Amt für Bodenmanagement Limburg a.d. Lahn

Weinbergsflurbereinigung 2 3

Impressum Inhaltsverzeichnis

Herausgeber 1. Grundlagen Seite 4 Amt für Bodenmanagement Limburg a.d. Lahn 2. Verfahrensgebiet Seite 5 Abteilung Flurneuordnung Gebäude 3. Bodenordnerische Besonderheiten Seite 5 Matheus-Müller-Platz 1 65343 Eltville / Rhein 4. Mauerbau Seite 6 Telefon 06123 / 6005-0 E-Mail: 5. Wildschutzzaun Seite 9 [email protected] Übersichtskarte Lorch Seite 10 Verfahrensleiter 6. Naturschutz und Ökologie Seite 12 Karl-Heinrich Franz • Trockenmauern Seite 12 Sachbearbeiter • Biotopvernetzung Seite 13 Christa Weber • Verbuschungsproblematik Seite 14 Bernhard Franz Jost-Reiner Karle 7. Historischer Kaufmannsweg Seite 16 Fotos Diese Druckschrift wird im Rahmen 8. Finanzierung Seite 18 Bernhard Franz der Projektinformation des Amtes Jost-Reiner Karle für Bodenmanagement Limburg a.d. Titelbild: Lorch / Rhein Lahn, Abteilung Flurneuordnung, Gebäude Eltville herausgegeben. Layout und Satz Sie darf weder von Parteien noch von Gabi Mense Wahlbewerberinnen, Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Druck Wahlkampfes zum Zwecke der Wahl- werbung verwendet werden. Dies gilt Hessisches Landesamt für für Europa-, Bundestags-, Landtags- Bodenmanagement und und Kommunalwahlen. Geoinformation Parteien ist es jedoch gestattet, nach Schaperstraße 16 Rücksprache die Druckschrift zur Un- 65195 terrichtung ihrer eigenen Mitglieder 12 / 2005 zu verwenden.

www.hvbg.hessen.de Eltville/Rhein, Dezember 2005 4 5

1. Grundlagen 2. Verfahrensgebiet

Beim Flurbereinigungsverfahren Lorch am Rhein handelt es sich um Die romantische Stadt Lorch, erst- eine Fläche von 116 ha. Hiervon eine Weinbergsfl urbereinigung nach § 1 Flurbereinigungsgesetz mals urkundlich erwähnt im Jahre werden ca. 90 ha weinbaulich (FlurbG), vornehmlich im Steillagenweinbau. Neugeordnet werden Teile 1085, aber schon zu früheren genutzt. der Weinbergslagen Schlossberg und Kapellenberg. Zeiten ein militärischer Stützpunkt Die restlichen Flächen sind auf- der Römer auf dem Weg der gegebene Weinberge, zum Teil Wachablösung vom römischen stark verbuscht, deren dauerhafte Bingen zum Limes bei Kemel, liegt Freihaltung im Rahmen der Flur- an den südwestlichen Hängen des bereinigung beispielsweise durch -Gebirges. Schafbeweidung erreicht werden Im Verfahrensgebiet befi ndet sich soll. der historische Kaufmannsweg, Stärkung des Weinbaues sowie ein Teilstück des vorgeschichtli- Offenhaltung von Brachfl ächen chen Rheingauer Höhenweges, sind aktive Maßnahmen der des Rennweges (Renn-Rain). Der Flurbereinigung mit dem Ziel: Kaufmannsweg begann in Lorch Erhaltung der Kulturlandschaft und führte mit zwei Abstiegen im Bereich des UNESCO Lorch nach Rüdesheim und . Welterbes Mittelrheintal. Das Verfahrensgebiet umfasst

