09 2019 AnwaltsÖSTERREICHISCHES 525–592 blatt

536 PORTRAIT DES MONATS Univ.-Prof. Dr. Andreas Kumin – Vom Diplomaten zum Höchstrichter

537 ABHANDLUNGEN Datenschutzrechtliche Schranken von Video- aufnahmen

Syndikatsverträge – Formfreiheit, Terminologie und Gründungszeitpunkt

552 CHRONIK Fragerunde zur Nationalratswahl

548 IM GESPRÄCH Univ.-Prof. Dr. Clemens Jabloner – Wie viel ist die Justiz dem Staat wert?

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Österreichische Post AG · MZ 02Z032542 M · Österreichischer Rechtsanwaltskammertag, Wollzeile 1–3, 1010 Wien · ISSN 1605-2544 §1: Der Glaube an sich selbst. Mit dem s Existenzgründungspaket unterstützen wir Ihren optimalen Start für Ihre eigene Kanzlei. erstebank.at/fb sparkasse.at/fb

#glaubandich 525 Editorial

Misstrauensantrag, Expertenregierungen und das freie Spiel der Kräfte

sterreich wurde im Frühjahr durch eine politische men. Punkt. Auch rückwirkend – so der Text der Erläu- 2019/202 Ö Krise erschüttert. Dass ein Misstrauensantrag gegen ternden Bemerkungen. eine gesamte Regierung mehrheitlich angenommen wird, Dafür hatte sich der ÖRAK eingesetzt. Jahrelang. Jetzt ist war einmalig in der Zweiten Republik. dies gelöst. Wir haben darüber in unseren Infom@ils 8/2019 Noch dazu gegen eine mit Experten erneuerte Regie- und 9/2019 berichtet. Allen, die uns dabei unterstützt ha- rung. Ich – und ich glaube wohl auch die Rechtsanwalt- ben, sei gedankt, insbesondere Kollegen und Abgeordneten schaft insgesamt – vertrauten den Experten. Bundesminis- Klaus Fürlinger und Abgeordneten Harald Stefan. ter Eckart Ratz hat trotz kurzer Amtszeit gute Arbeit geleis- Einen Pakt für den Rechtsstaat – das braucht unser tet, seine Expertise dem Gemeinwohl zur Verfügung ge- Land. Gemeinsam mit richterlichen und nichtrichterlichen stellt, und dafür sei ihm gedankt. Standesvertretern wollen wir uns verstärkt für den Rechts- Der Misstrauensantrag gegen die gesamte Regierung hat staat einsetzten. Unsere Justiz ist uns ein Anliegen. Schnell, uns überrascht. Die Expertenregierung II hat überrascht. modern und gerecht soll sie sein. Justiz muss funktionieren, Bundeskanzlerin genießt unser Vertrauen. sonst steht alles still. Für ihre Bereitschaft, zum Gemeinwohl beizutragen, sei ihr Wenn Protokolle und Urteile zwar diktiert, aber nicht in gedankt. Vizekanzler Jabloner genießt unser Vertrauen. schicklicher Zeit verschriftet werden, so wirft dies einen Auch ihm danke ich für seine Bereitschaft, diese schwierige Schlagschatten auf die Justiz. Aufgabe zu übernehmen. Und für seine klaren, warnenden Die rechtsuchende Bevölkerung ist nicht zur Ursachen- Worte über den Zustand der österreichischen Justiz, der uns forschung bereit: wenn es zu lange dauert, dann funktio- alle besorgt. niert eben „die Justiz“ nicht. Manche fragen: Warum hatten wir nicht immer eine Das Funktionieren der Justiz sicherzustellen, ist aller- Expertenregierung? Österreich ist eine demokratische Re- höchster Staatsauftrag. Wer dem nicht nachkommt, handelt publik. Ihr Recht geht vom Volk aus. Diese Verfassung fahrlässig. hat in turbulenten Zeiten standgehalten. Und damit be- Und dass die staatliche Pauschalvergütung für geleistete wiesen, dass sie ein geeignetes Korsett eines Rechtsstaates Verfahrenshilfen seit 13 Jahren nicht angehoben wurde, die ist. Danke, Hans Kelsen! Das „freie Spiel der Kräfte“ ist Gerichtsgebühren aber automatisch valorisiert werden, ist der gelebte Artikel 1 der österreichischen Bundesverfas- eine Schande. Was geschähe, wenn wir keine Verfahrenshil- sung. Das Parlament repräsentiert unsere Bevölkerung fen mehr leisten würden? Dann wären die Ärmsten und und entscheidet. Verletzlichsten unserer Bevölkerung der Rechtlosigkeit Für uns Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte konn- preisgegeben. ten wir vor dem Sommer eine entscheidende Klarstellung Lasst uns gemeinsam verbessern, was verbessert gehört. in § 7 ASVG („Substitutenproblematik“) erreichen: Rechtsanwälte, die einer Versorgungseinrichtung nach RUPERT WOLFF § 50 Abs 4 RAO angehören, sind Selbständige und daher Präsident des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages von der Pflichtversicherung nach dem ASVG ausgenom- (ÖRAK)

österreichisches anwaltsblatt 09_2019 526 Inhalt 09_2019

525 Editorial 537 ABHANDLUNGEN 547 SERVICE 527 Wichtige Informationen 530 Werbung & PR 538 Datenschutzrechtliche Schranken 548 Im Gespräch 531 Recht kurz & bündig von Videoaufnahmen 551 Termine 534 Europa aktuell Christian Zeilinger und Andrea Wünscher 552 Chronik 536 Portrait des Monats 543 Syndikatsverträge Lukas-Sebastian Swoboda

Fragerunde zur Nationalratswahl Foto: Parlamentsdirektion Peter Korrak

564 Aus- und Fortbildung 571 Rezensionen 577 Zeitschriftenübersicht

Univ.-Prof. Dr. Andreas Kumin – Vom Diplomaten zum Höchstrichter. 583 RECHTSPRECHUNG Foto: BMEIA/Mahmoud 584 Disziplinarverfahrensrecht 590 Inserate 584 Doppelvertretung; Straf- 592 Indexzahlen bemessung, überlange Ver- fahrensdauer AUTOREN DIESER AUSGABE: 586 Zum maßgeblichen RA Dr. Manfred Ainedter, Wien Beurteilungszeitpunkt für RA Mag. Gerold Beneder, Wien die Unzulässigkeit von em. RA Dr. Gerhard Benn-Ibler, Wien „Geschlechterklauseln“ in RAA Mag. Dany Boyadjiyska, Wien Gesellschaftsverträgen RA Dr. Michael Buresch, Wien Mag. Alexander Dittenberger, ÖRAK RA Mag. Franz Galla, Wien Mgr. Lukas Holecek, Wien Mag. Ursula Koch, ÖRAK Mag. Jessica König, ÖRAK Büro Brüssel RA Britta Kynast, ÖRAK Büro Brüssel Mag. Susanne Laggner-Primosch, Klagenfurt RAA MMag. Theresia Leitinger, M.A.I.S., Graz Mag. Christian Moser, ÖRAK RA Dr. Ullrich Saurer, Graz Ass.-Prof. Mag. Dr. Nina Marlene Schallmoser, Salzburg Mag. Elisabeth Schusterbauer, RAK Wien Mag. Fabian Stegmayer, Bibliothek RAK Wien RAA Dr. Lukas-Sebastian Swoboda, Wien RA Dr. Viktor Thurnher, Dornbirn RAA Mag. Nikolaus Walkner, Salzburg Mag. Ruth Weixler, AWAK RA Dr. Rupert Wolff, Salzburg Andrea Wünscher, Linz RA Dr. Mag. Christian Zeilinger, B.A., LL.M., Ried im Innkreis

09_2019 österreichisches anwaltsblatt 527 Wichtige Informationen

Änderung des § 7 Z 1 lit e ASVG Der ÖRAK teilt die Einschätzung des Justizministe- URSULA KOCH (UK) – riums, wonach die Kritikpunkte der Kommission sich im ÖRAK, Generalsekretär- (Substitutenproblematik) Stellvertreterin Kundmachung BGBl I 2019/65 laufenden Vertragsverletzungsverfahren als unbegründet ausräumen lassen werden, da die Umsetzung korrekt erfolgt ALEXANDER Die Abgrenzung der freiberuflichen Berufsausübung von DITTENBERGER (AD) Rechtsanwälten und Rechtsanwältinnen und der Tätigkeit ist. Eine Änderung oder Ergänzung der RAO wäre aus Sicht ÖRAK, Juristischer Dienst in einem Anstellungsverhältnis bereitete immer wieder Pro- des ÖRAK daher nicht erforderlich gewesen, weil bereits in bleme und brachte große Rechtsunsicherheit mit sich. Der der geltenden Fassung den Anforderungen der 4. Geldwä- CHRISTIAN MOSER (CM) ÖRAK hat sich daher seit geraumer Zeit dafür eingesetzt, sche-RL entsprochen wurde, was der ÖRAK auch in seiner ÖRAK, Juristischer 2 eine Klarstellung in den zugrundeliegenden Rechtsmaterien Stellungnahme betont hat. Durch die vorgenommenen Än- Dienst zu erreichen. Im Jahr 2016 gelang es in einem ersten Schritt, derungen soll es zur Klarstellung und Präzisierung einzelner ELISABETH von der Kommission dargelegter Problembereiche kom- SCHUSTERBAUER (ES) Gesellschafter-Geschäftsführer von RA-GmbHs ausdrück- RAK Wien, Abteilung lich von der Pflichtversicherung nach dem ASVG auszu- men. Einige Änderungen im Überblick: Versorgungseinrichtung nehmen. Eine rückwirkende Umwandlung in angestellte § 8a Abs 5 bis 8 RAO RA ist daher für diese Personengruppe seither nicht mehr Die 4. Geldwäsche-RL thematisiert an verschiedenen Stellen möglich. den Begriff der „Gruppe“.3 Wie in den Erläuterungen zur Nach zahlreichen Gesprächen der Vertreter des ÖRAK Regierungsvorlage ausgeführt wird, dürfen Rechtsanwälte mit politischen Entscheidungsträgern konnte nun endlich gem § 21c Z 8 RAO keinem weiteren beruflichen Zusam- auch iZm der Substitutenproblematik ein Durchbruch er- menschluss in Österreich angehören, was sich nach dem zielt werden: Erk des VfGH zum Verbot der Sternsozietät4 auch auf In BGBl I 2019/65 wurde eine Änderung des § 7 Z 1 lit e grenzüberschreitende berufliche Zusammenschlüsse er- ASVG kundgemacht, die klarstellt, dass Personen, die der streckt. Die Bildung von „Gruppen“ iSd Art 3 Z 15 der Versorgungseinrichtung ihrer Rechtsanwaltskammer nach 4. Geldwäsche-RL ist daher auch Rechtsanwälten nicht ge- § 50 Abs 4 RAO angehören (also der Gruppenkrankenver- stattet. Gestattet ist Rechtsanwälten aber die Gründung ei- sicherung), selbständig erwerbstätig sind und somit nicht ner Zweig- oder Kanzleiniederlassung. Unabhängig davon, unter die Teilpflichtversicherung des § 7 Z 1 lit e ASVG fal- ob diese im In- oder im Ausland gelegen ist, hat der Rechts- len. In § 725 ASVG wurde darüber hinaus festgelegt, dass anwalt aber auch diesfalls die ihn treffenden Berufs- und diese Änderung rückwirkend mit 1. 7. 2019 in Kraft tritt, Standespflichten (wozu auch die Einhaltung der Regelun- und klargestellt, dass sie auch auf Sachverhalte anzuwenden gen zur Verhinderung von Geldwäscherei und Terroris- ist, die vor dem Inkrafttreten des neuen § 7 Z 1 lit e ASVG musfinanzierung gehören) einzuhalten, ein Verstoß dage- verwirklicht wurden. gen macht ihn nach § 1 DSt disziplinär verantwortlich. Für Rechtsanwaltsanwärterinnen und -anwärter und für Mit § 8a Abs 5 bis 8 RAO sollen nun die Bedenken der angestellte Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte ändert Kommission zu den „Zweig- und Kanzleiniederlassungen“ sich durch diese Klarstellung nichts. Beide unterliegen wei- ausgeräumt werden. Rechtsanwälte bzw Rechtsanwalts-Ge- terhin der Teilpflichtversicherung des § 7 Z 1 lit e ASVG in sellschaften werden ausdrücklich zur Einrichtung und Auf- der Kranken- und Unfallversicherung. Die Möglichkeit rechterhaltung von sowohl für die Hauptniederlassung und/oder die Verpflichtung, in den Gruppenkrankenversi- (Kanzleisitz) als auch die Zweig- und/oder Kanzleinieder- cherungsvertrag zu wechseln, besteht für diese Personen- lassung(en) geltenden gemeinsamen Strategien und Verfah- gruppen weiterhin nicht. UK ren für die Zwecke der Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung, darunter Datenschutzstrategien Änderung der Rechtsanwaltsordnung sowie Strategien und Verfahren für den internen Informa- und des Disziplinarstatuts tionsaustausch, verpflichtet. Liegen diese Niederlassungen Am 22. 7. 2019 wurde die Änderung der Rechtsanwaltsord- im Ausland, so soll jeweils verbindlich für die Einhaltung nung, der Notariatsordnung, des Disziplinarstatuts für eines der 4. Geldwäsche-RL entsprechenden Mindestanfor- Rechtsanwälte und Rechtsanwaltsanwärter und der Juris- diktionsnorm im Bundesgesetzblatt unter BGBl I 2019/61 1 RL (EU) 2015/849 des Europäischen Parlaments und des Rates v kundgemacht. Wie gegen einen Großteil der EU-Mitglied- 20. 5. 2015 zur Verhinderung der Nutzung des Finanzsystems zum Zwecke der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung, zur Änderung der VO staaten hat die Europäische Kommission auch gegen Öster- (EU) 648/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates und zur Aufhe- reich ein Vertragsverletzungsverfahren wegen behaupteter bung der RL 2005/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates und der RL 2006/70/EG der Kommission, ABl (EU) L 2015/141, 73. unzureichender Umsetzung der 4. Geldwäsche-RL1 einge- 2 https://www.rechtsanwaelte.at/uploads/tx_wxstellungnahmen/ 13_1_19_83_rao.pdf (abgefragt am 19. 8. 2019). leitet. Defizite wurden dabei ua auch im rechtsanwaltlichen 3 Gem Art 3 Z 15 RL (EU) 2015/849 wird unter einer „Gruppe“ eine Grup- Berufsrecht gesehen. Mit der vorliegenden Änderung der pe von Unternehmen, die aus einem Mutterunternehmen, seinen Tochter- unternehmen und den Unternehmen, an denen das Mutterunternehmen RAO und des DSt sollen die von der Kommission aufge- oder seine Tochterunternehmen eine Beteiligung halten, besteht, sowie Un- zeigten Problembereiche und thematisierten Ungereimthei- ternehmen, die untereinander durch eine Beziehung iSv Art 22 RL 2013/34/ EU verbunden sind, verstanden. ten aufgeklärt und beseitigt werden. 4 VfGH 1. 10. 2004, G 1/04.

österreichisches anwaltsblatt 09_2019 528

Wichtige Informationen

derungsniveaus an die Bekämpfung der Geldwäscherei und kert und institutionalisiert, was einem Anliegen des ÖRAK Terrorismusfinanzierung gesorgt werden. entspricht. Mit § 9 Abs 9 Satz 2 wird ein weiterer Wunsch des ÖRAK umgesetzt, von der Geldwäschemeldestelle § 9 Abs 6 RAO Rückmeldungen zu Verdachtsmeldungen zu erhalten. Eine Klarstellung erfolgt auch bei dieser Bestimmung auf- grund des Vertragsverletzungsverfahrens. Die Kommunika- § 23 Abs 2 RAO tion des Rechtsanwalts mit der Geldwäschemeldestelle in Zu weiteren Klarstellungen kommt es auch in § 23 Abs 2 Bezug auf Verdachtsmeldungen und in Reaktion auf Anfra- RAO. Gesetzlich klargestellt wird einerseits, dass die Auf- gen hatte bereits nach geltendem Recht grundsätzlich über sicht der Rechtsanwaltskammern im Bereich der Verhinde- die von der Geldwäschemeldestelle vorgegebenen, entspre- rung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung an- chend gebräuchlichen Kommunikationskanäle zu erfolgen. hand eines risikobasierten Ansatzes zu erfolgen hat, und an- Änderungen der bisherigen Kommunikationspraxis mit der dererseits, dass nach Art 22 B-VG alle Organe des Bundes, Geldwäschemeldestelle sind für die Rechtsanwälte daher der Länder, der Gemeinden und der Gemeindeverbände so- nicht verbunden. Die Geldwäschemeldestelle entwickelt wie der sonstigen Selbstverwaltungskörper zur wechselseiti- derzeit ein eigenes Meldeportal, genannt goAML, das ab gen Hilfeleistung („Amtshilfe“) verpflichtet sind. Danach Herbst in Betrieb gehen soll. Dieses System wird ein siche- können sowohl die Geldwäschemeldestelle als auch die rer Kanal zur elektronischen Meldung von Verdachtsmel- Rechtsanwaltskammern im Rahmen der Wahrnehmung dungen sein. Die Geldwäschemeldestelle wird dazu noch und Erfüllung der ihnen übertragenen Aufgaben wechsel- gesondert informieren. seitig Anfragen und Auskunftsersuchen an die jeweils ande- re Stelle richten. Auch wird klargestellt, dass die zuständi- § 9 Abs 8 RAO gen Behörden, wenn sie strafrechtlich zu ahndende Verstö- Der neue § 9 Abs 8 RAO dient der Umsetzung von Art 61 ße feststellen, die Strafverfolgungsbehörden zeitnah davon Abs 3 der 4. Geldwäsche-RL. Darin wird die Einführung ei- in Kenntnis zu setzen haben. nes kanzlei-internen „Whistleblowing-Systems“ für Mitar- Die Bestimmungen sind mit 1. 8. 2019 in Kraft getreten. beiter vorgeschrieben. Nach Art 61 Abs 3 haben die Ver- AD pflichteten über angemessene Verfahren zu verfügen, über die ihre Angestellten oder Personen in einer vergleichbaren Position Verstöße intern über einen speziellen, unabhängi- Halbierung der Gerichtsgebühren gen und anonymen Kanal melden können und die in einem bei sofortigem Vergleich angemessenen Verhältnis zu Art und Größe des betreffen- Mit dem BGBl I 2019/XXX wurde die Anmerkung 2 der den Verpflichteten stehen. TP 1 GGG dahingehend ergänzt, dass sich die Pauschalge- Der ÖRAK hatte in seiner Stellungnahme kritisiert, dass bühr um die Hälfte ermäßigt, wenn die Rechtssache in der die Einführung von Whistleblowing-Systemen in Rechtsan- ersten Verhandlung rechtswirksam verglichen wird. waltskanzleien jedenfalls unangemessen ist, weil sie die Ge- Dies macht schon deshalb Sinn, da die bisherige fahr eines sachlich nicht gerechtfertigten unverhältnismäßi- Rechtslage vorsieht, dass bei prätorischen Vergleichen gen Eingriffs in die berufliche Verschwiegenheitsverpflich- (§ 433 ZPO), also wenn die Ladung des Gegners zum tung in sich birgt, die einen unverzichtbaren grundrechtlich Zwecke des Vergleichsversuches beantragt wird, nur die geschützten Eckpfeiler der Rechtsstaatlichkeit darstellt. Er- halbe Pauschalgebühr anfällt. Nunmehr soll Gleiches gel- freulicherweise wurde in den Erläuterungen nun klarge- ten, wenn bereits in der ersten Verhandlung ein Vergleich stellt, dass diese internen Melde-Verfahren als solche auch erzielt werden kann. In diesem Fall ist der Arbeitsaufwand unter Beachtung der Besonderheiten des Berufs des Rechts- für das Gericht ebenso gering. Die Reduktion der Pau- anwalts und der rechtsanwaltlichen Verschwiegenheitsver- schalgebühr soll ein Anreiz für die Parteien sein, die pflichtung angemessen sein müssen und auch in einem an- Rechtssache rasch zu erledigen, entlastet einerseits die Ge- gemessenen Verhältnis zur Art und Größe der jeweiligen richte und schafft auf der anderen Seite Rechtssicherheit Rechtsanwaltskanzlei stehen müssen. für die Parteien. Die Gesetzesänderung kam über einen am 31. 1. 2018 § 9 Abs 9 RAO eingebrachten Initiativantrag der Liste JETZT zustande, Erfreulich ist die Neuregelung in § 9 Abs 9 RAO, wonach der nach zweimaliger Vertagung am 2. 7. 2019 mit den entsprechend FM-GWG auch in der RAO die Verpflich- Stimmen der SPÖ und FPÖ angenommen wurde. Die tung für die Geldwäschemeldestelle vorgesehen wird, ÖVP stimmte – obwohl inhaltlich dafür – aus budgetären Rechtsanwälten Zugang zu aktuellen Informationen über Gründen gegen den Antrag und plädierte für ein Gesamt- Methoden der Geldwäscherei und der Terrorismusfinanzie- paket. Der internationale Vergleich macht deutlich, dass ei- rung und über Anhaltspunkte zu verschaffen, an denen sich ne umfassende Reform des GGG dringend geboten wäre, da verdächtige Transaktionen erkennen lassen. Obwohl schon in Österreich mit Abstand die höchsten Gerichtsgebühren bisher ein Informationsaustausch mit der Geldwäschemel- in Europa eingehoben werden (vgl Wolff/Moser, Gerichts- destelle stattfindet, wird dieser nun auch gesetzlich veran- gebühren im Zivilverfahren – eine Reise durch Europa, in

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Wichtige Informationen

AnwBl 2019, 368ff [Heft 6]). Eine Deckelung bei hohen 1220 Wien, Konstanziagasse 31–35/EG, enthoben und die Streitwerten ist eine langjährige Forderung des ÖRAK. Anzeige des Herrn Mag. Johannes Schmidt, Rechtsanwalt in CM 1010 Wien, Nibelungengasse 8/1/1–3, dass er anstelle des Kammerkommissärs dessen Aufgaben gem. § 34a Abs. 5 Schon überlegt? 1. Satz RAO wahrnehmen wird zur Kenntnis genommen. Für Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte und niedergelas- Hiervon werden Herr Mag. Michael Stanzl, Frau Mag. sene europäische Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte be- Sonja Scheed und Herr Mag. Johannes Schmidt verständigt. steht in der Versorgungseinrichtung Teil A die Möglichkeit, Pensionsversicherungszeiten nachzukaufen. Der entspre- chende Antrag hat auf dem durch die Rechtsanwaltskam- Beschluss der RAK Wien mer zur Verfügung gestellten Formblatt zu erfolgen und Vom Ausschuss der Rechtsanwaltskammer Wien wird ge- muss spätestens am 30. 9. jenes Jahres, in dem das 45. Le- mäß § 70 Abs. 1 DSt kundgemacht, dass über Herrn Mag. bensjahr vollendet wird, bei der Rechtsanwaltskammer ein- Michael Stanzl, Rechtsanwalt in 1220 Wien, Konstanziagas- langen. Über das Ausmaß der für Sie nachkaufbaren Ver- se 31–35/EG, mit Beschluss des Disziplinarrates der sicherungszeiten informiert Sie auf Anfrage gerne Ihre Rechtsanwaltskammer Wien vom 18. April 2019 zu D Rechtsanwaltskammer. 236/18 gemäß § 19 Abs. 1a und Abs. 3 lit d DSt die einst- ES weilige Maßnahme der vorläufigen Untersagung der Aus- übung der Rechtsanwaltschaft verhängt worden ist. Beschluss der RAK Wien Für die Dauer dieser Untersagung wird Frau Mag. Sonja Von Amts wegen wird Frau Mag. Sonja Scheed, Rechtsan- Scheed, Rechtsanwältin in 1220 Wien, Brachelligasse 16, wältin in 1220 Wien, Brachelligasse 16, als Kammerkom- zum Kammerkommissär bestellt. missärin des Herrn Mag. Michael Stanzl, Rechtsanwalt in

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http://www.manz.at/list.html?tisbn=978-3-214-xxxxx-x&utm_source=Inserat&utm_medium=App&utm_content=Textlink&utm_campaign=xxxxxxh Die gelungene Nachfolge krönt das Unternehmerleben. Sie sichert den Bestand des Unternehmens genausoxxxxxxxxxxx wie die damit verbundenen Arbeitsplätze und Geschäftsbeziehungen. Gerold Oberhumer und Clemens Jaufer wissen jedoch: „Die Unternehmensnachfolge wird entweder gar nicht oder viel zu spät in Angriff genommen.“ http://www.manz.at/list.html?tisbn=978-3-214-xxxxx-x&utm_source=Inserat&utm_medium=App&utm_content=Textlink&utm_campaign=xxxxxxht Das Autorenteam stellt daher die zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten einer Unternehmensübergabexxxxxxxxxxx unter Lebenden oder von Todes wegen dar: • Schenkung und Unternehmensverkauf http://www.manz.at/list.html?tisbn=978-3-214-xxxxx-x&utm_source=Inserat&utm_medium=App&utm_content=Textlink&utm_campaign=xxxxxxttp://www.manz.at/list.html?tisbn=978-3-214-xxxxx-x&utm_source=Inserat&utm_medium=App&utm_content=Textlink&utm_campaign=xxxxxxxt • Herausforderungen des Pfl ichtteilsrechts xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx • Privatstiftung http://www.manz.at/list.html?tisbn=978-3-214-xxxxx-x&utm_source=Inserat&utm_medium=App&utm_content=Textlink&utm_campaign=xxxxxxttp://www.manz.at/list.html?tisbn=978-3-214-xxxxx-x&utm_source=Inserat&utm_medium=App&utm_content=Textlink&utm_campaign=xxxxxxxtt • Besonderheiten im Familienunternehmen xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx • Konfl iktvermeidung Mit zahlreichen Praxistipps und Beispielen! MANZ’sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung GmbH tel +43 1 531 61 100 fax +43 1 531 61 455 [email protected] Kohlmarkt 16∙1010 Wien www.manz.at

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09_2019 österreichisches anwaltsblatt 531 Recht kurz & bündig

Diese Ausgabe von §§ 35, 82 GmbHG; § 1478 ABGB gungswürdigen Faktor bei der Beurteilung der Angemes- „Recht kurz & bündig“ 2019/203 senheit der Nachfrist nach Scheitern von Vergleichsver- entstand unter handlungen darstellen kann. Mitwirkung von Zum Anspruch auf Gewinnauszahlung bei der GmbH 2. Es stellt keine grobe Fehlbeurteilung dar, wenn das Un- ULLRICH SAURER (US) Rechtsanwalt und zu seiner Verjährung tätigbleiben von zwei Monaten nicht mehr als unverzügli- 1. Der Treugeber hat keine aus seiner gesellschafterähnli- che Geltendmachung des Anspruchs beurteilt wird. Aus- MANFRED AINEDTER (MA) chen Stellung abgeleitete Teilrechtsposition innerhalb der schlaggebend ist, ob die Untätigkeit gerechtfertigt ist, nicht Rechtsanwalt Gesellschaft; Gesellschafter ist ausschließlich der Treuhän- die Dauer der Untätigkeit. FRANZ GALLA (FG) der. Aus diesem Grund hat der Treugeber von GmbH-An- OGH 26. 3. 2019, 4 Ob 205/18b JusGuide 2019/20/ Rechtsanwalt teilen aus eigenem Recht keinen Anspruch auf Gewinnaus- 17697. US zahlung. 2. Forderungen von rückständigen jährlichen Leistungen § 118 AktG erlöschen nach § 1480 ABGB in drei Jahren, ansonsten be- 2019/206 trägt die allgemeine Verjährungszeit gem § 1478 ABGB grundsätzlich 30 Jahre. Unter rückständige jährliche Leis- Zulässigkeit eines Ad-hoc-Antrages auf tungen fallen nur solche wiederkehrenden Leistungen, wel- Sonderprüfung che periodisch fällig werden, mag auch ihre Höhe nach ei- 1. Ein Antrag auf Sonderprüfung ohne Ankündigung in der nem vorausbestimmten Plan wechseln. Tagesordnung, sprich ein Ad-hoc-Antrag, ist nur zulässig, 3. Um Gewinnverteilungsansprüche der dreijährigen Ver- wenn die Vorgänge nicht weiter zurückliegen oder später jährungsfrist zu unterwerfen, muss der Gewinn nicht regel- erfolgt sind als das Geschäftsjahr, welches Gegenstand eines mäßig in gleicher Höhe, wohl aber regelmäßig und „auto- Entlastungsbeschlusses ist. matisch“ anfallen, weil es ihm ansonsten an Periodizität und 2. Ist dieser unzulässig und somit kein ordnungsgemäßer Rechtsähnlichkeit zu Zinsen udgl iSd § 1480 ABGB man- Tagesordnungspunkt, darf darüber nicht abgestimmt wer- gelt. Ist der Anspruch des Gesellschafters auf Auszahlung den. Ein positiver Beschluss auf Sonderprüfung wäre somit des Gewinnanteils von einem rechtsbegründenden Be- nach § 119 Abs 1 Satz 2 AktG anfechtbar. schluss der Gesellschafter abhängig, so unterliegt der Ge- OGH 27. 2. 2019, 6 Ob 19/19s JusGuide 2019/20/ winnausschüttungsanspruch nicht § 1480 ABGB, sondern 17695. US dem dreißigjährigen Verjährungsanspruch nach § 1478 ABGB. § 166 StPO (§ 8 AVG; § 2 Abs 1 Z 13 und 14, § 15 OGH 21. 3. 2019, 6 Ob 216/18k JusGuide 2019/25/ Abs 1 AsylG 2005; Art 90 Abs 2 B-VG; Art 6 MRK) 17789. US 2019/207 Beweisverbot § 244 iVm §§ 225f, 234b AktG Da das Asylverfahren auf einem Antrag auf internationalen 2019/204 Schutz beruht, stellen in diesem Verfahren aufgenommene Abberufung des gemeinsamen Vertreters bei Prot über die Vernehmung des ASt als (Verfahrens-)Partei Überprüfung der Barabfindung allein aufgrund der den Asylwerber in diesem Zusammen- 1. Bei wegfallender Notwendigkeit eines gemeinsamen Ver- hang treffenden Mitwirkungspflichten grundsätzlich keine treters im Verfahren zur Überprüfung der Barabfindung ist durch Aktualisierung von Zwang oder Druck ohne den dieser abzuberufen. Willen des Angekl erlangte – und nur insoweit vom Ne- 2. Dieser Wertung wurde bereits in der E 6 Ob 170/01w mo-tenetur-Prinzip umfasste – Beweismittel dar. gefolgt. Zwar stützte sich das RekG nicht auf diese Entschei- OGH 13. 11. 2018, 14 Os 65/18t (LG Salzburg 63 Hv 2/18i) dung, aber es steht mit der Rechtsansicht des Aufhebungs- EvBl 2019/49. MA beschlusses im Einklang. OGH 21. 3. 2019, 6 Ob 42/19y JusGuide 2019/22/ § 281 Abs 1 Z 4 StPO (§ 55 Abs 2 Z 2 StPO) 17732. US 2019/208 Sachverständigengutachten zum strafbestimmenden § 20 UWG Wertbetrag 2019/205 Einem Abgabenbescheid als dem Resultat eines fachspezifi- Zur Frage, welche grundsätzliche Nachfrist für bis an schen Ermittlungsverfahrens kommt nach stRsp die Bedeu- das Fristende des § 20 UWG (sechs Monate) geführte tung einer qualifizierten Vorprüfung der objektiven Tatbe- Vergleichsverhandlungen einzuräumen ist standsvoraussetzungen des im jeweiligen Finanzstrafverfah- 1. Grundsätzlich ist die Klage unverzüglich einzubringen; es ren aktuellen Finanzvergehens zu. Die Beiziehung eines SV entspricht der Rsp des OGH, dass im Einzelfall eine kürzere kann daher nur dann erfolgreich begehrt werden, wenn im als die dreijährige Verjährungsfrist einen berücksichti- Beweisverfahren unausgeräumt gebliebene Mängel aus kon-

österreichisches anwaltsblatt 09_2019 532

Recht kurz & bündig

kreten Details der diesbzgl Tatsachengrundlagen schlüssig § 212 StPO (§ 1 Abs 1 StPO; § 28 Abs 1 StGB) abgeleitet werden. 2019/213 OGH 21. 11. 2018, 13 Os 106/18i (LG Salzburg 52 Hv 8/ 17i) EvBl 2019/50. MA Keine Bindung des Gerichts an Subsumtion der Anklage Bezugspunkt für die Prüfung der (auch sachlichen) Zustän- § 285 Abs 1 Satz 2 StPO (§ 271 Abs 1 Z 4 bis 6, § 281 digkeit durch ein über die Rechtswirksamkeit einer Anklage Abs 1, § 285a Z 2, § 285d StPO) entscheidendes Gericht ist der von der Anklage vorgegebe- 2019/209 ne Prozessgegenstand (Anklagesachverhalt; § 212 Z 5 [arg: Fehlende Fundstellenangabe kann Rüge „die angeklagte Straftat“] iVm § 1 Abs 1 Satz 2 StPO). Bei unzulässig machen dieser Prüfung hat das Gericht die rechtliche Beurteilung Die ges Anordnung, die NG bestimmt zu bezeichnen, des angeklagten Sachverhalts selbständig anhand der Ver- schließt in den Fällen, in denen die eingewendete Nichtig- dachtslage (iS eines Anschuldigungsbeweises) vorzuneh- keit nach dem Gesetz aus den Akten zu entwickeln ist, als men, wie sie sich aus dem Strafakt ergibt. Eine Bindung logisch ersten Schritt bestimmter Bezeichnung die Notwen- an die Subsumtion in der Anklage besteht somit nicht. digkeit ein, die diesbzgl Fundstellen – insb bei umfangrei- OGH 12. 12. 2018, 15 Os 151/18x EvBl-LS 2019/63. MA chem Aktenmaterial – zu nennen. OGH 16. 10. 2018, 11 Os 31/18w EvBl-LS 2019/55. MA § 32 Abs 2 Satz 1 StGB (§ 39 StGB; § 281 Abs 1 Z 11 zweiter Fall StPO) 2019/214 § 281 Abs 1 Z 5 letzter Fall StPO 2019/210 Rsp-Divergenz zur Zulässigkeit sog Doppelverwertung bei der Strafrahmenbildung Aktenwidrigkeit meint allein die Begründungsebene Zur Strafrahmenbildung herangezogene Umstände dürfen Eine Sachverhaltsfeststellung kann niemals „aktenwidrig“ bei sonstiger Nichtigkeit aus § 281 Abs 1 Z 11 zweiter Fall sein. StPO bei der Strafbemessung nicht erschwerend berück- OGH 6. 12. 2018, 12 Os 135/18x EvBl-LS 2019/56. MA sichtigt werden. OGH 6. 12. 2018, 12 Os 134/18z EvBl-LS 2019/64. MA § 10 GRBG (§ 281 Abs 1 Z 4, 5 und 5a StPO) 2019/211 §§ 1295, 1304, 1311 ABGB; § 9 Abs 2 EKHG 2019/215 Keine Verfahrensrügen zur Bekämpfung der Sachverhaltsgrundlage des Tatverdachts Jeder Fahrgast muss sich im Bus gut festhalten! Die Sachverhaltsgrundlage des dringenden Tatverdachts Eine 75-jährige, rüstige und in keiner Weise gebrechliche kann mit Grundrechtsbeschwerde nur nach § 10 GRBG oder behinderte Dame fuhr in einem Bus mit. Als sie einen iVm § 281 Abs 1 Z 5 und 5a StPO in Frage gestellt werden. Sitzplatz im vorderen Bereich einnehmen wollte, lockerte Anfechtung aus § 281 Abs 1 Z 5a StPO als Aufklärungsrüge sie ihren Haltegriff mit der linken Hand an einer Stange kommt allerdings ebenso wenig in Betracht wie mit Verfah- etwas und wollte gerade mit der rechten Hand zu einer wei- rensrüge nach § 281 Abs 1 Z 4 StPO. ter vorne befindlichen Stange greifen, als der Fahrer ver- OGH 29. 1. 2019, 14 Os 8/19m (OLG Innsbruck 7 Bs 340/ kehrsbedingt stark bremste, wodurch die Dame zu Sturz 18k; LG Innsbruck 31 HR 396/18g) EvBl 2019/56. MA kam und sich verletzte. Bei der angewandten Bremsverzö- gerung wäre es ihr unter Berücksichtigung ihrer Standposi- § 169 Abs 1 und 3 StGB (§ 28 Abs 1, § 84 StGB) tion und ihres Alters bei einem festen Griff an der Halte- stange möglich gewesen, einen Sturz zu vermeiden. Die 2019/212 Dame begehrte Schadenersatz und brachte dazu vor, der Feuersbrunst und schwere Körperverletzung Lenker des Busses sei nicht mit der gehörigen Sorgfalt vor- Wenn sie die Qualifikation des § 169 Abs 3 (erster Fall) gegangen. Sie blieb in allen drei Instanzen erfolglos. StGB nicht begründen, konkurrieren vorsätzliche schwere Nach der Rsp zu öffentlichen Verkehrsmitteln seien dessen Körperverletzungen nach § 84 StGB bei tateinheitlichem Lenker nicht gehalten, mit der Abfahrt so lange zuzuwarten, Zusammentreffen mit dem (Grund-)Tatbestand des § 169 bis alle Fahrgäste die Plätze eingenommen haben. Vielmehr Abs 1 StGB echt. Dass § 169 StGB (in Abs 3 erster Fall) dürfen die Betriebsgehilfen bei Betriebsvorgängen, welche für schwere Körperverletzungen (§ 84 Abs 1 StGB) einer die Schwelle zur außergewöhnlichen Betriebsgefahr nicht größeren Zahl von Menschen eine Erfolgsqualifikation nor- überschreiten, damit rechnen, dass die Fahrgäste die zur Ei- miert, ändert daran nichts. gensicherung nötigen Vorkehrungen treffen werden. Dies OGH 21. 11. 2018, 13 Os 85/18a (LGSt Wien 613 Hv 2/ stehe iZm der Bestimmung der Allgemeinen Beförderungs- 17v) EvBl 2019/57. MA bedingungen für den Kraftfahrlinienverkehr, wonach jeder

