I M N a M E N D E R R E P U B L I K Entscheidungsgründe
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Postadresse: Erdbergstraße 192 – 196 1030 Wien Tel: +43 1 601 49 – 0 Fax: +43 1 711 23-889 1541 E-Mail: [email protected] www.bvwg.gv.at Entscheidungsdatum 29.04.2021 Geschäftszahl W228 2194782-2/3E IM NAMEN DER REPUBLI K Das Bundesverwaltungsgericht hat durch den Richter Mag. Harald WÖGERBAUER als Einzelrichter über die Beschwerde von XXXX , geboren am XXXX 1993, Staatsangehörigkeit Afghanistan, vertreten durch die BBU GmbH, gegen den Bescheid des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 12.04.2021, Zl. XXXX , zu Recht erkannt: A) Die Beschwerde wird gemäß § 68 Abs. 1 AVG als unbegründet abgewiesen. B) Die Revision ist gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG nicht zulässig. Entscheidungsgründe : I. Verfahrensgang Der Beschwerdeführer, ein afghanischer Staatsangehöriger, hat sein Heimatland verlassen, ist illegal in das Bundesgebiet eingereist und hat am 23.11.2015 einen (ersten) Antrag auf internationalen Schutz gestellt. Am 23.11.2015 fand vor einem Organ des öffentlichen Sicherheitsdienstes die niederschriftliche Erstbefragung des Beschwerdeführers statt. Zum Fluchtgrund befragt - 2 - brachte der Beschwerdeführer vor, dass er vor drei Jahren von den Taliban als Geisel genommen worden sei. Die Taliban hätten 30.000 Dollar Lösegeld von seinem Vater verlangt. Ihm sei jedoch die Flucht gelungen. Anschließend sei es zu einem Überfall durch die Taliban auf sein Elternhaus gekommen. Die Polizei habe den Überfall beenden können und die Taliban seien geflohen. Seine gesamte Familie sei nach Kabul gezogen. Dort habe es jedoch Streitigkeiten zwischen seinem Vater und dessen Geschäftspartner gegeben. Aufgrund dieser neuerlichen Schwierigkeiten hätten sie den Entschluss gefasst einen Neuanfang zu starten und das Land zu verlassen. Am 16.01.2018 wurde der Beschwerdeführer vor dem BFA niederschriftlich einvernommen. Dabei führte er zunächst an, in Maidan Wardak geboren und aufgewachsen zu sein. Er sei Tadschike und sunnitischer Moslem. Er habe 12 Jahre die Schule besucht und in der Firma seines Vaters drei Jahre als Buchhalter gearbeitet. Seine Familie besitze landwirtschaftliche Grundstücke, welche vom Onkel bewirtschaftet werden würden. Zu seinem Fluchtgrund befragt brachte der Beschwerdeführer vor, dass er vor drei Jahren von den Taliban entführt worden sei. Er sei beschuldigt worden mit den Ausländern zusammen zu arbeiten. Die Taliban hätten von seinem Vater Geld verlangt. Sein Vater habe 30.000 USD bezahlt und er sei frei gekommen. Eines nachts wollten Personen in ihr Haus eindringen. Sein Vater sei aufs Dach gegangen, habe die Personen entdeckt und in die Luft geschossen. Daraufhin seien alle Nachbarn gekommen und die Personen seien davongelaufen. Sie wüssten nicht wer die Personen waren. Die Polizei habe gesagt, dass sie nicht jedes Haus sichern könnten. Danach seien sie nach Kabul gegangen. Die Taliban hätten auf die Tankfahrzeuge der Firma seines Vaters geschossen und diese seien verbrannt. Der Geschäftspartner seines Vaters habe dies jedoch nicht geglaubt und sei davon ausgegangen, dass sein Vater alles verkauft habe. Er habe Geld oder die Tochter seines Vaters verlangt. Als der