56 2019

56. Bericht des Naturwissenschaftlichen Vereins für Bielefeld und Umgegend e. V. über die Jahre 2017 und 2018 Berichte Naturwissenschaftlicher Verein Bielefeld, 56 Bielefeld, Verein NaturwissenschaftlicherBerichte

56. Bericht

des Naturwissenschaftlichen Vereins für Bielefeld und Umgegend e. V.

über die Jahre 2017 und 2018

Redaktion BJÖRN KÄHLER

2019

Selbstverlag des Vereins Impressum

ISSN 0340-3831

Herausgeber: Naturwissenschaftlicher Verein für Bielefeld und Umgegend e. V. (gegr. 1908) Vorsitzende: Dipl. Biol. Claudia Quirini-Jürgens Dipl. Biol. Mathias Wennemann Redaktion: Dipl. Ing. (FH) Björn Kähler

Geschäftsstelle: Adenauerplatz 2, 33602 Bielefeld, Tel. 05 21 / 17 24 34, Fax 05 21 / 5 21 88 10 www.nwv-bielefeld.de, E-Mail: [email protected] Vereinskonto: IBAN: DE56 4805 0161 0000 0481 65, BIC: SPBIDE3BXXX (Sparkasse Bielefeld) Geschäftszeiten: Mi 9–13 Uhr, AB außerhalb der Zeit

Volkssternwarte des Vereins: Wietkamp 5, 33699 Bielefeld, Tel. 0 52 02 / 95 61 00 www.volkssternwarte-ubbedissen.de E-Mail: [email protected] Vereinskonto der Sternwarte: IBAN: DE25 4806 0036 4016 1327 00, BIC: GENODEM1BIE (Volksbank Bielefeld) Öffnungszeiten: 2. Freitag des Monats, Mai–Aug. 19–21 Uhr, Sept.–Apr. 20–22 Uhr namu: Kreuzstraße 20, 33602 Bielefeld, Tel. 05 21 / 51 67 34 www.namu-ev.de, E-Mail: [email protected]

Die Verfasser sind für den Inhalt und Form ihrer Beiträge selbst verantwortlich.

Satz & Layout: Björn Kähler Umschlagsgestaltung: Sven Zähle Druck: Flyeralarm, Würzburg

Fotos Umschlag vorne (von oben nach unten): Blühende Streuobstwiese (Doris Meyer) Erythromma viridulum (Kleines Granatauge) (Wiebke Homann) Großes Torfmoor bei Lübbecke (Petra Schwenk) Doberg-Sammlung im namu (namu) Hofteich Meyer zu Bentrup. (Marieluise Bongards) Braunes Langohr (Bernhard Walter) Bericht Naturwiss. Verein für Bielefeld und Umgegend 56 (2019)

Inhalt Seite

Pupkulies, T.; Keiter, M.: Die Doberg-Sammlung im Naturkunde-Museum Bielefeld 4

Dederke, L.; Lücking, L.; Nottmeyer, K.: Streuobstwiesen im Kreis Herford – Ergebnisse einer kreisweiten Erfassung 12

Engelhardt, F.; Esplör, D.; Manthey, M.: Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ (Kreis Minden-Lübbecke) 30

Meinig, H.; Walter, B.; Oberwelland, C.: Auf der Suche nach der Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) im Kreis Gütersloh 60

Walter, B.; Meinig, H.: Der Marderhund (Nyctereutes procyonoides) – im Kreis Gütersloh angekommen 74

Albrecht, J.: Brutzeitbestände von Wasservögeln an Gewässern in Gütersloh 2018 78

Härtel, H.: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 – eine Übersicht 100

Härtel, H.: Zur Ausbreitung des Grünspechtes (Picus viridis) in Bielefeld seit 1963 146

Potabgy, G.: Faunistische Erhebungen der Libellen und Heuschrecken im FFH-Gebiet „Große Aue“, Kreis Minden-Lübbecke 154 Dankesrede von Barbara Bayreuther-Finke zur Verleihung des Bielefelder Umwelt- und Klimaschutzpreises 2018 an das Naturpädagogische Zentrum Schelphof am 23. November 2018 192

Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 Veranstaltungen 194 Bericht aus dem Naturkunde-Museum 198 Bericht der Vorsitzenden 207 Nachrufe 221 Aus den Arbeitsgemeinschaften 234 Verstorbene Mitglieder 251 Vorstand/Beirat 251 Berichte Naturwiss. Verein für Bielefeld und Umgegend 56 (2019),, S. 4 – 11

Die Doberg-Sammlung im Naturkunde-Museum Bielefeld

Thomas PUPKULIES, Bielefeld Mark KEITER, Bielefeld

Mit 4 Abbildungen und 1 Tabelle

Inhalt Seite 1. Einführung 5 2. Die Sammlung 7 2.1 Geschichte der Sammlung 7 2.2 Überblick über das vorhandene Material 7 3. Bedeutung und Potential der Sammlung 10 4. Dank 10 5. Literatur 10

Kurzfassung In den Beständen des Naturkunde-Museums Bielefeld befindet sich eine große Sammlung von Fossilien aus der oberoligozänen Lagerstätte Doberg bei Bünde (Kreis Herford, Nordrhein- Westfalen). Diese Sammlung wurde in den Jahren 2016 und 2017 erstmals vollständig erschlos- sen und digital erfasst. Insgesamt liegen knapp 3.200 einzelne Objekte vor, kategorisiert unter rund 850 Objektnummern.

Abstract The Naturkunde-Museum Bielefeld owns a large collection of fossils from the Upper Oligo- cene Doberg locality near Bünde (district Herford, North-Rhine Westphalia, ). In 2016 and 2017, the Doberg collection was re-sorted and catalogued digitally for the first time. The collection comprises almost 3,200 specimens, categorized under around 850 inventory indices.

Verfasser: Thomas Pupkulies (Naturkunde-Museum Bielefeld), Adenauerplatz 2, 33602 Bielefeld, E-Mail: [email protected] Mark Keiter (Naturkunde-Museum Bielefeld), Adenauerplatz 2, 33602 Bielefeld, E-Mail: [email protected] Pupkulies, Keiter: Die Doberg-Sammlung im Naturkunde-Museum Bielefeld 5

1. Einführung tens 1926 als Naturschutzgebiet aktenkundig (Reichling 1929). Seit 1989 stehen die Auf- Der Doberg bei Bünde ist eine international schlüsse des Dobergs als paläontologisches bedeutende paläogene Fossilienfundstelle. Bodendenkmal unter Schutz (Grzegorczyk Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhun- 2005). Bedeutende Stücke sind unter anderem derts erschienen Beschreibungen der am die Doberg-Seekuh (Albers 2014a), sowie ein Doberg getätigten Fossilfunde (Mörstedt & Schädel und weitere Reste von urtümlichen Strauss 2005). Aufgrund der Vollständigkeit Zahnwalen (Albers 2014b). Hinzu kommt eine der hier aufgeschlossenen Schichten des sehr reiche Invertebratenfauna (z. B. Lienen- Chattiums (Oberoligozän, siehe Abb. 1) ist klaus 1891, Görges 1957). der Doberg seit 1971 weltweiter Neostrato- Da in den Schichten des Dobergs aufgrund typus für diese Stufe (Anderson et al. 1971). der strengen Unterschutzstellung nicht mehr Zusammen mit etwa zeitgleich entstandenen ohne Ausnahmegenehmigung gegraben wer- weiteren Lagerstätten, wie zum Beispiel der den darf, sind die verschiedenen historischen lakustrinen Fossilfundstelle Enspel (Poschmann Sammlungen von Doberg-Material (z. B. in et al. 2010) hat das aus den flachmarinen Bünde, Münster, Berlin und Göttingen) beson- Ablagerungen des Dobergs („Ur-Nordsee“) ders wertvoll. Auch das Naturkunde-Museum geborgene Material einen wesentlichen Bei- Bielefeld besitzt eine große Sammlung von trag zum Verständnis der spätpaläogenen Le- Fossilien aus dem Doberg (Keiter & Sachs bewelt Mitteleuropas geleistet (z. B. Lienenklaus 2018). Bis vor kurzem war sie allerdings noch 1891, Springhorn 1984, Kohnen 1993, 1995). Für nicht umfassend erschlossen und stand der weitere Informationen zur paläontologischen Wissenschaft daher nur sehr eingeschränkt Bedeutung des Dobergs siehe Pannkoke & Ebel zur Verfügung. (2014). Ein Wasserschaden im Keller des Naturkun- Seit 1994 ist das gesamte Areal (~ 48 ha) de-Museums Bielefeld zu Beginn des Jahres als Naturschutzgebiet ausgewiesen (# HF-010, 2016 bedrohte zahlreiche Stücke der dort siehe z. B. Lienenbecker & Möller 2003), Teile des gelagerten geologischen Sammlungsteile. Dobergs sind allerdings bereits seit mindes- Die Stücke waren in Pappschachteln und

Abb. 1: Geologisches Profil durch den Doberg, vereinfacht nachH iltermann (1984). Die oligozänen Schichten stehen im Kern einer flachen Muldenstruktur an. Der Stern in Karten-Inlay zeigt die Lage der Lokalität Doberg (Kreis Herford, Nordrhein-Westfalen). 6 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Abb. 2: (a) und (b): Lagerbedingungen der Doberg-Sammlung und weiterer Sammlungsteile vor der digitalen Erfassung und Sanierung. (c): Die Doberg-Sammlung in ihrem jetzigen Zustand. Pupkulies, Keiter: Die Doberg-Sammlung im Naturkunde-Museum Bielefeld 7

Pressspanschubladen gelagert (Abb. 2 a und Umgegend e. V.“ (Dallmann 1995) und förderte b). Eine Umlagerung in Kunststoffschachteln die Naturwissenschaften im heimatlichen und in Stahlschränke war notwendig (Abb. Raum. Diese Doberg-Stücke waren zusammen 2 c). Um diese Mehrarbeiten bewältigen zu mit pleistozänen Großsäuger-Fossilien eine können, wurde dem Museum dankenswerter- der ersten paläontologischen Schenkungen weise eine zeitlich befristete überplanmäßige an das neu gegründete Museum. Stelle bewilligt. Damit konnte auch eine über- fällige Inventarisierung in die digitale Liste der Sammlungsbestände vorgenommen werden. Da die in Teilen über einhundert Jahre alte Sammlung im Laufe der Zeit mehrfach um- gelagert wurde, waren viele Objekte aus dem Zusammenhang gerissen und von ihren Eti- ketten getrennt. Es bedurfte einiger „detekti- vischer“ Arbeit, um sie weitestgehend wieder zuzuordnen. Zahlreiche bisher unbestimmte Objekte wurden neu bestimmt. Dazu wurden die Doberg-Experten Harry Breitkreutz, Rainer Ebel, Fritz Hasenburger und Michael Kaiser herangezogen. Weitere Exemplare wurden vom Erstautor bestimmt. Konvolute, welche verschiedene Arten beinhalteten, wurden teilweise nach Arten aufgetrennt und beka- men eigene Sammlungsnummern. Veraltete Namen wurden aktualisiert und alle Objekte mit einheitlichen Etiketten versehen.

Abb. 3: Gehäuserest eines Nautiliden (Aturia aturi 2. Die Sammlung BASTEROT, ES/tol-21053, l = 5 cm) mit erhaltenem Sipho - ein sehr seltenes Fossil aus der Sammlung 2.1 Geschichte der Sammlung Oetker mit erhaltenem Original-Etikett. Die Beschrif- tung lautet: „Coll. Feit – Dr. A. Oetker ded. 1907“. Größere Teile der Sammlung stammen von Dr. Martin Büchner (66 Objektnum- mern), Adolf Deppe (31), E. Ellerbrok (68), Wilhelm Normann (154) und Hans Satzinger 2.2 Überblick über das vorhandene (116). Aus historischen Gründen soll hier Material die Sammlungschenkung durch Dr. August Oetker herausgestellt werden. Sie stammt Insgesamt rund 3.200 Einzelstücke wurden aus dem Jahr 1907 und beinhaltet mehr als unter etwa 850 Objektnummern erfasst und 30 Objektnummern. Darunter befindet sich füllen nun drei Schubladenschränke. Zum auch ein seltener Nautilus (Aturia aturi, Abb. Vergleich: Die Sammlung des Dobergmuse- 3). Dr. August Oetker war Mitbegründer des ums in Bünde umfasst über 4.000 Objektnum- Museums der Stadt Bielefeld im Jahr 1906. Er mern und damit sicherlich eine fünfstellige „prägte […] die Zukunft des 1908 gegründeten Zahl von Einzelstücken (Fritz Hasenburger, Naturwissenschaftlichen Verein für Bielefeld und pers. Mitt.). 8 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Abb. 4 (a): Seeigel Echinolampas kleinii (ES/tol-21607, Ø 4,8 cm) mit Serpuliden- und Bryozoenbewuchs, (b): Brachiopode Terebratula grandis (ES/tol-21166, l = 7 cm), (c): Haifischzähne; links Procarcharodon praemegalodon (ES/tol-21006, l = 9,5 cm), rechts Konvolut von Isurus sp. (l(max) = 4 cm), (d): Knochen- fragment, möglicherweise Meeresschildkröte ?Chelonia (ES/tol-21777, l = 9,5 cm), (e): Muscheln Chlamys sp., vollständig überwachsen mit Seepocken Balanus sp. (ES/tol-21486, Ø je ca. 3 cm), (f): Bissspuren auf Echinolampas kleinii (ES/tol-21828, Ø ca. 2 mm). Pupkulies, Keiter: Die Doberg-Sammlung im Naturkunde-Museum Bielefeld 9

Mengenmäßig dominieren in der namu- den Wirbeltieren überwiegen zahlenmäßig Sammlung die Seeigelgattungen Echinolam- die Zähne von Haien (Abb. 4 c) und Meer- pas (Abb. 4 a), Maretia und Spatangus, sowie brassen. Größere Objekte sind die Wirbel von die Muschelgattungen Glycymeris, Arctica, Zahnwalen, vermutlich Eosqualodon sp. (Albers Glossus und Chlamys (syn. Pecten). Weitere 2014b). Der Zahn einer Seekuh befindet sich Seeigel (Echinoidea), Muscheln (Bivalvia), als Dauerleihgabe im Dobergmuseum Bünde. Schnecken (Gastropoda), Armfüßer (Brachio- Neu identifiziert wurde ein Fragment, welches poda, siehe Abb. 4 b) und Kahnfüßer (Scapho- vorläufig als Teil eines Schildkrötenpanzers poda) sind ebenfalls häufig vorhanden. Bei angesprochen wurde (Abb. 4 d).

Gruppe Objektnummern Anzahl Objekte Wirbeltiere (Vertebrata) gesamt 127 267 Seekuh 1 1 Zahnwal 2 2 ?Meeresschildkröte 1 1 Meerbrassenzähne 8 59 Haizähne 115 204 Brachiopoden 25 39 Mollusken gesamt 337 1.510 Kahnfüßer (Scaphopoda) 3 148 Nautiliden 1 1 Muscheln gesamt 286 1.238 Kammmuscheln (Pectinidae) 84 566 Schnecken (Gastropoda) 41 115 Seeigel gesamt 194 865 Serpel (Serpulidae)* 6* 6 (28)* Krebstiere 11 12 Höhere Krebse 3 3 Seepocken (Balanidae)* 8* 9 (27)* Korallen gesamt 8 49 Moostierchen (Bryozoa)* 27 74 Schwämme (Porifera) 1 1 Foraminiferen 3 40 Kalkalgen (Lithothamnium) 28 99 Ichnofossilien 13 21 Sediment- und Faziesproben 58 104 Gerölle, teils mit Jura-Ammoniten 9 92 Problematica 3 3 Gesamt 850 3.182 Tab. 1: Überblick (nicht systematisch) über das im namu vorhandene Doberg-Material. (*): Einzelne Gruppen wie Serpuliden, Bryozoen oder Balaniden sind quantitativ schwer zu erfassen, weil sie meist Aufwuchs auf anderen Objekten sind (siehe Abb. 4 a und e). Sie wurden aber in der Objektbeschreibung mit erfasst, wenn sie ein wesentliches Merkmal des Objektes sind. Dasselbe gilt für Spuren von Bohrschwämmen. 10 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

3. Bedeutung und Potential der der Doberg-Sammlung einen großen Schritt Sammlung nach vorn. Dies gilt nicht nur für die Erschlie- ßung der geowissenschaftlichen Sammlung Die Sammlung des Naturkunde-Museums im Allgemeinen, sondern vor allem für die Bielefeld gibt insgesamt ein gutes Abbild Sicherung und systematische Erforschung der bedeutenden Fundstelle Doberg. Sie ist bedeutender erdgeschichtlicher Dokumente eine der größten Sammlungen außerhalb mit regionalem Bezug. des Bünder Dobergmuseums. Nach jetzigem Kenntnisstand sind keine Typusexemplare vorhanden, allerdings bietet die große Zahl von Individuen (z. B. Echinolampas) Möglich- 4. Dank keiten für vergleichende Untersuchungen. Da viele der Stücke bekannte Schichtzuord- Die Autoren danken Harry Breitkreutz, nungen innerhalb des Doberg-Profils haben, Rainer Ebel, Michael Kaiser und Fritz Hasen- lassen sich auch Zeitreihen aufstellen (557 burger für die fachliche Unterstützung bei Objektnummern mit Schichtzuordnung, 282 der Sichtung der Sammlung und für diverse Objektnummern ohne Schichtzuordnung). Nachbestimmungen, sowie der Community Auffällig waren etliche Seeigel mit im steinkern.de-Forum für die hilfreichen möglichen Bissspuren (Abb. 4 f). Besonders Diskussionen diverser „Problematica“. Ingrid prägnant sind dabei jeweils zwei parallele und Jochen Pfundt wird gedankt für die Ka- Vertiefungen, die von den vorderen Zähnen talogisierung ausgewählter Objekte. Die Stadt von Meerbrassen stammen könnten. Genau- Bielefeld stellte Sach- und Personalmittel für ere Untersuchungen wären in der Zukunft die Erfassung und Sanierung der Sammlung, denkbar. Ebenso warten noch einige Stücke sowie für eine angemessene Unterbringung auf eine abschließende Bestimmung. des Materials zur Verfügung. Sönke Simonsen Die genaue Geschichte der Sammlung wird für kritische Durchsicht des Manuskripts Oetker bleibt auch nach Recherche im Dr. gedankt. Oetker-Firmenarchiv unklar. Es scheint wahr- scheinlich, dass Firmengründer Dr. August Oetker die Sammlung angekauft und dann dem Museum gestiftet hat. Die Identität des 5. Literatur Sammlers (oder der Sammlerin) „Feit“ ist nicht bekannt. Zeitgenössische Inventarlisten lie- Albers, J. (2014a): Die Doberg-Seekuh Anomo- gen ebenfalls nicht vor, so dass zum jetzigen therium langewieschei und ihre Verwandt- Zeitpunkt nicht abschließend gesagt werden schaft. - in: Kaiser, M.; Ebel, R. (Hrsg.): Der kann, ob eventuell Material aus der ursprüng- Doberg bei Bünde: eine klassische Fund- lichen Stiftung verloren gegangen ist – zum stelle der Paläontologie. – Pfeil, München, Beispiel während des Zweiten Weltkriegs S. 69–76. oder danach. Sachdienliche Hinweise zur Aufklärung der Geschichte dieses historisch Albers, J. (2014b): Eosqualodon langewieschei bedeutsamen Sammlungsteils nehmen die - die Bedeutung des großen Doberg- Autoren dankbar entgegen. Zahnwals. – in: Kaiser, M.; Ebel, R. (Hrsg.): Der Das Sammlungskonzept des Naturkunde- Doberg bei Bünde: eine klassische Fund- Museums Bielefeld legt einen starken stelle der Paläontologie. – Pfeil, München, Fokus auf die Archivierung des regionalen S. 77–82. geologisch-paläontologischen Reichtums. Unter diesem Aspekt bedeutet die Erfassung Pupkulies, Keiter: Die Doberg-Sammlung im Naturkunde-Museum Bielefeld 11

Anderson, A. J.; Hinsch, W.; Martini, E.; Müller, C.; richte des Naturwissenschaftlichen Vereins Ritzkowski, S. (1971): Chattian. – Giornale di Bielefeld 43, 295–349. Geologia 37 (2), 69–79. Lienenklaus, E. (1891): Die Ober-Oligocän-Fauna Dallmann, G. (1995): Vorzeitliche Meeresspuren des Doberges. – Jahresberichte Naturwis- - Die Kalkmergensandflora im Osnabrücker senschaftlicher Verein zu Osnabrück 8, Bergland und in Ostwestfalen-Lippe. – 43–174. heka-Verlag, Leopoldshöhe, 127 S. Mörstedt, C.; Strauss, M. (2005): Expedition Görges, J. (1957): Die Mollusken der oberoligo- Doberg: von einer Mergelgrube und dem zänen Schichten des Dobergs bei Bünde in Leben in einer fernen Welt. – Begleitheft Westfalen. – Paläontologische Zeitschrift zur geologischen Ausstellung im Doberg- 31, 116 –134. museum Bünde. Kreisheimatverein Herford e. V., 28 S. Grzegorczyk, D. (2005): In die Denkmalliste eingetragene paläontologische Boden- Pannkoke, E.; Ebel, R. (2014): Der Doberg bei denkmäler in Westfalen-Lippe. – Geologie Bünde. – in: Kaiser, M.; Ebel, R. (Hrsg.): Der und Paläontologie in Westfalen 63, 51–77. Doberg bei Bünde: eine klassische Fund- stelle der Paläontologie. - Pfeil, München, Hiltermann, H. (1984): Tertiär. – in: Klassen, H. S. 9–41. (Hrsg.): Geologie des Osnabrücker Berg- landes, Naturwissenschaftliches Museum Poschmann, M.; Schindler, T.; Uhl, D. (2010): Osnabrück, 463–497. Fossil-Lagerstätte Enspel - a short review of current knowledge, the fossil association, Keiter, M.; Sachs, S. (2018): Not worth mentio- and a bibliography. – Palaeobiodiversity ning? Paleontological collections of small and Palaeoenvironments 90, S. 3–20. museums: the example of Bielefeld (North Rhine Westphalia, Germany). – in: Beck, L. A. Reichling, H. (1929) (Hrsg.): Tätigkeitsbericht & Joger, U. (Hrsg.): Paleontological Collec- über die Jahre 1926, 1927 und 1928. – Mit- tions of Germany, Austria and Switzerland. teilungen über Naturdenkmalpflege in der – Springer, im Druck. Provinz Westfalen 1, Münster, 69 S.

Kohnen, O. (1993): Sedimentologie, Fazies und Springhorn, R. (1984): Paläogeographie, Strati- Diagenese der Schichten 10 bis 21 im Obe- graphie und Paläoökologie des Oligozäns roligozän des Dobergs (Bünde/Westfalen). im Nordwesteuropäischen Tertiärbecken. – Geologie und Paläontologie in Westfalen – Berichte der Naturforschenden Gesell- 23, 5–34. schaft Freiburg i. Br. 74, 127–141.

Kohnen, O. (1995): Stratigraphische Entwick- lung oberoligozäner Flachmeersequenzen am Doberg bei Bünde. – Geologie und Paläontologie in Westfalen 39, 57–72.

Lienenbecker, H.; Möller, E. (2003): Zur rezenten Pflanzen- und Tierwelt des Dobergs bei Bünde, einer ehemaligen Mergelgrube (Kreis Herford, Nordrhein-Westfalen). – Be- Berichte Naturwiss. Verein für Bielefeld und Umgegend 56 (2019),, S. 12 – 29

Streuobstwiesen im Kreis Herford – Ergebnisse einer kreisweiten Erfassung 2018

Liam DEDERKE, Höxter Liane LÜCKING, Höxter Klaus NOTTMEYER, Kirchlengern

Mit 13 Abbildungen und 2 Tabellen

Inhalt Seite 1. Streuobstwiesen-Kartierung im Kreis Herford – und in NRW 13 2. Bedeutung der Streuobstbestände – früher und heute 15 3. Methode 16 4. Ergebnisse 19 4.1 Besonders geschütztes Biotop gemäß § 42 LNatschG 20 4.2 Dichtekarte 21 4.3 Altersverteilung 22 4.4 Pflegezustand 24 4.5 Obstartenverteilung 26 4.6 Unternutzung 26 5. Fazit aus der Erfassung im Kreis Herford 27 6. Ausblick zum (landesweiten) Schutz der Streuobstwiesen 27 7. Danksagung 29 8. Literatur 29

Verfasser: Liam Dederke und Liane Lücking, Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Standort Höxter c/o Biologische Station Ravensberg Klaus Nottmeyer, Biologische Station Ravensberg im Kreis Herford e. V., Am Herrenhaus 27, 32278 Kirchlengern Dederke, Lücking, Nottmeyer: Streuobstwiesen im Kreis Herford 13

1. Streuobstwiesen-Kartierung im Kreis nannten Autoren – zwei Studierende der Herford – und in NRW Hochschule Ostwestfalen-Lippe aus dem Stu- diengang Landschaftsarchitektur, die in der Das Landesamt für Natur, Umwelt und zweiten Jahreshälfte 2018 ihr Praxissemester Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LA- in der Biologischen Station Ravensberg absol- NUV) hat viele Biologische Stationen in NRW vierten. beauftragt, bis Ende 2018 die Erfassung der Weitere Daten kamen von ehrenamtlichen Streuobstwiesen ihres jeweiligen Betreuungs- Helferinnen: Anna Brennemann (Spenge), gebietes zu organisieren. Dazu wurde vom Doris Meyer (Löhne), Annegret Plohr (Herford) Landesamt eine Kulisse mit „Verdachtsflächen“ sowie weitere Praktikantinnen, die teilweise vorgegeben, die durch eine Auswertung von schon 2017 aktiv waren: Laura Stangier und Luftbildern und Laserscandaten ermittelt und Leandra Wiemann (Kirchlengern) sowie Caro den Stationen zur Verfügung gestellt wurden. Mundinger (Bünde und teilweise Kirchlen- Die Biologische Station Ravensberg verfügt gern). Die umfangreiche Erfassung soll als im Kreis Herford über eine weitaus umfang- Arbeitsgrundlage für ein geplantes Projekt reichere Grundlage für die Erfassung. Viele der Biologischen Station dienen, welches den Streuobstwiesen waren entweder bereits Erhalt und die Förderung von Streuobstbe- durch andere Erfassungen bekannt, wie z. B. ständen im Kreis Herford zum Ziel hat. durch das eigene Kataster der Station, oder In das Kataster des LANUV sollen sie wurden im Rahmen der Verifizierung neu ausschließlich Streuobstwiesen ab neun gefunden. Bäumen und einer Fläche von 1.500 m² auf- Die Auswertung sowie einen Großteil der genommen werden (Lebensraum-/Biotoptyp Erfassung übernahmen die beiden erstge- Streuobstbestand: NHK0). Die landesweite 14 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Abb. 1: Übersichtskarte des Kreises Herford mit den 9 Kommunen (Geoportal Kreis Herford – geoportal.kreis-herford.de/infrastruktur/, 19.12.2018)

Verifizierung dient dazu, die Bestände mit der Ziel der landesweiten Verifizierung der Mindestbaumanzahl zu bestätigen, sowie das Streuobstwiesen ist es demnach, die nötigen Alter und die Stammklasse (Hoch- und/oder Grundlagendaten für die Bemessung eines Mittelstamm) aufzunehmen. Mithilfe dieser (möglichen) Rückganges der Obstwiesen(- Baseline-Erfassung können dann die ermit- Flächen) zu bekommen – um dann den Schutz telten Obstwiesen als „Besonders Geschützte bei mehr als 5 % Rückgang gesetzlich zu Biotope“ (§ 42, Absatz 5 LNatschG) eingestuft verankern. Es steht weiterhin im Gesetz, dass werden. Diese Obstwiesen müssen ebenfalls eine Rechtsverordnung den zwingend not- aus mindestens neun Bäumen bestehen, wendigen Stichtag regelt – bisher ist dieser die Bestandsfläche muss aber mindestens Stichtag nicht bekannt. 2.500 m² umfassen, einen Mindestabstand Dieser Bericht über die Streuobstwiesen von 50 m zu Wohn- oder Hofgebäuden und im Kreis Herford befasst sich mit der Häu- eine extensive Bewirtschaftung aufweisen figkeit der kreisweiten Bestände insgesamt, (LANUV 2017). Desweitern heißt es im aktuel- ihrer Verteilung, ihres Pflegezustandes und len Landesnaturschutzgesetz: ihres Durchschnittsalters. In einem weiteren „Der gesetzliche Schutz tritt in Kraft, sobald Schritt werden alle Streuobstwiesen ermittelt, die Gesamtfläche dieser Streuobstbestände im die nach § 42 LNatschG als schützenswerte Land Nordrhein-Westfalen um mindestens 5 Biotope eingeschätzt werden können. Prozent abgenommen hat (...)“ (LNatschG, § 42, Absatz 5). Dederke, Lücking, Nottmeyer: Streuobstwiesen im Kreis Herford 15

2. Bedeutung der Streuobstbestände – Obst war ursprünglich so wichtig, dass „im 30 früher und heute jährigen Krieg gezielt Obstbäume vernichtet wurden, da hiermit eine wichtige Nahrungs- Streuobstbestände sind ein fester Bestand- grundlage der feindlichen Bevölkerung auf teil unserer Kulturlandschaft und prägen die- Jahrzehnte zerstört wurde.“ (NABU 2018). se seit Jahrhunderten (MULNV NRW 2009). Ein Nach 1945 verlor das Streuobst an Bedeutung wichtiges Merkmal ist die Nutzung der Fläche (MULNV NRW 2009). Durch ertragreicheren auf zwei Ebenen, die so genannte Ober- und Plantagenanbau verloren die Streuobstbe- Unternutzung. Die Obernutzung besteht aus stände mit der Zeit ihre Wirtschaftlichkeit dem Ernten der Früchte, die Unternutzung (NAJU 2018). Obst wurde jetzt im Supermarkt betrifft die Fläche unter den Obstbäumen, gekauft, wo es günstig angeboten wurde (und welche als Wiese oder Weide genutzt wird wird, Sattler 2018). „Der Apfel wurde EU-weit (MULNV NRW 2009). „Die umweltverträgliche zum standardisierten Handelsprodukt. Wich- Nutzung eines Streuobstbestandes schließt tig waren vor allem: Gleichbleibende Erträge, die Anwendung synthetischer Behandlungs- ein gleichmäßiges Erscheinungsbild in Form mittel wie Pestizide und Dünger aus.“ (NABU und Größe, gute Lagerungs- und Transportfä- 2018). higkeit und Eignung zur maschinellen Sortie- Die Römer brachten die Streuobstwiesen rung“. So gewöhnte sich auch der Verbraucher nach Deutschland. Hier wurden sie vor allem an die standardisierte Sortenauswahl und das durch mittelalterliche Klöster verbreitet. In der immer gleiche Aussehen (MULNV NRW 2009). Regel wurden Streuobstbestände siedlungs- Die Selbstversorgung mit Obst durch Streu- nah angelegt (Sattler 2018). Dadurch waren obstwiesen wurde unattraktiv und teuer, die Höfe und Siedlungen von Streuobstwiesen Streuobstwiesen und die damit verbundene umgeben. Ab dem 16. Jahrhundert wurden Sortenvielfalt gingen zurück (MULNV NRW Obstbäume auch in die freie Feldflur ge- 2009). Von 1950 bis 1970 wurden von der EU pflanzt, wodurch sie das Landschaftsbild „glie- Prämien für die Rodung der Hochstämme derten und belebten“ (MULNV NRW 2009). Oft vergeben. wurden unfruchtbare, steile Hänge für die Anlage von Streuobstwiesen genutzt (NAJU 2018). Die „Blüte- zeit“ der Streuobstwiesen begann mit dem 19. Jahr- hundert, bedingt durch „staatliche Förderung und Gesetzgebung, Anlagen von Baumschulen, Bepflanzung von Allmende-Flächen und Obstpflanzungen auf Gü- tern und Straßen“. Die Streu- obstwiesen dienten der Bevölkerung bis zum Ende des zweiten Weltkrieges „zur Selbstversorgung mit Obst und zur Belieferung der ört- lichen Märkte“ (MULNV NRW 2009). Diese Versorgung mit Abb. 2: Überalterte Streuobstwiese (Foto: Biologische Station Ravensberg) 16 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

In den 1980er Jahren fand im Zuge der Weitere Bewohner sind Haselmaus, zunehmenden Umweltbewegung ein Um- Gartenschläfer, Siebenschläfer, Igel, Großer denken in der Bevölkerung statt (Sattler 2018). Abendsegler, Feldsperling, Neuntöter, Hor- Dennoch zählen Streuobstbestände zu den nisse, Admiral u. a. Eine große Rolle spielen am stärksten gefährdeten Lebensräumen Streuobstwiesen für Höhlenbewohner, wes- in Mitteleuropa (NAJU 2018). Durch das Ver- halb die Bestände mit zunehmendem Alter nachlässigen der Pflege und das Ausbleiben ökologisch wertvoller werden. Dennoch ist es des Nachpflanzens junger Bäume sind heute wichtig, Bäume allen Alters in einem Bestand viele Streuobstbestände überaltert (MULNV zu haben. NRW 2009) bzw. weitgehend ausgedünnt Zusätzlich ist die Einbindung der Streu- oder sogar komplett verschwunden. obstwiese in die Strukturen ihrer Umgebung In der heutigen Landschaft sind Streuobst- vorteilhaft für den Artenreichtum. wiesen ein wichtiges Kulturgut und zählen Für die Artenvielfalt der Pflanzen ist die zu den naturschutzfachlich wertvollsten Bio- Bewirtschaftungsweise der Unternutzung toptypen (Sattler 2018). Sie zeugen von einer maßgeblich. Am ökologisch wertvollsten ist naturverträglichen Landnutzung (MULNV eine extensiv gepflegte Wiese oder Weide NRW 2009); die Vernetzung zwischen Natur, (MULNV NRW 2009). Dabei ist eine Bewei- Landschaft, Kultur und Ernährung wird an dung für den Steinkauz wertvoller als eine ihnen deutlich. „Als Kulturlandschaftselement Wiesennutzung. sind ihre traditionellen Nutzungsformen Auf Streuobstwiesen wird Obst nachhaltig vorbildlich an Boden, Klima und Gelände produziert, häufig sind die unbelasteten angepasst.“ (NABU 2018). Außerdem bieten Früchte, besonders die historischen Apfelsor- sie einen Lebensraum für ca. 5.000 Tier- und ten, auch für Allergiker geeignet (NABU 2018). Pflanzenarten S( attler 2018). Viele Wald-, Zusätzlich zu der ökologischen Bedeutung Waldrand-, Feld- und Wiesenbewohner fin- haben Streuobstwiesen einen hohen Erho- den auf Streuobstwiesen einen zusätzlichen lungswert (Sattler 2018). Lebensraum (NAJU 2018). Vor allem die Blüte der Obstbäume im Früh- Die charakteristische Tierart der Streuobst- jahr und die Früchte im Herbst machen den wiesen ist der Steinkauz (MULNV NRW 2009). besonderen Charakter der Streuobstwiesen aus. Vielerorts prägten und prägen sie noch heute das Landschaftsbild und vermitteln ein Gefühl von Heimat (Sattler 2018).

3. Methode

Grundlage der Streuobstbestands- Erfassung und -Verifizierung im Sinne des LANUV ist eine möglichst flächendeckende Kartierung und Zustandsbeschreibung der Obstbestände im Kreis Herford. Zu diesem Zweck werden folgende Daten erfasst: • Art, Abb. 3: Steinkauz (Foto Worrmann, www.bund- • Alter, lemgo.de/Steinkauzschutz.html, 19.12.2018) • Hoch- oder Mittelstamm, Dederke, Lücking, Nottmeyer: Streuobstwiesen im Kreis Herford 17

Abb. 4: Blühende Streuobstwiese (Foto: Doris Meyer, 2018)

• die geographische Lage jedes einzelnen Streuobstwiesen in Augenschein genommen. Baumes Die geometrische Lage wird anfangs analog • sowie die Unternutzung und der Pflegezu- auf Kataster- und Luftbildkarten verzeichnet stand der gesamten Bestände. und anschließend am PC digitalisiert. Später wird die Position direkt im Gelände GPS-ge- Daraus lassen sich viele weitere Fakten stützt in einem Outdoor-Tablet bestimmt und schlussfolgern, z. B. Altersstrukturen, räum- festgehalten. Dies hat den großen Vorteil, dass liche Verteilung, Größe der Bestände etc. viele Unklarheiten direkt vor Ort im Gelände Methodisch kann die Erfassung und Verifizie- erkannt und geklärt werden können und der rung der Obstbestände in mehrere Phasen Kartenausschnitt „unbegrenzt“ ist. So können unterteilt werden: Grundlagenermittlung neu entdeckte Wiesen ohne Probleme erfasst – Kartierung – Digitalisierung – Weiterverar- werden. Die einzelnen Bäume bekommen im beitung der erfassten Daten – Auswertung/ Tablet nur die ID der Wiese und eine Nummer. Ergebnisdarstellung. Alle weiteren Eigenschaften werden analog in Am Anfang steht die Grundlagenermitt- Tabellen eingetragen und später digitalisiert. lung, bei der es darum geht, möglichst viele Nach der vergleichsweise sehr aufwendi- Hinweise auf Obstbestände aus verschie- gen Kartierung erfolgt die digitale Weiterver- denen Quellen zu bündeln und nutzbar arbeitung der Daten. Dies geschieht mit Hilfe aufzuarbeiten. In diesem Fall werden als eines geographischen Informationssystems Grundlage Kataster der Biologischen Station, (ArcGIS) der Firma ESRI. Zunächst werden alle der Kommunen, des Kreises und des LANUV, Bäume, die in näherer räumlicher Beziehung sowie Hinweise aus der Bevölkerung und zueinander stehen, zu einer Fläche, sprich Verdachte auf Grund von Luftbildaufnahmen zu einem Bestand, zusammengefasst. In der genutzt. Diese werden mit einer Identifikati- Definition des LANUV (Biotoptyp NHK0) wird onsnummer (ID) versehen und in Teilgebiete ein Pflanzabstand der Bäume von ca. 10x10 in den Kommunen gegliedert. Metern, bei älteren Beständen auch deutlich Um die Streuobstwiesen aussagekräftig lückiger genannt. Daher wird in dieser Unter- nach den vorgegebenen Kriterien zu prüfen, suchung ein Abstand von 20 m verwendet. ist eine Begehung der Bestände vor Ort Als Maß für einen zu ziehenden Randstreifen unverzichtbar. Daher werden die einzelnen um den Bestand herum nennt das LANUV Teilgebiete nacheinander angefahren und die eine Baumlänge (LANUV NRW 2015). Da dieser 18 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) individuell stark schwankende Wert schwer zu Baumanzahl errechnet. Etwas aufwendiger ist ermitteln und anzuwenden ist, wird im Rah- die Bestimmung des Status der Obstbestände. men dieser Untersuchung ein Randstreifen Zwar ist es relativ einfach, die Obstbestände von 7,5 m definiert. Nicht selten wird dieser herauszufiltern, welche der LANUV-Definition Randstreifen jedoch durch eine andere Nut- entsprechen, jedoch sollen alle Obstbestände zung beeinflusst, wie beispielsweise angren- einen Status erhalten. zende Bebauung, Ackernutzung oder eine Die Obstbestände nach LANUV werden Hecke. Während das Zusammenfassen der über die Abfrage: ≥ 9 Bäume + ≥ 1500 m² Bäume auf einer Wiese und die Erstellung des herausgefiltert und betitelt. Alle übrigen Randstreifens automatisch berechnet werden Bestände müssen einzeln durchgeschaut kann, wird die Korrektur des Randstreifens werden. Bestände mit weniger als neun manuell vorgenommen. Nachdem die Bäumen oder einer kleineren Fläche bekom- räumliche Abgrenzung definiert ist, werden men den Titel „Kleiner Obstbestand“, Reihen die im Gelände erfassten Daten wie Pflege- und Alleen fallen ebenfalls aus der LANUV zustand und Unternutzung eingetragen und Definition und werden dementsprechend weitere Eigenschaften wie Flächengröße und „Obstreihe“ oder „Allee“ genannt. Außerdem

Obstbäume Obstbestand Gebäude Gebäudepuffer Geschütztes Biotop gem. § 42 LNatschG

Abb. 5: Methodik der Ermittlung des gesetzlich geschützten Biotops gemäß § 42 LNatschG. Geobasisdaten © Land NRW (2019): Datenlizenz Deutschland - Namensnennung - Version 2.0 www.govdata.de/dl-de/by-2-0 Dederke, Lücking, Nottmeyer: Streuobstwiesen im Kreis Herford 19 gibt es immer wieder Verdachtsfälle, welche Nach der Ermittlung aller erforderlichen nicht direkt einsehbar sind, bei denen aller- Daten werden diese ausgewertet und darge- dings klar ist, dass sie, falls dort Obstbäume stellt. Räumliche Analysen, wie beispielsweise vorhanden sind, nicht der LANUV Definition die Dichteverteilung, werden mit Hilfe des GIS entsprechen. Die Flächen werden mit „ggf. durchgeführt. Für andere Auswertungen, wie kleiner Obstbestand“ betitelt. Zusätzlich zum Beispiel die Altersstrukturen, werden die zu dem Status „Obstbestand nach LANUV“ Datentabellen in Excel importiert. muss ermittelt werden, ob die Bestände dem geschützten Biotoptyp Streuobstbestand gemäß § 42 LNatschG zugerechnet werden können. Hierzu werden zuerst diejenigen 4. Ergebnisse Bestände ermittelt, welche der Definition des LANUV entsprechen und mindestens eine Bei der Kartierung wurden folgende Größe von 2.500 m² umfassen. Da die Bestän- Ergebnisse erzielt: Es wurden insgesamt 818 de außerdem einem Mindestabstand von 50 Flächen angefahren, auf denen sich nach den m zum nächsten Wohn- oder Hofgebäude vorliegenden Daten Obstwiesen befinden aufweisen müssen, werden die in Frage kom- könnten. Auf 102 Flächen befanden sich keine menden Flächen abermals einzeln betrachtet. Obstbäume, 14 Flächen waren Obstalleen Ist eindeutig zu erkennen, welchen Status oder Obstbaumreihen und 6 Flächen durften die betroffene Fläche bekommt, wird dieser nicht betreten werden, weil der Eigentümer sogleich eingetragen. Da jedoch auch Flä- mit der Kartierung nicht einverstanden bzw. chen dem gesetzlich geschützten Biotoptyp nicht zu erreichen war. Damit konnten 696 Streuobstbestand entsprechen, welche zwar Obstwiesenbestände erfasst werden, von näher als 50 m zum nächsten Gebäude liegen, denen allerdings 406 Flächen nach Definition abzüglich dieser Fläche jedoch immer noch des LANUV zu klein waren (< 1.500 m² oder < 9 der Mindestgröße von 2.500 m² entsprechen, Bäume). Von den 290 Flächen, die dem Bio- ist es oft unklar, ob ein Bestand dem Typ toptyp NKH0 zugerechnet werden können, entspricht oder nicht. In diesen Fällen werden waren 149 Bestände mindestens 2.500 m² die Gebäude nachgezeichnet und bekommen groß. Die Kriterien des § 42 LNatschG erfüllten einen Puffer von 50 m, welcher dann von den nur 45 Wiesen, also nur 6 % des gesamten Beständen abgezogen wird, wie in Abbil- kartierten Bestands. dung 5 zu sehen ist.

Kartierte Erfasste Obstbestände Bestände Bestände gemäß Obstbäume Obstbestände gemäß NHK0 ≥ 2.500 m² § 42 LNatschG Bünde 1.349 85 100 % 26 31 % 9 11 % 1 1 % Enger 1.188 68 100 % 21 31 % 8 12 % 0 0 % Herford 2.207 74 100 % 46 62 % 37 50 % 18 24 % Hiddenhausen 553 21 100 % 16 76 % 9 42 % 3 14 % Kirchlengern 1.019 87 100 % 27 31 % 6 7 % 2 2 % Löhne 855 82 100 % 18 22 % 9 11 % 1 1 % Rödinghausen 518 43 100 % 21 49 % 11 25 % 3 7 % Spenge 1.583 101 100 % 40 40 % 19 19 % 2 2 % Vlotho 3.254 135 100 % 75 56 % 41 30 % 15 11 % Gesamt 12.526 696 100 % 290 42 % 149 21 % 45 6 % Tab. 1: Ergebnisdarstellung (Prozente auf ganze Zahlen gerundet) 20 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Abb. 6 und 7: Verschwundene Obstwiese (Luftbilder 2014 und 2017) Geobasisdaten © Land NRW (2019): Datenlizenz Deutschland - Namensnennung - Version 2.0 www.govdata.de/dl-de/by-2-0

Es wurden insgesamt 12.526 Bäume erfasst, 4.1 Besonders geschütztes Biotop gemäß davon 12.026 Obstbäume und 500 Walnuss- § 42 LNatschG bäume. Auf den Wiesen mit der Einstufung NHK0 lag die Baumanzahl insgesamt bei gut Ein „besonders geschützes Biotop“ ist 8.000. Von den 149 Verdachtsmeldungen (des gesetzlich genau definiert. Hierzu werden LANUV) konnten zwei nicht genau untersucht Obstbestände mit mindestens 9 Bäumen und werden, weil sich die Besitzer weigerten, die einer Mindestgröße von 2.500 m² gezählt. Kartierer auf die Fläche zu lassen, die zudem Bäume, die näher als 50 m zu einem Wohn- nicht einsehbar waren. Bei weiteren ähnlichen oder Hofgebäude stehen, werden nicht mit Fällen (n = 12) wurde der Bestand geschätzt. einbezogen. Die Bäume sollten überwiegend Des Weiteren waren 4 Flächen keine Obstwie- hochstämmig sein und in einem Pflanzab- sen (Flächen mit anderem Baumbestand oder stand von 10x10 m stehen. Ältere Bestände Wald), sodass 143 der Verdachtsfälle Wiesen ohne Nachpflanzung können auch deutlich mit Obstbäumen waren. Allerdings waren 17 lückiger stehen. Andere vorkommende davon zu klein und keine Bestände gemäß der Baumarten, z. B. Walnuss, werden mitgezählt, Definition NHK0. Eine Obstwiese war in den sofern sie eine untergeordnete Rolle spielen letzten Jahren verschwunden, d. h. in dem und Obstbäume überwiegen (LANUV 2017). Zeitraum zwischen den Befliegungen für die Die Kartierung ergab, dass im Kreis Herford Luftbilder von NRW (zwischen 2014 und 2017) lediglich 45 Obstbestände dieses Typs festzu- ganz offenkundig abgeholzt worden und zu stellen waren. Mit über 75 % liegt der größte Acker umgewandelt (s. Abb. 6 und 7). Teil dieser Flächen in Herford und Vlotho. In Die beiden Hauptkartierer haben in etwa Herford konzentrieren sich die Bestände auf 2,5 Monaten zu zweit einen großen Teil der den Nordosten der Kommune, wo die Sied- Flächen kontrolliert und die erhobenen Daten lungsdichte abnimmt und das Lipper Berg- ausgewertet. Dazu haben beide ca. 2.500 km land beginnt. Auch bezogen auf die Größe mit einem Dienst-PKW der Biologischen der Kommunen ändert sich bei der Verteilung Station zurückgelegt. Der Aufwand der nicht all zu viel. Auch hier ist der Anteil von Mitarbeiter der Biologischen Station und der Herford und Vlotho mit 23 Beständen/100 km² weiteren sechs Katiererinnen kann in etwa auf und 19 Beständen/100 km² mit Abstand der den gleichen Zeitraum geschätzt werden. Ins- größte, gefolgt von Hiddenhausen mit 13 gesamt kamen so ca. 7 Monate einer ganzen Beständen/100 km². Arbeitsstelle zusammen. Dederke, Lücking, Nottmeyer: Streuobstwiesen im Kreis Herford 21

§ 42 LNatschG § 42 LNatschG § 42 LNatschG Bestände Bestände in %* /100 km²* Bünde 1 2 2 Enger 0 0 0 Herford 18 40 23 Hiddenhausen 3 7 13 Kirchlengern 2 4 6 Löhne 1 2 2 Rödinghausen 3 7 8 Spenge 2 4 5 Vlotho 15 33 19 Gesamt 45 100 10 Tab. 2: Auswertung besonders beschützte Biotope (gemäß § 42 LNatschG). *) auf ganze Zahlen gerundet

4.2 Dichtekarte Umkreis von 3 km dar. So kann auf einen Blick eine gute Übersicht gegeben werden. Da nur Die Dichtekarte stellt die Dichteverhält- innerhalb des Kreises Herford kartiert wird, nisse der nach LANUV definierten NHK0- kommt es jedoch bei einem 3 km Randstreifen Obstbestände dar, ohne auf Größe oder an der Kreisgrenze zu Verfälschungen, welche Baumanzahl der Bestände einzugehen. Jeder umso größer werden, je näher man der Gren- Pixel stellt durch seinen Farbwert die Anzahl ze kommt. Betrachtet man also nur Bestände und den Abstand zu allen Obstbeständen im des Kreises Herford, stimmt die Darstellung,

Abb. 8: Dichteanalyse der NHK0-Obstbestände 22 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) sollen auch Bestände der umgebenden Kreise Um die Verteilung der Altersklassen noch mit betrachtet werden, gibt die gegebene anschaulicher darzustellen, zeigt das zweite Darstellung nur einen Mindestwert an. Diagramm (Abb. 10) die Dichteverhältnisse Die rot gefärbten Bereiche zeigen eine oder anders ausgedrückt das Vorkommen von hohe Dichte an Streuobstbeständen, dies ist Obstbeständen in dem jeweiligen Bereich. vor allem in den Kommunen Spenge, Vlotho Die rot gefärbten Bereiche zeigen eine hohes und Herford (im Nordosten der Kommune) Vorkommen an, die gelben ein mittleres und der Fall. Bereiche, die gelb gefärbt sind, stellen die grünen eine geringes Vorkommen. eine mittlere Dichte und grüne Bereiche eine Im Kreis Herford befinden sich knapp geringe Dichte an Streuobstbeständen dar. 20 % Streuobstbestände mit überwiegend Die erhöhte Dichte der Streuobstbestände jungen Bäumen (bis 10 Jahre). Werden diese im Norden Herfords und in Vlotho ist auf die Bestände fachgerecht gepflegt, bleiben sie Lage im Lipper Bergland zurückzuführen. viele Jahrzehnte erhalten und entwickeln sich Die Bebauung nimmt in dieser Region ab dabei zu wertvollen Lebensräumen. und die Landschaft wird hügeliger. Durch Die Streuobstbestände mit mittelalten die Gegebenheiten der Landschaft war es Bäumen (10 bis 50 Jahre) machen im Kreis für die Menschen früher offenbar rentabler Herford den größten Anteil aus (63 %). Diese Streuobstwiesen oder -weiden anzulegen, als Bestände sind, als Lebensraum betrachtet, Ackerbau zu betreiben. Ein großer Teil des Kul- wertvoller als junge Bestände, allerdings sind turgutes Streuobstbestand hat sich im Lipper hier Nachpflanzungen erforderlich, damit der Bergland bis heute erhalten. Bestand erhalten bleibt. Werden die Bäume in Woher die hohe Dichte der Streuobstbe- diesen Streuobstbeständen richtig gepflegt, stände in Spenge kommen könnte ist noch haben sie in diesem Altersstadium den höchs- unklar. Positiv wirkt sich vermutlich die gerin- ten Ertrag. ge Besiedlungsdichte aus, als einzige Erklä- Überalterte Bestände (> 50 Jahre) kommen rung scheint dies jedoch nicht auszureichen. im Kreis Herford sehr geringfügig vor. Ein Grund dafür könnte die Prämie zur Abholzung von Streuobstbeständen in den 1960er und 4.3 Altersverteilung 1970er Jahren sein. Da zu dieser Zeit viele Streuobstbestände abgeholzt wurden, gab Das im Folgenden dargestellte Dreiecks- es auch kaum bis gar keine Neupflanzungen diagramm (Abb. 9) stellt die Altersstrukturen von Obstbäumen, die jetzt über 50 Jahre alt der Obstbestände im Kreis Herford dar. In wären. Zeitgleich sind alte Bestände in dieser der hellgrün markierten Fläche befinden sich Zeit abgängig gewesen und fehlende Nach- Bestände mit überwiegend jungen Bäumen, pflanzung erzeugte viele Lücken. Trotz des dunkelgrün markiert sind Bestände mit geringen Aufkommens überalterter Bestände überwiegend mittelalten Bäumen und die ist es auch dort wichtig, junge Obstbäume in braun eingefärbte Fläche stellt die überal- nach zu pflanzen, um diese Streuobstbestän- terten Bestände dar. Die gelbe Fläche in der de längerfristig zu erhalten. Mitte des Dreiecksdiagramms zeigt welche Aus ökologischer Sicht sind überalterte Streuobstbestände am beständigsten und Streuobstbestände ein sehr wertvoller Lebens- damit aus landschaftsökologischer Sicht am raum. Um dauerhaft einen Lebensraum zu wertvollsten sind. Diese Bestände setzen sich bilden, ist es wichtig, dass die Streuobstwiesen aus, in etwa der gleichen Anzahl, jungen, mitt- in ihrer Entwicklung stabil bleiben. Für diese leren und überalterten Bäumen zusammen. Stabilität werden Bäume aller Altersklassen Die drei hellen Bereiche veranschaulichen den auf einer Fläche benötigt, die im Idealfall zu Übergang zwischen den Altersstufen. gleichen Teilen vorhanden sind. Durch diese Dederke, Lücking, Nottmeyer: Streuobstwiesen im Kreis Herford 23

Abb. 9: Altersverteilung der NHK0-Obstbestände (Zahlen in %)

Abb. 10: Dichtedarstellung der Altersverteilung der NHK0-Obstbestände (Zahlen in %) 24 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Konstellation gibt es für jedes Alter eine nach- Die Obstbestände mit der Bewertung folgende Generation, wenn regelmäßig junge „mittel“ werden selten geschnitten, der Bäume nachgepflanzt werden. Die Obstbäu- Verbissschutz ist teilweise eingewachsen me unterschiedlichen Alters sorgen durch oder beschädigt oder es sind viele tote Äste ihren unterschiedlichen Habitus und ihre in den Bäumen vorhanden. Durch die gerin- unterschiedliche Rindenbeschaffenheit für die gere Pflege sind die Obstbäume anfälliger für gewünschte Strukturvielfalt im Bestand. Schäden. Eine Unternutzung ist bei den meis- Welches Alter die Obstbäume erreichen, ten Streuobstbeständen mit einem mittleren hängt stark von ihrer Pflege ab. Werden Pflegezustand dennoch gut möglich. Obstbäume fachgerecht gepflegt, können An folgenden Merkmalen lässt sich der Apfelbäume ein Alter von über 100 Jahren Pflegezustand „schlecht“ erkennen: Die Obst- erreichen, Birnbäume sogar noch weit mehr bäume werden nicht oder nicht fachgerecht (www.pomologen-verein.de). Große Wunden geschnitten, der Verbissschutz fehlt bei jun- und Hohlräume entstehen erst im hohen gen Beständen in Gänze oder wurde bei mit- Alter. Bei mangelnder Pflege sind die Bäume telalten Beständen nicht entfernt, die Bäume oft schon in jungen Jahren beschädigt und sind nicht angebunden, sie wachsen oft schief können sich nur schlecht entwickeln. Diese und haben viele tote Äste. Die toten Äste sind Bestände können zwar schnell attraktive Le- teilweise sehr groß und hinterlassen beim Ab- bensräume für viele Tiere werden, allerdings brechen tiefe Wunden an den Obstbäumen. nur für kurze Zeit. Für einen dauerhaften Wird der Baum durch geeignete Pflege unter- Lebensraum ist eine fachgerechte Pflege der stützt kann er die Wunden verschließen oder, Obstbäume genauso wichtig wie das Vorhan- falls diese zu groß sind, entwickeln sich Höh- densein aller Altersklassen sowie regelmäßi- len. Bleibt diese Pflege aus so dringen oft Pilze ges Nachpflanzen und Neuanlage. ein, welche den Baum zum Absterben bringen können. Durch die fehlende Pflege haben die Obstbäume eine kürzere Lebensdauer als ge- 4.4 Pflegezustand pflegte Obstbäume. Zusätzlich zur kürzeren Lebensdauer verringert sich auch der Ertrag. Der Pflegezustand der Streuobstbestände Eine Unternutzung, vor allem als Wiese, ist oft wird in die drei Kategorien „gut, mittel und schwierig. Die Äste der Obstbäume hängen in schlecht“ eingeteilt. Den Kategorien liegt kein den meisten Fällen so tief, dass die Mahd oder fester Kriterienkatalog zu Grunde, nach denen die Beweidung durch große Nutztiere kaum sie zu beurteilen sind. Dennoch gibt es für möglich sind. Trotz der negativen Eigenschaf- jede Kategorie bestimmte Merkmale, die zur ten dieses Pflegezustands für die Bewirtschaf- Orientierung dienen. tung der Streuobstbestände hat die schlechte Der Pflegezustand „gut“ lässt sich an Pflege aber auch einen positiven Aspekt: folgenden Merkmalen erkennen: Die Obst- Diese Streuobstbestände können kurz- und bäume werden fachgerecht und in angemes- mittelfristig ökologisch besonders wertvolle senem zeitlichen Abstand geschnitten, in Lebensräume sein. Streuobstbestände brau- ihrer Jugendphase sind sie angebunden, vor chen aus ökologischer Sicht abgebrochene Verbiss geschützt und wachsen überwiegend Äste und tote Bäume, um verschiedenen gerade. Totholz wird aus den Bäumen und Tieren als Lebensraum zu dienen. von der Obstwiese entnommen. Für den Erhalt der Streuobstbestände ist Gerade bei der Unternutzung als Wiese ist die Attraktivität für Tiere und Menschen wich- es für die Mahd notwendig, dass die Bäume tig. Aus diesem Grund ist es von Vorteil, auf einen Kronenansatz in einer Höhe von min- einer Fläche zwei Pflegezustände zu vereinen. destens 1,80 m aufweisen. Ein guter Pflegezustand rentiert sich für den Dederke, Lücking, Nottmeyer: Streuobstwiesen im Kreis Herford 25

Abb. 11: Pflegezustände der NHK0-Obstbestände in den Kommunen

Menschen durch Langlebigkeit der Obst- Es wurden vom LANUV keine Kriterien bäume und hohen Ertrag, von dem weniger vorgegeben und auch später finden im Kreis guten Pflegezustand profitieren viele Tiere. Herford lediglich die oben genannten Kenn- Werden diese Pflegezustände kombiniert, zeichen zu Benennung des Pflegezustands z. B. durch das Belassen von Totholz und das Verwendung. Unterschiede in der (eindeutig Aushöhlen von Wunden zur Höhlenbildung, normativen) Bewertung zwischen den sowie durch regelmäßigen, fachgerechten verschiedenen Kartierern können nicht aus- Schnitt, so profitieren sowohl Tiere als auch geschlossen werden. Eine deutliche Verbes- Menschen davon. serung ergäbe sich durch die Festlegung von Abbildung 11 stellt den Kreis Herford mit Referenzflächen in Zusammenhang mit einem seinen Kommunen dar. In den einzelnen ausformulierten Kriterienkatalog, der klare Kommunen sind die Pflegezustände in drei Definitionen enthält, wie der Pflegezustand zu farbigen Säulen dargestellt, die Säulenhöhe bewerten ist. Im Laufe der Kartierung fiel auf, zeigt die Anzahl der Bestände des jeweiligen dass das Gesamtergebnis der vorliegenden Pflegezustands (je 38 % gut und mittel; 23 % Untersuchung nicht mit der subjektiven Ein- schlecht). Für 17 Wiesen wurde kein Pflegezu- zelwahrnehmung übereinstimmt. Demnach stand angegeben. Grund dafür ist häufig, dass wurde der Anteil der mit „gut“ bewerteten die Besitzer nicht mit einer Kartierung ein- Beständen deutlich geringer eingeschätzt, in verstanden waren, es sich aber offensichtlich vielen Kommunen sogar geringer als der mit um einen Obstbestand nach NHK0 handelte. „schlecht“ bewertete Anteil. Der überwie- Diese Wiesen tauchen daher nicht in dieser gende Teil wird als „mittel“ wahrgenommen. Statistik auf. 26 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Abb. 12: Obstartenverteilung in den Kommunen

4.5 Obstartenverteilung dieser Arbeit erfolgt nach den Vorgaben des LANUV, demnach wird die Unternutzung in Abbildung 12 zeigt die Verteilung der Wiese, Weide, Brache und Sonstiges unterteilt Obstarten aller kartierten Obstbäume in den (LANUV 2018). einzelnen Kommunen des Kreises Herford. Die Die Unternutzungsform Wiese (Abb. 13) Obstart, die in allen Kommunen mit Abstand stellt den größten Anteil (68 %) der Nutzung am häufigsten auftritt, ist der Apfel (knapp unter den Streuobstbeständen dar, darauf fol- 50 %). Birne, Kirsche und Pflaume treten gen Weide (27 %), Brache (4 %) und Sonstiges zueinander oft in einem ähnlichen Verhältnis (1 %). Der Fokus bei dieser Kartierung liegt auf. Sonstige Obstarten, zum Beispiel Mispel, allerdings auf der Obernutzung. Pfirsich oder Quitte, kommen nur in seltenen Fällen vor. In drei Prozent der Fälle konnte die Art des Obstbaumes nicht bestimmt werden, diese Werte werden als „unklar“ bezeichnet. „Unklar“ Werte kommen vor allem durch nicht begehbare Flächen zustande.

4.6 Unternutzung

Als Unternutzung wird die Nutzung der Fläche unter dem Streuobstbestand ver- standen. Die Einteilung der Unternutzung in Abb. 13: Unternutzung der Streuobstbestände Dederke, Lücking, Nottmeyer: Streuobstwiesen im Kreis Herford 27

5. Fazit aus der Erfassung im Kreis Herford auch die Besitzer. Bei der jüngeren Generation fehlen oft Wertschätzung und Fachwissen, Die vorgestellte Kartierung hat sehr um die Bestände weiter zu erhalten. Müsste gute und flächendeckende Ergebnisse diese Aufgabe in Zukunft vermehrt durch für den Kreis Herford erzielt. Dennoch ist Institutionen, z. B. eine Biologische Station, anzumerken, dass beim Pflegezustand ein übernommen werden, hätte dies erhebliche vorher angelegter Kriterienkatalog bei einem Kosten zur Folge und wäre im nötigen Umfang geringfügig höheren Arbeitsaufwand zu vermutlich nicht umsetzbar. Die Pflege einer deutlich aussagekräftigeren Ergebnissen Obstwiese ist in den meisten Fällen am besten geführt hätte. Um Pflegezustände landesweit durch die ansässigen Besitzer zu gewährleis- zu erheben und miteinander vergleichen zu ten, da diese jederzeit vor Ort sind und ein ho- können, wäre eine Vorlage des LANUV sehr her logistischer Aufwand vermieden werden hilfreich. Ein Kataster zum Stand der Streu- kann. Für die Sicherung der privaten Nutzung obstwiesenbestände in NRW ist ohne Anga- müssen neue Anreize geschaffen und fachli- ben zum Zustand der Flächen besonders für che Weiterbildungen angeboten werden. Es die Zukunft dieses wichtigen Biotoptyps von ist wichtig, die Streuobstbestände nicht nur nur geringer Aussagekraft. aus ökologischen Gründen oder als kulturhis- Es empfiehlt sich auch, eine Erfassung torisch wertvolle Relikte zu erhalten, sondern auf digitaler Basis von Anfang und an direkt ihnen für die Zukunft einen Sinn zu geben und im Gelände umzusetzen, um die Verortung die Erträge zu nutzen. Die Nutzung könnte der Bäume mit genaueren Ergebnissen zu zum Beispiel auch über Baumpatenschaften erreichen. Mit der vorliegenden App des oder Schulprojekte angeregt werden. Die LANUV wurden keine zufriedenstellenden Vernetzung von Besitzern der Streuobstbe- Ergebnisse erzielt; der Station war zudem die stände und Streuobstinteressierten kann eine Handhabung professioneller Programme mit gute Möglichkeit zur Hilfe untereinander sein. einem Outdoor-Tablet möglich (und dieser Streuobstbesitzer bekommen Hilfe bei Pflege Einsatz ist generell auch ratsam). Der Einsatz und Ernte, gleichzeitig können Interessierte digitaler Hilfsmittel erschwert allerdings die ihr Wissen erweitern und selbst geerntetes Unterstützung durch das Ehrenamt. Obst genießen. Die Altersstrukturen der Obstbestände (vgl. Abb. 9) im Kreis Herford zeigen derzeit keine drohende Gefahr zur Vergreisung des Gesamt- bestandes insgesamt. Zwar gibt es deutlich 6. Ausblick zum (landesweiten) Schutz der mehr „normale“ Bestände als „junge“, dies Streuobstwiesen ist jedoch auf Grund der Alterseinteilung zu vernachlässigen, da die Kategorie „normal“ mit Zu der einschränkenden Definition „Beson- > 10–50 Jahren deutlich weiter gefasst ist, als ders Geschützes Biotop“ gemäß § 42 LNatschG die „junge“ mit 0–10 Jahren. Optimieren ließe ist allgemein folgendes anzumerken: Diese sich die Altersstruktur durch eine verstärkte Einstufung steht im Widerspruch zum Schutz Nachpflanzung in alten und normalen Bestän- der historisch gewachsenen Kulturlandschaft, den, sodass ein dauerhafter Erhalt gesichert ist. in der sich Obstwiesen überwiegend in direk- Weiterhin fiel auf, dass bei einem Großteil ter Nachbarschaft zu Hofanlagen befinden. der Bestände keine Nutzung des Obstes Für den Kulturfolger Streuobstwiese ist genau stattfand. Viele Besitzer sind schon jetzt oder dieser Zusammenhang von Bedeutung. in naher Zukunft nicht mehr in der Lage, die Obstbestände, die sich benachbart zu land- Ernte zu verwerten und die Bestände ver- wirtschaftlichen Gebäuden befinden, sollten lässlich zu pflegen. Mit den Beständen altern ebenfalls als besonders geschützte Biotope 28 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) anerkannt werden, sofern sie durch die Nut- Das drastische Beispiel eines während der zung der Gebäude nicht beeinträchtigt sind. Erfassung festgestellten und auch anhand Bei der Auswertung der Daten im Kreis der Luftbilder nachprüfbaren Verlustes einer Herford wurden durch die Einschränkung kompletten Obstwiese (s. o.) legt den Ver- nach § 42 LNatschG von den vorhandenen dacht nahe, dass die landesweite Erfassung NHK0-Wiesen 85 % ausgeschlossen: von 290 aller Obstwiesenbestände von den realen blieben nur 45 übrig. Sie fehlen damit nicht Ereignissen gewissermaßen überrollt werden nur im Sinne eines möglicherweise in Zukunft kann. Dabei wird auch die Datengrundlage gesetzlich verankerten Schutzstatus, sondern ungenauer bzw. verfälscht. Als Deadline nennt auch bei der Bemessung des realen Verlustes die „Streuobstwiesenvereinbarung“ von 2016 an Streuobstwiesen. Die Abstandsregelung das Jahr 2023 – in diesen acht Jahren soll der zu Gebäuden verringert die Zahl schützens- Bestand der Wiesen nicht weiter sinken (ei- werter Streuobstwiesen ohne einen fachlich gentlich sogar steigen). Die dafür erhobenen nachvollziehbaren Grund. Unbefriedigend Bestandszahlen sind allerdings bis heute nicht bleibt auch der nicht geklärte Zusammen- genau terminiert. Und dabei ist es offenkun- hang zwischen Fläche und Baumanzahl. Viele dig, dass selbst eine effiziente und belastbare Wiesen mit mehr als 9 Bäumen fallen wegen Datenerhebung den Schutz der Streuobstwie- der zu geringen Abstände zu Gebäuden her- sen in NRW in keiner Weise fördern kann. Es ist aus. Dies betrifft vor allem ältere Wiesen, die vielmehr angebracht, die Diskussion um die aus (seinerzeit) praktischen Gründen direkt Schutzwürdigkeit der Streuobstwiesen und an Hofstellen angelegt wurden, um die Ernte ihren Schutzstatus erneut zu aufzunehmen. nicht zu weit transportieren zu müssen. Diese Nachfragen bei anderen Biologischen Obstwiesen wurden zudem oft als Schweine- Stationen ergaben, dass es vielen mit der wiese oder sonstige, hofnahe Weide genutzt. Verifizierung befassten Stationen „nur“ Außerdem fielen einige Ausgleichs- und möglich war, die Verdachtsfälle abzufahren Ersatzflächen heraus, da diese oft in direkter (und das war schon viel Arbeit). Auch die Un- Nähe zu dem zugrundeliegenden Bauvor- terstützung aus dem Ehrenamt und durch die haben angelegt wurden. Bei letzteren ist ein Landwirtschaft war bedauerlicherweise nicht Ausschluss in bestimmten Grenzen nachvoll- so groß, wie erhofft. Die Angaben anderer ziehbar. Die meist älteren Streuobstwiesen Stationen stützen auch unsere Vermutung, nahe an Scheunen, Stallungen etc. sind aus dass viele Obstwiesen wegen der lückigen landschaftsökologischer Sicht allerdings so- Erfassungsmethode durch den Rost fallen. gar besonders wertvoll. Alte Gebäude können Die Biologische Station Ravensberg wird Nistmöglichkeiten für Steinkauz, Schleiereule in den Jahren 2019 bis 2021 ein Projekt zur und Sperlinge bieten. Genutzte Viehställe Erhaltung und Erweiterung von Streuobstwie- können ein hohes Aufkommen von Insekten senbeständen umsetzen. Dieses beschäftigt mit sich bringen, von denen wiederum viele sich sowohl mit direkten Maßnahmen wie andere Arten profitieren. Pflege, Ergänzung und Neuanlage, als auch Auch die Abstände zwischen den Bäumen mit indirekten, wie Öffentlichkeitsarbeit und sind nicht im Sinne eines pragmatischen Umweltbildung. In diesem Rahmen können Naturschutzes formuliert (10 m bei jungen die vorliegenden Daten zu den Streuobstbe- Beständen, aber ab wann gilt der Hinweis auf ständen im Kreis Herford ausgewertet und als die „älteren Bestände“?). Hier ist auch eine fast ideale Grundlage genutzt werden. Das Nachbesserung der gesetzlichen Vorgaben Projekt soll eine langfristige Verbesserung dringend geboten ganz besonders vor dem des Lebensraums Streuobstwiese im Kreis Hintergrund der laufenden Überlegungen in Herford erzielen. Düsseldorf, das LNatschG zu novellieren. Dederke, Lücking, Nottmeyer: Streuobstwiesen im Kreis Herford 29

7. Danksagung NAJU – Naturschutzjugend im NABU (2018): NAJU Naturschutz–Wiki. – www.naju-wiki. Für die Mithilfe bei den Obstwiesen-Kartie- de/index.php/Streuobstwiese, 05.11.2018. rungen gilt unser Dank: Anna Brennemann, Doris Meyer, Carolin Mundinger, Annegret Sattler, M. (2018): Artenreiche Streuobstwie- Plohr, Thomas Wehrenberg und der Stadt sen – Pflege in Praxis und Realität. – In: Vor- Herford. Dr. Ulrike Letschert gab viele fachli- stand der Wetterauischen Gesellschaft für che und praktische Ratschläge, begleitete die die gesamte Naturkunde zu Hanau unter Erfassung und die Veröffentlichung, Thomas Schriftleitung von Dr. Günter Seidenschann Wehrenberg unterstütze die Auswertung mit [Hrsg.]: Themenband Streuobstwiesen, dem GIS und die grafische Darstellung der Jahresberichte der Wetterauischen Ge- Ergebnisse. Ihnen allen vielen Dank dafür! sellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau, gegr. 1808. – Hanau (ohne Verlag): 51–64.

8. Literatur

LANUV – Landesamt für Natur-, Umwelt- und Ver- braucherschutz NRW (2015): Steckbrief des Biotop- und Lebensraumtypenkatalog NRW. – methoden.naturschutzinformatio nen.nrw.de/methoden/de/anleitung/NHK0, 08.11.2018

LANUV – Landesamt für Natur-, Umwelt- und Ver- braucherschutz NRW (2017): Kartieranleitun- gen in Nordrhein-Westfalen. – methoden. naturschutzinformationen.nrw.de/metho den/de/anleitung/NHK0, 06.12.2018.

