Das Dekret Von Memphis (196 V
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Inauguraldissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Philosophie (Dr. phil.) am Fachbereich III der Universität Trier (Alte Geschichte) Das Dekret von Memphis (196 v. Chr.) Kommentar Auswertung Vorgelegt von Domagoj A. Gladić Berichterstatter: Prof. Dr. H. Heinen & Dr. phil. habil. J. Zeidler Tag der mündlichen Prüfung: 21. April 2010 Trier 2015 Meiner Familie A Einleitung 1 B Die Textüberlieferung des Memphisdekrets 11 1. Die Textträger 11 1. 1. Der Stein von Rosette (R) 11 1.2. Der Stein von Nobaireh (N) 14 1.3. Die Stele von Nub Taha / Tell el-Yahoudieh (Y) 16 1.4. Die Elephantine-Fragmente (E) 17 2. Resumee: Textträger und Textrekonstruktion 18 C Kommentar 20 1. Präskript 21 1.1. Datierung 21 1.1.1. Jahresdatierung nach dem regierenden Herrscher 24 1.1.2. Datierung nach den amtierenden eponymen Priestern 37 1.2. Gattungsangabe 41 1.3. Die Umstände der Beschlussfassung: Versammelte Priester, Anlass und Ort der Zusammenkunft 42 2. Hauptteil 49 2.1. Die Begründung des Beschlusses 49 2.1.1. Der König als Wohltäter: Summarische Begründung des Ehrenbeschlusses 50 2.1.2. Der König als Wohltäter der Tempel 58 2.1.2.1. Bestätigung der Tempeleinnahmen 59 2.1.2.2. Garantie einer konstanten Priestertaxe 65 2.1.2.3. Entbindung des Tempelpersonals von der jährlichen Fahrt nach Alexandria 67 2.1.2.4. Verbot des erzwungenen Schiffsdienstes 69 2.1.2.5. Senkung der Abgabe auf die Tempelproduktion von Byssos-Gewebe 70 2.1.3. Der König als Wiederhersteller und Garant der Ordnung 72 2.1.4. Der König verkündet eine Amnestie für in den Unruhen geflohene Soldaten 76 2.1.5. Der König trägt Sorge für den Schutz des Landes gegen äußere Feinde 78 2.1.6. Der Sieg über die Rebellen in Lykonpolis 83 2.1.7. Der König erlässt den Tempeln Rückstände aus der Byssos-Produktion und von den Tempelländereien 100 2.1.8. Der König befreit die Tempel von Abgaben auf die Tempelländereien 101 2.1.9. Der König macht den heiligen Tieren des Landes große Zuwendungen 102 2.1.10. Der König trägt zum Tempelbau und –ausbau bei 108 2.2. ‚Belohnungsformel’: Die Götter vergelten dem König seine Wohltaten 110 2.3. Übergangsformel (Z.36-38) 116 2.4. Beschlußteil (Z. 38-53) 120 2.4.1. Zusammenfassung des Beschlusses: Vergrößerung der Ehren für den König und seine Vorfahren 120 2.4.2. Errichtung von Statuen des Königs in den Tempeln des Landes 122 2.4.3. Bestimmungen zur Anfertigung einer hölzernen Statue und eines Kultschreins (Z.41-46) 130 2.4.4. Stiftung von Festen für den Herrscher 140 2.4.5. Die Priesterschaft erhält das Priestertum des Epiphanes 151 2.4.6. Privatleuten wird die Teilnahme am Herrscherkult gestattet 153 2.5. Hortativformel & Promulgationsbestimmungen 153 D Auswertung 157 1. Das historische Umfeld der Rosettana 157 1.1. Vorbemerkung: Die Regierungszeit des Epiphanes als Beginn des politischen Niederganges des Ptolemäerreiches 158 1.2. Die außenpolitische Bedrohung des Reiches und das Memphisdekret 159 1.3. Die innenpolitische Situation zur Zeit des Ptolemaios Epiphanes und ihr Reflex im Memphisdekret 163 1.3.1. Die oberägyptische Sezession 164 1.3.2. Die Lage in Unterägypten 167 Exkurs: Datierung der Ereignisse