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Nr. 102 1/2018

Mitteilungen des Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck e.V.

Bildbeschreibungen

Das Titelbild zeigt den 10mag hellen Fla- beiden Nebeln liegen die hellen Sterne 16-19 ming Nebel (IC405) im Fuhrmann. Dieser Aur sowie IQ Aur. Bei dem Foto handelt es 17 Lichtjahre große Emissionsnebel wird durch sich um eine Schmalband-Falschfarbenauf- den Stern AE Aurigae zum Leuchten ange- nahme entsprechend der Hubble Farbpalette, regt. Einige der strukturgebenden Filamente nach der Emissionen von Schwefelatomen im Nebel sind von AE Aurigae angestrahlte in Rot, die der Wasserstoffatome in Grün Staubwolken, welche das Licht streuen und und der Sauerstoffatome in Blau dargestellt reflektieren. AE Aurigae hat die 30.000-fache werden. Neben dem Störlicht einer 10 Meter Leuchtkraft unserer Sonne und wurde als entfernten Straßenlaterne fehlen Flat- und Runaway-Stern vor etwa 3 Millionen Jahren Dark-Aufnahmen, weshalb es zu kleineren Ar- aus der Trapezregion des Orion mit hoher Ge- tefakten kommt. Für die Aufnahmen wurden schwindigkeit herausgeschleudert. 35x600s Ha und 38x600s Oiii sowie 44x600s Si Auf der Rückseite ist der mit 12.000 Licht- mit einer AtikOne 6.0 am 200mm, f/2.8 Ca- jahren Entfernung benachbarte Nebel IC410 non Objektiv erstellt und kombiniert (Knud mit seinen bekannten und auf 12 bzw. 1 Uhr Henke). schwimmenden hellen „Kaulquappen“ zu Seite 2 zeigt B33 (Pferdekopfnebel), auf- sehen. IC410 wird durch den jungen Stern- genommen in Utecht mit einer Canon EOS haufen NGC1893 erhellt und von dessen Son- 750 Da bei ISO 800 mit einem 5 Zoll Starfire nenwind auseinander geblasen. Zwischen den Refraktor (Oliver Paulien).

Inhaltsverzeichnis S. 3 Bildbeschreibungen • Inhaltsverzeichnis S. 4 Aus der Redaktion • An dieser POLARIS haben mitgewirkt S. 6 Aus dem Verein Wechsel im Vorstand • Astro-Abende • Fachgruppen(FG)-Treffen S. 7 Terminkalender S. 8 Astro-Aktuell Totale Mondfinsternis und Marsopposition am 27.07.2018 S. 9 Berichte Bericht vom VdS-Fachgruppen-Workshop „Spektroskopie“ S. 14 Sonntagmorgen 3:48 Uhr und Jupiters Monde S. 16 Deep Sky trotz Vollmond? S. 22 Astronomische Zeichnungen S. 24 Zeit sich zu verabschieden! S. 26 Aus einer anderen Zeit S. 30 Halterung für den Polarie Star Tracker aus 3D-Druckteilen S. 34 Serien Das Sternbild Goldfisch () S. 42 Planeten-Sudoku S. 43 Impressum

– 3 – An dieser POLARIS haben mitgewirkt: Klaus Ammann, Torsten Brinker, E.-Günter Bröckels, Knud Henke, Torsten Lohf, Peter Lüneburg, Silke Moll und Oliver Paulien Herzlichen Dank!

Aus der Redaktion – ab sofort keine Aprilscherze mehr in der POLARIS –

Mit dem neu-deutschen Aus- zukünftig Verstöße gegen den Arti- druck „Fake-News“ werden Falsch- kel 1 des Pressekodex‘ (Wahrhaftige meldungen bezeichnet, die in April- Unterrichtung der Öffentlichkeit) manipulativer Absicht über die un- scherz mit empfindlichen Strafen sanktio- terschiedlichsten Medien verbreitet niert. Diese reichen vom befristeten werden. Es handelt sich dabei um Schreib-, Lese- und Redeverbot, gezielt in die Welt gesetzte Unwahrheiten, über das Einstampfen betroffener Zeitschrif- die im Stil an echte Nachrichten angelehnt ten bis zur lebenslänglichen Verbannung aus sind. Diese Definition trifft aber auch exakt der Küche*). auf Aprilscherze zu. Um unsere Vereinszeitschrift, speziell Auf das verstärkte Auftreten von Fake- das Redaktionsteam, vor solch drakonischen News hat das Bundesinnenministerium nun Maßnahmen zu schützen, hat die POLARIS- mit der Ausarbeitung des Netzwerkdurchset- Redaktion beschlossen zukünftig auf April- zungsgesetzes (NetzDG) reagiert. Entspre- scherze zu verzichten. chend NetzDG wird im Bundespresseamt ein *) Anmerkung der Redaktion: Die Durchfüh- Abwehrzentrum gegen Desinformationskam- rungsverordnung zur NetzDG gehört noch überar- pagnen eingerichtet. Durch dieses werden beitet. Gemeint ist wohl hoffentlich „Gerüchteküche“.

Antennengalaxie (NGC 4038), durch ein 700mm f7 Teleskop mit einer Canon 600D (Knud Henke)

– 4 – Messier 63 (NGC 5055) ist eine Spiralgalaxie im Sternbild Jagdhunde. Die Entfernung beträgt ca. 24 Millionen Lichtjahre und besitzt einen Durchmesser von 50.000 Lichtjahren. (Torsten Brinker)

– 5 – Aus dem Verein

Wechsel im Vorstand +++ letze Meldung +++ letzte Meldung +++ letzte Meldung +++ Auf der Mitgliederver- Als Nachfolgerin wurde sammlung vom 17.03.2018 Frau Ingrid Meyer-Jülich mit gab es einen Wechsel im großer Zustimmung der anwe- Vorstand. Frau Felicitas Rose senden Mitglieder gewählt. verlässt nach 18 Jahren Vor- Herzlich Willkommen standstätigkeit auf eigenen und viel Erfolg bei der neuen Wunsch das Amt als Schrift- Aufgabe! führerin. Das Protokoll der Mit- Herzlichen Dank für das gliederversammlung wird jahrelange ehrenamtliche Ingid Meyer-Jülich und Felicitas Rose in der nächsten POLARIS Engagement! erscheinen.

Astro-Abende im Gemeindesaal der St.-Martin-Kirche

Der Verein trifft sich regelmäßig an den Astro-Abenden, die immer am ersten Mittwoch eines Monats (außer an Feiertagen) ab 19:00 Uhr stattfinden. Die nächsten Termine lauten: 2. Mai, 6. Juni, 4. Juli und 1. August 2018. Achtung! Die Astro-Abende finden bis auf Weiteres im Gemeindesaal der St.-Martin-Kirche, Kastanienallee 15c, 23562 Lübeck statt.

Zu den regelmäßigen Fachgruppen(FG)-Treffen

FG „Digitale Astrofotografie“ Da die Sternwarte als Treffpunkt ausfällt, gilt der bisherige Modus mit den monatlich festen Terminen am Donnerstag für die FG-Treffen nicht mehr. Die Fachgruppen-Treffen finden ab dem Jahr 2018 jeweils ca. zwei Wochen nach dem Astro-Abend dienstags um 18:00 Uhr im zweimonatlichen Rhythmus im Johanneum statt. Termine siehe Kalendarium rechts. Wer Fragen hierzu hat, wende sich bitte an den FG-Leiter Torsten Brinker.

FG „Visuelle Beobachtung“ Wir treffen uns regelmäßiges einmal im Monat an einem Sonnabend um 15:30 Uhr im Johanneum. Treffpunkt ist der Seiteneingang des Johanneums in der unteren Dr.-Julius-Leber-Straße. Die aktuellen Termine finden Sie in unserem Veranstaltungs-Kalender. Bitte nehmen Sie bei Interesse Kontakt zum Leiter der Fachgruppe, Frank Pultar, auf.