3. Bodenordnerische Besonderheiten

Es handelt sich hier um eine Zweit- Teilgebiete, wovon vier, überwie- Hauptziele der Flurbereinigung Lorch sind: bereinigung. Die erste Flurberei- gend weinbaulich genutzte inner- nigung wurde kurz nach Ende des halb des neuen Wildschutzzaunes 1. Verbesserung der weinbaulichen Betriebs- und Besitzstruktur Zweiten Weltkrieges abgeschlos- liegen. Das fünfte Teilgebiet bein- durch Zusammenlegung sen. haltet Wald- sowie aufgegebene 2. Umwandlung von Seilzug- in Direktzuglagen Das vorhandene Wegenetz konn- Weinbaufl ächen. Die Neuzutei- te beibehalten und durch neue lung der weinbaulich genutzten 3. Bessere Erschließung der Weinberge durch Wegebau Querverbindungswege ergänzt Teilgebiete wurde im Jahre 2003 4. Vermeidung von Erosions- und Wasserschäden in den Weinbergen werden. Auch das Netz der Grä- abgeschlossen. und der Ortslage ben, zur Entwässerung der Wein- berge bei Starkregen, wurde Insgesamt sind 450 Grundstücks- 5. Schutz vor Wildschäden durch Errichtung eines neuen beibehalten, zum Teil repariert eigentümer an dem Verfahren Wildschutzzaunes oder ergänzt. beteiligt, in dessen Verlauf 1.170 6. Erhaltung und Förderung der Flora und Fauna Das Verfahren gliedert sich in fünf Flurstücke neu geordnet werden. 6 7

In heutiger Zeit wird vornehmlich Anwendungsbeispiele: 4. Mauerbau Quarzitgestein verwendet, dessen Vorkommen ebenfalls im Rhei- • Trockenmauer bis 1,75 m Steile Lagen können meistens In der Vergangenheit richtete sich nischen Schiefergebirge liegen. • Bruchsteinmauern bei hohen nur mit Hilfe von Stützmauern die Größe und Anzahl der Mauern Näher bekannt als Rheingau-, Tau- Erdrücken kulturfähig gemacht werden. Der oft danach, wie viel Gesteinsma- nus- und Hunsrückquarzit zeichnet • Gabionenbau als ökologische rigolte Boden wird vor Rutschun- terial vor Ort zur Verfügung stand. sich dieses Gestein durch eine Alternative gen geschützt und das Gefälle So wurden dort viele Mauern weitaus höhere Festigkeit und Le- • Findlingsmauer als der steilen Lagen gemildert. Die errichtet, wo sonst Überschussma- bensdauer aus, gepaart mit einem wirtschaftliche Alternative Wärmespeicherfähigkeit des Mau- terial kostenintensiv hätte abtrans- herbstlich anmutenden Farben- ersteins birgt zudem den Vorteil portiert werden müssen. Für die spiel. der zusätzlichen Erwärmung der Lorcher Weinbergslagen stand Bruchsteinmauer Weinbergslagen und der positi- Schiefermaterial des Rheinischen ven Einwirkung auf das Kleinklima. Schiefergebirges zum Bau von Trockenmauern in ausreichender Menge zur Verfügung. neue Trockenmauer Trockenmauern am Terrassenweinberg Bei den Schiefermauern zeigen sich heute jedoch starke Verwitterungs- und Destabilisierungserschei- nungen, die vermehrt zum Einsturz der Mauern führen. Findlingsmauer Beschattungen durch Be- wuchs fördern zudem den Verwitterungsprozess des Gabionen Schiefersteins. 8 9

Stützmauern bergen aber auch Gefahren in sich. Eine Gefährdung besteht grundsätzlich bei mehr als 1 m Absturzhöhe. Seit dem 1. Janu- 5. Wildschutzzaun ar 2000 richten sich die Schutzmaßnahmen nach den Vorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz der Landwirtschaftlichen Berufsge- Um Wildverbiss und Wildfraß besonders durch Schwarzwild und damit nossenschaft in Weinbergsanlagen. verbundene Schäden zu vermeiden, sind die Rebfl ächen durch einen Zaun vom Wald und angrenzenden verbuschten Flächen abgetrennt. Anwendungsbeispiele für Absturzsicherungen:

Stahl/Holz – Kombinationen Handlauf: Stahlrohr, verzinkt mit Bogen Pfosten: Stahl, verzinkt Holzplanke: Lärchenholz

Detailansicht Befestigung Absturzsicherung (Balken)

