MASTER ALTE MUSIK - HISTORISCHE TROMPETE

Masterabschluss Programm Thomas Neuberth

STAATLICHE HOCHSCHULE FÜR MUSIK TROSSINGEN - 14. & 15. Juli 2017 Teil I - 14. Juli 2017 Georg Philipp Telemann 1681-1767 Concerto à 3 ex F William Corbett ca. 1680-1748 Sonata op. 3 Nr. 1 D-Dur (Klausur) Pavel Josef Vejvanovsky ca. 1640-1693 Sonata à 4 Bemollis

Tobias Volckmar 1678-1756 Schmücket das Fest mit Maien

Gottfried Keller ca. 1650-1704 Sonate Nr. II D-Dur

Johann Rosenmüller 1619-1684 O Felicissimus Paradysi Aspectus

2 Teil II - 15. Juli 2017

Christoph Förster 1693-1745 Concerto D-Dur

Heinrich Ignaz Franz Biber 1644-1704 Sonata Tam Aris Quam Aulis Servientes Nr. I C-Dur

Alessandro Melani ca. 1639-1703 Sonata à 5

Pavel Josef Vejvanovsky ca. 1640-1693 Serenada

3 Georg Philipp Telemann Concerto à 3 ex F

Georg Philipp Telemann „Ich habe mich nun von so vielen Jahren her ganz marode (1681-1767) war tatsächlich melodiert und etliche tausend mal abgeschrieben wie andere e i n e r d e r p r o d u k t i v s t e n mit mir.“ Dies gesteht Georg Philipp Telemann (1681-1767) auf Komponisten seiner Zeit. Das dem Zenith seiner Karriere Carl Heinrich Graun, dem gilt für seine Zeit als Organist in Hofkapellmeister Friedrichs II. in Berlin. Das hanseatische Leipzig und Sorau (1704-1708), Understatement bedient und ironisiert zugleich das Etikett vom als Konzertmeister in Eisenach „Vielschreiber“, das dem Kantor am Hamburger Johanneum und (1708-1712), als Musikdirektor in Musikdirektor für die fünf Hauptkirchen der Stadt heute gern Frankfurt (1712-1721) und als angehängt wird. In der Tat hinterließ der seit 1721 als Erneuerer Ve r a n t w o r t l i c h e r f ü r d i e des Hamburgischen Musiklebens wirkende Komponist, Kirchenmusik in den fünf Opernintendant, Musikkritiker und Begründer der ersten Hamburger Hauptkirchen (ab deutschen Musikzeitschrift („Der getreue Musicmeister“) ein 1 7 2 1 ) . A u c h w e n n e r geradezu voluminös zu nennendes Gesamtwerk. Blechblasinstrumente zunächst Annähernd 2000 Werke sind registriert - allein etwa 1000 in zahlreichen Kantaten Orchestersuiten, ferner Oratorien und Opern, Passionsmusiken, einsetzte, heißt das nicht, dass die Instrumentalmusik auf Kirchenkantaten, Konzerte und eine Vielzahl von Auftrags- und diesem Gebiet ins Hintertreffen geriet. Telemann hielt den Gelegenheitsmusiken für Hochzeiten, Geburtstage, Jubiläen Kontakt zu den Kollegen aufrecht, die er während seiner und festliche Tafeln. Sicher ist manches davon in Hinblick auf Lehrzeit kennengelernt hatte, wie etwa zu Christoph Graupner den permanenten Produktionszwang einer auf ständige (1683-1760), der bei Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt im Uraufführungen versessenen Epoche zu bewerten. So war es Dienst stand (Regierungszeit 1739-1768). Der Landgraf war ein zu den Zeiten durchaus auch üblich zu parodieren, also eigene passionierter Jäger und begeisterte sich für musikalische Kompositionen zu übernehmen, zu variieren, neu zu Aufführungen im Freien. Er unterhielt eine exzellente instrumentieren etc. Selbst sein Zeitgenosse und Freund Hofkapelle, deren Musikern Telemann regelmäßig neue Johann Sebastian Bach adaptierte für eine seiner Kantaten Kompositionen widmete. einen kompletten Chorsatz Telemanns.

4 Die künstlerische Bedeutung dieses „Genies der Vielseitigkeit“ - Concerto à 3 ex F so der Telemann-Biograph Karl Grebe - zwischen Hochbarock und Wiener Klassik dürfte Romain Rolland 1919 treffend zum Cornu, Flauto con Cembalo et Fagotto Ausdruck gebracht haben. „Er ist ein Moderner in dem großen Streit der Alten und der Modernen“, urteilte der Schriftsteller und so der originale Titel der Abschrift (TWV42:F14). Zu den beiden Musikkritiker, „und er glaubt an den Fortschritt“. Fortschrittlich Solostimmen gesellt sich also im Basso continuo zum Cembalo war Telemanns Aufgeschlossenheit gegenüber allen ein Fagott. Allerdings wird in den Stimmen anderes vermerkt, musikalischen Stilrichtungen seiner Zeit. „Erst war es das dort ist die Bassostimme mit Violoncello bezeichnet. Auch über Polnische,“ resümierte er 1729 für einen Lexikonartikel, „dann der Hornstimme ist in Klammern noch Viola angegeben. folgete der Französische, Kirchen-, Kammern- und Opernstyl Vielleicht wurde das Stück aber auch bei unterschiedlichen und was sich nach dem Italienischen nennet, mit welchem ich Gelegenheiten mit unterschiedlichen Besetzungen aufgeführt. dann itzo das mehreste zu thun habe.“ Die Flötenstimme ist im französischen Violinschlüssel notiert, Zukunftsgerichtet waren seine Bemühungen auf dem Sektor der dieser ist eine Terz tiefer als der uns heute gebräuchliche. Ein Oper. 40 sind uns heute bekannt, die er für das Hamburger Hinweis auf die Verwendung einer Altblockflöte? Haus und - im jährlichen Rhythmus - für den Hof zu Bayreuth Der erste Satz steht im „alla breve“ und ist lediglich mit schrieb. Seine „Pimpinone“ (1725) markiert den Beginn des ‚Concerto‘ bezeichnet. Die Flöte beginnt mit ihrem Thema und komischen Genres in Deutschland. Prägend für zukünftige wird quasi vom Horn mit einem zweiten Thema unterbrochen, Komponistengenerationen waren überdies seine Ambitionen bei welches mit einem gebrochenen Dur-Dreiklang eröffnet bevor der Ausbreitung des italienischen „Concerto“ - insbesondere des es sich nach oben aufsteigend weiterentwickelt. Es entwickelt Solokonzerts - im deutschsprachigen Raum. sich mit der Zeit ein Dialog zwischen beiden Instrumenten, Mit der ihm eigenen subtilen Ironie notierte Telemann in seinem wobei das Horn versucht, mit dem konzertierenden Charakter Werkverzeichnis, er habe „viele umfangreiche Stücke mit der Flöte gleichzuziehen - immer wieder jedoch unterbrochen Trompeten und Pauken zu hohen Festtagen“ geschrieben. durch signal- oder prinzipalartige Einwürfe.

