Gratis-PDF: Virtualisierung und Hochverfügbarkeit

Linux LinuxLinux Root-Know-how Praxis für den -Alltag: Schneller starten Linux umziehen • Google Drive nutzen ... Einfach verschlüsseln! USB-Sticks, Partitionen, Systeme schützen

Das versprechen Flatpak und Snap Docker und OpenStack erklärt Befreit: Secure Boot loswerden Abgehört: WLAN knacken mit Raspi Durchgefallen: Linux-Notebook von Dell www.ctspecial.de Ihr optimaler www.ctspecial.de Heimserver Bauvorschläge: leise, sparsam, schnell cc.0816.003.qxp 17.11.16 15:13 Seite 3

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Fünfundzwanzig Jahre – so alt ist Linux im Spätsommer dungen von Grund auf zu revolutionieren. Auch der geworden. Seiner Erfolgsgeschichte tut das keinen Abbruch: Bildbear beitung und Spielen mit Linux widmet sich Der Linux-Kernel steckt heute nicht nur in einer Milliarde dieses c’t special. Android-Smartphones und nahezu jedem Router, sondern hat mittlerweile auch Autos, Fernseher, Fotokameras, Außerdem ist das ganze Heft gespickt mit Informationen, Heizungsthermostate und Waschmaschinen erobert. die Ihnen den Alltag bei der Administration von Heim- oder Firmen-PCs erleichtern. Die Artikel helfen beispiels- Die c’t-Redaktion begleitet das freie Betriebssystem schon weise die Bootzeit Ihres PC zu reduzieren, Linux-Installa- lange. Immer wieder berichten wir dabei über neue Entwick- tionen umzuziehen oder Secure-Boot in die Schranken zu lungen oder liefern Tipps zum Linux-Einsatz – so auch in weisen. Damit Ihre Daten nicht in falsche Hände geraten, diesem Heft. zeigen wir zudem, wie Sie Verschlüsselung einsetzen, ohne dass es sonderlich Umstände macht. Ein Highlight sind die beiden Bauvorschläge für sparsame und leise Heimserver mit Ubuntu, die auf Wunsch massig Viel Spaß damit! Speicherplatz bereitstellen. Ein wenig Basteln ist auch beim Raspi-in-the-Middle angesagt, mit dem Sie Ethernet- und WLAN-Verbindungen belauschen können. Thorsten Leemhuis Der Einsatz von Linux auf Desktop-PCs oder Notebooks kommt natürlich auch nicht zu kurz. So haben wir den schlanken Xfce-Desktop angesehen und zeigen, wo P.ˇS.: Unter www.ct.de/wgwb finden Sie Ergänzungen Ubuntu mit seinem Desktop hin will. Einen großen Artikel und Berich tigungen zum Heft. Dort können Sie zudem mit haben wir Flatpak und Snap spendiert, denn die zwei neuen anderen Lesern und der Redaktion über die Heft-Artikel Paketformate schicken sich an, die Installation von Anwen- diskutieren.

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Inhalt Distributionen Anwendungen

6 Ubuntu 16.10 zeigt, wo Canonical 60 Grafische Backup-Programme für den Desktop mit seiner Distribution hinwill 66 E-Book-Verwaltung Calibre optimal konfigurieren 9 Rolling-Release-Distribution KaOS 70 Bildbearbeitung mit ImageMagick 10 Xfce: Geradliniger Linux-Desktop 76 Verschlüsseln mit ZuluCrypt 16 Flatpak und Snap sollen 80 USB-Sticks bequem verschlüsseln App-Installationen revolutionieren 82 Hier gibt’s Linux-Spiele 22 Secure-Boot bei Fedora und 86 Die Open-Source-Spieleplattform Lutris Ubuntu loswerden 90 Wettervorhersage für die Konsole 90 Schnelle Fotocollagen 91 Musik-Player Lollypop 91 Videostreaming: Twitch.tv auf dem Linux-Desktop 92 OCRFeeder: Komfortable Texterkennung Root 92 Sortierte To-do-Liste mit Akiee 26 Google Drive unter Linux nutzen 93 RSS-Reader für den Linux-Desktop 93 Versammlungen organisieren mit OpenSlides 30 Verzögerungen beim Systemstart eliminieren 34 UEFI-Linux umziehen 38 Prozesse überwachen und manipulieren 42 Kommandozeilen-Komfort mit Tmux Hardware & Server 47 Unix-Shell zsh aufgebohrt 94 Neuauflage des Linux-Ultrabooks von Dell 48 (Un-)regelmäßige Aufgaben 98 Bauvorschlag für einen lüfterlosen mit Systemd planen Heim-Server mit Ubuntu 50 Selbstgebautes Live-System 103 Bauvorschlag für einen Heim-Server für DVD und USB-Stick mit viel Plattenplatz 54 Wissen & Praxis: 104 Ubuntu auf Heimservern installieren Neue Firewall-Technik Nftables 110 Heim-Server verschlüsseln 114 Raspberry Pi als Hacking-Werkzeug 120 Gäste-WLAN-Router

Gratis-PDF: Virtualisierung und Hochverfügbarkeit Mehr Infos auf Seite 56

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Cloud & Container

124 OpenStack-Testumgebung auf einem einzelnen PC 132 OpenStack ausprobieren 138 Wie Docker-Container die IT industrialisieren 141 Container mit Docker bauen und betreiben 146 Container-Orchestrierung mit Docker-Tools und Kubernetes

Zum Heft

3 Editorial 154 Impressum

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Thorsten Leemhuis Distribu- Ubuntu 16.10 zeigt, wo tionen Canonical mit seiner Linux-Distribution hinwill

Die Linux-Distribution Ubuntu bringt jetzt die Vorabfassung einer renovierten Bedienoberfläche mit. Klassische Anwendungen kann 9 KaOS: Rolling-Release- man unter dem neuen Unity nicht starten. Soll man auch gar nicht: Distribution mit Canonical will die Installation und Handhabung von Programmen aktuellem KDE grundlegend ändern. 10 Xfce: Geradlinige Desktop-Umgebung