Stahl/Holz-Kombination

ungeschälte Eichenstämme Wildschutzzaun

Zu dem ca. 2,5 km langen Wild- Baustahl, Ø 14 mm, der mit 700 schutzzaun aus Knotengefl echt mm langen Schlagankern am Ungeschälte Eichenstämme zur gehören Wildgitterroste und Boden befestigt ist. Gerade Wild- talseitigen Sicherung von z.B. Tore in den Wegefl ächen und ein schweinen soll damit die Möglich- Wirtschaftswegen begleitender Weg zur Pfl ege und keit genommen werden, mit ihren Freihaltung der Zaunanlage. Eine starken Rüsseln den Zaun am Verzinktes Geländer zum Schutz Besonderheit des Zaunes ist ein Boden anzuheben und durchzu- gegen Abstürzen von Personen am Fuß verlegter und verzinkter schlüpfen. Übersichtskarte des Flurbereinigungsverfahrens Lorch

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Wo aus bewirtschaftungstechnischen Gründen (Umwandlung einer 6. Naturschutz und Ökologie Seilzug- in eine Direktzuglage) niedrige Mauern entfernt werden muss- ten, konnte man durch Neuerrichtung sanierungsbedürftiger Mauerab- Das Lorcher Verfahrensgebiet Ohne die Trockenmauern und schnitte Ersatz schaffen. Da ausreichend alte Mauersubstanz vorhanden zeichnet sich durch verschiedene offenen Felsen wären die großen ist, können die neuen Mauerabschnitte von dort aus wieder besiedelt Besonderheiten aus. Man fi ndet Eidechsenpopulationen nicht werden. eine große Anzahl von wärmelie- denkbar, ohne die blütenreichen benden Tier- und Pfl anzenarten, Staudenfl uren der Wegränder und Biotopvernetzung die zum Teil eng an die vorhande- Brachfl ächen gäbe es nicht diese Ein weiteres Ziel des Flurbereini- nen Landschaftsstrukturen gebun- artenreiche Insektenfauna. gungsverfahrens ist die Neuanla- den sind. ge und Vernetzung von Biotop- strukturen. Als wertvolle hangparallele Ele- Trockenmauern mente sind die Trockenmauern zu nennen, dazu kommen kleine Das Landschaftsbild im Verfahrensgebiet zeichnet sich durch ein dich- Feldgehölze in Wegedreiecken tes Netz von Trockenmauern aus, die teilweise noch sehr gut erhalten und einzelne Obstbäume. sind, zum Teil aber auch durch mangelnde Pfl ege einsturzgefährdet Als Vernetzungsstrukturen in der sind. Falllinie sind die Kadriche (Entwäs- serungsgräben) vorhanden, deren Sie bieten einer Funktion dadurch aufgewertet Vielzahl von wär- wird, dass an beiden Seiten ein meliebenden Pfl an- mindestens 3 m breiter Gras-/ zen- und Tierarten Krautstreifen ausgewiesen wird. Lebensraum. Hier sind in erster Linie die verschiedenen Sedum-Arten (Mauerpfeffer, Hier fi ndet keine Bewirtschaftung schaffen. Fetthenne, etc.) statt, so dass sich eine wärmelie- Dazu kommen als große Trittstei- zu nennen sowie bende, blütenreiche Krautfl ora mit ne die so genannten „Ökofl ächen“. als faunistische großer Bedeutung für die Insek- Diese wurden im ökologischen Besonderheiten tenfauna entwickeln kann. Gutachten zur Flurbereinigung die Zaun- und die aufgrund ihrer Struktur (Felsen, Eidechse Mauereidechsen. Dieser Krautstreifen wird einmal Mauern, etc.) und ihrer beson- im Jahr gemäht, damit er nicht deren Bedeutung für Flora und Bei der Gestaltung des Wegenetzes sowie bei der Kultivierung der verbuscht. Dadurch ist eine Ver- Fauna als zu erhaltende bzw. zu Weinbergsfl ächen wurde der Mauerbestand von Anfang an in die Pla- bindung von der bebauten Zone entwickelnde Bereiche ausgewie- nung mit einbezogen. am Hangfuß bis zum Wald ge- sen. 14 15

