuliert, gänzlich unmöglich sei, wobei beide davon ausgingen, dass die DB mit ihrem Personal die Aufgabe wahrnehmen und die Kosten tragen solle. 348 Schreiben vom 06.06.1918; ebd., Bl. 6 recto/verso. – Minde-Pouet hatte in dem oben genannten Schreiben darauf hingewiesen, dass die vier größten Bibliotheken (Berlin, WKB, München und DB) zusammen weit entfernt davon wären, die gesamte deutsche Kriegsliteratur nachweisen zu können. 349 Auf die gebotene Vertraulichkeit der Angelegenheit hatte Schroeder Meiner unter anderem auch in einem Schreiben vom 05.06.1918 hingewiesen; ebd., Bl. 11 recto/verso. Zu den Aktivitäten der Berliner Bibliothek vgl. Bl. 12 ebd.

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bat Siegismund, in diesem Sinne weiter mit dem AA zu verhandeln.350 Die Verhandlungen zogen sich bis in die Nachkriegszeit hin.351

Nachdem im März 1919 die von Berlin ausgewählte Literatur der DB bekannt gegeben worden war, stand Minde-Pouet vor der undankbaren Aufgabe, das Geschenk an die UB Christiania ent- sprechend zu deklarieren. Um den Ursprung der Schenkung zu verschleiern, führte er aus, die Deutsche Bücherei habe seit Beginn des Weltkrieges alle auf den Krieg und seine Vorgeschichte bezüglichen deutschen Druckschriften gesammelt. Auf diese Weise sei eine Sammlung zustande gekommen, „die wohl als die erste und vollständigste der deutschsprachigen Länder“ gelten dürfe. Aus dieser Sammlung wären die hauptsächlichsten Werke ausgewählt worden, die man im Namen des GA und der Direktion der Einrichtung der norwegischen Bibliothek als Geschenk übereignen wolle.352 Zwei Monate später traf die Sendung per Kurier des AA in der UB Christiania ein, die sich im September 1919 bedankte.353 Die Hoffnungen, die Minde-Pouet und der Börsenverein im Inter- esse der DB auf die Stiftung setzten, endeten in einem Debakel; eine öffentliche Reaktion erfolgte nicht. Lediglich eine Stiftung an die Schweiz, die ebenfalls im Auftrag des AA durch die Bücherei vermittelt worden war, wurde im „Börsenblatt“ mit wenigen Zeilen bedacht.354 Angesichts der Probleme, vor denen Börsenverein und Bücherei standen, wurden die „Stiftungen“ nicht erneut thematisiert. Der GA hüllte sich in Schweigen und der Vorgang wurde zu den Akten genommen. Ohne Quellenbeleg kann über die Gründe nur spekuliert werden. Vermutlich nahm man seinerzeit an, dass der ambitionierte Plan, der unter politischen Auspizien von den anderen großen Biblio- theken leicht missverstanden werden konnte, nicht dazu angetan war, ihn näher publik werden zu lassen.

350 An der internen Sitzung des GA vom 14.06.1918 nahmen teil: Meiner, Siegismund, Schroeder, Stadtrat Tobias, der Verleger Karl W. Hiersemann und Minde-Pouet; ebd. Bl. 13 recto/verso. 351 Offenbar beanspruchte die Literaturzusammenstellung ihre Zeit. 352 Schreiben vom 01.04.1919 an die UB Christiania, die das „Geschenk“ dankend annahm; ebd. Bl. 23 und Bl. 25. 353 Schreiben vom 25.09.1919; ebd., Bl. 34. 354 Parallel zur oben genannten Stiftung vermittelte die DB im Auftrag von Hahns die Überweisung der Bibliothek des Berliner Universitätsprofessors Max Roediger an die Universität in Bern; vgl. ebd. Bl. 27/28 und Bl. 33 verso.

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2.4.3 Auflösung des Verbandes deutscher Kriegssammlungen

Wie angespannt die Situation nach 1918 war, stellt das Schicksal der genannten Einrichtungen exemplarisch dar: Die Pläne für das Reichskriegsmuseum wurden aufgegeben,355 das Deutsche Kulturmuseum als DBSM unter größten finanziellen Schwierigkeiten weitergeführt und das Deut- sche Wirtschaftsmuseum, wie das Leipziger Kriegswirtschaftsmuseum nach 1918 hieß, im Herbst 1923 an einen Privatmann verkauft.356 Die Auflösung der in den Kriegsjahren geplanten und in Teilen realisierten Einrichtungen stellt ein eigenständiges Kapitel dar, dem an dieser Stelle nicht weiter gefolgt werden kann. Die allgemeine Notlage der wissenschaftlichen Einrichtungen nach dem Krieg brachte auch die DB in eine nahezu hoffnungslose Lage, deren Krise sich über Jahre hinweg zog. Tiefpunkt in ihrer kurzen Geschichte waren die 1920 geführten Gespräche hinsichtlich einer Auflösung oder Verschmelzung der Anstalt des Börsenvereins mit einer anderen Bibliothek. Neben Plänen, sie mit der Preußischen Staatsbibliothek oder der Leipziger Universitätsbibliothek zu ver- einigen, erwogen der Vorstand des Börsenvereins, Verwaltungsrat und Minde-Pouet auch die Auf- lösung der Einrichtung.357 Angesichts der verfahrenen Situation nutzte Minde-Pouet jede sich bie- tende Möglichkeit, das Problem noch zu lösen. „Wir leben eben in Zeiten“, wie er 1920 formulierte, „in denen man aus Not tun muß, was man unter normalen Verhältnissen niemals getan haben würde.“358 Was Minde-Pouet aus der Not heraus unternahm, schildert Blum. Als Ergebnis seiner Bemü- hungen erkannten prominente Vertreter des deutschen Bibliothekswesens auf einer außerordentli- chen Sitzung des Verwaltungsrats die Notwendigkeit an, die Deutsche Bücherei zu erhalten. Darun- ter einstige „Gegner“, die zuvor erhebliche Bedenken gegen ihre Gründung ins Feld geführt hat- ten.359 (Es lässt sich schlechterdings nicht feststellen, wie ihre Entscheidung ausgefallen wäre, falls die Vertreter von den Absichten (vergleiche das vorangegangene Kapitel) erfahren hätten.) Einge- bettet in die Nachkriegsgesellschaft war die DB, für die sich die Bibliothekare im Gegensatz zu den Buchhändlern an die Öffentlichkeit wandten, im Vergleich zu anderen Kultureinrichtungen aber auch vom Glück mit begünstigt, wie es sich retrospektiv darstellt. Minde-Pouet gelang es, den Reichspräsidenten Friedrich Ebert (1871–1925) nebst einer großen Zahl hoher Reichs- und Staatsbeamter zu einem Besuch in der Bibliothek zu bewegen, als dieser am 16. August 1920 die Technische Messe besichtigte. In Begleitung des Börsenvereinsvorstandes empfing er den Reichs- präsidenten nebst Entourage, denen er in einem kurzen Vortrag den Gedanken der Einrichtung und deren Sonderstellung innerhalb der deutschen Bibliotheken unterbreitete. In einer anschließenden Führung fand Minde-Pouet Gelegenheit, auf die schwierige Lage des Hauses zu verweisen.360

Allen Widrigkeiten zum Trotz setzte auch die DB nach 1918 ihre Hoffnungen auf das bei der Biblio- thek des Großen Generalstabs deponierte Material, das den großen Bibliotheken in Friedenszeiten zur Verfügung gestellt werden sollte. Eine Hoffnung, die augenscheinlich alle VdKS-Mitglieder einte, nachdem sie auf der dritten Sitzung des Verbandes in Erfahrung gebracht hatten, die „Sichtungs- stelle für Kriegsbeute und Bibliothekswesen“ sei nunmehr bereit, das Material abzugeben. Zwi- schenzeitlich zum Oberst avanciert, teilte Buddecke ihnen 1919 mit, rund 500 Kriegszeitungen

355 Obwohl das Reichskriegsmuseum im Verlauf des Jahres 1918 aus dem VdKS ausschied, teilte Buddecke im Rahmen des VdKS 1919 mit, dass der Gedanke nicht aufgegeben worden sei und die Nationalversammlung das letzte Wort in dieser Sache sprechen würde; MVK 1(1919), S. 35. 356 Zum Leipziger Kriegswirtschaftsmuseum s. Beil (2004), S. 159 (FN 394) und Heise, S. 21 (FN 52). 357 Vgl. Artikel in: AGDB, Bd. 6, Bl. 30 ff. und Deutsche Bücherei (1962), S. 36 ff.; Rötzsch/Pleßke, S. 48 ff. und Blum, S. 248 ff. 358 Minde-Pouet im Juli 1920; hier mit Bezug auf die Vereinigung mit der UB Leipzig; zitiert nach Deutsche Bücherei (1962), S. 39. 359 Vgl. Bericht über die 9. (außerordentliche) Sitzung des VWR vom 24.08.1920; AA/Abt. III/Nr. 2III, Bl. 118 ff., auf der Paul Schwenke im Namen Adolf von Harnacks ausdrücklich die Bestrebungen der DB unterstützte; ebd. Bl. 126 verso; vgl. spez. Blum, S. 248/249. 360 BBl. 88(1921) vom 19.08.1920, S. 986. – In der Folge wurden der DB 200.000 M. aus dem Dispositions- fonds des Reichspräsidenten überwiesen.

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seien in mehr oder weniger vielen Exemplaren vorhanden sowie etwa 11.000 Plakate und Bekanntmachungen aus dem Kriegsgebiet. Die Sammlungen sollten ihre Vertreter nach Berlin schicken, um das Material zu sichten. Vorrangig sollten die Staatsbibliotheken in Berlin und München und die DB bedacht werden. Schramm, der als VdKS-Vorsitzender Buddecke den Dank für das „große Entgegenkommen“ aussprach, empfahl den Vertretern, sich nunmehr mit dem Großen Generalstab in Verbindung zu setzen.361 Den „Mitteilungen“ des Verbandes folgend, nahmen diese in den Monaten Februar/Mai 1919 den Bestand der „Sichtungsstelle“ in Augenschein, um festzustellen, dass das zur Auswahl bereitgestellte Material nicht ihren Erwartungen entsprach. Wie Minde-Pouet am 24. Mai 1919 ausführte, habe das Vorhandene die Hoffnungen nicht gerechtfertigt. Ähnlich äußerten sich von Stockmayer, Schultze und Glauning.362

Nachdem Minde-Pouet im Mai 1919 der Verbandsvorsitz übertragen worden war, eine Amtsüber- nahme, die ihm vonseiten der Preußischen Staatsbibliothek verargt wurde,363 folgte er geraume Zeit später der Empfehlung des VdKS, Kontakt mit dem Kriegsminister aufzunehmen,364 um wegen der Verteilung des in der „Sichtungsstelle“ deponierten Materials zu verhandeln. Das für Juni 1919 geplante Gespräch in Berlin kam nicht zustande.365 Wie aussichtslos sein Bemühen war, schilderte er noch im gleichen Monat dem Verleger Anton Kippenberg (1874–1950), der sich ebenfalls an Minde-Pouet gewandt hatte:

„Weder für Sie, noch für die Deutsche Bücherei, noch für irgend eine Kriegssammlung habe ich irgend etwas erreichen können, da niemand in der Bibliothek des Generalstabs, die in nächster Zeit geräumt werden soll, mir über die Kriegssammlung Auskunft geben konnte. […] Herr Oberst Buddecke, der bisherige Vorsteher der Bibliothek, ist auf Urlaub und kehrt nicht mehr in sein Amt zurück. Auch sein Stellvertreter ist beurlaubt und nimmt erst Ende des Monats seinen Dienst wieder auf. Es herrschten also dort vollständig verworrene Verhältnisse, die Revolution ist also auch in den Großen Generalstab eingezogen.“366

Die Klagen über die Bibliothek des Generalstabs verstummten auch in den folgenden zwei Sitzun- gen nicht. Besonders wurde die Tatsache moniert, dass Privatsammler vor Vertretern der öffentli- chen Sammlungen den Bestand sichteten und die zuständigen Stellen an einer geregelten Vertei- lung und Ordnung des Materials kein Interesse zeigten.367 Obwohl der Bestand für die Bibliotheken nicht von größerem Wert war, da die Dubletten ungeordnet lagerten, wie Minde-Pouet Kippenberg mitteilte,368 intervenierten diese weiterhin – und ohne Erfolg. Letztmalig nahm Minde-Pouet im Mai 1920 hierzu Stellung, als er ausführte, die zahlreichen Verhandlungen hätten zu keinem Ergebnis geführt, da zwischenzeitlich das „Restmaterial“ an das neu gegründete Reichsarchiv in Potsdam überführt wurde. Trotz mehrfacher Anfragen sei es Potsdam wegen Personalmangels unmöglich, die noch in Kisten verpackten Bestände zu sichten, so dass es immer noch keine Gewissheit gäbe, von welcher Art das Vorhandene wäre, wie das Reichsarchiv es zu verwenden gedenke, und ob es überhaupt jemals der öffentlichen Benutzung zugänglich gemacht werden würde. „Es soll noch ein

361 MVK 1(1919), S. 35. – Sitzung des VdKS vom 11.02.1919, an der Minde-Pouet wegen Krankheit nicht teil- nahm; ebd., S. 33. 362 4. Sitzung des VdKS vom 24.05.1919 im Leipziger Deutschen Kulturmuseum; MVK 1(1919), S. 73/74; vgl. auch Felger (WKB) in ebd., S. 102/103 und Schultze (1921), S. 79/80. 363 Vertraulicher Bericht über die Sitzung des GA vom 21.02.1920; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 4, Bl. 389 e/g. – Die Hintergründe für diese Unstimmigkeit bleiben unbekannt. 364 MVK 1(1919), S. 74. 365 AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 67 recto/verso. – Der Quelle ist zu entnehmen, dass Minde-Pouet und Schultze geplant hatten, um eine Audienz zu ersuchen, jedoch weder den Kriegsminister noch seinen Stellvertreter antrafen, die in Weimar weilten. 366 Schreiben vom 22.08.1919 an Kippenberg; ebd. Bl. 68 recto/verso. 367 5. Sitzung vom 18.10.1919 in der PSB, auf der Buddecke auf die Wiederwahl in den Ausschuss verzichtete, da er aus den Militärdienst ausscheide; MVK 1(1919), S. 113/114. 368 AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 68 verso.

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letztes Mittel versucht werden, einen Einblick in das noch vorhandene Material zu bekommen und das zur Verteilung bestimmte möglichst bald den öffentlichen Kriegssammlungen zuzuführen.“369 Auch die 1920 noch gehegte Hoffnung, Kriegsdrucksachen über die militärischen Abwicklungsstel- len zu erhalten, zerschlug sich, da diese die Anweisung hatten, ihre Bestände dem Reichsarchiv oder der Staatsbibliothek in Berlin zu überweisen.370 Ein Jahr darauf löste sich der Verband in Anwesenheit von Minde-Pouet, Schultze, Glauning, Schramm, Wahl und anderen in Wernigerode auf. Mit Auflösung sollten die Akten bei der Deutschen Bücherei verbleiben, die als bisherige Geschäftsstelle für weitere Anfragen fungiere.371 Dass das Interesse an Kriegssammlungen endgültig erlahmt war, hatten die Mitglieder des VdKS 1921 in Wernigerode zu konstatieren. Obwohl zeitgleich der Bibliothekartag tagte, war trotz zahlreicher Anschläge der Besuch der letzten Sitzung sehr gering.372 Mit der Auflösung des Verban- des war das einende Band unwiderruflich zerschnitten.

Im Oktober 1923 legte Georg Minde-Pouet kurzfristig sein Amt nieder. Gründe oder Anlass, die zur Niederlegung führten, erscheinen ex post verworren und verstellen den Blick für eine Positio- nierung. Unvollständige Aktenlage und marginale Erwähnung des Geschehens legen den Schluss nahe, dass man sich 1923 eines heiklen Themas im Interesse aller Beteiligten entledigt habe, um die Angelegenheit „so vornehm wie möglich aus der Welt“ zu schaffen.373 Tatsache scheint, dass es im Verlauf des Jahres zu gravierenden Auseinandersetzungen zwischen den Beamten der Einrich- tung und ihrem Direktor kam, zu denen Minde-Pouets persönliche Haltung in den zurückliegenden Jahren wohl nicht unwesentlich beitrug.374 Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe führten zu einer Aussprache, die zwischen Siegismund, Meiner, Dittrich (dem vormaligen Oberbürgermeister) und Minde-Pouet in der ersten Oktoberhälfte stattfand. Diese legten ihm nahe, von der Leitung zurückzutreten und auf seine Pensionsansprüche zu verzichten; die Sache sollte damit als erledigt gelten.375 Dass auch dieses Faktum ein weiteres Desideratum in der Bibliotheksgeschichte der Deutschen Nationalbibliothek bildet, sei abschließend nur erwähnt.

369 6. Sitzung des VdKS vom 26.05.1920 in Weimar; MVK 2(1920), S. 38. 370 Ebd., S. 38 und Schultze (1921), S. 80. 371 7. Sitzung vom 18.05.1921; MVK 3(1921), S. 53 und S. 54. – Die Überweisung der Akten ist anhand der GA-Protokolle oder anderer Quellen nicht zu belegen. 372 Ebd., S. 54. – Die Selbstauslösung des VdKS erfolgte im Mai 1921, nachdem der Verlag Hiersemann in Leip- zig aufgrund der geringen Nachfrage nicht mehr bereit war, die „Mitteilungen“ des Verbandes herauszugeben. „Mit der Zeitschrift aber würde das einzige Band, das die Kriegssammlungen noch zusammenhält, zerreißen, und so wird die Hauptversammlung über die Auflösung des Verbandes zu entschließen haben.“ Minde-Pouet an die Mitglieder des Vorstandes des VdKS vom 19.02.1921; zitiert nach: Schmalholz, S. 185 (FN 86); vgl. auch Pust, S. 76. 373 Akten betreffend das Ausscheiden des Direktors (folgend als PA Minde-Pouet); Schreiben vom 29.11.1923; Bl. 70 recto/verso. 374 Rötzsch/Pleßke, S. 54. 375 Uhlendahl an das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 12.07.1941; PA Minde-Pouet (Mappe); unfol. – Trotz Minde-Pouets Verdienste fehlt eine umfassende Darstellung, die auf die Jahre seines Direktorats näher eingeht. Die „Geschichte“, die sich ehemals zur Skandalisierung und moralischen Entrüstung geradezu anbot, verweist auf die Fragilität von Popularität und Ruhm und auf eine vergangene Zeit, die in den Akten nur geringe Spuren hinterließ. „Spuren“, die zum Verstehen nicht beitragen und das Bild einer Tragödie, die sich anbahnte, nicht näher erschließen. Es ist die beklemmende Asymmetrie zwischen einer fast überschwänglichen Huldigung (1921) auf der einen und einem sich in seinen Anfängen abzeichnenden Zerwürf- nis auf der anderen Seite, die aus der heutiger Sicht verstört.

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Epilog

Von den Werbefeldzügen der Jahre 1914/15 bis hin zur Mitarbeit im „Verband der deutschen Kriegssammlungen“ konnten in den vorangegangenen Kapiteln einige wesentliche Aspekte der Sondersammlung vorgestellt werden. Die Ausführungen bestätigen, welch große Bedeutung die Deutsche Bücherei der Sammlung nach Kriegsbeginn beimaß, die in unzähligen Aufrufen und Anschreiben sowie durch eine individuelle Werbetätigkeit propagiert wurde. So waren Repräsentan- ten des Börsenvereins wie Ehlermann und Siegismund bemüht, ihre vielfältigen Beziehungen zu Buchhändlerkreisen und staatlichen Stellen einzubringen; Aktionen, die in der ersten Zeit zum Teil unkoordiniert und ohne nähere Kenntnis Wahls verliefen. Um nach Möglichkeit alle Literaturprodu- zenten der wilhelminischen Gesellschaft und des deutschsprachigen Auslandes auf die Kriegssamm- lung – und somit auf das Gesamtarchiv des deutschen Schrifttums – aufmerksam zu machen, ver- standen sich diese Maßnahmen als Fortsetzung der 1912 begonnenen Werbestrategie. Gerade die neue Sondersammlung schuf ab 1914 für die Bibliothek erneut die Möglichkeit, sich als „New- comer“ – und nichtstaatliche Einrichtung – unter den deutschen Bibliotheken bei den Stellen des Deutschen Reiches in Erinnerung zu bringen. Flankierende Maßnahmen waren eine laufende Be- richterstattung über den Fortgang der Weltkriegssammlung im „Börsenblatt“ und anderen Medien sowie Kriegsausstellungen.

Die Strategie, „alle Grenzen fallen zu lassen“, um das literarische Material über den Krieg möglichst umfangreich zu sammeln und künftigen Generationen nachzuweisen, wurde auch von anderen Einrichtungen verfolgt, speziell von der Berliner und Münchner Bibliothek, an denen sich die Deutsche Bücherei orientierte, ohne hierfür die entsprechenden praktischen Voraussetzungen und bibliothekarischen Erfahrungen zu haben. Offenbar war diese Tatsache den verantwortlichen Perso- nen gegenwärtig, da sie gedachten, die Kriegssammlung in Kooperation mit der Berliner Bibliothek aufzubauen. Diese Überlegung bezog nicht zuletzt auch die ausländische Kriegsliteratur mit ein, die Berlin sammelte. Aus welchen Gründen das Projekt nicht in Angriff genommen wurde, lässt sich anhand der eingesehenen Quellen nicht beantworten, doch sollte dieser bislang unbekannte Aspekt weiter verfolgt werden. Dies gilt auch für weitere Felder der Kriegssammlung, zu denen aufgrund der Quellenlage nur marginale Hinweise zu ermitteln waren: (1) Kooperation mit Bibliotheken, Archiven und anderen Einrichtungen sowie Rezeption der Sammlung für die Jahre 1914 ff. – (2) Zusammenarbeit mit zivilen und militärischen Stellen Deutschlands insbesondere hinsichtlich der Fragestellung, welchen Stellenwert und Bekanntheitsgrad die Anstalt des Börsenvereins seinerzeit besaß. – (3) Reaktionen ausländischer Einrichtungen auf die Anschreiben (Schweiz et cetera) – (4) Welche Resonanz zeitigten die Aufrufe bei militärischen Stellen an der Front/Etappe beziehungs- weise bei den Kriegsteilnehmern selbst? – (5) Welchem Benutzungsgrad unterlag die Sammlung 1914/18 beziehungsweise in späteren Jahren?

Dass die Rahmenbedingungen des bibliothekarischen Handelns unter Kriegsbedingungen auch für die Deutsche Bücherei eng gezogen waren, was Werbetätigkeit, Zensur, staatliche Unterstützung, Konkurrenzsituation und gemeinsame Interessenvertretung gegenüber Militärbehörden anbelangt (Bedingungen, die von Schmalholz für die Münchner Bibliothek umfassend dargelegt werden376), dürfte in der vorliegenden Arbeit hinlänglich ausgeführt worden sein. Die Verfasser sind sich aber auch der Defizite bewusst, insbesondere, was die Arbeit des „Verbandes deutscher Kriegssammlun- gen“ und die Rolle Minde-Pouets anbelangt. Merkwürdigerweise haben sich Historiker für den VdKS kaum interessiert, über den Schmalholz unbekanntes Material zutage förderte.377 Auch in diesem Kontext sei nochmals auf die Person des zweiten Direktors verwiesen, der als politischer Akteur der Zeit nach 1923 so sang- und klanglos unterging.

376 Schmalholz, S. 177 ff. 377 Vgl. Unterlagen Glauning in der UB Leipzig; Schmalholz, S. 184 ff.

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Als sich nach 1918 abzeichnete, dass die Existenz der Deutschen Bücherei – einer aus öffentlichen Mitteln unterhaltenen Anstalt des Börsenvereins – gefährdet war,378 sah sich Minde-Pouet veran- lasst, unter anderem auch im Rahmen des „Verbandes deutscher Kriegssammlungen“ für die Einrichtung und ihre Kriegssammlung zu werben und auf die Bedeutung und Gleichrangigkeit zu verweisen. Diese nicht auf Quellen basierende These der Verfasser geht davon aus, dass diese Aktivitäten ihm eine Öffentlichkeit schufen, sich bei namhaften Vertretern deutscher Kulturinstitu- tionen für die Bücherei einzusetzen. Ohne sich in Vermutungen zu ergehen, sprechen Indizien dafür, dass Minde-Pouet diesen Handlungsspielraum nutzte und entsprechende Netzwerke knüpfte. Er, der gute Kontakte zu einer Reihe von Persönlichkeiten pflegte, war der Spiritus des dramatischen Geschehens. Wortführer unter den deutschen Bibliothekaren, die sich 1920 in einer Erklärung379 dafür aus-sprachen, die DB als selbständige Anstalt zu erhalten, war Fritz Milkau (1859–1934), der spätere Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek. Milkau schätzte Minde- Pouet.380 Ein anderer Zeitgenosse, der Minde-Pouets Verdienste hervorhob, war Siegismund. Er führte noch 1925 aus, es habe im Geschäftsführenden Ausschuss wohl niemand gegeben, der nicht wusste, dass die schwere Krise der DB trotz des Wohlwollens vonseiten der Regierungen und der Stadt kaum hätte überwunden werden können, „wenn nicht die außerordentliche Tätigkeit und Geschicklichkeit“ Minde-Pouets mitgeholfen hätte.381

Die Sammlung selbst, die die Bibliothek in Deutschland und im Ausland erst einer breiteren Öffent- lichkeit nach 1914 bekannt machte, war zu keinem Zeitpunkt Resultat einer soliden Planung, son- dern Ergebnis einer Entwicklung, die der Weltkrieg in Gang setzte. Dessen Verlauf zeitigte Folgen für die Kriegssammlungen allgemein. Einige dieser externen Faktoren, die die Sammlung der Deut- schen Bücherei reglementierten, benannte Minde-Pouet wenige Wochen (!) nach seinem Amtsan- tritt gegenüber dem Geschäftsführenden Ausschuss. Seine überaus kritischen Ausführungen, die in der Satzung nicht vorgesehene Sammlung in der bisherigen Form nicht weiter fortzuführen und die hierfür verbrauchten Mittel für die eigentlichen Zwecke der Bibliothek zu verwenden, zeugen von Zivilcourage. Der GA stimmte nach längerer Verhandlung den Vorschlägen zu. Sofern sich die Gegenstände auf das Sammelgebiet der Einrichtung bezogen, war die Kriegssammlung fortzuset- zen; über Tausch und etwaige Abgabe der sonstigen Materialien sollten nach Kriegsende weitere Beschlüsse gefasst werden. Eine offizielle Aufgabe der Sammlung schloss man aus, um sich in der Öffentlichkeit nicht zu „blamieren“ (Siegismund).

In seinem Festvortrag aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Deutschen Bücherei am 15. Mai 1938 schilderte Heinrich Uhlendahl deren wechselvolle Geschichte, die „nach der Krisenzeit“, so Uhlendahl, „einem Baum“ glich, „über den ein schweres Ungewitter dahingezogen“ sei, das „fast alle Blüten, Blätter und Zweige vernichtet“ habe. „Der Stamm jedoch war unversehrt und gesund geblieben […].“382 In seinem Bericht, der sich insbesondere den Bemühungen um die vollständige Sammlung der nationalen Buchproduktion widmete, blieb die Kriegssammlung ungenannt. Ihr wurde in den Weimarer Jahren aufgrund dringenderer Aufgaben keine größere Bedeutung mehr beigemessen. Trotz zunehmender Ideologisierung und politischer Funktionalisierung der Bibliothek spielte sie offenbar auch nach 1933 keine größere Rolle. Hinsichtlich der politischen Bedeutung, die das NS-System dem Weltkriegsgedenken beimaß, sollte auch diesem Problemkreis nachgegangen werden, der nicht im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung stand.

378 Vgl. Blum, S. 248 ff. 379 Uhlendahl, S. 23/24; Blum, S. 248–250. 380 Milkau sprach sich 1923 aus Anlass der Kündigung Minde-Pouets „heftig“ gegen die Beamten der DB aus, dass sie einen so verdienten Mann wie ihn in dieser Weise behandelten, vgl. PA Minde-Pouet, Bl. 59 recto. 381 70. Sitzung des GA vom 20.04.1925; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 7, Bl. 132. 382 Uhlendahl, S. 26.

