Die Glaziale Entwicklungsgeschichte Nordwestskandinaviens
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SVERIGES GEOLOGISKA UNDERSÖKNING SER. C. Avhandlingar och uppsatser. N:o 285. ÅRSBOK 12 (1918): N:o 2 ·DIE GLAZIALE ENTWICKLUNGSGESCHICHTE NORDWESTSKANDINAVIENS VON FREDRIK ENQUIST MIT EINER TAFEL 1,1)0 kr. SVERIGES GEOLOGISKA UNDERSÖKNI NG SER . C. Avhandlingar och uppsatser. N:o 285. ÅRSBOK 12 (1918): N:o 2 DIE GLAZIALE ENTWICKLUNGSGESCHICHTE NORDWESTSKANDINAVIENS VON F REDRIK E N Q U IST STO CKHOLM 1918 KDNGL. BOKTRYCKERlET. P. A. NORS'rEDT &; SÖNER 182107 INHALTSVERZEICHNJS. Seite. I. Verltiiltnisse währen1l de1· grössten A.usbreituu g der letzteu Vereisuug. l. Ausbreitung und Mächtigkeit des Inlandeises . 1 2. Lage der Eissehoide und Bewegungsrichtungen des E ises . 23 U. Die S}}ätg·laziale Zeittleriode, l. E inleitung . 30 2. Die lokalen Gletscher . 38 a) In spätglazialer Zeit lokal vergletscherte Gebiete . 38 b) Vom Landeis bedeckte Gebiete, wo deshalb spätglaziale Lokalvergletscherun g fe blt . 42 3. Zusammenfassende Schlussätze. Die Verteilung der lokalen Gletscher und die Ausbreitung des Inla ndeises in Fetmo- skandia am Ende der spätgla:dalen Zeit . 78 4. Das Inlandeis im nordwestlichen Skandinavien in spätglazialer Zeit . 95 III. nie postg·laziale Zeit. l. Eiuleitung . !O l 2. Die sc hli essli cbe Abschrnelzung des Inlandeisej> . 105 3. Die Lokalvergletscherung der postglazialen Zeit 12 4 IV. Literatnrrm·zeiclmis 137 V. ErHi.uteruug zut· 'L'afe] 14 3 I. Verhältnisse während der grössten Aus breitung der letzten Vereisung. l. Ausbreitung und ltlächtigkeit des Inlandeises. Die Frage nach der Ausbreitung der letzten Vereisung uber das nördliche Skandinavien ist in verschiedener Weise beantwortet worden. Während sie nach J. GEIKIE [1894; 30] das ganze feste Land uberschreitete, lässt G. DE GEER [1896; 6] sehr bedeutende Gebiete frei. Auch in dem Kartenbild W. RAMSAYS [1898; 69] sind nicht unbedeutendc Kuststrecken eisfrei, und dieselbe Ausbreitung wird von N. V. UssrNG 1899 in »Danmarks geologi» angegeben (in den spät• eren Auflagen 1904 und 1913 [106] sind in dieser Hinsicht keine Veränderungen vorgenommen worden). Nachdem in dessen V. TANNER 1906 Beweise dafur geliefert hat, dass das Landeis in Ostfinnmarken und den angrenzenden Gegenden das ganze Landgebiet bis zum Meer bedeckte (»alles Land im nördliehen Teil von Fennoskandia ist während dieser Periode vom Landeis bedeckt gewesen» [101, S. 156]), änderten sich die Ansichten auch betreffs der westlieher gelegenen Ku sten partien. J. H. L . .VoGT hebt 1907 hervor: »zie mlich sicher war die ganze kontinentale Plattform von dem grossen Eis bedeckt, und die Grenze wurde wahrscheinlich dureh Hav eg,qen gebildet» [112, S. 11]. G. ANDERSSON und S. BIRGER sc hliessen sich ebenfalls dieser Anschauung an: >> - -- wir sind indessen der Ansicht, dass alle Wahrs<.;heinlichkeit dafur spricht, dass zur Zeit vor dem Maximum der grossen V er- 1- ts2to7. S. G U. Ser. C, N:o 285. 