Lebendige Donau in Bayern und Europa Naturachse für Bayern und Europa Flüsse und ihre Talräume sind Wanderachsen nicht nur für den Menschen, sondern auch für Tier- und Pflanzenarten. Die niederbayerische Donau wird so zu einer Drehscheibe für die Artenvielfalt - hier trifft der Reichtum ganz unterschiedlicher geografischer Areale aufeinander.

Die Donau ist Wanderachse für die Tier- Verbreitungsschwerpunkt wie die Donau- und Pflanzenarten in Mitteleuropa. Mit Flussdeckelschnecke, die Zierliche Teller- über 2800 km Länge ist sie der zweitlängste schnecke oder die Fluss-Federkiemen- Fluss Europas und berührt vom Schwarz- schnecke. wald bis zum Schwarzen Meer eine ganze Reihe unterschiedlichster Klimazonen und ... und aus den Alpen bereichern geografischer Areale. unsere Landschaft

In der Folge sammeln sich an der Donau Weiter angereichert wird unsere Fauna und Bild: Georg Kestel Bild: Le.Loup Gris / GFDL Tier- und Pflanzenarten in einer enormen Flora durch Arten, die entlang der Zuflüsse Becherglocke (links) und Grauscheidiges Federgras Vielfalt. aus den Alpen eingewandert sind. Mit (rechts) sind Vertreter der osteuropäischen Flora mit Lech, Isar und Inn erreichen uns Pflanzen Vorkommen an der Donau im Isarmündungsgebiet. Gäste aus Osteuropa ... wie der Frühlings-Enzian, Orchideen wie der Frauenschuh oder die Lavendel-Weide. Anders als die nach Norden fließenden mitteleuropäischen Ströme erschließt die Die Zuwanderungen von außen, die Dyna- Donau die Artenbestände Osteuropas. mik des frei strömenden Flusses und Bio- Im Donautal finden Pflanzenarten einen tope der Kulturlandschaft haben im Laufe Weg zu uns nach Westen, deren Hauptver- der Zeit einen beachtenswerten biologi- breitungsgebiet in den kontinentalen schen Schatz aufgebaut: Bis zu 1000 ver-

Steppen Osteuropas liegt. Dies gilt etwa für schiedene Pflanzenarten lassen sich zum Bild: Gabi Rau / CCSA Bild: Felix Reimann / CCSA die Becherglocke, Steppengräser wie das Beispiel im Isarmündungsgebiet auf weni- Smaragdeidechse Äskulapnatter Grauscheidige Federgras oder die Sumpf- gen Quadratkilometern aufspüren. Wolfsmilch. Langfristig bleibt dieser Reichtum aber nur Wärmeliebende Reptilien wie die Smaragd- erhalten, wenn die Voraussetzungen dafür eidechse oder die Äskulapnatter konnten fortbestehen - wenn der Fluss seine Strömung sich entlang der Donau bis Passau aus- und seine Dynamik behalten darf und die breiten. Im Fluss und seiner Aue finden Verbundsysteme entlang der Donau durch- sich Schneckenarten mit östlichem gängig bleiben.

Bild: Francisco Welter-Schultes / CCSA Karte: Georg Kestel; Verbreitungsdaten: faunaeur.org Die Verbreitungskarte (Länder mit Vorkommen, grün) der Donau-Flussdeckelschnecke zeigt den osteuropäischen Schwerpunkt der Vorbreitung. Ökoregion „Zentrales Hochland“ Ökoregion „Ungarische Tiefebene“ A S C C / e d . a r o l f n r e y a b u . na w Do w Ökoregion Alpen w : e t r

a Bild: Andreas Zehm, bayernflora.de / CCSA K Einzugsgebiet Die Lavendel-Weide kommt mit den alpinen der Donau Karte: Georg Kestel; Daten: www.eea.europa.eu; Daten für Reliefkarte: SRTM30 Zuflüssen bis an die Donau. Beiträge zur Vielfalt an der niederbayerischen Donau stammen aus den Alpen und aus Osteuropa, hier vor allem aus der ungarischen Tiefebene.

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Donautal bei Jochenstein / Engelhartszell - Ausbreitungskorridor für die Artenvielfalt. Bild: Georg Kestel www.bn-.de

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Die Aue atmet mit Hoch- und Niedrigwasser Das Zauberwort des intakten Flusses und der intakten Aue heißt: Dynamik. Jeden Tag verändern sich die Wasserspiegel im Fluss und in der Aue, ständig verändert das strömende Wasser aufvielfältige Weise die Landschaft.

Aus gutem Grund setzt sich der BUND Na- turschutz mit aller Kraft dafür ein, dass die Donau zwischen Straubing und Vilshofen auch in Zukunft frei fließen darf. Denn auf diesen 70 Flusskilometern, dem längsten ungestauten Abschnitt der oberen Donau bis Ungarn, lässt sich der wahre Lebens- geist eines Flusses erkennen: seine Dyna- mik. Die ständige Veränderung durch das strömende Wasser ist die entscheidende Qualität der intakten Donau.

Augenfällig ist die Schwankung des Ab- flusses, abhängig vom Niederschlagsge- Bild: Georg Kestel Bild: Georg Kestel schehen im Einzugsgebiet. Mit dem Jeden Tag anders: Ein Altwasser bei Aicha bei Niedrigwasser im Oktober 2009 (links) und nach einem Hochwasser im Juni 2010 (rechts). Am Grauschleier aufden Pflanzen ist der höchste Stand des Abfluss bewegen sich die Wasserspiegel Wasserspiegels und auch der Eintrag von Stoffen in die Aue durch das Hochwasser sichtbar. auf und ab, an der niederbayerischen Do- nau bis zu 6 Meter. Standortdynamik Grundwasserdynamik Das fließende Wasser bewegt Kies und Sand auf der Flusssohle und auf den Ufer- Der Wasserspiegel im Fluss bewegt als flächen. Dadurch werden Schlammablage- „Motor“ auch die Grundwasserspiegel in rungen („Kolmatierungen“) verhindert oder der flussnahen Landschaft. Jede Verände- beseitigt. Schlamm aus Biomasse baut rung im Gewässer kommt so auch in den sich zudem an der Luft schnell ab, wenn Grundwasserspiegeln an - die Aue atmet bei Niedrigwasser die Ufer trocken fallen. mit dem Fluss. Je nach Durchlässigkeit des Saubere und unverschlammten Kiessträn- Untergrundes geschieht dies mehr oder de sind daher ein markantes Zeichen für weniger gedämpft und zeitversetzt. An der einen intakten, dynamischen Fluss. Donau ist die Grundwasserdynamik stel- lenweise noch in zwei bis drei Kilometern Bei Hochwasser verändern sich die Sub- Bild: Georg Kestel Entfernung vom Fluss in der Aue zu spüren. strate auch jenseits der Uferlinien des Uferabbrüche und Tot- Flusses und der dann durchströmten Alt- holz gehören zur leben- Schematischer Querschnitt durch die Aue wässer. In der Aue entstehen und vergehen digen Aue. Vor allem bei Hochwasser entstehen Biotop- Hochwasser Böden neu, indem an der einen Stelle elemente wie z.B. Steilufer und Sand, Kies oder Lehm abgetragen, an an- Rohböden neu. Davon profitiert derer Stelle Material abgelagert wird. Im auch der Eisvogel. Mittelwasser Extremfall verlagert der Fluss seinen Lauf, Bild: JosefBaumgartner und zurück bleibt ein Altwasser. ihre Lebensräume immer wieder vergehen und neu entstehen können. Etliche Arten Niedrigwasser Basis der Artenvielfalt sind von der Dynamik des Flusses regel-

Grafik: Georg Kestel recht abhängig. So nutzen Eisvogel und Bei Hochwasser drückt der Fluss Wasser in den Auch wenn Uferabbrüche und umgekippte Uferschwalbe Uferabbrüche für den Bau Boden, sodass es nach wenigen Tagen hinter den Bäume auf den ersten Blick vielleicht wie von Niströhren; Insekten und andere Deichen zutage tritt (s. Bild unten). Bei Niedrig- „Katastrophen“ aussehen - die ständige Kleintiere der Wechselwasserbereiche wasser fließt Grundwasser in den Fluss zurück. Veränderung ist Natur pur. Die Standort- können sich schnell vermehren, ausbreiten dynamik ist letztlich die zentrale Ursache und rasch wieder zurückziehen; und viele für die außergewöhnliche Lebensraumviel- Pflanzen der Aue können nur bestehen, falt an der Donau. Die Pflanzen und Tiere weil Hochwasser immer wieder durchset- Bild: Georg Kestel der Aue kommen gut damit zurecht, dass zungsstärkere Konkurrenten beseitigt.

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Auwald im Isarmündungsgebiet Bild: Georg Kestel www.bn-deggendorf.de

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Staustufen zerstören den Fluss Für den letzten großen, frei fließenden Abschnitt der bayerischen Donau zwischen Straubing und Vilshofen war noch bis vor Kurzem bei Aicha der Bau einer Staustufe geplant. Dies hätte die besondere Qualität der Donaulandschaft unwiederbringlich zerstört.

