25. und 26. März 2018 Semperoper 8. SYMPHONIEKONZERT Palmsonntagskonzert

Omer Meir WELLBER MIDORI

Airam Hernández Emily Dorn Daniel Johannsen Martin-Jan Nijhof Sächsischer Staatsopernchor Dresden 25. und 26. März 2018 Semperoper 8. SYMPHONIEKONZERT Palmsonntagskonzert

Omer Meir WELLBER MIDORI

Airam Hernández Emily Dorn Daniel Johannsen Martin-Jan Nijhof Sächsischer Staatsopernchor Dresden

Kunst zählt zu den wichtigsten Kulturgütern unserer Gesellschaft und setzt immer wieder neue Impulse, die uns inspirieren und zum Nachdenken anregen. Wir freuen uns daher ganz besonders, als Partner der Semperoper Dresden Kunst und Kultur zu fördern und so einen Beitrag leisten zu können.

VW_Programmhefte_135x210.indd 1 30.08.17 09:34 8. SYMPHONIEKONZERT PROGRAMM

SONNTAG MONTAG SEMPEROPER 25.3.18 26.3.18 DRESDEN 20 UHR 20 UHR

Omer Meir Wellber Dirigent Ariel Ramírez (1921-2010) »Misa Criolla« Airam Hernández Tenor für Solo, Chor und Instrumente 1. Kyrie vidala-baguala Violine Midori 2. Gloria carnavalito 3. Credo chacerera trunca Sopran Emily Dorn 4. Sanctus carnaval cochabambino Daniel Johannsen Tenor 5. Agnus Dei estilo pampeano Martin-Jan Nijhof Bass Leonard Bernstein (1918-1990) Sächsischer Staatsopernchor Dresden Serenade nach Platons »Symposion« für Violine und Kammerorchester Einstudierung: Jörn Hinnerk Andresen 1. Phaedrus, Pausanias (Lento. Allegro marcato) 2. Aristophanes (Allegretto) 3. Eryximachus (Presto) 4. Agathon (Adagio) Formen der Beseelung 5. Socrates, Alcibiades (Molto tenuto. Allegro molto vivace) Zum 100. Geburtstag des Komponisten »Harmonie ist Zusammenstimmung, Zusammenstimmung aber ist Eintracht«, bemerkt Platon in seinem »Symposion« – ein beseelender P A U S E Einklang als Entsprechung für eine übergreifende Form der Liebe. In seiner 1953 / 54 komponierten Serenade nimmt Bernstein Wendungen (1797-1828) über das Schöne aus Platons Gespräch auf. 1964 folgt Ariel Ramírez in Franz Schubert der »Misa Criolla« den Grundimpulsen seiner argentinischen Heimat. Messe G-Dur Nr. 2 D 167 Und Schubert liefert mit seiner G-Dur-Messe bereits als 18-Jähriger ein für Soli, Chor und Orchester persönliches Bekenntnis. 1. Kyrie 2. Gloria Midori wird in beiden Konzerten in der Pause signieren. 3. Credo 4. Sanctus Kostenlose Konzerteinführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn 5. Benedictus im Opernkeller der Semperoper 6. Agnus Dei

2 3 8. SYMPHONIEKONZERT Omer Meir Wellber Dirigent

mer Meir Wellber wurde im israelischen Be’er Sheva geboren und gilt als einer der talentiertesten jungen Dirigenten. Er debütierte bei zahlreichen großen Orchestern und leitete das London und das Israel Philharmonic Orchestra, das Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, das Deutsche O Symphonie-Orchester Berlin, das Gewandhausorchester Leipzig, das Bayerische Staatsorchester, das Pittsburgh Symphony Orchestra, das City of Birmingham Symphony Orchestra sowie das Sveriges Radios Symfoni- orkester. Eine regelmäßige Zusammenarbeit verbindet ihn mit der Israeli Opera, der Bayerischen Staatsoper München und dem Teatro La Fenice in Venedig. Auch in Dresden ist er bestens bekannt: Nach seinem Einstand 2010 mit Richard Strauss’ »Daphne« eröffnete er mit »Così fan tutte« einen Mozart / Da Ponte-Zyklus, den er in den vergangenen Spielzeiten mit »Le nozze di Figaro« und »Don Giovanni« fortgesetzt hat. Zudem übernahm er die Musikalische Leitung der Neuproduktion von Strauss’ »Salome«. 2014 gastierte er erstmals bei den Internationalen Schostako- witsch-Tagen in Gohrisch. Anlässlich der Residency des Israel Philharmonic Orchestras bei den Dresdner Musikfestspielen im Mai 2016 leitete er alle drei Konzerte des Orchesters, darunter u. a. Mahlers achte Symphonie in der Dresdner Kreuzkirche. Im Juli 2016 stand er anlässlich der Münchner Opernfest- spiele mit »Mefistofele« neuerlich am Pult des Bayerischen Staatsorches­ ters. Von den Wiener Festwochen wurde er im Rahmen eines dreijährigen Projekts mit der Leitung von Verdis trilogia popolare betraut: »Rigoletto« (2011), »La traviata« (2012) und »Il trovatore« (2013). Von 2008 bis 2010 assistierte er Daniel Barenboim an der Berliner Staatsoper Unter den Linden sowie an der Mailänder Scala. Mit großem Erfolg dirigierte er Verdis »Aida« beim Gastspiel der Scala an der Israeli Opera. Erst kürz- lich dirigierte er die Neuproduktion von Verdis »Les Vêpres siciliennes« an der Bayerischen Staatsoper. Seit 2009 wirkt er als Musikdirektor des 1991 für die Integration von jüdischen Emigranten in Israel gegründeten Ra’anana Symphonette Orchestra. Omer Meir Wellber ist Botschafter der Non-Profit-Organisation »Save a Child’s Heart«. Ab der nächsten Spielzeit ist er zudem Erster Gastdirigent der Semperoper.

4 5 8. SYMPHONIEKONZERT Airam Hernández Tenor

ngesichts seines unverwechselbaren Timbres und seiner außergewöhnlichen Musikalität zählt Airam Hernández zu den vielversprechendsten Tenören seiner Genera- tion. Seine musikalische Ausbildung begann er im Alter von zwölf Jahren auf dem Horn am Konservatorium von ASanta Cruz auf Teneriffa. Seine stimmliche Ausbildung absolvierte er bei Dolors Aldea in Barcelona. Weitere Anregungen erhielt er u. a. von Vittorio Terranova, Dalton Baldwin, Lorraine Nubar, Ann Murray, Fabio Luisi, Hedwig Fassbender, Eytan Pessen, Reinaldo Macias, Carlos Chausson, Dmitry Vdovin, Roger Vignoles, Laurent Naouri, Natalie Dessay und Mariella Devia. Ab 2008 entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Gran Teatre del Liceu in Barcelona, wo er die Chance bekam, in verschiedenen Produktionen mitzuwirken, u. a. als Erster Gefangener in Beethovens »Fidelio«, als buckliger Spieler in Prokofjews »Der Spieler« sowie als Nathanaël in Offenbachs »Les contes d’Hoffmann«. Für seine Interpretation fünf unterschiedlicher Charak- tere in Martinůs »Juliette« unter der Leitung von Fabio Luisi 2014 in Zürich erhielt er herausragende Kritiken. 2016 debütierte er am Teatro Real de Madrid als Geharnischter in Barrie Koskys Produktion von Mozarts »Zauberflöte«. 2017 standen seine Debüts als Edgardo (»Lucia de Lammermoor«) an der Oper Lausanne unter der Leitung von Jesús López Cobos an, als Belmonte (»Die Entführung aus dem Serail«) in der legendären Insze- nierung von Giorgio Strehler am Teatro di San Carlo in Neapel sowie als Faust in der gleichnamigen Oper von Gounod an der Oper von Teneriffa. Inzwischen hat er mit Dirigenten wie Fabio Luisi, Stéphane Denève, Marco Armiliato, Cornelius Meister, Markus Poschner, Sebastian Weigle, John Fiore, Ivor Bolton, Carlo Rizzi, James Conlon, Teodor Currentzis und Nello Santi zusammengearbeitet. Airam Hernández nahm erfolgreich an zahlreichen Gesangswett- bewerben teil. Er war Finalist beim International Singing Competition »Francisco Viñas« in Barcelona und Halbfinalist bei Plácido Domingos Operalia Competition in Los Angeles. Außerdem gewann er den Ersten Preis beim Internationalen Gesangswettbewerb in Logroño sowie den Zweiten Preis beim Josep Mirabent i Magrans-Wettbewerb in Sitges.