– 6 – Terminkalender

April Mittwoch, 04.04. 19:00 Astro-Abend im Gemeindesaal der St.-Martin-Kirche Do., 12.-So.,15.04. Aschberg Frühjahrs-Teleskoptreffen (AFT) bei Eckernförde Fr., 20.-So., 22.04. 6. Bergedorfer Teleskoptreffen in der Hamburger Sternwarte Bergedorf Sonnabend, 21.04. 11:00 82. Norddeutsches Astrofotografentreffen (NAFT) in Braunschweig Sonnabend, 21.04. 14:30 Frühjahrswaldlauf im Wesloer Forst, BSV Lübeck Sonnabend, 21.04. 17:30 ASL-Bowlingabend (Bowling World, Bei der Lohmühle 7, 23554 Lübeck) Mai Mittwoch, 02.05. 19:00 Astro-Abend im Gemeindesaal der St.-Martin-Kirche Donnerstag, 03.05. Tag der Sonne bei der Olbers-Gesellschaft in Bremen Sonnabend, 05.05. 15:30 Fachgruppe „Visuelle Beobachtung“ im Johanneum Sonnabend, 05.05. 34. Astronomischer Tausch- und Trödeltreff (ATT) in Essen Dienstag, 15.05. 18:00 Fachgruppe „Digitale Astrofotografie“ im Johanneum Juni Sonnabend, 02.06. 15:30 Fachgruppe „Visuelle Beobachtung“ im Johanneum Mittwoch, 06.06. 19:00 Astro-Abend im Gemeindesaal der St.-Martin-Kirche Sonnabend, 09.06. 20:18 Start des ASL WM 2018 Tippspiels Freitag, 15.06. 19:00 Kanallauf am Elbe-Lübeck-Kanal (Buniamshof), BSV Lübeck Sonnabend, 16.06. 11:00 8. Norddeutsches Sternwartentreffen (NST) in Bremen Sonnabend, 30.06. 15:30 Fachgruppe „Visuelle Beobachtung“ im Johanneum Juli Mittwoch, 04.07. 19:00 Astro-Abend (St.-Martin-Kirche) / Redaktionsschluss POLARIS 103 Freitag, 06.07. Erde in Sonnenferne (Aphel) Dienstag, 17.07. 18:00 Fachgruppe „Digitale Astrofotografie“ im Johanneum Freitag, 27.07. ab 21:20 Totale Mondfinsternis und Marsopposition (s. Astro-Aktuell auf Seite 6) Sonnabend, 28.07. 15:30 Fachgruppe „Visuelle Beobachtung“ im Johanneum August Mittwoch, 01.08. 19:00 Astro-Abend im Gemeindesaal der St.-Martin-Kirche Do., 09.-So., 12.09. 8. Mecklenburger Teleskoptreffen (MTT) in Lohmen Do., 09.-So., 12.09. 9. Sankt Andreasberger Teleskoptreffen (STATT) Sonnabend, 11.08. Partielle Sonnenfinsternis (in fast ganz Skandinavien beobachtbar) So., 12./Mo., 13.08. Perseïden Sternschnuppenstrom Sonnabend, 25.08. 15:30 Fachgruppe „Visuelle Beobachtung“ im Johanneum Sonnabend, 25.08. 16:00 ASL Sommerfest im Eiscafé Eisvogel in Utecht September Montag, 03.09. Komet 21P/Giacobini-Zinner beim Stern Capella, ggf. freiäugig sichtbar Mittwoch, 05.09. 19:00 Astro-Abend im Gemeindesaal der St.-Martin-Kirche Do., 06.-So., 09.09. Schleswig-Holsteiner Teleskoptreffen (SHT) in Rendswühren Sonnabend, 08.09. 14:30 Herbstwaldlauf im Wesloer Forst, BSV Lübeck Do., 13.-So., 16.09. Internationales Heide-Teleskoptreffen Hohenwoos (IHT) Fr., 14.-So., 16.09. Westhavelländer Astrotreff (WHAT) im Sternenpark Westhavelland Dienstag, 18.09. 18:00 Fachgruppe „Digitale Astrofotografie“ im Johanneum Sonnabend, 29.09. 15:30 Fachgruppe „Visuelle Beobachtung“ im Johanneum

– 7 – Astro-Aktuell Totale Mondfinsternis und Marsopposition am 27.07.2018 von Torsten Lohf Am Abend des 27. Juli – erfreulicherwei- Der Eintritt in den Halbschatten ist nicht se ist es ein Freitag – können wir eine totale sichtbar. Erst wenn der Mond deutlich in den Mondfinsternis beobachten. Mit 104 Minuten Halbschatten eingetreten ist, kann man eine Totalität ist sie die längste Finsternis in diesem leichte Abdunklung erkennen. Das gilt analog Jahrhundert. auch für den Halbschattenaustritt. Wir verpassen allerdings den ersten Teil Zeiten der Finsternis der Finsternis, da der Mond erst nach dem 19:13 Eintritt in den Halbschatten Eintritt in den Kernschatten bei uns aufgeht. 20:24 Eintritt in den Kernschatten Durch die Horizontnähe ist der (teil-)verfin- 21:20 Mondaufgang in Lübeck sterte Mond im Südosten ein reizvolles Foto- 21:30 Beginn der Totalität motiv neben irdischen Objekten. 22:22 Mitte der Finsternis Die komplette totale Phase ist bei uns sicht- 23:13 Ende der Totalität bar. Dabei sehen wir den Mond sich von rechts 00:19 Austritt aus dem Kernschatten nach links durch den Erdschatten bewegen. 01:30 Austritt aus dem Halbschatten Später am Abend gesellt sich unser Nach- barplanet Mars zur Mondfinsternis und ist als

– 8 – Der Mars befindet sich unterhalb des total verfinsterten Mondes. Anblick gegen ca. 23:00 Uhr (Stellarium) rötliches helles Objekt unterhalb des Mondes diese Umstände strahlt der Mars sehr hell und zu sehen. Der Mars befindet sich an diesem übertrifft sogar den Riesenplaneten Jupiter. Tag auch in Opposition zur Sonne. Hinzu Diese Marsopposition ist zusammen mit der kommt, dass die diesjährige Marsopposition totalen Mondfinsternis ein wirklich seltenes relativ dicht an der Erde stattfindet. Durch Himmelsereignis.

Berichte Bericht vom VdS-Fachgruppen-Workshop „Spektroskopie“ von Klaus Ammann 1 Allgemeines Zeiten hinaus schon zum Frühstück und Der VdS-Workshop der Fachgruppe noch beim Abendessen gefachsimpelt wer- „Spektroskopie“ fand vom 24. bis 26. No- den konnte (Abb. 1). vember 2017 in Heppenheim an der Berg- 2 Der Veranstaltungsort straße statt. Im Vorfeld gab’s eine Umfrage Der Workshop selbst fand an der bei den Interessenten, ob Heppenheim oder Starkenburg-Sternwarte (Abb. 2) statt, die Potsdam als Veranstaltungsort bevorzugt knapp unterhalb des Gipfels des Heppen- wird. Nun, die Mehrheit war für Heppen- heimer Schlossbergs und – wie aus Abb. 3 heim und so war eine Anreise von gut 600 zu ersehen – recht einsam in einem Wald- km erforderlich. stück liegt. Die Sternwarte ist übrigens mit Die meisten Teilnehmer hatten sich im einer radioastronomischen Empfangsanlage Heppenheimer Gasthof Jäger einquartiert, ausgerüstet. Abb. 4 zeigt die zugehörige sodass über die eigentlichen Workshop- Antenne mit abgeklapptem Radom (Wet-

– 9 – Abb. 1: Fachgespräche auch außerhalb der Workshop-Zeiten

Abb. 2: Starkenburg-Sternwarte

– 10 – Abb. 3: Lage der Sternwarte am Schlossberg-Hang (Google-)

Abb. 4: Radioastronomie-Antenne, 3 m Durchmes- Abb. 5: die namensgebende Starkenburg ser (Foto aus Internetauftritt der Sternwarte)

Abb. 6: Heppenheim mit Rheinebene von der Burgschänke aus

– 11 – terschutz). Der 295 m hohe Schloss- berg liegt am westlichen Rand des Odenwaldes. Auf seinem Gipfel thront die mittelalterliche Starkenburg (Abb. 5), zu seinen Füßen erstreckt sich die Rheinebene und gibt den Blick frei auf die ca. 15 bis 20 km Luftlinie entfernten Städte Mannheim, Ludwigshafen und Worms und den dahinter liegenden Pfälzer Wald (Abb. 6). Da nur einige Wegminuten von der Sternwarte entfernt die Burgschänke der Starkenburg (Abb. 7) liegt, war auch für eine Stärkung zur Mittagszeit Vorsorge getroffen. Also: Perfekte Rah- menbedingungen!