Eine Staustufe hätte genau die ökologi- schen Besonderheiten vernichtet, die den Was die Staustufenpläne nach herausragenden Wert unserer Donau- Variante C 2,80 bedeutet hätten Landschaft ausmachen: die Dynamik und die Durchgängigkeit des Gewässers. Die Die Staustufe würde den Fluss oberhalb mas- Fließgeschwindigkeit wäre deutlich siv verändern. Während die Stauwirkung bei geringer geworden; wesentlich weniger Mittelwasser etwa 9 km weit bis zur Isarmün- Sand und Kies hätten sich an der Sohle dung reicht, ist sie bei Niedrigwasser insge- samt fast 25 km weit flussaufwärts spürbar. und am Ufer umgelagert; die für die Aue Ein wesentlicher Teil der Flussdynamik würde elementaren Niedrigwasser-Zustände im durch den Einstau verschwinden - allem vor- Fluss und im Grundwasser wären ver- an die heutige Fließgeschwindigkeit und die schwunden. Dies alles hätte insbesondere Niedrigwasserzustände. Kies und Sand la- das ökologische Herzstück der Strecke, den gern sich weniger um; dies würde die flach überströmten Kiesufer als wichtige Fischle- Bereich von der Isarmündung bis zur bensräume gefährden. Mühlhamer Schleife betroffen.

Um durchgängig 2,8 m Wassertiefe herzu- stellen, hätten außerhalb der gestauten Strecke etwa 1,2 Millionen Kubikmeter Kies und Sand gebaggert und teilweise Fels ge- Geplanter Standort meißelt werden müssen - mit Folgen für der Staustufe bei Aicha. Das Wehr den Grundwasserhaushalt in der Region. würde den Wasser- Altwasser wie im Natur- spiegel bei Mittel- Die ökologischen Wirkungen von Stau- schutzgebiet Staatshaufen wasser um ca. müssten mit einer „Ufer- 2 m, bei Niedrig- stufen lassen sich nicht ausgleichen aufhöhung“ von der wasser um 3,1 m Donau abgetrennt werden. Noch bei jedem Projekt in den letzten Jahr- anheben. zehnten hat der Bauträger, die Rhein-Main- Um zu verhindern, dass die Geplanter Durch- Donau AG (RMD) versprochen, die Folgen gestaute Donau mit ihrem stichskanal mit etwa auszugleichen, die für Natur und Land- angehobenem Wasserspiegel 2 km Länge und schaft entstehen. Die entsprechenden die Umgebung dauerhaft ver- Schleuse. Breite des Maßnahmen jedoch sind, gemessen an der nässt, müsste über mehr als 10 Kanals bis zu 100m, Kilometer eine Spundwand in Gesamtbreite mit ursprünglich vorhandenen Naturausstat- den Boden getrieben werden. seitlichen Dämmen tung, stets gescheitert. Das gilt für die Damit würde die natürliche Ver- und Entwässe- Maßnahmen entlang dem Rhein-Main- bindung zwischen Fluss und rungsgräben ca. Donau-Kanal genauso wie für aufwändige Grundwasser gekappt und die 250 m. Biotopgestaltungen an den Staustufen Grundwasserdynamik unterbunden. Geisling und Straubing. Sowohl das Do- naustaufer Altwasser wie auch die Öber- auer Schleife, beide mit Millionenaufwand umgebaut und „optimiert“, können die Verluste nicht ausgleichen, die mit dem Ein System von neu gegra- Einstau des Flusses verursacht wurden. benen Umgehungsgerin- nen sollte es den Fischen er- möglichen das Querbauwerk zu Insgesamt zeigt sich vor allem, dass sich umgehen. Rechts der Donau sol- die fluss- und auentypische Dynamik len die Gerinne zudem die Grund- künstlich nicht wieder herstellen lässt. wasserdynamik wieder herstellen.

Der Abschnitt ohne Stau müsste massiv ausgebaggert werden, um durchgängig 2,80 m Wassertiefe herzustellen - mit deutlichen Folgen für das Grundwasser.

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Mühlhamer Schleife Luftbild: Christian Sedlmeier www.bn-deggendorf.de

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Schifffahrt dem Fluss anpassen Im Bezug aufden Schadstoffausstoß und im Energieverbrauch schneidet das Binnenschiffähnlich gut ab wie die Bahn. Wirklich umweltfreundlich ist das Schiffaber nur dann, wenn es sich an den Fluss anpasst.

Der BUND Naturschutz akzeptiert einen maßvollen Ausbau der Wasserstraße zwischen Straubing und Vilshofen mit flussregulierenden Mitteln (die sogenannte „Variante A“) als Kompromiss zwischen Naturschutz und Schifffahrt. Voraussetzung ist jedoch, dass die Variante A ökologisch noch weiter optimiert wird. Was heißt „Flussregulierung“?

Schon vor vielen Jahrzehnten wurden in die Bild: Georg Kestel Bild: Georg Kestel Bild: Georg Kestel Donau Buhnen und Parallel-Leitwerke ein- Rückbau von Uferbefestigungen An der bayerischen Donau finden Schon mit einer schmalen Absen- gebaut, zuerst zur Ufersicherung und spä- im Nationalpark Hainburg. sich Uferversteinungen selbst an kung der Buhne an der Landseite ter zur Verbesserung der Schifffahrtsver- den wenig gefährdeten Innen- wird die Durchströmung des Buh- hältnisse. Der jetzt geplante Ausbau sieht kurven wie hier bei Deggendorf. nenfeldes erheblich verbessert.

Buhnenfeld Fliessrichtung Buhnen (oben) und vor, bestehende Buhnen um wenige Meter Schifffahrt aufder Donau Buhne Parallel-Leitwerke zu verlängern, zusätzliche Buhnen und (unten) verengen bei Leitwerke sowie Kies-Vorschüttungen zu Die Donau ist seit jeher eine wichtige Verkehrs- Niedrigwasser den achse. Entlang der Flussufer sind z.B. die ersten Abflussquerschnitt. errichten und seichte Stellen tiefer zu bag- Ackerbauern in unsere Region eingewandert. F ahrrinne Dadurch wird das gern. Tiefe Ausspülungen (sogenannte Lasten wurden aufFlößen zunächst vor allem Wasser im Bereich „Kolke“) sollen dagegen verfüllt werden. flussabwärts transportiert, erst später wurden der Fahrrinne kon- Dadurch kann die Fahrrinnentiefe bei Schiffe zum Teil auch wieder flussaufwärts gezogen. Parallel-Leitwerk Fliessrichtung zentriert. Die für die Niedrigwasser von derzeit 2 m auf 2,2 m Lange war die „Ulmer Schachtel“ ein gebräuchli- Schifffahrt nutzbare erhöht werden. ches Donauschiff, eine bis 30 Meter lange Zille Wassertiefe nimmt mit einem geschlossenen Aufbau. Am Zielort zu. Bei höheren wurden diese Schiffe gewöhnlich zerlegt und als Wasserständen Ökologische Optimierung Bau- oder Brennholz verkauft. Fahrrinne werden die Bauwer- 1812 wurde in Wien das erste Donaudampfschiff ke überströmt. Grafik: Georg Kestel Der geplante Ausbau kann ökologisch noch in Betrieb genommen. Danach entwickelte sich in verbessert werden. Wichtige Elemente wenigen Jahren aufder gesamten Donau der hierfür sind unter anderem: motorisierte Schiffsverkehr. Heute transportieren verschiedene Typen von Gütermotorschiffen und • Rückbau von bestehenden Uferverstei- Schubverbänden Fracht aufder Donau; sie haben nungen; je nach Größe und Beladung einen Tiefgang zwi- schen etwa 2,0 und 2,8 m und eine Tragfähigkeit • Neue und alte Bauwerke sollen sich in von 1000 bis 1800 Tonnen und mehr. Material und Ausgestaltung an natürli- Die sogenannte „weiße“ Flotte der Personen- chen Elementen wie z.B. Inseln orien- schifffahrt bietet Kreuzfahrten und Tagesausflüge tieren, das heißt, flachere Böschungen an - sie hat selten mehr Tiefgang als etwa 1,6 m. Als zentraler Fracht- und Reiseweg hat die Donau und Grobkies statt Granit aufweisen; jedoch ihre frühere Bedeutung verloren. Nur für • Bauwerke können so umgestaltet wer- besonders sperrige Güter und für den Transport den, dass neue Fließgewässer-Lebens- von Massengütern wie Futter- und Düngemittel, Erz, Kohle, Sand und Schrott über weite Entfer- räume entstehen; nungen wird der Fluss noch genutzt. Kurze und • Tiefe Flußkolke müssen als wichtige mittlere Strecken und zeitkritische Transporte werden dagegen in der Regel mit dem LKW oder Fisch-Lebensräume erhalten bleiben; der Bahn abgewickelt. • Die Anbindung und Durchströmung von Altwassern kann verbessert werden. Ulmer Schachtel Luftbild: Hubert Ammer Auch die europäische Wasserrahmenricht- Flussregulierung bei Aicha: links Buhnen, rechts oben Parallel-Leitwerke; die Insel im Bildvorder- linie fordert derartige Maßnahmen zur Ver- grund kann als Vorbild für die ökologisch optimierte besserung des ökologischen Gewässer- Ausgestaltung von Flussbauwerken dienen. zustands. Bild: Axel Hindemith / GFDL

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Blick von Mühlham donauaufwärts Richtung Aicha a.d. Donau Bild: Georg Kestel www.bn-deggendorf.de

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Einsatz für die Donau Die Auseinandersetzung um die Donau hat viele Wendungen erlebt. Seit Februar 2013 ist der Bau von Staustufen (vorerst) vom Tisch. Die Rettung der frei fließenden Donau können die Menschen in der betroffenen Region als ihren Erfolg verbuchen.