Beschwerdeführer den Geschäftspartner seines Vaters im Büro darauf angesprochen habe, habe dieser ihm heißen Tee ins Gesicht geschüttet. Er habe daraufhin zwei Tage im Krankenhaus verbracht. Zehn Tage hätten sie noch zuhause und 20 Tage bei einem Freund seines Vaters verbracht. Sein Vater habe alles verkauft und sie seien ausgereist. Bei der Ausreise aus Pakistan sei er von seinen Eltern getrennt worden. Mit Bescheid des BFA vom 29.03.2018 wurde der Antrag des Beschwerdeführers auf internationalen Schutz gemäß § 3 Abs. 1 iVm. § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG bezüglich der Zuerkennung des Status des Asylberechtigten (Spruchpunkt I.) und gemäß § 8 Abs. 1 iVm. § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG bezüglich der Zuerkennung des Status des subsidiär Schutzberechtigten in Bezug auf den Herkunftsstaat Afghanistan (Spruchpunkt II.) abgewiesen. Dem Beschwerdeführer wurde gemäß §§ 57 und 55 AsylG ein Aufenthaltstitel aus berücksichtigungswürdigen Gründen nicht - 3 - erteilt (Spruchpunkt III.) Gemäß § 10 Abs. 1 Z 3 AsylG iVm § 9 BFA-VG wurde gegen ihn eine Rückkehrentscheidung gemäß § 52 Abs. 2 Z 2 FPG erlassen (Spruchpunkt IV.) und weiters gemäß § 52 Abs. 9 FPG festgestellt, dass die Abschiebung des Beschwerdeführers gemäß § 46 FPG nach Afghanistan zulässig sei (Spruchpunkt V.). Weiters wurde ausgeführt, dass die Frist für die freiwillige Ausreise des Beschwerdeführers gemäß § 55 Abs. 1 bis 3 FPG 14 Tage ab Rechtskraft der Rückkehrentscheidung betrage (Spruchpunkt VI.). In der Bescheidbegründung traf die belangte Behörde Feststellungen zur Person des Beschwerdeführers, zu seinem Fluchtgrund, zur Situation im Falle seiner Rückkehr und zur Lage in seinem Herkunftsstaat. Es habe keine glaubhafte Gefährdungslage festgestellt werden können. Der Beschwerdeführer habe keine Verfolgung glaubhaft machen können. Dem Beschwerdeführer könne eine Rückkehr nach Afghanistan zugemutet werden. Gegen den Bescheid vom 29.03.2018 richtete sich die im Wege seiner damaligen Rechtsvertretung am 02.05.2018 erhobene Beschwerde. In dieser wurde im Wesentlichen ausgeführt, dass die Taliban den Beschwerdeführer in ganz Afghanistan ausfindig machen könnten. Der Geschäftspartner des Vaters bedrohe die ganze Familie. Die Polizei könne keinen Schutz bieten. Die Sicherheitslage habe sich verschlechtert. Es bestehe kein Kontakt zum Onkel. Das Bundesverwaltungsgericht hat mit Erkenntnis vom 15.10.2019, W134 2194782-1/15E, die Beschwerde gegen den Bescheid vom 29.03.2018 gemäß §§ 3 Abs. 1, 8 Abs. 1, 10 Abs. 1 Z 3, 55, 57 AsylG 2005, § 9 BFA-VG, und §§ 52, 55 FPG als unbegründet abgewiesen. Dieses Erkenntnis des Bundesverwaltungsgerichts ist rechtskräftig. Seitens der damaligen Rechtsvertretung des Beschwerdeführers wurde gegen das Erkenntnis des Bundesverwaltungsgerichts vom 15.10.2019 außerordentliche Revision an den Verwaltungsgerichtshof erhoben. Der Verwaltungsgerichtshof hat mit Beschluss vom 03.12.2019, Ra2019/18/0471, die Revision zurückgewiesen. Am 19.12.2019 wurde der Beschwerdeführer an seiner Meldeadresse abgemeldet. Mit Bescheid des BFA vom 29.01.2020 wurde ein Aufenthaltstitel aus berücksichtigungswürdigen Gründen gemäß § 57 AsylG nicht erteilt (Spruchpunkt I.). Gemäß § 10 Abs. 2 AsylG iVm § 9 BFA-VG