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Heidelberg, 25.01.2011 Pressemitteilung ERFUNDENE KÜNSTLER Eröffnung | Freitag, 11. Februar 2011 um 19 Uhr Ausstellungsdauer | 12. Februar bis 27. März 2011 Pressetermin | Donnerstag, 10. Februar 2011 um 11 Uhr Parallel zur realen Kunstgeschichte existiert eine weniger bekannte und erforschte fiktive Kunstgeschichte, in der es wie in der realen die unterschiedlichsten Künstlertypen anzutreffen gibt. Shakespeare war der Erste, der den Künstler als vielfältig zu besetzende, spannungsreiche Figur für seine Dramen entdeckte. In der Ausstellung „Erfundene Künstler“ im Studio des Heidelberger Kunstvereins werden nun 14 Künstler vorgestellt, deren Karrieren und Niederlagen allesamt in fiktiven Stoffen – in Romanen, Erzählungen und Theaterstücken – geschrieben wurden und die im 20. oder 21. Jahrhundert gewirkt haben sollen. Sie wurden zum einen ausgewählt, weil ihre Wege von einem außergewöhnlichen Einfallsreichtum der Autoren zeugen, zum anderen, weil die Positionen Künstlertypen verkörpern, die charakteristisch für die letzten hundert Jahre sind. Da ist beispielsweise Pietro, ein junger Mann aus großbürgerlicher Familie, der sich der 68er Bewegung anschließt und sich nur in radikalen Kunstformen aus gesellschaftlichen Zwängen zu befreien weiß. Oder Antártido A. Garay, der in den 1920er Jahren in Buenos Aires waghalsige Konzeptkunst ausstellt, die niemand versteht. Klara Sax schafft ihre Kunst aus dem Zivilisationsmüll der amerikanischen Überflussgesellschaft, erreicht ihren Durchbruch aber nur mit einem Großprojekt, bei dem sie 230 ausgemusterte B-52 Bomber in der Wüste in Nevada bemalt. Jede Position steht für einen nicht selten überzeichneten Künstlertypus wie die radikale Feministin, der Skandalkünstler oder der zu früh verstorbene Künstler, der nur posthum den Kunstmarkt erobert. Sie alle geben Einblick in die Auffassungen, die Schriftsteller zu bestimmten Zeiten von Künstlern und dem Kunstmilieu gehabt haben. Mit Hilfe von diversen Materialien wie dokumentarischen Fotografien, Objekten oder Presseberichten versucht die Schau aufzuzeigen, woraus die Autoren ihre Ideen geschöpft und welche Bilder ihnen vorgeschwebt haben könnten. Ergänzt wird die Schau durch den Film „Fiction Artists“der (realen) Künstler Christoph Girardet und Volker Schreiner, die in der Filmcollage Künstler aus mehr als 100 Spielfilmen zusammenbringen und mit den Klischees und Vorstellungen spielen, die sich hinter den erfundenen Künstlern verbergen. Das Schreiben über Künstler und ihre Werke nimmt seinen Anfang in der italienischen Renaissance. 1550 schloss der Architekt und Künstler Giorgio Vasari das erste umfassende Werk über das Leben und Wirken italienischer Maler, Bildhauer und Architekten ab. Obgleich bekannt ist, dass Vasaris Schriften von Ungenauigkeiten und ausgedachten Elementen gespickt sind, stellen „Le Vite“ für alle, die die Kunst der Renaissance erforschen, ein unersetzliche Quelle dar. Ein Originalexemplar der zweiten Publikation von 1568 wird im Lichthof ausliegen, gegenüber einer kleinen Büchersammlung, welche die in der Ausstellung vorgestellten Künstler und ihre Geschichten beherbergt. Die Ausstellung im Studio bietet die Gelegenheit, eine Parallelwelt von Künstlern zu entdecken, die sich zur echten Kunstgeschichte wie ein Spiegel verhält, und deren Akteure schon viel zu lange Zeit auf eine solche Retrospektive gewartet haben. Die Ausstellung wurde kuratiert von Susana Sáez. FIKTIVE KÜNSTLER: Antrios (Quelle: Yasmina Reza, Kunst, frz. 1994), Max Aurach (Quelle: W. G. Sebald, Die Ausgewanderten, dt. 1993), Arthur Daane (Quelle: Cees Nooteboom, Allerseelen, niederl. 1999), Theodore Giles (Quelle: Siri Hustvedt, Was ich liebte, engl. 2003), Jeffrey Finelli (Quelle: Danielle Ganek, Lulu Meets God and Doubts Him, engl. 2007), Antártido A. Garay (Quelle: Jose Luis Borges & Adolfo Bioy Casares, Chroniken von Bustos Domecq, span. 1979), Franz Hutting (Quelle: Georges Perec, Das Leben: Gebrauchsanweisung, frz. 1978), Jody (Quelle: Margaret Atwood, Katzenauge, engl. 1988), Jed Martin (Quelle: Michel Houellebecq: La carte et le territoire, frz. 2010), Henry Morton (Quelle: Linda Warmoes, Kunst, niederl. 1997), Pietro (Quelle: Pier Paolo Pasolini, Teorema oder die nackten Füße, ital. 1968), Klara Sax (Quelle: Don DeLillo, Unterwelt, engl. 1997), Masahiro Sugimoto (Quelle: Rafael Horzon, Das weiße Buch, dt. 2010), Nat Tate (Quelle: William Boyd, Nat Tate – An American Artist 1928-1960, engl. 1998) WEITERE AN DER AUSSTELLUNG BETEILIGTE, REALE KÜNSTLER: Christoph Girardet & Volker Schreiner, Vanessa May, Friederike von Rauch, sowie zahlreiche Dokumentationen von Werken anderer Künstler. Pressekontakt | Heidelberger Kunstverein, [email protected], 06221 184086 - 2 -.