Der Künstlerische Schulwandschmuck Im
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DER KÜNSTLERISCHE SCHULWANDSCHMUCK IM SPANNUNGSFELD VON KUNST UND PÄDAGOGIK - EINE REKONSTRUKTION UND KRITISCHE ANALYSE DER DEUTSCHEN BILDERSCHMUCKBEWEGUNG ANFANG DES 20. JAHRHUNDERTS Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät III der Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg Vorgelegt von Ina Katharina Uphoff aus Duisburg-Rheinhausen Würzburg 2002 Erstgutachter: Professor Dr. Walter Müller Zweitgutachterin: Professor Dr. Margareta Götz Tag der mündlichen Prüfung: 06.06.2002 2 Inhalt Einleitung 7 1. Grundlagen der Auseinandersetzung 12 1.1 Bilder als Quellen der pädagogisch- historiographischen Forschung.............................................12 1.1.1 Wege zu einer Erkenntnis durch Bilder................................12 1.1.2 Schulwandbilder ...................................................................14 1.2 Der künstlerische Wandschmuck - ein vernachlässigtes Kapitel .................................................16 1.2.1 Forschungsstand ...................................................................17 1.2.2 Thematische Eingrenzungen.................................................19 2. Der künstlerische Wandschmuck im Kontext der Kunsterziehungsbewegung oder: „Das künstlerische Bild als pädagogisches Problem“ 22 2.1 Die Kunsterziehungsbewegung ............................................22 2.2 Der künstlerische Wandschmuck im Dienste der ästhetischen Erziehung .........................................................26 2.3 Erziehung zur Kunst durch die Kunst?.................................32 2.3.1 Zwischen Kunst und Pädagogik - der erste Kunsterziehungstag...............................................................34 2.3.2 Der pädagogische Zugriff auf die Kunst - der künstlerische Wandschmuck im Spannungsfeld zwischen Kunst und Pädagogik............................................37 3 3. Der künstlerische Wandschmuck oder: Die Frage nach dem „Umgang der Pädagogik mit der Kunst“ 42 3.1 Die künstlerische Kultur im Deutschen Kaiserreich um 1900 ................................................................................42 3.2 Die Allgegenwart von Kunst - von der „ästhetischen Wende“ in der Wandbildproduktion ..............47 3.3 Die Kunst für die Schule.......................................................52 3.3.1 Der künstlerische Wandschmuck .........................................52 3.3.1.1 Überblick über das Angebot an Bildern für die Ausstattung der Schulräume .....................................53 3.3.1.2 Folgerungen aus dem Verlagsangebot..................................62 3.3.2 Grundsätzliche Vorstellungen von einer geeigneten Kunst - der pädagogisch-kunst- erzieherische Blick auf das künstlerische Schaffen..............66 3.3.3 „Maßgaben“ für eine Kunst für die Schule..........................75 3.3.3.1 Anforderungen an Art und Form des künstlerischen Schulwandschmucks.............................................................77 3.3.3.2 Forderungen an den Inhalt der künstlerischen Bilder...........79 3.3.3.3 Ansprüche an die Reproduktionstechnik und das künstlerische Verfahren........................................................83 4. Die Künstlersteinzeichnungen 86 4.1 Die Anfänge der Künstlersteinzeichnungen und die pädagogische Aufnahme.......................................................86 4.2 Bildanalysen .........................................................................90 4.2.1 Einsegnung der Freiwilligen 1813, Arthur Kampf...............90 4.2.2 Pflügender Bauer, Walther Georgi.......................................98 4.2.3 Hünengrab, Karl Biese .......................................................105 4.2.4 Lieb Heimatland, ade!, Walter Strich-Chapell...................111 4.2.5 Eiserne Wehr, Angelo Jank ................................................117 4.2.6 Niederdeutsche Dorfstraße, Friedrich Kallmorgen............124 4 4.3 Die Kunst im Dienst pädagogischer und nationaler Zielsetzungen.....................................................131 4.4 Die Steinzeichnungen der Verlage Teubner und Voigtländer im Widerspruch zwischen Kinderkunst und „reinem“ Kunstwerk ....................................................137 4.5 Die Frage nach der Notwendigkeit einer pädagogischen Einflußnahme auf den künstlerischen Schaffensprozeß..................................................................141 5. Die Kunst in der Schule oder: Vom pädagogisch- didaktischen Anspruch an die Kunst 147 5.1 Die „stille Wirkung“ der Kunst oder die Kritik am Verbalismus in der Schule ............................................150 5.2 Kunstgenuß als Lernziel oder die Bildbetrachtung als Bestandteil der künstlerischen Erziehung .....................153 5.3 Das künstlerische Bild als Lehr- und Lerngegenstand in der Schule .......................................................................158 5.4 Die Pädagogisierung der Kunst oder der pädagogische Geist des Sollens....................................161 6. Kritische Bilanz 166 6.1 Der künstlerische Wandschmuck - ein Lehrstück für die pädagogische Transformation von Kunst .....................166 6.2 Der erzieherische Auftrag der Kunst ..................................166 6.3 Vom Rückschritt im Fortschritt - die Kunst der Schule zwischen Reaktion und Konservation ....................171 6.4 Die Rolle des Künstlers zwischen Hoffnungsträger und „ausführendem Organ“ ................................................174 5 7. Abschließende Gedanken 178 Literaturverzeichnis 189 Abbildungsverzeichnis 214 6 Einleitung „Dann bewahre der Himmel die Kunst vor der Schule!“ Hermann Obrist Dieser Aufschrei des Künstlers Hermann Obrist im Rahmen der deutschen Kunsterziehungstage war für die reformorientierten Pädagogen und Kunst- erzieher zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine radikale Provokation: Gerade die Kunst war doch berufen, aus ihrem Geiste die Erneuerung von Schule und Erziehung voranzutreiben. Und nicht nur Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie gerufen - mit beharrlicher Kontinuität zieht sich das große Anliegen, Kunst „als Thema und Bezugspunkt für Überlegungen zu einer Neukonstitution von Erziehung, Bildung und Pädagogik in Anspruch zu nehmen“1 durch die Geschichte pädagogischen Denkens. Ob als „Erziehungskunst“ oder „Kunst- erziehung“, ob in Ausführungen über die „Ästhetik als pädagogische Grund- wissenschaft“ (Weber) oder in Briefen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ (Schiller) - immer wieder dienten Vergleiche zwischen Kunst und Pädagogik dazu, die Spezifität des Pädagogischen zu problematisieren oder die Kunst als Prüfstein und Hoffnungsträger gegen eine dominante oder gar zy- nische Vernunft zu setzen. Nicht zuletzt im Zuge der Diskussion um die sogenannte Postmoderne erlebte die Beschäftigung mit dem Verhältnis von Kunst und Pädagogik eine erneute Renaissance. Dabei läßt sich nicht verschweigen, daß gerade dieses Verhältnis „schon immer glücklos war“2 und es kann vermutet werden, daß ein Grund für dieses wenig glückliche Verhältnis viel mit Provokation zu tun hat. Denn stellt nicht die Kunst und „die ästhetische Erfahrung eine radikale Provokation dessen [dar], was neuzeitlich (und immer noch) Pädagogik heißt“3? Kunst wird zwar gerne als theoretisches Heilmittel in Anspruch genommen, offenbar stoßen sich jedoch in der praktischen Umsetzung ihre Eigengesetz- lichkeiten an den Grundfesten des „pädagogischen Projekts“ (Mollenhauer). Diese Schwierigkeiten bei der Einbeziehung der ästhetischen Dimension in 1 Helle Becker: Ästhetik und Bildung. Kritische Analysen zur Debatte von Pädagogik und Postmoderne, Münster 1993, S. 9. 2 Klaus Mollenhauer: Die vergessene Dimension des Ästhetischen in der Erziehungs- und Bil- dungstheorie, in: Dieter Lenzen (Hrsg.): Kunst und Pädagogik, Darmstadt 1990, S. 3. 3 Ders.: Ästhetische Bildung zwischen Kritik und Selbstgewißheit, in: Zeitschrift für Päd- agogik, 36. Jg. 1990, S. 482. 7 (schul-) pädagogisches Handeln haben nicht erst mit der Geschichte des Schweizerischen Schulwandbilder Werks4, die den Niedergang eines über 60 Jahre hin florierenden Unternehmens durch die zunehmende Autonomie der Kunst beschreibt, ein anschauliches Beispiel gefunden. Vielmehr scheinen die Probleme einer „kunst-pädagogischen Koalition“ auf ein grundsätzliches Di- lemma zu verweisen: Auf den Widerstreit zwischen den Prinzipien der Kunst und den Ansprüchen der Pädagogik, insbesondere dem pädagogisch-didak- tischen Anspruch der Schule, ihren verbindlichen Zielsetzungen und Sachnot- wendigkeiten. Inwieweit dieser Widerstreit auch Anfang des 20. Jahrhunderts vorherrschend und bestimmend war, soll in dieser Arbeit mit Blick auf die Kunsterziehungs- bewegung dargelegt werden. Dabei geht es nicht um eine - bereits erschöpfend dargestellte - Geschichte der „großen Akteure“5 oder um eine glorifizierende Rekonstruktion kunsterzieherischer Postulate, sondern um eine kritische Analyse der damals ersehnten Heilserfahrung durch die Kunst, die unter anderem in dem Vorhaben, Schulen mit künstlerischen Bildern auszustatten, man sprach sogar von einer Bilderschmuckbewegung6, ihren Ausdruck fand. Am Beispiel dieser Bewegung wird dem - problematischen - Verhältnis von Kunst und Pädagogik nachgegangen. Vor dem Hintergrund der allgemeinen „Tendenz, Nation, Staat und Gesell- schaft als eine primär künstlerische Aufgabe zu begreifen“7, geriet um die Jahr- hundertwende das künstlerische Schaffen stärker in den Blick. Pädagogen, Künstler und Kunsterzieher diskutierten über eine geeignete Kunst zur Aus- schmückung der Schulräume. Dabei tat sich eine Kluft auf zwischen den hohen kunsterzieherischen und