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Glossar383

Abgaben nach 1945 Gesamtbestand der KS

Abgaben von Sondermaterialien aus der KS Bereits Mitte 1917 wurde die Idee einer umfassenden Sammlung von Kriegsdrucksachen für die KS aufgegeben und festgelegt, weitere Entscheidungen erst nach Kriegsende zu treffen. Endgültig wurde auch dieser Gedanke angesichts der desolaten Situation des Hauses und neuer Aufgaben- stellungen nach 1918 fallen gelassen, so dass zu Beginn der 1920er-Jahre „unter dem Zwange der Verhältnisse“ zunächst Fotografien und Postkarten sowie Notgeld ausgeschieden und anderen Institutionen zur Vervollständigung ihrer Spezialsammlungen überwiesen wurden. Für die Verwen- dung der Lebensmittelkarten stand 1921 eine Entscheidung noch aus. Ob die Abgaben oder der Verkauf im Rahmen des „Verbandes deutscher Kriegssammlungen“ zur Verhandlung kamen, bleibt unbekannt. Nach 1921 wurden weiterhin Dissertationen/Habilitationsschriften ausgeschie- den sowie fremdsprachige Tageszeitungen aus den besetzten Gebieten. Diese Sondermaterialien wurden nicht in den Katalogen der DB oder im Weltkriegskatalog nachgewiesen (1921, S. 143 ff.). Siehe auch Gesamtbestand der KS; siehe auch Plakate

Akten (Handakten /Aktenhefte) der KS Schriftverkehr der KS Aktenplan Schriftverkehr der KS Alphabetischer Katalog der KS Katalogisierung Amtliche Bekanntmachungen Amts-, Gesetz- und Verordnungsblätter aus den besetzten Gebieten

Amts-, Gesetz- und Verordnungsblätter aus den besetzten Gebieten Zu den drucktechnisch oder anders vervielfältigen Veröffentlichungen der deutschen Verwaltung in den besetzten Gebieten liegen keine verwertbaren Angaben vor. Summarisch mit anderen Kriegs- zeitungen in einem eigenen Zugangsverzeichnis nachgewiesen, wurden 1916 einzelne Ausgaben in der zweiten Kriegsausstellung der DB gezeigt. Im Dezember 1917 lagen insgesamt 2.281 Einzel- nummern an Kriegsperiodika vor. Der Gesamtbestand wird nach Paust (1921, S. 143) mit etwa 60 Amts-, Gesetz- und Verordnungsblättern angegeben. Nach den Abschlussarbeiten wurden diese in den Allgemeinbestand überführt und in den DB-Katalogen (incl. Weltkriegskatalog) nachgewie- sen.384

Ankauf von Kriegsliteratur Im Vergleich zu anderen Bibliotheken, speziell zu Berlin, standen der DB nur geringe Mittel für An- käufe zur Verfügung. Paust (1921, S. 143) gibt sie mit etwa 4.000 Mark an; eine Summe, die sich an den in den Haushaltsplänen 1918 bis 1920 eingeplanten Mitteln orientierte, ohne die tatsächli- chen Ausgaben zu benennen.385 De facto gab sie vom Oktober 1914 bis Ende Juni 1917 lediglich

383 Im Text und in den Fußnoten steht das Kürzel „KS“ für Kriegssammlung beziehungsweise „Kriegsstelle“ der DB. Seitenangaben bei Paust (1921) und (1940) werden im Text mit (1921, …) angegeben und nicht als Fußnote aus-gewiesen. Statistische Angaben für 1917 folgen AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 5 verso und Bl. 17 recto bzw. AA/Abt. III/Nr. 10, Bl. 8 recto und Bl. 9 recto; diese Quellen werden in den Fußnoten nicht angeführt. Die Ausweisung der DB-Dienststellen folgt der seinerzeit gebräuchlichen Form. 384 Grein weist 1915 für die DB (Stand: November) ≈ 18 Ausgaben nach. Mit Bezug auf eine ebenda genannte Quelle erschienen damals 66 Zeitungen, die von deutschen Militär- und Zivilverwaltungen in Frankreich (11), Belgien (46) und Russland (9) herausgegeben wurden, von denen 60 in der DB bekannt waren; eine Zahl, die Paust augenscheinlich übernahm. Weitere Amtsblätter weist Grein im VII. Sonderdruck des „Börsenblattes“ nach; Grein (1916). 385 So sah der Haushaltsplanentwurf für das Jahr 1918, der erstmalig in der vorliegenden Form aufgestellt wur- de, für die KS 1.000 M. vor; für 1919 (2.000 M.) und 1920 (1.000 M.); vgl. AA/Abt. III/Nr. 2I, Bl. 277 verso/Bl. 278 recto; für die folgenden Jahre jeweils unter der Position Nr. 21 (Vermehrung der Sammlungen) ebd., Nr. 2II.

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243 Mark für Ankäufe aus.386 Die für 1918 bis März 1919 in diversen Währungen aufgewendeten Mittel waren alles in allem minimal.387 Vereinzelte Ankäufe nahm die Gesellschaft der Freunde der DB vor, die 1917 das Karikaturenwerk von Louis Raemaekers erwarb. Offiziell nicht weiter kommu- niziert, teilte die DB 1918 lediglich mit, dass auch die KS durch Ankauf vermehrt wurde.388 Die Quellen legen nahe, dass in den folgenden Jahren kein Interesse mehr bestand, die KS zu ergän- zen. So wurde 1928 das Angebot, die Münchner Sammlung von Friedrich J. M. Rehse (1870–1952) anzukaufen, augenscheinlich auch aus finanziellen Erwägungen, abgelehnt. Friedrich Oldenburg (1888–1941), der das Angebot vermittelte, sah in der Erwerbung einen „recht bedeutenden Ge- winn“ für die DB, da diese durch ihre Verbindung zum Börsenverein „doch etwas bessere Siche- rungen“ vor „politische[n] Übergriffe[n]“ böte „als irgendwelche staatlichen Archive oder Bibliothe- ken“.389 1931 wurde die Offerte von Wilhelm C. Meißner, der der DB eine Sammlung von Plakaten anbot, zwar vom GA begrüßt, aufgrund dringender Arbeiten aber „vorerst“ zurückgestellt.390 Wei- terhin kam ein Angebot des Zwickauer Prof. Dr. Otto Clemen zur Sprache, der 1943 eine in seinem Besitz befindliche Sammlung von Maueranschlägen aus dem Gebiet Ober-Ost offerierte.391 Siehe auch Dürr; siehe auch Kosten der KS; siehe auch Schriftverkehr der KS; siehe auch Stif- tungen

Ansprachen Flugblätter und Aufrufe Armeemuseum der DDR in Dresden Gesamtbestand der KS

Armeezeitungen Die an der West- und Ostfront erschienenen Armeezeitungen (AZ) wurden in den Hauptquartieren der Armeen gedruckt und konnten über die Schriftleitungen direkt oder über die Post im Abonne- ment erworben werden. Gleichzeitig wurden sie über Frontbuchhandlungen vertrieben. Aufgrund ihres offiziösen Charakters schwankte die Auflagenhöhe zwischen 5 und 110 Tsd. Exemplaren. Neben elf an der West- und neun an der Ostfront sowie in Weißrussland von der Bug-Armee her- ausgegebenen Ausgaben, erschienen weiterhin Korps-, Divisions- und Regimentszeitungen (68), die zusammen mit den Feldzeitungen nach Paust (1940, S. 5) in der DB vorhanden waren.392 Siehe auch Kriegszeitungen

Aufrufe Flugblätter und Aufrufe Autografen deutscher Heerführer Urkunden von Kriegsteilnehmern Bekanntmachungen Flugblätter und Aufrufe Berliner Titeldrucke  Katalogisierung Bilder/Bilderbogen Kriegsgrafik Blaue Akten Gustav Wahls Schriftverkehr der KS

386 AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 194 recto und ebd. Bl. 208 ff. 387 AA/Abt. III/Nr. 31 [6]. 388 VWB 4(1916), S. 34; AA/Abt. VI/Nr. 3, Bl. 25; VWB 6(1918), S. 16. 389 Schreiben des damaligen Ersten Vorstehers des BV und 1. Vorsitzenden des GA (1930–1934) F. Oldenburg vom 31.05.1928 an Uhlendahl; AA/Abt. VI, Aktenh. Nr. 130. Zitat: Bl. 1 verso und Bl. 2 recto. Da Uhlendahl den Ankauf durch die in Betracht kommenden staatlichen Stellen ausschloss (Bl. 4), erarbeitete Paust auf der Grundlage der von Rehse publizierten Broschüre „Zehn Jahre deutscher Geschichte in Schriften und Bildern 1914 bis 1924“ ein Gutachten (Bl. 5 recto/verso), das er Uhlendahl am 20.06.1928 vorlegte. Paust erachtete den geforderten Preis von 100.000 M. (vgl. Bl. 1 verso und Bl. 2 recto) als sehr hoch, zumal er in keinem Ver- hältnis zu dem damit erworbenen, wirklich sammelpflichtigem Material der DB stehen würde (Bl. 5 verso). Es ist eine Ironie der Geschichte, dass Teile dieser Sammlung, die 1929 die NSDAP im Auftrag Hitlers für 80.000 RM erwarb, dann 1933 in der DB-Ausstellung „Das Schrifttum der nationalen Bewegung“ gezeigt wurden; vgl. VWB 19/25(1931/38), S. 17/18. 390 Vgl. 77. Sitzung des GA vom 08.01.1931; NA 153/1/1, Bl. 92. 391 DBSM Sign. 2012/Arch. 64, Schreiben Pausts vom 08.11.1943. – Der Verfasser dankt Herrn Lothar Poethe für den Hinweis. 392 Darstellung nach Lipp, S. 39 ff.

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Brotmarken Lebensmittelmarken

Bücher und Broschüren Von den außerhalb des Verlagsbuchhandels von privater Seite oder von Behörden herausgegebe- nen Büchern und Broschüren gingen bis Ende 1917 rund 7.600 Objekte ein, die in einem separaten Zugangsverzeichnis geführt wurden.393 Den statistischen Angaben von 1917 zufolge, betrug der Neuzugang für das dritte und vierte Quartal des Jahres 321 beziehungsweise 220 (1917 insgesamt: 1.062) Objekte,394 so dass sich rein rechnerisch ein mo- natlicher Zugang von rund 195 Büchern und Broschüren für den Zeitraum Oktober 1914 bis Dezember 1917 er- gibt. Da der Zugang für 1917 rückläufig war, dürfte der geschätzte Gesamtumfang im März 1919 bei etwa 9.000 Objekten gelegen haben. Ohne für 1918 bis 1921 nähere Angaben zu machen, beziffert Paust den Gesamtumfang (1921, S. 143) mit annähernd 35.000 Büchern und Bro- schüren, die infolge der reichen Produktion der Nach- kriegsjahre eingegangen seien. Angesichts der prekären Allgemeinlage der DB und der nach 1918 anstehenden veränderten Aufgabenstellungen erscheint die von ihm genannte Zahl als unrealistisch. Unrealistisch, weil sie ei- nerseits nicht in Einklang mit den in den Verwaltungsbe- richten genannten Neuzugängen zu bringen ist,395 und sie andererseits im Widerspruch zum Umfang des Weltkriegs- kataloges steht, der sich „nur“ auf über 45.000 Titelkar- ten beläuft. Ein Großteil der Bücher und Broschüren zum Thema Weltkrieg wurde nach 1945, speziell die 1933/45 Abb. 12: Wilhelm Momma, Waffenbrüder. erschienenen, als vertrauliche Literatur geheim gestellt Erzählung aus dem großen Krieg 1914–15, und aus dem Allgemeinbestand ausgeschieden.396 Jugendbuch, 1915

Dissertationen/Habilitationsschriften Die Notlage nach Kriegsende führte zu einschränkenden Maßnahmen, die auch die DB in ihrer Auf- gabenstellung grundlegend tangierten. Die in der außerordentlichen Sitzung des Verwaltungsrates vom 24.08.1920 gefassten Beschlüsse sahen unter anderem die Einschränkung und Dezentralisa- tion der Sammlung amtlicher Drucksachen vor. Sofern Dissertationen und Habilitationsschriften nicht im Buchhandel erschienen, sollten diese nach 1920 den jeweiligen Universitäten und Hoch- schulen zurückgegeben werden. Da diese an einer Rücksendung kein größeres Interesse bekun- deten, wurden sie mehrheitlich der neu gegründeten Universität Köln und vereinzelt der UB Wien

393 AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 17 recto. 394 VWB 5(1917), S. 11. – Die in den Vierteljahresberichten der DB fixierten statistischen Angaben, die als In- formationsmaterial für die Mitglieder des GA dienten und zugleich die Arbeitsgrundlage für die jährliche Bericht- erstattung der Verwaltung bildeten, weisen Bücher und Broschüren nur für das zweite und dritte Quartal 1918 nach. Die Angaben für das vierte Quartal 1918 und später entfielen, da nur noch die eingehenden Büchersen- dungen statistisch erfasst wurden. 395 Für 1918/19 bis 1921 liegen keine verlässlichen Angaben vor. Der Zustrom des kriegsrelevanten Schrifttums wird für 1920 mit 2.860 neuen Titelaufnahmen angegeben, die in die Kataloge der KS eingearbeitet wurden. 1921 waren es 1.896 und 1922 rund 1.000 Titelaufnahmen; VWB 7(1919), S. 21; ebd. 9(1921), S. 22 und ebd. 10(1922), S. 24. Ob und inwieweit in diese Angaben eine „größere Dublettensendung“ des Reichsarchivs in Potsdam einging (ebd. 9(1921), S. 22), ist nicht zu erhellen. Unbestimmt bleibt auch, wie viele Schriften an- hand des Zettelkataloges der „Zentralregistratur zur Überwachung des Buchhandels und der Bücherzensur“ für die KS ermittelt werden konnten, der 1919 der DB zur Verfügung gestellt wurde; ebd. 7(1919), S. 14. 396 Die Richtlinien für die Aussonderung benennt Bärwinkel, S. 425 ff.

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überwiesen.397 Die zeitraubende Abwicklung bezog offenbar keine inventarisierten und katalogisier- ten Objekte ein.398 Anscheinend wurden „unter dem Zwange der Verhältnisse“ (Paust 1921, S. 144) nur die unbearbeiteten „Kriegsdissertationen“ nach 1920 zurückgegeben. In den Katalogen des Hauses und im Weltkriegskatalog (bis 1920?) nachgewiesen, nahm die DB nach der Wieder- einführung des Druckzwangs für Dissertationen, der seit 1920 ruhte, die Sammlung um 1926 wieder auf.399

Doktordiplome für Gefallene In Abgrenzung zu den Ehrenpromotionen sammelte die DB auch „Doktordiplome für gefallene Krieger“. Die erstmalig von der philosophischen Fakultät der Universität Berlin verliehene Doktor- würde400 wurde Kandidaten, die vor der förmlichen Promotion gefallen waren, nachträglich zuge- sprochen. Neben der Universität Berlin verliehen auch die Universitäten Heidelberg und München die Doktorwürde, wie die im Original vorhandenen Exemplare der KS belegen.401 Die Urkunden sind digital unter http://d-nb.info/dnbn/560845685 verfügbar.

Dubletten Von den nicht im Buchhandel erscheinenden Kriegsdrucksachen wurden in der Regel zwei Stücke überwiesen (siehe „Aufruf“, S. 20), so dass Dubletten für fast alle Kriegsdrucke anfielen, die einlie- fen. Der Gesamtumfang, der wahrscheinlich im vierstelligen Bereich lag, ist nicht mehr zu quan- tifizieren. Nach Kriegsende stimmte der GA am 21.02.1921 der käuflichen Verwertung von Doppel- stücken und der nicht zum Sammelgebiet gehörenden Materialien zu. Während ein Teil der nicht inventarisierten Dubletten 1920/21 noch unentgeltlich an Bibliotheken in Berlin, München und Stuttgart (WKB) sowie an Privatsammler wie Dürr abgegeben wurde,402 erwog man aufgrund der finanziellen Situation der DB ab März 1921 den Verkauf, um mögliche Einnahmen für den Buch- einband zu verwenden. Ob wertvolle Stücke aus der Weltkriegs- oder Revolutionssammlung tat- sächlich verkauft wurden, ist den Quellen nicht eindeutig zu entnehmen.403 Da die käufliche Ver- wertung von Dubletten aus dem Allgemeinbestand, die zuvor in den Jahren 1915/16 Truppenteilen und Lazaretten unentgeltlich abgegeben worden waren,404 in der Öffentlichkeit für Kritik sorgte,405 wurden diese Überlegungen offenbar nicht weiter verfolgt. Ab 1922 war der Bestand an Doppel- stücken aufgrund der Tauschbeziehungen in den Jahren 1918 ff. fast gänzlich aufgebraucht.406 Der Aktenvorgang unter dem Titel „Dubletten der Kriegssammlung“ wurde im Rahmen der Ab- schlussarbeiten aufgelöst.407 Siehe auch Plakate

397 Vgl. VWB 8(1920), S. 5 ff. und S. 22. – So wurden bis 1921 rund 19.000 Schriften der UB Köln überwiesen; VWB 9(1921), S. 20. Die von 1913 bis 1930 erschienenen Dissertationen, die bis dahin unkatalogisiert in Kap- seln lagerten, sind 1930 ff. in die Kataloge eingeordnet worden; VWB 19/25(1931/38), S. 11 und S. 66/67. 398 Eine Stichprobe ergab, dass von 41 Dissertationen deutscher Hochschulen zum Thema „Kriegsbeschädig- tenfürsorge“, die 1915/17 im Buchhandel erschienen, bis auf zwei Titel alle im Weltkriegskatalog verzeichnet und noch vorhanden sind; vgl. Emil Kunstmann: Die Kriegsbeschädigtenfürsorge in Dissertationen; BBl. 84(1917) vom 07.09.1917, S. 1061/1062. 399 AA/Abt. V/Nr. 29, Bl. 27 recto und AA/Abt. V/Nr. 27, Bl. 33 ff; Bl. 57 verso und Bl. 58 recto. 400 BBl. 82(1915) vom 05.06.1915, S. 844; ZDGB 27(1915), S. 205. 401 Vgl. Lerche (1916). 402 AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 4, Bl. 416 und ebd. Bd. 5, Bl. 86; VWB 7(1919), S. 8. 403 AA/Abt. V/Nr. 15 (Anl.; unfol.). Ebd., [Bl. 1], fordert Minde-Pouet um den 20.03.1921 Paust und Schwi- detzky auf, die „aus der Kriegs- und Revolutionssammlung abzugebenden Stücke […] auf das Schnellste bereit- zulegen und ihm bis zum 01.04.1921 einen Bericht vorzulegen“. 404 Dubletten wurden als „Soldatenlesestoff“ Lazaretten und Truppenteilen überwiesen; BA/Nr. 144, Bl. 77 und Bl. 94. 405 AA/Abt. V/Nr. 5, Bl. 144 ff.; spez. Bl. 169 recto/verso und Bl. 181 recto/verso. 406 So schreibt Paust am 24.03.1922 an den Privatsammler Friedrich Fischl in Wien, dass die „Bestände an wertvolleren Buch- und Broschürendubletten […] durch den früheren Tauschverkehr, der jetzt mangels an Ar- beitskräften fast völlig ruht, bis auf wenige Nummern […] aufgebraucht“ seien; AA/Abt. V/Nr. 15, Bl. 54 verso. 407 Der Hinweis auf den Aktenvorgang ergibt sich aus einer handschriftlichen Notiz Pausts Ende 1921; AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 71.

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Dürr, Else Else Dürr (1867–1944), Inhaberin der Dürr’schen Buchhandlung in Leipzig (1910–1918) und eine ausgewiesene Förderin der DB, war mit ihrer Tochter Mitglied des VdKS.408 Spezialisiert auf die Sammlung von Kriegsporzellan deutscher Manufakturen umfasste ihre Kollektion rund 500 Einzel- stücke. Weiterhin sammelte sie Fotografien, Gedenkmünzen und andere Materialien, die sie in Verbindung mit der DB brachten.409 Der Kontakt kam offenbar in den Kriegsjahren zustande, da ihr im Dezember 1921 aus dem Bestand der KS anlässlich der Abschlussarbeiten zahlreiche Dubletten zukamen, darunter rund 100 verschiedene Heimatgrüße, 163 Plakate vom östlichen Kriegsschau- platz sowie Mitteilungen von Einrichtungen in Brüssel, Lille, Lüttich, Wilna et cetera. Da sich 1935 die von O. A. Jähnig und Dürr geplante Gründung eines Weltkriegsmuseums in Leipzig zerschlug,410 übergab sie vermutlich zu dieser Zeit Teile ihrer Sammlung der DB, darunter „Abwurfblätter“, Zei- tungsausschnitte, Postkarten und Fotos. Offenbar wurden seinerzeit die übergebenen Anteile nicht in den Bestand integriert, sondern unbearbeitet in einem Magazin gelagert, wo sie den Zweiten Weltkrieg überstanden. Diese Materialien, die nach 1945 abzugeben waren, gelangten 1985 über das frühere Georgi-Dimitroff-Museum in Leipzig an das ehemalige Armeemuseum der DDR in Dresden.411

Ehrenpromotionen Als Teil der Plakatsammlung erwähnt Lerche 1916 rund 44 Ehrenpromotionen und Doktordiplome für Gefallene, die deutsche und österreichische Universitäten und Hochschulen verdienstvollen Staatsmännern, Heerführern und im Kriege Gefallenen verliehen, die Paust 1921 mit 59 Stück angibt und als „sehr wertvoll“ bezeichnete.412 Die Exemplare, die als Originale oder Abschriften vor-liegen, wurden um 1922 der Abteilung Künstlerische Drucke übergeben und unter der Signatur 1922 T 119 inventarisiert. Der Eintrag ist im DB-Zugangsbuch vermerkt und weist unter der Rubrik „Herkunftsstelle“ Gustav Schade sowie das Kürzel „P. G.“ aus, das als „Privat-Geschenk“ gelesen werden kann. Da Originaldokumente, die die Herkunft bestäti- gen würden, nicht mehr greifbar sind, gibt die Tatsache, dass die Promotionsurkunden der Berliner Universität mehrheitlich Schade als Drucker ausweisen, der Ver- mutung Raum. Anlässlich der zweiten Kriegsausstellung wurden 1916 acht Ehrenpromotionen gezeigt, von denen vier (1914 von der Universität Königsberg an Paul von Hindenburg verliehene) nach 1922 in Verlust ge- rieten.413 Die Ehrenpromotionen, im Weltkriegskatalog nur summarisch nachgewiesen, sind digital unter http://d-nb.info/dnbn/560845685 verfügbar. Abb. 13: Promotionsurkunde für Alfred von Tirpitz

408 MVK 2(1920), S. 66; Pantheon 2(1926), S. 199; zur Sammlung s. http://www.kriegssammlungen.de. 409 MVK 2(1920), S. 9 ff.; MVK 3(1921), S. 95. 410 AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 71 ff.; vgl. auch Beil (2004), S. 321 (FN 333). 411 Hefter Plakatsammlung (unfol.); hier Übergabeprotokoll vom 18.12.1985. 412 Vgl. Lerche (1916); AA/Abt./Nr. 15 (Anl., unfol.); Bericht Pausts über die Plakatsammlungen vom 01.04.1921. 413 Vgl. Lerche (1916), der sie ausführlich beschreibt. – Nach BA/Nr. 93, [Bl. 1], wurden 1916 Ehrendoktor- diplome für Paul von Hindenburg (5), für Erich Ludendorff (2) und eine für Moritz von Bissing präsentiert, von denen nur noch die 1914 von der Univ. Breslau an Hindenburg verliehene Urkunde nachzuweisen ist. Die Annahme, dass diese aus Anlass der „Hindenburg-Gedächtnis-Ausstellung“ der DB (13.08. bis 15.09.1934) gezeigt wurden, liegt nahe; VWB 19/25(1931/38), S. 18; vgl. auch Beil (2004), S. 360 (FN 455).

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Einblattdrucke Der Begriff „Einblattdrucke“ (ED) fasst keine eindeutig zu benennende Gruppe von Drucksachen und wird hier im Sinne von losen Blättern allgemein verwendet: Bekanntmachungen, Fliegerabwür- fe, Flugblätter und Aufrufe, Gedenkblätter, Gedichte, Plakate, Rundschreiben, Verfügungen und andere Gelegenheitsdrucke. Hierzu zählten auch Bezugsscheine, Drucksachen von Vereinen, Extra- blätter von Zeitungen, Fotografien, Gutscheine und Ähnliches. Die ED wurden in der KS gesondert in Mappen, Kapseln oder planliegend verwahrt und in Zugangsverzeichnissen registriert. Da man in praxi alles aufbewahrte, was unzählige Förderer überwiesen, war nach dem Krieg die Entschei- dung zu treffen, was mit dem nicht in das Sammelgebiet der DB fallenden Material geschehen soll. Das betraf speziell die ED, für die nach Paust (1921, S. 146/147) eine Verarbeitung (Anfertigung von Titelaufnahmen und Einarbeitung in die Kataloge) vorgesehen war; ein Gedanke, der sich nach 1921 zerschlug. Durch Abgaben ist der Bestand der ED stark reduziert worden; die Verluste sind im Detail nicht mehr zu rekonstruieren. Von den dereinst in 40 Kapseln verwahrten und nach Verfassern und Körperschaften geordneten Drucken sind heute noch rund 1.900 Objekte nachzu- weisen: http://d-nb.info/dnbn/104956586X. Diese Blätter tragen in der Regel in der linken oberen Ecke einen mit Tinte notierten Akzessionsvermerk und darunter mit Bleistift vermerkt ein Datum der Ablage. Jeweils links unten ist im Einzelfall ein Vermerk angebracht worden, der vermutlich auf die Provenienz (Lieferanten) verweist. Für die Jahre 1914 und 1915 weist dieser Vermerk eine auf- steigende Zählung auf, die 1916 neu beginnt und sich für 1917 fortsetzt. Auffallend ist, dass die ED ab November 1917 keinen Eigentumsstempel der DB mehr tragen und ab März 1919 nur noch das Ablagedatum registriert wird. Siehe auch Gesamtbestand der KS

Fahrpläne Flugblätter und Aufrufe Feld- und Heimatbriefe Heimatgrüße Feldpostbriefe Urkunden von Kriegsteilnehmern Feldpostkarten Postkarten

Feldzeitungen Im Gegensatz zu den Armeezeitungen zählten zu den Feldzeitungen (FZ) im engeren Sinne nur jene, die „im Felde“ oder „im Schützengraben“ von Soldaten verfasst und ebenda – meist hekto- grafiert oder handschriftlich auf Matrizen geschrieben – oder in nahe gelegenen Etappendrucke- reien redigiert und hergestellt wurden. Die ersten Soldaten- oder Schützengrabenzeitungen von kleineren Kampfverbänden wie Kompanien et cetera erschienen im Herbst 1914. Spätere Übergänge zu den Armeezeitungen sind fließend. Als bekannteste FZ galt die „Liller Zeitung“ der 6. Armee. Allgemein geht man von rund 110 deutschen FZ aus, die 1914/18 an der West- und Ostfront erschienen, die meisten davon in einer hohen Auflage.414 Paust, der die FZ als Teil der über 600 Kriegszeitungen subsumierte (1921, S. 143), wies diese 1940 (S. 5) mit über 200 aus.415 Insbesondere Grein und Thummerer waren bemüht, die Sammlung der FZ zu ergänzen. Entsprechende Desideraten- und Tauschlisten gingen anderen Institutionen zu und wurden 1920 – allerdings nur als Einzelfall – auch in den „Mitteilungen“ des VdKS veröffentlicht.416 Der Erfolg war offenbar kein geringer. Nach Lipp417 besitzt die DNB heute die vollständigste Sammlung an FZ: http://d-nb.info/dnbn/1045357456.

414 Thummerer (1918); Kurth, S. 12 ff. und S. 239; Lipp, S. 29 ff. – Weiterhin existierten an den Kriegsfronten Tageszeitungen, die die Truppen informierten beziehungsweise sogenannte Zeitungsdienste, die diese sich selbst schufen. Neben diesen gaben sie Gelegenheits- und Festschriften heraus, die in der Regel einmalig erschienen, sowie die 1918 von Soldatenräten ins Leben gerufene FZ; vgl. Hellmann; Palm. Die Organisation und Zensur der Feldpresse unter-stand ab 1916 dem Kriegspresseamt, Abt. III b; vgl. Kurth, S. 224 ff. und EEWK, S. 656. 415 Augenscheinlich zählte die KS neben den Armee- auch die „Kriegszeitungen der Korporationen“ zu den Feld- zeitungen, deren Zahl Thummerer 1917 mit 78 Ausgaben angibt. Diese Anteile entsprechen annähernd der von Paust genannten Zahl. 416 MVK 2(1920), S. 97/98. 417 Lipp, S. 30 (FN 7).