2 FR. ENQUIST. gletscherung Skandinavien, Finland und die Halbinsel Kola vonständig von Eis bedeckt waren; davon sind vielleicht ei nige N unatakkpartien in W ests kandinavien ausgenommen» [2, S. 127]. In seiner Zusammenstellung »Norges Kvartmrgeo logi» , erschienen im Jahre 1913, äussert K. O. BJ0RLYKKE, dass »während der letzten Eiszeit das Landeis, soweit wir bis jetzt wissen, unser ganzes Land bedeckt hat» und dass »die Grenze der Ausbreitung des Landeises fur das nördliche Norwegen - besonders nach V. TANNERS Untersuchungen in Finn marken- bis zur Kuste verlegt werden musse. lrgendwelche während der letzten Eiszeit eisfreie Strecken hat man auch hier im nörellichen Norwegen nicht nachweisen können- - » [3, S. 133]. In seiner letzten grossen Arbeit 1915 findet TANNEl~, die bisher gernachten Beobachtungen zeigen, »dass das Ackumulationsgebiet (fur das Landeis im nord westlichen Norwegen) dm·chaus nicht auf dem Lande, sondern unter dem Meere liege, möglicherweise erst am Rand der Konti nentalplattform»; er »kennt auch keine Beobachtung, die der Annahme bestimmt wiedersprechen wurde, dass Schliffspuren und Festlandsblöcke, die vom lnlandeis stammen, auch auf den äussersten Schären des Atlantik angetroffen werden kön• nem [104:, S. 132]. TANNER denkt sich die Sache so, dass das Landeis das ganze Ku stenland bedeckte, und als Schelfeis von ständig uber das breite Flachseegebiet reichte bis zu seiner Grenze gegen das Tiefmeer, der »Haveggem, wo es mit einer Eisbarriere endete, die tafelförrnige Eisberge kalbte, ähnlich denen in der Antarktis. Weiter sudlieb vor Helgeland teilt J. REKsTAD mit, »Lovundvmr und Aasvmr seien die äussersten Teile der Ku s te, wo Eisschliffe beobachtet seien», aber au f Grund von Blockflinden schliesst er doch, dass die Eisdecke sich uber Trmnen weiter ins Meer hinaus erstreckt habe [80, s. 51 ]. Es liegen jedoch in der Tat nur einige wenige Beobach tungen uber die Ausbreitung des Landeises in den am wei testen ins Meer vo rspringenden Teilen der nordwestlichen Kuste Norwegens vor. DIE GRÖSSTE AUSBREITUNG DER LETZTEN VEREISUNG. 3 Selbst habe ich hauptsächlich das Inland bereist, und von den äussersten Inseln habe ich Beobachtungen nur von Andö, der nördlichsten Insel in Vesteraalen. Hier fand ich zu meiner Öberraschung eine glaziale LandschaJt von einem for diese Koste vorher 1.nbekannten Typus, am ehesten vergleichbar demjenigen, den man im Randgebiet des Landeises im Snden beobachtet. Die tiefiiegenden Teile dieser bedeutenden Insel sind in grosser Ansstreckung von typisch ausgebildeter Boden- Fig. l. Einschnitt der Bodenmoräne bei Danmannsk., Andö. moräne bedeckt, 1 welche in Einschnitten, die sich vorfanden, von grosser Mächtigkeit war (Fig. 1). Ich beobachtete auch mehrere sehr bedeutende Endmoränen von einem Aussehen und einer Lage, dass daraus klar hervor ging, dass sie von einem vom Festland ausgegangerien Inland eis herrl"lhren und ni ch t auf die lokale V ergletscherung zurock gefohrt werden können, die auf dieser wie auf den benach- 1 In einer Kiesgrube östlieb von Aanes war der Moräne geschichteter Sand untergelagert. ----------------------------------------- - ---- 4 FR. ENQUIST. barten Inseln geherrscht hat. So liegen 3 km westlieb der IGrche von Björnskinn auf beiden Seiten der Landstrasse uber 10 m hohe Moränenanhänfungen, die durch eine Eis zunge orientiert sind, die von Sudost in die hier offene Pas sage zwischen den Felspartien vorgedrungen ist. Ein sehr schönes