16 Flatpak und Snap erbesserungen für Container, Clouds man allerdings keine der grafischen Anwen- sollen Anwendungs- Vund Unternehmens-IT zählen zu den dungen starten, die in Unity 7 zur Ver- Installation revolu- größten Neuerungen des turnusgemäß fügung stehen – das sieht Canonicals Nut- tionieren Mitte Oktober veröffentlichten Ubuntu zungskonzept beim neuen Unity offenbar 16.10. Am meisten Aufsehen erregt hat aber nicht vor. 22 Secure-Boot bei eine andere Neuheit: Bei der Desktop- Fedora und Ubuntu Ausführung der Linux-Distribution kann man Neue Ordnung loswerden eine neue Generation der Ubuntu-eigenen Bedienoberfläche ausprobieren. Neben dem Wer Firefox, LibreOffice und Co. verwenden standardmäßig gestarteten Unity 7 wird jetzt will, soll laut den Ubuntu-Entwicklern „Liber- auch eine Technikvorschau von Unity 8 in- tine“ nachinstallieren. Dieses Programm zum stalliert. Start von „Classic Apps“ erzeugt beim ersten Das neue Unity lässt sich am Anmelde- Start einen Container, in den es automatisch bildschirm auswählen und erinnert nur auf ein Minimal-Ubuntu-16.10 aus dem Netz in- den ersten Blick an das alte. An vielen stalliert. Anschließend kann man Libertine Details merkt man, dass der bei Ubuntu dann Paketnamen wie LibreOffice oder Gimp Phone schon länger eingesetzte Desktop vorwerfen, die es im Container-Ubuntu ein- verstärkt auf Touch-Bedienung ausgelegt richtet. Diese Programme lassen sich darauf- ist. Häufig stört das nicht, aber teilweise hin über Icons im Abschnitt „Desktop Apps“ zieht die Abstammung ungewohnte Effekte starten, zu dem ein unscheinbarer Pfeil am nach sich. Nach dem Anschließen eines unteren Rand der Anwendungsübersicht Bildschirms an ein Notebook ließ sich führt. beispielsweise das integrierte Display nicht Auf diesem Weg gestartete Programme mehr verwenden: Ähnlich wie bei waren aber nicht in der Lage, weitere Fenster Smartphones und Tablets zeigt Unity 8 dort nur einen hochkant eingeblendeten Hin- weis, das Display sei gesperrt, weil ein exter- ner Monitor angeschlossen sei. Zugleich wurde auch das Touchpad gesperrt. In den kargen Systemeinstellungen fand sich keine Möglichkeit, dieses Verhalten zu deaktivie- ren. Auch die Bildschirmauf lösung ließ sich nicht einstellen. Die weiterhin links positionierte Startleis- te (der „Launcher“) wird jetzt dynamisch ein- und ausgeblendet. Das darin ganz oben platzierte Icon ruft nicht mehr das Dash auf, sondern eine simple Anwen- dungsübersicht. Standardmäßig finden sich dort nur Starter für einen simplen Browser, ein Ubuntu-eigenes Testprogramm und ein Im Anmeldebildschirm kann man Befehlsfenster. Über dieses Terminal kann zwischen Unity 7 und 8 wählen. Ubuntu 16.10 | Distributionen

Bei Ubuntu 16.10 kann man eine Vorabversion einer neuen Bedien - oberfläche ausprobieren.

oder Dialoge einzublenden: Die Online-Hilfe weil Unity 8 das Bild nicht mehr über den X- jenen für PC-Grafikchips von AMD, Intel und von LibreOffice erschien gar nicht; der Werk- Server von X.org generiert, sondern mithilfe Nvidia. zeugkasten von Gimp zeigte sich erst nach der Display-Architektur Mir selbst ausgibt. Aktivieren des Einfenstermodus. Ferner star- Genau wie das vom X.org-Projekt voran - Mehr Apps teten Anwendungen spürbar langsamer als getriebene Wayland funktioniert auch Mir unter Unity 7. Das liegt an der X11-Kompati- (und damit auch Unity 8) bislang nur mit Hinter dem kleinen Pfeil in der Anwendungs- bilitäts-Software Xmir. Diese ist erforderlich, quelloffenen Grafiktreiberfamilien; darunter übersicht (dem „App Scope“) verbergen sich

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Distributionen | Ubuntu 16.10

