Technologie-Potenzialstudie für den Wirtschaftsstandort Landkreis

OSTRAU BOCKELWITZ

ZSCHAITZ- GROSSWEITZSCHEN OTTEWIG

MOCHAU

ZETTLITZ KÖNIGSFELD

KRIEBSTEIN REINSBERG

WECHSELBURG ROSSAU KÖNIGSHAIN- WIEDERAU ALT- HALSBRÜCKE

CLAUßNITZ

LICHTENAU HILBERSDORF

BOBRITZSCH

WEIßENBORN

LICHTENBERG

LEUBSDORF MULDA EPPENDORF

DORFCHEMNITZ

RECHENBERG-BIENENMÜHLE

NEUHAUSEN

Mai 2011

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis I Vorwort III

1 Einleitung 1 2 Definitionen und Abgrenzung des Untersuchungsgegen- 3 standes 2.1 Zum Begriff Technologie 3 2.2 Zu den Begriffen Potenzial, Technologiepotenzial und 4 Technologiepotenzialstudie 2.3 Zu den Begriffen Hochschule und Forschungsinstitut 5 2.4 Zu den Begriffen Verarbeitendes Gewerbe und Wirt- 6 schaftsstandort 2.5 Abgrenzung zu anderen Untersuchungen 8

3 Der Landkreis Mittelsachsen im Überblick 9 3.1 Der Landkreis Mittelsachsen 9 3.2 Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Landkreis 12 3.3 Wirtschaftsstruktur des Landkreises 12 3.4 Zwischenfazit – Der Landkreis Mittelsachsen im bundes- 13 weiten Vergleich

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innova- 17 tionsystems 4.1 Grundmodell des regionalen Innovationsystems 17 4.2 Analyse des Forschungs- und Technologieangebots der 20 Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Landkreis 4.2.1 TU Bergakademie 21 4.2.2 Hochschule Mittweida 35 4.2.3 KURT – SCHWABE – INSTITUT für Mess- und Sen- 42 sortechnik e.V. Meinsberg 4.3 Technologisches Profil im Bereich des Verarbeitenden 48 Gewerbes 4.4 Vergleichende Gegenüberstellung beider Strukturelemente 56 4.5 SWOT-Analyse des mittelsächsischen Innovationsystems 60

5 Optionen einer zukünftigen Ausrichtung des Technologie- 62 Profils 5.1 Technologie-Roadmapping 62 5.2 Ausrichtung der Technologie-Politik von EU, Bund und 64 Freistaat Sachsen 5.3 Perspektiven einer regional ausgerichteten Technologie- 67 Strategie für den Wirtschaftstandort Landkreis Mittelsachsen I

Inhaltsverzeichnis

6 Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung einer potenzialorien- 72 tierten Entwicklungsstrategie 6.1 Strategische Ebene – Spezialisierung auf Nischen 72 6.2 Taktische Ebene – Aufbau eines Informations-Pools / In- 75 novations-Fonds 6.3 Operative Ebene – Veranstaltung Technologie-Transfer- 76 Forum MSN

7 Zusammenfassung und Ausblick 82

Anhang IV Literaturverzeichnis VI

Vorwort

Vorwort

Die nachfolgende Studie entstand im Zeitraum Dezember 2010 bis April 2011. Sie ist Teil einer ersten „Welle“ von Untersuchungen im Rahmen eines von der Bundesrepublik Deutschland geförderten Projekts zum Aufbau eines Regionalmanagements im Landkreis Mittelsachsen. Mit der Bearbeitung der Studie wurde nach einer Ausschreibung der InnoRegio Mittelsachsen e.V. beauftragt. Der Verein entstand vor ca. 10 Jahren im Rahmen der BMBF- Innovationsinitiative „Unternehmen Region“ als InnoRegio Freiberg e.V.. Seine Kernaufgabe lag von Beginn an in der Unterstützung des Forschungs- und Technologietransfers in der Region Freiberg. Mit der Verschmelzung der drei Landkreise Döbeln, Freiberg und Mittweida wurde eine Erweiterung des regionalen Fokus vorgenommen und der Verein in InnoRegio Mittel- sachsen e.V. umbenannt. Die vom Vereinsvorstand beauftragten Ersteller dieser Studie möchten sich in diesem Zusammenhang für die sehr gute Zu- sammenarbeit mit der Landkreisverwaltung Mittelsachsen bedanken. Ein Dank geht nicht zuletzt auch an zahlreiche Mitarbeiter der Hochschule Mitt- weida, der TU Bergakademie Freiberg und dem Kurt-Schwabe-Institut Meinsberg e.V., die mit ihren Informationen und Einschätzungen maßgebli- che Impulse für die Bearbeitung der Studie lieferten. Ein ganz besonderer Dank geht auch an die Vielzahl von Interviewpartnern aus den im Rahmen der Studie besuchten Unternehmen.

Freiberg, im April 2011.

IIIII

1 Einleitung

1 Einleitung

„Vom Aufbau Ost zur Zukunft Ost“ lautete ein im Oktober 2010 erschienener Artikel im ostdeutschen Wirtschaftsmagazin „Wirtschaft & Markt“. Im darin wiedergegebenen Interview mit der Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan wird von ihr auf den erfolgreichen wirtschaftlichen Aufhol- prozess in Ostdeutschland eingegangen und über den zukünftigen Beitrag der Forschungspolitik als einen wesentlichen Eckpfeiler gesprochen. Auch zukünftig sollen drei Leitlinien gelten:

1.Stärkung der Hochschulen 2.Bildung von Clustern 3.Schaffung von Leuchttürmen

Während dies als generelle Strategieausrichtung zu verstehen ist, kann ge- fragt werden, wie eine Ausprägung konkret vor Ort, d.h. in den von teilweise gravierenden Unterschieden in den Ausgangsvoraussetzungen gekenn- zeichneten Regionen aussehen kann. So wird im selben Magazin von Prof. Dr. Gerald Braun, Geschäftsführender Direktor des Hanseatischen Instituts für Unternehmertum und regionale Entwicklung an der Universität Rostock, auf die Notwendigkeit zur Spezialisierung in einzelnen Zukunftsfeldern hin- gewiesen. Er empfiehlt eine regional differenzierte Entwicklung von Zu- kunftsfeldern und sieht dabei gleichermaßen Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung in der Pflicht. Kreditinstitute sollten stärker versuchen, Wagnis- kapital für junge Unternehmer bereitzustellen. Hochschulen und Universitä- ten empfiehlt er, stärker Studenten und Doktoranden in regionale Unterneh- men zu schicken. Die regionale Verwaltung soll mit angemessener Stärke gestalten, indem sie vor Ort Fördergelder in zukunftsträchtige Felder lenkt.

Vor diesem Hintergrund möchte die hier vorliegende Studie über das Tech- nologie-Potenzial des Wirtschaftstandorts Landkreis Mittelsachsen einen Beitrag für die Formulierung einer eigenen, differenzierten Entwicklungsstra- tegie für die Region liefern. Das Gerüst für diese Untersuchung bildet das Modell eines regionalen Innovationsystems mit den beiden Kernelementen „Unternehmen“ sowie „Hochschul- und Forschungseinrichtungen“. Das Ziel der Studie besteht dabei in der Bestimmung des technologischen Profils dieser beiden Strukturelemente und einer Beurteilung deren gegenseitiger „Passung“. Dazu werden öffentlich zugängliche statistische Daten ausge- wertet und gezielt mit Ergebnissen von Interviews mit Vertretern von Unter- nehmen und Wissenschaftseinrichtungen ergänzt. Das Ergebnis dieses ersten Untersuchungsabschnitts bildet eine SWOT-Analyse des mittelsäch- sischen Innovationssystems. 4

1 Einleitung

Im zweiten Teil der Untersuchung wird auf Optionen einer zukünftigen Aus- richtung des Technologie-Profils in Mittelsachsen eingegangen. Im Sinne eines technologischen „Roadmappings“ wird dabei auf den Fokus der Tech- nologie-Politik der Europäischen Union, der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaates Sachsen eingegangen. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse des ersten Untersuchungsabschnitts werden daraus Vorschläge für die Ausgestaltung einer regional ausgerichteten Technologie-Strategie für den Wirtschaftsstandort Landkreis Mittelsachsen abgeleitet.

Im dritten und abschließenden Teil wird auf konkrete Maßnahmen zur Um- setzung einer potenzialorientieren Entwicklungsstrategie eingegangen. Im Sinne von in lang-, mittel- und kurzen Zeitabschnitten durchführbaren Pro- jekten werden Vorschläge für die zukünftige Ausgestaltung einer „regionalen Strukturpolitik“ im Landkreis Mittelsachsen unterbreitet. In diesem Zusam- menhang wird auch die mögliche Ausgestaltung eines Regionalmarketings angesprochen und ausgeführt, wie dieses inhaltlich zur Flankierung einer zukunftsorientieren Entwicklung des technologischen Potenzials beitragen könnte.

Ein zusammenfassender Ausblick bildet den Abschluss der Studie.

2

2 Definitionen und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes

2 Definitionen und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes

Vor Beginn der eigentlichen Untersuchung empfiehlt es sich, ein klare Defi- nition und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes vorzunehmen. Im Blickfeld der Studie steht das technologische Potenzial des Wirtschaftsstan- dorts Landkreis Mittelsachsen. Ferner werden im zweiten Teil der Studie Aspekte des s.g. Technologie-Roadmappings betrachtet. Aus diesem Grund soll einer Definition des Begriffs „Technologie“ zunächst entsprechend Raum gegeben werden. Darauf aufbauend erfolgt die Erläuterung der Begriffe Hochschule, Forschungseinrichtung, gewerbliche Wirtschaft, Innovations- system und Wirtschaftsstandort. Die Abgrenzung erfolgt danach insbeson- dere in Form einer Diskussion über die regionale Tragweite der Untersu- chung.

2.1 Zum Begriff Technologie

Nach Umstätter leitet sich der Begriff Technologie vom griechischen Technologie »tekhnologia« im Sinne eines systematischen Ausführens bzw. Anwendens einer Fähigkeit ab. Er definiert sie als „…Wissenschaft vom Einsatz der Technik im engeren Sinne, in der es um die Umwandlung von Roh- und Werkstoffen in fertige Produkte und Gebrauchsartikel geht…“.1 Den Autoren des Gabler-Wirtschaftslexikon zufolge lässt sich Technologie aus verschie- denen Blickwinkeln definieren:2

In einer eher allgemeinen Sichtweise bildet sie die „…übergreifende, Wirt- schaft, Gesellschaft und Technik verklammernde Wissenschaft von der Technik.“

Aus mikroökonomischer bzw. einzelbetrieblicher Perspektive ist sie die „…formale Beschreibung aller für den Ökonomen relevanten Informationen über die Produktion“. Sie „…verkörpert zu jedem Zeitpunkt die Gesamtheit an technischem Wissen in einer Volkswirtschaft.“ Eine Form der Darstellung bilden in diesem Sinne Produktionsfunktionen.

Aus soziologischer Perspektive lässt sich den Autoren zufolge Technologie als „…systematische Zusammenfassung und Integration einzelner Techni- ken zu einer auf spezifische Ziele und Zwecke gerichteten Verfahrenswei- se…“ definieren.

1 Umstätter (2011). 2 Vgl. Möhrle/Specht (2011). 3

2 Definitionen und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes

Weiterhin kann Technologie aus dem Blickwinkel der Unternehmensführung definiert werden. Dabei umfasst z.B. Managementtechnologie „…die Instru- mente der Unternehmensführung und Organisation, und somit Ansätze, Denkweisen, Modelle, Methoden und Hilfsmittel für die Innovations- und Technologieplanung wie z.B. Technologie-Portfolio, Methoden der Bedarfs- erfassung, Bewertung von Ideen etc. …“. Nach Meinung der Autoren ist dabei eine erfolgreiche technische Innovation an die Kombination von Pro- dukt- bzw. Produktionstechnologie mit Management-Technologie gebunden.

Unter Berücksichtigung der dieser Studie zugrundeliegenden Prämisse neben einer Profilbestimmung auch zur Profilorientierung beizutragen, soll Technolo- gie gemäß im Sinne einer Kombination der genannten Perspektiven als »sys- tematische Zusammenfassung einzelner Techniken zu einer auf ein spezifi- sches Produktionsziel gerichteten Verfahrensweise« definiert werden.

2.2 Zu den Begriffen Potenzial, Technologiepotenzial und Technologiepotenzialstudie

Der Begriff »Potenzial« ist keineswegs rein ökonomisch definierbar. Im Du- den (Deutsches Universalwörterbuch) finden sich als Definition die „Ge- samtheit aller vorhandenen, verfügbaren Mittel, Möglichkeiten“. Im Syno- nymwörterbuch der Duden-Reihe werden „Arbeitskraft, Kraft, Leistungsfä- higkeit, Leistungskraft, Leistungsstärke, Leistungsvermögen, Stärke“ als Umschreibung aufgeführt.3

Das »Technologiepotenzial« einer Region kann demnach als die Gesamtheit Technologiepotenzial aller in der Region zur Anwendung kommenden Technologien verstanden werden. Es beschreibt demnach auch in gewissem Sinne die einer Region innwohnende wirtschaftliche Leistungsfähigkeit bzw. Stärke.

Der zusammengesetzte Begriff »Technologiepotenzialstudie« beinhaltet Technologiepotenzialstudie neben den bisherigen Begrifflichkeiten folgerichtig noch die Intention der hier vorgenommenen Arbeit nämlich das Studieren bzw. Untersuchen des tech- nologischen Potenzials einer bestimmten Region. In Gablers Wirtschaftsle- xikon befindet sich der daran angelehnte Begriff der Potenzialanalyse aus dem Bereich der Managementforschung im Sinne der „…Diagnose der Res- sourcen eines Unternehmens hinsichtlich ihrer Verfügbarkeit für strategische Aktionen im Rahmen des strategischen Managements.“4

3 Bibliographisches Institut (2009a). 4 Bartscher (2011). 4

2 Definitionen und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes

Dabei kann unterschieden werden zwischen:

. im Basisgeschäft gebundenen Potenzialen, . durch das Basisgeschäft noch nicht gebundene bestehende Poten- ziale und . möglichen zukünftigen Potenzialveränderungen.

In erweiterter Form kann die Potenzialanalyse auch als s.g. Stärken- /Schwächenanalyse durchgeführt werden. Ergänzt um die Betrachtung von Chancen und Risiken ist eine kombinierte SWOT-Analyse durchführbar.

Aus der in dieser Studie vorgenommen Perspektive auf das technologische Potenzial einer ganzen Region kann aus dieser managementorientierten Sichtweise der Begriff Technologiepotenzialstudie bzw. Technologie- potenzialanalyse als »Diagnose der Ressourcen einer Region hinsichtlich ihrer Verfügbarkeit für strategische Aktionen im Rahmen einer regionalen Entwicklungsstrategie bzw. eines regionalen Entwicklungsmanagements« definiert werden.

2.3 Zu den Begriffen Hochschule und Forschungsinstitut

Hochschulen und Forschungsinstitute bilden eine der beiden Hauptsäulen eines regionalen Innovationsystems. Im Folgenden soll zwischen beiden Begriffen eine Abgrenzung vorgenommen werden. Hochschulen werden in Anlehnung an Rürup/Gruescu (2011) als Stätten für wissenschaftliche For- schung und Lehre definiert, in denen die Weitergabe praktischer und theore- tischer Kenntnisse in wissenschaftlicher Form an Studierende erfolgt. Es gibt verschiedene Arten von Hochschulen, wobei eine wesentliche Abgrenzung zwischen wissenschaftlichen Hochschulen (z.B. Universitäten/ Technische Universitäten) mit Promotions- und Habilitationsrecht und Fachhochschulen (FH) getroffen werden kann. Die in vielen Fällen z.B. aus früheren höheren Fach- bzw. Ingenieurschulen hervorgegangen Fachhochschulen verfügen i.d.R. über kein Promotions- und Habilitationsrecht. Sie vermitteln eine be- sonders anwendungsorientiere Lehre und engagieren sich z.T. auch in der Erwachsenenbildung (Fortbildung).5

In Sachsen unterliegen die Hochschulen neben dem deutschen Hochschul- rahmengesetz (HRG)6 dem Gesetz über die Hochschulen im Freistaat Sachsen (Sächsisches Hochschulgesetz – SächsHSG7). Beide Regelwerke verpflichten die Hochschulen zur Erbringung von Leistungen in Forschung

5 Vgl. o.V. (2011). 6 Vgl. Bundesrepublik Deutschland (1976). 7 Vgl. Freistaat Sachsen (2008). 5

2 Definitionen und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes

und Lehre. Als besondere Aufgabe wird in diesem Zusammenhang u.a. die Förderung des Wissen- und Technologietransfers festgelegt.

Forschungsinstitute sind Einrichtungen, deren Hauptaufgabe in der wissen- schaftlichen Erforschung eines abgegrenzten Fachgebiets besteht. Es erfolgt in der Regel keine Ausbildung von Studierenden, wenngleich eine Zusammenarbeit bei Promotionen bzw. Habilitationen mit Universitäten möglich ist. Forschungsinstitute bilden zudem in vielen Fällen auch s.g. An- Institute von Hochschulen. Diese vertragliche fixierte Form der Zusammen- arbeit dient laut Sächsischem Hochschulrahmengesetz der gemeinsamen Erfüllung von Aufgaben, die Hochschulen allein nicht angemessen erfüllen können (§95).

2.4 Zu den Begriffen Verarbeitendes Gewerbe und Wirtschaftsstandort

Unter Gewerbe ist nach Übersohn/Berwanger (2011) jede „planmäßige, in Absicht auf Gewinnerzielung vorgenommene, auf Dauer angelegte selbst- ständige Tätigkeit“ zu verstehen. Ausgenommen davon sind die Land- und Forstwirtschaft sowie die freien Berufe. Das in dieser Studie im vordergrün- digen Interesse stehende Verarbeitende Gewerbe soll entsprechend der aktuell gültigen Klassifikation der Wirtschaftszweige WZ 2008 in Deutsch- land definiert werden. In dieser Klassifikation umfasst es den gesamten Ab- schnitt C.8 Dieser Abschnitt umfasst insgesamt 24 s.g. Abteilungen. Diese sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt.9

Abteilung Bezeichnung Verarbeitendes Gewerbe

10 Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln

11 Getränkeherstellung

12 Tabakverarbeitung

13 Herstellung von Textilien

14 Herstellung von Bekleidung

15 Herstellung von Leder, Lederwaren und Schuhen

16 Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)

8 In Anlehnung an die Methode von Amil/Lipp-Lingua (2006, S. 1). 9 Die WZ 2008-Klassifikation umfasst insgesamt 21 Abschnitte (A-U) mit 88 Abteilungen, die sich weiter in Gruppen, Klassen und Unterklassen aufgliedern. Vgl. Statistisches Bundesamt (2007). 6

2 Definitionen und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes

17 Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus

18 Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern

19 Kokerei und Mineralölverarbeitung

20 Herstellung von chemischen Erzeugnissen

21 Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen

22 Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren

23 Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbei- tung von Steinen und Erden

24 Metallerzeugung und -bearbeitung

25 Herstellung von Metallerzeugnissen

26 Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen

27 Herstellung von elektrischen Ausrüstungen

28 Maschinenbau

29 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen

30 Sonstiger Fahrzeugbau

31 Herstellung von Möbeln

32 Herstellung von sonstigen Waren

33 Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen

Der Begriff Wirtschaftsstandort kann aus zwei Blickwinkeln definiert wer- Wirtschaftsstandort den.10 Zum Einen – eher positiv definiert – als ein Land, eine Region oder eine Stadt, wo durch Unternehmen Arbeitsplätze geschaffen und Steuern gezahlt werden. Zum Anderen – eher wertend – definiert als Ausdruck, in- wieweit ein Land oder eine Region wirtschaftlich leistungsfähig ist. Im Sinne der hier verfolgten Studie des technologischen Potenzials des Wirtschafts- standorts Mittelsachsen soll der Begriff im wertenden Sinne verwendet wer- den, also eher den Aspekt des Wettbewerbs zwischen Regionen um z.B. Unternehmen und Arbeitsplätze zum Ausdruck bringen.

10 Der Duden (Deutsches Universalwörterbuch) verweist eher auf den Bezug des Begriffes auf ein Land: vgl. Bibliographisches Institut (2009a). Im Online-Lexikon „TheFreeDictionary“ befindet sich der Hinweis auf die hier benannten beiden Aspekte der Begriffsdefinition: vgl. Farlex (2011). 7

2 Definitionen und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes

2.5 Abgrenzung zu anderen Untersuchungen

Die hier vorgenommene Untersuchung fokussiert sich auf die Analyse des technologischen Potenzials des Wirtschaftsstandorts Landkreis Mittelsach- sen. Den Kern der Analyse bildet das Modell eines regionalen Innovations- systems. Im Ergebnis der Untersuchung werden konkrete Handlungsempfehlungen für die Gestaltung der zukünftigen regionalen In- novationspolitik gegeben. Die Studie unterscheidet sich somit von früheren Untersuchungen, die einen breiteren Fokus auf die generellen Entwicklungs- linien einzelner Teilregionen des Landkreises Mittelsachsen hatten (vgl. z.B. SAXONIA (2008): Grünbuch – Die Region Freiberg auf dem Weg ins Jahr 2028). Mit dieser Fokussierung grenzt sich die Studie auch von zwei weite- ren im Rahmen des Projekts zum Aufbau eines Regionalmanagements für den Landkreis Mittelsachsen angefertigten Untersuchungen ab. Diese um- fassen zum Einen eine umfassende Analyse des Fachkräfte- und Ausbil- dungsbedarfs (Ersteller: TPM Mittweida) und zum Anderen eine Analyse der Erwartungen künftiger Fach- und Führungskräfte an Arbeitgeber in der Re- gion (Ersteller: Hochschule Mittweida). Alle drei Untersuchungen sollen im Ergebnis die Basis zur Formulierung einer Entwicklungs- und Marketingstra- tegie für die Region liefern.

118

3 Der Landkreis Mittelsachsen im Überblick

3 Der Landkreis Mittelsachsen im Überblick

Im Vorfeld der Analyse des technologischen Potenzials des mittelsächsi- schen Innovationsystems sollen zunächst dessen wesentliche Elemente überblicksartig vorgestellt werden. Die Beschreibung beginnt mit einer Be- trachtung des Landkreis Mittelsachsen als Gebietskörperschaft in der Mitte des Städte-Dreiecks -Leipzig-. Sie setzt fort mit einer Be- schreibung der „mittelsächsischen“ Hochschul- und Forschungslandschaft und schließt mit einem Fazit zur Position des Landkreises Mittelsachsen im bundesweiten Vergleich.