6 7 8. SYMPHONIEKONZERT Midori Violine

idori gilt als eine der ganz großen Geigerinnen unserer Tage: eine Denkerin mit gesellschaftlichem Engagement, gerühmt für die atemberaubende, intensive musikalische Zwiesprache mit ihrem Publikum und unermüdlich unterwegs zu den großen Orchestern, Kammermusikpo- M dien und sozialen Projekten. 2007 ernannte sie der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon zur Botschafterin des Friedens. In Osaka geboren, begann Midori bereits im frühesten Alter Geige zu spielen, zunächst unter Anleitung ihrer Mutter. Als Zubin Mehta sie 1982 das erste Mal spielen hörte, lud er sie für das traditio- nelle Silvesterkonzert des New York Philharmonic ein, das den Grund- stein für ihre Karriere legte. Neben der Neubeleuchtung etablierter Standards liegt ihr viel daran, das Violinrepertoire zu erweitern. So inspirierte sie Peter Eötvös zu seinem Violinkonzert »DoReMi«, das sie anschließend mit ihm und dem Orchestre Philharmonique de Radio France aufzeichnete. Die 2016 erschienene CD fügt sich ein in ihre vielseitige Diskographie, die z. B. Sonaten von Bloch, Janáček und Schostakowitsch sowie die 2013 mit dem Grammy Award ausgezeich- nete Aufnahme von Hindemiths Violinkonzert mit dem NDR Sinfonie­ orchester unter Christoph Eschenbach enthält. Die Saison 2017 / 2018 unterstreicht Midoris Vielseitigkeit mit Aufführungen von Orchester- und Kammermusikwerken u. a. von Tschaikowsky, Bernstein, Hindemith, Brahms, Schubert und Enescu. Zudem ist die DVD ihrer hochgelobten Interpretation von Bachs Sonaten und Partiten für Violine solo erschienen. 2017 feierten zwei ihrer Non-Profit-Organisationen ihr 25. Jubiläum: Midori & Friends, die Musikpädagogik in New Yorker Schulen bringt, und MUSIC SHARING, eine japanische Organisation, die sowohl die westlich- klassische als auch die japanische Musiktradition in Schulen, Einrich- tungen und Krankenhäusern vor Ort verankert. Bis Mai 2018 hält Midori ihre Professur der Thornton School of Music der University of Southern California, wo sie in den letzten 14 Jahren tätig war und Inhaberin des Jascha Heifetz Chairs ist. Sie wird dem Institut nach ihrem Wechsel nach Philadelphia als Visiting Artist verbunden bleiben. Midori spielt eine Guarnerius del Gesù ›ex-Huberman‹ von 1734.

8 9 8. SYMPHONIEKONZERT Emily Dorn Sopran

ie junge Sopranistin Emily Dorn erhielt ihre Ausbildung an der McGill University und am Mannes College. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Ersten Preis der New England Region Metropolitan Opera National Council Auditions und dem Zweiten Preis der Gerda Lissner and D Giulio Gari International Voice Competitions. 2013 war sie in einer konzertanten Aufführung von »Roméo et Juliette« an der Lyric Opera Virginia zu erleben sowie als Violetta in »La traviata« in Williams- burg / Virginia. In der Spielzeit 2011 / 2012 gab sie ihr Debüt als Gounods Juliette an der Palm Beach Opera sowie als Violetta an der Lyric Opera Virginia. Sie trat in »Rienzi« mit dem Opernorchester New York auf, übernahm die Partie der Phaedra in der Premiere von Christopher Parks »Phaedra and Hippolytus« im Palácio das Artes in Brasilien und sang die Partie Echo in »Ariadne auf Naxos« am Tanglewood Music Center unter der Leitung von Christoph von Dohnányi. Ihr Repertoire umfasst zudem Partien wie Alice Ford (»Falstaff«), Adina (»L’elisir d’amore«), Blanche de la Force (»Dialogues des Carmé- lites«), Nella (»Gianni Schicchi«) sowie die Titelpartie in »Die lustige Witwe«. Mit Beginn der Spielzeit 2012 / 2013 wurde sie Mitglied des Jungen Ensembles der Semperoper Dresden, seit der Saison 2015 / 2016 gehört sie zum festen Ensemble des Hauses. Hier war sie in zahlreichen Rollen zu erleben, darunter Gretel (»Hänsel und Gretel«), Adele (»Die Fledermaus«), Fiordiligi (»Così fan tutte«), Violetta (»La traviata«), Micaëla (»Carmen«), Najade (»Ariadne auf Naxos«), Musetta (»La bohème«), Baronin Freimann (»Der Wildschütz«), Regina (»Mathis der Maler«), Bubikopf (»Der Kaiser von Atlantis«) sowie als Prinzessin (»Die Prinzessin auf der Erbse«). In der Saison 2014 / 2015 sang sie die Susanna in einer Neuproduktion von »Le nozze di Figaro«. Die Dresdner Neu ­inszenierung wurde im Juli 2015 zu den renommierten Opernfest- spielen in Savonlinna eingeladen. 2016 / 2017 war sie außerdem mit den Partien Pamina (»Die Zauberflöte«) und Katja in »Die Passagierin« in Dresden zu erleben. In der Spielzeit 2017 / 2018 steht Emily Dorn in vielen der bereits genannten Rollen sowie in der Neuproduktion »Les Troyens« auf der Bühne der Semperoper.

10 11 8. SYMPHONIEKONZERT Daniel Johannsen Tenor

aniel Johannsen zählt zu den gefragtesten Evangelisten seiner Generation. Nach der Ausbildung zum Kirchenmusiker studierte er Gesang bei Margit Klaushofer und Robert Holl in Wien. Er war Meisterschüler von Dietrich Fischer-Dieskau, Nicolai Gedda sowie und ist Preisträger des D Bach-, Schumann-, Mozart- und Wigmore-Hall-Wettbewerbs. Seit seinem Debüt 1998 führen ihn Auftritte als Konzert-, Lied- und Opernsänger mit Werken aller Epochen in die großen Musikzentren Europas, Nordame- rikas und Japans. Darüber hinaus gastiert er bei zahlreichen Festivals, u. a. bei der Styriarte Graz, den Salzburger Festspielen sowie beim Israel Festival, und musiziert unter der Leitung namhafter Dirigenten mit Le Concert des Nations, den Wiener Philharmonikern und dem Chamber Orchestra of Europe. Zudem arbeitete er u. a. mit Nikolaus Harnon- court (†), Georges Prêtre (†), Sir (†), , Dennis Russell Davies und . Auf der Bühne ist der lyrische Tenor mit Mozart-Partien ebenso zu erleben wie mit Werken des Barock, des zwanzigsten Jahrhunderts sowie der Gegenwart. Außerdem übernahm er einige Operettenrollen. In der Spielzeit 2008 / 2009 debütierte er an der Volksoper Wien als tragi- komischer Schwerenöter Egon von Wildenhagen in Eduard Künnekes Operette »Der Vetter aus Dingsda« und trat unter der musikalischen Leitung von Michael Hofstetter bei den Ludwigsburger Schlossfest- spielen als Pedrillo in Mozarts »Die Entführung aus dem Serail« auf. Das Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz engagierte ihn 2010 und in den folgenden Jahren als Tamino in Mozarts »Zauberflöte« – eine Rolle, die er auch an der Volksoper Wien sang. In der Saison 2012 / 2013 gastierte er u. a. im Rahmen der Händel-Festspiele Halle, der Herrenchiemsee-Fest- spiele sowie beim Bachfest Leipzig unter der Leitung von Trevor Pinnock. Im Liedfach arbeitet der Sänger u. a. mit Helmut Deutsch und Burkhard Kehring zusammen. Liederabende führten ihn ins Wiener Konzerthaus und zur Schubertiade Israel. Zahlreiche Rundfunk-, Fernseh- sowie preis- gekrönte CD-Aufnahmen dokumentieren seine künstlerische Arbeit.

12 13 8. SYMPHONIEKONZERT Martin-Jan Nijhof Bass

artin-Jan Nijhof wurde in Ravenstein in den Nieder- landen geboren. Er studierte am Maastrichter Konser- vatorium bei Barbara Schlick und an der Staatlichen Hochschule für Musik Freiburg bei Reginaldo Pinheiro. Nach einem ersten Engagement am Stadttheater Passau Mwechselte er nach einem Jahr an das Theater Regensburg. Hier sang er u. a. die Titelpartien in »Wozzeck« und »Don Pasquale«, Dulcamara (»L’elisir d’amore«), Sarastro (»Die Zauberflöte«), Daland (»Der fliegende Holländer«) und Orovese (»Norma«). Sein weiterer Weg führte ihn an das Theater Magdeburg, wo er sich eine Vielzahl von Rollen erarbeitete. Seit Beginn der Saison 2016 / 2017 ist er festes Ensemblemitglied der Semperoper Dresden, wo er als Escamillo (»Carmen«), Don Alfonso («Così fan tutte«), Publio in »La clemenza di Tito«, Colline in »La bohème« und Masetto in »Don Giovanni« auf der Bühne stand. Unter der Leitung von Christian Thielemann war er als Montano in »Otello« zu erleben. Seine Gastiertätigkeit führte ihn u. a. nach Shanghai, wo er mit dem Shanghai Symphony Orchestra unter David Stern die Partie des Masetto in »Don Giovanni« übernahm. Am Theater Krefeld / Mönchengladbach war er als Don Giovanni und am Staatstheater Mainz als Graf Almaviva in »Le nozze di Figaro« engagiert. Weiterhin gastierte er an den Thea- tern Erfurt, Lübeck, Augsburg und Cottbus. Im Sommer 2014 war er als Il Sagrestano in »Tosca« Teil des ersten NDR Klassik Open Airs in Hannover; 2015 sang er in diesem Rahmen Colline, 2016 Dr. Grenvil in »La traviata« und 2017 Monterone in »Rigoletto«. Auch im Konzertfach ist Martin-Jan Nijhof sehr gefragt. Sein Repertoire umfasst u. a. die Basspartien in Bachs Matthäus- und Johannes-Passion sowie in dessen Weihnachtsoratorium, Rossinis »Stabat Mater«, Händels »Messias«, im Requiem von Mozart, Mendelssohns »Paulus«, Beethovens neunter Symphonie sowie die »Kindertotenlieder« von Mahler. 2017 / 2018 steht Martin-Jan Nijhof u. a. in »La bohème«, »Die Zauberflöte«, »Salome« und »Otello« auf der Bühne der Semperoper und ist in den Neuproduktionen von »Cabaret« als Herr Schultz und in Johannes Wulff-Woestens »Das Rätsel der gestohlenen Stimmen« als Vater zu erleben.