3 Der Workshop Die Organisatoren und Referenten des Workshops waren Daniel Sablowski, Doktorand am Leibniz-Institut für Astrophysik Pots- Abb. 7: Burgschänke (Foto aus Internet) dam (AIP). Daniel ist in der Spektro-

Freitag, 24.11.2017 ab 17:00 Uhr Eintreffen der Teilnehmer: Bezug der Zimmer Spectro-In im Gasthaus Jäger Sonnabend, 25.11.2017 09:00-09:30 Einführung Messtechnik: Was ist messen? Sablowski 09:30-10:45 Übersicht Spektrometeroptik: Grundlagen, Parameter, Layouts Sablowski 10:45-11:00 Kaffeepause 11:00-12:00 Spektrometeroptik: Zusatztechniken Sablowski 12:00-12:45 Peripherie Instrumentierung: CCD-Technik, Kopplung an das Teleskop Sablowski 12:45-14:15 Mittagessen 14:15-15:00 Peripherie Instrumentierung: Kalibration, Flat & Co. Sablowski 15:00-15:30 Prinzipielles Vorgehen bei der Datenreduktion Schanne 15:30-16:00 Pause 16:00-16:30 Einführung in die Linux-Umgebung Schanne 16:30-18:00 Erste Schritte in MIDAS Schanne 16:00-16:30 Windows-Programme (Optional) Sablowski 16:30-18:00 Datenverarbeitung & Reduktion in Windows (Optional) Sablowski Sonntag, 26.11.2017 09:00-12:00 Datenreduktion & Analyse der Spektren Schanne / Sablowski 12:00-13:00 Abschluss-Diskusion Abb. 8: Workshop-Programm

– 12 – LINUX-Umgebung be- nötigt wird. Die hatte ich mir vorher also auf meinem Notebook in- stallieren müssen und mich auch schon ein wenig mit der neuen Oberfläche vertraut gemacht. Dann wur- de aber doch nicht al- les so heiß gegessen, wie’s gekocht worden war – soll heißen: Aus Zeitgründen blieb es bei der Erklärung der wesentlichen MIDAS- Schritte; die ursprüng- lich geplanten Übungen mit MIDAS fielen un- Abb. 9: eigentlich alles super, nur ein bisschen ter den Tisch. Schade frisch war‘s in der Starkenburg-Sternwarte eigentlich. skopie-Szene bekannt als Betreiber der 4 Fazit Firma, die den MiniSpec™, ein Niedrig- Ein interessanter Workshop mit der Preis-Spektroskop, bis vor etwa einem Jahr Möglichkeit nette Spektroskopiefreunde hergestellt und vertrieben hat. Die Firma aus süddeutschen Gefilden kennen zu ler- existiert heute nicht mehr. nen. Beim nächsten Workshop der Fach- Lothar Schanne aus Mannheim, ein gruppe werde ich wohl wieder mitmachen, „Aktivist“ der Spektroskopie-Szene. Be- vor allem wenn er in Potsdam stattfinden kannt durch Vorträge auf VdS- und son- sollte. stigen Veranstaltungen sowie gegebenen- falls durch einschlägige Astroforen-Chats. Die beiden Referenten sind gerade bei den Abschlussarbeiten für ihr gemeinsames Buch über Astrospektroskopie und Spek- troskop-Eigenbau. Der Workshop war kostenlos und wur- de von knapp 20 Personen besucht. Die besprochenen Themen gehen aus dem in Abb. 8 dargestellten Programm hervor. Eine Besonderheit des Workshops lag darin, dass für die Datenreduktion keine Windows-basierten Programme zur An- wendung kamen sondern ausschließlich Abb. 10: Abschiedsfoto vom Bahnhof Heppenheim das ESO-MIDAS-Programm, für das eine mit Blick auf den Schlossberg mit der Starkenburg

– 13 – Sonntagmorgen 3:48 Uhr und Jupiters Monde von Oliver Paulien

Im Allgemeinen wird ja auf die Schulen so trafen wir uns zum ersten Gedankenaus- und deren Ideenlosigkeit gemeckert, aber es tausch Anfang Februar in dem Café Bar Celo- geht auch anders. Die Geschwister-Prenski- na. Mona berichtete mir, dass sie sich schon Schule stellte einer Klasse verschiedene The- dreimal getroffen haben um mit einem 8x40 men für ein Referat vor. Ein Thema fiel dabei mm Fernglas Jupiter zu beobachten. Leider besonders aus dem Rahmen. Die Lehrer stell- konnten sie bei dieser Vergrößerung nichts ten folgende Fragen für ein Referat: „Kann erkennen. Material über die Monde und das man als normaler Bürger die Jupitermonde Jupitersystem hatten die Drei schon reichlich sehen und die Bewegung der Monde fest- gesammelt. Und dann hatte ich eine Idee… Ich stellen und darstellen?“ Also ich fand dieses lud die drei Planetenforscher zu mir ein, um Thema toll! sich dem Jupiter mal mit etwas mehr Vergrö- Über unsere Homepage nahmen Matil- ßerung zu nähern. da, Mona und Rouven Kontakt mit unserem Wir verabredeten uns zum gemeinsamen Verein auf. Ich war von der Idee so begeistert, Beobachten und hofften nun nur noch auf dass ich die Schüler unterstützen musste und gutes Wetter. Nachdem drei Termine den

Mona und Matilda beobachten und zeichnen die Jupitermondbewegungen im Rahmen eines Schulprojektes

– 14 – Deutlich sieht man die Bewegung des Jupitermondes Io (60 Minuten Zeitdifferenz) Aufgenommen fokal im Starfire, 1016mm Brennweite und ISO 100, Belichtungszeit 5 Sekunden

Wolken zum Opfer fielen, klappte es dann monde Io, Europa, Ganymed und Callisto endlich am 11. Februar. Der Jupiter stand im standen alle rechts vom Jupiter. Mona er- Sternbild Waage tief am Morgenhimmel. Ich stellte sogleich eine Zeichnung, während machte Samstagnacht durch und baute mei- ich die Kamera vorbereitete. Nachdem Ju- nen 5 Zoll Starfire um 3:48 Uhr auf meinem piter und die Monde eingestellt und fokus- Sky-Parkplatz vor dem Haus auf. Kurz nach siert waren, machten wir eine ganze Reihe 4:00 Uhr fuhr ein Taxi vor und ich konnte von Aufnahmen. Innerhalb einer Stunde Mona und Matilda begrüßen. Rouven fiel konnten wir so die Bewegung vom Mond leider wegen Grippe aus. Das Thermometer Io deutlich optisch registrieren, zeichnen zeigte nur minus 8 Grad und ein eisiger Ost- und fotografieren! Mona und Matilda waren wind wehte. begeistert. Mona und Matilda waren begeistert, als Kurz nach 5:00 Uhr beendeten wir leicht sie Jupiter zum ersten Mal in ihrem Leben durchgefroren diese schöne, kalte Projekt- bei 200 x Vergrößerung live sahen. Die Luft nacht mit Jupiter und seinen Monden. Und war glasklar und das Seeing sehr ruhig. Die irgendwie fühlte ich mich danach wie Galileo Wolkenbänder SEB und NEB auf Jupiter vor über 400 Jahren, als er sein Teleskop zum stachen deutlich ins Auge. Die Jupiter- Jupiter ausrichtete.

– 15 – Deep Sky trotz Vollmond? von Knud Henke

Es ist Ende Februar 2018, knochentro- Sternwarte gemacht und jeweils 10 bzw. 15 ckene arktische Kaltluft strömt seit Tagen aus Minuten belichtet: dem Norden zu uns, die Temperaturen sinken Starten wir in der Nähe des linken Gürtel- auf -20°C. Fünf Tage und Nächte ohne Wol- sterns vom Orion und werfen einen Blick auf ken! Perfekter könnte das Wetter nicht sein den als Flammennebel bekannten Emissions- um endlich mal wieder Deep Sky-Objekte zu nebel NGC2024. Er wurde 1786 von Friedrich fotografieren. Wenn nur dieser Mond nicht Wilhelm Herschel entdeckt: wäre. 96 Prozent sind schon beleuchtet, in zwei Tagen ist Vollmond und das in ihm re- flektierte Sonnenlicht trifft auf das klare Weiß der tief verschneiten Straßen, Dächer und Felder. Es ist so hell, man kann nachts pro- blemlos Zeitung lesen. Farbaufnahmen über einen breiten Spek- tralbereich hinweg kann man bei diesen Be- dingungen vergessen. Das emittierte Licht der Deep Sky-Objekte geht in der Umgebungshel- ligkeit schlichtweg unter. Doch zum Glück hat unsere Sonne ihre Photosphäre und die in ihr enthaltenen Gase absorbieren einige der als Fraunhofersche Linien bekannten Wellen- längen des Lichtes. Im H-alpha-Bereich von Abbildung 1: Flammennebel (KH 2018: AtikOne, 656,28 Nanometern z.B. ist unsere Sonne und 970mm, f7, 4x 900s, Astrodon Ha 3nm) damit der Mond dunkel. Jetzt braucht man Direkt daneben befindet sich der Pferde- nur noch einen extrem schmalbandigen Filter, kopfnebel. Diese schöne Dunkelwolke hebt der nur Licht im Bereich einer Wellenlänge sich deutlich von dem dahinterliegenden von 656,28 nm durchlässt und schon ist der Emissionsnebel IC434 ab. Dunkelwolken sind Mond nahezu ausgeschaltet. Ganz weg be- riesige Molekülwolken aus 10-20 kal- komme ich ihn auch mit dem 3 nm Astrodon- tem Gas. Sie können über viele Jahrmillionen H-alpha-Filter mit einer Durchlässigkeit von hinweg stabil bleiben. +/- 1,5 nm Wellenlänge nicht, dafür müsste er Ganz allmählich verdichten sie sich. noch schmalbandiger sein, aber es reicht, um Erste Protosterne entstehen in ihrem In- auch in unmittelbarer Nähe des Vollmondes neren und verdichten sich weiter, bis sie zufriedenstellende monochromatische Auf- heiß genug für die Kernfusion sind. Doch nahmen zu machen. Lasst Euch also mit- die Geburt eines Sternes bleibt hinter dem nehmen auf eine kleine Reise durch unseren umgebenden Staub verborgen. Nur wenn Wintersternenhimmel im Spektralbereich von der Sternenwind seinen „Kokon“ wegweht, 654,8 bis 657,8 nm. Die Aufnahmen wurden wird der Stern sichtbar. Und so wird auch mit einem 200 mm f2.8 Canon Teleobjek- eines Tages der Pferdekopfnebel auseinan- tiv sowie unserem 980mm f7.0 Tec Apo der der geweht werden und den Blick freigeben