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Recht kurz & bündig

Fahrgast sich im Fahrzeug dauernd festen Halt zu verschaf- überholenden Fahrzeug nicht rechnen, sondern durfte da- fen habe. rauf vertrauen, dass sich die Lenker nachfolgender Fahrzeu- OGH 29. 4. 2019, 2 Ob 45/19k Zak 2019/325, 176. FG ge vorschriftsmäßig verhalten und die Sperrlinie nicht über- fahren werden. Die Klägerin musste sich aber dennoch zwei §§ 231, 326, 1435 ABGB Drittel Mitverschulden anrechnen lassen, weil der erken- nende Senat einen Verstoß gegen § 11 Abs 1 StVO sah: 2019/216 Der Seitenversatz von 1,4 m sei nicht mehr nur als „gering- Wie gutgläubig ist der faule Student? fügiges Ausschwenken“ eines einspurigen Fahrzeugs, son- Der unterhaltsberechtigte Sohn hatte im Durchschnitt pro dern als „ein mit Richtungsänderungen mehrspuriger Fahr- Semester nur etwa ein Drittel jener Studienleistung er- zeuge vergleichbares Abgehen von der eingenommenen bracht, die ein durchschnittlicher Student erbringt, er stu- Fahrtrichtung“ zu werten. dierte also nicht ernsthaft und zielstrebig. Sein Vater hatte OGH 29. 4. 2019, 2 Ob 237/18v Zak 2019/366, 198. FG sich aber erst im zweiten Studienjahr für den Studienfort- schritt interessiert und aufgrund aufkeimender Zweifel den § 82 Abs 1 Z 3 EheG Antrag gestellt, ihn rückwirkend ab Studienbeginn von sei- 2019/218 ner Unterhaltspflicht zu entbinden. Dieser Antrag war auch Unterliegen angesammelte und vermietete bewilligt worden und blieb vom Sohn unbekämpft. Liegenschaften der Aufteilung ehelicher Ersparnisse? Diffizile juristische Beurteilungen des Unterhaltsanspruchs Werden die Geldmittel, die als eheliche Ersparnisse zur können von einem Unterhaltsberechtigten grundsätzlich Verfügung stehen, allein in Wertpapierdepots, Kunstgegen- nicht erwartet werden. Im gegenständlichen Fall verfolgte ständen oder auf Sparbüchern angelegt, wären sie uneinge- der Unterhaltsberechtigte sein Studium so, dass er die Fa- schränkt aufzuteilen. Wird auch in Immobilien als Veranla- milienbeihilfe weiterhin erhielt. Er setzte sich mit dem gung investiert, dann zieht das Ansammeln von immer rechtlichen Zusammenhang zwischen Unterhalt und Stu- mehr Liegenschaften das Erfordernis der Einrichtung einer dienerfolgen nicht im Detail auseinander, war jedoch der gewissen Organisation für deren Verwaltung nach sich. Bei Ansicht, dass für die Unterhaltsberechtigung dieselben Kri- einem formalen und starren Unternehmerbegriff würde terien maßgebend wären wie für die Berechtigung zum Be- nun ab einer bestimmten Anzahl von Liegenschaften der zug der Familienbeihilfe. Dem Vater war somit der ihm ob- Eigentümer zum Unternehmer. Das Privatvermögen wan- liegende Nachweis einer Unredlichkeit seines Sohnes bei delte sich plötzlich und zur Gänze in unternehmerisches Verbrauch des Unterhalts nicht gelungen. Der faule Student Vermögen um. Dies entspräche laut erk Senat nicht den wurde zur Rückzahlung nur jenes Unterhalts verurteilt, wel- Zwecken des Ehegesetzes. Es sind also die während der chen dieser ab der Zustellung des Antrages des Vaters auf Ehe angesammelte Liegenschaften, die vermietet werden, Unterhaltsenthebung erhalten hatte. in aller Regel eheliche Ersparnis. Behauptet ein Ehegatte, OGH 29. 4. 2019, 8 Ob 38/19z Zak 2019/350, 193. FG dass es sich dabei um einem Unternehmen gewidmete Sa- chen handle, habe er das Vorliegen des Ausnahmetatbe- §§ 1304, 1311 ABGB; § 9 Abs 1, § 11 Abs 1 StVO stands zu beweisen. 2019/217 OGH 30. 4. 2019, 1 Ob 112/18d. FG Schützt eine Sperrlinie einen überholten Radfahrer? Ein Autofahrer überholte eine Radfahrerin und verlagerte dabei seine Fahrlinie über eine Sperrlinie so weit nach links, dass er sich mit einem Großteil der Wagenbreite auf der dem Gegenverkehr zugeordneten Fahrbahnhälfte befand. In diesem Moment verlagerte die Radfahrerin ihre Fahrlinie um 1,4 m nach links und stieß dabei mit dem linken Ende ihrer Lenkstange gegen die Scheibe der Beifahrertür, wo- durch sie zu Sturz kam. In ihrer Klage ging die Radfahrerin von Alleinverschulden des Autofahrers aus. Erst- und BerG wiesen das Klagebegehren ab. Das Überhol- verbot des § 9 Abs 1 StVO bezwecke nicht, eine mit ausrei- chendem Sicherheitsabstand überholte Radfahrerin zu schützen. Der OGH erachtete die Revision für zulässig und teilweise berechtigt. § 9 Abs 1 StVO normiere zwar an sich kein Überholverbot; faktisch bestehe ein solches aber dann, wenn dabei die Sperrlinie überfahren werden muss. Hier musste die Klägerin mit einem (mehrspurigen)

österreichisches anwaltsblatt 09_2019 534 Europa aktuell

BRITTA KYNAST EuGH zu reglementierten Berufen: Leiterin ÖRAK-Vertre- tung in Brüssel. Die Au- torin ist in Deutschland zugelassene Rechtsan- Regelungen zu Mindest- und Höchstgebühren wältin. 2019/219 widersprechen EU-Recht

er Europäische Gerichtshof hat am 4. 7. 2019 in einer von Dienstleistern erbracht werden können, die nicht ihre D Vertragsverletzungsklage gegen Deutschland zu ver- entsprechende fachliche Eignung nachgewiesen haben, füh- bindlichen Mindest- und Höchstsätzen von Architekten re dies dazu, dass solche Mindestsätze nicht geeignet sein und Ingenieuren entschieden (Rs C-377/17). Interessant können, ein solches Ziel zu erreichen, wenn – wie aus den ist dieses Urteil insofern, da es Ansatzpunkte für die Recht- beim Gerichtshof eingereichten Unterlagen hervorgehe – fertigung von berufsrechtlichen Regelungen aus Sicht des für die Vornahme der Leistungen, die diesen Mindestsätzen EuGH aufzeigt. unterliegen, nicht selbst Mindestgarantien gelten, die die Die Bundesrepublik Deutschland hatte vorgetragen, dass Qualität dieser Leistungen gewährleisten können. Es sei die entsprechenden Regelungen durch zwingende Gründe der Bundesrepublik Deutschland daher nicht gelungen, des Allgemeininteresses iSd Dienstleistungsrichtlinie ge- nachzuweisen, dass die in der HOAI vorgesehenen Min- rechtfertigt werden (RL 2006/123/EG). Die Ziele der Quali- destsätze geeignet sind, die Erreichung des Ziels einer ho- tät von Arbeiten und des Verbraucherschutzes sind vom hen Qualität der Planungsleistungen zu gewährleisten und Gerichtshof bereits als solche zwingende Gründe anerkannt den Verbraucherschutz sicherzustellen. worden, nach Auffassung des EuGH verstoßen die in Rede Die Höchstsätze könnten zum Verbraucherschutz beitra- stehenden verbindlichen Regelungen zu Mindest- und gen, indem die Transparenz der von den Dienstleistungser- Höchstsätzen in der deutschen Honorarordnung für Archi- bringern angebotenen Preise erhöht wird und diese daran ge- tekten und Ingenieure (HOAI) aber dennoch gegen Art 15 hindert werden, überhöhte Honorare zu fordern. Jedoch ha- Abs 1, Abs 2 Buchst g und Abs 3 der Dienstleistungsricht- be die Bundesrepublik Deutschland nicht begründet, weshalb linie (RL 2006/123/EG). die von der Kommission als weniger einschneidend vorge- Zwar könne die Existenz von Mindestsätzen für Pla- schlagene Maßnahme, Kunden Preisorientierungen für die nungsleistungen im Hinblick auf die Beschaffenheit des verschiedenen von der HOAI genannten Kategorien von deutschen Marktes grundsätzlich dazu beitragen, eine hohe Leistungen zur Verfügung zu stellen, nicht ausreichen würde, Qualität der Planungsleistungen zu gewährleisten, aller- um dieses Ziel in angemessener Weise zu erreichen. Folglich dings bestehe eine Inkohärenz in den deutschen Regelun- könne das Erfordernis, Höchstsätze festzulegen, im Hinblick gen. Dadurch, dass in Deutschland Planungsleistungen auf dieses Ziel nicht als verhältnismäßig angesehen werden.

Übereinkommen zur Anerkennung von Zivil- oder Handelsurteilen zwischen EU-Ländern und globalen Handelspartnern „ JESSICA KÖNIG m 2. 7. wurde das Haager Übereinkommen über die und Vollstreckung von Urteilen durch die Gerichte der Un- Juristischer Dienst A Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Urtei- terzeichnerstaaten zu erleichtern und die Rechtssicherheit ÖRAK-Vertretung in le in Zivil- oder Handelssachen“ im Rahmen der 22. Diplo- zu verbessern. Zudem soll das Übereinkommen die Trans- Brüssel. matischen Sitzung der Haager Konferenz für Internationa- aktions- und Verhandlungskosten im internationalen Han- 2019/220 les Privatrecht angenommen. Die Hauptziele, die von der del und bei der Beilegung internationaler Streitigkeiten sen- EU und 39 Handelspartnern durch die Annahme der Kon- ken. Der Beitritt zum Übereinkommen wird nun durch die vention verfolgt werden, seien, den Zugang zum Recht für EU vorbereitet. Unternehmen und Bürger der EU durch die Anerkennung

09_2019 österreichisches anwaltsblatt 535

Europa aktuell

Neue Vorschriften für grenzüberschreitende Ehesachen und grenzüberschreitende Verfahren betreffend die elterliche

Verantwortung JESSICA KÖNIG Juristischer Dienst ÖRAK-Vertretung in er Rat hat am 25. 6. eine überarbeitete Fassung der Streitsachen über die elterliche Verantwortung, zB in Be- Brüssel. D Brüssel-IIa-Verordnung (Verordnung [EU] 2019/ zug auf Sorgerecht, Umgangsrecht und Kindesentführung. 1111 des Rates v 25. 6. 2019 über die Zuständigkeit, die Die grenzüberschreitende justizielle Zusammenarbeit soll 2019/221 Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in durch die neuen Vorschriften schneller und effizienter Ehesachen und in Verfahren betreffend die elterliche Ver- werden, weiters soll sichergestellt werden, dass Entschei- antwortung und über internationale Kindesentführungen) dungen rasch vollstreckt werden, wobei das Wohlbefinden angenommen. Mit diesen neuen Vorschriften sollen Ver- der Kinder immer an erster Stelle zu stehen habe. In der fahren zur grenzüberschreitenden Vollstreckung von Ent- überarbeiteten Brüssel-IIa-Verordnung sind Verfahren für scheidungen über die Ehescheidung, die Trennung ohne die Kindesanhörung, die Abschaffung des Exequaturver- Auflösung des Ehebandes und die Ungültigerklärung einer fahrens, verbesserte und schnellere Verfahren bei Kindes- Ehe sowie über Fragen der elterlichen Verantwortung und entführungen innerhalb der EU, Vorschriften für die Har- grenzüberschreitende Kindesentführung erleichtert und monisierung des Vollstreckungsverfahrens und Vorschrif- beschleunigt werden. Eines der Hauptziele der Überarbei- ten für die Anerkennung öffentlicher Urkunden und Ver- tung war die Verbesserung der geltenden Rechtsvorschrif- einbarungen vorgesehen. Die neuen Vorschriften gelten ten zum Schutz von Kindern in grenzüberschreitenden mit 1. 8. 2022.

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österreichisches anwaltsblatt 09_2019 536 Portrait des Monats

Vom Diplomaten zum Höchstrichter In der zweiten Jahreshälfte 2018 hatte Univ.-Prof. Dr. Andreas Kumin noch alle Hände voll damit zu tun, als hochrangiger Beamter des Außenministeriums den österreichischen Ratsvorsitz mitzubetreuen, seit 20. 3. 2019 ist er selbst Teil des EU-Personals. Als EuGH-Richter ist er bis Oktober 2024 bestellt.

2019/222 er Schritt, nach Luxemburg zu gehen, war ein großer Effizientes, gut organisiertes Arbeiten wird ob der stark stei- D und für Andreas Kumin mit zahlreichen Umstellungen genden Fallzahlen am EuGH noch wichtiger als schon bisher. verbunden. Vor allem die Arbeitsmethode am EuGH, wo in Neue Heimat der Regel drei oder fünf Richter gemeinsam einen Fall ent- Eine gewisse familiäre Umstellung war es für den in Graz scheiden und die Auslegung des Unionsrechts für die gesam- geborenen Juristen zwar, seinen Lebensmittelpunkt nach te EU verbindlich festlegen, unterscheidet sich grundlegend Luxemburg zu verlegen. Mit dem neuen Umfeld scheint von der laufenden Rechtsberatung in Begleitung von Ver- sich Kumin aber rasch zurechtgefunden zu haben, die Stadt handlungsprozessen. Kumin war seit Oktober 1990 durchge- bezeichnet er als angenehm, die Leute als hilfsbereit, und auch am Gerichtshof selbst erfährt er volle Unterstützung von den Kollegen. Was zukünftig nur noch in geringerem Ausmaß möglich sein wird, ist, den vielen Lehrverpflichtungen nachzukom- men, die der Universitätsprofessor an verschiedenen öster- reichischen Institutionen innehatte. Neben der befristeten Professur am Institut für Europarecht der Karl-Franzens- Universität Graz ist Kumin aktuell noch Lehrbeauftragter an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und an der Wirtschaftsuniversität Wien. Zuvor unterrichtete er auch an der Diplomatischen Akademie Wien und an der Verwaltungsakademie des Bundes. Neue Aufgaben Die geringste Schwierigkeit wird es für den Europarechtler sein, die sprachlichen Barrieren zu überwinden. Die Arbeits- und Kommunikationssprache am EuGH ist Französisch, das Kumin neben Englisch und Spanisch fließend spricht. Bereits in jungen Jahren zeigte sich das sprachliche Talent des Grazers, der sodann ein sprachenorientiertes Gymnasium besuchte, wo er mit Auszeichnung maturierte. Neben dem rechtswissen- schaftlichen Studium absolvierte der Hobby-Tennisspieler auch die erste Diplomprüfung im Studium der Übersetzungs- wissenschaft (Englisch und Französisch), später erlangte er an der renommierten École Nationale d’Administration, damals Andreas Kumin hat sich rasch in Luxemburg eingelebt. Foto: BMEIA/Mahmoud noch in Paris (heute in Straßburg), ein internationales Diplom hend im Außenministerium tätig, seit Juli 2005 leitete er dort der öffentlichen Verwaltung. Von Sprachen war Kumin von im Völkerrechtsbüro die Abteilung für Europarecht. Zuvor Kind an fasziniert und ist es bis heute. Die Sprache als Werk- sammelte er in anderen Abteilungen und Referaten Erfah- zeug des Juristen hat auch Auswirkungen darauf, wie man ju- rung und war sechs Jahre lang als Botschaftsrat in der öster- ristische Texte auslegen kann. Umso heikler ist das im europä- reichischen Vertretung bei den Vereinten Nationen und Spe- ischen Kontext zu sehen, wo Gesetzestexte in allen übersetzten zialorganisationen in Genf im Einsatz. Das Spektrum der Sprachen denselben Sinn ergeben sollen. Kumin ist gerne mul- Themen, die der aufgeschlossene Steirer nun aufgrund seiner tilateral tätig. Er geht seine neue ehrenvolle Aufgabe, über die langjährigen Expertise im Unionsrecht am EuGH bewältigt, er sich sehr freut, mit viel Elan an. ist dabei noch einmal deutlich umfangreicher als im Außen- Der Schritt, nach Luxemburg zu gehen, war ein großer. ministerium, was für den Neo-Richter die besondere Faszina- Aber er war es wert. tion seines neuen Jobs ausmacht. Kumin konnte sich dank seinem gut eingespielten Team, das er von seiner Vorgänge- CHRISTIAN MOSER rin Maria Berger übernommen hat, auch bereits in kürzester ÖRAK, Juristischer Dienst Zeit die internen Abläufe der einzelnen Verfahren aneignen.

09_2019 österreichisches anwaltsblatt 537 Abhandlungen

538 Datenschutzrechtliche Schranken von Videoaufnahmen

543 Syndikatsverträge

österreichisches anwaltsblatt 09_2019 538 Abhandlungen

Datenschutzrechtliche Schranken von Videoaufnahmen Anhand ausgewählter Beispiele und Entscheidungen wird die Zulässigkeit von Videoaufnahmen in unterschiedlichen Bereichen erörtert. Vor allem im Hinblick auf die DSGVO soll ein Überblick über CHRISTIAN ZEILINGER Der Autor ist selbststän- aktuelle Entwicklungen im Datenschutzrecht in Bezug auf Videoaufnahmen geboten werden. diger Rechtsanwalt in Oberösterreich mit den Schwerpunkten Daten- lässt sich unter eine Datenverarbeitung iSd Art 4 Z 2 schutzrecht, dabei insbe- I. ZULÄSSIGKEIT VON VIDEOAUFNAHMEN sondere der DSGVO, so- DSGVO subsumieren. Problematisch bei der Verwendung wie IT-Recht, Internet-, ANHAND AUSGEWÄHLTER BEISPIELE der digitalen Türspione ist hierbei vor allem, dass sie meis- AGB- und Vertragsrecht. 1. Überwachung der eigenen tens den höchstpersönlichen Lebensbereich betroffener Per- sonen, also etwa Nachbarn oder Besucher, miterfassen. Liegenschaft durch Videokameras Auch das Verlassen oder Betreten der Wohnung zählt iSd bzw Kamera-Attrappen § 12 Abs 4 Z 1 DSG hierzu. Demnach ist die Aufnahme des höchstpersönlichen Lebensbereichs, der als Kernbereich der Private Videoaufnahmen, die nur das eigene Grundstück geschützten Privatsphäre etwa auch das Sexualleben, das all- bzw Gebäude zeigen, sind grundsätzlich zulässig, solange gemeine Familienleben oder die Gesundheitssphäre um- sie nicht den öffentlichen Bereich oder Teile davon (zB fasst,7 nur nach Zustimmung der betroffenen Person zuläs- Gehsteige oder Straßen) miterfassen. Gem Art 2 Abs 2 lit c sig. Denkbar ist es, eine Zustimmung von sämtlichen Nach- ANDREA WÜNSCHER DSGVO sind darüber hinaus alle rein familiären Tätigkei- barn vor Installation eines digitalen Türspions einzuholen. Die Autorin ist juristi- ten, selbst wenn damit auch personenbezogene Daten ver- sche Mitarbeiterin der Trotzdem kann es sich um eine unzulässige Verarbeitung „ Kanzlei. arbeitet werden, ausgenommen (sog Haushaltsaus- handeln, sobald zB Besucher ohne vorherige Einwilligung “ 1 2019/223 nahme ). aufgenommen werden. Das DSG erlaubt Bildaufnahmen gem § 12 Abs 3 Z 1 insb dann, wenn „sie dem vorbeugenden Schutz von Perso- nen oder Sachen auf privaten Liegenschaften, die aus- 3. Drohnen schließlich vom Verantwortlichen genutzt werden, dient, und räumlich nicht über die Liegenschaft hinausreicht, Werden bei Drohnen, also unbemannten Flugobjekten, die mit Ausnahme einer zur Zweckerreichung allenfalls unver- mit einem Bildaufnahmegerät ausgestattet sind, personen- meidbaren Einbeziehung öffentlicher Verkehrsflächen“.Es bezogene Daten erfasst, liegt eine Verarbeitung vor, die un- muss für den Aufnehmenden zusätzlich ein „überwiegend ter das DSG und die DSGVO fällt. Damit gelten also auch berechtigtes Interesse“ vorliegen und die Verhältnismäßig- hier die unter Pkt 1. bereits genannten Grundsätze: Ein öf- keit gewahrt werden. Mit Videoaufnahmen verbundene fentlicher Grund darf grundsätzlich nicht von der Aufnah- Tonaufnahmen sind im Einzelfall zu beurteilen und in me erfasst werden; aber auch die Aufnahme anderer Perso- den Fällen des § 12 Abs 3 Z 1 und 2 DSG wohl nicht zu- nen oder der Liegenschaft anderer Personen ist nicht zuläs- lässig.2 sig, wenn kein berechtigtes Interesse daran besteht. Ein sol- Kamera-Attrappen, die keine tatsächlichen Bilder auf- ches wird in den seltensten Fällen gegeben sein. Selbst nehmen können, fallen weder unter den Anwendungsbe- Aufnahmen von Drohnen, die nicht gespeichert werden, reich des DSG noch der DSGVO.3 Dasselbe gilt für Kame- sondern nur in Echtzeit übertragen werden, sind vom An- 8 ras, die zwar an sich echt, aber nicht funktionstüchtig sind.4 wendungsbereich des DSG und der DSGVO umfasst. Lie- Allerdings können Kamera-Attrappen, die den Eindruck ei- genalsonichtnurreinprivateAufnahmenfürfamiliäre ner Überwachung schaffen, aus dem Grund der Beeinträch- Zwecke vor, sind Drohnenflüge mit einer Bildaufnahme tigung der Privatsphäre unzulässig sein.5 aus datenschutzrechtlicher Sicht nur sehr beschränkt mög- lich. Eine rechtmäßige Aufnahme von Bildern und Videos 2. Digitale Türspione 1 Jahnel, Das Datenschutz-Anpassungsgesetz, in Jahnel (Hrsg), Daten- schutzrecht. Jahrbuch 17 (2017) 275f. Die Anwendung digitaler Türspione, die häufig bei Woh- 2 Bresich/Dopplinger/Dörnhöfer/Kunnert/Riedl, Datenschutzgesetz – Kom- mentar (2018) 134. nungstüren in Mehrparteienhäusern eingesetzt werden, 3 Schrems, Private Videoüberwachung (2011) 27. 6 4 Vgl DSK, K121.150/0014-DSK/2006. kann unter Umständen unzulässig sein. Beim Betrieb eines 5 Vgl dazu etwa OGH 28. 3. 2007, 6 Ob 6/06k. solchen Türspions handelt es sich um eine Bildaufnahme 6 Vgl Bescheid der Datenschutzbehörde DSB-D123.204/0005-DSB/2018. 7 Vgl RIS-Justiz RS0122148. iSd § 12 Abs 1 DSG, da eine technische Einrichtung vor- 8 Vgl RV 472 BlgNR 24. GP 19. Es wird festgestellt, dass Echtzeitübertra- liegt, die darauf gerichtet ist festzustellen, welche Personen gungen Datenanwendungen darstellen. Zust auch Schweiger, Echtzeitaufnah- men – Datenschutz? https://www.dataprotect.at/2019/06/02/echtzeitaufnah- sich wann im Aufnahmebereich befinden. Diese Erfassung men-datenschutz/ (abgefragt am 8. 6. 2019).

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mittels Drohnen kann nur dann gegeben sein, wenn es eine schriften, selbst wenn personenbezogene Daten aufgenom- rechtliche Grundlage für die Verarbeitung gibt. Außer ei- men werden. Dies ergibt sich einerseits aus der bereits er- nem berechtigten Interesse ist bspw noch eine Einwilligung wähnten „Haushaltsausnahme“ desArt2Abs2litc aller betroffenen Personen denkbar. DSGVO wie auch aus § 12 Abs 3 Z 3 DSG, der eine Zuläs- Zu beachten ist des Weiteren, dass der Verantwortliche sigkeit bestimmt, wenn die Bildaufnahme „ein privates Do- für Betroffene nicht immer einfach zu erkennen ist und kumentationsinteresse verfolgt, das nicht auf die identifizie- auchdieinArt12ffDSGVOnormiertenInformations- rende Erfassung unbeteiligter Personen oder die gezielte Er- pflichten für eine Datenverarbeitung in der Regel nicht er- fassung von Objekten, die sich zur mittelbaren Identifizie- füllt werden können. Demnach sind Drohnenflüge inkl rung solcher Personen eignen, gerichtet ist“. Im Einzelfall Bildaufnahmen über Wohngebieten, welche zB dem Zweck ergibt sich daraus natürlich das schwierige Beweisproblem der Veröffentlichung im Internet dienen, nur selten als zu- des Zwecks der Videoaufnahmen. lässig anzusehen. Bei einer Nutzung von Drohnen werden künftig auch die Bestimmungen zu beachten sein, welche nach der neuen 5. Bodycams EU-Drohnenverordnung gelten.9 Bspw müssen alle Droh- nen, die mit einer Kamera ausgestattet sind, unabhängig Nach ersten Tests, die bis Ende Februar 2017 liefen, fiel die von ihrem Gewicht, bei der österreichischen Gesellschaft Entscheidung für Bodycams in regelmäßigen Polizeieinsät- 12 für Zivilluftfahrt (Austro Control) registriert werden. zen. Die Bildaufnahmen sind zulässig, da keine ständige Aufzeichnung erfolgt, sondern erst nach manueller Betäti- 4. Dashcams gung und nach ausdrücklicher Ankündigung durch den je- weiligen Beamten aufgenommen wird.13 Anders als in Deutschland, wo eine Speicherung der Aufnahmen auch In Österreich ist die Aufnahme von Videos während des trotz anhaltender Kritik von Datenschützern auf Servern Autofahrens mittels sog „Dashcams“, die der Beweissiche- des Konzerns „Amazon“ erfolgt,14 sollen die Daten in Ös- rung bei Unfällen im Straßenverkehr dienen sollen, bereits terreich innerhalb interner Systeme sechs Monate lang ge- nach dem Datenschutzgesetz aF unzulässig.10 Auch nach speichert werden, was eine höhere Datensicherheit bedeu- Inkrafttreten der neuen Rechtslage im Datenschutz hat sich ten kann.15 Nach diesen sechs Monaten erfolgt eine Lö- daran nichts geändert. Laut bisheriger Rsp seien die Auf- schung, wenn die Aufnahmen nicht etwa in einem Strafpro- nahmen aus dem Grund der Verhältnismäßigkeit als unzu- zess als Beweismittel Verwendung finden. lässig anzusehen.11 Vor allem im Hinblick auf die Zweck- In Österreich sind nicht nur Polizisten mit Bodycams mäßigkeit der Beweissicherung bei Unfällen wäre nach Mei- ausgestattet – bereits seit mehreren Jahren filmen zum Teil nung der Verfasser ein Ausnahmetatbestand für Dashcams Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes und Zugbegleiter der in Österreich wünschenswert – zumindest für solche Kame- ÖBB ebenfalls mittels einer Kamera, die am Körper getra- ras, die keine permanente Überwachung des Straßenver- gen wird. Aktiviert werden soll die Bodycam nur, wenn der kehrs inkl Datenspeicherung vornehmen, sondern lediglich Verdacht auf einen strafrechtlich relevanten Vorfall be- bei einem drohenden Unfall automatisch speichern. Mittels steht.16 Sensoren ist es möglich, dass Dashcams starkes Abbremsen oder Ausweichen erkennen und in einem solchen Fall eine Aufnahme abspeichern, die Daten während einer üblichen Fahrt aber ständig überschrieben werden. Das Interesse an den gesammelten Beweismitteln und eine daraus resultie- 9 Durchführungsverordnung (EU) 2019/947 der Kommission v 24. 5. 2019 rende Möglichkeit zur Beschleunigung von Straf- und/oder über die Vorschriften und Verfahren für den Betrieb unbemannter Luftfahr- zeuge https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CE- Zivilprozessen, einhergehend mit einer Verbesserung im LEX:32019R0947&from=EN (abgefragt am 14. 6. 2019). 10 Vgl etwa Erk des VfGH v 12. 9. 2016, Ro 2015/04/0011. Hinblick auf die Verfahrensökonomie, überwiegt nach Mei- 11 Entscheidung der Datenschutzbehörde mittels Bescheid v 9. 7. 2018, DSB- nung der Verfasser und sollte in diesem Fall den derzeitigen D485.000/0001-DSB/2018. 12 Vgl Lehmann, Die Erprobung von Bodycams bei der Polizei. Unterschiede Regelungen des Datenschutzes, da ohnehin nur ein sehr ge- in den Vereinigten Staaten, Österreich und Deutschland, SIAK-Journal − Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis 2017, 31. ringer Eingriff vorliegen würde, vorgezogen werden. In an- 13 Vgl BMI-LR2220/0205-II/2/b/2019–2999/AB 26. GP – Anfragebeantwor- deren europäischen Ländern, wie bspw Großbritannien tung Bundesminister vom 29. 4. 2019. 14 Vgl schriftliche Frage des Abgeordneten zum Deutschen Bundestag Ben- oder Italien, sind solche Aufnahmen bereits erlaubt und jamin Strasser v 21. 2. 2019 https://www.benjamin-strasser.de/files/Bilder% können auch vor Gericht als Beweismittel eingesetzt wer- 20und%20Dateien/Bilder%20Aktuelles/aktuelles_2/Einzelfrage_Bodycam- s_Amazon.pdf (abgefragt am 08. 6. 2019). den. In diesen Ländern wird der Einsatz von Dashcams 15 Im Hinblick auf die fehlende Zulässigkeit von Dashcams (s Pkt 3.), die im Grunde demselben Zweck dienen (Beweissicherung für Prozesse), ist aller- von einigen Kfz-Versicherern etwa auch mit günstigeren dings eine unterschiedliche Behandlung der beiden Aufnahmemöglichkeiten Prämien honoriert. zu kritisieren. Der wohl einzige Unterschied besteht in der Vorankündigung von Bodycam-Aufnahmen, da eine solche bei Dashcams nicht erfolgt. Dashcam-Aufnahmen für rein familiäre Zwecke, also et- 16 Vgl Presseinformation ÖBB: Auch Zugbegleiter werden mit BodyCams wa als Urlaubserinnerungen, die nicht veröffentlicht wer- ausgestattet vom 2. 5. 2017, https://presse.oebb.at/de/presseinformationen/ oebb-auch-zugbegleiter-werden-mit-bodycams-ausgestattet (abgefragt am den, verstoßen nicht gegen datenschutzrechtliche Vor- 14. 6. 2019).

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6. Mitarbeiterüberwachung betracht der Tatsache, dass sich der EuGH in einer Ent- scheidung aus dem Jahr 201425 im Hinblick auf die Zuläs- Für die Zulässigkeit von Videoaufnahmen, auf denen Mit- sigkeit der Datenverarbeitung auf nicht sensible Daten be- arbeiter zu sehen sind, wären die in den §§ 12 und 13 DSG zog. Weiters stellte er fest, dass die Rechtsgrundlage geregelten Vorschriften zu beachten. In der DSGVO wird „Berechtigtes Interesse“ für die Daten der Videoüberwa- die Zulässigkeit von Videoaufzeichnungen dagegen nicht chung als zulässig anzusehen ist, was für sensible Daten al- ausdrücklich geregelt. Eine Echtzeitüberwachung ohne lerdings nicht möglich wäre. Speicherung der Daten ist ebenfalls vom Anwendungsbe- Ist der Zweck für die Verarbeitung der personenbezoge- reich der DSGVO umfasst.17 § 12 Abs 4 Z 2 DSG normiert nen Daten nicht mehr gegeben und stehen auch keine ande- eine ausdrückliche Unzulässigkeit von Bildaufnahmen, die ren gesetzlichen Aufbewahrungspflichten entgegen, sieht dem Zweck der Arbeitnehmerkontrolle dienen. Ebenso un- das DSG wie auch die DSGVO eine Löschpflicht vor. Für zulässig sind nach Z 3 und 4 leg cit der automationsunter- eine länger als 72 Stunden dauernde Aufbewahrung, die im- stützte Abgleich von mittels Bildaufnahmen gewonnenen mer verhältnismäßig sein muss, braucht es eine Protokollie- personenbezogenen Daten ohne eine ausdrückliche Einwil- rung und Begründung. Zulässig wäre bspw eine Speiche- ligung oder eine Auswertung von mittels Bildaufnahmen rung aus Beweissicherungsgründen. gewonnenen personenbezogenen Daten anhand von beson- deren Kategorien18 personenbezogener Daten als Auswahl- kriterium. Nach dem Wortlaut des § 12 DSG sind nunmehr 17 Anderer Ansicht Grünanger in Grünanger/Goricnik (Hrsg), Arbeitneh- mer-Datenschutz und Mitarbeiterkontrolle2 (2018) 213, der Echtzeitaufnah- lediglich Arbeitnehmer von der Kontrolle ausgeschlossen. men nicht unter den Anwendungsbereich der DSGVO subsumiert. § 50a Abs 5 DSG 2000 untersagte hingegen eine Video- 18 Auch genannt „sensible Dateien“. 19 Löschnigg, Videoüberwachung iSd Entwurfs zur DSG-Novelle 2010 aus überwachung zum Zweck der Mitarbeiterkontrolle an Ar- arbeitsrechtlicher Sicht, in Bergauer,/Staudegger (Hrsg), Recht und IT beitsstätten, weshalb vertreten wurde, dass auch freie (2009) 63f. 20 ErläutRV 472 BlgNR 24. GP 19. Dienstnehmer davon erfasst sind.19 21 Grünanger in Grünanger/Goricnik (Hrsg), Arbeitnehmer-Datenschutz und Mitarbeiterkontrolle2 (2018) 220. Die Reichweite des Verbots ist nicht eindeutig geklärt. 22 Hartung in Kühling/Buchner (Hrsg), DS-GVO Kommentar Art 30 Rz 14f. Den Materialien der DSG-Novelle 2010 ist zu entnehmen, 23 Knyrim, Bilddaten: immer sensibel? jusIT 2016/102, 235. 24 Vgl etwa auch Schweiger, Fotos als sensible Daten? www.dataprotect.at/ dass jegliche Leistungskontrolle mittels Videoaufnahmen 2018/04/27/fotos-als-senible-daten (abgefragt am 11. 4. 2018). 25 verboten ist. Demnach ist es bspw nicht zulässig, dadurch EuGH 11. 12. 2014, C-212/13. eine Anwesenheitskontrolle durchzuführen; es soll also nicht die allgemeine Vertragserfüllung überwacht werden.20 Besteht ein konkreter Verdacht einer strafbaren Handlung Wissenschaftspreis eines Mitarbeiters, könnte eine Videoüberwachung in Be- des österreichischen Notariats 2020 tracht gezogen werden, da in diesem Fall nicht auf die Über- wachung der Vertragserfüllung abgezielt wird. Eine syste- matische Überwachung durch Kameras am Arbeitsplatz Österreichische Notariatskammer ist davon allerdings nicht mehr umfasst.21 Die Die Zulässigkeit der Überwachung bestimmter Objekte unterstützt alle zwei Jahre eine hervor- oder öffentlich zugänglicher Bereiche der Arbeitsstätte ist ragende praxisbezogene wissenschaftliche uU unter Berücksichtigung der Erlaubnistatbestände mög- Arbeit, die Recht ohne Streit durch Notars- lich. Solche sind in § 12 Abs 2 DSG normiert, wobei Z 4 leg tätigkeit fördert, mit einem Preis in der cit eine Interessenabwägung fordert, nicht allerdings die 15.000,– Euro. Z1–3. Höhe von Im Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten muss die „ “ Tätigkeit Bildverarbeitung gem Art 30 DSGVO aufge- Die Teilnahmebedingungen finden Sie 22 nommen werden; nach dem DSG ist jeder Verarbeitungs- www.notar.at vorgang einzeln genauestens zu erfassen. auf oder können per E-Mail Nicht eindeutig geklärt ist allerdings, ob es sich bei den ([email protected]) Aufnahmen um Daten einer besonderen Kategorie handelt. angefordert werden. Dafür spricht bei Videodaten etwa die Möglichkeit einer Zuordnung des Mitarbeiters zu einer bestimmten Religion Einsendeschluss 31. Jänner 2020 (zB beim Tragen eines Kopftuchs), was ein Datum besonde- rer Kategorie darstellt.23 Geht man bei Videoaufnahmen von Daten einer besonderen Kategorie aus, müsste für jede Verarbeitung immer ein Rechtfertigungsgrund nach Art 9 Abs 2 DSGVO vorliegen. Richtigerweise ist wohl eine diffe- renzierte Betrachtungsweise notwendig;24 vor allem in An-

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II. SONDERPROBLEME ständlichen Bilddaten“ eröffnet. Auch stellen die Bilddaten zweifelsfrei personenbezogene Daten iSd Art 4 Z 1 DSGVO 1. Datenspeicherung in Clouds dar und das Wettbüro ist iSd Art 4 Z 7 DSGVO Verant- wortlicher. Inhaltlich wurde festgestellt, dass durch die Bild- Datenschutz und Cloudspeicherung sind kein grundsätzlicher aufnahmen des öffentlichen Raums, und damit unweiger- Widerspruch. Dennoch könnte eine Speicherung der Video- lich auch vorbeikommender Verkehrsteilnehmer, gegen aufnahmen in einer Cloud problematisch sein. Denn die die Grundsätze des Art 5 DSGVO verstoßen wurde. Des DSGVO verlangt für die Verarbeitung von Daten, wozu zwei- Weiteren ist auch keine in Art 6 Abs 1 DSGVO normierte felsfrei auch eine Speicherung gehört, ein angemessenes Si- Rechtmäßigkeit der Verarbeitung einschlägig. cherheitsniveau auf dem Stand der Technik. Wie sich in der Auch gegen die Vorschrift des § 13 Abs 2 iVm § 62 Vergangenheit bereits mehrmals gezeigt hat, können Cloud- Abs 1 Z 4 DSG verstieß der Betreiber des Wettbüros, da systeme durch Hackerangriffe oftmals keine ausreichende Si- der Verarbeitungsvorgang weder protokolliert noch die auf- cherheit der Daten gewährleisten oder die Daten werden gar genommenen Daten rechtzeitig gelöscht wurden, wie es unverschlüsselt gespeichert. Es gibt aber auch Anbieter, die ua wiederum § 13 Abs 3 vorsieht. durch eine Verschlüsselung aller Daten der DSGVO entspre- Durch die fehlende Kennzeichnung der Videoüberwa- chen und damit einer Nutzung zugänglich sind. chung wurde zusätzlich der § 13 Abs 5 DSG verletzt. 2. Datenverkehr mit Drittländern 2. OGH

