2018/4 866

B 2.3 2. AZ Medien/NZZ

Prüfung; Art. 4 Abs. 3, Art. 10 und Art. 32 Abs. 1 KG Medien AG (nachfolgend: AZM AG) und die Aktienge- sellschaft für die Neue Zürcher Zeitung (nachfolgend: Examen; art. 4 al. 3, art. 10 et art. 32 al. 1 LCart NZZ AG) die Gründung eines in der Schweiz tätigen Esame; art. 4 cpv. 3, art. 10 e art. 32 cpv. 1 LCart Vollfunktionsgemeinschaftsunternehmens (nachfolgend: GU). Das GU werde primär im Bereich der Regional- Stellungnahme der Wettbewerbskommission vom medien tätig sein. Dazu würden AZM und NZZ beste- 13. August 2018 hende Aktivitäten in der Schweiz in diesem Bereich in Mitteilung gemäss Art. 16 VKU vom 15. August 2018 das GU einbringen. A Sachverhalt A.1.1 AZM A.1 Das Vorhaben und die Parteien 2. Die AZM AG ist eine Tochtergesellschaft der BT Hol- ding AG, welche als Holding Gesellschaft auch die Ra- 1. Am 25. Mai 2018 hat die Wettbewerbskommission dio Medien AG (nachfolgend: Konzern zusammen AZM) (nachfolgend: WEKO) die Meldung über ein Zusammen- kontrolliert. Die AZM AG kontrolliert folgende Tochterge- schlussvorhaben erhalten. Danach beabsichtigen die AZ sellschaften:

AZ Regionalfernsehen AG AZ Verlagsservice AG swissmom GmbH AZ Anzeiger AG AZ Vertriebs AG Vogt-Schild Druck AG AZ Fachverlage AG AZ Zeitungen AG VS Vertriebs GmbH Atmosphären Verlag GmbH FixxPunkt AG Weiss Medien AG AZ Management Services AG Belcom AG jobchannel AG AZ Fachverlage AG Media Factory AG S1TV AG AZ TV Productions AG Mittelland Zeitungsdruck AG

3. AZM sei ein primär in der Nordwestschweiz tätiger Sachbücher erscheinen würden. AZM sei mit ihrer Toch- Medienkonzern. Insbesondere sei AZM als Herausgebe- tergesellschaft VS Vertriebs GmbH sowie dem Gemein- rin verschiedener Zeitungen, Zeitschriften und Fach- schaftsunternehmen AZ Vertriebs AG auch in der Früh- medien sowie als Betreiberin von Online-Plattformen zustellung aktiv. tätig. Des Weiteren betreibe AZM Fernseh- und Radio- 4. AZM bringt folgende Geschäftsbereiche in das GU sender, Druckereien sowie den AT Verlag, über welchen ein: Tabelle 1: In das GU einzubringende Geschäftsbereiche

Tageszeitungen az Aargauer Zeitung az Limmattaler Zeitung az Badener Tagblatt az Solothurner Zeitung bz Basellandschaftliche Zeitung az Grenchner Tagblatt bz Basel ot Oltner Tagblatt Sonntagszeitungen Schweiz am Wochenende Gratiszeitungen / -anzeiger Anzeiger Oberbaselbieter Zeitung Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern Stadtanzeiger Olten Berner Landbote Wochenblatt Birseck / Dorneck Grenchner Stadt-Anzeiger Limmatwelle Lenzburger Bezirksanzeiger Der Seetaler/der Lindenberg Wochenblatt Schwarzbubenland und Laufental

2018/4 867

Zeitschriften / Fachmedien Kochen natürlich wir eltern Fit for Life HK-Gebäudetechnik Haustech Bâtitech Elektrotechnik ET SMART TECH News-Sites az Nordwestschweiz Netz (inkl. Webseiten der telem1.ch einzelnen Zeitungen / Anzeiger) radioargovia.ch telebaern.tv radio24.ch tv24.ch Radiosender Radio Argovia Radio 24 Radio Virgin Switzerland TV-Sender TeleZüri Tele M 1 TeleBärn TV24 TV 25 S1 Druckereien / Vertrieb / Verlagswesen Mittelland Zeitungsdruck AG Vogt-Schild Druck AG VS Vertriebs GmbH AZ Vertriebs AG AT Verlag Online-Plattformen gedenkzeit.ch petitio.ch punktlandung.ch myjob.ch jobchannel.ch swissmom.ch a-z.ch/immobilien

5. AZM bringt die News-Site watson.ch nicht in das GU A.1.2 NZZ ein. 7. Die NZZ AG ist ein in der Schweiz tätiges Medienun- 6. Wegen der regulatorisch gegebenen maximalen An- ternehmen und die Holding-Gesellschaft der NZZ- zahl an Radio-Konzessionen werde AZM ihre Radio- Mediengruppe (nachfolgend: NZZ1). Die NZZ AG kon- Konzessionen an das Bundesamt für Kommunikation trolliert folgende Tochtergesellschaften: BAKOM (nachfolgend: BAKOM) zurückgeben. […]

FPH Freie Presse Holding AG Tele 1 AG TVO AG NZZ Management AG Radio Pilatus AG Radio Ostschweiz AG Neue Zürcher Zeitung AG Multicolor Print AG OAW AG NZZ Media Solutions AG Maxiprint.ch AG BuchsMedien AG audienzz ag Tagblatt Medien Holding AG Toggenburg Medien AG LZ Medien Holding AG St. Galler Tagblatt AG NZZ Fachmedien AG Luzerner Zeitung AG NZZ Media Services AG

8. NZZ gliedere sich in die drei Geschäftsbereiche NZZ Medien, Regionalmedien und Businessmedien. Der Be- reich Regionalmedien umfasse insbesondere verschie- 1 Im Folgenden erfolgt keine Unterscheidung zwischen der NZZ AG dene Regionalzeitungen sowie Radio- und TV-Sender und NZZ, weil der Unternehmensbegriff den Konzern als Ganzes und Online-Plattformen. Des Weiteren trete NZZ als erfasst (vgl. Rz 37).

2018/4 868

Herausgeberin von Zeitschriften und Fachmedien auf. erstrecke sich vor allem auf das Gebiet der Ost- und Zum Bereich der Regionalmedien gehörten auch die Zentralschweiz. Aktivitäten im Bereich des Zeitungs- und Akzidenz- 9. NZZ bringt folgende Geschäftsbereiche in das GU ein: drucks. Das Tätigkeitsgebiet der NZZ Regionalmedien

Tabelle 2: In das GU einzubringende Geschäftsbereiche

Tageszeitungen St. Galler Tagblatt Zuger Zeitung Thurgauer Zeitung Wiler Zleitung Luzemer Zeitung Nidwaldner Zeitung Obwaldner Zeitung Appenzeller Zeitung Toggenburger Tagblatt Werdenberger & Obertoggenburger Urner Zeitung Sonntagszeitungen Zentralschweiz am Sonntag Gratiszeitungen / -anzeiger Anzeiger Luzern Zugerbieter Wochenzeitung «A» Zuger Presse Zeitschriften / Fachmedien Wohnrevue Places Schweizer Musikzeitung Textilrevue Modulor Friscaldo Planer+ Installateur Schweizer Optiker Die neue Schulpraxis News-Sites tagblatt.ch (inkl. Regionalausgaben) Luzernerzeitung.ch (inkl. Regionalausgaben) Fm1today.ch Radioplatus.ch Tele1.ch Tvo-online.ch Radiosender Radio Pilatus Radio FM1 Radio Melody TV-Sender TVO Tele1 Druckereien / Vertrieb / Verlagswesen NZZ Media Services Druckzentrum Winkeln Multicolor Print AG Maxiprint AG Online-Plattformen zentraljob.ch ostjob.ch beiuns.ch osthome.ch zentralhome.ch trauer.luzernerzeitung.ch abopassshop.ch trauerportal-ostschweiz.ch

10. NZZ werde ebenfalls wegen der regulatorisch gege- 11. Folgende Geschäftstätigkeiten verbleiben bei NZZ benen maximalen Anzahl an Radio-Konzessionen ihre und werden nicht in das GU eingebracht: Radio-Konzessionen an das BAKOM zurückgeben. […]

2018/4 869

Tabelle 3: Nicht in das GU einzubringende Geschäftsbereiche

Tageszeitungen Neue Zürcher Zeitung Sonntagszeitungen NZZ am Sonntag Zeitschriften / Fachmedien NZZ Folio Frame NZZ Geschichte News-Sites nzz.ch nzzas.nzz.ch Online-Plattformen bellevue.nzz.ch Architonic.ch Moneyhouse.ch moneyhouse.de jobs.nzz.ch bindexis.ch trauer.nzz.ch NZZdomizil.ch reisen.nzz.ch zeitungsarchiv.nzz.ch shop.nzz.ch Verlagswesen NZZ Libro

12. Mit Schreiben vom 13. Juni 2018 wird das Sekretari- tube in die Medienmärkte eingetreten, mit denen sich die at der WEKO (nachfolgend: Sekretariat) in Kenntnis traditionellen Print-Medien seither zu messen hätten. darüber gesetzt, dass der NZZ Libro Verlag durch Aus- 16. Durch das rasante Wachstum der elektronischen lagerung des operativen Betriebs an die Schwabe AG und digitalen Medien seien die Leser- und Abonne- übertragen worden sei. NZZ sei somit nicht mehr über mentszahlen der traditionellen Print-Medien in den letz- den NZZ Libro Verlag als Buchverlag und im Verkauf ten Jahren bedeutend zurückgegangen. Besonders gra- von Büchern an Endkunden und Wiederverkäufer tätig. vierend für die Medienhäuser sei neben diesem Negativ- Gemäss diesen Angaben in der Meldung ist davon aus- trend bei den Leser- und Abonnementszahlen insbeson- zugehen, dass NZZ den NZZ Libro Verlag weiterhin dere der Rückgang der Werbeeinnahmen in den traditi- kontrolliert oder zumindest mitkontrolliert. Deshalb ist onellen Print-Medien. Werbegelder, die lange Zeit die NZZ nach wie vor im Bereich Buchverlag sowie in den Hauptfinanzierungsquelle der Medienhäuser gewesen Bereichen Verkauf und Wiederverkauf von Büchern tätig seien, wanderten im Zeitalter der Digitalisierung ins In- (vgl. Rz 130 und 138). ternet ab. So seien die Werbeeinnahmen im Online- 13. […]. Bereich in den letzten Jahren stetig gestiegen, während diejenigen in den Print-Medien regelrecht eingebrochen A.1.3 Gemeinschaftsunternehmen seien. 14. Gemäss Meldung wird das GU primär im Bereich der 17. Diese Entwicklung habe bedeutende Auswirkungen Regionalmedien tätig sein. Das Kerngeschäft werde in auf die Finanzierung publizistischer Print-Medieninhalte. der Herausgabe von Zeitungen und Zeitschriften, im So führe der Einbruch der Werbeeinnahmen in Print- Betrieb von Online-Plattformen sowie von Fernseh- und Titeln bei den Schweizer Verlagen zu jährlichen Ertrags- Radiosendern und im Druckgeschäft liegen. Sodann rückgängen von teilweise weit über 10 %. Die Einnah- werde das GU auch in den jeweils zu diesen Tätigkeits- men aus neuen Verbreitungskanälen würden diese Aus- bereichen korrespondierenden Werbemärkten tätig sein. fälle im traditionellen Geschäft in keiner Art zu kompen- AZM werde auch ihre jeweiligen Aktivitäten im Vertrieb sieren vermögen. Die Ausfälle müssten deshalb haupt- sowie deren Verlagsgeschäft in das GU einbringen. sächlich durch Kosteneinsparungen ausgeglichen wer- A.1.4 Gründe und Ziele des Zusammenschlussvor- den. Auch das Einsparpotenzial sei jedoch begrenzt, habens weil etwa bei der Erstellung von journalistischen Inhalten ein Fixkostenblock (Personal) vorhanden sei, der keine 15. Seit Jahren befände sich der Medienmarkt in einem Variabilität in Bezug auf Auflagen/Leser oder Insera- tiefgreifenden Strukturwandel. So habe in den letzten teschaltungen aufweise. Die möglichen Synergien seien Jahren angesichts des veränderten Konsumverhaltens bei den meisten Verlagshäusern durch Reorganisatio- eine Substitution der Print-Medien durch elektronische nen und Kooperationen bereits ausgereizt. und digitale Medien stattgefunden. Weiter seien im Zeit- alter der Digitalisierung auch neue Player wie die inter- 18. Um die finanzielle Basis für die Herausgabe ihrer nationalen Tech-Giganten Facebook, Google oder You- Produkte in diesem herausfordernden Marktumfeld zu sichern und dem Kostendruck entgegenhalten zu kön- 2018/4 870 nen, seien die Medienhäuser deshalb darauf angewie- dukte zu investieren, mit Innovationen die digitale Trans- sen, ihre Kräfte zu bündeln und Synergien auch aus- formation zu forcieren und damit das Regionalmedien- serhalb des eigenen Unternehmens zu suchen. So er- geschäft in die Zukunft zu führen. fasse die Medienbranche in der Schweiz in den letzten 23. […] So ermögliche das Zusammenschlussvorhaben Jahren eine lange Reihe von Kooperationen und Zu- AZM und NZZ, in entsprechende Technologien zu inves- sammenschlüssen. Diese Entwicklung sei dem dramati- tieren, die angesichts der anhaltenden Verlagerung der schen Strukturwandel in der Medienlandschaft geschul- Print-Medien in den Online-Bereich unabdingbar seien. det. Der Wettbewerb sowohl im Nutzer- wie auch im Werbemarkt habe sich in einer Weise intensiviert, die 24. Wegen des digitalen Strukturwandels seien die Be- vor Jahren noch nicht für möglich gehalten worden sei. zahlangebote wie beispielsweises die Printmedien Nationale wie lokale Anbieter spürten die Konkurrenz, enormem Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Dies betreffe welche durch die Digitalisierung eine globale Dimension insbesondere auch die Regionalmedien: es gehe „um erhalten habe und zu Medienmärkten führe, die zuneh- das mittelfristige finanzielle Überleben und den Erhalt mend von internationalen Tech-Giganten wie beispiels- wesentlicher Schweizer Regionalmedien“. […] weise Google, Facebook und Youtube dominiert würden. 25. Aus publizistischer Sicht gehe es den Parteien um So gingen bereits heute 40-80 % der Werbegelder an Google und Facebook, eine Tendenz, die auch vor loka- die Stärkung der journalistischen Kompetenzen und den ler und regionaler Werbung nicht Halt machen würde. Erhalt ihrer Regionalmedien, die sich in geographischer Hinsicht ergänzten. Der Erhalt der Regionalmedien sei 19. Den Druck zur Konsolidierung verspürten vor diesem vor dem Hintergrund, dass diese in der föderalistischen, Hintergrund nicht nur die kleinen, sondern auch die ganz direktdemokratischen Schweiz wesentlich zur Mei- grossen Medienhäuser. So hätten sich die zwei grössten nungsbildung beitragen würden, besonders bedeutend. Medienhäuser der Schweiz, Tamedia und Ringier, in den Die Parteien stünden mit ihrem geplanten GU für regio- letzten Jahren einerseits stark vergrössert und anderer- nalen Qualitätsjournalismus mit lokaler Verankerung ein. seits von den Print-Medien in den Bereich elektronische Mit dem Zusammenschluss seien sie in der Lage, das und digitale Medien entwickelt. Das von Tamedia in die- unternehmerische Umfeld zu schaffen, in dem profilierter sem Zusammenhang benutzte Stichwort laute „360- Lokaljournalismus gedeihen könne. Damit wollten sie Grad-Angebote“. Bei Tamedia hätten im Geschäftsjahr einen wichtigen Beitrag zum Fortbestand medialer Viel- 2016 erstmals die publizistischen und kommerziellen falt in der Schweiz leisten. digitalen Angebote über die Hälfte des operativen Er- A.2 Das Verfahren gebnisses beigetragen. Ringier sei durch zahlreiche Übernahmen und Kooperationen wie beispielsweise das 26. Mit Schreiben vom 25. Mai 2018 ging beim Sekreta- Joint Venture mit Axel Springer ebenfalls weitergewach- riat die Meldung des Zusammenschlussvorhabens sen. Dies zeige, dass auch die zwei grössten Medien- AZM/NZZ ein. häuser der Schweiz gezwungen seien, sich durch Kon- solidierungen dem Negativtrend in der Medienbranche 27. Während der vorläufigen Prüfung wurden mit entgegenzusetzen. Schreiben vom 29. Mai 2018 Auskunftsbegehren an die ASW Allianz Schweizer Werbe- und Kommunikations- 20. Von grosser Bedeutung für die Medienlandschaft in Agenturen, die Kommunikation Schweiz, die WEMF AG der Schweiz sei auch die Gründung von Admeira, dem für Werbemedienforschung, die Leading Swiss Agenci- Gemeinschaftsunternehmen von Swisscom, Ringier und es, den Schweizer Werbe-Auftraggeberverband (SWA), SRG. Die Kooperation zeige exemplarisch, dass im den Verband Schweizerischer Medien und den Verband Werbemarkt neue Lösungen gesucht würden, welche Schweizer Werbegesellschaften gestellt. multimediale Angebote (Print, TV, Online) auf Basis moderner Technologien verbinden würden. Damit wür- 28. Mit Schreiben vom 30. Mai 2018 bestätigte das Sek- den die Grenzen zwischen den klassischen Medienka- retariat die Vollständigkeit der Meldung. nälen sowohl im Nutzer- wie auch im Werbemarkt aufge- 29. Die Mehrheit der Antworten auf die Auskunftsbegeh- löst. ren trafen beim Sekretariat im Zeitraum vom 1. bis 21. Auch die Regionalmedien seien von den beschrie- 7. Juni 2018 ein. Das Auskunftsbegehren an den Ver- benen Trends unmittelbar betroffen. Durch den rasanten band Schweizerischer Werbegesellschaften konnte in- technologischen Fortschritt und die veränderten Nutzer- folge Erlöschens der Firma nicht zugestellt werden. Die erwartungen steige der Innovationsdruck auch für kleine- Antwort von Swiss Leading Agencies erfolgte mit re Medienunternehmen. Mangels Ressourcen und Schreiben vom 25. Juni 2018. Know-How seien die Regionalmedien alleine aber oft 30. Am 25. Juni 2018 entschied die Kammer für Unter- nicht in der Lage, auf diese Marktveränderungen zu nehmenszusammenschlüsse der WEKO (nachfolgend: reagieren. Sie seien deshalb auf Grössenvorteile ange- Kammer), das Zusammenschlussvorhaben einer Prü- wiesen. fung gemäss Art. 33 KG2 zu unterziehen. Zugleich ent- 22. AZM und NZZ beabsichtigten angesichts dieses schied die Kammer, dass das Zusammenschlussvorha- schwierigen und sich stark verändernden Marktumfelds ben im Rahmen der Prüfung aufgeschoben bleibt (vgl. mit dem Zusammenschluss ein wettbewerbsfähiges Art. 33 Abs. 2 KG). Die Parteien erhielten die Mitteilung Medienunternehmen zu schaffen, das die nötige Finanz- über diese Entscheide mit Schreiben vom 25. Juni 2018. kraft habe und durch Skaleneffekte und neue Synergie- potenziale die Voraussetzung dafür schaffen könne, 2 Bundesgesetz vom 6.10.1995 über Kartelle und andere Wettbe- langfristig in die Weiterentwicklung der Marken und Pro- werbsbeschränkungen (Kartellgesetz, KG; SR 251). 2018/4 871

31. Mit Schreiben vom 2. Juli 2018 stellte das Sekretari- B.1.2 Unternehmenszusammenschluss at an AZM, NZZ, Ringier AG und Tamedia AG ein Aus- 39. Gemäss Art. 4 Abs. 3 KG gilt als Unternehmenszu- kunftsbegehren bezüglich Abonnementspreise. Die Ant- sammenschluss: worten auf diese Auskunftsbegehren gingen im Zeitraum vom 4. bis 13. Juli 2018 ein. a. die Fusion von zwei oder mehr bisher voneinander unabhängigen Unternehmen; 32. Die Stellungnahme der Parteien zur vorläufigen Prü- fung erfolgte mit Schreiben vom 12. Juli 2018, womit die b. jeder Vorgang, wie namentlich der Erwerb einer Be- Parteien beantragen, das Zusammenschlussvorhaben teiligung oder der Abschluss eines Vertrages, durch als unbedenklich zu beurteilen und ohne Auflagen und den ein oder mehrere Unternehmen unmittelbar oder Bedingungen zuzulassen. Mit der Stellungnahme zur mittelbar die Kontrolle über ein oder mehrere bisher vorläufigen Prüfung stellen die Parteien zudem folgen- unabhängige Unternehmen oder Teile von solchen den Verfahrensantrag: erlangen. „Es sei der vorläufige Vollzug des Zusammen- 40. Art. 4 Abs. 3 Bst. b KG hat damit grundsätzlich im- schlussvorhabens 41-0861 zwischen der AZ Medien mer eine Änderung der Kontrollverhältnisse an einem AG und der Aktiengesellschaft für die Neue Zürcher oder mehreren Zielunternehmen zum Gegenstand.4 Zeitung nach Art. 33 Abs. 2 KG zu bewilligen.“ B.1.2.1 Gründung eines Gemeinschaftsunterneh- 33. Die Parteien erhielten Akteneinsicht mit Schreiben mens vom 25. Juni 2018 und vom 28. Juni 2018. Zudem wur- 41. Gründen zwei oder mehr Unternehmen ein Unter- den den Parteien die Antworten auf die Auskunftsbegeh- nehmen, das sie gemeinsam kontrollieren wollen, so ren des Sekretariats vom 2. Juli 2018 in elektronischer liegt ein Unternehmenszusammenschluss im Sinne von Form übermittelt. Art. 4 Abs. 3 Bst. b KG vor, wenn das Gemeinschaftsun- 34. Mit Schreiben vom 16. Juli 2018 äusserte sich die ternehmen auf Dauer alle Funktionen einer selbständi- NMZ – Neue Medien Zentralschweiz Werbe AG (nach- gen wirtschaftlichen Einheit erfüllt (Vollfunktion) und in folgend: NMZ) als Dritte im Rahmen von Art. 33 Abs. 1 dieses Geschäftstätigkeiten von mindestens einem der KG zum Zusammenschlussvorhaben. Diese Eingabe kontrollierenden Unternehmen einfliessen (vgl. Art. 2 wurde den Parteien mit Schreiben des Sekretariats vom Abs. 1 und 2 der Verordnung vom 17. Juni 1996 über die 17. Juli 2018 zugestellt. Die Parteien nahmen zur Einga- Kontrolle von Unternehmenszusammenschlüssen; VKU; be von NMZ mit Schreiben vom 18. Juli 2018 Stellung. SR 251.4). B Erwägungen B.1.2.1.1. Gemeinsame Kontrolle B.1 Geltungsbereich 42. Gemeinsame Kontrolle besteht, wenn zwei oder mehr Unternehmen gemeinsam die Möglichkeit haben, 35. Das Kartellgesetz gilt für Unternehmen des privaten einen bestimmenden Einfluss auf die Tätigkeit des Ge- und öffentlichen Rechts, die Kartell- oder andere Wett- meinschaftsunternehmens auszuüben. Gemeinsame bewerbsabreden treffen, Marktmacht ausüben oder sich Kontrolle liegt somit vor, wenn die kontrollierenden Un- an Unternehmenszusammenschlüssen beteiligen (Art. 2 ternehmen strategische geschäftspolitische Entschei- KG). dungen, das heisst Entscheidungen über Budget, Ge- B.1.1 Unternehmen schäftsplan, grössere Investitionen und die Besetzung der Unternehmensleitung, gemeinsam treffen, wobei 36. Als Unternehmen gelten sämtliche Nachfrager oder nicht unbedingt eine einstimmige Beschlussfassung für Anbieter von Gütern und Dienstleistungen im Wirt- alle diese Rechte gleichzeitig bestehen muss. schaftsprozess, unabhängig von ihrer Rechts- oder Or- ganisationsform (Art. 2 Abs. 1bis KG). 43. Eine gemeinsame Kontrolle liegt dann vor, wenn die Muttergesellschaften bei allen wichtigen Entscheidun- 37. Das Kartellgesetz folgt damit einer wirtschaftlichen gen, die das Gemeinschaftsunternehmen betreffen, Betrachtungsweise: Es sollen wirtschaftliche Tatsachen Übereinstimmung erzielen müssen. Dort, wo bei zwei aus wirtschaftlicher Sicht und unabhängig von ihrer vorhandenen Muttergesellschaften ungleiche Beteili- rechtlichen Struktur erfasst werden. Entsprechend stellt gungsverhältnisse gegeben sind oder es mehr als zwei die wirtschaftliche Selbständigkeit in Anwendung von Muttergesellschaften gibt, kann dies unter anderem Art. 2 Abs. 1bis KG eine konstitutive Voraussetzung des dann vorliegen, wenn die Minderheitsgesellschafter zu- Unternehmensbegriffs dar. Das Kartellgesetz geht bei sätzliche Rechte haben, die es ihnen ermöglichen, ge- der Festlegung des persönlichen Geltungsbereichs inso- gen Entscheidungen, die für das strategische Wirt- fern von einem funktionalen Unternehmensbegriff aus. schaftsverhalten des Gemeinschaftsunternehmens we- Dies führt dazu, dass bei Konzernen gemäss Praxis der sentlich sind, ein Veto einzulegen. Diese Vetorechte WEKO die rechtlich selbstständigen Konzerngesell- schaften mangels wirtschaftlicher Selbstständigkeit kei- ne Unternehmen im Sinne von Art. 2 Abs. 1bis KG dar- stellen. Als Unternehmen gilt in solchen Fällen der Kon- zern als Ganzes.3 3 Vgl. RPW 2017/2, 312 Rz 22, Energiedienst Holding AG/Hälg & Co. 38. Die am Zusammenschluss beteiligten Unternehmen AG/Inretis Beteiligungen AG; RPW 2017/1, 110 Rz 12, Tech Da- ta/Avnet TS, RPW 2016/3, 772 Rz 10, BKW/AEK. AZM und NZZ sind als solche Unternehmen zu qualifi- 4 RPW 2016/1, 263 Rz 27 f., Tamedia/Tradono Denmark/Tradono zieren. Switzerland.

2018/4 872 müssen sich allerdings auf strategische geschäftspoliti- len, materiellen und finanziellen Mittel verfügen, um sche Entscheidungen in dem Gemeinschaftsunterneh- auch nach dem Vollzug des Zusammenschlussvorha- men beziehen. Sie müssen über das hinausgehen, was bens in den jeweiligen Märkten tätig zu sein. in der Regel Minderheitsgesellschaftern an Vetorechten 51. Aufgrund dieser Angaben der Meldung ist somit da- eingeräumt wird, um ihre finanziellen Interessen als Ka- von auszugehen, dass das geplante GU die Vorausset- pitalgeber des Gemeinschaftsunternehmens zu schüt- zungen eines Vollfunktionsgemeinschaftsunternehmens zen.5 erfüllen wird. 44. AZM und NZZ streben die gemeinsame Kontrolle B.1.2.1.3. Einbringung von Geschäftstätigkeit über das GU an. Nach Abschluss der Transaktion wür- den die Aktien des GU jeweils zu 50 % von AZM und 52. Nach der Praxis der WEKO ist dieses Tatbestands- NZZ gehalten. […] merkmal üblicherweise weit auszulegen. Danach genügt zu dessen Erfüllung bereits die Einbringung von Ver- 45. Aufgrund der Ausführungen in der Meldung ist davon triebsorganisation, Produktionsanlagen oder wesentli- auszugehen, dass die beiden Mutterunternehmen AZM chem Know-how.7 und NZZ bei allen wichtigen Entscheidungen Überein- stimmung erzielen müssen. […] Daher ist von einer ge- 53. Gemäss würden AZM und NZZ Tochtergesellschaf- meinsamen Kontrolle auszugehen. ten, Vermögenswerte und Personal in das GU einbrin- gen. B.1.2.1.2. Vollfunktion 54. Aufgrund der Angaben in der Meldung ist auch das 46. Gemäss Praxis der Wettbewerbskommission liegt Kriterium des Einbringens von Geschäftstätigkeit vorlie- der Vollfunktionscharakter eines Gemeinschaftsunter- gend als erfüllt zu betrachten. nehmens im Sinne von Art. 2 Abs.1 VKU unter folgen- den Voraussetzungen vor:6 B.1.2.1.4. Vollfunktionsgemeinschaftsunterneh- men - Das Gemeinschaftsunternehmen muss als Nachfra- ger oder Anbieter am Markt auftreten. 55. Aufgrund vorangehender Ausführungen liegt die Gründung eines Vollfunktionsgemeinschaftsunterneh- - Das Gemeinschaftsunternehmen tritt als selbständige mens im Sinne des Kartellgesetzes vor. wirtschaftliche Einheit auf. Es muss somit in der Lage sein, eine eigene Geschäftspolitik verfolgen zu kön- B.1.3 Beteiligte Unternehmen nen. 56. Bei der Erlangung der Kontrolle gelten sowohl die - Das Gemeinschaftsunternehmen ist auf Dauer ange- kontrollierenden als auch die kontrollierten Unternehmen legt, das heisst es ist dazu bestimmt und in der Lage, als beteiligte Unternehmen (Art. 3 Abs. 1 Bst. b VKU).8 seine Tätigkeiten zeitlich unbegrenzt, zumindest aber Entsprechend dem zuvor Ausgeführten sind AZM, NZZ langfristig auszuüben. und das GU als beteiligt im Sinne von Art. 3 Abs. 1 - Das Gemeinschaftsunternehmen muss über ein sich Bst. b VKU zu betrachten. dem Tagesgeschäft widmendes Management und B.2 Vorbehaltene Vorschriften ausreichende Ressourcen wie finanzielle Mittel, Per- sonal, materielle und immaterielle Vermögenswerte 57. In den hier zu beurteilenden Märkten gibt es keine verfügen. gesetzlich vorbehaltenen Vorschriften im Sinne von Art. 3 Abs. 1 KG, die Wettbewerb nicht zulassen. Der 47. Gemäss Meldung werde das GU mit den einge- Vorbehalt von Art. 3 Abs. 1 KG wurde von den Parteien brachten Medientiteln, Druckereien und Vertriebsgesell- auch nicht geltend gemacht. schaften sowohl als Nachfrager als auch als Anbieter am Markt tätig sein. 48. Das unter neuem, eigenem Namen geführte GU werde die bisherigen Medientitel unter den bestehenden Marken weiterführen. Die Geschäftsleitung werde die nötigen operationellen und funktionalen Kompetenzen besitzen, um das GU als selbständige Einheit zu führen. Ebenfalls werde es dem GU grundsätzlich freistehen, bei wem es seine Produkte und Dienstleistungen beschaffen werde. […]

49. AZM und NZZ beabsichtigten, ihre Aktivitäten im Bereich der Regionalmedien dauerhaft auf das GU zu übertragen und dieses langfristig als eigenständiges Medienunternehmen zu etablieren. Das GU unterliege keiner zeitlichen Beschränkung.

50. Gemäss Meldung würden AZM und NZZ ihre Ge- 5 Vgl. zum Ganzen: RPW 2016/1, 263 Rz 30 ff., Tamedia/Tradono schäftstätigkeiten im Bereich der Regionalmedien in das Denmark/Tradono Switzerland. GU einbringen. Durch ihre Vereinigung im GU werde 6 Vgl. RPW 2016/1, 263 f. Rz 36, Tamedia/Tradono Denmark/Tradono Switzerland. dieses über ein sich dem Tagesgeschäft widmendes 7 RPW 2016/1, 265 Rz 54, Tamedia/Tradono Denmark/Tradono Swit- Management und die weiteren erforderlichen personel- zerland. 2018/4 873

B.3 Meldepflicht destens 500 Millionen Franken erzielten (Art. 9 Abs. 1 Bst. a KG) und mindestens zwei der beteiligten Unter- 58. Vorhaben über Zusammenschlüsse von Unterneh- nehmen einen Umsatz in der Schweiz von je mindestens men sind vor ihrem Vollzug der WEKO zu melden, so- 100 Millionen Franken erzielten (Art. 9 Abs. 1 Bst. b KG). fern die beteiligten Unternehmen im letzten Geschäfts- jahr vor dem Zusammenschluss einen Umsatz von ins- 59. Die Meldung gibt für AZM und NZZ für die jeweils gesamt mindestens 2 Milliarden Franken oder einen auf letzten Geschäftsjahre folgende Umsätze an: die Schweiz entfallenden Umsatz von insgesamt min-

Tabelle 4: Umsätze der beteiligten Unternehmen im jeweils letzten Geschäftsjahr (in Mio. Franken)

AZM (Geschäftsjahr 2016) NZZ (Geschäftsjahr 2017) Gemeinsam Schweiz […] […] […] Weltweit […] […] […]

60. Somit sind die Umsatzschwellen von Art. 9 Abs. 1 tionen. Allerdings hätte der Zusammenschluss einen Bst. a und b KG erreicht. Das Zusammenschlussvorha- Einfluss auf die Wettbewerbssituation in den betroffenen ben ist meldepflichtig. Bereichen. Deshalb prüft die WEKO je nachdem auch Bereiche, in denen keine Überlappungen in den Tätig- B.4 Beurteilung des Zusammenschlussvorhabens keiten der Beteiligten bestehen und keine Marktan- 61. Gemäss Art. 10 Abs. 2 KG kann die Wettbewerbs- teilsadditionen erfolgen oder zu erwarten sind. kommission den Zusammenschluss untersagen oder ihn B.4.1 Relevante Märkte mit Bedingungen und Auflagen zulassen, wenn die Prü- fung ergibt, dass der Zusammenschluss: 66. Der sachliche Markt umfasst alle Waren oder Leis- tungen, die von der Marktgegenseite hinsichtlich ihrer a) eine marktbeherrschende Stellung, durch die wirk- Eigenschaften und ihres vorgesehenen Verwendungs- samer Wettbewerb beseitigt werden kann, begründet zwecks als substituierbar angesehen werden (Art. 11 oder verstärkt; und Abs. 3 Bst. a VKU). b) keine Verbesserung der Wettbewerbsverhältnisse in 67. Der räumliche Markt umfasst das Gebiet, in welchem einem anderen Markt bewirkt, welche die Nachteile die Marktgegenseite die den sachlichen Markt umfas- der marktbeherrschenden Stellung überwiegt. senden Waren oder Leistungen nachfragt oder anbietet 62. Im Rahmen der Prüfung gemäss Art. 10 Abs. 2 (Art. 11 Abs. 3 Bst. b VKU). Bst. a KG ist zunächst zu untersuchen, ob eine markt- 68. Grundsätzlich ist dabei darauf hinzuweisen, dass beherrschende Stellung vorliegt. Gemäss Art. 4 Abs. 2 sich die Marktabgrenzung somit gemäss Art. 11 Abs. 3 KG gelten einzelne oder mehrere Unternehmen als VKU stets an der Marktgegenseite orientiert. Die Markt- marktbeherrschend, wenn sie auf einem Markt als An- abgrenzung hat den konkreten Gegebenheiten des ge- bieter oder Nachfrager in der Lage sind, sich von ande- meldeten Zusammenschlussvorhabens Rechnung zu ren Marktteilnehmern in wesentlichem Umfang unab- tragen. Daher ist die Marktabgrenzung grundsätzlich in hängig zu verhalten. jedem Einzelfall von Neuem vorzunehmen. Hierbei kann 63. Unternehmen sehen sich in ihren Verhaltensspiel- zwar auf Marktabgrenzungen in ähnlich gelagerten Zu- räumen durch ihre aktuellen und potenziellen Konkurren- sammenschlussvorhaben zurückgegriffen werden, den- ten beschränkt. Die voraussichtliche Marktstellung der noch sind übernommene Marktabgrenzungen im Hin- Parteien nach dem Zusammenschluss ergibt sich folg- auf die jeweils geltenden tatsächlichen Umstände lich daraus, ob nach Realisierung ihres Vorhabens ge- zu prüfen und bei abweichenden Umständen den tat- nügend aktuelle und potenzielle Konkurrenten verblei- sächlichen Gegebenheiten anzupassen, um systemati- ben, die das Verhalten der Parteien nach dem Zusam- sche Fehlentscheide zu vermieden.9 Dies bestätigt auch menschluss disziplinieren werden. das Bundesgericht in seiner Rechtsprechung, indem es ausführt, dass die Bestimmung des relevanten Marktes 64. Hierzu sind untenstehend zunächst die relevanten an die Sicht der Marktgegenseite anknüpft und somit auf Märkte in sachlicher und räumlicher Hinsicht abzugren- einen strittigen Einzelfall fokussiert.10 zen. Danach ist zu untersuchen, ob bei einer etwaigen marktbeherrschenden Stellung die Möglichkeit der Be- seitigung wirksamen Wettbewerbs besteht, mithin das

Zusammenschlussvorhaben eine qualifizierte marktbe- herrschende Stellung gemäss Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG begründet oder verstärkt.