1992 wurden die Pläne für den Ausbau der weiterhin die Staustufenlösung. In einem Eine Entscheidung soll eine ab dem Jahr Wasserstraße zwischen Straubing und zweiten Raumordnungsverfahren ab 2005 2010 erstellte, 33 Mio Euro teure weitere Vilshofen erstmas konkret: Die Rhein-Main- werden daher auf Kosten des Freistaats Bay- Studie bringen. Doch auch aus dieser Stu- Donau AG (RMD) beantragt ein Raumord- ern auch diese Bauvarianten weiter geprüft. die werden die einschneidenden Zerstö- nungsverfahren für den Bau von mehreren rungen deutlich, die der Bau von Stau- Staustufen und einen langen Seitenkanal. Erneut setzt sich der BUND Naturschutz zu- stufen unweigerlich hervorrufen würde. Der Dies stößt in der Region auf zunehmenden sammen mit den Partnern im Donauring in der Studie geplante ökologische Aus- Widerstand. Bürger organisieren sich in zur Wehr - unter anderem mit einer Vielzahl gleich ist dagegen wenig überzeugend. Initiativen und Verbänden, die sich im von Veranstaltungen zur Information über die „Donauring“ abstimmen und vernetzen. Planung. Fachleute des BN erläutern in fast Dezember 2012: Die Bürger stellen Mit dem BUND Naturschutz an vorderer allen Gemeinden zwischen Straubing und sich vor ihre Donau Stelle setzen sich Fachleute mit den Pla- Vilshofen die möglichen Auswirkungen ei- nungen auseinander. In Donaukongressen nes Staus für das Grundwasser, die Natur, Am 10. Dezember 2012 will sich Minister- in Deggendorf und Niederalteich werden für Gebäude, Felder und Wälder. Gezeigt präsident Horst Seehofer vor Ort ein eige- die Ergebnisse vorgestellt und diskutiert. wird dabei auch, dass es nach wie vor kei- nes Bild machen, zahlreiche politische Finanziert durch Spenden und Mitglieds- ne tragfähige verkehrliche Begründung für Entscheidungsträger begleiten ihn. Die beiträge erwirbt der BUND Naturschutz das Projekt gibt. Menschen in der Region zeigen sich in Grundstücke an der Donau. Letztlich er- Deggendorf und Niederalteich entschlos- zwingt der Widerstand 1996 den Abbruch Zunehmender Widerstand in der Region sen: sie kämpfen für Ihre Heimat, für die des ersten Raumordnungsverfahrens. In Verbesserung des Hochwasserschutzes, die zwischen 1996 und 2001 durchgeführ- Obwohl die Regierung von Niederbayern im und für ihre frei fließende Donau. Im Fe- ten „Vertieften Untersuchungen“ wird erst- März 2006 das Raumordnungsverfahren bruar 2013 legt die bayerische Staatsre- mals auch eine Ausbauvariante ohne für die Stauvariante C (mit einer neuen Un- gierung daher die Staustufenpläne zu den Staustufen als „Variante A“ einbezogen. tervariante C 2,80) entscheidet, verhindert Akten; die Verbesserung des Hochwasser- das politische Patt zwischen Bayern und schutzes erhält endlich den angemessenen Bundestagsbeschluss 2002 dem Bund sowie zwischen CSU und FDP Vorrang. die Fortführung dieser Pläne. Im Jahr 2002 entscheidet der Deutsche Die Geschichte des Widerstands gegen die Bundestag für die Variante A und gegen Staustufenpläne ist ein Musterbeispiel da- den Bau weiterer Staustufen. Im Mai feiern für, dass bürgerschaftliches Engagement die Donauschützer deshalb zum ersten Mal mit langem Atem erfolgreich sein kann. Die ihr „Donaufest“ in Niederalteich. Allerdings Menschen in der Region haben ihre Heimat bevorzugt die bayerische Staatsregierung Bilder: Georg Kestel erfolgreich vor einem zerstörerischen Großprojekt bewahrt.

Bild: Georg Kestel

Bild: Georg Kestel

Bild: Georg Kestel Bild: Georg Kestel

Bild: Georg Kestel Bild: Georg Vogl

Bild: Hubert Ammer Bild: Georg Kestel Bild: Georg Kestel Bild: Georg Kestel Bild: Claudia Ciecior / BN Bild: Claudia Ciecior / BN Bild: Dieter Scherf Anzeige zum 1. Umwelt-Aschermittwoch (1992); Donaufest mit Dietmar Franzke (Fischereiverein Hubert Weiger und Dieter Scherfim Gespräch mit 20. Donaukongress 2011 in Niederalteich; Niederbayern), Hubert Weiger (BUND Naturschutz), Sigmar Gabriel (2008); Filmaufnahmen für die bay. Donauschützer 2002 vor dem Deutschen Altabt Emmanuel Jungclaussen, Ludwig Sothmann Abendschau (2009); Donaubereisung: Unterschriften- Bundestag; Information bei Exkursionen ins (Landesbund für Vogelschutz); Festbetrieb in übergabe an Horst Seehofer, Hans-Jürgen Buchner in Gelände und während der BN- Donauschifffahrt Niederalteich, Kanu-Demo; Danubia Sound pt. 7 Deggendorfund Georg Kestel aufdem Donauschiff

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Bürgerempfang bei der Donaubereisung am 10. Dezember 2012 mit Ministerpräsident Seehofer in Niederalteich Bild: Georg Kestel www.bn-deggendorf.de

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Hochwasser gehört in die Aue Im Juni 2013 haben die Stadt Passau und der Landkreis Deggendorf ein verheerendes Hochwasser erlebt. Die Ursachen sind auch hausgemacht. Wirksamer Hochwasserschutz muss den Gewässern ihre Auen und ihre angestammten Räume zurückgeben.