Der Datenverkehr mit Drittländern ist nicht in jedem Fall zu- a) 6 Ob 16/18y – Private Videoüberwachung eines lässig. Eine Übermittlung in Länder des EWR sowie in die Servitutswegs zur Gewinnung von Beweismitteln USA (solange der Empfänger dem EU-US-Privacy-Shield un- Der OGH vertritt die Ansicht, dass die Videoüberwachung terliegt) ist, vorausgesetzt die innerstaatliche Verarbeitung eines Servitutswegs zum Zweck der Gewinnung von Be- erfolgte DSGVO-konform, zulässig. Auch einige weitere Län- weismitteln nach dem DSG 2000 nicht rechtmäßig ist, da der sind laut Angemessenheitsbeschluss der EU-Kommission dies unter keinen der gesetzmäßigen Gründe für einen Ein- als zulässig für den Datenverkehr zu sehen, da diese ein an- griff in das Geheimhaltungsinteresse des Betroffenen fällt gemessenes Datenschutzniveau sicherstellen sollen. Dies sind und § 50a Abs 3 und 4 DSG die Beweissicherung für einen bspw Neuseeland, Kanada oder Argentinien. Zivilrechtsstreit nicht explizit nennt. Sollen Videoaufnahmen daher auf Servern außerhalb Dem Kläger wurde ein Servitutsrecht in Form eines dieser Länder gespeichert oder anderweitig verarbeitet wer- Geh- und Fahrtrechts auf einem Weg des beklagten Nach- den, gilt es, die speziellen Informationspflichten des Verant- barn einverleibt. Aufgrund von mehrmaligem Abstellen wortlichen iSd DSGVO zu beachten und Standardvertrags- von Fahrzeugen auf dem Weg und die dadurch nicht klauseln zu vereinbaren. Des Weiteren gibt es die Möglich- rechtmäßige Nutzung der Dienstbarkeit waren mehrere keit, dass betroffene Personen einer Datenübermittlung in Zivilprozesse der beiden Parteien anhängig. Es erging Drittländer, nach Information über mögliche Risiken, aus- auch ein Unterlassungsurteil, an welches sich die klagende drücklich zustimmen. Auf eine Zustimmung kann ua ver- Partei allerdings nicht hielt. Um diese Tatsache umfassend zichtet werden, wenn die Übermittlung durch einen Vertrag zu dokumentieren, installierte der Beklagte eine Video- gedeckt ist oder lebenswichtige Interessen der betroffenen überwachungsanlage. Sekundär sollten die Aufnahmen Person dies erforderlich machen. Art 49 DSGVO nennt alle auch zur Überwachung des Grundstücks und des Hauses diesbezüglichen Ausnahmen. vor unbefugtem Eindringen dienen. Die beiden Videoka- meras erfassten ausschließlich das Grundstück und Haus III. AUSGEWÄHLTE ENTSCHEIDUNGEN des Beklagten inklusive Zufahrtsweg. Der Kläger ist also 1. Datenschutzbehörde darauf nur zu sehen, wenn der Servitutsweg – berechtig- terweise oder unbefugt durch das Abstellen von Fahrzeu- a) DSB-D550.038/0003-DSB/2018 – Straferkenntnis gen – benutzt wird. Das in Österreich erste rechtskräftige Straferkenntnis der Der Kläger begehrte die Entfernung der Videokameras Datenschutzbehörde nach Inkrafttreten der DSGVO erfolg- mit den Argumenten, dass diese einen massiven Eingriff te Ende 2018 aufgrund einer Videoüberwachung. Ein Wett- in die Privatsphäre darstellen und auch die datenschutz- lokalbetreiber installierte Videokameras einer Überwa- rechtlichen Voraussetzungen nicht vorlägen. Die Gründe chungsanlage, mit der am Eingangsbereich auch eine Ver- für die Installation seien nicht von den Ausnahmetatbestän- kehrsfläche und somit Teile des öffentlich zugänglichen Be- den des Datenschutzgesetzes umfasst. reichs miterfasst wurden. Des Weiteren fehlte auch eine Allerdings hatte der OGH Bedenken bezüglich des allge- ordnungsgemäße Kennzeichnung. meinen Entfernungsbegehrens des Klägers und sprach sich Der sachliche Anwendungsbereich des Art 2 DSGVO sei daher für eine neuerliche Erörterung zur Formulierung des „durch das Erheben, Speichern und Übermitteln der gegen- Begehrens aus. Der Revision wurde daher Folge gegeben

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und die Rechtssache zur neuerlichen Verhandlung an das Der EuGH stellte fest, dass es sich durch das Veröffent- Erstgericht zurückverwiesen. lichen auf der Plattform nicht um eine ausschließlich per- § 50a DSG trat am 24. 5. 2018 allerdings außer Kraft, sönliche oder familiäre Tätigkeit handelte. weshalb nun die Bestimmungen der §§ 12 und 13 DSG iVm der DSGVO zu beachten sind. Demnach ist eine Vi- IV. STRAFBESTIMMUNGEN NACH deoüberwachung zulässig, wenn ein überwiegendes berech- DEM DSG UND DER DSGVO tigtes Interesse und die Verhältnismäßigkeit gegeben sind. Da die Aufzählung des § 12 DSG, anders als § 50a DSG Das DSG sieht bei Datenverwendung in Gewinn- und Schä- 2000, nicht taxativ ist (arg: „insbesondere“), könnte das digungsabsicht in § 63 eine strafrechtliche Bestimmung vor, fortgesetzte Verfahren in Hinblick auf die neuen Bestim- deren Strafrahmen bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe oder bis mungen einen anderen Ausgang finden.26 zu 720 Tagessätzen beträgt. Daneben enthält § 62 DSG eine b) 3 Ob 195/17y – Zulässigkeit einer Verwaltungsstrafbestimmung, die mit einer Geldstrafe von € – Videoüberwachung bei Verpixelung der Daten bis zu 50.000, zu ahnden ist. Nach Wirksamwerden der DSGVO am 25. 5. 2018 liegt Trotz Verpixelung jener Bereiche, in denen die Videokame- der Strafrahmen bei Verletzungen der Verordnung bei ma- ra auf das Nachbargrundstück zeigt, bleibt der Überwa- ximal 20 Mio Euro bzw bis zu 4% des weltweiten Konzern- chungsdruck bestehen und die Aufzeichnung ist damit in umsatzes des Vorjahres, je nachdem, welcher Betrag höher diesem Fall rechtswidrig. ist. Für geringfügigere Delikte ist allerdings die Hälfte da- Der Kläger begehrte ein Zivilverfahren bei der Daten- von vorgesehen. Diese Geldstrafen werden von der jeweili- schutzbehörde aufgrund einer Videokamera, die Teile des- gen Datenschutzbehörde verhängt. Die Datenschutzbehör- sen Liegenschaft zeige. Die Datenschutzbehörde stellte das de soll bei Verstößen Geldbußen aussprechen, die wirksam, Verfahren allerdings mit der Begründung ein, dass eine verhältnismäßig, aber auch abschreckend wirken. Dennoch Überwachung ausschließlich für persönliche Zwecke erfolg- wird beim ersten Verstoß häufig von der Möglichkeit einer te und das DSG bzw die DSGVO damit nicht anwendbar ist. Verwarnung Gebrauch gemacht. Eine Überwachung im rein privaten Bereich ist mit Ein- Daneben bleibt das Recht auf Schadenersatz gegen den schränkungen zulässig. Verantwortlichen nach Art 82 DSGVO bestehen, wie § 28 Daraufhin brachte der Kläger eine Klage mit Unterlas- DSG festlegt. Das Recht auf Geltendmachung von Schaden- sungsbegehren beim Erstgericht ein, da der Beklagte vier ersatz hat jede Person, der bei einem Verstoß ein materieller Videokameras installierte, die dessen Grundstück perma- oder immaterieller Schaden entstanden ist. nent überwachten. Bilder, die das Grundstück des Klägers zeigten, wurden nur in verpixelter Form übertragen. Des Weiteren erfolgte auch eine Löschung der aufgenommenen V. FAZIT Bilder nach einem Ablauf von 72 Stunden. Abschließend kann festgehalten werden, dass in Österreich Allerdings stellte der OGH fest, dass dennoch und trotz eine eher restriktive datenschutzrechtliche Zulässigkeit für der Verpixelung das Persönlichkeitsrecht des Klägers beein- Videoaufnahmen vorherrscht. Für rein private iSv familiären trächtigt und die Situation als „Überwachungsdruck“ und Aufnahmen liegt grundsätzlich ein Ausnahmetatbestand vor, damit als Eingriff in die Privatsphäre wahrgenommen wird, selbst wenn personenbezogene Daten verarbeitet werden. da von außen nicht ersichtlich ist, welche konkreten Berei- Dieser gilt allerdings nicht für Aufnahmen des höchstpersön- che die Kameras erfassen. lichen Lebensbereichs einer betroffenen Person iSd § 12 3. EuGH Abs 4 Z 1 DSG. Solche Aufnahmen sind immer nur nach vor- heriger Einwilligung der betroffenen Person zulässig. Beson- a) C-345/17 – Videoaufzeichnung von Polizeibeamten deres Augenmerk sollte auf eine Speicherung der Videoauf- in einer Dienststelle nahmen in Cloudsystemen oder auf Servern in Drittländern Eine von einer Privatperson selbst erstellte und im Internet gelegt werden, da dies nicht in allen Fällen zulässig ist. veröffentlichte Videoaufzeichnung von Polizeibeamten in Grundsätzlich ist oftmals eine Einzelfallbetrachtung bei An- ihrer Arbeitszeit fällt in den Anwendungsbereich der DSRL wendungen von Videokameras anzulegen, wohingegen – damit auch der DSGVO. Dashcams in Österreich nach derzeitigem Stand, mit Aus- Eine Privatperson filmte in Lettland seine Aussage in ei- nahme der familiären Aufnahmen, niemals zulässig sind. ner Polizeidienststelle, die auch die Beamten zeigte, und Auch wenn die Handhabung in Österreich bezüglich stellte diese Aufnahme auf eine Plattform für jeden öffent- Dashcams überdacht werden sollte, sind ansonsten die lich sichtbar ins Internet. Die lettische Datenschutzbehörde strengen Regelungen und Neuerungen durch das DSG forderte die Person auf, das Video zu löschen, da sie als und die DSGVO zu begrüßen. Verantwortliche gegen die Informationspflichten nach der DSRL verstieß, woraufhin der Verantwortliche Rechtsmittel 26 Zust Schweiger, OGH: Videokamera zur Beweissicherung unzulässig, 22. 7. 2018 https://www.dataprotect.at/2018/07/22/ogh-videokamera-zur-be- einlegte. weissicherung-unzul%C3%A4ssig (abgefragt am 8. 6. 2019)

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Syndikatsverträge Formfreiheit, Terminologie und Gründungszeitpunkt

Der Beitrag befasst sich mit dem Gründungszeitpunkt von Syndikaten samt entsprechender Terminologie. LUKAS-SEBASTIAN SWOBODA I. ALLGEMEIN Unabdingbares Erfordernis für die Gründung eines Syn- Der Autor ist Rechtsan- dikats (bzw einer GesbR) ist der Abschluss eines entspre- waltsanwärter bei Binder Grösswang. Unter Syndikatsverträgen1 werden in der Regel ausschließ- chenden Gesellschaftsvertrages. Dieser kann schriftlich oder lich zwischen Gesellschaftern einer Kapitalgesellschaft ab- mündlich, ausdrücklich oder auch konkludent abgeschlos- 2019/224 13 geschlossene (je nach konkreter Ausgestaltung „bilimulti- sen werden. Von einem stillschweigenden bzw konklu- oder omnilaterale horizontale In-House-Syndikate“),2 denten Abschluss eines Gesellschaftsvertrages kann jedoch – formfreie,3 schuldrechtliche Vereinbarungen (dh Rechtsge- nur ausgegangen werden, wenn Umstände vorliegen, die – schäfte) verstanden, deren wesentlicher Zweck in der Rege- im Unterschied zur Annahme des gemeinsamen Zwecks lung des Abstimmungsverhaltens von Gesellschaftern in- keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, dass sich die nerhalb einer Kapitalgesellschaft besteht,4 ohne jedoch – Gesellschafter über den Abschluss eines Gesellschaftsvertra- 14 und darin liegt eine bedeutende Eigenart eines Sharehol- ges tatsächlich einig gewesen sind. ders’ Agreement österreichischer Prägung – unmittelbar in die verbandsrechtliche Organisation korrespondierender II. FORMFREIHEIT Hauptgesellschaften einzugreifen. Der Abschluss eines Syndikatsvertrages unterliegt nach hL15 Solche Stimmbindungsvereinbarungen werden, sowohl und stRsp16 keinerlei Formzwang. Syndikatsverträge sind von Lehre5 als auch Rsp,6 in ihrer ursprünglichen Ausprägung als Gesellschaften bürgerlichen Rechts qualifiziert; daher ei- 1 Um Wortwiederholungen zu vermeiden, werden Shareholders’ Agree- nem durch Rechtsgeschäft in Form eines (Gesellschafts-)Ver- ment, Stimmbindungsvertrag und Syndikatsvertrag sinngleich verwendet. 2 Swoboda, Ausgestaltung von Stimmbindungen, ecolex 2019, 519. trages begründeten schuldrechtlichen Verhältnis. 3 RIS-Justiz RS0059854. § 1175 ABGB7 definiert eine GesbR als einen vertragli- 4 Swoboda, Die Kündigung von Syndikatsverträgen und das Abschlussprü- fungsrechts-Änderungsgesetz 2016, Zak 2016, 204. chen Zusammenschluss von zwei oder mehreren Personen, 5 Swoboda, Die Kündigung von Syndikatsverträgen und das Abschlussprü- fungsrechts-Änderungsgesetz 2016, Zak 2016, 389; so auch bereits Kastner, um durch eine bestimmte Tätigkeit einen gemeinsamen Die bürgerlich-rechtliche Gesellschaft im Wirtschaftsleben (1969) 225. Zweck zu verfolgen. Dies jedoch nur, sofern keine andere 6 RIS-Justiz RS0117681; OGH 6 Ob 90/14z GesRZ 2015, 265 (van Husen) = ÖBA 2016, 173 (Dellinger/Schellner); 6 Ob 35/14m ecolex 2014, 1068 (Reich- Gesellschaftsform gewählt wurde, wodurch dem grundsätz- Rohrwig) = GesRZ 2015, 203 (Heidinger); 6 Ob 80/11z GesRZ 2012, 129 (Art- lichen Subsidiaritätscharakter der GesbR Ausdruck verlie- mann); 3 Ob 72/09y RWZ 2009, 332 (Wenger) = GesRZ 2010, 49 (Enzinger); 1 Ob 629/85 NZ 1987, 44. hen wird.8 7 „Schließen sich zwei oder mehrere Personen durch einen Vertrag zusam- men, um durch eine bestimmte Tätigkeit einen gemeinsamen Zweck zu ver- Wesentlich für die Begründung eines Gesellschaftsver- folgen, so bilden sie eine Gesellschaft. Sofern sie keine andere Gesellschaftsform hältnisses ist somit der rechtsgeschäftliche Zusammen- wählen, bilden sie eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts im Sinn dieses Haupt- stücks“ (§ 1175 ABGB idgF). schluss einer Mehrzahl an Personen durch (Gesellschafts-) 8 ErläutRV 270 BlgNR 25. GP 3. 9 Vgl RIS-Justiz RS0014571; OGH 7. 6. 2016, 10 Ob 77/15v; 29. 1. 1991, Vertrag sowie die damit einhergehende Ausrichtung auf die 4 Ob 502/91; 11. 3. 1993, 2 Ob 516/93; 1. 12. 1998, 7 Ob 313/98z; Verfolgung eines bestimmten gemeinsamen Zwecks.9 Die- 18. 10. 2005, 5 Ob 226/05d; 20. 4. 2010, 1 Ob 23/10d; 21. 11. 2013, 1 Ob 181/13v. ser gemeinsame Zweck liegt bei Syndikaten – wie eingangs 10 Artmann in Klang3 (2016) § 1175 Rz 11; Artmann/Thiery, GesbR neu – angedeutet – zumeist in der Schaffung von Mehrheitsver- Auswirkungen für die Praxis? RdW 2016/13, 3; Koppensteiner, wbl 2015, 302. 11 OGH 7. 6. 2016, 10 Ob 77/15v; 12. 2. 1991, 8 Ob 707/89. hältnissen bzw Sicherung von schlagkräftigen Sperrminori- 12 OGH 15. 10. 1998, 2 Ob 200/98w; 15. 12. 1997, 1 Ob 2342/96k; 13. 8. 1998, 2 Ob 197/98d. täten innerhalb der Gesellschafterversammlung einer Kapi- 13 RIS-Justiz RS0022210; OGH 5 Ob 134/71 GesRZ 1973, 50; 5 Ob 572/78 talgesellschaft. Ein gemeinsamer Zweck kann grundsätzlich GesRZ 1978, 169; 7 Ob 6/81 GesRZ 1981, 173; 5 Ob 525/80 MietSlg 32.716; 4 Ob 122/80 HS 13.170; VwGH 11. 2. 1980, 3132/78 AnwBl 1981/1330; OGH sowohl durch aktives Tun wie auch durch Unterlassen er- 7 Ob 595/83 MietSlg 35.269; 2 Ob 50/89 JBl 1989, 587 (Reich-Rohrwig); 10 29. 1. 1991, 4 Ob 502/91; 12. 2. 1991, 8 Ob 707/89; 16. 9. 1993, 2 Ob 37/93; reicht werden, wobei an das Vorliegen eines gemeinsamen 13. 1. 1998, 8 ObA 284/97s; 10. 8. 1998, 7 Ob 33/98y; 13. 8. 1998, 2 Ob 197/ Zwecks keine allzu strengen Maßstäbe anzulegen sind.11 Es 98d; 15. 10. 1998, 2 Ob 200/98w; 26. 4. 2001, 6 Ob 93/01x; 20. 2. 2003, 6 Ob 326/02p; 15. 12. 2004, 9 Ob 140/04k; 5 Ob 174/09p iFamZ 2014, 270 (Deix- genügt jedoch nicht, dass mehrere Personen an dem Eintritt ler-Hübner); 19. 4. 2012, 6 Ob 36/12f; 26. 5. 2014, 8 Ob 42/14f; 24. 11. 2015, eines bestimmten Erfolges interessiert sind und sie mitei- 1 Ob 219/15k. 14 OGH 6 Ob 655/77 HS 10.258; 29. 1. 1991, 4 Ob 502/91; 11. 3. 1993, 2 Ob nander bloß in einfacher Rechtsgemeinschaft stehen; viel- 516/93; 10. 9. 1997, 7 Ob 183/97f; 1. 12. 1998, 7 Ob 313/98z; 5 Ob 226/05d – – EF-Z 2014, 178 (Linder). mehr muss eine wenn auch lose Gemeinschaftsorgani- 15 Rieder/Huemer, Gesellschaftsrecht (2016) 91; Harrer, Die Personengesell- sation vereinbart worden sein, die jedem Mitgesellschafter schaft als Trägerin eines Unternehmens (2010) 55; Grillberger in Rummel, ABGB3 (2002) § 1175 Rz 14; Wittmann-Tiwald in Kletečka/Schauer, gewisse Einwirkungs- und/oder Mitwirkungsrechte ein- ABGB-ON1.02 § 1175 Rz 9 (Stand 1. 2. 2014, rdb.at). räumt und in weiterer Folge die gemeinsame Entscheidung 16 OGH 5 Ob 134/71 GesRZ 1973, 50; 5 Ob 572/78 GesRZ 1978, 169; 7 Ob 6/ 81 HS 13.165; 5 Ob 525/80 MietSlg 32.716; 4 Ob 122/80 HS 13.170; OGH über wichtige Vorhaben der Gesellschaft ermöglicht.12 7 Ob 595/83 MietSlg 35.269; 7. 10. 1987, 3 Ob 545/87; 2 Ob 50/89 JBl 1989,

Lukas-Sebastian Swoboda Syndikatsverträge österreichisches anwaltsblatt 09_2019 544

Abhandlungen

demnach grundsätzlich formfrei und zwar selbst dann, zu qualifizierende Syndikat26 formal wohl niemals nach au- wenn notariatsaktsbedürftige Beschlüsse mitinbegriffen ßen hin entstehen, weshalb bei dessen Gründung mangels sind.17 Dies ist mE konsequent, da bestimmte Gesellschaf- Formalaktes – im Unterschied zu eingetragenen Personen- terbeschlüsse auf Ebene der Hauptgesellschaft trotz vertrag- gesellschaften und Kapitalgesellschaften – nicht zwischen lich vereinbarter Stimmabgabe zu deren Wirksamkeit ohne- Errichtung (Abschluss des Gesellschaftsvertrages) und Ent- dies eines Notariatsakts/einer notariellen Beurkundung be- stehung (konstitutive Eintragung im Firmenbuch) zu diffe- dürfen und ein/e zusätzlicher Notariatsakt/zusätzliche nota- renzieren ist.27 rielle Beurkundung für den Syndikatsvertrag – abgesehen Das UGB folgt hinsichtlich der Entstehung von rechts- vom Argument des im Wirtschaftsleben ohnedies minima- fähigen Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften lisierten Übereilungsschutzes – sinnbefreit erscheint und allein dem Normativsystem.28 Dies ist nachvollziehbar zusätzliche Kosten verursacht, für die letztlich die Syndi- und zu respektieren, zumal die Entscheidung des Gesetzge- katspartner selbst und nicht die Hauptgesellschaft aufzu- bers bewusst zugunsten des Normativsystems ausfiel, da in kommen haben. dessen Augen gerade das Normativsystem die im Rechts- Werden im Syndikatsvertrag jedoch Vorkaufsrechte, verkehr erforderliche Klarheit und Rechtssicherheit bieten Optionsrechte oder andere Aufgriffsrechte mit dem Ziel, kann.29 die Übertragbarkeit von Geschäftsanteilen einer GmbH zu Das die österreichische Rechtsordnung prägende30 Nor- regeln, vereinbart, so unterliegt auch ein solcher Syndikats- mativsystem31 knüpft die Entstehung einer Gesellschaft an vertrag – mE zur Gänze – dem entsprechenden Formgebot fürdieRegelungderÜbertragungsolcherGeschäftsan- teile:18 587 (Reich-Rohrwig); 29. 1. 1991, 4 Ob 502/91; 12. 2. 1991, 8 Ob 707/89; 16. 9. 1993, 2 Ob 37/93; 13. 1. 1998, 8 ObA 284/97s; 10. 8. 1998, 7 Ob 33/ Geschäftsanteile einer GmbH sind nach § 76 Abs 1 98y; 13. 8. 1998, 2 Ob 197/98d; 15. 10. 1998, 2 Ob 200/98w; 26. 4. 2001, 6 Ob 93/01x; 20. 2. 2003, 6 Ob 326/02p; 15. 12. 2004, 9 Ob 140/04k; 5 Ob GmbHG grundsätzlich sowohl frei übertragbar als auch ver- 174/09p iFamZ 2014, 270 (Deixler-Hübner); 24. 11. 2015, 1 Ob 219/15k. erblich. Diese für Kapitalgesellschaften charakteristische 17 Koppensteiner/Rüffler, GmbH-Gesetz Kommentar3 (2007) § 39 Rz 18. 18 Schopper in Gruber/Harrer, GmbH Kommentar (2014) § 76 Rz 35. freie Übertragbarkeit von Anteilen wird insoweit relativiert, 19 § 76 Abs 2 GmbHG. 20 Straube/Ratka/Rauter, WK GmbHG (2014) § 76 Rz 188. als einerseits die Übertragung eines Geschäftsanteils unter 21 RIS-Justiz RS0113159; OGH 28. 8. 2003, 8 Ob 259/02z; die Formfreiheit Lebenden stets eines Notariatsaktes bedarf (§§ 52ff NO) nur für das Verfügungsgeschäft als erforderlich erachtend OGH 28. 6. 2000, 6 Ob 18/00s. und andererseits die Übertragung eines Geschäftsanteils 22 Rauter in Straube/Ratka/Rauter, WK GmbHG (2014) § 76 Rz 171/1. 23 „ im Gesellschaftsvertrag an das Vorliegen weiterer Voraus- RIS-Justiz RS0022066; OGH 28. 7. 1988, 7 Ob 604/88; ebenfalls von Ent- stehung“ iZm der Wirksamkeit des Vertrages sprechend Artmann in Klang3 setzungen, insb an die Zustimmung anderer Gesellschafter, (2016) § 1175 Rz 40 und Swoboda, Die Kündigung von Syndikatsverträgen 19 und das Abschlussprüfungsrechts-Änderungsgesetz 2016, Zak 2016, 204. geknüpft werden kann. Wiewohl es in der Praxis nicht un- 24 Artmann in Fenyves/Kerschner/Vonkilch, ABGB3 (Klang) § 1175 Rz 15; gewöhnlich ist, dass Verpflichtungs- und Verfügungsge- Rieder/Huemer, Gesellschaftsrecht4 (2016) 88; Kastner/Doralt/Nowotny, Grundriß des österreichischen Gesellschaftsrechts (1990) 56; anderer Mei- schäft zeitlich zusammenfallen („Kauf- und Abtretungsver- nung Wahle, der die GesbR unter die „moralischen Personen“ gem § 26 “ 20 21 ABGB einreihen wollte, in Klang V 513. trag ), unterliegen nach hL und überwiegender Rsp im 25 RIS-Justiz RS0123365; RS0062058; OGH 4 Ob 546/60 EvBl 1961/148 = JBl Falle des zeitlichen Auseinanderfallens sowohl das Ver- 1961, 42; 6 Ob 69/62 EvBl 1962/514 von der Parteifähigkeit einer GesbR sprechend und damit auch auf die Rechtsfähigkeit bezogen 10. 7. 1997, pflichtungs- als auch das Verfügungsgeschäft zu deren Gül- 2 Ob 2398/96b, vgl dazu § 1 ZPO; ebenso zur Parteifähigkeit RIS-Justiz tigkeit zwingend der Form eines Notariatsakts. RS0022184; OGH 13. 11. 1968, 7 Ob 215/68; 1 Ob 151/72 EvBl 1973/30 = JBl 1974, 101; 19. 12. 1972, 8 Ob 204/72; 4 Ob 548/75 NZ 1977, 54 = JBl Welches (gesetzlich zulässige) Verpflichtungsgeschäft 1976, 428; 19. 1. 1977, 1 Ob 28/76; 8 Ob 555/77 SZ 51/3 = EvBl 1978/144; 16. 1. 1979, 2 Ob 135/78; 1 Ob 33/79 SZ 53/2 = JBl 1980, 545; 29. 4. 1980, der beabsichtigten Übertragung eines GmbH-Geschäftsan- 4 Ob 571/79; 10 Os 148/79 EvBl 1981/78 = SSt 51/28 = JBl 1981, 105; teils zugrunde liegt, ist ohne Bedeutung,22 weshalb, wie be- 30. 6. 1982, 1 Ob 13/82; 3 Ob 49/85 GesRZ 1985, 194 = RdW 1985, 339; 7 Ob 635/86 SZ 59/161 = RdW 1987, 80 = wbl 1987, 12 = GesRZ 1987, 41 reits erwähnt, auch Vorkaufsrechte, Optionsrechte oder an- = RZ 1987/41; 2 Ob 50/89 SZ 62/71 = RZ 1989/81 = ZVR 1990/48 S 139 = JBl dere Aufgriffsrechte enthaltende Syndikatsverträge ihrer- 1989, 587 (Reich-Rohrwig); 4 Ob 127/90 SZ 63/179; 29. 8. 1991, 15 Os 5/91; 13. 7. 1994, 7 Ob 551/94; 1 Ob 506/95 ecolex 1995, 418 = ÖJZ-LSK 1995/172 seits notariatsaktspflichtige Verpflichtungsgeschäfte iSd = JBl 1996, 190 = ÖJZ-LSK 1995/174 = ÖJZ-LSK 1995/175 = HS 26.676; 23. 12. 1998, 9 ObA 257/98d; 4. 2. 1999, 4 Ob 13/99m; 9. 3. 1999, 7 Ob 32/ § 76 Abs 2 GmbHG darstellen können. 99b; 10. 7. 2001, 5 Ob 151/01v; 28. 11. 2001, 9 ObA 90/01b; 30. 11. 2006, 3 Ob 62/06y; 2 Ob 238/07z Zak 2008/339 = ZfRV-LS 2008/37 = ARD 5891/11/2008 = RdW 2008/411 S 454 = Huber, ZVR 2008/237 S 484 – Huber, III. „ENTSTEHUNG“ ODER „GRÜNDUNG“ ZVR 2008/239 = RZ 2008, 281 EÜ400 = ZVR 2009/38 (Danzl, tabellarische Übersicht) = HS 39.359; 7 Ob 130/10h RdW 2011/630 S 596 = ZUS 2011/23 S84(Knauder, Rechtsprechungsübersicht) (Knauder, Rechtsprechungsüber- Obwohl oftmals vom Entstehungszeitpunkt eines Syndikats sicht) = ZFR 2011/175 S 321 (Gruber, Rechtsprechungsübersicht) = VersR 23 2012, 1143 = Ertl, ecolex 2012, 1040 (Rechtsprechungsübersicht) = gesprochen wird, erscheint es mir aus Gründen der SZ 2011/41; 1 Ob 234/11k bbl 2012, 143/106 = ecolex 2012/401, 986. Rechtssicherheit sowie legistischer Gründlichkeit ange- 26 Um Wiederholungen hintanzuhalten, sei darauf hingewiesen, dass im Fol- genden bei Verwendung des Begriffs GesbR selbstverständlich auch das als bracht, auf den Terminus „Entstehung“ iZm der Bildung solche zu qualifizierende Syndikat mitumfasst ist. Gleiches gilt vice versa. eines Syndikats aus folgendem Grund zu verzichten: 27 Sondern lediglich zwischen Abschluss des Gesellschaftsvertrages und des- sen Wirksamkeit. HL24 und stRsp25 vertreten seit jeher die Ansicht, dass 28 Krejci in Krejci, Reformkommentar UGB (2007) § 123 Rz 1ff; Schauer in Kalss/Nowotny/Schauer, Gesellschaftsrecht (2008) Rz 2/605. die GesbR über keine eigene Rechtspersönlichkeit verfügt 29 Koppensteiner/Auer in Straube/Ratka/Rauter, UGB I4 (2012) § 123 Rz 5. und daher nicht ins Firmenbuch eingetragen werden kann. 30 Rieder/Huemer, Gesellschaftsrecht2 (2011) 61. 31 Auf den Unterschied zwischen Konzessionssystem und Normativsystem Insofern kann das in seiner üblichen Ausprägung als GesbR wird mangels Relevanz nicht eingegangen.

Lukas-Sebastian Swoboda Syndikatsverträge 09_2019 österreichisches anwaltsblatt 545

Abhandlungen

einen konstitutiven hoheitlichen Akt.32 Dieser konstitutive ren, dass das Syndikat schon zu einem Zeitpunkt, der vor hoheitliche Akt besteht bei Vorliegen aller Voraussetzungen Abschluss des Gesellschaftsvertrages liegt (dh rückwir- darin, die jeweilige Gesellschaft auf Antrag in das öffentlich kend), als gegründet gilt. Eine rückwirkende Gründung ei- zugängliche Firmenbuch einzutragen. Mangels Rechtsfähig- ner GesbR mit Wirkung im Außenverhältnis ist jedoch aus- keit einer GesbR (bzw eines Syndikats) kommt eine solche, geschlossen.36 Dies ist für typischerweise als reine Innenge- dem Normativsystem entsprechende Eintragung ins Fir- sellschaften ausgestaltete Stimmbindungsgesellschaften oh- menbuch naturgemäß nicht in Betracht.33 ne Relevanz,37 sodass zeitlich rückwirkende Syndikate in Es wäre daher angebracht, den Terminus „Entstehung“ der Praxis keine Seltenheit darstellen. rechtsfähigen und ins Firmenbuch einzutragenden Gesell- Unproblematisch ist auch, wenn zwischen rückwirken- schaften vorzubehalten und im Falle der GesbR den Begriff dem Gründungszeitpunkt und tatsächlichem Abschluss ei- der „Entstehung“ durch die Begriffe „Gründung“, „Bil- nes Syndikats ein verbandsfremder Dritter einen Geschäfts- dung“ oder, in Anspielung auf den rein schuldrechtlichen anteil der Hauptgesellschaft erwirbt, da die rückwirkende Charakter der GesbR, „Abschluss“ zu ersetzen. Gründung lediglich die Syndikatspartner rechtsgeschäftlich Told34 spricht sich völlig zurecht ebenfalls gegen die Ver- bindet und nicht – wie es der Sprachgebrauch oftmals ver- wendung des Terminus „Entstehung“ iZm Gesellschaften muten lässt – deren Geschäftsanteil syndiziert.38 bürgerlichen Rechts aus, begründet dies jedoch mit deren Zu einem vergleichbaren Ergebnis wie im Falle einer mangelnder Rechtsfähigkeit selbst und nicht mit der (man- (unmöglichen) rückwirkenden Gründung mit Wirkung im gels Rechtsfähigkeit) fehlenden Eintragungsmöglichkeit ins Außenverhältnis könnten die Gesellschafter dann kommen, Firmenbuch. wenn sie Umstände darzulegen vermögen, aus denen sich Im Folgenden wird daher auf den Terminus „Entste- zweifelsfrei ergibt, dass es schon vor der schriftlichen Er- hung“ iZm Syndikaten verzichtet und konsequenterweise richtung des Gesellschaftsvertrages durch ein dem Konklu- durch „Gründung“ ersetzt. denzgebot des § 863 Abs 1 ABGB entsprechendes Verhal- ten der Beteiligten zu einem schlüssigen Vertragsabschluss IV. (GRÜNDUNGS-)ZEITPUNKT gekommen ist.39 In einem solchen Fall handelt es sich genau genommen natürlich nicht um eine rückwirkende Grün- 1. „Ex nunc“ Gründung dung der Gesellschaft, sondern schlicht um eine zeitlich versetzte Verschriftlichung des (der Behauptung nach) be- Der Gründungszeitpunkt eines Syndikats richtet sich nach reits zuvor mündlich bzw konkludent geschlossenen Gesell- dem Wirksamkeitszeitpunkt des GesbR-Gesellschaftsver- schaftsvertrages. trags, welcher seinerseits in aller Regel mit dem Zeitpunkt des Abschlusses des Gesellschaftsvertrages zeitlich zusam- menfällt. Abweichend von diesem Ausgangsfall steht es den Gründungspartnern frei, die Wirksamkeit des Gesell- schaftsvertrags von weiteren Umständen, so insb vom Ein- tritt aufschiebender Bedingungen, abhängig zu machen, 32 Koppensteiner/Auer in Straube/Ratka/Rauter, UGB I4 (2012) § 123 Rz 4; wodurch es zu einem Auseinanderfallen zwischen Ab- Rieder/Huemer, Gesellschaftsrecht2 (2011) 61. schluss des Gesellschaftsvertrages und dessen rechtlicher 33 Dazu bereits Feil in Feil/Igerz/Schnabl, Die Gesellschaft nach bürgerlichem Recht im österreichischen Zivil-, Bilanz- und Steuerrecht (1976) 15. Wirksamkeit kommen kann.35 34 Told in Bergmann/Ratka, Handbuch der Personengesellschaften2 (2016) Rz 2/70. 35 RIS-Justiz RS0022066. 2. „Ex tunc“ Gründung 36 OGH 19. 7. 1988, 1 Ob 604/88; krit Artmann in Klang3 (2016) § 1175 Rz 40. 37 RIS-Justiz RS0022066. Mit ausschließlicher Wirkung für das Innenverhältnis steht 38 Im Unterschied zum Pfandrecht, das gleichsam am Geschäftsanteil „klebt“. es den Gründungspartnern grundsätzlich frei zu vereinba- 39 Anlass gebend für diese Überlegungen, OGH 28. 7. 1988, 7 Ob 604/88.

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548 Im Gespräch Wie viel ist die Justiz dem Staat wert?

551 Termine

552 Chronik Fragerunde zur Nationalratswahl Freie Berufe in den Gemeinden Maria Anna von Ertl’sche Stiftung Entering the “Roaring Twenties”: Happy Birthday AWAK! Einladung: „Der Bundespräsident ein Krisenmanager? Macht und Verantwortung des Bundespräsidenten“ Verkehrsrechtstag am Wörthersee am Freitag, 4. 10. 2019, im Parkhotel Pörtschach Justizdelegation aus China zu Besuch Karrierechancen in Kärnten

564 Aus- und Fortbildung

571 Rezensionen

577 Zeitschriftenübersicht

österreichisches anwaltsblatt 09_2019 548 Im Gespräch

Wie viel ist die Justiz dem Staat wert? Univ.-Prof. Dr. Clemens Jabloner hat am 3. 6. 2019 das Amt des Vizekanzlers der Republik Österreich und des Justizministers übernommen. Aktuell ist er damit beschäftigt, eine Bestandsauf- nahme der österreichischen Justiz durchzuführen und Ver- besserungsnotwendigkeiten aufzuzeigen. Im Gespräch mit Mag. Christian Moser enthüllt er einen enormen Handlungs- bedarf.

2019/225 Konnten Sie sich schon einen Überblick über die wich- tigsten aktuellen Themen verschaffen und worin sehen Sie Ihre Aufgabengebiete während Ihrer Amtszeit? Ich bin noch dabei, mir einen Überblick zu verschaffen, aber die wichtigsten Punkte glaube ich schon ausmachen zu können. Sie wissen, dass die Bundesregierung, die als Experten- und Übergangskabinett gilt, beschränkte Aktivi- täten vorhat. Das heißt, dass auch größere finanzielle Vor- haben nicht verwirklicht werden können. Zugleich bietet das aber die Chance, einen Wahrnehmungsbericht zu er- stellen, in dem Verbesserungswürdiges aufgezeigt werden soll. Gleichzeitig bereiten wir für den nächsten Justizminis- ter/die nächste Justizministerin die budgetären Grundlagen vor, sodass die Budgetverhandlungen ohne große Anstren- dern, und die Aktenberge sind mit dem derzeitigen Perso- gungen aufgenommen werden können. nalstand nicht zu bewältigen. Wenn man die Wortmeldun- gen der LG-Präsidenten hört, dann blasen die alle ins selbe Anhand der aktuellen finanziellen Situation? Horn. Man muss zwei Dinge unterscheiden: Über die aktuelle Si- Ein weiterer großer Bereich ist der Strafvollzug, wo wir ja tuation habe ich bereits ein äußerst konstruktives Gespräch intensiv den Maßnahmenvollzug verbessern wollen. Das ist mit dem Finanzminister geführt, in das auch die Vorsitzen- ein wichtiges rechtspolitisches Vorhaben, aber mit Kosten de des Justizausschusses eingebunden war. Wir gehen ge- verbunden. Bei den Staatsanwälten gibt es auch Engpässe. meinsam davon aus, dass es im Bereich der Justiz heuer Es muss also einiges getan werden, um das Niveau teils zu nicht zu Zahlungsproblemen kommen wird. Weiters haben halten, teils zu verbessern. wir vereinbart, dass das Justizministerium die im letzten Jahr begonnenen Arbeiten zur Effizienzsteigerung fortführt, was auch das Finanzministerium weiter unterstützen wird. An einer umfassenden Lösung für die nächsten Jahre müs- Die Justiz ist schon seit langem sen wir aber jedenfalls noch arbeiten. unterbudgetiert.