14 15 8. SYMPHONIEKONZERT Sächsischer Staatsopernchor Dresden Chordirektor und Einstudierung: Jörn Hinnerk Andresen

er Dresdner Opernchor wurde am 8. Oktober 1817 durch die für den Sächsischen Staatsopernchor Dresden stehen. Seit der Spiel- königliches Dekret von Friedrich August dem Gerechten zeit 2014 / 2015 ist Jörn Hinnerk Andresen Chordirektor der Sächsischen gegründet. Die Erlassung dieses Dekrets war vor allem ein Staatsoper Dresden. Verdienst Carl Maria von Webers, der als neu engagierter Der Sächsische Staatsopernchor konzertiert regelmäßig mit Hofkapellmeister 1817 den Auftrag erhalten hatte, neben der Staatskapelle Dresden. Dirigenten wie Giuseppe Sinopoli, Sir Colin D der traditionsreichen italienischen Oper am Königlichen Hoftheater in Davis, Herbert Blomstedt, Zubin Mehta, Fabio Luisi, Daniele Gatti, Dresden auch ein deutsches »Opern-Departement« aufzubauen. Weber Bernard Haitink und Christian Thielemann haben mit dem Gesangsen- forderte die Einrichtung eines »stehenden Theaterchors«, der den gestie- semble zusammengearbeitet. Opern- und Konzertreisen sowie eine genen Anforderungen des dafür neu zu schaffenden Opernrepertoires kontinuierliche Präsenz bei Festspielen und in Rundfunk und Fernsehen gewachsen sein würde. In der Folgezeit entwickelte sich das Ensemble brachten dem Dresdner Staatsopernchor weltweite Beachtung ein. Seit zu einem erstrangigen und gefragten Klangkörper. Über die Jahrhun- 2013 ist der Sächsische Staatsopernchor gemeinsam mit der Säch- derte hinweg pflegten Künstlerpersönlichkeiten wie der Gesangspäda- sischen Staatskapelle Dresden ständiger Gast bei den Osterfestspielen goge Johann Miksch, der Wagner-Freund Christian Wilhelm Fischer in Salzburg, deren Künstlerische Leitung in den Händen von Christian und dessen Sohn Carl August Wilhelm Fischer, Karl Maria Pembaur, Thielemann liegt. Im Herbst 2017 feierte er sein 200-jähriges Bestehen. Ernst Hintze, Hans-Dieter Pflüger, Matthias Brauer und Pablo Assante Das Jubiläumskonzert fand auf den Tag genau am 8. Oktober 2017 in der ein bis heute spezielles, dem Staatsopernchor zugehöriges Klangideal, Dresdner Semperoper statt. Abgerundet wird die Jubiläumsspielzeit am das besonders auch durch eine rege Konzerttätigkeit beeinflusst wurde. 1. Mai 2018 mit dem Sonderkonzert »200 Jahre Staatsopernchor«. Unter Homogenität des Klangs, klangliche Noblesse und kultivierter Pianoge- der Leitung von Christian Thielemann erklingt das »Deutsche Requiem« sang bei gleichzeitiger Tondichte und -fülle sind wesentliche Attribute, von Johannes Brahms.

16 17 8. SYMPHONIEKONZERT Ariel Ramírez DAS EINBRINGEN VON EINER * 4. September 1921 in Santa Fe, Argentinien KULTUR IN EINE ANDERE † 18. Februar 2010 in Monte Grande, Argentinien Die »Misa Criolla« von Ariel Ramírez »Misa Criolla« für Solo, Chor und Instrumente 1. Kyrie vidala-baguala 2. Gloria carnavalito 3. Credo chacerera trunca 4. Sanctus carnaval cochabambino 5. Agnus Dei estilo pampeano

m Weihnachtstag des Jahres 1961 verkündet Papst Johannes XXIII. die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Unter dem Schlagwort »Aggiornamento« wird die Versammlung ranghoher katholischer Geistlicher zwischen 1962-1965 darüber debattieren, wie die römische Kirche Ain die Moderne geführt werden kann. Man will Fenster öffnen mit dem Ziel einer Erneuerung und Aktualisierung der jahrtausendealten Insti- tution. Fünfzig Jahre später erinnert sich der erst kürzlich verstorbene Kardinal Karl Lehmann über ihre Ausgangslage: »Die Kirche hatte an etlichen Stellen den lebendigen Kontakt mit der Gegenwart ein Stück weit verloren. Und da war es höchste Zeit, aus dieser festen Burg herauszu- treten und überzeugend zu zeigen, was man als Kirche der Welt geben kann und umgekehrt.« Gefragt über die wichtigsten Reformen erwidert Lehmann: »Es gab drei große Schritte nach vorne, wo die Kirche über sich hinausging: einmal in der Ökumene, was zu einer Fülle von frucht- ENTSTEHUNG BESETZUNG baren Gesprächen und gemeinsamem Handeln geführt hat bis zum 1963 / 1964 Flöte, Kontrabass, Schlagzeug, heutigen Tag. Dann das Hinausgehen auch zu den anderen Religionen Klavier, Cembalo, Gitarre, und drittens die Begegnung mit der modernen Kultur.« Erneuerung nach URAUFFÜHRUNG mexikanische Gitarre innen und ��������������������������������������������������������������Öffnung zur Welt:��� 1964������������������������������������������� erarbeitet das Konzil ein neues Selbst- 1967 in der Rheinhalle in verständnis der Ekklesia. Die Gläubigen sollen als Gemeinde aktiv ins Düsseldorf unter Leitung des DAUER liturgische Geschehen einbezogen werden; die Zentrierung auf den Prie- Komponisten ca. 20-25 Minuten ster tritt zurück. Der Wert der Bibelverkündigung und der musica sacra wird stärker anerkannt. Ein Jahr zuvor hat man außerdem eine größere