Hochwasser ensteht aus ergiebigen, lang • Neue Siedlungs- und Gewerbebauten in anhaltenden Niederschlägen, im Frühjahr Überschwemmungsgebieten vergrößern verstärkt durch Schmelzwasser. Allerdings das Schadensrisiko. verschärfen hausgemachte Veränderungen an den Gewässern und im Einzugsgebiet • Der Klimawandel erhöht die Hochwas- die Situation: sergefahr ebenfalls, da Starkregen und kritische Wetterlagen wie im Juni 2013 • Wasser versickert heute auf großer wahrscheinlicher werden. Fläche schlechter im Boden als früher. Entsprechend fließt mehr auf der Ober- Die Veränderungen in der Landschaft ha- fläche und in den Bächen und Flüssen ben die Hochwasserwellen deutlich erhöht ab. Verantwortlich hierfür sind Versie- und beschleunigt. Durch die kürzeren Laufzeiten der Wellen können an der Ein- gelungen durch Baugebiete und Stra- Luftbild: Christian Sedlmeier ßen, die Umwandlung von Grünland in mündung von seitlichen Zuflüssen beson- Am 4. Juni 2013 erreichten Jahrhundertabflüsse in ders gefährliche Abflussüberlagerungen Isar und Donau den Landkreis Deggendorf. Der Acker, die Intensivierung der Landwirt- auftreten. Auf diese Weise hat sich auch Isardeich bei Fischerdorfund der Donaudeich am schaft mit Humusverlust und Boden- das Donau-Hochwasser im Juni 2013 er- unteren Ende der Mühlhamer Schleife brachen, die verdichtung, die Dränage und Vernich- heblich verschärft: ab Regensburg haben Fluten überschwemmten große Gebiete mit den tung von Feuchtflächen und Mooren Ortschaften Fischerdorf, Natternberg, Natternberg- sich die Spitzenabflüsse aus Donau, Naab Siedlung, Niederalteich und weiteren Weilern sowie sowie die Schädigung oder Zerstörung und Regen zu einer deutlich größeren Einzelgebäuden. Zusammen mit den heftigen Über- von Bergwald. gemeinsamen Welle aufgebaut. flutungen in Passau und andernorts entstand allein • Begradigungen von Bächen und Flüs- in Bayern ein Schaden von etwa 1,3 Milliarden Euro. sen beschleunigen den Wasserabfluss Untersucht man die Ursachen, eröffnen und erhöhen die Hochwasserspitzen. sich sogleich Lösungsansätze: Die Versi- • Die Eindeichung und die Errichtung von ckerungsfähigkeit der Böden muss verbes- Stauwehren mit meist noch engerer sert, Feuchtflächen, Gräben und Bäche Führung der Deiche am Fluss vernichtet müssen renaturiert werden. Unsere Flüsse die natürlichen Überschwemmungsräu- müssen wieder den ihnen zustehenden me an den Flüssen. Raum bekommen: Hochwasser darf nicht mehr nur nach unten weitergegeben wer- den, sondern muss an allen geeigneten Stellen als „Breitwasser“ in der Landschaft zurückgehalten werden. Bild: Georg Kestel Wiederherstellung des gebrochenen Isardeiches bei Historische Aue Heutige Aue Altholz-Fischerdorf. Seit Jahrzehnten ist bekannt, Verglichen mit dem historischen Zustand sind an der Die Beschleunigung der Hochwasserwellen durch den dass die Deiche zwischen Straubing und Vilshofen Donau und ihren großen Zuflüssen zwischen 70 und Verlust von Überschwemmungsraum ist messbar. Auf auflanger Strecke etwa einen Meter zu niedrig sind. 90% der früheren Überschwemmungsräume für Kata- bestimmten Strecken hat sich die Laufzeit praktisch strophenhochwasser verloren gegangen. Weil sich halbiert. Je nach Einzugsgebiet steigt damit die Ge- Vielfach entsprechen sie, da sie keine Innendich- deshalb das Wasser nicht mehr ausbreiten kann und fahr, dass Hochwasserspitzen von Haupt- und Neben- tung aufweisen, auch nicht dem heutigen Stand lediglich „nach unten durchgereicht“ wird, steigen die gewässern aufeinander treffen. Risiken für die Unterlieger. der Technik. Laufzeiten der Hochwasserwellen in den Strecken ... In den letzten Jahren wurden erhebliche Summen in 1 Neu-Ulm - Ingolstadt den Hochwasserschutz investiert. Zahlreiche Pro- jekte wurden dennoch nicht in Angriffgenommen. Regensburg b aa Grund ist, dass die Verbesserung des Hochwasser- N Regen schutzes an den Donauausbau gekoppelt wurde. 2 Ingolstadt Erst im Februar 2013, mit der Entscheidung zum Alt 3 mü hl Donauausbau, hat die Bayerische Staatsregierung D on au den Hochwasserschutzprojekten grundsätzlichen 1 au Hofkirchen 2 Ingolstadt - Regensburg Don Vorrang auch unabhängig vom Donauausbau ein-

Vils Vor vollständiger geräumt. ar Neu-Ulm Is Eindeichung

n Nach vollständiger h n c r I a h e Eindeichung, nach 1 954

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L A W zusätzlich Staustufenbau

Inn r e l l I lz 3 Regensburg - Hofkirchen A

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Karte: Georg Kestel. Abgrenzung Aueflächen: http://www.geodienste.bfn.de/flussauen; Reliefkarte: Grafiken: Georg Kestel; Daten: Unbehauen 1971; LfU (2002); LfU (2014); Bayerische Vermessungsverwaltung - www.geodaten.bayern.de; Sonstige Kartengrundlagen: www.hnd.bayern.de OpenStreetMap, VectorMap/NIMA/Flightgear

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Auwald und Altwasser im Naturschutzgebiet Staatshaufen nach dem Hochwasser im Juni 2013 Bild: Georg Kestel www.bn-deggendorf.de

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Welterbe der Natur und Kultur Seit vielen Jahrtausenden lebt der Mensch im Donautal und verändert die Landschaft. In kaum einer andereren Region sind Werte der Kultur und Glanzpunkte der Natur so eng verzahnt, wird die Beeinflussung und Abhängigkeit von Natur und Kultur so sichtbar wie hier.

Der Donauraum zwischen Regensburg und sich bis heute in Regensburg (Castra Regina), Passau sowie dem Bayerischem Wald und Passau (Batava/Boiodurum), Straubing dem voralpinen Hügelland bot den Men- (Serviodurum) oder Künzing (Quintana). schen schon immer ideale Lebensbedin- gungen. Daher zählt diese Region zu den Im frühen Mittelalter erlangten die Bischofs- Gebieten Mitteleuropas, die nach den Eis- sitze in Regensburg und Passau sowie die zeiten besonders früh von Menschen besie- Donauklöster und Niederalteich ei- delt wurden. ne weit ausstrahlende Bedeutung: von hier aus wurden der Bayerische Wald und der Bild: Dieter Scherf; Modell: Museum Künzing Bild: Georg Kestel Nutzungs- und Siedlungsspuren Böhmerwald besiedelt sowie die Christia- aus allen Epochen nisierung von Böhmen und Ungarn voran- getrieben. Entlang der niederbayerischen Donau las- sen sich Spuren der Besiedlung aus den Die weitere kulturelle Entwicklung des letzten 50.000 Jahren nachweisen. Die Donauraums bezeugen die Stadt- und ersten sesshaften Ackerbauern ließen sich, Marktgründungen der Wittelsbacher (wie aus dem Schwarzmeerraum kommend, an Straubing, Deggendorf, und der Donau nieder. Die fruchtbare Land- Vilshofen) und die Häufung bedeutender Bild: Andreas Trepte, www.photo-natur.de Luftbild: Klaus Leidorf schaft des Donautales und des Gäubodens Bau- und Kunstdenkmäler aus späteren Modell der Kreisgrabenanlage bei Künzing; Auwald wird lückenlos seit etwa 7.500 Jahren Epochen wie z.B. mehrere Asam-Barock- an der Isarmündung; Großer Brachvogel; bäuerlich genutzt. Viele Funde beweisen, kirchen. Bogenberg, ein Ort mit Siedlungsspuren aus allen dass über den gesamten Zeitraum hinweg Epochen seit der Steinzeit. rege Beziehungen von Bayern aus entlang Gemeinsame Entwicklung von Kultur „DER NIEDERBAYERISCHE DONAUABSCHNITT IST ALSO der Donau bis nach Mähren und Niederös- und Natur zu einem besonderen Erbe OHNE ZWEIFEL EIN WICHTIGES UND GUT ERKENNBARES terreich, in die Slowakei, nach Westungarn BEISPIEL EINER EUROPÄISCHEN KULTURLANDSCHAFT. und weiter nach Osteuropa bestanden haben. Die reiche Ausstattung des Naturraums DER VORSCHLAG EINER „ MIXED SITE“ war die Grundlage der Besiedelung des IST SEHR ERWÄGENSWERT...“ Prof. Dr. WolfKoenigs, Dt. Nationalkomitee ICOMOS Die Donau: Nasser Limes und Donauraums. Hier sesshafte gewordene zum Vorschlag einer Anerkennung als UNESCO-Welterbe europäische Kulturachse Menschen schufen nicht nur kulturelle Werte, sondern gestalteten auch neue Le- Von Regensburg abwärts bildete die Donau bensräume für Tier- und Pflanzenarten. In als „nasser Limes“ die Nordgrenze des Rö- Jahrtausende langem Geben und Nehmen mischen Weltreiches. Reste der ehemali- bildete sich so die heutige Natur- und gen Kastell- und Befestigungsorte finden Kulturlandschaft - eine Region mit hoher Lebensqualität.

Der Bayerische Heimattag, eine Arbeitsge- meinschaft zwischen BUND Naturschutz, Bayerischem Landesverein für Heimatpflege Luftbild: Klaus Leidorf und dem Verband Bayerischer Geschichts- Kulturlandschaft an der Donau bei Metten. vereine setzt sich für die Anerkennung des Welterbes „Natur- und Kulturlandschaft niederbayerische Donau“ durch die UNESCO ein.

Unser einmaliges Erbe verpflichtet. Das Bewusstsein für die Schätze vor unserer Haustür sollte uns anspornen, die natürli- chen und kuturellen Reichtümer zu achten, Karte: Mediatus / Ziegelbrenner / CCSA pfleglich zu nutzen und zu erhalten. Luftbild: Klaus Leidorf Stadt Deggendorf

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Basilika und Gemeinde Niederalteich vor der Kulisse des Bayerischen Waldes Bild: Georg Kestel www.bn-deggendorf.de

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa 70 km Donau Frei fließend Dass Flüsse frei fließen, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Nach vielen Jahrzehnten der Gewässerverbauung jedoch zeigt vor allem die Fischfauna, dass vielerorts von der früheren Herrlichkeit nicht mehr viel übrig ist. Um so wertvoller ist der ungestaute Donauabschnitt zwischen Straubing und Vilshofen.