wurde gegen den Beschwerdeführer eine Rückkehrentscheidung gemäß § 52 Abs. 1 Z 1 FPG erlassen (Spruchpunkt II.). Es wurde gemäß § 52 Abs. 9 FPG festgestellt, dass die Abschiebung des Beschwerdeführers gemäß § 46 FPG - 4 - nach Afghanistan zulässig sei (Spruchpunkt III.). Einer Beschwerde gegen diese Rückkehrentscheidung wurde gemäß § 18 Abs. 2 Z 1 BFA-VG die aufschiebende Wirkung aberkannt (Spruchpunkt IV.) und wurde gemäß § 55 Abs. 4 FPG eine Frist für die freiwillige Ausreise nicht gewährt (Spruchpunkt V.). Gemäß § 53 Abs. 1 iVm Abs. 2 Z 6 FPG wurde gegen den Beschwerdeführer ein auf die Dauern von 18 Monaten befristetes Einreiseverbot erlassen (Spruchpunkt VI.). Dieser Bescheid erwuchs am 14.03.2020 in Rechtskraft. Am 11.05.2020 langte ein Wiederaufnahmeersuchen Frankreichs betreffend den Beschwerdeführer beim BFA ein. Am 28.10.2020 wurde der Beschwerdeführer von Frankreich nach Österreich überstellt. Am selben Tag hat der Beschwerdeführer den gegenständlichen (zweiten) Antrag auf internationalen Schutz gestellt. Am 28.10.2020 fand vor einem Organ des öffentlichen Sicherheitsdienstes die niederschriftliche Erstbefragung des Beschwerdeführers statt. Dabei gab er an, dass seine alten Asylgründe aufrecht bleiben würden. Er habe keine neuen Asylgründe vorzubringen. Am 08.04.2021 wurde der Beschwerdeführer vor dem BFA niederschriftlich einvernommen. Dabei gab er an, dass er stets mit seinem Onkel mütterlicherseits in Afghanistan in Kontakt gestanden sei. Als er in Frankreich war, habe er zunächst noch Kontakt mit ihm gehabt und habe ihn dann plötzlich nicht mehr erreicht. Ca. um Neujahr herum habe die Frau des Onkels dem Beschwerdeführer am Telefon gesagt, dass der Onkel Ende September/Anfang Oktober 2020 getötet worden sei. Die Frau des Onkels habe den Beschwerdeführer für den Tod des Onkels verantwortlich gemacht. Im Falle der Rückkehr nach Afghanistan würde auch der Beschwerdeführer umgebracht werden. Näher zur Ermordung des Onkels befragt, gab der Beschwerdeführer an, dass es sich beim Mörder seine Onkels um jenen mächtigen Mann gehandelt habe, der auch hinter dem Beschwerdeführer her sei. Dieser Mann habe den Onkel aufgefordert, ihm seine Grundstücke und Obstgärten zu überlassen. Da sich der Onkel geweigert habe, diese Felder aufzugeben, sei er schließlich in seinem Apfelgarten im Heimatdorf in der Provinz Maidan Wardak getötet worden. Mit gegenständlich angefochtenem Bescheid 12.04.2021 wurde der Antrag des Beschwerdeführers auf internationalen Schutz vom 28.10.2020 bezüglich des Status des Asylberechtigten (Spruchpunkt I.) sowie bezüglich des Status des subsidiär Schutzberechtigten (Spruchpunkt II.) jeweils gemäß § 68 Abs. 1 AVG wegen entschiedener Sache zurückgewiesen. Begründend wurde zusammengefasst ausgeführt, dass sich im gegenständlichen Verfahren kein neuer glaubhafter Sachverhalt ergeben habe, der zu einer neuerlichen inhaltlichen - 5 - Entscheidung berechtigen würde. Bereits im Vorverfahren sei festgestellt worden, dass dem Beschwerdeführer eine Rückkehr nach Afghanistan zumutbar sei. Die Lage in Afghanistan habe sich seither nicht entscheidungswesentlich verändert. Gegen diesen Bescheid wurde mit Schreiben der nunmehrigen Rechtsvertretung des Beschwerdeführers vom 21.04.2021 fristgerecht Beschwerde