in der Rosettana 168 1.4. Die παράληψις τῆς βασιλείας im Memphisdekret 169 1.4.1. Problemstellung 169 1.4.2. Detailanalyse: Die Verwendung des Begriffs παράληψις im Memphisdekret 171 1.4.3. Ergebnis: Das Thronjubiläum des Jahres 9 als Anlass der Priestersynode des Memphisdekrets 179 1.5. Fazit: Die Rosettana als Dokument eines innenpolitischen „Neuanfangs“ 180 2 Das Königsbild der Rosettana 183 Vorbemerkung: Das hellenistische Königtum der Ptolemäer 183 2.1. Die religiöse Legitimation der Königsherrschaft in Ägypten 185 2.2. Ägyptische Königsideologie in der Ptolemäerzeit: Problematisierung 186 2.3. Ägyptische Königsideologie der Spätzeit 189 Exkurs: Der „Lohn“ des Königs in den Dekreten 194 2.4. Das König als Horus in den Dekreten 197 Exkurs: „Der König, der die beiden Länder hell gemacht hat“ 207 2.5. Der König als Götterkind 209 2.5.1. Kindgottverehrung und ptolemäische Königstitulatur: Der König als „Jüngling“ und „Erbe“ 213 3. Die Textform „Priesterdekret“ als Mittel der Kommunikation zwischen Priesterschaften und Hof in kulturellen Kontaktsituationen des ptolemäischen Ägyptens 218 3.1. Vorbemerkung: Die Priesterdekrete als zentrale Textsorte des religiös-legitimatorischen Diskurses im ptolemäischen Ägypten 218 3.2. Vergleichbare Textsorten 221 3.2.1. Die ägyptische Textsorte des „Königsbefehls“ 221 3.2.2. Ehrendekrete für Herrscher anderer hellenistischer Dynastien 229 3.3. Textsorte Priesterdekret: Emittent und Adressat 232 3.4. Formale Besonderheiten der Priesterdekrete 233 3.4.1. Die ägyptische Formularpraxis 233 3.4.2. Die Datierung: Unterschiede und ihre Erklärung 234 Exkurs: Die demotische Datierungspraxis 237 3.4.3 Die ‚Belohnungsformel’ 238 3.5. Fazit: Die Kommunikative Funktion der Priesterdekrete 240 E Fazit 243 F Literatur 247 G Anhang 288 Griechischer Text 288 Demotischer Text 295 Hieroglyphischer Text 303 VORWORT Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2008 vom Fachbereich III der Universität Trier als Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philologie angenommen. Nach 2007 erschienene Literatur findet sich daher nicht mehr berücksichtigt. Ich danke meinen Gutachtern, dem verstorbenen Prof. H. Heinen, der das Erstgutachten erstellt hat, sowie insbesondere Herrn apl. Prof. J. Zeidler für die Übernahme des Zweitgutachtens aus ägyptologischer Perspektive. Des Weiteren gilt mein Dank den Teilnehmern des Kolloquiums „Probleme des griechisch-römischen Ägypten“ an der Universität Trier, insbesondere Frau Prof. Bärbel Kramer. Mein besonderer Dank gilt schlussendlich meiner Verlobten Dr. rer nat. Tanja G. Behr, sowie meinen Eltern für ihre Unterstützung in Studium und Dissertationszeit. Meine Arbeit wurde durch ein Graduiertenstipendium der Konrad-Adenauer- Stiftung aus den Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert; Für finanzielle und ideelle Unterstützung möchte ich den Verantwortlichen der Stiftung meinen herzlichen Dank ausdrücken. Mainz, im April 2015 A Einleitung Mit der Eroberung Ägyptens durch die Truppen Alexanders des Großen beginnt für das Land am Nil ein neues Zeitalter. Die Eingliederung in den Horizont der griechischen (später griechisch-römischen Welt) stellt eine Zäsur für die ägyptische Geschichte dar. Der