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Festschriften Predigten und Festschriften

Fliegerabwürfe Die seinerzeit als „Fliegerabwürfe“ (F) bezeichneten Flugblätter des Weltkrieges wurden hinter den feindlichen Linien von Ballons und Flugzeugen abgeworfen. Diese Propagandazettel, Broschüren und periodischen Reihen „ließ man bei günstigem Winde durch kleine Freiballons über die Front tragen; sie waren an Fäden gebündelt und wurden nach einer bestimmten Schwebezeit durch eine Zündschnur abgelöst“ (Jünger). Im Juni und Juli 1918 wurden rund 2,8 Millionen F über den deut- schen Linien abgeworfen, deren Weitergabe unter Strafe stand und deren Ablieferung durch Belohnungen gefördert wurde.418 Als „Kriegsbeute“ waren sie direkt der Sichtungsstelle des Stellvertretenden Generalstabs zuzuführen. Obwohl die Weitergabe an Bibliotheken, Museen und andere untersagt war, waren abgeworfene Handzettel in der Kriegsausstellung der DB 1915 vertreten, die das Interesse der Besucher fanden.419 Da die DB 1915 offenbar in Unkenntnis der bestehenden Bestimmungen handelte, unterblieb in den fol- genden Jahren jeder offizielle Hinweis auf diese Anteile.420 Nach Kriegsende gab Paust (1921, S. 143 und S. 146) den Bestand mit 150 Stück an, von denen eine unbekannte Anzahl im Februar 1919 von der Biblio- thek des Großen Generalstabs übernommen wurde.421 Im Welt- kriegskatalog nicht einzeln ver- zeichnet, wurden die F in Kapseln verwahrt.422 Anfang der 1930er- Jahre wurden sie von Paust, der für die Verwaltung der vertrau- Abb. 14: Englisches Kriegsflugblatt: „Der Sieg der Alliierten – Britischer lichen Literatur zuständig war, in Gewinn an Gefangenen und Geschützen vom 8.8.18 bis 16.8.18“ drei Alben vereint. Gegliedert nach „Propaganda der Entente“ und „Fliegerabwürfen“, die hauptsächlich von Flugzeugen abgeworfen wurden, weisen die Alben unter der Signatur 1934 C 113 rund 400 Flugblätter aus, von denen 1915 (13), 1916 (30), 1917 (10), 1918 (18) und 1919 (≈ 55) registriert worden waren. Der größte Teil der Sammlung setzt sich aus Propagandamaterial der Entente für deutsche Soldaten zusammen, insbesondere französischen und britischen Blättern.423 1939/40 fanden die in einer Ausstellung der DB gezeigten Flugblätter erneut das Besucherinteresse (1940, S. 3/4 und S. 9/10). Die Fliegerabwürfe sind heute unter http://d-nb.info/dnbn/1043191291 nachgewiesen und teilweise digital verfügbar.

418 Jünger, S. 305; EEWK, S. 497; In Papiergewittern, S. 18; andere Zahlen bei Lipp, S. 194. 419 Erlass des Kriegsministeriums vom 30.01.1915; ZDBG 28(1916), S. 255; Die Kriegsausstellung der Deut- schen Bücherei. In: Berliner Tageblatt, Nr. 232 (Abend-Ausgabe) vom 07.05.1915; ADGB, Bd. 4, Bl. 46. 420 Auf die Anfrage Buddeckes im Dezember 1917, ob „Fliegerzettel“ in der DB vorhanden seien, gab die KS keine Antwort; vgl. AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 16 verso und Bl. 17 recto. 421 AA/Abt. III/Nr. 31 [6]. 422 VWB 8(1920), S. 23. 423 Vgl. auch Tobegen, S. 318 ff.

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Flugblätter und Aufrufe Analog zu den Fliegerabwürfen wurden Einblattdrucke wie Aufrufe und Bekanntmachungen militä- rischer und ziviler Stellen des Deutschen Reiches nach 1919 nicht aus dem Bestand ausgeschieden, sondern gemeinsam mit den Fliegerabwür- fen provisorisch in 40 Kapseln verwahrt. Eine ursprünglich geplante Zusammenfas- sung zu Sammelbänden (1921, S. 143 und S. 146) kam nicht zustande. 1917 lagen im Mai 5.930 und im Dezember 9.651 Flug- blätter und Proklamationen (F/P), so die offi- zielle Bezeichnung, vor. Der Neuzugang für 1917 betrug insgesamt 6.445 Stück.424 Wie viele Blätter, darunter Ansprachen, Bekannt- machungen, Fahr- und Haushaltspläne, hek- tografierte Heimatgrüße, Gedichte, Verfü- gungen et cetera diese Gruppe nichtperiodi- schen Schrifttums dereinst umfasste, ist nicht zu ermitteln. Da sich rein rechnerisch ein Zugang von 250 F/P pro Monat für die Zeit 1914/17 ergibt, dürften im März 1919 rund 13.400 Blätter vorgelegen haben, die in einem separaten Zugangsverzeichnis regis- triert worden waren. 1987 kehrte ein Teil der Sammlung (≈ 1.900) auf verschlungenen Wegen über das vormalige Militärarchiv der DDR in Potsdam an die Deutsche Bücherei zurück. Darunter befinden sich auch einige Bekanntmachungen der Stellvertretenden Generalkommandos des II., VI. und XVII. Armeekorps, die in ihren „Verteilungsplänen“ Abb. 15: Chemnitzer Bekanntmachung des 1916/18 die Bibliotheken in Berlin, Dresden, Kriegszustandes vom 31.07.1914 München und Straßburg sowie das Kriegsarchiv in Jena jeweils fünfmal aufführen, während die DB nur in zwei Fällen (für das II. und XVII A. K.) vertreten ist. Siehe auch Gesamtbestand der KS

Förderer der KS Stiftungen

Fotografien Fotografien, 1914 im „Aufruf“ nicht benannt, sind geraume Zeit später einbezogen worden. Presse- notizen vom November 1914 zufolge sollten Fotografien auch nach eigenen Aufnahmen in zwei Exemplaren gesammelt werden.425 Der Gesamtbestand an Kriegslichtbildern, wie sie von staat- lichen Stellen herausgeben und von Berufsfotografen oder privater Seite eingesandt wurden, ist nicht mehr zu ermitteln. Da Buddecke in seinem Nachweis 1917 von „Zeichnungen, Plänen, bildlichen Darstellungen und Photographien“ spricht, die die DB sammle,426 ist anzunehmen, dass

424 VWB 5(1917), S. 11. 425 Vgl. AGDB, Bd. 1, Bl. 70 bzw. BA/Nr. 47, Bl. 44. 426 Buddecke, S. 34. – Buddeckes vorliegender Fragebogen, der im Mai 1917 über das Sächsische Innenministe- rium in der DB einging, wurde von Thummerer beantwortet. In der Abschrift des Fragebogens werden Fotogra- fien explizit nicht genannt. Die Angaben flossen in den Nachweis der deutschen Kriegssammlungen ein, der 1917 im Verlag Stalling in Oldenburg erschien – und wie oben ausgeführt, den Hinweis auf Fotografien beinhal- tete. Buddecke schickte für eine geplante Zweitauflage im Dezember einen weiteren Fragebogen ein, der unter anderem Angaben über „Photographien u. graph. Darstellungen“ erbat. Thummerers Angaben orientierten sich an den im Mai genannten Positionen, deren Neuzugänge bis Ende des Jahres genannt werden; AA/Abt. V/Nr. 4,

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diese gemeinsam mit Postkarten und Bildern in einem Zugangsverzeichnis verzeichnet wurden. Der Bestand ist zu Beginn der 1920er-Jahre der Weltkriegsbücherei in Stuttgart überwiesen wor- den.427

Fremdsprachige Kriegsliteratur Obwohl die unentgeltliche Überweisung fremdsprachiger Literatur für die KS im Einzelfall nicht aus- zuschließen ist, verbot sich angesichts der begrenzten Ressourcen die Ausdehnung des Sammel- spektrums von selbst. Den Ankauf lehnte der GA 1915 und 1916 ab.428

Fremdsprachige Tageszeitungen Tageszeitungen (fremdsprachige) Gedenkblätter Kriegsgrafik Gedichte Flugblätter und Aufrufe Gefangenenbriefe Fliegerabwürfe Gefangenenlagerzeitungen Zeitungen Gefangener und ausländischer Internierter Gelegenheitsdrucke Flugblätter und Aufrufe Georgi-Dimitroff-Museum in Leipzig Gesamtbestand der KS

Gesamtbestand der KS Der Gesamtbestand betrug nach Paust im März 1919 53.782 Objekte. Diese Angabe orientiert sich an den bis dato geführten Zugangsverzeichnissen, die das Kriegsschrifttum der Verlage nicht einbezog. Für 1921 benennt Paust (1921, S. 142/143) eine Gesamtzahl von rund 55.000 Objekten; eine Angabe, die deutlich von anderen Quellen abweicht, die im März 1919 (56.375) und für 1919 insgesamt 58.195 Objekte ausweisen.429 Da in den folgenden Jahren weitere Stiftungen in den Verwaltungsberichten benannt werden (nicht jedoch deren Umfang), ist der ursprüngliche Gesamt- bestand weder aus damaliger noch heutiger Sicht zu quantifizieren. Alle Angaben erweisen sich letztlich als imaginäre Größen. Hierfür sprechen folgende Gründe: 1. Es bleibt unbekannt, ob die nach der Auflösung der KS noch eingehenden Übergaben aufgrund der allgemeinen Geschäftslage der DB überhaupt inventarisiert und katalogisiert wurden – oder als unbearbeitete Konvolute in den Magazinen verblieben und nach 1945 in Verlust gerieten. 2. Obwohl Paust „Anhaltszahlen“ für den Neuzugang der Jahre 1914 ff. in Höhe von (gerundet) 1.800 (1914), 15.900 (1915), 13.500 (1916), 15.000 (1917) auflistet, weichen diese von ihm anhand der Inventare ermittelten Angaben zum Teil deutlich von den in den Verwaltungsberichten genannten ab; Zahlen, die für 1918/19 zwischen 6.500 (8.500) und 800 (3.200) schwanken. 3. Sowohl in den oben genannten als auch unter Punkt 2 aufgeführten Zahlen wurden die später ausgeschiedenen Materialien subsumiert. Paust unterzog sich nicht der Mühe, gerade diese Positionen detailliert zu benennen, so dass die Mengengerüste für alle Abgaben unbestimmt und für Einzelmaterialien wie Karikaturen, Pläne, Zeichnungen und Ähnliches unbekannt bleiben. 4. Ähnlich kritisch sind seine Ausführungen zu wer- ten, die das nicht ausgeschiedene Material wie Einblattdrucke und Bücher und Broschüren anbelangen. Die bis zum August 1943 im dritten Obergeschoß (Mitte) lagernden Plakate und Einblattdrucke wurden im Rahmen der Bestandssicherung vor Luftangriffen sichergestellt und vermutlich im Keller gelagert.430 1945, nach Kriegsende, geriet die Deutsche Bücherei in den Blick der Trophäenkommissionen der Roten Armee, die im Auftrag der sowjetischen Militäradministration in Deutschland auch Bibliotheken sichteten, um Bestände zu beschlagnahmen. Die Kommission begann ihre Arbeit im Mai 1945 und beendete diese im September 1946. Besonders groß war das Interesse an derjenigen Literatur, die auf dem Territorium der UdSSR in den Okkupationsjahren

Bl. 3 ff.; spez. Bl. 5/6 und Bl. 17 recto. Fragebogen und Anschreiben Buddeckes werden unter anderem von Pust, S. 52 ff., wiedergegeben. 427 AA/Abt. VI/Aktenh. Nr. 130, Bl. 5 recto. 428 AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 1, Bl. 215 recto und ebd. Bd. 2, Bl. 17 recto. 429 AA/Abt. III/Nr. 31 [6]; VWB 7(1919), S. 21. 430 NA 154/1, Bd. 4, Bl. 533.

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herausgegeben wurde; Literatur, die für das Spezialmagazin der Lenin-Bibliothek, der heutigen Russischen Staatsbibliothek, vorgesehen war.431 Folgt man den Akten des Hausarchivs, richtet sich eine Mauer des Schweigens auf.432 Einem ande- ren Schriftstück folgend, wurde die DB in einem Schreiben vom 23. Februar 1950 darüber infor- miert, dass auf Anordnung des Volksbildungsministeriums der DDR diejenigen Bibliotheken, die bis dato die ausgesonderte Literatur aufbewahren durften, Schriften, die Kriegs- und Wehrwissenschaf- ten anbelangten, abzugeben hätten.433 Lapidar vermerkt in diesem Kontext eine andere Quelle Jahrzehnte später, es habe in Verbindung mit den beiden Weltkriegen in der DB eine Sammlung gegeben, die „nach unvollständigen Unterlagen“ aus mindestens 40.000 Blatt bestand. Diese sei im Frühjahr 1950 nach Berlin abzugeben gewesen und der spätere Verbleib unbekannt geblieben. 1961 wären Objekte aus dieser Kriegssammlung wieder in Leipzig „aufgetaucht“ und der DB zur Verfügung gestellt worden.434 Da vermutlich in den 1950er-Jahren einige Akten der politischen Selbstzensur zum Opfer fielen,435 bleibt unbekannt, ob sich darunter auch Unterlagen befanden, die Bezug auf die Kriegssammlungen nahmen. Im Oktober 1961 wurden von den nicht inventarisierten Materialien aus beiden Weltkriegssammlungen, so wie sie offenbar im Rahmen der Rückführung von Archivgut aus der UdSSR an die DB zurückkehrten (inklusive weiterer Einblattdrucke), dem vormaligen Georgi-Dimitroff-Museum in Leipzig übergeben. Welche Beweggründe seinerzeit zur Übergabe führten, ist bislang nicht untersucht worden, doch geschah die Übergabe unter Zeitdruck. Insgesamt erhielt das Museum zwei Körbe Drucksachen, 118 Plakatrollen und einen Sack Makula- tur (!).436 Material, das in den Folgejahren durch das Museum gesichtet und inventarisiert wurde, nachdem bereits 1961/62 Teile an das frühere Museum für deutsche Geschichte in Berlin, an das Armeemuseum in Dresden, an das Stadtgeschichtliche Museum in Leipzig sowie an das Armeemu- seum Berlin gelangten.437 Während der weitere Verbleib für die DB bis 1990 weitgehend unbekannt blieb, tauchten 1987 fünf Kartons mit Einblattdrucken und Zeitungsausschnitten im Militärarchiv der DDR in Potsdam auf, die im Zuge der Rückgabe militärischen Archivgutes aus der UdSSR an die DDR in den 1950er-Jahren an das Potsdamer Archiv gelangten und 1987 der DB zurückgegeben wurden.438 Einen eigenwilligen Verlauf nahm derjenige Teil, den offenbar das Berliner Museum erhielt, da rund drei Jahrzehnte später 10.000 Plakate aus der Zeit des Ersten Weltkrieges in Westberlin zum Preis von 350.000 DM angeboten wurden. Alle Plakate trugen den Eigentumsstem- pel der Deutschen Bücherei. Auf welch verschlungenen Wegen das Geschäft über den Devisenbe-

431 Vgl. Trophäenkommissionen. 432 Bekannt ist lediglich, dass im Juli 1945 Vertreter der Roten Armee die DB aufsuchten, die sich für Kriegspla- kate und ähnliche Drucksachen interessierten. Ihnen wurden vereinbarungsgemäß wenige Tage später 126 Doppelstücke an Kriegsplakaten übergeben; Aktennotiz Uhlendahls vom 11.07.1945 mit handschriftlichem Vermerk Pausts vom 21.07.1945; NA 527/6.0, Bl. 34. 433 Aktennotiz Uhlendahls vom 23.02.1950; ebd. Bl. 35. 434 Schreiben vom 03.04.1987 an das Militärarchiv der DDR, Potsdam; NA 527/6.7 (unfol.). 435 Laut Findbuch des Hausarchivs wurden um 1961 Geheimakten (vertrauliche, geheime Erlasse und streng vertrauliche Schriftstücke) vernichtet oder zu den Personalakten geheftet; handschriftliche Notiz unter der Haupt-gruppe „Gesamtbetrieb“, AZ 154a. 436 Abschrift des Übergabeprotokolls, das mit anderen Dokumenten aus dem Besitz des Georgi-Dimitroff- Museums (GDM) 1996 den Verfassern übergeben wurde. Das unfol. Konvolut befindet sich heute im Besitz der Plakatsammlung. Die in einem undatierten Schreiben ebenda aufgeführten Daten bestätigen die handstreich- artige Übergabe: Am 09.10.1961 informierte Helmut Rötzsch, Hauptdirektor der DB, den Direktor des GDM, dass in der DB noch eine Reihe von Materialien lagern würden, die nicht zum Sammelgebiet gehörten. Der Bestand, der vornehmlich Einblattdrucke aus der Zeit des 1. Weltkrieges umfasste, wurde zwei Tage später in Augenschein genommen. Ein kleinerer Teil dokumentierte den Zweiten Weltkrieg. Weiterhin lagen Materialien aus den Jahren der Weimarer Republik sowie Einblattdrucke vor, die die DB bis 1961 sammelte. Der Umfang wurde 1961 vom GDM auf rund 20.000 Stück geschätzt. 437 Ebd. (Armeemuseum Berlin betreffend) beziehungsweise Schreiben des GDM an die Verfasser vom Dezem- ber 1993; NA 527/6.7 (unfol.). – Auf weitere Abgaben, die in späteren Jahren durch das GDM erfolgten (oder geplant waren), wird aus Umfangsgründen nicht weiter eingegangen. 438 NA 527/6.0, Bl. 38, Bl. 39 recto und Bl. 43.

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schaffer Alexander Schalck-Golodkowski zustande kam, bleibt unbekannt.439 Als der von der „FAZ“ 1990 benannte Sachverhalt in Leipzig bekannt wurde, nahm man ihn kommentarlos zu den Ak- ten.440 In Berlin hingegen löste der „FAZ“-Beitrag eine Kettenreaktion aus, die Mitte der 1990er- Jahre zur Rückgabe der Plakate führte.

Haushaltspläne Flugblätter und Aufrufe

Heimatgrüße Die von Behörden, Burschenschaf- ten, Firmen, Kirchgemeinden, Städ- ten und Gemeinden sowie Unter- nehmen herausgegebenen „Blätter der Heimat für die Front“ erschienen zum Teil als Sonder-Nummern zu Ostern oder zu Weihnachten. Erwäh- nenswert sind insbesondere die Aus- gaben deutscher Hochschulen und Universitäten für ihre im Felde stehenden Studierenden441 oder die von Schulen veröffentlichten Ausga- ben. Während einer Angabe von Paust (1940, S. 5) zufolge in der DB „Hunderte solche Blätter“ (!) vorhan- den waren, gab er 1921 (S. 143) den Gesamtbestand mit über 600 Kriegs- zeitungen an. Ob Paust nach Ab- bruch der Zugangsverzeichnisse, die auch die Kriegszeitungen nachwie- sen, keine näheren Angaben mehr vorlagen, bleibt unbekannt. Denkbar ist jedoch, dass die nur in Form von vervielfältigen Rundschreiben als Einzelblatt herausgegebenen Heimat- grüße, vielfach auf Firmenbriefbögen gedruckt, späterhin nicht weiterver- arbeitet und damit nicht als Kriegs- Abb. 16: Heimatgruß zu Ostern für die Soldaten im Feld von zeitungen gezählt wurden. Fehlende Pfarrer Naeck aus Markneukirchen Periodika, Einzelhefte und Schlussnummern sind nach 1919 ergänzt worden. Nach ihrer Verzeich- nung in den Hauptkatalogen und im Weltkriegskatalog wurden die Periodika in den Gesamt- bestand überführt.

Karikaturen Kriegsgrafik Karten/Kartenwerke Kriegskarten

Katalogisierung/Kartotheken/Sonderkataloge Zur Katalogisierung ihrer Bestände bezog die DB in jeweils vier Exemplaren die Berliner Titeldrucke (BTD), sofern diese ihre Eingänge abdeckten. Für alle nicht durch BTD nachgewiesenen Druck- sachen wurden Nachweise angelegt, indem man aus Bibliografien ermittelte Titelaufnahmen aus-

439 Peter Jochen Winters: Raub in großem Stil. Die Geschäfte von Schalck-Golodkowski. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14.07.1990, S. 29/30. 440 Aktennotiz vom 16.08.1990; NA 527/6.7 (unfol.). 441 Vgl. Schramm (1919).

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schnitt und aufklebte oder handschriftlich vervielfältigte. Diese Arbeit übernahmen ab 1916 Verviel- fältigungsanstalten, deren Abschriften Korrektur zu lesen waren.442 Um die Kosten für den Bezug eines weiteren Exemplars der BTD für die KS einzusparen, kam 1914 die Idee auf, als „Gegenleis- tung“ der Kgl. Bibliothek in Berlin das in den Aufrufen propagierte Zweitexemplar aller einlaufenden Kriegsdrucksachen zur Verfügung zu stellen. Obwohl Berlin dem Vorschlag zustimmte, wurde diese Verfahrensweise aus unbekannten Gründen nie in Angriff genommen. Ab 1916/17 bezog die KS die BTD in zwei Sätzen, was für die Bibliothek beträchtliche Kosten verursachte.443 – Kartotheken: Ge- trennt von den allgemeinen Karteien der DB führte die KS eine Fortsetzungskartei für Lieferungs-, Sammel- und Serienwerke sowie Kriegszeitungen. In der Lieferantenkartei („Blaue Kartothek“) wurden die Titel der Druckwerke nach dem Alphabet der Lieferanten geordnet, denen die Adressen von „Feldzugsteilnehmern“ jeweils vorangestellt waren. Die für die Kartei neu ausgeschriebenen Karten wurden wie Neu- und Gesamtzugänge und Ähnliches 1918/19 durch Jansen erfasst.444 Die Tauschkartei wies auf gelben Karten die Tauschpartner nach, die zusammen mit den anderen Karteien im April 1919 der Amtlichen Stelle und der Zeitschriftenstelle übergeben wurden, die in den nachfolgenden Jahren die Einordnung in die allgemeinen Fortsetzungsreihen, Zugangsbücher und Kataloge vornahmen.445 – Sonderkataloge: Nach Paust (1921, S. 142) wurden in der KS seit 1916 zwei Kataloge (AK/Syka) in Zettelform geführt, die späterhin rückwärts ergänzt wurden. Die ersten Überlegungen hierzu gehen auf Grein zurück, ohne nähere Gestalt anzunehmen, da Thummerer 1917 der „Sichtungsstelle für Kriegsbeute und Bibliotheken“ mitteilte, Zettelkataloge seien „in Vorbereitung“. Thummerer plante damals einen Syka, einen AK und einen SWK für Bücher und Broschüren, Flugblatt- und Zeitschriftenliteratur sowie einen Behörden- und Autorenkatalog für die Plakate. Die Planungen konnten in praxi aufgrund der Personalsituation nicht umgesetzt werden, so dass im Mai 1917 lediglich der AK und Syka in Arbeit waren.446 Während der AK der KS 1921 aufgegeben wurde, nachdem das Titelmaterial vollständig im AK des Hauses nachgewiesen worden war, begannen Anfang 1920 die Vorarbeiten zum Syka, dem heutigen Weltkriegskatalog 1914–1945.447

Kompositionen Kriegsmusikalien

Kosten der KS Die Ausgaben der KS betrugen für Oktober 1914 – Ende Juni 1917 insgesamt: 17.223 M. Davon: Gehälter 14.061 Mark Ankäufe 243 Mark (vorrangig Kriegszeitungen, Bezug amtlicher Mitteilungen über WTB) Materialien 934 Mark (Kartothekkarten, Kriegsbücher, BTD, Laufzettel, Büromaterial et cetera) Korrespondenz 936 Mark (Briefumschläge, Porto für Briefe, Postkarten, Firmenaufdrucke et cetera) Arbeit außer Haus 697 Mark (Schreib- und Vervielfältigungsinstitut, Korrekturlesen der Abschriften) Propaganda 350 Mark (Sonderabdrucke „Börsenblatt“, Aufrufe zur Mitarbeit an der KS)448

Kriegsanleiheplakate Plakate Kriegsbuch Zugangsverzeichnisse Kriegsdissertationen Dissertationen/Habilitationsschriften

442 VWB 4(1916), S. 26 443 AA/Abt. V/Nr. 17, Bl. 17/18 und Bl. 72a; zu den Kosten der BTD für 1916/17 s. AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 211. 444 PA Seele, Bl. 29; AA/Abt. III/Nr. 31 [6]. 445 VWB 7(1919), S. 17; NA 527/6.0, Bl. 29 recto; vgl auch Höhne, Bl. 21. 446 AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. recto; Buddecke, S. 34, ebd. mit dem Hinweis: „Kataloge in Arbeit“. 447 VWB 7(1919), S. 21. 448 AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 194 recto und Bl. 208 ff.

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Kriegsgefangenenlagerzeitungen Zeitungen Gefangener und ausländischer Internierter Kriegskartotheken der KS Katalogisierung Kriegsnotgeld Notgeld

Kriegsgrafik Thummerer präsentierte 1917 in ausgewählten Exponaten grafisch und bildkünstlerisch gestaltete Blätter und Reproduktionen in der „Kriegsbilder-Ausstellung“ der DB. Aus dem breiten Spektrum der Kriegsgrafik wählte er Gedenkblätter aus, die namhafte Künstler zu Ehren Gefallener gestalte- ten und Kunstanstalten als Separatdrucke oder Kunstmappen vertrieben. Neben künstlerisch gestalteten Schrift- und Bildplakaten, Bildbeilagen von Kriegszeitungen, Postkarten, Karikatu- ren und Schmuckblättern, lenkte er die Aufmerksamkeit speziell auf die von Verlagen publizierte Grafik, insbe- sondere auf Kriegsbilderbogen, die nach Vorlagen be- deutender Künstler, Kriegsmaler und Kriegszeichner entstanden und als Einzelblätter oder in Kunstmappen reproduziert auf den Markt kamen. Sofern diese Bilder- bogen aus dem „Simplizissimus“, der „Jugend“, den „Lustigen Blättern“, der „Leipziger Illustrierten Zeitung“ und ähnlichen Periodika als Mappenwerk oder als Ein- zelblatt Textbeigaben besaßen, fielen sie neben unzäh- ligen Bilderbüchern für Kinder und Jugendliche in das Sammelgebiet der DB und wurden nach Paust (1921, S. 142) als Verlagspublikationen nicht von der KS inventarisiert. Thummerer folgend, verwahrte die KS hingegen als zeitgeschichtliche Quellen Künstler- und Feldpostkarten,449 die neben Fotografien, Karikaturen, Schmuckblättern und Ähnliches als „Postkarten“ und „Bilder“ offenbar in einem separaten Zugangsverzeich- Abb. 17: Rolf Winkler: Scherenschnitt aus der nis registriert wurden. Siehe auch Einblattdrucke Mappe Kriegszeit, um 1915

Kriegskarten Von den Kriegskarten lagen im Mai 1917 (515) und Ende des Jahres 516 Blatt vor,450 was einem Zugang von rund 13 Karten/Monat für 1914/17 entspricht. Rein rechnerisch registrierte demnach das Zugangsverzeichnis im März 1919 ≈ 700 einzelne Karten(werke). Die Quellen lassen darauf schließen, dass die nach 1918 in den Bestand der Kartensammlung integrierten Objekte von Hans Praesent (1888–1946), seit 1919 Leiter der Kartensammlung, in den folgenden Jahren ergänzt wurden,451 da Paust (1921, S. 143) den Bestand mit rund 1.300 Karten nachweist. Erste Ergän- zungen fehlender politischer und topografischer Karten der Jahre 1914/18 kamen 1919/20 zu- stande, nachdem die Preußische Landesaufnahme, das vormalige Reichsmarineamt und das Militär- geographische Institut in Wien Einzelkarten und Kartenwerke überwiesen.452 Der Gesamtbestand der im Weltkriegskatalog verzeichneten und heute noch vorhandenen Kriegskarten entspricht in etwa der von Paust genannten Zahl: http://d-nb.info/dnbn/1045370614.

Kriegsmusikalien Obwohl Musikalien mit Rücksicht auf die in der Kgl. Bibliothek in Berlin bestehende Sammlung im Grundsatz nicht sammelpflichtig für die DB waren, wurden Kompositionen und ähnliche Kriegser- zeugnisse, die auch die Bibliotheken in Berlin und München sowie die Weltkriegsbücherei sammel-

449 Thummerer (1917). 450 VWB 5(1917), S. 11. 451 AA/Abt. V/Nr. 39, Bl. 1 verso; PA Praesent, Bl. 16. 452 VWB 7(1919), S. 22 und ebd. 8(1920), S. 24.

