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GIS ANALYSE ZUR POTENZIELLEN GIS-Projekt WS ERWEITERUNG UND VERNETZUNG 2014/15 DER BEWEIDETEN GRINDEN IM NATIONALPARK SCHWARZWALD Falko Hirt, 200722 Sebastian Köhl, 200736 Judith Mayer, 200744 Friederike Schneider, 200767

Foto: Lukas Schmidt Inhalt

1 Einleitung ...... 1

1.1 Zielsetzung ...... 1

1.2 Wesentliche Vorhaben ...... 2

2 Theoretische Grundlagen ...... 3

2.1 Nationalpark Schwarzwald ...... 3

2.1.1 Nationalpark ...... 3

2.1.2 Naturräumliche Gegebenheiten ...... 5

2.2 Grinden ...... 8

2.2.1 Tradition der Grindenbeweidung ...... 8

2.2.2 Bewirtschaftungsmöglichkeiten von Grinden ...... 8

2.3 Naturschutz ...... 12

2.3.1 Naturschutzfachlicher Mehrwert der Grindenbeweidung ...... 14

2.3.2 Natura 2000 ...... 14

2.3.3 Life-Projekt „Grindenschwarzwald“ ...... 19

2.3.4 Maßnahmen ...... 21

3 Methodische Vorgehensweise ...... 24

3.1 Allgemeine Methodik ...... 24

3.1.1 Optische Begutachtung einiger Flächen ...... 24

3.1.2 Erarbeitung der theoretischen Grundlagen ...... 24

3.2 Methodik der GIS-Analyse ...... 25

3.2.1 Vergleich von Weideflächen aus früheren Jahren und heute ...... 25

3.2.2 Rasteranalyse ...... 27

3.2.3 Vektoranalyse ...... 29

3.2.4 Zusammenführung der Ergebnisse ...... 31

3.2.5 Kartenlayout ...... 33

3.3 Bewertung der Methodik ...... 34 I

4 Ergebnisse ...... 35

4.1 Ergebnisse der Recherche zur Schafbeweidung ...... 35

4.2 Ergebnisse des Vergleichs von historischen und aktuell beweideten Grindenflächen ...... 36

4.2.1 Historische Weideflächen...... 36

4.2.2 Aktuell beweidete Flächen ...... 38

4.2.3 Vergleich von historischen und heutigen Weideflächen im Nationalparkgebiet...... 41

4.3 Rasteranalyse...... 43

4.3.1 Darstellung der Hangneigung ...... 43

4.3.2 Reklassifizierung der Eignung bezüglich der Hangneigung ...... 45

4.3.3 Einbeziehung der Sonneneinstrahlung ...... 45

4.4 Vektoranalyse ...... 48

4.4.1 Identifikation von Ausschlussflächen und besonders geeigneten Flächen 48

4.5 Zusammenführung der Ergebnisse ...... 50

5 Fazit und Ausblick ...... 52

6 Danksagung ...... 52

7 Quellen ...... 53

7.1 Literatur ...... 53

7.2 Dokumente ...... 54

7.3 Rechtsquellen ...... 54

7.4 Internet ...... 54

II

Abkürzungsverzeichnis

Art. Artikel

BFN Bundesamt für Naturschutz

BNL (ehem.) Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz bspw. beispielsweise

DGM Digitales Geländemodell

DLM Digitales Landschaftsmodell

DOP Digitales Orthophoto et al. et alii (und andere) ff. fortfolgende

FFH Flora-Fauna-Habitat

LNatSchG BW Landesnaturschutzgesetz Baden- Württemberg LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg NLP Nationalpark

RL Rote Liste

RP Regierungspräsidium s. siehe s. o. siehe oben

SPA Special Protection Area (Vogelschutzge- biet nach Natura 2000) TK 25 Topographische Karte im Maßstab 1 : 25.000 v. a. vor allem vgl. vergleiche z. B. zum Beispiel

III

Abbildungsverzeichnis

Übersichtskarte der Nationalpark-Region ...... 4

Schafbeweidung (Foto: Lukas Schmidt) ...... 10

Ehemalige Schutzgebiete im NLP ...... 13

Kreuzotter (Foto: Lukas Schmidt) ...... 18

Rinderweide am Schliffkopf (Foto: Falko Hirt) ...... 23

Georeferenzierte historische Karte über der aktuellen TK 25 ...... 25

Ermittlung der Größe der aktuell beweideten Grindenflächen ...... 27

Klassifizierung der prozentualen Hangneigung ...... 28

Räumliche Abfrage zur Ermittlung der geeigneten Flächen ...... 32

Räumliche Selektion zur Entfernung der Ausschlussflächen ...... 33

Historisch beweidete Grindenflächen ...... 37

Hinterwälder Rinderherde (Foto: Lukas Schmidt) ...... 38

Aktuell beweidete Grindenflächen ...... 39

Aktuell beweidete Grindenflächen (Ausschnitt) ...... 40

Vergleich aktueller und historischer Weideflächen ...... 42

Hangneigung im Nationalparkgebiet ...... 44

Eignung der Hangneigung für die Beweidung ...... 46

Eignung der Hangneigung für die Beweidung unter Einbezug der Sonneneinstrahlung ...... 47

Vorauswahl der Beweidungsflächen ...... 49

Mögliche Flächen für Schaf- und Rinderbeweidung ...... 51

Winterabend im Nordschwarzwald (Foto: Sebastian Köhl) ...... 55

IV

1 Einleitung

Der im Südwesten Baden-Württembergs gelegene Schwarzwald ist mit 1500 Metern das höchste und mit 160 km Ausdehnung das größte zusammenhängende und wald- reichste Mittelgebirge Deutschlands. (vgl. SWR, PLANET WISSEN; 2014)

Der Naturraum Grindenschwarzwald und Enzhöhen ist einerseits als relativ wenig zerschnittenes Gebiet innerhalb des Schwarzwalds einzigartig; andererseits prägen auch die besonderen klimatischen Bedingungen das Kernstück des Nordschwarz- waldes.

Der Grindenschwarzwald erhebt sich als ein bis zu 200m hohes Buntsandsteinpla- teau am Westrand des Naturraumes und zeichnet sich durch sein charakteristisches Vegetationsbild aus, was auf die sich in den Hochlagen befindenden, namengeben- den Grinden zurückzuführen ist (vgl. MINISTERIUM FÜR UMWELT, KLIMA UND ENERGIEWIRTSCHAFT, 2014).

Ein Großteil der durch Brandrodung mit anschließender Beweidung und Streunut- zung entstandenen, sehr artenreichen Grindenflächen ist zwar im Laufe der Zeit durch Sukzession verschwunden, Teilflächen sind jedoch aufgrund diverser Pflege- maßnahmen erhalten geblieben.

Dass die Grinden einen wichtigen Lebensraum für viele Arten bieten und darüber hinaus ein wichtiges Kulturgut des Nordschwarzwaldes sind, ist unumstritten. Um dies zu erhalten, sieht der Zonierungsplan des Nationalpark Schwarzwald ein dauer- haftes Management der Grindenflächen in Managementzonen vor.

„Mit der Einrichtung des Nationalparks Schwarzwald am 01.01.2014 besteht nun die Notwendigkeit, die ehemaligen und bestehenden Grindenflächen zu erfassen und ihren ökologischen Wert zu analysieren“ (NATIONALPARK SCHWARZWALD, 2014).

1.1 Zielsetzung

Grundsätzliches Ziel dieser Arbeit ist es, innerhalb des Nationalpark Schwarzwald Flächen zu finden, mit denen die Grinden, die momentan durch Pflegemaßnahmen offen gehalten werden, erweitert und vernetzt werden könnten. Dies könnten bekann- te historische Grindenflächen sein oder aus anderen Gründen geeignete Flächen in räumlicher Nähe zu den bestehenden Grinden. Dazu soll eine GIS-basierte Potenti- alanalyse durchgeführt werden, mithilfe derer aufgrund verschiedener Kriterien ein- zelne Flächen herausselektiert werden. Die zentrale Frage ist, ob durch entsprechende Pflegemaßnahmen ein Grindenband geschaffen werden kann, um die Lebensräume sinnvoll zu vernetzen und so die Er- haltung bestimmter Arten besser zu gewährleisten.

1.2 Wesentliche Vorhaben

 Erfassung historischer Weideflächen im Nationalparkgebiet  Vergleich der Lage dieser historischen Weideflächen mit der Lage der heute beweideten Gebiete  Entwicklung von Kriterien zur Auswahl von Flächen, die sich als Erweiterungs- oder Vernetzungsgebiet zu den bestehenden Grinden eignen  Berücksichtigung von naturräumlichen, naturschutzfachlichen, kulturhistori- schen und landwirtschaftlichen Aspekten  Selektion infrage kommender Flächen  Empfehlung für die Erweiterung der bestehenden Grindenflächen

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2 Theoretische Grundlagen

2.1 Nationalpark Schwarzwald

2.1.1 Nationalpark

Der seit 01.01.2014 bestehende Nationalpark Schwarzwald zieht sich entlang der Schwarzwaldhochstraße zwischen Plättig und Alexanderschanze. Neben zahlreichen Exkursionen und Vorträgen werden außerdem verschiedene Ausstellungen mit In- formationen zu Flora und Fauna sowie der Geschichte des Schwarzwaldes angebo- ten. Jedoch sind nicht nur die naturschutzfachliche Betreuung des Nationalparkge- bietes, dessen Gesamtgröße ca. 10.062 ha beträgt, sondern auch Themen wie die pädagogische Betreuung der Besucher, Besucherlenkung sowie Öffentlichkeitsarbeit wichtige Hauptaufgaben der Nationalparkverwaltung. Die fünf Fachbereiche (Verwal- tung, Forschung und Monitoring, Regionale Entwicklung und Tourismus, Umweltbil- dung und Besucherbetreuung, Wald und Naturschutz), unterliegen der Leitung von Dr. Wolfgang Schlund und Dr. Thomas Waldenspuhl.

Ziel ist es, natürliche Prozesse zu schützen, diese Abläufe wissenschaftlich zu be- gleiten und dem Menschen näher zu bringen.

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Übersichtskarte der Nationalpark-Region

Sinzheim Baden-Baden

Gernsbach

Weisenbach

Bühl

Bühlertal

Forbach Ottersweier Enzk

Lauf

Sasbach chern

Sasbachwalden

Kappelrodeck Seewald

Seebach

Ottenhöfen im Schwarzwald

erkirch

Lautenbach

Baiersbronn Legende

Grenze Nationalpark Oppenau Ortschaften Gewässer Bad Peterstal-Griesbach

Maßstab: 1:150.000

Geobasisdaten: © LGL, www.lgl-bw.de Kilometer Kartenbasis: DGM, ATKIS-Daten § 0 1 2 3 4 5 Fachdatenbereitstellung mit freundlicher Unterstützung des Nationalparks Schwarzwald 2.1.2 Naturräumliche Gegebenheiten

Unter Naturraum versteht man eine Einheit des geographischen Raums, der sich aus abiotischen und biotischen Bestandteilen zusammensetzt. Zu den abiotischen Fakto- ren zählen Klima, Hydrologie, Boden und Geologie. Bei den biotischen Faktoren be- grenzt es sich auf Flora und Fauna (vgl. BFN; 2002).

Das Projektgebiet liegt im Schwarzwald (D54) in der naturräumlichen Haupteinheit 151 „Grindenschwarzwald und Enzhöhen“ und 152 „Nördlicher Talschwarzwald “ (vgl. LUBW; 2010).

