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Sonderdrucke aus der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

ECKARD LEFÈVRE

Plautus’ zwischen Nea und Stegreifspiel

Originalbeitrag erschienen in: Thomas Baier (Hrsg.): Studien zu ' Poenulus. Tübingen: Narr, 2004, S. [9] - 59 PLAUTUS' POENULUS ZWISCHEN ΝΕΑ UND STEGREIFSPIEL

Erd fēvr (rbr

Inhalt: Einleitung 9 5. Advocati — plauti- IV. W e l t b i l d 39 I. Forschung 10 nh Srτ 24 . fbr statt Τύχη 39 1. Wertung 10 6. άνανωρίσιις — 2. Milphio — ein 2. Analyse 11 plautinische pltnhr δΙς II. A n a l y s e 14 Kumulation 25 έξιπιιτώι 40 1. Intrigen — II1. S t r u k t u r 27 3. Leno als Symbol der plautinische 1. Nahtstelle der Macht 41 Labyrinthe 14 Intrigen 27 4. Saturnauen 42 2. Anterastilis — 2. Verkleidung 29 5. Hetärenmilieu 44 plautinische 3. Metatheater 30 6. Intrige als Spiel 45 Doppelgangerin 21 4. Aparte 33 7. Punierspott 46 3. Giddenis — 5. Servus currens 34 B. Ein Stuck fur plautinisches 6. Personen- Veteranen? 48 Anhangsel 22 exuberanz 34 9. Datierung 49 4. Agorastocles — 7. Moraldefizit 35 10. Original 50 plautinischer B. Satire 36 Ausblick 53 Karthager 23 Literaturverzeichnis 54

Einleitung

«una delle commedie plautine d'impianto piii ambizioso d r pτbltt» Es ist nicht erlaubt, an den Poenulus die Maßstäbe der griechischen Komödie anzulegen. Das doppelte Gestoppel der Intrigen und das dop- pelte Stoppen derselben sind kaum für ein anderes Publikum verfaßt als eines, das in besonderem Grad den witzigen Dialog und das effektvolle Ziel — auf dieser Ebene ist das Stück fraglos beeindruckend —, nicht

1 Paratore (1976) 1992, 119. 10 Erd fēvr aber die sorgfältige Durchführung der Motive und Absichten würdigt. 2 Wenn im folgenden bei der Frage eines Originals nur der Bereich der

Νέα in Betracht gezogen wird ist für den Fall, daß Alexis sein Verfas- ser sein sollte vorausgesetzt " that Alexis wrote plays of the type we call `new comedy ". 3

I. Forschung

„Beim Poenulus lage die Annahme einer Kontamination ziemlich nahe wenn dadurch etwas gewonnen w^re" 4

Der Poenulus ist seit je ein Stiefkind der Forschung Er wird in der Re- gel nur wegen Einzelheiten — zum Beispiel wegen Milphios Einfalls- reichtum oder der punischen Passagen — geschätzt Da Wertung und

Analyse des Stücks eng zusammenhängen 5 konzentriert sich der fol- gende knappe Überblick auf diese beiden Punkte.

1. Wertung

1853 erscheinen in derselben Zeitschrift zwei entgegengesetzte Beur- teilungen des Poenulus . Ritschl 6 äußert sich so positiv wie es bis in die neueste Zeit hinein singulär bleibt Es sei ein Schwank der auf die Ver- höhnung und Bestrafung des Kupplers ausgehe „ Er erhält uns daher auch nicht in der spannenden Hoffnung oder Furcht für Gelingen oder

Mislingen sondern lässt uns vollkommene Ruhe zum Genuss der ganz meisterhaft gearbeiteten Scenen Mit seltener Kunst sind die frappante- sten Gegensätze in Charakteren und Situationen gegen einander ge- stellt, und auch wieder kunstvoll verschlungen " 7 W. S. Teuffel ist da- gegen der Ansicht, daß die beiden Intrigen „ die völlig unvermittelt und zusammenhangslos neben einander herlaufen und von denen eine die andere überflüssig macht " passend aus der allgemeinen Mangelhaftig- keit ` der Komödie abzuleiten seien.$

2 Es ist daher nicht angebracht, von der „Akribie " zu sprechen, „mit der offenbar Plautus seine griechische Vorlage übertragen hat" (Zwierlein 1990, 147; dazu Lowe 1992 242: "I believe he is an the wrong track"). 3 Arnott 1959 255. Vgl Kap. IV, 10. a Teuffel ( 1853 1889, 337. 5 Vgl. Langen 1886 181; Maurach 1964, 247. 6 Zur Verfasserfrage vgl. Lef^vre 1991 71 Anm. 2. (153 1 73 (1853) 1889, 337-338. Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 11

1866 erkennt K. Weise in dem „berühmten Poenulus fast durchgän- gig ein Stück [...j, in dem uns auf allen Schritten Fehler über Fehler aufstossen, und das wir deshalb unmöglich als ein ächt plautinisches betrachten" könnten . 9 Die „logischen Mängel sind zu stark und zu zahl- reich". 10 P. Langen hebt die „Mängel der Anlage und Charakterzeich- nung" hervor. 11 G. Norwood spricht von "crass nonsense [...], unless indeed we are to suppose the audience as indifferent to intellectual de- cency as the author; and even if it was, that merely shows Plautus to have known his public — it confers no obligation on us to echo their art- less plaudits, always supposing they gave any." 12 Für Ph. W. Harsh ist der Poenulus "miserably constructed and [...J a poor play in every re- spect", 13 für G. E. Duckworth "one of the least successful of Plautus' comedies", 14 für W. H. Friedrich ein „hübsches Stück, aber alles andere als bedeutend, eher uninteressant im Problem, konventionell in den Charakteren, durchschnittlich in der Szenenführung." 15 G. Maurach zieht das Fazit: „Der Poenulus gilt allgemein als schlechtes Stück". ι6

2. Analyse

Die im Vergleich zu der ίκvμία der griechischen Komödie auffal- lende Zweiteiligkeit der Handlung versucht man am Ende des 19. und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts mit der Annahme einer Kontami- nation durch Plautus zu erklären. In dieser Richtung argumentieren: l 1876 C. M. Francken, 17 88 G. nrhτ, 886 nn, 8 nd 2 22 2 . ο,20 0 . . Krtn, nd G. hnn. An dr ,rßn` Kntntn hält 6 nh . lt Crt ft.2 W ntlhn ht, lt nn lr dr: „ Köd nt hält z n dn Kpplr rhtt Intrn, lh bd n

9 1866, 170. t 1866, 158. " 1 11 1 1932, 91. 1 3 193 1 1952, 154. 15 (1953 1973 17 197 " 17 15 nd 1 1 1883, 14. 19 1886, 181. 20 1912, 170 (so auch schon in der ersten Auflage 1895, auf die sich Karsten 1901 und Jachmann 1911 beziehen). 1 1901, 368. 1911 9; 1931 195-19 3 19713 12 Erd fēvr den nämlichen Zweck verfolgen. Nach dem ersten Plane des Milphio soll der Kuppler samt seinem ganzen Gesinde dem Agorastokles als Ei- gentum zugesprochen werden, so daß etwas Weiteres noch gegen den- selben zu thun keine Möglichkeit ist".24 „Der zweite Plan, den Mäd- chen die Freiheit zu verschaffen und sie aus der Gewalt des Kupplers zu entfernen, hätte nur als Reserve behandelt werden dürfen für den Fall, daß der erste nicht gelinge, aber diese Einschränkung wird durch- aus nicht gemacht 919: satine, priusquam unumst iniectum telum, iam instat alterum? Milphio setzt auch sofort den zweiten Plan ins Werk in der zweiten Scene des fünften Aktes, ohne abzuwarten, wie der erstere auslaufen wird oder ausgelaufen ist; es muß dies um so ungerechtfertig- ter erscheinen, als der erstere sich in der That wirksam erweist, was man aus den Worten des Kupplers schließen muß, 1340f.: nam omni- bus amicis meis idem unum convenit Ut me suspendam ne addicar Agorastocli. Meines Erachtens ist es undenkbar, daß der griechische Dichter in dieser unbegründeten Weise zwei Intriguen mit doppelter Wirkung nebeneinandergestellt haben sollte. Anders dagegen liegt die Sache, wenn wir annehmen, daß Plautus, um mehr Leben in die Hand- lung zu bringen und die komische Wirkung bei den Zuhörern zu stei- gern, zwei Vorlagen mit einander kontaminiert hat." 25 ,Kleine` Kontamination nehmen 1922 E. Fraenkel, nach dem I 2 eine Einfügung aus einem zweiten Original ist,26 und 1982 A. S. Gratwick an, nach dem die Partie 1086-1110 Menanders Sikyonioi 343-360 zum Vorbild hat.27 In neuerer Zeit wird überwiegend die Einheit der von den beiden gro- ßen Intrigen bestimmten Handlung vertreten. In diesem Sinn äußern 28 2 sich: 1919 K. Kunst, 20 G. Mhαt, 22 rαnl,0 2 rdrh, 60 . . . Wbtr, 6 . . En, 82 Grt,4 88 . C. . nd Mrh,6 0 O. rln, 2000 hnr. 8

24 1886,181-182 (Verweis auf 185-186, 564 und 907-909). 2 1 1 26 19 7 2 1982,101-103. Zustimmung bei Zehnacker 2000, 415. 28 1919 1-1 2 1920, II, 272. 0 19 -7 (1953 1973 17 2 19 13-139 193 9-13 4 19 9 19 11 6 19 1-1 199 11 8 -5 Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 13

Dennoch werden plautinische Anderungen konstatiert. Ungewiihn- lich ist 1932/33 der Versuch von B . Krysiniel in einer klugen, von J. Strx btrtn rtαtn, Cllb rt b dr rtn Intr Ornl nn zzhrιΡbn. 4Plautus gestalte „die Handlung durch die Einführung der Rolle des Sklaven in eine Intrige um." 41 1982 hält Gratwick 330-410 und 1086-1110 für Einlagen des römischen Dichters .42 1988 vermutet Lowe die weit ehend plautinische Herkunft • von I 2 — etwa dre Viertel der 210 Verse. In demselben Jahr ist Mau- rach „überzeugt, daß Plautus den gesamten 1. Akt des Originals (mit Prolog, Kuppler-Aufbruch zum Tempel unter Gesprächen mit Suncera- stus [... 1) strich, daß er die originale Mädchenszene ersetzte, daß er es war, der die Intrige ,zu früh` beginnen ließ; daß er vor 4, 2 eine Szene durch Milpios unbeholfenen Auftrittsmonolog ersetzte und nach 4, 2 ein Bild fortließ, dafür die unklaren Redensarten des Dieners hersetzte. Weniger sicherbar, aber doch wahrscheinlich kommt mir vor, daß Plau- tus der Verfasser der Punica war, sowohl in 5, 1 wie in 5, 2 und daß Milpios Übersetzungsfiasko sein Werk war; zuletzt, daß Plautus weit- gehend, wenn auch wohl nicht zur Gänze für die uns geschmacklos er- scheinende Quälerei der armen Mädchen in 5, 4 verantwortlich war." 44 1990 legt Lowe dar, die Advocati des dritten Akts seien im Original κωψά Πρόσωπα gewesen45 — eine Vermutung, die in die richtige Rich- tung geht.

39 Die Arbeiten von 1932 und 1932/33 sind identisch, auch in der Seitenzählung. Die Dissertation enthält eine Liste mit Errata, die in der Eos-Veröffentlichung fehlt. 193/331-13 41 1932/33,14. Zustimmung bei Klotz 1934, 295. 19 9 43 1988, 105-108 (dagegen — frustra — Zwierlein 1990, 157-158). Vgl. im einzel- nen Kap. IV, 5. 19 1 199 91 14 Erd fēvr

II. Analyse

» 4ń «Le Poenulus d lt t n pέ hbτd Im folgenden werden einige Eigenheiten des Poenulus zusammenge- stellt, die nach heutiger Kenntnis derart von den Gepflogenheiten der Νέα abweichen, daß sie als Bausteine für die Quellenanalyse verwendet werden können.

1. Intrigen — plautinische Labyrinthe

Langens Auffassung, daß es sich im Poenulus um zwei verschiedene gegen den Kuppler gerichtete Intrigen handelt, ist schon zitiert. 47 An der scharfsinnigen Analyse dürfte außer der Annahme einer Kontami- nation nahezu alles richtig sein, vor allem die Erkenntnis, daß Plautus ,mehr Leben` in die Handlung bringen und die ,komische Wirkung bei den Zuhörern` steigern will. Der Umbrer ist allemal Manns genug, halbausgegorene Intrigensegmente selbst zu ersinnen. Andererseits folgt er nach dem eigenen Zeugnis einem Original (53).

Die erste Intrige — ein Flop

Grndln dr rtn Intń nd f Snd bt. E rd b hln, dß h Artl vilicus Collybiscus, ausgestattet mit trecenti nummi Philippi (166), als fremder Lebemann in die Höhle des ,Wolfs' begibt . . E t übττhnd, dß Artl nht nr übr 00, ndrn übr 600 nummi Philippi verfügt (166), eine Summe, mit der er neben Adelphasium auch Anterastilis dem Kuppler abkaufen k innte. 48 Zudem hat er einen vilicus, «donc un dn ērr» .4 Intr t t

46 Zehnacker 2000, 415. Kap . I, 2 . 48 „Dreihundert Philippsstatere mögen eine ,runde Zahl` sein, entsprechen aber auch [...j 60 Minen, und das war der Preis für eine gute Hetäre" (Maurach 1988, 70). Phoenicium kostet im nur 20 Minen (Pseud. 52): Danach könnte sich Agorastocles sechs Mädchen dieser Qualität leisten. 49 Zehnacker 2000, 417. Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 15

überflüssig.50 Es wird freilich mitgeteilt, Lycus wolle Adelphasium nicht verkaufen: eum leno macerat (98); quia amare cernit, tangere ho- minem volt bolo (101). Das ist schwammig dahingesagt und wird zu Recht kritisiert. 2. Milphios Plan verstößt gegen die Tradition der Νέα, in der die vιαvίαι nicht genügend Geld haben, den Kupplern ihre Geliebte abzu- kaufen, somit die Voraussetzungen der Intrigen wohl begründet sind. 3. Lycus soll als dupli [...j, auri et hominis, fur angeklagt werden (184). Es ist klar, daß Agorastocles' Verdächtigung beim Praetor nicht die geringste Aussicht auf Erfolg hätte. Lycus durchschaut ja sofort die Intrige: c o n s u 1 t o hoc factum est mihi ut insidiae fierent (788). „Da der Leno gar nicht wusste, daß Collybiscus des Agorastocles Sclave war, wie konnte dies ihm zum Verbrechen gereichen?"52 Agorastocles wäre kaum in der Lage, nachzuweisen, daß Collybiscus ein fugitivus sei. In diesem Punkt könnten die dubiosen Advocati absolut nichts be- zeugen. 4. Es ist für Plautus charakteristisch, daß er mit „Prozessen gegen ei- nen Kuppler" operiert, „die auf der Bühne nur angekündigt, nie aber auch durchgeführt werden".53 Der Poenulus macht keine Ausnahme. 5. Die Advocati sind völlig überflüssig. Für den Augenblick scheint Lycus einer mehrfachen Ubermacht (Agorastocles, Milphio, Advocati) gegenüberzustehen. Das ist bühnenwirksam, aber nur scheinbar be- gründet. Ihr Einsatz — „wozu die Vielen, da ja Einer hinreichte [... ]?«sa —, ht zr l, dß ndtn n ΙΙΙ 2 nd ΙΙΙ 4 hr l dr r hnd rnn fnrn, f röh rvnnz dtt. E vrdnt htn, dß vrtt "tht th l pn ról f th advocati was created by Plautus and that their counterparts in the so „Wenn Agorastocles, wie er Vers 38 [= 166] sagt, so viel Geld hat, warum kauft er seine Geliebte nicht los?" (Weise 1866, 159). «Una delle molte incon- gruenze ravvisate in questa scena» (Paratore [1976] 1992, 151 Anm. 36) — das mindeste, was man sagen muß. s' „Überhaupt bleibt es unklar, wie wir das Verhältnis des Agorastocles zu Adel- phasium auffassen sollen; er hat Geld in Fülle, hat ihr oft die Freiheit verspro- chen, hält aber sein Versprechen nicht, wie sie ihm vorwirft und Milphio zugibt (v. 359sq. 374). Wir erfahren nun freilich aus dem Prolog v. 98sq., daß Lycus

das Geld des Agorastocles nicht nehmen will, um ihn zu schrauben Aber es war durchaus nötig, daß das in der Exposition zur Sprache kam; man kann sich das an dem sehr ähnlich erfundenen besonders deutlich machen (v. 61sq.)" (Leo 1912, 176). Vgl. Fraenkel 1922, 276 sowie Fantham (1965) 1973, 177: „Die Situation im ,Poenulus` wird nur mit unbestimmten Worten be- schrieben und hält einer näheren Prüfung nicht stand". Vgl. auch Kap. IV, 3. s' Weise 1866, 163. s3 Schmude 1988, 75 (in Anm. 60 Verweise auf Persa, Poenulus und Pseudolus). sa Weise 1866, 163. ss l. Kp. ΙΙΙ, 6. 16 Erd fēvr