LANUV – Landesamt für Natur-, Umwelt- und Ver- braucherschutz NRW (2018): Erläuterungen zur Erfassung der Streuobstbestände („Baseline-Kartierung“), 19.03.2018

MULNV – Ministerium für Umwelt-, Landwirt- schaft-, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (2009): Streu- obstwiesenschutz in Nordrhein-Westfalen Erhalt des Lebensraumes, Anlage, Pflege, Produktvermarktung. – www.umwelt.nrw. de, 05.11.2018

NABU – Naturschutzbund Deutschland (2018): NABU. – www.nabu.de/natur-und-land schaft/landnutzung/streuobst/streuobst wissen/02359.html, 08.11.2018 Berichte Naturwiss. Verein für Bielefeld und Umgegend 56 (2019),, S. 30 – 59

Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ (Kreis Minden-Lübbecke)

Felix ENGELHARDT, Minden Dirk ESPLÖR, Minden Michael MANTHEY, Greifswald

Mit 12 Abbildungen und 4 Tabellen

Inhalt Seite Inhalt 1. Einleitung 32 2. Material und Methoden 33 2.1 Gebietsbeschreibung – Geografische Einordnung 33 2.2 Prinzip der Mahdgutübertragung 36 2.3 Ablauf der Pflegemaßnahme 37 2.4 Erfolgskontrolle 38 3. Ergebnisse 40 3.1 Indikatoren des Restaurationserfolges 40 3.2 Pflanzensoziologische Gliederung 42 3.3 Zusammenhang zwischen Wasserstand und Restaurationserfolg 44 3.4 Saturationsindex (SI) 44 3.5 Vor der Mahdgutübertragung vorhandene Vegetation 45 4. Diskussion 48 4.1 Indikatoren des Restaurationserfolges 48 4.2 Pflanzensoziologische Gliederung 48 4.3 Zusammenhang zwischen Wasserstand und Restaurationserfolg 48 4.4 Saturationsindex (SI) 49 4.5 Vor der Mahdgutübertragung vorhandene Vegetation 51 5. Fazit 51 6. Danksagung 52 7. Literatur 52 Anhang 54

Verfasser: Felix Engelhardt, E-Mail: [email protected] Dirk Esplör, Biologische Station Minden-Lübbecke Michael Manthey, Institut für Botanik und Landschaftsökologie, Universität Greifswald Engelhardt, Esplör, Manthey: Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ 31

Zusammenfassung

Der Entwicklungsverlauf zahlreicher Restaurationsversuche von Moorstandorten ist wegen mangelnder Dokumentation unbekannt. Auch im Fallbeispiel der Mahdgutübertragung im Großen Torfmoor war ein Monitoring zur Erfolgskontrolle des Restaurationsversuches nicht von Beginn an vorgesehen. Ziel dieser Arbeit ist es, die Auswirkungen des Ansiedlungsversuches zu dokumentieren und den Restaurationserfolg zu messen. Ein langfristiger Versuchsaufbau gewährleistet, die Entwicklung der aktuellen Vegetationsaufnahmen fortführend zu betrachten. Die Untersuchungen konnten zeigen, dass die Anwendung der Mahdgutübertragung auf allen Versuchsflächen zur Vegetationsansiedelung führte. Mittels einer pflanzensoziologischen Gliederung ließen sich die Versuchsflächen zu Gruppen unterschiedlichen Restaurationserfolges zusammenfassen. Im Zuge der Untersuchungen stellte sich heraus, dass auf Empfängerflächen im Durchschnitt mehr Arten vorkommen, als auf Spenderflächen nachgewiesen wurden. Lineare Regressionsmodelle verdeutlichen die Zusammenhänge zwischen Wasserständen und der Anzahl übertragener Hochmoorarten als auch der Gesamtzahl an übertragenen Arten. Die anfängliche Vermutung eines Zusammenhanges zwischen Wasserständen und Gesamtde- ckung sowie der übertragenen Diversität ließ sich nicht nachweisen. Um die Methodik der Mahdgutübertragung auch für zukünftige Vorhaben effektiv zu gestal- ten, sollte die Entwicklung des Versuchsverlaufes weiterhin verfolgt werden. 32 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

1. Einleitung Die Ausweisung lebender Hochmoore als prioritärer FFH-Biotoptyp von „gemeinschaft- Moore bedecken etwa 3 % der Erdoberflä- lichem Interesse“ unterstreicht die Dringlich- che und lagern mehr als das Zweifache des keit und ein zunehmendes Bewusstsein für Kohlenstoffgehaltes der Biomasse sämtlicher den Schutz dieses Lebensraumes (Richtlinie Wälder dieser Erde (Bonn et al. 2016). Die 92/43/EWG 1992). Fähigkeit, Kohlenstoff in Form von Torf zu Die Ansätze zur Wiederherstellung von Moo- speichern, ist diesem Ökosystem eigen und ren sind vielfältig. Sie reichen von Versuchen misst ihm besondere Bedeutung in Hinblick der Wiedervernässung bis hin zu Abschiebung auf Treibhausgasbilanz und Klimawandel zu. der Torfoberfläche und der Ansiedlung von Während intakte Moore atmosphärisches Koh- Zielarten in Form von Transplantaten. lenstoffdioxid aufnehmen und als organische Klimkowska et al. (2007) stellen fest und Kohlenstoffverbindungen im Torf speichern, bemängeln, dass in Westeuropa zwar eine emittieren entwässerte Moore Treibhausgase Vielzahl an Wiedervernässungs- und Res- in Form von CO2, Methan und Lachgas. Sie taurationsmaßnahmen auf Moorstandorten verändern sich somit vom einstigen Speicher getroffen werden, doch dass eine Auswer- zu einer Quelle von Treibhausgasen. tung des entwickelten Zustandes oftmals Damit ein Moor als Torf bildendes Öko- ausbleibt. Eine Berichterstattung über den system fortbestehen kann, ist eine ständige Verlauf von Restaurationsprojekten ist für Wassersättigung zu mehr als 95 % Grundvo- die Optimierung und das Fortentwickeln der raussetzung, denn die Zersetzungsprozesse angewandten Verfahren von essenzieller des trocken gefallenen Torfes verlaufen bis Bedeutung (González & Rochefort 2014). zu 20-mal schneller als sich Torf bilden kann Ziel dieser Arbeit ist es, mittels einer (Succow & Joosten 2001). vegetationskundlichen Datenerhebung die Der größte prozentuale Verlust an Mooren Auswirkungen der im NSG Großes Torfmoor liegt in Europa vor, und ist auf Entwässerung im Jahre 2014 vollzogenen Mahdgutübertra- dieser Standorte zurückzuführen. Der Anteil gung frühestmöglich zu dokumentieren. Um degradierter, nicht restaurierbarer Moore Aussagen über den Restaurationserfolg tref- beträgt 43,7 % (Joosten 2016). fen zu können, bedarf es einer Definition und Während in Deutschland der Verlust an wach- der anschließenden Prüfung des Zielzustands senden Mooren mehr als 99 % beträgt (Succow sowie der Festlegung messbarer Indikatoren. & Joosten 2001), werden noch heute 85 % der Robroek et al. (2009) konnten in einem frü- Moorböden zu landwirtschaftlichen Zwecken heren Restaurationsverfahren bereits zeigen, genutzt (Joosten & Clarke 2002). Die Wiederher- dass der Ansiedlungserfolg verschiedener stellung der ursprünglichen Landschaftsform ist Sphagnum-Arten durch den Wasserstand in diesen Fällen nicht mehr möglich. beeinflusst wurde. Im Rahmen der Erfolgs- Durch Einschränkung des Wasserhaushalts kontrolle wird die Hypothese überprüft, sind nicht nur die torfbildenden Prozesse dass im Verfahren der Mahdgutübertragung betroffen. Mit fortschreitender Entwässerung ebenfalls ein Zusammenhang zwischen dem setzen die Mineralisierung des Torfbodens Wasserstand und den auf Restaurationserfolg und zunehmende Trockenheit ein. Hoch verweisenden Indikatorarten besteht. spezialisierte Pflanzengesellschaften gehen Der zu diesen Zwecken errichtete Versuchs- infolgedessen in Degenerationsstadien über. aufbau bildet den Grundstein für Langzeitfor- Die Seltenheit intakter oder noch restaurati- schung im NSG Großes Torfmoor und ermög- onsfähiger Hochmoore hat die Gefährdung licht in regelmäßigen Abständen vollzogene der mit diesem Standort assoziierten Flora Erfolgskontrollen des Ansiedlungsversuchs. und Fauna zur Folge. Negative Entwicklungstrends sollen auf diese Engelhardt, Esplör, Manthey: Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ 33

Weise frühzeitig erkannt werden, sodass die Das Wiehengebirge und die Bundesstraße Möglichkeit eines Entgegenwirkens besteht. B 65 bilden die südliche Grenze zum Großen Torfmoor. Im Norden grenzt das Schutzgebiet an den Mittellandkanal. Die Stadt Lübbecke grenzt die beschriebene Lokalität von Westen 2. Material und Methoden ein und von östlicher Seite ist die Gemeinde Hille die Begrenzung. Die Lage des Gebiets- 2.1 Gebietsbeschreibung – Geografische mittelpunktes ist durch die Dezimalkoordi- Einordnung naten 8,6933° östliche Länge und 52,3531° nördliche Breite beschrieben (Biotopkataster Der Untersuchungsgegenstand dieser NRW). Arbeit befindet sich im NSG Großes Torfmoor, gelegen im Kreis Minden-Lübbecke. Mit einer Ausdehnung von 550 ha umfasst 2.1.1 Moorgenese es den größten in NRW verbliebenen Hoch- moorkomplex. Gleichzeitig gilt das Große Die Ausgangsbedingungen für die Torfmoor als noch restaurierfähig, da es in ver- Entstehung des Großen Torfmoores sind gleichsweise geringem Umfang entwässert in den Zeitraum der Saale-Eiszeit vor etwa wurde und somit stellenweise ursprüngliches 240.000–180.000 Jahren einzuordnen. durch Arteninventar aufweist (Belting Umweltplanung das Vordringen des saalezeitlichen Gletschers 2008). Das Schutzgebiet befindet sich im kam es zu einer Flussbettverlagerung des nordöstlichen Teil von Nordrhein-Westfalen. Weserstroms nördlich entlang des Wiehen-

Abb. 1: Lage des NSG Großes Torfmoor im Kreis Minden-Lübbecke 34 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) gebirges. Fluviatile Kames-Sande und -Kiese, von Badetorf als folgende und bis heute die am heutigen Standort des Großen Torf- andauernde Nutzungsform an. Bis zur Regle- moores eine Mächtigkeit von bis zu 23 m er- mentierung von Abbaumenge und -weise des reichen, sind die Zeugen des ursprünglichen Badetorfes im Jahre 1973 ist der maschinell Flussverlaufs (LOELF 1989). Durch den Rück- gewonnene Torf über ein Schienensystem gang des Gletschers nahm die Weser ihren abgeführt worden (Diesing 2005). ursprünglichen Flussverlauf an, sodass der Die heutigen Torfentnahmen erfolgen auf abreißende Weser-Altarm als See innerhalb lokal begrenzten Flächen durch die Bäderge- der Urstromtalniederungen zurückbleibt. meinschaft Ostwestfalen und das Staatsbad Mit dem Rückgang des letzten Gletschers vor Pyrmont. ca. 11.000 Jahren bildet sich eine durch Torf- Die jährlichen Förderungsmengen des muddenablagerung entstehende Schicht, die Staatsbades Pyrmont betragen 130 m³ Torf den Zufluss von Grundwasser nach und nach und sind nach einem zwölf Jahre andauernden unterbindet (LOELF 1989). Das sich mit fort- Aufbereitungsverfahren erneut als Badetorf schreitender Verlandung des Sees bildenden- nutzbar (mündliches Zitat: Langhammer 2016). de Niedermoor ist zunächst nährstoffreich. Mit zunehmendem Einfluss von Regenwasser auf die Wasserversorgung entwickelt es sich 2.1.3 Schutzgebietsausweisung allmählich zu einem Hochmoor. Die geolo- gische Querschnittskarte veranschaulicht Der folgende Abschnitt nimmt Bezug auf die Geschichte des auf Niedermoortorfen die von Diesing (2005) erarbeitete Chronik der aufwachsenden Hochmoores (Anhang 1: für die Schutzgebietsausweisung des Großen Querschnittskarte Großes Torfmoor). Torfmoores relevanten Geschehnisse in den Jahren 1970–1974 (Anhang 2: Chronik zur Schutzgebietsausweisung). 2.1.2 Moornutzung im Großen Torfmoor Ausschlaggebend für das Einsetzen der Naturschutzbemühungen ist eine seitens Für den Abbau von Torf oder zur landwirt- der Stadt Lübbecke geplante Klärschlam- schaftlichen Nutzung von Moorstandorten mablagerung, die innerhalb des Großen ist es erforderlich, zuvor den Wasserstand zu Torfmoores erfolgen sollte. Nährstoffeinträge senken. Auf diese Art und Weise ist auch im dieser Größenordnung hätten den Verlust des heutigen Naturschutzgebiet Großes Torfmoor Lebensraumes Hochmoor bewirkt. Die Klär- vorgegangen worden. schlammablagerung konnte im Jahr 1970 ver- Beginnend um 1700 weiten sich vom Rand hindert werden. Der Landschaftsbeauftragte des Moores her verlaufende Torfstiche bis für Naturschutz Zimmermann legte daraufhin 1837, den Zeitpunkt an dem „alle wesentlichen im April des Folgejahres die Grenzen des Entwässerungsgräben und Transportdämme Naturschutzgebietes fest. angelegt“ sind, auf das Moorzentrum aus Im Mai 1971 bestimmt die Landschafts- (Diesing 2005). Die für das Verschwinden der schutzkommission den Begriff „Großes Torf- hochmoortypischen Flora und Fauna ursäch- moor“ als Gebietsbezeichnung. Zu diesem lichen Entwässerungsmaßnahmen sind nach Zeitpunkt entsprachen die Vorstellungen der Diesing (2005) der Bau des Mittellandkanals im Landschaftsschutzkommission einem Schutz- Zeitraum von 1916–1918 sowie die 1958–1960 gebiet mit Naherholungsfunktion. vollzogenen Flurbereinigungsverfahren zur Im Juli 1971 einigen sich das Land NRW Gewinnung neuer Grünlandflächen. Dem in und die Kreise Minden und Lübbecke auf Einzelfällen bis 1971 andauernden Handtorf- eine gemeinsame Lösung zur Finanzierung stichverfahren schließt sich die Gewinnung des Naturschutzprojektes. In der Folge kaufte Engelhardt, Esplör, Manthey: Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ 35 das Land NRW in einem Zeitraum von über 40 Jahren einen Großteil des Großen Torfmoores auf und ist heute Haupteigentümer. Den Kreisen Minden und Lübbecke obla- gen Beaufsichtigung und die im Schutzgebiet zu treffenden Pflegemaßnahmen sowie die Instandhaltung von Wanderwegen und Park- plätzen. Die Errichtung von Wanderwegen, Parkplätzen und Beschilderungen finanzier- ten Land und Kreisen gemeinsam. Im Zeitraum von 1971–1974 war Kurt Brinkschmidt, Landschaftsarchitekt des Amts für Landespflege, mit der Erstellung des Land- Abb. 2: Neubau von Torfdämmen zur Wiederver- schaftsplanes „Bastauniederung-Wickriede“ nässung (Foto: Dirk Esplör) befasst. Der Landschaftsplan umfasst die Naturschutzziele und gibt Maßnahmen zur Restauration des Großen Torfmoores an und gilt als fachliche Grundlage zur Ausweisung des Schutzgebietes. Im Dezember 1980 trat der Landschafts- plan „Bastauniederung-Wickriede“ als erster Landschaftsplan Nordrhein Westfalens in Kraft, somit erlangte das Große Torfmoor seine Geltung und Rechtswirkung als Natur- schutzgebiet.

Abb. 3: Verdichtung des Materialaushubs von 2.1.4 EU Life-Projekt: Regeneration des Oberflächenabschiebungen und der Torfkanten- Großen Torfmoores abschrägung (Foto: Dirk Esplör)

Der seit 1980 bestehende Schutzgebiets- status, das durch Brutvogel- und Vegetations- deren Umsetzung vor. Hauptaugenmerk liegt kartierung bestätigte Arteninventar, sowie auf dem Erwerb verbliebener Privatgrund- der seit den 70er Jahren veranlasste Flächen- stücke mit einem Gesamtflächenumfang von ankauf sind „Meilensteine“ auf dem Weg 15 ha, um Wiedervernässungsmaßnahmen der Eingliederung des Naturschutzgebiets auf ca. 430 ha realisieren zu können. Ein „Großes Torfmoor“ in das europäische Schutz- angepasstes Management von Mahd und gebietssystem Natura 2000. Am 04.08.2003 Schafbeweidung, die Eindämmung invasiver bewilligte die Europäische Kommission den Arten sowie Flächenabschiebungen in Teil- seitens des NABU Kreisverbandes Minden- bereichen sollten die Regeneration der hoch- Lübbecke eingereichten Projektantrag: „Re- moortypischen Vegetation fördern. Abb. 4 generation des Großen Torfmoores“, sodass zeigt die ersten Ergebnisse eines Monitorings Finanzmittel bis zu 1.800.400 € zur Verfügung auf den Wiedervernässungsflächen. stehen. Die Dauerbeobachtungsflächen (DBF) des Das Planungsbüro Belting Umweltplanung Life-Projekts belegen im Zeitraum von 2003 stellt in seinem Abschlussbericht des EU-Life- bis 2006 die ersten Fortschritte der Wieder- Projektes die angestrebten Projektziele und vernässungsmaßnahmen. Dem Abschlussbe- 36 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Um dem gestiegenen Betreuungsaufwand für das durch das LIFE-Projekt weitgehend wiedervernässte und entbuschte Moor gerecht zu werden, übernahm 2012 die Biologische Station Minden-Lübbecke die Schutzgebietsbetreuung. Diese führt u. a. die im LIFE-Projekt begonnenen Entwicklungs- maßnahmen zur Moorrestitution weiter fort, organisiert die notwendigen Pflegemaßnah- men und führt regelmäßig Untersuchungen zur Flora und Fauna des Gebietes durch.

2.2 Prinzip der Mahdgutübertragung

Die Mahdgutübertragung (bzw. das Abb. 4: Entwicklung der Torfmoosdeckung zwischen Frisch- oder Grünmulchverfahren) ist ein im 2003 und 2006, Belting Umweltplanung Grünland angewendetes Pflegeverfahren zur Wiederherstellung oder Entwicklung von Pflanzengesellschaften (LANUV NRW richt zufolge hat sich die mittlere Torfmoos- 2011). Der Grundgedanke der unter anderem deckung nahezu verdoppelt. Drei Jahre nach vom LANUV NRW vorgestellten Restaura- den Wiedervernässungsmaßnahmen werden tionsmaßnahme besteht darin, verlorenes auf fünf zusätzlichen Dauerbeobachtungsflä- Arteninventar einer Empfängerfläche, durch chen Torfmoose nachgewiesen. eine auf Spenderflächen noch existierende Während sich auf den Dauerbeobach- Gesellschaft, zu übertragen. Der Artentrans- tungsflächen bereits Torf bildende Vege- fer erfolgt durch künstliche Anlage einer tation ansiedelte, bleiben einige Flächen Diasporenbank. Um einer möglichen Flo- der Torfkantenabschrägung nahezu frei renverfälschung entgegen zu wirken, ist das von Vegetation. Im Rahmen der Gebiets- Mahdgut einer standortnahen Spenderfläche betreuung stellt die Biologische Station zu entnehmen. Minden-Lübbecke fest, dass diese Flächen Sowohl der Schnittzeitpunkt als auch auch fünf Jahre nach Durchführung der die Abstimmung zwischen Spender- und Wiedervernässung vegetationsarm bis -frei Empfängerflächen sind maßgebliche Einfluss- bleiben und somit weiterer Pflege bedürfen. faktoren auf den Restaurationserfolg einer Spontane Vegetationsansiedlung erscheint Mahdgutübertragung. So ist laut LANUV NRW als unwahrscheinlich. empfehlenswert, eine dreifache Staffelmahd Die Betreuung des Schutzgebietes Großes der Spenderflächen vorzunehmen und den Torfmoor oblag seit den 1970er Jahren dem Zeitpunkt der Mahd nach der Diasporenreife Kreis Minden-Lübbecke (zunächst mit seiner der erwünschten Zielarten auszurichten. Kreisgärtnerei, später durch die Untere Na- Im Fallbeispiel „Großes Torfmoor“ schien turschutzbehörde). Auch der örtliche Natur- die selbstständige Ansiedlung einer geschlos- schutzbund (NABU) engagierte sich seit den senen Vegetationsdecke als unwahrschein- 1970er Jahren stark im Großen Torfmoor und lich. Nach fünf Jahren der im LIFE-Projekt übernahm während des LIFE-Projektes auch vollzogenen Wiedervernässungsmaßnahmen die Gebietsbetreuung. blieben zahlreiche Flächen der Torfkanten- abschiebung weiterhin frei oder arm an Ve- Engelhardt, Esplör, Manthey: Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ 37 getation. Unter diesen Umständen ist nicht hinaus, dass durch Vorhandensein einer nur die Bildung von Torf ausgeschlossen, son- Mulchdecke die Ansiedlung von Sphagnum dern durch Veränderung der physikalischen unterstützt wird. Das Auftragen der Mahd- Eigenschaften trockengefallenen Torfes schicht als Feuchtespeicher ist möglicherwei- (Torfsackung, Abnahme des Porenraumvolu- se ausreichend, um die Ansiedlung der in ihr mens, zunehmende Hydrophobizität, siehe enthaltenen Arten zu begünstigen. Succow & Joosten 2001) verschlechtern sich die Standortsbedingungen für die Ansiedlung der ursprünglich Torf bildenden Vegetation. 2.3 Ablauf der Pflegemaßnahme Das in diesem Restaurationsansatz verfolg- te Ziel besteht darin, die für Austrocknung Angeleitet wurde diese Biotoppflegemaß- und Erosion anfälligen Torfflächen mit flä- nahme von der Biologischen Station Minden- chendeckender Vegetation zu besiedeln, um Lübbecke. die Mineralisation des Torfes zu vermindern. Im Zeitraum vom 01.09 bis 19.09.2014 Darüber hinaus sollten in diesem Ansied- waren sechs Mitarbeiter der Biologischen lungsversuch die standörtlich angepassten Station mit dem Arbeitseinsatz befasst. Vier Hochmoorarten des Großen Torfmoores Bundesfreiwilligendienstleistende sowie übertragen werden. Zum einen, um die zwei Praktikanten verteilten das Mahdgut Funktionalität der ehemals Torf bildenden von ausgewählten Spenderflächen aus der Vegetation wiederherzustellen; andererseits unmittelbaren Umgebung auf insgesamt 23 zählen nicht alle Hochmoorarten zu den Empfängerflächen. Torfbildnern, wohl aber zu den in NRW ge- Die Mahd erfolgte durch einen mit Fang- fährdeten bis stark gefährdeten Arten, deren korb ausgestatteten Schlägelmulcher, sodass Bestände es möglichst großflächig zu sichern die gemähte Vegetationsschicht direkt an die gilt. betreffenden Empfängerflächen gefahren Arten, deren soziologisches Verhalten nach werden konnte. Daraufhin wurde das Mahd- Ellenberg (1992) den Klassen Scheuchzerio- gut mit Heugabeln in einer durchschnittlich Caricetea nigrae und Oxycocco-Sphagnetea 10 cm starken Mulchschicht auf den Flächen zugeordnet ist, werden im Folgenden als ausgebracht. Zielarten betrachtet. Zu diesen Arten zählen: Drosera rotundifolia, Drosera intermedia, Rhynchospora alba, Eriophorum vaginatum, Eriophorum angustifolium, Sphagnum spec., Erica tetralix, Oxycoccus palustris und Andro- meda polifolia. Das 2014 im Großen Torfmoor angewandte Grünmulchverfahren erweist sich zum einen durch die Nähe und Vollständigkeit des zu übertragenen Arteninventars als vorteilhaft. Das Risiko einer möglichen Florenverfäl- schung besteht ebenfalls nicht. Außerdem scheint der Mangel an Wasser, wie Eingehens erläutert, ein für die Vegetationsansiedlung limitierender Faktor zu sein. Price et al. (1998) ermitteln für Mulchschichten eine nieder- Abb. 5: Aufbringen und Verteilen des Mahdgutes schlagsspeichernde Wirkung von bis zu 2 mm durch Mitarbeiter der Biologischen Station Minden pro Niederschlagsereignis, sie zeigen darüber Lübbecke (Foto Dirk Esplör) 38 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Der Mahdzeitpunkt und die Verfügbarkeit des Naturschutzgebietes „Großes Torfmoor“ der Spenderflächen richteten sich zum Einen gestellt und auch genehmigt worden. nach der Befahrbarkeit der Mähflächen, vor Die Empfängerflächen wurden über vor- allem stand aber die Brutzeit gefährdeter herige Ermittlung der Koordinaten und den Vogelarten im Vordergrund, sodass ein frü- Einsatz von GPS verortet und gekennzeichnet. heres Mähen hinsichtlich der Diasporenreife Im Zeitraum vom 04.–05.08.2016 erfolgt erwünschter Zielarten nicht möglich gewesen auf allen Empfängerflächen eine erste Ein- wäre (mündliches Zitat: Esplör 2016). schätzung der Gesamtdeckung angesiedelter Die Mahd der Spenderflächen erfolgte also Arten. Zur vegetationskundlichen Erfassung unter der Zielsetzung, möglichst das volle sind die Empfängerflächen E1, E3, E5, E8, E9, Spektrum hochmoortypischer Arten für den E13, E15, E21, E22 und E23 (Anhang 3: Über- Transfer zu erfassen. Durch Verfolgung dieser sichtskarte der Spender- und Empfängerflä- Strategie erscheint eine flächendeckende chen) ausgewählt worden. Wiederbesiedelung der Empfängerflächen Die Versuchsflächen S1, S2, S4, S5 und S6 am wahrscheinlichsten. sind am verlässlichsten den Spenderflächen Neben Süß- und Sauergräsern, Moosen, der Mahdgutübertragung zuzuordnen. Torfmoosen, Heidekrautarten und weiteren Hinweise zur Einordnung liefern Spuren des Zwergsträuchern waren im Mahdgut auch Mähwerks und die Abwesenheit von Streu. Binsen und vollständige Soden der Grasnarbe Die Empfängerflächen (Daten der Biolo- enthalten. gischen Station) wurden in Arc GIS 10.2.1 als Raster dargestellt (Anhang 4: Rasterdarstel- lung der Versuchsflächen E7–E15; E23 und S4), 2.4 Erfolgskontrolle sodass jede Empfängerfläche in Form gleich- mäßiger Quadrate vorliegt. Durch Auslosung Die zukünftigen Auswirkungen der Mahd- der Raster ist auf jeder Versuchsfläche die gutübertragung auf die Artenzusammenset- zufällige Verteilung der Plots gewährleistet. zung und den Deckungsgrad der sich auf den Die zu jedem Raster ausgelosten Koordinaten Versuchsflächen ansiedelnden Vegetation dienten dem Auffinden und Verorten der sind nicht vorhersehbar. Um festzustellen, Versuchsquadrate. Die Software GPS-Status inwieweit sich die getroffene Entwicklungs- ermöglichte das Einrichten der Probeflächen maßnahme in Richtung Restaurationsziel aus- mithilfe eines Smartphones. Die Messgenau- wirkt, ist ein Monitoring, also die Dauerüber- igkeit umfasst einen Radius von 5 m. wachung der Versuchsflächenentwicklung, 180 Lattenstücke von etwa 50 cm Länge unerlässlich. Eine sogenannte Erfolgskontrolle kennzeichnen die Eckpunkte der 45 Plots. hat zum Ziel, die durch die Maßnahme be- Jedes Versuchsquadrat mit einer Fläche wirkten Folgen möglichst frühzeitig zu erfas- von 4 m², bemessen durch das Auslegen sen, um mögliche negative Rückwirkungen von vier Zollstöcken, der Kantenlänge des festzustellen, ihnen entgegen zu lenken und Versuchsquadrats entsprechend, ist über GPS sie in zukünftigen Entwicklungskonzepten zu eingemessen worden (Anhang 5: Empfänger- vermeiden (Dierssen & Dierssen 2001, S. 194ff). fläche E22 als beispielhafter Versuchsaufbau: die Hornlose Moorschnucke war während der Datenerhebung ein stetiger Begleiter). 2.4.1 Versuchsdurchführung/Datenerhebung Die Diagonale aller Plots wurde in Richtung Norden ausgerichtet. Um ein Ausreißen der Für den im Folgenden beschriebenen Markierungspfähle, durch freilaufende Schafe Versuchsaufbau ist im Voraus ein Antrag zur zu verhindern, wurden diese zur Hälfte in die Befreiung von den Verbotsbestimmungen Torfschicht eingeschlagen. Eine blaue Schnur Engelhardt, Esplör, Manthey: Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ 39 gab während der Vegetationsaufnahme die Die pflanzensoziologische Gliederung Konturen der Versuchsflächen an. erfolgt entlang eines Feuchtigkeitsgradi- Die Position der Versuchsquadrate inner- enten, beginnend mit den Aufnahmen der halb der Spenderflächen wurde auf identische Feuchtstandorte bis hin zu trockeneren Ver- Weise ermittelt. suchsflächen. Aufnahmen ähnlicher Artenzu- Im Zeitraum von 08.–13.08.2016 wurde die sammensetzung und Deckungsgrade werden Vegetationserfassung auf sämtlichen Emp- somit tabellarisch zusammengefasst. fänger- und Spenderflächen durchgeführt. Am selben Tag wurden die Markierungs- Aufnahmezeitpunkt, geografische Position, pfähle auf den Empfängerflächen E1 und E21 Gesamtdeckung, Artenvorkommen und deren sowie den Spenderflächen durch Langzeit- Deckungswerte wurden auf Erfassungsbögen marker ersetzt. Hierbei handelt es sich um notiert. Torfmoose wurden bis zum Gattungs- handelsübliche Winkelverbinder von 9 cm niveau bestimmt. Der Deckungsgrad restlicher Länge und 6,5 cm Breite. Ein Winkelende wur- Moose ist zusammengefasst notiert worden. de jeweils in den Boden geschlagen und mit Den erfassten Deckungsgraden liegt einem Zimmermannsnagel (Länge 23,5 cm) die zehnstufige Skala nach Peet et al. (1998) fixiert. Diese Art von Langzeitmarkern soll zugrunde. Diese ermöglich im Vergleich zur ein späteres Auffinden der Versuchsflächen Braun-Blanquet-Skala eine genauere Differen- mit einem Metalldetektor ermöglichen. Am zierung der unteren Deckungsprozente, was 18.08.2016 werden auf den übrigen Versuchs- zur Erfassung sich etablierender Vegetation flächen Markierungshölzer durch Langzeit- als sinnvoll erachtet wird. marker ersetzt. Am 16.08.2016 wurden die zum Messen der Die Datenaufnahme ist im Zeitraum vom Wasserstände erforderlichen Bohrlöcher mithil- 13.09.2016–14.09.2016 um Deckungsgrade fe eines Gummihammers und eines Bohrstocks der Primärvegetation ergänzt worden. 90 cm tief geschlagen. Der Materialaushub Primärvegetation bezeichnet die Differenz blieb zur späteren Verfüllung in Bohrlochnähe aus Gesamtdeckung und der Vegetation, die zurück. Die Messstellen wurden in 29 cm (eine zweifelsfrei den Beständen vor Durchführung Fußlänge) Entfernung vom südlichen Eckpunkt der Mahdgutübertragung zuzuordnen ist. Da- jedes Versuchsquadrates errichtet. Die Messung/ runter fallen stark verholzte Heidesträucher Auswertung aller Wasserstände erfolgte am oder Poaceae und Cyperaceae ab einem Horst- Folgetag. Ein mit Papierstreifen versehener durchmesser von mehr als 15 cm (Anhang 6: Zollstock diente als Anzeiger des Wasserstan- Abbildung: Mehrjährige Vegetation). des. Die Differenz aus dem Wert, der an der Geländeoberkante abgelesen wird und der am durchnässten Papierstreifen abgelesenen Höhe 2.4.2 Statistische Auswertung des Wasserstandes entspricht der Höhe des Was- serstandes unterhalb der Geländeoberkante. Auswertung und Darstellung der im Ver- Die Dateneingabe der Vegetationsaufnahmen such erhobenen Daten zu den Spender- und und der zugehörigen Wasserstände erfolgte Empfängerflächen erfolgt in der Statistikum- in Turboveg 2.0 (Hennekens & Schamminee 2001), gebung R (Version 3.4.2) sowie in JUICE 7.0 einem Programm zur Verwaltung und Analyse (Tichy & Holt 2006), einem Programm zur vegetationskundlicher Daten. Unter Verwen- Analyse und Darstellung pflanzensoziologi- dung der Vegetationsanalyse Software JUICE 7.0 scher Daten. Das R-package vegdata (Jansen wurde eine Gliederung der Vegetationsaufnah- & Dengler 2010) ermöglicht den Datentransfer men vorgenommen. Die Aufteilung ermöglicht, aus Turboveg nach R Studio. die Empfängerflächen in Gruppen guten und Der erhobene Datensatz beinhaltet schlechten Restaurationserfolges zu teilen. den Wasserstand, die Deckungsgrade der 40 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) erfassten Arten, die Anzahl angesiedelter Zielarten, Gesamtdeckung und die Shannon- diversität der Versuchsflächen. Zur Übersicht der Datenverteilung finden die allgemeinen Der Saturationsindex soll Auskunft über die Lagemaße Median und Mittelwert sowie Vollständigkeit der Artansiedlung auf jeder die Streuungsmaße Interquartilabstand und einzelnen Empfängerfläche geben, gemessen Standardabweichung Anwendung. am Artenreichtum der Spenderfläche. Im Ziel der pflanzensoziologischen Gliederung Fallbeispiel des Großen Torfmoores wird seine ist es, durch Ordnung der Aufnahmen nach Anwendbarkeit auf Restaurationsflächen von ähnlicher Artzusammensetzung eine Unter- Hochmoorstandorten erprobt. Um Empfän- teilung der Empfängerflächen vorzunehmen. ger- und Spenderflächen miteinander verglei- In Gruppen aufgeteilte Empfängerflächen chen zu können, werden aus den Gesamtde- guten und schlechten Restaurationserfolges ckungswerten und den Biodiversitätsindices können daraufhin verglichen werden. der Teilflächen Mittelwerte gebildet. Die Gegenüberstellung erfolgt mithilfe von Neben dem Anteil übertragener Diversität Boxplotdiagrammen. Sie dienen zur Überprü- erfolgt ein Vergleich von Spender- und Emp- fung der Datenverteilung. Treten zwischen den fängerflächen auf Artenebene. Vergleichsgruppen Unterschiede auf, lässt dies Daraufhin wird der Anteil bereits vor auf Eignung der erfassten Parameter als Indika- Durchführung der Mahdgutübertragung toren des Restaurationserfolges schließen. vorhandener Vegetation untersucht. Mit Hilfe von QQ-Plots wurde die Nor- malverteilung der Daten optisch überprüft. Lineare Regressionsmodelle dienen dem Hypothesentest. Das Signifikanzniveau ist auf 3. Ergebnisse 5 % festgelegt. Zur Beurteilung des Restaurationserfolges 3.1 Indikatoren des Restaurationserfolges in Niedermooren durchgeführter Mahdgut- übertragungen wenden bereits Klimkowska Der Wasserstand als mögliche Variable zur et al. (2007) einen sogenannten „Saturation Abschätzung der Restaurationsindikatoren ist Index“ (SI) an. Für seine Ermittlung geht der ebenfalls mit aufgeführt. Die Wasserstände Heterogenitätsindex (H) „Shannon-Wiener der Versuchsflächen variieren von 11 cm bis Diversität“ als Kernelement in die Rechnung 64 cm unterhalb der Geländeoberkante. Von ein. Der Shannonindex setzt die Häufigkeit den insgesamt 30 Empfängerflächen weist der gemessenen Arten ni und ihren Anteil an ein Drittel oberflächennahe Wasserstände bis der Gesamtartenzahl N ins Verhältnis. zu 35 cm auf. Der mittlere Wasserstand der Datenverteilung beträgt 44,5 cm unterhalb der Flurkante. Die Darstellung der Gesamtdeckung auf den Restaurationsflächen zeigt, dass Schwan- kungen von 2 % bis 71 % Gesamtdeckung auf- Hermy & Cornelis (2000) beschreiben den treten, wobei es sich bei der Empfängerfläche Saturationsindex (SI) ausgedrückt in Biodi- von 71 % Gesamtdeckung um einen Ausreißer versität einer Restaurationsfläche, als einen handelt. Wie bereits bei der ersten Gebiets-

Prozentsatz (H/Hmax×100) des maximalen begehung vermutet, sind die Indikatoren regionalen Speziespools smax. Im Fallbeispiel des Restaurationserfolges breit verteilt. Zur entspricht smax der Anzahl auf allen Versuchs- weiteren Beurteilung wird eine Gruppenun- flächen nachgewiesenen Arten. terteilung vorgenommen. Engelhardt, Esplör, Manthey: Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ 41

Abb. 6: Allgemeine Lage- und Streuungsparameter, der zur Beurteilung des Restaurationserfolges ausgewählten Indikatoren Wasserstand, Gesamtartenzahl, Anzahl an Zielarten und Shannondiversität, in Form von Median und Interquartilabstand.

Tab. 1: Pflanzensoziologische Gliederung entlang des Feuchtigkeitsgradienten (10 Empfängerflächen mit jeweils 3 Aufnahmen) 42 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

3.2 Pflanzensoziologische Gliederung Artbezeichnung Feuchtezahl Amplitude [cm] Tabelle 1 stellt die pflanzensoziologische Eriophorum angustifolium 9= 11–64 Gliederung dar. Die als hochmoortypisch ein- Drosera intermedia 9= 11–47 gestuften Arten sind zur besseren Übersicht- Rhynchospora alba 9= 11–16 lichkeit mit grüner Farbe markiert worden. Eriophorum vaginatum 9~ 11–64 Gruppe 1 (in dunkelblauer Farbe hinterlegt) Drosera rotundifolia 9 15–27 bezieht sich auf die Aufnahmen 1–6 und zeich- Oxycoccus palustris 9 11–28 net sich als einzige Gruppe durch Vorkommen Andromeda polifolia 9 15* von Rhynchospora alba und Drosera intermedia Sphagnum sp. ** 15–28 aus. Das ökologische Verhalten von Weißem Schnabelried und Mittlerem Sonnentau wird Erica tetralix 8 11–64 in den Zeigerwerten nach Ellenberg mit der * Einzelvorkommen ** kein Zeigerwert vorhanden Feuchtezahl 9 als Nässezeiger eingestuft, bei- Tab. 2: Vorkommen der Zielarten bei gemessenen de Arten gelten als Überschwemmungszeiger. Wasserständen Die Wollgräser Eriophorum angustifolium und Eriophorum vaginatum sind in allen Aufnah- men dieser Gruppe vertreten. Molinia caerulea und Eriophorum vaginatum Die zweite Gruppe (hellblaue Farbhin- sind durchgehend Bestandteil dieser Gruppe, terlegung), ist durch die Vorkommen von zusammen mit Rumex acetosella bestimmen Andromeda polifolia, Oxycoccus palustris sie den Großteil der Gesamtdeckung. Betula und Sphagnum spec. charakterisiert. Neben pubescens und Betula pendula sind in Gruppe diesen hochmoortypischen Arten ist der 4 häufiger als in den ersten 15 Aufnahmen, Verbreitungsschwerpunkt der Glockenheide ebenso kommen Rubus spec. und Carex hirta Erica tetralix ebenfalls der Gruppe 2 zuge- nur in dieser Gruppe vor. hörig. Auch Besenheide Calluna vulgaris ist Tabelle 2 beschreibt das Vorkommen der durchgängig in den Aufnahmen der Gruppe Zielarten in Abhängigkeit vom Wasserstand. 2 vertreten. Eriophorum angustifolium, Eriophorum va- Die Aufnahmen der Gruppe 3 sind mit ginatum und Erica tetralix erweisen sich als grüner Farbhinterlegung gekennzeichnet. Zielarten, die auf Flächen der ermittelten Das Schmalblättrige Wollgras Eriophorum Wasserstände von 11–64 cm vorkommen, angustifolium ist Hauptbestandteil dieser während die übrigen Arten nur in einem Gruppe und ist mit durchgehend hohen engeren Bereich vertreten sind. Deckungswerten vorhanden. Die Gesamtde- Der Aufteilung zufolge kristallisieren sich ckung von Erica tetralix fällt im Vergleich zur die Aufnahmen der Gruppen 1–3 als stellver- Gruppe 2 geringer aus. tretend für guten Restaurationserfolg heraus. Neben Molinia caerulea und Calluna vul- Die Zuordnung der jeweiligen Aufnahmen ih- garis ist auch Rumex acetosella durchgängig rer zugehörigen Empfängerfläche ermöglicht vertreten. es, die Einschätzung guten und schlechteren Ab der 16. Aufnahme beginnt Gruppe 4 Restaurationserfolges auf die Versuchsflächen (gelbe Farbhinterlegung). Die Deckungs- zu übertragen. Versuchsflächen mit einer werte von Erica tetralix, Calluna vulgaris und Mehrzahl an Aufnahmen guten Restaurati- Eriophorum vaginatum nehmen entlang des onserfolges werden somit als Empfängerflä- Feuchtegradienten ab. chen guten Restaurationserfolges bewertet Bei den letzten vier Aufnahmen handelt und umgekehrt. es sich um Flächen vergleichsweise geringer Als Empfängerflächen mit gutem Restau- Gesamtdeckung, von nicht mehr als 11 %. rationserfolg gelten E1, E5, E9, E15 und E22. Engelhardt, Esplör, Manthey: Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ 43

Abb. 7: Gegenüberstellung der Lage- und Streuungsparameter der Empfängerflächen guten und schlechten Restaurationserfolges

Wobei der Restaurationserfolg auf den Vergleichsgruppe entspricht, ist der mittlere Empfängerflächen E3, E8, E13, E21 und E23, Verteilungswert der Gesamtdeckungsgrade gemessen an der Artenanzahl, der Anzahl auf Empfängerflächen schlechteren Restaura- übertragener Zielarten sowie den Gesamt- tionserfolges niedriger. deckungswerten, geringer ausfällt. Diese Die Gegenüberstellung der Gesamtarten- Unterscheidung ermöglicht es, mithilfe der in zahlen ergibt, dass sich die Mediane einander Abb. 7 dargestellten Boxplotdiagrammen, die entsprechen. Auf Empfängerflächen schlech- Gruppen auf Merkmalsmuster zu analysieren. ten Restaurationserfolges ist die Schwankung Die Gruppengegenüberstellung zeigt, dass der Gesamtartenzahl von vier bis zu acht die Wasserstände der Empfängerflächen gu- Arten begrenzt. Im Vergleich dazu fällt die ten Restaurationserfolges weiterhin von 11 cm Spannweite der Datenverteilung auf Empfän- bis 64 cm unterhalb der Geländeoberkante va- gerflächen guten Restaurationserfolges, von riieren. Dem steht eine geringere Spannbreite drei bis zwölf Arten reichend, breiter aus. der Wasserstände auf den Empfängerflächen In Hinblick auf die Anzahl übertragener geringeren Restaurationserfolges gegenüber. Zielarten sind erneut Unterschiede zwischen Der Median der Wasserstände der Restaura- den Gruppen „guter“ und „schlechter“ Res- tionsflächen guten Restaurationserfolges ist taurationserfolg feststellbar. Die Anzahl auf oberflächennäher als der Median der Wasser- schlechteren Empfängerflächen vorkommen- stände schlechter Restaurationsflächen. der Zielarten ist auf 1 bis 3 Arten begrenzt, Mit Ausnahme eines Ausreißerwertes im Vergleich dazu reicht die Spannbreite der von 71 % Gesamtdeckung fällt die Weite damit verglichenen Gruppe guter Empfänger- der Datenverteilung, der für geringeren flächen von 2 bis 7 hochmoortypischer Arten. Restaurationserfolg stehenden Versuchs- Der Vergleich der Shannonindices für Flä- flächen, geringer aus. Während der Median chen guten und schlechten Restaurationser- der Empfängerflächen guten Restaurations- folgs zeigt, dass sich die Mediane der beiden erfolges dem Ende des dritten Quartils der Gruppen ähneln. 44 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

3.3 Zusammenhang zwischen Wasser- 3.4 Saturationsindex (SI) stand und Restaurationserfolg S2 und S6 sind die einzigen Spenderflä- Eine lineare Regression zwischen den Ge- chen, die höhere Gesamtartenzahlen als die samtdeckungen und den Wasserständen der mit ihnen verglichenen Empfängerflächen Empfängerflächen zeigt keinen signifikanten aufweisen (Tab. 3). In den übrigen Fällen sind Zusammenhang zwischen beiden Variablen auf den Empfängerflächen höhere Artenzah- (p = 0.08, R² = 0.103). Die anfängliche Hypo- len nachgewiesen worden. Gemessen am these eines erwarteten Zusammenhangs Shannonindex ist die Diversität der Empfän- zwischen Wasserstand und Gesamtdeckung gerflächen E1, E5, E22 und E23 höher als die kann somit nicht belegt werden. Diversität der zugehörigen Spenderflächen. Abb. 8 zeigt einen signifikanten Zusam- Der durchschnittliche Shannonindex für menhang zwischen dem Wasserstand und Empfängerflächen beträgt 1,48 und liegt über der Anzahl angesiedelter Hochmoorarten der durchschnittlichen Shannondiversität der (p < 0.001). Je tiefer sich der Wasserstand Spenderflächen (0,85). unterhalb der Geländeoberfläche befindet, Im Vergleich von Empfängerfläche E21 und desto weniger hochmoortypische Arten kom- der Spenderfläche S6 fällt auf, dass die Shan- men auf Empfängerflächen vor. nondiversität der Empfängerfläche in diesem Zwischen Shannonindex und Wasser- Fall geringer ist, folglich ist der Saturationsin- stand besteht kein linearer Zusammenhang dex (0,92) kleiner als eins. Hierbei handelt es (p = 0.21, R² = 0.103) (Anhang 7: Regression sich um den geringsten Saturationsindex. Shannon-index ~ Wasserstand). Der Saturationsindex als Ausdruck des pro- Dagegen besteht ein signifikanter linearer zentualen Anteils der von Seiten der Spenderflä- Zusammenhang zwischen der Gesamtzahl chen übertragenen Diversität beträgt auf allen der auf Empfängerflächen übertragenen Ar- weiteren Empfängerflächen mehr als 100 %. ten und dem Wasserstand (p < 0.01, R² = 0.251) Auf Empfängerfläche E23 liegt der höchste (Anhang 8: Regression Gesamtartenzahl ~ prozentuale Anteil übertragender Shannon- Wasserstand). Je tiefer die Wasserstände auf diversität vor, das prozentuale Verhältnis der den Empfängerflächen sind, desto geringer Shannonindices von Empfängerfläche E23 ist die Anzahl erfasster Arten. und Spenderfläche S4 beträgt 554 %.

Abb. 8: Negativer Zusammenhang zwischen der Anzahl an Zielarten und der Wasserstandhöhe Engelhardt, Esplör, Manthey: Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ 45

Empfängerfläche Artanzahl* H* Spender- Artanzahl* Hmax* SI fläche E1 8,7 1,54 S1 5,3 0,68 2,26 E22 7,0 1,47 S2 7,7 1,07 1,37 E23 6,3 1,44 S4 4,3 0,26 5,54 E5 8,3 1,71 S5 6,3 0,88 1,94 E21 5,0 1,24 S6 7,0 1,35 0,92 Ø 7,1 1,48 Ø 6,1 0,85 0,92 * Mittelwert der Empfänger- und Spenderflächenzugehörigen Plots

Tab. 3: Spender- und Empfängerflächen als Vergleichspaare zur Ermittlung der übertragenen Diversität, (Artenanzahl und Shannonindex als Mittelwerte der Teilflächen)

Die Tabellenform (Tab. 4) ermöglicht es, gestellten Arten, die sowohl auf Spender- und 15 von insgesamt 30 Vegetationsaufnahmen, Empfängerflächen nachgewiesen wurden. also die Aufnahmen der Empfängerflächen E1, Die Teilbereiche der Spenderfläche S5 (hell- E5, E21, E22 und E23 mit den dazugehörigen blaue Farbhinterlegung) weisen diesbezüg- Spenderflächen S1, S2, S4, S5 und S6 in Hin- lich das geringste oder keine Vorkommen von blick auf übertragene Arten zu vergleichen. Molinia caerulea auf. Auf der entsprechenden Die erfassten Arten sind ihrer Häufigkeit nach Empfängerfläche E5 sind ebenfalls geringe geordnet, begonnen mit den beständigen Deckungsgrade dieser Art ermittelt worden. Vertretern, bis hin zu Einzelvorkommen. Auf der Gesamtheit an 15 Spenderflächen wurden 14 Arten erfasst. Mit 21 Arten sind die 3.5 Vor der Mahdgutübertragung vorhan- 15 entsprechenden Empfängerflächen arten- dene Vegetation reicher. Juncus effusus, Drosera rotundifolia, Agrostis capillaris, Rhynchospora alba, Nardus Die Abb. 9 gibt den Anteil bereits vor Ver- stricta, Rubus spec. und Potentilla erecta gehö- suchsdurchführung vorhandener Vegetation ren zu den Arten, die auf keiner Spenderfläche für jede Empfängerfläche an. Auf 20 Versuchs- nachgewiesen wurden. Somit ist auch die flächen von den insgesamt 30 Empfängerflä- Anzahl hochmoortypischer Arten auf den chen sind Vorkommen der Primärvegetation untersuchten Spenderflächen geringer als auf nachweisbar. Im paarweise erfolgenden den entsprechenden Empfängerflächen. Vergleich zeigt die Abb. 10, dass sowohl auf Die Gegenüberstellung zeigt, dass sich das Empfängerflächen guten sowie schlechten Vorkommen der am häufigsten vertretenen Restaurationserfolges Ausreißerwerte der Arten zwischen Empfänger- und Spenderflä- Gesamtdeckung an Primärvegetation von chen ähnelt. Tabellenspalten gleicher Farbe 19 % vorliegen. Der Mittelwert an Primärve- kennzeichnen die zugehörigen Paare an getation auf guten Empfängerflächen (4,5 %) Spender- und Empfängerflächen. Beispiels- übersteigt den Mittelwert der im Vergleich weise kommt Eriophorum vaginatum auf allen stehenden Empfängerflächen schlechten miteinander verglichenen Flächen vor. Molinia Restaurationserfolges (3,6 %). caerulea ist auf den verglichenen Spenderflä- chen mit 13 und auf den Empfängerflächen mit 14 Vorkommen vertreten. Eriophorum an- gustifolium, Erica tetralix und Calluna vulgaris gehören ebenfalls zu den am häufigsten fest- 46 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Tab. 4: Vergleich der Vegetationsaufnahmen der 5 Spender- und Empfängerflächen (3 Aufnahmen pro Versuchsfläche) Engelhardt, Esplör, Manthey: Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ 47

Abb. 9: Darstellung der Gesamtdeckung an Primärvegetation auf jeder einzelnen Empfängerfläche

Abb. 10: Gegenüberstellung der Verteilung an Primärvegetation auf Empfängerflächen guten und schlechten Restaurationserfolges 48 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

4. Diskussion guten und schlechten Restaurationserfolges. Bei erneuter Betrachtung der Indikatoren ist 4.1 Indikatoren des Restaurationserfolges gezeigt worden, dass sich die Kategorien des Restaurationserfolges weniger durch die Ge- Die erste Analyse der Indikatorwerte für samtartenanzahl und den Saturationsindex den Restaurationserfolg ergab, dass die unterscheiden lassen, als durch die Anzahl Empfängerflächen in Bezug auf die Gesamtar- hochmoortypischer Arten und die Gesamtde- tenzahl, die Anzahl hochmoortypischer Arten, ckungswerte. die Gesamtdeckung und die Shannondiver- Die Tabelle der Vorkommensbereiche sität einer breiten Verteilung unterliegen. konnte zeigen, dass die einzigen auf Empfän- Somit unterscheiden sich die Versuchsflächen gerflächen schlechten Restaurationserfolges zwangsläufig auch in der Art des Restaura- vorkommenden Zielarten (Eriophorum an- tionserfolges. Aufgrund der verschiedenen gustifolium, Eriophorum vaginatum und Erica Formen an Restaurationserfolg ist es möglich, tetralix) gleichzeitig die Arten sind, die den Be- dass ein geringerer Anteil an Hochmoorarten reich der größten Wasserstandsunterschiede durch höhere Gesamtdeckung anderer Arten (11–64 cm) besiedeln und somit gegenüber aufgewogen wird. Durch Feststellung der Un- diesem Faktor eine größere Toleranz auf- terschiede zwischen den Indikatorwerten ist weisen als die anderen hochmoortypischen nicht geklärt, in welcher Form der Restaura- Arten (z. B. Rhynchospora alba: 11–16 cm). tionserfolg vorliegt. Daher sind die erhobe- Die Ergebnisse der pflanzensoziologischen nen Daten auf Ebene der Empfängerflächen Gliederung zeigten, wie sich die Artenzusam- zu betrachten. mensetzung entlang des Wasserstandsgradi- Wiedervernässungsmaßnahmen des LIFE- enten verändert. Projekts zur Regeneration des Großen Torf- Die erfassten Wasserstände stellen nur moores konnten bereichsweise nur geringe eine Momentaufnahme dar und geben Wirkung entfalten (Belting Umweltplanung keine direkte Auskunft über die Standort- 2008), Grund dafür war das unregelmäßige, anforderungen der erfassten Arten. Hierfür in Folge des ehemaligen Torfstichs und wären mehrmalig über das Jahr verteilte der damit verbundenen Entwässerungs- Wasserstandmessungen erforderlich. Grund- maßnahmen, entstandene Höhenprofil des wassermessungen im Großen Torfmoor Großen Torfmoores. Die Datenaufnahme hat zeigen, dass die Wasserstandsschwankungen ergeben, dass sich die Versuchsflächen in standortsabhängig sind und stellenweise um ihrer Artenzusammensetzung unterscheiden mehr als 1 m fluktuieren (Abb. 11) und weiterhin unterschiedliche hohe Wasser- stände vorherrschen. Die Empfängerflächen unterscheiden sich in ihren Wasserständen 4.3 Zusammenhang zwischen Wasser- um bis zu 53 cm. Die Wasserstandmessungen stand und Restaurationserfolg sollten auch für die Folgeuntersuchungen der Vegetationsentwicklung übernommen Die Regressionsanalysen zeigen, dass die werden. der Anzahl ermittelter Arten und die Satura- tionsindices nur in geringem Zusammenhang mit den Wasserständen der Empfängerflächen 4.2 Pflanzensoziologische Gliederung stehen. Der pflanzensoziologischen Gliede- rung zufolge ist auf Empfängerflächen guten Mittels einer Sortierung der Flächen nach Restaurationserfolges die Anzahl angesie- ihrer Artenzusammensetzung erfolgte die delter Hochmoorarten höher, wobei auf den Aufteilung der Empfängerflächen in Gruppen Flächen schlechteren Restaurationserfolges Engelhardt, Esplör, Manthey: Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ 49

Abb. 11: Erfasste Wasserstände einiger Pegel im NSG Großes Torfmoor im Zeitraum 2003 - 2012, Biologische Station Minden-Lübbecke

Störungszeiger wie Betula spec. in größerer Für sich betrachtet, ist die Gesamtartenzahl Anzahl vertreten sind. Dieses Ergebnis geht kein zielführender Indikator, weil sie keine auf die Definition des Restaurationserfolges Unterscheidung zwischen den Zielarten und zurück, dennoch stellten sich für die Zielarten Störungszeigern trifft. In Anbetracht dessen die besiedelten Wasserstandbereiche als gibt die Anzahl übertragener Hochmoorarten oberflächennah heraus. zusätzlich Auskunft über die Qualität des An- siedlungsversuches. Der Test auf Korrelation und die Regressionsanalyse bestätigen einen statistisch signifikanten Zusammenhang in Verbindung mit dem Wasserstand. Die Ver- suchsflächen können reich an hochmoorty- pischen Arten sein, sogleich aber auch nur zu geringen Anteilen besiedelt sein, daher ist die Gesamtdeckung als zweite Komponente des Restaurationserfolges in Betracht zu ziehen.

4.4 Saturationsindex (SI)

Der angewandte Saturationsindex als Maß des Restaurationserfolges in Bezug auf die Abb. 12: Nässezeiger Mittlerer Sonnentau (Drosera Artenvielfalt der verwendeten Spenderfläche intermedia) legt die Fragestellung nahe, inwiefern der 50 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Restaurationserfolg durch die Qualität der gelten. Es stellte sich heraus, dass Molinia Spenderflächen beeinflusst worden ist. caerulea sowohl auf der Spenderfläche S5 als Klimkowska et al. (2007) berichten über auch auf der verglichenen Empfängerfläche Projekte zur Restauration von Niedermoor- nur geringes Vorkommen aufweist oder fehlt. standorten mit einem Anteil übertragener Gleichzeitig kommt Molinia caerulea auf den Diversität von bis zu 16 %. Wolters et al. (2005) übrigen Spender- und Empfängerflächen mit hingegen haben Ansiedlungsversuche auf höherem Deckungsanteil vor. Die Tatsache, Salzwiesen in Nordwesteuropa untersucht dass fünf der sechs häufigsten Arten sowohl und geben Saturationsindices zwischen 18 % auf Spender- als auch Empfängerflächen und 64 % an. Die im Rahmen dieser Arbeit vorkommen, spricht ebenfalls für die Übertra- ermittelten Sättigungsindices überschreiten gung der im Mahdgut enthaltenen Arten. die in der Literatur angegebenen Werte. Die Gegen den alleinigen Effekt der Mahdgut- vergleichsweise hohen Saturationsindices, übertragung spricht, dass auf den Empfänger- von mehr als 100 %, gehen auf das weite Ver- flächen ein breiteres Artenspektrum nachge- hältnis artenreicher Empfängerflächen und wiesen wurde als auf den Spenderflächen. Bei der auf Spenderflächen durchschnittlich ge- Juncus effusus, Drosera rotundifolia, Agrostis ringeren Shannon-Diversität der zurück. Die capillaris, Rhynchospora alba, Nardus stricta, Ergebnisse legen eine geringe Aussagekraft Rubus spec. und Potentilla erecta handelt es des Bewertungsmaßstabs nahe, bezogen auf sich um Arten, die nur auf den Empfängerflä- das Fallbeispiel Großes Torfmoor. chen nachgewiesen worden sind.

Hmax bezeichnet den Shannonindex des Diasporenverbreitung durch Wind und Tiere Speziespools, mit dessen Hilfe die Vollstän- wird hier zusätzlich eine Rolle gespielt haben. digkeit der übertragenen Artenzusammen- Die Artenansiedlung setzt allerdings erst nach setzung überprüft werden soll. Als Heteroge- dem Zeitpunkt der Mahdausbringung ein. Da- nitätsindex bezieht sich die Shannondiversität her ist entweder anzunehmen, dass die Arten- sowohl auf die übertragenen Arten (richness) übertragung der im Mahdgut enthaltenen Saat als auch auf deren Deckungsanteile (even- zuzuschreiben ist, oder dass die Vegetations- ness). Es scheint, dass die Deckungsgrade ansiedlung auf die feuchtigkeitsspeichernde aufwachsender Arten geringere Unterschiede Wirkung der Mulchdecke zurückzuführen ist. zu einander aufweisen, als es auf den Spender- Andern falls wäre eine Vegetationsansiedelung flächen mit bereits etablierter Vegetation der bereits vor der Durchführung des Restaurati- Fall ist. Somit wären die Diversitätsindices onsversuches feststellbar gewesen. der Empfängerflächen von einer höheren Es gilt zu beachten, dass es sich bei den „evenness“ beeinflusst.P oschlod et al. (2007) Vegetationsaufnahmen der Spenderflä- weisen darauf hin, dass die Herausbildung chen (4 m²), lediglich um Stichproben des von Pflanzengesellschaften mehrere Jahr- besagten Speziespools handelt, wobei die zehnte andauern kann. Möglicherweise ist der Arten der Empfängerflächenvegetation auf gewählte Zeitpunkt zu früh, um aussagekräf- das konzentrierte Mahdgut der deutlich tigere Saturationsindices zu ermitteln. größeren Spenderflächen zurückgehen. Die Inwieweit Arten durch die Mahdgutüber- ausschließlich auf Empfängerflächen nach- tragung angesiedelt worden sind, zeigen die gewiesenen Arten können trotzdem von der Ergebnisse aus der Gegenüberstellung von Spenderfläche stammen, auch wenn sie nicht Vegetationsaufnahmen der Vergleichspaare. im Stichprobenumfang enthalten waren. Es ist Als ein Indiz für den Einfluss der im Mahdgut anzunehmen, dass der bisherige Beprobungs- enthaltenden Arten auf den Restaurationser- umfang von drei Teilflächen unzureichend ist, folg können die in den Vegetationsaufnahmen um das Spektrum im Mahdgut enthaltener erfassten Vorkommen von Molinia caerulea Arten lückenlos zu erfassen. Engelhardt, Esplör, Manthey: Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ 51

Um genauere Aussagen über den Restau- 5. Fazit rationserfolg in Abhängigkeit der Qualität von Spenderflächen treffen zu können, empfiehlt Das Ziel dieser Arbeit war es, den Entwick- es sich, zukünftig die Spenderflächen bereits lungsverlauf der Mahdgutübertragung von vor der Mahd vegetationskundlich zu unter- Beginn an zu begleiten. Hierbei bestätigen suchen. sich oberflächennahe Wasserstände als ein begünstigender Faktor zur Vegetationsan- siedlung. So konnten auf allen Flächen des 4.5 Vor der Mahdgutübertragung Restaurationsversuches erste Erfolge in Form vorhandene Vegetation angesiedelter Vegetation festgestellt werden. Somit ist auch dem Erhalt der Torfeigenschaf- Die für Empfängerflächen ermittelten ten Rechnung getragen. Darüber hinaus Deckungsgrade sind zu unterschiedlichen wurden auf den Versuchsflächen die ersten Anteilen von bereits vorhandener Vegetation für ein intaktes Hochmoor typischen Arten beeinflusst, der sogenannten Primärvegetati- festgestellt. Allerdings kann die Rückführung on. Die tatsächliche Zunahme an Gesamtde- einer ganzen Hochmoorgesellschaft mehrere ckung lässt sich für die Empfängerflächen nur Jahrzehnte andauern. bedingt ermitteln. Der jetzige Kenntnisstand wirft Fragen für Als der Primärvegetation zugehörig, kön- die Folgeuntersuchungen auf. Wie wird sich nen nur Arten erfasst werden deren Größe der Anteil an hochmoortypischen Arten und oder Verholzungsgrad auf ein Alter von mehr der Trend der Vegetationsansiedlung zukünf- als zwei Jahren schließen lässt. Einjährige tig verhalten? Ebenso ist ungewiss, ob sich Arten können nach Vollzug einer Mahdgut- der Anteil von Spenderflächen übertragener übertragung nicht der Primärvegetation Arten angleichen wird. Der Saturationsindex zugeordnet werden. Daher sind die Angaben als Maß zur Einschätzung des übertragenen über den Zuwachs an Gesamtdeckung und Speziespools erweist sich derzeit als ungeeig- die Zahl angesiedelter Arten unter Vorbehalt net. zu betrachten. Den ersten Ergebnissen nach wurde durch Erschwerend kommt hinzu, dass im Zuge Einsatz der Mahdgutübertragung die erhoffte der Pflegemaßnahme auch mehrjährige Wirkung auf den Versuchsflächen eingeleitet. Vegetation in Form von Soden der Gras- Ob dieses Initial zur Pflege ausreichend narbe übertragen worden ist. Die somit war oder niederschlagsarmen Perioden übertragenen Soden sind nur teilweise als standhalten kann, ist nur durch fortlaufende solche zu identifizieren. Um den Anteil neu Untersuchungen zu beantworten. Daher ist angesiedelter Vegetation einwandfrei von es wichtig, die Vegetationsentwicklung mit Primärvegetation zu trennen empfiehlt es den damit verbundenen Wasserständen zu sich, zukünftig die Versuchsflächen bereits vor verfolgen. der Versuchsdurchführung festzulegen und vegetationskundlich zu erfassen. 52 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

6. Danksagung Hennekens, S. M.; Schaminee, J. H. J. (2001). Turbo- veg, a comprehensive database manage- An dieser Stelle ist dem Umweltamt des ment system for vegetation data Journal of Kreises Minden-Lübbecke zu danken. Der Vegetation Science 12: 589–591. Antrag ist kurzfristig bewilligt worden sodass die anstehenden Untersuchungen beginnen Hermy, M.; Cornelis, J. (2000): Towards a monito- konnten. ring method and a number of multifaceted Dankenswerter Weise stellte Herr Boenigk and hierarchical biodiversity indicators for (LANUV) den Pflege- und Entwicklungsplans urban and suburban parks. – Landscape Naturschutzgebiet „Großes Torfmoor“ von and Urban Planning 49: 149–162. 1989 zur Verfügung. Bestandsentwicklung ist zu verfolgen um genauere Aussagen zum Jansen F.; Dengler (2010): Plant names in vegeta- Restaurationserfolg treffen zu können. tion databases – a neglected source of bias. – Journal of Vegetation Science, volume 21 (6) pg. 1179 –1186.

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Anhang 2: Chronik der Schutzgebietsausweisung 56 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) Übersichtskarte Versuchsflächen der Mahdgutübertragung im NSG Großes Torfmoor der Mahdgutübertragung Großes Übersichtskarteim NSG Versuchsflächen Anhang 3: Anhang Engelhardt, Esplör, Manthey: Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ 57

Anhang 4: Rasterdarstellung 58 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Anhang 5: Beispiel Versuchsflächen

Anhang 6: Mehrjährige Vegetation Engelhardt, Esplör, Manthey: Erfolgskontrolle einer Mahdgutübertragung im NSG „Großes Torfmoor“ 59

Anhang 7: Regression: Shannonindex ~ Wasserstand

Anhang 8: Regression: Gesamtartenzahl ~ Wasserstand Berichte Naturwiss. Verein für Bielefeld und Umgegend 56 (2019),, S. 60 – 73

Auf der Suche nach der Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) im Kreis Gütersloh

Holger MEINIG, Wuppertal Bernhard WALTER, Bielefeld Conny OBERWELLAND, Bielefeld

Mit 15 Abbildungen und 1 Tabelle

Inhalt Seite 1. Einleitung 61 2. Material und Methode 62 3. Ergebnisse 64 4. Diskussion 67 5. Danksagung 69 6. Zusammenfassung 69 7. Literatur 69

Verfasser: Holger Meinig, Hansastr. 91, 42109 Wuppertal Bernhard Walter & Conny Oberwelland, Biologische Station Gütersloh/Bielefeld e. V., Niederheide 63, 33659 Bielefeld Meinig, Walter, Oberwelland: Auf der Suche nach der Bechsteinfledermaus im Kreis Gütersloh 61

1. Einleitung Wochenstubenkolonien aus dem FFH-Gebiet Tatenhauser Wald, dem Stockkämper Wald Die Fledermausarten Bechsteinfledermaus sowie einem Wald bei Casum bekannt, die (Myotis bechsteinii) und Großes Mausohr im Zusammenhang mit dem Lückenschluss (Myotis myotis) sind als Arten des Anhangs II der A 33 zu gewisser Berühmtheit gelangten. der FFH-Richtlinie u. a. erklärtes Schutzziel des Außerdem liegen einzelne Beobachtungen FFH-Gebietes „Östlicher Teutoburger Wald“ aus unterirdischen Winterquartieren vor. (DE-4017-301). Da über die Verbreitung und Einzelfunde sind aus Bielefeld und dem Kreis Häufigkeit dieser und anderer Fledermausar- Herford bekannt (Graf & Backhaus 2017). ten im FFH-Gebiet nur wenige Informationen Auch das Große Mausohr zählt in Mittel- vorliegen, wurde während der Vegetations- europa zu den wärmeliebenden Arten. Die periode 2013 begonnen, einzelne Teilgebiete Wochenstuben sind auf Dachböden und in hinsichtlich ihrer Fledermausfauna detaillier- Kirchtürmen zu finden. Im nördlichen Deutsch- ter zu untersuchen. Besonderes Augenmerk land werden jagende Große Mausohren fast galt dabei der nach der aktuellen Roten Liste ausschließlich in hallenartig ausgebildeten NRW (Meinig et al. 2011) stark gefährdeten (RL- Laubwaldbeständen nachgewiesen (z. B. Kategorie 2) Bechsteinfledermaus. Unter den Hertweck & Plesky 2006). Die Art gilt in NRW als einheimischen Fledermausarten ist die Bech- stark gefährdet (Meinig et al. 2011). Nachweise steinfledermaus diejenige, die am stärksten an aus dem Kreis Gütersloh stammen aus Kar- den Lebensraum Wald gebunden ist (Meschede tier- und Fangaktionen im Jagdhabitat und an & Heller 2000). Sie bevorzugt strukturreiche Zwischenquartieren, aus Sichtungen im Zwi- Laubwälder zur Nahrungssuche, Nachweise schen- und Winterquartier sowie Zufallsfunden liegen jedoch auch aus Misch- und Nadelwäl- von Einzeltieren (vgl. Ebenau & Trappmann 2017). dern vor. Die Größe individueller Jagdhabitate Für Bielefeld liegen Angaben und Hinweise schwankt mit der Habitatqualität: in sehr auf ehemalige Wochenstuben vor, aber keine guten Habitaten beträgt sie 4–12 ha (alte aktuellen Fortpflanzungsbelege. Im Umland Eichen-Mittelwälder bzw. Buchen-Eichen- des Kreises Gütersloh war ein größeres (ca. 350 Mischwald), in Nadelwäldern dagegen bis Individuen) Wochenstuben-Quartier der Art über 100 ha. Zwischen den Jagdgebieten im Wasserschloss Uhlenburg in Löhne (Kreis der Weibchen einer Kolonie gibt es nur Herford) bekannt. Dieses ist, nachdem das Ge- wenige Überschneidungen, die individuellen bäude nicht mehr von Menschen bewohnt und Jagdhabitate werden vermutlich über Jahre beheizt wurde, heute verwaist (Neue Westfälische von denselben Individuen genutzt (Meschede 03.03.2015). Wahrscheinlich haben sich die Tiere & Heller 2000, Schlapp 1990, Steck & Brinkmann ein oder mehrere andere Quartiere gesucht, die 2015, Wagner et al. 1997, Wolz 1992). Die Art allerdings nicht bekannt sind. Jagende Weib- scheint im Verhältnis zum Großen Mausohr chen aus Schloss Uhlenburg wurden durch Te- noch stärker auf klimatisch begünstigte lemetrie bis nahe Häger (Kr. Gütersloh) verfolgt (wärmere) Landschaftsräume angewiesen zu (C. Trappmann, schriftl. Mitt.). Mit dieser Kolonie sein, tritt aber in den Alpen auch regelmäßig wahrscheinlich assoziierte Individuen flogen in Bergwäldern auf (bis ca. 1.300 m üNN, bis nach Werther (Kreis Gütersloh, Nachweis Meschede & Heller 2000). Mitteleuropa liegt im eines Männchens am 16.04.06, eigene Beob.), Kernareal der Bechsteinfledermaus; Deutsch- bzw. überwintern u. a. in einem ehemaligen land und somit auch NRW trägt eine hohe Eiskeller bei Borgholzhausen (Kreis Gütersloh, Verantwortung für den Erhalt der Art, da ca. eigene Beob.). Mit weiteren Kolonien der Art im 23,7 % ihrer bekannten Vorkommensgebiete Kreis Gütersloh ist zu rechnen. Aus dem Kreis in der Bundesrepublik liegen (Meinig 2004). Im Lippe sind Wochenstuben bekannt (Meinig & Kreis Gütersloh sind Vorkommen der Art mit Becker 2008). 62 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Die im Jahr 2013 begonnenen Untersu- (www.batmap.de/web/start/fledermause) und chungen wurden ab Herbst 2015 auch auf NRW (www.saeugeratlas-nrw.lwl.org) nicht ak- FFH- und Naturschutzgebiete südwestlich des zeptiert. Zur Überprüfung des Arteninventars Teutoburger Waldes in den Landschaftsraum wurden in einzelnen Teilflächen der Untersu- Senne ausgedehnt. Der vorliegende Bericht chungsgebiete Netzfänge von Fledermäusen stellt die bisherigen Ergebnisse der Erfassun- durchgeführt (Abb. 2). Die räumliche Aktivität gen für den Zeitraum 2013 bis 2017 vor. von Fledermäusen ist im Jahresverlauf sehr unterschiedlich. Die Fangversuche wurden in Bereichen mit alten Laubwaldbeständen durchgeführt, da in solchen Beständen 2. Material und Methode Quartiere von Fledermäusen in Form von Baumhöhlen vorhanden sind. Es ist in diesen Im Gegensatz zu vielen anderen Fleder- Bereichen mit einer hohen Aktivität und mausarten, die durch Detektoraufnahmen damit auch einer hohen Fangwahrscheinlich- bestimmt werden können, lassen sich Rufe der keit zu rechnen, auch weil sie von anderen Bechsteinfledermaus (Abb. 1) nicht sicher von Arten wie der Zwergfledermaus Pipistrellus( denen anderer kleiner und mittelgroßer Arten pipistrellus), deren Fortpflanzungsquartiere der Gattung Myotis unterscheiden. Deshalb meist im Siedlungsraum in Häusern liegen, werden z. B. reine Detektornachweise der Art aufgesucht werden. Ferner handelt es sich in den Online-Atlanten von Niedersachsen bei den Standorten Blömkenberg in Borg-

Abb. 1: Rufe der Bechsteinfledermaus lassen sich nicht sicher von denen anderer Myotis-Arten unterscheiden. Im vorliegenden Fall ist die Determination aber eindeutig, da das detektierte Tier kurze Zeit später gefangen wurde. Die Grafik zeigt die Rufsequenz einer Bechsteinfledermaus kurz vor und während des Ergreifens eines Beutetieres („feeding-buzz“) (Horchbox Typ Batomania). Meinig, Walter, Oberwelland: Auf der Suche nach der Bechsteinfledermaus im Kreis Gütersloh 63

Abb. 2: Lage der in den Jahren 2013–2017 untersuchten Fangplätze (Karte C. Oberwelland). (zur Nummerierung vgl. Tab. 1 im Anhang) holzhausen nördlich Amshauser Weg und abdeckbaren Bereich gelockt, die normaler- Katharinenstollen in Halle um bekannte Win- weise nur im Baumkronenbereich oder in frei- terquartiere von Fledermäusen (ehemaliger en Luftraum fliegen (z. B. Abendseglerarten, Eiskeller, Bergwerksstollen). Winterquartiere Gattung Nyctalus). Die abgespielten Rufe mit sind im Rahmen von Balz und Paarung auch einer Lautstärke von bis zu 120 dBa sind für bedeutende Sozialplätze von Fledermäusen, den Menschen bis in eine Entfernung von ca. vor denen von August bis Oktober häufig eine 100 m hörbar. Im vorliegenden Fall wurde mit sehr hohe Aktivität festgestellt werden kann. einem hohen Anteil von Sozialrufen der Bech- Beteiligt sind an diesem Schwärmverhalten steinfledermaus gearbeitet. Um Wiederfänge nicht nur Individuen der näheren Umgebung, erkennen zu können, wurden gefangene sondern auch Tiere aus weiter entfernten Tiere mittels Nagellack an ihren Daumenkral- Fortpflanzungskolonien (z. B. Simon et al. 2004 len markiert. Die Tiere wurden unverzüglich für die Zwergfledermaus). Zum Einsatz kamen nach Fang, ggf. Vermessung und Markierung Japannetze und Puppenhaarnetze (Tab. 1). wieder freigelassen. Gefangen wurde ab der Zur Erhöhung des Fangerfolges wurde frühen Dämmerung bis ca. 02:00 Uhr des rechnergestützt ein Ultraschall-Lautsprecher folgenden Tages. UltraSoundGate Player BL Light der Firma Während der Fangaktionen wurden zu- Avisoft Bioacoustics als Fledermaus-Lock- meist außerdem eine Horchbox (Typ Batoma- gerät betrieben. Durch das Gerät werden nia) und ein Fledermausdetektor (Pettersson Fledermaus-Sozialrufe erzeugt. Auf diese D 240x und Aufnahmegerät Edirol R09 zur Weise werden auch Arten in den durch Netze Aufzeichnung zeitgedehnter Fledermausrufe 64 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) zur späteren computergestützten Determina- damit bejagdbar sind, werden sowohl im tion) in Nähe der Fangplätze betrieben. Da die Teutoburger Wald als auch in der Senne ge- akustische Erfassung von Fledermäusen i. d. R. nutzt. Fänge von trächtigen bzw. besäugten keine Aussage zur Anzahl der aufgezeichne- Weibchen der Fransenfledermaus Myotis( ten Individuen ermöglicht, wurde in Fällen, in nattereri, Abb. 6) gelangen in Borgholzhausen denen die entsprechende Art nicht gefangen (Barenbergweg) und der Zwergfledermaus werden konnte, nur ihre Anwesenheit ver- (Abb. 7) (Hesseltal 1, Ascheloher Weg, Halle). merkt. Die Bestimmung aufgezeichneter Rufe Es ist daher anzunehmen, dass sich Wochen- erfolgte nach Pfalzer (2002), Russ (2012), Skiba stubenkolonien der Arten in der Nähe der (2003) und Zingg (1990). Fangplätze befinden, zumal jeweils mehrere Tiere mit entsprechendem Reproduktionssta- tus gefangen wurden. Die Zwergfledermaus ist sicher mittels Detektor ansprechbar. Sie 3. Ergebnisse wurde an fast allen Fangstandorten nach- gewiesen, auch wenn nicht überall Fänge Insgesamt wurden in den Jahren 2013 gelangen. Bemerkenswert ist das stetige bis 2017 während 22 Fangversuchen an 17 Vorkommen des Kleinabendseglers (Nyctalus Fangplätzen (Abb. 2) 102 Tiere aus zehn leisleri, Abb. 9) (11 Individuen). Die Art wurde Arten gefangen (Tab. 1). Mit 19 Fängen erstmals 1983 in Westfalen festgestellt war das Braune Langohr (Plecotus auritus) (Vierhaus & Schröpfer 1984). Durch den Einsatz die am häufigsten gefangene Art (Abb. 3). akustischer Lockmittel beim Fang konnten in Allerdings stammen zwölf der Fänge von den letzten Jahren vermehrt Nachweise der Schwärmquartieren und nicht aus dem Art erbracht werden (Meinig 2017). Auch der Jagdhabitat. Auffällig ist außerdem, dass das regelmäßige Fang des Großen Abendseglers Braune Langohr hauptsächlich im Teutobur- (Nyctalus noctula, Abb. 10) mit 13 Tieren ist ger Wald gefangen wurde, nur ein einziger auf den Einsatz der Lockrufe zurückzuführen, Fang gelang im Sennebereich (Feuchtwiesen normalerweise fliegen die Tiere in Höhen, in Hörste). Die zweithäufigste gefangene Art denen sie nur mit sehr hohem Aufwand mit (15 Individuen) ist die Bechsteinfledermaus Netzen gefangen werden können. Die Was- (Abb. 4). Ein Nachweis eines Männchens serfledermaus Myotis( daubentonii, Abb. 8) gelang am Schwärmquartier Blömkenberg wurde nur am Schwärmquartier Blömkenberg (Borgholzhausen), ein weiteres Männchen mit einem Individuum und mit vier Tieren im wurde im Jagdhabitat im Teutoburger Wald Versmolder Bruch gefangen. Das ist darauf (nördlich Berghauser Weg, Borgholzhausen) zurückzuführen, dass letzterer der einzige un- gefangen. Weibchen konnten ausschließlich tersuchte Fangplatz war, in dessen Nähe sich in den Sennewäldern (Feuchtwiesen Hörste, ausreichend große Stillgewässer befinden, NSG Salzenteichsheide) festgestellt werden. wie sie von der Art als Jagdhabitat benötigt Da die Tiere meist sehr früh nach Einbruch werden. Die geringen Fangfrequenzen von der Dunkelheit ins Netz gingen und einige Kleiner Bartfledermaus Myotis( mystacinus, auch offensichtlich im Fangjahr reproduziert Abb. 11) und BreitflügelfledermausEptesicus ( hatten, kann davon ausgegangen werden, serotinus, Abb. 12) sind auch durch die Wahl dass sich in diesen Waldbeständen auch der Fangplätze in Wäldern erklärbar. Beide Wochenstubenkolonien befinden. Das Große Arten nutzen während des Sommers Gebäu- Mausohr ist mit 13 Fängen vertreten (Abb. 5). de als Quartier, sind weniger stark an Wälder Bei dieser Art lässt sich kein Landschaftsraum gebunden, bzw. bevorzugen eher parkartige gebundenes Vorkommensmuster erkennen. Lebensräume für die Jagd. Waldbestände, die für die Art durchflieg- und Meinig, Walter, Oberwelland: Auf der Suche nach der Bechsteinfledermaus im Kreis Gütersloh 65

Abb. 3: Das Braune Langohr ist die am häufigsten Abb. 6: Von der Fransenfledermaus gelangen in gefangene Art. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt im Borgholzhausen Fänge besäugter Weibchen. Teutoburger Wald. (Foto: B. Walter) (Foto H. Meinig)

Abb. 4: Die Bechsteinfledermaus nutzt den Teutobur- Abb. 7: Die Zwergfledermaus konnte an den ger Wald weniger als erwartet. Ihre Fortpflanzungskolo- meisten Fangstandorten, zumindest mittels Detektor nien liegen im Landschaftsraum Senne. (Foto B. Walter) nachgewiesen werden. (Foto H. Meinig)

Abb. 5: Das Große Mausohr ist in Wäldern des gesam- Abb. 8: Nachweise der Wasserfledermaus im ten Untersuchungsraumes anzutreffen. (Foto H. Meinig) Jagdhabitat gelangen nur im NSG Versmolder Bruch. (Foto H. Meinig) 66 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Abb. 11: Die Kleine Bartfledermaus bevorzugt parkar- tige Lebensräume mit Gewässern. Da die untersuchten Fangplätze sich auf Waldstandorten befanden, konnte sie nur dreimal nachgewiesen werden. (Foto B. Walter)

Abb. 9: Der Kleinabendsegler wurde überraschend häufig festgestellt. (Foto H. Meinig)

Abb. 12: Von der Breitflügelfledermaus gelang nur ein Fang, auch sie bevorzugt Offenlandhabitate für die Jagd. (Foto T. Walter)

Abb. 10: Auch der Große Abendsegler konnte im gesamten Untersuchungsraum festgestellt werden. Abb. 13: Eichenreicher Feuchtwald bei Hörste (Foto H. Meinig) (Foto H. Meinig) Meinig, Walter, Oberwelland: Auf der Suche nach der Bechsteinfledermaus im Kreis Gütersloh 67

4. Diskussion

Das im Jahr 2015 im FFH-Gebiet „Ruthebach, Laibach, Loddenbach, Nordbruch“ (DE-3915- 301), Feuchtwiesen Hörste, aufgefundene Weib- chenvorkommen der Bechsteinfledermaus konnte im Jahr 2016 während zweier Fangver- suche bestätigt werden. Der Waldbestand ist als Reproduktionsgebiet anzusehen, in beiden Jahren waren mindestens zwei der gefangenen Weibchen besäugt, hatten also in der jeweiligen Saison Junge. Der Waldbestand weist eine gro- Abb. 14: Der Bestand weist großflächig eine ße Anzahl unterschiedlicher Baumarten, einen vielschichtige Vegetation auf. (Foto H Meinig) hohen Totholzanteil (auch mit Spechthöhlen) und bzgl. der Wuchshöhen mehrere Schichten auf (Abb. 13, 14). Diese Textur ist bedeutsam für das Vorkommen der Bechsteinfledermaus. Die Bechsteinfledermaus bevorzugt als Quartier Spechthöhlen, vornehmlich in Stieleichen (Quercus robur) (vgl. Krannich & Dietz 2013). Ähnliche eichenreiche Bestände liegen auch im NSG Salzenteichsheide und im Clever Bruch.