einige Mini-Programme, mit denen man bei Der Kernel macht beim neuen Ubuntu tisierte Einrichtung von Linux auf physi- Amazon, eBay, Reddit, Wikipedia und Yahoo! einen Sprung von Linux 4.4 auf die kürzlich scher Hardware zu erleichtern. Für den Be- Finance suchen kann. Diese von Ubuntu veröffentlichte Version 4.8. Sie ist robuster trieb eigener Clouds für Infrastructure-as-a- Phone bekannten „Scopes“ ähneln Android- gegen Angriffe und unterstützt moderne Service (IaaS) liefert Ubuntu die OpenStack- Widgets, können aber mehr Funktionen bie- Hardware besser. Dadurch bringt Ubuntu Version „Newton“ mit, die erst eine Woche ten und ersetzen so teilweise Apps. Die bei jetzt beispielsweise Treiber für die Grafik- vor Ubuntu 16.10 veröffentlicht wurde. Fer- 16.10 vorinstallierten Scopes sind allerdings karten der Serie AMD Radeon Rx 400 mit. ner soll es laut Canonical einige Perfor- recht simpel gestrickt. Amazon- und Wikipe- Bei einigen Grafikprozessoren von Intel und mance-Verbesserungen gegeben haben, -Scopes erlauben nicht viel mehr als die Nvidia beherrscht Ubuntu nun auch die den Durchsatz von Virtualisierung und Suche und eine Kurzansicht der Ergebnisse. OpenGL 4.3, wodurch mehr moderne Spiele Netzwerktransfers steigern und die Latenz Einige von Ubuntu Phone bekannte Scopes laufen. senken. mit größeren Funktionsumfang finden sich in den Paket-Repositories. Ausführungen Fazit Anwendungen via Snap Das bei „Ubuntu Desktop“ eingesetzte Unity 8 ist noch unausgereift, zeigt aber, wo Unity 7 soll in virtuellen Maschinen jetzt flot- Canonical mit Ubuntu Desktop hin will: zu Für mächtige Apps sieht Canonical keine ter arbeiten, denn es nutzt weniger Anima- einem Konzept mit Scopes und Snaps wie Scopes vor, sondern als „Snap“ gepackte tionen, wenn keine 3D-Beschleunigung zur bei Ubuntu Phone. Klassische Anwendungen Software. Dabei handelt es sich um ein seit Verfügung steht. Die bei Unity eingesetzte erhalten eine Sonderrolle: Sie werden nicht 16.04 unterstütztes Paketformat zur Distri- Software-Ausstattung wurde teilweise mehr im System installiert, sondern in Kom- bution von Anwendungen, die unter belie- Gnome 3.22 entnommen. Bei der Ausfüh- patibilitäts-Container gesperrt. Bislang wirkt bigen Desktops laufen. Snaps bringen nahe- rung „Ubuntu Gnome“, die die Desktop-Um- das alles recht hakelig und umständlich. zu alles zur Ausführung Benötigte mit, gebung Gnome verwendet, stammen die Selbst wenn Canonical hier noch nachlegt, bauen aber auf einem Minimal-Ubuntu meisten Komponenten aber aus dem im bleibt abzuwarten, ob Anwender sich mit („Ubuntu Core“) auf, das zusammen mit dem März veröffentlichten Gnome 3.20. Auch der diesem bei PC-Linuxen eher ungewohnten ersten Snap heruntergeladen wird (siehe Ubuntu-Flavour „Kubuntu“ ist nicht ganz auf Konzept anfreunden wollen. Seite 16). der Höhe der Zeit: Statt Plasma 5.8 nutzt es Die Arbeit an den neuen Techniken bin- Snaps mit grafischen Anwendungen lau- noch Version 5.7. Das Bildverwaltungspro- det offenbar Ressourcen, weitere scheinen in fen vielfach nicht unter Unity 8, weil es beim gramm Digikam liegt in der fast ein Jahr Software für Unternehmens-IT zu fließen. Zusammenspiel noch hapert. Daran arbeitet alten Version 4.14 bei; aktuell wäre 5.2. Viele Ähnlich wie die letzten Ubuntu-Versionen Canonical bereits: Im Developer-Channel andere beim KDE-Projekt entwickelten Pro- bringt daher auch 16.10 nur wenig Neues für des Snap-Stores finden sich eine Handvoll gramme stammen nicht aus den im August die klassische Linux-Desktop-Nutzung. Snaps, die allerdings nur funktionieren, veröffentlichten KDE Applications 16.08, son- Ubuntu verspielt so den Vorsprung, den es wenn man den unsicheren Entwicklermodus dern aus der vier Monate älteren Version mal hatte. Dadurch sind erfahrene Linuxer aktiviert. 16.04. mit anderen Distributionen oft besser be- Auch unabhängig von Unity 8 gewinnen Zu den für Firmen relevanten Neuerun- dient. Auch das neue Ubuntu schlägt sich Snaps bei 16.10 an Bedeutung: Das Soft- gen gehört Juju 2.0, das die Software-Ver- aber wieder wacker, daher ist es für Linux- ware-Verwaltungsprogramm von Unity 7 teilung in hybriden Clouds erleichtert. Eine Einsteiger eine gute Wahl; Version 16.04 ist kann jetzt auch Snaps einrichten, daher tau- neue Generation des ebenfalls von Ubuntu aber besser, wenn man die frischere Ausstat- chen via Apt und über Snap erhältliche An- entwickelten MAAS verspricht, die automa- tung nicht braucht. (thl) c wendungen wie Krita jetzt zweimal auf. Statt zirka hundert bietet der Snap Store jetzt rund fünfhundert Snaps an; darunter neben grafischen Anwendungen auch Server-Apps wie die Synchronisations-Software Next- cloud. Ferner beherrschen die Snap-Werk- zeuge nun auch den Kauf von Apps; bei Redaktionsschluss gab es aber noch keine zu erwerben.

Aufgefrischt

Wer Unity 8 außen vor lässt, findet mit 16.10 eine Linux-Distribution, die 16.04 stark äh- nelt. Die Komponenten sind allerdings etwas frischer: So macht etwa der Dateima- nager Nautilus einen Sprung von Version 3.14 auf 3.20 und kann nun auch Google Drive einbinden. Das bei 16.04 eingeführte Software-Verwaltungsprogramm Ubuntu- Software soll jetzt schneller arbeiten und kann nun auch Schriften, Multimedia- Codecs und einige Kommandozeilenpro- Moderne Spiele laufen nun häufiger mit den standard mäßig installierten gramme installieren. Treibern, denn die beherrschen jetzt teilweise OpenGL 4.3.

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KaOS im Test | Distributionen

Qt4, für das es seit Ende 2015 keine Sicherheits-Updates mehr gibt, steht nicht länger in den Repositories bereit. KaOS unterstützt daher nur Anwendungen, die den Übergang zu Qt5 vollzogen haben.