– 16 – Abbildung 2: Pferdekopfnebel (KH 2018: AtikOne, 970mm, f7, 5x 900s, Astrodon Ha 3nm) auf einen oder mehrere neu entstandene Sternen. Aufgrund seiner im sichtbaren Licht Sterne im Universum. gut erkennbaren Kegelform wird NGC 2264 Dank des schmalbandigen H-alpha-Filters auch Weihnachtsbaum-Sternhaufen genannt. bleiben trotz der 15 Minuten Belichtungs- Direkt daneben, sozusagen Spitze auf Spitze, zeit die hellen Sterne kleine Punkte und die befindet sich der Konusnebel, der ebenfalls Strukturen der ionisierten Wasserstoffwolken mit seiner kegeligen Form an einen Weih- treten klar umrissen hervor. Nur eins sollte nachtsbaum erinnert, aber nicht mit dem man bei der Positionierung des Objektivs be- Sternenhaufen zu verwechseln ist. achten: dass das Licht des Vollmondes nicht Um Mitternacht ist es Zeit für ein kurzes direkt auf die Frontlinse fällt. Zur Not muss Experiment. NGC 3242 – ein klitzekleiner Pla- man die Tauschutzkappe verlängern. netarischer Nebel im Sternbild Wasserschlange Gegen 22:00 Uhr steht der Orion nur – kulminiert in einer Höhe von 18°. Der Nebel noch 25° über dem Horizont – Zeit das Ob- besteht aus einem 16 × 24 Bogensekunden aus- jektiv wieder in höhere Himmelsgefilde zu gedehnten dichteren Bereich und einer sichtba- schwenken. Die Wahl fällt auf NGC 2264 im ren lichtschwächeren Hülle von 40 × 35 Bogen- Sternbild Einhorn, einer etwa 100.000 Jahre sekunden Durchmesser. Die äußere Hülle hat jungen Ansammlung aus Protosternen und damit in etwa die gleiche Ausdehnung wie der

– 17 – Abbildung 3: Weihnachtsbaum-Sternenhaufen und Konusnebel (KH 2018: AtikOne, 970mm, f7, 10x 900s, Astrodon Ha 3nm) Planet Jupiter, weshalb er auch Jupiters Geist bandfilter absorbiert darüber hinaus sämtliche genannt wird. Leider ist er im Gegensatz zu Lichtphotonen außerhalb des drei Nanometer Jupiter ziemlich lichtschwach, und der Schmal- breiten Transmissionsbereiches. Trotz der 15

– 18 – Minuten Belichtungszeit erkennt man in der auf 600% der Ursprungsgröße aufgerissenen Aufnahme die Struktur des Nebels. Eigentlich erstaunlich, denn die drei gestackten Aufnah- men sind fokal zwischen 13° und 8° Höhe mit dem entsprechend horizontnahen schlechten Seeing aufgenommen. Dennoch, es gibt sicherlich eindrucks- vollere Objekte. Schauen wir also abschlie- ßend auf den diffusen Reflexionsnebel IC444 und den darunter liegenden -Rest Abbildung 4: Jupiters Geist (KH 2018: AtikOne, IC443 alias Quallennebel: 970mm, f7, 3x900s, Astrodon Ha 3nm)

Abbildung 5: IC444 und Quallennebel (KH 2018: AtikOne, 200mm, f2.8, 12x 600s, Astrodon Ha 3nm)

– 19 – Wie man sieht, kann man sich auch bei fläche auf einer nach innen stürzenden Spi- Vollmond dank aktueller Technik unter ralbahn seine Runden und wird irgendwann Kompromissen mit unserem Mond arran- aufgrund der Gezeitenkräfte zerreißen und gieren. Und ich bin dankbar, dass die Erde einen Ring formen. Milliarden Bruchstücke nur den einen hat und dass dieser stabil in würden dann das Sonnenlicht reflektieren. seiner Umlaufbahn steht. Wie es wohl für Und schon lange vorher wird sich eine neue unsere Ur-Enkel wäre, falls sie eines Tages psychische Krankheit unter den Mars-Astro- auf dem Mars siedeln und wie ihre Ur-Eltern nomen ausbreiten: Die Phobos-Phobie – die der Astronomie frönen wollen? Zwei Monde, Angst vor dem Zerbrechen des Trabanten Phobos und Deimos, trübten die freie Sicht und dem gleichzeitigen Ende der Mars- ins Universum. Der erstgenannte zieht in Astronomie. nur 6.000 km Höhe oberhalb der Marsober- Ich mag unseren Mond.

Abbildung 6: Fast Vollmond (KH 2018: Canon6D, CDK 3.454 mm, f6.8,12x 1/4000s)

– 20 – Sonnenaufgang hinter Buchenhecke (Olympus XZ-10 26mm,f4.7, ISO 400, 2/200s, Knud Henke)

Es wird Nacht über den Dächern Lübecks (EOS6D, 15mm, f4, ISO800, 30s, Knud Henke)

– 21 – Astronomische Zeichnungen von Silke Moll

NGC 1502 ist ein offener Sternhaufen im Sternbild Giraffe. Im Zentrum liegt ein optischer Doppelstern. Spektrosko- pisch aufgelöst ist es ein 4-fach System Entfernung: 3000 Lj., Helligkeit: 6,9 mag

M 31 (Andromedagalaxie) Unsere Nachbargalaxie war schon mit bloßen Augen aus Kücknitz heraus zu sehen. Entfernung: 2,5 Mio Lj., Helligkeit: 3,4mag Der Mond, Montes Apenninus Die Montes Apenninus sind das mächtigste Gebirge auf dem Mond. Sie sind ein Teil des Kraterwalles um das Mare Imbrium (Regen- meer). Das Gebirge ist rund 600 km lang und stellenweise über 5000 m hoch. Am nördlichen Rand liegt die Landestelle von Apollo 15.

Diese 3 Zeich- nungen entstan- den mit Hilfe meines 5“ Dob- son am 7.1 und 9.1.18. NGC 1502 und M31 mit dem 24mm Okular, die Mondzeich- nung mit einem 7mm Okular.

