Ausstellung Donau
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Lebendige Donau in Bayern und Europa Naturachse für Bayern und Europa Flüsse und ihre Talräume sind Wanderachsen nicht nur für den Menschen, sondern auch für Tier- und Pflanzenarten. Die niederbayerische Donau wird so zu einer Drehscheibe für die Artenvielfalt - hier trifft der Reichtum ganz unterschiedlicher geografischer Areale aufeinander. Die Donau ist Wanderachse für die Tier- Verbreitungsschwerpunkt wie die Donau- und Pflanzenarten in Mitteleuropa. Mit Flussdeckelschnecke, die Zierliche Teller- über 2800 km Länge ist sie der zweitlängste schnecke oder die Fluss-Federkiemen- Fluss Europas und berührt vom Schwarz- schnecke. wald bis zum Schwarzen Meer eine ganze Reihe unterschiedlichster Klimazonen und ... und aus den Alpen bereichern geografischer Areale. unsere Landschaft In der Folge sammeln sich an der Donau Weiter angereichert wird unsere Fauna und Bild: Georg Kestel Bild: Le.Loup Gris / GFDL Tier- und Pflanzenarten in einer enormen Flora durch Arten, die entlang der Zuflüsse Becherglocke (links) und Grauscheidiges Federgras Vielfalt. aus den Alpen eingewandert sind. Mit (rechts) sind Vertreter der osteuropäischen Flora mit Lech, Isar und Inn erreichen uns Pflanzen Vorkommen an der Donau im Isarmündungsgebiet. Gäste aus Osteuropa ... wie der Frühlings-Enzian, Orchideen wie der Frauenschuh oder die Lavendel-Weide. Anders als die nach Norden fließenden mitteleuropäischen Ströme erschließt die Die Zuwanderungen von außen, die Dyna- Donau die Artenbestände Osteuropas. mik des frei strömenden Flusses und Bio- Im Donautal finden Pflanzenarten einen tope der Kulturlandschaft haben im Laufe Weg zu uns nach Westen, deren Hauptver- der Zeit einen beachtenswerten biologi- breitungsgebiet in den kontinentalen schen Schatz aufgebaut: Bis zu 1000 ver- Steppen Osteuropas liegt. Dies gilt etwa für schiedene Pflanzenarten lassen sich zum Bild: Gabi Rau / CCSA Bild: Felix Reimann / CCSA die Becherglocke, Steppengräser wie das Beispiel im Isarmündungsgebiet auf weni- Smaragdeidechse Äskulapnatter Grauscheidige Federgras oder die Sumpf- gen Quadratkilometern aufspüren. Wolfsmilch. Langfristig bleibt dieser Reichtum aber nur Wärmeliebende Reptilien wie die Smaragd- erhalten, wenn die Voraussetzungen dafür eidechse oder die Äskulapnatter konnten fortbestehen - wenn der Fluss seine Strömung sich entlang der Donau bis Passau aus- und seine Dynamik behalten darf und die breiten. Im Fluss und seiner Aue finden Verbundsysteme entlang der Donau durch- sich Schneckenarten mit östlichem gängig bleiben. Bild: Francisco Welter-Schultes / CCSA Karte: Georg Kestel; Verbreitungsdaten: faunaeur.org Die Verbreitungskarte (Länder mit Vorkommen, grün) der Donau-Flussdeckelschnecke zeigt den osteuropäischen Schwerpunkt der Vorbreitung. Ökoregion „Zentrales Hochland“ Ökoregion „Ungarische Tiefebene“ A S C C / e d . a r o l f n r e y a b u . na w Do w Ökoregion Alpen w : e t r a Bild: Andreas Zehm, bayernflora.de / CCSA K Einzugsgebiet Die Lavendel-Weide kommt mit den alpinen der Donau Karte: Georg Kestel; Daten: www.eea.europa.eu; Daten für Reliefkarte: SRTM30 Zuflüssen bis an die Donau. Beiträge zur Vielfalt an der niederbayerischen Donau stammen aus den Alpen und aus Osteuropa, hier vor allem aus der ungarischen Tiefebene. Wir schützen Bayerns Natur. Mit Ihnen! Donautal bei Jochenstein / Engelhartszell - Ausbreitungskorridor für die Artenvielfalt. Bild: Georg Kestel www.bn-deggendorf.de Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Die Aue atmet mit Hoch- und Niedrigwasser Das Zauberwort des intakten Flusses und der intakten Aue heißt: Dynamik. Jeden Tag verändern sich die Wasserspiegel im Fluss und in der Aue, ständig verändert das strömende Wasser aufvielfältige Weise die Landschaft. Aus gutem Grund setzt sich der BUND Na- turschutz mit aller Kraft dafür ein, dass die Donau zwischen Straubing und Vilshofen auch in Zukunft frei fließen darf. Denn auf diesen 70 Flusskilometern, dem längsten ungestauten Abschnitt der oberen Donau bis Ungarn, lässt sich der wahre Lebens- geist eines Flusses erkennen: seine Dyna- mik. Die ständige Veränderung durch das strömende Wasser ist die entscheidende Qualität der intakten Donau. Augenfällig ist die Schwankung des Ab- flusses, abhängig vom Niederschlagsge- Bild: Georg Kestel Bild: Georg Kestel schehen im Einzugsgebiet. Mit dem Jeden Tag anders: Ein Altwasser bei Aicha bei Niedrigwasser im Oktober 2009 (links) und nach einem Hochwasser im Juni 2010 (rechts). Am Grauschleier aufden Pflanzen ist der höchste Stand des Abfluss bewegen sich die Wasserspiegel Wasserspiegels und auch der Eintrag von Stoffen in die Aue durch das Hochwasser sichtbar. auf und ab, an der niederbayerischen Do- nau bis zu 