Karchedonios were κωψά πόσωπα".6 Sie sind aber aus dem Karche- donios ganz zu streichen. 57 6. Die in Milphios Plan die entscheidende Rolle spielende Schuld- knechtschaft (addicet praetor, 186;58 leno addicetur tibi, 564; ne addi- car Agorastocli, 1341; quin egomet tibi me addico, 1361? ist ein römi- sches Institut. Sie ist in Athen durch Solon aufgehoben, 9 während sie in Rom de iure bis in die klassische Zeit besteht. 60 In Athen -- und si- cher auch in Kalydon 61 — wäre der des furtum angeklagte Kuppler (184) bei Zahlungsunfähigkeit höchstens in Haft genommen worden. 62 Daß er aber, wie Milphio zweimal ausdrücklich betont, mit seinem ganzen Personal Agorastocles übergeben werden soll (totum lenonem [...] cum tota familia, 168; addicet raetor familiam totam tibi, 186), beruht auf römischen Verhältnissen. Es kommt Plautus darauf an, daß Adelpha- sium an Agorastocles ausgeliefert wird und gegen den Willen des Kupplers in die Arme des Liebhabers gelangt. Nach materiellem Ge- winn strebt der reiche junge Mann nicht. 64 Ohne Schuldknechtschaft funktioniert die erste Intrige nicht. Es genügt nicht, statt ihrer irgend- welche griechischen Rechtsumstände einzusetzev.65

5 1990, 291. τΡ Vgl. Kap. II, 5. 58 Scafuro 1997, 459 trennt diese Stelle von den anderen: Hier sei Lycus "a judg- ment debtor"; nicht handele es sich um die "personal addictio". Wahrscheinlich gelangt sie zu ihrer Auffassung durch das Mißverstehen der Bedeutung von dupli in 184 und der Funktion von duplum in 1351: Vgl. dazu Anm. 64 sowie Punkt 7. Es dürfte ein fruchtloses Unterfangen sein, aus Plautus' lockerem Um- gang mit r ö m i s c h e n juristischen Praktiken geordnete römische und griechi- sche Rechtsverhältnisse zu rekonstruieren (zum Beispiel zwischen furtum ma- nifestum und furtum nec manifestum zu unterscheiden). s9 l. Ańt. Μι. l. 6, , G Sndbh , fēvr 4, 75-7 60 Vgl. Leist 1894, 352; Kaser 1966,101-103. 61 Zum Schauplatz des O ńnl vl. Kp. I, 0. 62 Vgl. Men. Sik. 138-139 und dazu Gomme / Sandbach 1973, 634. 63 Krnl 2, 2 pńht z ht vn nr f „d röhn ht fbtn Intr". l. Sfrο , 4: "th tf f prnl addictio is Plautine addition — it certainly would have no part in an Athenian arrest or a dike klopes." Milphios ,familia-Plan` war in Athen unmöglich. 64 Gld plt dntprhnd n Mlph Intń n ll. dupli tibi, auri et hominis, fur (184) heißt «reo di un duplice furto ai tuoi danni, della grana e dll hv» (rtοr 6 [2], . l. Un (88 2, 28 Mrh 88, rln 0, 2. Unrht hrfldr 6, 0 Wtt , 4 Sfr , 4. 65 Es ist auch nicht gestattet, aus cras susscribam homini dicam (800) auf eine Übersetzung aus dem Original zu schließen (so Witt 1971, 44). Der ganze rö- misch-rechtliche Zusammenhang zeigt, daß Plautus selbst konstruiert. Der Aus- dr bzhnt n lυt. Aul. 60 (dz fēvr 2000, 60 r hh htvrhältn. lhr lt d blbt Mtv d Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 17

7. Geld bringt Agorastocles erst 1351, wenn Adelphasium durch Hannos Erscheinen ihm ohnehin zufällt, in das Spiel, um überhaupt noch etwas von dem Kuppler fordern bzw. ihn weiter in das Unrecht setzen zu können. Da will er plötzlich duplum pro furto (1351) — post festum. Wieviel ist das? Zweimal 300 Philippi? Oder auch zweimal Entschädigung für das Verstecken des angeblichen fugitivus? Bei den griechischen Dichtem pflegt es um bestimmte Summen zu gehen, wäh- rend Plautus gern verschwommen kumuliert — ein grundlegender Un- terschied zwischen Νέα und Palliata.66 B. Es ist unglaubwürdig, daß Milphio mit der Insolvenz des Kupplers rechnet: neque id unde ecficiat habet (185). Hier erscheint Lycus arm wie eine Kirchenmaus. Um so weniger ist es verständlich, daß er Adel- phasium bisher nicht an Agorastocles verkaufen wollte. Er hat zudem Anterastilis in petto, an der Antamoenides interessiert ist. Der alte Streit, ob er über zwei (eine maiuscula, 155, und eine minuscula, 498) oder mehr Damen verfügt, 67 dürfte so zu schlichten sein: Natürlich hat er als richtiger Kuppler eine Reihe von Hetären; Adelphasium und An- terastilis sind noch nicht in das Gewerbe eingeweiht. Lycus unterhält einen gut florierenden mittelständischen Betrieb (829-844). Auch wenn das plautinische Übertreibung ist, müssen der griechische und der römi- sche Kuppler aus Gründen der Rentabilität über ein genügend großes Angebot verfügen. In 1415 zaubert Lycus ja auch eine tibicina aus dem Hut. Da aber für die von Plautus konstruierte Schuldknechtschaft seine Armut Voraussetzung ist, darf er in den betreffenden Zusammenhängen nicht mehr als zwei Mädchen haben. Doch stehen jedem von ihnen (of- fenbar permanent) zwei ancillae und (offenbar zeitweise) ein vir zur Verfügung (222-224). Auch dieses Personal könnte Lycus veräußern, ehe er sich in Schuldknechtschaft begibt — Inkonsequenz über Inkonse- quenz. 9. Es ist eine weitere Ungereimtheit, daß Lycus später darum bittet, statt 600 nur 300 Philippi zahlen zu müssen, die er bei einer am näch- sten Tag stattfindenden Auktion zusammenzukratzen hofft (1362- 1364). Das ist unsinnig, da er ebendieselbe Summe kurz vorher von Collybiscus empfangen hat und noch nicht Gelegenheit war, Geld

,Verschiebens auf morgen` vor, damit das einzelne nicht genau nachzuprüfen ist und im Ungefähr verbleibt. Vgl. zu dieser Stelle Jachmann 1911, 274: „Ein solches Verweisen in eine Zeit die außerhalb des Rahmens der durch das Stück

gegebenen Zeit liegt ist überhaupt kunstwidrig und sinnlos "; es können „diese Worte im Original unmöglich gestanden haben". Vgl. ferner Marti 1959, 115 Anm. 36 (wo Men. Epitr. 239 [= 4] nht hnhört fēvr , . 66 l. fēvr , 4. 67 Langen 1886, 185 stellt die Diskrepanz zu Recht heraus. Die Harmonisierung von Fraenkel 1922, 267-268 (der Zwierlein 1990, 138 zustimmt) ist schwach, worüber der überhebliche Ton hinwegtäuschen soll. 18 Erd fēvr auszugeben. Milphios Plan hängt an der Fiktion der unwahrscheinli- chen Zahlungsunfähigkeit des Kupplers. Nach dem ιΙκός wird in dem turbulenten Spiel nicht gefragt. 10. Die Intrige ist auch in ökonomischer Hinsicht sonderbar, insofern der Sklave in der ersten Szene seinen Plan „ohne Nachdenken und Vor- 68 bereitung fertig vorträgt (v. 163-189) , während die Zuschauer nicht ausreichend in die Handlung eingeführt sind. Nach Leo verstößt der Poenulus damit als einziges bekanntes Stück gegen ein ,Gesetz der Ko- mödie` .69 Das habe nicht der Autor des Karchedonios getan, sondern Plautus, der die erste Intrige hineinkontaminiere. Man braucht nur zu verbessern, daß Plautus diese erfindet.

Die erste Intrige gehört aus allen diesen Gründen nicht in ein Original. Fraenkel spricht mit Recht von „ihrer juristischen Absurdität und plum- pen Unglaubwürdigkeit". 70 Sowohl die sachlichen als auch die rechtli- chen Voraussetzungen und Begleitumstände, die der Tradition der lite- rarischen griechischen Komödie widersprechen, weisen auf die Non- chalance des Stegreifspiels, nicht auf die die Realien beachtenden atti- schen Vorbilder. „Durch die von den Advocaten Vers 34 [= 779] ge- schehene Erklärung erscheint der dem Leno gespielte Betrug als der plumpste, der je einem Leno kann gespielt worden sein." 71 Daß er „sich wirklich ins Bockshorn jagen läßt, übersteigt nach den gegebenen Vor- aussetzungen allen Glauben." 72 Der Betrug ist ,crassa Minerva` erson- nen.73 Das ΕΙκόςΡ• spielt keine Rolle. Nur der Erfolg zählt.

Die zweite Intrige — ein überflüssiges Unternehmen

Ah d Grndln dr ztn Intή thn f tönrnn üßn. Mlphn rfährt n I 2 vn Snrt, dß Adlph nd Antr tl frbrn Krthrnnn nd (00. rfhn rd dr ln fßt (006, 664, Artl ll d rht dr Mädhn bnprhn. Spätr hlät Mlph nn trn Cp vr: nn ö nübτ bhptn, Adlph nd Antrtl n n öhtr (0860. rd zln l n ,Intr`

191 9 69 1912, 210. Zustimmung findet Leo bei Maurach 1988, 186: Die „Anzettelung der Intrige gleich hier im ersten Bilde geschieht viel zu früh, wenn man die übrigen Komödien der Nea und des Terenz prüft". 70 1922, 265-266. Er schreibt sie dennoch dem Original zu. 71 Weise 1866, 164. 72 Ribbeck 1887, 96. 73 Francken 1876, 160. Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 19 bezeichnet.74 Es ist bei Plautus aber nur eine Variation, ein Schnörkel, des zweiten Plans. Nach Gratwick sind 1086-1110 eine `insertion' des römischen Dichters . 7s 1. Die zweite Intrige beruht auf dem Umstand, daß Adelphasium und Anterastilis freigeboren und darüber informiert sind (1186). „In dem er- sten Teile erscheinen die beiden Mädchen als meretrices, d. h. als sol- che, welche mit dem Gewerbe bereits bekannt und vertraut sind: von dem Bewußtsein, daß sie frei geboren und widerrechtlich in die Sklave- rei verkauft wurden, findet sich k e i n e S p u r, woher sie stammen, wird garnicht erwähnt".76 Keineswegs handelt es sich nur um einen feh- lenden Ausgleich zwischen den beiden Teilen der Komödie, wofür man Plautus verantwortlich machen könnte, sondern um einen inneren Man- gel. Denn Giddenis und die Mädchen hätten demgemäß handeln — zum Beispiel dem Liebhaber Agorastocles Mitteilung machen — müssen. Lycus wäre längst gezwungen worden, die Schwestern freizugeben. 77 Adelphasiums und Anterastilis' Kenntnis der libertas und ihr Dasein bei Lycus schließen sich aus. Ohne sie funktioniert aber Milphios Intri- ge nicht. 2. Wenn die Schwestern wissen, daß sie Freie sind, ist es nicht glaub- lich, daß sie wie Hetären nach Liebhabern Ausschau halten (235-236) und das Treiben am Venus-Tempel bewundern (1174-1181). Wie das Motiv, daß ein geraubtes Mädchen seine freie Abkunft kennt, sinnvoll eingesetzt wird, zeigen Menanders Sikyonioi, in denen das bei Philume- ne hinsichtlich ihrer "Athenian birth" der Fall war und der mit ihr ent- führte alte Sklave Dromon "declared her citizen status". 78 Diesen hat der Käufer Stratophanes auch stets respektiert. 3. Es ist üblich, daß Kuppler unfreie Mädchen erwerben, um Vorteile daraus zu ziehen. Es wäre kontraproduktiv, Freie zu kaufen, weil im- mer damit zu rechnen ist, daß ihnen ein Anwalt ersteht. Lycus sagt ja lbt miratus fui / neminem venire qui istas adseret manu (137- 1348). Das mag ein plautinischer Witz sein, aber der Kuppler des Poe- nulus muß jederzeit auf Überraschungen gefaßt sein. Außerdem ist er dafür zu bestrafen, daß er Freie gekauft hatte, um sie auszubeuten. Da- von ist aber nicht die Rede.

74 Gratwick 1982, 98; Maurach 1988, 153; Scafuro 1997, 446; Zehnacker 2000, 42 ( 75 1982, 98. Zu der Ahnlichkeit mit Men. Sik. 343-360 vgl. Kap. N, 10. 76 Langen 1886,183. 77 Es ist nach Gratwick 1971, 30-31 fraglich, ob karthagische Rechte in Kalydon galten. Eine solche Annahme sei `legal nonsense'; Agorastocles könne nicht die Freiheit der Mädchen, sondern nur den Verzicht auf ihre Einweihung in das

Dimentum erreichen Immerhin. 78 Gomme / Sandbach 1973, 635. 20 Erd fέvr

4. Wenn die Mädchen im Original nichts von ihrer Herkunft ahnten, traf das auch auf den Sklaven des Kupplers, Syncerastus, zu. Lycus wäre töricht gewesen, ihn von dem gefährlichen Faktum zu unterrich- ten, daß er freie Mädchen als Sklavinnen behandelt. Es hätte zumindest motiviert werden müssen, wie Syncerastus davon erfuhr. Dessen ent- scheidender Tip in IV 2 ist offensichtlich plautinischen Ursprungs. 5. In der griechischen und römischen Komödie werden immer wieder Kuppler gezwungen, ein Mädchen, das sich als freigeboren herausstellt, freizugeben. Während sie in der Νέα nach aller Wahrscheinlichkeit ma- teriell entschädigt wurden,79 gehen sie in der Palliata leer aus. Milphio rechnet im Poenulus nur mit der üblichen Freilassung (manu eas adse- rat, / suas popularis, liberali caussa, 95-9; eas liberali iam adseres caussa manu, 964). Wäre es auch im Original nach der Ordnung zuge- gangen, hätte Lycus Anspruch auf Schadenersatz gehabt : 80 Die Intrige hätte nicht reibungslos funktioniert. 6. Wiedererkennungen und Freiheitserklärungen kommen in der Νέα meistens überraschend zustande, ohne daß die Personen etwas vorher ahnen. Tatsächlich werden im fünften Akt des Poenulus sowohl die beiden Mädchen als auch Hanno von dem freudigen Ereignis überrollt. In ihm pflegt sich das Walten der á αθή Τύχη z erweisen, welche die Irrungen und Wirrungen der Menschen zu einem guten Ende rührt. Das wird der Dichter des Karchedonios nicht anders gestaltet haben.