18 19 8. SYMPHONIEKONZERT Anwendung der jeweiligen Landessprache im Gottesdienst gefordert. Das generelle Hinwenden zu den Gläubigen soll auch bewirken, dass die Ortskirchen in gewissem Maß eigenständiger agieren. Ein Aufbruch mit ungeheurer Wirkung. Dabei ist es vor allem die Basis, die in Bewegung gerät und auf stärkere Partizipation hofft. Es heißt, der Komponist Ariel Ramírez habe sich so über die Billigung des Zweiten Vatikanischen Konzils gefreut, die heilige Messe in der Landessprache zu verlesen, dass er seine »Misa Criolla« in der offiziellen spanischen Version vertont hat. Viel spricht dafür, auch die zeitliche Parallele. Die Messe entsteht, während das Konzil 1963 / 64 den Grundsatz fasst. Ariel Ramírez wird 1921 in Santa Fe im Nordosten Argentiniens geboren. Schon in seinen jungen Jahren zeigt er sich interessiert für die indianische und kreolische Musik seiner Heimat. Er befolgt den Rat des Dichters Atahualpa Yupanqui und bereist 1941 die Provinzen Tucumán, Salta und Jujuy. Ab 1942 tritt er als Pianist auf und pflegt ein Repertoire, das insbesondere auf südamerikanischer Folklore basiert. Seine Ausbil- dung vervollkommnet er durch Kompositionsstudien bei dem in Berlin geborenen und seit 1936 in Argentinien lebenden Komponisten und Diri- genten Erwin Leuchter. 1950-1954 bereist er Europa. In diese Zeit fällt die erste Inspiration zur »Misa Criolla«. In einem Kloster in Würzburg, wo er sich für einige Wochen aufhält, lernt Ramírez zwei Nonnen kennen, Ariel Ramírez, 1968 die ihm erzählen, dass ein vor dem Kloster befindliches Herrenhaus während des Nationalsozialismus als Konzentrationslager gedient habe. Die Schwestern Elizabeth und Regina Brückner, so die Namen der Über die Grenzen regionaler Authentizität hinaus beiden Nonnen, berichten zudem, wie sie Nacht für Nacht Essen zu den Gefangenen gebracht hätten, obwohl die Todesstrafe darauf gestanden Um das zu erreichen, verwendet Ramírez typische Rhythmen aus fünf habe. Auf seiner Rückreise in die argentinische Hauptstadt Buenos verschiedenen Regionen Argentiniens. Das Kyrie folgt der Form einer Aires beschließt Ramírez 1954, ein Werk zu Ehren der beiden deutschen vidala-baguala. Damit verbindet sich eine besondere Musik aus dem Frauen zu schreiben. Zu einem weiteren wichtigen Impulsgeber avanciert Norden Argentiniens mit den menschenleeren Hochplateaus der Anden sein Jugendfreund Pater Antonio Osvaldo Catena, Präsident der bischöf- und ihrer Weite und Dürre. Im Kyrie kommt es in der Bitte um Erbarmen lichen Kommission für Südamerika. In den 1960er Jahren entwickelt zu einem Wechselgesang zwischen Chor und Solist. Dabei werden Reste Catena die Idee, »eine Messe mit Rhythmen und musikalischen Formen einer Antiphon hörbar, die bereits in der frühchristlichen Kirchenmusik dieses Landes zu komponieren«��������������������������������������������� – eine������������������������������������ Messe, die die Kultur und Menta- eine Rolle spielte. Innerhalb der Messfeier begleiten antiphonale Gesänge lität Argentiniens auf eine gleichsam natürliche Weise zum Ausdruck die liturgische Handlung. Zu einer Antiphon zählt unter anderem der bringt. Ramírez selbst beschreibt seine Motivation für die »Misa Criolla« Introitus als Begleitgesang zum Einzug. Eingehende Trommelschläge als »etwas tiefes, religiöses, das dem Leben huldigt, das alle Menschen unterstreichen die spirituelle Wirkung des Kyrie und lassen eine tiefe unabhängig von ihren Glaubensrichtungen, ihrer Rasse, ihrer Hautfarbe Verbundenheit der Südamerikaner zu ihrer Religion erahnen. Im Gloria und ihrer Herkunft betrifft. Das sich auf den Menschen bezieht, auf seine dominieren freudigere Rhythmen, die ebenfalls aus dem nördlichen Würde und seinen Wert, auf die Freiheit und auf die Ehrfurcht, die der Teil Argentiniens stammen sowie aus Bolivien. Mit carnavalito greift Mensch vor Gott als seinem Schöpfer hat.« Ihm schwebt eine Musik vor, Ramírez auf einen sogenannten kleinen Karneval zurück. Der traditionelle die unmittelbar zum Menschen dringt und aus dem schöpft, wo ihre süd ­amerikanische Tanz wird an hohen religiösen Festtagen zelebriert Wurzeln liegen. und bedeutet eine Verschmelzung der indigenen und spanischen Kolo-

20 21 8. SYMPHONIEKONZERT nialkultur, wobei der Tanz in Südamerika bereits lange vor den Spaniern verbreitet war. Das Credo nimmt die Region Santiago del Estero in den Blick. Musikalisch fußt es auf den hartnäckig-obsessiven Rhythmen einer chacerera trunca aus Zentralargentinien, die auch Grundlage für viele Tänze in der argentinischen Hochebene ist. Im Sanctus komponiert Ramírez das Bekenntnis zum dreifaltigen Gott auf Basis des carnaval cochabambino, einer der schönsten wie außergewöhnlichsten Tänze Boliviens aus der Gegend um die zentralbolivische Stadt Cochabamba. Auffallend ist ein gedämpft-markanter Beat. Im Agnus Dei nähert sich Ramírez der Region La Pampa mit ihrem typischen Rhythmus des estilo pampeano. Wie schon im Kyrie vermittelt sich auch hier ein Gefühl der Einsamkeit und Weite. Auf der Suche nach Frieden verliert sich der Solist, begleitet von den Stimmen des Chores, im scheinbar unendlichen Raum – „Jeder Mensch hat sowohl das RECHT als auch die Pflicht, eine Auflösung, in der der Mensch sein kulturelles Erbe abstreift und Teil in einer Welt zu leben und eine Welt zu erschaffen, dessen wird, woher er kam. in der NIEMAND ZURÜCKGELASSEN WIRD.” 1967 feiert die »Misa Criolla«, wörtlich »Kreolische Messe«, ihre Uraufführung in der Düsseldorfer Rheinhalle unter der Leitung des —Midori, Violinistin, UN Friedensbotschafterin Komponisten. Ursprünglich ist das Werk für zwei Tenöre, gemischten Chor, Schlagzeug, Klavier und traditionelle Instrumente aus den Anden geschrieben. Später überarbeitet sie Ramírez für eine Solostimme, Chor und ausgewählte Instrumente. Schon der Titel macht den Anspruch der Messe deutlich. Der Begriff »kreolisch« wird während der frühen Kolonisierung Westafrikas durch die portugiesische Krone insbesondere auf den Kapverdischen Inseln und in Guinea-Bissau geprägt und leitet sich aus dem portugiesischen »Crioulo« und dem spanischen »Criollo« ab, die beide auf dem Verb »criar« (aufziehen, heranziehen, züchten) basieren. »Crioulos���«���������������������������������������������� und�������������������������������������������� » �����������������������������������������Criollos �riollos«���« �������������������������������sindind demnachdemnach »Zöglinge«.» »Zöglinge«.�����������������Zöglinge �öglinge«.�« .��� Gene-Gene-GeneGene-Gene-ene-- rell werden mit Kreolen verschiedene, in der Kolonialzeit entstandene Bevölkerungsgruppen bezeichnet. Im spanischen Kolonialreich nennt man Kreolen die Nachkommen von Europäern in Südamerika. Unter den Begriff fallen alle im Lande geborenen nicht-indigenen Menschen. Mit dem Adjektiv »criollo���« werden��������������������������������������������� ���������������������������������������in Lateinamerika noch heute jene kultu- rellen Elemente gekennzeichnet, die in Amerika unter europäischem oder afrikanischem Einfluss entstanden sind. Kultur vermischt sich. In diesem Sinne vereint auch die »Misa Criolla« lateinamerikanische und europäische Elemente mit Ausflügen ins Reich der Improvisation. Mit seiner Komposition gelingt Ramírez eine neue Art der Versöhnung zwischen europäischer und tradierter südamerikanischer Kultur. Nicht zufällig zählt seine Messe zu den bedeutendsten Zeugnissen spanischer und lateinamerikanischer Musikkultur und gilt in Lateinamerika als eines der populärsten christlichen Werke. un.org/sustainabledevelopment ANDRÉ PODSCHUN

22 23 8. SYMPHONIEKONZERT Leonard Bernstein SPIELARTEN DER LIEBE * 25. August 1918 in Lawrence, Massachusetts Bernsteins Serenade nach Platons »Symposion« † 14. Oktober 1990 in New York City

Serenade nach Platons »Symposion« für Violine und Kammerorchester 1. Phaedrus, Pausanias (Lento. Allegro marcato) 2. Aristophanes (Allegretto) 3. Eryximachus (Presto) 4. Agathon (Adagio) ie Liebe träumen, heißt alles träumen; es ist die Unendlich- 5. Socrates, Alcibiades (Molto tenuto. Allegro molto vivace) keit des Glücks, das Mysterium der Lust«, schreibt der fran- Zum 100. Geburtstag des Komponisten zösische Romancier Gustave Flaubert im November 1842. Die Liebe öffnet Räume, sie weitet die Seele, lässt Herzen » schwellen und ist immer wieder Gegenstand von Betrach- Dtungen und Erörterungen. So auch in Platons Symposion, wo ein Gast- mahl abgehalten wird, das Agathon zur Feier seines ersten tragischen Sieges für seinen Freundeskreis ausrichtet. Auch Sokrates ist anwesend. Er erscheint, als sich die Mahlzeit dem Ende neigt und der eigentliche Teil der Zusammenkunft beginnt: das mit als Symposion bezeichnete Trinkgelage. Zunächst kommt man überein, von jedem Trinkzwang abzusehen, da die große Siegesfeier am Vortag bereits erhebliche Anfor- derungen an die Trinklust der Anwesenden gestellt habe. Stattdessen wird vorgeschlagen, reihum eine Lobrede auf den Gott Eros zu halten, der im Gedenken der Dichter und in der Kultusverehrung bislang zu kurz gekommen sei. Phaidros, der die Runde eröffnet, erinnert daran, dass Eros der älteste Gott sei. Als Urheber der größten Wohltaten für die ENTSTEHUNG BESETZUNG Menschen vermöge er es, den Entschluss zur Aufopferung des eigenen 1953 / 54, beendet im Violine solo | Harfe, Schlagzeug Lebens für das Leben anderer hervorzurufen. Während Phaidros von August 1954 in Vineyard Haven, und Streicher Eros als von einer Gottheit spricht, unterscheidet Pausanias von zwei- Massachusetts erlei Eros, einen himmlischen und einen Allerweltseros. Eryximachos DAUER fügt hinzu, dass die Wirksamkeit des Eros sich nicht allein auf die Seele URAUFFÜHRUNG ca. 30 Minuten des Menschen erstrecke, sondern ebenso auf die belebte wie unbelebte am 12. September 1954 im Natur wie auch auf die unterschiedlichen Arten von Kunst. Die Bemer- Teatro La Fenice in Venedig kungen des Aristophanes erinnern an den ursprünglichen Zustand der mit Isaac Stern und dem Israel Menschen: als kugelförmige Wesen verfügten sie einst über die Fähigkeit Philharmonic Orchestra unter schneller Bewegung. Ihre große Kraft wurde selbst den Göttern gefähr- Leitung des Komponisten lich, woraufhin sie von Zeus halbiert wurden. Von Sehnsucht erfüllt, suchten sich die getrennten Hälften seither gegenseitig, konnten aber,