Die Sonne Eine kleine aber feine Fleckengruppe konnte ich am 10.2.18 beobachten und zeichnen. Für die Zeichnung benutzte ich mein 90mm Meade mit Sonnenfilterfolie und das 24mm Okular. Zeit sich zu verabschieden! von Knud Henke

Ihr Ende naht. Sie sind nach dem Mond Die zwischen 1997 und 2002 in den Erd­ die hellsten Objekte am Nachthimmel und geschossenen 66 aktiven (und elf Er- können heller als -8 mag werden: Iridium satz-) Telekommunikationssatelliten werden Flares. seit letztem Jahr eins zu eins durch die neue

Abbildung 1: Vollmond und Iridium Flare re- Abbildung 2: Iridium Satellite flektieren um die Wette (KH 2015: Canon 550D, (Smithsonian Air and Space Museum) 30mm, f 3.5, Iso 800, 20s)

Abbildung 3: Iridium Flare über dem leuchtenden Stadthimmel (KH 2016: Canon 600D, 11mm, f2.8, 30s)

– 24 – Iridium NEXT Generation ersetzt. Diesen bannen! In der Polaris 93 befindet sich ein fehlen leider die drei für die Flares verant- Artikel mit einem Abschnitt zur Iridium- wortlichen stark reflektierenden Main Mis- Fotografie. sion Antennen. Die Satelliten wurden übrigens entspre- Sobald der Nachfolgesatellit funktioniert, chend ihrer Anzahl nach dem 77. Element wird der Vorgänger auf eine instabile Bahn des Periodensystems benannt: Iridium. Das gebracht und verglüht einige Wochen bis Mo- extrem schwere und harte, silber-weiß glän- nate später. So haben Iridium 30 und 77 als zende Edelmetall aus der Gruppe der Platin- erste im September 2017 ihr Leben in einem metalle ist das zweitdichteste und das korro- Feuerball ausgehaucht. Seitdem lichtet sich sionsbeständigste aller Elemente. die Flotte. Auch Iridium 6, 8, 34 und 74 sind Iridium 33 war am 10. Februar 2009 ge- bereits verglüht. Neun weitere Iridium Satel- meinsam mit dem russischen Satelliten Kos- liten sind auf einer instabilen Umlaufbahn und mos 2251 in die erste Kollision künstlicher ihre Flares nicht mehr vorhersagbar. Im Juni Erdsatelliten im nahen Erdorbit verwickelt. 2018 wird der Austausch mit Iridium NEXT Die Kollisionsgeschwindigkeit von 35.000 abgeschlossen sein und bis Ende des Jahres km/h und der Aufprallwinkel von 102° wird sich auch der letzte Iridium Satellit auf sorgten für eine gigantische Geschosswolke einer unkontrollierten Bahn befinden. Dann aus etwa 100.000 Trümmerteilen, von de- ist Schluss mit Iridium Flares. Nutzt die Chan- nen die 2200 größeren katalogisiert wurden. ce noch ein paar dieser einzigartigen Refle- Schon mehrfach musste die ISS Ausweich- xionsblitze zu beobachten und die an UFOs manöver fliegen, wenn Trümmerteile auf die erinnernden Fotos auf den Kamera-Chip zu ISS Bahn abgesunken waren.

Abbildung 4: Iridium Flare über dem leuchtenden Stadthimmel (KH 2016: Canon 600D, 11mm, f2.8, 30s)

– 25 – Aus einer anderen Zeit von Knud Henke

Anfang Januar machten wir einen klei- erheben sich immer wieder freistehende nen Ausflug in unsere Hauptstadt. (Klei- Gebäude, deren Dächer – wenn nicht aus ner Tipp am Rande: Wer ohne vorbestell- einer großen Kuppel bestehend – von meh- te Besuchertickets die Reichstagskuppel reren kleinen Kuppeln bedeckt sind. Nur zu besuchen möchte, ruft im auf dem Dach gerne wüsste ich, welches Geheimnis sich befindlichen Café Käfer an und reserviert hinter welcher Kuppel verbirgt, welches einen Tisch. Die melden die Reservierung Instrument dort schlummert und welche dem Sicherheitsdienst und dann kann man Entdeckungen mit ihm schon gemacht ohne ticketgebundene Eintrittszeit durch wurden. die Kontrollen. Die Café-Aussicht ist auch Wir laufen vorbei an dem Astrophy- sehr lohnenswert.) Nach einem schönen sikalischen Observatorium, in dem einst Tag besuchten wir abends das Gelände vom Kaiser Wilhelm II. am 15. November 1891 Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam durch den schmalen Spalt der offenen – ein wunderschönes, leicht hügeliges Ge- Beobachtungskuppel fasziniert die totale lände auf dem Telegrafenberg. Unser Weg Mondfinsternis durch den 30cm-Refraktor führt immer bergauf. Das Licht der trüben beobachtete. Seine Majestät lauscht den gelblichen Laternen spiegelt sich in dem wissenschaftlichen Erklärungen des Insti- Kopfsteinpflaster. Zwischen den Bäumen tutsleiters Vogel. Dieser kommentiert die

Abbildung 1: Der große Refraktor in Potsdam (KH 2018: Canon 6D, 15mm, f2.8, Iso 1000, 0,2s)

– 26 – Abbildung 2: Per Taschenlampe aufgehelltes Gebäude des Astrophysikalischen Observatoriums (KH 2018: Canon 6D, 26mm, F2.8, ISO 4000, 0,1s) Ereignisse und schwärmt davon, was noch breite Treppe hinauf in den zweiten Stock. alles mit einem noch größeren und bes- Durch eine große Holztür betreten wir ei- seren Fernrohr betrachtet und erforscht nen gigantischen Kuppelraum. Über 20 Me- werden könne - es mangele nur an Geld. ter beträgt der Durchmesser der Kuppel. Acht Jahre später war es dann so weit, Sprossenfenster zieren in regelmäßigem und im Beisein des Kaisers wird 1899 das Abstand paarweise die Seitenwände. Da- neue Instrument in Betrieb ge- nommen. Und an diesem Ort ste- hen wir jetzt. Ein großes rundes Backsteingebäu- de erhebt sich aus der Dunkel- heit. Licht dringt durch die offene Tür, in der sich die Silhouette eines etwa 40-jäh- rigen Mannes mit kurzen Haaren abzeichnet. Er begrüßt uns und Abbildung 3: Blick auf die Fotoplattenhalterung des großen Refraktors bittet uns die (KH 2018, per Smartphone)

– 27 – Abbildung 5: Gemauerte Ziegelkonstruktion, durch die man ins Innere der gusseisernen Säule in den Kuppelraum kommt. seinen 12,59 Metern Brennweite für foto- grafische Aufnahmen konstruiert wurde. Um einen Blick durch das Teleskop zu werfen, betreten wir eine frei schwebende Plattform, die in die Kuppel eingehängt ist und deren Mittelteil auf Schienen rauf und runter bewegt werden kann. Hier forschte schon Albert Einstein und Johannes Hart- mann entdeckte 1904 die interstellare Ma- Abbildung 4: Mit Kuppel verbundene terie. Der Refraktor selber kann relativ Beobachtungsplattform leicht per Hand bewegt werden, solange rüber befinden sich alte Wandlampen und er nicht mit den Motoren verbunden wird. strahlen auf das Holzparkett, das den ge- Beobachtungen wurden noch bis 1968 samten Raum ziert. Auch die riesige Kuppel am Refraktor durchgeführt, danach wurde aus Stahlblech ist holzvertäfelt. Sie ruht der Betrieb eingestellt, weil seine optische auf massiven Stahlrädern, welche die gut Abbildungsqualität nicht mehr dem aktu- 200 Tonnen Gewicht tragen und bei Bedarf ellen Stand der Technik entsprach. motorbetrieben in die gewünschte Rich- Wie es sich für eine vernünftige Stern- tung drehen. Mitten im Raum befindet warte gehört, ist das Fundament der Säu- sich eine massive dunkelgrüne Säule aus le von dem des Gebäudes entkoppelt. Mit Gusseisen. Blattgold betont die eher indus- einer kleinen Sonderführung durch die triellen Zierelemente. Auf ihr thront eine Kellergewölbe konnten wir einen Blick auf äquatoriale Montierung, die das viertgrößte die gemauerte Ziegelkonstruktion werfen, Linsenteleskop der Welt trägt. Genau ge- durch die man über eine schmale Leiter nommen ist es ein Doppelteleskop, das aus bis ins Innere der gusseisernen Säule im zwei fest verbundenen optischen Instru- Kuppelraum kommt. menten besteht. Das kleinere Teleskop (50 Nur 200 Meter entfernt liegt der Ein- cm Durchmesser, 12,14 Meter Brennweite) steinturm – ein Sonnenobservatorium, in wurde für die visuelle Beobachtung gebaut, dem noch aktiv geforscht wird. Aber das während das größere 80 cm-Teleskop mit ist eine andere Geschichte…. Aufgenommen mit meinem 5 Zoll Refraktor, fokal mit 1300 mm Brennweite. Die Belichtungszeit lag bei einer 1/4000 Sekunde durch unseren– 28 – Herschelkeil der Sternwarte. ISO 100. Meisterwerke vom Winterhimmel: Rosettennebel (oben) und Orionnebel (unten), aufgenommen in Utecht mit einer Canon EOS 750 Da bei ISO 800 mit einem 5 Zoll Starfire Refraktor (Oliver Paulien)

– 29 – Halterung für den Polarie Star Tracker aus 3D-Druckteilen von Peter Lüneburg