Die zweite Intrige ist von A bis Z eine plautinische Erfindung. Die in- haltlichen Mängel und die der Tradition der literarischen griechischen Komödie zuwiderlaufende Anlage deuten auf die Kartenhaustechnik des Stegreifspiels hin, nicht auf die das εΡίκός beachtende Νέα. Es ist offenbar ein Dichter am Werk, der traditionelle Motive uneigentlich verwendet, ohne den mit der Verschiebung verbundenen Problemen Gewicht beizumessen.

Fazit

Beide Intrigen sind erstens in ihren sachlichen und juristischen, zwei- tens in ihren gattungsgeschichtlichen Voraussetzungen und Durchfiih- rungen römischen, nicht griechischen Charakters. Drittens entspricht die Eigenart, daß sie nicht zu Ende geführt, sondern abgebrochen

79 l. dz rndätzlh fεΡvr 200 (2 28 t An. 24. d Kfpr n d τοψεϊ hinzu (Men. Sik. 237): Vgl. Gomme / Sandbach 1973, 656; fεΡvr 4, 2 nd . 80 Es verdient Beachtung, daß Gratwick 1982, 100 für das Original feststellt: "Fa- ther has come offering a ransom". Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 21 werden, der Dramaturgie der Palliata, nicht der Ικvμία der Νέα. Keineswegs ist in diesem Zusammenhang nur Plautus zu nennen: Te- renz bringt ebenfalls von ihm erdichtete Intrigen nicht zu ihrem τέλος, wenn er damit besondere Wirkungen erzielen kann. 81 Es ist zu konstatieren, daß weder die Annahme der älteren For- schung, Plautus entlehne die Unternehmungen Milphios verschiedenen griechischen Stücken, noch die der neueren, sie gingen auf ein einziges zurück, zutrifft, sondern beide Intrigensurrogate von dem römischen Dichter ersonnen sind. 82

2. Anterastilis — plautinische Doppelgängerin

In der Regel wird von einem Elternpaar bzw. Elternteil eine verloren- geglaubte Tochter ,wiedererkannt` — im Poenulus sind es zwei Töchter. Das steht nicht in Einklang mit der Tradition der Νέα. Adelphasium heiratet am Ende Agorastocles, aber Anterastilis geht leer aus. Sie hat keinen adäquaten Liebhaber — obwohl ihr Name einladend ist. Daß An- tamoenides sie begehrt, schließlich aber aufgeben muß, führt zu keinem befriedigenden Ziel. Auch das läuft den Gepflogenheiten der Νέα zuwi- der. War sie im Original eine Hetäre? Wie Menanders Eunuchos und Heautontimorumenos oder Apollodors Epidikazomenos zeigen, kann es in einem Stück sowohl eine Handlung um ein bürgerliches Mädchen als auch eine um eine Hetäre geben. Die Konstruktion des Poenulus-Ge- schehens ist in zweifacher Weise untypisch. In allen Szenen mit den beiden Mädchen treten mehr als drei spre- chende Personen auf, was gegen die Technik der Νέα verstößt. In I 2 sind es fünf, in V 4 vier, in V 5 fünf und in V 7 sechs. Plautus neigt im Poenulus zu einer besonders üppigen Figurenkonstellation. 83 In den vier genannten Fällen ist handlungsmäßig auf eine der Frauen leicht zu verzichten. Anterastilis hat keine ,sachliche' Funktion wie

81 l. fēvr 4, 76-77, vgl. 77 über den Heautontimorumenos: „Die Intrige gegen Menedemus gelangt trotz ihrem doppelten Anlauf nicht an ein konkretes Ziel." Dasselbe gilt für den doppelten Anlauf der Intrige gegen Lycus im Poe- nulus. 82 Daß Plautus auf seine Weise geschickt vorgeht, zeigt das Urteil von Friedrich (1953) 1973, 154 (der allerdings einen nachmenandrischen Dichter dafür in Anspruch nimmt): „Wer die zweite Intrige gewissermaßen abfing und aufhob, der tat das mit Rücksicht auf die erste Intrige; und wer die erste Intrige nur bis an den Prozeß heranführte und sie solange aussetzte, bis der Prozeß gegen- standslos geworden war, der tat es mit Rücksicht auf die zweite Handlung. D. h. beide Handlungen sind so, wie sie nun einmal geführt sind, aufeinander be- zogen und Teile einer Gesamtkomposition." 83 l. Kp. ΙΙΙ, 6. 22 Erd fēvr

Adelphasium, um die sich alles dreht, sondern eine stimmungsmäßige, die das von Plautus und seinem Publikum so geliebte Bordellmilieu verstärkt. Am deutlichsten wird das in I 2, einer Szene, die wohl dem Original fremd ist. 84 Anterastilis als Hanno-Tochter dürfte ein plautini- sches Geschöpf sein. Es genügt, daß der Vater im Original wegen e i n e r verlorengegangenen Tochter auf Reisen ging. In ihrer offenbar plautinischen Herkunft ist es begründet, daß Antera- stilis gegenüber der Schwester blaß bleibt. Der Dichter hat „allein Adelpasium scharf konturiert, [... ] ist sie doch diejenige, die das beson- dere Interesse der Zuschauer gewinnt, weil sie die Auserkorene des Ag ist."85 Wenn dennoch Anterastilis im Karchedonios gegen die Tradition der Gattung von Hanno als zweites Kind ,wiedererkannt` wurde, dürfte die alte Vermutung zutreffen, daß Antamoenides sie heiratete. 86 Kei- neswegs sind die στατηγοί in der Νέα so vaniloquentes wie in der Palliata gewesen 87 Antamoenides war ehewürdig.

3. Giddenis — plautinisches Anhängsel

„An und für sich ist die Ammen-Szene nicht für die Wiedererkennung der Töchter nötig: man hätte die Wahrheit auch von ihnen selber erfah- ren können."88 Giddenis ist bei Plautus überflüssig. Da es naheliegt, daß Adelphasium im Karchedonios nicht ahnte, wer ihre Eltern waren, und sie erst von Hanno identifiziert wurde, durfte sie nicht von einer Amme begleitet sein. Plautus führt sie ein, weil er darauf aus ist, für die Konstruktion der zweiten Intrige Syncerastus die Herkunft der Mäd- chen bekannt sein zu lassen. Da sie als Kleinkinder geraubt wurden — sie waren fünf und vier Jahre alt (85) —, bedürfen sie einer ,wissenden` Beschützerin. Giddenis ist auch in dramaturgischer Hinsicht nicht befriedigend ver- ankert. Sie tritt nur in V 3 auf. Wenn man diese Szene mit den fünf prhndn rnn, vn dnn für Νέαrhältn z zvl nd, für rnl hält, nd nr Gddn nd dr r ntbhrlh. d: nn frt nh dr A dr Mädhn, bhl Mlph

84 Vgl. Καρ. I, . 85 Maurach 1988, 220. 86 Francken 1876, 170-171; Leo 1912,175. 87 „Suspicor mores militis a Plauto in peius esse mutatos; is qui fabulam invenit, quisquis fuit, ηση t rdl t ntnnd fnxt hn, t Antr tl r ndn t, d lt, rtr t fbl, tld, tr pd, nf hn prdt blltr" (rnn 86, 0. 88 Maurach 1988, 207. Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 23 eine solche — „certe praesente illo" — nicht erwähnt hat. 89 Plautus ge- braucht seine Motive auf das Geratewohl. Unvermutet, wie Giddenis aus der Kulisse auftaucht, verschwindet sie wieder.90 Im Karchedonios war eine Amme nicht erforderlich. Nur wenn er (wie Menanders Stück) in Athen spielte, 91 mochte eine solche Hanno unterstützen . So brachte etwa der alte Smikrines im fünften Akt des Dyskolos die τοψός Sophrone als Zeugin vom Land mit.

4. Agorastocles — plautinischer Karthager

Agorastocles' karthagische Herkunft wird auffallenderweise — vom Prolog abgesehen — in den ersten vier Akten nicht erwiihnt. 92 Sie kommt erst zur Sprache, wenn es um das Verstehen des Punischen geht. Das beherrscht er aber nicht, da er mit sechs Jahren aus Karthago geraubt wurde (902). Hier hilft Milphio aus, der kein Punier ist (vgl. 903). Er spricht jedoch Punisch und unterstreicht das mit dem Schnack nullus me est hodie Poenus Poenior (991).93 hodie dürfte auf den übli- chen plautinischen Ausnahmetag, an dem alles möglich ist, 94 hindeu- ten. Es liegt eine Vertauschung der Rollen vor: Der Punier Agorasto- cles kann kein Punisch, damit der Nicht-Punier Milphio ihm das Puni- sche verlatinisieren kann. Hier triumphiert der — doch wohl plautinische — Witz über das κός. Es ist wahrscheinlich, daß Agorastocles im Karchedonios kein Puni- er war.95 Schon die Konstellation, daß die Mädchen und er Punier und daß sowohl sie (897) als auch er (903) von Seeräubern entführt sind, operiert mit ein bißchen viel á αθή Τύχη.6 Es handelt sich offenbar um die sorglose Kumulierung eines traditionellen Motivs.

S9 Langrehr 1883, 17. Vgl. Krysiniel 1932/33, 49 (plautinisch); Perna 1955, 75; Gratwick 1971, 30 Anm. 2. 90 Vgl. Kap. II, 6. 91 Vgl. Kap. IV, 10. Vgl. Langen 1886, 183. 93 Vielleicht liegt eine Anspielung vor: «nell'espressione si cel α vdntnt n lz αllπ h Splht [ Mlph] fα l rttr: nn pr nnt l lαltι pn r prvrbl. Et h tnt ώt l d prn trdnd: » (rtr 6 [2], 24 An. 0. αbn (6 622, brt zu Poenior ntr ndr ,lldσr, vrtr`. 94 l. fēvr 88, 40. 9s Es sei denn, Menanders Karchedonios wäre das Original: Vgl. Kap. IV, 10. 96 Vgl. Gratwick 1971, 27 Anm. 2: "two separate simultaneous [... ] [sc. pirate- rd] r vr plbl, nl th vnt ppd t rfr t σ well-known Occasion." Davon ist zumindest bei Plautus nicht die Rede. 24 Erd fēvr

Warum könnte Plautus Agorastocles zu einem Karthager machen? Abgesehen davon, daß er an der Verstärkung des karthagisch-puni- schen Milieus interessiert ist, 97 mag er der Ansicht sein, die zweite In- trige wirke glaubwürdiger, wenn der Jüngling und die Mädchen bei der in Rechnung gestellten Gerichtsverhandlung populares (965) sind. Wenn aber die zweite Intrige von Plautus stammt, braucht Agorastocles im Karchedonios nicht ihretwegen Punier gewesen zu sein. Es ist möglich, daß Agorastocles im Karchedonios der Sohn des Ly- cus-Nachbarn Antidamas (955) war. Diesen mochte Hanno aufsuchen und dann erfahren, daß der Jüngling seine Tochter liebte. Plautus ließe Antidamas einfach verstorben sein, um in der von ihm ersonnenen er- sten Intrige zu motivieren, warum Agorastocles so reich ist.

5. Die Advocati — plautinische Scurrae

Von den Zeugen, die den dritten Akt beherrschen, hat schon Francken zu Recht weder in inhaltlicher noch in dramaturgischer Hinsicht eine besondere Meinung: „Advocati, qui in actu tertio sunt, multo maius momentum habent, quam cum reliqua fabula convenit. 1... ] tantum ab- est ut ad eventum actionis aliquid conducant, ut contra difficultatem obiiciant non contemnendam. Partes, quas nunc explent, non sunt dig- nae tanta cura. Evanescunt ex oculis, nec dolori eorum satisfit, dum spretos se queruntur. Post actum tertium nulla eorum mentio est; actu quarto quasi denuo incipit fabula." 98 Das ist ebenso scharf wie vorzüg- lich beobachtet. Die Advocati stammen von Plautus, weil erstens die Collybiscus-Intrige seine Erfindung ist und zweitens bei allen ihren Auftritten mehr als drei redende Personen fungieren. Selbst wenn nur nr vn hnn Wrtführr t, n ΙΙΙ 2 nd ΙΙΙ 4 j vr Sprhr f. Abr h n dr Intr hbn n thhlt rhtn: S önntn vr Grht b btn Wlln nht bn, dß nn rlhn fugitivus beherbergt hat. „Das müßte doch eine wun- dersame Gerichtsverfassung gewesen sein, auf grund derer der Kuppler {...] hätte verurteilt werden können," 99 Es ist ein Fortschritt, wenn Lowe vermutet, daß die Advocati im Kar- chedonios "were mute extras, and that Plautus gave them a more active pari and substantial speaking róle. "lo° Bei dieser Annahme sind alle

" Vgl. Kap. IV, 7 und B. 9 1876, 165 - 1 99 Langen 1886, 191. 1 199 Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 25

Skurrilitäten Einfälle der römischen Scurrae. 101 Es ist aber ein Schritt weiter zu gehen und sie überhaupt auf Plautus' Konto zu setzen. Sie ge- ben ihre Nichtsnutzigkeit in inhaltlicher und dramaturgischer Hinsicht klar zu erkennen. 779-782 eröffnen sie dem Gegner selbst, daß sie Lüg- ner sind: pńt, ln. n ftt h vl 780 quem tibi nos esse Spartiatem diximus, qui ad te trecentos Philippeos modo detulit. idque in istoc adeo aurum inest marsuppio. Damit führen sie ihre Rolle ad absurdum. Es kommt durchweg auf ih- rn Wtz nd hr ntn, nht f hr nhft αη. 02 nt prhnd nßn hrn rt nd bn hn t hlht . Advt nd nl Mtr Chrrn nd Sll tl, d frtdrnd htzn, hn t z n. En nzr At t h Sznn nd rn rd vn hnn bhrrht: r t t hnd Slbtz — n Mtrbpl für lt dntnrlh rtr.