Abb. 15: Nachweisorte der Bechsteinfledermaus in den Jahren 2013 – 2017 (Karte C. Oberwelland) 68 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Ein weiteres Waldgebiet mit Weibchen- steinfledermaus weiterhin Lebensraum zu vorkommen der Bechsteinfledermaus wurde bieten. Eine forstliche Nutzung oder Durch- im Bereich des NSG Salzenteichsheide im forstung der kleinflächigen Waldbestände, Jahr 2017 entdeckt. Durch Monitoring- in denen die Kolonien leben, würde die Untersuchungen von Fledermauskästen im Reproduktions-Kolonien der Bechsteinfleder- Auftrag von „Straßen NRW“ ist zudem ein maus stark gefährden. Generell für eine arten- Weibchenvorkommen der Art im Clever Bruch und individuenreiche Fledermausfauna von (Borgholzhausen) bekannt geworden (Weluga größter Bedeutung ist der Erhalt sämtlicher 2016). derzeitigen und wahrscheinlich zukünftigen Alle bisher bekannten Wochenstuben- Höhlenbäume (Bäume mit Totholzanteilen) Bereiche der Bechsteinfledermaus liegen auf Grund ihres Quartierpotenzials. südwestlich des Teutoburger Waldes, im Teu- Die Bestände des Großen Mausohrs haben toburger Wald gelangen bisher erst wenige sich nach den DDT-bedingten Bestandsein- Nachweise von Männchen der Art (Abb. 15, brüchen während der 60er und 70er Jahren ergänzt durch Funde im Winterquartier von des letzten Jahrhunderts wieder erholt. Die T. Bierbaum). Männchen der Art siedeln häu- Art tritt auch wieder in Landschaftsräumen fig abseits der Wochenstubengebiete (z. B. auf, die lange Zeit vollständig verwaist waren Baagøe 2001, Dietz & Pir 2011), was vermutlich (z. B. Bussmann & Kraatz 2015 für den Märki- einer Nahrungskonkurrenz mit den Weib- schen Kreis, eigene Beob. Wuppertal und chen, die die Jungen aufziehen, vorbeugt. Die Kreis Mettmann). In den untersuchten Wald- Bechsteinfledermaus ist in hohem Maße an beständen im Kreis Gütersloh wurden haupt- alte Eichenbestände gebunden, insbesonde- sächlich Männchen der Art nachgewiesen (12 re die Reproduktionsgebiete der Weibchen von 14 Tieren). Die beiden Weibchen wurden weisen einen sehr hohen Eichenanteil auf (zur während der herbstlichen Schwärmphase extremen Bindung der Bechsteinfledermaus am Eiskeller Blömkenberg in Borgholzhausen an die Eiche siehe auch Dietz et al. 2013). gefangen, Fänge im Jagdhabitat gelangen Jagdhabitate von Männchen können auch in nicht. Dieser Befund deutet nicht darauf Waldgesellschaften mit geringerem Eichen- hin, dass sich in der Nähe der untersuchten anteil liegen (Dietz & Pir 2011). Waldbestände Wochenstubenkolonien der Die Eiche bietet der Art durch ihre Grob- Art befinden. Die Waldbestände werden von borkigkeit ein hohes Insektenangebot als den während des Sommerhalbjahres solitär Nahrungsgrundlage und außerdem in ihrem lebenden Männchen als Nahrungshabitat Kronenraum Strukturen, die der Bechstein- genutzt. Auch für diese Art ist der Erhalt von fledermaus für eine ihrer Jagdtechniken Altholzbeständen von größter Bedeutung, (Ablesen von Insekten von Ästen und Blättern denn in diesen finden sich entsprechend aber auch vom Boden – „Gleanen“, Krannich & große Baumhöhlen, wie sie von dieser großen Dietz 2013) besonders entgegen kommt. Die Fledermausart als Quartier benötigt werden. Eiche gilt als die Laubbaumart mit der größten Außerdem finden sich vornehmlich in Altholz- Diversität von ihr abhängiger Insektenarten beständen ausreichend große vegetations- Mitteleuropas (z. B. Sobczyk 2014). Außerdem freie Bereiche, wie sie vom Großen Mausohr von besonderer Bedeutung für die Art ist, für die Jagd auf bodenlebende Arthropoden dass die Waldbestände reich an Baumhöhlen (insbesondere Laufkäfer) benötigt werden sind (mindestens 8–10 pro ha, Dietz & Pir 2011) (z. B. Meschede & Heller 2000), die den größten und einen mehrschichtigen Aufbau aufwei- Teil der Nahrung der Art ausmachen. sen. Diese Eichenbestände sollten auch beim Erreichen der forstwirtschaftlichen Hiebsreife nicht geerntet werden, um der seltenen Bech- Meinig, Walter, Oberwelland: Auf der Suche nach der Bechsteinfledermaus im Kreis Gütersloh 69

5. Danksagung der Erhalt höhlenreicher Altholzbestände so- wohl innerhalb von Schutzgebieten als auch Wir danken Straßen NRW, Regionalnieder- außerhalb. lassung Ostwestfalen-Lippe (Bielefeld), für die Erlaubnis, im Auftrag von Straßen NRW erhobener Monitoringdaten zum Clever Bruch verwenden zu dürfen, sowie Herrn 7. Literatur Thomas Bierbaum, Gütersloh, für die Daten überwinternder Bechsteinfledermäuse in Baagøe, H. J. (2001): Myotis bechsteinii (Kuhl, unterirdischen Quartieren. 1818) – Bechsteinfledermaus. In: Nietham- mer, J. & F. Krapp (Hrsg.): Handbuch der Säugetiere Europas, Band 4: Fledertiere, Teil I: Chiroptera I, Rhinolophidae, Ves- 6. Zusammenfassung pertilionidae. – Wiesbaden (Aula-Verlag) S. 443–471. Während 22 Fangversuchen an 17 Fang- plätzen wurden während der Jahre 2013–2017 Bussmann, M.; Kraatz, K. (2015): Ergebnisse 102 Fledermäuse aus zehn Arten gefangen. fünfundzwanzigjähriger Bestandsaufnah- Im FFH-Gebiet „Östlicher Teutoburger Wald“ men in Fledermaus-Winterquartieren im gelangen nur Einzelnachweise von Männ- Märkischen Kreis. – Abh. Westf. Museum chen der Bechsteinfledermaus. Weibchen- Naturkde., 79: 1–78. gesellschaften der Art (auch mit besäugten Individuen) konnten ausschließlich in Dietz, M.; Pir, J. B. (2011): Distribution, Ecology Waldbeständen im Landschaftsraum Senne and Habitat Selection by Bechstein´s Bat festgestellt werden (FFH-Gebiet „Ruthebach, (Myotis bechsteinii) in Luxembourg.- Ök. d. Laibach, Loddenbach, Nordbruch“, NSG Sal- Säugetiere, 6, Laurenti Verlag Bielefeld: 88 S. zenteichsheide). Das Große Mausohr war im FFH-Gebiet „Östlicher Teutoburger Wald“ ste- Dietz, M.; Bögelsack, K.; Krannich, A.; Güttinger, tig verbreitet, Fänge gelangen aber außerhalb R. (2013): Die Bechsteinfledermaus Myotis der herstlichen Schwärmzeit ausschließlich bechsteinii – Eine Leit- und Zielart für den von Männchen. Nur zwei Weibchen unter 14 Waldnaturschutz.- In: Dietz, M. (Hrsg.); Po- Fängen der Art gelangen an einem Schwärm- pulationsökologie und Habitatansprüche quartier in Borgholzhausen. Während das der Bechsteinfledermaus Myotis bechsteinii. Braune Langohr im Teutoburger Wald weit - Beiträge zur Fachtagung in der Trink- verbreitet ist, tritt die Art im Landschaftsraum kuranlage Bad Nauheim, 25.–26.02.2011: Senne seltener auf. Fänge besäugter Weib- 317–334. chen von Fransen- und Zwergfledermaus lassen Wochenstuben-Gesellschaften der Ebenau, C.; Trappmann, C. (2017): Großes Mausohr Arten im Umfeld der Fangplätze vermuten. (Myotis myotis).- In: AG Säugetierkunde Die Wasserfledermaus tritt regelmäßig nur im NRW – Online-Atlas der Säugetiere Nord- NSG Versmolder Bruch auf, was auf die relative rhein-Westfalens. Heruntergeladen von Seltenheit größerer stehender Gewässer im www.saeugeratlas-nrw.lwl.org am 27.12.2017. Landschaftsraum zurückzuführen ist. Von Kleiner Bartfledermaus und Breitflügelfle- Graf, M.; Backhaus, C. (2017): Bechsteinfleder- dermaus gelangen nur Einzelnachweise. Von maus (Myotis bechsteinii). In: AG Säuge- besonderer Bedeutung für den Schutz der tierkunde NRW – Online-Atlas der Säuge- Fledermausbestände im Kreis Gütersloh ist tiere Nordrhein-Westfalens. Heruntergela- 70 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

den von www.saeugeratlas-nrw.lwl.org am Meschede, A.; Heller, K.-G. (2000): Ökologie und 30.12.2017. Schutz von Fledermäusen in Wäldern. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Hertweck, K.; Plesky, B. (2006): Raumnutzung Naturschutz, Heft 66. und Nahrungshabitate des Großen Maus- ohrs (Myotis myotis) in der östlichen Ober- Neue Westfälische (2015): Löhne: Fledermaus- lausitz (Sachsen, Deutschland). – Säugtierk- Kolonie hat die Ulenburg verlassen. – Stand dl. Inf., 5 (32): 651–662. 03.03.2015 (C. Nahrwold).

Krannich, A.; Dietz, M. (2013): Ökologische Pfalzer, G. (2002): Inter- und intraspezifische Nische und räumliche Organisation von Variabilität der Soziallaute heimischer BechsteinfledermausMyotis bechsteinii und Fledermausarten (Chiroptera, Vespertilio- Braunem Langohr Plecotus auritus. – In: nidae).- Mensch & Buch, Berlin: 251 S. Dietz, M. (Hrsg.); Populationsökologie und Habitatansprüche der Bechsteinfleder- Russ, J. (2012): British Bat Calls – A Guide to maus Myotis bechsteinii. – Beiträge zur Species Identification. – Pelagic Publishing, Fachtagung in der Trinkkuranlage Bad Exeter, UK: 192 S. Nauheim, 25.–26.02.2011: 131–149. Schlapp, G. (1990): Populationsdichte und Ha- Meinig, H. (2004): Einschätzung der weltweiten bitatansprüche der Bechstein-Fledermaus Verantwortlichkeit Deutschlands für die Er- Myotis bechsteini (Kuhl, 1818) im Steigerwald haltung von Säugetierarten.- In: Gruttke, H. (Forstamt Ebrach). – Myotis 28: 39–59. (Bearb.): Ermittlung der Verantwortlichkeit für die Erhaltung mitteleuropäischer Arten. Simon, M.; Hüttenbügel, S.; Smit-Vierguts, J. (2004): – Nat.schutz Biol. Vielfalt, 8, BfN, Bonn-Bad Ökologie und Schutz von Fledermäusen in Godesberg: 117–131. Dörfern und Städten. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Heft Meinig, H. (2017): Kleiner Abendsegler 76. (Nyctalus leisleri). In: AG Säugetierkun- de NRW – Online-Atlas der Säuge- Skiba, R. (2003): Europäische Fledermäuse.- tiere Nordrhein-Westfalens. Heruntergela- Neue Brehm Bücherei Bd. 648: 212 S. den von www.saeugeratlas-nrw.lwl.org am 30.12.2017. Sobczyk, T. (2014): Der Eichenprozessionsspin- ner in Deutschland. Historie – Biologie Meinig, H.; Becker, A. (2008): Die Fledermäuse – Gefahren – Bekämpfung. – BfN-Skripten, Bielefelds. - Ber. Naturwiss. Verein Bielefeld, 365, Bonn-Bad Godesberg: 175 S. 48: 39– 67. Steck, C.; Brinkmann, R. (2015): Wimperfleder- Meinig, H.; Vierhaus, H.; Trappmann, C.; Hutterer, maus, Bechsteinfledermaus und Mopsfle- R. (2011): Rote Liste der Säugetiere - Mam- dermaus – Einblicke in die Lebensweise malia - in Nordrhein-Westfalen, Stand gefährdeter Arten in Baden-Württemberg.- August 2011.- In: LANUV (Hrsg.): Rote Liste Regierungspräsidium Freiburg (Hrsg.), der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere Haupt Verlag, Bern: 200 S. in Nordrhein-Westfalen, 4. Fassung, 2011 – LANUV-Fachbericht 36, Band 2, S. 51–80. Meinig, Walter, Oberwelland: Auf der Suche nach der Bechsteinfledermaus im Kreis Gütersloh 71

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3 Arten, 5 Zwergfledermäuse, 3 Arten, 5 Zwergfledermäuse,

4 Arten, 4 Fransenfledermäuse, 4 Arten, 4 Fransenfledermäuse,

Plecotus auritus Plecotus

Braunes Langohr Braunes

3,0 5,1 1,0 3,0 1,0 1,0 0,2

Eptesicus serotinus Eptesicus

Breitflügelfledermaus

0,1

Pipistrellus pipistrellus Pipistrellus

Zwergfledermaus + + + + + + 2,0 1,0 1,0 1,0 0,1 0,7

Nyctalus leisleri Nyctalus

Kleinabendsegler

1,0 0,1 1,0

Nyctalus noctula Nyctalus

Großer Abendsegler Abendsegler Großer + + 1,0 1,0 2,1 1,0

Myotis myotis Myotis

Großes Mausohr Großes + + 1,1 1,0 0,1 1,0 1,0 2,0

Myotis bechsteinii Myotis

Bechsteinfledermaus Bechsteinfledermaus

1,0 1,0 1,0

Myotis nattereri Myotis

Fransenfledermaus + 3,0 0,5

Myotis mystacinus Myotis

Kleine Bartfledermaus Bartfledermaus Kleine

1,0

Myotis dabentonii Myotis Wasserfledermaus Wasserfledermaus 1,0 2 2 2 2 2 2 2 m Japannetz m Japannetz m Japannetz m Japannetz

Netze Netztyp, Σ 88 m Σ 88 m Netzfläche Σ 103 m Σ 103 m Σ 103 m Σ 103 m Σ 95,5 m Länge X Höhe, m Puppenhaarnetz m Puppenhaarnetz m Puppenhaarnetz m Puppenhaarnetz

8 X 6 m Japannetz 8 X 6 m Japannetz m + 6 X 2,50 m + 6 X 2,50 m + 6 X 2,50 m + 6 X 2,50

8 X 5 8 X 5 8 X 5 8 X 5 8 X 5 m Puppenhaarnetz 8 X 5 m Puppenhaarnetz 8 X 5 m Puppenhaarnetz 8 X 6 8 X 6 8 X 6 8 X 6 8 X 6 m + 3 2,50 Japannetz Datum 05.10.2013 19.10.2013 06.06.2014 14.06.2013 01.08.2014 01.08.2014 04.09.2014 18.09.2014 30.09.2014 11.07.2015 04.07.2013 08.08.2013 16.08.2013 Ort Name Hesseltal 2 Hesseltal 1 N´ Berghauser 1 Weg N´ Berghauser 2 Weg Barenbergweg N´ Amshauser Weg Katharinen - stollen Ascheloher Halle Weg, Barenbergweg unterhalb unterhalb Ravensburg Blömkenberg 5 Ort Nr. 1 6 7 2 8 9 10 2 3 4 Meinig, Walter, Oberwelland: Auf der Suche nach der Bechsteinfledermaus im Kreis Gütersloh 73 1 Art 6 Arten 2 Arten 2 Arten 3 Arten 2 Arten Fangplätze Bemerkung 2016 besäugt Abbruch wg. Gewitters wg. Abbruch steinfledermäuse waren waren steinfledermäuse 2 Arten, ca. 1,5 Std. nach 2 Arten, ca. 1,5 Std. Einbruch der Dunkelheit 4 Arten 4 Arten) (gesamt

5 Arten, 2 der Bech - mind. einander entfernt liegende einander entfernt

waren 2015 besäugt mäuse waren total: 102 Fänge, 10 Arten 102 Fänge, total: mind. 2 der Bechsteinfleder- mind. 3 Arten, zwei,- ca. 200 m von

Plecotus auritus Plecotus

Braunes Langohr Braunes 19 1,0

Eptesicus serotinus Eptesicus

Breitflügelfledermaus 1

Pipistrellus pipistrellus Pipistrellus

Zwergfledermaus + + + + + + 13 1,0

Nyctalus leisleri Nyctalus

Kleinabendsegler 11 1,1 1,0 1,0 1,1 2,0

Nyctalus noctula Nyctalus

Großer Abendsegler Abendsegler Großer 13 1,0 1,0 1,0 1,1 1,1

Myotis myotis Myotis

Großes Mausohr Großes 14 1,0 1,0 1,0

Myotis bechsteinii Myotis

Bechsteinfledermaus Bechsteinfledermaus 15 0,2 0,4 1,2 0,4

Myotis nattereri Myotis

Fransenfledermaus 8

Myotis mystacinus Myotis

Kleine Bartfledermaus Bartfledermaus Kleine 3

1,0 1,0

Myotis dabentonii Myotis Wasserfledermaus Wasserfledermaus 5 2,0 1,0 0,1 2 2 2 2 2 Summe Fänge Netze Netztyp, Σ 80 m Σ 80 m Σ 95 m Netzfläche Σ 128 m Σ 128 m Länge X Höhe, 8 X 6 m Japannetz 8 X 6 m Japannetz 6 X 2,50 m Japannetz 2 X 8 5 m Puppenhaarn. 2 X 8 5 m Puppenhaarnetz 2 X 8 5 m Puppenhaarnetz 2 X 8 5 m Puppenhaarnetz 2 X 8 5 m Puppenhaarnetz Datum 13.08.2016 24.08.2016 05.08.2017 13.08.2017 27.09.2017 06.08.2015 06.08.2016 28.07.2016 27.07.2016 29.08.2015 Ort Name Ergebnisse der Fledermausfangversuche 2013–2017 im Kreis Güterloh aufgeschlüsselt nach Datum, 2013–2017 im Kreis Güterloh Standorten, und der Fledermausfangversuche verwendetem Netzmaterial Ergebnisse Versmolder Bruch, Versmolder Wippelpatt FFH-Gebiet Feuchtwiesen Hörste Halle Bokel - NSG Salzenteichs heide Hesseln, Borgholzhausen Luisenturm, Borg- Luisenturm, holzhausen Versmolder Versmolder Bruch, Teichanlage FFH-Gebiet Feuchtwiesen Hörste 14 11 Ort Nr. 12 15 16 17 13 12 Tab. 1: , Zahlen hinter dem Komma für die Anzahl♀♀ . Arten, gefangener dem Komma hinter für die Anzahl♂♂ , Zahlen Arten. stehen die nur gefangener dem Komma festgestellten vor Zahlen Die Standort-Nummern 2. „+“ gekennzeichnet. sind durch denen in Abb. wurden, entsprechen Detektor festgestellt mittels Berichte Naturwiss. Verein für Bielefeld und Umgegend 56 (2019),, S. 74 – 77

Der Marderhund (Nyctereutes procyonoides) – im Kreis Gütersloh angekommen

Bernhard WALTER, Bielefeld Holger MEINIG, Wuppertal

Mit 2 Abbildungen

Inhalt Seite 1. Einleitung 75 2. Belegte Funde 75 3. Diskussion 76 4. Danksagung 76 5. Zusammenfassung 76 6. Literatur 77

Verfasser: Bernhard Walter, Biologische Station Gütersloh/Bielefeld e. V., Niederheide 63, 33659 Bielefeld Holger Meinig, Hansastr. 91, 42109 Wuppertal Walter, Meinig: Der Marderhund (Nyctereutes procyonoides) – im Kreis Gütersloh angekommen 75

Abb. 1: Fell eines am 30.10.2009 in Harsewinkel geschossenen jungen Rüden des Marderhundes (Foto B. Walter)

1. Einleitung 2. Belegte Funde

Der Marderhund (Nyctereutes procyonoides) Am 30.10.2009 wurde in Harsewinkel der ist ursprünglich in Ostasien und Japan verbrei- erste bekannt gewordene Marderhund im tet. Von 1928 bis 1955 wurden in mehreren Kreis Gütersloh, ein junger Rüde, geschossen Gebieten Osteuropas insgesamt über 9.000 (MTB 4015/1, 51°59’25 N 8°13’17 E) (Abb. 1). Im Tiere ausgesetzt, um ein weiteres Pelztier Jagdjahr (Jagdjahr: 1. April bis zum 31. März nutzbar zu machen (Nowak 1993). Die Art brei- des Folgejahres) 2010/2011 erfolgte ein wei- tete sich seitdem kontinuierlich nach Westen terer Abschuss in Harsewinkel (MTB 4015/1), aus. Der Marderhund ist im Bundesjagdgesetz am 05.01.2012 wurde in Rietberg ein adulter nicht als jagdbare Art aufgelistet. In NRW darf Rüde (8.000 g) in einer Kastenfalle gefangen die neozooe Art zwischen dem 1. September (MTB 4216/2, 51°59’07 N 8°13’14 E). In den und dem 28. Februar bejagt werden, Jungtie- Jagdjahren 2012/2013 und 2013/2014 wur- re ganzjährig. Im Jagdjahr 1985/86 wurden den keine Marderhunde im Kreis Gütersloh die ersten Funde aus Nordrhein-Westfalen festgestellt. Im Jagdjahr 2014/2015 wurden gemeldet, die ersten Belege stammen aus je ein Marderhund in Borholzhausen-Cleve den 1990er Jahren (Vierhaus 2017). Inzwischen (MTB 3915/2) und in Harsewinkel (MTB 4015/1) dürfte das gesamte Bundesland besiedelt erlegt, im Jagdjahr 2015/2016 ein Tier in Rhe- sein, jedoch lebt die Art so heimlich, dass für da. Im Jagdjahr 2016/2017 wurden insgesamt größere Gebiete Nachweise ausstehen. In 7 Tiere geschossen: 2 in Versmold-Bockhorst NRW ist der Marderhund schwerpunktmäßig (MTB 3915/1), 1 in Borgholzhausen Cleve in den Kreisen Lippe, Paderborn und Höxter (MTB 3915/2), 1 in Schloss Holte-Stukenbrock verbreitet, aus dem Zeitraum 1985 bis 2015 (Fockel, MTB 4118/1) und drei in Harsewinkel stammen 114 von 215 Streckenmeldungen (MTB 4015/1). von hier (Vierhaus 2017). Aus dem Kreis Gü- tersloh liegen bisher erst wenige Nachweise vor, die kurz vorgestellt werden sollen. 76 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Ob der Marderhund im Kreis Gütersloh reproduziert oder ob es sich nur um durch- ziehende Tiere handelt, lässt auf Basis des vorliegenden Materials nicht sicher entschei- den, da Marderhunde bereits im Alter von 3 bis 4 Monaten aus den elterlichen Revieren abwandern (Habermehl 1985). Die Häufung von Nachweisen im Nordwesten des Kreisge- bietes (Abb. 2) weist aber darauf hin, dass der Marderhund inzwischen im Kreis Gütersloh etabliert ist.

4. Danksagung

Wir danken Herrn Manuel Bünte, Kreis Gütersloh, für die Überlassung der Strecken- daten des Marderhundes aus den Jahren 2010 bis 2017.

Abb. 2: Marderhund-Nachweise aus dem Kreis 5. Zusammenfassung Gütersloh 2009 – 2017 (Karte C. Oberwelland). Es wird über die ersten dreizehn Nachweise des Marderhundes (Nyctereutes procyonoides) 3. Diskussion im Kreis Gütersloh zwischen den Jahren 2009 und 2017 berichtet. Die Jagdstrecken des Marderhundes stie- gen in Gesamtdeutschland seit dem Jagdjahr 1995/96 (398 Ind.) bis 2007/08 (35.529 Ind.) stark an (Deutscher Jagdverband 2015). Dann kam es durch Räude- und Staupe-Epidemien zu einem Bestandseinbruch. Im Jagdjahr 2011/12 wurden nur noch 14.416 Individuen gemeldet. Seitdem steigt die Anzahl der ge- meldeten Marderhunde wieder an (Arnold et al. 2016). Die Entwicklung der Streckendaten in NRW deutet auch auf eine starke Zunahme der Marderhund-Bestände. Im Jagdjahr 2015/16 wurden 76 Individuen gemeldet, was einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr von 32 % entspricht (MKULNV 2016). Auch im Kreis Gütersloh ist im Jagdjahr 2016/2017 eine gegenüber den Vorjahren deutliche erhöhte Nachweiszahl feststellbar. Walter, Meinig: Der Marderhund (Nyctereutes procyonoides) – im Kreis Gütersloh angekommen 77

6. Literatur

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Vierhaus, H. (2017): Marderhund (Nyctereutes procyonoides).- In: AG Säugetierkunde NRW - Online-Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens. Heruntergeladen von www.saeugeratlas-nrw.lwl.org am 08.10.2017. Berichte Naturwiss. Verein für Bielefeld und Umgegend 56 (2019),, S. 78 – 99

Brutzeitbestände von Wasservögeln an Gewässern in Gütersloh 2018

Jürgen ALBRECHT, Bielefeld

Mit 8 Abbildungen und 8 Tabellen

Inhalt Seite 1. Einleitung und Dank 79 2. Methode 79 3. Randbedingungen der Untersuchung 80 3.1 Untersuchungsgebiet 80 3.2 Gewässermerkmale 80 3.3 Witterung im Untersuchungszeitraum 82 4. Ergebnisse der Bestandserfassung 82 4.1 Revierzahlen und -anteile 82 4.2 Verteilung im Stadtgebiet 82 4.3 Verteilung der Wasservögel nach Gewässertypen 84 4.4 Verteilung der Wasservögel nach der Gewässergröße (Stehende Gewässer) 85 4.5 Verteilung der Wasservögel nach der Umlandstruktur (Stehende Gewässer) 85 5. Diskussion der Ergebnisse 86 5.1 Artenausstattung 86 5.2 Siedlungsdichten 86 5.3 Verteilung im Raum 90 5.4 Gesamteinschätzung 90 6. Literatur 91 Anhang 93

Verfasser: Dr. Jürgen Albrecht, Hageresch 66, 33739 Bielefeld, E-Mail: [email protected] Albrecht: Brutzeitbestände von Wasservögeln an Gewässern in Gütersloh 2018 79

Zusammenfassung Darstellung der Verhältnisse im Erfassungsjahr und Vergleiche mit Literaturdaten. In zwei zeitparallelen Gemeinschaftspro- Schwerpunkt der Untersuchung waren jekten wurden 2018 in den Städten Gütersloh die Stillgewässer. Daneben wurden einige und Bielefeld (Nordrhein-Westfalen) die Brut- Abschnitten der größeren Fließgewässer bestände von Wasservögeln erfasst. Dieser betrachtet, die teilweise durch langsame Bericht stellt die Ergebnisse für Gütersloh Fließgeschwindigkeiten infolge von Querbau- vor. Von 177 überprüften Stillgewässern und werken (Stauwehre, Rampen) charakterisiert Fließgewässerabschnitten waren 67 von waren. Wasservögeln (Podicipidae, Anatidae, Rallidae) An der Kartierung beteiligten sich neben besiedelt. Die meisten Brutgewässer waren dem Verfasser 23 Personen, denen für die kleine und mittlere (bis etwa 0,5 ha) künstliche Erhebung der Daten sehr herzlich gedankt Teiche, die meisten Brutreviere wiesen jedoch wird: Klaus Bernicke, Manfred Bieber, Marion die größeren Teiche bzw. Seen (> 0,5 ha) sowie Brems, Bernadin Fatzkämper, Andrea Flötotto, infolge von Querbauwerken langsam fließen- Katrin Gredzinski, Bastian Haverland, Giesela de Bachabschnitte auf. Insgesamt wurden 11 Hemkendreis, Thomas Jürgensmann, Frank Arten und 247 Reviere nachgewiesen (Brut- Krux, Andrea Lorenz, David Mallin, Monika nachweis und Brutverdacht), dominierende Niehörster, Frank Püchel-Wieling, Harald Arten waren (in dieser Reihenfolge) Stocken- Rethage, Regina Rottmann, Elke Schramm, te, Teichhuhn, Blässhuhn, Kanadagans und Sigrid Schwarze, Ludger Settertobulte, Heike Graugans. Die Verteilung dieser Hauptarten Thienenkamp, Bernhard Walter, Ute und nach Gewässertyp, Gewässergröße und Um- James Wilson. landstruktur wird quantifiziert. Artenausstat- Für die Erstellung der Karten gilt mein tung, Revierzahlen und -dichte werden mit Dank Andrea Flötotto, für die Durchsicht des Literaturdaten verglichen und die Verteilung Manuskripts Heiner Härtel und Frank Püchel- im Raum dargestellt und kommentiert. Wieling.

1. Einleitung und Dank 2. Methode

Koordiniert durch den Fachbereich Erfasst bzw. nachgewiesen wurden folgende Umweltschutz der Stadt Gütersloh fand im 11 Arten: Jahr 2018 eine Gemeinschaftskartierung der • Taucher (Podicipidae): Zwerg- und Hauben- Wasservögel im Stadtgebiet von Gütersloh taucher zeitgleich und in Abstimmung mit einer ent- • Entenvögel (Anatidae): Schwäne (Hö- sprechenden Erfassung in der Nachbarstadt ckerschwan), Gänse (Grau-, Kanada- und Bielefeld statt (vgl. Ornithologische Arbeits- Nilgans), Enten (Stock-, Schnatter- und gemeinschaft im Naturwissenschaftlichen Ver- Reiherente) ein Bielefeld 2019). Vorbild beider Kartierungen • Rallen (Rallidae): Teich- und Blässhuhn. war die Ermittlung der Brutbestände der Wasservögel an Stillgewässern in Bielefeld im Kormoran und Möwen brüten derzeit nicht Jahr 2001 (Beisenherz et al. 2003). Da aus Gü- in Gütersloh und werden in diesem Bericht tersloh bislang keine flächendeckende Was- nicht bearbeitet. Die Erfassungsmethode lehnt servogelerhebung vorliegt sind quantitative sich an Südbeck et al. (2005) bzw. Sudmann et al. Vergleiche mit früheren Jahren nicht möglich. (2002) an. Um die empfohlenen Zähltermine Die Auswertung beschränkt sich daher auf die der Zielarten weitgehend abzudecken wurden 80 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) den Bearbeitern drei Kartiergänge empfohlen, Gewässer; alle Zahlenangaben nach IT.NRW jeweils die erste Monatshälften von April, Mai 2018, Stand 2017). Natürliche Wasserflächen und Juni. Sofern Reiherenten und Haubentau- beschränken sich auf die (überwiegend stark cher gesichtet wurden, sollte möglichst auch überprägten) Bäche. Stillgewässer sind durch- eine vierte Begehung in der ersten Julihälfte weg anthropogen entstanden als Teiche erfolgen. Allerdings konnten nicht alle Kartie- (Hof- und Fischteiche, Stau- und Mühlteiche, rer alle empfohlenen Zeitfenster abdecken. Viehtränken, Feuerlöschteiche, Park- und Da die Erfasser teilweise wenig geübt Artenschutzteiche), Abgrabungen (i. W. Aus- waren, wurden ihnen neben dem Erhebungs- sandungen, Baggerseen), Regenrückhal- bogen Fototafeln der zu kartierenden Arten tungen und nur zeitweilig wasserführende ausgehändigt. Es kann vermutet werden, dass Blänken. Die ohnehin meist langsam fließen- die teilweise versteckt brütenden Arten, bei den (Sand-) Bäche sind tlw. durch Staustufen deren Erfassung Stimmenkenntnisse hilfreich unterteilt (inzwischen weitgehend durch sind (z. B. Teichhuhn, Zwergtaucher), ebenso raue Rampen ersetzt), die eine starke Herab- unterschätzt wurden wie Arten mit schwer setzung der Strömungsgeschwindigkeit und zu lokalisierenden Brutplätzen (z. B. Nilgans, stillgewässerähnliche Abschnitte bedingen. Stockente, Reiherente), für die ein Brutver- Die überprüften Fließgewässer (Dalke, Lutter dacht nur aufgrund genauerer Verhaltens- und Schlangenbach) wurden bei der Kar- beobachtung gefasst werden kann. tierung in mehrere Abschnitte unterteilt; die Als Brutnachweise (Brutrevier, Brutpaar) restlichen Gütersloher Bäche wurden nicht in wurden gewertet (nach Sudmann et al. 2002): die Untersuchung einbezogen. Nestbau, Brut, Nestfund mit Eiern, Familie mit Küken, Futter tragen; als Brutverdacht (Bruthinweis) galten: mehrfache Anwesen- 3.2 Gewässermerkmale heit eines Paares im geeigneten Habitat, Balz, Revieranzeige (Balzrufe, Revierkampf). Das Amtliche Liegenschaftskataster für die Brutnachweise und Brutverdacht werden im Stadt Gütersloh verzeichnet 402 Stillgewässer Folgenden als „Revier“ zusammengefasst, (Teiche, Weiher, Seen, Speicher- und Rückhal- unabhängig von der Ausbildung tatsächlicher tebecken). Davon wurden bei der Erfassung biologischer Reviere. 168 Gewässer überprüft, weitere 20 erwiesen sich bei der Prüfung als nicht zugänglich bzw. nicht einsehbar, die restlichen 204 Stillgewäs- ser wurden aufgrund ihrer geringen Größe 3. Randbedingungen der Untersuchung nicht berücksichtigt. Zusätzlich wurden 9 Fließgewässerabschnitte mit einer Gesamt- 3.1 Untersuchungsgebiet länge von ca. 13 km überprüft. Die Lage

Das Stadtgebiet von Gütersloh (Nordrhein- An- Flächen- mittlere Westfalen, Naturraum Ostmünsterland) um- zahl summe Fläche fasst ca. 112 km², wovon der nicht besiedelte mit Revier 63 35,65 ha 0,57 ha Freiraum etwa 60 % ausmacht. Dieser ist al- ohne Revier 105 12,49 ha 0,12 ha lerdings durch zahlreiche Hoflagen und Sied- nicht zugänglich 20 2,46 ha 0,12 ha lungssplitter stark zersiedelt. Knapp 50 % der nicht erfasst 204 11,42 ha 0,06 ha Stadtfläche sind landwirtschaftlich genutzt. Das Stadtgebiet ist arm an Wasserflächen, Summe/Mittel 392 62,0 ha 0,16 ha die insgesamt etwa 1 % der Fläche bedecken Tab. 1: Zahl und Größe (Wasserfläche) der Stillge- (jeweils 58 ha Fließgewässer und stehende wässer im Stadtgebiet Gütersloh Albrecht: Brutzeitbestände von Wasservögeln an Gewässern in Gütersloh 2018 81

Anzahl Längensumme mit Revier 3 8,23 km ohne Revier 6 4,94 km Summe/Mittel 9 13,17 km Tab. 2: Zahl und Länge der erfassten Bachabschnitte im Stadtgebiet Gütersloh der untersuchten sowie nicht zugänglichen Gewässer zeigt die Karte 2 im Anhang. Nur an etwa einem Drittel der Gewässer (-abschnitte) (n = 67) wurden Wasservögel Abb. 1: Überprüfte Gewässertypen mit Wasservogel- nachgewiesen; diese repräsentieren jedoch nachweisen über 50 % der gesamten Stillwasserfläche im Stadtgebiet. Die Vögel besiedelten weit überwiegend die größeren Teiche (Tab. 1, Die Mehrzahl der von Wasservögeln besie- mittlere Flächengröße knapp 0,6 ha) und bei delten Gewässer gehörte kleinen und mittleren den Fließgewässern die langsamer fließenden Größenklassen mit Flächen bis etwa einem Abschnitte der Dalke (Karte 1). Die nicht zu- halben Hektar an. Seeartige Wasserflächen gänglichen und nicht erfassten Stillgewässer und längere Stauabschnitte über einem Hektar waren überwiegend klein bis sehr klein, so Größe stellten lediglich ein Siebtel der von dass nicht davon auszugehen ist, dass viele Wasservögeln besetzten Gewässer (Tab. 3). Reviere übersehen wurden. Bei etwa der Hälfte der Gewässer war das Die Wasservogelvorkommen erstreckten Umland landschaftlich-ländlich geprägt; die sich i. W. auf verschiedene Teichtypen, wobei andere Hälfte war hof- oder siedlungsnah mit die hof- bzw. siedlungsnahen Typen von Tei- entsprechendem Störungspotenzial durch chen dominierten (Abb. 1). Einen durchaus re- Menschen, Hunde etc. (Tab. 4). levanten Anteil von etwa einem Sechstel nah- Bei acht Gewässern (12 %) notierten die men Regenrückhaltungen ein (Staubecken, Kartierer einen technischen Uferverbau Sickermulden). Wichtige Wasservogelbiotope von geschätzt etwa 10 % der mittleren waren außerdem die langsam fließenden Uferlänge. Bei 19 Gewässern (28 %) wurden Staubereiche der Bäche, insbes. der Dalke. Wasserpflanzen auf durchschnittlich 10 %

Größe < 500 500–1.000 1.000–2.500 2.500–5.000 5.000– > 10.000 (m²) 10.000 Anzahl 11 14 21 7 6 10 % 16 20 30 10 9 14 Tab. 3: Größenklassen der Gewässer mit Wasservogelnachweisen

Umland Hoflage ländlich Siedlung Siedlungs- Wald Park rand Anzahl 15 26 1 13 7 7 % 22 38 1 19 10 10 Tab. 4: Umlandstruktur der Gewässer mit Wasservogelnachweisen 82 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) der Wasserfläche beobachtet. Neben 45 Ge- Mai/Juni unterschritten und ungewöhnlich wässern (65 %) der Gewässer verliefen Wege niedrige Minima erst im Herbst erreicht. Die im Uferabstand von unter 20 m entlang etwa Brutbedingungen für Wasservögel dürften eines Drittels der mittleren Uferlänge mit ent- somit kaum schlechter als im langjährigen Ver- sprechendem Störungspotenzial z. B. durch gleich gewesen sein. Möglicherweise waren Spaziergänger (alle Angaben wurden vor Ort die Aufwuchsbedingungen für Küken durch nur grob geschätzt). ausbleibende Nässeperioden sogar günstiger. Es gab lediglich im Mai und Juni jeweils etwa zwei Tage mit stärkeren Niederschlägen 3.3 Witterung im Untersuchungszeitraum (> 15 mm) und angestiegenen Bachpegeln, die zur Überschwemmung ufernaher Nester Das Jahr 2018 war in der Region das (z. B. des Teichhuhns) geführt haben könnten. trockenste Jahr seit Jahrzehnten mit Teichhühner können Verluste allerdings durch Niederschlagsdefiziten von etwa 28 % im Nachbruten ausgleichen. Gesamtjahr und etwa 37 % in der Brutperi- ode Februar bis Juli (eigene Messungen in Bielefeld-Niederdornberg). Die Frühjahrs- und Sommertrockenheit führte zum Austrocknen 4. Ergebnisse der Bestandserfassung vieler kleinerer Bäche in Gütersloh und zum Abfallen des Grundwasserspiegels, verbun- 4.1 Revierzahlen und -anteile den mit dem Austrocknen zahlreicher kleiner Teiche. Es wurden insgesamt 247 Wasservogel- Allerdings zeichnete sich das Absinken reviere erfasst, davon 157 als Brutnachweise des Grundwasserspiegels erst nach Ende und 90 als Brutverdacht. Eudominante Arten der Brutzeit ab (Grundwasser-Messstellen (Dominanzgrad > 10 %) im Stadtgebiet waren: des Landesgrundwasserdienstes im LANUV, Stockente (30 %), Teichhuhn (20 %), Blässhuhn Datenbank Hygris C), da die winterlichen (15 %) und Kanadagans (13 %). Mit 9 % trat die Grundwasserstände überdurchschnittlich Graugans als dominante Art auf. Subdomi- hoch waren: das langjährige Mittel der Gü- nante Arten (Dominanzgrad 2–5 %) umfassten tersloher Messstellen wurden erst ab etwa Reiherente (5 %), Nilgans (4 %) und Zwergtau- cher (2 %). Rezedent (Dominanzgrad 1–2 %) waren Haubentaucher und Höckerschwan (beide 1 %), subrezedent die Schnatterente (Brutverdacht). Auf die betrachteten Familien bezogen verteilten sich die Nachweise wie folgt: Tau- cher 8 (= 3 %), Entenvögel 154 (= 62 %, davon Gänse 63 = 26 % und Enten 88 = 36 %), Rallen 85 (= 34 %).

4.2 Verteilung im Stadtgebiet

Die Verteilung der Wasservogelvorkom- men im Stadtgebiet zeigt die folgende Über- Abb. 2: Wasservogelreviere in der Stadt Gütersloh sicht (Karte 1). Albrecht: Brutzeitbestände von Wasservögeln an Gewässern in Gütersloh 2018 83

Karte aller Wasservogelreviere (Brutnachweis und Brutverdacht); Kartengrundlage: und Brutverdacht); NRW und des Landes (Brutnachweis der Kommunen Geobasisdaten Karte aller Wasservogelreviere Karte 1: © Geobasis NRW (2019) 84 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Erkennbar sind folgende räumlichen Schwer- punkte (von NW nach SO): • Baggersee und Teichkette nördlich Niehorst • Nachklärteiche der Kläranlage „Obere Lut- ter“ westlich Isselhorst • Teiche nördlich Isselhorst (einschl. Käse- brook) • Teiche der Reiherbachniederung östlich Isselhorst • Baggersee und Teiche der Lutterniederung nördlich Blankenhagen • Regenrückhaltebecken Reinkebach nörd- lich Avenwedde • Teichlandschaft der Großen Wiese einschl. Abb. 3: Verteilung aller Wasservögel nach Hof Kröning östlich Avenwedde Gewässertypen • Dalke einschl. Nachklärteiche der Kläran- lage Putzhagen in Pavenstädt (westliches Stadtgebiet) Bei der Verteilung der dominanten und • Dalke einschl. Stadtparkteiche in Sundern subdominanten Arten („Hauptarten“: Stock- (östliches Stadtgebiet) ente, Grau- und Kanadagans, Teich- und Bläss- • Regenrückhaltebecken Knisterbach südlich huhn) auf die Gewässertypen fällt auf, dass der Stadt die Kanadagans an siedlungsnahen Teichen (Typ Hof- und Parkteich) stärker vertreten ist, Auffällig sind allerdings auch gewisse während die Graugans die ruhigeren Arten- Kartierdefizite im Bereich der größeren schutzteiche und Regenrückhaltungen (oft Fließgewässer (, Dalke in der Innenstadt eingezäunt) bevorzugt. Stockente und Teich- und östlich Avenwedde, Wapel und Ölbach huhn sind über alle Gewässertypen ziemlich im Süden und Südwesten, wo sicherlich gleichmäßig verteilt, während das Blässhuhn noch einige Stockenten und Teichhühner zu die (eher größeren) Landschaftsteiche präfe- erwarten sein dürften), da der Schwerpunkt riert (Abb. 4). der Erfassung bei den Wasservögeln der Still- gewässer lag. Die einzelnen Artkarten finden sich im Anhang.

4.3 Verteilung der Wasservögel nach Gewässertypen

Die relative Verteilung der Wasservogel- reviere insgesamt nach Gewässertypen folgt größtenteils deren Häufigkeitsverteilung (vgl. Abb. 1) mit der Ausnahme, dass landschafts- bezogene Teiche deutlich stärker gegenüber den siedlungsnahen Teichen bevorzugt werden. Auch die Besiedlung der untersuch- ten Fließstrecken ist höher als deren relative Abb. 4: Verteilung der Hauptarten nach Anzahl (Abb. 3). Gewässertypen Albrecht: Brutzeitbestände von Wasservögeln an Gewässern in Gütersloh 2018 85

4.4 Verteilung der Wasservögel nach der Andere Gewässermerkmale (Röhricht-, Gewässergröße (Stehende Gewässer) Gehölz- und Wasserpflanzenbewuchs, Wege- entfernung) zeigen weder bei der Summe der Die Gesamtzahl der Wasservogelreviere ist Wasservögel noch bei den einzelnen Arten hochsignifikant korreliert mit der Gewässer- statistisch signifikante Zusammenhänge. größe (α < 0,001, Abb. 5).

4.5 Verteilung der Wasservögel nach der Umlandstruktur (Stehende Gewässer)

Bei Betrachtung der Umlandmerkmale spiegeln sich die bereits bei den Gewässerty- pen erkennbaren Präferenzen: ländliche oder zumindest Randlagen werden klar bevorzugt, sowohl bei der Gesamtzahl aller Wasservögel als auch bei den Hauptarten (Abb. 7, 8).

Abb. 5: Verteilung aller Wasservögel nach Gewässer- größen

Bei den Hauptarten ist eine signifikante Korrelation mit der Gewässergröße nur noch bei der Stockente nachzuweisen (α < 0,05), an- dere Arten zeigen zwar entsprechende Trends (Gänse, Blässhuhn), die aber aufgrund der geringen Stichprobengröße nicht statistisch gesichert werden können (Abb. 6). Abb. 7: Verteilung aller Wasservögel nach Umland- strukturen

Abb. 6: Verteilung der Hauptarten nach Gewässer- Abb. 8: Verteilung der Hauptarten nach Umland- größen strukturen 86 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

5. Diskussion der Ergebnisse 5.2 Siedlungsdichten

Zur groben Einordnung werden die Ergeb- Je nach Vogelart, Biotop und Größe des nisse der Gütersloher Studie im Folgenden Untersuchungsgebietes werden Siedlungs- mit einigen Avifaunen verglichen, die mehr dichten in der Literatur auf unterschiedliche oder weniger zufällig ausgewählt wurden und Flächeneinheiten bezogen, z. B. auf 1 ha, 10 ha schwerpunktmäßig aus Nordwestdeutsch- oder 1 km² (100 ha). Bei linearen Strukturen land stammen: Bielefeld (Beisenherz et al. 2003, (z. B. Uferlinien) auch auf Kilometer Lauflänge. Härtel in Vorber.), Hagen (Arbeitsgemeinschaft Die Siedlungsdichte von Wasservögeln kann Avifauna Hagen 2009), Essen & Mülheim auf einen Gesamtraum (z. B. Stadt- oder (Przygodda 1988), Leverkusen (Brombach 1988), Landfläche), auf die gesamte Wasserfläche in Großraum Bonn (Rheinwald et al. 1987), NRW diesem Raum oder auf Teilwasserflächen (z. B. (Grüneberg et al. 2013), Osnabrück (Kooiker Stillgewässer, Fließgewässer) eines Gebietes 2005), Niedersachsen und Bremen (Heckenroth bezogen werden. Zusätzlich ist zu unterschei- & Laske 1997), Hamburg (Mitschke 2006), Berlin den, ob sich die Angaben auf einen Ausschnitt (Witt & Steiof 2013), Regensburg (Schlemmer von speziell untersuchten Wasserflächen et al. 2013), Deutschland (Sudfeldt et al. 2013, beziehen oder (z. B. bei Gebietsavifaunen) Gedeon et al. 2014), Wien (Sabathy 2001). auf die gesamten Wasserflächen des Unter- suchungsgebietes gemäß den Flächenkatas- terdaten der statistischen Ämter für politisch 5.1 Artenausstattung abgegrenzte Gebietseinheiten (Flächenerhe- bungen nach Art der tatsächlichen Nutzung). Die Artenausstattung der Gütersloher Die verschiedenen Bezugsmöglichkeiten Gewässer fügt sich recht gut in das o. g. erschweren einen Dichtevergleich mit Litera- Vergleichsspektrum ein (Tab. 5). Mit den turangaben. Im Folgenden werden daher die Vergleichsstädten der Region (NRW und Ergebnisse der in der Stadt Gütersloh gezähl- Niedersachsen) besteht fast vollständige ten Arten mit umgerechneten Literaturdaten Übereinstimmung. Selbst mit Regensburg verglichen und auf die Landfläche, die gesam- und Wien stimmen die Hauptarten sehr te Wasserfläche und die Stillwasserflächen der weitgehend überein. Mit wachsender Entfer- jeweiligen Untersuchungsgebiete bezogen. nung und Gebietsgröße treten dann weitere Da die erfassten Arten ganz überwiegend Arten hinzu, deren Lebensraumansprüche im Stillgewässer bevorzugen, wurde auf den städtischen Umfeld nicht mehr erfüllt werden Vergleich der Fließgewässerflächen oder oder deren Verbreitungsgebiet unseren Raum -strecken verzichtet, wenngleich insbeson- nicht mehr einschließt. dere die langsam fließenden oder gestauten Im Vergleich zu Beobachtungen vom Möbi- Bäche in Gütersloh auch Lebensraum für us um die Mitte des 20. Jahrhunderts (Möbius Teichrallen und Stockenten sind. Die Flä- & Albrecht 1998) ergeben sich folgende Verän- chenangaben wurden den Internetportalen derungen der Wasservogel-Artenliste für das der statistischen Ämter entnommen (www. Nahumfeld von Gütersloh: Als (schon damals regionalstatistik.de, www.landesdatenbank. seltene bzw. eher unsichere) Brutvögel sind nrw.de, www.wien.gv.at, www.statistik-bw.de) verschwunden: Krick- und Knäkente; hinzuge- oder auch den zitierten Avifaunen, sofern sich kommen sind: Höckerschwan, Hauben- und deren Untersuchungsgebiete nicht an politi- Zwergtaucher, Kanada-, Grau- und Nilgans, schen Grenzen orientierten und sie Angaben Schnatter- und Reiherente. Insgesamt ergibt zur Flächennutzung enthielten. sich also ein deutlicher Zuwachs an Wasservo- Getrennt nach den Hierarchieebenen Stadt gelarten in den vergangenen 50 Jahren. (n = 8–12), Region/Landkreis (n = 3–6) und Albrecht: Brutzeitbestände von Wasservögeln an Gewässern in Gütersloh 2018 87

Art 2018 Gütersloh 2001 Bielefeld 2018 Bielefeld Hagen 1997-2008 Essen & Mülheim 1988 1988 Leverkusen Bonn 1984-87 Großraum 2005-2008 NRW 2000-2003 Osnabrück 1985-1990 Bremen 1981-95 + Bremen Niederachsen 1997-2000 Hamburg Berlin 2013 1982-2012 Regensburg Deutschland 2005-09 1995-99 Wien Haubentaucher x x x x x x x x x x x x x (x) x x Zwergtaucher x x x x x x x x x x x x x (x) x x Rothalstaucher ------(x) - - x (x) x - x - Schwarzhalstaucher ------x - (x) x - (x) - x - Höckerschwan x x x x x x x x x x x x x (x) x x Kanadagans x - x x - - - x x (x) x x x - x (x) Graugans x - x x - - - x x (x) x x x x x (x) Nilgans x - x x - - - x - (x) x (x) - - x - Brandgans ------x - x x x - (x) x - Rostgans ------x - - (x) - - (x) x - Brautente ------(x) ------x - Mandarinente ------x - - x (x) x - x x Schnatterente (x) - x - - - - x - (x) x x x - x - Krickente - - - - x - x x - x x x (x) (x) x (x) Stockente x x x x x x x x x x x x x x x x Knäkente ------x - x x - (x) - x (x) Löffelente ------x - x x x (x) - x - Kolbenente ------(x) - - (x) (x) - - x (x) Tafelente - - - - x - - x - (x) x (x) (x) (x) x (x) Reiherente x x x x x - x x x x x x x x x (x) Schellente ------x (x) (x) - x - Gänsesäger ------x - Kormoran ------x - - x x x - x - Teichhuhn x x x x x x x x x x x x x x x x Blässhuhn x x x x x x x x x x x x x x x x Tab. 5: Vergleich der Wasservogelfauna einiger Städte und Regionen (Brutvögel ohne Raritäten und Küstenvögel; in Klammern: im betreffenden Gebiet als Ausnahme einzustufen) 88 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Land (n = 8) sind in den folgenden Tabellen 2001), Niedersachsen & Bremen (Heckenroth & (Tab. 6 bis 8) die Mittelwerte einiger Publika- Laske 1997), Nordrhein-Westfalen (Grüneberg et tionen der letzten 30 Jahre angegeben sowie al. 2013), Hessen (HMUKLV 2016), Rheinland- der höchste Mittelwert, der in der jeweiligen Pfalz (Simon et al. 2014). Nicht bei allen zitierten Kategorie auftrat; die jeweils kleinsten Mit- Quellen lagen vollständige Artenlisten und telwerte sind dagegen wenig aussagekräftig. Stillgewässerdaten vor. Städte: Bielefeld (Beisenherz et al. 2003), Essen Die Gesamtzahlen werden zu einem und Mülheim (Przygodda 1988), Hagen/Westf. hohen Prozentsatz durch die Stockente (AG Avifauna 2009), Leverkusen (Brombach bestimmt, deren Daten i. E. wiederum hohe 1988), Großraum Bonn (Rheinwald et al. 1987), Spannbreiten und Schätzanteile beinhalten. Osnabrück (Kooiker 2005), Göttingen (Dierschke Da auch die Zahl der betrachteten Studien 2008), Raum Wolfsburg (Flade & Hebram 1995), (insbesondere auf Kreisebene, hier sorgt der Bremen (Seitz & Dallmann 1992), Hamburg Landkreis Ansbach für hohe Zwergtaucher- (Mitschke 2006), Lütjenburg (Christensen & Grimm und Reiherentendichten) nicht repräsentativ 2006), Berlin (Witt & Steiof 2013), Regensburg und für gesicherte allgemeine Aussagen noch (Schlemmer et al. 2013), Wien (Sabathy 2001); zu gering sein dürfte, können an dieser Stelle Regionen/Landkreise: Niederbergisches Land allenfalls einige vorläufige Schlussfolgerun- (Skiba 1993), Landkreis Waldeck-Frankenberg gen gezogen werden: (Enderlein et al. 1993), Landkreis Göppingen 1. Die Gütersloher Zahlen unterscheiden sich (Lissak 2003), Landkreis Ansbach (Ranftl nicht grundsätzlich von denen anderer Un- & Dornberger 2002), Landkreis Augsburg tersuchungen, die Siedlungsdichten liegen (Bauer 1996), Elbaue Magdeburg (Briesemeister in vergleichbaren Größenordnungen. 1994); Länder: Deutschland (Gedeon et al. 2. Bezogen auf die Landflächen nehmen die 2014), Baden-Württemberg (Hölzinger et al. Dichten mehrerer Arten sowie die Summe 1987/2018), Bayern (Rödl et al. 2012, Lossow & aller Wasservögel ab (sowohl im Gesamtmit- Fünfstück 2003), Brandenburg & Berlin (ABBO tel als auch bei den Spitzenmittelwerten), je

Gebiet Gütersloh Städte Regionen/Kreise Länder Mittel max. Mittel max. Mittel max. Mittel Mittel Mittel Haubentaucher 0,03 0,08 0,30 0,06 0,18 0,05 0,10 Zwergtaucher 0,04 0,05 0,33 0,31 1,50 0,03 0,04 Höckerschwan 0,03 0,07 0,16 0,04 0,13 0,02 0,04 Kanadagans 0,28 0,09 0,98 0,00 0,00 0,01 0,06 Graugans 0,20 0,22 1,79 0,03 0,13 0,05 0,11 Nilgans 0,09 0,00 0,02 0,00 0,00 0,02 0,08 Stockente 0,67 2,43 5,26 1,10 3,75 0,81 2,24 Schnatterente 0,01 0,07 0,81 0,00 0,00 0,01 0,02 Reiherente 0,11 0,14 0,49 0,29 1,15 0,04 0,09 Teichhuhn 0,44 0,53 1,04 0,15 0,40 0,11 0,27 Blässhuhn 0,32 0,52 1,79 0,04 0,07 0,22 0,41 Summe 2,2 4,0 11,1 2,0 6,8 1,4 2,7 Wasservögel Tab. 6: Siedlungsdichten von Wasservögeln (Brutpaare bzw. Reviere pro km² Landfläche) Albrecht: Brutzeitbestände von Wasservögeln an Gewässern in Gütersloh 2018 89

Gebiet Gütersloh Städte Regionen/Kreise Länder Mittel max. Mittel max. Mittel max. Mittel Mittel Mittel Haubentaucher 2,6 2,8 7,9 8,4 32,4 2,5 4,2 Zwergtaucher 4,3 2,3 14,3 56,6 277,8 1,5 2,5 Höckerschwan 2,6 2,9 10,5 5,8 23,2 1,3 2,1 Kanadagans 26,5 4,4 42,9 0,0 0,0 0,7 3,3 Graugans 18,8 10,2 78,6 5,8 23,2 2,3 6,0 Nilgans 8,6 0,2 1,0 0,0 0,0 1,1 4,2 Stockente 64,1 86,5 350,0 185,1 694,4 40,8 99,1 Schnatterente 0,9 3,3 35,7 0,0 0,0 0,3 0,9 Reiherente 10,3 5,5 21,4 53,4 213,0 2,3 5,1 Teichhuhn 41,9 23,8 69,4 2,1 5,1 6,1 14,3 Blässhuhn 30,8 22,6 78,6 2,0 4,2 11,5 19,8 Summe 211,1 164,5 498,9 331,5 1.263,9 70,4 119,9 Wasservögel

Tab. 7: Siedlungsdichten von Wasservögeln (Brutpaare bzw. Reviere pro km² Wasserfläche)

Gebiet Gütersloh Städte Regionen/Kreise Länder Mittel max. Mittel max. Mittel max. Mittel Mittel Mittel Haubentaucher 5,1 6,3 12,6 16,6 44,9 6,8 16,0 Zwergtaucher 8,5 1,7 5,3 102,3 384,6 4,1 9,3 Höckerschwan 5,1 4,6 10,5 10,8 32,1 3,7 7,8 Kanadagans 52,5 1,3 4,9 0,0 0,0 2,0 7,4 Graugans 37,3 8,5 58,5 10,7 32,1 5,8 13,4 Nilgans 17,0 0,3 1,8 0,0 0,0 3,1 9,3 Stockente 127,1 158,3 768,3 461,1 961,5 116,9 306,2 Schnatterente 1,7 0,3 2,2 0,0 0,0 0,9 2,4 Reiherente 20,3 9,2 37,8 98,8 294,9 5,6 10,3 Teichhuhn 83,1 44,4 152,4 24,4 46,9 17,4 31,9 Blässhuhn 61,0 33,8 74,6 16,1 39,1 29,0 58,5 Summe 418,6 283,7 1095,1 760,8 1.750,0 195,3 370,6 Wasservögel

Tab. 8: Siedlungsdichten von Wasservögeln (Brutpaare bzw. Reviere pro km² Stillgewässerfläche)

größer das betrachtete Gebiet ist. Flächen- wässer im stadtnahen Bereich und der bei bezogen weisen die hier repräsentierten einigen Wasservogelarten zu beobachten- Städte somit eher überdurchschnittliche den Tendenz zur Kulturfolge (Parkgeflügel, Wasservogeldichten auf, vermutlich eine insbes. Stockente, Rallen und Gänse; das Folge der zahlreicheren künstlichen Ge- hohe Schnatterentenmaximum bei den 90 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Städten wird durch Lütjenburg bedingt 5.3 Verteilung im Raum und ist für NRW-Städte nicht repräsentativ). Auch Schlemmer et al. (2013) belegen für die Größere und/oder störungsarme Seen mit Stockente in Regensburg einen deutlichen gut entwickelter Ufer- und Wasservegetation „Verstädterungsgrad“, während die Teich- werden von Zwerg- und Haubentaucher, ralle dort eine ausgeglichene Verteilung Schnatter- und Reiherente, Höckerschwan, zwischen Stadt und Peripherie zeigt und Grau- und teilweise auch Nilgans bevorzugt Blässhuhn sowie Reiherente letztere deut- (vgl. Karten 3–6 im Anhang). Weiter und lich bevorzugt. gleichmäßiger verteilt auf mittleren und 3. Bei den allgemein verbreiteten Arten größeren Teichen mit freier Wasserfläche, steigen die Dichten erwartungsgemäß, je aber noch schwerpunktmäßig im Außen- stärker der Flächenbezug die spezifischen oder zumindest Siedlungsrandbereich, leben Biotopansprüche wiederspiegelt (Landflä- Kanadagans und Blässhuhn. Dagegen meiden che < Wasserfläche < Stillwasserfläche). Bei Teichhuhn und Stockente den Siedlungsbe- Dichtevergleichen ist der gewählte Flächen- reich nicht, sondern lassen sogar eine ge- bezug also sorgfältig zu beachten. wisse Bevorzugung der siedlungsnahen und 4. Diese Schlussfolgerungen gelten nicht teilweise auch der kleinen Gewässertypen zwingend für seltene Arten (z. B. Schnat- erkennen, sofern dort zumindest Teilbereiche terente, Zwergtaucher) und in Ausbreitung als störungsarme Nistplätze zur Verfügung befindliche Neubürger (Kanada-, Grau- und stehen (z. B. Uferpartien mit Gehölz oder Nilgans, partiell auch Reiherente). Bei Röhricht). Ähnliche Verteilungsmuster finden seltenen Arten entscheidet neben der sich in der Literatur (z. B. Beisenherz et al. 2003, Landschaftsstruktur eher die Flächengröße Boschert 1995, Grüneberg et al. 2013, Schonert über die Wahrscheinlichkeit von positiven 2004). Nachweisen, bei den in Ausbreitung befind- lichen Arten spielt das Untersuchungsjahr eine wichtige Rolle: Je neuer die Daten sind, 5.4 Gesamteinschätzung desto präsenter erscheinen diese Arten. Erkennbar ist bei den genannten Gänsen Trotz einiger Kartierungslücken und der auch ein Nord-Süd- sowie West-Ost-Gefälle. relativen Armut des Gütersloher Stadtge- 5. In Gütersloh fallen die höheren Dichten bietes an größeren offenen Wasserflächen der Gänse auf. Dies mag zum einen an dem zeigen die Ergebnisse der Untersuchung ein noch relativ hohen Grünlandanteil liegen durchschnittliches bis günstiges Ergebnis: Das (ca. 11 % des Stadtgebietes bzw. knapp 30 % Artenspektrum entspricht den Erwartungen der landwirtschaftlichen Nutzfläche, Stand vergleichbarer Untersuchungen in Städten, 2016 nach www.landesdatenbank.nrw.de), die Besiedlungsdichte liegt im landesweiten zum anderen aber auch an der erwähnten Vergleich in der oberen Hälfte, was bei eini- allgemeinen Zunahme dieser Neubürger in gen Arten für städtische Verhältnisse typisch den letzten Jahren, die den Vergleich mit erscheint. Neuere Tendenzen (Ausbreitung älteren Daten verzerrt. Letzteres könnte von Neubürgern, Verstädterung einzelner auch für die Reiher- und die Schnatterente Arten) tragen hierzu bei. zutreffen (vgl. Härtel 1992, Sudfeldt et al. Insgesamt bleiben sämtliche Revierzahlen 2003). in Gütersloh jedoch in einer recht überschau- baren Größenordnung. Beeinträchtigungen und Störungen wichtiger Wasservogellebens- räume (insbesondere der größeren Gewässer) können sich daher schnell negativ auf den Albrecht: Brutzeitbestände von Wasservögeln an Gewässern in Gütersloh 2018 91

Gesamtbestand (bzw. die lokale Population) 6. Literatur auswirken und sind zu vermeiden. Dies gilt insbesondere für die planungsrelevanten ABBO (Arbeitsgemeinschaft Berlin-Bran- Arten Schnatterente und Zwergtaucher. denburgischer Ornithologen, 2001): Die Erfreulich ist die gute Annahme der Regen- Vogelwelt von Brandenburg und Berlin. rückhaltungen als Wasservogellebensraum. Rangsdorf (Natur & Text). Dies dürfte in ihrer zunehmenden Zahl be- gründet sein, teilweise auch in der Störungs- Arbeitsgemeinschaft Avifauna Hagen (2009): Die armut aufgrund der Einzäunung. Hier hat es Brutvögel Hagens 1997-2008. – Hagen (Bio- die Kommune in der Hand, durch angepasste logische Station Umweltzentrum Hagen Gestaltung und Pflege die beiden Themen e.). V. Hochwasserschutz und Artenvielfalt gewinn- bringend zu verbinden. Da die Attraktivität Bauer, U. (1996): Brutvorkommen und Habi- offener Gewässer für Wasservögel (und für tatansprüche des Zwergtauchers Tachy- Erholung suchende Menschen) mit der Größe baptus ruficollis im Landkreis Augsburg. zunimmt, sollten Neuplanungen großzügig - Ornitholog. Anzeiger 35, 113–126. erfolgen, um für beide Zielgruppen Vorteile zu schaffen. Klein- und Kleinstgewässer sind Beisenherz, W.; Härtel, H.; Albrecht, J.; Bongards, zwar temporär für Amphibien und Insekten M.; Hunger, D.; Pfenningschmidt, J.; Wilm, P. ebenfalls wertvoll, aufgrund ihrer schnellen (2003): Brutbestände von Wasservögeln Verlandungstendenz aber pflegeintensiv. an Stillgewässern in Bielefeld (Nordrhein- Wasservogellebensräume, die z. B. als Kom- Westfalen). - Ber. Naturwiss. Verein Bielefeld pensationsmaßnahmen oder in Verbindung 43: 351–366. mit teilzentraler Sammelregenwasserversi- ckerung geschaffen werden, sollten daher Boschert, M. (1995): Hohe Siedlungsdichte des möglichst großzügig dimensioniert werden. Teichhuhns (Gallinula chloropus). – Ornitho- Von besonderer Bedeutung für die Be- log. Jahreshefte Bad.-Württ. 11: 159–165. stände von Stockente und Teichhuhn sind die langsam fließenden Bäche in Gütersloh, Briesemeister, E. (1994); Das Bleßhuhn in Mag- insbesondere die Dalke. Hier (wie auch an deburg - Versuch einer Bestandserfassung. den anderen Bächen im Stadtgebiet) ist es - Apus 8, 256–264. unbedingt sinnvoll, mit den Renaturierungen fortzufahren und naturnahe Auenbereiche Brombach, H. (1988): Vögel in Leverkusen - mit entsprechenden störungsarmen Nistmög- Selbstverlag, Leverkusen (zit. nach Skiba lichkeiten zu schaffen. Schwer abzuschätzen 1993). ist allerdings der dort vermutlich zunehmen- de Prädationsdruck durch Waschbären, der Christensen, E.; Grimm, R. (2006): Flora und Fauna für viele Vogel- und Amphibienarten gilt. der Stadt Lütjenburg und Umgebung. - Dennoch sollten Feuchtlebensräume entste- Rundbrief zur botan. Erfassung des Kreises hen wo immer dies möglich ist, da bedingt Plön (Nord-Teil) 15, 21–76. durch den Klimawandel auch zukünftig mit anhaltenden trockenen Frühjahrs- und Som- Dierschke, V. (2008): Zur Brutbiologie und merzeiten zu rechnen ist, die sich ungünstig Brutphänologie von Stockenten Anas pla- auf die Feuchtgebietsbewohner auswirken. tyrhynchos in städtischen und ländlichen Lebensräumen Süd-Niedersachsens. - Vo- gelkdl. Ber. Niedersachs. 40, 343–347. 92 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

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Sudfeldt, C.; Wahl, J.; Boschert, M. (2003): Brü- tende und überwinternde Wasservögel in Deutschland. - Corax 19, Sonderheft 2: 51–81. 94 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) Lage der kartierten Lage in Gütersloh Gewässer nicht zugänglichen sowie Karte 2: Albrecht: Brutzeitbestände von Wasservögeln an Gewässern in Gütersloh 2018 95 Karte der Reviere von Zwerg- und Haubentaucher (Brutnachweis und Brutverdacht) und Haubentaucher (Brutnachweis Karte Zwerg- von der Reviere Karte 3: 96 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) Karte der Reviere von Höckerschwan, Kanada-, Grau- und Nilgans (Brutnachweis und Brutverdacht) und Nilgans (Brutnachweis Kanada-, Grau- Karte Höckerschwan, von der Reviere Karte 4: Albrecht: Brutzeitbestände von Wasservögeln an Gewässern in Gütersloh 2018 97 Karte und Brutverdacht) (Brutnachweis Karte 5: und Reiherente Schnatter- Stock-, von der Reviere 98 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) Karte der Reviere von Teich- und Blässhuhn (Brutnachweis und Brutverdacht) (Brutnachweis und Blässhuhn Karte 6: Karte Teich- von der Reviere Albrecht: Brutzeitbestände von Wasservögeln an Gewässern in Gütersloh 2018 99 Berichte Naturwiss. Verein für Bielefeld und Umgegend 56 (2019),, S. 100 – 145

Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 – eine Übersicht

Ornithologische Arbeitsgemeinschaft im Naturwiss. Verein Bielefeld und Umgegend, zusammengestellt von Heiner HÄRTEL

Mit 17 Abbildungen und 10 Karten

Inhalt Seite 1. Einleitung 101 2. Methode 101 3. Ergebnisse 102 3.1 Kurzbeschreibung der Gewässer 102 3.2 Liste der Gewässer mit Kurzbeschreibung 102 4. Zusammenfassung der Ergebnisse 128 5. Literatur 129 Anhang I – Karten 130 Anhang II – Bilddokumentation ausgewählter Teiche 137

Verfasser: Heiner Härtel, Konradstraße 9, 32312 Lübbecke Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 101

1. Einleitung Gedankt wird Wolfgang Beisenherz, Ina Härtel und Birk Härtel für die Durchsicht des Im Jahr 2018 erfassten Vogelkundler aus Manuskripts in verschiedenen Stadien der Bielefeld und Umgegend die Vogelwelt der Entstehung. Stillgewässer in der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle. Nachdem bereits 2001 in Bielefeld die Vogelwelt an Stillgewässern kartiert wor- 2. Methode den war (Beisenherz et al. 2003), bot sich eine Wiederholung an. Die damalige Methode Gemäß der Erfassung im Jahre 2001 (Beisen- wurde übernommen, um die Ergebnisse herz et al. 2003) gab es folgende Vorgaben: später vergleichen zu können. A. Jedes Gewässer sollte mindestens einmal Der Schwerpunkt wurde auf den Nachweis im April, Mai und Juni aufgesucht werden. von Brutvorkommen gelegt, aber auch die Bei der Anwesenheit von Reiherenten übrigen im Sommer anwesenden Schwimm- wurde wegen der späten Brutzeit dieser vögel wurden erfasst. Art das Gewässer auch noch später im Jahr Beispielgebend ist das Stillgewässerkata- aufgesucht. ster des Landkreises Ravensburg in Baden- B. Erfasst wurde die Anwesenheit von Tau- Württemberg (Prinzinger, Ortlieb & Zier 1988; chern, Kormoranen, Reihern, Entenartigen, Prinzinger, Schaudt, Ortlieb & Zier 1999). Rallen, Limikolen und Möwen, optional auch Die Autoren kartierten in den Jahren von ans Wasser gebundenen Singvögeln. 1985/86 und 1998 mit Unterstützung 304 Gemäß den Kriterien der Erfassung im Jahr Gewässer vorwiegend im Landkreis Ravens- 2001 (Beisenherz et al. 2003) galt: Als Brutpaar burg und schafften so eine Basis für weitere wurden Vögel eingestuft, wenn sie am Untersuchungen. Nest oder mit noch nicht flüggen Jungen Neben Mitgliedern der Vogelkundlichen beobachtet wurden. Gleichfalls wurde von Arbeitsgemeinschaft und des NABU-Bielefeld einem Brutpaar ausgegangen, wenn an beteiligten sich an der hier vorliegenden Un- zwei Beobachtungstagen brutverdächtiges tersuchung auch vogelkundlich interessierte Verhalten beobachtet wurde. Hierbei galt Personen außerhalb der genannten Verbände. für Folgende 27 Personen erfassten die Vogel- • den Zwergtaucher: Duettgesang, Revier- bestände und beschrieben die Gewässer: verteidigung, Balzverhalten, Andreas Bader, Holger Bekel, Giovanna • den Haubentaucher: Revierverteidigung, Birnbaum, Heinz Bongards, Marieluise Bon- Schwimmen ins Röhricht, gards, Simon Brockmeyer, Armin Deutsch, • das Teichhuhn: Revierverteidigung, rufen Laura Fels, Heiner Härtel, Ralf Jochmann, Gert des Männchens, Klages, Helga Lubrich, Rainer Massmann, • das Blässhuhn: Revierverteidigung, Astrid Musmann, Meinolf Ottensmann, Frank Schwimmen ins Röhricht, Püchel-Wieling, Michael Pfenningschmidt, • die Wasserralle: Rufe aus dem Röhricht, J. Pfenningschmidt, Rebekka Rasche, Ulrike • Singvögel: Zweimaliges Singen, Revier- Rosenhäger, Karsten Sassenberg, Andreas verhalten. Schäfferling, Jürgen Schleef (Bio-Station GT/ Als Gastvögel eingestuft wurden Vögel, die BI), Wolfgang Strototte, Dirk Wegener, Nele sich im Gebiet während des Kartierungs- Wolter, Sarah Zimmer. zeitraumes aufhielten, aber nicht zur Brut Die Karten in Anhang I fertigte Birk Härtel schritten (Reiher, Kormorane etc.). Daher (Freiberg/Sa.) an. Den Fotografien in Anhang kommt beispielsweise bei der Stockente II sind die Namen der Bildautoren beigefügt. die Doppeleinordnung „Brutvogel“ und „Gastvogel“ am gleichen Gewässer vor. Die 102 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Anwesenheit von „Exoten“ und „Hausgeflü- Bei Mehrfachbruten werden diese aufgelis- gel“ wurde ebenfalls registriert. tet (z. B. Teichhuhn). Auch wenn Entenweib- C. Die Gewässer sollten beschrieben werden. chen alleine brüten und die Jungen führen, Einige Regen- oder Hochwasserrückhalte- wird von „Brutpaar“ (BP) gesprochen. becken besitzen ein stehendes Gewässer - Gastvögel werden aufgeführt und die oder sind als Trockenbecken angelegt. Ei- maximale Anzahl der festgestellten Tiere, in nige noch 2001 vorhandene Gewässer sind einigen Fällen nach Männchen und Weib- verlandet oder trockengelegt. Der Sommer chen getrennt (M, W) mitgeteilt. 2018 führte in einigen Gewässern zu starken Wasserspiegelschwankungen, die bis zum Wo eine Teichgruppe summarisch kartiert Austrocknen des Stillgewässers führen wurde, wird meist die Größe jedes Gewässers konnten. Daher wird die aus Luftbildern einzeln aufgeführt. Die Zahl der erfassten und der DGK5 sich ergebende Wasserfläche Vögel wird für die gesamte Teichgruppe als Grundlage für Gewässergröße und Ufer- angegeben, wenn eine genaue Zuordnung länge genommen. Die aktuelle Nutzung, nicht möglich ist. die Gestaltung der Uferränder und das Vor- Die Lage des Gewässers ist den Karten in handensein von Schwimmpflanzen werden Anhang I zu entnehmen, Bilder ausgewählter gleichfalls beschrieben. Gewässer sind in Anhang II. Die Angaben der Mitarbeiter wurden zu- sammengestellt, ergänzt und anschließend zweimal zur Kontrolle zurückgeschickt. 3.2 Liste der Gewässer mit Kurzbe- schreibung