Telemanns Unterschrift

5 Beim zweiten Satz handelt es sich um eine Loure für die Flöte das Ohr des Tänzers zu unterstützen un ihn im Rhythmus zu mit Continuo-Begleitung. Das Horn pausiert also. „Die Loure ist halten“ (Rousseau). „Ein Menuett spiele man hebend, und ein Musikstück in langsamem Tempo, sie steht im 6/4-Takt und markiere die Viertheile mit einem etwas schweren, doch kurzen wird mit zwei Schlägen geschlagen; sie beginnt gewöhnlich mit Bogenstriche“ (Quantz). Loulié schreibt: „Bei dieser Taktart (6/4) einem Auftakt. Man punktiert gewöhnlich die mittlere Note jeden heißt der Abschlag ‚gute Zeit‘ und der Aufschlag heißt ‚schlechte Schlages“ (Rameau-D’Alembert). Sie wird „prächtig gespielet; Zeit‘. Und nur aus diesem Grund benutzt man den 6/4-Takt statt und der Bogen wird bey jedem Viertheile, es sei mit oder ohne zweimal den 3/4-Takt, denn im 3/4-Takt werden ‚gute‘ und Punct, abgesetzet“. „Auf jedes Viertel kommt ein ‚schlechte‘ Zeit nicht voneinander unterschieden. Und aus dem Pulsschlag“ (Quantz). Dieser virtuose Theatertanz - auch gleichen Grund schlagen die Tänzer das Menuett im 6/4-Takt, gelegentlich ‚langsame Gigue‘ oder ‚Gigue lente‘ genannt - hat auch wenn es im 3/4-Takt steht.“ seinen Namen von einer Art Dudelsack (von lat. lura = Luftsack) Beim hier vorliegenden Menuett haben wir zwei wiederholte aus der Normandie, auf welchem man die Musik zu diesem Teile, wobei der erste in sich nochmals geteilt ist. Das ist sehr Tanz spielte (Rousseau). Sie steht gewöhnlich - wie hier - in klar zu hören, denn im zweiten Abschnitt des ersten Teils setzt einer Dualform |:A:||:B:| oder |:A:||:A’:|. der Basso continuo aus und das Horn übernimmt diese Der dritte Satz ist ein Menuett. Über die korrekte Bezeichnung Funktion. Das ist also wie beim üblichen „Trio“, bei welchem der Taktart und des korrekten Tempos sind sich die normalerweise „nur“ ein Trio weiterspielt, jedoch ist es hier Zeitgenossen sehr uneins. Zusammenfassend kann man jedoch aufgrund der „Triobesetzung“ des Konzertes eben nur ein „Duo“. sagen, dass das Menuett ein Tanzsatz französischen Ursprungs „Und wie wäre es möglich, mich alles dessen zu erinnern, was („Lustiger Tanz, der aus der Gegend von Poitiers stammt“; ich zum Geigen und Blasen erfunden? Aufs Triomachen legte Brossard) ist und im Dreiertakt steht. Getanzte Menuette sind ich mich hier insonderheit, und richtete es so ein, daß die zwote schneller vorzutragen als rein instrumentale - oft auch virtuoser Partie die erste zu seyn schien, und der Baß in natürlicher gestaltete - Menuette. „Der Takt des Menuetts geht auf 3 leichte Melodie, und in einer zu jenen nahe tretenden Harmonie, deren Schläge. Die Melodie hat in jedem Abschnitt 4 Takte oder ein jeder Ton also, und nicht anders seyn konnte, einhergieng. Man Vielfaches von vier; denn soviel Takte braucht man, um den wollte mir auch schmeicheln, daß ich hierin meine beste Krafft Tanzschritt des Menuetts auszuführen. Dem Musiker obliegt es, gezeiget hätte“ gesteht Georg Philipp Telemann in Johann diese Aufteilung durch deutliche Abschnitte hervorzuheben, um Matthesons „Grundlagen einer Ehren-Pforte“ (1740).

6 seine Neigung zu ausgefallenen Instrumentierungen mit all den ihm zur Verfügung stehenden Instrumenten seiner Zeit. Telemann hat für alle Blasinstrumente seiner Epoche Instrumentalkonzerte geschrieben. Da er fast alle diese Instrumente selbst spielen konnte, schrieb er extrem idiomatische Partien, die dem Instrument ebenso schmeicheln, wie sie dem Spieler spontan einleuchten. Die Konzerte zeigen einen Reichtum an unterschiedlichen und oft eigentümlichen Besetzungen, konzertanten Verfahren und Formen auf und sind mitunter auch sehr groß dimensioniert .

Egger Barockhorn nach Johann Heinrich Eichentopf, Leipzig 1738

Dabei kam Telemann zu Gute, dass er schon von Jugend an mit den spieltechnischen Eigenheiten verschiedenster Instrumente vertraut war: „ausser Clavier, Violine und Flöte“ hatte er sich „annoch mit dem Hoboe, der Traverse, dem Schalümo, der „Ein Lulli wird gerühmt; Corelli lässt sich loben; Gambe ec. biß auf den Contrebaß und die Quint-Posaune“ Nur Telemann allein ist übers Loben erhoben.“ bekannt gemacht. So konnte er in seinen Duos, Trios und Quartetten nicht nur die Ansprüche versierter Profimusiker bedienen, sondern auch die ambitionierter Liebhaber aus bürgerlichen Kreisen. Und damit war er sehr erfolgreich, denn seine Kammermusik war mit ihrem galanten und empfindsamen Ton neu und doch fest in der Tradition verwurzelt. Dazu kommt

7 William Corbett Sonata op. 3 Nr. 1 D-Dur

Der englische Violinvirtuose Corbett konnte während dieser Reisen eine bedeutende William Corbett wurde um 1680 Sammlung wertvoller Violinen, darunter Instrumente von Jakob (zwischen 1668 und 1680) Stainer, Antonio Stradivari, Nicola Amati, Giovanni Paolo geboren, vermutlich in . Maggini und Gasparo da Salò, sowie weitere Musikalien und Hierüber können jedoch nur Gemälde zusammentragen. Eine Violine von Matthias Alban soll Vermutungen angestellt werden. aus dem Besitz von Arcangelo Corelli gewesen sein. Er war bereits vor 1700 Violinist Corbett geriet in Verdacht, dass er durch Spitzeltätigkeiten für und Komponist am New Theatre den englischen Hof so viele Mittel zusammentragen konnte. Er in London (Lincoln's Inn Fields). organisierte zahlreiche Benefizkonzerte, zum Teil mit recht Ab 1705 war er Orchester seltenen Instrumenten, wie der Viola d’amore oder der de Direktor am King’s Theatre venere („with Instruments never heard in Publick“). (Opernhaus am Haymarket). Einen Großteil seiner Sammlung vermachte Corbett testamen- 1709 wurde er dann Mitglied der tarisch dem Gresham College in London um sie der Queen’s Band. 1716 wurde er Öffentlichkeit zu präsentieren, jedoch wurde dieser letzte Wille Kapellmeister der Royal Band of Music, in der er bis 1747 nicht respektiert und Instrumente, sowie Bücher und Musikalien wirkte. Gestorben ist er am 7. März 1748 in London. wurden öffentlich verkauft. versorgte sich zu dieser Zeit mit Musik und Musikern Nebst zahlreichen Bühnenwerken komponierte William Corbett aus Italien. Italien wurde in England um die Wende zum 18. 36 „Concertos composed on All the New Gustos“, Band 1 für Jahrhundert als Ursprungsland der Musik angesehen. So war vier, Band 2 für sieben Stimmen und 2 Bücher mit Triosonaten, es zu dieser Zeit für englische Musiker förderlich, sich einige welche zu den frühesten englischen Kompositionen dieser Art Zeit in Italien aufzuhalten. 1711 bis 1713 hielt sich William zählen. Die effektvollen Concerti grossi Le Bizzarie Universali Corbett in Rom auf, reiste und lebte aber auch zwischen 1715 op.8, in denen er regionale oder nationale Stile parodiert, wie und 1726 häufig für längere Zeit in verschiedenen Städten z.B. alla Francese, alla Bergamasca, alla Turinese, alla Italiens, um sich mit der Musik, vor allem aber mit der Spagniola, al' Irlandese, sind als sein bedeutendstes Werk italienischen Oper vertraut zu machen, die im Gegensatz zur anzusehen. Für Trompete ist v.a. seine Sonata op. 1 Nr. 12 für englischen Oper, welche Sprechszenen enthielt, durchgehend Trompete, Violine/Oboe und B.c. bekannt, aber eben auch „VI gesungen wurde. Sonates avec une Ouverture & Suite“ (op. 3 Nr. 1-6 in D und E).