Das heißt auf lange Sicht aber, dass mehr Ressourcen für die Justiz locker gemacht werden müssen? Die Justiz war schon durch einige Bundesregierungen hin- Vor kurzem hat der Nationalrat beschlossen, die Pau- durch unterbudgetiert. Das Problem ist, dass sich die Justiz schalgebühr auf die Hälfte zu reduzieren, wenn die ihre Aufgaben selten selbst zumisst, sondern sich diese aus Rechtssache in der ersten Verhandlung rechtswirksam dem Vollzug der Gesetze und aus der Rsp ergeben. Wenn verglichen wird. Sie haben sich in der Parlamentsdebatte man will, dass das Niveau gehalten wird, dann muss man skeptisch hinsichtlich der Finanzierung gezeigt. Wes- jetzt bestimmte Schwachstellen beseitigen. Primär geht es halb? um den Fachdienst bei den Gerichten. Da habe ich festge- Ich habe es als meine Verantwortung gesehen, in der der- stellt, dass vieles im Argen liegt. Wir haben innerhalb von zeitigen Situation Mehrbelastungen abzuwenden. Ich kann vier Jahren 400 Planstellen im Fachdienst verloren! Viele nicht auf der einen Seite auf Budgetprobleme hinweisen wandern auch ab, etwa zum Finanzressort oder zu den Län- und es auf der anderen Seite unkommentiert lassen, wenn

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Im Gespräch

neue Vorhaben Kosten in der Höhe von zumindest einer schutzversicherungen strenger, oder kommen ökonomische halben Million Euro verursachen. Dennoch ist es eine ver- Megafaktoren dazu, bspw weil mächtige Spieler wie große nünftige Maßnahme, was ich auch im Parlament so gesagt Onlinehändler so potent sind, dass sie aus Kulanz vieles habe. selbst regeln können. Es gibt sicherlich mehrere Kausalfak- toren. An der Qualität der Entscheidungen kann es aber Laut der aktuellen CEPEJ-Studie des Europarates nimmt nicht liegen, diese ist unbestritten. die österreichische Justiz über eine Milliarde Euro an Ge- richtsgebühren ein, etwa vier Mal so viel wie der Europa- Sie streichen die Qualität der Rsp hervor, der ÖRAK be- Durchschnitt. Die Finanzierung des Justiz-Budgets er- mängelt hingegen immer wieder die Qualität der Gesetz- folgt zu 117% über Gerichtsgebühren, es wird also mehr gebung. Konkret werden die Begutachtungsfristen im- eingenommen als ausgegeben. Wo fließt das Geld hin? mer kürzer oder es wird gänzlich auf eine Begutachtung Zum einen darf man das nicht allein auf die Gerichtsver- verzichtet. Dies betrifft mitunter sogar Verfassungsände- fahren beschränken. Zur Justiz gehört ja auch der Strafvoll- rungen. Gleichzeitig werden vom Verfassungsgerichtshof zug, der finanziert werden muss. Abgesehen davon hat das Jahr für Jahr unzählige Gesetze und Verordnungen zu- Geld kein Mascherl, sondern fließt ins allgemeine Budget. mindest teilweise aufgehoben. Welche Maßnahmen kön- Das sind Einnahmen, mit denen der Finanzminister rech- nen ergriffen werden, um dieser Entwicklung gegenzu- net, und wir müssen unser Budget genauso erkämpfen wie steuern? alle anderen Ressorts. Ich glaube nicht, dass das den Justizbereich im engeren Sinn betrifft, sondern eher andere Bereiche. Soweit wir legistisch arbeiten, garantieren wir für Qualität und haben auch eine sehr gute Beziehung zum Justizausschuss. Insgesamt ist es natürlich ein großes Malheur, wenn Begutachtungsfristen verkürzt werden oder überhaupt keine existieren, zB weisen aktuelle Initiativanträge rechtstechnische Schwächen auf. Was die verfassungsrechtliche Seite betrifft, so ist es ein Strukturproblem der nachfolgenden Kontrolle durch den VfGH, da diese eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Zum Teil setzt sich die bedenkliche Auffassung durch, man müsse einmal etwas machen, obwohl es verfassungs- oder europarechtlich problematisch ist, und erzeugt damit einen medialen Effekt. Wenn der EuGH anschließend fest- stellt, dass die Regelung unionsrechtswidrig ist, kann man Dennoch fordert der ÖRAK schon seit langem eine Neu- eine europafeindliche Agitation damit verbinden. Da steckt regelung der Gerichtsgebühren, insb eine Deckelung bei eine gewisse Taktik dahinter, aber so sollte es nicht sein. hohen Streitwerten. Wie könnte eine solche Neuregelung aussehen? So muss man die Gesetze dann immer nachbessern . . . Das hat etwas für sich, ist aber eine rechtspolitische Frage, Und das halte ich nicht für günstig. Es gibt aber kaum eine die die politischen Kräfte in der nächsten Amtsperiode ent- andere Möglichkeit, denn das amerikanische System, bei scheiden müssen. Natürlich haben hier die politischen Bei- dem jedes Gericht über die Verfassungsmäßigkeit entschei- träge der Rechtsanwälte großes Gewicht, zumal diese stark den kann, hat auch sehr viele Nachteile. Da ist unser Sys- im Parlament vertreten sind. tem, das die Rechtssicherheit in den Vordergrund stellt, we- sentlich besser. Die Rechtsanwaltschaft beobachtet seit Jahren einen kon- tinuierlichen Rückgang der Anfallszahlen an den öster- reichischen Gerichten. Worin könnte dieser Ihrer An- sicht und langjährigen Erfahrung nach begründet sein? Die Pauschalvergütung für die Wird der Zugang zu Gericht für die Bürger immer be- Verfahrenshilfen gehört valorisiert. schwerlicher? Selbst habe ich keine Erfahrung, da ich aus der Verwal- tungsgerichtsbarkeit komme. Dort gab es immer eine Über- lastung, was zur Reform der Verwaltungsgerichtsbarkeit ge- Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte erbringen jährlich führt hat. Der Anfallsrückgang im Bereich der ordentlichen Verfahrenshilfen in einem Gegenwert von mittlerweile Gerichtsbarkeit dürfte auf unterschiedliche Ursachen zu- 40 Mio Euro (2018). Die dafür vom Bund in das anwalt- rückzuführen sein. Möglicherweise wandern sehr hohe liche Pensionssystem zu leistende Pauschalvergütung in Streitwerte zu den Schiedsgerichten ab, werden Rechts- Höhevonderzeit18MioEurowurdeallerdingsseit

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Im Gespräch

13 Jahren nicht mehr angepasst. Allein der Wert der er- brachten Leistung ist seither um 32 Prozent gestiegen. Trotz der gesetzlichen Verpflichtung, eine solche Anpas- sung vorzunehmen, ist dies bis zuletzt aber nicht gesche- hen. Werden Sie sich für eine gesetzmäßige Anpassung der Pauschalvergütung einsetzen? Wir teilen die Ansicht, dass das valorisiert gehört, und es wird ein Teil unseres Wahrnehmungsberichts sein.

Was halten Sie von der Forderung der Rechtsanwalt- schaft, die anwaltliche Verschwiegenheit im Verfassungs- rang abzusichern? Relativ wenig. Erstens bin ich überhaupt dagegen, alles in die Verfassung zu schreiben. Zweitens glaube ich, dass die anwaltliche Verschwiegenheit durch verschiedene grund- rechtliche Positionen ausreichend gesichert ist, insb durch Art 6 MRK, und dass eine zusätzliche Maßnahme eigentlich Univ.-Prof. Dr. Clemens Jabloner, geb 1948 in Wien, verheiratet, drei nichts mehr bringt. Diese gerät ja wieder in ein Spannungs- Kinder; studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien, 1974–1975 Vertragsbediensteter im Bundesministerium für soziale feld von gegenläufigen Interessen und wäre nur ein Verwaltung, 1975–1978 Universitätsassistent an der Universität Prestigeprodukt. Wien, 1978–1989 Beamter im Verfassungsdienst des BKA, 1989–1991 Leiter der Dienstrechtssektion, ab 1991 Vizepräsident und 1993–2013 Präsident des VwGH, 2014–2019 „Hans Kelsen Sie haben für Ihren Nachfolger einen „Wahrnehmungs- Professur“ am Institut für Rechtsphilosophie der Universität Wien, bericht“ zu den größten Schwachstellen der Justiz in Aus- seit 2019 Vizekanzler und Justizminister; seit 1993 Geschäftsführer des Hans-Kelsen-Instituts, 2003–2005 Mitglied des Österreich- sicht gestellt. Können Sie schon die wesentlichen Punkte Konvents, seit 2008 Vorsitzender des Kunstrückgabebeirats. daraus nennen? Foto 1+2: Michael Rausch-Schott Bislang sind mir vor allem Ressourcenprobleme aufgefallen, Foto 3: Parlamentsdirektion Johannes Zinner etwa beim Fachdienst, im Straf- und Maßnahmenvollzug, im Bundesverwaltungsgericht und in einem gewissen Aus- maß auch bei den Staatsanwälten. Hier arbeiten wir aber natürlich auch selbst an Effizienz-, Rationalisierungs- und Strukturmaßnahmen. Mir wird aber sicher auch noch eini- ges andere auffallen.

Würde es Sie reizen, auch nach der Nationalratswahl als unabhängiger Justizminister einer neuen Bundesregie- rung anzugehören? Nein!

Weshalb nicht? Meine Aufgabe in dieser Regierung ist ein josephinisches Zwischenspiel und ich kann mir schwer eine Regierungs- konstellation vorstellen, die für meine Art, an die Dinge he- ranzugehen, einen Platz bietet. Außerdem bin ich auch schon in fortgeschrittenem Alter und möchte mich wieder der Wissenschaft zuwenden.

Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben.

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Grundlehrgang (BU-Kurs) Inland Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) Verfahren Außer Streitsachen 17. 9. 2019 WIEN Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) 5. 11. 2019 WIEN Immobilien- und Vertragsrecht Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) Fristen-Intensivkurs 19. 9. 2019 WIEN Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) 11. 11. 2019 WIEN Einführungsseminar Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) Geldwäsche 25. 9. 2019 WIEN Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) 13. 11. 2019 WIEN Vollversammlung Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) Professionelle Erwachsenenvertretung 26. 9. 2019 SALZBURG Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) 14. 11. 2019 WIEN Immobilienertragsteuer Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) Symposium „Wirtschaftliche 30. 9. 2019 WIEN Betrachtungsweise“ Unversität Salzburg Grunderwerbsteuer 14. und 15. 11. 2019 SALZBURG Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) 30. 9. 2019 WIEN Grundbuch II Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) Kurrentien-Grundseminar 21. 11. 2019 WIEN Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) 1. 10. 2019 WIEN Grundbuch III Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) Corporate Governance 28. 11. 2019 WIEN Business Circle Management FortbildungsGmbH 1. 10. 2019 WIEN Compliance now! Business Circle Management FortbildungsGmbH Clubtreffen der Rechtsanwälte/innen em und 28. und 29. 11. 2019 RUST AM NEUSIEDLERSEE Rechtsanwaltswitwen/witwer Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) Clubtreffen der Rechtsanwälte/innen em und 3. 10. 2019 WIEN Rechtsanwaltswitwen/witwer Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) Future Day Vienna 10. 12. 2019 WIEN Business Circle Management FortbildungsGmbH 8. 10. 2019 WIEN Clubtreffen der Rechtsanwälte/innen em und Rechtsanwaltswitwen/witwer Handy-Signatur – Freischaltung direkt im Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) Seminar! 28. 1. 2020 WIEN Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) 10. 10. 2019 WIEN Clubtreffen der Rechtsanwälte/innen em und Rechtsanwaltswitwen/witwer RuSt – Recht und Steuern Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) Business Circle Management FortbildungsGmbH 25. 3. 2020 WIEN 17. und 18. 10. 2019 RUST AM NEUSIEDLERSEE Clubtreffen der Rechtsanwälte/innen em und Grundbuch (Brush-Up) Rechtsanwaltswitwen/witwer Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) Österreichischer Rechtsanwaltsverein (ÖRAV) 24. 10. 2019 WIEN 26. 5. 2020 WIEN

Beachten Sie bitte auch die Termine in der Rubrik „Aus- und Fortbildung“ auf den Seiten 564ff österreichisches anwaltsblatt 09_2019 552 Chronik

Fragerunde zur Nationalratswahl Anlässlich des bevorstehenden Wahlgangs am 29. 9. 2019 haben wir die Justizsprecher der Parla- mentsparteien um kurze Statements zu aktuellen justizpolitischen Themen gebeten. Die Reihung der Antworten erfolgt nach der derzeitigen Mandatsverteilung im Parlament.

• Mag. Michaela Steinacker, ÖVP: geb 1962 in Wien, Juris- • neue Geschworenengerichtsbarkeit (begründete Urteile, tin, Abgeordnete zum NR seit 29. 10. 2013 bessere Auswahl und Schulung der Geschworenen • Dr. Johannes Jarolim, SPÖ: geb 1954 in Wien, Rechtsan- uvm) walt, Abgeordneter zum NR 15. 12. 1994–5. 11. 1995 Stefan: Mit dem aus der Task-Force Strafrecht resultieren- und seit 11. 2. 1997 den Antrag bzgl eines Gewaltschutzgesetzes, der von der • Mag. Harald Stefan, FPÖ: geb 1965 in Wien, Notar, Ab- FPÖ vor Kurzem gemeinsam mit der Volkspartei im Natio- geordneter zum NR seit 28. 10. 2008 nalrat eingebracht wurde, haben wir einen großen Schritt in • Dr. , NEOS: geb 1946 in Bösenbach, Juris- Richtung Verbesserung des Opferschutzes, der Täterarbeit tin, Abgeordnete zum NR seit 9. 11. 2017 und der Präventionsarbeit – wie im Regierungsprogramm • Dr. Alfred J. Noll, JETZT: geb 1960 in Salzburg, Rechts- vereinbart – gemacht. Weiteren Handlungsbedarf sehen anwalt, Abgeordneter zum NR seit 9. 11. 2017 wir jedoch noch ua bei der Anhebung der Strafobergrenzen • Mag. Werner Kogler, Die Grünen: geb 1961 in Hartberg, für junge Erwachsene, beim Suchtmittelgesetz (zB strengere Volkswirt, Abgeordneter zum NR 29. 10. 1999–8. 11. 2017 Strafen beim Verkauf von Hanfsamen etc) und im Bereich des Familienrechts (zB Einführung eines Doppelresidenz- Welche justizpolitischen Schwerpunkte möchten Sie modells). in der nächsten Legislaturperiode setzen? Wo sehen Sie im Bereich der Justizpolitik den größten Hand- lungsbedarf? Steinacker: Die Bürgerinnen und Bürger müssen in den österreichischen Rechtsstaat und das Funktionieren der Justiz vertrauen können. Ich werde mich dafür einsetzen, dass bürokratische Hürden abgebaut und der Zugang zum Recht für die Bürgerinnen und Bürger weiter verbessert wird. Dazu wäre es zum Beispiel notwendig, Gerichtsver- fahren zu beschleunigen und zu optimieren sowie die Di- gitalisierung in der gerichtlichen Arbeit weiter voranzu- treiben. Jarolim: Den größten Handlungsbedarf in der Justiz sehe ich darin, die materielle und personelle Ausstattung der Justiz so zu verbessern, dass diese wichtige Institution Irmgard Griss, NEOS Foto: NEOS wieder optimal ihre Aufgabe erfüllen kann. Bei den legisti- schen Vorhaben sehe ich folgende Schwerpunkte: • Ein modernes Familienrecht des 21. Jahrhunderts mit ei- ner zusätzlichen Form einer Lebensgemeinschaft Das Justiz-Budget muss aufgestockt • weitere Verbesserungen für LGBTIQ werden. – Irmgard Griss, NEOS • verbesserten Gewaltschutz im Interesse der Opfer ohne populistische Strafverschärfungen • Verbandsklage (Muster- und Sammelklage) • soziale Dimension des gerichtlichen Verfahrens verbes- Griss: Ganz wesentlich ist eine Aufstockung des Justiz-Bud- sern – Zugang zum Recht ausbauen gets. Die Justiz braucht mehr Geld, das gilt für Gerichte, • Reform der Gerichtsgebühren Staatsanwaltschaften, für den Strafvollzug und vor allem • voller, notwendiger Kostenersatz bei Freispruch auch für den Maßnahmenvollzug. • grundlegende Reform des Maßnahmenvollzugs Noll: Meine justizpolitischen Schwerpunkte werde ich in • Bundesstaatsanwalt der nächsten Legislaturperiode außerhalb des Parlaments • echte, unabhängige Rechtsschutzbeauftragte beim Parla- setzen. Die Reform des Maßnahmenvollzugs ist wohl einer ment ansiedeln der drängendsten Punkte; hier warten wir seit Jahren auf • Reform des strafrechtlichen Haupt- und Rechtsmittelver- eine Reform, zu der sich bisher noch keine Regierung be- fahrens müßigt fühlte.

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Kogler: Der Zugang zum Recht muss verbessert werden. Die Verfahrenshilfe soll ausgebaut und auch für Rechtsan- wältinnen und Rechtsanwälte attraktiver gestaltet werden. Die Gerichtsgebühren sollen ausschließlich den Gerichten zugutekommen. Und die längst überfällige Reform des Maßnahmenvollzugs muss umgesetzt werden.

Die Rechtsanwaltschaft weist seit Jahren auf dringenden Reformbedarf im strafrechtlichen Haupt- und Rechtsmittelverfahren hin. Welche Ver- besserungen könnten Sie sich in diesen Bereichen vorstellen? Alfred Noll, JETZT Foto: ©/Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles KG/Mike Ranz Steinacker: Hier gilt es einerseits, die in der EMRK veran- kerten Verfahrensgarantien für ein faires Verfahren auszu- bauen und den Schutz der Grundrechte weiter zu stärken. Andererseits sind weitere Optimierungen notwendig, um Es sollte in allen Haftfragen drei vor allem in Großverfahren kürzere Verfahrensdauern zu Instanzen geben. – Alfred Noll, JETZT erzielen. Jarolim: Mehr als zehn Jahre nach Inkrafttreten des neuen strafprozessualen Vorverfahrens ist es hoch an der Zeit, auch das Haupt- und Rechtsmittelverfahren neu zu re- Kogler: Für die Grünen ist es insb denkbar, die prozessuale geln. Im Rechtsmittelverfahren soll eine lückenlose Über- Stellung der Privatgutachter zu stärken. Des Weiteren prüfung der entscheidenden Tatsachenfeststellungen einer könnte das geschworenengerichtliche Verfahren zu Guns- erstinstanzlichen Verurteilung garantiert werden. Auch ten eines vergrößerten Schöffengerichts eingeschränkt wer- die Beweiswürdigung und Schuldfrage müssen bekämpfbar den. sein. Ebenso ist eine durchgreifende Anordnungsbefugnis Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte erbringen von der Staatsanwaltschaft an die Kriminalpolizei anzuden- jährlich unentgeltlich Leistungen im Rahmen der ken. Verfahrenshilfe in einem Gegenwert von mittlerweile Stefan: Unsere klare Zielsetzung lautet Verfahrensopti- 40 Mio Euro (2018). Die dafür vom Bund in das an- mierung und Verfahrensbeschleunigung in Richtung zügi- waltliche Pensionssystem zu leistende Pauschalver- ger und effizienter Verfahren der Gerichte zur Steigerung gütung in Höhe von derzeit 18 Mio Euro wurde aller- des Rechtsschutzes. Hier liegt unser Augenmerk vermehrt dings seit 13 Jahren nicht mehr angepasst. Allein der auf der Digitalisierung. Denn gerade bei aufwendigen Wert der erbrachten Leistungen ist seither um Verfahren mit beträchtlichen Datenmengen braucht es 32 Prozent gestiegen. Der ÖRAK hat mehrfach auf die professionelle IT-unterstützte Aufbereitungen und Analy- Notwendigkeit einer Anpassung hingewiesen und sen dieser Datensätze, um die Dauer des Ermittlungsver- entsprechende Anträge im Justizministerium einge- fahrens zu reduzieren. Eine weitere Verbesserung, die wir bracht. Trotz der gesetzlichen Verpflichtung des Jus- unterstützen und auch im Regierungsprogramm festge- tizministers, eine solche Anpassung vorzunehmen, ist schrieben haben, ist die Einführung der elektronischen dies bis zuletzt nicht geschehen. Gleichzeitig erzielt Akteneinsicht im Strafverfahren analog zum Zivilverfah- die österreichische Justiz als einzige in Europa Re- ren. kordeinnahmen durch Gerichtsgebühren. Ist dem Griss: In erster Linie eine Reform des Geschworenenver- Staat der Zugang zum Recht für die Bürger nichts fahrens. Es muss vor allem sichergestellt sein, dass die Be- wert? Werden Sie sich für eine gesetzmäßige Anpas- weiswürdigung überprüft werden kann. sung der Pauschalvergütung einsetzen? Noll: Es ist systemwidrig, dass in Zivilsachen auch in Steinacker: Der Zugang der Bürgerinnen und Bürger zum nicht so wichtigen Fragen häufig drei Instanzen zur Ver- Recht ist eine wesentliche Säule für das Funktionieren der fügung stehen, während in Strafsachen nur zwei Instanzen Rechtsstaatlichkeit. Die Rechtsanwältinnen und Rechtsan- bestehen. In allen Fragen, die mit Haft zu tun haben, soll- wälte leisten dafür einen bedeutenden Beitrag. te es im Strafrecht daher drei Instanzen geben. Darüber Es gilt in einer Gesamtschau mit Rücksicht auf das Jus- hinaus sollte es in allen Strafverfahren einen Anwalts- tiz-Budget zu definieren, wie man den Zugang zum Recht zwang geben. bestmöglich ausgestalten kann und inwiefern die Rechtsan- wältinnen und Rechtsanwälte auch in Zukunft angemessen für ihre Tätigkeit entschädigt werden können.

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Jarolim: Die SPÖ wird sich vehement für eine gesetzmä- Das Recht der Bürger auf eine freie, unabhängige und ßige Anpassung der Pauschalvergütung einsetzen. Die dies- zur Verschwiegenheit verpflichtete Rechtsanwältin bezüglichen Anträge des ÖRAK sind endlich umzusetzen. oder Rechtsanwalt ist ein wesentliches Merkmal eines Rechtsstaates. Diese Grundwerte geraten allerdings immer wieder unter Druck. Der ÖRAK fordert daher den absoluten Schutz der rechtsanwaltlichen Ver- schwiegenheit. Für welche Maßnahmen treten Sie in diesem Zusammenhang ein? Steinacker: Die anwaltliche Verschwiegenheitspflicht ist Garant des Rechtsstaates. Dieses Recht darf nicht umgangen werden. Andererseits müssen die Ermittlungsbehörden auch arbeiten können. Ich bin dafür, unter Einbeziehung der betroffenen Stakeholder (vor allem des ÖRAK) den Johannes Jarolim, SPÖ Foto: SPÖ Parlamentsklub Hannes Hochmuth Umfang und die Grenzen dieser Verschwiegenheitspflicht zu diskutieren und klar und unmissverständlich auszuge- stalten. Jarolim: Die SPÖ tritt für den weitestgehenden Schutz Die SPÖ wird sich vehement für eine der rechtsanwaltlichen Verschwiegenheit ein und sieht gesetzmäßige Anpassung der Letztere als Grundlage nicht nur für ein faires Verfahren, Pauschalvergütung einsetzen. – sondern überhaupt für das Funktionieren des Rechtsstaates. Johannes Jarolim, SPÖ Bei Regelungen betreffend Geldwäsche und Terrorbekämp- fung ist der Gesetzgeber bei der Einschränkung der Ver- schwiegenheitspflicht bis hart an die Grenze des Zulässigen gegangen. Künftig wird schon bei der Ausarbeitung von Stefan: Die FPÖ setzt sich seit jeher für einen raschen, Konventionen oder Richtlinien streng auf die Einhaltung unkomplizierten und kostengünstigen Rechtszugang der der Verschwiegenheitspflicht geachtet werden müssen, da- Bürger ein. Gebührenerhöhungen allein zur Budgetsanie- mit der innerstaatliche Gesetzgeber hier noch freie Hand- rung und überzogene Gebühren wirken hinderlich, er- lungsmöglichkeiten hat. schweren dem Bürger den Weg zum Recht und werden Stefan: Jegliche Aushöhlungen der Schutzwirkungen daher abgelehnt. Auf Initiative der FPÖ wurde die Maß- der Verschwiegenheitspflicht der freien Berufe wie „ nahme Senkung und Deckelung der Gerichtsgebühren Rechtsanwälte, Notare, Steuerberater etc werden von uns “ (inkl Streitgenossenzuschlägen) im letzten Regierungs- abgelehnt. Gerade die Stellung von Rechtsanwälten ist ein programm verankert. Da dieser Punkt nicht mehr umge- starkes Charakteristikum einer freien Gesellschaft. Über setzt werden konnte, unterstützte die FPÖ im Juli 2019 die verfassungsrechtliche Normierung der Verschwiegen- auf parlamentarischer Ebene einen Initiativantrag, auf- heitspflicht kann aus unserer Sicht jedenfalls diskutiert grund dessen in der ersten Verhandlung erzielte rechts- werden. wirksame Vergleiche künftig nur mehr der halben Pau- Griss: Die anwaltliche Verschwiegenheit muss für die ge- schalgebühr unterliegen. Der FPÖ ist es ein wichtiges An- samte Kommunikation zwischen Klient und Anwalt gelten. liegen, weiter gehende Maßnahmen zur Senkung der Ge- Sie darf nur durchbrochen werden, wenn höherrangige In- richtsgebühren zu ergreifen, wobei ein diesbezügliches teressen betroffen sind, wie die Bekämpfung von Geldwä- Gesamtpaket auch eine Anpassung der Pauschalvergütung sche und Terrorismus. Eine Verankerung in der Verfassung beinhalten sollte. halte ich nicht für notwendig. Griss: Ich halte eine Anpassung für absolut gerechtfer- Noll: In der 26. GP habe ich etwa einen Antrag zur ver- tigt. fassungsgesetzlichen Absicherung der rechtsanwaltlichen Noll: Als ersten Schritt für einen leichteren Zugang zum Verschwiegenheit auf Basis einer Resolution des ÖRAK – Recht habe ich mich in dieser Gesetzgebungsperiode teil- aus 2018 eingebracht, um genau diesen Schutz in Zukunft – weise erfolgreich für eine Senkung der Gerichtsgebühren gewährleisten zu können. Nachdem mir die Abgeordneten – eingesetzt. Die Anpassung der Pauschalvergütung ist von ÖVP und FPÖ zu diesem gelungenen Antrag herzlich – wenn man beim derzeitigen System bleibt unbedingt er- gratuliert hatten, verpassten sie ihm ein Begräbnis erster forderlich. Allerdings sollte auch eine inhaltlich seriöse Dis- Klasse: Der Antrag wurde vertagt. kussion darüber geführt werden, ob der derzeit praktizierte Kogler: Das Berufsgeheimnis ist ein hohes Gut, das es Modus der Abgeltung für die Verfahrenshilfe wirklich das zu schützen gilt. Nicht zuletzt durch völkerrechtliche non plus ultra ist. Umsetzungsverpflichtungen gerät das Berufsgeheimnis Kogler: Ja. immer wieder unter Druck. Die Grünen werden sich auch in Zukunft für den Schutz der Berufsgeheimnisträ-

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gerInnen einsetzen. Sei es im Bereich der anwaltlichen Wenn es aufgrund geänderter, auch digitaler Möglich- Verschwiegenheitspflicht oder im Bereich des Redak- keiten sinnvoll ist, sollte man auch Überlegungen zur Neu- tionsgeheimnisses. organisation der Gerichtsstrukturen zulassen.

Michaela Steinacker, ÖVP Foto: ©Sabine Klimpt/ÖVP-Klub

Die Justiz muss die Chance der Digitalisierung zur Optimierung von Arbeitsabläufen nutzen. – Michaela Steinacker, ÖVP

Jarolim: Die Gerichtsschließungen bisher in dem Sinn, dass Kleinst- und Kleingerichte zusammengelegt werden, hatten durchaus eine gewisse sachliche Begründung. Weitere Ge- richtsschließungen scheinen aber aufgrund des Arguments „ “ Harald Stefan, FPÖ Foto: FPÖ des bestmöglichen Zugangs zum Recht und auch aus inf- rastrukturellen Gründen problematisch. Stefan: Eine mögliche und überaus sinnvolle Gerichtsre- form könnte mit der Auflösung der Bezirksgerichte bei gleich- Die Stellung von Rechtsanwälten ist zeitiger Eingliederung der Aufgaben in die Landesgerichte de- ein starkes Charakteristikum einer finiert sein. So würden grundsätzlich 25–30 Erstgerichte in freien Gesellschaft. – Harald Stefan, ganz Österreich völlig genügen, um einerseits den Zugang FPÖ zum Recht für alle Bürger zu wahren und andererseits eine moderne Auffassung einer Gerichtsstruktur zu etablieren. Griss: Eine Strukturreform sollte zu einem dreistufigen Gerichtssystem führen: Eingangsgericht, Oberlandesge- Immer wieder wird über Gerichtsschließungen und richt, Oberster Gerichtshof. Die Eingangsgerichte sollen -zusammenlegungen nachgedacht. Wie könnte eine durch Zusammenlegung von Bezirksgerichten und Landes- Neuorganisation der Gerichtsstruktur in Österreich gerichten geschaffen werden, bei gleichzeitiger Verringe- aussehen, sodass der Zugang zum Recht trotzdem für rung der Zahl der Standorte. Das führt zwar für manche alle Bürger bestmöglich gewahrt bleibt? zu längeren Anfahrtswegen, erhöht aber die Qualität der Steinacker: Ich denke bei einer allfälligen Strukturreform Rechtspflege und spart Kosten. nicht vordergründig an die Schließung oder Zusammenle- Noll: Meines Erachtens sollten die Strafgerichtshöfe in gung von Gerichten. Ich bin der Meinung, dass durch die Wien und Graz aufgelöst und gemischte Gerichtshöfe nach Optimierung von Arbeitsabläufen, die Nutzung von Syner- dem Vorbild Restösterreichs geschaffen werden. Reine gieeffekten und das Vorantreiben der Digitalisierung (zB Strafgerichte neigen zur Bunkermentalität, sind weniger of- flächendeckender Einsatz des elektronischen Akts) vieles fen und weniger fortbildungsaffin. erreicht werden könnte. Diese Chance muss die Justiz nut- Kogler: Die flächendeckende Versorgung der Bürgerin- zen! nen und Bürger mit Justizdienstleistungen stellt einen wich-

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tigen Baustein beim Zugang zum Recht dar. Einer weiteren Griss: Begutachtungsverfahren sollen grundsätzlich bei Neuorganisation der Gerichtsstruktur sollte eine kritische allen Gesetzesvorhaben verpflichtend sein, das heißt auch Evaluation der bisherigen Gerichtsschließungen und -zu- bei Initiativanträgen von Abgeordneten. Und das Parla- sammenlegungen vorangehen. Insbesondere ist zu hinter- mentbrauchteinengutausgestattetenlegistischen fragen, inwiefern die erhofften Qualitätsverbesserungen tat- Dienst. sächlich erreicht werden konnten. Noll: Die mangelhafte Qualität der Gesetze kommt vor allem daher, dass die Begutachtung vielfach nicht ernst ge- Der ÖRAK hat in den letzten Jahren immer wieder die nommen wird. Mein Fraktionskollege Wolfgang Zinggl hat Qualität der Gesetzgebung bemängelt. Konkret wer- deshalb einen Initiativantrag eingebracht, dass alle Geset- den die Begutachtungsfristen immer kürzer oder es zesvorschläge zwingend einer Begutachtung zu unterziehen wird gänzlich auf eine Begutachtung verzichtet, dies sind. Leider fand dieser Antrag im Nationalrat keine Mehr- mitunter sogar bei Verfassungsänderungen! Gleich- heit. zeitig werden vom Verfassungsgerichtshof Jahr für Jahr unzählige Gesetze und Verordnungen zumindest teilweise aufgehoben. Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um dieser Entwicklung gegenzu- steuern? Steinacker: Ich trete ganz klar für die geordnete Begutach- tung von Gesetzesentwürfen und die Einbindung aller Be- troffenen in den Gesetzwerdungsprozess ein. Die Stellung- nahmen aus der Begutachtung geben oft wichtige Denkan- stöße und Hinweise, die dann vor Beschlussfassung im Par- lament berücksichtigt werden können. Hin und wieder ist es aus Zeitgründen notwendig, rasch gesetzliche Änderungen zu beschließen. In solchen Fällen setze ich auf Gespräche auf parlamentarischer Ebene. Die Überprüfung von Gesetzen ist eine Aufgabe, die dem Verfassungsgerichtshof durch unsere Verfassung übertra- gen ist. Das ist gut so, und daran würde ich auch nichts ändern. Jarolim: Die dramatische Einschränkung von Begutach- tungsfristen durch die türkis-blaue Regierung war tatsäch- lich absolut unverantwortlich. Vorschläge, die auf eine Selbstbindung des Gesetzgebers hinauslaufen, sind für sich aber auch problematisch, da sie demokratischen und parla- mentarischen Prinzipien widersprechen können. Deshalb Werner Kogler, Die Grünen Foto: Die Grünen/Gebhart de Koeckkoek ist es wohl Aufgabe der Politik, der Medien, der Zivilgesell- schaft und letztlich aller BürgerInnen, streng darauf zu ach- ten, dass eine gewisse politische Kultur und Rechtskultur eingehalten wird, und wenn dem nicht so ist, scharf und Stakeholder sollen sich im nachhaltig dagegen zu protestieren. Gesetzgebungsprozess mehr Stefan: Das Ergebnis der Nationalratswahl 2017 hat ei- – nes ganz klar gezeigt: Der Wunsch der Österreicher und einbringen können. Werner Kogler, Österreicherinnen nach rascher Veränderung und die Be- Die Grünen seitigung der Verfehlungen vorangegangener Bundesregie- rungen. Mit diesem Auftrag hat die Bundesregierung Kurz/ Strache Österreich mit zahlreichen Maßnahmen bereits in Kogler: Stakeholder sollen mehr Möglichkeiten bekommen, den ersten Monaten maßgeblich in eine überaus positive sich im parlamentarischen Gesetzgebungsprozess einzu- Richtung verändert. Die von der Bevölkerung dringend er- bringen. Die Begutachtungsfrist von Gesetzesentwürfen soll warteten Verbesserungen und lange Begutachtungsfristen im Regelfall acht Wochen betragen. ExpertInnenhearings in in parlamentarischen Verfahren stehen dementsprechend Fachausschüssen sollen die Regel und nicht die Ausnahme in gewisser Weise in Diskrepanz. Jedoch sind im Sinne eines sein. qualitativ hochwertigen Rechtsbestandes Mindestbegutach- tungsfristen bei genau definierten Gesetzgebungsvorhaben vorstellbar.