65. Grundsätzlich erfolgt die Beurteilung von Zusam- 8 RPW 2016/1, 265 Rz 59, Tamedia/Tradono Denmark/Tradono Swit- menschlussvorhaben auch für Bereiche, in denen nicht zerland. 9 Vgl. RPW 2014/4, 762 Rz 33, Tamedia/home.ch; RPW 2015/3, 442 alle am Zusammenschluss beteiligten Unternehmen tätig Rz 98, Axel Springer Schweiz/Ringier; RPW 2016/1, 268 Rz 68, Ta- sind. Möglicherweise stellen bei einem Zusammen- media/Tradono Denmark/Tradono Switzerland; RPW 2017/4, 583 schlussvorhaben die Beteiligten potenzielle Konkurrenz Rz 46, Tamedia/Tradono Switzerland. dar. In diesem Fall käme es zu keinen Marktanteilsaddi- 10 Urteil des BGer 2C_79/2014 vom 28. Januar 2015, E. 3.2. 2018/4 874

69. Gemäss konstanter Praxis unterscheidet die WEKO den: „Mit dieser Zeitung sind wir künftig gegenüber den im Medienbereich unter anderen zwischen Lesermärk- herkömmlichen Sonntagszeitungen einen Tag voraus. ten, Märkten für Nutzer von News-Sites, Hörermärkten, Oder anders ausgedrückt: Ihr Sonntag beginnt schon am Zuschauermärkten, Werbemärkten (Bereitstellung und Samstag.“17. Allerdings ordnet die WEMF AG für Wer- Vermittlung von Werbung), Rubrik- und Ankündigungs- bemedienforschung (nachfolgend: WEMF) den Titel anzeigenmärkten, Märkten für die Frühzustellung von „Schweiz am Wochenende“ der VSW-Kategorie „Regio- Zeitungen, dem Markt für Dienstleistungen der Druck- nale Wochenpresse“ zu.18 Diese Kategorie erfasst Titel, vorstufe sowie Druckereimärkten.11 welche weniger als vier Mal wöchentlich erscheinen, sich an breite Bevölkerungsschichten richten und jeder- B.4.1.1.1. Lesermärkte mann zugänglich sind.19 Somit liegen Informationen vor, 70. Lesermärkte lassen sich anhand der Charakteristika wonach die „Schweiz am Wochenende“ den Lesermärk- der einzelnen Printerzeugnisse bestimmen. Dabei sind ten für Sonntagszeitungen oder den Lesermärkten für nebst den eigentlichen Zeitungen (insb. Tageszeitungen, regionale Wochenpresse, unterteilt nach WEMF- Pendlerzeitungen und Sonntagszeitungen) auch die Wirtschaftsgebieten, zugeordnet werden kann. sogenannten Special-Interest-Titel zu betrachten. Letzte- 75. Entsprechend hat das Sekretariat den Parteien die re bilden je eigene Lesermärkte, da sie sich an ein spe- Möglichkeit offengelassen, ob die „Schweiz am Wo- zielles Publikum mit dem vom Titel abgedeckten Interes- chenende“ dem Lesermarkt für Sonntagszeitungen oder se richten.12 den Lesermärkten für regionale Wochenpresse zuzu- 71. Die WEKO stützte sich in der Vergangenheit bei der ordnen ist. Die Meldung hat dann die „Schweiz am Wo- Marktabgrenzung nur teilweise auf die VSW13-Kategori- chenende“ dem Markt für Sonntagszeitungen in der sierung ab. Zwar stimmen die Marktabgrenzungen der Deutschschweiz zugeordnet. Mithin kann keine Rede WEKO und die VSW-Kategorisierung über weite Stre- davon sein, dass das Sekretariat AZM und NZZ dazu cken überein. Explizit hat die WEKO die Branchenkate- gebracht habe, die „Schweiz am Wochenende“ als gorisierung des VSW aber nur für die Special-Interest- Sonntagspresse zu qualifizieren. Titel direkt übernommen.14 Trotz weitgehender Überein- 76. Allerdings erhalten die Abonnenten der verschiede- stimmung ist eine Branchenkategorisierung für die WE- nen Titel der Tagespresse die „Schweiz am Wochenen- KO bei der Marktabgrenzung nicht verpflichtend. Die de“ am Samstag im Rahmen des Bezugs ihrer Tageszei- WEKO behält sich vor, eine Marktabgrenzung vorzu- tung, für welche keine eigentliche Samstagsausgabe nehmen, die nicht der VSW-Kategorisierung entspricht. existiert. Um Doppelzählungen zu vermeiden, erfolgt die 72. Gemäss Meldung gibt AZM keine Sonntagszeitung Berücksichtigung des Bezugs des Titels „Schweiz am mehr heraus. Den Titel „Schweiz am Sonntag“ habe Wochenende“ im Rahmen des Abonnements einer Ta- AZM per März 2017 eingestellt. AZM gebe die Zeitung geszeitung bei den Lesermärkten für Tageszeitungen. „Schweiz am Wochenende“ heraus, die den Abonnenten Demgegenüber ist es möglich, den Titel „Schweiz am der Tageszeitungen als Samstagsausgabe zugestellt Wochenende“ unabhängig von einem Tageszeitungs- werde und somit lediglich die sechste Ausgabe der Ta- Abonnement am Kiosk oder mit einem gesonderten geszeitungen darstelle. Daher sei der Titel „Schweiz am Abonnement zu beziehen (vgl. Rz 74). Erfolgt ein Bezug Wochenende“ nicht als Sonntagszeitung zu qualifizieren. des Titels „Schweiz am Wochenende“ ohne Tageszei- tungs-Abonnement, wird dies bei der Marktanteilsbe- 73. Die Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung bekräf- rechnung für den Markt für Sonntagzeitungen berück- tigt, dass die „Schweiz am Wochenende“ die 6. Ausgabe sichtigt. der Tageszeitungen von AZM darstelle. Die anderslau- tende Beurteilung im Rahmen der vorläufigen Prüfung 77. In sachlicher Hinsicht ist anhand der bisherigen sei realitätsfern und nicht nachvollziehbar. Der Umstand, Marktabgrenzungen der WEKO20 und gestützt auf die dass die Parteien die „Schweiz am Wochenende“ dem vorangehenden Ausführungen von folgenden Leser- Lesermarkt für Sonntagszeitungen zugeschlagen hätten, märkten auszugehen:21 läge nur am Schreiben des Sekretariats vom 1. Mai 11 Vgl. RPW 2015/3, 438 Rz 94, Axel Springer Schweiz/Ringier; RPW 2018, das die Parteien aufgefordert habe, eine Zuord- 2009/3, 254 Rz 73, Tamedia/PPSR. nung vorzunehmen. Dies ändere jedoch nichts an der 12 RPW 2015/3, 438 Rz 95 f., Axel Springer Schweiz/Ringier. Tatsache, dass die „Schweiz am Wochenende“ effektiv 13 Verband Schweizerischer Werbegesellschaften VSW; zur Definition die 6. Ausgabe der Tageszeitungen darstelle. der VSW-Kategorien: (04.06.2018). 74. Zur Zuordnung der „Schweiz am Wochenende“ zu 14 Vgl. RPW 2015/3, 438 Rz 95, Axel Springer Schweiz/Ringier. 15 Vgl. (04.06.2018). einem relevanten Markt ist festzustellen, dass AZM die 16 Vgl. (04.06.2018). „Schweiz am Wochenende“ gemäss ihrem Internet- 17 Vgl. (04.06.2018); (04.06.2018). den anderen Titeln von AZM abonniert werden. Weil 18 Vgl. (04.06.2018). der Titel nicht täglich erscheint, kann dieser allerdings 19 Vgl. zur Definition der VSW-Kategorien: aufgrund des Selbstverständnisses von AZM könnte die (04.06.2018). 20 Vgl. RPW 2014/4, 709 Rz 27 ff., Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, „Schweiz am Wochenende“ entgegen den Ausführungen 254 Rz 76 ff., Tamedia/PPSR. der Meldung auch als Substitut für die „klassischen“ 21 Vgl. RPW 2016/1, 325 Rz 231, SRG/Swisscom/Ringier; RPW Sonntagszeitungen angesehen und entsprechend den 2014/4, 709 Rz 27 ff., Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 254 Rz 76 ff., Lesermärkten für Sonntagszeitungen zugeordnet wer- Tamedia/PPSR. 2018/4 875

- Markt für Tageszeitungen, die sowohl über lokale und 82. Zu diesen Vorbringen ist zunächst auszuführen, regionale Ereignisse als auch über nationale und in- dass derzeit keine Umstände ersichtlich sind, welche die ternationale Ereignisse berichten; bisherige Marktabgrenzung als unhaltbar erscheinen liessen und somit zwingend eine andere Marktabgren- - Markt für bezahlte, nicht täglich erscheinende Lokal- zung erfordern würden. Deshalb sind der Beurteilung zeitungen mit beschränktem redaktionellen Inhalt; des vorliegenden Zusammenschlussvorhabens nach wie - Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger; vor getrennte sachlich relevante Märkte für Tageszei- tungen, Märkte für Pendlerzeitungen und Online- - Markt für Pendlerzeitungen; Nutzermärkte zugrunde zu legen. Weiter ist festzuhalten, - Markt für Sonntagszeitungen; dass entgegen der Ansicht der Parteien die WEKO of- fengelassen hat, ob bei der Abgrenzung der Lesermärk- - Märkte für Zeitschriften gemäss VSW-Kategorien te aufgrund zukünftiger Entwicklungen allenfalls Pend- (Special-Interest-Titel). lerzeitungen und Tageszeitungen den gleichen sachlich 78. Gemäss Meldung sind AZM und NZZ auf den Le- relevanten Märkten zuzuordnen wären. Zudem hat die sermärkten für Lokalzeitungen und Pendlerzeitungen WEKO in jüngeren Fällen eigenständige Lesermärkte für nicht tätig. Zudem ist aufgrund der Meldung nicht er- Pendlerzeitungen abgegrenzt (vgl. Rz 77). Daran ändert sichtlich, dass AZM, NZZ und das GU auf diesen Märk- auch die Einschätzung des UVEK nichts. ten einen Eintritt beabsichtigen. Deshalb wird vorliegend 83. Die Meldung führt in Bezug auf den Bereich der darauf verzichtet, weiter auf diese beiden Märkte einzu- Fachpresse für Gebäudetechnik aus, dass eine Markt- gehen. abgrenzung anhand der VSW-Kategorien zu eng gefasst 79. Die Meldung führt aus, dass vor dem Hintergrund wäre. Die VSW-Kategorien würden zwischen verschie- des derzeitigen tiefgreifenden Strukturwandels, die se- denen Titeln der Fachpresse für Unternehmen in der parate Abgrenzung von Leser- und Online- Bauwirtschaft aus reglementarischen Gründen eine Nutzermärkten nicht mehr der heutigen Marktsituation künstliche Grenze ziehen, welche die Marktgegebenhei- entspreche. Neben den Online-Nutzermärkten würden ten nicht widerspiegle. „Reglementarisch“ bedeute in auch die Pendlerzeitungen einen starken Wettbewerbs- diesem Kontext, dass gemäss VSW-Reglement jede druck auf Tageszeitungen ausüben. Deshalb seien der Publikation in der Typologie der Schweizer Presse nur Online-Bereich und die Pendlerzeitungen zum sachlich einer einzigen, eng abgegrenzten VSW-Unterkategorie relevanten Markt der Tageszeitungen zu zählen. Zumin- zugeordnet werde. Dies auch dann, wenn eine Publika- dest müsse bei der wettbewerbsrechtlichen Analyse der tion thematisch mehrere Unterkategorien abdecke. Ver- Wettbewerbsdruck, der von diesen Medien ausgehe, schiedene VSW-Unterkategorien im Bereich Gebäude- berücksichtigt werden. technik und Bauen müssten für die Abgrenzung des sachlich relevanten Marktes zusammengefasst werden, 80. Mit Schreiben vom 13. Juni 2018 bekräftigen die weil sie sich alle mit Themen des Bauens befassten und Parteien dieses Vorbringen. Sowohl auf den Leser- als an ein Fachpublikum im Baugewerbe richteten. Auch auch auf den Werbemärkten seien Pendlerzeitungen wenn sich Fachzeitschriften der Bauwirtschaft thema- aus Sicht der Marktgegenseite Substitute für Tageszei- tisch einem Schwerpunkt widmen würden, sprächen sie tungen. Diese Substituierbarkeit werde jüngst durch die Arbeiter, Spezialisten und Entscheidungsträger aus ver- Einstellung der Printausgabe der Tageszeitung „Le Ma- schiedenen Berufsgruppen an. Das Zielpublikum all tin“ bestätigt. Die Leserschaft von „Le Matin“ sei nach dieser Zeitschriften seien Entscheidungsträger in Indust- Lancierung der Pendlerzeitungen „20 Minutes“ und „Le rie und Gewerbe, die für Investitionen bei Neubauten, Matin Bleu“ nämlich zu letzteren abgewandert, obwohl Umbauten und Renovationen verantwortlich seien, so- „Le Matin“ jahrelang die beliebteste Tageszeitung in der wie insbesondere Unternehmen der Gebäudetechnik- Westschweiz gewesen sei. Auch der Werbemarkt sei mit Branche, Ingenieure und Planer, Architekten, technische Lancierung der Pendlerzeitungen in Schieflage gekom- Leiter in öffentlichen Verwaltungen, Bauherren und Bau- men, da die Werbekunden von „Le Matin“ zu den Pend- behörden. Die Zeitschriften seien aus Sicht der Markt- lerzeitungen gewechselt seien. Aus Sicht von Marktex- gegenseite (Architekten, Ingenieure, technische Leiter in perten sei es evident, dass Pendlerzeitungen vollwertige öffentlichen Verwaltungen, Bauherren, Baubehörden, Substitute zu Tageszeitungen darstellen würden. Diese etc.) substituierbar. Dies müsse die sachliche Marktab- Substituierbarkeit sei, wie dies die WEKO selbst in Sa- grenzung richtigerweise berücksichtigen. Eine Marktab- chen Tamedia/PPSR festgehalten habe, bei der sachli- grenzung anhand von VSW-Unterkategorien wäre ge- chen Marktabgrenzung zu berücksichtigen. mäss Meldung zu eng. 81. Die Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung hält an 84. Zur Abklärung dieser Fragestellung haben der Ver- der in der Meldung dargelegten Haltung der zu engen band Schweizer Medien (nachfolgend: VSM), ASW Alli- Marktabgrenzung bei Tageszeitungen fest. Die Stellung- anz Schweizer Werbe- und Kommunikationsagenturen nahme ergänzt diese Haltung insbesondere mit einem (nachfolgend: ASW), Schweizer Werbe-Auftraggeber- Verweis auf einen Bericht der Vernehmlassung zum verband (nachfolgend: SWA), WEMF, Kommunikation Entwurf eines neuen Bundesgesetzes über elektroni- Schweiz (nachfolgend: KoS) und Leading Swiss Agenci- sche Medien des Eidgenössischen Departements für es (nachfolgend: LSA) Auskunftsbegehren zur Beant- Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (nachfol- wortung erhalten. Zudem wurde der Verband Schweize- gend: UVEK). Dieser halte fest, dass ein starker Wett- rischer Werbegesellschaften VSW angeschrieben. Aller- bewerbsdruck auf die Tageszeitungen durch die Pend- dings hat der VSW gemäss den befragten Kreise im lerzeitungen ausgehe. 2018/4 876

Zuge des Konkurses der Publicitas-Gruppe seine Tätig- 92. Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger: Gemäss Praxis keit eingestellt. der WEKO werden diese Printerzeugnisse jeweils in beschränkten geografischen Räumen nachgefragt. Auch 85. Gemäss Antworten auf die Auskunftsbegehren stellt hier stellt die WEKO annäherungsweise auf die WEMF- die VSW-Unterteilung eine systematische Strukturierung Wirtschaftsgebiete ab.24 An dieser räumlich relevanten für die Schweizer-Presselandschaft dar. Dadurch sind Marktabgrenzung ist für dieses Zusammenschlussvor- die verschiedenen Titel besser auffindbar, die Werbe- haben festzuhalten. planung ist besser planbar und es ist eine statistische Erfassung der Titel möglich. Einzig ASW schätzt die 93. Markt für Sonntagszeitungen: Grundsätzlich weisen Bedeutung der VSW-Unterteilung als marginal ein. Sonntagszeitungen eine überregionale Ausrichtung auf. Wenn auch mit der „Zentralschweiz am Sonntag“ eine 86. Weiter diene die VSW-Unterteilung als Orientie- regional ausgerichtete Sonntagszeitung besteht, ist die rungshilfe bis auf alle drei Stufen (Sektoren, Branchen, Tendenz bei den Eigenschaften von Sonntagszeitungen Rubriken). Allerdings habe die VSW-Unterteilung wegen unklar beziehungsweise weisen Sonntagszeitungen eher des Rückgangs der Werbeeinnahmen im Printbereich an eine überregionale Ausrichtung auf. So haben verschie- Bedeutung verloren. Zudem stellt gemäss WEMF die dene Verlage Sonntagszeitungen mit regionaler Ausrich- VSW-Unterteilung bei der Werbeplanung ein Kriterium tung eingestellt.25 Daher erscheint es zurzeit nicht ge- unter vielen dar. rechtfertigt, den Markt für Sonntagszeitungen in räumli- 87. Ob sich die werbetreibende Wirtschaft bei Werbung cher Hinsicht nach WEMF-Wirtschaftsgebieten abzu- auf einzelne Rubriken (z.B. Gebäudetechnik) beschränkt grenzen. Vielmehr ist für dieses Zusammenschlussvor- oder ob sie regelmässig über verschiedene Rubriken haben an der bisherigen sprachregionalen Marktabgren- hinweg Werbung platziert, ist von den Kommunikations- zung festzuhalten. zielen der Werbetreibenden abhängig. Gemäss Aus- 94. Märkte für Zeitschriften gemäss VSW-Kategorien kunftsbegehren ist es möglich, dass die werbetreibende (Special-Interest-Titel): Für Zeitschriften ist die WEKO Wirtschaft Werbung sowohl Rubrik-übergreifend als bisher von sprachregionalen Märkten der Schweiz aus- auch nur beschränkt auf eine einzelne Rubrik platziert. gegangen.26 88. Die Antworten auf die Auskunftsbegehren fallen in B.4.1.1.2. Märkte für Nutzer von News-Sites Bezug auf die Austauschbarkeit der Rubriken-Gruppe unterschiedlich aus. Einerseits sind alle Kombinationen 95. Praxisgemäss hat die WEKO gestützt auf einen Ent- möglich. Andererseits seien die verschiedenen Rubri- scheid der REKO/WEF jeweils einen Markt für News- ken-Gruppen nicht untereinander austauschbar. Sites abgegrenzt. Dabei handelt es sich um das Online- Angebot von Medienanbietern (Tageszeitungen, Radio- 89. Vorangehende Ausführungen zeigen, dass die wer- stationen, Schweizer Radio und Fernsehen, etc.), wel- betreibende Wirtschaft ihre Werbung an der VSW- che ähnliche Charakteristiken wie gedruckte Zeitungen Unterteilung ausrichtet und dabei zumindest teilweise bis aufweisen.27 auf die Stufe der Rubriken-Gruppen abstellt. Der Grad der Ausrichtung und Orientierung an den Rubriken- 96. Ausgehend von der Tätigkeit der jeweils beteiligten Gruppen ist stark von den einzelnen Werbekampagnen Unternehmen hat die WEKO die Märkte für News-Sites der werbetreibenden Wirtschaft abhängig. Grundsätzlich sowohl sprachregional als auch nach Grossräumen oder geht die werbetreibende Wirtschaft damit allerdings da- auch schon enger nach Wirtschaftsgebiet oder Stamm- von aus, dass die VSW-Unterteilung den Leserinteres- gebiet einer Zeitung abgegrenzt.28 sen, das heisst der Zielgruppen der Werbung, entspre- 97. Mit den Tätigkeiten von AZM und NZZ als Aus- chen kann. Auch wenn je nach Werbekampagne diese gangspunkt ist der sachlich relevante Markt für News- Rubriken-übergreifend erfolgen kann, ändert dies nichts Sites sowohl nach Sprachregionen als auch nach daran, dass jede Rubrik eine eigene Zielgruppe bezie- Stammgebiet beziehungsweise, als Annäherung, nach hungsweise Leserschaft darstellt. Dementsprechend WEMF-Wirtschaftsgebieten zu unterteilen. kann nicht wie in der Meldung ausgeführt von einem einzigen sachlich relevanten Lesermarkt für Gebäude- technik und Bauen ausgegangen werden (vgl. Rz 83). Es ist somit bei den Märkten für Zeitschriften an der bisherigen sachlich relevanten Marktabgrenzung anhand der VSW-Kategorien beziehungsweise VSW-Rubriken 22 Wirtschaftsgebiete der Schweiz gemäss WEMF; (04.06.2018). 23 90. In räumlicher Hinsicht hat die WEKO die Lesermärk- Vgl. RPW 2014/4, 709 Rz 30, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 255 Rz 80, Tamedia/PPSR. te bisher differenziert abgegrenzt: 24 Vgl. RPW 2014/4, 709 Rz 30, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 255 f. Rz 82, Tamedia/PPSR. 91. Lesermarkt für Tageszeitungen: Für die räumliche 25 Beispielsweise hat AZM die „Schweiz am Sonntag“ per März 2017 Abgrenzung ist grundsätzlich vom Verbreitungsgebiet und die NZZ die „Ostschweiz am Sonntag“ per November 2017 einge- der in Frage stehenden Titel auszugehen, wobei die stellt. WEKO annäherungsweise eine Aufteilung nach WEMF- 26 Vgl. RPW 2014/4, 712 Rz 49, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 266 22 23 Rz 163 f, Tamedia/PPSR. Wirtschaftsgebieten vorgenommen hat. An dieser 27 Vgl. RPW 2014/4, 712 Rz 49, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 266 räumlich relevanten Marktabgrenzung ist für dieses Zu- Rz 163 f., Tamedia/PPSR. sammenschlussvorhaben festzuhalten. 28 Vgl. RPW 2014/4, 711 Rz 4, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 259 Rz 97 ff., Tamedia/PPSR.

2018/4 877

B.4.1.1.3. Hörermärkte B.4.1.1.4. Zuschauermärkte 98. Die WEKO hat bisher Hörermärkte ins Auge gefasst, 100. Für die Zuschauermärkte gelten dieselben Überle- ohne diese jedoch endgültig abzugrenzen. Dieser Ver- gungen wie oben für die Hörermärkte, wobei im Bereich zicht ist angesichts der starken Stellung der Schweizeri- Fernsehen ausländische Fernsehsender zur SRG hinzu- schen Radio- und Fernsehgesellschaft (nachfolgend: kommen.31 SRG) erfolgt.29 Auch vorliegend wird aufgrund der star- 101. Der Markt für Fernsehzuschauer ist maximal auf ken Stellung der SRG vorläufig von einem Markt für das Konzessions- beziehungsweise Sendegebiet der Radiohörer ausgegangen, ohne diesen jedoch ab- Fernsehstationen beschränkt, das vom Zusammen- schliessend abzugrenzen. schluss betroffen ist.32 99. Der Markt für Radiohörer ist maximal auf das Kon- B.4.1.1.5. Werbemärkte (Bereitstellung und Ver- zessions- beziehungsweise Sendegebiet der Radiosen- mittlung/Vermarktung von Werbung) der beschränkt, die vom Zusammenschlussvorhaben betroffen sind.30 102. In Bezug auf die Tätigkeiten von AZM, NZZ und GU gemäss Meldung hat die WEKO in ihrer bisherigen Pra-

xis folgende sachlich und räumlich relevante Werbe- märkte abgegrenzt: Tabelle 5: Sachlich und räumlich relevante Werbemärkte Sachlich relevanter Markt Räumlich relevanter Markt Markt für die Bereitstellung von nationaler Print-Firmenwerbung (Tages-, Sprachregionen34 Sonntags- und Wochenzeitungen)33 Markt für die Bereitstellung von lokaler/regionaler Print-Firmenwerbung Verbreitungsgebiete/WEMF- (Tages-, Sonntags- und Wochenzeitungen)35 Wirtchaftsgebiete36 Märkte für die Bereitstellung von Zeitschriften-Werbung angelehnt an Sprachregionen38 VSW-Kategorien bzw. weiteren Unterteilungen37 Markt für die Bereitstellung von statischen Online-Werbeflächen39 Sprachregionen, evtl. lokal/regional je nach Verbreitungsgebieten40 Markt für die Bereitstellung von dynamischen Online-Werbeflächen41 National42, evtl. Sprachregionen Markt für die Bereitstellung von nicht-zielgerichteter nationaler Radio- Sprachregionen44 werbung43 Markt für die Bereitstellung von nicht-zielgerichteter lokaler/regionaler Konzessions- bzw. Sendegebiete46 Radiowerbung45 Markt für die Bereitstellung von nicht-zielgerichteter nationaler TV- Sprachregionen48 Werbung47 Markt für die Bereitstellung von zielgerichteter nationaler TV-Werbung49 Sprachregionen50 Markt für die Bereitstellung von nicht-zielgerichteter lokaler/regionaler Konzessions- bzw. Sendegebiete52 TV-Werbung51 Markt für die Bereitstellung von zielgerichteter lokaler/regionaler TV- Konzessions- bzw. Sendegebiete54 Werbung53

29 Vgl. RPW 2009/3, 257 Rz 86, Tamedia/PPSR. 43 Vgl. RPW 2009/3, 267 Rz 169, Tamedia/PPSR. Bei den Märkten für 30 Vgl. RPW 2009/3, 257 Rz 87, Tamedia/PPSR. die Bereitstellung sowie Vermarktung/Vermittlung beides von sowohl 31 Vgl. RPW 2009/3, 257 Rz 88, Tamedia/PPSR. nationaler als auch lokaler/regionaler Radiowerbung ist grundsätzlich 32 Vgl. RPW 2009/3, 257 Rz 89, Tamedia/PPSR. analog zur TV-Werbung eine weitere Unterteilung nach zielgerichteter 33 Vgl. RPW 2014/4, 712 Rz 49, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 266 und nicht-zielgerichteter Werbung möglich. Allerdings ist gemäss Rz 163 f., Tamedia/PPSR. Meldung zurzeit zielgerichtete Werbung nach dem Verständnis der 34 Vgl. RPW 2014/4, 712 Rz 50, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 266 Wettbewerbskommission im Radio-Bereich nicht möglich und werde Rz 165, Tamedia/PPSR. von AZM und NZZ auch nicht angeboten. Aufgrund dieser Angaben 35 Vgl. RPW 2014/4, 712 Rz 49, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 266 wird nicht weiter auf Märkten für die Bereitstellung sowie Vermark- Rz 163 f., Tamedia/PPSR. tung/Vermittlung beides von zielgerichteter nationaler und zielgerichte- 36 Vgl. RPW 2014/4, 712 Rz 50, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 267 ter lokaler/regionaler Radiowerbung eingegangen. Rz 167 f., Tamedia/PPSR. 44 Vgl. RPW 2009/3, 267 Rz 170, Tamedia/PPSR. 37 Vgl. RPW 2014/4, 713 Rz 53, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 266 45 Vgl. RPW 2009/3, 267 Rz 169, Tamedia/PPSR; Fn 43. Rz 163, Tamedia/PPSR. 46 Vgl. RPW 2009/3, 267 Rz 171, Tamedia/PPSR. 38 Vgl. RPW 2014/4, 713 Rz 53, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 267 47 Vgl. RPW 2009/3, 267 Rz 172, Tamedia/PPSR. Rz 166, Tamedia/PPSR. 48 Vgl. RPW 2009/3, 267 Rz 173, Tamedia/PPSR. 39 Vgl. RPW 2014/4, 713 Rz 56, Ringier/Le Temps. 49 Vgl. RPW 2009/3, 267 Rz 172, Tamedia/PPSR. 40 Vgl. RPW 2014/4, 713 Rz 56, Ringier/Le Temps. 50 Vgl. RPW 2009/3, 267 Rz 173, Tamedia/PPSR. 41 Vgl. RPW 2014/4, 713 Rz 56, Ringier/Le Temps. 51 Vgl. RPW 2009/3, 267 Rz 172, Tamedia/PPSR. 42 Vgl. RPW 2014/4, 713 Rz 56, Ringier/Le Temps. 52 Vgl. RPW 2009/3, 268 Rz 174, Tamedia/PPSR. 53 Vgl. RPW 2009/3, 267 Rz 172, Tamedia/PPSR. 54 Vgl. RPW 2009/3, 268 Rz 174, Tamedia/PPSR.

2018/4 878

Sachlich relevanter Markt Räumlich relevanter Markt Markt für die Vermarktung/Vermittlung von nationaler Print- Sprachregionen56 Firmenwerbung55 Markt für die Vermarktung/Vermittlung von lokaler/regionaler Print- Sprachregionen58 Firmenwerbung57 Märkte für die Vermarktung/Vermittlung von Zeitschriften-Werbung an- Sprachregionen60 gelehnt an VSW-Kategorien bzw. weiteren Unterteilungen59 Markt für die Vermarktung/Vermittlung von statischen Online- National62 Werbeflächen61 Markt für die Vermarktung/Vermittlung von dynamischen Online- National64 Werbeflächen63 Markt für die Vermarktung/Vermittlung von nicht-zielgerichteter nationa- Sprachregionen66 ler TV-Werbung65 Markt für die Vermarktung/Vermittlung von nicht-zielgerichteter loka- Konzessions- bzw. Sendegebiete ler/regionaler TV-Werbung67

103. Die Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung hält an Unterteilung für die Planung der Werbekampagnen nach der in der Meldung dargelegten Haltung fest, wonach im wie vor als wichtig bis sehr wichtig erachtet (vgl. auch Bereich der Fachpresse für Gebäudetechnik eine Markt- Rz 85). Daran dürfte auch der Konkurs der Publicitas AG abgrenzung anhand der VSW-Unterkategorien nicht nichts ändern, zumindest solange nicht eine alternative sachgerecht sei (vgl. Rz 83 ff.). Die verschiedenen Kategorisierung vorliegt. VSW-Unterkategorien im Bereich Gebäudetechnik und 106. Somit besteht analog zu den Lesermärkten (vgl. Bauen seien vielmehr Teil des gleichen Marktes. Dies Rz 83) auch bei den Werbemärkten derzeit kein Anlass, gelte insbesondere auch für den Werbemarkt. Die Stel- von der bisherigen Marktabgrenzung abzuweichen. Soll- lungnahmen, die vom Sekretariat zu dieser Frage einge- te sich die Branche dereinst auf eine alternative Katego- holt worden seien, würden diese Ansicht weitgehend risierung einigen, ist für zukünftige Fälle eine andere stärken. So erachteten vier der sechs befragten Unter- Marktabgrenzung allerdings denkbar. nehmen die VSW-Unterkategorien Ingenieur / Architek- tur (4321), Bauen / Hochbau / Tiefbau (4322), Bauge- werbe / Gebäudeunterhalt (4324), Gebäudetechnik (4325) und Energie (4341) aus Sicht der Werbetreiben- den als austauschbar. Des Weiteren betonten die be- 55 Vgl. RPW 2016/1, 308 Rz 122 f. und 325 Rz 230, fragten Unternehmen, dass die VSW-Kategorisierung SRG/Swisscom/Ringier; RPW 2015/3, 438 Rz 94, Axel Sprin- aufgrund des Konkurses der Publicitas AG in Zukunft an ger/Ringier. 56 Vgl. RPW 2016/1, 326 Rz 234, SRG/Swisscom/Ringier. Bedeutung verlieren werde. Auch aus diesem Grund 57 Vgl. RPW 2016/1, 308 Rz 122 f. und 325 Rz 230, erscheine ein starres Festhalten der WEKO an den SRG/Swisscom/Ringier; RPW 2015/3, 438 Rz 94, Axel Sprin- VSW-Unterkategorien bei der Marktabgrenzung als nicht ger/Ringier. 58 sachgerecht. Eine endgültige sachliche Marktabgren- Vgl. RPW 2016/1, 326 Rz 234, SRG/Swisscom/Ringier. 59 Vgl. RPW 2016/1, 308 Rz 122 f. und 325 Rz 230, zung könne im vorliegenden Fall jedoch offengelassen SRG/Swisscom/Ringier; RPW 2015/3, 438 Rz 94, Axel Sprin- werden, da auch bei einer auf die VSW-Unterkategorien ger/Ringier. beschränkten Marktabgrenzung das Zusammenschluss- 60 Vgl. RPW 2016/1, 326 Rz 234, SRG/Swisscom/Ringier. 61 vorhaben auf dem Markt für die Bereitstellung von Print- Vgl. RPW 2016/1, 324 Rz 226, SRG/Swisscom/Ringier; RPW 2012/1, 142 Rz 45, Tamedia/Langenthaler Tagblatt; RPW 2012/1, 155 Firmenwerbung in der Kategorie Gebäudetechnik (4325) Rz 105 ff., NZZ/Ringier/Tamedia/cXense/PPN. in der Deutschschweiz kartellrechtlich unbedenklich sei. 62 Vgl. RPW 2012/1, 156 Rz 119 ff., NZZ/Ringier/Tamedia/cXense/ PPN. 104. Dazu ist zuerst darauf hinzuweisen, dass entgegen 63 Vgl. RPW 2016/1, 324 Rz 227, SRG/Swisscom/Ringier; RPW den Ausführungen der Stellungnahme zur vorläufigen 2012/1, 142 Rz 45, Tamedia/Langenthaler Tagblatt; RPW 2012/1, 155 Prüfung die Mehrheit der befragten Unternehmen die Rz 105 ff., NZZ/Ringier/Tamedia/cXense/PPN. 64 Vgl. RPW 2016/1, 324 Rz 228, SRG/Swisscom/Ringier; RPW VSW-Rubriken „Ingenieur, Architektur (4321)“, „Bauen, 2012/1, 156 Rz 119 ff., NZZ/Ringier/Tamedia/cXense/PPN. Hochbau, Tiefbau (4322)“, „Baugewerbe, Gebäudeun- 65 Vgl. RPW 2016/1, 322 f. Rz 206 ff., SRG/Swisscom/Ringier. In der terhalt (4324)“, „Gebäudetechnik (4325)“ und „Energie bisherigen Praxis der WEKO wurde bei der Vermarktung/Vermittlung (4341)“ nicht generell als austauschbar erachtet. Viel- von nicht-zielgerichteter TV-Werbung nicht zwischen nationaler und lokaler/regionaler TV-Werbung unterschieden. Dies im Gegensatz zu mehr hängt die Austauschbarkeit gemäss drei von fünf den entsprechenden Bereitstellungsmärkten. Dabei ist allerdings fest- die entsprechende Frage beantwortenden Unternehmen zustellen, dass im zitierten Entscheid SRG/Swisscom/Ringier loka- von der konkreten Werbekampagne beziehungsweise le/regionale TV-Werbung nicht Gegenstand der Beurteilung war. Dem- den Kommunikationszielen der Werbetreibenden ab (vgl. gegenüber grenzt die WEKO in den Print- und Online-Werbemärkten die Märkte für Vermarktung/Vermittlung stets spiegelbildlich zu den Rz 87 f.). Die beiden anderen die entsprechende Frage Bereitstellungsmärkten ab. Es erscheint daher nicht sachgerecht, bei beantwortenden Unternehmen erachten die fraglichen der TV-Werbung von dieser Analogie zwischen der Abgrenzung der Rubriken gar als nicht austauschbar. Bereitstellungsmärkte und der Vermarktungs-/Vermittlungsmärkte abzuweichen. 105. Als nächstes ist festzuhalten, dass die Mehrheit der 66 Vgl. RPW 2016/1, 322 f. Rz 213, SRG/Swisscom/Ringier. befragten Unternehmen der Werbewirtschaft die VSW- 67 Vgl. Fn 65. 2018/4 879

B.4.1.1.6. Märkte für (Print-/Online-) Rubrikanzei- einer zusätzlichen sprachregionalen Marktabgrenzung. gen (Stellen, Immobilien, Fahrzeuge und Zwar wird nach Ansicht der Meldung nur der Titel „Zent- andere Rubrikanzeigen) ralschweiz am Sonntag“ in das GU eingebracht. Aller- dings verfügt das GU aufgrund der Zuordnung der 107. Die WEKO grenzt praxisgemäss eigenständige „Schweiz am Wochenende“ zu den Lesermärkten für Märkte für Rubrikanzeigen ab.68 Vor dem Hintergrund Sonntagszeitungen über eine weitere Sonntagszeitung der abnehmenden Bedeutung des Print- zugunsten des (vgl. Rz 75). Und NZZ gibt die Sonntagszeitung „NZZ am Online-Bereichs hat die WEKO unlängst die Frage auf- Sonntag“ heraus. Somit drängt sich für den sachlich geworfen, ob an der Zusammenfassung des Print- und relevanten Markt für die Frühzustellung von Zeitungen Online-Bereichs in einem einheitlichen Markt festgehal- zur räumlichen Abgrenzung nach Zustellgebieten bezie- ten werden kann. Die WEKO kam dabei zum Schluss, hungsweise WEMF-Wirtschaftsgebieten eine räumliche dass eine Berücksichtigung des Online-Bereichs alleine Abgrenzung nach Sprachregionen auf. Hierzu ist darauf das Ergebnis in Bezug auf die Rubrikanzeigemärkte hinzuweisen, dass NZZ im Bereich der Frühzustellung nicht ändert.69 Es bestehen keine Anhaltspunkte dafür, von Zeitungen gemäss Meldung nicht tätig ist. dass sich der Sachverhalt in der Zwischenzeit grundle- gend geändert hat. Entsprechend wird auch im vorlie- B.4.1.1.9. Markt für Dienstleistungen der Druck- genden Verfahren darauf verzichtet, den Online-Bereich vorstufe separat zu untersuchen. Die WEKO behält sich aber 114. Praxisgemäss grenzt die WEKO einen Markt für weiterhin vor, aufgrund von zukünftigen Entwicklungen Dienstleistungen der Druckvorstufe ab. Dieser Markt im Online-Bereich, die Marktabgrenzung anders vorzu- umfasst die Digitalisierung von Text- und Bildmaterial nehmen. und dessen Aufbereitung.77 108. Die Märkte für (Print-/Online-) Rubrikanzeigen un- 115. Die WEKO hat den Markt für Dienstleistungen der terteilt die WEKO zunächst anhand der Marktgegenseite Druckvorstufe räumlich zumindest national abgegrenzt in einen Leser-/Nutzer-Markt und einen Inserenten- und dabei offengelassen, ob allenfalls eine internationale Markt. Sodann hat die WEKO diese Märkte jeweils nach Abgrenzung vorzunehmen wäre.78 Auch vorliegend kann Inhalt der Rubrikanzeigen weiter unterteilt. Praxisge- aufgrund der Umstände von einem zumindest national mäss unterscheidet die WEKO zwischen Stellen- abzugrenzenden Markt ausgegangen werden. Rubrikanzeigen, Immobilien-Rubrikanzeigen, Fahrzeug- Rubrikanzeigen und anderen Rubrikanzeigen.70 B.4.1.1.10. Druckereimärkte 109. In räumlicher Hinsicht hat die WEKO die Märkte für 116. Gemäss ständiger Praxis der WEKO wird im (Print-/Online-) Rubrikanzeigen grundsätzlich sprachre- Druckbereich zwischen einem Markt für Zeitungsdruck gional abgegrenzt, wobei die WEKO je nach Umständen und einem Markt für Akzidenzdruck unterschieden.79 zusätzlich auch eine Abgrenzung nach Verbreitungs- beziehungsweise WEMF-Wirtschaftsgebiet vornahm.71 B.4.1.1.7. Märkte für (Print-/Online-) Ankündi- gungsanzeigen 110. In Analogie zu den Märkten für (Print-/Online-) Rubrikanzeigen rechnet die WEKO die Print- und Onli- ne-Ankündigungsanzeigen ebenfalls demselben sachlich relevanten Markt zu. Der Markt für (Print- / Online-) An- kündigungsanzeigen ist weiter in einen Leser-/Nutzer- 68 Markt und einen Inserenten-Markt zu unterteilen.72 Vgl. RPW 2017/4, 583 f. Rz 49 ff., Tamedia/Tradono Switzerland; RPW 2014/4, 714 Rz 59, Ringier/Le Temps. 69 111. Räumlich grenzt die Praxis der WEKO die Märkte Vgl. RPW 2017/4, 583 Rz 47 f., Tamedia/Tradono Switzerland. 70 Vgl. RPW 2017/4, 583 f. Rz 49 ff., Tamedia/Tradono Switzerland; für (Print-/Online-) Ankündigungsanzeigen sprachregio- RPW 2014/4, 714 Rz 59, Ringier/Le Temps. nal ab.73 71 Vgl. RPW 2017/4, 584 Rz 58, Tamedia/Tradono Switzerland; RPW 2014/4, 714 Rz 60, Ringier/Le Temps. B.4.1.1.8. Märkte für die Frühzustellung von Zei- 72 Vgl. Verfügung der WEKO vom 22.05.2017 betreffend das Zusam- tungen menschlussvorhaben Ticketcorner Holding AG/Tamedia AG/Ticketcorner AG/ Starticket AG, 59 Rz 252 f. (abrufbar auf 112. Im Bereich der Zustellungsdienstleistungen grenzt unter Aktuell > Letzte Entscheide > Zusam- die WEKO in sachlicher Hinsicht einen Markt für die menschlussvorhaben Ticketcorner / Starticket); RPW 2014/4, 714 Rz 59, Ringier/Le Temps. Frühzustellung von Zeitungen ab, welcher die Zustellung 73 74 Vgl. Verfügung der WEKO vom 22.05.2017 betreffend das Zusam- an Werktagen und am Sonntag beinhaltet. menschlussvorhaben Ticketcorner Holding AG / Tamedia AG / Ticket- corner AG / Starticket AG, 60 Rz 257 (Fn 72); RPW 2014/4, 714 Rz 59, 113. Nach Praxis der WEKO ist der sachlich relevante Ringier/Le Temps. Markt für die Frühzustellung von Zeitungen grundsätzlich 74 Vgl. RPW 2009/4, 394 Rz 147, Post/NZZ/Tamedia und nach Zustellgebieten beziehungsweise, im Sinne einer Post/Tamedia; RPW 2009/3, 269 Rz 187, Tamedia/PPSR. Annäherung, nach WEMF-Wirtschaftsgebieten abzu- 75 Vgl. RPW 2009/4, 398 Rz 193, Post/NZZ/Tamedia und 75 Post/Tamedia; RPW 2009/3, 269 Rz 187, Tamedia/PPSR. grenzen. Aufgrund der Beziehung zwischen dem Be- 76 Vgl. RPW 2009/3, 269 Rz 193, Tamedia/PPSR. reich Printmedien und der Frühzustellung kann auch 77 Vgl. RPW 2014/4, 716 Rz 65, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 268 eine räumliche Abgrenzung nach Sprach-regionen nahe- Rz 181, Tamedia/PPSR. liegen.76 Entsprechend zur räumlichen Abgrenzung des 78 Vgl. RPW 2014/4, 716 Rz 65, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 268 Rz 182, Tamedia/PPSR. Lesermarkts für Sonntagszeitungen (vgl. Rz 93) führt 79 Vgl. RPW 2014/4, 716 Rz 68, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 268 dies bezüglich Zustellung von Sonntagszeitungen zu Rz 175, Tamedia/PPSR. 2018/4 880

117. Räumlich grenzt die WEKO den Markt für Zei- rung eines Zeitschriftentitels. Des Weiteren stelle sie die tungsdruck regelmässig überregional (bzw. sprachregio- Technologie für Webseiten von Dritten zur Verfügung. nal) ab.80 Da beim Akzidenzdruck die Distanz zwischen Diese Dienstleistungen im Bereich des Auftragsge- Verlag und Druckerei im Vergleich zum Zeitungsdruck schäfts für Dritte würden von der NZZ als Bündel ver- von untergeordneter Bedeutung ist, grenzt die WEKO schiedener Dienstleistungen angeboten. Dies bedeute, diesen Markt national ab.81 Ob beim Markt für Zeitungs- dass Dritte bei der NZZ mehrere Dienstleistungen als ein druck und dem Markt für Akzidenzdruck in räumlicher Gesamtangebot nachfragen würden. AZM sei nicht im Hinsicht jeweils auch das grenznahe Ausland zu berück- Bereich des Auftragsgeschäfts für Dritte tätig. sichtigen ist, kann auch vorliegend offengelassen wer- 124. Weitere Dienstleister in diesem Bereich seien bei- den.82 spielsweise die galledia AG, die Groupe Gassmann, die B.4.1.1.11. Markt für Buchverlage Zürichsee Medien AG, die Stämpfli AG sowie die Köme- dia AG. 118. Hinsichtlich Verlagswesen hat die WEKO einen sachlich relevanten Markt für Buchverlage abgegrenzt.83 125. Im Bereich Auftragsgeschäft für Dritte betrage der geschätzte Marktanteil von NZZ [<15 %]. Auch bei einer 119. In räumlicher Hinsicht hat die WEKO den Markt für alternativen Marktabgrenzung in verschiedene Märkte Buchverlage zumindest sprachregional abgegrenzt.84 läge der geschätzte Marktanteil von NZZ je [<35 %]. Aufgrund der beschränkten Aktivitäten der Zusammen- Aufgrund dieser Angaben kann für dieses Zusammen- schlussparteien auf diesem Markt kann auch vorliegend schlussvorhaben auf eine weitere Analyse verzichtet offenbleiben, ob der Markt für Buchverlage allenfalls werden. über die Landesgrenze hinaus nach Sprachräumen ab- zugrenzen ist. B.4.1.1.15. Weitere Tätigkeiten B.4.1.1.12. Märkte für Verkauf von Büchern 126. Gemäss Meldung betreiben AZM und NZZ am Rande folgende weitere Tätigkeiten: Online- 120. Gemäss Praxis der WEKO ist grundsätzlich zwi- Merchandising im Zusammenhang mit Medienproduk- schen dem Verkauf von Büchern an Endkunden und ten, Event-Veranstaltung, Ticketverkauf und IT- dem Verkauf von Büchern an Wiederverkäufer zu unter- Dienstleistungen. Zudem betreibe AZM die Internetseite scheiden. Überdies sind diese beiden Märkte aufgrund swissmom.ch. Die Marktanteile in diesen Bereichen der Sprache der verkauften Bücher jeweils weiter zu würden [<5 %] betragen. Aufgrund der Angaben der unterteilen.85 Meldung kann für diese „Randtätigkeiten“ von einer Un- 121. In räumlicher Hinsicht hat die WEKO die Märkte für bedenklichkeit des Zusammenschlussvorhabens ausge- den Verkauf von Büchern an Endkunden national oder gangen und auf eine Abgrenzung von relevanten Märk- sprachregional abgegrenzt.86 Die Märkte für den Verkauf ten verzichtet werden. Allerdings ist darauf hinzuweisen, von Büchern an Wiederverkäufer hat die WEKO grund- dass eine Marktabgrenzung nicht automatisch nur für sätzlich international nach Sprachräumen abgegrenzt.87 jene Bereiche notwendig ist, in denen die beteiligten Aufgrund der beschränkten Aktivitäten der Zusammen- Unternehmen Tätigkeiten mit einem grossen Umfang schlussparteien auf diesen Märkten kann auf eine ab- aufweisen sowie Marktanteilsadditionen erfolgen oder schliessende Marktabgrenzung verzichtet werden. denkbar sind (vgl. Rz 65 und 126). Unter Umständen sind auch Bereiche zu prüfen, in welchen die am Zu- B.4.1.1.13. Corporate Media Publishing sammenschluss beteiligten Unternehmen nur am Rande 122. Die WEKO ist im Bereich der Unterstützung Dritter tätig sind. Es ist möglich, dass die Beteiligten mit ihren bei Strategie, Konzeption, Inhaltserstellung und Produk- Randtätigkeiten auf den relevanten Märkten gewichtige tion unternehmenseigener Publikationen im Zusammen- schlussverfahren Axel Springer/Ringier von einem sach- lich relevanten Markt für Corporate Media Publishing ausgegangen.88 Aufgrund der geringen Aktivitäten der 80 Vgl. RPW 2009/3, 268 Rz 177 sowie 291 Rz 259 f., Tamedia/PPSR; Zusammenschlussparteien in jenem Verfahren hat die RPW 2007/4, 614 Rz 98, Tamedia AG/Espace Media Groupe. WEKO den Markt jedoch nicht näher abgegrenzt. Auch 81 Vgl. RPW 2014/4, 716 Rz 68, Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 268 vorliegend weisen die Zusammenschlussparteien ge- Rz 179, Tamedia/PPSR. 82 mäss Meldung nur geringe Aktivitäten in diesem Bereich Vgl. RPW 2014/4, 716 Rz 68 f., Ringier/Le Temps; RPW 2009/3, 268 Rz 180, Tamedia/PPSR. auf, weshalb die konkrete Marktabgrenzung offengelas- 83 Vgl. RPW 2014/3, 546 Rz 13, Droege International Group sen werden kann. Für das vorliegende Zusammen- AG/Verlagsgruppe Weltbild GmbH i.I.; RPW 2001/3, 561 Ziff. 3, Benteli schlussvorhaben kann von einer sprachregionalen räum- Verlags AG. 84 lichen Marktabgrenzung ausgegangen werden. Vgl. RPW 2014/3, 546 Rz 13, Droege International Group AG/Verlagsgruppe Weltbild GmbH i.I.; RPW 2001/3, 561 Ziff. 3, Benteli B.4.1.1.14. Auftragsgeschäft für Dritte Verlags AG. 85 Vgl. RPW 2014/3, 546 Rz 8, Droege International Group 123. Gemäss Meldung ist NZZ marginal im Bereich des AG/Verlagsgruppe Weltbild GmbH i.I.; RPW 2013/2, 247 Rz 45, Orell Füssli/Thalia. Auftragsgeschäfts für Dritte tätig. Beim Auftragsgeschäft 86 Vgl. RPW 2014/3, 546 Rz 10, Droege International Group für Dritte würden insbesondere Verbände und Institutio- AG/Verlagsgruppe Weltbild GmbH i.I.; RPW 2013/2, 248 Rz 55 f., Orell nen aufgrund fehlender Ressourcen zur Wahrnehmung Füssli/Thalia. ihrer kommunikativen Aufgaben auf externe Dienstleister 87 Vgl. RPW 2014/3, 546 Rz 12, Droege International Group AG/Verlagsgruppe Weltbild GmbH i.I.; RPW 2013/2, 248 Rz 58, Orell zurückgreifen. So erbringe NZZ in diesem Bereich für Füssli/Thalia. Dritte redaktionelle Arbeiten sowie Abo- Dienstleistun- 88 Vgl. RPW 2015/3, 445 Rz 103 und 449 Rz 104, Axel Sprin- gen (wie bspw. das Inkasso) oder übernehme die Füh- ger/Ringier. 2018/4 881

Akteure darstellen. Deshalb ist je nachdem auch eine Unternehmen auf einem Markt, auf welchem das kontrol- Marktabgrenzung für Bereiche vorzunehmen, in denen lierte Unternehmen tätig sein wird, bislang keine Tätig- der Umfang der Tätigkeiten gering ist oder keine Markt- keit ausgeübt hat, ist zu prüfen, ob dieses kontrollerlan- anteilsadditionen erfolgen oder zu erwarten sind.89 gende Unternehmen allenfalls als potenzielle Konkur- renz Wettbewerbsdruck auf dem fraglichen Markt aus- B.4.1.2 Zusammenfassung relevante Märkte geübt hat, welcher durch das Zusammenschlussvorha- 126. Eine Zusammenfassung der relevanten Märkte und ben wegfällt. eine Übersicht über die in der Meldung angegebenen 131. Der potenziellen Konkurrenz kommt eine diszipli- Marktanteile von AZM und NZZ für das Jahr 2017 ge- nierende Wirkung nur dann zu, wenn es aufgrund von mäss Art. 11 Abs. 1 Bst. d VKU sind in der untenstehen- Marktverhalten (z B. einer Preiserhöhung) des allenfalls den Tabelle 6 enthalten. marktbeherrschenden Unternehmens mit hinreichender B.4.2 Voraussichtliche Stellung in den betroffenen Wahrscheinlichkeit zu Marktzutritten kommt, die Zutritte Märkten rasch erfolgen können (d.h. innerhalb von 2 bis 3 Jah- ren) und genügend gross sind. Sind Marktzutritte frühes- 127. Es werden nur diejenigen sachlichen und räumli- tens nach einigen Jahren oder nur von geringer Bedeu- chen Märkte einer eingehenden Analyse unterzogen, in tung zu erwarten, hat dies keinen nennenswerten Ein- welchen der gemeinsame Marktanteil in der Schweiz fluss auf das Verhalten des eingesessenen Unterneh- von zwei oder mehr der beteiligten Unternehmen 20 % mens, da diesem nur beschränkt ausgewichen werden oder mehr beträgt oder der Marktanteil in der Schweiz kann.94 In schrumpfenden Märkten, wie etwa den Le- von einem der beteiligten Unternehmen 30 % oder mehr sermärkten für Tageszeitungen (vgl. bspw. Rz 179), sind beträgt (vgl. Art. 11 Abs. 1 Bst. d VKU). Wo diese Marktzutritte zudem weniger wahrscheinlich als in Märk- Schwellen nicht erreicht werden, kann von der Unbe- ten, bei welchen in Zukunft mit hohem Wachstum ge- denklichkeit des Zusammenschlusses ausgegangen rechnet werden kann.95 werden. In der Regel erübrigt sich dann eine nähere Prüfung. 132. Tabelle 6 weist diejenigen Märkte aus, in welchen die Schwellenwerte von Art. 11 Abs. 1 Bst. d VKU er- 128. Hinsichtlich der Wettbewerbsanalyse lässt sich reicht werden (sog. „betroffene Märkte“). Gleichzeitig allgemein feststellen, dass diesbezüglich nicht einzig auf weist Tabelle 6 die Märkte aus, die einer weiteren Ana- die Marktanteile abzustellen ist. So folgert die schweize- lyse zu unterziehen sind. Keiner weiteren Analyse wer- rische Praxis und Lehre im Gegensatz zur Praxis in der den diejenigen Märkte unterzogen, in welchen zwar die EU aus einem hohen Marktanteil nicht per se eine Schwellenwerte gemäss Art. 11 Abs. 1 Bst. d VKU er- marktbeherrschende Stellung.90 Allerdings bildet der reicht werden, in denen aber das Zusammenschlussvor- Marktanteil von 50 % ein Indiz für eine marktbeherr- haben weder zu Marktanteilsadditionen führt, noch zu schende Stellung.91 Mit anderen Worten bestehen bei einem Wegfall disziplinierender oder genügend diszipli- einem Marktanteil von 50 % und mehr, Anhaltspunkte für nierender potenzieller Konkurrenz aufgrund der bisheri- das Vorhandensein einer marktbeherrschenden Stel- gen Entwicklungen und der gegenwärtigen Situation lung. Im Rahmen der vorliegenden Prüfung gemäss (vgl. zur potenziellen Konkurrenz in den Zeitungsmärk- Art. 33 KG ist zu untersuchen, ob sich diese Anhalts- ten insbesondere auch Rz 193 ff.). punkte erhärten lassen und das Zusammenschlussvor- haben eine marktbeherrschende Stellung, durch die wirksamer Wettbewerb beseitigt werden kann, begrün- det oder verstärkt.

129. Obwohl nicht einzig auf die Marktanteile abzustel- len ist, gibt die Analyse der Marktanteile einen ersten Überblick der Situation. Dabei ist zudem zu berücksich- tigen, dass sich bei Plattformmärkten („two-sided mar- kets“ oder „multi-sided business“) aufgrund der Zweisei- tigkeit auch bei vergleichsweise tiefen Marktanteilen eine marktbeherrschende Stellung ergeben kann.92 Somit 89 Vgl. RPW 2017/4, 586 Rz 65, Tamedia/Tradono Switzerland. können bei Plattformmärkten auch bei Marktanteilen 90 BGE 139 I 72 E. 9.3.3.2 (= RPW 2013/1, 129 E. 9.3.3.2), Publi- unter 50 % Anhaltspunkte für eine marktbeherrschende groupe SA et al./WEKO. 91 BGE 139 I 72 E. 9.3.3.2 (= RPW 2013/1, 130 E. 9.3.3.2), Pub- Stellung bestehen. ligroupe SA et al./WEKO; NEVEN J. DAMIEN, Analysis of Conglomerate Effects in EU Merger Control, in: Handbook of Antitrust Economics, 130. Weiter ist festzuhalten, dass eine marktbeherr- Herausgeber Buccirossi Paolo, 2008 (zit. NEVEN, Analysis of Con- schende Stellung nicht bloss durch Verschmelzung be- glomerate Effects in EU Merger Control), S. 205. ziehungsweise Addition von Marktanteilen entstehen 92 Vgl. RPW 2017/4, 587 Rz 68, Tamedia/Tradono Switzerland; RPW oder verstärkt werden kann. Möglich ist beispielsweise 2015/3 485 Rz 117, Tamedia/ricardo.ch. 93 Vgl. RPW 2016/1, 272 Rz 116, Tamedia/Tradono Denmark/Tradono auch, dass eine Marktbeherrschung durch den zusam- Switzerland; RPW 2015/3, 433 Rz 33, Axel Springer Schweiz/Ringier; menschlussbedingten Wegfall potenzieller Konkurrenz RPW 2014/4, 717 Rz 80, Ringier/Le Temps; RPW 2013/3, 360 Rz 47, begründet oder verstärkt wird. Dabei ist insbesondere zu Tamedia AG/Schibsted/SCMS/piazza.ch/car4you. 94 berücksichtigen, dass, analog zu Konzernverhältnissen, Vgl. RPW 2015/3, 501 Rz 203, Tamedia/ricardo.ch; RPW 2014/1, 236 Rz 177, Swatch Group Lieferstopp; Leitlinien zur Bewertung hori- nicht von Wettbewerbsdruck eines Mutterunternehmens zontaler Zusammenschlüsse gemäss der Ratsverordnung über die Kontrolle von Unternehmenszusammenschlüssen, ABl. C 31 vom auf das Gemeinschaftsunternehmen ausgegangen wer- 5.2.2004 (nachfolgend: EU-Horizontalleitlinien), S. 12 f., Rz 68 ff. 93 den kann. Selbst wenn also ein kontrollerlangendes 95 Vgl. EU-Horizontalleitlinien, Rz 72 (Fn 94). 2018/4 882

Tabelle 6: Zusammenfassung relevante Märkte und Übersicht Marktanteile 2017

Relevante Märkte Marktantei- Marktantei- Betroffe- Weitere le AZM96 le NZZ97 ner Markt98 Analyse Lesermarkt für Tageszeitungen im WG99 21 [70-80%] […] Ja Nein Luzern / OW/ NW ([0-5%]) [60-70%] Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 24 Zug […] Ja Nein ([0-10%]) Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 25 Uri / [20-30%] […] Nein Nein Schwyz ([0-5%]) Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 26 St. [70-80%] […] Ja Nein Gallen / AI / AR (0-5%) Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 27 Gla- [0-10%] […] Nein Nein rus / Obersee ([0-10%]) Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 28 [10-20%] […] Nein Nein Bündner Unterland ([0-10%]) Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 31 Ba- […] [30-40%] Ja Ja sel ([0-10%]) Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 32 So- […] [40-60%] Ja Ja lothurn ([0-10%]) Leser Tageszeitungen Tageszeitungen Leser Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 33 Ber- […] [0-10%] Nein Nein ner Seeland ([0-10%]) Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 41 Aar- [0-10%] [60-70%] Ja Ja gau ([0-10%]) Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 42 [0-10%] […] Nein Nein Schaffhausen ([0-10%]) Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 43 Zü- [0-10%] [0-10%] Ja Nein rich ([10-20%]) Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 44 [60-70%] […] Ja Nein Thurgau ([0-10%]) Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger im WG 21 […] [20-30%] Nein Nein Luzern / OW / NW Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger im WG 22 [20-30%] […] Nein Nein Berner Oberland Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger im WG 24 […] [20-30%] Nein Nein Zug Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger im WG 25 […] [0-10%] Nein Nein Uri / Schwyz Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger im WG 26 […] [20-30%] Nein Nein St. Gallen / AI / AR Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger im WG 28 […] [0-10%] Nein Nein Bündner Unterland Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger im WG 31 [20-30%] […] Nein Nein Basel

Leser Gratiszeitungen Gratiszeitungen Leser Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger im WG 32 [20-30%] […] Nein Nein Solothurn Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger im WG 33 [0-10%] […] Nein Nein Berner Seeland Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger im WG 34 [0-10%] […] Nein Nein Berner Mittelland Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger im WG 41 [10-20%] […] Nein Nein Aargau

96 In Klammern werden, soweit vorhanden, die Marktanteile für die Titel 98 Vgl Rz 127. angegeben, welche nicht in das GU eingebracht werden. 99 WEMF-Wirtschaftsgebiet. 97 In Klammern werden, soweit vorhanden, die Marktanteile für die Titel angegeben, welche nicht in das GU eingebracht werden. 2018/4 883

Relevante Märkte Marktan- Marktan- Betroffe- Weitere teile teile ner Analyse AZM96 NZZ97 Markt98 Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger im WG 43 [0-10%] […] Nein Nein Zürich Markt für Gratiszeitungen/-anzeiger im WG 44 […] [20-10%] Nein Nein Thurgau Markt für Sonntagszeitungen in der Deutsch- [10-20%] [0-10%] Ja Ja schweiz ([20-30%]) Markt für Zeitschriften für Essen & Trinken [10-20%] […] Nein Nein (3144) in der Deutschschweiz Markt für Zeitschriften für Haus und Wohnen […] [0-10%] Nein Nein (3151) in der Deutschschweiz Markt für Zeitschriften für Lifestyle (3156) in der […] [0-10%] Nein Nein Deutschschweiz Markt für Zeitschriften für Umwelt und Natur [0-10%] […] Nein Nein (3161) in der Deutschschweiz Markt für Zeitschriften für Familie und Erzie- [0-10%] […] Nein Nein hung (3165) in der Deutschschweiz Markt für Zeitschriften für Musik (3174) in der […] [10-20%] Nein Nein Deutschschweiz Markt für Zeitschriften für Sport allgemein [20-30%] […] Nein Nein (3611) in der Deutschschweiz Markt für Zeitschriften für Textilien, Leder und […] [40-50%] Ja Nein Bekleidung (4314) in der Deutschschweiz Markt für Zeitschriften für Ingenieure und Archi- […] [0-10%] Nein Nein tekten (4321) in der Deutschschweiz

Leser Zeitschriften Zeitschriften Leser Markt für Zeitschriften für Gebäudetechnik [0-10%] [0-10%] Nein Nein (4325) in der Deutschschweiz Markt für Zeitschriften für Gebäudetechnik [50-60%] […] Ja Nein (4325) in der Französischen Schweiz Markt für Zeitschriften für Elektrotechnik (4342) [20-30%] […] Nein Nein in der Deutschschweiz Markt für Zeitschriften für Elektronik, Steuerung und Regeltechnik (4344) in der Deutsch- [10-20%] […] Nein Nein schweiz Markt für Zeitschriften für Diverse Berufe (4411) bei Dienstleistungen in der Deutsch- […] [0-10%] Nein Nein schweiz Markt für Zeitschriften für Schule und Lehrer für […] [0-10%] Nein Nein Kinder (4531) in der Deutschschweiz [0-10%] [0-10%] Markt für News-Sites in der Deutschschweiz Nein Nein ([0-10%]) ([0-10%]) Markt für News-Sites im WG im WG 21 Luzern [0-10%] [10-20%] Ja Nein / OW / NW ([0-10%]) ([0-10%]) [0-10%] [10-20%] Markt für News-Sites im WG 24 Zug Ja Nein ([0-10%]) ([0-10%]) [0-10%] [0-10%] Markt für News-Sites im WG 25 Uri / Schwyz Ja Nein ([0-10%]) ([0-10%]) Markt für News-Sites im WG 26 St. Gallen / AI / [0-10%] [0-10%] Ja Nein AR ([0-10%]) ([0-10%]) News-Sites News-Sites Markt für News-Sites im WG 27 Glarus / Ober- [0-10%] [0-10%] Nein Nein see ([0-10%]) ([0-10%]) Markt für News-Sites im WG 28 Bündner Un- [0-10%] [0-10%] Nein Nein terland ([0-10%]) ([0-10%]) [0-10%] [0-10%] Markt für News-Sites im WG 31 Basel Nein Nein ([0-10%]) ([0-10%]) Markt für News-Sites im WG 32 Solothurn [0-10%] [0-10%] Nein Nein 2018/4 884

Relevante Märkte Marktan- Marktan- Betroffe- Weitere teile teile ner Analyse AZM96 NZZ97 Markt98 ([0-10%]) ([0-10%]) Markt für News-Sites im WG 33 Berner See- [0-10%] [0-10%] Nein Nein land ([0-10%]) ([0-10%]) [0-10%] [0-10%] Markt für News-Sites im WG 41 Aargau Ja Nein ([0-10%]) ([0-10%]) [0-10%] [0-10%] Markt für News-Sites im WG 42 Schaffhausen Nein Nein ([0-10%]) ([0-10%]) [0-10%] [0-10%] Markt für News-Sites im WG 43 Zürich Ja Nein ([0-10%]) ([0-10%]) [0-10%] [0-10%] Markt für News-Sites im WG 44 Thurgau Nein Nein ([0-10%]) ([0-10%]) Markt für Radiohörer im Versorgungsgebiet [10-20%] [0-10%] Nein Nein Aargau (15) Markt für Radiohörer im Versorgungsgebiet [0-10%] [10-20%] Nein Nein Innerschweiz-West (19) Markt für Radiohörer im Versorgungsgebiet [0-10%] [0-10%] Nein Nein

Radiohörer Radiohörer Zürich-Glarus (23) Markt für Radiohörer im Versorgungsgebiet [0-10%] [10-20%] Ja Nein Ostschweiz Ost (30) Markt für Fernsehzuschauer im Versorgungs- [0-10%] [0-10%] Nein Nein gebiet Bern (5) Markt für Fernsehzuschauer im Versorgungs- [0-10%] [0-10%] Nein Nein gebiet Aargau-Solothurn (8) Markt für Fernsehzuschauer im Versorgungs- [0-10%] [0-10%] Nein Nein gebiet Innerschweiz (9) Markt für Fernsehzuschauer im Versorgungs-

TV-Zuschauer TV-Zuschauer [0-10%] [0-10%] Nein Nein gebiet Zürich-Nordschweiz (10) Markt für Fernsehzuschauer im Versorgungs- [0-10%] [0-10%] Nein Nein gebiet Ostschweiz (11) Markt für die Bereitstellung von nationaler [10-20%] Print-Firmenwerbung (Tages-, Sonntags- und [0-10%] Ja Nein ([10-20%]) Wochenzeitungen) in der Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von loka- ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, […] [50-60%] Ja Nein Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 21 Luzern / OW / NW Markt für die Bereitstellung von loka- ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, [0-10%] […] Nein Nein Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 22 Berner Oberland Markt für die Bereitstellung von loka- ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, […] [70-80%] Ja Nein Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 24 Zug Markt für die Bereitstellung von loka- ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, […] [10-20%] Nein Nein Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 25 Uri / Schwyz Markt für die Bereitstellung von loka-

Bereitstellung Print-Firmenwerbung Print-Firmenwerbung Bereitstellung ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, […] [70-80%] Ja Nein Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 26 St. Gallen / AI / AR Markt für die Bereitstellung von loka- ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, […] [30-40%] Ja Nein Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 28 Bündner Unterland Markt für die Bereitstellung von loka- [30-40%] […] Ja Nein ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, 2018/4 885

Relevante Märkte Marktan- Marktan- Betroffe- Weitere teile teile ner Analyse AZM96 NZZ97 Markt98 Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 31 Basel Markt für die Bereitstellung von loka- ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, [50-60%] […] Ja Nein Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 32 Solothurn Markt für die Bereitstellung von loka- ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, [0-10%] […] Nein Nein Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 33 Berner Seeland Markt für die Bereitstellung von loka- ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, [0-10%] […] Nein Nein Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 34 Berner Mittelland Markt für die Bereitstellung von loka- ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, [40-50%] […] Ja Nein Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 41 Aargau Markt für die Bereitstellung von loka- ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, […] [10-20%] Nein Nein Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 43 ([0-10%]) Zürich Markt für die Bereitstellung von loka- ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, […] [50-60%] Ja Nein Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 44 Thurgau Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Essen und Trinken [10-20%] […] Nein Nein (3144) in der Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Haus und Wohnen […] [0-10%] Nein Nein (3151) in der Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Lifestyle (3156) in […] [0-10%] Nein Nein der Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Umwelt und Natur [10-20%] […] Nein Nein (3161) in der Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Familie und Erzie- [30-40%] […] Nein Nein hung (3165) in der Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Musik (3174) in der […] [10-20%] Nein Nein Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Sport allgemein [80-90%] […] Ja Nein (3611) in der Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Textilien, Leder und […] [60-70%] Ja Nein Bereitstellung Zeitschriften-Werbung Zeitschriften-Werbung Bereitstellung Bekleidung (4314) in der Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Ingenieure, Architek- […] [10-20%] Nein Nein ten (4321) in der Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Gebäudetechnik [40-50%] [10-20%] Ja Ja (4325) in der Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Gebäudetechnik [70-80%] […] Ja Nein (4325) in der Französischen Schweiz Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- [40-50%] […] Ja Nein 2018/4 886

Relevante Märkte Marktan- Marktan- Betroffe- Weitere teile teile ner Analyse AZM96 NZZ97 Markt98 Werbung in der Kategorie Elektrotechnik (4342) in der Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Elektronik, Steue- [20-30%] […] Nein Nein rung, Regeltechnik (4344) in der Deutsch- schweiz Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Dienstleistungen […] [0-10%] Nein Nein Diverse Berufe (4411) in der Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Schule und Lehrer […] [0-10%] Nein Nein für Kinder (4531) in der Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von statischen On- [0-10%] [0-10%] Nein Nein line-Werbeflächen in der Deutschschweiz ([0-10%]) ([0-10%]) Markt für die Bereitstellung von dynamischen [0-10%] [0-10%] Nein Nein Online-Werbeflächen in der Deutschschweiz ([0-10%]) ([0-10%]) Markt für die Bereitstellung von nicht- zielgerichteter nationaler Radiowerbung in der [20-30%] [0-10%] Ja Nein Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von nicht- zielgerichteter lokaler/regionaler Radiowerbung [90-100%] […] Ja Nein im Versorgungsgebiet Aargau (15) Markt für die Bereitstellung von nicht- zielgerichteter lokaler/regionaler Radiowerbung […] [90-100%] Ja Nein im Versorgungsgebiet Innerschweiz West (19) Markt für die Bereitstellung von nicht- zielgerichteter lokaler/regionaler Radiowerbung [30-40%] […] Ja Nein im Versorgungsgebiet Zürich-Glarus (23) Bereitstellung Radiowerbung Radiowerbung Bereitstellung Markt für die Bereitstellung von nicht- zielgerichteter lokaler/regionaler Radiowerbung […] [90-100%] Ja Nein im Versorgungsgebiet Ostschweiz Ost (30) Markt für die Bereitstellung von nicht- zielgerichteter nationaler TV-Werbung in der [0-10%] [0-10%] Nein Nein Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von nicht- zielgerichteter lokaler/regionaler TV-Werbung [90-100%] […] Ja Nein im Versorgungsgebiet Bern (5) Markt für die Bereitstellung von nicht- zielgerichteter lokaler/regionaler TV-Werbung [90-100%] […] Ja Nein im Versorgungsgebiet Aargau-Solothurn (8) Markt für die Bereitstellung von nicht- zielgerichteter lokaler/regionaler TV-Werbung […] [90-100%] Ja Nein im Versorgungsgebiet Innerschweiz (9) Markt für die Bereitstellung von nicht-

Bereitstellung TV-Werbung TV-Werbung Bereitstellung zielgerichteter lokaler/regionaler TV-Werbung [90-100%] […] Ja Nein im Versorgungsgebiet Zürich-Nordschweiz (10) Markt für die Bereitstellung von nicht- zielgerichteter lokaler/regionaler TV-Werbung […] [90-100%] Ja Nein im Versorgungsgebiet Ostschweiz (11) Markt für die Vermarktung/Vermittlung von nationaler Print-Firmenwerbung in der [0-10%] [0-10%] Nein Nein Deutschschweiz Markt für die Vermarktung/Vermittlung von lokaler/regionaler Print-Firmenwerbung in der [0-10%] [0-10%] Nein Nein Deutschschweiz

Werbung Werbung Märkte für die Vermarktung/Vermittlung von Zeitschriften-Werbung in der Kategorie Musik […] [10-20%] Nein Nein (3174) in der Deutschschweiz Vermarktung/Vermittlung Vermarktung/Vermittlung Märkte für die Vermarktung/Vermittlung von […] [10-20%] Nein Nein 2018/4 887

Relevante Märkte Marktan- Marktan- Betroffe- Weitere teile teile ner Analyse AZM96 NZZ97 Markt98 Zeitschriften-Werbung in der Kategorie Diverse Interessenverbände (3581) in der Deutsch- schweiz Märkte für die Vermarktung/Vermittlung von Zeitschriften-Werbung in der Kategorie Spezi- […] [10-20%] Nein Nein aldisziplinen (4127) in der Deutschschweiz Märkte für die Vermarktung/Vermittlung von Zeitschriften-Werbung in der Kategorie Grafi- […] [10-20%] Nein Nein sche Industrie (4315) in der Deutschschweiz Märkte für die Vermarktung/Vermittlung von Zeitschriften-Werbung in der Kategorie Perso- […] [10-20%] Nein Nein nal der öffentlichen Verwaltung (4513) in der Deutschschweiz Markt für die Vermarktung/Vermittlung von […] [0-10%] Nein Nein statischen Online-Werbeflächen in der Schweiz Markt für die Vermarktung/Vermittlung von dynamischen Online-Werbeflächen in der […] [0-10%] Nein Nein Schweiz Markt für die Vermarktung/Vermittlung von nicht-zielgerichteter nationaler TV-Werbung in [0-10%] […] Nein Nein der Deutschschweiz Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Stellen- [0-10%] [0-10%] Nein Nein Rubrikanzeigen in der Deutschschweiz ([0-10%]) Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Fahr- [0-10%] [0-10%] Nein Nein zeug-Rubrikanzeigen in der Deutschschweiz ([0-10%])

gen gen Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Immobi- [0-10%] [0-10%] Nein Nein lien-Rubrikanzeigen in der Deutschschweiz ([0-10%]) Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Rubrik- [0-10%] anzeigen (ohne Stellen/Immobilien/Fahrzeuge) [0-10%] Nein Nein

Inserenten Rubrikanzei- Inserenten ([0-10%]) in der Deutschschweiz Markt für Nutzer/Leser von (Print-/Online-) Stel- [0-10%] [0-10%] Nein Nein len-Rubrikanzeigen in der Deutschschweiz ([0-10%]) Markt für Nutzer/Leser von (Print-/Online-) [0-10%] Fahrzeug-Rubrikanzeigen in der Deutsch- [0-10%] Nein Nein ([0-10%]) schweiz Markt für Nutzer/Leser von (Print-/Online-) Im- [0-10%] mobilien-Rubrikanzeigen in der Deutsch- [0-10%] Nein Nein ([0-10%]) schweiz Markt für Nutzer/Leser von (Print-/Online-) Rubrikanzeigen (ohne Stel- [0-10%] [0-10%] Nein Nein

Nutzer/Leser Rubrikanzeigen Rubrikanzeigen Nutzer/Leser len/Immobilien/Fahrzeuge) in der Deutsch- ([0-10%]) schweiz Markt für Leser/Nutzer von (Print-/Online-) An- [0-10%] [0-10%] Nein Nein kündigungsanzeigen in der Deutschschweiz ([0-10%]) Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Ankün- [0-10%] [0-10%] Nein Nein digungsanzeigen in der Deutschschweiz Markt für die Frühzustellung von Zeitungen in [20-30%] […] Nein Nein der Deutschschweiz100 Markt für die Frühzustellung von Zeitungen im [0-10%] […] Nein Nein WG 31 Basel Markt für die Frühzustellung von Zeitungen im [80-90%] […] Ja Nein WG 32 Solothurn Markt für die Frühzustellung von Zeitungen im

Frühzustellung Frühzustellung [90-100%] […] Ja Nein WG 41 Aargau Markt für die Frühzustellung von Zeitungen im [0-10%] […] Nein Nein WG 43 Zürich 2018/4 888

Relevante Märkte Marktan- Marktan- Betroffe- Weitere teile teile ner Analyse AZM96 NZZ97 Markt98 Markt für Druckvorstufe in der Schweiz [0-10%] [0-10%] Nein Nein

rei rei Markt für Zeitungsdruck in der Deutschschweiz [0-10%] [10-20%] Nein Nein

Drucke- Markt für Akzidenzdruck in der Schweiz [0-10%] [0-10%] Nein Nein Markt für Buchverlage in der Deutschschweiz [0-10%] [0-10%] Nein Nein Markt für den Verkauf von deutschsprachigen [0-10%] [0-10%] Nein Nein Büchern an Endkunden in der Deutschschweiz Markt für den Verkauf von deutschsprachigen Büchern an Wiederverkäufer im deutschen [0-10%] [0-10%] Nein Nein Sprachraum

Bücher Bücher Markt für den Verkauf von französischsprachi- gen Büchern an Endkunden in der Deutsch- […] [0-10%] Nein Nein schweiz Markt für den Verkauf von französischsprachi- gen Büchern an Wiederverkäufer im deutschen […] [0-10%] Nein Nein Sprachraum Markt für Corporate Media Publishing in der [0-10%] [0-10%] Nein Nein Deutschschweiz

133. Der Übersicht halber führt Tabelle 7 noch einmal die Märkte auf, die einer weiteren Analyse zu unterzie- hen sind.

Tabelle 7: Übersicht weiter zu analysierende Märkte

Relevante Märkte Marktan- Marktan- Marktan- Weitere teile teile teile GU Analyse AZM101 NZZ102 […] Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 31 Basel [30-40%] [30-40%] Ja ([0-10%]) […] Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 32 Solothurn [50-60%] [50-60%] Ja ([0-10%]) [0-10%] Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 41 Aargau [60-70%] [60-70%] Ja ([0-10%]) [10-20%] Markt für Sonntagszeitungen in der Deutschschweiz [0-10%] [10-20%] Ja ([20-30%]) Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften-Werbung in der Kategorie Gebäudetechnik (4325) in der [40-50%] [10-20%] [50-60%] Ja Deutschschweiz

B.4.2.1 Vorbemerkungen zu den Lesermärkten für geografischer Hinsicht ergänzten. Das GU werde ledig- Tageszeitungen lich im WEMF-Wirtschaftsgebiet 41 Aargau zu einer vernachlässigbaren Überlappung der Tätigkeiten von 134. Zu den Lesermärkten für Tageszeitungen erhebt AZM und NZZ von [<5 %] führen. Solch geringe Markt- die Meldung zunächst folgendes Vorbringen. Das Zu- anteilsadditionen seien gemäss bundesgerichtlicher sammenschlussvorhaben führe in den einzelnen WEMF- Rechtsprechung103 und Praxis der WEKO104 vernachläs- Wirtschaftsgebieten grundsätzlich zu keinen Überlap- sigbar, da sie die bestehende Marktstruktur nicht änder- pungen, da sich die in das GU einzubringenden Titel in ten.

100 Vgl. Gesamter Marktanteil in den Tätigkeitsgebieten von AZM (WG 103 Die Meldung bezieht sich dabei auf BGE 133 II104 E. 8. (= RPW 31, 32, 41 und 43). Bei einer Berücksichtigung des Gesamtmarktes in 2007/2, 329 E. 8.), Swissgrid/WEKO. der Deutschschweiz fiele der Marktanteil des GU noch geringer aus. 104 Die Meldung bezieht sich auf: RPW 2016/1, 330 Rz 248, 101 In Klammern werden, soweit vorhanden, die Marktanteile für die SRG/Swisscom/Ringier; RPW 2014/4, 768 Rz 72, Tamedia/home.ch; Titel angegeben, welche nicht in das GU eingebracht werden. RPW 2014/1, 299 Rz 44 und weitere, Tamedia AG/Unternehmensteil 102 In Klammern werden, soweit vorhanden, die Marktanteile für die B2C der Ticketportal AG; RPW 2009/3, 296 Rz 274, Tamedia/PPSR; Titel angegeben, welche nicht in das GU eingebracht werden. RPW 2000/1, 42, Buchs AG/AG für die Neue Zürcher Zeitung.

2018/4 889

135. Zu diesem Vorbringen ist zu präzisieren, dass das keinen Einfluss auf die Marktstruktur im Bereich der Bundesgericht im in der Meldung geltend gemachten Tageszeitungen zeitigen. Urteil zum Schluss kam, das Zusammenschlussvorha- 138. Entgegen der Ansicht der Meldung ändert mit dem ben beseitige mithin Wettbewerb bereits deshalb nicht, Zusammenschlussvorhaben die Marktstruktur. Indem weil ein solcher gar nicht existiert und nicht innert ver- AZM und NZZ ein GU gründen, in das sie den Hauptteil nünftiger Frist realisiert werden kann. Wegen fehlendem ihrer Geschäftsbereiche einbringen (vgl. Rz 4 und 9), aktuellen und in einem absehbaren und damit vernünfti- ändern sich die Kontrollverhältnisse in Bezug auf die in gen Zeitraum fehlenden potenziellen Wettbewerb liegen das GU eingebrachten Geschäftsbereiche. Neu tritt das gemäss Bundesgericht die Voraussetzungen nach GU auf dem Markt auf, das Geschäftsbereiche von so- Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG für einen Eingriff der Wettbe- wohl AZM als auch von NZZ vereint. Zudem entsteht mit werbsbehörden im Rahmen der Zusammenschlusskon- dem GU ein neuer Marktteilnehmer, welcher unter ge- trolle nicht vor.105 Daran vermochte die einzige Ausnah- meinsamer Kontrolle von AZM und NZZ steht. Mit der me der Elektra Birseck diese Ausgangslage nicht we- Gründung des GU und der Einbringung von Geschäfts- sentlich zu verändern: „Zurzeit hat, soweit bekannt, nur bereichen von AZM und NZZ entstehen neu Interdepen- ein Elektrizitätswerk, die Elektra Birseck, die Möglichkeit, denzen zwischen AZM und NZZ ebenfalls hinsichtlich Strom von mehr als einem Lieferanten aus dem Über- der Geschäftsbereiche, welche bei AZM und NZZ blei- tragungsnetz zu beziehen; nur in diesem Sonderfall be- ben: analog zu Konzernverhältnissen kann nicht von steht mithin die faktische Möglichkeit, das Übertra- Wettbewerbsdruck eines Mutterunternehmens auf das gungsnetz über mehr als eines der am vorliegenden Gemeinschaftsunternehmen ausgegangen werden (vgl. Zusammenschlussprojekt Swissgrid AG beteiligten Un- Rz 130). ternehmen zu nuzen.“106 Dazu hielt das Bundesgericht weiter fest, das „Netz als natürliches Monopol unterliegt 139. Dazu führt die Stellungnahme zur vorläufigen Prü- in diesem Sinne keinem direkten Wettbewerb.“107 Diese fung aus, dass das GU im Rahmen des geplanten Zu- Ausführungen zeigen, dass es beim zitierten Urteil im sammenschlussvorhabens keinen Einfluss auf die Aus- Unterschied zum vorliegenden Zusammenschlussvorha- richtung, Vermarktung oder Preissetzung des Titels ben um ein natürliches Monopol ging und um eine fakti- „Neue Zürcher Zeitung“ erhalte. NZZ werde ihren Titel sche Möglichkeit (der Elektra Birseck) in Wettbewerb zu „Neue Zürcher Zeitung“ in völliger Unabhängigkeit her- treten. Es ging nicht um die Frage von geringen Markt- ausgeben. Demnach liege in Bezug auf den Titel „Neue anteilsadditionen und dass geringe Marktanteilsadditio- Zürcher Zeitung“ kein Konzernsachverhalt vor. Das Zu- nen vernachlässigbar seien, weil sie die bestehende sammenschlussvorhaben führe somit auch zu keiner Marktstruktur nicht änderten. Dieser Zusammenhang Veränderung der Wettbewerbsverhältnisse. kann aus dem zitierten Urteil nicht abgeleitet werden. 140. Hierzu ist festzuhalten, dass nicht nur wesentlich 136. Bezüglich der geltend gemachten Praxis der WEKO ist, ob das GU Einfluss auf ihre Muttergesellschaften ist festzuhalten, dass diese jeweils die Frage behandelt, ausüben kann. Entscheidend ist auch, ob die Mutterge- ob es durch die Zusammenschlussvorhaben und die sellschaften Einfluss auf das GU ausüben. Im vorliegen- damit einhergehenden Marktanteilsadditionen zu einer den Fall wird NZZ Einfluss auf das GU nehmen. Begründung oder einer Verstärkung einer marktbeherr- Dadurch erfolgt eine Abstimmung des Verhaltens von schenden Stellung kommt.108 Oder es geht um die Frage NZZ auf das GU. Somit ist nicht von einem Wettbe- eines Eingriffs gemäss Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG im werbsdruck des Titels „Neue Zürcher Zeitung“ auf die Rahmen der Prüfung eines Zusammenschlussvorha- Tageszeitungen des GU auszugehen. Zum Vorbringen, bens.109 Überdies hält die WEKO in ihrer in der Meldung dass die „Neue Zürcher Zeitung“ wegen der weiteren zitierten Praxis ausdrücklich fest: „Allerdings können Verfügbarkeit nach dem Zusammenschlussvorhaben auch niedrige Marktanteilsadditionen in der Kontrolle von keine Auswirkungen auf die Marktstruktur habe, ist auf Unternehmenszusammenschlüssen nicht zwangsläufig Rz 138 zu verweisen. als unproblematisch angesehen werden, falls das über- nehmende Unternehmen über eine starke Stellung ver- fügt.“110 Somit erachtet die WEKO entgegen der Ansicht der Meldung geringe Marktanteilsadditionen gerade nicht als per se vernachlässigbar (vgl. auch Rz 65, 126 105 BGE 133 II 104 E. 8.3 (= RPW 2007/2, 329 E. 8.3), Swiss- und 130). grid/WEKO. 106 137. Weiter bringt die Meldung zu den Lesermärkten für BGE 133 II 104 E. 7.2.4 (= RPW 2007/2, 329 E. 7.2.4), Swiss- grid/WEKO. Tageszeitungen vor, die Tageszeitung „Neue Zürcher 107 BGE 133 II 104 E. 8.2 (= RPW 2007/2, 329 E. 8.2), Swiss- Zeitung“ werde wie bis anhin in allen WEMF- grid/WEKO. Wirtschaftsgebieten, in denen das GU tätig sein werde, 108 Vgl. RPW 2016/1, 330 Rz 248, SRG/Swisscom/Ringier; RPW von NZZ angeboten werden. Für die Leserschaft von 2014/4, 768 Rz 72, Tamedia/home.ch; RPW 2014/1, 299 Rz 44, Ta- media AG/Unternehmensteil B2C der Ticketportal AG; RPW 2000/1, Tageszeitungen ändere sich deshalb auch nach dem 42, Buchs AG/AG für die Neue Zürcher Zeitung. Zusammenschlussvorhaben nichts. So werde ein Leser 109 Vgl. RPW 2016/1, 330 Rz 248, SRG/Swisscom/Ringier; RPW der „Neuen Zürcher Zeitung“ nach dem Zusammen- 2009/3, 296 Rz 274, Tamedia/PPSR. 110 schluss weiterhin diesen Titel lesen und nicht etwa auf Vgl. RPW 2014/4, 768 Rz 72, Tamedia/home.ch; vgl. auch RPW 2016/1, 274 Rz 120, Tamedia/Tradono Denmark/Tradono Switzerland; die „Aargauer Zeitung“ ausweichen und umgekehrt. Das RPW 2016/1, 238 Rz 37, Tamedia/Adextra; RPW 2015/3, 475 Rz 68, Zusammenschlussvorhaben werde aus diesem Grund Tamedia/ricardo.ch.

2018/4 890

141. Dann machen die Meldung und die Stellungnahme die Produkte und Dienstleistungen, die dem relevanten zur vorläufigen Prüfung zu den Lesermärkten für Tages- Markt zugeordnet sind. Für eine Übersicht über die zeitungen geltend, die „Neue Zürcher Zeitung“ sei klar Grössenverhältnisse im relevanten Markt und über die anders als die in das GU einzubringenden Regional- Wettbewerbssituation sind die Marktanteile heranzuzie- medien positioniert, obwohl sie nach der Praxis der WE- hen (vgl. Rz 129). Dem Marktanteil kommt bei der Beur- KO zwar in dieselbe Kategorie wie die Regionalmedien teilung eines Zusammenschlusses eine wichtige Rolle falle. Dies sei bei der kartellrechtlichen Beurteilung des zu.116 Deshalb ist entgegen der Ansicht der Meldung die vorliegenden Zusammenschlussvorhabens entspre- Addition von Marktanteilen im Wesentlichen nicht nur im chend zu berücksichtigen. So stellten Marktanteile auf Fall eines Zusammenschlusses von Herstellern enger Märkten mit differenzierten Produkten, das heisse Pro- Substitute relevant. Die Addition von Marktanteilen ist für dukten, die sich durch eines oder mehrere Attribute von alle Produkte und Dienstleistungen gewichtig, die zum konkurrierenden Produkten unterscheiden würden, aus relevanten Markt gehören. Weiter ist festzuhalten, dass wettbewerbsökonomischer Sicht kein gutes Indiz für die sich die WEKO bei der Frage nach einer marktbeherr- Marktstellung eines Unternehmens dar.111 Eine Bildung schenden Stellung nicht alleine auf Marktanteile bezieht von Teilmärkten sei bei differenzierten Produkten jedoch (vgl. Rz 129 und 153 ff.). Die WEKO berücksichtigt auch aus ökonomischer Sicht ebenfalls keine überzeugende andere Grössen wie beispielsweise die relative Position Alternative.112 Vielmehr sei bei Märkten mit differenzier- der anderen Wettbewerber oder die Existenz potenziel- ten Produkten im Rahmen des fusionskontrollrechtlichen ler Marktteilnehmer.117 Verfahrens darauf abzustellen, ob die in diesem Markt 145. Zudem ändert die spezifische Ausrichtung des Ti- vorhandenen Produkte enge oder entfernte Substitute tels „Neue Zürcher Zeitung“ und dessen Bezug in Er- darstellen würden und ob das Zusammenschlussvorha- gänzung zu einer lokalen Regionalzeitung nichts daran, ben Auswirkungen auf die Marktstruktur zeitigen könne. dass durch das Zusammenschlussvorhaben ein neuer Die Addition von Marktanteilen sei im Wesentlichen nur Marktteilnehmer (das GU) entsteht, über den AZM und im Fall eines Zusammenschlusses von Herstellern enger NZZ gemeinsame Kontrolle verfügen. Dadurch entste- Substitute relevant. Die „Neue Zürcher Zeitung“ stelle im hen zwischen AZM und NZZ neu Interdependenzen Vergleich mit den Regionalzeitungen ein Premium- ebenfalls hinsichtlich der Geschäftsbereiche, welche bei Produkt dar. Der Lesermarkt für Tageszeitungen sei vor AZM und NZZ bleiben (vgl. Rz 138). Mit dem GU fällt der diesem Hintergrund differenzierter zu betrachten. Wettbewerbsdruck zwischen den Regionalmedien von 142. So verstehe sich die „Neue Zürcher Zeitung“ im AZM und des Titels „Neue Zürcher Zeitung“ weg. Unterschied zu den regional ausgerichteten Tageszei- 146. Als Nächstes führt die Meldung aus, dass die tungen nicht als regionale Forumszeitung, die in einer „Neue Zürcher Zeitung“ keinen Konkurrenztitel zu den bestimmten Region sämtliche Einwohner anspreche und Regionalmedien darstelle, ergebe sich im Übrigen auch auch ihren Inhalt dementsprechend ausrichte. Vielmehr aus einer Analyse der Marktanteile dieser Titel. So gehe ziele sie auf eine überregionale Zielgruppe, welche eine aus den in den Beilagen ausgewiesenen Marktanteilen Zeitung mit spezifischer Qualität, das heisse ein Premi- hervor, dass der relative Marktanteil der „Neuen Zürcher um-Produkt erwarte. Dies erlaube es der „Neuen Zür- Zeitung“ im Vergleich zu den Regionalmedien vor allem cher Zeitung“ auch stärker als regionale Forumszeitun- davon abhänge, wie städtisch und wie weit entfernt das gen publizistisch einen pointierteren politisch- jeweilige WEMF-Gebiet von Zürich sei. In den einzelnen weltanschaulichen Standpunkt einzunehmen. So habe WEMF-Gebieten sei jedoch kein Unterschied zwischen sich die „Neue Zürcher Zeitung“ schon immer als natio- dem Verhältnis der Marktanteile der „Neuen Zürcher nales Leitmedium verstanden. Entsprechend werde sie Zeitung“ und den Regionalzeitungen erkenntlich, und häufig in Ergänzung zu einer lokalen Regionalzeitung zwar unabhängig davon, ob die jeweilige Regionalzei- abonniert. tung AZM oder NZZ gehörten. Dies bedeute, dass in den 143. Gemäss Meldung ist ein weiteres Indiz dafür, dass WEMF-Gebieten, in denen NZZ neben der „Neuen Zür- die „Neue Zürcher Zeitung“ und die Regionalmedien cher Zeitung“ auch eine Regionalzeitung kontrolliere, die lediglich entfernte Substitute darstellten und das Zu- sammenschlussvorhaben entsprechend keine Auswir- 111 Die Meldung bezieht sich dabei auf folgende Literatur: RPW 2005/1, kungen auf die Marktstruktur haben werde, dass die 49 Rz 37, TopCard-Angebot der Bergbahnen Lenzerheide-Valbella, „Neue Zürcher Zeitung“ gerade nicht in das GU einge- Klosters-Davos und Flims-Laax-Falera; Bundeskartellamt, Leitfaden bracht werde. […]. zur Marktbeherrschung in der Fusionskontrolle, Rz 37, (05.06.2018); ULRICH SCHWALBE/DANIEL ZIMMER, zunächst festzuhalten, dass die zentrale Grundlage für Kartellrecht und Ökonomie, 2. Auflage, 2011, (zit. Schwalbe/Zimmer, Kartellrecht/Ökonomie), 88 f.; SIMON BISHOP/MIKE WALKER, The Eco- die Beurteilung eines Zusammenschlussvorhabens die nomics of EC Competition Law: Concepts, Application and Measure- Analyse der Situation auf den einzelnen relevanten ment, 3. Auflage, 2010, Rz 4-047 f. Märkten ist.113 Dies erfordert die Definition der relevan- 112 Die Meldung bezieht sich dabei auf SCHWALBE/ZIMMER (Fn 111), 114 Kartellrecht/Ökonomie, 88 f. ten Märkte. Der relevante Markt ist das Set aller Pro- 113 RPW 2008/2, 314 Rz 213, fenaco/Steffen-Ris Holding AG. dukte und geografischen Gebiete, zu welchen die Pro- 114 RPW 2008/2, 314 Rz 212, fenaco/Steffen-Ris Holding AG. dukte der sich zusammenschliessenden Unternehmen 115 Vgl. MASSIMO MOTTA, Competition Policy – Theory and Practice, gehören. Es ist dieses Set von Produkten (und Gebie- Cambridge University Press, 2004, S. 101. 116 Vgl. MARCEL MEINHARDT/ASTRID WASER, in: Basler Kommentar, ten), das den betrachteten Unternehmen möglicherweise Kartellgesetz, Amstutz/Reinert (Hrsg.), 2010, Art. 10 KG N 61. 115 Wettbewerbsbeschränkungen erlaubt. In anderen 117 Vgl. auch MOTTA (Fn 115), 117. Worten erfolgt die Analyse der Wettbewerbssituation für 2018/4 891

Marktanteile der „Neuen Zürcher Zeitung“ nicht anders Zeitung“ und den Regionalzeitungen erkennbar sei. Bei seien als in den Regionen, in denen die NZZ nur mit der Gegenüberstellung dieser beiden Argumente ist zumin- „Neuen Zürcher Zeitung“ tätig sei. Somit könne ausge- dest unklar, ob und inwiefern die geltend gemachten schlossen werden, dass die Gründung des GU einen unterschiedlichen relativen Marktanteile in Abhängigkeit Einfluss auf die Marktstellung der Regionalmedien oder des Urbanisierungsgrads und der Distanz zum WEMF- der „Neuen Zürcher Zeitung“ haben werde. Wirtschaftsgebiet 43 Zürich in Einklang mit gleichen relativen Marktanteilen (zwischen „Neue Zürcher Zei- 147. Zu diesem Vorbringen ist zunächst festzustellen, tung“ und Regionalzeitungen) stehen. dass dieses etwas vage und interpretationsbedürftig erscheint. Einerseits geht die Meldung davon aus, dass 148. Weiter stellt folgende Tabelle 8 die von der Mel- der relative Marktanteil der „Neuen Zürcher Zeitung“ dung geltend gemachten relativen Marktanteile des Ti- davon abhängig ist, wie städtisch und wie weit entfernt tels „Neue Zürcher Zeitung“ im Vergleich zu den Regio- das WEMF-Wirtschaftsgebiet von Zürich sei. Anderer- nalzeitungen für die von der Meldung verwendeten seits geht die Meldung davon aus, dass in den einzelnen WEMF-Wirtschaftsgebiete und das Jahr 2017 dar. Eine WEMF-Wirtschaftsgebieten kein Unterschied zwischen Übersicht über die WEMF-Wirtschaftsgebiete enthält dem Verhältnis der Marktanteile der „Neuen Zürcher untenstehende Abbildung 1.

Tabelle 8: Relative Marktanteile „Neue Zürcher Zeitung“ gegenüber Regionalzeitungen (vgl. Tabelle 6)

Relevante Märkte Lesermärkte Tageszei- Marktan- Marktan- Marktanteil Marktanteil Relativer tungen teile teile Regionalzei- Titel «NZZ» Marktanteil AZM118 NZZ119 tungen AZM Titel und NZZ «NZZ»120 Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 21 […] [70-80%] [70-80%] [0-10%] [0-10%] Luzern / OW / NW Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 24 Zug […] [70-80%] [60-70%] [0-10%] [10-20%] Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 25 Uri / […] [20-30 %] [20-30%] [0-10%] [10-20%] Schwyz Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 26 […] [70-80%] [70-80%] [0-10%] [0-10%] St. Gallen / AI / AR Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 27 […] [0-10%] [0-10%] [0-10%] [400-410%] Glarus / Obersee Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 28 […] [10-20%] [10-20%] [0-10%] [20-30%] Bündner Unterland Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 31 [30-40%] […] [30-40%] [0-10%] [20-30%] Basel Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 32 [40-50%] […] [40-50%] [0-10%] [0-10%] Solothurn Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 33 [0-10%] […] [0-10%] [0-10%] [100-110%] Berner Seeland Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 41 [60-70%] [0-10%] [60-70%] [0-10%] [10-20%] Aargau Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 42 […] [0-10%] [0-10%] [0-10%] [290-300%] Schaffhausen Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 43 [0-10%] […] [0-10%] [10-20%] [460-470%] Zürich Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 44 […] [60-70%] [60-70%] [0-10%] [0-10%] Thurgau

149. Tabelle 8 bestätigt die von der Meldung vorge- 300 %]). Das WEMF-Wirtschaftsgebiet 28 Bündner Un- brachte Folgerung nicht, dass der relative Marktanteil terland weist im Vergleich zum WEMF-Wirtschaftsgebiet des Titels „Neue Zürcher Zeitung“ im Vergleich zu den 33 Berner Seeland ([100-110 %]) einen geringen relati- Regionalmedien abhängig davon ist, wie städtisch und ven Marktanteil von [20-30 %] auf; diese beiden WEMF- wie weit entfernt das jeweilige WEMF-Wirtschaftsgebiet Wirtschaftsgebiete sind nicht direkt zum WEMF- von Zürich sei. So fallen beispielsweise die relativen Wirtschaftsgebiet 43 Zürich benachbart. Marktanteile für die WEMF-Wirtschaftsgebiete 41 Aar- gau und 44 Thurgau (beide direkt benachbart zum WEMF-Wirtschaftsgebiet 43 Zürich) geringer aus ([10- 20 %] und [0-10 %]) als der relative Marktanteil im weiter 118 Marktanteil der Regionalzeitungen von AZM, die in das GU einge- entfernten WEMF-Wirtschaftsgebiet 33 Berner Seeland hen. ([100-110 %]). Demgegenüber weisen die direkt be- 119 Marktanteil der Regionalzeitungen von NZZ, die in das GU einge- nachbarten WEMF-Wirtschaftsgebiete 27 Gla- hen. rus/Obersee und 42 Schaffhausen einen deutlich höhe- 120 Relativer Marktanteil „Neue Zürcher Zeitung“ im Vergleich zu den Regionalmedien von AZM und NZZ zusammen. ren relativen Marktanteil auf ([400-410 %] und [290- 2018/4 892

Abbildung 1: WEMF-Wirtschaftsgebiete und WEMF-Super-Wirtschaftsgebiete121

150. Weiter widerlegt Tabelle 8 die geltend gemachte 152. Überdies ist aufgrund der Vorbringen der Meldung Folgerung, dass in den einzelnen WEMF-Wirtschafts- in Bezug auf die „Neue Zürcher Zeitung“ auf eine konsis- gebieten kein Unterschied zwischen dem Verhältnis der tente Vorgehensweise hinzuweisen. Gemäss Meldung Marktanteile der „Neuen Zürcher Zeitung“ und den Regi- ziele die „Neue Zürcher Zeitung“ auf eine überregionale onalzeitungen erkenntlich sei, und zwar unabhängig Zielgruppe, welche eine Zeitung mit spezifischer Quali- davon, ob die jeweilige Regionalzeitung AZM oder NZZ tät, das heisse ein Premium-Produkt erwarte. Dies er- gehörten. Aus Tabelle 8 ist ersichtlich, dass die relativen laube es der „Neuen Zürcher Zeitung“ auch stärker als Marktanteile des Titels „Neue Zürcher Zeitung“ über die regionalen Forumszeitungen publizistisch einen pointier- verschiedenen WEMF-Wirtschaftsgebiete variieren. teren politisch-weltanschaulichen Standpunkt einzuneh- men. So habe sich die „Neue Zürcher Zeitung“ schon 151. Somit ist aufgrund der relativen Marktanteile auch immer als nationales Leitmedium verstanden (vgl. die von der Meldung gemachte Schlussfolgerung nicht Rz 142). Wenn nun die „Neue Zürcher Zeitung“ wie in möglich, dass in den einzelnen WEMF-Wirtschafts- der Meldung geltend gemacht nicht dem Lesermarkt für gebieten, in denen NZZ neben der „Neuen Zürcher Zei- Tageszeitungen in einem spezifischen WEMF- tung“ auch eine Regionalzeitung kontrolliere, die Markt- Wirtschaftsgebiet zuzuordnen wäre, dann wäre diese anteile der „Neuen Zürcher Zeitung“ nicht anders seien Vorgehensweise ebenfalls für den Titel „Blick“ und allen- als in den Regionen, in denen die NZZ nur mit der „Neu- falls auch für den Titel „Tagesanzeiger“ zu berücksichti- en Zürcher Zeitung“ tätig sei. Die relativen Marktanteile gen. Demnach müsste die Meldung aus Konsistenz- lassen keine wie von der Meldung vorgebrachte Aussa- gründen die Marktanteile für die Lesermärkte für Tages- ge darüber zu, ob die Gründung des GU einen Einfluss zeitungen in den einzelnen WEMF-Wirtschaftsgebieten auf die Marktstellung der Regionalmedien oder der ohne „Blick“ und allenfalls ohne „Tagesanzeiger“ aus- „Neuen Zürcher Zeitung“ haben werde. Zudem ist der weisen. Zudem wäre in diesem Fall unter Umständen vorgebrachte Zusammenhang unklar, wonach aufgrund ein Lesermarkt für überregionale Tageszeitungen ins der Verteilung der (absoluten) Marktanteile für die „Neue Auge zu fassen. Diese beiden Titel rechnen die Parteien Zürcher Zeitung“ in den einzelnen WEMF-Wirtschafts- allerdings ohne Einschränkungen den jeweiligen Leser- gebieten Einfluss auf die Marktstellung der Regional- märkten für Tageszeitungen zu. medien oder der „Neuen Zürcher Zeitung“ durch die Gründung des GU ausgeschlossen werden kann. Viel- mehr ist festzustellen, dass NZZ mit dem GU in WEMF-

Wirtschaftsgebieten tätig wird, in denen NZZ vorher nicht oder kaum mit Regionalzeitungen vertreten war. NZZ erweitert dadurch ihren Tätigkeitsraum, in welchem sie gleichzeitig mit Regionalzeitungen und „Neue Zürcher Zeitung“ aktiv ist. 121 (07.06.2018). 2018/4 893

B.4.2.2 Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 31 Basel

B.4.2.2.1. Aktueller Wettbewerb 153. Tabelle 9 gibt eine Übersicht über die Marktanteile gemäss Meldung und somit die Grössenverhältnisse.

Tabelle 9: Marktanteile aktuelle Konkurrenz Basler Zei- Ringier- Tamedia- Jahr AZM NZZ122 GU tung Medien Gruppe Gruppe AG […] 2017 [30-40%] [30-40%] [40-50%] [10-20%] [0-10%] ([0-10%]) […] 2016 [20-30%] [20-30%] [40-50%] [10-20%] [0-10%] ([0-10%]) […] 2015 [20-30%] [20-30%] [40-50%] [10-20%] [0-10%] ([0-10%])

154. Aus Tabelle 9 ist ersichtlich, dass NZZ mit den bei ständen die im Zeitpunkt der Beurteilung entstehende ihr verbleibenden Geschäftstätigkeiten über einen Wettbewerbslage nicht allein ausschlaggebend sein.124 Marktanteil von [0-10 %] verfügt. Die Meldung führt in Daher ist bei der Beurteilung des vorliegenden Zusam- Bezug auf Lesermärkte für Tageszeitungen aus, dass menschlussvorhabens auch die angekündigte Über- NZZ ihre Tageszeitung „Neue Zürcher Zeitung“ nicht in nahme der BaZ durch die Tamedia-Gruppe mitzube- das GU einbringt. Daher berücksichtigt die Meldung den rücksichtigen.125 Marktanteil der „Neuen Zürcher Zeitung“ bei der Markt- 157. Die Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung führt anteilsaddition nicht. Da NZZ auf dem Lesermarkt für dazu aus, dass bei der Prüfung von Unternehmenszu- Tageszeitungen im WEMF-Wirtschaftsgebiet 31 Basel sammenschlüssen ausschliesslich auf das Prioritätsprin- keinen Titel in das GU einbringe, führe das Zusammen- zip abzustellen sei. Demnach sei der Sachverhalt zum schlussvorhaben zu keinen Marktanteilsadditionen zwi- Zeitpunkt der Meldung massgebend. Dies entspreche schen AZM und NZZ und zu keiner Veränderung der auch dem Vorgehen der Europäischen Kommission. Aus Marktstur. Entgegen dieser Ansicht kann der bei NZZ Art. 10 Abs. 4 KG ergebe sich nichts Gegenteiliges. Die verbleibende Titel nicht wie ein unabhängiger „Wettbe- WEKO könne die Beurteilung eines Zusammenschluss- werber“ gewertet werden. Es kann nicht davon ausge- vorhabens jedenfalls nicht von ihrem eigenen Entscheid gangen werden, dass NZZ gegenüber ihrem GU Wett- in einer anderen Sache abhängig machen. bewerbsdruck erzeugt beziehungsweise das GU dis- zipliniert. Gemäss Praxis der WEKO kann davon ausge- 158. Weil für das vorliegende Zusammenschlussvorha- gangen werden, dass ein Gemeinschaftsunternehmen, ben die Eingriffskriterien gemäss Art. 10 Abs. 2 Bst. a das einer gemeinsamen Kontrolle durch mehrere Mut- KG nicht gegeben sind (vgl. Rz 357), kann offenbleiben, tergesellschaften unterliegt, – analog einer Konzerntoch- ob die WEKO ihre eigenen künftigen Entscheidungen tergesellschaft – keine eigenständige Geschäftsstrategie aufgrund von Art. 10 Abs. 4 KG bei der Beurteilung von verfolgen beziehungsweise sein Vorgehen auf dem Zusammenschlussvorhaben berücksichtigt. Markt nicht wirklich autonom bestimmen kann.123 Aus diesen Gründen ist der bei NZZ verbleibende Marktanteil bei der Analyse so zu behandeln, wie wenn dieser dem GU zuzurechnen wäre.

155. Folglich ist für das GU von einem Marktanteil von

[40-50 %] auszugehen. Der nächst grössere Wettbewer- ber ist die Medien AG (nachfolgend: BaZ) mit einem Marktanteil von [40-50 %]. Unter diesen Um- ständen bestehen keine Anhaltspunkte für eine markt- beherrschende Stellung des GU. Zu beachten ist, dass dies die Frage einer Einzelmarktbeherrschung betrifft.

Demgegenüber stellt sich aufgrund der vorliegenden 122 In Klammern sind die Marktanteile für die Titel von NZZ angegeben, Grössenverhältnisse die Frage einer kollektiven Markt- welche nicht in das GU eingebracht werden. beherrschung zwischen dem GU und BaZ. 123 Vgl. RPW 2017/4, 586 Rz 65, Tamedia/Tradono Switzerland; RPW 2016/1, 272 Rz 116, Tamedia/Tradono Denmark/Tradono Switzerland; 156. Gemäss Art. 10 Abs. 4 KG berücksichtigt die WE- RPW 2015/3, 433 Rz 33, Axel Springer Schweiz/Ringier. KO bei der Beurteilung der Auswirkungen eines Zu- 124 Vgl. Botschaft vom 23. November 1994 zu einem Bundesgesetz sammenschlusses auf die Wirksamkeit des Wettbe- über Kartelle und andere Wettbewerbsbeschränkungen (Botschaft KG 1994), BBl 1995 I 468, 584. werbs auch die Marktentwicklung. Anders als in Fällen 125 Vgl. Medienmitteilung der Tamedia-Gruppe vom 18.04.2018, abruf- der missbräuchlichen Ausnutzung einer marktbeherr- bar unter schenden Stellung kann bei Zusammenschlusstatbe- (04.06.2018). 2018/4 894

B.4.2.2.2. Etwaige kollektive Marktbeherrschung Multimarktbeziehungen und von kollektiver Marktbeherr- GU und BaZ schung steigt.130 159. Ein Zusammenschlussvorhaben kann allenfalls 162. Für dieses Zusammenschlussvorhaben und den eine kollektiv marktbeherrschende Stellung begründen Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF-Wirtschafts- oder verstärken.126 Auch in einem solchen Fall kann die gebiet 31 Basel stellt sich die Frage nach einer etwaigen WEKO den Zusammenschluss untersagen oder ihn mit kollektiven Marktbeherrschung durch das GU und BaZ. Bedingungen oder Auflagen zulassen, sofern die Vo- Wie bereits erwähnt, hat die Tamedia-Gruppe die Über- raussetzungen von Art. 10 Abs. 2 KG gegeben sind. Bei nahme der BaZ angekündigt (vgl. Rz 155). Im Falle der einer etwaigen kollektiven Marktbeherrschung ist zu Übernahme der BaZ durch die Tamedia-Gruppe, besteht prüfen, ob Anreize zu kollusivem Verhalten gegeben die Frage nach einer kollektiven Marktbeherrschung sind, und ob ein solches Verhalten mit grosser Wahr- durch das GU und die Tamedia-Gruppe. scheinlichkeit stabil beziehungsweise dauerhaft sein 163. Bei der BaZ handelt es sich um ein Medienunter- wird.127 Die WEKO hat die allgemeinen Grundlagen und nehmen mit Print- und Digital-Publikationen. Gemäss Erkenntnisse zur kollektiven Marktbeherrschung bereits BaZ erzielen ihre Print- und Digital-Publikationen nach in früheren Entscheiden behandelt.128 wie vor die besten Werte in der Nordwestschweiz. Print- 160. Die Literatur hält für die Entwicklung im Bereich der produkte seien die „Basler Zeitung“ von Montag bis Tageszeitungen fest, dass die Anzahl an Tageszeitun- Samstag und die „BaZ Kompakt“ am Donnerstag. Bei gen unter dem Dach eines Verlagshauses enorm ange- den digitalen Plattformen handle es sich um baz.ch und stiegen ist. Diese Situation mit „chain-ownership“ oder immo.baz.ch.131 Weiter hält die BaZ eine Beteiligung von Verlagshäuser mit mehreren Tageszeitungen („newspa- 21 % am Titel „Neue Fricktaler Zeitung“ und 20 % am per chains“) hat kontinuierlich die Situation mit unabhän- Verlegerfernsehen „Presse TV AG“ auf SRF2.132 Für die gigen lokalen Tageszeitungen ersetzt.129 Die Medien- Zwecke des vorliegenden Verfahrens wird davon ausge- konzentration bei den Tageszeitungen ist auch in der gangen, dass mit diesen beiden Minderheitsbeteiligun- Schweiz zu beobachten. Insbesondere weist der Leser- gen keine Kontrollrechte verbunden sind. Zudem ist BaZ markt für Tageszeitungen im WEMF-Wirtschaftsgebiet mit ihrem Titel „Basler Zeitung“ in den „Metropool“ ein- 31 Basel eine hohe Marktkonzentration auf (vgl. gebunden. „Metropool“ vereine die führenden Tageszei- Rz 168 f.). Dieses Zusammenschlussvorhaben und die tungen „Tages-Anzeiger“, „Basler Zeitung“ und „BZ Ber- angekündigte Übernahme von BaZ durch die Tamedia- ner Zeitung/“ zu einer Anzeigenkombination.133 Gruppe führen den Konzentrationsprozess weiter. 164. Zur Grösse der BaZ kann auf die öffentlich zugäng- 161. Die zunehmende Entwicklung von Verlagshäusern liche Umsatz- und Ergebnisentwicklung in Tabelle 10 mit mehreren Tageszeitungen gibt gemäss Literatur verwiesen werden.134 Anlass zu Besorgnis, dass dadurch die Möglichkeit von

Tabelle 10: Entwicklung Umsatz und Ergebnis

Jahr Umsatz in Fr. Ergebnis in Fr. Marge in % 2018 (Budget) 36 500 000.- 5 011 000.- 13.7 2017 39 481 000.- 4 203 000.- 10.6 2016 43 505 000.- 5 006 000.- 11.5 2015 47 974 000.- 6 318 000.- 13.1 2014 52 112 000.- 1 320 000.- 2.5 2013 62 692 000.- -1 125 000.- -1.8 2012 72 131 000.- -7 775 000.- -10.8

126 Vgl. auch EU-Horizontalleitlinien, Rz 39 ff. (Fn 94). RPW 2008/4, 630 Rz 247, Coop/Carrefour; RPW 2008/3, 450 f. 127 Vgl. auch EU-Horizontalleitlinien, Rz 41 f. (Fn 94). Rz 252, Heineken/Eichhof; RPW 2008/1, 184 Rz 455, Migros/Denner. 128 Vgl. RPW 2017/3, 483 Rz 132, BLS AG/Transport Ferroviaire Hol- 129 Vgl. AMBARISH CHANDRA, ULRICH KAISER, Newspapers and Maga- ding SAS; RPW 2016/1, 121 f. Rz 424 ff., Online-Buchungsplattformen zines, in: Handbook of Media Economics, Volume 1A, 2016, 397-444, für Hotels; RPW 2016/1, 281 f. Rz 148, Tamedia/Tradono Den- 415 f. mark/Tradono Switzerland; RPW 2016/1, 330 Rz 254 f., 333 Rz 272, 130 Vgl. CHANDRA, KAISER (Fn 129), 416. 334 Rz 281 und 336 Rz 309, SRG/Swisscom/Ringier; RPW 2015/4, 131 Vgl. (04.06.2018). 751 Rz 62, Saint-Gobain/Sika; RPW 2015/3, 495 Rz 158, Tame- 132 Vgl. (04.06.2018). dia/ricardo.ch; RPW 2013/4, 685 Rz 84, BLS AG/BLS Cargo AG; RPW 133 Vgl. (04.06.2018). 2010/3, 528 Rz 224, France Télécom SA/Sunrise Communications AG; 134 Vgl. (04.06.2018).

2018/4 895

165. Gemäss Meldung führt das Zusammenschlussvor- haben zu folgenden Grössenverhältnissen:

Tabelle 11: Darstellung aktuelle Konkurrenz für den Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 31 Basel (vgl. auch Ta- belle 9)

Basler Zeitung Medi- Jahr GU (bzw. AZM und NZZ) Ringier-Gruppe Tamedia-Gruppe en AG 2017 [40-50%] ([30-40]+[0-10]) [40-50%] [10-20%] [0-10%] 2016 [30-40%] ([20-30]+[0-10]) [40-50%] [10-20%] [0-10%] 2015 [30-40%] ([20-30]+[0-10]) [40-50%] [10-20%] [0-10%]

166. Aus Tabelle 11 ist ersichtlich, dass vor dem Zu- - Stellung der Marktgegenseite; sammenschlussvorhaben fünf Wettbewerber zusammen - Potenzielle Konkurrenz. den gesamten Markt bedienen. Davon sind das GU (zu- sammen mit der „Neuen Zürcher Zeitung“) und die „Bas- I. Anzahl der beteiligten Unternehmen, Marktanteile ler Zeitung“ die leserstärksten Tageszeitungen. […] und Marktkonzentration 167. Im Folgenden findet auf dieses Zusammenschluss- 168. Die Angaben gemäss Meldung in Tabelle 11 zei- vorhaben die Anwendung der Kriterien statt, die zur Be- gen, dass das Zusammenschlussvorhaben zu einer urteilung einer kollektiven Marktbeherrschung heranzu- Situation mit zwei Unternehmen mit hohen Marktanteilen ziehen sind:135 führt. Nach dem Zusammenschlussvorhaben verfügen das GU und BaZ-über einen kumulierten Marktanteil von - Anzahl der beteiligten Unternehmen, Marktanteile [80-90 %]. Dementsprechend bestätigen die HHI- und Marktkonzentration; Werte136 in Tabelle 12 einen hohen Konzentrationsgrad. - Symmetrien; Die EU-Horizontalleitlinien, welche hier hilfsweise her- angezogen werden können, stufen diese HHI-Werte und - Marktwachstum und Innovationen; das damit verbundene Delta-HHI nicht mehr als beden- - Markttransparenz; kenlos ein.137 - Multimarktbeziehungen;

Tabelle 12: HHI-Werte vor und nach dem Zusammenschlussvorhaben und Delta-HHI

HHI ex ante Zusammenschluss [2900-3300] HHI ex post Zusammenschluss [3400-3800] ΔHHI [500-550]

169. Somit begünstigen die Anzahl der beteiligten Un- 172. Sowohl das GU (vgl. Rz 1, 22 und 48) als auch BaZ ternehmen, die Marktanteile und die Marktkonzentration (vgl. Rz 163) sind Medienunternehmen mit Print- und den Anreiz und die Möglichkeit einer kollektiven Markt- Digital-Produkten. Beide, GU und BaZ, sind im Bereich beherrschung durch das GU und BaZ. An diesem Er- der Regionalmedien tätig. gebnis würde auch eine Übernahme von BaZ durch die

Tamedia-Gruppe nichts ändern. Die Marktkonzentration nähme sogar noch zu und der HHI-Wert würde noch 135 Vgl. RPW 2016/1, 121 ff. Rz 424 ff., Online-Buchungsplattformen höher ausfallen. für Hotels; RPW 2016/1, 281 ff. Rz 148 ff., Tamedia/Tradono Den- mark/Tradono Switzerland; RPW 2015/4, 751 ff. Rz 62 ff., Saint- II. Symmetrien Gobain/Sika; RPW 2015/3, 495 ff. Rz 158 ff., Tamedia/ricardo.ch; RPW 2010/3, 528 ff. Rz 224 ff., France Télécom SA/Sunrise Commu- 170. Symmetrie kann verschiedene Dimensionen betref- nications AG; RPW 2008/4, 630 ff. Rz 247 ff., Coop/Carrefour; RPW fen. Es sind Dimensionen wie Marktanteile, Anzahl Vari- 2008/3, 450 ff. Rz 252 ff., Heineken/Eichhof; RPW 2008/1, 184 ff. Rz 455 ff., Migros/Denner. etäten im Produktportfolio oder technologisches Know- 136 Der Herfindahl-Hirschmann-Index (nachfolgend: HHI) ist eine Kenn- How. Die Wichtigkeit solcher Dimensionen unterscheidet zahl zur Berechnung des Konzentrationsmasses einer Verteilung. Zur sich zwischen den verschiedenen Industrien. Grundsätz- Berechnung des HHI werden die quadrierten prozentualen Anteile der ே ଶ lich wird Symmetrie als Faktor angesehen, der eine einzelnen Elemente der Verteilung summiert (ܪܪܫ ൌ σ௜ୀଵ ܽ௜ ). Hierbei mögliche kollektive Marktbeherrschung tendenziell be- gilt, je höher der HHI, desto konzentrierter ist die Verteilung. Der HHI kann hierbei Werte zwischen ͳͲͲͲͲȀܰ ൑ ܪܪܫ ൑ ͳͲͲͲͲ annehmen. 138 günstigt. 137 Vgl. EU-Horizontalleitlinien, Rz 19 ff. (Fn 94); vgl. auch EU- Horizontalleitlinien, Rz 45 (Fn 94) 171. Tabelle 11 zeigt, dass das Zusammenschlussvor- 138 Vgl. RPW 2015/3, 49 Rz 169, Tamedia/ricardo.ch; RPW 2010/3, haben zu […]. Nach dem Zusammenschluss sind das 538 Rz 274 f., France Télécom SA/Sunrise Communications AG; RPW GU und BaZ in Bezug auf die Marktanteile beinahe völlig 2008/1, 187 Rz 480, Migros/Denner; RPW 2008/3, 453 Rz 274, Heine- ken/Eichhof; vgl. auch EU-Horizontalleitlinien, Rz 48 (Fn 94). symmetrisch (GU [40-50 %] und BaZ [40-50 %]). 2018/4 896

173. Somit weisen das GU und BaZ symmetrische Tä- Anreiz und die Möglichkeit einer kollektiven Marktbe- tigkeiten auf. Allerdings verfügt das GU über ein stark herrschung durch das GU und die Tamedia-Gruppe umfangreicheres Produktportfolio als BaZ (vgl. Rz 4, 9 begünstigen (vgl. Rz 278 ff.). und 163). III. Marktwachstum und Innovationen 174. Weil es sich beim GU und bei BaZ um Medienun- 177. Die Entwicklung des Marktvolumens über die Zeit ternehmen handelt, die mit vergleichbaren Produkten beeinflusst die Möglichkeit für eine etwaige kollektive auftreten, bestehen Symmetrien in Bezug auf technolo- Marktbeherrschung. Je stabiler die Nachfrage ist, desto gisches Know-How. Allerdings weist das GU im Ver- höher ist die Beobachtbarkeit des Kundenverhaltens und gleich zu BaZ ein Produktportfolio auf, das viel umfang- damit die Voraussagbarkeit im Markt. In einem sich dy- reicher ist. Deshalb ist für das GU von einem zu BaZ namisch entwickelnden Markt mit häufigen Nachfrage- vergleichsweise erheblich umfangreicheren Know-How schocks oder grossen Unsicherheiten (z.B. durch grund- auszugehen. legende Innovationen im Markt) kann es aufgrund ver- 175. Weiter handelt es sich bei AZM, NZZ und GU sowie schiedener Faktoren zu grösseren Marktanteilsverschie- BaZ um gewinnorientierte Unternehmen. Grundsätzlich bungen kommen. Vor einem solchen Hintergrund ist es zeichnen sich beide Gruppen daher in der Gewinnmaxi- grundsätzlich schwieriger, eine kollektive Marktbeherr- mierung als vorrangig zu erreichendes Ziel aus. Vor schung aufzubauen beziehungsweise aufrecht zu erhal- diesem Hintergrund ist das Interesse beider in erster ten. Im Gegensatz dazu sind in gesättigten Märkten Linie symmetrisch. Die WEKO behauptet damit nicht, Verschiebungen hauptsächlich auf konkurrierendes Ver- dass das vorrangige Ziel eines gewinnorientierten Un- halten zurückzuführen.140 ternehmens, welches in der Gewinnmaximierung be- 178. Zudem ist in wachsenden Märkten Kollusion bei steht, per se eine Interessenssymmetrie impliziert. Trotz gleichbleibender Anzahl Marktteilnehmer einfacher auf- des vorrangigen Ziels der Gewinnmaximierung kann es rechtzuerhalten.141 sein, dass die jeweiligen Marktteilnehmer auf den ein- zelnen Märkten unterschiedliche Strategien anwenden. 179. Tabelle 13 zeigt, wie sich der Gesamtmarkt im Le- Wenn allerdings Kollusion die gewinnmaximierende sermarkt für Tageszeitungen im WEMF-Wirtschafts- Strategie ist, muss davon ausgegangen werden, dass gebiet 31 Basel gemessen anhand der Anzahl Leser in die potenziell daran beteiligten Unternehmen eine solche den Jahren 2015 bis 2017 entwickelt hat. Während eines Strategie wählen werden.139 Jahres ist der Gesamtmarkt um ungefähr 9 % bezie- hungsweise 3 % zurückgegangen. Gleichzeitig zeigt 176. Insgesamt bestehen keine Anhaltspunkte, dass Tabelle 13, dass zwischen den fünf Wettbewerbern in Symmetrien vorliegen, welche den Anreiz und die Mög- den Jahren 2015 bis 2017 Marktanteilsverschiebungen lichkeit einer kollektiven Marktbeherrschung durch das stattgefunden haben. In den drei Jahren konnte AZM GU und BaZ begünstigen. Demgegenüber würden im ihren Marktanteil um ungefähr [0-10] Prozentpunkte Falle einer Übernahme von BaZ durch die Tamedia- erhöhen. Die Angaben lassen darauf schliessen, dass Gruppe zwei Medienunternehmen mit vergleichbarem diese Erhöhung hauptsächlich zulasten von BaZ erfolg- Produktportfolio vorliegen: diese Symmetrie würde den te.

Tabelle 13: Gesamtmarkt und Marktanteile aktuelle Konkurrenz

Gesamtmarkt Basler Zeitung Tamedia- Jahr GU (bzw. AZM und NZZ) Ringier-Gruppe (Anzahl Leser) Medien AG Gruppe 2017 248 000 [40-50%] ([30-40]+[0-10]) [40-50%] [10-20%] [0-10%] 2016 256 000 [30-40%] ([20-30]+[0-10]) [40-50%] [10-20%] [0-10%] 2015 280 000 [30-40%] ([20-30]+[0-10]) [40-50%] [10-20%] [0-10%]

180. In Bezug auf Forschung und Entwicklung führt die Meldung aus, dass diese im Bereich der Lesermärkte für

Tageszeitungen eine relativ geringe Rolle spielen. Folg- lich bestehen für die Lesermärkte von Tageszeitungen keine grossen Unsicherheiten durch grundlegende Inno- vationen.

181. Insgesamt bestehen damit keine Anhaltspunkte, dass das Marktwachstum den Anreiz und die Möglichkeit 139 Vgl. auch EU-Horizontalleitlinien, Rz 44 (Fn 94). einer kollektiven Marktbeherrschung durch das GU und 140 Vgl. RPW 2015/3, 498 Rz 179, Tamedia/ricardo.ch; RPW 2010/3, BaZ begünstigt. Eine ähnliche Schlussfolgerung dürfte 544 Rz 306, France Télécom SA/Sunrise Communications AG; RPW 2008/1, 189 Rz 498, Migros/Denner; RPW 2008/3, 455 Rz 287, Heine- sich bei einer Übernahme von BaZ durch die Tamedia- ken/Eichhof; vgl. auch EU-Horizontalleitlinien, Rz 45 (Fn 94). Gruppe ergeben. 141 Vgl. MARC IVALDI/BRUNO JULLIEN/PATRICK REY/PAUL SEA- BRIGHT/JEAN TIROLE, The Economics of Tacit Collusion, Final Report for DG Competition, European Commission, März 2003, 26 f., (04.06.2018).

2018/4 897

IV. Markttransparenz ten Tageszeitungen gegenüber. Die Leser würden dabei Informationen über regionale, nationale und internationa- 182. Die Literatur erachtet eine hohe Markttransparenz le Ereignisse nachfragen. als begünstigendes Element für kollusives Verhalten. Gerade die Beobachtbarkeit von Preisen ist zentral.142 191. Für diese Marktgegenseite der Leserschaft, vor- wiegend bestehend aus Privaten, ist davon auszugehen, 183. Die Preise von AZM143, NZZ144 und BaZ145 für ihre dass der Konzentrationsgrad niedrig ist. Zudem ist da- Leser-Abonnemente sind öffentlich zugänglich. von auszugehen, dass die Leserschaft einen geringen 184. Zudem sind die Auflagen- und Leserzahlen der oder sogar keinen Organisationsgrad aufweist. Dies Tageszeitungen, die an der WEMF MACH Basic-Studie deutet darauf hin, dass die Marktgegenseite über keine teilnehmen, öffentlich bekannt.146 AZM, NZZ, BaZ, die oder zumindest sehr wenig Gegenmacht verfügt. Ringier-Gruppe und die Tamedia-Gruppe nehmen mit 192. Somit begünstigt die Stellung der Marktgegenseite ihren Tageszeitungen an der WEMF Mach Basic-Studie den Anreiz und die Möglichkeit einer kollektiven Markt- teil. WEMF wirbt ausdrücklich damit, dass die Verlags- beherrschung durch das GU und BaZ. An diesem Er- häuser die WEMF MACH Basic-Studie für die strategi- gebnis würde auch eine Übernahme von BaZ durch die sche Positionierung und Vermarktung ihrer eigenen Tamedia-Gruppe nichts ändern. Pressetitel und für die Konkurrenzbeobachtung nut- zen.147 Weil über die WEMF Mach Basic-Studie die Auf- lagen- und Leserzahlen allen Verlagshäusern zur Verfü- gung stehen, besteht vollständige Transparenz hinsicht- lich der „Menge“, welche die Verlagshäuser produzieren.

185. Somit begünstigt die Markttransparenz den Anreiz und die Möglichkeit einer kollektiven Marktbeherrschung 142 Vgl. RPW 2015/3, 499 f. Rz 187, Tamedia/ricardo.ch; RPW 2008/1, durch das GU und BaZ. An diesem Ergebnis würde auch 189 Rz 501, Migros/Denner; RPW 2008/3, 456 Rz 293, Heine- eine Übernahme von BaZ durch die Tamedia-Gruppe ken/Eichhof; RPW 2010/3, 547 Rz 328, France Télécom SA/Sunrise Communications AG; PAUL BELLEFLAMME/MARTIN PEITZ, Industrial nichts ändern. Organization – Markets and Strategies, Cambridge University Press, 2011, 361 f.; MARC IVALDI/BRUNO JULLIEN/PATRICK REY/PAUL SE- V. Multimarktbeziehungen ABRIGHT/JEAN TIROLE, The Economics of Tacit Collusion, Final Report for DG Competition, European Commission, März 2003, 22 ff. 186. Multimarktbeziehungen können gemäss Literatur (12.05.2015).; vgl. auch EU-Horizontalleit- Drittmärkten) kollusives Verhalten begünstigen.148 linien, Rz 47 und 49 f. (Fn 94). 143 Vgl. , 187. Für das GU und BaZ kann von symmetrischen Tä- , , , , , und (04.06.2018). 144 Deshalb sind die Multimarktbeziehungen gering. Vgl. , und (04.06. 188. Insgesamt bestehen keine Anhaltspunkte, dass 2018). 145 Vgl. (04.06.2018). Multimarktbeziehungen den Anreiz und die Möglichkeit 146 MACH Basic – die Schweizer Leserschaftsstudie liefere die offizielle einer kollektiven Marktbeherrschung durch das GU und Währung für die Mediaplanung und das Verlagsmarketing. Die MACH BaZ begünstigen. Im Falle einer Übernahme von BaZ Basic ermittelt für die Werbewirtschaft und die Medienhäuser aktuelle, durch die Tamedia-Gruppe entsteht eine Vielzahl an unabhängige und valide Daten über die Nutzer von Zeitungen und Zeitschriften in der Schweiz und in Liechtenstein Die Verlagshäuser Multimarktbeziehungen zwischen dem GU und der Ta- nutzen die MACH Basic für die strategische Positionierung und Ver- media-Gruppe/BaZ. Diese Multimarktbeziehungen wei- marktung ihrer eigenen Pressetitel und für die Konkurrenzbeobach- sen vielfach eine mittlere bis hohe Asymmetrie auf (vgl. tung. Die Werbewirtschaft ermittelt anhand der Daten die Kennwerte Rz 295 ff.). Somit würden Multimarktbeziehungen beste- der einzelnen Titel für die Planung ihrer Pressekampagnen (vgl. (04.06.2018)). hen, welche den Anreiz und die Möglichkeit einer kol- 147 Vgl. (04.06.2018). lektiven Marktbeherrschung durch das GU und die Ta- 148 Vgl. RPW 2015/3, 500 Rz 191, Tamedia/ricardo.ch; RPW 2008/1, media-Gruppe begünstigen. 189 Rz 505, Migros/Denner; RPW 2008/3, 457 Rz 300, Heine- ken/Eichhof; RPW 2010/3, 550 Rz 342, France Télécom SA/Sunrise VI. Stellung der Marktgegenseite Communications AG; MARC IVALDI/BRUNO JULLIEN/PATRICK REY/PAUL SEABRIGHT/JEAN TIROLE, The Economics of Tacit Collusion, Final 189. Eine allfällige kollektive Marktbeherrschung hängt Report for DG Competition, European Commission, März 2003, 48 ff. auch vom Konzentrationsgrad der Marktgegenseite ab. (12.05.2015). 149 Vgl. RPW 2015/3, 500 Rz 196, Tamedia/ricardo.ch; RPW 2008/1, macht den Wettbewerb unter den Verkäufern stimulie- 199 Rz 584, Migros/Denner; RPW 2008/3, 457 Rz 304, Hei- ren. Als erste Möglichkeit kann dieser Käufer mit einem neken/Eichhof; RPW 2010/3, 552 Rz 358, France Télécom SA/Sunrise Wechsel des Verkäufers drohen. Eine zweite Möglichkeit Communications AG; MARC IVALDI/BRUNO JULLIEN/PATRICK REY/PAUL ist die Berücksichtigung von potenziellen Konkurrenten. SEABRIGHT/JEAN TIROLE, The Economics of Tacit Collusion, Final Report for DG Competition, European Commission, März 2003, 53; Dritte Möglichkeit ist die Drohung, das entsprechende Massimo Motta, Competition Policy – Theory and Practice, 145, Produkt selber herzustellen.149 (12.05.2015); vgl. auch EU-Horizontalleit 190. Gemäss Meldung stehen sich in den Lesermärkten linien, Rz 57 und 64 ff. (Fn 94). für Tageszeitungen Leser und Herausgeber von bezahl- 2018/4 898

VII. Potenzielle Konkurrenz B.4.2.2.3. Stellungnahme der Parteien 193. Tiefe Markteintrittsbarrieren können kollusives Ver- 202. Gemäss Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung halten erschweren oder verunmöglichen. Wenn Preise seien die Voraussetzungen für eine kollektive Marktbe- und Gewinne in einem Markt hoch sind, werden neue herrschung nicht gegeben. Beim Prüfkriterium „Markt- Firmen versuchen in den Markt einzutreten, um ihrer- wachstum und Innovation“ handle es sich um ein Kriteri- seits von den erzielbaren Gewinnmargen zu profitie- um, das die Gefahr einer kollektiven Marktbeherrschung ren.150 faktisch ausschliesse. Bei rückläufigen Märkten sei Kol- lusion nicht stabil beziehungsweise lasse sich diese 194. Wie bereits ausgeführt handelt es sich beim Le- nicht aufrechterhalten. Zudem handle es sich um kom- sermarkt für Tageszeitungen im WEMF-Wirtschafts- plexe Märkte, die sich nicht mit herkömmlichen einseiti- gebiet 31 Basel um einen rückläufigen Markt, der in den gen Märkten vergleichen liessen. Dann befänden sich im letzten drei Jahren um ungefähr 11 % zurückging (vgl. Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF-Wirtschafts- Rz 179). gebiet 31 Basel sowohl regionale Tageszeitungen als 195. Zudem sind gemäss Meldung im Bereich der Ta- auch Tageszeitungen, die in verschiedenen Regionen geszeitungen keine Marktzutritte bekannt. gelesen würden. Weiter handle es sich bei Zeitungspro- dukten um vertikal differenzierte Güter, bei welchen Kol- 196. Als Vergleichswert für einen profitablen und auf lusion unwahrscheinlich sei. lange Dauer ausgelegten Markteintritt kann der Kauf von BaZ durch die Tamedia-Gruppe herangezogen werden. 203. Sodann sind gemäss Stellungnahme zur vorläufi- Der Kaufpreis für BaZ liegt schätzungsweise bei rund 60 gen Prüfung auf dem Markt für Tageszeitungen im Millionen.151 Kosten für einen Markteintritt in dieser Höhe WEMF-Wirtschaftsgebiete 31 Basel mit der Tamedia- können als sehr hoch bezeichnet werden. Gruppe und der Ringier-Gruppe die zwei grössten Medi- enunternehmen der Schweiz tätig. Diese könnten eine 197. Auch wenn ein bereits bestehender Zeitungsverlag etwaige kollektive Marktbeherrschung unterlaufen be- technisch grundsätzlich in der Lage wäre, das Verbrei- ziehungsweise destabilisieren. tungsgebiet der herausgegebenen Zeitung zu erweitern oder eine neue Zeitung in einem weiteren Gebiet her- 204. Die Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung führt auszugeben, kann nicht ohne weiteres von Wettbe- auch aus, dass zwischen dem GU und BaZ bezie- werbsdruck infolge potenzieller Konkurrenz ausgegan- hungsweise der Tamedia-Gruppe keine Symmetrien gen werden. So muss unter Umständen für ein neues bestehen würden. Verbreitungsgebiet eine neue Redaktion aufgebaut wer- 205. In Bezug auf die Markttransparenz macht die Stel- den. Auch sind allenfalls neue Vertriebsinfrastrukturen lungnahme zur vorläufigen Prüfung geltend, dass das nötig. Zudem dürfte insbesondere bei den abonnierten Zusammenschlussvorhaben diese in keiner Weise ver- Zeitungen der Aufbau von Reputation einer neuen Zei- ändere. tung einen wesentlichen Faktor darstellen. Die Vermark- tung einer Tageszeitung dürfte sich als schwierig erwei- 206. Zu Multimarktbeziehungen führt die Stellungnahem sen, wenn auf dem Markt bereits etablierte und bei den zur vorläufigen Prüfung aus, dass das Zusammen- Lesern bekannte Tageszeitungen existieren. Es ist da- schlussvorhaben zu keinen weiteren Multimarktbezie- von auszugehen, dass Leser in der Regel nur eine Ta- hungen als den bereits bestehenden führe. geszeitung oder höchstens zwei Tageszeitungen abon- 207. Gemäss Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung nieren. Aus diesem Grund müsste eine neu in den Markt verfüge die Leserschaft über Gegenmacht. Diese könne eintretende Tageszeitung erhebliche Investitionen in den mit einem Wechsel des Verkäufers drohen. Aufbau einer Marke und der Steigerung des Bekannt- heitsgrades tätigen, um von den Lesern überhaupt ins 208. Schliesslich vertritt die Stellungnahme zur vorläufi- Auge gefasst zu werden.152 gen Prüfung die Ansicht, dass potenzieller Wettbewerb im relevanten Markt bestehe. Dies zeige das Beispiel 198. Überdies sind die zwei grossen Mediengruppen der „Tageswoche“, die einmal in der Woche als Print- Tamedia und Ringier bereits im Markt tätig. ausgabe und an den restlichen Tagen als Online- 199. Entsprechend den vorangehenden Ausführungen Medium erscheine. ist in der Schweizer Zeitungslandschaft in den letzten 209. Zu diesen Vorbringen ist in grundsätzlicher Hinsicht Jahren kaum Expansion durch neue oder erweiterte festzuhalten, dass ein rückläufiger Markt kein Kriterium Zeitungstitel erfolgt, vielmehr durch Zukauf bestehender, darstellt, das Kollusion oder eine kollektive Marktbeherr- regional verankerter Titel. schung faktisch ausschliesst. Ein rückläufiger Markt 200. Daher kann für den Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF-Wirtschaftsgebiet 31 Basel nicht von einer potenziellen Konkurrenz mit starker disziplinierender 150 Vgl. RPW 2015/3, 501 Rz 203, Tamedia/ricardo.ch; RPW 2008/1, Wirkung ausgegangen werden. 205 Rz 650, Migros/Denner; RPW 2008/3, 458 Rz 311, Heine- ken/Eichhof; RPW 2010/3, 555 Rz 374, France Télécom SA/Sunrise 201. Insgesamt bestehen keine Anhaltspunkte, dass die Communications AG; MARC IVALDI/BRUNO JULLIEN/PATRICK REY/PAUL potenzielle Konkurrenz genügend disziplinierend ist, um SEABRIGHT/JEAN TIROLE, The Economics of Tacit Collusion, Final Report for DG Competition, European Commission, März 2003, 53; eine etwaige kollektive Marktbeherrschung durch das Massimo Motta, Competition Policy – Theory and Practice, 143 f.; vgl. GU und BaZ zu verhindern. An diesem Ergebnis würde auch EU-Horizontalleitlinien, Rz 45, 56 f. und 69 ff. (Fn 94). auch eine Übernahme von BaZ durch die Tamedia- 151 Vgl. NZZ am Sonntag, «BaZ»: Kaufpreis liegt bei rund 60 Millionen, Gruppe nichts ändern. 22.04.2018. 152 Vgl. analog RPW 2015/3, 502 Rz 210, Tamedia/ricardo.ch. 2018/4 899 erschwert bloss eine kollektive Marktbeherrschung. Bst. a KG verwende mithin bei der Fusionskontrolle im Trotzdem ist diese auch bei einem rückläufigen Markt Vergleich mit Art. 7 Abs. 1 KG, wo es um die Verhal- möglich. Dann ist auch in grundsätzlicher Hinsicht darauf tenskontrolle marktbeherrschender Unternehmen durch hinzuweisen, dass es bei der Frage der Stellung der die Wettbewerbskommission gehe, einen strengeren Marktgegenseite um Verhandlungsmacht geht. Bei- Begriff der Marktbeherrschung, der höhere Hürden für spielsweise verfügt die Marktgegenseite über Verhand- ein behördliches Eingreifen stelle.154 lungsmacht, wenn sie das fragliche Gut selber herstellen 214. Bestehe auf dem fraglichen Markt weder vor noch könnte oder mit der nachgefragten Menge ein anderes nach dem Zusammenschluss Wettbewerb und wäre Unternehmen zu einem Markteintritt als Anbieter bewe- vermehrter Wettbewerb auch nicht zu erwarten, fehle es gen könnte.153 Im vorliegenden Zusammenschlussvor- an der erforderlichen Wettbewerbswirkung des Fusions- haben kann allerdings eine abschliessende Beurteilung vorhabens. Eine Verweigerung des Zusammenschlus- offenbleiben, ob sich die bestehenden Anhaltspunkte für ses oder die Anordnung von Nebenbestimmungen seien eine kollektive Marktbeherrschung erhärten lassen (vgl. diesfalls unzulässig. Entscheidend sei demnach, ob im Rz 213 ff.). massgebenden sachlichen und gegebenenfalls räumli- B.4.2.2.4. Zwischenergebnis chen Markt aktueller oder doch – aus einer dynamischen Sichtweise – wenigstens potenzieller Wettbewerb beste- 210. Es bestehen keine Anhaltspunkte, dass die Grün- he.155 dung des GU durch AZM und NZZ eine Einzelmarktbe- herrschung Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF- 215. Das heisst, dass trotz Anhaltspunkten für eine Wirtschaftsgebiet 31 Basel begründet oder verstärkt. In marktbeherrschende Stellung im Sinne von Art. 4 Abs. 2 Bezug auf eine kollektive Marktbeherrschung durch das KG eine Marktbeherrschung im Sinne von Art. 10 Abs. 2 GU und BaZ überwiegen insgesamt die Faktoren, wel- Bst. a KG gemäss Definition des Bundesgerichts nur che eine solche begünstigen. Unter diesen Umständen dann besteht, wenn festgestellt werden muss, dass ergeben sich Anhaltspunkte, dass das Zusammen- durch das Zusammenschlussvorhaben die mögliche schlussvorhaben die Möglichkeit einer kollektiven Markt- Beseitigung wirksamen Wettbewerbs droht. Folglich ist beherrschung durch das GU und BaZ im Lesermarkt für im Rahmen von Art. 33 KG zu prüfen, ob durch die allen- Tageszeitungen im WEMF-Wirtschaftsgebiet 31 Basel falls marktbeherrschende Stellung der wirksame Wett- begründet oder eine bestehende kollektive Marktbeherr- bewerb beseitigt werden kann (Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG). schung verstärkt. 216. Bereits aus der Botschaft KG 1994 geht hervor, 211. Im Falle einer Übernahme von BaZ durch die Ta- dass im Gegensatz zu Art. 7 KG über unzulässige Ver- media-Gruppe würden insgesamt die Faktoren überwie- haltensweisen marktbeherrschender Unternehmen in gen, welche eine kollektive Marktbeherrschung durch Art. 10 KG der Begriff der marktbeherrschenden Stellung das GU und die Tamedia-Gruppe/BaZ begünstigen wür- qualifiziert wird. Das Kriterium „entspricht der Absicht, den. Unter diesen Umständen ergäben sich Anhalts- Fusionen nur im Falle einer extrem hohen Konzentration punkte, dass das Zusammenschlussvorhaben eine kol- auf dem betreffenden Markt nicht zu genehmigen. Tat- lektive Marktbeherrschung durch das GU und die Tame- sächlich dürfte eine Beseitigung wirksamen Wettbe- dia-Gruppe/BaZ begründen oder eine bestehende kol- werbs nur in seltenen Fällen hinreichend voraussehbar lektive Marktbeherrschung verstärken würde. sein.“156 212. Allerdings kann offengelassen werden, ob sich die 217. Nach der Praxis der WEKO ist aus der erwähnten Anhaltspunkte auf eine kollektive Marktbeherrschung bundesgerichtlichen Rechtsprechung nicht zu folgern, erhärten lassen. Dies, weil wie nachfolgend aufgezeigt dass das blosse Vorliegen von Konkurrenz die Möglich- keine Marktbeherrschung gemäss Art. 10 Abs. 2 Bst. a keit der Beseitigung wirksamen Wettbewerbs aus- KG vorliegt, durch die wirksamer Wettbewerb beseitigt schliesst. Danach kann wirksamer Wettbewerb auf dem werden kann. fraglichen Markt bereits beseitigt werden, wenn sich die restlichen Marktteilnehmer (Randwettbewerber) nach B.4.2.2.5. Mögliche Beseitigung wirksamen Wett- dem Zusammenschluss nicht mehr als Konkurrenten bewerbs verhalten können. Somit hat ein marktbeherrschendes 213. Gemäss Bundesgericht liegt Marktbeherrschung im Unternehmen selbst bei einem Restwettbewerb die Mög- Sinne von Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG nur dann vor, wenn lichkeit wirksamen Wettbewerb zu beseitigen. Zur erheb- ein Unternehmen auf dem fraglichen Markt wirksamen lichen Störung der zentralen Funktionen des Wettbe- Wettbewerb beseitigen kann. Es müsse demnach über werbs bedarf es keiner gänzlichen Beseitigung von die Möglichkeit verfügen, bereits vorhandene Konkurren- ten aus dem Wettbewerb zu drängen oder zu verhin- dern, dass sich solche ihm gegenüber weiterhin als Konkurrenten verhalten oder dass neue Wettbewerber auftreten würden. Die entstandene oder verstärkte marktbeherrschende Stellung müsse somit die Gefahr 153 Vgl. auch MOTTA (Fn 115), 145. der Beseitigung wirksamen Wettbewerbs mit sich brin- 154 Vgl. BGE 133 II 104, E. 6.3 (= RPW 2007/2, 327 f. E. 6.3), Swiss- gen. Ein wettbewerbsrechtliches Eingreifen bei der Zu- grid/WEKO; Urteil des BGer 2A.327/2006 vom 22.2.2007, RPW sammenschlusskontrolle setze in diesem Sinne eine 2007/2, 335 E. 6.4, BZ-/WEKO. 155 mögliche Wettbewerbsbeseitigung durch das Fusions- Vgl. BGE 133 II 104, E. 6.4 (= RPW 2007/2, 328 E. 6.4), Swiss- grid/WEKO; Urteil des BGer 2A.327/2006 vom 22.2.2007, RPW projekt voraus. Gerade auf dieses Kriterium habe der 2007/2, 335 E. 6.5, BZ-20 Minuten/WEKO. Gesetzgeber grosses Gewicht gelegt. Art. 10 Abs. 2 156 Vgl. BBl 1995 I 468, 583 f. Ziff. 234.2. 2018/4 900

Wettbewerb. In anderen Worten: Für die Möglichkeit der oder diese in ihrer Handlungsfreiheit wesentlich einzu- Beseitigung wirksamen Wettbewerbs muss der Wettbe- schränken. werb nicht vollständig ausgeschaltet werden.157 Die 223. Es ist somit nicht zu erwarten, dass der Zusam- Möglichkeit der Beseitigung wirksamen Wettbewerbs menschluss zur Begründung oder Verstärkung einer kann einerseits eine Handlungsmöglichkeit der Zusam- marktbeherrschenden Stellung führen wird, durch die men-schlussunternehmen sein, andererseits aber auch wirksamer Wettbewerb im Lesermarkt für Tageszeitun- eine Ereignismöglichkeit in dem Sinn, dass der Zusam- gen im WEMF-Wirtschaftsgebiet 31 Basel beseitigt wer- menschluss sich dermassen auf die Wettbewerbsstruk- den kann (Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG). tur auswirkt, dass der Wettbewerb nicht mehr spielt, ohne dass diese Entwicklung von den Zusammen- B.4.2.2.6. Ergebnis schlussparteien beabsichtigt ist.158 224. Aufgrund der vorläufigen Prüfung ergeben sich 218. Die Möglichkeit der Beseitigung wirksamen Wett- zwar Anhaltspunkte, dass das Zusammenschlussvorha- bewerbs ist nach der Praxis der WEKO gestützt auf die ben eine kollektive Marktbeherrschung im Sinne von bundesgerichtliche Rechtsprechung jedenfalls dann Art. 4 Abs. 2 KG auf dem Lesermarkt für Tageszeitun- gegeben, wenn der Zusammenschluss den Unterneh- gen im WEMF-Wirtschaftsgebiet 31 Basel begründet men die Möglichkeit eröffnet, bestehende Wettbewerber oder verstärkt. Allerdings kann im Rahmen der Prüfung aus dem Markt zu drängen oder Marktzutritte zu verhin- offengelassen werden, ob sich diese Anhaltspunkte er- dern. Nicht erforderlich ist hingegen der Nachweis, dass härten lassen. Dies, da nicht zu erwarten ist, dass das dies tatsächlich (oder schon nur wahrscheinlich) erfolgen Zusammenschlussvorhaben den Unternehmen die Mög- wird.159 lichkeit eröffnet, auf dem relevanten Markt den wirksa- men Wettbewerb zu beseitigen. Die vom Bundesgericht 219. Zudem sind gemäss Art. 10 Abs. 4 KG bei der Be- definierten Voraussetzungen für eine Intervention ge- urteilung der Auswirkungen eines Zusammenschlusses mäss Art. 10 Abs. 2 KG sind für den Lesermarkt für Ta- auf die Wirksamkeit des Wettbewerbs auch die Markt- geszeitungen im WEMF-Wirtschaftsgebiet 31 Basel nicht entwicklung sowie die Stellung der Unternehmen im gegeben. internationalen Wettbewerb zu berücksichtigen.

220. Gemäss AZM und NZZ setzt der Tatbestand von Art. 10 Abs. 2 KG der WEKO für ein materielles Eingrei- fen eine hohe Eingriffsschwelle. Für ein behördliches Eingreifen stelle das Gesetz entsprechend hohe Anfor- derungen beziehungsweise verlange das Vorliegen strenger Voraussetzungen, was auch das Bundesgericht bestätigt habe. 221. Gemäss Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung, seien im Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF- Wirtschaftsgebiet 31 Basel neben dem GU und NZZ sowie BaZ mit der Tamedia-Gruppe und der Ringier- Gruppe äusserst starke Wettbewerber tätig. Zudem sei der Titel „Tageswoche“ faktisch in den Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF-Wirtschaftsgebiet 31 Basel eingetreten. Das Zusammenschlussvorhaben führe so- mit weder zu einer Begründung noch zu einer Verstär- kung einer kollektiv marktbeherrschenden Stellung, durch die wirksamer Wettbewerb im Sinne von Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG beseitigt werden könnte. 222. Den Vorbringen der Parteien ist im Ergebnis zuzu- stimmen: Selbst wenn von einer kollektiven Marktbe- herrschung im Sinne von Art. 4 Abs. 2 KG durch das GU und die Tamedia-Gruppe/BaZ auszugehen wäre, würde mit der Ringier-Gruppe immer noch eine wirtschaftlich starke aktuelle Konkurrentin im Lesermarkt für Tageszei- tungen im WEMF-Wirtschaftsgebiet 31 Basel verbleiben (vgl. Tabelle 9). Die Ringier-Gruppe ist dabei als wirt- 157 Vgl. RPW 2015/3, 503 Rz 220, Tamedia/ricardo.ch; RPW 2009/4, schaftlich starke Marktteilnehmerin zu betrachten.160 405 Rz 242 ff., Post/NZZ/Tamedia und Post/Tamedia; RPW 2008/1, Zudem ist sie auf dem fraglichen Lesermarkt mit dem 185 Rz 462, Migros/Denner. Titel „Blick“ mit einer der auflagestärksten Zeitungen der 158 Vgl. RPW 2009/4, 405 Rz 244, Post/NZZ/Tamedia und Post/Tamedia. Schweiz vertreten. Es kann nicht davon ausgegangen 159 Vgl. RPW 2009/4, 436 f. Rz 395 ff., Post/NZZ/Tamedia und werden, dass das Zusammenschlussvorhaben den al- Post/Tamedia. lenfalls kollektiv marktbeherrschenden Unternehmen GU 160 Die Ringier-Gruppe erzielte 2017 nach eigenen Angaben einen und Tamedia-Gruppe/BaZ die Möglichkeit eröffnet, die operativen Gewinn von Fr. 110.6 Mio., bei einem Umsatz von Fr. 1002.9 Mio.; vgl. Medienmitteilung vom 11.04.2018, im WEMF-Wirtschaftsgebiet 31 Basel zu verdrängen (26.06.2018).

2018/4 901

B.4.2.3 Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 32 Solothurn

B.4.2.3.1. Aktueller Wettbewerb 225. Tabelle 14 gibt eine Übersicht über die Marktanteile gemäss Meldung und somit die Grössenverhältnisse.

Tabelle 14: Marktanteile aktuelle Konkurrenz Ringier- Tamedia- Jahr AZM NZZ161 GU ZT Medien AG Gruppe Gruppe […] 2017 [40-50%] [40-50%] [10-20%] [10-20%] [10-20%] ([0-10%]) […] 2016 [40-50%] [40-50%] [20-30%] [10-20%] [10-20%] ([0-10%]) […] 2015 [40-50%] [40-50%] [20-30%] [10-20%] [0-10%] ([0-10%])

226. Wie erwähnt ist der bei NZZ verbleibende Marktan- 232. Vorangehende Ausführungen zeigen, dass für den teil bei der Analyse dem GU zuzurechnen (vgl. Rz 154). Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF-Wirtschafts- Folglich ist für das GU von einem Marktanteil von [50- gebiet 32 Solothurn keine Hinweise auf eine disziplinie- 60 %] auszugehen. Damit liegt gemäss bundesgerichtli- rende Wirkung durch potenzielle Konkurrenz bestehen. cher Rechtsprechung ein Indiz für eine marktbeherr- B.4.2.3.3. Stellungnahme der Parteien schende Stellung des GU vor (vgl. Rz 128). 233. Gemäss Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung 227. Die nächst grösseren Wettbewerber sind die Rin- würde aus dem Zusammenschlussvorhaben lediglich gier-Gruppe mit einem Marktanteil von [10-20 %] und die eine Marktanteilsaddition von [0-10 %] resultieren, die Tamedia-Gruppe mit einem Marktanteil von [10-20 %]. keine Veränderung der Marktstruktur zur Folge hätte. Der Abstand des GU zu diesen beiden Wettbewerbern Zudem seien neben dem GU und NZZ mit der Ringier- beträgt gemessen in Marktanteilen ungefähr [30-40] Gruppe, der Tamedia-Gruppe und der ZT Medien AG Prozentpunkte. Zum drittgrössten Wettbewerber ZT Me- drei weitere Wettbewerber auf dem Markt aktiv, die ge- dien AG besteht eine Differenz in Marktanteilen von meinsam einen Marktanteil von [40-50 %] auf sich verei- ungefähr [40-50] Prozentpunkten. Eine Marktanteilsdiffe- nen würden. renz von [30-40] Prozentpunkten und mehr ist als hoch, wenn nicht gar sehr hoch, einzustufen. Damit bleibt das 234. Hierzu ist festzuhalten, dass durch das Zusammen- Indiz für das Vorliegen einer marktbeherrschenden Stel- schlussvorhaben die Schwelle von [50-60 %] Marktanteil lung des GU bestehen. überschritten wird. Das Zusammenschlussvorhaben ist mithin kausal für die Entstehung des Indizes der Markt- B.4.2.3.2. Potenzieller Wettbewerb beherrschung gemäss Bundesgericht (vgl. Rz 128). Zu- 228. Gemäss Meldung sind AZM und NZZ im Bereich dem gründen AZM und NZZ ein GU, wodurch sich die der Tageszeitungen keine Marktzutritte bekannt. Zudem Marktstruktur ändert (vgl. Rz 138). Somit bleiben die nennt die Meldung keine Unternehmen, die in den Markt Anhaltspunkte bestehen, dass das Zusammenschluss- eintreten könnten und damit potenzielle Konkurrenz vorhaben eine marktbeherrschende Stellung begründet darstellen würden. oder verstärkt. Im vorliegenden Zusammenschlussvor- haben kann allerdings offenbleiben, ob sich diese An- 229. Weiter ist wie bereits erwähnt eine disziplinierende haltspunkte erhärten lassen (vgl. Rz 236 ff.). Wirkung durch Markteintritte anderer Zeitungsverlage unwahrscheinlich (vgl. Rz 197 f.). 230. Überdies sind die zwei grossen Mediengruppen Tamedia und Ringier bereits im Markt tätig.

231. Weiter ist darauf hinzuweisen, dass die Auflagen- zahlen bei Tageszeitungen gemäss Meldung in den letzten fünfzehn Jahren rückläufig sind. Dies trifft für die Jahre 2015 bis 2017 auch auf den Lesermarkt für Ta- geszeitungen im WEMF-Wirtschaftsgebiet 32 Solothurn zu. Der Gesamtmarkt ging gemäss Meldung von 241 000 Leser im Jahr 2015 auf 211 000 Leser im Jahr 2017 zurück. Dies entspricht einem Rückgang des Marktvolumens von ungefähr 12 %. Somit ist von einem rückläufigen Markt auszugehen. Für Märkte mit rückläu- figem Volumen erscheinen Marktzutritte im Vergleich zu 161 In Klammern sind die Marktanteile für die Titel von NZZ angegeben, Märkten mit hohen Wachstumsaussichten als weniger welche nicht in das GU eingebracht werden. 162 wahrscheinlich.162 Vgl. Rz 72 EU-Horizontalleitlinien (Fn 94). 2018/4 902

B.4.2.3.4. Zwischenergebnis im WEMF-Wirtschaftsgebiet 32 Solothurn (vgl. Tabel- le 14). Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass 235. Für den Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF- das Zusammenschlussvorhaben dem GU die Möglich- Wirtschaftsgebiet 32 Solothurn bestehen Anhaltspunkte, keit eröffnet, die Ringier-Gruppe und die Tamedia- dass das Zusammenschlussvorhaben eine marktbeherr- Gruppe aus dem Lesermarkt für Tageszeitungen im schende Stellung begründet oder verstärkt. Die Vorbrin- WEMF-Wirtschaftsgebiet 32 Solothurn zu verdrängen gen der Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung vermö- oder diese in ihrer Handlungsfreiheit wesentlich einzu- gen nicht, zu einem anderen Ergebnis zu führen. Aller- schränken. dings kann offengelassen werden, ob sich die Anhalts- punkte auf eine Marktbeherrschung erhärten lassen. 239. Es ist somit nicht zu erwarten, dass der Zusam- Dies, weil wie nachfolgend aufgezeigt keine Marktbe- menschluss zur Begründung oder Verstärkung einer herrschung gemäss Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG vorliegt, marktbeherrschenden Stellung führen wird, durch die durch die wirksamer Wettbewerb beseitigt werden kann. wirksamer Wettbewerb im Lesermarkt für Tageszeitun- gen im WEMF-Wirtschaftsgebiet 32 Solothurn beseitigt B.4.2.3.5. Mögliche Beseitigung wirksamen Wett- werden kann (Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG). bewerbs B.4.2.3.6. Ergebnis 236. Wie ausgeführt muss für eine Untersagung eines Zusammenschlusses oder eine Zulassung unter Bedin- 240. Aufgrund der Prüfung ergeben sich zwar Anhalts- gungen und Auflagen qualifizierte Marktbeherrschung punkte, dass das Zusammenschlussvorhaben eine vorliegen. Das heisst, das Bundesgericht setzt eine Marktbeherrschung im Sinne von Art. 4 Abs. 2 KG auf Marktbeherrschung gemäss Art. 4 Abs. 2 KG mit dem dem Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF- zusätzlichen Erfordernis der Möglichkeit der Beseitigung Wirtschaftsgebiet 32 Solothurn begründet oder verstärkt. wirksamen Wettbewerbs voraus (vgl. Rz 213 ff.). Allerdings kann offengelassen werden, ob sich diese Anhaltspunkte erhärten lassen. Dies, da nicht zu erwar- 237. Gemäss Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung ten ist, dass das Zusammenschlussvorhaben dem GU betrage der Marktanteil des GU bei Zurechnung des die Möglichkeit eröffnet, auf dem relevanten Markt den Titels „Neue Zürcher Zeitung“ lediglich [50-60 %]. Unter wirksamen Wettbewerb zu beseitigen. Die vom Bundes- den aktuellen Wettbewerbern befänden sich mit der gericht definierten Voraussetzungen für eine Intervention Tamedia-Gruppe und der Ringier-Gruppe die mithin gemäss Art. 10 Abs. 2 KG sind daher für den Lesermarkt grössten und finanzstärksten Medienhäuser der für Tageszeitungen im WEMF-Wirtschaftsgebiet 32 So- Schweiz. Eine Beseitigung wirksamen Wettbewerbs im lothurn nicht gegeben. Sinne von Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG könne aus diesen Gründen ausgeschlossen werden. B.4.2.4 Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 41 Aargau 238. Den Vorbringen der Parteien ist im Ergebnis zuzu- stimmen: Mit der Ringier-Gruppe und der Tamedia- B.4.2.4.1. Aktueller Wettbewerb Gruppe verbleiben immer noch zwei wirtschaftlich starke 241. Tabelle 15 gibt eine Übersicht über die Marktanteile Marktteilnehmerinnen im Lesermarkt für Tageszeitungen gemäss Meldung und somit die Grössenverhältnisse.

Tabelle 15: Marktanteile aktuelle Konkurrenz

Ringier- Tamedia- Jahr AZM NZZ163 GU Gruppe Gruppe [0-10%] 2017 [60-70%] [60-70%] [10-20%] [10-20%] ([0-10%]) [0-10%] 2016 [60-70%] [60-70%] [10-20%] [10-20%] ([0-10%]) [0-10%] 2015 [50-60%] [50-60%] [20-30%] [10-20%] ([0-10%])

242. Wie erwähnt ist der bei NZZ verbleibende Marktan- bleibt das Indiz für das Vorliegen einer marktbeherr- teil bei der Analyse dem GU zuzurechnen (vgl. Rz 154). schenden Stellung des GU bestehen. Folglich ist für das GU von einem Marktanteil von [70- B.4.2.4.2. Potenzieller Wettbewerb 80 %] auszugehen. Damit liegt ein Indiz für eine markt- beherrschende Stellung des GU vor (vgl. Rz 128). 244. Gemäss Meldung sind AZM und NZZ im Bereich der Tageszeitungen keine Marktzutritte bekannt. Zudem 243. Die nächst grösseren Wettbewerber sind die Rin- nennt die Meldung keine Unternehmen, die in den Markt gier-Gruppe mit einem Marktanteil von [10-20 %] und die eintreten könnten und damit potenzielle Konkurrenz Tamedia-Gruppe mit einem Marktanteil von [10-20 %]. darstellen würden. Der Abstand des GU zu diesen beiden Wettbewerbern beträgt gemessen in Marktanteilen ungefähr [50-60] Prozentpunkte und mehr. Eine Marktanteilsdifferenz von [50-60] Prozentpunkten ist als äusserst hoch einzustu- 163 In Klammern sind die Marktanteile für die Titel von NZZ angegeben, fen. Die Marktanteilsdifferenz ist höher als […]. Damit welche nicht in das GU eingebracht werden.

2018/4 903

245. Weiter ist wie bereits erwähnt eine disziplinierende dass das Zusammenschlussvorhaben eine marktbeherr- Wirkung durch Markteintritte anderer Zeitungsverlage schende Stellung begründet oder verstärkt. Die Vorbrin- unwahrscheinlich (vgl. Rz 197 f.). gen der Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung vermö- gen nicht, zu einem anderen Ergebnis zu führen. Aller- 246. Überdies sind die zwei grossen Mediengruppen dings kann offengelassen werden, ob sich die Anhalts- Tamedia und Ringier bereits im Markt tätig. punkte auf eine Marktbeherrschung erhärten lassen. 247. Auch auf dem Lesermarkt für Tageszeitungen im Dies, weil wie nachfolgend aufgezeigt keine Marktbe- WEMF-Wirtschaftsgebiet 41 Aargau war der Gesamt- herrschung gemäss Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG vorliegt, markt rückläufig. Der Gesamtmarkt ging gemäss Mel- durch die wirksamer Wettbewerb beseitigt werden kann. dung von 265 000 Leser im Jahr 2015 auf 250 000 Leser B.4.2.4.5. Mögliche Beseitigung wirksamen Wett- im Jahr 2017 zurück. Dies entspricht einem Rückgang bewerbs des Marktvolumens von ungefähr 6 %. Somit ist von einem rückläufigen Markt, zumindest von einem ausge- 252. Wie ausgeführt muss für eine Untersagung eines reiften Markt, bei dem ein Rückgang anzunehmen ist, Zusammenschlusses oder eine Zulassung unter Bedin- auszugehen. Für diese Märkte erscheinen Marktzutritte gungen und Auflagen qualifizierte Marktbeherrschung im Vergleich zu Märkten mit hohen Wachstumsaussich- vorliegen. Das heisst, das Bundesgericht setzt eine ten als weniger wahrscheinlich (vgl. Rz 231).164 Marktbeherrschung gemäss Art. 4 Abs. 2 KG mit dem zusätzlichen Erfordernis der Möglichkeit der Beseitigung 248. Vorangehende Ausführungen zeigen, dass für den wirksamen Wettbewerbs voraus (vgl. Rz 213 ff.). Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF-Wirtschafts- gebiet 41 Aargau keine Hinweise auf eine disziplinieren- 253. Die Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung bringt de Wirkung durch potenzielle Konkurrenz bestehen. vor, dass im Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF- Wirtschaftsgebiet 41 Aargau mit der Tamedia-Gruppe B.4.2.4.3. Stellungnahme der Parteien und der Ringier-Gruppe zwei starke Wettbewerber prä- 249. Gemäss Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung sent seien, die mithin die grössten und finanzstärksten würde der Marktanteil des GU bei einer Zurechnung des Medienunternehmen der Schweiz darstellten. Diese Titels „Neuen Zürcher Zeitung“ [70-80 %] betragen und beiden Wettbewerber würden auch nach Vollzug des somit in einem Bereich liegen, der gemäss Praxis der Zusammenschlussvorhabens einen disziplinierenden WEKO auf den Lesermärkten als unproblematisch er- Effekt auf das GU ausüben. Eine Beseitigung des wirk- achtet werde. Hinzu komme, dass aus dem Zusammen- samen Wettbewerbs sei daher ausgeschlossen. schlussvorhaben lediglich eine geringe Marktanteilsaddi- 254. Den Vorbringen der Parteien ist im Ergebnis zuzu- tion von [0-10 %] resultieren würde, welche aus kartell- stimmen: Mit der Ringier-Gruppe und der Tamedia- rechtlicher Sicht als unbedenklich zu erachten sei. Aus Gruppe verbleiben immer noch zwei wirtschaftlich starke den ausgewiesenen Marktanteilen ergäbe sich, dass Marktteilnehmerinnen im Lesermarkt für Tageszeitungen auch nach dem Zusammenschlussvorhaben neben dem im WEMF-Wirtschaftsgebiet 41 Aargau (vgl. Tabelle 15). GU und der NZZ die zwei grössten und finanzstärksten Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass das Medienhäuser der Schweiz, die Tamedia-Gruppe und Zusammenschlussvorhaben dem GU die Möglichkeit die Ringier-Gruppe, als Wettbewerber auf dem Markt eröffnet, die Ringier-Gruppe und die Tamedia-Gruppe aktiv sein würden, die gemeinsam einen Marktanteil von aus dem Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF- [20-30 %] auf sich vereinen würden. Wirtschaftsgebiet 41 Aargau zu verdrängen oder diese 250. Zunächst ist festzuhalten, dass entgegen der An- in ihrer Handlungsfreiheit wesentlich einzuschränken. sicht der Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung keine 255. Es ist somit nicht zu erwarten, dass der Zusam- Praxis der WEKO besteht, wonach ein Marktanteil von menschluss zur Begründung oder Verstärkung einer [70-80 %] in einem generell als unbedenklich zu qualifi- marktbeherrschenden Stellung führen wird, durch die zierenden Bereich liegt. Dies lässt sich auch nicht aus wirksamer Wettbewerb im Lesermarkt für Tageszeitun- den zitierten Entscheiden herleiten. Generell unbedenk- gen im WEMF-Wirtschaftsgebiet 41 Aargau beseitigt lich sind Märkte, in denen der gemeinsame Marktanteil werden kann (Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG). in der Schweiz von zwei oder mehr der beteiligten Un- ternehmen weniger als 20 % oder der Marktanteil in der B.4.2.4.6. Ergebnis Schweiz von einem der beteiligten Unternehmen weni- 256. Aufgrund der Prüfung ergeben sich zwar Anhalts- ger als 30 % beträgt (Art. 11 Abs. 1 Bst. d VKU). Viel- punkte, dass das Zusammenschlussvorhaben eine mehr besteht bei einem Marktanteil von mehr als 50 % Marktbeherrschung im Sinne von Art. 4 Abs. 2 KG auf grundsätzlich ein Indiz für Marktbeherrschung (vgl. dem Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF- Rz 128). Zudem ist darauf hinzuweisen, dass der Ab- Wirtschaftsgebiet 41 Aargau begründet oder verstärkt. stand des GU zu den Konkurrenten Tamedia und Rin- Allerdings kann offengelassen werden, ob sich diese gier gemessen in Marktanteilen [50-60] Prozentpunkte Anhaltspunkte erhärten lassen. Dies, da nicht zu erwar- beträgt. Im vorliegenden Zusammenschlussvorhaben ten ist, dass das Zusammenschlussvorhaben dem GU kann allerdings eine abschliessende Beurteilung offen- die Möglichkeit eröffnet, auf dem relevanten Markt den bleiben, ob sich die bestehenden Anhaltspunkte für eine wirksamen Wettbewerb zu beseitigen. Die vom Bundes- Marktbeherrschung erhärten lassen (vgl. Rz 252 ff.). gericht definierten Voraussetzungen für eine Intervention B.4.2.4.4. Zwischenergebnis 251. Für den Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF- Wirtschaftsgebiet 41 Aargau bestehen Anhaltspunkte, 164 Vgl. Rz 72 EU-Horizontalleitlinien (Fn 94). 2018/4 904 gemäss Art. 10 Abs. 2 KG sind daher für den Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF-Wirtschaftsgebiet 41 Aar- gau nicht gegeben.

B.4.2.5 Markt für Sonntagszeitungen in der Deutschschweiz B.4.2.5.1. Aktueller Wettbewerb 257. Tabelle 16 gibt eine Übersicht über die Marktanteile gemäss Meldung und somit die Grössenverhältnisse. Tabelle 16: Marktanteile aktuelle Konkurrenz

Tamedia- Ringier- Jahr AZM NZZ165 GU Gruppe Gruppe [10-20%] 2017 [0-10 %] [10-20%] [30-40%] [30-40%] ([20-30%]) [10-20%] 2016 - [10-20%] [30-40%] [30-40%] ([20-30%]) [10-20%] 2015 - [10-20%] [30-40%] [30-40%] ([20-30%])

258. Zu den Angaben in Tabelle 24 ist darauf hinzuwei- Grössenverhältnisse die Frage einer kollektiven Markt- sen, dass AZM den Titel „Schweiz am Wochenende“ beherrschung zwischen dem GU, der Tamedia-Gruppe erst seit dem Jahr 2017 herausgibt. Mit diesem Titel und der Ringier-Gruppe, welche zusammen 100 % des verfügt AZM im Jahr 2017 mit den unabhängig von ei- Marktes ausmachen. nem Tageszeitungs-Abonnement gesondert bezogenen B.4.2.5.2. Etwaige kollektive Marktbeherrschung Exemplaren über einen Marktanteil von [0-10 %] (vgl. GU, Tamedia-Gruppe und Ringier- Rz 76). Gruppe 259. Aus Tabelle 24 ist ersichtlich, dass NZZ mit den bei 261. Ein Zusammenschlussvorhaben kann allenfalls ihr verbleibenden Tätigkeiten über einen Marktanteil von eine kollektiv marktbeherrschende Stellung begründen [20-30 %] verfügt. Die Meldung führt aus, dass NZZ ihre oder verstärken. Auch in einem solchen Fall kann die Sonntagszeitung „NZZ am Sonntag“ nicht in das GU WEKO den Zusammenschluss untersagen oder ihn mit einbringt. Die von der NZZ herausgegebene „NZZ am Bedingungen oder Auflagen zulassen, sofern die Vo- Sonntag“ sei nicht vom Zusammenschlussvorhaben raussetzungen von Art. 10 Abs. 2 KG gegeben sind. Bei betroffen und werde der Vollständigkeit halber separat einer etwaigen kollektiven Marktbeherrschung ist zu ausgewiesen. Daher berücksichtigt die Meldung den prüfen, ob Anreize zu kollusivem Verhalten gegeben Marktanteil der „NZZ am Sonntag“ bei der Marktan- sind, und ob ein solches Verhalten mit grosser Wahr- teilsaddition nicht. Das Zusammenschlussvorhaben füh- scheinlichkeit stabil beziehungsweise dauerhaft sein re zu keinen Marktanteilsadditionen zwischen AZM und wird. Die WEKO hat die allgemeinen Grundlagen und NZZ auf dem Markt für Sonntagszeitungen in der Erkenntnisse zur kollektiven Marktbeherrschung bereits Deutschschweiz. Entgegen dieser Ansicht kann der bei in früheren Entscheiden behandelt.167 NZZ verbleibende Titel nicht wie ein unabhängiger „Wettbewerber“ gewertet werden. Es kann nicht davon 262. Analog zu den Tageszeitungen hat in der Schweiz ausgegangen werden, dass NZZ gegenüber ihrem GU auch bei den Sonntagszeitungen eine Konsolidierung Wettbewerbsdruck erzeugt beziehungsweise das GU stattgefunden (vgl. Rz 160 ff.). Insbesondere weist der diszipliniert. Gemäss Praxis der WEKO kann davon ausgegangen werden, dass ein Gemeinschaftsunter- nehmen, das einer gemeinsamen Kontrolle durch meh- rere Muttergesellschaften unterliegt, – analog einer Kon- zerntochtergesellschaft – keine eigenständige Ge- schäftsstrategie verfolgen beziehungsweise sein Vorge- hen auf dem Markt nicht wirklich autonom bestimmen kann.166 Aus diesen Gründen ist der bei NZZ verbleiben- 165 de Marktanteil bei der Analyse dem GU zuzurechnen. In Klammern sind die Marktanteile für die Titel von NZZ angegeben, welche nicht in das GU eingebracht werden. 166 260. Folglich ist für das GU von einem Marktanteil von Vgl. RPW 2015/3, 433 Rz 33, Axel Springer Schweiz/Ringier. 167 Vgl. RPW 2017/3, 483 Rz 132, BLS AG/Transport Ferroviaire Hol- [30-40 %] auszugehen. Der nächst grössere Wettbewer- ding SAS; RPW 2016/1, 121 f. Rz 424 ff., Online-Buchungsplattformen ber ist die Tamedia-Gruppe mit einem Marktanteil von für Hotels; RPW 2016/1, 281 f. Rz 148, Tamedia/Tradono Den- [30-40 %]. Als dritter Wettberber folgt die Ringier-Gruppe mark/Tradono Switzerland; RPW 2016/1, 330 Rz 254 f., 333 Rz 272, mit einem Marktanteil von [30-40 %]. Unter diesen Um- 334 Rz 281 und 336 Rz 309, SRG/Swisscom/Ringier; RPW 2015/4, 751 Rz 62, Saint-Gobain/Sika; RPW 2015/3, 495 Rz 158, Tame- ständen bestehen keine Anhaltspunkte für eine markt- dia/ricardo.ch; RPW 2013/4, 685 Rz 84, BLS AG/BLS Cargo AG; RPW beherrschende Stellung des GU. Zu beachten ist, dass 2010/3, 528 Rz 224, France Télécom SA/Sunrise Communications AG; dies die Frage einer Einzelmarktbeherrschung betrifft. RPW 2008/4, 630 Rz 247, Coop/Carrefour; RPW 2008/3, 450 f. Demgegenüber stellt sich aufgrund der vorliegenden Rz 252, Heineken/Eichhof; RPW 2008/1, 184 Rz 455, Migros/Denner. 2018/4 905

Markt für Sonntagszeitungen in der Deutschschweiz das GU, die Tamedia-Gruppe und die Ringier-Gruppe im eine hohe Marktkonzentration auf (vgl. Rz 272 f.). Die- Zentrum. ses Zusammenschlussvorhaben führt den Konzentrati- 265. Bei der Tamedia-Gruppe handelt es sich um ein onsprozess weiter. Medienunternehmen, das insbesondere in den Berei- 263. Somit stellt sich auch bei den Sonntagszeitungen chen Print- und Online-Medien tätig ist. Die Tamedia- verstärkt die Frage, ob mit zunehmender Konzentration Gruppe ist Herausgeberin verschiedener Zeitungen und die Möglichkeit von Multimarktbeziehungen und von Zeitschriften sowie Betreiberin von Online-Plattformen. kollektiver Marktbeherrschung steigt (vgl. Rz 161). In räumlicher Hinsicht liegt das Tätigkeitsgebiet schwer- gewichtig in der Schweiz.168 Insbesondere gehört zum 264. Für dieses Zusammenschlussvorhaben und den Portfolio der Tamedia-Gruppe die „Sonntagszeitung“. Markt für Sonntagszeitungen in der Deutschschweiz steht eine etwaige kollektive Marktbeherrschung durch 266. Zur Grösse der Tamedia-Gruppe kann auf die Kennzahlen in Tabelle 17 verwiesen werden.169

Tabelle 17: Kennzahlen Tamedia-Gruppe (in Mio. Fr.)

Jahr Umsatz Be- Umsatz Pend- Umsatz Betriebser- zahlmedien lermedien Marktplätze trag (Umsatz) und Beteili- gungen 2017 586 153.2 235 974.2 2016 616.8 162.3 225.6 1004.8 2015 n. v. n. v. n. v. 1063.8

267. Die Ringier AG ist die Muttergesellschaft der im Die Ringier-Gruppe ist auch im Bereich Zeitungs- und Verlags- und Medienbereich aktiven Gesellschaften der Akzidenzdruck tätig. Insbesondere gehört zum Portfolio Ringier-Gruppe. Weltweit gibt die Ringier-Gruppe Zei- der Ringier-Gruppe auch der Titel „Sonntagsblick“.170 tungen und Zeitschriften heraus und produziert und ver- 268. Zur Grösse der Ringier-Gruppe in der Schweiz marktet Fernsehsendungen. Darüber hinaus ist die Rin- kann auf die Kennzahlen in Tabelle 18 verwiesen wer- gier-Gruppe an Radio- und Fernsehsendern beteiligt und den.171 Betreiberin elektronischer Medien im In- und Ausland.

Tabelle 18: Kennzahlen Ringier-Gruppe (in Mio. Fr.)

Jahr Digitalerlöse Vertriebserlö- Anzeigener- Druckerlöse Diverses Erlös/Umsatz se löse total 2017 331 197.3 134.9 89.5 45.8 798.5 2016 322.7 212 164.4 92.8 52.3 844.2 2015 277.5 156.1 153 109.3 46.2 742.1

269. Gemäss Meldung führt das Zusammenschlussvor- haben zu folgenden Grössenverhältnissen:

Tabelle 19: Darstellung aktuelle Konkurrenz für den Markt für Sonntagszeitungen in der Deutschschweiz (vgl. auch Tabelle 16)

Jahr GU (bzw. AZM und NZZ) Tamedia-Gruppe Ringier-Gruppe 2017 [30-40%] ([0-10]+[10-20]+[20-30]) [30-40%] [30-40%] 2016 [30-40%] ([10-20]+[20-30]) [30-40%] [30-40%] 2015 [30-40%] ([10-20]+[20-30]) [30-40%] [30-40%]

168 Vgl. RPW 2017/4, 579 Rz 2, Tamedia/Tradono Switzerland. 169 Vgl. Jahresabschluss 2017 – Geschäftsbericht, Tamedia-Gruppe, (04.06.2018); Jahresabschluss 2016 – Geschäftsbericht, Ta- media-Gruppe, (04.06.2018). 170 Vgl. RPW 2017/1, 282 Rz 150, Tamedia/Tradono Denmark/Tradono Switzerland; (04.06.2018). 171 Vgl. (04.06.2018). 2018/4 906

270. Vor dem Zusammenschlussvorhaben sind auf dem werden, weil die Gründung des GU die Situation auf Markt für Sonntagszeitungen in der Deutschschweiz vier dem Markt für Sonntagszeitungen faktisch kaum verän- Wettbewerber tätig. Von diesen vier Wettbewerbern dert. verfügen NZZ, die Tamedia-Gruppe und die Ringier- 271. Im Folgenden findet auf dieses Zusammenschluss- Gruppe über ungefähr je ein Drittel des Marktes. Der vorhaben die Anwendung der Kriterien statt, die zur Be- vierte Wettbewerber AZM weist im Jahr 2017 einen äus- urteilung einer kollektiven Marktbeherrschung heranzu- serst geringen Marktanteil von [0-10 %] auf. Vor dem ziehen sind (vgl. Rz 167): Zusammenschlussvorhaben sind die Marktanteile von NZZ, der Tamedia-Gruppe und der Ringier-Gruppe fast - Anzahl der beteiligten Unternehmen, Marktanteile gleich hoch. Damit bestehen bereits vor dem Zusam- und Marktkonzentration; menschlussvorhaben Hinweise auf eine kollektive Marktbeherrschung durch NZZ, die Tamedia-Gruppe - Symmetrien; und die Ringier-Gruppe. Weil AZM über einen Marktan- - Marktwachstum und Innovationen; teil von [0-10 %] verfügt, sind auch nach dem Zusam- menschlussvorhaben die Marktanteile des GU, der Ta- - Markttransparenz; media-Gruppe und der Ringier-Gruppe fast gleich hoch. - Multimarktbeziehungen; Deshalb bestehen ebenfalls Hinweise auf eine kollektive Marktbeherrschung des GU, der Tamedia-Gruppe und - Stellung der Marktgegenseite; der Ringier-Gruppe. In diesem Fall ist davon auszuge- - Potenzielle Konkurrenz. hen, dass das Zusammenschlussvorhaben eine kollekti- ve Markbeherrschung verstärkt. Die Hinweise sind nach- I. Anzahl der beteiligten Unternehmen, Marktanteile folgend näher zu untersuchen. Diese Analyse erfolgt für und Marktkonzentration die Frage einer kollektiven Marktbeherrschung des GU, 272. Die Angaben gemäss Meldung in Tabelle 19 zei- der Tamedia-Gruppe und der Ringier-Gruppe. Gleichzei- gen, dass das Zusammenschlussvorhaben zu einer tig kann die Analyse für die Frage nach einer bestehen- Situation mit drei Unternehmen mit nahezu gleichen den kollektiven Marktbeherrschung durch NZZ, die Ta- Marktanteilen führt. Einen hohen Konzentrationsgrad media-Gruppe und die Ringier-Gruppe herangezogen bestätigen die HHI-Werte172 in Tabelle 20.

Tabelle 20: HHI-Werte vor und nach dem Zusammenschlussvorhaben und Delta-HHI

HHI ex ante Zusammenschluss [3100-3400] HHI ex post Zusammenschluss [3200-3500] ΔHHI [65-75]

273. Dass dabei das Delta-HHI aufgrund des geringen How. Die Wichtigkeit solcher Dimensionen unterscheidet Marktanteils von AZM nur ungefähr [65-75] beträgt, sich zwischen den verschiedenen Industrien. Grundsätz- spricht nicht für eine Unbedenklichkeit in Bezug auf eine lich wird Symmetrie als Faktor angesehen, der eine etwaige kollektive Marktbeherrschung. Zwar stufen die mögliche kollektive Marktbeherrschung tendenziell be- EU-Horizontalleitlinien, welche hier hilfsweise herange- günstigt.174 zogen werden können, HHI-Werte oberhalb von 2000 277. Tabelle 19 zeigt, dass das Zusammenschlussvor- verbunden mit einem Deltawert unter 150 als in der Re- haben zu nahezu gleichen Marktanteilen des GU, der gel als bedenkenlos ein. Dies jedoch nur dann, wenn Tamedie-Gruppe und der Ringier-Gruppe führt. Nach keine besonderen Umstände vorliegen. Mit den vorlie- dem Zusammenschluss sind das GU, die Tamedia- genden Hinweisen auf eine etwaige kollektive Marktbe- Gruppe und die Ringier-Gruppe in Bezug auf die Markt- herrschung (vgl. Rz 270) liegen solche besondere Um- anteile beinahe völlig symmetrisch (GU [30-40 %], Ta- stände vor.173 media-Gruppe [30-40 %] und Ringier-Gruppe [30-40 %]). 274. Weiter ist festzustellen, dass nach dem Zusam- menschlussvorhaben das GU, die Tamedia-Gruppe und die Ringier-Gruppe über einen kumulierten Marktanteil von 100 % verfügen. Das heisst, zusammen bedienen die drei Unternehmen den gesamten Markt.

275. Somit begünstigen die Anzahl beteiligten Unter- nehmen, die Marktanteile und die Marktkonzentration 172 Der Herfindahl-Hirschmann-Index (nachfolgend: HHI) ist eine Kenn- den Anreiz und die Möglichkeit einer kollektiven Markt- zahl zur Berechnung des Konzentrationsmasses einer Verteilung. Zur Berechnung des HHI werden die quadrierten prozentualen Anteile der beherrschung durch das GU, die Tamedia-Gruppe und ே ଶ einzelnen Elemente der Verteilung summiert (ܪܪܫ ൌ σ௜ୀଵ ܽ௜ ). Hierbei die Ringier-Gruppe. gilt, je höher der HHI, desto konzentrierter ist die Verteilung. Der HHI II. Symmetrien kann hierbei Werte zwischen ͳͲͲͲͲȀܰ ൑ ܪܪܫ ൑ ͳͲͲͲͲ annehmen. 173 Vgl. EU-Horizontalleitlinien, Rz 19 ff. (Fn 94), insb. Rz 20 Bst. e). 174 276. Symmetrie kann verschiedene Dimensionen betref- Vgl. RPW 2015/3, 49 Rz 169, Tamedia/ricardo.ch; RPW 2010/3, 538 Rz 274 f., France Télécom SA/Sunrise Communications AG; RPW fen. Es sind Dimensionen wie Marktanteile, Anzahl Vari- 2008/1, 187 Rz 480, Migros/Denner; RPW 2008/3, 453 Rz 274, Heine- etäten im Produktportfolio oder technologisches Know- ken/Eichhof. 2018/4 907

278. Das GU (vgl. Rz 1, 22 und 48), die Tamedia- III. Marktwachstum und Innovationen Gruppe (vgl. Rz 265 f.) und die Ringier-Gruppe (vgl. 284. Die Entwicklung des Marktvolumens über die Zeit Rz 267 f.) sind Medienunternehmen mit Print- und Digi- beeinflusst die Möglichkeit für eine etwaige kollektive tal-Produkten. Spezifisch für die Sonntagszeitungen ist Marktbeherrschung. Je stabiler die Nachfrage ist, desto darauf hinzuweisen, dass aus der „Schweiz am Sonn- höher ist die Beobachtbarkeit des Kundenverhaltens und tag“ von AZM im Jahr 2016 beziehungsweise 2017 die damit die Voraussagbarkeit im Markt. In einem sich dy- „Schweiz am Wochenende“ wurde.175 Der Titel „NZZ am namisch entwickelnden Markt mit häufigen Nachfrage- Sonntag“ ist seit März 2002176 verfügbar. Die erste Aus- schocks oder grossen Unsicherheiten (z.B. durch grund- gabe der „SonntagsZeitung“ der Tamedia-Gruppe er- legende Innovationen im Markt) kann es aufgrund ver- schien im Jahr 1987.177 Und der Sonntagsblick ist seit schiedener Faktoren zu grösseren Marktanteilsverschie- dem Jahr 1969 erhältlich.178 Somit sind die Sonntagszei- bungen kommen. Vor einem solchen Hintergrund ist es tungen seit fünfzehn und mehr Jahren im Markt und grundsätzlich schwieriger, eine kollektive Marktbeherr- verfügen im Jahr 2017 über jeweils ungefähr einen Drit- schung aufzubauen beziehungsweise aufrecht zu erhal- tel Marktanteil. ten. Im Gegensatz dazu sind in gesättigten Märkten 279. Beim GU wird das Kerngeschäft gemäss Meldung Verschiebungen hauptsächlich auf konkurrierendes Ver- in der Herausgabe von Zeitungen und Zeitschriften, im halten zurückzuführen.179 Betrieb von Online-Plattformen sowie von Fernseh- und 285. Zudem ist in wachsenden Märkten Kollusion bei Radiosendern und im Druckgeschäft liegen. Das GU gleichbleibender Anzahl Marktteilnehmer einfacher auf- werde auch in den jeweils zu diesen Tätigkeitsbereichen rechtzuerhalten.180 korrespondierenden Werbemärkten tätig sein. Zudem werde AZM auch ihre jeweiligen Aktivitäten im Vertrieb 286. Tabelle 21 zeigt, wie sich der Gesamtmarkt im sowie deren Verlagsgeschäft in das GU einbringen. Pri- Markt für Sonntagszeitungen in der Deutschschweiz mär werde das GU im Bereich der Regionalmedien tätig gemessen anhand der Anzahl Leser in den Jahren 2015 sein (vgl. Rz 14). bis 2017 gemäss Meldung entwickelt hat. Während ei- nes Jahres ist der Gesamtmarkt um ungefähr 2 % be- 280. Somit weisen das GU, die Tamedia-Gruppe (vgl. ziehungsweise 7 % zurückgegangen. Gleichzeitig zeigt Rz 265) und die Ringier-Gruppe (vgl. Rz 267) symmetri- Tabelle 21, dass zwischen den vier Wettbewerbern in sche Tätigkeiten und ein symmetrisches Produktportfolio den Jahren 2015 bis 2017 nur geringe Marktanteilsver- auf. Dies gilt insbesondere auch für den Print-Bereich, schiebungen stattgefunden haben. In den drei Jahren vor allem Zeitungen. Für das GU und die Ringier-Gruppe konnte NZZ ihren Marktanteil um knapp [0-10] Prozent- sind allerdings jeweils eine spezifische Eigenschaft her- punkte erhöhen. Die Angaben lassen darauf schliessen, vorzuheben. Beim GU liegt die primäre Tätigkeit im Be- dass diese Erhöhung zulasten der Ringier-Gruppe er- reich der Regionalmedien. Für die Ringier-Gruppe ist es folgte. die im Vergleich zum GU und der Tamedia-Gruppe stär- kere internationale Ausrichtung. Diese spezifischen Ei- genschaften sind für die Frage der kollektiven Marktbe- herrschung auf dem Markt für Sonntagszeitungen in der Deutschschweiz von untergeordneter Bedeutung. 281. Weil es sich beim GU, der Tamedia-Gruppe und der Ringier-Gruppe um Medienunternehmen handelt, die mit vergleichbaren Produkten und vergleichbarem Pro- duktportfolio auftreten, bestehen Symmetrien in Bezug auf technologisches Know-How.

282. Bei AZM, NZZ und dem GU sowie der Tamedia- Gruppe und der Ringier-Gruppe handelt es sich um ge- winnorientierte Unternehmen. Grundsätzlich zeichnen sich daher alle in der Gewinnmaximierung als vorrangig zu erreichendes Ziel aus. Vor diesem Hintergrund ist das Interesse aller in erster Linie symmetrisch. Die WEKO behauptet damit nicht, dass das vorrangige Ziel eines 175 gewinnorientierten Unternehmens, welches in der Ge- Vgl. (04.06.2018). Demgegenüber führt die Meldung aus, AZM habe den winnmaximierung besteht, per se eine Interessenssym- Titel „Schweiz am Sonntag “ per März 2017 eingestellt. metrie impliziert. Trotz des vorrangigen Ziels der Ge- 176 Vgl. (04.06.2018). 177 Marktteilnehmer auf den einzelnen Märkten unterschied- Vgl. (04.06. 2018). liche Strategien anwenden. Wenn allerdings Kollusion 178 Vgl. (04.06.2018). die gewinnmaximierende Strategie ist, muss davon aus- 179 Vgl. RPW 2015/3, 498 Rz 179, Tamedia/ricardo.ch; RPW 2010/3, gegangen werden, dass die potenziell daran beteiligten 544 Rz 306, France Télécom SA/Sunrise Communications AG; RPW Unternehmen eine solche Strategie wählen werden. 2008/1, 189 Rz 498, Migros/Denner; RPW 2008/3, 455 Rz 287, Heine- ken/Eichhof. 283. Insgesamt begünstigen die Symmetrien den Anreiz 180 Vgl. MARC IVALDI/BRUNO JULLIEN/PATRICK REY/PAUL SEA- BRIGHT/JEAN TIROLE, The Economics of Tacit Collusion, Final Report und die Möglichkeit einer kollektiven Marktbeherrschung for DG Competition, European Commission, März 2003, 26 f., durch das GU, die Tamedia-Gruppe und die Ringier- (04.06.2018). 2018/4 908

Tabelle 21: Gesamtmarkt und Marktanteile aktuelle Konkurrenz

Gesamtmarkt Jahr GU (bzw. AZM und NZZ) Tamedia-Gruppe Ringier-Gruppe (Anzahl Leser) 2017 1 777 000 [30-40%] ([0-10]+[10-20]+[20-30]) [30-40%] [30-40%] 2016 1 817 000 [30-40%] ([10-20]+[20-30]) [30-40%] [30-40%] 2015 1 945 000 [30-40%] ([10-20]+[20-30]) [30-40%] [30-40%]

287. Aus der Meldung ist zu schliessen, dass Forschung schiedenen Märkten begegnen. Anhand der Meldung und Entwicklung als unbedeutend einzustufen sind.181 stellt folgende Tabelle 22 verschiedene Multimarktbezie- Es bestehen auf dem Markt für Sonntagszeitungen in hungen dar. der Deutschschweiz keine Unsicherheiten durch grund- legende Innovationen.

288. Insgesamt bestehen damit keine Anhaltspunkte, dass das Marktwachstum den Anreiz und die Möglichkeit einer kollektiven Marktbeherrschung durch das GU, die

Tamedia-Gruppe und die Ringier-Gruppe begünstigt.

IV. Markttransparenz

289. Die Literatur erachtet eine hohe Markttransparenz als begünstigendes Element für kollusives Verhalten. Gerade die Beobachtbarkeit von Preisen ist zentral.182

290. Die Preise von AZM183, NZZ184, der Tamedia- Gruppe185 und der Ringier-Gruppe186 für ihre Leser- Abonnemente sind öffentlich zugänglich. 291. Zudem sind die Auflagen- und Leserzahlen der Tageszeitungen, die an der WEMF MACH Basic-Studie teilnehmen, öffentlich bekannt.187 AZM, NZZ, die Tame- dia-Gruppe und die Ringier-Gruppe nehmen mit ihren Sonntagszeitungen an der WEMF Mach Basic-Studie 181 teil. WEMF wirbt ausdrücklich damit, dass die Verlags- Zur Vollständigkeit der Meldung hat das Sekretariat bei den Partei- en die Angaben gemäss Art. 11 Abs. 1 Bst. d und f VKU angefragt. häuser die WEMF MACH Basic-Studie für die strategi- 182 Vgl. RPW 2015/3, 499 f. Rz 187, Tamedia/ricardo.ch; RPW 2008/1, sche Positionierung und Vermarktung ihrer eigenen 189 Rz 501, Migros/Denner; RPW 2008/3, 456 Rz 293, Heine- Pressetitel und für die Konkurrenzbeobachtung nut- ken/Eichhof; RPW 2010/3, 547 Rz 328, France Télécom SA/Sunrise zen.188 Weil über die WEMF Mach Basic-Studie die Auf- Communications AG; PAUL BELLEFLAMME/MARTIN PEITZ, Industrial Organization – Markets and Strategies, Cambridge University Press, lagen- und Leserzahlen allen Verlagshäusern zur Verfü- 2011, 361 f.; MARC IVALDI/BRUNO JULLIEN/PATRICK REY/PAUL SE- gung stehen, besteht vollständige Transparenz hinsicht- ABRIGHT/JEAN TIROLE, The Economics of Tacit Collusion, Final Report lich der „Menge“, welche die Verlagshäuser produzieren. for DG Competition, European Commission, März 2003, 22 ff. (04.06.2018). und die Möglichkeit einer kollektiven Marktbeherrschung 183 Vgl. (04.06.2018). durch das GU, die Tamedia-Gruppe und die Ringier- 184 Vgl. , (04.06.2018). V. Multimarktbeziehungen 185 Vgl. (04.06.2018). 186 Vgl. (04.06.2018). 293. Multimarktbeziehungen können gemäss Literatur 187 MACH Basic – die Schweizer Leserschaftsstudie liefere die offizielle unter bestimmten Umständen (Asymmetrien auf den Währung für die Mediaplanung und das Verlagsmarketing. Die MACH Drittmärkten) kollusives Verhalten begünstigen.189 Basic ermittelt für die Werbewirtschaft und die Medienhäuser aktuelle, unabhängige und valide Daten über die Nutzer von Zeitungen und 294. Das GU, die Tamedia-Gruppe und die Ringier- Zeitschriften in der Schweiz und in Liechtenstein Die Verlagshäuser Gruppe weisen symmetrische Tätigkeiten und ein sym- nutzen die MACH Basic für die strategische Positionierung und Ver- marktung ihrer eigenen Pressetitel und für die Konkurrenzbeobach- metrisches Produktportfolio auf (vgl. Rz 277 ff). Zwar ist tung. Die Werbewirtschaft ermittelt anhand der Daten die Kennwerte das GU primär im Bereich der Regionalmedien tätig und der einzelnen Titel für die Planung ihrer Pressekampagnen (vgl. die Ringier-Gruppe ist vergleichsweise stärker internati- (04.06.2018)). onal ausgerichtet. Allerdings sind diese spezifischen 188 Vgl. (04.06.2018). 189 Vgl. RPW 2015/3, 500 Rz 191, Tamedia/ricardo.ch; RPW 2008/1, Eigenschaften für die Frage von Multimarktbeziehungen 189 Rz 505, Migros/Denner; RPW 2008/3, 457 Rz 300, Heine- im Rahmen der Beurteilung einer etwaigen kollektiven ken/Eichhof; RPW 2010/3, 550 Rz 342, France Télécom SA/Sunrise Marktbeherrschung ohne Belang. Entscheidend ist, dass Communications AG; MARC IVALDI/BRUNO JULLIEN/PATRICK REY/PAUL sich das GU, die Tamedia-Gruppe und die Ringier- SEABRIGHT/JEAN TIROLE, The Economics of Tacit Collusion, Final Report for DG Competition, European Commission, März 2003, 48 ff. Gruppe aufgrund der symmetrischen Tätigkeiten und (12.05.2015). 2018/4 909

Tabelle 22: Multimarktbeziehungen zwischen GU, Tamedia-Gruppe und Ringier-Gruppe

Relevanter Markt Marktanteil GU Marktanteil Ta- Marktanteil (AZM und NZZ) media-Gruppe Ringier-Gruppe Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 21 [70-80%] [10-20%] [0-10%] Luzern / OW / NW Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 24 [70-80%] [10-20%] [10-20%] Zug Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 26 St. [70-80%] [0-10%] [10-20%] Gallen / AI / AR Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 31 [0-10%] [40-50%] [10-20%] Basel ([40-50%])190 Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 32 [50-60%] [10-20%] [10-20%] Solothurn Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 41 [70-80%] [10-20%] [10-20%] Leser Tageszeitungen Tageszeitungen Leser Aargau Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 43 [20-30%] [50-60%] [10-20%] Zürich Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 44 [70-80%] [10-20%] [10-20%] Thurgau Markt für News-Sites im WG im WG 21 Lu- [20-30%] [10-20%] [10-20%] zern / OW / NW Markt für News-Sites im WG 24 Zug [20-30%] [10-20%] [10-20%] Markt für News-Sites im WG 25 Uri / Schwyz [20-30%] [30-40%] [10-20%] Markt für News-Sites im WG 26 St. Gallen / [20-30%] [10-20%] [10-20%]

News-Sites News-Sites AI / AR Markt für News-Sites im WG 41 Aargau [20-30%] [10-20%] [10-20%] Markt für News-Sites im WG 43 Zürich [20-30%] [20-30%] [10-20%] Markt für die Bereitstellung von nationaler Print-Firmenwerbung (Tages-, Sonntags- und [30-40%] [30-40%] [10-20%] Wochenzeitungen) in der Deutschschweiz Markt für die Bereitstellung von loka- ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, [50-60%] [0-10%] [0-10%] Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 21 Luzern / OW / NW Markt für die Bereitstellung von loka- Firmenwerbung

Bereitstellung Print- Bereitstellung ler/regionaler Print-Firmenwerbung (Tages-, [60-70%] [10-20%] – Sonntags- und Wochenzeitungen) im WG 26 St. Gallen / AI / AR

295. Zudem ergeben frühere Zusammenschlussvorha- ben folgende weitere Multimarktbeziehungen in Tabelle

23.

190 Bei einer Übernahme von BaZ durch die Tamedia-Gruppe.

2018/4 910

Tabelle 23: Multimarktbeziehungen zwischen GU, Tamedia-Gruppe und Ringier-Gruppe anhand früherer Zusam- menschlussvorhaben

Relevanter Markt Marktanteil GU Marktanteil Ta- Marktanteil (AZM und NZZ) media-Gruppe Ringier-Gruppe Markt für Inserenten in (Print-/Online) Fahrzeug- 0-10 % 20-30 % 20-30 % Rubrikanzeigen in der Deutschschweiz191 Markt für Leser/Nutzer von (Print-/Online-) Ankündi- 0-10 % 10-20 % 0-10 % gungsanzeigen im Grossraum Bern192 Markt für lokale/regionale Print-Firmenwerbung im 0-10 % 30-40 % 0-10 % WG 22 Berner Oberland193 Markt für lokale/regionale Print-Firmenwerbung im 0-10 % 30-40 % – WG 34 Berner Mittelland194 Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Rubrikanzei- gen (ohne Stellen/Immobilien/Fahrzeuge) in der [0-10%] 20-30 % 0-10 % Deutschschweiz195 Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Immobilien- [0-10%] 30-40 % 10-20 % Rubrikanzeigen in der Deutschschweiz196 Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Immobilien- Rubrikanzeigen in der französischsprachigen – 30-40 % 10-20 % Schweiz197 Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Immobilien- Rubrikanzeigen in der italienischsprachigen – 30-40 % 10-20 % Schweiz198 Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Fahrzeug- [0-10%] 40-50 % 20-30 % Rubrikanzeigen in der Deutschschweiz199 Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Fahrzeug- Rubrikanzeigen in der französischsprachigen – 20-30 % 30-40 % Schweiz200 Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Fahrzeug- Rubrikanzeigen in der italienischsprachigen – 20-30 % 40-50 % Schweiz201 Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Stellen- [0-10%] 30-40 % 0-10 % Rubrikanzeigen in der Deutschschweiz202 Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Stellen- Rubrikanzeigen in der französischsprachigen – 40-50 % 0-10 % Schweiz203 Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Stellen- Rubrikanzeigen in der italienischsprachigen – 30-40 % 0-10 % Schweiz204 Markt für Nutzer/Leser von (Print-/Online-) Rubrik- anzeigen (ohne Stellen/Immobilien/Fahrzeuge) in [0-10%] 20-30 % 0-10 % der Deutschschweiz205 Markt für Nutzer/Leser von (Print-/Online-) Rubrik- anzeigen (ohne Stellen/Immobilien/Fahrzeuge) in – 20-30 % 10-20 % der französischsprachigen Schweiz206

191 Vgl. RPW 2013/3, 371 Rz 93 (Tabelle 9), Tamedia AG/Schib- 199 Vgl. RPW 2017/4, 587 f. Rz 70 (Tabelle 4), Tamedia/Tradono Swi- sted/SCMS/piazza.ch/car4you. tzerland. 192 Vgl. RPW 2009/4, 413 Rz 283 (Tabelle 17) und 287, Post/NZZ/ 200 Vgl. RPW 2017/4, 587 f. Rz 70 (Tabelle 4), Tamedia/Tradono Swi- Tamedia und Post/Tamedia. tzerland. 193 Vgl. RPW 2009/4, 322 f. Rz 394 (Tabelle 45), Tamedia/PPSR. 201 Vgl. RPW 2017/4, 587 f. Rz 70 (Tabelle 4), Tamedia/Tradono Swi- 194 Vgl. RPW 2009/4, 322 f. Rz 394 (Tabelle 45), Tamedia/PPSR. tzerland. 195 Vgl. RPW 2017/4, 587 f. Rz 70 (Tabelle 4), Tamedia/Tradono Swi- 202 Vgl. RPW 2015/3, 483 ff. Rz 115 (Tabelle 4), Tamedia/ricardo.ch. tzerland. 203 Vgl. RPW 2015/, 483 ff. Rz 115 (Tabelle 4), Tamedia/ricardo.ch. 196 Vgl. RPW 2017/4, 587 f. Rz 70 (Tabelle 4), Tamedia/Tradono Swi- 204 Vgl. RPW 2015/, 483 ff. Rz 115 (Tabelle 4), Tamedia/ricardo.ch. tzerland. 205 Vgl. RPW 2017/4, 587 f. Rz 70 (Tabelle 4), Tamedia/Tradono Swi- 197 Vgl. RPW 2017/4, 587 f. Rz 70 (Tabelle 4), Tamedia/Tradono Swi- tzerland. tzerland. 206 Vgl. RPW 2017/4, 587 f. Rz 70 (Tabelle 4), Tamedia/Tradono Swi- 198 Vgl. RPW 2017/4, 587 f. Rz 70 (Tabelle 4), Tamedia/Tradono Swi- tzerland. tzerland. 2018/4 911

Relevanter Markt Marktanteil GU Marktanteil Ta- Marktanteil (AZM und NZZ) media-Gruppe Ringier-Gruppe Markt für Nutzer/Leser von (Print-/Online-) Immobi- [0-10%] 30-40 % 10-20 % lien-Rubrikanzeigen in der Deutschschweiz207 Markt für Nutzer/Leser von (Print-/Online-) Immobi- lien-Rubrikanzeigen in der französischsprachigen – 20-30 % 10-20 % Schweiz208 Markt für Nutzer/Leser von (Print-/Online-) Immobi- lien-Rubrikanzeigen in der italienischsprachigen – 30-40 % 10-20 % Schweiz209 Markt für Nutzer/Leser von (Print-/Online-) Stellen- [0-10%] 20-30 % 0-10% Rubrikanzeigen in der Deutschschweiz210 Markt für Nutzer/Leser von (Print-/Online-) Stellen- Rubrikanzeigen in der französischsprachigen – 30-40 % 0-10% Schweiz211 Markt für Nutzer/Leser von (Print-/Online-) Stellen- Rubrikanzeigen in der italienischsprachigen – 20-30 % 0-10% Schweiz212

296. Zunächst zeigen Tabelle 22 und Tabelle 23, dass 299. Aus vorangehende Ausführungen und Darstellun- das GU, die Tamedia-Gruppe und die Ringier-Gruppe gen folgt, dass zwischen dem GU, der Tamedia-Gruppe auf einer Vielzahl von Märkten Kontakt miteinander ha- und der Ringier-Gruppe eine Vielzahl an Multimarktbe- ben. Weiter zeigen die beiden Tabellen, dass viele die- ziehungen besteht. Diese Multimarktbeziehungen wei- ser Märkte mittlere bis hohe asymmetrische Verteilun- sen vielfach eine mittlere bis hohe Asymmetrie auf. Zu- gen aufweisen. Multimarktbeziehungen auf verschiede- dem steht bereits eine kollektive Marktbeherrschung nen Märkten mit asymmetrischen Grössenverhältnissen durch die Tamedia-Gruppe und die Ringier-Gruppe auf unterstützen eine kollektive Marktbeherrschung. Deshalb dem Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Fahrzeug- begünstigen die Multimarktbeziehungen zwischen dem Rubrikanzeigen in der Deutschschweiz im Vordergrund. GU, der Tamedia-Gruppe und der Ringier-Gruppe eine 300. Insgesamt begünstigen die Multimarktbeziehungen kollektive Marktbeherrschung. den Anreiz und die Möglichkeit einer kollektiven Markt- 297. Weiter ist darauf hinzuweisen, dass sich für die beherrschung durch das GU, die Tamedia-Gruppe und Tamedia-Gruppe und die Ringier-Gruppe die Frage nach die Ringier-Gruppe. einer kollektiven Marktbeherrschung bereits in früheren VI. Stellung der Marktgegenseite Zusammenschlussvorhaben und für einen anderen Markt gestellt hat. In den Zusammenschlussvorhaben 301. Eine allfällige kollektive Marktbeherrschung hängt „Tamedia/Tradono Denmark/Tradono Switzerland“ und auch vom Konzentrationsgrad der Marktgegenseite ab. „Tamedia/ricardo.ch“ stand beide Male die Möglichkeit Denn ein starker Käufer kann mit seiner Verhandlungs- einer kollektiven Marktbeherrschung durch die Tamedia- macht den Wettbewerb unter den Verkäufern stimulie- Gruppe und die Ringier-Gruppe auf dem Markt für Inse- ren. Als erste Möglichkeit kann dieser Käufer mit einem renten in (Print-/Online-) Fahrzeug-Rubrikanzeigen in Wechsel des Verkäufers drohen. Eine zweite Möglichkeit der Deutschschweiz im Vordergrund.213 Bei der Prüfung der Zusammenschlussvorhaben gelangte die WEKO zum Schluss, dass Anreize für kollusives Verhalten zwi- schen der Tamedia-Gruppe und der Ringier-Gruppe auf dem Markt für Inserenten in (Print-/Online-) Fahrzeug- 207 Vgl. RPW 2017/4, 587 f. Rz 70 (Tabelle 4), Tamedia/Tradono Rubrikanzeigen in der Deutschschweiz entstehen. Es Switzerland. konnte davon ausgegangen werden, dass ein solches 208 Vgl. RPW 2017/4, 587 f. Rz 70 (Tabelle 4), Tamedia/Tradono Swi- Verhalten mit grosser Wahrscheinlichkeit stabil bezie- tzerland. hungsweise dauerhaft sein werde.214 209 Vgl. RPW 2017/4, 587 f. Rz 70 (Tabelle 4), Tamedia/Tradono Swi- tzerland. 298. In diesem Zusammenhang ist auf die Literatur zu 210 Vgl. RPW 2015/3, 483 ff. Rz 115 (Tabelle 4), Tamedia/ricardo.ch. 211 verweisen, wonach Unternehmen ein kooperatives Er- Vgl. RPW 2015/3, 483 ff. Rz 115 (Tabelle 4), Tamedia/ricardo.ch. 212 Vgl. RPW 2015/3, 483 ff. Rz 115 (Tabelle 4), Tamedia/ricardo.ch. gebnis erreichen können, indem sie Kollusion („kollektive 213 Vgl. RPW 2016/1, 281 ff. Rz 147 ff., Tamedia/Tradono Den- Marktbeherrschung“) von einem Markt auf einen ande- mark/Tradono Switzerland; RPW 2015/3, 495 ff. Rz 157 ff., Tame- ren Markt übertragen. Zudem können bereits Erwartun- dia/ricardo.ch. 214 gen über Vergeltungsmassnahmen in anderen Märkten Vgl. RPW 2016/1, 504 Rz 229 f., Tamedia/Tradono Den- mark/Tradono Switzerland; RPW 2015/3, Tamedia/ricardo.ch. kollusives Verhalten induzieren: je stärker marktüber- 215 MARC VAN WEGBERG, ARJEN VAN WITTELOOSTUIJN, MICHIEL ROS- greifende Reaktionen (bzw. Erwartungen über markt- CAM ABBING, Multimarket and multiproject collusion – Why European übergreifende Reaktionen), umso kollusiver die Ergeb- integration may reduce intra-community competition, De Economist 215 142(3), 1994, 253-285, 258 f. nisse.

2018/4 912 ist die Berücksichtigung von potenziellen Konkurrenten. infrastrukturen nötig. Zudem dürfte insbesondere bei Dritte Möglichkeit ist die Drohung, das entsprechende abonnierter Sonntagspresse der Aufbau von Reputation Produkt selber herzustellen.216 einen wesentlichen Faktor darstellen. Die Vermarktung von Sonntagspresse dürfte sich als schwierig erweisen, 302. Analog zu den Lesermärkten für Tageszeitungen da auf dem Markt bereits etablierte und bei den Lesern stehen sich auf dem Markt für Sonntagszeitungen in der bekannte Sonntagszeitungen existieren. Es ist davon Deutschschweiz Leser und Herausgeber von bezahlten auszugehen, dass Leser in der Regel nur eine Sonn- Sonntagszeitungen gegenüber. Die Leser fragen eine tagszeitung abonnieren. Aus diesem Grund müsste eine Berichterstattung über verschiedene Themenbereiche neu in den Markt eintretende Sonntagszeitung erhebli- wie News, Unterhaltung, Politik, Sport, Kultur, Wirtschaft, che Investitionen in den Aufbau einer Marke und der Wissenschaft, Trend und Reisen nach. Steigerung des Bekanntheitsgrades tätigen, um von den 303. Für diese Marktgegenseite der Leserschaft, vor- Lesern überhaupt ins Auge gefasst zu werden.218 wiegend bestehend aus Privaten, ist davon auszugehen, 310. Überdies sind die zwei grossen Mediengruppen dass der Konzentrationsgrad niedrig ist. Zudem ist da- Tamedia und Ringier bereits im Markt tätig. von auszugehen, dass die Leserschaft einen geringen oder sogar keinen Organisationsgrad aufweist. Dies 311. Entsprechend den vorangehenden Ausführungen deutet darauf hin, dass die Marktgegenseite über keine ist in der Schweizer Zeitungslandschaft in den letzten oder zumindest sehr wenig Gegenmacht verfügt. Jahren keine Expansion durch neue Sonntagspresse erfolgt. Im Gegenteil: so habe NZZ die Printausgabe 304. Somit begünstigt die Stellung der Marktgegenseite „Ostschweiz am Sonntag“ per November 2017 einge- den Anreiz und die Möglichkeit einer kollektiven Markt- stellt. Zudem bestehen bereits seit August 2017 Hinwei- beherrschung durch das GU, die Tamedia-Gruppe und se, dass NZZ ihren Titel „Zentralschweiz am Sonntag“ die Ringier-Gruppe. ebenfalls einstellen könnte.219 Zwar verbreitet AZM ihren VII. Potenzielle Konkurrenz Titel „Schweiz am Wochenende“ erst seit dem Jahr 2017. Es handelt sich dabei allerdings um die Ablösung 305. Tiefe Markteintrittsbarrieren können kollusives Ver- des vorangehend eingeführten und dann wieder einge- halten erschweren oder verunmöglichen. Wenn Preise stellten Titels „Schweiz am Sonntag“ (vgl. Rz 72 ff.). und Gewinne in einem Markt hoch sind, werden neue Firmen versuchen in den Markt einzutreten, um ihrer- 312. Daher besteht für den Markt für Sonntagszeitungen seits von den erzielbaren Gewinnmargen zu profitie- in der Deutschschweiz keine potenzielle Konkurrenz mit ren.217 disziplinierender Wirkung. 306. Wie bereits ausgeführt handelt es sich beim Markt 313. Das Zusammenschlussvorhaben begünstigt in Be- für Sonntagszeitungen in der Deutschschweiz um einen zug auf potenzielle Konkurrenz den Anreiz und die Mög- tendenziell rückläufigen Markt, der in den letzten drei lichkeit einer kollektiven Marktbeherrschung durch das Jahren um ungefähr 9 % zurückging (vgl. Rz 286). GU, die Tamedia-Gruppe und die Ringier-Gruppe. 307. Zudem sind gemäss Meldung im Bereich der Sonn- B.4.2.5.3. Stellungnahme der Parteien tagszeitungen keine Marktzutritte bekannt. In diesem 314. Gemäss Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung Zusammenhang führt die Meldung aus, dass Marktein- handle es sich beim Prüfkriterium „Marktwachstum und tritte künftig im Bereich der Online-Medien durchaus Innovation“ um ein Kriterium, das insgesamt gegen eine möglich seien. Hierzu ist darauf hinzuweisen, dass der etwaige kollektive Marktbeherrschung spreche. Der Le- Markt für Sonntagszeitungen in der Deutschschweiz sermarkt für Sonntagszeitungen in der Deutschschweiz (vgl. Rz 79 f.) gedruckte Titel umfasst. Etwaige „Online- sei ein rückläufiger Markt. Auf diesem rückläufigen Markt Sonntagspresse“ ist nicht dazuzuzählen. Zudem nennt hätten im letzten Jahr sodann zwei Marktaustritte statt- die Meldung keine konkreten Unternehmen, die in den gefunden: AZM sei mit der „Schweiz am Sonntag“ aus nächsten drei Jahren in den Markt für Sonntagszeitun- dem Markt ausgetreten. Die NZZ ihrerseits sei mit der gen in der Deutschschweiz eintreten könnten (vgl.

Art. 11 Abs. 1 Bst. f VKU).

308. Als Vergleichswert für einen profitablen und auf lange Dauer ausgelegten Markteintritt kann wiederum 216 Vgl. RPW 2015/3, 500 Rz 196, Tamedia/ricardo.ch; RPW 2008/1, auf den geschätzten Kaufpreis von BaZ in Höhe von 60 199 Rz 584, Migros/Denner; RPW 2008/3, 457 Rz 304, Heine- Millionen verwiesen werden (vgl. Rz 196). Kosten für ken/Eichhof; RPW 2010/3, 552 Rz 358, France Télécom SA/Sunrise Communications AG; MARC IVALDI/BRUNO JULLIEN/PATRICK REY/PAUL einen Markteintritt in dieser Höhe können als sehr hoch SEABRIGHT/JEAN TIROLE, The Economics of Tacit Collusion, Final bezeichnet werden. Report for DG Competition, European Commission, März 2003, 53; Massimo Motta, Competition Policy – Theory and Practice, 145. 309. Auch wenn ein Zeitungsverlag technisch grundsätz- (04.06.2018). 217 ausgegebenen Zeitung zu erweitern oder eine neue Vgl. RPW 2015/3, 501 Rz 203, Tamedia/ricardo.ch; RPW 2008/1, 205 Rz 650, Migros/Denner; RPW 2008/3, 458 Rz 311, Hei- Zeitung in einem weiteren Gebiet herauszugeben, kann neken/Eichhof; RPW 2010/3, 555 Rz 374, France Télécom SA/Sunrise nicht ohne weiteres von Wettbewerbsdruck infolge po- Communications AG; MARC IVALDI/BRUNO JULLIEN/PATRICK REY/PAUL tenzieller Konkurrenz ausgegangen werden. So muss SEABRIGHT/JEAN TIROLE, The Economics of Tacit Collusion, Final unter Umständen für die im Vergleich zu Tageszeitun- Report for DG Competition, European Commission, März 2003, 53; Massimo Motta, Competition Policy – Theory and Practice, 143 f. gen thematisch unterschiedlichen Themenbereiche eine 218 Vgl. analog RPW 2015/3, 502 Rz 210, Tamedia/ricardo.ch. neue Redaktion aufgebaut werden oder zumindest neu 219 Vgl. (10.07.2018). 2018/4 913

„Ostschweiz am Sonntag“ aus dem Markt ausgetreten. erschwert bloss eine kollektive Marktbeherrschung. Solche Markaustritte deuteten auf raue Wettbewerbs- Trotzdem ist diese auch bei einem rückläufigen Markt verhältnisse hin. Zudem handle es sich bei Zeitungspro- möglich. In Bezug auf Stabilität bei vertikaler und hori- dukten nicht um homogene Produkte und die vertikale zontaler Produktdifferenzierung ist darauf hinzuweisen, Produktdifferenzierung sei relativ hoch. Vertikale Pro- dass die Stellungnahem zur vorläufigen Prüfung die duktdifferenzierung mache im Gegensatz zu horizontaler zitierte Literatur unvollständig wiedergibt. Die Literatur Produktdifferenzierung die Nachhaltigkeit von Kollusion besagt, dass bei vertikaler Produktdifferenzierung Kollu- unwahrscheinlich. sion umso schwieriger zu erreichen ist, umso grösser der Wettbewerbsvorteil des Unternehmens mit dem hö- 315. In Bezug auf Anzahl beteiligter Unternehmen, herwertigen Produkt ist.220 Dies besagt in keiner Weise, Marktanteile und Marktkonzentration führt die Stellung- dass bei vertikaler Produktdifferenzierung Kollusion un- nahme zur vorläufigen Prüfung aus, das Zusammen- wahrscheinlich ist. schlussvorhaben würde bei einer Zurechnung der „Schweiz am Wochenende“ zum Lesermarkt für Sonn- 322. Zum Vorbringen in Bezug auf die HHI-Werte und tagszeitungen zu einer Marktanteilsaddition von gerade das Delta-HHI ist festzustellen, dass sehr wohl besonde- mal [0-10%] führen. Das Zusammenschlussvorhaben re Umstände im Sinne der EU-Leitlinien vorliegen. Zu- habe damit keine Auswirkungen auf den fraglichen nächst ist mit AZM mit „Schweiz am Wochenende“ am Markt. Somit fehle es bereits an der erforderlichen kau- Zusammenschluss ein Unternehmen mit einem kleinen salen Wettbewerbswirkung. Das Delta-HHI von [65-75] Marktanteil beteiligt, das vor kurzem in den Markt einge- bestätige diese Schlussfolgerung. HHI-Werte von 2000 treten ist.221 Zudem ergibt die Analyse der aktuellen und ein Delta-HHI unter 150 würden in der Regel als Konkurrenz Anzeichen für eine Marktkoordinierung oder bedenkenlos eingestuft. Entgegen der Ansicht in der eine solche erleichternde Praktiken (vgl. Rz 260).222 vorläufigen Prüfung würden keine besonderen Umstän- 323. Der Ansicht, dass eine Marktstruktur mit vier oder de vorliegen, die eine Ausnahme dazu bilden würden. drei Marktteilnehmer gegen das Vorliegen einer kol- 316. Zudem spreche gemäss Stellungnahme zur vorläu- lektiven Marktbeherrschung spreche, kann nicht gefolgt figen Prüfung der Umstand, dass vier beziehungsweise werden. In Bezug auf die Anzahl Marktteilnehmer ist drei Unternehmen kolludieren müssten, gegen das Vor- eine kollektive Marktbeherrschung schwieriger zu stüt- liegen einer kollektiv marktbeherrschenden Stellung. zen, je mehr Marktteilnehmer bestehen.223 Das heisst aber nicht, dass kollektive Marktbeherrschung nur im 317. In Bezug auf Symmetrien bringt die Stellungnahme Falle eines Duopols möglich ist. zur vorläufigen Prüfung vor, dass hinsichtlich der Tätig- keitsbereiche und des Produktportfolios keine Symmet- 324. Dann ist auch in grundsätzlicher Hinsicht darauf rien bestehen würden. Die Tamedia-Gruppe fokussiere hinzuweisen, dass es bei der Frage der Stellung der anders als das GU und NZZ auf digitale Medien und Marktgegenseite um Verhandlungsmacht geht. Bei- verfüge im Unterschied zum GU über keine Radio- und spielsweise verfügt die Marktgegenseite über Verhand- Fernsehsender und sei nicht in der Frühzustellung aktiv. lungsmacht, wenn sie das fragliche Gut selber herstellen Zudem sei die Tamedia-Gruppe anders als das GU und könnte oder mit der nachgefragten Menge ein anderes NZZ auch in der französischsprachigen Schweiz tätig. Unternehmen zu einem Markteintritt als Anbieter bewe- Die Ringier-Gruppe sei stark international ausgerichtet gen könnte.224 und fokussiere national wie international auf die Leser- 325. Im vorliegenden Zusammenschlussvorhaben kann märkte für Zeitschriften. Wie die Tamedia-Gruppe fokus- allerdings eine abschliessende Beurteilung offenbleiben, siere sodann auch die Ringier-Gruppe ihre Tätigkeitsbe- ob sich die bestehenden Anhaltspunkte für eine kollekti- reiche auf die digitalen Medien. Und die Ringier-Gruppe ve Marktbeherrschung erhärten lassen (vgl. Rz 213 ff.). verfüge im Unterschied zum GU über keine Fernseh- sender und sei nicht in der Frühzustellung aktiv. Deshalb B.4.2.5.4. Zwischenergebnis bestünden zwischen dem GU (zusammen mit NZZ) so- 326. Es bestehen keine Anhaltspunkte, dass die Grün- wie der Tamedia-Gruppe und der Ringier-Gruppe keine dung des GU durch AZM und NZZ eine Einzelmarktbe- Symmmetrien. herrschung auf dem Markt für Sonntagszeitungen in der 318. In Bezug auf die Markttransparenz macht die Stel- Deutschschweiz begründet oder verstärkt. In Bezug auf lungnahme zur vorläufigen Prüfung geltend, dass das eine kollektive Marktbeherrschung durch das GU, die Zusammenschlussvorhaben diese in keiner Weise ver- Tamedia-Gruppe und die Ringier-Gruppe überwiegen ändere. insgesamt die Faktoren, welche eine solche begünsti- gen. 319. Zu Multimarktbeziehungen führt die Stellungnahem zur vorläufigen Prüfung aus, dass das Zusammen- schlussvorhaben zu keinen weiteren Multimarktbezie- hungen als den bereits bestehenden führe.

320. Gemäss Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung 220 Vgl. MARC IVALDI/BRUNO JULLIEN/PATRICK REY/PAUL SEABRIGHT/ verfüge die Leserschaft über Gegenmacht. Diese könne JEAN TIROLE, The Economics of Tacit Collusion, Final Report for DG mit einem Wechsel des Verkäufers drohen. Competition, European Commission, März 2003, 46. 221 Vgl. EU-Horizontalleitlinien, Rz 20 Bst. a) (Fn 94). 222 321. Zu diesen Vorbringen ist in grundsätzlicher Hinsicht Vgl. EU-Horizontalleitlinien, Rz 20 Bst. e) (Fn 94). 223 Vgl. MARC IVALDI/BRUNO JULLIEN/PATRICK REY/PAUL SEABRIGHT/ festzuhalten, dass ein rückläufiger Markt kein Kriterium JEAN TIROLE, The Economics of Tacit Collusion, Final Report for DG darstellt, das Kollusion oder eine kollektive Marktbeherr- Competition, European Commission, März 2003, 13. schung faktisch ausschliesst. Ein rückläufiger Markt 224 Vgl. auch MOTTA (Fn 115), 145. 2018/4 914

327. Gleichzeitig zeigt die Analyse, dass Anhaltspunkte beherrschung davon auszugehen, dass der wirksame auf eine vor dem Zusammenschlussvorhaben bereits Wettbewerb bereits vor dem Zusammenschlussvorha- bestehende kollektive Marktbeherrschung durch NZZ, ben beseitigt ist. die Tamedia-Gruppe und die Ringier-Gruppe gegeben 333. Auch ein Blick auf die Abonnementspreise zeigt, sind. Dies, weil die Gründung des GU die Situation auf dass der Titel „Schweiz am Sonntag“ beziehungsweise dem Markt für Sonntagszeitungen in der Deutsch- „Schweiz am Wochenende“ von AZM die Preissetzung schweiz faktisch kaum verändert. der anderen Titel in diesem Markt kaum bis gar nicht zu 328. Somit ergeben sich Anhaltspunkte, dass das Zu- beeinflussen vermochte. So haben NZZ („NZZ am Sonn- sammenschlussvorhaben eine bereits bestehende kol- tag“ und „Zentralschweiz am Sonntag“), die Tamedia- lektive Marktbeherrschung durch NZZ, die Tamedia- Gruppe („SonntagsZeitung“) und die Ringier-Gruppe Gruppe und die Ringier-Gruppe verstärkt. Die Vorbrin- („SonntagsBlick“) die Preise für ein Jahresabonnement gen der Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung vermö- ihrer Titel stetig erhöht, während der entsprechende gen nicht zu einem anderen Ergebnis zu führen. Preis für die „Schweiz am Wochenende“ beziehungs- weise „Schweiz am Sonntag“ seit Januar 2015 unverän- 329. Allerdings kann offengelassen werden, ob sich die dert blieb. Bei den Halbjahresabonnementen reduzierte Anhaltspunkte auf eine kollektive Marktbeherrschung AZM den Preis der damals herausgegebenen „Schweiz erhärten lassen. Gegeben die Anhaltspunkte lassen sich am Wochenende“ gar auf Januar 2017, ohne dass dies erhärten, dann verstärkt das Zusammenschlussvorha- die Preissteigerung bei den übrigen Titeln beeinflusst ben trotzdem keine Marktbeherrschung gemäss Art. 10 hätte. Abs. 2 Bst. a KG, weil das Zusammenschlussvorhaben für eine etwaige Beseitigung des wirksamen Wettbe- 334. Somit würde es an der vom Bundesgericht vorge- werbs nicht kausal ist (vgl. Rz 214). Falls sich allerdings gebenen Kausalität zwischen dem Zusammenschluss- die Anhaltspunkte nicht erhärten lassen, dann liegt we- vorhaben und der Möglichkeit der Beseitigung wirksa- der eine Einzelmarktbeherrschung noch eine kollektive mem Wettbewerbs fehlen (vgl. Rz 214). Marktbeherrschung vor. In diesem zweiten Fall sind die 335. Es ist nicht davon auszugehen, dass der Zusam- Eingriffskriterien gemäss Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG eben- menschluss die Möglichkeit eröffnet, Konkurrenten vom falls nicht erfüllt. Markt zu verdrängen oder davon fernzuhalten.225 B.4.2.5.5. Mögliche Beseitigung wirksamen Wett- 336. Es ist somit nicht zu erwarten, dass der Zusam- bewerbs menschluss zur Begründung oder Verstärkung einer 330. Wie ausgeführt muss für eine Untersagung eines kollektiv marktbeherrschenden Stellung führen wird, Zusammenschlusses oder eine Zulassung unter Bedin- durch die wirksamer Wettbewerb im Markt für Sonntags- gungen und Auflagen qualifizierte Marktbeherrschung zeitungen in der Deutschschweiz beseitigt werden kann vorliegen. Das heisst, das Bundesgericht setzt eine (Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG). Marktbeherrschung gemäss Art. 4 Abs. 2 KG mit dem B.4.2.5.6. Ergebnis zusätzlichen Erfordernis der Möglichkeit der Beseitigung wirksamen Wettbewerbs voraus (vgl. Rz 213 ff.). 337. Aufgrund der Prüfung ergeben sich zwar Anhalts- punkte, dass das Zusammenschlussvorhaben eine kol- 331. Gemäss Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung lektive Marktbeherrschung im Sinne von Art. 4 Abs. 2 führe selbst bei einer Zurechnung der „Schweiz am Wo- KG auf dem Markt für Sonntagszeitungen in der chenende“ zum Lesermarkt für Sonntagszeitungen das Deutschschweiz verstärkt. Allerdings kann offengelas- Zusammenschlussvorhaben lediglich zu einer vernach- sen werden, ob sich diese Anhaltspunkte erhärten las- lässigbaren Marktanteilsaddition von [0-10 %], was zu sen. Dies, da nicht zu erwarten ist, dass das Zusam- keiner Begründung oder Verstärkung einer marktbeherr- menschlussvorhaben den Unternehmen die Möglichkeit schenden Stellung führe, die wirksamen Wettbewerb eröffnet, auf dem relevanten Markt den wirksamen Wett- beseitigen könnte. Aus diesen Gründen könne ausge- bewerb zu beseitigen. Es ist davon auszugehen, dass schlossen werden, dass das Zusammenschlussvorha- eine etwaige Beseitigung wirksamen Wettbewerbs be- ben antikompetitive Auswirkungen auf den Lesermarkt reits vorbestehend wäre und dass es an der notwendi- für Sonntagszeitungen haben werde. Es fehle an einer gen Kausalität durch das Zusammenschlussvorhaben kausalen Wirkung des Zusammenschlussvorhabens auf mangelt. Die vom Bundesgericht definierten Vorausset- den Lesermarkt für Sonntagszeitungen. zungen für eine Intervention gemäss Art. 10 Abs. 2 KG 332. Entgegen der Ansicht der Stellungnahme zur vor- sind daher für den Markt für Sonntagszeitungen in der läufigen Prüfung bestehen wie vorangehend ausgeführt Deutschschweiz nicht gegeben. Anhaltspunkte für eine bereits bestehende kollektive

Marktbeherrschung durch NZZ, die Tamedia-Gruppe und die Ringier-Gruppe (vgl. Rz 327). Das Zusammen- schlussvorhaben würde diese kollektive Marktbeherr- schung verstärken. Allerdings umfasst die etwaige, be- reits bestehende kollektive Marktbeherrschung [90- 100 %] des Marktes (vgl. Rz 257). Unabhängig vom Zusammenschlussvorhaben teilen sich derzeit NZZ, die Tamedia-Gruppe und die Riniger-Gruppe den Markt je zu einem Drittel auf. Unter den gegebenen Umständen 225 Vgl. BGE 133 II 104, E. 8.3 (= RPW 2007/2, 329 E. 8.3), Swiss- ist im Falle einer bereits bestehenden kollektiven Markt- grid/WEKO. 2018/4 915

B.4.2.6 Markt für die Bereitstellung von Zeitschrif- ten-Werbung in der Kategorie Gebäude-

technik (4325) in der Deutschschweiz

B.4.2.6.1. Aktueller Wettbewerb 338. Tabelle 24 gibt eine Übersicht über die Marktanteile gemäss Meldung und somit die Grössenverhältnisse.

Tabelle 24: Marktanteile aktuelle Konkurrenz Robe Verlag Energie- Archithema Jahr AZM NZZ GU AG Schweiz Verlag AG 2017 [40-50%] [10-20%] [50-60%] [10-20%] [10-20%] [0-10%] 2016 [40-50%] [10-20%] [50-60%] [10-20%] [10-20%] [0-10%] 2015 [40-50%] [10-20%] [50-60%] [10-20%] [10-20%] [0-10%]

339. Das GU wird einen Marktanteil von [50-60%] auf verfügt Tamedia soweit ersichtlich über keine Print-Titel, sich vereinen. Damit liegt ein Indiz für eine marktbeherr- die dem Bereich Fachpresse zuzuordnen sind.226 schende Stellung des GU vor (vgl. Rz 128). 345. Auch wenn ein Medienverlag (insb. Ringier-Gruppe 340. Die nächst grösseren Wettbewerber sind der Robe oder Tamedia-Gruppe) technisch grundsätzlich in der Verlag AG mit einem Marktanteil von [10-20 %] und Lage wäre, einen neuen Titel im Bereich der Fachpresse Energie-Schweiz mit einem Marktanteil von [10-20 %]. Gebäudetechnik herauszugeben, kann trotzdem nicht Der Abstand des GU zu diesen beiden Wettbewerbern ohne weiteres von Wettbewerbsdruck infolge potenziel- beträgt gemessen in Marktanteilen ungefähr [40-50] ler Konkurrenz ausgegangen werden. So muss unter Prozentpunkte und mehr. Zum drittgrössten Wettbewer- Umständen für einen neuen Titel eine neue Redaktion ber Archithema Verlag AG besteht eine Differenz in mit entsprechenden Fachkenntnissen aufgebaut werden. Marktanteilen von [40-50] Prozentpunkten. Eine Markt- Auch dürften für Marketing und Bekanntmachung eines anteilsdifferenz von [40-50] Prozentpunkten als sehr neuen Fachtitels erhebliche Anstrengungen notwendig hoch einzustufen. Damit bleibt das Indiz für das Vorlie- sein, um sich in einem solchen Markt gegenüber den gen einer marktbeherrschenden Stellung des GU beste- bereits bestehenden Titeln zu etablieren. hen. 346. Im Jahr 2015 betrug das gesamte Umsatzvolumen B.4.2.6.2. Potenzieller Wettbewerb des Marktes für die Bereitstellung von Zeitschriften- Werbung in der Kategorie Gebäudetechnik (4325) in der 341. Gemäss Meldung ist im Oktober 2017 die Zeit- Deutschschweiz gemäss Meldung rund 5.3 Millionen schrift „Phase 5“ mit einer Auflagenzahl von 16 000 Franken. Im Jahr 2016 waren es rund 5.2 Millionen Exemplaren in den Markt für Print-Firmenwerbung in Franken. Und im Jahr 2017 betrug das gesamte Um- Gebäudetechnik (4325) eingetreten. Ob in den nächsten satzvolumen noch rund 4.5 Millionen Franken. Dies ent- drei Jahren weitere Markteintritte geplant seien, sei nicht spricht einem Rückgang des Marktvolumens um unge- bekannt. Angesichts dessen, dass der Themenbereich fähr 17 %. Somit ist von einem rückläufigen Markt aus- Gebäudetechnik ein sehr weites Themengebiet abdecke zugehen. Für diese Märkte erscheinen Marktzutritte im und viele verschiedene Akteure betreffe, sei in diesem Vergleich zu Märkten mit hohen Wachstumsaussichten dynamischen Marktumfeld jedoch auch in den nächsten als weniger wahrscheinlich (vgl. Rz 231).227 Jahren mit weiteren Markteintritten zu rechnen. 347. Vorangehende Ausführungen zeigen, dass auf dem 342. Bei „Phase 5“ handelt es sich gemäss Verkaufsdo- Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften-Werbung in kumentation um eine Fachzeitschrift für Planer, Ingeni- der Kategorie Gebäudetechnik (4325) in der Deutsch- eure und Installateure. Die Fachzeitschrift richte sich an schweiz keine Hinweise auf eine disziplinierende Wir- Entscheidungsträger der Branchen Haustechnik, Ge- kung durch potenzielle Konkurrenz bestehen. bäudeautomation, Sanitär, Heizung, Kälte-Klimatechnik, Energie und Elektrotechnik in Industrie- und Gewerbe- bauten wie auch Zweckbauten, sowie Architekten,

Fachplaner, Ingenieure und Installateure. Aus den Bei- lagen zur Meldung geht hervor, dass die Archithema Verlag AG die Zeitschrift „Phase 5“ herausgibt. […]

343. Die Neulancierung einer Print-Zeitschrift bedarf gemäss Meldung dabei gewisser Anfangsinvestitionen. Da es sich bei Zeitschriften jedoch nicht um täglich er- scheinende Print-Titel handle, seien diese Markteintritts- schranken als relativ gering zu qualifizieren. 344. Die beiden grossen Mediengruppen Tamedia und Ringier sind gemäss Meldung mit keinem Titel in diesem 226 Vgl. (04.06.2018). Markt tätig. Beide geben Zeitschriften heraus. Allerdings 227 Vgl. Rz 72 EU-Horizontalleitlinien (Fn 94). 2018/4 916

B.4.2.6.3. Stellungnahme der Parteien B.4.2.6.5. Mögliche Beseitigung wirksamen Wett- bewerbs 348. Gemäss Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung ergeben sich aus dem kumulierten Marktanteilswert des 351. Wie ausgeführt muss für eine Untersagung eines GU keine kritischen Marktstrukturen. Der Marktanteil der Zusammenschlusses oder eine Zulassung unter Bedin- AZM sei in den letzten drei Jahren sodann […]. Des gungen und Auflagen eine qualifizierte Marktbeherr- Weiteren würden auch nach dem Zusammenschluss- schung vorliegen. Das heisst, das Bundesgericht setzt vorhaben neben dem GU die Robe Verlag AG, die eine Marktbeherrschung gemäss Art. 4 Abs. 2 KG mit Energie-Schweiz, die Archithema Verlag AG und die dem zusätzlichen Erfordernis der Möglichkeit der Besei- Kömedia AG als Wettbewerber auf dem Markt tätig sein, tigung wirksamen Wettbewerbs voraus (vgl. Rz 213 ff.). die gemeinsam einen Marktanteil von [40-50 %] auf sich 352. Die Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung bringt vereinten. Neben dem GU würden entsprechend vier vor, dass im Markt für die Bereitstellung von Zeitschrif- weitere Wettbewerber bestehen. Drei dieser Konkurren- ten-Werbung in der Kategorie Gebäudetechnik (4325) in ten verfügten über Marktanteile von je rund [10-20 %]. der Deutschschweiz mit der Robe Verlag AG, Energie- Zudem seien Markteintritte entgegen der Ansicht des Schweiz, der Archithema Verlag AG und der Kömedia Sekretariats nicht unwahrscheinlich. Der Markteintritt der AG starke Wettbewerber tätig seien. Diese Wettbewer- Archithema Verlag AG im Jahr 2017 mit der Fachzeit- ber würden auch nach Vollzug des Zusammenschluss- schrift „Phase 5“ widerlege diese Vorbringen des Sekre- vorhabens einen disziplinierenden Effekt auf das GU tariats. Entsprechend wäre es auch für die zwei grössten ausüben und damit die Beseitigung wirksamen Wettbe- Medienunternehmen der Schweiz, die Ringier-Gruppe werbs verhindern. und die Tamedia-Gruppe möglich, in den Markt einzutre- ten. Beide Medienunternehmen seien somit als potenzi- 353. Den Vorbringen der Parteien ist im Ergebnis zuzu- elle Konkurrenten zu qualifizieren. Als potenzielle Kon- stimmen: Selbst bei einer Marktbeherrschung im Sinne kurrenten seien auch diejenigen Verlagshäuser zu quali- von Art. 4 Abs. 2 KG des GU würden immer noch drei fizieren, die im Bereich Gebäudetechnik und Bauen be- weitere aktuelle Konkurrenten im Markt für die Bereitstel- reits eine Fachzeitschrift in einer der VSW-Unter- lung von Zeitschriften-Werbung in der Kategorie Gebäu- kategorien Ingenieur Architektur (4321), Bauen Hochbau detechnik (4325) in der Deutschschweiz verbleiben (vgl. Tiefbau (4322), Baugewerbe/Gebäudeunterhalt (4324) Tabelle 24). Diese drei Konkurrenten verfügen gemäss oder Energie (4341) herausgeben würden. Das GU wer- Meldung in den letzten Jahren über stabile Marktanteile de starkem aktuellem und potenziellem Wettbewerb von ungefähr [10-20 %], [10-20 %] und [10-20 %]. Ins- ausgesetzt sein. Das Zusammenschlussvorhaben be- besondere handelt es sich beim Konkurrenten Energie- wirke somit weder eine Begründung noch eine Verstär- Schweiz um die Plattform, die alle Aktivitäten des Bun- kung einer marktbeherrschenden Stellung. desamts für Energie (nachfolgend: BFE) in den Berei- chen erneuerbare Energien und Energieeffizienz unter 349. Dazu ist zunächst darauf hinzuweisen, dass bei einem Dach vereint. Das Programm Energie-Schweiz einem Marktanteil von mehr als 50 % grundsätzlich ein wurde 2001 vom Bundesrat ins Leben gerufen.228 Ener- Indiz für Marktbeherrschung besteht (vgl. Rz 128). Wei- gie-Schweiz versendet einmal pro Jahr den Titel „Extra- ter ist festzustellen, dass der Abstand des GU zur gröss- blatt für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer“, in wel- ten Konkurrentin Robe Verlag AG gemessen in Marktan- chem Werberaum bereitgestellt wird.229 teilen [40-50 %] beträgt. Zudem ist die Entwicklung des Marktvolumens rückläufig. Damit sind bei gleichbleiben- 354. Vor diesem Hintergrund kann nicht davon ausge- den Werbetarifen ebenfalls die Werbeeinnahmen rück- gangen werden, dass das Zusammenschlussvorhaben läufig. Dies spricht gegen steigende Gewinnaussichten dem allenfalls marktbeherrschenden GU die Möglichkeit bei einem Markteintritt. Vor diesem Hintergrund sind die eröffnet, den Titel „Extrablatt für Hausbesitzerinnen und Qualifizierung der Tamedia-Gruppe und der Ringier- Hausbesitzer“ zu verdrängen oder Energie-Schweiz in Gruppe als potenzielle Konkurrenz fraglich. Im vorlie- ihrer Handlungsfreiheit wesentlich einzuschränken. genden Zusammenschlussvorhaben kann allerdings eine abschliessende Beurteilung offenbleiben, ob sich 355. Es ist somit nicht zu erwarten, dass der Zusam- die bestehenden Anhaltspunkte für eine kollektive menschluss zur Begründung oder Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung führen wird, durch die Marktbeherrschung erhärten lassen (vgl. Rz 351 ff.). wirksamer Wettbewerb im Markt für die Bereitstellung B.4.2.6.4. Zwischenergebnis von Zeitschriften-Werbung in der Kategorie Gebäude- technik (4325) in der Deutschschweiz beseitigt werden 350. Für den Markt für die Bereitstellung von Zeitschrif- kann (Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG). ten-Werbung in der Kategorie Gebäudetechnik (4325) in der Deutschschweiz bestehen Anhaltspunkte, dass das Zusammenschlussvorhaben eine marktbeherrschende Stellung begründet oder verstärkt. Die Vorbringen der Stellungnahme zur vorläufigen Prüfung vermögen nicht, zu einem anderen Ergebnis zu führen. Allerdings kann offengelassen werden, ob sich die Anhaltspunkte auf 228 Vgl. (04.07.2018). 229 nachfolgend aufgezeigt keine Marktbeherrschung ge- Vgl. Das neue Extrablatt von EnergieSchweiz an 1,2 Millionen Hauseigentümer verteilt, Medienmitteilung Bundesamt für Energie vom mäss Art. 10 Abs. 2 Bst. a KG vorliegt, durch die wirk- 17. Oktober 2018, (04.07.2018).

2018/4 917

B.4.2.6.6. Ergebnis das Zusammenschlussvorhaben die mögliche Beseiti- gung wirksamen Wettbewerbs droht. Dies, da insbeson- 356. Aufgrund der vorläufigen Prüfung ergeben sich dere nicht davon auszugehen ist, dass bestehende Kon- zwar Anhaltspunkte, dass das Zusammenschlussvorha- kurrenten wie die Ringier-Gruppe, die Tamedia-Gruppe ben eine Marktbeherrschung im Sinne von Art. 4 Abs. 2 oder Energie-Schweiz aus dem jeweiligen Markt ge- KG auf dem Markt für die Bereitstellung von Zeitschrif- drängt werden könnten (vgl. Rz 222 f., 238 f., 254 f. und ten-Werbung in der Kategorie Gebäudetechnik (4325) in 353 ff.). der Deutschschweiz begründet oder verstärkt. Allerdings kann offengelassen werden, ob sich diese Anhaltspunk- 362. Beim Markt für Sonntagszeitungen in der Deutsch- te erhärten lassen. Dies, da nicht zu erwarten ist, dass schweiz ist demgegenüber festzustellen, dass, selbst das Zusammenschlussvorhaben dem GU die Möglich- wenn eine kollektiv marktbeherrschende Stellung nach- keit eröffnet, auf dem relevanten Markt den wirksamen gewiesen werden könnte, diese bereits heute wirksamen Wettbewerb zu beseitigen. Die vom Bundesgericht defi- Wettbewerb beseitigt hätte. Aufgrund der geringen nierten Voraussetzungen für eine Intervention gemäss Marktanteilsaddition infolge des Zusammenschlussvor- Art. 10 Abs. 2 KG sind daher für den Markt für die Be- habens ist nicht davon auszugehen, dass dieses für eine reitstellung von Zeitschriften-Werbung in der Kategorie allfällige Beseitigung wirksamen Wettbewerbs kausal Gebäudetechnik (4325) in der Deutschschweiz nicht wäre (vgl. Rz 332 ff.). gegeben. 363. Die von Gesetz und Rechtsprechung definierten B.4.3 Fazit hohen Voraussetzungen für eine Intervention gemäss Art. 10 Abs. 2 KG sind daher für die genannten Märkte 357. Die Prüfung des Zusammenschlussvorhabens zwi- nicht gegeben. schen AZM und NZZ zur Gründung des GU hat Anhalts- punkte ergeben, dass der Zusammenschluss eine Ein- B.5 Nebenabreden zelmarktbeherrschung durch das GU auf folgenden 364. Zu prüfen ist zudem, ob das Vertragswerk der Par- Märkten begründen oder verstärken könnte: teien Wettbewerbsabreden enthält, die mit dem Zusam- - Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 32 Solothurn, menschlussvorhaben unmittelbar verbunden und not- wendig sind. Abreden, die die kumulativen Bedingungen - Lesermarkt für Tageszeitungen im WG 41 Aargau, der Notwendigkeit und des unmittelbaren Zusammen- - Markt für die Bereitstellung von Zeitschriften- hangs erfüllen, sind als Nebenabreden zu bezeichnen. Werbung in der Kategorie Gebäudetechnik (4325) in Abreden, welche die genannten Bedingungen nicht erfül- der Deutschschweiz; len und somit keine Nebenabreden in diesem Sinne darstellen, erfahren keine Legalisierung durch den fusi- 358. Aufgrund der Prüfung ergeben sich zudem An- onskontrollrechtlichen Kommissionsentscheid. Sie unter- haltspunkte, dass das Zusammenschlussvorhaben eine liegen gegebenenfalls einer separaten Prüfung gemäss kollektive Marktbeherrschung im Sinne von Art. 4 Abs. 2 Art. 5 KG im Rahmen eines entsprechenden kartellge- KG auf dem Lesermarkt für Tageszeitungen im WEMF- setzlichen Verfahrens.230 Wirtschaftsgebiet 31 Basel begründet oder verstärkt. 365. Die Wettbewerbsbehörden prüfen im Rahmen der 359. Schliesslich ergeben sich aus der Prüfung Anhalts- Zusammenschlusskontrolle Nebenabreden nicht von punkte, dass das Zusammenschlussvorhaben eine kol- Amtes wegen.231 Einzeln und explizit in der Meldung lektive Marktbeherrschung im Sinne von Art. 4 Abs. 2 ausgewiesene Nebenabreden werden hingegen auf KG auf dem Markt für Sonntagszeitungen in der Begehren geprüft. Dabei müssen diese von den mel- Deutschschweiz verstärkt. denden Unternehmen präzise beschrieben werden. Zu- 360. Trotz Anhaltspunkten für eine marktbeherrschende dem muss für jede zu prüfende Nebenabrede von den Stellung im Sinne von Art. 4 Abs. 2 KG besteht eine meldenden Unternehmen begründet werden, weshalb Marktbeherrschung im Sinne von Art. 10 Abs. 2 Bst. a diese eine mit dem Zusammenschluss unmittelbar ver- KG gemäss Definition des Bundesgerichts jedoch nur bundene und notwendige Vereinbarung darstellt. dann, wenn festgestellt werden muss, dass durch das 366. Als Nebenabreden weisen AZM und NZZ Bezugs- Zusammenschlussvorhaben die mögliche Beseitigung verpflichtungen in Form von Dienstleistungsverträgen wirksamen Wettbewerbs droht. Bereits aus der Botschaft sowie ein Wettbewerbs- und Abredeverbot aus (vgl. KG 1994 geht hervor, dass im Gegensatz zu Art. 7 KG Rz 375 f. und 385 ff.). über unzulässige Verhaltensweisen marktbeherrschen- der Unternehmen in Art. 10 KG der Begriff der marktbe- herrschenden Stellung qualifiziert wird. Damit bestehen in der Schweizer Zusammenschlusskontrolle sehr hohe Schwellen für ein Einschreiten der Wettbewerbsbehör- den (vgl. Rz 213 ff.).

361. In den Lesermärkten für Tageszeitungen in den WEMF-Wirtschaftsgebieten 31 Basel, 32 Solothurn und 230 Vgl. RPW 2017/3, 483 Rz 139, BLS AG/Transport Ferroviaire Hol- 41 Aargau sowie dem Markt für die Bereitstellung von ding SAS, m. w. H. 231 Vgl. Teil II, Ziffer 7 des Merkblatts und Formulars der Wettbewerbs- Zeitschriften-Werbung in der Kategorie Gebäudetechnik kommission betreffend die Meldung eines Zusammenschlussvorha- (4325) in der Deutschschweiz ist nicht davon auszuge- bens, . 2018/4 918

B.5.1.1 Allgemeines 371. Solche Verpflichtungen können dem Ziel dienen, die Versorgung der einen oder anderen Partei mit Waren 367. Bezüglich Nebenabreden in Zusammenhang mit sicherzustellen, die zur Ausübung der beim Veräusserer Unternehmenszusammenschlüssen hat die WEKO ihre verbliebenen beziehungsweise der vom Erwerber über- Praxis weitgehend nach der EU-Bekanntmachung232 nommenen Geschäftstätigkeiten benötigt werden. Die gerichtet.233 Dies gilt sowohl für Bezugs- und Lieferpflich- Geltungsdauer von Liefer- und Bezugspflichten ist aller- ten234 als auch für Konkurrenzverbote.235 dings auf den Zeitraum zu begrenzen, der erforderlich 368. Wettbewerbsabreden können nur dann als „mit der ist, um das Abhängigkeitsverhältnis durch eine unab- Durchführung des Zusammenschlusses unmittelbar hängige Marktstellung zu ersetzen. Bezugs- und Liefer- verbunden“ angesehen werden, wenn sie mit dem Zu- pflichten, mit denen sichergestellt werden soll, dass die sammenschluss selbst eng verbunden sind. Es reicht zuvor bereitgestellten Mengen weiter geliefert werden, nicht aus, dass eine Vereinbarung im gleichen Zusam- können für eine Übergangszeit bis zu fünf Jahren ge- menhang oder zum gleichen Zeitpunkt wie der Zusam- rechtfertigt sein.239 menschluss zustande gekommen ist. Einschränkungen, 372. Die Verpflichtung zur Lieferung beziehungsweise die mit der Durchführung des Zusammenschlusses un- zum Bezug fester Mengen – gegebenenfalls verknüpft mittelbar verbunden sind, sollen einen reibungslosen mit einer Anpassungsklausel – gilt als mit der Durchfüh- Übergang zur neuen Unternehmensstruktur nach dem rung des Zusammenschlusses unmittelbar verbunden Zusammenschluss gewährleisten.236 und für diese notwendig. Verpflichtungen hingegen, wel- 369. Das Kriterium der Notwendigkeit bedeutet, dass che die Lieferung beziehungsweise den Bezug unbe- ohne die fragliche Abrede der Zusammenschluss ent- grenzter Mengen oder Ausschliesslichkeitsbindungen weder überhaupt nicht oder nur unter deutlich ungewis- vorsehen oder den Status eines Vorzugslieferanten oder seren Voraussetzungen, zu wesentlich höheren Kosten, eines Vorzugsabnehmers begründen, sind für die Durch- über einen spürbar längeren Zeitraum oder mit erheblich führung des Zusammenschlusses nicht notwendig.240 geringeren Erfolgsaussichten durchgeführt werden könn- 373. Dienstleistungs- und Vertriebsvereinbarungen sind te. Bei der Klärung der Frage, ob eine Einschränkung ihrer Wirkung nach Liefervereinbarungen gleichzustel- notwendig ist, muss nicht nur die Art der Einschränkung len.241 berücksichtigt werden, sondern zugleich sichergestellt werden, dass die Einschränkung hinsichtlich ihrer Gel- 374. Bleiben die Gründerunternehmen in einem dem tungsdauer sowie ihres sachlichen und räumlichen Gel- Markt des Gemeinschaftsunternehmens vor- oder nach- tungsbereichs nicht über das hinausgeht, was für die gelagerten Markt tätig, so gelten für alle zwischen ihnen Durchführung des Zusammenschlusses wirklich erfor- bestehenden Bezugs- und Liefervereinbarungen ein- derlich ist. Gibt es Alternativen, mit denen sich das legi- schliesslich Dienstleistungs- und Vertriebsvereinbarun- time Ziel genauso wirksam erreichen lässt, so sind die gen die Grundsätze, die bei der Übertragung von Unter- Unternehmen gehalten, sich für die Lösung zu entschei- nehmen Anwendung finden.242 den, die den Wettbewerb objektiv gesehen am wenigs- 375. […] ten einschränkt.237 376. […] B.5.1.2 Bezugs- und Lieferbeziehungen 377. Bezugs- und Lieferpflichten, mit denen sicherge- 370. Gemäss EU-Bekanntmachung führt in vielen Fällen stellt werden soll, dass die zuvor bereitgestellten Men- die Übertragung eines Unternehmens oder Unterneh- gen weiter geliefert werden, können für eine Übergangs- mensteils zu einer Unterbrechung der traditionellen Be- zeit bis zu fünf Jahren gerechtfertigt sein (vgl. Rz 371). zugs- und Lieferbeziehungen, die sich infolge der Kom- bination von Geschäftstätigkeiten innerhalb der wirt- 378. Die Bezugsverpflichtung […] kann als mit der schaftlichen Einheit des Veräusserers herausgebildet Durchführung des Zusammenschlusses unmittelbar haben. Um die Auflösung der wirtschaftlichen Einheit verbunden und notwendig angesehen werden. des Veräusserers und die Übertragung der betreffenden

Vermögensteile auf den Erwerber unter zumutbaren Bedingungen zu ermöglichen, ist es häufig erforderlich, entsprechende Bezugs- und Lieferverbindungen zwi- schen dem Veräusserer und dem Erwerber für eine 232 Bekanntmachung der Kommission über Einschränkungen des Übergangszeit aufrechtzuerhalten. Dieses Ziel wird ge- Wettbewerbs, die mit der Durchführung von Unternehmenszusammen- wöhnlich dadurch erreicht, dass dem Veräusserer schlüssen unmittelbar verbunden und für diese notwendig sind, ABl. C 56 vom 05.03.2005 S. 24 ff. (nachfolgend: EU-Bekanntmachung). und/oder dem Erwerber des Unternehmens bezie- 233 Vgl. RPW 2012/1 139 f. Rz 18 ff. Tamedia/Langenthaler Tagblatt; hungsweise Unternehmensteils Bezugs- und Liefer- RPW 2010/3, 505 Rz 65, France Télécom SA/Sunrise Communica- pflichten auferlegt werden. Unter Berücksichtigung der tions AG. 234 besonderen Lage, die sich aus der Auflösung der wirt- Vgl. RPW 2015/3, 437 Rz 77 ff., Axel Springer Schweiz/Ringier. 235 Vgl. RPW 2015/3, 436 Rz 64, Axel Springer Schweiz/Ringier. schaftlichen Einheit des Veräusserers ergibt, können 236 Vgl. EU-Bekanntmachung, Rz 12. derartige Verpflichtungen als mit der Durchführung des 237 Vgl. EU-Bekanntmachung, Rz 13. Zusammenschlusses unmittelbar verbunden und für 238 Vgl. EU-Bekanntmachung, Rz 32. 239 diese notwendig angesehen werden. Sie können je nach Vgl. EU-Bekanntmachung, Rz 33. 240 Vgl. EU-Bekanntmachung, Rz 34. den Sachumständen den Veräusserer oder den Erwer- 241 Vgl. EU-Bekanntmachung, Rz 35. ber begünstigen.238 242 Vgl. EU-Bekanntmachung, Rz 44.

2018/4 919

B.5.1.3 Konkurrenzverbot 384. Die für Wettbewerbsverbote geltenden Grundsätze gelten auch für Abwerbeverbote und Vertraulichkeits- 379. Gemäss EU-Bekanntmachung können Wettbe- klauseln.248 werbsverbote im Verhältnis der Gründerunternehmen zu einem Gemeinschaftsunternehmen als mit der Durchfüh- 385. […] rung des Zusammenschlusses unmittelbar verbunden 386. […] und für diese notwendig angesehen werden, wenn sich diese Verpflichtungen auf die Waren, Dienstleistungen 387. Zur Begründung macht die Meldung folgende Aus- und Gebiete beziehen, die in der betreffenden Grün- führungen: „Die aufgeführten Nebenabreden sind mit der dungsvereinbarung oder in der Satzung vorgesehen Gründung des Gemeinschaftsunternehmens unmittelbar sind. Sie können unter anderem durch die Notwendigkeit verbunden und gewährleisten einen reibungslosen begründet sein, den Gutglaubensschutz während der Übergang zur neuen Unternehmensstruktur nach des- Verhandlungen zu gewährleisten, die Vermögenswerte sen Gründung. Ausserdem sind sowohl das Wettbe- des Gemeinschaftsunternehmens in vollem Umfang zu werbsverbot, als auch das Abwerbeverbot notwendige nutzen, dem Gemeinschaftsunternehmen die Aneignung Voraussetzungen dafür, dass das Gemeinschaftsunter- des Know-hows und des Geschäftswerts der Gründer zu nehmen gegründet und später gemeinsam betrieben ermöglichen oder die Interessen der einzelnen Gründer werden kann, da […].“ am Gemeinschaftsunternehmen vor Wettbewerbshand- lungen zu schützen, denen unter anderem durch den 388. Aufgrund der Angaben in der Meldung können das vereinbarte Wettbewerbsverbot und das vereinbarte privilegierten Zugang der Gründungspartner zu dem Abwerbeverbot […] als mit der Durchführung des Zu- Know-how oder dem Geschäftswert Vorschub geleistet sammenschlusses unmittelbar verbunden und für diese wird, welches beziehungsweise welcher auf das Ge- notwendig angesehen werden. meinschaftsunternehmen übertragen oder von diesem selbst aufgebaut wurde. Zwischen den Gründerunter- B.5.1.4 Ergebnis Nebenabreden nehmen und einem Gemeinschaftsunternehmen beste- hende Wettbewerbsverbote können so lange als mit der 389. Die Bezugsverpflichtung (bzw. Dienstleistungsver- Durchführung des Zusammenschlusses unmittelbar träge) ist als Nebenabrede im vorliegend beschriebenen verbunden und für diese notwendig angesehen werden, Sinne zu qualifizieren. wie das Gemeinschaftsunternehmen besteht.243 390. Das vereinbarte Wettbewerbsverbot und das ver- 380. Der räumliche Geltungsbereich von Wettbewerbs- einbarte Abwerbeverbot […] stellen Wettbewerbsabre- verboten muss sich auf das Gebiet beschränken, in dem den dar, die mit dem Zusammenschlussvorhaben unmit- die Gründer die betreffenden Waren oder Dienstleistun- telbar verbunden und notwendig sind. gen vor der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens B.6 Schlussfolgerungen abgesetzt beziehungsweise erbracht haben. Der räumli- che Geltungsbereich kann auf Gebiete erstreckt werden, 391. Die Prüfung durch die WEKO zeigt, dass die Mög- in denen die Gründerunternehmen zum Zeitpunkt der lichkeit der Beseitigung wirksamen Wettbewerbs durch Unternehmensgründung geschäftlich tätig zu werden das Zusammenschlussvorhaben gemäss Art. 10 Abs. 2 planten, sofern sie bereits entsprechende Investitionen Bst. a KG nicht nachgewiesen werden kann. Der Zu- getätigt haben.244 sammenschluss kann ohne Bedingungen und Auflagen zugelassen werden. 381. Ebenso sind Wettbewerbsverbote auf die Waren oder Dienstleistungen zu beschränken, die den Ge- 392. Unter diesen Umständen erübrigt es sich auf den schäftsgegenstand des Gemeinschaftsunternehmens Antrag auf vorläufigen Vollzug einzugehen. bilden. Hierzu können auch Waren und Dienstleistungen C Kosten zählen, die sich zum Zeitpunkt der Gründung in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befinden, oder 393. Die in diesem Verfahren entstehenden Kosten wer- fertig entwickelte Produkte, die noch nicht auf den Markt den den Parteien separat in Rechnung gestellt. Im Streit- gebracht wurden.245 fall erfolgt die Festsetzung der Kosten im Rahmen einer Verfügung. 382. Wird das Gemeinschaftsunternehmen gegründet, um einen neuen Markt zu erschliessen, wird auf diejeni- 394. Für die Beurteilung des gemeldeten Zusammen- gen Waren, Dienstleistungen und Gebiete Bezug ge- schlussvorhabens im Rahmen der vorläufigen Prüfung nommen, auf denen das Gemeinschaftsunternehmen wird nach Art. 1 Abs. 1 Bst. c i.V.m. Art. 4 Abs. 3 GebV- 249 nach der betreffenden Gründungsvereinbarung oder KG eine Pauschalgebühr von 5’000 Franken erhoben. Nebenvereinbarung aktiv sein soll. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Interessen des einen Gründers am Gemeinschaftsunternehmen nicht auf anderen Märk- ten vor Wettbewerbshandlungen des anderen Gründers geschützt werden müssen als in denjenigen, in denen das Gemeinschaftsunternehmen am Anfang tätig ist.246 243 Vgl. EU-Bekanntmachung, Rz 36. 244 Vgl. EU-Bekanntmachung, Rz 37. 383. Des Weiteren gelten Wettbewerbsverbote zwischen 245 Vgl. EU-Bekanntmachung, Rz 38. 246 Gründern ohne Beherrschungsmacht und einem Ge- Vgl. EU-Bekanntmachung, Rz 39. 247 Vgl. EU-Bekanntmachung, Rz 40. meinschaftsunternehmen nicht als mit der Durchführung 248 Vgl. EU-Bekanntmachung, Rz 41. des Zusammenschlusses unmittelbar verbunden und für 249 Verordnung über die Gebühren zum Kartellgesetz vom 25. Februar diese notwendig.247 1998 (Gebührenverordnung KG, GebV-KG; SR 251.2). 2018/4 920

395. Beschliesst die WEKO, eine vertiefte Prüfung nach Art. 33 KG durchzuführen, richtet sich die Gebühr ab diesem Zeitpunkt nach dem Zeitaufwand, wobei ein Stundenansatz von 100 bis 400 Franken gilt (Art. 53a Abs. 2 KG i.V.m. Art. 1 Abs. 1 Bst. c sowie Art. 4 Abs. 1 und 2 GebV-KG). Dieser richtet sich nach der Dringlich- keit des Geschäfts und der Funktionsstufe des ausfüh- renden Personals. Gestützt auf die Funktionsstufe der mit dem Fall betrauten Mitarbeiter rechtfertigt sich ein Stundenansatz von 200 bzw. 290 Franken. Im vorlie- genden Fall beträgt der Aufwand total 145.25 Stunden zu 200 Franken sowie 26.2 Stunden zu 290 Franken. Daraus resultiert ein Rechnungsbetrag von 36 648 Fran- ken für die vertiefte Prüfung.

396. Die Gesamtgebühr für vorliegendes Zusammen- schlussvorhaben beläuft sich auf insgesamt 41 648 Franken, bestehend aus der Pauschalgebühr von 5’000 Franken für die vorläufige Prüfung sowie der Gebühr von 36 648 Franken für die vertiefte Prüfung. 397. Haben mehrere Personen gemeinsam eine Verfü- gung veranlasst oder eine Dienstleistung beansprucht, so haften sie für die Kosten solidarisch (Art. 1a GebV- KG i.V.m. Art. 2 Abs. 2 AllgGebV250). Somit haften die Zusammenschlussparteien solidarisch für die Kosten der Prüfung des vorliegenden Zusammenschlussvorhabens.

250 Allgemeine Gebührenverordnung vom 8. September 2004 (Allg- GebV; SR 172.041.1).