6 Meter. Standortdynamik Grundwasserdynamik Das fließende Wasser bewegt Kies und Sand auf der Flusssohle und auf den Ufer- Der Wasserspiegel im Fluss bewegt als flächen. Dadurch werden Schlammablage- „Motor“ auch die Grundwasserspiegel in rungen („Kolmatierungen“) verhindert oder der flussnahen Landschaft. Jede Verände- beseitigt. Schlamm aus Biomasse baut rung im Gewässer kommt so auch in den sich zudem an der Luft schnell ab, wenn Grundwasserspiegeln an - die Aue atmet bei Niedrigwasser die Ufer trocken fallen. mit dem Fluss. Je nach Durchlässigkeit des Saubere und unverschlammten Kiessträn- Untergrundes geschieht dies mehr oder de sind daher ein markantes Zeichen für weniger gedämpft und zeitversetzt. An der einen intakten, dynamischen Fluss. Donau ist die Grundwasserdynamik stel- lenweise noch in zwei bis drei Kilometern Bei Hochwasser verändern sich die Sub- Bild: Georg Kestel Entfernung vom Fluss in der Aue zu spüren. strate auch jenseits der Uferlinien des Uferabbrüche und Tot- Flusses und der dann durchströmten Alt- holz gehören zur leben- Schematischer Querschnitt durch die Aue wässer. In der Aue entstehen und vergehen digen Aue. Vor allem bei Hochwasser entstehen Biotop- Hochwasser Böden neu, indem an der einen Stelle elemente wie z.B. Steilufer und Sand, Kies oder Lehm abgetragen, an an- Rohböden neu. Davon profitiert derer Stelle Material abgelagert wird. Im auch der Eisvogel. Mittelwasser Extremfall verlagert der Fluss seinen Lauf, Bild: JosefBaumgartner und zurück bleibt ein Altwasser. ihre Lebensräume immer wieder vergehen und neu entstehen können. Etliche Arten Niedrigwasser Basis der Artenvielfalt sind von der Dynamik des Flusses regel- Grafik: Georg Kestel recht abhängig. So nutzen Eisvogel und Bei Hochwasser drückt der Fluss Wasser in den Auch wenn Uferabbrüche und umgekippte Uferschwalbe Uferabbrüche für den Bau Boden, sodass es nach wenigen Tagen hinter den Bäume auf den ersten Blick vielleicht wie von Niströhren; Insekten und andere Deichen zutage tritt (s. Bild unten). Bei Niedrig- „Katastrophen“ aussehen - die ständige Kleintiere der Wechselwasserbereiche wasser fließt Grundwasser in den Fluss zurück. Veränderung ist Natur pur. Die Standort- können sich schnell vermehren, ausbreiten dynamik ist letztlich die zentrale Ursache und rasch wieder zurückziehen; und viele für die außergewöhnliche Lebensraumviel- Pflanzen der Aue können nur bestehen, falt an der Donau. Die Pflanzen und Tiere weil Hochwasser immer wieder durchset- Bild: Georg Kestel der Aue kommen gut damit zurecht, dass zungsstärkere Konkurrenten beseitigt. Wir schützen Bayerns Natur. Mit Ihnen! Auwald im Isarmündungsgebiet Bild: Georg Kestel www.bn-deggendorf.de Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Staustufen zerstören den Fluss Für den letzten großen, frei fließenden Abschnitt der bayerischen Donau zwischen Straubing und Vilshofen war noch bis vor Kurzem bei Aicha der Bau einer Staustufe geplant. Dies hätte die besondere Qualität der Donaulandschaft unwiederbringlich zerstört. Eine Staustufe hätte genau die ökologi- schen Besonderheiten vernichtet, die den Was die Staustufenpläne nach herausragenden Wert unserer Donau- Variante C 2,80 bedeutet hätten Landschaft ausmachen: die Dynamik und die Durchgängigkeit des Gewässers. Die Die Staustufe würde den Fluss oberhalb mas- Fließgeschwindigkeit wäre deutlich siv verändern. Während die Stauwirkung bei geringer geworden; wesentlich weniger Mittelwasser etwa 9 km weit bis zur Isarmün- Sand und Kies hätten sich an der Sohle dung reicht, ist sie bei Niedrigwasser insge- samt fast 25 km weit flussaufwärts spürbar. und am Ufer umgelagert; die für die Aue Ein wesentlicher Teil der Flussdynamik würde elementaren Niedrigwasser-Zustände im durch den Einstau verschwinden - allem vor- Fluss und im Grundwasser wären ver- an die heutige Fließgeschwindigkeit und die schwunden. Dies alles hätte insbesondere Niedrigwasserzustände. Kies und Sand la- das ökologische Herzstück der Strecke, den gern sich weniger um; dies würde die flach überströmten Kiesufer als wichtige Fischle- Bereich von der Isarmündung bis zur bensräume gefährden. Mühlhamer Schleife betroffen. Um durchgängig 2,8 m Wassertiefe herzu- stellen, hätten außerhalb der gestauten Strecke etwa 1,2 Millionen Kubikmeter Kies und Sand gebaggert und teilweise Fels ge- Geplanter Standort meißelt werden müssen - mit Folgen für der Staustufe bei Aicha. Das Wehr den Grundwasserhaushalt in der Region. würde den Wasser- Altwasser wie im Natur- spiegel bei Mittel- Die ökologischen Wirkungen von Stau- schutzgebiet Staatshaufen wasser um ca. müssten mit einer „Ufer- 2 m, bei Niedrig- stufen lassen sich nicht ausgleichen aufhöhung“ von der wasser um 3,1 m Donau abgetrennt werden. Noch bei jedem Projekt in