„Es ist immer wieder schön, wenn eine Idee Wirklichkeit wird und dann auch noch so funk- tioniert, wie man es sich vorgestellt hat." Ein klein wenig Aufregung war schon mit dabei, als ich das letzte 3D-Druckteil für mei- ne Polarie-Halterung erhalten hatte. Endlich konnte ich alle Teile zusammensetzen und ausprobieren: Fazit: Es funktioniert PRIMA. :-) Aber der Reihe nach: Auf die Idee eine Halterung für die Po- larie zu bauen bin ich gekommen, weil mir die Standardbefestigung der Polarie auf die Schnellspannplatte des Stativs mittels einer R1/8"-Schraube (entspricht ungefähr einem M6-Gewinde) gelinde gesagt nicht sonderlich vertrauenserweckend erschien. Insbesondere wenn auf die Polarie noch ein Kugelkopf und auf diesem dann noch die Kamera mit einem 300 mm Tele aufgesattelt wird. Zusätzlich belastet wird das "Schräub- chen" durch die ca. 53° Neigung für die Pol­ ausrichtung (für die Fachleute: durch diese Neigung wird die 1-Schraubenbefestigung einem nicht unerheblichen Biegemoment ausgesetzt). Ein anderer negativer Aspekt / Erfahrung ist, dass sich des öfteren z.B. beim Ausrichten der Kamera das "Schräubchen" löst und damit die Polausrichtung perdü ist. Durch die Polarie-Halterung werden bei- de Negativ-Effekte eliminiert – das "Schräub- chen" fixiert jetzt lediglich die Polarie im Aufnahmeschuh, das Gewicht des ganzen Konstrukts wird ohne großes Biegemoment im Schwerpunkt auf das Stativ übertragen und die Verbindung zwischen Stativ und Polarie kann sich nicht lösen! Der Neiger des Stativs wird mit Wasser- waage horizontal ausgerichtet, die Polarie liegt in der Halterung um 53° geneigt, so dass die Winkellage, wenn überhaupt, nur mini-

– 30 – Hier noch ein paar Infos zur Herstellung und den Kosten: Hergestellt wurde die Halterung im 3D- Druckverfahren aus einem PET-Kunststoff (ähnlicher Werkstoff wird für die PET-Ge- tränkeflaschen verwendet). Die Teile kann man, so man denn ein 3D- Modell hat, im Internet bei einschlägigen Fir- men bestellen, die einem solche Teile „dru- cken“ (geht so leicht wie Fotoabzüge online bestellen), allerdings liegt der Richtpreis für 3D-Druckteile bummelig bei 0,50€ pro cm³! Die Halterung hat ein Gesamtvolumen von ca. 330 cm³ – nach Adam Riese wären mal nachjustiert werden muss. Den Stativkopf das mal so eben 165,00€! braucht man jetzt nur noch um die vertikale Dieser Weg ist also doch eher was für gut Achse auf den Pol auszurichten (mit Polsu- Betuchte. cher, Guckloch oder Kompass). Mittlerweile haben aber schon eine ganze Wenn es draußen beim ersten Praxistest Reihe von Hobbybastlern sich solche Drucker nur nicht so a....kalt und mondhell gewesen selbst gebaut. Ein Arbeitskollege hat mir die wäre, hätte ich gern noch ein wenig länger Teile auf seinem heimischen Drucker hergestellt ausgehalten. und wollte lediglich die Materialkosten ersetzt So reichte es aber nur für ein paar Probe- haben. Das wären dann so 12 bis 15€ gewesen. aufnahmen → bei etwas widrigen Windverhält- Da das Drucken der Teile aber insgesamt nissen konnte ich den Orion (genau im Süden) ca. 20 Stunden (!) gedauert hat und um den 90 sec problemlos und ohne Striche belichten. Kollegen für eventuelle weitere Projekte bei

– 31 – der Stange zu halten, habe ich ihm 50,00€ in anbelangt, sind Schnellspannplatten oder die Hand gedrückt. Das ist die Spannbreite bei Wechselplatten für Stative. Ich habe z.B. eine den Kosten, derer man sich bewusst sein sollte. Wechselplatte mit einer integrierten Aufnah- Was sich wirklich gut machen lässt, ins- me für einen Leuchtpunktsucher drucken las- besondere was Herstellungszeit und -kosten sen – piekfein!

Orion Gürtel & Schwert entstanden aus 10 Einzelaufnahmen à 90 sec Belichtungszeit; ISO1600; 110mm Brennweite; F5,6. Die Aufnahmen sind mit Fitswork gestackt und ein klein wenig nachbearbeitet worden.

– 32 – Das bekannte Leo-Triplett (Messier 65, 66 und NGC 3628), ist eine kleine Galaxiengruppe in Sternbild Löwe und besonders gut im Frühjahr zu sehen. Die Entfernung beträgt ca. 35 Millionen Lichtjahre. (Torsten Brinker)

– 33 – Serien Das Sternbild Goldfisch (Dorado) Herkunft, Mythologie, Beobachtungshinweise zusammengestellt von E.-Günter Bröckels Zu Zeiten des Welt- erte sehr lange und war umseglers Ferdinand zudem sehr gefährlich Magellan brachen viele und verlustreich. Abenteurer auf das „El Nachdem Chri- Dorado“, das Land, in stoph Kolumbus im welchem Milch und Jahr 1492 nach der Honig fließt und Gold gelungenen Atlan- im Überfluss zu finden tiküberquerung das ist, für sich zu entde- südliche Amerika cken. Vor allem portu- Goldfisch – Cyprinus Auratus entdeckt hatte, suchte giesische und spanische Ferdinand Magellan Kapitäne unternahmen im Namen und Auf- nach einer Passage zum Indischen Ozean, der trag ihrer Könige extrem weite Handelsreisen Pazifik war ja noch nicht bekannt, wo sich über See um an die für damalige Zeiten gold- die Gewürzinseln, die Molukken, befanden. wertigen asiatischen Gewürze zu gelangen Unter den Gelehrten herrschte nämlich schon und auf dem schnellsten Seeweg in ihre Hei- zu dieser Zeit die Vorstellung von der Kugel- mat zu bringen. Der harte Konkurrenzkampf, gestalt der Erde. Somit mussten sich die Mo- besonders der zwischen Spanien und Portu- lukken westlich von Amerika befinden, wobei gal, bewegte schließlich einige wenige und be- noch nicht bekannt war, wie groß und lang der sonders wagemutige Pioniere nach kürzeren südamerikanische Erdteil war. Immer wieder Verbindungswegen für die Handelsflotte zu wurde das riesige Mündungsdelta des Rio de suchen. Der inzwischen bekannte Seeweg um la Plata für die Einfahrt zur Passage gehalten Afrika und das Cap der guten Hoffnung dau- und so suchte auch Magellan hier vergeblich

Route der ersten Weltumsegelung unter Ferdinand Magellan (1519-22)

– 34 – danach. Er suchte akribisch die Ostküste Süd- Die Skelettzeichnung zum Sternbild Gold- amerikas ab und fand schließlich die Passage fisch besteht aus mehreren Sternen, die in zwischen Chile und Feuerland. Diese Route einer gebogenen Linie angeordnet sind und war aber letztendlich noch unpraktischer als annähernd die Rückenlinie eines Fisches er- die um Afrika. Die Passage heißt noch heute kennen lassen. Das Sternbild Goldfisch kann, Magellanstraße. Ein Begleiter auf dieser Reise, obwohl es nur aus Sternen kleiner als 3. Größe Antonio Pigafetta, hatte alle wichtigen Reise- besteht, leicht gefunden werden, da es rund begebenheiten (1521) aufgezeichnet; unter 12° südwestlich von Canopus liegt, dem zweit- anderem auch astronomische und astronau- hellsten Stern am Himmel. tische Beobachtungen Magellans. Somit sind Das Sternbild Goldfisch / Dorado gehört auch die ersten europäischen Beschreibungen also zu den Sternbildern der südlichen He- der beiden mit bloßem Auge gut sichtbaren misphäre und liegt somit außerhalb der irregulären Galaxien des südlichen Sternen- Reichweite nordeuropäischer Sternfreunde. himmels, der Magellanschen Wolken, erstellt Gelegentlich findet man außer dem Namen worden. Goldfisch auch die Bezeichnung Schwertfisch Über welche Assoziation das gesuchte „El für diese Formation. In der Antike war dieses Dorado“ mit Seefahrt, Reichtum und Über- Sternbild den Kulturen der nördlichen Hemi- fluss schließlich mit Goldfisch verbunden sphäre unbekannt. Die holländischen Seefah- wurde: ??? rer und Astronomen Pieter Dierkzoon Kayser

