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ARBEITSSTELLE GOTTESDIENST

Aufbrüche in Kirchenjahr und Liturgik

03/2003, 17. Jahrgang, ISSN 1619-4047 Heft 03/2003 (1) QXP 3.3 01.12.2003 13:06 Uhr Seite 2

EDITORIAL ...... 3 ARBEITSSTELLE GOTTESDIENST THEMA

Informations- und Fest im Rhythmus? ...... 5 Korrespondenzblatt Das Kirchenjahr und andere Jahresrhythmen der Gemeinsamen Arbeitsstelle für gottesdienstliche Fragen aus volkskundlicher Sicht der EKD (GAGF) CHRISTEL KÖHLE-HEZINGER Das Kirchenjahr mit seinen Perikopen 17. Jahrgang 3-2003 – nach der kirchlichen Strukturreform ...... 14 WOLFGANG RATZMANN ISSN 1619-4047 Gottesdienst in Zeiten der Randständigkeit Gottes . . . . . 25 Liturgische Aufbrüche – wohin? Herausgegeberin: GAGF LUTZ FRIEDRICHS

Redakteur dieses Heftes: IMPULSE Dr. Lutz Friedrichs – Allerseelen – Totensonntag ...... 38 CHRISTIAN TRAPPE Tod oder Ewigkeit ...... 45 Zum „Proprienstreit“ am letzten Sonntag des Kirchenjahres Namentlich ausgewiesene BETTINA NAUMANN Beiträge werden von den Autoren verantwortet und Wir Christkinder ...... 51 geben nicht unbedingt die Von der Bedeutung des Heiligabendgottesdienstes Meinung der Herausgeberin in einem weihnachtlichen Christentum wieder. Korrespondenz, Ma- MATTHIAS MORGENROTH nuskripte und Rezensions- „Der du die Zeit in Händen hast …“ ...... 56 exemplare, deren Publikation Zur Liturgie des Jahreswechsels bzw. Besprechung vorbehalten KRISTIAN FECHTNER bleibt, bitte an: GAGF, Herrenhäuser Str. 12, Passion im Frühling mit Leidens-Perikopen ...... 63 30419 Hannover, LYDIA LAUCHT Tel.: 0511/ 2796-534, Jörg Baurs Predigtbände ...... 67 E-Mail: [email protected] Brief an den Freund über Perikopen und Kantaten, über das Predigen im besonderen und allgemeinen KARL-FRITZ DAIBER ARBEITSSTELLE GOTTESDIENST wird kostenlos abgegeben. LITERATUR Es wird jedoch um eine Be- teiligung an den Druckkosten Rezensionen ...... 74 € in Höhe von 7,50 / Jahr Kristian Fechtner: Schwellenzeit (Jan Hermelink) gebeten: Bettina Naumann (Hg.): Die Nacht (Ulrich Lieberknecht) Ev. Darlehensgenossenschaft Thomas Kabel: Handbuch Liturgische Präsenz (Martin Ammon) eG, Kiel, BLZ 210 602 37, Autorinnen und Autoren ...... 79 Konto-Nr. 14001 mit Hinweis auf Haushalts- stelle 0110.1710 / GAGF Heft 03/2003 (1) QXP 3.3 01.12.2003 13:06 Uhr Seite 3

EDITORIAL

In Praxis und Theorie des Gottesdienstes zeichnen sich Aufbrüche ab. Wohin diese gehen, ist offen. Das macht das Thema so spannend.

Das Kirchenjahr ist zu einer Fremde geworden, im Vordergrund stehen andere Jahresrhythmen wie etwa der „Jahreswagenzyklus“. Darauf macht Christel Köhle- Hezinger aus volkskundlicher Sicht aufmerksam. Sie regt an, ins fremde Land aufzu- brechen, es zu entdecken und zu verstehen. Aus ganz anderer Perspektive regt dazu auch Wolfgang Ratzmann an. Er fragt nach dem Kirchenjahr unter den Bedingungen von Entkirchlichung, von Stellenkürzungen und einer Gottesdienstpraxis, die nicht mehr dem wöchentlichen Sonntagsrhythmus folgen kann.

Einen Überblick über Aufbrüche in liturgischer Praxis und Theorie gibt Lutz Frie- drichs. Aufbrüche sind nötig, um Menschen bei ihrer Suche nach Gott als „Partner“ ernst zu nehmen. Damit wird an die Rede Ernst Langes, die er vor 30 Jahren auf dem Düsseldorfer Kirchentag 1973 gehalten hat, erinnert.

Die folgenden Beiträge nehmen „Probebohrungen“ an einzelnen herausgehobenen Orten des Kirchenjahres vor: Christian Trappe rät, sich angesichts von Halloween nicht ins Bockshorn jagen zu lassen – Halloween kann auch kirchlich begangen wer- den. Bettina Naumann nimmt die neueren evangelischen Aufbrüche beim Toten- gedenken ernst und mahnt an, beim Totensonntag noch stärker Kirchenfremde und Angehörige von nicht-kirchlich Bestatteten in den Blick zu nehmen. Matthias Mor- genroth diagnostiziert für die Gegenwart einen gleichsam spirituellen Paradigmen- wechsel: „Weihnachtschristentum ist typisch modernes Christentum und löst ein passionszentriertes Christentum früherer Zeiten ab.“ Spannend und anregend zu lesen sind auch die kulturellen und liturgischen Erkundungen des Jahreswechsels von Kristian Fechtner. Bisher eher eine liturgische Marginalie, macht sein genauerer Blick doch deutlich, wie bedeutsam gegenwärtig „Schwellen und Passagen“ sind. Schließlich geht Lydia Laucht auf dem Hintergrund etwa von „Sieben Wochen ohne“ dem Zusammenhang von Passion, Frühling und Leidensperikopen nach. Dabei hat sie, wie andere auch, Fragen und Probleme der gegenwärtigen Perikopenordnung mit im Blick.

Einen letzten, noch ganz anderen Impuls setzt Karl-Fritz Daiber: Er schreibt seinem Freund Jörg Baur einen Brief, ihm, dem Universitätsprediger, persönlich, homile- tisch und liturgisch aufschlussreich und einfach schön zu lesen.

Es grüßen Sie aus der Arbeitsstelle

Dr. Lutz Friedrichs Kerstin Froböse Dorothea Monninger

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4 Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite5 F 1 Vortrag derLiturgischen aufderFrühjahrsplenartagung Konferenz inFuldaam17.März2003. März, fragen: Was istIhr Verhältnis oder„Wie haltenSieesmit Ger- zuGertrud? dem Titel gipfelte„AuchJenavon Bärenunterwandert...“. w hatte); oder„Vom GagzumDeko-Trend: Der Weihnachtsbär aufdem Vormarsch“, im überdas Schenken meditiert beiKarstadtinderHerrenhosenabteilung meint war dervon Bischof Wanke mitdemichaneinemDonnerstagabend ausErfurt, kundlerin gegen Schenkewahn“; davor, im Advent „DerRollerundder Bischof“ (ge- nachten beliebt,„EinguterSchenker fälltnicht vom Himmel“oder„Jenaer Volks- „AngesagtistdieOsterente“;dann,besonders vorzum Frühling“, zuOstern Weih- unter oftlaunigen Titeln –zum1. April hießder etwaArtikel „Scherztagaufdem Weg zutunhabe. fragte,was bittemitOstern dert dennderKirchturmhahn MDR1-Fragerin, diebeimeinem Versuch, zudecodieren,verwun- ihrdieOstertiere w wiederkehrendes Ritual,underistnichtimmererfrischend.Erbekannt,oftlang- (wem undExperten sag´ich´s!)stets Gang durchsJahristfürdieExpertinnen von –regelmäßig klugenundvon abgerufen hier wiedort anderenMedienleuten.Der W bis 1998gelebtundgearbeitethabe–dasGefragtwerden nachdem Warum und geläufig. Gewohnt hingegen war wieHessen,wo ich–ausBaden-Württemberg ich ge „Frohe Ostern!“ 1999 überdas„Frohe Pfingsten!“mehrnocherstauntwar als überdasebensohäufi- Das istinzwischenüberallzusehen,auchinJena,wo ichbeimerstenHörenimJahre bot. –Orgiendekoriert EntenundLämmern von GelbundGrün,Hasen,Hühnern, Estomihi. Zusehenwar Osterlustpurausdem Wohnland, das–zum,Osterland‘um- Briefkasten diePost nahm.Genauer:Eswaren drei,Posten‘, undeswar derSonntag Es war amSonntagmorgen, zwischenFrühstück undFrühkirche, alsichausdem F Zeit– Bilder I. C Das Kirchenjahr undandere Jahresrhythmen ausvolkskundlicher Sicht se ruh,Rituale Bräuche, este, eilig, undgelegentlich wieimFalle auchvoller Überraschungen; jenerflotten as sichaufmeineForschungen zur„Verbärung der Weihnacht“ bezog undunter HRISTEL oher. Meine Ordner„Jahreszeitliches“sindgutgefüllt,siewurdenundwerden – est imRhythmus? Hier undheutekönntenwirdieRollentauschen.Sokönnte ichheute,am17. So fügensichBrauch-undJahres-Tage, aneinander Jahreszeiten undJahresartikel W ohl der Oster-, nicht aber der Pfingstgruß war ohl derOster-, mirbisdahinimprofanen nichtaberderPfingstgruß Alltag K ÖHLE -H EZINGER 1

5 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite6

6 THEMA Wo katholisch.Und sieist,ohneFrage,bestenfalls imgenauenundtieferenSinnedes traud? oder:Kennen SiesieundihrenHeiligentag?DieFrage klingtbanal,gestrig, Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik mengt, verwechselt; alleDetailssind gleichwichtig,esgilt nung imKopf, zumindest nachderLektüre. Alles wirdineinsgesetzt,gesehen,ver- ser erstenRezensionengelingen,undsiezeugenstetsmehr von Chaosalsvon Ord- im Jahre1987zumerstenMalundseitherinsechs Auflagen erschienen. Wenige die- Monographie“ verlangt, dasBuchvon Karl-HeinrichBieritzüberdasKirchenjahr, dereine„Rezensioneinerkulturwissenschaftlichen Grundkurstexte, erforderten Aus diesemInteresseherauswählennichtwenige Studierendefürdenfünftenjener Kirchenjahr –terra incognita Satzbrachte„Ichlasse mirdasnichtnehmen!“ einen Studenteneinmalzumzornigen sei. OftentstehtindenDiskussioneneinregelrechter „KampfumsBrauchtum“,die schungsfeld zumzähenRingenumdas,was „echte,wahre, ursprünglicheKultur“ und ähnliches,dannwirddieFrage fürunsereKultur nachderBegrenzung alsFor- etwa die im Fächerrucksack Archäologie, Vor- undFrühgeschichte, Indogermanistik undenkbargewesen.lehrte, Sindneben Volkskunde alsKombinations-Fächer noch ches“. DieseHitlistederNennungenwäreinMarburg oder Tübingen, wo ichvorher „Sprache, Namen,Mythen,Mythologien, Aberglauben, Ritualeund Vorchristli- nach derHerkunftundden Wurzeln. Undmehr, genauernoch:gefragtsind ließenalseineNeugieraufeigeneKultur,sich kurzzusammenfassen aufdieFrage „Warum Volkskunde?“ stehenalsGründeanersterStellealljeneNennungen,die eine SuchenachIdentitätund Wurzeln. IndemeingangszuschreibendenEssay Studienfaches Volkskunde als sichoftschonindererstenGrundkurs-Sitzung verrät so sind sie fasziniert. Sinddas so sindsiefasziniert. gen inJenaderPflichtveranstaltung „Grundkurs Volkskunde“ alsBeispielehören, dieKuh„führt in´sKraut,dasRosszumPflug,dieBienenFlug.“ anSt.Gertrud,friert der Winter noch14 Tag St.Gertraud, nichtruht.“ sohießes, baut“.Oder, denGarten als stupft´sKraut“,„Gertrud Warnung:„Gertraud „Wenn´s Kulturagrarischen aufsinnfällige Weise. Gertraud, die„ersteMagdimKraut“,oder undihrHeiligentag,der17.März,reimtenintraditionalen,ländlich- Gertraud täterin, wurdedurchdieLegende zurSchutzpatroninfürFeld- undGartenfrüchte. Sinne.DennGertrud, imganzwörtlichen tern, Tochter Pippins,Äbtissinund Wohl- nicht mehr, genauergesagt.Sieist,alsHelferin,imaltenSinneüberflüssig–von ges- ritz´ BuchbietetohneFrage das Naturjahrebensowieum das,Kulturjahr‘, wieessichinunsererKultur über Leservon meinenrealenHörern: dierten) Verloren habensiedefinitiv das Wissen um für Bieritzinder Tat Thema ist. Aber dennochunterscheidensichwohl seine (inten- gier undFaszination geltenderGegenwart des Vergangenen undZukünftigen,wiees ist dieSuchenachdem Weg, dem und,Anfang möglicherweise, demZiel.IhreNeu- die suchen.Freilich welche? MeineHörer(wieeseinsthieß)sindaufderSuche.Es W r tes belang-los. Gertraud sprichtunsnichtan,siebetriffttes belang-los.Gertraud undbewegt unsnicht; enn solche Bedeutungszuschreibungen und farbigen DetailsdieErstsemestri- enn solcheBedeutungszuschreibungenundfarbigen multa ihre Traditionen , eineFülleanDetailsfürLeserinnenundLeser, , istdas ihre Geschichte multa stattmultum ? Die Wahl des . Bie- Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite7 allüberall, sichtbarundunsichtbar, neueKräfteregen. Auf die Abgabe des Alten An- Und: Wann istder Aktivitäten ImMärzzweifellos,Anfang? wenn sichinderNatur dem vorausgeht undalleJahrewieder Märzstattfindet. Anfang Neuen (Daimler-Benz), datierendetwa EndeMärz,undumdie Abgabe des Alten, die Zyklus“ nennenließe:DiesesJahreswagen-Jahr ranktsichumdie des Auslieferung Bedeutungzuhabenscheintunddersich„DerJahreswagen-bischen Heimat)große ichvon einemJahreszyklus,der(zumindestinmeinerschwä- hörte erst, perZufall, bekannteundverborgene Esgibtkorporativ gefasste, Art. Zyklensolcher Jüngst Art. Open-air-Freunde, Volksläufer, Maskenschnitzer, FloristenundDeko-Künstler aller klische Lebenswelten gibtesfürSchützenvereine, Feuerwehren, Ledigenvereine, bishinzuZwiebelkuchen, Weihnachtsgebäcknebst Osterputz undStollen.Jahreszy- F KöchenundHausfrauen–inmeinerschwäbischenHeimatreichendvonckern, den Jahreszyklen sindLebenswelten. beiBä- wiebeiFußballfans, EsgibtsiebeiNarren „Der Jahreswagen-Zyklus“ derswo. bis zumSalzburger Adventssingen undan- undzumChristkindlmarktinNürnberg zession inHeiligenstadt(Eichsfeld)“oderder„Vertriebenenwallfahrt anPfingsten“ T sich etwa imReiseangebotderDeutschenBahnspiegeln; vom Karneval inKölnzur bunden unddenanderen(Fans) zugleicheine,fremdeEthnie‘. eristdemeigenen wird erlebt,erforscht,beschriebenundinterpretiert; Alltag einge- w v incognita, dieesneuzuentdeckenMehrheit derMenschenheute–terra undneuzu Natürliche seidasUrsprüngliche,isteinIdeologem. ihre BilderindenJahreszeitenspiegelten undhineindeuteten.Die Vorstellung, das nutzt, umihmSinnzuverleihen, indemsieihreeigeneGeschichte,ihrenMythos, eingeschrieben. Siehaben,andersausgedrückt,denJahreskreislaufgleichsamge- k geglaubte undvorausgeahnte Botschaft.SchwierigeristdieandereBotschaftundEr- kalender geschaffen undunwandelbar festgeschriebenhätten,isteinenurallzugerne offen. Dass,dieNatur‘odervorchristlichen Menschen‘dieKultur unddenFest- den Festzeiten. Ichversuche diesenKontext zulehren–obesankommt undbleibt, ist und diesieehereinKaleidoskop schüttelnalseinPuzzlezusammenlegen lässt. und die Vielfalt derDetails,diemeineHörerinnenundHöreralsLesendeerschlägt hinwegJahrhunderte herausgebildet hat.Esistdaher, als dieFülle These formuliert, erstehen gilt.DasKirchenjahristeinfremderKosmos, dessenSingular sich eigen- enntnis: Alle ReligionenundKulturen habenihreFestabläufe demnatürlichenJahr astnachtsküchlein überdenNudelteigfürdieMaultaschen anGründonnerstag ulpenblüte in Holland und zur Landesgartenschau bishinzur„Palmsonntags-Pro-ulpenblüte inHollandundzurLandesgartenschau eltlich-vertraute Pluraleentgegenstellen.eltlich-vertraute IchnenneBeispiele: W Ein anderesBeispielwärederJahreszyklustouristischenJahresevents, wiesie wieetwaDer JahreszyklusderFußballfans derdes„1.FCCarlZeissJena“–er Das Kirchenjahrist–fürmeineJena-Studienanfängerebensowiediegroße Das Problem istderKontext, istdieMatrix–auchundgeradebeimFest undbei as aberistder,Erlebnisraum Jahreswagen-Zyklus‘, imKopf? dieZeitstruktur Christel Köhle-Hezinger:FestimRhythmus

7 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite8

8 THEMA Wo oder Landfrauen–sindverschieden undsiesindoftverborgen. konnotiert, Beim lautet „Landfrauenmachengegen Nikoläuse imSeptembermobil!“ geist stattNikolaus“, „ÄpfelundNüssestattErdbeeren“.DasMottoderKampagne die Aktion „AlleszuseinerZeit“,„Zwetschgenkuchen stattLebkuchen“, „Kürbis- re Aktionen kameninletzterZeitetwa beidenschwäbischenLandfrauenhinzu.So Adventsgestecke, Barbarazweige, dasganzjährigeMakramee.Neueundspektakulä- undFerien dieGarten gewidmetSommerpause, ist,weiter die überdie Erntekronen, –hinweg unddemDekorieren derOsterbrunnen eiermalen überdieeherprivate w selten istesderJahreszyklusJahreswagen-Ehefrau. basteltund Esplant,fiebert, neu wiederentdeckteJahreszyklen. Traditionell etwa istdas,Landfrauen-Jahr‘,nicht Diesem ,Jahreswagen-Modell‘ entgegenstellen ließensichvielealteundneue,auch T und die Vorausplanung, die Anspannung, denKickundFrust,Stressdie Ichmeinedie den sichalleElementevon Brauch,Ritual,SpielundErnst. Vorfreude Wa Hitze- undFieberkurven, ihreLähmungen und Anspannungen. Auch denPoker, das sie inderZeitvon OktoberbisFebruar. DieseZeitkennt ihreHochsund Tiefs, ihre Indie heißePhasetritt schen, ganzjährig,läuftdieKäufersuche,heuteperInternet. muss. DarauffolgtdieBestellungimJuni,fürdenMärzdesFolgejahres. Dazwi- f Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik Hörens, desSingens, Wahrnehmens. g soahnendieGäste,welchtensonntag erklärt, kleineBewegungen jenestillenZeiten W fürGregorianischemacht; oderdieNeuentdeckungundBegeisterung Gesänge. food-Bewegung“, stark diesichfürregionale undsaisonale,bewusste Ernährung der vorösterlichen ZeitneueOrdnungundDeutunggebend;oderauchdie„Slow- deren. Soetwa „7 Wochen Menschen, ohne“alseineNeuentdeckungfür moderne könnten sagen:DieRuhe-undLeerzeitendereinensinddieHoch-Zeitenfüran- „Hoch-Zeit“ –beidesineinanderüber, dieOrdnung,dasGeregelte unddasFest. Wir ang Märzfolgtdie Wahl-Qual, dieim undimMaiabgeschlossensein April währt roß undbewegt Bewegungen zumachenvermögen: des Atems, derStimme,des ricksereien aller Art. erkelt von der Weihnachtsbäckerei biszuFrühjahrs- undOsterbastelein,demOster- enn Pater StephanimKlosterBeuroninsolchenKursen das„Gaudete“ zum4.Fas- Auch die Hoch-Zeiten solcher Zyklen – ob Fußballfans, JahreswagenspekuliererAuch dieHoch-ZeitensolcherZyklen–obFußballfans, Darin, indiesenJahreszyklus(derfürvieleein r rt tenkönnen, denKitzelund Thrill, dieEuphorie.

Zeit im Althochdeutschen, stehendfür„geordneteZeit“,geht–wiebeider Heiliges Jahr ist!) eingestreutfin- Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite9 zeit imSinnedes lösung sind(Stichworte wärenEisenbahnundEisenbahnzeitals„Fahrzeit“, Fabrik- längstmassiv alsdiealtenZeitstrukturen in Um dieMittedes19.Jahrhunderts, Auf- Blicke indieGeschichte es Zeit-Wahrnehmung, Zeit-Nutzung,Zeit-Gestaltung? rauf blicken wir?Sindes Abläufe, Tempo? IstesZeit-DauerundZeit-Messung? Ereigniszeit, Zeit: Alltagszeit, Erinnerte Was meinen,wovon sprechenwir?Undwo- Zeit– Tiefen II. men, andieBrustgesteckt. sen. Blumenwerden denBurschen, diemitfröhlichen Osterwünschen insHauskom- hauses blühen dieersten Frühlingsblumen, blaue Hyazinthen, Veilchen undNarzis- sich dieBäuerineineganze Woche lang. ImGärtchen vor denFenstern des Wohn- tung aufeinengewöhnlichen Sonntag genügt derSonnabend, fürdasOsterfest rüstet W aberistdieScheidung: Lebens“. Ostern leer sind, derHausputzbeginnt. punkt –inder Tierhaltung, weil die Tiere aufdie Weide getriebenwerden, dieStälle April, sollallesimBodenseinaußerKartoffeln undMais.Georgi istauch Wende- es ammeistenzutun“.Der13. April istder„100. Tag desJahres“;anGeorgi, dem24. T der landwirtschaftlichen Arbeit. DerMärzbringtdenBeginn der Arbeit, besondere gibt die Wetterprognose fürdasganzeJahr, erentscheidetdamitauchüberdas Tempo geduld undNeugiernehmenzu.DerSchneegeht.Februar, soglaubtendieLeute, Die „schlafendeNatur“(bezogen aufErde,Bäume, Tiere) beginnt sichzuregen, Un- Die Jahrmarkt. einem großen Tage werden länger, dashäuslicheSpinnenistbeendet. – indenKöpfenamPaulustag, dem25.Januar, inder„Mittedes Winters“ undmit untersucht. schungsteam 15Jahrelanggründlich der wohl mitteleuropäischenDorfforschungsprojekte größten von einemFor- dem desDorfesÁtány, inderungarischen Tiefebene gelegen undseit1951ineinem seinen aneinemBeispiel, ichwillhierdiesnurvertiefen Ausprägungen inBüchern; matisch undchronologisch aufzeigenundverfolgen lässtsichdieser Wandel inallen scheinenihreGültigkeit und Proportionen Verbindlichkeit verloren zuhaben.Syste- widmeten Buchmitdem Titel Maßeund „Geduld“–diealtenSystemedervertrauten „Oasen derRuhe“,soRuthardStäblein inseinemderKunst des Wartenkönnens ge- Das Frühjahr imDorfÁtány K werden.die Langsamkeit zuLuxusgütern alsdie Zeitvertreib Auch derZeitvertreib: age sind Alexander am18.,Joseph19.undBenedikt21.März.Im April „gibt unst des Wartens undZeithabensZurschaustellens. inter undSommer. Von Osternanwohnt undkleidet man sich anders. Zur Vorberei- Der Sommer und die Ernte, ihr Einfahren markiert die„Mitteder markiert ihrEinfahren Der SommerunddieErnte, Arbeit unddes Ich blicke aufdieFestzeit im Kontext, wähledasFrühjahr alsBeispiel.Es beginnt T ime ismoney ), sehenwir, dassdie,langeZeit‘,Langeweile und „Ostern istder Trennungsstrich zwischen Christel Köhle-Hezinger:FestimRhythmus

9 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite10 10 THEMA W g Fél und Tamás Hofer:BäuerlicheDenkweise in Wirtschaft undHaushalt.Eineethno- Hälfte desGesindestatdasNötige amersten, dieandere amzweiten Feiertag.“ T K hängt. DieElternkleidenihre Kinder, Burschen wieMädchen, jenach Vermögen von zogen, auch wenn esschon seitMonaten–genäht oderfertig gekauft –imSchrank Das neueleichte Kleidwird zumersten MalamOstersonntag zumKirchgang ange- Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik termonaten und ergeben natürliche wichtig istdie leiblichen Sinne–was kommt; Weihnachten ist in derGegenwart formulieren, soließesichimBlickaufdasErleben Sinnezubeobachtenist.Ostern, in vielfachem die zunimmtundsichöffnet, währendinder entfaltet, Weihnachtszeit ihr Abnehmen jahreszeitlich ,natürlich‘– zeit, dieimmerlängerundmehrselbstzumEreignis wird, – währendOstern und spiel von Ostern Weihnachten. kurzden – gleichsamdieUnterströmung.Ichvertiefe Aspekt desSchenkens amBei- V und bisheute–imwesentlichen vierElemente: w die Maß-EinheitenundfürdasLebenalsGanzesimSinnejener„Átányer Art“. Menschen, dieSprache, Welt derDingeimSinneeinerOrdnung derDinge,für Dasgaltfürden sie hieltsichaneineigenesSystemderMaßeundProportionen. Átány dierichtige,langsameZeit.DieDingegeschahen„nachÁtányer und Art“, deutete, dassdieErdeunddamitMensch Tier konnten. Daswar sichausruhen in tief gefrorenwar undeineSchneedecke von mindestens6 Wochen brachte.Dasbe- die Jahreszeiten,der Wechsel der Witterung. Einguter Winter war es,wenn dieErde und erverzeichnete dieDeckungszeitender Tiere. Wichtiger alsdieMonatewaren orgi (24.4.)oderJohannis(24.6.).DanebenkanntederKalenderwichtigeMarkttage, (11. 11.)oder Andreas (30.11.),Lichtmessalsder Tag desGesindes (2.2.)oderGe- die Heiligentage.Siezeigen Wendepunkte an,wieetwa der Tag desHeiligenMartin Zeiten desalltäglichenundlebensnotwendigen Tuns, undKodierung alsZeitstruktur raphische UntersuchungüberdasungarischeDorfÁtány, Göttingen1972,S.436) ier. Auch dasGesindeaufdenHerrschaftsgütern bekamseinenRasttag; dieeine orbereiten undErwarten istdabei–indiesenProzessen,BausteinenundElementen opf bisFußneu.Osternbedeutetvolle Arbeitsruhe undErholungfürMensch und as bedeutetdiesimBlickaufunser Thema? Festzeit imJahrbeinhaltet–traditional ir merken: Wichtig sind W Erinnern 4. Schenken 3. Essen 2. Schmücken 1. W eihnachten, sodie These, as war derKern solchtraditionalerLebenswelt –inÁtány undanderswo? Und als die Übertragung dessenimSinneder als dieÜbertragung Verleiblichung oder von den Erntezeit im SinnederMemoria,Geschichte. als dasPrinzipdesGabentauschesundderNetzwerke im Sinne einer umfassenden Ästhetisierung des Ästhetisierung im Sinneeinerumfassenden Alltäglichen Abschnitte dermessbaren Zeit , die Zuordnungen auf unszukommt W Einfuhrzeit eihnachtswochen spüren undsehen erwarten . Die Tage fügensichzu Wochen zusammen , die wir –währendderlangen Vorweihnachts- . Diesvor allem imBlickaufdieNatur, Dreschzeit W oder von der wir –ineinemkosmischen und ganz arten . Sosprichtmanvon den auf das,was kommt. . Wichtig sind, nebendiesen Schlachtzeit . Ebenso (Edit Win- Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite11 lich auch seine Erinnerung ein.“(S.276f.) lich auchseineErinnerung allmäh- „SobüßtedasDorfnichtnursein Herz,sondern Jahre des20Jahrhunderts. den derGeschichtenunddesErzählens;vom Alltag inden50erbisder80er und den Wandel derZeitimSpiegel desDorfesals(verkürzt gesagt)das Verschwin- friesischen Dorfes–eskönnteüberallinEuropaseindas„schlechteGedächtnis“ aus Jorwerd“ amBeispieleineskleinen 1996(deutsch,1999)erschien.Makschildert Bestseller erhalten.Sein Mak,dessenBuch„WieAutor istGeert Gottverschwand im Blickaufunser Thema interessante Vertiefung durcheinenniederländischen hateine hinzufügt, was Kulturforschung diemoderne als„Mentalmap“fasziniert, traditionaler Ordnungen“attestiere.(soBerking,S.44) mit ebenjenerSelbstverständlichkeit, diemangemeinhinderfraglosenGeltung Geschenkökonomie den Alltag moderner, Gesellschaften kapitalistischorganisierter Geschlecht ergibt dieszwischen23und36 Akte desGebens.Sodurchziehe„die f dreigenerativeseinfaches, Familiennetzwerk, soderGeschenkforscherBerking,ent- V Schenkens. Weihnachten, unddie„sentimentaldays“ Geburtstage binden80%des Über90% codiert. Akzeptanz ergaben amerikanischeStudienfürdasRitualdes desOsterlammes–sindkulturell einer möglicherweise Umformung karikierten seine Symbole–auchdiechristlichenGabenbringer, von Nikolaus bisOsterhaseals king esnennt(Zur Anthropologie desGebens,1996,S.34).SeineStationenwie F Schenken ist–wiedas damit innerhalbeinesbestimmtenkulturellenCodesdefiniert. leicht ältestesoziale Verkehrsform überhaupt–,imKontext desJahreszyklusund Das Schenken imKontext jahreszyklischerFeste istals„Gabentausch“–dieviel- Schenken eine guteIdeeamungewohnten für wieetwa Ort jenes„Kirchenkino“, daseinPfarrer fenem SingenundmitFamilien anden Adventssonntagen. EineInnovation allein– Stadt Saalfeldin Thüringen, habesichzumregelrechten Rennerentwickelt –mitof- dern Tradierung. ich vor „Advent kurzemimMuseumder imMuseum“,sohörte Nichtdie tuale undSinntradiert. Tradition istdasZauberwort undderSchlüssel,son- Zeit,Handlung–schaffenten umOrt, Rituale.Sieschafft Traditionen, indemsieRi- derZeit,desEintönigen? turierung des wäre zufragen,oderzuerstumeineÄsthetisierung Alltags? UmeineneueStruk- Alltägliche heutestelltneueFragen. Gehtes–beiFest undJahreszyklus–nur, so ren, als Antipoden, zusammenwie Arbeit undFreizeit, Werktag undSonntag.Das Das Alltägliche erzähltdieGeschichtenundstelltFragen. Alltag undFest gehö- Zeit–Fragen III. altet insgesamt220 Transaktionen proJahrundPerson; jenachPosition und est, aufZeit–ein Außerkraftsetzen des„gewöhnlichen Lebens“,wieHelmuthBer- olumens derGeschenkökonomie insgesamt(zit.n.Berking,S.39f.und43).Ein Die „Landkarte der Zeit“, die Robert Levine derZeit“,dieRobert mitseinemgleichnamigenBuchdem Die „Landkarte Erst dieRegularität, die Wiederkehr –unddamitdieGeschich- unddasErinnern Christel Köhle-Hezinger:FestimRhythmus

