Iüdische Friedhof 2
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Heft Nr. 7 -2194 Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-pfalz 33 Der alte machen sey." 3) Mitgliedsgemeinden im Landkommissariat Germersheim Friedhof Die Antwortschreiben aus den iüdische Bürgermeisterämtern im Land- kommisariat Germersheim vom Janu- in Essingen ar 1821 sind erhalten geblieben. Sie geben wertvolle lnformationen über von Bernhard Kukatzki, Fotos von Mario Jacoby einige Mitgliedsgemeinden des Übersetzungen Verbandsf riedhofes, deren Entfernung von Dr. Frowald Hüttenmeister vom Friedhof und die Finanzierung desselben. Freisbach Die Toten werden nach Essingen gebracht, anderthalb Stun- den von Freisbach entfernt. Weiter heißt E ,n", der bedeutendsten ches Transportproblem. Dieses pro- jüdischen es im Schreiben vom 22.1.1821 der Friedhöfe Südwest- blem war auch der Königlich Gemeinde deutschlands ,,Freysbach" an die Baierischen Regierung des Rhein- Germersheimer Behörde: Unweit der Bundesslraße 272 in kreises mit Sitz in Speyer nicht unbe- ,,Derselbe ist im Privat Eigenthum Richtung Landau liegt rechts auf freiem geblieben. kannt Mit Datum vom 13. derJuden und wird aus einer besonde- Feld der alte jüdische Friedhof von Januar 1821 richtete sie daher an die ren Casse welche sie dazu folgenter Essingen (Landkreis Südliche Wein- pfälzischen Landkommissariate fol- Maßen gebildet haben unterhalten. straße/ Regierungsbezirk Rheinhessen gendes Rundschreiben: Jeder lsraelit welcher sich verheirathet - P'talz). Die schon von weitem durch ,,Man ist unterrichtet, daß in mehre- muß sich mit f. 1 30 x bis zu drey ihren Bestand an großen Kastanien- = ren Gemeinden des Rheinkreises Gulden nach Vermögensverhältniß bäumen erkennbare Begräbnisstätte Judenkirchhöf e ist der mit 8587 qm ftächenmäßig größ- bestehen, in wel- te Friedhof der Pfalz und wegen seines chen nicht allein Alters und seiner zahlreichen bemer- die in den Ge- kenswerten Grabmale einer der be- meinden wohn- deutendsten jüdischen Friedhöfe im haften jüdischen Südwesten Deutschlands. Bereits in Glaubensgenos- der Reihe,,Kulturdenkmäler in Bayern,, sen beerdigt, für den Bezirk Landau aus dem Jahre sondern wohin 1928 wird auf S. 160 ausgeführt:,,8e- die Leichnahme merkenswert der alte israelitische auch aus ande- Friedhof, der bei sehr großer Ausdeh- ren Gemeinden, nung gegen 1700 Grabsteine aus dem oft aus beträcht- 18. und der ersten Hätfte des 19. Jhdts. lichen Entfernun- enthä|t." Über sechzig Jahre nach die- gen gebracht ser denkmalpflegerischen Bewertung werden, wofür Blick auf den alten Friedhof in Essingen im Jahre 1963. soll nun dieses bedeutende Kultur- dann die Ge- Foto: Heinz Mayer, Edenkoben denkmal in einem Pilotprojekt des meinden, welche dergleichen Kirchhöfe einkaufen und dann alle Jahr 41/2bis Landesamtes für Denkmalpflege in gewisse besitzen, Retributionen bezie- 9 x für Unterhaltung des Friedhoffs und Mainz von Dr. Frowald Hüttenmeister hen, des bestimmten Todengräber bezah- wissenschaft lich doku mentiert werden. 1 ) Um Verfügung treffen zu können, len. Außerdem sind sie von allen weite- solche polizeiwidrige Beerdigungen ren Abgaben frey auch die Zentrale Begräbnisstätte Gemeinde für die abzuschaffen, haben sämmtliche Casse hat keine Gefälle Südpfalz davon. Als Bürgermeisterämter jener Gemeinden, Essingen noch den H. von Dalberg Der alte jüdische Friedhof war nicht in welchem sich besondere Juden- gehöfte muß die auswärtige Juden allein Ruhestätte für die einst bedeu- kirchhöfe befinden, den betreffenden welche dorthin wurden von jeder Lei- tende jüdische Kultusgemeinde in Es- k. Landkommissariaten anzuzeigen, che 7 Kopfstück oderf. 2=20xzahlen singen, die im 'l g. Jhdt. ein gutes Fünf- aus welchen Gemeinden Leichnahme welche aber aufgehoben ist." tel der Dorfbevölkerung zählte (184g: gebracht dahin werden, wie groß die lm Jahre 1821 wohnten 27 Juden in 342 Juden), sondern auch Verbands- Entfernung jeder Gemeinde von dem Freisbach. a) friedhof und damit Begräbnisstätte für Kirchhofe ist, und wie viel für jede Be- Leimersheim und Kuhardt Die die jüdische Bevölkerung aus vielen erdigung an die Gemeindekasse ent- Juden von Leimersheim wurden auf Orten der Südpfalz. 2) Der Einzugs- richtet wird. dem vier Stunden entfernten Friedhof bereich war beträchtlich und nament- Die k. Landkommissariate haben in lngenheim begraben, dievon Kuhardt lich die Bestattung von Toten aus wei- diese Berichte zu sammeln und unter nach Essingen,,drey Stunden von ihrer ter weg gelegenen Gemeinden bildete Berücksichtigung der Lokalitäten zu Heimath zu ihren Begräbnisstätten bei den damaligen schlechten Ver- begutachten, auf welche Weise dem gebracht", wie es im Schreiben vom kehrsverhältnissen ein nicht unerhebli- unschicklichen Gebrauch ein Ende zu 27.1.1821 des gemeinsamen Bür- 34 Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr.7 -2/94 9,-/rt*t2/: '2a*--641 angekauft würde." o) ge Juden-Allmosen; woraus die ln Lingenfeld lebten nöthigen Kosten, fürVergrößerung oder 1821 achlzehn Juden. Reparation an bemeldter Begräbniß- Niederlustadt Stätte genommen werden." 1o) /'/" ('r* ''i:;'7(' (heute Lustadt) lm ln Schwegenheim wohnten 1821 s- t;- '/;'=t' l:.;-.,t?' .d Schreiben vom achtzehn Juden. t--J 26.1.1821heißt es, daß Sondernheim (heute ein Stadtteil 7"*,:/-'-. sich jeder lsraelit auf von Germersheim),,Sondernheim den .-;J S?3 2 dem Essinger Begräb- 26ten Januar ... Auf das Umschreiben * ..P -n r'"1-,1 man sich e » < //,/ nisplatz einkaufen im nebigem Betreffe, beehrt $//-.1/-r"t/ - mußte, je nach Vermö- folgendes zu melden gen von 1 fl. 30 x bis zu ad a) Die in der Gemeinde 3 fl. Außerdem mußte Sondernheim gestorbenen lsraeliten jeder,,Theilhabel' jähr- werden nach Essingen gebracht. lich je nach Vermögen ad b) Die Gemeinde Sondernheim 41/2x bis 18 x für den ist drey Stunden von Essingen ent- zwei Stunden von fernt. Niederlustadt entfern- ad c) Jeder lsraelit muß beY seiner ten Friedhof aufbrin- Verehelichung den 20ten Theil seines gen.7) Vermögens, f ürs Beerdigungsrecht f ür ln Niederlustadt sich und seine ganze Familie, an die wohnten 1821zwanzig jüdische Gemeinde nach Essingen Juden. entrichten, dann sind alle Beerdigun- Oberlustadt (heute gen dieser Familie frey. - Die Armen Lustadt) Der Friedhof in sind von aller Abgabe freY. - ln Essingen war zwei Sondernheim sind keine Juden wohn- Stunden von der Ge- haft, und halten sich blos augenblick- meinde Oberlustadt, die lich allda auf. eine größere jüdische Diesem üblen Gebrauche könnte Kultusgemeinde auf- am besten dadurch abgeholfen wer- Schreiben des Bürgermeisters von Lingenfeld vom 27. wies, entfernt. lm Brief den, wenn für jede Gemeinde oder für Januar 1821 ,,An ein Königl. Bayerisches vom 23.1. 