3.1 Der Landkreis Mittelsachsen

Der Landkreis Mittelsachsen bildet einen der 11 Landkreise des Freistaates Sachsen. Zusammen mit drei kreisfreien Städten bilden diese die insgesamt 13 sächsischen Kreise. Aus gesamtdeutscher Perspektive stellt der Land- kreis Mittelsachsen einen der 301 deutschen Landkreise dar, die zusammen mit 111 kreisfreien Städten das Territorium der Bundesrepublik Deutschland bilden.11

Der Landkreis ist neben weiteren vier Kreisen Teil des Direktionsbezirks Chemnitz.12 Im europäischen Kontext bildet der Direktionsbezirk Chemnitz die s.g. NUTS-2-Region DED1 Chemnitz.13 Im aktuellen Eurostat Jahrbuch der Regionen, welches von der Europäischen Union herausgegeben wird, wurden zuletzt die 217 NUTS-2 Regionen der EU-27 hinsichtlich einer Viel- zahl soziökonomischer Merkmale verglichen. Im Ergebnis wurde u.a. festge- stellt, dass der Direktionsbezirk Chemnitz und damit auch Mittelsachsen im europäischen Vergleich als Region gilt, die:

. ein mittleres Einkommensniveau, . eine vergleichsweise hohe Bevölkerungsdichte und . eine Spezialisierung auf Industrie aufweist.14

Mittelsachsen selbst ging zum 01. August 2008 aus den drei Altlandkreisen Döbeln, Freiberg und Mittweida hervor. Der Landkreis umfasst eine Fläche

11 Die Angaben beziehen sich auf den Stand vom 31.12.2009. Vgl. Statistisches Bundesamt (2011), S. 30 und 36. 12 Vgl. Statistisches Landesamt Sachsen (2011), S. 37. 13 Vgl. Europäische Union (2010), S. 255. 14 Vgl. Europäische Union (2010), S. 19, 59 und 93. 9

3 Der Landkreis Mittelsachsen im Überblick

von 2.113 km².15 Zum Vergleich: dies entspricht ca. 82% der Fläche des Saarlands (ca. 2.568 km²).16 Dem Landkreis gehören 61 Kommunen an. Von diesen besitzen 21 das Stadtrecht. Die größte Kommune ist die Universi- tätsstadt Freiberg (ca. 40.500 Einwohner).17 Die beiden ehemaligen Kreis- städte Döbeln und Mittweida beheimaten jeweils rund 20.300 bzw. 15.700 Einwohner, gefolgt von der Stadt Frankenberg (vormals Landkreis Mittwei- da) mit rund 15.800 Einwohnern.18

Quelle: Landkreis Mittelsachsen (2011).

Nach vorläufigen Daten waren im Landkreis Mittelsachsen zum Ende des Jahres 2010 insgesamt 328.347 Einwohner registriert. Zum Vergleich – im Saarland leben aktuell rund 1 Mio. Einwohner.19 In Mittelsachsen ist wie auch in vielen anderen Regionen Deutschlands mit einem Rückgang der

15 Vgl. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010), S. 37. 16 Vgl. Statistisches Bundesamt (2010), S. 36. 17 Vgl. Landkreis Mittelsachsen (2011) und Universitätsstadt Freiberg (2010). 18 Weitere Kommunen wie z.B. Brand-Erbisdorf, Hainichen oder bilden mit ca. 10.700 bzw. rund 9.000 und 6.400 Einwohner kleinere Städte. Vgl. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2011b). 19 Vgl. Statistisches Landesamt Sachsen des Freistaates Sachsen (2011) und Statistisches Bundesamt (2010), S. 36. 10

3 Der Landkreis Mittelsachsen im Überblick

Bevölkerung in den kommenden Jahren zu rechnen. Allein zwischen 2009 und 2010 reduzierte sich die Zahl der Einwohner um 1,2%. Dabei hat Mittel- sachsen nach Görlitz mit einem Rückgang von 1,5% den zweitgrößten pro- zentualen Bevölkerungsrückgang in Sachsen zu verzeichnen.20

In der Vorausschau der aktuellen 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose Demographie für den Freistaat Sachsen bis 2025 wird ein Rückgang der Bevölkerung in Mittelsachsen auf ca. 270.000 Einwohner im Jahr 2025 prognostiziert, was einen Rückgang um 18.5 % im Vergleich zu 2009 entspricht. Bis 2030 wird je nach Szenario ein Rückgang von ca. 22% prognostiziert.21

Abbildung: Szenarien für die Entwicklung der Bevölkerung in Sachsen Oberer Balken: Szenario-A Unterer Balken: Szenario-B

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010).

In der Vorausschau bis 2030 wird in Mittelsachsen mit einem Bevölkerungs- rückgang von 22 bis 27 % im Vergleich zu 2009 je nach statistischem Ansatz (1,45 oder 1,42 Kinder pro Frau) gerechnet (Szenario-A bzw. Szenario-B. Wäh- rend die Bevölkerungsrückgänge in Dresden und Leipzig im Zeitraum 2025 bis 2030 moderat ausfallen werden, wird für die Landkreise mit einem Rückgang von ca. 6,4 % gerechnet.

Für den Wirtschaftsstandort Mittelsachsen bedeutet dies gleichlaufend einen Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung. Zukünftig ist nicht zuletzt des- halb mit einem Fachkräftemangel zu rechnen. Der Freistaat Sachsen hat in diesem Zusammenhang verstärkte Anstrengungen unternommen, um ins- besondere die Zuwanderung von Fachkräften nach Deutschland zu erlan- gen. Er hat dazu unlängst eine Gesetzesinitiative in den Bundesrat einge-

20 Vgl. Statistisches Landesamt Sachsen des Freistaates Sachsen (2011). 21 Für die beiden Szenarien wird mit 1,45 bzw. 1,42 Kindern pro Frau gerechnet. Vgl. Statistisches Landesamt Sachsen (2010). 141

3 Der Landkreis Mittelsachsen im Überblick

bracht. Im Interesse der Sicherung der Leistungsfähigkeit der Unternehmen in Mittelsachsen kann auch konkret vor Ort geprüft werden, inwieweit Maß- nahmen zur Gegensteuerung möglich sind. Während für einige Bereiche z.B. das Anwerben von Fachkräften aus dem benachbarten Tschechien eine mögliche Maßnahme sein könnte, wäre auch zu prüfen, inwieweit die Hoch- schulen im Landkreis mit gezielten Studienprogrammen (zukünftige) auslän- dische Fachkräfte an die Region binden können. Dabei wird es vor allem darum gehen, Studierende aus Nicht-EU-Staaten zu gewinnen, da es nicht zuletzt auch aufgrund der sehr dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung in Osteuropa zunehmend schwieriger wird, Fachkräfte aus diesen Ländern für eine Arbeit in Deutschland bzw. Sachsen zu gewinnen.

3.2 Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Landkreis

Der Landkreis Mittelsachsen verfügt mit der TU Bergakademie Freiberg und der Hochschule Mittweida über zwei Forschungs- und Lehreinrichtungen mit über- regionaler Ausstrahlung. Das Bild dieser Forschungslandschaft ergänzen zahl- reiche weitere Einrichtungen wie z.B. das renommierte Kurt-Schwabe-Institut Meinsberg e.V. in Ziegra-Knobelsdorf bei Döbeln. Der Landkreis Mittelsachsen ist damit der einzige sächsische Flächenkreis mit zwei Hochschulen.

3.3 Wirtschaftsstruktur des Landkreises

Der Landkreis Mittelsachsen gehört zu den wirtschaftlich stärksten Flächen- kreisen Sachsens. Die Struktur der Wirtschaft ist durch einen breiten Bran- chenmix und eine mittelständische Struktur gekennzeichnet. Das Verarbeiten- de Gewerbe hat dabei einen hohen Anteil an der wirtschaftlichen Gesamtleis- tung, auch in Bezug zu den Durchschnittswerten in Sachsen.22 Die Wirtschaft Mittelsachsens wird in seiner äußeren Erscheinung durch folgende Bran- chen bestimmt:23

. Herstellung von Solarzellen und Solarmodulen . Maschinen- und Fahrzeugbau/Automobilzulieferindustrie . Halbleiterindustrie . Elektrotechnik und Elektronik . Holz-, Papier- und Druckindustrie . Blech und Kunststoffverarbeitung . Recyclingindustrie . Technische Dienstleistungen . Sensortechnik . Landwirtschaft

22 Vgl. ISW-Halle (2009). 23 Vgl. Graetz (2009). 15121

3 Der Landkreis Mittelsachsen im Überblick

. Tourismus

Nach Angaben des statistischen Landesamtes gab es im Landkreis Mittel- sachsen zum 30.06.2009 insgesamt 102.891 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte (am Arbeitsort).

Als Branchenschwerpunkte der Unternehmen im technologieorientierten Technologieorientierte Branchen Bereich in Mittelsachsen wurden in der Vergangenheit insbesondere folgen- de Bereiche genannt:

. Werkstofftechnologie . Energietechnik . Produktionstechnik . Umwelt- und Recyclingtechnik . Informations- und Kommunikationstechnologie

Der größte gewerbliche Arbeitgeber in Mittelsachsen ist die SolarWorld AG, die am Standort Freiberg in den verschiedenen Unternehmen mit Stand zum 28.02.2011 insgesamt 1.888 Beschäftigte zu ihrer Belegschaft zählte (incl. Leiharbeiter, Werksstudenten, Azubis und Praktikanten).24

Weitere große gewerbliche Arbeitgeber sind die Siltronic AG Freiberg, die KOMSA Kommunikation Sachsen AG Hartmannsdorf (jeweils ca. 1.200 Be- schäftigte), Felix Schoeller jr. Weißenborn mit rd. 1.000 sowie die Siemens Industriegetriebe (ehemals Flender Industriegetriebe GmbH mit 642 Mitarbeitern und 50 Auszubildenden).

3.4 Zwischenfazit – Der Landkreis Mittelsachsen im bundesweiten Vergleich

Im Sinne eines Wettbewerbs der Regionen ist es zur Tradition geworden, in wirtschaftlich orientierten Zeitschriften s.g. Rankings von Landkreisen in Deutschland vorzunehmen. Wenngleich die dabei angewendeten Methoden mitunter schwer vergleichbar sind und stets mehr oder weniger umstrittene Gewichtungen zwischen einzelnen Faktoren vornehmen, soll im Folgenden auf Basis einiger der bekanntesten Rankings ein erstes Zwischenfazit zur Position des Landkreises Mittelsachsen gezogen werden.

Ein besonders wichtiger Einflussfaktor auf das Ergebnis bildet die Gewich- tung demografischer Kennziffern. An dieser Stelle weist der Landkreis Mit- telsachsen sowie der überwiegende Teil der anderen ostdeutschen Land-

24 Vgl. Info Öffentlichkeitsarbeit/Public Relations Deutsche Solar GmbH vom 10.03.2011. 163

3 Der Landkreis Mittelsachsen im Überblick

kreise eindeutige Schwächen auf. Diese sind zum Einen transformationsbe- dingt und eine Folge der Abwanderung von v.a. junger Bevölkerung nach der Wende. Zum Anderen bedingen sich diese aber auch durch einen gene- rellen Trend des Bevölkerungsrückgangs, der auch vor einer Reihe west- deutscher Regionen nicht Halt macht. Der demografische Wandel ist ein gesamtdeutsches Problem.

Im Regionalranking der INITIATIVE Neue Soziale Marktwirtschaft Rankings (INSM) vom April 2009 (erstellt vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH) belegt der Landkreis Mittelsachsen mit 43,3 Punkten Platz 340 von insgesamt 409 betrachteten Kreisen in Deutschland. Innerhalb des Landes Sachsen belegt der Landkreis Mittelsachsen Platz 4 unter 13 Krei- sen und kreisfreien Städten. Die INSM Studie berücksichtigt zahlreiche öko- nomische und strukturelle Indikatoren, wie Kaufkraft, Bruttoinlandsprodukt und Ausbildungsplatzdichte.

Besonders punkten kann Mittelsachsen damit, dass 10,4 % aller sozialversi- cherungspflichtig Beschäftigten über einen Hochschul- oder Fachschulab- schluss verfügen. Bundesweit liegt der Anteil Hochqualifizierter bei 7,8 %. Als Stärken werden ferner die niedrigen Arbeitskosten je Arbeitnehmer und die relativ niedrigen Schulden der Gemeinden und Gemeindeverbände be- nannt. Als Schwächen werden die niedrige Einkommenssteuerkraft, der ungünstige Demografieindex (Platz 365 im bundesweiten Vergleich) sowie die zu diesem Zeitpunkt relativ hohe Arbeitslosenquote von 12,8 % bewertet.

Im s.g. Zukunftsatlas 2010 der Zeitung „Handelsblatt“ wurde in Kooperation mit Schweizer Prognos AG aus 29 Indikatoren in den folgenden Schwer- punkten (Determinantengruppen) ein Ranking ermittelt:

. Demographie, . Wohlstand und soziale Lage, . Arbeitsmarkt, . Wettbewerb und Innovation

Neben den vier Bereichen beschreiben die Indikatoren zwei unterschiedliche Dimensionen. Dies sind die Indikatoren, die den Ist-Zustand darstellen und zum anderen jene, die die Dynamik, die Veränderungen im Zeitverlauf be- schreiben. In diesem Ranking belegt Mittelsachsen Platz 293 von 412 be- trachteten Landkreisen. Mittelsachsen kann besonders im Bereich „Dyna- mik“ punkten, während im Bereich „Stärke“ (Status-quo-Indikator) und De- mografie eine schlechtere Bewertung erfolgt Im Vergleich liegen die Nach- barkreise Erzgebirge auf Platz 382, Sächsische Schweiz/Osterzgebirge auf

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3 Der Landkreis Mittelsachsen im Überblick

Platz 334. Die Stadt Dresden erreicht demgegenüber mit Platz 32 ein bun- desweit beachtliches Ergebnis. Dabei wird Mittelsachsen mit einem „aus- geglichenen Chancen-Risiko-Mix“ charakterisiert, während die genannten Nachbarlandkreise mit „hohen Zukunftsrisiken“ bewertet werden.

Aus Sicht der Autoren dieser Studie sind besondere Herausforderungen für die Perspektiven einer Region die Bewältigung des demografischen Wan- dels sowie die Fokussierung auf forschungs- und technologieintensive In- dustrien und wissensintensive Dienstleistungen. Der baden- württembergische Partnerlandkreis des ehemaligen Landkreises Freiberg, Calw, ist mit Gesamtrang 237 weit besser platziert, wobei dort allerdings die Dynamik einen Schwachpunkt bildet.

Im bundesweiten Vergleich des Wirtschaftsmagazins „Focus Money“ von Ende 2010 rangiert der Landkreis Mittelsachsen gar auf Platz 240 von hier 401 betrachteten Landkreisen und kreisfreien Städten. In diesem Ranking hat Mittelsachsen Dresden, Leipzig und Chemnitz (Plätze 286, 302 und 362) und andere sächsische Landkreise (bspw. Erzgebirgskreis Platz 396) hinter sich gelassen. Als Indikatoren dieser Analyse werden die:

. Veränderung der Bevölkerung, . das verfügbare Einkommen, . die Arbeitslosenquote, . die Veränderung des Bruttoinlandsprodukts, . die Bruttowertschöpfung sowie . die Investitionen im verarbeitenden Gewerbe je Beschäftigten herangezogen.

Die positive Bewertung Mittelsachsens resultiert maßgeblich aus dem star- ken Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2008 zu 2007 (6,26 %, im Vergleich bspw. Erzgebirgskreis 1,74 %), der relativ hohen Bruttowertschöp- fung von 49.325 € je Erwerbstätigem sowie den relativ hohen Investitionen von 14.503 € je Beschäftigten, (im Vergleich Erzgebirgskreis: 8.362 €, Dres- den hingegen: 25.827 €).

Allerdings liegt die Bruttowertschöpfung pro Beschäftigten in Mittelsachsen noch immer niedriger als im am schlechtesten bewerteten Landkreis Baden- Württembergs (54.177 € je Erwerbstätigen).

Die Datenbasis – i.d.R. Angaben der statistischen Landesämter – stammt dabei überwiegend aus dem Jahr 2008, teilweise aus dem Jahr 2009.

185

3 Der Landkreis Mittelsachsen im Überblick

Insgesamt sollte die Aussagekraft dieser Rankings nicht überbewertet wer- den. Die Bewertung der einzelnen Regionen ist stark abhängig von den her- angezogenen Indikatoren und deren jeweiliger Gewichtung, Insbesondere die Rolle der „Wohlstandsindikatoren“ ist dabei durchaus kritisch zu hinter- fragen, da damit die klassischen „reichen“ Zentren München, Stuttgart und ihr Umland mit den vorhandenen Großunternehmen und Unternehmenszent- ralen und den damit verbundenen niedrigen Arbeitslosenzahlen automatisch die vorderen Plätze belegen.

Zusammengefasst ergibt sich bei einer Betrachtung der Rankings aus einer rein sächsischen Perspektive ein vorwiegend positives Bild des Landkreises Mittelsachsen. Die Region weist ein ausgeglichenes Chancen-Risiko-Profil aus. Es obliegt damit den regionalen Akteuren ihrer Verantwortung nachzu- kommen, um durch geeignete Maßnahmen die vorhandenen Chancen zu nutzen. Im Folgenden analytischen Teil wird diesem Gedanken folgend ana- lysiert, wo die Chancen insbesondere in technologischer Hinsicht liegen.

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4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Zur Analyse des technologischen Potenzials wird der Wirtschaftsstandort Landkreis Mittelsachsen aus dem besonderen Blickwinkel des dort operie- renden Innovationssystems betrachtet. Dazu sollen zunächst das Wesen der Innovationsprozesse näher betrachtet werden. Diese sind nach Fritsch (2007) durch ein erhebliches Maß an Arbeitsteilung gekennzeichnet. Die Arbeitsteilung von Innovationsprozessen beschreibt dabei besonders auch die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Organisationen, wie privaten Unternehmen, Hochschulen oder sonstigen öffentlichen Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen.

Dabei spielt der Transfer von Wissen zwischen den Beteiligten eine große Rolle. Insbesondere im Fall des impliziten bzw. Wissens, welches sich nicht vollständig kodifizieren lässt, sind persönliche Face-to-Face-Kontakte unver- zichtbar. Daraus folgt die hohe Bedeutung der räumlichen Dimension der Innovationsprozesse. Grund sind die ungleiche Verteilung des Wissens im Raum sowie die beschränkte räumliche Mobilität von Personen, was die regionale Verbreitung von Wissen über persönliche Kontakte einschränkt.

Wegen des hohen Maßes an Arbeitsteilung von Innovationsprozessen ist es für Analysen kaum sinnvoll, nur einzelne Akteure zu betrachten. Eine um- fassende Analyse sollte deshalb alle Faktoren einbeziehen, die direkt oder indirekt zu Innovationsprozessen beitragen, also möglichst das ganze Inno- vationssystem berücksichtigen.

Unter dem Begriff Innovationssystem versteht man die Gesamtheit der an Innovationsprozessen beteiligten Akteure, deren Beziehungen zueinander sowie die für Innovationsprozesse relevanten rechtlich-institutionellen Rah- menbedingungen. Da bezüglich dieser Faktoren starke Unterschiede zwi- schen Regionen bestehen, ist es sinnvoll, regionale Innovationssysteme zu betrachten. Von zentraler Bedeutung für das Funktionieren eines Innovati- onssystems ist die Art und Weise der Vernetzung, also das Zusammenspiel verschiedener Teilbereiche.

4.1 Grundmodell des regionalen Innovationsystems

Die nachfolgende Abbildung zeigt das Grundmodell eines regionalen Inno- vationssystems in Anlehnung an Fritsch (2007).

17

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Abbildung: Grundmodell eines regionalen Innovationssystems

Quelle: In Anlehnung an Fritsch (2007), S. 4.

Neben dem Vorhandensein der Akteure und ihren Beziehungen untereinan- der kommt der Einbindung in überregionale Wissensströme erhebliche Be- deutung zu. Den dargestellten Elementen eines regionalen Innovationssys- tems kommen bestimmte Funktionen zu, die sie im Rahmen arbeitsteiliger Innovationsprozesse auszufüllen haben. Die Hochschulen und andere öf- fentlichen Forschungseinrichtungen übernehmen dabei folgende Aufgaben:

. Generierung neuen Wissens, insbesondere im Bereich der Grundla- genforschung, aber auch der anwendungsbezogenen Forschung. Er- gebnisse aus letzterer lassen sich in der Regel durch private Unter- nehmen kommerziell verwerten. Die Hochschulen erbringen auch Dienstleistungen im FuE-Bereich wie Expertisen, Laborversuche etc..

. Öffentliche Forschungseinrichtungen erfüllen die Funktion eines Wissensreservoirs. Sie akkumulieren sowohl selbst generiertes als auch von Dritten erzeugtes Wissen und machen es in der Region verfügbar. Ein Beispiel ist das Angebot an Archiven, Bibliotheken, Sammlungen und ähnlichen Einrichtungen.

. Die Aufgabe des Wissenstransfers wird insbesondere durch die Ausbildung von Studenten und Wissenschaftlern wahrgenommen, die wesentlich zur Qualifikation des regionalen Arbeitskräftepotenzi- als beiträgt. Aber auch die direkte Überführung in den Privatsektor, wo es kommerziell verwertet wird, ist von Bedeutung.

Die wesentliche Aufgabe der Industrieunternehmen in einem Innovationssys- tem ist es, das vorhandene Wissen in innovative Produkte bzw. Verfahren umzusetzen und am Markt Erlöse zu erzielen. Die ausreichende Wettbe- werbsfähigkeit der Unternehmen ist dabei von hoher Bedeutung für den Erfolg des Innovationssystems, da ansonsten die von den FuE-Einrichtungen ge- schaffenen Potenziale nur schlecht ausgeschöpft werden können Das Humankapital (Arbeitskräfte) stellt als Träger von Wissen eine wichtige Ressource für regionale Innovationsaktivitäten dar

2178

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Ein großes und differenziertes regionales Angebot an Arbeitskräften mit geeigneten Qualifikationen ist für die privaten Unternehmen ein wesentlicher Standortfaktor. Bedeutung für das Innovationssystem hat ferner das Aus- maß an Unternehmergeist (Entrepreneurship) und die Gründungsneigung. Eigeninitiative kann wesentliche Triebkraft bei der Umsetzung von Ideen in kommerziellen Erfolg sein. Besonders Spin-offs von regional ansässigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen können für die Entwicklung regionaler Innovationssysteme eine große Rolle spielen.

Der konkrete Transfer von Wissen kann über verschiedene Kanäle erfolgen. In der nachfolgenden Abbildung, die im Grunde eine nähere Betrachtung des im obigen Grundmodell abgebildeten „intermediären“ Blocks (Transfer von Wissen/Kooperationen) darstellt, sind die in Innovationsforschung näher identifizierten Kanäle verzeichnet.

Abbildung: Kanäle des Wissenstransfers

Quelle: In Anlehnung an Schmoch et al. (2000).