11 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite12 12 THEMA Strukturierung dienend–entwirft Zeit-Vorstellungen.Strukturierung Sowird„durcheinebestimm- undsindstetsnurimPluralzudenken“. (S.223) Rekonstruktion, permanenter die aufZukunftgerichtetsind.Beidehabendynamischen Charakter, unterliegen dieinZusammenhangmitderGegenwart angesiedeltenProjekten stehen, liefern, men zurKonstruktion spezifischerKorrelationen von Vergangenheit undGegenwart eng verwandt, (...)beidenKonzepten istgemeinsam,dasssieeinenBedeutungsrah- V dieseneuen vität. Geschichteistdemnach,sobündeltRegina Bormann Ansätze, „die aus denZwängenlokalerKontexte, und schließlichdurchdasMerkmalderReflexi- Zeit, durchdieEinbettungsozialerSystemealsHerauslösung von Institutionen ne istnachGiddensdurchdreiMerkmalegeprägt:die Trennung von Raumund Moder- „Wissen“ definierte Hinterfragte.Einesolcherart hingegen istdaspermanent „Medium der Tradition“, das–gleichsamals Vehikel –„Wahrheit“ transportiert. so Fungiert derZeit,soistRitualfürGiddens Tradition alsModusderStrukturierung zialtheoretische Verortungen kulturellerProzesse“(Opladen2001)zusammenfasst. „Raum,Zeit,Identität.So- inihrerklugenDissertation halte, wieesRegina Bormann Umstände,wasMaßgabe gegenwärtiger aucheinenEntwurfdesZukünftigen“bein- T sierte Wiederholen derimmergleichenPraktiken, dassozialeKohärenz gewähre. T tionalen“), soderKulturtheoretiker Anthony Giddens,sei„Wahrheit versus Wissen“. Gesellschaften („posttradi- Der Unterschiedzwischentraditionalenundmodernen Zyklen entstehen,diemöglicherweise altesind–imZyklusdesJahres, Lebens. „Plötzlich brauchtmaneineeigene Weihnachtsausstattung.“ NeueBräucheund 23. Dezember2002zum Thema Weihnachtsverhalten undFamlie wurde: formuliert –„dasFlüssigefest“wird.Oder,muliert wieesineinem derZEITvomArtikel möglicherweise solange,bis(eventuell) dasInterimweicht, bis–wie Turner esfor- Dazwischen (Victor Turner sprichtvom „betwixtandbetween“) fülltsichneu; ligkeit des Tages (genauer: Abends) undderFamilie bleibt sounangetastet–nurdas beruflichen Alltag unddemHeiligen Abend imKreisederFamilie. DieQuasi-Hei- leeren ZeitzwischendemHeimkommen indieHeimatstadtvon ausdem auswärts, w hateinBedürfnis,etwas,und damitdenErfolgdiesesneuen,Brauches‘begründet Die begann, wirdseitheraufStraßenundPlätzenderStadtfortgeführt. Tradierung inmeinerHeimatstadtEsslingen. feiert Was 1983ineinerKneipeimFreundeskreis dafür wärederneugeschaffene „Heilige Vormittag“, am24.Dezemberalljährlichge- Erst dieRegularität, die Wiederkehr schaffen unddasErinnern Rituale.EinBeispiel Ein neuerBrauch: Heiliger Vormittag unter einenHutzubringen:Dasschafft weder Ritualenoch Traditionen. Jugendliche erfand, umzwei „Erzählgemeinschaften“,dievon KircheundKino– Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik radition sei vielmehr „die permanente Rekonstruktion der Rekonstruktion radition seivielmehr„diepermanente Vergangenheit nach radition, soGiddens,seinichtdasfunktionalistischgeglaubte vorreflexive, rituali- orstellung einessinnhaftenundgerichtetenzeitlichen Werdens, (...)mit,Tradition‘ as viele Menschen brauchen in einem ganz wörtlichen Sinne.EsisteinFüllender as vieleMenschenbrauchenineinemganzwörtlichen Die Konstruktion von wiedieRekonstruktion Tradition –dergesellschaftlichen Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite13 Prozess. T ,günstige‘ Zeitenwerden. und UnddiesnichtimSinnederReaktion,Regression Nur so,glaubeich,könnenheiligeZeitenundbesondere Zeitenauchglückliche, und ,verwebt‘ wieeinBedeutungsgespinst,dasdieKultur durchwebt unddurchzieht. len. DasEigeneinderKultur, dassichmitdem Anderen, Fremden inBeziehungsetzt und Deuten;imSinnedessen,was imSinne desZeitlichenundKulturel- sichvertieft Zerlegtes,Gegliedertes, dasZuordnungenhatimkulturellenwieeigenenErleben mir war undseinenSinnhat.DamitgemeintistauchGe-Schnittenes,in Abschnitte SinneZuhandenen, nen, imganzwörtlichen Vorgeprägten, imSinnedessen,was vor undZeiten:ZeitenderRuhedesInnehaltens, aber auchdes um Orte Vorgegebe- der eigenenKultur unddeseigenenLebens.EsgehtumPunkteaufderLandkarte, haupt auchihnwahrzunehmen, umihnerlebenunddeutenzukönnen–imKontext Punkte inderZeit,umdenrichtigen –,abererstüber- Augenblick. Esgilt,ihnernst Ichmeineaber,„Nicht verklärt“? eskannerzähltwerden. Esgeht,someineich,um werden. religiösverklärt aber nichterneut (S.430ff. und453) mache eszueinem„MomentinderKreisbewegung“. Das,someintSchmid, müsse samkeit“ fürdieverschiedenen Lebenszyklen.Sieöffne Subjektund dasmoderne nen Gewohnheiten, vom Verbrauch alsneue zumGebrauch,Rezyklierung Aufmerk- ständnis, einbesonnenesLeben,die Asketik alsSelbstgestaltung,Reflexion dereige- fürdiesenLebensstil;dieerstensechssind„das erweiterte Selbstver-terisierung „Ökologische Lebenskunst“,gedachtals„freiesLeben“,auf10 Aspekte alsCharak- Am Endeseiner„PhilosophiederLebenskunst“kommt Wilhelm SchmidimKapitel w die mitzeitlichenKategorien wie Tradition, Wandel oderGeschichteumschrieben k sammengefügt wird(„Geschichte“),ausdersichtraditionellesHandelnsymbolisch einer bestimmtenKultur undvon dieserzueiner KontinuitätserzählungArt zu- (S. 222) k von te Interpretation Vergangenem dieGegenwart ineinenbestimmtenBedeutungs- onstituiert. EinesolcheSichtträgtzueinemneuen onstituiert. Verständnis von Prozessenbei, ontext gestelltund(damit)zugleicheinEntwurfderZukunftvorweg genommen.“ radition, sondern –imGegenteil –imSinnedes radition, sondern erden. T radition beruht, soverstanden, aufeinerbestimmtenGeschichtsversion,radition beruht, diein Christel Köhle-Hezinger:FestimRhythmus Progredierens, des Tradierens als

13 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite14 14 THEMA auch kybernetisch-strukturelle undpastoraltheologische werden. Fragenauch kybernetisch-strukturelle berührt der kurzeGesprächsauschnittzeigt,dassnichtnurliturgische Probleme, sondern Lesungen imKontext derkirchlichenStrukturreformen lähmt michirgendwie.“ „Ach“, sagtesie,„ichhabekaumnochLustdarübernachzudenken. DieSituation mich fürdieGestaltungsprinzipien:den Ablauf, fürdasjeweilige Proprium. keinführe andenvielenkleinenGottesdienstenvor Ort Weg vorbei. Ichinteressierte schwer, sagtesie,dieGemeindeglieder zuzentralenGottesdienstensammeln.So die Frage nacheinemgottesdienstlichenKonzept fürdieseSituation.Esseiganz im Gottesdienst;und Winter sinddie Kirchen kalt.“Irgendwann kamenwirauf sie.„Undüberallsindnur dreioderfünfalteLeute dazu?“ fragteich.„Acht“,erklärte sagte sie,„aberessindauchsehrkleinedabei“.„UndwievielKirchengehören Ich fragtesienachderZahlDörfer, diesiezubetreuenhätte.„Dreiundzwanzig“, v „Lange halteichdasnichtmehrdurch“,sagtemireinePastorin ineinemGespräch W – nachderkirchlichen Strukturreform Das Kirchenjahr mitseinen Perikopen Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 1 Ich verwende den Begriff „Strukturreform“, deringanzunterschiedlichenZusammenhängengebraucht Ich verwende1 denBegriff „Strukturreform“, jahres mitseinen Texten, undFarben. Liedern –scheinbarvölligbeziehungslosnebender flächlicher Eindruck Welt desKirchen- so beschäftigtwievieleGemeindeglieder, einerster ober- –sojedenfalls existiert eben- undPfarrerinnen hatundPfarrer chen nichtzuletztinOstdeutschlandentfaltet Die Welt wiesiesichin denletztenJahreninvielenLandeskir- derStrukturreform, Zwei Welten 1. or einigen Tagen. ist allesnochschwierigergeworden.“ „SeitderStrukturreform gen Ziemer(Hg.):Kircheunter Veränderungsdruck. Wahrnehmungen undPerspektiven, Leipzig2000. istkaum Thema praktisch-theologischerturreform Abhandlungen, vgl.aber Wolfgang Ratzmann/Jür- nung fürdiesen Abbauprozess mitseinenoft rechtschwierigenKonsequenzen geworden. DieseStruk- imOstenzurfestenBezeich- fürvielekirchlichEngagierte Seitdem istderBegriff „Strukturreform“ aus finanziellenGründeninrelativ kurzerZeitaußerordentlichviele Stellenabgebautwerden mussten. chen. DabeihabeichprimärdieostdeutschenKirchenimBlick,indenen seitderMitte90erJahre wird, indiesem Aufsatz fürdenstrukturellen Veränderungsprozess indenevangelischen Landeskir- OLFGANG Es scheintnichtsoganzabwegig zusein,einmalüberdasKirchenjahrmitseinen R A TZMANN 1 nachzudenken, auchwenn Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite15 derungen undKonsequenzenderungen ausder Welt derStrukturentscheidungen. zeitliches Feierangebot, mitÄrger und Unverständnis oftgepaart gegenüber denFor- halb derKirche–mitdeutlichenErwartungen aneinqualitätvolles kirchenjahres- F gemacht wird:von denFerienterminen des Jahres,von denpolitischenundlokalen passungsdruck, weilpassungsdruck, ihmals„HausinderZeit“ gebraucht undofterheblich werden. verändert Es unterliegt einemerheblichen An- zuletzt ausder Waren- und Touristikbranche, auchwenn hiernur Teilbestände unserer jahr erfreutsichauchinderModerne Tage mancherZustimmung,nicht diffus bleibt, aberandenenvieleMenschenmitihremHerzen hängen.DasKirchen- ten undGebräuche,deren Verbindung zudenbiblischen zwar Grundlagentexten oft staltungen. Aber andererseitsistdie Welt fürvieleSit- desKirchenjahresaucheinOrt bücher ebensobestimmtwiedieGottesdiensteundmeistenkirchlichen Veran- v sohn undDistler;ebensofürPaul GerhardtundJochenKlepper. Von dieser Abfolge für dassichMenschenentscheiden.HieristRaumSchützundBach,Mendels- w tralereignisse gedachtwerden. HiersollGottesheilsameGnadevergegenwärtigt Hier, inihr, sollimRahmengottesdienstlicherFeiern derheilsgeschichtlichenZen- prägt von hohenIdealenunderfülltvon allerhöchstentheologischen Ansprüchen. Die Welt desKirchenjahresistdennochvon ganzanderer Sieisteinerseitsge- Art. meindehäuser hättendieFeiern desKirchenjahreskeinen angemessenenRaum. te Personen fändenkeine öffentlichen Gottesdienstestatt,undohneKirchenGe- der anderen Welt desKirchenjahres.Dennohneausgebildeteund amtlicheingesetz- beitskonturen undPerspektivkonzepte. siesichelementarmit Unddennochberührt hältnisse, Dienstanweisungen unddieErhaltungvon RäumenundGebäuden,um Ar- umPersonalstellen,nicht umMelodienundPsalmodien,sondern Anstellungsver- nichtumden10.Sonntagnach oder Ostertexte, Trinitatis oderdasEpiphaniasfest, scher EinsichtindasUnvermeidliche. Indieser Welt gehtesnichtum Weihnachts- netisch profitieren.OftaberfügtmansichineinerMischungaus Trauer undrealisti- leise Hoffnungen ein,mankönnedurchdie Veränderungen auchgeistlichundkyber- meist unterdemDiktatderwirtschaftlichen Vernunft. Gelegentlich schleichensich men gelegt, gebildet.DieserLogik auskleinenParochien größere fügensichalle– lebens. Gemeindegliederzahlen werden berechnet,DörferundStadtteileneuzusam- In der Über- Welt dieGesetzedeswirtschaftlichen herrschen derStrukturreform 2 Bieritz,Karl-Heinrich:EinHausin derZeit.Kirchenjahrundweltliches Jahr. In:ZGP9(2/1991), on festlichenZeitenundbedeutungsvollen Texten sinddiekirchlichen Andachts- esten beispielsweise. Die Welt desKirchenjahreshatvieleFreunde –inundaußer- 26-32. erden. Hier, indiesemKosmos heiligerZeiten,sollesum Tod oderLebengehen, W olfgang Ratzmann:DasKirchenjahr mitseinenPerikopen 2 v on anderenZeitwelten Konkurrenz

15 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite16 16 THEMA chenjahres immermehrauf Weihnachten verengt. werden SelbstPassion undOstern bar, gesellschaftlich-kulturelle BedeutungdesKir- wiesehrsichdiegegenwärtige che dieJohannes-oderMatthäuspassion erklingen. Aber andererseitsistunverkenn- Bachsche Weihnachtsoratorium wird, aufgeführt dassebenso inderKarwo- sondern Stadtkirchen währendder nicht nurerwartet, dassindengroßen Weihnachtszeit das Abend sinddieKirchenvoll, Menschenwird undvon vielenkulturinteressierten ge Festzeiten desJahresvon kirchlichenFeieranlässen verursacht. Am Heiligen Nochimmersind wichti- liturgischen unddem gesellschaftlichenLebenermöglicht. dass dasKirchenjahrnochimmerbemerkenswerte Brücken zwischendemkirchlich- denken? haben mag. oderehergehindert Woranchungstendenzen ehergefördert istdabeizu dung derkirchlichen Arbeit andasKirchenjahrundseine Texte dieEntkirchli- Zusammenhang anzunehmen,lohntessichzuüberlegen, obdierelativ enge Anbin- wo für solcheEntwicklungendasKirchenjahrunddiePerikopenordnung mitverant- können, zum Verzicht auf die Taufe unddieKonfirmation derKinderu.ä.Kann man von ChristentumundKirche,diezumKirchenaustrittführen zen zurDistanzierung und leistungsstärkeren von Gemeindegliedern Ostnach West, nebeninneren Tenden- zahl inGesellschaftundKircheodereinehoheZahlder Abwanderung von jüngeren einezugeringeKinder- stehen ungünstigedemographische Entwicklungen,wiez.B schiedenen Gründen–drastischzurückgingen.HinterdenMinorisierungsprozessen unddiefinanziellenEinnahmen–aus ver-Landeskirchen zahlenmäßigverkleinerten den dieorganisatorischen Konsequenzen aus der Tatsache gezogen, dasssichviele derKirchenkommen nichtvonDie Strukturanpassungen ungefähr. Mitihnenwer- Entkirchlichung undKirchenjahr 2. wirkungen aufdieÜberlegungen überdiekünftigeGestaltdesKirchenjahres? w T liturgische Vergegenwärtigung deschristlichenHeilsgeschehensimJahreskreis? w mus benutztwerden desKirchenjahres,fürdiePlausibilitätderje- fürdieStruktur chen nurnochzumGottesdienstimvierzehntägigenodervierwöchentlichenRhyth- bedeutet das,wenn Stellengestrichenwerden, verkauft wenn undKir- Pfarrhäuser Undwas derdiewesentlicheMinorisierung, UrsacheistfürdieStrukturreformen? resdominanz derkirchlichen Arbeit unddemimmernochanhaltendenProzessder oft bewusst ist?Gibtesbeispielsweise ZusammenhängezwischenderKirchenjah- Stehensienichtstärker in beanspruchen. Wechselbeziehung zueinanderalsesuns gagement vielerHauptamtlicherundGemeindeglieder erheblich gegenwärtig Zwei Welten, diescheinbarnebeneinanderstehenunddasinnereäußereEn- Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik ritt an die Stelle des geschlossenen Kirchenjahres nicht de facto ein ritt andieStelledesgeschlossenenKirchenjahresnichtdefacto Torso, indem esentliche Teile fehlen?Habensolchekirchlich-strukturellen Veränderungen Aus- eiligen Texte und Themen, fürihregemeindepädagogische Prägekraftundfürdie Gegen den Verdacht, zuhaben,spricht, dieEntkirchlichungindirektgefördert r tlich machen? Auch wenn esunsinnigwäre,eineneinlinigenUrsache-Wirkung- Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite17 dacht werden muss. Auch wenn der Kirchenmitglied- Strategien zurStabilisierung kulturelle undpädagogische HandelninderGemeinde bestimmen,unbedingtbe- droht, dieFrage nachden Themen und Texten, überdiegepredigtwirdunddas und finanzschwächergewordenen Kirche,die nochkleinerundschwächerzuwerden jeweiligen Argumente näherauseinanderzusetzen.Klaristaber, dassineinerkleiner formen desGlaubensmassivformen trivialisiert undsoletztlichentbehrlichmacht zur Anpassung angesellschaftliche Trends, durchdiesieihreInhalteund Ausdrucks- v Kirchenmitglieder auszurichten“.BieritzsiehtdieKirchederGegenwart weniger zyklischen Partizipationsgewohnheiten Mehrheit‚positiv-distanzierter’ dergroßen bzw. denjahres-oderlebens- tungen undBedürfnissender‚volkskirchlichen Mitte’ res festhält–„gegen den Trend, dieGottesdienstpraxismehrundandenErwar- GestaltdesKirchenjah- elaborierten ihrer sonstigenFlexibilität anderüberlieferten dass dieneueevangelische Agende, das„Evangelische Gottesdienstbuch“, beiall w zusammenhängendePredigtreihenusw.,situative geschaffen Entscheidungen, z.B mitderneue Neustrukturierung“, Texte undDatenaufgenommenFreiräume für undpartieller Entstrukturierung Missae von 1969füreine„Mischungauspartieller in ten gibt.Underplädiert Anlehnung andiekatholischeOrdnungOrdoLectionum schwerhinter denMauern verständlicher Texte undfremder historischerGedenkda- fremdung vielervon derKircheundSelbstabschottungvon der Welt entnommen.“ abgedichtetunddemgesellschaftlichen fekt gegenWandel jedenEinflussder‚Welt’ nun zurMauerumeingeistlichesReservat. SpracheundLiturgie wurdenjetztper- kampf einnotwendiger Abwehrakt deseigenen zurSicherung Themas war, wurde wordensiert sind, dieimwesentlichen auchheutenochgelten:„Was imKirchen- der damaligen die Agendenreform Themen undStoffe fürdieGottesdienstekanoni- Peter das„lückenlosesiert Detempore“,mitdemnach2. Cornehl Weltkrieg in Kirchenjahresmitseinen wärtigen Texten Einerseitskriti- unterschiedlichbeurteilt. (inzwischen)eheralsMauern. sondern w jahres indiegesellschaftlicheKultur hineinverstanden undtatsächlichbegangen also offensichtlich immerweniger daraufverlassen, dassdieBrücken desKirchen- ne Rolleinnerhalbundz.T. auchaußerhalbdesGottesdienstes.DieKirchekannsich W v 5 In:Jörg Neijenhuis Bieritz, Karl-Heinrich:Dasneue Gottesdienstbuch.FunktionenundStrukturen. Peter:4 Cornehl, Liturgische ZeitundKirchenjahr, in: Arbeitsstelle Gottesdienst 23/95,39-73,hier49. Peter:3 Cornehl, Gottesdienst Art. VIII, TRE XIV(1985)54-85,hier78. on einer vielstärker durcheine Abschottung nachaußenbedroht,sondern Tendenz on derMasseinundaußerhalbKirchekaumgottesdienstlichbegangen. Neben (Hg.): Erneuerte (Hg.): Erneuerte Agende imJahr2000?Leipzig 1998,22-34,hier25f. erden könnten erden. Viele Texte und Themen wirken offensichtlich nicht(mehr)alsBrücken, eihnachten spielen eher Erntedankfest und eihnachten spieleneherErntedankfest Totensonntag nocheineherausgehobe- Es isthierkeine Gelegenheit, undderPlausibilität sichmitdenHintergründen Auch inderliturgiewissenschaftlichen Fachdiskussion wirddieRolledesgegen- 3 Er vermutet, dassesdeutlicheZusammenhängezwischenderEnt- Er vermutet, 4 . Auf der anderenSeitelobtKarl-HeinrichBieritzausdrücklich, W olfgang Ratzmann:DasKirchenjahr mitseinenPerikopen 5 .

17 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite18 18 THEMA anderen Stellen mehrfach markiert worden markiert anderen Stellenmehrfach sind haltlichen DefizitederderzeitigenPerikopenordnung indenBlick,wiesieauchan vielfältige Weise Zugängezuihnenerschließen.Zugleichtreten aberauchdiein- Passion und Weltende) (z.B zentrale InhalteimKirchenjahrzuverteidigen undauf w Weihnachten, dieauchheutenocheineBrückenfunktion men (z.B Erntedank), V ihrerjeeigenenLebensweltausforderungen beziehenlassen. obsichdiesefremden heit entscheiden,sondern Texte dennochaufdieeigenen Her- P gerade soalsinteressantundreizvoll erscheinen.Obsich Außenstehende auffremde den werden, abervielleicht wieauchumInhalte,dieeinemeherfremdundentfernt, gehen, dieeheralsBestätigungund Vertiefung dereigenenÜberzeugungenverstan- für daseigeneLebenangesehenwerden. Dabeikannessowohl um Themen und Texte der Frage zu,obchristlichebzw. kirchlicheInhaltealsentbehrlichoderrelevant werden.Themen nichtignoriert Ihrkommt offensichtlich einewesentliche Rollebei men haben,darfdabeidieFrage nachdendieKirchebeschäftigenden Texten und schaft bzw. zumGewinnen neuerKirchengliedernochganzandereFragen aufzuneh- Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 6 Cornehl, Peter:Cornehl, 6 Liturgische ZeitundKirchenjahr(Anm.4)50-57;Roth,Gustl: DasKirchenjahr: Anfra- Die einenverfahren nachdemModell a) man sichliturgisch undhomiletischrichtet: lokal bedingtsind, lassensichetwa unterscheiden,nachdenen dreiGrundmodelle kapazitäten desbzw. ab. dereinenOrdinierten BeiallenUnterschieden,die jeweils dienste einbezogen werden können,hängtderGottesdienstplanganzvon denKräfte- amtliche PrädikantinnenoderPrädikantenRuheständler zurLeitungderGottes- bzw.nun von einem Pfarrer betreutwerden sollen. einerPfarrerin Wenn nichtehren- zwei, dreiodergarvier GemeindenflächenmäßigriesigeParochien entstanden,die rellen Veränderungen desländlichen Raumesaus.InmanchenGegenden sindaus Für diePlanungundGestaltungderGottesdienstewirken sichvor allemdiestruktu- StrukturmodellefürdiePlanung undGestaltung 3. k einewichtigeBrückenfunktionSpielräume gewährt, zu- dennihnenkönnteebenfalls solche die Kirchenjahresstruktur Themen und Texte ihnen nichtverdrängt, sondern bensthemen wieLiebeundEhe,Familie, Arbeit usw. Eswärewünschenswert, dass fungsbezogene Rollevon Frauengestalten,Themen, diereduzierte diefehlendenLe- ommen. erspektiven wirklicheinlassen,wirdsichletztlichwohl ihrerFremd- nichtaufgrund gen undPerspektiven. In:FürdenGottesdienst,H.57,Mai 2001, 32-38. on dieserSeiteherwärennebendenunmittelbaransprechenden Texten und The- ahrnehmen, aucheher„fremd“wirkende, abertheologischahrnehmen, undanthropologisch v gibt eine Hauptkirche in der Kleinstadt (Zentrale) oder in einem größeren Dorf, gibt eineHauptkircheinderKleinstadt(Zentrale)oder einemgrößeren on Gottesdiensten „Zentrale mitzugeordneten Filialen“: 6 : derungenügendeRaumfürschöp- Es Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite19 )DieanderenpraktizierendasModell b) benutzt würden. digttext dannauchdessendazugehörigeLieder, Gebeteundweiteren Lesungen aus welchen Gründen auchimmer. Eswäregut,wenn miteinemwiederholtenPre- gentlich nurnochzueinergestalterischenLast,diemitgeschleppt werden muss– digttext eigentlichnichtzusammenstimmen.DasaktuellePropriumwirddabeiei- mühsam zusammengebastelteKonsonanz, wenn PropriumdesSonntagsundPre- dienstangebot, vor allemindenfestlosenZeiten.Hinzutrittdiefehlendeodernur quenz derGottesdiensteentstehtsokaumeininhaltlichnachvollziehbares Gottes- sich freilichdasgleicheProblem wieimerstenModell:JenachderzeitlichenFre- Für dieGottesdienstbesucherinnenund–besucherinden Teilgemeinden ergibt tet undwiederholendalsschlechtvorbereitet zupredigen. sparen wollen. Undvielleichtistesauchhomiletischlegitim, bessergutvorberei- nichtverdenken,digern dasssiedurchPredigtwiederholungen Vorbereitungszeit MankannesdenvielbeschäftigtenPredigerinnen undPre- Themen undLiedern. um undstellensieindenKontext desneuen,aktuellenSonntagsmitseinen Texten, den Kontext desursprünglichdazugehörendenPropriums,anderebauensieetwas le PropriumdesSonntagseineleitendeRolle.ManchestellendiePredigteherin gemeinden. Inunterschiedlicher Weise spieltbeiden Wiederholungen dasaktuel- angehenden Sonntagengehaltenhaben,undwiederholensieindenanderen Teil- diePredigtnocheinmal,sieamvorangehenden oderan denvor- Pfarrer/innen chen –injeder Teilgemeinde Gottesdienstestattfinden.Dabeiverwenden viele dass inregelmäßigem Wechsel –vierzehntägig,z.T. sogar alledreiodervier Wo- b sion oderausder Trinitatiszeit dürfteihnendieLogik der Auswahl oftverborgen mehr oderweniger einleuchten.BeiGottesdienstenzwischenEpiphanias undPas- tesdienste indenausgedehnterenFestzeiten handelt,wirdihnendasProprium desKirchenjahres.SolangeessichumGot- nurBruchstücke erleben sievor Ort dienstbesucher ausdenFilialgemeinden nichtindieZentralkirchegehen.Deshalb achtet werden. Aber inallerRegel mussmandavon ausgehen,dassvieleGottes- w ge- innen undLiturgen/innen, dastraditionelleKirchenjahrmitseinerStruktur Bei diesemModellwird, ausderPerspektive jedenfalls derGottesdienstplaner/ lialen wiederholt. Situation–aufdiese im Blickaufdieveränderte Weise injeweils einoderzwei Fi- gr statt. DannwirdinderRegel dasaktuellePropriumdesjeweiligen Sonntageszu- gottesdienstlich begangen; indenFilialen findennurgelegentlich Gottesdienste lokalen Unterbrechungenabgesehen,alleSonntagedesgesamtenKirchenjahres zugeordnetsind.InderZentralewerden,der mehrereFilialorte von bestimmten leiben. ahrt, weilahrt, inder ZentralkircheSonntagfürdiejeweiligen Proprienbe- unde gelegt. DiePredigtausderHauptkirchewird–mitleichten Abwandlungen W olfgang Ratzmann:DasKirchenjahr mitseinenPerikopen „gleichrangige Gemeinden “: Dasbedeutet,

19 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite20 20 THEMA .Kein Reformbedarf? 4. Wieder anderepraktizieren c) Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik sollte nichtnurdasPrinzipder Zeitökonomie geltenundauchnichtnurdie subjekti- also zwischenEpiphaniasund Passion undanden Sonntagennach Trinitatis. Hier die inderweniger durchFeste werden, bestimmtenZeitdesKirchenjahresgefeiert lichen Auswahl unterschätzen.BesondersdürftedasfürdieGottesdienstezutreffen, jeweiligen Neigungenvoraus. penordnung abnehmen,vielmehrsetztsiedieKenntnis derlokalenBedingungenund schätzt manrealistischein,kein übergeordnetes Gremiumundkeine neuePeriko- Deutschen Einheit,Jubiläen...).Diese Auswahl und Verknüpfung kannaber, so w tig ist,gelegentlich verknüpft mandieausgewählten Termine desKirchenjahresmit jahr gegenüber ihrerseitspraktizieren:ManwähltausderFülleaus,was einemwich- P bzw.man liebervermeiden diemanbevorzugen möchte.Dabeiverhalten sichdie prinzip gestatteteinensubjektiven Umgangmitsolchen Texten oder Themen, die F oder andereHilfen?Meine Vermutung ist,dasssiediedabeientstehenderelative gehen will,keine einfache Aufgabe. Wieso erwarten hierzuvielekeine Korrekturen einer ausgedünntenPersonaldecke ist,wenn manhierbeikonzeptionell bewusst vor- Die Gottesdienstplanungfürdieverschiedenen Teilgemeinden vor demHintergrund reiheit denhomiletisch-liturgischen Vorgaben gegenüber schätzen.Das Auswahl- astorinnen und Pastoren so, wie es wiederum vieleGemeindegliederastorinnen undPastoren demKirchen- so,wieeswiederum eiteren lokalbedeutsamensäkularenoderreligiösenDaten (Stadtfest, Tag der Predigthilfen, Kirchenleitungeno.ä. auch keine von homiletisch-liturgischen Strukturvorschläge Ausbildungsstätten, an,undsieerwarten hierzu stellt hat.Siemeldenhierfürkeinen Reformbedarf kleinen, nichtrepräsentativen UmfrageinnordsächsischenGemeindenherausge- mit diesemKirchenjahr-Auswahl-Verfahren ganzgutzurecht,wiesichineiner Te aus homiletischenGründen:bessere fürdie eineoderandere Abgrenzungen...) austheologischen Gründen:mehrSchöpfungstexte; aus anderenGründen(z.B auswählen undfürdasmanz.T. neueinhaltliche Verknüpfungen sucht. Auch wenn v Deutlich ist: Aus einemgeschlossenenJahreskreismitseinenmehroderweniger toralen Zeitökonomie überlassenbleiben. nitatis-, derEpiphanias-und Vorfastenzeit bzw. inhaltlicheherdemZufall derpas- Ewigkeitssonntag), währenddiefestlosenSonntageder Pfingsten, Erntedank, Tri- der Gemeindeperspektive darstellen(Advent, Weihnachtszeit, Passion, Ostern, g vierwöchentlich).Beiletzterenbemühtmansichumeinen dienstfrequenz (z.B vierzehntägiger)undanderenmitseltenererGottes- meinden mithäufigerer(z.B Dabei vermute ichallerdings,dasssiedieBedeutungihrersubjektivenDabei vermute inhalt- erbindlichen Texten wirdein Angebot, ausdemdieLiturginnen undLiturgen roben Rhythmus anhandderHauptfestzeitendesKirchenjahres,wiesiesichaus xtänderung plädiert wird, kommen die Pfarrer und Pfarrerinnen offensichtlich wird, plädiert undPfarrerinnen xtänderung kommen diePfarrer Mischformen . Sieunterscheidenzwischen Teilge- Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite21 8 Evangelisches Gottesdienstbuch /Taschenausgabe, Bielefeld/Hannover 2000,681-720. – Zu ihnensolltenbeispielsweise folgendeHinweise zählen: Vo und neben Erntedank Totengedenken sinnvoll seinkönnten.Dafür wären„offizielle“ Te Abstand –aufdiesenbeschränke ichmichimFolgenden –inder Verbindung mitden gungen sinnvoll, welche Proprienoder Themen ineinemetwa vierwöchentlichen sein scheinen.Stattdessenwäreneigenegemeindepädagogisch-liturgische Überle- ve 7 Spieker, Rudolf:LesungfürdasJahrderKirche,Kassel1950 – – 25-27.

xten ausder Advents- und Weihnachtszeit, ausdemPassions- undOsterfestkreis, rg r Stichworte im Anhang zumEGb(Taschenausgabe), zusammenmitderEinfüh- unsere Zeitzuübersetzenwären nitatis usw.), dieteilweise gutverwendbar, undfür mitunterauchzukorrigieren ums („IrdischeGüter“–zum15.,„Sieghafter Glaube“zum17.Sonntagnach Tri- der, desjeweiligen kurzeStichworte zurinhaltlichenCharakterisierung Propri- v V willkommen geheißenwerden, zueinemGottesdienst,derinhaltlichdem sondern sollten dieGemeindeglieder beispielsweise nichtzum6.Sonntagnach Trinitatis T An dieStellederZählungSonntage(1.,2.,3.nachEpiphanias,1., V gen, mitderKirchenmusik,kreativen Tätigkeiten, durchdieauchLaienanden nen kirchlicherPraxisverflochten wird:mitgemeindepädagogischen Bemühun- einzubeziehen, inderdieliturgische Feier mitdenanderenHandlungsdimensio- sievielleichtwenigstenssondern Festzeitpraxis“ einmalimJahrineine„integrale kann, dieFestzeiten desKirchenjahres nichtnurliturgisch-knapp zuabsolvieren, Zu überlegen esauchinsolchenkleinenGemeindengelingen istferner, inwiefern einen oderzwei Gottesdienstezugestalten. auch lokaleGedenkdatenundEreignisseeineRolle,umauf siebezogen inhaltlich nach Trinitatis) Taufe und Abendmahl als Themen gewählt. Vielleicht spielenaber gestalten. Odereswerden (unterRückgriff aufdiePropriendes6.und7.Sonntags zu einmaldreiGottesdienstezudenGlaubensartikeln einem Sommerturnus andere Themen und Texte ersetztwerden können. Vielleicht istesmöglich,in „Sonntage imJahreskreis“,diegutgegeneinander ausgetauschtoderauchdurch losen De Tempore“ verstanden werden wiedieFesttagsproprien, eherals sondern seordnung, nichtalsebensoverbindliche Texte zurKomplettierung eines„lücken- Die SonntageindenfestlosenZeitensollten,ähnlichwiederkatholischenLe- thematischen Schwerpunkt desjeweiligen Sonntagszuerfassen. Empfindung, welche von denzuletztgehaltenenPredigtenbesondersgelungenzu ung indasPropriumDe Tempore von K.-H.Bieritz on den Berneuchenern denSonntagenzugeteilten Wochenthemenon denBerneuchenern bzw. Leitbil- rinitatis usw.) sollten eherdie Themen dieserSonntagetreten.InderBegrüßung orbereitungen derFestgestaltung mitbeteiligtwerden können.Hierbeikönntees erständnis der Taufe gewidmet ist.LeiderfindensichimEGbnichtdieerstmalig aben durchaushilfreich. W olfgang Ratzmann:DasKirchenjahr mitseinenPerikopen 7 . Stattdessenfindensichaberneuethematische 2 ; vgl.auchRoth:Kirchenjahr(Anm. 6) 8 , diedazuhelfenkönnen,den