άνα νωρί σεις — plautinische Kumulation

Der Poenulus hat fünf άνα νωί σΕις. Hanno erkennt nicht nur eine (Adelphasium), sondern zwei Töchter (Anterastilis), einen Großneffen (Agorastocles) und die Amme Giddenis wieder und diese ihren Sohn. 103 Wenn man bedenkt, daß Plautus den in Rom lebens- und büh- nenfremden Vorgang der ávα νιρι σις in vielen Komödien eliminiert, weil ihn weder die damit verbundene weltanschauliche noch die senti- mentale Komponente interessieren, gibt es zwei Möglichkeiten: Entwe- der folgt er nolens volens einem Original, oder er kumuliert kurzerhand ein Strukturelement der Νέα. Da es schwierig sein dürfte, für den Poe- nulus eine Parallele zu finden, ist die Annahme plautinischer Originali- tät wahrscheinlicher als die griechischer Singularitiit. 104

101 612 werden die Advocati im Gleichnis mit Scurrae verglichen. Vgl. Petrone 1983, 17 mit Anm. 7. 102 rn , 2 hbt d hrvr. 103 Maurach 1988, 207 zählt nur vier άναγνωρίσ ς (die der Mädchen zusammen- genommen): Darauf kommt es nicht an. 104 Jedenfalls ist es leichtfertig, Giddenis' Wiedererkennung auf das Vorbild zu-

rückzuführen und zu klassifizieren hndl h n „ln Annń nnrhlb dr rößrn: dr htr d Ornl lbt d ppln, lß r dh vr dr Wdrrnnn dr Mädhn d dr A hhn" (Mrh 88, 6. llht ht lt n dr ppln (rdrf hn nfh n tz Ghhn 26 Erd fēvr

Daß die áν νώρι σις als ein bequemes Versatzstück der Kompositi- on ohne inhaltliches Gewicht verwendet wird, zeigen Hannos Worte, wenn er erlauscht, daß Agorastocles Karthago als Kind verlassen hat: pro dl inmortales! plurumei ad illunc modum l periere pueri liberi Car- thagine (988-989). „Eigentlich hätte Hanno ganz anders auf die erre- gende Einsicht reagieren müssen, daß er da jemandem zuhört, der aus seiner eigenen Heimat stammt, und zwar von dort geraubt wurde wie sein Verwandter, den er ja [ im Begriff ist aufzusuchen (wenn man schon nicht erwartet, daß er sich sofort darüber Auskunft verschafft, ob der junge Mann nicht von zwei ebenfalls entführten Mädchen gehört habe): eine ,Unwahrscheinlichkeit der Gesprächsführung` 105 [...], wel- che sich nicht um die Realität kümmert und es auch nicht soll, denn sonst wäre das folgende Geplänkel und das interessante, lang hinausge- schobene Wiedererkennen von vornherein sinnlos." 106 Dazu fügt sich, daß bei Giddenis eine Umkehrung der üblichen áν νώρι σις vorliegt, insofern der Sohn die Mutter, nicht aber die Mutter den Sohn erkennt. Zudem ist sie ohne dramatische Folgen. Sie dient nur dazu, die Komik der Szene zu verstärken, indem erstens wie- derum Punisch erklingt (1141-1142) und zweitens Hanno Gelegenheit erhält, Giddenis metaphorisch über den Mund zu fahren: tace atque parce muliebri supellectili, was natürlich nicht verständlich sein soll, sondern auf Agorastocles' Nachfrage quae east supellex? die Erklärung erfährt: clarus clamor (1145-1146): 10 Hier ist eine menschlich ergrei- fende Situation zu einer Pointe zerkrümelt — dem (italischen) Stegreif- spiel eher angemessen als der (griechischen) Literaturkomödie. 108 Nachdem die Mohrin ihre Schuldigkeit getan hat, kann sie gehen. Han- no befiehlt Milphio kurzerhand: tu abduc hosce intro et una nutricem semul / iube hanc abire hinc ad te (1147-1148). „Interessant, daß der erregte Alte nicht nur seine eigene, doch eben erst wiedergefundene Dienerin barsch abfertigt, sondern nun auch einem Diener des Ag Be- fehle erteilt: in seiner Ubererregung wahrt er nicht die Grenzen. 1 UDer Dichter beachtet weder das ι θος noch das Ικός. Es ist der Römer, dem die áν νώρι σις kaum etwas gilt.

105 Fraenkel 1922, 212-230. 106 Maurach 1988, 146. 107 „tē muliebrem suppellectilem vocat clarum & immodestum clamorem. Die Klappermül" (Taubmann 1605, 935); „Parce loquacitati" (Naudet 1832, 84). Das ist harter Tobak. 108 Nur auf den Witz kommt es an, nicht auf einen Charakterzug der Amme, wie Maurach 1988, 220 meint, nach dem sie die „etwas situationsfremde Absicht, sich in Szene zu setzen", hat. 109 Maurach 1988, 157. Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 27

Die inflationäre Verwendung des άvvώpισιςSh ist ein Zei- chen der kumulativen Struktur ° der plautinischen Komödie.

ΙΙΙ . Strtr

"Plautus has seriously distorted the dramatic structure of th τnl " Im folgenden werden einige Punkte zusammengestellt, die erkennen lassen, daß die Struktur des Poenulus nahezu nichts mit griechischer οίκο ομία, aber viel mit römischer verschriftlichter Stegreifspieltech- π2 z tn ht. In d hn nn nr n Ahl bn rdn. Inbndr t f n führlh rtlln dr dn tnrlhn pltnhn rtr z vrzhtn. Kptl bt dfür ntn n pl. E hndlt h drh hän n, d tph für ,ündlh` htr nd. rd n dr Stll nht rnt bründt. 4 nt 6 nd frlr, nd 8 nhltlhr Art.

1. Nahtstelle der Intrigen

Plautus wird für die Einfädelung nicht nur der eysten, 115 sondern auch der zweiten Intrige hart getadelt. Milphio ist „in den vorigen Scenen abhanden gekommen, man weiss nicht wie oder wohin. Das Letzte hat r ΙΙΙ 2, 2 nd 0 [ 606 nd 60] 6 prhn. rf ht Ar tl, n rr, nttlbr z h hnn [608], nd h üt ntlh Mlph fln. It d l hhn nznhn, nn r hr nht n: Exspecto, quo pacto meae technae processurae sient [817] . Denn dann musste er es ja wohl wissen. Wollten wir annehmen,

110 d Mrl vl. fēvr 84, nd 200, 0 Stär 8, (nhn t d Strfpl. ^ l Gratwick 1982, 98. 112 Vgl. dazu Slater (1993) 2000, 168 Anm. 10; Bkinsdorf 1995, 3-4; Barsby 1995, 56; fēvr , 0. 113 Zum dritten Akt vgl. Kap. II, 5 (am Ende). 114 Vgl. mit Nachweisen fēvr , 64 200 (, 0 200 (2, . rt rd h d dntnrlh rtr dr pltnhn Köd n xtn btrhtt. 115 Vgl. Kap. II,1 (,Die erste Intrige`, Punkt 10). 116 gei Leo 1896 und Lindsay 1905 sprechen 606b-607a die Advocati, Milphio zu- letzt 604. 28 Erd fēvr dass er unterdessen wo anders gewesen sei, so wäre dieses Benehmen sehr falsch, da er sich dann der Hauptbegebenheit entzogen haben wür- de, wie es denn überhaupt auffallend ist, dass diese Sache in der Aus- führun^ so ganz ohne ihn vorgeht, da er sie doch so eifrig eingeleitet hat ." 11 Nach Langen kann Milphio , unmöglich ` behaupten prius q8υα nt nt tl (, „d d j brt hhn αr". r hn d Wrt „übl ärr". S brhtn „f dr tn, dß Mlph vn d lülhn Erfl d n führtn Strh nh nht rfhrn hb, r dr Erfndr nd rhtt dl, dr t n rrn f dr r lt nd ntürlhn rfl dr Sn ΙΙΙ 2 ll zrt rfhrn üßt." rnl hält d Wrt für ,nztrffnd` . 20 hnn prht r vn nr ,ltntn Un rhtt` . „Slbtvrtändlh ht nht dr tth htr lh n rt hrbn." 2 E vrtößt n d ίκός, daß der Intrigenführer zeitweise neben der Handlung steht; 122 doch ist zu sehen, daß die erste techina keineswegs abgeschlossen ist. Lycus stellt in sei- n Abnnl End vn ΙΙΙ nr ft, br h fzhänn (, bvr r flt z rtr hlppt rd: d d dbt fr hn n l r pr hn trt ll d prtr trhr? (789-790). Also rechnet er, daß der Streit später vor Gericht ausgetragen werde. Jedenfalls ist dieser noch nicht faktisch, sondern nur psychologisch entschieden. Plautus bricht die Intrige kurzerhand ab, um das telum alterum zu inszenieren. Das braucht weder ,ärger zu machen` noch als ,unzutreffend` oder ,unge- reimtes Zeug` angesehen zu werden. Vielmehr handelt es sich um die übliche plautinische Dramaturgie, Fäden anzuspinnen, ohne die Fertig- stellung des ganzen Gewebes vorzuführen. Man muß den bekannten ,Dunst und Nebel` 123 in diesem Fall anerkennen. Denn wenn Lycus sich endgültig geschlagen gäbe und Adelphasium an Agorastocles überlieferte, wäre die Uberflüssigkeit der zweiten Intrige offenbar. 50 läßt der ebenso großzügige wie gewiegte Dramatiker das Spiel mit dem unum telum wohl bewußt in der Schwebe. Milphios Auftrittsmotiv ist freilich nicht stichhaltig; „cur domum reliquerit et quo se contulerit,

117 1866,165. 1 1 117-1 119 1912, 172. Er rechnet auch Milphios Feststellung ita paratumst (909) hierher. r Slv nt dt br d rbrtn dr z t n Intń. 1 19 9 121 1931, 198; vgl. 197: IV 1 stammt „in der Hauptsache von Plautus." 122 Nach Kunst 1919, 126 „bekundet Milphios Unsicherheit bezüglich seines Er- folges in 817 allerdings eine gewisse Verlegenheit, das Weiterspinnen der Fa- bel plausibel zu machen." 123 Der Ausdruck bei H. Drexler, Philologus Suppl. 26, 2, 1934, 105. Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 29 prorsus ignoramus.' 124 Er kommt, um ,einmal nachzusehen` .125 Das ist immer wieder zu beobachtende römische ,Technik` ,126 Ein Original ist hier kaum greifbar, vielmehr „das Ganze mit bedeutendem Ungeschick zusammengeleimt." 127 Was nach den Maßstäben der attischen Litera- turkomödie als Ungeschick gilt, ist im Stegreifspiel gang und gäbe. Michaut bemerkt, daß der Poenu1us nach der Tradition auf die Durchführung der ersten Intrige hin mit einer kurzen ávαvιρσς in höchstens ein oder zwei Szenen schlösse. Diese sei jedoch so erweitert « l pέ rprt r d nvx fr nt ē ο ι ll blt fnr. I n fll ά lt 686 vr pr xpr l ntr rrh l dx jn fll ln, l l n ft 60 pr n trr , lbr d ft, ll l nt d nn t l rndr pr έ lr pέr.» 28 In dr t ht d Stü t dr ztn Intr vn vrn l. I nd 2 nd d Erbn „d nrbtn zr vrhdnr, ntrnndr nht znhänndr nd lnn." 2 r zt `tr t "t nnntd th th frt." ο

2. Verkleidung

Collybiscus soll sich bei Lycus als peregrinus ex alio oppido ausgeben (175) und die Devise amare velle atque opsequi animo suo befolgen (176). Da kein arbiter gewünscht ist, werde ihn der geldgierige Kupp- ler verstecken (celabit hominem et aurum, 180). Das Motiv, daß ein Kunde sich in einem Bordell häuslich einrichtet, verstößt gegen die Tradition der Komödie. Die Collybiscus-Intrige dürfte auf Plautus zu- rückgehen .131 Zum plautinischen Doppelspiel gehören 1. die Verkleidung, 2. die In- struktion, 3. die Repetition, 4. das Lob. Die Parallele des Persa zeigt d dυtΙh. 2 . r Mnhnz t Slbtz, d Cl lb nht nnt (: „t n vt tt b ptrt"

124 Langrehr 1883, 16. 125 Maurach 1988, 131. 126 Vgl. Lef^vre 2001 (1) 84; 2001 (2), 45. 127 Weise 1866,165. Vgl. Perna 1955, 72. 128 1920, II, 156. Delta Corte 1967, 206 stellt fest, die ávιιν&ρtσ sei «soltanto un completamento. La beffa al lenone era gi ńt». l. h hnr 2000, 1 129 So richtig Jachmann 1931, 198, der fälschlich auf Kontamination schließt. Vgl. schon Langen 1886, 186. 130 Gratwick 1971, 28 Anm. 2. 131 Vgl. Kapitel II, 1. 132 l. fēvr 200 (2, 662. 133 Francken 1876, 160. 30 Erd fέvr

Um so unbeschwerter wird er in das Werk gesetzt. Milphio sagt zu Agorastocles: nt Intr t rnnt t ιphn t t xrnb vl (424-426). Wenig später stellt Agorasto- cles fest: basilice exornatus cedit et fabre ad fallaciam (577). exornare ist Terminus technicus. Saturio sagt zu seiner betrügerischen Tochter t exornavi ego (Persa 335) und Toxilus über Sagaristio exornatu's basi- lice (Persa 462). 134 Die sycophantiae bzw. fallacia sind damit fest ver- bunden. 2. Die Advocati sind hinter der Bühne instruiert (547-550, 590), Collybiscus (578), die Virgo und Sagaristio ebenfalls (Persa 334, 465-466). 3. Die Advocati repetieren das geplante Schurkenstück (557- 562,135 600-603), Collybiscus (578-581) und die Virgo (Persa 379-381) haben das nicht nötig. 4. Die Advocati ernten ebenso Lob (eu edepol mortalis malos!, 3; rtl l t nrdntr dt n ι phnt, 653-654) wie Collybiscus (probus homost, 582; hic homo sapienter sapit, 606) und die Virgo (edepol dedisti, virgo, operam ad- laudabilem, / probam et sapientem et sobriam, Persa 73-7 Das Verkleidungsspiel läuft wie ein Ritual ab. Es liegt nahe, an den Einfluß des Stegreifspiels zu denken.

3. Metatheater

Im Vergleich zu anderen plautinischen Komödien zeichnet sich der Poenulus durch zahlreiche metatheatralische Bemerkungen aus. Plautus dichtet ganz locker Kunst spricht von der romantisch anmutenden I1- lnzrώrn`, d „rd n auffallend oft begegnet", 136 Slater hebt seine "metatheatrical fascination with the process of play- making" hervor 137 "From the opening tragic parody to the parting ref- erence to getting into costume ( 123), the prologue calls attention to its own status as dramatic performance. Its careful negotiations with the audience, laying out the boundaries of the stage and introducing the players do not, as a Greek prologue would close an illusionistic frame around the subsequent action This is a play whose fundamental plot mechanism is role-playing and whose characters just like the prologue speaker, are well aware of their status as players, not only within their own schemes but within Plautus play as well." Die Advocati «sono in

134 l. trn 8, 0 fέvr 200 (2, 6. 135 Zehnacker 2000, 420 sagt treffend über Agorastocles in ΙΙΙ : «l jn h

ndt n ttr n έn f x tr d trp ( le latin dit bien fabulam docere), t l nfr d f4n nt l αrαtēr d thēátr dn l thēátr — stage on the stage» . ι3 1919 17 137 (1992) 2000 158. Das folgende Zitat 159. Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 31 certo senso dei teatranhi, una maniera d'essere del teatro latino, cui Plauto consegna certi messaggi di che il pubblico recepisce e », 138 comprende. [...] sono [...j altori della beffa Wenn Agorastocles zu den Advocati sagt, er habe ihnen die Intrige gegen Lycus schon dargelegt (547-549), antworten sie (55-55 550 omnia istaec scimus iam nos, si hi spectatores sciant; horunc hic nunc caussa haec agitur spectatorum fabula:

hos te satius est docere ut, quando agas, quid agas sciant.

nos tu ne curassis: scimus rem omnem quippe omnes simul dedicimus tecum una, ut respondere possimus tibi. Dieses ist eine markante ,Brechung der Bühnenillusion` ,139 „Das Ein- greifen der Schauspieler in die Handlung bei Plautus erweckt den Ein- druck, dass sich eine Komödie in der Komödie abspielt", was an die ,Posse` erinnert und ,plautinisches Gut` ist. 140 Die Advocati fallen aus der Rolle, indem sie klar zu erkennen geben, daß sie wie der Ge- sprächspartner ,nur` spielen und das Publikum der eigentliche Adressat ist.141 Zum letzten Vers bemerkt J. Gulielmius: „Fabulam Po^ta doset: discunt Actores, & discunt simul, dum actionem periclitantur. quo face- te hic allusit Plautus." 142 Der Passus 557-5 gehört in diesen Zusam- 143 menhcng , Auf das Schauspielertum nimmt auch Collybiscus Bezug, wenn ihn Milphio zu besonderer Schläue auffordert: quin edepol condoctior sum quam tragoedi auf comici (581). „Condocti autem Comici sunt, qui Fa- bulam, quam acturi sunt, una fideliter addidicerunt, gestumque agere sciunt. Oportet enim histriones peritos esse, & Fabulam simul edidicis- se, antequam in proscenium prodeant: quo, nisi fallor, respexit." 144 Zu 581 ist Persa 465-466 zu vergleichen, wo Toxilus fragt, ob die Intri- ganten ihre Rolle gut einstudiert hätten, und Sagaristio antwortet: tragi- ci et comici / numquam aeque sunt meditati 15