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ten, nicht ausgeschlossen. Explizit im „Aufruf“ und in der „Bekanntmachung“ von 1914 nicht ge- nannt, wurden nach 1915 Liedertexte, Notenblätter (auch als einzelne Blätter) einbezogen.453 Der Gesamtzugang lag im Mai 1917 bei 621, im Dezember bei 624 Objekten und betrug für das Berichtsjahr insgesamt 13 Kriegsmusikalien (Liederbücher et cetera), die in einem Zugangsver- zeichnis geführt wurden.454 Im Weltkriegskatalog verzeichnet, sind die rund 1.000 Musikalien nach Auflösung der KS in den allgemeinen DB-Bestand überführt worden: http://d-nb.info/dnbn/ 1045370282. Vielfach wurden auch im Eigenverlag als Einblattdrucke herausgegebenen Lieder und Kompositionen in den Allgemeinbestand integriert.

Kriegszeitungen Sammelbezeichnung für Kriegsperiodika wie Armee-, Feld-, Lazarettzeitungen und Zeitungen Gefangener und ausländischer Internierter sowie Heimatgrüße. Die Gesamtzahl gibt Paust (1921, S. 143; 1940, S. 5) mit über 600 Stück an, inklusive der Amts-, Gesetz- und Verordnungs- blätter aus den besetzten Gebieten. Einzelne Periodika wie zum Beispiel die „Liller Kriegszeitung“, illustrierte bayerische und österreichische Ausgaben oder von sächsischen Truppenteilen heraus- gegebene Feldzeitungen wurden 1916 in der Kriegsausstellung gezeigt.455 Die ersten Fehllisten legte Grein 1916 an, der im „Börsenblatt“ auf die „nicht geringen Lücken“ im Bestand auf- merksam machte.456 Der Neuzugang betrug Ende 1917 insgesamt 2.281 einzelne Nummern, die in einem eige- nen Zugangsverzeichnis registriert wurden.457 Der Zugang lag für 1914/ 1917 bei ≈ 60 Heften/Monat. Um feh- lende Zeitungen und Einzelhefte lau- Abb. 18: Zeitung des Landsturm-Infanterie-Bataillons Zittau fend zu ergänzen, führte die KS Fort- setzungs- und Tauschlisten.458 Die in Sonderkatalogen nachgewiesenen Periodika wurden 1919 nach Auflösung der KS zusammen mit den Karteien der Amtlichen Stelle und der Zeitschriftenstelle übergeben, die die Tauschbeziehungen und Reklamationen fortsetzten; Arbeiten, die sich über Jahre erstreckten. Zuständig zur Lenkung und Zensur der Kriegsperiodika und der Presse allgemein war das Kriegspresseamt mit einer eigenen im Oktober 1916 gebildeten Abteilung IV, die für die Propaganda der deutschen Truppen verantwortlich zeichnete und entsprechende Zensurbestim- mungen anwies.459 Erste bibliografische Nachweise von Kriegsperiodika erschienen 1916 ff.460 Siehe auch Katalogisierung; siehe auch Stiftungen; siehe auch Weltkriegskatalog

453 VWB 1(1913), S. 31; vgl. Aufruf „An die Burschenschafter Deutschlands und Österreichs“ vom Mai 1915; BA/Nr. 47, Bl. 31 recto/verso. 454 VWB 5(1917), S. 11. 455 BA/Nr. 93 [Bl. 1/2]. 456 AA/Abt. V/Nr. 40 (unfol.); Grein (1915) und ders. (1916). 457 Nach VWB 5(1917), S. 11, gingen im Berichtszeitraum insgesamt 263 Zeitschriften, darunter 31 neue Feld- zeitungen (gemeint sind Einzelhefte) ein; vgl. hierzu Angaben in AA/Abt. III/Nr. 10, Bl. 8 recto und Bl. 9 recto. Ergänzungen wurden auch in den späteren Jahren noch vorgenommen, um die großen Lücken, die namentlich während der Inflationszeit durch ausgebliebene und nicht nachgeforderte Hefte entstanden waren, wieder zu füllen; VWB 13(1925/26), S. 30/31 und ebd. 18(1930/31), S. 24. 458 Ob und inwieweit Kriegsperiodika über das Kaiserliche Postzeitungsamt in Berlin bezogen wurden, ist nicht zu belegen; vgl. Kurth, S. 252. 459 EEWK, S. 656; vgl. auch Kurth, S. 234 ff. 460 Neben zahlreichen in Zeitungen veröffentlichten Beiträgen sind erwähnenswert die Arbeiten von Schramm (1917) sowie Hellmann und Palm. Diese Nachweise ergänzte 1937 Kurth, der unter anderem auf der Grundlage des in der DB vorliegenden Materials arbeitete, das er als „nicht vollständig“ bezeichnete; ebd., S. IX.

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Kriegszeitungen der Korporationen Feldzeitungen Lagergeld Notgeld Landkarten Kriegskarten

Lazarettzeitungen Eine anders geartete Gruppe von Kriegszeitungen bildeten die Lazarettzeitungen. Die von Aus- schüssen der Kriegsbeschädigtenfürsorge herausgegebenen Periodika werden 1916 mit fünf Ausga- ben für die DB nachgewiesen, die in der 1916er Kriegsausstellung gezeigt wurden.461 Der Welt- kriegskatalog weist heute 25 Lazarettzeitungen nach: http://d-nb.info/dnbn/1045365521.

Lebensmittelmarken Bezugsscheine wie Lebensmittelkarten, gedrucktes Not- und Lagergeld wurden 1914/19 unter der Bezeichnung „Verschiedenes“ in einem Zugangsverzeichnis registriert. Für Mai 1917 werden ins- gesamt 6.126 und Ende des Jahres 7.222 Positionen erfasst, von denen im Berichtsjahr 1917 (2.477)462 Objekte eingingen, darunter im dritten und vierten Quartal 652 beziehungsweise 108. Offenbar gingen Formulardrucke wie Bezugsscheine von den her- ausgebenden Stellen (zum Beispiel Stadtverwaltungen) jeweils nur in einem Exemplar ein, so dass sich kein größerer Bestand an Dubletten ansammelte.463 Obwohl der „Aufruf“ 1914 ursprünglich eine Sammlung von Bezugsscheinen nicht vorsah (eine unautori- sierte Fassung benennt jedoch Brot-, Mehl- und andere -karten sowie Notgeld464), wurden sie aufgrund ihrer kulturgeschichtli- chen Bedeutung (so Thummerer) nach 1914 gesammelt. Einzelne Bezugsscheine sind in der 1916er Kriegsausstellung im Rahmen der Gruppe „Sachsen im Feld und in der Heimat“ der Öffentlich- keit präsentiert worden.465 Als nach Kriegsende die Frage an- stand, welches Material ausgeschieden werden sollten, war im Fall der Lebensmittelmarken noch keine Klärung erfolgt (1921, S. 144). Obwohl man 1921 deren Verkauf einplante, sind später die Sondermaterialien Fotografien, fremdsprachige Tageszeitun- gen und Lebensmittelmarken an die Stuttgarter Weltkriegs- 466 Abb. 19: Stuttgarter Lebens- bücherei übergeben worden. mittelmarke von 1916

Liebesgaben deutscher Universitäten und Hochschulen Heimatgrüße Lieferantenkartothek Katalogisierung Maueranschläge Plakate Militärarchiv der DDR in Potsdam Gesamtbestand der KS Musikalien Kriegsmusikalien

Notgeld Um möglichst alle Kriegsdrucksachen in der KS zu erfassen, wurden nach 1915 Sondermaterialien wie Not- und Lagergeld sowie andere Bezugsscheine, die 1914 im „Aufruf“ nicht benannt werden, aufgenommen und in einem eigenen Zugangsverzeichnis summarisch als „Verschiedenes“ regis- triert. Der Gesamtumfang aller Positionen betrug (Ende 1917) 7.222 Einzelstücke; (vergleiche Lebensmittelkarten). Nach 1919 wurden die Anteile an Not-, Lager- und anderem „Kriegsgeld“ an

461 Grein (1916); BA/Nr. 93, [Bl. 1]. 462 VWB 5(1917), S.11. 463 Schreiben Pausts an den Wiener Privatsammler Dr. Friedrich Fischl vom 24.03.1922; AA/Abt V/Nr. 15, Bl. 54 recto/verso. 464 BA/Nr. 47, Bl. 54. 465 Thummerer (1917 = KS IX); BA/Nr. 93, [Bl. 2]. 466 AA/Abt. V/Nr. 15, Bl. 59; AA/Abt. VI/Aktenh. Nr. 130, Bl. 5 recto.

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das DBSM übergeben, wo die sehr umfangreiche Notgeldsammlung, die Albert Schramm aufgebaut hatte, beim Luftangriff vom 4. Dezember 1943 in Verlust geriet.467 Offenbar gelangten im Einzelfall einzelne Dubletten vor der Abgabe an das DBSM auch an Privatpersonen. Plakate Nach Paust besaß die DB 1921 rund 15.000 Plakate, die seinerzeit in einem Anhang des Weltkriegskataloges zum Teil verzeichnet worden waren. Als „zeitgeschichtliche Urkunden“ und als „Quellenmaterial ersten Ranges“ wurden sie nach 1919 in der DB belassen (1921, S. 143/144; 1940, S. 10). Die statistischen Angaben für 1917 weisen im Mai 13.974 Stück und im Dezember 16.652 Stück aus, von denen im 3. Quartal 1.138 und im 4. Quartal 1917 (962) Plakate (inklusive Dubletten) eingingen. Der Neuzugang für 1917 wird im Verwaltungsbericht mit 4.164 angegeben. Der Nachweis erfolgte in einem eigenen Zugangs- verzeichnis. Die Situation in den Inflationsjahren veranlasste Minde-Pouet, die käufliche Verwertung der nicht zum Sammelgebiet gehörenden Sonder- materialien der KS zu unterbreiten. Der Ge- schäftsführende Ausschuss folgte am 21.02.1921 der Begründung. Über den Beschluss des GA wurde Paust im März 1921 informiert, der am 01. und 04.04.1921 einen „Bericht über die Plakat- sammlungen der Kriegsstelle“ vorlegte. Der Quelle folgend,468 waren die Plakate der Hauptsammlung Abb. 20: Willy Stöwer: Gebt für die U-Boot- nach fünf Gruppen abgelegt: Spende, 1917

[1] Amtliche Plakate aus den besetzten Gebieten der West- und Ostfront, aus Deutschland sowie der Schweiz und Luxemburg; reine Schriftplakate umfassend [2] Nichtamtliche Schrift- und Bildplakate [3] Bild- und Schriftkriegsanleiheplakate, von Paust als „wertvoller Teil“ der Sammlung bezeichnet [4] Ehrendoktordiplome; „sehr wertvoll“ [5] Plakatprogramme in Form von Theater- und Konzertprogrammen und Ähnliches

Plakatsammlung Stand: April 1921 [1] Amtliche Plakate Besetzte Gebiete Westfront Ostfront insgesamt ≈ unkatalogisiert 2.300 3.110 5.430 820/2.750 Besetzte Gebiete allgemein 250 250 Deutschland 7.370 7.350 Schweiz/Luxemburg 20 20 [2] Nichtamtliche Plakate 590 590 [3] Kriegsanleiheplakate 270 270

467 AA/Abt. VI/Aktenh. Nr. 130, Bl. 5 recto; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 208/209. – Sehr umfangreich dürfte die Notgeldsammlung der DB nicht gewesen sein, da Schramm 1919 mitteilte, er habe sich bei der Herausgabe seines Nachweises „Deutsches Notgeld 1914–1919“ ergänzend auf die Sammlungen der Handelskammer in Leipzig, der Weltkriegsbücherei und auf die Privatsammlung von Bergmann in Fürth bezogen; BBl. 86(1919) vom 17.11.1919, S. 1028. Der Wert der Notgeldsammlung des DBSM wurde nach dem Kriegsverlust 1943 im März 1944 mit 10.000 RM veranschlagt; vgl. Unterlagen des DBSM. 468 AA/Abt. V/Nr. 15 (Anl.; unfol.), [Bl. 1] sowie Berichte vom 01. und 19.04.1921.

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[4] Ehrendoktordiplome 59 59 [5] Plakatprogramme 590 590 Hauptsammlung 15.360

Für den Bestand an Dubletten gibt Paust an, dass eine zweite vollständige Sammlung zusammen- gestellt wurde, in der jedes Exemplar nur einmal vertreten war. Dieser Anteil umfasste rund 450 Exemplare aus den besetzen Gebieten im Westen (vor allem aus Brüssel), rund 700 Exemplare aus dem Osten, rund 2.800 Exemplare aus Deutschland und Österreich und 56 Bildplakate, nach Künst- lern geordnet. Offenbar war 1921 neben der käuflichen Verwertung der Dubletten auch der Ver- kauf der Hauptsammlung vorgesehen, da Paust am 19.04.1921 Minde-Pouet mitteilte, dass „außer dem beifolgenden Exemplar der Hauptliste noch fünf Durchschläge“ von dieser gemacht wurden, „die an Interessenten verschickt werden könnten“. Es ist davon auszugehen, dass der 1921 geplante Verkauf der Plakate (beziehungsweise der Dubletten) nicht zustande kam. Reprä- sentative Objekte aus der Sammlung (Maueranschläge, Proklamationen und Mobilmachungsanord- nungen wurden in den Kriegsausstellungen 1915, 1916 und 1939/40 gezeigt. Von den heute noch vorhandenen Plakaten ist erst ein kleiner Teil digital verfügbar: http://d-nb.info/dnbn/1049607813. Siehe auch Gesamtbestand der KS

Postkarten Die auch von anderen Bibliotheken und Einrichtungen gesammelten Ansichts- und Künstlerpost- karten waren ursprünglich für die KS ausgeschlossen worden. Der anfängliche Verzicht der DB resultierte offensichtlich aus der 1914 vielfach in der Öffentlichkeit erhobenen Kritik an der ge- schmacklosen Gestaltung der Karten, die im Oktober/November 1914 im „Börsenblatt“ laut wur- de.469 Zusammen mit Bildern und Fotografien in einem eigenen Zugangsverzeichnis registriert, wird ihre Gesamtzahl 1919 (Mai) mit 423 beziehungsweise 714 (Dezember) angegeben. Der Neuzugang betrug für das dritte und vierte Quartal des Jahres 104 beziehungsweise 79 Postkarten und Bilder, so dass sich rein rechnerisch ein durchschnittlicher Zugang von 20 Objekten/Monat für die Jahre 1915 bis 1917 ergibt. Der Gesamtzugang könnte demnach im März 1919 bei rund 1.000 Objekten gelegen haben. Da die Kgl. Bibliothek in Berlin im Juli 1918 eine Sendung von 1.773 Pla- katen, Postkarten und Bildern für 150 Mark ankaufte, ist anzunehmen, dass dieser Anteil insge- samt verkauft wurde.470 Siehe auch Kriegsgrafik; siehe auch Verkauf

Predigten und Festschriften Die im „Aufruf“ 1914 noch vage als „Predigten und Ansprachen aus Anlaß des Krieges“ umschriebe- nen Drucke waren von Gemeinden verbreitete Erzeugnisse kirchlich-religiöser Art wie Ansprachen, Gedichte, Festschriften, Predigten und Ähnliches, die möglichst in zwei Exemplaren der KS über- wiesen werden sollten. Die in den kirchlichen Presseorganen annoncierten Anzeigen benannten des Weiteren Heimatgrüße und Feldpostbriefe,471 so dass vermutlich auch Briefe und andere Urkun- den von Kriegsteilnehmern im Original oder als Abschrift eingingen. Das periodische und nicht- periodische Schrifttum (vielfach Einblattdrucke) wurde bis 1919 in einem eigenen Zugangsver- zeichnis nachgewiesen. Nach Abbruch der Verzeichnisse wurden im Rahmen der abschließenden Arbeiten die Periodika summarisch als Kriegszeitungen gezählt und fehlende Hefte sowie Schluss- nummern weitgehend ergänzt und im Weltkriegskatalog angezeigt. Legt man die offiziellen

469 Vgl. diverse Artikel im „Börsenblatt“; BBl. 81(1914) vom 19.10 1914, S. 1546, vom 06 11. (S. 1624) und vom 14.11.1914 (S. 1655/1656). Der Verkauf „anstößiger“ Kriegspostkarten in Preußen rief sogar das Innen- ministerium auf den Plan, das sich in einem Runderlass mit der Bitte an die Regierungspräsidenten der Länder wandte, die Polizeibehörden darauf aufmerksam zu machen, gegen unzulässige Erzeugnisse mit Warnungen und gegebenenfalls Zwangsmaßnahmen vorzugehen; ebd. vom 19.11.1914, S. 1672. 470 Der Ankauf wird in AA/Abt. III/Nr. 31 [6] unter Juli 1918 erwähnt. – Ohne nähere Quellenangabe wird auch die Übergabe von Postkarten an das DBSM genannt; vgl. www.kriegssammlungen.de. 471 Die Ausführungen basieren auf den kirchlichen Mitteilungen, da die entsprechenden Anschreiben, die die DB 1915/16 erließ, nicht mehr nachzuweisen sind; vgl. ADGB, Bd. 1, Bl. 80 und Bl. 116 beziehungsweise ebd. Bd. 4, Bl. 26, 31 und 31.

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Zahlen zugrunde, betrug der Eingang bis Mai 1917 (1.170) beziehungsweise Ende Dezember 1917 (1.186) Einzelstücke. Die Predigten und Ansprachen sind heute unter http://dnb.info/dnbn/ 1045368520 nachgewiesen.

Rehse (Sammlung) Ankauf von Kriegsliteratur Rückgaben Gesamtbestand der KS

Schriftverkehr der KS In den zum Teil mehrfach gesichteten Beständen des Hausarchivs der DNB lassen sich keine kon- kreten Hinweise auf den Verbleib des Schriftverkehrs der Sammlung ermitteln. Hierüber waren Auf- zeichnungen entstanden, die zum einen als Korrespondenz der KS und zum anderen als private Notizen Wahls zusammen mit anderen Materialien in den von ihm 1914/16 geführten sogenannten Blauen Akten (BA) vereint wurden. Da sich das Aktenverzeichnis erhalten hat, lassen sich daraus gewisse Schlüsse ziehen. So legte Wahl mit Kriegsausbruch und zu Beginn der Sammlung eine Reihe von Faszikeln an, die unter dem Stichwort „Krieg“ im Aktenverzeichnis wie folgt verzeichnet werden: (1.) Zeitungsausschnitte betr. Kriegssammlungen anderer Bibliotheken. (2.) Werbedruck- schriften der DB für Kriegs-Literatur. (3.) Förderung der Kriegssammlung. (4.) Kaufgesuche von Kriegsliteratur aus der Sammlung der DB. (5.) Verkehr mit anderen Kriegssammlungen. (6.) Kauf- angebote von Kriegsliteratur. Um 1916 legte er zwei weitere Handakten an, die sich auf die Kriegs- ausstellung 1916 bezogen. Die BA wurden später von Minde-Pouet aufgelöst, zum Teil von ihm fortgeführt oder gingen in anderen Vorgängen auf, wobei sich die Vermerke über den Verbleib einzelner Unterlagen nicht immer erschließen.472 Dass Minde-Pouet die Aktenführung „von Grund auf neu gestaltete“,473 widerspiegelt die erhaltene Akte „Kriegssammlung“. Sie vereint die grund- legenden Dokumente, die 1917/23 in Sachen KS anfielen. Zugleich liefert sie Indizien, die auf die Existenz von Vorgängen schließen lassen, die offenbar nach Auflösung der KS ausgelagert und vermutlich nach 1945 vernichtet wurden. So ist über das (veraltete) Findbuch des Hausarchivs kein Hinweis auf die Akte(n) des „Verbandes deutscher Kriegssammlung“ mehr zu eruieren, was Zweifel an der Zuverlässigkeit des Nachweises impliziert. Zweifel deshalb, weil es Hinweise darauf gibt, was diese Akten enthalten haben und wer sie verwaltete (Paust). – Doch wann versanken diese Unterlagen im Strudel der Zeitläufte? Ausgehend von der Organisation und Verfasstheit der DB, verwahrte sie diese wohl bis in die Kriegsjahre 1939/45 hinein zusammen mit anderen Druckschrif- ten, Karteien und Korrespondenzen im 3. Obergeschoss (Westflügel), die im Rahmen der Sicherung von Beständen vor Luftangriffen 1943 aufgelöst, das heißt sichergestellt werden sollten.474 Die Tatsache, dass das Findbuch keinerlei Hinweise auf die Aktivitäten des VdKS und die Kriegssamm- lungen anderer Bibliotheken bietet, gibt der Vermutung Raum, dass diese Vorgänge im Zuge der Abgabe von 1950 oder um 1961 vernichtet wurden.475 Siehe auch Gesamtbestand der KS; siehe auch Stiftungen

Schützengrabenzeitungen Feldzeitungen Sicherung der Bestände während des Zweiten Weltkrieges Gesamtbestand der KS Soldatenzeitungen Feldzeitungen Sonderkataloge der KS Katalogisierung

472 Vgl. Aktenverzeichnis in Karton BA/Nr. 13/44. 473 VWB 5(1917), S. 13 und ebd. 17(1929/30), S. 22. 474 NA 154/1, Bd. 4, Bl. 533. – Der Abbau der Holzregale und die Verlagerung der Materialien erfolgte durch Mitarbeiter der DB nach Anweisungen Pausts vermutlich noch im August 1943. 475 Den Hinweis auf die Existenz von Akten zu KS anderer Bibliotheken gibt Bl. 68 recto der Akte AA/Abt. V/ Nr. 4. – Schriftstücke des VdKS wurden im Aktenh. Nr. 7 abgelegt (ebd. Bl. 35 verso). Das Aktenh. mit dem Aktenzeichen AA/Abt. VI/Nr. 7 – Mitgliedschaften in Vereinen – ist nicht mehr nachzuweisen. – Um 1961 wurden Geheimakten (vertrauliche, geheime Erlasse und streng vertrauliche Schriftstücke) vernichtet beziehungsweise zu den PA geheftet; vgl. Notiz unter der Hauptgruppe „Gesamtbetrieb“, AZ 154 a.

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Stiftungen Die Geschäftsführung der DB sah sich außerstande, allen Spendern und Förderern namentlich zu danken. Der besondere Dank wurde deshalb nur im Einzelfall gezollt; nicht zuletzt auch aus Grün- den der kriegsbedingten Umfangsreduzierung der Verwaltungsberichte. Neben einzelnen Buch- händlerverbänden, Bibliotheken, zivilen und militärischen Stellen sowie Ministerien, die speziell 1916 aus Anlass der Einweihung des Neubaus Erwähnung fanden, blieben private Förderer der KS 1914/18 in den Verwaltungsberichten generell ungenannt. Die Gesamtzahl der Schenker wird für 1916 mit über 600 ausgewiesen. Für 1918 ist die Rede von 446 neuen liefernden Stellen.476 Da die Mitglieder des Verwaltungsrates bereits in einem Schreiben vom 23.10.1914 aufgefordert worden waren, die KS tatkräftig zu fördern, sagten in der Folge eine Reihe von namhaften Persönlichkeiten wie Fritz Milkau, Paul Siebeck, Ehlermann und Siegismund zu.477 Insbesondere Siegismund und Ehlermann überwiesen Sendungen, deren Umfänge nicht näher in den „Vierteljahresberichten“ aufgeführt werden.478 Unübersehbar ist, dass größere Sendungen erst nach 1918 zur Anzeige kamen, beginnend mit dem Inhaber des Leipziger Insel-Verlages, Anton Kippenberg, der im No- vember 1918 „mehrere tausend“ Feldzeitungsnummern überwies, die vorrangig zur Lückenergän- zung beziehungsweise für den Tausch von Wert waren.479 1921 folgte eine Sammlung aus Privat- besitz, deren Stifter unbekannt bleibt.480 1925 kam aus dem Nachlass des Leipziger Prof. Dr. Albert Johannes Köster (1862–1924), Mitglied des Ehrenausschusses für die Gesellschaft der Freunde der DB, „eine Sammlung von Kriegsliteratur“ zu.481 Ein letzter Hinweis wurde für die Zeit 1931 bis 1938 gegeben, als der Berliner Rechtsanwalt Manfred Zimmermann „wertvolle und seltene Drucke aus japanischen Kriegsgefangenenlagern“ stiftete.482 All den oben genannten Stiftungen der Jahre 1921 ff. ist gemein, dass die Schriftstücke nicht mehr der Akte „Kriegssammlung“ beigefügt wurden.

Systematischer Katalog der KS Weltkriegskatalog

Tageszeitungen (fremdsprachige) Fremdsprachige Tageszeitungen aus den okkupierten Gebieten wurden offenbar geschlossen nach 1919 der Stuttgarter Weltkriegsbücherei überwiesen.483 Ob sie in den Zugangsverzeichnissen nachgewiesen wurden, ist quellenbedingt nicht zu ermitteln. Die Abstinenz der Quellen legt nahe, dass der Sammlung keine größere Bedeutung zukam. Einzelne Exemplare wurden anlässlich der Kriegsausstellung 1916 der Öffentlichkeit gezeigt.484

Tauschbeziehungen Tauschbeziehungen mit anderen Einrichtungen (und später auch mit Privatsammlern) wurden erst ab 1916 aufgenommen, nachdem im April des Jahres hierfür das Einverständnis des GA vorlag. Offenbar kamen Beziehungen zwischen der Kgl. Bibliothek in Berlin und der DB in diesem Zeitraum

476 Laut Denkschrift, S. 35 (Stand Juni 1916): 400 Spender; VWB 4(1916), S. 22 und ebd. 6(1918), S. 16. – Da die DB eine Kartei der Schenker führte, die nicht Verleger waren, ist ein ähnliches Verzeichnis für die KS anzu- nehmen; vgl. VWB 7(1919), S. 16. 477 AA/Abt. V/Nr. 4 (Allgemeines; unfol. Konvolut); Anschreiben „Bitte an die Mitglieder […]“; Notiz vom 30.11.1914. 478 Vgl. AA/Abt. III/Nr. 10 für 1916 ff. 479 VWB 6(1918), S. 16; AA/Abt. III/Nr. 30 [6]. 480 VWB 9(1921), S. 22. 481 VWB 12(1924/25), S. 9 bzw. BBl. 84(1917) vom 24.08, 1917, S. 1011. 482 VWB (19/25(1931/38), S. 13. 483 Paust erwähnt (1921, S. 144) in seinem abschließenden Beitrag zur KS, dass „zunächst“ Fotografien und andere Materialien aus dem Bestand ausgeschieden wurden. Interpretiert man die ebenda genannte Abfolge als eine zeitliche, wurden vermutlich nach 1919 zunächst die Fotografien und später die (von Paust nicht benannten) fremdsprachigen Tageszeitungen an die WKB überwiesen. Da Paust aus nachvollziehbaren Gründen in seinem Aufsatz die Einrichtungen nicht namentlich aufführte, die die DB bedachte, ist sein 1928 gegebener Hinweis (AA/Abt. VI/Aktenh. Nr. 130, Bl. 5 recto) als ein reiner „Zufallsfund“ zu werten. 484 BA/Nr. 93, [Bl. 1].