24 25 8. SYMPHONIEKONZERT schön noch gut sein könne. Er sei die Verkörperung des allen Menschen gemeinsamen Verlangens nach dem Besitz des Guten. Er zeuge das körperlich wie geistig Schöne, worin sich die Sehnsucht nach Unsterb- lichkeit ausdrücke. Seine höchste Betätigung sei die stufenweise Erwe- ckung des Menschen zur philosophischen Betrachtung, die von der Liebe eines schönen Körpers zum Schauen des Ewigschönen führe. Damit sei die wahre Glückseligkeit und Unsterblichkeit erreicht. An diesem Punkt tritt Alkibiades auf, der von einem anderen Gelage kommt. Kurzerhand erklärt er sich zum Symposiarchen (Vorsitzenden des Trinkgelages) und bringt einen lebhaften Ton in die ihm viel zu nüchterne Gesellschaft. Nicht davon abzuhalten, hält er eine Lobrede auf Sokrates. Wie Marsyas durch sein Flötenspiel, so erschüttere Sokrates seine Zuhörer nachhaltig durch die Kraft seiner Redekunst. Alkibiades hebt Sokrates’ Beharrungs- vermögen und Ausdauer sowohl in Schwierigkeiten äußerer Lebenslagen wie auch in der inneren Arbeit des Denkens hervor. Seine Gemütsruhe sei jeder Anfechtung erhaben. Die Rede schließt mit der Bemerkung, dass Alkibiades auch Grund habe, Sokrates böse zu sein, da dieser sich gegen- über seinem Begehren als unzugänglich erwiesen habe. Hierauf richtet er eine scherzhafte Warnung an Agathon. Lachend erklärt Sokrates die ganze Rede für ein wohlberechnetes Manöver, um ihn mit Agathon zu entzweien, worauf ein schleuniger Platzwechsel erfolgt, der Agathon an die Seite von Sokrates bringt. Schon ist Sokrates bereit, eine Lobrede auf Agathon zu halten, da erhebt sich großer Lärm: eine neue Schar von Nachtschwärmern bricht herein und lässt sich zu einem wüsten Gelage nieder. Die ursprüngliche Gesellschaft entfernt sich oder schläft ein. Leonard Bernstein, 1955 Seine Schilderung des Symposions setzt Platon in ein gleichsam bühnenwirksames Szenarium. Die unterschiedlichen Lesarten über den Gott der Liebe sind einzelnen Personen zugeordnet, wodurch eine wenn sie das Glück hatten, zusammenzutreffen, sich zwar umarmen, lebhafte Atmosphäre entsteht – eine Situation nahe am Menschen und jedoch ihr Bedürfnis nach Paarung nicht befriedigen. Das Erbarmen des nahe am Leben. Immer wieder sucht Leonard Bernstein in seinen Werken Zeus führte schließlich zu ihrer Zeugungsfähigkeit, nicht ohne sie vor diese Nähe auf und gibt dafür einer dramatischen Darstellung seiner Frevelmut zu warnen. Im Gegensatz zu seinen Vorrednern geht Agathon Musik den Vorzug. In einer Glosse, geschrieben am 14. Januar 1948 in auf die Eigenschaften des Eros ein. Für Agathon ist Eros der glücklichste New York, bekennt er: »Ich habe eine echte Affinität zur Bühnenmusik. unter den Göttern. Er sei der schönste unter allen, der jüngste und Die meisten meiner Kompositionen waren in irgendeiner Art fürs Theater zarteste. Geschmeidig und harmonisch gestaltet, trage er eine entzü- bestimmt, und die meisten der übrigen ruhen auf einem unverkennbar ckende Gesichtsfarbe. Und was sein inneres Wesen anbelange, sei er ein dramatischen Fundament. Diese Erkenntnis belastet mich keines- Muster von Tugendhaftigkeit, zudem ein Meister in der Erzeugung und wegs, sie erfüllt mich vielmehr mit Stolz, da ich doch weiß, dass es den Gestaltung der Geschöpfe. Er verleihe dem Menschen alle Vorzüge, die er Giganten Mozart, Weber und Strauss ebenso ergangen ist. Wohin mich selbst besitzt. In kurzen einleitenden Sätzen gibt Sokrates schließlich zu das führen wird, weiß ich noch nicht.« Noch in einer Ausgabe seiner bedenken, dass Liebe (und mit ihr Eros) nicht denkbar wäre ohne etwas, zweiten Symphonie nach H. W. Audens Versepos »The Age of Anxiety« worauf sie sich bezieht. Begehren kann man nur, woran man Mangel hat. gesteht er ein: »Ich habe den Verdacht, dass jedes Werk, das ich schreibe, Daraus folgt, dass Eros, der das Schöne und Gute begehre, selbst weder für welches Medium auch immer, in Wirklichkeit in irgendeiner Weise

26 27 8. SYMPHONIEKONZERT Theatermusik ist.« Dahinter steht das Bedürfnis, selbst abstrakt-musika- lische Formen mit dramatischen Elementen zu durchsetzen. Bernsteins latent dramatisierende Tendenz dringt auf eine plastische Tonsprache, die unter weitgehender Wahrung der Tonalität verschiedene Formen von Musik einbezieht: den Jazz ebenso wie die amerikanische Popmusik, die südamerikanische Folklore und einzelne Tanzformen der europäischen Kunstmusik.

»Aspekte der Kraft, Anmut und Funktion der Liebe«

Die Serenade für Solovioline und Kammerorchester feiert ihre Urauf- führung am 12. September 1954 im Teatro La Fenice in Venedig mit Isaac Stern und dem Israel Philharmonic Orchestra unter Leitung des Komponisten. Das Werk wird von der Koussevitzky Foundation in Auftrag gegeben. Der 1951 in Boston verstorbene russischstämmige Sergej Kous- sevitzky gilt als Gründer des Tanglewood Music Festivals, wo Bernsteins Karriere als Koussevitzkys Assistent in den Sommermonaten der frühen 1940er-Jahre maßgebliche Weichenstellungen erfährt. Jakob Asmus Carstens, Das Gastmahl des Platon, Umrissstich, 1793 Am 8. August 1954, am Tag nach Fertigstellung der Partitur, bemerkt Bernstein: »Es gibt kein eigentliches Programm für die ›Sere- nade‹, ausgenommen des Umstands, dass sich das Werk der wiederholten eine zumindest emotionale Zuspitzung: »Vielleicht die am meisten bewe- Lektüre von Platons reizvollem Dialog ›Das Symposion‹ verdankt. Die gende Rede des Dialoges«, schreibt er, und weiter: »Agathons Lobrede Musik, wie der Text, besteht aus einer Folge verwandter Statements im umspannt alle Aspekte der Kraft, Anmut und Funktion der Liebe.« Der Lobpreis der Liebe und folgt generell Platons Form in der Reihenfolge Satz ist ein einfacher dreiteiliger Gesang. Sein Atem lässt jene Besee- der Redner des Gastmahls. Die Verbundenheit der Sätze beruht weniger lung des Menschen durch die Liebe erahnen, die grundlos ist und doch auf einem gemeinsamen thematischen Material, sondern eher auf einem die Macht hat, Welten zu verändern. Dementsprechend schwingt sich System, wonach sich jeder Satz aus Elementen des jeweils vorangegan- die Solovioline zu großer lyrischer Intensität auf. Über den letzten Satz genen Satzes weiterentwickelt.« Bernstein folgt Platons Rednern mit schreibt Bernstein: »Sokrates beschreibt seinen Besuch bei der Seherin einer Ausnahme: er setzt den Vortrag des Arztes Eryximachos nach Diotima und zitiert ihre Rede über die Dämonenlehre der Liebe. Lang- Aristophanes’ Rede und bereinigt somit den Umstand in Platons Erzäh- same Einleitung mit größerem Gewicht als bei den vorangegangenen lung, dass Aristophanes durch einen Schluckauf zunächst verhindert Sätzen. Sie dient als höher entwickelte Reprise des Mittelteils aus dem ist und deshalb Eryximachos vorgezogen an die Reihe kommt. Zudem ›Agathon‹-Satz und deutet somit eine versteckte Sonatenform an. Die führt Bernstein die ersten beiden Redner (Phaidros und Pausanias) großartige Unterbrechung des Alkibiades mit seiner Schar betrunkener und die letzten beiden (Sokrates und Alkibiades) in jeweils einem Satz Zecher führt in das Allegro hinein, das ein erweitertes Rondo ist, welches zusammen. Ein zart-lyrisches Motiv am Anfang des ersten Satzes wird in seiner Stimmung von merklicher Unruhe über ausgelassene Tanzmusik von der Solovioline intoniert und kehrt variiert in den folgenden Sätzen bis zu erfülltem Feiern reicht. Wenn eine Spur von Jazz in dem Fest zu wieder. Es steht für das Grundthema der Liebe, das in allen Beiträgen vernehmen ist, so hoffe ich, wird das nicht als eine anachronistische des Symposions jedoch unterschiedlich beleuchtet wird. Das musika- Party-Musik der alten Griechen verstanden, sondern eher als natürlicher lische Thema bildet im ersten Satz außerdem den Grundstock für ein Ausdruck eines zeitgenössischen amerikanischen Komponisten, der vom anfängliches Fugato, welches in ein klassisches Sonaten-Allegro mündet. Geist einer solchen zeitlosen Dinner-Party inspiriert wurde.« Noch etwas kommt hinzu: Bei Platon scheinen alle Reden inhaltlich zu Sokrates hinzuführen. Bernstein hingegen sieht in Agathons Beitrag ANDRÉ PODSCHUN

