Spiel Der Welt
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S_01_Titel 15.03.2006 14:54 Uhr Seite 3 MAGAZIN DER BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG Nr. 18 / März 2006 SPIEL DER WELT DAS FUSSBALL-HEFT ::LVVHQZDVPDQZLOOLVVHQZD 6FKOLFKWH3DUROHQXQGHLQIDFKH:DKUKHLWHQ (LQVLFKWHQJHZLQQHQ ²GLHÅ,QIRUPDWLRQHQ K|UVWGXMHGHQ7DJ:HUQLFKWDOOHVJODXEHQ ]XUSROLWLVFKHQ%LOGXQJµXQGYLHOHDQGHUH ZLOOEUDXFKWIXQGLHUWH6WDQGSXQNWH$XI 3XEOLNDWLRQHQ]XPRQOLQH/HVHQRGHU ZZZESEGHKROVWGXGLUGDVSROLWLVFKH:LV +HUXQWHUODGHQ VHQ]XGHQ7KHPHQGLHGLFKDQJHKHQ9RQ$ ZLH$UEHLWVPDUNWELV=ZLH=XZDQGHUXQJ %HJULIIHQDFKVFKODJHQ²PLWGHQ SROLWLVFKHQ2QOLQH/H[LNDDXIZZZESEGH ZZZESEGHLVWGLH,QWHUQHW$GUHVVHIUDOOH GLHPHKU:LVVHQZROOHQ=XP%HLVSLHOEHU GDVSROLWLVFKH6\VWHPXQGGLH*HVFKLFKWH $QVLFKWHQYHUVWHKHQ ²GLH9LGHR 'HXWVFKODQGV'LH5XEULNÅ7KHPHQ´ELHWHW ,QWHUYLHZVPLW([SHUWHQXQG=HLW]HXJHQ EHUVLFKWOLFKH6FKZHUSXQNWHPLWYLHOHQ 3XEOLNDWLRQHQXQG0DWHULDOLHQ]XDOOHQ3ROLWLN IHOGHUQ :LVVHQEHVWHOOHQ²%FKHU0DJD]LQH XQG&'520VEHUGHQ2QOLQH6KRSQDFK +DXVHOLHIHUQODVVHQ 3OlQHVFKPLHGHQ ²GHU 9HUDQVWDOWXQJVNDOHQGHUXQGGLH5XEULN Å9HUDQVWDOWXQJHQ´PLW$NWLRQHQXQG )HVWLYDOVUXQGXP3ROLWLNXQG*HVHOOVFKDIW ZZZESEGH 3ROLWLVFKHV:LVVHQLP,QWHUQHW S_03_Inhalt 16.03.2006 9:44 Uhr Seite 1 EDITORIAL / INHALT 4 Platzwahl: Fußball,heißt es,ist die schönste Nebensache der Welt.fluter hat nachgeschaut. 6 Nachspielzeit: Der ecuadorianische Schiedsrichter Byron Moreno. 9 Abseitsposition: Emmanuel Olisadebe war mal Polens Torjägerhoffnung. 10 Wechselabsicht: Johnny Sandino lebt in Costa Rica und hat eine Zukunft – dank „Fútbol por la vida“. 14 Personalfrage: Warum Juden manchmal gar keine Juden sind. 16 Sportlerherz: Neun Liebeserklärungen an den Fußball. 20 Mengenlehre: Was im Stadion geschieht und warum es weniger Spaß macht, Fußball allein zu schauen. Interview mit Joachim Hohl. 23 Verwarnung: Manche Leute sind im Stadion einfach fehl am Platz. 24 Wurzelbehandlung: Das Wunder von Bern: ein Mythos? 26 Zeitlupe: Von China bis ins Deutsche Kaiserreich – die Geschichte des Fußballsports. 28 Spielmacher: Die Münchner Initiative „bunt kickt gut“. 30 Ausgleichstreffer: Interview mit Birgit Prinz, der Weltfußballerin. Editorial 34 Verbandsmaterial: Die Fifa und die Vergabe der WM. Fußball ist ein globales Phänomen. Ein radikales Medi- 38 Ehrentreffer: Manchmal denken Fußballer über die 90 Minuten hinaus. um, wie sonst nur Geld, Gott und wenig anderes. Fuß- ball begeistert Menschen jeglichen Alters und jeglicher 40 Spielvereinigung: Interview mit Franklin Foer über einen Sport als Bei- Herkunft. Gekickt wird in den Andenausläufern von spiel für das Funktionieren der Globalisierung. Ecuador ebenso wie im niederländischen Flachland. Über Fußball werden heute Megamarken bestimmt,das 43 Impressum Spiel wird immer wieder, z.B. bei Weltmeisterschaften, 44 Fanprojekt: Was machen eigentlich Ultras? ein ökonomischer Machtfaktor und bekommt enorme mediale Bedeutung. Das Geschehen im Stadion wird 44 Werbebande: Der Marketingwahn im WM-Jahr. zum emotionsgeladenen Massenerlebnis, das Gemein- schaftsgefühl stiftet oder auch Gewalttätigkeiten eine 46 Austragungsorte: Wenn Fußball zur Politik wird. Und umgekehrt. Olaf Unverzart Plattform gibt. Dieser Sport schreibt Geschichten und macht