21 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite22 22 THEMA gene Akzente gesetztwerden, erlebbargemacht. – – Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 10 Vgl. Baltruweit, Fritz/Ruddat, Günter:GemeindegestaltetGottesdienst 3.Ein Arbeitsbuch zum man als„Weihnachts-Christentum“ bezeichnenkann. spätchristlichenFrömmigkeit,Herausbildung einerspezifischpostmodernen die schaft eingepasstwird.Undwirnehmenihnebensowahr inderüberindividuellen das weihnachtliche GeschehenineinedurchMarktundKonsum bestimmteGesell- Gesellschaftlich spürenwirihnamstärkstenimBlickauf die Tendenzen, mitdenen kirchgemeindlicher undpersönlicherRezeption. jahr unterliegt einemaußerordentlichweitgreifenden Prozessgesellschaftlicher, wirken. Esistjawahr: Überpädagogisierung DasKirchen- den, wieeineantiquierte Recht derindividuellen Rezeptionvon Predigten,Gottesdiensten usw. gehaltenwer- ten, indenenderPraktischen Theologie immerwiederneuePlädoyers fürdas Eine solchegemeindepädagogisch-liturgische Gottesdienstkonzeption maginZei- DieLogik derPlanung unddasRechtdersubjektiven Rezeption 5. als „Gemeindejahr“ 9 SiehedazuMorgenroths BeitragindiesemHeft. „Evangelischen Gottesdienstbuch“,Gütersloh2002,254f. durch LaienandenübrigenSonntagen,zuergänzen. regelmäßige durcheinfache Leitung eines/einerOrdinierten Andachten, gehalten meinden gelingensollte,dievierwöchentlichstattfindendenGottesdiensteunter noch einmalvollständig neuzuüberdenken, wenn esineinzelnenkleinenGe- Die Überlegungen zurGottesdienstplanunginsolchenkleinenGemeindenwären tion). imBlickaufPfingstenundKonfirma- solche innerhalbderFestkreise, wiez.B katastrophe ...)mitunterdie„freien“SonntageihrePrägungerhalten(u.U. auch matfest), ebensodurchgesellschaftliche Anlässe (Krieg, Friedensschluss, Natur- eine Taufe oderkommunalerlicher (z.B odereineKonfirmation imOrt) (Hei- Art T f Gottesdienste imJanuarundFebruar, PfingstenoderHimmel- Passion, Ostern, ein Gottesdienstim Advent, zu Weihnachten, einbiszwei freierzubestimmende Für einenetwa vierwöchentlichenGottesdienstzykluswürdesichergeben: jeweils erlebnisreichen sonderen festzeitintegrierenden Akzent zusetzen. nen Gemeinden,unterstütztdurchGemeindeglieder ausdenanderen,einenbe- men Arbeit kommen. sichdiePraxisein,jeweils Oderesbürgert ineinerderklei- ausanderenkleinen Gemeindegliedern Teilgemeinden imRahmendergemeinsa- im Rahmenvon zuBegegnungen Freizeiten (Rüstzeiten)aneinemdrittenOrt mit Auch auf der Ebene einer Kirchgemeinde wird das Kirchenjahr lokal rezipiert und Auch aufderEbeneeinerKirchgemeindewirddasKirchenjahr lokalrezipiert ahrt, zweiahrt, oderdreifreierzubestimmendeGottesdiensteimSommer, Erntedank, oten- bzw. Ewigkeitssonntag. Esistmöglich,dassdurchlokale Ereignissekirch- 10 , in dem aus dem offiziellen , indemausoffiziellen Angebot ausgewählt wirdundei- 9 Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite23 nicht einfach beliebig.Diesachlichkompetente undaufgemeinsamer nicht einfach Verabredung angeeignet werden, istunvermeidlich undnotwendig. Damitwerden aber Vorgaben ten hineinübersetztunddasssievon denjeweiligen Personen subjektiv gedeutetund Leseordnung. Dasssolche Vorgaben von denGemeindenindielokalenMöglichkei- StimmeihrerKirche;siebrauchtauchderen offizielle Vorgaben zuKirchenjahr und StimmenderLogikihm sehrvertrauten desProfitsalleinhörenzumüssen. an ihrzureiben.ErbrauchtdiesemanchmalfremdeStimme, umnichtnuraufdie andereStimmemitihrerorientierendennormativen Kraft–auchumsich offizielle w – wer auchimmer hiergemeintseinmag–sehrsubjektiv Erwirdseine rezipiert. Aus- sen. Ichbinmirsicher, ethischePositionen dassmeinGesprächspartner „derKirche“ wir, Michhabendiese Sätzenichtlosgelas- damitdieseGesellschaftnichtscheitert.“ der Gewerkschaften zumBeispiel,unddiederKirchen. DerenStimmenbrauchen W wiesen, antwortete miraufdieFrage nachdemEthosinseinerjetzigenberuflichen der Wende aufeinerEliteanstaltindenGeheimnissenderKapitalwirtschaft unter- derDDRundkonsequent atheistischerzogen,heren SED-Funktionärsfamilie nach w gie, wohl abermitderRolleKircheheutezutunhat.Derregionale Chefeiner noch einmalauseinempersönlichenGesprächzuzitieren,daszwar nichtsmitLitur- zen nahezulegen. ästhetisch geprägtenpraktisch-theologischen EntwürfescheinensolcheKonsequen- und rezeptions- Manchekulturhermeneutisch wünschtes Handelnvorstrukturieren? und sollmannochgesamtkirchlich-autoritativ under- Erwartungen formulieren autoritativen „Drehbücher“istinderPostmoderne anihrEndegekommen? Kann schaft, derKirchgemeindenundIndividuen. aufdenEbenenderGesell- zielle „Drehbuch“dazu)mehrere„Co-Inszenierungen“ bzw. „Inszenierung“ be desverabredeten Kirchenjahres(d.h.dieoffizielle dasoffi- übertragen. kirchlichen Allerdings entwickeln sichhiernebenderoffiziellen Vorga- Akzentsetzungen –gebraucht turgischen Verlauf –fürdieindividuellen –und„Co-Inszenierung“ Deutungenund geplantenli- –fürdenoffiziellen unddafürdieMetaphervon „Inszenierung“ innert glieder andiedeutlichen Tendenzen beider Vorbereitung kirchlicher Trauungen er- tiv durchausunterschiedlichverstanden underlebtwird. tions- und Aneignungsprozesse, diedafürsorgen, dassdaseineKirchenjahrsubjek- Und schließlichgibtesaufdersubjektiven Ebenevielfältige Auswahl-, Interpreta- 11 Fechtner, Kristian:Kirchevon Fall zuFall. Gü- KasualpraxisinderGegenwart –eineOrientierung, eltweit tätigenFirma, diemitImmobilienfondshandelt,aufgewachsen ineinerhö- ahl treffen und seiner persönlichen Interpretation trauen. ahl treffen undseinerpersönlichenInterpretation Aber ererwartet diese elt: „Wichtig istes,dassesindieserGesellschaftauchandereStimmengibt:die tersloh 2003,135-141. Auch die zitierte Pastorin in der großen Parochie Pastorin mitachtKirchenbrauchtdie indergroßen Auch diezitierte Aber ihnenmöchteichdennochentschiedenwidersprechen.Ichgestattemir, dazu Aber bedeutetdasnicht:DieLogik deroffiziellen Absprachen undPlanungen,der Kristian Fechtner hatalsBeispielfürdieeigenständigeRezeptionderGemeinde- 11 . DieseMetaphoriklässtsichaufdasKirchenjahrgut W olfgang Ratzmann:DasKirchenjahr mitseinenPerikopen

23 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite24 24 THEMA seit längerem diskutiert werdenseit längeremdiskutiert tig einertheologischen Korrektur zuunterziehen,fürdiebestimmteKriterienschon dasKirchenjahrundseine herum, die zuständigenGremiennichtdarum Texte künf- „Stimme“derKirchebleibt auchliturgischberuhende unverzichtbar. Dabeikommen Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 12 Liturgische ZeitundKirchenjahr(Anm.4)bes.50-57. Vgl. nocheinmalCornehl: tion übertragen zukönnen. tion übertragen Gestaltung undhilfreicheModelle,diekirchlichen Vorgaben sinnvoll inihreSitua- vielleicht garfürjeden Tag; wohl aberbrauchensieZeitenzurfreierenliturgischen im Blickwären.Siebrauchenkein komplettes Jahrmit Texten fürjedenSonntagund scheidenen Gemeindeverhältnisse inkirchlich„strukturschwachen“ Gegenden mit wennschen Jahrausgedachtwürde,sondern auchdievielfältigenundoftrechtbe- nichtnurvon einemkomplettengungen zurkünftigenKirchenjahresstruktur liturgi- 12 . Zugleichwäreessinnvoll, wenn beidenÜberle- Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite25 Jahren –nichtgelingenkann,überneueFormen mehrMenschenzubewegen, am Fr abermindestensUnzufriedenheitbleibt, wennneue Gottesdienstformen, nichtgar niedrigem Niveau eingependelt(2001:3,9%derKirchenmitglieder). Zwar gibtes Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sinktzwar kaummehr, hatsichaberauf nach wievor treffend Zügen.Die istseineSituationsdiagnoseinihrengrundlegenden Gottesdienst, wieLangeunterstellt,„früher“einmalmehrKrafthattealsheute. Aber Hat sichseitheretwas Mankannskeptisch verändert? gegenüber der These sein,dass in ihremLeben. Aber amGottesdienstnehmensienichtteil.“(90) bejahen undwollen ganzausdrücklichdiePräsenzderKircheinGesellschaftund ihr Verhältnis zurKircheamGottesdienstvorbeidefinieren. Sietretennichtaus. ist. DieUmfragenderletztenJahrebeweisen, dassmehr undmehrKirchenmitglieder dienst alsauchdurchdieneuenFormen, sowie derReizdesNeuenersteinmalvorbei undzwar sowohlscheinen zunehmendfrustriert, durchdentraditionellenGottes- „Die Teilnehmerzahlen sinken. Die,dievorerst nochzum Gottesdienstkommen, feld unsererFreiheit“ (89).DochheutemisslingeGottesdienstmehrund(90): heilsame undbefreiende„Gegenwelt“ zum Alltag, einspielerisch-rituelles„Übungs- die „Begegnung mitderChristusbotschaft“(87)zueröffnen. Siewaren, soLange, Selbstverständlichkeit verloren hätten.EinsthättensiedieKraftgehabt,Menschen Referat aufdemKirchentag1973. der Randständigkeit Gottes Gottesdienst inZeiten 3 Lange, Ernst: Was nütztunsderGottesdienst? ReferataufdemDüsseldorferKirchentag1973,in:Pre- 2 Siehe dazuDinkel, Christoph: Was nütztderGottesdienst?Einefunktionale Theorie desevangelischen 1 Überarbeitete Fassung eines Vortrags, denichvor demPastoralkolleg desBundesEvangelisch-Frei- unter dem Aspekt desNutzens?Istdasnichtzukühl,funktional? W nütztunsderGottesdienst? I.Was L Liturgische Aufbrüche –wohin? den nachdiesem Text. digen alsBeruf. München1982,83-95. Zitateimfolgen- Aufsätze zuHomiletik,Liturgie undPfarramt, Gottesdienstes, Gütersloh2000. ten, einenÜberblick liturgischen zurgegenwärtigen LagederLandeskirchenzugeben. kirchlicher GemeindeninEutinimSeptember2003gehaltenhabe.Das Pastoralkolleg hattemichgebe- UTZ as nützt uns der Gottesdienst? Die Frage ist vielleicht überraschend. Gottesdienst as nütztunsderGottesdienst?DieFrage istvielleichtüberraschend. ustration. Zudemhatesden Anschein, dasses–wiedamals inden60er/70er Die Frage ist nicht neu. Ernst Langehatsogefragt,genauvorDie Frage 30Jahren,ineinem istnichtneu.Ernst F RIEDRICHS 3 Lange gehtdavon aus,dassGottesdiensteihre 1 2

25 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite26 26 THEMA loben, hatseinegesellschaftlichePlausibilitätundKraftverloren. zentrierendes Potenzial. Derursprüngliche„Nutzen“desGottesdienstes,Gottzu nomenen geworden, siehabennichtmehrwelterrichtendes, aufeineMittehin dienste nichtmehrsein.Gesellschaftlichundkulturellgesehen,sindsiezuRandphä- lich ist.Undwo Gottnichtmehrselbstverständlich ist,dakönnenesauchGottes- terlage“ zubestimmen.Sieistdavon bestimmt,dassGottnichtmehrselbstverständ- werden, dasssieverstandenliums musssoformuliert wird. such ist,Situationund Tradition „zusammenzusprechen“.DieBotschaftdesEvange- letische Großwetterlage“ zubestimmen.Dasisterforderlich,weil Predigender Ver- Lange spricht,wenn esumFragen desPredigens geht,von der Aufgabe, eine„homi- Kulturtheologische Herausforderungen GottohneName: II. W derLiturgie verwiesen“ (92). „sind wirandieErneuerung Was aberbedeutetdas? nur seltenzuihm. (92)–undsolange Aber genaualssolchesindsie„unserePartner“ sind aufderSuchenachGott–undfindenüberdieliturgischen Angebote derKirchen reits Langegesehenhat,eineSehnsuchtnachrituell-liturgischer Heimat:Menschen Gottesdienst, zumalamSonntagmorgen, teilzunehmen.Dennochbleibt, wieesbe- Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 7 Kurz: GottamRand2003,58f. 6 Kurz, Paul Konrad: ausgesellschaftlicher Präsenz,in:Stim- GottamRand.ZunehmendeEntfernung 5 SiehedazuDaiber, Karl-Fritz: GottesdienstalsMitte-Ende einesMythos?,in:ZGP11(1993),18-20. 4 Hellhörig kanneinenmachen,dassLange,einsensibler Zeitgenosse,Innovatives nichtin jedenfalls gekommen, wohin sieimmergewollt hatten: imGhetto.“ waren an- dieKirchenweitser Geschäftsgrundlage undendlichdort fortgeschritten zeigten von wohin vornherein, ins dieNicht-Zugehörigengehörten: Abseits. Auf die- hatte seinen Auftritt inFragebögen. DieKirchen,diedieseSpracheverwalteten, „hier im Westen […](hatteGott)einenanderenNamen,erhieß„Konfession“ und tagonist, einSchriftsteller, derausdemOstenflohundim Westen keine Heimatfand, habe:„Hier im einer Kirche,dieGottgleichsambürokratisiert Westen“, sagtderPro- wie etwa in Wolfgang HilbigsRoman„Provisorium“ (2000)–nichtohneKritikan te. Aber auffallend ist,dasseroftkeinen Namenmehrhat:Gottbleibt ohneNamen, ein BlickindieGegenwartsliteratur. K Suchfigur. Kritik,wiesiebei Wolfgang Hilbigzulesenist,istbitter. Aber siestelltuns men derZeit128(2003),52-62,52. nalisieren. „neuen“ Formen sah.ImGegenteil: ErsahdarindieGefahr, denSonntagsgottesdienstweiter zumargi- ultur, Lebens.Daszeigt„symptomatisch“ nichtmehrMittelpunktgegenwärtigen ohin mussdieLiturgik aufbrechen? Dies aufnehmend, möchteichzunächstversuchen, eine „liturgische Großwet-Art Gott istdazueinerRandfigurgeworden. Esistnichtso,dasserkeine Rollespiel- Gott istnichtmehrMitte,MittederGesellschaft,Fokus der Gott istnichtmehrselbstverständlich. Dennochister, alsRandfigur, eine Art 4 7 5 6 Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite27 binnenkirchlich? Eröffnen unsereGottesdiensteMenschenBegegnungen mitGott? zueng, schen undihrenFragen? IstunsereSprachenichtallzuoftzuformelhaft, beitragen, GottsoandenRandgedrängtzuhaben. Wie nahsindwirandenMen- die Frage, obnichtwirindenKirchenmitunsererSpracheundunseren Formen dazu 9 Siehe hierzuundzufolgendenstatistischen Angaben: KirchenamtderEKD(Hg.):Dasgottesdienst- 8 Grethlein, Christian: Evangelische Liturgik -im Literaturbericht 1997-2001,in: Aufbruch. ThR 68 Liturgik –im Aufbruch“ logischen Rundschauerschienen,dermitdem Titel versehen ist:„Evangelische liturgischenachzugehen, indemichzunächstdasgegenwärtige Feld markiere. W Evangelische Gottesdienste– AufbrücheIII. in Theorie undPraxis 26%, 1985bei29,5%,2000sogar bei35,6%,in2001 auf32,5%zurückgegangen. schiedenen Ausprägungen. Die Teilnahme anihnenlag1975 bei 20,8%,1980 Basis empirischerErgebnisse sagen,sinddie volkskirchlicherDer zentraleGottesdienstgegenwärtiger Praxis,somussmanesauf 1.1. Aufbrüche imJahresfestkreis schaft zuunternehmen. anreizen, gleichsamStreifzügedurchdie Vielfalt evangelischer Gottesdienstland- Selbstverständlichkeit. auchnicht.Deshalbwill ichimfolgenden Undoftwiederum tesdienste anbieten,habenwirgarnichtgewusst.“ undZufriedenheitausgelösthat:„DasswirsovieleGot- nahme, dieÜberraschung Gottesdienstkultur inihrerGemeindewar. Dazubedurfteeseiner Bestandsauf- Art w Christ“ sein.DassmanchedesKirchenvorstandes selbstvon dieserRegel abwichen, überhaupt. Wer sonntags„nichtkommt“, sodie Vorstellung, kannkein „echter dienstbesuch amSonntagmorgen war unausgesprochenesKriteriumfür„Christsein“ meindlichen Arbeit hatdaseinenichtunwesentliche Rollegespielt:DerGottes- tagmorgen kommen. InDiskussionenüberLeitbildundStrategie derkirchenge- k In meinerGemeindehatderKirchenvorstand oftüberdiegeschimpft,„dienicht inderGottesdienstlandschaft 1.Aufbrüche vorstelle.gische Aufbruchbewegungen ommen“. „Dienichtkommen“, dasbedeutete:dienichtzumGottesdienstamSonn- lichen LebensinderEKDdenJahren 1986bis2001,Hannover, Juni 2003(mitZeitreihen). liche Lebeninderevangelischen Kirche,Hannover deskirch- 1998;EKD:Statistik überÄußerungen (2003), 341-373. ar ihnengarnichtrechtbewusst. Bewusst war ihnenauchnicht,wievielfältigdie ie reagieren Theorie undPraxisaufdieseSituation?Ichversuche, dieserFrage Soeben isteininstruktiver Literaturberichtvon ChristianGrethleininder Theo- Evangelischer GottesdienstistmehralsderamSonntagmorgen. Eigentlicheine 8 . Ichnehmedasaufundzieheesaus,indemichvierlitur- Lutz Friedrichs:GottesdienstinZeitenderRandständigkeitGottes Heiligabendgottesdienste in ihrenver- 9

27 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite28 28 THEMA K Unrecht von einem„weihnachtlichen Christentum“gesprochen. roth hatdeshalbkürzlichmitBlickaufvolkskirchliche Religiositätnichtganzzu ist mitFamilienfeier, kirchlicher Tradition undkulturellerPraxis.MatthiasMorgen- hängt wesentlich damitzusammen,dassdiegottesdienstlichePraxisengverwoben Die herausgehobeneundzunehmendeBedeutungdesHeiligabendgottesdienstes Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 12 Peter:Cornehl, Teilnahme amGottesdienst, in:.JoachimMatthes(Hg.):Kirchenmitgliedschaftim 11 SiehedazuauchdenBeitragvon BettinaNaumann indiesemHeft. 10 SiehedazudenBeitragMorgenroths indiesemHeft. gedacht, verbunden mitdem Anzünden einerKerze. gelische Perspektive entdeckt.InvielenGemeindenwirdder Toten namentlich und Resonanzgewonnen. „Mitden Toten leben“(Gutmann)wirdzurZeitalsevan- dem Hintergrund ökologischerdem Hintergrund Fragen einepolitischeDimensionzugewachsen ist. wird. EineUntersuchungwert dabeiauchauf wäredieFrage, obdemErntedankfest mend Resonanzfindet,nichtzuletztdeshalb,weil eralsFamiliengottesdienst gefeiert k in denöstlichenGliedkirchen.StatistischlässtsicheineZunahmenichtzeigen,weil 1991 habenihn8,3%derKirchenmitgliederbesucht,7,7%indenwestlichen, 12,0% Sonntagen. „normalen“ durchschnittlichunwesentlichgegenwärtig mehrMenschenzumGottesdienstalsan der, isterimJahr2001auf4,6%abgesunken. Dasbedeutet,anKarfreitaggehen Lag derGottesdienstbesuch1980nochbei6,1%evangelischen Kirchenmitglie- der Lebenswirklichkeit“ christlich verankert undhabengleichzeitig„einenstarken Akzent aufdereigenen ziologe sprichttreffend MichaelEbertz von „zweiseitigen“ Ritualen:Kasualiensind F alskirchlicheSegenshandlungen „mitaufden einmal schönformuliert, Wegen der nen, aufhohemNiveau gefragtundstabil.„Siewandern“, sohatesPeter Cornehl und Bestattungsindnachwievor, beiUnterschiedenund Veränderungen imeinzel- Die klassischen„Amtshandlungen“bzw. „Kasualien“ Taufe, Konfirmation, Trauung 1.2. Aufbrüche beiKasualgottesdiensten getreten sind. Rituale derBestattungsind Themen, diewiederstärker insöffentliche Bewusstsein 13 MichaelN.:Ebertz, Getauftsein-Christwerden? Religionssoziologische Anmerkungen zur Asym- eine Zahlendafürvorliegen. zuneh- dassErntedank Solässtessichnurvermuten, amilie.“ onfirmation oder Bestattung breit beansprucht wird, oderBestattungbreitbeansprucht onfirmation andereRitualewieetwa der Wa metrie derPerspektiven imBlickaufliturgische Akte, in:HD54(2000),7-15,11. Demgegenüber istder Unverkennbar hatauchderGottesdienstam Demgegenüber liegt derBesuchdes Wa kirchliche Feiertag schlechthin,inseinerBedeutungmerklichzurückgegangen. ndel, Gütersloh1990,35. r um habenKasualieneinesolcheKonjunktur? DerkatholischeReligionsso- 12 Auffallend ist,dassnurdiekirchliche Trauung deutlichrückläufigist. 13 . Dieser„Doppelzug“kannverständlich machen,warum Karfreitag , nachtraditionellemevangelischen Verständnis Erntedankfestgottesdienstes T otensonntag 11 To d,

Umgang mitden Toten, an Aufmerksamkeit 10 deutlich höher, Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite29 tagmorgen alsliturgischer, nurschwer verdaulicher „Findling“ entstanden.BereitsindieserZeitgaltderGottesdienstamSonn- letzten Jahrhunderts mit der Vielfalt derliturgischen Formen gegeben. SiesindEndeder60erJahredes Gesellschaft undKultur. Einanderer Aspekt evangelischer ist Gottesdienstvielfalt dem gleichsamgeografischen Aspekt, imJahresrhythmus, imLebensrhythmus, in W inderkirchlichen 2.Aufbrüche Agendenkultur fragt werden. undoffensichtlichsellschaftlicher „Lebensgebleitung“ beansprucht zunehmendge- lich, dassKirchenmitihrenGottesdiensteninihrerFunktionbiografischer wiege- gesellschaftlichen Krisenseitdem11.September)anBedeutung.Daranwirddeut- sellschaftlichen Krisensituationen(Friedensandachten inderDDR,Gottesdienste Zudemgewinnennenne ichdenGottesdienstzumSchulanfang. Gottesdiensteinge- Neue Kasualienentstehen,insbesondereanbiografischen Übergängen. Als Beispiel F logisch, aberdastheologische Problem istdamitscharfumrissen.Esgehtumdie lich geworden undkaumnochaufregend. siert werden, istihre siert destogrößer Akzeptanz.“ hen, destogeringeristihre Akzeptanz. Jeallgemein-religiöserdieseInhaltesymboli- und ausschließlichersieeinenspezifischenbzw. konfessionellen Gedankengut ste- zu,„RitenInhaltevon Glaubenssätzensymbolisieren,jenäher so spitztdasEbertz Gottesdienst amSonntagmorgen zunehmendanRelevanz verlieren: „Jekonkreter“, 17 Siehe dazu Grethlein,Christian: fürdie Alternative Gottesdienste. EineHerausforderung Theologie in:dies.(Hg.):Li- 16 Siehe dazuGrethlein,Christian/Ruddat,Günter:Gottesdienst -einReformprojekt, Jetter,15 Werner: Was wirdausderKirche?Beobachtungen-Fragen - Vorschläge, 1968, Stuttgart/Berlin Getauft2000,12,originalkursiv.14 Ebertz: lichen Ausformungsvarianten. DeshalbheißtdiesesBuchauchnichtmehr Agende. der evangelischenAnnahme einerstabilenGrundstruktur Gottesdienstesundmög- lismus inForm „schmiegsamer Liturgie“ auf (Frieder Schulz)zuzulassen.Esbasiert Liturgie“ 1999).DiesesBuchistder der „Reformierten Versuch, liturgischen Plura- im„Evangelischenkumentiert Gottesdienstbuch“(1999;sieheauchdieEntstehung andere mehr. Gestalt“, liturgische Feiern, Themengottesdienste, Familiengottesdienste undviele gerichtet werden. Jenseitsder Agenden damalsentstandenGottesdienstein„neuer dienst müsse,solledasnichtsobleiben, unterderKategorie des„Angebots“neuaus- rage christlichenProfilsinderKasualpraxisKirchen. as bisherindenBlickkam,istdie Vielfalt evangelischer Gottesdienstkulturnach Spiritualität 10,Leipzig2003,9-23, 18. seits der Agende. Reflexion undDokumentationalternativer Gottesdienste,BeiträgezurLiturgie und des GottesdienstesundGemeindeaufbaus, in:IreneMildenberger/Wolfgang Ratzmann (Hg.):Jen- turgisches Kompendium, Göttingen2003,27-36. 188. Zu bedenken gilt, dass sich das Spektrum der Kasualien gegenwärtig erweitert. derKasualiengegenwärtig Zu bedenken gilt,dasssichdasSpektrum Dieser innerevangelische liturgische Pluralismusistinzwischen selbstverständ- 16 Lutz Friedrichs:GottesdienstinZeitenderRandständigkeitGottes 17 Er ist kirchenoffiziell anerkanntunddo- Er istkirchenoffiziell 14 Ebertz argumentiert religionssozio- argumentiert Ebertz 15 seiner Zeit.Gottes-

29 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite30 30 THEMA len. So sind vielfältige Gottesdienstformen „jenseitsder len. SosindvielfältigeGottesdienstformen Agende“ die suchen,fragen,nochunterwegs sindinihremGlauben? nichtoffen inseinerGrundgestalt, seinfürMenschen, licher Gottesdienst,jedenfalls Exemplarisch darauf,dassMen- nenneichnurdasGo-Special-Projekt.Esbasiert Spiritualität gäbe,mithinauchverschiedene Wege, Gottliturgisch zubegegnen. kann.UnddieseZeitheutezeige,dassesverschiedenebegreifen Formen christlicher Langesfolgend,machers undErnst GottesdienstnuralseinGescheheninseinerZeit scher Theologe inHamburg, hatdemwidersprochen,weil er, denSpurenSchleier- gischen Wege zumHeiligenbeliebigundzerstöresiedamit.Peter Prakti- Cornehl, W messen nurineiner–religionsphänomenologisch beschreibbaren–Form nähern. suttis Widerspruch erhoben.Eristder Ansicht, mankönnesichdemHeiligenange- V der Agende entstandenenundentstehendenFormen versucht. zuintegrieren Dieser gonnen hatte.Esantwortet aufFragen der70erJahre,indemesdiedamalsjenseits Das Evangelische der1974be- GottesdienstbuchistProdukteinesReformprozesses, k bereitung angewiesene Gottesdienstordnung. Auch einliturgisch ungeübter, selten nichtaufzeitraubende „eineeinfache, Gottesdienstes tritteineElementarform, Vor- und konzeptionell aufgegeben. NebendenklassischenMesstypusevangelischen dienstverständnis. DerEinheitsgottesdienst,dasLeitbildder50erJahre,istbewusst flexibilisierbar sein. muss zwar einwiedererkennbares Profilhaben,aberdiesesmusssituationsgerecht mungen), diehoheliturgische Kompetenz voraussetzt: Gottesdienst,sodieEinsicht, zwischen und Es isteineMischform WerkbuchAgende (Grundstruktur) (Ausfor- Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 21 Mildenberger, Irene/Ratzmann, Wolfgang (Hg.):Jenseitsder Agende. Reflexion undDokumentation 20 Schulz:Liturgie 1993,179. 19 in: PTh 80 Siehe dazuJosuttis,Manfred:DieErneuerte Agende unddieagendarischeErneuerung, 18 Schulz,Frieder: ElementareLiturgie, in:PTh82(1993),168-185,183. gottesdienstliche Einübung“ fehlende christlicher GlaubenspraxisundimBlickaufdieauchbei Kirchengliedern deutlich bleiben. DieSuchenachsolchenFormen hat„angesichtsdesRückgangs bei denendieZugangsschwellen niedrig,daschristlich-evangelische Profilaber das nicht. Von daherstelltsichumsodringlicherdieFrage nachGottesdienstformen, Der Gottesdiensthattheologisch den für„alle“dazusein.FaktischAnspruch, ister „jenseitsder 3.Aufbrüche Agende“ ommender GottesdienstbesucherkannohneSchwellenängste mitfeiern.“ ersuch blieb nichtunbestritten.Prominenthatgegen diesesKonzept ManfredJo- er Pluralismusinder Weise desGottesdienstbuchszulasse,dermachesolchelitur- alternativer Gottesdienste,BeiträgezurLiturgie undSpiritualität10,Leipzig2003. Peter:(1991), 504-516;Cornehl, ImGespräch mit ManfredJosuttis,in:PTh80(1991),517-520. Es gibtinzwischenverschiedene Versuche, zustel- sichdieserHerausforderung Darin markiert eseinenechten Darin markiert imkirchlich-agendarischenGottes- Aufbruch 20 auch einemissionarischeDimension.Musschrist- 21 entstanden. 18 19 Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite31 Heimat zumGottesdienstgegangen, hataberkeine nähereBeziehungdazu. Aber mit lisch getauft,istausderKircheausgetreten.DieBraut,katholisch, Polin, istinder Gesellschaftenverkomplizierendenmodernen Lebenslagen:„DerBräutigam,katho- Glaubens“. Dasssoetwas überhauptindenBlick gerät,istauch dersichin Ausdruck „Segensfeier statt Trauung“ beschriebene Ein anschaulichesBeispieldafüristdievon DietrichZimmermann Menschen aufihremreligiösen Weg liturgisch zubegleiten. Stufungen sinderforderlich,um aus demModell„allesodernichts“.Schattierungen, aussteigenmüssen Leitend istdieIdee,dassKirchenmitihrenGottesdienstformen religiöse Wegbahnung, einenhohenGradliturgische Elementarisierung. erfordert ihrer Zeitmiteiner liturgischem Stufenmodellreagieren.Die Art die Anfangsstufe, Beten eingeladenwerden?“ sammenhang, „einUngetaufterbeten?Oderanders:Kanneinzum nicht verzichtet werden. indiesemZu- „Kann“,sofragtReinhardHauke ausErfurt nis eindialogischer Prozess.Deshalbkannnachdiesem Verständnis aufdasGebet Gottesdienstistnach christlichem gottesdienstlicher Elementarisierung: Verständ- Zielpublikum. DieSuchenachentsprechendenFormen isteinspannenderProzess che Gottesdienstzuöffnen suchen.Dasistgegenüber GoSpecialeindeutlichanderes Projekten inOstdeutschland, diegezieltUngetaufteund Konfessionslose fürchristli- sprechen. k ästhetische Konventionen derMediengesellschaft–aberes,entgegen ihreseigenen lesung(en), dasGlockenläuten). Herauskommt eineForm, die Anschluss suchtan Stücke (Kyrie, Gloria,Psalm,Kollektengebet, Zwischengesänge,dieSchrift- Gottesdienst überhaupterkennbar sei. Was „rausfällt“,sindtraditionelleliturgische schung desLeitungsteamsbeibehalten,weil nach Ansicht derBefragtendaranein genen Form. GemeinsamesSingen,Fürbittenund Vaterunser werden zurÜberra- re derKircheunansprechendsei. Auf dieseKritikantwortet GoSpecialmiteinerei- K gen gehen,sagenviele,esstöresie,dassKindernichtwillkommen sind, dasseine F genommenwerden.schen mitdem,was ernst sieamtraditionellenGottesdienststört, 24 23 Hauke, Reinhard: DieFeier derLebenswende. EinechristlicheHilfezurSinnfindungfürUngetaufte, 22 Siehe dazuFriedrichs, Lutz:„Kommen SiegutnachHause“ –oder: Wie die Türschwelle zur Heimat onzeptionellen nichtschafft, mehrheitlichanzu- Anspruchs, „Kirchendistanzierte“ ragt manMenschen,die„nie“oder„nurselten“zumGottesdienstamSonntagmor- ollekte eingesammeltwird, dassdiePredigtoftlangweilig unddassdie Atmosphä- Zimmermann, Dietrich: Segensfeier statt Trauung, in: Kranemann/u.a (Hg.):Dimension1999,60-67. Dietrich:Segensfeier statt Zimmermann, Trauung, in:Kranemann/u.a 1999,32-48, 43. Band2,Stuttgart dienstformen (Hg.):DiemissionarischeDimensionderLiturgie. ZeitgemäßeGottes- in: Kranemann,Benedikt/u.a Mildenberger/Ratzmann (Hg.):Jenseitsder Agende. 2003,113-133. wird. Eineliturgiesoziologische Wahrnehmung alternativer GottesdiensteamBeispielGoSpecial,in: Auffallend ist,dassKirchenmitsolchenFormen aufreligiöseSuchbewegungen Eine andere Variante undeinanderer zeigtsichin„missionarischen“ Aufbruch 22 Lutz Friedrichs:GottesdienstinZeitenderRandständigkeitGottes 23 24 , eineFeier, „vor derSchwelle soZimmermann, des