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Zuletzt stand das Thema Rechtsstaatlichkeit immer ropäischen Union erlassen werden, die in die Privatsphäre wieder im Fokus des demokratie- und justizpoliti- und die Grundrechte jedes einzelnen Bürgers eingreifen schen Diskurses – in der Europäischen Union, aber und diesen „gläsern“ machen. auch in Österreich. Welche Maßnahmen sind aus Ihrer Die FPÖ tritt für ein Gleichgewicht zwischen effizienter Sicht notwendig, um die Rechtsstaatlichkeit in Öster- Strafverfolgung und den Rechten der Bürger ein. Das be- reich und Europa zu schützen und auszubauen? deutet insbesondere, dass Maßnahmen, mit denen Strafver- Steinacker: Die Rechtsstaatlichkeit ist ein wesentlicher Eck- folgungsbehörden effizientere und schnellere Ermittlungen pfeiler unserer Demokratie. Diesen gilt es auch in der Zu- ermöglicht werden, nicht zu Lasten der Bürger gehen dür- kunft zu schützen und den gesellschaftlichen Gegebenhei- fen. Dies ist durch hohe Schutz- und Sicherheitsstandards ten entsprechend weiterzuentwickeln. zu gewährleisten. Jarolim: Die Gesetzmäßigkeit allen staatlichen Handelns Griss: Ganz wichtig sind verständliche Gesetze sowie ei- ist eine Voraussetzung für das Funktionieren des Rechts- ne gut ausgestattete Justiz und eine gut ausgestattete Ver- staates und die Einhaltung der Grund- und Menschen- waltungsgerichtsbarkeit. Nur sie garantieren faire und ra- rechte. sche Verfahren. Vor allem aber braucht es das Bewusstsein Die Vorschläge wie die „Einführung einer Sicherungs- in Politik und Gesellschaft, dass liberale Demokratie und oder Präventivhaft“ sind deshalb entschieden zurückzuwei- Rechtsstaat untrennbar zusammengehören. Denn Rechts- sen. Die Politik hat dem Recht zu folgen – und nicht um- staatlichkeit ist die Grundlage friedlichen Zusammenlebens gekehrt – und die Politik darf das Recht ausschließlich auf in einer freien Gesellschaft. die in der Verfassung vorgesehene Weise ändern. Noll: Rechtsstaatlichkeit gibt es nur, wenn die Justiz aus- Stefan: Die Rechtsprechung als dritte staatliche Gewalt reichend budgetär bedeckt ist. Genau das ist in den letzten steht innerstaatlich unter der verfassungsrechtlichen Garan- Jahren allerdings nicht passiert: Die Justiz wurde kaputtge- tie der absoluten Unabhängigkeit und ist diese auch auf spart. Die Verantwortung dafür liegt klar bei der ÖVP. Sie Ebene der Europäischen Union zu gewährleisten. Für den stellt seit über zehn Jahren sowohl Finanz- als auch Justiz- Fall des Bestehens der eindeutigen Gefahr einer schwerwie- minister. Leider konnte sich die ÖVP auch nicht für meine genden Verletzung eines dieser Werte durch einen Mit- Anträge für ein höheres Justiz-Budget erwärmen. gliedstaat sieht Art 7 EUV ein Vertragsverletzungsverfahren Kogler: Transparenz ist eine wichtige Voraussetzung um vor. Dieses erscheint ausreichend, um die Unabhängigkeit rechtsstaatliches Handeln in allen Bereichen der Verwal- der Justiz in den Mitgliedstaaten zu gewährleisten. In letzter tung sicherzustellen. Die Grünen setzen sich deshalb, auch Zeit wurde das Instrument jedoch zunehmend zu einem aus diesem Grund für die Schaffung eines Grundrechts auf Politikum, sind doch Tendenzen feststellbar, dass es ver- Informationsfreiheit ein. stärkt gegen jene Mitgliedstaaten eingesetzt wird, die sich für eine restriktive und geordnete EU-Migrationspolitik CHRISTIAN MOSER einsetzen. ÖRAK, Juristischer Dienst Festzustellen ist, dass Jahr für Jahr mit der Begründung der Terrorismusbekämpfung neue Rechtsakte von der Eu-

Freie Berufe in den Gemeinden Der Österreichische Gemeindebund und die Bundeskonferenz der Freien Berufe (BUKO) erklärten bei einer gemeinsamen Pressekonferenz als fundamentales gemeinsames Ziel, Menschen in ganz Österreich mit den Dienstleistungen der freien Berufe versorgen zu wollen.

n Kooperation mit der BUKO hat der Gemeindebund in die Pflicht, die das Berufsbild Hausarzt am Land wieder I eine Umfrage unter seinen Mitgliedern durchgeführt, attraktiver machen müssen. Er möchte auch die digitale um die Bedeutung der freien Berufe für die Gemeinden zu Grundinfrastruktur nicht dem Markt überlassen, sondern erfragen. Teilgenommen haben 258 Bürgermeister, Amts- eine flächendeckende Versorgung wie bei Wasser und leiter, Gemeindemitarbeiter und Gemeinderatsmitglieder. Strom sicherstellen, um Chancengleichheit für alle Österrei- Wenig überraschend wünschen sich alle eine wohnort- cher zu gewährleisten. nahe Gesundheitsversorgung. Gemeindebund-Präsident BUKO-Präsident Thomas Horejs strich die freien Berufe Alfred Riedl nimmt dabei Bund, Länder und Krankenkassen mit ca 82.000 Vertretern und 170.000 Angestellten nicht

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nur als starke, sondern auch als sichere Arbeitgeber hervor, da selbst im Krisenjahr 2008 kein Arbeitsplatz verloren ge- gangen ist. Die Umfrage zeigte auch die intensive Zusam- menarbeit der Gemeinden mit den juristischen Berufen auf. Als wesentliche Bereiche, in denen die Zusammenarbeit mit den Rechtsanwälten verstärkt werden sollte, wurden „Rechtsberatung“, „Hilfestellung bei Haftungsfragen“ und „Bauverfahren“ genannt. Um die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaf- fen, leisten die Gemeinden zahlreiche Investitionszuschüsse und Subventionen, Handlungsbedarf sieht Riedl aber auf Seiten des Bundes gegeben, den eine Versorgungspflicht treffe. Er wünscht sich, dass keine Wahlzuckerl auf Kosten der Gemeinden versprochen werden. Horejs appelliert indes an die Expertenregierung, die Punkte umzusetzen, die im Grafik: Österreichischer Gemeindebund in Kooperation mit BUKO Regierungsprogramm festgeschrieben waren: „Dann wären wir schon sehr weit.“ CHRISTIAN MOSER ÖRAK, Juristischer Dienst

Maria Anna von Ertl’sche Stiftung

ie Maria Anna von Ertl’sche Stiftung verleiht auch für bereits die Voraussetzungen für die Ausübung der Rechtsan- D das Jahr 2019 Stipendien an Rechtsanwältinnen oder waltschaft in Wien gegeben sind, verliehen werden, welche Rechtsanwälte. ferner unbemittelt sind, von Sitten, Rechtschaffenheit und Anträge auf Gewährung der Stipendien können spätes- christkatholischer Religion echte Beweise abstatten und zu- tens innerhalb von drei Kalenderjahren nach der erstmaligen gleich den Nachweis der mindestens mit sehr gutem Erfolge (berufsbegründenden) Eintragung als Rechtsanwalt in die abgelegten Rechtsanwaltsprüfung zu erbringen.“ Liste der Rechtsanwaltskammer Wien gestellt werden, wobei Der Punkt Viertens erster und zweiter Absatz des Stift- das Jahr der Eintragung selbst nicht mitgerechnet wird. briefes lautet: Die erstmalige Eintragung in einer anderen Rechtsan- „Diejenigen welchen diese Stiftung verliehen wird, erhal- waltskammer erfüllt nicht die Antragsvoraussetzungen. ten im Rahmen der von ihnen dargetanenen Kosten einen Anträge können von allen jenen Rechtsanwältinnen oder Stiftungsbetrag von insgesamt bis zu EUR 80.800,–,wobei Rechtsanwälten gestellt werden, die im Jahre 2016 oder da- für die Kosten der Gründung, Mitbegründung oder Beteili- nach, spätestens jedoch mit Ablauf des Jahres 2019, erstmals gung sogleich ein Betrag von EUR 26.800,– in bar und zur als Rechtsanwalt in die Liste der Rechtsanwaltskammer teilweisen Deckung der laufenden Kosten des Kanzleibetriebs Wien eingetragen wurden und noch eingetragen sind. durch fünf nacheinander folgende Jahre jedes Jahr ein Betrag Ein Bewerbungsansuchen kann nur einmal gestellt wer- von EUR 5.400,– in halbjährigen Raten auszubezahlen sind. den. Die Auszahlung erfolgt insoweit die liquiden Mittel der Anlässlich der Antragsstellung hat der Antragswerber die Stiftung reichen. Eine Stiftung kann auch zwischen Stiftungs- Absicht der unmittelbar bevorstehenden Gründung oder werbern geteilt werden.“ Mitbegründung einer Rechtsanwaltskanzlei oder die Beteili- In den Stiftbrief kann in der Bibliothek der Rechtsan- gung an einer Rechtsanwaltskanzlei in Wien offenzulegen. waltskammer Wien Einsicht genommen werden. Verbunden damit sind die ihr oder ihm dadurch entstehen- Ansuchen mit allen Unterlagen um Verleihung der Stif- den einmaligen Auslagen sowie die danach laufenden Kosten tung sind bis spätestens 31. 1. 2020 beim Präsidenten der darzutun und glaubhaft zu machen. Diesen Zahlen ist eine Rechtsanwaltskammer Wien elektronisch an die E-Mail- Einnahmenschätzung gegenüberzustellen (Business Case). Adressen [email protected] und an [email protected] Die Gründung, Mitbegründung oder Beteiligung ist oh- zu stellen. Stiftungssatzung, Merkblatt und Fragebogen fin- ne Verzug nachzuweisen, erforderliche Unterlagen sind densichauchaufderHomepagedesÖsterreichischen über Verlangen vorzulegen. Rechtsanwaltskammertags www.rechtsanwaelte.at, interner Der Punkt Zweitens erster Absatz des Stiftbriefes lautet: Bereich, Punkt 4. Weitere Informationen unter Maria Anna „Diese Stiftung soll angehenden Rechtsanwälten männli- von Ertl’sche Stiftung. chen und weiblichen Geschlechtes, dh solchen, bei welchen

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Entering the “Roaring Twenties”: Happy Birthday AWAK! 20 Jahre Aus- und Fortbildung im Rechtswesen

m täglichen Streben, besser zu werden und die „Mühen Flexibles Lernen boomt I der Ebene“ zu durchschreiten, lohnt es sich, von Zeit zu Und die Milestones der nächsten Jahre? Sie liegen ganz ein- Zeit einen Blick zurückzuwerfen. Bei der Anwaltsakademie deutig in der weiteren Digitalisierung, Differenzierung und reicht dieser Blick nun schon weit in den Horizont. 20 Jahre Flexibilisierung des Aus- und Fortbildungsprogramms. We- ist es her, dass ein kleines, aber umso engagierteres Team sentliche Schritte dazu sind bereits gesetzt: Den Beginn die ersten Aus- und Fortbildungsseminare organisierte. machte die Elektronische Lernzielkontrolle, mit der sich Stolz präsentierte man im November 1998 auch schon die Rechtsanwaltsanwärter gezielt auf ihre Rechtsanwaltsprü- Homepage, die mittels hochmoderner „Suchmaschine“ das fung vorbereiten, aber auch erfahrene Rechtsanwälte ihr Angebot selektierbar machte. Wissen „updaten“ können. Mehr als 1.200 praxisrelevante Was uns heute ein Lächeln auf die Lippen zaubert, zeigt Fragen decken die Gebiete Öffentliches Recht, Zivilrecht, das visionäre und innovative Denken der AWAK-Gründer. Strafrecht, Standesrecht und Honorarrecht ab, zusammen- Hochkarätige Rechtsanwälte, allen voran Dr. Max Urbanek, gestellt von Experten aus Justiz, Lehre und Anwaltspraxis. Dr. Max-Josef Allmayer-Beck, Dr. Peter Bleiziffer und Mit WEBCASTS ermöglicht die AWAK seit zwei Jahren Dr. Waltraute Steger, entwickelten in einem Arbeitskreis Fortbildung on demand – sprich zeitlich und örtlich unab- des ÖRAK den ehrgeizigen Plan, eine standeseigene, selb- hängig. Hochwertig gestaltet, kompatibel mit allen gängigen ständige Einrichtung für die Aus- und Fortbildung der An- Endgeräten, kompakt für knappe Zeitbudgets. Derzeit wer- waltschaft aufzubauen, mit einer Bündelung der Aktivitäten den 23 WEBCASTS zu folgenden Themen angeboten: Da- und Kräfte der Länderkammern. Heute – unter dem Dach tenschutz, Geldwäsche, Strafrecht, Erbrecht, Kapitalmarkt- des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages – ist die recht, Arbeitsrecht, Internationales Familienrecht, Unter- AWAK ebenfalls ein Pionier in der Entwicklung neuer For- haltsrecht und Mietrecht. Weitere Themen sind bereits in mate für Aus- und Fortbildungsinhalte. Planung. Mit „myawak.at“ erfüllt die Anwaltsakademie ihren „ “ Prädikat Sehr empfehlenswert Kunden auch den Wunsch nach Selbstverwaltung. Mittels „ Der Zweck der AWAK ist die Forschung, wissenschaftliche Konto behalten Rechtsanwälte, Rechtsanwaltsanwärter Arbeit und Vermittlung von Kenntnissen zur Förderung bzw Kanzleien den Überblick über ihre Buchungen, können des für die österreichische Rechtspraxis und Wirtschaft not- WEBCASTS ordern und Veranstaltungsunterlagen abrufen. wendigen Wissens im nationalen, internationalen und eu- ropäischen Rechtsbereich“. Ziel ist ferner die Anwendung und Integration insb europarechtlicher bzw ausländischer Rechtsordnungen und deren Rechtspraxis. Die AWAK ga- rantiert den Teilnehmern hochkarätige Vortragende und Know-how in höchster Qualität zu im Marktvergleich nied- rigen Seminarbeiträgen.

Foto: Syda Productions/Shutterstock.com

Ganz neu im Fortbildungs-Repertoire ist der PODCAST Mit konsequenter und konsistenter Entwicklung stieg die der AWAK. Aktuelles Fachwissen in angenehmer, kompak- Anwaltsakademie in den vergangenen 20 Jahren von einem ter Form zum Zuhören ermöglicht individuelles Lernen „Start-up“ zu einem „Big Player“ auf. Rund 3.000 Veranstal- „zwischendurch“, zum Beispiel am Heimweg oder in der tungen und mehr als 100.000 Teilnehmer sind beeindru- Mittagspause. Wie bei den WEBCASTS fassen auch hier Ex- ckende Kennzahlen. Allein im Vorjahr verzeichnete die An- perten wichtige österreichische und europäische Gerichts- waltsakademie knapp 6.000 Teilnehmer. entscheidungen und Gesetzesänderungen zusammen. Die

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Downloads und Streams sind mit allen gängigen Plattfor- 2002: Beginn der Serie „train the trainer“ für Referenten men kompatibel und gewähren damit volle Flexibilität. der Anwaltschaft. 2005: Beginn der Kooperation mit der Oberösterreichi- Begehrte Präsenzveranstaltungen schen Rechtsanwaltskammer und der Johannes Kepler Uni- „ “ Auch wenn der Trend eindeutig digital ist, vergisst die versität Linz. AWAK nicht ihre tragenden Säulen. Dies sind nach wie 2006: Start des Programms „Fortbildung neu“. Ausbil- vor die Präsenzveranstaltungen. Mit ihren Intensivsemina- dungs- und Fortbildungsangebote werden im Auftritt der ren spürt sie regelmäßig den Puls des Rechtsgeschehens und AWAK getrennt. Das Fortbildungsangebot wird um bietet mit einer einzigartigen Referentenliste fachkundige, „Privatissima“ ergänzt. Sie ermöglichen Rechtsanwälten, ge- praxisnahe und aktuelle Informationen. So verwundert es meinsam mit Richtern die Judikaturlinie anhand konkreter „ – nicht, dass Liegenschaften schaffen Leidenschaften Im- Entscheidungen im OLG Wien zu besprechen. “ mobilienrecht im anwaltlichen Fokus im April 2019 bereits 2007: Die AWAK übernimmt von der AVM Ausbildun- zum vierten Mal veranstaltet wurde. gen zu Mediation und konsensorientiertem Verhandeln. Auch das diesjährige Intensivseminar im Stift Melk von 2009: Das Fortbildungs-Zertifikat AWAK-cert startet er- 3. bis 5. Oktober 2019 ist brandaktuell und entsprechend folgreich. „ – stark nachgefragt: Next Generation m.b.H. Die Unter- 2011: Prüfungssimulations- und Prüfungsintensivkurse nehmensnachfolge und Vermögensübergabe als anwaltliche werden angeboten. – Herausforderung Chancen, Risiken, Gestaltungsmöglich- 2014: Das E-Learning-Portal der AWAK startet mit der – “ keiten für Rechtsanwälte . Experten aus Wirtschaft und Elektronischen Lernzielkontrolle. Mit über 1.200 praxisori- Recht erarbeiteten mit den Teilnehmern Lösungswege für entierten Fragen von Experten können sich User auf die einen reibungslosen Generationswechsel an der Unterneh- Rechtsanwaltsprüfung vorbereiten oder ihr Wissen auffri- mensspitze. schen. 2016: Das Angebot wird um Fortbildungsinhalte für Kanzleimitarbeiter, Sommerakademien und Seminare in den Rechtsanwaltskammern erweitert. 2017: Die Digitalisierung schreitet mit den WEBCASTS fort. Die aufwändigen und mit Topexperten produzierten Online-Seminare sind unabhängig von Zeit und Ort abruf- bar. Unter „myawak.at“ wird Rechtsanwälten und Rechtsan- waltsanwärtern die Selbstverwaltung ermöglicht: Sie kön- nen ein persönliches Konto einrichten, um Buchungen zu verwalten und auf Veranstaltungsunterlagen zuzugreifen. 2018: Einführung des Kanzlei-Kontos. Im Kunden-Por- tal werden elektronische Skripten angeboten. Im Oktober Foto: ©iStockphoto.com/nortonrsx 2018 wird das neue Corporate Design der Anwaltsakademie präsentiert. Und weil die AWAK mit 20 Jahren ja gerade erst ihre Ju- 2019: Von Experten gestalteter PODCAST zu Rechtsent- gend verlässt, wird weiter mit jugendlicher Energie an scheidungen und Gesetzesänderungen erweitert das Ange- neuen Projekten gearbeitet. So schenkte sich die Anwalts- bot für webbasiertes, individuelles Lernen. akademie zum Geburtstag ein neues Corporate Design. Ne- ben einem neuen Logo steht vor allem die neue Homepage AWAK im Mittelpunkt. Responsive Design sorgt für ein einheitli- ches Erscheinungsbild auf allen Endgeräten und Display- größen. Schnellere Orientierung bietet ein modernes Menü, mit einem größeren Bildanteil werden Erlebnis und Wahr- nehmung verbessert, die neue Farbsprache und Schrift strahlen Klarheit und Konsistenz aus. Und das zaubert uns wieder ein Lächeln auf die Lippen – diesmal ob des Ge- nusses. Ecksteine in 20 Jahren Anwaltsakademie: 1999: österreichweiter Start der Aus- und Fortbildungs- seminare. 2001: Beginn der Kooperation mit der Justizschule Schwechat.

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Einladung: „Der Bundespräsident ein Krisenmanager? Macht und Verantwortung des Bundespräsidenten“

ie Veranstaltung findet am antwortung kann zur Absetzung führen. Diese bedarf aller- D1. 10. 2019, dings eines „contrarius actus“ zur Wahl, nämlich einer von 19.00–21 Uhr, Volksabstimmung. im Dachgeschoß der rechtswissenschaftlichen Fakultät Dazu hat die Einberufung der Bundesversammlung zu der Universität Wien, erfolgen, was über Verlangen des Nationalrates geschehen Schottenbastei 10–16, kann, der darüber mit qualifizierter Mehrheit von zwei Drit- 1010 Wien, teln bei Anwesenheit mindestens der Hälfte der Nationalräte statt. entscheidet. Liegt eine solche Entscheidung vor, kann die Bundesversammlung mit einfacher Mehrheit die Abhaltung Mitveranstalter: einer Volksabstimmung verlangen (Art 60 B-VG). • Institut für Zeitgeschichte der Historisch-Kulturwissen- Im Übrigen ist der Bundespräsident immun. Die Straf- schaftlichen Fakultät, verfolgung ist ausgenommen bei Betretung auf frischer Tat • Rechtsanwaltskammer Wien, (Art 57 Abs 2 B-VG) nur mit Zustimmung der Bundesver- • mit Unterstützung der rechtswissenschaftlichen Fakultät sammlung zulässig. Über Beschluss des Nationalrates ist die der Universität Wien Bundesversammlung einzuberufen (Art 63 B-VG). ABLAUF Im Rahmen seiner politischen Verantwortung entschei- Begrüßung: det der Bundespräsident ohne weitere Bindung (Art 70 Univ.-Prof. Franz-Stefan Meissel, B-VG). Das heißt: • Vizedekan der rechtswissenschaftlichen Fakultät Er bestellt den Bundeskanzler und die Bundesregierung. Einleitende Worte: Eine tatsächliche Beschränkung ergibt sich allerdings bei Dr. Gerhard Benn-Ibler der Bestellung daraus, dass der Nationalrat der Bundes- Moderation: regierung oder einzelnen ihrer Mitglieder das Vertrauen Dr.in Barbara Tóth versagen kann (Art 74 B-VG). • Es diskutieren: Er entscheidet über die Entlassung des Bundeskanzlers Univ.-Prof. Dr. Heinz Fischer, Bundespräsident a.D. oder der Bundesregierung. • Univ.-Prof.in Dr.in Ilse Reiter-Zatloukal Er kann die Ernennung eines Bundesministers ablehnen. • em. Univ.-Prof. Dr. Dr. Heinz Mayer Er ist zwar ohne Antrag der Bundesregierung nicht zur Univ.-Prof. Mag. Dr. Dr. Oliver Rathkolb Entlassung eines Bundesministers berechtigt, kann aber die ganze Bundesregierung entlassen. „ “ Der Eintritt ist frei. Anmeldung erforderlich unter Wie groß ist also das monarchische Element in diesen „ [email protected] bis zum 15. 9. 2019. Regelungen und was kann letztlich durch ein Zusammen- spiel der Kräfte aller“ bewirkt werden. Die Novelle 1929 zum B-VG BGBl 1930/1 regelt die Stel- lung des Bundespräsidenten neu. Der Bundespräsident wird GERHARD BENN-IBLER nicht mehr durch das Parlament, sondern in einer Volks- Präsident des Juridisch-politischen Lesevereins und Ehren- präsident des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages wahl gewählt. Er ist in seiner Amtsführung daher auch dem (ÖRAK) Bundesvolk politisch verantwortlich. Seine politische Ver-

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Verkehrsrechtstag am Wörthersee am Freitag, 4. 10. 2019, im Parkhotel Pörtschach Das Thema der bereits zum sechsten Mal stattfindenden Vortragsreihe wird heuer „Brennpunkt Schadenersatz“ sein.

eginn: 14.00 Uhr. RA Dr. Andreas Ermacora (Innsbruck, Präsident des Ös- B Dauer: bis ca 20.30 Uhr. terreichischen Alpenvereins): Aktuelle Rechtsfragen zur • Anmeldung: bis 27. 9. 2019 Haftung der Skiliftbetreiber – Schriftlich an die Rechtsanwaltskammer für Kärnten: RA Dr. Johannes Pepelnik (Wien): Trainingsfahrt in den – Theatergasse 4/1, 9020 Klagenfurt Bergen? – [email protected] Begrüßung: RA Mag. Felix Fuchs (Mitglied des Aus- schusses der Rechtsanwaltskammer für Kärnten) Moderation: Univ.-Prof. Dr. Ernst Karner (Universität Wien, Institute for European Tort Law) Approbation für RAA: 2 Halbtage

SUSANNE LAGGNER-PRIMOSCH Leitung Kammerkanzlei/RAK Kärnten Foto: Konzeptdesign ralfpozzo.com

Referenten: Univ.-Prof. Dr. Ernst Karner (Universität Wien, Institute for European Tort Law): Aktuelle Judikatur zum Schaden- ersatzrecht

Justizdelegation aus China zu Besuch

m 17. 6. 2019 fand ein Besuch einer chinesischen Jus- A tizdelegation im ÖRAK statt. Die sechsköpfige Delega- tion bestand aus Richtern des Oberen Volksgerichts sowie des Mittleren Volksgerichts aus der Provinz Shaanxi. Es handelt sich dabei um Gerichte der ordentlichen Gerichts- barkeit in der Volksrepublik China, die in jeder Provinz, jedem autonomen Gebiet oder jeder regierungsunmittelba- ren Stadt eingerichtet sind. Bei ihrem Besuch in Österreich begrüßte Präsident Wolff die Delegation im ÖRAK und stellte die österreichische Rechtsanwaltschaft und deren Selbstverwaltung vor. Die Delegation interessierte sich be- sonders für die Themen Verfahrenshilfe und Exekution, über die sie von Präsident Wolff umfassend aufgeklärt wur- den. Präsident Wolff wird von der Delegationsleiterin Tan Aihua, der Vi- zepräsidentin des Oberen Volksgerichts in Shaanxi, ein Gastge- schenk überreicht, das die Seidenstraße darstellt. Foto: ÖRAK

ALEXANDER DITTENBERGER ÖRAK, Juristischer Dienst

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Karrierechancen in Kärnten

m die beruflichen Möglichkeiten in Kärnten für gut Kärnten, schilderte seinen persönlichen Karriereweg. Ab- U ausgebildete junge Menschen aufzuzeigen, lud die schließend berichtete Dr. Margit Heissenberger über das Rechtsanwaltskammer für Kärnten in Kooperation mit der „Carinthian Welcome Center“ und stellte den Verein Raiffeisen Landesbank Kärnten und der WU Alumni Com- „Weltkärntner“ vor. Unter den hochkarätigen Gästen der munity zur Veranstaltung „Karriere in Kärnten“ ein. Der Veranstaltung war auch Dr. Bernhard Fink, Vizepräsident Klagenfurter Rechtsanwaltsanwärter Julian Berger, LL.B. des ÖRAK und der Rechtsanwaltskammer für Kärnten. (WU), LL.M. (WU) sprach als Absolvent des Masterstu- diums Wirtschaftsrecht an der WU Wien über die Qualität dieser Ausbildung und über die Motive, die ihn zur Rück- kehr in die Heimat bewogen haben. Univ.-Prof. Dr. Martin Spitzer, Programmdirektor des Masterstudiums Wirt- schaftsrecht an der WU, berichtete von einer beachtlichen Erfolgsstatistik seiner Absolventen. Gastgeber Mag. Peter Gauper, Vorstandsdirektor der Raiffeisen Landesbank Kärnten, sprach über das enorme Potenzial der Kärntner Unternehmen. Der Präsident der Rechtsanwaltskammer für Kärnten, Univ.-Prof. Dr. Gernot Murko, zeigte die Kar- rieremöglichkeiten für Absolventen des WU-Masterstu- diums Wirtschaftsrecht in Kärnten auf. Kammeramtsdirek- torin Mag. Susanne Laggner-Primosch betonte in ihrer von links: Ratheiser, Heissenberger, Berger, Murko, Gauper, Laggner- Funktion als WU Alumni Hub Managerin Kärnten, dass Primosch, Spitzer Foto: © Bernhard Mader viele WU Alumni in Führungspositionen zum wirtschaftli- chen Erfolg Kärntens beitragen und junge Rückkehrer bei RECHTSANWALTSKAMMER FÜR KÄRNTEN ihrer beruflichen Entwicklung unterstützen. Rückkehrer und WU Alumnus Ing. Mag. Johannes Ratheiser, Leiter der Abteilung Meldewesen der Raiffeisen Landesbank

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Anwaltsakademie

SEPTEMBER 2019 AUSBILDUNG – AUSBILDUNG Kapitalmarktrecht Der organisierte Anglo-amerikanische Rechtssprache für Kapitalmarkt, seine behördliche Aufsicht und Rechtsanwälte – der Wertpapierhandel Anwaltskorrespondenz innerhalb des 13. und 14. 9. WIEN – britischen und Seminarnummer: 20190913 8 U.S.-amerikanischen Rechtssystems 4. 9. bis 6. 11. WIEN AUSBILDUNG Seminarnummer: 20190904–8 Seminarreihe Steuerrecht: 8. Bundesabgabenordnung 17. und 24. 9. WIEN AUSBILDUNG Seminarnummer: 20190917–8 Die Rechtsanwaltsprüfung – Intensivkurs „Prüfungsvorbereitung Abgabenrecht“ 5. bis 7. 9. WIEN FORTBILDUNG Seminarnummer: 20190905A-8 Aktuelle Judikatur zum Leistungsstörungsrecht 17. 9. WIEN AUSBILDUNG Seminarnummer: 20190917A-8 Gesellschaftsrecht I – Das Recht der Kapital- und Personengesellschaft – Rechtsformwahl, AUSBILDUNG Vermögensordnung, Haftungsverfassung und – Gründung Der Liegenschaftsvertrag Aspekte beim 6. und 7. 9. WIEN Erwerb von Wohnungseigentum Seminarnummer: 20190906–8 (Musterverträge) 20. und 21. 9. WIEN Seminarnummer: 20190920A-8 AUSBILDUNG – Die Rechtsanwaltsprüfung Intensivkurs AUSBILDUNG „Prüfungsvorbereitung Öffentliches Recht“ Grundlagen des öffentlichen Wirtschaftsrechts 9. bis 30. 9. WIEN 20. und 21. 9. WIEN Seminarnummer: 20190909A-8 Seminarnummer: 20190920–8

AUSBILDUNG AUSBILDUNG Seminarreihe Steuerrecht: Gesellschaftsrecht II – die GmbH – 7. Unternehmens- und Anteilskauf Gesellschaftsvertrag, Kapitalaufbringung, 10. 9. WIEN Haftungen, steuerliche Aspekte Seminarnummer: 20190910B-8 20. und 21. 9. ATTERSEE Seminarnummer: 20190920–3 FORTBILDUNG Von der Verteidigung in die Offensive – AUSBILDUNG Erfolgreiche Rechtsmittel in Strafsachen Strafverfahren – von der Mandatserteilung 10. 9. WIEN zur erfolgreichen Verteidigungsstrategie Seminarnummer: 20190910–8 20. und 21. 9. GRAZ Seminarnummer: 20190920–5

AUSBILDUNG Der Anwalt als Vertragsverfasser – FORTBILDUNG anhand von Praxisbeispielen (für Einsteiger) Lebensgemeinschaften und deren rechtliche 13. und 14. 9. ATTERSEE Auswirkungen Seminarnummer: 20190913–3 23. 9. GRAZ Seminarnummer: 20190923–5

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Aus- und Fortbildung

AUSBILDUNG AUSBILDUNG Insolvenzrecht – Grundbegriffe, Das Exekutionsrecht in Fallbeispielen – Verfahrensabläufe, Sanierungsverfahren Grundlagen, Exekutionsmittel, 27. und 28. 9. ST. GEORGEN I. A. Durchsetzungsstrategien Seminarnummer: 20190927–3 und einstweilige Verfügungen 11. und 12. 10. INNSBRUCK – AUSBILDUNG Seminarnummer: 20191011 6 Das Exekutionsrecht in Fallbeispielen – Grundlagen, Exekutionsmittel, AUSBILDUNG Durchsetzungsstrategien Kostenloser WEBCAST inkludiert – und einstweilige Verfügungen Gesellschaftsrecht II – 27. und 28. 9. WIEN Die GmbH – Gesellschaftsvertrag, Seminarnummer: 20190927–8 Kapitalaufbringung, Haftungen, steuerliche Aspekte 11. und 12. 10. GRAZ AUSBILDUNG Seminarnummer: 20191011–5 Urheber- und Leistungsschutzrecht in der digitalen Welt – AUSBILDUNG anhand der aktuellen Judikatur des OGH und „ “– des EuGH WOHNUNGSEIGENTUM Follow Up zum 27. und 28. 9. WIEN Liegenschaftsvertrag 11. und 12. 10. ATTERSEE Seminarnummer: 20190927A-8 Seminarnummer: 20191011–3

AUSBILDUNG FORTBILDUNG Der Rechtsanwalt als Vertragsverfasser – Erbrecht und Vermögensnachfolge – Spezielle die praktische Vertragsabwicklung Fragen 27. und 28. 9. FELDKIRCH 11. und 12. 10. WIEN Seminarnummer: 20190927–7 Seminarnummer: 20191011–8

OKTOBER 2019 AUSBILDUNG Seminarreihe Steuerrecht: FORTBILDUNG 10. Das 1x1 der Immobilienbesteuerung Next Generation m.b.H. – Die 15. 10. WIEN Unternehmensnachfolge und Seminarnummer: 20191015–8 Vermögensübergabe als anwaltliche – Herausforderung AUS-/FORTBILDUNG – Chancen, Risiken, Gestaltungsmöglichkeiten „Willkommen in unserer Rechtsanwalts- für Rechtsanwälte kanzlei!“–Über den korrekten Umgang mit 3. bis 5. 10. MELK Klienten/Innen am Telefon – Seminarnummer: 20191003 2 16. und 17. 10. LINZ Seminarnummer: 20191016–3 AUSBILDUNG Seminarreihe Steuerrecht: AUSBILDUNG 9. Stiftungssteuerrecht Optimale Fragetechnik: 8. 10. WIEN Der Weg zur richtigen Antwort Seminarnummer: 20191008–8 17. bis 19. 10. WIEN Seminarnummer: 20191017–8 AUSBILDUNG Wenn es kracht – Unfälle im Straßenverkehr AUSBILDUNG und ihre juristischen Folgen Schriftsätze im Zivilprozess 8. 10. GRAZ 17. und 18. 10. ST. PÖLTEN Seminarnummer: 20191008–5 Seminarnummer: 20191017–2

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Aus- und Fortbildung

AUSBILDUNG AUSBILDUNG Bauvertrag und Bauverfahren – Vertragsrecht, Der Anwalt und sein Honorar – Anspruch, Vergaberecht und öffentliches Baurecht in der Vereinbarung und Fälligkeit anhand anwaltlichen Praxis praktischer Beispiele 18. 10. DORNBIRN 24. und 25. 10. WIEN Seminarnummer: 20191018–7 Seminarnummer: 20191024–8

AUSBILDUNG NOVEMBER 2019 Das Exekutionsrecht in Fallbeispielen – Grundlagen, Exekutionsmittel, AUSBILDUNG Durchsetzungsstrategien Seminarreihe Steuerrecht: 18. und 19. 10. ST. GEORGEN I. A. 11. Insolvenz und Steuern – Seminarnummer: 20191018 3 5. 11. WIEN Seminarnummer: 20191105A-8 AUSBILDUNG

Verwaltungsverfahren, FORTBILDUNG Verwaltungsstrafverfahren und Immobiliengeschäfte und ihre Rechtsschutz im Öffentlichen Recht II (VwGVG, steuerrechtlichen Auswirkungen – VwGG, EuGH) Immobilienertragsteuer, 18. und 19. 10. WIEN Grunderwerbsteuer und Gerichtsgebühren Seminarnummer: 20191018–8 bei Immobilien-Transaktionen 5. 11. WIEN AUSBILDUNG Seminarnummer: 20191105–8 Mietrecht in der anwaltlichen Praxis – von der Vertragsformulierung zur AUSBILDUNG Interessenvertretung für Mieter und Vermieter Standes- und Honorarrecht: 18. und 19. 10. GRAZ anwaltliche Pflichten, Rechte und Seminarnummer: 20191018–5 Standesvertretung und die Honoraransprüche des Anwalts AUSBILDUNG gegenüber Klienten Professionelle Schriftsätze an den 7. bis 9. 11. INNSBRUCK – Verwaltungsgerichtshof Seminarnummer: 20191107 6 22. 10. WIEN Seminarnummer: 20191022–8 FORTBILDUNG Belastungen der Liegenschaft 2019 – FORTBILDUNG aktuelle Entwicklungen und Judikatur Fallstricke im Verfahren vor den 7. 11. LINZ – Verwaltungsgerichten, Seminarnummer: 20191107 3 dem Verwaltungs- und dem Verfassungsgerichtshof (einschließlich AUSBILDUNG Steuern) Die schriftliche Rechtsanwaltsprüfung – 22. 10. SALZBURG Prüfungssimulation „Strafrecht“ – Seminarnummer: 20191022 4 7. 11. und 10. 12. WIEN Seminarnummer: 20191107A–8 FORTBILDUNG

Von der Verteidigung in die Offensive – AUSBILDUNG Erfolgreiche Rechtsmittel in Strafsachen Plädoyer: Rhetorik und Körpersprache I 23. 10. INNSBRUCK 8. und 9. 11. WIEN – Seminarnummer: 20191023 6 Seminarnummer: 20191108A-8

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Aus- und Fortbildung

AUSBILDUNG AUSBILDUNG Lauterkeitsrecht – Welche Regeln gelten im Seminarreihe Steuerrecht: fairen Wettbewerb? 13. Abgaben in der RA-Kanzlei 8. und 9. 11. WIEN 19. 11. WIEN Seminarnummer: 20191108–8 Seminarnummer: 20191119–8

FORTBILDUNG FORTBILDUNG Rechtsschutz im Ermittlungsverfahren – Konkrete Optimierung von Workflows in Möglichkeiten und Praxistipps Rechtsanwaltskanzleien durch LegalTech – 11. 11. WIEN aktuelle Trends Seminarnummer: 20191111–8 20. 11. WIEN Seminarnummer: 20191120–8

AUSBILDUNG Die Rechtsanwaltsprüfung – Intensivkurs AUSBILDUNG „Prüfungsvorbereitung Strafrecht“ Das Zivilverfahren – vom ersten 11. 11. bis 4. 12. WIEN Klientenkontakt bis zum rechtskräftigen Seminarnummer: 20191111A–8 Urteil – der Alltag im Prozessverlauf anhand praktischer Beispiele 21. bis 23. 11. WIEN FORTBILDUNG Seminarnummer: 20191121–8 Datenschutz-BrushUp: Erfahrungen, Best Practices und aktuelle Neuerungen 12. 11. WIEN AUSBILDUNG Seminarnummer: 20191112–8 Strafverfahren I – von der Mandatserteilung zur erfolgreichen Verteidigungsstrategie 22. und 23. 11. ST. GEORGEN I. A. AUSBILDUNG Seminarnummer: 20191122–3 Seminarreihe Steuerrecht: 12. Vermögensveranlagung und Steuern AUS-/FORTBILDUNG Kapitalvermögen und Steuern „Willkommen in unserer 12. 11. WIEN Rechtsanwaltskanzlei!“– Seminarnummer: 20191112A-8 Über den korrekten Umgang mit Klienten/ Innen am Telefon 25. und 26. 11. GRAZ AUSBILDUNG Seminarnummer: 20191125–5 Die Rechtsanwaltsprüfung – Prüfungssimulation: „Strafrecht & Zivilrecht“ 14. 11. und 10. 12. WIEN FORTBILDUNG Seminarnummer: 20191114A–8 Das neue Erwachsenenschutzrecht – Erste Gerichtsentscheidungen zur neuen Rechtslage – AUSBILDUNG Was Sie als Rechtsanwalt wissen sollten Firmenbuch und Grundbuch – 25. 11. WIEN Die Praxis des Grundbuchs und Firmenbuchs Seminarnummer: 20191125–8 15. und 16. 11. DORNBIRN Seminarnummer: 20191115–7 FORTBILDUNG Konkrete Optimierung von Workflows in FORTBILDUNG Rechtsanwaltskanzleien durch LegalTech – Aktuelle Judikatur im Schadenersatz- und aktuelle Trends Versicherungsrecht 27. 11. LINZ 15. und 16. 11. WIEN Seminarnummer: 20191127–3 Seminarnummer: 20191115–8

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Aus- und Fortbildung

AUSBILDUNG AUS-/FORTBILDUNG Das Strafverfahren – Ermittlungsverfahren – Der GmbH-Gesellschaftsvertrag – Hauptverhandlung und mögliche Rechtsmittel Aktuelles zu Vertragsgestaltung und 28. bis 30. 11. INNSBRUCK Vertragsklauseln Seminarnummer: 20191128–6 29. und 30. 11. GRAZ Seminarnummer: 20191129–5

AUSBILDUNG Mediation in Konfliktfällen – Außergerichtliche AUSBILDUNG Verhandlungsführung und alternative Gesellschaftsrecht III – Streitlösungsmethoden Das Recht der Kapitalgesellschaften III 28. bis 30. 11. WIEN 29. und 30. 11. WIEN – Seminarnummer: 20191128A–8 Seminarnummer: 20191129 8

AUSBILDUNG AUSBILDUNG Strafverfahren – von der Gesellschaftsrecht II – Die GmbH Mandatserteilung zur – Gesellschaftsvertrag, erfolgreichen Kapitalaufbringung, Haftungen, Verteidigungsstrategie steuerliche Aspekte Warum Sie teilnehmen sollten: (kostenloser WEBCAST Dieses Basisseminar macht mit den Grundbegriffen des inkludiert) Strafverfahrens sowohl in erster als auch in zweiter Instanz sowie mit dem Verfahren betreffend die Untersuchungshaft Warum Sie teilnehmen sollten: vertraut. Das Seminar soll die Teilnehmer sowohl mit grundsätzlichen Auf die Neuerungen der Strafprozessnovelle 2014 Fragen der Vertragsgestaltung und der gesellschaftsrechtli- (BGBl I 2014/71) wird besonders eingegangen; alle aktuel- chen Praxis (Gesellschafterversammlung, Beschlussfas- len Änderungen im Hauptverfahren sowie die neueste Judi- sungserfordernisse, Kapitalaufbringung, Kapitalerhöhung, katur werden ausführlich dargestellt. Abgrenzung von Geschäftsführungs-, Generalversamm- Prüfungsbezogen wird die Erarbeitung einer Nichtig- lungs- und Aufsichtsratskompetenzen, Sondervereinbarun- keitsbeschwerde und Berufung anhand eines Fallbeispiels gen, Euro-Umstellung, Gewinnverteilungsregelung, Über- geübt. tragung von Geschäftsanteilen) als auch mit handels- und steuerrechtlichen Grundproblemen von Umgründungen (Umwandlungen, Spaltungen etc) vertraut machen. Seminarleitung: Dr. Peter Bartl, RA in Graz Vertiefen Sie Ihr Wissen mit dem inkludierten WEB- Referenten: Dr. Peter Bartl, RA in Graz CAST zum Thema „KAPITALMARKT KOMPAKT Markt- Präs. Mag. Caroline List, Präsidentin des Landesgerichtes missbrauchsrecht – das neue Kapitalmarktrechtliche Sankt- für Strafsachen Graz ionsregime – Änderung im Börsegesetz 2016“ mit Frau Termin: 20. und 21. September 2019 = 3 Halbtage Mag. DDr. Astrid Hartmann, LL.M. (Cambridge), Rechts- Veranstaltungsort: Graz, Hotel Ramada Graz anwältin in Wien. – Seminarnummer: 20190920 5 Bitte beachten Sie, dass Sie ein persönliches myawak- Konto(kostenlos) zum Abspielen des WEBCASTS benöti- gen. Der WEBCAST steht Ihnen unbegrenzt in Ihrem my- awak-Konto zur Verfügung und kann jederzeit sowie von jedem Endgerät abgespielt werden.