Das Sternbild Goldfisch

– 35 – und Frederick de Houtman haben Ende des Stern umrundet. Sein Licht braucht bis zu 16. Jahrhunderts zwölf Sternbilder zu den bis uns 200 Jahre. hat auch einen dahin 48 bekannten Sternbildern eingeführt optischen Partner mit der Katalogbezeich- und auf einem mittlerweile verschollenen nie- nung CCDM J04340-5503C. Dieser hat kei- derländischen Himmelsglobus abgebildet. nen physikalischen Kontakt zu den anderen Im Jahre 1603 veröffentlichte der deutsche zwei Sternen. Alle zusammen markieren die Astronom Johann Bayer (1572-1625) seinen Schwanzwurzel des Goldfisches. Himmelsatlas Uranometria mit den übernom- β Dor ist ein veränderlicher Stern, ein sog. menen neuen Sternbildern zu den Sterngrup- Cepheiden-Veränderlicher. Innerhalb einer pen in der Nähe des Himmels-Südpols. Er Periode von 9d19h12m schwankt seine Hellig- blieb bei der vorgegebenen Namensgebung keit zwischen 3m8 und 4m7. δ-Cepheiden sind dieser Sternbilder. sehr wichtig bei der Entfernungsbestimmung im Weltall. Ihre absolute Helligkeit steht im Dorado festen Verhältnis zu ihrer Periode. Es ist also Abkürzung: Dor möglich die absolute Helligkeit aus der Peri- Genitiv: Doradus ode abzuleiten. Ist die scheinbare Helligkeit deutsch: Goldfisch bekannt, unter der diese Sterne einem Beo- bachter auf der Erde erscheinen, so kann aus Anfang Januar erreicht das Sternbild Gold- dem Vergleich zwischen absoluter und schein- fisch gegen 22 Uhr seinen höchsten Stand am barer Helligkeit die Entfernung des Sterns Himmel und ist damit für Beobachter auf bestimmt werden. β Doradus markiert auf der der Südhalbkugel ein Sommersternbild. Das Position RA 05h33m38s und DEC -62°29´23“ Sternbild Goldfisch ist erst südlich von 20° als gelber Riesenstern der Spektralklasse F8Ia Nord bis 90° Süd vollständig zu sehen. Es hat den Nacken des Goldfisches. Diese photo- einen Flächeninhalt von 179 Quadratgrad, die nische Information braucht 1040 Jahre bis sich in RA von 3h 53m 17s bis 6h 35m 45s und in zum Eintreffen bei uns. Deklination von −70° 06′ 15″ bis −48° 40′ 12″ γ Dor ist der nördlichste figurbilden- erstrecken. Umgeben wird der Goldfisch von de Stern und markiert auf der Position Norden im Uhrzeigersinn von den Sternbil- RA 04h16m02s / DEC -51°29`12“ das Schwanz­ dern Grabstichel, Pendeluhr, Netz, Kleine ende des Goldfisches. Seine visuelle Hellig- Wasserschlange, Tafelberg, Fliegender Fisch keit von 4m3 ist leicht variabel und kommt und Maler. von einem F0V-Stern über eine Distanz von Meteorströme sind aus der Himmelsregi- 67 Lichtjahren zu uns. Der Prototyp Gam- on des Sternbildes Goldfisch keine bekannt. ma Doradus wurde 1963 als veränderlicher α Dor ist mit 3m3 der hellste Stern im Stern identifiziert und galt lange als Verän- Goldfisch. Von Canopus, dem hellsten Stern derlicher ohne Grund. Die Annahme nicht- des Südsternenhimmels, aus erreicht man radialer Schwingungen oder Pulsationen an nach etwa 12 Grad in westlicher Richtung der Oberfläche als Ursache des Lichtwechsels α Doradus. Er ist ein 3m3 heller Doppel- beruht auf dem Ausschluss aller anderen be- stern mit einer Oberflächentemperatur von kannten Mechanismen. Solche Sterne sind 11.600 Kelvin auf der Position RA 04h33m59s typischerweise jung, liegen auf der Haupt- und DEC -55°02´42“. Er gehört der Spek- reihe und haben einen Spektraltyp zwischen tralklasse A0III an und wird in ca. 12 Jahren F0 und F2. Charakteristische Amplituden der von einem 4m3 hellen und 12.200 K heißen Helligkeitsschwankungen liegen bei bis zu

– 36 – 0,1 Magnituden mit Perioden zwischen 0,4 sen. Die Hauptkomponente, A, und 3 Tagen. ist 4m8 hell, hat eine Oberflächentemperatur δ Dor markiert das Auge des Gold- von 6.100 Kelvin, gehört der Spektralklasse fisches auf der Position RA 05h44m47s und F7V an und ist somit noch dem bloßen Auge DEC -65°44´08“ mit einer Helligkeit von zugänglich. Der Begleiter, ζ Dor B, ist ein mit 4m3 von einem A7V-Spektraltypen in einer 9m0 lichtschwacher K7V-Typ. Sie befinden Raumtiefe von 145 Lichtjahren. Er markiert sich auf der Position RA 05h05m31s und DEC zudem regelmäßig alle 18,6 Jahre den Südpol -57°28´22“. Durch die Präzession wandert des Mondes, hervorgerufen durch dessen dieser Stern im Jahr 6400 in das Sternbild Präzession, mit einer höheren Genauigkeit, Pictor/Maler. als es Polaris für die Nordpolposition der λ Dor markiert die vordere Spitze der Rü- Erdachse erreicht. ckenflosse vom Goldfisch auf der Position ε Dor steht in der Randzone der Großen RA 05h26m18s und DEC -58°54´36“ aus einer Magellanschen Wolke und markiert dort das Entfernung von 458 Lichtjahren mit einer Maul des Goldfisches aus einer Entfernung Helligkeit von 5m1 und gehört als gelber Rie- von 512 Lichtjahren. senstern der Spektralklasse G8III an. ζ Dor markiert das hintere (nördliche) ESO 56-115 / NGC 292 – GMW – LMC Ende der Rückenflosse des Goldfisches. Zeta Das wohl bekannteste Objekt dieses Stern- Doradus ist ein Doppelsternsystem, dessen bildes ist die Große Magellansche Wolke, eine Komponenten bei einer Raumtiefe von nur 38 der beiden Begleiter unserer Galaxie. Diese Lichtjahren ganze 12.400 AU Distanz aufwei- irreguläre Galaxie, die Strukturmerkmale ei-

NGC 292/ESO 56-115 Gr. Magellansche Wolke

– 37 – ner Balkenspirale zeigt, liegt mit ihren 10 – 15 Tarantel-Nebel, eines der größten bekannten Milliarden Sternen in einer Entfernung von Sternentstehungsgebiete. Es wurden auch etwa 170.000 Lichtjahren von der Erde und ist mehrere Bedeckungsveränderliche gefunden, damit unserer Heimatgalaxie sehr nahe. Mit die auf Planetensysteme schließen lassen. Im einer absoluten Helligkeit von -19M gehört Jahre 1987 flammte dort eine Supernova auf, sie zu den helleren Galaxien. Ihre scheinbare sie war die erdnächste seit 383 Jahren. Die Größe ist dank ihrer Nähe mit etwa 500 × 600 Magellanschen Wolken wurden erstmals im Bogenminuten sehr groß, zumal der Voll- Jahr 964 vom persischen Astronomen Al Sufi mond nur unter einem Winkel von 30 Bo- in seinem „Buch der Fixsterne“ schriftlich genminuten erscheint. Mit bloßem Auge gut erwähnt. Erste schriftliche Aufzeichnungen zu sehen, vermittelt die Große Magellansche eines Europäers zu den Magellanschen Wol- Wolke den Eindruck eines losgelösten Teils ken sind die oben erwähnten Beobachtungen der Milchstraße. Im Prismenfernglas oder Te- F. Magellans, die A. Pigafetta 1519 / 1521 ver- leskop bietet die Magellansche Wolke einen öffentlichte. fantastischen Anblick. Schon in kleinen Fern- 30 Dor / NGC 2070 ist die Katalogbe- rohren zeigen sich in ihrem Inneren Sterne, zeichnung für den Tarantel-Nebel. Er ist ein Sternhaufen und Nebel, unter anderem der großer mit dem bloßen Auge sichtbarer und