mitunter auch Geschichte,wie 1954,als die Welt- 50 Ehrenrunde: Gewinnspiel. privat, meisterschaft für (West-)Deutschland zu einem Grün- dungsmythos wurde. Deshalb fragt fluter im WM-Jahr: Warum ist Fußball so wichtig? Wie wurde Fußball zum otos Inhalt: Caroline von Lowtzow, 28, interessiert sich nur dann für Fuß- Weltsport des 20. und 21. Jahrhunderts? ball, wenn die Europa- oder die Weltmeisterschaften stattfin- fluter berichtet aus den Ländern unserer WM-Gegner laif F / den. Als sie hörte, dass sich Fans der Tottenham Hotspur für in der Vorrunde,aus Costa Rica,Ecuador und Polen.flu- Juden halten und feiern, obwohl sie keine sind, fand sie das ter spricht mit der erfolgreichsten deutschen Spielerin, trotzdem sofort spannend genug,um sich mit dem Sport zu be- Birgit Prinz. Und wir fühlen der scheinbar allmächtigen schäftigen. Ihr Weltmeistertipp 2006: Portugal. >>Seite 14 Jonkmanns Fifa satirisch auf den Zahn. Dass Fußball heute eine immense gesellschaftliche Be- deutung hat,ist leicht zu sehen und zu hören.Warum das Christoph Leischwitz,33,war Kuttenträger.Seit 17 Jahren steht so ist und was das über unsere Gesellschaft sagt,ist schon er,sooft es geht,in der Südkurve und feuert den FC Bayern an, schwerer zu fassen. Aber einen Versuch wert. Mit dem früher mit Schals und unzähligen Aufnähern auf der Jacke.Die „Fussball in Rio“, ersten Heft in diesem Jahr haben wir fluter einen neuen neue Fußball-Arena in München gefällt ihm nicht, weil sie zu Schriftzug gegeben und ab Mai wird auch die Website viele Eventtouristen anlockt und echte Fans vernachlässigt wer- itelfoto: den. Mit beiden Gruppen hat er sich für fluter beschäftigt. Sein T fluter.de runderneuert – damit fluter noch besser aufge- stellt ist. Thorsten Schilling Finaltipp 2006: Brasilien–Italien. >> Seite 23, 44 3 S_04_05_Weltweit 15.03.2006 16:41 Uhr Seite 44 PLATZWAHL Hauptsache Nebensache König Fußball beherrscht ein Weltreich. Oder nicht? Eine Rundreise. Text: Daniel Erk, Michael Brake Illustrationen: Florian Gmach LIBANON PAKISTAN NICARAGUA Wie fast alles im Liba- Der Fußball kommt aus Pakistan.Rund Wie in mehreren Län- non ist auch der Fußball 80 Prozent der weltweiten Ballproduk- dern Mittelamerikas in dem kleinen,von unzähli- tion findet in dem südasiatischen Land ist in Nicaragua nicht gen Volksgruppen und Reli- statt, ein nicht unbedeutender Anteil Fußball,sondern Béis- gionen bevölkerten Land eng durch Kinder.Ansonsten spielt Fußball bol der unumstrittene mit Politik und Glauben ver- in Pakistan kaum eine Rolle, trotz all- Nationalsport - in den Siebzigern wur- bunden. Das heißt: Man ist gemein großer Sportbegeisterung.Die de in Nicaragua sogar zweimal die Base- immer Fan der Mannschaft, die Mittel- und Oberschicht begeistert sich ball-WM ausgetragen. Auch heute hat die eigene Volksgruppe repräsentiert. für Hockey und Polo,bei den einfachen jedes Kind einen selbst gebauten Schlä- Schiiten, Sunniten, Christen – alle ha- Leuten ist Kite beliebt, ein recht ag- ger, jedes Dorf einen Béisbol-Platz, je- ben „ihre“ Teams, die in der libanesi- gressives Drachensteigen. Und natür- de Region ihre eigene,kleine Liga.Falls schen Profiliga gegeneinander spielen. lich das von den englischen Kolo- jemand Fußball spielen