Die Armleuchteralgen (Characeae) Sachsen-Anhalts
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Die Armleuchteralgen (Characeae) Sachsen-Anhalts BERICHTE des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 1 / HEFT 2013 BERICHTE des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt HEFT 1 / HEFT 2013 HEIKO KORSCH Berichte des Die Armleuchteralgen Landesamtes für Umweltschutz (Characeae) Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalts 2013 – Heft 1 Inhalt Einleitung ..................................................................................................................................... 2 Geschichte der Erforschung ........................................................................................................ 3 Aktuelle Erfassung ....................................................................................................................... 6 Danksagung und Mitarbeiter ....................................................................................................... 8 Besiedelte Lebensräume und Gebiete ........................................................................................ 9 Armleuchteralgen in der FFH-Richtlinie der EU ........................................................................ 14 Bemerkungen zu Morphologie und Biologie .............................................................................. 17 Finden und Bestimmen von Armleuchteralgen .......................................................................... 20 Checkliste der Armleuchteralgen Sachsen-Anhalts ................................................................... 28 Artdarstellungen ........................................................................................................................ 29 Fragliche bzw. Fehlangaben ...................................................................................................... 82 Literatur ..................................................................................................................................... 84 Dieses Heft wurde mit Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER) erstellt. 1 Einleitung Bei den Armleuchteralgen handelt es sich um meist untergetaucht lebende, makroskopisch erkennbare grüne Pflanzen. Ihr Vegetationskör per ist für Algen stark differenziert und besteht aus einer mit wurzelähnlichen Gebilden veran- ker ten Achse mit Knoten und von dort abgehen- den quirlig gestellten Ästen und an diesen sit- zen den „Blättchen“. Charak teristisch sind die oft auffällig gefärbten Fortpflanzungsorgane. Der Name Armleuchteralge leitet sich von der an einen Mehrfach-Kerzenständer erinnern den Form der Astquirle ab. Neuere molekular biolo- gische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Charophyceae näher mit den Moosen und Abb. 2/1: Sprossspitze der Steifborstigen Arm- HöherenPflanzenalsmitvielenanderenAlgen leuchter alge (Chara hispida) aus einem ehemaligen Steinbruch bei Schwanebeck. gruppen ver wandt sind (z.B. MCCOURT et al. 2004, QUI 2008). Weltweit umfasst die Klasse etwa 450 Arten, in Deutschland kommen 36 vor. dere bei extensiver Bewirtschaftung eine be- Aus Sachsen-Anhalt sind davon derzeit 19 Arten sondere Beachtung und können seltene Arten nachgewiesen.SieallegehörenzurFamilieder beherbergen. Aber auch die vielen Klein- Characeae. gewässer der Flussauen und der Kulturland- Die meisten Vertreter der Characeae sind schaft sind bedeutsam für Armleuchteralgen. an saubere Gewässer gebunden. Die einzelnen EinigeArtensindinihremVorkommensogarauf Sip pen weisen oft eine deutliche Präferenz solche Gewässer beschränkt oder haben hier bezüglich des Karbonatgehaltes des Wassers ihrenVerbreitungsschwerpunkt. auf. Die Mehrzahl der Chara-Arten bevorzugen Neuerdings wurde die Bedeutung der Arm- karbonatreiche Gewässer. Bei den meisten leuchteralgen als Indikator für nährstoffarme Nitella-Arten ist es umgekehrt. Ty pisch ist ihr Ge wässer durch ihre Berück sich tigung in der teilweise unregelmäßiges Auftreten. So kann Wasserrahmen- und der Fauna-Flora-Ha bi tat- man in einem Jahr einen großen Bestand an Richtlinie der Europäischen Union (EUROPÄISCHE Armleuchteralgenvorfinden,umsieimnächsten KOMMISSION 2000, 1992) ausdrücklich un ter- im gleichen Gewässer vergeblich zu suchen. strichen. Wenn sie jedoch ein Gewässer erst einmal besiedelt haben, findet man oft zahlreiche Ver mehrungs einheiten (Oosporen) im Sediment. Diese blei ben lange Zeit, z.T. jahrzehntelang keim fähig (KRAU SE 1997) und können bei veränderten Um weltbedingungen oder nach einer Sanierung des Gewässers erstaunlich schnell wieder zu großen Beständen führen. Umgekehrt erliegen viele Arten der Characeae im Zuge der Sukzession vor allem in kleineren Gewässern sehr schnell dem Konkurrenz druck anderer Makrophyten. Eine Reihe von Arm leuchteralgen weist eine jahreszeitliche Bindung auf, es lassen sich Früh jahrs- und Sommer/Herbst-Arten unter- schei den. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Was ser tem peratur. Aufgrund des weitgehenden Fehlens natür- licher Seen in Sachsen-Anhalt haben durch den Menschen geschaffene Sekundärgewässer die größte Bedeutung als Lebensraum für Arm leuchter algen. Hier sind zunächst die wasser- gefüllten Restlöcher des Braunkohle, Kies, SandundTonabbauszunennen.InweitenGe bieten sind dies heute die einzigen Chara ceen- Gewässer. Alte Fischteiche verdienen insbeson- Abb. 2/2: Bestand der Hornblättrigen Armleuchter alge (Chara tomentosa) nahe des Hufeisensees bei Halle. 2 Geschichte der Erforschung Anfänge In den Anfangsjahren der Floristik wurden die Arm leuchteralgen in der Regel zusammen mit den Höheren Pflanzen bearbeitet und daher in vielen Floren abgehandelt. Vor allem in der Zeit zwi schen 1800 und 1900 kam es zu einer ersten Blü te der Beschäf tigung mit den Chara- ceae in Deutsch land. Leider wurde den Arm- leuchteralgen in Sach sen-Anhalt schon damals deutlich we ni ger Auf merk samkeit ge widmet als in manch ande ren Gebieten. Der erste Botaniker, der mehr als nur ganz ver einzelte Angaben zu Armleuchteralgen aus Sachsen-Anhalt publiziert hat, ist Friedrich Wil- helm WALLROTH (1792–1857, Abb. 3/1). Er geht in seinem „Annus botanicus …“ von 1815 auch auf eine Reihe von Chara-Arten ein. Das näch- ste Werk mit Hinweisen zu den Armleuch ter algen ist die 1832 erschienene zweite Auflage der „Flora Halensis“ von Kurt SPRENGEL (1766–1833). Dessen Angaben von Armleuchteralgen be ru- hen aber wohl zu großen Teilen auf den Beo- bach tungen von WALLROTH. WALLROTH selbst hat 1833 die „Flora Cryptogamica Ger maniae“ ver- Abb. 3/1: F. W. WALLROTH (1792-1857). öffentlicht. Dieses Werk gehörte zu der von M. J. BLUFF & C. A. FINGERHUTH heraus gege be nen nennen.DergrößteTeilderzurWendevom19. Reihe „Compendium Florae Ger ma nicae“. Hierin zum 20. Jahrhun dert vor han denen Kenntnisse ent hal ten sind wieder einige für Sachsen-Anhalt wird von Walter Emil Friedrich Au gust MIGULA bedeut same Angaben zu Cha ra ceen. Leider (1863–1938) in seinem Buch „Die Cha raceen sind die Fundort beschrei bungen von WALL ROTH Deutsch lands, Oester reichs und der Schweiz“ in vielen Fällen sehr all ge mein gehalten. Oft von 1897 zu sam men fassend dar ge stellt. Aber steht nur „agri halens.“ [Umfeld von Halle] oder auch hier sind wieder nur wenige neue Angaben Ähnliches. In der 1845 erschienenen „Phyco aus Sach sen-Anhalt enthalten. logia germa nica“ von Friedrich Traugott KÜTZING Die von WALLROTH eingeführten Namen für (1807–1893) sind wenige das Bear bei tungs ge- Characeen aus Sachsen-Anhalt (z.B. Chara cri biet betreffende Vorkommen genannt. August nita, C. ceratophylla) werden inzwischen alle als GARCKE (1819–1904) führt im Krypto gamen band Sy no nym zu bereits vorher beschriebenen Ar ten (1856) seiner „Flora von Halle“ immerhin mehr betrachtet. 1834 hat KÜTZING einen kleinen Bei- als20VorkommenvonCharaceenauf.VonGott trag zur „Beschreibung einiger neuen Arten der lob Ludwig RABEN HORST (1806–1881) werden in Gat tung Chara“ publiziert. Darin findet sich die seinerKryptogamenfloravon1863vorallemdie Be schreibung der Art Chara pedunculata. KÜT bisher publi zier ten Quellen ver wendet, aber kaum ZINGbemerktdazu„Ichfandsieindenstehenden neue Erkenn tnisse beige tragen. All diese Werke salzigen Gewässern un weit des salzigen Manns- be schrän ken sich weit gehend auf Funde in der felder See’s, unter Ch. crinita Wallr. Sie hat den Umge bung von Halle und des Salzigen Sees. Habitus von Ch. hispi da,gehörtaberunterdiese Einige Angaben aus den Umgebungen von Sippe“. Es gibt je doch einen weite ren von KÜT ZING Bern burg und Dessau sind bei Samuel Heinrich aufgestell ten, noch älteren Namen der ebenfalls SCHWA BE (1789–1875) im 2. Band der „Flora An- dieser Art zu zu ordnen ist. Aus der Umgebung von haltina“ (1839) enthalten. Außer den ge nann- Bad Tenn städt in Thü ringen hat er 1832 Chara ten Arbeiten beschränken sich die Kennt nisse acu leolata beschrie ben. Lange Zeit wurde dieser zumfrüherenVorkommenderArmleuchteralgen Name als syno nym zu C. intermedia A. BRAUN weitgehend auf eine relativ gerin ge Anzahl von betrachtet. Eine Überprüfung des Typusmaterials Herbarbelegen. Belege aus Sach sen-Anhalt ergab je doch, dass er wie C. pedunculata auf die findensichzwarweltweitineinerganzenReihe seit langem C. polyacantha A. BRAUN genannte größerer Herbarien, doch bleiben sie überwie Sippe zu beziehen ist. Von den aus Sachsen gend auf Aufsammlungen aus dem Umfeld des Anhalt be schriebenen Arten ist deshalb