2.1.2.1 Abiotische Faktoren

2.1.2.1.1 Klima

Die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge liegt etwa bei 2200 mm. Damit ist der Nordschwarzwald, abgesehen von den Alpen, die niederschlagreichste Region Deutschlands (vgl. BNL; 2005; S.27). Der Grund für diesen hohen Niederschlag ist die westlich vorgelagerte Zaberner Senke. Dadurch wird der Regenstaueffekt der Vogesen stark verringert und die feuchten Luftmassen vom Nordatlantik können im Nordschwarzwald abregnen (vgl. METZ; 1977; S. 632).

Durch den hohen Niederschlag ist der Winter sehr schneereich. Schon im November kann die Schneedecke vollständig geschlossen sein (vgl. BNL; 2005; S.27).

In den Hochlagen liegt die Jahresdurchschnittstemperatur bei nur 4,9 °C (vgl. TRENKLE und von RUDLOFF; 1984; S. 47), wobei die monatlichen Durchschnitts- temperaturen im Januar mit -3,1 °C und im Juli mit etwa 13 °C ihre Extremwerte er- reichen. Somit ist die Vegetationsperiode verhältnismäßig kurz.

Die Nebelhäufigkeit ist sehr hoch. Im Projektgebiet können bis zu 180 Nebeltage pro Jahr gezählt werden.

Vor allem in den kühleren Jahreszeiten, Herbst und Winter, kommt es häufig zu In- versionswetterlagen (vgl. BNL; 2005; S. 29).

2.1.2.1.2 Wasserhaushalt

Durch den hohen Niederschlag auf den Hochflächen sammelt sich Wasser auf dem bloß liegenden Gestein an. Dies kann aus natürlichen Gründen oder durch menschli- che Beeinflussung erfolgen. Auf den Grindenflächen ist die Wasseransammlung auf

5 die Rodung der Wälder zurückzuführen. In diesem Wasser können sich Torfmoose ansiedeln, welche zur Entstehung von Hochmooren führen. Wichtig ist, dass mehr Wasser, in diesem Fall durch Niederschlag, auf der Fläche verbleibt als verdunstet oder abfließt.

Das Wasser wird von den Torfmoosen aufgenommen. Durch diese Aufnahme ist das Niederschlagswasser, welches gespeichert wird, sehr basenarm und sauer.

2.1.2.1.3 Geologie und Geomorphologie

Die Basis des Grindenschwarzwalds bildet das Grundgebirge aus Granit und Gneis, die vor über 300 Millionen Jahren im Erdaltertum entstanden. Den größten Teil der Grindenflächen macht jedoch das Deckgebirge aus, welches aus verschiedenen Ge- steinen, vor allem aus den Zeiten des Perm und Trias, besteht (vgl. BNL; 2005; S. 20).

Rotliegendes

Die Gesteine des Rotliegenden entstanden vor etwa 260 Millionen Jahren durch vul- kanische Aktivitäten. Durch Risse in der Erdkruste drang Magma ein, das unter der Erdoberfläche erkaltete. Erst durch Verwitterungsprozesse der aufliegenden Schich- ten kamen die Gesteine des Rotliegenden wieder zum Vorschein. Man nennt diese Gesteine Quarzporphyr oder Rhyolith (vgl. BNL; 2005; S. 20).

Buntsandstein

Gesteine aus der Zeit des Buntsandstein sind im Nationalparkgebiet flächenmäßig am weitesten verbreitet. Diese Gesteine wurde etwa vor 200 Millionen Jahren durch Sedimentation dort abgelagert (vgl. BNL; 2005; S.20). Man unterscheidet zwischen Unterem, Mittlerem und Oberem Buntsandstein.

Der Untere Buntsandstein wird im Nordschwarzwald als Tigersandstein bezeichnet. Der Name entstand durch die rundlichen Eisen- und Manganflecken (GEYER & GWINNER; 1991; S. 482).

Der Mittlere Buntsandstein setzt sich aus unterschiedlichen Schichten zusammen: dem Eck’sche Konglomerat, dem Bausandstein und dem Hauptkonglomerat. Durch das Eck’sche Konglomerat, welches eine wasserstauende Wirkung hat, werden an der Oberfläche Quellhorizonte hervorgerufen (vgl. BNL; 2005; S. 20).

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Die oberste Schicht bildet der Obere Buntsandstein. Dies sind die vorherrschenden Gesteinsschichten der Hochflächen.

Die Gesteine des Muschelkalk, Keuper und Jura, welche in den Jahrmillionen danach durch Sedimentation entstanden, wurden durch die Entstehung des Rheingrabens und die folgenden Eiszeiten bis auf die harten Schichten des Oberen Buntsandsteins abgetragen.

2.1.2.2 Biotische Faktoren

2.1.2.2.1 Vegetation

Seit der Eiszeit kann man menschliche Eingriffe in die Natur nachweisen. Schon die Jäger und Sammler in der Jungsteinzeit nutzten die Wälder zwar nur extensiv, be- trieben aber trotzdem Brandrodung auf kleinen Flächen, um die Jagd auf Großwild zu erleichtern. Die Urwälder bestanden vermutlich aus Tannen- und Buchenwäldern auf den Hochflächen, wobei die heute weit verbreitete Fichte lediglich 3 % ausmachte, da der Borkenkäfer die Bestände gering hielt. Nur Moore, Felsen und Blockhalden waren nicht bewaldet (vgl. BNL; 2005; S. 56).

Dauerhafte Besiedlung gibt es im Nordschwarzwald seit etwa 1000 Jahren. Dies war der Anfang vom Ende der Urwälder. Durch die Rodungen und Beweidung der Hoch- flächen wurde die Landschaft bis auf wenige Flächen völlig verändert. Einerseits ent- standen viele Moore erst durch menschlichen Einfluss, andererseits gingen natürlich entstandene Moore durch Bewirtschaftungsmaßnahmen, wie z. B. Entwässerung und Beweidung zurück (vgl. BNL; 2005; S. 56 ff.).

Die aktuelle Vegetation besteht aus sehr unterschiedlichen Pflanzengesellschaften. Das liegt an der Nutzungsgeschichte und der wechselnden morphologischen Struk- tur.

Die Grinden sind die zentralen Bereiche der Hochflächen. „Darunter sind einerseits die natürlich baumfreien Hochmoorflächen zu verstehen, zum anderen aber auch die angrenzenden, durch landwirtschaftliche Nutzung entstandenen Heiden bzw. deren Degenerationsstadien. Nach längerer Nutzungsaufgabe tragen [die Hochmoorflä- chen] Heiden in unterschiedlichen Ausprägungen, z. T. bereits mit Gehölzen aus Bergkiefern und Fichten, die zu den umliegenden Wäldern überleiten.“ (BNL; 2005; S. 58).

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2.2 Grinden

2.2.1 Tradition der Grindenbeweidung

Aufgrund eines Bevölkerungswachstums im 14. Jahrhundert kam es in den Tälern des Schwarzwaldes zu einem Mangel an Weideflächen. Um dies zu kompensieren, führte man das Vieh in die lichten Waldbestände der ebenen Buntsandstein- Hochla- gen und nutzte die hausnahen Wiesen und Heiden für die Heugewinnung. Durch das Weidbrennen am Ende eines Weidejahres und durch den Verbiss der Schafe, Rinder und Ziegen wurden die Flächen zunehmend kahler. Daher auch der Name „Grind“, welcher aus dem schwäbisch-alemannischen stammt und „spärlich behaarter Kopf“ bedeutet.

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Weidbrennen verboten, da es bereits große Flächen an Wald vernichtet hatte. Außerdem kam es zu einer Neureglung der Weide- regeln, indem man die Flächen in sogenannte „Bockserlose“ einteilte und diese los- weise zur Nutzung freigab (UNIVERSITÄT TÜBINGEN, 2000).

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erreichten die Grindenflächen ihre größte Ausdeh- nung und erstreckten sich vom bei Freudenstadt im Süden bis auf die Höhen bei Dobel im Norden. In den Hochzeiten waren teilweise bis zu 2000 Rinder auf den Grinden zwischen Alexanderschanze, Hornisgrinde und Hochkopf (BURGER, M.; 2014).

Nachdem die Grinden ungefähr 500 Jahre lang als Weideland gedient hatten, wurde diese Bewirtschaftungsform allmählich durch die Stallhaltung abgelöst und kam um das Jahr 1900 vollständig zum Erliegen. Später waren die Flächen nur noch zur Heugewinnung von Nutzen. Das Heu wurde sehr geschätzt, da die Bauern dem da- rauf wachsenden Bocksergras/ Borstgras (Nardus stricta) eine heilende Wirkung für die Tiere nachsagten. Nach Ende des zweiten Weltkrieges (50er Jahre) und mit dem Rückgang der Viehwirtschaft, wuchsen die Grinden immer weiter zu.

2.2.2 Bewirtschaftungsmöglichkeiten von Grinden

Aus dem historischen Kontext heraus müssen mehrere Bewirtschaftungsformen ge- nannt werden. Aufgrund der Fragestellung dieser Projektarbeit wird allerdings ver- stärkt auf die Beweidung eingegangen.

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2.2.2.1 Beweidung

Ausgehend von der langjährigen Tradition der Grindenbewirtschaftung wurde 1997 die Beweidung der noch verbliebenen Grindenflächen wieder aufgenommen (vgl. SCHLUND; 2005; 91). Ziel dieser Beweidung war in erster Linie die Erhaltung der noch verbliebenen Grindenflächen.

Die ersten „Versuche“ der erneuten Beweidung wurden mit Heidschnucken unter- nommen (1995); wenig später (ab 1997) folgten auch Hinterwälder Rinder. Während des LIFE-Projektes wurde die Beweidung durch ein Arten-Monitoring begleitet, um den Erfolg der Maßnahme zu überprüfen und ein optimales Beweidungskonzept zu entwickeln.

Bei der Rinderbeweidung erwies es sich als sinnvoll, die Weideflächen zu „portionie- ren“, damit auf Teilflächen eine Regeneration möglich war.

Für die Beweidung von Grinden sind Rassen nötig, die raues Klima und karges Fut- ter ertragen (vgl. SCHLUND; 2005; S. 91). Bezüglich der möglichen Hangneigung gibt es unterschiedliche Angaben, z. B. bei Rinderbeweidung eine maximale Neigung von 45%, bei Schafbeweidung maximal 60% (vgl. SCHMID, WIEDEMEIER; 2001; S. 6). Je steiler das Gelände, desto größer jedoch die Erosionsgefahr durch Trittschä- den.

Bisher wurde die Beweidung der Grindenflächen mit folgenden Haustierrassen durchgeführt:

Rinder

Hinterwälder Rinder: eine traditionelle Rinderrasse des Schwarzwaldes, und somit für die harten Bedingungen auf den Grinden geeignet. Das Gewicht der Rinder ist relativ gering (ca. 400 kg für ausgewachsene Kühe). Der Körper der Rinder ist muskulös und gedrungen, was die Bewegung in schwierigem Gelände vereinfacht. Die Rinder verbringen den Sommer auf eingezäunten Weiden (Dauerweide) und bringen dort auch ohne menschliche Unterstützung ihre Kälber zur Welt (vgl. SCHLUND; 2005; S. 88f). Beweidung zwischen Anfang Juni und Ende September.

