Rechtsextreme Strukturen, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit Und Bürgerschaftliches Engagement Gegen Rechtsextremismus in Der Landeshauptstadt Dresden
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Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung IKG Rechtsextreme Strukturen, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und bürgerschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus in der Landeshauptstadt Dresden Bielefeld, im Dezember 2010 Inhaltsübersicht A ZUM KONZEPT DER ANALYSE ........................................................................... 5 B EMPIRISCHE ERGEBNISSE .................................................................................6 B1 RECHTSEXTREMISTISCHE STRUKTUREN IN DRESDEN. ERSCHEINUNGSBILD UND RELEVANZ ....... 6 B2 GRUPPENBEZOGENE MENSCHENFEINDLICHKEIT UND BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT GEGEN RECHTSEXTREMISMUS IN DRESDEN ................................................................................ 67 C AUSBLICK .........................................................................................................145 - 2 - Vorwort Diese Studie zu rechtsextremen Strukturen, Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und bürgerschaftlichem Engagement gegen Rechtsextremismus in der Landeshauptstadt Dresden wurde im Rahmen des Landesprogramms "Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz" und des "Lokalen Handlungsprogramms für Toleranz und Demokratie und gegen Extremismus" der Landeshauptstadt Dresden gefördert. Sie besteht aus zwei Teilen. In Teil 1 werden die rechtsextremen Strukturen analysiert, d.h. es werden die Erscheinungs- formen beschrieben und die politische Relevanz eingeordnet. Die empirische Darstellung bezieht sich dabei auf den parteiförmigen und den bewegungsförmigen Rechtsextremismus mit seinen verschiedenen Varianten und ihren Opfern sowie möglichen Verschiebungen in der politischen Kultur. Diese rechtsextremen Strukturen entstehen nicht im „gesellschaftsfreien“ Raum, sondern sind immer auch mit politischen und sozialen Entwicklungen und den Einstellungsmustern in der Bevölkerung, d.h. sowohl mit unterstützenden, desinteressierten oder engagiert dagegen votierenden Gruppen verbunden. Teil 2 der Untersuchung konzentriert sich deshalb auf das Ausmaß von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit mit ihrer Ideologie der Ungleichwertigkeit als ein Kernelement der rechtsextremen Varianten in der Dresdener Bevölkerung. Zugleich wird aber auch die Bereitschaft des Engagements sowohl gegen die parteiförmigen wie bewegungsförmigen Variationen des Rechtsextremismus untersucht. Die Analysen zu rechtsextremen Gruppen im Zusammenhang mit den Einstellungsmustern in der Bevölkerung sollen dazu dienen, die Aktivitäten von demokratischer Politik, Verbänden jeder Art und unorganisierte Gruppen der Zivilgesellschaft, Schulen und lokalen Medien dazu anzustiften über “Dresdner Zustände“ nachzudenken, um sich zu einer reflexiven Stadtgesellschaft zu entwickeln bzw. weiterzuentwickeln, und das demokratische Engagement voran zu treiben. Wilhelm Heitmeyer Autorenteam Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer (Leiter) Dr. Dierk Borstel (Teil 1) Dipl.-Sozw. Andreas Grau, Dipl.-Soz. Sylja Wandschneider, Dipl.-Soz. Julia Marth (Teil 2) Kontakt: Universität Bielefeld Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung Leitung: Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer Universitätsstraße 25 33615 Bielefeld Tel. 0521/106 – 3164 Fax 0521/106 – 6415 [email protected] http://www.uni-bielefeld.de/ikg - 4 - A Zum Konzept der Analyse Die Analysen, die im Rahmen einer Beratung zum Lokalen Handlungsplan der Stadt Dresden durchgeführt wurden, haben das Ziel, umfangreiche Informationen für Handlungsstrategien bereit zu stellen. Die Analysen und Vorschläge sollen dabei die Entwicklung eines umfassenden städtischen Handlungskonzeptes für Vielfalt, Demokratie und Toleranz unterstützen und befördern. Die empirischen Ergebnisse, die im folgenden Abschnitt B vorgestellt werden, basieren dabei auf drei verschiedenen Untersuchungseinheiten, die mit je unterschiedlichen Untersuchungs- ansätzen einen Einblick in die lokalen rechtsextremen Strukturen und in menschenfeindliche Mentalitätsbestände liefern. Untersuchungseinheit B1 widmet sich Erscheinungsweisen von Rechtsextremismus in Dresden. Basierend auf Informationen, die über qualitative Verfahren (Dokumentenanalyse, Interviews) sowie Beobachtung erfasst wurden, analysiert diese Untersuchungseinheit die organisierte bzw. subkulturelle rechtsextreme Szene in Dresden und ihre Aktivitäten sowie lokale Schwerpunkte und greift dabei auf die Einschätzung verschiedener relevanter Akteure zurück. Untersuchungseinheit B2 dokumentiert Erkenntnisse zur Qualität des Zusammenlebens vor Ort, die sich aus einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung in ausgewählten Dresdner Ortsämtern ableiten lassen. Die Schwerpunkte dieser