Mit 55 bisher nachgewiesenen Fischarten Die Bestands- Bild: Marton Zsoldos/CCAS ist der Donauabschnitt zwischen Straubing aufnahme für Frei fließende Donau Zingel Straubing - Vilshofen und Vilshofen reicher besetzt als das ge- die europäische Wasserrahmen- samte Rheinsystem. 42 der vorkommenden richtlinie zeigt: Fischarten sind autochthon, das heißt, Vor allem in diese Arten sind angestammte Vorkommen Westeuropa und nicht künstlich eingebracht (wie z.B. wurden viele Flüsse komplett der Aal). Die niederbayerische Donau zu Stausee-Ket- beherbergt noch fast alle Fischarten, die ten umgebaut. theoretisch hier zu erwarten sind. In Bayern gilt dies vor allem Die Fischfauna zeigt die überragende für die alpinen Flüsse wie Lech, Qualität der strömenden Donau Isar und Inn.

Zwischen Straubing und Vilshofen Staustufe, Wehr, Querbauwerk kommen überdurchschnittlich (Donau und große Zuflüsse) Staustrecke viele strömungsliebende Freie Fließstrecke (Donau) Fischarten vor. Sie sind meist Karte: Georg Kestel; Daten: www.icpdr.org, www.eea.europa.eu; Daten für Reliefkarte: SRTM30 Kieslaicher und finden hier die unverschlammten, flach über- Bild: F. Strack / PD Schrätzer strömten Kiesufer, die sie zum Laichen und in der Jungfischentwicklung brauchen. Dynamik des Flusses schaffen und sichern Entsprechend muss gegengesteuert wer- Durch die 70 km unverbaute Donau kön- Gewässer-Lebensräume mit hoher Qualität. den. Das hat auch die europäische Union nen die Tiere zudem ungehindert wandern, erkannt und im Jahr 2000 die Wasser-Rah- auch Altwasser und Seitenzuflüsse sind Zu tun bleibt aber auch hier genug! menrichtlinie erlassen. Sie fordert einen frei erreichbar. „guten ökologischen Zustand“ für die In Bayern wie in Deutschland sind die Ro- Gewässer - notfalls müssen Maßnahmen Die Fischvorkommen zeigen, dass die ten Listen der bedrohten Fischarten lang, zur Verbesserung ergriffen werden. Flusswelt an der frei fließenden Donau vor allem die strömungsliebenden Fische noch in Ordnung ist. Strömung und sind stark gefährdet. Das zeigt den ekla- In Bayern muss vor allem die Durchgängig- tanten Mangel an intakten Gewässern. keit und die Struktur der Bäche und Flüsse verbessert werden. Auch der Rückbau von Durch den Bau von Kläranlagen konnte die Querbauwerken darf kein Tabu sein. Belastung der Flüsse mit Abwässern und Schadstoffen deutlich verringert werden. Selbst an der Donau zwischen Straubing Aber unsere Flüsse wurden viele Jahrzehnte und Vilshofen sind weitere Optimierungen

Bild: FVN lang begradigt, verbaut und für die Ener- möglich und nötig, wie z.B. der Abbau von gieerzeugung und die Uferversteinungen oder die Verbesserung Die Nase - sie wandert über mittlere Schiffahrt aufgestaut. des Geschiebehaushaltes, der durch die Strecken und ist für die strömende Donau Deshalb sind „frei flie- Staustufen in der Isar und in der Donau besonders charakteristisch. ßende Flüsse“ heute oberhalb Straubing gestört leider selten. ist.

Bild: Fischereiverband Niederbayern

Der Streber gehört zusammen mit Zingel und Schrätzer zu den sog. „Donau-Barschen“ Bild: Landesfischerei- verband Bayern Der Huchen ist der größte Vertreter der Lachs- fische (Salmoniden) in der Donau. Er ist typisch für die alpin geprägten, kiesreichen Donauabschnitte.

Bild: Landesfischereiverband Bayern Für den Huchen wie für viele andere Donaufische sind flach überströmte Kiesufer als Laichplatz un- verzichtbar. In Staugewässern gehen diese Habitate verloren. Wir schützen Bayerns Natur. Mit Ihnen!

Donau in der Mühlhamer Schleife Bild: Dieter Scherf www.bn-deggendorf.de

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Wechselwasser Leben auf Kies und Schlamm Nichts kennzeichnet einen intakten Fluss so wie die Wechselwasser- zonen. Hier gehen Land und Wasser ineinander über. Bei Niedrig- wasser tauchen sie am Fluss als Kiesstrand und im Altwasser als Schlickfläche auf. Sie beherbergen eine spezialisierte Fauna und Flora.

Bild: Georg Kestel Bild: JosefBaumgartner Niedrigwasser am Donauufer bei Niederalteich. Am Fluss herrschen Kies und Niedrigwasser im Altwasser-Naturschutzgebiet „Winzerer Letten“. Weil hier Sand vor, Pionierpflanzen der Flussröhrichte (Rohrglanzgras) wagen sich auf kaum Strömung herrscht, lagert sich vor allem Schlick ab. Bei günstigen die Fläche vor. Bedingungen entwickeln sich Schlammlingsfluren und Zwergbinsenrasen. Ausgedehnte Wechselwasserzonen gibt es der Rohrglanzgras- nur an ungestauten Flüssen, denn nur hier Röhrichte. Sobald sich Pflanzen angesiedelt fällt der Wasserspiegel bei Niedrigwasser haben, lagern sich immer mehr Boden- und legt dabei Ufer und Gewässersohle teilchen ab. Wenn nicht der Fluss das Ufer frei. Entsprechend der Strömungsverhält- wieder abträgt, verstärkt sich so die natür- nisse besteht der Boden im Fluss meist aus liche Auflandung und die Standorte Kies und Sand, in den Altwassern meist entwickeln sich weiter zur Weichholzaue. aus Schlick. Weil die Flächen immer wieder frei liegen, bilden sich besondere Stand- Auch in den Alt- und Seitengewässern, orte heraus: mit dem Luftkontakt baut sich bewegt sich der Wasserspiegel mit dem organisches Material schnell ab; das sorgt Flusspegel. Fällt die Altwassersohle in einerseits für einen Nährstoffschub, an den Niedrigwasserperioden trocken, schlägt die Kiesufern schwindet andererseits der Stunde der Schlammlingsfluren und der Bild: Chrsitian Stierstorfer Schon der Name des Gewöhnlichen Schlammlings Schlamm und das Kieslückensystem wird Zwergbinsengesellschaften. In kurzer Zeit weist daraufhin, dass diese einjährige Art auf freigelegt. wachsen hier hochspezialisierte Pflanzen, Schlammbänken zu finden ist. Der spezielle Vertre- blühen, fruchten und vergehen - und war- ter der Zwergbinsengesellschaften kommt Die Strömung steckt den Rahmen für die ten als Samen auf die nächste Trocken- allerdings nur dort vor, wo die Schlammflächen nicht nur ab und zu trockenfallen, sondern auch Pflanzenwelt ab. Am Fluss, wo die periode. Große derartige Bestände sind an zeitweise von Hochwasser überströmt werden. Dies Fließgeschwindigkeit am höchsten ist, der niederbayerischen Donau zum Beispiel verhindert die Faulschlammbildung und sorgt für können sich nur wenige Pioniere halten, noch im Naturschutzgebiet „Winzerer notwendige frische Sedimentablagerungen. wie die Pflanzen der Zweizahn-Fluren oder Letten“ zu finden.

Karte: www.bayernflora.de / CCSA Bild: Christian Fischer / CCSA Bild: Franz Xaver / GFDL Bild: Georg Kestel Bild: Peter Schönfelder / CCSA Bild: Christian Fischer / CCSA Bild: Christine Margraf Pioniere am Flussufer: Dreiteiliger Zweizahn (links) Spezialisten der Wechselwasserflächen (v.l.n.r.): Fluss-Ampfer; Liegendes Büchsenkraut - als kalkmeidende und Rohr-Glanzgras (rechts). Pflanze an der Donau eine Rarität, mit bayerischen Vorkommen ausschließlich an der Donau und am Re- gen; Gewöhnliche Strandsimse und Seekanne - eine Pflanze der Schwimmblatt-Gesellschaften in Altwässern.

Auch Insekten haben sich aufdie Wechselwasserbereiche spezialisiert. Der seltene Schwarzmetallische Ahlenläufer (Bembidion prasinus Dft.) nutzt ausschließlich die Kiesflächen

Bild: www.BioLib.de / PD entlang der Donauufer.

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Kiesufer im Wechselwasserbereich an der Donau flussaufwärts von Niederalteich Bild: Georg Kestel www.bn-deggendorf.de

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Auwald Immer am Wasser entlang Einer der am meisten bedrohten Waldtypen Europas lebt am Flussufer: der Auwald. Die Pflanzen der Weichholz- und Hartholzaue müssen jederzeit mit Extremen, mit Hoch- und Niedrigwasser zurecht kommen. Wie die intakten Flüsse sind echte Auwälder selten geworden.