Referenten: Dr. Georg Alexander Muhri, RA in Graz Dr. Bernd Terlitza, Richter des OLG in Wien Mag. Dietmar Mühl, Notar in Kapfenberg Termin: 11. und 12. Oktober 2019 = 3 Halbtage Veranstaltungsort: Graz, Steiermärkische Sparkasse Seminarnummer: 20191011–5

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Aus- und Fortbildung

AUS- UND FORTBILDUNG AUSBILDUNG „Willkommen in unserer Bauvertrag und Bauverfahren – Rechtsanwaltskanzlei!“–Über Vertragsrecht, Vergaberecht und den korrekten Umgang mit öffentliches Baurecht in der Klienten/Innen am Telefon anwaltlichen Praxis Warum Sie teilnehmen sollten: Warum Sie teilnehmen sollten: Das Telefontraining bietet Ihnen in kurzer Zeit einen kom- Das Seminar befasst sich mit den wichtigsten praktischen pakten Einstieg und eine gute Übersicht über alle Aspekte Problemen, die rund um einen Bauvertrag und einen Bau- der telefonischen Betreuung von Mandanten. Sie erhalten prozess entstehen können. Dabei wird besonderes Augen- ein umfassendes Handwerkszeug für alle Gesprächsfälle merk auf Tipps aus der Praxis für die Praxis und auf die am Telefonarbeitsplatz. direkte Anwendbarkeit des Seminarinhalts im täglichen Am Ende des Seminars beherrschen Sie als Seminar- Kanzleibetrieb gelegt. gast einen professionellen und mandantenorientierten Te- lefonstil. Sie sind nach dem Training sicher im telefoni- Seminarleitung: Hon.-Prof. Dr. Irene Welser, RA in Wien schen Beschwerdemanagement, im Umgang mit An- Referenten: Hon.-Prof. Dr. Irene Welser, RA in Wien spruchsstellen, Gerichten, Behörden, Versicherungen und Mag. Wolfgang Müller, RA in Wien anderen Rechtsanwälten und haben Ihre Rhetorik am Te- Termin: 18. Oktober 2019 = 2 Halbtage lefon verbessert. Veranstaltungsort: Dornbirn, Hotel Krone Die Lernziele im Detail: Seminarnummer: 20191018–7 • Sie beherrschen die professionelle telefonische Visiten- karte der Kanzlei. • Sie erlernen und vertiefen mandantenorientiertes Tele- FORTBILDUNG fonverhalten. Fallstricke im Verfahren vor den • Sie führen schwierige Gespräche sicher und kompetent am Telefon. Verwaltungsgerichten, dem • Sie beherrschen ein systematisches Beschwerdemanage- Verwaltungs- und dem ment. Verfassungsgerichtshof • Sie haben gelernt, besser mit den eigenen Emotionen und denen der Klienten umzugehen. (einschließlich Steuern) Das Konzept Warum Sie teilnehmen sollten: Das Telefontraining beinhaltet theoretische Elemente Seit 1. 1. 2017 ist im VwGVG (§ 8a) sowie in der BAO sowie ein „Training on the Job“, in dem Gespräche direkt (§ 292) die Verfahrenshilfe auch vor den Verwaltungsge- am Telefon geübt werden. Die Teilnehmer entwickeln zu- richten vorgesehen. Damit können Rechtsanwälte und -in- sammen mit der Trainerin Leitfäden für eine passende und nen vor allen Verwaltungsgerichten und auch vor dem Bun- kompetente Gesprächsführung. Zudem erhalten sie Tipps & desfinanzgericht im Abgabenverfahren(!) als Verfahrens- Tricks, wie man komplexe Inhalte am Telefon abwickelt. helfer bestellt werden. Die Übungstelefonate im „Training on the Job“ werden Eine genaue Kenntnis des Verfahrensrechts vor den Ver- auf die jeweiligen Kenntnisse und Erfahrungen der Teilneh- waltungsgerichten (Verwaltungsgerichtsverfahrensgesetz, mer abgestimmt. Bundesabgabenordnung) ist daher unerlässlich. Dieses Se- Am Ende des Seminars stellen sich die Teilnehmer Um- minar vermittelt die Grundlagen des Verfahrens vor den setzungsaufgaben, die sie im Alltag umsetzen. Diese Aufga- Verwaltungsgerichten (VwGVG, BAO) und alle relevanten ben unterstützen den Transfer des Gelernten in den Alltag. Details. Ebenso wird die Revision vor dem VwGH sowie die Beschwerde vor dem VfGH behandelt. Referentin: Frau Angelika Specht, Wirtschaftstrainerin & Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Vermeidung „ “ Wirtschaftscoach in Klosterneuburg von Fallstricken im Verfahren, wie zB der rechtzeitigen Termin: 16. und 17. Oktober 2019 Einbringung einer Revision über webERV vor dem Bundes- „ “ Veranstaltungsort: Linz, Hotel ibis Styles Linz verwaltungsgericht, des richtigen Revisionspunkts vor Seminarnummer: 20191016–3 dem VwGH oder die Fristwahrung bei Abtretung vom oder VfGH an den VwGH. Termin: 25. und 26. November 2019 Das Seminar bietet dem/der Praktiker(in) einen Über- Veranstaltungsort: Graz, Wohlfühlhotel Novapark blick über die geltende Rechtslage und aktuelle Neuerungen Seminarnummer: 20191125–5 im allgemeinen verwaltungsgerichtlichen Verfahren nach dem VwGVG in erster Instanz. Dabei werden auch das Be-

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Aus- und Fortbildung

rufungsverfahren vor den Gemeindebehörden nach dem und Rechtsmittel im Einzelnen (Rechtsbehelfe gegen staats- AVG sowie das Rechtsmittelverfahren nach der BAO kurz anwaltliche Anordnungen, Beschwerden gegen Beschlüsse, dargestellt. Themen sind ua die Zuständigkeit der Landes- Einspruch gegen die Anklageschrift, Rechtsmittel gegen Ur- und Bundesverwaltungsgerichte einschließlich des Bundes- teile, „Verfassungsbeschwerden“ an den OGH [Grund- finanzgerichts, das Verfassen einer Beschwerde und ihre rechtsbeschwerde, Erneuerungsantrag]) fristgerechte Einbringung, die aufschiebende Wirkung, Be- b) Die Generalprokuratur als Mediator für Nichtigkeits- schwerdevorentscheidung und Vorlageantrag sowie das beschwerde zur Wahrung des Gesetzes und außerordentli- weitere Verfahren vor den Verwaltungsgerichten (ein- che Wiederaufnahme. schließlich mündlicher Verhandlung und Entscheidung). c) Die in der Praxis wichtigen Nichtigkeitsgründe im Ebenso werden Tipps zum Verfassen einer Maßnahmenbe- Speziellen. schwerde gegen Akte unmittelbarer verwaltungsbehördli- cher Befehls- und Zwangsgewalt sowie zur Säumnisbe- Referenten: BM a.D. PräsdOGH i.R. Hon.-Prof. Dr. Eckart schwerde gegeben. Ratz, Bundesminister für Inneres a.D., Präsident des OGH Das Verwaltungsgericht hat in seiner Entscheidung aus- i.R., Herausgeber und Autor der Wiener Kommentare zu zusprechen, ob die Revision an den Verwaltungsgerichtshof StGB und StPO, verantwortlich für den strafrechtlichen Teil zugelassen wird (= ordentliche Revision) oder nicht (= au- des Evidenzblatts der Rechtsmittelentscheidungen der ÖJZ ßerordentliche Revision). Die o. Revision kommt nur bei und Honorarprofessor für Strafrecht und Strafprozessrecht Rechtsfragen von grundsätzlicher Bedeutung in Betracht. der Universität Wien Bei der ao Revision ist der VwGH an das Vorbringen im Termin: 23. Oktober 2019 = 2 Halbtage Schriftsatz gebunden. Außerdem sollte immer auch bei o. Veranstaltungsort: Innsbruck, AC Hotel Innsbruck Revision die Zulässigkeit begründet werden. Es werden da- Seminarnummer: 20191023–6 her detaillierte Hinweise gegeben, wann „Rechtsfragen von grundsätzlicher Bedeutung“ vorliegen. Themen sind ua das Verfassen einer o. und ao Revision AUS- UND FORTBILDUNG und ihre fristgerechte Einbringung, die aufschiebende Wir- „Professionelles Verhalten am kung, sowie das Vorverfahren vor den Verwaltungsgerich- “– ten und das Verfahren vor dem VwGH (einschließlich Telefon Das Telefon als mündlicher Verhandlung und Entscheidung). Visitenkarte einer Kanzlei – Zusammenhänge zur Beschwerde an den Verfassungsge- Intensiv-Workshop für richtshof werden ebenfalls dargestellt (Parallelbeschwerde oder Sukzessivbeschwerde mit Abtretung an den VwGH). KanzleimitarbeiterInnen Über das VfGH-Verfahren wird ein kurzer Überblick ge- Warum Sie teilnehmen sollten: geben. Von der freundlichen und professionellen Begrüßung bis zum positiven Gesprächsabschluss – Kompetentes und pro- Referent: Univ.-Prof. MMag. Dr. Christoph Urtz, Universi- fessionelles Verhalten am Telefon! „ tät Salzburg – Fachbereich für Öffentliches Recht/Finanz- Unter dem Motto voneinander und miteinander ler- “ recht, RA in Wien nen beschäftigen wir uns in diesem Workshop mit Grund- Termin: 22. Oktober 2019 = 2 Halbtage regeln und Schwierigkeiten beim Telefonieren in der Kanz- Veranstaltungsort: Salzburg, Hotel Heffterhof lei. Seminarnummer: 20191022–4 Referentin: Mag. Helga Scheicher, Psychologin, Gruppendy- namikerin und Pädagogin sowie diplomierte Wirtschafts-, FORTBILDUNG Kommunikations- und Gestalttrainerin und Businesscoach Termin: 4. und 5. Dezember 2019 Von der Verteidigung in die Veranstaltungsort: Innsbruck, Trend Hotel Con- Offensive – Erfolgreiche gress Innsbruck Rechtsmittel in Strafsachen Seminarnummer: 20191204–6 Warum Sie teilnehmen sollten: Durch einleitende Vorträge soll das Thema bekanntge- macht sowie im Anschluss daran und währenddessen die Möglichkeit zu spontanen Fragen und zur Diskussion kon- kreter Problemstellungen aus der Praxis geboten werden. a) Vorstellung der Rechtsmittelstruktur des Strafverfah- rens und Darstellung der Charakteristika der Rechtsbehelfe

09_2019 österreichisches anwaltsblatt 571 Rezensionen

Die Veränderung von nen und „einen Überblick über die möglichen Entschei- dungs- und Handlungsmuster für die gesamte Baudenkmal- Denkmalen pflege“ geben sollen. Ernst-Rainer Hönes gibt eine umfassende Darstellung in aktiver Denkmalschutz kann an der Notwendigkeit der Rechtslage in Deutschland. Im Ergebnis kommt man E der Veränderung von Denkmalen nicht vorbeigehen. dort, im Spannungsfeld zwischen Denkmalpflege als Ge- Ist nämlich die Nutzung eines Denkmales ohne Eingriff in meinwohlaufgabe und Veränderungen aus wirtschaftlicher seine Substanz nicht möglich, ist ein Weg zu suchen, der Notwendigkeit, zu ganz ähnlichen Ergebnissen. einerseits das Denkmal möglichst erhält, andererseits eine Wolfgang Ruckenbauer geht in seinen Ausführungen der zeitgemäße Nutzung zulässt. Wird nämlich ein solcher Wirtschaftlichkeit und Erhaltungsnotwendigkeit im Span- Weg nicht gefunden, ist ein Denkmal letztlich dem Verfall nungsfeld zur historischen Bausubstanz insb auf die unbe- preisgegeben, denn nur die wirtschaftliche Nutzung des friedigende Parallelität von bau- und denkmalschutzrecht- Denkmals sichert auch dessen Bestand. lichen Verfahren ein, schlägt gemeinsame Verhandlungen Die vorliegende Monographie befasst mit einheitlicher Sachverhaltsfeststellung und Bestellung sich mit dem Verfahren nach § 5 DMSG. der selben Sachverständigen vor und verweist darauf, dass Es werden nicht nur die verschiedenen das Verfahrenskoordination und Konzentration bis die Ei- Verfahrensaspekte beleuchtet, es wird gentümer denkmalgeschützter Liegenschaften von hohem auch ein Blick über die Grenzen nach Wert wird. Deutschland geworfen und das Erforder- Zuletzt schreibt Bernd Euler-Rolle zum „Management of nis eines aktiven Managements des Change“, „der unausweichliche Wandel und die fortgehen- Denkmals hervorgehoben. den Entwicklungen am (denkmalgeschützten) Objekt kön- Der Herausgeber Wolfgang Wieshai- nen nur dann keinen Schaden an der kulturellen Bedeutung der setzt sich mit der denkmalschutzrechtlichen Interessen- des Denkmals anrichten, wenn sie gemanagt werden“. Der abwägung auseinander. Erhaltung und Veränderung sind Denkmalschutz sei ein Prozess, der sich aus den Notwen- gegeneinander abzuwägen, wobei seit der Novelle 1999 digkeiten der Zeit ergibt. des DMSG die wirtschaftlich gesicherte Erhaltung des Ob- Insgesamt liegt mit dem vorliegenden Werk eine umfas- jektes besonders zu beachten ist, wenn nicht beide Ziele er- sende Aufarbeitung der Themen, die sich an die Verände- reichbar sind. rung von Denkmalen knüpfen, vor. Es ist ein wertvoller Bei- Gero Schmied arbeitet die Stellung des Sachverständigen trag für den interessierten Leser. im Verfahren umfassend auf. Er weist unter anderem darauf hin, dass der Amtssachverständige in seiner Funktion nicht Die Veränderung von Denkmalen – Das Verfahren weisungsgebunden, sondern „einzig und allein der wissen- gemäß § 5 DMSG. schaftlichen Methodik und Wahrheit verpflichtet ist“.Er Von Wolfgang Wieshaider (Hrsg). 1. Auflage, Verlag Fa- befasst sich mit dem Problem des Gegengutachtens und cultas, Wien 2019, 136 Seiten, br, € 24,–. mehr. Erika Pieler gibt einen umfassenden Überblick über GERHARD BENN-IBLER die Judikatur des VwGH, setzt sich im Rahmen ihrer Ausführungen zur Parteistellung mit beabsichtigten Denkmalveränderungen im Wohnungseigentum ausei- nander, weist darauf hin, dass der VwGH eine weitgehen- de Pflicht der Behörde zur materiell-rechtlichen Wahr- Grundriss Datenschutzrecht nehmung annimmt, die sich nicht auf das Vorbringen des Antragstellers beschränken darf. Dabei sei der wirt- as von Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Forgó neu herausge- schaftlich gesicherte Erhalt des Objektes besonders zu be- D gebene Lehrbuch skizziert in elf Abschnitten das Da- rücksichtigen. tenschutzrecht anschaulich und praxisnahe. Die Beiträge Florian Newland setzt sich im Anschluss mit der verwal- beinhalten die historische Betrachtung des Datenschutz- tungsgerichtlichen Judikatur auseinander und beschreibt rechts, die rechtlichen Grundlagen des Datenschutzrechts, sieben Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichtes datenschutzrechtliche Rollen und Grundsätze, die Betroffe- (BVwG) im Veränderungsverfahren. In allen Fällen hatte nenrechte, die Pflichten des Verantwortlichen und des Auf- das BVwG aufgehoben und zur Verfahrensergänzung an tragsverarbeiters, den Datenschutzbeauftragten, die Auf- das Bundesdenkmalamt zurückverwiesen. Der VwGH sichtsbehörde, Sanktionen und Rechtsdurchsetzung, die sprach aus, dass das BVwG selbst die Verfahrensergänzung räumliche Anwendbarkeit, die Informationssicherheit und hätte vornehmen müssen. Sonderbereiche des Datenschutzrechts. Abgerundet werden Hanna A. Liebich verweist auf Richtlinien, Leitfaden und die Kapitel mit Prüfungsschemen zur Datenverarbeitung, Standards zur Baudenkmalpflege, die der Orientierung die- die vor allem Studierenden als Unterstützung zur übersicht-

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lichen Darstellung der einzelnen Beiträge und Rechtsberei- der Fülle an Gesetzen, die er beinhaltet, übersichtlich. Die che im Datenschutzrecht dienen. Untergliederung erweist sich als äußerst benutzerfreundlich Das Werk richtet sich nach Angabe für das Nachschlagen. des Herausgebers vor allem an Personen, Die vielzähligen Gesetze, die für Fra- die ohne spezielle Vorkenntnisse im Da- gen der Rechtsberatung im Legal Tech tenschutzrecht einen Überblick erhalten Bereich relevant sind, zu sammeln und wollen. Es geht allerdings darüber hi- in einem Kodex herauszugeben, ist naus, da es anschauliche Fallbeispiele wahrlich eine Herausforderung – zieht bringt und in vielen Bereichen durchaus sich dieser Bereich doch durch fast alle in die Tiefe geht – so sind etwa die Rechtsgebiete –, die den für die Zusam- Pflichten des Verantwortlichen bzw des menstellung Verantwortlichen vortreff- Auftragsverarbeiters sehr detailreich dargestellt und für in lich gelungen ist. Der Bearbeiter Dr. An- der Rechtsberatung Tätige auch von hoher praktischer Re- derl (Partner DORDA Rechtsanwälte GmbH) und die Be- levanz. Für erleichterte Zitierbarkeit weisen die Beiträge zu- arbeiterin Mag. Martinetz (Gründerin von Future Law) sind dem Randziffern auf. Ein detailliertes Literaturverzeichnis beide in der Branche bestens bekannte und anerkannte Ex- sowie ein Stichwortverzeichnis runden das Bild von diesem perten im Bereich Legal Tech. Ihnen sei für die Sammlung Werk sehr gut ab. der Gesetze in einem Werk herzlichst gedankt. Das Datenschutzrecht als Querschnittsmaterie umfas- Der Kodex Legal Tech sollte Bestandteil in der Biblio- send und dennoch anschaulich kompakt abzuhandeln, ist thek eines jeden praktisch tätigen Juristen sein, da die Digi- wahrlich eine herausfordernde Aufgabe. Das Institut für In- talisierung des Rechts stetig voranschreitet. Die wichtigsten novation und Digitalisierung an der Universität Wien hat Gesetze dafür griffbereit zu haben, die in dieser Gesetzes- mit diesem Werk ein Lehrbuch herausgegeben, das diesem sammlung bestens strukturiert abgedruckt sind, ist äußerst Anspruch gerecht werden konnte und damit aus der Viel- empfehlenswert. zahl an aktuellen Publikationen zum Datenschutzrecht he- raussticht. Die Autoren haben ihr Ziel, „einen ersten sicht- Kodex Legal Tech. baren Ausweis“ ihres neu gegründeten Instituts darzubie- Von Werner Doralt (Hrsg), bearbeitet von Axel Anderl/So- ten, erreicht: Dieses Institut, das auf dem besten Weg ist, phie Martinetz. 1. Auflage, Verlag LexisNexis, Wien 2018, als eines der Aushängeschilder der österreichischen Hoch- 1.120 Seiten, br, € 62,–. schullandschaft wahrgenommen zu werden, wird im Daten- schutzrecht wohl noch viele weitere wertvolle wissenschaft- THERESIA LEITINGER liche Beiträge leisten.

Grundriss Datenschutzrecht. Verwaltungsgerichtsverfahren Von Nikolaus Forgó (Hrsg). Verlag LexisNexis, Wien 2018, 338 Seiten, br, € 62,–. eit dem Inkrafttreten der Reform des öffentlich-recht- S lichen Rechtsschutzsystems sind bereits mehr als fünf THERESIA LEITINGER Jahre vergangen. Schon ein halbes Jahr vor der Wirksamkeit der Verwaltungsgerichtsbarkeits-Novelle 2012 erschien die erste Auflage des gegenständlichen Kommentars. Natürlich Kodex Legal Tech konnten damals von den Autoren weder aktuelle Rsp noch Erfahrungen aus der Anwendung der neuen Bestimmungen er brandneue Kodex Legal Tech erschien 2018 in sei- in dem Kommentar berücksichtigt werden. D ner ersten Auflage. Die traditionell in Österreich Diesem Umstand und den inzwi- wichtigste Herausgabereihe von Gesetzestexten ist damit schen erfolgten Novellierungen wird um einen Band reicher, der wesentliche Beachtung verdient. nunmehr mit der zweiten Auflage Rech- Die Herausgabe einer Sammlung für den Digitalisierungs- nung getragen. Das gegenständliche bereich einschlägiger Gesetze (die nicht mehr nur verein- Buch gibt den Rechtsanwendern eine zelte Visionäre, sondern spätestens seit Anwendbarkeit praxisorientierte Kommentierung der der DSGVO am 25. 5. 2018 alle in der Rechtsberatung Tä- Rechtslage betreffend das Verfahren tigen erreicht hat) ist längst überfällig. Der Kodex Legal und die Organisation der Verwaltungs- Tech ist gegliedert in sieben Rechtsbereiche (Verfassungs- gerichte in die Hand. Die Verfasser set- und Europarecht, Zivil- und Unternehmensrecht sowie zen sich mit den Bestimmungen des Bundes-Verfassungs- E-Commercerecht, Wettbewerbsrecht, Datenschutzrecht, gesetzes (Art 129–136, 151), des Verwaltungsgerichtsver- Kapitalmarkt- und Versicherungsrecht, Öffentliches Recht fahrensgesetzes, des Verwaltungsgerichtshofgesetzes 1985 und Gewerberecht sowie Standesrecht) und bleibt trotz und des Bundesverwaltungsgerichtsgesetzes auseinander.

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Im Vergleich zur vorigen ist die aktuelle Ausgabe um Digital Law. Rechtliche Aspekte mehr als 150 Seiten umfangreicher. Die Autoren haben den Inhalt um die Kommentierungen von Bestimmungen der Digitalisierung des Verwaltungsgerichtshofgesetzes 1985 (VwGG) erwei- tertundsinddamitdenAnregungenderLeserschaft as Werk der renommierten Kanzlei BINDER GRÖSS- nachgekommen. Den Schwerpunkt legen sie auf den D WANG bietet einen Überblick über rechtliche Frage- „ “ II. Abschnitt des VwGG, also das Verfahren des Verwal- stellungen, die sich in der digitalen Welt stellen. Die Brei- – – tungsgerichtshofes. Hingegen findet man im vorliegenden te dieses in Österreich erst seit kurzem gebräuchlichen Buch keine Kommentare mehr zum Verwaltungsgerichts- Begriffs des Digital Law haben die Autoren in zwölf Aufsät- „ barkeits-Übergangsgesetz. Laut Meinung der Autoren ha- zen dargestellt. Die Themen reichen von Digitalisierung “ „ “ „ ben die Übergangsbestimmungen derzeit nur sehr gerin- im Zivilrecht über Datenschutzrecht und Arbeitsrecht- “ „ “ gen praktischen Wert, sodass sie das Auslassen dieser liche Aspekte der Digitalisierung bis hin zu Kartellrecht . Kommentierungen nicht als besonderen Informationsver- Die gewählten Themenbereiche in diesem Werk sind in un- lust betrachten. terschiedlichem Umfang bearbeitet und werden teilweise Das Werk ist derart aufgebaut, dass zunächst die zwei- überblicksartig dargestellt, wobei andere auch umfassend stufige Verwaltungsgerichtsbarkeit kurz erläutert wird. im Detail behandelt werden. Hervorzuheben ist hier der Dadurch erhält die Leserschaft schnell einen Überblick Aufsatz von Gassner/Korkovits, in dem die Rechtsfragen über die Rechtslage. Im Anschluss daran folgen die Kom- zu digitalen Entwicklungen im Gesellschaftsrecht hervorra- mentierungen der oben angeführten Rechtsnormen. Im gend recherchiert und aufgearbeitet sind. Rahmen der Kommentare wird jeweils zu Beginn die zu Das Werk richtet sich nach der Ziel- erläuternde Bestimmung wiedergegeben. Daran knüpfen setzung der Autoren sowohl an Rechts- die Auszüge von einschlägigen Gesetzesmaterialien und anwender, die konkrete Praxisfragen „ “ das Literaturverzeichnis an, gefolgt von erläuternden An- zum Digital Law haben, als auch an merkungen, welche die eigentliche Kommentierung der jene, die an diesen Entwicklungen inte- Normen darstellen. An dieser Stelle ist hervorzuheben, ressiert sind. In diesem Zusammenhang dass der Text jeder Bestimmung nummerierte Verweise ist auch die Nutzerfreundlichkeit des auf die erläuternden Anmerkungen enthält, welche dem Werks zu honorieren, so werden etwa Leser die Orientierung im Text und somit auch die Arbeit neue Begrifflichkeiten (Blockchain, erleichtern. DAOs, mobile working etc) anschaulich erklärt und damit Obwohl es – wie schon erwähnt – zur deutlichen Erwei- auch Leser mit wenig Vorkenntnissen im Bereich Digital terung des Inhalts gekommen ist, wurde die handliche Law abgeholt. Ein umfangreiches Stichwortverzeichnis er- Form des Taschenkommentars beibehalten. Der Kommen- möglicht schnelles Nachschlagen. tar ist auf dem Stand Oktober 2018, beinhaltet daher die Wer auf der Suche nach Denkanstößen und interessan- letzten Novellen BGBl I 2018/57 bzw BGBl I 2018/58. Zu- ten Ansätzen für rechtliche Fragen eines in Zukunft wohl sammen mit der Berücksichtigung der Entwicklungen der exponentiell wachsenden (Rechts-)Bereichs ist, wird in die- letzten Jahre, ergänzt um die Verweise auf die vertiefende sem Werk fündig. Literatur und die Zitierung der aktuellen Judikatur bietet die vorliegende Publikation eine komplexe und ausführliche Digital Law. Hilfestellung bei Auslegung und Verständnis der Verfah- Von BINDER GRÖSSWANG Rechtsanwälte GmbH (Hrsg). rensnormen der Verwaltungsgerichte. Summa summarum 1. Auflage. LexisNexis, Wien 2018, flex (Paperback), 252 Seiten, € 44,–. verkörpert das Buch eine wertvolle Unterstützung für alle, die sich mit den praktischen Fragen der Verwaltungsge- richtsbarkeit auseinandersetzen müssen. THERESIA LEITINGER

Verwaltungsgerichtsverfahren: VwGVG, VwGG und BVwGG. Von Mathis Fister/Claudia Fuchs/Michael Sachs. 2. Auflage, Verlag Manz, Wien 2018, XL, 492 Seiten, geb, € 94,–.

LUKAS HOLECEK

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AngG – Angestelltengesetz dem Werk sticht insb durch dessen einfache Handhabung hervor. Auch komplexe Themengebiete werden auf ver- Kommentar ständliche Weise dem Rechtsanwender näher gebracht. Der Kommentar zum Angestelltengesetz ist juristisch sehr ieser Kommentar von Reissner zum Angestelltenge- gut fundiert und kann der Kollegschaft sohin nur weiter- D setz stellt ein handliches und übersichtlich geglieder- empfohlen werden. tes Werk dar. Seit der Vorauflage kam es bereits zu zwei wichtigen Erneuerungen dieses Rechtsgebietes und zwar AngG – Angestelltengesetz Kommentar. durch das ARÄG 2015 sowie durch die Arbeiter-Gleichstel- Von Gert-Peter Reissner (Hrsg). 3. Auflage. Linde Verlag, lungsnovelle. Die Neuauflage behandelt diese ausführlich, Wien 2019, 1.096 Seiten, geb, € 138,–. sowohl anhand neuer Entscheidungen der Gerichte als auch anhand neuer Literatur. Der Kommentar befindet sich auf GEROLD BENEDER dem Gesetzesstand 1. 10. 2018 und überzeugt somit mit hervorragender Aktualität. Durch die Arbeiter-Gleichstellungs- Handbuch zur novelle kam es unter anderem zur Ände- Aktiengesellschaft, Band II rung des AngG im Bereich der Beendi- gung eines Arbeitsverhältnisses während and II des Handbuchs zur Aktiengesellschaft komplet- Krankheit. Bisher war vorgesehen, dass B tiert die umfassende Aufarbeitung der aktienrechtli- in diesem Fall zwar der Anspruch auf chen Themen und enthält nützliche Muster für die Grün- Fortzahlung des Entgeltes bestehen dung der AG, zu Vorstandsangelegenheiten, zum Aufsichts- bleibt, wenn das Arbeitsverhältnis früher rat, zur Hauptversammlung (sowohl börsenotierter als auch endet, dies aber nur unter bestimmten nicht börsenotierter Aktiengesellschaften), zu Kapitalerhö- Umständen wie etwa einer ungerechtfertigten Entlassung. hungen in den verschiedenen Gestaltungsvarianten (mit Ein Anspruch auf Entgeltfortzahlung bestand jedenfalls Bar- oder Sacheinlage mit und ohne Bezugsrechtsaus- nicht bei einer einvernehmlichen Beendigung des Arbeits- schluss, bedingte Kapitalerhöhung) und zu sonstigen Kapi- verhältnisses während einer oder in Bezug auf eine einschlä- talmaßnahmen einschließlich dem – bemerkenswerten – gige Arbeitsverhinderung iSd § 8 Abs 1–2a AngG. Dem § 9 Muster einer Nichtigkeitsklage. Abs 1 AngG wurde nun durch die Arbeiter-Gleichstellungs- Der Band schließt mit Mustern für ei- novelle eine entsprechende Bestimmung beigefügt, um auch nen Spaltungsplan und einen Spaltungs- für diesen Fall dem Arbeitnehmer einen Anspruch auf Ent- vertrag sowie einen Verschmelzungsver- geltfortzahlung zu gewähren. trag. Zu einer weiteren Erneuerung kam es durch die Arbei- Mustersammlungen sind nützliche ter-Gleichstellungsnovelle auf dem Gebiet des Kündigungs- Gedankenstützen. Grundsätzlich gilt rechtes. Bislang war die Anwendbarkeit des Kündigungs- aber: Jeder Fall ist anders und nur kriti- rechts des AngG an eine gewisse Mindestarbeitszeit gebun- sches Mitdenken und Überprüfen (sowie den, was Teilzeitbeschäftigte ausschloss. Da dies als mittel- Ergänzen) der Muster nutzt dem Klien- bare Diskriminierung und als unionsrechtswidrige ten und schützt vor Haftung. Bestimmung galt, wurde die Voraussetzung der Mindestar- beitszeit ersatzlos aus § 20 Abs 1 AngG gestrichen. Handbuch zur Aktiengesellschaft, Band II. Die Kündigungsbestimmungen des § 20 AngG werden Von Martin Gratzl/Christian Hausmaninger/Georg Justich. von diesem Kommentar auch sonst genau, zugleich aber 1. Auflage, Verlag LexisNexis, Wien 2018, 320 Seiten, für den Rechtsanwender übersichtlich behandelt. Auf allen geb, € 62,–. Gebieten, wie etwa denen der Formvorschriften, der zwin- genden Bestimmungen oder etwa der sittenwidrigen Kün- VIKTOR THURNHER digung, werden die jeweils wichtigsten Leitentscheidungen zitiert und Verweise zu einschlägiger Literatur angegeben. Insb zur Sittenwidrigkeit einer Kündigung ist aufgrund der Vielzahl unterschiedlichster Einzelentscheidungen die wei- tere Arbeit mit anderen Werken zu empfehlen, da hier der Kommentar eher die Funktion erfüllt, einen ersten Über- blick zu verschaffen. Das Konzept des Werkes, einerseits Handlichkeit, ande- rerseits eine aktuelle, rasche und zuverlässige Orientierung anzubieten, wurde äußerst gut verwirklicht. Die Arbeit mit

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Fortpflanzungsmedizingesetz einem sachlich nicht gerechtfertigten Wertungswider- spruch. Die Autorinnen setzen sich hierbei kritisch mit und In-vitro-Fertilisation-Fonds- der diesbezüglichen Lösung des Gesetzgebers auseinander, kommen zum Ergebnis, dass Reste des Wertungswider- Gesetz spruchs noch enthalten sind, und erkennen daher nach wie vor eine EMRK-Widrigkeit in der aktuellen Fassung m Frühjahr 2019 ist im Verlag Österreich der erste Kom- der Bestimmung. Die weitere Kommentierung der Bestim- I mentar zum österreichischen Fortpflanzungsmedizin- mung erfolgt ähnlich ausführlich und überlegt. recht, herausgegeben von Dr.in Magdalena Flatscher-Thöni Alles in allem handelt es sich um eine gelungene Kom- und Dr.in Caroline Voithofer, erschienen. Das Buch behan- mentierung des österreichischen Fortpflanzungsmedizin- delt auf seinen 632 Seiten das Fortpflanzungsmedizin- und rechts und ist es umso erfreulicher, dass die juristische Li- In-vitro-Fertilisations-Fonds-Gesetz, ergänzt um relevante teraturlandschaft auch in den in der anwaltlichen Praxis we- Bezüge zum Gewebesicherheitsrecht, Gentechnikgesetz so- niger populär vertretenen Rechtsgebieten wächst. wie IPR und Europarecht. Zusätzlich werden in dem Werk bereits die Änderungen infolge der Umsetzung der EU-Da- FMedG und IVF-Fonds-Gesetz. tenschutzgrundverordnung berücksichtigt. Enthalten sind Von Magdalena Flatscher-Thöni/Caroline Voithofer (Hrsg). nicht nur Beiträge von den Herausgeberinnen selbst, son- 1. Auflage, Verlag Österreich, Wien 2019, 632 Seiten, geb, dern auch jene von 14 weiteren natur- und rechtswissen- € 159,–. schaftlichen Autoren. Das Werk folgt in formeller Hinsicht DANY BOYADJIYSKA grundsätzlich einem üblichen und be- währten Aufbau, allerdings ergänzt um – eine, der Materie zu verdankende, Be- Außerstreitgesetz AußStrG sonderheit: dem Vorwort, Inhalts-, Au- Kommentar torInnen- und Abkürzungsverzeichnis folgt nämlich unmittelbar ein medizini- as Autorenteam Mag. Dr. Birgit Schneider und Dr. Ste- sches Glossar, in welchem unter ande- D phan Verweijen hat mit diesem Kommentar zum rem gesetzlich definierte Begriffe noch AußStrG ein Werk geschaffen, das durch systematische einmal aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht erörtert Darbietung der neuesten Rsp samt praxisnaher Kommen- werden. So wird die juristische Definition der medizinisch tierung ein äußerst hilfreiches Mittel zur Beantwortung unterstützten Fortpflanzung gem § 1 Abs 1 FMedG („die von Rechtsfragen das AußStrG betreffend ist. Es finden sich Anwendung medizinischer Methoden zur Herbeiführung ei- darin eine anschauliche Gliederung und ein Stichwortver- ner Schwangerschaft auf andere Weise als durch Geschlechts- zeichnis, welche den Kommentar, trotz seines Umfangs, verkehr“) durch die Darstellung der darunter zu subsumie- sehr übersichtlich machen. Zusätzlich zur einschlägigen Ju- renden Methoden, wie bspw Insemination oder alle Verfah- dikatur – die bis zum 1. 10. 2018 berücksichtigt ist – findet ren der In-vitro-Fertilisation, verständlich gemacht. Dem der Rechtsanwender auch hilfreiche Literaturhinweise. Glossar schließt sodann die eigentliche Kommentierung Besonders hervorgehoben wurden der Gesetzestexte an. natürlich die Neuerungen zum 2. Er- Die Struktur der Kommentierung der einzelnen Paragra- wachsenenschutz-Gesetz, zum Kind- fen ist einfach und übersichtlich gehalten. Den Kopf bildet RückG 2017 und zum Erbrechts-Ände- der Normtext in Fettdruck, daran anschließend eine Über- rungsgesetz 2015. sicht der verwendeten Literatur sowie eine Inhaltsübersicht. Eine der größten Neuerungen ist mit Die Absätze wurden mit Randziffern versehen, was das Auf- Sicherheit das 2. Erwachsenenschutz- finden der gesuchten Stelle erleichtert. Gesetz, welches im Juli 2018 in Kraft ge- Im Folgenden wird beispielhaft die Kommentierung des treten ist. Abgesehen von den terminolo- § 2a FMedG hervorgehoben, welcher mit dem FMedRÄG gischen Änderungen haben im AußStrG vor allem der 2015 eingeführt wurde und erstmals die Präimplantations- 9. Abschnitt („Erwachsenenschutzverfahren“)undder diagnostik (kurz PID) ausdrücklich regelt: Die Autorinnen 10. Abschnitt („Vermögensrechte von Personen unter ge- greifen im Vorfeld die, ebenso in den Regierungsvorlagen setzlicher Vertretung“) die weitreichendsten Neuerungen zum FMedRÄG 2015 erörterte, grundrechtliche Problema- erfahren. tik rund um das frühere Verbot der PID auf, ausgelöst Beachtlich ist dies betreffend außerdem bspw § 140 durch die Entscheidung des EGMR v 28. 8. 2012, 54270/ AußStrG, der von der Regelung des Art 90 Abs 1 S 1 B- 10, Costa und Pavan/Italien. Die Beibehaltung des Verbots VG und Art 6 MRK abweicht. Diese besagen, dass Ver- der PID und gleichzeitige Zulässigkeit des Schwangerschaft- handlungen in Zivilrechtssachen grundsätzlich öffentlich sabbruches nach einer PND (Pränataldiagnostik) führe zu sind. § 140 AußStrG ist eine einfachgesetzliche Ausnahme

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Rezensionen

hiervon. Er besagt, dass mündliche Verhandlungen betref- Diese unterschiedliche Länge der Rechtsmittelfristen des fend Ehe-, Kindschafts- und Erwachsenenvertretungsver- AußStrG in Erbrechtssachen empfindet der OGH jedenfalls fahren aufgrund der besonderen Sensibilität der Verfah- als gleichheitswidrig und stellt sohin beim VfGH den An- rensergebnisse nicht prinzipiell öffentlich sind. Sachliche trag auf Aufhebung der dies betreffenden zweiwöchigen Re- Rechtfertigung erfährt dies durch Art 8 MRK. kursfrist. Dieser ist unter der Geschäftszahl 2 Ob 157/18d Weitere Neuerungen erfolgten durch das KindRückG einzusehen. Wird dem Antrag stattgegeben, so muss der 2017. Hierbei wurden die §§ 111a bis 111f in das AußStrG Gesetzgeber eine verfassungskonforme Neuregelung tref- eingefügt und somit das DGHKÜ aufgehoben. Sohin konn- fen. ten die notwendigen Ausführungsbestimmungen zur Um- Der AußStrG-Kommentar besticht vor allem durch die setzung des HKÜ in das AußStrG integriert werden. eingängige Darstellungsweise seines aktuellen Inhalts. Die §§ 111a und 111b beschäftigen sich mit Anträgen auf übersichtliche Gliederung des Kommentars hat sich im Rückführung von widerrechtlich ins Ausland verbrachter Laufe der Jahre durchaus bewährt und wurde deswegen Kindern – sog „Outgoing“-Fällen. §§ 111c bis 111f hinge- abermals übernommen. Er ist trotz seines eher großen Um- gen regeln das Verfahren nach dem HKÜ betreffend nach fangs mit gut 1.700 Seiten angenehm handzuhaben und da- Österreich verbrachte Kinder – sog „Incoming“-Fälle. her sehr praktisch. Das Werk bringt den Rechtsanwender Sehr aktuell ist außerdem das Thema der einzuhaltenden betreffend die wichtigsten Änderungsgesetze der letzten Rechtsmittelfristen betreffend außerstreitige Erbrechtsange- Jahre wieder auf den neuesten Stand und kann sohin ohne legenheiten. Hierbei hat das Gericht bei widersprüchlichen Bedenken weiterempfohlen werden. Erbantrittserklärungen das „beste Erbrecht“ festzustellen. Vor der Einantwortung wird dieses Verfahren außerstreitig Außerstreitgesetz AußStrG – Kommentar. geführt, wodurch eine Rechtsmittelfrist von zwei Wochen Von Birgit Schneider/Stephan Verweijen. 1. Auflage, Verlag gegen den Beschluss einzuhalten ist. Diese unterliegt keiner Linde, Wien 2019, 1.752 Seiten, geb, € 248,–. Fristenhemmung. Kam es allerdings bereits zu einer Einant- wortung, so wird dasselbe Verfahren in einem Zivilprozess GEROLD BENEDER geführt, wobei die Rechtsmittelfristen nun vier Wochen be- tragen und zusätzlich der Fristenhemmung unterliegen.