NGC 2070/30 Dor Tarantel-Nebel HST

– 38 – gewunden erscheinender Nebel. Er liegt noch innerhalb der Großen Magellanschen Wol- ke auf der Position RA 5h38m42s und DEC -69°06´03“. Der Name des Nebels leitet sich von seiner Gestalt ab – er ähnelt einer Spinne. Der Tarantel-Nebel ist ein riesiger Emissi- onsnebel, der in der Entfernung des Orion- Nebels etwa die fünffache Fläche des ganzen Sternbildes Orion ausfüllen würde und ist wohl einer der herausragendsten Nebel am sichtbaren Himmel. Er ist eines der größten bekannten Sternentstehungsgebiete in der lokalen Gruppe und trotz seiner Entfernung von rund 160.000 +/- 10% Lichtjahren schon in kleinen Fernrohren zu sehen. Er hat eine Winkelausdehnung von 40‘ × 25‘ (was ~2000 R 136 offener Sternhaufen im Tarantel-Nebel Lichtjahren entspricht) und eine scheinbare Helligkeit von +8,0 mag. Entdeckt wurde 30 der Erde beträgt circa 160.000 bis 165.000 Doradus im Jahre 1751 vom französischen Lichtjahre. Astronomen Nicolas Louis de Lacaille, der ist ein Doppelsternhaufen im ihm aber eine Sternnummer (30) gab. John Nordteil des Tarantel-Nebels. Er ist ebenso Herschel bezeichnete ihn wegen seiner im wie der Supersternhaufen aus Gasen Fernrohr sichtbaren Verwirbelungen als „Loo- des Tarantel-Nebels (30 Doradus, NGC 2070) ped “. hervorgegangen. Dieser Nebel gilt als eine R136 (genauer auch RMC 136 als Akro- der aktivsten Regionen für Sternentstehung. nym für Radcliffe Observatory Magellanic Einige der Riesensterne in Hodge 301 erhellen Clouds Catalogue) ist ein im Zentrum ebenfalls den umgebenden Tarantel-Nebel. des Tarantel-Nebels eingebetteter junger Sternhaufen, der den hellsten Bereich im Tarantel-Nebel bildet. Er enthält , den bis zum Stand 2010 massereichsten und hellsten bekannten Stern. Dieser Stern ist etwa 1 Million Jahre alt, besitzt von ehemals 320 Sonnenmassen zurzeit noch 265 bei ca. 35-fachem Sonnendurchmesser, strahlt zehn Millionen Mal heller als die Sonne und würde, befände er sich in unserem Sonnen- system, somit die Leuchtkraft der Sonne fast in dem gleichen Maße übertreffen, wie die Sonne den Mond überstrahlt. R136a1 hat eine Oberflächentemperatur von mehr als 40.000 Grad Celsius und ist damit etwa siebenmal heißer als unsere Sonne. Die Ent- fernung der Sterne dieses Sternhaufens von Hodge 301 offener Sternhaufen im Tarantel-Nebel

– 39 – riesige Mengen an Materie akkretiert und dadurch in- tensive Strahlung aussendet, da sich diese auf extrem hohe Tempera- turen aufheizt. Seyfert-Galaxien sind durch einen extrem hellen, aktiven Kern ge- kennzeichnet. NGC 1566 ist nach Messier 77 die zweithellste uns bekannte Seyfert-Galaxie. Sie ist außerdem Spiralgalaxie NGC 1566 das hellste Objekt Hodge 301 ist aber mit 25 Millionen Jahren der Dorado-Gruppe. Die Galaxie wurde am etwa zehnmal älter als R136, da im Doppel- 28. Mai 1826 von dem schottischen Astro- sternhaufen bereits mehrere Sterne als Su- nomen entdeckt. Am 19. Juni pernova endeten und die Reste ihrer Gase 2010 entdeckte Berto Morad aus Südafrika als Schockwellen durch den Tarantel-Nebel eine 16m0 helle Supernova auf der Position rasen. Diese Schockwellen, welche zur Ex- α 04h19m58,83s / δ -54°56´38,3“, das ist 13“ pansion des Gases führen, erzeugen grünlich- westlich und 22“ südlich des Zentrums von rosarote Filamente, die den Tarantel-Nebel NGC 1566. durchziehen. Gut zu erkennen sind drei rote Im Sternbild Goldfisch befinden sich da- Supersterne, die vor ihrem Ende innerhalb rüber hinaus noch die viel weiter entfernten der Entwicklung als Stern stehen. Galaxien NGC 1549, NGC 1553, NGC 1566 NGC 1566 ist eine Spiralgalaxie vom und NGC 1672. Hubble-Typ (R1‘)SAB(s)bc? im Sternbild Goldfisch, auch unter den Bezeichnungen Literatur- und Quellenhinweise: • Internet, z.B. Wikipedia,div. Autoren „Spanischer Tänzer“ oder „Grand Swirls“ be- • Internet, z.B. Astropedia, div. Autoren kannt. Sie befindet sich auf der Position RA • Starobserver.org, div. Bildautoren 4h20m0.4s / DEC -54°56´16“, hat eine schein- • Sternenatlas, Dunlop/Tyrion bare Helligkeit zwischen 10m3 und 9m4 und • Sternbilder von A – Z, A. Rükl • Buch der Sterne, Guinness eine Winkelausdehnung von 8,3 × 6,6 Bogen- • Schlüsseldaten der Astronomie, Harenberg minuten. Die Galaxie ist ungefähr 70 Millio- • Kosmos Himmelsjahr div. Jhg., H. U. Keller nen Lichtjahre vom Sonnensystem entfernt • Lexikon der griech.u.röm.Mythologie, Hunger, H. und hat einen Durchmesser von etwa 170.000 Lichtjahren. Sie ist als Seyfert-Galaxie Typ 1,5 Die Serie der Sternbild- klassifiziert, deren zentrales Schwarzes Loch beschreibungen wird fortgesetzt.

– 40 – IC 1805, IC 1848, Herz-, Seelen- nebel, im Sternbild Kassiopeia. Belichtet 27x 3 Minuten mit 260 mm Brennweite (Torsten Brinker)

– 41 – Planeten-Sudoku Anleitung für die Lösung des Sudokus

Man fülle die Feld- er so aus, dass jede waagerechte Zeile, jede senkrechte Spalte und jedes der 9 stärker umrandeten Quadrate aus 3 mal 3 Kästchen die neun Planetensym- bole jeweils nur einmal enthält. Die Namen aller Einsender von rich- tigen Lösungen, die die POLARIS-Redak- tion bis zum nächsten Redaktionsschluss erreichen, werden im nächsten Heft genannt.

Auflösung aus der letzten POLARIS Richtige Lösungen sandten ein: • E.-Günter Bröckels • Michael Kremin Herzlichen Dank!

E-Mail-Adresse der POLARIS-Redaktion: [email protected]

– 42 – ASL – Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck e.V. Der Jahresbeitrag beträgt 30€. Schüler, Auszubildende und Studierende bis zum 25. Lebensjahr sowie Rentner zahlen einen ermäßigten Beitrag von 15€. Für Familien wird ein Familienrabatt gewährt. Eine Aufnahmegebühr wird nicht erhoben. Der Beitrag ist innerhalb der ersten zwei Monate eines Jahres unauf- gefordert zu entrichten; eine Beitragsrechnung wird nicht zugesandt. Ein entsprechender Hinweis findet sich in der letzten POLARIS-Ausgabe des jeweiligen Vorjahres. Die Zahlung sollte über das Vereinskonto erfolgen. Aber auch Barzahlung bei einem Vorstandsmitglied ist im Rahmen von Veranstaltungen des Vereins oder der Sternwarte Lübeck möglich. Mitglieder, die mit der Beitragszahlung in Verzug geraten sind, haben keinen Anspruch auf Leistungen des Vereins. Ein Austritt aus dem Verein ist nur zum Ende eines Kalenderjahres möglich und mit einer Kündigungsfrist von drei Monaten schriftlich zu beantragen.

Impressum POLARIS – Mitteilungen des Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck e.V. ISSN 0930-4916 Redaktion Redaktionsteam: Klaus Ammann Torsten Lohf E-Mail: [email protected] Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Vorstandes bzw. der Redaktion wieder. Nachdruck, Vervielfältigung oder sonstige Verarbeitung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Vorstandes. Das Copyright verbleibt bei den einzelnen Autoren. Verantwortlicher Herausgeber Anschrift: Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck e.V. Postfach 2209 • 23510 Lübeck Homepage: www.sternwarte-luebeck.de E-Mail Vorstand: [email protected] E-Mail Homepage: [email protected] Vereinskonto: Sparkasse zu Lübeck AG IBAN: DE64 2305 0101 0002 2095 00 BIC: NOLADE21SPL Der Vorstand Vorsitzender: Oliver Paulien Geschäftsführer: Michael Kremin Schriftführerin: Ingrid Meyer-Jülich Fachwarte und Fachgruppen des ASL Bibliothek: Christoph Quandt, Malin Moll Geräte: Ralf Biegel Digitale Astrofotografie: Torsten Brinker Visuelle Beobachtung: Frank Pultar

Redaktionsschluss für die nächste POLARIS ist der 4. Juli 2018.