31 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite32 32 THEMA den vollzogen,Aufbruch undzwar indie„Interdisziplinarität“ Nicht nurdieliturgische Praxis,auchdieliturgische Theorie hateinengrundlegen- indieKulturwissenschaften 4.Aufbrüche unumstritten zurpraktisch-theologischen Leitdisziplingeworden ist. Eszeigtaufseine men ansichauffallendWeise, undüberraschend. dass„Liturgik“ Reglin der„EntwurfeinerfreikirchlichenLiturgik“ etwa 2001unterdem Titel „Wir Gottesdienst“von StephanNösserundEsther feiern Blick zunehmen. Auch dasind, wenn ichesrechtsehe, Aufbrüche erkennbar. Soist „Jenseits der Agende“, dasbedeutetauch,freikirchlicheGottesdienstfeldinden unterwegspartnerschaftlich sind. zum Valentinstag. wirzueinemSegnungsgottesdienst eingeladenfüralle,die Dort F entwickelt einentsprechendesSegensformular. Seine Amtskirche istaufsoeinen neu, abernachvollziehbar. Erlässtsichuntergewissen Bedingungendaraufeinund Bitte desPaares umSegnung vor derstandesamtlichen Trauung istfürZimmermann Rücksicht aufdieBrautmutterausPolen solleseinekirchlicheFeier geben.“(61)Die Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 28 Lange:Gottesdienst(Anm.3),92. 27 Grethlein: (Anm.8),372. Aufbruch Nösser,26 Stephan/Reglin, Esther: Wir Gottesdienst.EntwurfeinerfreikirchlichenLiturgik, feiern Wup- 25 Hauke, unterdemSegen Reinhard:Partnerschaften Gottes,in: Arbeitsstelle Gottesdienst17(2003), scher Sachverständiger undgeschulterKerngemeindeglieder.“ leistet dasErbenichtfürunsere Aufgabe, esseidennfüreinen Geheimzirkel liturgi- früher können,woraufund Schulungsmaterial,andemwirlernen esankommt undwiees ders umgehenalsmit Tradition überhaupt,dasheißt(a)alsmiteinem Anschauungs- ge gefördert. Aber könnenwirHeutigenim Wandel unserer Welt mitdiesemErbe an- Gottesdienstarbeit: „Dieersteliturgische Bewegung Erbezuta- hateinwundervolles fürkünftige nochdieFunktioneines„Steinbruchs“ habenallenfalls Lange pointiert, sischen liturgiewissenschaftlichen Liturgische Denkens markiert: Traditionen, so stehen Ansätze wieetwa Lange,derausdrücklichdieGrenzedesklas- dervon Ernst Praktischen Theologie Programmatisch dafür hatsichdieserDenkansatzverändert. in der„Nachkriegsagende“ der VELKD (1954).Mitderempirischen Wende inder historisch ausgerichtet.Seinenliturgisch-praktischen dieser fand Ausdruck Ansatz legend verändert. das Selbstverständnis evangelischer Liturgik alswissenschaftlicheDisziplin grund- das produktive Potenzial einer„Schwellenzeit“ (Viktor Turner) hatte.Damithatsich gann imÜbergang von den60erzu70erJahren,einerZeit,dieinsgesamtstark all nichtvorbereitet. pertal 2001. pertal 69-73. Ein anderes eindrückliches Beispiel ist das Gottesdienstangebot am Erfurter Dom Ein andereseindrücklichesBeispielistdasGottesdienstangebotamErfurter Liturgik war bisdahinLiturgiewissenschaft imengerenSinn,alsogrundlegend gelang; und (b) als mit einem Steinbruch fürzukünftigeGestaltung?Mehr gelang; und(b)alsmiteinemSteinbruch 25 26 erschienen –bereitsalsPhäno- 27 28 Dieser Aufbruch be- Dieser Aufbruch Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite33 liturgisch bedeutsame Wege zumMenschen.Nur, somussfestegestellt, sinddie,um das tern Verständnis des GottesdienstesalseinesmenschlichenPhänomens.Siesind logik“ derer, dienur„selten“oder„nie“kommen, näherzubefassen. auchderbiblische Befunddazuheraus,sichmitder„Eigen- fordert len. Insofern Osten undvon Westen, von Nordenundvon Süden“kommen, liturgisch einzuspie- tisch-spielerischer Distanzzusehenund2.immerauch dieSichtderer, die„von wäre esunumgänglich,1.dieeigeneSichtunddasModell immerinselbstkri- stehen,keinen PlatzimReichGotteszuhaben. inGefahr feiern, Wenn demso wäre, MussGottesdienstnichtauchzurDarstellungbringen,dassdie,dieihn unruhigend. 14,28). Auf Fragen desGottesdienstesbezogen, wirkteinesolche Aussage höchstbe- 14,29). Dasbedeutet,die,diemeinen,ihnzukennen, „werden hinausgestoßen“(Lk v sagt esJesusvon Nazarethvom ReichGottes,„eswerden kommen von Ostenund kritisches Momenteingespielt,dasjenseitsästhetisch-rituellerFragen liegt: Denn,so Gottes mussspielerisch-symbolischbegehbar werden. Damitwirdaberauchein sind“ Reiches Gottes,daswirklichalternativ istzuder Welt, […] inderwirgefangen Begegnung mitGott,wiesieJesusunsvorgelebt unsalsBürger des hat,„identifiziert liturgischschaft „sinnlich“erfahrbar, begehbar machen:die oderandersformuliert, Lange,dieChristusbot- aushalten. DasRitualdesGottesdienstessoll,folgeichErnst scher Tradition verstanden, musseineSpannungzwischenRitualundRitualkritik zesse liturgisch-ritueller Selbstabschließung.Gottesdienstinbiblisch-reformatori- inFrage. Gottesdienst alsRitualnichtgrundsätzlich fürPro- Aber siesensibilisiert selbst? k imevangelischendass körperliche Ausdrucksformen Gottesdienstbisher zukurzge- Gottesdienst entdeckt,umdiesenlebendigerzumachen.MitRechtwirdkritisiert, fessionalität derliturgischen Rollezuerhöhen.MitRechtwerden Symbolefürden deuten will. verbunden, indasRituell-ÄsthetischesindauchGefahren dieichkurzan- Aufbruch rerinnen undPfarrern. aus spielendiese Aspekte einenichtunwesentliche Rolleinder Ausbildung von Pfar- zumachen.Darüberhin- schaft fürFragen desGottesdienstestheoretischfruchtbar wirdversucht,Unter derKategorie Einsichtender „Inszenierung“ Theaterwissen- wobeistruktionen, der gegenwärtig Akzent aufden Theaterwissenschaften liegt. licher Suchbewegungen, von ritualtheoretischenbispsychoanalytischen Rekon- 29 Lange:Gottesdienst1982,87. on Westen, von Nordenundvon Süden,diezu Tisch sitzenimReichGottes“(Lk, ommen sind.Dochbleibt damitdasÄsthetisch-Rituellenichtzustarkbeisich Die kulturwissenschaftlichen habe,erwei-Aufbrüche, wieichsiebisherskizziert Siestellt In diesemZusammenhangistandiebiblische Ritualkritikzuerinnern. Mit Rechtwirdan„liturgischer Präsenz“(ThomasKabel)gearbeitet,umdie Pro- Gottesdienstfragen sinddamitstarkästhetischenKriterienausgesetzt.Mitdem Mit diesemPerspektivwechsel eröffnet sicheinweites Feld kulturwissenschaft- 29 . Von dahermussdasRitual„christlichesProfil“erlebbarmachen:DasReich Lutz Friedrichs:GottesdienstinZeitenderRandständigkeitGottes

33 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite34 34 THEMA V Menschenalsliturgische „Partner“IV. wahr- undernstnehmen 2. wird,Zudem fälltauf, dassimmerwiederkritisiert dassGottesdienstenichtle- 1. Menschen, dieKirche„abseits“vom aktiven Gemeindelebenleben,erlebenGot- viewmaterial ziehen. nommen werden. Zwei diesichquerdurchdasInter- Aspekte will ichhervorheben, letzten, drittenKirchenmitgliedschaftsstudie„Fremde HeimatKirche“ (1993)ent- ihn erleben,was was siestört, sieerhoffen, kannetwa demInterviewmaterial der F gliedschaftsstudien derEKDseit1972,wieunerlässlichesist,sichauchempirisch schungen zurRezeptionvon Gottesdienstenweitgehend aus.DabeizeigendieMit- die esgeht,bishergarnichtzu Wort gekommen. BisheutestehenempirischeFor- Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 31 Kurz, Paul Konrad: UnsereRedevon Gott. Veränderungen desBewusstseins - Veränderungen der MichaelN:EinseitigeundzweiseitigeEbertz, 30 liturgische Handlungen - Gottesdienstinderentfalteten Leben zumutet,sieauchfragenlässt.“ Neugier zulässt,ihreLebenslustbejaht.Siedenken, dassGott,derihnendieses K angesprochenwerden.in einerSprachevon gestern Esgenügtihnennicht,mit alles, was siefestlegt, Siewollen beaufsichtigt,kontrolliert. auchnichtfortwährend sen, ehesieFragen gestelltundihrInteressebekundethaben.Siewehren sichgegen schafter Paul Konrad Kurz, „wollen sichnichtdogmatische Sätzevorsprechen las- immer-schon-alles-besser-wissenden Kirche:Menschen,soderLiteraturwissen- tesdienstlichen „Großwetterlage“, eineEmpfindlichkeit gegen denHabitus einer auch ProtestundEnttäuschungsein,einwichtigerHinweis aufdieSignatur dergot- ist? Kritik,wiesiein Wolfgang HilbigsRomanscharfzum kommt, kann Ausdruck sche Weggenossen mitMenschen,fürdieGotteineFrage, nichtmehraber Antwort werdenwir indenKirchendabeiihre„Partner“ sollen.Sindwirdas?liturgi- Langehattedaraufverwiesen, dassMenschennachihrerReligionsuchen und Ernst ragen der Kirche zu nähern. ragen derKirchezunähern. Was MenschenheuteüberGottesdienstdenken, wiesie onservensätzen abgespeist zuwerden.onservensätzen Viele denken aneinen Wege-Gott, derihre fortzuführen undihrejeweiligefortzuführen Lebenssituationzubegehen“ tungsschemata undsymbolischenHandlungenihnenhelfen,ihreInteraktionen gewendet, bedeutetsiedoch,dassMenschenfragen, „obdiekirchlichenDeu- bensnah genugseien. Auch dieseKritikmusshellhörigmachen,denn,konstruktiv dieSehnsuchtnacheiner„mitgehenden“,lebensbegleitenden Kirche. Ausdruck, W immer schonmehrundesbesserzuwissenalsdie,diemitihrtunhaben.Diese meint,inreligiösen,existenziellenanerkennt, undmoralischen Fragen sondern tesdienst oftalsZwang. nicht KirchewirdalsInstitutionerlebt,dienichtzuhört, Sprache, in:StimmenderZeit127(2002), 183-194,194. Menschenfähigkeit derLiturgie, Freiburg 1999,14-38,27. Liturgiefähigkeit (Hg.):HeuteGottfeiern. desMenschenund in:BenediktKranemann/u.a Moderne, ahrnehmung musshellhörigmachen.Inihrkommt jaaucheineSehnsuchtzum ahrnehmung 31 30 . Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite35 wiesen aufdie Aufgaben, dieunshierzugewiesen sind. MenschenderBibelbleiben und Himmel,voll derSehnsuchtnachhimmlischerHeimat(2Kor 5),abernochver- wie siebiblisch ist:dasswirMenschenimÜbergang konturiert lebenzwischenErde christlichenGlaubens, andieexistenzielle Grundspannung ihrer Religionerinnert dernichtmehrquellenwill.“(Jer15,16)UnddieSucheMenschennach Born, dikal inZweifel gezogen wird:„Dubistmir“,soklagtJeremia,„wieeintrügerischer nen, lenktdie Aufmerksamkeit aufbiblische Traditionen, indenenGottebenauchra- Aber dieliterarischeRandpräsenz,dasUnvermögen, GottalsSchöpferlobenzukön- der ichbin.“(Ex3)DasGesichtGottesinLiteraturundBibel stimmennichtüberein. entzieht:„Ich bin, dition einenNamen,abereristesauch,dersicheinerFixierung mehr dasFragen alsdas Antworten, eineRollespielt.Gotthatinderbiblischen Tra- solchen biblischen Spurennachzugehen,beidenenmehrdasSuchenalsFinden, F der Kirchen? spektive der Menschensein–aberistesauch„unsere“Perspektive, diePerspektive spräche führenzukönnen. schonintensiv gesprochenzuhaben,54%wünschensich,öftersolcheGe- Pfarrer ausgesprochenhoch:43%gebenan,mitihrem Pfarrer nung mitderPfarrerin/dem undderpersönlichenBegeg-fühlt. Dagegen istdasInteresseanderOrtsgemeinde Minderheit (21%)mitderKirchealsInstitution„sehrstark“oder„stark“verbunden Denn auchdasisteinErgebnis nurnocheine derStudie,dasssichgegenwärtig Sprache, eineForm zufinden, inder„Achtungvor denSuchendenhörbarwird“ wa Kirche, dereinbedeutenderPlatzinGesellschafteingeräumtwird.“ scholtene ,Sozialagentur’:Esisteherdiedialogische, diecaritative undfürsorgliche Not (87%).DieErgebnisse zeigen„eineganzandereKirche[…]alsdieoftmalsge- gestaltung (98%),Seelsorge fürGemeindeglieder (96%)undHilfefürFamilien in Aufgabe derKirchenheutesei,ergab sichfolgendeRangordnung:Gottesdienst- Kirche. KirchewirdbeiihrenKernkompetenzen behaftet:BeiderFrage, was die heute von Kirchezentralerwarten. Sieerwarten einemitgehende,begleitende wir mitunserenFormen an,wen wiraus,wenn grenzen auchnurunbewusst? sen wirwas überdieses„uns“? Was projizierenwir? Was wissenwir? Wen sprechen damit? Wie eng,wieweit istunserHorizont? Was sindunsereLeitbilder, woher wis- dem Versuch, michdiesem„uns“stärker alsbisherauszusetzen. Wen meinenwir 33 Kurz: GottamRand(Anm.7),194. 32 Religion,Politik, Gesellschaft,Konrad-Adenauer-Stiftung 2003,10. ragen, wiesievon derLiteraturGegenwart aufgeworfen werden, den Anreiz, Ich seheinden Aufbrüchen, wiesiedieliturgische Diskussionvollzogen hat,den V Die Ergebnisse aufdieserEr- reizen,GottesdienstaufdieserLiniezuverorten, In einerebenerschienenenempirischenStudiewirddeutlich,was Menschen „Was nütztunsderGottesdienst?“Ichseheeinezentraleliturgische Innovation in r tungslinie einermitgehendenKirche. Aufgabe einersolchenKircheistes,eine ielleicht istdie„Suchbewegung“ zustarkkonturiert. Vielleicht magdasdiePer- Lutz Friedrichs:GottesdienstinZeitenderRandständigkeitGottes 32 33 .

35 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite36 36 THEMA Aufatmen undeinBejahenermöglicht.“ Aufatmen inden odereinfach zerstörten TodUnwiderruflichkeit auslaufendenLebens[…] den, aufderSuchenacheinererlebbarensinnstiftenden „Alternative“, die„inder etwa indieserUniversitätsklinik, aberdennochwirksam. zur „Kultur“ leistenkann,bescheidener, alsehedem, oftnurnocheheramRand, wie Schneider-Flume, wirdangenommen,einBeispieldafür, wieKircheihrenBeitrag V. W leicht ist,soistmitPaul dasSuchen„diestärksteForm Zulehnerzuvermuten, des auf derSuche,weil „nochnichterschienenist,was wirseinwerden (1Joh3,1). Viel- Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 37 Lange1984,95. Schneider-Flume 2003,125. 36 35 Schneider-Flume, Gunda:Kirche und Theologie im OstenDeutschlandsausevangelischer Sicht,in: 34 Zulehner, Paul M.:Megatrend Religion,in:StimmenderZeit 128(2003)87-96,92. Psalmverse undderaaronitischeSegen werden gesprochen.“ Alle Namender Verstorbenen werden verlesen, Psalm23wirdgelesen[…],weitere ten: „DieFeier wirdmusikalischgestaltetmitChorälenvon JohannSebastianBach. Angehörigen einmalimJahrunterdem Titel: „Wir danken unseren Toten“ anzubie- k cken zur Verfügung stellen, aufbrachzueinerKultur derHoffnung undBarmherzig- Universitätsklinik anatomischenZwe- imUmgang mitMenschen,dieihrenKörper ostdeutscheRealismuseiner Gunda Schneider-Flume berichtet,wiedernüchterne, und verwandelt.“ und diePerspektive inFrage stellt derRealität[…]überraschend derGütedieHärte gisch. DennGottkommt „dazurSprache,wo Wirklichkeit widerErwarten aufbricht, zentrale Erwartungen derMenschen aufundbrichtsiezugleich„biblisch“-theolo- Hoffnung zuwagen. undeinen„RealismusderBarmherzigkeit“ Damitnimmtsie (Hilbig) verschwinden, wenn siebeherzigt,was ihrUreigenesist:eineKultur der für unsereGottesdienstkultur. Diesewirdnurdannnichtimkulturellen„Ghetto“ dass wirmitunserenFragen mitinsSpielkommen. SiesindeineSprachschule,auch dassunsGeschichtenerzähltwerden,Grundzug, dieuns Wege öffnen, undzwar so, Daheimgebliebenen bleibt offen: Wird erzumFest kommen? Dasisteinebiblischer unmoralisch.Der nen Sohn“:SeineRückkehrWeg wirderzählt,überraschend des unterder„Staude“oderandasGleichnisvomüber GottesBarmherzigkeit „Verlore- undoffen,deuten Lebenalltagsbezogen, ichdenke überraschend daanJonasUnmut ditionen sind, unseremSelbstverständnis nach,einreicherSchatz.IhreGeschichten biblische Traditionen Spiel.Diebiblischen ineinsichgegenseitig befruchtendes Tra- eit, verdichtet inderForm einesGottesdienstes: DieIdeewar, einensolchenfürdie irkens GottesineinemMenschen“ BThZ 20(2003)111-126,121. W Auf diese Weise kommen Kultur und Theologie, kulturelleSuchbewegungen und Liturgie –EineKultur derHoffnung as suchenMenschenimGottesdienst?Ichmeine,siesind, beiallenUnterschie- 35 34 . 37 Nicht nurderModus,auchdieForm, wie 36 . Dieses Angebot, so Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite37 tet, zustimmend, anerkennend, segnend undkritisch,aufrüttelnd, beunruhigend. der biblischen Tradition zentralist:dassGottesist,derunsaufunserem Weg beglei- zuhören, mitzugehen,unddann,aufdemgemeinsamen Weg, einzuspielen,was in Sicht derMenschenwahrzunehmen, BedürfnisseundSehnsüchtezuverstehen, hin- Diese Aufgabe setztdieBereitschaftzumPerspektivwechsel voraus: Religionaus gleiten, undzwar so,dasssiesicherstgenommenfühlen,angenommen,aufgehoben. diesem PunkteineungemeinhoheChanceundwertvolle Aufgabe: Menschenzube- nen tretenstärker inden Vordergrund. habenan undPfarrer, Kirche,Pfarrerinnen Sonntag istalsMaßallerDingerelativiert, Übergangssituationen undKrisensituatio- diese Alternative liturgisch begehbar derGottesdienstam ist,hatsichverändert: Lutz Friedrichs:GottesdienstinZeitenderRandständigkeitGottes

37 THEMA Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite38 38 IMPULSE Anhänger desGothic-Style finden sichmitdenchristlichenFundamentalistenin zum Beispiel,denDark Wavers undnatürlichauchdenneuenHexen. Aber alldiese sogenannten „schwarzen fürsichvereinnahmt, denDeath-Metal-Fans Szene“gern zum Satanismusgeschlagen wurden.UndsoistschnellderBogen durchgeführt dieser NachtfinstereOpferrituale sei einheidnischesFest, somutmaßen sie,undwissenzuberichten,dassfrüherin wiedereinmalkirchlichesProfilzuzeigen.DennHalloweendie Möglichkeit wittern, Mode einen Angriff aufdiechristlicheKultur des Abendlandes sehen,oderweil sie men muss,lehnenmancheChristenmenschendasFest ab,seies,weil sieinderneuen fragen,obmandennwirklichjedenamerikanischenKlamauknachah- men genervt zur Vampir-Disco mitSchocktailsein. Und sogar Vereine ladenmittlerweile inentlegenen Dörfern inderHalloween-Nacht wurde derneue Termin auchindiePlänevon integriert. Schulen undKindergärten zum drittwichtigstenFest desJahresgeworden. Selbstverständlichkeit Mitgroßer r BerlinerGeschäfteimJahr2001eine300%igeUmsatzsteige- Nachdem z.B bürgert. unglaublicher Schnelligkeit einemarktgerechteHalloween-Version bei unseinge- orange-schwarzen undhabenmiteinerFlutvon Festartikeln Zugaufgesprungen in bei unssobeliebtwurde. Aber auchandere Wirtschaftszweige sindlängstaufden K unsererGesellschaft. DennderFast-Food-nes BeispielfürdieMcDonaldisierung v Maskenßen, Freddy-Kruger oderalsZombiesverkleidet umdieHäuserblocks. Oder ly Erwachsenen dieseGelegenheit zurProvokation vom Hol- nichtentgehen.Inspiriert in eineriesigeBlutlache.UndnatürlichlassensichauchdieJugendlichenundjungen rabatten mitSpinnenweben undverwandeln mitrotemFarbpulver ihrenGartenteich bisfratzen zuschmücken, überziehenjetztihresonstsosorgsam gehütetenBlumen- Selbst biedereFamilienväter, diesichfrüherdamitbegnügten, ihreHäusermitKür- treat“ Süßigkeiten erbettelnodersichmehrweniger Streicheerlauben. harmlose herbstlicher Karneval fürKinder, verkleidet mitihremdreisten„trickor diegruselig ner sinduns–wieimmereinStückvoraus. Halloween längstmehralsein istdort hängten. It´sshockingtimeineinemder Vororte von Washington DC.Die Amerika- V C Halloween – Allerseelen – Totensonntag Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik ung von Halloween-Utensilien fürdie verzeichneten, istderGeistertag Wirtschaft eranstalten illegale Friedhofs-Partys. on einemkahlen imHerbstwind,Ast herabbaumelt,klappernd dasSkelett einesEr- onzern hattatsächlicheinigesdazubeigetragen,dassder herbstliche Horror-Gag onzern w HRISTIAN Natürlich ruft dieserBoomauch Natürlich ruft Widerstände aufdenPlan. Während einige Stim- Dass dieGrusel-Welle mittlerweile überden Atlantik geschwappt ist,isteinschö- ood-Horror, streifensiemitblutigen Äxten,den Attrappen angehackterGliedma- T RAPPE (z.B idea44/2000) (z.B . Tatsächlich wirdHalloween von der Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite39 zen. ImJahre837wurdediese Verschiebung des damalsschonvielälteren Allerhei- w Lichtgestalten desGlaubens,derHeiligen,diezwar auch Verstorbene sind– Geister, deten bzw. einen christlichen Ahnenkult einsetzten.SiegedachtenanSamhainder T stand, Schattendes zu,diebeunruhigenden fielesnunmehrchristlichenPriestern gesetzt, umverdrängten DimensioneneinenSpielraumzueröffnen. ZeitaußerKraft wurdediebestehende Ordnungfüreinebegrenzte Narrenfesten Feuerauch durchgroße undbeschwichtigendeRituale,die Angst zubannen. Wie bei zumeinendieBeschäftigungmitder„Anderswelt“,derten versuchten aberzugleich liche Vermittler zwischenDiesseitsundJenseits,Bewusstem undUnbewusstem, för- dieGeisterder Gefallenen, alspriester- Ahnen, sichberührenkonnten. DieDruiden gewissermaßen ein„RissinderZeit“auf,andemdieLebendenundausZeit geeignet. DennnachdemeinZeitlaufbeendetwar undbevor derneue begann, tatsich sichtbaren Wirklichkeit, diealseinehöhereRealitätangesehenwurde,besonders schen Welt. SamhainalsFest desÜbergangs schienfürdieBegegnung mitderun- undGeschichtenanEreignisseausdermythi- mansichinLiedern aber erinnerte teten Vorräte, wodurch hatte. SamhainauchZügeeinesErntedankfests Vor allem bestraftwurde.Manaßundtranknatürlichmiteinander,hart genoss dieerwirtschaf- gelten sollten.EsgabeineFriedenspflicht inden Tagen desFestes, deren Verletzung erlebt. Zudiesem Termin versammelte Gesetze,dieinZukunft mansich,vereinbarte Halbjahrswurdealsdeutlicher EinschnittindieZeit fest. DasEndedesfruchtbaren nen. Aber soviel lässtsichmiteinigerSicherheit sagen:Samhainwar einNeujahrs- eineidealeProjektionsflächefürallerlei phantastische Spekulatio- Überlieferungen Nun istdiekeltische Kultur wegen ihrerZurückhaltungin Bezug aufschriftliche Die Kelten am1.November feierten daswichtigsteihrervierHauptfeste:„“. der GeschichtedieserFeiertradition nachgeht. man eszutunhat.SoerscheintauchHalloween weit weniger spektakulär, wenn man vielvonDenn dasUnheimlicheverliert seinerMacht,wenn manklarsieht,womit dassesklügerist,dieDingebeimNamenzunennen. hingegen kannmanlernen, macht, möglichstnichtzusprechen,umesjaherbeizureden. Von Potter Harry volkstümlich-magischen Denkens,Es entsprichtdenStrukturen überdas,was Angst Den Teufel andie Wand malen meintlich historischeFestgestalt ein. einer seltsamen Allianz: HemmungslostragensieihrePhantasmagorienineinever- 1 ChristianGuyonvarc´h Mythos,Magieund /Francoise LeRoux:DieDruiden. Wirklichkeit derKelten. otenreichs inZaumzuhalten.Sietatendas,indemsie„geistliche Lichter“entzün- Engerda 1999,313ff.. enn mansowill–,aberalsleuchtende Vorbilder einepositive Ausstrahlung besit- Als imEnglandundIrlanddes8.Jhdseinkeltisch geprägtesChristentuminBlüte Die Wurzeln desherbstlichenFestes reichenzurückinvorchristliche Traditionen. Christian Trappe: Halloween–AllerseelenTotensonntag 1