Lokalanalysen liegen auf der Erfassung von demokratiegefährdendem Einstellungspotential und dem in der Bevölkerung vorhandenen Engagementpotential, das gegen Rechtsextremismus mobilisiert werden kann. Die Kombination der verwendeten Methoden und die Varianz im forschungspraktischen Vorgehen (Details finden sich in den jeweiligen Abschnitten) soll dabei nicht nur die Betrachtung, Analyse und Bewertung von Zuständen in Dresden aus der Perspektive von Akteursgruppen im Bereich Rechtsextremismus (nämlich die Rechtsextremen selber, die Gegenakteure sowie die lokale Bevölkerung) ermöglichen. Es sollen weitere Voraussetzungen erarbeitet werden, um ein lokalspezifisches Handlungs- und Interventionskonzept zu entwickeln, das über die bloße Addition vorherrschender Partialinteressen hinausgeht und das über die Bereitstellung lokal relevanter Informationen eine deutliche Stärkung der Akteure im lokalen Raum anstrebt. Der Abschnitt C dieser Untersuchung resümiert die Ergebnisse und formuliert Anregungen für zukünftige Handlungsfelder. - 5 - B1 Rechtsextreme Strukturen in Dresden Erscheinungsformen und Relevanz Dr. Dierk Borstel - 6 - Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ............................................................................................................ 8 2 Theoretische Rahmung ...................................................................................... 9 2.1 Definitionen ................................................................................................... 9 2.2 Relevanzkriterien und Raumordnungskonzeption ....................................... 11 2.3 Vorliegende Literatur zum Rechtsextremismus in Dresden ......................... 15 2.4 Methodischer Ansatz und Vorgehen ........................................................... 16 3 Empirische Darstellung ................................................................................... 21 3.1 Parteiförmiger Rechtsextremismus ............................................................. 21 3.2 Bewegungsförmiger Rechtsextremismus .................................................... 36 3.2.1 Freie Kräfte ............................................................................................. 38 3.2.2 Kameradschaftsförmiger Rechtsextremismus ........................................ 42 3.2.3 Autonome Nationalisten .......................................................................... 45 3.2.4 Musikmilieu ............................................................................................. 47 3.2.5 Subkultureller Rechtsextremismus ......................................................... 51 3.3 Zusammenfassung ...................................................................................... 55 4 Handlungsoptionen .......................................................................................... 57 4.1 Strategieansätze ......................................................................................... 57 4.2 Handlungsanregungen ................................................................................ 59 5 Literatur ............................................................................................................. 62 - 7 - 1 Einleitung Im Jahr 2010 stand das Ergebnis um 16.48 Uhr fest: Etwa 6400 Rechtsextremisten werden nicht demonstrieren können. Der 13. Februar als Termin der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg gehört zu den festen Eckpunkten der Terminkalender jener deutscher Rechts- extremisten, die sich für politisch bedeutend halten. Der Dresdner Aufmarsch gehörte in den letzten Jahren stets zu den größten rechtsextremen Demonstrationen in Deutschland. Umso frustrierender war das Erlebnis für die rechtsextremen Demonstranten, dass sie von den Dresdner Bürgern gestoppt wurden. Völlig zu Recht sprach die Stadt Dresden von einem Sieg der demokratischen Zivilgesellschaft, was die Rechtsextremen auch 2011 nicht daran hindern wird, wieder von Neuem zu mobilisieren. In dieser Studie spielt dieses Ritual aus rechtsextremer Aktion und demokratischer Reaktion nur eine untergeordnete Rolle. Zwar marschieren auch die Dresdner Rechtsextremisten im Februar mit. Auch erfolgt die Anmeldung durch die „Junge Landsmannschaft Ostpreußen“ mit Sitz in Dresden. Geprägt wird die Demonstration aber durch ihre bundesweite Bedeutung. Aus allen Landesteilen pilgern die Rechtsextremisten an diesem Tag in die sächsische Hauptstadt. In dieser Studie soll jedoch vor allem der Dresdner Alltag und nicht der Ausnahmezustand untersucht werden. Sie fragt: Wie organisiert sich der Rechtsextremismus in der Landes-hauptstadt? Welche Strategien verfolgt er? Welchen Einfluss kann er ausüben und welche Folgen hat dieses Treiben für die politische Kultur? Es wird das Ziel verfolgt, eine möglichst facettenreiche und damit dichte Beschreibung der rechtsextremen Strukturen zu liefern, um so deren Relevanz analysieren zu können. Der moderne Rechtsextremismus wird dabei als „Raumordnungsbewegung“1