8 Pavel Josef Vejvanovsky Sonata à 4 Bemollis

Pavel Josef Vejvanovsky wurde um 1640 in Hlucin geboren. Er wurde Feldtrompeter der erzbischöflichen Kapelle in Kremsier (Kromeriz) und bekleidete außerdem auch das Amt eines „Chori praefectus" an der Mauritiuskirche. Im Jahr 1664 wurde er Mitglied der Kapelle des Olmützer Bischofs Liechtenstein- Kastelkorn in Kremsier. Ab dem Jahr 1670 übernahm er - nach Hauptthema der g-Moll Sonate von Pavel Josef Vejvanovsky dem unerlaubten Weggang Bibers - die Leitung der Schloss- Kapelle in Olmütz () und Kremsier und betreute diese Die Sonata à 4 Bemollis (Sonate in g-moll) ist eine der ganz Stelle bis zu seinem Tod in Kremsier am 24.6.1693. Der wenigen Kompositionen in Moll für die Barocktrompete. Parallel Kapellmeistertitel wurde ihm - als Feldtrompeter - wohl nicht dazu ist die Sonata Nr. X aus „Tam Aris quam Aulis“ von Biber verliehen. zu nennen (s. Kapitel Biber) - ebenfalls in g-moll. Diese fordert Er komponierte zahlreiche Messen, darunter eine Missa Sancti aber vom Trompeter nicht solche Modulationen wie Venceslai für vierundzwanzig Stimmen, Marianische Anti- Vejvanovsky. In dieser Komposition stößt die Trompete phonen, Vespern, Offertorien, Motetten, und Kirchensonaten, harmonisch in Bereiche vor, die damals und lange später nicht außerdem Suiten, Serenaden, Ballette und Kammersonaten, oft mehr verwendet wurden. Während Anfang und Schluß in g-moll mit seltener Besetzung wie Clarino, Violine und Posaune. Seine stehen, steht der Mittelteil in B-Dur. Beides ist auf einer Instrumentalwerke weisen einen teils wienerischen, teils Barocktrompete in C venezianischen Stil auf, wie ihn Johann Heinrich Schmelzer spielbar, verlangt jedoch zuvor angewandt hatte. Oft klingen volkstümliche Melodien an. große Virtuosität. Die Seine Werke faszinieren v.a. durch eine frische melodische Pausen zwischen den Teilen Führung, straffen formalen Aufbau und eine gekonnte würden jedoch auch das Instrumentierung. Seine Serenaden und Sonaten sind suiten- Aufsetzen eines damals artige Orchesterwerke für Blechbläser (Trompeten und ü b l i c h e n „ K r i n g e l s “ Posaunen), Streicher und Basso continuo, die in kontrastieren-

ermöglichen, welcher die Ganzton-Kringel der Satzfolge stehen. Trompete einen Ganzton tiefer stimmt und die

9 Trompetenpartie deutlich vereinfachen würde. Der Stimmton in Auf meine Nachfrage hin gab er mir dann folgende Beispiele für Kremsier war zu dieser Zeit wahrscheinlich einen Ganzton höher als z.B. bei Bach. Das würde für die Verwendung einer Stücke in Molltonarten: üblichen D-Trompete mit Ganzton-Coupler (Kringel) sprechen, J.S.Bach: Nr. 1 aus BWV 126 ‚Erhalt uns Herr, bei deinem Wort‘ welcher diese durch aufstecken zur C-Trompete macht. J.L.Bach: Aria ‚So viel Gnadengaben‘ aus der Trauermusik 1724 G.F.Händel: Aria ‚With honour let desert be crowned‘ aus ‚Judas Maccabaeus‘ Zur Thematik Mollsätze und andere Stimmungen (außer der S.Knüpfer: Kantate ‚Ach Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn‘ üblichen C- und D-Stimmung) in der Naturtrompetenliteratur H.I.F. Biber: 2 der 12 Duette schreibt Arne Thielemann - Barocktrompeter und Herausgeber - Im Altenburg 1795 stehen ebenfalls einige Moll-Stücke. in seinen Ausgaben: Es gibt auch bei Telemann etliche Beispiele für den Einsatz von Moll-Tonarten, v.a. in seinen Hamburger Trauermusiken (auch „…so überrascht es doch immer wieder, wie vielfältig, mit gedämpften Trompeten). abwechslungsreich und in vielen Fällen auch hoch virtuos und technisch anspruchsvoll sie das an sich sehr einfach konstruierte, aber schwer zu spielende Instrument Naturtrompete eingesetzt haben. So gibt es beispielsweise wesentlich mehr Werke für Clarino Piccolo (Trompete in F), wie es etwa J.S. Bach in seinem 2. Brandenburgischen Konzert vorschreibt, als bisher angenommen. Auch die Verwendung von Moll-Tonarten war nicht nur auf die zwei bekannten Stücke aus Kremsier (Biber und Vejvanovsky) beschränkt, sondern findet sich gelegentlich auch in Werken v.a. mitteldeutscher Komponisten. Davon abgesehen stehen die meisten Trompetenwerke jedoch in den „klassischen“ Trompetentonarten C-Dur und D-Dur.“ Trompete mit Kringel von Johann Wilhelm Haas, Nürnberg 1694

10 Beispiele zu Clarino Piccolo:

Dieser Terminus wird wörtlich erwähnt in der Sinfonia à 7 (Nr. 13) F-Dur von J.S. Endler, im Concerto F-Dur TWV 51:F4 und im Psalm 111 TWV 7:14 von G.Ph.Telemann. Es gibt jeweils von J.S. Endler und J.M. Molter Sinfonien F-Dur mit 2 Clarini und 5 Pauken, dort wird allerdings nur der Begriff Clarini gebraucht. In E-Dur gibt es noch eine Ouvertüre von Landgraf Ludwig VIII. zu Hessen-Darmstadt für Trompete, Streicher & B.c. und (Ergänzungen des Autors) ein Triple-Konzert in E-Dur für Egger 4-Loch Hoch F-Trompete (Clarino Piccolo) Clarintrompete, Violine und Oboe d’Amore, Streicher & B.c. von Carl Friedrich Christian Fasch. In Es-Dur gibt es von G.Ph. Telemann mehrere Kantaten aus Egger Barocktrompete in Es nach Johann Wilhelm Haas „Fortsetzung des Harmonischen Gottesdienstes - 1731/32“ (ebenfalls Ergänzungen des Autors): ‚Zürne nur, du alte Schlange’ TWV 1:1541a ‚Ach reiner Geist, dein gnädig Brausen‘ TWV 1:904a ‚Nach Finsternis und Todesschatten‘ TWV 1:1150a ‚Der himmlischen Geister unzählbare Menge‘ TWV 1:298a ‚Göttlich’s Kind, lass‘ mit entzücken‘ TWV 1:1020a Von J.S.Bach ist die Erstfassung des Magnificat BWV243a zu erwähnen. Als Stücke in tieferen Stimmungen sei die B-Stimmung erwähnt, welche z.B. bei einigen Werken J.S. Bachs ihre Anwendung finden, aber auch beim nun folgenden Stück „Schmücket das fest mit Maien“ von Tobias Volckmar.

11 Tobias Volckmar Schmücket das Fest mit Maien

Tobias Volckmar wurde 1678 im schlesischen Reichenstein Schmücket das Fest mit Maien umfasst sechs Stimmen: zwei geboren und erhielt seine musikalische Ausbildung bei Johann Stimmen ohne Besetzungstitel, von denen die eine die Krieger (1652-1735), hielt sich anschließend drei Jahre Gesangspartien, die andere die Partien der Blasinstrumente „Studirens halber“ in Königsberg auf und hatte dann in seiner enthält, sowie die drei Streicherstimmen „VIOLOINO I“, Heimat verschiedene kirchenmusikalische Ämter inne, bis er „VIOLINO II“, „VIOLA“ und den Generalbasspart „BASSUS PRO 1709 als Organist, Musikdirektor und Schulkollege an die neu ORGANUM“. Der Notentext ist im Typensatz hergestellt. erbaute evangelische Kreuzkirche vor Hirschberg berufen und Die Konzerte sind bestimmten Festtagen und Zeiten des hier 1724 zum Kantor ernannt wurde. 1756 starb er in Kirchenjahres zugeordnet. Bei den Texten handelt es sich Hirschberg nach 47-jähriger Amtszeit. „Meine häußlichen durchweg um Bibelworte. Das vorliegende Konzert, Nr. X der Umstände haben zwo wohlgeratene Ehen glücklich gemacht.“ Sammlung, ist eine „Da Capo-Arie“ und beruht auf Psalm Seine erste Frau war wohl unfruchtbar, aber aus seiner zweiten 118,27 und Römer 5,5 und ist für das Pfingstfest bestimmt. Ehe gingen 10 Kinder hervor. Johann Matthesons schreibt in seiner „Grundlage einer Ehren- Bibeltext: Pforte“ 1740 folgende Anmerkung: Ein grosser Kenner schreibt mir so: „Unser Tobias Volckmann ist der leibhaffte, Schmücket das Fest mit Maien bis an die Hörner des wiederlebende Krieger, und „und hat sehr vielen Eifer für die Altars! (Psalm 118,27) andächtige und ehrenhafte Kirchenmusik.“ Das ist wahrlich kein mittelmäßiges Lob. Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Volckmar selbst hat einen autographischen Artikel in diesem Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben Werk verfaßt (S.383-386), in welchem auch ein Abriß über seine ist. (Römer 5,5) Werke abgedruckt ist. Aus seinem reichen kirchenmusikalischen Schaffen hat sich außer zwei Orgelchorälen nur eine Sammlung Es existiert weiterhin ein Geistliches Konzert für das von 15 geistlichen Konzerten erhalten, die er 1723 im Michaelisfest (29. September) mit exakt gleicher Besetzung und Selbstverlag veröffentlicht hat. Das einzige bekannte Exemplar Tonart mit dem Titel „Lobet den Herren, ihr seine Engel“. Beide wird in der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Stücke stehen in der tiefsten aller üblichen Stimmungen für Universitäts-bibliothek Dresden aufbewahrt. Barocktrompeten, nämlich in B-Dur.