Plasma brandneu KaOS will es seinen Usern leicht machen und eine sinnvolle Vorauswahl an Programmen samt Desktop bieten. Neben der bei Veröf- fentlichung von KaOS 2016.09 aktuellen Plas- ma-Oberfläche 5.7.90 samt KDE Frameworks Liane M. Dubowy 5.26 wird eine runde Software-Ausstattung aus KDE- und Qt-Programmen vorinstalliert. Für die Optik sorgt das Theme Midna in heller und dunkler Variante. Rolling-Release-Distribution Die mitgelieferte Software ist top aktuell und übertrifft bei KDE- und Qt-Anwen - KaOS mit Plasma-Desktop dungen sogar Arch Linux an Aktualität, wäh- rend die Paketquellen ansonsten etwa auf demselben Stand sind. Die KDE Applications Aktuelle Software, neuester Plasma-Desktop und viele Anwendungen aus dem sind in Version 16.08.1 dabei, einige KDE- KDE-Projekt: KaOS 2016.09 bietet ein Linux-System mit klarer Ausrichtung auf Programme liefert KaOS sogar in einer noch KDE und Qt, das nicht schwer zu installieren und konfigurieren ist. nicht veröffentlichten, bereits auf die KDE Frameworks 5 portierten Fassung. Dazu zählt beispielsweise die Office-Suite Calligra mit der Textverarbeitung Words, der Tabel- as Linux-System KaOS setzt ganz auf tels LUKS beherrscht. Mit der Option „Install lenkalkulation Sheets, dem Präsentations- Dden aktuellen Plasma-Desktop und die Along side“ im Partitionierer lässt sich eine programm Stage, dem Vektorgrafikpro- Anwendungen aus dem KDE-Projekt. Die Partition via Schieberegler verkleinern, um gramm Karbon, der Projektverwaltung Plan Entwickler haben das System „from scratch“ KaOS beispielsweise parallel zu Windows zu und der Notizverwaltung Braindump – und selbst gebaut, es basiert also nicht auf einer installieren. Calamares listet die einzelnen natürlich dem mächtigen Zeichenprogramm der großen Linux-Distributionen. Dabei Schritte links auf, was die Orientierung Krita 3.0. erfindet KaOS das Rad keineswegs neu, erleichtert. Das Tool konfiguriert Regional- Standard-Browser ist Qupzilla; Firefox und sondern verwendet bewährte Software aus einstellungen und Tastaturlayout, hilft bei Chrome lassen sich ebenso wie andere be- verschiedenen Open-Source-Projekten. Die der Partitionierung, richtet einen Benutzer währte Gtk-Anwendungen wie Libre Office, Software-Verwaltung beispielsweise hat sich ein und kopiert die Daten auf die Festplatte. Ardour, und Gimp aus den Paket- KaOS von Arch Linux geliehen. Den proprie tären Nvidia-Treiber kann Cala- quellen nachinstallieren. Die Software-Verwal- mares gleich mitinstallieren. tung übernimmt Pacman 5.0.1, der Paketma- Einfache Installation nager von Arch Linux. Das Installieren, Aktua- lisieren und Entfernen von Software auf dem Auf Systemen, die per UEFI Secure Boot Aktuelle Basis Desktop erleichtert das Qt-Front end Octopi. starten, verwendet KaOS den EFI-Loader der Das KaOS-Basissystem ist aktuell, laut Ent- Linux Foundation, mit dem man beim ersten wicklern aber etwas weniger „bleeding Booten angeben muss, dass man dem Boot- edge“ als Arch Linux. Noch ist das X Win dow Fazit loader und Kernel von KaOS traut. Das System Standard, im Anmeldemanager lässt KaOS liefert KDE-Fans ein topaktuelles Linux- Installationsmedium startet ein Live-System, sich aber zum Test bereits eine Wayland- System. Dank grafischem Installer lässt es sich das den modular aufgebauten Calamares- Session auswählen. KaOS bietet stets zwei auch von Einsteigern leicht in Betrieb neh- Installer mitbringt, der auch in anderen Kernel-Versionen an, den stabilen 4.7 sowie men. Die runde Software-Auswahl deckt die Linux-Distributionen zuverlässig seinen den neuesten Kernel 4.8. Jeder neue Kernel wichtigsten Anwendungsgebiete ab. Und auch Dienst verrichtet. KaOS hat das Calamares- wird mindestens sechs Wochen lang als die Systemadministration ist mit grafischen Framework in Version 2.4 an Bord, das auch linux-next getestet, erst dann wird er zum Tools wie den KDE-Systemeinstellungen und das Verschlüsseln der Systempartition mit- stabilen Kernel. Octopi nicht weiter schwierig. (lmd) c

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Liane M. Dubowy Xfce: Geradliniger Desktop

Gerade so viele Funktionen wie nötig und wenig Schnickschnack: Die Desktop- Umgebung Xfce liefert einen guten Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Bequemlichkeit.

ie beliebtesten grafischen Oberflächen dafür gibt es gute Gründe: Zentrale Elemen- versieht sie mit Fensterdekoration und Rah- DKDE Plasma, Gnome oder Ubuntus te des Desktops sind Leisten, Anwendungs- men. Für ein Hintergrundbild sorgt der Desk- Unity fressen ziemlich viele Systemressour- menü und Systembereich und damit eine top-Manager Xfdesktop, der außerdem zwei cen und starten nicht auf jeder Hardware eher traditionelle Herangehensweise an die Menüs bereitstellt, wenn man auf den Desk- schnell. So setzt Ubuntu 16.04 mindestens Desktop-Aufteilung. Xfce arbeitet ressour- top klickt: Die rechte Maustaste öffnet ein ein GByte an Arbeitsspeicher voraus, wäh- censchonend, bietet aber trotzdem mehr Be- Menü, mit dem man die Einstellungen für rend das Ubuntu-Derivat Xubuntu mit Xfce quemlichkeit als Lxde, Mate oder Openbox den Desktop öffnen oder einen neuen Ord- nur halb so viel benötigt. Ist der PC schon und lässt sich optisch und im Verhalten bis ner anlegen kann; auch ein Anwendungs - etwas älter oder Performance wichtiger als ins Detail konfigurieren. Mit dabei ist ein menü ist eingebaut. Ein Klick auf den Desk- optische Effekte, ist Xfce eine komfortable ordentlicher Fundus an größeren und kleine- top mit dem Mausrad (mittlere Maustaste) Alternative. ren Programmen. Das Projekt legt großen zeigt stattdessen die verfügbaren Arbeits - Bei der Arbeit an der soliden Desktop- Wert darauf, die von freedesktop.org defi- flächen und die dort laufenden Programme, Umgebung Xfce lassen sich die Entwickler nierten Standards einzuhalten, damit Xfce die sich damit auch öffnen lassen. Auch viel Zeit. Auf spektakuläre Neuerungen war- auf möglichst vielen Betriebssystemen rei- Icons, Dateien und Ordner können Sie dank tet man hier in der Regel vergebens; auch ein bungslos funktioniert. Die meisten Linux-Dis- Xfdesktop auf der Oberfläche ablegen. fester Zeitplan existiert nicht. Die aktuelle tributionen bieten den Desktop daher auch Seit Version 4.x beherrscht Xfce Compo- Version ist das bereits im Februar 2015 ver- in ihren Paketquellen zur Installation an. site-Effekte wie Transparenz, Schattenwurf öffentlichte Xfce 4.12, die nächste stabile und Vorschaubilder beim Fensterwechsel. Version 4.14 soll vor allem sämtliche Kern- Rundes Zusammenspiel Um solche Feinheiten der Fensterverwal- komponenten des Desktops auf Gtk+ 3 por- tung zu konfigurieren, bringt Xfce die „Fein- tieren. Xfce zählt trotzdem zu den beliebtes- Der Xfce-eigene Fenstermanager Xfwm4 einstellungen der Fensterverwaltung“ mit. ten grafischen Oberflächen unter Linux und zeichnet die Fenster auf den Desktop und Hier lässt sich Composite bei Bedarf ab-