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noch nicht zustande, die seinerzeit (im Februar 1916) als Grein mit Vertretern der Berliner Biblio- thek verhandelte, von allen Beteiligten „sehr gern“ gesehen worden wären.485 Da für 1914/17 keine näheren Angaben vorliegen, trat die KS wohl als erstes mit der Bibliothek des Stellvertretenden Generalstabs in Berlin in Verbindung.486 Offenbar wurden die Beziehungen erst unter Minde-Pouet 1918 im Rahmen des „Verbandes deutscher Kriegssammlungen“ intensiviert und ein reger Tausch- verkehr eingeleitet, der die Berliner Bibliothek, die Weltkriegsbücherei und den Verein vom Roten Kreuz in Frankfurt am Main einbezog. Der intensiv betriebene Tauschverkehr mit Bibliotheken u. a. Einrichtungen unter Minde-Pouet kam „zunächst besonders der Kriegssammlung“ zugute.487 1919 stand die KS weiterhin mit den Stadtbibliotheken in Bromberg und Hamburg, der Hof- und Staats- bibliothek in München, dem Kriegsarchiv in Jena, der badischen Landesbibliothek sowie der Gesell- schaft für Literatur und Kunst in Kiel in Verbindung. Kontakte bestanden des Weiteren zu Pri- vatsammlern wie Rudolf Arhelger (Elberfeld), Richard Hellmann (Freiburg), Theodor Bergmann (Fürth), Erich Magnus (Brüssel beziehungsweise Hamburg) und Edgar Vilnai und Friedrich Fischl (Wien).488 Statistisch verwertbare Angaben zum Tauschverkehr liegen nur für den Zeitraum Januar 1918 bis März 1919 vor, als Jansen die KS führte. Die Angaben belegen, dass vorrangig fehlende Bücher und Broschüren gegen Einblattdrucke eingetauscht wurden. Angesichts der Arbeitskräfte- situation wurden die Beziehungen für die KS nach 1921 eingestellt und die seit 1916 geführten Tauschlisten nur noch sporadisch geführt.489 Eine 1920 inserierte „Such- und Tauschliste“ bezog sich ausschließlich auf Kriegszeitungen.490

Tauschlisten der KS Tauschbeziehungen Übergaben an die KS Stiftungen

Urkunden von Kriegsteilnehmern Sammelbezeichnung für handschriftliches Material wie Kriegsakten, Autografen, Briefe, Fotografien, Postkarten und Zeichnungen (Buddecke), das die KS nach eigener Auskunft an die „Sichtungsstelle für Kriegsbeute und Bibliothekswesen“ 1917 nur in vervielfältigter Form sammelte.491 Nachweislich fiel jedoch auch dieses Material in den Jahren 1914 ff. an, das in Kapseln verwahrt wurde. Siehe auch Einblattdrucke

Verfügungen Flugblätter und Aufrufe

Verkauf von Teilen der KS Die finanzielle Notlage der DB veranlasste Minde-Pouet 1921, den Verkauf von Dubletten und der nicht zum Sammelgebiet gehörenden Beständen der KS zur Diskussion zu stellen. Der von den Gremien bewilligte Vorschlag sah vor, etwaige Einnahmen für den Bucheinband zu verwenden.492 Entsprechende (nicht mehr nachzuweisende) Listen wurden 1921 für die Weltkriegs- und Revolu- tionssammlung erstellt, speziell für Plakate und Lebensmittelkarten.493 Da zeitgleich der Verkauf

485 23. Sitzung des GA vom 08.04.1916; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 1, Bl. 305 verso; vgl. auch Denkschrift, S. 35; AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 2 verso. 486 31. Sitzung des GA vom 05.12.1916; AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 52 verso; AA/Abt. III/Nr. 10, Bl. 18 recto. 487 Vgl. AA/Abt. III/Nr. 31 [6] und AA/Abt. III/Nr. 10, Bl. 43 verso. 488 AA/Abt. III/Nr. 31 [6]; AA/Abt. V/Nr. 15, Bl. 1/2, wo die vormaligen DB-Tauschpartner um 1919 namentlich aufgeführt werden. Der ebenda vermerkte Schriftverkehr hat sich nicht erhalten. Die Gesamtzahl aller Tausch- partner für die KS bleibt aufgrund der Quellenlage unbekannt. 489 Vgl. NA 541/1, Bl. 5 bzw. NA 54/1/Jena, Bl. 14 und Bl. 17. 490 MVK 2(1920), S. 97/98. 491 Vgl. Buddecke, S. 4; AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 5 verso. 492 Die prekäre Finanzsituation der DB in den Kriegs- und Nachkriegsjahren wurde unter anderem durch die gestiegenen Materialpreise und Löhne bestimmt. Um die ungebundenen Bücher und Zeitschriften binden zu können, waren allein 1918 etwa 300.000 M. nötig; VWB 6(1918), S. 18. Für 1919 veranschlagte man 800.000 M.; ebd. 7(1919), S. 26. 493 AA/Abt. V/Nr. 15, Bl. 58 recto und unfol. Anl. zu dieser Akte.

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von Dubletten aus dem DB-Bestand in der Öffentlichkeit auf Kritik stieß, verzichtete man offenbar auf weitere Aktivitäten, zumal die Einnahmen nur einen Bruchteil der Bindekosten gedeckt hätten.

Verordnungsblätter Amts-, Gesetz- und Verordnungsblätter aus den besetzten Gebieten

Weltkriegskatalog 1914–1945 Der Weltkriegskatalog (WK) war von Anfang an als Sonderkatalog konzipiert worden und sollte die Kriegsliteratur, die der SK nach Schlagworten ordnete, systematisch verzeichnen. Vorarbeiten für eine Systematik des WK gehen auf das Jahr 1918 zurück, wurden de facto als erste Überlegungen aber Anfang 1916 von Grein mit Vertretern der Kgl. Bibliothek in Berlin ventiliert.494 Greins un- bekannte Überlegungen setzte Thummerer fort, der am 24.09.1917 (erkrankt) an Minde-Pouet schrieb, er hoffe, dass es ihm zwischenzeitlich möglich sei, sich „etwas mit der Systematik der Kriegsliteratur“ zu beschäftigen.495 Zu Beginn des Jahres 1920 in Angriff genommen, wurde die Hauptarbeit 1921 geleistet, so dass der WK „nunmehr vor seinem Abschluß“ stand.496 Infolge des Personalabbaus Ende 1923 wurden die Arbeiten nicht weiter fortgeführt und ruhten 1924/25.497 1926 wurden sie wieder aufgenommen, um 1926/27 auf- grund des weiterhin bestehenden Personal- mangels nur in geringem Maße fortgesetzt zu werden. Die Fortführung der Arbeiten wurde 1927/29 auf einen späteren Zeit- punkt verschoben.498 In den Monaten Juli/ Dezember 1930 führte ein (namentlich nicht genannter) wissenschaftlicher Hilfsarbeiter die Arbeiten fort, die Hellmut Schwarze im Oktober/Dezember fortsetzte.499 Die „end- gültige Ordnung“ des WK konnte 1936 ab-

Abb. 21: Weltkriegskatalog Deutsche Bücherei Leipzig geschlossen werden. Dem SK (1936) zuge- ordnet, wurde dieser im Herbst 1937 in den ersten Stock verlegt.500 – Systematik des WK: Die ursprüngliche Gliederung umfasste (1921, S. 146) 39 Hauptabteilungen mit rund 1.500 Unterabteilungen. Eine „abschließende Umgruppie- rung“ erfolgte 1923. Offenbar waren 1934/36 weitere Hilfskräfte mit der Ordnung des WK beschäf- tigt, die aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingestellt wurden. Seine endgültige Form fand der WK 1936, wobei die Gliederung im „engsten Anschluß“ an die des „Deutschen Bücherverzeichnisses“ (DBV) erfolgte.501 Insofern das DBV in seinem Schlagwortregister die Syste- matik der Berliner Staatsbibliothek nahezu wortgleich übernahm, ist die spätere Gliederung nach 20 Gruppen und weiteren Untergliederungen keine originäre Leistung des Hauses.502 – Der WK

494 VWB 6(1918), S. 16; AA/Abt. V/Nr. 4, spez. Bl. 1 verso. 495 PA Thummerer, Bl. 101 recto. 496 VWB 7(1919), S. 21 und ebd. 9(1921), S. 22. 497 Vgl. Uhlendahls Grundsatzpapier über die „Dringenden Bedürfnisse der Deutschen Bücherei über den Haus- haltsplan 1925/26 hinaus“, das dem Reichsministerium des Innern, dem Sächsischen Wirtschaftsministerium und der Stadt Leipzig überwiesen wurde; vgl. AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 7, Bl. 70 ff., hier spez. Bl. 72; VWB 12(1924/25), S. 16 und S. 29/30. 498 VWB 13(1925/26), S. 39; ebd. 14(1926/27), S. 43; ebd. 15(1927/28), S. 39 und ebd. 16(1928/29), S. 40. 499 VWB 18(1930/31), S. 47. – Die näheren Anweisungen gaben Paust und Arthur Luther; NA 154/1 (1930), Bd. 1, Bl. 156. 500 VWB 19/25(1931/38), S. 103 und S. 105. – Laut VWB 10(1922), S. 24, sollte er bereits 1922 als Sonder- katalog dem SK angegliedert und laufend fortgeführt werden. 501 VWB 19/25(1931/38), S. 7,11,47 und S. 104/105. 502 Vgl. Hamann (1999), S. 16/17; Gerdes, S. 24; zur Systematik der PSB s. auch Schultze (1919) und derselbe (1921) beziehungsweise Höhne, Bl. 48.

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wurde ergänzt durch ein Register der Schlagworte (handschriftliche Karten: Aalandinseln bis Zwangswirtschaft), die auf die Systemstelle(n) verweisen. Er umfasst heute 55 Katalogkästen mit 45.673 Karten, exklusive einer Auflistung von Soldatenheimen und Lazaretten (zwei Kästen). Der WK weist Bücher und Broschüren, Stücktitel aus Schriftenreihen und Kriegszeitungen nach, weiterhin Musikalien, Kriegskarten und Dissertationen/Habilitationen. Die Titelaufnahmen folgen den Preußischen Instruktionen. Nicht enthalten sind Sondermaterialien wie Flugblätter und Aufrufe, Fotografien, Lebensmittelmarken, Notgeld und fremdsprachige Tageszeitungen, die in 1920er-Jahren ausgeschieden wurden. Zum Teil werden nachgewiesen: Fliegerabwürfe (ein Nachweis, nicht einzeln verzeichnet), Ehrenpromotionen (dito) sowie ein gewisser Anteil der Plakate. Der WK wurde bis 1945 kontinuierlich fortgeführt. Aufgrund seiner Genese ist er als ein unvollständiges Auskunftsmittel zur Thematik Weltkrieg 1914/18 anzusehen. Der Katalog ist seit 2014 online abgebildet und ermöglicht die Recherche im vorhandenen Bestand mit über 52.000 Einzelnachweisen: http://d-nb.info/dnbn/1043211381.

Zeichnungen Kriegsgrafik

Zeitungen Gefangener und ausländischer Internierter Die von den im Deutschen Reich von alliierten Soldaten und Internierten herausgegebenen Gefan- genen- oder Lagerzeitungen (LZ) waren für alle Kriegssammlungen der Zeit eine weithin unbe- kannte Thematik, die sich ihnen erst nach Kriegsende erschloss. Wie ein Zeitgenosse mitteilte, war es streng verboten, LZ außerhalb der Lager zu verbreiten. Aufgrund der spärlichen Nachrichten über das Netz der deutschen Kriegsgefangenenlager (und Lager der Entente-Staaten) befand sich „kaum eine deutsche Kriegssammlung, die großen Bibliotheken eingeschlossen, in der glücklichen Lage“, eine lückenlose Sammlung zu besitzen.503 In der Erkenntnis, dass den KS ohnehin eine Vollständigkeit versagt bleiben würde, nahm sich der „Verband der deutschen Kriegssammlungen“ dieser an. Von den in Deutschland von Kriegsgefangenen und Zivilinternierten beziehungsweise von deutschen Lagerverwaltungen für diese herausgegebenen Blättern waren nach Paust (1940, S. 5) allein 120 LZ erschienen und „fast restlos“ in der DB vorhanden. Die vage Formulierung lässt den Schluss zu, dass nach 1918 empfindliche „Lücken“ bestanden, die die DB späterhin wohl nur in einem geringen Maße schließen konnte. So bleibt zum Beispiel unbekannt, ob die KS die vom Verein vom Roten Kreuz veröffentlichten vertraulichen Periodika und Rundschreiben besaß.504 Während in der Literatur von rund 100 LZ ausgegangen wird, die in Deutschland herauskamen, wird die Zahl der im Ausland erschienenen mit 176 LZ angegeben, von denen in den 1930er-Jahren nur noch 111 Ausgaben nachzuweisen waren.505 Die Tatsache, dass Paust weder die Gesamtzahl der ausländischen LZ für die DB benennt, noch auf namhafte LZ wie die von deutschen Gefangenen in Schottland herausgegebene „Stobsiade“ oder die „Knockaloe-Lager-Zeitung“ eingeht, die Zivil- internierte auf der Isle of Man ins Leben riefen, ist als ein Indiz anzusehen, wie unvollständig dieser Anteil der Kriegszeitungen in der KS vertreten ist506: http://d-nb.info/dnbn/104536438X. Siehe auch Stiftungen

Zeitungsausschnitte Täglich erscheinende periodische Schriften waren nicht Teil des allgemeinen Sammelspektrums der DB – laut „Aufruf“ von 1914 schloss man sogar Extrablätter von Tageszeitungen für die KS aus, so dass Ausschnitte offiziell nicht gesammelt wurden. Um über den aktuellen Kriegsverlauf ständig informiert zu sein, veranlasste die Direktion des Hauses den Bezug von Zeitungsausschnitten aus den amtlichen Nachrichten für die KS, die sie über das Wolff’sche Telegraphen-Bureau (WTB) von Mitte Dezember 1914 bis September 1916 regelmäßig bezog. Nach der Amtsübernahme Minde-

503 Stefan Wangart: Die Zeitung des Kriegsgefangenen. In: BBl. 87(1920) vom 14.08.1920, S. 965 und S. 967 (Zitat). – Im Oktober 1918 betrug die Gesamtzahl der deutschen Kriegsgefangenenlager 175; Hinz, S. 74. 504 Vgl. Bockwitz.; weitere Veröffentlichungen bei Hinz, S. 16 (FN 32). 505 Pöppinhege, S. 57 bzw. Bayer, S. 64/65 und S. 125 ff. 506 Vgl. entsprechende Hinweise bei Bayer, S. 126 ff.

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Pouets wurde der Bezug vermutlich storniert. Ein Teil dieser „Sammlung“ kehrte 1987 über das vormalige Militärarchiv der DDR in Potsdam an die DB zurück.507

Zugangsverzeichnisse (Kriegsbücher) Die KS führte für die nicht auf üblichen Buchhändlerwegen eingehenden Drucksachen eigene Ver- zeichnisse, um die nicht in die allgemeinen Bestände aufzunehmenden Materialien separat nachzu- weisen. Insgesamt wurden 14 Foliobände gefüllt, die sich nicht erhalten haben. Der erste Eintrag erfolgte am 5. Oktober 1914. Ende März 1919 wurden die Inventare abgebrochen (1921, S. 142/ 143) und spätere Eingänge nicht mehr nachgewiesen, so dass die Angaben zum Gesamtbestand differieren. Nimmt man die statistischen Auskünfte der DB auf zwei Rundschreiben der „Sichtungs- stelle für Kriegsbeute und Bibliothekswesen“ in Berlin zur Grundlage, wurden Plakate, Bücher und Broschüren, Kriegskarten, Predigten und Festschriften, Flugblätter und Aufrufe, Kriegszeit- schriften und Verordnungsblätter, Postkarten und Bilder, Musikalien und „Verschiedenes“ (wie Lebensmittelmarken und Ähnliches) in eigenen „Kriegsbüchern“ registriert.508

Zugangsverzeichnisse Zeitraum Neueinträge nach AA/Abt. III/Nr. 10, Bl. bis Ende Dezember 1917 ges. 44.189 Bl. 9 recto 4. Quartal 1917 2.240 Bl. 14 verso 1. Quartal 1918 2.883 Bl. 21 verso 2. Quartal 1918 2.302 Bl. 32 recto 3. Quartal 1918 1.578 Bl. 41 recto 4. Quartal 1918 1.759 Bl. 49 recto 1. Quartal 1919 1.424 Bl. 55 verso Σ 56.375

Ob die von Minde-Pouet sanktionierten Festlegungen zur Vereinfachung der Führung von Akzes- sionsbüchern für die KS noch verbindlich waren, ist nicht zu erhellen, da diese nach der Auflösung der Dienststelle an andere Abteilungen des Hauses übergingen. Nach Abwicklung der noch anste- henden Arbeiten ausgesondert, wurden sie vermutlich in den 1950er Jahren vernichtet.

507 VWB 1(1913), S. 31/32. – Der Bezug über das WTB ist für die Zeit vom 12.12.1914 bis 06.09.1916 unter der Rubrik „Ankauf von Kriegsliteratur“ in AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 210 belegt. 508 AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 5 verso und Bl. 17 recto. – Der Bezug von 11 Kriegsbüchern 1914/17 wird in AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 2, Bl. 211 nachgewiesen.

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Abkürzungen

AA Alte Akten des Hausarchivs der DNB AA Auswärtiges Amt Abb. Abbildung Abt. Abteilung AfB Archiv für Buchgewerbe AGDB Archiv der Geschichte der DB A. K. Armeekommando/Armee-Korps AK Alphabetischer Katalog Anl. Anlage Aufl. Auflage AZ Aktenzeichen BA Blaue Akten des Hausarchivs der DNB BBl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Bd. Band Beih. Beiheft Beil. Beilage BHAD Biographisches Handbuch des deutschen auswärtigen Dienstes BSB Bayerische Staatsbibliothek München BTD Berliner Titeldrucke BV Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig DB Deutsche Bücherei DBSM Deutsches Buchgewerbe- und Schriftmuseum/Deutsches Buch- und Schriftmuseum DNB Deutsche Nationalbibliothek EEWK Enzyklopädie Erster Weltkrieg Ex. Exemplar fol. foliiert GA Geschäftsführender Ausschuss der Deutschen Bücherei H. Heft Hrsg. Herausgeber Kap. Kapitel Kgl. königlich KS Kriegssammlung LB Landesbibliothek LDB Lexikon deutscher Bibliothekare [Bader] LDWB Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925–1980 [Habermann u. a.] M. Mark MK Museumskunde MVK Mitteilungen des Verbandes deutscher Kriegssammlungen NA Neue Akten des Hausarchivs der DNB NDB Neue Deutsche Biographie N. F. Neue Folge OBM Oberbürgermeister o. D. ohne Datum ÖNB Österreichische Nationalbibliothek PA Personalakte PSB Preußische Staatsbibliothek Berlin RM Reichsmark SK Sachkatalog SMAD Sowjetische Militäradministration in Deutschland Sonderh. Sonderheft SWK Schlagwortkatalog

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Syka Systematischer Katalog TH Technische Hochschule ThULB Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena UB Universitätsbibliothek unfol. unfoliiert Univ. Universität VdKS Verband deutscher Kriegssammlungen Verl. Verlag VO Verordnung VWB Bericht über die Verwaltung der Deutschen Bücherei VWR Verwaltungsrat der Deutschen Bücherei WKB Weltkriegsbücherei WTB Wolffsches Telegraphenbüro ZDGB Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker und verwandte Gebiete ZfB Zentralblatt für Bibliothekswesen

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Literatur

I. Quellen

DNB/Hausarchiv

AA/Abt. III/Nr. 2, Bd. 1 ff. Verwaltungsrat, Sitzungen und Protokolle 1913 ff. AA/Abt. III/Nr. 4, Bd. 1/2 ff. Geschäftsführender Ausschuss, Sitzungen und Sitzungsberichte 1912 ff. AA/Abt. III/Nr. 10 Wochen-, Monats- und Vierteljahresberichte (1914/26) AA/Abt. III/Nr. 31/ [6] Kriegssammlungen und Revolutionsdrucksachensammlung. [Statistischer Bericht Nr. 6] (1918/20) AA/Abt. V/Nr. 4 Kriegssammlung (1915/28) AA/Abt. V/Nr. 6, Beil.-Bd. Sammlung von dauernd oder vorübergehend geheim zu haltender Literatur (1913/26) AA/Abt. V/Nr. 15 Tauschverkehr der DB mit anderen Bibliotheken (1919/29) AA/Abt. V/Nr. 17 Titel- und Zetteldrucke der Königlichen Bibliothek Berlin (1913/20) AA/Abt. V/Nr. 27 Sammlung von Dissertationen (1918/32) AA/Abt. V/Nr. 28 Veröffentlichungen über die Kriegssammlung (1914/22) AA/Abt. V/Nr. 29 Sammelgebiet im allgemeinen (1918/25) AA/Abt. V/Nr. 36 Sammlung der Revolutionsschriften (1918/19) AA/Abt. V/Nr. 39 Kartensammlung (1919/27) AA/Abt. VI/Nr. 3 Gesellschaft der Freunde [der Deutschen Bücherei] im allgemeinen (1917/28) AA/Abt. VI/Nr. 6 Verschiedene Angelegenheiten (1917/24) AA/Abt. VI/Aktenheft Nr. 9 I. Stiftung deutscher Kriegsliteratur an die Königliche Bibliothek in Christiania. II. Stiftung der Bibliothek Roediger an die Universitäts-bibliothek in Bern (1918/19) AA/Abt. VI/Aktenheft Nr. 130 Kriegssammlung Rehse (1928) BA/Nr. 13 Deutsche Auslandsliteratur [u. a.] (1914/15) BA/Nr. 24 Briefwechsel des Direktors [Wahl] (1913/16) BA/Nr. 47 Formulare und Anschreiben/Sammlung der Kriegsliteratur (1914/16) BA/Nr. 47 (Mappe) Formulare und Anschreiben (1913/16) BA/Nr. 69 Kriegssammlungen (Zeitungsausschnitte 1914/16) BA/Nr. 93 Kriegsausstellung (1916) BA/Nr. 96 Glückwünsche (1916) BA/Nr. 102 (incl. Mappe) Schlusssteinlegung (1915) BA/Nr. 138 Material für Umzugs- und Einrichtungskosten (1916) BA/Nr. 144 Verwendung von Dubletten (1915/16) BA/Nr. 155 (Beil. II) Werbetätigkeit für DB durch Sortimenter (1913/15) BA/Nr. 157a Werbetätigkeit um deutsche Auslandsdrucke (1915) NA 153/1/1 Sitzungen des GA (1929/37) NA 154/1 Direktorialverfügungen (1929/66) NA 181/1 Geschäftsführung. Nachrichtenwesen. Jahresberichte der DB 1939 ff. NA 187/3/3 Jubiläum. 25 Jahre DB (1938) NA 527/6.0 Kriegssammlung [2. Weltkrieg] (1938/90) NA 527/6.1 Zwischenakte [Plakate – LA Berlin] NA 527/6.7 Zwischenakte [Plakate – Georgi-Dimitroff-Museum Leipzig] NA 541/1 Bibliothekarische Tätigkeit. Sammeltätigkeit. Verwendung von Doppelstücken Tausch mit dem Kriegsarchiv der UB Jena (1928/30) NA 541/1 […] Tausch mit Bibliotheken im allgemeinen (1930/60) NA 541/1/Jena […] Tausch mit dem Kriegsarchiv der UB Jena (1928/30)

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AGDB Archiv der Geschichte der DB (Sammlung von Zeitungsausschnitten 1912 ff.), Bd. 1 ff.

DNB / Plakatsammlung Hefter Plakatsammlung

II. Ausgewertete Zeitschriften / Zeitungen

Antiquitäten-Rundschau 13(1915)–19(1921) Archiv für Buchgewerbe 51(1914)–55(1918) Bericht über die Verwaltung der Deutschen Bücherei des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig im Jahre … 1(1913)–19/25(1938) – Mehr nicht gedruckt erschienen. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel (redaktioneller Teil) 81(1914)–88(1921) Deutsches Offizierblatt 21(1917)–22(1918) Mitteilungen des Verbandes deutscher Kriegssammlungen e. V. 1(1919)–3(1921) – Mehr nicht erschienen. Museumskunde: Zeitschrift für Verwaltung u. Technik öffentl. u. privater Sammlungen 10(1914)– 16(1921/22) Pantheon: Adressbuch d. Kunst- u. Antiquitäten-Sammler u. -Händler, Bibliotheken, Archive, Museen … ; e. Handbuch für d. Sammelwesen d. ganzen Welt. 1(1914)–2 (1926) Das Plakat: Zeitschrift d. Vereins d. Plakatfreunde e. V. 5(1914)–9(1918) Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker und verwandte Gewerbe 26(1914)–30(1918) Zentralblatt für Bibliothekswesen. 31(1914)–36(1919)

III. Nachschlagewerke, Bücher und Aufsätze

Bader, Karl: Lexikon deutscher Bibliothekare: im Haupt- u. Nebenamt bei Fürsten, Staaten u. Städ- ten. Leipzig: Harrassowitz, 1925. (Zentralblatt für Bibliothekswesen. Beih.; 55) Bärwinkel, Roland: Auszusondern? : vom Umgang mit Kriegsliteratur an d. Herzogin Anna Amalia Bibliothek nach 1945. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaert- ringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 243–262. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bi- bliographie. Sonderbd.; 114) Bayer, Hans: Presse- und Nachrichtenwesen der im Weltkrieg kriegsgefangenen Deutschen. Berlin, 1939 Beil, Christine: Der ausgestellte Krieg: Präsentationen d. Ersten Weltkriegs 1914–1939. Tübingen: Vereinigung für Volkskunde, 2004. (Untersuchungen des Ludwig-Uhland-Instituts der Universität Tübingen; Bd. 97) Beil, Christine: Das mobilisierte Gedächtnis: Kriegsausstellungen in d. Zwischenkriegszeit in Deutschland. In: KriegsVolksKunde: zur Erfahrungsbindung durch Symbolbildung. Hrsg. von Gott- fried Korff. Tübingen: Vereinigung für Volkskunde, 2005, S. 87–116. (Untersuchungen des Ludwig- Uhland-Instituts der Universität Tübingen; Bd. 98) Biographisches Handbuch des deutschen auswärtigen Dienstes: 1871–1945. Hrsg.: Auswärtiges Amt, Historischer Dienst. Paderborn; München u. a.: Schöningh, 2000 ff. Blum, Rudolf: Nationalbibliographie und Nationalbibliothek: d. Verzeichnung u. Sammlung d. natio- nalen Buchproduktion, besonders d. dt., von d. Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg. Frankfurt a. M.: Buchhändler-Vereinigung, 1990 Bockwitz, Hans Heinrich: Eine Spezialsammlung. In: Mitteilungen des Verbandes deutscher Kriegs- sammlungen 2(1920), S. 1-4 Bräunche, Ernst Otto: „Erinnerung an die große Zeit“: d. Kriegssammlungen d. Stadtarchivs Karls- ruhe. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 297–311. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonder- bd.; 114) Brandt, Susanne: Kriegssammlungen im Ersten Weltkrieg: Denkmäler oder Laboratoires d’histoire? In: Keiner fühlt sich hier mehr als Mensch …: Erlebnis u. Wirkung d. Ersten Weltkriegs. Hrsg. von

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Gerhard Hirschfeld u. Gerd Krumeich in Verbindung mit Irina Renz. Essen: Klartext Verlag, 1993, S. 241–258. (Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte. N. F.; Bd. 1) Buddecke, Albert: Die Kriegssammlungen: e. Nachweis ihrer Einrichtung u. ihres Bestandes. Oldenburg: Stalling, 1917 Buttmann, Rudolf: Ehrenhallen für Kriegernachlässe, e. neue Kriegsaufgabe unserer Bibliotheken. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 35(1918), S. 205–208

Denkschrift zur Einweihungsfeier der Deutschen Bücherei des Börsenvereins der Deutschen Buch- händler zu Leipzig am 2. September 1916. Leipzig: Verl. des Börsenvereins der Deutschen Buch- händler zu Leipzig, 1916 Deutsche Bücherei: ausführl. Auszug aus d. Akten d. Börsenvereins d. Deutschen Buchhändler über d. Deutsche Bücherei u. aus d. Protokollen ihres Geschäftsführenden Ausschusses. Leipzig: Börsen- verein der Deutschen Buchhändler, [um 1927] Deutsche Bücherei 1912–1962: Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen d. Deutschen Bücherei. Leipzig: Deutsche Bücherei, 1962 Deutsche Kriegsausstellung Dresden 1916: Albertinum. Mit Hilfe d. Heeresverwaltung zum Besten d. Roten Kreuzes. Berlin: Klasing, 1916 Deutsche Kriegsausstellung Leipzig 1916: Meßplatz. Mit Hilfe d. Heeresverwaltung zum Besten d. Roten Kreuzes. Berlin: Klasing, 1916 Das Deutsche Kriegswirtschaftsmuseum: vorläufiger Überblick. Leipzig: Brandstetter, 1918. (Veröf- fentlichungen des Deutschen Kriegswirtschaftsmuseums zu Leipzig; H. 3)

Eilers, Willi: Die deutsche Weltkriegsbücherei. Berlin: Quader-Verlag, 1938 Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Hrsg. von Gerhard Hirschfeld … in Verbindung mit Markus Pöhl- mann. Paderborn; München u. a.: Schöningh, 2009. (UTB; Bd. 8396)

Fahl, Andreas: Hindenburg, Heldenverehrung und Kriegsalltag: d. Weltkriegssammlung in Hanno- ver 1914 bis heute. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertrin- gen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 243–262. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Biblio- graphie. Sonderbd.; 114) Felger, Friedrich: Kriegssammlungen und Revolutionssammlungen. In: Mitteilungen des Verbandes deutscher Kriegssammlungen 1(1919), S. 101–107 Fischer, Michael: Jedes Deutschen Ehrenpflicht: d. Sammeltätigkeit d. Dt. Volksliedarchivs als patriot. Aufgabe. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertrin- gen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 217–226. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Biblio- graphie. Sonderbd.; 114) Fritzsche, Peter: Wie aus Deutschen Nazis wurden. Aus d. Amerikan. von Hans J. Schütz. München: Ullstein, 2002. (UTB; Bd. 36320) Fünfzehn Jahre Königliche und Staatsbibliothek: d. scheidenden Generaldirektor Exz. Adolf von Harnack zum 31. März 1921 überreicht von d. wissenschaftl. Beamten d. Preuß. Staatsbibliothek. Berlin: Preußische Staatsbibliothek, 1921 Fünfzig Jahre Bibliothek für Zeitgeschichte: 1915–1965. Frankfurt a. M.: Bernard & Graefe, 1965