Schafe (LANDESSCHAFZUCHTVERBAND BW)

Graugehörnte Heidschnucken: ernähren sich ursprünglich v. a. von Heidekraut; an- spruchslos, widerstandsfähig; klassisches Landschaftspflege-Schaf.

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Coburger Füchse: genügsam, widerstandsfähig; gut geeignet für raue Mittelgebirgs- lagen

Rauwollige Pommersche Landschafe: mittelgroß, widerstandsfähig; werden häufig zur Landschaftspflege eingesetzt.

Schafbeweidung (Foto: Lukas Schmidt) Schafe benötigen eine minimale Flächenbreite von 20 m, da sie sich etwa durch dichte Gebüsche nicht hindurchbewegen, sowie Hutebäume zum Schutz vor Regen. Für die Schafbeweidung darf der Anteil an Zwergsträuchern nicht zu groß sein. Au- ßerdem darf der Untergrund nicht zu nass sein, da es sonst zu Infektionen an den Hufen kommt (z. B. Moderhinke).

Die Beweidung erfolgt zwischen Ende Juni und Ende August (witterungsabhängig). Es handelt sich um eine temporäre Beweidung (Hütehaltung mit Nachtkoppel), bei der die Flächen einmal jährlich zügig durchwandert werden. Mittlerweile reicht die Masse an Futterpflanzen auf manchen Flächen nicht mehr aus, um sie jährlich zu beweiden (Aussage Ute Svensson). Dies stellt ein weiteres Argument für eine Aus- weitung der Grindenflächen dar, zumal eine extensivere Beweidung auch den natur- schutzfachlichen Wert der Flächen weiter steigern würde (vgl. SCHMID, WIEDEMEI- ER, STÄUBLI; 2001).

Laut MUHLE und RÖHRIG ist alleinige Schafbeweidung zur Erhaltung von Heideflä- chen meist nicht ausreichend. Hier bietet Beweidung durch Ziegen (z. B. Burenzie- gen oder Walliser Schwarzhalsziegen) eine Alternative. Ziegenbeweidung ist auch auf Flächen möglich, auf denen der Gehölzanteil relativ hoch ist sowie in sehr steilen

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Lagen. Im Nordschwarzwald scheidet der Einsatz von Ziegen wegen der klimati- schen Bedingungen jedoch aus.

Eine große Herausforderung bei der Bewirtschaftung von schützenswerten Flächen durch Landwirte ist die Rentabilität der Maßnahmen, denn „direkte Pflegemaßnah- men simulieren die Bedingungen der damaligen Nutzung, produzieren aber nicht de- ren Ertrag“ (REINBOLZ; 2001; S. 82). So ist beispielsweise die Vermarktung von Schafwolle momentan ein großes Problem; nicht selten entstehen sogar Kosten für deren Entsorgung. Für die Landwirte macht ihr Einsatz nur unter „wirtschaftlich trag- fähigen Rahmenbedingungen“ (REINBOLZ; 2001; S. 83) Sinn.

Schon in der Konzeptionsphase des LIFE-Projektes „Grindenschwarzwald“ wurde festgestellt, dass es für eine Erweiterung bzw. Vernetzung sinnvoll wäre, ein mög- lichst durchgehendes „Band“ von Grinden zu schaffen, mit mindestens 20 m breiten Korridoren zwischen größeren Flächen, die einerseits Triebwege für die Tiere dar- stellen und andererseits die Durchlässigkeit für Arten gewähren (Vernetzungskorrido- re). Daher wurde im Rahmen des LIFE-Projektes bereits ein Konzept zur Grindener- weiterung erarbeitet und die Weideflächen vergrößert. Dafür war es an manchen Stellen notwendig, zunächst Räumungsarbeiten durchzuführen (v. a. von Fichten und Bergkiefern) oder zu mähen, bevor die Bereiche überhaupt wieder beweidbar und durchwanderbar waren.

Nach wie vor sind die Flächen jedoch relativ weit voneinander entfernt

Im Rahmen des LIFE-Projektes wurden ornithologische Untersuchungen durchge- führt, die zeigten, dass viele Vogelarten insbesondere von der Beweidung mit Rin- dern klar profitieren (Untersuchungen durch Dr. Marc FÖRSCHLER). Auch hat sich auf den beweideten Flächen die Artenzahl signifikant erhöht (Untersuchungen durch Dr. Peter THOMAS).

Aktuell werden innerhalb der Nationalparkfläche knapp 110 ha beweidet. Um die Beweidung extensiver zu gestalten, also nicht mehr jede Fläche jedes Jahr zu be- weiden, wäre eine Erweiterung sinnvoll.

2.2.2.2 Brennen

Auf Flächen, die durch Beweidung nur sehr langsam und schwer veränderbar sind, weil sie beispielsweise einen sehr hohen Pfeifengras-Anteil aufweisen, könnte klein- flächiges Brennen die Beweidungsmaßnahmen ergänzen (vgl. BNL; 2005; S. 183). 11

Es handelt sich um eine traditionelle Form der Weidepflege, die allerdings noch nicht sehr weit erforscht ist.

Durch Abbrennen werden auf Heiden Nährstoffe mobilisiert (vgl. MUHLE, RÖHRIG; 1979; S. 57).

2.2.2.3 Mahd/Mulchen

Eine traditionelle Mahd zur Streunutzung gab es im Nationalparkgebiet zuletzt 1976.

Mulchen ist ebenfalls eine Möglichkeit, die Beweidung zu ergänzen, und zudem leichter „steuerbar“ als das Brennen (vgl. BNL; 2005; S. 183).

2.3 Naturschutz

Weitgehende Teile der Flächen im Untersuchungsgebiet waren schon vor der Ein- richtung des Nationalparks Schwarzwald auf Landes- und Bundesebene durch die entsprechenden Naturschutzgesetze unter besonderen Schutz gestellt, ebenso wie auf EU-Ebene durch Natura 2000. Im Folgenden soll auf die Schutzkategorien bzw. Lebensräume eingegangen werden, die für die gebietstypischen Grinden und diese Projektarbeit relevant sind.

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Übersicht ehemaliger Schutzgebiete im Nationalpark

Legende

FFH-Gebiete SPA-Vogelschutzgebiete § 32 Biotope Waldbiotope Wasserschutzgebiete - Zone 1 bisheriger Bannwald bisherige NSG

Maßstab: 1:100.000

Geobasisdaten: © LGL, www.lgl-bw.de Kilometer Kartenbasis: TK25 § 00,5 1 2 3 4 Fachdatenbereitstellung mit freundlicher Unterstützung des Nationalparks Schwarzwald 2.3.1 Naturschutzfachlicher Mehrwert der Grindenbeweidung

Die Grinde zeichnet sich durch ihre besondere Vegetationsstruktur aus und ist meist nur spärlich mit Bäumen bewachsen. Vielmehr ist das Vegetationsbild durch Heidel- beere, Heidekraut, Rasenbinse und Pfeifengras (um nur einige Arten zu nennen) ge- prägt, durchbrochen von einzelnen Latschenkiefern, die eine mosaikartige Struktur schaffen, welche für den Artenreichtum ausschlaggebend ist.

Untersuchungen ergaben, dass gerade aufgelockerte Latschenkieferbestände, in denen sich offene, halboffene und geschlossene Bereiche abwechseln, ideal sind als Habitat für verschiedene Arten (bspw. viele Vogelarten der Roten Liste). Besonders wichtig ist hier die Kombination von deckungsreicher (Schutz) und kurzrasiger Vege- tation (z.B. für das Auerhuhn) (vgl. RP KARLSRUHE; 2006; S. 14).

Wesentlich für die Funktionalität der Grinde ist außerdem, dass die Struktur der Ve- getation in den notwendigen Vernetzungskorridoren Durchlässigkeit für wandernde Arten erlaubt (vgl. RP KARLSRUHE; S. 16).

Eine struktur- und artenreiche Grinde ist am besten durch Beweidung zu erreichen bzw. zu erhalten.

2.3.2 Natura 2000

Der Untersuchungsraum gehört vollständig zum FFH-Gebiet 7415-341 „Wilder See- Hornisgrinde“ und zum SPA-Gebiet 7415-401 „Nordschwarzwald westlich der Murg“. In der unmittelbaren Umgebung finden sich weitere FFH- und SPA-Gebiete (vgl. BNL; 2005; S. 19).

2.3.2.1 FFH-Lebensraumtypen

Die beweideten Grinden gehören, je nach Standort und Ausprägung, v. a. zu den FFH-Lebensraumtypen „Trockene Heiden“ (4030), im speziellen Rasenbinsen- Pfeifengras-Heiden, und „Borstgrasrasen“ (6230) (vgl. BNL; 2005; S. 65ff). Auch Moore spielen für die Grinden eine wichtige Rolle, diese werden jedoch von der Be- weidung ausgespart und werden daher hier nur am Rande behandelt.

2.3.2.2 Trockene Heiden

Dieser Heidetyp kommt meist auf nährstoffarmen, sauren Böden mit frischem bis tro- ckenem Wasserhaushalt vor (vgl. LUBW; 2014). Da nicht nur trocken ausgeprägte Heiden vorkommen, wurden bereits im LIFE-Pflegekonzept auch die feuchten Heiden 14 mit einbezogen, obwohl sie nicht Teil des FFH-Lebensraumtyps 4030 sind, jedoch trotzdem zum Heide-Vegetationskomplex passen. Charakteristisch für all diese Flä- chen ist ihre Entstehung aus Weide- und Brandnutzung und die daraus hervorge- gangene Gras- und Zwergstrauchvegetation. Sie sind, bedingt durch ihre Nährstoff- armut, ein wichtiger Lebensraum für verschiedene hochspezialisierte, gefährdete Tier- und Pflanzenarten (vgl. LUBW; 2014). Problematisch auf diesen Flächen ist v. a. die Dominanz des Pfeifengrases (Molinia caerulea) und eine daraus resultierende Artenverarmung, hervorgerufen auch dadurch, dass nach dem Zweiten Weltkrieg Mahd und Niederbrennen nicht mehr erfolgten und die Streuauflage sich so immer weiter vergrößerte (vgl. BNL; 2005; S. 69).

Es gibt, je nach Bodenfeuchte, unterschiedliche Formen der Rasenbinsen-Heide auf den Grindenflächen. Es sind, im Gegensatz zum Rasenbinsen-Hochmoor, nur weni- ge Moose vorhanden.

Wechselfeuchte Standorte: hier dominiert das Pfeifengras (Molinia caerulea). Außer- dem kommen Rasenbinse (Trichophorum cespitosum) und Heidekraut (Calluna vul- garis) vor, Zwergsträucher eher vereinzelt (auch nur wenig Heidelbeere). An verdich- teten Stellen dominiert Rasenbinse. Vorkommen von spitzblättrigem Torfmoos (Sphagnum capillifolium).

Wechseltrockene Standorte: vorherrschende Ausprägung der Rasenbinsen-Heide. Sehr artenarm. Dominanz von Pfeifengras (Molinia caerulea) und Heidekraut (Callu- na vulgaris). Vorkommen von Draht-Schmiele (Avenella flexuosa). Nur austrock- nungsfähige Moose, z. B. Weißmoos (Leucobryum glaucum). Auf verarmten Standor- ten bestehen die Heiden fast ausschließlich aus Pfeifengras.