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Xfce-Desktop | Distributionen

schalten oder per Schieberegler die Trans- auf dem Desktop liegen, lässt sich frei konfi- parenz von Fenstern bei Inaktivität, beim gurieren. Ein Rechtsklick auf ein beliebiges Verschieben oder bei Größenveränderun- Panel und „Leiste/Leisteneinstellungen“ öff- gen anpassen. Der Dialog bietet weitere net den Konfigurationsdialog. Wählen Sie zu- Optionen zur Konfiguration des Fenster- nächst oben die einzurichtende Leiste und managers, unter anderem zu Fensterwech- passen Sie dann erst darunter die Einstellun- sel, Fokus und Arbeitsflächen. gen an. Die Option „Intelligent“ bei „Leiste Per Alt+Tab wechselt man auch bei Xfce automatisch verbergen“ sorgt dafür, dass schnell zwischen geöffneten Fenstern, die das Panel verschwindet, wenn ein Fenster dabei als kleine Vorschau zu sehen sind. Das den Platz beansprucht. Mausrad kann Fenster schnell aus dem Weg Plug-ins können ein Panel um viele Funk- schaffen: Fahren Sie dazu mit dem Mauszei- tionen erweitern und beispielsweise den Ein- ger auf die Titelleiste, dann klappt das Dre- gang von Mails melden, ein Wörterbuch be- hen des Mausrads das Fenster ein; auf diesel- reitstellen, die CPU-Frequenz, System- oder be Weise holen Sie es zurück. Fenster lassen Netzwerklast zeigen oder schnellen Zugriff sich schnell nebeneinander auf dem Desktop auf die Zwischenablage bieten. Die Plug-ins anordnen (Tiling), indem man sie an die Bild- lassen sich über die Paketverwaltung nach- schirmränder oder -ecken zieht. Um schnell installieren (suchen Sie nach „xfce4“) und an- etwas zu vergrößern, halten Sie die Alt-Taste schließend per Rechtsklick und „Leiste/Neue Ein paar getippte Buchstaben gedrückt und drehen am Mausrad; so zoo- Elemente hinzufügen“ ins Panel einbinden. fördern im Anwendungsfinder schnell men Sie in den Desktop hinein und wieder Die Energieverwaltung übernimmt der installierte Programme zutage. heraus. Xfce4-Power-Manager, um die aktuelle Sit- Zentrales Element des Xfce-Desktops sind zung kümmert sich der Desktop-Manager. die Leisten: Meist sind bereits ein bis zwei Ein Task-Manager zeigt die Auslastung von befeld klappt eine dem Menü ähnliche Kate- Xfce4-Panels am oberen oder unteren Bild- Prozessor und Arbeitsspeicher sowie die lau- gorienübersicht aus, durch die Sie sich auch schirmrand eingerichtet und bieten Pro- fenden Prozesse, die sich hier auch beenden mit der Maus hangeln können. grammstarter, ein Anwendungsmenü und lassen. den Systembereich mit Lautstärkeregler, Die Tastenkombination Alt+F2 ruft den Ganz nach Wunsch Uhrzeit und einem Benutzermenü zum Ab- Anwendungsfinder auf: Tippen Sie die ersten melden und Herunterfahren. Eine Fenster - Buchstaben eines Programmnamens, liefert Je nach Distribution kann der mitgelieferte liste auf der Leiste zeigt die geöffneten Pro- die automatische Vervollständigung den Xfce-Desktop sehr verschieden aussehen gramme. Wie viele Panels es sind und wo sie Startbefehl. Der kleine Pfeil rechts im Einga- (Anzahl der Leisten, vorinstallierte Plug-ins,

Die System- einstellungen versammeln alle wichtigen Konfigurations- optionen des Xfce-Desk- tops – hier unter Xubuntu.

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matisch Bilder importiert oder dass eingeleg- te Audio-DVDs und -CDs automatisch abge- spielt werden.