Geldmacher, Andrea: Die Wachsenburg-Sammlungen: e. Museum für Heimat, Reich u. Vaterland. Münster; New York u. a.: Waxmann, 2009. (Studien zur Volkskunde in Thüringen; Bd. 1) Gerdes, Aibe-Marlene: Kriegssammlungen 1914–1918: e. Einführung. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 15–29. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Geschichte der Archiv-Verwaltung bei dem Deutschen Generalgouvernement Warschau. Hrsg. von d. Archiv-Verwaltung bei d. Dt. Generalgouvernement Warschau. Berlin: Mittler, 1919. (Veröffent- lichungen der Archiv-Verwaltung bei dem Deutschen Generalgouvernement Warschau; Bd. 3) Glauning, Otto: Die Kriegssammlung der Bayerischen Staatsbibliothek: Bericht über d. Tätigkeit bis Ende 1918. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 36(1919), S. 158–166

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Glauning, Otto: Umfassende Kriegssammlungen im Rahmen umfassender Bibliotheken: e. Erläute- rung u. e. Anregung. In: Mitteilungen des Verbandes deutscher Kriegssammlungen 1(1919), S. 8– 12 Glauning, Otto: Die zeitliche und sachliche Abgrenzung der Sammelgebiete der Weltkriegs- und Revolutionsliteratur an der Bayerischen Staatsbibliothek. In: Mitteilungen des Verbandes deutscher Kriegssammlungen 2(1920), S. 54–60 Glauning, Otto: Zur Frage der Zukunft der deutschen Kriegssammlungen. In: Mitteilungen des Verbandes deutscher Kriegssammlungen 3(1921), S. 55–80 Grein, Franz: Die Kriegssammlung der „Deutschen Bücherei“: Kriegszeitungen. V. Sonderabdruck aus dem Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 293 vom 17. Dezember 1915 Grein, Franz: Die Kriegssammlung der „Deutschen Bücherei“: Weihnachtsgrüße fürs Feld. VI. Son- derabdruck aus dem Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 297 vom 22. Dezember 1915 Grein, Franz: Die Kriegssammlung der „Deutschen Bücherei“: Kriegszeitungen VII. Sonderabdruck aus dem Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 24 vom 31. Januar 1916

Habermann, Alexandra: Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925–1980. Alexandra Habermann; Rainer Klemmt; Frauke Siefkes. Frankfurt a. M.: Klostermann, 1985. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderh.; 24) Hamann, Olaf: Die „Kriegssammlung 1914“. In: Stichwort. Hauszeitschrift der Staatsbibliothek zu Berlin 4(1992), S. 53 Hamann, Olaf: Die Sammlung „Krieg 1914“. In: „Krieg 1914“: e. Sondersammlung d. Staatsbiblio- thek zu Berlin; Katalog zur Ausstellung … Berlin: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kultur- besitz, 1999, S. 7–27 Heck, Johannes: „Kriegsbilder aus Düsseldorf“: e. halbprivates Tagebuch als Teil d. regionalen Kriegserinnerungen. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaert- ringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 155–169. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Heise, Joachim S.: Für Firma, Gott und Vaterland: betriebl. Kriegszeitschriften im Ersten Weltkrieg; d. Beispiel Hannover. Hannover: Hahn, 2000. (Hannoversche Studien; Bd. 9) Hellmann, Richard; Palm, Kurt: Die Deutschen Feldzeitungen. Freiburg: Wagner’sche Universitäts- buchhandlung, 1918. Nachtrag 1919 Hellfaier, Detlev: Vivatbänder als Umzugsfunde: d. allmähl. Comeback d. Detmolder Kriegssamm- lung. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 119–138. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonder bd.; 114) Herkenhoff, Michael: „Briefe und Tagebücher des deutschen Volkes aus Kriegszeiten“: d. preuß. Kriegssammlungen 1911–1914/18. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 31–48. (Zeitschrift für Bibliotheks- wesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Hermann, Konstantin: (K)Eine Kriegssammlung in der Königlichen Landesbibliothek Dresden. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 139–153. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Hiller von Gaertringen, Julia: Die Kriegssammlung der Fürstlichen Bibliothek Detmold: Soldaten- zeitungen d. Ersten Weltkriegs in d. Lipp. Landesbibliothek. Detmold: Lippische Landesbibliothek, 2010. (Auswahl- und Ausstellungskataloge der Lippischen Landesbibliothek Detmold; 37) Hindenburg-Bibliographie: Verz. d. Bücher u. Zeitschriftenaufsätze von u. über d. Reichspräsi- denten Generalfeldmarschall von Hindenburg. Bearb. von d. DB […]. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1938 Hilsenbeck, Fritz: Die Kriegssammlung Theodor Bergmann in Fürth. Nürnberg: Nister, 1920 Hinz, Uta: Gefangen im großen Krieg: Kriegsgefangenschaft in Deutschland 1914–1921. Essen: Klartext Verlag, 2006. (Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte; N. F., Bd. 19)

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Höhne, Heinz: Die Kataloge und Karteien der Deutschen Bücherei. Leipzig: Deutsche Bücherei, 1986

In Papiergewittern: 1914–1918, d. Kriegssammlungen d. Bibliotheken; Begleitbd. zur Ausstellung „Orages de Papier. In Papiergewittern“ d. Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg u. d. Bibliothek für Zeitgeschichte in d. Württemberg. Landesbibliothek ... Redaktion: Marie Thomas … : Somogy Édition d’Art, 2008

Jahns, Yvonne: Die Leipziger Sondersammlung zum Ersten Weltkrieg. In: Dialog mit Bibliotheken 26(2014)1, S. 56–63 Jünger, Ernst: In Stahlgewittern: ein Kriegstagebuch. Einmalige Ausg. Hamburg: Deutsche Haus- bücherei, 1934 Justi, Ludwig: Im Dienste der Kunst. Breslau: Korn, 1936

Kaiser, Alexandra: „… das Material zu sammeln, das dieser Krieg in solcher Fülle schuf wie keiner vorher“: Kriegssammlungen u. Kriegssammler im Ersten Weltkrieg. In: Kasten 117: Aby Warburg u. d. Aberglaube im Ersten Weltkrieg. Gottfried Korff (Hrsg.). Tübingen: Tübinger Vereinigung für Volkskunde, 2007, S. 87–114. (Untersuchungen des Ludwig-Uhland- Instituts der Universität Tübingen; Bd. 105) Kasten 117: Aby Warburg u. d. Aberglaube im Ersten Weltkrieg. Gottfried Korff (Hrsg.). Tübingen: Tübinger Vereinigung für Volkskunde, 2007. (Untersuchungen des Ludwig-Uhland- Instituts der Universität Tübingen; Bd. 105) Kehne, Birgit: „Zum dauernden Gedächtnis an diese Helden: d. Projekt Ehrenalbum im Osna- brücker Kriegsarchiv. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaert- ringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 349–359. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Keiner fühlt sich hier mehr als Mensch …: Erlebnis u. Wirkung d. Ersten Weltkriegs. Hrsg. von Ger- hard Hirschfeld u. Gerd Krumeich in Verbindung mit Irina Renz. Essen: Klartext Verlag, 1993. (Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte. N. F.; Bd. 1) Knoch, Stefan: Die Weltkriegssammlung der Staatsbibliothek Bamberg. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 83–97. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Krabbe, Wilhelm: Die Revolutionssammlung. In: Fünfzehn Jahre Königliche und Staatsbibliothek: d. scheidenden Generaldirektor Exz. Adolf von Harnack zum 31. März 1921 überreicht von d. wissen- schaftl. Beamten d. Preuß. Staatsbibliothek. Berlin: Preußische Staatsbibliothek, 1921, S. 90–91. Ein Krieg wird ausgestellt: d. Weltkriegssammlung d. Histor. Museums (1914–1918); Themen e. Ausstellung; Inventarkatalog. Frankfurt a. M.: Historisches Museum, 1976. (Kleine Schriften des Historischen Museums; Bd. 8) Kurth, Karl: Die deutschen Feld- und Schützengrabenzeitungen des Weltkrieges. Leipzig: Noske, 1937. (Wesen und Wirkungen der Publizistik; Bd. 8)

Lagler, Wilfried: Karl Geiger und sein „Liebeskriegswerk“: d. Sammlung „Kriegsliteratur Laiblin“ in d. Universitätsbibliothek Tübingen. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 423–433. (Zeitschrift für Biblio- thekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Lange, Britta: Einen Krieg ausstellen: d. „Deutsche Kriegsausstellung“ 1916 in Berlin. Berlin: Ver- brecher-Verlag, 2003 Lerche, Otto: Die Kriegssammlung der „Deutschen Bücherei“. I. Sonderabdruck aus dem Börsen- blatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 272 vom 24. November 1914 Lerche, Otto: Die Kriegssammlung der „Deutschen Bücherei“. II. Sonderabdruck aus dem Börsen- blatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 71 vom 27. März 1915 Lerche, Otto: Die Kriegssammlung der „Deutschen Bücherei“: Kriegsausstellung. III. Sonder- abdruck aus dem Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 99 vom 1. Mai 1915

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Lerche, Otto: Die Kriegssammlung der „Deutschen Bücherei“. IV. Sonderabdruck aus dem Börsen- blatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 127 und 128 vom 5. und 7. Juni 1915 Lerche, Otto: Die Kriegssammlung der „Deutschen Bücherei“: Kriegs-Doktordiplome. VIII. Sonder- abdruck aus dem Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 202 vom 31. August 1916 Lipp, Anne: Meinungslenkung im Krieg: Kriegserfahrungen dt. Soldaten u. ihre Deutung 1914– 1918. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2003. (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; Bd. 159) Luther, Arthur: Zur Frage der zeitlichen und sachlichen Abgrenzung der Weltkriegs- und Revolu- tionsbüchereien. In: Mitteilungen des Verbandes deutscher Kriegssammlungen 2(1920), S. 60–65

Maryška, Christian: „Eines verlorenen Krieges gedenkt man nicht gerne“: zur Gründung d. Kriegs- sammlung d. Österreich. Nationalbibliothek. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 449–460. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Matthes, Olaf; Pele, Ortwin: „In den Spuren der Geschütze … wandelt der Forscher einher“: d. Sammlungen zum Ersten Weltkrieg im Museum für Hamburg. Geschichte. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 227–241. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Mentz, Georg: Die Bedeutung der Kriegssammlungen: öffentl. Vortrag, gehalten auf d. Hauptver- sammlung d. Verbandes Deutscher Kriegssammlungen in Leipzig am 24. Mai 1919 In: Mitteilungen des Verbandes deutscher Kriegssammlungen 1(1919), S. 76–80

Oehler, Richard: Sammelstelle für Kriegsveröffentlichungen in Belgien. In: Zentralblatt für Biblio- thekswesen 35(1918), S. 139–141 Ott, Joachim: Das Jenaer Kriegsarchiv. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 279–293. (Zeitschrift für Biblio- thekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114)

Paust, Albert: Die Kriegssammlung der Deutschen Bücherei. In: Mitteilungen des Verbandes deut- scher Kriegssammlungen 3(1921), S. 140–147 Paust, Albert: Die Kriegssammlungen der Deutschen Bücherei 1914 und 1939. Leipzig: Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei, 1940 Peßler, Wilhelm: Das historische Museum und der Weltkrieg. In: Museumskunde 11(1915), S. 68– 75 und S. 143–155; 12(1916), S. 91–104 und S. 199–203; 13(1917), S. 52–82 Pöppinghege, Rainer: Im Lager unbesiegt: dt., engl. u. franz. Kriegsgefangenen-Zeitungen im Ersten Weltkrieg. Essen: Klartext Verlag, 2006 Poethe, Lothar: Vom „Deutschen Kulturmuseum“ zum „Deutschen Buchmuseum“: zur Geschichte d. Deutschen Buch- u. Schriftmuseums in d. Weimarer Republik. In: Jahrbuch der Deutschen Bücherei 20(1984), S. 9–49 Poethe, Lothar: Deutsche Bücherei und Militärzensur im I. Weltkrieg: d. Buchprüfungsamt Ober Ost Leipzig 1916–1918. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 19(2010), S. 173–193 Pust, Hans Christian: Was sammelten Kriegssammlungen? In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. Von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 49–67. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Pust, Hans Christian: Kriegssammlervereinigungen und ihre Publikationsorgane. In: Kriegssamm- lungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 69–81. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Putjener, Sigrun: „Nun aber wollen wir sie dreschen!“: Bilderbogen in d. Sammlung „Krieg 1914“ d. Staatsbibliothek zu Berlin – Preuß. Kulturbesitz. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 99–118. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114)

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Rehse, Friedrich Josef Maria: Zehn Jahre deutscher Geschichte in Schriften und Bildern 1914 bis 1924: gesammelt u. katalogisiert von Friedrich J. M. Rehse. Einleitung von Oskar Doering. Mün- chen: Selbstverl., 1925 Rötzsch, Helmut; Pleßke, Hans-Martin: Die Deutsche Bücherei in Leipzig: e. Abriss d. Geschichte d. Gesamtarchivs d. deutschsprachigen Schrifttums 1912 bis 1987. In: Jahrbuch der Deutschen Bücherei 23(1987), S. 23–123 Rothe, Eva: Schriften und Reden von Georg Minde-Pouet: e. Bibliographie. Zusammengestellt von Eva Rothe und mit e. Geleitwort von Julius Petersen. Berlin: Kleist-Gesellschaft, 1941

Sauer, Christine: Die verlorene Weltkriegssammlung der Stadtbibliothek Nürnberg. In: Kriegs- sammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Kloster- mann, 2014, S. 335–348. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Scharmann, Ute: Das Engagement der Stadtbücherei Elberfeld während des Ersten Weltkriegs: Kriegssammlung u. Literaturversorgung ins „Feld“. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 171–182. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Schmalholz, Michael: Bibliothekarisches Handeln unter den Bedingungen des Ersten Weltkriegs: d. Kriegssammlung d. Bayerischen Staatsbibliothek München. In: Archiv für Geschichte des Buchwe- sens 68(2013), S. 173–196 Schmidt, Anne: Belehrung – Propaganda – Vertrauensarbeit: zum Wandel amtl. Kommunikations- politik in Deutschland 1914–1918. Essen: Klartext Verlag, 2006 Schnorr von Carolsfeld, Hans: Von der K. Hof- und Staatsbibliothek München. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 35(1918), S. 123–127 Schochow, Werner: Griff in die Geschichte der Staatsbibliothek. In: Mitteilungen der Staatsbiblio- thek Berlin (PK) N. F. 5(1996), H. 1, S. 64-67 Schramm, Albert: Erste deutsche Kriegsausstellung. In: Archiv für Buchgewerbe 51(1914), S. 277– 279 Schramm, Albert: Unsre Kriegssammlung: In: Archiv für Buchgewerbe 53(1916), S. 90–92 Schramm, Albert: Das Deutsche Buchgewerbemuseum auf den deutschen Kriegsausstellungen. In: Archiv für Buchgewerbe 53(1916), S. 207–208 Schramm, Albert: Deutsche Kriegszeitungen. In: Archiv für Buchgewerbe 54(1917), Sonderh. Schramm, Albert: Liebesgaben deutscher Hochschulen für ihre im Felde stehenden Studierenden. In: Mitteilungen des Verbandes deutscher Kriegssammlungen 1(1919), S. 12–16 Schütz, Michael: „ … der Nachwelt ein Bild von dem jetzigen gewaltigen Ringen um Deutschlands Sein oder Nichtsein … geben“: d. Kriegsmuseum d. Stadt Hildesheim 1915–1920. In: Kriegssamm- lungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 263–277. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Schultze, Walther: Kriegssammlungen. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 35(1918), S. 15–26 Schultze, Walther: Schema des Sachkatalogs der Kriegssammlung der Preußischen Staatsbiblio- thek. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 36(1919), S. 108–126 Schultze, Walther: Die Kriegssammlung. In: Fünfzehn Jahre Königliche und Staatsbibliothek Berlin … Berlin: Preußische Staatsbibliothek, 1921, S. 77–89 Schwenke, Paul: Kriegsnachrichten aus deutschen Bibliotheken. In: Zentralblatt für Bibliotheks- wesen 32(1915), S. 39–61 Schwidetzky, Georg: Die Revolutionsdrucksachen und ihr Erkenntniswert: nach d. Sammlungen d. Deutschen Bücherei. In: Mitteilungen des Verbandes deutscher Kriegssammlungen 1(1919), S. 93– 100 Stockmayer, Karl von: Die Zukunft der deutschen Kriegssammlungen. In: Zentralblatt für Biblio- thekswesen 37(1920), S. 169–173

Thummerer, Johannes: Die Kriegssammlung der „Deutschen Bücherei“: Lebensmittelmarken. IX. Sonderabdruck aus dem Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 79 vom 4. April 1917

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Thummerer, Johannes: Die Kriegssammlung der „Deutschen Bücherei“: Kriegsbilder-Ausstellung. X. Sonderabdruck aus dem Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 104 und 105 vom 5. und 7. Mai 1917 Thummerer, Johannes: Die Kriegssammlung der „Deutschen Bücherei“: Kriegszeitungen d. Korporationen. XI. Sonderabdruck aus dem Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 142 vom 21. Juni 1917 Thummerer, Johannes: Die Kriegssammlung der „Deutschen Bücherei“: Feldzeitungen. XII. Sonder-abdruck aus dem Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 123, 125, 127 und 129 vom 30. Mai, 1., 4. und 6. Juni 1918 Tobegen, Michael: Ein Trommelfeuer aus bedrucktem Papier: Fliegerabwürfe in d. Deutschen Natio- nalbibliothek. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 313–334. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliogra- phie. Sonderbd.; 114) Die Trophäenkommissionen der Roten Armee: e. Dokumentensammlung zur Verschleppung von Büchern aus dt. Bibliotheken. Hrsg. von Klaus-Dieter Lehmann u. Ingo Kolasa. Frankfurt a. M.: Klostermann, 1996. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie; Sonderh.; 64)

Uhlendahl, Heinrich: Fünfundzwanzig Jahre Deutsche Bücherei: Festvortrag zur Feier d. 25jährigen Bestehens 15. Mai 1938. Leipzig: Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei, 1938

Voigt, Helmut: Leipzig – Hamburg – Dresden: zum Rücktritt Gustav Wahls von d. Leitung d. Deutschen Bücherei 1916 u. zu seiner beabsichtigten Berufung an d. Spitze d. Sächs. Landesbiblio- thek Dresden 1920. In: Festschrift für Horst Gronemeyer zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Harald Weigel. Herzberg: Bautz, 1993, S. 775–800. (Bibliothemata; Bd. 10) Voß, Juliane: Geld in Not: d. Papiergeldsammlung Arnold Kellers in d. Dt. Bundesbank. In: Kriegs- sammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Kloster- mann, 2014, S. 199–215. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114)

Wangart, Stefan; Hellmann, Richard: Die Zeitung im deutschen Gefangenen- und Internierten- lager: e. Bibliographie. Bühl (Baden): Unitas, 1920 Westerhoff, Christian: Alle beachtenswerten Kriegsmomente festgehalten!: d. Fotosammlungen d. Bibliothek f. Zeitgeschichte zum Ersten Weltkrieg. In: Kriegssammlungen 1914–1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 409–421. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) Wojtecki, Wolfram: Kriegsalltag an der Front und in der Heimat: Quellen zur Alltagsgeschichte in d. Sammlung „Krieg 1914“. In: „Krieg 1914“: e. Sondersammlung d. Staatsbibliothek zu Berlin; Kata- log zur Ausstellung … Berlin: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, 1999, S. 28–40

Zwach, Eva: Deutsche und englische Militärmuseen im 20. Jahrhundert: e. kulturgeschichtl. Ana- lyse d. gesellschaftl. Umgangs mit Krieg. Münster: LIT, 1999. (Museen – Geschichte und Gegen- wart; Bd. 4)

113

Abbildungen

Text

Abb. 1: Erster Geschäftsführender Ausschuss der Deutschen Bücherei, Ölgemälde von S. 16 Hugo Vogel, 1916 – DNB Abb. 2: Deutsche Bücherei des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, S. 21 Aufruf vom 12.10.1914 – DNB, Hausarchiv AA, Abt. V, Nr. 4, Beilage urn:nbn:de:101:1-2013120426907 Abb. 3: Bugra-Plakat von Walter Tiemann, 1914 – DNB, DBSM S. 32 Abb. 4: Deutsches Buchhändlerhaus in Leipzig, Postkarte (um 1900) – J. Jacobi S. 34 Abb. 5: Deutsche Bücherei, Postkarte (nach 1916) – J. Jacobi S. 36 Abb. 6: Erster Zugang zur Kriegssammlung – Weltkriegskatalog der Deutschen Bücherei S. 39 Abb. 7: Erstes wissenschaftliches Kollegium der Deutschen Bücherei 1916. Foto König, S. 41 Leipzig – DNB, Hausarchiv P02.02 (1916) Abb. 8: Karl Siegismund, Ausschnitt aus Hugo Vogels Ölgemälde 1916 S. 47 Abb. 9: Plakat von Erich Gruner zur Kriegsausstellung in Leipzig 1916 – DNB, Plakat- S. 50 sammlung 9/15/36627 Abb. 10: Georg Minde-Pouet (um 1923), Fotograf unbekannt – DNB, Hausarchiv P02.01 S. 57 (Mi) Abb. 11: Albert Schramm, Fotograf unbekannt – DNB, DBSM S. 66

Glossar

Abb. 12: Wilhelm Momma, Waffenbrüder. Erzählung aus dem großen Krieg 1914–15 – S. 83 DNB, Sammlung Erster Weltkrieg, Signatur: 1915 B 7917 Abb. 13: Promotionsurkunde für Alfred von Tirpitz – DNB, Sammlung Erster Weltkrieg, S. 85 Signatur: 1922 T 119-20 urn:nbn:de:101:1-2013120617221 Abb. 14: Englisches Kriegsflugblatt: Der Sieg der Alliierten … – DNB, Sammlung Erster S. 87 Weltkrieg, Signatur: 1934 C 114-38 urn:nbn:de:101:1-201312056839 Abb. 15: Chemnitzer Bekanntmachung des Kriegszustandes – DNB, Plakatsammlung S. 88 9/14/1713 urn:nbn:de:101:1-201304157551 Abb. 16: Heimatgruß zu Ostern für die Soldaten im Feld – DNB, Sammlung Erster S. 91 Weltkrieg, Hausarchiv 527/6/25-3 Abb. 17: Rolf Winkler: Scherenschnitt aus der Mappe Kriegszeit, um 1915 – DNB, S. 93 Sammlung Erster Weltkrieg, Signatur: 1917 C 285 urn:nbn:de:101:1-2014011511914 Abb. 18: Zeitung des Landsturm-Infanterie-Bataillons Zittau (Ausschnitt) – DNB, S. 94 Sammlung Erster Weltkrieg, Signatur: 1915 C 1141 Abb. 19: Stuttgarter Lebensmittelmarke von 1916. Aus: Notgeldscheine und Lebens- S. 95 mittelmarken als amtliche Zeugen aus den Tagen von 1914–1924 – DNB, Signatur: 1931 A 14830 Abb. 20: Willy Stöwer: Gebt für die U-Boot-Spende, 1917 – DNB, Plakatsammlung S. 96 9/15/4 urn:nbn:de:101:1-2013120616705 Abb. 21: Weltkriegskatalog Deutsche Bücherei Leipzig. - Foto Y. Jahns S. 101

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Personenregister (In Fußnoten aufgeführte Personen kursiv gekennzeichnet; A = Abbildung)

Ackermann, Paul 34 Groener, Wilhelm 38 Arhelger, Rudolf 100 Gruner, Erich 50(A) Arnaudow, Zanko S. 31 Gulbransson, Olaf 51 Below, Otto von 44 Hahn, Bernhard von 73,75 Bergmann, Theodor 96,100 Harnack, Adolf von 12,69,76 Beseler, Hans Hartwig von 54 Hauptmann, Gerhart 49 Bissing, Moritz Ferdinand Freiherr von 38,85 Heine, Heinrich 49 Böttger, Hugo 28 Heine, Thomas Theodor 51 Bohlen und Halbach, Gustav und Berta von 64 Hellmann, Richard 94,100 Bothmer, Heinz 62 Hiersemann, Karl W. 69,75,78 Boysen, Karl 16(A),17, 49 Hindenburg, Paul von 38,85 Breger (Oberregierungsrat) 5 Hitler, Adolf 82 Breitenbach, Paul von 38 Hofmann, Walter 41 Buddecke, Albert 12,13,61-64,68,70,76, 77,88,100 Jähnig, O. A. 85 Buttmann, Rudolf 70 Jansen, Edith 40,41,50,57,58,92,100 Johann Georg (Sachsen, Prinz) 38 Carlsohn, Gertrud Erika 40,41 Jünger, Ernst 87 Carolsfeld, Hans Schnorr von 13 Justi, Ludwig 63 Clemen, Otto 82 Corinth, Lovis 51 Kannegießer, Karl Erich 39,40,41 Kippenberg, Anton 77,99 Dittrich, Rudolf 16(A),17,,36,37,51,53,78 Klien, Erich 67 Doublier, Othmar 13,25,40 Köster, Albert Johannes 99 Drahn, Ernst 56 Koetschau, Karl 63 Dürr, Else 12,82,84,85 Kretschmann, Max 19 Kreyenberg, Georg 19 Ebert, Friedrich 76 Ehlermann, Erich 16(A),17,19,20,23,54,79,99 Lerche, Otto 31,34-36,38-43,41(A),45, Ermisch, Hubert 23 49-52,55,56,85 Liebermann, Max 51 Falkenhayn, Erich von 38 List, Friedrich 61 Felger, Friedrich 14,64,66,67 Lockemann, Theodor 42 Fernau, Curt 19 Ludendorff, Erich 38,85 Fick, Richard 74 Luther, Arthur 69 Fischl, Friedrich 84,95,100 Franck, Richard 12-14,64 Magnus, Erich 100 Frels, Wilhelm 41(A),52 Meiner, Arthur 16(A),17,73,74,75,78 Freytag-Loringhoven, Hugo von 38 Meißner, Wilhelm C. 82 Mentz, Georg 13,64,67,69 Glauning, Otto 13,64,69,70,71,77,78,79 Milkau, Fritz 80,99 Grein, Franz 35,37,39-41(A),44,81,86,92,94, 95,100,101

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Minde-Pouet, Georg 7-9,40,49-54,56-60, 57(A), Siegismund, Karl 8,16(A),16-20,22-26,34,37 64-80,96-98,100-103 39,43,44-48,47(A),49,53-55,67-70,73-75,78- 80,99 Mohrmann, Ernst 17-20,22-26,44,46-48 Momma, Wilhelm 83(A) Siemens, Georg Wilhelm von 38 Slevogt, Max 51 Naeck (Pfarrer) 91(A) Stockmayer, Karl von 62,64,77 Neurath, Otto 65 Striegel, Alfred 46

Oehler, Richard 44 Thummerer, Johannes 35,40,41(A),49-52,55 Oldenburg, Friedrich 82 56,65,66,86,88,92,93,95,101 Tiemann, Walter 32(A) Paalzow, Hans 16(A),17,19,49 Tirpitz, Alfred von 85(A) Paust, Albert 15,41,42,45,46,55,57,61,81-98, Tobias (Stadtrat) 75 102 Praesent, Hans 93 Uhlendahl, Heinrich 9,80 Unold, Max 51 Quidde, M. (Verleger) 35 Vilnai, Edgar 100 Raemaekers, Louis 51,82 Vogel, Hugo 16(A),17 Rehse, Friedrich Josef Maria 82 Volckmar, Hans 69 Rilke, Rainer Maria 49 Volkmann, Ludwig 32,64 Roediger, Max 75 Rötzsch, Helmut 90 Wahl, Gustav 7,8,16-32,34,36-49, 41(A),55,69 Rothe, Karl 48 78,79,98 Wendtland (Justizrat) 67 Sachs, Hans 69 Weygand (Rechtsanwalt) 28 Saß, Johann 43 Wilhelm II. (Deutsches Reich, Kaiser) 22,63,70 Schade, Gustav 85 Winkler, Rolf 93(A) Schalck-Golodkowski, Alexander 91 Wolfhagen, Gustav 39-41 Schmidt, Karl 41(A) Wolfram, Georg Karl 12,69 Schmidt, Oskar 47 Schmorl, Oscar 19 Zille, Heinrich 51 Schramm, Albert 11,33,37,50,5164-66(A), Zimmermann, Manfred 99 67,69,77,78,94,96 Schroeder, Max Otto 16(A),17,45,54,67,69,73 Schultze, Walther 12,40,60-63,67,69,77,78 Schwarze, Hellmut 101 Schwencke, Paul 19 Schwidetzky, Georg 71,72 Seele, Friedrich Wilhelm 39,41 Seemann, Artur 16(A),17,19,37,49,52-54,66, 67,68,69 Seidlitz, Wilfried von 13 Siebeck, Paul 99