12 Gottfried Keller Sonata Nr. II D-Dur

Gottfried Keller (Godfrey, Godfry) wurde um 1650 in Drucks ausführlich auf die hervorragende Hofkapelle Annes ein, Deutschland geboren und vermutlich dort zum Cembalisten insbesondere auf den damals schon berühmten Trompeter John ausgebildet. Er ließ sich gegen das Ende des Jahrhunderts in Shore, wenngleich er namentlich nicht erwähnt wird: ‚…all the London nieder und war bald einer der meistgebuchten Gentlemen of your music excell and on the Trumpet particularly Cembalolehrer der Stadt, wo er 1704 starb. Er wurde v.a. durch one of them is allowed to be the best Master in the World‘. seine Teilnahme an den öffentlich veranstalteten ‚Londoner York Building Concerts‘ bekannt, bei welchen er mit seinem Sonaten für eine oder zwei Trompeten waren in London um (Namens-)Kollegen Gottfried (Godfrey) Finger am Violoncello 1700 äußerst beliebt. Das bezeugen zahlreiche Werke von die Continuogruppe bildete. Er veröffentlichte neben einer Daniel Purcell, William Corbett, Gottfried Finger und James Generalbaßschule und Harmonielehre eine Reihe von Stücken Paisible. Die Trompete war, trotz ihrer begrenzten harmonischen für sein Instrument, von denen eine Cembalosonate und 6 Möglichkeiten, zu dieser Zeit Soloinstrumenten wie Violine, Triosonaten erhalten sind, aber auch zahlreiche Flöte und Oboe gleichgestellt, was wohl der großen Kunst von Kammermusikwerke. Sein Satz weist deutlich auf deutsche John Shore und seinen Kollegen zu verdanken sein dürfte. Ausbildung hin. Er unterhielt damit auch zu kontinentalen Alle drei Sonaten stehen in D-Dur, der typischen Trompeten- Verlegern wie Stephen Roger in Amsterdam rege Beziehungen. Tonart. Für die Trompete sind dies kurze, dankbare Stücke mit unisonen Passagen und knappen Solo-Einwürfen. Wie oft zu Unsere hier vorliegende SONATA II. ist dem Druck entnommen: dieser Zeit ist auch diese Sonate so komponiert, daß sie von einer Naturtrompete oder von einer Oboe gespielt werden kann. SIX SONATAS The First Three For a Trumpett. Dabei mag man für Frankreich mehr an die Oboe als Houbois. or violins. with Doubble Basses. Soloinstrument denken, für Deutschland aber mehr an die The Other Three For two Flutes and two Naturtrompete als Soloinstrument. Man denke hier nur an die 14 Houbois: or two violins with Doubble Basses. Sonaten für die gleiche Besetzung von Charles Rosier: Composed Ba Godfrij Keller. Amsterdam. Engraven and Printed ba Stephen Roger. QUATORZE SONATE Pour les Violons et le Hautbois. a 6 Parties composès par Keller widmete die Sammlung Prinzessin Anne von Dänemark, M. C. Rosier... Amsterdam Estienne Roger. der späteren Königin Anne von England. Er geht im Vorwort des

13 Johann Rosenmüller O Felicissimus Paradysi Aspectus

Johann Rosenmüller (auch: Giovanni Rosenmiller) wurde um Die Grundlage für das Geistliche Konzert „O Felicissimus 1619 in Ölsnitz, Vogtland, geboren. Er studierte um 1640 an der Paradysi Aspectus“ ist eine Handschrift aus einem Sammel- Universität Leipzig und wurde bald darauf neben Tobias Michael band mit Kirchenkompositionen Rosenmüllers innerhalb der stellvertretender Kantor, mußte aber wegen des Verdachts der Sammlung Bokemeyer. Sie wird in der Deutschen Staatsbiblio- Päderastie 1655 aus Leipzig fliehen. Für kurze Zeit ging er thek Berlin aufbewahrt. Die Gestaltung mit einleitender Sinfonia, wahrscheinlich nach Hamburg und sodann nach Venedig, wo er Wechsel zwischen Arien, Rezitativen, Accompagnati und durch etliche Jahre als Hauskomponist am Ospedale della Pietà Rittornelli erfüllt die formalen Merkmale der italienischen wirkte. Im Jahre 1682 wurde er nach Wolfenbüttel als Kantate des ausgehenden 17. Jahrhunderts (vgl. A. Scarlatti „Su Kapellmeister und Reorganisator der Hofkapelle berufen und le sponde del Tebro“ und A. Melani „All‘ armi, pensieri“). Auch starb dort am 10.9.1684. die Behandlung der Solo-Stimme und der Einsatz der Trompete Das Ospedale della Pietà entwickelte sich wie die anderen ist stark von italienischen Vorbildern geprägt. Daher ist es venezianischen Musikschulen aus einem Findelhaus, in dem die höchst wahrscheinlich, daß die Komposition aus Rosenmüllers Kinder neben dem Elementarunterricht auch im Singen Aufenthalt in Venedig stammt. unterwiesen wurden. Dazu trat bald auch der Instrumental- unterricht, so daß die „Pietà“ binnen kurzem über eines der Der Besetzungstitel der Handschrift lautet: besten Orchester der Stadt verfügte. Seine Leitung wurde stets Canto solo, 2 Violini, 2 Violette, Fagotto con Tromba e Organo. hochqualifizierten Kräften anvertraut. Johann Rosenmüller war einer der fruchtbarsten, vielseitigsten Eine obligate Fagottstimme ist, wie im Titel suggeriert, in der und populärsten Komponisten seines Jahrhunderts. Seine Partitur nicht enthalten. Es ist also ein Besetzungshinweis für vielen Sonaten und Suiten bilden eine Synthese deutscher und das Basso continuo, bei dem das Fagott - neben Orgel und englischer Innerlichkeit und italienischer Klangpracht. Zahlreiche Theorbe - als „blasendes“ Pendant zur Trompete empfohlen Messen, Motetten, Magnificat, Psalmen und Gelegenheitsge- werden kann. Der italienischen Tradition folgend wäre auch die sänge liegen handschriftlich vor. Seine gesamte Musik verbindet Verwendung einer Continuo-Barockposaune in den Tutti- die polyphone Tradition mit dem venezianischen Stil der Bereichen (Sinfonia, Rittornelli, Arien) zu empfehlen. Der Kammerkantate und der Opernarie. Tenorschlüssel bei den Violetten deutet auf die Verwendung von Gamben hin, eine Ausführung auf Bratschen ist jedoch möglich.

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Text: Textübertragung: Johann Plietzsch

O felicissimus Paradysi aspectus! O glücklichster Anblick des Paradieses! O Sanctisimi beatifica visio! O seligmachende Erscheinung des Heiligsten! cupio esse cum Christo, ich sehne mich danach, mit Christus zu sein, et mori ut vivam, und zu sterben, damit ich lebe!

Divina venite Solamina portate, Kommt! Bringt die göttlichen Tröstungen ac gaudia parate, non coedes abite, herbei, bereitet euch zur Freude, laßt nicht ab tormenta venite, Martyria portate. vom Kampf. Kommt Qualen! Bringt das Martyrium! Dealbaverunt pii stolas suas in Die Frommen haben ihre Gewänder sanguine Agni. im Blute des Lammes rein gewaschen.

Si feroces, si crudeles, Wenn auch die Trennung für die Diener Christi Die Auferstehung von Luca Signorelli, ca. 1500 sunt discessus servis Christi. wild und grausam ist, Sunt beati, sunt fideles, sie sind selig und gläubig. purpuratae horum vestes Ihre im Blute des Lammes gewaschenen sunt decentes, sunt splendentes. Kleider sind bescheiden und strahlend.

Effuderunt sanguinem Sie haben das Blut velut aquam wie Wasser in circuitu Jerusalem, im Umkreis von Jerusalem vergossen. et coronati gaudent sine fine. Sie sind gekrönt und freuen sich ohne Ende.