Aufgebohrt

Klickt man mit der rechten Maustaste auf eine Datei oder einen Ordner, öffnet der Da- teimanager ein Kontextmenü, das unter anderem passende Aktionen anbietet – beispielsweise „Terminal hier öffnen“ bei Ordnern. Mit benutzerdefinierten Aktionen lässt sich das Kontextmenü leicht um weitere Punkte ergänzen und damit das Arbeiten mit Dateien beschleunigen. Eine solche Aktion kann Kommandozeilenwerkzeuge aufrufen und beispielsweise die EXIF-Daten eines Fotos löschen, Dateien nach einem Muster umbenennen, an den Drucker schicken, in ein Archiv packen oder mit einem bestimm- ten Programm öffnen. Wollen Sie beispielsweise die EXIF-Daten Eigene Kontextmenüeinträge sind in Thunar schnell ergänzt. Damit stehen noch mithilfe des Kommandozeilenwerkzeugs mehr Funktionen im Xfce-Dateimanager zur Verfügung – zum Beispiel das Löschen jhead entfernen, installieren Sie zunächst von EXIF-Daten mit jhead. jhead und öffnen dann in Thunar im Menü den Eintrag „Bearbeiten/Benutzerdefinierte Aktionen“. Über das Pluszeichen legen Sie eine neue Aktion an. Vergeben Sie einen das Desktop-Theme oder Icon-Set). Alle Bunter Programmreigen Namen für den künftigen Kontextmenüein- wichtigen Einstellungen versammelt Xfce in trag, tragen Sie ins Feld darunter eine kurze seinem Konfigurationsdialog Xfce4-Settings- Viele praktische Tools bevölkern den Xfce- Beschreibung ein und ergänzen Sie dann im Manager, im Menü kurz „Einstellungen“. Sie Desktop, nicht immer sind jedoch alle zur Feld „Befehl“ das Kommando jhead -de %f. lassen sich über das Menü auch einzeln auf- Desktop-Umgebung zählenden Tools vorin- Der Parameter -de weist das Tool dabei rufen. Hier konfigurieren Sie den Bildschirm- stalliert. Screenshots fertigt der Xfce4- an, den kompletten EXIF-Header zu löschen. schoner, verändern die Desktop-Optik mit Screenshooter, einen kleinen Kalender mit %f steht als Platzhalter für die markierte Themes und Icons („Erscheinungsbild“), än- Terminen, Aufgaben und Erinnerungen bie- Datei. Die verfügbaren Platzhalter werden dern Standardanwendungen („Bevorzugte tet Orage. Bilder zeigt der Bildbetrachter Ri- hier praktischerweise aufgelistet. Damit der Anwendungen“) oder richten Monitor („An- stretto, das Bearbeiten einfacher Textda - Menüpunkt nur bei Bilddateien angezeigt zeige“), Maus, Touchpad, Tastatur, Firewall teien erledigt Mousepad. CDs und DVDs las- wird, setzen Sie im Register „Dateizuord- und einiges mehr ein. Die vielen einzelnen sen sich mit Xfburn brennen, Videos und nung“ ein Häkchen bei „Bilddateien“. Hüb- Dialoge machen das Menü ganz schön un- Musik spielt der Mediaplayer Parole ab. scher sieht der Eintrag aus, wenn Sie im Re- übersichtlich, am schnellsten öffnet daher Der flinke Dateimanager Thunar kann gister „Allgemein“ noch ein Symbol auswäh- der eigens dafür im Menü angebrachte zwar nicht ganz mit seinen Konkurrenten len. Bestätigen Sie Ihre Einstellungen mit Button die Einstellungen. Nautilus oder Konqueror mithalten, be- „OK“ und starten Sie Thunar neu. Ein Rechts- Xfce lässt sich bis in die Details nach herrscht aber alle wichtigen Funktionen der klick auf eine Bilddatei zeigt nun das Kon- Wunsch konfigurieren, selbst die Buttons in Dateiverwaltung und kann auch auf Netz- textmenü mit dem neuen Eintrag an. Die In- der Fensterleiste für Minimieren, Schließen werkfreigaben zugreifen. Häufig verwendete formationen legt Xfce in der Datei ~/.config/ und Maximieren lassen sich anpassen. Wo Ordner lassen sich als Lesezeichen in der Sei- Thunar/uca.xml ab, wo Sie sie auch direkt und in welchem Abstand sie zueinander tenleiste speichern. Auch Registerkarten bearbeiten können. Weitere Beispiele für liegen, legt das jeweilige Fenster-Theme fest. (Strg+T) unterstützt der Dateimanager. Wie benutzerdefinierte Aktionen liefert die Xfce- Die Anordnung verändern Sie bei Bedarf viel Platz auf der Festplatte noch frei ist, Dokumentation (siehe c’t-Link am Ende des selbst in den Xfce-Einstellungen unter „Fens- verrät Thunar in den Eigenschaften eines Artikels). terverwaltung“. Markieren Sie den aktiven beliebigen Ordners. „Stil“, dann können Sie rechts unter „Anord- Über „Bearbeiten/Einstellungen“ legen Versteckte Einstellungen nung der Knöpfe“ diese mit der Maus an die Sie die Standard-Ordneransicht fest sowie gewünschte Stelle ziehen. Falls Sie einen das Datumsformat und die Größe der Sym- Einige Optionen, die die meisten Anwende- Button gar nicht benutzen wollen, schieben bole in der Seitenleiste. Ist unter „Fortge- rinnen und Anwender wohl nie brauchen Sie ihn ins Feld „Versteckt“. schritten“ die „Datenträgerverwaltung“ akti- werden, haben die Entwickler der Übersicht- Auch Plug-ins bieten unter Umständen viert, bindet Thunar angesteckte USB-Sticks lichkeit halber aus den Thunar-Einstellungen eigene Optionen, so lässt sich beispielsweise und eingelegte DVDs automatisch ins Datei- verbannt. Diese „versteckten Einstellungen“ die Uhr im Xfce-Panel mithilfe von Platzhal- system ein. Der Link „Verwaltung“ öffnet sind über Konsolenbefehle mit dem Tool tern von einer schlanken Uhrzeit-Ansicht zur einen Dialog, in dem sich weitere Aktionen xfconf-query ansprechbar und landen Anzeige von Wochentag, Datum und Zeit anschalten lassen, beispielsweise dass beim allesamt in XML-Dateien im Verzeichnis ausbauen (siehe c’t-Link). Anstecken einer digitalen Fotokamera auto- ~/.config. Übrigens: Um die Xfce-Einstellun-

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Xfce-Desktop | Distributionen

In der Datenträgerverwaltung legen Sie fest, was passieren soll, wenn ein USB-Stick, eine externe Festplatte oder ein anderes Gerät an den PC angesteckt wird.