28 29 8. SYMPHONIEKONZERT Franz Schubert SINGEN GEGEN DAS SCHWEIGEN * 31. Januar 1797 in der Wiener Gemeinde Himmelpfortgrund Schuberts G-Dur-Messe † 19. November 1828 in Wieden (Wien)

Messe G-Dur Nr. 2 D 167 für Soli, Chor und Orchester 1. Kyrie 2. Gloria 3. Credo 4. Sanctus 5. Benedictus 6. Agnus Dei

ien 1814 / 15. Europas Monarchen tanzen und feiern ihre glückliche Wende. Mit vereinten Kräften hat man Napoleons Schatten vertrieben, erleichtert atmen Adel und Klerus auf. Man kommt zusammen, um eine dauerhafte Nachkriegsordnung zu beschließen. WZiel ist die Wiedereinsetzung der alten Dynastien. Von September 1814 bis Juni 1815 ist Wien das politische Zentrum Europas. Doch wächst die Ungeduld, je länger man tagt. Viele Beobachter sehen in den zahl- reichen Vergnügungen die eigentliche Aufgabe des Kongresses. Nicht ENTSTEHUNG BESETZUNG ohne Ironie bemerkt der österreichische Generalfeldmarschall und Schuberts eigenhändiger 2 Oboen, 2 Trompeten, Pauken, Schriftsteller Charles Joseph de Ligne: »Man schreibt mir das Wort zu: Datumvermerk im Partitur- Orgel und Streicher ›Der Kongress tanzt, aber er kommt nicht vorwärts.‹ Es sickert auch autograph: »Angefangen den nichts durch als der Schweiß dieser tanzenden Herren.« Die politische 2. März 1815 – Geendigt den DAUER Unbeweglichkeit wird zum Omen für ein Klima, das Europa weit ins 7. März 1815« ca. 25 Minuten neunzehnte Jahrhundert hinein prägt. Die Metternich-Ära zieht auf. Und mit ihr eine politische Friedhofsruhe, die den Menschen zum URAUFFÜHRUNG Rückzug in sein privates Glück zwingt. Der freiheitliche Drang erleidet nicht bekannt, wahrscheinlich einen empfindlichen Dämpfer, die Zeit droht einzufrieren. »Einst zeigt kurz nach Fertigstellung in der deine Uhr das Ende der Zeit«, heißt es bei Novalis in den »Hymnen Pfarrkirche des Wiener Vororts an die Nacht« – ein Stillstand schon im Leben, der den verhandelten Lichtental unter Leitung des Frieden dunkel färbt. Noch aber gibt es Stimmen, die gegen das Komponisten vermeintliche Ende aufbegehren. Man erhebt seine Stimme und singt gegen Missstände an. Selbst da, wo das Politische verborgen ist, bricht

30 31 8. SYMPHONIEKONZERT es auf, kommt es zum Ausdruck in der Beschwörung des Melodischen. Denn das Singen will mehr: es will das Schweigen in Zeiten poli- tischer Restauration und Zensur brechen, so Friedrich Dieckmann im Zusammenhang mit Schuberts Wirken. Gesang, Musik, Kunst – sie alle stiften Identität quer durch die sozialen Schichten und schaffen eine Gegenwelt zum staatlich verordneten Tiefschlaf. Der Kunst wächst eine gesellschaftliche Funktion zu, nicht um neue ästhetische Standards zu formulieren oder radikale Positionen zu vertreten, sondern um ›direkt‹ zu wirken. »In solchen Zeiten«, bemerkt der Schubert-Publizist Hartmut Lück, »nach dem Ende aller Utopien gibt es keine revolutionären Neuerungen in den Künsten, sondern die Wahrung eines ästhetischen Besitzes und die Reflexion darüber, den zitierenden Rückblick.«

Blick zurück

Während man im Palais am Ballhausplatz verhandelt und sich den zahlreichen Ablenkungen und Amüsements hingibt, wächst in Wiens Vorstädten ein junger Mann heran, für den Musik ungefilterter Ausdruck ureigener Empfindungen ist. Schubert zeigt sich dabei schon in seinen jungen Jahren von Schillers Frage angetan: »Schöne Welt, wo bist du?« Die Suche danach lässt ihn zum Wanderer werden. »Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück!«, heißt es am Ende seiner Vertonung des »Wanderer«-Gedichts von Georg Philipp Schmidt. Die Gewissheit wird ihm zeitlebens zur Qual. Dabei blickt er mitunter zurück. Seine ersten beiden Messen in F-Dur und G-Dur suchen nach Anknüpfungspunkten in Haydns und Mozarts Messvertonungen. Folgt man dem Eintrag im Partitur-Autograph, komponiert der kaum 18-jährige Schubert die G-Dur Messe vom 2. bis 7. März 1815 – in nur weniger als einer Woche. Vermutlich handelt es sich um einen Auftrag, wofür die Arbeit an der zweiten Symphonie unterbrochen wird. Bereits mit seiner ersten Messe in F-Dur hatte er ein halbes Jahr zuvor in der Kirche seiner Heimatgemeinde Lichtental einen beachtlichen Erfolg erzielt, was vielleicht auch der Grund dafür ist, warum das Werk eine wiederholte Aufführung in der Inneren Wiener Stadt erlebt. Womöglich entsteht die zweite Messe erneut auf Initiative der Verantwortlichen seiner Taufgemeinde, der Lichtentaler Pfarrkirche zu den heiligen vier- zehn Nothelfern, wo das Werk bald nach seiner Fertigstellung unter Schuberts Leitung zur Aufführung kommt. In ihrer Orchesterbesetzung ist die Messe ursprünglich für Streicher und Orgel geschrieben und unterstreicht damit ihren Charakter einer Missa brevis. Später sieht sich angebliches Schubert-Bildnis aus dem Jahr 1813, Schubert veranlasst, einen Trompeten- und Paukenpart hinzuzufügen. Kreidezeichnung von Leopold Kupelwieser Als sie erstmals in der Besetzung mit Trompeten und Pauken 1846 in