In Anlehnung an Schmoch et al. (2000) lassen sich die einzelnen Transfer- kanäle folgendermaßen charakterisieren:

Kooperationen

. Auftragsforschung, Kooperationsforschung . Gutachten und Beratung . Zieloffenes Wissenschaftssponsoring . Zeitweiliger Personalaustausch . Nutzung von wissenschaftlich technischer Ausrüstung

Veranstaltungen

. Informelle Treffen, Telefonate . Fachdiskussionen im Internet, Konferenzen . Seminare . Messebeteiligungen . Besichtigungen, Demonstrationen . Mitwirkung von Wissenschaftlern in industrieorientierten Gremien und Ausschüssen 229

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Rechte

. Patente . Lizenzen

Veröffentlichungen

. Publikationen, . Austausch (gemeinsame Publikationen)

Unternehmensgründungen

. SPIN-OFFs (Unternehmensausgründungen aus wissenschaftlichen Einrichtungen)

Ausbildung

. berufliche Weiterbildung . Gastvorlesungen an Hochschulen aus Unternehmen . Ausbildung und Vermittlung . Diplom- und Doktorarbeiten in Unternehmen

Intermediäre – Transfervermittler und deren Aufgaben:

Dies sind in der Regel Institutionen aus wissenschafts- und wirtschaftsnahen Bereichen, welche die folgenden Aufgaben wahrnehmen:

. Kontaktherstellung, Einleitung von Erfahrungsaustausch und Projekten . Unterstützung beim Abbau von Barrieren im direkten Technologie- transfer . Transfer zielgerichteter Informationen über mögliche Partner . Kenntnislage von Wissensbedarf und -situation in Unternehmen . Vermarktung von Forschungsergebnissen

4.2 Analyse des Forschungs- und Technologieangebots der Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Landkreis

Mittelsachsen ist aus drei Landkreisen mit starken Unterschieden bezüglich des Vorhandenseins regionaler Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen entstanden. Insbesondere der alte Landkreis Freiberg galt als einer der Re- gionen mit der höchsten Dichte von außeruniversitären Forschungseinrich- tungen in Ostdeutschland. Auch die Orientierung auf benachbarte Regionen im Zusammenhang mit FuE-Kooperationen ist recht unterschiedlich.

20

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Mittelsachsen ist der einzige Flächenlandkreis im Freistaat mit zwei Hoch- schuleinrichtungen. Die TU Bergakademie Freiberg und die Hochschule Mittweida sind für das Innovationssystem von hoher Bedeutung und waren in vielen Fällen Beweggrund für die Ansiedlungsentscheidung von großen Unternehmen (Bspw. Deutsche Solar GmbH).

Im ehemaligen Landkreis Döbeln ist das Kurt-Schwabe-Institut für Mess- und Sensortechnik die dortig einzige FuE-Einrichtung von überregionaler Bedeutung und spielt bezüglich der Kooperation mit regionalen Unterneh- men eine wichtige Rolle.

Entsprechend dieser Besonderheit wird dem Kurt-Schwabe Institut im Fol- genden eine intensivere Betrachtung gewidmet, wenngleich es im reinen Größenvergleich mit Freiberger außeruniversitären Forschungseinrichtun- gen als Einrichtung mittlerer Größe zu betrachten ist.

4.2.1 TU Bergakademie Freiberg

Der 1765 gegründeten TU Bergakademie Freiberg geben ihre vier Kernfel- TU Bergakademie Freiberg der – Geo, Material, Energie, Umwelt ihr Profil als Ressourcenuniversität. Dabei nimmt sie ganz im Sinne des Nachhaltigkeits-Begriffes, den der Frei- berger Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz 1713 prägte, vor allem die Rohstoffsicherung umfassend in den Fokus.

Dabei wird der Bogen von der Erkundung neuer Lagerstätten über die Ent- wicklung alternativer Energietechnik, das Recycling bis zur Erforschung neuer Werkstoffe gespannt. Die Bergakademie hat aktuell (Wintersemester 2010/11) 5.458 Studenten in 5 Diplomstudiengängen, 20 Bachelorstudien- gängen mit weiterführenden Masterstudiengängen sowie drei englischsprachigen Masterstudiengängen.

Starke Kontakte bestehen zur Industrie. Die Drittmitteleinnahmen pro Pro- fessor der TU Bergakademie Freiberg lagen 2010 bei 548 T€. Damit gehörte sie zu den zehn stärksten Forschungsuniversitäten in Deutschland. Im Schnitt der ostdeutschen Hochschulen liegt der Wert bei rd. 160 T€ pro Pro- fessorenstelle.25

In den folgenden Abbildungen werden die Struktur der Hochschule, deren wesentliche Profillinien sowie einzelne Forschungsbereiche überblicksartig dargestellt.

25 Technologietransfer zur Stärkung des Standorts Ostdeutschlands, Prognos AG Berlin, Mai 2010. 2021

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Fakultäten und An-Institute Fakultäten und An-Institute an der TU Bergakademie Freiberg an der TU Bergakademie Freiberg Fakultäten An-Institute Quelle: TU Bergakademie Freiberg Mathematik und Informatik . DBI – Gastechnologisches Institut GmbH (2010), S. 1. Freiberg Chemie und Physik . Forschungsinstitut für Leder und Kunststoff- Geowissenschaften, Geo- bahnen (FILK) gGmbH Freiberg technik und Bergbau . HAVER ENGINEERING GmbH – Ingeni-

eurbüro für Aufbereitungstechnik, Meißen Maschinenbau, Verfah- rens- und Energietechnik . IBEXU Institut für Sicherheitstechnik GmbH Freiberg Werkstoffwissenschaft . Institut für Korrosionsschutz Dresden GmbH und Werkstofftechnologie . Institut für Qualitätssicherung von Stoff- Wirtschaftswissenschaften systemen Freiberg e.V. (IQS)

. KI Keramik-Institut GmbH

. Stahlzentrum Freiberg e.V.

. UVR – FIA GmbH Verfahrensentwicklung- Umweltschutz-Recycling Freiberg

Forschung an der TU Bergakademie Forschung an der TU Bergakademie Freiberg Freiberg Kompetenzzentren Kompetenzfelder/Forschungsprofil Quelle: TU Bergakademie Freiberg universitär . Rohstofferkundung, -gewinnung (2010), S. 1. . Interdisziplinäres Ökologisches und Ressourcenökonomik Zentrum (IÖZ) . Energieträger und Energietechnik . Interdisziplinäres Kompetenz- . Entwicklung, Erzeugung und Ver- zentrum Flächenrecycling CiF arbeitung von Werkstoffen und e.V. Freiberg/Berlin/Aachen Baumaterialien, Werkstoffvered- . Kompetenzzentrum Gießerei lung und -einsatz und Umformtechnik . Mess-, Sensor- und Automatisie- . Exzellenzentrum Energie - rungstechnik Deutsches Zentrum für Verga- . Werkstoff- und Abfallrecycling, sungstechnik Stoffkreisläufe und Kreislaufwirt- . Zentrum für Innovationskom- schaft petenz VIRTUHCON . Mechanische, chemische und . Hochdruckforschungszentrum thermische Umweltverfahrens- . Deutsches EnergieRohstoff- technik, Maschinenbau Zentrum Freiberg . Angewandte Mathematik, Sto- außeruniversitär chastik und praktische Informatik

. Geokompetenzzentrum Frei- . Innovationsforschung, wirtschaftli- berg e.V. che Transformation, Projektmana- . InnoRegio Mittelsachsen e.V. gement . Technologiezentrum Halblei- termaterialien Freiberg (THM) 22

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Die vier Profillinien der TU Bergakademie Freiberg

Quelle: TU Bergakademie Freiberg (2010), S. 1; http://tu-freiberg.de/zuv/ forschung/forschungsprofil.html.

Drittmittelaufkommen der TU Bergakademie Freiberg bis 2010

Prozentual ist der Anteil der gewerblichen Wirtschaft am Drittmittelaufkommen der TU nach dem Spitzenjahr 2007 mit 24,3 % seither zurückgegangen und lag 2010 bei 15,5 %. Nach absoluten Zahlen betrachtet sind die Drittmittelein- nahmen aus der gewerblichen Wirtschaft (ohne öffentliche Förderung) bis 2008 auf einen Höchstwert von 7,522 Mio. € kontinuierlich gestiegen und fal- len seither leicht, aktueller Wert von 2010: 7,151 Mio. €.26

Zahlen zu den genauen finanziellen Anteilen der regionalen Wirtschaft (Landkreis Mittelsachsen) am Drittmittelaufkommen der TU Bergakademie können durch die Universität nicht bereitgestellt werden.

Jedoch dürfte das zahlenmäßige Verhältnis der überregionalen zu regiona- len (sächsischen) Kooperationspartnern 84 zu 60 (mittlerer Auftragswert pro

26 Mitteilung TU Bergakademie, Dezernat 4; Januar/April 2011 23

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Projekt 61.600 € zu 42.100 €) zzgl. der 24 internationalen Industriepartner dafür sprechen, dass bei den finanziellen Anteilen der Bereitstellung von Drittmitteln überregionale Unternehmen dominieren.

Folgende Tabelle auf Basis laufender FuE-Verträge verdeutlicht dies noch einmal:

FuE Projekte mit Anzahl Ø Auftragswert pro Firmen Projekt in 1000 EUR

Sachsen 31 42,1

davon LK Mittelsachsen 13 27,8

Deutschland (ohne Sachsen) 86 61,6

International 24 32,4

Bedeutende regionale Forschungspartner und Drittmittelgeber sind bspw.: Forschungskooperationen Deutsche Solar GmbH, Freiberger Compound Materials GmbH, Wacker Siltronic AG Freiberg sowie die AC Tech GmbH (Beispiel gemeinsame Ent- wicklung eines rostfreien TRIP Stahls für die Automobilindustrie). 27

Auch kleinere Unternehmen pflegen Kooperationen, wie die MTH Metall- technik Halsbrücke Freiberg im Rahmen des Projektes zu Bleiwerkstoffen für Batterien.28 Insgesamt lag der durchschnittliche Auftragswert dieser regi- onalen Projekte aus dem Altkreis Freiberg bei 27.800 € und damit noch un- ter den sächsischen Werten.

Mit einigen Unternehmen existiert auch eine längerfristige Zusammenarbeit zu einem größeren Themenkomplex. In solchen Fällen werden mit den Un- ternehmen Kooperationsvereinbarungen abgeschlossen, die teilweise auch über die Forschung hinausreichende Punkte der Zusammenarbeit (bspw. gemeinsame Aktivitäten zur Gewinnung des wissenschaftlichen Nachwuch- ses) betreffen. Kleinere Unternehmen sind bei der Beteiligung an For- schungsprojekten allerdings eher selten vertreten.

Ein Spiegelbild des Technologietransferprozesses sind ebenfalls die durch die Universität angemeldeten Patente und Lizenzen, deren Zahl sich ab dem Jahr 2006 trotz Schwankungen auf einem konstant hohen Niveau bewegt. Nicht enthalten in der Statistik sind die durch Forschungspartner der Univer- sität angemeldete Patente. Das Patentaufkommen ist damit deutlich höher

27 ATZ online vom 15.12.2008. 28 Pressemitteilung TU Bergakademie Freiberg vom 14.03.2011. 24

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

als in Hochschulen der alten Bundesländer.29 So liegt Sachsen mit 138 im Jahre 2009 von den Hochschulen angemeldeten Patenten an der Spitze aller Bundesländer. Dies darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Patentanmeldeaktivität in Ostdeutschland insgesamt deutlich geringer ist als in den alten Ländern. 30

Die nachfolgende Tabelle enthält eine Übersicht zur Dynamik der Patentanmeldungen der Hochschule im Zeitraum der Jahre 2005 bis 2010.

Jahr A B C D A = Erfindungsanmeldungen der TU Freiberg 2005 21 10 11 0 B = davon an Dritte übertragen C = Patente - deutsche Anmeldungen 2006 44 6 25 2 durch TU Freiberg 2007 31 2 15 6 D = Patente - Auslandsanmeldungen durch TU Freiberg 2008 34 7 23 6 2009 56 5 27 10 (Bericht des Prorektors für Forschung der TU Bergakademie über das Jahr 2010 50 8 19 7 2010)

Das Forschungsprofil der TU Bergakademie wird durch Themen bestimmt, Forschungsprofil in denen Fragen der Stoffe, Stoffwandlungen und Stoffkreisläufe eine ent- scheidende Rolle spielen.

. Rohstofferkundung-, gewinnung und Ressourcenökonomik . Energieträger und Energietechnik . Entwicklung, Erzeugung und Verarbeitung von Werkstoffen und Baumaterialien, Werkstoffveredlung und -einsatz . Mess-, Sensor- und Automatisierungstechnik . Werkstoffrecycling und Abfalltechnik, Stoffkreisläufe und Kreis- laufwirtschaft . Mechanische, chemische und thermische Umweltverfahrenstechnik, Maschinenbau . Angewandte Mathematik, Stochastik und praktische Informatik . Innovationsforschung, wirtschaftliche Transformation, Projektmana- gement

Parallel dazu hat die TU Bergakademie Freiberg im Jahre 2009 in einer hochschulweiten Diskussion zehn „Zukunftsthemen“ identifiziert, die sich in die 4 Profillinien der Hochschule einordnen lassen und die interdisziplinäre

29 Technologietransfer zur Stärkung des Standorts Ostdeutschland, Prognos AG Berlin, Mai 2010 30 Prof. M. Fritsch, Wissenstransfer und Innovation im regionalen Kontext, Uni Jena, 2007. 25

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Vernetzung zwischen den Fakultäten, aber auch mit außeruniversitären Partnern fördern soll.

Diese „Zukunftsprojekte“ sind: Projekt Leitung Fakultät/Institut Zukunftsprojekte

Wasser Prof. B. Merkel Institut für Geologie Prof. J. Matschullat Institut für Mineralogie Prof. A. Sroka Institut für Markscheidewe- sen und Geodäsie

Geometallurgie Prof. J. Gutzmer Institut für Mineralogie

Kohlenstoff als Prof. C. Drebenstedt Institut für Bergbau- und Rohstoff Spezialtiefbau

Forschungskanal Prof. C. Brücker Institut für Mechanik und „Julius Weißbach“ Fluiddynamik

Lithium-Initiative Prof. W. Voigt Institut für anorganische Freiberg Chemie

Magnesiumwerk- Prof. R. Kawalla Institut für Metallformung stoffe

Materialien und Prof. D. Rafaja Institut für Werkstoffwissen- Werkstoffe schaft

Volumenhartstoffe Prof. E. Kroke Institut für anorganische Chemie

Reaktive Funktions- Prof. C. Aneziris Institut für Keramik, Glas- hohlräume und Baustofftechnik

Elektronikwerkstoffe Prof. H. -J. Möller Institut für Angewandte Physik

Die aktuellen Forschungsschwerpunkte der TU Bergakademie Freiberg lie- Forschungsschwerpunkte gen neben den Bereichen Geo und Umwelt besonders stark in den Themen- feldern Energie und Werkstoffe. Als „wichtige“ Forschungsprojekte werden durch die Universität genannt:

Kompetenzfeld Energietechnik

. Deutsches EnergieRohstoff Zentrum Freiberg (DER) im Rahmen Energietechnik des BMBF Wettbewerbs „Spitzenforschung und Innovation in den Neuen Ländern“: Inhalt sind die Erforschung und Entwicklung innovativer Konzepte

26

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

und Technologien für das Nach-Erdölzeitalter. Dabei geht es darum, langfristig Erdöl und Erdgas durch den Einsatz von Kohle und Bio- masse zu ersetzen. Insbesondere die stoffliche Nutzung dieser Energierohstoffe steht im Mittelpunkt des Interesses Mitfinanzierungsanteile erbringen Industriepartner wie Vattenfall Eu- rope AG, aber auch die MIBRAG und die Romonta GmbH. Leitung: Institut für Energieverfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen.

. Virtuelle Hochtemperatur-Konversationsprozesse (Virtuhucon) Acht Institute der TU Bergakademie und internationale Nachwuchs- wissenschaftler forschen gemeinsam auf dem Gebiet der Hochtem- peratur-Konversionsprozesse. Dabei werden die Systemkomponen- ten Reaktionsströmungssysteme, Multiphasige Stoffsysteme und Grenzflächenphänomene untersucht. Federführung: Institut für Energieverfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen

Ausgewählte weitere Themen im Bereich Energietechnik:

. Innovative Heiztechniken zur Energieeinsparung und Qualitäts- verbesserung in der Glasindustrie (InnoGlas) Flexible Beheizungssysteme mit minimalem Energieverbrauch für industrielle Anlagen rücken vor dem Hintergrund steigender Ener- giepreise verstärkt in den Fokus. Ziel des Projektes ist die Entwick- lung, Evaluierung und Erprobung von Strahlungs-Porenbrennern in Langzeitversuchen für den Einsatz in der Glasindustrie. Federführend: Institut für Wärmetechnik und Thermodynamik, Prof. Trimis, als regionaler Partner sind das DBI Gastechnologische Institut gGmbH sowie weitere überregionale Industrieunternehmen beteiligt.

. Syngas-to-Fuel (STF) Mittels Hochdruckvergasung aus gasförmigen oder flüssigen Koh- lenwasserstoffen erzeugtem Synthesegas wird STF-Benzin erzeugt, ein neuer hochoktaniger Kraftstoff.

Kompetenzfeld Werkstofftechnik

Der Bereich Werkstoffwissenschaft belegt an der TU Bergakademie als ein- Werkstofftechnik zige sächsische Universität den Status einer Fakultät, was deren besondere Bedeutung für das Profil der Universität unterstreicht.

. Freiberger Hochdruck-Forschungszentrum (FHP) – Dr. Erich Krüger Forschungskolleg Inhalt des Vorhabens ist die Nutzung hoher Drücke zur Material-

27

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

entwicklung, der Optimierung und Charakterisierung von Eigenschaf- ten mit der Vision der Herstellung extrem harter Werkstoffe, die im Vergleich zu Diamant kostengünstiger herstellbar sind sowie eine hö- here Temperatur und Korrosionsbeständigkeit aufweisen sollen. Ein anwendungsnahes Beispiel ist die bisher nicht gelungene Synthese von Schneidstoffen für Bohrkronen in der Tiefbohrtechnik. Die spätere Anwendung ist in Industrieunternehmen Deutschlands vorgesehen Sprecher: Prof. Edwin Kroke.

. Landesexzellenzinitiative auf der Basis von Spitzentechnolo- gieclustern: „Funktionales Strukturdesign neuer Hochleis- tungswerkstoffe durch atomares Design und Defekt- Engineering (ADDE)“ Im Fokus des Vorhabens stehen Elektronikwerkstoffe (photovolta- ische Materialien) Materialien für die Mikroelektronik, Funktions- werkstoffe auf der Basis von funktionalen Nanokompositen, wie bspw. für Sensoren. Der gemeinsame wissenschaftliche Ansatz aller 16 Teilprojekte ist die gezielte Einstellung von Materialeigenschaften durch den Einbau von Defekten in die atomare Struktur der Werk- stoffe. Diese Defekte werden als gezielte Möglichkeit der Verbesse- rung der Materialeigenschaften betrachtet. Einen Anwendung ist die Verbesserung kommerzieller Hartstoffe durch das Defekt- Engineering, bspw. als Ersatz für Diamant. Neben 15 beteiligten Instituten der TU Bergakademie Freiberg sind eine Reihe von Unternehmen unterstützend und beratend tätig, so bspw. die ACTech GmbH, FCM GmbH, GfE Fremat GmbH, MgF Magnesium Flachprodukte GmbH, Sulzer Metco Coatings GmbH Weißenborn sowie die Deutsche Solar GmbH Sprecher: Prof. D. Rafaja

Übersicht über die Teilprojekte: (1) Materialien für die Photovoltaik (2) Materialien für die Mikroelektronik (3) Elektronische Schalter- und Speichermaterialien (4) Sensoren (5) Funktionale Nanokomposite (6) Hochtemperatur-korrosionsfeste Werkstoffe (7) Hochfeste duktile Werkstoffe

. DFG SPP 1204: Algorithmen zur schnellen, werkstoffgerechten Pro- zesskettengestaltung und -analyse in der Umformtechnik Leitung: Prof. R. Kawalla.

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4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

. Sonderforschungsbereich 799 „TRIP-Matrix-Composite – Neue Verbundwerkstoffe aus Stahl und Keramik“ Im Mittelpunkt steht die optimale Verbindung zwischen zwei grund- legend verschiedenen Werkstoffgruppen: zäher Stahl und spröde Keramik. Dabei stehen die Charakterisierung des Werkstoffverhal- tens sowie Ansätze für Simulationen im Rahmen der Materialerzeu- gung im Fokus. Zur frühzeitigen Einbeziehung von Erfahrungen und Anforderungen von Industriepartnern wurde ein Industriebeirat gegründet, dem ne- ben überregionalen Unternehmen wie Audi, Siemens auch die Frei- berger Firmen ACTech GmbH und GfE Fremat angehören Koordinator: Prof. H. Biermann, Institut für Werkstofftechnik.

. SPP 1418 der DFG: „FIRE – Feuerfest – Initiative zur Reduzie- rung von Emissionen“ Inhalt ist die Entwicklung neuer Werkstoffe für Hochtemperaturpro- zesse mit innovativen Eigenschaften“, insbesondere thermo- schockbeständiger, kohlenstoffarmer Materialien für „saubere und intelligente“ Feuerfestbauteile. Sprecher: Prof. G. Aneziris, Institut Keramik, Glas u. Baustofftechnik.

Weitere ausgewählte Themen im Bereich Werkstoffe

. ibi Innovative Braunkohlen Integration in Mitteldeutschland Inhalt des Wachstumskern im Rahmen der BMBF-Initiative „Unter- nehmen Region“ ist die stoffliche Nutzung von Braunkohle. Dabei geht es um die Vernetzung der Prozessschritte von der Lagerstätte über die Gewinnung und Aufbereitung bis zur stofflichen Umsetzung Institut für Bergbau und Spezialtiefbau.

. Forschungszentrum für Magnesiumwerkstoffe mit Nachwuchs- forschergruppe, gegründet im März 2010 Ziel des Zentrums ist die Bündelung der vorhandenen Kompetenzen bei der Entwicklung neuer Magnesiumwerkstoffe mit verbesserten Eigenschaften. Der Einsatz soll insbesondere in der Autoindustrie erfolgen. Regionaler Partner sind die MgF Magnesium Flachproduk- te GmbH Freiberg, die Benseler Beschichtung Sachsen aus Fran- kenberg sowie Unternehmen der Region Zwickau. Institut für Metallformung, Prof. R. Kawalla

Wie aus der Auswahl der Projekte ersichtlich wird, werden die Interessen der Wirtschaft, zunehmend in „Industriebeiräten“ wahrgenommen, in wel- chen überwiegend auch regionale Unternehmen vertreten sind.

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4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Die TU Bergakademie Freiberg vertritt den Standpunkt, dass sich zahlreiche Unternehmen in Freiberg speziell wegen ihrer Profils hier angesiedelt haben (bspw. Deutsche Solar GmbH, Choren, FCM, Muldenhütten Recycling und Umwelttechnik).31

Die Besonderheit einer Universität macht andererseits aus, dass auch The- men der Grundlagenforschung im Mittelpunkt stehen müssen, die nicht kurz- fristig in marktreife Produkte münden können. Die Forschung ist an dieser Stelle für Unternehmen oft noch nicht unterstützenswert. Kleine Unterneh- men besitzen zudem oft kein eigenes, für die Absorption externen Wissens erforderliches eigenes FuE- Personal.