Ein Konsolenbefehl schaltet die Anzeige des Pfades in der Titelleiste des Dateimanagers Thunar an.

gen auf ein anderes Linux-System zu über- gen“ wählt. Über die Suche ist im folgen- Menü bearbeiten tragen oder sie zu sichern, kann man das Ver- den Dialog schnell das „Whisker-Menü“ ge- zeichnis einfach kopieren. Die konfigurier - funden. Markieren Sie es und befördern Sie Fehlt ein Programm nach der Installation baren Bereiche – beispielsweise Thunar oder es per Klick auf „Hinzufügen“ in die Leiste. im Anwendungsmenü, brauchen Sie das Xfce4-Panel – werden als Kanäle bezeichnet; Nach einem Rechtsklick und „Verschieben“ kleine Tool MenuLibre. Unter Xubuntu ist sie lassen sich mit dem Kommando xfconf- ziehen Sie das Menü anschließend an die es bereits vorinstalliert. Sie öffnen es entwe- query -l auflisten. richtige Position. Das nun überflüssige alte der übers Menü oder über seinen Eintrag Ein Beispiel: In der Fensterleiste zeigt Thu- Menü entfernt ein Rechtsklick und „Entfer- „Menübearbeitung“ in den Einstellungen. nar standardmäßig den Namen des aktuellen nen“. Neben den in Kategorien sortierten Ubuntu, Debian und Fedora bringen Menu- Ordners. Will man hier stattdessen den kom- Anwendungen kann das Whisker-Menü Libre im gleichnamigen Paket in den Paket- pletten Pfad sehen, erledigt das folgender über entsprechende Buttons die zuletzt quellen mit, für Arch Linux gibt es ein Konsolenbefehl: verwendeten Programme zeigen oder di- Pkgbuild im AUR, für OpenSuse ein Paket rekt die Systemeinstellungen öffnen. Wei- auf http://software.opensuse.org. Menu- xfconf-query --channel thunar : tere Buttons melden vom Desktop ab, sper- Libre kann Menüeinträge bearbeiten, hinzu- .--property /misc-full-path-in-title : ren den Bildschirm oder fahren den PC fügen oder entfernen, Kategorien bearbei- .--create --type bool --set true herunter. ten, das jeweilige Arbeitsverzeichnis eines Standardmäßig zeigt das Whisker-Menü Programms festlegen, seine Beschreibung Der Parameter –channel thunar legt fest, keine Programmnamen wie „Firefox“ oder verändern sowie Schlagwörter oder Start- dass die Thunar-Einstellungen gemeint sind, „Gimp“, sondern erklärende Bezeichnungen optionen angeben. Auf Wunsch kann es während –property die gewünschte Option wie „Webbrowser“ und „Bildeditor“. Sind Einträge im Menü auch verbergen, ohne sie nennt. Welche Werte hier möglich sind, listet mehrere Programme für einen Zweck instal- gleich zu löschen. eine Tabelle in der Xfce-Dokumentation auf. liert, sind diese nur am Icon unterscheidbar. Ob klassisches Menü oder Whisker-Menü, Als Boolesche Variable wird die entsprechen- Um stattdessen die Programmnamen im ist MenuLibre übrigens egal. Möchten Sie de Option mit true und false an- bezie- Menü zu zeigen, öffnen Sie per Rechtsklick einen Eintrag bearbeiten, klicken Sie ihn auf hungsweise abgeschaltet. Die möglichen Pa- auf das Menü-Icon in der Leiste ein kleines der linken Fensterseite an und ändern dann rameter liefert auch der Befehl xfconf-query Menü und dort „Eigenschaften“. Im Register rechts den Eintrag. Auch das Programm-Icon –help. „Aussehen“ des Konfigurationsdialogs ent- lässt sich auf Wunsch selbst wählen. Um den fernen Sie das Häkchen bei „Allgemeine An- sperrigen Eintrag „Internetnavigator“ für den Whisker-Menü wendungsnamen anzeigen“; die Einstellung Standard-Webbrowser in der Favoritenliste wird sofort wirksam. Im selben Reiter kön- des Whisker-Menüs loszuwerden, markieren Vielseitiger als das klassische Xfce-Menü mit nen Sie auch die Kurzbeschreibungen zu Sie diesen Eintrag links in MenuLibre und kli- seinen Anwendungskategorien ist das Whis- den Anwendungen an- und abschalten, die cken dann rechts im Fenster auf die Bezeich- ker-Menü: Favoriten stellen häufig benutzte Symbolgröße ändern, das Menü ganz oder nung „Internetnavigator“. Erst dann entsteht Programme ganz nach vorn, die Suchfunk- teilweise transparent zeigen, das Verhalten daraus ein Feld, das Sie bearbeiten und in tion fördert gesuchte Programme schnell aus des Menüs konfigurieren und im Reiter „Be- das Sie einen beliebigen Namen eintragen den Tiefen des Menüs zutage. Einige Distri- fehle“ festlegen, was bei Funktionen wie können. butionen – darunter Xubuntu – richten das „Alle Einstellungen“ und „Bildschirm sper- Haben Sie beispielsweise sowohl Firefox praktische Alternativmenü daher standard- ren“ passiert. als auch Chromium zu den Favoriten hinzu- mäßig ein. Aber auch in anderen Distributio- Die Whisker-Menü-Suche kann einiges gefügt, werden beide hier als „Webbrowser“ nen lässt es sich in der Regel leicht als Paket mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich ist: aufgeführt und sind nur am Icon zu unter- xfce4-whiskermenu-plugin aus den Paket- Sie versteht beispielsweise auch „#“ für die scheiden. Um stattdessen die Namen anzu- quellen nachrüsten. Suche nach Handbuchseiten oder !w für eine zeigen, suchen Sie den betreffenden Eintrag Nach der Installation muss man es noch Suche in der Wikipedia. Definiert sind diese in MenuLibre, in diesem Fall unter „Internet“, zur Leiste hinzufügen, indem man diese an- Kurzbefehle in den Eigenschaften unter und markieren ihn. Im Feld „Allgemeiner klickt und „Leiste/Neue Elemente hinzufü- „Suchbefehle“. Name“ können Sie dann statt „Webbrowser“

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Distributionen | Xfce-Desktop

Das Whisker-Menü lässt sich detailliert konfigurieren und zeigt wahlweise generische Bezeichnungen und eine Beschreibung oder nur den Programmnamen.