116

Anlagen

Anlage 1: Gesamteingang der Weltkriegssammlung 509

Jahr Zugang Zugang Gesamtzugang Plakate Bücher/ Kriegs- Predigten/ Einblattdrucke/ ZS/VO- Postkarten/ nach Paust 510 nach VWB 511 davon  Broschüren 512 karten Festschriften Proklamationen Blätter etc. Bilder 1914 1.836 1.836 – – ------1915 15.810 15.951 – – ------1916 13.520 13.700 Mai 23.000 – ------Juli 24.728 513 1917 15.321 14.802 Mai 37.840 13.974 6.958 515 1.170 5.930 2.123 423 Dez. 46.429 16.652 515 7.583 516 1.186 9.651 2.281 516 714 514 1918 6.467 8.522 Jan. 47.644 – ------Dez. 54.951 517 1919 53.782 - 56.375 – ------März 518 1919 828 3.244 58.195 – ------519

nach 1.000 1.000 520 – – ------1920

∑≈ 55.000 58.000 58.000 521 15.360 522 35.000 523 1.300 524 unbekannt unbekannt über 660 525 Abgabe

509 Ohne Revolutionsdrucksachen, die nicht Teil der KS wurden. 510 Paust (1921), S. 142/143. 511 Da die Verwaltungsberichte in der Mitte des Folgejahres erschienen, ergeben sich Abweichungen zu Pausts Angaben; Angaben nach VWB 2(1914) bis 10(1922). 512 Bücher und Broschüren, die außerhalb des Verlagsbuchhandels erschienen. 513 Mitte Mai 1916 ca. 23.000; AA/Abt. III/Nr. 2 I; Bl. 51 recto; 24.728 Nummern am 01.07.1916; Denkschrift, S. 35. 514 AA/Abt. V/Nr. 4, Bl. 5 verso und Bl. 17 recto. 515 Incl. Dubletten; ebd. 516 Einzelhefte. 517 AA/Abt. III/Nr. 31 [6]; VWB 6(1918), S. 16. 518 AA/Abt. III/Nr. 31 [6]. 519 VWB 7(1919), S. 21; vgl. auch AA/Abt. III/Nr. 40. 520 VWB 10(1922), S. 24; Paust (1921), S. 143. 117

Jahr Musikalien Diverses 526 Flieger- Ehrenpro- abwürfe motionen 1914 – – – – 1915 – – 13 – 1916 – – 30 – 1917 621 6.126 10 – 624 7.222 1918 – – 18 – 1919 März – – – – 1919 – – ≈ 55 –

nach 1920 – – – –

∑≈ 1.000 Abgabe 400 59 527

521 VWB 7(1919), S. 21; VWB 9(1921), S. 22. 522 Lt. VWB 8(1920), S. 23. Letzte Angabe zu den Plakaten. Die Gesamtzahl ist identisch mit der von Paust in einem Schreiben vom 01.04.1921 genannten; vgl. AA/Abt.V/Nr. 15 (unfol. Konvolut). 523 Paust (1921), S. 143. 524 Ebd. 525 Ebd. 526 Lebensmittelmarken, Bezugsscheine, Not- und Lagergeld; ausgeschieden. 527 AA/Abt. V/Nr. 15 (unfol. Konvolut). 118

Anlage 2: Kriegssammlungen in Deutschland 1914–1918

Ort Institution528 Verantwortlicher529 Buddecke530 Andere Quellen Annotation Aachen Historisches Museum Dr. [Hermann Adolf] S. 5 Pust, S. 57 Ebd. nur genannt Schweitzer Stadtbibliothek/Stadtarchiv Dr. [Moritz] Müller Ebd. Altenburg Kriegsmuseum geplant – MK 11(1915), S. 164; 12(1916), S. Ebd. nur genannt 91 Altona Stellv. Generalkommando des IX. Kriegsnachrichten- Ebd. A. K. Sammelst. [Museum für Kunst u. [Otto Lehmann] – http://www.kriegssammlungen.de Kulturgeschichte] Prof. Dr. [Paul] Piper S. 6 Stadtarchiv Amberg Stadtarchiv [Joseph Franz Knöpfler] Ebd. Ansbach private Sammlung Dr. [Thomas] Stettner Ebd. Augsburg Bayrisches Schulmuseum [Karl Söldner] – MVK 3(1921), S. 78 Staats-, Kreis- u. Stadtbibliothek Dr. Richard Schmidtbauer Ebd. Bamberg Kgl. Öffentliche Bibliothek Hans Fischer Ebd. Knoch Städtisches Kriegsarchiv [Adolf Wächter] Ebd. Barmen-Elberfeld siehe Elberfeld Bautzen Stadtmuseum Stadtbaurat S. 7 [Alfred] Göhre Berlin Archiv der SPD Ernst Drahn – VdKS-Bericht vom 11./12.05.1918, S. 2 Kgl. Bibliothek Prof. Dr. Walther Schultze S. 8 Bibliothek d. Auswärtigen Amtes Dr. Johann Saß S. 7 Bibliothek d. Handelskammer Dr. Felix Wissowa Ebd. Bibliothek d. Herrenhauses Dr. Friedrich Wilhelm Ebd. Thimme Bibliothek d. Korporation d. [Berthold Reiche] S. 8 Kaufmannschaft [zugl. Bibl. d. Handels-HS] Bibliothek d. Kgl. Kriegsakademie Prof. Siegfried Klefeker Ebd. 531 Bibliothek d. Ministeriums d. Rechnungsrat Hugo Müller Ebd. öffentlichen Arbeiten Bibliothek d. Ministeriums für Ebd. Handel u. Gewerbe Bücherei d. Kaiserl. Statist. Amtes S. 9 Bücherei d. Kriegsministeriums 532 [Major z. D. Frantz] Ebd.

528 Die alphabetische Reihung folgt Buddecke. Hervorhebungen (fett): Gründungsmitglied des VdKS; (kursiv): Mitglied des VdKS; Angaben nach MVK unter der Rubrik Annotation in < >. 529 Angaben (mit Stand vom Frühjahr 1917) nach Buddecke. Namen z. T. in [ ]-Klammer nach http://www.kriegssammlungen.de ergänzt; Privatsammler grau hervorgehoben. 530 Die Angaben folgen Buddecke; zu den Sammlungsinhalten vgl. http://www.kriegssammlungen.de. 531 Ab 1920: Deutsche Heeresbücherei. 532 Kriegsministerium/Armeeabteilung, seit 1919 Mitglied des VdKS, schied im Sommer 1919 wieder aus; MVK 1(1919), S. 35. 119

Ort Institution528 Verantwortlicher529 Buddecke530 Andere Quellen Annotation Berlin (Fortsetzung) Fichte- Prof. Dr. Goette Ebd. Beil (2004), S. 123 Stellv. Generalstab der Armee Albert Buddecke Ebd. 533 Ingenieur-Komitee. Pionier- Oberst z. D. Helm Ebd. Museum Kaiserin-Friedrich-Haus für das Prof. Dr. Adam S. 10 ärztliche Fortbildungswesen Kriegsamt Major Lehnert Ebd. Kriegsarchiv der Architekten – Schultze (1918), S. 19 nur genannt Märkisches Museum [Otto Pniower] S. 10/11 Kgl. Münzkabinett – MK 13(1917), S. 81 Reichskriegsmuseum 534 geplant – Beil (2004), S. 55 ff. Reichsmarineamt / S. 11 Hauptbibliothek private Sammlung Kriegsbibliothek d. Kaisers – BBl. 84(1917), S. 871 535 dito Erich Blankenburg – dito Else Danziger Ebd. VdKS-Bericht vom 11./12.05.1918, S. 2 dito Willi Grube Ebd. dito Axel von Harnack Ebd. dito Hermann Reckendorf – dito [Max Franz Baron von] S. 10 Rogala-Szczygielski dito Dr. Paul Rumpel – dito Dr. Hans Sachs – VdKS-Bericht vom 11./12.05.1918, S. 2 dito Joachim Thielo – VdKS-Bericht vom 11./12.05.1918, S. 2 dito Paul Voigt – dito Geh. Archivrat Prof. Dr. – VdKS-Bericht vom 11./12.05.1918, Wolff S. 1 Kgl. Geheimes Staatsarchiv [Ernst Müller] Ebd. [Universitätsbibliothek] [Johannes Franke] – Verein d. Plakatfreunde e. V. Ebd. Weltkriegsbücherei536 Friedrich Felger S. 12 Kgl. Zeughaus [Moritz Julius Binder] – MK 12(1916), S. 91/92; Beil (2004), S. 71 ff.; Gerdes, S. 23 (FN 30) Berlin siehe auch Charlottenburg Bielefeld Museum für Heimatkunde 537 Prof. Dr.[Hermann] Ebd.

533 Spätere Bezeichnung: Großer Generalstab; ab 1920 Deutsche Heeresbücherei. 534 Mit Ablauf des Jahres 1918 aus dem VdKS ausgeschieden; MVK 1(1919), S. 35. 535 Die Bibliothek im Kgl. Schloß umfaßte neben einer Kriegsbibliothek Mitte 1917 rund 10.000 Bde. sowie 11. 000 Aufnahmen des Kaisers; BBl. 84(1917) vom 24.07.1917, S. 871. 536 Ab 1920 Stuttgart-Berg; MVK 2(1920), S. 127. 537 Vermutlich identisch mit „Kriegssammlung der Stadt“; MVK 1(1919), S. 35; Mitte 1919 als Mitglied des VdKS ausgeschieden; ebd., S. 75. 120

Ort Institution528 Verantwortlicher529 Buddecke530 Andere Quellen Annotation

Bischofswerda Stadtmuseum Stadtbaumeister [Robert] Ebd. Klemm Bitterfeld Stadtmuseum – Schultze (1918), S. 19 nur genannt Bochum Stadtbibliothek – Ebd.; Pust, S. 55 nur genannt private Sammlung Ingenieur Fr[iedrich] Ebd. lt. P[aul] Mönkemöller http://www.kriegssammlungen.de war Mönckemöller Mitglied des VdKS Stadtarchiv Prof. Dr. [Friedrich Adolf] S. 13 Knickenberg Bonn siehe auch Godesberg Brandenburg Heimatmuseum – MK 13(1917), S. 81 nur genannt Braunschweig Bibl. d. Herzogl. Techn. HS Prof. Dr. [Friedrich] Lenz Ebd. private Sammlung Robert Jordan Ebd. Stadtbibliothek Prof. Dr. [Heinrich] Mack Ebd. Bremen Gewerbemuseum Prof. [Friedrich Erich] Ebd. Kleinhempel private Sammlung H. R. Rose – VdKS-Bericht vom 11./12. 05. 1918, S. 1 dito Generalkonsul Friedrich Ebd. Rotmann Stadtbibliothek Prof. Dr. Henrich Seedorf S. 14 Zentral-Büro des Zentral-Hilfs- Pastor [Constantin]Frick Ebd. Ausschusses vom Roten Kreuz Bremerhaven Stadtbibliothek Prof. [Ludwig] Werner S. 14 Breslau Dt. Notgeld-Sammler-Bund Reinhard Engelmann – private Sammlung J. W[illi]. Korda Ebd. dito Curt Proskauer – Kgl. und Univ.-Bibliothek Prof. Dr. Fritz Milkau Ebd. Weltkriegsmuseum 538 – MK 11(1915), S. 92 und S. 208 Brieg (Bezirk Breslau) private Sammlung H. Weisstein – Celle Bormann-Museum – Beil (2004), S. 49 Charlottenburg Kriegsverwaltungsarchiv Prof. Dr. [Ignaz] Jastrow Ebd. private Sammlung Karl Engelmann (?) – AA/Abt. V/Nr. 15 Städtische Volksbücherei Prof. Dr. Gottlieb Fritz Ebd. Chemnitz Kriegsmuseum geplant – MK 11(1915), S. 42, S. 63 und S. 106 Kunstgewerbeverein – private Sammlung [Hans Hermann] Vogel Ebd.

538 Das Kriegsmuseum geht auf eine Anregung von Prof. Dr. Karl Masner, Direktor des Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer im Jahre 1915 zurück (vgl. BBl. 82(1915), S. 1471; ZDGB 27(1915), S. 482) und wurde später von der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt, die lediglich der Anschaffung von Kriegserinnerungen zustimmte; MK 12(1916), S. 38 und S.92. 121

Ort Institution528 Verantwortlicher529 Buddecke530 Andere Quellen Annotation

Coburg Herzogl. Sächs. Haus- und Staats- Prof. Dr. Thilo Krieg Ebd. archiv Hof- und Staatsbibliothek Prof. Dr. Thilo Krieg Ebd. Herzogl. Kunst- und Altertümer- Oberst z. D. [Johannes] S. 16 Sammlung der Veste Coburg von Loßnitzer Danzig Staatsarchiv [Adolf Warschauer] S. 16/17 Darmstadt Großherzogl. Hess. Haus- und [Julius Reinhard Dieterich] S. 17 Staatsarchiv Großherzogl. Hofbibliothek Dr. Adolf Schmidt Ebd. Pust, S. 59/60 Stadtarchiv Karl Noack – Gerdes, S. 17 (FN 13); Pust, S. 60 nur genannt Dessau Landesmuseum Turnlehrer P[aul] Standke Ebd. Detmold Fürstliche Landesbibliothek Prof. Dr. Ernst Anemüller Ebd. Hiller von Gaertringen; Hellfaier, S. 121 ff. private Sammlung Max von Schönfeld – Hellfaier, S. 121 Dinkelsbühl Histor. Verein Alt-Dinkelsbühl S. 18 Dohnau Hindenburg-Museum geplant – MK 11(1915), S. 106 Städt. Kunst- und Gewerbe- Albert Baum Ebd. Beil (2004), S. 48 Museum Stadtbibliothek – Pust, S. 55 (nur genannt) private Sammlung Hermann Krämer Ebd. dito Lehrer [Kaspar] Lenze Ebd. dito Richard Schlüter – Dresden Kgl. Sächs. Armeemuseum Generalmajor z. D. [Moritz] S. 18/19 Beil (2004), S. 71 Schneider Kgl. Landesbibliothek Hubert Ermisch – Hermann Stadtbibl. und Stadtmuseum Dr. Georg [Hermann] S. 19 Müller Düren Leopold-Hoesch-Museum Direktor [Johannes] Huff Ebd. Düsseldorf Historisches Museum Prof. Dr. Karl Koetschau Ebd. Beil (2004), S. 43 ff. Landes- und Stadtbibliothek Dr. Constantin Nörrenberg Ebd. Städtische Kriegssammlung [im [Richard August Keller] – Beil (2004), S. 42 (FN 33); Heck, S. Stadtarchiv] 157 u. S. 165/166 Duisburg Museums-Verein Prof. [Heinrich] Averdunk S. 20 private Sammlung Bürgermeister Heinrichs – Stadtbücherei Dr. Viktor Sallentien Ebd. Eberswalde Museum für Heimatkunde Vorsteher Rudolf Schmidt Ebd. Eisenach private Sammlung Prof. L. Nicolai – MK 11(1915), S. 69 Elberfeld Kriegsmuseum geplant – MK 11(1915), S. 208; Scharmann, S. 173 und 176 private Sammlung R[udolf] Arhelger Ebd. dito Fritz Weddingen VdKS-Bericht vom 11./12.05.1918, S. 1 Stadtbücherei Dr. Alfred Löckle; Prof. Dr. S. 20/21 Scharmann Fries Elbing Stadtbücherei Prof. Dr. Theodor S. 21 Lockemann Kriegsmuseum geplant – MK 11(1915), S. 166 Städtisches Museum – MVK 1(1919), S. 75> 122

Ort Institution528 Verantwortlicher529 Buddecke530 Andere Quellen Annotation Erlangen Kgl. Universitäts-Bibliothek Dr. Richard Karl Heiland Ebd. Essen Kunstmuseum Assistent Brown S. 21 Museum der Stadt Dr. Ernst Kahrs Ebd. private Sammlung L. Höffgen – Wangard; Hellmann (Annonce) Frankenthal Erkenbert-Museum – Beil (2004), S. 112/113 u. a. Stelle Frankfurt am Main Ausschuß f. dt. Loewenthal – MVK 3(1921), S. 4 ff. u. ebd. S. 13 Kriegsgefangene d. ff. Frankfurter Vereins vom RK 539 Stellv. Generalkommando XVIII. S. 22 A. K. Städt. historisches Museum [Bernhard Müller] Ebd. MK 11(1915), S. 72, S. 109 u. ebd. 12(1916), S. 93/94 Museum für Völkerkunde – MK 13(1917), S. 81 nur genannt Kochkunstmuseum – MK 12(1916), S. 94 private Sammlung dito Frech (?) – AA/Abt. V/Nr. 15 dito Arnold Keller Ebd. Voß dito [Emil] Ernst [Alfred] Ebd. Lejeune dito Sally Rosenberg – Voß, S. 209 (FN 22) nur genannt dito Lina von Schauroth – dito Dr. Schoeller – Voß, S. 209 (FN 22) dito Stefan Wangart – Wangart; Hellmann (Annonce) Stadtbibliothek Prof. Dr. Emil Sarnow S. 22/23 Frankfurt/Oder Kriegsbeute-Museum – Beil (2004), S. 74/75 (FN 134) Badische Heimat e. V. Prof. Dr. John Meier S. 23 private Sammlung Richard Hellmann Ebd. Wangart; Hellmann, S. 8 dito Anton Loeffler – Großherzogl. Univ.-Bibliothek Prof. Dr. Emil Jacobs Ebd. Dt. Volksliedarchiv des Verbandes Prof. Dr. John Meier; Prof. Ebd. Fischer dt. Vereine für Volkskunde 540 Dr. Heyding; Dr. O. Maußer Fürth in Bayern private Sammlung Theodor Bergmann – Hilsenbeck; VdKS-Bericht vom 11./12.05. 1918, S. 21; MVK 2(1920), S. 40 ff. Fulda Ständische Landesbibliothek – ZfB 32(195), S. 49 Gießen Universitätsbibliothek – Ebd. Godesberg Ernst-Moritz-Arndt-Museum Joseph Loevenich S. 23 Görlitz Kaiser-Friedrich-Museum [Ludwig Feyerabend] S. 24 Göttingen Altertumssammlung d. Stadt – MK 13(1917), S. 81 nur genannt Stadtarchiv Dr. [Ferdinand] Wagner Ebd. Kgl. Universitäts-Bibliothek [Richard Pietschmann] Ebd. Goslar Kriegsmuseum geplant – MK 11(1915), S. 208 Kgl. Universitäts-Bibliothek [Ernst Kuhnert] – Haan (Rheinpreußen) Kriegschronik d. Ortsausschusses S. 25 für Jugendpflege

539 Ausführlich zum „Ausschuß für deutsche Kriegsgefangene des Frankfurter Vereins vom Roten Kreuz“ MVK 3(1921), S. 1–52. 540 Vgl. auch O. Glauning: Umfassende Kriegssammlungen im Rahmen umfassender Bibliotheken, MVK 1(1919), S. 9 ff. 123

Ort Institution528 Verantwortlicher529 Buddecke530 Andere Quellen Annotation Halle an der Saale Kgl. Universitäts-Bibliothek Prof. Dr. [Richard] Fester Ebd. Hamburg 541 Archiv d. Ibero-Amerikan. – ZfB 35(1918), S. 228 Instituts Kommerzbibliothek – ZfB 35(1918), S. 228 Kulturwissenschaftl. Bibliothek Prof. Dr. Aby Moritz Ebd. Warburg Museum für Hamburg. Geschichte Prof. Dr. [Otto] Lauffer Ebd. Matthes; Pelc Museum f. Kunst und Gewerbe [Richard Stettiner] S. 25/26 Ebd., S. 29 private Sammlung Kurt Ahrens S. 26 dito Dr. Erich Magnus Ebd. dito M. C[aesar] Meyn S. 26 dito Victor Singer – Seminar für Geschichte u. Kultur – ZfB 35(1918), S. 228 d. Orients Staatsarchiv Dr. [Anton] Hagedorn Ebd. Stadtbibliothek [Robert Münzel]l S. 26/27 Kaufmännischer Verein v. 1858 Henry Schaper S. 27 Zentralstelle d. Hamburgischen Geh. Regierungsrat Dr. Ebd. Kolonialinstituts 542 [Franz] Stuhlmann Hamburg siehe auch Altona Hameln private Sammlung George Pflümer – Voß, S. 200 u. S. 209 nur genannt Hamm Städtisches Museum Kriegssammlung geplant – MK 13(1917), S. 167 Hannover Handels- und Industriemuseum – MK 11(1915), S. 69/70 Kestner-Museum Albert Brinckmann – MK 11(1915), S. 69; Fahl, S. 244 Stadtbibliothek – MK 11(1915), S. 79 u. S. 155 private Sammlung Prof. Dr. Deetjen – MK 11(1915), S. 155 dito Superintendent Rothert – Ebd. dito Wilhelm Tiedemann – Fahl, S. 260/261 Kgl. u. Provinzial-Bibliothek Prof. Dr. Karl Kunze Ebd. Stellv. Generalkomm. X. A. K. [Wilhelm] Spickernagel S. 27/28 Vaterländisches Museum Dr. [Albert] Brinckmann S. 28 Fahl Harburg Kriegsarchiv Museumsverein – MK 12(1916), S. 95 Heidelberg Großherzogl. Univ.-Bibliothek Prof. Dr. Jakob Wille Ebd. MK 12(1916), S. 94 Hildesheim Kriegsmuseum [im [Otto Gerland] Ebd. Römermuseum] Hohensalza (Posen) private Sammlung Oberbuchhalter Langer – Voß, S. 199 Homburg v. d. H. Kriegssammlung im Kurhaus Bankdirektor Wilhelm Encke S. 28/29 Insterburg Kriegsmuseum des Ostens geplant – MK 12(1916), S. 137 Jena private Sammlung Wolfgang Cartellieri 543 S. 29 dito Arvid Harnack S. 29 Univ.-Bibliothek/Kriegsarchiv Prof. Dr. Georg Mentz S. 29/30 MVK 2(1920), S. 7/8; Ott Junghof (bei private Sammlung Ernst Unger – Pfullendorf/Baden)

541 Zu Hamburg allgemein Matthes; Pelc, die auf S. 227 (vgl. FN 1) weitere Sammlungen benennen. 542 Späteres Hamburgisches Weltwirtschaftsarchiv 543 Nach Ott, S. 170, Alexander Cartellieri 124

Ort Institution528 Verantwortlicher529 Buddecke530 Andere Quellen Annotation Kaiserslautern Kriegssammlung [sollte d. städt. – MK 12(1916), S. 38 Museum angegliedert werden] Kalenberg Landesmuseum d. Wehrkraft geplant auf der Feste – MK 12(1916), S. 95 (bei Hannover) Kalenberg Karlsruhe Bibl. d. Großherzogl. Bad. TH Dr. Karl Schmidt S. 30 Großherzogl. Badisches General- [Karl Obser] Ebd. Landesarchiv Bibliothek des Stadtrats [Erwin Vischer] Ebd. Bräunche Großherzogl. Bad. Hof- u. LB Prof. Dr. Theodor Längin S. 31 MVK 3(1921), S. 77/78 private Sammlung Franz Spieß (?) – AA/Abt. V/Nr. 15 Kaufbeuren Zeitschrift f. Frank Christian 544 MK 13(1917), S. 82; Kaiser Gesellschaftswissenschaft u. Landeskunde „Deutsche Gaue“ Kettwig an der Brücke private Sammlung Heinrich Otto Oehlke Ebd. (Ruhr) Kiel Institut für Seeverkehr u. – Weltwirtschaft Seminar f. Internat. Recht d. Prof. Dr. [Theodor] S. 31 Univ./Kriegsarchiv d. Niemeyer Völkerrechts Literaturwiss. Seminar ebd. 545 Köln Histor. Archiv / histor. Museum Prof. Dr. [Joseph] Hansen S. 16 546 Bibl. d. Cölner Hochschulen Dr. Georg Witzel Ebd. Stadtbibliothek Ebd. Königsberg Kgl. und Universitätsbibliothek [Alfred Schulze] S. 32 Stellv. Generalkomm. d. I. A. K. Hauptmann [Viktor] Hülsen Ebd. Institut für ostdt. Wirtschaft Prof. Dr. [Albert] Hesse S. 33 Museum zur Erinnerung an die geplant – MK 11(1915), S. 69 Russenzeit 547 private Sammlung [Gustav Gotthilf] Winkel Ebd. Pust, S. 64/65; Hellfaier, 124 ff. Kgl. Staatsarchiv [Erich Joachim] Ebd. Stadtbibliothek – Kulmbach Festung Plassenburg Kriegssammlung geplant – MK 11(1915), S. 69 Städtisches Luitpoldmuseum [Wilhelm Flessa] Ebd. Langerfeld (Westfalen) private Sammlung Fritz Weddigen – Leipzig Bibliothek der Handelskammer Siegfried Moltke Ebd. Dt. Buchgewerbemuseum Prof. Dr. Albert Schramm S. 34 Deutsche Bücherei Prof. Dr. Minde-Pouet Ebd. Dt. Kriegswirtschaftsmuseum Dr. Otto Neurath S. 35 Beil (2004), S. 153 ff. private Sammlung Arno Scheunert S. 34 dito W. Bielfeld (?) – AA/Abt. V/Nr. 15 dito Else und Daisy Dürr –

544 Nach Kaiser, S. 88 u. a. Stelle: Christian Frank; ausführlich ebd. S. 105 ff. 545 Laut BBl. 84(1917) vom 09.07.1917, S. 804, richtete das Literaturwissenschaftliche Seminar der Universität in seiner Abteilung Kriegsliteratur ein Archiv für Kriegsseelenkunde ein. 546 Bei Buddecke unter „Cöln“. 547 Offenbar übernahm das „-Museum“, vgl. Schultze (1918), S. 19, die Vorarbeiten für das geplante Museum. 125

Ort Institution528 Verantwortlicher529 Buddecke530 Andere Quellen Annotation Leipzig (Fortsetzung) dito Kurt Kern – dito Otto Kreis – Voß, S.209 dito L. Stellenheim (?) – AA/Abt. V/Nr. 15 dito Ernst Wiegand (?) – AA/Abt. V/Nr. 15 dito Arthur Wolf – Stadtbibliothek Prof. Dr. Ernst Kroker S. 35 Stadtgeschichtliches Museum Dr. Friedrich Schulze Ebd. Universitäts-Bibliothek Geh. Hofrat Dr. Karl Boysen Ebd. Verband der Deutschen Emil Frotscher Ebd. Typographischen Gesellschaft Leverkusen Bücherei der Farbenfabriken Prof. Dr. Carl Duisberg S. 36 vormals Friedrich Bayer & Co. Liegnitz Niederschlesisches Museum Magistrat Ebd. (Bodensee) Städtisches Museum Dr. [Karl] Wolfart Ebd. Lissa in Posen private Sammlung [Georg Franz] Bergmann Ebd. Lötzen Vaterländ. Gedenkhalle der Feste Generalmajor [Hans] Busse Ebd. Boyen Ludwigshafen Kriegsgeschichtliches Museum sollte dem städtischen – MK 11(1915), S. 208 u. ebd. Muse-um angegliedert 12(1916), S. 95 werden Städtisches Museum – MK 13(1917), S. 81 nur genannt Lübeck private Sammlung Johann Heymann S. 37 Stadtbibliothek Prof. [Carl] Curtius Ebd. Lüneburg Museum Ebd. Magdeburg Stellv. Generalkomm. IV. A. K. Leutnant d. R. [Josef] Risse Ebd. private Sammlung P. Burlinsky Ebd. Kgl. Staatsarchiv [Walter Friedensburg] S. 38 Stadtbibliothek Dr. Arthur von Vincenti Ebd. Mannheim Altertumsverein Ebd. MK 12(1916), S. 95/96 Inst. der Handelshochschule – Marburg Kgl. Universitäts-Bibliothek [Johannes Rödiger] Ebd. Marienwerder private Sammlung Reg.-rat. [Hans] Eberhardt Ebd. Meiningen Museum d. Hennebergischen Oberbaurat E[duard] Fritze Ebd. altertumsforschenden Vereins Metz Kriegsmuseum des westlichen Studienrat Dr. [Josef] Rech S. 39 Kriegsschauplatzes München Alpenvereinsbücherei Dr. Aloys Dreyer Ebd. Kgl. Bayer. Armeemuseum Oberstleutnant z. D. Ebd. Beil (2004), S. 71, S. 100 (FN 212) [Albert] Würdinger Kgl. Bayer. Hof- u. Staatsbibl. Prof. Dr. Otto Glauning S. 40 Kriegsarchiv Generalmajor z. D. [Karl] Ebd. Staudinger Deutsches Museum Dr. Oskar von Miller S. 41 private Sammlung Max Braunschweig S. 39 dito Friedrich Rehse – Rehse dito Anton Maximilian Pachinger – Voß, S. 209 nur genannt Stadtarchiv Dr. Pius Dirr S. 41 Kgl. Universitäts-Bibliothek [Georg Wolff] Ebd.