Weichholz-Auwald Wasser und Strömung prägen die Auwäl- der. Vor allem Weidenarten wagen sich bis an das Ufer des Flusses vor - an der Donau bis etwa einen halben Meter unter Mittel- wasser. Die Weidengebüsche aus Mandel- und Korbweide an vorderster Front und die Baumbestände der Silberweide können ohne Schaden bis zu 200 Tage im Jahr mit Bild: Manfred Drobny Bild: Georg Kestel Bild: Georg Kestel den Wurzeln im Wasser stehen. Auch eine Anpassung an den Standort: Weidenjungwuchs aufRohboden (links); Luftwurzel-Ausbildung am Donauufer vollständige Überflutung bei Hochwasser, bei Aicha (Mitte); Höhlen, Astabbrüche und Totholz bieten ein reiches Habitatangebot für die Tierwelt (rechts). in der vollen Strömung des Flusses, erträgt der Weichholz-Auwald. Mit biegsamen Hartholz-Auwald Zweigen und langen, schmalen Blättern sind die Weiden bestens angepasst. Abge- Seltener und schwächer - maximal 30 bis triebene Holzstücke schlagen leicht wieder 40 Tage im Jahr - wird die Hartholz-Aue aus; und selbst der Nachwuchs ist bereits überschwemmt. Oft befindet sich dieser eingestellt auf die „Kampfzone“ zwischen Wald heute landseits der Deiche und wird Wasser und Land: die Samen keimen be- nur noch durch Grundwasser überflutet, vorzugt auf Rohböden, wie sie an einem wenn dieses mit dem Hochwasser ansteigt. intakten Fluss ständig neu entstehen. Hier finden sich Baumarten mit hartem Holz, wie Stiel-Eichen, Ulmen und Hain- buchen. Zwischen Straubing und Vilshofen Weiden - weiches Holz unter wachsen Hartholzauwälder noch auf etwa harten Bedingungen 350 ha, die Bestände sind durch Europa- Bild: Georg Kestel recht geschützt. In ganz Deutschland gibt es nur noch weni- ge großflächige Weiden-Auwaldbestände, die regelmäßig überflutet werden. Auch eu- ropaweit ist dieser Waldtyp als Folge der Verbauung unserer Gewässer vom Ausster- ben bedroht und daher als „prioritärer Le- bensraumtyp“ besonders geschützt. Mit Bild: Landesbund für Vogelschutz Bild: LBV Bild: JosefBaumgartner Bild: Georg Kestel Bild: JosefBaumgartner Bild: JosefBaumgartner etwa 400 ha Ausdehnung sind die Weich- Der Hartholzauwald zeichnet sich durch seinen Reichtum an Pflanzenarten aus. Hervorstechend sind holzauen im Deichvorland von Isar und Do- Frühjahrsblüher wie (v.l.n.r.) Blaustern, Märzenbecher und Seidelbast; Auffällig ist auch der Strauchreich- tum (Gewöhnlicher Schneeball und die seltene Pimpernuß). An einzelnen, lichteren Stellen kommen beson- nau zwischen Straubing und Vilshofen von dere und rare Orchideen wie der Frauenschuh vor. landesweiter Bedeutung.

Extrem-Hochwasser Hochwasser Mittelwasser Niedrigwasser Extrem-Niedrigwasser

Hartholz- Genutzte Flächen im Weichholz- Weichholz-Auwald Wechselwasserzone, Fliessgewässer Auwald Deich Deichvorland (Auwiesen) Auwald Altwasser Silberweiden-Auwald Mandelweiden-Gebüsch Uferröhrichte (Donau) In der Aue wechseln Überschwemmungen unterschiedlicher Häufigkeit und Dauer mit Niedrigwasserzeiten. Bild: Georg Kestel Bild: Georg Kestel Je nach nach den Bedingungen bildet sich eine unterschiedliche Vegetation heraus. Silber-Weide (links) und Mandel-Weide sind die An der Donau lässt sich die Abfolge der einzelnen Lebensraumtypen fast idealtypisch ablesen: Vom Fluss Charakterarten des Weichholzauwaldes und der selbst über die Wechselwasserzonen, Uferfluren und -röhrichte, Weidengebüsche und den Weichholz- Weidengebüsche an der Donau auwald bis hin zur Hartholzaue.

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Silberweiden-Auwaldsaum an der Donau bei Aicha Bild: Georg Kestel www.bn-deggendorf.de

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Brennen Heiden und Auwiesen Wo der Fluss besonders viel Kies und Sand abgelagert hat, finden sich in der Aue ausgeprägt trockene Standorte, sogenannte „Brennen“ und Heiden. Zusammen mit wechselfeuchten Auwiesen, Röhrichten und Niedermooren bereichern sie die Vielfalt der Fluss-Landschaft.

Trockenes Grünland: Brennen und Heiden Das fließende Wasser schafft Standorte, die man auf den ersten Blick gar nicht in der Aue vermuten würde. Wo der Fluss dicke Schichten von Kies und Sand abge- lagert hat, entstehen ungewöhnlich tro- ckene Standorte, denn der grobkörnige Bild: Georg Kestel Bild: Landesbund für Vogelschutz Bild: Landesbund für Vogelschutz Bild: artmechanic / GFDL Boden speichert kaum Wasser. Diese Bio- Seltene und besondere Pflanzen der Auwiesen und der wechselfeuchten Röh- tope werden als „Brennen“ bezeichnet, die richte, wie sie sich zum Beispiel an den flachen Uferzonen von verlandeten Alt- Flächen wurden früher meist als Heiden wassern ausbilden (v.l.n.r.): Sumpf-Wolfsmilch, Moor-Veilchen, Gottes-Gnaden- beweidet. Im Sommer lässt sich kaum kraut und Schwanenblume. Sibirische Schwertlilie (rechts) und Sumpf-Gladiole bunteres und artenreicheres Grünland fin- (unten links) sind farbenprächtige Vertreter dieser speziellen Flora. den, der besondere Standort begünstigt Die Schüttwiesen bei Fischerdorfan der Isarmündung (unten rechts) sind ein dabei beachtenswerte Pflanzen wie eine Musterbeispiel für wechselfeuchtes Grünland. Die Fläche ist von den auetypi- schen Schwankungen des Grundwassers gekennzeichnet. Hier hat die Bewirt- ganze Reihe von Orchideenarten. Die Flä- schaftung zudem die ursprüngliche Geländestruktur mit Buckeln und flachen chen, wie z.B. die Sammerner Heide bei Isar- Vertiefungen („Seigen“) noch nicht eingeebnet. Die unterschiedlichen Höhen münd, sind allerdings auf Pflege angewiesen. bewirken feine Standortdifferenzierungen: Mit jedem Dezimeter Höhenänderung ändert sich der Vegetationstyp. Im gesamten Gebiet finden sich kaum Flächen mit einer größeren Dichte an hoch bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Wechselfeuchtes Grünland: Bild: Dieter Scherf Auwiesen und Niedermoore Im Normalfall ist der Boden in der Aue je- doch eher feucht - genauer gesagt wech- selfeucht, weil sich der Grundwasser- spiegel mit dem Fluss ständig nach oben und unten bewegt. An den Stellen, an denen der ursprüngliche Auwald gerodet wurde, findet sich heute entsprechendes Grünland. Auf noch tiefer gelegenen Standorten, wie den verlandeten früheren Altwasserläufen stellen sich natürlicher- weise Röhricht-, Seggenrasen- und Nieder- moorgesellschaften ein. Bild: JosefBaumgartner Bild: Georg Kestel

Bild: Georg Kestel Bild: JosefBaumgartner Bild: Christian Stierstorfer Bild: JosefBaumgartner Bild: Dieter Scherf Kiesaufschüttungen wie hier an der Donau bei Mühlau nach dem Hochwasser im Juni 2013 sind der Ausgangspunkt für die Ausbildung von Brennen. Der Kies hält kaum Wasser, aufder Oberfläche bildet sich nur eine sehr dünne Humusschicht. Stammen Kies und Sand von der Isar und damit aus den Alpen, ist der Boden außerdem kalkhaltig. Aufdiesen außergewöhnlichen Standorten wachsen seltene und stark gefährdete Arten wie das Brand-Knabenkraut, das Heideröschen, die Pyramiden-Orchis und die Gemeine Küchenschelle. Viele dieser Arten stammen ursprünglich aus den Alpen und besiedeln dort vor allem licht- und wärmebe- günstigte Wiesen und Wälder.

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Sammerner Heide im Isarmündungsgebiet Bild: JosefBaumgartner www.bn-deggendorf.de

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Vielfalt ist Reichtum Das große Angebot an unterschiedlichen Lebensräumen ermöglicht, dass in den Donauauen eine schier unüberschaubare Zahl von Tierarten ihre Heimat findet. Darunter befinden sich viele seltene oder gar vom Aussterben bedrohte Arten.

An der Donau, mit Schwerpunkt im Isar- Muscheln und Schnecken mündungsgebiet, lebt ein kaum zu über- blickender Reichtum an Tierarten. Einige Für Muscheln und Schnecken ist die Do- Artengruppen sind so üppig besetzt, dass nauaue mit dem Isarmündungsgebiet ab- das Gebiet für diese eine bundes- oder so- solute Spitze - bezogen auf gar europaweite Bedeutung besitzt. ganz Mitteleuropa! In verschiedenen Unter- suchungen konnten bisher 170 verschie- dene Arten nachgewie- sen werden. Jede zehnte Gemeine Fluss- Bild: JosefBaumgartner davon wird als „vom Aus- muschel Wasser- Oben: Kiebitz; rechts, v.o.n.u.: Mittelspecht, Halsband- sterben bedroht“ (17) oder Bild: K. Douda / CCSA Fledermaus Bild: Thomas Stephan / BN schnäpper, Flussregenpfeifer, Pirol, Drosselrohrsänger gar als „verschollen“ geführt. Darunter sind seltene Großmuscheln wie die Gemeine Säugetiere Vögel Flussmuschel und etliche gebietseigene, Bemerkenswert ist die Fülle an Fleder- In Bayern sind 209 Vo- endemische Arten, für die wir eine beson- mausarten im Gebiet. Von den insgesamt gelarten heimisch; dere Verantwortung tragen (siehe auch 25 bayerischen Arten kommen 17 zwi- davon kommen 124 „Bayerischer Amazonas“). schen Straubing und Vilshofen vor, davon zwischen Straubing Amphibien sind 4 in ihrem Bestand stark gefährdet. und Vilshofen vor. Das Bild: Josef Das Gebiet besitzt für diese Artengruppe sind fast zwei Drittel Baumgartner Mit insgesamt 14 Arten ist das Gebiet reich landesweite Bedeutung. Wasserfleder- des Bestandes auf we- besetzt und von Bedeutung für ganz Bay- maus, Große und Kleine Bartfledermaus niger als einem Prozent ern. Kammmolch, Knoblauchkröte sowie sind besonders charakteristisch. der Landesfläche! Acht Moor- und Springfrosch sind besonders 1974 wurde im Isar- dieser Arten sind vom charakteristisch für das Gebiet. mündungsgebiet der Aussterben bedroht. Biber wieder einge- Dabei handelt es sich vor allem um Wiesen- bürgert. Auch der in Bild: JosefBaumgartner Bayern hochgradig brüter und Vögel der gefährdete Fischotter Wechselwasserberei- taucht - vom Bayeri- che, wie Großer Brach- schen Wald kommend vogel, Wachtelkönig Bild: BN und Uferschnepfe. Bild: H. Krisp / CCSA Bild: Christian Fischer / CCSA Biber - derzeit an der Donau auf. Landesweite Bedeu- Links: Springfrosch; Rechts: Moorfrosch; die Männ- tung hat das Gebiet für chen können während der Laichzeit für wenige Tage Auenbewohner, zum blaue Farbe annehmen. Fische Bild: JosefBaumgartner Beispiel das Weißster- Libellen Mit 55 bis heute festgestellten Fischarten nige Blaukehlchen, den ist die Donau zwischen Straubing und Vils- Halsbandschnäpper, Aus der Gruppe der Libellen wurden bisher hofen als „europaweit sehr bedeutsam“ Klein- und Mittel- 56 Arten festgestellt - das sind mehr als eingestuft. 33 Arten stehen aktuell auf der specht, Beutelmeise, drei Viertel aller bayerischen Arten; für ei- Roten Liste, für einige hiervon trägt Bayern Rohrweihe sowie Knäk- nige ist das Donautal ein Kernlebensraum, eine besondere Verantwortung (siehe auch und Schnatterente. Bild: Baldhus/ CCSA so für den seltenen Zweifleck, die Kleine „70 km Donau: Frei fließend“ und „Bayeri- Die Donau ist außer- Mosaikjungfer und die ebenfalls seltene, scher Amazonas“). dem Leitlinie und wich- auetypische Kleine Pechlibelle. tiger Rastplatz für den Vogelzug. Im Winter 2010/2011 konnten z.B. 80.000 Vögel in 32 Arten gezählt werden. Bild: JosefBaumgartner

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Weißsterniges Blaukehlchen Bild: JosefBaumgartner www.bn-deggendorf.de

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Bayerischer Amazonas Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist eine globale Aufgabe, die auch uns verpflichtet. Für viele Tier- und Pflanzenarten trägt die Donauregion eine besondere Verantwortung: Sie kommen nur hier vor oder haben bei uns ihren weltweiten Verbreitungsschwerpunkt.

Für einzelne Arten hat die Landschaft an Donau-Schnecken und -Muscheln Schutzvorschriften dürfen nicht nur der frei fließenden Donau überragende, Papier bleiben weltweite Bedeutung: Sie kommen nämlich Von den Dutzenden nachgewiesenen Muschel- ausschließlich entlang der Donau vor und und Schneckenarten haben einige Vor- werden daher als „Endemiten“ bezeichnet. kommen deutschland- oder sogar europa- Große Teile des Donautals Besonders viele Endemiten gibt es bei den weite Bedeutung. Eine bekannte und viele der vorkommenden Fischen, Muscheln und Wasserschnecken, endemische Schneckenart ist Lebensraumtypen und Arten die an das Donausystem gebunden sind. die Donau-Kahnschnecke sind durch die europäische Etliche Tierarten kommen auch noch wo- (Theodoxus danubialis - Natura 2000 - Richtlinie ge-

Bild: anders vor, haben aber ihren weltweiten wörtlich übersetzt: „Donau- schützt. Teilflächen sind Cephas Verbreitungsschwerpunkt bei uns an der Gottesglanz“) - sie ist welt- außerdem als Naturschutz- GFDL BIld: Schnatterente Donau. Verluste hier gefährden daher den weit nur in der freiströmen- Georg Kestel gebiet ausgewiesen. Fortbestand der jeweiligen Art insgesamt. den Donau beheimatet. Ihre Donau- Gehäuse findet man nicht Kahnschnecke Die langjährige Bedrohung durch den Donau-Fische selten am Donaustrand, zum Donauausbau zeigt jedoch: stets besteht Beispiel zwischen Deggendorf und Metten. die Gefahr, dass Schutzvorschriften wir- Von den über 50 Donaufischen sind Do- kungsloses Papier bleiben. nau-Stromgründling, Frauennerfling, Hu- Unsere Verantwortung chen und Schrätzer reine Donau-Endemi- für das Blaukehlchen Es liegt an uns, den Wert der Donau-Kahn- ten; die Donau-Barsche Zingel und Streber schnecke und des Blaukehlchens zu er- sowie der Donau-Kaulbarsch kommen Für das Weißsternige Blaukehlchen ist das kennen und deren Erhalt außerhalb der Donau nur noch in Dnister niederbayerische Donautal mit dem Isar- gegenüber Baupro- und Dnjepr vor. Diese Fische gehören alle mündungsgebiet das bedeutendste Brut- jekten durchzu- zu den strömungsliebenden Arten. gebiet in ganz Mitteleuropa. Viele weitere setzen.

Vogelarten, vor allem Wiesenbrüter wie D on Besonders bedroht sind die Störe. Wie der Großer Brachvogel, Wachtelkönig und Kie- au bis zu 6 Meter lange Hausen, der größte bitz sammeln sich mittlerweile im Donau- Schutzgebiete an Donau und Isar ar zwischen Straubing und Vilshofen Is Donaufisch, sind sie im Schwarzen, Kaspi- tal, nach dem breitflächigen Verlust von Natura 2000-Schutzgebiete (europäische Flora-Fauna-Habitat- schen und Asowschen Meer endemisch. Grünland andernorts. Von der Schnatter- und Vogelschutzgebiete; ca. 8640 ha) Für den im Süßwasser bleibenden Sterlet ente liegen mehr als zwei Drittel aller Naturschutzgebiete (ca. 1130 ha) wurde ein lokales Vorkommen in der Do- bayerischen Brutstandorte an der Donau Karte: Georg Kestel; Daten: Bay. Landesamt für Umweltschutz nau unterhalb von Jochen- und im Isarmündungsgebiet. stein festgestellt.

Für die über Bild: Karelj / PD Sterlet lange Distan- zen ziehenden Störe muss die Donau vom Schwarzen Meer wieder bis zu uns durchgängig werden!

Bild: JosefBaumgartner J. Baumgartner Bild: Brigitte Reinhardt Bild: JosefBaumgartner Bild: JosefBaumgartner Von links nach rechts: Wasserralle, Widderchen, Pfeilkraut und Teichrose, Kormoran, Gelbe Schwertlilie

Bild: JosefBaumgartner Bild: JosefBaumgartner Bild: JosefBaumgartner Bild: Georg Kestel Bild: JosefBaumgartner Der Auwald ist unser vielfältigster Lebensraum. Von links nach rechts: Zwergtaucher, Ringelnatter,; Auwald an der Isarmündung; Sumpfrohrsänger

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Auwald und Altwasser im Isarmündungsgebiet bei Isarmünd Luftbild: Christian Sedlmeier www.bn-deggendorf.de

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Leben von der Donau Auch wenn wir es dank moderner Technik meistens gar nicht mehr wahrnehmen: wir leben mit und aus unserer Umwelt. Die Donaulandschaft stellt wichtige Lebensmittel, Ressourcen und Dienstleistungen bereit - kostenlos!