39 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite40 40 IMPULSE dass nicht irgendeine arme Seeledarüberstolpere,sichritzeoderschneide.“ dass nichtirgendeine arme dem Rücken, kein RechenmitdenZinken nachobenliegengelassen, aus Vorsicht, Seelezuzerquetschen. Dawirdkeingeschlagen, ausFurcht,einearme Messerauf andiesem Beispiel „wirdinderSteiermark Tag keine Tür undkein Tor gewaltsam zu- V liturgischen PraxishabensichinEuropaaucheigentümliche Neben dieseroffiziellen entzündetwerdenbend aufallenGräbern undüberden Allerseelentag brennen. den vorab gepflegt. EineindrücklicherBrauchsinddie„Seelenlichter“,am Vora- seit 1578bezeugt–wahrscheinlich istdiese Tradition abervielälter. DieGräberwer- reichte esRom. warJahrhundert er- Allerseelen von MailandbisLüttichgeläufig;im14.Jahrhundert tete sichauchüberdieCluny unterstehendenKlösterraschaus.Nochim11.und12. wurde.DerneueFeiertaggenfestes gefeiert trafoffenbar einBedürfnis,dennerbrei- Es entstandder Allerseelentag (2.Nov.), derinfließenderFortsetzung des Allerheili- sorgliche Notwendigkeit, einen Tag desGedächtnissesaller Verstorbenen zustiften. siver Weise der Aufgabe des Totengedenkens angenommenhatte,erkanntedieseel- gentag an.Odilo, Abt desfranzösischenKlostersCluny, dassichinbesondersinten- ein sichwiederum Zur erstenJahrtausendwende lagerte Totenfest anden Allerheili- folge allmählichzu„Halloween“ (eig.“All-Hallows-Eve“ = Aller-Heiligen-Abend). injedemFallration interpretieren, wandelte sich„Samhain“imZugederKultnach- mag dieseEntwicklungalsmachtvolle Unterdrückungoderalseinfühlsame Inkultu- ligenfestes aufden1.November von Papst Gregor IV. ausdrücklichgenehmigt.Man Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 3 Heinrich:SouwoarschSehnert, baunsdehoam. Volkstum andernördlichenBergstraße undimvorde- 2 GräfinSchönfeldt,Sybil:Feste undBräuche,Ravensburg 1987,275. und zumanderenKinderauchErwachsene erschrecken.“ w Rübenkopf auch Manwollte inderZeitimmermächtiger Totenkopf genannt.[...] W möglichst solchemitroter Außenhaut, höhltesieausundschnittineineSeiteder K auch ‚Gespenstlichter‘genannt,dennsiewaren brannteeine hohl,undimInnern köpfe aufPfostenoderanFenstern. Siewurdenvon denaltenLeuten‚Lichter‘oder dem Odenwald: „AbendsstandenmanchmalKohlraben-, Dickwurz-oderKürbis- V w Nikolaus- oderDreikönigstagnochheutepraktiziert Unterschieden amMartins-, schonlangegeläufigwarenherbstlich gefüllterSpeisekammern undmitregionalen zu Hausgehen,hatseine Vorbilder indenHeischegängen, diebeiunsinderZeit ren Odenwald, Seeheim-Jugenheim1982,263. olksbräuche zum hineinerhalten.Zum Allerseelentag nochbisins20.Jahrhundert on bewusster DarstellungderGeisterwelt zeugteinspätherbstlicherBrauchaus erdenden Dunkelheit zumeinenseineeigene bewältigenAngst vor bösenGeistern erden. erze oder ein Öllicht. Man suchte sich besonders umfangreiche Dickwurzelnaus, erze odereinÖllicht.Mansuchtesichbesondersumfangreiche and einGesichtmit Augen, NaseundMundalsLichtöffnungen. wurdeder Örtlich Ein Friedhofsgang mitGräbersegnung amNachmittagdes Allerheiligenfestes ist Sogar von Haus das„trickortreat“(SüßesoderSaures),mitdem Kindergruppen 3 2 Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite41 lung des Unheimlichen seinen festen Ort: lung desUnheimlichenseinenfestenOrt: Teuflische Wesen hockten vorzugsweise haftesten Folterszenen meditieren. Auch imMittelaltergabdieKirchederDarstel- Klöster kannmanesnocherleben,wiedieMönchewährend desEssensdiegrauen- erbauen.IndenRefektorien der der Darstellungvon Märtyrerschicksalen Athos- Die alteKirchekonnte sichineinerfüruns nichtmehrnachvollziehbaren Weise an der christlichen Tradition. sige, MonströsedesunerlöstenLebenshatteeinstdurchaus seinenPlatzinnerhalb auftauchen, diefrühereinmalinderKircheselbstbeheimatet waren? DenndasGrau- müssen: Wie kommt es,dassineinersäkularenFestgestalt alljeneGestaltenwieder sich dieKirchevon demPhänomenHalloween selbstkritischinFrage stellenlassen F K Da derKonflikt Voraussetzung der medialenBehandlungist,wirdbeifehlendem muss, schlichtkontraproduktiv. Strategie. Manmachtsichbenutzbarfürdiefalsche die Kircheistdiese derBerichterstattung,diesiezumSpaßverderber stilisieren Art am meistenauf?”fürdieMediennotwendig, umHalloween zuproblematisieren. Für interessant. DeshalbsindPresseanfragennachder „WasArt: regt SieanHalloween ziehen. ImGegenteil: Deröffentlich ausgetrageneKonflikt machtdasPhänomenerst bringt es„garnichts,sichüberHalloween odergaröffentlich zuerregen Front zube- W istfür religiöseGrabenkämpfe. pluralistischen Gesellschaft,dienichtmehrderOrt theologische Verdikte miteinemFun-Event zurechtzukommen. Zumalineiner gefundene Festtradition dannsollteesauchheutemöglichsein,ohne zuintegrieren, W lich eine Anfrage nichtnuranHalloween, anunsereganzeFestkultur. sondern Man kanndieHohlheitundLeeredieserFestgestalt kritisieren,aberdaswäresicher- ständen wiederinsBewusstsein zuheben,verkommen sienunzurinhaltslosenForm. F flächlichen Event-Kultur. Während Feste ursprünglichMedienwaren, umdieinden eine neueParty-Dekoration, nichtmehralsein weiterer unsererober- Spaßfaktor r Disney-Manier werden. überzeichnetundbreitvermarktet DieseKonsumorientie- ursprünglicheuropäischer nurderRe-Import sondern Traditionen, dienunfreilichin W Sich nichtinsBockshorn jagen lassen 4 in:Glaubenleben. Grufties, grässliche Geistergrüßen grinsende Becker-Huberti, Manfred:Gruselig ung verändert freilichdenCharakterdesaltenFestes.ung verändert Halloween istheutevor allem estkultur sein. So richtig es ist, nicht nach außen hin anprangernd aufzutreten,wird estkultur sein.Sorichtigesist,nichtnachaußenhinanprangernd est-Erzählungen enthaltenen Grundwerte einerGesellschaftinregelmäßigenest-Erzählungen enthaltenenGrundwerte Ab- herbst/halloween.html. nach:www.religioeses-brauchtum.de/Zeitschrift fürFrauen inKircheundOrden77(2002),zitiert onflikt eherkeine Berichterstattungerfolgen.“ enn dieKirchevor 1200Jahrensooffen undtheologisch beweglich war, einevor- as sichalsoderzeitvon denUSAherbeiunsausbreitet,istkeineswegs originell, ie Manfred Becker-Huberti in nüchterner Selbstbeschränkung festgestellthat, ie ManfredBecker-Huberti innüchterner Dieses medienpolitischklugeKalkülkannfreilichnichtdieultimaratioinSachen Angesichts dieserlangenEntwicklungsgeschichteistGelassenheitangesagt. Christian Trappe: Halloween–AllerseelenTotensonntag 4

41 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite42 42 IMPULSE den Chaoskräften,wieerfür die christlicheLebenshaltungcharakteristischist. bensbewegung jenenhoffnungsfrohen, ermöglicht Umgangmit jaauchhumorvollen wieder heraus.Erstdietiefe Einsichtund Le- Anerkennung diesergrundlegenden Schattenreich des Todes, dieUnterwelt, davon dieHölle,aberunbeeindruckt auch den zerstörerischenKräftender Welt auseinandergesetzt. Sein Weg hinabindas führt auf die Allmacht GottesunddenauferstandenenChristus.Jesus hatsichbewusst mit inderSprachedeschristlichenGlaubens: durchdas Strukturen; chernde Vertrauen Auseinandersetzung mitden desLebenswirdjaerstmöglichdurchsi- Abgründen festigten religiösen Tradition) wirklichHalloween kann.Denneineangstfreie feiern Eine echteFrage isthingegen, ob manaußerhalbderKirche(odereinerge- inFrage stellen,obeinChristdennHalloweenMan kannnichternsthaft darf. feiern diemanruft... Die Geisterbannen, Sinn hat. hen –dasssogar diePietätlosigkeit, dieanHalloween wird, kritisiert sogern ihren undaufdiese spielerisch zuerobern Weise miteigenenÄngstenumzuge- zulernen, – undzwar auchfürKinder–,dieNachtseitedesLebensundihredunklenSchatten wirauch,dassesgut undbefreiendseinkann Gefühle darzustellen.Mühsamlernen verborgenenmenschliches Bedürfnisist,dasUnheimlicheunddamitdieimInnern begegnet.Gestalt kindlichenLarvenspiels wir, Mühsamlernen dasses offenbar ein kirchlichen Symbolwelt ausgetrieben,dasswirnunratlosdastehen,wenn esunsin haben das Tremendum, zumindestausder diedunkleSeiteGottes,sogründlich gangen, dieJenseitsvorstellungen (früherHimmelundHölle)sindungewiss. Wir tung geworden, Auferstehung wäreschön,Fragen desGerichts werden lieberum- Dingen zusprechen:der Tod istvor allemeineFrage menschlicherNäheundBeglei- Dafürwagthen mitStrafenhataufgehört. niemandmehrsorechtvon denletzten Inzwischen sinddieKirchengelüftet,schwarzen Altarbehänge entsorgt, dasDro- Hollywoods wird. der nochheuteindenHorrorszenarien zitiert gern vielleichtangeregt durchdieRomantik,einenausgesprochenmorbidenZug, derts, Halt. UndschließlichhatteauchdiehistoristischeKirchenästhetikdes19.Jahrhun- lässt, machteauchvor des drastischenundburlesken Inszenierungen Todes nicht kultur sichalsGegenbewegung verstehen Leiderfahrungen zuallgegenwärtigen ausnimmt.DieBarockzeit, derenausgeprägteFest- Gartenparty wie eineharmlose phantasien inBilderverwandelte, gegen diesichnochwildesteHalloweenfeier Als genialerHöhepunktgiltHieronymus Bosch,derseineschaurigschönen Traum- diemittelalterliche Kirchenkunsteineregelrechteentfaltete Ikonographie desBösen. Realitätenverweisenschnitzte Dämonen,dieaufinnerpsychische wollen. Überhaupt ge- auch imInnerstenderKirche,Chorgestühl derMönche,findensichskurril w auf den der Türmen Westfassaden, wo sieoftals Wasserspeier dienenundironischer- Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik eise diezerstörerischeKraftdes Wassers mussten. von derKirchefernhalten Aber Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite43 Erwachsenen ausdenFugengeraten.“ der mit zurBeerdigungnehmenkönnen.DasinddieeigenenOrientierungspunkte ob sieeinenFünfjährigen kult marktgerechtangeboten,andererseitsfragenEltern, anHalloweenstellt: „Einerseitswirdihnen(denKindern) Geister- einimportierter wenn zuRechtdieStirn, können. LandesbischöfinMargot siefest- Käßmannrunzelt sindaberahnungslos,wasNormen, BilderinderPsychevon Menschenanrichten wusstsein scheinthiervorhanden. Wir zwar sichern Spielgerätenachstrengen TÜV- Nicht einmaleinProblembe- lich inderLage,dieGeisterzubannen,sierufen? Beispiel dieErzieherinnenundLehrer, diezueinerHalloweenfeier einladen, wirk- Rahmen,indemdasFestchernde seinewildenKräfteentfesselnkann?Sindzum gewicht scheintbeidemfreifloatendenHalloween-Spuk zufehlen. Wo istdersi- zer aufderSeelehinterlassen,undnichtnurKinderseelen.GeradediesesGegen- den. BilderunheilerMächtedurchausKrat- Ansonsten könnendieausdrucksstarken um diezerstörerischeKraftimZaumzuhaltenundletztlichauchwiederüberwin- Wo JedesMärchenundauchjederguteComicbeachtetdieseRegel: heilen zunähern. 5 Ansprache anlässlich der Verleihung derEhrendoktorwürdedes Fachbereichs Erziehungswissen- Ganze von irischen Balladenund Einesichernde Akkordeonklängen strukturiert. inFüllezubietenhaben.Musikalischwirddas wie siedas18.und19.Jahrhundert zum zubringen. Ausdruck Aber eskommen auchschaurigeGedichtezum Vortrag, w die ortsbezogenen Geschichtenvon derletztenNonnedes hiesigenKlosters,dieals wurden. verziert gehöhlt undmitGesichtern Wir erzählenandiesem Abend natürlich wir wegweisende Rüben,wiesieauchfrüherhieranderOberweser aus- von Kindern nicht nötig,daderuralteRaum Atmosphäre genughat.StattderKürbisse verwenden die üblichen Versatzstücke deskommerziellen Festes: KünstlicheSpinnweben sind spannt sind, wiedieKirchemitheiklenDingenumgeht. Wir verzichten bewusst auf Erwachsene, dienatürlichSpaßhabenaneinerGrenzüberschreitungundauchge- Die in denKirchturm. Veranstaltung richtetsichnichtanKinder, anjunge sondern v terkirchengemeinde Lippoldsberg (Evangelische Kirchevon Kurhessen-Waldeck) genen christlichenJenseitsvorstellungen öffentlich zukommunizieren. InderKlos- vo W Kirchliche Halloweenfeier –einBeispiel ersuchen wirdasaufzweierlei Weise: e schaften derUniversität Hannover, am27.November nach:Margot Käßmann,in: www. 2002,zitiert eiße Frau umgeht, umihrenUnmutmitdenkirchengeschichtlichenEntwicklungen vlka.de/landeskirche/landesbischoefin_texte.php3?id=920&substrukturID=2. vlka.de/landeskirche/landesbischoefin_texte.php3?id=920&substrukturID=2. ie kann die Kirche angesichts der Herausforderung Halloweenie kanndieKircheangesichtsderHerausforderung reagieren,wenn be- r Nur imMachtbereichdesHeilvollen wagen, kannmanesgefahrlos sichdemUn- Zum einenladenwirselbstzueinerkleinen,feinenHalloweenfeier ein,undzwar mundende Unterdrückung kein Mittel mehr ist? Es kann nur darum gehen,dieei- mundende Unterdrückungkein Mittelmehrist?Eskannnurdarum

immer bedrohlicheFantasy-Figuren auftreten,bedarfesaucheinerLichtgestalt, Christian Trappe: Halloween–AllerseelenTotensonntag 5

43 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite44 44 IMPULSE sellschaft über Tod undJenseitswelten zusagenhat. Fatalfeiern. wäreesnur, wenn derGeisterspukdaseinzigebliebe, was unsereGe- Halloweengesetzt, nurdereigenenKraft.ManmagauchmitLusteingruftiges zu halten.Manmaganderewählen. Auch derfrommenPhantasiesindkaumGrenzen hoffnungsfrohendie großen, Bilderdesewigen Lebens. jahr kannnunamSonntagmorgen miteinemGottesdienstenden,indemRaum istfür entschärft dasliturgische Problem desevangelischen Totensonntags. Das Kirchen- dieserabendlichen den Ewigkeitssonntag hineinbrennen.DieEinführung Andacht Gräbergang zumFriedhof statt,wo entzündetwerden, LichteraufdenGräbern diein Reich imMittelpunktsteht.Im Anschluss andiesesruhige Abendmahl findet ein mahlsfeier, beiderdieGemeinschaftLebendenmitden Verstorbenen inGottes k „Requiems“ zurückgewinnen. DieseursprünglicheGestechristlichen Totengeden- terkirche ausliegt. Am Vorabend des Totensonntags konnten wirdie Tradition des den zudeminein„BuchdesLebens“eingetragen,dasderGebetskapelleKlos- im nächstenSonntagsgottesdiensteingeladen.Die Verstorbenen derGemeindewer- der Beerdigungsfeierwirddie Trauergemeinde zumGebetfürden/die Verstorbene/n aufbewahrtLeichnam dort liegt, stetseineKerze alszeichenhafte Totenwache. Bei fältige Formen des Totengedenkens. SobrenntinderFriedhofshalle, solangeeine der Angehörigen Raumfürdenpersönlichen Abschied eröffnet, gehörendazuviel- der zu machen.NebenderErneuerung Aussegnungspraxis, dieeinemengerenKreis christliche Sterbebegleitung zuintensivieren undauchinderÖffentlichkeit bewusst W 1-3). kante Texte wieetwa EinfesteBurg (EG362, LuthersHymnedesReformationstags: Funktion habendasGebäudeselbst,dessenSymbolikfürsichspricht,aberauchmar- Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik ens, die fast nurnochalsmusikalischeFormens, diefast überlebt hat,isteigentlicheine Abend- ichtiger alsdiesekleineSpielereisindjedochdievielfältigenBemühungen, All dassindkleineSchritte,umheilsameJenseitsvorstellungen unterunslebendig Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite45 trägt dieLiturgie desHauptgottesdienstesamEwigkeitssonntag? frage heißtzugespitzt: Wieviel andie Erinnerung Toten desvergangenen Jahresver- wie dieLutherische Agende von 1955diesenSonntagauchbezeichnet–die Streit- Kirchen – zu begraben. DamitwarKirchen –zubegraben. dasEndederGemeinschaftLebendenund feld „heiligerStätten“–unddaswaren imHoch- undSpätmittelaltervor allemdie und SeelenmessenauchdiePraxis, Toten möglichstin,anoderimdirektenUm- nebendenFürbitten Geschehenverloren. Dazugehörte deutung fürdaspostmortale dazu, dasssämtlicheaufdasSeelenheilder Toten ausgerichteteHandlungenihreBe- T 3 Vorrede 1542,MLW, zuderSammlungBegräbnislieder Kritische Gesamtausgabe,Bd.35, Weimar 2 Agende fürevangelisch-lutherische KirchenundGemeinden,1.Bd.:DerHauptgottesdienstmitPredigt 1 Evangelisches Gottesdienstbuch. 2000,406. Agende fürdieEKUund VELKD, Berlin/u.a getrieben, abgethanundreinausgefegt.“ lien, Seelmessen,Begengnis, Fegfewr undallesander Gauckelwerck, furdietodten KirchendieBepstlichen Grewel, „Demnachhabenwirinunsern mulierte: als Vigi- für die Toten, soihreklarePosition, war nichtsmehrzutunoderwieesLutherfor- mittelalterlichen, ausgeuferten Totenkult heftigstentgegen – tratendieReformatoren Zurück gehtdieKontroverse undLutherselbst. Dem bereitsaufdieReformation zuerst die Toten BlickindieGeschichte–oder:Wie 1. des Ewigkeitssonntags imSonntagsgottesdienstnichtverdrängen.“ (gegebenenfalls am Vortage) gehaltenwerden. Mitseinen Texten sollerdie Texte auf bezogene GottesdienstalszusätzlicherFrüh-, Predigt- oder Vespergottesdienst „Wo esüblich ist,andiesemSonntagderEntschlafenenzugedenken, solltederhier- B Zum „Proprienstreit“ amletztenSonntagdesKirchenjahres k Proprienins miteinander konkurrierenden Verhältnis zusetzen. Toten- oderEwig- rinnen –,diebeideninderkirchlichenPraxisamletztenSonntagdesKirchenjahres Hinweis versucht dasEvangelische Gottesdienstbuch(EGb)–wie seine Vorgänge- eitssonntag, „GedenktagderEntschlafenen“oder„Sonntagvom Jüngsten Tage“ 1923, 478. und Heiligem Abendmahl unddiesonstigen Predigt-und Abendmahlsgottesdienste, Berlin1955,198. ETTINA od oderEwigkeit Gedächtnis verschwanden aus demöffentlichenLebenunddannkollektiven Die reformatorische Kritikammittelalterlichen Die reformatorische Totenkult inderFolge führte N A UMANN 3 1 Mit diesem 2 –

45 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite46 46 IMPULSE Stelle nurinallerKürzegeschehen. che mitden Toten undmitdem Totengedächtnis? Beideskannallerdings andieser Erst danachwillichfragen: Was kanndas,mussdasheißenfürdenUmgangder Kir- ke um das Totengedächtnis innerhalbderGesellschaftheutebestelltist: Wo istesveran- wichtig, dassvor solchen Fragen zunächstdemnachgegangen werden muss,wie es „Ausbruch ausdiesemRing“ „Ausbruch unddie chenjahr adaptiert Themen desEwigkeitssonntags, diejanungeradeden w chenjahr“ mitdem„Gedächtnisandie Toten“ –indiesemFall, sodie Argumentation, problematisch scheintdenmeistendie Verknüpfung von „LetztemSonntagimKir- gegen einen„Gedenksonntagfürdie denen grundsätzlich Toten“ wird–eher votiert bald seinenPlatzamletztenSonntagdesKirchenjahreseinnahm. undnacheinigemHinHer auch indenanderendeutschenKircheneinbürgerte fürdieschnelle ein entscheidenderGrund Ausbreitung des„Totensonntags“, dersich –war sicher fühlsbetontheit derEpoche–dieRomantikhatteihreHoch-Zeiterreicht „Totenfest“besaß, einim„protestantischenJahreskreis“etabliertes fehlte.DieGe- und andie Allerseelen klareimKirchenjahrverankerte DatenzurErinnerung Toten sonders deutlich,dassimGegensatz zurkatholischenKirche,diemit Allerheiligen scheidende, danndochzumindestdasauslösendeMotiv, zeigtesichdochhierbe- sicher die Totenfeiern derBefreiungskriege, fürdieGefallenen wenn nichtdasent- nis derEntschlafenen“einzuführen.Nebendem Verlust derräumlichenNähewaren helms III.von Preußenvom April 1816gewesen sein,einen„Feiertag zumGedächt- Lebenden zuholen,dürfteeinerderGründefürdieKabinettsordreFriedrich Wil- und der Toten endgültigvollzogen. sens. Damitwar begonnene dieinderReformation Trennung der Welt derLebenden der Auslagerung Toten ausdemurbanenLebensraumwurdegesellschaftlicherKon- gültige Verlegung vor derBegräbnisplätze die Tore wurde. derStadtdiskutiert dazu,dassimmerheftigerinderÖffentlichkeitsche Bedenken führten überdieend- 18. Jahrhunderts: Wachsende Bevölkerungszahlen, aberauchzunehmendehygieni- höfe ausdenStädtenzuverzeichnen war. Einezweite folgteverstärkt seitBeginn des eineerste übriges, sodassabdem16.Jahrhundert Welle der derFried- Auslagerung T Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 5 Kunze, Gerhard: DiegottesdienstlicheZeit,in:Leiturgia. Handbuchdesevangelischen Gottesdienstes, 4 Siehe dazu:Happe,Barbara:DieEntwicklungderdeutschenFriedhöfe bis1870, von derReformation oten imStadtraumeingeläutet.Derlawinenartige Bevölkerungsanstieg tatsein sogar denNamen„AllerSeelen“,84. „Gedächtnissonntag“ Gottesdienstes“, erschieneninGießen 1925,demvon ihmnichtklarterminierten und Bd. 1,Kassel1954,523.RudolfOtto gabinseinerPublikation „ZurErneuerung Ausgestaltung des Tübingen 1988. erde derJahreskreislaufNaturmit Werden und Vergehen zustarkindasKir- r Doch erblieb theologisch umstritten.Esfindensichzwar keine Positionen, in Die Toten, wenn schonnichtlokal,sodochmentalwiederstärker indieMitteder t? Welcher Kontinuität, aberauchwelchem Wandel unterlagund unterliegt es? 5 ermöglichen sollen, konterkariert. Ichhalteesfür sollen,konterkariert. ermöglichen 4 Die Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite47 Deutschland weit geworden. inzwischenzumNormalfall sellschaftlichem Wandel seit1989,indenletztenJahrenweiter zugenommenundist 2.Totengedächtnis heute–undwarum dieBestattungspraxis 9 Dersogenannte innerstädtischenFriedhöfe Deutschlands. „Südfriedhof“ giltalseinerdergrößten 8 Happe, Barbara: Zwischen Anonymität undindividueller Gestaltung.Entwicklungeiner neuenBestat- 7 Siehe dazudieäußerst spannendeUntersuchungvon BarbaraHappe:ZurLagederanonymen Bestat- 6 schwach ausgebildetsind.“ w gemeinschaftliche BandzwischenLebendenund Toten. Siesind einer Ausdruck das öffentliche undgemeinschaftlicheGedächtnisandie Toten das undsiezerreißen ten“: „Dienamen-undzeichenlosenGräberderGemeinschaftsanlagenerschweren auchaufdas„Gedenk-Verhal-gen nichtnuraufdieFriedhofsgestaltung, sondern Grabsteinfriedhofes gepriesen“. „als einerevolutionäre Veränderung desalten,moralischundethischüberholten Nennung derNamen Verstorbenen nichtvorgesehen war. Diese Anlagen wurden beideneneine StilentstehendenUrnengemeinschaftsanlagen, Jahren ingroßem mit den Toten. Äußeres,sichtbaresZeichendafürwaren dieinderDDRseitden60er war derGesellschaft,sondern auchwesentlichdie Lebensstrukturen fürdenUmgang „Das Individuum, dasinderGemeinschaftaufgeht“–dieseMaximebetrafnichtnur v LandschaftOstdeutschlandslebt.DieBestattungs-unddiedamitunmittelbar sierten Ich schreibeausderPerspektive einerProtestantin,dieinderweitgehendst säkulari- tensonntag: SozählterlautKirchenmitgliedschaftsuntersuchung von 1997beiden dies uneingeschränkt. Leiter desLeipzigerKremtoriums tag verzeichnen mirder wirdiehöchsteBesucherzahldesJahres“,dasversicherte Hauptgeschäft desJahresinder Woche vor dem Totensonntag läuft.„Am Totensonn- dasseines,wennRaum miraufmeineNachfragehinversichert, nichtsogar das imLeipziger habenBlumengeschäfteundGärtnereien Jahreskreislauf. Jedenfalls tinuität zubeobachten.Ergilt,relativ unangefochten,alsderGedächtnissonntagim schuss zur Arbeitsgemeinschaft Friedhof undDenkmal,Kassel 1996,185-211. in:ZentralinstitutfürSepulkralkultur Kassel: DDR –Urnengemeinschaftsanlagen, Vom Reichsaus- erbundene GedächtnispraxisderDDRhathierwesentliche Spuren hinterlassen. (Hg.): NeueKultur imUmgangmit Tod und Trauer, Wuppertal 1998,156. tungskultur, in:MinisteriumfürFrauen, Jugend, Familie, Gesundheit desLandesNordrhein-Westfalen 43 (1998)39-54. tung. EineUmfragebeikommunalen undkirchlichenFriedhofsverwaltern, in:Friedhof undDenkmal, Siehe dazu: Happe, Barbara: Die sozialistische Reform derFriedhofs- undBestattungskulturinder Siehe dazu:Happe,Barbara:DiesozialistischeReform eithin säkularisierten Gesellschaft,inderdieJenseitsvorstellungen nurnoch eithin säkularisierten dabei imBlickseinmuss Die Entwicklunghinzudenanonymen ge- Bestattungenhat,trotzeingreifendem Untersuchungen imkirchlichenRaumsagenähnlichesüber dasInteresseam To- 8 Dennoch istbeim Totensonntag nocheinegewisse Kon- 6 9 – Friedhofsmeister andererFriedhöfe bestätigen Bettina Naumann:Tod oderEwigkeit 7 Und dashat Auswirkun-

47 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite48 48 IMPULSE der gesellschaftlicherKonsens, sichandie Toten zuerinnern. noch immerder Totensonntag. An diesem Tag istesauchheutenochmehrodermin- auch undgeradefürdie,dieden Trauerweg nochnichtzuEndegegangen sind, ist ter ausbreitenden Trauergruppen. Dasöffentliche Angebot fürdieHinterbliebenen, diesichimmerwei-einer Kompensation sucht.Dagibtesprivate Initiativen wiez.B gerinnen –fürdieHinterbliebenen dienach sozunächstnichterwarteten Leereführt, argumentieren dabeidurchgängigtheologisch oderseelsorgerlich an diesem Tag ineinemGottesdienstzuverhandeln, lehnenalleab. DieBefragten heißt, umdasdeutlichzusagen: Ausschließlich die Themen desEwigkeitssonntages bei einigensogar an,dassdas„Gedächtnisandie undPfarrer Toten“der befragtenPfarrerinnen einen, BeieinerUmfrageinGemeindenSachsenszudieserProblematik gabenalle giert. haben„jenseitsder undPfarrer Agende“ darauflängstrea- überflüssig. Pfarrerinnen Bedeuten dieseEntwicklungenfürdieKircheirgendetwas? DieFrage isteigentlich DieKirche unddas Totengedenken3. amEwigkeitssonntag – chenjahr. immernochzudenammeistenbesuchtenSonntagenimKir- Kirchenmitgliedern Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 12 auchPetra inihren Überzeugend plädiert Zimmermann Aufsätzen gegen eine Trennung der Themen inLeipzigzuhöre,nichtnur 11 z.B Das betrifft, undPfarrer wenn ichdenGesprächenderPfarrerinnen 10 Bei denEvangelischen Oststehterhinter Weihnachten andritterStelle,beidenEvangeli- undOstern Umfeld derBestattung W dem gesellschaftlichenBewusstsein ausgerechnetder Totensonntag sichindieser T te Be- Abschied derGemeindevon ihremMitgliedistnichtnurEhrenpflicht,sondern F daistfürdieFrage nachunserem bringtunddasHörvermögen innerung Wohin. Die naher Angehöriger istinseinem Wesen dieSchnittstelle,wo sichdieEwigkeit inEr- odes (auch hier fallen andere EntwicklungenzahlenmäßigkauminsGewicht)odes (auchhierfallen aus rage ist hier nicht mehr abstrakt philosophisch, sondern existenziell. Und:Derletz- rage isthiernichtmehrabstraktphilosophisch,sondern eise behauptet. Ich vermute, dass die radikale Reduzierung der dassdieradikaleReduzierung eise behauptet.Ichvermute, Trauerrituale im W alles seelsorgerlichen BedeutungeinesGottesdienstes,in:PrTh(37)2002,209-214,212) undhatdort k („Gerade aufdie Verbindung von Tod und Verheißung, Trauer undHoffnung, Eschatologie und Alltag „Stille Beisetzung“stattgefunden,meistineineranonymen Grabanlage. den Wochen/Monate spätervom Tod 100%derFällehatdaeine einesGemeindemitgliedes–infast dieKirchgemeindenerstüberMeldebehör- „inerschreckend hohemMaße“,erfahren formulieren die Konfessionslosen, auchdieKirchenmitglieder. sondern „Immerhäufiger“,sosageneinige,andere über Kirchenmitgliedschaft,Gütersloh1997,386. k schen West nimmterhierdenfünftenPlatzein –KarfreitagundPfingstenwerden von diesennochstär- dr ist der„Proprienstreit“ zeitgemäß? oder: Man kannsichfragen,warum beieineransonstenwachsenden Verdrängung des ommt es an.“, siehe: Zimmermann, Petra:ommt esan.“,siehe:Zimmermann, Den Totensonntag erleben.Zurliturgischen Gestaltungund (Hg.):Fremde HeimatKirche.DiedritteEKD-Erhebung er besucht,siehe:Engelhardt,Klausu.a esentliche dazubereitsausgeführt. 10 den Schwerpunkt amletztenSonntagdesKirchenjahresbildet.Das 11 zu einer–soberichtenesjaauchPsychologen undSeelsor- 12 , z.B: „Der Tod, z.B: Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite49 K Ewigkeitssonntag? T Also nocheinmal: Toten- oderEwigkeitssonntag? Oder: Wieviel andie Erinnerung v mit Tod und Trauer“ auf.DieFragenden selbsthaltendiesnichtmehrfüreinerele- taucht unterdenvorgegebenen Aussagen nichteinmalder Themenbereich „Umgang fragt wird: Was machtKirche? Was solltesiemachen? Was erwarten Sievon Kirche? wonoch einmaldieKirchenmitgliedschaftsuntersuchung:Überalldort, danachge- W auchausder sondern Theologie undderSeelsorge ergebende – Aufgabe derKirche. schlossen das Totengedächtnis isteinezentrale–sichnichtnurausihrerGeschichte, nichtmehrzuleistenist. auf diesteigendeZahlvon PredigtstättenproPfarrstelle eineGottesdienstdopplungwieimEGbvorgeschlagen mitBlick Strukturreformen gleitung derFamilie.“ Siegebenzusätzlichaberauchzubedenken, dassimZugeder 14 Es istmüßigdarübernachzudenken, obder„Gedenktag derEntschlafenen“aufeinenanderenSonntag 14 13 Hier istderBlickaufdieprotestantischeKirchegerichtet–Praxiskatholischensieht lität desSterbensund Todes verdrängen. SiesolltenvielmehrdasSterbengenau T des dereinmalEntscheidendesbedeutete,völligentseelt.Reformation Ausdruck, haupt nichtsohnedenKontext desGlaubens. DieriesigehistorischeDistanzhatden Dasheißtnatürlich über- wie: ,Wie wirlebenundsterben,sosinddesHerrn.‘ auch diereligiösen,sindwohl dieleerstenRituale,esgibt. Eskommen Formeln „Wir desSterbensund bräuchteneineReformation Todes. DieBeerdigungen, er: Gesellschaft. ÜberdieRollederKirchenotierte seineBeobachtungenzumUmgangmitKrankheitund Todbeschrieb eru.a inder einandersetzen. Inseinen Aufzeichnungen, dieerbiskurzvor seinem Tod führte, v 1981, dasser, 56Jahrealt,anBlasenkrebserkranktist.Diemöglicherweise lebens- mich beispielhaftPeter Noll.DerJuraprofessorausZüricherfuhrimDezember wie denGestalterInnender„säkularenGedächtnisfeiern“? sich andiesem Tag diesenFragen zustellenoderüberlassensiedasFeld denanderen und Antworten suchen.UnddieFrage ist:IstdieKirche,sindGemeindenbereit, ante Funktionvon Kircheheute. erlängernde Operationlehnteerab.erlängernde Erwollte sichbewusst mitdemSterbenaus- oten desvergangenen dieLiturgie Jahresverträgt desHauptgottesdienstesam odesrituals: Die Pfarrer müsstennichtmehrBestattungsbeamte sein,dieRea- odesrituals: DiePfarrer onfessionslose, kommen am Totensonntag ie erschreckend wenig diesimBewusstsein ist, dass esschwieriggenugist,dasBestehende zubewahren. unddenBußtagzeigendeutlich, Kraft.DieDiskussionenum dieSonntagsruhe strukturverändernde nehmen: SiebesitztzurZeitkeine – was dieinderGesellschaftbestehenden „Fest-Zeiten“ betrifft – ve anders aus. Die Frage gestellt.Menschen,ChristinnenundChristen,aberebenauch istfalsch Es istunbestreitbar:DerUmgangmitdem Tod, den Toten unddarinaucheinge- W rlegt werden könnte. Will Kirchenichtuntersichbleiben, musssiedieRealitätenzurKenntnis as Menschen in diesem Punkt heute von Kirche erwarten, dass formuliert für as MenschenindiesemPunktheutevon Kircheerwarten, dassformuliert 14 an dieStättendes Todes, weil sie Trost 13 Bettina Naumann:Tod oderEwigkeit zeigt aufungewöhnliche Weise

49 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite50 50 IMPULSE Bestatteten indenBlickkommen (können). chenfremde öffnen müsstenundwieauchdie Angehörigen von nicht-kirchlich sich dieGottesdiensteamletztenSonntagdesKirchenjahresnochstärker fürKir- Suche sind.DarananknüpfendwäreinZukunftauchdanachzufragen,inwieweit dieauchsonst,aberandiesem nungen undFragen dererernst, Tag besonders,aufder w und Weise, wieKirchesichzum Totengedächtnis undam Totensonntag verhält. Ver- desSterbensund zudieser„Reformation Für michgehört Todes“ auchdie Art ist, sichdaraufeinzurichten,unddassesdannvielleichtganzleichtwerden kann.“ dass jederdernächsteseinkann,drankommt, dassalledrankommen, dassesgut müsstedemPublikum klarmachen, abzurechnen, dieSummezuziehen.DerPfarrer v Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 15 Noll,Peter: DiktateüberSterbenund Tod, Zürich1984,13. orzeigen unddenGedanken anden Tod pflegen. Wichtig undhilfreichistes,vorher eigert sie sich oder greift siedenKasusauf,nimmtdieKlagen,Ängste,Hoff- siesichodergreift eigert 15 Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite51 W mel. Weihnachten, christlicherReligio- moderner istdasZentrum nichtmehrOstern, W Engelgestalten daran,dassdie Welt offen ist,transzendenzfähigund–bedürftig. Wer genausowiedieallpräsenten Andachten, HeiligentageundGottesdiensteerinnern räume werden Selbst-Besinnung.Bibeltexte zu Konzertsälen und undermöglichen Auslegungen derbiblischen Weihnachtsgeschichte undandererLegenden. Kirchen- Zeit. Leseadventskalender und Weihnachtsbücher Jahrfürliterarische liefern Rolle. Die re integrierende Weihnachtszeit isteinespezifisch„religiös“empfundene ginnen und Theologen spielenim Verlauf des Weihnachtsfests eineunüberschätzba- unddie im Privaten undPfarrer Theolo- stattfinden–dieKirchen, diePfarrerinnen ziellen“ Theologie begleitet wird, vieleElementeder sondern Weihnachtsreligiosität die „Hauptsache“desFests oft nichtinderKirchestattfindetundvon der„offi- auchwenn undStressdazugehört, Geschenkerummel allerhand Kitsch,nervtötender die spezifisch„heiligen“RäumeunsererKirchen,auch wenn zum Weihnachtsfest des „Christ“-Fests Kaufhäuser, Straßenzügeund Wohnzimmer wie genausoumfasst v Kirchen nichtvon dergelebtenReligionihrerMitgliederabhängenlassen–undauch ner Religiositätmusstheologische undseelsorgerliche Folgen haben,wollen sichdie genausozugänglichwieden Gemeindechristen. so genannten„Distanzierten“ kömmliche“ christlicheReligion:esistästhetisch,poetisch,spielerischundden Zeiten ab. Dasgibtzudenken. Denn Weihnachts-Christentum istandersalsdie„her- Christentumfrüherer Christentumundlösteinpassionszentriertes pisch modernes heidnischen Weihnachtsbrauchtum –relativ neu. Weihnachts-Christentum istty- gesamt. Dasist–entgegen denunausrottbarenGerüchtenvom uralt-wahren-halb- dasganzeJahrüber weiter.untergründig Christentumins- modernes Siegrundieren besinnlich werden –wochenlang. UnddieSinnfigurender Weihnachtszeit wirken biblische ErzählungvonimStallzuBethlehem lassenuns derwundersamenGeburt und Kinderblick, JesajaundLukas,Nikolaus, Weihnachtsmann, Christkindunddie licher Religiositätgeworden. Engel,Zuckerwerk, Tannengrün, Bach,Kerzenschein christ- schichten istimLaufederletztenzweihundert JahredasHerzstückmoderner tum. Die Advents- und Weihnachtszeit mitihrenspezifischenSymbolenundGe- ChristentuminunserenBreitenistvorGegenwärtiges allem Weihnachts-Christen- M in einemweihnachtlichen Christentum V on den neuen Leitgedanken der „offiziellen“ on denneuenLeitgedanken der„offiziellen“ Theologie. Auch wenn derFest-Raum on derBedeutungdesHeiligabendgottesdienstes eihnachten feiert, suchtimmer auchdenheiligenSchauerundoffeneneihnachten feiert, Him- A W TTHIAS ir Christkinder eihnachten alsindenletztenJahrzehntengewachsenes moder- neuesZentrum M ORGENROTH

51 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite52 52 IMPULSE Minderheit istwesentlich alsdiejenige derSonntagsgottesdienst-Kirchgän- größer befinden sichdie Weihnachtskirchgänger immernochinderMinderheit,aberdiese men an Weihnachten ungefähreinDrittel derKirchenmitgliederindieKirche.Damit alle Jahrewiedereben,jahreszyklisch,nichtmehrwochenzyklisch. Konstant kom- f nachtsgottesdienst zyklischalleJahrewiederunskollektiv alsKinderGotteszu dass wirindividuelle, einmaliggeborenegottgeliebte Wesen sindundder Weih- lich, deswegen, weil bei Taufen, HochzeitenundBeerdigungendessengedachtwird, Kirchenbänken sitzt,wer vorher undnachhergemeinsamfeiert. Aber auchgedank- in Familien- zurKirchebegeben, undFreundesgrüppchen sodassgemeinsaminden k gemeinsamindieKirche abend MenschenmitundohneBindungzurOrtsgemeinde trifft ersichmitdenKasualien.Formal deswegen, weil zuKasualien wieanHeilig- beide vor allemvon Kirchengemeindechristen wahrgenommen werden. Am ehesten ten imJahreskreisnochdengewöhnlichen Sonntagsgottesdienstenzuordnen,die Tür zumschönenParadeis“. risch erlebbarzumachen,sodassjedersagenkann:„Heutschließterwiederaufdie schmack aufdiesenmerkwürdigen desGottesreichesaufErdenatmosphä- Anbruch wohl einen gehtesnicht,sondern reslauf niesovoll eherdarum, sind.Darum Vorge- reiten, angesichtsderunleugbaren Tatsache, dassdieKirchenbänke imübrigenJah- auf irgendeine (undseisienochsoironische) Weise einschlechtesGewissen zube- lich theologisch undseelsorgerlich kontraproduktiv ist,der Weihnachtsfestgemeinde lichen Fest. Eswäresinnlos,siegegeneinander auszuspielen,genausowieessicher- beide weihnachtliche Festformen ergänzen sichfürdieFeiernden zueinemwirk- Beide trageninsichallerhandreligiöseSymbole,GeschichtenundBilder, underst w turgischen Figuren zeichnendieseBewegung nach. lung zwischenvorfreudegeschwängertem Trubel undStillerNachtein,seineli- und esendlich„soweit“ ist.DerHeiligabend-GottesdienstnimmtdieScharnierstel- F deren Atmosphäre. InnerhalbdesFestablaufs erfüllterdieFunktion,eigentliche Religiosität einesprachbare,eristZielpunkteinerlangenvorweihnachtlichen beson- Religion. Ermachtausderprivaten Feier eineöffentliche, ausderstillen,innerlichen chigen Zeitvoller lebenswichtiger Symboleundvoller privater, individualisierter f geworden.zigartigem Eristzwar privat nureinBausteinineinem vielgrößeren, und praxis. Zunächst:DerHeiligabend-Gottesdienstistzuetwas Unvergleichlich-Ein- vornew sität –zurecht,könntemansagen,denn Weihnachten istdas„Christ-Fest“. Soviel Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik assen versucht. amiliär ausgerichtetenFest, abereristeinwichtigerBestandteilindiesermehrwö- ommen (anlässlicheineskonkreten „Falls“) undweil sichdie Gottesdienstbesucher estzeit imintimenFeierkreis einzuläuten,dieZeit,inder„derHimmeloffen ist“ eingeschwängerte eingeschwängerte Adventszeit unddieZeitdesheiligen Abends undderFeiertage. Auch Heiligabendgottesdienstbesuchergehenregelmäßig indenGottesdienst– Der Heiligabend-Gottesdienstlässtsichweder denanderenFesttagsgottesdiens- Beide Zeitengehörengleichberechtigtzusammen,diegeschäftig-quirlig-glüh- Diese BeobachtungenhabenKonsequenzen fürdieGemeinde-undGottesdienst- e g. Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite53 meinbekannten biblischen Geschichten gruppieren sichums meinbekannten biblischenWeihnachtsevange- Geschichten gruppieren Derbiblische KanonimKanon,dieallge- der Jahreskreishateinneues Zentrum. jahr; auchfürdiePerikopenreihen dar. stellensieneueHerausforderungen W stimmt, dannhabenseinespezifischenSymboleauchüber dieHeiligabend-und christen. Festgottesdienstintegrierenden fürallewerden können,nichtnur für dieGemeinde- zukunftsoffene Blickbewähren muss. Der Weihnachtsgottesdienst musszueinem W für Seelsorge und Verkündigung ineiner offenen Gesellschaft. Weihnachten undder Blickmussimmerwiedergeweitetdeinterne werden zugunsteneinesoffenen Blicks gr k ständige undeigenwillige Wahrnehmung derchristlichen Tradition –alldasistauch dienstverständnis, der„religiöse“Kinderblick, dieprivate Besinnlichkeit, dieeigen- liche Bewusstsein von Gottesdiensteninsgesamt. zeit unddieZeitdesJahreswechsels, wahrscheinlich beeinflusstsieauchdasöffent- k derjabekanntlichdiePredigt derÄsthetikzuordnen im SinneSchleiermachers, m Jesajas undLukas’,dasSchau-SpielenimKrippenspiel,dieausgefeiltePredigt, w zumStrahlengebracht dienste. DiesymbolischeQualitätvon Religionkanndort –dasistauchdie sehen lernen Aufgabe derHeiligabend-und Weihnachtsfestgottes- Blick aucheinen„religiösen“nennen.Mitdiesemreligiösendie Welt neu Zwielicht,ZeitundRaumsindästhetischüberhöht. Mankanndiesen eigenartiges einen SinnfürSinnbilderundSinnfragen.EngelKerzen tauchendie Welt inein W seinenBlickauf die eine extrem sinnliche,ästhetische,poetischeZeit.Manändert Saite inunszumKlingenzubringen.Nocheinmal:Die Weihnachtszeit istinsgesamt denSymbolschatzdesChristentumszuhebenunddiesinnliche es vor allemdarum, sprechen weniger rührenanalleSinne.Inihnengeht dieDiskursfreudean,sondern lichkeit. Christ- Kirchlichkeit istnichtzwingendeinedistanzierte Kirche geht.Distanzierte lichen Segen nichtdavon übereinerPartnerschaft abhängt,wieoftwer wann indie nicht abfälliggemeint)befriedigtwerden, genausowieder Wunsch nachdem gött- „Weihnachtschristen“gitime Bedürfnisnach„mehr“dermodernen (unddasisteben angebots. Dassollteweder werden. belächeltnochverteufelt Vielmehr solltedasle- letzten Jahrzehnte,dietypischmoderne Wahrnehmung deskirchlichenGottesdienst- ger. DieseForm des„gelegentlichen“ Kirchgangsist,folgtmanden Analysen der ennzeichnend fürdiechristlicheReligionderGegenwart insgesamt,undder–auf- strahltausindie onnte). DieseästhetischeHeiligabendgottesdienstform Advents- erden. Musik,Bilder, Meditationen,diealtenimmergleichen Worte ausderFeder ystische Halbdunkel –alldasistästhetische,symbolischeKommunikation (ganz eihnachtsgottesdienste hinausFolgen fürdieliturgische PraxisimganzenKirchen- eihnachtsgottesdienst isteinederSchlüsselstellen,andenen sichdieseroffene und elt, diewiederzurBegegnung werden Manhat kannwieinfrühenKindertagen. und des Arbeitsschwerpunkts von Pfarrerinnen und Pfarrern –kirchengemein- und des undPfarrern Arbeitsschwerpunkts von Pfarrerinnen Daraus folgtweiter: Wenn die Analyse desmodernen Weihnachts-Christentums Denn einesistauffällig: DerpunktuelleKirchenbesuch,dasästhetischeGottes- Die Gottesdiensteder Weihnachtszeit, derHeiligabendgottesdienstallen voran, Matthias Morgenroth: Wir Christkinder Matthias Morgenroth:Wir Erstens:

53 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite54 54 IMPULSE andere dergelebtenReligiosität.Neue Fragen stehen imRaum. Themen insZentrum Zum dritten: alles im,nichtshinterdem Text. P werden,Sinnabschnitte unterteilt nichtverstanden werden undsieverdienen als den Leimzugehen.Dasbedeutet:Biblische Texte können,wenn sieinzukleine Bibelverständnis auf sen –ohnejedocheinemneofundamentalistischenwörtlichen lädtein,sichaufdieGeschichtenselbsteinzulas- sondern tizität hinzuüberprüfen, Anschein hat);sieversucht weniger, aufihre einzelne Überlieferungsstücke Authen- nicht mehralsSammlungloser Worte (wieesoftbeiderhistorischen Bibelkritikden sieentdecktdieEvangelien Kunstwerkeernst; alsdurchkomponierte undversteht sie das BuchderBüchernimmtdie Texte unddievon ihnenausgehendeSprachkraftsehr „kanonische“, „poetische“,„literarische“oder„libristische“ Herangehensweise an in denletztenJahrenvor alleminderenglischsprachigenBibelexegese entwickelte wahrenschichtenwort, dashineinziehtinGrundfiguren menschlichenLebens.Diese die Bibelals„Wort Gottes“verstanden werden, alspoetisches Wort Gottes,einGe- genommenwerden.rischen Kritiksolltesehrernst Immernochkannaufdiese Weise fragt wird.Diesepoetische Wahrnehmung derbiblischen Texte auch Historizität beiseitegelassenwerden kannundgleichnachdem„Sinnfür uns“ge- liebtheit derGleichnisseJesu.Unteranderemdeswegen, weil hierdieFrage nachder Zum zweiten auf unszukommenden Gott,lässtsichweihnachtliche (moderne) Theologie treiben. sung“ durchdasZur-Welt-Kommen Gottesgesprochen.Mitdemadventlichen, dem Christologie weniger von „Versöhnung“ durchdenKreuzestod, von „Erlö- sondern mehr dieaktuelletheologische wirdinder Arbeit durchdringt.SeitSchleiermacher K ne „fürunsgestorben“.Fast unbemerktkamesinder modernen Theologie zueiner christlichen Glaubenssogar verbunde- mehralsdasmitderPassionszeit undOstern ten derklassischenMetaphysik. Möglicherweise trägtdieseSchlüsselmetapher w Auch dasdamitverbundene dogmatische trägt Gedankengebäude der„Inkarnation“ dahereintheologischesund liefern Konzentrat derspäterenChristus-Erzählungen. „späte Legenden“ beiseitegetan,siesindsoetwas wiediePräludienderEvangelien w Zum ersten im Fokus derchristlichenReligiositätstehen. praxis des Weihnachtskreises lässtsichablesen, welche Symbolkreisegegenwärtig serer Zeitauchaufdieanderenbiblischen Texte übertragen. geschichte gelesen,ausgelegt undmitKrippenfigurennachgespieltwird, wirdinun- lium. Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik oesie die Wertschätzung, diejedemGoethe-Text auchbeigemessenwürde.Essteht eiterhin daslebendigeHauschristlichenGlaubens,freilichganzandersalszuZei- erden, alsesgemeinhingetanwird. Werden sievon denExegeten als auchgern ehrtwende, vor diemitFriedrich 200Jahrenbegann Schleiermacher undmehr Zweitens: : Der Weihnachtsgeschichte kanntheologisch sehrviel mehrzugetraut : DiePopularität der Weihnachtsgeschichte mitderBe- korrespondiert Das Weihnachtsfest unddasmoderne Weihnachts-Christentum rücken- Der ästhetisch-poetisch-spielerischeBlick,mitdemdie Weihnachts- Drittens: nach An derFeier- der histo- Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite55 achten, München2003. Matthias Morgenroth, Gütersloh 2. Auflage 2003 Matthias Morgenroth, Zum Weiterlesen: T lässigt, verschiebt sichauchdiechristlicheSymbolikvom KreuzzurKrippe,vom wieder. Von daheristdas,worum dievielen Worte vernach- Jesukreisen,keinesfalls imStallunsein friedensreichs, fürdasdieGeburt Vorgeschmack ist,alleJahre dem Frieden, derLiebe.ÜberallemstehtdieFrage nachdem desGottes- Anbruch Kinderblick, dieFrage nachunserem Woher, nachunserer„Mensch-Werdung“, nach F Symbolen des Weihnachtsfests lassensichneueSymbolkreiseentdecken, etwa die T Diesseits desHimmelssinddieLebens-Fragen zulokalisieren,und was nachdem die Situationals„Verdiesseitigung“ beschreiben.EsgibteinLebenvor dem Tod. W od zumLeben. od kommt, istunsendgültigungewiss geworden. Ausgehend von denreligiösen rage nachdem Wunder unddem derheiligen„Nacht“,denKindern der„Geburt“, er zur Bibel greift, sucht dort daherauchneueSchwerpunkte. suchtdort er zurBibelgreift, Allgemein lässtsich W Heiligabend-Religion. Von unsererSehnsuchtnach Weihn- eihnachts-Christentum. Moderner ReligiositätaufderSpur,eihnachts-Christentum. Moderner Matthias Morgenroth: Wir Christkinder Matthias Morgenroth:Wir

55 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite56 56 IMPULSE 3 Achelis, E.Christian:Lehrbuch derPraktischen Theologie. Bd.1.Leipzig wir von den Römern haben,lassenwiritztfahren.“ wir von denRömern den neuenJahrstagnachderRömer Weise. DenselbenneuenJahrstag undanders,so der Jahreswechsel eine heidnischeFestzeit darstelle:„Manheißtdiesenheutigen Tag w Predigt zum1.JanuardenNeujahrsgedanken sogar von diesem Tag verbannt wissen ling indengottesdienstlichenFestkalender Lutherhatteineiner derKirche.Martin des bürgerlichen KalendersgiltderJahreswechsel eheralseingelittenerEindring- ständlich erscheint,istliturgiewissenschaftlich keineswegs unumstritten. Als Datum lender jederevangelischen Gemeindehierzulande. Was inderPraxisheuteselbstver- gangen, GottesdienstezurJahreswende habenihrenfestenPlatzimliturgischen Ka- Der Jahreswechsel alsÜbergang vom altenindasneueJahrwirdgottesdienstlich be- DerJahreswechsel nachderRömer Weise ...“: „... 1. K Zur Liturgie desJahreswechsels „Der dudieZeitinHändenhast...“ Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 2 Luther, PredigtenaufdenneuenJahrstag.SWBd.3.I.Frankfurt Martin: 1 Vgl. zumFolgenden ausführlichervom Vf., Schwellenzeit. Erkundungenzurkulturellenundgottes- kommt dieliturgischehunderts PraxisdesJahreswechsels unterdemStichwort Noch imHandbuchzurNachkriegsagende inden50erJahrendesvergangenen Jahr- stehen“. ginnen; derevangelische Christsoll mitEwigkeitssinn überdem Wechsel derZeit und ganzwillkürlicheEinrichtungderOrdnungist,am1.Januar dasneueJahrzube- F lich Tribut zollen,soE.Christian Achelis voraberfürdie guteinemJahrhundert, gitim erklärensollte. Aus „praktischenRücksichten“mögemanihm(volks-)kirch- kind betrachtet,von demmannichtsorechtwusste,obihndochfürille- Liturgiegeschichtlich wurdederJahreswechselgottesdienst häufiggenugalsStief- die Vorbehalte gegenüber demsäkularenEreignisniegänzlichverschwunden sind. in denliturgischen Kalenderdesevangelischen Christentums gefunden–auchwenn eier desNeujahrsfestesseistriktfestzuhalten,„dasseslediglich einemenschliche möchte ichfürkritische Anmerkungen und anregende Hinweise zudemfolgenden Beitragdanken. ChristianMulia,wissenschaftlicherMitarbeiteramSeminarfürPraktische Herrn Theologie, Mainz, dienstlichen PraxisdesJahreswechsels, Gütersloh2001. ollen, weil jenerfürChristenganzundgarzum Weihnachtsfest gehöre,während RISTIAN unter liturgiegeschichtlichem Vorbehalt Gleichwohl habenderNeujahrstagundspäterauchSilvesterabend Aufnahme 3 F ECHTNER 1 2 2 1868, 178(vgl. WA 34,I,1). 2 1898, 716. Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite57 dies alseinenProzessvon Inkulturationliturgischer Praxisverstehen. die kulturelleSituationundInstitutiondesJahreswechsels eingelassen.Mankann erbten liturgiewissenschaftlichen hatsichdiekirchlichePraxisauf Distanzierungen dreißig Jahrenagendarischundliturgisch weithin durchgesetzt.ImGegenzug zuer- T Erscheinungsfest dieEpiphaniaszeitanhebt. alsNachgangund erfungiert miert, Ausgang des Weihnachtsfestes, bevor mitdem che wirdderEinwanderer Jahreswechsel deshalbdem Weihnachtsfestkreis subsu- Kalender gehören,derdenJahreskreisfestzeitlichstrukturiert. eines der„evangelischen Feste“, habenunddiezumkirchlichen diesicheingebürgert Dietrich Rösslerinseinempraktisch-theologischen LehrbuchdenNeujahrstagals 7 Vgl. Rössler, derPraktischen Dietrich:Grundriss Theologie, Berlin/New York 1986,387. 6 Die Inkulturationgottesdienstlicher PraxiszumJahreswechsel hatimProtestantismus–unddasistdie haben“. dendieFeierndürfen zudemNachdruck, von Silvester undNeujahrgewonnen kirchlich echtenBildekräftenderKirchenjahresfeste[...],wirkein volles Jasagen „Zwiespältigkeiten“ zustehenundGerhardKunze schärftein,dass,folgeman„den 5 indieLiturgik. Göttingen Albrecht, Christoph:Einführung 4 Kunze, Gerhard:DiegottesdienstlicheZeit.In:Leiturgia. Handbuchdesevangelischen Gottesdienstes. zyklische Kasualgottesdiensteverstehen, die,durchden Anlass motiviert, vorrangig inihrerheutigenPrägung,alsjahres- besondere Situation.Sielassensich,jedenfalls Gottesdienste zumJahreswechsel sindbesondereGottesdienste;siebegehen eine Beobachtungen zurgottesdienstlichen anderSchwelle ...“: „... 2. W linie zwischenpopulärerKultur undgottesdienstlicherFeier, diebeidejeaufihre Gebete undPredigteninGottesdienstenam eine Altjahresabend undmarkiert Trenn- wir unsstillbesinnen...“–die Wendung zumBestandvielerBegrüßungen, gehört wird, lautstarkgeböllert muss), istbisheutespürbar:„Währendandernorts wollen DassdieseInkulturationinsich diert. Auseinandersetzungen birgt (undbergen eröffnet indiesemZeit-RaumeinenHorizont,derdasLebenZeittranszen- rellen Raumein,derdurchdasZeitmaßdesbürgerlichen Kalendersgeprägt ist–und wo F w „gottesdienstliche Begehung von Silvester undNeujahr“–wiewohl sie„nichtver- este ebennichtgenuinzumKirchenjahrdazugehören. tion zurückreicht. zweite liturgiegeschichtliche Linie–einelange Tradition, bisindie die ebenfalls Anfänge derReforma- Bd. 1.Hg.von KarlFerdinand Müller/Walter Blankenburg, Kassel 1954,437-534(522). rotz dieser Vorbehalte hatsichallerdingsderKasusJahreswechsel indenletzten orfen werden werden zustarkakzentuiert soll“–„keinesfalls (möge)“,weil diese eise denÜbergang vom altenindasneueJahrbegehen. Praxis derJahreswende inihrem kulturellen Zusammenhang rt

„Einbürgerung“ wörtlich nehmen:DiegottesdienstlicheFeier wörtlich „Einbürgerung“ trittindenkultu- 4 Auch injüngererZeitkanneinliturgisches Lehrbuchmahnen,dassdie Kristian Fechtner:„DerdudieZeitinHändenhast…“ 4 1989, 67. 5 Im liturgischen JahrderKir- 7 Man kanndasStich- 6 So qualifiziert

57 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite58 58 IMPULSE auf einelebensgeschichtlichePerspektive abgestimmtsind. Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 9 Beck, Hermann: DaskirchlicheLeben derev.-luth.9 Beck,Hermann: KircheinBayern, Tübingen 1909,80. 8 Vgl. zudieserKennzeichnung genauerSchwellenzeit (Anm. 1),30-37,214-224. loren hat,stelltsichein“ cher, derimübrigendenZusammenhangmitKircheundkirchlicherÜbungver- ren Gelegenheit verzeichnet mandievollsten KirchenimganzenLandund„man- außerordentliche Teilnahme am Altjahrsabendgottesdienst. Wie zukaumeinerande- Studien belegen die bereitsimausgehenden19.undbeginnenden 20.Jahrhundert tritt,istkeineswegsden Hintergrund eineneueEntwicklung.Diekirchenkundlichen Dass derSilvestergottesdienst inden Vordergrund undderNeujahrsgottesdienstin das Entscheidendeliegt bereitszurück. festzeitlichen SpannungsgefälleistderNeujahrstagdannbereits Tag „danach“, die tungszeit konstituiert, Tage zuvor sinddieZeit„zwischendenJahren“.Imrituell- indemsievorabdehnt sichnachvorne, einenRaumdesÜbergängigen als Vorberei- Schwellenzeitabend unddieSilvesternacht inihrersichverdichtenden Form. Sie Praxis hineinverwoben ist.InderDramaturgie desÜbergangs bildenderSilvester- Fest.sels alsmodernem Siezeigt,wiedasgottesdienstlicheLebenindiekulturelle der Jahreswechselgottesdienst aufdenSilvesterabend (vor-)verlagert. den toten Winkel desKasusgeratenzusein.Gleichzeitighatsichganzoffenkundig tes imDekanatbzw. Kirchenkreis.DerNeujahrsgottesdienstscheintgleichsam in tesdienste zugunsteneineszentralenevangelischen oderökumenischenGottesdiens- verzichten zusehendsKirchengemeindenaufeigeneNeujahrsgot- denden Zuspruchs schließlich ausdemKreisderallsonntäglichenGemeinde. Angesichts desschwin- aus- durchschnittlichen gemeindlichenGottesdienstbesuchundspeistsichfast unterdem tritt.DieBeteiligungliegtimmer stärker vielerorts indenHintergrund ve des Kasusdiekollektiven Momentenurschwer undzurGeltungzubringen zufassen biographische det wird.Eszeigtsichallerdings,dassderzeitdiedezidiert Auslegung jenseits individueller Lebensgeschichteliegt, liturgisch oderhomiletischausgeblen- liche ZuschnittdesJahreswechselgottesdienstes mussnichtbedeuten,dassalles,was tesdienst zumJahresschlussdurchsetzt,stehtinenger Verbindung mitderEtablie- feld desabendlichenKirchgangsbefürchten.Dasssichein solcherabendlicherGot- Organe, dieimZusammenhang nächtlicherFestivitäten „Ungebührliches“imUm- auchgegen den Gemeinden undPfarrer Widerstand kirchenleitenderundstaatlicher teilweise ErwirdzunächstindenStädteneingeführt, derne“. aufBetreibeneinzelner gebildet hat,eristgewissermaßen von seinerGeneseherein „GottesdienstderMo- inderevangelischenselbst sicherstim19.Jahrhundert Kircheflächendeckend aus- r Diese Verschiebung entspricht derFest- undRitualdramaturgie desJahreswech- mag. InderPraxiszeigtsichseitgeraumerZeit,dassNeujahrsgottesdienst 9 . Dabeiistzubedenken, dassderSilvestergottesdienst 8 Der lebensgeschicht- Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite59 11 Diese These habe ich zu begründen versucht, indem ich z.B derBedeutung desSilvesterfeuerwerks,11 Diese versucht,These habeichzu begründen indemichz.B tet sein,auchundgeradedasEndeeinesJahres. T b möglich wirdundeinefeierabendlichegeselligeKultur urbanerPrägungeta- r 10 Vgl. Köhle-Hezinger, Christel: Willkommen und Abschied. ZurKultur derÜbergänge inderGegen- gangen wird, anreligiöse Voraussetzungen gebunden.Z w Kulturdie moderne desJahreswechsels säkulargehaltenist.Die Jahreswende ist schied, Übergang und einesJahresverknüpft,Anfang hängtdamitzusammen,dass Dass sichderJahreswechselgottesdienst mitlebensweltlichen Liturgien von Ab- (mit alldem,was mitschwingt). inihnenanabgeblassten magischenGrundierungen ko Segenswort zumneuenJahr, dasüberdieSchwelle hinausspricht(undhinausführt), aufElementederkulturellenJahreswechselpraxis. formgebend rekurrieren Auch das tualisieren. Viele PredigtensindalsJahresrückblicke gestaltetbzw. leitendazuan,sie und symbolischeHandlungen,diedenÜbergang liturgisch und/oderhomiletischri- ditative Sequenzen, gelegentlich prägensicheigenegottesdienstlicheFormen aus auf denKasusausrichten.Dazugehörenkirchenmusikalische Anteile oderauchme- Gestaltungsmomente aufweist, diedenGottesdienstfestzeitlichakzentuieren und k ten undebensoMännerunterschiedlichen Alters. Zumbesonderen Teilnahmeprofil Paare undEhepaareein,(jüngere) mehrt Alleinstehende sindstärker alssonstvertre- der angestammtenKirchgängerinnenundKirchgängerzählen:Esfindensichver- dienichtzumKreis deutlich überdemDurchschnitt,erspeistsichauchausGruppen, täglichen GottesdienstwiemitvielenkirchlichenFesten, nichtnurzum Teil sehr T Der besondereCharakterdesSilvestergottesdienstes schlägtsichheutesowohl inder bestimmt alsaußerhalbdesliturgischen Geschehens. w Horizont fürdiegottesdienstlicheFeier anderSchwelle vom altenzumneuenJahr, Dramaturgie einesÜbergangsrituals verstehen. DieseDramaturgie bildetauchden sich aberseinersymbolischenLogik undseiner rituellenDynamikentsprechendder repräsentiert. zeit erlebtwirdundalsEinschnittinderZeitauchdieGrenze von Zeitsymbolisch weilsionen menschlichenDaseins)kommuniziert, dieJahreswende alsSchwellen- Jahreswechsel religiöse Dimen- Aspekte desLebens(odergenauer:religionsaffine ung einesnächtlichensozialenLebens,dasdurchdieBeleuchtungderStädteerst liert. Betontden liert. Abschluss desaltenJahresliturgisch zubegehen, istgleichzeitig ommt hinzu(bzw.: damit),dassderSilvestergottesdienst eigene eskorrespondiert eil einerbürgerlich-neuzeitlichen Kultur des Abschiedlichen: Das Endewillgestal- eilnahme wieinderGestaltungnieder. DerBesuchliegt, verglichen mitdemsonn- obei sichindergottesdienstlichenFeier dieseSchwellenzeit nocheinmalanders eder eingenuinchristlichesFest nochistsie,inder und Art Weise, wiesieheutebe- v wa r on Glückwünschen,Zeitungshoroskopen oderNeujahrsansprachennachgegangen bin. respondiert mit der vermeintlich säkularen mitdervermeintlich respondiert Tradition derNeujahrsglückwünsche r t, in:ZfV92(1996),1-19. 11 Der Jahreswechsel kein festerPassageritus, istinderModerne lässt Kristian Fechtner:„DerdudieZeitinHändenhast…“ 10 ugleich aber werden mitdem