Nr.: Bra01 3. Ergebnisse Name: Abgrabung Meyer zu Bentrup Gewässertyp: Baggersee 3.1 Kurzbeschreibung der Gewässer Koordinaten: N52.006729°, E8.462769° Größe: ca. 2 ha Die Beschreibung der Gewässer ist nach fol- Uferlänge: 900 m gendem Muster aufgebaut: Bearbeiter: Meinolf Ottensmann - Gewässernummer (nach Stadtbezirken Ufergebüsch fehlt. Die Gesamtabgrabung be- getrennt vergeben, s. Karten in Anhang I), trägt ca. 6 ha. Im weiteren Umfeld liegen Grün- - Name des Gewässers (offiziell oder nach land, Äcker, Gehölzstreifen. Direkt angrenzend Lage), befinden sich ein Campingplatz und ein - Gewässertyp Entstehung und Nutzungsart Obstbetrieb (Treibhäuser). Die Rothalsgänse - Koordinaten: Längengrad, Breitengrad (im und Graukopfgänse (auch Kronenkraniche) Allgemeinen der westlichste Punkt des gehören zum Campingplatz. Gewässers in Grad mit Dezimalstellen), Brutvögel - Größe des Gewässers, Stockente: 1 BP, Flussregenpfeifer: 2 BP - Uferlänge, Gastvögel - Name des / der Kartierenden (Bearbeiter), Kanadagans (4), Rothalsgans (2), Graukopf- - Beschreibung: Uferränder, Wegeführung, gans (2–3), Nilgans (1–4), Stockente (4), Zustand des Gewässers, Inseln, Umgebung Reiherente (1M, 1W), Kiebitz (1M), Bruchwas- des Gewässers, Besonderheiten, Angaben serläufer (2), Lachmöwe (viele) zu einzelnen Vogelarten, - Brutvögel: Angabe der Zahl der Paare (BP) und die letzte festgestellte Jungenzahl (Jv). Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 103

Nr.: Bra02 Bearbeiter: Meinolf Ottensmann Name: Niemöllers Teich Das Gewässer ist umzäunt. Gehölze schirmen Gewässertyp: Stauteich (Lutter), Mühlteich (ausgenommen das Nordufer) gegen das Um- Koordinaten: N51.983696°, E8.469647° land (Ackerland) ab. Der Austerweg verläuft in Größe: 0,95 ha etwas Abstand zum Ostufer. Circa 250 m des Uferlänge: 370 m Ufers nimmt Röhricht ein. Bearbeiter: Meinolf Ottensmann Brutvögel Die Gebüsche und Bäume umschließen fast Zwergtaucher: 2BP (mind. ein erfolgreiches), das gesamte Ufer. Vom Südwesten her ist das Reiherente: 1BP, Teichrohrsänger: 1BP Gewässer einsehbar. Am östlichen Ufer nimmt Gastvögel Röhricht circa 20 m des Ufers ein. Im Süden und Blässhuhn (4) Westen grenzen die Wiener Straße und Nie- möllershof an das Gebiet. Im näheren Umfeld Nr.: Bra05–12 sind neben Wald und Grünland auch Industrie Name: Stauteiche im Luttertal (Quell- und Wohngebäude (Gehöft, alte Mühle). teich bis Heinemannstraße) Brutvögel Gewässertyp: Stauteiche Wasseramsel: 1BP, Teichrohrsänger: 1BP, Teich Größe Koordinaten Sumpfrohrsänger: 1BP, Rohrammer: 1 Bra05 0,58 ha N51.998251°, E8.495789° Gastvögel Bra06 0,27 ha N51.996535°, E8.488210° Kanadagans (2), Stockente (6), Reiherente (1M, Bra07 0,52 ha N51.995692°, E8.487836° 1W), Wasserralle (1) Bra08 0,29 ha N51.995161°, E8.486777° Bra09 0,33 ha N51.994323°, E8.487553° Nr.: Bra03 Bra10 0,21 ha N51.990838°, E8.482693° Name: Mühlenteich/Umlohstraße Bra11 0,77 ha N51.989924°, E8.480062° Gewässertyp: Stauteich (Lutter), Mühlteich, Bra12 0,10 ha N51.989468°, E8.480007° Angelteich Bearbeiter: Meinolf Ottensmann Koordinaten: N51.979055°, E8.452456° Die Teiche liegen im Luttertal in parkartiger Größe: 1,7 ha Umgebung. Die Teichufer sind im Schnitt zu Uferlänge: 500 m 50 % mit Ufergehölzen umgeben. Wege führen Bearbeiter: Meinolf Ottensmann dicht am Ufer entlang. Das Umfeld ist durch Das offene Gewässer hat nur wenige Bäume Siedlungs- und Gewerbeflächen geprägt. am Ostufer, direkt am Ufer verläuft ein Weg. Brutvögel Der Teich ist von Äckern, Gehölzen und Stockente: 1BP, Blässhuhn: 5BP, Gewerbebereichen umgeben. Nur am Nord- Teichhuhn: 1BP ostufer liegen keine Straßen/Zuwege an. Gastvögel Brutvögel Stockente, Wasseramsel Keine. Gastvögel Nr. Bra13 Keine Name: Teich am Bockschatzhof Gewässertyp: Stauteich (Grippenbach), Nr.: Bra04 Doppelteich Name: See am Austerweg Koordinaten: N51.973577°, E8.492137° Gewässertyp: Stauteich (Lutter) ehemaliger Größe: 2,9 ha + 0,4 ha Fischteich Uferlänge: 1.100 m + 320 m Koordinaten: N51.965322°, E8.443832° Bearbeiter: Michael u. J. Pfenningschmidt, Größe: 0,8 ha Meinolf Ottensmann, Frank Uferlänge: 480 m Püchel-Wieling 104 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Das Teichgelände wird intensiv als Naherho- Brutvögel lungsgebiet genutzt. Verlandungszonen wei- Keine sen Röhricht auf, Ufer werden auf größeren Gastvögel Abschnitten von Gehölzen abgeschirmt. Wege Keine laufen rundum. Wald und Park umgeben den Teich. Die Eisenbahnlinie Köln-Hannover Nr.: Dor03 berührt das Gebiet. Name: Teich, Höfeweg 2 Brutvögel Gewässertyp: Fischteich Kanadagans: 1BP (1Jv), Nilgans: 1BP (4Jv), Koordinaten: N52.044247°, E8.467879° Stockente: 1BP (4Jv), Blässhuhn: 1BP (2Jv), Größe: 0,07 ha Teichhuhn: 1BP, Teichrohrsänger: 2BP Uferlänge: 20 m Gastvögel Bearbeiter: Rainer Massmann Kormoran (3), Graureiher (1), Silberreiher (1), Das an zwei Seiten ummauerte Gewässer Kanadagans (2), Stockente (10), Pfeifente direkt am Johannisbach wird am Ufer von (1M), Blässhuhn (5), Waldwasserläufer (1), zwei Bäumen beschattet. Wasserlinsen und Lachmöwe (1), Eisvogel (1), Gebirgsstelze (1) Treibsel bedecken Teile der Wasserfläche. Rasen umgibt den Teich. Im weiteren Umfeld Nr.: Dor01 sind Hofgebäude, Grünland, Acker und das Name: Teich im Wellensiek Dornberger Freibad. Gewässertyp: Stauteich Brutvögel Koordinaten: N52.038572°, E8.484929° Keine Größe: 0,04 ha Gastvögel Uferlänge: 80 m Keine Bearbeiter: Rainer Massmann Der Teich ist von Bäumen und Büschen umge- Nr.: Dor04 ben und völlig verschattet. Die Wasseroberflä- Name: Teich Oberwittler che ist mit Treibsel bedeckt. Gewässertyp: Stauteich (Johannisbach), Brutvögel Fischteich Keine Koordinaten: N52.048788°, E8.474945° Gastvögel Größe: 0,45 ha Stockente (1M) Uferlänge: 420 m Bearbeiter: Rainer Massmann Nr.: Dor02 Der Teich besitzt eine ausgedehnte Verlan- Name: Teich am westlichen Zehlen- dungszone mit Buchten und eine Insel. Die dorfer Damm Ufer sind zu circa 50 % mit Büschen und Gewässertyp: Stauteich, Parkteich, Bäumen umgeben. Das weitere Umfeld wird Laichgewässer durch Hofgebäude, Rasen und Ackerland Koordinaten: N52.041287°, E8.477479° geprägt. Der Teich ist mit fortschreitender Größe: 0,03 ha Vegetationszeit nicht mehr einsehbar. Uferlänge: 70 m Brutvögel Bearbeiter: Rainer Massmann Keine Der Teich liegt nahe des Zehlendorfer Dam- Gastvögel mes und der Werther Straße. Bäume und Kanadagans (2), Stockente (einige) Gebüsch säumen neben etwas Röhricht das Ufer. Wasserlinsen bedecken die Wasserober- Nr.: Dor05 fläche. Der umgebende Park ist recht dicht mit Name: Waldteich nördlich Oberwittler Bäumen bepflanzt. Gewässertyp: Waldteich am Johannisbach Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 105

Koordinaten: N52.050587°, E8.477108° richt und Schlammbänke dominieren derzeit das Größe: 0,1 ha Gebiet. Im näheren Umfeld liegen Wohnsiedlun- Uferlänge: 140 m gen, der Zehlendorfer Damm, die Wendeschleife Bearbeiter: Rainer Massmann der Stadtbahn und parkartiges Gelände. Der von Wald umgebene, schlammige Teich Brutvögel wird völlig beschattet. Treibsel und wenige Keine Wasserlinsen schwimmen auf dem Wasser. Gastvögel Brutvögel Stockente (1M), Teichhuhn (1) Keine Gastvögel Nr.: Dor08 Stockenten (1M, 1W) im April auf Nistplatz- Name: Meyer zu Hoberge suche Gewässertyp: Hofteich mit großer zentraler Insel (400 m²) Nr.: Dor06 Koordinaten: N52.024728°, E8.453786° Name: Teich Hainteichstraße Größe: 0,17 ha Gewässertyp: Gartenteich Uferlänge: 152 m Koordinaten: N52.058967°, E8.503709° Bearbeiter: Frank Püchel-Wieling Größe: 0,4 ha Der Teich wird fast rundum von Gehölzen ein- Uferlänge: 250 m gefasst. Die Insel ist dicht bewachsen. Wege Bearbeiter: Rainer Massmann verlaufen östlich und nördlich des Teiches. Der Gartenteich auf eingezäuntem Privat- Die Umgebung ist von Hofbauten und dem grund ist ab Mai nicht mehr einsehbar. Die Golfplatz geprägt. Ufer sind dicht mit Bäumen und Sträuchern Brutvögel aber auch Röhricht bewachsen. Die Insel Teichhuhn: 1 BP (3Jv) wird wohl mittels eines Floßes häufiger an- Gastvögel gefahren. Hainteichstraße und Babenhauser Stockente (2M) Straße schließen das Gelände nach Westen und Norden ab. Nördlich der Babenhauser Nr.: Dor09 Straße liegen Ackerflächen als Kontrast zur Name: Hofteich Möller umgebenden Wohnsiedlung. Gewässertyp: Stauteich (Johannisbach), Brutvögel ehemaliger Mühlteich Kanadagans: 1BP Koordinaten: N52.056777°, E8.488926° Gastvögel Größe: 0,17 ha Stockente (1M,1W), Blässhuhn (1), Teichhuhn Uferlänge: 161 m (1–2) Bearbeiter: Dirk Wegener Die Ufer sind nur zu circa 10 % mit Gehölzen Nr.: Dor07 bewachsen. Eine Insel von circa 160 m² liegt Name: Rückhaltebecken Zehlen- zentral im Gewässer. Umgeben ist der Teich von dorfer Damm einer Pferdeweide und Hofflächen. Ein Fahrweg Gewässertyp: sumpfige Kuhle, Rückhalte- (Bavostraße) berührt das Gewässer am Ostufer. becken Brutvögel Koordinaten: N52.045780°, E8.482542° Kanadagans: 1BP (7Jv), Nilgans: 1BP (3Jv), Größe: 0,4 ha Teichhuhn: 1BP (1Jv) Uferlänge: 250 m Gastvögel Bearbeiter: Rainer Massmann Stockente (14), Nilgans (2) Als Rückhaltebecken ist das Gebiet eingezäunt und besitzt wenig offene Wasserflächen. Röh- 106 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Nr.: Dor10–12 Bearbeiter: Holger Bekel, Name: Siekteiche nördlich der Andreas Schäfferling Immermannstraße Der Teich ist zu 90 % mit Ufergehölz umgeben. Gewässertyp: drei Stauteiche, ehemalige Im Norden und Westen grenzen eine Straße Fischteiche und ein alter Wirtschaftsweg an das Gebiet. Teich Größe Uferl. Koordinaten Neben einem Wohnhaus und Gehöft sind Dor10 0,14 ha 299 m N52.061450°, E8.487533° rundum Äcker und Grünland. Dor11 0,06 ha 105 m N52.062585°, E8.489679° Brutvögel Dor12 0,05 ha 100 m N52.062759°, E8.490243° Blässhuhn: 2BP, Teichhuhn: 1BP Bearbeiter: Dirk Wegener Gastvögel Der Teich Dor10 ist zu 50 %, die Teiche Dor11 Stockente (3), Reiherente (4) und Dor12 komplett mit dichtem Gebüsch und Bäumen umgeben. Südlich des Sieks Nr.: Dor15 ist ein geschlossenes Wohngebiet, nördlich Name: Regenrückhaltebecken am liegen Ackerflächen. Wiesental Brutvögel Gewässertyp: Regenrückhaltebecken, Teichhuhn: 1BP, Blässhuhn: 1BP Trockenbecken Gastvögel Koordinaten: N52.060766°, E8.483562° Nilgans (3), Stockente (3) Größe: 0 ha, max. 0,25 ha Bearbeiter: Holger Bekel, Nr.: Dor13 Andreas Schäfferling Name: Angelteich Deppendorf, Die Fläche des Beckens ist fast vollständig mit Ronsieksfeld Grünland und Hochstauden bewachsen. Im Um- Gewässertyp: Stauteich, Angelteich land dominieren Ackerflächen und Grünland. Die Koordinaten: N52.067870°, E8.459411° Siedlung „Hollensiek“ schließt sich in Südwesten Größe: 0,78 ha an. Nördlich des Beckens liegen Fischteiche. Uferlänge: 480 m Brutvögel Bearbeiter: Holger Bekel, Sumpfrohrsänger: 1BP, Wiesenschafstelze: 1BP Andreas Schäfferling Gastvögel Das Ufer wird zum Zweck des Angelns rundum Keine betreten. Die Bepflanzung ist sehr lückenhaft. Durch weitere Gehölze wird das Gebiet gegen Nr.: Gad01 das Umland (Felder nordwestlich und Sied- Name: Teich am Karl-Siebold-Weg lung südöstlich) abgeschirmt. Gewässertyp: Regenrückhaltebecken Brutvögel Koordinaten: N52.005387°, E8.528844° Kanadagans: 1BP (7Jv), Blässhuhn: 2BP, Größe: 0,14 ha Teichhuhn: 1BP Uferlänge: 240 m Gastvögel Bearbeiter: Heiner Härtel Keine Das Gewässer ist stark verlandet. Einige Berei- che sind mit Weiden und Schilf zugewachsen. Nr.: Dor14 Die Uferbereiche und Dämme sind dicht mit Name: Hasbach Mühlenteich Bäumen (Stammdurchmesser bis über 30 cm) Gewässertyp: Stauteich (Hasbach), und Büschen bewachsen. ehemaliger Mühlenteich Brutvögel Koordinaten: N52.060658°, E8.468976° Keine Größe: 0,38 ha Gastvögel Uferlänge: 290 m Graureiher (1) Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 107

Nr.: Gad02 Uferlänge: 70 m Name: Rückhaltebecken am Bearbeiter: Heiner Härtel Bauhofweg Das Ufer wird zu je einem Drittel von Wald- Gewässertyp: Rückhaltebecken saum, Gebüsch und Hochstauden einge- Koordinaten: N52.005661°, E8.523893° nommen. Südlich des Gewässers verläuft der Größe: 0 ha, max. 0,38 ha Quellenhofweg. Uferlänge: max. 250 m Brutvögel Bearbeiter: Heiner Härtel Keine Als Trockenbecken wird das Gewässer nur im Gastvögel Bedarfsfall geflutet. Der Beckengrund ist mit Stockente (2) Hochstauden bewachsen. Brutvögel Nr.: Gad05 Keine Name: Teich am Wickenkamp Gastvögel Gewässertyp: Teich mit Überlauf Keine Koordinaten: N52.001361°, E8.528762° Größe: 0,05 ha Nr.: Gad03 Uferlänge: 72 m Name: Parkteich Bethel Bearbeiter: Heiner Härtel Gewässertyp: Stauteich (Kerchbach) Besonderer Uferbewuchs fehlt. Umgeben ist Koordinaten: N52.003560°, E8.524975° der Stauteich von Grünland und nahe das Größe: 1,08 ha Nordufers liegt der Quellenhofweg. Uferlänge: 430 m Brutvögel Bearbeiter: Heiner Härtel Keine In der Parklandschaft am Quellenhofweg Gastvögel gelegen ist der Parkteich rundum von einem Kanadagans (2), Stockente (2) Spazierweg umgeben. Zu rund 40 % wird das Ufer durch dichtes Gebüsch abgeschirmt. Eine Nr.: Gad06 Nistinsel (230 m²) mit Nisthütten liegt nahe Name: Quellenhofteich des Nordufers. Eine Fontäne ist installiert. Die Gewässertyp: Stau an Hofzufahrt (Kerchbach) Kanadagänse brüteten auf der Insel. Das Ge- Koordinaten: N52.000397°, E8.530327° biet wird von Joggern, Hundebesitzern und Größe: 0,01 ha Erholungssuchenden genutzt. Fütterungen Uferlänge: 48 m der Wasservögel finden im Sommer anschei- Bearbeiter: Heiner Härtel nend selten statt. Das kleine, stark verschlammte Gewässer ist von Brutvögel Bäumen und Gebüschen dicht umschlossen. Kanadagans: 1BP (7Jv), Teichhuhn: 2BP (4Jv+1 Brutvögel Vogel auf Nest) Keine Gastvögel Gastvögel Graureiher (1), Stockente (2M, 3W), Teichhuhn Keine

Nr.: Gad04 Nr.: Gad07 Name: Rückhaltebecken mit Still- Name: Teich am Bohnenbach gewässer Gewässertyp: Stauteich (Bohnenbach) Gewässertyp: Rückhaltebecken mit kleinem Koordinaten: N51.999918°, E8.534809° Flachgewässer (Kerchbach) Größe: 0,05 ha Koordinate: N52.002280°, E8.528085° Uferlänge: 90 m Größe: 0,03 ha, max. 0,2 ha Bearbeiter: Heiner Härtel 108 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Umgeben von Grünland sind die Ufer (ausge- Nr.: Gad10+11 nommen die Ostseite) durch dichtes Gesträuch Name: Teiche beiderseits der Straße abgeschirmt. Ein Wanderweg liegt nahe des „Am Steinbrink“ Südufers. Der Teich ist schlecht einsehbar. Koordinaten: N52.019675°, E8.509427° Brutvögel Gewässertyp: Stauteich Keine Teich Größe Uferlänge Gastvögel Gad10 0,06 ha 170 m Stockente (1M) Gad11 0,01 ha 38 m Bearbeiter: Frank Püchel-Wieling Nr.: Gad08 Das Umfeld ist vorwiegend durch Wald Name: Bohnenbachstau / Ebenezer geprägt. Stellenweise ist im Uferbereich Ge- Gewässertyp: Stauteich (Bohnenbach) büsch. Uferwege sind vorhanden. Koordinaten: N52.004740°, E8.530832° Brutvögel Größe: 0,01 ha Keine Uferlänge: 50 m Gastvögel Bearbeiter: Heiner Härtel Stockente (1M) Auf rund 40 m sind die Ufer dichtbewachsen. Ein Weg verläuft auf der Ostseite. Im Bereich Nr.: Gad12 des Zulaufs ist eine Sitzgruppe. Das Gewässer Name: Östlicher Tierparkteich an den ist stark verschlammt und verlandet. Straßen Johannistal, Dorn- Brutvögel berger Straße Keine Gewässertyp: Stauteich (Fußbach) Gastvögel Koordinaten: N52.022530°, E8.503632° Keine Größe: 0,19 ha Uferlänge: 190 m Nr.: Gad09 Bearbeiter: Frank Püchel-Wieling Name: Teich an der Uhlandstraße Entlang des Westufers wachsen Bäume und Gewässertyp: Stauteich (Fußbach) Gebüsch. Abgeschirmt wird der Teich durch Koordinaten: N52.018954°, E8.512828° Gehölze. Im Süden verläuft der Besucherweg Größe: 0,19 ha des Tierparks. Zur Gestaltung durch den Tier- Uferlänge: 190 m park gehören neben einer kleinen Insel Park, Bearbeiter: Frank Püchel-Wieling Wald und Tiergehege (Weideland). Der Teich besitzt eine kleine Insel (20 m²) mit Brutvögel Bruthütte. Im nördlichen Bereich ist eine Röh- Kanadagans: 1BP (5Jv), Stockente: 2Bp richtzone. Gebüsch und Bäume konzentrieren (2Jv+5Jv) sich auf das Westufer. Ein Uferweg verläuft Gastvögel am Ostufer. Umgeben ist der Teich von einer Kanadagans (2), Stockente (8), Hausente (1), gepflegten Parklandschaft. Reiherente (3M, 1W) Brutvögel Kanadagans: 1BP (7Jv), Teichhuhn: 1BP (2Jv), Nr.: Hep01+02 Gebirgsstelze: 1BP Name: Zwei Teiche am Guntenhof Gastvögel Gewässertyp: Stauteiche Stockente (3M, 1W) Koordinaten: N52.081624°, E8.595573° Teich Größe Uferlänge Hep01 0,11 ha 131 m Hep02 0,07 ha 94 m Bearbeiter: Giovanna Birnbaum Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 109

Beide Teiche liegen auf Privatgrund. Die Ufer Hep10 0,15 ha 160 m N52.075302°, E8.593689° sind zu einem Viertel bis Drittel mit Gehölzen Bearbeiter: Giovanna Birnbaum bestanden. Auf der Nordseite liegt ein Uferweg. Die Teiche sind vom Wald im Siek umgeben. Ein dritter Teich weiter östlich ist nicht einsehbar. Wege kreuzen das Teichgebiet, das als Nah- Brutvögel erholungsgebiet dient. Weiter westlich war Kanadagans: 1BP (5Jv) früher ein weiterer Teich (Gebietsname). Gastvögel Brutvögel Kanadagans (3), Stockente (1M,1W), Stock-x Hep09: Stockente (1BP, 3Jv), Hausente (1), Blässhuhn (2) Hep10: Stockente (1BP, 3Jv) Gastvögel Nr.: Hep03 Stockente Name: Teich Brakhofstraße Gewässertyp: Teich Nr.: Hep11 Koordinaten: N52.073945°, E8.608889° Name: Teich westl. Altenhagener Größe: 0,09 ha Friedhof Uferlänge: 117 m Gewässertyp: Quellteich, Stau Bearbeiter: Giovanna Birnbaum Koordinaten: N52.054309°, E8.624324° Der von dichtem Gehölz und hohen Bäumen Größe: 0,19 ha gesäumte Teich liegt auf Privatgelände, das Uferlänge: 170 m nicht eingesehen werden kann. Bearbeiter: Heiner Härtel Der Teich mit Brutinsel (120 m²) ist von Wald Nr.: Hep04 mit dichter Strauchschicht umgeben. Am Name: Teich „Am Bohnenkamp“ westlichen Ufer führt ein Trampelpfad entlang. Gewässertyp: Teich Brutvögel Koordinaten: N52.074960°, E8.604424° Keine Größe: 0,14 ha Gastvögel Uferlänge: 170 m Stockente (7) Bearbeiter: Giovanna Birnbaum Der Teich liegt direkt nördlich der Straße „Am Nr.: Hep12 Bohnenkamp“. Die Ufer sind zu 90 % bewach- Name: Teich westl. Quellteich Alten- sen. Ein Trampelpfad führt beim Gehöft in die hagener Friedhof Siedlung. Von Südosten ist der Teich einseh- Gewässertyp: Stauteich bar. Wasservögel werden gefüttert. Koordinaten: N52.054355°, E8.623666° Brutvögel Größe: 0,04 ha Keine Uferlänge: 91 m Gastvögel Bearbeiter: Heiner Härtel Stockente (> 60) Die Wasserfläche ist vollständig mit Wasserlin- sen bedeckt. Das Gewässer ist vollständig von Nr.: Hep05–10 Wald mit dichter Strauchschicht umgeben. Name: „Sieben Teiche“ Das Ostufer wird von einem Trampelpfad Gewässertyp: Stauteiche (Sieben-Teiche-Bach) berührt. Teich Größe Uferl. Koordinaten Brutvögel Hep05 0,03 ha 78 m N52.075846°, E8.590515° Keine Hep06 0,04 ha 80 m N52.075761°, E8.590878° Gastvögel Hep07 0,03 ha 71 m N52.075668°, E8.591361° Keine Hep08 0,04 ha 80 m N52.075562°, E8.591690° Hep09 0,10 ha 154 m N52.075452°, E8.592208° 110 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Nr.: Hep13 Nr.: Hep15+16 Name: Großer Teich Heeper Fichten Name: Oelteich und Lübrasser Gewässertyp: Stauteich (Holzbach) Hofteich (Mühlteich) Koordinaten: N52.033475°, E8.583976° Gewässertyp: Stauteiche (Oldentruper Bach), Größe: 1,01 ha Parkteich Uferlänge: 380 m Größe: 0,44 ha + 0,17 ha Bearbeiter: Marieluise Bongards, Uferlänge: 240m + 200m Heiner Härtel Teich Größe Uferl. Koordinaten Das Gewässer ist verschlammt und mit Müll Hep15 0,44ha 240m N52.024062°, E8.612648° verdreckt. Es besitzt eine fast geschlossene Hep16 0,17ha 200m N52.025771°, E8.612837° Decke aus Algen und Wasserlinsen. Das Bearbeiter: Marieluise Bongards nördliche Ufer ist durch einen Waldweg, das Der Lübrasser Hofteich (ehem. Mühlteich) südliche durch Parkrasen leicht zugänglich. grenzt an den Lübrasser Weg. Das Ostufer Das Westufer wird von dichtem Gebüsch ist befestigt. Rund 50 % des Ufers wird von eingenommen, ansonsten wachsen im Ufer- Gehölzen (Bäumen) gesäumt. Der stark ver- bereich Bäume. Der südlich anschließende schlammte Ölteich besitzt einen Rundweg, Parkrasen wird ausgiebig zum Lagern und der nur am Westufer auf Distanz gehalten wird. Grillen genutzt. Rund 90 % des Ufers wird von stellenweise Brutvögel dichtem Gehölz und Parkbäumen eingefasst. Kanadagans: 1BP (3Jv), Stockente: 1BP (6Jv), Einzelne umgestürzte Bäume liegen im Teich. Blässhuhn: 2BP (7Jv+3Jv+Nest), Teichhuhn: Brutvögel 1BP. Blässhuhn: 1BP (0Jv) Gastvögel Gastvögel Stockente, Reiherente (2M, 2W) Stockente (25)

Nr.: Hep14 Nr.: Hep17 Name: Teich im Oldentruper Park Name: Meyer zu Heepen, Leithenhof Gewässertyp: Stauteich (Stieghorster Bach), Gewässertyp: zwei Stauteiche (Lutter) früher Parkteich Mühlteich, Hofteich und Gräfte Koordinaten: N52.013253°, 8.604774° Koordinaten: N52.029915°, E8.589279° Größe: 0,59 ha Größe: 0,5 ha Uferlänge: 440 m Uferlänge: 280 m (Hofteich, Gräfte) Bearbeiter: Marieluise Bongards Größe: 0,9 ha Neben 20 m Uferröhricht werden 70 % des Uferlänge: 595 m (ehem. Mühlteich) Ufers von Gehölzen eingenommen. Der Park- Bearbeiter: Heinz u. Marieluise Bongards weg umrundet das Gewässer in einiger Entfer- Der Hofteich ist von wenig Gebüsch gesäumt. nung. Die Teichhuhnbrut war wahrscheinlich An ihn grenzen im Westen die Hofgebäude, erfolglos. Eingerahmt wird der Park durch Nord- und Ostufer werden von einem Weg Wohnsiedlungen. gesäumt. Brutvögel Der ehemalige Mühlteich ist zu 90 % von Ge- Teichhuhn: 1BP (0Jv) büsch und Wald umgeben. Am Ostufer wird Gastvögel er von einem Weg berührt. Die Nutzung ist Graureiher (1), Kanadagans (4), Stockente (7) eingestellt und die Verlandung ist weit fortge- schritten. Im Sommer 2018 war der Teich ohne Wasser. Im näheren Umfeld liegen Altenheime. Das Gebiet wird aufgrund seiner Lage und der Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 111 parkähnlichen Gestaltung von Erholungssu- Brutvögel chenden gerne aufgesucht. Stockente: 1BP (6Jv), Blässhuhn: 3BP (6Jv+ Brutvogel 1Jv+3Jv), Teichhuhn: 1BP Stockente: 1 BP (6Jv), Blässhuhn: 2 BP (6Jv+5Jv), Gastvögel Teichhuhn: 1 BP (2Jv), Gebirgs-stelze: 1 BP Kanadagans (2ad.+3Jv), Stockente (4) Gastvogel Graureiher (5), Kanadagans (2), Nilgans (2), Nr.: Hep20 Stockente (> 20), Eisvogel (1), Wasseramsel (1) Name: ehem. Freibad Heepen Gewässertyp: Stauteich (Oldentruper Bach) Nr.: Hep18 Koordinaten: N52.028609°, E8.617210° Name: Mühlteich zu Bentrup Bearbeiter: Marieluise Bongards Gewässertyp: Stauteich (Windwehe), ehem. Das ehemalige Bad ist mittlerweile verlandet. Mühlteich Koordinaten: N52.026916°, E8.628264° Nr.: Hep21 Größe: 0,25 ha Name: Teich Speckmann Uferlänge: 280 m Gewässertyp: Stauteich (Baderbach) Bearbeiter: Marieluise Bongards Koordinaten: N52.013255°, E8.585379° Zwischen Hofanlage und Salzufler Straße liegt Bearbeiter: Marieluise Bongards der im Süden von Baumgehölz gesäumte Im Wald gelegener Teich, mittlerweile verlandet. Teich. An der ehemaligen Mühle im Westen ragt eine Plattform des Cafés in den Teich. Hier Nr.: Hep22 ist ein regelmäßig besetzter Brutplatz des Hö- Name: Teich Potsdamer Straße/ ckerschwans, im Jahr 2018 ohne Brutversuch. Meyerbach Am 10.06. saß eine Schmuckschildkröte auf Gewässertyp: Stauteich (Meyerbach) dem Blässhuhnnest, vielleicht die Ursache für Koordinaten: N52.007902°, E8.604991° die mehrfach erfolglosen Brutversuche? Bearbeiter: Marieluise Bongards Brutvögel Im Jahr 2018 fanden an dem Gewässer um- Blässhuhn: 1BP (0Jv) fangreiche Bauarbeiten statt. Gastvögel Höckerschwan (2) Nr.: Hep23-25 Name: Kleingewässer in der Nr.: Hep19 Johannisbachaue Name: Teiche am Ostring Gewässertyp: Kleingewässer Gewässertyp: Regenrückhaltebecken mit Teich Größe Uferl. Koordinaten Dauerstau Hep23 0,05 ha 92 m N52.057009°, E8.584687° Koordinaten: N52.011167°, E8.616588° Hep24 0,04 ha 78 m N52.055833°, E8.586073° Größe: 0,6 ha Hep25 0,03 ha 65 m N52.056189°, E8.582181° Uferlänge: 330 m Bearbeiter: Simon Brockmeyer Bearbeiter: Marieluise Bongards Die Teiche liegen in von Heckrindern beweide- Rund 90 % des Ufers der ehemaligen Fischtei- tem Grünland. Hep25 stößt an einen nördlich che ist mit Büschen und Bäumen bewachsen. gelegenen Gehölzstreifen. Die Gewässer sind Nahe des Westufers fließt der Oldentruper im Juni schlecht einsehbar. Bach, im Süden läuft der Ostring. Ein Gehweg Brutvögel führt mit Abstand im Osten vorbei. Nur zwei Graugans: 1BP (1Jv) oder drei kleine Uferstellen sind zugänglich. In Gastvögel früheren Jahren gab es hier mehrfach Zwerg- Graureiher (1), Kanadagans (4), Graugans (12), taucherbruten. Nilgans (2), Stockente (4M, 1W) 112 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Nr.: Jöl01 Ein Teil des Gewässers ist in der Vergangenheit Name: Teich nördlich Belzweg 172 verfüllt worden. Ufergehölze nehmen rund Gewässertyp: Fischteich 20 % des Ufers ein. Der auf Privatgelände lie- Koordinaten: N52.094960°, E8.561181° gende Teich dient zur Freizeitnutzung (Steg, Größe: 0,37 ha Boot). Ein Anliegerweg ist auf der Südseite. Uferlänge: 600 m Gegen das Umfeld (Ackerland), ist er durch Bearbeiter: Rebekka Rasche Wald und Gehölze abgeschirmt. Das Ufer ist zu 50 % von dichtem Gehölz ge- Brutvögel säumt. Umschlossen wird der Teich rundum Nilgans: 1BP (1Jv) von Bäumen und kleineren Gehölzen. Das Um- Gastvögel feld ist von Agrarland und Wäldchen geprägt. Kanadagans (2), Graugans (1) Der Belzweg verläuft südlich und östlich des Teiches. Der Teich ist von öffentlichen Wegen Nr.: Jöl06 nur teilweise einsehbar. Name: Teich Rottmannsbach Brutvögel Gewässertyp: Stauteich Stockente: 1BP (3Jv) Koordinaten: N52.084986°, E8.551787° Gastvögel Größe: 1,23 ha Blässhuhn (1) Uferlänge: 530 m Bearbeiter: Rebekka Rasche Nr.: Jöl02–04 Das Teichufer ist zu 50 % mit hohen Bäumen Name: drei Teiche Upmeier zu Belzen und Gebüschen gesäumt. Ein Fußweg verläuft Gewässertyp: Stauteiche (Belzbach), am Nordufer. Das Gewässer ist von Ackerflä- Fischteiche chen und Wäldchen, diese in angrenzenden Teich Größe Uferl. Koordinaten Siekbereichen, umgeben. Jöl02 1,00 ha 380 m N52.092781°, E8.553743° Brutvögel Jöl03 1,38 ha 600 m N52.093012°, E8.555599° Nilgans: 1BP (4Jv), Stockente: 2BP (1Jv+4Jv), Jöl04 0,72 ha 351 m N52.092958°, E8.559608° Blässhuhn: 1BP (1Jv) Bearbeiter: Rebekka Rasche Gastvögel Die drei Gewässer sind stellenweise von Kanadagans (2), Stockente (4M) dichteren Gehölzen gesäumt, Hofzuwegun- gen erfolgen über die Dämme zwischen den Nr.: Jöl07 Teichen. Äcker und Hofstellen prägen das Name: Teich Hökenbaum Umland. Gewässertyp: ehem. Stauteich, Fischteich Brutvögel Koordinaten: N52.085314°, E8.555760° Kanadagans: 1BP (10Jv), Stockente: 2BP Größe: 0 ha, ehemals: 1,6 ha und (5Jv+7Jv), Blässhuhn: 1BP (5Jv) Uferlänge: 700m Gastvögel Bearbeiter: Rebekka Rasche Kanadagans (12), Graugans (2), Nilgans (2), Der ehemalige Fischteich ist trocken und Stockente (12), Blässhuhn (8), Teichhuhn (2) völlig verschilft. Fußwege liegen nördlich und südlich der Fläche. Nr.: Jöl05 Name: Teich bei Haus Laarer Straße 72 Nr.: Jöl08–10 Gewässertyp: Stauteich (Jölle) Name: Teiche nördl. Hof Kraak Koordinaten: N52.084280°, E8.565192° Gewässertyp: Stauteiche (Papenbach), ehem. Größe: 0,2 ha Fischteiche Uferlänge: 180 m Koordinaten: N52.102243°, E8.547527° Bearbeiter: Rebekka Rasche Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 113

Teich Größe Uferlänge wird regelmäßig auch von Hundebesitzern Jöl08 0,03 ha 65 m genutzt. In der Umgebung liegen Weidegrün- Jöl09 0,12 ha 150 m land, Äcker und Gehölz. Die zwei Bruten der Jöl10 0,15 ha 147 m Blässhühner waren erfolglos. Bearbeiter: Armin Deutsch Brutvögel Im Umfeld der Teiche liegen Äcker, Bruchwald Stockente: 1BP (2Jv), Bläshuhn: 1BP und das Hofgelände. Büsche und Bäume Gastvögel rings um die Teiche beschatten die Ufer. Auf Graureiher (1), Kanadagans (2), Stockente dem angrenzenden Acker befanden sich die Kanadagänse, als eine weitere rufend über die Nr.: Jöl13 Teiche flog. Diese kam vermutlich von dem Name: Teich nördlich Niemeier Golfplatz im Nordosten. Gewässertyp: Stauteich (Hagenbach), Angel- Brutvögel gewässer Keine Koordinaten: N52.106378°, E8.533526° Gastvögel Größe: 0,64 ha Graureiher (1), Kanadagans (3), Stockenten (6), Uferlänge: 395 m Waldwasserläufer (1) Bearbeiter: Armin Deutsch Die 40 % Ufergehölz verteilen sich auf die Süd- Nr.: Jöl11 und Westseite des Gewässers. Am Ostufer gibt Name: Teich südwestl. Hof Kraak es einige kleine Röhrichtkomplexe (Schilf, Gewässertyp: Fischteich, Angelgewässer Igelkolben). Ein Weg verläuft an der West- und Koordinaten: N52.100689°, E8.546415° Nordseite und wird regelmäßig auch von Größe: 0,27 ha Hundebesitzern genutzt. In der Umgebung Uferlänge: 201 m liegen Weidegrünland, Äcker und Gehölz. Bearbeiter: Armin Deutsch Brutvögel Gehölze schließen etwa 60 % des Ufers ein, Nilgans: 1PB (3Jv), Blässhuhn: 1BP (2Jv) wobei die Südseite frei ist. Etwas Röhricht Gastvögel setzt sich aus Schilf und punktuell Schwertlilie Keine zusammen. Zwei Entenhäuschen liegen hoch über dem Wasser. Im Umland finden sich Nr.: Jöl14 Bruchwald, Pferdeweide und Ackerland. Name: Teich nordöstlich Niemeier Brutvögel Gewässertyp: Weiher, Teich Keine Koordinaten: N52.107192°, E8.538513° Gastvögel Größe: 0,03 ha Keine Uferlänge: 70 m Bearbeiter: Armin Deutsch Nr.: Jöl12 Das in einer Viehweide gelegene Gewässer Name: Teich südwestlich Niemeier besitzt am Ufer einige Binsen, junge Erlen Gewässertyp: Stauteich (Hagenbach), Angel- wachsen am Ufer. Spiegelkarpfen wurden in gewässer den Teich gesetzt. Koordinaten: N52.105308°, E8.531470° Brutvögel Größe: 0,75 ha Keine Uferlänge: 410 m Gastvögel Bearbeiter: Armin Deutsch Stockente (1M) Die Südseite des Gewässers ist vollständig mit Gehölzen bestockt. Ca. 60 % der Ufer sind frei. Ein Weg verläuft am West- und Nordufer und 114 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Nr.: Jöl15 östlich des Teiches. Acker- und Gartenland Name: 1. Teich westlich Köcker Hof schließen direkt an das Gelände an. Gewässertyp: Stauteich Brutvögel Koordinaten: N52.064506°, E8.510636° Blässhuhn: 1BP (0Jv) Größe: 0,17 ha Gastvögel Uferlänge: 200 m Keine Bearbeiter: Holger Bekel, Andreas Schäfferling Nr.: Jöl18 Wald stößt an das Nordwestufer, sonst ist nur Name: Gräftenteich am Südrand des lückiges Gehölz vorhanden. Im Süden verläuft Köcker Hofes ein Wirtschaftsweg. Das Umfeld wird als Acker Gewässertyp: ringförmiger Teich mit Insel und Grünland genutzt. Der Teich wurde vor Koordinaten: N52.062283°, E8.514971° einigen Jahren entschlammt. Größe: 0,08 ha Brutvögel Uferlänge: 106 m Blässhuhn: 1BP (4Jv) Bearbeiter: Frank Püchel-Wieling Gastvögel Das Ufer des kleinen Teiches, der als Ring Keine die zentrale Insel umgibt, wird teilweise von Gehölz (Bäume, Sträucher) gesäumt. Gleiches Nr.: Jöl16 gilt für die Insel (265 m²), in deren Mitte ein in Name: 2. Teich westlich Köcker Hof Rasen eigebetteter Ziergarten liegt. Die alte Gewässertyp: Stauteich Jöllenbecker Straße verläuft nahe des Teichu- Koordinaten: N52.065071°, E8.507754° fers. Eingebettet ist das Gewässer zwischen Größe: 0,04 ha Hofanlage und Grünland im Johannisbachtal. Uferlänge: 100 m Brutvögel Bearbeiter: Holger Bekel, Teichhuhn: 1BP (5Jv) Andreas Schäfferling Gastvögel Wald dominiert die direkte Teichumgebung. Stockente (1M, 1W) Außerhalb des Nebensieks liegen Grün- und Ackerland. Ein Wirtschaftsweg verläuft nahe Nr.: Mit01 des Südufers. Eine zunehmende Verlandung Name: Teich im Krankenhauspark ist zu beobachten. Gewässertyp: Parkteich Brutvögel Koordinaten: N52.014585°, E8.545486° Teichhuhn: 1BP (0Jv) Größe: 0,02 ha Gastvögel Uferlänge: 125 m Keine Bearbeiter: Helga Lubrich Die Ufer sind mit stellenweise dichten Sträu- Nr.: Jöl17 chern gesäumt (ca. 25 %), Bänke stehen direkt Name: Teich zwischen Köcker Hof am Ufer. Der Teich wird durch einen que- und Jöllenbecker Straße renden Weg optisch geteilt. Der Teich dient Gewässertyp: Stauteich Patienten als Ziel bei Spaziergängen. Koordinaten: N52.062604°, E8.518039° Brutvögel Größe: 0,15 ha Keine Uferlänge: 150 m Gastvögel Bearbeiter: Holger Bekel, Stockente (1M) Andreas Schäfferling Der Teich ist rundum von Gehölzen einge- schlossen. Die Jöllenbecker Straße liegt direkt Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 115

Nr.: Mit02 Bearbeiter: Heiner Härtel Name: Schloßhofteich Das Ufer ist komplett von Bäumen und Büschen Gewässertyp: Stauteich (Schloßhofgraben) umschlossen. Rund 30 % des Ufers sind von Koordinaten: N52.036366°, E8.516512° der am nördlichen und westlichen Ufer ent- Größe: 0,37 ha langführenden „Promenade“ aus zugänglich. Uferlänge: 360 m Hier stöbern und trinken regelmäßig mehr Bearbeiter: Rainer Massmann oder weniger angeleinte Hunde. Im Mai ist die Der Parkteich an der Schloßhofstraße wird von Wasseroberfläche zu 80 % mit Seerosenblättern Bäumen und dichtem Gebüsch eingefasst, die bedeckt. Das Nest des Teichhuhns lag in einem Ufer sind recht steil. Ein Teil des Umfeldes wird besonders unzugänglichen Bereich am Ufer. von Park, Schrebergärten und Wohngebieten Direkt an den Teich schließt sich das Verkehrsin- eingenommen. Außengastronomie belebt stitut an (ehemals Waldhotel Brands Busch. das Gebiet in den Sommermonaten erheblich. Brutvögel Brutvögel Teichhuhn: 1BP (3Jv) Keine Gastvögel Gastvögel Keine Stockente (6), Teichhuhn (2) Nr.: Mit05 Nr.: Mit03 Name: Teich westl. Brands Busch Name: Rückhaltebecken Schloßhof- Gewässertyp: Flachgewässer straße/Melanchthonstraße Koordinaten: N52.004820°, E8.540595° Gewässertyp: drei schmale Rückhaltebecken Größe: 0,02 ha (Schloßhofgraben) Uferlänge: 60 m Koordinaten: N52.034613°, E8.518968° Bearbeiter: Heiner Härtel Größe: max. 0,38 ha Das Gewässer ist vollständig von Gehölz Uferlänge: 600 m eingeschlossen und eingezäunt. Es existiert Bearbeiter: Rainer Massmann kein Freiwasser mehr, Röhricht, Schlamm und Die Wasserbecken haben das Jahr über stark Treibsel bestimmen das Bild.. Die Verlandung schwankende Wasserstände. Eingerahmt ist fast abgeschlossen. Grünland als Auslauf- werden sie von Bäumen und Büschen. In areal für Hunde umgibt das Gebiet. den stark verschlammten Becken wachsen Brutvögel ausgedehnte Hochstaudenfluren. Das Umfeld Keine ist durch die städtische Bebauung und im Gastvögel Nordwesten durch den Grünzug (Schreber- Keine gärten, Bielefelder Alm) geprägt. Ab Mai ist das Gebiet nur noch teilweise einsehbar. Nr.: Mit06 Brutvögel Name: Teich / Promenade Stockente: 1BP (3Jv), Teichhuhn: 2BP (2Jv+?) Gewässertyp: Stauteich (Kantensiekbach) Gastvögel Koordinaten: N52.005680°, E8.539290° Stockente (8), Stock-x Hausente (3) Größe: 0,14 ha Uferlänge: 160 m Nr.: Mit04 Bearbeiter: Heiner Härtel Name: Teich bei Brands Busch Der Anstau des kleinen Wiesenbachs wird Gewässertyp: Stauteich, Quellteich schon seit Jahrzehnten als Bademöglichkeit Koordinaten: N52.003392°, E8.543185° für Stadthunde genutzt. Der östliche Bereich Größe: 0,08 ha des Teiches ist durch Gehölz abgeschirmt und Uferlänge: 117 m ist mit Seerosenblättern bedeckt (ca. 40 % der 116 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Wasserfläche). Der Überlauf liegt einige Meter Gastvögel vom westlichen Ufer entfernt im Wasser. Rund Graureiher (1), Kanadagans (2) 30 % des Ufers sind vom westlichen Uferweg aus bequem zugänglich. Die eher sumpfigen Nr.: Mit09 Wiesenstücke um den östlichen Teich geben Name: Lutter-Stauteich I diesem Areal etwas Ruhe. Der Bruterfolg des Gewässertyp: Stauteich (Weserlutter), Teichhuhns ist ungewiss. Parkteich Brutvögel Koordinaten: N52.020534°, E8.557665° Teichhuhn: 1BP Größe: 0,95 ha Gastvögel Uferlänge: 390 m Graureiher (1) Bearbeiter: Marieluise Bongards Das Gewässer ist gegen den Rundweg durch Nr.: Mit07 die dicht bewachsene steile Böschung abge- Name: Teich bei den Tennisplätzen schirmt. Ein Stichweg führt direkt zum Ufer. Gewässertyp: Stauteich (Kantensiekbach) Gelegentliches Füttern des Wassergeflügels Koordinaten: N52.008465°, E8.535353° kommt vor. Der schmale Park (Luttergrünzug) Größe: 0,12 ha wird von Wohnsiedlungen nach Norden und Uferlänge: 220 m Süden begrenzt. Der Stauteich ist ein traditio- Bearbeiter: Heiner Härtel neller Rastplatz von Reiher- und Tafelenten. Die Der langgestreckte Teich ist sehr verschlammt Blässhühner hatten jeweils zwei Bruten, ein Nest und liegt am Rand eines Gehölzstreifens. wurde bei der letzten Kontrolle noch bebrütet. Die steilen Böschungen verhindern neben Brutvögel Buschwerk das Betreten der Ufer von den Stockente: 4BP (1Jv+5Jv+6Jv+7Jv), umlaufenden Wegen aus. Blässhuhn: 2BP (2Jv+3Jv+1Jv+1Vogel auf Nest), Brutvögel Teichhuhn: 1BP Keine Gastvögel Gastvögel Kormoran (1), Kanadagans (2), Stockente Graureiher (1), Kanadagans (2) (> 40), Reiherente (10M, 7W)

Nr.: Mit08 Nr.: Mit10 Name: Teich am Haus Freudental Name: Lutter-Stauteich II Gewässertyp: Stauteich (Kantensiekbach) Gewässertyp: Stauteich (Weserlutter), Koordinaten: N52.009024°, E8.534506° Parkteich Größe: 0,10 ha Koordinaten: N52.022729°, E8.566338° Uferlänge: 160 m Größe: 0,81 ha Bearbeiter: Heiner Härtel Uferlänge: 360 m Der langgestreckte Teich setzt westlich das Bearbeiter: Marieluise Bongards Gewässer Mit07 fort. Der langgestreckte Teich Der Teich wird von der Otto-Brenner-Straße, ist sehr verschlammt und liegt am Rand eines der Lerchenstraße, der Nachtigallstraße und Gehölzstreifens. Die steilen Böschungen und einem Parkweg umrundet. Die Uferbereiche am Westufer ein stabiler Zaun verhindern ne- sind zu circa 70 % durch Gehölze abgeschirmt. ben Buschwerk das Betreten der Ufer von den Zusätzlich befindet sich an diesem Gewässer umlaufenden Wegen aus. Das Teichhuhnnest, ein Steg. In früheren Jahren war hier ein das in Zweigen, die ins Wasser hingen, befes- Zwergtaucherrevier. tigt war, war am 13.06. ausgeraubt. Brutvögel Brutvögel Blässhuhn: 1BP (1Jv), Gebirgsstelze: 1BP Teichhuhn: 1BP (0Jv) Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 117

Gastvögel Nr.: Mit13 Zwergtaucher (1), Graureiher (1), Stockente Name: Hochwasserrückhaltebecken (13). Herforder Straße Gewässertyp: HRB (Wellbach) mit kleinem Nr.: Mit11 Gewässer Name: Lutter-Stauteich III Koordinaten: N52.045174°, E8.576775° Gewässertyp: Stauteich (Weserlutter), Größe: 0,06 ha (max. 2,7 ha) Parkteich Uferlänge: 631 m (Wellbach) Koordinaten: N52.024496°, E8.570475° Bearbeiter: Simon Brockmeyer Größe: 2,0 ha Das Becken ist komplett mit Erlen zugewach- Uferlänge: 1.000 m sen. Nur noch kleine Wasserpfützen sind Bearbeiter: Heinz Bongards vorhanden. Ein Uferweg verläuft am Ost- und Zwischen der Brückenstraße und der Straße Südufer (Herforder Straße). Siedlungen, Äcker „Am Venn“ liegt der Stauteich mitten im und Gewerbegebiet umgeben das Areal. schmalen Park des Luttergrünzugs. Ca. 40 % Brutvögel der Ufer sind durch dichtes Gebüsch gegen Keine die umlaufenden Spazierwege abgeschirmt. Gastvögel Am westlichen Rand des Teiches befindet sich Graureiher (1), Stockente (1M) ein Café. Brutvögel Nr.: Mit14 Stockente: 6BP (4Jv+5Jv+6Jv+8Jv+5Jv+5Jv), Name: Hofteich Meyer zu Eissen Blässhuhn: 4BP (5Jv+1Jv+3Jv+?) Gewässertyp: Hofteich Gastvögel Koordinaten: N52.047107°, E8.566380° Zwergtaucher (1), Graureiher (2), Höcker- Größe: 0,03 ha (ehemals 0,12 ha) schwan (2), Kanadagans (2), Stockente (8), Uferlänge: 85 m Reiherente (2M, 1W), Teichhuhn (1) Bearbeiter: Simon Brockmeyer Der direkt am Hof gelegene Teich ist sehr stark Nr.: Mit12 verlandet. Die ehemalige Insel hat Anschluss Name: Nordparkteich zum Ufer. Die Ufer sind vollständig bewach- Gewässertyp: Stauteich, Parkteich sen, etwas Röhricht ist vorhanden. Im Umland Koordinaten: N52.038144°, E8.530124° liegen Gehöft, Wald und Wiese. Größe: 0,13 ha Brutvögel Uferlänge: 132 m Keine Bearbeiter: Ralf Jochmann Gastvögel Die Ufer sind zu rund 80 % durch dichtere Ge- Keine hölze gesäumt. Bäume umgeben den Teich, der mit einer Fontäne belebt wird. Am Ostufer Nr.: Mit15 führt ein Parkweg ans Ufer. Der Nordpark ist Name: Teich im Bürgerpark recht isoliert im Stadtgebiet. Ein Teichhuhn- Gewässertyp: Parkteich paar brütet zweimal, das andere dreimal. Koordinaten: N52.027285°, E8.514256° Brutvögel Größe: 0,38 ha Teichhuhn: 2BP (7+5+1Jv; 5+2Jv), Stockente: Uferlänge: 230 m 1BP (6Jv) Bearbeiter: Dirk Wegener, Armin Deutsch Gastvögel Der Teich liegt im gut besuchten Bürgerpark Reiherente (1M) (auch als Oetkerpark bezeichnet). Der Rund- weg führt dicht an das Ufer. Sanierungsmaß- nahmen haben das früher stellenweise dichte 118 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Ufergebüsch beseitigt, zwei Bäume stehen Brutvögel noch ufernah. Auf der Insel entsteht „Spontan- Keine vegetation“. Die Beseitigung der Armleuch- Gastvögel teralgen zog eine „Algenblüte“ nach sich. Das Stockente (1M) Ufer wurde mit glatten, hohen Nobelsteinen befestigt. Die weitere Entwicklung des Teiches bleibt abzuwarten. Nr.: Sch03 Brutvögel Name: Teich an Finnbahn an der Kanadagans: 1BP (5Jv), Stockente: 5BP (6Jv+ Morgenbreede 9Jv+8Jv+5Jv+5Jv), Reiherente: 2BP (1Jv+ Gewässertyp: Waldteich 10Jv), Teichhuhn: 1BP (0Jv) Koordinaten: N52.035177°, E8.492976° Gastvögel Größe: 0,07 ha Graureiher (1), Kanadagans (2), Kanada-x Uferlänge: 130 m Graugans (1), Nilgans (1), Stockente (> 30), Bearbeiter: Rainer Massmann Reiherente Der Teich mit circa 5 m Röhricht ist durch das dichte, umgebende Gehölz völlig verschattet Nr.: Sch01 und Treibsel findet sich an der Oberfläche. Name: Teich am Bültmannshof Brutvögel Gewässertyp: Parkteich, (künstlicher Quell- Keine teich des Grenzbaches?) Gastvögel Koordinaten: N52.036580°, E8.504777° Keine Größe: 0,30 ha Uferlänge: 200 m Nr.: Sch04 Bearbeiter: Rainer Massmann Name: Teich an der Verhaltens- Ein Weg führt ringsum. Das Ufer auf circa 40 m forschung, Morgenbreede mit dichtem Gesträuch und Gehölz bewach- Gewässertyp: künstl. Bassin sen und auf circa 20 m mit Brennnesseln und Koordinaten: N52.037084°, E8.488857° Röhricht. Die Insel von ca. 70 m² ist mit Weiden Größe: 0,04 ha und Büschen bewachsen. Der Parkteichcha- Uferlänge: 90 m rakter wird durch eine Wasserfontäne hervor- Bearbeiter: Rainer Massmann gehoben. Das dreiseitig ummauerte Bassin liegt im Brutvögel abgezäunten Außenbereich der Verhaltens- Kanadagans: 1BP (7Jv), Nilgans: 1BP (5Jv), forschung mit einem parkähnlichen Gelände. Stockente: 1BP (1Jv), Teichhuhn: 1BP (2+5Jv) Das Gebäude der Verhaltensforschung und Gastvögel die Straße „Konsequenz“ grenzen an. Kanadagans (1), Stockente (5M) Brutvögel Keine Nr.: Sch02 Gastvögel Name: Teich an Morgenbreede Keine Gewässertyp: Parkteich Koordinaten: N52.035096°, E8.495260° Nr.: Sch05 Größe: 0,04 ha Name: Teich Uni Heizkraftwerk Uferlänge: 80 m Gewässertyp: Stauteich Bearbeiter: Rainer Massmann Koordinaten: N52.040249°, E8.498493° Der kleine Teich mit Röhricht und Gebüsch am Größe: 0,05 ha Ufer ist von Rasen umgeben. Uferlänge: 70 m Bearbeiter: Rainer Massmann Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 119

Kleiner eingezäunter mit dichtem Gebüsch Gehwege liegen östlich des Sees, der eine umstandener Teich. Schwimmblattzone aus Teichrosen besitzt. Brutvögel Am 16.04. hielt sich ein Stockentenpaar ober- Teichhuhn: 1BP (1Jv) halb des Teiches am Grenzbach eventuell bei Gastvögel der Nistplatzsuche auf. Stockente (1M,1W) Brutvögel Teichhuhn: 1BP (5Jv+5Jv) Nr.: Sch06 Gastvögel Name: Rückhaltebecken am Heiz- Stockente (10M, 4W), Stockenten-Hausenten- kraftwerk hybride (2), Reiherente (1M,1W) Gewässertyp: Rückhaltebecken, nasse Senke Koordinaten: N52.040823°, E8.498336° Nr.: Sch09 Größe: ca. 75 m², maximal 0,5 ha Name: Meierteich Bearbeiter: Rainer Massmann Gewässertyp: Stauteich (Schloßhofbach), Mit Weiden bestandene nasse, verschlammte Parkteich Senke mit etwas Röhricht, Wasserlinsen und Koordinaten: N52.041690°, E8.523558° Treibsel. Wasserstand schwankt vermutlich stark. Größe: 0,37 ha Brutvögel Uferlänge: 270 m Keine Bearbeiter: Frank Püchel-Wieling Gastvögel Der Teich mit gehölzbestandener Insel Keine (100 m²) wird nur an der Nordseite durch etwas dichtes Gehölz gegen den Rundweg Nr.: Sch07 abgeschirmt. An den Park grenzt im Süden ein Name: Rückhaltebecken Dürerstraße Buchenaltholz. Die Jöllenbecker Straße läuft Gewässertyp: Rückhaltebecken, trocken 20 m westlich des Ufers vorbei. Umschlossen Koordinaten: N52.051198°, E8.508987° werden Park und Altholz von geschlossenen Größe: 0 ha, max. 1 ha Wohnsiedlungen. Uferlänge: 250 m Die Kanadagänse wandern mit ihren sechs Bearbeiter: Rainer Massmann Jungvögeln zum Teich an der Sudbrackstraße Im Normalzustand handelt es sich um eine (SCH10) ab. mit Weiden zugewachsene Senke, die im Brutvögel Siedlungsgebiet liegt. Kanadagans: 1BP (6Jv), Teichhuhn: 2BP Brutvögel (2Jv+3Jv) Keine Gastvögel Gastvögel Stockente (10), Hausente (2), Reiherente (1M, Stockente (2M) 1W)

Nr.: Sch08 Nr.: Sch10 Name: Teich im Gellershagenpark Name: Teich an der Sudbrackstraße Gewässertyp: Stauteich (Grenzbach), Parkteich Gewässertyp: Stauteich (Schloßhofbach), Koordinaten: N52.045748°, E8.514700° Parkteich Größe: 0,42 ha Koordinaten: N52.044823°, E8.528207° Uferlänge: 270 m Größe: 0,31 ha Bearbeiter: Rainer Massmann Uferlänge: 232 m Der Teich mit einer Insel (230 m², Weidenge- Bearbeiter: Frank Püchel-Wieling büsch) wird am westlichen Ufer von 130 m Der Parkteich mit gehölzbestandener Insel dichtem Gebüsch gesäumt. Rasenflächen und (100 m²) wird am Westufer von einem Spa- 120 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) zierweg berührt. Einzelne Bäume säumen das pen) in der Wohnsiedlung ist eingezäunt und Ufer. Das Parkgelände wird von Wohnsiedlun- schlecht einsehbar. Rund 80 % des Ufers sind gen umrahmt. mit dichtem Gehölz bestanden (gleichfalls Ein Paar Kanadagänse ist mit sechs Jungvö- die Insel von circa 600 m²) und auch 15 m geln vom „Meierteich“ zugewandert, der im mit Uferröhricht. Zweige der uferständigen gleichen Grünzug liegt, und wird daher zu Bäume hängen ins Wasser. Gemäß seiner jenem Gewässer gezählt. Funktion wird dort regelmäßig geangelt. Brutvögel Brutvögel Kanadagans: 1BP (7Jv), Nilgans: 1BP (3Jv), Kanadagans: 1BP (4Jv), Blässhuhn: 2BP Stockente 3BP (4Jv+3Jv+3Jv), Teichhuhn: 2BP (2Jv+2Jv), Teichhuhn: 1BP (2Jv+3Jv) Gastvögel Gastvögel Stockente (2), Blässhuhn (2) Kanadagans (4), Weißwangengans (1), Haus- gans (3), Stockente (3M), Hausente (2), Reiher- Nr.: Sch13 ente (2M, 2W), Blässhuhn (1), Teichhuhn (2) Name: Obersee Gewässertyp: Stau (See + Jöllemündung) Nr.: Sch11 Koordinaten: N52.057248°, E8.557780° Name: Teich am Friedhof Schildesche Größe: 13,7 ha + 0,9 ha Gewässertyp: Stauteich (Bracksiekbach), Uferlänge: 2.500 m Parkteich Bearbeiter: Simon Brockmeyer, Gert Klages Koordinaten: N52.052698°, E8.556925° Der 1982 fertig gestellte Obersee wurde mehr- Größe: 0,33 ha fach ausgebaggert. Der Johannisbach wird mit Uferlänge: 307 m der einmündenden Jölle nördlich des Sees, Bearbeiter: Simon Brockmeyer getrennt durch einen bewachsenen Damm, Das im Park- und Friedhofsgelände gelegene nach Osten geführt. Gehölze finden sich auf Gewässer besitzt circa 130 m freies Ufer. An mindestens 1,7 km des Ufers in unterschiedli- vielen Stellen hängen Äste ins Wasser. Ein Weg cher Dichte. Der 2,2 km lange Rundweg geht verläuft am Ost- und Nordufer. Entenfütterung lediglich westlich der Jölle auf Distanz zum durch Passanten findet regelmäßig statt. Der Ufer. Umnutzungen des mit Gehölzen und Park ist eine beliebte Hundeausgehstrecke. Grünland gestalteten Geländes betreffen die Das Höckerschwanenpaar wird seit Jahren bei Gastronomie (Fachwerkhaus mit Außengastro- der Brut gestört (Gelegediebstahl). Am 10.07. nomie), Freizeitanlagen (u. a. Frisbeegolf) und fehlte der einzige Jungvogel. diverse Ereignisse der „Eventkultur“. Als Naher- Brutvögel holungsgebiet wird es selbstverständlich von Höckerschwan: 1BP (1Jv, erfolglos), Stockente: Hundebesitzern zum Auslauf aufgesucht. Zwei 1BP (2Jv), Teichhuhn: 1BP (3Jv+5Jv) Brutinseln (450 m² und 750 m²) sind seit der Gastvögel Anlage des Sees vorhanden und mittlerweile Stockente (12M, 6W) auch von stärkeren Bäumen bewachsen. Nach Abbau der Stege am Südufer hat die Fütterung Nr.: Sch12 von Wasservögeln durch Spaziergänger ein Name: Bracksieks Teich wenig nachgelassen. Gewässertyp: Abgrabung (Ton), Angelteich Brutvögel Koordinaten: N52.046716°, E8.549948° Haubentaucher: 4BP (2Jv), Höckerschwan: 1BP Größe: 1,4 ha (4Jv), Kanadagans: 3BP (5Jv+5Jv+8Jv), Grau- Uferlänge: 480 m gans: 5BP (15Jv), Hausgans: 1BP (1Jv), Nilgans: Bearbeiter: Simon Brockmeyer 2BP (5Jv), Stockente: 1BP (7Jv), Blässhuhn: 1BP Das Gelände (Privatgewässer des ASV Hee- (3Jv), Teichhuhn: 1BP (2Jv) Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 121

Gastvögel Nr.: Sen03–08 Zwergtaucher (1), Haubentaucher (8), Kor- Name: Wilhelmsdorfer Teiche moran (10), Graureiher (2), Silberreiher (1), Gewässertyp: Stauteiche, Angelgewässer Höckerschwan (7), Weißwangengans (1), Koordinaten: N51.926760°, E8.539969° Kanadagans (30), Grau-x Kanadagans (1), Graugans (20, Hausgans (4), Brandgans (1W), Teich Größe Uferl. sonstiges Nilgans (48), Stockente (70), Löffelente (1M, Sen03 0,52 ha 520 m Insel 400 m², 1W), Krickente (6M, 6W), Schnatterente (1M, 50 % Ufergebüsch 1W), Gänsesäger (1M, 1W), Reiherente (21M, Sen04 0,46 ha 280 m Insel 700 m², 13W), Blässhuhn (30), Teichhuhn (10), Fluss- 10 % Ufergebüsch uferläufer (1), Lachmöwe (3), Silbermöwe (3), Sen05 0,36 ha 300 m kein Ufergebüsch Eisvogel (1). Sen06 0,21 ha 190 m kein Ufergebüsch Sen07 0,19 ha 178 m 10 % Ufergebüsch Nr.: Sen01 Sen08 0,19 ha 175 m 10 % Ufergebüsch Name: Kampeters Kolk Bearbeiter: Wolfgang Strototte Gewässertyp: Heideweiher Das in der Agrarlandschaft gelegene Teichge- Koordinaten: N51.942509°, E8.512813° biet ist von Bäumen eingeschlossen. Ein Fahr- Größe: 0,5 ha weg quert das Gebiet. Der östliche Bereich ist Uferlänge: 300 m von Wald und Kläranlage eingeschlossen, im Bearbeiter: Wolfgang Strototte Westen von Grünland. Die Teiche entwässern Der Heideweiher wird fast völlig von Uferge- in den Stroth- bzw. Dalkebach. büsch und Bäumen umschlossen. Das nähere Brutvögel Umfeld ist geprägt von Agrarland, der Busch- Zwergtaucher. 1BP, Blässhuhn: 2BP, Teichhuhn: kampstraße und der Autobahn A 33. Das Na- 1BP turschutzgebiet mit wechselhafter Geschichte Gastvögel hat seinen Charakter durch negative Einflüsse Kanadagans (2), Stockente (14), Reiherente von außen sehr stark geändert. (Strototte 2017) (7), Blässhuhn (2) Brutvögel Graugans: 2BP (6Jv) Nr.: Sen09 Gastvögel Name: Teich am Museumshof Zwergtaucher (1), Blässhuhn (1) Gewässertyp: Staugewässer Koordinaten: N51.960736°, E8.546956° Nr.: Sen02 Größe: 0,04 ha Name: Stauteich Hasselbach Uferlänge: 70 m Gewässertyp: Staugewässer (Hasselbach), Bearbeiter: Laura Fels, Nele Wolter Fischteich Ca. 30 % des Ufers wird von Gebüsch einge- Koordinaten: N51.924512°, E8.513915° nommen, Bäume säumen das Ufer. Der Teich Größe: 0,4 ha ist verschlammt und ab Mai ausgetrocknet. Uferlänge: 230 m Neben Wald grenzt der Museumshof mit Re- Bearbeiter: Wolfgang Strototte stauration an das kleine Gewässer, in welches Der kleine Stauteich mit einer Insel (60 m²) Müll geworfen wird. ist von dichtem Wald umschlossen. Ein Geh-/ Brutvögel Fahrweg verläuft nahe des nördlichen Ufers. Keine Brutvögel Gastvögel Keine Stockente (3) Gastvögel Keine 122 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Nr.: Sen10 Gastvögel Name: Teich nordöstlich Bahnhof Höckerschwan (2), Kanadagans (2) Windelsbleiche Gewässertyp: Staugewässer (Reiherbach) Nr.: Sen13 Koordinaten: N51.955341°, E8.535787° Name: Teich 5 Rieselfelder Windel Größe: 0,12 ha Gewässertyp: Stauteich Uferlänge: 130 m Koordinaten: N51.950117°, E8.517660° Bearbeiter: Laura Fels, Nele Wolter Größe: 0,14 ha Das kleine von Wald umgebene Gewässer Uferlänge: 227 m besitzt im Nordteil eine flache Halbinsel, auf Bearbeiter: Jürgen Schleef, welcher Grünland wächst. Ein Weg führt am Bio-Station GT/BI Ostufer entlang. Einzelne Weiden stehen am Ufer, hinzu kommt Brutvögel Röhricht. Der Teich liegt in einer Schafweide. Keine Brutvögel Gastvögel Keine Keine Gastvögel Stockente (3M), Teichhuhn (1) Nr.: Sen11 Name: Teich südlich Krackser Straße Nr.: Sen14 Gewässertyp: Staugewässer (Reiherbach) Name: Teich 7a Rieselfelder Windel Koordinaten: N51.951949°, E8.531941° Gewässertyp: Blänke Größe: 0,12 ha Koordinaten: N51.949247°, E8.516407° Uferlänge: 158 m Größe: 0,37 ha Bearbeiter: Laura Fels, Nele Wolter Uferlänge: 250 m Der kleine direkt südlich der Krackser Straße Bearbeiter: Jürgen Schleef, gelegene Teich befindet sich im Gewerbege- Bio-Station GT/BI biet. Das Südufer ist von Bäumen gesäumt. Schilfröhricht und Binsen säumen mit einzel- Junge Stockenten wurden von Anwohnern nen Weiden das Ufer. Die Blänke liegt in einer beobachtet. Es wird von einer Entenfamilie Schafweide. ausgegangen. Brutvögel Brutvögel Zwergtaucher: 1BP, Graugans: 1BP (3Jv) Stockente: 1BP Gastvögel Gastvögel Stockente (3M), Löffelente (1M), Krickente Keine (1M, 1W), Schnatterente (2W), Reiherente (2M, 2W), Blässhuhn (1), Teichhuhn (1) Nr.: Sen12 Name: Teich 1 Rieselfelder Windel Nr.: Sen15 Gewässertyp: Blänke mit Zulauf Name: Teich 7b Rieselfelder Windel Koordinaten: N51.950418°, E8.512221° Gewässertyp: Blänke Größe: 0,06–0,25 ha Koordinaten: N51.949190°, E8.515261° Uferlänge: 104 m Größe: 0,19 ha Bearbeiter: Jürgen Schleef, Uferlänge: 172 m Bio-Station GT/BI Bearbeiter: Jürgen Schleef, Die Blänke mit Schilfröhricht liegt in einer Bio-Station GT/BI Schafweide. Der Wasserstand ist schwankend. Schilfröhricht und einzelne Weiden säumen Brutvögel das Ufer. Die Blänke liegt in einer Schafweide. Keine Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 123

Brutvögel Bearbeiter: Jürgen Schleef, Zwergtaucher: 1BP Bio-Station GT/BI Gastvögel Schilfröhricht und einzelne Weiden und Reiherente (1W), Wasserralle (1) Schwarzerlen säumen das Ufer. Die Lärm- schutzwand der A 33 liegt in nächster Nähe. Nr.: Sen16 Die Blänke liegt in einer Schafweide. Die Name: Teich 8a Rieselfelder Windel Kanadagansfamilie kommt von Sen17. Die Gewässertyp: Blänke Graugänse sind ohne Bruterfolg. Koordinaten: N51.949401°, E8.512730° Brutvögel Größe: 0,61 ha Graugans: 2BP (0Jv) Uferlänge: 347 m Gastvögel Bearbeiter: Jürgen Schleef, Zwergtaucher (2), Höckerschwan (1), Ka- Bio-Station GT/BI nadagans (2ad.+6Jv), Reiherente (1M, 1W), Schilfröhricht und einzelne Weiden säumen Blässhuhn (1), Teichhuhn (1) das Ufer. Ein Brutfloß ist hier ausgebracht. Die Blänke liegt in einer Schafweide. Nr.: Sen19 Brutvögel Name: Teich 13 Rieselfelder Windel Zwergtaucher: 1BP, Lachmöwe: mind. 11BP Gewässertyp: Teich (mit kl. Nebenteich) (mind. 26Jv) Koordinaten: N51.954016°, E8.508084° Gastvögel Größe: 3,58 ha Stockente (12), Krickente (1M), Reiherente Uferlänge: 760 m (1M, 1W), Blässhuhn (1) Bearbeiter: Jürgen Schleef, Bio-Station GT/BI Nr.: Sen17 Das Gewässer wird rundum von Weiden, Pap- Name: Teich 8b Rieselfelder Windel peln und Erlen umsäumt. Schilfröhricht und Gewässertyp: Blänke ein Brutfloß zeichnen das Gewässer aus, das Koordinaten: N51.949337°, E8.511749° von Mischwald und Grünland umgeben ist. Größe: 0,25 ha Straße und Weg liegen an der West- und Süd- Uferlänge: 199 m seite. Lachmöwen nisten auf dem Brutfloß. Bearbeiter: Jürgen Schleef, Brutvögel Bio-Station GT/BI Stockente: 1BP (7Jv), Blässhuhn: 1BP, Lachmö- Schilfröhricht und einzelne Weiden säumen we: 6BP das Ufer. Ein Brutfloß ist hier ausgebracht. Die Gastvögel Blänke liegt in einer Schafweide. Kormoran (9), Graugans (1), Stockente, Reiher- Brutvögel ente (4M, 2W), Blässhuhn Zwergtaucher: 1BP (2Jv), Kanadagans: 1BP (6Jv), Lachmöwe: 8BP (mind. 14Jv) Nr.: Sen20 Gastvögel Name: Teich 14 Rieselfelder Windel Reiherente (2M,3W) Gewässertyp: Teich Koordinaten: N51.951744° E8.510909° Nr.: Sen18 Größe: 1,45 ha Name: Teich 9 Rieselfelder Windel Uferlänge: 534 m Gewässertyp: Blänke Bearbeiter: Jürgen Schleef, Koordinaten: N51.949324°, E8.508565° Bio-Station GT/BI Größe: 0,46 ha Das Gewässer wird mit Ausnahme des Nor- Uferlänge: 440 m dufers von Weiden und Pappeln umsäumt. Auch Schilfröhricht liegt am Gewässer, das 124 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) von Grünland umgeben ist. Eine Straße liegt Nr.: Ses01 an der Südseite. Name: Parkteich-Travestraße Brutvögel Gewässertyp: Stauteich (Bullerbach), Keine Parkteich Gastvögel Koordinaten: N51.954645°, E8.591217° Kormoran (1), Stockente (3M), Reiherente (1M, Größe: 0,30 ha 1W) Uferlänge: 215 m Bearbeiter: Sarah Zimmer Nr.: Sen21 Der Parkteich wird zu 80 % von dichtem Ufer- Name: RRB Rieselfelder Windel gebüsch gesäumt. Ein Weg umschließt den Gewässertyp: Regenrückhaltebecken mit Teich. Das Umfeld wird durch den Park und Dauerstau das Sportzentrum geprägt. Die Besucherfre- Koordinaten: N51.951845°, E8.515798° quenz zieht viel Müll im Wasser nach sich. Größe: 0,25 ha Brutvögel Uferlänge: 216 m Keine Bearbeiter: Jürgen Schleef, Gastvögel Bio-Station GT/BI Stockente (5M) Das Gewässer wird von Weiden und Pappeln und Stauden umsäumt. Röhricht setzt sich aus Nr.: Ses02 Schilf und Rohrglanzgras zusammen. Ein Weg Name: Parkteich nordwestlich verläuft im Osten. Umgeben ist das Gewässer Sennestadtring von Schafweide und Gebüsch. Gewässertyp: Stauteich (Bullerbach), Brutvögel Parkteich Zwergtaucher: 1BP Koordinaten: N51.947072°, E8.583518° Gastvögel Größe: 0,75 ha Stockente (1), Schnatterente (2M, 2W), Reiher- Uferlänge: 465 m ente (2M, 2W), Blässhuhn (1), Lachmöwe (2) Bearbeiter: Sarah Zimmer Ca. 80 % des Ufers sind dicht bewachsen mit Nr.: Sen22 Büschen und auch Brennnesselfluren. Der Name: Sennefriedhof Süd Rundweg wird stellenweise abgeschirmt. Das Gewässertyp: Ziergewässer, Parkteich Umfeld wird vom Park und den Wohnsiedlun- Koordinaten: N51.972896°, E8.522921° gen bestimmt. Wasservögel werden gefüttert. Größe: 0,12 ha Die Kanadagänse sind wahrscheinlich von Uferlänge: 133 m Ses05. Bearbeiter: Astrid Musmann Brutvögel Einzelne Bäume stehen am Teichufer. Ein Stockente: 2BP (6Jv+10Jv), Teichhuhn: 2BP Fahrweg verläuft am Nordwestufer. Im Osten (3Jv, ein weiterer Vogel auf Nest) liegt die Kapelle, am Südrand schließt sich ein Gastvögel dichterer Baumbestand an. Eine winzige Insel Graureiher (1), Kanadagans (2ad.+5Jv), Stock- liegt im Teich. ente (27), Warzenente (2) Brutvögel Keine Nr.: Ses03 Gastvögel Name: Sennestadtteich Graureiher (1) Gewässertyp: Stauteich (Bullerbach) Koordinaten: N51.944934°, E8.582434° Größe: 1,55 ha Uferlänge: 750 m Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 125