1821 liest einige nahegelegene, wo Juden woh- lnhalt Land=Commissariat zu Germersheim" mit dem man außerdem ,,...die nen, ein besonderer Begräbnisplatz f ür ,,D i e J u d e n =Ki rch höf e betreffend". Leichname der lsra- diesselbe angekauft wÜrde." 11) eliten oft aus beträchtli- Weingarten Zwei Stunden Weg germeisteramtes der beiden Gemein- chen Entfernungen zur Beerdigung waren es von Weingarten nach den zu lesen ist. Weiterhin wird ausge- dahin gebracht werden, und hohe Kö- Essingen. Für das Beerdigungsrecht führt, daß bei einerVerehelichung eine nigliche Regierung wünscht, diesem mußten bei der Heirat 1 fl. 30 x bis drei Gebühr für den BegräbnisPlatz ge- unschicklichem Gebrauche ein Ende Gulden entrichtet werden. Der .iährli- nommen wird. zu machen, wäre wohl billig; allein die che Beitrag konnte sich zwischen 4 1/ ln Kuhardt wohnten 1821 dreizehn jüdische Gemeinde ist so schwach, 2 und 18 Kreuzer bewegen. ,,Der Juden. 5) sich einen eigenen Begräbnisplatz in bestimte Toden Gräber erhält aus die- 8) jede 20 kr." Lingenfeld ,,Auf das Umschreiben hiesiger Gemeinde anzuschaffen." ser Casse für Beerdigung in nebigem Betreffe vom 16ten d. M' Für das Jahr 1821 sind 124 jüdi- 12) beehre ich mich folgend zu berichten sche Einwohner in Oberlustadt nach- Westheim ,,Auf das Umschreiben ad a) Die in der Gemeinde Lingen- gewiesen. in nebigem Betreffe vom 16ten d. M. feld gestorbenen lsraeliten werden nach Obwohl in den 1820er Jahren ein beehre ich mich und auch zu melden, Essingen beerdigt. eigener Friedhof in Oberlustadt ange- wie folgt: ad b) Das Begräbnis von Essingen legt wurde, mußten die Aufsichtsbe- ad a) Die in der Gemeinde West- ist drey Stunde von Lingenfeld entfernt. hörden noch 1 844 daran erinnern, daß heim gestorbenen lsraeliten werden ad c) Die einzelne Beerdigungen die Bestattung jüdischer Toter aus Nie- nach Essingen zur Beerdigung ge- auf dem Kirchhofe in Essingen unter- der- und Oberlustadt in Essingen seit bracht. liegen keiner Auflage, allein bey der der Anlage eines neuen Friedhofs in ad b) Die jüdische Begräbnisstätte Verehelichung wird jedem lsraeliten Oberlustadt verboten sei. e) ist 3 Stunde von Westheim entfernt. muß eine nach dem Vermögensstande Schwegenheim Der Weg von ad c) Die einzelne Beerdigungen berechnete Abgabe, die von 1 - 12 Schwegenheim nach Essingen nahm der zu einer Judenfamilie gehörigen Gulden per Familie laufen kann, und dreistunden in Anspruch. ,,Nach Aus- lndividuen sind keiner Auflage un- jährlich 9 Kreutzer fÜr dieses Beerdi- sage der dahier wohnenden lsraeliten, terworJen, allein jeder Jud muß beY gungsrecht bezahlt werden. haben sie, mit den in dieser Umgegend seiner Verehelichung, eine seinem Diesem unschicklichen Gebrauche wohnenden Juden, diese Begräb- Vermögensstande gleichkommende jährlich könnte nur dadurch abgeholfen wer- nißstätte gekauft; und bezahlen bei Abgabe von 1 - 12 Gulden und den, wenn für