Heic, Martyrum palmae, caelorum, Diese, himmlische Palmen der Märtyrer, heic, flores radices aeternae diese, Blumen, ewige Quellen, hic sancti superni emittunt odores, hier senden die himmlischen Heiligen ihren Duft aus, hic flores, florete frondete jetzt, Blumen, blüht und belaubt euch, Die Auserwählten von Luca Signorelli, ca. 1500 in aeternum gaudete! und freut euch ewig!

15 Christoph Förster Concerto D-Dur

Christoph Förster ist einer jener zahlreichen barocken Daneben existiert auch noch ein weiteres Hornkonzert in D-Dur Komponisten, die zur Zeit Johann Sebastian Bachs in und mehrere Sinfonien mit teilweise solistischen Hornstimmen. Mitteldeutschland wirkten und wie dieser Kompositionen für fast Partien für Trompete(n) sind in einigen seiner Kantaten erhalten, alle der damals üblichen Musikgattungen schuf. Am 30. wobei Förster hier nicht so exponiert wie seine Zeitgenossen November 1693 in Bibra (heute Bad Bibra) bei Laucha im Bach, Fasch und Stölzel schreibt, sondern die Trompeten eher heutigen Sachsen-Anhalt geboren, war Förster u.a. Schüler von in den Orchesterklang einbettet. Eine Verwendung, die bereits Johann David Heinichen (1683-1729) in Weissenfels und Georg auf den zukünftigen reduzierten Einsatz des Instruments im Friedrich Kauffmann (1679-1735) in Merseburg, wo er auch von ‚klassischen‘ Orchester hinweist. Auch die beiden erhaltenen 1717 bis 1742 am dortigen Hoforchester als Konzertmeister und Sinfonien mit Trompeten folgen diesem Schema, was jedoch Komponist wirkte. 1723 reiste er zusammen mit etlichen gelegentliche solistische Passagen in Clarin-Lage nicht Kollegen zur Krönungsfeier für Kaiser Karl VI. in Prag, wo er ausschließt. Förster war zu seiner Zeit für seine im besten auch bei der Aufführung der Krönungsoper ‚Costanzza e Sinne gefälligen Kompositionen überregional bekannt und fortezza‘ von Johann Joseph Fux (1660-1741) im Orchester Telemann veröffentlichte im Jahr 1740 sechs ‚Duetti ò Trii‘ mitwirkte. In den 1740er Jahren wurde er regelmäßig mit der Försters im Druck. Komposition von Geburtstagskantaten für den Fürsten Friedrich Anton zu Schwarzenburg-Rudolstadt (1692-1744) und anderer Das heute dargebotene Concerto D-Dur für 3 Trompeten, Mitglieder des Hofes beauftragt, was ihm soviel Ehre Pauken & B.c. ist Bestandteil der berühmt gewordenen einbrachte, dass er 1743 die Position des Vizekapellmeisters in Sammlung von Instrumentalwerken der Dresdner Hofkapelle im Rudolstadt erhielt, dies allerdings ohne feste Besoldung. ‚Schranck II‘, welche heute in der Sächsischen Landes- und Försters wiederholte Bewerbungen um das Hofkapellmeisteramt Universitätsbibliothek in Dresden aufbewahrt wird. Der vom blieben letztlich erfolglos und am 06. Dezember 1745 starb er in unbekannten Schreiber ‚S-Dl-0006‘ erstellte komplette Rudolstadt. Von ihm sind geistliche und weltliche Kantaten, Stimmensatz ist in einem Umschlag mit der Aufschrift: Kammermusik, Sinfonien und Instrumentalkonzerte überliefert, Concerto | Schrank No: II. | 4. Fach 22. Lage | No: 2.) wobei jedoch davon auszugehen ist, dass viele seiner Werke Concerto. | con Violino concert: VVni | Viola e Basso. | 11. verloren gegangen sind. Vielen Hornisten dürfte er v.a. wegen St:[immen] | del Sig.r Förster. | [+ incipit der 1. Violine] und seines sehr virtuosen Concertos in Es-Dur bekannt sein. der Signatur Musica 2723-O-1 enthalten.

16 Dieser Titel unterschlägt jedoch die obligaten Bläser und impliziert lediglich eine Besetzung mit Streichern. Da die wissenschaftliche Aufarbeitung des Materials erst in den letzten Jahren erfolgte, war somit lange Zeit unbekannt, dass das Werk auch mit einem obligaten Trompeten-/Paukenchor und Oboen besetzt ist. Folgende 11 Einzelstimmen sind vorhanden: Clarino Primo // Clarino Secundo // Principalo // Tympano // Hautbois Primo // Hautbois 2 // Violino 1mo // Violino 2do // Viola // Violoncello // Violon. Eine Stimme für ein Tasteninstrument ist nicht vorhanden, aber man kann auf jeden Fall davon ausgehen, dass Cembalo oder Orgel mitwirkten. Förster lehnt sich bei der Gestaltung der Ritornelle des ersten und dritten Satzes an die am Dresdner Hof sehr beliebten Kompositionen Antonio Vivaldis an, während der kurze Mittelsatz eine expressive Kantilene (Adagio ma non troppo) LangtrompetenJohann Leonhard Nürnberg Ehe III, 1746 für die solistische erste Trompete ist, welche harmonisch gesehen sehr untypisch ist für ein barockes Trompetenkonzert. Sie beginnt in der Paralleltonart h-Moll, welche durch eine Quintfallsequenz noch gefestigt wird, bevor sie über D-Dur und A-Dur erneut in h-Moll landet, wieder nach D-Dur wechselt, um schließlich in der Dur-Dominante von h-Moll, nämlich Fis-Dur, zu enden. Ungewöhnlich ist auch, dass die Trompete im langsamen Adagio nicht pausiert. Üblich wäre eher eine Oboe oder Violine im langsamen Mittelsatz. Von Telemann gibt es zwei identisch besetzte Konzerte (TWV 54:D3 und TWV 54:D4). US Army OldGuardandArmy Fife Drum Corps US

17 Heinrich Ignaz Franz Biber Sonata Nr. I C-Dur

Der böhmische Violinist und Komponist Heinrich Ignaz Franz Chorknaben der Kathedrale und stieg zwei Jahre später zum Biber zählt zu den größten Violinvirtuosen des 17. Jahrhunderts. Vizekapellmeister auf. Im Jahr 1684 hatte sich Biber als Heute ist er vor allem für seine Violinsonaten berühmt und dabei Kapellmeister, Dekan und Truchseß (oberster Aufseher über die insbesondere für die Verwendung der sog. Skordatur, die das fürstliche Tafel) etabliert. Nach zahlreichen Aufenthalten in Umstimmen einzelner Saiten verlangt. Die überraschend große München wurde er 1690 von Kaiser Leopold I. geadelt und Vielfalt an Stimmungen und Klangfarben hat ein individuelles nannte sich fortan „von Bibern“. Oeuvre geprägt, das in der Violinliteratur seinesgleichen sucht. In Salzburg komponierte Biber Violinsonaten, Ensemblestücke, Im böhmischen Wartenberg nahe Reichenberg, dem heutigen Opern (u.a. „Arminio“, 1687) und Schuldramen („Valerianus“, Liberec, geboren, erhielt Biber seine musikalische Ausbildung 1684). Die Salzburger Ensemblewerke wie die „Nachtwächter- vermutlich von dem Komponisten Johann Heinrich Schmelzer in Serenade“ (1673) sowie die Partiten bzw. Sonaten der Wien. In den späten 1660er Jahren trat er in den Dienst des Sammlungen „Mensa sonora“ (1680) und „Fidicinium sacro- Olmützer Erzbischofs Karl Graf Liechtenstein-Kastelkorn, der in profanum“ (1683) sind in der Regel für Streicher und Basso seinem Schloß in Kremsier eine vorzügliche, von Pavel Josef continuo geschrieben. Vejvanovsky geleitete Hofkapelle unterhielt. Bibers genaue Zu den bedeutendsten Kammermusikwerken der Zeit zählen die Ankunft in Kremsier ist zwar nicht bekannt, doch sein dortiger „Rosenkranz-Sonaten“ (um 1676) und die sieben Partiten der Aufenthalt ist für die Jahre 1668-1670 verbürgt. „Harmonia artificiosa-ariosa“ (1712 posthum veröffentlicht). Für die ausgezeichneten Trompeter der Hofkapelle schrieb er Darüber hinaus fühlte sich Biber als gläubiger Katholik der Trompetenkonzerte und Stücke für sechs bis acht Trompeten, Kirchenmusik verpflichtet und komponierte große geistige Pauken und Basso Continuo, wie z.B. die „Sonata Sancti Werke für Solostimmen und Orchester, insbesondere Messen, Polycarpi“ oder die „Sonata à 7“. ein Requiem und Vespervertonungen. Im Herbst 1670 verließ Biber den Hof auf einer Dienstreise nach Tirol unter ungeklärten Umständen und ohne Erlaubnis seines darüber sehr verärgerten Dienstherrn. Bald darauf fand er eine Anstellung als Mitglied der Hofkapelle des Fürsterzbischofs Maximilian Gandolf Graf Khuenburg in Salzburg, die besser bezahlt war und ihm auch bessere Aufstiegsmöglichkeiten bot aus: „Grundlage einer Ehren-Pforte“ Johann Mattheson 1740. als in Kremsier. 1677 übernahm er die Ausbildung der Der Artikel selbst stammt von seinem Sohn „Carl von Bibern“.