138 Petrone 1983, 17. 139 Maurach 1988, 116 (mit Literatur). 140 Krysiniel 1932/33, 3. 141 Vgl. Norwood 1932, 93-94; Duckworth 1952, 136; Petrone 1983, 25-29; Lowe 1990, 284 mit Anm. 37. 142 Bei Gronovius 1664, 811. 143 Vgl. Petrone 1983, 28-29. 144 Turnebus bei Gronovius 1664, 812. Vielleicht liegt ein Wortspiel mit der Phra- se fabulam docere vor: Vgl. Palmerius an demselben Ort. Maurach 1988, 118

merkt an: „Palliata - und Praetextaspieler mußten ihre Texte auswendig lernen, Atellanenspieler improvisierten." Es könnte ein Witz darin liegen, daß die Par- tie der Atellana näher steht als der Literaturkomödie. 145 Vgl. Petrone 1983, 30; Scafuro 1997, 337 Anm. 11 ("Plautus' repetition in two plays [Persa 465-66; Poen. 581] of the analogy between acting in an 32 Erd fēvr

Wenn Agorastocles den Advocati die 300 nummi zeigt, sagen sie zu den Zuschauern: aurum est profecto hic, spectatores, comicum: / mace- rato hoc pingues fiunt auro in barbaria Boves; / verum ad hanc rem agundam Philippum est: ita nos adsimulabimus (597-599 „Comicum aurum hic lupini sunt. Et sicut in Comoedia pro aureis nummis annume- rantur lupini, sic & pueri lupini grana pro nummis soliti sunt habere, at- que numerare, & inter aes et lupinum parum distinguere: atque idem hd n Itl ltnt pr, ntr & α lr lpn n ntt. "46 t rnll Mtthtr, bn nplnrh rrl. 4 Am Ende von IV 2 teilt Milphio den Zuschauern mit, er wolle Agora- stocles lieber drinnen unterrichten als alles auf der Bühne noch einmal wiederholen: nam huc si ante aedis evocem, / quae audivistis modo, nunc si eadem hic iterum iterem, inscitiast. / ero uni potius intus ero odio quam hic sim vobis omnibus ς920922).- Hier wird über die „dramatische Technik [...] gewitzelt." 8 Als Hanno staunt, wie groß seine Töchter sind, gibt Agorastocles, wenn Leo 1168 richtig herstellt, eine Erklärung aus dem Theatermilieu: scin quid est? / tragicae sunt: in calones sustolli solent (117-11 Das Spiel mit den hohen Schuhen der Hetären und der Tragodinnen — n nr Köd — t (zndt b nα. 4 1187-1191 fleht Hanno Iupiter um Hilfe an. Agorastocles bemerkt 1191 flapsig: omnia fsciet Iuppiter faxo, nam mihi est obnoxius et me metuit. Wenn man den Vers ohne Anspielung versteht, ist er, obwohl frech, witzlos. Mattingly vermutet unter Hinweis auf Amph. 26-29 geistreich, aber unbeweisbar, daß Agorastocles der Dominus gregis des Schauspielers sein könnte, der im Amphitruo den Iupiter spielte; beide Texte gehörten zu kurz nacheinander stattfindenden Wiederaufführun- gen dieser Stücke nach Plautus' Tod. 15o 1224 ermahnt Agorastocles Hanno: in pauca confer: sitiunt qui se- dent. Boxhorn bemerkt trocken: „Scil. Spectatores." 151 Wieder wird 152 über die „dramatische Technik [...j gewitzelt." Dasselbe Phänomen

ntrpnt nń nd tn n pl [... ] ll t b h n hnd r". 146 Muret bei Gronovius 1664, 813. 147 Vgl. Petrone 1983, 31-33. 1 Knt 191917 149 Vgl. Kunst 1919, 127; Paratore (1976) 1992, 261 Anm. 142; Maurach 1988, 15 150 1960, 250 Anm. 1. Skeptisch Maurach 1988, 162. Vgl. auch Kap. IV, 1. 151 gei Gronovius 1664, 845. 152 Kunst 1919, 127. Vgl. Petrone 1983, 27. Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 33 begegnet bei der Bezugnahme der Advocati auf das Servus currens- Mtv n ΙΙΙ ,

4. Aparte

Die überlange — nahezu ganz auf Plautus zurückgehende154 — Szene I 2 zeichnet sich durch besonders viele und wirksame Apartes aus, die stets ein Charakteristikum des Stegreiftheaters sind. "In a situation such as this we are obviously to think of the two separate dialogues as simulta- neous . As to the value of such asides, Prescott says, `the dialogue bet- ween the two girls would be a dull affair without the interspersed com- ments of the lovesick young man and the dry cynicism of the unsympa- thetic slave.' 155 Perhaps it would be more appropriate to say that much of the conversation between the two girls has no other purpose than to make possible the amusing comments of the two eavesdroppers." 156 Fraenkel erkennt in den zahlreichen Apartes von Agorastocles und Mil- phio plautinische Erweiterungen oder Erfindungen, 157 während Lowe ihre Bemerkungen mit Recht allesamt auf Plautus zurückführt. 158 Da- durch wird das Gespräch teils pathetisch, teils komisch aufge- schwemmt. „Den Plautus allerdings hat das nicht gestört, er liebte brei- te Unterbrechungen". ι E hört z d rldn nd Intńnpl, dß d r nn n dppldtn rlrnn ntrn dr h n Aprt nt bndrn. Wnn t d Advt n ΙΙΙ dn vrldtn Cllb ndnn, bltt dr 64, 64648, 664, 666 nd 684 dn Shrntrh t trhn rn n pätr äßrt h dr hnnl Kpplr ß 68 nd 68 bn. drh rd dr hr f d rär dr Sttn fr ht. Währnd nn n 2 f Mlph ,Untrntr nht, prht dr Slv nrnnnd bt (00, 24 26. rh d Kntr rhält dr plnt tr r ßn lf — vn dr Str f nn n röhn An tphn vrhlnn nr bhn. l6

153 Vgl. Kap. 111, 5. 154 Vgl. Kap. IV, 5. 155 1939, 23 (hinter `girls' läßt Duckworth `in the Poenulus' aus). 156 Duckworth 1952,114. 157 1917- 158 1988, 106-107 (mit Literatur). 159 Fraenkel 1922, 218. 6 l. Kp. ΙΙΙ, 8 nd I, . 34 Erd fēvr

Wenn Syncerastus in der plautinischen Szene IV 2161 über 29 Verse hin einen per se schrullig wirkenden Monolog hält (823-851), vergrö- ßert der lauschende Milphio durch vier pointierte Apartes (839-841, 845-846, 849, 850) den Witz der Szene. Überall steigert die beliebte Technik die Komik des Spiels.

5. Servus currens

Ein beliebtes Vehikel zur Erzeugung komischer Effekte in der Palliata ist der Servus currens. Wie es scheint, gebraucht es Plautus im Poenu- lus in umgekehrter Funktion: 162 Advt zhnn h n ΙΙΙ drh hrfrdrnd ln Ghn , bhl d Intr d bndn lt (0. S dtnzrn h drülh v ,rrr` d ,rv` : servoli esse duco festinantem currere (523). Auch auf den weiteren Topos, daß der Servus currens als ,wahnsinnig` erscheint, könnten sie anspielen: hau quisquam hodie nostrum curret per vias / neque nos populus pro cerritis insectabit lapidibus (527-528). So wirft Terenz im Prolog des Heautontimorumenos Luscius Lanuvinus vor, er habe kürzlich in einem Stück das Volk dem ,wahnsinnigen` Servus cur- rens ausweichen lassen: quor insano serviat ? (Ht. 32) . 1 Insofern es sich im Poenulus angesichts der häufigen Verwendung des Servus currens-Motivs bei Plautus, wie Petrone glücklich sagt, um eine handelt, 164 eignet den zitierten Stellen ein metatheatralischer Charakter. l65

6. Personenexuberanz

Im Poenulus treten in fast der Hälfte der Szenen mehr als drei spre- chende Personen 166 auf — ein Kriterium für stärkste plautinische Ein- griffe. Es gelingt nicht immer, durch einfaches Streichen einer oder mehrerer Personen ,griechische` Konstellationen zu rekonstruieren, wie es Lowe für I 2 (Agorastocles und Milphio von Plautus eingeführt) 167

161 l. Kp. ΙΙΙ, . 162 Vgl. Krysiniel 1932/33, 37; Paratore (1976) 1992, 189 Anm. 67; Petrone 1983, 1-19; 199 3 163 Die Bedeutung der Stelle ist allerdings umstritten: Vgl. Brothers 1988, 164. 1 193 19 165 l. Kp. ΙΙΙ, . 166 Zwierlein 1990, 158 operiert bei I 2 mit einer ,Vier-Sprecher-Regel` (zwei Sprecher in Lauscherposition): Eine solche mußte durch griechische Parallelen belegt werden. 17 19 15 Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 35 und den dritten Akt (die Advocati im Krhdn κωψá πόσωπα 68 versucht. Es zeigt sich:

Szene Personen Verse Szene Personen Verse 11 2 81 IV 1 1 6 12 5 203 1V2 2 107 13 39 1 1 31 II 2 56 V2 3 159 ΙΙΙ 1 l +x 7 3 5 5 ΙΙΙ 3+x 3 19 ΙΙΙ 3 +x 97 5 5 5 ΙΙΙ 3+x 35 3 ΙΙΙ 5 +x 5 7 51 ΙΙΙ +x 1 Die Tabelle gibt hinsichtlich des Versumfangs der einzelnen Szenen nur ein ungefähres Bild wieder, da jeweils Lindsays Binnenzählung oh- ne Rücksicht auf Zusatzverse oder Athetesen zugrunde gelegt wird. Doch ist das Ergebnis deutlich genug: Plautus greift schon vom Perso- nenstand her erheblich in die Vorlage ein. Wenn man Agorastocles, Milphio und die Ancilla in I 2, die Advocati 169 (als sprechende Perso- nen), dazu Anterastilis (als Schwester) und Giddenis auf sein Konto setzt, sieht das Ganze schon ,attischer`, doch nicht ,attisch` genug aus. Auch in diesem Punkt dürfte der Einfluß ,mündlicher` Formen anzu- nehmen sein.

7. Moraldefizit

Der Kuppler wird in der ersten Hälfte in unfairer Weise betrogen, ob- wohl kein stichhaltiger Grund mitgeteilt wird, warum er das verdie- ne. 170 Dementsprechend sind Milphio, Agorastocles, Collybiscus und die Advocati skrupellos gezeichnet. Menschliche Züge gehen ihnen ab. Solche wären auf der komischen Bühne in Rom unangebracht. Man zö- ge Faustkämpfer, Seiltänzer oder Boxer allemal vor.

168 1990, 291. Vgl. Kap. II, 1 (,Die erste Intrige`, Punkt 5) und 11, 5. 169 Es müssen mindestens zwei sein (so Langen 1886, 191); wahrscheinlich sind es mehr, wie tot [... ] homines (582-583) und tantum hominum (619) nahelegen. Nach Ritschl (1853) 1868, 744 sind es drei, nach Petrone 1983, 16 «senz'altro parecchi» . 170 Vgl. Kap. IV, 3. 36 Erd fēvr

Die Advocati sind üble Burschen; sie gehören gewissermaßen zum Gerichtsproletariat das berufsmäßig betriigt 171 ingrediuntcr docte in sycophantiam (654). Daß auf diese Weise die Prozeßverfahren iiffent- lich` belastet werden ist ein Seitenhieb wenn nicht ein Hieb auf die moralischen Grundlagen des Staats. Doch dieser wird in der scheinbar griechischen Komödie ( Palliata toleriert. Wer erwartet daß wenigstens die Geliebte lieblich` sei, wird ent- täuscht Man kann auch sagen Wer in Rom befürchtet daß die Gelieb- te ,lieblich ` sei, wird erfreut Adelphasium ist rotzig und abweisend (333-351, 359-364), obwohl sie doch Agorastocles gut behandeln müß- te, um die Freiheit zu erlangen. Ja, sie erhält — gegen die Anlage ihrer Figur — ebenso wie Anterastilis Züge einer kecken Hetäre. 172 Am auffälligsten ist es daß selbst Hanno, dem traditionsgemäß die Rolle des würdigen γέρων zukommt, bei Plautus über weite Strecken den komischen Alten spielt Die punische Komödie in V 2 spricht ebenso fiir sich wie sein Gebaren gegenüber Giddenis 173 und den T&h- tern sowie überhaupt seine absonderliche Methode, nach diesen zu for- schen 174 Das alles ist um des Witzes und der Wirkung willen contra ήθος erdacht. Es herrscht Moraldefizit auf der ganzen Linie.

B. Satire

Auch im Poenulus ist Plautus' satirische Ader, auf menschliche Schwä- chen und Zeitumstände Bezug zu nehmen erkennbar Adelphasium be- ginnt die — plautinische 175 — Szene I 2 mit einem Canticum über die Putzsucht der Frauen (210-232 Was die Kritik` so wirkungsvoll macht ist der Umstand daß sie von einer Betroffenen vorgetragen wird „Hoc et seqq vss . mo re Plautino mulier de se loquitur ipsa qu& ab alio dici deceat Verius Terentius Heaut II, 2, 11 [= 240] .cc76l Damit erhält das Festgestellte gleichsam objektive Gültigkeit Die Männer im Theater mußten es als belustigend -empörend empfinden daß sich die

Frauen seelenruhig zum lavari auf fricari auf tergeri auf ornari, / poli - rr, expoliri, pingi, fingi bekennen ( - 1 Gronovius druckt in seiner

171 Vgl. 582 - 8 nd dz Kp. ΙΙΙ, . 172 Vgl Kap. IV, 5. 173 Vgl. Kap. II, 3. 174 Vgl Kap. IV, 7.

175 Vgl. Kap. IV, 5. Nach Fraenkel 1922 274 ist sie aus einem anderen Stück

übernommen Nach Lowe, der einen Kern des Dialogs zwischen den beiden

Mädchen für original hält " 210-32 a monody by Adelphasium in highly inflat-

ed style must haue been at least expanded by Plautus" ( 1988, 108). 176 Nacdet 1832, 17. Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 37

Ausgabe den nicht vorhandenen MODUS MULIEBRIS in Majuskeln (mo - dus muliebris nullus est, 230). Es genügt, auf Megadorus' Tiraden ge- gen den Frauenluxus in der Aulularia ΙΙΙ hnzn, d n vr lhbr (nblh Shäh d blhn Ghlht n tr hr W nprnrn. Milphio charakterisiert die Advocati, wie folgt (582-587): tot quidem non potuisti adducere homines magis ad hanc rem idoneos. nam istorum nullus nefastust: comitiales sunt meri; 585 ibi habitant, ibi eos conspicias quam praetorem saepius. hd r tr ηοη nt lt rnt quam hi sunt qui, si nihil est quicum litigent, litis emunt. Es ist klar, daß die Verse auf zeitgenössische Verhältnisse zielen 178 — sonst wären sie in Rom tot. «Come oggi negli uffici ci sono i cacciatori di prebende che vi dimorano da mattina a sera per vendere la loro testi- nnz h n h bn pr n tt ntrtv, ι llr l r r n plllv d prdrn d nlltnnt h vn dvn ttn nll dzr .» E hndlt h lt „b rnn übr d ht(nn nr t". Ob n n Ornl rndt rlhbr tndn ht, plt n ll. 8 r d Ubrr zzhrbn lt hn dr Utnd nh, dß Mlph d vn Artl brtn Advt r nht nnt. All t, d btrffnd, dhrrdt, br hrf nrtbzn Str. Am Ende ihrer Aktion geben die Advocati der Enttäuschung über mangelnde Entlohnung in einer satirischen Charakterisierung der divi- t Ausdruck (809-813): Die Worte sind aus dem Stück herausgespro- chen. «Ce n'e2 t pas exactement une adresse ad spectatores, mais cela y ressemble» . g Auf derselben Ebene liegt die Warnung an Agorastocles ne nos tam contemptim conteras (537) in einem Kontext, der von Reich (517) und Arm (536) bestimmt ist. Wenn Plautus auf Naevius' berühm-