59 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite60 60 IMPULSE .Diewirkkräftigsteliturgische Textur desevangelischen Jahreswechselgottes- 2. .DassderKasusindieKirchedrängt,wie Wilhelm GräbineinemanderenZu- 1. „Sache“? Te zu begehen, alsInkulturationdesEvangeliums begriffen werden soll,danngiltes,die rell „einzupassen“. Wenn diekirchlichePraxis,denJahreswechsel gottesdienstlich Liturgische Inkulturationistmehrundanderes,alsdiegottesdienstlicheFeier kultu- Liturgische Perspektiven „Derdudie ZeitinHändenhast...“: 3. Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik 12 Der Revisionsvorschlag hatkeine Annahme gefundenundistdeshalbauchnichtindasEvangelische xtur derliturgischen Praxisnocheinmalgegenzulesen. Wie kommt siezuihrer Gottesdienstbuch eingegangen. des Jahreswechsels –drei Merkzeichen sich derObhutgöttlicherMachtvergewissert aufgetrosteErwartung desNeuen das Abschiedliche hinauswirdhierein Weg beschrittenundeswird nachvorne die Liederexistenzielle GefährdungundgöttlicheBewahrung desLebens.Über Übergangs. Weil auchindiesemÜbergang Schwellenangst aufbricht,verbinden eigenesErlebenangesichtsdes religiös unterschiedlichgestimmt–gegenwärtiges gottesdienstliche Gemeindegemeinsam–indurchausverschiedener Tonlage und ren inbesonderer Weise die aufGewalt- Inihnen artikuliert undLeiderfahrungen. entspringen alledreiJahreswechsellieder Not-undKriegssituationen undreagie- 65) undJochenKleppers„DerdudieZeitinHändenhast“ (EG64).Nichtzufällig (EG 58),DietrichBonhoeffers „Von gutenMächten treuundstillumgeben“(EG dienst auszukommen Paul vermag: Gerhardts„Nunlasstunsgehnundtreten“ ohnediebisheutekaumeinSilvestergottes-dienstes liegt indreiKirchenliedern, scher Jahresrückblicke, derFürbitteoderrituellerÜbergabehandlungen aus. und Heilsamem seiner Gemengelagevon erfülltemundunabgegoltem Sein,von Schuldhaftem Predigt, seiesimGebet,ineinersymbolischenHandlung–dasalteJahrmit wird. ImSilvestergottesdienst wirdzuvor in Nachthimmel gleichsamdiePassage, durchdiehindurchdasneueJahrbetreten Glocken bildetzusammenmitdemdurchdieFeuerwerkskörper erleuchteten öffentlich vernehmbar. desneuenJahreswirdeingeläutet,derLaut DieGeburt Stunde kirchlicher PraxiswirddiesfüralleimGlockenläuten zumitternächtlicher w überlässt persönlichgelebteunderlebteZeit(meineZeit)dem,dersiehältbe- steht indeinenHänden.“ w gischen Konferenz zurOrdnungderLesungenundPredigttexte von 1995Sinn, Gottes Zeit Zeitliche zusegnen“ undüberschreitetdieSchwelle inderZeit,indemersieals Jahreswechsel. Der Gottesdienst,derdieJahreswende begeht, übtdieKunst, „das sammenhang einmalzudenken gegeben hat,giltmutatismutandisauchfürden enn eralsbiblisches Wort dem Altjahresabend Ps103,8vorgibt: „MeineZeit ahrt (indeinenHänden).Nachaltemliturgischen Brauchundzeitgenössischer ahrt feiert. Insofern findetderRevisionsvorschlag Insofern feiert. derLutherischenLitur- Gott anbefohlen 12 Das Psalmwort räsoniert nichtüberdieZeit,sondern Das Psalmwort räsoniert : DieserstmachtdengeistlichenSinnhomileti- a bschiedlichen Akten –seiesinder Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite61 15 Allerdings istimBlickaufdiehomiletischePraxis Jahreswechselgottesdienst sogleich einschrän- 14 Der Sinnfürneuereliturgische Formen innerhalbdesJahreswechselgottesdienstes sprichtsehrdafür, 13 Bäuerle,Sabine: Auf derSchwelle. GottesdienstmitSymbolhandlung.In: Weihnachten /Jahreswech- Schließlich:DieagendarischzugeschriebenenPerikopentexte einesSonn-oder 3. quenzen hat,mussanandererStelle weiter bedachtwerden. dieJahreslosung,einLiedvers odereinbiblischessondern Wort. Was diesfürhomiletische Konse- k Neujahrstag gestaltenundumgreifen. Akademien oderfeministisch-spirituellerZentren–„Liturgien“ entwickelt, diedenSilvester- und wirddieZeit„zwischendenJahren“liturgisch begangencherorts undeswerden –etwa imUmfeldev. den Jahreswechsel gemeindlichundauchweiter kirchlichstärker zuakzentuieren.Man- gefasst sel, gottesdienstpraxisB., Gütersloh2001,113-117. w W begangen werden soll,wirdalssymbolischer Akt eineRäucher-Handlung (mit Gottesdienstes am Altjahresabend, derausdrücklichals „Schwellengottesdienst“ liturgischen Formen niederschlagen.IneinerPraxishilfezurGestaltungeines ler Lebensgeschichte.DasMomentder Wandlung kannsichrituellauchinneuen der steht, sondern Trennungs-, Verwandlungs- individuel- undErneuerungsaspekt wird,mahl gefeiert wobei hiernichtderGemeinschaftsgedanke im Vordergrund dafür,innere Grund dassimJahreswechselgottesdienst aufderSchwelle Abend- der auf undwirdzurZwischenzeit.DasDazwischenistOrt Wandlung. Diesistder reißt, wo erdennfürdenpotenziellen Wechsel allerZeitsinnfälligwird, eineKluft w Selbstverständlichkeitzeichen dervermeintlichen desZeitflusses. Der Jahres- k Brücke zwischendem,was imaltenJahrgewesen ist,unddem,was imneuenJahr „... Herr, nimmauchdiesesJahresLastundwandle sieinSegen“ (EG64).Die eswirdder abgetan,sondern einfach hin. ImÜberschrittüberdasGewesene hinauswirddabeidasalteJahrebennicht sich etwas verwandelt –ubietquandodeodixit. im Rauchsichtbarundriechendwahrnehmbar), dassimliturgischen Geschehen den evangelischen Silvestergottesdienst eingespeistwird, versinnlicht (nämlich sem Fenster endzeitlich aufundschärftihnzumMotiv der„Wachsamkeit“. Zukunftistindie- Stunde ereignenkann.DiePerikope nimmtden kasuellen Aspekt derErwartung dieser Stunde,weil sichdasKommen desMenschensohnsunvorhersehbar injeder apokalyptischen undmündetindieMahnung,„bereit“zusein Hintergrund warten („Vomihren Herrn Warten aufdasKommen Christi“).DieRedehateinen P spektive. w und individuelles wiegemeinschaftlichesErlebenbetrachtetundwahrgenommen F end daraufhinzuweisen, dassrelativ häufignichtderagendarischvorgesehene Text gepredigtwird, ommen mag,istmehrals„immerschon“undsoweiter“, beidesKenn- esttages sinddiebiblischen „Fenster“, durch diehindurchLebenserfahrungen erikopenordnung Lk12,35-40,dasGleichnisvon denKnechten, dienächtensauf erden aufdashinausgerichtet,was ihnenunverhofft durchdas HandelnGottes echsel, demlinearenZeitmaßzufolgenichtsalsein Wimpernschlag derZeit, erden. DerEvangeliumstext bildetindiesemEnsemble diebestimmendePer- eihrauch) vorgeschlagen. 15 Als Evangeliumstext des nachdergeltenden Altjahresabends fungiert Zukunft Gottes 13 im strengenSinne, Vergangenes undGegenwärtiges W as hierausdivergierenden religiösenQuellenin Kristian Fechtner:„DerdudieZeitinHändenhast…“ verwandelnden Kraft Gottes 14 übereignet:

61 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite62 62 IMPULSE Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik Zukunft entängstigt:„Fürchtedichnicht!“(Lk12,32) Kraft wirksam,dieSchwellenangst angesichtsmenschlichprinzipiellungewisser Inihrwirdinder liert. Wende vom vergangenen zumbevorstehenden Jahreine nungsvoll-gegenwärtig wird. erklärt Aus derZuwendung GottesspeistsicheineLebenshaltung,die k undrechtenSorgen“.„falschen Mitdem Verweis aufdie Vögel unddieLilien wird stattdessenalsEvangeliumstext Lk12,22-32vorgeschlagen, JesuRedevom eschatologischer Perspektiven abgehobenwird.InderPerikopenrevision 1995 den nochnichtdadurchüberwunden,dassdogmatisch aufdieUnveräußerlichkeit w mittelt (mithinalsodie Aufgabe, Predigtzurevangelischen „Schwellenkunde“ gische PredigtmitderSituationunddenEmpfindungendesJahreswechsels ver- sucht, zurerfülltenZeitwird.DieSchwierigkeiten, wiesichdenneineeschatolo- eines Zeitenwechsels, indemallesLebenderZeit,Schmerz,GlückundSehn- zukommt. ImchristlichenGlaubenerscheintderJahreswechsel als Vorschein ommt einweisheitlicher zum Grundzug Tragen, indemZukunftzur erden zulassen),werden inderheutigenhomiletischenPraxisgreifbar. Siewer- sich nichtmehrandaseigenemenschlicheSorgen ver- Sorge Gottes hoff- Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite63 P an denspirituellenPilgerwegen (Jakobsweg), dieimSommerimmeröftervon immer könnte einesolche Aktion auchzueiner anderenJahreszeitstattfinden.Daszeigtsich spielen dabeiweniger eineRolle.DasKirchenjahr istzwar der Anlass, aberm.E. K ohne“ angeschlossen.Siesuchennachpersönlicher Vertiefung ihresGlaubens,die In denletztenJahrenhabensichimmermehrMenschender Aktion „Sieben Wochen F Sprache zubringen. cken, aberesisteinehermeneutische Aufgabe, siemittenimFrühling heilsamzur Die Perikopenreihen sindzwar zuergänzen und„vergessene“ Texte sindzuentde- sprechen. wahrWichtig derGottesdienstfeiernden zunehmen. ist,dieErfahrungen hinein- von undKindern Frauenihn indieGanzheitderErfahrungen und Männern w nungsgeschehen durcheinenherausgeschnittenenBibeltext drohtabgeschnittenzu nung mitMenschen,dieglauben.DasisteineLebensbewegung. Wenn diesesBegeg- verstanden, wietraurigichzuseinhätteüberden als Belehrung Tod Jesu. ling imGarten. denFrüh- dieMenschensäten undfeierten draußen schiendieSonne,eswurdegrün, Zeit war inmeinerKindheitdunkel gefärbtdurchdiePredigtenimGottesdienst–und das möglich,dastehtdieKircheaufdemFriedhof). ist erstanden“singen(inzwei meinerdreiderzeitigenPredigtauftraggemeinden ist ein, wenn „Christ wirnachdemMahldraußengehenaufdenFriedhof unddort dasLebenimMahlJesuundnehmendie schaft, feiern Toten indieHoffnung mithin- genommen, gemeinsamgehenwirdemLichtentgegen, hörendie Auferstehungsbot- der Nachtunddes Todes undderGottverlassenheit gemachtundauf- wirderfahrbar vorbereitet. Dagehtesmirbesser.meinden denOsternachtsgottesdienst DasDunkel mit ChristusdiedreiHöllentageaus.Seit12JahrenhabeichinunterschiedlichenGe- fällt esmirschwer, andiesem Tag einenOstergottesdienst vorzubereiten. Ichhalte Karsamstag istfürmichbisheutederdunkelste Tag desKirchenjahres,jedesJahr und bedrohlichinderLuftwurdeimdunklenSonntagsgottesdienstbesungen. Mitschuldseinanseinem oft andasLeidenJesuerinnert. Tod hingunausgesprochen Bei unszuhausewurdeinderZeitvon Invokavit und bisKarsamstagnichtgefeiert Biographisches L rühling –Passionszeit –ChristuszeitOsterwind YDIA onsequenzen fürdaseigeneLebenim Alltag hat.Diesonntäglichen Gottesdienste erden, mussdieservervollständigt werden. DerPredigerunddiePredigerinmüssen assion imFrühling mitLeidens-Perikopen? Es liegt ander MenschendurchdieBegeg-Auslegung, meineich.Glaubenlernen Liegt esandenPerikopen oderander Auslegung? IchhabediePredigtendamals Schwer istmirimmer, gefallen Passion undFrühling zusammenzubringen,diese L A UCHT

63 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite64 64 IMPULSE –T – w Nur wenn Texte solltensieersetzt nichtermöglichen, diegenanntenErfahrungen Neue Perikopenreihe? Dialogs miteinzubeziehen. schen Theologie undder Theologie der Befreiungalsauchdeschristlich–jüdischen nicht durchmeine Auswahl zuentschärfen,undsowohl dieErgebnisse derfeministi- tig istmir, die Vielfalt derbiblischen Texte zurSprachezubringen,ihren Anspruch Und wenn diePerikope diesen Weg sucheicheinenanderen eherhindert, Text. Wich- –W –W –W F bote inderGemeindesein. können, sollten Anknüpfungspunkte fürPredigten,Seelsorge undspirituelle Ange- Diese dreiDimensionen,dieauchalsSchritteimgeistlichenLebengegangen werden – – – Für diePassionszeit ergeben sichfürmichdreiDimensionen: aus –inunserenGemeindenaufzunehmensind. men, die–inwelcher KirchenjahreszeitauchimmerüberdenGottesdiensthin- nung fürsichselbst,um Vergewisserung, Vertrauen und Dassinddie Aufbruch. The- mehr Menschenwahrgenommen werden. DemundderEinzelnengehtesumHoff- Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik der Passions- undOsterzeitgenügen,diesichjedes Jahrwiederholen:DieLesunger- würdenm.E.drei Schritte gehenundjedePredigt auch.Insofern Texte proSonntag wieder inanderenspirituellen solltejederGottesdienstalledrei Angeboten. Darum V – ragen andie Auslegung eines Predigttextes wärendemnach: iele ChristinnenundChristengehenseltenerzumGottesdienst, findensicheher erden. Fürdie Weiterarbeit schlageichvor, gegnung schoninderÜberschriftPerikope zubenennen; die möglichenpersönlichen Anknüpfungspunkte derSehnsucht nach Gottesbe- die Welt? ten undumzukehren von falschen Wegen? geht das–persönlicheLebenaufChristuszubeziehen,um Vergebung zubit- Zeit der Verantwortung –Zeitfür Aufbruch Zeit der Vergewisserung –Zeitfür Vergebung Zeit derSehnsuchtnachHeil–fürChristus tinnen undChristenthematisieren. und Texte diedarausfolgende zuübernehmen, Weltverantwortung derChris- nachvollzogen; ren; inder Taufe wirdunser Weg mitChristus(durchden Tod indie Auferstehung) e ie ermutige ichzuneuen ie ermutige Wegen, zur Verantwortung fürmeineigenesLebenund desEvangeliumsie lautetderZuspruch fürjedeneinzelnenMenschen? Wie ie nehmeichdieSehnsuchtnachHeil,Gottesbegegnung auf? xte aufzunehmen,welche dieSelbsthingabeJesuinallenJahreszeitenformulie- Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite65 Alles istumgebenvon einemRundbogen mitGirlanden–einFenster zumHimmel. Enden derBalken sprießen ÄhrenundBlumen.UnterdemKreuzeine Weltkugel. Kreuze, Lebenskreuze:IneinenrechteckigenSteineingemeißelt einKreuz. Aus den In demkleinenLandamKaukasusgebirge, sinddieKreuzeblühendeArmenien, W Armenisches Lebenskreuz Sprache zubringen. mit Gottundnach Wegweisung fürdasLebenimSymboldesKreuzeselementarzu Rundfunk habeichimOktober2003versucht, dieSehnsuchtnachderBegegnung Ich endemitzwei Beispielen.InderKurzverkündigung „Übrigens“imHessischen Lebenskreuz Beispiele: öffnet werden, sowie dasLebeninderGemeindedaraufhinauszurichten. dieGottesdienstesozugestalten,dasso.g.innerenundäußerenRäumeer- Pfarrern, Te diesdieseit1500 Jahrenvorgeschlagenensung fürihrLebenaufnehmen,sofern sucht der Die Perikopenordnung solltenurergänzt werden umweitere Texte, welche dieSehn- F – – – reich vor: zumLebenangesichtsdes Sprache bringtundermutigt Todes. Ichstellemiralshilf- nes „Fenster desHimmels“,welches Sehnsucht,Hingabe und Verantwortung zur [Segnung, Salbung,...]).DiePredigttexteGebet –MusikBerührung sindeinklei- (Stille–Stilles den innerenundäußerenRaumeröffnen fürheilendeErfahrungen Die liturgische GestaltungdesGottesdienstessolltefürjedenundjedepersönlich F Leben, dieFürbitten/dasSendungswort zur ermutigt Weltverantwortung. den JesuChristianmeinpersönliches anGott,diePredigtformuliert Anspruch innert azit ntrdsHmes IdeenfürdenGottesdienst enster desHimmels: er sagtdenn,dassdasKreuznurSymbolfürden Tod ist? xte nicht initiieren können. Die Hauptarbeit aber liegt bei den Pfarrerinnen und xte nichtinitiierenkönnen.DieHauptarbeitaberliegt beidenPfarrerinnen die ImpulsezumgeistreichenHandelngeben. nei), inderBegegnung miteinzelnenPersonen im Text odermiteinzelnen Worten, Predigttexte machen:durcheineProzession(Gebetslita- ganzheitlicherfahrbar zusprechen, miteinemanderenbiblischen Text inZusammenhangbringen. in diedreiDimensionenhineinsprechen,alsOsterworte Jesu inderLeidenszeit imGottesdienst aussprechen, sieben Sonntageneinzeln„durchkauen“,mehrmals Die Ich-bin-Worte JesualsBegleiter durchdiePassionszeit jedesJahranden nehmen können,„GottzuBesuchkommen lassen“könnenbeiihnenselbst. Te Das Wort Gottesinsichaufnehmen,evtl. mitMusiklesenodergemeinsameinen xt lesen, Zeit lassen, damit die Gottesdienstfeiernden Gottes Dienstfürsiean- xt lesen,Zeitlassen,damitdieGottesdienstfeiernden einzelnen F rauen undMännernachderBegegnung mitGottund Wegwei- L ydia Laucht:PassionimFrühlingmitLeidens-Perikopen?

65 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite66 66 IMPULSE meinem Alltag fürGerechtigkeit einzutreten. sie,in und verkünden mittenintodbringendenMächtendasLeben!Michermutigen Zeichen fürFruchtbarkeit inLateinamerika. Frauen lebenihrenGlaubenanChristus setzen. MaishabensienebendieleidendeFrau aufdemKreuzgemalt:Maisistdas derÜberlebenden,sichweiterzum SamenderErmutigung fürGerechtigkeit einzu- der Tod sind nichtdasLetzte. Wer fürdieGerechtigkeit sein Lebeneinsetztist,wird öffnet Gewalt. hatte,wurdesieselbstOpferbrutaler Christin eineBeratungsstellefürFrauen, dieOpfervon Gewalt geworden waren, er- Mitte isteineeinzelneFrau dargestellt: Überleben ineinemLandvoller Ungerechtigkeit undGewalt. F chen, dieinElSalvador kaumdieMöglichkeit habenzurSchulezugehen. Andere und erzähltihmvom Leben.EineFrau stehtvor einer Tafel, Mäd- sieunterrichtet F F Das KreuzistauchHoffnungszeichen! Das Kreuz derFrauen inElSalvador zumÜberleben! bens ruft benden: Hofft undglaubtfürdieHoffnungslosen mit!DasKreuzalsZeichendesLe- mehr war fürvieleMenschen.Unddochblüht dasKreuzdarüberalsBitteandieLe- Erdbebens 1982,alskeine Hoffnunggestellt. EsisteinSteinausdemJahrdesgroßen stehen aufFriedhöfen andenGräbern. rechteckige Steine.Sie meißelnsieblühende Kreuzeingroße und Christen.Darum Christinnen ben undLebennachdemSterben.Daranhaltensichdiearmenischen ihninsLeben.DasistdieHoffnung Gottruft fürunserLebenundSter- nicht fallen, Sohn GottesmussleidenundsterbenalsMenschunterMenschen. Aber Gottlässtihn Hoffen. k ten sichdaranfest:ImKreuzistdasLeben.ÄhrenundBlumenwachsen ausdenBal- armenische Volk. Kirche.DieChristen hal- Seit1700Jahrenbestehtdiearmenische sinddieseLebenskreuzeZeichenderHoffnungSeit Jahrhunderten fürdasleidende Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik en des Kreuzes, aus dem vermeintlich totenHolzBrotzumLeben undBlumenzum en desKreuzes,ausdemvermeintlich arben sindFrauen zusehenmittenimLeben:eineFrau hateinKindaufdemSchoß rauen pflanzenundsäenaufdemFeld. Frauen tundaswichtigstezumLebenund rauen inElSalvador habensichselbstaufeinHolzkreuzgemalt.Invielenhellen Als Antwort aufdiesen Tod habendieFrauen diesesKreuzgemalt:dieGewalt und Nachdemdiese Maria ChristinaGomez,eineBaptistin.Siewurdeermordet. Das allesistaufdembuntenKreuzderFrauen inElSalvador gemalt.Undinder Auf einemKreuzsteinin Vanadzor istdie Weltkugel inzwei Teile zerbrochendar- Der amKreuzleidendeChristusistdieHoffnung allerleidendenMenschen:Der Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite67 v pflichtet. dem gen ausgelegt, so,wieesinallenDeinenPredigtenpassiert, Wort Gottesver- tischen Sachezukommen, Duhastdiesen Text undgenausituationsbezo- gründlich genommen hast,Dubistauchnichtübersiehinweggeschwebt, umzurkirchenpoli- Fassung.der gedruckten dassDudamalsdiePerikope Eshatmichbeeindruckt, P der Gottlosen“angesagt,siewar keine polemischeKampfrede.Dein Text war die jedoch „nur“Predigt,siehatdieBotschaftvon dem„einenRetter, demRechtfertiger Predigt, weil ich mireinekämpferischeRedeguthättevorstellen können.Siewar Fe zeichnung, gehaltenwurde.Duwarst damalseingeladener PredigerinSt.Jakob, dem in zurRechtfertigungslehre, Gemeinsamen Erklärung derUnter- Augsburg, demOrt 1999,dem die ist,von DiramReformationsfest Tag derUnterzeichnung der Du wirstverstehen, wenn ichDirsage,dassdieerstePredigt,gelesenhabe, Predigers aneinenanderenaltenPrediger. Mögendiejungenzusehen. der BeschäftigungmitDeinenPredigtenentstandenist,istdieserBriefeinesalten kreuzt undinNäheoderFerne von einanderweg undaufeinanderzubewegt. Was aus Gymnasium unsererHeimatstadtEbingenaufderSchwäbischen Alb zulangege- Jörg Baurs Predigtbände ich konnte nicht anmeine Anfang Absicht war, beideBändezusammenzusichten. mich umdieBesprechungdeszweiten gebeten,undichhabezugesagt,wobei esvon tes Wort, 2).Duhast Predigten1995-2002,Neuendettelsau2002,181Seiten,zitiert: gewordenen Fadenheftung versehen, (Jörg sorgfältig Baur, lektoriert Am Ende:Got- 1)undderletztesJahrbeiFreimund erschienene,gediegen,tiert: sogar mitderselten Predigten 1989-1995,calwer 1996,147Seiten,zi- taschenbibliothek 58,Stuttgart Aufmachung bescheidenedesCalwer Verlages (Jörg Baur, Wort imZeitenwechsel, seit letztemJahrliegen zwei Predigtbändevon Dirvor: derältere,kleinere,in Lieber Jörg, K über dasPredigen imbesonderen undallgemeinen Brief andenFreund überPerikopen undKantaten, on derPerikopenordnung abzuweichen. Duhastesimmerwiederauchgetan,auf- erikope desSonntagsausMatthäus10,26-33.„Bekennen!“ lautetdieÜberschriftin ARL r Als GöttingerUniversitätsprediger hättest DuguteGründegehabt,von Fall zuFall Eine Besprechungimüblichen Sinneistesnichtgeworden. nicht, Esgingeinfach nsehereignis nahe und doch fern (2,123-128).Neugierigwarnsehereignis naheunddochfern ichgeradeaufdiese -F RITZ D über AIBER Dich schreiben.Dazuhabensichunsere Wege seitderZeitim

67 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite68 68 IMPULSE Vo f Überlegungen geleitet. theologischen Rang. Vielleicht sindwirälterenmehralsdiejüngerenvon solchen das „Wort zudiesemSonntag“.Damitgewönne diePerikopenordnung einenhohen dies einerauchinderÜberzeugungtun,dassdiePerikope eine Losungist,eben Art Schranke zusetzen,umdensubjektiven Anteil der Eskann Aussage zubegrenzen. enthoben wird.Erodersiekannesauchtun,umdereigenen Willkür bewusst eine w W oft sindDeinePredigtenPerikopenpredigten, Dupredigstüberdas„Wort vom Tag“. f Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik nach derOrdnungdesKirchenjahres, derNDRfolgtihrinihrerprotestantischen Va- zum heutigen Tage deröffentlich-rechtliche präsentiert RundfunkMusiksendungen vorstellen: vonsich dieseinmalvor Bis Säkularisierungsthesen demHintergrund sungen, stehenalsoauchzudensonntäglichenPerikopen inBeziehung.Manmuss Kantaten folgenstriktderKirchenjahrsordnungunddamit auchderOrdnungLe- nehmen kannoderRücksichtnimmt,istdiesimRundfunk anders:dieausgewählten derbetreffendenChöre nichtimmeraufdenOrt KantateimKirchenjahrRücksicht mit einerBachkantateendet. Während die Aufführungspraxis derevangelischen etwa andiesonntäglicheSendungdesNDRmit geistlicherMusik,dieregelmäßig Deine Kantatenpredigtenhaben Assoziationen beimirausgelöst, dieErinnerung Nebenbei, Band6,Kassel/Basel/London/NewBachakadenie Stuttgart, York 1993). kunft überdenGlauben,Predigten1965–1993,Schriftenreihe derInternationalen Kantatenpredigten, vorwiegend von Peter Kreyssig gehalten(Peter Kreyssig, Aus- Bandmit genen Schwerpunkt bildenmuss,zeigtimübrigenaucheinStuttgarter nicht völligaußer Acht zulassen.DassdiePredigtimKantatengottesdiensteinenei- auch wenn essichergutist,dievon demUngenanntenangedeuteteBedürfnislage denKantatentextnimmst allenfalls gelegentlich auf.DieseLösungüberzeugtmich, dieKantateninterpretation, Predigten einenganzeigenenSchwerpunkt, vermeidest schmaus. schmaus“. RechthastDu.DiePredigtwurdedannwahrlich auchzueiner Ohren- Art der fort, Text seikein „harmloser Vorspruch zueinemopulentenbarocken Ohren- übrige derMusikHändels.“(1,55)DuwürdestdiesemRatnichtfolgen,fährst Sie einpaarfreundliche Worte, kommen SiebaldzuEndeundüberlassendas etwas –oderdochnichtnur? füreinSonderpublikum net wirdaufvieleKantatengottesdiensteaufmerksamgemacht.Siesindjaauch „Kantatengottesdienst“ indenStädtenanBedeutunggewonnen zuhaben.ImInter- allen: DuhastsehroftinKantatengottesdienstengepredigt.Dasisteinschönes allend vielePsalmenpredigensindunterdenveröffentlichten Texten enthalten. Aber ollen, erkannestun,weil erdamiteinerzusätzlichenEntscheidungsnotwendigkeit er derPerikopenordnung alsPredigerfolgt,kannderkirchlichenOrdnunggenügen r Bei derDurchsichtDeinerPredigtbändeistmirsehrschnelleinanderesaufge- So ähnlichistesindenGottesdienstenmitBachkantaten.Dusetzt Einmal zitierstDuzuBeginn einerPredigtdenSatzeinesUngenannten:„Sagen recht einesGöttingerUniversitätspredigers. ÜberhauptscheintdieGattung Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite69 sische Schriftsteller Anatole France, dervor genau101Jahren demChristentumso gerade wenn stilisieren–wiederfranzö- wirunszuleichtfüßigenReligionsspöttern undlächerlicheFiguren werden,wir schlussendlichunsereHumanität ruinieren kamen. Dieshabeichgelesen:„Gottvergessenheit isteinegefährlicheSache,mitder gesprochenhabenkönnten,wennähnlich, wiesieunsereGroßeltern sie zurSache SollmansagenzueinerSprache,dieälblerisch deutlich ist,so sitionsmarkierung. findestDuzueinerSpracheklarerPo- Zumandern modernistisch. nicht anbiedernd nimmst Dugelegentlich Sprache derZeit,überraschend Alltagswendungen auf, aber DeinePredigtspracheistnichtdogmatisch-wissenschaftlich,aufgefallen. sieist Predigt inmitteneinerweitgespannten Lesekultur. oft nurkurzeHinweise, auchder die dienend.Sofindetsichjedenfalls Abgrenzung Lichtenberg, gar sondern Thomas Bernhard, undimmerwiederNietzsche.Es sind w nichtnurGoethe, nicht nurLuther, eben„Lit.“inderBreite.Undwiederum sondern Rande „Lit.“geschrieben.EineFüllevon Hinweisen sindentstanden.Baurzitiert dieser Baur. Überall,wo DuaufLiteraturundPhilosophieverweist, habeicham Das bringtmichzuDeinenPredigtenzurück. Was istdasfüreingebildeterPrediger, Moll, morgen Qi-Gong,in:zeitzeichen4(9-2003)39-41) w zuwürdigen dungsbürgerliche Gemeinde,dieKantateundPredigtgleichermaßen neuer Weise zuentdecken. UnddieHörerinnenund Hörer?Kein Wort gegen einebil- K sogar als gelegentlich dieDistanz zuGottesdienstundPredigtbrauchen,sienurmehr der KirchealsKulturäußerung trennen?Ichbindavon überzeugt,dasswir Theologen Können wirwirklichimmerzwischendergeistgewirkten undgeglaubten Kircheund wird janichtimmerals„Verkündigung“ imstriktenSinnewahrgenommen. Zudem: Undwennturprogramm“. Sie einePredigtgutist,istsieauch„Kulturprogramm“. Die KantateimGottesdienstistfürnichtwenige Gottesdienstteilnehmer auch„Kul- we testen aberwiedereingeführt. Alles undjedeskannmandenn dochnichtanProzent- habe seineentsprechendeSendungzunächstabgeschafft, von Hörerpro- aufGrund trotzihrerlangenGeschichte.Sieberichteteaber,nicht völliggesichert, der WDR 5.September 2003,Nr.6, S.38).DieZukunftderSendungschienRedakteurin seien weit überfünfzigJahrealt,ältereHöreralso(QuadraturdesÄthers,in:FAZ, w zwei deutscherSender. Prozent„Marktanteil“füralleKulturprogramme Unddas k sich melden.ÜberdieprozentualeHörerbeteiligunganderSendungkonnte siemir HörerinnenundHörerwürden Sie hätteeingutesEcho,geradeauchfachkundige angerufen. zuständigeRedakteurin,Frau Hertz-Eichenrode, riante. Ichhabediedort eine Auskunft geben.DieFrankfurter Allgemeine Zeitungberichtetekürzlichvon eiß. (Insgeheimgegen RainerBayreuther geschrieben:R.Bayreuther, HeuteH- auchgenannt:DieklassischenHörerderKulturwelleneitere Problem wirddort as beiDirjanichtverwunderlich wäre,auchnichtnurShakespeare oder Schiller, indenBlicknehmenmüssen,umihretheologischeulturäußerung Bedeutungin Zur LesekulturgeselltsichdieSprachkultur. Zwei Merkmalesindmirbesonders So vieldürfteindessensichersein,dieKantateimFunkist„Kulturprogramm“. r ten orientieren. Karl-Fritz Daiber:JörgBaursPredigtbände

