Marius Will Kicken
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SONNABEND 10 Sport 22. OKTOBER 2016 HANDBALL VORM ANPFIFF HSG DELMENHORST Haake ist optimistisch Oberliga Nordsee: Mehr Kellerduell geht nicht: Der Tabellenletzte HSG Delmenhorst empfängt am heutigen Sonnabend den Vor- letzten TSG Hatten-Sandkrug. Die Delmen- horster haben in vier Spielen bisher vier Mal verloren, aber dennoch ist Spielertrainer Andre Haake vor dem Derby optimistisch: „Wir haben gar nicht so schlecht gespielt, sodass ich denke, dass der Knoten platzen könnte.“ Selbstvertrauen holte sich die Haa- Marius will kicken ke-Sieben jüngst im Verbandspokal, wo sie Siege gegen den Liga-Rivalen SG HC Bre- men/Hastedt (28:22) und den Landesligis- ten TS Hoykenkamp (35:22) feierte. Vor dem Sandkrug-Spiel kehren Kevin Larisch und Niclas Schanthöfer in den Kader zurück. Haake und Philipp Freese fallen aus. DCO Heute, 19 Uhr, Stadionhalle TV NEERSTEDT Linngroen droht längere Pause Oberliga Nordsee: Nach dem 26:23 in Schwanewede hofft der TV Neerstedt am heutigen Sonnabend auf seinen zweiten Sai- sonsieg – leicht wird das allerdings nicht, denn es geht gegen den starken Aufsteiger SG HC Bremen/Hastedt, der ungeschlagen auf dem dritten Tabellenplatz steht. Aufpas- sen müssen die Neerstedter auf die drittli- gaerfahrenen Marten Franke und Edwin de Raad. Neerstedts Trainer Jörg Rademacher plagen einige Personalsorgen. Die Youngs- ter Julian Hofmann und Leon Linngroen ha- ben unter der Woche nicht trainiert. Wäh- rend der Einsatz von Hofmann möglich ist, fällt Linngroen mit einer Fußverletzung län- ger aus. „Wir dürfen uns nicht zu viele Feh- ler leisten“, weiß Rademacher. NAR Heute, 19.30 Uhr, Halle Am Sportplatz Ein unerschütterlicher Optimist: Marius Kossmann ließ sich von seiner Leukämieerkrankung nicht unterkriegen und spielt seit dieser Saison wieder für den Harpstedter TB II. FOTO:INGO MÖLLERS HSG GRÜPPENBÜHREN von CHRISToPH BÄHR Frauen des TV Jahn, seine Mutter Bettina heit öffentlich. Auf der Facebook-Seite „Ma- plantieren. Insgesamt sechs Wochen ver- Siebert-Kossmann war dort Spielerin. Klar, rius will leben“, bei Instagram und Snapchat brachte er in einem zehn Quadratmeter gro- Ausgeruht nach Eicken Harpstedt. Wann genau es war, weiß er nicht dass Marius auch selbst früh mit dem Ki- schrieb er regelmäßig, wie es ihm ging. Er ßen Zimmer, abgesichert durch dicke Glas- Landesliga Weser-Ems: Im vierten Anlauf mehr. Aber irgendwann in den sieben, quä- cken anfing. In der Jugend spielte er für die postete Bilder, machte sogar Scherz-Videos scheiben, nahezu isoliert von der Außenwelt. ist der HSG Grüppenbühren/Bookholzberg lend langen Monaten, die Marius Kossmann SG DHI Harpstedt in der Landes- und Be- im Krankenzimmer. Auch ein Fernsehteam Das Immunsystem war derart geschwächt, gegen die TSG Hatten-Sandkrug II Anfang im Krankenhaus verbrachte, fiel die Ent- zirksliga. Im Herrenbereich lief er dann für besuchte ihn in der Klinik und drehte einen dass er sich auf keinen Fall irgendeinen In- Oktober der erste Saisonsieg gelungen, dann scheidung. Er lag mal wieder in seinem Bett den SC Dünsen in der 1. Kreisklasse auf, Beitrag. „Es hat mir wirklich geholfen, das fekt einfangen durfte. „Du willst nur raus, folgte allerdings erstmal eine dreiwöchige und schaute auf dem Smartphone ein Wer- ehe er für ein halbes Jahr nach England ging, Ganze nach außen zu tragen. So war ich aber darfst