will, muss er Das gemeinsame Spiel ist hingegen wei- nialherren eingeführ- folglich auf das Béisbol-Feld ausweichen terhin von geringem Erfolg gekrönt,die te Kricket: An je- und den zentral gelegenen Werferhügel Libanesen identifizieren sich bei Welt- der Straßenecke als Hindernis beim Dribbeln in Kauf meisterschaften notgedrungen mit er- spielen Kinder nehmen.Dementsprechend schwach folgreicheren Teams.Anlässlich des WM- den National- ist auch die Nationalmannschaft. Finales 2002 war Beirut,die Hauptstadt sport, notfalls Erst seit 1994 nimmt sie überhaupt des Libanon, deshalb wie so oft gespal- mithilfe von an den Qualifikationsspielen zur ten:Wer für Deutschland und wer für Backsteinen, WM teil und holte bei vier Anläufen Brasilien war, entschied sich allerdings Stöcken und, auch gerade mal einen einzigen Punkt:2004 nicht nach der Religion,sondern allein hier,selbst genähten beim 2:2 Unentschieden gegen die In- nach Sympathien. Bällen. sel St.Vincent/Grenadinen. 4 S_04_05_Weltweit 15.03.2006 16:41 Uhr Seite 45 KENIA CHILE SÜDAFRIKA Nairobi, die kenianische Egal,ob auf der Straße, Orlando Pirates oder Kaizer Chiefs? Hauptstadt, ist gespal- am Strand oder im Südafrikanische Fußballfans müs- ten: Im Westen le- Fernsehen:Fußball sen sich mit dem Herzen ent- ben die Reichen, ist in Chile die scheiden, denn oberflächlich darunter die Wei- Sportart, die Arm sind die Unterschiede margi- ßen, in bewachten und Reich, Alt nal: Beide Teams kommen aus Straßen und Villen, im und Jung begeistert. Soweto,einem südwestlichen Vorort Osten die Armen in Für den größten Erfolg von Johannesburg. Beide Clubs spie- den Slums und auf den der Landesauswahl der len im selben Stadion und sowohl Pi- Müllkippen. Wohl am letzten Jahre blieb fast das rates als auch Chiefs waren während schlimmsten sind die ganze Land auf, um den der Apartheid Clubs der unterdrück- Verhältnisse in Mathare, hier reicht der Anpfiff um vier Uhr nachts ten Schwarzen. Überhaupt: Fuß- Müll bis auf das kleine Feld der Matha- mitzuverfolgen: Chile hatte das End- ball ist in Südafrika eher der re Youth Sports Association (MYSA), spiel bei den im Fußball unbedeutenden Sport der Schwarzen und die vor 17 Jahren gegründet wurde,um Olympischen Spielen in Sydney er- der Townships, die wei- den Kindern eine Alternative zum Bet- reicht.In der chilenischen Profiliga do- ße Minderheit spielt teln, Klebstoffschnüffeln und zur allge- minieren seit Jahren zwei Vereine: Colo traditionell Kricket genwärtigen Kriminalität zu bieten. Colo und Universidad de Chile. Beide und Rugby.Mit dem Heute spielen mehr als 15000 Kinder kommen, wie fast alle Clubs, aus Santi- Ende der Apartheid und Jugendliche in den 1050 Sportclubs ago de Chile, aber ihre Rivalität hat ei- endete auch die Sperre der der MYSA,fünf von ihnen haben es bis ne besondere Note.Während Univer- Fifa für Südafrika und damit in die kenianische Nationalmannschaft sidad de Chile als Zentrum der Lin- die lange Dürre im südafrika- gebracht.Wenn diese gewinnt,was nicht ken gilt, hatte Colo nischen Fußball. 1996 gewan- sonderlich häufig der Fall ist, dann Colo zeitweise ei- ne die Bafana Bafana („die jubeln auch die Reichen – drüben, nen ganz beson- Jungs“) die Afrikameisterschaft, im