Neben der TU Bergakademie Freiberg bestimmen zahlreiche weitere außer- Außeruniversitäre Forschung universitäre Forschungseinrichtungen das wissenschaftliche Profil der Regi- on Freiberg. Viele dieser FuE-Einrichtungen haben eine lange Tradition und konnten nach 1990 erfolgreich privatisiert werden. Seitdem haben sie sich am Markt fest behauptet. Diese Institute schließen erfolgreich die Lücke von der Grundlagenforschung zur Anwendung in der Industrie. Einige dieser Einrichtungen haben auch den Status von An-Instituten der TU Bergakade- mie Freiberg. Zu den An-Instituten gehören:

. DBI-GTI Gastechnologisches Institut gGmbH An-Institute Schwerpunkt ist die FuE im Gassektor, wie die Öl-/Gasförderung und Gasspeicherung, Konzipierung effizienter Gasnetze- und anla- gen sowie verfahrenstechnische Fragen des wirtschaftlichen Gas- einsatzes. Der Bereich Gasanwendung befasst sich mit Fragen ei- nes wirtschaftlichen Gaseinsatzes im Zusammenhang mit innovati- ven Energietechnologien und der dezentralen Energieversorgung.

. Forschungsinstitut für Leder und Kunststoffbahnen gGmbH Das Institut hat als 1889 gegründete Gerberschule eine lange Tradi- tion. Heute ist das FILK das Brancheninstitut der Leder- und Kunststoffbahnenindustrie. Es werden praxistaugliche Lösungen für KMU´s im Rahmen der Gemeinschaftsforschung und im Rahmen von Bund und Ländern unterstützten FuE-Projekten erbracht. Schwerpunkt ist FuE auf den Gebieten klassische Beschichtung, Fo- lien und Schichten aus synthetischen und natürlichen Polymeren, neue Verfahren zur Herstellung und Veredlung von Leder, Qualitäts- sicherung und Umweltschutz.

. IBExU Institut für Sicherheitstechnik GmbH Freiberg

31 Interview Rektor TU Bergakademie Freiberg, Prof. Meyer mit Freie Presse, 08.02.2011. 30

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Das Institut wurde im Jahre 1928 als Sächsische Versuchsstrecke an der Bergakademie Freiberg (später und bis 1991 Institut für Bergbausicherheit) gegründet. Seit Dezember 1990 firmiert es unter der dem aktuellen Namen. Neben dem Unterhalten eines Prüflabo- ratoriums und einer Zertifizierungsstelle für Explosionsschutz wird Forschung und Entwicklung im Bereich der Begrenzung von Explo- sionswirkungen, der Ermittlung von Stoffkenngrößen und dem Ver- meiden von Störfällen betrieben.

. IQS Institut für Qualitätssicherung von Stoffsystemen Freiberg e. V. Das Institut betreibt FuE in den Arbeitsfeldern der Theorie und Me- thodik der Probennahme, sowie der Entwicklung von Geräten für Probennahme und Probenteilung, der Charakterisierung von Mi- schungen und Partikelsystemen sowie der Bewertung von Abfall- und Recyclingprodukten.

. Stahlzentrum Freiberg e. V. Das Stahlzentrum ist am Institut für Eisen- und Stahltechnologie der TU BAF angesiedelt. Arbeitsschwerpunkte sind u.a. die Entwicklung und Weiterentwicklung der Herstellungs- und Verarbeitungstechnolo- gien für Roheisen und Stahl, die Modellierung und Simulation sowie die Charakterisierung der Eigenschaften von Stählen. Des weiteren werden Seminare und Weiterbildungsveranstaltungen angeboten.

. UVR-FIA GmbH – Verfahrensentwicklung – Umweltschutztechnik – Recycling Freiberg Das Unternehmen setzt die Tradition des ehemaligen DDR – For- schungsinstitutes für Aufbereitung fort. Arbeitsschwerpunkte sind die mechanische Verfahrenstechnik, die Materialcharakterisierung, die Rohstoffaufbereitung sowie die Wasser- und Schlammbehandlung. Das Spektrum reicht von FuE über Laboruntersuchungen bis hin zur Umsetzung technischer Anlagen. Darüber hinaus wird mechanische Aufbereitung im Lohnauftrag angeboten.

Weitere An-Institute der TU Bergakademie Freiberg

. HAVER Engineering GmbH- Ingenieurbüro für Aufbereitungstechnik, Meißen . KI Keramik Institut GmbH Meißen

Weitere FuE-Einrichtungen der Region Freiberg:

. Fraunhofer Technologiezentrum Halbleitermaterialien (THM) Fraunhofer Freiberg 31

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Das im Jahr 2005 gegründete Zentrum ist eine gemeinsame Ar- beitsgruppe des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie Erlangen und des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme Freiburg. Das THM unterstützt Firmen bei der FuE zur Materialpräperation und -bearbeitung für 300 mm Sili- cium, Solarsilicium und III-V-Halbleiter. Darüber hinaus bietet das THM Dienstleistungen für Analytik, Charakterisierung und Tests an.

. GfE FREMAT GmbH Freiberg/Brand-Erbisdorf Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der werkstoffbezogenen Verfahren und Prozesse, wie Sputtertargets, Spezialhalbzeug aus hochschmelzenden Nichteisen-Metallen, Leichtmetallen und funktio- nellen Oberflächenschichten für Bauteile durch thermisches Spritzen Mit der Übernahme durch die GfE Gruppe Nürnberg und die Um- wandlung des ehemaligen FNE Forschungsinstituts für Nichteisen- metalle in die GfE-Fremat GmbH werden Forschungs- und Entwick- lungsleistungen überwiegend nur noch für die eigene Firmengruppe erbracht. Für Dritte werden Dienstleistungen der akkreditierten Prüf- laboratorien chemische Analytik und Werkstoffdiagnostik angeboten.

. SolarWorld Innovations GmbH (SWIN) Als zentrale Schnittstelle bündelt die SWIN die globalen For- schungsaktivitäten und das konzernweite Technologie- Know-how der Solar World AG. Dabei wird die gesamte Wertschöpfungskette von der Kristallisation über die Wafer-, Zell- und Modulfertigung bis zum kompletten Solarsystem einbezogen. Ein besonderer Schwer- punkt liegt in der Prozess- und Anlagenentwicklung und - evaluierung. Dabei wird mit Universitäten und anderen FuE- Einrichtungen kooperiert.

. Im Aufbau befindet sich das neue Institut für Ressourcentechno- logie, dass die TU Bergakademie gemeinsam mit dem Helmholtz- Zentrum Dresden-Rossendorf betreiben wird. Ziel des Instituts wird es sein, als nationale Forschungsinstitution die Versorgung der deutschen Wirtschaft mit mineralischen und metallischen Rohstoffen abzusichern (Siehe Box 01)

Die Potenziale des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Freiberg wer- den durch zahlreiche Netzwerkinitiativen miteinander verknüpft und zielori- entiert ausgebaut. Die Netzwerke sind überwiegend langjährig tätig und basieren meist auf Eigeninitiative der beteiligten Forschungsinstitute, Unter- nehmen und Verwaltungen, teilweise unterstützt durch eine Anschubfinan- zierung aus öffentlichen Mitteln.

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4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Zahlreiche Unternehmen sind in den Netzwerken verankert die teilweise auch in ihrer Wirkung über den Landkreis hinausreichen.

Als Netzwerkknoten arbeiten bspw. der InnoRegio Mittelsachsen e.V. (bis Netzwerke in Freiberg 2010 InnoRegio Freiberg e.V.), der sich in der ursprünglichen Ausrichtung auf die nachhaltige Vernetzung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandor- tes Freiberg in den Themenfeldern Aufbereitung/Recycling, innovative Werkstoffe und Materialien, Energie und Querschnittstechnologien ver- schrieben hat. Schwerpunkt der Arbeiten des 20 Mitglieder umfassenden Vereins sind die Initiierung von Verbundprojekten zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie die Organisation von Workshops und Veranstaltungen zu Zukunftstechnologien und zur Beförderung des Technologietransfers.

Das Geokompetenzzentrum Freiberg e.V. mit seinen über 150 Mitgliedern bündelt geo- und montanwissenschaftliches Know-how mit dem Ziel der Entwicklung von Projekten sowohl zum stofflichen als auch zum energetisch nachhaltigen und ressourcenschonenden Wirtschaften. Es stellt eines der größten interdisziplinären Geo-Netzwerke Deutschlands dar.

Die Freiberger Interessengemeinschaft der Recycling und Entsor- gungsunternehmen (FIRE e.V.) ist ein Zusammenschluss überwiegend Freiberger Unternehmen der Recycling- und Entsorgungswirtschaft (24 Mit- glieder). Der Verein ist Interessenvertreter für ein ökologisch vertretbares Recycling auf hohem technischem Niveau mit dem Ziel der Weiterentwick- lung von Technologien und Ausrüstungen.

Der im Jahre 2004 gegründete Verein zur Förderung von Biomasse und nachwachsenden Rohstoffen Freiberg e.V. mit derzeit 39 überwiegend landwirtschaftlich geprägten Mitgliedern hat die Förderung des Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutzes als Ziel. Dazu werden bspw. Empfehlungen zur standortgerechten Landbewirtschaftung sowie zur Verarbeitung und Nutzung von Biomasse erarbeitet.

Wichtige weitere, teils auch überregional arbeitende Netzwerke sind:

. Initiative Regenerative Energien in Sachsen (IRES e.V.) . Deutsches Zentrum für Vergasungstechnik DeZeV . Praxispartner des Interdisziplinären Ökologischen Zentrums der TU Bergakademie Freiberg (IÖZ e.V.) . Kompetenzzentrum interdisziplinäres Flächenrecycling (CIF e.V.)

Alle Netzwerke haben das Ziel, in ihren Kompetenzfeldern die relevanten Akteure und deren Innovations- und Wertschöpfungspotenziale zu erfassen, den Technologietransfer zu stärken sowie konkrete Projekte mit Potenzial zu 33

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

entwickeln. Wirtschaftsförderung Mit dem Gründer- und Innovationszentrum Freiberg/Brand-Erbisdorf GmbH (GIZeF) sowie der SAXONIA Standortentwicklungs- und verwaltungsgesell- schaft mbH stehen der Region Freiberg darüber hinaus zwei kompetente Un- ternehmen für die Bereiche Wirtschaftsförderung, Unternehmensgründung und Regionalentwicklung in den Technologieschwerpunkten der Region zur Seite.

Im Zusammenhang mit dem in Gründung befindlichen Institut für Ressourcen- technologie wäre eine Bündelung und Fokussierung verschiedener Freiberger Netzwerkinitiativen mit der thematischen Ausrichtung auf „Ressourcen“ zur Flankierung und Interessenvertretung der Wirtschaft in dem neuen Institut für Ressourcentechnologie zumindest nachdenkenswert. Dies könnte mittelfristig bis zu einem schrittweisen Zusammenschluss von Netzwerken reichen.

BOX 1: Helmholtz Institut Ressourcentechnologie

Im Aufbau befindet sich das neue Institut für Ressourcentechnologie, das die TU Bergakademie Freiberg gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf betreiben wird. Ziel des Instituts wird es sein, als nationale Forschungsinstitution die wissenschaftlichen Grundlagen zu schaffen und die Technologien zu entwickeln, um die zukünftige Versor- gung der deutschen Volkswirtschaft mit dringend benötigten minerali- schen und metallischen Rohstoffen abzusichern.

Mit Grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung über alle Stufen der Rohstoff-Wertschöpfungskette soll eine strategische Lücke zwischen der bergbaulichen Gewinnungskompetenz und dem Know-how von Roh- stoffanwendungen in der deutschen und europäischen Forschungsland- schaft geschlossen werden. Entsprechend der beschlossenen strategi- schen Ausrichtung des Instituts wird sich die Forschung nach gegenwär- tiger Planung in folgenden Feldern anordnen:

I. Erhöhung der Verfügbarkeit von primären Rostoffen II. Erhöhung der Verfügbarkeit von sekundären Rohstoffen III. Steigerung der Material- und Energieeffizienz IV. Produktspezifische Rohstoffauswahl und Substitution V. Bewertung der Nachhaltigkeit von Ressourcentechnologien

34

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Entsprechend der Rohstoff-Wertschöpfungskette (siehe nachstehende Abbildung), die von der Erkundung und Gewinnung der Rohstoffe über ihre Aufbereitung und Veredlung bis hin zum Recycling reicht, wird sich das Institut aus insgesamt acht Arbeitsgruppen zusammensetzen, die von W3 – und Juniorprofessoren geleitet werden sollen. Die Professoren ergänzen gezielt bestehende Kompetenzen an der TU Bergakademie Freiberg und am Helmholtz- Zentrum Dresden Rossendorf (HZDR). Das Institut wird bis zum Jahre 2015 auf über 50 grundfinanzierte Mitarbeiter anwachsen, hinzu kommen weitere ca. 40 drittmittelfinanzierte Mitarbei-

ter.31

Abbildung: Rohstoff-Wertschöpfungskette

Quelle: TU Bergakademie Freiberg (2011). 32

Nach dem für den Juni 2011 vorgesehenen Gründungsakt ist ein Start mit zunächst ca. 10 Mitarbeitern vorgesehen. Die Finanzierung des Insti- tuts wird im Verhältnis 90:10 durch den Bund und den Freistaat Sachsen erfolgen. Als Standort wird das GIZeF I in der Chemnitzer Straße in Frei- berg favorisiert.

Ein wesentlicher Schritt zum Aufbau des Instituts war die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages am 28.03.2011 zwischen dem Helmholtz Zentrum Dresden - Rossendorf und der TU Bergakademie Freiberg, der die Grundlagen der Zusammenarbeit regelt.

4.2.2 Hochschule Mittweida

Die Hochschule Mittweida versteht sich, getragen von ihrer über 140- jährigen Tradition der Ingenieurausbildung, als zukunftsorientierte, weltoffe- Hochschule Mittweida nen akademische Lehr- und Forschungsstätte in Mittelsachsen. Die Hoch- schule verfügte im Jahr 2008 über 5300 Studenten in 31 Studiengängen.

Besondere Arbeitsschwerpunkte liegen bspw. auf den Gebieten der Laser- technik und –Materialbearbeitung, Kommunikations- und Automatisierungs- technik, Biotechnologie, Mikrosystem- und Sensortechnik. Die Hochschule Mittweida unterhält noch eine Außenstelle in Roßwein für die Fachbereiche

32 1. Freiberger Ressourcen Technologie Symposium, 14./15.02.2011 35

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Soziale Arbeit sowie den Fachbereich Stahl und Metallbau. Dem Vernehmen nach ist eine zukünftige Konzentration dieser Bereiche in Mittweida ange- dacht.

Die Hochschule verfügt über ein Forschungsnetzwerk mit 6 An-Instituten und 9 In-Instituten. Im Jahr 2010 konnten durch die Professoren der Hoch- schule 4,5 Mio. € Drittmittel eingeworben werden, was eine Steigerung um 8 % zu 2009 beträgt (Statistischer Bericht Forschung Hochschule Mittweida 2010, Herausgeber Hochschule Mittweida, März 2011). Der Durchschnitt der Drittmitteleinnahmen pro Professor lag 2010 bei 40.000 € (im Vergleich deutsche Fachhochschulen bundesweit 2008: 20.500 € pro Professor, Ver- gleich TU Bergakademie Freiberg 2010: 548 T€ pro Professor).

Quelle: Statistischer Bericht Hoch- schule Mittweida 2010

Der Anteil der Drittmittel aus der Wirtschaft ist rückläufig. Die Hochschule be- gründet dies im Statistischen Jahresbericht mit dem schwachen regionalen wirtschaftlichen Umfeld. Möglicherweise mussten die Unternehmen auch we- gen der Wirtschaft- und Finanzkrise ihre Forschungsausgaben reduzieren.

Der prozentuale Anteil der Wirtschaft an den Drittmitteln lag im Jahr 2010 bei 17, 6 % und damit in etwa auf vergleichbarem Niveau der TU Bergaka- demie (15,5 %). Die meisten Drittmittelverträge mit der Wirtschaft sind Ein- zelprojekte bzw. Aufträge.

Dabei werden 7 von 100 FuE-Projekten der Hochschule mit regionalen Part- nern umgesetzt. Inhaltlich dominieren hier die Bereiche Mess-, Steuer- und Regeltechnik sowie weitere naturwissenschaftlich-technische Themen. Bei den öffentlich geförderten Drittmittelverträgen bestehen insgesamt 26 mit Partnern der Region. 33

33 Information aus dem Referat Forschung der Hochschule Mittweida, 24.03.2010 36

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Im Bereich Schutzrechte konnten 2008/2009 14 Patentanmeldungen und 2010 fünf Patentanmeldungen realisiert werden.34 Die Hochschule Mittweida ist seit 2008 Partner einer durch das BMWi und dem Land Sachsen geför- derten Verwertungsoffensive Sachsen „Sachsenpatent“.

Einige Drittmittelpartner aus der regionalen Wirtschaft gehen aus der nach- folgenden Beschreibung ausgewählter Verbundprojekte hervor. Die Kompe- tenzen in den ausgewählten Branchenschwerpunkten sollen ebenfalls am Beispiel ausgewählter Forschungsvorhaben dargestellt werden:

Kompetenzfeld Produktionstechnik / Lasertechnik:

Fakultät Mathematik / Naturwissenschaften / Informatik Produktionstechnik Der Schwerpunkt der Forschungsarbeiten der Fakultät liegt hauptsächlich in Lasertechnik verschiedenen Gebieten der Laser- und Beschichtungstechnik und ist be- sonders drittmittelstark.

. Der Fachbereich ist Projektpartner im Kompetenznetzwerk „Nano- systemintegration – Anwendung von Nanotechnologien in energieef- fizienten Nanosystemen“ im Rahmen des BMBF – Programms „Spitzenforschung in den neuen Ländern“ – Federführung: TU Chemnitz. Im Projekt werden Methoden und Lasertechnologien für die Integra- tion von Nanostrukturen und funktionalen Materialien in System- komponenten entwickelt, um zukünftig marktfähige Produkte im Sensorbereich mit neuen oder verbesserten Funktionalitäten herzu- stellen.

. Rapid Microtooling mit laserbasierten Verfahren – durchgeführt im Rahmen des BMBF Projektes „InnoProfile“. Regionale Industriepartner u.a. : 3D Micromac AG Chemnitz, Laser- vorm GmbH Mittweida, Roth und Rau AG, Caddental GmbH Mitt- weida.

. Lasermikrosintern von funktionellen keramischen metallischen und cermatartigen mikrostrukturierten Köpern und Untersuchung der Anwendbarkeit (LaMiSiTool). Projektleitung: Prof. Exner im Rahmen des BMBF-Programms „For- schung an Fachhochschulen mit Unternehmen (FHprofUnt)“.

34 Statistischer Bericht Forschung der Hochschule Mittweida 2008/2009 und 2010, Herausgeber Hochschule Mittweida März 2010 und März 2011 37

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

. Nachwuchsforschergruppe „Laserpulsabscheidung von Schichten und Lasermikrostrukturierung von Festkörpermaterialien“. Leitung: Prof. Weißmantel.

. Untersuchungen zur Faserlaserentwicklung (FasMod-HS). Leitung: Prof. Steiger mit Fiberware GmbH und Laservorm GmbH Mittweida.

. Mitarbeit im Kompetenznetzwerk für Nanosystemintegration – An- wendung von Nanotechnologien für energieeffiziente Sensorsyste- me im Rahmen des BMBF Programms: Spitzenforschung in den neuen Ländern.

Fakultät Maschinenbau

. Modularisierte Produktion (ModPro) Ziel des Projektes ist der Aufbau und die hochflexibler und erweiter- barer Produktionsprozesse in der Elektronikfertigung. Dabei steht insbesondere die Anwendung in KMU´s im Mittelpunkt. Regionale Partner ist die IMM Elektronik GmbH Mittweida.

. Wissensbasierte Montageplanung in Virtueller Realität – WiMoPlanVR Ziel ist die Entwicklung eines wissensbasierten Planungssystems mit Anbindung einer speziellen Technik zur Visualisierung. Regionale Partner sind die IMM Gruppe Mittweida sowie die Chem- nitzer Unternehmen Hiersemann Prozessautomation GmbH, SITEC GmbH und Tisora Sondermaschinen GmbH.

Kompetenzfeld Werkstoffe

Fakultät für Maschinenbau Werkstoffe

. Einfluss des Gefüges auf die Zähigkeit von ADI-Gusswerkstoffen Ziel des Projektes ist die Gewinnung von Erkenntnissen über den Einfluss des Gefüges auf das Bruchverhalten und die Zähigkeit des neuen austenitischen Werkstoffs, der Vorteile gegenüber konventio- nellen Bauteilen aus Schmiedestählen steht. Regionaler Partner ist die ACTech GmbH aus Freiberg

Kompetenzfeld Energietechnik

Energietechnik Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik:

. Aufbau eines Forschungs- und Entwicklungsnetzwerkes Energiemanagement 38

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Als besonderen Erfolg wertet die Hochschule die 2010 erfolgte Einwerbung des Forschungsneubaus „Institut für Lasertechnik“ mit einer Summe von 21 Mio. Euro, die vom Bund bereitgestellt wird.

Neben den traditionellen Schwerpunkten der Hochschule Mittweida im Be- reich Lasertechnik/Produktionstechnik liegt ein deutlicher Fokus in den Technologiefeldern neue Werkstoffe und Energietechnik.

Die Hochschule kooperiert mit zahlreichen regionalen Firmen, die insbeson- dere auch im Großraum Chemnitz angesiedelt sind. In die Region Freiberg hinein sind die Kontakte zu Unternehmen deutlich geringer, bestehen aber dennoch (bspw. zu ACTech GmbH Freiberg).

Im Profil der beiden Hochschulen existieren wenig Überschneidungen oder Dopplungen. Mit der TU Bergakademie Freiberg finden überwiegend auf der Basis bilateraler Kontakte einzelner Professoren (Beispiel Laseranwendung bei der Herstellung splitterfreier und hochfester Glasrohrabschnitte) / oder im Bereich Automatisierungstechnik statt. Darüber hinaus gibt es Vereinbarun- gen zur Durchführung kooperativer Promotionsverfahren.

Im Zusammenhang der Diskussion um die Wissenschaftsräume in Sachsen ist aus Sicht des Rektors der TU Bergakademie Freiberg künftig eine Ver- netzung der Fachgebiete Medien und Soziale Arbeit der Hochschule Mitt- weida mit den Freiberger Angeboten denkbar.35

Die Struktur der Hochschule sowie die einzelnen Kompetenzfelder werden sind in der nachstehenden Abbildung zusammengefasst.

Quelle: Kompetenzatlas Hochschule Forschung an der Hochschule Mittweida Mittweida 2010. Fakultäten Kompetenzfelder

Elektrotechnik & Informationstechnik . Lasertechnologien . Informations- und Kom- Maschinenbau munikationstechnik Mathematik/ Naturwissenschaf- . Energie- und Automatisie- ten/Informatik rungstechnik Wirtschaftswissenschaften . Umwelttechnik Biotechno- logie Soziale Arbeit . Maschinenbau Prozess- Medien entwicklung . Bildungstechnologien An-Institute

35 Interview Rektor Prof. B. Meyer mit der Freien Presse, 08.02.2011 39

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Bildungsakademie Mittweida e.V. (BAM) . Medienwissenschaften . Sozialwissenschaften Laserinstitut Mittelsachsen e.V. (LIM)

Sensorikzentrum Mittelsachsen e.V. (SZMS)

Management Institut Mittweida e.V. (MIM)

Institut für Technologie- und Wissens- transfer Mittweida (ITMW)

An-Institute der Hochschule Mittweida:

. Bildungsakademie Mittweida e.V. An-Institute Mittweida Tätigkeitsschwerpunkte sind u. a. die Konzeption und das Manage- ment von Weiterbildungsangeboten, Bildungsberatung für Unter- nehmen sowie die Erstellung von Bildungsbedarfsanalysen.