nicht. Und kaum jemand darf Liga-Pause. „Wir haben uns in dieser Zeit der-Spiel, da wurde dem Harpstedter klar, um dort zu arbeiten, seine Sprachkenntnis- nicht mehr alleine, konnte die Last teilen. rein“, schildert er. Marius konnte nur ab- ein bisschen ausgeruht und danach wieder dass er auch selbst wieder auf dem Platz ste- se zu verbessern und bei einem Fußballteam Ich rede auch heute noch ganz offen über warten und hoffen, dass seine Blutwerte wie- gut trainiert“, berichtet Trainer Sven Engel- hen will. „Ich war mir sicher: Wenn ich hier mitzutrainieren. alles, jeder kann mich fragen. Das ist eine der besser werden, damit er die Quarantä- mann, dessen Sieben heute Abend beim Ta- rauskomme, werde ich wieder Fußball spie- Nach der Rückkehr ging es nach Lübeck: Selbsttherapie“, sagt der 21-Jährige. ne verlassen darf. „Jeden Tag erfährst du bellenvierten Eickener SpVg gastiert. Grüp- len“, erzählt er. Ob er „hier rauskommt“, duales Studium als Fitnessökonom. „Ich war die Werte und hoffst, dass sie steigen. Wenn penbühren rangiert momentan auf Rang war zu dem Zeitpunkt allerdings keinesfalls zu der Zeit verrückt nach Sport, ging sechs sie aber immer noch zu niedrig sind, denkst zehn, und Engelmann ist „frohen Mutes“, sicher. Marius litt an Leukämie, deswegen Mal pro Woche ins Fitnessstudio. Außerdem „Wenn ich Angst habe, du irgendwann, du kommst da nie mehr dass es weiter aufwärts geht. „Wir haben musste er so lange im Klinikum Bremen-Mit- war ich oft rudern und manchmal joggen“, raus.“ alle Mann an Bord und wissen um die Stär- te bleiben. Der heute 21-Jährige unterzog erinnert sich Marius. Er war topfit, durch- bringt es mir Selbst der schier unerschütterliche Marius ken des Gegners.“ Eicken ist ein junges sich mehrmals einer Chemotherapie und im trainiert, selten krank. Mit Fieber, Herzra- verlor allmählich seinen Mut. Das merkten Team und bekannt für seine offensive und November 2015 einer Knochenmark-Trans- sen und Muskelschmerzen ging er zum Arzt, doch nichts.“ seine Eltern, das merkten die Ärzte. Also aggressive Deckung. DCO plantation, die sein Leben rettete. die Diagnose kam wie ein Schlag aus dem fassten sie einen Entschluss: Zwei seiner bes- Heute, 18 Uhr, Segelfliegerweg Ein Jahr ist der Eingriff nun fast her, und Nichts: Leukämie, und dann auch noch die Marius Kossmann ten Freunde durften den Harpstedter in der Marius Kossmann hat sich den Wunsch er- sehr seltene Form „Philadelphia Chromo- Quarantäne besuchen. „Das war der ent- TS HOYKENKAMP füllt, den er auf dem Krankenbett hegte. Er som positiv“. „Ich habe das am Anfang al- scheidende Moment“, sagt Marius Koss- fing zunächst langsam an, übte ein wenig les gar nicht richtig realisiert. Das Ausmaß Und tatsächlich sprudeln die Worte nur so mann rückblickend. Das Gespräch mit den Kessler will Konzeptionen mit dem Ball. „Bestes Gefühl wieder“ pos- habe ich damals nicht vorhergesehen. Mei- aus ihm heraus, wenn er über die Leidens- Kumpels verlieh ihm neuen Mut, und plötz- Landesliga Weser-Ems: Für viele Trainer tete er bei Instagram nach den ersten Ball- ne Eltern und meine Familie waren scho- zeit spricht. Marius erzählt seine Geschich- lich verbesserten sich auch die Blutwerte. hat der Pokalwettbewerb keine allzu große berührungen zusammen mit einem Foto, das ckierter als ich“, blickt Marius Kossmann te mal sachlich-nüchtern, mal mit einem Lä- „Da sieht man wieder, wie viel Motivation