177 fēvr 1 (1 11-13 178 Vgl. andererseits Phormios Rolle in Apollodors Epidikazomenos sowie Men. Sik. 6, vllht vn n `prjυń tn d d t, dr vr Grht n flh A hn ll (Arntt 2000, 22 t An. 6. 179 Ραrαtσr (6 2, An. 6 (Sprrn d h. 180 Schmude 1988, 76. 181 Maurach 1988, 118 vermutet hinter comitialis άγοαϊος, hinter praetor α γορανόμ Off•. 182 hnr 2000, 420. l. trn 8, 2: «n ńfńnt ll rltι ttl fń dll n» . 38 Erd fēvr

183 tes superbiter contemptim conterit legiones (Fr. 42 FPL3) anspielt, «l'allusione doveva essere diretta ad uno scopo.» 184 In IV 2 schildert Syncerastus die Besucher des Bordells nach Klassen (9-3 - 31-33 (quodvis genus ibi hominum videas quasi Accheruntem veneris, / equitem, peditem, libertinum, furem an fugitivom velis, / verberatum, vinctum, addictum) bemerkt Fredershau- 185 sen: „Plane Romanum, cf. . Leo, non Atticum",186 zu der ganzen Par- tie Fraenkel : „Wenn [...] die Korruption im Hause des Kupplers [.. ] aufs lebhafteste geschildert wird, so beweist zwar noch nicht die lockere Anknüpfung (V. 829) den plautinischen Ursprung dieses Sit- tengemäldes, wohl aber die Art der Ausführung. Unverkennbar römisch ist V. 832sq. die Klassifizierung der Bürgerschaft und ihres Anhangs, nicht minder bezeichnend V. 838 [...] mit der Umdeutung der vinaria in vinarii und dem militärischen Bilde [...]. Aber der Bericht des Syn- cerastus ist in einem übertreibenden Tone moralischer Entrüstung ge- halten, der, einerlei wieweit er erheuchelt ist, unattisch wirkt. In der hellenischen Großstadt war dieses Treiben viel zu alltäglich als daß es Witz gehabt hätte sich über seine typischen Züge (und nur die kommen hier zur Sprache) groß aufzuhalten; die halb schaudernde, halb ehr- fürchtig lüsterne Indignation über so ungeheuerliche Ausschweifungen steht dem Provinzler wohl an, und das Rom des hannibalischen Krieges ist in diesen Dingen Provinz. Dazu stimmt die politisch-volkswirt- schaftliche Betrachtungsweise, die die verschiedenen Klassen des Vol- kes berücksichtigt (V. 832sq.) und den Verlust wertvoller Vermögens- güter beklagt (V. 842sq.) [...]. Die groteske Übertreibung der ganzen Schilderung kennzeichnet besonders der Vergleich mit dem Totenrei- che (831). Er ist zum Teil gewiß angeregt durch Lage und Aussehen der Bordelle im damaligen Rom, die sich meist in einem dunkeln rau- chigen Gewölbe, olenti in fornice wie Horaz sagt, befunden haben mö- gen; die Worte tenebrae latebrae (835) illustrieren das. Damit vereinigt sich sehr glücklich die Vorstellung, daß der Acheruns ebenso wie jener Ort des Lasters der πλvέιΡτης ist. Der Vergleich (oder die Identifizie- rung) erlaubt noch eine andere Anwendung: mr das Betreten beider Stätten gilt das lasciate ogni speranza voi ch'entrate!" 187 Es handelt sich um eine satirische Betrachtung der Bordellgäste, die mit dem Be- hagen an diesem Milieu verbunden ist, das Plautus bei seinen

183 Fraenkel 1935, 638; Traina 1968, 407; Petrone 1983, 24. 184 Petrone 1983, 24 Anm. 15. 185 „eques pedes liberos complectuntur ut Hor. art. 113, deinde libertinus, denique servorum omne genus" (1896, 214). 1 19 1 17 1915-151 Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 39

Zuschauern immer wieder voraussetzen kann — zumal, wenn es um ge- hobene Gäste geht. 188 Auch das gehört zur Satire. Schließlich dürfte der Wiedergabe des Punischen und des Puniertums eine satirische Note eignen. Dieses mußte nach dem Ende des Zweiten Punischen Kriegs in Rom besondere Wirkung erzielen. 189

IV. Weltbild

„lt dlt ffnbr n ēd lrnt einer derben Burleske um

1. faber statt Τύχη

Wenn Hanno seine Töchter wiederfindet, ruft er aus (1187-1191): Iuppiter, qui genus colis alisque hominum, per quem vivimus vitalem aevom, quem penes spes vitae sunt hominum omnium, da diem hunc sospitem, quaeso, rb nd, t b nn lt r ptń 0 prdd prv rdd lbrtt, nvt pr t sciam pieta- tl. Ahnlich könnte sich der Vater des Originals nach dem Wiedererkennen seiner Tochter geäußert haben: Das Walten der áαθή Τύχη brachte alles in das rechte Geleise. Darin war die Vorlage konventionell. Ganz anders denkt Plautus. Er eliminiert, wie stets, den weltanschau- lichen Horizont der Νέα und stellt ein ,irdisches` Geschehen dar. Nach Hannos Dank an Iupiter für die überraschende ávαγ ιύρσς fährt der plautinische Agorastocles fort: omnia faciet luppiter faxo, nam mihi est obnoxius et me metuit (1191). „Hoc loco interpretes intellexerunt leno,

188 Vgl. Maurach 1988, 133: „eine plautinische Einlage [... ] . Die Besucherliste gliedert sich in 1. Bürgerklassen, d. h. Ritter (also Wohlhabendere), ärmere Bürger (scherzend ,Fußkämpfer` genannt) und Freigelassene; 2. Sklaven, die zunächst nach Tätigkeiten, Stehlen und Entlaufen [... ], dann nach Strafen (da- für) geordnet sind." Zu 833 vgl. dort 133-134: „die Sklaven werden kaum ge- fesselt dagesessen haben, ebensowenig wie man erkennen konnte, ob sie durch addictio ihre Freiheit verloren hatten [... ] : nichts als ein amüsanter, der Realität unbekümmert widersprechender Einfall." 189 Vgl. Kap. IV, 7 und B. 19 Knt 1919 1 40 Erd fēvr quem Agorastocles furti reum calumniatur. Sed ipso de Jove adolescen- tem jocari, non adeo incredibile est; quippe quum iam Deos haud vere- cunde traductos non semel apud Plautum vfderimus, et Amph. et Casin. II, , 40 [48]. Ρπtr p vdb nf. v. [ 20] hd tl Artl." E hndlt h d ,lph` 2 d Strfpl. Wn pätr t dr jn Mnn übr Adlph : ita me di amabunt, ut ego, si sim Iuppiter, / iam hercle ego illam uxorem ducam et Junonem extrudam foras (1219-1220). Wiederum ist das `blasphemy' .194 Wer seine Personen so witzig-verächtlich 195 über die Götter sprechen läßt, hat nicht die Absicht wie die Dichter der Νέα, ihr verborgenes Walten zu zeigen. Nachdem Syncerastus Milphio die freie Abkunft der Mädchen hinter- bracht hat, sagt er: proba materies data est, si probum adhibes fabrum (915). Das ist nichts anderes als eine Variation des Sprichworts ,Jeder ist seines Glückes Schmied` . 196 Zu dum calet (914) bemerkt Lambinus: „d rn t, & d ntj rnd prtό t. trlt t ι frr . d d lt, tndnd & dnd t. n vb rfrxt, frtr tndtr ι fbr." Wnnlh Snrt d h nhndt — h r t n pltnhr Slv —, btht dh n fl, dß Mlph dr probus faber ist. Das ist durch und durch römisch gedacht. Nicht schenkt ihm Τύχη das Wissen, sondern fortem Fortuna adiuvat. 198 Der Tüchtige hat ,Glück`. Eine weltanschauliche Komponente, lbt ttläß ΝέαStü hbn, ht d Poenulus ab. Bei Plautus herrschen die Sklaven ohne Einschrankung.

2. Milphio — ein plautinischer & έξαπατώv

Milphio beherrscht von Anfang an das Geschehen. Dementsprechend beginnt die Komödie mit einem Loblied, das Agorastocles auf ihn singt: Der Sklave habe schon oft des jungen Herrn Schwierigkeiten

191 Naudet 1832, 88. 192 Maurach 1988, 162 mit Verweis auf Sega! 1987, 30. 193 n ölhn tthtrhn z vl. Kp. ΙΙΙ, . 194 Sega! 1987, 31. 195 "We imagine, with horror, Punch and Judy an O!ympus. The mother of the gods will be driven from her home by force. [...] it is worth recalling that even at his most irreverent moments, Aristophanes never abuses Hera" (Sega! 197 3-31 196 Vgl. Ps.Sa!!. Epist. 1, 1, 2: quod in carminibus Appius ait fabrum esse suae quemque fortunae (vgl. Otto 1890, 144) . 197 (157 1 71 198 Ter. Ph . 203. Parallelen bei Otto 1890, 144. Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 41 sapienter, docte et cordate et cate gelöst (131). Es ist nicht vorstellbar, daß die griechische Handlung so ,ideologisch` einsetzte. Wenn Syncerastus im Karchedonios nicht wußte, daß Adelphasium Freie war, konnte er in IV 2 auch nicht die entsprechende Mitteilung machen. Plautus läßt Milphio dieses Wissen gegen alle Wahrschein- lichkeit zukommen, um ihn instand zu setzen, es gegen Lycus auszu- spielen, d. h. nach der ersten Intrige eine zweite einzufädeln. Er sagt das selbst: satine prius quam unumst iniectum telum, iam instat a 1 t e - r u m ? (919). Milphio beschließt blitzschnell, die neue Situation auszu- nutzen und nach der Collybiscus-Intrige einen — plautinischen — ιύτιρος πλvς geen den Kuppler zu unternehmen. Darin steht er nicht nach' — von Chrysalus und Pseudolus ganz zu schwei- n. Doch damit nicht genug. Milphio ersinnt in V 2 gegen den verabre- deten Plan einen weiteren Clou: Hanno solle sich als Vater der Schwe- stern ausgeben. Den Einfall leitet er mit den Worten ein: festivom faci- nus venit mihi in mentem modo (086. t n drtt Intń, n nt,200 ndrn n übrflr Shnrl dr ztn. Mlph rd l nd vn tnd Enfälln hht. lt t f dn dppltn Erfl dr Intńn n. h rhtn nd lrhtt frt r nht. Sn blnlvn btrün dpplt vl hr tthn rbldr.

3. Leno als Symbol der Macht

Nichts liegt Plautus so fern, wie den Kuppler als einen ,normalen` Ge- schäftsmann auf die Bühne zu stellen. Dann unterscheidet er sich grundlegend von der Mέση20 und der έα.202 Er zieht es vor, Lycus von Milphio betrogen statt von Agorastocles als Handelspartner aner- kannt sein zu lassen. Nicht geht es ihm um das Liebespaar Agorastocles und Adelphasium, sondern um das Kämpferpaar Milphio und Lycus. Sklaven und Hetären sind Plautus' Lieblinge, Kuppler ihre Erzfeinde. Diese sind — auf deren Niveau — das ewig zu bekämpfende Symbol der Macht, das stellvertretend mr die Senes steht, gegen die die Sklaven nur in eingeschränktem Maß vorgehen können. 203 Gemäß dieser

199 l. fēvr 200(,2. 200 Vgl. Kap. II 1 (,Die zweite Intrige`, Einleitung). 201 Vgl. Nesselrath 0, 2 rtp 200 (2, fēvr 200 (2, 86. 202 l. rnl 22, 4 t An. fēvr 200 (2, 86. 203 Vgl. Lef^vre 2001 (2), 84-87. Bei Plautus verkörpern die Kuppler schon des- halb Macht, weil sie im Gegensatz zu den Adulescentes über Geld verfugen. Mit dieser Konzeption kommt der Poenulus aber in Schwierigkeiten, da Lycus 42 Erd fēvr

Funktion gibt es „nichts Individualisierendes an diesem Manne, der Dichter brauchte einen solchen Kuppler", der seine „typenbedingte Aufgabe" erfüllt — „weiter nichts."204 Dementsprechend klassifiziert der Prologsprecher Lycus, ehe er seinen Namen nennt: liomini, si leno est homo, / quantum hominum terra sustinet sacerrumo (89-90). Es wird in dem ganzen Stück nicht deutlich gesagt, worin sich Lycus uergeht.2o5 Milphio kennt nur eine Devise: studeo hunc lenonem perdere (818). Dieses Unternehmen wird in der üblichen Militärmetaphorik angekün- digt (200-202).206 Am Ende der ersten Aktion sagen die Advocati kon- sequent: periisti, leno (779) . Plautus spielt mit dem gängigen Motiv, daß Kuppler — in der Palliata — Schufte sind, ohne sich die Mühe zu machen, das erneut zu begründen. Er läßt die Advocati sich befriedigt mit der Feststellung verabschieden, daß sie den corruptor civium zur Strecke gebracht haben ((816). Doch ist die plautinische Komödie alles andere als ,moralisch ^. toi

4. Saturnalien

Gegenüber seinem Herrn Agorastocles ist der wendige Milphio als der geistig Überlegene gezeichnet. «Le jeune homme est un amoureux ridi- cule.» Ihr Verhältnis wird gleich in den ersten Versen deutlich (138- 150): Agorastocles entschuldigt sich, daß er Milphio gestern geschla- gen habe, da er zu sehr verliebt sei, worauf jener entgegnet, dann dürfe er, da er verliebt sei, ihn seinerseits schlagen und Verzeihung erhalten — was gestattet wird: si tibi lubido est auf voluptati, sino: / suspende, vinci, verbera; auctor sum, sino (145-146). Die Zuschauer können sich von vornherein auf saturnalische Verhä1tnisse 209 freuen. Wenn Milphio den ersten Intrigenplan vorstellt, entwickelt sich ein Spiel um scire und intellegere (19-173 AG. qui id facturu's? MI. iam scies. 170 tuos Collybiscus nunc in urbest vilicus; eum hic non novit leno. satin intellegis? AG. intellego hercle, sed quo evadas nescio. Μι. ηοη ? AG. nn hrl. Μι. t σ fx .

wegen des Funktionierens der ersten Intrige mittellos sein muß (vgl. Kap. II, 1, ,Die erste Intrige`, Punkt 8). 204 Maurach 1988, 221. Zu Dordalus im Persa vgl. Hartkamp 2001 (2),113-138. tos Vgl. Kap. II, 1 (,Die erste Intrige`, Punkt 1). 206 Nach Fraenkel 1922, 269 Anm. 1 ist 201 von Plautus ,frei erfunden`. 207 l. Kp. ΙΙΙ, . j 195 113 209 l. fēvr 88, 2 46 200 (, 20 24 rtp 200 (, 6 8 (z Epidicus) . Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 43

„171 Satin intellegis 210 ist patronisierende Redeweise des sich überle- gen Dünkenden [... ] . 173 Non scis ?: [... ] Erstaunen über das Nichtver- stehen ."211 Milphio „genießt [...J seine Uberlegenheit über seinen nicht sehr hellköpfigen Herrn". 212 Es ist die ,verkehrte` Welt der Palliata. In I 2 erlaubt sich der Sklave, Agorastocles' Liebesgurren unverschämt-wit- zig herabzuziehen, indem er zweimal dessen Metaphern wörtlich nimmt213 und gegen ihn wendet (290-295): 290 AG. nam illa mulier lapidem silicem subigere ut se amet potest. Μι . pl dd h ntr, n t lpd l tltr qui hanc ames. AG. at vide sis, cum illac numquam limavi caput. Mι . rr tr l d pn f d l, l pt. AG. d pt Μι. d: t ll t tb l pt. 295 AG. i in malam rem! So geht es fort. 447-448 schickt sich Agnrastocles an, in Mi1phins Auf- trag testes zu besorgen: ibo atque arcessam testis, quando Amor iubet / me oboedientem esse s e r v o 1 i b e r u m .Die letzten beiden Wörter des ersten Akts bezeichnen in pointierter Weise (Iuxtaposition und Parado- xon)214 das ungewöhnliche Verhältnis von Herr und Sklave. Auch dem Senex Hanno gegenüber führt sich Milphio respektlos auf. Zunächst spielt er mit ihm das pseudopunische Spiel in einer Weise, daß Hanno feststellt: servom hercle te esse oportet et nequam et malum, / hominem peregrinum atque advenam qui inrideas (1030-1031) —was Milphio in feszenninischem Hickhack mit einem grammatisch gleich geformten Satz zurückschlägt (1032-1033). Später nimmt er bei dem festivom facinus, Hanno möge sich als Vater der Schwestern ausgeben, überlegen die Zügel in die Hand (1086-1110).