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Ort Institution528 Verantwortlicher529 Buddecke530 Andere Quellen Annotation München (Fortsetzung) Volksliedarchiv d. Verbandes dt. [Otto Mausser] – MK 13(1917), S. 82 nur genannt Vereine für Volkskunde Münster in Westfalen Kriegsnachrichten-Sammelstelle Prof. Dr. [Aloys] Meister S. 40 VdKS-Bericht vom 11./12. 05. 1918, des VII. A. K. S. 1 Landesarchiv d. Provinz Westfalen S. 41 Landesmuseum d. Prov. Westfalen [Max Geisberg] – MK 13(1917), S. 81 nur genannt Stadtarchiv Dr. Eduard Schulte Ebd. Kgl. Universitäts-Bibliothek [Aloys Börner] S. 42 Nassau (Lahn) private Sammlung Friedrich Wilhelm Brepohl – Knoch, S. 90 nur genannt Neumarkt in der Städtisches Museum Ebd. Oberpfalz Neumünster private Sammlung Prof. Dr. [Max] Kirmis Ebd. Neustrelitz Großherzogliche Sammlungen [Hans Witte] Ebd. Nordhausen Sammlung im städt. Museum geplant – MK 11(1915), S. 164 Nürnberg Germanisches Nationalmuseum [Theodor Hampe] Ebd. private Sammlung Wilhelm Beck S. 43 dito Hans Ley Ebd. Stadtbibliothek Dr. Ernst Mummenhoff Ebd. Sauer Oeynhausen private Sammlung Heinrich Hans Warnken Ebd. Offenbach Städt. Kriegssammlung – Pust, S. 51 Oldenburg Städtisches Heimatmuseum Oberlehrer [Emil] Pleitner Ebd. Großherzogl. Öffentl. Bibliothek [Anton Kühn] – www.kriegssammlungen.de Großherzogl. Privatbibliothek [Friedrich Wilhelm] Ebd. v. Bothmer-Bennemühlen Osnabrück Kriegsarchiv [Erich Fink] S. 44 Kehne Paderborn Verein für Geschichte und Prof. Dr. [Johannes] Ebd. Altertumskunde Linneborn Pforzheim Städt. Altertumssammlung Stadtrat Alfons Kern Ebd. Posen Hindenburg-Museum Konsul Heinz Bothmer S. 44 MK 14(1918), S. 29 ff. u. ebd. 15(1919/20), S. 152 ff.; Beil (2004), spez. S. 110 (FN 241) u. a. Stelle Posthausen (Bremen) Archiv des Vereins für niedersäch- Pastor Dr. Nebel – MK 11(1915), S. 70 sische Familienforschung Rostock private Sammlung F. W. Burmeister – Hoffmann (Hrsg.), S. 67 Universitäts-Bibliothek – ZfB 32(1915), S. 56 Ruhla Museumsverein geplante Angliederung e. – MK 12(1916), S. 138 KS an das Ortsmuseum Rybnik (Oberschlesien) private Sammlung Dr. David Braunschweiger S. 45 Saarbrücken Stellv. Generalkomm. XXI. A. K. Ltn. Kavallerie a. D. Ebd. Lamarche Stellv. Generalkomm. XVI. A. K. Hauptmann d. L. Finger Ebd. Kriegsmuseum geplant – MK 11(1915), S. 106 Saarlouis private Sammlung Gefreiter Kropp Ebd. Schädlich bei Pleß Fürstliches Pleß’sches Archiv Dr. [Ezechiel] Zivier Ebd. VdKS-Bericht vom 11./12.05.1918, S. 3 Schalkau Kriegsmuseum geplant – MK 14(1918), S. 41 (bei Meiningen) Schlettstadt Stadtbibliothek Dr. Josef [Maria B.] Clauß S. 46 127

Ort Institution528 Verantwortlicher529 Buddecke530 Andere Quellen Annotation Schwerin Großherzogl. Geheimes und [Hermann Grotefend] Ebd. Hauptarchiv Großherzogl. Militärmuseum [Walter Josephi] S. 46 Sigmaringen Fürstl. Hohenzollernsches Dr. Gustav Hebeisen Ebd. Haus- und Domänen-Archiv Soest in Westfalen Kriegsmuseum S. 47 private Sammlung Wilhelm Pieper S. 46 Solingen Kriegsmuseum geplant MK 12(1916), S. 204 Sondershausen Städtisches Museum Kustos Edmund Döring S. 47 Speyer Historisches Museum der Pfalz Dr. Albert Becker Ebd. Pfälz. Landesbibliothek 548 – www.kriegssammlungen.de Spielbach (Württemb.) private Sammlung Artur Pfister – Hoffmann (Hrsg.), S. 67; Wangart; Hellmann (Annonce) Steinau (Oberschles.) private Sammlung Paul Theodor Jaffa – Stettin (Pommern) Bund Heimatschutz 549 [Martin Reepel] Ebd. Kriegsmuseum Bürgermeister Dr. [Karl] S. 48 Thode Stadtbibliothek – Schultze (1918), S. 19; Pust, S. 55 nur genannt Stiege (Schloß) 550 Kriegssammlung geplant – MK 11(1915), S. 69 Straßburg Kaiserliche Universitäts- u. LB Prof. Dr. Georg Wolfram Ebd. Stellv. Generalkomm. XV. A. K. Prof. Dr. [Eduard] Schwarz Ebd. Elsässisches Kriegsmuseum 551 Prof. Dr. [Ernst] Polaczek Ebd. Stuttgart Bibl. d. Landesgewerbeamtes – Kgl. Hofbibliothek Prof. Dr. Karl von S. 49 MVK 2(1920), 5/6; Lagler, S. 431 ff. Stockmayer Württembg. Kriegsministerium Ebd. Württembg. Landes- Ebd. Beil (2004), S. 71 Armeemuseum Francksche Verlagshandlung W[alther] Keller; E. Ebd. Nehmann Thorn Städtisches Museum Prof. {Arthur] Semrau S. 50 Trier Stadtbibl. und Stadtarchiv [Gottfried Kentenich] Ebd. Tübingen Kgl. Universitäts-Bibliothek Dr. [Karl] Geiger Ebd. Lagler Ulm Kunst- u. Altertümer-Museum OBM Dr. von Wagner Ebd. Velten (bei Berlin) Ortsmuseum – Wachsenburg (Veste) Komitee Wachsenburg – Geldmacher, S. 241 ff. Weimar Großherzogliche Bibliothek [Werner Deetjen] Ebd. Bärwinkel, S. 443 ff. Verein Kriegsmuseum J[osef] Bermbach; Oberst- Ebd. Beil (2004), S. 48; Bärwinkel, S. leutnant von der Osten 443 Weinheim Museum auf der Wachenburg – MK 11(1915), S. 69 Wiesbaden Nassauische Landesbibliothek Prof. Dr. Erich Liesegang S. 51

548 Die Sammlungen der Pfälzischen Landesbibliothek kamen erst nach 1921 zustande; vgl. Schlechter, Armin: Die Pfalz im Ersten Weltkrieg […]. In: Kriegssammlungen 1914– 1918. Hrsg. von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2014, S. 371–389. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd.; 114) 549 Landesverein Pommern e. V. 550 Kreis Blankenburg in Braunschweig. 551 1919 ausgeschieden; MVK 1(1919), S. 114. 128

Ort Institution528 Verantwortlicher529 Buddecke530 Andere Quellen Annotation Wilsdruff Heimatsammlung Oberlehrer [Arthur] Kühne Ebd. Worms Paulus-Bibliothek Prof. Dr. [August] Ebd. Weckerling Würzburg Sammlung des Stadtarchivs Stadtmagistrat Ebd. Kgl. Universitäts-Bibliothek [Franz Segner] S. 52 Wuppertal siehe Elberfeld Zerbst Herzogl. Anhaltisches Haus- u. Ebd. Staats-Archiv Kriegsmuseum Lehrer [Karl] Hundert S. 52 Zittau private Sammlung Adelbert [Emil] Seitzinger Ebd. Stadtmuseum Dr. [Theodor] Gärtner Ebd.

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Anlage 3: Sammelspektrum der Kriegsmaterialien 1914 ff. 552

Material Bibliothek Sammelspektrum/Kommentar Quelle Amtsblätter Gesetz- und VO-Blätter sowie periodische Berlin Schultze (1921) Veröffentlichungen, die in den besetzten DB Paust (1940) Gebieten von Militär- und Zivilverwaltungen in DBSM Schramm (1916) der Regel zweisprachig herausgegeben Jena MVK 2(1920), S. 7/8 wurden; sogen. Etappen- u. VO-Bl., die spez. Karlsruhe die wichtigsten deutschsprachigen MVK 3(1921), S. 77/78 in Belgien und einzelnen Provinzen Frankreichs Amtsblätter für die besetzten Gebiete sowie im Osten erschienen. München Glauning (1919) ULBS  siehe auch Kriegszeitungen WKB MVK 1(1919), S. 67; Eilers Anschläge  siehe Maueranschläge Ansichtskarten  siehe Postkarten  siehe auch Feldpostkarten Armeezeitungen  siehe Kriegszeitungen Autografe/ Berlin von „bemerkenswerten“ Persönlichkeiten Aufruf (Hamann (1999), S, 12) Autogramme Stuttgart Buddecke Banknoten WKB Kriegsbanknoten in besetzten Gebieten Aufruf (Thomas (Hrsg.), S. 14) Bekanntmachungen  siehe Maueranschläge Bibliophile Ausgaben künstlerisch gestaltete Kriegsbücher DB DBSM Schramm (1916) Bilder/Bilderbögen Im Sinne von Kriegsbilderbogen namhafter Berlin in- und ausländische Aufruf (Hamann (1999), S. 12); Künstler Putjener DB Thummerer (1917/X) DBSM Schramm (1916)  siehe auch Grafik Jena „Bilder“ MVK 1(1919), S. 31  siehe auch Karikaturen München Glauning (1919) ULBS (?) WKB „Kriegsbilderwerke“ Aufruf (Thomas (Hrsg.), S. 14) Bilderbücher DB Thummerer (1917/X) DBSM künstlerisch gestaltete Schramm (1916) Briefmarken  siehe Postwertzeichen Dissertationen/ Schriften kriegsspezifischen Inhalts DB Habilitationsschriften  siehe auch Doktordiplome Berlin (?)  siehe auch Ehrenpromotionen München (?) Doktordiplome für gefallene Krieger 553 DB Lerche (1916)  siehe auch Ehrenpromotionen München Glauning (1919)

552 Die Angaben zu den KS folgen den in der Arbeit beziehungsweise in den „Mitteilungen“ des VdKS genannten Sammlungen der Kgl. Bibliothek (= Berlin), der Deutschen Bücherei (= DB), des Deutschen Kulturmuseums (= DBSM), dem Kriegsarchiv Jena (= Jena), der Großherzoglichen Hof- und LB Karlsruhe (= Karlsruhe), der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek (= München), der Kgl. Hofbibliothek Stuttgart (= Stuttgart), der Kaiserlichen Univ.- und LB Straßburg (= ULBS) und der „Weltkriegsbücherei“ Berlin (= WKB). 553 Vgl. BBl. 82(1915) vom 05. 06. 1915, S. 844 130

Material Bibliothek Sammelspektrum/Kommentar Quelle Drucksachen Broschüren, Bücher, Chroniken, Fahrpläne, Berlin Gedichte, Predigten, statistische Materialien DB und Ähnliches; „Kriegsliteratur“ im weitesten DBSM künstlerisch gestaltete Kriegsbücher und Schramm (1916) Sinne andere Drucksachen Jena deutsche und ausländische Literatur MVK 1(1919), S. 31; Ott München In- und Ausland MVK 1(1919), S. 68 Stuttgart auch ausländische Literatur MVK 1(1919), S. 29 ff. ULBS WKB in- und ausländische Literatur auf der MVK 1(1919), S. 67; Eilers Grundlage ausgewerteter internationaler Bibliografien et cetera Ehrenpromotionen für hervorragende Mitglieder der Staats- bzw. DB Lerche (1916) Reichsregierung und des Militärs verliehene München Glauning (1919) akademische Ehrung 554 Einblattdrucke allgemein: Anordnungen, Proklamationen und Berlin in- und ausländische Aufruf (Hamann (1999), S. 12) Ähnliches DB DBSM künstlerisch gestaltete Schramm (1916) Jena Flugblätter von Vereinen, Verbänden etc. MVK 1(1919), S. 31 München Glauning (1919) ULBS WKB Feldpostkarten  siehe auch Postkarten Berlin Feldpostbriefe in Original und Abschrift; auch Aufruf  siehe auch Tagebücher handschriftliche DB Kriegsschilderungen Thummerer (1917/X) Jena MVK 2(1920), S. 7/8; Ott ULBS WKB Postkarten; Feldpostbriefsammlungen Aufruf (Thomas (Hrsg.), S. 14; Eilers; Westerhoff Feldzeitungen  siehe Kriegszeitungen Firmenschriften  siehe Heimatgrüße Fliegerabwürfe Flugblätter (auch als Propagandazettel und - Berlin Schultze (1921) broschüren sowie periodische Reihen DB Paust (1921); Paust (1940) abgeworfen) Karlsruhe Material des Generalkommandos MVK 3(1921), S. 77/78 des XIV. A. K. Stuttgart Buddecke ULBS WKB Aufruf (Thomas (Hrsg.), S. 14); Eilers

554 Vgl. BBl. 82(1915) vom 12. 07. 1915, S. 1000. 131

Material Bibliothek Sammelspektrum/Kommentar Quelle Fotografien 555 Kriegslichtbilder, die von staatlichen Stellen Berlin Fotografien und andere Abbildungen aus den Aufruf (Hamann (1999), S. 12); bzw. von Berufs- oder privaten Fotografen Kriegsgebieten Schultze (1921) hrsg. wurden und in der Regel der Zensur DB Paust (1921) unterlagen; auch private Fotoalben bzw. von DBSM Schramm (1916) Verlagen publizierte Ausgaben Jena MVK 1(1919), S. 31; Ott München Glauning (1919) Stuttgart MVK 2(1920), S. 5/6 ULBS „von Kriegsschauplätzen“ WKB Aufruf (Thomas (Hrsg.), S. 14); Eilers; Westerhoff Gebrauchsgrafik Badekarten, Exlibris, Programme für DBSM buchgewerbliches Schaffen der Front und Schramm (1916) Feldgottesdienste u. -konzerte, Speisekarten des Hinterlandes; auch ausländisches etc. München Glauning (1919) Stuttgart Buddecke WKB MVK 1(1919), S. 68 Gedächtnisschriften Schriften für Gefallene München MVK 1(1919), S. 83  siehe auch Sterbebilder Karlruhe für badische Gefallene MVK 3(1921), S. 77/78 Gedenkblätter Schmuckblätter für Gefallene Berlin Aufruf DB Thummerer (1917/X) DBSM Schramm (1916) WKB Eilers Gefangenenlagergeld in Lagern von A. K.-Inspektionen und DB Lagerkommandanturen in Umlauf gesetzte DBSM Schramm (1916) Papier- und Metallwertzeichen 556 WKB (?) Gefangenenzeitungen Berlin Schultze (1921) DB Grein (1916); Paust (1940)  siehe auch Kriegszeitungen DBSM Drucksachen, Zeichnungen et cetera von Schramm (1916)  siehe auch Lazarettzeitungen Gefangenen Jena MVK 1(1919), S. 31 Karlsruhe von Internierten in badischen MVK 3(1921), 77/78 Gefangenenlagern München Stuttgart Buddecke WKB auch „Handarbeiten aus Gefangenenlagern“ MVK 1(1919), S. 67 Geheime Literatur in okkupierten Gebieten herausgegebene Berlin Schultze (1921) „geheime Periodika“ und andere, die unter DB Umgehung der deutschen Zensur erschienen DBSM (?) (in Belgien rund 30 Zeitungen) beziehungs- Jena verbotene Bücher und Schriften MVK 1(1919), S. 31 weise von deutschen Dienststellen als Karlsruhe MVK 3(1921), S. 77/78 „vertraulich“ eingestufte Schriften; auch München verbotene und vertrauliche Schriften Glauning (1919) sogenannte unterirdische Drucksachen, die in WKB „belgische Geheimpropaganda“ Deutschland erschienen

555 In Deutschland wurde erst 1917 unter der Obersten Heeresleitung von Hindenburg und Ludendorff mit dem Bild- und Filmamt (BUFA) in Berlin eine Institution geschaffen, die die verstreuten Kompetenzen unter einem Dach vereinen sollte. Die Zensurbehörden bei den Stellvertretenden Generalkommandos besaßen allein die Befugnis, der Veröffentlichung von Fotografien zuzustimmen, die ihr zuvor vorzulegen waren. Das für die Propaganda zuständige Kriegspresseamt im Preußischen Kriegsministerium besaß gegenüber diesen militärischen Zensurbehörden in dieser Hinsicht keinerlei Befugnis; vgl. Thomas (Hrsg.), S. 170 ff. 556 Vgl. MVK 2(1920), S. 96. 132

Material Bibliothek Sammelspektrum/Kommentar Quelle Geschäftsanzeigen unklare Bezeichnung; vermutlich DBSM Reklameanzeigen ULBS  siehe auch Reklame Gesetzblätter  siehe Amtsblätter Grafiken Einzelblätter von Künstlern oder Kriegsmalern Berlin künstlerische Darstellungen von Aufruf: Schultze (1921) und -zeichnern, die in Form von Grafiken, Kriegsereignissen Skizzen, Zeichnungen u. ä. in Zeit-schriften DB offenbar nur als Mappenwerke mit Thummerer (1917/X) oder als Mappenwerke, Kriegsbilderbogen, Begleittext Karikaturen, Postkarten, Gedenk- und DBSM Schramm (1914) Erinnerungsblätter erschienen und verlegt München buchmäßige Grafik, keine Einzelblätter Glauning (1919) wurden ULBS (?) WKB Aufruf (Thomas (Hrsg.), S. 14)  siehe auch Bildplakate  siehe auch Karikaturen Heimatgrüße von Behörden, Burschenschaften, Firmen, Berlin Schultze (1921) Wirtschaftsunternehmen, Organisationen, DB Paust (1921) Städten, Universitäten und Schulen etc. DBSM MVK 1(1919) S. 12 ff. publizierte „Blätter der Heimat für die Front“, Jena MVK 1(1919), S. 31 die zum Teil als Sondernummern zu Ostern, Stuttgart Buddecke Weihnachten oder aus anderen Anlässen als ULBS Rundschreiben erschienen und vielfach nicht WKB MVK 1(1919), S. 67 über den Buchhandel vertrieben wurden Karikaturen Berlin in- und ausländische Schultze (1921) DB Thummerer (1917/X) DBSM Schramm (1916) ULBS WKB „Witzblätter und ausländische MVK 1(1919), S. 68 Kriegskarikaturen“ Karten  siehe Landkarten Korporationsschriften  siehe Heimatgrüße Kriegsandenken Jena Buddecke München „Kriegsandenken wie Lebensmittelmarken“ Buddecke Stuttgart Münzen, Marken, Exlibris, Vivatbänder, Buddecke Spielzeug und andere Thomas (Hrsg.), S. 14; Eilers WKB Kriegsandenken aus dem Schützengraben Kriegschroniken  siehe Drucksachen Kriegsurkunden Sammelbezeichnung für Kriegsakten, München Buddecke; Glauning (1919) Tagebücher, Briefe et cetera von ULBS Buddecke Kriegsteilnehmern und Ähnliches WKB Eilers Kriegszeitungen  siehe auch Gefangenenzeitungen Berlin Aufruf (Hamann (1999), S. 12)  siehe auch Lazarettzeitungen DB Thummerer (1917) DBSM Schramm (1916) Jena die wichtigeren jedes Kriegsschauplatzes MVK 1(1919), S. 31; Ott Karlruhe MVK 3(1921), S. 77/78 München Glauning (1919) Stuttgart MVK 1(1919), S. 29 ff. ULBS WKB hektografierte Schützengrabenzeitungen; MVK 1(1919),S. 67 auch belgische, französische und englische Zeitungen. 133

Material Bibliothek Sammelspektrum/Kommentar Quelle Landkarten Im Sinne von politischen, topografischen (und Berlin aus feindlichen Ländern Schultze (1921) satirischen) Karten bzw. Kartenwerken DB DBSM Schramm (1914) München Glauning (1919) ULBS WKB Eilers Lazarettzeitungen Berlin Schultze (1921) DB Grein (1916) WKB MVK 1(1919), S. 67 Lebensmittelmarken Bezugsscheine DB Thummerer (1917/IX); Paust (1921) DBSM (?) Karlsruhe Material aus dem Generalkommando des MVK 3(1921), S. 77/78 XIV. A.-K. München Glauning (1919) Stuttgart MVK 1(1919), S. 29 ff. ULBS WKB MVK 1(1919), S. 68 Liebesgaben  s. Heimatgrüße deutscher Hochschulen Maueranschläge Bekanntmachungen, die als Anordnungen von Berlin in- und ausländische von dt. Zivil- und Aufruf (Hamann 81999), S. 12) Zivil- oder Militärbehörden in Deutschland oder Militärbehörden in den besetzten Gebieten zum Aushang DB Lerche (1914) kamen; der rein informative Charakter grenzt DBSM Schramm (1914) die Maueranschläge von Bildplakaten ab. Jena Elsass-Lothringen, Belgien, Polen MVK 1(1919), S. 31; Ott Karlsruhe Material aus dem Generalkommando des MVK 3(1921), S. 77/78 XIV. A.- K. München Glauning (1919) Stuttgart ULBS WKB „ostpreußische Plakate aus der Russenzeit“ MVK 1(1919), S. 29 ff.; Eilers und „Maueranschläge in deutschen Städten“ Medaillen Stuttgart MVK 1(1919), S. 29 ff. Musikalien Notenblätter, Liedertexte Berlin Schultze (1921) DB München Glauning (1919) WKB MVK 1(1919), S. 68 Notgeld  s. a. Banknoten DB Paust (1921)  s. a. Gefangenenlagergeld DBSM Schramm (1916) Jena MVK 2(1920), S. 7/8 Stuttgart MVK 1(1919), S. 29 ff. ULBS WKB MVK 1(1919), S. 68; Eilers

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Material Bibliothek Sammelspektrum/Kommentar Quelle Plakate illustrierende und zur Werbung bestimmte Berlin Schultze (1921) Plakate zu Themen wie Kriegsanleihe, DB Paust (1921) Nagelungen, Soldatenwerbung etc. DBSM Schramm (1916) Jena MVK 1(1919), S. 31; Ott  s. a. Maueranschläge München „künstlerische Hetz- und Werbeplakate“ Glauning (1919); MVK 1(1919), S. 83 Stuttgart MVK 1(1919), S. 29 ff. ULBS WKB Bildplakate des In- und Auslandes MVK 1(1919), S. 68 Plaketten Stuttgart MVK 1(1919), S. 29 ff. Postkarten Kriegs- und Künstlerpostkarten Berlin illustrierte in- und ausländische Postkarten Aufruf (Hamann (1999), S. 12); Schultze (1921)  s. a. Feldpostkarten DB Thummerer (1917/X); Paust (1921) DBSM Schramm (1914) Jena MVK 1(1919), S. 31; Ott München Postkarten Glauning (1919) ULBS Ansichten von Kriegsschauplätzen WKB Aufruf (Thomas (Hrsg.), S. 14 Postwertzeichen in Belgien, Nordfrankreich, Litauen, Kurland, Stuttgart Kriegsbriefmarken MVK 1(1919), S. 29 ff. Polen, Rumänien von deutschen Postanstalten mit Überdruck versehene Marken, die in WKB Brief- und Propagandamarken und MVK 1(1919), S. 68; Eilers Deutschland im Umlauf waren „postalische Seltenheiten“ Predigten  s. Drucksachen Propagandamarken unklare Bezeichnung WKB MVK 1(1919), S. 68; Eilers Propagandaschriften Berlin Propagandaliteratur für das Ausland Aufruf; s. a. MVK 1(1919), S. 36 ff und der Entente S. 128 ff. DB WKB Eilers Reklamedrucksachen auch i. S. v. Etiketten für Weine, Zigarren etc. DBSM Schramm (1916) München (?) MVK 1(1919), S. 87 WBK (?) Eilers Revolutions- Bücher, Broschüren, Flugblätter, Fotos, Plakate Berlin drucksachen etc. DB Jena MVK 2(1920), S. 7/8; Ott München Glauning (1919); Glauning (1920) Stuttgart Stockmayer WKB MVK 1(1919), S. 67 Schützengraben-  s. Feldzeitungen zeitungen Schutzbriefe „Schutz“- oder „Himmelsbriefe“ MVK 2(1920), S. 125 Sekretierte Literatur  s. Geheime Literatur Soldatenkunst Andenken aus dem Schützengraben  s. Kriegsandenken Soldatenwerbung 557  s. Revolutionsdrucksachen Statistiken  s. Drucksachen Sterbebilder Karlsruhe MVK 3(1921), S. 77/78 Tagebücher Tagebücher von Kriegsteilnehmern WKB Eilers  s. a. Feldpost

557 Werbeplakate für Freiwilligenverbände; vgl. Sachs, Hans: Soldatenwerbung durch Bildplakate in: MVK 1(1919), S. 115 ff.). 135

Material Bibliothek Sammelspektrum/Kommentar Quelle Tageszeitungen  s. Zeitungen Verbotene Literatur  s. Geheime Literatur Vereinsschriften  s. Heimatgrüße Verordnungsblätter  s. Amtsblätter Vivatbänder 558 Stuttgart Buddecke WKB Eilers Witzblätter  s. Karikaturen Zeitschriften Jena kriegswirtschaftliche, politische u. a. Inhalts MVK 1(1919), S. 31 Karlsruhe Einzel-Nummern aus der Kriegszeit MVK 3(1921), S. 77/78 München Glauning (1919) WKB Eilers Zeitungen  s. a. Geheime Literatur Berlin in okkupierten Gebieten von dt. Seite bzw. in Aufruf (Hamann (1999), S. 12)  s. a. Kriegszeitungen besetzten dt. Gebieten hrsg. ausländische Zeitungen DB politische Zeitungen des Auslandes Lerche (1914) Jena deutsche und ausländische Zeitungen MVK 1(1919), S. 31 Karlsruhe deutschsprachige Tageszeitungen aus den MVK 3(1921), S. 77/78 verbündeten und besetzten Gebieten München Einzel-Nummern aus der Kriegszeit Glauning (1919) WKB in- und ausländische Tages- und Eilers Wochenzeitungen Zeitungsausschnitte Berlin Schultze (1921) Jena MVK 1(1919), S. 31; Pust, S. 57; Ott, S. 280 u. S. 287

558 Aus Anlass eines militärischen Sieges herausgegebene bedruckte halbseidene Bänder, die die Heerführer porträtierten und die Schlachten bezeichneten. Meist mit kurzen literarischen Zitaten versehen, wurden die Vivatbänder ausschließlich für Spendenzwecke vertrieben, der auf den Bändern eigens vermerkt worden ist. Die frühesten Bänder wurden im September 1914 im Kunstdruck-Verlag Kuno Bergmann (Berlin) produziert. Einsteckalben und Sammlermappen wurden von Amsler & Ruthardt (Berlin) in hoher Auflage hergestellt. Die Bildmotive stammten von namhaften Künstlern wie Peter Behrens und Lovis Corinth. Nach 1917 ging die Produktion in Deutschland und Österreich stark zurück; MVK 2(1920), S. 101 ff.; Thomas (Hrsg.), S. 204 ff.; Hellfaier, S. 119 ff. 136