den gewünschten Namen eintragen und den Option „Auf allen Arbeitsflächen aktivieren“ tung schieben. Alternativ können Sie über das Eintrag speichern. ab. Danach können Sie das Fenster auf die Menü der Titelleiste den Befehl „Größe än- jeweilige Arbeitsfläche ziehen, indem Sie es dern“ aufrufen und dann die Fenstergröße Arbeitsflächen einfach über den Bildschirmrand hinaus- mit der Maus festlegen. Auch dafür ist in man- schieben und dort den gewünschten Hinter- chen Distributionen bereits eine Tastenkom- Wie unter Linux üblich, können Sie auch mit grund einstellen. bination (Alt+F8) definiert. (lmd) c Xfce mehrere virtuelle Arbeitsflächen akti- vieren und so beispielsweise Fenster oder Kleine Macken ausbügeln Xfce-Dokumentation und weitere Plug-ins: Programme aus verschiedenen Projekten www.ct.de/wjnu oder Arbeitsbereichen übersichtlich auf Je nach gewähltem Desktop-Theme ist der einer Arbeitsfläche anordnen. Wie viele Bereich sehr klein (unter Umständen nur ein Arbeitsflächen zur Verfügung stehen, regelt Pixel breit), den Sie mit dem Mauszeiger Die wichtigsten Tastenkürzel 1 der gleichnamige Dialog in den Systemein- treffen müssen, um ein Fenster größer oder für Xfce unter Xubuntu stellungen. Um bequem zwischen Arbeits- kleiner zu ziehen. Manche Programme wie Tastenkürzel Funktion flächen zu wechseln, können Sie hier bei- der Dateimanager haben einen Greifer in Alt+Tab öffnet die Fenstervorschau spielsweise festlegen, dass Sie mit dem der rechten unter Ecke, um die Fenster- Alt+F2 öffnet den Anwendungsfinder Mausrad hin- und herwechseln können, größe leichter anzupassen. Allerdings ist Alt+F3 ausgeklappter Anwendungsfinder wenn der Mauszeiger direkt auf dem Desk- das längst nicht bei allen Programmen der Strg+F1 öffnet das Whisker-Menü top liegt. Alternativ gibt es dafür die Tasten- Fall. Wen das stört, der kann sich ein ande- Super+E öffnet den Texteditor Mousepad kombination Strg+Alt+Rechts beziehungs- res Desktop-Theme suchen, das breitere Super+3 öffnet LibreOffice Writer weise Links oder den Arbeitsflächenwechs- Fenstergrenzen mitbringt oder selbst das Drucken Bildschirmfoto des ganzen Desktops ler in der Leiste. Theme bearbeiten. Alt+Drucken Bildschirmfoto des aktiven Fensters Strg+Alt+L sperrt den Bildschirm Wenn Sie für jede virtuelle Arbeitsfläche Schnelle Abhilfe bringen Tastenkombina- Strg+Alt+Esc macht den Mauszeiger zum X, mit dem sich ein eigenes Hintergrundbild einrichten, kön- tionen: Halten Sie die Alt-Taste gedrückt, kli- ein störrisches Programm killen lässt nen Sie diese leichter voneinander unter- cken Sie mit der rechten Maustaste irgendwo Eine Übersicht aller Tastenkürzel liefert „Einstellungen/Tastatur/ scheiden. Öffnen Sie dazu nach einem ins Fenster und halten Sie die Taste, dann Tastenkürzel für Anwendungen“, wo sie sich auch anpassen lassen. Rechtsklick auf den Desktop die „Schreib - können Sie das Fenster beliebig skalieren, 1 Je nach Linux-Distribution können sich die vorkonfigurierten Kürzel tischeinstellungen“ und schalten Sie hier die indem Sie die Maus in die gewünschte Rich- stark unterscheiden.

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Distributionen | Universelle Linux-Paketformate

Thorsten Leemhuis Flatpak und Snap sollen App- Installationen revolutionieren

Linux-Distributoren versorgen ihre Anwender mit einer umfassenden Software-Ausstattung. Immer mal wieder fehlen aber Programme oder sind schrecklich veraltet. Flatpak und Snap versprechen dieses Manko mit Distributions-übergreifenden Paketen aus der Welt zu schaffen. Das soll Linux auch attraktiver für Entwickler machen.

nwendungen unter Linux einzurichten von Distributionen bauen zu müssen. Darü- Flatpak- und Snap-Pakete nahezu alle zum Akann kinderleicht sein: Software-Ver- ber hinaus versprechen die neuen Paket - Ausführen der Anwendung erforderlichen waltung öffnen, Programm installieren und formate mehr Sicherheit, da sie Programme Bibliotheken, Interpreter und Daten. Flatpak starten – fertig. Aber wehe, dem eingesetz- besser vom Betriebssystem und anderen wurde eher für Desktop-Apps entwickelt, ten Linux fehlt die gesuchte Anwendung, Anwendungen abschotten. Snap hatte von Anfang an auch Kommando- dann wird es schnell kompliziert. Dasselbe Noch ist aber ungewiss, ob Flatpak oder zeilenprogramme und Server-Apps im Visier. gilt, wenn die Paket-Repositories eine veral- Snap zum universellen Standard für „Linux Snaps werden immer systemweit installiert; tete Version des Programms enthalten, man Apps“ werden, wie es sich die Entwickler der das geht auch mit Flatpaks, allerdings kön- aber eine neuere braucht. beiden Ansätze vorstellen. Ohnehin unter- nen Anwender diese auch in ihrem Home- Flatpak und Snap versprechen, solche scheiden sich die Herangehensweisen in Verzeichnis einrichten, was dann sogar ohne Probleme aus der Welt zu schaffen, indem wichtigen Punkten. Das ist einer von mehre- Root-Rechte gelingt. sie Software mit allem zusammenpacken, ren Gründen, warum womöglich beide einen Ähnlich wie bei Smartphone-Apps kommt was diese zur Ausführung benötigt. Die Platz finden. DEB- und RPM-Pakete werden man mit Flatpaks oder Snaps normalerweise resultierenden Pakete laufen so unter ver- die zwei ohnehin allenfalls zurückdrängen, nicht als Datei in Kontakt: Flatpaks werden schiedenen Distributionen. Das soll auch aber keineswegs ablösen. meist über Repositories auf beliebigen Web- Entwickler anlocken: Sie können quelloffene Die wichtigsten Eigenschaften und Un- servern verteilt und aktualisiert, Snaps hinge- oder proprietäre Linux-Programme jetzt terschiede der beiden Ansätze in Kurzform: gen über einen zentralen App-Store im Inter- selbst verteilen, ohne Pakete für Dutzende Anders als DEB- und RPM-Pakete enthalten net, wie man es von Android und iOS kennt.

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