Hinzu- und Anrechnungen von Schenkungen im Rechtsvergleich

2019. XXX, 394 Seiten. Br. EUR 79,– ISBN 978-3-214-12679-7

N. Krausler Die Schenkungsanrechnung Analyse des österreichischen, deutschen und französischen Pflichtteilsrechts

Das Werk nimmt eine rechtshistorische und rechtsvergleichende Analyse der Hinzu- und Anrechnung von Schenkungen im Pfl ichtteilsrecht vor. Der Autor stellt die Entwicklung des Pfl ichtteilsrechts vom römischen, über das altdeutsche und frühneuzeitliche Erbrecht bis hin zur dritten Teilnovelle des ABGB 1916 dar und beendet seine Ausführungen mit einer detailreichen Analyse der durch das Erbrechts-Änderungsgesetz 2015 von Grund auf neu gestalteten Regelungsmaterie. ABGB, BGB und Code Civile haben ihre Wurzeln im römischen Recht: Im direkten Rechtsvergleich des österrei- chischen, deutschen und französischen Pfl ichtteilsrechts untersucht der Autor neben den Parallelen insb die Unterschiede in der Systematik der drei Rechtsordnungen.

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09_2019 österreichisches anwaltsblatt 577 Zeitschriftenübersicht

AKTUELLES RECHT ZUM DIENSTVERHÄLTNIS 6651 3 Marek, Erika: Spezialfragen zur Altersteilzeit 6652 3 Dauser, Florian: Aktuelle EuGH-Rechtsprechung zur Arbeitszeitaufzeichnungspflicht 6653 3 Sabara, Bettina: Die Risikohaftung des Arbeitgebers für Schäden auf Dienstreisen 6654 3 Hitz, Wolfram: Anrechnung von Vordienstzeiten auf den Urlaubsanspruch – Schwerpunkt Studienzeiten 6655 3 Sabara, Bettina: Arbeiten bei Hitze: Was Arbeitgeber wissen müssen 6656 3 Beidernik, Gerd und Sophie Müller: Evaluierung psychischer Belastungen: Wirksamkeitskontrolle und Re-Evaluierung in der Praxis

AUFSICHTSRAT AKTUELL 37Schwarzer, Brigitte und Thomas Ruhm: Die 2. Aktionärsrechte-Richtlinie

BANKARCHIV 5 328 Ritt-Huemer, Manuel und Zurab Simonishvili: Genossenschaft, spalte dich! – Das neue Genossenschaftsspaltungsgesetz im Über- blick 6 401 Faber, Wolfgang: In Deutschland publizitätslos begründetes Sicherungseigentum nach Grenzübertritt doch nicht unwirksam? – Kritisches zu OGH 3 Ob 249/18s und Vorschlag einer alternativen Lösung 411 Bernsteiner, Clemens und Martin Miernicki: SEPA-Lastschrift und Valutaverhältnis – Zivilrechtliche Fragen von Erstattung und Widerruf 7 476 Böhler, Elisabeth: Das Schicksal der Kreditsicherheiten bei Eintritt, Ausscheiden und Wechsel von GesbR-Gesellschaftern 490 Baumüller, Josef: Nichtfinanzielle Berichterstattung aus der Perspektive genossenschaftlicher Kreditinstitute – Rechtliche Spezi- fika und Befunde aus dem österreichischen Raiffeisen-Sektor 500 Gorzala, Jeanette: Einlagensicherung AUSTRIA GmbH – Einheitliche Einlagensicherungseinrichtung ab 1. Jänner 2019 506 Anker, Stefanie und Benim Saric: Institutsbezogenes Sicherungssystem am Beispiel eines Kreditinstitute-Verbundes

BAURECHTLICHE BLÄTTER 384Neger, Thomas und Elisabeth Paar: Geländeveränderungen nach dem stmk BauG 92 Reichel, Paul: Raumordnungsakte und Aarhus-Konvention

DATENSCHUTZ KONKRET 355Fuchs, Florian: Anonymisierende Wirkung der Verschlüsselung 57 Pollirer, Hans-Jürgen: Internet of Things (IoT) – und wo bleiben Datenschutz und Datensicherheit? 61 Hübelbauer, Reinhard: Data Breach Notification und entschuldigender Notstand?

ECOLEX 6 488 Behrendt-Krüglstein, Barbara und Viktoria Lang: Stiftungen in Österreich und Liechtenstein 493 Vondrak, Philip: Was wurde aus dem Steuerabkommen mit Liechtenstein? 495 Fitsch, Wolfgang: Aktuelles zur Pflichtversicherung für Versicherungsvermittler gem § 137c Abs 1 GewO 499 Eschlböck, Constantin und Karina Moneta: „Was einem Hotelier nicht unterstellt werden kann ...“ Kurzfristige Absagen im Hotelbuchungsalltag und in den AGBH 2006 519 Swoboda, Lukas-Sebastian: Ausgestaltung von Stimmbindungen 527 Engelbrecht, Helmut und Michael Horak: Geschäftsgeheimnisse im Arbeitsverhältnis 533 Bernsteiner, Clemens: Wenn der Nachwuchs viel zu früh kommt: „Papa-Monat“ im Ausnahmezustand 539 Renner, Bernhard: Aktuelles zur außergewöhnlichen Belastung 547 Handig, Christian: Wenn „Influencer“ zum Beruf wird, ...

GEWERBLICHER RECHTSSCHUTZ UND URHEBERRECHT 6 553 Kopacek, Ingrid und Wolfgang Morawek: Aus der Rechtsprechung des BPatG im Jahr 2018. Teil II: Patent- und Gebrauchsmuster- recht 569 Schweitzer, Heike: Datenzugang in der Datenökonomie: Eckpfeiler einer neuen Informationsordnung 581 Meier, Dominik: Private Enforcement der Rechnungslegung durch das Lauterkeitsrecht 589 Stürmann, Sven und Kinga Guzdek: Das Verfahren vor den Beschwerdekammern des EUIPO nach der EU-Markenrechtsreform und die Große Kammer

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Zeitschriftenübersicht

7 665 Kühnen, Thomas: FRAND-Lizenz in der Verwertungskette 674 Hinijal, Eugenia und Gabriele Mohsler: Die Suche nach dem richtigen Gleichgewicht zwischen Transparenz und Schutz der Ver- traulichkeit innerhalb des FRAND-Rahmens 682 Schulze, Gernot: Das Urhebervertragsrecht nach Erlass der EU-Richtlinie über das Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt 686 Ohly, Ansgar: UWG-Rechtsschutz bei Verstößen gegen die Datenschutz-Grundverordnung? 694 Uebele, Fabian: Datenschutzrecht vor Zivilgerichten. Die Durchsetzung des Datenschutzrechts über UWG und UKlaG auf dem Prüfstand von Rechtsprechung und Gesetzgeber

INTERDISZIPLINÄRE ZEITSCHRIFT FÜR FAMILIENRECHT 3 156 Hiebl, Benedikt R. K.: Die Leistungen nach dem StudFG und ihre Auswirkungen auf die Bemessung des Kindesunterhalts 196 Dorigatti, Bianca und Wolfgang Lackner: Das digitale Leben nach dem Tod

IMMOLEX 6 194 Pittl, Raimund und Lukas Gottardis: Smart Contracts – ein Fall für das Wohn- und Immobilienrecht? 197 Beck, Agnes und Magdalena Imelda Brandstetter: Schriftlichkeit bei Mietverträgen im digitalen Zeitalter 200 Mandl, Oliver: Das Smart Home als Instrument der digitalen Rechtsdurchsetzung? 204 Troger, Martin: Der Einsatz moderner Technologien in der Hausverwaltung 221 Oberkleiner, Christian und Gottfried Sulz: Verschmelzung des Mieters bewirkt kein neues Mietverhältnis iSd § 28 Abs 38 UStG

JOURNAL FÜR ARBEITSRECHT UND SOZIALRECHT 2 105 Niederfriniger, Mario: Mangelhafte Gleitzeitvereinbarungen und ihre Rechtsfolgen 146 Schoditsch, Thomas: Verjährung und Feststellungsverfahren nach § 54 Abs 1 ASGG 156 Schilchegger, Michael: Sozialhilfe und Verfassungsrecht

JOURNAL FÜR STRAFRECHT 3 201 Koller, Benjamin: Ausgewählte Probleme des straflosen Versuchs 206 Hollaender, Adrian Eugen: Untreuetatbestand und Judikaturwandel? 212 Machac, Arthur und Tina Mende: Geschenkannahme durch Machthaber – Nicht nur Amtsträger können „angefüttert“ werden 216 Czerny, Christoph: Prozesskonforme Geltendmachung von Besetzungsfehlern in Jugendstrafsachen 221 Hammerschick, Walter: Empirische Forschung zur Praxis der Anordnung von Untersuchungshaft als Reflexionsangebot 228 Schönborn, Elias: Die Verursachung von Prozessrisiken aus strafrechtlicher Sicht 233 Vogl, Felix Karl: Verbände als „Beteiligte“ iSd § 11 FinStrG (§ 12 StGB)? Wie wirkt sich eine Verfolgungshandlung gegen einen Verband auf die Möglichkeit einer strafbefreienden Selbstanzeige aus? 236 Seilern-Aspang, Hubertus und Stefanie Kloibmüller: VfGH bestätigt: Begriff „Missbrauch“ (§ 22 BAO aF) ausreichend bestimmt für das Finanzstrafrecht 240 Staffler, Lukas: Konfiskation ohne Grenzen? Zur VO über die gegenseitige Anerkennung von Sicherstellungs- und Einziehungs- entscheidungen 248 Kraml, Barbara und Andrea Lehner: Terrorismusbekämpfung neu 257 Stempkowski, Monika: Therapie statt Strafe – die Reform durch das Strafrechtsänderungsgesetz 2015 und ihre Auswirkungen

JURISTISCHE BLÄTTER 6 337 Klicka, Thomas: Die Anwendung des Deliktsgerichtsstands nach Art 7 Nr 2 EuGVVO auf reine Vermögensschäden eines Fahr- zeugkäufers 347 Reischauer, Rudolf: Das Kontokorrent (§§ 355ff UGB) insbesondere im Lichte der Anrechnungsregeln (§§ 1415 und 1416 ABGB), der Besicherung (§ 356 UGB) und bereicherungsrechtlicher Fragen (§§ 1431 und 1435 ABGB) (2. Teil)

JUSIT 3 100 Probst, Nadine: Das Datensicherheitskonzept der DS-GVO 107 Gosch, Nicole: Pseudonymisierung und Verschlüsselung sensibler Daten 112 Kröpfl, Maximilian: Zum Konzept datenschutzrechtlicher Verhaltensregeln am Beispiel der ISPA und ihrer „einsamen Verant- wortlichen“ 117 Steiner, Gerald: Pflege- und Wartungsleistungen als Auftragsverarbeitung nach der DS-GVO?

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Zeitschriftenübersicht

MEDIEN UND RECHT 3 103 Wittmann, Heinz und Peter Zöchbauer: Zum Entwurf eines Bundesgesetzes über Sorgfalt und Verantwortung im Netz (SVN-G) – ein kritischer Überblick 143 Feiel, Wolfgang: Rechtliche Aspekte der Vergabe von Mobilfunkfrequenzen

ÖSTERREICHISCHE BLÄTTER FÜR GEWERBLICHEN RECHTSSCHUTZ UND URHEBERRECHT 4 164 Stadler, Michael: Änderung von Patentansprüchen nach der Erteilung 173 Bucher, Stefan: Marktmachtmissbrauch aufgrund Verletzung des Datenschutzrechts

ÖSTERREICHISCHE JURISTENZEITUNG 11 485 Tretthahn-Wolski, Elisabeth und Anna Förstel: Der Brexit von Rom und Brüssel 498 Staffler, Lukas: Recht auf Vergessenwerden und Kriminalberichterstattung 12 535 Markowetz, Klaus: Vereinbarkeit der vom OGH im Rahmen der Oppositionsklage vertretenen Kombinationstheorie mit der EuGVVO 2012? 210 Rami, Michael: Können bloß versuchte Taten Medieninhaltsdelikte sein? 13 581 Müller, Thomas: Das Standort-Entwicklungsgesetz 588 Wittmann, Andrea: Hauptverhandlung trotz Schließung des Gerichtsgebäudes

ÖSTERREICHISCHE NOTARIATSZEITUNG 6 201 Woschnak, Klaus: Rechte und Pflichten des Notars gem §§ 8 und 31 Abs 1 NO

ÖSTERREICHISCHE RICHTERZEITUNG 6 100 Rammelmüller, Dominik: Die Zuständigkeit des Rechtspflegers für die Bestellung eines Zustellkurators 103 Steininger, Christoph und Gerhard Nogratnig: Das Konstrukt des „disziplinären Überhangs“–ein Problemaufriss (Teil 1) 108 Rant, Matthias: Prozessbeschleunigung bei Bauprozessen

ÖSTERREICHISCHE STEUERZEITUNG 9 221 Huber, Michael, Sebastian Lacha und Berndt Zinnöcker: Digitalisierung in der Umsatzsteuer 225 Beiser, Reinhold: Die subjektive Richtigkeitsgewähr im Leistungsaustausch einer Kapitalgesellschaft mit ihren Gesellschaftern – drei Kategorien von Verletzungen der objektiven Äquivalenz 236 Böhm, Lisa-Maria: Die Abgrenzung (alinearer) Gewinnausschüttung von betrieblichen Vorgängen 10 249 Knesl, Pavel: Entwurf des StRefG I 2019/20 – Ausgewählte Änderungen des Umgründungssteuerrechts im Kontext dargestellt 254 Eberhartinger, Eva, Kristin Resenig und Stefan Weinhandl: Österreich und die Steueroasen 267 Jirousek, Heinz: Neues Doppelbesteuerungsabkommen Österreich-UK 11 277 Allram, Lukas und Michael Sedlaczek: VwGH zur KEST-Entlastung von Outbound-Dividenden nach der Mutter-Tochter-RL 287 Bernwieser, Lukas und Yasmin Wagner: Die neue Meldepflicht für Steuergestaltungen im Überblick

ÖSTERREICHISCHE ZEITSCHRIFT FÜR WIRTSCHAFTSRECHT 12Bergthaler, Wilhelm, Kerstin Holzinger und Philipp Mörth: Das Standort-Entwicklungsgesetz – verfassungs- und unionsrechtliche Aspekte 8 Furherr, Elisabeth: Die UVP-G-Novelle 2018 – ein wichtiger Schritt zum strukturierten Verfahren 14 Schulev-Steindl, Eva: Das Aarhus-Beteiligungsgesetz – Ende gut, alles gut?

RECHT DER MEDIZIN 384Gabauer, Claudia: Datenschutzrechtliche Anforderungen im Gesundheitsbereich 91 Cohen, Lisa: Die Strafbarkeit von Eltern und Ärzten im Zusammenhang mit Masernpartys 97 Bernat, Erwin: Neues Recht der Sterbehilfe? 103 Wieser, Bernd: Zur Entbindung von der ärztlichen Verschwiegenheitspflicht nach § 54 Abs 2 Z 3 ÄrzteG 108 Köberl, Katharina und Marek Sitner: Der mutmaßliche Wille – ein überholtes Konzept?

RECHT DER WIRTSCHAFT 6 366 Vonkilch, Andreas und Marco Scharmer: Zur „Begründungsobliegenheit“ beim Rücktritt vom Vertrag nach § 918 ABGB 369 Reisch, Ulla: EU-Richtlinie zur Unternehmensrestrukturierung 375 Grill, Sandra und Georg Eisenberger: Entfall der Fahrlässigkeitsvermutung bei schweren Verwaltungsstraftaten 397 Resch, Reinhard: Die Sonderpensionserhöhung 2018 gemäß § 711 ASVG

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Zeitschriftenübersicht

400 Gerhartl, Andreas: Betriebsvereinbarung und Mitarbeiterbeurteilungssysteme 416 Mairinger, Anton: Zur Grunderwerbsteuer beim „Rückgängigmachen“ eines Baurechts

TAXLEX 6 168 Gumprecht, Ingrid: Liebhaberei oder Einkunftsquelle? 170 Renner, Bernhard: Außergewöhnliche Belastung: Kausalität der Folgeerkrankung einer Behinderung 173 Franke, Lukas: Grenzüberschreitende Nutzungseinlagen in Kapitalgesellschaften im außerbetrieblichen Bereich 177 Geringer, Stefanie: „Infizierung“ früherer Umsätze durch nachgelagerten Umsatzsteuerbetrug? 183 Steiger, Stefan: Weisungsfreistellung versus Sperrminorität bei einem nicht wesentlich beteiligten Gesellschafter-Geschäftsführer 185 Steiger, Stefan: Vortragende müssen nicht immer echte Dienstnehmer sein! 190 Ludwig, Christian: Up-stream-Einbringung und Unterbleiben einer Anteilsgewähr aufgrund § 19 Abs 2 Z 4 UmgrStG 194 Reichmann, Simone: Zurückweisung eines Vorlageantrags mangels Wirksamkeit der Beschwerdevorentscheidung

VERSICHERUNGSRUNDSCHAU 529Riedler, Andreas: Rücktrittsrechte des Versicherungsunternehmers (Teil 2) 42 Domforth, Christine: Online-Vertrieb von Versicherungsprodukten – neue Rahmenbedingungen vor dem Hintergrund der IDD 645Fähnrich, Manuel: Die vom Versicherungsnehmer zu beachtenden Fristen in der Unfallversicherung

WIRTSCHAFTSRECHTLICHE BLÄTTER 6 305 Herda, Helene: Artificial Intelligence und Immaterialgüterrecht 315 Koppensteiner, Hans-Georg: Notizen zum Außenvertragsrecht des Unternehmensverbundes

WOHNRECHTLICHE BLÄTTER 6 189 Kepplinger, Jakob: Zur (fehlenden) Bestandskraft von Maklerverträgen im Lichte des FAGG

ZEITSCHRIFT DER VERWALTUNGSGERICHTSBARKEIT 3 206 Neusiedler, Manuel: „Beraten statt strafen“–Die Beratungsregelung des § 33a VStG 224 Volg, Karl Felix: Telefax- und E-Mail-Eingaben nach Ende der Amtsstunden im Anwendungsbereich des AVG – Eine Zwischen- bilanz de lege lata et de lege ferenda 230 Eckhardt, Gernot: Das aktuelle System der landwirtschaftlichen Unionsbehilfen im Licht der Rechtsprechung des BVwG

ZEITSCHRIFT FÜR EUROPARECHT, INT. PRIVATRECHT & RECHTSVERGLEICHUNG 3 100 Nagy, Csongor István: Freihandelsabkommen, regionale Wirtschaftsintegrationen und die neue Epoche des Welthandels 119 Swoboda, Lukas-Sebastian: Syndikate im internationalen Kontext 126 Ring, Gerhard und Line Olsen-Ring: Das neue dänische Gesetz über die Vermögensverhältnisse der Ehegatten 2018

ZEITSCHRIFT FÜR FAMILIEN- UND ERBRECHT 4 148 Köllich, Rudolf: Selbsterhaltungsunfähigkeit des unterhaltsberechtigten Ehegatten infolge Kinderbetreuungspflichten 152 Reisinger, Claudia: 2. ErwSchG: Neuerungen im Verfahrensrecht 156 Nademleinsky, Marco: Entscheidungen zum Internationalen Familienrecht 2017/2018 162 Häusler, Mara-Sophie: Die Haftung des Rechtsberaters für ungültige letztwillige Verfügungen 164 Aichhorn, Ulrike: Die normative Kraft der „Mitteilung“!? 165 Wienerroither, Peter: Zustimmung zur medizinischen Behandlung von Kindern in voller Erziehung

ZEITSCHRIFT FÜR FINANZMARKTRECHT 5 212 Heindler, Florian: Das auf Rechte an Finanzinstrumenten anwendbare Recht 229 Cap, Verena und Eva Klingler: Vorschlag für eine Verordnung über das auf die Drittwirkung von Forderungsübertragungen anzuwendende Recht – ein Überblick 6 288 Stern, Thomas: CRD V: Ein weiterer Schritt zur Finalisierung von Basel III (aus sieben verschiedenen Perspektiven) 294 Fletzberger, Bernd: Open Banking und PSD2 – Zugriff auf Zahlungskonten durch dritte Zahlungsdienstleister

ZEITSCHRIFT FÜR GESELLSCHAFTSRECHT 3 107 Harrer, Friedrich: Die nicht konsensuale Beendigung der Mitgliedschaft 69 Walcher, Dominic: Satzungsdurchbrechungen bei AG und GmbH 142 Wirstorff, Eric: § 202 UGB: Unternehmensrechtliche (Buch-)Wertunterschiede als betragsmäßige Differenzen im Rahmen einer Umgründung

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Zeitschriftenübersicht

ZEITSCHRIFT FÜR GESELLSCHAFTS- UND UNTERNEHMENSRECHT 3 125 Arnold, Nikolaus: Privatstiftung und Vermögensopfer 132 Koppensteiner, Hans-Georg: Rechtswidrige Stimmabgabe, Beschlussmängel und positive Beschlussfeststellung 136 Spiesshofer, Birgit: Die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility) 143 Wimmer, Alexander: Differenz- und Existenzvernichtungshaftung bei Sanierungsfusionen im GmbH-Recht 152 Wünscher, Florian: Das Mindeststammkapital im GmbH-Recht – (noch immer) ein notwendiges Gläubigerschutzinstrument? 157 Striessnig, Florian: Einlagenrückgewährverbot und Schwestergesellschaften 161 Wared, Sarah: Break Fees im Rahmen von Unternehmenstransaktionen 165 Kalss, Susanne und Stephan Probst: Werte in Familienunternehmen – der Beitrag der Ehefrau 170 Jennewein, Klaus: Amtswegige Löschung von Personengesellschaften aus dem Firmenbuch 174 Haberer, Thomas: Konzernrechnungslegung

ZEITSCHRIFT FÜR GESUNDHEITSRECHT 14Mayrhofer, Michael: Befristete Aufnahme von Arzneimitteln in den Erstattungskodex rechtmäßig?

ZEITSCHRIFT FÜR INFORMATIONSRECHT 2 129 Forgó, Nikolaus und Ziga Skorjanc: Datenschutz und (zulassungebeschränkte) Blockchain-Systeme 139 Hörtnagl-Donner, Melanie: Verarbeitung von Personenbezogenen Daten im Konzern 143 Thiele, Clemens: Der Dritte im Datenschutzrecht 147 Thiele, Clemens: Aktuelles vom Briefschutz nach § 77 UrhG und DSGVO

ZEITSCHRIFT FÜR VERGABERECHT UND BAUVERTRAGSRECHT 6 238 Oppel, Albert: Bieterabsprachen und deren Vorbeugung: ausgewählte Fragen – Teil 2 260 Gallistel, Ursula und Jacqueline Raab: Primäre und sekundäre Bauablaufstörungen

ZEITSCHRIFT FÜR VERKEHRSRECHT 6 184 Danzl, Karl-Heinz: 60 Jahre EKHG 209 Blass, Philipp, Aggelos Soteropoulos, Monika Romaniewicz-Wenk und Florian Schneider: Geschwindigkeitsunterschiede zwischen verschiedenen Fahrradtypen 7–8 227 Zach, Stefanie: Der Rücktritt vom Pauschalreisevertrag 233 Schratzer, Dominik: Die Umsetzung des Insolvenzschutzes der Pauschalreise-RL (EU) 2015/2302 in österreichisches Recht 238 Lindinger, Eike: Der Pauschalreisevertrag – ein Vertrag zugunsten Dritter. 245 Nedbal-Bures, Brigitte: Die 31. StVO-Novelle und ihre Auswirkung auf die Verwendung von E-Scootern

ZEITSCHRIFT FÜR WIRTSCHAFTS- UND FINANZSTRAFRECHT 4 131 Kert, Robert: Der strafrechtliche Schutz der finanziellen Interessen der EU 136 Dangl, Katharina und Norbert Wess: Datenschutzrechtliche Aspekte im Rahmen des „DokumentenScreenings“ bei Internal In- vestigations 142 Glaser, Severin und Robert Kert: Verstärkter strafrechtlicher Schutz für unbare Zahlungsmittel 145 Prillinger, Johannes und Sebastian Starl: Das Verhältnis von Übergangsbestimmungen zu § 4 Abs 2 FinStrG 155 Glaser, Severin: Die Bedeutung der Aufhebung des Ausfuhrerstattungsgesetzes im Hinblick auf das Günstigkeitsprinzip 160 Köttl, Christian: GSBG und FinStrG: Eine Beihilfe im Finanzstrafrecht? 167 Winkler, Heidemarie: Update zum Abgabenerhöhungszuschlag gemäß § 29 Abs 6 FinStrG

ZIVILRECHT AKTUELL 9 164 Reischauer, Rudolf: Zum Verhältnis des Verwendungsanspruchs (§ 1041 ABGB) zum Aufwandersatzanspruch (§ 1042 ABGB) 166 Maydell, Patrick: Haftungsfalle Teilungsklage? 10 184 Rieder, Katharina: Rechtliche Stolperfallen beim Kauf von WGG-Wohnungen 184 Prader, Christian: Der begünstigte Dritte im WGG unter Beachtung allfälliger Umgehungskonstruktionen 184 Kolmasch, Wolfgang: Fristenhemmung im Sommer 11 204 Kern, Cornelia und Teresa Maier: Die neue Warenkauf-Richtlinie 208 Kern, Cornelia und Teresa Maier: Die neue Richtlinie über digitale Inhalte und Dienstleistungen

österreichisches anwaltsblatt 09_2019 Gewährleistungsrecht NEU

2019. XVI, 304 Seiten. Br. 64,– EUR ISBN 978-3-214-04207-3

Stabentheiner · Wendehorst · Zöchling-Jud (Hrsg) Das neue Gewährleistungsrecht für Waren, digitale Inhalte und Dienstleistungen

Im Frühjahr 2019 wurden die RL (EU) 2019/770 über bestimmte vertragsrechtliche Aspekte der Bereitstellung digitaler Inhalte und digitaler Dienstleistungen und die RL (EU) 2019/771 über bestimmte vertragsrechtliche Aspekte des Warenkaufs vom europäischen Gesetzgeber verabschiedet. Der Band enthält eine erste ausführliche Analyse der neuen europäischen Vorgaben und damit auch der notwendigen Änderungen im österreichischen Recht. Die Beiträge stellen die überarbeitete Fassung von Vorträgen dar, welche am 12. Juni 2019 bei einer Tagung gehalten wurden, die gemeinsam vom Bundesministerium für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz und dem Institut für Zivilrecht der Universität Wien veranstaltet wurde. Diskussionsberichte zu den Vorträgen und einer Podiumsdiskussion zur Umsetzung der Richtlinien in Österreich runden den Band ab.

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Immer das gesamte Markenrecht zur Hand

4. Auflage, 2019. XIV, 588 Seiten. Br. EUR 118,– ISBN 978-3-214-02829-9

Kucsko

MSchG Markenschutzgesetz, 4. Auflage

Seit der letzten Aufl age der Sonderausgabe MSchG sorgten fünf Novellen für umfassende Änderungen im Marken- recht: Erweiterung der Markendefi nition, die Einführung der Gewährleistungsmarke, Änderungen im Wider- spruchs- und Löschungsverfahren sowie bei der Schutzfristberechnung uvm. Die vierte Aufl age der MSA bringt daher alle wesentlichen markenrechtlichen Vorschriften auf den neuesten Stand: Markenschutzgesetz (inkl Markenrechtsnovelle 2019!); Patentamtsgebühren-, Gebühren- und Gerichtsgebühren- gesetz (Auszüge); Patentamtsverordnung; Markenrichtlinie (auch in englischer Fassung); Unionsmarkenverordnung und die Nizzaer Klassifi kation (11. Aufl age). Die Sonderausgabe enthält Gesetzestext und Erläuterungen handlich und auf einen Blick. Die zahlreichen Anmerkungen des Herausgebers erleichtern Rechtsberatung und Recherche.

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584 Disziplinarrecht Disziplinarverfahrensrecht Doppelvertretung; Strafbemessung, überlange Verfahrensdauer

586 Gesellschaftsrecht Zum maßgeblichen Beurteilungszeitpunkt für die Unzulässigkeit von „Geschlechterklauseln“ in Gesellschaftsverträgen

österreichisches anwaltsblatt 09_2019 584 Rechtsprechung

Disziplinarverfahrensrecht DISZIPLINARRECHT

§§ 26, 46 DSt; § 1 OGHG; Art 92 Abs 1 B-VG Kein Rechtsmittel gegen Entscheidungen des OGH. MICHAEL BURESCH OGH 10. 5. 2019, 23 Ds 2/19z Der Autor ist Rechtsan- walt in Wien und An- waltsrichter beim OGH. Aus den Entscheidungsgründen: 2. Eine neue Entscheidung des OGH in einer von ihm 2019/226 Von der gem § 7 Abs 1 EIRAG zuständigen Vorarlberger bereits entschiedenen Sache kommt nur im Fall des sog Rechtsanwaltskammer wird gegen den Beschuldigten ein Reassumierens bei (hier aber nicht behauptetem) irrigem Disziplinarverfahren geführt. Mit Beschluss des Präsidenten Ausgehen von unrichtigen tatsächlichen Umständen in Be- des Disziplinarrats der Vorarlberger Rechtsanwaltskammer tracht (RIS-Justiz RS0122737 [T 39]). v 7. 11. 2018, D 3/17–14, wurde dem Antrag des Beschul- 3. Eine Partei ist nicht befugt zu begehren, dass der OGH digten auf Ablehnung einzelner Mitglieder des Disziplinar- beim VfGH den Antrag auf Aufhebung eines Gesetzes we- rats nicht Folge gegeben (§ 26 Abs 3, 5 Satz 1 DSt). Seine gen Verfassungswidrigkeit stelle oder den EuGH nach dagegen gerichtete Beschwerde v 19. 11. 2018 wies der Art 267 AEUV anrufe (RIS-Justiz RS0058452). OGH mit dem nunmehr angefochtenen Beschluss v 8. 2. 2019, 23 Ds 1/19b, unter Hinweis auf § 26 Abs 5 Satz 3 Anmerkung: DSt als unzulässig zurück. Dass gegen Entscheidungen des OGH im Instanzenzug Das dagegen „an das zuständige Rechtsmittelgericht“ ge- kein weiteres Rechtsmittel zulässig ist, sollte wohl jedem richtete „Rechtsmittel“ des Beschuldigten ist ebenfalls zu- klar sein, der in Österreich erfolgreich ein Jus-Studium rückzuweisen, weil gegen Entscheidungen des OGH als absolviert hat. Die vorliegende Entscheidung mag daher oberste Instanz in Disziplinarsachen der Rechtsanwälte vor allem auf das Einschreiten eines dienstleistenden (§1Abs1OGHG;§46DSt)keinRechtsmittelzusteht europäischen Rechtsanwalts zurückzuführen sein. (vgl RIS-Justiz RS0116215). Diese Entscheidung hat der Erwähnenswert ist die Entscheidung aber deshalb, weil OGH selbst zu treffen (vgl Danzl/Hopf, OGHG3 § 1 Anm 3 der OGH darin die (wohl wenig bekannte) Möglichkeit mwN). anspricht, eine von ihm gefasste, aufgrund falscher Tat- Klarstellend anzumerken ist: sachengrundlagen ergangene formale Entscheidung (zB 1. Über Beschwerden gegen Beschlüsse des Disziplinar- die Zurückweisung eines Rechtsmittels) als verspätet mit „ “ rats entscheidet gem §§ 46, 56 DSt ausschließlich der OGH, einem sog Reassummierungsbeschluss aufzuheben. dies gilt daher auch für die Zurückweisung unzulässiger Be- schwerden (RIS-Justiz RS0130015). MICHAEL BURESCH

Doppelvertretung; Strafbemessung, überlange Verfahrensdauer DISZIPLINARRECHT

MICHAEL BURESCH §§ 9, 10 Abs 1 RAO; §§ 10, 12a RL-BA 1977 (= §§ 6, 10 RL-BA 2015) Der Autor ist Rechtsan- walt in Wien und An- Schon allein die bloße Gefahr einer Interessenkollision, insb aber eines Vertrauensbruchs, begrün- waltsrichter beim OGH. det das Vorliegen von „zusammenhängenden Sachen“ iSd § 10 Abs 1 RAO. Dieser Begriff ist, dem 2019/227 Regelungszweck entsprechend, weit auszulegen. Auf einen Schadenseintritt kommt es nicht an. Ein Zeitraum von 13 Monaten zwischen Verkündung und Zustellung eines wenngleich umfangrei- chen Disziplinarerkenntnisses ist unangemessen und begründet den Milderungsgrund der überlan- gen Verfahrensdauer. OGH 28. 11. 2018, 26 Ds 5/18m

Sachverhalt: verletzung und der Beeinträchtigung von Ehre oder Anse- Mit dem angefochtenen Erkenntnis wurde der Disziplinar- hen des Standes schuldig erkannt und zu einer Geldbuße beschuldigte der Disziplinarvergehen der Berufspflichten- von € 2.000,– verurteilt, weil er

09_2019 österreichisches anwaltsblatt 4. Auflage 2019. XXXII, 1.008 Seiten. Geb. EUR 168,– ISBN 978-3-214-06731-1