Moränengebiet traf ich au f der W estseite der Insel sudlieb und östlieb des Fischerdarfes Nordmjele. Es waren höchst hedentende ans dem gewaltigen Moorgebiet zu zehn oder mehr Meter aufsteigende Rucken: »Storhaugem (Fig. 2), Fig. 2. Storhaugen, Andö. ))Steinvasraet», llSimmelskarhaugem, )JStorraetJJ, »Lauholem (Fig. 3) u. a. Zu diesem Endmoränengebiet gehören deut lich auch »Tuven), ,Kirkeraeb u. a. auf der topographischen Karte eing~zeichnete mehr östlieb gelegene Höhenri.icken. Ans dem Dverbergsmoor stachen ebenfalls an mehreren Stellen Moränenanhäufungen auf, die so gut wie vallständig von Torf bedeckt waren. Die mächtig ausgebildete Bodenmoräne wie diese bedeu- DIE GRÖSSTE AUSBREITUNG DElt LETZTEN VEREISU NG. 5 tende Endmoränenlandschaft zeigen, dass wir bier zum Acku mulationsgebiet des Inlandeises gelangt sind, welches also nicht ausschliesslich unter dem Meere liegt, wie T ANNEH an nahm. Ob erall sons t in dem nordnorwegischen Kfisten ge biet ist dagegen, wie von mehreren Forschern hervorgehoben wurde, die Moränenbedeckung äusserst dunn und zerschlis· sen, und oft babe ich gefunden, dass sie vol1st än di g fehlt, indem gewaltige Gebiete von dem beinahe vallständig kahl F ig. 3. Lanholen, Andö. oO'e fegten BeraO'rund~o .zebiu ldet werden - von bier hat das Inlandeis alles lose Material in grösster Ansstreckung weg gefuhrt und es ausserhalb der Kii ste abgelagert. Das Inlandeis hat sich also wenigstens bis zur W estseite der recht weit vom Festland gelegenen Andö erstreckt, was darauf deutet, dass es auch von den ubrigen Teilen der Kii s te se hr weits hi nausgedrungen ist. V on den Lofotinseln sind Obrigens Sporen des Landeises zu äusserst auf den Schären längs der Sodseite der Ostvaagö gefunden worden, 6 FR. ENQUIST. wo schon J. C. HöRBYE 1855 auf Henningsvmr ausserhalb der sudwestlichen Landzunge der Insel Schrammen von Sud osten auf einer nach Osten stark abfallenden Stossseite be obachtete: »Die Friktionsmassen sind bier in der Richtung vom Vestfjord gekomrnen und haben also kein Ilindernis auf ihrem mehrere Meilen langen Weg vom Festland nach Lofoten gehabt» [53, S. 26]. Später hat auch G. DE GEER von Osten stark abgeschliffene Rundböcker auf diesen Schären beobachtet, welche bei Henningsvmr prachtvoll von Osten nach W esten mit einer N eigung nach W estnord w est geschrammt waren [5, S. 200]. Weiter nach dem Vestfjord hin hat A. HELLAND Landeisschrammen auf einer Schäre zwischen Stora und Lilla Molla beobachtet [40, S. 88]. Im Norden hat. weiter · HöRBYE Schrammenbeobachtnngen nord östlieb von Langö und von dem lnselchen ausserhalb des Senjen [59]. Vermutlieb sind auch einige ostwestlieb gerich tete Sebraromen am Radselfjord auf das Inlandeis zuriickzu- fuhren. So hat sich also gezeigt, dass das Inlandeis uber den Vest- fjord wenigstens ebenso weit vom Festland hinausgedrungen ist wie oben bei Andö. Wie weit hinans uber das jetzige Flachseegebiet sich dieses erstreckt hat, ist naturlieb schwer mit Sicherheit festzustellen, aber wie ich später hervorheben werde, liegen Beobachtungen vor, die darauf deuten, dass die äusseren Lofotinseln ganz ausserhalb der Eisdecke ge legen haben. Es scheint mir deshalb wahrscheinlich zu sein, dass die grossen Andö-Moränen gerade