Bearbeiter: Sarah Zimmer Ausnahme des Ostufers ist er eingezäunt. Im Der Parkteich liegt eingeengt zwischen „Sen- Wald liegt Müll herum. Die Sicht auf den Teich nestadtring“ und dem Sennestadthaus mit ist eingeschränkt. Die Kanadagänse sind wahr- seiner Begleitbebauung. Ca. 80 % des Ufers scheinlich auf den Gewässern Ses2 und Ses3 sind mit Gebüsch, ausgedehnten Brennnes- mit ihren Jungvögeln beobachtet worden. selfluren und wenig Röhricht bewachsen. Brutvögel Das Gewässer mit vergleichsweise wenig Park Kanadagans: 1BP wird mit einem Rundweg erschlossen. An Gastvögel Freizeitaktivitäten wird unter anderem Tret- Graureiher (1), Stockente (5M), Reiherente boot gefahren oder Modellboote getestet. Die (3M, 1W), Blässhuhn (1) Kanadagänse sind wahrscheinlich von Ses05. Brutvögel Nr.: Ses06 Teichhuhn: 1BP (4Jv+3Jv) Name: Teich bei Wintersmühle Gastvögel Gewässertyp: Stauteich (Bullerbach), Graureiher (1), Kanadagans (2ad+3Jv), Stock- Parkteich ente (6M, 3W) Koordinaten: N51.937745°, E8.569659° Größe: 0,72 ha Nr.: Ses04 Uferlänge: 360 m Name: Südstadtteich Bearbeiter: Sarah Zimmer Gewässertyp: Stauteich (Bullerbach) Der Teich mit circa 40 % Uferbewuchs liegt Koordinaten: N51.940878°, E8.575955° zwischen Wald, Park und Hotelanlage. Nur am Größe: 1,44 ha Ostufer fehlt ein Uferweg. Jugendliche werfen Uferlänge: 650 m in einem Fall Steine in der Nähe der Höcker- Bearbeiter: Sarah Zimmer schwäne ins Wasser. Das Teichhuhnpaar Nur ein Viertel des Ufers ist mit dichteren brütet zweimal. Gehölzen bestockt. Bäume prägen den Park Brutvögel und rahmen den Teich ein. Ein Uferweg geht Teichhuhn: 1BP (1Jv+1Vogel auf Nest brütend) rundum. Nicht nur von den benachbarten Gastvögel Schulen wird der Park intensiv genutzt. Eine Graureiher (1), Höckerschwan (2), Eisvogel (1) Aussichtsplattform ragt in den Teich, der stel- lenweise vermüllt ist. Nr.: Ses07 Brutvögel Name: Feuchtwiese Dalbke Stockente: 1BP (3Jv) Gewässertyp: Teich Gastvögel Koordinaten: N51.935364°, E8.602218° Eisvogel (1) Größe: 0,08 ha Uferlänge: 130 m Nr.: Ses05 Bearbeiter: Sarah Zimmer Name: Mühlenteich Die Ufer des Teiches sind zu ca. 50 % mit Ge- Gewässertyp: Stauteich (Bullerbach), hölzen bewachsen. Das umgebende Grünland ehem. Mühlteich ist von Wald umschlossen. Eine Jagdkanzel Koordinaten: N51.939607°, E8.573989° steht dicht am Gewässer. Laut Auskunft des Größe: 2,06 ha Jägers gibt es direkt am Teich keine brütenden Uferlänge: 585 m Wasservögel. Bearbeiter: Sarah Zimmer Brutvögel Der große Teich hat etwa zu einem Viertel dich- Keine ten Uferbewuchs. Eingerahmt wird er durch Gastvögel Wald und Garten. Die Insel ist bewachsen. Mit Stockente (1M), Hausente (1) 126 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Nr.: Ses08 Gastvögel Name: Verkehrsübungsplatz Dalbke Keine Gewässertyp: Stauteich Koordinaten: N51.934058°, E8.606961° Nr.: Ses11 Größe: 0,09 ha Name: Sprungbachtal, westlicher Uferlänge: 120 m Quellteich Bearbeiter: Sarah Zimmer Gewässertyp: Stauteich (Sprungbach) Der Teich liegt auf dem Verkehrsübungsplatz Koordinaten: N51.942539°, E8.604015° und ist nur für berechtigte Personen zugäng- Größe: 0,26 ha lich. Ein Viertel des Ufers weist dichteres Uferlänge: 220 m Ufergehölz auf. Der Teich wird beangelt (Dose Bearbeiter: Ulrike Rosenhäger mit Angelblei am Ufer). Rundum wachsen Gehölze. Der Teich liegt Brutvögel vollständig im Wald und besitzt eine kleine Keine Gehölzinsel (80 m²). Gastvögel Brutvögel Keine Keine Gastvögel Nr.: Ses09 Keine Name: Dalbker Teich Gewässertyp: Stauteich (Menkhauser Bach) Nr.: Ses12 Koordinaten: N51.932102°, E8.617280° Name: Sprungbachtal, mittlerer Größe: 1,73 ha Quellteich Uferlänge: 1.080 m Gewässertyp: Stauteich (Sprungbach) Bearbeiter: Ulrike Rosenhäger Koordinaten: N51.942748°, E8.605164° Der Wald reicht bis zum Ufer des Teiches. In Größe: 0,12 ha dem Teich liegt eine bewachsene Insel von Uferlänge: 150 m 300 m². Der rundum führende Weg, am West- Bearbeiter: Ulrike Rosenhäger und Nordufer am Ufer, wird sehr häufig von Rundum wachsen Gehölze. Der Teich liegt Spaziergängern (mit Hunden) benutzt. vollständig im Wald. Brutvögel Brutvögel Stockente: 3BP (9Jv+3Jv+4Jv) Keine Gastvögel Gastvögel Graureiher (1), Graugans (1), Stockente, Bläss- Keine huhn (2), Eisvogel (1), Gebirgsstelze (1) Nr.: Ses13 Nr.: Ses10 Name: Sprungbachtal, östlicher Name: Sprungbachtal, unterer Teich Quellteich Gewässertyp: Stauteich (Sprungbach) Gewässertyp: Stauteich (Sprungbach) Koordinaten: N51.940105°, E8.599671° Koordinaten: N51.943018°, E8.605852° Größe: 0,05 ha Größe: 0,43 ha Uferlänge: 92 m Uferlänge: 320 m Bearbeiter: Ulrike Rosenhäger Bearbeiter: Ulrike Rosenhäger Rundum wachsen Gehölze. Der Teich liegt Rundum wachsen Gehölze. Der Teich liegt fast vollständig im Wald, nur im Südwesten ist vollständig im Wald. Grünland. Brutvögel Brutvögel Keine Keine Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 127

Gastvögel Bearbeiter: Karsten Sassenberg Keine Der Teich ist aufgrund seiner Lage auf dem Werksgelände eingezäunt und die Ufer sind Nr.: Sti01 zu 80 % dicht bewachsen (auch circa 1 m Name: Teich im Stieghorster Park Röhricht). Ein Weg verläuft nahe des Südufers. Gewässertyp: Stauteich (Baderbach) Das Gewässer ist nicht vollständig einsehbar Koordinaten: N52.002326°, E8.585787° und ist von Industrie und Siedlung umgeben. Größe: 0,26 ha Brutvögel Uferlänge: 160 m Teichhuhn: 1BP Bearbeiter: Karsten Sassenberg Gastvögel Ein Weg führt im Abstand von 1–8 m um den Kanadagans (2), Stockente (1) Teich. Das Ufergebüsch schirmt zu 40 % das Gewässer gegenüber dem Parkumfeld ab. Nr.: Sti05 Brutvögel Name: Teich bei Meyer zu Selhausen Stockente: 2-3 BP (16Jv), Teichhuhn: 1BP (3Jv) Gewässertyp: Stauteich (Selhausenbach), Gastvögel Fischteich Kanadagans (2), Stockente (7M) Koordinaten: N51.986264°, E8.599958° Größe: 0,03 ha Nr.: Sti02–03 Uferlänge: 65 m Name: Möllerhofteich Bearbeiter: Karsten Sassenberg Gewässertyp: Stauteiche (Selhauser Bach, Der Teich nahe der Selhausenstraße ist rund- Forellenbach), Mühlteich um mit Bäumen bewachsen. Er ist mit einem Teich Größe Uferl. Koordinaten Netz überspannt gewesen und besitzt eine Sti02 0,20 ha 160 m N51.993221°, E8.613271° Reiherfigur. Sti03 0,16 ha 140 m N51.993083°, E8.613804° Bearbeiter: Karsten Sassenberg Nr.: Hal01 Die Teichufer sind zu 70 % mit dichterem Name: Dallmeyer See Ufergehölz umgeben. Bäume wachsen Gewässertyp: Abgrabungsgewässer rundum. Ein Weg erreicht am Nordufer die Koordinaten: N51.999441°, E8.277766° Teichufer. Die Gewässer sind ohne größeren Größe: 9,88 ha Grünpuffer von Siedlungen eingeschlossen. Uferlänge: 1.450 m Die Blässhühner zeigten Revierverhalten mit Bearbeiter: Andreas Bader Paarung und werden daher als Brutvögel Das Gewässer ist von dichtem Ufergehölz aus geführt. Weiden und Erlen gesäumt. Schilf nimmt circa Brutvögel 80m des Ufers ein. Durch Wege werden ca. Stockente: 1BP (4Jv), Blässhuhn: 1BP 80 % des Ufers erschlossen. Der See besitzt ei- Gastvögel nige kleinere Inseln. Wäldchen und Ackerland Kanadagans (2), Hausgans (2), Stockente umgeben das Gebiet. (78M, 4W), Gebirgsstelze (1) Brutvögel Haubentaucher 1BP (1Jv), Kanadagans: 1BP Nr.: Sti04 (6Jv), Nilgans: 1BP (6Jv), Blässhuhn: 2BP (5Jv), Name: Teich am Mitsubishi Werk Teichrohrsänger: 3BP, Sumpfrohrsänger: 1BP Gewässertyp: Stauteich, Doppelteich Gastvögel (Oldentruper Bach) Haubentaucher (2), Kanadagans (2), Graugans Koordinaten: N52.000386°, E8.614380° (1), Nilgans (4), Stockente (1M, 1W), Tafelente Größe: 0,45 ha (1M), Blässhuhn (8) Uferlänge: 330 m 128 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Nr.: Hal02 Koordinaten: N52.045386°, E8.333593° Name: Nebengewässer, Dallmeyer Größe: 4,2 ha Gewässertyp: Abgrabung Uferlänge: 960 m Koordinaten: N51.998536°, E8.277031° Bearbeiter: Andreas Bader Größe: 0,12 ha Weiden und Erlen wachsen rundum, an 80 % Uferlänge 160 m des Ufers bilden sie dichteres Gebüsch. Die Bearbeiter: Andreas Bader dicht bewachsene Insel hat eine Fläche von Das Gewässer ist eingezäunt und hat neben rund 740 m². Ein Weg führt um den See. Wald sandigen Uferbereichen circa 20 % Uferge- und Grünland bilden das nähere Umfeld. hölz. Wäldchen und Ackerland umgeben das Brutvögel Gebiet. Haubentaucher: 1Bp (0Jv), Kanadagans: 1BP (2Jv), Blässhuhn: 2 BP (6Jv) Brutvögel Gastvögel Kanadagans: 1BP (5Jv), Graugans: 1BP (2Jv), Haubentaucher (2), Kanadagans (4), Stocken- Nilgans: 1BP (2Jv), Blässhuhn: 1BP (2Jv) te (2M, 2W), Reiherente (10M, 7W), Blässhuhn Gastvögel (10), Flussuferläufer (1), Waldwasserläufer (1) Haubentaucher (1), Graureiher (1), Kanadagans (1), Graugans (26), Stockente (10), Kiebitz (1)

Nr.: Hal03 4. Zusammenfassung der Ergebnisse Name: Sandforther See Gewässertyp: Abgrabung Im Jahr 2018 erfassten 27 Personen an 155 Koordinaten: N52.025972°, E8.345299° Gewässern in Bielefeld und Halle (Westf.) den Größe: 11,77 ha Schwimmvogelbestand. Uferlänge: 1.300 m Die Ergebnisse für die einzelnen Gewässer Bearbeiter: Andreas Bader (-gruppen) werden in dieser Arbeit als Katalog Rundum wachsen Weiden und Erlen, an 70 % veröffentlicht und die Basis für weitere Unter- des Ufers bilden sie dichteres Gebüsch, hinzu suchungen und Auswertungen sein. kommt ein Schilfstreifen von 70 m Länge. Ein Uferweg führt um den See. Autos parken teil- weise dicht am Ufer. Wäldchen und Agrarland bilden das nähere Umfeld. Brutvögel Haubentaucher: 2BP (3Jv), Kanadagans: 1BP (2Jv), Blässhuhn: 1BP (4Jv), Teichhuhn: 1BP (1Jv), Teichrohrsänger: 2–3 Gastvögel Graureiher (1), Kanadagans (4), Graugans (16), Stockente (30), Löffelente (9M, 9W), Schnatterente (1M, 1W), Reiherente (4M, 3W), Tafelente (1M), Moorente (1M), Blässhuhn (3), Waldwasserläufer (1), Flussuferläufer (4), Lachmöwe (14)

Nr.: Hal04 Name: Vennteichsee Gewässertyp: Abgrabung, Angelgewässer Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 129

5. Literatur

Beisenherz, W.; Härtel, H.; Albrecht, J.; Bongards, M.; Hunger, D.; Pfenningschmidt, J.; Wilm, P. (2003): Brutbestände von Wasservögeln an Stillgewässern in Bielefeld (Nordrhein- Westfalen). – Ber. Naturwiss. Verein Biele- feld 43: 351–366.

Prinzinger, R.; Ortlieb, R.; Zier, L. (1988): Stillgewässer-Kataster des Landkreises Ravensburg. Daten zur Avifauna und Geomorphologie von Seen, Weihern und Teichen des Landkreises Ravensburg und unmittelbar angrenzender Gebiete aus dem Jahre 1986/87. – Ökologie der Vögel 10: Sonderheft.

Prinzinger, R.; Schaudt, B.; Ortlieb, R.; Zier, L. (1999): Avifauna der Stillgewässer des Land- kreises Ravensburg. Der Bestand 1998 im Vergleich zu 1985/86 - Ökologie der Vögel 21: Sonderheft.

Strototte, W. (2017): NSG – „Kampeters Kolk“ – nun in großer Gesellschaft. – Jahresheft 14 des NABU Bielefeld: 72–74. 130 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Anhang I – Karten Ses Hep Joel Mit Sen 2 Sen 1 Dor 2 Dor 1 Bra Übersicht der bearbeiteten Gewässer bearbeiteten der Übersicht Karte 1: Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 131 Detailkarte (Bra) Brackwede Karte 2: 132 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) Detailkarte Dornberg 1 (Dor 1) Karte 3: Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 133

Karte 4: Detailkarte Dornberg 2 (Dor 2)

Karte 5: Detailkarte Jöllenbeck (Joel) 134 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Karte 6: Detailkarte Heepen (Hep) Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 135

Karte 7: Detailkarte Mitte, Gadderbaum und Stieghorst (Mit)

Karte 8: Detaikarte Senne (Sen 1) 136 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Karte 9: Detailkarte Senne (Sen 2)

Karte 10: Detailkarte Sennestadt (Ses) Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 137

Anhang II – Bilddokumentation ausgewählter Teiche

Abb. 1: Gad01 Teich am Karl-Siebold-Weg (Foto: Heiner Härtel)

Abb. 2: Gad03 Parkteich Bethel (Foto: Heiner Härtel) 138 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Abb. 3: Hep02 Teich am Guntenhof (Foto: Giovanna Birnbaum)

Abb. 4: Hep04 Teich „Am Bohnenkamp“ (Foto: Giovanna Birnbaum) Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 139

Abb. 5: Hep13 Teich Heeper Fichten (Foto: Marieluise Bongards)

Abb. 6: Hep17 Hofteich Meyer zu Heepen (Foto Marieluise Bongards) 140 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Abb. 7: Hep18 Hofteich Meyer zu Bentrup (Foto: Marieluise Bongards)

Abb. 8: Mit01 Teich im Park am Krankenhaus Mitte (Foto: Heiner Härtel) Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 141

Abb. 9: Mit04 Teich bei Brands Busch (Foto: Heiner Härtel)

Abb. 10: Sch09 Meierteich (Foto: Frank Püchel-Wieling) 142 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Abb. 11: Sch10 Sudbrackteich (Foto: Frank-Püchel-Wieling)

Abb. 12: Sen01 Kampeters Kolk (Foto: Wolfgang Strototte) Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 143

Abb. 13: Ses03 Sennestadtteich (Sennestadthaus) (Foto: Sarah Zimmer)

Abb. 14: Ses09 Dalbker Teich im Juni 2018 (Foto: Ulrike Rosenhäger) 144 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Abb. 15: Sti01 Parkteich im Stieghorster Park (Foto: Karsten Sassenberg)

Abb. 16: Sti05 Teich bei Meyer zu Selhausen (Foto: Rainer Sassenberg) Härtel: Die Vogelwelt an Stillgewässern der Stadt Bielefeld und der Stadt Halle/Westf. 2018 145

Abb. 17: Hal03 Sandforther See (Foto: Andreas Bader) Berichte Naturwiss. Verein für Bielefeld und Umgegend 56 (2019),, S. 146 – 153

Zur Ausbreitung des Grünspechtes Picus viridis in Bielefeld seit 1963

Heiner HÄRTEL, Lübbecke

Mit 7 Abbildungen und 1 Tabelle

Inhalt Seite 1. Einleitung 147 2. Methode 147 3. Danksagung 148 4. Entwicklung der Grünspechtmeldungen 148 5. Räumliche Verteilung der Reviere 148 6. Zum Bestandsverlauf beim Grünspecht nach 1962 150 7. Rolle der strengen Winter 150 8. Mögliche Ursachen für das lange Bestandstief 151 9. Zusammenfassung 152 10. Literatur 152

Abb. 1a: Grünspechtweibchen (Foto: Heiner Härtel) Abb. 1b: Grünspechtmännchen (Foto: Björn Kähler)

Verfasser: Heiner Härtel, Konradstraße 9, 32312 Lübbecke Härtel: Zur Ausbreitung des Grünspechtes Picus viridis in Bielefeld seit 1963 147

1. Einleitung Die Bestandsentwicklung in den NSG der von der Biostation Bielefeld Gütersloh Mit dem Grünspecht (Picus viridis) besitzen betreuten Wiesenschutzgebieten hat Püchel- wir in der heimischen Vogelwelt einen Vertre- Wieling (2007, 2014) für die Zeit nach 1990 ter der Spechte, der in den letzten 100 Jahren beschrieben. große Bestandschwankungen mitgemacht hat (Blume 1996). Im Rahmen dieser Arbeit wird die Be- standsentwicklung für Bielefeld und das nahe 2. Methode Umland seit 1963 beschrieben. Nach Behrens 1908 war er ein „überall Die Beobachtungsdaten stammen aus häufiger Brutvogel“. Kuhlmann kommt in dem „Ornithologischen Mitteilungsblatt für seiner „Vogelwelt des Ravensberger Landes Ostwestfalen-Lippe“ und seinen Vorgängern und der Senne“ (1935, 1950) zur gleichen (im Text als „Orn. Mbl.“ angegeben), sowie Einschätzung. Noch 1957 schreibt Conrads: mündlichen, schriftlichen Mitteilungen und „überall häufiger Vogel im Stadtgebiet“; in eigenen nicht publizierten Aufzeichnungen. seinem Nachtrag von 1963 heißt es dann Beobachtungen in den Monaten März, jedoch: „Bestand durch den Winter 1962/63 April, Mai und Anfang Juni wurden als Revier ausgelöscht.“ oder sinngemäß Brutpaar gewertet. Bei Die Gefährdung durch langanhaltende, Angaben wie: „Revier wieder besetzt“ oder strenge Winter ergibt sich aus der Lebenswei- „ganzjährig rufend“, wurde auch von einem se des Grünspechtes. Der Hauptbestandteil Revier während der Fortpflanzungszeit aus- seiner Nahrung sind Larven, Puppen und gegangen. Imagines von Ameisen, vorwiegend der Als Zeitabschnitte für die Übertragung Gattung Lasius und im Winter auch der der Daten in die Karten werden die Perioden Gattung Formica (Blume 1996, Conrads 1967a, zwischen „harten“ Wintern (vgl. Tab. 1) ge- Seifert 2009). Diese Ameisen werden auch im wählt: Winter 1962/63 als Ereignis mit dem Winter gefressen, wobei der Grünspecht auch historischen Bestandseinbruch, 1978/79, unter Schnee liegende Bauten findet und 1984/1985, und 1995/96. Mit dem Jahr 2009 öffnet S( eifert 2009). Bei starkem Frost und endet die Auswertung, da nur noch wenige verharschter Schneedecke ist diese Nahrung Grünspechte gemeldet wurden (Abb. 3). nur noch eingeschränkt erreichbar, so dass In den Karten ergeben sich aus mehr- in weiten Gebieten die Bestände erlöschen jährigen Beobachtungen Punkthäufungen können, weil die Spechte verhungern (Blume z. B. in Bethel (vgl. Abb. 7). Dies sind keine 1996, Conrads 1967b). In klimatisch begünstig- besonderen Bestandshäufungen, weisen ten Regionen mit schneefreien Kleinststellen aber in einigen Fällen auf eine konstantere können hingegen die Grünspechte auch Besiedlung der Reviere hin. diese harten Winter überstehen (Blume 1996). Angaben zu Schnee- und Frosttagen der Die Winter 1928/29, 1939/40, 1940/41 und verschiedenen Winter stammen von der 1946/47 führten in weiten Teilen seines Areals Wetterstation Bad Salzuflen des Daten des zu Bestandseinbußen, die aber innerhalb Deutschen Wetterdienstes (ausgewertet von weniger Jahre (5–10 nach Blume 1996 u. Andre Hegerath, auf: www.winterchronik.de, Conrads 1967a) wieder ausgeglichen wurden. Version: 28.01.2017). Nach dem Winter 1962/63 blieb die erwartete Bestandserholung aus, worauf Conrads noch 1984 hinwies (Orn. Mbl. Nr. 32). 148 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Abb. 2: Entwicklung der gemeldeten Grünspechtbeobachtungen von 1963 bis 2009 im Bielefelder Stadtgebiet. Zum Vergleich sind alle jährlichen Beobachtungen und die Brutzeitbeobachtungen aufgeführt.

3. Danksagung 4. Entwicklung der Grünspechtmeldungen

Anregung zu dieser Arbeit gab Herr Klaus Die Anzahl der Grünspechtmeldungen Conrads wenige Jahre vor seinem Tod. von 1963 bis 2009 für Bielefeld aus dem Or- Ohne die unermüdliche Beobachtertätig- nithologischen Mitteilungsblatt für OWL (und keit und Veröffentlichung oder Mitteilung der seinen Vorgängern) gibt Abb. 3 wieder. Beobachtungen folgender Personen wäre Bis 1992 werden für Bielefeld jährlich 0–4 diese Auswertung nicht möglich gewesen: Beobachtungen gemeldet und vor 1979 sind Albrecht, Anstoetz, Bader, Beisenherz, H. Bon- Brutzeitbeobachtungen eine Ausnahme. gards, F. Bongards, M. Bongards, Brinkschröder, Conrads, Finke, Franzeck, Gößling, Hadasch, I. Härtel, K. Härtel, Hartwig, Helbig, Höcker, Hunger, Kremser, Künsebeck, Laske, Lottes, 5. Räumliche Verteilung der Reviere Mensendiek, Ec. Möller, Er. Möller, Mühlberger, Niemeyer, Püchel-Wieling, Qui-rini-Jürgens, Abb. 3 gibt die räumliche Verteilung der Reinke, Renner, Stange, Stock, Strothans, Stro- Beobachtungen zwischen 1963 und 1978 in totte, Thomä, Tiekötter, Venne, Vinke, Wagner, Bielefeld und seinem Umland wieder. Beob- Weber, Wegener, Winkelmann, Wolf. achtungen außerhalb der Monate März–Juni Herrn Heinz Bongards wird für die Zusen- wurden hier nicht berücksichtigt. Die zwei dung eines Manuskriptes seiner Arbeit zur Brutvorkommen in Sennestadt konnten lei- Erhebung der Grünspechtvorkommen im der nicht genauer lokalisiert werden. Jahre 2014 gedankt (Bongards 2017). Es zeigen sich Vorkommen in der Senne, Meine Frau Ina Härtel versah die Rohfassung auf dem Sennefriedhof und in Quelle. Das des Manuskriptes mit kritischen Anmerkungen. einzige Revier im Ravensberger Hügelland Härtel: Zur Ausbreitung des Grünspechtes Picus viridis in Bielefeld seit 1963 149

Abb. 3: Brutzeitbeobachtungen von Grünspechten Abb. 4: Brutzeitbeobachtungen von Grünspechten zwischen 1963 und 1978. Berücksichtigt wurden wie zwischen 1979 und 1984. Die traditionellen Gebiete bei den übrigen Karten auch Meldungen aus dem sind weiterhin besiedelt. nahen Umfeld Bielefelds.

Abb. 5: Brutzeitbeobachtungen von Grünspechten Abb. 6: Brutzeitbeobachtungen von Grünspechten zwischen 1985 und 1995. Die Besiedlung des zwischen 1996 und 2009. Von wenigen Beobach- Südwestens beginnt, das Ravensberger Hügelland tungslücken abgesehen, ist das Bielefelder Stadtge- wird langsamer wiederbesiedelt. biet und sein Umfeld durchgängig besiedelt. 150 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) liegt am oberen Baderbach in Heepen. Die 6. Zum Bestandsverlauf beim Grünspecht Vorkommen südwestlich des Teutoburger nach 1962 Waldes setzen sich Richtung Künsebeck und Halle fort. Einig sind sich viele Autoren, dass der Grün- Nach dem Kältewinter 1978/79 scheint die specht vor 1963 ein häufiger und verbreiteter Verbreitung in Bielefeld bis 1984 unverändert Brutvogel in Bielefeld und seinem Umland (Abb. 5). war (Kuhlmann 1935, 1950, Conrads 1967a). Nach 1984 folgen einige Winter mit Gleiches gilt für weite Bereiche Westfalens längerer Schneebedeckung und Frost (Tab. (Conrads 1967b, Knoblauch 1964) und auch 1). Zeitweilig wird das Revier in Heepen am Hessen (differenziert aufgeschlüsselt bei Baderbach verlassen. Doch in der Zeit bis Berg-Schlosser 1968). Der Rückgang durch den 1995 (Abb. 6) steigt die Zahl der Reviere stark Winter 62/63 war zu erwarten gewesen, was an (Abb. 3). Die Kartierung der Brutvögel in fehlte war die Bestandserholung. Allerdings Bielefeld (1986–1988) erfasste bereits be- schreiben Gries et al. (in Peitzmeier 1979) „Seit kannte Aktionsräume der Grünspechte (Laske den Verlusten im Kältewinter 1962/63 hat sich et al. 1991), doch dehnt sich das Areal Ende der Bestand teilweise wieder erholt, jedoch des Jahres 1995 bereits weit über den Stand nicht das Niveau der 50er Jahre erreicht…“ der Atlaskartierung hinaus (Abb. 6). Größere Eine der Quellen bezieht sich auf die Angabe Lücken bestehen noch im Grenzgebiet zu Stanges (1974 im Orn. Mbl.) für das Jahr 1973 Gütersloh, im Osten Bielefelds und nördlich im Kreis Herford: „Ein wahrscheinlich seit Theesen. 1993 nimmt die Zahl der Meldun- 1962/63 verlassenes Revier war 1973 wieder gen stark zu, somit erst 30 Jahre nach den von einem Ex. besetzt.“ Die Bestände in katastrophalen Bestandseinbrüchen. Ostwestfalen-Lippe sind zu dieser Zeit jedoch Nach dem Winter 1995/96 setzt sich der noch längst nicht als „erholt“ zu bezeichnen. positive Bestandstrend beim Grünspecht fort Blume (1996) hatte in seinem Beobachtungs- (Abb. 7). Ab 1997 steigen die Meldungen im gebiet (Gladenbach) keine gravierenden Mitteilungsblatt für OWL. Grünspechte fehlen Verluste durch den Winter 62/63, doch in noch im Raum Jöllenbeck, Brönninghausen der Folgezeit nahm der Grünspechtbestand und Ummeln. bis zum Verschwinden 1983 ab, er kam dort Nach 2006 werden nur noch selten erst 1992 wieder auf und nahm im Bestand Grünspechte an das Ornith. Mitteilungsblatt zu. Vergleichbar ist das mit dem Anstieg in gemeldet. Er ist zum „gewöhnlichen“ Vogel Bielefeld oder im Bergischen Land ab 1988 geworden (Abb. 1 und 2). (Herhaus 1998). Die letzte Erhebung initiierte Heinz Bongards 2014 mit einem öffentlichen Aufruf in den Medien, als der Grünspecht „Vogel des Jah- res“ war (Bongards 2017). Das Verbreitungsbild 7. Rolle der strengen Winter gleicht im Wesentlichen dem der Abb. 6 für 1996–2009. Die Grünspechtbestände leiden (vgl. Blume 1996) regelmäßig unter strengen Wintern. Für den auf der Erde nach Ameisennestern su- chenden Specht ergibt sich die Notwendigkeit Ameisennester unter Schnee freizugraben. Erschwert wird das, wenn die Schneedecke hoch ist, die Schneedecke verharscht oder der Boden tiefgefroren ist. Wegraine können zusätzlich durch Abraum nach der Räumung Härtel: Zur Ausbreitung des Grünspechtes Picus viridis in Bielefeld seit 1963 151 von Straßen und Wegen besonders betroffen Daten des Deutschen Wetterdienstes (Stati- sein (vereister und verdichteter Schnee). on Bad Salzuflen) über Frosttage, Schneetage Auswirkungen der strengen Winter lassen und durchschnittliche Schneehöhen auch für sich aus der nicht systematischen Erhebung nur folgende als streng angesehene Winter zeigt schlecht ablesen. Der als Katastrophenwinter Tab. 1 (nach: Hegerath 2017). bezeichnete Winter 78/79 hatte auf den Bielefel- der Grünspechtbestand wohl keinen besonde- ren Einfluss mehr, es waren nur wenige Gebiete in der Stadt besetzt, die wahrscheinlich auch in 8. Mögliche Ursachen für das lange strengeren Wintern das Überleben sicherten. Bestandstief Blume (1996) beschreibt, dass kleinräumig, auch in allgemein katastrophalen Wintern, Gebiete Als Ursachen für das lange Bestandstief klimatisch so begünstigt sein können, dass dort erwägt Blume (1996) kühle, nasse Sommer mit durch geringere Verwehungen offene Böden einem Rückgang an Ameisen und zunehmen- im Windschatten von Bäumen und Gebäuden de Vergrasung der Wälder. Südbeck et al. (2009) Grünspechten das Überleben ermöglichen. Auf und Liesen (2012) führen diese Faktoren auch Ähnliches weist meine Beobachtung (Härtel als Gründe für den Rückgang des Grauspech- 1998) für das Almetal im Süden Ostwestfalen- tes in weiten Teilen Niedersachsens bzw. im Lippes hin, wo sich zwischen 1988 und 1997 der Kottenforst (NRW) an, was sich dann allerdings Bestand erhöhte. nicht mit der Zunahme des Grünspechtes in Nach den Wintern zwischen 1984 und 1987 Einklang bringen lässt. wurden vereinzelt Reviere geräumt (Heepen), Die Auswirkung von Pestiziden auf doch der Winter 1995/96 bewirkte entgegen Endglieder der Nahrungskette ist an Greif- aller Befürchtungen nur einen leichten, kurz- vögeln belegt worden. Eine umfangreiche zeitigen Bestandsrückgang. Winterverluste Zusammenfassung hierzu gibt Prinzinger wurden nach diesen Wintern, wie auch in der (1979). Zu Spechten fehlen entsprechende Vergangenheit beobachtet wurde, schnell Untersuchungen. Nach Wegner (2000) wurde aufgefüllt (Blume 1996). So hatten die Winter in der Bundesrepublik Deutschland DDT 2009/10 und 2012/13 keine nachhaltigen Aus- 1972, Hexachlorbenzol 1977, Lindan 1977, wirkungen auf den Bestand des Grünspechtes Aldrin/Dieldrin 1974, Endrin 1982 und Hep- in Bielefeld, wie Bongards Erhebung für 2014 taclor/Heptaclor-epoxid 1982 verboten. Der zeigte (Bongards 2017). Grünspecht kann über seine Nahrung und

Winter Strengfrosttage Eistage Schneetage max. Schneehöhe 62/63 41 59 77 29 69/70 11 37 78 25 78/79 11 29 72 22 80/81 2 16 67 13 84/85 21 29 48 28 85/86 16 40 63 14 86/87 21 31 75 27 95/96 10 43 54 15 09/10 8 39 70 k. A. 12/13 2 28 51 14 Tab. 1: Die Starkwinter zwischen 1962 und 2013 nach Daten der Station Bad Salzuflen des Deutschen Wetterdienstes - nach: Hegerath (www.winterchronik.de vom 28.01.2017) 152 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) sein Wühlen in der Erde bei der Nahrungssu- Conrads (1957): Die Stadt als Lebensraum des che mit Pestiziden in Kontakt kommen. Ein Vogels. - Mskr. Einfluss auf den Grünspecht sollte in Erwä- gung gezogen werden, denn die Bestand- Conrads (1963): Nachtrag zur Avifauna von serholung des Grünspechts setzte erst Jahre Bielefeld. – zu: Die Stadt als Lebensraum nach den Verboten der Gifte ein und zeigt des Vogels.- Mskr. damit deutliche Parallelen zur Bestandsent- wicklung einiger Greifvogelarten (Seeadler, Conrads, K. (1967a): Die Spechte in Westfalen Fischadler, Schwarzmilan, Habicht) (Hauff Lippe. – Ber. Naturwiss. Verein Bielefeld 18: 2009, Krüger 2009, Mammen & Stubbe 2009). 25–115

Conrads, K. (1967b): Grünspecht. – in: Peitzmeier 1969: Die Avifauna von Westfalen. – 9. Zusammenfassung Münster.

Die Bestandserholung des Grünspechtes Härtel, H. (1998): Zur Bestandsentwickluing im Großraum Bielefeld wird anhand der der großen Spechtarten im südlichen Ost- Beobachtungsdaten im Ornithologischen westfalen (Kreis Paderborn). – Charadrius Mitteilungsblatt für Ostwestfalen-Lippe und 34: 136–138 seinen Vorgängern beschrieben. Der Winter 1962/63 reduzierte die Bestände des vorher Hauff, P. (2009): Zur aktuellen Bestandsent- häufigen Vogels bis auf wenige Vorkommen. wicklung des Seeadlers (Haliaeetus albicil- Eine Bestandszunahme setzte erst in den la) im zentralen Mitteleuropa. – in: Stubbe, 1990er Jahren ein. Spätere strenge Winter M., Mamman, U. (Hrsg.): Populationsbiologie hatten keine nachhaltigen Auswirkungen auf Greifvögel und Eulenarten 6: 121–128 die Grünspechtvorkommen. Rückgangsur- sachen werden in der Literatur widersprüch- Hegerath, A. (2017): Winter-Chronik. – www. lich diskutiert. Die Rolle von Umweltgiften winterchronik.de (Version: 28.01.2017). wird bisher nicht diskutiert, obwohl parallele Bestandszunahmen bei einigen Greifvogelar- Herhaus, F. (1998) Beobachtungshäufigkeit von ten vorliegen. Grauspecht (Picus canus) und Grünspecht (P. viridis) im südlichen und östlichen Bergischen Land (Nordrhein-Westfalen) zwischen 1983 und 1997. – Charadrius 34: 10. Literatur 139–143

Berg-Schlosser, G. (1968): Die Vögel Hessens. Knoblauch, G. (1964): Auswirkungen extremer Ergänzungsband. – Frankfurt am Main. Witterungsverläufe auf den Vogelbe- stand. – Abhandlungen aus dem Landes- Bongards, H. (2017): Zur Brutzeitverbreitung museum für Naturkunde zu Münster in des Grünspechts in Bielefeld 2014. Jahres- Westfalen 26, Heft 2: 43–51 heft des NABU Bielefeld 14: 38–40 Krüger, O. (2009): Common Buzzard, Goshawk, Blume, D. (1996): Schwarzspecht, Grauspecht, Eagle Owl: a natural experiment in Eastern Grünspecht. Die Neue Brehm-Bücherei. 5. Westphalia. – in: Stubbe, M.; Mamman, U. überarb. Auflage (Hrsg.): Populationsbiologie Greifvögel und Eulenarten 6: 303–312 Härtel: Zur Ausbreitung des Grünspechtes Picus viridis in Bielefeld seit 1963 153

Kuhlmann, H. (1935): Die Vogelwelt des 2014. – Ber. Naturwiss. Verein Bielefeld 52: Ravensberger Landes und der Senne. – 96–105 Abhandlungen aus dem Westfälischen Provinzialmuseum für Naturkunde 6, Heft Seifert, B. (2009): Lebensraumansprüche, Bio- 1: 1–65 massen und Erreichbarkeit für Spechte rele- vanter Ameisen. – In: Nationalparkverwaltung Kuhlmann, H. (1950): Die Vogelwelt des Ra- Harz (2009) (Hrsg.): Aktuelle Beiträge zur vensberger Landes und der Senne. – Ber. Spechtforschung -Tagungsband 2008 zur Naturwiss. Verein Bielefeld 11: 19 –118 Jahrestagung der Projektgruppe Spechte der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft. Laske, V.; Nottmeyer-Linden, K.; Conrads, K. (1991): Schriftenreihe aus dem Nationalpark Harz Die Vögel Bielefelds. – Bielefeld. Band 3: 20–27

Liesen, J. (2012): Der Grauspecht Picus canus Südbeck, P.; Peerenboom, C.; Laske, V. (2009): Zur ak- im Kottenforst bei Bonn – historische und tuellen Bestandsgröße des Grauspechts Pi- aktuelle Verbreitung sowie Diskussion cus canus in Niedersachsen – Versuch einer möglicher Rückgangsursachen. – Charad- Abschätzung. – In: Nationalparkverwaltung rius 48: 12–22 Harz (2009) (Hrsg.): Aktuelle Beiträge zur Spechtforschung – Tagungsband 2008 zur Mammen, U.; Stubbe, M. (1996): Aktuelle Trends Jahrestagung der Projektgruppe Spechte der Bestandsentwicklung der Greifvögel- der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft. und Eulenarten Deutschlands. – in: Stubbe, Schriftenreihe aus dem Nationalpark Harz M., Mamman, U. (Hrsg.): Populationsbiologie Band 3: 47–55 Greifvögel und Eulenarten 6: 9–25 Wegner, P. (2000): Biozidbelastung von Eiern Peitzmeier, J. (1969): Die Avifauna von Westfa- des Wanderfalken. – Charadrius 36: 113–125 len.- Münster/Westfalen.

Peitzmeier, J. (1979): Die Avifauna von Westfa- len. 2. unveränderte Auflage mit einem Anhang. – Münster/Westfalen.

Prinzinger, R. (1979): Der Einfluß von Pestiziden auf die Brutphysiologie der Vögel. – Ökolo- gie der Vögel 1: 17–89

Püchel-Wieling, F. (2007): Der Grünspecht in den Feuchtwiesenschutzgebieten des Ostmünsterlandes – Auswertung und Beobachtungsdaten 1994 bis 2000. – Ber. Naturwiss. Verein Bielefeld 47: 279–290

Püchel-Wieling, F. (2014): Bestandsentwick- lung des Grünspechtes (Picus viridis) in Feuchtwiesenschutzgebieten des Kreises Gütersloh (Nordrhein-Westfalen) – Aus- wertung der Beobachtungsdaten 1994 bis Berichte Naturwiss. Verein für Bielefeld und Umgegend 56 (2019),, S. 154 – 190

Faunistische Erhebungen der Libellen und Heuschrecken im FFH-Gebiet „Große Aue“, Kreis Minden-Lübbecke

Gabriele POTABGY, Minden

Mit 23 Abbildungen und 10 Tabellen

Inhalt Seite 1. Einleitung 155 2. Methodik 155 2.1 Libellen 155 2.2 Heuschrecken 156 3. Beschreibung der Untersuchungsabschnitte 156 3.1 Bauabschnitt 1 und 6 156 3.2 Bauabschnitt 4 157 4. Ergebnis Libellen (Tabelle 4 im Anhang) 158 4.1 Bauabschnitt 1 158 4.2 Bauabschnitt 6 158 4.3 Gesamtergebnisse in Bauabschnitt 1 und 6 158 4.4 Beschreibung und Biotopansprüche ausgewählter Arten 159 5. Bewertung, Pflege und Entwicklung 165 6. Ergebnis Heuschrecken 167 6.1 Bauabschnitt 1 167 6.2 Bauabschnitt 6 167 6.3 Bauabschnitt 4 167 6.4 Gesamtergebnis der Bauabschnitte 1, 4 und 6 167 6.5 Beschreibung und Biotopansprüche ausgewählter Arten 168 7. Bewertung, Empfehlungen zur Pflege und Entwicklung 174 8. Zusammenfassung 177 9. Literatur und Bildnachweis 177

Verfasserin: Dipl. Biol. Gabriele Potabgy, Biologische Station Minden-Lübbecke, Nordholz 5, 32425 Minden, www.biostation-ml.de Potabgy: Faunistische Erhebungen der Libellen und Heuschrecken im FFH-Gebiet „Große Aue“ 155

1. Einleitung Auswahl stehender Gewässer (Tümpel, Wei- her), stehende Gewässer die von der Großen Seit 1989 wurde an der „Großen Aue“ im Aue durchflossen werden, Abschnitte der Kreis Minden-Lübbecke schrittweise das mäandrierenden Großen Aue und Abschnitte Projekt „Wiederherstellung einer Gewäs- des alten begradigten Gewässerlaufes der serlandschaft“ umgesetzt. Nach Abschluss Großen Aue. Es wurde besonderer Wert dar- der baulichen Maßnahmen übernahm die auf gelegt, bei Eignung die gleichen Gewässer Biologische Station Minden-Lübbecke e. V. wie 2001 zu untersuchen. Insgesamt erfolgte in Abstimmung mit der Bezirksregierung eine Einteilung in 34 Probestellen. Jedes Detmold und dem Kreis Minden-Lübbecke Untersuchungsgewässer wurde 2015 drei bis die weitere fachliche Betreuung des Gebietes. fünfmal bei windarmen, sonnig-warmen, teils Im Rahmen der NRW-Gebietsmeldungen heißen Wetters begangen. Die Bestimmung für Natura 2000 wurden die im Landesbesitz erfolgt durch Sicht, teilweise mit Hilfe eines befindlichen Flächen im Projektgebiet als Fernglases. Bei schwer zu determinierenden FFH-Gebiet ausgewiesen. Arten mussten Individuen mit einem Insek- 2000 bis 2002 erfolgten durch die Biologi- tenkäscher gefangen und danach wieder in sche Station umfangreiche Untersuchungen die Freiheit entlassen werden. Bei jeder Bege- zur Vogelfauna, Amphibien, Libellen und hung wurde besonders auf Exuvien geachtet, Heuschrecken sowie der Flora und eine Bio- welche im Labor auf Artniveau determiniert topkartierung. Damit wurde eine gute Grund- wurden. Als Bestimmungsliteratur dienten lage für die Aufstellung und Fortschreibung Bellmann (1993–2010), Dijkstra, K. D. B. (2014) von Pflege- und Entwicklungsplänen und und Pape-Lange (2014). die Möglichkeit eines späteren Monitorings Die gesichteten Individuen wurden in geschaffen. folgende logarithmische Abundanzklassen 15 Jahre später (2015) wurde an ausgewähl- (vgl. Siedle 1992, Arbeitskreis zum Schutz und zur ten Gewässern in den Bauabschnitten 1 und Kartierung von Libellen in NRW 2003) eingeteilt: 6 die Libellenfauna untersucht. 2016 wurde • 1 = 1–3 diese Untersuchung durch die Aufnahme der • 2 = 4–10 Heuschrecken in denselben Bauabschnitten • 3 = 11–30 ergänzt. 2017 erfolgte in dem Bauabschnitt 4 • 4 = 31–100 die Aufnahme der Heuschreckenfauna. In die- • 5 = 101–300 sem Bericht werden die Untersuchungsergeb- nisse zusammengefasst dargestellt. Außer- Außerdem wurden zu jeder Art die beob- dem erfolgt eine vergleichende Betrachtung achteten Verhaltensweisen aufgenommen. der Libellen- und Heuschreckenfunde von Dabei gelten folgende Abkürzungen: 2000–2002 mit denen von 2015–2017 für die • Sf = Schlupf (Bodenständigkeitsnachweis) untersuchten Gewässer und das Grünland. • J = Jungfernflug (Bodenständigkeitsnach- weis) • E = Eiablage (Bodenständigkeitshinweis) 2. Methodik • K = Kopula (Bodenständigkeitshinweis) • T = Tandem (Bodenständigkeitshinweis) 2.1 Libellen • R = Revierverhalten (Bodenständigkeitshin- weis) Die Libellenerfassung erfolgte an unter- • G = Gast schiedlichen Gewässertypen in der Zeit vom • S = Sonstiges (indifferent) 13.05.–07.09.2015. Dabei kamen folgende Gewässertypen in die Betrachtung: Eine 156 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Die Auswertung erfolgte mit Hilfe einer Die Fundorte von Rote Liste-Arten und Gesamtartenliste der festgestellten Libellen anderen bemerkenswerten Libellen- und in den Bauabschnitten 1 und 6 im Vergleich Heuschreckenarten wurden kartografisch zu den Aufnahmen von 2001. Die Rote Liste erfasst und mit dem GIS-Programm ArcMap von 1999 wurde der teilweise veränderten digitalisiert. Die hiermit erstellten Karten mit aktuellen Roten Liste von 2010 in den Tabellen den Untersuchungsflächen und Arten befin- 4–7 gegenübergestellt. Die Funddaten je Bau- den sich im Anhang. Zusätzlich wurden die abschnitt, Gewässer und Datum befinden sich Fundorte mit dem Programm GISpad erfasst mit der Legende im Anhang (Tabellen 4–10). und dem LANUV NRW zur Verfügung gestellt. Anzumerken ist noch, dass der Bewuchs mit Brombeeren und Himbeeren auf den 2.2 Heuschrecken Sukzessionsflächen teilweise eine optimale Begehung nicht zuließ. Im darauf folgenden Jahr 2016 erfolgte von Mitte bis Ende August bei sonnigem, windstillem Wetter die Erfassung der offen- landbewohnenden Heuschreckenfauna in 3. Beschreibung der Untersuchungs- Bauabschnitt 1 und 6. abschnitte 2017 wurde die Kartierung im Bauabschnitt 4 für die Heuschrecken weitergeführt (s. Ta- 3.1 Bauabschnitt 1 und 6 belle 2a–2d und 3 im Anhang). Hierbei wurde Wert darauf gelegt, die Vielfalt von Lebensräu- Der Bauabschnitt 1 hat eine Gesamtgröße men wie feuchtes Grünland (Wiese, Weide), von 24 ha und der Bauabschnitt 6 ist 77,6 ha Sumpfbereiche, Gewässerrandvegetation, groß. Bauabschnitt 6 gliedert sich in die Un- Brachflächen, Flächen in Sukzession, Dämme tersuchungsabschnitte West, Süd, Mitte und und Säume differenziert zu untersuchen. Nord. Innerhalb der verschiedenen Lebensräume Beide Bauabschnitte weisen bei der Vielfalt wurden Transekte begangen. Dabei wurden der Gewässer- und Flächenausprägung ein rufende Männchen, sichtbare Individuen ähnliches Bild auf. In beiden Bauabschnitten (Weibchen, nicht singende Individuen/Arten) befinden sich besonders auf den beweideten und mit einem Insektenkäscher gefangene Flächen an den kleineren und flacheren Tiere halbquantitativ mittels einer sieben- Gewässern vielfältige Vegetationskomplexe stufigen Skala erfasst. Die Ansprache der aus verschiedenen Röhrichten, Binsen- und Arten erfolgte im Wesentlichen anhand der Seggenriedern mit teilweise Schwimm- und Bioakustik (arttypischen Gesänge) teilweise Tauchblattpflanzen. auch durch Fang mittels Hand und Insekten- Eingefasst zwischen dem alten begradig- käscher und dann durch Bestimmung anhand ten Verlauf der Großen Aue und dem mäan- morphologischer Merkmale. drierenden, teils aufgestauten, teils langsam Die Häufigkeitsstufen beziehen sich auf fließenden Bereich der „neuen“ Großen Aue 5 m2 Untersuchungsfläche („Parallelgewässer“) befinden sich zahlreiche • 1 = Einzelindividuum Stillgewässer unterschiedlicher Ausprägung. • 2 = mehrere Individuen Die Stillgewässer sind alle in einem reifen • 3 = 2–5 Individuen Zustand und weisen je nach Fischvorkom- • 4 = 6–10 Individuen men (durch Sicht und Trübung des Wassers • 5 = 11–20 Individuen festgestellt) submerse und emerse Wasser- • 6 = 21–50 Individuen pflanzen unterschiedlicher Deckung auf. • 7 = mehr als 50 Individuen Stehende Gewässer mit besonnten oder nur Potabgy: Faunistische Erhebungen der Libellen und Heuschrecken im FFH-Gebiet „Große Aue“ 157 wenig beschatteten Ufern befinden sich auf an der Großen Aue“) keine Düngung und Rinderweiden oder auf Flächen, die durch ge- keine Biozid-Anwendung statt. Ein Teil der zielte Maßnahmen von Gehölzen freigehalten Flächen, wie auch die sich darin befindenden wurden. Einige Gewässer sind von Schilfröh- Stillgewässer werden extensiv mit Rindern be- richten umgeben. Bei diesen Gewässern war weidet oder nach dem 15.06. für die Heuwer- durch die eingeschränkte Sicht die Erfassung bung ein bis zweimal im Jahr gemäht. Diese der Libellen erschwert. Bewirtschaftungsauflagen lehnen sich an die Sehr viele Stillgewässer haben eine direkte Auflagen des Kulturlandschaftsprogrammes Anbindung an die fließende Welle der Großen des Kreises an. Die zu pflegenden Flächen, Aue. Manche Stillgewässer werden vom wurden, zu einem an die Flächenbewirtschaf- Fließgewässern durchflossen. Diese Gewässer tung angepassten Pachtpreis, an ortsansässi- weisen alle eine erhebliche Trübung des ge Landwirte mit Bewirtschaftungsauflagen Wasser und sichtbar viele Fische, vermutlich verpachtet. Weißfische und wenige (unter 10 %) oder keine submersen Wasserpflanzen auf. Ein Teil der in den 90er Jahren angelegten 3.2 Bauabschnitt 4 Teiche konnten als wassergefüllte Gewässer nicht mehr angetroffen werden. Bedingt Der Bauabschnitt 4 mit einer Größe von durch Sukzession waren sie nur noch als 31,2 ha wird im nordöstlichen Bereich durch feuchte Mulden zu erkennen und teilweise Heumahd und Beweidung extensiv bewirt- auch mit Gehölzen vollständig bewachsen. schaftet. Auch hier werden die bewirtschaften Weitere stehende Gewässer weisen einen Flächen angelehnt an die Kulturlandschafts- temporären Charakter auf und trocknen programmverträge von unterschiedlichen mehrmals im Jahr ein oder zeigen einen stark Landwirten gepflegt. schwanken Wasserstand mit Austrocknung Im südlichen Abschnitt und dem west- alle paar (4–8) Jahre. lichen Bereich zwischen neuer Großer Aue Die Flächen sind durch angepflanzte und dem alten Verlauf sind die Flächen durch Gehölze wie Erlen, Weiden, Eschen, Birken Sukzession geprägt. Sie weisen teils feuchte und Pappeln umsäumt und bieten damit Hochstaudenfluren, teils Erlenwald mit einen Rückzugsraum für viele Arten, die in Brombeeren und Himbeeren auf. Besonders der umgebenden landwirtschaftlich intensiv die ehemaligen Sand-Magerrasen weisen genutzten Landschaft keinen ausreichenden eine starke Beschattung durch aufkommende Lebensraum mehr finden. Besonders die Gehölze auf. Gehölzsäume auf den Dämmen schützen Die Große Aue mäandriert in kleineren und das Gebiet vor Stoffeinträgen aus landwirt- weiteren Bögen von Süden nach Norden. Sie schaftlichen Flächen der Umgebung. Die ist beidseitig mit einem dichten Saum aus Große Aue, beidseitig bewachsen mit einem Erlen, Weiden, Eschen und teilweise Pappeln dichten Saum aus Erlen, Weiden und Eschen, bewachsen. mäandriert durch das von Süden nach Norden verlaufende FFH-Gebiet. Der alte Verlauf der Großen Aue begrenzt das Gebiet bis auf weni- ge kurze Abschnitte nach Westen. Etliche Flächen zeigen die Ausprägung einer artenreichen feuchten Hochstaudenflur mit Röhrichten. Auf allen Flächen finden seit 1989 (Beginn der Umsetzung des Projektes „Wiederherstellung einer Gewässerlandschaft 158 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

4. Ergebnis Libellen (Tabelle 4 im Anhang) virgo, Sympecma fusca, Ischnura pumilio, Aeshna juncea, Somatochlora metallica, Sym- 4.1 Bauabschnitt 1 petrum pedemontanum. 5 Arten sind davon bemerkenswerte Arten. Durch die Untersuchung wurden im Bau- Lestes dryas wurde in diesem Bauabschnitt abschnitt 1 in 2015 25 Arten (2001, 19 Arten) 2015 nicht mehr nachgewiesen. 2001 wurde (s. Tabelle 4 bis 10 im Anhang) nachgewiesen. sie an den Stillgewässern im nördlichen Zehn Arten sind davon bemerkenswerte Arten Bauabschnitt angetroffen. 2015 zeigten sich (4 Großlibellen- und 6 Kleinlibellenarten). Für diese Teiche fast den ganzen Sommer einge- 17 Arten konnte ein Bodenständigkeitsnach- trocknet und ganz oder teilweise beschattet. weis (Schlupf, Eiablage, Exuvien, Paarung) Insgesamt konnten in den Stillgewässern des erbracht werden. nördlichen Bauabschnitts nur 3 Arten und Acht Arten wurden in diesem Bauabschnitt diese ohne Bodenständigkeitsnachweis be- erstmalig nachgewiesen: Lestes barbarus, legt werden. 2016 fanden hier Verbesserungs- Lestes dryas, Lestes virens vestalis, Coenagrion maßnahmen statt. Die drei nördlichsten Tei- pulchellum, Erythromma najas, Aeshna grandis, che dieses Bereiches wurden freigestellt und Gomphus vulgatissimus, Libellula depressa und entschlammt. Es ist zu empfehlen, hier 2020 Sympetrum striolatum. 7 Arten sind davon be- erneut die Libellen zu kartieren, um zu sehen, merkenswerte Arten, also Arten, die sich auf ob sich die fehlenden Arten wieder bedingt der Roten Liste oder Vorwarnliste befinden. durch die Pflegemaßnahme angesiedelt Sympetrum flaveolum konnte nicht mehr haben. nachgewiesen werden. Diese wurde 2001 als Einzelfund an einem Gewässer im Bauab- schnitt 1 beobachtet. Die Schwesternarten 4.3 Gesamtergebnisse in Bauabschnitt 1 Lestes barbarus und Lestes dryas, welche und 6 ähnliche Biotopansprüche wie Sympetrum flaveolum haben, wurden gemeinsam nur 2015 konnten in den Bauabschnitten 1 und an den Stillgewässern auf der Rinderweide 6 insgesamt 33 Libellenarten nachgewiesen des Bauabschnittes 1 nachgewiesen. Diese werden und zwar 17 Kleinlibellen und 16 Stillgewässer zeichnen sich durch Fischfreiheit Großlibellen. Davon sind 15 Arten auf der aus, da sie zeitweilig eintrocknen. Roten Liste NRW oder auf der Vorwarnstufe Lestes virens vestalis und Gomphus vulgatis- (V) (vgl. LANUV 2017). Diese 33 Arten entspre- simus kommen nur im Bauabschnitt 1 vor. chen 45 % der in NRW rezent nachgewiesenen 73 Libellenarten. Im Untersuchungsgebiet wurden somit 55 % der in der Großlandschaft 4.2 Bauabschnitt 6 des Westfälischen Tieflandes vorkommenden 60 Arten nachgewiesen! Mit 30 nachgewiesenen Arten (2001, 26 2001 wurden insgesamt 26 Arten festge- Arten) weist dieser Untersuchungsabschnitt stellt. Davon konnte eine Art, Sympetrum die höchste Artenzahl auf (s. Tabelle 4 bis 10 flaveolum 2015 nicht mehr nachgewiesen im Anhang). Zwölf Arten sind davon bemer- werden (s. o.). kenswerte Arten (5 Großlibellenarten und 7 Acht Arten wurden 2015 zusätzlich nach- Kleinlibellenarten). Für 21 Arten konnte ein gewiesen. Ischnura pumilio (BA6), Aeshna Bodenständigkeitsnachweis (Schlupf, Eiabla- juncea (BA6) und Gomphus vulgatissimus ge, Exuvien, Paarung) erbracht werden. (BA1) wurden als Einzelindividuen erfasst, Sechs Arten wurden in diesem Bauab- Sympetrum pedemontanum (BA6) konnte an schnitt erstmalig nachgewiesen: Calopteryx zwei Gewässern, Lestes virens vestalis (BA1) Potabgy: Faunistische Erhebungen der Libellen und Heuschrecken im FFH-Gebiet „Große Aue“ 159 und Somatochlora metallica (BA6) an drei 4.4 Beschreibung und Biotopansprüche Gewässern, Sympecma fusca (BA6) an sechs ausgewählter Arten Untersuchungsabschnitten und Calopteryx virgo (BA6) an einem Gewässer erfasst werden. Kleinlibellen Insgesamt herrschten in den untersuchten Gebieten typische Libellenarten eutropher, Calopteryx virgo (Blauflügel-Prachtlibelle) reifer Gewässer mit gut ausgeprägter Wasser- ist eine typische Art für naturnahe, saubere vegetation vor. sommerkühle Fließgewässer und Quellen. An Mit einer hohen Stetigkeit - mehr als 60 % der mäandrierenden Großen Aue wurde ein der Probestellen - wurden 7 Arten (Calopteryx männliches Exemplar im Bauabschnitt 6 Süd splendens, Chalcolestes viridis, Coenagrion pu- nachgewiesen. Damit handelt es sich um ei- ella, Ischnura elegans, Aeshna grandis, Sympe- nen Erstfund für den Kreis Minden-Lübbecke trum sanguineum und Sympetrum vulgatum) seit 1995. Im angrenzenden Niedersachen nachgewiesen. wurden aktuell auch nur wenige Nachweise Die zweithäufigste Gruppe sind Arten erbracht. Sie ist eine Art, die nur in naturnahen, mit einer Präferenz zu hydrophytenreichen unverschmutzten Fließgewässern vorkommt. Gewässern, Pionierarten oder fischtolerante Mit einer Stetigkeit von 90 %, also an 32 von Arten. Diese konnten regelmäßig (30 %–59 % 34 Probestellen, wurde Calopteryx spendens der Probestellen) festgestellt wurden: Pla- (Gebänderte Prachtlibelle), eine momentan tycnemis pennipes, Pyrrhosoma nymphula, ungefährdete Art, nachgewiesen (Menke, Coenagrion pulchellum, Erythromma najas, Göcking et al. 2016). Die Art konnte an allen Brachytron pratense, Aeschna mixta, Anax Probestellen, mit Ausnahme der zur Schlupf- imperator, Libellula depressa, Libellula quadri- zeit ausgetrockneten Gewässer, nachgewiesen maculata und Orthetrum cancellatum. werden. Diese Art ist ein Indikator für die natur- Fünf Arten wurden selten, mit einer verträglichere Unterhaltung der Fließgewässer. Stetigkeit von 10 %–29 % der Probestellen, In den 1950er bis 1980er Jahren führten die da- angetroffen. Dazu gehören Lestes barbarus, maligen landesweiten Verschmutzungen der Lestes sponsa, Sympecma fusca, Erythromma Fließgewässer und der planmäßige Ausbau, die viridulum und Enallagma cyathigerum. Begradigung der Flüsse und Bäche im Rahmen An drei oder weniger Probestellen, also der Flurbereinigung ebenso wie die regelmä- sehr selten wurden Calopteryx virgo, Lestes ßige Gewässerunterhaltung, das Ausbaggern virens vestalis, Lestes dryas, Ischnura pumilio, und Schleppen der Sohle sowie die Mahd der Aeshna juncea, Aeshna cyanea, Gomphus vul- Ufer, zu dramatischen Bestandseinbrüchen. gatissimus, Cordulia aenea, Somatochlora me- Durch die dann folgenden Bemühungen zur tallica, Sympetrum striolatum und Sympetrum Gewässerreinhaltung des Landes, die auch pedemontanum nachgewiesen. Auch unter weiterhin durchgeführten Renaturierungs- diesen finden sich besonders viele Arten, wel- maßnahmen sowie Bemühungen zur Struk- che temporäre Gewässer bevorzugen oder turverbesserung, führten zur Verbesserung Pionierarten sind. des Bestandes der Art. Die Wiederbesiedlung erfolgte aus weniger beeinträchtigten Gewäs- serabschnitten und naturnahen Nebenläufen. Ausbau, Begradigung und intensive Unter- haltungsmaßnahmen an Gewässern sollten auch weiterhin gänzlich unterbleiben, was sich zugleich auch positiv auf eine Vielzahl der anderen Fließgewässerorganismen auswirken würde (vgl. Menke, Göcking et al. 2016). 160 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Lestes barbarus (Südliche Binsenjungfer) konnte nur im Bauabschnitt 1 als bodenstän- dig und mit höherer Individuenanzahl an den beiden Teichen auf der Rinderweide nachge- wiesen werden. An den sechs Nachweisstellen des Bauabschnitts 6 erfolgte der Nachweis dieser Pionierart nur als Einzelindividuum und ohne Bodenständigkeitsnachweis. Die Art besiedelt Gewässer die durch geringe Wassertiefe, meist geringe Größe, Besonnung und einen stark schwanken Abb. 2: Calopterix splendens (Gebänderte Prachtli- Wasserstand gekennzeichnet sind (Menke, belle) (Foto: Wiebke Homann) Göcking et al. 2016). Die beiden, offensichtlich fischfreien Gewässer auf der Rinderweide im Bauabschnitt 1 sind durch eine ausgeprägte L. dryas wird in Deutschland als „gefährdet“ Verlandungszone geprägt. Die Rinder nutzen und in NRW als „stark gefährdet“ eingestuft diese Gewässer als Tränke und die extensive (Conze & Grönhagen 2011). Beweidung lässt den Aufwuchs von Gehölzen nicht zu. Während der Untersuchungszeit Lestes virens vestalis (Kleine Binsenjung- konnte ein stark schwankender Wasserstand fer) gilt in Deutschland als „gefährdet“ und festgestellt werden. Mit dieser Pflege und steht in NRW auf der Vorwarnliste. Sie ist dank dem schwankendem Wasserstand weisen die Schutzmaßnahmen hier nicht auf der Roten beiden Probestellen diese, für die Art notwen- Liste. Die Situation hat sich für diese Libellen- digen charakteristischen Merkmale auf. art vermutlich bedingt durch Klimaverände- Ebenso konnte an diesen charakteristischen rungen (Menke, Göcking et al. 2016) und Anlage Untersuchungsstellen im Bauabschnitt 1 Lestes von Artenschutzgewässern in den letzten dryas (Glänzende Binsenjungfer) mit mehreren Jahren in NRW verbessert. Individuen und Bodenständigkeitsnachweis Diese Art wurde ebenso wie Lestes dryas festgestellt werden. Lestes dryas wurde zusätz- ausschließlich im Bauabschnitt 1 und hier zu- lich noch im Verlandungsbereich des Teiches sammen an den identischen drei Gewässern 4 im Bauabschnitt 1 angetroffen. Diese Art nachgewiesen. Beide Arten bevorzugen tem- wurde nur im Bauabschnitt 1 nachgewiesen. poräre Gewässer. An diesen drei Fundstellen wurde auch für die Kleine Binsenjungfer ein Bodenständigkeitsnachweis erbracht. An den beiden stehenden Gewässern auf der Rinderweide konnte sie mit einer höheren Individuenanzahl nachgewiesen werden. Auffällig waren die Trittspuren der Rinder am Gewässerrand. Die Abdrücke der Klauen in dem Boden bildeten viele kleine temporäre Pfützen, von den die Art offensichtlich profi- tiert. Die Ufer sind besonnt und mit Seggen und Binsen bewachsen. Lestes virens vestalis gehört in NRW zu den mäßig häufigen Arten, wobei Verbreitungs- Abb. 1: Lestes barbarus (Südliche Binsenjungfer) schwerpunkte in den verbliebenen Heide- und (Foto: Bernhard Walter) Moorlandschaften zu finden sind. Einerseits Potabgy: Faunistische Erhebungen der Libellen und Heuschrecken im FFH-Gebiet „Große Aue“ 161 besiedelt die Art Gewässer mit dichten Sphag- num-Rasen; anderseits präferiert sie Gewässer mit gut ausgeprägten Verlandungszonen aus Seggen, Binsen, Igelkolben und Rohrkolben. Positiv auf das Vorkommen wirken sich schwankende Wasserstände und periodisch trockenfallende Flachwasserzonen aus. Die Gewässer an denen Lestes virens vestalis nach- gewiesen wurde, weisen dank der Beweidung mit Rindern genau diese benötigten Struktu- ren und eine gut ausgeprägte Verlandungszo- ne mit schwankendem Wasserstand auf. Abb. 4: Sympecma fusca (Gemeine Winterlibelle) Die Emergenzperiode erstreckt sich von (Foto: Wiebke Homann) Anfang Juni bis Ende August (Menke, Göcking et al. 2016). An den Fundgewässern wurde sie Anfang bis Mitte August nachgewiesen. Coenagrion pulchellum (Fledermaus- Azurjungfer) ist in NRW als mäßig häufige Art eingestuft. Sie gilt in Deutschland und NRW als gefährdet. Der Bestandsrückgang ist vor al- lem auf die zunehmende Eutrophierung vieler Fortpflanzungsgewässer zurückzuführen. Die erhöhten Nährstoffeinträge (Landwirtschaft, Stickstoffeinträge aus der Luft) fördern die Verlandung der Gewässer und bewirken eine Veränderung der Wasser- und Ufervegetation (Menke, Göcking et al. 2016). Abb. 3: Lestes virens vestalis (Kleine Binsenjungfer) Im Untersuchungsgebiet wurde sie mit (Foto: Jürgen Schleef) einer Stetigkeit von 41 % nachgewiesen. In Bauabschnitt 6 konnte mehrfach ein Boden- ständigkeitsnachweis erbracht werden. Sie Sympecma fusca (Gemeinde Winterlibelle) kam dort überwiegend an Gewässern mit viel- ist eine in NRW nur mäßig häufige Art M( enke, fältiger, gut ausgebildeter Ufervegetation vor. Göcking et al. 2016) welche überwiegend an Stillgewässern vorkommt. Sie ist die einzige bei uns einheimische Libelle, welche als Imago überwintert. Die Untersuchung 2001 an der Großen Aue erbrachte keinen Nachweis. 2015 wurde sie an sechs Probestellen nur im Bau- abschnitt 6 nachgewiesen. Im Bauabschnitt 6 Süd wurde an mehreren Untersuchungs- gewässern ein Bodenständigkeitsnachweis erbracht. Es ist möglich, dass die Art an weite- ren Gewässern vorkommt aber bei der Unter- suchung nicht erfasst werden konnte, da die Art nur bis Mai anzutreffen ist. Gefährdet wird die Art durch Eutrophierung und Beschattung Abb. 5: Coenagrion pulchellum (Fledermaus- der Fortpflanzungsgewässer. Azurjungfer) (Foto: Claudia Quirini-Jürgens) 162 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Erythromma viridulum (Kleines Granat- Großlibellen auge) konnte in mehreren Gewässern aus- schließlich im Bauabschnitt 6 nachgewiesen Aeshna grandis (Braune Mosaikjungfer) werden. gehört in NRW zu den mäßig häufigen Die Art besiedelt stehende, aber auch Arten, deren Nachweise sich auf wenige langsam fließende, gut besonnte Gewässer Landesteile konzentrieren. In Deutschland ist mit flutender Tauchblattvegetation oder auch sie auf der Vorwarnliste und in NRW gilt sie Algenwatten. Sie ist eine der wenigen fischto- als „Gefährdet“ (Conze & Grönhagen 2011). Im leranten Arten und besiedelt regelmäßig sich Untersuchungsgebiet wurde sie mit 65%iger sommerlich stark erwärmende Fischteiche, Stetigkeit aber immer als Einzelindividuum Wiesentümpel, Altarme und Weiher. Die angetroffen. Damit ist sie die Rote Liste-Art im Fundgewässer im Untersuchungsgebiet wei- Gebiet, die mit der größten Regelmäßigkeit sen alle eine gut ausgeprägte submerse und (22 von 34 Probestellen) festgestellt wurde. emerse Wasservegetation auf (Menke, Göcking Im Bauabschnitt 6 Nord im alten Gewässer- et al. 2016). Die Eiablage erfolgt häufig an lauf, wurde ein Weibchen bei der Eiablage Rauhem Hornblatt, Tausendblatt, Froschbiss beobachtet, ansonsten erbrachte der Nach- usw. Ihr Lebensraum wird durch Entfernung weis ausschließlich patrouillierende einzelne der Wasservegetation im Rahmen von Un- Männchen. Die Art benötigt Altwässer mit terhaltungsmaßnahmen beeinträchtigt. Um Überflutungsdynamik und bewaldete Gewäs- die Regenerationsfähigkeit der Art und die serrandzonen mit Röhricht, Schwimmblattzo- notwendige Eiablagevegetation zu erhalten, ne und offener WasserflächeM ( enke, Göcking sollte submerse Vegetation noch Möglichkeit et al. 2016). Für den Bauabschnitt 1 wurde sie immer nur partiell entfernt werden. Auch erstmals nachgewiesen. Karpfen in einem Gewässer führen zu einem Lebensraumverlust (Conze & Grönhagen 2011). Aeschna juncea (Torf-Mosaikjungfer) wur- Untersuchungen zur Entwicklung der de ausschließlich mit mehreren Exemplaren Wasservegetation wurden seit 2002 im FFH- im Bauabschnitt 6/West an einem Altwasser Gebiet Große Aue nicht wieder durchgeführt, nachgewiesen. Sie ist vor allem eine Moorli- sind aber auch in Bezug auf die Entwicklung belle, kommt aber auch an anderen Gewäs- der Fischfauna und der Libellen unerlässlich. sern vor. Bei dem Fundpunkt handelt es sich um ein Gewässer, welches vor einigen Jahren (2003) eingetrocknet ist. Fische konnten hier, im Gegensatz zu vielen anderen Probestel- len, durch Sicht nicht festgestellt werden. Während der Untersuchungszeit wurde im Bauabschnitt 6/West ein stark schwankender Wasserstand festgestellt, der hier eine gleich- bleibend intensive Untersuchung erschwerte. Das Untersuchungsgewässer befindet sich in einer ausgeprägten feuchten, im Sommer schwer zugänglichen, zeitweise überfluteten Hochstaudenflur. Abb. 6: Erythromma viridulum (Kleines Granatauge) In Deutschland und in NRW gilt die Art als (Foto: Wiebke Homann) „gefährdet“. In Nordrhein-Westfalen kommt Aeshna juncea im Tiefland schwerpunktmäßig an Gewässern in nährstoffarmen Hoch- und Übergangsmooren sowie an Heideweihern vor. Potabgy: Faunistische Erhebungen der Libellen und Heuschrecken im FFH-Gebiet „Große Aue“ 163

Entscheidend für das Vorkommen der Art ist Sympetrum pedemontanum (Gebänderte das Vorhandensein senkrechter Vegetations- Heidelibelle) wurde nur im Bauabschnitt 6 strukturen z. B. von Carex spp. (Seggen), Juncus an zwei Probestellen mit Einzelexemplaren spp. (Binsen), Eleocharis spp. (Sumpfbinse) oder nachgewiesen. Eriophorum spp. (Wollgras), in deren Wurzel- Sie gilt in NRW als „vom Aussterben ballen oder abgestorbenen und vertorften bedroht“ (Conze & Grönhagen 2011) und Teile die Weibchen bevorzugt ihre Eier ablegen in Deutschland als „stark gefährdet“. Die (Menke, Göcking et al. 2016). Ein Fortpflanzungs- Gebänderte Heidelibelle bevorzugt lang- nachweis konnte nicht beobachtet werden. sam fließende Grabensysteme und flach Da die Art jedoch mit mehreren Exemplaren überstaute, spärlich bis dicht bewachsene, und auch mehrfach angetroffen wurde, kann sommerwarme und unbeschattete Gewässer. von einer Bodenständigkeit ausgegangen Beide Gewässer an denen die Art nachgewie- werden. Gleichzeitig zeigt die Anwesenheit sen wurde, weisen diese Merkmale auf (Menke, dieser Art die große Bedeutung des Gebietes Göcking et al. 2016). Eine im Kartierungszeit- für den Biotopverbund. Die Große Aue bildet raum festgestellte, zunehmende Beschattung vermutlich einen wichtigen Verbindungskor- könnte das Vorkommen gefährden. Daher ridor zwischen den Mooren der Diepholzer wird empfohlen, in den nächsten drei Jahren Moorniederung und der Bastauniederung (mit diese Gewässer von Gehölzen freizustellen. Altem Moor, Neuenbaumer Moor, Großem Bei der Unterhaltung der Gewässer ist es von Torfmoor und Bastauwiesen). Vorteil, wenn die Räumung oder die Mahd Zum Schutz der Art sollte bei der Pflege- abschnittsweise gestaffelt wird. und Entwicklung des Gebietes besonders auf Für die Art wird diskutiert, ob sich eine die Fischfreiheit der stehenden Gewässer, die extensive Beweidung als günstig erweisen Offenhaltung, Nährstoffarmut und die Anlage könnte (NVL.2002 in Menke, Göcking et al. 2016). flacher Ufer geachtet werden. Gezielt sollte In den Untersuchungsgebieten gibt es zahlrei- auch die Entwicklung der für die Eiablage che stehende Gewässer in Rinderweiden und notwendigen senkrechten Grasstrukturen fließende Gewässer am Rande der Weiden. An gefördert werden. Untersuchungsgewässern in Weidegrünland wurde diese Art, im Gegensatz zu vielen anderen seltenen Arten (s. o.), allerdings nicht nachgewiesen.