32 33 8. SYMPHONIEKONZERT Prag veröffentlicht wird, erscheint sie unter falschem Komponisten- namen. Für eine Richtigstellung sorgt Schuberts Bruder Ferdinand, der sie 1847 »mit Oboen (oder Clarinetten) u. Fagotten« verstärkt. Auffällig in Schuberts G-Dur Messe, wie überhaupt in seinen sechs lateinischen Messen, sind einzelne Textauslassungen des Mess- ordinariums. Damit verbindet sich die Frage nach dem Bekenntnis­ charakter seiner geistlichen Werke. Schuberts Behandlung des Mess- formulars wechselt von Werk zu Werk, dennoch lässt sich eine gewisse Systematik ausmachen. In keiner seiner Messen vertont Schubert den Glaubenssatz aus dem Credo »et una, sanctam, catholicam et apostolicam ecclesiam« (»Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche«). Ab der G-Dur-Messe fehlt im Gloria der Absatz »Qui sedes ad dexteram patris« (»Der du sitzest zur Rechten des Vaters«). Zudem spart Schubert im Credo die Erwartung der Auferstehung der Toten aus (»et expecto resurrectionem mortuorum«). Es liegt nahe, seine Verweigerung eines Bekenntnisses zur Kirche als Institution sowie seine Auslassung einiger Dogmen als Teil einer persönlichen Haltung zu sehen. Seine Kritik des alleinigen Rechts der Kirche auf die Deutungshoheit christ- licher Dogmatik äußert er als knapp 18-Jähriger erstaunlich früh. Schu- berts kirchliche Skepsis berührt jedoch keineswegs seine Frömmigkeit, auch wenn er es nie darauf anlegt, sich »zur Andacht zu forcieren«, wie er einmal bemerkt. Entscheidend wird eine Darstellung, die unmittelbar zum Gemüt spricht. In der G-Dur-Messe überwiegt eine homophone wie liedhafte Behandlung. Ohne Umschweife dringt die Botschaft zum Hörenden, fasslich und klar. Gesanglich setzt der Chor im Kyrie ein, bevor im Christe-Teil, entsprechend der Überlieferung, eine Solostimme übernimmt und somit der Wechsel von der Menge der Gläubigen hin zum Pfarrkirche Lichtental, Schuberts Taufkirche, anonyme Tuschzeichnung einzelnen Individuum vollzogen wird. Zu Beginn des Gloria komponiert Schubert eine sogenannte Mannheimer Rakete, die mit ihrem schnellen Lauf einen Oktavraum durchmisst, bevor der Duktus in einzeln sich 80 Gulden bringt er Erstklässlern Lesen, Schreiben und Rechnen bei und auftürmende Akkorde hinüberwechselt – eine nachmalige Befestigung, verdient sich ein paar Gulden durch Musikstunden für den Rest seines die nach anfänglicher Rasanz umso statischer wirkt: Das Aufragen Lebensunterhalts. 1815, als er die G-Dur-Messe komponiert, ist auch das eherner Grundsätze macht deutlich, dass diese nicht wandelbar sind. Jahr, in dem zahlreiche wegweisende Gedichtvertonungen entstehen. »Gloria in excelsis Deo«, Ehre sei Gott in der Höhe. Auch das Sanctus Allein in diesem Jahr schreibt er ungefähr 145 Lieder. Das Idiom, zu dem macht den göttlichen Machtanspruch im Orchester durch eine scharfe Schubert in ihnen findet, ist kraftvoll und frei, von höchster Erfindungs- Punktierung deutlich – ein Mittel, das aus dem französischen Barock kraft und Empfindung. »Gretchen am Spinnrade«, entstanden bereits im stammt und königliche Würde evoziert. Die Solostimmen im Benedictus Oktober 1814, oder der im Oktober 1815 komponierte »Erlkönig« zeigen, (Sopran, Tenor und Bass) singen einen dreistimmigen Kanon, während wie ein Heranwachsender sich aufschwingt und seiner Zeit eine unver- der Osanna-Abschnitt in Form eines Fugatos komponiert ist. wechselbare, bis dahin neue Stimme verleiht. Fast scheint es, als tönte Als Schubert die Messe schreibt, arbeitet er als Schulgehilfe. Im Schuberts Stimme umso vehementer, je mehr die politischen Umstände Herbst 1814 hat er, wenn auch nur knapp, das Lehrerexamen bestanden zu einer allseitigen Grabesruhe führen. und wird in der Schule seines Vaters angestellt. Für ein Jahresgehalt von ANDRÉ PODSCHUN

34 35 8. SYMPHONIEKONZERT GESANGSTEXTE

Ariel Ramírez (1921-2010) »Misa Criolla« für Solo, Chor und Instrumente

Kyrie Kyrie Señor, ten piedad de nosotros. Herr, erbarm dich unser. Cristo, ten piedad de nosotros. Christus, erbarm dich unser. Señor, ten piedad de nosotros. Herr, erbarm dich unser.

Gloria Gloria Gloria a Dios en las alturas Ehre sei Gott in der Höhe Y en la tierra Paz a los hombres und auf Erden Friede den Menschen, que ama el Señor. die der Herr liebt. Te alabamos. Te bendecimos. Wir loben dich, wir preisen dich. Te adoramos. Glorificamos. Wir beten dich an, wir verherrlichen dich. Te damos gracias por tu inmensa gloria. Wir sagen dir Dank für deine große Herrlichkeit. Señor Dios, Rey celestial. Herr Gott, himmlischer König, Dios Padre Todopoderoso. allmächtiger Gott, Vater. Señor, hijo único Jesucristo. Herr, einziger Sohn Jesus Christus. Señor Dios, cordero de Dios, hijo del Padre. Herr Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters. Tú que quitas los pecados del mundo. Der du trägst die Sünden der Welt. Ten piedad de nosotros. Erbarm dich unser. Tú que quitas los pecados del mundo, Der du trägst die Sünden der Welt, atiende nuestra súplica. erhöre unser Flehen. Tú que reinas con el Padre, Der du regierst mit dem Vater, ten piedad de nosotros. erbarm dich unser. Gloria Dios en las alturas y en la tierra, Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden paz a los hombres que ama el Señor. Friede den Menschen, die der Herr liebt. Porque Tú sólo eres Santo. Denn du allein bist heilig. Sólo Tú, Señor, Tú sólo eres Santo. Nur du, Herr, allein bist heilig. Tú sólo Altíssimo Jesucristo Du allein Höchster Jesus Christus con el Espíritu Santo, mit dem Heiligen Geist, en la Gloria de Dios Padre. in der Herrlichkeit Gottes, des Vaters. Amén. Amen.

36 37 8. SYMPHONIEKONZERT Credo Credo Creo en Dios Padre Todopoderoso, Ich glaube an den allmächtigen Gott, Vater, Creador de cielo y tierra, Schöpfer des Himmels und der Erde, y en Jesucristo creo, und an Jesus Christus glaube ich, su único Hijo, Nuestro Señor: seinen einzigen Sohn, unsern Herrn: Fué concebido por obra y Empfangen durch das Werk und gracia del Espíritu Santo. die Gnade des Heiligen Geistes. Nació de Santa María, Geboren von der heiligen Maria, de Santa María Virgen. der heiligen Jungfrau Maria. Padeció bajo el poder, Gelitten unter der Macht, poder de Poncio Pilato. der Macht von Pontius Pilatus. Fué crucificado, muerto y sepultado. Er wurde gekreuzigt und begraben. Descendió a los infiernos. Er stieg hinab in die Höllen. Al tercer día, resucitó de entre los muertos; Am dritten Tage stand er auf zwischen den Toten; subió a los cielos, fuhr auf in die Himmel, está sentado a la diestra de Dios. er sitzt zur Rechten Gottes. Padre Todopoderoso, desde allí ha de venir Allmächtiger Vater; von dort wird er kommen, a juzgar vivos y muertos. zu richten die Lebenden und die Toten. Creo en el Espíritu Santo, Ich glaube an den Heiligen Geist, Santa Iglesia Católica, die heilige katholische Kirche, la comunión de los Santos Gemeinschaft der Heiligen y el perdón de los pecados, Vergebung der Sünden, resurreción de la carne, y la vida perdurable. Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben. Amén. Amen.

Sanctus Sanctus Santo, Santo, Santo, Heilig, heilig, heilig, Señor Dios del Universo! ist der Herr, Gott des Universums! Llenos están los cielos y la tierra Himmel und Erde sind voll de tu Gloria. von deiner Herrlichkeit. Josana en las alturas! Hosianna in der Höhe! Bendito el que viene Gesegnet sei, der da kommt en el nombre del Señor! im Namen des Herrn! Josana en las alturas! Hosianna in der Höhe!

Agnus Dei Agnus Dei Cordero de Dios O Lamm Gottes, que quitas los pecados del mundo, du nimmst hinweg die Sünden der Welt, ten compasión de nosotros. hab Mitleid mit uns. Dános la paz. Gib uns Frieden.

38 39 8. SYMPHONIEKONZERT Franz Schubert (1797-1828) Messe G-Dur Nr. 2 D 167 für Soli, Chor und Orchester

Kyrie Kyrie Kyrie, eleison. Herr, erbarme dich. Christe, eleison. Christe, erbarme dich. Kyrie, eleison. Herr, erbarme dich.

Gloria Gloria Gloria in excelsis Deo Ehre sei Gott in der Höhe et in terra pax hominibus und Friede auf Erden den Menschen, bonae voluntatis. die guten Willens sind. Laudamus te, benedicimus te, Wir loben dich, wir preisen dich, adoramus te, glorificamus te. wir beten dich an, wir verherrlichen dich. Gratias agimus tibi Wir sagen dir Dank propter magnam gloriam tuam. ob deiner großen Herrlichkeit. Domine Deus, Rex coelestis, Herr und Gott, König des Himmels, Deus pater omnipotens. Gott, allmächtiger Vater. Domine Fili unigenite, Jesu Christe. Herr Jesus Christus, eingeborener Sohn. Domine Deus, agnus Dei, miserere nobis. Herr und Gott, Lamm Gottes, erbarme dich unser. Filius Patris, qui tollis peccata mundi, Sohn des Vaters, der du trägst die Sünden der Welt, Suscipe deprecationem nostram. nimm unser Flehen gnädig auf. Quoniam tu solus sanctus, tu solus altissimus, Denn du allein bist der Heilige, du allein der Höchste, Quoniam tu solus dominus, du allein der Herr, Cum sancto spiritu in gloria Dei patris. Amen. Mit dem Heiligen Geiste in der Herrlichkeit Gottes. Amen.