Verlust politischer Eigenständigkeit war dabei keineswegs das eigentlich Neue, von kürzeren Zeiten, in denen einheimische Herrscher die Kontrolle wiedergewinnen konnten, abgesehen, war das Ende ägyptisch selbstbestimmter Staatlichkeit seit der persischen Eroberung 521 v. Chr. Fakt. Hatten aber frühere Fremdherrscher entweder einer auswärtigen, kulturell aber ägyptisierten Oberschicht angehört (so die lybischen und nubischen Pharaonen der 3. Zwischenzeit) oder das Land als tributpflichtige Kolonie von der Zentrale eines Großreiches aus regiert (wie Assyrer und Perser), so regierte die sich nach Alexanders Tod und Teilung seines Reiches etablierende Dynastie der Nachkommen des makedonisch-griechischen Heerführers Ptolemaios das Land von seiner neuen Hauptstadt Alexandria aus, ohne die eigene griechische Kultur aufzugeben. Heer und Verwaltung des Reiches bestanden gleichfalls aus Menschen, die aus allen Teilen der griechischen Welt im Gefolge Alexanders und Ptolemaios’ nach Ägypten gekommen waren, bzw. in das jetzt zur griechischen Welt (zumindest machtpolitisch) gehörige Land eingewandert waren. Damit standen sich in Ägypten erstmals zwei hochstehende und in vielen Aspekten stark differierende Kulturen gegenüber, nämlich die indigene ägyptische Mehrheitskultur und die griechische Kultur der Einwanderer-Eroberer mit dem Königshof an der Spitze1. Selbstverständnis und Beharrungsvermögen des Hellenentums machten eine rasche und weitgehende Assimilation an das indigene Milieu ohnehin unwahrscheinlich. Aber auch rein zahlenmäßig war die makedonisch-griechische Minderheit nicht zu vernachlässigen, CLARYSSE zufolge immerhin bis zu 12 % der Bevölkerung2. Damit ist - mit aller 1 S. HEINEN, Heer 96; 2 CLARYSSE, Griechen 14. 1 Vorsicht- in der Ptolemäerzeit durchaus von einer „multikulturellen“ Gesellschaft in Ägypten zu sprechen3. Die Grundfrage, wie diese Gesellschaft konkret aussah, hat Anlass für Forschungskontroversen und Paradigmenwechsel gegeben. Wenn G. DROYSEN in dieser Frage noch von einem Aufgehen des Griechentums in den orientalischen Kulturen des eben nur oberflächlich hellenisierten Ostens ausging, betont die Forschung in der Folge eine erstaunliche Trennung der beiden Kulturen und ihrer Träger, also der griechischen Eroberer und der ägyptischen Eliten, so bei C. PRÉAUX und J. BINGEN4. Heute scheint eher ein Nebeneinander5 der beiden Kulturen plausibel zu sein, eine "Gesellschaft mit zwei Gesichtern"6. Tatsächlich sind Vertreter der indigenen Oberschicht in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten jeweils als „Griechen“ oder „Ägypter“ nachweisbar. Beide Sphären bestehen im Alltag des Reiches also quasi nebeneinander, wobei einheimische Eliten sich in ihnen relativ souverän bewegen. Dieses Modell bleibt allerdings einige Erklärungen schuldig – am wichtigsten die nach dem Verhältnis der Kulturen. Ludwig KOENEN (als Anhänger der älteren Separationsthese) konzediert zwar noch eine weitgehende Trennung der Kulturen und ihrer Mitglieder (bsp. im Rechtssystem), für ihn ist aber andererseits klar, „dass sich in vielen zentralen Einzelheiten die gegenseitige Beeinflussung der Kulturen nicht leugnen lässt“7. Diese Erkenntnis ist an sich nicht erstaunlich, bringt