Abb. 7: Aeschna juncea (Torf-Mosaikjungfer) (Foto: Wiebke Homann)

Abb. 8: Sympetrum pedemontanum (Gebänderte Heidelibelle) (Foto: Stefan Geschke) 164 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Brachytron pratense (Kleine Mosaikjungfer) kam mit mehreren Individuen nur an Stillge- wässern mit keinem oder geringem Fischbesatz vor. Am Untersuchungsgewässer T1 in Bauab- schnitt 6 Süd konnte die Art am 13.05.2015 mit vielen Exemplaren (Häufigkeitsklasse 5) beim Jungfernflug beobachtet werden. Sie wurde im Untersuchungsgebiet mit einer Stetigkeit von 35 % nachgewiesen. Die Art bevorzugt dichte Ufervegetation mit Ried- oder Röhrichtbeständen. Sie gilt in NRW als gefährdet. In den Flusslandschaften ist sie von der Hochwasserdynamik abhängig. Eine Revitalisierung dieser Dynamik trägt daher wesentlich zum Schutz auch dieser Art bei Abb. 9: Cordulia aenea (Gemeine Smaragdlibelle) (Menke, Göcking et al. 2016). In den Gewässern (Foto: Wiebke Homann) des Projektes „Wiederherstellung einer Ge- wässerlandschaft an der Großen Aue“ findet sie offensichtlich gute Bedingungen. Somatochlora metallica (Glänzende Sma- ragdlibelle) wurde nur an drei Fundstellen im Gomphus vulgatissimus (Gemeine Keil- Gebiet, ausschließlich in Bauabschnitt 6 nach- jungfer) war Libelle des Jahres 2017 (BUND & gewiesen. Sie ist in Nordrhein-Westfalen nur GdO 2016) und steht in Deutschland und NRW zerstreut verbreitet und gehört zu den mäßig auf der Vorwarnliste. Sie wurde mit einem häufigen Arten. In Deutschland und NRW gilt Exemplar an der Furt in Bauabschnitt 1 nach- sie als ungefährdet (Menke, Göcking et al. 2016). gewiesen. Die Gemeine Keiljungfer benötigt Im Untersuchungsgebiet wurden nur weni- vegetationsfreien, sandigen bis kiesigen Ge- ge Individuen an dem strömungsberuhigten wässerboden, in dem sich die Larven eingra- alten Gewässerlauf der Großen Aue, dem ben können. Der Gewässerboden muss stabil wenig durchströmten Altarm im westlichen sein, so dass die Larven bei Hochwasser nicht Bauabschnitt und ein patrouillierendes abdriften (Menke, Göcking et al. 2016). Dieses Männchen an einem halbschattigen, strö- trifft für die Tieflandbäche und Flüsse im Kreis mungsberuhigten Abschnitt der Großen Aue Minden-Lübbecke nur bei naturnahen Ge- nachgewiesen. wässern zu. Im Kreis Minden-Lübbecke gibt es für die Art bisher nur in einem TK-Quadranten Libellula depressa (Plattbauch) gilt in (Q3617-2) weiter südlich einen Nachweis. Deutschland als „ungefährdet“ und wird in NRW auf der „Vorwarnliste“ geführt. Cordulia aenea (Gemeine Smaragdlibelle) Sie ist eine Pionierart und bevorzugt konnte nur in Bauabschnitt 6 Mitte an zwei offene, vegetationsarme Ufer. L. depressa ist Teichen festgestellt werden. Sie ist in NRW auf die Dynamik der Gewässer angewiesen. eine mäßig häufige Art, die die verschiedens- Wachsen die Gewässer zu, fehlt die Art schon ten Stillgewässer besiedelt. Offensichtlich nach kurzer Zeit (Menke, Göcking et al. 2016). bevorzugt sie Gewässer, welche mit Gehölzen Im Untersuchungsgebiet erreicht sie eine umsäumte Ufer aufweisen oder sich in Wald- Stetigkeit von 35 %. An zwei Gewässern im nähe befinden M( enke, Göcking et al. 2016). Bauabschnitt 6 konnte ein Bodenständigkeits- Dieses trifft auf die Fundgewässer im Untersu- nachweis erbracht werden. chungsgebiet zu. Potabgy: Faunistische Erhebungen der Libellen und Heuschrecken im FFH-Gebiet „Große Aue“ 165

5. Bewertung, Pflege und Entwicklung

Nachfolgend werden die Ergebnisse der Libellenerfassungen bewertet und Vorschlä- ge zur weiteren Pflege und Entwicklung im Hinblick auf die Libellenfauna gegeben. Die Artengruppe umfasst besonders viele Zei- gerarten für eine intakte Gewässerbiozönose. Die Bauabschnitte 1 und 6 weisen einer- seits bei der Gesamtartenzahl aber auch bei der Zahl der bedrohten Libellenarten eine hohe Wertigkeit auf. Die beiden Gewässer (Teich 1 und 5) in Bauabschnitt 1, welche sich in der durch Rin- Abb. 10: Libellula depressa (Plattbauch, Männchen) der beweideten Fläche befinden, weisen die (Foto: Bernhard Walter) höchste Artenzahl (15 und 18 Arten) auf. Her- vorzuheben ist auch, dass mehr als 30 % der an diesen beiden Gewässern gefunden Arten auf der Roten Liste oder auf der Vorwarnliste aufgeführt werden. Auch das Gewässer T4 im nördlichen Be- reich des Bauabschnitt 1 weist mit 18 Arten eine sehr hohe Artenzahl aus. Der Anteil an bemerkenswerten Arten ist aber etwas geringer. In Bauabschnitt 6 ist besonders der Bereich West und hier der vor einigen Jahren (2003) ausgetrocknete Altarm hervorzuheben. Mit 22 Arten weist der Altarm nicht nur die höchste Artenzahl aller 34 Untersuchungsge- wässer auf, sondern besitzt mit 8 Arten auch Abb. 11: Libellula depressa (Plattbauch, Weibchen) den höchsten Anteil an besonderen bzw. (Foto: Wiebke Homann) bedrohten Arten. Durch das Trockenfallen des Altarms vor einigen Jahren ist dieser Bereich wahrscheinlich noch fischfrei oder mindestens fischarm. Fische gehören nicht nur zu den größten Räubern der Libellen- und Amphibienlarven sondern dezimieren auch andere oft seltene Wasserorganismen wie Eintagsfliegen und Köcherfliegen. Teiche, bei den durch Sicht viele Fische (springende Fische, viele Jungfische am Ufer und starke Trübung des Wassers durch gründelnde Fische) festgestellt wurden, wiesen meistens eine geringe Artenzahl und immer einen geringen Anteil besonderer oder bedrohter Arten auf (siehe rote Kästchen in 166 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Tabelle 4–10 im Anhang). Ziel bei der Ent- Möglich ist aber eine optimale Fließge- wicklung der stehenden Gewässer sollte wässerentwicklung sicherlich nur mit der daher immer die Fischfreiheit in Bezug Entscheidung hin zu einem Hauptlauf mit auf die Weißfische wie Rotaugen und Hochwasserableiter. Dieser muss, je nach Rotfedern sowie anderen Karpfenfischen Struktur und weiteren Bedingungen (Wehre, sein. Sehr viele stehende Gewässer besitzen Drainagen, Gefälle, Eigentümer usw.) ab- zurzeit einen permanenten Zugang zur flie- schnittsweise das Umgehungsgerinne (Große ßenden Welle. Dieses schadet nicht nur dem Aue) oder der begradigte Gewässerlauf (alte Ökosystem Teich sondern auch den Arten, Große Aue) sein. welche auf eine fließende Welle angewiesen sind. Ein stabiles typisches Ökosystem kann Wertbestimmende Kriterien für die sich nicht entwickeln. Der permanente Zu- Libellen der Untersuchungsgewässer mit fluss von und zu der Großen Aue muss bei Vorschlägen zu Pflege- und Entwicklungs- den meisten Teichen dringend abgebunden maßnahmen: werden. Hier ist eine anschließende Elektro- • mesotrophe Gewässergüte (visuell klares befischung möglichst mit abpumpen des Wasser) einiger stehender Gewässer (z. B. Wassers notwendig. Davon profitiert nicht nur BA6/Süd Gewässer T1 und T5) die Libellenfauna sondern auch der Schlamm- • Kleinröhrichte, Seggen- und Binsenbe- peitzger, da Rotauge und Graskarpfen die für stände besonders in den durch Beweidung die Eiablage notwendigen Wasserpflanzen, mit Rindern gepflegten Abschnitten (z. B. Insektenlarven und Fischlarven dezimieren. BA1 Gewässer T1und T5) Leider neigen diese beiden Fischarten zu • Tauch- und Schwimmpflanzen besonders Massenvermehrungen. Beispiele für eine in den fischarmen, stehenden und fließen- dringend notwendige Durchführung solcher den Gewässern (z. B. BA6/Süd Gewässer T1, Elektrobefischungen sind Gewässer T3 im BA6/Mitte Gewässer T1, BA6/West T1 der BA6/Mitte, Gewässer T2, T4, T7 und T8 im BA6/ Altarm, und der kleine Teich T2) Süd. Einzelne kleinere Gewässer (z. B. Gewäs- • Vielgestaltige und durch kleinere Wasserflä- ser T1 im BA 6 Mitte) sollten einen Zugang zur chen gegliederte Verlandungsvegetation fließenden Welle bei Hochwasser behalten • Überwiegende Besonnung der Ufer und um als Kinderstube für Fische zu dienen und Wasserflächen (z. B. BA6/Süd Gewässer T1 auch um Fischfressern wie Eisvogel, Kormoran und T5, BA6/West T1 (Altarm), T2 (Kleiner und Reihern ausreichend Nahrung zu bieten. Teich), BA1 Gewässer T1, T4 und T5) Die „neue“ Große Aue (mäandrierendes • Fischfreiheit oder Fischarmut (z. B. BA6/ Gewässer) weist mit Ausnahme des Bereiches West T1 (Altarm), T2 (Kleiner Teich), BA6/Süd im Bauabschnitt 1 an der Furt (Gomphus Gewässer T1 und T5; BA1 Gewässer T1 und vulgatissimus) und der Gebänderten Pracht- T5) libelle keine typischen Fließgewässerlibellen • Geringe anthropogene Beeinflussung auf. Auch der alte Gewässerlauf weist keine wie z. B. Zerstörung der Strukturen durch typischen Fließgewässerlibellen auf. Hier gibt Angeln, landwirtschaftlicher Nutzung, es viel Potenzial, dieses durch Strukturanrei- zertreten der Ufervegetation durch Spazier- cherungen, Abflachen der Ufer und regeln gänger und andere Nutzer, Einleiter usw. der Stauwehre hin zu einem typischen Flach- • Keine Einträge von Nährstoffen (vor allem landfließgewässer mit Sand und Kiesbänken, Stickstoff und Phosphor) Herbiziden und Totholz als Hartsubstrat, ausgeprägten Insektiziden in die Gewässer Prall- und Gleithängen und Hochwasserdy- namik zu entwickeln (Typ 14: Sandgeprägte Tieflandbäche). Potabgy: Faunistische Erhebungen der Libellen und Heuschrecken im FFH-Gebiet „Große Aue“ 167

6. Ergebnis Heuschrecken sind 5 bemerkenswerte Arten. Stethophyma grossum befindet sich auf der Roten Liste der 6.1 Bauabschnitt 1 Kategorie 2 (Tabelle 3 im Anhang). Außer Metrioptera roeseli, welche auch in Die Untersuchung 2016 erbrachte einen BA1 und BA6 erstmals nachgewiesen wurde, Nachweis von 11 Heuschreckenarten. Davon konnten zusätzlich Pholidoptera griseoaptera, sind fünf bemerkenswerte Arten mit zwei Ar- Stethophyma grossum und Chrysochraon dispar ten, die sich auf der Roten Liste der Kategorie erstmal für diesen Bauabschnitt nachgewie- 2 befinden (Tabelle 2a, 2b im Anhang). sen werden. Zwei Arten, Pseudochorthippus Zwei Arten, Metrioptera roeseli und Chryso- montanus und Omocestus viridulus konnten chraon dispar wurden im Vergleich zur Unter- im Vergleich zur Untersuchung 2002 in die- suchung 2002 neu nachgewiesen. Omocestus sem Bauabschnitt nicht mehr nachgewiesen viridulus konnte nicht mehr nachgewiesen werden. werden. Vier Arten weisen bei der Einschät- Drei vorkommende Arten, die hier mit zung des kurzfristigen Bestandstrends lan- teilweise hoher Häufigkeitsklasse und stetig desweit eine Abnahme oder starke Abnahme nachgewiesen wurden, weisen einen lan- auf (LANUV NRW 2017). Drei Arten davon, desweit abnehmenden Bestandstrend auf Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dor- (LANUV NRW 2017). satus, Pseudochorthippus parallelus, konnten im Bauabschnitt 1 mit einer hohen Stetigkeit angetroffen werden. Auch Pseudochorthippus 6.4 Gesamtergebnis der Bauabschnitte 1, montanus wurde regelmäßig mit mehreren 4 und 6 bis vielen Individuen nachgewiesen. Die Untersuchung der Heuschreckenfauna 2016 und 2017 in Bauabschnitt 1, 4 und 6 6.2 Bauabschnitt 6 erbrachte einen Nachweis von 14 Arten. Im Vergleich zur Untersuchung 2002 wurden 2 Die Untersuchung 2016 ergab einen Nach- Arten zusätzlich nachgewiesen (Metrioptera weis von 13 Heuschreckenarten. Darunter roeseli und Chrysochraon dispar). 2016/2017 befinden sich fünf bemerkenswerte Arten mit wurde aber auch 2 Arten weniger angetroffen zwei Arten, die sich auf der Roten Liste in der und zwar Omocestus viridulus und Chorthippus Kategorie 2 (stark gefährdet) befinden. brunneus. Metrioptera roeseli wurde erstmals im Unter den 14 vorkommenden Arten befin- Vergleich zur Untersuchung 2002 nachge- den sich sechs besonders bemerkenswerte wiesen. Wie in Bauabschnitt 1 wurden auch Arten. Davon sind zwei Arten (Stethophyma in Bauabschnitt 6 die gleichen vier Arten mit grossum, Pseudochorthippus montanus) für landesweit abnehmenden Bestandstrends NRW und das Westfälische Tiefland auf der (KT) nachgewiesen (LANUV NRW 2017). Pseu- Roten Liste in Kategorie 2 (stark gefährdet) dochorthippus montanus wurde nur auf einer aufgeführt. Eine Art (Chrysochraon dispar) gilt Wiese im Bauabschnitt Süd gefunden. für das Westfälische Tiefland als gefährdet (RL3) und eine Art (Chorthippus dorsatus) ist in NRW auf der Roten Liste in der Kategorie 3 6.3 Bauabschnitt 4 aufgeführt. Zwei Arten (Conocephalus dorsalis, Tetrix subulata) waren auf der Roten Liste 1999 12 Heuschreckenarten wurden durch die auf der Vorwarnliste. Untersuchung 2017 nachgewiesen; hingegen Auffällig ist, dass in vielen Untersuchungs- wurden 2002 zehn Arten gefunden. Davon flächen einige Arten nur eine geringe bis 168 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) mäßige Individuenanzahl aufweisen (z. B. aufgrund der Beschränkung auf Feuchtbio- Conocephalus dorsalis, Pseudochorthippus tope nirgends häufig. www.natur-in-nrw.de( montanus, Chorthippus albomarginatus). Nur Zugriff: 03.12.2017). eine Art (Chorthippus dorsatus) konnte im Bau- Die Kurzflügelige Schwertschrecke wurde abschnitt 4 mit der höchsten Häufigkeitsstufe in allen drei Bauabschnitten nachgewiesen. angetroffen werden. In Bauabschnitt 4 konnte sie mit mittlerer Vier vorkommende Arten (Chorthippus Häufigkeit in den höherwüchsigen Seggenbe- albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseu- ständen, in den von Rindern weniger intensiv dochorthippus parallelus, Pseudochorthippus beweideten Bereichen und in den besonnten montanus) weisen einen landesweit abneh- Hochstaudensäumen um die Stillgewässer menden Bestandstrend auf (LANUV NRW festgestellt werden. In den Bauabschnitten 1 2017). Drei Arten (Chorthippus albomarginatus, und 6 besiedelte die Art ähnliche Biotopstruk- Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus turen, kam aber mit Ausnahme der feuchten parallelus) kommen mit hoher Häufigkeits- Hochstaudenflur im Norden des Bauabschnit- klasse und mit hoher Stetigkeit vor. Pseudo- tes 1, nur in geringer Individuenanzahl vor. chorthippus montanus zeigt einen landesweit Entscheidend für ihr stetiges und häufiges stark abnehmenden Bestandstrend. Diese Vorkommen ist eine ausreichende Besonnung Art wurde nur in Bauabschnitt 1 regelmäßig des Standortes. Feuchte besonnte Hochstau- nachgewiesen und in Bauabschnitt 6 Süd denfluren kommen im Untersuchungsgebiet gelang ein Nachweis auf einer Wiesenfläche. nur an den Kleingewässern in Weiden oder in Sieben vorkommende Arten, also 50% Senken inmitten feuchter Wiesen vor. zeigen eine Affinität für feuchtes bis nasses Grünland. Metrioptera roeseli, Pseudochorthippus parallelus, Chorthippus dorsatus weisen die höchste Stetigkeit auf. Sie wurden auf fast allen Untersuchungsflächen nachgewiesen.

6.5 Beschreibung und Biotopansprüche ausgewählter Arten

Laubheuschrecken Abb. 12: Conocephalus dorsalis (Kurzflügelige Die Kurzflügelige Schwertschrecke Schwertschrecke) (Foto: Gabriele Potabgy) (Conocephalus dorsalis) besiedelt nasse bis feuchte und gut besonnte Lebensräume wie Verlandungszonen von Stillgewässern, Roesels Beißschrecke (Metrioptera roeseli) Seggenrieder, Röhrichte, Grabenränder, Nass- besiedelt als euryöke (= nicht an bestimmte und Feuchtwiesenbrachen, Niedermoore und Umweltverhältnisse gebundene) Art eine Binsensümpfe. Es werden Vegetationsbe- Vielzahl unterschiedlicher Offenland-Biotop- stände von 30–140 cm Höhe bevorzugt. Die typen. Sie bevorzugt zwar Frischwiesen, ist Bindung an Feuchtlebensräume ist vor allem aber auch auf Feuchtwiesen und Halbtrocken- durch den hohen Feuchtigkeitsanspruch der rasen zu finden. Daneben bewohnt sie auch Eier bedingt. Die Eiablage findet in markhal- gerne Wiesenbrachen und Staudenfluren. tigen Pflanzen oder in Blattscheiden statt. Neben Chorthippus parallelus ist Metrioptera Die Art ist im Flachland weit verbreitet, aber roeseli als letzte Art auch auf Intensivgrünland Potabgy: Faunistische Erhebungen der Libellen und Heuschrecken im FFH-Gebiet „Große Aue“ 169 anzutreffen. Sie meidet lediglich extrem nachgewiesen. Hier kommt sie, wie es typisch trockene und nasse Biotoptypen. Die Eiablage für diese Art ist, in den Hochstaudenfluren erfolgt in markhaltige Pflanzenstängel. www.( oder den gebüschreichen Randbereichen vor. natur-in-nrw.de Zugriff: 03.12.2017). Bei der Untersuchung 2002 wurde die Art nur in Bau- Die Gewöhnliche Strauchschrecke (Pho- abschnitten 5 festgestellt. Durch die Unter- lidoptera griseoaptera) lebt vor allem auf suchung 2016 und 2017 wurde die Art in den niedrigen Sträuchern und in dichten Stauden- Bauabschnitten 1, 6, 4 erstmalig festgestellt. fluren an Waldrändern, auf Waldlichtungen Hier kommt sie auf allen Untersuchungsflä- und an Feldhecken bzw. Feldgehölzen. Es chen mit einer hohen Stetigkeit vor. werden aber auch gebüschreiche Ruderal- flächen und Grünlandbrachen besiedelt. Wichtig für die Besiedlung ist das hohe Feuchtigkeitsbedürfnis der Eier. Durch die dichte Vegetationsstruktur der Habitate findet die Strauchschrecke immer geeignete Eiablageplätze mit entsprechend feuchtem Mikroklima. Besonders an sonnigen Waldrän- der, in lichten Laubwäldern und auf Waldlich- tungen, bisweilen auch auf gebüschreichen Halbtrockenrasen ist sie im Allgemeinen zu finden. Die Gewöhnliche Strauchschrecke ist in NRW weit verbreitet und häufig. Sie fehlt Abb. 13: Tettigonia viridissima (Grünes Heupferd) allerdings in Teilen des niederrheinischen und (Foto: Biologische Station Minden-Lübbecke) westfälischen Tieflandes www.natur-in-nrw.( de Zugriff: 03.12.2017). In den Untersuchungsabschnitten wurde Das Grüne Heupferd (Tettigonia viridissi- sie, wie es typisch für die Art ist, in den ma) besiedelt eine Vielzahl von Biotoptypen. beschatteten Randbereichen angetroffen. Bevorzugt werden Waldränder, Wiesen und verbuschte Brachflächen mit Staudenfluren und gut ausgebildeter Krautschicht. Dane- ben ist das Grüne Heupferd als Kulturfolger häufig in Siedlungen (Gärten, Parks etc.) zu finden. Landwirtschaftliche Nutzflächen, wie Getreidefelder, werden dann bewohnt, wenn Begleitstrukturen wie Hecken, Sträucher oder Baumreihen eingestreut vorhanden sind. Das Grüne Heupferd nutzt höhere Biotopstruktu- ren wie Sträucher und Bäume als Singwarten. Männchen haben ein Revier und verhalten sich territorial gegenüber anderen Männchen. In NRW ist die Art weit verbreitet und häufig. (www.natur-in-nrw.de Zugriff: 03.12.2017). Durch das territoriale Verhalten kann das Grüne Heupferd nur als Einzelexemplar Abb. 14: Pholidoptera griseoaptera (Gewöhnliche nachgewiesen werden. Sie wurde 2002 und Strauchschrecke) (Foto: Biologische Station Minden- 2016/2017 in den Bauabschnitten 1, 6 und 4 Lübbecke) 170 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Bei der Untersuchung 2002 erfolgte kein geregelt wird. 2002 kamen diese Rohbo- Nachweis im Bauabschnitt 4. 2017 kommt denflächen noch reichlich durch die damals sie in Bauabschnitt 4 mit einer hohen In- jüngst abgeschlossenen Bautätigkeiten vor. dividuenanzahl auf den durch Sukzession Heute gibt es diese wichtigen Flächen nur geprägten Untersuchungsflächen und in den noch in geringem Maße verursacht durch gebüschreichen Randbereichen aller anderen Trittschäden des Weideviehs. Untersuchungsflächen vor. In Bauabschnitt 1 und 6 wurde sie ebenfalls in den gebüschrei- chen Randbereichen regelmäßig festgestellt, aber nie in einer hohen Individuenanzahl. Der Grund für den Unterschied der Individuen- dichte ist sicherlich in der Sukzessionsvarianz und damit in der Beschattung der Flächen der Bauabschnitte zu suchen. Das Einwan- dern dieser Art kann als Indikator für die voranschreitende Gehölzentwicklung in der „Gewässerlandschaft Große Aue“ gelten.

Dornschrecken

Die Säbeldornschrecke (Tetrix subulata) lebt oft in Feuchtgebieten und an Gewässeru- fern. Man findet sie jedoch auch auf Lichtun- gen, an sonnigen Waldwegen, Böschungen, in Kies- und Lehmgruben, auf Feldwegen, Abb. 15: Tetrix subulata (Säbeldornschrecke) (Foto: brachliegenden Feldern und Friedhöfen. „Te- Dirk Esplör) trix subulata ist ein typischer Pionierbesiedler mit ausgeprägtem Flug- und Schwimmver- mögen“ (Detzel 1998). Als am Boden lebende Art benötigt Die Säbeldornschrecke ist in NRW weit Tetrix undulata (Gemeine Dornschrecke) verbreitet, fehlt jedoch weitgehend im Berg- spärlich bewachsene Biotope mit einer wenig und Sauerland. Sie konnte aktuell nur mit ausgeprägten Krautschicht. Sehr trockene wenigen Exemplaren und nur auf wenigen Standorte werden gemieden, ansonsten Untersuchungsflächen in den Bauabschnitten werden Vorkommen aus Mooren, Feuchtwie- 4 und 6 nachgewiesen werden. 2002 kam sen, Kies- und Lehmgruben usw. gemeldet. diese offene Feuchtstandorte liebende Art In NRW ist sie weit verbreitet. Vermutlich in allen Bauabschnitten vor. Ihr Rückgang ist ist sie die häufigste Tetrix-Art in NRW. (www. sicherlich mit dem Fehlen von vegetations- natur-in-nrw.de, Zugriff: 03.12.2017). Im Un- freien Flächen besonders Schlammflächen zu tersuchungsgebiet wurde die Art 2016/2017 erklären. Schlammflächen entstehen z. B. in auf wenigen Flächen in den Bauabschnitten einer von Gewässern geprägten Landschaft 4 und 6 gefunden. 2002 wurde sie ebenfalls durch Überschwemmungen und regelmäßige nicht in Bauabschnitt 1, aber auch in den wetterabhängige Wasserstandsschwankun- Bauabschnitten 4 und 6 nachgewiesen. gen im Jahresverlauf. Diese fehlen, da der Wasserstand von der Nutzung außerhalb des FFH-Gebietes, abhängig durch Wehre, Potabgy: Faunistische Erhebungen der Libellen und Heuschrecken im FFH-Gebiet „Große Aue“ 171

Feldheuschrecken Chorthippus albomarginatus (Weiß- randiger Grashüpfer) besiedelt ein breites Stethophyma grossum (Sumpfschrecke) Lebensraumspektrum mit einer Bevorzugung besiedelt feuchte, meist ungestörte Stand- von feuchtem bis nassem, extensiv bewirt- orte. Sie ist in NRW stark bedroht und selten schaftetem Grünland. Eine Mahd während der und bewohnt nasse Wiesen, Seggenriede und Larvalphase wirkt sich, wie auch bei anderen sumpfige Bereiche von Gewässerufern und Heuschreckenarten festgestellt werden kann, Quellsümpfen. Da sie sehr schnell mit der Ent- schädlich aus. Empfehlenswert ist das Anlegen wässerung ihres Lebensraumes verschwindet, von Restgrasstreifen, die nur bei jeder zweiten ist sie ein guter Indikator für intakte Feuchtge- Mahd gemäht werden (www.orthoptera.ch, biete. Die Eier werden an die Basis von Gräsern Zugriff 15.06.2017). abgelegt. Die Entwicklung und der Schlupfer- Der Weißrandige Grashüpfer konnte in folg sind von der Bodennässe abhängig. Die allen drei Bauabschnitten nachgewiesen wer- Sumpfschrecke ist ein guter Flieger und kann den. In Bauabschnitt 6 besiedelt die Art mit daher neue geeignete Lebensräume schnell mittlerer Häufigkeit die extensiv bewirtschaf- kolonisieren (www.orthoptera.ch, Zugriff teten Weiden und Wiesen und die Abschnitte 15.06.2017, Bellmann 1993). mit Seggenvorkommen an den Teichen. In Sie konnte in allen drei Bauabschnitten Bauabschnitt 1 kam die Art auch in einer mitt- nachgewiesen werden. Hier besiedelt sie be- leren Häufigkeit in den besonnten Hochstau- vorzugt die nasse höhere Vegetation im Um- denbereichen der Wiesen und beweideten feld der Kleingewässer und die feuchten bis Hochstaudenfluren um die Kleingewässer vor. nassen Bereiche in den Wiesen und Weiden. In dem nicht bewirtschafteten Hochstauden- In höherer Individuenanzahl kam sie in den saum um die Kleingewässer wurde die Art in einmal jährlich gemähten, hochstaudenrei- Bauabschnitt 4 mit hoher Häufigkeit angetrof- chen Wiesen des Bauabschnitts 1 vor. Bei der fen. In der Wiese dieses Bauabschnittes kam Untersuchung 2002 wurde sie in Bauabschnitt sie nur mit geringer Häufigkeit vor. Auf den 4 nicht nachgewiesen. anderen Flächen in diesem Bauabschnitt, wie extensiv genutzte Weide, Hochstaudenflur, Deich und Damm erfolgte kein Nachweis.

Chorthippus apricarius (Feldgrashüpfer) bevorzugt trockene nährstoffarme Sandbö- den oder kalkhaltigen Untergrund. Er lebt vor allem an trockenen, grasigen Wegrändern. (Bellmann 1993). Die Eier werden in sandigen, erdigen, oft lockeren Boden abgelegt. Häufig werden dazu auch Erdhügel anderer Tiere wie z. B. Maulwürfe genutzt (www.orthoptera.ch, Zugriff 15.06.2017) Bei der Untersuchung 2016 und 2017 konnten nur wenige Individuen an Abb. 16: Stethophyma grossum (Sumpfschrecke) einem Wegrand in Dammlage an der Großen (Foto: Gabriele Potabgy) Aue und auf dem Damm der Rinderweide beides im Bauabschnitt 6 (Nord) nachgewie- sen werden. Auch 2002 wurde die Art nur in Bauabschnitt 6 nachgewiesen. 172 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Chorthippus biguttulus (Nachtigall- spruchsvolle Art, die vor allem mäßig trocke- Grashüpfer) besiedelt bevorzugt trockene bis nes bis nasses, extensiv genutztes Grünland mäßig trockene, wiesenartige Habitate wie bewohnt. Dabei ist allerdings eine Bevorzu- Halbtrockenrasen, Frischwiesen oder extensiv gung von frischen bis feuchten Grünlands- genutzte Weiden. Daneben kommt er auch tandorten festzustellen. Zu den besiedelten in einer Vielzahl anderer Lebensräumen vor, Grünlandtypen gehören Pfeifengraswiesen, wie etwa Wegrändern, Böschungen, Brachen, Kohldistelwiesen, Glatthaferwiesen sowie Ruderalfluren, Kiesgruben oder Steinbrü- Kalk- und Silikatmagerrasen. chen. Der Nachtigall-Grashüpfer ist in ganz Wichtig für das Vorkommen ist die extensi- Deutschland verbreitet und überall häufig ve Nutzung, die sich durch keine oder nur eine anzutreffen www.natur-in-nrw.de( , Zugriff: geringe Düngung und eine extensive Bewei- 14.04.2018). Im Untersuchungsgebiet kam die dung bzw. ein extensives Mähen auszeichnet. Art auf verschiedenen Flächen mit mittlerer Chorthippus dorsatus lebt in der Gras- Vegetationshöhe aber immer in trockeneren schicht. Die Eiablage erfolgt dicht über dem Habitaten vor. Dort wurde sie beständig Erdboden an oder zwischen Grashalmen mit mehreren Exemplaren angetroffen. Der sowie in dichter Vegetation. Die Eier haben Nachtigall-Grashüpfer wurde 2002 wie auch eine mäßige Resistenz gegen Austrocknung, 2016/2017 in allen drei Bauabschnitten nach- so dass zumindest der Standort der Eier mehr gewiesen. oder weniger feucht sein muss (www.natur-in- nrw.de, Zugriff: 03.12.2017). Der Braune Grashüpfer (Chorthippus Der Wiesengrashüpfer kommt auf allen brunneus) bevorzugt trocken-warme Lebens- Wiesen und Weiden der untersuchten Bauab- räume mit einem Mosaik aus schütterer und schnitte regelmäßig und teils mit einer hohen niedriger Vegetation und offenen Bodenstel- Individuenanzahl vor. Er fehlt nur in den be- len. Gerne bewohnt er auch frühe Sukzessi- schatteten Randbereichen, den schattigeren onsstadien in Waldgebieten wie Waldschläge, Sukzessionsbereichen, den Hochstaudenflu- Windwurfflächen und Waldschneisen. Zudem kommt er auch an Wegrändern, Feldrainen und auf Ruderalfluren vor. Chorthippus brunneus besitzt aufgrund seiner relativ langen Flügel und einer stark entwickelten Flugmuskulatur eine gute Flugfähigkeit. Er gehört zu den vagilsten Heuschreckenarten in Mitteleuropa und ist in der Lage neu entstandene Lebensräume auch über größere Entfernungen schnell zu errei- chen und zu besiedeln. Er gehört z. B. zu den klassischen Erstbesiedlern von Kahlschlägen (www.natur-in-nrw.de, Zugriff: 03.12.2017). Im Untersuchungsgebiet konnte die Art aktuell nicht nachgewiesen werden. 2002 wurde sie im Bauabschnitt 4 angetroffen.

Chorthippus dorsatus (Wiesengrashüpfer) ist eine gefährdete Art in NRW (RL 3) und steht auf der Vorwarnliste für das Westfälische Abb. 17: Chorthippus dorsatus (Wiesengrashüpfer) Tiefland. Der Wiesengrashüpfer ist eine an- (Fotof: Dirk Esplör) Potabgy: Faunistische Erhebungen der Libellen und Heuschrecken im FFH-Gebiet „Große Aue“ 173 ren und dem höheren Vegetationsbereichen Ebenso wie der Wiesengrashüpfer kommt an den Gewässern. Seine Lebensrauman- auch der Gemeine Grashüpfer auf allen Wie- sprüche werden im Untersuchungsgebiet sen und Weiden in den drei Bauabschnitten auf dem extensiv bewirtschafteten Grünland vor. Im Gegensatz zum Wiesengrashüpfer offensichtlich sehr gut erfüllt. zeigt er eine breitere Amplitude bei der Besiedlung der Lebensräume. So kommt er Pseudochorthippus montanus (Sumpf- teilweise auch in der höheren Vegetation um grashüpfer) legt seine Eier an feuchten Stellen die Gewässer und in den nicht beschatteten in den Boden oder in den Wurzelfilz. Da die Hochstaudenfluren und Sukzessionsflächen Eier wenig trockenresistent sind, ist die Art vor. Auch 2002 wurde dieser Grashüpfer in auf feuchte Biotope angewiesen. Sie kommt allen drei Bauabschnitten nachgewiesen. oft zusammen mit dem eurytopen Gemeinen Grashüpfer aber auch mit der ebenfalls stark Die Große Goldschrecke (Chrysochraon bedrohten Sumpfschrecke vor. Beide, Sumpf- dispar) besiedelt extensiv genutzte Feucht- grashüpfer und Sumpfschrecke, benötigen wiesen, Grabenränder, Wiesenbrachen, für die Entwicklung ihrer Eier Feuchtigkeit und Schlagfluren, Waldsäume und Halbtrockenra- kommen nur auf Feucht- und Nassgrünland sen. Die Eiablage findet in markhaltige Stän- vor. Beide Arten haben durch Entwässerung, gel und manchmal in morsches Holz statt. Das Melioration und Gewässerbegradigungen Weibchen dringt dabei mit dem Hinterleib tief große Habitatverluste erlitten (www.orthop in das Eiablagesubstrat und verschließt das tera.ch/arten/item/pseudochorthippus-mon Loch mit einem Sekretpfropf (www.natur-in- tanus, Zugriff: 15.06.2017). Auch der Sumpf- nrw.de, Zugriff: 03.12.2017). Im Westfälischen grashüpfer ist im Westfälischen Tiefland wie Tiefland gilt sie als gefährdet. An der Großen auch in ganz NRW stark gefährdet. Bei der Aue wurde sie durch diese Untersuchung Bewirtschaftung der Flächen sollten wech- erstmalig nachgewiesen. Sie konnte relativ re- selnde Rückzugsstreifen in nassen besonnten gelmäßig in den Bauabschnitten 1 und 4 mit Bereichen erhalten werden. mittlerer Häufigkeit nachgewiesen werden. Die Art wurde in Bauabschnitt 1 und 6 auf vier Probeflächen mit mittlerer Indi- viduenanzahl nachgewiesen. Sie kam im Untersuchungsgebiet immer mit Chorthippus albomarginatus, Pseudochortippus parallelus, Chorthippus dorsatus und regelmäßig mit Stethophyma grossum vor.

Der Gemeine Grashüpfer (Pseudochortip- pus parallelus) besiedelt ein breites Spekt- rum verschiedener offener nicht bewaldeter Lebensräume. Er ist in fast allen wiesenartigen Habitaten wie Frischwiesen, (Halb-)Trockenra- sen, Feuchtwiesen, Wegrändern und Rude- ralflächen zu finden. Gemieden werden nur sehr trockene und sehr nasse Biotoptypen. Auf sehr intensiv genutztem Grünland ist er oft als einzige Heuschreckenart anzutreffen. In ganz NRW kommt er verbreitet und häufig Abb. 18: Chrysochraon dispar (Große Goldschrecke) vor (www.natur-in-nrw.de, Zugriff: 03.12.2017). (Foto: Dirk Esplör) 174 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

In den Grünland- und Hochstaudenbereichen Vegetation nicht mehr. Die von Ch. brunneus wurde sie immer in den höherwüchsigen, bevorzugten frühen Sukzessionsstadien sonnigen Randbereichen wie z. B. an Zäunen haben sich zu stabilen Pflanzengesellschaften oder in höheren, dichten Bulten feuchter weiterentwickelt und bieten diesem Grashüp- Hochstaudenfluren oder Wiesen gefunden. In fer daher keinen Lebensraum mehr. Bauabschnitt 6 erfolgte trotz intensiver Suche Omocestus viridulus ist eigentlich eine kein Nachweis. typische Art der mäßig feuchten Wiesen und Weiden, wie sie durchaus im Untersuchungs- Omocestus viridulus (Bunter Grashüp- gebiet vorkommen. 2002 wurde die Art in fer) ist ein typischer Bewohner von mäßig Bauabschnitt 1 und 4 nachgewiesen. Warum feuchten bis trockener Bergwiesen, war aber diese Art trotz gründlicher Suche nicht ge- auch im Norddeutschen Flachland verbreitet funden wurde, lässt sich nur vermuten. Mög- (Bellmann 1993). Die Art ist für das Westfä- licherweise spielen für den Rückgang dieser lische Tiefland auf der Vorwarnliste. Der montanen und hygrophilen Art klimatische Bunte Grashüpfer ist aufgrund der geringen Veränderungen eine Rolle. Fartmann (2018) Trockenheitsresistenz der Eier auf feuchte führt O. viridulus als beispielhaft für klima- Standorte angewiesen. Besiedelt wird exten- wandelbedingte Arealverluste hygrophiler siv bewirtschaftetes Grünland. Feuchtwiesen, Arten an (nach Untersuchungen aus dem Flachmoore sowie frische bis mäßig trockene Münsterland). Wiesen und Weiden zählen zu den bevor- Metrioptera roeseli und Chrysochraon dispar zugten Lebensräumen (www.orthoptera.ch, konnten 2016/2017 erstmalig im Untersu- Zugriff 15.06.2017). Bei der Untersuchung chungsgebiet nachgewiesen werden. Sie sind 2002 wurde die Art in Bauabschnitt 1 und 4 Arten, die für die Eiablage markhaltige Stängel nachgewiesen. 2016/2017 konnte sie nicht benötigen. Beide Arten kommen auf feuchten nachgewiesen werden, obwohl auch für diese Grünland mit dichten Bulten bis feuchten Art geeigneter Lebensraum vorhanden ist. Hochstaudenfluren vor. Durch die extensive Nutzung finden sie an der Großen Aue einen geeigneten Lebensraum. Chrysochraon dispar reagiert empfindlich gegenüber regelmäßiger 7. Bewertung, Empfehlungen zur Pflege „ordentlicher“ Mahd und kann dauerhaft nur und Entwicklung existieren, wenn durch Pflegemaßnahmen besonnte, feuchte Säume, Grabenränder bzw. Nachfolgend sollen die Ergebnisse der Teichränder vorhanden sind, da sie nur hier Heuschreckenerfassungen bewertet werden die optimalen Eiablagestrukturen vorfindet. und Vorschläge zur weiteren Pflege und Diese Art wie auch alle anderen Heuschrecken Entwicklung im Hinblick auf die Heuschre- und die meisten Insekten anderer Ordnungen ckenfauna gemacht werden. Die Artengruppe sind auf Strukturen angewiesen, die bis zum umfasst besonders viele Zeigerarten für nächsten Sommer verbleiben, da darin die Eier intakte Grünlandbiozönosen. oder Puppen in das Folgejahr überwintern. Omocestus viridulus und Chorthippus Chrysochraon dispar ist ebenso wie die Sumpf- brunneus wurden 2016/2017 im Vergleich zu schrecke eine Zeigerart für intakte Feuchtge- Untersuchung 2002 nicht mehr angetroffen. biete. Im Untersuchungsgebiet kommt sie mit Ch. brunneus ist eine Pionierart, welche nach mittlerer Häufigkeit in Bauabschnitt 1 und 4 den Baumaßnahmen 2002 sicherlich optimale vor. In Bauabschnitt 6 wurde sie nicht nach- Bedingungen vorgefunden hat. Mittlerweile gewiesen. Metrioptera roeseli ist eine kurzflü- gibt es diese optimalen Strukturen wie offene gelige Art, welche ein gutes Sprungvermögen Bodenstellen und schüttere und niedrige aufweist. Viele Individuen zeigten sich jedoch Potabgy: Faunistische Erhebungen der Libellen und Heuschrecken im FFH-Gebiet „Große Aue“ 175 bei der Untersuchung langflügelig. Dieses ist Grasnarbenhöhe von 12 cm ist ein Prädiktor ein Zeichen für eine Migration der Art in an- für eine individuenreiche Heuschreckenfauna dere bzw. weiter entfernte Lebensräume. 2002 (Jerrentrup, Wrage & Isselstein 2011). Bei der wurde sie noch nicht nachgewiesen, 2017 ist Mahd sollte eine Narbenhöhe von 4 cm besser sie die häufigste Heuschrecke im Gebiet. Der 8 cm nicht unterschritten werden. Innerhalb langfristige Bestandstrend in NRW weist eine von Mahdbereichen sollten streifenförmige Zunahme auf, die mit dieser Untersuchung be- Restgrasflächen als Rückzugsraum stehen- stätigt werden kann. Auch diese Entwicklung bleiben. Eine weitere Beschattung durch führt Fartmann (2018) auf klimatische Entwick- Gehölzbewuchs sollte ebenso verhindert lungen zurück. Warme Frühjahre führen bei werden, teilweise sollten Flächen zeitnah dieser Art zu einer geringen Larvensterblich- freigestellt werden. keit und damit zu einer hohen Populations- Anderseits ist auch die Heterogenität der dichte. M. roeseli als Habitatgeneralist reagiert Strukturen für eine individuenreiche Heu- auf diesen Dichtestress mit der Entwicklung schreckenfauna wichtig. So sind einige Arten vieler makropterer Individuen. Dies führt auf Rohboden, sonniges Gebüsch und andere wiederum zu verstärkter Ausbreitung und Arten auf markhaltige Stängel und Grasbulte Arealerweiterung. bei der Eiablage angewiesen. Erfreulich ist, dass die Heuschreckenfauna Die Flächen sind durch die umrandenden der drei Bauabschnitte zu einen großem Gehölze besonders auf den Dämmen vor Anteil Arten der feuchten bis nassen Wiesen Emissionen aus der Landwirtschaft (Nährstoff- und Weiden aufweisen. Sie zeigt damit ein eintrag, Insektizide usw.) etwas geschützt. typisches Artenspektrum für intaktes Feucht- Anderseits bilden die Gehölze eine schwer grünland. Auffällig ist jedoch, dass einige überwindbare Barriere für sonnenabhängige Arten auf vielen Untersuchungsflächen nur Fluginsekten wie Heuschrecken, Schmetter- eine geringe bis mäßige Individuenanzahl linge und Hautflügler. Eine Migration nach Os- aufweisen (z. B. Conocephalus dorsalis, Pseu- ten und Westen ist dadurch schwer möglich. dochortippus montanus, Chorthippus albo- Deutliche Hinweise für einen Abschirmeffekt marginatus). Der typische Artenbestand des gibt es in Bauabschnitt 6 West. Hier wurden bedrohten Lebensraumes Feuchtgrünland auch bedingt durch die Beschattung nur we- kann dadurch schon mit geringen negativen nige Individuen von Pholidoptera griseoaptera, Eingriffen oder geringen Veränderungen der der einzigen dort vorkommenden Heuschre- Wasserverhältnisse gefährdet sein. Pflege- cke, festgestellt. und Entwicklungsmaßnahmen sollten daher Für sonnenabhängige Fluginsekten, wie die optimale Besonnung, die notwendige Heuschrecken, Schmetterlinge und Hautflüg- dauerhafte Nässe der Fläche und die Rand- ler, welche nach Osten oder Westen migrieren strukturen im Blick haben. Besonders ist hier möchten, ist das Fließgewässer mit seinen auch auf die optimale Regelung der Wehre in uferbegleitenden Gehölzbeständen, Säumen der alten Großen Aue zu achten. und Brachflächen eine schwer überwindbare Einige Arten (z. B. Chorthippus albomargi- Barriere. natus, Pseudochorthippus montanus) sind ab- Bei der weiteren Entwicklung des Gebietes hängig von der Narbenhöhe des Grünlandes. sollte daher auch auf Verbindungskorridore Die Mahd und die Beweidung muss darauf zwischen den Grünlandbereichen geachtet Rücksicht nehmen. Eine weitere Optimierung werden (sowohl in Ost-West- als auch in des Grünlandes ist sicherlich nur mit viel Fin- Nord-Südrichtung). Dieses ermöglicht eine gerspitzengefühl möglich: Beweidete Flächen Ausbreitung sonnenabhängiger Insekten. sind optimal für Heuschrecken eingestellt, Die Schaffung derartiger Korridore darf al- wenn die Zielnarbenhöhe 12 cm aufweist. Die lerdings nicht zu Lasten bereits vorhandener 176 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) geschützter Lebensräume (z. B. Weich- und • Optimale Regelung des Wasserhaus- Hartholzauenwälder) gehen. Auch ein uner- haltes um notwendige Feuchtigkeit des wünschtes Betreten sensibler Gebietsteile Bodens zu gewährleisten (ganzjährig hohe darf hierdurch nicht begünstigt werden. Grundwasserstände). Es sollte in Betracht gezogen werden, die Gehölze und Sukzession auf dem ehemali- Im Rahmen der in den nächsten Jahren gen Sand-Magerrasen zurückzunehmen, anstehenden Erstellung eines Maßnah- um diesen Lebensraum wieder herzustellen. menkonzeptes (MAKO) für das FFH-Gebiet Für Heuschrecken ist die mit der Sukzession „Große Aue“ sollten die oben aufgeführten einhergehende Beschattung nicht geeignet. Vorschläge zur Lebensraumerhaltung und Auch andere Arten wie Hymenopteren und -verbesserung für Libellen und Heuschrecken Lepidopteren sind auf eine Besonnung an- besondere Berücksichtigung finden. gewiesen. Dieser sandige trockene Bereich Hierbei sind auch die Auswirkungen der könnte sich mit entsprechenden Maßnah- östlich und westlich angrenzenden, vielfach men zu einem wertvollen, seltenen Biotop intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen entwickeln. zu betrachten: Wertbestimmende Kriterien für die • Drainagen der angrenzenden Flächen Heuschrecken der Untersuchungsflächen können das Wasserregime im FFH-Gebiet mit Vorschlägen zu Pflege- und Entwick- negativ beeinflussen. Die Wehrsteuerung lungsmaßnahmen: richtet sich zurzeit im Wesentlichen nach • Extensive Beweidung mit besonnten Rand- den landwirtschaftlichen Erfordernissen. strukturen um Teiche, Zäune und Dämme. Zukünftig sollten hierbei Naturschutzas- • Zielnarbenhöhe 12 cm bei der Beweidung pekte, insbesondere auenökologische • 1–2 zweimalige Mahd Gesichtspunkte, eine größere Rolle spielen. • Mahd mit Doppelmessermähwerk (be- • Durch die Entwicklung von extensiv genutz- sonders insektenschonend) ten Pufferzonen könnten negative Einflüsse • stehen lassen von Restgrasflächen/Alt- durch Pestizide, Herbizide und Düngung grasstreifen bis zur nächsten Mahd reduziert werden. • alternierend besonnte Säume, auch • Hochwasserereignisse sind nicht nur für ein besonders in feuchten Bereichen und an intaktes Tieflandgewässer sondern auch Grabenrändern, stehen lassen für das Feuchtgrünland unerlässlich. Dieses • Schnitthöhe über 4 cm, möglichst 6–8 cm könnten mit einer Pufferzone in größerem • Wechselndes Freistellen der Flächen um Umfang zugelassen werden. überwiegende Besonnung des Grünlandes und der Brachen sicherzustellen Der Abschluss von Kulturlandschaftsverträ- • Ungenutzte Saumstrukturen gen in den Randzonen wäre ein erster Schritt • Förderung von offene Bodenstellen zur Verringerung der negativen Einflüsse aus • Keine Düngung, kein Biozideinsatz dem Umland. • Gehölzschutzstreifen an den Außenrän- dern erhalten um den Eintrag von Insektizi- den, Herbiziden und Dünger zu minimieren. • Gehölze, welche nicht zum Lebensraum- typ Auenwald gehören, in Nord-Süd Ausrichtung minimieren um eine optimale Ausbreitung zu ermöglichen. Dabei sollte darauf geachtet werden, die Flächen nicht für unbefugten Zutritt zu öffnen. Potabgy: Faunistische Erhebungen der Libellen und Heuschrecken im FFH-Gebiet „Große Aue“ 177

8. Zusammenfassung 9. Literatur und Bildnachweis

Im vorliegendem Bericht werden die AG Libellenkunde NRW: Online-Atlas der Libellen Ergebnisse der Untersuchungen von Libellen Nordrhein-Westfalens. – Heruntergeladen und Heuschrecken in den Bauabschnitten 1, 4 von libellenatlas-nrw.lwl.org am 20.12.2017 und 6 in der „Gewässerlandschaft Große Aue“ bei Rahden dargestellt und mit einer früheren Arbeitskreis zum Schutz und zur Kartierung von Untersuchung aus 2002 verglichen. Libellen in NRW (AK Libellen NRW) (1996): 2015/2016 wurden 33 Libellenarten nach- Erläuterungen zur Erfassung der Libellen gewiesen, davon konnten 8 Arten im Vergleich (Odonaten) in Nordrhein-Westfalen. zu 2002 neu nachgewiesen werden. Eine Art konnte im Vergleich zur Untersuchung von www.natur-in-nrw.de/HTML/Tiere/Insekten/ 2002 nicht mehr festgestellt werden. Insge- Heuschrecken/TH-14.html, Zugriff am samt herrscht in den Untersuchungsgebieten 03.12.2017 eine artenreiche typische Libellenfauna eu- tropher, reifer Gewässer mit gut ausgeprägter Bellmann, H. (1993): Heuschrecken: beob- Wasservegetation vor. Stillgewässer, welche achten- bestimmen. – Naturbuch-Verlag, durch Rinder beweidet werden, weisen die Augsburg höchsten Artenzahlen auf. Gewässer, welche sichtbar über einen hohen Fischbestand Bellmann, H. (1993): Libellen: beobachten- be- verfügen, wiesen die geringsten Artenzahlen stimmen. – Naturbuch-Verlag, Augsburg auf. Typische Fließgewässerarten wurden, bis auf ein einzelnes Männchen von Gomphus vul- Bellmann, H. (2006): Der Kosmos Heuschrecken- gatissmus an der Furt in BA1 und der häufigen führer. – Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Calopterxy spendens sowie einem Exemplar Co. KG, Stuttgart von Calopterxy virgo nicht nachgewiesen. 2016/2017 konnten 14 Heuschreckenarten Bellmann, H. (2010): Der Kosmos Libellenführer. in den Bauabschnitten 1, 4 und 6 nachgewie- – Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, sen werden. Zwei Arten wurden im Vergleich Stuttgart zu 2002 neu nachgewiesen und zwei Arten wurden nicht mehr angetroffen. Die Heu- Biologische Station Minden-Lübbecke (2002): schreckenfauna der drei Bauabschnitte weist Faunistische Erhebung in der Wiederher- zu einem großem Anteil Arten der feuchten gestellten Gewässerlandschaft an der bis nassen Wiesen und Weiden auf und zeigt „Großen Aue“, Bauabschnitte 1, 3a, 3b, 4, 5, damit das typische Artenspektrum intakter, 5a, 6, 10. Bearbeiter: D. Esplör, J. Langmann, feuchter Grünlandgebiete. Auf vielen Unter- J. Niemann.- Minden, unveröffentlicht suchungsflächen wurden die Arten allerdings nur mit einer geringen bis mäßigen Individu- Biologische Station Minden-Lübbecke (2002): Er- enanzahl angetroffen. fassung von Biotoptypen und Flora in der Für beide Ordnungen, Libellen und wiederhergestellten Gewässerlandschaft Heuschrecken, wurden umfangreiche Pfle- an der „Großen Aue“. Bearbeiter: D. Esplör, ge- und Entwicklungsmaßnahmen anhand J. Langmann.- Minden, unveröffentlicht wertbestimmender Kriterien erörtert und vorgeschlagen. Das Artenspektrum beider BUND, GdO (2016): www.bund.net/service/ Ordnungen ist stark von der optimalen Pflege presse/pressemitteilungen/detail/news/ und dem Wasserstand in den Polderflächen gemeine-keiljungfer-ist-libelle-des-jahres- abhängig. 2017. letzter Zugriff: 04.03.2018 178 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

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Oberbürgermeister Pit Clausen (rechts) übergibt den zweigeteilten Umwelt- und Klimaschutzpreis an (von links) Ulrike Letschert, Barbara Bayreuther-Finke und Anne Wehmeier (NPZ Schelphof), Jörg Witthöft und Thorsten Krug (ZF Friedrichshafen AG) (Foto: Umweltamt Stadt Bielefeld)

Dankesrede von Barbara Wir sind nicht – wie oft verkürzend gesagt Bayreuther-Finke zur Verleihung wird – „der Schelphof“, aber die Basis unseres privaten Vereins ist, wie der Name schon sagt, des Bielefelder Umwelt- und der Schelphof; ein großer Meierhof inmitten Klimaschutzpreises 2018 an das der traditionellen bäuerlichen Kulturlandschaft Naturpädagogische Zentrum in Bielefeld Heepen. Der Hof gehört der Stadt Schelphof am 23. November 2018 Bielefeld und wird seit Mitte der 1980er Jahre von der Familie Fischer biologisch bewirtschaf- tet. Frau Letschert und ich hatten uns in einer Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Arbeitsgruppe für den Erhalt des Hofes und Clausen, meine Damen und Herren, liebe die naturnahe Bewirtschaftung der Flächen Anwesende, eingesetzt (als „Modell Schelphof“ vom Rat der als Vorsitzende des Vereins „Naturpädago- Stadt abgesegnet). U. a. als Mitglieder des Land- gisches Zentrum Schelphof e. V.“, kurz „NPZ“, schaftsbeirats hatten wir häufig erlebt, wie in möchte ich mich – auch im Namen meiner Bielefeld Natur und Landschaft verloren gehen. Mitvorsitzenden Dr. Ulrike Letschert – ganz Deshalb wollten wir im Jahr 2000 unsere Idee, herzlich für die Verleihung des Bielefelder diesen Hof als Standort für eine umweltpäda- Umwelt- und Klimaschutzpreises 2018 bedan- gogische Einrichtung zu wählen, umsetzen. Uns ken! Diese Ehre und den damit verbundenen war und ist es wichtig, schon kleinen Kindern, Geldbetrag können wir gut gebrauchen! aber auch Älteren einen Bezug zur heimischen Dankesrede zur Verleihung des Bielefelder Umwelt- und Klimaschutzpreises 2018 an das NPZ 193

Natur zu vermitteln und das in der realistischen Die Bielefelder Umweltverbände sind Umgebung eines biologisch wirtschaftenden Mitbegründer unseres Vereins. Wir begrüßen Hofes. Dass uns das – offensichtlich – bis heute heute Vertreter vom Naturwissenschaftlichen gelungen ist, haben wir vielen Menschen und Verein für Bielefeld und Umgegend, vom Institutionen zu verdanken. Bund Naturschutz Bielefeld, vom BUND Bie- Deshalb möchte ich die Gelegenheit lefeld, von pro grün Bielefeld. Danke für eure nutzen, einige wichtige Unterstützer unseres ideelle Unterstützung! Projektes zu würdigen: Uns war es wichtig, nicht nur ehrenamtlich Familie Reinhard und Susanne Fischer neben unserem Beruf zu arbeiten, sondern danken wir für die Bereitstellung von Räum- einen regulären Arbeitsplatz einzurichten. lichkeiten und einer Fläche; zusätzlich für ihre Täglich und ganzjährig sollte an unserem Geduld, wenn Kindergruppen die Arbeit und außerschulischen Lernort pädagogische Ruhe auf dem Hof gestört haben. Arbeit geplant und geleistet werden können. Anne Wehmeier, Sozialarbeiterin und Um- Deshalb ging es auch um Finanzierung, also weltpädagogin, ist seit 18 Jahren die Seele des um Geld. Die Kindergruppen müssen einen NPZ! Ohne sie ginge gar nichts! Sie hat von kleinen Betrag entrichten, aber das reicht Anfang an die Arbeit gemacht, die Ulrike Let- nicht für alle Unkosten, die sich ergeben. Wir schert und ich uns vorgestellt hatten und die wenigen Mitglieder können das natürlich Andrea Vahrenhorst als erfahrene Umweltpä- auch nicht alleine stemmen. dagogin in ein Konzept gefasst hatte: Kinder Deshalb mussten wir uns – und müssen uns und Jugendliche an die heimische Natur und jährlich neu – nach Fördermitteln umsehen. Landwirtschaft heranzuführen und ihnen dort Die werden meist projektbezogen beantragt nachhaltige Erfahrungen zu ermöglichen. und abgerechnet. Das ist umständlich und Kinderäußerungen wie „Oh, wie schön ist es arbeitsintensiv. Aber wir sind froh, dass es hier!“ oder „Das war der zweitschönste Tag bisher jedes Jahr einigermaßen geklappt hat. in meinem Leben!“ oder „Wenn Schule doch Wir freuen uns, dass Vertreter einiger unse- jeden Tag so sein könnte!“ bestätigen Anne rer langjährigen Förderer anwesend sind und Wehmeier in ihrer sehr anspruchsvollen Tätig- möchten ihnen auch auf diesem Wege ganz keit und uns in unserem Konzept. Menschen herzlich danken: blühen im Kontakt mit der Natur auf und sind - Die Müllverbrennungsanlage Bielefeld- bereit für neue Lernerfahrungen. Danke Anne! Herford GmbH mit ihrem langjährigen Unterstützt wurde und wird sie von Prakti- Geschäftsführer Rainer Müller unterstützt kantinnen und Praktikanten, Honorarkräften, uns finanziell und besonders räumlich. Bundesfreiwilligendienstlern und Freiwilligen. - Die Diamant Software Stiftung mit Herrn Wir danken allen, die kostenlos oder zu gerin- Semmerling unterstützt uns finanziell und gem Entgelt mitgeholfen und mitgearbeitet materiell. haben! Es ist unglaublich, wie viele Menschen - Die Bielefelder Bürgerstiftung hat verschie- das im Laufe der 18 Jahre waren! Namentlich dene Projekte finanziert. erwähnen möchte ich Dr. Ingo Höpfner und - Die Stadtwerkestiftung Bielefeld finanziert Christian Kempe, die beide seit vielen Jahren Ferienspiele. bei uns tätig sind. - Die Stiftung der Sparkasse Bielefeld gibt uns Ehrenamtlich sind neben Ulrike Letschert einen finanziellen Zuschuss aus der „Biele- und mir folgende Personen aktiv: Marieluise felder Naturschule“. Bongards schaut auf die Finanzen, Dr. Heinz - Die Martini Stiftung Bielefeld fördert Projek- Bongards ist Schriftführer, Andrea Vahren- te zur gesunden Ernährung, besonders das horst bringt neue Ideen und Leute, Heide Kartoffelprojekt. Stoevesandt hat regionale Kontakte. - Weitere Bielefelder Stiftungen und Ein- 194 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

richtungen haben uns gefördert: z. B. die Zacken stehen für die drei Landschaftsräume, Volksbank, die Gemeinschaftsstiftung an denen die Stadt teilhat: Ravensberger Baumheide, das Krematorium. Hügelland, Teutoburger Wald, Senne. Zeigen - Auch überregionale Stiftungen haben uns Sie so, dass das Respektieren von Natur und finanziell unterstützt, z. B. die Sparda Bank, Landschaft in Bielefeld obenan steht! „Geht die Stiftung für Umwelt und Entwicklung, nicht, gibt´s nicht!“, wie Sie, Herr Oberbürger- die Aktion Mensch, das LWL, die NUA, die meister, in Ihrer Rede vorhin gesagt haben. Kracke-Stiftung etc. Zur Zukunft des NPZ und des Schelphofs möchte ich nur so viel sagen: Wir hoffen Wenn man sich diese mühselige Einwer- auf eine Umsetzung der vom Rat der Stadt bung von finanziellen Mitteln anschaut und die abgesegneten geplanten Renovierungsmaß- damit einhergehende Bindung von Arbeits- nahmen im Rahmen von INSEK Baumheide. kraft, fragt man sich schon, warum eine solche Damit würde unserer Arbeit endlich eine soli- Institution wie unser außerschulischer Lernort de räumliche Basis gegeben. Erst dann könnte nicht vom Staat betrieben und/oder gefördert man auch an eine weitere Professionalisie- wird. Diesen Gedanken möchte ich bei dieser rung im Rahmen der Bildung für nachhaltige Gelegenheit auch einmal öffentlich äußern. Entwicklung (BNE) denken, die landesweit Im Übrigen möchte ich noch betonen, dass ausgebaut werden soll. unser umweltpädagogisches Wirken noch Noch einmal herzlichen Dank für die Aus- nicht dazu geführt hat, dass Bielefeld wirklich zeichnung und an alle – auch nicht erwähnten naturfreundlicher geworden ist. Deshalb oder heimlichen – Förderer und Unterstützer möchte ich – wie schon bei meiner Verab- des NPZ Schelphof e. V.! schiedung als Vorsitzende des Naturschutz- beirates im Juni – noch einmal meine Idee Danke auch für diese schöne Feier! von der Umgestaltung des neuen Bielefeld Logos besonders den anwesenden Politikern Barbara Bayreuther-Finke, und Politikerinnen ans Herz legen: Setzen Vorsitzende NPZ Schelphof e. V. Sie Bielefeld eine grüne Krone auf! Die drei Bielefeld, 23. November 2018

Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018

2017

18.03. Jahreshauptversammlung 09.–10.09. Einführung in die systematische 13.04. Pflanzenbestimmung für nfängerInA - Pilzbestimmung. Kurs-Leitung: nen (12 Termine) Alexander Bunzel, Claudia Salzenberg, 19.04. Pflanzenbestimmung für ortgeschritF - Marieluise Bongards tene (10 Termine) 16.–17.09. Einführung in die systematische 28.04. Streifzug durch Bielefelds schönsten Pilzbestimmung. Kurs-Leitung: Wildblumengarten, der Höhenweg Alexander Bunzel, Claudia Salzenberg, auf dem Rosenberg Marieluise Bongards Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Veranstaltungen 195

12.11. Jahrestagung 12.08. Kleine Einführung in die Pilzkunde. 16.11. Heiner Härtel: „Anmerkungen zum Führung: Marieluise Bongards und Grünspecht – Baumläufer und Mitglieder der Pilz-AG Goldhähnchen“ 01.09. Der Kohlebergbau in Dornberg 24.09. Pflanzen und teineS im Botanischen 2018 Garten. Führung durch die Erdzeitalter. Führung: Ulrike Letschert, Mark Keiter 02.02. Gemütliches Treffen zum Geburtstag Okt. Die wunderbare Welt der Pilze. des Vereins Speziell für Rollstuhlfahrer und 15.02. Andreas Bader: „Der Star: Vogel des Menschen mit Rollator. Führung: Petra Jahres 2018“ Günter, Ilka Brust 15.03. Pflanzenbestimmung für nfängerInA - nen (12 Termine) 2018 17.03. Jahreshauptversammlung 25.04. Pflanzenbestimmung für ortgeschritF - 12.–18.04. Schwimmende Träume. Unbekann- tene (10 Termine) te Welt der Nordfriesischen Halligen 18.10. Versch. Referenten: Erste Ergebnisse zur Ringelganszeit. Führung: Heinz der Wasservogelzählung. Berichte Schürmann, Mathias Wennemann aus der Brutsaison 2018 18.03. Geophyten und erste Frühblüher im 11.11. Jahrestagung Jahr. Im Botanischen Garten. Führung: 15.11. Jörg Hadasch: „Möwen –Regelmäßige Claudia Quirini-Jürgens Gäste in OWL und ihre Bestimmung“ 24.03. Frühblüher im Teutoburger Wald. Rund um den Bokeler Berg. Führung: Mathias Wennemann 01.05. Hochseeparadies Helgoland. Tagesbus- Exkursionen exkursion. Führung: Heinz Bongards 02.05. Goldammer, Nachtigall und andere 2017 Vögel. Dankmarsch Altenhagen. Führung: Heiner Härtel 11.03. Die faszinierende Welt der Moose. 12.05. Naturschutz zwischen Theorie Führung: Jürgen Wächter und Praxis. Feuchtwiesen- und 29.04. Vogelwelt der Lippischen Weseraue. Vogelschutz in Naturschutzgebieten. Rundweg Stemmer See; Rundweg Führung: Claudia Quirini-Jürgens Friedwald Kalletal; Altes Fährhaus 16.05. Nächtliche Insektenfauna am Licht Erder. Führung: Heinz Bongards, (Veranstaltung gemeinsam mit Simon Brockmeyer dem Naturwiss. Verein Bielefeld) auf 30.04. Denk mal Baum. Urwald Hasbruch dem Gelände der Biolog. Station 19.05. Der Kohlebergbau in Dornberg Gütersloh/Bielefeld 20.05. Sennefriedhof einmal anders. 23.06. Exkursion zum König der Farne. Füh- Botanischer Spaziergang. Führung: rung: Ute Soldan, Carsten Vogelsang Ute Soldan, Carsten Vogelsang 01.07. Vielfalt von Landschaft und Natur 10.06. Der Findlingsgarten am Obersee. in unserer Stadt. AG-übergreifende Führung: Jürgen Wächter, Mark Keiter Gemeinschaftsexkursion. Erkundung 15.07. Naturkunde-Museum-Johannisberg- der Heeper Fichten. Führung: Ochsenheide-Johannisbachtal. Marieluise Bongards, Petra Schwenk Führung: Claudia Quirini-Jürgens Aug.-Okt. Kleine Einführung in die Pilzkunde Führung: Gritli Noack-Füller 196 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

11.08. Schaurig ist's übers Moor zu geh'n. Vortragsreihe „Biologie und Umwelt“ Tageswanderung ins große Torfmoor in Lübbecke. Führung: Carsten 2017 Vogelsang, Petra Schwenk 23.09. Pflanzen und teineS im Botanischen 10.01. Dr. Robert Trusch (Naturkundemuse- Garten. Führung durch die Erdzeitalter. um Karlsruhe): „Eine schmetterlings- Führung: Ulrike Letschert, Mark Keiter kundliche Reise in den peruanischen 13.10. Schlafplatzeinflug der Kraniche im Regenwald nach Panguana“ Rehdener Geestmoor. Führung: Heinz 09.05. Prof. Dr. Oliver Krüger (Universität Bongards (Wegen Regens ausgefallen) Bielefeld): „Das Ende der Leine: Quo 10.11. Exkursion mit der Biostation GÜ/BI: vadis Fischerei?“ Kleine Einführung in die Pilzkunde. 13.06. Dr. Philip-Sebastian Gehring (Gymna- Führung: Marieluise Bongards und sium am Waldhof, Bielefeld): „Vielfalt Mitglieder der Pilz-AG und Evolution der Amphibien und Reptilien Madagaskars – Neues aus der Forschung“ 11.07. Dr. Marc-Oliver Aust (Thünen-Institut Vortragsreihe „Ökosystem Erde – Chancen für Fischereiökologie Hamburg und und Gefahren“ (Förderverein namu) Cuxhaven): „Fische als Schadstoff- Kontrolleure“ 2017 14.11. Dr. Rainer Wirth (Pflanzenökologie & Systematik TU Kaiserslautern): „Die Ent- 26.01. Prof. Dr. Klaus Reinhold (Universität schlüsselung einer Erfolgsgeschichte: Bielefeld): „Evolution – alltäglicher als Blattschneiderameisen und ihre neue man denkt“ Rolle beim Umbau tropischer Wälder“ 09.02. Reno Lottmann (Ornithologe und 12.12. Prof. Dr. Thomas Ziegler (Universität Illustrator): „Knutt der Weltenbummler“ Köln, Institut für Zoologie): „Zwei 30.03. Prof. Oliver Krüger (Universität Jahrzehnte Erforschung und Schutz Bielefeld): „Die Arktis: eine ökologi- der Amphibien- und Reptilienvielfalt sche Einführung“ in den letzten verbliebenen Regen- 27.04. Dr. K. Leopold (Geol. BA für Strahlen- wäldern von Vietnam und Laos“ schutz): „Die Schachtanlage Asse II – gegenwärtige und zukünftige 2018 Herausforderungen“ 09.01. Dr. Ingrid Hucht-Ciorga (Landesamt 2018 für Natur, Umwelt und Verbraucher- schutz NRW, Forschungsstelle für 12.04. Prof. Dr. Marius Ader (Zentrum für Jagdkunde und Wildschadensver- regenerative Therapien, TU Dresden): hütung in Bonn): „Der Wolf in NRW „Das Auge, Blindheit und Stammzellen – Monitoring und Management eines – Entwicklung regenerativer Therapien Rückkehrers“ für Erkrankungen der Netzhaut“ 08.05. Prof. Dr. Hans Joosten (Institut für 01.03. Dr. Manfred Kraemer (Universität Botanik und Landschaftsökologie Bielefeld): „Farbenpracht für flinke Universität Greifswald): „Die Zukunft Flieger – von Blüten und Kolibris der Moore“ Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Veranstaltungen 197

12.06. Dr. Ulrich Zumkier (tier3 solutions 17.11. Oliver Schneider: „Astrofotografie“ GmbH Leverkusen): „Vom Grashalm 15.12. Björn Kähler: „Der aktuelle Sternen- bis zur Maus: Umweltrisikobewertung himmel“ bei der Zulassung von Pflanzen- schutzmitteln“ 2018 13.11. Eckhard Möller (Kreisheimatverein Herford): „Birds and Birding – wie das 12.01. Beobachtungsabend Vögelgucken die Wissenschaft und 09.02. Klaus Stoevesandt: „Erde oder Sonne den Naturschutz fördert“ im Zentrum? Aristarch, der „Koperni- 11.12. Dr. Christine Thiel-Bender (Natur- und kus“ der Antike“ Artenschutzmanagement in Bonn): 09.03. Björn Kähler: „Der aktuelle Sternen- „Die Europäische Wildkatze – Status himmel“ und Schutz in NRW“ 24.03. Deutscher Astronomietag: „Das geheime Leben der Sterne“ 13.04. Beobachtungsabend 11.05. Sonnenbeobachtung Veranstaltungen der Volkssternwarte 08.06. Sonnenbeobachtung, anschließend Ubbedissen (AG Astronomie) Björn Kähler und Michael Hellriegel (Sternwarte Brackwede): „Die totale 2017 Mondfinsternis am 27. Juli“ 27.07. Beobachtungsabend –Totale Mond- 20.01. Beobachtungsabend finsternis 17.02. Beobachtungsabend 10.08. Sonnenbeobachtung 17.03. Björn Kähler: „Der aktuelle Sternen- 14.09. Björn Kähler: „Der aktuelle Sternen- himmel“ himmel“ 25.03. Deutscher Astronomietag: „sehens- 12.10. Beobachtungsabend wertes auf der Sonnenbahn“ 09.11. Oliver Schneider: „Die Nachbarn 18.04.–22.04. „Bielefelder Sternstunden“ unserer Sonne“ Astronomische Nachtwanderung mit 14.12. Björn Kähler: „Der aktuelle Sternen- Fernrohrbeobachtung himmel“ 19.05. Sonnenbeobachtung, anschließend Klaus Stoevesandt: „Wie die Sternbil- der an den Himmel kamen“ 16.06. Sonnenbeobachtung, anschließend Björn Kähler: „Der aktuelle Sternen- himmel“ 21.07. Sonnenbeobachtung 18.08. Sonnenbeobachtung 01.09. Sonnenbeobachtung, anschließend Wolfgang Misselwitz: „Wie alt werden Sterne?“ 15.09. Sonnenbeobachtung, anschließend Björn Kähler: „Der aktuelle Sternen- himmel“ 20.10. Yannick Schmidt: „Zeitreisen – Ein Tunnel in andere Welten“ 198 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Bericht aus dem Naturkunde- Sammler, der das Fossil dem namu übergab, Museum über das Jahr 2017 zu ehren. Arminisaurus schuberti ist benannt nach dem Cheruskerfürsten Arminius und von Isolde Wrazidlo, Rosemarie Amelung und nach Siegfried Schubert, Amateurpaläontolo- Mark Keiter ge aus Steinhagen, der sich seit Jahrzehnten um die geologische Erforschung unserer 1. Einleitung Heimat verdient gemacht hat. Arminisaurus ist ein besonderer Schatz in Der aufregendste Satz in der Wissenschaft – der der Sammlung des Naturkunde-Museums, Satz, der neue Entdeckungen einläutet – ist nicht der dem namu in 2017 buchstäblich weltweite „Heureka!“, sondern „Das ist ja seltsam…“. Aufmerksamkeit beschert hat. Für uns ist er (Autor unbekannt) das ganz große Highlight eines aufregenden Jahres, in dem es an Höhepunkten sicher Ein Haufen unscheinbarer Knochen, knapp nicht mangelte. 190 Millionen Jahre alt, aus einer Tongrube bei Jöllenbeck provozierte genau diese Worte, als namu-Gastwissenschaftler Sven Sachs und sein Kollege Benjamin Kear von der Univer- 2. Ausstellungen 2017 sität Uppsala mit Expertenaugen auf unsere Saurier-Reste schauten. Sie fanden eine Kom- Unsere Sonderausstellungen sprachen in bination von Merkmalen an dem Fossil, die in diesem Jahr im Besonderen die Sinne an – von dieser Form noch nie beobachtet wurden und der unglaublichen Farbigkeit der Turmaline stellten fest: Der Bielefelder Schwimmsaurier bis hin zu verwirrenden Experimenten, bei ist weltweit einzigartig. Und nicht nur das: Er denen wir unseren eigenen Sinnen nicht stammt auch noch aus einem Zeitabschnitt, mehr trauten. Diese Vielzahl an sehr unter- aus dem bislang weniger als eine Handvoll schiedlichen Sonderausstellungen bescherte Schwimmsaurier bekannt sind. dem Museum einen Besucherrekord von Das Privileg, der neuen Gattung einen fast 40.000 Besuchen. Hinzu kommen knapp Namen geben zu dürfen, nutzten die beiden 13.000 Besuche, die die Sonderausstellung Paläontologen, um die Fundregion und den „Land – Küste – Meer“ des Verbundes der Museen der Nord-Ostsee-Region (NORe) in Rostock erzielte. Als aktives Mitglied des Verbundes gestaltete das namu einen The- menbereich mit spektakulären Fossilien aus seiner Sammlung. Die Mitmachausstellung „Mini-Mathe- matikum“ wurde vom Mathematikum Gießen eigens für Kinder von vier bis acht Jahren konzipiert. Die Attraktion der Ausstellung lag in den wissenschaftlichen Experimenten. Denn Mathematik bedeutete hier vor allem: selber machen. Die Ausstellung „Zwerge und Riesen. Eine Abb. 1: 14. September 2017: Arminisaurus wird vor Frage der Perspektive“ der Stiftung Nean- laufender Kamera für den Pressetermin aufgebaut. derthal Museum in Mettmann lud die Besu- Links im Bild Siegfried Schubert, in der Mitte chenden dazu ein, ihre eigene Körpergröße Paläontologe Sven Sachs bei der Puzzle-Arbeit. und die anderer Menschen aus evolutionärer Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Bericht aus dem Naturkunde-Museum 199

Sicht wahrzunehmen. Hervorzuheben ist hier die Kooperation mit dem Bundesselbst- hilfeverband Kleinwüchsiger Menschen e. V. (VKM), der die Ausstellung durch Info-Material und eine Fotoausstellung bereicherte. In der Ausstellung „Kristallmagie. Verbor- gener Zauber dunkler Turmaline“ gelang es Dr. Paul Rustemeyer, mittels der Mikrofoto- grafie die traumhafte Welt der Kristalle ein- zufangen und den Gästen das faszinierende Innenleben der Minerale nahezubringen. Abb. 3: Faszination: Licht und Elektrizität bei der „Achtung Hochspannung“ Ausstellung

Die Faszination für Insekten wird durch acht Großmodelle der Hamburger Designerin Julia Stoess befeuert. Sie sind seit Ende Januar 2017 unter dem Motto „Kleine Tiere ganz GROSS“ in den Ausstellungsräumen des namu verteilt. Die Modelle sind so detailgetreu, dass jede Schuppe, jedes Härchen zu erkennen ist. Gepaart mit reizvoller Dramaturgie ziehen sie die Betrachter an die Vitrinen und erwecken Neugier und Staunen.