Credo Credo Credo in unum Deum, Ich glaube an den einen Gott, Patrem omnipotentem, den allmächtigen Vater, factorem coeli et terrae, Schöpfer des Himmels und der Erde, visibilium omnium et invisibilium. aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. In unum dominum Jesum Christum, Und an den einen Herrn Jesus Christus, Filium Dei unigenitum, Gottes eingeborenen Sohn,

40 41 8. SYMPHONIEKONZERT ex Patre natum ante omnia saecula. aus dem Vater geboren vor aller Zeit. Deum de Deo, lumen de lumine, Gott von Gott, Licht vom Lichte, Deum verum de Deo vero, wahrer Gott vom wahren Gott, genitum, non factum, gezeugt, nicht geschaffen, consubstantialem patri, eines Wesens mit dem Vater, per quem omnia facta sunt. durch den alles geschaffen ist. Qui propter nos homines Er ist für uns Menschen et nostram salutem und um unseres Heiles Willen descendit de coelis. vom Himmel herabgestiegen. Et incarnatus est Und hat Fleisch angenommen de Spiritu sancto durch den Heiligen Geist ex Maria virgine, aus Maria, der Jungfrau, et homo factus est. und ist Mensch geworden. Crucifixus etiam pro nobis Gekreuzigt für uns sub Pontio Pilato; unter Pontius Pilatus, passus et sepultus est. gestorben und begraben. Et resurrexit tertia die Am dritten Tage auferstanden secundum scripturas. nach der Schrift. Et ascendit in coelum, Aufgefahren in den Himmel, sedet ad dexteram Patris. er sitzt zur Rechten des Vaters. Et iterum venturus est cum gloria, Von dort wird er kommen in Herrlichkeit, judicare vivos et mortuos, zu richten die Lebenden und die Toten, cujus regni non erit finis. sein Reich wird kein Ende haben. Credo in Spiritum sanctum, Ich glaube an den Heiligen Geist, Dominum et vivificantem, den Herrn und Lebensspender: qui ex Patre et Filio procedit. der vom Vater und vom Sohne ausgeht. Qui cum Patre et Filio Der mit dem Vater und dem Sohne simul adoratur, conglorificatur, zugleich angebetet und verherrlicht wird, qui locutus est per Prophetas. der gesprochen hat durch die Propheten. Confiteor unum baptisma Ich bekenne die eine Taufe in remissionem peccatorum mortuorum zur Vergebung der Sünden der Toten, et vitam venturi saeculi. Amen. und das Leben der zukünftigen Welt. Amen.

Sanctus Sanctus Sanctus, sanctus, sanctus Heilig, heilig, heilig, dominus Deus Sabaoth. ist der Herr, Gott der Heerscharen. Pleni sunt coeli et terra gloria tua. Himmel und Erde sind erfüllt von deiner Herrlichkeit. Osanna in excelsis. Hosianna in der Höhe.

42 43 8. SYMPHONIEKONZERT Benedictus Benedictus Benedictus qui venit Gelobt sei, der da kommt in nomine Domini. im Namen des Herrn. Osanna in excelsis. Hosianna in der Höhe.

Agnus Dei Agnus Dei Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, Lamm Gottes, das du trägst die Sünden der Welt, miserere nobis. erbarme dich unser. Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, Lamm Gottes, das du trägst die Sünden der Welt, miserere nobis. erbarme dich unser. Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, Lamm Gottes, das du trägst die Sünden der Welt, dona nobis pacem. gib uns Frieden.

44 45 8. SYMPHONIEKONZERT 8. Symphoniekonzert 2017 | 2018 Orchesterbesetzung international 1. Violinen Flöte Wunderharfe Roland Straumer 1. Konzertmeister Sabine Kittel Solo Freunde Federico Kasik unterstützen Tibor Gyenge Oboen patron Johanna Mittag Sebastian Römisch Solo engagement Martina Groth Martin Broede** begeistern Henrik Woll Ludovica Nardone Trompeten verbinden network Michael Eckoldt Tobias Willner Solo Peter Lohse gewinnen 2. Violinen Staatskapelle Matthias Meißner Pauken Beate Prasse Thomas Käppler Solo Elisabeta Schürer tradition Dresden Ami Yumoto Schlagzeug Jiweon Moon Dirk Reinhold Steffen Gaitzsch* junge Menschen fördern Johannes Graner** Bratschen Alexej Bröse* Simon Lauer* Gesellschaft Florian Richter Solo friends Philipp Schroeder* Zsuzsanna Schmidt-Antal Claudia Briesenick Harfe Netzwerk close Beate Müller* Nora Koch* hautnah Violoncelli Gitarren Friedwart Christian Dittmann Solo Leon Albert* Jörg Hassenrück Peter Groesdonk* Natalia Costiuc

Kontrabässe Orgel Michael Käppler* Viktor Osokin Solo Petr Popelka GESELLSCHAFT DER FREUNDE DER * als Gast STAATSKAPELLE DRESDEN E.V. ** als Akademist / in KÖNIGSTRASSE 1 01097 DRESDEN | GERMANY [email protected] | WWW.GFSKDD.DE

Wir freuen uns auf Sie! 46 47 Come and8. SYMPHONIEKONZERT join us! Vorschau

Gustav Mahler Jugendorchester Auf Einladung der Sächsischen Staatskapelle Dresden

DIENSTAG 27.3.18 20 UHR SEMPEROPER DRESDEN

Vladimir Jurowski Dirigent Pierre-Laurent Aimard Klavier Tamara Stefanovich Klavier

Béla Bartók Konzert für zwei Klaviere, Schlagzeug und Orchester Sz 115 Dmitri Schostakowitsch Symphonie Nr. 8 c-Moll op. 65

Ausstellung über den Capell-Compositeur 7. Kammerabend

SONNTAG 8.4.18 20 UHR SEMPEROPER DRESDEN

Christina Bock Mezzosopran ARVO PÄRT – Hage Mukwendje Live-Malerei Steffen Gaitzsch Violine Andreas Kießling Flöte Jan Seifert Klarinette DER BEKANNTE UND Anke Heyn Violoncello Johannes Graner Schlagzeug Simon Etzold Schlagzeug Christian Langer Schlagzeug UNBEKANNTE Petr Popelka Klavier Werke von Wayne Siegel, Andy Akiho, John Cage, bis 21. April 2018 in Verbindung mit Gene Koshinski, Casey Cangelosi, Tomer Yarif, Vorstellungsbesuchen im Iannis Xenakis, Kirk J. Gay, Christian Langer, elbseitigen Vestibül der Semperoper Aaron Copland

48 49 IMPR ESSUM Sächsische Staatskapelle Dresden Künstlerische Leitung/ Staatskapelle Orchesterdirektion Sächsische Staatskapelle Dresden Chefdirigent Christian Thielemann Christian Thielemann Chefdirigent Spielzeit 2017 | 2018 Maria Grätzel li e HERAUSGEBER Persönliche Referentin Sächsische Staatstheater – von Christian Thielemann Semperoper Dresden © März 2018 Jan Nast Orchesterdirektor

REDAKTION Dennis Gerlach André Podschun Konzertdramaturg, Künstlerische Planung GESTALTUNG UND LAYOUT André Podschun schech.net Programmheftredaktion, Strategie. Kommunikation. Design. Konzerteinführungen Valerie Seufert DRUCK Presse und Marketing Union Druckerei Dresden GmbH Alexandra MacDonald ANZEIGENVERTRIEB Assistentin des Orchesterdirektors Anzeigenvermarktung Elisabeth Roeder von Diersburg Semperoper Dresden Orchesterdisponentin Lisa Hermann Matthias Gries Telefon: 0351/49 11 645 Orchesterinspizient E-Mail: [email protected] Steffen Tietz TE X TNACHWEISE Golo Leuschke Die Einführungstexte von André Podschun sind Wolfgang Preiß Originalbeiträge für dieses Programmheft. Stefan Other Orchesterwarte BILDNACHWEISE Agnes Thiel Felix Broede (S. 5); Coke Riera (S. 6); Timothy Vincent Marbach Greenfield-Sanders (S. 9); Piper Anselmi | Notenbibliothek Artists Management (S. 10); annette-friedel.at (S. 13); Nilz Böhme (S. 14); Daniel Koch (S. 17); Revista Gente y la actualidad. Año 4 numero 177. 12 / 1968. Buenos Aires (S. 21); Library of Congress. New York World-Telegram & Sun Collection (S. 26); akg-images (S. 29); Walther Dürr und Arnold Feil, Franz Schubert, Stuttgart 1991 (S. 32, 35); Francisco de Zurbarán, Agnus Dei, Prado Madrid (S. 44 / 45)

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