DER SPIEGEL Jahrgang 1995 Heft 08
Werbeseite Werbeseite MNO DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN Hausmitteilung Betr.: Ostdeutschland, Berlin a Der falsche Zungenschlag war zu erwarten und die Hausmitteilung im Heft letzter Woche schon mal ein Versuch, zum Thema der Titelgeschichte rechtzeitig ins Licht zu rücken: daß beim Verplempern und Versickern der westlichen Milliardengaben in den deutschen Osten beide Seiten geschädigt wurden und daß die Schuld daran keinesfalls nur in den neuen Ländern zu fin- den ist. Aber es half nichts. Da solle doch, so war dann prompt zu hören und zu lesen, “ein Keil getrieben“ werden zwischen Ossis und Wessis, eine gezielte “Kampa- gne“ wurde gesichtet, und Branden- burgs Regierungschef Manfred Stol- pe konstatierte gar eine “West- Ost-Hetze“ – gerade so, als sei SPIEGEL 7/1995 dieses Sterntalermädchen auf dem Titelbild in Wahrheit das verklei- dete Böse: hinter dem SPIEGEL dunkle Triebkräfte einer Verschwörung oder einfach das redaktionelle Vergnügen daran, Keile zu treiben. Die Geschichte, daß der Bote, der die schlechte Nachricht über- bringt, an allem die Schuld trägt, ist eine ganz alte Geschichte, hat aber von ihrer Absurdität nichts eingebüßt. a Schon seit 1978 lebt Harald Schumann, Autor der Titelgeschichte über Berlin (Seite 42), in der Hauptstadt und weiß nun “plötzlich nicht mehr, wie ich mich fühlen soll in dieser Heimat“: begeistert von der stürmischen Entwicklung, die da anläuft, oder doch eher besorgt über die Zukunft. Der Me- tropole stehen große Belastungen bevor – nicht zu- letzt durch die sprunghaft wachsende Zahl der dort illegal lebenden Ausländer, deren Ängste Claudia Pai am Beispiel des Chilenen Joaquı´n beschreibt (Seite 52). Wie sich Berlin verändern wird, demon- striert das Panorama-Bild auf Seite 42/43 – eine technische Raffinesse.
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