Verbuschungsproblematik Durch die Nutzungsaufgabe in aufweisen soll, wesentlich mehr diesen Bereichen entstand im Pfl anzen- und Tierarten Lebens- Das Landschaftsbild im Verfah- Laufe der Jahre eine Landschaft, raum bietet, als eine Landschaft rensgebiet hat sich in den letzten in der der Wald seine „Vorboten“ aus wenigen gleichförmigen Jahrzehnten dramatisch gewan- ins Tal schickt. Diese verbuschten Strukturen. delt. Bereiche reichen zum Teil bis an die Weinberge heran, was zu mas- Um dieser Verarmung der Land- Konnte man bis in die sechziger siven Problemen insbesondere schaft entgegenzuwirken, wurde Jahre von einer Dreiteilung der mit Schwarzwild führt. unter anderem das Beweidungs- Landschaft an den Hängen spre- projekt „Eisersgrub“ initiiert. chen, die aus Weinbergen, Gar- Auch aus Sicht des Naturschutzes tenland und landwirtschaftlich ist diese Entwicklung mit Sorge zu Unter Federführung des Land- genutzten Flächen sowie Wald betrachten, da eine kleinräumige, schaftspfl egeverbandes Rhein- bestand, hat sich dies durch eine reich gegliederte Kulturland- gau-Taunus werden ca. 2 ha massive Verbuschung der Mittel- schaft, die durchaus auch einen verbuschte Fläche jeweils in Teil- zone komplett geändert. Anteil an verbuschten Flächen abschnitten von Ziegen bewei- det. Bereits nach ca. 2 Jahren ist das Projekt positiv zu bewerten.

Weiterhin ist nach diesen guten Verbuschungsproblematik Erfahrungen geplant, die Bewei- dung in größerem Rahmen fort- zuführen, auch im Hinblick auf die Tatsache, dass Lorch zum Welt- erbe Mittelrheintal gehört und deshalb eine besondere Ver- pfl ichtung zur Pfl ege und Entwick- lung seiner Kulturlandschaft hat. 16 17

7. Historischer Kaufmannsweg

Als wichtiges Merkmal der Lorcher Dieser Weg, der landschaftlich Erst der Bau einer Fußgänger- Kulturlandschaft ist der historische sehr reizvoll ist und viele Mau- brücke im Rahmen der Flur- Kaufmannsweg zu nennen. erstrukturen aufweist, war in bereinigung machte den Weg Teilabschnitten zugewachsen wieder begehbar. Heute dient Über diesen Weg wurden bis zur und konnte unter anderem durch der Kaufmannsweg den Wan- Schiffbarmachung des gefürch- die Initiative des Vorstandes der derern des „“ teten „Binger Lochs“ sämtliche Teilnehmergemeinschaft, der (www.rheinsteig.de) als beliebter Waren über die Rheinhöhen nach Stadt Lorch und die Mitarbeit des Abzweig in den Lorcher Ortskern. Rüdesheim transportiert, um dort Forstamtes Rüdesheim wieder wieder aufs Schiff verladen zu freigestellt werden. werden.

Historischer Kaufmannsweg 18 19

8. Finanzierung

Für die Herstellung der gemeinschaftlichen Anlagen ist ein Kostenvolu- men von 3,5 Millionen Euro im ApKv (Ausführungsplan und Kostenvor- anschlag) veranschlagt.

Diese Summe teilt sich auf in 1. Wegebaumaßnahmen 1.184.000 € 2. Wasserwirtschaftliche Maßnahmen 1.002.000 € 3. Landeskulturelle Maßnahmen 338.000 € 4. Landschaftspfl egerische Maßnahmen 153.000 € 5. Sonstige Ausbaumaßnahmen 623.000 € 6. Bodenordnung 153.000 €

Die Finanzierung richtet sich nach Die 50 % des nationalen Zuschus- den jeweils geltenden Finanzie- ses werden zu 30 % vom Bund rungsrichtlinien. und zu 20 % vom Land Hessen getragen. Die nationale Förde- Die Kosten werden zu 25 % als Ei- rung erfolgt auf Grundlage des genleistung von den Eigentümern Gesetzes über die Gemeinschafts- getragen. aufgabe „Verbesserung der Agrar- Die verbleibenden 75 % der struktur und des Küstenschutzes“ erstattungsfähigen Ausführungs- (GAK). kosten werden zu 50 % von der Europäischen Union (EU) und zu 50 % national gefördert.

Die 50 % der Finanzierung durch die Europäische Union erfolgen derzeit über die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums durch den Europäischen Ausrich- tungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL).