Demografischer Wandel im Landkreis

Abschlussbericht der Arbeitsgruppe „Demografischer Wandel“

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Mitglieder der Arbeitsgruppe „Demografischer Wandel“

Koordination: Amt für Strukturförderung

Amt für Gebäudewirtschaft und Schulen Haupt- und Personalamt Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Sozialamt Jugendamt Gesundheitsamt Amt für Baurecht und Naturschutz Klinikum gGmbH Personalrat Staatliches Schulamt Rastatt

Stand: April 2009

2 Inhaltsverzeichnis

I. Hintergrund

II. Die demografische Entwicklung im Landkreis Rastatt im Überblick

III. Demografische Handlungsfelder

1. Kinder / Jugendliche / Schüler

2. Erwerbstätige / Erwerbsfähige

3. Senioren 60+/ Altenhilfe

4. Infrastruktur / Städtebau

5. Familie

6. Gesundheit

7. Arbeitgeber „Landkreis Rastatt / Klinikum Mittelbaden gGmbH“

8. Öffentlichkeitsarbeit

IV. Fazit

3

I. Hintergrund

Der demographische Wandel zählt zu den bedeutendsten politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Die Bevölkerung wird voraussichtlich nur noch wenige Jahre wachsen, aber sie wird gleichzeitig in einem Maße „altern“, wie es das bisher noch nicht gab. Die Veränderungen treffen diverse kommunale und gesellschaftliche Bereiche, insbesondere den Schulbereich, die Regionalplanung, den Städtebau, den Wohnungsmarkt, die Wirtschaftsentwicklung, Beschäftigung, Soziales (Senioren, Kinder, Jugendliche) und die Entwicklung der kommunalen Finanzen. Die Gesamtthematik wurde daher auch von der Verwaltung des Landkreises Rastatt aufgegriffen.

II. Die demografische Entwicklung im Landkreis Rastatt im Überblick

Auf der Grundlage der amtlichen Statistik führt das Statistische Landesamt Baden-Württemberg in unterschiedlichen zeitlichen Abständen Bevölkerungsvorausrechnungen durch. Basis der folgenden Daten ist die 11. koordinierte Bevölkerungsvorausrechnung, deren Grundlage der Bevölkerungsstand im Jahre 2005 ist. Dieser Berechnung liegen verschiedene Annahmen zugrunde: o Gleichbleibende Geburtenrate o Ähnlich steigende Lebenserwartung wie in den letzten 30 Jahren o Jährlicher Zuwanderungsgewinn von 17.000 Menschen Die Berechnungen für den Landkreis Rastatt wurden auf dieser Grundlage durchgeführt.

1. Bevölkerungsentwicklung im Vergleich

125,00%

119,70 % 120,00%

115,23 % 115,00%

113,57 % 110,00% 110,37 %

105,00%

100,00%

95,00% 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025

Landkreis Rastatt Baden-Baden

Region M ittlerer Oberrhein Land Baden-Württemberg

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

4

2. Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Rastatt

250.000 9.948 12.113 16.995 17.036 7.941

200.000 über 85 Jährige 46.927 45.058 52.219

60 - < 85 Jährige 59.406 150.000

100.000 20 - < 60 Jährige 125.570 121.139 111.829 119.617

50.000 0 - < 20 Jährige 45.067 48.209 124.329 45.922 49.190 39.835 0 38.728 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025

3. Entwicklung des Durchschnittsalters der Bevölkerung im Vergleich

48 46,6 46 45,9 44 42,4 42 39,8 40 41,7

38 39,3

36

34 1995 1998 2000 2004 2005 2006 2025

Landkreis Rastatt Land Baden-Württemberg

5 4. Geburtenentwicklung

Die Geburtenrate liegt derzeit in Polen 1,24 Litauen 1,27 Deutschland bei 1,33 Kindern pro Frau, in Tschechische Republik 1,28 Japan 1,29 Baden-Württemberg bei 1,34 Kindern pro Italien 1,31 Frau, im Landkreis Rastatt liegt sie bei Ungarn 1,31 Rumänien 1,32 1,32 Kindern pro Frau. LandkeisLandkreis Rastatt Rastatt 1,32 Eine bestandserhaltende Kinderzahl liegt Deutschland 1,33 Griechenland 1,33 bei 2,1 Kindern je Frau Baden-Württemberg 1,34 Spanien 1,35

Österreich 1,4 Portugal 1,4 Schweiz 1,42 Niederlande 1,71 Schweden 1,77 Vereinigtes Königreich 1,78 Dänemark 1,8 Finnland 1,8

China 1,8 Norwegen 1,84 Irland 1,86

Frankreich 2,01 USA 2,07 M exiko 2,2 Türkei 2,43 Pakistan 4,27 0 1 2 3 4 5

5. Erwerbstätigkeit 1975 1980 1985 1991 1998 2001 2004 2006 2015 2025 Gesamtbevölkerung 188.535 189.415 190.062 207.386 222255 224.209 227.549 228.006 229.600 226.999 Landkreis Rastatt 15 – 65 Jährige 120.975 127.618 134.552 143.441 149.710 149.205 149.512 148.936 151.482 141.437 Anteil der Erwerbsfähigen 64,2 % 67,4 % 70,8 % 69,3 % 67,4 % 66,6 % 65,7 % 65,3 % 66,0 % 62,3 % an der Gesamt- bevölkerung in % 1* Erwerbstätige 2* - - - 96.100 99.900 104.400 111.900 111.600 - 3* - 3* Anteil der Erwerbstätigen 46,3 % 44,9 % 46,6 % 49,2 % 48,9 % an der Gesam- tbevölkerung in % Davon 60.347 64.279 65.595 77.082 75.444 82.097 76.987 79.176 versicherungspflichtige Beschäftigte Anteil der vers.pfl. 80,2 % 75,5 % 78,6 % 68,8 % 70,9 % Beschäftigten an den Erwerbstätigen

1* Erwerbsfähigen: Personen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren 2* Erwerbstätige: Alle sozialversicherungpflichtig beschäftigten Arbeitnehmer, Beamte, Selbstständige einschließlich deren mithelfenden Familienangehörige und Ich-Ags 3* Prognose: Eine Prognose für die Zahl der Erwerbstätigen sowie der versicherungspflichtig Beschäftigten liegt nicht vor

6 6. Zusammenfassende Tendenzen

∑ Demografische Tendenzen im Landkreis Rastatt verlaufen weitgehend parallel zu den Landestrends in Baden-Württembergs

∑ Bis 2015 Stagnation der Bevölkerung, danach leichter Rückgang

∑ Erhebliche Verschiebung im Altersaufbau der Bevölkerung ( Reduzierung der Bevölkerung unter 20 Jahre, starker Anstieg der über 60-jährigen) Deutlich wird dies auch am sprunghaften Anstieg des Durchschnittalters bis zum Jahr 2025.

∑ Zunahme der durchschnittlichen Lebenserwartung und dadurch Steigerung der über 85Jährigen (Pflegebereich)

∑ Veränderung der Verhältnisse Erwerbspersonen / nicht Erwerbspersonen

∑ Wertewandel in der Gesellschaft a. Plurale Gesellschaft ( Veränderung der Lebensformen; z.B. Singlehaushalte, Patch-Work- Familien) b. Vereinbarkeit von Familie und Beruf c. Erhöhtes Lebensalter bei der Geburt des ersten Kindes d. Hohe Wertschätzung von Kindern

7 III. Demografische Handlungsfelder

1. Handlungsfeld Kinder / Jugendliche / Schüler

1.1. Schülerzahlen

1.2. Kinder-/Schülerbetreuung

1.3 Jugendberufshilfe / Schulsozialarbeit

1.4. Individuelle Lernbegleitung für benachteiligte Jugendliche

1.5. Ganztagsschule

1.6. Familien mit Migrationshintergrund

1.7. Schülerbeförderung

2. Handlungsfeld Erwerbstätige / Erwerbsfähige

2.1. Standortsicherung; Allgemeine Verbesserung der harten und weichen Standortfaktoren

2.2. Fort- und Weiterbildung

3. Handlungsfeld Senioren 60+/ Altenhilfe

3.1. Altenhilfe

3.2. Tourismus 60+

4. Handlungsfeld Infrastruktur / Städtebau

4.1. ÖPNV

4.2. Stärkung der Innenentwicklung

5. Handlungsfeld Familie

6. Handlungsfeld Gesundheit

7. Handlungsfeld „Arbeitgeber Landkreis Rastatt / Klinikum Mittelbaden gGmbH“

8. Handlungsfeld Öffentlichkeitsarbeit

8

1. Handlungsfeld: Kinder / Jugendliche / Schüler

1.1. Schülerzahlen

Hintergrund

Demografische Entwicklung Die Entwicklung der Schülerzahlen – insbesondere an den Grundschulen – ist an den folgenden Tabellen ersichtlich: Entwicklung der Schülerzahlen an den Grundschulen des Landkreises Rastatt

Schuljahr Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3 Klasse 4 Gesamt

2001/02 2.284 2.395 2.536 2.537 9.752

2002/03 2.312 2.335 2.384 2.513 9.544

2003/04 2.552 2.340 2.352 2.364 9.608

2004/05 2.407 2.563 2.338 2.308 9.616

2005/06 2.290 2.432 2.505 2.321 9.548

2006/07 2.308 2.319 2.414 2.463 9.504

2007/08 2.236 2.311 2.354 2.360 9.261

Ergebnis: Die Schülerzahlen der allgemeinbildenden Schulen erreichten im Schuljahr 2003/04 ihren Höhepunkt. Bis zum Schuljahr 2007/08 waren sie an den Grundschulen bereits zurückgegangen. Anhand der Prognose des Statistischen Landesamtes ist mit einem weiteren Rückgang bis zum Schuljahr 2015/16 zu rechnen.

Übergangsquoten aus Grundschulen seit 2001/02

Hauptschulen Realschulen Gymnasien Sonstige 2001/02 32,6 31,3 35,3 0,9 2002/03 32,5 30,9 35,9 0,8 2003/04 32,5 32,0 34,9 0,6 2004/05 31,8 32,8 34,8 0,6 2005/06 28,1 32,8 38,3 0,7 2006/07 27,2 33,5 38,8 0,6 2007/08 25,9 31,3 42,4 0,4

9 Voraussichtliche Entwicklung der Schüler an den allgemeinbildenden Schulen im Landkreis Rastatt

10.000 9.000 8.000 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16

Grundschule Hauptschule Realschule Gymnasium

Schuljahr Grundschule Hauptschule Realschule Gymnasium 2009/10 8.965 3.375 5.470 5.500 2010/11 8.740 3.300 5.420 5.465 2011/12 8.520 3.235 5.400 5.415 2012/13 8.350 3.160 5.320 4.950 2013/14 8.210 3.080 5.200 4.825 2014/15 8.085 3.010 5.075 4.745 2015/16 7.985 2.945 4.960 4.630

Aufteilung der Hauptschulen nach Schülerzahlen

weniger als 80 mehr als 150 80 – 99 Schüler 100 – 125 Schüler 126-150 Schüler Schüler Schüler 3 Schulen 2 Schulen 10 Schulen 3 Schulen 9 Schulen

11,10% 7,50% 37,00% 11,10% 33,30%

Konsequenzen

Grundschule : Die Schließung von Grundschulstandorten ist derzeit eher unwahrscheinlich. Hauptschule : Im Landkreis ist eine Konzentration der Hauptschulstandorte auf mittlere Sicht denkbar (siehe Rastatt „Schließung der Max-Jäger-Schule“); in den „kleineren“ Gemeinden ist man seitens der Schulträger um den Erhalt der Standorte bemüht.

10 Realschule : Die rückläufigen Schülerzahlen werden keine Realschule in ihrem Bestand gefährden; sie werden allenfalls dazu führen, dass die derzeit hohe durchschnittliche Klassenstärke (ca. 28,5) sinken wird. Sonderschule : Bei den Geistig- und Körperbehinderten sind die Zahlen eher steigend („medizinischer Fortschritt“). Die Schule für Sprachbehinderte wird von den Rückgängen nur gering betroffen sein. Förderschule : Bei den Förderschulen wird sich der Rückgang wegen der Quotierung (4,2% der Schülerschaft eines Jahrgangs) auf die Zahl der Schüler auswirken. Sieht man von der Sondersituation „Hildaschule “ ab, ist der Bestand der anderen kreiseigenen Förderschulen nicht tangiert.

Handlungsrahmen

Kontaktpflege Landkreis Rastatt mit dem Staatlichen Schulamt Rastatt; beratende Funktion des Staatlichen Schulamtes Rastatt - Schulen behalten ihre Hauptschulen (bzw. Schulzweige) und unterrichten bei zurückgehenden Schülerzahlen jahrgangsgemischt - Schulen teilen sich die Klassen 5 – 9 (Klassen 5 und 6 an einer Schule, 7,8,9 an der Nachbarschule) - Eine der beiden Schulen löst ihre Hauptschule (oder einen Schulzweig) auf und dieser geht an die Nachbarschule über (dadurch stabile Einzügigkeit)

Zuständigkeit : Staatliches Schulamt Rastatt

11 1.2. Kinderbetreuung

Hintergrund

Veränderung der Kinderzahl und der Kinderbetreuung Der demografische Wandel bis 2020 spiegelt eine Abnahme der Kinderzahlen wider. Dieser Trend ist bei den Geburten bereits seit mehreren Jahren zu beobachten. Dies führt zu Veränderungen u.a. im Bereich der Kindertagesbetreuung. Das Angebot an Betreuungsplätzen in Kindertageseinrichtungen erfährt hier einen Wandel. Demnach werden zunehmend Betreuungsplätze für unter 3-Jährige und Schulkinder bis 10 Jahre vorgehalten. Durch die gesetzlichen Vorgaben im SGB VIII sind die Städte und Gemeinden verpflichtet, bis zum 1.10.2010 ein bedarfsgerechtes Angebot für die zuvor angeführten Altersgruppen vorzuhalten. Zudem wird ab dem 1.08.2013 durch das Kinderförderungsgesetz ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab Vollendung des ersten Lebensjahres bis zum Schuleintritt bestehen. Für die Kinder unter einem Jahr wird ein bedarfsgerechtes Angebot vorzuhalten sein. Die hiermit verbundenen gesetzlichen Veränderungen sind zum 16.12.2008 in Kraft getreten. Hierdurch soll eine verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Familie erzielt werden. Die Kindergartenbedarfsplanung liegt in Baden-Württemberg im Verantwortungs- und Zuständigkeitsbereich der Städte und Gemeinden. Das Jugendamt hat hier einerseits beratende Funktion, zum anderen erfolgt im Rahmen der Jugendhilfeplanung eine jährliche Abfrage des aktuellen Ausbaustands in diesem Bereich (Gesamtverantwortung aus § 79 SGB VIII). Demnach wird es im Landkreis Rastatt nach derzeitigem Planungsstand für unter 3- Jährige zum 1.10.2010 eine Versorgungsquote von voraussichtlich 23,7% geben. Aktuell beträgt diese 13,5%. Für 17,5% der Schulkinder (6 bis 10 Jahre) wird es bis 1.10.2010 einen Betreuungsplatz geben. Im März 2008 waren es bereits 15,2%. Alle hier genannten Zahlen umfassen auch das Angebot der Kindertagespflege.

Durchgängig ist feststellbar, dass Träger von Kindertageseinrichtungen die zurückgehenden Geburtenzahlen in erster Linie dazu nutzen, bedarfsgerechtere Angebote vorzuhalten; gleichwohl sind auch bereits zum jetzigen Zeitpunkt vereinzelt Gruppenschließungen zu verzeichnen. Abzuwarten bleibt, inwieweit sich die Kindertageseinrichtungen stärker für die Kindertagespflege öffnen; hier ist sowohl durch Landesgesetz wie durch eine entsprechende Verwaltungsvorschrift des Landes künftig die Möglichkeit eröffnet, maximal neun Kinder gleichzeitig durch mindestens zwei Tagespflegepersonen betreuen zu lassen. Dies wäre in freistehenden Räumlichkeiten von Kindergärten recht problemlos durchzuführen.

Der Bereich der Kindertagespflege stellt im Zusammenhang mit der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf gleichfalls einen wichtigen Bestandteil dar. Das Jugendamt ist in

12 diesem Bereich seit 1. Oktober 2008 umfänglich tätig. Der Aufgabenbereich umfasst hierbei die Beratung von Tagespflegepersonen und Eltern, die Überprüfung der Geeignetheit einer Tagespflegeperson, die Erteilung der Pflegeerlaubnis, die Vermittlung eines Tagespflegeplatzes sowie die Finanzierung von Tagespflegeverhältnissen. Darüber hinaus erfolgt in Kooperation mit der Volkshochschule des Landkreises Rastatt die Qualifizierung und Fortbildung der Tagespflegepersonen.

Eine nicht unwesentliche Frage besteht darin, inwieweit rückgehende Kinderzahlen möglicherweise auch nachhaltige Auswirkungen auf den Bedarf an Hilfen zur Erziehung (wie Heimerziehung, Vollzeitpflege) haben werden. Möglicherweise könnte dies ja auch auf den Personalbestand des Jugendamtes in toto Rückschlüsse zulassen. Bisherige veröffentlichte demographische Untersuchungen zu dieser Thematik gehen davon aus, dass in den nächsten 10 Jahren im Altersspektrum der 14- bis 18-jährigen kein relevanter Rückgang zu verzeichnen ist und gerade diese Gruppe die altersbezogen stärkste Gruppe bspw. bei Heimeintritt ausmacht. Um diese Thematik offensiv anzugehen, wurde in Abstimmung mit Herrn Landrat für die Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 16. April 2007 das Thema „Inanspruchnahme erzieherischer Hilfen im Kontext des demographischen Wandels“ vorgesehen. Herr Dr. Ulrich Bürger vom KVJS, ein ausgewiesener Experte zu dieser Thematik konnte als Referent gewonnen werden. Inhaltlich ging es also um die provokante Frage „Weniger Kinder – weniger Krisen?“

Konsequenzen

Seitens der Jugendhilfe ist im Rahmen der gesetzlichen Planungs- und Gesamtverantwortung ein verstärktes Augenmerk auf die Entwicklung der Kindertagesbetreuung im Landkreis zu richten. Hierzu gehört in erster Linie ein gezielter und bedarfsentsprechender Ausbau von unterschiedlichen Angebotsformen der Kindertagespflege u.a. in Kooperation mit der Agentur für Arbeit, Kindertageeinrichtungen und den Städten und Gemeinden. Eine veränderte demografische Entwicklung ist auf das Inanspruchnahmeverhalten von Jugend- hilfemaßnahmen hin zu beobachten und kontinuierlich zu analysieren, um rechtzeitig ggf. zu modifizierende konzeptionelle Angebote zu entwickeln.

Handlungsrahmen

Durch organisatorische Veränderungen im Jugendamt in Form der Besonderen Sozialen Dienste und des Ausbaus des vorhandenen Stellenanteils im Bereich der Kindertagespflege, werden die Aufgaben wahrgenommen. Hierdurch wird es auch gelingen, das Nachfrageverhalten gezielter zu beobachten und zu analysieren, um hieraus entsprechende

13 Schlussfolgerungen zu ziehen (z.B. konzeptionelle Entwicklung besonderer Kinderbetreuungsangebote für einzelne Gemeinden). Im Rahmen der Jugendhilfeplanung erfolgt innerhalb der Kindertagesbetreuung die Ermittlung des aktuellen Bedarfs und Feststellung des erreichten Ausbaustandes zum 31.12. jeden Jahres (voraussichtlich bis 2013). Eine Veränderung des Stichtags ist durch das Kinderförderungsgesetz zum 31.12. jeden Jahres zu erwarten.

Zuständigkeit: Jugendamt

14 1.3. Jugendberufshilfe / Schulsozialarbeit

In diesem Zusammenhang kann darauf hingewiesen werden, dass am 22.05.2007 durch den Kreistag des Landkreises Rastatt Richtlinien zur Förderung der Jugendberufshilfe im Landkreis Rastatt verabschiedet wurden. Hiermit ist es an den beruflichen Schulen mit Berufsvorbereitungsjahr im Landkreis Rastatt möglich, gezielte sozialarbeiterische Hilfen für einzelne Schüler/innen zu vermitteln. Der Einsatz der Jugendberufshilfe ist hierbei insbesondere auf besonders benachteiligte Jugendliche konzentriert, bei denen davon auszugehen ist, dass sie aufgrund ihrer bisherigen persönlichen und schulischen Sozialisation auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt nur schwer zu vermitteln und zu integrieren sein werden. U.a. geht es hierbei darum, den Jugendlichen gezielt Sozialkompetenz zu vermitteln, um ihre Chancen zu verbessern.

Gleichfalls wurden vom Kreistag am 29.1.2008 die Richtlinien zur Förderung von Schulsozialarbeit verabschiedet. Durch das Angebot der Schulsozialarbeit soll eine ganzheitliche, lebensweltbezogene und lebenslagenorientierte Förderung und Hilfe für Schüler/innen im Zusammenwirken mit der Schule erzielt werden. Der Einsatz von Schulsozialarbeit kommt hier nur an solchen Schulen in Betracht, die aufgrund besonders schwieriger Lebenslagen und familiärer Belastungsfaktoren der Schüler/innen mit ihren Lehrkräften alleine den Auftrag von Bildung und Erziehung nicht mehr erfüllen können und zusätzliche Fachkompetenz benötigen. Im Landkreis Rastatt wird Schulsozialarbeit im Wesentlichen in Haupt- und Förderschulen gefördert. In besonderen Ausnahmefällen ist eine Förderung auch in einer Grundschule oder Realschule möglich, sofern hier eine Kumulation besonderer Problembereiche ersichtlich ist.

Zuständigkei t: Jugendamt

15 1.4. Individuelle Lernbegleitung für benachteiligte Jugendliche

Die "Individuelle Lernbegleitung für benachteiligte Jugendliche beim Übergang zwischen Schule und Beruf" ist ein Projekt des Kultusministeriums Baden-Württemberg und wird durch die Zukunftsoffensive IV der Landesstiftung Baden-Württemberg finanziell unterstützt. Im Landkreis Rastatt wurde das Projekt zum 1.4.2007 umgesetzt und hat eine Laufzeit von vier Jahren.

Das Projekt hat zum Ziel, Jugendliche aus dem Landkreis Rastatt, die vor dem Übergang zwischen Schule und Beruf stehen, zu unterstützen. Durch eine individuell ansetzende Lernbegleitung, die außerhalb der regulären Unterrichtszeit stattfindet, soll der persönliche und schulische Erfolg der Jugendlichen verbessert werden. Hierbei unterstützen ehrenamtlich engagierte Männer und Frauen Jugendliche ganz individuell dabei, ihren persönlichen und schulischen Alltag besser zu meistern und stehen als persönlicher Ansprechpartner zur Verfügung. Die Ehrenamtlichen sind somit ein wichtiger Wegbegleiter beim Übergang zwischen Schule und Beruf. Neben der Gewinnung ist auch die fachliche Begleitung dieser Ehrenamtlichen ein wichtiger Bestandteil des Projektes.

Das Angebot richtet sich an Schüler/innen der Klassen 7, 8 und 9 der Haupt- und Förderschulen sowie des Berufsvorbereitungsjahres/Berufseinstiegsjahres der Berufsschulen, der Integrationsklassen oder vergleichbarer Bildungsgänge.

Zuständigkeit: Jugendamt

16 1.5. Ganztagesschule

Hintergrund

Hinsichtlich der zunehmenden Einführung von Ganztagsschulen, die gleichfalls als ein Baustein zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu sehen sind, wird sich eine enge Kooperation mit dem Bereich der Jugendhilfe ergeben. Die Verknüpfung von Jugendarbeit und Schule stellt hierbei einen zentralen Themenbereich dar. Ebenso wird frühzeitig zu beobachten sein, welche Auswirkungen die Ganztagsschulen auf laufende Angebote der Jugendhilfe (z.B. Soziale Gruppenarbeit als ambulantes Instrumentarium) haben werden bzw. inwieweit letztere neu zu konzipieren und auszurichten sind.

Konsequenzen

Die Kompatibilität bestehender ambulanter Jugendhilfeangebote der Sozialen Gruppenarbeit sowie der Schulsozialarbeit sind – im Einzelfall auch bei teilstationären Hilfen – auf den Prüfstand zu stellen. Hierbei ist auch zu erwägen, entsprechende Angebote ergänzend an der Schule vorzuhalten. Durch den Ausbau an Ganztagsschulen ist damit zu rechnen, dass die Meldungen über dort verhaltensauffällige Kinder zunehmen werden, die dann ergänzender Jugendhilfeangebote bedürfen. Die Einbindung von Angeboten der Jugendarbeit in die Schule wird stärker zu thematisieren sein; hier kommt der Vernetzung der einzelnen Angebote eine große Bedeutung zu.

Handlungsrahmen

Der Steuerungseinfluss ist hier tendenziell eher reaktiv möglich und sinnvoll. Gleichzeitig ist eine aufmerksame Begleitung, Beobachtung und Analyse der entsprechenden Veränderungen in der Schullandschaft erforderlich. Hier ist die Zusammenarbeit mit dem Amt für Schule und Bildung besonders bedeutsam.

Offene Fragen

An welchen Standorten werden Ganztagsschulen konkret eingerichtet und welche Betreuungskonzeption liegt jeweils zugrunde.

Zuständigkeit : Jugendamt / Staatliches Schulamt Rastatt

17 1.6. Familien mit Migrationshintergrund

Hintergrund

Der Wegweiser demografischer Wandel 2020 der Bertelsmann Stiftung weist auf eine Zunahme von Familien mit Migrationshintergrund hin. Diese Entwicklung wird bereits in den Zahlen des Mikrozensus 2005 bestätigt. Dort wurde für Baden-Württemberg festgestellt, dass bereits zum heutigen Zeitpunkt jede 4. Familie einen Migrationshintergrund aufweist. In diesem Zusammenhang wurde auch deutlich, dass in diesem Bereich ein entsprechender Handlungsbedarf gegeben ist. Sowohl die Erhebungen zu den Bildungsabschlüssen als auch die Daten zur Integration in den Arbeitsmarkt zeigen ein deutliches Gefälle zwischen Einwohnern in Baden-Württemberg mit und ohne Migrationshintergrund. Hinsichtlich der Situation von jungen Menschen mit Migrationshintergrund im Landkreis Rastatt wurde das Jugendamt inzwischen durch Herrn Landrat beauftragt, einen Bericht zu erstellen. Dies erfolgt derzeit im Rahmen der Jugendhilfeplanung.

Die besondere Problematik von jungen Menschen mit Migrationshintergrund spiegelt sich auch im schulischen Bereich wider. Im Rahmen der Förderrichtlinien von Schulsozialarbeit im Landkreis Rastatt wurden interkulturelle Konflikte sowie Integrationsprobleme von Aussiedlern und Ausländern als Voraussetzungen für eine Förderung explizit benannt.

Konsequenzen

Bei entsprechend vorhandenen Bedarfslagen im Einzelfall sind die besonderen migrationsbedingten Zusammenhänge zu berücksichtigen (im Hinblick auf Angebotsinhalte der Jugendarbeit sowie der institutionalisierten Hilfen). Durch die Jugendhilfeplanung wird hier diese Entwicklung weiterhin in Bezug auf ihre möglichen Auswirkungen für die Jugendhilfe durch statistische Erfassung und Aufbereitung beobachtet und analysiert werden.

Handlungsrahmen

Steuerungseinfluss ist hier nur begrenzt vorhanden. Bei besonderen Angeboten der Jugendhilfe (wie Schulsozialarbeit, Jugendberufshilfe) ist darauf zu achten, dass die Fördervoraussetzungen mit darauf ausgerichtet sind, dass die Integration von jungen Menschen mit Migrationshintergrund gefördert wird. Darüber hinaus ist gerade in diesem Themenbereich die Vernetzung der hiermit befassten Institutionen, Verbänden und Trägern von besonderer Bedeutung. Hierdurch können Angebote gezielt aufeinander abgestimmt und somit bedarfs- und passgenauer entwickelt werden.

Zuständigkeit : Jugendamt 18 1.7. Schülerbeförderung

Problem

Insbesondere die folgenden Problembereiche werden in den nächsten Jahren die Arbeit im Bereich der Schülerbeförderung beeinflussen:

- Langfristig Schülerrückgang

- Anspruchsdenken der Eltern und Schüler steigt, mit Auswirkungen auf Forderungen in den Bereichen Komfort, Fahrzeit, Bedienungshäufigkeiten etc.

- Die zusätzlichen Schulangebote (Ganztagsschulen, Französischzug) führen zu betrieblichen Problemen

- Trotz rückläufiger Schülerzahlen sind keine Rückgänge im Bereich der freigestellten Schülerverkehre zu beobachten

Konsequenzen

Auch im Bereich der Schülerbeförderung muss daher möglichst flexibel auf die veränderten Rahmenbedingungen reagiert werden. Problem stellt hierbei die Tatsache dar, dass planerisch nicht agiert werden kann, sondern dass der Schülerbeförderungsbereich weitestgehend lediglich reagieren kann. In den nächsten Jahren ist daher nicht davon auszugehen, dass Kosteneinsparungen realisiert werden können, vielmehr ist noch von Kostensteigerungen – bei eingefrorener Landesförderung – auszugehen.

Handlungsrahmen

‹ Arbeitsgruppe Schülerbeförderung beim Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) ‹ Diskussion und Handlungsansätze auf der Ebene des KVV ‹ Vorsichtiges Agieren im Bereich von Verbesserungen der Bedienung und der erhöhten Übernahme von Schülerbeförderungskosten. Mögliche Anpassungen müssen aus dem Blickwinkel verschiedener Faktoren betrachtet werden.

Zuständigkeit : Amt für Strukturförderung

19 2. Handlungsfeld: Erwerbstätige / Erwerbsfähige

2.1. Standortsicherung durch allgemeine Verbesserung der harten und weichen Standortfaktoren

Hintergrund

Aufgrund der demografischen Entwicklung ist absehbar, dass sich mittelfristig das Problem des bereits derzeit existierenden Facharbeitermangels noch verstärken wird. Neben arbeitsmarktspezifischen Maßnahmen ist es unabdingbar, die Rahmenbedingungen für einen attraktiven Standort zu sichern bzw. weiter zu verbessern.

Konsequenzen

Von Seiten des Landratsamtes können insbesondere im Bereich der Strukturförderung die Rahmenbedingungen für günstige Standortvoraussetzungen geschaffen werden. Die Arbeitsfelder sollten hierbei möglichst breit angelegt werden.

Handlungsrahmen o Ableitung von Maßnahmen aus der vergebenen Diplomarbeit über Grundlagendatenerhebung zum Facharbeitermangel am Beispiel der Automobilbranche

Maßnahme

Wirtschaftsforum „Facharbeitermangel“ Auftaktveranstaltung eines Wirtschaftsforums mit dem Ziel der Problematisierung des zukünftigen Facharbeiterkräftemangels in der Region, um eine Sensibilisierung für die Thematik aufzuzeigen. Darauf aufbauend sollten bei Interesse Netzwerke initiiert werden. Konkretisierungsgrad : Nach Erstellung eines Organisationskonzeptes kann die Umsetzung bis Mitte 2009 erfolgen Kosten: 3.000 €

Qualifizierungsmaßnahmen für Beschäftigte Projektbeschreibung: Angebot von beruflich orientierten Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen. Begründung : Versuch durch „lebenslanges Lernen das“ Qualifizierungsniveau in der Region zu verbessern (hierbei auch schwerpunktmäßig bestimmte Zeitabschnitte im Berufsleben nutzen, die insbesondere als Lernphasen geeignet sind (z.B. Kurzarbeit etc.). Koordination: VHS Konkretisierungsgrad: Erstellung eines inhaltlichen Konzeptes, Umsetzung 2009 Kosten: Kostenermittlung im Rahmen des Detailkonzeptes 20

Infrastruktur/ÖPNV: o Mindestens Halten des derzeitigen Standards, partiell weitere Verbesserungen, insbesondere Ausbau flexibler Bedienungsformen. Ausbau weiterer Haltepunkte (Stadtbahnhaltepunkt Volksschauspiele Ötigheim, ), Umsetzung Freizeitlinienkonzeption evtl. mit Einbezug des PAMINA-Raumes, Verbesserte Anbindung BadenAirpark o Straßenausbau, Straßenbau und v.a Straßensanierungsmaßnahmen forcieren (ausreichende Mitteleinstellung); Absenkung Bordsteine etc.

Freizeit: o Ausbau/Erweiterung Freizeitstruktur (Engagement des Landkreises an Projekten wie z.B. Naturpark/Rheinpark/Radwegeplanungen etc. muss mindestens gehalten evtl. sogar intensiviert werden)

Gewerbebetriebe: o Sensibilisierung der Betriebe auf die möglichen Auswirkungen des demografischen Wandels für die Wirtschaft (Infobroschüre), evtl. in Kooperation TRK/IHK; Aktion Gemeinden und Facharbeiter außerhalb und in der Region

Offene Fragen

Finanzierungsfragen sind zu klären.

Zuständigkeit : Amt für Strukturförderung

21 2.2. Fort- und Weiterbildung

Hintergrund

Aufgrund der demografischen Entwicklung und der Ergebnisse einer vergebenen Diplomarbeit ist absehbar, dass sich mittelfristig das Problem des bereits derzeit erkennbaren Facharbeitermangels noch verstärken wird. Neben den Maßnahmen im Bereich der Standortverbesserungen ist es zusätzlich notwendig, die Rahmenbedingungen im Bereich der Fortbildung zu intervenieren, um den attraktiven Standort Landkreis Rastatt zu sichern bzw. weiter zu verbessern.

Konsequenzen

Von Seiten des Landratsamtes können insbesondere in Kooperationsprojekten Verbesserungsmöglichkeiten erreicht werden. Die Arbeitsfelder sollten hierbei möglichst breit angelegt werden.

Handlungsrahmen

VHS o Fortbildungsangebot VHS im Bereich „altersgerechte Weiterbildung“ (evtl. in Abstimmung mit TRK/IHK/Bertelsmann-Stiftung) o Neue Ausbildungsangebote: z.B. „Freizeitwirt“ im Seniorenbereich Universität o Versuch der „Bindung von Studenten nach dem Studium (Facharbeitskräfte)“ an die Region. Insbesondere sollte hier an die „abgewanderten Studenten“ gedacht werden z.B. kontinuierliche Info-Letter an ehemalige Studenten (Arbeitsangebote, allg. Infos, Unternehmerförderung etc.), evtl. in Kooperation mit TRK/IHK/Uni o Ansatzpunkt: Förderung von Studenten im Landkreis Rastatt z.B. Angebot Kooperationsbörse/Vermittlungsbörse o.ä.

Offene Fragen

Finanzierungsfragen sind zu klären.

Zuständigkeit : Amt für Strukturförderung / Volkshochschule

22 3. Handlungsfeld Senioren 60+ / Altenhilfe

3.1. Altenhilfe

Hintergrund

Kommunalpolitische Zielsetzungen der Arbeit mit und für Seniorinnen und Senioren: - Kompetenzen des Alters nutzen - Förderung der Eigeninitiative, der Selbständigkeit und der selbstbestimmten Lebensführung auch im Alter - Erhalt der Häuslichkeit - Ausbau der Barrierefreiheit - Förderung der sozialen Netzwerke

Konsequenzen

Voraussichtliche Veränderung der Pflegebedürftigen im LK Rastatt bis 2030

50%

39,30% 40%

30%

20%

10%

0% 2005 2010 2015 2020 2025 2030 Quelle: Statistisches Landesamt

Nach den Modellrechnungen des Statistischen Landesamtes dürfte die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um ca. 40 % zugenommen haben. Zusätzlich gilt es zu berücksichtigen, dass eine Verlängerung der Lebenserwartung auch zu einer Erhöhung des Pflegerisikos beiträgt. Anzahl der Pflege- Veränderung im bedürftigen über 65 Jahren Vergleich zu 2001 2001 4.384 2010 5.260 + 25 % 2015 6.094 + 39 % 2020 6.620 + 51 % Quelle: Bericht des Sozialministeriums B.-W. „Stationäre Pflege in Baden-Württemberg“, August 2005

23 Handlungsrahmen

Ausbau der Pflegeinfrastruktur Der flächendeckende Ausbau der wohnortnahen Pflegeinfrastruktur wird weiter erforderlich. Mit dem Trend zur Klein- bzw. Patch-Work-Familie sind künftig vorwiegend außerfamiliäre ambulante und teilstationäre Dienste und Einrichtungen gefragt. Erforderlich im Landkreis ist u.a. der Ausbau und die Erweiterung der Dienste und Angebote zum Erhalt der eigenen Häuslichkeit (z.B. Haushaltshilfen, mehrstündige Betreuung in der Häuslichkeit).

Ausbau der Angebote für Menschen mit Demenzerkrankungen Mit der größer werdenden Zahl der Hochbetagten geht auch eine Erhöhung der Menschen einher, die an Demenz erkrankt sind. Erforderlich wird eine Ausrichtung möglichst aller Pflegeheime auf die wachsende Zahl von dementen Heimbewohnern, z.B. Ausbau von Demenzkonzepten und Einrichtung von bedarfsgerechten Demenzstationen in den Pflegeheimen . Um die Pflegebereitschaft der Familien zu erhalten, ist ein wohnortnaher Ausbau der ambulanten Hilfen für Demenzkranke , z.B. durch spezielle mehrstündige, häusliche Pflegedienste für Demente und die Erweiterung der ambulanten Betreuungsgruppen für Alzheimer-Kranke erforderlich. Gleichzeitig wächst der Bedarf an einer zentralen Beratungs- und Vermittlungsstelle für pflegende Familien von Demenzkranken .

Altengerechte und barrierefreie Gestaltung Auf dem Hintergrund der wachsenden Zahl älterer Menschen gewinnt die barrierefreie Gestaltung der Lebenswelt älterer Menschen zunehmend an Bedeutung. Neben dem barrierefreien Zugang öffentlicher Einrichtungen soll die Information über die altengerechte Gestaltung der eigenen Wohnung intensiviert werden.

Neue Wohnformen für ältere Menschen Neue Wohnformen ("Wahlverwandtschaften") gewinnen für ältere Menschen an Bedeutung. Der Landkreis ist aufgefordert (u.a. durch die Heimaufsicht / Altenhilfe-Fachberatung) über entsprechende Möglichkeiten zu informieren und neue bedarfsgerechte Wohnprojekte in den Städten und Gemeinden beratend zu unterstützen.

Förderung sozialer Netzwerke und des Nachbarschaftsdenken Das Nachbarschaftsdenken ("Bürgerschaftliches Engagement") ist zu fördern und zu unterstützen , z.B. durch die Ehrenamtberatung und die beratende Begleitung von Projekten und Maßnahmen in Städten, Gemeinden und Trägern der Altenhilfe. Erforderlich ist darüber hinaus die fachliche Begleitung des neuen Ansatzes der Gründung von sog.

24 "Mehrgenerationenhäusern " in den Kommunen. Weitere Ansätze: Begleitung von Seniorenbeiräten in den Kommunen, Fachliche Beratung von Nachbarschaftshilfegruppen, Begleit- und Besuchsdiensten sowie die Bildung von Netzwerken zum Erfahrungsaustausch auf Landkreisebene.

Förderung von Beratungs- und Vermittlungsstellen für Senioren und Angehörige in den Städten und Gemeinden Durch die wachsende Zahl hochbetagter Menschen werden bedarfsgerechte Beratungs- und Informationsdienste immer wichtiger. Diesen Anforderungen entspricht der Landkreis u.a. mit dem alle zwei Jahre aktuell aufgelegten Seniorenwegweiser . Ziel ist es, dass in jeder Stadt und Gemeinde im Landkreis Rastatt eine Anlaufstelle für ältere Menschen und ratsuchende Angehörige besteht. Diese Infostellen können durch Mitarbeiter/innen im Rathaus bzw. auch durch in der Altenhilfe erfahrene ehrenamtlich tätige Seniorinnen und Senioren vorgehalten werden. Ausgehend von den ersten bestehenden Anlaufstellen im Landkreis (in Rastatt, , Muggensturm, , , Durmersheim) und den in anderen Kommunen noch geplanten Infostellen soll durch ein vom Landkreis aufgebautes und gepflegtes Verbundnetz der Erfahrungsaustausch und die Fortbildung der Beratungs- und Anlaufstellen in den Kommunen gesichert und weiter entwickelt werden.

Maßnahmen

4. Auflage und Aktualisierung des Seniorenwegweisers Die Veröffentlichung der 74 Seiten umfassenden Broschüren erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Weka-Verlag in Mering. Von der Altenhilfe-Fachberatung/Sozialplanung im Sozialamt wird der komplette redaktionelle Teil erstellt.

Folgender Zeitplan wurde mit dem Weka-Verlag vereinbart: Ende Januar 2009: Ankündigungsschreiben für die Anzeigenwerbung Januar-Februar 2009 Ist-Stand-Erhebung bei den Diensten und Einrichtungen der Altenhilfe Ab 15. Februar 2009 Anzeigenwerbung April-Juni 2009 Redaktioneller Teil für den Seniorenwegweiser erstellen 15. Juni 2009 Abgabe des redaktionellen Teils an den Weka-Verlag 15. September 2009 Veröffentlichung der neuen Auflage

25 Ende September 2009 Kostenlose Verteilung der Broschüren über die Städte und Gemeinden sowie der Dienste und Einrichtungen im Landkreis. Kosten: Die Broschüre wird über die Anzeigenwerbung finanziert

Koordination: Sozialamt

Einrichtung eines Pflegestützpunktes Zur wohnortnahen Beratung, Versorgung und Betreuung der Bevölkerung sollen in Baden- Württemberg Pflegestützpunkte im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften des § 92c Sozialgesetzbuch (SGB) XI eingerichtet werden. In Pflegestützpunkten werden die pflegerischen, sozialen und umfeldbezogenen Anfragen, auch im Vor- und Umfeld der Pflege aufgenommen und nach Möglichkeit beantwortet. Die Pflegestützpunkte sollen eine unabhängige, neutrale und wohnortnahe Beratung bieten und tragen zur Vernetzung eines Angebotes für hilfesuchende Menschen bei, das möglichst alle pflegerischen, sozialen, hauswirtschaftlichen und niedrigschwelligen Angebote vor Ort umfasst. Träger der Pflegestützpunkte nach § 92c SGB XI sind die am Stützpunkt beteiligten Kosten- und Leistungsträger, d.h. die Pflege- und Krankenkassen sowie die nach Landesrecht zu bestimmenden Stellen. Sie übernehmen gemeinsam die Verantwortung für die Weiterentwicklung des Pflegeberatungsangebotes. Nach dem Entwurf der Kooperations- vereinbarung über die Einrichtung von Pflegestützpunkten in Baden-Württemberg ist in jedem Stadt- und Landkreis die Errichtung eines Pflegestützpunktes vorgesehen. Über die regionale Trägerschaft der Pflegestützpunkte entscheidet die Landesarbeitsgemeinschaft Pflegestützpunkte, wobei den Stadt- und Landkreisen ein Erstvorschlagsrecht eingeräumt werden soll.

Konkretisierungsgrad Erforderlich ist die Erstellung einer Gesamtkonzeption incl. Kostenkalkulation in Zusammenarbeit mit den Pflege- und Krankenkassen. Das Projekt soll bis Mitte 2009 nach der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung des Landes Baden-Württemberg zur Errichtung und dem Aufbau von Pflegestützpunkten nach § 92c SGB IX umgesetzt werden.

Koordination : Sozialamt in Zusammenarbeit mit den Pflege- und Krankenkassen

Vernetzung Alzheimer Selbsthilfegruppen

Initiative zur Vernetzung der Alzheimer Selbsthilfegruppen

26 Alzheimer-Erkrankung ist die häufigste neurodegenerative Erkrankung. Darum werden Beratung und Selbsthilfetreffen für Erkrankte und Angehörige, Betreuungsgruppen sowie Vorträge und Fortbildungen immer wichtiger. In Abstimmung mit der Alzheimer Gesellschaft Mittelbaden, Alzheimer Betreuungs- und Angehörigengruppe, Tages- und Begegnungsstätte für ältere Mitbürger. Eine Realisierung ist nach der Entscheidung, ob und unter welchem Dach im Landkreis Rastatt ein Pflegestützpunkt eingerichtet wird, möglich. (Doppelstrukturen sollten vermieden werden)

Koordination : Gesundheitsamt

27 3.2. Tourismus 60+

Hintergrund

Die sich verändernde Altersstruktur in der Bevölkerung wird erhebliche Auswirkungen auch auf das Freizeitangebot sowie die Tourismusbranche haben. Die Sparte der Senioren 60 + mit relativ guter finanzieller Ausstattung sowie mit einer großen Mobilitätsgewöhnung werden einen neuen Markt darstellen.

Konsequenzen

Der Altersgruppe muss daher im Freizeit-, Erholungs- und Tourismusbereich verstärkt Beachtung geschenkt werden. Aus regionalem Interesse muss darauf geachtet werden, dass möglichst ein großer Anteil der Ausgaben dieser Altersgruppe in der Region verbleibt. Ein entsprechendes Angebot ist daher aus regionalwirtschaftlicher Sicht zur Verfügung zu stellen.

Handlungsrahmen

‹ Themeneinspeisung in Naturpark, STG, dort Erarbeitung von spezifischen Projekten, Angeboten etc. ‹ VHS (evtl. in Kooperation mit VHS PAMINA und anderen VHS der Region): Spezifische Seminare/Veranstaltungen für 60+ Generation (insbesondere zur Thematik Freizeitverhalten): z.B. o Guide-Ausbildung ( Rheinpark-, Wein- und Schwarzwaldguides) o Einbindung 60+ in andere Tourismus und Leistungsträgerbereiche o „Seminar altersgerechte Angebote in der Region“ unter Einbeziehung DEHOGA, IHK Nordschwarzwald unter dem Aspekt „welche Aktivitäten sind mit dem ÖPNV zu erreichen“ („Zielgruppe 60+“ / Urlaub + Freizeitgestaltung ; evtl. in Kooperation KVV/Naturpark/Tourismusbüros )

Zuständigkeit / Koordination : Amt für Strukturförderung

28 4. Handlungsfeld Infrastruktur / Städtebau

4.1. ÖPNV

Hintergrund

Der Themenbereich ÖPNV unter dem Aspekt der Demographie muss parallel zur Landkreisebene auch auf Ebene des KVV betrachtet werden. Die Qualität des ÖPNV- Angebotes wird entscheidend von der Bevölkerungsdichte und der Bevölkerungsstruktur beeinflusst. Allgemein wird prognostiziert, dass die Region Mittlerer Oberrhein auch weiterhin Wachstumsregion bleibt und bis 2013 mit steigenden Bevölkerungszahlen rechnen kann. Diese für die ÖPNV-Nachfrage positive Entwicklung wird relativiert durch die gleichzeitig zu beobachtende Änderung der Bevölkerungsstruktur. Dabei sind zwei Tendenzen besonders wichtig:

Wachsender Anteil der älteren Bevölkerung Die Bevölkerung insgesamt altert. Damit wächst der Anteil derer, die nicht mehr am Erwerbsleben teilnehmen. Diese Gruppe hat ein eher auf Freizeitaktivitäten ausgerichtetes Interesse am ÖPNV. Dies lässt sich bereits heute an den Bedürfnissen der Inhaber von „Seniorenkarten“ (Karte ab 60) beobachten. Innerhalb der nächsten Jahre wird sich dieser Trend verstärken. Unabhängig hiervon ist derzeit allerdings noch nicht vollständig absehbar, inwiefern sich die altersspezifische Mobilitätsstruktur entwickeln wird. Bei einer künftig gleichbleibenden Mobilitätsstruktur würde die Verkehrsleistung zurückgehen. Unter der Annahme der Tendenz einer künftig steigenden Mobilität der Senioren könnte dagegen sogar mit einer steigenden Verkehrsleistung gerechnet werden. Die tatsächliche Entwicklung muss kontinuierlich beobachtet werden und der ÖPNV muss die aktuellen Tendenzen bei der Planung von Verkehrsangeboten berücksichtigen.

Sinkender Anteil der jüngeren Bevölkerung Die Zahl der Kinder und damit der Schüler wird in der nächsten Dekade deutlich zurückgehen. Es ist weiter allerdings zu berücksichtigen, dass entgegen dem allgemeinen Trend die Zahlen der Schüler, die für den Schulweg den ÖPNV benutzen, im KVV auch in den letzten Jahren immer noch zugenommen haben, vor allem durch eine weiterhin steigende Quote von Schülern, die weiterführende Schulen besuchen. Es wird angenommen, dass die große Zahl dieser Schüler auch in den nächsten Jahren noch stabil bleibt. Ab dem Jahr 2012 könnte allerdings auch hier ein deutlich spürbarer Rückgang zu verzeichnen sein, zumal zu berücksichtigen ist, dass zum Ende des Schuljahres 2011/12 zwei Abiturientenjahrgänge gleichzeitig die Gymnasien verlassen, wenn sich die flächendeckende Einführung des achtzügigen Gymnasiums voll auswirkt. 29

900.000 A-Karte (Monate)

800.000 ScoolCard (Monate)

700.000

600.000

500.000

400.000 Gültigkeitsmonate

300.000

200.000

100.000

0 96/97 97/98 98/99 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 Schuljahr Abbildung: Verkaufsentwicklung Schülermonatskarte und ScoolCard 1996/7 bis 2004/5

Abbildung: Entwicklung der Altersgruppe der Schüler ab Klasse 5 Quelle: Statistisches Landesamt B.W.

In Verbindung mit dem G-8 Abitur wird der Nachmittagsunterricht zunehmen. Damit kommen neue Anforderungen auf den ÖPNV zu, da nennenswerte Schülerströme nicht mehr nur nach der 6. sondern auch nach 8. und 10. Schulstunde zu erwarten sind. Dies lässt sich bereits heute beobachten. In der Konsequenz bedeutet dies, dass ein hoher bzw. ein noch wachsender Anteil von Schülerkursen erhalten bleiben muss bei gleichzeitig deutlich sinkenden Fahrgeldeinnahmen.

Konsequenzen

Der ÖPNV wird durch die demographische Entwicklung und durch die sich daraus ergebenden Kundenpotentialverschiebungen, aber auch aufgrund der raumstrukturellen Auswirkungen – die derzeit noch nicht in ihrem vollen Ausmaß prognostizierbar sind – vor eine große Aufgabe gestellt. Die Gesamtentwicklung der demographischen Entwicklung muss daher auch von Seiten des ÖPNV kontinuierlich beobachtet und analysiert sowie notwendige Planungsstrategien erarbeitet werden. Diese Strategien müssen laufend überprüft und an aktuelle Trends flexibel angepasst werden. Dieser Prozess muss von Seiten des ÖPNV in enger Abstimmung mit den benachbarten Aufgabenträgern und dem KVV erfolgen.

30 Insbesondere sind im ÖPNV folgende demografiebedingte Entwicklungen zu berücksichtigen:

• Änderungen im Schülerverkehrsbereich • Verstärkte Nutzung des ÖPNV durch „mobile“ Senioren • Verstärkte ÖPNV-Anforderungen durch hochbetagte Senioren (teilweise mobilitätseingeschränkt)

Handlungsrahmen

Die Thematik des demografischen Wandels und der sich daraus ergebenden strukturellen Veränderungen für den ÖPNV werden daher im Rahmen einer Arbeitsgruppe innerhalb des KVV beleuchtet und entsprechende Handlungskonzepte erarbeitet. Der Kern der Arbeitsgruppe setzt sich aus Mitarbeitern des KVV und der Aufgabenträger zusammen. Projektspezifisch sollen zusätzliche beratende Fachleute hinzugezogen werden (z.B. aus dem Fachbereich der Regionalplanung). Die Bildung dieser Arbeitsgruppe ist erfolgt. Ergebnisse sollen bis Mitte 2009 vorliegen.

Zusätzlich sollten auf Landkreisebene demographisch-spezifische Angebotsformen in die weiteren ÖPNV-Überlegungen einbezogen werden.

‹ Weiterer Ausbau flexibler Bedienungsformen (Taktverdichtung, erweiterte Bedienungsangebote – Zwischenbedienungen etc.)

‹ Schaffung von Anreizen für Gemeinden für spezifische kommunale bedarfsorientierte flexibleBedienungsformen (begrenzter Bedienungszeitraum, funktionsbezogen, z.B. Einkaufsfahrten)

‹ Altersgerechte Werbung (Schrift, Text, ...)

Maßnahme

Modellprojekt: Einführung flexibler Bedienungsformen, um demografiebedingte Mobilitätsprobleme abzufangen

Hintergrund: Aufgrund der demografischen Entwicklung werden in Zukunft in den Kommunen verstärkt Mobilitätsprobleme entstehen (größerer Anteil an gehbehinderten Personen, städtebauliche Entwicklung des Einzelhandels in den Randbereich der Kommunen,

31 Dienstleistungen werden nicht mehr flächendeckend zur Verfügung stehen). Mit dem haltestellenbezogenem ÖPNV und vorgegebenen Linienwegen werden diese Bedürfnisse in Zukunft nicht mehr vollständig gedeckt werden können. Die Träger des ÖPNV und die Kommunen werden passgenau Lösungen entwickeln müssen. Es kann sich daher aber selbstverständlich nur um punktuelle, bedarfsorientierte und zeitlich eingeschränkte Angebote handeln. Diese sind nur als Ergänzung zum ÖPNV zu betrachten. Projektbeschreibung: Erprobung flexibler Beförderungsformen (Einführung als Modellprojekt in zwei Kommunen des Landkreises). Begründung: Mobilität im Alter verbessern, Mobilitätsanpassung an städtebauliche Entwicklungen im Einzelhandel- und Dienstleistungsbereich, Initialwirkung für flächenhafte Umsetzung Konkretisierungsgrad: Kontaktaufnahme mit Modellgemeinden, Umsetzung Mitte 2009 Kosten: 15.000 € für ein Probejahr bei vollständiger Kostenübernahme durch den Landkreis

Offene Fragen

Die Finanzierung ist grundsätzlich zu klären.

Zuständigkeit / Koordination: Amt für Strukturförderung

32 4.2. Stärkung der Innenentwicklung

Hintergrund

Aufgrund der demografischen Entwicklung ist davon auszugehen, dass der Bedarf an neuen Wohnbauflächen stark rückläufig sein wird. Diese Prognose wird zum einen durch die in den nächsten Jahren nur noch schwach wachsende Bevölkerung und in den darauffolgenden Jahren durch die Stagnation der Bevölkerung als auch insbesondere durch den Altersumbau gestützt (kleinere Wohneinheiten, andere Wohnbedürfnisse).

Konsequenzen

Im Rahmen der Stadtplanung muss dieser Trend grundsätzlich bei allen Neuplanungen insbesondere im Bereich der Flächennutzungsplanung Beachtung finden.

Handlungsrahmen

‹ Einfluss LK: in erster Linie auf Flächennutzungsplanung ‹ Förderung des Landkreises von Modellprojekten mit innerörtlicher Verdichtung (Kooperationsprojekte entspr. Murgtal etc.) ‹ Auslobung eines Wettbewerbs für Projekte, evtl. in Kooperation mit RVMO auf regionaler Ebene

Koordination / Zuständigkeit: Amt für Strukturförderung

33 5. Handlungsfeld Familie

5.1. Familienpolitik als Standortpolitik

Hintergrund

Seitens des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde die Initiative „Lokale Bündnisse für Familien“ gestartet, um Familienfreundlichkeit in der Zusammenarbeit vieler gesellschaftlicher Kräfte vor Ort Realität werden zu lassen. Angesprochen hierbei sind Kommunen, Unternehmen, Vereine, Kirchen, Gewerkschaften sowie soziale Organisationen. Lokale Bündnisse sind Ideenschmieden und sollen maßgeschneiderte Lösungen für die jeweilige Situation vor Ort ermöglichen. Durch das Miteinander können neue Sicht- und Herangehensweisen an Themen wie Beruf und Familie, Kinderbetreuung oder Alten- und Familienpflege entstehen.

Es kann sich um einen lockeren Gesprächskreis, eine feste Arbeitsgruppe oder einen eingetragenen Verein handeln. In erster Linie sind die Gemeinden vor Ort hiermit angesprochen, die gemeinsam mit anderen Akteuren an der Basis wissen, „wo der Schuh drückt“. Gleichzeitig stehen die Städte und Gemeinden im Wettbewerb um Einwohner, Finanzen und Unternehmensansiedlungen – ein Wettbewerb, der sich im Zuge der demographischen Entwicklungen noch verschärfen wird. Unter den „weichen“ Standortfaktoren gewinnt Familienfreundlichkeit zunehmend an Bedeutung.

Konsequenzen

Eine niedrige Geburtenrate ist insoweit kein unabwendbares Schicksal: ein gutes Betreuungsangebot für Kinder, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten für Familien, kinderfreundliche Busse und Bahnen erleichtern vielen Unternehmen das „Ja“ zu einem Standort – und Eltern die Entscheidung, an diesem Ort Kinder zu bekommen und großzuziehen.

Handlungsrahmen

Die seitens des Ministeriums konzipierten „Lokalen Bündnisse für Familien“ werden entlang von sieben Handlungsfeldern präsentiert: o Erziehungsverantwortung wahrnehmen o Generationenübergreifende Zusammenarbeit o Kinderbetreuung o Vereinbarkeit von Familie und Beruf o Bürgerschaftliches Engagement o Familienfreundliches Lebensumfeld 34 o Gesundheit und Pflege

Das Ministerium stellt zur Durchführung dieser Initiative keine finanziellen Mittel zur Verfügung. Allerdings vermag die Familienwissenschaftliche Beratungsstelle beim Statistischen Landesamt „Familienfreundliche Kommune“ insoweit beraterische Geburtshilfe zu leisten.

Nach hiesiger Einschätzung sowie in Auswertung bereits initiierter und laufender Bündnisse für Familien ist ein solches Projekt nicht „nebenher“ leistbar, sondern bedarf eines entsprechenden personellen Einsatzes.

Beispiele für entsprechende Projekte finden sich in den Landkreisen und Lörrach sowie im .

Maßnahme Unterstützung im Sinne eines Expertenpools, u.a. aus Jugend- und Sozialamt

Koordination / Zuständigkeit: Städte und Gemeinden des Landkreises Rastatt

35 6. Handlungsfeld Gesundheit

Maßnahme

Lehrerfortbildung im Bereich Gesundheit / Ernährung

Projektbeschreibung: Fachtagung für Lehrerinnen und Lehrer an den Haupt- und Realschulen zum Thema „Essen, trinken, bewegen und entspannen – Wie pack ich´s an?“ unter Einbeziehung verschiedener Formen von Essstörungen. Das Projekt hat präventiven Charakter. Entsprechende Veranstaltungen wurden für Kindergärten und Grundschulen bereits angeboten. Fachtagungen für Gymnasien sind geplant (vsl. 2010), können aus Kapazitätsgründen allerdings nicht zeitgleich mit der Fachtagung in 2009 durchgeführt werden. Konkretisierungsgrad: Unter der Abstimmung des AK „Kinderleicht“, Staatliches Schulamt Rastatt, Schulpsychologischen Beratungsstellen, Praxis für Ernährungsberatung und Selbsthilfegruppen findet die Fortbildung am 25.März 2009 statt Kosten: 2.000 €

Koordination : Gesundheitsamt

Maßnahme Erstellung eines Konzeptes, an dem sich das Nahrungsmittelangebot an den kreiseigenen Schulen zukünftig orientieren soll

Projektbeschreibung : Da es immer mehr übergewichtige Schüler gibt und die Ernährung maßgeblichen Einfluss auf die Konzentration, die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit sowie die Gesundheit der Schüler hat, ist es erforderlich, dass sich die Schulen mit einem geeigneten Nahrungsmittelangebot anpassen. Des Weiteren sieht sich der Landkreis Rastatt als Schulträger in der Verantwortung, was an den kreiseigenen Schulen angeboten wird.

Kongretisierungsgrad: In Abstimmung mit der Schulkonferenz soll ein Konzept entwickelt werden, in dem sich das Nahrungsmittelangebot an den kreiseigenen Schulen orientieren soll.

Koordination: Gesundheitsamt in Absprache mit dem Amt für Gebäudewirtschaft und Schulen

36 7. Handlungsfeld Arbeitgeber Landkreis Rastatt / Klinikum Mittelbaden gGmbH

7.1 Ferienbetreuung für Kinder im Landratsamt Rastatt / Klinikum Mittelbaden gGmbH

Hintergrund Aufgrund der langen Schulferien ist die Betreuung durch berufstätige Eltern in dieser Zeit schwierig. Wochenangebote durch den Arbeitgeber in den Ferien werden daher für sinnvoll angesehen. Die eigens eingerichtete Arbeitsgruppe behandelt die Thematik. Bereits in den Herbstferien und in den Winterferien 2008 wurden erstmalig Schnuppertage für die Kinder der Beschäftigten zwischen 6 und 14 Jahren angeboten Maßnahme Für Schulkinder zwischen 6 und 12 Jahren soll ein Angebot der Ferienbetreuung geschaffen werden. Auf der Grundlage der Erfahrungen aus den Schnuppertagen und einer durchzuführenden Bedarfsabfrage Anfang 2009 wird in den Pfingstferien 2009 (25. bis 29. Mai) ein einwöchiges Betreuungsangebot für 20 Schulkinder erfolgen. Darauf aufbauend soll eine Gesamtkonzeption für eine Ferienbetreuung von max. sechs Wochen im Jahr im Landratsamt / Klinikum erarbeitet werden. Dadurch soll eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf erreicht werden. Kosten: Für das einwöchige Angebot in den Pfingstferien: 1000 €. Ein Detailkonzept ist in Arbeit.

Koordination : Jugendamt, Haupt- und Personalamt, Klinikum Mittelbaden gGmbH

37 7.2 Kontinuierliche Kinderbetreuung im Landratsamt Rastatt / Klinikum Mittelbaden gGmbH

Hindergrund Um das Angebot zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ergänzen, ist die Einrichtung einer kontinuierlich betrieblich unterstützten Kinderbetreuung für Kinder unter drei Jahren sinnvoll. (eventl. in Kooperation mit dem Klinikum Mittelbaden gGmbH) Insbesondere die Form der Trägerschaft ist im Rahmen dieses Konzeptes von besonderer Bedeutung.

Maßnahme Erarbeitung einer Gesamtkonzeption incl. Kostenkalkulation. Eine Umsetzung könnte bis Ende 2009 erfolgen. Detailplanung ist in Arbeit, eine Bedarfsabfrage in Abstimmung mit dem Klinikum Mittelbaden gGmbH soll Anfang 2009 durchgeführt werden.

Kosten Kostenkalkulation im Rahmen des Detailkonzeptes

Koordination : Jugendamt, Haupt- und Personalamt, Klinikum Mittelbaden gGmbH

38 7.3. Auditierung durch das Institut „BerufundFamilie gGmbH“

Hintergrund Durch die Auditierung des Arbeitgebers „Landkreis Rastatt“ wird der Arbeitgeber unterstützt, eine familienbewusste Personalpolitik nachhaltig umzusetzen. Im Rahmen der Auditierung werden konkrete Ziele und Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf erarbeitet. Die Auditierung gliedert sich in acht Handlungsfelder: o Arbeitszeit o Arbeitsorganisation o Arbeitsort o Informations- und Kommunikationspolitik o Führungskompetenz o Personalentwicklung o Entgeltbestandteile und geldwerte Leistungen o Service für Familien Mögliche familienorientierte Maßnahmen der einzelnen Handlungsfelder werden ausführlich unter „Best Practice“ vorgestellt. Best Practice Beispiele verdeutlichen, wie mögliche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Praxis umgesetzt und ausgestaltet werden können. Welche Maßnahmen geeignet und sinnvoll sind, hängt von vielen verschiedenen Faktoren wie der Größe, den Anforderungen des Unternehmens, den Bedürfnissen der Mitarbeiter sowie dem individuellen Spielraum ab.

Zunehmend nutzen auch öffentliche Einrichtungen wie Behörden die betriebswirtschaftlichen Effekte familiengerechter Maßnahmen. Mit Auditierungen in bislang 13 Bundesverwaltungen, 70 Landesverwaltungen und 72 Kommunalverwaltungen hat die „BerufundFamilie gGmbH“ umfangreiche Erfahrungen in der Entwicklung und Umsetzung familiengerechter Maßnahmen in Behörden gesammelt. Mit Beschluss vom 20. August 2008 des Bundeskabinetts sollen bis Ende 2009 alle Bundesministerien, das Bundeskanzleramt sowie das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung das audit „BerufundFamilie“ durchlaufen.

39 Maßnahme

Das Institut „BerufundFamilie gGmbH“ wird beauftragt, den Arbeitgeber „Landkreis Rastatt“ zu auditieren. Diese ist in der Regel nach zwei Monaten abgeschlossen. An deren Ende steht die Vergabe eines Zertifikates. Die praktische Umsetzung der erarbeiteten konkreten Ziele und Maßnahmen überprüft die „Berufundfamilie gGmbH“ jährlich

Kosten: bis zu 3.000 Beschäftigte 16.500 €

Koordination: Haupt- und Personalamt

40 8. Handlungsfeld Öffentlichkeitsarbeit

8.1 Projektspezifische Öffentlichkeitsmaßnahmen

Für die Präsentation öffentlichkeitsrelevanter Themen ist die Erstellung von Informationsmaterialien in Form von Flyer, etc. erforderlich. Die Umsetzung dieser Maßnahme ist abhängig von der Umsetzung der Einzelmaßnahmen. Kostenansatz : 5.000 €

Koordination : Amt für Strukturförderung

41 IV. Fazit

Die Bevölkerungsprognosen und statistischen Auswertungen machen deutlich, dass in den nächsten Jahren im Landkreis Rastatt verstärkt demografische Auswirkungen auftreten werden. Grundsätzlich ist daher von einem Handlungsbedarf auszugehen. Entsprechende Handlungsfelder ergeben sich insbesondere durch die prognostizierte Abnahme der Bevölkerung, immer weniger Kindern und einem starken Anstieg der älteren Bevölkerung, insbesondere der über 85-Jährigen. Im Rahmen des Berichtes wird aber auch deutlich, dass der Handlungsrahmen der Landkreisverwaltung teilweise eingeschränkt ist.

Ebenso hat sich gezeigt, dass bereits jetzt eine Vielzahl an relevanten Projekten und Maßnahmen der einzelnen Handlungsfelder im Rahmen der allgemeinen Verwaltungstätigkeit durchgeführt werden. Insbesondere das Sozialamt (Altenpflege) und das Jugendamt sind in wichtigen Themenfeldern bereits tätig.

Die Umsetzung der im Rahmen des Berichtes aufgeführten Maßnahmen sollten von der Verwaltung eingeleitet werden. Der Zeitraum der Bearbeitung wurde dabei bis Ende 2009 festgelegt. Es gilt daher kontinuierlich die Gesamtthematik zu beobachten. Es ist dann davon auszugehen, dass mittelfristig weitere Maßnahmen in Angriff genommen werden können. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass es sich bei der demografischen Entwicklung um eine Prozess handelt, der Veränderungen unterworfen ist. Bei veränderten Rahmenbedingungen ist das Konzept entsprechend anzupassen und mögliche neue Handlungsfelder und Maßnahmen zu entwickeln.

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