Abb. 2: Bizarre Landschaften im Turmalinkristall: Ergebnis seiner geologischen Geschichte 3. Bildungsarbeit

Ab ca. drei Jahren beginnt das ideale Alter, Spiegelt unsere Wahrnehmung wirklich um Kinder für Naturwissenschaften und Ma- immer die Realität wider oder konstruiert thematik zu begeistern. Sie fangen an, nach unser Gehirn einfach ein Abbild der Welt? Mit dem Warum zu fragen. Dabei geht es nicht dieser Frage beschäftigte sich die Ausstellung um richtig oder falsch, sondern um Beobach- „tourdersinne II“, die von der turmdersinne ten, Vergleichen, Kategorisieren und um die gGmbH, Nürnberg, erstellt wurde. Entwicklung von Vermutungen. Vier unserer Die Entdeckungsgeschichte der Elektrizität Sonderausstellungen waren besonders durch die Jahrtausende und ihre Nutzung war anregende Erfahrungsräume für KiTa-Kinder Thema der interaktiven Ausstellung „Ach- sowie Schülerinnen und Schüler der 1. und 2. tung Hochspannung“ des Universitäts- und Klassen. Stadtmuseum Rinteln. Vom Blitz bis zum Elek- Neben handlungsorientierten Workshops tromotor und moderner Elektronik: Überall zu den Ausstellungen bot das namu weitere in dieser Ausstellung knisterte, knallte und Themenschwerpunkte aus dem MINT-Bereich leuchtete es, ein lehrreicher Spaß für Groß an. Beispielhaft sei hier die KiTa-Veranstaltung und Klein. Kleine Feuerforscher*innen gesucht! ge- nannt. Die Kindergesichter zeigten im Laufe 200 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Die regelmäßig stattfindenden Workshop- Reihen Wir experimentieren! sind besonders wegen ihrer Kleingruppen-Atmosphäre von maximal sechs Kindern beliebt. Die vertrau- ensvolle „Lern“-Situation, verbunden mit Empathie und dem Einbinden von Phantasie, fördert Vorstellungskraft, Emotionen der Kin- der sowie die kognitiven Lernprozesse. Veran- staltungen, die ebenfalls seit Jahren großen Anklang finden, sind die Sonntagskinder sowie die Reihe Mit Oma und Opa ins namu. Wünsche und Anregungen von Erzie- her*innen und Lehrer*innen greift das namu gerne auf. In einem solchen Dialog zwischen den Bedürfnissen der KiTas und den Durch- führungsmöglichkeiten wurde das Angebot Kleine Vogelforscher*innen gesucht! entwi- ckelt.

Abb. 4: Prof. Beutelsbacher beim Eröffnungsfest der Mini-Mathematikum Ausstellung einer solchen Veranstaltung Anspannung, Ängstlichkeit, Staunen, volle Konzentration und zum Schluss Stolz über ihr kreatives Produkt. Gemeinsames Vorgehen förderte hier nicht nur die Neugier und Begeisterung für viele Phä- nomene des Alltags, sondern auch eine Reihe weiterer Basiskompetenzen, die die Kinder für ihren späteren Lebensweg benötigen. Dazu gehören u. a. Sprachkompetenz, Sozialkompe- tenz und Feinmotorik sowie ein Zugewinn an Selbstbewusstsein und innerer Stärke. Abb. 6: Genaues Studieren erfolgte am Originalprä- parat.

Das einwöchige Grundschulprojekt Bionik- Werkstatt – Abgucken erwünscht! fällt ebenfalls darunter. Unter den zahlreichen mehrstün- digen Schulveranstaltungen, die eine hohe Vielfältigkeit in ihrer Thematik aufweisen, sind insbesondere die Projektwochen hervorzuhe- ben, in denen das namu den gesamten Schul- unterricht übernimmt. Für eine erlebnisreiche Abb. 5: Kleine Feuerforscher*innen! Woche, in der sich die Kinder vielfältig und Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Bericht aus dem Naturkunde-Museum 201 interaktiv mit naturwissenschaftlichen Fragen onspartner monatlich im WESTFALEN-BLATT auseinandersetzten; in der Schule, im Museum ein interessantes Insekt vor. und auf Exkursion. Dabei zeichnen sich die Ko- Höhepunkt dieser Kooperation war der ers- operationschulen durch einem hohen Anteil te Bielefelder „Tag der Insekten“ am 30. März an Kindern mit Migrationshintergrund aus. 2017. Diese interdisziplinäre Tagung mit 40 Teilnehmern aus Wissenschaft, Naturschutz- Verbänden und Wirtschaft war ein erster Schritt hin zur Vernetzung und Bildung einer Lobby für Insekten. Ganz groß heraus kamen die Insekten wäh- rend des Science Festival GENIALE. Das namu organisierte zusammen mit Insect Respect und weiteren Verbänden und Organisationen unter dem Motto „Das große Krabbeln“ über acht Tage lang ein umfangreiches interaktives Programm.

Abb. 7: Bionische Erfindungen

4. Wissenschaft und Gesellschaft

Die Kooperation zwischen namu und Insect Respect hat sich im Jahre 2017 deutlich inten- siviert. Von Februar bis Mitte Mai war im Foyer des namu die Augmented Reality-Ausstellung von Insect Respect zum Thema Insekten zu Abb. 9: Ängste abbauen, Interesse wecken: Dorn- sehen. Darüber hinaus stellten die Kooperati- schrecken im Einsatz bei der GENIALE

Abb. 8: Die Tagungsteilnehmer – in der Mitte Dr. H.-D. Reckhaus, Initiator von Insect Respect 202 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Stadt- und Regionalgeschichte trifft • Deutsche Postcode Lotterie Geologie – so könnte in aller Kürze der Inhalt • Freiwilligenagentur Bielefeld e. V. des eintägigen Workshops „Sandstein in • Halfar System GmbH Westfalen - der Osning-Sandstein“ beschrie- • Historische Kommission für Westfalen des LWL ben werden, der am 20. Mai in der Aula des • Insect Respect; Reckhaus GmbH & Co. KG Bielefelder Ratsgymnasiums stattfand. Diese • JAB ANSTOETZ Group Tagungsreihe, initiiert von der Historischen • Lindemann Wohnkultur Kommission des LWL, befasst sich mit Sand- • Menke Glas GmbH steinvorkommen in Westfalen und deren • Miele & Cie. KG Werk Bielefeld Bedeutung für Stadtbild, Architektur und • Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Industriegeschichte der jeweiligen Regionen. Kultur und Sport des Landes NRW Das namu war Gastgeber und Mitausrichter • Palaeo3D Fossiliendigitalisierung des vierten Workshops der Reihe. Der für • Raumausstatter-Innung Bielefeld die Region Bielefeld so prägende Osning- • Rotary Club Bielefeld Sandstein wurde vor rund 65 Teilnehmern • Rotary Club Bielefeld-Sparrenburg in drei Vorträgen und einer abschließenden • Rotary Club Bielefeld-Süd Exkursion von allen Seiten beleuchtet. • Stadtwerke Bielefeld GmbH • Steinmetzbetrieb Heinz-Werner Horn, Bielefeld-Brake • Stiftung für die Natur Ravensberg • ST-VITRINEN Trautmann GmbH & Co. KG • Universität Bielefeld • Westfälische Wilhelms-Universität Münster • Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG, Bielefeld

Ohne diese vielfältigen Kooperationen wäre Abb. 10: Die Tagungsteilnehmer bei der es dem namu unmöglich, sein hochwertiges abschließenden Exkursion zur Abbaugeschichte des Bildungsprogramm und die wissenschaftliche Osning-Sandsteins (Foto: Burkhard Beyer) Erschließung der Sammlung voranzutreiben. Der Förderverein des Naturkunde-Museums freut sich über jegliche Unterstützung, sei es in Form neuer, engagierter Mitglieder oder 5. Freunde und Förderer 2017 durch Spenden.

Wir danken den Mitgliedern des Förderver- eins, des Naturwissenschaftlichen Vereins für Bielefeld und Umgegend sowie der Arbeits- gemeinschaft Westfälischer Entomologen e. V. und zahlreichen Kooperationspartnern und Unterstützern für ihr großartiges Engage- ment:

• Baugenossenschaft Freie Scholle eG, Biele- feld • Bielefeld Marketing GmbH • BundesselbsthilfeVerband Kleinwüchsiger Menschen e. V. (VKM) Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Bericht aus dem Naturkunde-Museum 203

Bericht aus dem Naturkunde- anhand von acht Insekten-Großmodellen der Museum über das Jahr 2018 Hamburger Designerin Julia Stoess überzeu- gen. Detailgenauigkeit war hier gepaart mit von Isolde Wrazidlo und Mark Keiter reizvoller Dramaturgie und zog die Betrachter an die Vitrinen. Ausstellungen 2018

Stammzellen – Ursprung des Lebens Gifttiere – Tödliche Lebensretter (11.03.2018 bis 02.09.2018) (23.09.2018 bis 17.03.2019)

Die Ausstellung zur Stammzellbiologie, ei- Skorpione, Spinnen, Schlangen – Die ner relativ jungen Disziplin, lieferte Basisinfor- meisten Menschen reagieren mit Angst, Ekel mationen zu Stammzellen sowie der regene- oder offener Ablehnung auf diese Tiere. Dies rativen Medizin. Viele der heute beworbenen ist verständlich, denn ihr Gift kann je nach Art Stammzelltherapien sind noch Zukunftsmusik und Situation gefährliche, ja sogar tödliche und ihre Wirksamkeit und Sicherheit sind Wirkung entfalten. Aber es sind genau diese nicht ausreichend überprüft, deshalb eignete komplexen Giftgemische, die möglicherweise sich die Ausstellung in besonderer Weise zur Wirkstoffe liefern, um Leiden zu lindern und Diskussion von gesellschaftlichen Fragestel- Leben zu retten. lungen und Perspektiven. Am Zentrum für Regenerative Therapien Dresden werden von Prof. Dr. Marius Ader und seinem Team Möglichkeiten zur Behandlung der Netzhautdegeneration erforscht. Ein begehbares Augenmodell in der Ausstellung vermittelte „live“ Seheindrücke von Patienten mit unterschiedlichen Augenerkrankungen.

Abb. 2: Die blattgrüne Mamba ist die kleinste und zierlichste Art unter den Mambas.

Denn sie haben sich in Jahrmillionen entwickelt, um schnell und spezifisch zu Abb. 1: Augenforschung in Dresden wirken. Es wird vermutet, dass beispielsweise ein bestimmtes Spinnengift-Molekül unser Gehirn vor den Spätfolgen eines Schlaganfalls Kleine Tiere ganz GROSS! schützen könnte. Vielleicht hilft zukünftig so- (bis 11.11.2018) gar eine Substanz aus dem Speichel brasiliani- scher Zecken das Wachstum von Krebszellen Dass Krabbeltiere alles andere als eklig, zu hemmen. sondern hochspannend sind, davon konnten In der Ausstellung konnte das Verhalten der sich die Museumsgäste auch im Jahr 2018 Tiere in Terrarien studiert werden. Darüber 204 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) hinaus gab es zahlreiche Informationen zur Diese seit nunmehr 3 Jahren bestehende Lebensweise der Tiere. Zusammenarbeit festigt die Stellung des Die Ausstellung wurde von Michael und namu in der Universität als Kooperationspart- Christiane Steige zusammenstellt. Beide sind ner, bezieht Studierende aktiv ein und rückt ausgebildete Zoo- und Versuchstierpfleger das namu in den Blickpunkt als einen attrak- mit zusätzlicher Sachkunde in den Bereichen tiven Ort für kulturellen Austausch. Darüber Terraristik. Sie betreiben die Terraristik seit ca. hinaus vergrößert das namu seine Reichweite 35 Jahren und befassen sich seit 32 Jahren mit in der Bildungslandschaft des ostwestfä- Gifttieren. Herr Steige ist zudem Gründer und lischen Raumes, da gezielt auch Schulen erster Vorsitzender des Gifttierhaus e. V. über die Stadtgrenzen hinaus angesprochen wurden, zu denen die Studierenden persön- lichen Kontakt hatten. Eine anschließende Kooperation mit der Universität Bielefeld Evaluation durch die Studierenden bestätigt u. a. auch die Attraktivität und Beliebtheit des Bereits seit 2016 besteht eine Kooperation Naturkunde-Museums auf Seiten der Lehrer- mit der Universität Bielefeld, Biologiedidaktik und der Schülerschaft. (Prof. Dr. Matthias Wilde/Prof. Dr. Norbert Grotjohann). Für Studierende (Lehramt Biologie) ergibt sich die Möglichkeit, die namu LAB Eulen experimentieren sog. Berufsfeldbezogene Praxisstudie oder Berufspraktische Studien BPST in einem vier- Seit Frühjahr 2018 forschen hochbegabte wöchigen Einsatz im Naturkunde-Museum Kinder im Alter von 5 bis 8 Jahren unter Bielefeld zu absolvieren. Die ausgeprägte dem oben genannten Titel im namu. Unter Verzahnung von Theorie und Praxis erlaubt fachlicher Anleitung können die jungen es Studierenden, Erfahrungen in einem Schlauköpfe ihrem Wissensdrang ungebremst außerschulischen Lernort zu erwerben, der nachgehen, schulen ihre Beobachtungsgabe, sowohl für Bielefelder als auch auswärtige ihr logisches Denken sowie ihr sprachliches Schulen zentral gelegen und gut erreichbar Ausdrucksvermögen. ist. Themen des Museums finden Eingang in Die „Eulen“ haben sich bereits mit der „Er- die Unterrichtsplanung und -gestaltung. forschung des Feuers, der Luft, des Wassers“ auseinandergesetzt. Darüber hinausgehend wurden Themen wie „Tarnen, Warnen,

Abb. 3: Studierende in der Uni Bielefeld: Ein aus dem Museum entliehener Artenschutzkoffer findet Abb. 4: Beobachtungen mit „Eulenblick“ und Verwendung in der Unterrichtsplanung. Erkenntnisgewinn Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Bericht aus dem Naturkunde-Museum 205

Täuschen“ und „Forschung der Pflanzen“ spannend und erlebnisorientiert aufbereitet. Hochbegabte Kinder benötigen eine be- sondere Ansprache, da sie bei Unterforderung ihre geistigen Fähigkeiten nicht genügend entwickeln und in Desinteresse oder soziale Isolierung abgleiten können. Seit April dieses Jahres bietet das namu daher in Zusammen- arbeit mit der „Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind OWL e. V.“ diese Expe- rimentierkurse für besonders begabte Kinder an. Sie fordern die Kinder auf ihrem Lern- Niveau. Wichtig ist dabei auch die Begegnung Abb. 5: Zwei der insgesamt 13 Großplakate mit anderen Kindern, die genauso schnell denken können. Das fördert den Austausch und lässt neue Freundschaften entstehen. Nervig oder nützlich? Aufgrund des großen Erfolgs wird die Kooperation auch im Jahr 2019 fortgesetzt. Auch im Jahr 2018 war das namu in Koope- Neben bewährten Themen finden auch wei- ration mit Insect Respect Gastgeber des „Tag tere aus dem Bereich Elektrizität, Bionik und der Insekten“. Diese Tagung wurde unterstützt Farben Eingang in das Repertoire. von Global Nature Fund und REWE Group. Auszug aus der Tagungsdokumentation: „Beim zweiten Tag der Insekten am 21./22. Was ist ein Gefühl? März 2018 in Bielefeld stellten rund 130 Teilneh- mer aus Wirtschaft, Wissenschaft, Umweltor- Um den Dialog zwischen Menschen mit ganisationen, Medien und Zivilgesellschaft ihr und ohne geistige Behinderung zu fördern, Projekte zu Aktivitäten rund um die Förderung kooperieren das Museum und sein Förderver- von Insekten vor. Sie nutzen die Veranstaltung ein mit dem Verein „Die Wortfinder e. V.“ als Plattform zur Stärkung ihrer Forschungs- Im Rahmen des Projektes Gedankenaus- und Öffentlichkeitsarbeit und zur Vernetzung. tausch begleiten seit dem 01. September vom In Aktionsforen diskutierten sie, wie sich in namu bis hin zur Universität großformatige Pla- ganz Deutschland intersektorale Runde Tische kate mit bunten Zeichnungen die Fahrgäste der Stadtbahnlinie. Die Texte und Illustrationen aus den Gebieten der Biologie, Psychologie, Ethik oder Philosophie stammen aus der Feder von Menschen mit einer so genannten geistigen Behinderung. Sie wurden ergänzt um Antwor- ten von WissenschaftlerInnen der Universität Bielefeld. Ein QR-Code auf den Plakaten führt direkt zu der Homepage www.fragenundant worten.eu. Hier ist jeder eingeladen, selbst Ant- worten auf die gestellten Fragen zu geben und kann so in einen Dialog treten. Die Homepage wurde von Bernd Ackehurst, KunstSinn, speziell Abb. 6: (v.r.n.l.): Dr. Katrin Reuter, Dr. Hans-Dietrich für dieses Projekt eingerichtet. Dort finden sich Reckhaus, Tina Teucher, Dr. Jürgen Gross Hintergrundinformationen zu dem Projekt. 206 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) für Artenvielfalt etablieren lassen, wie man Literatur und Quellen wieder mehr Ehrenamtliche für Naturforschung und Naturschutz begeistert und wie Themen Insect Respect (2018): Tagungsdokumentation wie Biodiversität und Insekten verstärkt in die „Tag der Insekten 2018“ am 21. Und 22. März Schlagzeilen der Medien kommen können.“ 2018. – www.insect-respect.org/fileadmin/ Insect Respect Tagungsdokumentation, 2018 downloads/Tag_der_Insekten/Tagungsdo kumentation-Tag-der-Insekten-2018.pdf, zuletzt abgerufen am 29.01.2019, 42 S. Sammlung und Forschung Lindgren, J. et al. (2018): Soft-tissue evidence Im Zuge der Sanierung des Kellermagazins for homeothermy and crypsis in a Jurassic am Adenauerplatz wurde die umfangreiche Ichthyosaur. – NATURE, DOI: 10.1038/ Doberg-Sammlung des Naturkunde- s41586-018-0775-x Museums erstmals elektronisch inventarisiert und zum Teil nachbestimmt. Diese Arbeiten Pupkulies, T.; Keiter, M. (2019): Die Doberg- konnten Anfang 2018 erfolgreich abgeschlos- Sammlung im Naturkunde-Museum sen werden. Damit ist ein weiterer wichtiger Bielefeld. – Ber. Naturwiss. Verein Bielefeld Schritt in der Erschließung der geologischen 56, S. 4 –11. Sammlung getan. Einzelheiten über die Ge- schichte und Zusammensetzung der Doberg- Sammlung sind bei Pupkulies & Keiter (dieser Band) dargelegt. Namu-Gastwissenschaftler Sven Sachs war im Jahr 2018 Co-Autor einer NATURE-Studie, die neue Erkenntnisse über Haut und Fett- schicht von Ichthyosauriern präsentierte (Lind- gren et al., 2018). Die Studie konnte zeigen, dass diese ausgestorbenen Meeresreptilien sehr wahrscheinlich warmblütig waren – ähnlich wie heutige Wale. Weiterhin konnte anhand von Pigmentrelikten gezeigt werden, dass Ichthyosaurier eine dunkle Rückenseite und eine helle Bauchseite hatten, ein Tarnmuster, welches auch bei heutigen Fischen und Walen häufig ist.

Freunde, Förderer und Kooperations- partner 2018

Wir danken den Mitgliedern des Förderver- eins, des Naturwissenschaftlichen Vereins für Bielefeld und Umgegend, der Arbeitsgemein- schaft Westfälischer Entomologen e. V. sowie zahlreichen Kooperationspartnern und Unter- stützern für ihr großartiges Engagement. Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Bericht der Vorsitzenden 207

Bericht der Vorsitzenden über Zur Neuwahl zum Kassenprüfer für das die Jahre 2017 und 2018 Vereinsjahr 2017 stellte sich Petra Schwenk, zur Wiederwahl Petra Günter zur Verfügung. Frau Ilka Brust, der an dieser Stelle Dank für Jahreshauptversammlung 2017 ihre vorherige Kassenprüfertätigkeit gebührt, kandidierte nicht mehr. Beide wurden ein- Am Samstag, den 18.03.2017 fand im Café stimmig ohne Enthaltungen gewählt und Regenbogen im Haus Ubbedissen, Wietkamp 9, nahmen die Wahl an. 33699 Bielefeld, die Jahreshauptversammlung Im Anschluss dankte Dr. Ulrike Letschert des Naturwissenschaftlichen Vereins für Biele- Claudia Quirini-Jürgens im Namen des gesam- feld und Umgegend e. V. statt. ten Vereins mit einem Präsent für die 21 Jahre Turnusgemäß stand die Wahl des ge- Vereinsvorsitz. samten bestehenden geschäftsführenden Im Vorsitzendenbericht stellte Claudia Vorstands an. Vorab bat Björn Kähler um Quirini-Jürgens ausgewählte Aktivitäten des Unterstützung durch einen satzungsgemä- Vereins, u. a. aus den Bereichen Amphibi- ßen zweiten Schriftführer für die Weiterfüh- enschutz, Geobotanik, Astronomie in der rung der Sitzungs-Protokolle. Dem Aufruf Volkssternwarte sowie von den vielen durch- folgend erklärte sich Judith Antonowitsch geführten Exkursionen, vor. als Kandidatin zur Schriftführerin bereit. Zur Peter Kulbrock ergänzte die Ausführungen Wiederwahl stellten sich die Vorsitzende zu den Arbeiten der AG Geobotanik und wies Claudia Quirini-Jürgens, der Vorsitzende darauf hin, dass in einigen Regionen von OWL Mathias Wennemann, die Schatzmeisterin Kartierungsarbeiten zum Projekt „Florenkar- Dr. Ulrike Letschert und der Schriftfüh- tierung NRW“ mangels Mitarbeitern oder rer Björn Kähler sowie zur Neuwahl als Zutrittsverbot (Truppenübungsplatz Senne) Schriftführerin Judith Antonowitsch. Alle nicht durchführbar waren. Daher sind diese Kandidaten wurden einstimmig gewählt bei Bereiche nicht oder unvollständig erfasst und Enthaltung des Vorstandes. kartiert (s. www.florenkartierung-nrw.de).

Der gewählte geschäftsführende Vorstand: v. l: Judith Antonowitsch, Björn Kähler, Dr. Ulrike Letschert, Mathias Wennemann, Claudia Quirini-Jürgens 208 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Folgend wurde darauf verwiesen, dass 4. Die Wahl zum Beirat soll ausgesetzt werden. die Zusammenarbeit mit dem namu Hierdurch soll Zeit verschafft werden, damit wieder intensiver wird, insbesondere durch der Vorstand einen Arbeitskreis festlegen Mark Keiter (auch Vereinsmitglied). Als kann, der über die Bildung eines neuen Beispiel dafür wurde auf die Veranstaltung Beirats berät. „GENIALE – Macht Euch schlau!“ im Som- mer 2017 hingewiesen, bei dem das Thema Der Vorstand stimmte den Vorschlägen von Insekten in einem gemeinsamen Zelt präsen- Prof. Dr. Peter Finke und Dr. Martin Büchner zu tiert werden sollte. und sagte zu, den erweiterten Vorstand zu einer Claudia Quirini-Jürgens führte ferner aus, Diskussion einzuladen. Weitere Vorschläge zur dass sie von der katholischen Kirche angespro- Teilnahme an dieser Sitzung seien ausdrücklich chen wurde, im Rahmen der Firmung 2017 erwünscht und an den Vorstand zu richten. ein Projekt zum Thema „Gottes Schöpfung Claudia Quirini-Jürgens dankte im An- erhalten“ anzubieten. In Kooperation mit der schluss Prof. Dr. Peter Finke im Namen des Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld soll geschäftsführenden Vorstandes mit einem interessierten Jugendlichen die Bedeutung Präsent für die 13 Jahre Vereinsvorsitz und 21 von Natur- und Artenschutz erläutert werden, Jahre im Beirat. vor allem mit Blick darauf, was jeder Einzelne Dr. Ulrike Letschert präsentierte gut zum Erhalt der heimischen Tier- und Pflanzen- strukturiert und anschaulich alle Einnahmen welt beitragen kann. und Ausgaben des Gesamtvereins. In diesem Mathias Wennemann hob die erfolgrei- Zusammenhang dankte sie auch den Helfern chen Monatsexkursionen hervor, die ideal der Geschäftsstelle, Heike Nikolayczyk, für das erste Kennenlernen des Vereins sind. Herbert Gromzik und Jürgen Rebig für ihre Eine große Exkursion auf die Halligen zur wertvollen Arbeiten. Ringelganszeit von und mit Heinz Schürmann Begleitend wurden Funde aus dem Bild- wäre in Planung. und Schriftenarchiv des Vereins vorgestellt, Im Anschluss an den Bericht wurde an die u. a. ein Auszug aus dem Protokoll der ersten im Jahr 2016 verstorbenen Mitglieder Elfriede Sitzung des Naturwissenschaftlichen Vereins Eilers, Anneliese Franke, Klaus-Dieter Fried- von 1908. rich, Christel Liebold und Gerhardt Stender Der Mitgliedsbeitrag für das Vereinsjahr gedacht. 2018 soll unverändert blieben: einstimmige Prof. Dr. Peter Finke erläuterte ausführlich Zustimmung. seinen Entschluss, seine Arbeit im Beirat zu Claudia Quirini-Jürgens wurde in das beenden. Gemeinsam von Prof. Dr. Peter Finke Kulturamt Dezernat 2 Schule/Bürger/Kultur und Dr. Martin Büchner sind Vorschläge für die der Stadt Bielefeld einbestellt, um den Verein Zukunft erarbeitet worden. Diese wurden von und seine Arbeiten vorzustellen. Absicht Dr. Martin Büchner mündlich kurz vorgestellt: sei gewesen, die jährlichen Zuschüsse (zum 1. Im Beirat sind weitere Abmeldungen, v. a. al- Druck des Vereinsberichtes) vom Kulturamt ters- und gesundheitsbedingt, eingegangen. der Stadt Bielefeld an den Verein aufgrund der 2. Der Verein hat keine Monopolstellung Neustrukturierung der kulturellen Zuschüsse mehr, wie es noch vor einigen Jahrzehnten seitens der Stadt Bielefeld neu zu regeln und der Fall war. Themen, wie Artenbestimmun- auch zu reduzieren. Dies konnte durch die gen, werden in Schule und Universität nicht ausführliche Vorstellung von Claudia Quirini- mehr unterrichtet. Jürgens zu Vereinstätigkeiten und Bericht- 3. Der Verein muss sich wieder Gehör ver- erstattung erfolgreich abgewendet werden. schaffen und auch wieder bildungspolitisch Geplant ist nun, dass die Stadt Bielefeld aktiv werden. Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Bericht der Vorsitzenden 209 wird und zukünftig über diese Mitgliedschaft Claudia Quirini-Jürgens würdigte die kürz- die kulturelle Arbeit des Vereines seitens der lich und unerwartet verstorbenen Mitglieder Stadt Bielefeld finanziell mit unterstützt wird. Irmgard Sonneborn und Dr. Ernst Theodor Bei dem Gespräch wurde deutlich, so Clau- Seraphim (s. Nachrufe in diesem Bericht). Dr. dia Quirini-Jürgens, dass den Beigeordneten Martin Büchner fügt hinzu, dass er und die AG das vielfältige Tätigigkeitsfeld des Natur- Geologie eine sehr enge Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Vereines nicht bekannt Dr. Ernst Theodor Seraphim hatten. gewesen sei. Von den Mitgliedern kamen Es folgte eine Gedenkminute an die im Jahr hierauf Anregungen, u. a. dass der Verein dar- 2017 verstorbenen Mitglieder Herrn Reinhard aus Lehren ziehen und in der Bevölkerung und Döring (s. Nachruf), Herrn Rudolf Hartwig, bei Behörden wieder sichtbar werden muss. Frau Dr. Ruth Steinberg und Herrn Dietmar Ebenso wurde vorgeschlagen, man solle den Stratenwerth (s. Nachruf). Beigeordneter Dr. U. Witthaus zu Aktivitäten Im Anschluss berichtete Claudia Quirini- des Vereins einladen. Diese Vorschläge stie- Jürgens über Aktivitäten des Vereins 2017, u. a. ßen auf breite Zustimmung der Anwesenden. die Beteiligung an der „GENIALE – Wissens- Heiner Härtel stellte seine Absicht vor, werkstatt“, dem Firmbegleitenden Projekt eine neue AG Ornithologie zu gründen. Die für den Pastoralverbund der katholischen Aktivitäten sollten im November 2017 mit drei Kirche Bielefeld, ferner über den Amphibien- Treffen im Winterhalbjahr beginnen, geplant schutz und die Beteiligung der Naturschutz- seien Vorträge und Projektvorstellungen. verbände über die Person von Claudia Quirini- Mathias Wennemann ergänzte, eine neue Jürgens in der Veranstaltergemeinschaft AG Dendrologie (Baum- und Gehölzkun- von Radio Bielefeld. de) gegründet zu haben. Auch hier seien Mathias Wennemann ergänzte den Bericht regelmäßige Treffen geplant, insbesondere mit Erläuterungen zur Mitarbeit im Planungs- Exkursionen für verschiedene Erfassungen dialog zur 380 kV-Freileitung in Borgholz- und Kartierungen. Am Starttermin der AG hausen. nahmen 20 Personen teil. Geplant wäre eine Zum Kassenprüfer für das Vereinsjahr Sammlung von Baumscheiben, Borken, u. a. 2018 stellte sich Ilka Brust zur Neuwahl sowie Von Mitgliedern wurde nachgefragt, ob die zur Wiederwahl Petra Schwenk. Frau Petra Digitalisierung der Jahresberichte fortge- Günter, der an dieser Stelle Dank für ihre setzt wird. Dies konnte bestätigt werden, zum vorherige Kassenprüfertätigkeit gebührt, kan- Zeitpunkt der Jahreshauptversammlung 2017 didierte nicht mehr. Beide werden einstimmig war die Digitalisierung bis Band 30 fertigge- gewählt. stellt worden. Zusätzlich wurde angeregt, Da Judith Antonowitsch berufsbedingt das Termine für den erweiterten Vorstand früher Amt der Schriftführerin nicht weiter fortsetzen anzukündigen und in der nächsten Einladung konnte, wurde folgend für dies Amt unter den zur Jahreshauptversammlung die Wahlen im Anwesenden um eine Nachfolge gebeten. Einzelnen aufzuschlüsseln. Eine direkte Antwort erfolgte hierbei noch nicht. Björn Kähler bot sich daher an, vorerst die Protokollführung wieder zu übernehmen. Jahreshauptversammlung 2018 Dr. Ulrike Letschert präsentierte gut struk- turiert und anschaulich alle Einnahmen und Am Samstag, den 17.03.2018 fand im Café Ausgaben des Gesamtvereins. Die Beschäfti- Regenbogen im Haus Ubbedissen, Wietkamp gung von BFDler ging Anfang 2018 zu Ende. 9, 33699 Bielefeld, die Jahreshauptversamm- Von der Geschäftsstelle wird ein Rollup zur lung des Naturwissenschaftlichen Vereins für Präsentation des Vereins vorgestellt, das von Bielefeld und Umgegend e. V. statt. Mitgliedern ausgeliehen werden kann. Das 210 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

derversammlung rund 33.600 Datensätze, es gäbe aber immer noch Lücken. Die AG Geo- botanik konnte 2018 im übrigen ihr 50-jäh- riges Bestehen feiern, wozu herzlich seitens des Vorstandes und der Mitgliederversamm- lung beglückwünscht wurde. Claudia Quirini-Jürgens und Mathias Wennemann beschrieben die Bekämpfungs- arbeiten der Traubenkirsche am Flugplatz Windelsbleiche. Zudem wurden Beispiele zu Quellen-Renaturierungen in Werter/Halle genannt. Mathias Wennemann hob die seit 35 Jahren laufende Veranstaltungsserie „Biologie und Umwelt“ hervor. Weiter zählte er Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaften Denkmal Baum, Limnologie, Dendrologie und der 2018 gegründeten AG Klima und Umwelt auf. Letztere will sich vorrangig um die Themen Plastikmüll, Fahrradwegesystem und Energie- einsparungen kümmern. Neues Rollup für den Verein (Foto: C. Quirini-Jürgens) Heiner Härtel (Ornithologie) referierte über den erfolgreichen Neustart 2017 und die vielen bereits jetzt vorliegenden Ergebnisse. Durchschnittsalter aller 530 Mitglieder liegt Aktuelles Ziel ist die Erfassung aller Schwimm- mit ca. 61 Jahren sehr hoch. vögel in den Gewässern in Bielefeld. Dr. U. Letschert schlug vor, den Mitglieds- Claudia Quirini-Jürgens dankte folgend beitrag für das Vereinsjahr 2018 unverändert herzlich allen Aktiven des gesamten Vereins! beizubehalten. Ein Mitglied regte an, den Weiter berichtete sie über die Entwicklungen Beitrag zu erhöhen, da dieser bereits sehr des Beirats: Prof. Dr. Peter Finke ist 2017 als lange Bestand hat. Andere plädierten für die Beiratsvorsitzender zurückgetreten. Es hat Beibehaltung des Beitrags, da alle Kosten im Jahr 2017 ein konzeptionelles Treffen zur und Ausgaben des Vereins durch Einnahmen Fortsetzung eines Beirats gegeben. Seine gedeckt seien, besser wäre es, bei Bedarf Stellungnahme zeigt auf, dass die Verbindun- Mittel für Projekte gezielt einzuwerben. Zur gen bzw. Kontakte zu einflussreichen Einrich- Abstimmung stand die Beibehaltung des tungen wie: Universität, Wirtschaft, usw. von Mitgliedsbeitrages für 2019: einstimmige großer Bedeutung sind. Zustimmung bei zwei Enthaltungen. Mathias Wennemann appellierte an den Es wurden in bebilderten Präsentationen erweiterten Vorstand, an der Bildung eines Arbeiten aus den folgenden AGs vorgestellt: neuen Beirats mitzuwirken. Weitere Treffen zu Petra Schwenk (Pflanzenbestimmungen) Diskussionen und Planungen seien wichtig. berichtete über die Exkursion zum Kyffhäuser. Ein Mitglied wünschte sich eine bessere Peter Kulbrock (Geobotanik) stellte den Kommunikation im geschäftsführenden aktuellen Stand der Erfassung seltener und Vorstand und häufigere Mitteilungen über gefährdeter Pflanzenarten in der Region vor Entscheidungen. Z. B. wurde die zunächst ge- (s. www.florenkartierung-nrw.de). Die Daten- plante Podiumsdiskussion zur Jahrestagung bank umfasste zum Zeitpunkt der Mitglie- nicht umgesetzt. Es wurde jedoch die sehr Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Bericht der Vorsitzenden 211 gute Tagung 2017 mit interessanten Vorträ- 3. Matthias Füller (Biologische Station Lippe, gen gelobt. Schieder-Schwalenberg): „Moorlagerstätte Stinkebrink bei Bad Meinberg (Kreis Lippe) – Mythos Moor in der touristischen Vermark- Jahrestagung 2017 tung“ 4. Peter Rüther (Biologische Station Kreis Die Jahrestagung des Naturwissenschaftli- Paderborn - Senne): „Das LIFE-Projekt chen Vereins fand am 12.11.2017 im Murnau- ‚Eggemoore‘ “ Saal der Volkshochschule Bielefeld statt. Es 5. Heiner Härtel (Lübbecke): „Zum Grün- wurden 6 interessante Vorträge zu folgenden specht in Bielefeld“ Themen gehalten: 6. Mathias Wennemann (Bielefeld): „Neo- 1. Arnt Becker (Bielefeld): „Biologische Vielfalt phytenkontrolle am Beispiel der Drüsigen im öffentlichen Grün – Strategie und Um- Springkrauts“ setzung an einem Fallbeispiel in Bielefeld“ 7. Claudia Quirini-Jürgens (Biologische 2. Claudia Quirini-Jürgens (Bielefeld)„Arten- Station Gütersloh / Bielefeld) und Klaus reiche Feldflur – Maßnahmen gegen den Nottmeyer (Biologische Station Ravens- Trend zum Erhalt der Artenvielfalt in unserer berg): „Achtung Fotofalle – Fuchs, Dachs, Kulturlandschaft – Feldvogelschutz – Acker- Biber, Eisvogel und Co – Schnappschüsse rand- und Blühstreifen“ und Kurzvideos mit Wildtierkameras“ 3. Ulrike Hoffmann (Lemgo): „Abenteuer Wildapfel“ 4. Sven Sachs (Engelskirchen / Bielefeld): Science-Festival Bielefeld (18. – 26.8.2017) „Arminisaurus - ein mysteriöser neuer Sauri- „Macht Euch schlau!“ – Geniale er aus Bielefeld“ 5. Gerhard Brechmann (Schloss Holte-Stu- 2017 nahm der Naturwissenschaftliche kenbrock): „Praktischer Ackerwildkraut- Verein in Kooperation mit dem namu an der schutz auf Sandäckern der Senne“ Geniale teil. Die Geniale ist eine Veranstaltung, 6. Magnus Wessel (Berlin): „Sensen, Bienen die innerhalb der Sommerferien für eine und die Wiesen – Zwischen ‚Welt retten‘ Woche vor allem bei Familien den Spaß an und ‚was macht ihr da?‘ “ wissenschaftlichen Experimenten wecken möchte. Bis 2017 fand die Geniale alle drei Jahre statt. Ins Leben gerufen wurde diese Jahrestagung 2018 schöne und facettenreiche Veranstaltung im Jahr 2008 vom Wissenschaftsbüro der Bielefeld Die Jahrestagung des Naturwissenschaft- Marketing GmbH. 2017 wurde diese erneut, lichen Vereins fand am 11.11.2018 im Vor- gemeinsam mit der Universität Bielefeld, der tragssaal des Historischen Museums Bielefeld Fachhochschule Bielefeld, vier weiteren Biele- statt. Es wurden 7 interessante Vorträge zu felder Hochschulen, Bildungsinstitutionen und folgenden Themen gehalten: 1. Dr. Mark Keiter (namu Bielefeld): „Zu- sammensetzung und U-Pb-Datierung des ‚Bielefels‘: Hinweise zur Eingrenzung seines Liefergebiets“ 2. Dr. Ulrich Schumacher (Gut Wilhelmsdorf, Bielefeld): „Gut Wilhelmsdorf - Biomilch für Bielefeld – Naturschutzaspekte aus land- wirtschaftlicher Sicht“ 212 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Kultureinrichtungen auf die Beine gestellt und entstehen. Als Zeitraum für den Umbaubeginn bot ein umfangreiches Mit-mach-Programm wird 2020 angepeilt. Diese WissensWerkStadt für jeden Geschmack. Insgesamt 185 GENIALE- ist gedacht als Zentrum für den Austausch Veranstaltungen mit rund 500 Einzelterminen zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit im wurden geboten, bei dem für jeden Geschmack Sinne eines Begegnungsortes. Die Bielefeld etwas dabei war: ob Kunst, Biologie, Physik, Marketing GmbH entwickelt im Auftrag der Mathematik, Geschichte oder Technik. Die kos- Stadt Bielefeld das Nutzungskonzept und tenlosen GENIALE-Angebote kamen aus allen arbeitet gemeinsam mit Universität Bielefeld, wissenschaftlichen Disziplinen, sollten Neu- Fachhochschule Bielefeld sowie Partnern gierde wecken und forderten zum Mitmachen aus Bildung, Kultur und Wirtschaft an einem auf. Jeder konnte seine eigene GENIALE-Woche Ort, der wissenschaftliche Themen für die nach eigenem Geschmack zusammenstellen Öffentlichkeit lebendig werden lässt. Der (nach www.bielefeld.de/ftp/prospekte/Bielefeld- Naturwissenschaftliche Verein hat sich als GENIALE-Programm.pdf, Stand: 18.02.2019). Kooperationspartner angeboten und auch an den bisherigen Veranstaltungen, Planspielen aktiv mitgewirkt. Wünschenswert wäre für unseren Verein eine Möglichkeit, einzelne Veranstaltungen im dort entstehenden Haus anbieten zu können, da wir unser räumliches Standbein auch zukünftig ganz klar im Naturkunde-Museum Bielefeld sehen. Weitere Infos s. www.bielefeld-marketing.de/ wissenswerkstadt (Stand: 18.02.2019).

Unser Vereinsstand bei der Geniale, im Vordergrund Firmung 2017: Projekt „Gottes Schöpfung Dr. Ulrike Letschert (Foto: Claudia Quirini-Jürgens) bewahren“

2017 führte der Naturwissenschaftliche Verein Dank gilt an dieser Stelle Dr. Ulrike Letschert, ein Begleitprojekt zur Firmung in Bielefeld die dieses Event mit dem Thema „Blüten und durch mit dem Thema „Gottes Schöpfung ihre Bestäuber“ für den Verein organisierte bewahren“. Kooperationspartner war die und den Stand gemeinsam mit M. Bongards, Biologische Station Gütersloh/Bielefeld. Den U. Hörmann und C. Quirini-Jürgens betreute. angemeldeten Jugendlichen, die sich sehr an Alle an diesem Event Beteiligten fanden die der Natur interessiert zeigten, wurde bei ei- Veranstaltung ausgesprochen gelungen, die nem Einführungsvortrag unsere „Kulturland- Resonanz und das Interesse auch an unserem schaft“ (= von Menschenhand geprägt) mit Stand war sehr gut. Eine schöne Werbung für ihren „wildlebenden“ Bewohnern vorgestellt den Verein! und erklärt, warum viele Arten heute gefähr- det sind und was man zu ihrem Erhalt – auch als Einzelner – beitragen kann. Im Anschluss WissensWerkStadt Bielefeld folgte eine mehrstündige Exkursion rund um die Rieselfelder Windel, bei der die verschiede- Als mögliche Nachfolge der Geniale soll in nen Lebensräume mit ihren unterschiedlichen Bielefeld im früheren Sparkassengebäude/ Arten vorgestellt wurde. Die Jugendlichen Stadtbibliothek am Jahnplatz/Wilhelmsstraße lernten hier, welch ein Artenreichtum auch eine sogenannte WissensWerkStadt Bielefeld direkt vor ihrer Haustür immer noch zu finden Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Bericht der Vorsitzenden 213 ist, erfuhren gleichzeitig aber auch deren besetzt, wurde zum einen erläutert, wie und Gefährdungen und Möglichkeiten zu ihrem auf wessen Kosten sich die Flächennutzung Schutz. Dank gilt an dieser Stelle Judith Anto- in Bielefeld in den letzten Jahrzehnten ent- nowitsch, die sich neben der Vorsitzenden an wickelt hat. Luftbilder zeigten den Flächen- diesem Projekt beteiligte. verbrauch in einzelnen Bielefelder Gebieten sehr anschaulich und deutlich. Entgegen den Absichtserklärungen des Veranstaltung „Flächenverbrauch in Landes und des Bundes, den Flächen- Bielefeld – gibt es Alternativen?“ 2018 verbrauch zu reduzieren, stehen dazu im Widerspruch Planungen der Stadt Bielefeld, Unsere Stadt Bielefeld wächst, ebenso wie in großem Umfang neue Bau- und Gewerbe- man es auch im Umland beobachten kann. gebiete auszuweisen. Unsere Freiräume, die Bielefeld so liebenswert Wohnungsbedarf ist unumstritten, aber machen, werden immer kleiner. Der Verbrauch bisher wurde kaum flächensparend gebaut. von Flächen ist deutschlandweit, aber auch in Die Veranstaltung wollte daher vor allem Bielefeld, besorgniserregend. solche Möglichkeiten thematisieren und In den letzten 60 Jahren hat sich die Sied- fragen: Gibt es Alternativen im Sinne einer lungs- und Verkehrsfläche in Deutschland lebenswerten Stadt? mehr als verdoppelt. Aktuell wird täglich Hierzu erläuterte auch ein Architekt attrak- landesweit eine Fläche von ca. 60 Hektar neu tive Möglichkeiten, flächensparend zu bauen bebaut. Das entspricht etwa der Größe von und dennoch im Grünen wohnen zu können ca. 100 Fußballfeldern. Dies hat Auswirkun- und zeigte bereits umgesetzte Beispiele aus gen auf viele Pflanzen- und Tierarten, die in anderen Städten auf. Ein unmittelbar vom Bielefeld kaum noch geeignete Lebensräume Flächenverbrauch (Ortsumgehung Ummeln) finden. Zu nennen sind hier u. a. zerschnittene betroffener Landwirt verdeutlichte, welche Wanderrouten für Amphibien, aber auch letz- fatale Auswirkungen die geplante Ortsumge- te Brutgebiete für Kiebitze oder Feldlerchen, hung auf seinen historischen Hof hätte und stellvertretend für viele andere Arten. dies bei gesicherter Hofnachfolge, letztend- Der ungebremste Flächenverbrauch durch lich eine Enteignung! Wohngebiete, Gewerbe und Verkehr hat aber Im Anschluss wurde bei der Podiumsdis- auch negative Auswirkungen auf unsere letz- kusion mit Martin Enderle für die Naturschutz- ten familiengeführten landwirtschaftlichen verbände, Frau Ritschel für das Umweltamt Betriebe und letztendlich werden auch wohn- Bielefeld, Herrn Grefe für die IHK und Herrn ortnahe attraktive Naherholungsgebiete auch Dedert für die Landwirtschaft zusammen mit in Bielefeld immer seltener. dem Publikum sehr rege über die Zukunfts- Aus Sorge um diese falsche Entwicklung perspektive des Flächenverbrauchs in Biele- haben am 23.04.2018 die Bielefelder feld diskutiert. Naturschutzverbände BUND, NABU, Natur- wissenschaftlicher Verein und Pro Grün in Kooperation mit der Landwirtschaft, d. h. Bielefelder Frauenpreis 2018 mit dem Landwirtschaftlichen Kreisverband, und durch Unterstützung der Stiftung für die Der Vorstand gratuliert Frau Brigitte Ben- Natur Ravensberg sowie der Natur- und Um- der sehr herzlich zu Ihrer mehr als verdienten weltschutzakademie NRW eine Veranstaltung Nominierung im Frühjahr 2018 für den diesem wichtigen Thema gewidmet. Bielefelder Frauenpreis, als Würdigung für 30 In der sehr gut besuchten Veranstaltung, Jahre aktiven Amphibienschutz, (s. AG-Bericht der Murnau-Saal war bis auf den letzten Platz Amphibien und Reptilien S. 234). 214 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Ausblick Der Verein, hier sind auch wir als Vor- sitzende in der Pflicht, muss stärker in der Nicht zuletzt zeigen Großprojekte wie die Öffentlichkeit, vor allem bei aktuellen The- Tagung zum Flächenverbrauch im Jahr 2018 men, präsent sein. Die Werbung nach außen oder der Geniale im Jahr 2017, dass der Natur- ist verbesserungswürdig, zudem fehlen nach wissenschaftliche Verein nach wie vor in der wie vor Angebote für Kinder und Jugendliche. Stadt und dem Umland präsent ist. Auch neue So werden auch unsere Veranstaltungen nicht Tätigkeitsfelder wie die Zugehörigkeit zur immer öffentlichkeitswirksam beworben, Veranstaltergemeinschaft von Radio Bielefeld sodass weniger Leute kommen als vielleicht sowie dem firmbegleitenden Projekt für den möglich wäre. Pastoralverbund der katholischen Kirche in Der Vorstand sieht dies seit Jahren, im Bielefeld zeigen neben den vielfältigen Tätig- Alltagsgeschäft und vor allem im Zusammen- keiten der Arbeitsgemeinschaften und weite- spiel zwischen beruflichen Anforderungen, rer Aktiver das Potential unseres Vereins an. Familie und Ehrenamt eines Großteils des Dennoch fehlt nach wie vor der Nachwuchs, geschäftsführenden Vorstands mit noch wenngleich ein leichter Mitgliederzuwachs schulpflichtigen Kindern ergeben sich aber verhaltenen Grund zum Optimismus gibt. Vor leider Unterschiede zwischen dem, was man allem unsere Exkursionen tragen zu dieser gerne möchte und dem, was zeitlich stemm- erfreulichen Entwicklung bei, aber auch die bar ist. Wer somit Lust hat, sich hier aktiv mit „Anpack-Projekte“ gehören dazu. einzubringen, ist herzlich willkommen. Claudia Quirini-Jürgens (Vorsitzende)

Ein Beispiel für Flächenverbrauch in Bielefeld: „Das Erdbeerfeld“ an der Bechterdisser Straße – zur Nachahmung nicht empfohlen Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Bericht der Vorsitzenden 215 216 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Bericht der Vorsitzenden 217 218 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Amphibien wandern nun durchs Gewerbegebiet anstelle über Äcker und Grünland, Amphibienschutzzäune zeugen davon (Fotos: Brigitte Bender) Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Bericht der Vorsitzenden 219 220 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Ca. 170 Interessierte kamen zur Veranstaltung (Foto: CarlEnderle)

v. l. Martin Enderle (Umweltverbände), Anja Ritschel (Umweltamt / Stadt Bielefeld), Hermann Dedert (Land- wirtschaftl. Kreisverband), Harald Grefe (IHK Bielefeld) und Moderator Jobst Lüdeking (Foto: Carl Enderle) Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Nachrufe 221

Nachruf Ingrid Riehl

Am 15. Mai 2017 verstarb im Alter von 87 Jahren Ingrid Riehl, langjährige Sekretärin im Naturkunde-Museum und später in der Geschäftsstelle des Vereins. Sie begleitete uns von 1975 an, als das Museum noch pro- visorisch im Gebäude Stapenhorststraße 1 untergebracht war, bis zu ihrem Ausscheiden im Jahre 1999. Die Mitgliederversammlung am 14. Februar 1999 ernannte sie für ihre Verdienste zum Ehrenmitglied. Ihr Wirken für unsere gemeinsame Sache ist damals ausführlich in der Vereinszeitschrift ILEX 1/99 gewürdigt worden. Sie begleitete die Aufbauarbeit des Museums treu und zuverlässig trotz der Beeinträchtigungen, die in der wechselvollen Geschichte dieser Zeit- phase oft demotivierend wirkten. Die Freude am Gestalten und Verwalten im gesamten anvertrauten Geschäftsbereich teilte sie mit den stets freundschaftlich verbundenen Ingrid Riehl im Jahre 1992 Arbeitskollegen. Mit der Umsetzung auf den Sekretariatsposten in der Geschäftsstelle des Unter Beachtung des Ermessensbereiches Vereins 1987 konnte sie durch ihren Einsatz dieser Angehörigen wurden von uns die die Vorstandsmitglieder entlasten. Die Bin- sonst angewendeten Maßnahmen nicht dungen privat-familiärer Art wirkten weiter ergriffen. bis in die Jahre ihres Ruhestandes in der Und plötzlich - nach Jahren – erschien in gemütlichen Wohnung am Lipper Hellweg. einer Bielefelder Tageszeitung die Anzeige Doch plötzlich rissen alle Kontakte ab. ihres Todes. Stark geschwächt durch eine Angehörige aus dem Kreis der ersten Ehe Krankheit, war sie in ein hiesiges Pflegeheim ihres verstorbenen Mannes hatten sie zu zurückgekehrt, liebevoll umsorgt von einer sich genommen. Erkundigungen bei ver- Freundin als Betreuerin. Ein Brückenschlag zu antwortlichen Bielefelder Kontaktpersonen ihrem früheren Wirkungskreis war aber nicht scheiterten an den unerbittlichen Regeln mehr möglich gewesen. Die Erinnerung an des modernen Datenschutzes. Wir erfuhren Ingrid Riehl wird weiterleben bei allen, die weder die Namen noch eine Wohnadresse. sie lieben und schätzen durften. Dr. Martin Büchner (Ehrenvorsitzender)

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Nachruf Dietmar Stratenwerth

Am 12.06.2017 verstarb im Alter von 88 Jahren Dietmar Stratenwerth. Dietmar Stratenwerth trat 1983 unserem Verein bei und gehörte über längere Zeit dem Beirat des Naturwissenschaft- lichen Vereins für Bielefeld und Umgegend e. V. unter Vorsitz von Prof. Dr. Peter Finke an. Mit Dietmar Stratenwerth hat der Na- turschutz in unserer Region eine seiner wichtigsten Stimmen der letzten Jahrzehnte verloren. Viele Projekte wären ohne sein Enga- gement nicht möglich gewesen. So öffneten seine konsequente Vorgehensweise, sein viel- faches Wirken hinter den Kulissen dank seiner zahlreichen Kontakte dem Naturschutz viele Tü- ren. Seine hierbei stets korrekte Wortwahl, seine Sachlichkeit und sein Fachverstand, nicht selten gepaart mit feinem Humor, verschaffte ihm (Foto. Jürgen Albrecht) hohen Respekt nicht nur in den eigenen Reihen. Ohne Dietmar Stratenwerth hätte es kaum angehört hatte. Nach Auflösung des Beirates eine Gründung der Stiftung für die Natur 2007 gelang es ihm, gemeinsam mit der Ravensberg gegeben. Denn als Unternehmer Bezirksregierung, quasi als Nachfolgeeinrich- war ihm bewusst, dass für eine erfolgreiche tung die Bezirkskonferenz Naturschutz für Naturschutzarbeit eine gute finanzielle den Raum OWL mit zu begründen. Ausstattung unverzichtbar ist, vor allem bei Neben dem Naturschutz engagierte sich dauerhaft angelegten Großprojekten. Der Dietmar Stratenwerth in der Denkmalpflege Erhalt der Rieselfelder Windel, eines der be- sowie im Städtebau. Der Erhalt der Ravens- deutendsten Naturschutzgebiete von Biele- berger Spinnerei, die einem Autobahnkreuz feld und wichtiges Vogelschutzgebiet sowie weichen sollte, ist im wesentlichen ihm zu die Gründung der dazugehörigen Stiftung, verdanken. Zu diesem Zweck gründete er den wären ohne ihn undenkbar gewesen, denn Verein „Pro Grün“. er verstand es wir kein anderer, Naturschutz-, Für sein unermüdliches Engagement in Politik- und Wirtschaftsvertreter an einen der ehrenamtlichen Naturschutzarbeit erhielt Tisch zu bringen und tragfähige Konzepte Dietmar Stratenwerth verschiedene Aus- zum Schutz der Natur auszuhandeln. zeichnungen, u. a. den Umweltpreis der Stadt Darüber hinaus lag ihm der Erhalt der Sen- Bielefeld 1996 und das Bundesverdienstkreuz nelandschaft und insbesondere der Schutz erster Klasse 2003. des Truppenübungsplatzes Senne sehr am Dietmar Stratenwerth hat den Naturschutz Herzen. So lag es nahe, dass Dietmar Stra- in unserer Region maßgeblich geprägt und tenwerth Mitbegründer des Fördervereins der Region mit seinen Stiftungen, Einrichtun- Nationalpark Senne-Eggegebirge wurde und gen sowie Naturschutzgebieten ein reiches als Vorsitzender diesen Verein 10 Jahre leitete. Erbe hinterlassen. Der Naturschutz hat mit Zudem war er Vorsitzender des Höheren ihm nicht nur einen seiner wichtigsten Für- Landschaftsbeirates Detmold, dem er von Be- sprecher verloren, er fehlt auch mit seiner ginn der Gründung im Jahr 1976 als Mitglied, besonderen Art als Mensch. folgend als stellvertretender Vorsitzender Claudia Quirini-Jürgens (Vorsitzende) Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Nachrufe 223

Nachrufe Reinhard Döring

Am 9. Dezember 2017 verstarb plötzlich und unerwartet unser Mitglied Reinhard Döring im Alter von 85 Jahren wenige Wochen nach dem Tode seiner Frau. Seine hauptberufliche Tätig- keit als Pädagoge begünstigte seine Mitarbeit im Verein mit Rat und Tat. Er war dadurch ein geschätzter und verlässlicher Unterstützer in unserer Erkundungs- und Vermittlungstätigkeit. Nach dem im Oktober erfolgten Schicksals- schlag in der Familie schrieb er noch in einem Brief über seine Zukunft, die sich nun nach der Pflege seiner erkrankten Frau so deutlich ändern würde. Aber es sollte anders kommen. Eine Hinwendung zu den früher ausgeübten wissenschaftlichen Tätigkeiten blieb ihm leider versagt. So bleiben für uns nur die Erinnerungen an seine Leistungen, die auch unserem Verein und dem Naturkunde-Museum so sehr zugute kamen. Über zehn Jahre haben wir uns in kollegialer Zusammenarbeit mit ihm der Inven- tarisierung des musealen Fossilien-Bestandes widmen können, an deren Zielsetzung Reinhard Reinhard Döring im August 2013. Döring so wesentlich mit beteiligt war. Man (Foto: Konrad Sährig, Spenge) konnte in den Anfangsjahren nicht ahnen, wie hilfreich dieses Unternehmen werden würde. So kann man nun von fernen Orten auf dem Als gegenwärtiger geologischer Kurator heute gebotenen elektronischen Wege Daten des Naturkunde-Museums Bielefeld bin ich aus den Fossilien-Magazinen des Naturkunde- dankbar für Reinhard Dörings Engagement Museums (heute namu) für die wissenschaft- bei der Inventarisierung der geologischen liche Arbeit abrufen, ohne dorthin fahren zu Sammlung. Er hat damit einen wertvollen müssen. Wie nützlich sind dadurch unsere Beitrag zur Zukunftssicherung unserer Aufsammlungen und die unserer Vorgänger Sammlung geleistet und geholfen, dieses in Bielefeld für die Wissenschaft nah und fern bedeutende erdgeschichtliche Archiv und geworden, was jetzt schon Früchte zeigt. Kulturgut langfristig zu erschließen und zu Aber nicht nur das Studium seiner fein säu- bewahren. Dies ist eine ehrenamtliche Leis- berlich abgefassten Inventar-Erfassungsbögen, tung (wie auch die der weiteren Mitglieder sondern seine Einstellungen zu unseren Zielset- der geologischen AG), die wir als alles andere zungen und Auffassungen bei den geologischen als selbstverständlich erachten. Der Name Arbeiten, denen wir uns verschrieben haben, Reinhard Döring hat damit seinen verdienten wecken immer wieder die Erinnerung an Rein- Platz in der hoffentlich noch sehr langen Ge- hard Döring, die wir ehrend bewahren wollen. schichte dieses Museums. Dr. Martin Büchner Dr. Mark Keiter (Ehrenvorsitzender) (Naturkunde-Museum Bielefeld) Ingrid und Jochen Pfundt 224 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Nachruf Irmgard Sonneborn

Am 27.02.2018 verstarb im Alter von fast 96 Jahren Irmgard Sonneborn. Mit ihr verliert der Naturwissenschaftliche Verein für Bielefeld und Umgegend e. V. eine Persönlichkeit, die sich seit Ihrem Vereinsbeitritt im Jahr 1970 bis unmittelbar vor ihrem Tod nicht nur im Bereich der Pilzkunde, sondern auch mit ihren umfangreichen botanischen Kenntnissen sehr engagiert in der Fachwelt eingebracht hat. Aufgrund ihrer Kenntnisse genoss sie, ebenso wie ihr 2011 verstorbener Ehemann Willi Son- neborn, ein entsprechend hohes Ansehen. Wer Irmgard Sonneborn noch im Jahr 2017 besuchte, erlebte eine für ihr hohes Alter unglaublich rege Persönlichkeit, deren Herz- blut bis zuletzt der Erforschung der Pilze und Pflanzen galt. Vor allem der Erhalt und Schutz des Truppenübungsplatzes Senne lagen ihr dabei sehr am Herzen und sie bedauerte bei Irmgard und Willi Sonneborn auf der Ochsenheide ihren späteren Kartiergängen das Verschwin- (Foto: Mathias Wennemann) den vieler Arten, die sie hier in früheren Jahren zusammen mit ihrem Mann Willi Sonneborn seltene Arten zu haben, sondern auch Funde erfasst hatte. sehr akribisch und wissenschaftlich exakt In die Wiege gelegt wurde Irmgard Sonne- ansprechen zu wollen. born diese wissenschaftliche Laufbahn nicht. Auch Urlaubsfahrten waren jetzt mög- Ganz im Gegenteil blieben ihr der Besuch lich, verstärkt, als Willi Sonneborn in den einer höheren Schule und gar ein Studium Ruhestand ging. So führten eigenständig aus finanziellen Gründen der Familie versagt. organisierte Studienfahrten das Ehepaar im Stattdessen besuchte sie eine einjährige Rentenalter u. a. nach Frankreich, Jugoslawien Hauswirtschaftsschule und machte eine Aus- und an den Gardasee. Mit 70 Jahren kam dann bildung zur Verkäuferin. Dies mündete im als Höhepunkt sogar eine Reise nach Argenti- Führen eines eigenen Lebensmittelladens als nien dazu, von der Willi und Irmgard Sonne- Filialleiterin. Parallel musste sie sich um den born bei Nachfrage begeistert erzählten. eigenen Haushalt und die Erziehung der Kin- Bei ihren naturwissenschaftlichen Studien der kümmern, so dass weder ihr noch ihrem lagen Irmgard vor allem die Pflanzen und Mann Willi Sonneborn viel Zeit für eigene damit die Botanik besonders am Herzen. Es Hobbys blieb. war unser damaliger Vorsitzender Herr Dr. Erst als die Kinder groß waren, ergab sich Fritz Koppe, der ihr Talent erkannte, der ihr für beide die Möglichkeit, sich eigenen Inte- aber auch verdeutlichte, dass sie nicht umhin ressen verstärkt zu widmen, insbesondere kommen würde, neben den deutschen auch der naturwissenschaftlichen Erkundung der die wissenschaftlichen Artnamen zu lernen. Heimat. So besuchte Irmgard Sonneborn Für sie, die als frühere Verkäuferin mit lateini- Fortbildungsseminare und nahm an etlichen schen oder griechischen Bezeichnungen noch Kartierungsexkursionen teil. Bei diesen zeigte nie in Berührung gekommen war, eine große sie früh ihre Fähigkeit, nicht nur einen Blick für Herausforderung, welches gleichermaßen für Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Nachrufe 225 ihren Mann Willi galt. Aber, und das zeigte digen Dokumentationen zusammengefasst den „Biss“ der beiden, sie lernten besser als und dienen bis heute als Grundlage für Land- manch’ einer der „Studierten“ die Namen. So schaftspflege- und Biotoperhaltungsmaßnah- kam es, dass immer mehr „Studierte“, insbe- men auf dem Übungsgelände. Diese Arbeit sondere Studenten, sich bei den Sonneborns kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. fachlichen Rat holten. Hinzu kamen flächendeckende Kartie- Dr. Fritz Koppe war es im Übrigen auch, rungen von Pilz- und Pflanzenvorkommen der ihr riet, sich vermehrt um die Pilzkunde zu in Bielefeld, aber auch in anderen Regionen. bemühen. Und so übernahmen Irmgard und Unzählige Fundstellen wurden hierbei zusam- Willi Sonneborn bereits 1980 die Leitung der mengetragen. 1978 von ihnen mitgegründeten AG Mykolo- Hervorzuheben ist ferner, dass das Ehepaar gie (Pilzkunde) und beide führten diese mit Sonneborn in den Giftzentralen in Berlin, Bonn viel Herzblut, wissenschaftlicher Genauigkeit und Mainz als Pilzsachverständige gemeldet und Engagement ununterbrochen bis 1999. waren. Beide standen oft, ca. 20 Mal pro Jahr, Unter ihrer Leitung wuchs die AG auf 20 z. T. oft nachts, auch noch in hoch betagtem sehr aktive und interessierte Mitglieder an. Alter den Krankenhäusern bei Verdacht auf Aber nicht nur in unserem Verein waren Pilzvergiftungen zur Verfügung. Anhand von Irmgard und ihr Mann aktiv. So traten beide mikroskopischen Analysen der Pilzspuren in verschiedenen anderen Vereinen bei, u. a. der Nahrungsresten und Mageninhalten gelang es Deutschen Gesellschaft für Mykologie und Ihnen regelmäßig, die genaue Pilzart zu bestim- der Floristisch Soziologischen Arbeitsgemein- men und eine entsprechende Behandlung zu schaft. Sie waren hierbei nicht nur Mitkartierer, ermöglichen. Durch diese ehrenamtliche Arbeit sondern es lag beiden am Herzen, ihr Wissen wurde manches Leben gerettet oder dauerhaf- weiterzugeben. Hiervon zeugen viele Vereins- te gesundheitliche Schädigungen verhindert. fahrten, u. a. zum Gardasee (Monte Baldo), Um insbesondere Pilzvergiftungen gerade Ausstellungen und die zahlreichen Bestim- bei Kleinkindern vorzubeugen, haben Sonne- mungskurse an Volkshochschulen, in denen borns ebenfalls noch im hohen Alter Informa- sie viele Leute für die Pilzkunde begeisterten. tionsveranstaltungen in Bielefelder Kinderta- Eine große Ehre wurde Willi und Irmgard gesstätten und Kindergärten durchgeführt, Sonneborn 1988 zuteil, als sie als ehrenamtli- in denen Sie die Betreuer, Eltern und Kinder che Berater in den Arbeitskreis „Naturschutz über die gesundheitlichen Gefahren beim auf dem Truppenübungsplatz Senne“ berufen Genuss unbekannter Pilze aufklärten. Zur wurden, in dem die mit der Platznutzung und Veranschaulichung der Thematik erstellten Platzverwaltung betrauten Stellen des Bundes Sie hierfür eine spezielle Wanderausstellung und der Britischen Streitkräfte vertreten sind. mit Informationstafeln. In ungezählten Begehungen haben Sie über Aufgrund dieses über die Maßen enga- 800 Gefäßpflanzen und über 1.200 Pilzarten gierten Einsatzes, letztendlich zu Lasten der auf dem Truppenübungsplatz kartiert und eigenen Freizeit bzw. Zeit für die inzwischen belegt. Neben dem Nachweis zahlreicher erwachsenen Kinder, wurde Irmgard Sonne- gefährdeter und vom Aussterben bedrohter born, ebenso wie ihr Mann, zum Ehrenmitglied Arten gelangen ihnen mehrere für die Bun- des Vereins ernannt. 1997 erhielt sie darüber desrepublik einzigartige Funde. Für Aufsehen hinaus, wieder zusammen mit ihrem Mann, in der Fachwelt sorgte z. B. der Neufund der den Umweltpreis 1996 der Stadt Bielefeld „Kleinen Mondraute“ im Jahr 1995, die seit für das ungewöhnlich große, selbstlose und Jahrzehnten in Deutschland als ausgestorben ehrenamtliche Engagement verliehen. galt. Die Ergebnisse der Kartierung auf dem 1997 wurden beide in die „Arbeitsgemein- Truppenübungsplatz wurden in mehrbän- schaft für biologisch-ökologische Landes- 226 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) erforschung“ berufen. Auch wurde ihnen vom Botanikern und Mykologen auf Augenhöhe Landesamt für Natur-, Umwelt und Verbrau- zusammenzuarbeiten, verwundert es nicht, cherschutz (LANUV) die Aufgabe übertragen, dass auch die Presse im Zuge der Citizen an der Erarbeitung der Roten Liste der Groß- Science-Bewegung dank Prof. Dr. Peter Finke pilze, herausgegeben 1999, federführend auf Irmgard Sonneborn aufmerksam wurde. mitzuarbeiten. So rückte mit nunmehr 90 Jahren Irm- Darüber hinaus war Irmgard Sonneborn 25 gard Sonneborn dank dieses Buches von Jahre aktives Mitglied im Landschaftsbeirat Prof. Dr. Peter Finke („Citizen Science – Das der Stadt Bielefeld und konnte hier vielfach unterschätzte Wissen der Laien“) in den Mit- ihr umfangreiches Detailwissen zum Schutz telpunkt des öffentlichen Interesses. Im Zuge der Arten sowie der Landschaft einbringen. dessen erschienen 2013 und 2014 auch in der Am 12. Dezember 2001 wurde Irmgard und Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sowie Willi Sonneborn eine ganz außergewöhnliche in der taz Artikel über sie als Beispiel für Citi- und sehr seltene Ehrung zuteil. In einer Feier- zen Science, was man allgemein vielleicht mit stunde in Detmold wurde ihnen beiden für Amateurforscher oder Bürgerwissenschaftler ihre langjährigen, ehrenamtlichen Verdienste übersetzen könnte, ohne dies abwertend im Bereich der Mykologie und des Naturschut- zu meinen, ganz im Gegenteil. Denn was zes durch den Regierungspräsidenten der Be- wäre die naturwissenschaftliche Erforschung zirksregierung Detmold, Andreas Wiebe, das unserer Heimat ohne die engagierte Tätigkeit Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens ungezählter Ehrenamtlicher und dies allein in der Bundesrepublik Deutschland verliehen. unserem Verein seit nunmehr 110 Jahren? Nach dieser Ehrung wurde es ein wenig still Mit Irmgard Sonneborn hat der Natur- um das Ehepaar. Willi Sonneborn war schwer wissenschaftliche Verein für Bielefeld und erkrankt und in den Folgejahren kümmerte sich Umgegend e. V. ein sehr verdientes und Irmgard Sonneborn bis zu seinem Tod im Jahr hochgeachtetes Mitglied verloren und es ist 2011 aufopferungsvoll um ihren Mann, den sie eine große Lücke entstanden. Nicht zuletzt zuletzt kaum alleine lassen konnte. Folge war, die Vereinsberichte, Gutachten und das kurz dass sie – wenn überhaupt – nur noch im engs- nach ihrem Tod erschienene Buch „Die Flora ten Umfeld ihrer Wohnung kartieren konnte der Truppenübungsplätze Senne und Stapel in und viele Jahre keine Gelegenheit fand, auf ih- den Jahren 1989 bis 2017“, an deren Erscheinen ren geliebten Truppenübungsplatz zu kommen. sie noch bis kurz vor Drucklegung maßgeblich Als nach dem Tod von Willi Sonneborn sich mitwirken durfte, werden an sie erinnern. die unerwartete Möglichkeit bot, wieder auf Hinzu kommt als wichtiger Nachlass ihr um- dem Truppenübungsplatz Senne zu kartieren, fangreiches Herbar, welches über 30.000 Pflan- ergriff sie diese sofort und war von 2012 bis zenbelege und ca. 5000 Pilzbelege umfasst. unmittelbar vor ihrem Tod wieder mit Leiden- Zusätzlich lagert ihr umfangreiches Wissen, schaft am Nachsuchen der alten Fundorte. penibel geordnet, in Dutzenden von Ordnern. Noch im November 2017, als 95jährige, war sie Diese Sammlung, Herbarien und Ordner, ver- das letzte Mal auf dem Truppenübungsplatz machte sie noch zu ihren Lebzeiten dem LWL zum Kartieren. Museum für Naturkunde in Münster, damit auch Blickt man auf das Lebenswerk des Ehe- die Nachwelt mit diesen Funden arbeiten kann. paares Sonneborn, die es ohne akademische Der Verein wird Irmgard Sonneborn sehr Ausbildung im Hintergrund, allein aufgrund vermissen und ihr, ebenso wie ihrem verstor- ihres ausgeprägten naturwissenschaftlichen benen Gatten Willi Sonneborn, ein ehrendes Interesses und dies in einem Alter, in dem Andenken bewahren. andere die Beine hochlegen, erreichten, mit Claudia Quirini-Jürgens hoch angesehenen Fachleuten wie studierten (Vorsitzende) Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Nachrufe 227

Nachruf Ernst Theodor Seraphim

Ein Wegbereiter unseres Vereins hat uns wenige Monate vor Vollendung seines 90. Lebensjahres, am 12. März 2018, verlassen. Ernst Theodor Seraphim wurde am 17. Juni 1928 in Tillendorf/Ostpreußen geboren. Im vom Vater verwalteten Forsthaus verbrachte er, geborgen in der Familie mit zwei Geschwis- tern, eine wohlbehütete Kindheit. Jedoch veränderten die letzten beiden Kriegsjahre jäh den Lebenslauf des heranwachsenden Jungen. Das Leben und Wirken der Vorfahren im russisch regierten Baltikum, sowie seine Jugendzeit in Ostpreußen und in den Wirren des Zweiten Weltkrieges blieben uns bis in Seraphims letzten Lebensjahren nahezu unbekannt. Seine Niederlegungen darüber in zwei Druckveröffentlichungen bedurften mit dem Wurzelschlagen in seiner neuen ostwestfälischen Heimat einer gesonderten Darstellung in diesem Berichtsband. Nach einer Referendarzeit und anschlie- ßendem Schuldienst als Studienassesor in Herten und Gelsenkirchen begann 1961/62 ein weiterer Lebensweg mit Erfolg und Erfül- lung in Ostwestfalen. Im Hauptberuf wurde er Lehrer am Westfalen-Kolleg in Bielefeld. Dr. Fritz Koppe in der Führung des Vereins Eine Wohnung für die bereits gegründete ab, konnte allerdings dieses Amt nur ein Jahr Familie mit Frau Renate sowie zwei Söhnen verwalten, da eine Berufung zum Westfalen- Joachim und Gerhard konnte in Sennestadt Kolleg in Paderborn eine weitere Betreuung gefunden werden. Die Senne wurde zur zwei- des Bielefelder Vereins unmöglich machte. ten Heimat, eine Landschaft, die so sehr der Dort arbeitete er hauptberuflich bis zu seiner ostpreußischen Geburtsheimat ähnelte: Sand Pensionierung zuletzt als Studiendirektor und und Heide mit den Relikten der nordischen stellvertretender Leiter des Kollegs. Inlandvereisung in der jüngeren Erdgeschich- Er blieb aber der Senne ein Leben lang te. 1961 trat Seraphim dem Verein bei. Es ist treu. Von ihrem Südrande aus war das ebenso anzunehmen, dass erste Kontakte schon in möglich. Auch die nebenberufliche Tätigkeit den Lehrgängen zur Abiturreife erfolgt sind, – stets im Ehrenamte – wurde mit unermüd- denn viele Bielefelder Lehrer gehörten dem licher Tatkraft, gepaart mit einem mitreißen- Natuwissenschaftlichen Verein an. den Idealismus ausgeführt. Dreißig Jahre Durch Seraphim wurde die geowissen- lang war er Mitglied im Landschaftsbeirat der schaftliche Sparte im Verein gestärkt. Adolf Bezirksregierung Detmold als Höhere Land- Deppe, Heinrich Spiekerkötter, Alfred Branzka, schafts- und Naturschutzbehörde, von 1976 ab 1964 auch Martin Büchner, bildeten eine bis 1980 deren stellvertretender Vorsitzender. äußerst aktive Arbeitsgemeinschaft. 1966 Zahlreiche Stellungnahmen zu kritischen löste er den langjährigen Vereinsvorsitzenden Bauvorhaben bewiesen sein konsequentes, 228 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) mutiges Engagement für den Naturschutz. Nach wie vor widmete er sich der jüngeren Aus Protest gegen den geplanten Neubau Erdgeschichte in der Senne mit ihren unter- der IC-Bahnstrecke durch das Egge-Gebirge schiedlichen Absätzen von Schmelzwasser- bei Willebadessen trat er 1992 mit anderen Sanden im Zusammenhang mit der letzten Mitgliedern der Naturschutzgruppe zurück. Vereisungsphase unsres Heimatraumes. Durch Mit der Herausgabe der drei Sonderbände Geschiebezählungen im Ravensberger Hü- zur Ökologie der Senne in unserer Berichts- gelland konnte er mehrere Abschmelzungs- veröffentlichungsreihe (1978, 1980 und phasen der skandinavischen Gletscher in Ost- 1981) wurde die Grundlage dafür gelegt, die westfalen durch Nachweise von Endmoränen Bedeutung der Senne als Landschaft aber und Rückzugshalte deutlicher fixieren, als es auch als Lebensraum für viele bedrohte Pflan- bisher bekannt war. Die Belegsammlungen zen- und Tierarten der breiten Öffentlichkeit skandinavischer und einheimischer Geschiebe aufzuzeigen. Ohne ihn wäre eine Diskussion durften vom Naturkunde-Museum Bielefeld zum Erhalt des Gebietes rund um den Trup- übernommen werden. Im Verlaufe seiner penübungsplatz kaum denkbar gewesen. Geschiebeforschungen entwickelte sich eine Sein Eintreten für den natürlichen Erhalt fruchtbare Zusammenarbeit mit Spezialisten, der Sennelandschaft gipfelte in seiner Betei- so auch beispielsweise mit dem Glazialfor- ligung an der Gründung des Fördervereins scher Julius Hesemann, zuletzt Leiter des Nationalpark Senne-Egggebirge e. V. im Jahre Geologischen Landesamtes NRW in Krefeld. 1998 und seine Tätigkeit dort als Vorsitzender Im Zusammenhang mit seinen Eiszeit- des wissenschaftlichen Beirates. Ihm war da- Forschungen stand auch die Beachtung ran gelegen, eine Fortsetzung der günstigen steinzeitlicher Artefakte, die eine engere Voraussetzung für natürliche Verhältnisse zu Zusammenarbeit mit Archäologen des Land- gewährleisten, wie es durch die Nutzung als schaftsverbandes Westfalen-Lippe zur Folge Truppenübungsplatz möglich gewesen war. hatte. Seine umfangreichen, gut datierten Die Zusammenarbeit mit den bisherigen Aufsammlungen aus dem Mesolithikum und Nutzern und der Bezirksregierung in Detmold Neolithikum von Borgentreich-Großeneder muss an dieser Stelle hervorgehoben werden. sind bereits noch von ihm den Wissenschaft- Am 28. November 1980 wurde ihm für lern in Münster übergeben worden. seine Verdienste um den Naturschutz das Ver- Das Studium der Minerallagerstätten dienstkreuz am Bande des Bundesverdienst- in Ostwestfalen-Lippe und angrenzender ordens durch den Regierungspräsidenten in Gebiete führte zu dem Nachweis einer Detmold verliehen. Der Verein ernannte ihn Erhitzungsphase in der Erdkruste vor etwa schon am 24. Februar des gleichen Jahres zu 100 Millionen Jahren, deren Ursachen heute seinem Ehrenmitglied. kontrovers diskutiert werden. Die Geowissen- Der Kontakt mit dem Naturwissenschaftli- schaftler des Geologischen Landesamtes für chen Verein wurde trotz räumlicher Trennung Nordrhein-Westfalen in Krefeld bestätigten beibehalten. Sein fachlicher Rat begleitete damals durch ihre Untersuchungen den von stets unsere Vorhaben, wenn auch persön- Seraphim angenommenen magmatischen liche Leistungen im Vortragswesen oder im Glutflusskörper im Untergrund des Gebietes Bereich von Exkursionsführungen nicht mehr von Vlotho und Rinteln. Veröffentlicht wurden wie in seiner Bielefelder Aufenthaltszeit im die Ergebnisse in unseren Vereinsberichten Vordergrund stehen konnten. Er war bis in sei- 21, 22 und 23 (1973, 1975 und 1977). Die da- ne letzten Jahre Mitglied des Beirates unseres mals gesammelten mineralogischen Belege Vereins. konnten in den Folgejahren für spezielle Bear- beitungen renommierter Forschungsinstitute zur Verfügung gestellt werden. Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Nachrufe 229