18 Die Sammlung „Sonatae tam aris quam aulis serventes“, zu deutsch „Sonaten sowohl für Altar als auch für Paläste“ beinhaltet 12 Sonaten in verschiedenen Besetzungen. Während in allen 12 Sonaten Streicher in verschiedenen Besetzungen verlangt werden, sind immerhin in 5 Sonaten Trompeten besetzt. Die Sonaten Nr. I & XII bilden dabei die Eckpunkte und sind in ihrer Besetzung identisch (2 Trompeten, 2 Violinen, 3 Violen & B.c.). Auch formal sind sich beide Sonaten sehr ähnlich in ihrer Abwechslung zwischen fanfarenartigen Motiven der Trompeten mit ruhigeren Passagen der Streicher. Die anderen Sonaten mit Trompete - Nr. IV, VII und X - zeugen einmal mehr von der Experimentierfreudigkeit der Komponisten aus ausPorträt den Sonatae violino solo 1681 Kromeriz. Sonate Nr. VII - für 2 Trompeten, 2 Violinen & B.c. - unterliegt der strengen Form der „Chiaconna“ mit einer sich immer wiederholenden Baßfigur. Sonate Nr. IV steht in C-Dur, Einziges Nr. X in g-Moll (vgl. Vejvanovsky „Sonata à 4 Bemollis“ aus Programmteil II, die einzige weitere bekannte Trompetensonate in Moll). Beide weisen ebenfalls die gleiche Besetzung auf - eine Trompete, eine Violine, Violen & B.c.. Somit ist die Sonatensammlung fast symmetrisch angelegt, die Ecksonaten Nr. I & XII, mit identischer Besetzung und recht vielen Violen besetzt, die mittlere, Nr. VII, ebenfalls mit 2 Trompeten, 2 Violinen & B.c., der „Chiaconna“-Form und ohne Violen, Nr. IV und X mit einer Trompete, einer Violine, Violen & B.c.. Auf weitere Werke für Trompete in Moll wurde bereits auf den Seiten 9 und 10 näher eingegangen. mit Skordaturmit eingerichtete Violine

19 Alessandro Melani Sonata à 5

Der Name Melani steht für drei komponierende Brüder im Italien des 17. Jahrhunderts. Jacopo (1623-1676), Atto (1626-1714) und Allesandro (1639-1703). Ihr Vater Domenico di Sante Melani war Glöckner an der Kathedrale von Pistoia. Jacopo Melani wurde einer der führenden Komponisten von „Komischen Opern“, wirkte in Paris, Pistoia und besonders in Florenz. Atto Melani war Alt-Kastrat und Diplomat, komponierte aber auch Solo Kantaten.

Alessandro Melani komponierte sowohl Kirchenmusik, als auch weltliche Musik. Er wirkte als „maestro di cappella“ in Orvieto und Ferrara, bevor er als Nachfolger seines Bruders Jacopo an der Kathedrale von Pistoia angestellt wurde. Durch den Einfluß seines Bruders Atto beim Papst bekam er 1667 die Dom von Orvieto (Cattedrale di Santa Maria Assunta) Domvon Orvieto(Cattedrale di Santa Maria Anstellung als „maedti di cappella“ an S. Maria Maggiore in Rom und 1672 an S. Luigi dei Francesi, ebenfalls in Rom. Zu seinen Römischen Förderern gehörten Ferdinando de‘ Medici und Francesco II d‘ Este. Durch diese geschäftlichen Beziehungen wurden seine Werke sowohl bei Kirchlichen als auch bei Diplomatischen Anlässen aufgeführt. Zu seinen Opern gehören „Il fratricidio di Caino“ (1683) und „L‘empio punito“ (1669), die erste Oper die auf der „Don Juan“ Geschichte (Don Giovanni) basiert. St. Maria Maggiore in Rom (G.P. Pannini) Maria MaggioreSt. in Rom (G.P.

20 Die hier vorliegende Sonata à 5 stammt wohl aus der „Düben Interessant ist, daß im Deckblatt eindeutig die Bezeichnung Kollektion“. Die Sammlung Gustaf Düben (ca. 1628-1690) - ca. „Hautboies I + II“ - also Oboe I + II - steht, in den Stimmen aber 1.500 Vokal- und ca. 300 Instrumentalwerke von zuerst „Tromba“ und dann „Hautbois“. Der Zusatz „Tromba I, zeitgenössischen deutschen, französischen und italienischen bzw. Tromba II“ ist in einer anderen Schrift als die anderen Komponisten - befindet sich heute in der Universitätsbibliothek Stimmenbezeichnungen. Sie stehen aber vor der Bezeichnung von Upsala (Schweden). Düben selbst studierte von 1645-1647 „Hautbois“. Beide Trompeten-/Oboen-Stimmen bestehen in Deutschland und fand 1648 eine Anstellung am ausschließlich aus dem Tonvorrat der Naturtonreihe einer C- schwedischen Hof. Nach dem Tod seines Vaters Andreas Düben Naturtrompete, was normal für eine Trompetenstimme, eher 1690 übernahm er dessen Posten an der Deutschen Kirche in ungewöhnlich für eine Oboenstimme ist. Friedemann Immer Stockholm. schreibt in seiner Ausgabe: Es gab zwar immer wieder Kompositionen, in denen ein anderes Instrument die Trompete imitiert - so bei G. Finger ebenfalls eine Oboe die Trompete oder San Luigi dei Francesi (Rom) - Hauptschiff mit Deckenfresko bei H.I.F. Biber eine Violine die Trompete - aber in dieser Form mit zwei Trompeten ist es doch sehr ungewöhnlich - außerdem spricht auch dieses „Imitieren“ für die Verwendung von Trompeten. Andererseits steht diese Sonate somit in der Tradition von zahlreichen italienischen Doppelkonzerten für zwei Trompeten, wie z.B. das berühmte Konzert für zwei Trompeten von Antonio Vivaldi (RV 537), um nur eines der berühmtesten Werke dieser Gattung zu nennen.

21 Pavel Josef Vejvanovsky Serenada

Die Serenade für 4 Trompeten, Pauken, Streicher und B.c. und Heben und Senken auf die Zehenspitzen zu Beginn und besteht aus folgenden Sätzen: Ende des Tanzschrittes - wie man es vom Ballett kennt - wichtig. „Die Gavotte steht im Zweiertakt und besteht aus zwei • Ingressus wiederholten Teilen, von denen jeder aus vier, acht oder zwölf • Sarabande Takten besteht. Die Gavotte kann sowohl langsam als auch • Gavotte fröhlich sein; allerdings ist sie nie besonders schnell oder • Menuett besonders langsam“ (Rameau-D’Alembert). „Ihre Phrasen • Gigue bestehen immer aus zwei Takten“ (Rousseau). Diese Kriterien kommen hier allerdings zum Großteil nicht zur Anwendung. Die Serenade steht in strengem Wechsel zwischen Auf das Menuett wurde beim Telemann „Concerto à 3 ex F“ Trompetenchor (4 Trompeten und Pauken) und Streichquartett. bereits genauer eingegangen (—> S. 6). Somit besteht keine Gefahr, dass die Streicher übertönt werden, „Die Gigue verlangt als Zeitmaß entweder der 3/8-Takt, den 6/8- so dass das Werk mit ruhigem Gewissen auch mit einfach Takt, den 9/8-Takt oder den 12/8-Takt und ist sehr besetztem Streichquartett aufgeführt werden kann. Eigentlich rasch“ (David). „Die Gigue wird mit einem kurzen und leichten würde man erwarten, dass solch eine doppelchörige Bogenstriche (…) gespielet" (Quantz). Diese Gigue steht jedoch Komposition in einem Raum mit Balkonen oder Emporen im 6/4-Takt. aufgeführt wurde. Interessant ist aber, dass der einzige große Raum in Kremsier, in dem wohl viele Serenaden, Sonaten und Balletti aufgeführt wurden, ein rechteckiger Prunkraum mit ca. 11 Sekunden Nachhall ist. Die vom französischen Hof stammende Sarabande steht im Dreiertakt und ist aufgrund ihres zugehörigen Tanzschrittes Zu Lebensdaten und Werk Vejvanovskys zweitaktig angelegt. Bei ihr wird die erste und die zweite —> Pavel Josef Vejvanovsky - Sonata à 4 Bemollis (S. 9) Zählzeit des ungeraden Taktes betont, was ihren Charakter ausmacht. Mordente (Battements), Ports de voix, Triller und andere „wesentliche Manieren“ können hier zur Anwendung kommen. Für den Tänzer sind festgelegte Handbewegungen