Bedeutung, bei Frank Kessler ist das anders. einen Fußball und einen Fußballschuh zeigt. zurück. „Das wird schon wieder“, dachte er cheln, aber nie verbittert. Geradezu begeis- und Ehrgeiz ausmachen“, betont Marius. Dementsprechend war der Trainer der TS Seit Saisonbeginn steht der Rechtsverteidi- sich und sagt rückblickend: „Dass ich so tert klingt er, wenn er die großen Typisie- Für ihn ging es danach Schritt für Schritt Hoykenkamp nach der 22:35-Pleite gegen ger nun für den Harpstedter TB II in der 1. leichtsinnig an die Sache herangegangen rungsaktionen in seinem Arbeitsort Lübeck nach oben. Ein Ziel nach dem anderen konn- den Oberligisten HSG Delmenhorst mäch- Kreisklasse auf dem Rasen. Acht Spiele hat bin, war gut. So bin ich nicht gleich in Pa- und in seinem Heimatort Harpstedt mit zu- te er abhaken. 100 Tage musste er sich nach tig sauer auf sein Team. „Das war Haraki- er bereits bestritten, ein Tor geschossen, eine nik verfallen.“ sammen fast 2000 Menschen erwähnt, die der Transplantation schonen. Schon am 114. ri“, sagt Kessler, der hofft, dass seine „deut- Gelb-Rote Karte kassiert. Er ist wieder ein Eines merkte Marius schnell: Ziele sind sich als mögliche Knochenmarkspender re- Tag war er zum ersten Mal wieder im Kraft- liche Ansprache“ gefruchtet hat. In der Liga ganz normaler Bestandteil der Mannschaft, wichtig. „Wenn man auf etwas hinarbeiten gistrieren ließen. Daneben typisierten sich raum, wenig später fing er mit Rennradfah- empfängt Hoykenkamp (Platz fünf) morgen und das will er auch sein. „Niemand muss kann, hilft das bei der Heilung enorm.“ Also viele Leute in Harpstedt und Umgebung ren an. die HSG Osnabrück (Platz elf). „Wenn wir mich mit Samthandschuhen anfassen. Ich steckte er sich schon kurz nach der Diagno- auch per eingeschickter Wattestäbchen mit Allerdings merkte Marius, dass ihm der aufsteigen wollen, müssen wir unsere Heim- hatte eine Blutkrankheit. Deswegen kann se das erste Ziel: Weihnachten wollte er zu Abstrichen von der Wangenschleimhaut. Sport zwar noch wichtig war, aber nicht mehr spiele gewinnen“, fordert Kessler, dem alle ich doch trotzdem normal Fußball spielen.“ Hause feiern. Es folgten weitere: wieder ins „Eigentlich müsste das jeder machen. Das so wichtig wie vor der Krankheit. „Das Le- Spieler zur Verfügung stehen. Gegen die Als er im Sommer während der Vorberei- Fitnessstudio gehen, mit Freunden wegfah- ist so wichtig“, unterstreicht Marius Koss- ben ändert sich um 360 Grad. Familie und massive 6:0-Deckung der Gäste wird sich tung erstmals wieder mittrainierte, sei gleich ren, Urlaub mit der Familie und natürlich mann. Freunde nehmen viel mehr Raum ein.“ Also seine Sieben etwas einfallen lassen müssen. alles wie immer gewesen. „Da war keine auch wieder Fußball spielen. Alles hat er Für ihn wurde recht schnell ein geeigne- entschied er sich dazu, nicht zurück nach „Es geht nur über Konzeptionen.“ DCO Blockade. Ich habe auch meine Spielweise mittlerweile in die Tat umgesetzt. Mit un- ter Spender gefunden, die frohe Botschaft Lübeck zu gehen, sondern zu Hause in Harp- Morgen, 16 Uhr, Halle Heide nicht geändert, sondern spiele immer noch bändigem Kampfgeist und unerschütterli- erreichte ihn Ende August 2015. Marius war stedt zu bleiben. Er studiert nun Politik an körperbetont“, erzählt Marius. Nur die Kon- chem Optimismus hat Marius den Blutkrebs erleichtert, doch die härteste Herausforde- der Hochschule Bremen.