Er arbeitete noch lange Jahre im beruf- aus Original-Aufschlüssen der nordwestdeut- lichen Ruhestand an Veröffentlichungen schen Mittelgebirgsschwelle und rund 50 Pro- über die Senne. Im Jahre 2007 stellte der ben von Kristallingesteinen aus Skandinavien. Landschaftsverband Westfalen-Lippe seinen Sie dienen als Vergleichsmaterial zur Analyse achtseitigen Beitrag „Die Senne – eine Land- von Geschieben. Zusätzlich enthält die Schen- schaft wechselnder Wertschätzung“ ins Netz. kung von 1981 auch etwa 100 Fossilien. Des Das dazugehörige Literaturverzeichnis weist weiteren sind in der stratigraphischen und etliche seiner bezugnehmenden früheren mineralogischen Sammlung rund 200 Stücke Arbeiten zu diesem Thema auf. Noch 2016 erfasst, die im Zuge Seraphims gemeinsa- hat er aktiv im wissenschaftlichen Beirat des mer Geländearbeit u. a. mit Martin Büchner Fördervereins Nationalpark Senne – Egge- oder Alfred Branzka (verstorben 1975) ins gebirge e. V. mitgewirkt und beim Scheitern Naturkunde-Museum gelangten. Sie wurden der Erhebung zum Nationalpark kritisch vornehmlich in den 1960er und 1970er Jahren seine mahnende Stimme öffentlich erhoben. gesammelt. Seine zunehmende starke gesundheitliche Nach dem Tod von Ernst Theodor Se- Beeinträchtigung und der damit verbundene raphim gelangte weiteres Material in das gestiegene Zeitaufwand für die alltäglichen Naturkunde-Museum Bielefeld. Neben etwa Dinge des Lebens, gepaart mit Pflegeleis- 230 paläontologischen, mineralogischen tungen für seine Frau, lähmten seine geistige und petrologischen Objekten sind vor allem Tätigkeit ungemein, zu der er immer noch die 200 Geschiebe-Proben bedeutend. Es ungehindert fähig war. Es ist das Los vieler handelt sich hauptsächlich um nordische alternder Menschen, die ihrer Umwelt noch so Sedimentärgeschiebe. Sie sind Teil der her- viel geben könnten. Seine Leistungen für die vorragend dokumentierten systematischen Gesellschaft sind ungemein groß, sie sind ein Geschiebesammlung Seraphims, deren Haupt- wertvolles Gut, das Ernst Theodor Seraphim teil sich bereits seit langer Zeit in der Obhut in seinem zweiten Lebensabschnitt nach des LWL-Museums für Naturkunde in Münster dem Überleben im Jahre 1945 uns geschenkt befindet. Folgerichtig wurde das gesamte hat. Am Abend vor seinem Todestag musste geschiebebezogene Material des namu am er eine plötzliche Verschlechterung im Ge- 03.08.2018 nach Münster übergeben, um sundheitszustand seiner Frau miterleben. Da diese sehr bedeutende Sammlung an einem verließ ihn der Lebensmut und er verstarb Ort zusammenzuführen. in den nächsten Mittagsstunden. Seine Frau In der Obhut des Naturkunde-Museums folgte ihm vierzehn Tage später. Bielefeld verbleiben damit mehrere hundert Dr. Martin Büchner Proben, welche die gesamte Bandbreite (Ehrenvorsitzender) geowissenschaftlicher Disziplinen abdecken - von der Mineralogie über die Petrographie bis zur Paläontologie. Vor allem aber sind sie Zeugnis des langen, aktiven Lebens einer Ernst Theodor Seraphim als Persönlichkeit, die die naturwissenschaftliche Sammler Erforschung unserer Region maßgeblich geprägt hat. Ernst Theodor Seraphim hat Ernst Theodor Seraphims naturwissen- damit ein dauerhaftes Erbe hinterlassen. Das schaftliches Werk schlägt sich in der Samm- Naturkunde-Museum Bielefeld ist dankbar, lung des Naturkunde-Museums nieder. Bereits mit einem Teil dieses Erbes betraut zu sein am 19.05.1981 schenkte er dem Museum eine und wird es in Ehren halten. einige Hundert Stücke umfassende Samm- Dr. Mark Keiter lung. Es handelt sich dabei um Belegstücke (Naturkunde-Museum Bielefeld) 230 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Ernst Theodor Seraphim

Jahrgang 1928 – ein deutsches Schicksal

Wenige Monate vor Vollendung seines 90. Lebensjahres hat unser Ehrenmitglied Dr. Ernst Theodor Seraphim am 12. März 2018 uns für immer verlassen. Ihm war es noch vergönnt, den ersten Teil seiner Lebensgeschichte in zwei Buchveröffentlichungen niederzule- gen, die in wenigen Druckexemplaren im Selbstverlag erschienen sind und aus unserer Vereinsbibliothek entliehen werden können: Die Geschichte der Familie und seine Kind- heit wurden beschrieben in der 177-seitigen Broschüre: „Es war einmal – Tillendorf“. Die Fortsetzung bildet eine 150-seitige Berichter- stattung über das Ende deutscher Geschichte im europäischen Osten. Hauptsächlich wird hier das individuelle Schicksal des jungen Ernst Theodor geschildert, das vom 1. März 1944 bis zum bitteren Ende in den Apriltagen 1945 währte. „Ein ganzes Jahr und noch viel mehr, Erinnerungen eines Kindsoldaten – Jahrgang 1928“. Ernst Theodor Seraphim. Aufnahme für die Muste- Ernst Theodor Seraphim wurde am 17. rung zum Luftwaffenhelfer am 1. März 1944, aus Juni 1928 in Tillendorf/Ostpreußen geboren. „Erinnerungen eines Kindsoldaten“, Titelseite. Tillendorf war zu jener Zeit das Vorwerk eines Gutes gewesen, das im Besitz eines polnischen Grafen war. Dazu gehörte eine Försterei, verbannt. Der junge Seraphim musste nun die von dem Vater Ernst Theodors verwaltet in seinem 18. Lebensjahr seinen Lebensort wurde und Sitz der Familie Seraphim war. wechseln und konnte bei einem schottischen Ursprünglich westpreußische Region war Großonkel Balfour unterkommen. Dessen Gut Tillendorf und der entsprechende Landkreis in Kurland wurde für Vater Seraphim Ausbil- Stuhm nach dem Versailler Vertrag deutsch dungsstätte in der Land- und Forstwirtschaft. geblieben und der Provinz Ostpreußen zuge- In einer späteren Betrachtung war es die schlagen worden (Reg. Bez. Marienwerder). schönste Zeit seines Lebens. Zur Familie der Vorfahren der Seraphims lebten in Kurland, Balfours gehörte auch Earl Arthur, Premier- dem heutigen Lettland. Sein Großvater kam minister von Großbritannien 1902 bis 1905 1905 in der russischen Revolution um. Im Alter und später als Außenminister verantwortlich von 9 Jahren wurde sein Vater, Harald Alfons für die Palästina-Deklaration im Jahre 1917, Seraphim (Jahrgang 1896) in die Obhut der Voraussetzung für die Gründung eines Staates Familie eines Onkels gegeben. Es war August Israel. Ernst Seraphim, Chefredakteur des deutsch- 1919 musste erneut eine Flucht angetreten sprachigen „Rigaer Tageblattes“ und Lehrer werden. Harald Alfons Seraphim kämpfte auf an einer deutschen Schule. Am Beginn des 1. lettischer Seite gegen die Bolschewiki. Die Weltkrieges wurde der Vizevater nach Sibirien Baltische Landeswehr unterlag gegen die Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Nachrufe 231 linkssozialistischen russischen Milizen. Auch der Luftabwehr berufen (1. März 1944). Er wid- in Litauen hielt es ihn nicht und er konnte mete sehr viel später an seinem Lebensabend nun nach Heirat seiner Jugendfreundin aus nach der Wende vom 20. zum 21 Jh. – wie Lettland endlich in Deutschland die neue bereits erwähnt – eine eigene Veröffentli- Bleibe finden, die im Forsthaus zu Tillendorf chung über diese Zeit, die das unbarmherzige gute Aussicht für eine Familiengründung Schicksal eines Angehörigen des Jahrgangs bot. 1928 wurde Ernst Theodor geboren, es 1928 schildert. folgten noch 1930 und 1931 zwei Geschwister. Erich Maria Remarques Werk „Im Westen Erst 1934 erhielt die Familie die Urkunde zur nichts Neues“ lebt hier erneut auf, viel härter deutschen Reichsangehörigkeit, in einer Zeit, für einen Jugendlichen in seinem 17. Lebens- in der der gräfliche polnische Gutsbesitz jahr und nicht nur außerhalb des deutschen durch die Weltwirtschaftskrise in Konkurs ge- Lebensraumes an der Westfront des 1. Welt- gangen und die Verwaltung in eine deutsche krieges, sondern direkt in seiner damaligen Land- und Siedlungsgesellschaft übergegan- Heimat, die 1945 totalen Zerstörungen ausge- gen war. Für den Förster Seraphim und seine setzt war und Tod und Qualen nicht nur den Familie änderte sich dadurch nichts. Kriegsteilnehmern, sondern auch der Zivilbe- Somit war nun an sich eine unbeschwerte, völkerung brachte. Aus dem Luftwaffenhelfer wohlbehütete Kindheit in dem abgelegenen wurde bald der Kanonier Seraphim, denn Forsthaus inmitten der Natur westlich der die Flak konnte gegen die Luftgeschwader masurischen Seenlandschaft zu verzeichnen. der Alliierten nicht mehr viel ausrichten und Freilich prägte die Abgeschiedenheit von wurde inzwischen für den Erdkampf gegen Einkaufsmöglichkeiten und Schule besonders die Panzer der immer weiter nach Westen in dem harten ostpreußischen Winter das vorrückenden Sowjettruppen gebraucht. Dasein. Lebensgrundlage war auch die der Ernst Theodor erlebte die Rückverlegungen Försterei beigeordnete landwirtschaftliche durch die immer mehr notwendig werden- Erwerbsmöglichkeit des Lebensunterhaltes den „Frontbegradigungen“, erlitt im harten mit dem erforderlichen harten Einsatz. Die Winter 1944/45 Erfrierungen und beträcht- Kindheit Ernst Theodors war gezeichnet liche gesundheitliche Schäden, sodass eine vom Wechsel liebevoller Zuwendung und medizinische Behandlung erforderlich und übertriebener Härte durch den Vater, dessen ein Genesungsurlaub gewährt worden war. Werdegang durch die Wirren seiner Kindheit Dieser erlaubte ihm eine Fahrt nach Jena, wo zu einer harten Schule des Lebens geworden er Verwandte aufsuchte und dort die schwe- war. Allerdings wurden Reglementierungen ren westalliierten Bombenangriffe Mitte März durch die Hitlerjugend negativ kritisiert. Auch 1945 miterleben musste, die Jenas Altstadt fand in der Familie die Verfolgung deutscher zerstörten. Eine verbotene Eisenbahnfahrt Juden keine Zustimmung. Üble Anfein- nach Lübeck brachte ihn dann wieder mit dungen in der Oberschule zu Marienburg seiner Familie zusammen, die inzwischen aus (1938–1944) wegen des jüdisch anmutenden Ostpreußen geflohen war. Vater Seraphim Familiennamen Seraphims, man würde heute hatte eine Beschäftigung in der Oberförsterei von Mobbing sprechen, kennzeichneten Altlauerhof bei Lübeck gefunden. Der junge schon die Überheblichkeit vieler deutscher Soldat Ernst Theodor war jedoch trotz noch „Volksgenossen“, die auf die primitive Geistes- währenden Urlaubs aber wegen Aufenthaltes haltung der Nationalsozialisten verwiesen. an unerlaubten Urlaubsorten, nämlich Lübeck, Lange dauerte der Schulbesuch nicht an. großen Gefahren durch Kontrolleure der deut- Das 16. Lebensjahr war noch nicht vollen- schen Feldgendarmerie ausgesetzt, die Jagd det. Da wurde Ernst Theodor wie viele andere auf Deserteure machten mit den Folgen der Schüler als Luftwaffenhelfer zum Einsatz in bekannten „kurzen Prozesse“. Inzwischen war 232 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) schon Anfang April das Deutsche Reich durch einige mit Wasser gefüllte Bierflaschen für uns vorrückende US-amerikanische Truppen nach eingesteckt. Am 28. Dezember 1945 sind wir Thüringen, Sachsen und in das Reichspro- unversehrt, aber vor Kälte zitternd, in der Ge- tektorat Böhmen und Mähren zweigeteilt. Es meinde Senne I am Südrand des Teutoburger gab nur noch die süddeutschen Bereiche mit Waldes von der Ladefläche gestiegen“. Hier der „Alpenfestung“ und Nordwestdeutsch- endet die Berichterstattung über ein junges land, wo die britischen Truppen nur sehr Menschenleben, seine Familienangehörigen langsam voran kamen. Die Erlösung von der und Vorfahren mit tragischem Ausgang, über gefährlichen Situation erfolgte schließlich eine abgelaufene Zeit deutscher Geschichte und endlich auch am 3. Mai für die Seraphims in der Region jenseits Oder und Weichsel. in Lübeck. Das jugendliche Aussehen Ernst Es begann nun eine Zeit des deutschen Theodors bewahrte ihn vor Entdeckung und Wunders. Die von den Siegermächten des Gefangenschaft. Da passierte Monate später 2. Weltkrieges gewollte Demokratisierung etwas Entsetzliches: Deutschlands gelang. Es folgten aber Auf einem Kontrollzug am 31. Oktober mit zunächst Jahre der Entbehrungen durch Fahrrädern durch den Lübecker Forst stießen Lebensmittelknappheit und Wohnungsnot. Vater Seraphim in Begleitung seines Sohnes Die Flüchtlinge, bald wurden sie Vertriebene mit einer englischen Patrouille zusammen. genannt, traf es besonders hart. Denn von Plötzlich fielen zwei Schüsse und der Vater einer „Willkommenskultur“ im Altreich war wurde schwer verletzt. Die Soldaten brach- absolut nichts zu spüren gewesen. Die Flücht- ten ihn noch ins Krankenhaus, wo er am 3. linge hatten aber einen besonderen Trumpf November verstarb. Es wurde nie geklärt, in der Hand: Ihre Unterlagen und Nachweise warum ein halbes Jahr nach Kriegsende die zu nationalsozialistischer Partei und ihren Erschießung eines deutschen Forstbeamten Organsiationen waren abhanden gekommen, erfolgt war, in einer Zeit, in der eine deutsche ihre Vergangenheit in früherer Heimat weitge- Zivilverwaltung schon längst wieder intakt hend hier also unbekannt. So standen ihnen und von deutschen Widerständen gegen das Möglichkeiten für berufliche Beschäftigungen Besatzungsregime nie etwas zu spüren war. eher offen als den Einheimischen, die ihre Die Familie musste nun das Forsthaus Vergangenheit nicht verbergen konnten und verlassen und wurde von einer jüngeren Berufsverbote erlitten hatten. Für die Familie Schwester der Mutter eingeladen, die in Seraphim galt das jedoch nicht, denn der einem Lazarett bei Bielefeld tätig war, zu ihr Ernährer war tot. Mutter und Kinder mussten nach Westfalen zu kommen. Dort hatte sie sich irgendwie durchschlagen. Doch setzte in in zwei Gehöften je ein Zimmer für das Un- den drei Westzonen ein rasanter Wiederauf- terkommen der Familie gefunden. Zwischen bau ein. Grundlage war hier die Schaffung der Weihnachten und Neujahr 1945 fand als neuen soliden DM-Währung. Es war hier für „Beifracht“ auf einem Lastwagen der „Um- alle wieder an eine Zukunft zu denken. zug“ statt. Er bestand (Zitat, Erinnerung eines Für Ernst Theodor Seraphim gestaltete Kindsoldaten, S.128) „aus einer Blechkiste mit sich das besonders schwierig: Es gab ja nicht vermeintlich unentbehrlichen Habseligkeiten, einmal Entlassungspapiere aus der deutschen darunter ein im Lübecker Forst aufgelesenes Wehrmacht. Alle Unterlagen waren in der Fahrtenmesser der Hitlerjugend. Mit ihm soll- Jenaer Bombennacht im brennenden Wehr- te mitgenommenes Brot geschnitten werden bezirkskommando vernichtet worden, wo sie und das in einer Gasmasken-Trommel trans- in den letzten Urlaubstagen hinterlegt waren. portierte Butterschmalz auf die Schnitten Ein Schulentlassungszeugnis war nie ausge- geschmiert werden. Um während der Fahrt stellt worden. Wie sollte man nun in Bielefeld etwas zu trinken zu haben, hat die Mutter an einer höheren Schule anknüpfen können, Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Nachrufe 233 um zum Abitur zu gelangen? In den „Erinne- Nach einer Referendarzeit des Prüfens rungen eines Kindsoldaten“ (S.140–141) ist von und Probens 1953 bis 1955, Schuldienst als einem Blanko-Formular die Rede, „in der ich Studienassesor bis 1956 in Herten und als Stu- nach einer Einigung mit einer Sekretärin die in dienrat in Gelsenkirchen begann 1961/62 ein den einzelnen Fächern zuletzt erzielten Noten weiterer Lebensweg mit Erfolg und Erfüllung nach bestem Wissen und Gewissen selbst in Ostwestfalen. Im Nachruf über seine Ver- eintragen durfte.“ Es kam zu einem Förder- dienste in seinem Beruf, seinen Ehrenämtern, lehrgang für Kriegsteilnehmer am Helmholtz- insbesondere für den Verein und für uns alle Gymnasium in Bielefeld, wo einige Lehrkräfte wird gesondert berichtet. Hier sollte an dieser dem Naturwissenschaftlichen Verein für Stelle an einem familiär geprägten Beispiel die Bielefeld und Umgegend angehört hatten. Dr. Rolle deutscher Menschen im Lebensraum Fritz Koppe oder Dr. Heinrich Spiekerkötter des europäischen Ostens aufgezeigt werden, wären da beispielsweise zu nennen. Aus die- die den Wechsel friedlicher Koexistenz und ser Zeit stammen Episoden und Anekdoten, vernichtenden Streites kennzeichnet. Wir die Umstände zum Zustandekommen eines danken Ernst Theodor Seraphim für die Zeugnis der Reife in dieser Zeit kennzeichnen. hinterlassenen Ausführungen über seinen So wurde beispielsweise keineswegs Rück- Lebensweg. sicht genommen auf den Fächerkanon, den Dr. Martin Büchner der Absolvent bisher aufweisen konnte. Ernst (Ehrenvorsitzender) Theodor fehlten sämtliche Kenntnisse im Fach Französisch. Trotzdem musste er an einer Klassenarbeit teilnehmen. Ergebnis in der Beurteilung: „Nicht zensierbar“. Inzwischen erfolgte Nachhilfeunterricht. Die nächste Ar- beit war zensierbar: „Note Sechs!“ Die meisten Kriegsteilnehmer schafften es aber, so auch Ernst Theodor mit dem Abitur am 5. Juli 1947. Nach einem Aufbaudienst an den zerstör- ten Gebäuden in Münster (Schloss und Klini- ken) in den Jahren 1947 bis 1948 folgte dort das Hochschulstudium, das auf die Fächer Geographie und Biologie mit Staatsexamen für den Lehrdienst in Sekundarstufe II abzielte. Dabei durften auch die Lehrveranstaltungen bei Franz Lotze in Geologie und Siegfried Strugger in Botanik genossen werden, die all- gemein großen Eindruck hinterlassen haben und so manchen Funken überspringen ließen. Mit dem Geographen Wilhelm Müller-Wille verbanden ihn gemeinsame Interessen über das Studium hinaus. Die Promotion erfolgte später extern im Jahre 1964 an der Mathematisch-Natur- wissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster mit dem Dissertationsthema „Das Physiotop-Gefüge des Bielefelder Osnings“. Doktorvater: Prof. Müller-Wille. 234 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Aus den Arbeitsgemeinschaften sind weder alle Schutzzäune an Bielefelder Straßen aufgebaut, noch an Bielefelder Lan- AG Amphibien und Reptilien 234 desstrassen. Auch die Straßen-Reihenfolge AG Astronomie / Volkssternwarte 240 des Zaunaufbaus erfolgte in Bielefeld nicht AG Geobotanik 243 nach Plan. Da die Aufbauqualität „mit sehr AG Mykologie 244 viel Luft nach oben“ erfolgt, reklamieren viele AG Ornithologie 244 Amphibienbetreuer. Einige Schutzzäune AG Rhenoherzynikum 245 waren folglich gut zwei Wochen später, oder Botanische Bestimmungskurse 248 erst nach den Korrekturen der jeweiligen Monatsexkursionen 2017 und 2018 249 Aufbaufirmen, einsatzbereit. Profil e. V. Kyffhäuser-Exkursion 2017 250 war erst Mitte März mit den Reklamations- Korrekturen fertig. In dieser Zeit wurden trotz abendlicher Handabsammlung der Betreuer viele Amphibien überfahren; das frustiert nicht nur, sondern gefährdet auch die Amphi- AG Amphibien und Reptilien bienbetreuer. In den weniger bewohnten Gebieten 2017 fehlen jedes Jahr Amphibienbetreuer, durch Umzug der Betreuer, Nachwuchs, Jobs, Alter Aufbau der saisonalen Schutzzäune und nach einigen Jahren auch Resignation Der jährliche Amphibien-Info-Abend zur aufgrund der jährlich wiederkehrenden Feh- Saison 2017 mit Powerpoint Präsentation fand ler beim Zaunaufbau. Zäune nur halb so hoch am 17. Januar, im „grünen Haus“ an der Spar- (20–30 cm), Fangeimer zu tief eingebaut, renburg statt. Heiße Getränke, Schokoküsse Schlammstrecken, löchrige Zäune usw. An und Erdnüsse waren offenbar die Favoriten. der Pödinghauser Straße fehlten einige Bis zum 15. Februar sollten die Schutzzäune Fangeimer, an der Soorenheide (in Lage) ste- stehen, soweit es der Bodenfrost zuließ! hen die Eimer mit 30 statt 10 Meter Abstand An der Eickumer Straße baute Fa. Meier etc. Wie in 2016 stehen an der Mühlenstraße (Straßen NRW) am 14. Februar die ersten (Oerlinghausen) zu niedrige wie senkrechte Schutzzäune in Bielefeld auf, während Schutzzäune, offene Eimer in der Sonne, keine Profil e. V. an der Beckendorfstraße aufbaute Deckung für Amphibien etc. (4. Straße in der Aufbau-Reihenfolge von Fehler beim Zaunaufbau und der Betreu- 10 Bielefelder Straßen), die Schutzzäune an ung eines Schutzzaunes können mehr Scha- der Selhausenstraße wurden erst am 7. März den als Nutzen stiften. fertig aufgebaut. Mit viel Mühe konnten auch dieses Jahr Vom Kreis Lippe wurden die Schutzzäune wieder mehr als ein Dutzend neue Amphi- Am Dornenkamp in Bad Salzuflen und an bienbetreuer vor Ort eingearbeitet werden. der Friedensstraße, Leopoldshöhe am 27. Das Heeper-Fichten-Team baute traditionell Februar, aufgebaut, an der Heeper Straße den zusätzlichen Schutzzaun auf, mittlerweile wurde erst am 3. März begonnen. Heftiger ziemlich perfekt. Regen mit Wind stoppte den Zaunaufbau an STrNRW-Straßen. Der Bauhof der Gemeinde Frühjahrswanderung Leopoldshöhe war mit dem Aufbau der HIN- Die Wandersaison startete stürmisch mit wanderzäune am 22. Februar fertig. viel Regen. Bis in die erste Märzwoche gab es Ab dem 20. Februar bei 9°C und Nieselre- viel Regen und damit liefen einige Fangeimer gen wanderten bereits die ersten Amphibien voll Wasser, Wind bis Orkanböen bis in die an mehreren Standorten. Ende Februar 2. Märzwoche, dann war es trockener. Bei Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Aus den Arbeitsgemeinschaften 235 abnehmendem Mond ab 14. März wanderten Der August war sehr feucht, ab dem 4. Juni viele Amphibien, am 17. 03. auch tagsüber. Am wurde Erdkröten mit Befall der Krötengold- 19.03. wanderte das erste Erdkrötenweibchen fliege (Lucilia) bzw. Eiablage notiert, der letzte zurück, 11°C, Nieselregen und soviel Wind, und 75. Fund wurde am 4. September notiert. dass man den Transporteimer gut festhalten Zwischen dem 1. Juli und 14. August wurden musste. Um den 19./20. März hatten alle 1.504 Amphibien (686 in 2016) notiert, viele Betreuer gut zu tun, das Heeper Fichten Team Erdkröten wanderten zurück sowie Teichmol- sammelte an den beiden Tagen ca. 1.300 Am- che und juvenile Grasfrösche. phibien ein, dann kam eine trockene kältere Phase. Wie meist wanderten viele Amphibien Herbstwanderung der Amphibien um den 1. April herum – „da wollen alle Am- An der Bechterdisser Straße „Ex-Erd- phibien im Gewässer gewesen sein bzw. noch beerfeld“ wurden ab dem 15. August bis 6. drin sein! “ Am Abend des 1. April wurden an November 5.275 Amphibien notiert, seit 2011 der Lämershagener Straße ca. 200 Amphibien die höchste Anzahl am Herbst-Schutzzaun. abgesammelt. Ab dem 4. April wurde es tro- Insgesamt wurden in diesem Jahr 8.503 Am- ckener und kälter (bis auf -2°C nachts) es gab phibien notiert. eine kleine Flaute an den Schutzzäunen, nur Erste juvenile Teichmolche kamen bereits wenige Amphibien waren unterwegs. Anfang ab Juli am Schutzzaun an. Als Hauptmonat Mai wanderten wieder Amphibien, vor allem während der Herbstwanderung galt der Rückwanderer bis zum 8. Mai, nach einer September, mehr noch als 2017 wurden Kältephase erfolgte der 1. Zaunabbau an den viele Amphibien im August notiert. Aufgrund Heeper Fichten. der langen Trockenphasen, vor allem in der Zwischen dem 14. und 20. Mai wanderten Anpflanzung (Ausgleichsfläche), konnten in Bielefeld wie in Leopoldshöhe noch viele die Amphibien keinesfalls in kleine Laub/ Erdkrötenweibchen zurück, sowie nach etwas Gehölzhaufen abgesetzt werden; sie wurden Regen ab dem 28. Mai. Einige Schutzzäune seit 2015 in mehrere größere Haufen, eine wurden bereits abgebaut; am 17. Juni an der Art Benjeshügel gesetzt, diese Hügel wurden Eickumer Straße. Ab dem 9. Juni erschienen weiter aufgeschichtet, daran noch Bereiche die adulten Molche an den Schutzzäunen. angefeuchtet. Ab Mitte Juni stehen in Bielefeld an der Sehr zahlreich waren die Hinterlassen- Pödinghauser Straße (Landesstraße) und an schaften von Hunden an und auch auf den der Bechterdisser Straße noch Schutzzäune, Schutzzäunen. Dem neuen Spazierweg ab Mitte Juli nur noch an der Bechterdisser durch die Ausgleichsfläche folgten Müll und Straße. Vandalismus, Papierkörbe und Kontrollen In Leopoldshöhe wurden an den zwei neu- fehlten. eren Stellen „Dorfstraße/Grester Straße“ und An der Eickumer Straße wurde am 19. Au- Friedensstraße (ab 2015) wiederum sehr er- gust der Herbstzaun aufgebaut. Betreuer von folgreich betreut, ebenso wie im Bereich „Gut anderen Stellen sprangen hier ein, damit die Eckendorf“ und Heeper Straße, hier mangelt Betreuung rundum gesichert war. Leider war es leider an der Qualität beim Zaunaufbau des der Zaunaufbau (StrNRW) wieder nicht fach- Kreises Lippe wie an Landesstraßen. gerecht, demotivierend wie arbeitsreich für die Amphibienbetreuer. Reklamationen und Saisonaler Schutz im Sommer provisorische Korrekturen der Amphibien- An der Bechterdisser Straße in Bielefeld betreuer folgten, doch der Amphibienschutz wurde auch dieses Jahr durchgehend betreut. war nicht so effizient wie mit fachgerecht Laufend wurde das Gras entlang der aufgebauten Zäunen. Bis zum 8. November Schutzzäune per Hand gemäht. wurde die Amphibienwanderung betreut. 236 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Aber wiederum wurden deutlich weniger Viele ehemalige Trampelpfade haben Amphibien notiert, nur 25 % der Anzahl vom heute eine Breite von 4,5 Meter und werden Vorjahr. Eine Begehung des Teams im Gebiet zusätzlich von einer Vielzahl von Autos befah- folgte, die Laichgewässer sind teils zugewach- ren, deren Berechtigung nicht immer nach- sen und stark beschattet, Pflegemaßnahmen vollziehbar ist. So waren z. B. während der sind überfallig. Wander- und Laichsaison 2017 in mit Wasser gefüllten Fahrspuren bereits Molchlarven zu Dauerhafter Schutz beobachten, als die Forstbetriebe anfingen, Die beiden fehlerhaft eingebauten Klein- weitere Bäume zu fällen und Stämme aus dem tiertunnel an der Bechterdisser Straße sind Wald zu holen. Auf den Wegen waren – wenig seit dem Einbau in 2013 noch funktionslos. überraschend – immer wieder überfahrene Nach Ansage des Umweltamtes wurde die Erdkröten und Blindschleichen zu sehen. Planung dazu wiederum aus finanziellen Ein Grillabend der Gemeinde Leopoldshö- Gründen verschoben. Die Kleintiertunnel he als Abschlusstreffen und Dankeschön zur müssen zügig mit Leitsystem und Auffang- Amphibien-Saison 2017 war für alle Mitstreiter rosten ergänzt werden, damit endlich ein ein leckerer und wunderschöner gemütlicher dauerhafter Amphibienschutz erfolgen kann Abend. und der zeitraubende Einsatz Ehrenamtlicher Der Schutzzaun an der Mühlenstraße in mittels provisorischer Schutzzäune entfällt. Oerlinghausen stand wiederum nicht fachge- recht, in den völlig offenen Eimern mit kaum Vermischtes Substrat saßen Amphibien in der Sonne. Das verwendete Zaunmaterial wird seit Einige Amphibienbetreuer aus Bielefeld und etwa vier Jahren in deutlich minderwertiger Leopoldshöhe schauten öfter mal vorbei, ob Qualität geliefert, ein Test zur Ösenausreiß- die Zäune auch noch betreut wurden. festigkeit bestätigte dies, auch das Gewicht Eine Bürgerin meldete am 25. Juli, dass über und die Elastizität des Materials ist schlechter. ihren Hof, nahe Milse, an der Herforder Straße, Die Reklamationen zu den von der Fa. Grube in letzter Zeit immer wieder Amphibien, auch in den letzten Jahren gelieferten Haltestäben juvenile, aus Richtung Obersee kommen und in schlechter Qualität (leichter und brachen über die Herforder Straße wollten. durch) waren erfolgreich, es wurden verbes- Eine Bürgerin rettete einen Feuersalaman- serte Haltestäbe geliefert. der und weitere Amphibien aus den Gullys, Dieses Jahr und in den letzten zwei Jahren Nähe Hellenkamp, auch hier kümmerten sich wurden vermehrt gehäutete Erdkröten in nur Ehrenamtliche, ein Gullygitter zum Unter- den Gewässern und an Ufern gefunden, legen fand sich noch. vermutlich sind Waschbären die Fressfeinde. Amphibienbetreuer entmüllten wiederum Am Laichgewässer der Lämershagener Straße die Bereiche an Schutzzäunen und Laichge- verschwanden alle Laichballen über Nacht, wässer. Die Zusammenarbeit, Begehungen weder Ballen noch Schnüre wurden am 4. April und Planungen mit der Gemeinde Leopolds- notiert, die Anzahl der Amphibien ging hier in höhe, deren Bauhof, dem NABU und den den letzten Jahren drastisch zurück. Medien waren wie jedes Jahr erfreulich und Massive Baumfällungen des Forsts: Zu fruchtbar. jeder Jahreszeit wird inzwischen verstärkt mit Nach jahrzehntelanger erfolgreicher Koor- schwerem Gerät (Bodenverdichtung) gefällt dination an 8–9 Straßen hat B. Bender Ende etc. und dementsprechend fahren Harvester April dem Umweltamt Bielefeld mitgeteilt, und Holztransporter in die Lebensräume Zu- dass sie ab 2018 die Koordination nicht mehr fluchtsstätten z. B. der Feuersalamander und durchführen wird. Die Unterstützung von Sei- Grasfrösche. ten des Umweltamts wurde deutlich geringer, Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Aus den Arbeitsgemeinschaften 237 ein Rückschritt war sichtbar. In den letzten Jah- Wie erwartet startete die Saison heftig; am ren verschlammten zudem viele Artenschutz- 09.03. wanderten die ersten Amphibien, dann gewässer etc. Der Amphibienschutz kann aber hunderte. Am 10.03. war die Beckendorfstraße nicht zum größten Teil durch den Einsatz von übersät von Amphibienleichen, die Zäune Ehrenamtlichen bestritten werden. standen, aber katastrophal. Zwischen dem Stets und gerne wünschen wir uns weitere 10.03. und 13.03. wanderten an jedem Standort Helfer für die Amphibienbetreuung. Die hunderte Amphibien, (Bechterdisserstraße 760 ehrenamtliche Arbeit bringt mehr Freude, Molche) ab dem 14.03. stoppte eine Frostphase wenn sie auf möglichst viele Schultern verteilt die Wanderung, am 15. wurden die Fangeimer werden kann. geschlossen. Leider wurden die Straßensper- rungen erst am 13. März aufgestellt. Medienarbeit An vielen Standorten war bereits mehr als Einige Presseartikel in Bielefeld und die Hälfte der zu erwartenden Amphibien Leopoldshöhe erschienen, leider meist zu gelaufen, aber an den StrNRW-Straßen in negativen Ereignissen, s. o., die den Amphibi- Bielefeld wie Leopoldshöhe standen noch enschutz beeinträchtigten. keine Schutzzäune. Eine neue Firma hatte B. Bender hielt einen Amphibien–Vortrag die Ausschreibung gewonnen und den Job per Powerpoint am 22. Februar beim NABU offenbar zu spät begonnen, nicht geschafft. Oerlinghausen, sowie am 28. September im Viele Betreuer haben stundenlang nachts Schulbauernhof an der Umlostraße. die Straßen abgesammelt, trotz aller Mühe Die Wanderausstellung „Heimische Am- wurden viel zu viele Amphibien überfahren. phibien – „Biologie+Schutz “ hat noch freie Kreis Lippe hat in Leopoldshöhe in ge- Termine. wohnt schlechter Qualität (senkrecht mit Wie immer wurden E-Mails und telefoni- Lücken und Rissen) etwas eher aufgebaut, nur sche Fragen der Bürger beantwortet. Sehr viel an der Heeper Straße standen am 24.03. noch Lob bekamen auch etliche Amphibienbetreu- nicht alle Hinzäune. An Bielefelder Straßen er von Bürgern: „das ist so prima, dass Sie sich ebenso nicht. Am 12.03. wurden morgens im hier um die Amphibien kümmern!“ Bereich Poetenweg etliche tote Frösche und Brigitte Bender genauso viele Salamander gefunden. Am Susanne Wagner 19.03. stehen immer noch nicht alle Zäune, z. B. Selhausenstraße; Korrekturen an den 2018 bereits aufgebauten sind nicht erfolgt. Viele Schutzzäune waren schlecht aufgebaut, stan- Frühjahrswanderung – Aufbau der saisonalen den faltig, schlabberig, teilweise zu steil, mit Schutzzäune deutlich zu geringer Zaunhöhe etc. Bis zum Der jährliche Info-Abend zur Amphibien- 15. Februar sollten die Schutzzäune stehen, saison 2018 fand am 1. März im Umweltamt, soweit der Bodenfrost es zuließ! Bielefeld statt, mit Powerpoint Präsentation Das Heeper-Fichten-Team baute traditio- von B. Bender. nell den zusätzlichen 80 Meter Schutzzaun Am 18. Februar sind die Laichgewässer auf. Auch wurden ehrenamtlich 8,6 Meter noch in Eiseshand, aber auf den Amphibien- Verlängerung des Nordzauns an der Bech- Warnschildern blinkten die Blinkleuchten be- terdisser Straße ehrenamtlich aufgebaut, reits, die Akkus waren schnell aufgebraucht. die Firma hatte es bei Aufbau, wie bei den Laut Prognosetabelle der AG vom 27. Feb. war Korrekturarbeiten vergessen, und so wurden ab dem 08.03. mit dann heftiger Amphibien- hier viele Erdkrötenweibchen überfahren. Ab wanderung zu rechnen, falls der Boden bis 21.03., mit dem Ende der Frostphase, wander- dahin frostfrei sei. ten wieder einige Amphibien. 238 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

StrNRW: Am 19.03 wird erst an der Dorn- 2018 war die seit Jahrzehnten schlechteste berger Straße aufgebaut, am 24.03. standen Frühjahrssaison, Wetterextreme, trauriges be- die Schutzzäune im Bereich Gut Eckendorf; hördliches Timing - auch durch den immensen Amphibienbetreuer hatten wieder hunderte Einsatz ehrenamtlicher Amphibienbetreuer von Löchern in den Zäunen geflickt: „Die konnten die vielen Totfunde auf den Straßen Ehrenamtlichen sind doch nicht die Hansel, kaum verhindert werden. die jeden Mist ausbaden!“ Am 28.03. setzte die Firma noch fehlende Saisonaler Schutz im Sommer Fangeimer an der Eickumer Straße und an der Diesjährige metamorphosierte Erdkröten Pödinghauser Straße ein und korrigierte die wanderten ab 29. Mai 2018 (eine Woche Zäune mit Spaten und Klebband, zügig rekla- früher als in Vorjahren) am Gut Eckendorf in mierten hier die Betreuer scharf die erfolgten die Fangeimer, die von Amphibienbetreuern Korrekturarbeiten. An der Osningstraße wur- rechtzeitig wieder geöffnet und mehrmals den ebenso Korrekturarbeiten eingefordert. täglich betreut wurden. Bis Ende Juli wurden Eine sehr engagierte Amphibienbetreuerin, 21.800 diesjährige Erdkröten eingesammelt frustiert vom katastrophalen Zustand der (nur in Richtung Bielefelder Straße). An der Schutzzäune, gab ihren ehrenamtlichen Pödinghauser Straße wurden ab 3. Juni (ca. Einsatz auf. Aber auch dieses Jahr meldeten 25.000?) am Zaun notiert, am Dornenkamp sich wieder mehr als ein Dutzend potentielle in Bad Salzuflen wurden erstmalig diesjährige Amphibienbetreuer. Erdkröten gesammelt. Ab 8. Juni bis zur 2. No- Wie meist wanderten viele Amphibien um vemberwoche erreichten 13.937 diesjährige den 1. April herum – „da wollen alle Amphi- Erdkröten (meist >20 mm) die Zäune an der bien im Gewässer gewesen sein bzw. drin Bechterdisser Straße; so viele waren hier noch sein!“ Erste Erdkrötenweibchen wandern ab 3. nie notiert worden. April zurück, ab Mitte April bis Mitte Mai war Diesjährige Grasfrösche wanderten ab Mit- es trocken. Am 28. Mai wurde der 1. Lucilia te Juni an der Bechterdisser Straße ab, viele Befallfund an der Bechterdisser Straße notiert, junge Grasfrösche wanderten bis Ende Juli der letzte am 17. September. die Zäune an der Eickumer Straße an. Beim Ab dem 29. Mai erscheinen die adulten Mol- Abbau Ende Juni wurden die Eimerlöcher an che an den Rückzäunen. Mitte Juni stehen in StrNRW-Straßen nicht oder kaum verfüllt und Bielefeld an der Pödinghauser Straße, Eickumer Betreuer kontrollierten und reklamierten und Straße (Landesstraße) und an der Bechterdisser verfüllten letztendlich einige selber. Straße noch Schutzzäune, Ende Juni wurden An der Bechterdisser Straße in Bielefeld die StrNRW Zäune abgebaut. In Leopoldshöhe wurde auch dieses Jahr durchgehend betreut wurden an den zwei neueren Stellen „Dorf- sowie das Gras entlang der Schutzzäune per straße/Grester Straße“ und Friedensstraße Hand gemäht. Die Wiese, Wanderkorridor (ab 2015) wiederum sehr erfolgreich betreut, wie Lebensraum, wurde dieses Jahr erfreu- ebenso wie im Bereich „Gut Eckendorf“ und licherweise nicht gemulcht. Aufgrund der Heeper Straße, hier mangelt es leider an der extremen Trockenheit waren weniger Amphi- Qualität des Zaunaufbaus (Kreis Lippe) sowie bien unterwegs, das Moos in den Fangeimern an den Landesstraßen (StrNRW). wurde mindestens 1x täglich angefeuchtet. Wie in 2016 und 2017 standen an der Müh- Ein wenig Nieselregen reichte und sogleich lenstraße (Oerlinghausen) offene Eimer in der wanderten Amphibien aus der Wiese die Sonne, keine Deckung für Amphibien etc. Schutzzäune an. Fehler beim Zaunaufbau und der Betreuung eines Schutzzaunes können mehr Schaden als Nutzen stiften. Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Aus den Arbeitsgemeinschaften 239

Herbstwanderung der Amphibien Leider ist es wieder ein neues Modell, diese An der Eickumer Straße wurde der Herbst- sind passend für die neuen höheren Schutz- zaun mangels Amphibienbetreuer drei zäune und eher nicht geeignet für die vielen Wochen später aufgebaut. Leider war der alten 50 cm hohen Zäune in Bielefeld! Leider Zaunaufbau (StrNRW) wieder nicht fachge- ist die Windung der Ösenschlaufe geringer, recht, arbeitsreich wie demotivierend für die bei vielen falsch gesetzten Haltestäben war Amphibienbetreuer. im Juni die Spannkordel heraus gerutscht! An der Bechterdisser Straße „Ex-Erdbeer- Die Wiese an der Bechterdisser Straße feld“ wurden zwischen dem 15. August bis 16. sollte im November 2017 gemulcht werden, November nur 2806 (2017: 5275) Amphibien aber bis März 2018 passierte nichts; da bereits notiert, von den angewanderten ca. 1.000 Amphibien unterwegs waren, wurde das 1,5 Molchen im Frühjahr sind nur wenige bei der Meter hohe Grün in der 2. Novemberwoche Trockenheit zurück gewandert. Insgesamt gemulcht. wurden hier in diesem Jahr nur 5405 Amphi- Die nächtlichen Straßensperrungen an bien notiert plus ca. 14.000 junge Erdkröten . Wochenenden führt ein ehrenamtlicher Erste juvenile Teichmolche kamen bereits Amphibienbetreuer seit über 20 Jahren am Ende Mai am Schutzzaun an. Aufgrund Quellenhofweg durch. Leider war ihm das ein der langen Trockenphasen weniger als in Wochenende nicht möglich, für das folgende Vorjahren und auch die Größe der juvenilen Wochenende ließen sich Ehrenamtliche neu Teichmolche war deutlich geringer. Amphi- in die Tätigkeit einweisen. bien wurden in mehrere größere Laub/Ge- Feuersalamander, Waldeidechsen sowie hölzhaufen, eine Art Benjeshügel abgesetzt, Blindschleichen wurden kaum noch notiert. diese wurden weiter aufgeschichtet, Bereiche Der neue Koordinator in 2018 für die Be- angefeuchtet. ckendorfstraße kündigte an, dass er es in 2019 zeitlich nicht schaffen wird. Dauerhafter Schutz Mitte November sind immer noch Teich- Die beiden fehlerhaft eingebauten Klein- molchlarven in Gewässern. tiertunnel an der Bechterdisser Straße sind An der Bechterdisser Straße wurde im No- seit dem Einbau in 2013 noch funktionslos, vember mit schwerem Gerät Bäume gefällt, mangels Pflege seit 2016 nun zugewachsen. dabei drei Benjeshügel (inkl. Lebewesen) Nach Ansage des Umweltamtes wurde die abgeschoben, über die nasse Wiese gefahren, Planung für die Fertigstellung der Kleintier- die Baumstapel im Februar geräumt. tunnelanlage nun nicht mehr aus finanziellen Die Zusammenarbeit, Begehungen und sondern aus zeitlichen Gründen verschoben. Planungen mit der Gemeinde Leopoldshöhe, Die Kleintiertunnel müssen nun zügig korri- deren Bauhof, dem NABU und den Medien giert mit Leitsystem und Auffangrosten er- waren wie jedes Jahr erfreulich und fruchtbar. gänzt werden, bevor auch hier ehrenamtliche Ein Grillabend der Gemeinde Leopoldshö- Amphibienbetreuer die Geduld verlieren. he als Abschlusstreffen und Dankeschön für Amphibienbetreuer war für alle Mitstreiter Vermischtes wieder ein leckerer und wunderschöner ge- 2018 lief eine Menge quer. Das Zaunmaterial mütlicher Abend. wird seit etwa vier Jahren in deutlich minder- wertiger Qualität geliefert. Die Reklamationen Medienarbeit zu den von der Fa. Grube in den letzten Jahren Einige Presseartikel in Bielefeld und gelieferten Haltestäben waren erfolgreich, es Leopoldshöhe erschienen. Nominierung von wurden verbesserte Haltestäbe geliefert. Am B. Bender im Frühjahr für den Bielefelder 23.04. sind die neuen Haltestäbe endlich da. Frauenpreis. Der Bund der Frauenvereine und 240 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019) die Neue Westfälische wählten unter sechs AG Astronomie / Volkssternwarte Nominierten, die Preisträgerin erhielt einen handgeschmiedeten Goldring. Leider bekam 2017 B. Bender den Preis nicht, aber es war Ehre genug, nominiert zu sein und viele Betreuer In diesem Jahr standen wir auf ganzer Linie haben sich während oder aufgrund der Pres- auf einer Bewährungsprobe: zum einen waren seaktion der NW zum Frauenpreis gemeldet, (und sind) wir ein nur noch sehr kleines Team, sogar auf der Fest-Veranstaltung. zum anderen hatten wir im Vorjahr beschlos- Artikel von B. Bender über Luciliafunde an sen, zu unserer Entlastung die allwöchentli- der Bechterdisser Straße erschien im Januar chen öffentlichen Beobachtungsabende auf 2018. nur noch einmal im Monat zu kürzen. Wir Am 23.04 hielt B. Bender den traditionellen rechneten mit etlichen negativen Reaktionen Vortrag (Auftrag Umweltamt) im Verkehrsins- und stark rückläufigen Besucherzahlen. titut Brands Busch für und vor 50 angehenden Doch beide Befürchtungen wurden – zum Fahrschullehrer*Innen! Glück – nicht erfüllt. Wir ernteten durchweg Internationaler Grasfroschtagung in Müns- großes Verständnis und positiven Zuspruch. ter am 24. + 25.11.2018, Vortrag zum Rückgang An den nur noch 11 öffentlichen Abenden des Grasfroschs mit Langzeitdaten von B. kamen 166 Besucher, etwa gleich viele wie an Bender. den rund 50 Abenden 2016. Damit hatten wir Die Seiten der AG Amphibien & Reptilien gar nicht gerechnet. auf der Homepage des Naturwissenschaft- Die Gruppenführungen und -vorträge wur- lichen Vereins wurden öfter aktualisiert. den deutlich weniger nachgefragt, was aber Die Wanderausstellung „Heimische Am- sicherlich nicht im Zusammenhang mit den phibien – „Biologie+Schutz “ hat noch freie geänderten Öffnungszeiten steht. Hier zähl- Termine. ten wir lediglich 144 Besucher, also knapp die Wie immer wurden E-Mails und telefoni- Hälfte vom Vorjahr. sche Fragen von Bürgern beantwortet. Sehr Unser jährliches „Sorgenkind“, die „Bie- viel Lob bekamen auch etliche Amphibienbe- lefelder Sternstunden“ fiel 2017 buchstäblich treuer von Bürgern. komplett ins Wasser. Die durch die Bielefeld Brigitte Bender Marketing GmbH koordinierten Ankündi- gungen wurden nicht veröffentlicht, das Wetter bescherte uns Dauer-Bewölkung und Regen. Ganze zwei Interessierte zählten wir in Summe an den fünf Tagen. Zusammen mit dem hohen Aufwand, den diese Serie bei uns erzeugt, waren wir uns alle schnell einig, dass die Bielefelder Sternstunden nicht weiter fortgesetzt werden können. Seit 1993 hatten wir beinahe durchgängig in jedem Jahr Füh- rungen angeboten, in Summe verzeichneten wir über alle Jahre 23 „Sternstunden“ mit 120 durchgeführten Führungen und 4.053 Besuchern! Björn Kähler Brigitte Bender mit plüschigen Vertreter aus ihrer privaten Froschsammlung (Foto: Sarah Jonek, Neue Westfälische) Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Aus den Arbeitsgemeinschaften 241

2018

Wie bereits 2017 haben wir auch 2018 am monatlichen Rhythmus der öffentlichen Be- obachtungsabende festgehalten. Allmählich gewannen wir den Eindruck, dass gerade wegen dieser Konzentration auch der Zulauf mehr wurde. An den 12 Abenden zählten wir alleine 225 Besucher, zu allen Vorträgen war der Vortragsraum nahezu ausgefüllt. Das wa- ren aber noch nicht alle Besucher: zum jähr- lichen Groß-Event „Deutscher Astronomietag (24.03.) kamen aufgrund des guten Wetters weitere 100 Besucher. Absoluter Rekord war der Abend am 27.07., als bei wolkenfreiem T-Shirt-Wetter geschätz- Mond im Kernschatten, 3 Min. vor Ende der Totalität. te 250 Interessierte unsere kleine Sternwarte überfielen, um die Totale Mondfinsternis unter fachkundiger Anleitung bis nach Mitternacht zu genießen. Durchaus erfahren im Umgang mit großen Gruppen brachte dieser Abend uns jedoch über unsere Grenzen hinaus. Ausgenommen Juli und August wurden wir ganzjährig von Kinder- und Erwachsenen- gruppen besucht, so dass wir hier mit insge- samt 234 Besuchern wieder fast die Zahlen von 2016 erreichen konnten.

6 Min. später kam der Mond aus dem Schatten heraus.

Toller Blick vom Dach: verfinsterter Mond über Mars Geduldig wartende Besucher vor dem Einlass und Video-Livebild der Mondfinsternis aus der Kuppel 242 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Unsere Gruppe hatte sich in dem Jahr nicht weiter verkleinert. Das war die gute Nachricht. Größer (oder aktiver) wurden wir aber auch nicht. So werden wir auch in Zukunft weiter bei einem schmalen, aber konzentrierten Programmangebot bleiben müssen. Ganz neue Wege begingen wir im Frühjahr 2018, als wir eine langfristige Kooperation mit der Sternwarte auf dem Brackweder Gymnasium starteten. Da auch dort der Kreis der Aktiven überschaubar ist, planten wir, Bis zum Äußersten gefüllter Vortragsraum. Über die uns mit wechselseitigen Vorträgen einiges (wetterbedingten) 35°C war nicht jeder begeistert. an Vorbereitungsaufwand aufzuteilen. Durch die (immer schon) versetzten Vortrags-Ter- mine (Brackwede: erster Freitag, Ubbedissen: In Summe zählten wir im ganzen Jahr 807 zweiter Freitag im Monat) wurden nun die Besucher, ein Wert, der nur 2003 mit ca. 1.300 Vorträge zunächst in Brackwede, dann eine übertroffen wurde, was damals auf die „Mars- Woche später in Ubbedissen gehalten. Dieses Woche“ mit über 750 Besuchern zurückzufüh- Konzept ging sehr gut auf, so hielten Mitglie- ren war. der unserer Sternwarte in Brackwede mehrere Vorträge, und umgekehrt. Eine große Entlas- tung in Zeiten der Personalknappheit beider Sternwarten. Während eines Gruppen-Besuchs Ende Fe- bruar fand ein weiteres, eher unspektakuläres Ereignis statt: der Mond bedeckte den Stier- Hauptstern Aldebaran. Auf dem Bildschirm verschwand der Stern plötzlich und tauchte etwa eine Stunde später auf dem gegen- überliegenden Mondrand wieder auf. Jedoch zeigte sich dank einer Hochgeschwindig- keitskamera (ca. 100 Bilder pro Sekunde) ein anderes Bild: das Licht des Sternes verblasste „langsam“ und tauchte auch allmählich wieder auf. Wie bei einer Sonnenfinsternis bedeckte unser Mond den Stern erst teilweise, dann komplett. Nach genauerer Auswertung der Messwerte lies sich aus diesem Verlauf der Durchmesser des Sternes relativ genau berechnen: aus dem Winkel-Durchmesser 20,5 Millibogensekunden ergibt sich bei einer Distanz von 65,3 Lichtjahren ein Durchmesser von 45 Sonnendurchmessern (Literaturwert: 44 Sonnendurchmesser). Ein beeindrucken- des Ergebnis für eine spontane Aufnahme. Einzelbilder aus Videosequenz Aldebaranbedeckung, Björn Kähler Der Stern ist durch Luftunruhe stark verschwommen. Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Aus den Arbeitsgemeinschaften 243

AG Geobotanik 2018

2017 Auf unserem Jahrestreffen am 17. Februar teilte P. Kulbrock den aktuellen Stand der Am 25. Februar fand unser Jahrestreffen Kartierungsarbeiten zur „Roten Liste Pflan- erstmalig in den Räumen der Biologischen zen NRW“ mit und stellte eine Auswahl von Station Gütersloh-Bielefeld statt. P. Kulbrock neu- oder wiedergefundenen besonderen erläuterte die „Rote-Liste-Kartierung Pflanzen Arten unseres Gebietes vor. Danach folgte ein in NRW – Stand in OWL Ende 2016“, C. Vogel- Bericht von J. Hokamp über die Suche nach sang berichtete unter dem Titel „Herford zieht der „Norne“ (Calypso bulbosa), einer seltenen nach – interessante Neu- und Wiederfunde nordischen Orchidee. Nach einer Pause mit 2016“ aus seinem vorrangigem Kartierungs- Kaffee und Kuchen und der Gelegenheit zu gebiet. Ein Vortrag von A. Napp-Zinn mit inte- Gesprächen berichtete U. Raabe unter dem Ti- ressanten Bildern über eine Naturreise auf die tel „Zur Crocusblüte auf die Peleponnes“ über russische Halbinsel Kamtschatka beschloss botanische Besonderheiten Griechenlands. die Veranstaltung. Von Januar bis März sowie im Oktober Die Treffen von Januar bis März sowie im und Dezember trafen sich die AG-Mitglieder Oktober und Dezember jeweils am ersten jeweils am ersten Montag des Monats zur Montag des Monats dienten wie in den Vor- Planung der Exkursionen und weiteren Aktivi- jahren vor allem zur Vor- und Nachbereitung täten für das Jahr 2019. der Kartierungsarbeiten. Im Sommer-Halbjahr fanden drei AG- Im Sommer-Halbjahr wurden folgende Exkursionen zur Vervollständigung der Arten- Kartierungsexkursionen durchgeführt: 30.04. kenntnis statt: Am 27. Mai in den Hochsauer- Kreis MI, Bereich Bad Oeynhausen (C. landkreis im Bereich Medebach/Hallenberg, Vogelsang); 14.05. Kreis MI, Wiehengebirge am 24. Juni nach Nordhessen in die Gegend (C. Vogelsang); 25.06. Kreis HX, Bereich um Hofgeismar und am 15. Juli wieder in den Marienmünster (P. Kulbrock); 09.07. Kreis PB, Hochsauerlandkreis im Bereich Brilon. Eine Bereich Delbrück (G. Kulbrock); 13.08. Kreis geplante vierte Exkursion ins Emsland musste PB/HX, Eggegebirge (P. Kulbrock); 03.09. Kreis leider wegen der Trockenheit ausfallen. MI, Bereich Espelkamp (G. Kulbrock). Entgegen der bisherigen Planung wird Das landesweite Projekt zur Kartierung von auch noch im Jahr 2019 die Erfassung von „Rote-Liste-Arten“ ist mit Jahresende 2017 seltenen und gefährdeten heimischen Pflan- offiziell abgeschlossen, 2018 sind dazu aber zenarten in OWL fortgesetzt, voraussichtlich noch Nacharbeiten im Gelände geplant. bis zum Ende des Sommers. Wie schon in den Peter Kulbrock Vorjahren möchten wir darauf hinweisen, dass Gerald Kulbrock wir für jede Unterstützung bei der Erfassung dieser Arten dankbar sind. Interessierte mit mehr oder weniger botanischen Kenntnissen sind jederzeit herzlich willkommen und kön- nen bei uns nähere Informationen über das NRW-Kartierungsprojekt bekommen bzw. an den geplanten Exkursionen teilnehmen. Ziele und Termine werden aus organisatorischen Gründen nicht mehr ins Internet gestellt sondern sind bei der AG-Leitung zu erfragen. Peter Kulbrock Gerald Kulbrock 244 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

AG Mykologie je zwei Exkursionen und anschließend ange- leiteten Bestimmungsübungen eine ganze 2016, 2017 und 2018 Reihe interessanter Pilze kennen, denn dieser ziemlich „verregnete“ Sommer hatte einen Pilzkundler finden zu jeder Jahreszeit Pilze, schönen Pilzreichtum gebracht. 2018 musste genauer gesagt Pilz-Fruchtkörper. Darum lässt der erneut geplante Kurs wegen der mona- sich unsere Arbeitsgemeinschaft auch durch telang anhaltenden extremen Trockenheit zu erwartenden Mangel an auffallenden leider ausfallen, da so gut wie keine, allenfalls Groß-Pilzen nicht von gemeinsamen Sammel- sehr gegen Trockenheit resistente Pilze zu Exkursionen abhalten. Wenn wir dennoch entdecken waren. wegen großer Trockenheit, wie zum Beispiel Viele Kursbesucher sind erstaunt über im Mai 2018 bei einer Wanderung in der Sen- die unglaubliche Vielzahl der Arten und ne nur 5 Pilzarten notieren können, freuen wir deren Verwechslungsmöglichkeiten. Mit uns umso mehr an vielerlei Blütenpflanzen, zunehmender Kenntnis finden dann auch an Vogelgesang, Eidechsen und Grillen – an nicht essbare, ungenießbare und unschein- der Natur in ihrer ganzen Fülle. Neben den bare Pilze Beachtung und das Interesse an der alljährlich mindestens 6 bis 7 Sammel- und Vielfalt wächst. So haben sich im Laufe der Kartier-Exkursionen unternehmen wir tradi- Jahre viele Teilnehmer der Bestimmungskurse tionell Pilz-Wanderungen in Zusammenarbeit unserer Arbeitsgemeinschaft angeschlossen. mit der Biostation GÜ/BI, der Biostation Lippe Wie bisher finden – unabhängig von Wetter und mit dem NABU Leopoldshöhe. Die Exkur- und Pilzvorkommen – unsere Bestimmungs- sionen führten uns wieder in verschiedene abende monatlich statt. Bei einer aktuellen Bielefelder Wälder, ins „NSG Donoper Teiche/ Mitgliederzahl von etwa 25 treffen sich bei Hiddeser Bent“, ins Eggegebirge und ins „NSG dieser Gelegenheit in der Regel mindestens Freeden“ bei Dissen im Teutoburger Wald zur 10–15 Pilzfreunde. Zeit der Lerchenspornblüte. Marieluise Bongards Wir notieren unsere Funde und geben die Ergebnisse der Kartierungen jeweils an die Deutsche Gesellschaft für Mykologie für die systematische Kartierung von Pilzvorkommen AG Ornithologie in Deutschland weiter. Die Pilz-Arbeitsgemeinschaft versteht 2017 sich nicht als Gemeinschaft zum Sammeln von Speisepilzen, wobei das aber nicht Nachdem etliche Jahre die AG Ornithologie ausgeschlossen wird. Klar ist jedenfalls, dass nur auf dem Papier bestand und ein „Treffen für Sammler von Speisepilzen Artenkenntnis nach Bedarf“ seit 2010 nicht stattfand, wurde unbedingt erforderlich und evtl. sogar nach einem sehr gut besuchtem Vortrag lebensrettend ist. Darum ist ein Grund und im Naturkundemuseum im Oktober 2016 wichtiges Ziel für die wiederholten Pilzbestim- der Plan gefasst, die Arbeitsgemeinschaft/ mungskurse das sichere Erkennen der giftigen Arbeitsgruppe wiederzubeleben. Ich fragte Pilz-Arten. Von 2009 bis 2014 wurden solche bei Vogelkundlern der Region nach, wie sie Kurse jährlich angeboten, erneut im Jahr 2017, zu diesem Vorhaben stehen. Nach positiven diesmal in Form zweier Wochenendseminare Rückmeldungen wurde der Vereinsvorstand zur „Systematischen Pilzbestimmung“ unter kontaktiert. der Leitung von Alexander Bunzel, Claudia Auf der Jahreshauptversammlung des Ver- Salzenberg und Marieluise Bongards. Hier eins am 18.03.2017 wurde die Neugründung lernten die insgesamt 25 Kurs-Teilnehmer bei offiziell bekannt gegeben. Auf der ersten Sit- Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Aus den Arbeitsgemeinschaften 245 zung der AG am 16.11.2017 fanden sich trotz AG Rhenoherzynikum zahlreicher Paralleltermine 9 Interessierte zu- sammen, die nach einem kurzen Einführungs- 2017 vortrag kreativ über mögliche gemeinsame Projekte, Exkursionen und Programmschwer- Die AG wurde im Jahr 2017 von Klaus punkte diskutierten. Für 2018 ist die Erfassung Uffmann und Heinz Wirausky geleitet und be- von Wasservögeln an Schwimmvögeln an fasste sich mit der Geologie und Mineralogie Stillgewässern in Bielefeld und Umgegend im Gebiet des Rhenoherzynikums und dem geplant, um mit dem kleinen Artenspektrum hiesigen Raum. Dazu trafen wir uns jeden Anfängern den Einstieg zu erleichtern. 1. Donnerstag im Monat im namu und jeden Heiner Härtel 2. Monat reihum bei einem Gruppenmitglied. Wir haben zurzeit eine Mitgliederstärke 2018 von 8 Personen. Unsere Aktivitäten neben den monatlichen Treffs im einzelnen: Die Besucher der AG-Abende setzen sich Januar Jahrestreff bei Klaus aus professionellen Vogelkundlern und auch Februar Frühjahrsbörse in Bielefeld Anfängern zusammen, je nach Thema und März Exkurs. Kirchdornberg Witterung 8–15 Teilnehmer. Die Arbeitsge- April Exkurs. Bleiwäsche und Brilon meinschaft traf sich 2018 viermal zu unter- Mai Hochofenanlage Duisburg schiedlichen Themen: Juli Waschversuch Johannisbach und 01.02.: Heiner Härtel: Die Anleitung zur Nebenbach in Schildesche Wasservogelerfassung 2018 Exkurs. Währentrup b. Helpup, 15.02.: Andreas Bader: Der Star: Vogel des Ziegelei-Museum Lage Jahres 2018 August Exkurs. Zum Sperrenberg und 18.10.: Versch. Referenten: Erste Ergebnisse 12-Apostel, Sauerland der Wasservogelzählung. Berichte September Studienfahrt Nürnberg, Bamberg, aus der Brutsaison 2018 Bayreuth 15.11.: Jörg Hadasch: Möwen in OWL. Her- November Mineralienbörse in Osnabrück kunft, Bestimmung mit Weihnachtsmarktbesuch Dezember Barbarafest im Hotel Büscher Die Vogelkundler treffen sich, sofern nicht Quelle durch die Witterung behindert, an mindes- tens vier Terminen im Winterhalbjahr. Bei vogelkundlichen Wanderungen wird auch die Verbundenheit mit dem NABU-Bielefeld gepflegt. Der Katalog der Stillgewässer ist in diesem Vereinsbericht zu finden. Für 2019 ist die Kartierung ausgewählter Vogelarten auf Flächen geplant, die vor rund 30 Jahren schon einmal bearbeitet wurden. Heiner Härtel

Hämatitrosetten Madfeld Sauerland 246 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Wir konnten auch in diesem Jahr bei un- September in die Städte Nürnberg, Bamberg seren Exkursionen interessante Funde und und Bayreuth. Unsere 2-monatlichen Treffs Ergebnisse machen. Bei einem Schwermine- reihum sind sehr gut angenommen und wer- ralwaschversuch im Johannisbach auf Höhe den so weiter geführt. Den Jahresabschluss der ehemaligen Kleinbahnbrücke, konnten bildete dann die traditionelle Barbarafeier im neben magnetischem Material schöne Zirkon Hotel Büscher in Quelle. XX geborgen werden. Im Stbr. Eley Bleiwäsche Klaus Uffmann (neuer Teil) fanden wir neben etwas Pyro- morphit ganz ausgezeichnete Zinkblende 2018 XX. Im Diabassteinbruch Sperrenberg bei Wulmeringhausen fand H. Wirausky Klino- Die AG wurde im Jahr 2018 von Klaus zoisit und bei Madfeld im Sauerland schöne Uffmann und Heinz Wirausky geleitet und be- Hämatitrosetten sowie Achatbildungen (Lit. fasste sich mit der Geologie und Mineralogie MW 6/2017). Eine Studienfahrt führte uns im im Gebiet des Rhenoherzynikums und des

Zirkon XX Johannisbach, Schildesche Klinozoisit XX Oehrenstein, Sauerland

Sphalerit (Zinkblende) XX, Bleiwäsche Sauerland Diopsid XX Schurenstein b. Hildfeld, Sauerland Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Aus den Arbeitsgemeinschaften 247 hiesigen Raumes. Dazu trafen wir uns jeden 1. Donnerstag im Monat um 19:00 Uhr im namu an der Kreuzstrasse und jeden 2. Monat reihum bei einem Mitglied. Wir haben z. Z. eine Mitgliederstärke von 9 Personen. Unsere Aktivitäten neben den monatlichen Treffs im einzelnen: Januar Jahrestreff bei Klaus Februar Frühjahrsbörse in Bielefeld März Vortrag: J. Benne Kirchdornberg, Lehrpfad Kohle April Exkursion in die Maibolte bei Lemgo Mai Einweihung Lehrpfad Kirchdorn- berg Rutil XX Bruchhauser Steine Juni Exkurs.Weserbergland mit Gruppe Osnabrück (leider ausgefallen) August Exkursion zur Fundstelle Hasberge und Silberberg bei Osnabrück Oktober Pilzvortrag in Verbindung mit Mineralien bei R. Heese in Herringhausen November Mineralienbörse in Osnabrück Dezember Jahresabschluss im XIHU in Bielefeld

Auch in diesem Jahr haben wir wieder einige interessante Funde und Ergebnisse tätigen können. Eine Exkursion zum Kup- ferschiefervorkommen von Hasberge bei Osnabrück brachte einen Beleg von Wulfenit Anatas X Bruchhauser Steine zutage, der auch chemisch bestätigt werden konnte.(Lit. Müller, Gödecke Aufschluss 6/2017 S,382-393). Derweil wurden im Stein- bruch am Silberberg bei Hagen T. W. kaum noch Funde gemacht. H.Wirausky fand im Quarzkeratophyr der Bruchhauser Steine im Sauerland neben Anatas auch Rutil XX in schö- ner Ausbildung. Vom Diabas am Sperrenberg konnte neben guten Klinozoisit XX erstmalig auch Turmalin nachgewiesen werden. Auch in älteren Stücken vom Meisterstein wurde in erzhaltigem Material einwandfrei Chrom nachgewiesen und so das Vorhandensein von Chromit bestätigt. Unser 2-monatliches privates Beisammensein wollen wir weiter- führen und in diesem Jahr durch Mineralbe- Klinozoisit X Diabas Sperrenberg 248 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

stimmungen ergänzen. Den Jahresabschluss bildete dann die traditionelle Barbarafeier im XIHU in Bielefeld und wir hoffen, das es noch eine Weile (trotz vorgeschrittenen Alters) so weiter gehen kann. Klaus Uffmann

Botanische Bestimmungskurse

2017

Im Sommerhalbjahr 2017 fand wieder ein Turmalin XX Diabas Sperrenberg Fortgeschrittenenkurs im namu statt; geleitet wurde er, wie schon in den letzten Jahren, von Petra Schwenk und Carsten Vogelsang. Auch die meisten der 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren alte Bekannte, also schon seit längerem dabei. Das Kursprogramm bestand wie in den Vorjahren aus Bestim- mungsübungen und Exkursionen, etwa in den botanischen Garten Gütersloh und ins Wiehengebirge (Maschberg bei Rödinghau- sen). Außerdem unternahm die Gruppe, wie schon 2015, eine mehrtägige Pfingstfahrt, diesmal zum Kyffhäuser (siehe Bericht im Anschluss). Erfreulicherweise kam der Grund- bzw. Auf- Silber auf Bleiglanz 12 Apostel Silbach frischungskurs im Biologiezentrum Bustedt (Hiddenhausen) auch 2017 wieder zustande; unter den 16 Teilnehmerinnen und Teilneh- mern waren auch einige „neue Gesichter“. Auf dem Programm standen auch hier neben Theorieabenden verschiedene Exkursionen, u. a. zum Ravensberg bei Borgholzhausen und zum Hücker Moor. 2018 wird dieser Kurs, ebenso wie der Bielefelder Fortgeschrittenen- kurs, in die nächste Runde gehen. Carsten Vogelsang

2018

2008 von Mathias Wennemann ins Leben gerufen, fand der (Fortgeschrittenen-)Kurs im Wulfenit X Kupferschiefer Hasberge namu jetzt zum elften Mal in Folge statt; ge- Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 – Aus den Arbeitsgemeinschaften 249 leitet wurde er, wie schon seit einigen Jahren, von Petra Schwenk und Carsten Vogelsang. Auch die meisten der 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren alte Bekannte, also schon seit längerem dabei. Das Kursprogramm bestand wie in den Vorjahren aus Bestim- mungsübungen und Exkursionen, etwa zum Friedhof Löhne-Ort und in Ostholts Venn bei Greffen. Erfreulicherweise hat sich auch der Grund- bzw. Auffrischungskurs im Biologiezentrum Bustedt (Hiddenhausen) inzwischen fest eta- bliert; unter den ca. 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren ebenfalls etliche „neue „Leuchtabend“ hinter der Biostation/Rieselfelder Gesichter“. Auf dem Programm standen auch Windelsbleiche hier neben Theorieabenden verschiedene Ex- kursionen, u. a. in den Kurpark Bad Seebruch/ Senkelteich, zu den Bardüttingdorfer Röte- teichen und zur „Cordes-Brache“ am Bünder Bahnhof. 2019 geht dieser Kurs, ebenso wie der Bielefelder Fortgeschrittenenkurs, in die nächste Runde. Carsten Vogelsang

Monatsexkursionen 2017 und 2018

Die zwei bis dreistündigen Monatsex- kursionen der letzten beiden Jahre führten Großes Torfmoor bei Lübbecke unter anderen zu den Frühlingsblühern, dem (Senne)Friedhof, den Farnen oder Insekten sowie in das Große Torfmoor. Je nach Wetter und Thema kamen zwischen fünf und dreißig interessierte Menschen zusammen, um die heimatliche Natur genauer zu entdecken. Bisher konnten wir die Tagespresse nur sel- ten für diese Veranstaltungsreihe gewinnen. Die naturbegeisterten fanden sich über den Newsletter oder die Programmflyer des Vereins. Petra Schwenk

Vier Botanisten und ein unsichtbares, aber rund- blättriges Hasenohr (Jens J. Korff) (Foto: Klaudia Kretschmer) 250 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 56 (2019)

Kyffhäuser-Exkursion 2017

Einen Höhepunkt im Exkursionsprogramm des Bestimmungskurses bildete in diesem Jahr die mehrtägige Exkursion zum Kyffhäu- ser, wo am Rande des Kelbraer Sees im Hotel Barbarossa Quartier genommen wurde. Nach einer aufregenden Nacht (ein anderer Hotelgast versuchte über das Dach ins Zimmer eines Exkursionsmitgliedes zu klettern, was zu einem Feuerwehreinsatz führte!) ging es am Pfingstsamstag über Bad Frankenhausen zu den Gipsbergen auf der Südseite des Kyff- häusergebirges (Kosakenberg, Kattenburg), wo u. a. Astlose Graslilie, Sommerwurz, Nadel- röschen, Purpur-Knabenkraut und Diptam für Begeisterung sorgten. Am Pfingstsonntag besichtigte die Gruppe unter sachkundiger Führung von Carsten Vo- gelsang zunächst den Arterner Solgraben im östlichen Vorland des Kyffhäusers. Hier stach – neben Arten, die man auch auf den Salzwie- Feld-Rittersporn (Consolida regalis) sen an der Nordsee findet – als bundesweit (Foto: Carsten Vogelsang) einmalige Art der Felsen-Beifuß hervor. Für das nicht ganz so seltene Salz-Hasenohr war es leider noch zu früh im Jahr. Am Nachmittag ging es noch auf einen Kalkacker oberhalb des Panorama-Museums, wo Sommer- Adonisröschen, Venuskamm, Rittersporn und viele andere Arten gefunden wurden. Den Abschluss der Exkursion bildete am Montagmorgen ein Ausflug in die nahege- legene Badraer Schweiz, wo eine besonders kleine Pflanze für großes Aufsehen sorgte: das Rundblättrige Hasenohr! Trotz des wechselhaften Wetters (die Autorin dieses kleinen Berichtes arbeitete sich am Sonntag- morgen in voller Regenmontur querwaldein den Nordhang des Kyffhäusers empor, um Türkenbund-Lilien, die dort zusammen mit Bär-Lauch als Bodendecker fungieren, zu be- wundern) war die Pfingstexkursion – nach der Harzreise im Jahr 2015 – für alle Mitreisenden ein unvergessliches Erlebnis. Ute Soldan Astlose Graslilie (Anthericum liliago) (Foto: Carsten Vogelsang) Aus den Vereinsjahren 2017 und 2018 251

Im Jahr 2017 verstarben folgende Mitglieder: Im Jahr 2018 verstarben folgende Mitglieder:

10.03.2017 Rudolf Hartwig 27.02.2018 Irmgard Sonneborn 12.06.2017 Dietmar Stratenwerth 12.03.2018 Dr. Ernst Theodor Seraphim 02.07.2017 Dr. Ruth Steinberg 12.03.2018 Dietrich Steinmeier 06.08.2017 Kurt F. Sandermann 30.10.2018 Ursula Hassinger 09.12.2017 Reinhard Döring

Vorstand (Stand 31.12.2017): Vorstand (Stand 31.12.2018):

Vorsitzende: Claudia Quirini-Jürgens Vorsitzende: Claudia Quirini-Jürgens Mathias Wennemann Mathias Wennemann Schatzmeisterin: Dr. Ulrike Letschert Schatzmeisterin: Dr. Ulrike Letschert Schriftführer: Judith Antonowitsch Schriftführer: Björn Kähler Björn Kähler

Beirat (Stand 31.12.2018): Beirat (Stand 31.12.2017): Michael Blaschke Michael Blaschke Dr. Dietrich Bley Dr. Dietrich Bley Dr. Heinz Bongards Dr. Heinz Bongards Prof. Dr. Siegmar Breckle Prof. Dr. Siegmar Breckle Dr. Martin Büchner Dr. Martin Büchner Prof. Dr. Peter Finke Prof. Dr. Peter Finke Eckhard Möller Eckhard Möller Jörg Neumann Jörg Neumann Dr. Inge Schulze Dr. Inge Schulze Dr. Michael von Tschirnhaus Dr. Ernst Theodor Seraphim Wolfgang Wilker Dr. Michael von Tschirnhaus Heinz-Dieter Zutz Wolfgang Wilker Heinz-Dieter Zutz

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56. Bericht des Naturwissenschaftlichen Vereins für Bielefeld und Umgegend e. V. über die Jahre 2017 und 2018 Berichte Naturwissenschaftlicher Verein Bielefeld, 56 Bielefeld, Verein NaturwissenschaftlicherBerichte