. Management Institut Mittweida e.V. Im Mittelpunkt der Tätigkeit des Instituts steht der Transfer zwischen Wissenschaft, Unternehmen und Nachwuchs. Der Schwerpunkt liegt in der Durchführung und Organisation von Symposien und Tagun- gen zum Ausbau des Transfers zwischen Theorie und Praxis, von Kooperationsprojekten zwischen der Wirtschaft und der Hochschule Mittweida sowie der Bildung in Schlüsselqualifikationen, neuen Me- dien sowie Blended Learning.

. Institut für Technologie- und Wissenstransfer Mittweida (ITWM) Das ITWM widmet sich der zentralen Koordinierung der angewand- ten Forschung und Entwicklung, der wissenschaftlichen Grundle- gung und Weiterentwicklung von Lehre und Studium, der Qualifizie- rung des wissenschaftlichen Nachwuchses und dem Wissens- und Technologietransfer.

. Laserinstitut Mittelsachsen e.V. Das Institut wurde 1997 gegründet. Beratung und Erprobung sowie Forschung und Entwicklung gehören neben der Aus- und Weiterbil- dung zu den Aufgaben. Dafür stehen derzeit über 20 Laseranlagen aller gängigen Wellenlängen und Leistungsbereiche in 5 Laboren zur Verfügung. Die Hochschulanbindung gewährleistet die interdis- ziplinäre Zusammenarbeit und die studentische Begleitung von For- schungsprojekten.

. Sensorikzentrum Mittelsachsen e.V. Das Institut wurde 1995 gegründet und ist verbunden mit dem Fach- bereich Informationstechnik und Elektrotechnik und der Forschungs- 40

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

gruppe Optronic der Hochschule Mittweida. Schwerpunkte sind die Forschung an Fasern optischer Sensorik, Sensoranwendungen in Textilien, die optische Nachrichtentechnik, Mikrowellentechnik sowie die Hochfrequenztechnik.

. IMM Institut Mittweida Das zum IMM Unternehmensverbund gehörige Institut versteht sich als Kompetenzzentrum und Partner für Wissenschaft, Forschung und Bildung in Mittelsachsen. Dabei werden die Geschäftsfelder Forschungsmanagement, Bildungsmanagement und Projektmana- gement bedient. Im Bereich Forschung geht es um die Generierung von Forschungsprojekten in den Bereichen Technik/Automation, Gesundheit, Medizintechnik sowie Unterhaltung/Medientechnik. Ne- ben den Leistungen innerhalb des Unternehmensverbundes wird mit weiteren FuE-Einrichtungen und Netzwerken außerhalb kooperiert.

Als Zentrum zur Unterstützung von Unternehmensgründungen und zur Koordi- Netzwerke in Mittweida nierung von Forschungs- und Technologietransferprojekten in der Region Mitt- weida hat sich der TechnologiePark Mittweida (TPM) profiliert. Schwerpunkt- branchen der im TPM ansässigen Jungunternehmen sind Elektronik/Sensorik, CNC-Bearbeitungstechnologien, Lasertechnologien sowie Automatisierungs- technik. Im Rahmen des Projektes Brücke engagiert sich die TechnologiePark Mittweida GmbH besonders stark in der Berufsorientierung von Jugendlichen.

Neben den An-Instituten der HS Mittweida waren bzw. sind in den ehemali- gen Landkreisen Döbeln und Mittweida weitere Netzwerke aktiv (Auswahl):

. InnoRegio Vorhaben „Innosachs“ – Innovationsregion Mittel- sachsen – Chemnitz Die im Rahmen der BMBF Initiative gegründete Netzwerkinitiative umfasste die Territorien der Stadt Chemnitz sowie der ehemaligen Landkreise Mittweida und Döbeln. Schwerpunkt waren Projekte zur nachhaltigen Entwicklung der Wirtschaftskraft der Unternehmen in den fünf definierten technologischen Schwerpunkten der Region: 1. Mikrosystemtechnik 2. Lasertechnik 3. Neue Werkstoffe und Fertigungstechnologien 4. Hochleistungsmaschinenbau 5. Informations- und Kommunikationstechnologien

In insgesamt 118 FuE- Vorhaben waren zahlreiche Unternehmen und FuE-Einrichtungen beteiligt, bspw. die Sensortechnik Meinsberg GmbH, die Laserinstitut Mittelsachsen e.V. sowie die Spindel- und Präzisionslager GmbH Ebersbach bei Döbeln. 41

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Die Koordinierung des Netzwerkes wurde durch die Geschäftsstelle InnoSachs wahrgenommen, die zunächst bei AMTEC und später bei der GWT-TUD angesiedelt war. Mit dem Auslaufen der Förderung durch das BMBF stellte auch die Geschäftsstelle schrittweise ihre Arbeit ein.

. Wachstumskern „FASKAN – Produktion mit Laserstrahlung Mittweida“ Mit dem aus der InnoRegio-Initiative entwickelten Wachstumskern (Laufzeit 2008 bis 2011) soll das Know-How von Unternehmen der La- sermaschinenbau in der Region Mittweida/Chemnitz gebündelt werden. Schwerpunkt ist eine neuartige Faserlasertechnologie. Neben der Hochschule Mittweida und dem Laserinstitut Mittelsachsen e.V. sind u. a. die Unternehmen Laservorm Mittweida, ACSYS Mittweida, fiberware Mittweida sowie die IMM Elektronik Mittweida beteiligt.

. Einbindung von Unternehmen in die in Chemnitz bzw. Zwickau an- sässigen Netzwerke ICM-Institut Chemnitzer Maschinen- und Anla- genbau e.V., Verbundinitiative Maschinenbau Sachsen (VEMAS) und Verbundinitiative Automobilzulieferer Sachsen (AMZ)

4.2.3 KURT – SCHWABE – INSTITUT für Mess- und Sensortechnik e.V. Meinsberg

Bevor auf das Kurt-Schwabe-Institut als besonders hervorzuhebende For- schungseinrichtung in der Region Döbeln eingegangen wird, soll kurz ein Rückblick auf die bisherige regionale Einbindung des Landkreises gegeben werden.

Die engen Bindungen des ehemaligen Landkreises Döbeln an den Groß- raum Leipzig werden durch die noch bestehende Beteiligung des Landkrei- ses Mittelsachsen am Aufbauwerk Leipzig, welche als Projektmanagement- gesellschaft erfolgreich in zahlreichen EU-Programmen tätig ist, verdeutlicht.

In der Vergangenheit war Döbeln in das Regionalmanagement Westsachsen Innovationsregion Döbeln eingebunden, in welchem bspw. auch die ehemaligen Landkreise Torgau- Oschatz und Leipziger Land integriert waren. Zu den Schwerpunkten der Arbeit des Regionalmanagements gehörten beispielsweise Projekte zum Tourismus sowie zum Aufbau einer Wertschöpfungskette „Gesunde Ernäh- rung“. Das Regionalmanagement Westsachsen setzt seine Arbeit seit 01.10.2010 mit neuem regionalen Zuschnitt fort und hat seinen Geschäfts- stellensitz nunmehr in Grimma. Ferner befindet sich in das Techno- logieorientierte Gründer- und Entwicklungszentrum Leisnig/Döbeln GmbH.

42

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Ein Netzwerkprojekt war die „Mikro- und biosensorische Messtechnik“. Ziel war die Verknüpfung von Herstellern und Anwendern von Meßsystemen, aber auch von Elektronik, Kunststoffverarbeitung, Mikroverfahrenstechnik, Nanotechnik und Werkstoffwissenschaft. Besonders vertreten waren die Bereiche neue Materialien, Oberflächenmodifizierung, Mikrosysteme und Sensorperipherie. 36

Koordinator war die RKW Sachsen GmbH im Auftrag des Projektträgers „Fördergesellschaft zur nachhaltigen Entwicklung der Region Döbeln und Umland e.V.“ Partnerunternehmen waren neben Endress+Hauser Conducta die GEMAC GmbH in Chemnitz. Die Förderung des Netzwerkes endete mit Ablauf des Jahres 2008.

Das Kurt Schwabe Institut wurde im Jahr 1945 als „Forschungsinstitut für Kurt-Schwabe-Institut Meinsberg chemische Technologie“ gegründet. Heute besitzt das Institut den Status einer gemeinnützigen Forschungseinrichtung. Je nach Umfang der For- schungsarbeiten sind rund 50 Personen beschäftigt. Die Finanzierung des Instituts erfolgt aus einer Mischung von öffentlich geförderten FuE-Projekten und reiner Industrieforschung.

Das Institut beschäftigt sich mit der FuE von elektromechanischen Senso- ren, Festkörpersensoren, Biosensoren, der Sensoranwendung, der Korrosi- onsforschung sowie der Materialentwicklung. Hauptgebiete der Forschung sind aktuell die Entwicklung von angepassten Sensoren für verschiedene Anwendungsgebiete wie Biologie, und Medizin, Prozesstechnik und Um- weltüberwachung. Dabei stehen zunehmend dynamische Verfahren im Mit- telpunkt, bei denen mit Sensoren elektrochemische Parameter als zeitliche Funktion ermittelt werden. Mit diesen neuen Möglichkeiten der elektrochemi- schen Sensorik zum Nachweis biogener Stoffe, befasst sich im Institut eine Projektgruppe. Insgesamt rückt die Elektrochemie wieder stärker in den Fokus der Entwicklungen.

Die wissenschaftliche Exzellenz des Institutes wird durch die intensive Bear- beitung wissenschaftlicher Themen manifestiert, die in 32 Patenten und 300 Publikationen im Jahre 2010 mündete.

In Forschungsprojekte sind auch regionale Industriepartner im unmittelbaren regionalen Umfeld beteiligt, wie IMM Mittweida, die Sensortechnik Meinsberg GmbH, SBU Schirmer + Dr. Berthold Umwelttechnik Waldheim, Endress + Hauser conducta GmbH Gerlingen/Waldheim (letztere im Rah- men eines Verbundprojektes: Optimierung von biotechnologischen Ferti-

36 RKW Sachsen, Referenzen 43

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

gungsprozessen durch die Anwendung eines neuartigen dCO2- Sensors mit erweiterbarem Messbereich und biozider Membran.

Insgesamt wird auch stark mit Großunternehmen kooperiert (Siemens etc.) da die geringe Finanzkraft der regionalen Industrie aus Sicht des Instituts keine ausreichend tragfähige Grundlage für die FuE-Tätigkeit liefert.

Forschung am Kurt-Schwabe-Institut Meinsberg e.V.

Abteilung Leistungsfelder Technologiefelder

Biosensorik Sensortechnik Automobiltechnik

Elektrochemische Messtechnik Umwelt- und Prozess-

Sensorik technik Physikalische Sensorik Materialforschung Gesundheitsvorsorge und

Diagnostik

Hochtemperatur- Dienstleistungen Lebensmitteltechnologie sensorik Quelle: Kurt-Schwabe-Institut (2010), S. 4, http://www.ksi-meinsberg.de.

Feste FuE Kooperationen bestehen mit der TU Bergakademie Freiberg, insbesondere den Instituten für Technische Chemie und Physikalische Chemie (Prof. Bertau, Prof. Mertens). Ein zukünftiger Arbeitsschwerpunkt wird auch im Bereich Biosensorik gesehen.

Die folgenden Übersichten enthalten detaillierte Informationen zur technologi- schen Ausrichtung des Instituts, zu laufenden Projekten und den Kooperati- onspartnern aus der Wirtschaft – gegliedert nach der regionalen Herkunft der Kontakte. Nähere Informationen zu unlängst abgeschlossenen Projekten als auch zu einzelnen Partnern aus dem Bereich der Forschung befinden sich im Anhang. Aus den Informationen wird deutlich, dass das Institut über ein enor- mes Potenzial an Kontakten – insbesondere zu Unternehmen verfügt, die u.U. gezielt zur Forcierung von Ansiedlungen genutzt werden könnten.

Das technologische Profil des Instituts: Quelle: Kurt-Schwabe-Institut (2010), S. 6 . Mechanische und elektrische Fertigungstechniken . Glastechnologie und Glasbläserei . Dickschichttechnik . Sputtertechnologien . Ink-Technologie mit Dispenser . Spaltschweißen . Wasserstrahlschneiden 44

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Laufende Projekte des Kurt-Schwabe-Institutes

Projekttitel Kooperationspartner Laufzeit

Entwicklung einer intelligenten Rheinisch-Westfälische 08/2009-

Toilette zur Überwachung me- THW Aachen, Lehrstuhl für 07/2011

dizinisch relevanter Daten Medizinische Informations- technik ClinPath GmbH, Berlin Innotas Produktions GmbH, Zittau

BITSz engineering GmbH,

Zwickau Entwicklung, Erprobung und Henze-Hauck Prozessmess- 09/2009-

Charakterisierung der sensori- technik/ Analytik GmbH, 08/2011

schen Grundkomponenten der Dessau

elektro-chemischen all-solid- state Mehrfachsensorik

Nanodiamant-/Magnet-bead- 09/2009-

Aptamer-Konjugate zur Detek- 08/2012 tion von Noroviren

Verbesserung der Betriebssi- Dr. Leye GmbH, 11/2009-

cherheit im Wasserdampfkreis- 10/2011

lauf von Kraftwerken Planare glasbasierte Sonde 12/2009-

zur Bestimmung von 05/2012

Redoxpotentialen Aktives Schlafsystem - Innova- f.a.n. frankenstolz Schlafkom- 11/2009- Quelle: Kurt-Schwabe-Institut (2010), tive Messung des Gasaustau- fort, H. Neumeyer GmbH & 10/2011 S. 9ff. sches an textilen Materialien Co. KG, Mainaschaff, Eurofoam Deutschland GmbH Schaumstoffe, Wies- baden, ASR Advanced Sleep Re- search GmbH, Berlin, TU Dresden, Institut für Textil- und Bekleidungs- technik, TU Dresden, Institut für Tech- nische Logistik und Arbeits- systeme

Kooperationsprojekt: Koopera- Central Electrochemical 06/2009- 45

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

tion International Research Institute (CECRI), 05/2011 Design und Entwicklung elekt- Karaikudi, India rochemischer Sensoren für Anwendungen im Gesund- heitswesen

Kooperationspartner aus der Wirtschaft MSN = Mittelsachsen MSN CEW Dr. Wolfgang Leye, Waldheim SN = Sachsen D = Deutschland Endress+Hauser, Conducta GmbH + Co. KG, Waldheim A = Ausland

G:E:O:S Freiberg, Ingenieurgesellschaft mbH Quelle: Kurt-Schwabe-Institut (2010), HOSPA Ingenieurbüro, Mittweida S. 7f.

SBU Schirmer + Dr. Berthold Umwelttechnik GmbH, Waldheim

Sensorikzentrum Mittelsachsen e.V., Mittweida

Sensortechnik Meinsberg GmbH, Ziegra-Knobelsdorf

SN ACEOS GmbH, Dresden

BITSz engineering GmbH, Zwickau

CITec GmbH, Dresden

Dr. Müller Gerätebau GmbH, Freital

Innotas Produktions GmbH, Zittau

LaborMedizinHandel GmbH, Zwickau

MAL Mikrobiologisch analytisches Labor GmbH, Stollberg

Sika Werke GmbH, Leipzig

D Advanced Sleep Research GmbH, Berlin

Atotech Deutschland GmbH, Berlin, Feucht

Bartels Mikrotechnik GmbH, Dortmund

BISANTECH-NUOVA GmbH & Co. KG, Bitterfeld

CiS Institut für Mikrosensorik und Photovoltaik GmbH, Erfurt

ClinPath GmbH, Berlin

Elbe bioenergie GmbH, Stendal

Eurofoam Deutschland GmbH Schaumstoffe, Wiesbaden

f.a.n. frankenstolz Schlafkomfort, H. Neumeyer Gmbh & Co. KG, Mainaschaff

Gatron GmbH, Greifswald 46

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Go.Messtechnik, Greifswald

Hanomag Lohnhärterei Unternehmensgruppe, Hannover

Henze-Hauck Prozessmesstechnik/ Analytik GmbH, Dessau

Heraeus Sensor Technology GmbH, Kleinostheim

Ipsen International GmbH, Kleve

PI Ceramic GmbH, Lederhose

PromoTool, Berlin

Rational AG, Landsberg a. L.

STG Software & Technologie Glas GmbH, Cottbus

TEB Ingenieurbüro Peter Zimmermann, Berlin

TelBITcom gmbh, Teltow

Texplor GmbH, Potsdam

Westphal Mess- und Regeltechnik GmbH, Ottobrunn

Würth Elektronik Gmbh & Co. KG, Rot am See

ZIROX Sensoren & Elektronik GmbH, Greifswald

A Emerson Process Management, Solon, OH, USA

Zur Region Döbeln sei noch abschließend auf das Mitteldeutsche Fach- zentrum Metall und Technik – ansässig in Roßwein – verwiesen. Es ist als Nachfolgerin der Bundesfachschule Roßwein eine gemeinnützige Fachschu- le des deutschen Metallhandwerks mit den Schwerpunkten Metalltechnik und Schweißen.

Zusammengefasst kann eine beachtliche Forschungs- und Entwicklungstä- tigkeit innerhalb der Hochschulen und Forschungseinrichtungen konstatiert werden. Es wird zukünftig darauf ankommen, diese noch stärker mit der Forschungstätigkeit der regionalen Unternehmen zu vernetzen.

Es sei unbedingt angemerkt, dass auch in zahlreichen Unternehmen Mittel- sachsens intensiv FuE-Tätigkeiten betrieben werden. Diese sind in der Re- FuE in Unternehmen gel auf betriebliche Innovationsprozesse fokussiert und dienen überwiegend der eigeninitiierten und marktorientierten Forschung und Entwicklung. Dies schließt eine Kooperation mit anderen Unternehmen im Rahmen von FuE- Verbundprojekten oder in Netzwerken nicht aus. Eine umfassendere Analy- se bezüglich Anzahl der FuE-Beschäftigten in den Unternehmen, FuE Schwerpunkten und Geräteausstattung war nicht Gegenstand dieser Studie.

47

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Zu den besonders forschungsintensiven Unternehmen, die eine zentrale Rolle im Innovationssystem der Region Mittelsachsen einnehmen, gehören u.a.:

. ACTech GmbH . Deutsche Solar GmbH . Freiberger Compound Materials GmbH . IMM Gruppe Mittweida . KOMSA Kommunikation Sachsen AG . Pierburg Pump Technology . Endress + Hauser Conducta GmbH Waldheim

4.3 Technologisches Profil im Bereich des Verarbeitenden Gewerbes

Um eine Bestimmung des technologischen Profils des Verarbeitenden Ge- werbes vornehmen zu können, wird zunächst eine Analyse der Verteilung der Unternehmen auf einzelne Bereiche (s.g. Gliederungen) vorgenommen.

Für die Analyse der Struktur wird im Folgenden auf die Daten des Statisti- schen Landesamts des Freistaates Sachsen zurückgegriffen. Das Amt hält aktuell die Daten für das Jahr 2010 nach der s.g. Klassifikation der Wirt- schaftszweige 2008 (WZ 2008) bereit. In veröffentlichten Publikationen des Amtes erfolgt seit 2008 ausschließlich ein Ausweis von Daten für den ge- samten Landkreis Mittelsachsen. Eine Aufteilung aktueller Daten auf die früheren Altkreise Döbeln, Freiberg und Mittweida wird nur noch auf geson- derte Anfrage hin vorgenommen. Ein Vergleich der Altkreise auf Basis veröf- fentlichter Daten kann nur noch auf Basis des Jahres 2007 erfolgen. Aller- dings wurde in diesem Jahr noch die Klassifikation der Wirtschaftszweige nach WZ 2003 vorgenommen. Ein Vergleich dieser Daten mit gesondert bereitgestellten Daten für die Altkreise für das Jahr 2008 nach der WZ 2008 ist folglich schwierig, da die Klassifikation zu einer Reihe von Verschiebun- gen in den Untergliederungen der Wirtschaftsbereiche geführt hat. Eine grundlegende Frage bei der Auswahl der Daten spielt ferner die Größe der Unternehmen. Das Statistische Landesamt stellt Daten für Unternehmen ab 20 bzw. 50 Mitarbeiter zur Verfügung. Dabei ist zu beachten, dass bei der Wahl der unteren Schwelle für die Anzahl der Mitarbeiter es häufiger zu s.g. Auspunktungen kommen kann. Diese werden aufgrund des Datenschutzes vorgenommen, wenn z.B. bei der Existenz von nur wenigen Unternehmen von einzelnen Daten unmittelbar auf konkrete Unternehmen zurückge- schlossen werden könnte. Es sei noch erwähnt, dass es z.B. Universitäten ermöglicht wird, im Rahmen von Mikrountersuchungen die entsprechenden

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4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Datensätze der statistischen Ämter bis hin zum Einzelunternehmen auszu- werten. Dies erfordert allerdings eine Arbeit vor Ort in den einzelnen Stan- dorten der Forschungsdatenzentren der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder.37

In der nachfolgenden Übersicht erfolgt ein Ausweis der Betriebe ab 20 Mitarbeitern für den gesamten Landkreis Mittelsachsen auf Basis der Daten mit Stand vom 31.12.2010.

Demnach operieren im Landkreis insgesamt 341 Unternehmen dieser Grö- Branchenschwerpunkte ßenordnung. Mit insgesamt 61 Betrieben bildet die Herstellung von Metaller- zeugnissen den zahlenmäßig größten Bereich. Dieser wird dicht gefolgt vom Maschinenbau mit 40 Unternehmen und der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln mit insgesamt 39 Unternehmen. Alle Betriebe des Verarbeiten- den Gewerbes innerhalb dieser Größenordnung beschäftigen zusammen rund 26.000 Mitarbeiter.