22 erste Partiturseite der Serenada von Pavel Josef Vejvanovsky

23 Trompete, Horn oder Posaune? Gedanken zu den Partien bei J.S. Bach

„Eine Trompete, worauf hoch oder klar geblasen wird. Es giebt Deutsche, englische, spanische oder portugiesische Begriffe deren macherley Arten: …“ schreibt Johann Gottfried Walther scheinen nicht von Bedeutung gewesen zu sein. (1684-1748) in seinem Werk „Musicalisches Lexikon“, welches Da Tierhörner in der 1732 in Leipzig erschien zum Begriff „Clarino“. Wenn man in Natur sowohl eine diesem Lexikon nach verschiedenen Begriffen wie Clarino, Cor, konische und Cornetto, Cornu, Tromba, Tuba etc. nachschlägt, wird einem zugleich gebogene schnell klar, dass man in der Barockzeit andere Begriffe Form aufweisen als verwendet hat als heutzutage. Begriffe wie Horn, Jagdhorn, man auf ihnen auch Waldhorn werden als Musikinstrumente gar nicht gelistet, die Naturtonreihe werden aber als Begriffserklärung verwendet. Walther erklärt die hervorbringen kann Begriffe „Cornett“ mit „ein kleines Jäger=Horn“, „Corno di (z.B. Schofar) liegt Caccia“ mit „Waldhorn“, „Cornu“ hingegen mit „Buccina“, es nur allzu nahe, „Trompe“ mit „eine Trompete, ein Wald=Horn, eine Maul= Blasinstrumente mit Trummel“ und „Trompette“ mit „eine Trompete, ein Trompeter“, einem konischen „Trompette harmonieuse“ dagegen mit „eine Posaune“. Der Oscar Schade: Altdeutsches Wörterbuch Verlauf auch so zu Begriff Tuba ist ebenfalls interessant: Tuba = eine Trompete, nennen. Das Wort Tuba ductilis = eine Posaune, Tuba major = eine Quart- Tuba bezieht sich einerseits wohl auf die römische Tuba - eine Posaune, Tuba marina = Tromba marina (eine Art etwa 1,2 m lange gerade Naturtrompete - andererseits aber Trompetengeige bzw. einsaitiger Kontrabass), Tubarius = ein einfach auf den lateinischen Begriff für eine Röhre. Die beiden Trompeten=Macher, Tubicen/tubicines = ein/die Trompeter. anderen Blechblasinstrumente der Römer hingegen wurden Interessant ist auch folgender Eintrag: „Córnicen, Cornicularius Bucina oder Cornu genannt und weisen eine gebogene Form (lat.) ein Zin=cken=Horn=Blaser. Heutiges Tages können die auf und eine Länge von 3 bis 3,5 m. Zusammenfassend kann Waldhornisten Cornicines und Cornicularii genannte werden.“ man sagen, dass die Horninstrumente eher gebogen und Die Begriffe kommen alle aus dem Französischen, dem konisch sind, die Tuben und Tromben dagegen eher gerade Italienischen oder gar dem Lateinischen Sprachgebrauch. bzw. in Bügelform und zylindrisch, wie eine Röhre eben.

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Picon auch mit einem einfachen Zug experimentiert, kam aber zu dem Schluß, dass die Partien mit solch einem Zug gar nicht spielbar wären und dieser zu lange sein müsste. Warum soll der Instrumentenbauer also anstelle eines Aufsteckbogens auf ein kleines Horn nicht einfach einen kurzen Doppelzug angefertigt haben um dieses Problem zu lösen? Auch wenn uns kein Oscar Schade: Altdeutsches Wörterbuch erhaltenes Instrument bekannt ist bzw. kein solcher Zugaufsatz, denn Belege für solche Hörner gibt es ja. Bezogen auf die Tradition der Consorts, man bedenke nur die Und es scheint ja auch eine Diskantposaune gegeben zu Vielzahl von Violininstrumenten, welche Leopold Mozart in haben. Jedenfalls gibt es von J.S. Bach vier Kantaten mit 4 seinem Werk „gründliche Violinschule“ beschreibt oder die Posaunen und die erste steht dort im Diskantschlüssel, große Zahl unterschiedlicher im Barock üblicher Blockflöten, allerdings ohne genaue Instrumentenbezeichnung. Kann es also kann man zu dem Schluß kommen, dass die Blechblas- vielleicht sein, dass die große Tromba, also die Trombone instrumente auch zusammen gehören und zwar in die Familie (analog zur Violone), ein kleineres Familienmitglied hatte, das der Horninstrumente (Corni) und in die Familie der Trompeten- vielleicht gebaut war wie eine Trombone, aber in der Lage der instrumente (Trombae). Da die Trompetenmacher (Tubarius) „normalen“ Tromba spielte und vielleicht deshalb „Tromba da alle Arten von Trompeten, Hörnern und Posaunen hergestellt Tirarsi“ genannt wurde? Walther listet bei den verschiedenen haben, scheint es mir unlogisch, dass man Posaunen mit Trombonen auch eine Trombone piccolo (kleine Alt=Posaune), Doppelzug gebaut haben soll, derselbe Instrumentenmacher welche kleiner sein soll als die Trombone maggiore (große aber nur Trompeten mit einfachem Zug zu bauen im Stande Alt=Posaune). Außerdem noch die Trombone grosso gewesen sein soll. Beim Horn scheint das auf den ersten Blick (Quart=Posaune) und grande (Baß= oder Octav=Posaune). vielleicht etwas schwieriger gewesen zu sein, aber die Lösung, Und dann war da ja noch die Trompette Harmonieuse (eine welche Olivier Picon zusammen mit Gerd Friedel und Rainer Posaune). Hinzu kommt, dass die Prinzipalstimmen im Egger entwickelt hat (—> S.26), scheint mir irgendwie plausibel, Naturtrompetenensemble ja oft nur mit einem sehr großen da man ja auf die Hörner auch Kringel aufgesteckt hat, um das Posaunenmundstück gespielt werden können und außerdem Horn tiefer zu stimmen. Ihre Version des „Corno da Tirarsi“ die Mensur der Barockposaunen in etwa gleich war wie bei der funktioniert jedenfalls prächtig und nebenbei bemerkt hat Olivier Barocktrompete.

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Dann wäre da noch anzumerken, dass in Leipzig vor allem Stadtpfeiffer angestellt waren, die ja bekanntlich Multi- instrumentalisten waren und auch heute noch sind. Ich habe während meiner Dienstzeit in Garmisch-Partenkirchen als Solotrompeter beim Kurorchester einige ältere Musiker kennengelernt, die noch in einer Stadtpfeiffe gelernt hatten und wirklich mitunter mehrere sehr unterschiedliche Instrumente beherrschten. Da die Stadtpfeiffer in Leipzig ja zugleich auch Turmbläser waren, mussten einige davon sicherlich auch täglich Zink oder Posaune spielen. Violine war sowieso Pflicht. Ich denke man muss sich einfach von dem Spezialistentum, wie wir Steinmetzhörner in D ca. 1700 Steinmetzhorn in A ca. 1693 es heute im Profiorchester haben, gedanklich loslösen - zumindest für diese Epoche. Die erhaltenen Hörner aus dieser Zeit weisen fast alle eine große Mundstückaufnahme und einen Die erhaltenen Mundstücke dazu weisen ebenfalls eine vorwiegend zylindrischen Rohrverlauf auf. trompetenähnliche Form auf. Trichterförmige Hornmundstücke wie man sie heutzutage spielt und die passenden Instrumente - also mit kleinerer Mundstückaufnahme und überwiegend konischem Rohrverlauf - gibt es nur vergleichsweise wenige. Hornmundstück von J.L. Ehe II Naturhornist Stephan Katte berichtet von einem Hornmund- stückfund (B-alto-Horn von Balthasar Fürst / Ellwangen 1783; Instrumentenmuseum „Preußischer Kulturbesitz“ in Berlin) mit trompetenartigem Kessel, aber schmalem hornartigem Schaft. Den „Hornisten“ an sich gab es wohl erst später, als man dann die „Waldhörner“ zunehmend größer und klanglich dunkler gebaut hat und sich der Stopftechnik bediente, welche zur Barockzeit noch nicht bekannt war.