210 Vgl. Milphios intellegis? (1103) zu Hanno. 211 Maurach 1988, 70, der andererseits zu Recht auf Men.Asp. 353 weist. 2ι2 Mrh 64, 24. 2ι rt t lht z vrthn, d zt rlärt bn (6 622, 64 (Sprrnn d h: „CtrM IA UQ. IM . .] d t, ll nn nnx pt. n, l ll x hd. prfrn [vl. p. 4 Μ.: 1 ί r t dtr nnr], pr l rd nn b, n lr pt [fr. X] . Tracta est haec nft ά lnd, d t, l trnd. nt lnt ntr , vdntr pt, & r t lnd lr . CAM IGI A ISCIAM, &.] tr r x b . n dln lnd vrb vrpt n , dx ntnt, ll l r p n , l r, pr l nprr pt, dt d pn, t d l r r, vt nd l ptt, ό pt nnt . Τ ΤII ΕΤ II IMEM CA] vt tb & ll l, d t, n pt nn." ( nd 0 ltt dr -Text: nec a quoquam acciperes alio mercedem annuam, l nisi ab sese, nec cum quiquam limares caput.) 214 ,antithesis` (Lambinus [1576] 1622, 697). 44 Erd fēvr

Trotzdem: Das sind Teilerfolge eines plautinischen architecton (1110) — den vollen Triumph muß Plautus in der zusammengeleimten Handlung seinem Liebling sowohl hinsichtlich der ersten als auch der zweiten Intrige versagen.

5. Hetärenmilieu

Durch die übermäßige Ausgestaltung, wenn nicht gar Erfindung der Szene I 2, die „ein für die Aktion so gut wie bedeutungsloses Gebilde" drtΙΙt,2 rrt lt dn vrlndn lr d lht nrühn tärnl. Er rrht dn Efft "b ltn th rnl hrtr f th rl t th trtp f th meretrix, congenial to Roman audiences as fitting their preconceptions of dissolute Greek life and at the same time capable of evoking resonance with contempo- rary Roman social problems." 216 Im Pseudolus verfährt er nach dersel- ben Methode, gleich am Anfang eine wirkungsvolle Bordellstudie ein- zuflechten (Pseud. I 2).217 Mit dem widmet er diesem The- ma ein ganzes Stück. Adelphasium und Anterastilis benehmen sich in I 2 eindeutig. «Leur nvrtn ntr ll nt dējι xprt n ttr, vt llr hz l rtn.» 28 Antrtl Aßrn übr d tzn (quom sedulo munditer nos habemus, / vix aegreque amatorculos invenimus, 235-236) „ist unmöglich in dem Munde einer Freigeborenen, welche gerade an diesem Tage gezwungen werden soll, als meretrix aufzutreten",219 und Adelphasiums Absicht, daß sie „sich im ganzen Ernste auf dem Markte priisentiren" will (apud aedem Vene- ris hodie est mercatus meretricius: / eo conveniunt mercatores ibi ego me ostendi volo, 339-340), ist wahrlich ,ganz befremdend` . Damit steht in Einklang, daß die Schwestern sowohl von Syncerastus (849) als auch von Milphio (1094) als meretrices bezeichnet werden. Die zahl- reichen Versuche, ihr Hetärentum herunterzuspielen, sind zum Schei- tern verurteilt. Es verdient daher Beachtung, daß Lowe den allergrößten Teil von I 2 auf Plautus zurückführt. Schon Gratwick hält das Vierergespräch 330- 409 für "formless Plautine farce intended to promote Milphio's

215 Jachmann 1931, 195. 216 Lowe 1988,109. 217 l. fēvr ,446.

j 195 113 '` 19 Langen 1886, 183. Vgl. Maurach 1988, 80: Es könne „keinem Zweifel unterlie- gen, daß hier eine Hetäre spricht." W 1 11 Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 45 rοl . "22 tt z: "n pd hh n n dvn th plοt".222 Er t d vrfhndn n 2262 22 nd 26b 2 224 bnfll lt z, dß nr nh 2024 vrblbn. r vn n 2022 "t lt xpndd b lt", 224 "t n tn t lt ltn rrtn n 240", 24824 n pt nh. 2024 "ld ft th ttn f th Karchedonios": 225 Beach- tet man, daß Anterastilis sehr wahrscheinlich als Adelphasiums Schwe- ster auf Plautus zurückgeht,226 kann von diesen Versen nichts im Origi- nal gestanden haben. Das gilt auch für die von Plautus ,erweiterte` bzw. ,veränderte` Partie 210-247. Sollte irgendetwas aus dem Karche- donios stammen: Das Hetärentum der Schwestern ist rundum eine plau- tinische Erfindung. Hieraus folgt, daß auch Adelphasiums und Anterastilis' Gang zum Venus-Tempel, dem Treffpunkt der Halbwelt, kein Pendant in der Vor- lage hat.

6. Intrige als Spiel

In der plautinischen Komödie werden die Intrigen stärker als in den Originalen ausgebaut. Hierin steht der Poenulus nicht zurück. Der Um- brer läßt keinen Zweifel daran, daß alles Spiel ist. Allein der Umstand, daß zwei Intrigen inszeniert werden, obwohl eine vollauf genügt, verrät die Freude des Dichters und der Zuschauer an den Betrügereien als sol- chen. „Über die Art, wie Lycus getäuscht werden soll, wird viermal verhandelt, womit auch die Aktion gegen den Kuppler viermal vorbe- reitet wird {...]. Es liegt auf der Hand, daß die eingehende Schilderung des schönen Planes Selbstzweck der einzelnen Stellen ist. Für die Ent- täuschung wegen allfälliger unrichtiger Erwartungen wird man durch den ebenso effektvollen Irrtum des Kupplers mit den advocati genü- gend entschädigt. Der Dramatiker schaltet mit seinen reichen Einfällen recht ungezwungen 227 Dem unglaubwürdigsten Handlungsstrang des Poenulus, der Einfüh- rung, Instruktion und Aktion der Advocati, kommt in dem Spiel als Spiel eine besondere Bedeutung zu. Sie beherrschen den gesamten drit- ten Akt mit über 300 Versen, obwohl ihr Part auf wenige Worte

221 1982,110 Anm. 2. 191 3 191 19 15 5 19 1 226 Vgl. Kap. II, 2. 227 Marti 1959, 57 mit Einzelnachweisen. 46 Erd fēvr beschränkt werden könnte. Sie sind ja auch Plautus' ureigenste Ge - schöpfe.228 Dessen Absicht ist sonnenklar: Die Inszenierung und Ab- wicklung des Betrugs ist wichtiger als alles andere. Die Advocati sind sich ihrer Rolle bewußt. Ihr Ausspruch 550-554 ist nach Norwood das `best example' dafür, daß "Plautus makes his people refer to the play as a play and to themselves as actors." 229 In diesem Sinn sprechen sie 597- 599 das Publikum an und klären es über das falsche Theatergeld auf. Überhaupt gehören mehrere metatheatralische Bemerkungen in diesen Zusammenhang. 23o In den plautinischen Intrigen pflegen deren Träger gegenüber den Opfern oft mit dem heißen Eisen zu spielen, um ihr Risiko zu vergrö- ßem.231 Wenn die Advocati Lycus in das Gesicht sagen, daß sie ihn in eine Falle gelockt haben (779-782), begeben sie sich in die Gefahr, daß ihr ,Zeugnis` entwertet wird.232 Aber der lässige Dichter umsegelt die gefährliche Klippe.

7. Punierspott

Der Prolog führt den Punier Hanno in grotesker Weise ein: Er verbrin- ge auf ausgedehnten Reisen mit allen Dirnen eine Nacht, um zu erfor- schen, ob unter ihnen seine Töchter seien (104-110). Diese absurd-llstl- ge Art wird als typisch punisch charakterisiert (111-113): ita docte atque aste filias quaerit suas. et is omnis linguas scit, sed dissimulat sciens se scire: Poenus plane est. Da Plautus in 106-113 „zweifellos [...j seine Hand im Spiele gehabt hat, so werden wir nicht zögern, das geradezu abenteuerliche Motiv von dem unvorstellbaren Erkundungsverfahren des Puniers ebenfalls ihm zuzuschreiben, dessen ungebundener Phantasie es in seiner grotes- ken Verstiegenheit allein ents richt." 233 So sieht ein Vertreter der ge- fürchteten frans Punica aus! 3 Wr ll, hntr nn r nnι bal hören. Jedenfalls wird ein ernster ,griechischer` Vater von dem

199 91 22 2, . l. hnr 2000, 420 übr ΙΙΙ 1: «stage an the stage» . 230 l. Kp. ΙΙΙ, . 231 l. fēvr 200(2, 8. 232 Vgl. dazu Kap. 11, 5. 233 αhnn , 200. 234 bn (6 622, 8 rlärt : „n lnē t nn, & rb. d t tt & vrt. tl n frē nt n." rn 6, 40 pńht vn `n lntn . Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 47

Römer in satirischer Weise nicht ernstgenommen. 235 Da der Poenulus sicher Hanno meint, dürfte sich in dem Deminutiv eine ebensolche Ge- ringschätzung ausdrücken wie in der bekannten Bezeichnung der Grie- chen als Graeculi .236 Hannos interessante Methode wird im fünften Akt nicht vorgeführt (was den Augenblickscharakter plautinischer Einfälle demonstriert); jedoch erlaubt sich der schalkhafte Dichter einige zwei- deutige , inzestuöse ` Anspielungen wie in 1217-1218 und vielleicht auch in 1297.237 Hannos Durchtriebenheit wird mehrfach erwähnt. Wenn Milphio ihn sycophantam et subdolum nennt (1032), kommt er der Erwartung der Zuschauer sicher entgegen. subdolu kehrt wie ein Leitmotiv 1089 und 1108 wieder. Das Einverständnis mit dem Vorschlag des Sklaven, sich gegenüber Lycus als Vater der beiden Mädchen auszugeben (1086- 1110), dürfte in der Absicht begründet sein "to present Hanno in his readiness to participate [...] as a `crafty Carthaginian' ." 238 Milphio ,lobt' den gerissenen Punier (1107-1110) : eu hercle mortalem catum, malum crudumque et callidum et subdolum! ut adflet, quo illud gestu faciat facilius! 1110 me quoque dolis iam superat architectonem.

Gleich darauf fährt er fort: praestrigiator 239 hic quidem Poenus pro- bust, / perduxit omnis ad suam sententiam (1125-1126). Hanno ist auch selbst mit seiner Schläue zufrieden (astu, 1223).240 Ein weiterer Effekt wird auf der sprachlichen Ebene erzielt. Vom „Dichter aus bunten Reminiscenzen nachgestammeltes Punisch war ei- n nz bndrlh Würz d αlο." 24 r Mnl nd „d Artltn dr nnr drh dn Shplr brtn n tllrn d pnhn Gnr nd bn d tpl n nr Shlßph t trhn Mttln nn b dhn nht r rhtn plthn Aznt." 242 tztrhn Elnt n n nht drt z Adr, hl br n 2, nn Mlph nn nd n ltn n dnbr rrndr W b hrbt. r t z hlßn, dß dr n h rnt Mnl

235 Vgl. Paratore (1976) 1992,143 Anm. 30. 236 Vgl. Kunst 1919, 126; Franko 1996, 430. 237 Vgl. Franko 1995, 251-252. 238 Gratwick 1982, 101. 239 „pr2estigiator dictus est i pr2estigiis, preestigi2e autem ι pntnnd l" (Lambinus [1576] 1622, 721). 240 Zu diesen Charakterisierungen steht Hannos zuweilen hervorgehobene pietas (2, 1277) in Kontrast, was Franko 1996, 443 als "amusing to a Roman audience" bezeichnet. 241 R.ibbeck 1887,124. 242 Hofmann 1992, 150. 48 Erd fēvr einfach durch das plötzlich erklingende Punisch, 243 auf das man im rö- mischen Theater nicht vorbereitet ist, einen komischen Unterton erhält. Später „karikiert" Milphio „das zischelnde ` Punisch lautmalerisch mit migdilix und nennt Hanno eine zischende Schlange" (1032-1034), 244 Es ist die Frage ob Hannos zahlreiche läppische Bemerkungen in keineswegs komischen Situationen wiederum ein ,punischer` Charak- terzug oder aber Ausdruck allgemeinen plautinischen Chargierens sind. Denn eines ist sicher « il Poeta non vuol indul^ere al patetico, come tntrέι d rvr n fr l rt dl dr» .

B. Ein Stück für Veteranen?

Zu Hannos Auftritt V 1 bemerkt Weise streng „Was [...] die ästheti- sche Ansicht betrifft so erscheint die ganze Sache als eine grosse Son- derbarkeit da doch kein Mensch den Salm verstehen konnte, und es thöricht war wenn erst das Punische und dann das Lateinische vorge- tragen wurde [... ] . Hier ist die Brühe verhältnissmässig zu lang, und auch dies ein Beweis, dass der Dichter nur von seiner Kenntniss des Punischen Beweis ablegen oder Gebrauch machen wollte, und dass er überhaupt ein Geist war der mehr Gewicht auf Nebendinge legte, als passend war, treffe dieser Vorwurf nun den Griechen der das Werk 46 schuf oder den Römer" Es wäre ein wenig übertrieben Plautus als ,Dichter der Nebendinge ` zu bezeichnen aber er liebt — als gelehriger Schüler des Improvisationstheaters — die Nebendinge über alles. Es ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehm 243 daß nahezu alles Puni- sche im Poenulus auf Plautus zurückgeht. Die Vermutung wird schon deshalb nahegelegt weil diese Sprache nach dem Ende des Zweiten Punischen Kriegs in Rom einen stärkeren Effekt hervorrufen muß als zu irgendeiner Zeit in Athen oder einer anderen griechischen Stsdt.248 Die römischen Landser im Theater verbinden gewiß ,senti- mentale` Erinnerungen mit dem Idiom — nicht weniger manche Bewoh- ner der näheren Umgebung Roms, stand doch der Punier vor nicht lan- ger Zeit ante portas. « lt nt t dpzn dnσ dll

243 Nach Gratwick 1971 , 37 stammt von den parallelen Versionen 930-939 / 940- 949 die zweite von Plautus, die erste aus Varros Zeit ("a scholar's repair"). 244 Blansdorf 2001, 32. 245 Pema 1955, 76. 11-17 247 Vgl. Klotz 1934 294 Anm 2; Paratore (1976) 1992, 120 Anm. 3; Maurach 1988 218; Blansdorf 2001 22 (Vorkommen im Original ,sehr zweifelhaft`). 248 Vgl Ussing ( 1883) 1972 270 („Graecis [...] perexigua huius lingwio notitia

fuit"); Opelt 1966 438 ( „[... ] waren die Punisch-Kenntnisse griechischer Auto-

ren, wie es scheint mehr glossenhafter Natur"). Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 49 platee d'ogni dopoguerra, e comprese quale partito poteva trarre, ai fini della comiciti, presentando sulle scene di Roma, a pochi anni di distan- za da Zama, un cartaginese che vestisse e parlasse nella foggia del vin- to nemico.» 249 Nur wenn das Punische bekannt ist, entfaltet sich die volle komische Wirkung. Zwar braucht weder das Publikum von Plau- tus fließend Punisch noch das von Lessing fließend Französisch zu können, aber Redewendungen wie avo donnim oder corriger la fortune dürfen kein Buch mit sieben Siegeln sein, wenn die Hauptwirkung nicht verpuffen soll. Andrrt plt d ndln n Kldn «pl ēlēbr dn l lnd dn htr .»`0 Advt bzhnn h 62 l Aetoli cives. Atolien ist gerade zur Zeit des Kriegs gegen Philipp V. von Makedonien und der Schlacht von Kynoskephalai in Rom ein Be- griff, zumal die Atoler auf römischer Seite kämpfen.251 Da Plautus das Hetären- und Kuppler-Milieu im Poenulus gegenüber der Vorlage ver- stärkt, ist es nicht auszuschließen, daß er den Aphrodite-Tempel samt den Aphrodisien erfindet. Es fällt auf, daß es keine Uberlieferung über ein Aphrodite-Heiligtum in Kalydon gibt. Die römischen Kämpen hat- ten aber in Griechenland genügend Tempelprostitution kennengelernt. Ist der Poenulus ein Stück für Veteranen? Wie offenbar Menanders Karchedonios kann das Original einfach Athen als Schauplatz gehabt haben. Immerhin ist in 372 von Adelpha- sium als künftiger civis Attica atque libera die Rede. Jedenfalls dürfte Plautus sehr selbständig verfahren.