Betriebe ab 20 Personen im Jahr 2010

WZ Hauptgruppe Anzahl Anzahl der Gesamt- Betriebe tätigen umsatz je Personen tätiger Person in €

10 H. v. Nahrungs- u. Futtermitteln 39 1973 189363

11 Getränkeherstellung 5

13 H. v. Textilien 12

14 H. v. Bekleidung 5 190 69026

15 H. v. Leder, Lederwaren u. 3 162 68840 Schuhen

16 H. v. Holz-, Flecht-, Korb- u. 11 465 130966 Korkwaren (ohne Möbel)

17 H. v. Papier, Pappe u. Waren 16 2266 218036 daraus

18 H. v. Druckerzeugnissen; 4 244 109758 Vervielf. bespielter Tonträger usw.

20 H. v. chemischen Erzeugnissen 13 2987 357341

37 In Einzelfällen ist eine kontrollierte Datenfernabfrage möglich. Vgl. http://www.forschungsdatenzentrum.de/publikationen/fdz-allgemein/fdz_faltblatt_afid.pdf 49

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

22 H. v. Gummi- u. Kunststoffwaren 19 1265 116439

23 H. v. Glas u. Glaswaren, Ke- 24 1097 176683 ramik, Verarb. v. Steinen u. Erden

24 Metallerzeugung u. - 14 1084 498905 bearbeitung

25 H. v. Metallerzeugnissen 61 3618 134606

26 H. v. DV-Geräten, elektroni- 11 schen u. optischen Erzeugnis- sen

27 H. v. elektrischen Ausrüstungen 14 1355 105306

28 Maschinenbau 40 3377 157476

29 H. v. Kraftwagen u. Kraftwa- 15 1580 248684 genteilen

30 Sonstiger Fahrzeugbau 3 416 226329

31 H. v. Möbeln 14 567 91349

32 H. v. sonst. Waren 9 363 109322

33 Rep. und Installation v. Ma- 9 253 131206 schinen u. Ausrüstungen

Insgesamt 341 25973 222127

Wird nach einer aktuellen Aufteilung der Betriebe auf die drei Teilregionen gefragt, kann wie eingangs erwähnt nicht auf veröffentlichte Daten des Sta- tistischen Landesamtes zurückgegriffen werden. Nur auf Anfrage wurde eine gesonderte Datenlieferung vorgenommen, die die Anzahl der Betriebe in den einzelnen Bereichen ausweist. Die entsprechenden Daten befinden sich in der nachfolgenden Tabelle. Daraus wird ersichtlich, dass sich die 341 Betriebe zu 139 auf Freiberg, 126 auf Mittweida und 76 auf Döbeln aufteilen. In Relation zur Zahl der Einwohner in diesen drei Teilregionen kann von einer ausgeglichenen Verteilung ausgegangen werden.38

Betriebe ab 20 Personen im Jahr 2010 51

Wirtschaftszweig Anzahl der Betriebe

WZ Hauptgruppe Stand Ende Sept.

38 Vgl. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen. 50

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

F M D

10 H. v. Nahrungs- u. Futtermitteln 17 13 9

11 Getränkeherstellung 1 3 1

13 H. v. Textilien 5 7

14 H. v. Bekleidung 3 2

15 H. v. Leder, Lederwaren u. Schuhen 3

16 H. v. Holz-, Flecht-, Korb- u. Korkwaren 4 6 1 (ohne Möbel)

17 H. v. Papier, Pappe u. Waren daraus 7 8 1

18 H. v. Druckerzeugnissen; Vervielf. bespielter 2 2 Tonträger usw.

20 H. v. chemischen Erzeugnissen 6 3 4

22 H. v. Gummi- u. Kunststoffwaren 10 3 6

23 H. v. Glas u. Glaswaren, Keramik, Verarb. 5 13 6 v. Steinen u. Erden

24 Metallerzeugung u. -bearbeitung 12 1 1

25 H. v. Metallerzeugnissen 29 17 15

26 H. v. DV-Geräten, elektronischen u. opti- 5 4 2 schen Erzeugnissen

27 H. v. elektrischen Ausrüstungen 3 8 3

28 Maschinenbau 11 18 11

29 H. v. Kraftwagen u. Kraftwagenteilen 3 5 7

30 Sonstiger Fahrzeugbau 1 2

31 H. v. Möbeln 9 3 2

32 H. v. sonst. Waren 2 3 4

33 Rep. und Installation v. Maschinen u. Aus- 4 4 1 rüstungen

Insgesamt 139 126 76

Werden beide Betrachtungen zusammengeführt, ergibt sich das in der nach- folgenden Tabelle aufgeführte Bild für den Landkreis Mittelsachsen. Dem- nach bietet sich das Bild eines ausgewogenen Branchenmixes für die Wirt- schaftsregion.

51

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Damit steht auch die Wirtschaftsregion technologisch auf „breiten“ Füßen. Interessant ist nunmehr, welche Unternehmen aus technologischer Sicht zum Bereich der Hochtechnologie zu zählen sind. Um sich dieser Betrach- tung zu nähern, ist zunächst eine Betrachtung der in der WZ-Klassifikation vorgenommenen Aufgliederung der Unternehmen vorzunehmen. Aus dieser Perspektive erscheint vordergründig der Bereich mit der Nr. 26 „Herstellung von DV-Geräten, elektronischen u. optischen Erzeugnissen“ als Feld, in dem Unternehmen der Hochtechnologie zu finden sind. Leider ist gerade dieser innovative Bereich mit der Nr. 26 aus Datenschutzgründen „ausgepunktet“. Weitere einzelne – technologieintensive – Bereiche ergeben sich theoretisch erst, wenn eine weitere Untergliederung (nach s.g. 3-Stellern) vorgenommen wird. Diese Untergliederung ist jedoch gemeinhin nicht als Datensatz zu- gänglich, da sich auf dieser unteren Ebene der Gliederung die oben be- schriebenen Datenschutzprobleme im besonderen Maße verstärken. Wie ebenfalls schon eingangs erwähnt bestünde an dieser Stelle einzig die Mög- lichkeit, eine wissenschaftliche Untersuchung von Mikrodaten vor Ort bei den Statistischen Ämtern vorzunehmen.

Betriebe ab 20 Personen im Jahr 2010

Wirtschaftszweig Anzahl Tätige Gesamt- Betriebe Perso- umsatz nen pro tät. Person in €

WZ Hauptgruppe Stand Ende September

F M D MSN MSN MSN

10 H. v. Nahrungs- u. 17 13 9 39 1973 189363 Futtermitteln

11 Getränke- 1 3 1 5 herstellung

13 H. v. Textilien 5 7 12

14 H. v. Bekleidung 3 2 5 190 69026

15 H. v. Leder, Le- 3 3 162 68840 derwaren u. Schuhen

16 H. v. Holz-, Flecht- 4 6 1 11 465 130966 Korb- u. Korkwa- ren (ohne Möbel)

17 H. v. Papier, Pappe 7 8 1 16 2266 218036 u. Waren daraus 52

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

18 H. v. Drucker- 2 2 4 244 109758 zeugnissen; Vervielf. bespielter Tonträger usw.

20 H. v. chemischen 6 3 4 13 2987 357341 Erzeugnissen

22 H. v. Gummi- u. 10 3 6 19 1265 116439 Kunststoffwaren

23 H. v. Glas u. 5 13 6 24 1097 176683 Glaswaren, Ke- ramik, Verarb. v. Steinen u. Erden

24 Metallerzeugung 12 1 1 14 1084 498905 u. -bearbeitung

25 H. v. Metaller- 29 17 15 61 3618 134606 zeugnissen

26 H. v. DV-Geräten, 5 4 2 11 elektronischen u. optischen Er- zeugnissen

27 H. v. elektrischen 3 8 3 14 1355 105306 Ausrüstungen

28 Maschinenbau 11 18 11 40 3377 157476

29 H. v. Kraftwagen u. 3 5 7 15 1580 248684 Kraftwagenteilen

30 Sonstiger Fahr- 1 2 3 416 226329 zeugbau

31 H. v. Möbeln 9 3 2 14 567 91349

32 H. v. sonst. Waren 2 3 4 9 363 109322

33 Rep. und Installa- 4 4 1 9 253 131206 tion v. Maschinen u. Ausrüstungen

Insgesamt 139 126 76 341 25798 222127

53

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Eine generelle Alternative zu dieser Vorgehensweise bildet die Berücksichti- gung nichtamtlicher Daten. So betreibt z.B. die Wirtschaftsförderung Sachen GmbH eine s.g. KWIS-Datenbank, die eine Recherche von Unternehmen in Abhängigkeit verschiedenster Klassifikationen ermöglicht. Die Erhebung der Daten erfolgt in der Regel über die Recherche von Informationen im Internet. So werden bspw. die Internetseiten einzelner Unternehmen ausgewertet und auf dieser Basis „per Hand“ Zuordnungen vorgenommen. Diese Datensammlung bietet somit eine Alternative zur Amtlichen Statistik, wenngleich natürlich die Art und Weise der Zuordnung nicht anhand z.B. eines öffentlich verfügbaren Kriterienkatalogs nachvollzogen werden kann. Es wird deshalb an dieser Stelle auf eine Auswertung des gesamten in der KWIS-Datenbank verfügbaren Spektrums verzichtet. Stattdessen wurde eine gezielte Recherche hinsichtlich der Unternehmen im Landkreise vorgenom- men, die den s.g. Feldern der Hochtechnologie der s.g. Hightech-Strategie der Bundesregierung zugeordnet werden können.

Dieser Auswertung zufolge befindet sich im Landkreis eine beachtliche Zahl an Unternehmen, die speziell den folgenden Technologiefeldern der High- Tech-Strategie zugordnet werden können: Mikrosystemtechnik, Werkstoff- technologie, Produktionstechnologie. Ebenfalls zu finden sind zahlreiche Unternehmen in den Bereichen Biotechnologie und Optische Technologien.

54

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Aufgrund der genannten Vorbehalte gegenüber der KWIS-Datenbank soll im Folgenden eine Betrachtung von s.g. Leitunternehmen des Landkreises erfolgen, die insbesondere aufgrund ihrer Größe, ihrer öffentlichen Präsenz sowie speziellen Ausrichtung eine wichtige Bedeutung für die Außendarstellung der Region besitzen.

Werden die technologisch orientierten Unternehmen des Landkreises hin- Leitunternehmen sichtlich Ihrer Leitbildfunktion für die Region untersucht ergibt sich ein Kata- log von Unternehmen verschiedenster Ausrichtung. Während für Döbeln Unternehmen wie Autoliv, Endress+Hausser Conducta, Partzsch Elektromotoren und Florena eine gewisse Leitfunktion überneh- men, sind es in Freiberg Unternehmen aus der Fotovoltaik- und Halbleiter- branche wie die Deutsche Solar AG, die Siltronic AG und Freiberger Compound Materials GmbH. Darüberhinaus gibt es jedoch auch Unterneh- men wie die Felix Schoeller jr. Foto- und Spezialpapiere GmbH Weißenborn und Befesa Zinc Freiberg GmbH, die die besondere Stellung speziell der Universitätsstadt Freiberg als Standort von sowohl der Hochtechnologie als auch eher und eher produktions- bzw. ressourcenorientierten Industrien herausstreicht.

Einen Mix aus Unternehmen der Hochtechnologie und eher produktionsori- entierten Ausrichtung bietet sich in gewisser Abstufung auch in der Region Mittweida. Technologisch orientierte Unternehmen wie die IMM Gruppe und das IKT-Unternehmen KOMSA Kommunikation Sachsen AG stehen neben Unternehmen wie der Laservorm GmbH und der ACSYS-Lasertechnik, die eine spezielle Kompetenz der Region im Bereich Photonik/Lasertechnologie zum Ausdruck bringen. Der schon angesprochene Wachstumskern FASKAN unterstreicht dabei die Ambitionen der Region sich noch stärker in einzelnen Wertschöpfungsstufen der Laserbranche zu entwickeln.

In Bezug auf die Region Döbeln sei noch auf die die spezielle Kompetenz im Bereich der Sensortechnik verwiesen. Das im Abschnitt 4 beschriebene Kurt-Schwabe-Institut bildet diesbezüglich einen Kristallisationskern für die Entwicklung dieses Technologiebereichs. Unternehmen wir die Sensortech- nik Meinsberg GmbH und nicht zuletzt die Endress + Hauser Conducta GmbH & Co. sind unmittelbar mit dem Wirken und der Geschichte dieses Instituts verbunden. Es wäre hier zu prüfen, inwieweit z.B. die in der oben vorgenommenen Übersicht enthaltenen – vorwiegenden projektbezogenen – Kontakte in die deutsche Industrie und internationale Forschung noch stärker für unmittelbare regionale Entwicklung – z.B. in Form von forschungsorientierten Ansiedlungen genutzt werden können.

55

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Ausgewählte Leitunternehmen in Mittelsachsen

Döbeln Freiberg Mittweida

Autoliv Sicherheits- Deutsche Solar AG KOMSA Kommunikati- technik GmbH Dö- on Sachsen AG Hart- beln mannsdorf

Siemens Industriege- Siltronic AG Freiberg MPT Präzisionsteile triebe GmbH Penig GmbH Mittweida (vor Umbenennung Flender Industriege- triebe)

Pierburg Pump Freiberger Compound ISE Automotive GmbH Technology GmbH, Materials GmbH Hainichen Werk Hartha

Rasoma Werkzeug- Felix Schoeller jr Foto- Benseler Beschichtun- maschinen GmbH und Spezialpapiere gen Sachsen GmbH Döbeln GmbH Weißenborn Frankenberg

AL-KO Dämpfungs- NARVA Lichtquellen IMM Gruppe Mittweida technik GmbH Hartha GmbH + Co. KG Brand- Erbisdorf

Partzsch Elektromo- Muldenhütten Recycling Laservorm GmbH toren e. K. Döbeln und Umwelttechnik Mittweida GmbH

SPL Spindel- und ACTech GmbH ACSYS Lasertechnik Präzisionslager GmbH Mittweida GmbH Döbeln

Florena Cosmetic Bharat Forge Alumini- Fiberware Generalun- GmbH Waldheim umtechnik GmbH ternehmen für Nach- Brand-Erbisdorf richtentechnik GmbH Mittweida

Sensortechnik Takata Petri Sachsen IKS Messerfabrik Meinsberg GmbH GmbH Geringswalde GmbH

Endress + Hauser Befesa Zinc Freiberg Wepa Papierfabrik Conducta GmbH & GmbH Sachsen GmbH Co. KG Kriebethal

Choren Industries GmbH

Siemens Fuel Gasifica- tion Technology GmbH

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

4.4 Vergleichende Gegenüberstellung beider Strukturelemente

Das Innovationssystem in Mittelsachsen ist durch zwei Hochschulen und eine hohe Dichte von Forschungseinrichtungen, speziell in den Zentren Freiberg und Mittweida, gekennzeichnet. Eine besondere Rolle bezüglich seiner technologischen Ausrichtung Sensortechnik spielt das Kurt-Schwabe- Institut Meinsberg e.V. Beide Hochschulen sind in Projekte der Spitzenfor- schung und Exzellenzinitiativen involviert und bilden zusammen über 10 000 Studenten aus. Der direkte Transfer von Wissen in die Wirtschaft erfolgt über die Absolventen.

Die beiden Hochschulen stellen ihre Transferorientierung in die Wirtschaft ferner durch Kooperationsprojekte und Auftragsforschung unter Beweis. Maß ist ein vergleichsweise hohes Drittmittelaufkommen und intensive Pa- tentierungsaktivitäten. Neben der Kooperation der Unternehmen in FuE- Verbundprojekten existieren weitere Formen der Zusammenarbeit in Form von studentischen Arbeiten, Praktika, Weiterbildungen etc.

Schwerpunkte der FuE-Aktivitäten in den regionalen FuE- Einrichtungen des Landkreises Mittelsachsen sind die Technologiefelder:

. Werkstofftechnik . Energietechnologien, . Lasertechnik/Photonik . Produktionstechnologien . Mess- und Sensortechnik . Rohstofferkundung, und -gewinnung . Recycling und Kreislaufwirtschaft . Umwelt- und Biotechnologien

Trotz teilweiser überregionaler Ausrichtung, insbesondere der Universität, werden intensive Kontakte mit der regionalen Wirtschaft gepflegt.

Auffällig ist, dass die regionale Kooperation der FuE- Einrichtungen jeweils sehr stark mit Unternehmen aus dem unmittelbaren Umfeld stattfindet (TU BAF - Region Freiberg, Hochschule Mittweida - Region Mittweida/Chemnitz). Einige dieser kooperierenden Unternehmen sind Ausgründungen aus der jeweiligen Hochschuleinrichtung. „Querkooperationen“ finden eher selten statt, was auch eng mit dem vorhandenen Unternehmens- und Technologie- profil der jeweiligen Region zusammenhängt.

5657

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Dies deckt sich mit Auswertungen in der Literatur, wonach Hochschullehrer bevorzugt mit Unternehmen ihrer Region kooperieren und sich meist nur dann, wenn sie auf der Suche nach Partnern in ihrer Nähe nicht fündig wer- den, überregionalen Unternehmen zuwenden.39

Als Hemmnis für den Technologietransfer wird in Gesprächen häufig die kleinteilige Unternehmensstruktur und die geringe Zahl finanzstarker Groß- unternehmen genannt.

Aus speziellen Untersuchungen zum Innovationsverhalten junger Unter- nehmen lassen sich Rückschlüsse auf die Ursachen für dieses Verhalten finden:40

Situation der Unternehmen:

. Entwicklung neuer Produkte oft erst in wirtschaftlichen Extremsituationen . Keine / geringe Planung bei Forschung und Entwicklung, keine Me- thodik und Informationsbasis . Keine Systematik bei Produktideen (Entwicklung, Bewertung , Planung) . Betrieblicher Innovationsprozess nicht als Teil der Unternehmens- Strategieplanung

Für die Nutzung externer Technologieangebote sprechen die folgenden Gründe:

. Innovationen werden zunehmend integrativer durch Kombinations- technologien . Gewerbliche FuE-Ergebnisse erfordern eine wissenschaftliche Prü- fung zur Gewährleistung der Reproduzierbarkeit . Externe FuE-Planung zur betrieblichen Umsetzung schafft Flexibilität und Erweiterbarkeit von Ressourcen . Erweiterung von technologischen Kompetenzen außerhalb des Kernkompetenzbereichs des Unternehmens

Gründe gegen die Nutzung externer Technologieangebote sind hingegen:

. Abhängigkeiten . Transaktionskosten . Mangel an Informationen über Technologieanbieter . Anpassungsfähigkeit der FuE-Ergebnisse ins Unternehmen

39 Wissenstransfer und Innovation im regionalen Kontext, Prof. Fritsch, Friedrich-Schiller-Universität Jena 2007. 40 Vgl. dazu Schmoch (2000). 58

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

. Geheimhaltung und Nutzungsrechte . Fehlende externe Technologieressourcen . Hemmung von betriebseigenen Entwicklungen

Allerding existieren auch folgende Absorptionshemmnisse:

. mögliche Partner unbekannt . Fehlende Möglichkeiten für Kooperationen . Mangelnder Wille . Rechtliche und institutionelle Barrieren

Eines der wenigen verfügbaren Maße für das Ergebnis bzw. für den Erfolg von FuE-Tätigkeit stellt die Anzahl der angemeldeten Patente dar. Trotz der im Vergleich zu den westdeutschen Hochschulen intensiveren Patentanmel- dung der mittelsächsischen Hochschulen ist die Anzahl der angemeldeten Patente in Ostdeutschland deutlich geringer.41 Mittelsachsen, insbesondere der ehemalige Landkreis Freiberg schneidet nach der Analyse von Fritsch mit 20 bis 50 angemeldeten Patenten pro 1.000 FuE-Beschäftigten im Jahr insgesamt noch relativ gut ab, liegt aber auch noch deutlich unter dem west- deutschen Niveau wo die Anmeldehäufigkeit bei teilweise über 250 Patenten pro 1.000 FuE-Beschäftigten liegt. Dabei liegen Zahlen aus dem Durch- schnitt der Jahre1995 bis 2000 zu Grunde.

41 Vgl. Fritsch (2007). 59

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Eigene Analysen der Patentstatistik bezogen auf die Themen der High- Tech-Strategie der Bundesregierung zeigen für den Untersuchungszeitraum 2000 bis 2005 intensive Anmeldungen insbesondere im Bereich Mikrosys- temtechnik, Werkstofftechnologie und Produktionstechnologie. Da die Pa- tentstatistik nach Arbeitsmarktregionen geführt wird, ist insbesondere für Mittweida (als Bestandteil von Chemnitz) keine scharfe Auswertung möglich. Die vorstehende Abbildung fasst die Ergebnisse der Patentanalyse zusam- men.

4.5 SWOT-Analyse des mittelsächsischen

Innovationsystems

Zum Abschluss der Betrachtung des mittelsächsischen Innovationsystems Quelle: Unter Auswertung von: Grün- buch -Region Freiberg auf dem Weg erfolgt eine Analyse der identifizierten Stärken und Schwächen sowie eine ins Jahr 2028, Saxonia Standortent- Erörterung möglicher Chancen und Risiken. wicklungs- und verwaltungsgesell- schaft mbH 2008; Vorstudie Szenario SWOT-Analyse Wirtschaftsstandort Landkreis Mittelsachsen Technologieregion Mittelsachsen, TU Bergakademie Freiberg, Fakultät Stärken Schwächen Wirtschaftswissenschaft, März 2008 . Breit gefächerter, zukunftsori- . Außen- und Innenwahrneh- entierter Branchenmix mung als starker Wirtschafts- . Zahlreiche Innovative KMU´s und Technologiestandort noch in der Region ungenügend . Zwei Hochschulen, zahlreiche . Heterogene Wirtschafts- und außeruniversitäre Forschungs- Raumstruktur, industriell ge- einrichtungen und Netzwerke prägte Zentren und ländlich . Beherrschung forschungsin- strukturierte peripher gelegene tensiver Industrien, insbeson- Gemeinden dere im Bereich Halbleiter, La- . Starke Orientierung in den Struk- ser und Sensorik turen, Kooperationen und Netz- . Kompetenzschwerpunkte in werken der alten Landkreise den Zukunftsfeldern Werkstoff- . Zahlreiche Unternehmen, technologie, Energietechnolo- insbes. im Automobilzuliefer- gie, Produktionstechnik, Um- bereich sind verlängerte Werk- welt- und Biotechnologie so- bänke mit wenig FuE-Potenzial wie Ressourcenwirtschaft . Innovative Entwicklungen aus . Umfangreiches Know-how bei den Hochschulen, beispielswei- suche, Erkundung, Aufberei- se im Werkstoffbereich werden, tung und Recycling metalli- nicht regional verwertet scher Werkstoffe . Geringe Gründungsquoten . Positive Entwicklung der Wirt- . Zukunftsthemen Nanotechno- schaftsdaten (BIP, Arbeitslo- logie, elektrische Energiespei- senquote, Exportanteil cher keine Technologie- schwerpunkte 60

4 Technologisches Potenzial des mittelsächsischen Innovationsystems

Chancen Risiken . Technologiefelder mit Alleinstel- . Wahrnehmung als profillose lungsmerkmalen in allen Wert- Zwischenregion zu den Metro- schöpfungsstufen vorhanden polen Dresden, Chemnitz, . Ressourcenkompetenz von Leipzig wachsender globaler Bedeutung . Stagnation und Rückgang der . Verknüpfung von Kompeten- Unternehmensansiedlungen zen im Bereich Laser, Sensor- . Rückgang der Förderzuwen- und Werkstofftechnik zu dungen nach 2013 wachstumsstarken neuen . Fachkräftemangel durch de- Technologiefeld mographische Entwicklung . Bedeutung der weißen Bio- . Starke Abhängigkeit vom Fort- technologie- chemische Ver- bestehen der fahrenstechnik - wächst Siliziumtechnologie für Chips . Entwicklung innovativer Roh- und Photovoltaik stoff- und Bioenergiekreisläufe . Steigende Energiepreise – . Nutzung und Bündelung der Abwanderung energieintensi- Netzwerkaktivitäten ver Branchen

Im Ergebnis kann festgestellt werden, dass der Landkreis Mittelsachsen sehr wohl über ein funktionierendes Innovationsystem verfügt. Dieses weist jedoch noch ein sehr hohes ungenutztes Potenzial auf. Es sollte zukünftig darum gehen, dieses gezielt zu „heben“. Im Kapitel 6 werden dazu konkrete Vorschläge gemacht. Zuvor soll jedoch diese strategische Ausrichtung auf eine feste Basis gestellt werden, indem Grundlinien einer regional ausge- richteten Technologiepolitik ermittelt werden.

61

5 Optionen einer zukünftigen Ausrichtung des Technologie-Profils

5 Optionen einer zukünftigen Ausrichtung des Technologie-Profils

Roadmaps gelten als Instrument der Forschungs- und Entwicklungsplanung und können den intuitiv-strukturierten Suchverfahren zugerechnet werden.

Mit dem Roadmapping kann eine Bündelung vieler Einzelthemen, die Identi- fizierung von Handlungsoptionen und das Setzen von Prioritäten erreicht werden. Starker Nutzen liegt in der Bereitstellung mittel- bzw. langfristigen Orientierungswissens für unternehmerische und/oder politische Akteure.

5.1 Technologie-Roadmapping

Es wurden bereits verschiedene Definitionen für Roadmapping entwickelt. Trotz der oft vorhandenen, wenig präzisen diesbezüglichen Aussagen sind einige für ein Roadmapping besonders relevanten Merkmale identifizierbar.

Dazu gehören:

. Systematische Erfassung, Bündelung und Bewertung von Entwick- lungspfaden durch Abstimmung divergierender Meinungen und Er- wartungen. . Roadmaps liefern Darstellungen über den Stand von Produkten, von Technik und Technologien in einem Innovationskontext zu einem bestimmten Zeitpunkt sowie über Art, Geschwindigkeit und Richtung möglicher Forschungs- und Technologieentwicklungen. . In einem ausgeprägten Anwendungsbezug soll das Roadmapping die Identifikation konkreter Handlungsoptionen in einem spezifischen Handlungskontext ermöglichen. . Roadmaps sind durch einen Instrumentenmix gekennzeichnet, der auch auf bewährte Instrumente, wie die Szenario-Technik und die Delphi-Methode zurückgreift.

In Anlehnung an da Costa lassen sich unternehmensspezifische, branchen- bezogene, problemorientierte und Forschungs- und Entwicklungs- Roadmaps unterscheiden. Die Unterschiede liegen im Gegenstand und Um- fang des Suchfeldes, der Initiative und der Durchführung des Roadmapping, dem unterschiedlichen Nutzerkreis, den jeweiligen Zielen sowie im Metho- denmix für das Identifizieren, Analysieren und Bewerten von Entwicklungs- verläufen und dem betrachteten Zeithorizont.

62

5 Optionen einer zukünftigen Ausrichtung des Technologie-Profils

Road- Aspekte mapping Suchraum Initiative Nutzung Typologien

For- breite F&E- Think tanks, staat- Politische Ent- schungs- Bereiche z.B. liche Einrichtun- scheidungsträ- politisch ITK, Ambient gen, fachöffentli- ger, andere Intelligence che Foren Stakeholder, Unternehmen

Regional- Identifikation Konsortium regio- Innerhalb regio- orientiert technologischer naler Akteure naler Cluster Nischen

Branchen- Technologischer Konsortium von im Konsortium, bezogen Sektor Unternehmen, andere nationale Indust- Stakeholder rien bis hin zu internationalen Industriezweigen, staatliche Stellen, private Beratungs- firmen Tabelle Teil 1 Unterneh- Produkt, Produkt- Einzelnes Unter- innerhalb des Quelle: in Anlehnung an Behrendt, mens- familie, Techno- nehmen Unternehmens Erdmann 2006, Specht/Behrens 2002 spezifisch logien

Problem- Ermöglichung staatliche Stellen, Unternehmen

orientiert von Technologien wissenschaftliche teilweise aus

für ein bestimm- Einrichtungen, die verschiedenen tes Ziel initiativ oder unter- Branchen, die stützend innerhalb gemeinsames von Interesse an Akteurskooperatio Problemlösungen

nen agieren haben, andere

Stakeholder

Road- Aspekte Tabelle Teil 2 mapping Ziel Methode Orientierungs- Quelle: in Anlehnung an Behrendt, Typologien logik Erdmann 2006

For- Unterstützung von Workshops mit Technologie-, schungs- Forschungspro- Experten und problemgetrie- politisch grammen, Ge- Stakeholdern, ben, mehrere währleistung ihrer fachöffentliche mögliche 63

5 Optionen einer zukünftigen Ausrichtung des Technologie-Profils

Gesellschaftlichen Konferenzen, In- Zukünfte, F&E- Relevanz ternet Chats Gestaltung

Regional- Abstimmung mit Regionale Techno- Pragmatische orientiert regionalen Stär- logie-Foren und flexible An- ken passung

Branchen- Höhere Wettbe- Workshops mit Technologiege- bezogen werbsfähigkeit Industriefachleu- trieben, Vorher- durch gemein- ten/ wissenschaft- sage und norma- same Technolo- lichen Experten, tiv: Was wird giefrüherkennung Expertenbefragun- passieren? Was in der Vorwett- gen soll getan wer- bewerbsphase den?

Unterneh- Optimierung von Zusammenstellen Technologietrie- mens- F&E Entschei- technischer Do- ben/ marktindu- spezifisch dungen, strategi- kumentationen, ziert deskriptiv sche Planung für Extrapolation, oder normativ die Entwicklung Szenariotechniken, neuer Produkte interne Workshops

Problem- Begegnung von Workshops mit Problemorientiert, orientiert gesellschaftlichen Experten und vorausschauend und marktlichen Stakeholdern, mit Blick auf ge- Herausforderun- Szenariotechniken, sellschaftliche gen teilweise Delphi- Herausforderun- Methode gen

5.2 Ausrichtung der Technologie-Politik von EU, Bund und Freistaat Sachsen

Im Rahmen der Entwicklung einer EU-Industriepolitik und der Vorbereitung Europäischer Innovationsplan eines neuen europäischen Innovationsplans hat die EU-Kommission ein Strategiepapier für eine gemeinsame EU-Strategie für Schlüsseltechnolo- gien erarbeitet.

Diese Key Enabling Technologies (KET) werden als ein wesentlicher Faktor für die zukünftige Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Europa definiert. Diese sog. horizontalen Zukunftstechnologien sollen die Basis für neue Pro- dukte, Verfahren und Dienstleistungen über Branchengrenzen hinweg bilden. Das Abschlussdokument eines europäischen Aktionsplans für Schlüsseltechnologien soll Mitte 2011 vorliegen.

64

5 Optionen einer zukünftigen Ausrichtung des Technologie-Profils

Als die sechs KET, die besonders relevant für die Verbesserung der Wett- bewerbsfähigkeit der europäischen Industrie sein sollen, wurden von der Europäischen Kommission genannt:

. Nanotechnologie, Mikro- und Nanoelektronik . Photonik . Neue Materialien . Biotechnologie . Fortschrittliche Fertigungssysteme

In Deutschland wurde mit der High-Tech Strategie, die von der Bundesre- High Tech Strategie Bundesregierung gierung im Jahre 2006 erstellt wurde, erstmals ein nationales Gesamtkon- zept vorgelegt, das die wichtigsten Akteure des Innovationsgeschehens hinter einer gemeinsamen Idee versammelt. Sie soll eine inhaltliche Klam- mer zu den innovationspolitischen Themen über die Ressorts der Bundesre- gierung weg bilden. Einzelne Technologiefelder werden als Beitrag zur Lö- sung wichtiger gesellschaftspolitischer Zielstellungen oder Innovationstreiber für andere für andere Technologiefelder (Schlüsseltechnologien) verstan- den. Im Jahre 2010 hat die Bundesregierung die Fortentwicklung der High- tech-Strategie vorgelegt, die bei Bewahrung des Gesamtansatzes neue Akzente setzen wollte.

Ziel der Hightech-Strategie ist es, Leitmärkte zu schaffen, die Zusammenar- beit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu vertiefen und die Rahmenbe- dingungen für Innovationen weiter zu verbessern.

Treiber von Innovationen sind neue Technologien, Dienstleistungen und gesellschaftliche Veränderungen, aber ebenso die globalen Herausforde- rungen, für die Lösungen und Antworten gefunden werden müssen. Diese bestehen besonders auf den Feldern Klima/Energie, Gesundheit/Ernährung, Mobilität, Sicherheit und Kommunikation.

Quelle: http:/www.hightech- strategie.de/ 65

5 Optionen einer zukünftigen Ausrichtung des Technologie-Profils

Ziel der Hightech- Strategie ist es, Deutschland zum Vorreiter bei der Lö- sung dieser globalen Herausforderungen zu machen und überzeugende Antworten auf die drängenden Fragen des 21. Jahrhunderts zu geben. Die Bundesregierung orientiert sich in ihren innovationspolitischen Aktivitäten deshalb an diesen fünf Bedarfsfeldern mit dem Ziel, die neuen Märkte der Zukunft zu erschließen. Im Sinne einer Ausrichtung der Forschungs- und Innovationspolitik auf zentrale Missionen, hat die Bundesregierung „Zu- kunftsprojekte“ definiert, die wichtige Herausforderungen in den einzelnen Bedarfsfeldern beispielhaft in den Blick nehmen. Beispiele von Zukunftsprojekten sind:

. Intelligenter Umbau der Energieversorgung . Nachwachsende Rohstoffe als Alternative zum Öl . Krankheiten besser therapieren mit individualisierter Medizin . Eine Million Elektrofahrzeuge in Deutschland bis 2020

Die Förderung wichtiger Schlüsseltechnologien als Treiber für Innovationen und die Verbesserung innovationsrelevanter Rahmenbedingungen werden auf ihre Beiträge für Fortschritte auf den Bedarfsfeldern ausgerichtet.

Die Schlüsseltechnologien sind:

. Informations- und Kommunikationstechnologien, . Optische Technologien, . Produktionstechnologien, . Werkstofftechnologien, . Biotechnologien, . Nanotechnologien, . Mikrosystemtechnik . innovative Dienstleistungen

In den Bedarfsfeldern gibt es Aktionslinien (Förderprogramme, Richtlinien, Wettbewerbe, Initiativen, Maßnahmen) welche die Schlüsseltechnologien für die Umsetzung/Realisierung dieser Zukunftsprojekte entwickeln sollen.

In Sachsen wurden bereits im Jahre 1992 technologiepolitische Leitlinien Technologiepolitische Leitlinien in definiert, die bis heute Grundlage der technologiepolitischen Maßnahmen Sachsen darstellen.42 Ziele der technologiepolitischen Leitlinien waren die Erhöhung der Innovationskraft der Unternehmen und die Sicherung der wissenschafts- technischen Infrastruktur auf hohem Niveau.

42 Jürgen Riedel, Technologie- und Innovationspolitik in Sachsen, September 2002 66

5 Optionen einer zukünftigen Ausrichtung des Technologie-Profils

Als prioritäre Technologiegebiete definierten die Leitlinien neun Schlüssel- technologien:

. Materialwissenschaften . Energietechnik . Physikalische und Chemische Technologien . Biologische Forschung und Technologie . Mikrosystemtechnik . Informationstechnik . Fertigungstechnik . Umwelttechnik . Medizintechnik

Die Umsetzung erfolgt in den aktuellen sächsischen Technologieförderpro- grammen:

. Forschung und Entwicklung – Projektförderung . Förderung der Beschäftigung von Innovationsassistenten . Innovationsprämie . Technologietransferförderung

Weiteres Aktuelles Beispiel für die Ausgestaltung der Leitlinien ist die Förde- rung von Clustern in den Zukunftsfeldern, wie aktuell das Cluster Biotechno- logie/Life Science vertreten durch den biosaxony e.V. 43

Das sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr arbeitet gegenwärtig mit anderen Ressorts an einer Fortschreibung der Innovations- strategie für den Freistaat Sachsen. Sie soll die Grundlage für eine mittel- und langfristige Innovationspolitik in Sachsen bilden. Als erstes wird dazu eine EFRE Innovationsstrategie erstellt. 44

5.3 Perspektiven einer regional ausgerichteten Technologie-Strategie für den Wirtschaftstandort Landkreis Mittelsachsen

Aus den bisherigen Betrachtungen des technologischen Potenzials des mittelsächsischen Innovationsystems und der Ausrichtung der Technologie- politik des Bundes und des Freistaates Sachsen kann eine Matrix erstellt werden, aus der konkrete Hinweise für die zukünftige Ausrichtung einer re- gional ausgerichteten Technologiestrategie gegeben werden können.

43 Pressemitteilung SMWA vom 30.03.2011 44 Homepage SMWA, April 2011 67

5 Optionen einer zukünftigen Ausrichtung des Technologie-Profils

Nr. Schwerpunktbereich Bund SN MSN

1 IKT- Informations- und Kommunikations- X technologien 2 MST- Mikrosystemtechnik X X (X)

3 OT- Optische Technologien X X

4 PT - Produktionstechnologien X X X X

5 WST - Werkstofftechnologien X X

6 BT - Biotechnologie X X (X) X

7 NT - Nanotechnologie X

8 IDL- Innovative Dienstleistungen X

9 RES - Ressourcentechnologie X

10 ENERG - Energietechnik X

Als direkte Fokusbranchen für die strategische Entwicklung des Wirtschafts- standorts Landkreis Mittelsachsen können die folgenden fünf Bereiche Fokusbranchen identifziert werden. Die Reihenfolge ist dabei jedoch nicht im Sinne eines Rankings zu verstehen:

(1) Optische Technologien (OT) (2) Produktionstechnologien (PT) (3) Werkstofftechnologien (WT) (4) Ressourcentechnologie (RES) (5) Energietechnik (ENERG)

Der Schwerpunkt für die Entwicklung des Bereichs der (1) Optischen Tech- nologien sollte in der Region Mittweida liegen. Eine weitere Entwicklung des Bereichs der (2) Produktionstechnologie sollte neben Mittweida insbesonde- re in der Region Döbeln erfolgen. Die Bereiche (3) Werkstofftechnologie, (4) Ressourcentechnologie und (5) Energietechnik bieten sich insbesondere für die Region Freiberg an.

Allerdings könnten sich durch eine gezielte Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Mittweida und der TU Bergakademie Freiberg in den Bereichen (3) und (5) auch spezielle Möglichkeiten zur Entwicklung dieser Technologie- bereiche im Raum Mittweida ergeben. 68

5 Optionen einer zukünftigen Ausrichtung des Technologie-Profils

Eine selektive Entwicklung kann aufgrund von zum Einen der hohen strate- gischen Bedeutung (Biotechnologie) und zum Anderen spezieller Ausgangs- voraussetzungen vor Ort (Sensortechnik) in den folgenden zwei Bereichen angestrebt werden:

(6) Biotechnologie – mit Schwerpunkt auf „weißer“ Biotechnologie (7) Mikrosystemtechnik – mit Schwerpunkt auf Sensortechnik

Im Bereich (4) Ressourcentechnologien und (7) Mikrosystemtechnik beste- hen im Ergebnis der Betrachtung der Ausrichtung der Forschung an der TU Bergakademie Freiberg und dem Kurt-Schwabe-Institut Meinsberg e.V. noch unter Umständen nicht ausgeschöpfte Potenziale in der Verknüpfung der Themenfelder „Ressourcen“ und „Sensorik“. An dieser Stelle wird es darauf angekommen, inwieweit die Forschung in diesen Bereichen gezielt mitei- nander verbunden werden kann. Auch dies eröffnet u.U. neue Wertschöp- fungspotenziale für die Region Döbeln, die schon über die notwendige in- dustrielle Infrastruktur in diesem Bereich verfügt, um neue technologisch Entwicklungen beschäftigungswirksam zu absorbieren (vgl. z.B. die End- ress+Hausser Conducta GmbH & Co. KG in Waldheim).

Die nachfolgende Übersicht fasst die Empfehlungen zusammen:

Nr Bereich Döbeln Freiberg Mittweida

(1) Optische Technologien X

(2) Produktionstechnologien X X

(3) Werkstofftechnologien X (X)

(4) Ressourcentechnologie (X) X

(5) Energietechnik X (X)

(6) Biotechnologie (X)

(7) Mikrosystemtechnik X (X)

Als Instrumente zur Umsetzung bieten sich aufgrund der in der obigen Mat- rix aufgezeigten Technologiepolitiken verschiedene Instrumente an.

Technologiebereiche, die unmittelbar Teil der High-Tech-Strategie sind, werden in der Regel direkt oder indirekt über Förderprogramme des Bundes unterstützt.

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5 Optionen einer zukünftigen Ausrichtung des Technologie-Profils

Für Bereiche, die im speziellen Fokus der sächsischen Technologiepolitik liegen, kann prinzipiell mit einer Förderung auf Landesebene gerechnet werden. Für andere Bereiche, die nicht im speziellen Fokus des Bundes und der Länder liegen, müssten spezielle Entwicklungsinstrumente zur Förde- rung gefunden werden. In diesem Zusammenhang wird im Abschnitt 6.2 auf die Option zur Gründung eines regionalen Fonds zur Förderung innovativer Forschungsansätze eingegangen.

In jedem Fall verlangt die Entwicklung einzelner Technologiebereiche ein intensives Zusammenwirken zwischen den einzelnen Elementen des mittel- sächsischen Innovationssystems und den regionalen Verantwortungsträgern in Politik und Verwaltung. Für diese Koordination stehen im Landkreis schon eine Reihe von Institutionen zur Verfügung, die in diesem Zusammenhang eine Vermittlungs- bzw. Intermediärsfunktion einnehmen können.

An dieser Stelle seien folgende Institutionen beispielhaft genannt:

. das Regionalmanagement des Landkreises Mittelsachsen . die Städte Döbeln, Mittweida und Freiberg . die Technologie-Park Mittweida GmbH (TPM) . die Gründer- und Innovationszentrum Freiberg/Brand-Erbisdorf GmbH . die Saxonia Standortentwicklungs- und verwaltungsgesellschaft mbH . die Industrie- und Handelskammer Chemnitz – Region Mittelsachsen . die Hochschule Mittweida . die TU Bergakademie Freiberg . das Netzwerk Geokompetenzzentrum Freiberg e.V. und . der InnoRegio Mittelsachsen e.V., der als Verein eine Reihe der ge- nannten Institutionen zu seinen Mitgliedern zählt.

Eine besondere Bedeutung für die zukünftige Entwicklung könnte in einer intensiveren Funktion der Hochschulen als Unterstützer von forschungsba- sierten Gründungen liegen. Durch das novellierte Hochschulgesetz verfügen die Hochschulen der Region über die Möglichkeit, sich an wirtschaftlichen Unternehmungen zu beteiligen. Dies könnte genutzt werden, um aussichts- reiche Entwicklungen in unmittelbarer Nähe zur Hochschule zur Anwen- dungsreife zu bringen. Die Hochschule könnte dabei einen gewissen Schutzraum für die involvierten Forscher bieten und ihnen ausreichend Mög- lichkeiten und Sicherheiten bieten, um sich auf eine eventuelle Leitung die- ser forschungsbasierten Ausgründungen vorzubereiten (s.g. institutionali- sierte Ausgründungen). Zur Verfügungsstellung des dafür notwenigen Kapi- tals kann wiederum die Einrichtung des schon angesprochenen Innovations- fonds geprüft werden.

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5 Optionen einer zukünftigen Ausrichtung des Technologie-Profils

Zu prüfen wäre auch die Verwendung von Geldern aus forschungsorientier- ten Stiftungen bis hin zum Einsatz von s.g. Venture Capital – zur Verfügung gestellt aus öffentlichen und privaten Mitteln. Ferner könnte die spezielle Förderung der Umsetzung von s.g. „Science- & Technology-PPPs“ geprüft werden, indem die forschungsbasierte Ansiedlung von Industriepartnern im direkten Umfeld der Hochschulen und Forschungseinrichtungen gezielt un- terstützt wird.

BOX 2: Wissenschaftsräume in Sachsen

Im Zusammenhang mit dem gegenwärtig durch das SMWK in Fertigstel- lung befindlichen Sächsischen Hochschulentwicklungsplans 2020, der im Sommer 2011 vorgestellt werden soll, ist der „Wissenschaftsraum“ ein Schlüsselbegriff.

Nach Vorstellungen des Ministeriums sollen Wissenschaftsräume keine zusätzlichen institutionelle Ebenen sein, sondern die Vernetzung der Hoch- schulen, Forschungsinstitute und der Wirtschaft voranbringen, um Effizienz- gewinne zu erzielen und Kosten zu sparen. Sie sollen dazu dienen, die Kommunikation zwischen den Akteuren der Wissensgesellschaft für eine optimale Verwendung der Ressourcen in ihrem Raum zu fördern und den Technologietransfer zu stärken. Koordinatoren der Wissenschaftsräume sollen vor Ort Wirtschaft und Wissenschaft zusammenbringen und Koopera- tionen bei Infrastruktur, im IT-Bereich und der Weiterbildung anstoßen.39

Zunächst war man von drei großen Wissenschaftsräumen um die großen Universitäten in Dresden, Leipzig und Chemnitz (incl. der Hochschulen in Mittweida und Zwickau) ausgegangen und hatte Freiberg dem Wissen- schaftsraum „Dresden und Region“ zugeschlagen. Nach Interventionen aus der TU Bergakademie soll Freiberg nun ein eigenständiger Wissen- schaftsraum sein.

In der sächsischen Öffentlichkeit und Politik stoßen die Pläne der Wis- senschaftsräume jedoch auf starke Kritik, auch innerhalb der regierenden Koalition. Inwieweit die Pläne so umgesetzt und tatsächlich im sächsi- schen Hochschulentwicklungsplan verankert bzw. vom Parlament be- schlossen werden, bleibt deshalb abzuwarten.

Für eine vorgeschlagene bessere Kooperation der beiden Hochschulein- richtungen Mittelsachsens könnte eine mögliche Einordnung in verschie- dene Wissenschaftsräume aber eher hinderlich sein.

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6 Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung einer potenzialorientierten Entwicklungsstrategie

6 Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung einer potenzialorientierten Entwicklungsstrategie

Nachdem im vorherigen Abschnitt Leitlinien für die gezielte Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Mittelsachsens unter besonderer Berücksichtigung seiner technologischen Potenziale formuliert wurden, sollen im Folgenden konkrete Maßnahmen vorgeschlagen werden. Diese zielen im Grunde da- rauf ab, die Funktionalität des regionalen Innovationsystems als „Transmis- sionsriemen“ der technologischen Entwicklung maßgeblich zu stärken. Die vorgeschlagenen Maßnahmen gliedern sich dabei entsprechend des einge- nommenen Zeithorizonts in strategische (langfristig), taktische (mittelfristig) und operative (kurzfristig) umsetzbare.

6.1 Strategische Ebene – Spezialisierung auf Nischen

Die grundlegende strategische Ausrichtung einer regionalen Technologie- bzw. Innovationspolitik im Landkreis Mittelsachsen sollte im Sinne einer Spezialisierung an den vorhandenen Stärken im Bereich der Forschung und der Unternehmen orientieren.

Diese Ausrichtung ist nach Außen entsprechend zu kommunizieren und nach Innen mit konkreten Maßnahmen zu untersetzen. Für die strategische Positionierung der Region Mittelsachsen im Wettbewerb um Unternehmen und Arbeitsplätze kommt es dabei insbesondere auf ein deutliches Signali- sieren spezieller Stärken an, die nach Außen als Alleinstellungsmerkmal der Region wahrgenommen werden.

In diesem Zusammenhang liegt die Wahl des Begriffs „Technologieregion“ auf der Hand. Mit Beginn der 1980er Jahre wurde der Begriff der „Technologie- regionen“ in Deutschland erstmals etabliert. Hintergrund war der zunehmende Standortwettbewerb um Ansiedlungen und Unternehmensinvestitionen, For- schungsinfrastruktur sowie dem Erhalt eines attraktiven Umfelds der Bewohner.

Grundidee der Technologieregionen als Leitbild ist:

. Gestützt auf eine hochwertige F&E Infrastruktur bzw. Universitäten Technologieregionen sollen über Prozesse des Wissens- und Technologietransfers Inno- vationen in die Praxis sowie vor allem durch Spin-off- Firmengründungen innovative Impulse in die Regionalwirtschaft ge- tragen werden 45

45 Martina Fromhold Eisebitt, RWTH Aachen, Von der Technologie- zur Wissensregion, Neukonzeption an Hand des Beispiels der Region Aachen, Vortrag Uni Dortmund 2008 72

6 Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung einer potenzialorientierten Entwicklungsstrategie

In Deutschland erklären sich lediglich folgende 8 Regionen selbst als Tech- nologieregionen (Internetrecherche), wobei die Rechtfertigung nicht in allen Fällen gegeben erscheint:

Technologieregion Träger/Management

Aachen Wirtschaftsförderungsagentur AGIT

Karlsruhe TechnologieRegion GbR

Ruhr Regionalverband Ruhr

K.E.R.N. (Kiel, Eckenförde, Eingetragener Verein K.E.R.N. e.V., Rensburg, Neumünster) (am 31.12.2008 aufgelöst)

Technologieregion Berlin Südost Innovationspark Wuhlheide

Jena Technologie- und Innovationspark Jena

Ilmenau-Arnstadt (TRIA) Technologie- und Gründerzentrum Ilmenau

Bayerischer Wald Technologie Campus Freyung der Hochschule Deggendorf

Als erste Technologieregionen in Deutschland haben sich Karlsruhe und Aachen gebildet. Die Technologieregion Karlsruhe bspw. wurde im Jahre 1987 als Aktionsgemeinschaft von zehn Städten, vier Landkreisen und ei- nem Regionalverband in der Region Mittlerer Oberrhein gegründet.

Zur Bündelung der Außendarstellung und der Abwicklung weiterer Aktivitä- ten gründete sich 1987 die TechnologieRegion Karlsruhe GbR. Die Ge- schäftsführung liegt von Beginn an bei der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe. Hintergrund der Initiative zur Technologieregion Karlsruhe waren wirtschaftliche Strukturprobleme zu Anfang der 80-iger Jahre in der Region, die mit dem Verlust von 25.000 Industriearbeitsplätzen und einer relativ ho- hen Arbeitslosigkeit einhergingen.

Im Bereich Forschung vermarktet sich die Technologieregion Karlsruhe im Internet mit impulsgebenden Wissenschaftsdisziplinen, den „Kompetenz- schwerpunkten“, wie:

. Informations- und Kommunikationstechnologien . Nanotechnologie . Mikrosystemtechnik . Mechatronik und weitere mehr

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6 Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung einer potenzialorientierten Entwicklungsstrategie

Diese Kompetenzschwerpunkte werden durch zahlreiche Forschungseinrich- tungen und Hochschulen, aber auch durch innovative Unternehmen vertreten. Die Technologieregion Aachen entwickelte sich eher aus der starken Basis hochwertiger Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen (RWTH, FH, FZ Jülich) mit 2.500 Wissenschaftlern und 40.000 Studenten heraus.

Im Osten Deutschlands bezeichnen sich lediglich drei Regionen aktiv als Technologieregionen. In Ilmenau-Arnstadt und Jena wird das Bestreben seit Mitte der 90er Jahre deutlich. Basis waren hier die starken Umbrüche bei der Transformation der sozialistischen Planwirtschaft in eine Marktwirtschaft ver- bunden mit hoher Arbeitslosigkeit und Abwanderung. Vermarktet wird hier die jeweils starke Forschungslandschaft mit Hochschulen und zahlreichen außer- universitären Forschungseinrichtungen. Initiatoren waren an beiden Standor- ten in starkem Maße die Gründerzentren, wie der Technologie- und Innovati- onspark Jena bzw. das Technologie- und Gründerzentrum Ilmenau. Die Regi- on Ilmenau wirbt mit den Branchenkompetenzfeldern Mess- und Regelungs- technik, Elektrotechnik, Maschinenbau und Metall, Jena mit der Optik.

Aus diesen Gründen kann die Bezeichnung des Wirtschaftsstandortes Landkreis Mittelsachsen als

TECHNOLOGIEREGION MITTELSACHSEN erwogen werden. Um eine ausreichende Abgrenzung zu schon bestehenden regionalen Vermarktungskonzepten mit der gleichen Bezeichnung zu errei- chen, können dem Titel im Ergebnis der hier vorgenommenen Untersuchung die Schlagwörter „Ressourcen – Laser – Sensorik“ im Sinne einer Konkreti- sierung hinzugefügt werden:

TECHNOLOGIEREGION MITTELSACHSEN Ressourcen – Laser – Sensorik

Es sei in diesem Zusammenhang ergänzt, dass die Bezeichnung als Technolo- gieregion Mittelsachsen schon einmal im Zusammenhang mit der Ausrichtung der sächsischen Technologiepolitik vorgeschlagen wurde. Im Jahre 2007 noch als „Technologie- und Energieregion“ mit dem SMI diskutiert, konnte allerdings in einem noch nicht konsolidierten Umfeld im Zuge der Neuformierung des Landkreises Mittelsachsen kein Umsetzungsprojekt formuliert werden.

Die Entstehungsgeschichte anderer Technologieregionen in Deutschland zeigt, dass die Bezeichnung nicht als reine Marketingbezeichnung eingeführt wurde. Ganz im Gegenteil wurde die Einführung von konkreten regionalpoli- tischen Erwägungen begleitet und mit einer Organisation versehen.

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6 Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung einer potenzialorientierten Entwicklungsstrategie

In Bezug auf die Frage, welche Institutionen bzw. Akteure diese Form der Organisation in Mittelsachsen tragen könnten, sei auf die in Abschnitt 5.3 genannten Verwaltungsebenen, Entwicklungsgesellschaften, Interessen- vertreter und Vereine verwiesen. Es könnte in diesem Zusammenhang an- gestrebt werden, noch in der ersten Jahreshälfte 2011 ein erstes Zusam- mentreffen zu organisieren, bei dem u.a. festgelegt wird, welche Einrichtung die LEIT-Funktion in diesem Prozess übernehmen soll.

6.2 Taktische Ebene – Aufbau eines Informations-Pools / Innovations-Fonds

Im Abschnitt 4 wurde auf die unzulängliche Datenbasis zur Analyse des techno- logischen Profils der Unternehmen verwiesen. Während die amtliche Statistik zwar aussagekräftige Daten hinsichtlich der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einzelner Bereiche des Verarbeitenden Gewerbes liefert, kann mit dieser Form der Daten kein tiefgründiges Bild über die in den Unternehmen zum Einsatz kommende Technologie gegeben werden. Dieses wäre jedoch notwendig, um z.B. bei der Verwertung von Patenten der Hochschulen Unternehmen konkret auswählen und ansprechen zu können. Wenngleich die ebenfalls verfügbare KWIS-Datenbank konkret darauf abzielt, die Recherche nach Unternehmen einer speziellen Profilrichtung zu unterstützen, liefert auch diese Quelle nicht die notwendigen Informationen zur gezielten Selektion und Ansprache von Unter- nehmen zum Zwecke des Technologietransfers.

Für eine möglichst treffsichere Adressierung der Unternehmen im Rahmen von Maßnahmen des Technologietransfers sind s.g. Mikrodaten notwendig, die bis hin zu den eingesetzten Maschinen feinstrukturierte Daten zur tech- nologischen Ausrichtung und Positionierung enthalten. Um diese zu erheben, ist ein Projekt durchzuführen, in dem nach einer Vorauswahl – z. B. in Abhängigkeit von der konkreten WZ-Gliederungsebene – Unternehmen der Region Mittelsachsen untersucht werden. Aus technologischer Sicht empfehlen sich dafür die folgenden WZ-Gliederungsnummern:

Nr. Bezeichnung Anzahl Unternehmen mit

≥ 20 MA ≥ 50 MA

25 Herstellung von Metallerzeugnissen 61 24

26 Herstellung v. DV-Geräten, elektroni- 11 10 schen u. optischen Erzeugnissen

27 Herstellung v. elektr. Ausrüstungen 14 7

28 Maschinenbau 40 18

Gesamt 126 59 75

6 Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung einer potenzialorientierten Entwicklungsstrategie

In der Abgrenzung der Unternehmen mit 50 und mehr Mitarbeitern würde dies z.B. ein Portfolio von rund 60 Unternehmen umfassen. Die konkrete Umsetzung könnte innerhalb einer Kooperation als gemeinsames Projekt von 2-3 Partnern aus dem Landkreis Mittelsachsen erfolgen. Diese müssten über entsprechende Vorkenntnisse der Strukturen verfügen. Einer der Part- ner sollte die wissenschaftliche Leitung übernehmen und für die Untersu- chung ein entsprechend fundiertes Konzept formulieren, welches auf Ergeb- nissen aus der Technologie- bzw. Innovationsforschung aufbaut.

Der konkrete Einsatz der gewonnen Daten zur zielgerichteten Durchführung von Projekten des Wissens- und Technologietransfers ist durch ein Gremi- um, gebildet u.a. aus Vertretern der regionalen Wirtschaft und der Hoch- schulen und Forschungseinrichtungen, zu überwachen. An dieser Stelle sei auf die spezielle Funktion eines regionalen Innovationsfonds verwiesen, der mit konkretem finanziellen Engagement und intensiver Projektbetreuung Transferprojekte vor Ort in der Region fördert und steuert. Die Bildung eines derartigen Fonds befindet sich schon in der Diskussion. Das im vorherigen Abschnitt angeregte Treffen maßgeblicher regionaler Akteure könnte genutzt werden, um diesen Fonds im Zuge der Entwicklung einer Technologieregion Mittelsachsen zu begründen. Für dessen konkretes Design kann auf Erfah- rungen aus neuerlichen Entwicklungsprojekten für s.g. Venture Capital- Fonds mit Inkubatorfunktion verwiesen werden. Aktuell bearbeitet die TU Dresden ein Projekt in diesem Bereich. Dessen Ergebnisse werden in ca. 24 Monaten zur Verfügung stehen.

6.3 Operative Ebene – Veranstaltung Technologie-Transfer- Forum MSN

Die Ergebnisse der Studie liefern einen unmittelbaren Impuls für die Intensi- vierung des Wissens- und Technologietransfers in der Region Mittelsach- sen. Wie eine konkrete Veranstaltung in diesem Zusammenhang aussehen kann, soll im Folgenden anhand eines für Ende Mai 2011 geplanten Techno- logie-Transfer-Forums aufgezeigt werden. Im Rahmen des Forums, welches gemeinsam von der TU Bergakademie Freiberg und dem InnoRegio Mittel- sachsen e.V. organisiert wird, werden interessierten Unternehmen aus der Region Mittelsachsen ausgewählte Ergebnisse eines größeren Forschungs- projekts im Entwicklungsfeld „Werkstoffe“ vorgestellt. Konkret handelt es sich dabei um Entwicklungen aus dem Projekt „Funktionales Strukturdesign neuer Hochleistungswerkstoffe durch Atomares Design und Defekt- Engineering (ADDE)“, welches im Rahmen der s.g. Landesexzellenzinitiative auf der Basis von Spitzentechnologieclustern durchgeführt wird.

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6 Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung einer potenzialorientierten Entwicklungsstrategie

Ziel des Spitzentechnologieclusters ADDE ist die Entwicklung moderner Hochleistungswerkstoffe mit hoher Funktionalität und Effizienz für Kommuni- kation, Mobilität, Energie und Umwelt (siehe auch 4.2.1).

Im Fokus des Vorhabens stehen Materialien für die Photovoltaik, Materialien für die Mikroelektronik wie z.B. Materialien für elektronische Schalter Spei- cher und Sensoren, ultraharte Werkstoffe für die Herstellung von Werkzeu- gen, hochtemperaturkorrosionsfeste Werkstoffe und hochfeste duktile Werk- stoffe für den Maschinen- und Fahrzeugbau.

Der gemeinsame wissenschaftliche Ansatz aller 16 überwiegend grundla- genforschungsorientierten Teilprojekte ist die gezielte Einstellung von Mate- rialeigenschaften durch den Einbau von Defekten in die atomare Struktur der Werkstoffe. Diese Defekte werden als gezielte Möglichkeit der Verbesserung der Materialeigenschaften betrachtet.

Am Beispiel aus dem Bereich der Forschungsgruppe „Funktionelle Nano- komposite“ von ADDE soll ein Technologietransferweg aufgezeigt werden. Dazu wurde das Teilprojekt 5: „Defektgestützte Grenzflächenstabilität und mechanisches Verhalten metastabiler Grenzflächen“ ausgewählt. Ein Anwendungsbereich des Teilprojektes ist die Verbesserung kommerziel- ler Hartstoffe durch das Defekt-Engineering, bspw. als Ersatz für Diamant.

Dies betrifft insbesondere die Erhöhung der Standzeit von Werkzeugen bei der schmiermittelfreien Hochgeschwindigkeitsbearbeitung von Stählen und bei Tiefziehwerkzeugen sowie anderen metallischen Werkstoffen. Dabei kommt es darauf an, eine hohe Härte bei Temperaturen bis 900 °C zu errei- chen. Im Rahmen der FuE-Arbeiten wurde ermittelt, dass sehr gute Eigen- schaften mit Hartstoffschichten auf der Basis von (Ti,Al)N-Nanokompositen erreicht werden können.

Chancen bei der Anwendung der Technologie ergeben sich für:

. Hersteller von Werkzeugen zur spanenden Bearbeitung sowie von Tiefziehwerkzeugen . Hersteller der Nanokomposite und Unternehmen der Oberflächen- beschichtung . Anwender dieser Werkzeuge, die vom Vorteil der neuen Werkzeuge bezüglich Standzeit, Kosten, und Materialeffizienz profitieren können

Weitere Forschungsarbeiten im Sinne der angewandten Forschung sind zur Übertragbarkeit in die Unternehmen erforderlich.

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6 Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung einer potenzialorientierten Entwicklungsstrategie

Zur Beförderung des Prozesses des Transfers führt der InnoRegio Mittel- sachsen e.V. am 31.05.2011 diesen Technologietransfer-Treff durch, der die aktuellen Ergebnisse der Forschung zur Hartstoffschichttechnik vorstellt und die Chancen der Anwendung verdeutlichen soll.

Die Art und Weise der Durchführung dieses Technologie-Transfer-Forums Mittelsächsisches Innovationsforum könnte ein Beispiel für zukünftige Veranstaltungen dieser Art sein. Nach Aussagen vieler Vertreter von Unternehmen und Forschungseinrichtungen bestünde in diesem Zusammenhang auch die Chance zur Organisation ei- nes regelmäßig stattfindenden „Mittelsächsischen Innovationsforums“.

Dieses könnte z.B. mit Vorträgen von Referenten beider Hochschulen re- gelmäßig einen Achtungszeichen setzen und die Kommunikation zwischen allen Elementen des mittelsächsischen Innovationsystems – insbesondere zwischen Vertretern der Hochschulen (z.B. Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiter) generell verbessern. Dieses regelmäßige Forum könnte auch das Podium zur Vergabe eines „Mittelsächsischen Innovationspreises“ Mittelsächsischer Innovationspreis bilden und herausragende Kooperationsergebnisse würdigen. Als Organisa- tor dieser mittelsächsischen Veranstaltung könnte das Regionalmanage- ment bzw. die Abteilung Wirtschaftsförderung des Landkreises in enger Ab- stimmung mit den Hochschulen fungieren.

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7 Zusammenfassung und Ausblick

7 Zusammenfassung und Ausblick

Die vorliegende Studie hatte zum Ziel das technologische Potenzial des Wirtschaftsstandorts Landkreis Mittelsachsen zu analysieren, um daraus konkrete Empfehlungen für die Entwicklung der Region abzuleiten. Zudem sollte ein Beitrag für die Formulierung einer Strategie zur überregionalen Positionierung bzw. Außendarstellung des Landkreises gegeben werden. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass der Wirtschaftstandort Landkreis Mittel- sachsen über ein spezifisches technologisches Profil verfügt, welches weiter ausgebaut und punktuell ergänzt werden kann. Die Ergebnisse sprechen dafür, auf die konkreten Standortpotenziale der drei Standorte Döbeln, Frei- berg und Mittweida einzugehen und durch gezielte Verknüpfung einzelner Kompetenzfelder eine gezielte gemeinsame Entwicklung der gesamten Re- gion Mittelsachsen zu erreichen.

Konkret werden folgende Vorschläge unterbreitetet:

1. Vermarktung des Wirtschaftsstandorts als TECHNOLOGIEREGION MITTELSACHSEN unter der zukünftigen Träger- schaft einer Vereinigung regionaler Institutionen

2. Projektbezogener Aufbau eines gemeinsamen INFORMATIONSPOOLS mit Mikrodaten zum technologischen Profil ausge- wählter Teilbranchen und Unternehmen der Region

3. Organisation und Durchführung eines regelmäßig stattfindenden MITTELSÄCHSISCHEN INNOVATIONSFORUMS zur Intensivierung der Kontakte zwischen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unterneh- men aus der Region.

Insbesondere eine Intensivierung der Kontakte zwischen den einzelnen Akteu- ren des mittelsächsischen Innovationssystems – gefolgt von konkreten Projek- ten – könnte eine integrierende Wirkung zeigen und zur Entwicklung eines „Wir-Gefühl“ in der Region Mittelsachsen beitragen. Letztlich ist das Erreichen eines derartigen Zusammenhalts auch die Bedingung für die erfolgreiche Po- sitionierung der Region nach Außen – innerhalb eines mittlerweile mindestens europäischen Wettbewerbs um Unternehmen und Arbeitsplätze.

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Anhang

Anhang

Abgeschlossene Projekte des Kurt-Schwabe-Institutes

Projekttitel Kooperationspartner Laufzeit

Entwicklung optischer Sensoren zur Technische Universität Chemnitz, 01/2009- Online-Messung von Strömungen in Institut für Mechanik 04/2009 Mikrostrukturen (abgeschlossen)

Biokompatibles Sensor-array-System mit Universität Bayreuth, Friedrich- 01/2007- Schnellankopplungsmechanismus für eine Bauer-Forschungsinstitut für Bio- 06/2009 Online-Messung in der Zellkulturtechnik materialien Bayreuth (abgeschlossen)

Graphit als Elektrodenwerkstoff für Multi- 07/2007- funktions- und Mehrparameter- 12/2009 Dickschichtsensoren, besonders zur (abgeschlossen) Schadstoffbestimmung im Umweltbereich

Entwicklung neuer Herstellungsmethoden Dr. Müller Gerätebau GmbH, 01/2008- für enzymbasierte Polymermembranenfür Freital 04/2010 die Messung in extrazellulären Flüssig- (abgeschlossen) keiten und deren Validierung

Verbundprojekt: Optimierung von Endress+Hauser, Conducta 04/2008- biotechnologischen Fertigungsprozes- GmbH + Co. KG, Gerlingen, 03/2011 sen durch die Anwendung eines neuar- Sika Werke GmbH, Leipzig, (abgeschlossen) tigen dCO2-Sensors mit erweiterbarem TU Dortmund Messbereich und biozider Membran. BISANTECH-NUOVA GmbH & Teilprojekt: Elektrolytsystem und Kalib- Co.KG, ration Bitterfeld, MAL Mikrobiologisch-analytisches Labor GmbH, Stollberg

Prozessoptimierung der Biogaserzeu- IASP Institut für Agrar- und Stadt- 06/2008- gung mittels innovativer Mess- und Re- ökologische Produkte an der 11/2010 geltechnik zur Erfassung des gelösten Humboldt-Universität zu Berlin (abgeschlossen) Wasserstoffs als mikrobielles Schlüssel- TEB Ingenieurbüro Peter Zim- intermediat (BINERWA). Teilprojekt: mermann, Berlin, Sensoren zur Langzeitmessung des elbe bioenergie GmbH, Stendal gelösten Wasserstoffs in Biogasanlagen

Miniaturkalorimeter mit integriertem TU Bergakademie Freiberg, Insti- 08/2008- Sensorarray. Teilthema: Entwicklung tut für Physikalische Chemie, 01/2011 eines elektrochemischen Sensorarrays IMM Ingenieurbüro, Mittweida (abgeschlossen)

Modulares Korrosionsmesssystem 02/2009- (KMS) 03/2011 (abgeschlossen) 79IV

Anhang

Elektrochemische Sensoren durch Me- Hochschule Mittweida (FH), Uni- 03/2009- tall- oder Legierungsabscheidungen versity of Applied Sciences 02/2011 (abgeschlossen)

Neubau Laborgebäude 12/2007- Kurt-Schwabe-Institut 02/2011 (abgeschlossen)

Kooperationspartner

universitär außeruniversitär

MSN HS Mittweida (FH), University of Applied Science

TU Bergakademie Freiberg

SN TU Chemnitz Forschungszentrum Rossendorf e.V. (FZD)

TU Dresden Frauenhofer-Institut für Werkstoff- und Strahl- technik, Dresden (IWS)

Universität Leipzig Frauenhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfver- fahren, Dresden (IZFP)

- Frauenhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mik- rointegration, Chemnitz (IKTS)

Frauenhofer-Institut für Keramische Technolo- gien und Systeme, Dresden (IZFP)

D HS Karlsruhe Technik und Wirt- Forschungszentrum Jülich GmbH schaft, University of Applied Scien- ce

Rheinisch-Westfälische Technische fzmb e.V., Forschungszentrum für Medizintech- HS Aachen nik und Biotechnologie e.V., Bad Langensalze

TU Berlin Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte an der Humbolt-Universität zu Berlin (IASP)

TU Dortmund Institut für Bioprozess- und Analysemesstechnik e.V. (iba), Heilbad Heiligenstadt

TU Ilmenau Karl-Winnacker-Institut der DECHEMA e.V., Frankfurt am Main TU München

Universität Bayreuth

A - Central Elektrochemical Research Institute (CECRI), Karaikudi, India

Central Elektronics Engeneering Research Institute (CEERI), Pilani, India V

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Literaturverzeichnis

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VIII

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