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Corno da Tirarsi ( = Tromba da Caccia mit Zugaufsatz)

Porträt von Johann Gottfried Reiche mit seinem Instrument

Tromba da Caccia - moderner Nachbau des Reicheinstruments (Egger)

27 Mitwirkende

Thomas Neuberth Barocktrompete, Barockhorn

Bálint Takács Barocktrompete

Chris Ekkelboom Barocktrompete

Robin Nikol Barocktrompete

Elija Kaufmann Barockpauken

Susanne Müller Sopran

Eva Ivanova-Dyatlova Altblockflöte

Chloé de Guillebon Cembalo

Dieter Weitz Cembalo, Orgel

Motoko Hosaka Barockvioline

Kazue Hamada Barockvioline

Ángela Rodríguez Guzmán Barockbratsche

Huda Knobloch Barockbratsche

Bruno Hurtado Gosalvez Gambe

Charlotte Engel Barockcello

Kaori Yata Violone Mitwirkende des „Pauern Kirchfahrt“ Projektes, bei welchem die Biber Sonata Miguel Bellas Theorbe/Guitarre und die Vejvanovsky Serenada vorab mehrmals aufgeführt werden konnten. Vielen Dank an Professor Lorenz Duftschmid und Giulia Cantone Theorbe Professor Patrick Henrichs für die Einstudierung!

Tobias Emmerich Theorbe

David Leeuwarden Colascione

28 Curriculum Vitae

Thomas Neuberth begann im Alter von 6 Orchestertourneen brachten ihn durch weite Teile Europas, in Länder Jahren an den Musikschulen Bühl und Achern - wie Ukraine, Israel und nach Nord-, Mittel- und Südamerika, ja sogar an welchen er heute als Lehrkraft unterrichtet - nach Hawaii. 2012 wurde er von der Deutschen Botschaft in Trompete zu spielen. Nach dem Musikabitur an Nicaragua eingeladen das 2. Brandenburgische Konzert von J.S. der Heimschule Lender Sasbach studierte er Bach zum 20-jährigen Jubiläum der „Camerata Bach Managua“ in Trompete an der Musikhochschule Freiburg bei Managua und Léon zu spielen. Professor Anthony Plog, wo er 2003 seine Im März 2017 war er auf Einladung des Mozarteum Brasileiro - nebst Diplome als Orchestermusiker (OM) und Kollegen wie Mathieu Dufour (Flöte), Benoît Fromanger (Flöte), Musiklehrer (ML) absolvierte. Zahlreiche Andreas Wittmann (Oboe), Lorenz Nasturica (Violine), Leonard Meisterkurse und Privatstunden mit namhaften Elschenbroich (Cello) - zum Festival „Música em Trancoso“ (Brasilien) Trompetern wie Pierre Thibaud, Hans Gansch, Reinhold Friedrich, als Solist und Trompetendozent eingeladen. Wolfgang Bauer, Niklas Eklund, Vladimir Kafelnikov, Franck Pulcini Seit einigen Jahren spielt Thomas Neuberth neben der modernen und vielen anderen ergänzten seine klassische Ausbildung. Trompete und dem Waldhorn auch Barocktrompete und inzwischen 2001 war Thomas Neuberth als Solo- und Leadtrompeter beim auch Barockzugtrompete (Tromba da tirarsi) und Barockhorn. Er „Kurorchester und Bigband Garmisch-Partenkirchen“ angestellt und besuchte auch hier zahlreiche Sommerakademien und Meisterkurse seit 2007 wirkt er regelmäßig als Solotrompeter bei ORSO - Orchestra für „Alte Musik“ in Salzburg, Innsbruck, Gmunden (Österreich), & Choral Society mit. Bremen und Kloster Michaelstein (Deutschland), sowie beim „Festival Seit vielen Jahren spielt er als Leadtrompeter bei der „Bigband Oude Muziek Utrecht“ (Holland) und spielt mit internationalen Alte Brass&Fun“ in Bühl, zuvor aber auch einige Jahre im „Landesjugend- Musik Ensembles wie dem renommierten Vokalensemble „Vox jazzorchester Bayern“, bei der „Europäische Jazzakademie 2004“, Luminis“ (Belgien) oder „l’arte del mondo“ (Deutschland), sowie sowie bei einigen renommierten Freiburger Bigbands, was ihm regelmäßig bei „Cycle BACH“ (Frankreich) im Elsaß. 2015 begann er zahlreiche Workshops und Auftritte mit vielen Jazzgrößen wie Peter ein Masterstudium für Barocktrompete bei Professor Patrick Henrichs Herbolzheimer, Jiggs Whigham, Frank Chastenier, Andy Haderer, an der Musikhochschule Trossingen, das nun zum Abschluss kommt. Peter Weniger, Claudio Roditi, Joe Kraus ermöglichte. Zahlreiche CD und DVD Aufnahmen belegen seine musikalische Thomas Neuberth spielte mit zahlreichen Orchestern als Solist die Vielfalt in verschiedensten Stilrichtungen. Konzerte von J. Haydn, Hummel, Neruda, Böhme, Telemann, L. —> Weitere Infos, Links, Videos etc.: www.thomasneuberth.de Mozart, Schostakowitsch, Bach’s 2. Brandenburgisches Konzert und viele mehr bei Festivals wie „Mid Europe Schladming“ (Österreich), Das Bild links oben zeigt Thomas Neuberth bereits „vor Beginn des „Hohenloher Kultursommer“ und „Heimattage Baden-Württemberg“. Trompetenunterrichts“ als Naturtrompeter mit seinem Signalhorn.

29 Impressum

Inhaltliche und graphische Gestaltung: Thomas Neuberth März - Juni 2017

Umschlagseiten: Mitwirkende: Langtrompete nach Johann Ludwig Ehe II, Nürnberg 1746 Photo: Pressereferent Musikhochschule Trossingen, Photo: Blechblasinstrumentenbau Egger, Ralf Masurat Elko Baumgarten Kavalleriepauken, Wien 1850 Photo: Martin Breinschmid Curriculum Vitae: Partiturseiten: BWV 1046 (Titelseite) und BWV 1047 (Rückseite) Photo: Thomas Neuberth privat

Bildquellen: • Klaus, Sabine Katharina: Trumpets and other high brass - • Haas, W.G.: Vorwort Ausgabe ISMN M-50000-917-7 Vol. 1: Instruments of the Single Harmonic Series (Vejvanovsky Serenada) ISBN 978-0-9848269-0-2 • Mattheson, J. (1740): Grundlage einer Ehren-Pforte, https:// • Blechblasinstrumentenbau Egger, Ralf Masurat - archive.org/details/grundlageeinereh00matt (Biber) www.eggerinstruments.ch • Picon, O. (2010): The Corno da Tirarsi (Diplomarbeit; PDF), • Objektkatalog der Sammlungen des Germanischen http://www.bachkantaten.ch/Daten10/10/x.Corno.da.Tirarsi/ Nationalmuseums Nürnberg: MI217 (3 Langtrompeten EheIII), Picon.2010.Corno.da.Tirarsi.pdf (Corno da tirarsi) MI973,11 (Kringel) • Telemann, G.Ph.: http://www.telemann-hamburg.de • Museum umeni Olomouc: www.muo.cz/gfx/contentimg/ (Unterschrift), Wikipedia-Artikel (Porträt) sc_0401_0953.jpg (Vejvanovky Sonata à 4 Bemollis) • Corbett, W.: http://www.peter-sheppard-skaerved.com/ • Wikipedia-Artikel: HIF Biber (Porträt/Skordatur) 2012/07/william-corbett/ (Porträt) • Wikipedia-Artikel: Alessandro Melani (Kirchen Orvieto/Rom) • Schade, O. (1866): Altdeutsches Wörterbuch, Google Play • Wikipedia-Artikel: Dom von Orvieto (Freskenzyklus von Luca Books Signorelli: „Die Auferstehung“ und „Die Auserwählten“)

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