9. Datierung

Die vorhergehenden Überlegungen legen den Schluß nahe, daß der Poenulus nach dem Zweiten Punischen Krieg und vielleicht nach dem Zweiten Makedonischen Krieg entstanden ist. Paratore 252 datiert ihn um 254 197, Maurach253 zwischen 195 und 189, Hüffner auf 194 oder 193, 255 256 258 259 Buck, Sedgwick, Della Corte 257 auf 191, Teuffe1, Opelt auf

249 Perna 1955, 74. Vgl. schon Ribbeck 1887,124. 250 Lejay 1925, 112- 113. 251 Nach Kunst 1919, 124 mag im ersten und beginnenden zweiten Jahrzehnt des zweiten Jahrhunderts „dem römischen Publikum Calydon als Schauplatz der Handlung von gewissem Interesse sein". 5 (197 199 1 53 19 33 5 19 79 55 19 15 5 199 3 57 197 3 50 Erd fέvr

261 262 263 189, Kunst,260 Püttner nach 189, Schutter auf 189/88, Gratwick, Zehnacker264 auf 189-187. Die Argumente sind im einzelnen spekula- tiv. Hier sei nur bemerkt, daß das früheste der genannten Daten von der Aktualität punischer und ätolischer Vorstellungen in Rom her am wahr- scheinlichsten ist.

10. Original

Es versteht sich, daß Plautus weder für Milphios ersten noch für seinen zweiten Plan einer Vorlage bedarf, ja es ist klar, daß die dem Üblichen zuwiderlaufenden und mangelhaft ausgestalteten Intrigensurrogate nicht auf die attische Komödie weisen, sondern auf das unbesorgt mit den verschiedensten Versatzstücken operierende Stegreifspiel — das die Motive der Νέα großzügig ausbeutet. Es genügt, nur ein Original zu postulieren. Wenn man die plautinischen Zutaten zum Poenulus abzieht, könnte dem Karchedonios folgendes Geschehen — in Athen? — zugeschrieben werden. Agorastocles liebte die in der Gewalt des πορνοβοσκόςΡ• Lycus befindliche Adelphasium, hatte aber nur Geld für eine Anzahlung. Die Situation spitzte sich dadurch zu, daß am Tag des Spiels (,heute`) der reiche στρατηγός Antamoenides erwartet wurde, um das Mädchen ab- zuholen. Agorastocles oder sein Sklave Milphio verhandelte vielleicht mit Lycus wegen der Aufschiebung des Termins. Adelphasium sollte an diesem Tag in das ,Gewerbe` eingeweiht werden. Möglicherweise spielte die Komödie an den Aψρίσια (191). Später trat Hanno auf, den Milphio bat, sich als Adelphasiums Vater auszugeben, damit sie der Kuppler freilassen mußte. Dann stellte sich heraus, daß sie wirklich seine Tochter war. 265 Ηαηηο nthädt für dn Wrt d

5 (153 19 339 59 19 260 1919, 124 (mit Vorsicht). 1 19 195 15 263 1982, 98 (vgl. 1971, 27 Anm. 2: `perhaps in 189'). 3 26 ńnnrt n d rt Mn. Sik. 343-360, in der der Parasit Theron einen entsprechenden Einfall hat. Nach Gratwick 1982, 101 wird er von Plautus durch `contaminatio' übernommen (zustimmend Scafuro 1997, 446; Zehnacker 2000, 415). Im Poenulus ist das Geschehen doppelt gemoppelt (vgl. Slater [1992] 2000, 157: "unnecessary [... ] scheme"), da man verabredet hat, daß Agorastocles Adelphasium für frei erklärt (963-964). Wenn das Original die zweite plautinische Intrige nicht kannte (vgl. Kap. II, 1), könnte man schon in ihm wie Theron sinnvoller Weise auf den Busch klopfen. Karchedonios und

Sikyonioi hätten in diesem Punkt eine ähnliche Konzeption Plautus übernähme Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 51

Mädchens und zahlte die τρψιϊα gern, da er über das Wiederfinden der Verlorenen von Herzen froh war. Antamoenides wurde mit einer anderen Frau — Anterastilis, einer ,echten` Hetäre? — entschädigt. Das war ein oft gestaltetes Spiel. Nicht jede griechische Komödie war so genial wie das Pseudolus-Original. 266 Zwar weiß man nur von Alexis und Menander,267 daß sie einen Karchedonios schrieben, aber die Verengung der Autorfrage auf die beiden Dichter ist unzulässig. Es ist nicht zwingend, aufgrund der An- nahme, Menanders Stück scheide als Original des Poenulus aus, Alexis als wahrscheinlichen Verfasser desselben anzusehen. Wenn er Stücke schrieb "of the type we call 'new comedy", 268 kommt er aber in Frage ,269 Könnte Menanders Karchedonios das Vorbild sein? Der Schauplatz ist offen- 271 sichtlich Athen.270 Der καρχηόις ist einjunger Mann, Enkel eines Hamil- kar (Karch. . Er lbt n fr Athnńn (Κόη άστή, Krh. 38-39). Als Nichtbürger hat er keine Chance, sie zu heiraten; deswegen hofft er "to be reg- istered in an Attic deme" (Karch. 39) 272 Es ist möglich, daß er sich als Athener entpuppt.273 Hierzu paßt Fr. 2 Arnott (= 227 K. / Th.): vτόν άρ vθς ΐι

τού τττ έέυετ, / άλλ úπνμιν πάvτΕς πιστεvσμΕv. " It is a re- fltn tht ld rdl ń fr n nxptd rntn." 24 r ,W drrnnt` önnt b lt d Krthr Artl ntprhn. Κόρη άστή wäre Adelphasium, die in dem römischen Stück rätselhaft als zu- künftige civis Attica erscheint (Poen. 372). Eine Komplikation ergäbe sich, wenn im Karchedonios ein Soldat vorkiime, 275 der das Pendant zu

d rtn (nht dn ztn, bhl drh n zt Intń übrflü t (,lrnd` rtr. 266 htr d Ońnl nh r 88, 4 An. 6 tz 0, 828 ,80 Arntt , 22 Grt 82, 8. 267 Dichter des Originals nach Wilamowitz (1899) 1935, 229 Anm. 1; 1925, 147 Anm. 1; Leo 1912, 130 (,vielleicht`); Jachmann 1931, 196; Krysiniel 1932/33, 67 (,wahrscheinlich`); Körte 1933, 373 (vorsichtig); Klotz 1934, 289; Webster 1960, 132; Della Corte 1967, 103 (für Teile der Handlung erwogen). 268 Arnott 1959, 255. 269 Für Alexis' Autorschaft wird oft Fr. 105 K. / A. βακηλος ιΤ angef^hrt, das Poen. 1318 te cinaedum esse arbitror entspreche. Fr. 265 K. / A. (ohne Stück- angabe überliefert) wird von Arnott 1959, 260 und 1996 (2), 28 n. 22 523 zugeordnet (dagegen Lowe 1990, 283). 270 Turner 1968, 2; Gomme / Sandbach 1973, 408; Arnott 1996 (1), 86. 271 Nach Arnott 1996 (1), 87 mit Anm. 2 ist er jung und möchte heiraten. Vgl. aber Turner 1968, 2: "It is not clear whether the Carthaginian's intention is to recov- er a lost daughter or to get himself registered as an Athenfan in order to marry an Athenian girl." 272 Arnott 1996(1), 87. 273 Turner 1968, 3; Gomme / Sandbach 1973, 408; Arnott 1996 (1), 89. 274 Turner 1968, 3. 275 Arnott 1996, (1) 89. 52 Erd fēvr

Antamoenides und ein Rivale des κρχηόνις wäre. Die κόρη άστή brauchte nicht ,wiedererkannt` zu werden, wohl aber der κρχηόνις. Es sind Bruch- stücke eines Gesprächs zwischen einem anderen jungen Mann und einem Skla- ven mit "unintelligible references to a brother, a father and guardians (16-18)" erhalten276 (identifizierten der Vater und der Bruder den scheinbaren κρχηόνις als Sohn bzw. Bruder?). Der κρχηόvι wäre kaum von jeman- d dptτt.2 lt rδnn z n n: . d Intńn n dn Kpplr, 2. d Sznn t d nhn. rt ntpräh n nr blnht, d zt nr tlln Sttn. h hnn M nndr Karchedonios und der Poenulus zu weit auseinanderzuliegen. Vielleicht ist es möglich, die beiden überlieferten Schlüsse analytisch auszuwerten. Der turbulente erste (im wesentlichen, nicht im einzelnen, V 6) baut vor allem auf den Voraussetzungen der ersten Intrige auf und wird daher von Plautus stammen.278 Die nächstliegende Folgerung ist, daß der gemäßigte alter exitus (im wesentlichen, nicht im einzelnen, V 7) einer späteren Redaktion angehört und als Alternativfassung an den plautinischen Text angehängt ist. Er nimmt auf die Collybiscus-Intrige nicht Bezug. Nach der ersten Intrige und damit der plautinischen Kon- zeption hat Lycus nur zwei Hetären. Im alter exitus verfügt er noch (mindestens) über eine tibicina (1415). Das 1384, 1393 und 1417 er- wähnte aurum könnte eine Anzahlung des über den vollen Preis nicht verfügenden Agorastocles gewesen sein. Der zweite Schluß paßt — hin- sichtlich der Konzeption, nicht der Personenzahl — gut zu der vorge- schlagenen Rekonstruktion des Karchedonios, in dem das Geschehen auf zwei oder drei Szenen aufgeteilt sein mochte.279 W όnnt dr fln Wnn n nh lt d n Kbdn — d Cn — drfföhrt, rd d n d ltnhn lt hhn. E t lbhft, dß n htrdrtr n n bnt nd tnrh Spl ttt d ,pndn` Shl nn rhn An tzt, dr nht pltnh n nn. d ndln d nl n vlrl nht dn Endr d ntppltn, Klrtn ht, d Mόlht ntn ndtt, dß lt n ältr Stü, d h

276 Arnott 1996 (1), 87. 277 "such an adoption was impossible at Athens" (Gomme / Sandbach 1973, 408). 278 V 6 paßt wegen folgender Punkte zur Handlung des Poenulus, wie er vorliegt: 1. amici / suspendere (1340-1341): Vgl. 794-795. 2. addici / Schuldknecht- schaft (1341): Vgl. 186, 564.3. in ius vocatio des Kupplers (1342,1343,1349): Vgl. 185-186.4. malum postremo omne ad lenonem reccidit (1369): Vgl. 200- 202.5. Mittellosigkeit des Kupplers (credo conradi potest: / cras auctionem fa- ciam, 1363-1364): Vgl. 185. 6. leno, arrabonem hoc pro mina mecum fero (1359): Vgl. Punkt 5. Zudem: miratus fui (1347) ist eine typisch plautinische Ubertreibung gegenüber metuei (1378) im alter exitus. '`79 Mit collum (1401) braucht sich Antamoenides nur auf den Kauf freier Mädchen zu beziehen, die zum Hetärentum gezwungen werden sollen. Von der addictio und damit von der ersten Intrige ist nirgends die Rede. Plautus' Poenulus zwischen Νέα und Stegreifspiel 53

relativ getreu an den Karchedonios anlehnt, umschreibt. Warum sollte er nicht in dem schnellebigen römischen Theaterbetrieb zu diesem Mittel greifen? Es könnte ihn in der Zeit nach dem Ende des Zweiten Punischen Kriegs reizen, ein Sujet zu finden, in dem sich seine witzigen Einfälle bezüglich der punischen Sprache und des punischen Charakters unterbringen lassen. In diesem Fall müßte man annehmen, daß ein unbekannter Dichter den Karc gd onios enger als Plautus nachbildete und dieser auf das Stück zurückkommt. Dabei fügte er vor allem die beiden Intrigen und die punischen Passagen hinzu Mehr als eine unverbindliche Erwägung kann das aber nicht sein.

Ausblick

Für eine Literaturkomödie, wie sie in Griechenland gang und gäbe war, ist der Poenulus ein mäßiges Stück, das weder der Uberprüfung der faktischen Abläufe standhält noch sich in die Tradition einordnet. Für einen ,improvisierten` Sketch nach dem Motto ,Heute zeigen wir, wie ein guter und kluger Sklave einen bösen und dummen Kuppler überli- stet` ist der Poenulus dagegen ein glänzendes Beispiel. Seine größte Stärke ist, wie stets bei Plautus, die Virtuosität des Worts, mit der bril- lant über jede Fuge des Geschehens hinweggespielt und auf einer höhe- ren Ebene eine neue Einheit erzielt wird. Das gilt nicht nur für die Handlung, sondern auch für die Charaktere. Sie „erstehen allein aus der Sprache, d. h. aus den Worten, die ihnen der Dichter in den Mund legt. Sie sind weder allzu grotesk typisiert, noch stören sie durch allzu indi- viduelle Emotionen oder gar allzu betriebsame Aktivität das heitere sprachliche Spiel." 2ß1 hnr nnnt I «n dēl vrbl tt ι ft , pr ll l jn h xpń n xlttn r t jvēnl» .282 En nd d tn Sznn d Poenu- lus. Plautus' Komödie ist zuallererst eine solche des Worts. 283

280 Nach Gell. Noct. Att. 3, 3, 13 sind die Plautus zugeschriebenen, aber nicht als echt anerkannten Komödien Bearbeitungen von Stücken älterer Dichter. Ritschl 1845, 113 hält die Nachricht, die er auf Varro zurückführt, mit der Ein- schränkung für glaubwürdig, daß sie nicht für alle, sondern nur für viele oder einige gelte. Es ist nicht auszuschließen, daß das Verfahren auch auf eines der für authentisch erklärten Stücke wie den Poenulus zutrifft. 2ß1 Mellein 199 15 19 283 „Die plautinische Komödie ist ein Theater der Rede. Diese dominiert oft in ei- ner Weise, daß sie sich von der Individualität der Charaktere und der Realität dr Sttnn löt nd n Enlbn z führn bnnt" (fēvr 200 [], — n Wrzl Strfpl ht, lh „d h d n n rltätnbhänn ndlt" (1 [1]153-15 54 Erd fēvr

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