Nach Gehölzentfernung dominieren häufig Zwergsträucher wie Heidelbeere (Vacci- nium myrtillus), Rauschbeere (Vaccinium uliginosum - RL3) und Preiselbeere (Vacci- nium vitis-idaea). Heidelbeer-dominiert sind die Flächen oft, wenn der Gehölzbestand bereits sehr dicht war.

Ein wichtiger Faktor sind Latschen-Gebüsche, die sich nach dem Ende der traditio- nellen Beweidung durch Ansamung von Pinus mugo ssp. rotundata entwickelten. Es finden sich häufig Zwergstrauch-Spezies. Bei fehlender Pflege werden sie durch Sukzession nach und nach bewaldet. Die Gebüsche sind bei der Beweidung v. a. für Arten wichtig, die sonst während der Beweidung Schaden nehmen würden (vgl. BNL; 2005; S. 160). 15

Dieser FFH-Lebensraumtyp ist auch nach BNatSchG und dem LNatSchG Baden- Württemberg geschützt.

Beweidung kann hier durch den damit verbundenen Stickstoffeintrag auch problema- tisch sein und sollte in jedem Fall extensiv erfolgen.

2.3.2.3 Moore und Missen

Im Nationalparkgebiet befinden sich in den Hochlagen zahlreiche Hochmoore (Pla- teaumoore) mit einer Torfmächtigkeit bis zu über 3 m (Hornisgrinde) sowie Verlan- dungsmoore in den eiszeitlich entstandenen Karmulden (z. B. Blindsee, Wilder See) (vgl. BNL; 2005; S. 29).

Hochmoore gehören zu den natürlich waldfreien Flächen des Nordschwarzwaldes mit seinem kühlen, niederschlagsreichen Klima. Teile sind jedoch anthropogenen Ursprungs: die Moore entstanden nach anhaltender Waldrodung, als es durch die hohen Niederschläge zu Staunässe kam. Das feucht-kühle Klima begünstigte die Moor-Bildung (vgl. LfU; 2001; S. 28).

Es finden sich nach wie vor verschiedene typische Moor-Waldgesellschaften, wie Bergkiefern-Moorwälder oder Fichten-Moorwälder.

Mit der Nutzung durch den Menschen kam es dort zu gravierenden Veränderungen durch Entwässerung und Trittschäden durch die Weidetiere sowie zu Veränderungen der Vegetation (Verheidung) (BNL; 2005; S. 61 ff). Bis heute sind große Flächen der Hochmoore geschädigt.

Typisch für den Nordschwarzwald sind auch die sogenannten Missen: bewaldete Niedermoore, die durch Nährstoffarmut und saure Standortsverhältnisse äußerst schlechtwüchsig sind. Missen können natürlichen Ursprungs sein, aber auch anthro- pogen beeinflusst sein. Sie weisen teilweise sehr große Torfmächtigkeiten von meh- reren Metern auf.

2.3.2.4 Borstgrasrasen

Dieser Lebensraumtyp bildet den „trockensten Flügel der Grindenvegetation“ (BNL; 2005; S. 72). Die Magerrasen sind durch Mahd oder extensive Beweidung entstan- den (vgl. LUBW; 2014) und finden sich v. a. auf nährstoffarmen, sauren Böden. Bors- tgrasrasen sind meist artenreicher als Rasenbinsen-Heiden. Wichtige Arten sind Borstgras (Nardus stricta), Pfeifengras (Molinia caerulea), Sparrige Binse (Juncus

16 squarrosus) und Blutwurz (Potentilla erecta). Naturschutzfachlich interessant sind hier einzelne Vorkommen von Gelbem Enzian (Gentiana lutea - RL3), Mondraute (Botrychium lunaria – RL3) und Natternzunge (Ophioglossum vulgare – RL3).

Auch die Borstgrasrasen sind sehr stark gefährdet, da sie häufig nicht mehr genutzt werden und von Sukzession bedroht sind. Besonders in den Hochlagen des Schwarzwaldes haben sie eine große naturschutzfachliche Bedeutung (vgl. LUBW; 2014) und sind deshalb ebenfalls durch BNatSchG und LNatSchG Baden- Württemberg geschützt.

2.3.2.5 Vogelschutzrichtlinie SPA

Im Folgenden werden einige Arten der Vogelschutzrichtlinie aufgelistet, für die Grin- denflächen wichtige Brut- oder Rastplätze darstellen. Die Grindenflächen bilden „kleine Inseln im Nadelholz-Meer“ (BNL; 2005; S. 124) und haben eine wichtige Tritt- steinfunktion für viele Arten.

 Auerhuhn (Tetrao urogallus): benötigt Waldrandlinien, wie sie durch extensive Weidesysteme entstehen, mit tiefbeasteten Randbäumen (Schutz) und aus- reichend Futterpflanzen (Heidelbeere, Grassamen) (vgl. BNL; 2005; S. 112). Das Auerhuhn hat sich durch veränderte Umweltbedingungen v. a. in die Hochlagen des Schwarzwaldes zurückgezogen.

 Braunkehlchen (Saxicola rubetra – RL BW 2): charakteristischer Rastvogel auf den Grindenflächen. Auf Braunkehlchen wirkt sich Beweidung positiv aus, da sie offene Heideflächen für die Rast präferieren (vgl. BNL; 2005; S. 122).

 Wiesenpieper (Anthus pratensis – RL BW 5): rastet gerne auf beweideten Flä- chen, aber auch in dicht mit Pfeifengras bewachsenen Flächen (vgl. BNL; 2005; S. 122)

 Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe – RL BW 1): bevorzugt beweidete Flä- chen für die Rast, da sich hier kurze Vegetation und offene Bodenstellen durch Trittschäden finden (vgl. BNL; 2005; S. 123).

 Zitronengirlitz (Serinus citrinella – RL BW 3): ist an Latschen-Bestände ge- bunden. Seine Nahrungssuche wird durch Beweidung begünstigt.

17

2.3.2.6 Kreuzotter

Für die Kreuzotter (Vipera berus – RL 2) bilden Heiden, insbesondere die sonnenbe- schienenen Randbereiche, ein Primärhabitat.

Kreuzotter (Foto: Lukas Schmidt)

2.3.2.7 Bundesnaturschutzgesetz und Landesnaturschutzgesetz Baden- Württemberg

Im Nationalparkgebiet befinden sich zahlreiche der besonders geschützten Biotope, die in §32 (früher §24a) des baden-württembergischen LNatSchG festgelegt sind. Für die Grinden sind in dieser Hinsicht besonders die Biotope 3.2 (Zwergstrauchheiden) und 3.5 Trocken- und Magerrasen von besonderer Bedeutung.

„Zwergstrauchheiden [...] sind von Zwergsträuchern, insbesondere Heidekrautge- wächsen beherrschte, überwiegend durch Beweidung entstandene Heiden [...].“ (LNatSchG BW, 2005 §32, Art. 3).

„Magerrasen sind durch Nährstoffarmut [...] gekennzeichnete, extensiv nutzbare Weiden und Wiesen [...] einschließlich locker mit Gehölzen bestandener Flächen. Dazu gehören Borstgrasrasen [...].“ (LNatSchG BW, 2005 §32, Art. 3). Typische Ar- ten in diesen Biotopen sind u. a. Knabenkraut-Arten (Orchis militaris, Orchis simia), Borstgras (Nardus stricta), Harz-Labkraut (Galium saxatile) und Sparrige Binse (Juncus squarrosus).

18

2.3.3 Life-Projekt „Grindenschwarzwald“

2.3.3.1 Grundlage und Ziel des Projekts

Als Grundlage für diese Projektarbeit dient im Wesentlichen das vom 01.01.2001 bis zum 31.12.2005 im Nordschwarzwald durchgeführte LIFE-Projekt “Grindenschwarz- wald“. Ziel des LIFE- Projektes war es, die verschiedenen kulturhistorisch entstande- nen Lebensräume des Grindenschwarzwaldes zu erhalten, ihren Zustand zu verbes- sern und sie zu vernetzen, sowie die Nutzungen des Gebietes naturverträglich zu integrieren.” (RP KARLSRUHE; 2006; S. 2) Außerdem war es Ziel des Projektes, die Zusammenarbeit zwischen Naturschutz, Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Touris- mus weiter zu verbessern und zu fördern (vgl. RP KARLSRUHE; 2006; S. 2).

So wurden im Rahmen des Projekts “Grindenschwarzwald” Maßnahmen zur Erweite- rung und Verbesserung der degenerierten Heiden und Borstgrasrasen durch Entbu- schung und entsprechende Beweidung angestrebt, um die dort vorkommenden und durchziehenden Arten wie Kreuzotter, Auerhuhn, Alpine Gebirgsheuschrecke, um nur Beispiele zu nennen, zu unterstützen. Darüber hinaus ging es gezielt um die Förde- rung besonders bedrohter Arten und die Schaffung entsprechender Habitatstrukturen durch angepasste Pflege- und Waldbauverfahren. Aber auch das Thema der Besu- cherlenkung und eine entsprechende Sensibilisierung der Besucher durch Öffentlich- keitsarbeit war ein wichtiger Aspekt des Vorhabens (vgl. RP KARLSRUHE; 2006; S. 3).

Beteiligte Antragstellerin für das Projekt war die Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe (BNL Karlsruhe, ab 2005 Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe), welche alle Einzelvorhaben koordinierte und das Gesamtprojekt steuerte. Neben zahlreichen weiteren Projektpartnern diente die Stiftung Naturschutzzentrum diente als zentrale Einrichtung vor Ort, koordinierte auch nach Projektab- schluss die Maßnahmen, überwachte das Projektgebiet und informierte die Öffent- lichkeit (vgl. RP KARLSRUHE; 2006; S. 3).

2.3.3.2 Projektmanagement

Begonnen wurde mit einer Inventarisierung des Projektgebietes, das 2488 ha um- fasste. Hierdurch kam es zu einer Untersuchung von naturschutzrelevanten Lebens- räumen und ausgewählten Tier- und Pflanzenarten, aber ebenso einer Erfassung der

19 forst- und landwirtschaftlichen sowie touristischen Nutzungen kam. Im Laufe des Pro- jekts konnten die Kenntnisse über Arten und Lebensraum ständig erweitert werden.

Als Lebensraumtypen wurden folgende gelistet:

Lebensraumtypen Fläche (ha) & Anteil Projekt- FFH-Lebensraum (L) fläche (in %)

Braunwasserseen 3,8 (0,15) L (Karseen) Moore 20,9 (1,26) L Moorwälder 27,9 (1,74) L Bergheiden 91,1 (4,16) L Borstgrasrasen 9,1 (0,23) L Felsen 4,1 (0,18) L Blockhalden 2,7 (0,11) Naturnahe Wälder 21,4 (0,92) L (teilweise)

(vgl. LIFE PROJEKT GRINDENSCHWARZWALD; „Ergebnisse“; Seite 8)

Untersucht wurden insgesamt 1731 Arten, ebenso wurde deren Gefährdungsgrad (Rote Liste) in Baden-Württemberg und FFH-Status aufgeführt. Etwas 10% der Arten stehen auf der Roten Liste des Landes Baden-Württemberg oder der Bundesrepub- lik.

Pflanzen 714

Pilze 209

Säugetiere 36

Brut-und Zugvögel 133

Reptilien & Amphibien 10

Insekten und Spinnen 629

Gesamt 1.731

(vgl. LIFE PROJEKT GRINDENSCHWARZWALD; „Ergebnisse“; Seite 8)

20

Die Nutzungsgebiete teilten sich in Waldnutzung, landwirtschaftliche und touristische Nutzungsgebiete auf.

Im Bereich Landwirtschaft wurden 1.300 ha historische Weidefläche ermittelt. Ins- gesamt waren geschätzt noch ca. 5-10% der ursprünglichen Grindenflächen in einem eher schlechten Zustand vorhanden. Im Rahmen des LIFE Projektes war geplant, die Beweidung wieder auf 130 ha zu erhöhen.

Das Gebiet wird außerdem in erheblichem Maße touristisch genutzt. Diese Belas- tung kann durch eine geeignete Besucherlenkung, wie sie im Rahmen des LIFE Pro- jektes umgesetzt wurde, jedoch erheblich reduziert werden.

Alle für das Projekt und im Projekt gesammelten Daten wurden unter Berücksichti- gung von Expertenwissen in ein Gesamtkonzept, den sogenannten Management- Pflege- und Entwicklungsplan, eingearbeitet. Die Erstellung des dreiteiligen Planes wurde abschnittsweise bis zum Ende der Projektlaufzeit erstellt und fortwährend ak- tualisiert.

Wichtig war während des Projekts stets ein reger Austausch zwischen allen Beteilig- ten und Miteinbezogenen. Neben speziellen Fachdiskussionen wurden ebenso zwei große Expertentreffen organisiert.

2.3.4 Maßnahmen

2.3.4.1 Die Beweidung

Herausgefunden wurde, dass besonders Gebiete mit aufgelockerten Latschenkie- fernbeständen, in denen sich offene, halboffene und geschlossene Strukturen ab- wechseln für eine Vielzahl verschiedener Arten interessant sind; unter anderem für viele Vogelarten der Roten Liste. Vor allem bei Raufußhühnern führt man die Ver- schlechterung des Lebensraumes als Hauptursache für deren zahlenmäßigen Rück- gang an. Um einen obig beschriebenen, optimalen Zustand zu erreichen, bedarf es allerdings einer Form der Beweidung, um der Sukzession Einhalt zu gebieten. Im Rahmen des Projektes wurden die Flächen für die Beweidung festgelegt und vorbe- reitet. Für die weitere Beweidung waren sowohl Schafe als auch Rinder vorgesehen.

Um die Beweidung der degenerierten Heiden und Borstgrasrasen möglichst optimal im Sinne des Naturschutzes durchzuführen, ist eine Betreuung unerlässlich. So wur- de Wert darauf gelegt, den Blick aller Beteiligten hinsichtlich des naturschutzfachli- chen Aspektes zu schulen. 21

Die ehemaligen Weideflächen des Gebiets konnten nach genauer Planung direkt wieder in Betrieb genommen werden. Teilweise waren jedoch, insbesondere in Hin- blick auf die Schafbeweidung, einige vorbereitende Maßnahmen durchzuführen. Vernetzungskorridore wurden geschaffen, Sackgassen reduziert und Entbuschung und Räumungen von Gehölzfeldern vorgenommen. Wesentlich ist, dass Korridore für beweidende aber auch heimisch vorkommende Arten vorhanden sind.

Geplant wurde zu Beginn des Projektes, 80 ha zu pflegen. Insgesamt wurden rund 27 ha mehr, also ca. 107 ha gepflegt. Die Rinderweiden wurden aus Sicherheits- gründen fest mit Holzzäunen eingegrenzt.

Gleichzeitig wurden auch Habitatbäume im Rahmen des LIFE Projektes geschützt.

2.3.4.2 Besucherlenkung

Im Bereich Besucherlenkung kann beispielsweise die Verlegung und/oder Stilllegung einzelner Wanderwege und Loipen genannt werden. Hier wurden durch entspre- chende Umgestaltung wichtige Ruhezonen geschaffen. Auch Wegesanierungen fan- den im Rahmen des LIFE Projektes statt.

2.3.4.3 Sonstige Maßnahmen

Auch wurde ein Käfermanagement erarbeitet, welches eine dreiteilige Zonierung des Projektgebiets vorsieht. So wurden Flächen festgelegt, in denen auf eine Käferbe- kämpfung gänzlich verzichtet wird. Ebenso wurden Flächen ausgewiesen, die durch vermehrte Käferbekämpfung als Schutzzone dienen. Auch Flächen der herkömmli- chen Bewirtschaftung wurden benannt. (vgl. RP KARLSRUHE; 2006; S. 29)

Weiterhin ging es um die Freistellung von Felsbiotopen und die Renaturierung von Mooren.

Aber auch im Bereich Öffentlichkeitsarbeit wurden diverse Maßnahmen durchgeführt, genannt werden.

2.3.4.4 Fazit des LIFE-Projektes

Das LIFE Projekt präsentierte sich insgesamt als voller Erfolg. Wie ökologische Er- folgskontrollen zeigen, ist durch die entsprechenden Maßnahmen eine deutliche Verbesserung der Vegetationsstrukturen in Gang gekommen, die wiederum Lebens- raum für eine Vielzahl von Arten darstellt.

22

Auch weiterhin wird durch viel Engagement der Erhalt der Grinden gefördert. In Bezug auf die im Januar 2014 erfolgte Nationalparkgründung wurden weitere Überlegungen angestellt, diesen aus ökologischer und kultureller Sicht so wichtigen Lebensraum zu schützen, zu verbessern und gegebenenfalls zu erweitern.

Rinderweide am Schliffkopf (Foto: Falko Hirt)

23

3 Methodische Vorgehensweise

Die Methodik der vorliegenden Projektarbeit lässt sich grundsätzlich in zwei Teile gliedern: einen ersten, allgemeinen Teil, in dem es um Absprachen mit dem Natio- nalparkteam, die theoretischen Grundlagen rund um das Thema sowie praktische Bedürfnisse der Landwirte geht, und einen zweiten, spezielleren Teil, der sich mit den Feinheiten der GIS-Analyse beschäftigt.

3.1 Allgemeine Methodik

3.1.1 Optische Begutachtung einiger Flächen

Die Gruppe besichtigte im September einige Flächen im Nationalpark, bspw. am Schliffkopf, um eine optische Vorstellung der sogenannten Grindenflächen zu erhal- ten. Zu diesem Zeitpunkt war die Schafbeweidung bereits abgeschlossen, die Hin- terwälder Rinder befanden sich jedoch noch auf den Standweiden.

3.1.2 Erarbeitung der theoretischen Grundlagen

3.1.2.1 Auseinandersetzung mit dem LIFE-Projekt Grindenschwarzwald

Ein wesentlicher Bestandteil der theoretischen Grundlagen wurde aus den schriftli- chen Dokumenten zum LIFE-Projekt herangezogen (Managementplan und Ab- schlussbericht). Dabei ging es zum einen um naturschutzfachliche Aspekte, z.B. re- levante Lebensraumtypen und die Bedürfnisse bestimmter Arten (Kreuzotter, ver- schiedene Zugvogelarten). Zum anderen wurde im Rahmen des LIFE-Projektes ein Beweidungskonzept entwickelt, das für dieses Projekt wichtige Informationen enthält.

3.1.2.2 Besprechung mit Verantwortlichen des LIFE-Projektes im Bereich Na- turschutz und GIS

Wesentliches Ziel dieser Gespräche mit Sönke Birk und Charly Ebel (gleichzeitig Verfasser des LIFE-Managementplanes) war es, weitere Informationen zum LIFE- Projekt zu gewinnen und Verbindungen zum vorliegenden GIS-Projekt zu schaffen.

Darüber hinaus war es auch wichtig, herauszufinden, welche relevanten GIS-Daten aus dem LIFE-Projekt weiterverwendet werden konnten. Es waren zahlreiche Daten – größtenteils sogar in ESRI-Formaten – vorhanden, die uns zur Projektbearbeitung vorübergehend zur Verfügung gestellt werden konnten.

24

Außerdem konnten acht historische Karten entliehen werden, die Teile des National- parkgebietes zwischen den Jahren 1825 und 1915 zeigen. Diese bildeten die Grund- lage für die Erfassung der (mutmaßlich) ehemals beweideten Grindenflächen.

3.1.2.3 Beschaffung von Informationen zur Schafbeweidung

Um einen Einblick in die praktische Schafbeweidung zu erlangen wurde ein ausführ- liches Experteninterview mit Schäferin Ute Svensson, die seit einigen Jahren mit ih- ren ca. 700 Schafen Flächen im Nationalpark Gebiet beweidet, durchgeführt. Sie er- läuterte der Gruppe die Grundlagen der Schafbeweidung mit Fuchsschafen, Pom- mern-Schafen, Jura-Schafen und Wiltshire- Hornschafen. Im Mittelpunkt des Ge- spräches standen die Anforderungen, die die Schafbeweidung an eine Fläche stellt.

3.2 Methodik der GIS-Analyse

3.2.1 Vergleich von Weideflächen aus früheren Jahren und heute

3.2.1.1 Scannen und Georeferenzierung der verfügbaren historischen Karten

Zur Feststellung von Flächen, die in den vergangenen 200 Jahren noch traditionell beweidet wurden, wurden acht Karten aus dem Nationalparkarchiv aus den Jahren 1825 bis 1915 im Format DIN A3 mit der Auflösung 300 dpi eingescannt. Die Scans wurden anschließend über Passpunkte (Toolbar Georeferencing) mit Hilfe der aktuel- len TK 25 georeferenziert.

Georeferenzierte historische Karte über der aktuellen TK 25

25

3.2.1.2 Digitalisierung der ehemals beweideten Grindenflächen

Auf den georeferenzierten historischen Karten wurden Flächen in den Höhenlagen gesucht, die als Weideflächen erkennbar sind. Je nach Legendengestaltung sind diese mehr oder weniger offensichtlich. Außerdem wurden damals vermutlich auch die Waldränder bis zu einer gewissen Bewuchsdichte noch beweidet. Für das Projekt werden jedoch nur die zweifelsfrei erkennbaren offenen Flächen mit keinem bis ge- ringem Gehölzbewuchs digitalisiert. Die tatsächlich in der Vergangenheit beweideten Flächen dürften somit um einiges größer gewesen sein.

3.2.1.3 Digitalisierung der aktuell beweideten Grindenflächen

Da die Flächengröße der beweideten Flächen eng mit landwirtschaftlichen Förderun- gen zusammenhängt und die exakte Flächengröße sich jährlich ändert, durften diese Daten durch die Nationalparkverwaltung nicht herausgegeben werden. Daher wur- den die aktuell durch Schafe beweideten Flächen in einem Gespräch mit Schäferin Ute Svensson manuell in eine Karte eingetragen und dann über die TK 25 und die aktuellen digitalen Orthophotos (DOP) digitalisiert.

3.2.1.4 Vergleich der Weideflächen

Zunächst sollte die Fläche der früher beweideten Grinden berechnet werden. Da die Flächen aus den verschiedenen Jahren in separaten Feature Classes abgespeichert waren, die sich zu großen Teilen überschnitten, musste zunächst eine Feature Class gebildet werden, in der alle früheren Grindenflächen zusammengeführt wurden. Dazu wurden die Feature Classes über das Tool Union geometrisch zusammengeführt und anschließend mit dem Tool Dissolve die inneren Grenzen aufgelöst. Auf dieser Grundlage konnte die Gesamtfläche der ehemals beweideten Flächenberechnet werden.

Zum Vergleich wurde in der Attributtabelle der aktuellen Beweidungsflächen in einem neuen Feld deren Gesamtfläche berechnet.

26

Ermittlung der Größe der aktuell beweideten Grindenflächen 3.2.2 Rasteranalyse

3.2.2.1 Operationalisierung des Digitalen Geländemodells (DGM)

Durch die Nationalparkverwaltung wurde das DGM zur Verfügung gestellt, das für verschiedene Rasteranalysen verwendet werden kann, insbesondere zur Feststel- lung der grundsätzlichen Eignung des Geländes für Beweidung. Dazu wurden diver- se Analysen mithilfe der Spatial-Analyst-Tools durchgeführt.

Zunächst wurde in den „Environments“-Einstellungen eine Maske festgelegt, um die Performance durch die Gebietseingrenzung zu verbessern. Die Nationalpark- Grenzen waren als Shapefile vorhanden, daher wurden diese in Rasterdaten umge- wandelt und als Maske gespeichert.

3.2.2.2 Berechnung des Schummerungsmodells

Um das DGM optisch aufzuwerten, wurde ein Schummerungsmodell (Tool Hillshade) erzeugt.

3.2.2.3 Berechnung der Hangneigung

Aus dem DGM wurde mithilfe des Slope-Tools die prozentuale Hangneigung des Ge- ländes berechnet. Dargestellt wurde diese in 5%-Schritten, um ein möglichst diffe- renziertes Bild des (häufig steilen) Geländes zu erhalten.

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Klassifizierung der prozentualen Hangneigung Mithilfe der Reclassify-Funktion konnten Flächen ermittelt und dargestellt werden, bei denen die Hangneigung eine Beweidung unmöglich macht. Vor allem bei Rinderbe- weidung ist eine große Hangneigung kritisch.

Laut SCHMID et al. (2001) ist bei Rindern Beweidung grundsätzlich bis zu einer Hangneigung von 45 % möglich, bei Schafen und Ziegen sogar bis zu 60 % (andere Quellen halten Schafbeweidung auch in noch steilerem Gelände für möglich). Je stei- ler das Gelände ist, desto stärker jedoch auch das Risiko von Trittschäden, beson- ders auf den feuchten Standorten, wie es sie im Nationalpark häufig gibt. Daher wur- de in der Analyse die maximale Hangneigung verringert. Für Rinder wurde so eine maximale Hangneigung von 30% vorgegeben, für Schafe 50%.

Im Hangneigungs-Modell wurden deshalb jeweils zwei Klassen gebildet: (1) = „Be- weidung möglich“ oder (0) = „Beweidung unmöglich“.

Anschließend wurden die Modelle übereinander gelegt und zur klareren Darstellung drei Klassen daraus gebildet: a) „Beweidung sowohl mit Schafen als auch mit Rin- dern möglich“; b) „Beweidung nur mit Schafen möglich“; c) „keine Beweidung mög- lich“.

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3.2.2.4 Feststellung der Sonneneinstrahlung

Sonneneinstrahlung ist ein wichtiger Biotop-Faktor für die Kreuzotter. Mithilfe des Aspect-Tools kann die Sonneneinstrahlung ermittelt und dargestellt werden.

Anschließend wurde wieder eine Reklassifizierung durchgeführt. Als (1)= „günstig“ wurde eine Ausrichtung nach Ost, Süd-Ost, Süd, Süd-West und West bewertet, alle anderen Ausrichtungen als (0) = „ungünstig“.

Geringe Sonneneinstrahlung ist kein Ausschlusskriterium für eine Fläche, kann je- doch einen Faktor für die besondere Eignung einer Fläche darstellen. Um die Eig- nung nach Sonneneinstrahlung und Hangneigung zusammenzuführen, wäre eine Methode die Multiplikation der beiden Modelle gewesen (Spatial Analyst Tools Math Times). Da nur die Werte 0 und 1 gewählt wurden, hätte man auf diese Weise wiederum ein Modell nach „Schwarz-Weiß-Schema“ erhalten. In einem ersten Versuch blieben bei diesem Vorgehen jedoch deutlich zu wenige Flächen übrig.

Da es sich bei der Sonneneinstrahlung nicht um ein Ausschlusskriterium handelt, wurde eine andere Variante gewählt: die beiden Modelle von Hangneigung und Son- neneinstrahlung wurden übereinander gelegt und, ähnlich dem Vorgehen beim vor- herigen Analyseschritt, wiederum drei Klassen gebildet: a) Hangneigung ist für Be- weidung geeignet, gleichzeitig günstige Sonneneinstrahlung; b) Hangneigung nur für Schafbeweidung geeignet, günstige Sonneneinstrahlung; c) Hangneigung entweder für Beweidung zu steil oder geringe bzw. keine Sonneneinstrahlung.

3.2.3 Vektoranalyse

In diesem Teil der Analyse spielten v. a. naturschutzfachliche und infrastrukturelle Aspekte eine Rolle. Es lagen ATKIS-Daten des digitalen Landschaftsmodells (DLM 25) und weitere Feature Classes und Shapefiles aus der GIS-Abteilung des Natio- nalparks vor.

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3.2.3.1 Ausschlussflächen

 Ausschluss bestimmter Flächen aus dem Digitalen Landschaftsmodell  „Moor/ Moos“  Ausschluss bestimmter Waldbiotope  „Moorwälder“  „waldfreie Niedermoore und Sümpfe“  „Hoch- und Übergangsmoore“  Ausschluss bestimmter Schutzgebiete  Bannwälder  Wasserschutzgebiete Zone I und II  Quellenschutzgebiete  Flächen aus dem DLM mit dem Attribut „nasser Boden“ wurden nicht katego- risch ausgeschlossen, werden aber, wenn möglich, umgangen

Nach der Identifikation der Ausschlussflächen durch diverse Selektionen wurden die betreffenden Flächen zu einer eigenen Feature Class vereinigt (Union-Tool).

3.2.3.2 Geeignete Flächen

 Bevorzugung von Flächen innerhalb des FFH-Gebietes und des SPA- Gebietes  Bevorzugung von bestimmten Flächen der Waldbiotopkartierung (§32-Biotope mit besonderer Eignung waren im Nationalparkgebiet leider nicht kartiert)  Trocken- / Magerrasen, Wacholder-, Zwergstrauch- und Ginsterheiden,  jeweils einschließlich ihrer Staudensäume  Bevorzugung ehemaliger Sturmwurfflächen (Lothar 1999)

Aus dem Shapefile mit den Windwurfflächen wurden diejenigen Flächen durch eine Attributabfrage herausselektiert, die als „Freiflächen“ bezeichnet waren. Mit dem Uni- on-Tool wurden diese Flächen mit den oben beschriebenen besonders geeigneten Flächen verschmolzen.

Für diese Flächen wurde dann die jeweilige Fläche berechnet (Befehl „Calculate Ge- ometry“ in einem neuen Feld mit dem Format „Double“ in der Attributtabelle) und dann die Flächen selektiert („Select by Attributes“), die größer als 0,25 ha sind. Dies ist die Flächengröße, die Schäferin Ute Svensson für ihre Herde mindestens braucht.

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Diese Flächen wurden dann ebenfalls in eine eigene Feature Class exportiert („uni- on_freiflaechen_besgeeignet_groesse“).

3.2.3.3 Anforderungen an die Infrastruktur

Die Flächen müssen Anschluss an eine öffentliche Straße oder einen Fahrweg ha- ben, da täglich ein Tankwagen mit 2.500 l Wasser an die Weiden gefahren werden muss. Optimal wäre aber ein Puffer zwischen viel befahrenen Straßen (B500) und der Weidefläche, um Schafe und Autofahrer nicht zu gefährden.

In den ATKIS-Daten waren Wegdaten enthalten. Daraus wurden die Fahrwege und öffentlichen Straßen entnommen, die dann über die Merge-Funktion zusammenge- führt wurden.

Anschließend wurde eine räumliche Abfrage durchgeführt, in der aus der Feature Class mit den besonders geeigneten Flächen mit ausreichender Größe diejenigen ermittelt wurden, die an Fahrwege oder öffentliche Straßen angebunden sind („inter- sect the source layer feature“; Output Layer: „strassen_anbindung_groesse“).

3.2.4 Zusammenführung der Ergebnisse

Um die Ergebnisse der Rasteranalyse gemeinsam mit den Vektordaten verwenden zu können, wurden die reklassifizierten Rasterdaten aus dem DGM (Eignung für Schaf- und Rinderbeweidung) mit dem Tool „Raster to Polygon“ umgewandelt.

In der neuen Vektor-Feature-Class wurde eine Selektion durchgeführt, um die Flä- chen zu ermitteln, die wegen ihrer Hangneigung weder mit Schafen noch mit Rindern beweidet werden können. Die selektierten Flächen wurden anschließend mit dem Erase-Tool aus der ursprünglichen Feature Class entfernt, da sie für die weitere Ana- lyse keine Rolle spielen.

Danach wurde bei den beiden neuen Vektor Feature Classes zur Rinder- und Schaf- beweidung in die Attributtabelle ein neues Text-Feld eingefügt, in das mit dem Field Calculator wiederum drei Klassen, ähnlich dem Vorgehen bei der Analyse des DGM, eingetragen wurden: a) „Rinder- und Schafbeweidung“, b) „nur Schafbeweidung“, c) „keine Beweidung möglich“.

Die beiden Feature Classes wurden mit dem Union-Tool vereinigt (Output Feature Class: „union_hangneigung_selection“) und wiederum ein neues Feld im Text-Format eingefügt („Beweid_kombi“), damit die oben getätigten Einträge in der gemeinsamen

31

Feature Class im selben Attributfeld stehen. Somit wurden drei Attributabfragen zu den oben genannten drei Klassen durchgeführt und die Einträge in das neue Feld übertragen.

3.2.4.1 Verbindung der besonders geeigneten Flächen aus Vektor- und Raster- analyse

Um die geeigneten Flächen aus Vektor- und Rasteranalyse zusammenzuführen, wurde eine räumliche Abfrage mit den beiden Layern „strassen_anbindung_groesse“ (Target Layer) und „union_hangneigung_selection“ (Source Layer) durchgeführt („have their centroid in the source layer feature“). Abfragen nach den Methoden „in- tersect the source layer feature“ und „are within the source layer feature“ waren nicht erfolgreich, da im ersten Fall zu viele und im zweiten Fall zu wenige Flächen selek- tiert werden konnten, sodass kein realistische verwertbares Ergebnis entstanden wä- re.

Räumliche Abfrage zur Ermittlung der geeigneten Flächen

32

3.2.4.2 Entfernen der Ausschlussflächen

Aus den oben ermittelten Flächen wurden in einer weiteren räumlichen Abfrage die Ausschlussflächen entfernt. Als Selektionstyp wurde “remove from currently selected features” gewählt, der Source Layer war “union_ausschluss”, also alle Ausschlussflä- chen, als wurde Selektionsmethode “intersect the source layer feature” genutzt.

Räumliche Selektion zur Entfernung der Ausschlussflächen Das Ergebnis hieraus sind all jene Flächen, die eine besondere Eignung für die Be- weidung sowohl mit Schafen als auch mit Rindern besitzen.

3.2.5 Kartenlayout

Zum Abschluss wurden die einzelnen Schritte der Analyse in übersichtlicher und an- sprechender Form dargestellt, um sie als Karten in die schriftliche Projektdokumenta- tion integrieren zu können.

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3.3 Bewertung der Methodik

Die Erfassung der ehemaligen Weideflächen auf den Grinden des Nordschwarzwal- des konnte leider nicht mit befriedigender Genauigkeit erfolgen, da leider nicht für die gesamte Nationalparkfläche historische Karten gleicher Qualität zur Verfügung ste- hen. Die Qualität der Karten ist sehr unterschiedlich: sie sind teilweise badischen, teilweise württembergischen Ursprungs (besitzen also unterschiedliche Kartenprojek- tionen), die Maßstäbe unterscheiden sich stark (Maßstäbe zwischen 1: 25.000 und 1: 86.400) und somit auch die Detailgenauigkeit.

Ein großer Vorteil für das gesamte Projekt war die Verfügbarkeit von qualitativ hoch- wertigen GIS-Daten für das Nationalparkgebiet. Dies führte zwar zu einem erhebli- chen Aufwand, was die Strukturierung der GIS-Daten anbelangte, um den Überblick nicht zu verlieren, erleichterte die Arbeit insgesamt jedoch sehr.

34

4 Ergebnisse

4.1 Ergebnisse der Recherche zur Schafbeweidung

Aus dem Interview mit Schäferin Ute Svensson gingen für das Projekt wichtige In- formationen bezüglich der Anforderungen an die Flächen für eine Beweidung hervor. Diese wurden teilweise im methodischen Teil dieser Arbeit bereits aufgegriffen, sol- len hier jedoch nochmals in gebündelter Form dargelegt werden.

Folgende Aspekte waren relevant für die Analyse:

- Die maximale Hangneigung. Besonders in der Hochträchtigkeitsphase ist eine zu große Hangneigung kritisch. In diesem Fall wurde unter Berücksichtigung der Standortsverhältnisse für die Rinder eine maximale Hangneigung von 30%, für die Schafe von 50% angenommen (s. Methodik, Rasteranalyse). - Erreichbarkeit der Flächen mit dem PKW über öffentliche Straßen oder Fahr- wege, da täglich ein Tankwagen mit 2.500 l Wasser an die Weidefläche gefah- ren werden muss. Zugleich ist jedoch ein gewisser Abstand von stark befah- renen Straßen wünschenswert. - Die Flächengröße. Für ihre Schafherde (insgesamt ca. 700 Schafe) benötigt die Schäferei Svensson eine Mindestfläche von ca. 50 x 50 m; also etwa 0,25 ha. - Die Form der Fläche. Die Weideflächen sollten möglichst keine „Nasen“ oder „Schläuche“ bilden, da dies für die Hütehaltung unvorteilhaft ist. - Die Beschaffenheit des Untergrundes. Nässe kann bei Schafen schnell zu Hufinfektionen führen. - Die Verfügbarkeit von Nahrungspflanzen. V. a. Pfeifengras als Hauptnah- rungspflanze spielt hier eine wichtige Rolle, auch die Rasenbinse wird gefres- sen. Außerdem darf der Bewuchs mit Zwergsträuchern (Heidelbeere, Rausch- beere) nicht zu dicht sein. Dieser Aspekt konnte mithilfe von GIS nicht unter- sucht werden, sondern muss vor Ort bei der näheren Flächenbegutachtung geklärt werden. - Das Vorhandensein von Schutzbäumen, die den Schafen Zuflucht vor Regen und übermäßiger Sonneneinstrahlung bieten. Auch dieser Aspekt kann nur bei einer Flächenbegehung untersucht werden.

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4.2 Ergebnisse des Vergleichs von historischen und aktuell beweideten Grin- denflächen

4.2.1 Historische Weideflächen

Die Ergebnisse, die aus der Georeferenzierung der historischen Karten und der Digi- talisierung darin erkennbarer Weideflächen hervorgingen, sind leider nur mäßig be- lastbar. In jeder der sieben verwendeten Karten, die zwischen 1825 und 1915 erstellt wurden, sind einzelne Weideflächen erkennbar, jedoch in sehr unterschiedlicher Klarheit, was besonders an den unterschiedlichen Maßstäben (bis zu 1 : 86.400 bei der Karte Schwabens von 1878) liegt. Es wurden nur diejenigen Flächen digitalisiert, bei denen eine Weidenutzung mit hoher Sicherheit anzunehmen war, daher sind sie vermutlich nicht vollständig dargestellt.

Außerdem ist der Übergang zwischen Wald und Weide nicht immer eindeutig er- kennbar; dies hängt vermutlich auch damit zusammen, dass früher auch die Wald- ränder mit beweidet wurden.

Es wird jedoch klar ersichtlich, dass die Beweidung im 19. Jahrhundert auf den Hö- henrücken stattfand. Gut erkennbar sind beispielsweise Weideflächen auf dem Ho- hen Ochsenkopf (im Nordteil des Nationalparks), auf dem Schliffkopf und dem See- kopf.

Ein Rückgang der Weideflächen ist auf den Karten vom Anfang des 20. Jahrhunderts noch nicht erkennbar, die relativ kleine Fläche der Weideflächen im Jahr 1915 lässt sich lediglich darauf zurückführen, dass für diese Zeit keine Karten für das gesamte Nationalparkgebiet zur Verfügung standen.

In der Legende sind die Erscheinungsjahre der historischen Karten sowie die Be- zeichnung des Kartenausschnitts aufgeführt.

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Historisch beweidete Grindenflächen

Legende

1825 Baden 1843 Grossherzogtum Baden 1843 Grossherzogtum Baden 1878 Buehlertal 1904 Seebach 1915 Buehlertal

Maßstab: 1:100.000

Geobasisdaten: © LGL, www.lgl-bw.de Kilometer Kartenbasis: TK25 § 00,5 1 2 3 4 Fachdatenbereitstellung mit freundlicher Unterstützung des Nationalparks Schwarzwald 4.2.2 Aktuell beweidete Flächen

Diese Flächen wurden nach Informationen durch Schäferei Ute Svensson sowie Zu- hilfenahme von digitalen Orthophotos digitalisiert.

Beweidung findet momentan lediglich im südwestlichen Teil des Nationalparks statt, sie konzentriert sich auf wenige Gebiete in räumlicher Nähe zur B500.

Die größte Fläche befindet sich auf dem Schliffkopf, weitere Flächen finden sich u. a. auf dem Seekopf in der Nähe der Nationalparkverwaltung am Ruhestein oder bei der Alexanderschanze.

Generell sind die Flächen eher klein und isoliert voneinander, was ein mühsames Weitertreiben der Herde nötig macht. Außerdem sind – nach Wunsch von Schäferin Ute Svensson – mehr und größere Flächen wünschenswert, da auf manchen Flä- chen für eine jährliche Beweidung nicht mehr genügend Futterpflanzen nachwach- sen. Hier wäre es sinnvoll, die Beweidung zu extensivieren und nur noch alle zwei Jahre mit der Herde wiederzukehren.

Hinterwälder Rinderherde (Foto: Lukas Schmidt)

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Aktuell beweidete Grindenflächen

Legende

Aktuelle Beweidung

auf weiterer Karte vergrößert dargestellt

Maßstab: 1:100.000

Geobasisdaten: © LGL, www.lgl-bw.de Kilometer Kartenbasis: TK 25 § 00,5 1 2 3 4 Fachdatenbereitstellung mit freundlicher Unterstützung des Nationalparks Schwarzwald Aktuell beweidete Grindenflächen

Legende

Aktuelle Beweidung

Maßstab: 1:40.000

Geobasisdaten: © LGL, www.lgl-bw.de § Kilometer Kartenbasis: Digitale Orthophotos 0 0,5 1 1,5 Fachdatenbereitstellung mit freundlicher Unterstützung des Nationalparks Schwarzwald 4.2.3 Vergleich von historischen und heutigen Weideflächen im Nationalpark- gebiet

Beim Vergleich der digitalisierten Weideflächen von früher und heute sind zwei Dinge gut erkennbar:

Zum einen ist die heutige Weidefläche sehr viel geringer als die aus den historischen Karten entnommenen Weiden.

Zum anderen wird aber auch deutlich, dass ähnliche Bereiche, nämlich die Höhenrü- cken, beweidet werden. Die heutigen Weideflächen grenzen alle an historische Wei- deflächen an und überschneiden sich teilweise auch mit diesen.

Beim Vergleich der Flächengröße zeigte die Berechnung, dass heute nur knapp 13% (ca. 108 ha) der auf den historischen Karten identifizierbaren Weideflächen (insge- samt ca. 830 ha) beweidet werden.

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Vergleich aktueller und historischer Weideflächen

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Aktuelle Beweidung Historische Beweidung

Maßstab: 1:100.000

Geobasisdaten: © LGL, www.lgl-bw.de Kilometer Kartenbasis: TK25 § 00,5 1 2 3 4 Fachdatenbereitstellung mit freundlicher Unterstützung des Nationalparks Schwarzwald 4.3 Rasteranalyse

4.3.1 Darstellung der Hangneigung

Die Hangneigung im Nationalparkgebiet spielte eine wichtige Rolle, da große Nei- gungsunterschiede bestehen.

Aus der Analyse des Höhenmodells ist ersichtlich, dass neben extremen Steillagen viele mehr oder weniger zusammenhängende Höhenrücken bestehen. Wäre allein die Hangneigung entscheidend, wäre die Erweiterung der Grindenflächen unproble- matisch.

Die Hangneigung im Untersuchungsgebiet bewegt sich größtenteils zwischen den Extremen von unter 10% und über 50%.

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Hangneigung im Nationalparkgebiet

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0 - 5 % 5-10 % 10-15 % 15-20 % 20-25 % 25-30 % 30-35 % 35-40 % 40-45 % 45-50 % 50-60 % >60 %

Maßstab: 1:100.000

Geobasisdaten: © LGL, www.lgl-bw.de Kilometer Kartenbasis: DGM § 0 1 2 3 4 Fachdatenbereitstellung mit freundlicher Unterstützung des Nationalparks Schwarzwald 4.3.2 Reklassifizierung der Eignung bezüglich der Hangneigung

Nach der Reklassifizierung der Ergebnisse aus der Analyse der Hangneigung kam das interessante Ergebnis zustande, dass, wenn nur die Hangneigung berücksichtigt würde und die maximal zulässige Hangneigung 30% beträgt, die Beweidung sowohl mit Schafen als auch mit Rindern in großen Teilen des Nationalparks möglich wäre.

Breite Bänder von maximal 30% steilen Flächen ziehen sich über die Höhenrücken des Nationalparkgebiets.

4.3.3 Einbeziehung der Sonneneinstrahlung

Bei der Berücksichtigung der Sonneneinstrahlung – die in der weiteren Analyse nicht einbezogen wurde, da sonst zu viele Flächen ausgeschieden wären – wird ebenfalls der Verlauf der Höhenrücken deutlich.

Weite Flächen des Nationalparks liegen auf eher sonnenabgewandten Hängen.

Viele der Flächen, die viel Sonne erhalten, sind wegen ihrer Hangneigung nur für Schafbeweidung geeignet, da es sich meist um nach Südosten, Süden oder Südwes- ten geneigte Hänge handelt.

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Eignung der Hangneigung für die Beweidung

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nur für Schafe geeignet für Schafe und Rinder geeignet ungeeignet

Maßstab: 1:100.000

Geobasisdaten: © LGL, www.lgl-bw.de Kilometer Kartenbasis: DGM § 0 1 2 3 4 Fachdatenbereitstellung mit freundlicher Unterstützung des Nationalparks Schwarzwald Eignung der Hangneigung für die Beweidung

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geringe/ keine Sonneneinstrahlung bzw. hohe Hangneigung Hangneigung nur für Schafe geeignet hohe Sonneneinstrahlung und niedrige Hangneigung

Maßstab: 1:100.000

Geobasisdaten: © LGL, www.lgl-bw.de Kilometer Kartenbasis: DGM § 0 1 2 3 4 Fachdatenbereitstellung mit freundlicher Unterstützung des Nationalparks Schwarzwald 4.4 Vektoranalyse

4.4.1 Identifikation von Ausschlussflächen und besonders geeigneten Flächen

Um die Vorauswahl möglicher Erweiterungsflächen in anschaulicher Weise darzu- stellen, wurden vier Klassen definiert, um die jeweilige Eignung der Flächen aufzu- zeigen.

Zwei Klassen zeigen Flächen, die ausgeschlossen werden (Kriterien s. Kap. „Metho- dik/ Vektoranalyse/ Ausschlussflächen“) bzw. wenig geeignet sind. Als wenig geeig- net wurden die Bereiche dargestellt, die im DLM mit der Bezeichnung „nasser Boden“ kartiert sind, da eine Beweidung hier nicht generell unmöglich, aber wenig sinnvoll ist.

Die anderen zwei Klassen markieren in Grüntönen die Flächen, die die Kriterien für eine besondere Eignung erfüllen (s. Kap. „Methodik/ Vektoranalyse/ Geeignete Flä- chen“), also etwa als Freiflächen kartiert sind. Herausgehoben werden Bereiche, die als §32-Biotope nach LNatSchG BW kartiert sind, also zweifelsohne besonders ge- eignet sind. Dies sind allerdings in erster Linie die Flächen, die aktuell bereits bewei- det werden, also spielte die Unterscheidung zwischen geeigneten und besonders geeigneten Gebieten für das Endergebnis eine geringe Rolle.

Das Ergebnis dieses Analyseschritts zeigt, dass es große Gebiete gibt, die ausge- schlossen werden müssen. Dies sind z. B. Bannwälder und Wasserschutzgebiete. Es gibt zahlreiche geeignete Flächen, diese sind jedoch teilweise sehr klein und räum- lich voneinander getrennt.

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Vorauswahl der Beweidungsflächen

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besonders geeignet geeignete inkl. Sturmflächen wenig geeignet nicht geeignet

Maßstab: 1:100.000

Geobasisdaten: © LGL, www.lgl-bw.de Kilometer Kartenbasis: TK25 § 00,5 1 2 3 4 Fachdatenbereitstellung mit freundlicher Unterstützung des Nationalparks Schwarzwald 4.5 Zusammenführung der Ergebnisse

In dieser Karte sind die Ergebnisse aus der Kombination der vorhergegangenen Er- kenntnisse abgebildet sowie ihre räumliche Lage im Vergleich zu den aktuell bewei- deten Grinden.

Es handelt sich um diejenigen Flächen, die sowohl nach den in der Vektoranalyse berücksichtigten Kriterien als auch nach ihrer Geländeform für eine Beweidung mit Schafen und Rindern geeignet sind.

Erkennbar ist auch hier die räumliche Isolation vieler Flächen, besonders derjenigen Bereiche, die im nördlichen Teil des Nationalparkgebietes liegen. Auch die Flächen rund um die Missen im östlichen Teil des Nationalparks scheiden vermutlich aufgrund der weiten Entfernungen für die praktische Nutzung aus. Relevant für eine tatsächli- che Beweidung sind wohl in erster Linie die ermittelten Bereiche rund um die aktuel- len Beweidungsflächen im südwestlichen Nationalpark auf dem Höhenzug zwischen Hechliskopf und Ruhestein.

Trotzdem ist ersichtlich, dass es durchaus Flächen gibt, die für eine Erweiterung und Vernetzung der bestehenden Grindenflächen infrage kommen, sofern ihre Eignung auch bei einer genaueren Begutachtung vor Ort bestätigt werden kann.

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Mögliche Flächen für Schaf- und Rinderbeweidung

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Aktuelle Beweidungsflächen Mögliche Beweidungsflächen Hauptwirtschaftsweg/Verbindungsweg Straßenverkehr

Maßstab: 1:100.000

Geobasisdaten: © LGL, www.lgl-bw.de Kilometer Kartenbasis: TK25 § 00,5 1 2 3 4 Fachdatenbereitstellung mit freundlicher Unterstützung des Nationalparks Schwarzwald 5 Fazit und Ausblick

Diese Projektarbeit stellt eine Grundlage für eine Konzeption für die Weiterentwick- lung des Grindenmanagements im Nationalpark Schwarzwald dar.

Die Darstellung der historischen Weideflächen im Nationalparkgebiet zeigt eine Konzentrierung von Weiden auf den Höhenrücken. Interessant ist, dass sowohl die aktuell beweideten Gebiete als auch die im Projekt ermittelten Flächen in diesen Be- reichen liegen.

Die Untersuchungen im Rahmen dieser Arbeit haben gezeigt, dass es im National- parkgebiet Flächen gibt, die für eine Erweiterung der bisherigen Weideflächen in Frage kämen. Grundsätzlich wäre es möglich, durch die teilweise Integration der er- mittelten Flächen die bestehenden Weideflächen besser zu vernetzen; allerdings liegt ein Großteil der ermittelten Flächen isoliert oder in zu weiter räumlicher Entfer- nung von den aktuellen Weiden.

Eine optische Begutachtung der ermittelten möglichen Weideflächen ist noch nicht erfolgt. Diese ist für eine aussagekräftige Bewertung, beispielsweise bezüglich des Vorkommens schützenswerter Arten, aber unbedingt erforderlich. Aufgrund des enormen fachspezifischen Aufwands war dies der Projektgruppe nicht möglich, da hierzu die entsprechenden Fachkenntnisse, etwa botanischer und entomologischer Art, sowie die nötige Zeit fehlten. Auch hinsichtlich der Eignung für Beweidung muss zusätzlich eine Begutachtung vor Ort stattfinden, etwa wegen des Vorkommens wich- tiger Futterpflanzen oder des Vorhandenseins von Hutebäumen, um die Flächen- auswahl abschließend vorzunehmen.

Solche Untersuchungen hätten den Rahmen dieses Projektes gesprengt und müs- sen an anderer Stelle erfolgen.

6 Danksagung

Wir danken der Nationalparkverwaltung Schwarzwald herzlich für die Unterstützung und die fachliche Betreuung dieser Projektarbeit, insbesondere für die Bereitstellung der GIS-Daten.

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7 Quellen

7.1 Literatur

FÖRSCHLER, MARC: Avifaunistische Untersuchungen zur Rastvogelfauna im NSG Schliffkopf, EU-LIFE-Projekt

GEYER, O.F. & GWINNER, M.P.; Geologie von Baden-Württemberg – 4. Auflage, Schweizerbart, Stuttgart; 1991)

METZ, R.; Mineralogisch-landeskundliche Wanderungen im Nordschwarzwald. 2., vollst. überarb. Aufl.; 1977)

MUHLE, O., RÖHRIG, E.: „Untersuchungen über die Wirkungen von Brand, Mahd und Beweidung auf die Entwicklung von Heide-Gesellschaften“, Frankfurt, 1979

MURMANN-KRISTEN, LUISE: „Das Vegetationsmosaik im Nordschwarzwälder Waldgebiet“, Stuttgart 1987

REINBOLZ, ANDREAS: „Der Schwarzwald als Kulturlandschaft – Integrierte Land- schaftsanalyse als Grundlage für ein differenziertes Nutzungsmanagement“, Frei- burg, 2004

SCHMID, W.; WIEDEMEIER, P.: „Synthesebericht Weideliteratur“, Frick und Ster- nenberg, 2001

SCHMID, W.; WIEDEMEIER, P.; STÄUBLI, A.: „Extensive Weiden und Artenvielfalt - Synthesebericht“, Frick und Sternenberg, 2001

SCHLUND, WOLFGANG: „Der Grindenschwarzwald“, Seebach, 2005

THOMAS, P.; KÜBLER-THOMAS, M.: Monitoring der Schafbeweidung am Seekopf und Schweinkopf, im Auftrag der BNL Karlsruhe. Hatzenbühl, 2004

TRENKLE, H. und von RUDLOFF, H.; Das Klima im Schwarzwald; In: Der Schwarz- wald. Beiträge zur Landeskunde – Veröff. Alemann. Instit. Freiburg i. Br.; 1977)

WILMANNS, OTTI: „Exkursionsführer Schwarzwald – eine Einführung in Landschaft und Vegetation“, Stuttgart, 2001

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7.2 Dokumente

BEZIRKSSTELLEN FÜR NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE (BNL) KARLSRUHE UND FREIBURG (HRSG.): „Pflege- und Entwicklungsplan zum LIFE- Projekt Grindenschwarzwald“, 2005

BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (BfN); „Methodik zu Konzipierung von bundes- weiten Rahmenvorstellungen für naturschutzfachliche Landschafts-Leitbilder“; 2002

LANDESANSTALT FÜR UMWELTSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (LfU): „ Moo- re, Sümpfe, Röhrichte, Riede“, Karlsruhe, 2001

LUBW; „Naturräume Baden-Württembergs“; 2010

REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE; LIFE Projekt „Grindenschwarzwald“ Ab- schlussbericht; 2006

REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE; LIFE Projekt „Grindenschwarzwald“ Er- gebnisse; 2006

UNIVERSITÄT TÜBINGEN (SPALTENBERGER, T.; NÖTZELMANN, U.): „Nordschwarzwaldexkursion“, Tübingen; 2013

7.3 Rechtsquellen

Gesetz zum Schutz der Natur, zur Pflege der Landschaft und über die Erholungsvor- sorge in der freien Landschaft (Naturschutzgesetz Baden-Württemberg - NatSchG) vom 13. Dezember 2005

7.4 Internet

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LANDESANSTALT FÜR UMWELT, MESSUNGEN UND NATURSCHUTZ BADEN- WÜRTTEMBERG (LUBW): FFH-Lebensraumtypen; http://www.lubw.baden- wuerttemberg.de/servlet/is/44485/; 02.09.2014 54

LANDESSCHAFZUCHTVERBAND BADEN-WÜRTTEMBERG e. V.; http://www.schaf-bw.de/; 04.09.2014

MINISTERIUM FÜR UMWELT, KLIMA UND ENERGIEWIRTSCHAFT IN BADEN- WÜRTTEMBERG; http://www.themenpark-umwelt.baden- wuerttem- berg.de/servlet/is/22298/?path=4422;6350;&part=22347&partId=0 ; 06.12.2014

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SWR, PLANET WISSEN; http://www.planet- wissen.de/laender_leute/mittelgebirge/schwarzwald/; 10.12.2014

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Winterabend im Nordschwarzwald (Foto: Sebastian Köhl)

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Kontakt

Projektgruppenmitglieder:

Falko Hirt [email protected]

Sebastian Köhl [email protected]

Judith Mayer [email protected]

Friederike Schneider [email protected]

Projektpartner:

Nationalpark Schwarzwald Schwarzwaldhochstraße 2 77889 Seebach Email: [email protected] Telefon: 07449 - 91020 Fax: 07449 - 91022