Korrekturen Und Ergänzungen Zur Mikrolepidopterenfauna Baden-Württembergs Und Angrenzender Gebiete – 3
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Mitteilungen des Entomologischen Vereins Stuttgart Jahr/Year: 2014 Band/Volume: 49_2014 Autor(en)/Author(s): Hausenblas Dietger Artikel/Article: Korrekturen und Ergänzungen zur Mikrolepidopterenfauna Baden- Württembergs und angrenzender Gebiete - 3. Beitrag 157-189 © Entomologischer Verein Stuttgart e.V.;download www.zobodat.at 157 Korrekturen und Ergänzungen zur Mikrolepidopterenfauna Baden-Württembergs und angrenzender Gebiete – 3. Beitrag1 Dietger Hausenblas, Stuttgart Abstract This paper is devoted to further investigations to the historical and extant species inventory of the microlepidoptera of Baden-Wuerttemberg and neighbouring regions. In addition to previ- ously unpublished finds some interesting new records of recent years were included. A num- ber of open questions and problems could be resolved by examining authentic specimens and consultation of primary sources. Finally, the two entomologists Adolf Meess and Ernst Hofmann and their collection material are discussed in detail. Zusammenfassung Vorliegender Aufsatz widmet sich weiteren Untersuchungen zum historischen und rezenten Artenbestand der Mikrolepidopteren von Baden-Württemberg und benachbarter Regionen. Neben bisher unpublizierten früheren Funden wurden auch interessante neue Nachweise der letzten Jahre aufgenommen. Eine Reihe offener Fragen und Probleme konnte durch die Untersuchung authentischer Belege und Konsultation primärer Quellen geklärt werden. Schließlich wird auf die zwei Entomologen Adolf Meess und Ernst Hofmann und deren hinterlassenes Sammlungsmaterial näher eingegangen. Einleitung Anknüpfend an die beiden bisher erschienenen Artikel des Autors zur Thematik (Hausenblas 2006, 2009) wird die Aufarbeitung älterer Sammlungsbestände unter Berücksichtigung bereits bestehender Meldungen fortgeführt. Neben neuen Resultaten dazu werden aktuelle Funde von bemerkenswerten Arten vorgestellt. Nomenklatur und Systematik orientieren sich wieder an dem „Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands“ (Gaedike & Heinicke 1999). Zunächst sollen noch einige Aussagen zu zwei Personen erfolgen, die sich um die frühere Erforschung der Kleinschmetterlinge in Baden und Württemberg verdient gemacht haben. Es handelt sich dabei um Adolf Meess (1844–1915) und Ernst Hofmann (1837–1892). Auf das mutmaßlich von Meess gesammelte Mikrolepidopterenmaterial im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe (SMNK) wurde bereits im letzten Beitrag des Verfassers (Hausen- blas 2009) kurz hingewiesen. Ein zwischenzeitlich erfolgter Vergleich der Etikettierung dieser Tiere mit der Kennzeichnung der von Ebert (1964) angeführten Großschmetterlinge führ- te zu der Gewißheit, daß auch die vorhandenen Kleinschmetterlinge von Meess stammen. Die verwendeten, zum Teil vorgedruckten Etiketten und die charakteristische, oft nur schwer lesbare Handschrift erwiesen sich in beiden Kollektionen als vollkommen identisch. Zudem lieferte das Auffinden von Exemplaren der wenig beobachteten Gelechiidenart Megacraspe- dus lanceolellus (Zeller, 1850) in diesem Material (s.u.) einen weiteren sehr klaren Hinweis. Deren Vorkommen im Kaiserstuhl wurde von Meess erst nach Erscheinen der Reutti-Fauna festgestellt und später in dem von ihm publizierten Nachtrag gemeldet (Meess 1907a). Im Folgenden wird daher Meess als wirklicher Urheber dieser Sammlung angesehen. Über seine Person ist leider nur wenig überliefert. Nach meiner Kenntnis gibt es zu ihm nur einen kurzen, von Hermann Gauckler verfaßten Nachruf (Gauckler 1916), was möglicherweise auf das Datum seines Todes am 8. November 1915 zurückzuführen ist. Zu dem Zeitpunkt befand sich __________ 1 Der Erinnerung an meinen entomologischen Mentor Herrn SR Dr. Helmut Steuer (1911–2005) gewidmet. Mitt. ent. Ver. Stuttgart, Jg. 49, 2014 © Entomologischer Verein Stuttgart e.V.;download www.zobodat.at 158 Deutschland im zweiten Jahr des Ersten Weltkrieges und es dominierten sicher andere The- men das unmittelbare Tagesgeschehen. Von Gauckler werden besonders die intensive Be- schäftigung mit den Kleinschmetterlingen und die Verdienste bei der Bearbeitung und Heraus- gabe der zweiten Auflage der Reuttischen Fauna hervorgehoben. Erwähnt wird ferner, daß sich Meess vielfach literarisch betätigt hat, ohne jedoch, mit Ausnahme des letztgenannten Werkes, näher auf diese Arbeiten einzugehen. Im Rahmen der Recherche zu seiner Person und der Bearbeitung der Mikrolepidopteren von Baden-Württemberg sind mir folgende lepidop- terologische Publikationen von ihm bekannt geworden – der schon angeführte Nachtrag zu Reuttis Badischer Schmetterlingsfauna (Meess 1907a), die Bearbeitung der Arten für zahlrei- che