69 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite70 70 IMPULSE we gesprochen hast. Was Dirwichtigererscheintistoffenbar, vom Wort Gottesalsbe- Predigtenvommich nichtgenau,obDujein einerDeinerpublizierten HeiligenGeist Gemeinde von derDynamikdesgöttlichen Wortes getriebenwerden. Icherinnere tes Wort“. Gottes Wort alsgepredigtes Wort? IndemSinnegewiss, dassPredigerund T DeinerPredigt. immer derGrundton (1,67)DassdieserGottderinJesusChristushandelndeist,bleibt dabei herum.“ unsunddie undführt schon ist.ErlässtdiePlänescheitern Völker wieamNarrenseil g ist Gott,erstelltsichunsinden Weg, er erfälltunsan,drohtzuvernichten, P habeichaufmerksameine Darum Predigten eherseltenreflektiert. in gegenwärtigen Bibel entspricht,imübrigendochwohl wird auchunserereigenenLebenserfahrung, schen Seminare,blieb undbleibt oftnurder„liebeGott“zurück. Wie wenig dasder In denPredigten,dieichhöre,auchinstudentischenPredigtenmeinerhomileti- unbegreiflichen Wirken diesem Volk zusein.“(2,154) gegenwärtig inseinem erwiesenhatundnichtaufhört, schöpfe bekundetundgegenwärtig bieter undRichterüber Tun undLassen,alsLenker der Völker undGebieterallerGe- rer Gott,alsSpenderundErhalterdesLebens,BefreierausKnechtschaft,Ge- v V Ve dieses Gottesüberwältigtundüberwältigenddurchbricht:„Das Wort, dieZusageund richtige Wort, weil andenrettendenGottweit dieErinnerung überwiegt unddasLob genommen, derPerspektiven ausgeschlossenhat.DabeiistDualismusnichtganzdas v derSündeundGott,Gerechtigkeit undFreiheit der MenschunterHerrschaft Deinem theologischen Ansatz zusammen: Welt undGotttreten scharfauseinander, sucht. BeiDirwäreerproblemlos fündiggeworden. Möglicherweise hängtdiesmit altersbedingt. unseren Lebenssituationen,verlieren PrägnanzundSchärfegelegentlich erstdann MancheMusterundFähigkeiten bleiben,richtig zuerinnern. sichmit sieverändern hat.“ Fürdengenauen Wortlaut kannichnichtbürgen, inderSachemeineichmich SchwenkAlbert schockierend:„Wie einerdereinenPrügelvor denKopf bekommen zeigte unsdenbekanntenHolzschnitt„DerProphet“von EmilNolde. Jörg Baur innere michaneineSchulstundebeiunseremZeichenlehrer Schwenk.Albert Er Pontius elegant undironischdurchdenpensionierten sondern Pilatus.“(1,73)Icher- wie derdeutscheBarbarNietzsche,dessentollerMenschden Tod Gottesausrief, eben beiläufigden Totenschein ausstellenwollte, nichtpathetischundgroßkotzig Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik olk, der Israel für sich bestimmt und erwählt, von dem einen Herrn, dersichalswah- olk, derIsraelfürsichbestimmtunderwählt,von demeinenHerrn, erbürgt. IchhabeesnichtseltenindenPredigtenalseinensubtilenDualismus wahr- reift unsanHüfteundHerz,ermachtdie Welt inderEngenochengeralssie assage ausDeinerPredigtüber1.Mose32,23-32von 1992gelesen:„Ja,auchdies itel sprichtvom „Wort imZeitenwechsel“. Derzweite sagtpräziser„AmEnde:Got- erderben, siekommen undergehen von demEinen,derdasursprünglicheGottes- rg Die Titel DeinerbeidenPredigtbändenehmenaufdas„Wort“ Bezug.Der erste Gottist. Hier wirdschondeutlich,dassderGott,denDuansagst,kein harmloser Unser Kollege ManfredJosuttishateinmaldie„Feindbilder“ inderPredigtunter- gender Bewegung zureden.Immerwieder wirddieserGedanke zurSprachege- e wisserung vomwisserung Frieden, die Abwendung von LeidundBösem,von Unheilund Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite71 bar, sindgesellschaftlichaner- dasüberZukunftentscheidet. RichterlicheUrteile vergleich-digt wirdsozurperformativen Sprechhandlung, demrichterlichenUrteil der Predigtbegegnet Gott,derinChristusHeilgeschaffen hat undHeilschafft. Pre- das klarundeindeutigvon der Ansage des bestimmtist:In undZuspruchs Anspruchs sens eingestellthaben.DererstehängtengmitdemPredigtverständnis zusammen, Damit komme ichnunauchaufmeineEinwände, diesichbeimirimLaufedesLe- beibehalten,Dustärker alsich. ten imGrundsätzlichen digung des Wortes Gottesist,habenwirdamalsunsangeeignet undbeiallen Varian- schen Pose habenwirabgelegt, aberdassPredigtebennunzuerstundzuletzt Verkün- sollteGottes ten. Ungeschmälert Wort wirken. DenRigorismusdieserantirhetori- K auch. Ich habebeiihmdashomiletischeHauptseminargemacht, Duvermutlich w 1925,78).Kaumeinerderjüngeren digt, Stuttgart Theologen wirdihnkennen. Er habe diesesZitatbeiKarlFezer gefunden(KarlFezer, Das Wort GottesunddiePre- be unddieungeheure Verantwortung, vor derevangelische Predigersteht.“Ich den Menschen,derredet,völligvergessen können.Dasistdieunweigerliche Aufga- unsvor das nungen derMenschen,sondern Angesicht Gottesstellen;mansollinihr Gott zuvergegenwärtigen. Siesollnicht redenvon denreligiösenundanderenMei- ther aufnehmend, gesagt:„DiePredigthatwirklichkeine andere Aufgabe alsdie, ev 1923 in Tübingen überdas Thema „Was könnenwirüberdieNeugestaltungunseres Rede, PredigenundHören3,München1991,241-257). Predigt (damalsnoch)zuPapier gebrachthabe(K.-F. Daiber, Predigtalsreligiöse entdeckt,eswar,des älterenBarth alsichmeineÜberlegungen zurverkündigenden 996), derjüngereerstrecht.IchselbsthabespätgeradediePraktische Theologie KirchlicheDogmatik (K.Barth, IV/3,Zollikon-Zürich 1959, Ähnliches formuliert sie derKraftdesGotteswortes hatja Raumzugebenversucht. DerspäteKarlBarth Knie zieht.“(2,78)DasistalsoPredigt,dasssieUmkehr undGlaubenwirkt,indem V (V.23), desewigen dasunserElendstillt,dieLastdes Barmherzigkeit’ Erbarmens, nommen werden: ‚dazuhaterauchunsberufen’(V.24), unsgemacht‚zuGefäßender nicht: dasswir, von derKraftdesGotteswortes bewegt, indieGewissheit hineinge- Das könntevielleichtmancheunterunsinteressieren,aberzu Vo hätte hierderlutherischeDogmatiker die Aufgabe, einenallgemeinverständlichen rettenüberdasjaauchsteinige Lehrvortrag Thema ‚IsraelunddieKirche’?...Oder „Solltenwirunsvor diesenmehralsungemütlichen Du formulierst: Worten ineinen legung von Römer9von 1998kommst Duexplizit einmaldaraufzusprechen,wenn jaauchDein einem. Unddarausresultiert Verständnis derPredigt.InDeiner Aus- in undfordert, eben unausgesprochenUrbilddesGeistes,derGlaubenermöglicht bracht. Gottes Wort alsKraft,dieinBewegung setzt,fragendundzusprechend, darin ersagens wegnimmt, denStachelderSchuldausdemHerzenundStolzaufdie eine kleineGestewar erlaubt,wenn wiraufderKanzelSchlosskirchepredig- ar unserProfessorfürPraktische Theologie im undunserEphorus Tübinger Stift. angelischen Gottesdienstes von Luther lernen?“ gehaltenhat.Hollhatdamals,Lu- angelischen Gottesdienstesvon Lutherlernen?“ r Lass michnocheinZitatanfügen.Esstammtauseinem Vortrag, denKarlHoll trag überdiePrädestination,Gottesvorherbestimmende Erwählung, zuhalten? Karl-Fritz Daiber:JörgBaursPredigtbände einem käme esdann

71 IMPULSE Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite72 72 IMPULSE nistisch sichorientieren,überhaupt nichtreligiös?NocheinmalKorea: Icherinnere schen anderenreligiösenGlaubens um,wiegehenwirauchmitdenendiehuma- von derFrageauch garnichtwissenschaftlich, sondern her: Wie gehenwirmitMen- ligiösen Verständigung werden. locker postuliert Ichargumentiere andieserStelle eine ganzandereLebenssituationalsunsere,inderdieForderungen nachderinterre- k zeitig voller Sorge andaszukünftigeHeilihrernichtchristlichen Angehörigen den- Mehrzahl sehrmitDeinenGrenzmarken einverstanden gewesen, obwohl siegleich- inKorea Christenwäreninihrer meinen Erfahrungen zusammen.Diedortigen ziologe dennalsReligionswissenschaftler oder Theologe. Eshängtauch wiedermit mit denanderenReligionenim Augenblick immerwiederbeschäftige,mehralsSo- ich hierbesondersempfindlichreagiere,hängtdiesdamit zusammen,dassichmich ums von Christus. Eswaren immernurkurzeBemerkungen, Wortschlenker. Wenn setzt, dienteder war für dasLichtdesEvangeli-Abgrenzung, dunklerHintergrund etwa, wenn von ReligiondieRedewar. DerBegriff negativ war überraschend be- das Erlösungeröffnet. herinsNachdenken kommen undso dasbiblischeeiner Leseerfahrung Wort suchen, undvon daherdiebiblischetagsgeschichten aufgreifen Botschaftentdecken, dievon Ichsucheauchdieanderen Predigten,die könnte sieabernichtimmerertragen. All- kündigende Redesind, weil sieklarunddeutlichfürihreBotschafteintreten.Ich Diskussionen und Widerreden derSuchenden. mehr imProzessderargumentativen Verständigung, erentstehtin,mitundunterden setztGlaubenvoraus. Glaubenereignet sichheute Zuspruch lich ist.Dergehörte rität fußendes,geradezugehorsamesHörenderPredigtunterunskaummehrmög- Reiner Thomssens BeschreibungDeinerPredigtzeigt,dasseinaufanerkannte Auto- rede sienur. DieshabendieKoreaner von altprotestantischenMissionarengelernt. wurde mirgesagt,mandürfeüberdiePredigtnichtreden,diskutieren,zer- InKoreaIntendierte? habeichvon GesprächenüberdiePredigterzählt.Darauf aufzurütteln“ (2,9). durch DeinePredigt,„zumNachdenken, zurfreieneigenen Assoziation zubewegen, Dir auchgelegentlich kritischeBriefegeschrieben.Undermeint,Duversuchest tes Wort“, Predigtenumgegangen wieermitDeinenihnbeeindruckenden ist:Erhat K durchDiskussionvon Predigtinhalten.DeinGöttinger nahme derZusage,sondern w die sichwirklichinBewegung des Wortes Gotteshineinnehmenlassen? Und Kreis derdenKonsens Tragenden äußerstkleingeworden, ichmeinedenKreisderer, Namen des Volkes. Revision istmöglich,abernichtDiskussion. kannt. Siewerden imRahmeneinesgesellschaftlichenKonsenses gesprochen:Im Aufbrüche inKirchenjahr undLiturgik en, anMenschen,diesieliebenunddenenoftvielverdanken. Gewiss, diesist ollege Dr. med.Reiner Thomssen beschreibtinseinem Vorwort zu„AmEnde:Got- enn sieestun,dannsowieheuteinderGesellschaftüblich ist,nicht durch An- Ins Nachdenken binichdannnochananderenStellengekommen, immerdann Ich habeDeinePredigtenmitvielZustimmunggelesen,geradeebenweil siever- wennGroßartig, einemPredigerdiesbescheinigtwird.Nur, istdiesdaswirklich Kann diePredigtmiteinemähnlichenKonsens rechnen?Istnichtvielmehrder Heft 03/2003(1)QXP3.301.12.200313:06UhrSeite73 Dein Karl-Fritz In alter Verbundenheit Dich grüßt Du undich. den überFünfzigjährigenzählen,möglicherweise zudenüberSiebzigjährigen, wie Prophetisches und Apostolisches. SolcheLeserwünscheichDir, auchwenn sie zu W nes BuchindieHandnehmen,überdasLebennachdenken, überGottunddie einschö- eher zuDeinemletztenPredigtbuch,„Laienchristen“,Menschen,diegerne dieseZeithaben,sichnehmen? nen oderPfarrer Vielleicht andere greifen Lieber Freund, manbrauchtZeit,umDeinePredigtenzulesen.ObheutigePfarrerin- die Frage offen lassen. systematisch-theologisch korrekten Antworten finden. Vielleicht solltenwireinfach tes nichtauchihreHerzenbewegt? mankannfürsolcheFragen Ichvermute, keine Wo mich andieBetendenindenbuddhistischen Tempeln. Ichhabediegemurmelten elt unddenMenschen,überPsalmenGeschichtenausEvangelien, über r te nicht verstanden, nur die Ehrfurcht ihrer Gebärden gespürt. ObderGeistGot- te nichtverstanden, nurdieEhrfurchtihrerGebärdengespürt. Karl-Fritz Daiber:JörgBaursPredigtbände

73 IMPULSE Heft 03/2003(2)QXP3.301.12.200313:07UhrSeite74 74 LITERATUR Schleiermacher (Neujahr1793),P.Schleiermacher Drews den dreiexemplarische Predigten von dienst indenletzten150Jahren. Dazuwer- r –Schwerpunktverlage- kulturell induzierte die–wiederum spielen, undrekonstruiert immer wiedermitinstruktiven Einzelbei- nach, er ziehtliturgiehistorische Grundlinien schen Ordnungen“verschiedener Kalender, Horizonten. Fechtner umreißt die„symboli- turellen Institution“ Kapitelder theorie –einerstesgroßes zurneuerenKasual- gischen Orientierungen So gilt–nachknappenpraktisch-theolo- Perspektive kulturhermeneutische diert ein. w detailreicheundgleich- Diese umfassende, ■ Rezensionen ge kirchlichePraxisinihren Ein weiteres die einschlägi- Kapitelskizziert stimmung durchvolksreligiöse Bräuche. politische RedenoderinderZukunftsbe- der zivilreligiösen Vergewisserung durch ihren implizitkosmologischen Verweisen, in K der sichtig –aufdie„Religionsaffinität“ wunsches, undverweist –methodischvor- etwa desSilvesterfeuerwerks oderdesGlück- – nachderBedeutungeinzelnerElemente, immer wiederkulturgeschichtlich grundiert Aneignung dieser„Schwelle“ nach,fragt– r gehterderöffentlichenCl. Geertz) Inszenie- heraus. In„dichtenBeschreibungen“(nach Übergangsrituals“ gehalte dieses„modernen typische Vollzüge, Motive undBedeutungs- che desBundeskanzlersarbeitetFechtner sowie andertraditionellenFernsehanspra- rückblicken und-horoskopen inZeitschriften „Lindenstraße“ zuSilvester 1996,anJahres- der Gegenwart. An einerFolge der TV-Serie ung vom Neujahrs-zumSilvestergottes- ung wiedervielfältigvariierten privaten ohl gutzulesendeStudienimmteinedezi- ultur desJahreswechsels (68u.ö.),etwa in ISBN 3-579-03484-7 Ve Gütersloh: Chr. Kaiser/Gütersloher dienstlichen Praxis desJahreswechsels, Erkundungen zurkulturellen undgottes- Fe rl c htner, Kristian: a gshaus 2001,278S., des Jahreswechsels in Schwellenzeit. g eschichtlichen „kul- Bedeutung des praxis (auchhierzeigtsichdiezunehmende Material gibt Aufschluss überdie Teilnahme- in einem Anhang übersichtlichdargestellte Dasäußerstinstruktive,schlechtsverteilung. gelten kann,auchinder Alters- undGe- repräsentativEntwürfen –alseinigermaßen nen Fragen), dazuvon ca.90Gottesdienst- tenden Fragebögen (mit30meistgeschlosse- Rücklauf von ca.150Predigtenundbeglei- aus,die–miteinem undPfarrer Pfarrerinnen empirische Ein drittesmaterialesKapitelwertet eine und dannauchtranszendiert. tion, diediesegleichsamvon innendeutet K theologischeforcierte Umdeutungjenes lichen Feier von ihrem‘weltlichen‘ Anlass – tionen: dezidierte derkirch- Abgrenzung kasualtheologischen DebattebekanntenOp- w Predigt- undLiturgiegeschichte desJahres- 1991) vorgestellt. Auch undgeradeinder (Neujahr 1892)und W. Engemann(Silvester F Das Schwergewicht dieserStudieliegt, wie hier(zu)sehrzurücktritt. Neuanfangs (228), währenddiekulturelleDimension des dium religiöser Abschiedskultur“ darstellt Jahreswechselgottesdienst undMe- als„Ort schließlich,dass sichder und notiert T liturgischedes Übergangs heraus,markiert arbeitet diezahlreichenreligiösenMotive mit DeutungendesBefundessehrzurück:Er Auch indiesemKapitelhältFechtner sich begleitender kirchlicherKasualpraxis(191). sualien“, als„Knotenpunkt“seelsorglich- w DerGottesdienstzumJahres- Bilanzierung. odereine sorglicher Grundzug Tendenz zur etwaAspekte derSilvesterpredigt, ihrseel- tionen oderKerzenritualen –sowie typische v staltungstendenzen –etwa dieBedeutung gemeinde’), eszeigensichliturgische Ge- rade fürMenschenaußerhalbder‚Sonntags- on bestimmten Liedern, von Bildmedita- on bestimmtenLiedern, echtner immerwiederbetont,auf der Wahr- raditionsbildungen undSuchbewegungen, ontextes –odereine Aufnahme derSitua- echsels zeigensichdieausderallgemeinen echsel erscheintsoals„KasualiederKa- Befragung hessen-nassauischer Silvester -Gottesdienstes, ge- Heft 03/2003(2)QXP3.301.12.200313:07UhrSeite75 re, weiterführende Hinweise gewünscht. sorgfältigen Erkundung –nochweite-derart kann, dazuhätteichmir–geradenacheiner des Geistes“(231)–überschrittenwerden und dannauch–„unverfügbar inderKraft Übergangs jedochkirchlichaufgenommen lebensweltlich-kulturelle Prägungjenes Schwelle ihrerseitsneuzudeuten. schen „Schwelle“ hineinzuführenunddiese in den„symbolischenRaum“einerspezifi- k gleichwohl exemplarische Bedeutungzu- gen“ kirchlichenPraxiszumJahreswechsel gen, dassderinvielerHinsicht„randständi- So kannFechtner zwar sehrüberzeugendzei- kungen. selten undverstecken sichzumeistin Anmer- gar konstruktive Kommentare sindjedoch aufschlussreich „erkundet“–kritischeoder r F v zelnen Kapitelund Teilabschnitte nurwenig ve W bleiben abersoknapp,dasssiedie miert, und Cl. Geertz V. Turner) sindwohlinfor- w genden Kultur- undRitualtheorie(genannt rück: Die zurzugrundelie- Ausführungen oretische wienormative Ansprüche sehrzu- geradezu pointillistischenGestustretenthe- g genwartsphänomene. Hinterdiesempro- auf breitenwirksame,populärkulturelleGe- vor allemaberdengenauenBlick formation, gegebenenfalls historischeIn- dung umfasst PraxisimDetail;dieseErkun- szenierten ten kulturellen,öffentlich wieindividuell in- nehmung, der„Erkundung“einerbestimm- ung derkirchlichenPraxis:Diesewirdzwar erbunden nebeneinander. Ebensoversagt ommt, wenn esihrgelingt,dieBeteiligten echtner sicheineausdrücklicheOrientie- rammatisch impressionistischen,mitunter erden etwa W. Benjamin, B. Waldenfels, ahrnehmungen nur ganz grob zusteuern nurganzgrob ahrnehmungen r mögen; auchimGanzenstehendieein- J an Hermelink Wie die Gebetszeiten sinddurchweg erkennbar. Die knüpfung andie Traditionen nächtlicher –,mussoffenproklamiert bleiben. Die An- sprochen werden kann–wie derUntertitel Nacht alsliturgischem Handlungsraumge- lich von einer„Wiederentdeckung“ der sammengestellten Materials.Inwieweit frei- der Lektüredeszum Teil akribischzu- Entdeckungen erwachsen aus überraschende Unzählige Fundgrube. Anregungen und Dieser erste Teil desBuchesisteinewahre nacht (Seminarreferat). besonderer BerücksichtigungderJohannis- v trachtung derbesonderenNächtedesJahres- modellen findetsichschließlicheineBe- Nacht. zudenGottesdienst- Als Hinführung nahme von GebetundGottesdiensteninder und einehistorisch-liturgische Bestandsauf- kulturgeschichtliche ReisedurchdieNacht auf. Danebenbietetdie Autorin einekleine der BibelundimEvangelischen Gesangbuch dische Durchgängesuchendie„Nacht“in schichte betrachtet.Zwei kleineenzyklopä- wird dieNachtinKultur, Liturgie undGe- Im ersten Teil –etwa dieHälftedesBandes– standen odernachgemacht. schen Praxisentspringt.Nichtswirktabge- eigen, diederim Vollzug liturgi- reflektierten Buch damiteineFrische undLebendigkeit ausgewiesen wird. Andererseits istdem dass derBandausdrücklichals Arbeitsbuch Entstehungsumstände bewirken einerseits, der Theologischen Fakultät Leipzig.Diese entstanden auseinerliturgischen Übungan modellen bietet.Esisteine Art Werkbuch, Gottesdienst- sammen mitpraxiserprobten gisch-liturgische zu- Grundsatzüberlegungen Zu entdecken gibteseinBuch,dastheolo- „Die Nacht“–dieser Titel machtneugierig. ■ erlaufs inderReligionsgeschichteunter ISBN 3-374-01938-2 Ve Spiritualität Band8,Evangelische Metapher. Beiträge zuLiturgie und Wi Bettina Naumann(Hg.): rl ederentdeckung vonRaumund a gsanstalt, Leipzig2002, Die Nacht. Rezensionen

75 LITERATUR Heft 03/2003(2)QXP3.301.12.200313:07UhrSeite76 76 LITERATUR „verzweckte“ Liturgie, dieamEndenichtge- dienst wollen eine verrät wirunserinnern...“ einleitende Satz„Indiesem Abendgottes- w 9. November“ (107-114).Undzwar deshalb, „Abendandacht zurReichspogromnacht am istaberdie Anlässe. Leidervölliggescheitert gung zurliturgischen „Aufwertung“ ihrer keine bleibendemeinem Eindruck Ermuti- ges/Weltfriedenstages“ (99-106)bietennach der „Pilgerweg am Abend des Antikriegsta- W Gestaltung der„RauenNächte“zwischen deckt werden (Vorwort). Die Versuche zur nachlässigte ZeitenundFesttage“ neuent- „bisher indergemeindlichenPraxisver- F v braucht.Geradeaber und keine Erklärungen zu wenig den Atem dessen,was keine Fragen zu vielIntention,Künstlichkeit und in weiten Teilen unbefriedigend.Manspürt durchweg anzuerkennen, dasErgebnis wirkt w oder Andachten allemehroderweniger „ge- und Transparenz wirken dieGottesdienste bei allerBemühungumNachvollziehbarkeit sind ebenvölligverschiedene Dinge. Aber Diskurse undlebendigeliturgische Praxis stellt. Gewiss –aufdemPapier festgehaltene Meist istaucheinkurzesfeedbacknachge- seiner Entstehungteilweise nachgezeichnet. wurf wirdinseinem undin Ansatz begründet men inderLiturgie zuschreiben.JederEnt- getrost derSuchenachneuen Ausdrucksfor- darfes schließlich kritischsehen,sondern überzeugen. Dasmussmangarnichtaus- – imzweiten Teil –kannkeiner wirklich V scheinen aberimmerwiederdurch. („Erlebnismarkt“), thematisiert Abgrenzung lichen Raumwerden zwar imSinneeiner lichen Welle von „Eventnächten“ imöffent- trieben. Auch Parallelen zueineraußerkirch- uns heutevölligverloren (159),wirktüber- stellte Behauptung,dasNachterlebengehe im SinneeinerBestandsaufnahmenachge- Rezensionen on diesem Atem lebtLiturgie. raglich bleibt mir, inwieweit tatsächlich on denvorgelegten Gottesdienstentwürfen ollt“. DasSuchennachneuen Wegen ist eil sie einfach zuvielwill.Schondererste eil sieeinfach eihnachten undEpiphanias(91-98)oder ■ ausgeberin Dank. Dafür gebührt Autorinnen/Autoren undHer- zukreativemermutigt UmgangmitLiturgie. Diskussion umeinenwichtigen Aspekt und dieliturgische Buch „DieNacht“bereichert erfreulicher Gesamtansatzzuwürdigen.Das Bei allenkritischen Anmerkungen bleibt ein v es auchnicht,wenn inderStille„eindrucks- nacht gewiss Unddannhilft keinen Gefallen. w gekettet werden. Damittutmaneinemnot- stand gegen Asylverfahren usw. aneinander- Rechtsglauben, Demokratiekritik, Wider- Ruanda, Abschiebehaft ausDeutschland, Untauglich wirktes,wenn in Völkermord legen“, kipptdas Anliegen ins„Gewollte“. „Wir wollen denFinger aufdie Wunde wird mitderprogrammatischen Vorgabe lingen kann. Wenn zuFürbitteneingeladen auf denerstenBlickmöglicherweise irritie- stellenden KünsteundderPsychologie. Die ausnahmslos Titel ausdemBereichderdar- v -praxis –aufdenGottesdienst.Entsprechend ausder Erfahrungen und Theatertheorie tarium seinerProfession–Einsichtenund Schauspieler, dazudasInstrumen- überträgt Der Autor, von HauseausRegisseur und stand undLustauszufüllen. w ten. Liturgin wieLiturg sollendazuanimiert r Durchfüh- einen Beitragzurkonditionierten zugleich die Absicht des Autors: Ermöchte Gottesdienstes“ vor. benennt DerUntertitel des Präsenz. ZurpraktischenInszenierung hener Auflage sein„HandbuchLiturgische Thomas Kabellegt inzweiter, durchgese- ung desevangelischen Gottesdienstesleis- oll“ ein Glas zersplittert. oll“ einGlaszersplittert. erzeichnet das Literaturverzeichnis fast erzeichnet dasLiteraturverzeichnis endigen Gedenken andieReichspogrom- erden, ihregottesdienstlicheRollemit Ver- ISBN 3-579-03198-8 g des Gottesdienstes,Bd.1,2.durch- Präsenz. Thomas Kabel, esehene Auflage, Gütersloh 2003; Zur praktischen Inszenierung Handbuch Liturgische Ulrich Lieberknecht Heft 03/2003(2)QXP3.301.12.200313:07UhrSeite77 Lern- undPraxisziel. Lern- Wer die–wenn auch ten. DieseKompetenz fürPräsenz istdas Lage sein,liturgische Repräsentanz zuleis- „Präsenz“inder punkt durchreflektierte möglichstzujedemZeit- sondern stolpern, wieahnungslosdurchdenGottesdienst niert, Liturgin undLiturg sollennichtunkonditio- der Begriff „Präsenz“–liturgische Präsenz. Schlüssel- undLosungswort desBuchesist ableitet und aufbaut.“(146) senz, ausdersichunsereliturgische Präsenz wa Gottes indiesemRitual,fürdierealeGegen- tiefes inneresGefühlfürdie Anwesenheit im BlickaufdieFeier des Abendmahls, „ein Gottesdienst sind. Wir haben,soschreibter lingendes –im Wortsinne: –Begehen des die sachlichen Voraussetzungen füreinge- türe lässtspüren,wiewichtigdem Verfasser sehr persönlichesBuchentstanden.DieLek- v der HanddesLiturgen (27f.). rischen Fetischcharakter desRingbuchesin ich denerhellendenBemerkungenzumnoto- breitung undnachhaltige Wirkung wünsche K chenraum –samtihremGegenstück, der we Sprechgestus oderüberdasKalkülvon Be- Ve Atemtechniken, Strategien fürdiegezielte überelementare Dazu zählenInformationen gen immerwieder Aha-Erlebnisse eröffnet. positiv Liturginnen undLitur- identifizierten undmitihrerschönen erfahrenen Aufgabe praxisnahen Hinweisen, derenLektüreauch ten. Der eineFüllevonAutor vermittelt Einsich- spektive fruchtbare überraschend nen sichausdieserunkonventionellen Per- sche Argumentation geprägtenLesereröff- findet. DeminderRegel eherdurchtheologi- K ten Wurzeln imKult, inderritualisierten sachgerecht, alsdasSchauspielseineältes- r vonrende Parallelisierung Bühneninszenie- Dem Autor istnichtnureingutlesbaresund ung und Gottesdienst ist insofern durchaus ung undGottesdienstistinsofern erständliches Werk gelungen;esistauchein ommunikation zwischenMenschundGott, unst desInnehaltens;besondersweite Ver- r gungen undBewegungsabläufen imKir- rt meidung desberüchtigtenpastoralen

Jesu Christi.HiergeschiehteinePrä- theologisch-liturgischen Grundkenntnissen den.“ (S.275)DieBereitschaft,sich auchmit durch theologische Deutungen verstellt wer- v bewusst aufdasLesentheologischer Bücher K Liturgie imGottesdiensthabeichinmeinen gibt erzuProtokoll: „Mein Wissen überdie wenigzeichnis verheißt insofern Gutes;dort kung des Autors zuseinemLiteraturver- für dasliturgische Handeln.Die Vorbemer- nis nehmen!Dasgiltselbstverständlich auch nutzen. DazufreilichmussersiezurKennt- Blick behaltenundinderRegel konstruktiv wird ersiezumindestalsReflexionsfolie im tuelle Produktionabzusehen;imGegenteil Theater, Oper, Film –imBlickaufeineak- Idee, von derGeschichteseinesMediums– gisseur oderSchauspielerkämewohl aufdie ihr entscheidendmitgeprägt.Kein guterRe- ständnis von Liturgie unddenUmgangmit sehen werden; beidenämlichhabendas Ver- V haben. logische Interpretationsgeschichte historische Entwicklungalsaucheinetheo- tionen desGottesdienstessowohl eineeigene b die Binsenweisheit hinweisen, dassdieeta- Gottesdienst zutreffen, somussichdochauf auf dieHaltungvon Liturgin undLiturg im Auch wenn wichtige imBlick Ausführungen Akteure erfülltwerden müsseoderkönne. der(Haupt-) der durchSelbstkonditionierung einen vorgegebenen liturgischen Rahmen, scheint die Vorstellung, esgäbesoetwas wie ologie anzutragen.Problematisch dagegen seiner säkularenProfessionKircheund The- Mühe noch Aufwand, bewährte Erkenntnisse ziell Förderlichesleistenunderscheutnicht Gelingen desGottesdienstesetwas substan- tiv istfestzuhalten:Hierwilljemandfürdas Das BuchhatStärken undSchwächen.Posi- nachunterstützen. einsehen unddemGrunde wird dieNotwendigkeit einer Verbesserung Gottesdienste erlebtoderaucherlittenhat-, diverse –sonntägliche Wirklichkeit mancher lierten –liturgisch quasibegehbarenlierten –Sta- erzichtet, damit meine Erfahrungen nicht erzichtet, damitmeineErfahrungen on beidenkannohneSchadennichtabge- ursen erworben und entwickelt. Ichhabe Rezensionen

77 LITERATUR Heft 03/2003(2)QXP3.301.12.200313:07UhrSeite78 78 LITERATUR hätte auch die Klärung gehört, was gehört, esfürden hätte auchdieKlärung Zur notwendigen theologischen Reflexion davon. und sieistauchkeine beliebige Teilmenge liturgischer Kompetenz zuidentifizieren– ist„liturgische mit Präsenz“keinesfalls fern können. Dasistgewiss nichtderFall; inso- zu Gelingen desGottesdiensteserreichen mit verhaltenstherapeutischen Übungendas gische Präsenz“wolle behaupten,lediglich jener emphatischgebrauchteBegriff „litur- des unschönsichnahelegenden Verdachts, ist–rächtsichhierinGestalt Interessierten gelegenheit alleramchristlichenGlauben sche Reflexion –diedochdurchauseine An- tig dieseauchist.Der Verzicht auftheologi- Agierenden, inHaltung,erschöpft–sowich- we Beispiel dieser, dasssichLiturgie keines- schen –Erkenntnissen belohntworden. Zum wichtigen –möglicherweise auchselbstkriti- schaft zuträglichgewesen; siewäremit zu versehen, wärefür Autor wiefürLeser- Rezensionen gs primärin„liturgischer Präsenz“der we emphatischen Sinne–bleiben dankens- Restriktionunterworfenartigen –freiim rechtlich schützenlassen.(S.4)Keiner der- Präsenz“ alseingetragenes Warenzeichen Der Autor hatdie Wendung „liturgische des Gottesdienstesein. und nichtder/Liturg stehefürdasGelingen ther die nichtdieLiturginAnsicht vertritt, w nicht heilsnotwendig sindundimBlickauf –jenen aphora gehört Angelegenheiten, die liturgische Handelnzudensogenannten Adi- torischem Verständnis vom Gottesdienstdas eigenen Ansatz bedeutet,dassnachreforma- freuliches Layout und–einLesebändchen. b Im übrigen:EineschönePublikation: Feines Buch völlig.Schade. Geistesgegenwart. Auf ihnverzichtet das sionen undMehrwert eröffnende Begriff Geist–undschongarderDimen- wärtigkeit, laues Leinen,angenehmesFormat, ein er- elche deshalbFreiheit besteht. Wobei Lu- r terweise Begriffe wieGegenwart, Gegen- Martin Ammon Heft 03/2003 (2) QXP 3.3 01.12.2003 13:07 Uhr Seite 79

Autorinnen und Autoren dieses Heftes

Martin Ammon, Superintendent, Stiftung Kiba, Hannover, [email protected] Dr. Karl-Fritz Daiber, Professor für Praktische Theologie, Hannover, [email protected] Dr. Kristian Fechtner, Professor für Praktische Theologie, Mainz, [email protected] Dr. Lutz Friedrichs, Hannover, [email protected] Dr. Jan Hermelink, Professor für Praktische Theologie, Göttingen, [email protected] Dr. Christel Köhle-Hezinger, Professorin für Volkskunde, Jena, [email protected] Lydia Laucht, Pfarrerin, Hofgeismar, [email protected] Dr. Ulrich Lieberknecht, Pfarrer, Neuhaus-Schierschnitz, [email protected] Dr. Matthias Morgenroth, Theologe und Journalist, München, [email protected] Bettina Naumann, Wissenschaftliche Assistentin, Leipzig, [email protected] Dr. Wolfgang Ratzmann, Professor für Praktische Theologie, Leipzig, [email protected] Christian Trappe, Pfarrer, Lippoldsberg, [email protected]

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