Grundwasser, Trinkwasser Auch ökonomisch interessant: Die geologischen Verhältnisse im Talraum Ökosystem- Dienstleistungen der niederbayerischen Donau sind für den der Fluss- und Grundwasserhaushalt und die Trinkwasser- Auelandschaft gewinnung besonders günstig. Im Donau- becken haben sich in den Eiszeiten Kies- und Sandschichten abgelagert - oft mehrere Dutzend Meter dick. Danach trug der Fluss eher Feinmaterial auf. Ausgelöst wurde der verstärkte Eintrag des sogenannten „Aue- lehms“ durch die Rodung der Wälder im Einzugsgebiet ab dem Mittelalter. Die Lehmschicht ist bis zu mehrere Meter dick.

In den Schotterschichten sind riesige und Grafik: Georg Kestel ergiebige Grundwassermengen gespei- Luftbild: Hubert Ammer chert. Sie können mit wenig Aufwand als Trinkwasser genutzt werden. Das Reservoir wasser sichert eine gute Wasserversor- Gewässergüte 1995 und 1998 im Vergleich 1995 Mit dem Einstau der Staustufe Straubing entlang der Donau und der Unteren Isar gilt gung; durch das Auf und Ab des Grund- hat sich die Gewässergüte verschlechtert - von mäßig be- als das größte zusammenhängende, nutz- wassers entstehen gut durchlüftete Böden lastet zu kritisch belastet. bare Grundwasservorkommen in Bayern. mit einer günstigen Bodenchemie. Dank Die Auelehmdecke über dem Grundwasser dieser Faktoren gehören Auwälder zu unseren bildet dabei einen Schutz gegen den Ein- produktivsten Ökosystemen. trag von Schadstoffen. Außerhalb der Tal- 1998 räume wirkt die Lösslehmdecke in ähn- Vor allem hinter den Deichen wird der licher Weise. größte Teil der Fläche heute als Acker ge- nutzt. Die fruchtbaren Böden ließen das Auch die Schwankungen Donautal zu einer der größten Gemüsean- des Wasserspiegels im bauregionen Deutschlands werden. Fluss sind vorteilhaft. Grafik: Georg Kestel; Daten: Bay. Staatsmin. f. Landesentwicklung und Umweltfragen 1995 und 1999 Sie halten das Grund- Wasserreinigung Hochwasserschutz wasser in Bewegung, und über die hoch Ein frei fließender Fluss ist für die Reini- Auen sind die natürlichen Räume, in denen durchlässigen Kies- und gung des Wassers von unschätzbarem Hochwasser gefahr- und schadlos abflie- Sandflächen der Fluss- Wert. Strömung und Turbulenz bringen ßen kann. Zwischen den Deichen mögen sohle füllt sich der Sauerstoff ins Wasser und sichern so die die Überschwemmungen die Flächen für Grundwasserkörper Bild: Georg Kestel Selbstreinigungskraft der Donau. Schmutz- eine intensive landwirtschaftliche Nutzung Grundwasseraustritt schnell wieder auf. All aus einem Messpe- stoffe, die nach Verlassen der Kläranlagen „entwerten“; gemessen an den Schäden, dies wirkt sich günstig gel beim Hochwas- noch im Abwasser enthalten sind, werden die Katastrophenhochwasser in Siedlungen auf die Qualität, die Er- ser im Juni 2013 daher schnell abgebaut. Dort, wo der Fluss verursachen können, ist die Ökosystem- giebigkeit und die Nutz- gestaut wurde, zeigen sich dagegen deutli- dienstleistung „Hochwasserschutz“ jedoch barkeit des Grundwassers als Trink- che Verschlechterungen der Gewässergüte. kaum bezahlbar. und Brauchwasser aus. Aus den bisherigen Investitionen in Klär- Böden technik lässt sich ableiten, dass die Öko- system-Dienstleistung „Abbau von Schad- Auen sind natürliche Anreicherungsstand- stoffen im Abwasser“ für die frei fließende orte. Hier landet ein großer Teil der weiter Donau zwischen Straubing und Vilshofen oberhalb abgeschwemmten Bodenteil- wohl mit einem Geldwert in dreistelliger chen. Der Kontakt der Böden zum Grund- Millionenhöhe zu beziffern ist. Bild: Georg Kestel Hochwasser in der Aue bei Deggendorf

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Kulturlandschaft an der Isarmündung Bild: Georg Kestel www.bn-deggendorf.de

Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Lebendige Donau in Bayern und Europa Natur erleben Wie im Urlaub Die Donau und ihre Aue kann man auch einfach nur erleben und genießen - zu Fuß, mit dem Rad oder aufdem Wasser. Entdecken Sie mit uns den außerordentlichen Reichtum einer einzigartigen Landschaft !

Umweltbildung an der Donau Schatzkiste Donau mit dem BUND Naturschutz „Schatzkiste Donau“ heißt das zweite Um- Sonnige Traumstrände mit knorrigen weltbildungsprogramm, das der BUND Na- Weiden am Flussufer, wilder Auwald mit turschutz seit 2010 zusätzlich zur Takatuka Dschungel-Atmosphäre und blühende anbietet. An neun Donaustränden zwischen Orchideenwiesen mit Ausblick auf das Straubing und Vilshofen können Kinder Waldgebirge und die Donauniederung - und Jugendliche unsere „Schatzkiste an der Donau wird Umweltbildung zum Donau“ auspacken, sich mit Keschern, Freizeitgenuss! Lupen, Stoppuhren und anderen Utensilien ausrüsten - und zusammen mit Natur- Rund 5000 Kinder, Jugendliche und Er- pädagogen den Besonderheiten und wachsene gehen jedes Jahr mit uns auf Schätzen der frei fließenden Donau auf die Bild: Dieter Scherf Entdeckungsreise. Spur kommen. Auch hiermit erreichen wir Natur entdecken mit der Takatuka rund 1000 Kinder und Jugendliche im Jahr. Donaupirat werden auf dem Die Donaulandschaft ist eine Sehenswür- Umweltbildungsschiff „Takatuka“ Donau für alle digkeit auf den zweiten Blick, die gleich- wohl von immer mehr Menschen entdeckt Die Jugendorganisation des BUND Natur- Wir laden Sie herzlich ein, die Vielfalt der wird. schutz hat 1999 die „Takatuka“ zu Wasser Donaulandschaft und ihrer Tier- und Pflan- gelassen. Seitdem fahren jährlich gut 1000 zenwelt hautnah kennenzulernen. Mit Ob mit dem Rad entlang der Donau oder Kinder mit dem bunten Motorboot von Exkursionen zu Fuß, per Fahrrad oder mit Isar, mit dem Boot oder mit dem Ausflugs- Deggendorf zur Fischerdorfer Donauinsel, dem Kanu; in Vorträgen, z.B. bei unserem schiff auf dem Wasser, ob am Donaustrand um dort zum „Donaupiraten“ ausgebildet Donaukongress jedes Jahr Anfang Dezem- oder beim Baden im Fluss: die frei fließen- zu werden oder um zu einer Dschungel- ber; mit unserer Donau-Schifffahrt im de Donau und ihre Aue sind Erlebnis und expedition in die grüne Donauwildnis auf- August. Oder Sie feiern mit uns - beim Erholung pur. zubrechen - ganz nebenbei lernen sie dort jährlichen Donaufest in Niederalteich an spielerisch unter Anleitung erfahrener Um- Christi Himmelfahrt. Seit dem Jahr 2002 Neben dem reinen Genuss ist der Reiz und weltpädagogen einiges über das Wasser, richtet der BUND Naturschutz dieses Fest die Schönheit der Landschaft natürlich den Fluss und die Aue. zusammen mit der Spielvereinigung auch von wirtschaftlicher Bedeutung - als Niederalteich aus. Beitrag zur Lebens- und Wohnqualität, als „weicher“ Standortfaktor für hochwertige Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe und als Grundlage für den Tourismus.

Bild: Martina Kiermeier Bild: Brigitte Reinhardt Bild: Dieter Scherf Donaupiraten-Ausbildung Landart-Workshop Baden an der Takatuka-Insel

Bild: Georg Kestel Bild: Dieter Scherf Bild: Irene Weinberger-Dalhof Bild: Irene Weinberger-Dalhof Donaustrand bei Mühlau Keschern und Entdecken am Donaustrand Schatzkiste Donau bei

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Die Takatuka, das Umweltbildungsschiffdes BUND Naturschutz am Anleger in Deggendorf Bild: Dieter Scherf www.bn-deggendorf.de

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