Familien, vor allem der Kleinschmetterlinge, in Spuler (1910) und die leider erst geraume Zeit nach seinem Tode erschienene monographische Arbeit zu den gallenerzeugenden und gallenbewohnenden Lepidopteren (Meess 1923). Das naturwissenschaftliche Interesse von Meess beschränkte sich jedoch keineswegs nur auf die Erforschung der Schmetterlinge. Wie den Sitzungsberichten in den Mitteilungen des Badischen zoologischen Vereins zu entneh- men ist, hielt er an den Vereinsabenden mehrfach Vorträge die neben lepidopterologischen Inhalten („Über Schutzfärbungen und Schutzstellungen der Schmetterlinge und ihrer Rau- pen“, „Über den Schmetterlingsflügel“) ebenso weitere Themen umfaßten – beispielsweise „Über den Winterfang von Insekten“ oder „Über badische Wanzen“. Zumindest letztere hat er auch intensiver gesammelt und die Ergebnisse in mehreren Veröffentlichungen niedergelegt (Meess 1900, 1901, 1907b). Im Badischen zoologischen Verein und später im Badischen Landesverein für Naturkunde, der 1908 aus der Vereinigung von Badischen zoologischen und Ba- dischen botanischen Verein her- vorging, war Meess von Beginn an Mitglied und versah wiederholt verschiedene Ämter in deren Aus- schüssen. Daneben engagierte er sich im Schwarzwaldverein und nahm so regen Anteil am kultu- rellen Geschehen seiner Heimat- stadt Karlsruhe. – Meess wurde hier am 16.11.1844 geboren und hat wohl auch die meiste Zeit seines Lebens in der badischen Landeshauptstadt verbracht. Von Beruf Zimmermeister und Inha- ber eines Zimmereigeschäftes gehörte er Jahrzehnte hindurch den städtischen Gremien an und hatte als Stadtrat Einfluß auf Ent- scheidungen, die in jener Zeit die gesellschaftliche Entwicklung von Karlsruhe mitbestimmten. Das Karlsruher Stadtarchiv ver- fügt über mehrere Fotografien seiner Person von denen eine Por- trätaufnahme hier wiedergegeben Abb 1: Adolf Meess (1844–1915) wird (Abb. 1). © Entomologischer Verein Stuttgart e.V.;download www.zobodat.at 159 Über den Lebensweg von Ernst Hofmann, der zweiten historischen Persönlichkeit, deren naturwissenschaftliche Leistungen erheblich zu unserer heutigen Kenntnis auf dem Gebiet der Mikrolepidopteren beigetragen haben, sind wir vor allem durch die Nachrufe seines Bruders Ottmar Hofmann (1892) und von Wilhelm Steudel (1893), der gemeinsam mit ihm das „Verzeichnis württembergischer Kleinschmetterlinge“ (Steudel & Hofmann 1882) verfaßte, vergleichsweise gut unterrichtet. Unklarheit besteht dagegen über die auch von K. Sattler (in litt.) aufgeworfene Frage nach dem Verbleib seiner Sammlung. Horn et al. (1990) geben an, daß die Psychidae, Sesiidae, Tortricidae, Tineidae und Pterophoridae via Lord Walsingham an das British Museum (Natural History) in London gelangten, die restlichen Makrolepidopteren dagegen an das National Museum of Natural History in Washington. Dies wurde dann später auch in das Kapitel zur Geschichte der lepidopterologisch-faunistischen Forschung in Baden-Württemberg im 10. Band des Grundlagenwerkes „Die Schmetterlinge Baden-Württembergs“ (Steiner & Ebert 2005) übernommen. Dabei handelt es sich jedoch offensichtlich um einen Irrtum, da Walsingham in seiner Würdigung von Ottmar Hofmann selbst mitteilt, die Pterophoridae, Psychidae, Sesiidae, Tortricidae und Tineina2 sowie die zahlreichen mikroskopischen Präparate und die konservierten Larven aus dessen Samm- lung erworben zu haben (Walsingham 1900). In gleicher Weise, mit ergänzenden Informa- tionen hinsichtlich Umfang und Verbleib der Sammlung bzw. Sammlungsteile, äußert sich Dyar (1902), der damalige Präsident der Washingtoner entomologischen Gesellschaft. So enthielt die Kollektion von Ottmar Hofmann zum Zeitpunkt seines Ablebens am 22. Februar 1900 nicht nur seine eigenen Sammel- und Tauschbelege, sondern ebenso die Kleinschmet- terlinge des im Jahr zuvor verstorbenen Anton Schmid (1810–1899), die ihm dieser „durch letztwillige Verfügung“ hinterlassen hatte (Hofmann 1900). Nach Dyar (l.c.) kamen Schmids Mikrolepidopteren komplett („intact“) nach Washington, im Gegensatz zu der Aussage von Horn et al. (l.c.), wonach sie über Walsingham an das British Museum gelangt sein sollen. Außerdem hatte Ottmar Hofmann nach dem Tod von Friedrich Hofmann (1798–1869), dem Vater der beiden Brüder, bereits die bis dahin bei diesem befindliche gemeinschaftliche Sammlung3 erhalten, über die Herrich-Schäffer berichtet, daß sie sich „durch Reichthum an Arten, musterhafte Präpari[e]rung und Conservi[e]rung und elegante Anordnung“ aus- zeichnet und „hinsichtlich der Microlepidopteren eine der reichsten existi[e]renden genannt werden darf“ (H[errich-]S[chäffer] 1870). Gottlieb August Wilhelm Herrich-Schäffer (1799–1874), dem berühmten Regensburger Arzt und Naturforscher, der sich durch seine Werke einen bleibenden Platz in der Lepidopterensystematik erworben hat, ist es