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Gabi Zimmer Thomas Händel Vorsitzende der Sprecherin der Delegation Sprecher der Delegation der GUE/NGL Fraktion der LINKEN der LINKEN

Jürgen Klute Sabine Lösing Titelbild: MEV-Verlag, MEV-Verlag, Titelbild: Solidarität statt Konkurrenz Helmut Scholz Die Industriepolitik der Europäischen Union

Rue Wiertz 47| B-1047 Brüssel | Belgien V.i.S.d.P. Thomas Händel, Cornelia Ernst Wir erleben derzeit eine beschleunigte und immer autori- Entwicklung lediglich auf den alten Gleisen kapitalistischer tärere Krisenbewältigungsstrategie, die mit Kürzung der Profitmaximierung. Die Interessen der Betroffenen, der Arbeits- und Sozialeinkommen, Spardiktaten und dem Kommunen und Regionen, der Beschäftigten und Verbrau- verordneten Ausverkauf öffentlichen Eigentums gerade- cher stünden weiter hintenan. Deshalb muss die Gesell- wegs in die wirtschaftliche Rezession führt. Die Länder schaft auf allen Ebenen beteiligt werden. Instrumente wie der Europäischen Union drohen in wirtschaftlicher De- Rekommunalisierung, Gründung von Genossenschaften pression und sozialer Ungleichheit zu versinken. Allein in oder die Bildung von Energiebeiräten müssen in ein Zu- den Ländern der Eurozone hatten im November 2013 rund kunftsprogramm für Europa einfließen. 19,24 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter keine Arbeit. Mehr als ein Viertel – rund 125 Millionen – lebt in Zweifellos: akut kommt es darauf an, die richtigen Maßnah- Armut oder ist armutsgefährdet. Die Jugendarbeitslosigkeit men zur Re-Regulierung der Finanzmärkte und der Stabili- erreicht im Durchschnitt in der EU fast 24 Prozent – in sierung der Realwirtschaft rasch umzusetzen. Griechenland und Spanien sind gar mehr als die Hälfte aller jungen Menschen ohne Job. Armut ist längst in der Mitte der Gesellschaft angelangt. Die EU braucht dringend einen radikalen Politikwechsel, Unsere Forderungen will man vermeiden in einem wirtschaftlichen, sozialen und politischen Desaster zu enden. und Ziele: Es genügt nicht, Konjunktur stimulierende Programme – Eine umfassende strategische Neuausrichtung der Politik; aufzulegen und weiter zu machen wie bisher. Es muss langfristig gedacht werden. Wir brauchen ein »integriertes – Ein Ausgleich zwischen den EU-Mitgliedstaaten für eine Konzept demokratisch kontrollierter wirtschaftlicher Zu- demokratische Wirtschaftsordnung; kunftsentwicklung« für Europa, das bestehende Elemente von Industrie- und Dienstleistungspolitik, von Struktur- und – Eine Wirtschaftspolitik, die nachhaltige und ökologische Kohäsionspolitik einschließt, auf ihnen aufbaut und sie in wirtschaftliche Entwicklung und Beschäftigung fördert; wesentlichen Teilen ergänzt. Das dies nicht – wie von der Fraktion der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament – Gute Arbeit und hohe soziale Sicherheit sind Grundvor- (EP) gefordert – einem Krisenstab aus der EU-Kommission aussetzungen für ein europäisches Zukunftsmodell; überlassen werden darf liegt auf der Hand: betrachtet man die Ergebnisse der Troikapolitik in Irland, Griechenland, Ita- – Initiativ- und Kontrollrechte des Europaparlaments; lien, Spanien und Portugal, will man damit den neoliberalen klare Aufgabenverteilung zwischen nationalen Parlamen- Bock zum Gärtner machen. Ein solches Konzept darf sich ten und EP; eine Kontrollfunktion des Wirtschafts- und im Übrigen nicht allein auf die Energiewende beschränken. Sozialausschusses und des Ausschusses der Regionen; Aufgabenfelder wie die Modernisierung der europäischen Verkehrsinfrastruktur, Investitionen in Bildung und Ausbil- – Kommission und EP müssen von nationalen Egoismen dung, Förderung von altersgerechten Infrastrukturen und befreit werden. Wohnen sowie den Ausbau von öffentlicher Daseinsvorsor- ge muss ein künftiger Zukunftsentwicklungsplan umfas- Wir sind es die entscheiden, wie wir künftig in Europa send abdecken. leben und arbeiten wollen!

Wir brauchen eine aktive staatliche Industrie- und Dienst- Auf europäischer Ebene impliziert dies auch das Werben leistungspolitik, um De-Industrialisierung zu verhindern für andere gesellschaftliche und damit im Resultat politi- und Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe, im Handel sche und schlussendlich parlamentarische Mehrheiten. und in anderen Dienstleistungsbereichen zu sichern. Die Jeremy Riffkin soll nicht recht behalten, wenn er prophe­ kapitalistische Wirtschaftsordnung mit ihrer konsequenten zeite: »Am Ende der Moderne steht eine neue Barbarei.« Orientierung an Wachstumsgrößen steht im Gegensatz zu den öffentlichen Interessen unserer Gesellschaft.

Ein solches Konzept darf nicht als neuer »grüner Kapitalis- mus« entwickelt werden. Ohne klare Strukturen einer de- mokratischen Beteiligung und Steuerung liefe die künftige