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1. M***** im Rahmen einer Schuldenregulierung bera- wirklichung des disziplinären Straftatbestands etwas ändern ten und vertreten hat und in weiterer Folge die S***** als sollte, bleibt in der Berufung offen. Eigentümerin der Liegenschaft gegen M***** vertreten hat Bei der Strafbemessung hat der Disziplinarrat lediglich und mehrere Verfahren führte und in diesen Verfahren die die doppelte Qualifikation der Tat sowohl als Berufspflich- ihm durch sein ehemaliges Vertretungsverhältnis für tenverletzung als auch als Beeinträchtigung von Ehre oder M***** erlangten Informationen nunmehr gegen M***** Ansehen des Standes als erschwerend berücksichtigt; auf verwendet hat, wodurch die Gefahr der Verletzung der Ver- die Einkommens- und Vermögensverhältnisse des Be- schwiegenheitspflicht gegeben war; schuldigten, insb auch die in der Berufung besonders her- 2. W***** im Rahmen von dessen Schuldenregulierung vorgehobenen Sorgepflichten für vier Kinder, wurde Be- beraten und vertreten, den Verkauf von dessen Liegenschaft dacht genommen. Die vom Beschuldigten in Ausführung an die S***** abgewickelt und in weiterer Folge die S***** der Strafberufung zitierten beispielhaften Erkenntnisse mit gegen W***** vertreten hat, und zwar in einem Besitzstö- Geldbußen von € 2.000,– bzw € 2.500,– belegen, wenn rungsverfahren, und die ihm durch sein ehemaliges Vertre- auch naturgemäß die dortigen Sachverhalte nicht in jedem tungsverhältnis für W***** erlangten Informationen nun- Detail vergleichbar sind, dass sich der Disziplinarrat bei mehr gegen W***** verwendet hat, wodurch die Gefahr Zumessung der hier verhängten Geldbuße im Rahmen der Verletzung der Verschwiegenheitspflicht gegeben war. der jüngeren Judikatur gehalten hat und entgegen den Be- Seiner Berufung an den OGH wegen Schuld wurde rufungsausführungen keineswegs eine Unverhältnismäßig- nicht, jener wegen Strafe hingegen durch Herabsetzung keit vorliegt. der Geldbuße auf € 1.500,– Folge gegeben. Im Recht ist der Beschuldigte allerdings dahingehend, dass ihm zum Zeitpunkt der Erlassung dieses Erkenntnisses Aus den Entscheidungsgründen: der weitere Milderungsgrund der überlangen Verfahrens- Aus der Treuepflicht zum eigenen Mandanten (§ 9 Abs 1 dauer zugutekommt. Zwar kann die Verfahrensdauer ab RAO, [hier noch] § 10 RL-BA 1977) resultiert für den An- Einleitung durch Bestellung des Untersuchungskommissärs walt ua das Verbot der Doppelvertretung, wobei zwischen im Mai 2015 bis zur Erlassung des Erkenntnisses des Dis- der echten, materiellen und der unechten (formellen) Dop- ziplinarrats in der mündlichen Disziplinarverhandlung im pelvertretung zu unterscheiden ist. Erstere liegt nach § 10 September 2016 aufgrund des doch umfassend zu erheben- Abs 1 RAO ua dann vor, wenn ein Anwalt gegen die Ver- den und zu beurteilenden Sachverhalts noch nicht als bote verstößt, eine Vertretung zu übernehmen oder auch „überlang“ iS der einschlägigen menschenrechtlichen Judi- nur einen Rat zu erteilen, sofern er die Gegenpartei in der- katur angesehen werden, wohl aber der weitere Zeitraum, selben oder einer damit zusammenhängenden Sache vertre- insb zwischen der mündlichen Verkündung des erstinstanz- ten hat (RIS-Justiz RS0054995). Schon allein die bloße Ge- lichen Erkenntnisses im September 2016 und der Zustellung fahr einer Interessenkollision, insb aber eines Vertrauens- von dessen schriftlicher Ausfertigung im Oktober 2017. „ bruchs, begründet das Vorliegen von zusammenhängen- Diese Ausfertigungsdauer von rund 13 Monaten ist, mag “ den Sachen iSd § 10 Abs 1 RAO. Dieser Begriff ist, dem auch das Erkenntnis mit 32 Seiten überdurchschnittlich Regelungszweck entsprechend, weit auszulegen (RIS-Justiz umfangreich gewesen sein, zweifellos als unangemessen RS0055534; RS0117715). und somit überlang zu beurteilen. Auch in ihren weiteren Ausführungen wird die Rechts- rüge (Z 9 lit a) den eingangs genannten Anforderungen nicht gerecht: Weshalb es für die rechtsrichtige Subsumtion auf einen, wie der Berufungswerber bemängelt, im Erkennt- nis nicht festgestellten „Schadenseintritt“ ankommen sollte, wird nicht methodengerecht abgeleitet. Entgegen der Beru- fung bedurfte es gar nicht der Feststellung eines Schadens- eintritts durch den Disziplinarrat, weil ein solcher nicht er- forderlich ist, um ein gegen die in Rede stehenden Pflichten verstoßendes Handeln eines Rechtsanwalts disziplinär straf- bar zu machen (20 Ds 1/17b). Auch das weitere Begehren desBeschuldigten,esmüsste„zur Kenntnis genommen werden, dass zwischen den Streitparteien zwischenzeitig sämtliche Verfahren im Vergleichswege bereinigt wurden“, entbehrt einer nachvollziehbaren Darlegung eines der ange- fochtenen Entscheidung anhaftenden Rechtsirrtums. Wa- rum der erst nachträglich eingetretene Umstand einer Be- reinigung der Verfahren an der bereits zuvor erfolgten Ver-

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Zum maßgeblichen Beurteilungszeitpunkt für die Unzulässigkeit von „Geschlechterklauseln“ in Gesellschaftsverträgen GESELLSCHAFTSRECHT NIKOLAUS WALKNER Der Autor ist Rechtsan- waltsanwärter bei Berlin § 879 ABGB; §§ 138, 242 BGB & Partner Rechtsanwälte Differenzierungen nach dem Geschlecht in Gesellschaftsverträgen sind jedenfalls unzulässig, soweit in Salzburg. dadurch der Zugang zur Ausübung unternehmerischer Tätigkeit eingeschränkt wird. 2019/228 OGH 24. 1. 2019, 6 Ob 55/18h

Sachverhalt: OGH darf zur Beurteilung der Sittenwidrigkeit einer sol- In einem 1963 abgeschlossenen Gesellschaftsvertrag über chen Klausel keine Anknüpfung an den Zeitpunkt der die Errichtung einer Kommanditgesellschaft war vorgese- Abfassung erfolgen, sondern muss auf die maßgeblichen hen, dass im Fall des Ablebens eines Gesellschafters dessen Umstände zum Zeitpunkt der Rechtsausübung abgestellt gesetzliche männliche Erben in seine Rechte und Pflichten werden. eintreten. Überzeugenderweise ist das Geschlecht als alleiniges Ein Gesellschafter begehrte gegenüber den beiden Mit- Differenzierungsmerkmal dafür, ob der Übergang eines gesellschaftern die Feststellung der Nichtigkeit des Gesell- Komplementäranteiles im Erbwege einer Zustimmung schaftsvertrages in den betreffenden Punkten insoweit, als der Gesellschafter bedarf, sittlich nicht gerechtfertigt. Frauen nicht mit Männern gleichgestellt sind. Der ur- Dass der Revisionswerber keine alternativen Rechtferti- sprüngliche Kläger verstarb während des Verfahrens; das gungsgründe angeboten hat, legt nahe, dass auch die- Verfahren wurde durch die Verlassenschaft fortgesetzt. sem an einer höchstgerichtlichen Überprüfung gelegen Die Vorinstanzen gaben dem Feststellungsbegehren war. statt. Der OGH bestätigte die Entscheidung der Vorinstan- Die durch den OGH getroffene Wertungsentscheidung ist zen insoweit, als er jene Teile des Gesellschaftsvertrages als im Rahmen demokratischer Grundverständnisse eines nicht wirksam feststellte, welche die Zustimmung der Ge- modernen Rechtsstaates grundsätzlich begrüßenswert. sellschafter vorsehen für Fälle der Übernahme eines Gesell- Beachtlich ist jedenfalls die Kernaussage des OGH, dass schaftsanteiles im Erbwege durch andere Personen als die Beurteilung der Sittenwidrigkeit von Vereinbarungen männliche Nachkommen des Gesellschafters (sog „Ge- entgegen überwiegenden Ansichten in Österreich und schlechterklausel“). Deutschland nicht an den Zeitpunkt der Vereinbarung anknüpft (wie hier 1963), sondern auf den Zeitpunkt des Anmerkung: Berufens auf diese Klausel. Rechtsgeschäfte, aus denen Da der Revisionswerber es verabsäumte, eine solide heute Rechte ausgeübt werden (und auch in Zukunft Rechtfertigung für die Geschlechterklausel in dem Ge- ausgeübt werden sollen) und bei deren Abschluss von sellschaftsvertrag der Personengesellschaft darzutun, einem Wertverständnis ausgegangen wurde, das zur fehlte dem Vorbringen wohl ein berücksichtigungswür- heutigen Zeit wohl als „überkommen“ beurteilt würde,3 diges Argument, das eine anderslautende Wertung durch sind einer Prüfung darauf zu unterziehen, ob diese die Instanzen eröffnet hätte. Das gegenständliche Judikat Rechtsgeschäfte noch den aktuellen Anforderungen ist jedenfalls in der darin vorgenommenen Wertungs- entscheidung nicht überraschend1 und als Bestätigung 1 Vgl dazu etwa den durch die Entscheidung wiederholt kritisch genannten der Vorinstanzen stringent. Berka, Geschlechterklauseln und verfassungsrechtliche Diskriminierungsver- Die Konsequenz ist, dass Nachfolgeregelungen von Per- bote, GES 2017, 347; dieser differenziert bei der Frage der Sittenwidrigkeit von Geschlechterklauseln, welche den Eintritt von Frauen in eine Gesell- sonengesellschaftsverträgen, welche zum Zeitpunkt der schaft im Erbschaftsfall von der Zustimmung der Gesellschafter abhängen Abfassung den damaligen guten Sitten entsprochen ha- lassen, dass keine allgemeine Aussage dazu zulässig, sondern stets der kon- krete Sachverhalt zu berücksichtigen sei. Schließlich folgert Berka, dass eine ben, nunmehr am Maßstab jener Grundsätze zu messen grundsätzliche Einschränkung der Vertragsfreiheit in solchen Fällen abzu- lehnen sei, da häufig eine besondere Schutzwürdigkeit fehle. Hinsichtlich sind, die heutzutage als gute Sitten begriffen werden der Tatsache, dass solche Geschlechterklauseln allerdings stets auf dem Prüf- (also das Rechtsgefühl jener Rechtsgemeinschaft, die sich stand der Gleichheitswidrigkeit stehen, verweist Berka auf Kalss/Dauner- Lieb, Töchter unerwünscht? Weder die einzelne Gesellschaft noch die Wirt- heute aus allen billig und gerecht Denkenden2 zusam- schaft können sich das leisten, GesRZ 2016, 249. 2 „ “ mensetzt). Genügt eine Nachfolgeregelung diesem Maß- RIS-Justiz RS0022920; in Deutschland als Anstandsgesfühl bezeichnet, RG 80, 221, BGH 10, 232, 69, 297, NJW 04, 2668/70, BAG NZA 06, 1354. stab nicht, ist sie aufgrund Sittenwidrigkeit iSd § 879 3 Sei es auch im historischen Kontext damals nicht zu beanstanden gewesen, etwa ausgehend von dem bis 31. 12. 1975 geltenden Grundsatz des Pater fa- Abs 1 ABGB unwirksam und damit unbeachtlich. Laut milias, was sich in vielen Bereichen des ABGB niederschlug.

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dessen genügen, was heute als „moralisch“ und „sittsam“ legen haben. Dies waren bei dem Sachverhalt, den der verstanden wird. Dies hat freilich für den Rechtsanwender BGH hier vor Augen hatte, sowohl eine Gewinnbeteili- weitreichende Folgen, weshalb eine Auseinandersetzung gung als auch eine zugestandene marktübliche Vergü- mit der Entscheidung und den Begründungen (insb den tung für die Abtretung von Verwertungsrechten. durch den OGH angeführten deutschen Vorschriften bzw Aus mehreren Gründen ist ein Bezug des OGH auf diese Entscheidungen) nach Ansicht des Verfassers geboten Entscheidung des BGH kritisch zu würdigen. erscheint. Aus dieser Entscheidung des BGH geht hervor, dass zur Der durch den OGH beschrittene Lösungsweg führt über Beurteilung der Sittenwidrigkeit (einzelner Klauseln) ei- einen umfangreichen und ausgewogen erscheinenden nes Gesellschaftsvertrages auf den Zeitpunkt des Ver- Überblick über die unterschiedlichen Meinungen zu Fra- tragsabschlusses abgestellt wird. Den weitergehenden gen der Sittenwidrigkeit von Geschlechterklauseln sowie Schritt, den „Wandel der Zeit“ zwischen Vereinbarung und den daran angrenzenden Fragestellungen etwa zu Ausübung der Klausel zu berücksichtigen, welcher für die grundrechtswidrigen Auflagen letztwilliger Verfügungen4 hier besprochene Entscheidung des OGH ganz wesent- oder Stiftungsbegünstigungsregelungen.5 Schließlich lich ist, vollzieht die angeführte BGH-Entscheidung nicht. folgt der OGH zwar insoweit der Ansicht des Revisions- Kritisch zu erwägen ist außerdem, dass, gemessen am gegners, indem er vermeint, dass bei einer im Jahr 1963 Sachverhalt, ein Bezug auf diese Entscheidung des BGH vereinbarten Geschlechterklausel in Ansehung der da- für Österreich eher bei Fällen der Anwendung des Wu- maligen gesellschaftlichen und moralischen Usancen cherverbots des § 879 Abs 2 Z 4 ABGB für die Prüfung der davon auszugehen ist, dass diese damals nicht gegen das Sittlichkeit von Angehörigenbürgschaften7 passt. Vor Gebot der guten Sitten verstoßen habe, nimmt allerdings diesem Hintergrund ist zu fragen, ob der Schutz vor fi- eine heutige Sittenwidrigkeit der Ausübung einer solchen nanziellem Ruin aus familiärem Pflichtgefühl, den die Klausel an. Als wesentliche Stütze bemüht der OGH Nichtigkeitsbedrohung im Fall von unsittlichen Angehö- deutsche Entscheidungen und Vorschriften zur Bestim- rigenbürgschaften verwirklichen soll, auch jenem mung der für die Feststellung der Sittenwidrigkeit einer Schutzzweck entspricht, der durch die Nichtigkeitsfolge Gesellschaftsvertragsklausel (bzw deren Ausübung) zu sittenwidriger gesellschaftsrechtlicher Nachfolgeregelun- berücksichtigenden Umstände einerseits (BGH 4. 6. 2013, gen von geschäftsführenden Komplementären einer II ZR 207/10) sowie des dafür maßgeblichen Beurtei- Personengesellschaft verfolgt wird. lungszeitpunktes (§§ 138, 242 BGB) andererseits. Der maßgebliche Zeitpunkt Die zu berücksichtigenden Umstände In der gegenständlichen Entscheidung bezieht sich der In der Entscheidung des BGH 4. 6. 2013, II ZR 207/10, auf OGH wiederholt auf § 138 BGB. Aus der deutschen Lit zu die sich der OGH bezieht, geht es darum, dass zur Beur- dieser Vorschrift ergibt sich, dass für die Beurteilung der teilung der Sittenwidrigkeit gem § 138 BGB6 der Klausel Sittenwidrigkeit eines Rechtsgeschäfts grundsätzlich die eines Gesellschaftsvertrages, die eine Ausgleichspflicht zum Zeitpunkt seiner Vornahme herrschenden Weltan- einer Ehefrau als persönlich haftender Gesellschafterin schauungen beachtlich sind.8 Ein zum Zeitpunkt seiner vorsieht, sämtliche Umstände zum Zeitpunkt der Verein- Vornahme gültiges Rechtsgeschäft wird durch einen barung der Klausel zu beachten sind. Ins Treffen geführt Wandel des sittlichen Wertmaßstabes nicht nichtig.9 Laut wird eine Parallele zur Sittenwidrigkeit einer Angehöri- BGH ist bei Auseinandersetzung mit der Beurteilung der genbürgschaft, wenn diese eine krasse finanzielle Über- Sittenwidrigkeit gem § 138 BGB auf die Verhältnisse im forderung des Bürgen zur Konsequenz hat. Laut BGH Zeitpunkt der Vornahme des Rechtsgeschäfts abzustel- führte allerdings diese gesellschaftsvertragliche Aus- len, nicht auf den des Eintritts der Rechtswirkungen. Auch gleichspflicht im gegenständlichen Fall eben nicht zu ei- bei letztwilligen Verfügungen sind deshalb die tatsächli- ner solchen finanziell krassen Überforderung iSd § 138 BGB, welche bei Angehörigenbürgschaften mit Nichtig- keit bedroht sein kann. Begründend führt der BGH aus, dass dem von der beklagten Gesellschafterin übernom- 4 7 Ob 193/04i; in welcher der OGH zu der Frage, ob die Differenzierung menen Risiko die Chance gegenüberstand, von einer des Erblassers in adelige und nicht adelige Abstammung bei Nacherben be- achtlich sei, von einer klaren Unbeachtlichkeit wegen Verstoßes gegen Art 7 gewinnbringenden Nutzung eingebrachter Verwer- Abs 1 B-VG ausgeht. Auf diese Entscheidung repliziert der OGH hier mehr- fach an verschiedenen Stellen. tungsrechte anteilig zu profitieren. Einer von der be- 5 Vgl Kalss/Dauner-Lieb, GesRZ 2016, 249. klagten Ehefrau eingewendeten Nichtigkeit iSd § 138 6 § 138 BGB: „(1) Ein Rechtsgeschäft, das gegen die guten Sitten verstößt, ist nichtig. (2) Nichtig ist insbesondere ein Rechtsgeschäft, durch das jemand unter BGB entgegnet der BGH, dass eben keine Sittenwidrigkeit Ausbeutung der Zwangslage, der Unerfahrenheit, des Mangels an Urteilsver- anzunehmen ist, wenn der finanziell krass überforderte mögen oder der erheblichen Willensschwäche eines anderen sich oder einem Dritten für eine Leistung Vermögensvorteile versprechen oder gewähren lässt, Bürge oder Mitverpflichtete an dem finanzierten Objekt die in einem auffälligen Missverhältnis zu der Leistung stehen.“ 7 Vgl dazu etwa umfangreich mwN Neumayr/Th. Rabl in Kletečka/Schauer, in einem nennenswerten Umfang beteiligt ist. Um dies zu ABGB-ON1.04 § 1347 Rz 171; Gamerith in Rummel, ABGB3 Vor § 1360 beurteilen, sind sämtliche relevanten Umstände zu be- Rz 5a. 8 BGH NJW 83, 2692 Rz 9. rücksichtigen, die zur Zeit des Vertragsschlusses vorge- 9 Ellenberger in Palandt76 § 138 Rz 10 mwN.

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chen Verhältnisse zum Zeitpunkt der Errichtung, nicht Ansicht, dass Mehrheitsbeschlüsse österreichischer Per- aber des Erbfalls maßgeblich.10 sonengesellschaften aus diesem Grund auch am Maßstab Den Ausführungen zu § 138 BGB folgend, wäre die hier der Sittenwidrigkeit zu messen sind. Unter Zugrundele- durch den OGH behandelte Geschlechterklausel also im gung ua dieser Rechtsansichten knüpft der OGH an die Rahmen der sittlichen Gepflogenheiten zu ihrer Verein- Überlegungen an, dass Rechtsmissbrauch dann anzu- barung zu sehen (1963). Da dies nicht das wünschens- nehmen ist, wenn bei der Rechtsausübung unlautere werte Ergebnis zeitigt, reicht deshalb – anders als in der Motive das lautere Motiv überwiegen. Schließlich ist nicht oben wiedergegebenen Entscheidung des BGH zu Sit- die Klausel im Gesellschaftsvertrag problematisch, son- tenwidrigkeit einer gesellschaftsvertraglichen Aus- dern die Ausübung derselben. gleichspflicht – ein Verweis auf § 138 BGB somit nicht aus. Zur weiteren Untermauerung dafür, dass grundsätzlich Durch einen erneuten Blick in die deutschen Vorschriften wirksam geschlossene Vereinbarungen wegen nachträg- gelingt dem OGH das für den entscheidungsgegen- lich geänderter Verhältnisse nicht ausgeübt werden dür- ständlichen Fall erforderliche Manöver zur Umsegelung fen, greift der OGH außerdem auf jene unterhaltsrechtli- der überwiegend vertretenen Ansicht, dass für die Beur- che Rsp zurück, die feststellt, dass das Beharren auf einen teilung der Sittenwidrigkeit auf den Zeitpunkt des in einem Unterhaltsvergleich gültig abgegebenen Ver- Rechtsgeschäfts abzustellen ist. Die dafür herangezogene zicht auf die Umstandsklausel in Fällen der existenzbe- Argumentation des OGH ist für sich genommen korrekt drohenden Not des Unterhaltsberechtigten sittenwidrig und stichhaltig. Da hierdurch ein gravierender Eingriff in und demnach unbeachtlich werden kann. Bei der die Privatautonomie mit weitreichenden Auswirkungen Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen ist wegen der für den Rechtsanwender vorgenommen wird – der er- Anwendbarkeit der clausula rebus sic stantibus überall wartungsgemäß auf ein festes Fundament zu stellen ist –, dort, wo nicht deren Ausschluss erwiesen wurde, jede ist eine Auseinandersetzung mit diesem argumentativen nachträgliche Sachverhaltsänderung, die eine Neube- Fundament geboten. messung des Unterhalts rechtfertigt, zulässiger Anlass für Besagtes Fundament besteht im Wesentlichen aus dem eine neue Klage.15 Dies muss folglich auch für Fälle gel- Verweis des OGH darauf, dass Umstände oder Bewer- ten, in denen die Umstandsklausel trotz ursprünglichen tungsänderungen dessen, was als gute Sitten verstanden Verzichts nachträglich beachtlich wird. Darüber hinaus wird, zwar nicht zu Nichtigkeit nach § 138 BGB führen, entspricht es auch der Rsp des OGH, dass auch für den aber eine Anwendung des § 242 BGB11 rechtfertigen Fall der existenzbedrohenden Härte für den Unterhalts- können.12 berechtigten ein Beharren auf einen abgegebenen bei- Aus dem Gebot von Treu und Glauben gem § 242 BGB derseitigen Unterhaltsverzicht nach Scheidung wegen ergibt sich eine „Ausübungskontrolle“ von inhaltlich Sittenwidrigkeit unwirksam werden kann.16 wirksam zustande gekommenen Klauseln, deren Ab- Da der OGH sich auf diese Rsp bezieht, um herauszuar- schluss zum Zeitpunkt ihrer Ausübung allerdings nicht beiten, dass die spätere Ausübung von ursprünglich mehr zulässig wäre. Zu beurteilen ist also nicht die gültig vereinbarten Rechten durch nachträglich verän- Rechtmäßigkeit zum Zeitpunkt der Vereinbarung, son- derte Umstände gehemmt werden kann, sollte – gleich- dern jener der Rechtsausübung. §§ 138 und 242 BGB sam den beschriebenen Fällen des Wiederauflebens der unterscheiden sich insofern, als letzterer eine Schranke Umstandsklausel – grundsätzlich auch ein nachträgliches für die Rechtsausübung mit Innenwirkung festlegt, ohne Wiederaufleben (als Wegfall der Hemmung) von Ge- die Gültigkeit von Rechtsgeschäften zu betreffen. Der schlechterklauseln zu Gunsten/Lasten jeder Vertragspar- Standard der guten Sitten nach § 138 BGB ist enger als tei denkbar sein. Bliebe man also bei der hier durch den jener der Treu und Glauben gem § 242 BGB. Sittenwid- OGH gezogenen Parallele zur unterhaltsrechtlichen Rsp, rigkeit ist immer auch ein Verstoß gegen Treu und Glau- so müsste durch nachträglich veränderte Umstände ben, umgekehrt ist aber nicht jede Treuwidrigkeit zu- gleichsam einer Umstandsklausel auch ein „Wiederaufle- gleich ein Sittenverstoß.13 Demzufolge führt, anders als ben“ einer Geschlechterklausel im Gesellschaftsvertrag im Falle des § 879 Abs 1 ABGB, ein Verstoß gegen § 242 einer Personengesellschaft denkbar sein. So wenig BGB zu keiner (teilweisen) Nichtigkeit des Verpflich- tungsgeschäfts. Allerdings ist die Ausübung von Rechten, die sich aus einer ursprünglich zulässig vereinbarten 10 Vgl Pallandt76 § 138 Rz 9; BGH 20, 71, aA Wolf/Neuner § 46 Rz 28 mwN; Ellenberger in Palandt76 § 138 Rz 10 kritisiert die für Fälle der Beurteilung Klausel ergeben, wegen Verstoßes gegen Treu und der Wirksamkeit von Testamenten hierzu wenig deutliche Rsp des BVerfG. 11 § 242 BGB: „Der Schuldner ist verpflichtet, die Leistung so zu bewirken, wie Glauben gem § 242 BGB zum Ausübungszeitpunkt un- Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern.“ zulässig. 12 BGH 126, 241, Medicus NJW 95, 2579. 13 Vgl Grüneberg in Palandt76 § 242 Rz 17 mwN. Der OGH zieht dazu eine Parallele durch Bezug auf die 14 Sich beziehend auf 4 Ob 2147/96f, wo der OGH einen Sachverhalt vor Augen hatte, bei dem mangels im Gesellschaftsvertrag vereinbarter Einstim- österreichische Rsp zum Prinzip der Ausübungskontrolle migkeit durch einen Mehrheitsbeschluss der Unternehmensgegenstand einer von illoyalen und zweckwidrigen Mehrheitsbeschlüssen Personengesellschaft abgeändert wurde. 15 RIS-Justiz RS0047202. bei Personengesellschaften.14 Der OGH kommt so zur 16 7 Ob 98/05w mwA.

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wahrscheinlich dies auch klingen mag, klar auszuschlie- folgen, deren Ausübung und Einhaltung generationen- ßen ist es nicht, ist schließlich für niemanden völlig un- übergreifend unveränderlich auf die Zukunft gerichtet ist, zweifelhaft abzusehen, wohin sich das dem „Wandel der wie etwa in Familienverträgen, Hausordnungen, Haus- Zeit unterworfene“ Gebot der guten Sitten entwickeln gesetzen, letztwilligen Verfügungen, Eheverträgen, Stif- wird. Anzudenken und juristisch interessant wird in die- tungsverträgen oder auch Bestandverträgen. Diese sem Zusammenhang auch die Auswirkung auf Ge- Überprüfung hat hinsichtlich der aus den Vereinbarun- schlechterklauseln in Gesellschaftsverträgen durch jene gen erwachsenden Rechtsausübungen jedenfalls nach Rechtsentwicklung sein, welche maßgeblich ausgeht von den Maßstäben des aktuell geltenden Verständnisses von der Entscheidung des VfGH zu G 77/2018 vom 15. 6. 2018 guten Sitten und vor allem der aktuellen Auslegung hinsichtlich des Personenstandes intersexueller Personen. derselben vorgenommen zu werden. Schlussfolgerung des OGH Die Familientraditionen, die familiären, dynastischen und Der OGH schlussfolgert nach sorgsam wiedergegebener unternehmerischen Gepflogenheiten sowie die emotio- Abwägung, dass Differenzierungen potentiell Nachfol- nalen Aspekte, welche in derartige Vereinbarungen ein- gender eines Gesellschaftsvertrages nach deren Ge- verwoben werden, sind regelmäßig von fundamentaler schlecht dem heutigen Anstandsgefühl aller billig und Bedeutung iZm jenem Vermögen oder Unternehmen, gerecht Denkenden widersprechen. Die Hürde eines über dessen Fortbestand vertraglich disponiert werden Mehrheitsbeschlusses zur Übertragung von Komple- soll. Oft geht es dabei nicht um Materielles, sondern viel mentäranteilen des Gründungskomplementärs an eine mehr steht das Bewahren und Weitergeben eines mög- direkte Nachfahrin ersten Grades, der nur aufgrund ihres lichst unveränderbaren Kernbestandes im Vordergrund. weiblichen Geschlechts gefasst werden muss, ist zu Recht Dies entspringt einem viele Generationen übergreifen- abzulehnen. Der entsprechende Passus im Gesellschafts- den Denken. Die heutige Zeit hat ihre Not, eine solche vertrag war nicht wegen Nichtigkeit aufzuheben, sondern Denkweise nachzuvollziehen, und es lässt sich beobach- wurde die Unwirksamkeit der Rechtsausübung festge- ten, dass die Notwendigkeit für solche Vertragswerke für stellt. Das Eventualbegehren des Revisionswerbers auf den österreichischen Rechtsanwender immer seltener Aufhebung wurde durch den OGH nicht aufgegriffen. besteht und wohl in Zukunft noch seltener bestehen Konkret begründend wird ausgeführt, dass einerseits die wird. Deshalb ist darauf zu achten, dass auf den Fortbe- Maßstäbe der Beurteilung der Sittenwidrigkeit dem stand der rechtlichen Wirksamkeit solcher noch existie- Wandel der Zeit unterliegen und andererseits Rechte render Vereinbarungen hinzuwirken ist. Dem oft histori- nicht ausgeübt werden dürfen, die sich aus Vereinba- schen Alter betroffener Vermögensmassen und der zu rungen ergeben, die zwar zum (historischen) Zeitpunkt deren Fortbestand getroffenen Vereinbarungen geschul- ihres Abschlusses Wirksamkeit erlangten, wegen der zum det, können sich gerade dort Bestimmungen finden, die jetzigen Zeitpunkt gewandelten Wahrnehmung aller- zum Zeitpunkt der Verfassung dem Zeitgeist entspra- dings den guten Sitten widersprechen. chen, allerdings nicht mit dem heutigen Verständnis Die nach heutigen Gesichtspunkten vorzunehmende Be- dessen übereinstimmen, was als Sitte und Moral gilt. Es urteilung der konkreten Geschlechterklausel aus 1963 ist dem OGH jedenfalls darin zuzustimmen, dass nicht erfolgt an dem Maßstab, dass die Tätigkeit als geschäfts- alles, was heute als sittenwidrig verstanden wird, ur- führender Gesellschafter bei einer Personengesellschaft sprünglich benachteiligende Zwecke verfolgen wollte. wertungsmäßig einer selbstständigen Tätigkeit iS der Aus den genannten Gründen ist bei der notwendigen Gleichbehandlungsrichtlinie (RL 2010/41/EU, 7. 7. 2010) Überarbeitung solcher Vereinbarungen ein großes Maß und des Gleichbehandlungsgesetzes (GlBG) gleichgehal- an Fingerspitzengefühl des Rechtsanwenders gefragt, das ten wird. Seit der Novelle BGBl I 2013/107 ist an die Zu- über ein bloßes Rechtsverständnis hinaus auch dem er- gangsmöglichkeit jeglicher Art selbstständiger Tätigkeit forderlichen Sprachspiel Genüge tun muss. der Maßstab des § 879 Abs 1 ABGB anzulegen. Dass dies auch für Komplementäre mit beruflicher Tätig- NIKOLAUS WALKNER keit für die Gesellschaft gilt, wird durch Teile der Lehre17 bejaht und nun auch durch den OGH klargestellt. Folgen für den Rechtsanwender Es ist jedenfalls zu berücksichtigen, dass durch diese Entscheidung ein deutlicher Auftrag an den Rechtsan- wender ergeht, sämtliche Vereinbarungen kritisch zu überprüfen, die in eine Zeit zurückdatieren, zu der ein anderes als das heutige Verständnis der guten Sitten galt und aus denen sich Rechte ergeben, die noch heute und in Zukunft ausgeübt werden. Die Überprüfung dieser Vereinbarungen hat insb für solche Anordnungen zu er- 17 Vgl Berka, GES 2017, 347 (349) mwN.

österreichisches anwaltsblatt 09_2019 590 Inserate

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09_2019 österreichisches anwaltsblatt 591

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österreichisches anwaltsblatt 09_2019 592 Indexzahlen

Indexzahlen 2019 Mai Juni Berechnet von Statistik Austria Index der Verbraucherpreise 2015 (Ø 2015 = 100) 106,7 106,8*) Großhandelsindex 2015 (Ø 2015 = 100) 107,9 106,2*)

Verkettete Vergleichsziffern Index der Verbraucherpreise 2010 (Ø 2010 = 100) 118,1 118,2*) Index der Verbraucherpreise 2005 (Ø 2005 = 100) 129,3 129,4*) Index der Verbraucherpreise 2000 (Ø 2000 = 100) 143 143,1*) Index der Verbraucherpreise 96 (Ø 1996 = 100) 150,4 150,6*) Index der Verbraucherpreise 86 (Ø 1986 = 100) 196,8 196,9*) Index der Verbraucherpreise 76 (Ø 1976 = 100) 305,8 306,1*) Index der Verbraucherpreise 66 (Ø 1966 = 100) 536,7 537,2*) Verbraucherpreisindex I (Ø 1958 = 100) 683,8 684,5*) Verbraucherpreisindex II (Ø 1958 = 100) 686,1 686,7*) Lebenshaltungskostenindex (April 1945 = 100) 6008,6 6014,2*) Kleinhandelsindex (März 1938 = 100) 5178,5 5183,3*) Großhandelsindex (Ø 2010 = 100) 111,8 110*) Großhandelsindex (Ø 2005 = 100) 123,9 121,9*) Großhandelsindex (Ø 2000 = 100) 136,4 134,2*) Großhandelsindex (Ø 1996 = 100) 140,5 138,3*) Großhandelsindex (Ø 1986 = 100) 146,5 144,2*) Großhandelsindex (Ø 1976 = 100) 195,1 192*) Großhandelsindex (Ø 1964 = 100) 324,8 319,7*) Großhandelsindex (März 1938 = 100) ohne MWSt 3167,9 3118*)

*) vorläufige Werte Zahlenangaben ohne Gewähr

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DATENSCHUTZ Informationspflicht gemäß Art 13 DSGVO: Das Österreichische Anwaltsblatt ist das Kundmachungsorgan des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages (ÖRAK). Im Rahmen des Österreichischen Anwaltsblatts informiert der Österreichische Rechtsanwaltskammertag Rechtsanwälte, emeritierte Rechtsanwälte und Rechtsanwaltsanwärter über die Verarbeitung personenbezogener Daten gemäß Art 13 DSGVO wie folgt: Name und Kontaktdaten des Verantwortlichen: Österreichischer Rechtsanwaltskammertag, Wollzeile 1–3, 1010 Wien, +43 1 535 12 75-0, [email protected], https://www.rechtsanwaelte.at/. Den Datenschutzbeauftragten erreichen Sie unter an der Anschrift des Verantwortlichen sowie unter der E-Mail-Adresse [email protected]. Der ÖRAK verarbeitet personenbezogene Daten der Rechtsanwälte, emeritierten Rechtsanwälte und Rechtsanwaltsanwärter lediglich zur formalen Abwicklung der vom ÖRAK zu besorgenden, gesetzlich vorgeschriebenen Geschäftsfälle, sowie personenbezogene Daten von Veranstaltungsteilnehmern zum Zwecke der Abwicklung der Veranstaltung auf Grundlage deren Einwilligung sowie zur Erfüllung eines Vertragsverhältnisses. Der von der Verarbeitung Betroffene hat das Recht auf Auskunft über die gespeicherten Daten gemäß Art 15 DSGVO, auf Berichtigung unzutreffender Daten gemäß Art 16 DSGVO, auf Löschung von Daten gemäß Art 17 DSGVO, auf Einschränkung der Verarbeitung von Daten gemäß Art 18 DSGVO, auf Widerspruch gegen die unzumutbare Datenverarbeitung gemäß Art 21 DSGVO sowie auf Datenübertragbarkeit gemäß Art 20 DSGVO. Sofern die Verarbeitung aufgrund einer Einwilligungserklärung erfolgt, hat die betroffene Person die Möglichkeit, diese jederzeit zu widerrufen, ohne dass die Rechtmäßigkeit der aufgrund der Einwilligung bis zum Widerruf erfolgten Verarbeitung berührt wird. Der Betroffene hat das Recht, sich bei der Aufsichtsbehörde zu beschweren – zuständig ist in Österreich die Datenschutzbehörde. Informationen zum Datenschutz finden Sie unter https://www.rechtsanwaelte.at/impressumdatenschutz/ IMPRESSUM gem. § 24 MedienG Offenlegung gem. § 25 MedienG und Angaben zu § 5 ECG abrufbar unter https://www.manz.at/impressum Medieninhaber: MANZ’sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung GmbH. Anschrift: Kohlmarkt 16, 1010 Wien. Verlagsadresse: Johannesgasse 23, 1015 Wien ([email protected]). Herausgeber: RA Dr. Rupert Wolff, Präsident des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages, Wollzeile 1–3, 1010 Wien, Tel: (01) 535 12 75, Fax: (01) 535 12 75-13, E-Mail: rechts- [email protected], www.rechtsanwaelte.at Redaktionsbeirat: em. RA Dr. Gerhard Benn-Ibler, RA Dr. Michael Enzinger, RA Dr. Georg Fialka, em. RA Dr. Klaus Hoffmann, RA Dr. Wolfgang Kleibel, RAA Mag. Mariella Kapoun, RA Hon.-Prof. Dr. Elisabeth Scheuba, RA Dr. Rupert Wolff. Redakteur: Bernhard Hruschka Bakk., Generalsekretär des Österreichi- schen Rechtsanwaltskammertages. Redaktion: Generalsekretariat des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages, Wollzeile 1–3, 1010 Wien, Tel: (01) 535 12 75, Fax: (01) 535 12 75-13, E-Mail: [email protected] Hersteller: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., 3580 Horn. Herstellungsort: Horn, Österreich. Verlagsort: Wien, Österreich. Zitiervorschlag: AnwBl 2019/Nummer; AnwBl 2019, Seite. Anzeigen: Heidrun R. Engel, Tel: (01) 531 61-310, Fax: (01) 531 61-181, E-Mail: [email protected] Bezugsbedingungen: Das AnwBl erscheint 11x jährlich (1 Doppelheft). Der Bezugspreis 2019 (81. Jahrgang) beträgt € 311,– (inkl Versand in Österreich). Einzelheft € 33,90. Auslandspreise auf Anfrage. Nicht rechtzeitig vor ihrem Ablauf abbestellte Abonnements gelten für ein weiteres Jahr als erneuert. Abbestellungen müssen schriftlich bis spätestens 18. November vor Jahresende beim Verlag einlangen. AZR: Die Abkürzungen entsprechen den „Abkürzungs- und Zitierregeln der österreichischen Rechtssprache und europarechtlicher Rechtsquellen (AZR)“, 8. Aufl (Verlag MANZ, 2019). Urheber- rechte: Sämtliche Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, sind vorbehalten. Kein Teil der Zeitschrift darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, ver- arbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Haftungsausschluss: Sämtliche Angaben in dieser Zeitschrift erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Eine Haftung der Autoren, der Herausgeber sowie des Verlags ist ausgeschlossen. Fotocredits: Aufmacher Schwerpunkt/Abhandlungen: istockphoto/baona; Aufmacher Service: istockphoto/Bim; Auf- macher Rechtsprechung: istockphoto/tomloel; Foto Umschlag: Parlamentsdirektion Johannes Zinner; Editorial Rupert Wolff: Julia Hammerle; Foto Jessica König: privat; Foto Christian Zeilinger: privat; Foto Andrea Wünscher: privat; Foto Lukas-Sebastian Swoboda: Binder Grösswang; Foto Michael Buresch: privat; Foto Nikolaus Walkner: Michael Sazel. Grafisches Konzept: WERTHER - Marketing- und Kommunikationsberatung, Türkenschanzstraße 46, 1180 Wien. Wird an Rechtsanwälte und Rechtsanwaltsanwärter unentgeltlich abgegeben. Nachdruck, auch auszugsweise, ist mit Zustimmung der Redaktion unter Angabe der Quelle gestattet. Namentlich gezeichnete Beiträge geben ausschließlich die Meinung der Autoren wieder.

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